Bansbach, Margit, Nationale und aristokratische Symbolik und Denkmalpolitik im 19. Jahrhundert. Ein deutsch-italienischer Vergleich (= Italien in Geschichte und Vergleich 35). Lang, Frankfurt am Main 2014. 444 S. Abb.

 

Wohl seit seiner Entstehung ist der Mensch nicht nur an seinem Mitmenschen allgemein interessiert, sondern auch an seiner besonderen Auswirkung auf ihn. Sie kann im Einzelnen die unterschiedlichste Gestalt annehmen. Eine seit langem dafür übliche Form ist das Denkmal und die mit ihm verbundene Symbolik, die seit der Sesshaftigkeit und dem weiteren wirtschaftlichen Fortschritt im Laufe der Zeiten zunehmend an Gewicht und Bedeutung gewonnen haben.

 

Mit einem Ausschnitt aus diesem menschlichen Lebensbereich beschäftigt sich die in Hamburg und Venedig in Geschichte, Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft ausgebildete, nach Tätigkeiten als Kulturmanagerin in und um Hamburg zuletzt in Mölln als Kulturreferentin beschäftigte Verfasserin, die nach ihrer einführenden Danksagung in der vorliegenden Buchfassung ihrer von Barbara Vogel betreuten, im Jahre 2011 „am Fachbereich Geschichte, Philosophie oder Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ der Universität Hamburg angenommenen Dissertation sich während eines Studienaufenthalts in Venedig 1994/1995 über die Kunstgeschichte hinaus allgemeiner für die Geschichte Italiens im 19. Jahrhundert zu interessieren begann. Ihre danach allmählich entstehende, von der Universität Hamburg durch ein Promotionsstipendium geförderte Untersuchung gliedert sich nach einer Einleitung in fünf Sachkapitel. Sie betreffen das Verhältnis von Nation und Adel, aristokratische Nationsvorstellungen im Spiegel der Denkmäler vor der Gründung der Nationalstaaten (Italien 1861 und Deutschland 1871), dynastische Nationaldenkmäler nach Gründung der Nationalstaaten, den Weg von der Grünanlage zum nationalen Denkmalpark und den abschließenden Vergleich der nationalen Symbolik und aristokratischen Denkmalpolitik.

 

Detailliert behandelt werden dabei nacheinander die Restaurierung der Wartburg, die Errichtung der Walhalla, der Pantheon der grandi italiani, der Conte Verde, der vom lokalpatriotischen Helden zur nationalen Symbolfigur aufsteigende, angeblich am 5. 12. 1746 den Aufstand der Genueser Gegegen Habsburg auslösende (Junge) Balilla, die Ruhmeshalle in Berlin, das Pantheon (als Begräbnisstätte Vittorio Emanueles II.), der Berliner Tiergarten, der Giardino del Pincio und der Monte Gianicolo. Im Ergebnis ermittelt die Verfasserin erhebliche Unterschiede in politischer und gesellschaftlicher Ausgangslage und Mentalität der Deutschen und Italiener, deren Herrscherdynastien, Regierungen und Adelige die Denkmäler aber jeweils für ihre Zwecke nutzten und dabei trotz unterschiedlicher Zielesetzungen der Mäzene in beachtlicher Weise übereinstimmten. 67 Abbildungen vom Tode Friedrich Barbarossas bis zu Amerika als Personifikation von Handel und Industrie an der Nordseite des Reiterstandbilds Giuseppe Garibaldis veranschaulichen den ansprechenden Grundgedanken, dass trotz unterschiedlicher Nutzung des Nationalgedankens stets eine ganz eigene Definition der Nation angestrebt war.

 

Innsbruck                                                                              Gerhard Köbler