Bock, Nils, Die Herolde im römisch-deutschen Reich. Studie zur adligen Kommunikation im späten Mittelalter (= Mittelalter-Forschungen 49). Thorbecke, Ostfildern 2015. 437 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Herold als mittelalterlicher höfischer Verkünder wird sprachlich als spätmittelhochdeutsche Entlehnung heralt aus einem altfranzösischen héraut erklärt, das seinerseits auf eine nicht bezeugte germanische Erschließung zurückgeführt wird. Vermutlich gehört das Wort Herold als Zugehörigkeitsbildung zu einer Wurzel mit der Bedeutung künden. Erstmals mittelhochdeutsch bezeugt scheint es in einer Quelle vom Ende des 13. Jahrhunderts.

 

Der 1981 geborene, in Geschichte und klassischer Archäologie in Trier, Bologna und Toulouse ausgebildete, seit Januar 2008 als wissenschaflicher Mitarbeiter seines Betreuers tätige Verfasser hat sich mit den Herolden des römisch-deutschen Reiches in seiner im Grunde von einem Praktikum  und einer Tätigkeit als freier Mitarbeiter eines Projekts an dem Deutschen Historischen Institut Paris und dem Datenbankprojekt Heraudica ausgehenden, von Martin Kintzinger betreuten, im Rahmen der umfangreichen Bibliographie (S. 337-398) auch ungedruckte Quellen verwertenden, im Anhang Rechnungsquellen, 10 Quellentexte und Register der Personen, Orte und Sahen bietenden, im Wintersemester 2012/2013 von der philosophischen Fakultät der Universität Münster angenommenen, für den Druck von der Verwertungsgesellschaft WORT unterstützten Dissertation beschäftigt. Seine eindringliche Untersuchung ist nach einer Einführung in  drei Teile mit neun Kapitel gegliedert. Sie betreffen die Entwicklung der Rolle der Herolde in dem mittelalterlichen Turnier (erster Nachweis eines ostrheinischen Turniers vor Würzburg 1127, erstes Auftreten des Herolds als Romanfigur im Chevalier de la Charette des Chrétien de Troyes zwischen 1177 und 1181), Ursprung, Ausbildung und Institutionalisierung des Heroldsamts und das Medium adliger Kommunikation in Diplomatie, Konflikten, Zeremonien und Gedächtniskultur.

 

Im Ergebnis kann der Verfasser im Vergleich zu westeuropäischen Entwicklungen den Herold auf das Turnier zurückführen, in dem es ihm dank seines Fachwissens möglich war, die auf Grund neuer Helmformen nicht mehr erkennbaren Kämpfer an Hand der Wappen zu erkennen, Namen auszurufen  und die Taten der Kämpfer zu bewerten, wobei sich deutsche Herolde einerseits und französische und burgundische Herolde andererseits in ihren Aufgaben unterscheiden. Im vierzehnten Jahrhundert erhalten die Herolde von ihren Herren einen festen Sold und entwickeln Professionalität und Berufsethik fort. Als wichtigstes Merkmal des Heroldsamts im römisch-deutschen Reich erweist der Verfasser die allein der Wahrheit verpflichtete Verkündung der Taten des die Ehre suchenden und die Schande nach Möglichkeit meidenden Adels.

 

Innsbruck                                                      Gerhard Köbler