Blickle, Peter, Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488-1531. Beck, München 2015. 586 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, der Wiederbelebung eines richtigeren Bildes von dem Verhältnis von Erde und Sonne und nach der Verkündung eines gewandelten Gottesbildes durch Martin Luther deutete im Heiligen römischen Reich manches auf eine neue Zeit. Diese Vorstellung griffen die überwiegend in Grundherrschaften eingebundenen Bauern auf und setzten sie in ihre Wirklichkeit um. Unter dem Eindruck der Freiheit der Christenmenschen stürmten und plünderten sie mit bescheidenen Waffen Höfe und Häuser ihrer Herrn.

 

Mit diesen Vorgängen hat sich der in Berlin 1938 geborene, nach dem Studium in Geschichte und politischen Wissenschaft in München und Wien 1964 bei Karl Bosl mit einer Dissertation über die herrschaftsbildenden Kräfte im Gebiet des heutigen Landkreises Memmingen promovierte und 1971 an der Universität des Saarlands mit einer Schrift über Landschaften im alten Reich – Die staatliche Funktion des gemeinen Mannes in Oberdeutschland schon früh, intensiv, weiterführend und mit großem, lebenslangem Erfolg befasst. Er sah in ihnen von Anfang an eine Revolution des gemeinen Mannes, zu dem er neben dem Bauern auch den von den Ämtern ausgeschlossenen Bürger und den Bergknappen zählte. Seine einschlägigen Schriften über die „Revolution“ von 1525, die Reformation im Reich oder über den Bauernkrieg liegen als Standardwerke inzwischen in jeweils vierter Auflage vor.

 

Der von ihm auf dieser Grundlage tiefschürfend erfasste, in Waldsee am 25. Januar 1488 geborene und ebendort am 29. Mai 1531 gestorbene Georg III. von Waldburg-Zeil kämpfte nach früheren Diensten für den Herzog von Württemberg und gegen die Reichsritter in Franken als Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes gegen die Bauern, indem er ihnen ohne viel Federlesens den Krieg eröffnete. Nach Blickle warf er sie vor allem mittels seiner Reiter nieder und ließ nach Herstellung der ihm notwendig erscheinenden Ordnung seine Amtleute den Wolfegger Vertrag von 1526 über das Besthaupt aushandeln. Demnach hat sich trotz der kriegerischen Grausamkeit des Bauernjörgs das widerständige Verhalten der auch in der Pfalz, im Elsass und in Thüringen um besseres Recht kämpfenden Bauern zumindest mittelbar auch etwas gelohnt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler