Beiträge zur Namenforschung 50 Heft 1/2 3/4  (2015) Tiernamen – Zoonyme, Band 1 Haustiere, Band 2 Nutztiere, hg. v. Dammel, Antje/Nübling, Damaris/Schmuck, Mirjam. Winter, Heidelberg 2015. X, 254 S., 255-515 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Dem Menschen steht von seinen Anfängen an das ihm als solches zeitlich vorangehende Tier zur Seite. Mittels seines Verstands hat er sich im Laufe seiner Geschichte weitgehend zu seinem Herren aufgeschwungen und bedient sich seiner in vielen Hinsichten, insbesondere zu seiner eigenen Ernährung und Ergötzung. Von daher sind die Tiere einschließlich ihrer ihnen von ihm selbst zugeteilten Namen von großem Interesse.

 

Weil in Bezug auf die Tiernamenforschung im deutschen Sprachraum im Gegensatz zu anderen Sprachräumen nach Erkenntnis der Herausgeber noch eklatante Wissensdefizite bestehen, haben sie am 7. und 8. Oktober 2013 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz erstmals eine Tagung zu Tiernamen unter dem Titel „Bello, Gin Tonic, Krake Paul – Individualnamen von Tieren“ erstmals eine Tagung zu Tiernamen veranstaltet.  Um dem Missverständnis vorzubeugen, Artbezeichnungen wie Deutscher Drahthaardackel seien Namen, haben sie dabei von Individualnamen gesprochen. Gemeint waren dementsprechend immer und ausschließlich Eigennamen bzw. Individualnamen, niemals Nomenklaturen.

 

Die Beiträge der international ausgerichteten Tagung legen die Herausgeber in den beiden Bänden vor. Band 1 enthält zehn Studien etwa zur skandinavischen Perspektive für Namen von Rind, Hund oder Latze, zum Familienmitglied Vofflan, zu den Kaninchennamen Lilly, Paul und Krümel, zu Lazarus und Lazi, Milo und Spatz, Stinker und Stinkili und vielem Anderem mehr. Band 2 bietet etwa Einsichten zu Zulu Cattle Names (wie z. B. Sie hassen mich), zu den Zirkustieren Kaja, Ramses und Pünktchen oder zur Poetik der Tiereigennamen in der deutschen Literatur des Mittelalters, so dass insgesamt vielfältige Erträgnisse in den eines Registers entbehrenden Bänden gewonnen sind, die das Verhältnis von Mensch zu einzelnen Haustieren und Nutztieren (z. B. an Hand des Status von Hunden in der ägyptischen Antike) auf eine neue Grundlage stellen können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler