Mainz in der deutschen Landesgeschichte (270)
Wichtige Hilfsmittel für das damit beschriebene, streng alphabetisch geordnete Nachschlagewerk über die bedeutendsten territorialen Bausteine der deutschen Geschichte waren neben anderem vor allem die Geschichte der deutschen Länder, Territorien-Ploetz, Bd. 1f. 1964ff., das Handbuch der historischen Stätten, der Große Historische Weltatlas, Emil Wallners Zusammenstellung der kreissässigen Territorien, Carl Wolffs Übersicht über die unmittelbaren Teile des ehemaligen römisch-deutschen Kaiserreichs, das Lexikon deutscher Geschichte und das Lexikon des Mittelalters, welche die Erfassung der deutschen Geschichte beispielsweise von der Einheit des historischen Raumes (28 historische Räume: Rheinlande, Mittelrheinlande [Hessen und Mainz], Franken, Pfalz und Saarland, Oberrheinlande, Schwaben, Bayern, Niedersachsen, Westfalen-Lippe, Ostfriesland, Schleswig-Holstein, Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, Thüringen, Sachsen [Obersachsen] und die Lausitz, Magdeburg-Wittenberg [- nördliche Territorien -], Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, Deutschordensland Preußen, Schlesien, Niederösterreich [Österreich unter der Enns], Oberösterreich [Österreich ob der Enns], Steiermark [Karantanische Mark], Kärnten, Krain, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) oder der Vielfalt der einzelnen Orte (ca. 15000 Orte), von der Kartographie, vom Reich, von den Reichskreisen oder von der allgemeinen Lexikographie her versuchten.
Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser Heinrich VI., der zu Beginn des Jahres 1196 den Fürsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Köln den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen als Gegenkönig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergönnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sieben Fürsten als Königswähler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der König bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches grundsätzlich abhängig war und denen es 1356 gelang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nichtappellation in der Goldenen Bulle Karls IV. von Luxemburg festschreiben zu lassen.
Weniger bedeutsam waren gegenüber Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten und Reichsstädten die seit dem Spätmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem großen Teil den Reichsdienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmählich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (1500 bzw. 1512) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) mit Hegau bzw. Hegau-Bodensee (Radolfzell) und Allgäu bzw. Allgäu-Bodensee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort Ortenau) bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn), der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), Altmühl (Wilhermsdorf), Baunach (Nürnberg) und Rhön-Werra (Schweinfurt) sowie der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) (am Rheinstrom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehörig verstanden. Die nicht unbeträchtliche Bedeutung der Reichsritter lässt sich dabei daraus ersehen, dass in der erheblich fluktuierenden, literarisch noch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, für die allein die Nennung der Familien schon über den allgemein bekannten Literaturstand hinausführt und die Aufführung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 für Schwaben bzw. den schwäbischen Ritterkreis etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadratmeilen, für Franken bzw. den fränkischen Ritterkreis etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und für Rhein bzw. den rheinischen Ritterkreis etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer Schätzung: 200000 Einwohnern mit mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die überwiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstandschaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die - so unvollkommen dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann - es verdienen, in einer Übersicht über die deutschen Länder - sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her - aufgenommen zu werden.
Das Kurfürstenkolleg: 1. Erzbischof von Mainz, 2. Erzbischof von Trier, 3. Erzbischof von Köln, 4. König von Böhmen, 5. Pfalzgraf bei Rhein (bzw. Herzog von Bayern), 6. Kurfürst von Sachsen, 7. Kurfürst von Brandenburg (seit 1618 in Personalunion auch Herzog des aus verbliebenem Deutschen Ordensland gebildeten Herzogtums Preußen, 1701 König in Preußen), 8. Herzog von Braunschweig-Lüneburg (seit 1692).
3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), Köln (Kurköln), Pfalz (Kurpfalz), Fürstentum Arenberg, Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herrschaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck.
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme).
1. Österreich, 2. Oberbayern, 3. Steiermark (Österreich), 4. Magdeburg (Preußen), 5. Salzburg, 6. Niederbayern, 7. Regensburg, 8. Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), 9. Deutscher Orden, 10. Neuburg (Pfalz-Neuburg), 11. Bamberg, 12. Bremen, 13. Markgraf von Meißen, 14. Berg (Bayern, Pfalz), 15. Würzburg, 16. Kärnten (Österreich), 17. Eichstätt, 18. Sachsen-Coburg, 19. Bruchsal (Baden), 20. Sachsen-Gotha, 21. Ettenheim (Baden), 22. Sachsen-Altenburg, 23. Konstanz, 24. Sachsen-Weimar, 25. Augsburg, 26. Sachsen-Eisenach, 27. Hildesheim, 28. Brandenburg-Ansbach, 29. Paderborn, 30. Brandenburg-Bayreuth, 31. Freising, 32. Braunschweig-Wolfenbüttel, 33. Thüringen (Sachsen bzw. Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha), 34. Braunschweig-Celle, 35. Nassau, 36. Braunschweig-Calenberg, 37. Trient, 38. Braunschweig-Grubenhagen, 39. Brixen, 40. Halberstadt, 41. Krain (Österreich), 42. Baden-Baden, 43. Württemberg, 44. Baden-Durlach, 45. Osnabrück, 46. Verden, 47. Münster, 48. Baden-Hachberg, 49. Lübeck, 50. Württemberg (Teck) bzw. Teck (Württemberg), 51. Hanau (Hessen-Kassel), 52. Holstein-Glückstadt, 53. Fulda, 54. Holstein-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, 55. Kempten, 56. Mecklenburg-Schwerin, 57. Ellwangen, 58. Mecklenburg-Güstrow, 59. Malteserorden, 60. Hessen-Darmstadt, 61. Berchtesgaden, 62. Hessen-Kassel, 63. Westfalen (Hessen-Darmstadt), 64. Vorpommern, 65. Holstein-Plön (Dänemark), 66. Hinterpommern, 67. Breisgau (Modena), 68. Sachsen-Lauenburg, 69. Corvey, 70. Minden, 71. Burggraf von Meißen (Sachsen), 72. Leuchtenberg, 73. Anhalt, 74. Henneberg, 75. Schwerin, 76. Cammin bzw. Kammin, 77. Ratzeburg, 78. Hersfeld (Hirschfeld), 79. Tirol (Österreich), 80. Tübingen (Württemberg), 81. Querfurt (Sachsen), 82. Arenberg, 83. Hohenzollern-Hechingen, 84. Fritzlar (Hessen-Kassel), 85. Lobkowitz, 86. Salm-Salm, 87. Dietrichstein, 88. Nassau-Hadamar, 89. Zwiefalten (Württemberg), 90. Nassau-Dillenburg, 91. Auersperg, 92. Starkenburg (Hessen-Darmstadt), 93. Ostfriesland, 94. Fürstenberg, 95. Schwarzenberg, 96. Göttingen (Braunschweig-Göttingen), 97. Mindelheim (Bayern), 98. Liechtenstein, 99. Thurn und Taxis, 100. Schwarzburg, 101. Ortenau (Modena), 102. Aschaffenburg (Mainz) (bzw. Kurerzkanzler), 103. Eichsfeld (Preußen), 104. Braunschweig-Blankenburg bzw. Blankenburg (Braunschweig-Wolfenbüttel), 105. Stargard (Mecklenburg-Strelitz), 106. Erfurt (Preußen), 107. Nassau-Usingen, 108. Nassau-Weilburg, 109. Hohenzollern-Sigmaringen, 110. Salm-Kyrburg, 111. Fürstenberg-Baar bzw. Baar (Fürstenberg), 112. Schwarzenberg-Klettgau bzw. Klettgau (Schwarzenberg), 113. Taxis-Buchau (Thurn und Taxis), 114. Waldeck, 115. Löwenstein-Wertheim, 116. Oettingen-Spielberg, 117. Oettingen-Wallerstein, 118. Solms-Braunfels, 119. Hohenlohe-Neuenstein, 120. Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst, 121. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein, 122. Isenburg-Birstein, 123. Kaunitz-Rietberg bzw. Kaunitz (Rietberg), 124. Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz, 125. Leiningen, 126. Ligne (Edelstetten), 127. Looz bzw. Looz-Corswarem (Wolbeck), 128. Schwäbische Grafen, 129. Wetterauische Grafen, 130. Fränkische Grafen, 131. Westfälische Grafen.
Die Bundesrepublik Deutschland (357092 Quadratkilometer, 82,4 Millionen Einwohner, davon mehr als ein Zehntel Ausländer) setzt sich aus den Bundesländern Baden-Württemberg (Stuttgart), Bayern (München), Brandenburg (Potsdam), Bremen (Bremen), Hamburg (Hamburg), Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Rheinland-Pfalz (Mainz), Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden), Sachsen-Anhalt (Magdeburg), Schleswig-Holstein (Kiel), Thüringen (Erfurt) sowie Berlin zusammen. Österreich (83871 Quadratkilometer, 8,26 Millionen Einwohner) besteht aus den 9 Bundesländern Niederösterreich (seit 1986 Sankt Pölten), Steiermark (Graz), Tirol (Innsbruck), Oberösterreich (Linz), Kärnten (Klagenfurt), Salzburg (Salzburg), Burgenland (Eisenstadt), Vorarlberg (Bregenz) und Wien (Wien). Die zu rund 75 % deutschsprachige Schweiz (41285 Quadratkilometer, 7,48 Millionen Einwohner) gliedert sich in die (bis 1999 23, seitdem) 26 Kantone (davon 6 Halbkantone) Aargau (Aarau), Appenzell-Außerrhoden (Herisau), Appenzell-Innerrhoden (Appenzell), Basel-Stadt (Basel), Basel-Land bzw. Basel-Landschaft (Liestal), Bern (Bern), Freiburg (Freiburg), Genf (Genf), Glarus (Glarus), Graubünden (Chur), Jura (seit 1979) (Delsberg/Delémont), Luzern (Luzern), Neuenburg (Neuenburg), Sankt Gallen (Sankt Gallen), Schaffhausen (Schaffhausen), Schwyz (Schwyz), Solothurn (Solothurn), Tessin (Bellinzona), Thurgau (Frauenfeld), Unterwalden nid dem Wald bzw. Unterwalden-Nidwalden (Stans), Unterwalden ob dem Wald bzw. Unterwalden-Obwalden (Sarnen), Uri (Altdorf), Waadt (Lausanne), Wallis (Sitten), Zug (Zug) und Zürich (Zürich).
Ruch, F., Die Verfassung des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee der unmittelbaren freien Reichsritterschaft, Diss. jur. Mainz 1955
Allendorf (Ganerben, Reichsritter). Mit Conrad von
Allendorf erscheint 1174 ein im 13. und 14. Jahrhundert den Grafen von
Katzenelnbogen und im 13. Jahrhundert dem Erzstift Mainz
verbundenes Adelsgeschlecht, das von 1499 bis 1533 an der Ganerbschaft Mommenheim
beteiligt war, dann aber ausstarb. Im frühen 16. Jahrhundert zählten die A. zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Zimmermann 62; Riedenauer 122.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert
(734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die
vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am
Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über
die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg
gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit
der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute
Abtei, die im späten 16. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken war und um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert
und als Entschädigung an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das
neue Fürstentum mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und 1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch.
25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die
Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei
Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K.,
Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das
Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren
Odenwald, 1988.
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof
von Mainz). A. wird zuerst als alemannische
civitas Ascapha (Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht
über die thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an
die Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das
Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und
Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz
über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der
Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für
Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer
Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit
rund 1700 Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau,
Lohr, Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts
Würzburg. 1810 wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt
gemacht. 1814 ging A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt Aschaffenburg,
hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde
und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G., Aschaffenburg. Grundzüge der
Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19.
Aschhausen (Reichsritter). Vom 16. bis 17.
Jahrhundert zählten die A. zum Kanton Odenwald des Ritterkreis Franken. Von
etwa 1600 bis um 1648 waren sie mit Steinbach ob Zeil auch im Kanton
Steigerwald immatrikuliert. A. kam 1671 als heimgefallenes Lehen des Erzstifts Mainz durch Kauf an das Kloster Schöntal, 1803 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 210; Bechtolsheim 17,
193; Stetten 32; Riedenauer 122; Rahrbach, A., Reichsritter in Mainfranken,
2003, 6; Neumaier 72;
Aufenau (reichsunmittelbare Herrschaft). In dem zeitweilig an die Herren von Lißberg gekommenen A. bei Gelnhausen konnten die Familie der Forstmeister von Gelnhausen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine kleine, später reichsunmittelbar gebliebene Sonderherrschaft errichten. Sie musste 1781 an das Erzstift Mainz verkauft werden, das sie 1787 mit dem Oberamt Orb vereinigte. S. Hessen.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A.
wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738,
Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert worden sein. Um 800 ging in ihm das
733-748 für seinen bayerischen Teil gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf.
Es reichte von der Iller bis zu Ilm und Walchensee sowie im Norden bis nach
Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts
lagen vor allem im Oberallgäu zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu
und wurde zu seinem Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz,
1544 theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das
Hochstift von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg
(Schwabeck) und nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König
Rudolf von Habsburg überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft
über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen
(2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den
Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum Augsburg,
Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.,
2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe, 1955; Fried,
P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger Domkapitel vom
Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C., Die Reichsstadt
Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts
von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten
Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf
seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle
Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften
im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921;
Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20.
Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards
I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens,
1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
Bartenstein (Herrschaft). In dem 1247 erstmals
genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg von den Herren von Stein
errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350 Lehnsmannen des Reiches
und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und
Hohenloher Lehen sowie Allodien entwickelte sich eine Herrschaft, die zwischen
1438 und 1475 allmählich von den Grafen von Hohenlohe erworben und dann dem
Bischof von Würzburg zu Lehen aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, danach an die Linie Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein,
1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Battenberg (Grafen). Die Söhne des zwischen oberer
Lahn und oberer Eder begüterten Grafen Werner I. von Wittgenstein, der
wahrscheinlich mit den Edelherren von Grafschaft stammverwandt war, nannten
sich Grafen von B. 1223 erkannten sie die Lehnshoheit des Erzbischofs von Mainz an, 1234 bzw. 1238 trugen sie auch Burg und
Stadt B. mit dem zugehörigen Teil der Grafschaft an Mainz
zu Lehen auf. 1291 wurde die Grafschaft B. mit Mainz
real geteilt. Kurz vor dem Aussterben der Familie im Jahre 1314 verkaufte Graf
Hermann seinen Anteil an Mainz. 1322
verzichteten die Grafen von Wittgenstein auf Erbansprüche. 1564/1583 kam das
Amt B. an Hessen, 1648 an Hessen-Darmstadt. (1851/)1858 wurde der Titel Fürsten
von B. für die Kinder aus der morganatischen Ehe des Prinzen Alexander von
Hessen geschaffen.
L.: Wolff 255; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein,
1927; Jacob, B., Battenberg und Battenfeld, (in) Unsere Heimat N.F. 10 (1937);
Patze, H., Battenberg, LexMA 1 1980, 1551f.; 750 Jahre Battenberg. Die
Bergstadt im Walde, hg. v. Magistrat der Stadt Battenberg, 1984; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 53.
Bentzel zu Sternau (Freiherren, Reichsritter,
Reichsgrafen). Das angeblich schwedische, nach dem Dreißigjährigen Krieg in die
Dienste des Erzstifts Mainz getretene
katholische Adelsgeschlecht der B. wurde 1732 in den rittermäßigen Adelsstand
aufgenommen und 1746 mit dem Beinamen Sternau in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Seit 1743 war die Familie dem Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein inkorporiert. 1790 gewann sie den Reichsgrafenstand. 1793
wurde Johann Baptist Graf B. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben, 1797 sein Vetter Christian Joseph Graf B. Beide
waren noch 1805 als Personalisten Kantonsmitglieder.
L.: Hellstern 201.
Bessungen (Gau bzw. Grafschaft südöstlich Mainzs)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 (Teil des
Rheingaus, Bessungen bzw. Bessingen, Groß-Gerau bzw. Gerau); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 16, Bezzingun.
Bickenbach (Herren, Herrschaft). Die seit etwa 1130
nachweisbaren Herren von B. bei Darmstadt, die über die weibliche Erbfolge die
1365 dem Hochstift Würzburg zu Lehen aufgetragenen Güter der Herren von Homburg
an der Wern gewonnen hatten, verkauften die Herrschaft 1469 an das Hochstift
Würzburg. 1497 starben die Herren von B. aus. Die um 1230 erbaute Burg B. wurde
1310 Mainz zu Lehen aufgetragen und kam 1484 an
Erbach, 1504 an Hessen. Die Herrschaft B. wurde 1255 durch Aussterben der
Herren von Münzenberg Ganerbschaft und gelangte 1714 durch Kauf von Erbach an
Hessen-Darmstadt. B. kam damit 1945 an Hessen.
L.: Reeg, W., Die alten Namen der Gemarkungen Hähnlein, Bickenbach und Alsbach
an der Bergstraße, 1935; Feineis, D., Die Bickenbacher und die Herrschat
Hohenberg, Würzburger Diözesangeschichtsbll. 64 (2002), 159.
Bieber (Gericht). B. im Spessart wird erstmals 1334 erwähnt. Es kam vermutlich vom Erzstift Mainz an die Grafen von Rieneck als Mainzer Vögte und im frühen 14. Jahrhundert an die mit ihnen verschwägerten Herren von Hanau. Nach dem Erlöschen der Grafen von Rieneck zog Mainz 1559 deren Hälfte ein. 1685 kam sie an Hanau.
Blankenhain (Herrschaft). B. bei Weimar wurde 1252
erstmals erwähnt und entstand in Anlehnung an eine Burg. Die Herrschaft B. (B.,
Berka, Remda) stand unter Mainzer Lehnshoheit
den Herren von Melsungen-Blankenhain zu. 1415 kam sie an die Grafen von
Gleichen, von 1631 bis 1704 an die Grafen von Hatzfeld, 1815 an Sachsen-Weimar.
S. Thüringen.
L.: Wolff 399; Wallner 710 ObersächsRK 23; Facius, F., Die Herrschaften
Blankenhain und Kranichfeld in der ernestinischen Politik vom 17. bis zum 20.
Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde N.F. 35 (1941), 49.
Bolanden (Herren, Reichsgrafen). Die Herren von
B. sind ein vermutlich aus der Dienstmannschaft des Erzstifts Mainz hervorgegangenes, seit 1128 mit Werner I.
nachweisbares Geschlecht von Reichsministerialen im rheinhessisch-pfälzischen
Raum. Zentren der verstreuten Güter waren Lehen - 45 verschiedener Herren - und
Vogteien der Reichsgutsbezirke um die Stammburg Donnersberg, um Nierstein,
Gernsheim und Ingelheim. Die Familie erlangte 1212 die Reichstruchsessenwürde,
1246 die Reichskämmererwürde. Zugleich spaltete sie sich in die Linien B.,
Hohenfels und Falkenstein auf. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm 1376, die
1199/1241 abgespaltete, in Reipoltskirchen ansässige Seitenlinie Hohenfels
1602, die 1241 gebildete Seitenlinie Falkenstein, die 1255/1288 die
Ministerialen von Münzenberg beerbte, die Landvogtei der Wetterau und die
Reichsvogtei im Forst Dreieich innehatte und 1398 in den Reichsgrafenstand
aufstieg, bis 1407/1418. Das 1333 erstmals erwähnte Dorf B. kam 1709 von der
Pfalz durch Tausch an Nassau-Weilburg, danach über Bayern 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Jacob, E., Untersuchungen über Herkunft und Aufstieg des Reichsministerialengeschlechtes
Bolanden, Diss. phil. Gießen 1936; Engels, O., Bolanden, LexMA 2 1983, 356f.;
Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Bönnigheim (Reichsstadt, Ganerbiat, Ganerbschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 793 gab die Nonne Hiltpurg B. bei
Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg B. gehörte 1183 den Staufern. Im
13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von Lorsch an das Erzstift Mainz über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt
erhoben, aber bald dem Reich entfremdet. 1288 kaufte ihn König Rudolf von
Habsburg, der ihn seinem natürlichen Sohn Albrecht von Löwenstein überließ. Von
dessen Witwe fiel er 1330 an Friedrich von Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam
es zu einer Ganerbschaft (Ganerbiat) zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg
und dem Erzstift Mainz. Bis 1750 setzte sich das
Erzstift Mainz durch. 1785 verkaufte es das zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit Cleebronn und
Erligheim an Württemberg, über das B. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und
Stromberg, 1970.
Brandenburg (Hochstift, Residenz). Am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen
Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6.
Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg, die vielleicht mit der zu
789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10. 948 gründete bei ihr
König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg
unterstellte Bistum B. mit dem Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und
Ostsee. Von 983 bis 1150/1157 war B. wieder slawisch, fiel dann aber an den
Askanier Albrecht den Bären. 1161/1165 wurde von Leitzkau aus das Bistum B.
erneut errichtet, wenn auch in erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe
verfügten nur über wenige Güter, die sie von den vier Ämtern Ziesar,
Brandenburg, Ketzin und Teltow aus verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen
Landesherrschaft gelang nur in Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter
Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch zur Landsässigkeit gezwungen wurde,
rechtlich reichsunmittelbar. Nach der Reformation (1539) wurde das Bistum 1544
der Mark Brandenburg einverleibt und 1598 formell aufgelöst. Das Kapitel
bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum
Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger,
F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und
Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2
1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der
Heveller, Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983,
551ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände,
bearb. v. Schößler, W., 2005.
Braubach (Herrschaft). Das 691/692 erstmals
erwähnte B. am Mittelrhein kam 1283 durch Kauf an die Grafen von Katzenelnbogen
und damit 1479 an Hessen, 1802/1806 von Hessen-Darmstadt an Nassau-Usingen bzw.
Nassau und damit 1866 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 256; Baumgarten, W., Historisch-geographische Entwicklung der
Kleinstädte am Mittelrhein von Bingen bis Koblenz, Diss. phil. Mainz 1951, 86.
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum). 1263 wird die Burg
Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit 1285/1286 war sie Sitz des
Fürstentums B., einer Linie des alten Hauses Braunschweig, das seinerseits
1267/1269 durch Aufteilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
entstanden war. B. umfasste vor allem alte katlenburgische Güter am südlichen
Harzrand (Einbeck, Osterode, Katlenburg, Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt,
Grubenhagen, Salzderhelden, Westerhof). 1342/1358 musste die Mark Duderstadt an
das Erzstift Mainz verkauft werden. 1596 erlosch
die Linie. B. fiel an das mittlere Haus Braunschweig-Wolfenbüttel. 1617 kam es
durch kaiserliche Entscheidung an das mittlere Haus Lüneburg(-Celle), 1665 an
Calenberg/Hannover. Über Preußen gelangte das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. S.
Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd.
1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine,
M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft,
Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war
kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie
1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold
I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen Reichsgrafenkollegiums.
1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es
aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll
(zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern
(Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert
(später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem
Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften
an der unteren Nahe. Mit der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem
1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei
Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph II. den
Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen
und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die
Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er 1804
gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern
verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Bronnbach (Abtei). Um 1790 gehörte die um 1151 von
Edelfreien an der unteren Tauber gestiftete, seit 1656 vom Erzstift Mainz und dem Hochstift Würzburg als terra nullius
betrachtete Abtei B. wegen Rütschdorf zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1802 kam das Kloster mit Reicholzheim (Reichholzheim) und Dörlesberg
an Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, 1806 an Baden. B. gelangte 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 128; Scherg, L., Die
Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter, 1976; Ehmer, H., Das Kloster
Bronnbach im Zeitalter der Reformation, Württemberg. Franken 72 (1988).
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das
Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich
gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach
zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das
Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence
und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets den
Grafen Boso († 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B.
(spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile
Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von
Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt
wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und
Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos
Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon,
Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum
B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug
Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für
Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren,
während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von
Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft
Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch
Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von
Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der
Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische
Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und
Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526
auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser
Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten
burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer
Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg
als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich
bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen
gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach
mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten.
S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die
Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux
XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470
(Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La
Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg.
v. Delobette, L. u. a., 2010.
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C.
(Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um
1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für
den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140 in Wollin
amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst
unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten
deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der
Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land
Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift
das Land Lippehne und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann
aber dafür Kolberg. Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg,
die Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das
Land Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde
der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die
Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt.
Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten
Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit
des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz
Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz.
Er umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den
nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran,
Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und
Klöster). Die Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch
König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen
Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana
Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom
König erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das
Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert
umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier Dörfer“,
Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie die niedere
Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die
bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem die freiheitliche
Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526
durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof auch
schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb
er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2.
1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum
Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt
(ohne Regensburg, aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dassel (Herrschaft, Grafschaft). D. am
Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert als Herrensitz
belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren Grafen von D.,
die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden und Heinrich der
Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im Solling gewannen.
Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung. Kurz nach 1250 wurden die
Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift Mainz
gegeben. 1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von
Braunschweig übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf
(† 1329) die Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an
Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
Dexheim (Reichsdorf?). D. (Thechidesheim) links
des Rheins bei Oppenheim wird erstmals 774 anlässlich der Übertragung von
Gütern durch König Karl den Großen an Lorsch und 889 (Dechidestein) anlässlich
der Schenkung der Kirche durch König Arnulf an das Kloster Fulda erwähnt. Als
Reichsgut begegnet es dann wieder 1259. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig
der Bayer D. neben anderen Orten an das Erzstift Mainz,
am 25. 12. 1356 Kaiser Karl IV. zur Hälfte an die Stadt Mainz und am 12. 2. 1375 an den Pfalzgrafen bei Rhein. Die Könige
Wenzel und Ruprecht bestätigten die Verpfändung an die Pfalz. Über Hessen kam
der 1689 zerstörte Ort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464, 466.
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den Vögten
von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein Graf von
D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung
von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des Geschlechtes nach D. 1350 traten die
Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der Herrschaft D. an. Seit 1499 und 1561
nannten sich jüngere Seitenlinien der Wild- und Rheingrafen (Rheingrafen) nach
D. Beim Aussterben der rheingräflichen Linie D., welche die Wildgrafschaft D.,
das Hochgericht Rhaunen, das Ingrichtsamt Hausen, die Hälfte der Stadt Kirn und
der Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim und ein Viertel der
Herrschaft Diemeringen/Dimringen besessen hatte, beanspruchten die Linien
Grumbach und Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die Häuser Salm das Ganze.
Die Wild- und Rheingrafschaft von D. gehörte dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium an. S. Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
Dieburg (Burg, Herrschaft). In römischer Zeit
lag am Schnittpunkt wichtiger Straßen im Gersprenztal der Mittelpunkt der
civitas Auderiensium. Im Frühmittelalter gehörte das Gebiet zum Reichsforst
Dreieich. Am Ende des 12. Jahrhunderts war D. in den Händen der Bolanden, 1239
der Münzenberg. Als deren Erben verkauften die Isenburg und Hohenlohe-Brauneck
Burg und Stadt D. an das Erzstift Mainz, von dem
es 1803 an Hessen-Darmstadt kam. Nach D. nannten sich die Groschlag von D. S.
Groschlag von (und zu) Dieburg, Hessen, Ulner von Dieburg.
L.: Wolff 80; Hoch, G., Territorialgeschichte der östlichen Dreieich, Diss.
phil. Marburg 1953; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 140.
Disibodenberg (Abtei). An der Mündung der Glan in die
Nahe wurde wohl schon vor 700 das Kloster D. gegründet. 975 wurde es
Chorherrenstift, 1108 Benediktinerabtei und 1259 Zisterzienserabtei. Das für
die Territorialpolitik des Erzstifts Mainz
bedeutsame Kloster wurde 1555 infolge der Reformation aufgehoben. S.
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Polke, J., Die Aufhebung des Klosters Disibodenberg in der
Reformationszeit, 1987.
Dürn (Herren, Herrschaft). Unter den Staufern
sind die hochadligen Herren von D. (Durne, Walldürn östlich von Amorbach)
Reichsleute im Odenwald. Mittelpunkt ihrer Herrschaft war Amorbach. Über eine
Erbtochter der Grafen von Lauffen erlangten sie deren Güter, verloren danach
aber rasch an Bedeutung. 1271/1272 mussten sie ihre Güter an das Erzstift Mainz veräußern. 1332 starben sie aus.
L.: Liebler, H., Die Edelherren von Dürn, (in) Amorbach, Beitr. zu Kultur und
Geschichte. Neujahrsbll. hg. v. d. Ges. f. frk. Gesch. 25 (1953);
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 643.
Eberbach (Kloster). Das um 1116 von Erzbischof
Adalbert von Mainz nahe der Mündung des
Eberbaches in den Rhein (westlich Wiesbadens) gegründete, 1135 den
Zisterziensern überlassene Kloster war in mehr als 200 mittelrheinischen Orten
begütert und wurde 1803 in Nassau-Usingen (Nassau) säkularisiert. Über Preußen
kam E. 1945 an Hessen.
L.: Bär, H., Diplomatische Geschichte der Abtei Eberbach im Rheingau, hg. v.
Rossel, K., Bd. 1ff. 1855ff.; Rossel, K., Urkundenbuch der Abtei Eberbach im
Rheingau, Bd. 1, 2 1862ff.; Schnorrenberger, G., Wirtschaftsverwaltung des
Klosters Eberbach im Rheingau 1423-1631, 1977; Mossig, C., Grundbesitz und
Güterbewirtschaftung des Klosters Eberbach im Rheingau 1136-1250, 1978; Meyer
zu Ermgassen, H., Der Oculus Memorie. Ein Güterverzeichnis von 1211 aus Kloster
Eberbach im Rheingau, 1981ff.; Elm, K., Das Kloster Eberbach. Ein Spiegel
zisterziensischen Geisteslebens, 1986; Das Zisterzienserkloster Eberbach an der
Zeitenwende, hg. v. Riedel, W., 2007.
Ehrenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde am Ehrbach bei
Brodenbach die E. erbaut, die das Erzstift Mainz
den Pfalzgrafen bei Rhein zu Lehen gab. Nach der E. nannten sich seit 1189
Ritter von E., die Lehnsleute der Pfalz waren. Um 1399 zog die Pfalz die
Herrschaft als erledigtes Lehen ein, teilte aber 1413 mit Schönenburg und
Pyrmont. 1426 erbte Pyrmont den Anteil Schönenburgs. 1545 kamen die Güter durch
Erbfolge von Pyrmont-Ehrenburg an Eltz-Pyrmont, 1561 an Quadt von Landskron,
1668 an die Freiherren Clodt zu Ehrenberg (E.) und 1789 an den Freiherren vom
Stein. Die aus den Dörfern Brodenbach und Karbach und der Vogtei Hirzenach
(Oberhirzenach) bestehende Herrschaft zählte zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Über Preußen gelangten die Gebiete 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515; Skiba, W., Die Burg in Deutschland. Aufzeichnung und Analyse der
Ehrenburg auf dem Hunsrück, Darmstadt 1962 (masch. schr.).
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer Leine und Harz gelegene E. wird
als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen 897 erstmals genannt. Vom 11.
Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der
Grundlage der Mission um Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter
(Hanstein 1209, Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440,
Greifenstein 1420, Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375,
Bodenstein 1573, Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das
nordwestlich von Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst
liudolfingisches Hausgut und ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an
das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie
Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434
mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam
das zunächst protestantisch gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts
rekatholisierte E. als Fürstentum an Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es
Teil des Königreiches Westphalen (Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an
Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis
1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen
Republik. Das Untereichsfeld wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit
diesem aber 1866 an Preußen zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen.
S. Kurrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen
Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den
späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger
gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die
Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen
Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg,
Ansbach und das Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das
um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war
verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau,
Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt,
Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen
und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem
schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis
1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs
dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel
auch der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803
an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der
eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987);
Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um
1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt
im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten
Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I.,
Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum
Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder,
B., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun,
H., Das Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991;
Beiträge zur Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum
Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des
Hochstifts Eichstätt, 2012.
Elben (Ganerbschaft). Das 1074 erstmals
erwähnte E. südlich von Wolfhagen gehörte nachweislich seit 1361 den seit 1235
genannten Herren von E., die es 1386 dem Stift Sankt Alban bei Mainz zu Lehen auftrugen. Nach dem Aussterben der
Familie kam E. 1537 über die Taubenheim an eine Ganerbschaft der Boyneburg und
Buttlar. Über Preußen (Hessen-Nassau) gelangte E. 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Eltville (Residenz des Erzbischofs von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 177.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit
der 1183/1190 die in der Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals belegten
Edelherren von Hainhausen bei Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an
Herren von E. nannten und in enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn.
1264 gelangten beim Aussterben einer Linie Teile der Güter an die
verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und die Grafen von Nassau. 1433
erfolgte eine Teilung in die Linien Eppstein-Münzenberg und
Eppstein-Königstein. 1492 wurde der Westteil der Herrschaft Eppstein-Münzenberg
an die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe des 1505 die Grafenwürde
erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und Königstein erloschenen, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses fiel an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert
entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz der Schenken
zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232
an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch
im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und
Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis
1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste
das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der
Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war
nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie
Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die
Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft
Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde
die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der
Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war,
teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801
gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen
und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie
Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an
Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Erfurt (Reichsstadt). Das Gebiet von E. in
Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 706 wurde von
Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster (Peterskloster)
angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der Furt der Straße
Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742 Erphesfurt,
Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des Erzbistums Mainz aufgehoben wurde, woraus zugleich eine
Verbindung Erfurts zum Erzstift Mainz erwuchs.
802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs der königlichen Rechte an
den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor
1021/1031?). Um 1066 und 1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13.
Jahrhunderts übernahm der 1217 (consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte
Rat Rechte der gemeinsamen königlichen und mainzischen Vögte (1299
Blutgerichtsbarkeit von den Grafen von Gleichen, 1315 Verpfändung der
Grafschaft an der schmalen Gera durch Sachsen, 1485 an Sachsen zurück). Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarb E. ein großes, teilweise aus Reichslehen
bestehendes Landgebiet mit rund 900 Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda,
Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw. Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80
Dörfern und Burgen. Der Rat strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit
an (zwischen 1279 und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete
Papst Clemens VII. die Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501
Luther), die bis 1812 Bestand hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab
das Erzstift Mainz seine Rechte an Mühlberg und
Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt wieder in den Besitz der etwa
13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde E. mit 25 Städten, 3 Flecken
und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen abgetreten, bildete aber vom
16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte Domäne. 1815 fiel E. an Preußen
zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach, Azmannsdorf (Atzmannsdorf) und
Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944 wurde der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der preußischen Provinz
Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der Kapitulation am 8. 5.
1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in der Deutschen
Demokratischen Republik aufging (str.). Das Bistum E. wurde 1992/1994 Suffragan
von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Eschwege (Reichsstadt). E. an der Werra wird 973/974
(Eskiniwach) als Königshof erstmals erwähnt. Die im Anschluss an das vermutlich
bald nach 1000 von Kaiser Ottos III. Schwester Sophie gegründete Stift
entstandene Stadt war bis 1249/1250 Reichsstadt in Thüringen. 1264 kam sie an
die Landgrafen von Hessen, die sie dem Reich zu Lehen auftrugen und auf die
Belehnung mit E. und die Reichsburg Boyneburg ihre Erhebung zu Reichsfürsten
gründeten, war aber bis 1433/1436 umstritten (1385 Thüringen, Mainz). Von 1627 bis 1834 gehörte E. zur Rotenburger
Quart Hessen-Kassels. Von 1866 bis 1945 war es Teil Preußens und kam danach zu
Hessen.
L.: Wolff 254; Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung
und Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Hofmeister, K., Die
Arbeiterbewegung in Eschwege (1885-1920), 1987; Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA
4 1989, 11.
Forstmeister von Gelnhausen(, Forstmeister zu
Gelnhausen) (Freiherren, Reichsritter). Um 1550 bis etwa 1650 zählten die im
Dienst im Büdinger Wald reich gewordenen F. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Im späten 16. Jahrhundert waren sie auch im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert waren sie mit der Herrschaft
Aufenau, die vielleicht von Fulda zeitweilig an die Herren von Lißberg und dann
im 14. Jahrhundert an die Forstmeister gelangt und reichsunmittelbar geworden
war, 1781 (1787?) wegen Überschuldung aber an das Erzstift Mainz verkauft werden musste, Schloss Kinzighausen und
Neudorf Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 148; Pfeiffer 212;
Riedenauer 123; Stetten 32; Neumaier 67, 132, 150; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Aufenau) .
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder,
Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies
angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König
unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere
Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau, Mainz, Worms, Speyer), so dass der Name F. rasch
verschwand. Im Osten beanspruchte der Bischof von Würzburg seit Anfang des 12.
Jahrhunderts herzogliche Rechte. Auf Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm
von Kaiser Friedrich I. 1168 bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses
östliche Gebiet der Name F., obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt
nicht über das Hochstift hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell,
Nürnberg und Hohenlohe auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des
fränkischen Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633 wurden
die Hochstifte Würzburg und Bamberg als Herzogtum F. an Herzog Bernhard von
Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt.
1803/1806 kamen die fränkischen Herrschaften überwiegend an Bayern, das 1837
drei Regierungsbezirke als Unterfranken (Würzburg), Oberfranken (Bayreuth) und
Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs
(1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches
(1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a,
1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste
Landkarte. Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959);
Bonacker, W., Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17.
Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in)
Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P.,
Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122
(1976), 123ff.; Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im mittelalterlichen
Franken, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1-2, hg. v. Patze,
H., 1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in Altbayern, Franken
und Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in) Land und Reich,
Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große, Franken und das
Reich, hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W.,
1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H., Franken und
Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955, 1990;
Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der
Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und
Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000;
Tittmann, A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im Mittelalter,
hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische Geschichte, hg. v.
Schneider, E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W.,
Kleine Geschichte Frankens, 2008.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren
älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter
verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509
und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation
erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde
die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F.
von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden
und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und
sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz
und Reichserzkanzler, der einen aus den Territorien von Regensburg,
Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit
dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter
Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es
mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter
Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den Departements F.,
Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt.
Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais sein. Am 16.
8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am
28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813
zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in
ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der
Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie Stadt, die sich eine neue
Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes
(Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815
wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an
Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an
das Kurfürstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der
Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde
es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern
und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und
einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die
Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die
Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich
seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz
1952; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v.
Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur
deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und
Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus
Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und
Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat
(1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und
spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main,
Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in
der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs-
und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in
Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine
des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die
deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt
ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R.,
Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K.,
Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien
Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet
(Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich
hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon
mit dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes
erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis
gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von
Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern
die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet
um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in
Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im
Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert
zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern
(mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15
Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988;
Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum
München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989;
Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Fritzlar (Fürstentum). 723 gründete Bonifatius in
F. ein Kloster. Im 11. Jahrhundert ging F., wo seit dem 10. Jahrhundert ein
Königshof bestand, von den Konradinern an das Erzstift Mainz.
1803 fiel es durch § 7 I des Reichsdeputationshauptschlusses als neugebildetes
Fürstentum mit den Ämtern Amöneburg, F., Naumburg und Neustadt an Hessen-Kassel
und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Kissel, O., Neuere Territorrial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Schwind, F., Fritzlar, LexMA 4 1989, 981f.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch
dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den
päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und
Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum
oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von
1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen
übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5.
10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als
Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun,
Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe),
Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und
Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen,
Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz
(Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach
und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802
wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später
die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an
Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und
1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es
1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an
Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers
erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete
gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder,
Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi,
Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
Fürstenau (Burg, Herrschaft). Um 1300 errichtete
das Erzstift Mainz die Wasserburg F. bei Erbach.
1317 erlangten die Grafen von Erbach ein Burglehen, um 1350 den Pfandbesitz.
Danach wurde F. zeitweise Sitz der Linie Erbach-Fürstenau. 1806 kam es an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 123.
Fürstenberg (Reichsritter). Seit dem 13. Jahrhundert
ist eine im Sauerland beheimatete Ministerialenfamilie des Erzstifts Köln
nachweisbar. Sie nannte sich seit 1295 nach der an der Ruhr gelegenen, im
letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbauten, aber wohl kurz nach 1326 wieder
zerstörten Burg F. bei Neheim. Sie stammte wahrscheinlich von dem Geschlecht
der Binolen ab. Am Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich die Familie in die
drei Hauptlinien Waterlappe, Höllinghofen-Hörde-Livland und
Neheim-Neufürstenberg verzweigt. Güter hatte sie vor allem im nordwestlichen
Teil des Herzogtums Westfalen, aber auch im südwestlichen Sauerland, im
Märkischen, Münsterischen, Paderbornschen, am Nieder- und Mittelrhein (Geldern,
Mainz) und in Livland. Sie war Mitglied des
Ritterkreises Rhein. Seit 1572 hatte sie die Vogtei über Kloster Grafschaft
inne.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte,
Bd. 1 1939; Klocke, F. v. u. a., Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.;
Fürstenberger Skizzen, hg. v. Gosmann, M., 1995.
Gelnhausen (Reichsstadt). G. an der unteren Kinzig,
das vermutlich nach dem Frauennamen Geila benannt wurde, erscheint erstmals
1123/1133 und kam zunächst an das Erzstift Mainz
und kurz vor 1170 - teilweise als Lehen Mainzs -
an das Reich. 1170 wurde es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Markt - und
Reichsstadt - neu errichtet und vor 1180 um eine neue Kaiserpfalz auf einer
Kinziginsel erweitert. 1180 fand hier das Verfahren gegen Heinrich den Löwen
statt. Im Reichssteuerverzeichnis von 1241 wurde G. unter den deutschen
Reichsstädten hinter Frankfurt an die zweite Stelle gesetzt. Später wurde es
Oberhof für mehrere (16) stede und gerichte, von dem allerdings nur wenige
Urteile überliefert sind. Seit 1326 wurde es mit seinen etwa 3000 Einwohnern
mehrfach verpfändet. 1349 kam es als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg-Hohnstein, 1435 an die Pfalz und Hanau. 1736 trat Hessen-Kassel als
Erbe Hanaus in die Pfandschaft ein, womit die Reichsfreiheit faktisch
unterging. 1803 wurde G. in Hessen-Kassel eingegliedert und kam damit 1866 an
Preußen, 1945 an Hessen. S. a. Forstmeister von Gelnhausen.
L.: Wolff 270; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
E3; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der Reichsstadt Gelnhausen, Zs. d.
Ver. f. hess. Gesch. 22 (1886); Hotz, W., Gelnhausen, 1951; Fuchs, A.,
Gelnhausen, Städtebaugeschichtliche Untersuchung, 1960; Binding, G., Pfalz
Gelnhausen. Eine Bauuntersuchung, 1965; Lienau, C., Berichte zur deutschen
Landeskunde, 1966; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, Geschichtsblätter
für Stadt und Kreis Gelnhausen, 1966, 13; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche
in der Wetterau, 1982; Schwind, F., Gelnhausen, LexMA 4 1989, 1206f.; Schwind,
F., Gelnhausen, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 67; Zieg, M., Gelnhäuser
Regesten, 2008 (1147 Regesten).
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft
über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später weitverzweigten
Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15.
Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg) geteilte Familie G. war
bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar.
Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser. Das später der Reichsritterschaft
Schwaben und Franken aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck
bzw.) Steinegg, G., Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg
(Homberg) aus. Zu ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im
Kanton Neckar Hamberg (Homberg) (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457),
Hohenwart (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v.
G. zu Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen),
Neuhausen im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg,
1407), Tiefenbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher
Ganerbschaft Bönnigheim (Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit
1675), Filseck (1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim
teilweise, im Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof,
Bonfeld mit (dem 1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld,
Rappenau, Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert
waren, drei Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau,
Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit
Rodensteinschen Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622),
Hoffenheim (1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg
(1334), Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss
Hornberg (1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15.
Jh.), Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh.,
gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde
in G. die Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
(Am Beginn des 21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972;
Andermann, K., In Angelegenheiten der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die
Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über
dem Neckar, 1990; Andermann, K., .Die Urkunden der Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011;
Archive der Freiherren von Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt -
Urkundenregesten 1439-1902, bearb. v. Burkhardt, M., 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Fränkisch Crumbach 1792).
Ginsheim (Reichsdorf). G. bei Mainz war ein Reichsdorf. 1248 wurde es an die Grafen von Katzenelnbogen verpfändet. Später fiel es an die Herren von Falkenstein, 1419 an Isenburg und 1600 an Hessen.
Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei Erfurt
in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf Erwin
I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz
erlangten sie die Vogtei über Erfurt (1120) und umfangreiche Güter im
Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der Burg G., die Graf Erwin II. als
Lehen von Mainz erhalten hatte, an das sie von
den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie die Vogtei über Erfurt an die
Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das Erzstift Mainz.
1342 wurde Ohrdruf erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170 innehatten. Zur
selben Zeit wurden die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch
erschienen sie bis 1521 in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie die Residenz
nach Ohrdruf. 1631 starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen
Grafen völlig verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die
Obergrafschaft (Ohrdruf, Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar,
Pferdingsleben, Werningshausen) an die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5
Quadratmeilen große Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben,
Sülzenbrücken, Ingersleben, Stedten) an die Grafen von
Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an den
Schenken von Tautenburg, 1638/1640 an Waldeck und 1677 durch Kauf an
Sachsen-Gotha, das auch die Landeshoheit über die gesamte Grafschaft
behauptete. Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen (seit 1640
Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
Göß (, Göss) (Reichsabtei). Nach älteren
Siedlungsspuren erscheint 904 die villa Costiza an der Mur. Sie gehörte zu
einer königlichen Gabe an die Pfalzgrafen von Bayern (Aribonen), von denen
Pfalzgräfin Adela mit der Gründung eines Stifts begann. 1020 übergab ihr Sohn
Aribo, Erzbischof von Mainz, das Stift G. an
Kaiser Heinrich III. und schuf so für verhältnismäßig kurze Zeit die einzige
Reichsabtei in den später habsburgischen Länder. Schon in der 2. Hälfte des 12.
Jahrhunderts kam die Klostervogtei über das zur Benediktinerabtei gewordene
Stift aber als landesfürstliches Lehen an die steirischen Ministerialen von
Stubenberg. 1782 wurde die Abtei aufgehoben. Von 1783 bis 1804 war sie Sitz des
Bistums Leoben.
L.: Wichner, J., Geschichte des Nonnenklosters Göss, 1892; Pelican, B.,
Geschichte des Benediktinerstifts Göss, 1924; Ebner, H., Die Besitzgeschichte
des Nonnenstiftes Göß, Diss. Graz 1950; Bracher, K., Stift Göss, 1966; Ebner,
H., Göß, LexMA 4 1989, 1570.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des
Hauses Wettin (Sachsen). 1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha.
Das Gebiet des Fürstentums umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg,
Reinhardsbrunn, Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda
und Tonna, die obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer
Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825
Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum
obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit von 1945/1949
bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha
(Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft des
Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen
Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie
der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von
Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665
an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode,
die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen),
Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und
Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine
Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu
Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das
Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Guntersblum (Dorf, Herrschaft). G. bei Mainz dürfte zeitlich erheblich weiter zurückreichen
als seine erste Erwähnung im 13. Jahrhundert anzudeuten scheint. 1237 verkaufte
das Stift Xanten Patronatsrecht und Zehnten an das Domstift Worms. Später kam
G. an die Grafen von Leiningen und danach an Hessen (Hessen-Darmstadt) und 1946
an Rheinland-Pfalz. S. Leiningen-Guntersblum.
L.: Wolff 282; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz
unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des
Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll
und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte
(1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur
Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben
[1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit
Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum
umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H.,
Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und
acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und
Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen
[Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen
Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und
Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck,
dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der
Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich
Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als
Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz
waren, auf einer Kinziginsel erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe
eine Adelsfamilie, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei
Frankfurt am Main, 1191 nach der Burg H. benannte und Mainz
rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig verdrängte. Im 13.
Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu Gütern um
Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau (Beerbung Ulrichs
II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein Sechstel Assenheim), im
Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz nach 1272 Steinau). Im
14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und war mehrfach Inhaber der
Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des
Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde. 1436
erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die Linien Hanau-Münzenberg
(mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains) und Hanau-Babenhausen
(mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der Linie
Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im Unterelsass sowie
um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich Hanau-Lichtenberg. Um 1530
traten die Grafen zur Reformation über. 1570 beerbten die Grafen von
Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, 1642 die Grafen von
Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit 1685 angestrebte
Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die elsässischen Güter
an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg
mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit
Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich
besetzt und wurde dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg,
Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu
dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft
an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 198.
Hardheim (Herren). Nach dem vielleicht schon im
8. Jahrhundert besiedelten, 996 erwähnten H. im südöstlichen Odenwald nannten
sich Herren von H. Die seit dem 14. Jahrhundert belegten beiden Burgen kamen
nach langem Streit mit dem Erzstift Mainz 1656
an das Hochstift Würzburg und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 100.
Hattstein (Ganerbschaft, Herrschaft). In H. im
Taunus südlich von Altweilnau wurde vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts von
den 1226 erstmals bezeugten Herren von H. eine Burg erbaut. Sie wurde vom
Erzstift Mainz erobert. 1432 wurde eine
Ganerbschaft eingerichtet. Bis 1467 hatte Frankfurt die Vorherrschaft innerhalb
der Ganerben, danach waren H., Nassau und Eppstein berechtigt. Seit der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts lag die Herrschaft bei den Reifenberg, von denen
sie 1686 mit Reifenberg an die Waldbott von Bassenheim kam. 1806 gelangte H. an
Nassau, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie
(Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei Hauptlinien.
Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb aber um
1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen sowie
1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer
Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die
Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der
Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft
Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu
kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen Mainz‘
der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück],
1641 Herrschaften Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin
zurück], Rosenberg, Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei
Weikersheim). Außerdem gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere
Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen
Reichskreis. Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637
erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen
zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel
Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei
Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie
Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie
Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794)
wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem
1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie
Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der
Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Inventar des
Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die Familie von
Hatzfeldt, 2004.
Havelberg (Hochstift, Residenz). An der günstigen
Lage kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe bestand wohl bereits früh
ein slawischer Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht 929 eine Höhenburg
angelegt wurde. (947 oder) 948 gründete König Otto I. in H. ein Missionsbistum,
das zunächst dem Erzbistum Mainz, 968 dem
Erzbistum Magdeburg unterstellt und nach der Zerstörung 983 erst im 12.
Jahrhundert, nach der Wiedereroberung des Gebiets durch den Askanier Albrecht
den Bären (1136/1137), wiederbegründet wurde (1147/1150). Es erlangte
umfangreiche Güter (Plattenburg, Putlitz, Wilsnack, Wittstock) und war zunächst
reichsunmittelbar, geriet aber vom 14. Jahrhundert an zunehmend in Abhängigkeit
von den Markgrafen von Brandenburg, wurde im 15. Jahrhundert landsässig und blieb
bis zu seiner Aufhebung 1571 unter der Landeshoheit Brandenburgs. Das
evangelisch gewordene Domkapitel bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum Havelberg, 1933;
Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter,
hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989, 1980f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543,
1, 2, 258.
Henneberg-Aschach (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
H. sind eine 1274 entstandene Teillinie der Grafen von Henneberg, die 1486 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde und 1549 ausstarb. Ihr entstammte der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (1481-1504).
Sie erlangte 1274 Lengfeld, Belrieth, Behrungen und Hendungen, Aschach,
Ebenhausen, halb Münnerstadt und das halbe Gericht Saal an der Saale, 1378 die
Güter von Henneberg-Hartenberg(-Römhild). Sie verkaufte 1401 die Herrschaft
Aschach an Würzburg, siedelte nach Römhild über und nannte sich (nach) Römhild.
Später verkaufte sie einen Teil ihrer Güter an die Grafen von Mansfeld. Der
Rest kam bei ihrem Erlöschen an Henneberg-Schleusingen.
L.: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006.
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum, Residenz).
Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an
der Einmündung von Haune und Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt
in den Osten auf eigenem Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der
bereits eine Einsiedelei (cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde
775 durch Schutzprivileg König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem
in Thüringen und Sachsen begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten
Erwerbungen im sog. Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek
bewahrte eine 1470 in Italien gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus
auf. 968 wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser
Heinrich II. gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem
Erzstift Mainz geführte Streit um die Zehnten in
Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert von
Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann die Abtei ein
kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die Landgrafen von
Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich verteidigte. Die
schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15. Jahrhundert führten
1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über Stadt und Abtei. Seit
1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum zur Landgrafschaft
Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7 Quadratmeilen (nämlich die
Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die Ämter Niederaula, Obergeis
[Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt oder Buchenauische
Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen Propsteien Johannesberg
[Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die Vogtei Kreuzberg). Mit
Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren
Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war
Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die
Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die
Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen
und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem
Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg,
das zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden
allmählich eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und
Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez,
Runkel, Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die
Staufer eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als
eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den
Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich
das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen,
Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf
einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen
erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die
Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in
den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13.
Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305
Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350
Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das
1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14.
Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem
es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen
von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der
Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter
(Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal
(Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer
Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei
Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis
ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche
Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch
die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim,
Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und
Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz von 1497
(Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes
von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des
Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift
Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg
(insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75
Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr
Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622
einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl
an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es
Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter
dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig Hessen-Kassel
und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien Hessen-Rumpenheim
und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische Landesgeschichte,
Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd. 1-10 1820ff.;
Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff.,
Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen, 1842ff.; Baur,
L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv, Bd. 1ff.
1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der Territorialveränderungen der
Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das
Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen,
Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen
1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom
Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.;
Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische
Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches
Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter
zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927,
Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung
neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen
Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter
samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die
kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende
des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und Verkaufspolitik in
Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden
von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W., Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1
Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937;
Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte
des Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch,
1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W., Die althessischen Ämter im Kreis Gießen.
Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen
Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das
Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine
Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen
Verwaltungsgeschichte vom 16. bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953);
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Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.; Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren
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hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
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Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
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Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984; Geschichtlicher
Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind, F., 1984; Lilge,
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Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von Hessen, 1989;
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zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 42
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Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen
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bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen
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bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens
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(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt, Wilhelm
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Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen, hg.
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Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806,
hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet
Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg,
den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und
Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach,
Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und
Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim,
Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und
Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent
Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen
oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das
Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft
anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem
mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für
die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach),
Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer
mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog
von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie
zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und
Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention eingehen, die
faktisch den Verlust der politischen und militärischen Selbständigkeit
bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871
wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem
Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen
Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12.
1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen
Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter
gewann es durch königliche Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald,
an der Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die
Bischöfe im 13. Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am
Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren
sie die meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese
Güter protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach
einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000
Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich
Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit
1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam
1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur
territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer
Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v.
Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die
Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum
Hildesheim Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting,
H., 1984,; Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v.
Borck, H., 1986; Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I.,
Hildesheim, LexMA 5 1990, 16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale
Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272;
Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer der
Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd.
4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
Hirschhorn (Herren, Reichsritter,
reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am
Neckar. Die danach benannten Herren von H. hatten Pfandschaften über Mosbach,
Sinsheim und Weißenburg sowie weitere Güter. 1317 wurde die Burg H. dem
Erzstift Mainz geöffnet. H. zählte zum Kanton
Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, doch waren die Herren von H. bis etwa
1650 auch im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 kam
H. von Mainz an Hessen-Darmstadt und damit 1945
an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F.,
Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte
der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft Hirschhorn, 1986:
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 168. 356 (Hirschhorn 1550) ausgestorben?.
Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten). In Neuenstein bei
Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg der Herren von Neuenstein. Sie kam
nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von 1553 bis 1698 war sie Sitz der 1551
entstandenen protestantischen Hauptlinie H. Sie teilte sich 1610 in die 1698
ausgestorbene Linie H., die Linie Hohenlohe-Öhringen und die Linie
Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die Nebenlinien Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg hervorbrachte. 1764 wurden die
Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für die Abtretung des Dorfes Münster
und des östlichen Teiles des Gebiets von Karlsberg das Dorf Amrichshausen und
die Mainzer, Würzburger und Comburger Anteile an
Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184.
Idstein (Herrschaft). I. im Taunus wird 1102
erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die
Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen
von Nassau zu Lehen gaben. 1355 kam die Herrschaft I. an Nassau-Idstein, 1605
an Nassau-Weilburg, 1629/1651 wieder an eine jüngere Linie Nassau-Idstein und
1721 an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen). Über Nassau-Usingen
gehörte I. am Ende des 18. Jahrhunderts zum oberrheinischen Reichskreis. Von
Nassau fiel es 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 265; Schmidt, W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein
und der angrenzenden Ämter, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 276.
Ilbenstadt (Stift, Abtei). In dem schon 818
besiedelten I. an der Nidda errichteten vermutlich an Stelle eines Adelshofes
1123 die Grafen von Cappenberg (Kappenberg) auf Anregung des Erzbischofs von Mainz 1123 ein Prämonstratenserstift. Das 1657 zur
Abtei gewandelte Stift erstrebte die Reichsunmittelbarkeit, konnte diese aber
nicht erreichen. Andererseits gelang es auch der Burggrafschaft Friedberg
nicht, das Kloster und seine reichen, vielleicht letztlich von den Konradinern
stammenden Güter zu gewinnen. 1803 kam I. (unter Auflösung des Stiftes) an
Leiningen-Westerburg-Altleiningen (Leiningen-Westerburg) 1806 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Heinemeyer, L., Ilbenstadt, LexMA 5 1990, 377.
Ingelheim (Reichsdorf). In I. am Rhein bei Bingen
bestanden schon in römischer Zeit verschiedene Siedlungen. In Niederingelheim
errichtete König Karl der Große vermutlich 774-787 eine Pfalz. Sie war
Mittelpunkt des Ingelheimer Reiches. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig
der Bayer unter anderem die beiden Dörfer I. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. I.
an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375 verpfändete
er sie an Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7. 7. 1376 und
erhöhte die Pfandsumme am 10. 8. 1378. Am 23. 8. 1402 verpfändete König
Ruprecht I. (bzw. das Ingelheimer Reich mit Ober-Ingelheim [Oberingelheim],
Nieder-Ingelheim [Niederingelheim)], Groß-Winternheim, Bubenheim, Elsheim,
Wackernheim, Sauerschwabenheim und Frei-Weinheim [Freiweinheim]) seinem
ältesten Sohn Ludwig von der Pfalz. Eine Auslösung des wegen seines mehr als 70
Orte einschließenden, im 17. Jahrhundert von der Pfalz aufgehobenen Oberhofes
bekannten Ortes erfolgte nicht mehr. 1815 kam I. zu Hessen-Darmstadt, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 466f., Wolff 91; Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer
Oberhofes, Bd. 1ff. 1952ff.; Ingelheim am Rhein, hg. v. Böhner u. a., 1965;
Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und
Fiskus Ingelheim, 1974; Erler, A., Das Augustiner-Chorherrenstift in der
Königspfalz zu Ingelheim am Rhein, 1986; Gerlich, A., Ingelheim, LexMA 5 1990,
414f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 278; Die Ingelheimer
Haderbücher, Bd. 2011; Alltag, Herrschaft und Gesellschaft, hg. v. Marzi, W. u.
a., 2012.
Itter (Herrschaft). Die Burg I. bei
Frankenberg war Sitz einer Herrschaft - einer älteren, 1123 ausgestorbenen und
dann - einer jüngeren, 1167 erstmals nachweisbaren, 1441 erloschenen Linie der
Herren von I., zu deren Gütern neben I. Ossenbühl mit Lotheim und Vöhl sowie
Höringhausen mit Eimelrod zählten, die vermutlich über eine Erbtochter von der
älteren Linie erlangt worden waren. 1356/1357 eroberten die Landgrafen von
Hessen, das Erzstift Mainz und die Grafen von
Waldeck Burg und Herrschaft I. und teilten sie unter sich auf. 1562/1588 kam
die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an
die Wolff von Gudenberg (Gudensberg) gelangt war, unmittelbar an Hessen,
1648/1650 an Hessen-Darmstadt. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz
Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter,
Kassel 1751.
Johanniterorden (Reichsfürst), Johannitermeister.
Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor
den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach der Eroberung
Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in
Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des
Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte,
Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Deutsche Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall
(Hall) und Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher
allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie 1805/1806 an
Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von Preußen in
ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil des
Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966;
Engel, C., Histoire de L’Ordre de Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf
v., Rechtsgeschichte des Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der
Malteser-Orden, hg. v. Wienand, A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von
Cannstatt. Ein deutscher Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in
Baden-Württemberg 69 (1984), 5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990,
613ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer, der Deutsche
Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der
Schweiz, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens.
Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den
Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am
Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit
Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt
Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die
1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher
Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu
Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern
gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen
und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz
wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm
die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer
Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538
konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J.
und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg
(Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in
Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129
Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter
aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806)
und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt.
1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815
kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v. Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das
Reich, 1987; Bers, G., Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W.,
Jülich, LexMA 5 1990, 803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286.
Jülich-Kleve-Berg (Provinz). J. ist die 1816 nach Übergang
des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile von
Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid-Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und Mainz´ zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an
Preußen gebildete Provinz mit der Hauptstadt Köln, die 1822 in der Rheinprovinz
aufging.
L.: Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919.
Jungen (Ganerben). Die aus Mainz stammende Familie zum J. hatte von 1521 bis vor
1544 Anteile an der Ganerbschaft Mommenheim.
L.: Zimmermann 73.
Kassel (Burg, Stadt, Residenz des Landgrafen
von Hessen). K. an der Fulda (zu lat. castellum Burg, oder „Haus an einer
Mulde“?) erscheint erstmals 913 (Chassella). Im Jahre 1008 gab Kaiser Heinrich
II. den dortigen Königshof an seine Gemahlin Kunigunde, die ihn zur Ausstattung
des Klosters Kaufungen verwendete. Nach ihrem Tod fiel K. an das Reich zurück,
wurde aber von Kaiser Heinrich III. an Kunigundes Bruder gegeben. Von dort
gelangte K. über den Erzbischof von Mainz
1039/1040 tauschweise wieder an Kaufungen. Nachdem zuletzt 1154 in K. Reichsgut
erwähnt wurde, machte Landgraf Heinrich I. von Hessen 1277 den Ort, dem 1239
die Stadtrechte bestätigt wurden, zum Mittelpunkt der Landgrafschaft Hessen.
1391 endeten die Versuche des Patriziats ergebnislos, größere Unabhängigkeit
vom Stadtherrn zu erlangen. Nach 1567 wurde die etwa 5000 Einwohner zählende
Stadt Sitz bzw. später Hauptstadt der Landgrafen von Hessen-Kassel (1807-1813
zu Westphalen). Mit Hessen-Kassel kam sie 1866 zu Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel,
1844, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913;
Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935;
Cosanne, A., Kassel, LexMA 5 1990, 1034f.; Kassel im 18. Jahrhundert, hg. v.
Wunder, H. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 289.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich
möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138
die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066),
zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die
Grafschaft im Kraichgau verloren sie, erwarben aber um 1160 mit den Grafen von
Nassau die Grafschaft auf dem Einrich, um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie
seit dem 12. Jahrhundert Lehen Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw.
Großgerau. Sie eigneten sich im Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei
Trebur, nach 1255 Dreieich) an. Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an
auf zwei Linien verteiltes, 1402 aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom
Odenwald bis zur unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang
des Taunus um Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach)
und der Obergrafschaft um Darmstadt (Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau,
Darmstadt, Zwingenberg), die durch Mainzer und
Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten Gütern in der
Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren Lahn und
zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur geringe
Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht und
Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von
Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um
1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der
Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der
Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das
den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,]
endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt,
Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg,
die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld
auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten
Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei
Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie
Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das
Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die
vermutlich von den Staufern errichtete Burg K. im Taunus. Bis 1255 unterstand
sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur Stadt erhoben, bis 1418 den
Herren von Falkenstein, danach den Herren von Eppstein, von denen sich 1433 die
Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel
K. in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Stolberg, welche die Reformation
einführten. 1581 wurden sie vom Erzstift Mainz,
das K. rekatholisierte, unter der Behauptung der Lehnserledigung aus dem
größten Teil der Herrschaft verdrängt, doch wurde die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft K. noch am Ende des
Heiligen Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils mainzisch bezeichnet.
Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit den Städten K. und
Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und Rockenberg und
einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und einigen Dörfern
(die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von Stadt und Schloss
Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg und eine Anzahl
Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K. an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit
und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei
Öhningen (1155), doch verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K.
Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach
(Bayern) nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts
zu beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22
Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg
(1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart
auf der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn.
Dazu kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die
Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit
Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf),
die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in
der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums
Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums
Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der
Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle,
H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von
Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966;
Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof,
F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von
Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz
und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im
13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.;
Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz,
1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die
Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer,
H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof
im 14. Jahrhundert, 2005.
Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren Ilmtal ist
seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von Käfernburg
abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere
und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam als Eigen
beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die 1398 unter
die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren Reuß von
Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg, 1663 an
Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das kleinere
Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233 der
Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als
Pfand an die Grafen von Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren
von Niederkranichfeld (um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von
Kirchberg, 1455 an die Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von
Mörsberg und von 1675 bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom
Erzstift Mainz als erledigtes Lehen eingezogen.
1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813 an Preußen, 1815 an
Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an
Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920
kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Beide Herrschaften zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum). Um 1200
entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich die Herren von K. benannten.
Die Herrschaft kam mit der Stadt K., die 1306 Rothenburger Stadtrecht erhielt,
über Hohenlohe (1239), Eberstein (vor 1250), Würzburg (1346)/Mainz (1365) 1389 ganz an das Erzstift Mainz . (1803 wurde sie unter dem Fürsten von
Salm-Reifferscheid-Bedburg Fürstentum [Salm-Krautheim] ). 1806 fiel K. an
Baden, Alt-Krautheim an Württemberg. Damit kam K. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H., Krautheim, 1977.
Kreuznach (Herrschaft). Am Schnittpunkt alter
Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz
und Koblenz errichteten auf älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum
an der Nahe. Um 400 wurde K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an
das Hochstift Würzburg gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen
verlehnt. Um 1200 hatten sie als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den
jüngeren Rheingrafen verliehen. Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem
Hochstift Speyer, das es kurz nach 1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von
Sponheim übertrug. Sie gründeten eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde
Siedlung, die bei der Sponheimer Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft
Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K.
mit der Grafschaft bis 1559 unter dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis
1708 unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden). 1815 kam es an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft von 1796-1814, Diss. phil.
Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
Kronberg, Cronberg (reichsritterschaftliche
Herrschaft), Kronenburg. 1230 erscheint die nordwestlich Frankfurts am Main im
Taunus gelegene Burg K. (Cronenberg) erstmals. Sie wurde vermutlich im Auftrag
der Staufer von den reichsministerialischen Herren von Eschborn errichtet, die
sich nach ihr nannten. Die K./Cronberg zählten zum Ritterkreis Rhein, die
Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. 1704 starben die Herren aus. Das
Reichslehen K. und Eschborn kamen an Mainz. Die
Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von etwa 3
Quadratmeilen über die Grafen von Solms-Rödelheim zum oberrheinischen
Reichskreis. Solms-Rödelheim fiel 1806 an Hessen-Darmstadt. Über Preußen
(Hessen-Nassau) kam K. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 79; Wallner 698 (OberrheinRK 37;
Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Gensicke,
H., Die von Kronberg, 1987, Nassauische Annalen 98 (1987) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Kronberg, Lindheim).
Künzelsau (reichsritterschaftlicher Ort). K. am
Kocher wird 1098 erstmals genannt. Von den Herren von Stein kam es erbweise an
die Bartenau, Stetten, K. und Neuenstein. 1328 kauften die Hohenlohe Rechte.
1484 erwarb das Erzstift Mainz, 1499 das
Hochstift Würzburg Rechte. 1489 vereinbarten Mainz,
Hohenlohe, Schwäbisch Hall und die Stetten eine Ganerbenverwaltung. 1598
erlangte Hohenlohe den Anteil Schwäbisch Halls, 1717 Kloster Comburg den Anteil
der Stetten. 1802 gewann Hohenlohe die Anteile Würzburgs und Mainzs. 1806 fiel das zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählende K. an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119, 512; Eyth, L., Der Bezirk Künzelsau, 1900; Nowak, W., Die
Ganerbschaft Künzelsau, 1967; Bibliographie des Landkreises Künzelsau, 1972.
Kurerzkanzler (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des
Fürstprimas, Primatialstaat). Karl Theodor von Dalberg (Herrnsheim 8. 2.
1744-Regensburg 10. 2. 1817) war seit 1802 Erzbischof (Kurfürst) von Mainz und Reichserzkanzler. Durch § 25 des
Reichsdeputationschauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde er nach dem Verlust
seines Erzstifts Mainz mit den Fürstentümern
Aschaffenburg und Regensburg und der Grafschaft Wetzlar entschädigt. Mit diesem
zersplitterten Gebiet wurde er 1806 als Fürstprimas von Deutschland Mitglied
des Rheinbunds und erhielt die Reichsstadt Frankfurt am Main, die mit anderen
Gebieten zum Großherzogtum Frankfurt vereinigt wurde. Nach dem Verzicht auf
Regensburg verlegte er 1810 seinen Sitz von Regensburg nach Frankfurt am Main.
Mit der auf die Niederlage Napoleons bei Leipzig folgenden Abdankung Dalbergs
endete am 28. 10. 1813 der Staat des Kurerzkanzlers (Dalberg-Staat).
L.: Becher, H., Der Deutsche Primas, 1944; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg
zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz
1952.
Kurlande (Reichslehngebiete der Kurfürsten, Kurfürstenkollegium). S. Trier (Erzstift bis 1803); Mainz (Erzstift bis 1803); Köln (Erzstift bis 1803); Böhmen (Königreich); Sachsen, Sachsen-Wittenberg (Herzogtum); Brandenburg (Markgrafschaft); Pfalz (Pfalzgrafschaft[, bei Rhein]); Bayern (Herzogtum, seit 25. 2. 1623, 1628/1648 bis zur Vereinigung mit der Pfalz 1777); Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, seit 19. 12. 1694, 1708 [Braunschweig-]Hannover); Salzburg[-Berchtesgaden] (Herzogtum, 1803, seit 1805 Großherzogtum Würzburg bzw. Toskana); Baden (Markgrafschaft 1803); Hessen[-Kassel] (Landgrafentum, 1. 5. 1803), Württemberg (Herzogtum 1803), Kurerzkanzler (1803).
Kurmainz s. Mainz (Erzstift)
Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14. Jahrhundert
traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln
mit dem Pfalzgrafen bei Rhein vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der
kurrheinische Reichskreis mit dem Erzbischof von Mainz
als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten. Mitglieder waren 1801:
Kurfürstentum Mainz (insgesamt ca. 170
Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor des Kurfürstenkollegiums
war); Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der Herrschaften Vallendar,
Rhaunen, Camberg und Wehrheim, insgesamt 150 Quadratmeilen im Besitz des
Kurfürsten von Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich umfassend das Vest
Recklinghausen, das Herzogtum Westfalen, 4 westfälische Reichsgrafschaften und
die Reichsgrafschaft Arnsberg, insgesamt 130 Quadratmeilen im Besitz des
Kurfürsten von Köln); Kurfürstentum Pfalz (Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt
umfassend 76 Quadratmeilen mit 310000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von
Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4 Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit
2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs von Arenberg); Thurn und Taxis (die
Mitgliedschaft war gegründet nicht auf ein Gebiet, sondern auf ein Kapital von
80000 Reichstalern, das dem Kaiser geliehen war); Ballei Koblenz des Deutschen
Ordens (Deutschen Ritterordens) (sie umfasste zwar reiche Besitzungen, aber
kein eigenes Gebiet und wurde vertreten durch den Komtur der Ballei);
Herrschaft Beilstein (5 Quadratmeilen nordwestlich Wetzlars im Besitz von
Nassau-Oranien [Nassau-Diez-Oranien] in den Niederlanden); Teile der
Reichsgrafschaft Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz
von Trier); Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei
Andernach mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im
Besitz von Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis,
waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis
1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis
in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische Annalen 98 (1987).
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der
Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg
(Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft
(Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft
Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und
Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im
Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere
landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim,
Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte],
Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen],
Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler],
Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie)
Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im
Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere
Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim],
Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde
eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben
der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die
verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich
darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten
zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil
der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die
sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von
Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg,
Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg,
Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen,
Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim,
Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet
mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725
die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme)
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz),
die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach
sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis
90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die
Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische
Kellerei Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim
die zuvor mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den
Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und Miltenberg
von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil Bayern
abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke,
R., Die Entwicklung der herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im
Landkreis Miltenberg bis zum Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959
(masch.schr.); Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und
ihr Versuch einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d.
hist. Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982;
Zotz, T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I.,
Die Grafschaften Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.;
Herrmann, H., Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim
(Grafen). In Heidesheim an der Eis nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen
von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. zwischen 1608 und 1612 ein Schloss
errichten, das Sitz der 1657 entstandenen, nach ihm benannten Linie wurde, die
im Erbgang die J`Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei
Aussterben der Linie fielen die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere
Linie L. gemeinsam mit Leiningen-Guntersblum
(Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Zusammen mit dem
Fürstentum Leiningen-Hardenburg umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und eine
Rente von 3000 Gulden. Die Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und
erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz
(Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leiningen-Neudenau (Grafen). Am 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Leiningen-Heidesheim) die zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau (L.). Sie wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen 1910.
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910
wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die
Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je
einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und
von den Landgrafen von Hessen zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich
Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332 erlangte das Erzstift Trier die
Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die Hälfte der Herrschaft L. Nach
1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb es von Hessen die zweite
Hälfte. 1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des Erzstifts Trier an Nassau
(Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für die Katholiken des
Herzogtums das Bistum L. errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am
19. 9. 1945 kam es zu Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen
umbenannte. S. Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der mittelalterlichen
Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 37 (1966);
Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht
und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss. jur. Gießen 1988; Struck,
W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im Mittelalter, Nassauische
Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn, LexMA 5 1991, 1989; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 104.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen
von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie
erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen
von Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre
reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen Reichskreis. Durch
Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand,
durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert
teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum
Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck
zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830
Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde dieses Fürstentum dem
Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam das
Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an Hannover
und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das Landesfürstentum
Rheina-Wolbeck, 1962.
Lorsch (Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe
von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes
durch die Rupertiner (Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764
(762/763) wurde in Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster
gegründet, das der erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte
(Reichsabtei). Seit 774 war dieses Kloster in L. (Lauresham) an der Weschnitz
und wurde von Karl dem Großen besonders begünstigt. Es erhielt 773 die Mark
Heppenheim im südwestlichen Odenwald. Durch weitere Gaben erlangte es Güter von
den Niederlanden (bei Utrecht) bis zur Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für
das Reichsaufgebot 50 Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum Worms und
die Hälfte des Erzbistums Mainz. Sein
Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene und im Odenwald, wo es von Heinrich II.
den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175 begann es mit der genauen Verzeichnung
seiner Güter im Codex Laureshamensis, nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und
Giengen an König Konrad hatte überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die
Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug
Kaiser Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz.
1463 wurde L. von Mainz an die Pfalz verpfändet
und 1555 aufgehoben. Die ehemalige Klosterbibliothek, die eine der größten
mittelalterlichen Bibliotheken überhaupt gewesen sein dürfte, kam nach
Heidelberg und wurde 1623 mit der Heidelberger Bibliothek von Tilly dem Papst
geschenkt. 1621 brannten die Gebäude fast vollständig nieder (erhalten blieb
vor allem die karolingische Torhalle). 1623 kam L. von der Pfalz an das
Erzstift Mainz zurück, 1803 an Hessen-Darmstadt
und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd.
2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A.,
Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das
Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55
(2003), 9; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345; Freudenberg, S., Trado et dono. Die
frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i)
regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das
Ostreich, Toul und Verdun an das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880
aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895
nochmals begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es
Graf Reginar an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches
(Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem
Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen
Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine
mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel,
das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte,
teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge
von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen)
und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L.
nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer
Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann
an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau
erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736
bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont
(1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und
Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die
Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant
fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des
Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von
Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des
Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter).
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit
der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit
der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst
Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete,
1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der
Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz
gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig
in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen
Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel
Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft
Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont
(Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm
um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben.
1607 gingen die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren.
Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft
Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg
Anteile an der Grafschaft Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730
von Hatzfeld die reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie
(Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für
den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg
das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die
Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich
seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde
1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand
erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau (Neufchateau) und Cugnon in den Ardennen,
Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer Wörth und Trennfurt, von Würzburg die
Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und
Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806
mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die
Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern,
Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die Restitutionsbemühungen
blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und 1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch
Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die Herrschaft Breuberg und
damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim,
Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und
Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit
Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim,
Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten erhoben. 1713
erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen Reichsgrafenbank. Nach
dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme für Löwenstein-Wertheim
im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont, Neufchateau
und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg
die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und
Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Mainz,
Dompropstei. Die Dompropstei zu M. war wegen Heddernheim Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 156.
Mainz
(Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M. am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss
des Mains in den Rhein geht auf eine keltische, vielleicht nach dem Gott
Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung
eines römischen Militärlagers folgte, das 44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals
bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage entwickelte es sich als Handelsplatz
so gut, dass es im 3. Jahrhundert ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und
dann zum Vorort der neugebildeten Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit
346 (gesichert seit etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M.
erwähnt. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts (um 500) war der in der
Völkerwanderung stark zerstörte Ort fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als
Erzbischof das Bistum, dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte,
inne. 780/781 oder 782 wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses
Erzbistum reichte von Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt,
Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg und
Havelberg, von M. und Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968
durch die Errichtung Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags
(1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert.
Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König
(1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der
Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13.
Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des
Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog.
Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim),
im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg,
ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt)
und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld
(Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das
Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei
Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende
Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur
Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der
zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine
wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im
Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen
verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in
M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende
Universität begründet. Durch die Reformation wurde das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher verlorene Güter an der
Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J.,
Regesta archiepiscoporum Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck
1966; Hegel, C., Verfassungsgeschichte von Mainz
im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg. v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca
rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im
Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale
Entwicklung von Kurmainz, 1913; Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.; Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen
und den Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462),
1915; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v.
Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f. 1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des
Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400, Teil 1ff.
1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde
1459-1463 im Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der
Stadt Mainz, hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd.
1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit im Spannungsfeld
von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11.
bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985);
Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17.
und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen
Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f.,
Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck,
L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992,
131; Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz,
hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg. v.
Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv
für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die
Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C.,
Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;,
1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G.,
Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der
Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer
Erzbischofsburgen, 2005.
Mainz (freie
Stadt des Reiches). Von 1244/1331 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch
weitgehend Unabhängigkeit vom Erzbischof als Stadtherrn. S. Mainz (Erzstift).
L.: Wolff 79; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a.,
1998; Bausteine zur Mainzer Stadtgeschichte, hg.
v. Matheus, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
382; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und
Örtlichkeiten, 2008; Mainz im Mittelalter, hg.
v. Dreyer, M. u. a., 2009.
Mainz
(Republik). Am 17. 3. 1793 erklärte der aus Abgeordneten von etwa 130 Gemeinden
bestehende rheinisch-deutsche Nationalkonvent in Mainz
nach dem Einmarsch des französischen Generals Custine das Gebiet zwischen
Bingen und Landau zu einem unabhängigen Staat mit dem Volk als einzigem
rechtmäßigem Souverän. Am 21. 3. 1793 beantragte er die Vereinigung mit
Frankreich. Am 23. 7. 1793 wurde Mainz nach
viermonatiger Belagerung an Preußen übergeben, womit die Republik Mainz endete.
L.: Die Mainzer Republik. Der Rheinisch-deutsche
Nationalkonvent, hg. v. Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, 1993; Herrgen, J., Die
Sprache der Mainzer Republik, 2000; Dumont, F.,
Die Mainzer Republik 1792/1793, 2013.
Martinstein (Ganerbschaft). In M. an der Nahe
errichtete das Erzstift Mainz 1340 eine Burg,
die mehrfach an Ritter verpfändet und verliehen wurde. 1716 kauften die
Markgrafen von Baden die zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
zählende Herrschaft. 1815 kam M. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Lunkenheimer-Salden, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Memleben (Reichskloster). M. wird 780 in einem
Verzeichnis der Güter des von Erzbischof Lullus von Mainz
erbauten Klosters Hersfeld erstmals erwähnt (Mimelebo). König Heinrich I. (†
936) ließ den dortigen Königshof zur Pfalz ausbauen. 975 stiftete Otto II. ein
Benediktinerkloster in M., das bald reiche Güter erhielt. Otto III. verlieh 994
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht. Heinrich II. unterstellte das Kloster 1015
Hersfeld. 1548 wurde das Kloster in Folge der Reformation aufgehoben.
L.: Memleben. Königspfalz – Reichskloster – Propstei, hg. v. Wittmann, H, 2001.
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens,
Residenz), Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene
und vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird
1058 erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die
Grafen von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen
Orden. Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des Deutschmeisters,
der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen zur Reformation
auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm. Das Meistertum
umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen Hilsbach, Heuchlingen
(Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und Weingarten, die Ämter
Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die Kommentureien Horneck am
Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in
Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg. v.
Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des
Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K., Mergentheim, Stadt in der
Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim, LexMA 6 1992, 537; Klebes,
B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
376.
Mespelbrunn (Burg, Herrschaft). 1412 übertrug das
Erzstift Mainz der den Schenken von Erbach und
dem Erzstift zu Diensten verbundenen Familie Echter die Wüstung Espelborn in
einem Seitental der Elsava im Spessart. 1665 erlosch die Familie, die seit 1430
M. zu ihrem Stammsitz ausgebaut hatte, und wurde von den Ingelheim beerbt. S.
Echter von M., Bayern.
L.: Kittel, A., Beiträge zur Geschichte der Freiherren Echter von Mespelbrunn,
1882.
Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit
war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen
Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz
das Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder
4.) Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf
sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert mit mehr als
130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es gegen alle
Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die protestantischen
deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser
Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zugesprochen
hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt. 1648 wurde sie
endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks Lothringen des
Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich
und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Moguntiacensis pagus (Mainzgau)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 12, zum Ortsnamen Mainz.
Mommenheim (Ganerbschaft). In M. südlich von Mainz bestand eine Ganerbschaft. Später kam M. an
Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160 erbaute
der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165
bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der sich die Familie danach
benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156 bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam
nach 1170 ein Teil der Grafschaft Nürings. Nach dem Aussterben der Herren von
M. gelangte die später zum oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim,
Königstein, Dreieichenhain, Babenhausen und rund hundert weitere Orte
umfassende Herrschaft 1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von
Falkenstein, die weitere Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und Pappenheim
(1286) erwarben, im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von
Falkenstein fiel 1418 an die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und
Eppstein. Für die Grafen von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das
Erzstift Mainz (10/48) ein. Die mainzischen
Güter kamen 1684 an die Grafen von Hanau und damit 1736 an Hessen-Kassel, die
Solmser Güter im frühen 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt. Der Anteil
Hessen-Kassels fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a.
Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G., Burg Münzenberg, 2.
A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg - Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz,
H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 284.
Murbach (reichsunmittelbares Kloster,
Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und Gebweiler/Neuenburg]).
Vermutlich (um) 727 gründete der irische Wanderbischof Pirmin auf Eigengut des
Herzogs Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen nordwestlich von Gebweiler im
Elsass die Benediktinerabtei M., in der wenig später die althochdeutschen
Murbacher Hymnen entstanden. Sie erhielt früh bedeutende königliche Privilegien
(727 Immunität) und gewann reiche Güter vom Breisgau bis zur Schweiz. Nach der
Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie 959 erneuert. 1228 ist der
reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen Klosters erstmals bezeugt. Er
blieb trotz der zeitweilig von Habsburg beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214
gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner
Güter, 1456 das Kloster Luzern und dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch
wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders) gewonnen. 1536 musste sich M. dem
Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die Reichsstandschaft verlor. Obwohl
1648 die Reichszugehörigkeit bekräftigt wurde, ging M. an Frankreich über, das
es 1759/1764 in ein weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789
aufhob. Die Abtei bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt Gebweiler
und 5 Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler [Watweiler]
und dem Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt Sankt Amarin
und 14 Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer. Geschichte 27
(1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960;
Bischoff, G., Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach
(1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
Nahegau (Gau zwischen Nahe und Rhein, Nahgovue,
Nahgouue, Nahgeuue, Nahcgouue, Nahkeuue, Nachgouue, Nachgouve, Nahgouue,
Nahgowe, Nahgouui, Nachgowe, Nichgouue, Nahgowie,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 14 (Saulheim,
Groß-Winternheim bzw. Großwinternheim, Albig bzw. Albich, Wöllstein, Traisen,
Hüffelsheim bzw. Huffelsheim, Nieder-Olm bzw. Niederolen, Ober-Olm bzw.
Oberolen, Kefersheim, Wieselbach, Hennweiler bzw. Hannweiler, Nierstein,
Denzen, Flonheim, Ingelheim, Bornheim, Kirn, Mainz,
Jugenheim, Bergen, Böschweiler, Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw.
Hosenbach, Wendelsheim, Gaualgesheim, Spiesheim); Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 727; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
16, 19, 24, 26, 27, Nahgouwe, pagus Nauuinsis, ‚Nahegau‘; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 190; Puhl, R., Die Gaue und
Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 224 (754 pago
Nafinsi), benannt nach der Nahe, an der Nahe (u. a. Argenthal, Bergen, Biebern,
Bosenbach, Denzen, Hausen, Hennweiler?, Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw.
Hosenbach, Kaiserslautern, Kappel, Kirchberg,Kirn, Kübelberg, Merxheim,
Monzingen, Niederkirchen, Osterbrücken, Reichenbach?, Seesbach bzw. Sessbach,
Simmertal); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gondershausen, Kappel,
Sohren, Krummenau, Michelbach, Biebern, Simmern, Argenthal, Denzen, Ravengiersburg,
Lindenschied, Bingen, Kempten, Ingelheim, Weiler bei Bingen, Waldalgesheim,
Waldlaubersheim, Großwinternheim, Grolsheim, Hergenfeld, Aspisheim, Jugenheim
in Rheinhessen, Gensingen, Langenlonsheim, Finthen, Hausen, Rhaunen, Seesbach,
Hennweiler?, Hahnenbach, Monzingen, Merxheim, Hühnerhof, Roxheim, Planig,
Mandel, Weinsheim, Bad Kreuznach, Badenheim, Pleitersheim, Traisen, Wöllstein,
Gumbsheim, Hüffelsheim, Norheim, Flonheim, Bornheim, Wendelsheim, Alsenz,
Saulheim, Spiesheim, Albig, Weinheim, Wahlheim, Heimbach, Reichweiler,
Niederkirchen im Ostertal, Saal, Brücken [Pfalz?], Bosenbach, Neunkirchen am
Potzberg, Reichenbach).
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert
(1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals
sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und
nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte
Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein
schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen
von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende
Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald,
Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200)
mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den
Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N.
die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen
(Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561
beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in
die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen
(1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit
Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich
seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand
erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel
Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg.
1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt
hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff
der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz.
Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez
und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress
zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil
der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau
(1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den Niederlanden
die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der
König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft)
Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise
Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen
[Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien Nassau-Idstein (mit
Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit
Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge
Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf,
1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von
Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442
teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz
im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg),
aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil
an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel)
und Kostheim an Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000
Einwohnern). 1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9.
1814 erhielt das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter
Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von
der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen
deutschen Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum
N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W.,
Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in)
Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik,
Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt
Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen
Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach
(1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische
Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der
Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau
um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk,
G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit
Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus
wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die
Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen
von Nassau zu Lehen gaben. 1355 wurde Idstein Sitz der Linie N. der walramischen
Linie der Grafen von Nassau. Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre Güter an
Nassau-Weilburg. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut N. (mit Idstein,
Wiesbaden und Lahr). Diese Linie vererbte 1721 ihre Güter an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum). Usingen im
Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von
Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie
Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die
1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die
Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und
Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis zählende
N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor es seine
linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel
der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler und die Herrschaft Lahr in
der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein,
Höchst, Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim
(Haarheim), Kastel, vom Mainzer Domkapitel die
Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den
Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz, Königswinter, aber mit
Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied] und Neuerburg [Nürburg]), von
Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg
(Kleeberg) (frei von solmsischen Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und
Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden, Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und
Abteien Limburg, Rommersdorf (Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel,
Abteien und Klöster in den zugefallenen Landen, die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806
schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit Nassau-Weilburg zum Herzogtum
Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert wurde. Die Linie N. starb 1816
aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Naumburg (Grafen). 1182 wird die Burg N. im
Habichtswald erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich 1170 erstmals bezeugte
Grafen, die zuvor auf der Weidelsburg saßen. 1265 verkaufte der letzte Graf
seine Güter an Hessen, 1266 an das Erzstift Mainz.
1345 verpfändete Mainz einen Teil an die Grafen
von Waldeck, den anderen an Thilo von Elben, von dem er 1384 an die
Hertinghausen (Hertingshausen) überging. Waldeck verpfändete seinen Teil an die
Hertinghausen, löste 1544 die Pfandschaft aus, musste sie aber 1588 an Mainz zurückgeben. 1802/1803 kam N. an Hessen-Kassel
(Fürstentum Fritzlar) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80.
Neckarsteinach (Reichsritter, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Kurz nach 1100 wurde in N. am Neckar östlich von Heidelberg die
Hinterburg erbaut. Von ihr aus brachte das fränkische Rittergeschlecht der
Landschad (Landschwalbe) von Steinach die 1142 erstmals bezeugte Vorderburg,
die nach 1165 errichtete Mittelburg und die vielleicht im zweiten Viertel des
13. Jahrhunderts geschaffene Burg Schadeck (Schwalbennest) 1428 von
unterschiedlichen Berechtigten (Helmstadt, Worms, Erbach, Mainz, Speyer, Handschuhsheim) an sich. 1653 starb das
damit N. beherrschende Geschlecht aus. Es folgten die Metternich zu Burscheid
und Müllenark und die Freiherren von Dorth. N. zählte zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1806 kam N. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 512; Möller, W./Kraus, K., Neckarsteinach, seine Herren, die Stadt
und die Burgen, 1928.
Neckarsulm (Reichslehen). 771 wird erstmals die
villa Sulmana in der Überlieferung Lorschs genannt. Sie ist später Reichslehen
der Herren von Weinsberg. Um 1310 erhielt sie von diesen Stadtrecht. 1375 fiel
sie durch Verkauf mit der Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz, 1484 durch Tausch an den Deutschen Orden, 1805
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Maucher, K., Neckarsulmer Chronik, 1901; Krapf, F., Neckarsulmer
Heimatbuch, 1926; Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt, hg. v. d. Stadt
Neckarsulm, 1992.
Neu-Bamberg, Neubamberg (Herrschaft). Nordwestlich
von Alzey gründeten die Raugrafen um 1250 bei Sarlesheim die Burg N. (neue
Boinburg). In der zugehörigen Herrschaft bestand ein Kondominat des Erzstifts Mainz und der Pfalz. 1663 hatte das Erzstift Mainz drei Viertel zu Pfand, 1717 erlangte es den Rest
sowie die Orte Volxheim und Siefersheim und drei Viertel der Herrschaft
Wöllstein mit Gumbsheim, Pleitersheim und Desenheim (ein Viertel bei
Nassau-Weilburg [Nassau]). 1803 kam N. an Hessen-Darmstadt, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 80; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Neuengleichen (Herrschaft). Die beiden Burgen Gleichen
südlich von Göttingen wurden um 1100 von den Grafen von Reinhausen erbaut. Über
das Kloster Reinhausen kamen sie an das Erzstift Mainz,
wurden 1152 aber von Herzog Heinrich dem Löwen eingezogen. 1270 gaben sie die
Welfen gegen Güter im Solling an die Herren von Uslar. Diese teilten sich zu
Anfang des 14. Jahrhunderts in die Linie Altengleichen und N. Die Linie N.
verkaufte 1451 ihre Güter an die Landgrafen von Hessen, die sie von 1455 bis
1578 an die Herren von Bodenhausen verpfändeten. 1816 gab Hessen das Amt N.
tauschweise an Hannover ab. Damit kam N. 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18; Lücke, H., Burgen,
Amtssitze und Gutshöfe um Göttingen, 1952.
Nierstein (Reichsdorf). N. am Rhein bei Oppenheim
war vorgeschichtlich und römisch besiedelt und erscheint bereits in einer Gabe
Karlmanns an Würzburg zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Am 16. 1. 1315 verpfändete
König Ludwig der Bayer unter anderem N. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. den
Ort an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375
verpfändete er ihn Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7.
7. 1376. Am 23. 8. 1402 verpfändete König Ruprecht den Ort seinem Sohn Ludwig
von der Pfalz. 1752 gehörten die Güter neunzehn adligen Familien und mehreren
Kirchen. Danach kam er an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 467, 466; Wolff 91.
Nostitz (Grafen). Das wettinische, aus der
Oberlausitz stammende Adelsgeschlecht wird 1280 erstmals erwähnt. Im 15.
Jahrhundert verzweigte es sich nach Schlesien, Böhmen und Polen. Eine Linie
wurde 1708 in den Reichsfreiherrenstand, drei Linien von 1641 bis 1708 in den
Reichsgrafenstand erhoben. Die böhmischen Grafen von N. zu Falkenau gehörten
1792 wegen des 1673 vom Erzstift Mainz käuflich
erworbenen Teils der Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen des
Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1803 ging die reichsständische Grafschaft
Rieneck käuflich an die Grafen Colloredo-Mansfeld über und wurde 1806 durch die
Rheinbundakte unter Karl Theodor von Dalberg mediatisiert. (1814/1815 kam
Rieneck an Bayern.)
L.: Zeumer 552ff. II b 62, 6; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963.
Nostitz-Rieneck (Grafen). Die Grafen von N. gehörten am Ende des 18. Jahrhunderts wegen der 1673 vom Erzstift Mainz erworbenen Grafschaft Rieneck den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. 1814/1815 kam Rieneck an Bayern.
Obergriesheim (Reichsdorf). O. bei Wimpfen wurde vom
Reich dem Burkhard Sturmfeder verpfändet. Am 4. 7. 1360 überließ Kaiser Karl
IV. der Elisabeth, Schwiegertochter des Burkhard Sturmfeder, diese
Reichspfandschaft. 1362 gelangte O. an das Erzstift Mainz,
1484 an den Deutschen Orden, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hugo 459.
Oberrheinstrom (Kanton, Ritterkanton). Der auch Gau
oder Wasgau genannte Kanton O. war eine Untergliederung des Ritterkreises Rhein
(am Rheinstrom) der Reichsritterschaft. Seine Kanzlei hatte ihren Sitz in Mainz.
L.: Wolff 515.
Oberschefflenz (Reichsdorf). Am 18. 1. 1367 erlaubte
Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Mainz, das
von den Herren von Weinsberg eingelöste Reichsdorf (Richs dorff) O. bei Mosbach
mit Mauern und Gräben zu umgeben und zur Stadt nach dem Recht Heilbronns und
Wimpfens zu machen. Dies wurde aber nicht verwirklicht. Am 18. 3. 1378 erlaubte
Karl IV. dem Pfalzgrafen Ruprecht, Schefflenz einzulösen. Später kam es an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 468; Roedder, E., Das südwestdeutsche Reichsdorf dargestellt auf Grund
der Geschichte von Oberschefflenz, 1928.
Odernheim (Reichsstadt). O. (bzw. seit 1896
Gau-Odernheim [Gauodernheim]) bei Alzey kam im 9. Jahrhundert wohl vom
fränkischen König an das Hochstift Metz und 1282 durch Kauf vom Hochstift Metz
an das Reich. 1286 erhielt es Stadtrecht. 1315 wurde es an das Erzstift Mainz, 1407 an die Pfalz verpfändet und nicht wieder
eingelöst, vielmehr 1579 nach Unruhen ganz der Pfalz eingegliedert. 1816 fiel
es an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Gredy, H., Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt
Odernheim, 2. A. 1954; Geschichte von Gauodernheim, zusammengest. v. Einsfeld,
C. u. a., 1957; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim,
Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 477.
Olmütz (Bistum, Erzbistum, bischöfliche
Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren slawischen
Siedlungsspuren des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in Mittelmähren)
in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der Přemysliden
(Przemysliden) errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig gefördert wurde.
Vermutlich im Jahre 1063 wurde das seit 976 bezeugte Landesbistum Mähren nach
O. verlegt. Das Bistum unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und von 1344 bis 1421 dem Erzbischof von Prag.
Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof Fürstenrang. 1777 wurde O. zum Erzbistum
erhoben, zu dem als Bistum Brünn gehörte. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580,
1, 2, 430, 432.
Oppenheim (Reichsstadt). O. am Mittelrhein bei Mainz wird 765 erstmals erwähnt. 774 gab König Karl
der Große den Königshof an die Abtei Lorsch. 1147 fiel der Ort von Lorsch an
das Reich zurück. 1225/1226 erhielt er Stadtrecht (Reichsstadt). 1254 war O.
Mitglied des rheinischen Städtebundes. Von 1315 bis 1353 wurde O. an das
Erzstift Mainz, 1375 an die Pfalz verpfändet und
gehörte seit 1398 tatsächlich, seit 1648 endgültig zur Pfalz. Später fiel O. an
Hessen-Darmstadt. 1946 kam es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Franck, W., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim am
Rhein, 1859; Wernher, C., Oppenheim, 1925; Krause, P., Oppenheim unter der
Verwaltung des Reichs, 1927; Neue Forschungen zur Geschichte Oppenheims und
seiner Kirche, hg. v. Jungkenn, E., 1938; Leiwig, H., (in) Berichte zur
deutschen Landeskunde 33, 1 1964; 1200 Jahre Oppenheim am Rhein, Festschrift,
hg. v. Albrecht, J./Licht, H., 1965; Reifenberg, W., Die kurpfälzische
Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968;
Oppenheim. Geschichte einer alten Reichsstadt, hg. v. Licht, A., 1975; Rödel,
V., Oppenheim als Burg und Stadt des Reiches, Beitr. z. mittelrhein. Gesch. 21
(1980), 60ff.; Kraft, R., Das Reichsgut von Oppenheim, HJL 11 (1981), 20ff.;
Festschrift St. Katharinen zu Oppenheim, hg. v. Servatius, C./Steitz, H./Weber,
F., 1989; Seibert, H., Oppenheim, LexMA 6 1993, 1417; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 481.
Ostheim (Ganerbschaft). In O. vor der Rhön
nordwestlich Mellrichstadts bestand eine Ganerbschaft (u. a. Stein zum
Altenstein [bis 1765], von der Tann [bis 1782], Stein zu Nordheim und Ostheim).
Sie zählte zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1797 war Dietrich
Philipp August Freiherr von Stein zum Altenstein einziger Ganerbe. Seine Güter
fielen 1809 an das Großherzogtum Würzburg, 1814 an Bayern. O. selbst gehörte
anfangs zur Herrschaft Lichtenberg und kam 1220 an Henneberg-Bodenlaube
(Henneberg-Botenlauben), 1230 an Fulda, 1366 an Thüringen, 1409 an Mainz, 1423 an Würzburg, 1433 an Henneberg-Römhild,
1548 an Mansfeld, 1555 an Sachsen, 1741 an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1920 an
Thüringen und 1945 an Bayern.
L.: Wolff 115; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34; Binder,
C., Das ehemalige Amt Lichtenberg vor der Rhön, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte
und Altertumskunde N.F. 8-10 (1893ff.); Ostheim vor der Rhön. Geschichte, Land
und Leute, hg. v. Körner, H./Schmidt, H., 1982.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden
Bischof Meinwerk (1009-1036) gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der
sich von der Diemel bis zur Werre längs der Weser erstreckenden Diözese
(spätere Gebiete von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig).
Danach standen die Welfen und die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im
Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften Everstein und
Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch
blieb das (um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche
Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der
Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen
(1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der
Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts
der Weser. 1614 gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die
Landesherrschaft verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844
bestehende Universität in P. 1802/1803 fiel das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im
Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von
Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das
Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613;
Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd.
1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a.,
Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als
Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Pfeddersheim (Reichsstadt). P. bei Worms wird
erstmals 754 erwähnt, doch war das Gebiet schon in römischer Zeit bewohnt. Nach
dem König hatten das Bistum Metz, die Abtei Gorze und die Herren von Bolanden
und Hohenfels Rechte an dem schon früh befestigten Dorf. Um 1304 erhob es König
Albrecht von Österreich zur Reichsstadt und stattete es mit dem Recht
Oppenheims aus. Wenig später wurde es an die Herren von Falkenstein, dann an
den Erzbischof von Mainz und seit 1465 an die
Pfalz verpfändet, an die es 1648 gänzlich fiel. Über Hessen-Darmstadt kam es
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; 1200 Jahre Pfeddersheim, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 487.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198 Lehnsleute des sie
seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ
1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum
erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als
Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste
deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten.
Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem
ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen
Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem
zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg
einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und
Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft
des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein
Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben.
Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von Brandenburg
(1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit Zustimmung des
Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte, in Königsberg
zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen
durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des Kurfürsten von
Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden sollten. Mit der
auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen Königswürde ging zugleich
der Name des Herzogtums P. auf den brandenburg-preußischen Gesamtstaat über,
von dem das Land P. nicht zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit
dem Edikt von Potsdam (1685) allmählich einströmende französische Hugenotten
brachten zahlreiche bis dahin unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das
Land. 1702 erbte Friedrich III. (I.) nach dem Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) die Grafschaft Lingen und das
Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft
Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei
über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als Amtmann Gottes
pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende des spanischen
Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums Geldern
(Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden Vorpommern
bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig
eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-,
-kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit,
Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und Pflichtentreue zu den obersten Geboten
des preußischen Beamtentums erhob. Mit der relativ größten und absolut besten
Armee Europas und in krassem Gegensatz zu seinen eigenen
politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich der Große, der
sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI. 1740 unter
Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich gehörende Schlesien
ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744/1745, 1756/1763)
größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1694 erbweise
Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der Große bei der Teilung Polens
Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des
jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland Brandenburg durch eine
Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786
195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für
diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die
schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage
aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der
Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791
erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw.
Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789
aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte
aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und
Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für
die linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar
[Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48
Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803
durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim,
Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie
von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die
Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die
Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235
Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806
gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion
Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach
dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit
Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806
endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder
sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als
die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der Kontributionen und der
Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter
Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen
durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der
Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812).
Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813)
und Waterloo (1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener
Kongress 1815 trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung
zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und
sein Gebiet sogar auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern
vergrößern konnte (Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur
Entschädigung Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen
-, Oldenburgs - erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -,
Sachsen-Coburg-Saalfelds - erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5.
1834/15. 8. 1834 -, Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung -
und Pappenheims - unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von
Bayern, dafür Ansbach und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland],
Westfalen, Sachsen [Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von
Merseburg und Naumburg bzw. Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Walternienburg, Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen
Provinzen außer Posen, Ostpreußen und Westpreußen trat P. dann dem Deutschen
Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst konservativ. Statt der vom König 1810,
1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam es 1823 nur zu der befohlenen
Errichtung von Provinzialständen und Provinziallandtagen, die vom
grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb Preußens wurden 1824
personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und Westpreußen zur Provinz P.
vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei Birkenfeld von Sachsen-Coburg
gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk
Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857 endgültig auf Neuenburg
und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren Straßenkämpfen zunächst
einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der Pressezensur, Berufung eines
liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der Gegenbewegung aber die gewählte
Nationalversammlung aufgelöst und eine Verfassung erlassen (oktroyiert), nach
welcher der fortan verfassungsmäßig beschränkte König seine exekutiven Rechte
unter Mitwirkung verantwortlicher Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt
gemeinschaftlich mit dem Landtag hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus
erblichen oder vom König ernannten Mitgliedern zusammensetzte und die
Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem Dreiklassenwahlrecht, das die
vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte, gewählt wurden. 1862 wurde Fürst
Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen. Im Verfassungskonflikt über
die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und ohne das Parlament. 1866 kam
es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark gewonnenen Landes
Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur Exekution des
Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des Deutschen
Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover,
Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit
erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614
im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern
bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im
deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles
zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen
Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei
Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien,
Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und
damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner
Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf
zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11.
1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste
aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am
30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
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Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
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Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871
und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen
Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen
Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992;
Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und
Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers
Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995;
Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Ramholz (Herrschaft). Um 1020 gab der Abt von
Fulda das Kirchspiel R. im oberen Kinzigtal an das Kloster Schlüchtern. Im
späten 13. Jahrhundert kam es an die Hutten, die es den Grafen von Hanau zu
Lehen auftrugen. 1642 verpfändeten die Herren von Hutten das Gericht Vollmerz
bei Schlüchtern mit R., Vollmerz und Hinkelhof. 1677 kam die damit entstandene
reichsritterschaftliche Herrschaft R. über die Herren von Landas an die Grafen
von Degenfeld. 1803 fiel sie an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und
1945 an Hessen.
L.: Wittenberg, H., Die Geschichte der Herrschaft Ramholz, Diss. phil. Mainz 1959.
Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden
Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt Emmeram, Obermünster
und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum
Fürstentum R. vereinigt, wobei auch der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805 Bestätigung
seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum an Bayern und Dalberg erhielt
die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f.
bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966;
Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000
Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809
der Code Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821
in neuer Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Rhein, Rheinstrom, am Rheinstrom, rheinischer
Ritterkreis (Ritterkreis). Der Ritterkreis R. (rheinischer Ritterkreis) war wie
der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) und der Ritterkreis Franken
(fränkischer Ritterkreis) eine Untergliederung der Reichsritterschaft. Er
setzte sich aus den Kantonen Oberrheinstrom (Mainz),
Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz) zusammen. Seine
Verfassung stammte von 1652. Er umfasste etwa 360 Gebiete mit 90000 Einwohnern
und 60 Ritterfamilien. 1801 kamen die linksrheinischen Güter an Frankreich.
1805/1806 gingen die übrigen Güter in den umgebenden Ländern auf. Damit endete
der Ritterkreis.
L.: Wolff 515.
Rheinbund (Länderbund, Konföderation). Am 12. 7.
1806 schlossen sich Bayern, Württemberg, der Kurerzkanzler (aus dem früheren
Erzstift Mainz), Baden, Berg und Kleve,
Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen,
Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Arenberg,
Liechtenstein und von der Leyen unter Vergrößerung ihrer Gebiete durch
Mediatisierungen und unter Lossagung vom Reich zu einer etwa ein Drittel des
Reiches umfassenden Konföderation unter dem Protektorat Frankreichs zusammen.
Mit Ausnahme Österreichs, Preußens, Pommerns (Schweden) und Holsteins
(Dänemark) traten ihm bis 1808 alle verbliebenen deutschen Einzelstaaten bei,
nämlich am 25. 9. 1806 das Großherzogtum Würzburg, am 11. 12. 1806 das
Königreich Sachsen, am 15. 12. 1806 Sachsen-Weimar, Sachsen-Coburg,
Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, am 18. 4. 1807
Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und vier
Linien Reuß, am 15. 11./7. 12. 1807 das Königreich Westphalen, am 10. 2./22. 3.
1808 die Herzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin und am 14.
10. 1808 Oldenburg. Damit zählte der R. 39 Einzelstaaten mit 325800
Quadratkilometern und 14,61 Millionen Einwohnern. Am Ende des Jahres 1810
annektierte Frankreich Hamburg, Lübeck, Bremen, Lauenburg, Oldenburg, Arenberg,
Salm-Salm, Salm-Kyrburg und die nördlichen Teile von Westphalen und Berg. 1813
zerfiel der R.
L.: Joachim, E., Die Entwicklung des Rheinbundes, 1886; Bitterauf, T.,
Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Huber, E., Deutsche
Verfassungsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1967.
Rheingau, fränkischer (Landschaft, zwischen
Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville und Lorch rechts des Rheines). Das im
fränkischen, seit 772 belegten R. zwischen Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville
und Lorch rechts des Rheines liegende Reichsgut um Eltville, Geisenheim, Lorch
und Rüdesheim kam im 9. und 10. Jahrhundert an das Erzstift Mainz, das 1279/1281 die von ihm abhängigen
Rheingrafen (Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen) aus dem R.
verdrängte. Innerhalb des Erzstifts bildeten die Bewohner die sog. Rheingauer
Bürgerfreiheit aus, deren besondere Rechte 1527 weitgehend beseitigt wurden.
1803 kam der Rheingau an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen
(Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen. S. a. Oberrheingau.
L.: Wolff 79; (Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18
[Rinichgooue, Rinichgouue, Rinecgouue, Rinihgowi superior, Riniggowe superior,
Reinicgowe, Reninse, Gau südlich des Mains rechts des Rheins, Erfelden,
Eberstadt, Trebur, Stein, Großgerau, Lorsch, Bessungen, Bensheim,
Herleshausen]); Witte, B., Herrschaft und Land im Rheingau, 1959; (Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 24, 26, 29, Rinahgouwe, pagus
Reni, pagus Renensis, ‚Rheingau‘; Niemeyer, W., Der pagus des frühen
Mittelalters in Hessen, 1968, 105;) Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Fischbach, Lorch, Kiedrich, Oestrich, Johannisberg, Winkel, Eibingen,
Geisenheim, Rüdesheim).
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz
geraten war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten,
linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein
(Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter
im Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten
ihre Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den
Herrschaften Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen
(comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten,
an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475
erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den
Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die
Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in
mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688
(Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in
den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild-
und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete
Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim,
Dhronecken (Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein
Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen
Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die
Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und
(Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige
Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein,
Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die
Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der
Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt
Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem
Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen
(frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an
Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich
seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von
Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die Grafschaft
Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler bzw.
Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim und
Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheinischer Städtebund sind der von Mainz und Worms ausgehende, vom 13. 7. 1254 bis 1257
bestehende, 59 rheinische Städte und später auch Fürsten umfassende und der am
20. 3. 1381 gebildete, im gleichen Jahr mit dem schwäbischen Städtebund zum
süddeutschen Städtebund zusammengeschlossene, 1389 aufgelöste Bund von Städten.
L.: Schaab, K., Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, Bd. 1f.
1843ff.; Bielefeldt, E., Der rheinische Bund von 1254, 1937; Distler, E.,
Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, 2006.
Rheinland-Pfalz (Land). Durch Verordnung (Ordonnance Nr.
57) vom 30. 8. 1946 schloss die französische Militärregierung die im Juli 1945
gebildete Provinz Hessen-Pfalz und die am Anfang des Jahres 1946 entstandene
Provinz Rheinland-Hessen-Nassau zum Land R. mit Sitz der Regierung in Mainz zusammen. Dies bedeutete die Vereinigung der
linksrheinischen Pfalz Bayerns, des linksrheinischen Rheinhessen
Hessen-Darmstadts mit Teilen der Rheinprovinz Preußens und Teilen der Provinz
Hessen-Nassau Preußens zu einer 19837 Quadratkilometer und (1960) 3,645
Millionen Einwohnern (1976 19839 Quadratkilometer, 3,677 Millionen Einwohner)
umfassenden Einheit. Diese erhielt am 18. 5. 1947 eine Verfassung.
L.: Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Bd. 4, Teilband 3
1939ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 5 Rheinland-Pfalz und Saarland,
hg. v. Petry, L., 2. A. 1965; Rheinland-Pfalz. Ursprung, Gestalt und Werden
eines Landes, hg. v. Götz, W., 1967; Springorum, U., Entstehung und Aufbau der
Verwaltung in Rheinland-Pfalz nach dem zweiten Weltkrieg, 1982; Heyen, F.,
Rheinland-Pfalz entsteht, 1984; Mohr, A., Die Entstehung der Verfassung für
Rheinland-Pfalz, 1987; Reinirkens, L., Geschichtspunkte, Geschichte vor Ort.
Rheinland-Pfalz, Bd. 1f., 1988f.; Dotzauer, W., Der historische Raum des
Bundeslandes Rheinland-Pfalz von 1500-1815, 1993; Kißener, M., Kleine
Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 2006, 271ff.; .Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 271ff.; Kreuz - Rad - Löwe. Rheinland-Pfalz, Bd. 1 hg. v.
Clemens, L. u. a., 2012
Rheinprovinz (Provinz). 1815 wurde nach dem Übergang
des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile von
Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid, Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und Mainzs zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an
Preußen dieses in die Provinzen Jülich-Kleve-Berg (Köln) und Großherzogtum
Niederrhein (Koblenz) geteilt. 1822 wurden von den sechs Regierungsbezirken
Kleve, Düsseldorf, Aachen, Köln, Koblenz und Trier der Regierungsbezirk Kleve
mit Düsseldorf vereinigt und dann beide Provinzen zur R. mit Sitz des
Oberpräsidenten in Koblenz zusammengeschlossen. Ausgeklammert waren Birkenfeld
(bis 1937) und die Gebiete des 1819 geschaffenen Fürstentums Lichtenberg (bis
zum Verkauf an Preußen am 31. 5. 1834). 1866 kam das Oberamt Meisenheim von
Hessen hinzu. 1945 fielen die Regierungsbezirke Koblenz und Trier unter die
Besatzungshoheit Frankreichs und gingen 1946 im Land Rheinland-Pfalz auf. Im
Übrigen kam die Rheinprovinz an Nordrhein-Westfalen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 48 (1815-66) D3; Bär, M., Die
Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Die leitenden
staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten, 1994; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff.
Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete
Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint erstmals 1179
(Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie der Burggrafen von Mainz einheiratenden Grafen von (Loon oder) Looz aus
Brabant bzw. Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des 12.
Jahrhunderts) und Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern
zusammengesetzten Grafschaft R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach
Lohr verlegt wurde. 1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´.
Nach dem Aussterben der zum Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft
zählenden Grafen 1559 fielen die Lehen an das Hochstift Würzburg (die Ämter
Rothenfels, Schönrain, Aura im Sinngrunde), die Pfalz (das Amt Wildenstein) und
zum größten Teil an das Erzstift Mainz heim. Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg und Stadt R. an die
böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau (Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806
Sitz und Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im
fränkischen Reichskreis hatten. Nach der Mediatisierung (1806) fiel das 12
Quadratmeilen große R. zunächst an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und
1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197;
Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3,1 3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und
Territorienbildung, 1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000.
Ruchesloh (Grafschaft). Die Grafschaft R. an der mittleren Lahn wurde mit Ausnahme von 6 Gerichten 1237 von den Herren von Merenberg an das Erzstift Mainz verkauft. Ihre Malstätte (Gerichtsplatz) lag bei Oberweimar südlich Marburgs an der Lahn. Ihr Umfang ist nicht sicher zu bestimmen. Später kam das Gebiet zu Hessen.
Rüdesheim (Burg, Herrschaft). R. am Rhein
erscheint 1090 erstmals. Vermutlich gehörte es seit karolingischer Zeit zum
Erzstift Mainz. Mainzer
Ministeriale errichteten in R. verschiedene Adelsburgen. 1803 kam es an
(Nassau-Usingen) Nassau, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Brömser von R.
L.: Schmelzeis, J., Rüdesheim im Rheingau von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1881.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als
freies Allod erwarben sie durch Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635
starben die R., die zum Kanton Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift
die Burg einzog. Die Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam
an die Grafen Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen,
ein Viertel Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein
Viertel Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die übrigen Güter
fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand
aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen zu S. wegen der Herrschaft Dyck
Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenratss
des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von S. für die verlorene Grafschaft Niedersalm eine immerwährende
Rente von 12000 Gulden auf die Abtei Schöntal, der Graf von
Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte seiner Grafschaft eine
immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen der Frankfurter
Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz
das Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat
Gerlachsheim als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf Amorbach
ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Krautheim
(Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum). 1803 wurde für die Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von Salm-Reiferscheid. zur
Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich (neben einer Geldrente
aus Amorbach) aus Gütern des Erzstifts Mainz und
des Hochstifts Würzburg (Krautheim, Grünsfeld, Gerlachsheim) das Fürstentum S.
mit Sitz in Krautheim an der Jagst gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schandal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Sankt Jakobsberg (Abtei). Bis 1791 war die
Abtei S. bei Mainz wegen Planig (Planing)
Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 154.
Schönau (Kloster). 1117/1126 gründete der Graf
von Laurenburg unter Mitwirkung des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen auf
seinem Eigengut Lipporn eine Benediktinerabtei bei Strüth und übertrug 1132 das
Kloster unter dem Namen S. dem Erzstift Mainz
unter Vorbehalt der Vogtei. 1803 wurde das Kloster zugunsten von
Nassau-Weilburg (Nassau) aufgehoben. 1866 kam S. zu Preußen, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Heinemeyer, K., Schönau, LexMA 7 1995, 1530f.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz.
Als Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene
Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Wegen der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen
von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid
und damit eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der
Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald,
Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa
1790) immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie
Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid
zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und
die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm,
Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S.,
Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl,
Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen,
Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof,
Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen
und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und
Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie
mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton
Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern,
Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an
Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch
Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an
Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1153?, vor 1157) gründete der fränkische
Ritter Wolfram von Bebenburg auf seinem Gut Neusaß an der Jagst das
Zisterzienserkloster Neusaß, das vor 1163 nach S. (Hoefelden) verlegt und
dementsprechend umbenannt wurde. 1157 erhielt es die Bestätigung des Kaisers
und 1176/1177 die des Papstes. 1418 erlangte es die Reichsunmittelbarkeit,
wurde aber 1495 durch Übertragung der Vogtei seitens Königs Maximilian dem
Erzstift Mainz unterstellt. 1671 erwarb S. die
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikulierte
reichsritterschaftliche Herrschaft Aschhausen mit Teilen von Bieringen und
Teilen von Sershof, gewann jedoch weder Reichsstandschaft noch
Kreisstandschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das unmittelbare Gebiet
der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit 300 Einwohnern. Sie hatte insgesamt noch
folgende Güter: S., Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg, Diebach, Oberkessach
mit Hopfengarten und Weigental (Weigenthal), Westernhausen, halb Berlichingen,
die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg, Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß,
Sershof, Schleierhof, Spitzenhof, den Propsteihof zu Mergentheim, den
Schöntaler Hof in Heilbronn und über 4500 Morgen Land. Um 1800 zählte S. zum
Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es mit sieben Dörfern und etwa 3100 Einwohnern
an Württemberg und wurde aufgehoben. 1951/1952 fiel S. über Württemberg an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Die Kunstdenkmäler in
Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau, bearb. v. Himmelheber, G., 1962;
Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825 Jahre Kloster Schöntal, 1982; Eberl,
I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f.
Schornsheim (Ganerbschaft). In S. westlich von
Nierstein und südwestlich von Mainz bestand eine
Ganerbschaft. Später kam S. an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Flach von Schwarzenberg, Udenheim, Wallbrunn zu Partenheim, Wilch von Alzey,
Winnenberg, Wolfskehl.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Schwabsburg (Burg, Reichsdorf [Reichsgut]). S. bei
Nierstein südwestlich von Mainz erscheint als
Burg erstmals 1257. Am 16. 1. 1315 verpfändete König Ludwig der Bayer dem
Erzbischof von Mainz unter anderem S. Am 25. 12.
1356 verpfändete Kaiser Karl IV. S. an die Stadt Mainz,
am 12. 2. 1375 an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz. Über die Pfalz und
Hessen-Darmstadt kam es wie Oppenheim 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 466; Zimmermann, W., Zur Geschichte Schwabsburgs (ungedruckt).
Seligenstadt (Reichsstadt). Im Bereich des heutigen
S. am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen Siedlungen ein römisches
Kastell der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. 815 erhielt Einhard, der
Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem Frommen das Königsgut
Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die Benediktinerabtei S. (842/847
Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das Reich, 1002 an den Bischof von
Würzburg und 1063 an das Erzstift Mainz. In der
Stauferzeit wurde die daneben entstandene Siedlung Reichsstadt. 1309 gelangte
sie an das Erzstift Mainz. 1803 fiel sie bei der
Säkularisation an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der Stadt Seligenstadt im
Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die Wirtschafts- und
Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter, 1940; Schopp, M., Die
weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 bis 1803, 1966; Müller, O.,
Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973; Schopp, J., Seligenstadt, 1982;
Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7 1995, 1732ff.
Simmern (Burg, Herrschaft). S. an der Straße von
Trier nach Mainz wird 840 (Simera) erstmals
erwähnt. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts war es in den Händen der 1330 von
Kaiser Ludwig dem Bayern ein Stadtrecht erwirkenden Raugrafen, kam aber schon
1359 an die Pfalz. Dort war es von 1410 bis 1598 und von 1610 bis 1673 Sitz der
Linie Pfalz-Simmern. Über die Pfalz und Preußen (1815) gelangte es 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Simmern.
L.: Wolff 243; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; 650 Jahre Stadt
Simmern im Hunsrück, hg. v. d. Stadt Simmern, 1980; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 562.
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad Soden am
Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt)
den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei
Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain)
und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus
erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach
unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain)
gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte des Klosters Limburg für die
Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von Eppstein, später der Grafen
von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und Sulzbach auf Grund eines
Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das
zeitweilig auch den Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an
die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz
herausgeben und in eine Teilung der hohen Obrigkeit in den Dörfern einwilligen.
1613 gelang es S. und Sulzbach, sich durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich
von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei
Sulzbach an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten
sich Frankfurt und das Erzstift Mainz über die
Rechte der gemeinsamen Herrschaft in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und
S. an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und
Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und
rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren
Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E.,
Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Sooneck (Ganerbschaft). Die Burg S. am Soonwald
wurde wahrscheinlich im 11. Jahrhundert von den Vögten der Abtei Kornelimünster
erbaut. 1270 erwarb das Erzstift Mainz das
Gebiet von Kornelimünster und belehnte 1346 den Marschall zu Waldeck. 1444
nahmen die Waldeck die mit ihnen durch Heirat verbundenen Breidbach auf. Am
Anfang des 17. Jahrhunderts erlangten die Breidbach-Bürresheim die Güter.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein
ursprünglich zum alemannischen, dann zum fränkischen Stammesgebiet gezählter
Sprengel reichte von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal
und Murrtal und von Selz und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach.
Wichtigstes Kloster war Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im
7. Jahrhundert erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald
an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des
Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der
Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das
ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die
Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich
allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in
das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der
Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des
späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um
Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723
war Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig
Residenz des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen
Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental)
war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(,
wegen Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben). Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit
55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen
Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg,
die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein
neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des
Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer,
1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im rechtsrheinischen Teil
des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert, ZGO N.F. 38 (1925);
Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer 1743-70,
Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff.
1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer, 1961;
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Drollinger, K.,
Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale
Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H.
(1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of
Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das
Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G.,
Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann,
A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und
salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der
Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11.
Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 492, 2, 572.
Speyer (Reichsstadt, freie Reichsstadt). Um 150
n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den
Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter
(civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6.
Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und
Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch
ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich
anfänglich königliche Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz
geflohene Juden angesiedelt. Weitere Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294
zur Befreiung der von Saliern und Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von
der bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den
spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg.
Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort
und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540
führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen
Reichskreis zählte, von Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur
Wiederbesiedelung freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es
Sitz eines französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre
(Donnersberg). 1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern
an Bayern und wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung
Bayerns. 1946 kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte Speyer,
1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;) Bohlender,
R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F., Speyer. Kleine
Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der Vergangenheit, 2. A.
1976; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer
im hohen und späten Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d.
Stadt Speyer, 2. A. 1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.;
Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und
vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren.
Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs. Kreuznach). Graf
Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild von Mörsberg die
halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der Grafen von Bar
und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237) wurde (bis auf
die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des mit der
Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen Gottfried III.
(1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere Grafschaft S.
(Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in Starkenburg
an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn Heinrich, der
über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft Heinsberg erhielt,
begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen von Looz bzw. Loon
und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im Siebengebirge (bis
zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon erhielt die Vordere
Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb durch Heirat die Güter
der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am Donnersberg
(Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte Böckelheim
(Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz.
Außerdem erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die
Herrschaft Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere
Grafschaft S. gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem
Fünftel an die Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten
sich nach einem Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von
Baden in die Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von
Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen
Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S.
zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum
oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die
Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal)
und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten
wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser
(Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von
Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229,
die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E.,
Geschichte Österreichs, 8. A. 1990, 81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der
Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1 1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von
Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG. 13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7
1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 482.
Starkenburg (Fürstentum, Provinz). 1065 erbaute die
Abtei Lorsch auf einem Bergvorsprung über Heppenheim die Burg S. Im 13. Jahrhundert
kam sie an das Erzstift Mainz, 1803 als Ruine an
Hessen-Darmstadt. Dieses benannte sein Gebiet zwischen Rhein und Main als
Fürstentum bzw. Provinz S. Über Hessen-Darmstadt gelangte S. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; 900 Jahre Starkenburg, hg. v. Koob, F., 1965.
Steinheim (am Untermain bei Hanau) (Residenz des
Erzbischofs von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 550.
Stiffe (Grafschaft). 1234/1238 überließen die Grafen von Wittgenstein dem Erzstift Mainz die Grafschaft S. an der oberen Eder.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon,
1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines
weltlichen, freilich sehr zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in
der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt,
bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins],
Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400
Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene
Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen
die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert.
Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit
6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser Konrad II.
dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad Dürkheim) an der
Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets der später zur
Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain und Soden im
Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282 stellten sich
die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main
und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten Soden und S. auf
Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft
Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste
Frankfurt in eine Teilung der hohen Obrigkeit einwilligen. 1613 gelang es Soden
und S., sich durch Rückzahlung rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu
befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei S. an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das
Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen
Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen S. und Soden an Nassau-Usingen (Nassau)
und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und Elbe
wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine Angehörigen
unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem
Übergang des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der
Bildung weiter östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem
Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf,
Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg
(bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen
Geschlechtern gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in
Mainfranken stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda
ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen
begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden
von König Lothar III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet.
1122/1137 erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen
(Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und Gudensberg südwestlich
von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des Löwen zu ihren
thüringischen und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw.
Hassegau) als Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und Leine (bis
1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die
Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg
(Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung
ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T.
fiel (endgültig 1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer
Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern
verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter
(Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits
die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der
selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich
der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte
Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch
konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark
Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu
Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und
Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf
hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete von Schwarzburg,
Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und Plauen), Erfurt,
Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens bestehen.
Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis 1440 einen
eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen langen
Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza, weiter
ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und schließlich fast
den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie der Wettiner das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurfürstenwürde. Seitdem
nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie dies auch Herzog Wilhelm
tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig wurde. 1485 teilte
das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet
zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt
erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche Gebiet von
Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen, Langensalza,
Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie
die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das inzwischen zur
Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie 1548 die
Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer weiter
aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben der
verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil
von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des
obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und
drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz
die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen,
Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem
Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und
gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der
Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der
Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels, Freyburg,
Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie
Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918
entstanden acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei
der Reuß). Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30.
4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt
Weimar zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T.
begann nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und
Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer
Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde
die Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde
der bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in
den Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen
mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze,
H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Treffurt (Herrschaft, Ganerbschaft). T. (drei
Furten) an der Werra ist vermutlich spätestens im 11. Jahrhundert entstanden.
Wenig später errichteten die seit 1104 nachweisbaren Herren von T. eine Burg.
Später wurde T. von Sachsen, Mainz und Hessen
erobert und war danach eine Ganerbschaft, wobei jeder der drei Ganerben nach
der Eroberung der Burg einen Turm besaß und später je einen Bürgermeister und
Kämmerer bestellte. Die Landeshoheitsrechte Sachsens und Hessens gingen im 18.
Jahrhundert an Mainz über und kamen mit diesem
1802 an Preußen. 1815 fiel die gesamte Ganerbschaft an Preußen. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam T. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 80, 254, 377; Höppner, A., Chronik der Stadt Treffurt (Werra), 1927;
Jendorff, A., Condominium, 2010.
Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei
Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115 (1134?)
ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw. Wildgrafen,
Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters Tholey und als
Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des Klosters Saint
Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie Lehen
des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu.
Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am
Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die
sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes
1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck
(Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder
vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern
und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim
gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern
bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie
Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns
aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils
an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß.
Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt)
erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen
dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz
unterstellte und seit 849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau
und das Marktrecht und Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird.
Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die
Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet
der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war
sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung
(1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in
Neuenkirchen und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566
wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von
Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es
(mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.; Immunität
und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah, V., Die
Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Vilbel (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die V. zum Ritterkreis Rhein. Das 774 in Lorscher Quellen erwähnte V.
selbst gehörte zuerst den Herren von Münzenberg. 1255 fiel es zur Hälfte an
Falkenstein, 1419 an Eppstein, 1581 an Mainz,
1803 an Hessen-Darmstadt, zur anderen Hälfte an Hanau, Hessen-Kassel (1736),
Großherzogtum Frankfurt (1810) und Hessen-Darmstadt (1816). Über
Hessen-Darmstadt kam V. 1945 an Hessen. Die Rechte an der Burg waren nach den
Herren von Falkenstein sehr zersplittert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Wolff 270, 275; Usener, Beiträge zur
Geschichte der Ritter und Bergschlösser in der Umgegend von Frankfurt, 1952;
Giegerich, W., Bad Vilbel. Landschaft, Geschichte, Kultur, 1986.
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach der Burg
V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den Pfalzgrafen. Die
Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen. Als Afterlehen
übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche die
Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb zahlreicher Vogteien
erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach dem Aussterben der Grafen von
V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge an die Grafen von
Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz (Eltz) und die sog. große
und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das Erzstift Trier abgeben und das
restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel westlich von Mainz
als Lehen Triers nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die Grafschaft erbweise an
die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im westfälischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis vertretene Grafschaft 1,3 Quadratmeilen groß und hatte 2600
Einwohner. Mit der Besetzung durch Frankreich ging sie 1794 unter. Die 1684
zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. a.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W.,
Virneburg, LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum
wetterauischen Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg
Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von
den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar
anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich
Arolsens) und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später
Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das
seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei
Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische
Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften
Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die
Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die
Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim
Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit
1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es
zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum
Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen
Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die
Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die
jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt
zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue
Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen,
Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen,
Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die Ämter
Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919.
1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926
seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf
Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und
rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und Perseveranz
kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K., Vom
Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8 1996,
1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G., Waldeck im
Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Waldeck-Wildungen (Grafen). Die Burg Wildungen gehörte
seit etwa 1270 als Mainzer Lehen den Grafen von
Waldeck. Im 16. Jahrhundert wurde Wildungen Residenz einer Linie der Grafen.
1692 beerbte W. Waldeck-Eisenberg.
L.: Reichard, C., Geschichte von Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Walldürn, Walthurn (Stadt). 795 wird in einer
Übertragung an Lorsch das sprachlich aus dem Keltischen kommende Turniu im Wald
(Odenwald) erwähnt. Um 1170 übertrug Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Ruprecht
von Ahelfingen (Alfingen) die Schirmvogtei über das Kloster Amorbach und W.
(Dürn) als Lehen Würzburgs. 1803 kam W. von Mainz,
an das es durch Verkauf von den Herren von W. über die verschwägerten Grafen
von Wertheim gelangt war, an Leiningen, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80.
Wildungen (Burg). Am Anfang des 9. Jahrhunderts
war das Kloster Hersfeld in W. nahe der Eder begütert. Seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts erscheint die Burg W., die 1247 von den Landgrafen von Thüringen
an das Erzstift Mainz bzw. den ihm
angeschlossenen Grafen von Waldeck kam. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts
wurde sie Sitz der Linie Waldeck-Wildungen. Über Waldeck und Preußen fiel W.
1945 an Hessen. S. Waldeck-Wildungen.
L.: Wolff 268; Reichardt, C., Geschichte von Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Winternheim (Reichsdorf), Großwinternheim, Groß-Winternheim. Am 25. 12. 1356 verpfändete Kaiser Karl IV. unter anderem W. (Groß-Winternheim) bei Mainz an die Stadt Mainz. 1375 kam der Ort zusammen mit Ingelheim als Reichspfandschaft an Kurfürst Ruprecht von der Pfalz. Später fiel er an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174
erscheint die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr
nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch
Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz
die Hälfte der Güter der kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber
1461/1463 an Hessen verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit
des Erzbischofs von Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357
fiel der größte Teil der Grafschaft mit der Burg W. an die Grafen von Sponheim,
die sich Grafen von Sayn und seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.)
nannten. Sie mussten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen
auftragen und schlossen deshalb 1436 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen
von Hessen, denen sie 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. Schon früh wurde die
Reformation eingeführt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das
reformierte Bekenntnis überführt. 1603 wurde die zum oberrheinischen
Reichskreis und zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in
das nördliche Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit
Berleburg, der unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft Neumagen und der
Herrschaft Homburg) und das südliche Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei
Fünftel der Grafschaft W. mit Schloss W., Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe,
Feudingen, Arfeld und Elsoff sowie der unter Oberhoheit Triers stehenden
Herrschaft Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
1806 fielen beide Fürstentümer an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen (Provinz Westfalen) und damit ihr Gebiet 1946 überwiegend an Nordrhein-Westfalen
(Neumagen und Vallendar an Rheinland-Pfalz). S. Sayn-Wittgenstein-Berleburg,
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 466.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit
346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann
germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs,
der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz
eingegliedert war. Seine Diözese zog sich sichelförmig vom Saargebiet bzw.
Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim und dem unteren Neckar (Ladenburg,
Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den Grafen von Saarbrücken, danach bei
den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof gelang trotz erheblicher Bedeutung in
der Stauferzeit nur der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit
etwa 1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde
bald Ladenburg. In der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der
Diözese verloren. Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof
von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal
(Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801
fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000
Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen
Teile an Baden und Hessen-Darmstadt. 1805 wurde das Bistum aufgelöst und
1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer,
Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an
Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald
(bzw. südlich von Hersfeld) bis zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von
Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an Neckar und Spessart. Die Grundlage
weltlicher Herrschaft bildeten reiche Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753
Immunität). Um 800 ist W. als Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II.
erhielt W. weitere Güter. 1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg
beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani
cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich
wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die
herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen
Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains
und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im
Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a.
1297 Kissingen) erfolgte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von
Henneberg als Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche
endgültig unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum
bedeutende Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der
Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte.
1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar
als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im
späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied des Ritterkreises
Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton
Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof,
Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld,
Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra
wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn
mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen,
Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und
Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3 Millionen
Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72
Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von
Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana.
Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum
Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der
Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6.
1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem
Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg, 1932;
Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer politischen
und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen Ostens, 1937;
Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt Würzburg, 1951;
Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl, K., Würzburg als
Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger Hochstiftskarte
des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24 (1956); Scherzer,
W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der Kartographie im
Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960); Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts
Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss.
phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1969; Lindner, K.,
Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg und des Würzburger
Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt
und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v.
Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht
von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16. Jahrhundert
Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und
fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4
Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger
Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U.
u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L.,
1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst,
A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner,
U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638,
1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Quellen zur
Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H.,
2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, F. u.a., 2014.
Ziegenhain (Grafschaft). An einem Übergang über die
mittlere Schwalm zwischen Burgwald und Knüll entstand im 10. oder 11.
Jahrhundert die Burg Z. Nach ihr nannte sich seit 1144 ein seit dem 9.
Jahrhundert nachweisbares, ab 1090 sicher bezeugtes Geschlecht (Grafen von
Reichenbach und Wegebach, 1062 Gozmar, 1101 Graf Rudolf). Im 12. Jahrhundert
bauten die Grafen von Z. auf der Grundlage einer Stiftsvogtei Fuldas sowie von
Allod, Reichsgut und Mainzer, Fuldaer und
Hersfelder Lehen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und
Knüll auf, das Niederhessen (um Kassel) fast völlig von Oberhessen (um Marburg)
trennte. Um 1200 (vor 1206) erbten sie die Grafschaft Nidda in der Wetterau.
Von 1258 bis 1311 war die Grafschaft geteilt. 1279 ging die Vogtei über Fulda
an Fulda und 1294 das Amt Neustadt östlich von Marburg an das Erzstift Mainz verloren. Nach dem Sieg Hessens über Mainz 1427 musste der Graf 1437 die Grafschaft von
Hessen zu Lehen nehmen. Nach seinem erbenlosen Tod fiel die Grafschaft 1450 an
Hessen heim und verband Niederhessen mit Oberhessen. Bis 1495 war Hessen
allerdings in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hohenlohe verstrickt,
denen Kaiser Friedrich III. Z. als Reichslehen verliehen hatte. Über
Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Z. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Heußner, R., Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain, 1888; Wolff,
W., Zur Geschichte der Stadt Ziegenhain in Hessen, 1907; Brauer, F., Die
Grafschaft Ziegenhain, 1934; Heinemeyer, K., Ziegenhain, LexMA 9 (1998), 603;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 404.
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und Altenmünster
in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von
Eberstein Stauf am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen
(Linder, Mörsberg, Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die
Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken
[mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter
Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur
Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende
Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum
Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde
Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die
Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697
fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende
Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens
Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es
an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen
Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946
teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu
Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998,
717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
Algesheim (Gaualgesheim bzw. Gau-Algesheim) Mainz
Altenmünster (in Mainz) Zweibrücken
Amöneburg Fritzlar, Hessen, Hessen-Kassel, Mainz
Aschaffenburg* (Ftm, Residenz) Bayern, Dalberg, (Dalbergstaat,) Fechenbach, Frankfurt, Hedersdorf bzw. Heddesdorf, Hückelheim bzw. Huckelheim, Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz, Mayerhofer (bzw. Mayerhofen), Rüdt von Collenberg, Schönborn, Wertheim
Aufenau* (ruHt) Aschaffenburg, Forstmeister von Gelnhausen, Mainz
Augsburg* (Hochstift, Residenz, RLV, RS) Aislingen, Augsburg, Sankt Ulrich und Afra, Autenried, Bayern, Benediktbeuern, Burgau, Burtenbach, Buxheim, Deutscher Orden, Diemantstein, Dillingen, Eschenlohe, Feuchtwangen, Freiberg (Hohenfreyberg), Füssen, Günzburg, Herwarth von Bittenfeld, Hohenfreyberg, Jettingen, Kempten (gfAbtei), Kirchheim am Lettenbach, Mainz, Marktoberdorf, Neresheim, (Niederraunau,) Oberschwaben, Ottobeuren, Raunau, Rettenberg, Sankt Ulrich und Afra, Schönegg, Schwabegg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Straubing, Sulzberg, Volmar, Wessobrunn, Wettenhausen, Wittislingen
Aura* (im Sinngrund) (RRi, Ht) Aschaffenburg, Mainz (EStift), Rieneck, Würzburg (Hochstift)
Bergstraße Hildesheim, Mainz (EStift)
Bingen (am Rhein) Hessen, Hessen-Darmstadt, Mainz
Brandenburg* (Hochstift, Mk, MkGt, KFtm, Residenzen) Absberg, Ahrensberg, Altmark, Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Ansbach, Arnstein-Barby, Barby, Bärwalde bzw. Bärenwalde, Bayern, Bayreuth, Beeskow, Blankenburg, Boitzenburg, Brnadenburg-Schwedt, Burgsinn, Cadolzburg, Cammin (Kammin), Cottbus, Crossen, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Dinslaken, Doberlug, Draheim, Duisburg, Eldenburg, Essen (RAbtei), Friesack, Gans von Putlitz, Gardelegen, Gimborn-Neustadt, Glogau, Görlitz, Grabow, Grumbach, Hadmersleben, Halberstadt, Havelberg, Herford, Hildburghausen, Hohenschwangau, Hohenzollern, Hohnstein, Hörde, Jägerndorf, Jerichow, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Klettenberg, Kleve, Kolberg, Königsbach, Königswusterhausen, Kulmbach, Kurfürstenkollegium, Kurland (Hochstift), Kurmark, Landsberg/Warthe, Lebus, Liegnitz, Lippehne, Lychen, Magdeburg, Mainz, Mansfeld, Mark, Mecklenburg, Mecklenburg-Stargard, Meyenburg, Minden, Naugard, Neumark, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Nordhausen (RS), Nordmark, Nürnberg (BgG), Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Österreichisch Schlesien, Ostfriesland, Ostpreußen, Peitz, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast, Potsdam, Preußen, Prignitz, Quedlinburg, Ratibor, Ravensberg (Gt), Regenstein, Rhinow, Ruppin, Sachsen,-Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Samland, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schlesien, Schweden, Sechsämterland, Seefeld, Senftenberg, Serrey, Soest, Sonnewalde, Spandau, Stargard, Stendal, Sternberg, Stolp, Storkow, Tangermünde, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüngen, Thüringen, Uckermark, Venningen, Vierraden, Vlotho, Vorpommern, Waldmannshofen, Werden, Werle, Wernigerode, Wesenberg, Westpreußen, Wettiner, Witten, Wredenhagen, Wusterhausen, Ziesar, Zossen
Bubenheim (Kreis Mainz-Bingen) Ingelheim
Büraburg Hessen, Mainz (EStift), Witzenhausen
Chur* (Hochstift, Residenz, RS, RVS) Graubünden, Kirchheim am Neckar, Mainz, Österreichischer Reichskreis, Pfäfers, Veltlin
Dalberg* (H, RRi, FreiH, Ht) Cämmerer von Worms, Dalberg zu Dalberg, Donaustauf, Fechenbach, Gommersheim, Kämmerer von Worms, Mainz (EStift), Münchwald, Nostitz, Ostein, Regensburg (Ftm), Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Rieneck, Wetzlar
Duderstadt* (S) Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Eichsfeld, Grubenhagen, Mainz
Eichsfeld* (Lschaft, Ftm) Bilstein, Everstein, Gleichen, Mainz, Preußen, Quedlinburg, Sachsen, Sachsen (Prov), Thüringen, Westphalen, Winzenburg
Eichstätt* (Hochstift) Abenberg, Ansbach, Bayern, Bergrheinfeld, Fränkischer Reichskreis, Geyern, Hirschberg, Mainz, Oberösterreich, Salzburg (EStift), Schweinfurt, Toskana, Truhendingen, Weißenburg in Bayern
Eltville* (Residenz) Mainz, Nassau-Usingen, Rheingau
Erfurt* (RS) Gleichen, Hessen-Nassau, Mainz, Mühlhausen, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Thüringen
Eschborn Kronberg, Mainz
Frankfurt* (am Main) (RS, GroßHztm) (Frankfurt am Main) Aschaffenburg, Butzbach, Dalberg, (Dalbergstaat,) Deutscher Bund, Deutscher Orden, Donaustauf, Fulda, Gelnhausen, Hanau, Hattstein, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Löwenstein-Wertheim, Mainz, Merenberg, Oberrheinischer Reichskreis, Preußen, Rödelheim, Salm Reifferscheid, Soden, Sulzbach (RDorf), Thurn und Taxis, Vilbel, Wetter, Wetzlar
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken
Freiburg* (im Breisgau) (G, RS, Ka, Erzdiözese, Residenz, Kastellanei) Baden, Badenweiler, Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fürstenberg, Habsburg, Konstanz, Lenzkirch, Mainz, Österreich, Schwäbisch Österreich, Staufen, Urach, Urach-Freiburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Worms, Zähringen
Fritzlar* (Ftm) Franken (BaDO bzw. DOBa), Hessen, Hessen-Kassel, Mainz (EStift), Naumburg (G)
Gaualgesheim bzw. Gau-Algesheim Mainz
Gelnhausen* (RS) Aufenau, Frankfurt (am Main), Hessen-Kassel, Mainz, Wetterau
Halberstadt* (Hochstift, Ftm, Residenz) Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Asseburg, Blankenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Derenburg, Gröningen (Kloster Gröningen), Hasserode, Helmstedt, Hohnstein, Klettenberg, Mainz (EStift), Mansfeld, Merseburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Quedlinburg, Regenstein, Sachsen, Sachsen (Prov), Schauen, Seehausen, Walkenried, Westphalen
Havelberg* (Hochstift, Residenz) Brandenburg, Magdeburg, Mainz, Prignitz, Putlitz, Wittstock
Heddernheim Mainz (Dompropstei)
Hessen* (Gt, LGt, L) Albini, Amorbach, Arnsburg, Auburg, Aufenau, Baden, Barchfeld, Battenberg, Berleburg, Berlepsch, Bickenbach, Bidembach von Treuenfels, Bilstein, Bingenheim, Birstein, Boyneburg, Brand, Braubach, Braunfels, Breidenbacher Grund, Breuberg, Büdingen, Burgholzhausen, Buseck bzw. Buseckertal, Butzbach, Camberg, Crumbach, Darmstadt, Dernbach, (Deutscher Orden,) Dexheim, Dieburg, Diepholz, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Dünwerde, Eberbach, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Elben, Elfershausen, Engelstadt, Eppstein, Eschwege, Falkenstein, Felsberg, Franken (Hztm), Frankfurt (am Main), Freyensee (Freienseen), Friedberg (in Hessen bzw. in der Wetterau), Fritzlar, Fulda, Fürstenau, Fürstenstein, Gedern, Gelnhausen, Ginsheim, Gleiberg, Greifenstein, Großhessen, Gudensberg, Gundheim, Hadamar, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hatzfeld, Haun, Haxthausen, Heimbach, Helmarshausen, Henneberg-Schmalkalden, Hersfeld, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Pfalz, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Hohensolms, Hohlenfels, Holzhausen bzw. Burgholzhausen, Homburg, Hungen, Hutten, Idstein, Ilbenstadt, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Itter, Kaichen, Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kirchberg, Königstein, Kronberg, Langenschwarz, Laubach, Lehrbach, Lich, Lichtenau, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lindheim, Lippe, Lissberg, Lixfeld, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Maden, Mainz, Mansbach, Marburg, Marienschloss, Meerholz, Meisenbug, Melbach, Merenberg, Meschede, Michelstadt, Mühlhausen, Münzenberg, Nassau, Nassau-Hadamar, Naumburg, Neckarsteinach, Neuengleichen, Neuenheerse, Neukirchen, Nidda, Oberhessen, Ockstadt, Offenbach, Ortenberg, Paderborn, Partenheim, Pfalz, Plesse, Preußen, Ramholz, Ratibor, Reifenberg, Reizberg, Rheinfels, Rheingau, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Riedesel, Rietberg, Rödelheim, Rotenburg, Ruchesloh, Rumrodt, Schiffelbach, Schlitz genannt Görtz, Schlüchtern, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schönstadt, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Soden, Solms, Solms-Braunfels, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Stolberg-Ortenberg, Sulzbach (RDorf), Tann, Thüringen, Treffurt, Tübingen, Usingen, Vetzberg, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, Waldkappel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wied, Wiesbaden, Wildungen, Wittgenstein, Witzenhausen, Ziegenhain, Züschen
Hessen-Darmstadt* (LGt, GroßHztm) Albini, Arnsberg, Baden, Battenberg, Bechtolsheim, Berleburg, Bickenbach, Brand, Braubach, Breidenbacher Grund, Breuberg, Broich, Büdingen, Butzbach, Darmstadt, Deutscher Bund, Dieburg, Dienheim, Engelstadt, Erbach, Erbach-Fürstenau, Eschwege, Friedberg, Fürstenau, Gedern, Greifenstein, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Gundheim, Guntersblum, Hallberg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Haun, Haxthausen, Henneberg, Henneberg-Römhild, Hessen, Hessen-Homburg, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Homburg, Hungen, Ilbenstadt, Ingelheim, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen, Isenburg-Marienborn, Itter, Kaichen, Katzenelnbogen, Kaufungen, Köln, Kronberg, Kürnbach, Langenschwarz, Laubach, Leiningen, Lich, Lichtenau, Lindheim, Lissberg, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Löwenstein-Wertheim, Maden, Mainz, Marburg, Marienschloss, Melbach, Michelstadt, Mommenheim, Münzenberg, Nassau, Neckarsteinach, Neubamberg, Nidda, Nierstein, Norddeutscher Bund, Oberhessen, Oberrheinischer Reichskreis, Ockstadt, Odernheim, Offenbach, Oppenheim, Ortenberg, Pfalz, Pfeddersheim, Raibach, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Riedesel, Rödelheim, Rumrodt, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schlitz genannt von Görtz, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schornsheim, Schwabsburg, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Solms, Solms-Assenheim, Solms-Braunfels, Solms-Hungen, Solms-Laubach, Solms-Lich, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Vilbel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Werl, Westfalen, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wetzlar, Willstätt, Wimpfen, Wittgenstein, Worms, Würzburg
Hessen-Kassel* (LGt, KFtm, Kurhessen) Burgholzhausen (Holzhausen), Deutscher Bund, Dünwerde, Frankfurt, Fränkischer Reichskreis, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gudensberg, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Hessen-Rotenburg, Hessenstein, (Holzhausen bzw. Burgholzhausen), Hoya, Hutten, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Kassel, Katzenelnbogen, Kurfürstenkollegium, Lichtenau, Londorf bzw. Londorfer Grundf, Mainz, Mansbach, Marburg, Münzenberg, Naumburg, Neukirchen, Ortenberg, Preußen, Ramholz, Rotenburg, Schaumburg, Schiffelbach, Schlüchtern, Schmalkalden, Solms-Assenheim, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, (Westfalen,) Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Weyhers, Witzenhausen, Ziegenhain
Hildesheim* (Hochstift, Residenz) Boppard, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Calenberg, Dassel, Gandersheim, Hannover, Homburg, Lüneburg, Mainz, Marienburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Roden, Steuerwald, Westfalen, Westphalen, Wohldenberg, Wunstorf
Hillesheim (Kreis Mainz-Bingen) Riaucour
Kinzighausen Forstmeister zu Gelnhausen, Mainz (EStift)
Kirchhain (in Hessen) Hessen, Mainz
Klingenberg Aschaffenburg, Mainz, Mayerhofer
Konstanz* (Hochstift, Residenz, RVS) Aach, Baden, Bohlingen, Buchhorn, Castell im Thurgau, Deutscher Orden, Gottlieben, Ittendorf, Kreuzlingen, Liebburg, Mainz, Meersburg, Neunkirch-Hallau, Petershausen, Pfäfers, Reichenau, Rosenegg, Rötteln (Rötheln), Salem, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Schwäbisch Österreich, Stühlingen, Sulz, Thurgau, Vorderösterreich, Wigoltingen
Kronberg* (rriHt) Falkenstein, Geroldseck, Hohenfels, Mainz, Nassau-Weilnau, Reifenberg, Rödelheim, Solms, Solms-Lich
Kurmainz* s. Mainz (EStift)
Kurrheinischer Reichskreis* Camberg, Deutscher Orden, Eichsfeld, Franken (BaDO bzw. DOBa), Koblenz (BaDO bzw. DOBa), Mainz, Meudt, Niederisenburg, Oberrheinischer Reichskreis, Rheineck, Selz, Thurn und Taxis, Trier, Vallendar, Wehrheim, Westfalen
Lohr Aschaffenburg, Mainz (EStift), Rieneck
Lorsch* (RAbtei, Residenz) Allerheiligen, Bauerbach, Berlichingen, Bickenbach, Bönnigheim, Calw, Dexheim, Erbach (Ht, Gt), Flehingen, Gedern, Gemmingen, Godramstein, Großgartach, Heidelsheim, Herxheim, Hessen-Darmstadt, Landstuhl, Londorf bzw. Londorfer Grund, Mainz (EStift), Mannheim, Michelstadt, Mühlhausen (RDorf), Neckarsulm, Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Oppenheim, Pfalz, Rheingau, Schwaigern, Schwetzingen, Seeheim, Vilbel, Walldorf (RDorf), Walldürn, Widdern
Magdeburg* (EStift, Hztm, Residenz, Prov, S) Altmark, Anhalt, (Arnstein-Barby), Barby, Berge, Brandenburg, Calbe, Gardelegen, Gera, Giebichenstein, Gnesen, Görlitz, Hadmersleben, Halberstadt, Halle an der Saale, Havelberg, Jerichow, Jüterbog, Landsberg, Lebus, Leiningen, Mainz (EStift), Mansfeld, Meißen (Hochstift), Merseburg, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Paderborn, Peitz, Posen, Preußen, Querfurt, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Wittenberg, Schraplau, Seehausen, Sommerschenburg, Stade, Sternberg (L), Stettin, Wernigerode, (Westfalen,) Westphalen, Wettiner, Wollmirstedt
Mainz* (EStift, Residenz, freie S, Dompropstei, Rep) Allendorf, Amorbach, Aschaffenburg, Aufenau, Augsburg (Hochstift), Battenberg, Bentzel zu Sternau, Bickenbach, Bieber, Blankenhain, Bolanden, Bönnigheim, Braunschweig-Grubenhagen, Bronnbach, Cammin bzw. Kammin, Dalberg, (Dalbergstaat,) Dassel, Dexheim, Dieburg, Disibodenberg, Dürn, Ehrenburg, Eichstätt, Eltville, Eppstein, Erbach, Erfurt, Eschwege, Forstmeister von Gelnhausen, Franken (Hztm), Freising, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gleichen, Göss, Groß-Winternheim (Großwinternheim)Grubenhagen, Halberstadt, Hanau, Hardheim, Hattstein, Havelberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hildesheim, Hirschhorn, Holzhausen (RDorf), Idstein, Ilbenstadt, Ingelheim, Itter, Jülich-Kleve-Berg, Jungen, Kassel, Katzenelnbogen, Königstein, Kranichfeld, Krautheim, Kronberg, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Leiningen, Limburg an der Lahn, Looz-Corswarem, Lorsch, Martinstein, Mergentheim, Mespelbrunn, Münzenberg, Murbach, Nassau, Nassau-Idstein, Naumburg, Neckarsteinach, Neckarsulm, Neubamberg, Neuengleichen, Nierstein, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Obergriesheim, Oberrheinstrom, Oberschefflenz, Odernheim, Olmütz, Oppenheim, Ostheim, Paderborn, Pfeddersheim, Prag, Preußen, Rhein (Ritterkreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinischer Städtebund) Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rieneck, Ruchesloh, Rüdt von Collenberg, Salm-Reifferscheid-Krautheim (Salm-Krautheim), Schönborn, Schöntal, Schwabsburg, Seligenstadt, Soden, Sooneck, Speyer, Sponheim, Starkenburg, Steinheim, Stiffe, Straßburg (Hochstift), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Treffurt, Veldenz, Verden, Virneburg, Waldeck, Waldeck-Wildungen, Walldürn, Wildungen, Winternheim, Wittgenstein, Worms (Hochstift), Würzburg (Hochstift), Ziegenhain
Mittelrheinstrom* (RiKa) Arnstein (Kl), Bentzel zu Sternau, Bettendorf, Boos von Waldeck und Montfort, Buseck (Buseckertal), Eltz, Forstmeister von Gelnhausen, Frankenstein bzw. Franckenstein (FreiH, RRi), Günderode, Hatzfeld, Hatzfeld-Wildenburg, Hessen-Kassel, Hohenfeld, Langwerth zu Simmern, Leyen, Löw von Steinfurth (Löw von und zu Steinfurt), Mainz (EStift), Mainz Dompropstei, Mansbach, Marioth zu Langenau, Metternich, Nassau-Usingen, Nievern, Preuschen, Rau von Hochhausen, Rhein (Ritterkreis bzw. Rheinischer Ritterkreis), Ritter zu Grünstein, Schmitz-Grollenburg, Schönborn, Schulers, Sickingen, Specht von Bubenheim, Stein (ruHt), Waldbott-Bassenheim bzw. Waldbott von Bassenheim, Waldenburg genannt Schenkern, Wetzel genannt von Carben (Wetzel genannt von Karben), Wildenburg, Wrede
Moguntiacensis pagus* (Mainzgau)
Nassau* (Gt, Hztm) Alsenz, Altleiningen, Ansbach, Arnstein, Beilstein, Braubach, Breidenbacher Grund, Burgundischer Reichskreis, Camberg, Cleeberg, Commercy, Dannenfels, Dernbach, Deutscher Bund, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Eberbach, Eppstein, Esterau, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Flach von Schwarzenberg, Franken (Hztm), Freusburg, Gemünden, Geuder von Heroldsberg, Greifenstein, Grenzau, (Großhessen,) Hachenburg, Hadamar, Hattstein, Heimbach, Heroldsberg, Hessen, Hessen-Nassau, Hohensolms, Hohlenfels, Holzappel, Idstein, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Katzenelnbogen, Kehl, Kerpen (Ht, RGt), Königstein (Gt), Lahr, Leiningen, Leyen, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lommersum, Luxemburg, Mahlberg, Mainz (EStift), Meudt, Molsberg, Nassau-Liebenscheid, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neubamberg bzw. Neu-Bamberg, Neuwied, Niederisenburg, Nievern, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Ortenberg, Osterspai, Pfalz, Preußen, Reichenstein, Reifenberg, Rheingau, Rheinland-Hessen-Nassau, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter von Kornburg, Rüdesheim, Runkel, Saarbrücken, Sayn (Abtei)Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Schönau, Schönborn, Schweighausen, Siegen, Soden, Solms, Sporkenburg, Stein (ruHt), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Trier (EStift), Usingen, Vallendar, Vetzberg, Vianden, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, (Wettiner,) Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Winden
Nassau-Usingen* (Gt, Ftm) Altenkirchen, Ansbach, Braubach, Cleeberg, Drachenfels, Eberbach, Eppstein, Freusburg, Hessen-Darmstadt, Idstein, Köln, Königstein, Königswinter, Leiningen, Limburg (an der Lahn)Mainz (EStift), Mensfelden (Münzfelden), Nassau, Nassau-Idstein, Nassau-Ottweiler, Nassau-Weilburg, Pfalz, Rheinbund, Rheingau, Rüdesheim, Saarwerden, Sayn (Abtei), Sayn-Altenkirchen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schönborn, Soden, Stein (ruHt), Sulzbach, Usingen, Weilnau, Wiesbaden, Wolkenburg
Naumburg* (bei Kassel) (G) Fritzlar, Hessen-Kassel, Mainz (EStift)
Neudorf (bei Wächtersbach) Forstmeister von Gelnhausen, Mainz (EStift)
Niederhöchstadt Mainz (EStift)
Odenwald* (Ka bzw. RiKa) Absberg, Adelsheim, Adler, Aichholzheim, Albini, Aletzheim, Altenheim, Amorbach, Ansbach, Appold, Aschaffenburg, Aschhausen, Auerbach, Aufsess, Autenried (RRi), Ayrer zu Rossbach, Babenhausen (RRi), Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bartenau, Bauer von Eiseneck (RRi), Behr, Berlichingen, Berlichingen-Rossach, Bernheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Bertram (RRi), Bertremoville, Betringen, Bettendorf, Biberern, Bicken, Bieberehren (Biberen), Bobenhausen, Bödigheim, Bohn, Botzheim, Bouwinghausen, Brasseur, Braunsbach, Brendel von Homburg, Bronnbach, Buchenau, Buches von Wasserlos, Burggraf zu Heppenheim, Burghausen, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buwinghausen (Bouwinghausen), Cammermeister, Cappler von Oedheim genannt Bautz, Carben, Chelius, Clarstein, Clebes von Nelsbach (Clebes von Nelßbach), Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Curtius zu Umstadt, Dachröden, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Deutscher Orden, Didelzheim, Dienheim, Dölau, Dörzbach, (Dürn,) Dürn zu Riedsberg, (Ebenheim,) Eberbach, Echter, Ega, Egloffstein, (Ehenheim,) Ehrenberg, Eisack, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Endtlicher, Enslingen (Enßlingen), Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Esch, Eyb, Falkenhausen, Fechenbach, Felberg, Finsterlohr, Fork, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein (Franckenstein) (RRi, FreiH), Frieß, Fronhofen, Fuchs von Neidenfels, Führer von Heimendorf, Fürbringer, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gayling von Altheim (Gailing von Altheim), Gebsattel, Geismar (Geißmar), Gemmingen, (Geyer,) Geyer von Giebelstad (Geyer zu Giebelstadt), Geypel, Goldochs zu Beratsweiler, Göler von Ravensburg,) Gränrodt, (Grorodt,) Greck von Kochendorf (Greck zu Kochendorf), Greifenclau, Grempp (, Gremp), Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Grumbach, Grün, Grünau (Kl), Grünrod, Gundelsheim, Guntzenroth, Guttenberg (Gutenberg), Habe, Habern, Habsberg, Hamilton, Hammerstein, Handschuhsheim, Harseldt, Harstall, Hartheim, Hattstein, Hatzfeld, Hausen, Haxthausen, Hebele, Heddesdorf (Hettersdorf), Hedingshausen, Heilbronn, Helmstadt, Herda, Herold, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hettman, Heusenstamm, Heussen, Heußner, Heydt, Hildebrandt, Hirnsberg, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim, Hoheneck (RRi), Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, (Holzschuher), Holzschuher von Aspach und Harrlach, Horkheim (Horckheim), Hornberg, (Horneck,) Horneck von Weinheim, Huckelheim, (Hund,) Hund von Wenkheim, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Imhoff (Imhof), (Ingelheim) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (FreiH, RRi), Ippesheim, Jacob von Holach (Jakob von und zu Holach), Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim, Jemmerer, Kaltenbrunn, Kaltenthal, Kammermeister genannt Camerarius (Cammermeister), Kleinschmidt, Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Koch, Kocherstetten, Kolb von Rheindorf, Kottenheim, Kottwitz, Krautheim, Kronberg zu Ladenberg, Küchenmeister, Künzelsau, (Landschad,) Landschad von Steinach, Laudenbach (Lautenbach), Lauffen, Lauter, Lay, Lehrbach, Leiningen von Lemburg, Leo, Lerchenfeld, Leuzenbronn (Leutzenbrunn), Lichtenstein (RRi), Limpurg, Lochinger, Lorsch, (Löwenstein-Wertheim,) Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Maienfels, Mainz (EStift), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayerhofer, Merchingen (Merckingen), (Merlau bzw. Mörlau zu Münkheim), Metternich, Meyer zu Osterwald, Mock (Möckh), Modschiedel, Mörlau zu Münkheim, Morstein (zu Niedernhall), Mosbach, Muggenthal, Münch von Rosenberg, Mylius, Neckarsteinach, Neideck, Neidenfels, Niederstetten, Oeringer, Oetinger (Öttinger), Offingen, Öpfner, Ostein, (Otzberg) (Gans von Otzberg), Pfalz, Pfraumheim genannt Klettenberg, Pöllnitz, Pretlack, Rabenhaupt, Racknitz, Rassler, Ratzenberg, Rauchhaupt, Rechenbach, (Rechtern,) (Rechtern-Limpurg), Reck, Redwitz, Reibeld, Reichenbach, Reigersberg, Reinstein, Reitzenberg, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Riaucour, Ried, Riedern, Riedigheim, Rielern, Rinderbach, Rodenheim, Rosenbach, Rosenberg (Ht), Rothenburg (ob der Tauber), Rothenhausen, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Saint-André (Saint André), Schad, Schaffalitzky (Schaffelitzky), Schall-Riaucour (Riaucour), Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schelm von Bergen, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Scheuring, Schletz, Schmid, Schmidberg, Schneeberg (Schneeberger), Schönberg (RRi), Schönborn, Schöntal, Schrautenbach, Schrozberg (RRi), Schwalbach, Schwarzenberg, Seckendorff, Seibolstorff, Seinsheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Senftenberg, Sicherer, Sickingen, Soden (FreiH, G, RRi), Solms, Sparr, Sparneck, Speyer (Hochstift), Speyer (RS), Spieß, Spork, Stadion, Stammler, Starkh, Stein zu Lobelbach, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser) (von Neidenfels), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, Stingelheim, Sultzel, Swerts von Landas zu Weinheim, Tann, Tänzl von Tratzberg, Thüna, Thurn, Trebra, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, (Überbrick), Überbruck von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, Utterod, Varrenbach, Vestenberg, Vogt von Kallstadt (Vogt zu Kallstadt), Voit von Rieneck, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein) (Hunolstein), Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Vogt zu Wallstadt, Vohenstein, Volmar, (Vorburger) Vorburger zu Bödigheim, Wächter, Waldenburg genannt Schenkern, Walderdorff, Waldkirch, Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallert, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warrenbach, Wasen, Wechinger, Wehrenbach, Wehrn, Weiler, Weißenbach, Welden, (Wellwarth,) Wenk, (Wenkheim,) Wernau (Werdenau), Wichsenstein, Widdern, Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolmarshausen(, Wollmarshausen), (Wollmershausen) (RRi), Wollmershausen, Wöllwarth, Worms (Hochstift), Worms (RS), Wurm, Wrede, Württemberg, Würzburg Domkapitel, Würzburg Juliusspital, Zobel (Zobel von Giebelstadt), Zorn, Züllenhard, Zwingenberg am Neckar
Olmütz* (Btm, EBtm, Residenz) Mähren, Mainz (EStift), Mistek, Passau (Hochstift), Prag, Přemysliden, Tschechoslowakei
Orb Aschaffenburg (Ftm), Aufenau, Bayern, Hessen-Nassau, Mainz (EStift)
Paderborn* (Hochstift, FStift, Residenz) Brakel, Büren, Fulda, Helmarshausen, Mainz (EStift), Neuenheerse, Neuhaus (Schloss Neuhaus), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Plesse, Preußen, Ravensberg, Schwalenberg, Sternberg, Waldeck, Warburg, Werl, Westfalen, Westphalen
Pfalz* (Kurpfalz) (KFtm, PfGt) Adendorf, Alzey, Amberg, Annweiler, Asperg, Bacharach, Baden, Barr, Bauerbach, Bayern, Bayern-Landshut, Bellheim, Berg, Bergzabern, Billigheim, (Bleistein,) Böhl, Bolanden, Braunschweig-Lüneburg, (Breiteneck,) Bretten, Cham, Cochem, Dalberg, Dexheim, Dienheim, Dierbach, Dilsberg, Dischingen, Dittelsheim, Donauwörth (R Pflege), Eberbach, Ebernburg, Egerland, Ehrenburg, Ehrenfels, Elsass, Eppingen, Erbach, Erlenbach, Flehingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Frankreich, Freckenfeld, Frettenheim, Gelnhausen, Germersheim, Gertweiler, Gimborn-Neustadt, Godramstein, Großwinternheim (Groß-Winternheim),Gültlingen, Gundheim, Guttenberg, Habsburg, Hagenau, Hannover, Harmersbach, Haxthausen, Heidelberg, Heidesheim, Heiligenstein, Helmstadt, Hessen, Hessen-Pfalz, Hofstätten (Hofstetten), Hohenlohe, Homburg (Ht), Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht, RGt), Klingen, Kraichgau, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Lauterecken, Leiningen, Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, Limburg (an der Lahn), Lommersum, Lorsch, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelstein, Maienfels, Mainz (EStift), Mannheim, Maulbronn, Medelsheim, Meisenheim, Meudt, Michelstadt, Minderslachen, Minfeld, Mosau (Mossaw), Mosbach, (Mundeslacht,) Nalbach, Nassau-Saarbrücken, Neckargemünd (Neckargmünd), Neubamberg (Neu-Bamberg), Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nierstein, Nörvenich, Oberbayern, Oberpfalz, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Odenthal, Odernheim, Offenburg (RS), Oppenheim, Ortenau, Otzberg, Pfalz-Lautern, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Lautern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt bzw. Pfalz-Oberpfalz, Pfalz-Simmern, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Veldenz, Pfalz-Zweibrücken, Pleystein (Bleistein), Rappoltstein, Raugrafen, Remigiusland, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Richen, Rohrbach, Rot an der Rot, Rothenberg, Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Schauenburg, Schönberg (Bg), Schuttern, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger), Schwetzingen, Selz (Propstei), Sickingen, Simmern, Sinsheim, Soden (RDorf), Sponheim, Steinweiler, Stettenfels, Sulzbach (RDorf), Trier (EStift), Trifels, Veldenz, Vorderösterreich, Waldsassen, Walldorf, Weil der Stadt, Weinsberg (Ht), Weinsberg (RS), Wideho (Widehr), Wildberg, Wildgrafen, Wilgartswiesen, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wittelsbach, Wolfstein (RS), Worms (RS), Worms (HStift), Zweibrücken, Zwingenberg am Neckar, s. Pfalzgraf
Pfalzgraf (Pfalzgraf bei Rhein) Bacharach, (Bellheim,) Billigheim, Böhl, Braunschweig-Lüneburg, Bretten, Burgheim, (Cham,) Cochem, Dalberg, (Dexheim,) (Dierbach,) Dilsberg, (Ehrenburg,) (Erbach) (Ht, Gt, RGt), Gertweiler, (Godramstein,) Goxweiler, (Hassloch,) Heidelberg, Kraichgau, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg an der Lahn, (Lorsch, Lützelstein,) Mainz (EStift), (Mannheim,) Maulbronn, Meisenheim, Menzingen, Meudt, Mosbach, Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nörvenich, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Rappoltstein, (Raugrafen,) Richen, (Rohrbach,) Saarbrücken (Gt), Schuttern, (Schwetzingen,) (Steinweiler,) Trier (EStift), (Veldenz,) (Vorarlberg), (Walldorf), Worms (HStift), s. Pfalz
Prag* (Hochstift, EStift, Residenzen) Böhmen, Mainz (EStift), Olmütz, Passau (Hochstift), Přemysliden, Regensburg (Hochstift), Tschechien, Tschechoslowakei
Preußen* (Hztm, KgR) Absberg, Adendorf, Ahaus, Altenkirchen, Altmark, Anhalt, Anholt, Ansbach, Appeldorn, Ardey, Arenberg, Arenfels, Arnsberg, Arnstein, (Arnstein-Barby bzw. Barby), Auburg, Auersperg, Baden-Württemberg, Barby, Barmstedt, Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Belgien, Bengel, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Berg (G), Berleburg, Bettingen, Beuthen, Bevern, Birkenfeld, Blankenheim, Blieskastel, Blumenthal, Böhmen, Bonn, Boppard, Borken, Borth, Brackel, Brakel, Brand, Brandenburg (Mk), Braubach, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Oels, Brehna, Breidenbacher Grund, Breisig, Bremen (EStift), Bremen (freie RS), Breslau (Hztm), Breslau (Hochstift), Bretzenheim, Brieg, Broich, Büren, Burglayen, Burtscheid, Calenberg, Camberg, Canstein, Cappenberg, Celle, Cochem, Cosel, Cottbus, Crailsheim, Croy, Culm (Btm, L), (Kulm), Dagstuhl, Dassel, Daun, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Diepholz, Dietkirchen, Dinkelsbühl, Dithmarschen, Doberlug, Dohna, Dollendorf, Dortmund (RS, G), Dörzbach, Drachenfels, Dreis, Duderstadt, Duisburg, Dülmen, Dünwerde, Düren, (Düsseldorf, Dyck, Eberbach, Ebernburg, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebstorf, Ehrenburg, Eichsfeld, Eichstätt, Eiderstedt, Eilenburg, Eilendorf, Elben, Elbing, Elbingerode, Elkerhausen, Ellingen, Elmenhorst, Elten, Eltz, Emsland, Erfurt, Ermland, Erp (Erb), Eschwege, Eschweiler, Esens, Essen (RAbtei, RS), Esterau, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenberg, Falkenstein (Ht, Gt), Fehmarn, Feuchtwangen, Finsterwalde, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankenberg (rriOrt), Frankenstein, Fränkischer Reichskreis, Frechen, Freckenhorst, Fredeburg, Fresenburg, Freudenburg (BgGtm), Freusburg, Fritzlar, Frohndorf, Frohnenbruch, Fulda (Abtei), Gammertingen, Geilenkirchen, Geldern, Gelnhausen, Gemen, Gemünden, Gerolstein, Gersfeld, Geseke, Geyern (G), Gimborn-Neustadt, Glatt, Glatz, Glogau, Glückstadt, Goschütz, Görlitz, Goslar (RS), Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen (ruS), Greifswald, Grenzau, Gronau, Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Grottkau, Grubenhagen, Grumbach (G), Grüssau, Gudensberg, Gürzenich, Guttenberg, Gymnich, Habsburg, Hachenburg, Hadamar, Hadeln, Haffen, Hafner, Haigerloch, Halberstadt, Hallermunt, Hamb, Hamburg, Hammerstein, Hamminkeln, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hannover, Harburg, Hardenberg, Harlingerland, Hasserode, Hattstein, Haun, Hechingen, Heimbach, Heisterbach, Heinsberg, Heldrungen, Helgoland, Helmarshausen, Henneberg, Herford (Frauenstift, RS), Hersfeld (RAbtei), Herstal, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Hettingen, Hildesheim, Hohensolms, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohnstein, Holzappel, Holzhausen, Homburg vor der Höhe, Homburg (Ht), Hönningen, Hörde, Hörstgen, Horstmar, Hoya, Huckarde-Dorstfeld, Hückeswagen, Hülchrath, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hünxe, Hutten, Hüttersdorf, Idstein, Ilfeld, Isenberg-Limburg, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Isenburg-Grenzau, Itter, Jägerndorf, Jauer, Jennelt, Jülich, Jungnau, Jünkerath, Jüterbog, Kaiserswerth, Kamenz (Stift), Kanstein (Canstein), Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kehdingen, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchberg, Klettenberg, Kleve, Knechtsteden, Kobern, Köln (EStift), Köln (freie RS), Königsberg, Königstein (Gt), Königswinter, Kornelimünster, Kranichfeld, Kreuzburg, Kreuznach, Kronberg, Kronenburg, Krottorf, Kröv, Kulm, Kulmbach, Kulmerland, Kurmark, Kyll, Laer, Landsberg, Landskron, Langenschwarz, Lauenburg, Lauschied, (Layen) (Burglayen), Lembeck, Leslau, Lichtenau, Lichtenberg, Liebenscheid, Liegnitz, Limburg (Gt), Limburg an der Lahn, Lindschied, Lingen, Lippe, Lixfeld, Lobenhausen, Lohra, Lommersum, Looz-Corswarem, Loslau, Löwenberg, Lübeck (Hochstift), Lübeck (RS), Lüdinghausen, Lüneburg (Ftm), Luxemburg, Machwitz, Magdeburg (EStift), Mainbernheim, Mainz (EStift), Mainz (Rep), Malmedy, Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Mansbach, Mansfeld, Marburg, Mark, Martinstein, Mechernich, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Meerfeld, Mehr, Meiderich, Meisenbug, Memelgebiet, Mensfelden (Münzfelden), Meppen, Merseburg, Merxheim, Meschede, Messkirch, Meudt, Michelbach, Militsch, Millendonk bzw. Myllendonk, Minden, Moers, Molsberg, Monschau, Moresnet, Mühlhausen (RS), Münden, Münster (Hochstift), Münsterberg, (Münzfelden,) Myllendonk, Nalbach, Namslau, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Siegen, Nassau-Usingen, Naumburg, Neiße, Netzedistrikt, Neuenahr, Neuenburg (Gt, Ka), Neuengleichen, Neuenheerse, Neuerburg, Neufra, Neuhaus (Amt), Neumark, Neuwied(, Niederisenburg), Niederlausitz, Niedersachsen, Nievern, Norddeutscher Bund, Nordhausen (RS, ruStift), Nordstrand, Nörvenich, Nürburg, Nürnberg (RS), Oberlausitz, Oberschlesien, Oberstein, Oberwesel, Odenthal, Oderberg, Oels, Oettingen, Olbrück, Oldenburg, Oppeln, Oranien, Osnabrück, Osterburg, Osterland-Föhr, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Osterspai, Ostfriesland, Ostpreußen, Ostrach, Ottweiler, Padberg, Paderborn, Papenburg, Pappenheim, Peitz, Petkum, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pinneberg, Pless, Plesse, Plön, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Posen, Potsdam, Preetz, Preuschen, Priebus, Prüm, Quedlinburg, Ramholz, Ranis, Rantzau, Rath, Ratibor, Ratzeburg, Ravensberg, Recklinghausen, Regenstein, Reichenstein, Reifferscheid, Reizberg, Remagen, Rendsburg, (Rhade,) Rhaunen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck (BgGt), Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Rödelheim, Rotenburg, Rüdesheim, Rügen, Rümmelsheim, Runkel, (Rysum,) Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Weißenfels, Saffenburg, Sagan, Salm, Salm-Anholt, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Scharzfeld, Schauen, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schiffelbach, Schleiden, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schlüchtern, Schmalkalden, Schöller, Schönau (ruHt), Schönau (Kl), Schönborn, Schönstadt, Schraplau, Schüller, Schwanenberg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenholz, Schweden, Schweidnitz, Schweighausen, Schweppenhausen, Seefeld, Seehausen, Senftenberg, Siegburg, Siegen, Sigmaringen, Simmern bzw. Pfalz-Simmern, Sinzig, Soden, Soest, Solms, Solms-Braunfels, Spiegelberg, Sprottau, Stablo, Stablo und Malmedy, Stade, Stapelholm, Stein (ruHt), Steinau, Steinfeld, Steinfurt (Ht), Stettin, Stolberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stormarn, Stotel, Stralsund, Straßberg, Südpreußen, Sugenheim, Sulau, Sulzbach (RDorf), Sylt, Tann, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Thurn und Taxis, Torgau, Trachenberg, Treffurt, Triebel, Trier (EStift), Trier (freie RS), Troppau, Uckermark, Ungarn, Usingen, Valangin, Vallendar, Veen, Velen, Verden, Vestenberg, Veringen, Vetzberg, Vianden, Virneburg, Volmarstein, Vorpommern, Wächtersbach, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Waldkappel, Warburg, Wehrheim, Wehrstein, Weida, Weilburg, Weilnau, Weißenburg (RS), Welfen, Weltersburg, Werden, Werl, Wernigerode, Werth, Westerburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westhofen, Westpreußen, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wickrath, Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Wiesbaden, Wildenburg, Wildungen, Winden, Windsheim, Winneburg, Winnenthal, Witten, Wittenberg, Wittgenstein, Wittmund, Witzenhausen, Wohlau, Wolbeck, Wolgast, Wolkenburg, Wunstorf, Wursten, Württemberg-Oels, Ziegenhain, Züschen, Zyfflich-Wyler
Prozelten Mainz (EStift)
Rhein* (RiKreis) (Rheinischer Ritterkreis) Adendorf, Ahrental, Angeloch, Arenfels, Arnstein, Auwach, Baden, Beckers zu Westerstetten, Beier von Boppard, Bellersheim, Bentzel zu Sternau, (Bernhold) Bernhold von Eschau, Bettendorf, Bicken, Blieskastel, Boos von Waldeck, Boos von Waldeck und Montfort, Botzheim, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidbach, Brendel von Homburg, Bretzenheim, Brömser von Rüdesheim, Burscheid, Bürresheim, Burrweiler, Buseck bzw. Buseckertal, Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Clodt zu Ehrenberg, Dalberg, Dalberg zu Dalberg, Dalberg zu Herrnsheim, Dalberg zu Heßloch (Hassloch), Degenfeld, Dernbach, Diede zum Fürstenstein, Dienheim, Dürckheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, (Eckbrecht von Dürckheim,) Ehrenburg, Eibingen, Elkerhausen (Elkershausen), Eltz, Ernberg, Eyß, Faust von Stromberg, Flersheim (Flörsheim), Forster (FreiH, RRi), Forstmeister von Gelnhausen, Franken (RiKreis bzw. Fränkischer Ritterkreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Frentz, Fürstenberg (RRi), Fürstenwärther, Gagern, Galen, Gans von Otzberg, Geispitzheim, Greifenclau-Dehrn zu Vollrads, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Günderode, Hallberg, Handschuhsheim, Hanstein, Hattstein, Hatzfeld, Hatzfeld-Wildenburg, Haxthausen, Heddesdorf (Hedersdorf), Hees, (Hessen,) Hessen-Kassel, Heusenstamm, Hilchen von Lorch, Hohenfeld, Horneck von Weinheim (Horneck zu Weinheim), Horxheim, Hund von Saulheim, Hüttersdorf, Illingen, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (G, RRi), Isenburg, Isenburg-Birstein, Jett von Münzenberg, (Kämmerer von Worms), Kerpen (FreiH, RRi), Kesselstatt (Kesselstadt), Knebel von Katzenelnbogen, Kolb von Wartenberg, Köth von Wanscheid, Kratz von Scharfenstein, Kronberg (RRi), Landeck, Landenberg, Landsberg (RRi), Landschad von Steinach, Landskron, Landstuhl, Langwerth zu Simmern, Lerch von Dirmstein, Leyen, Linden, Lösnich, Löw von Steinfurth (Löw von und zu Steinfurt), Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz (EStift), Mainz (Dompropstei), Mansbach (RRi), Marienberg, Marioth zu Langenau, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Medelsheim, Metternich, Mittelrheinstrom, Molsberg, Münchweiler, Nassau-Usingen, Niederrheinstrom, Nievern, Oberrheinstrom, Oberstein, Ostein, Pallant, Partenheim, Pfalz, Preuschen, Quadt (Quadt-Wickrath), Rau von Holzhausen, Reck, Reichsritterschaft, Reifenberg (Reiffenberg), Requilé, Riaucour, Riedesel, Ritter zu Grünstein, Rolshausen, Roth von Burgschwalbach, Rumrodt, Sankt Jakobsberg, Scharfeneck, Schelm von Bergen, (Schenk zu Schmidtburg,) Schenk von Schmidtburg, Schilling von Lahnstein, Schmidtburg zu Weiler, Schmitz-Grollenburg, Schönberg auf Wesel, Schönborn, Schorrenburg, Schulers, Schütz von Holzhausen, Schutzbar genannt Milchling, Schwaben (RiKreis) (Schwäbischer Ritterkreis), Schweppenhausen, Sickingen, Sickingen-Schallodenbach, Sirk, Soetern, Specht von Bubenheim, Stein (ruHt), Steinkallenfels (Stein-Kallenfels), Sturmfeder (Sturmfeder von und zu Oppenweiler), Ulner von Dieburg, Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein bzw. Hunolstein), Waldbott-Bassenheim bzw. Waldbott von Bassenheim), Waldeck (rriHt), Waldecker zu Kaimt (Keimpt), Waldenburg genannt Schenkern, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Wallbrunn zu Niedersaulheim (Nieder-Saulheim), Wallbrunn zu Partenheim, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warsberg, Wartenstein, Weiß von Feuerbach, Wetzel genannt von Carben (Wetzel genannt von Karben), Wildenburg, Wiltberg (Wildenberg,) Wollmerath, Wrede, Zandt von Merl, Zeiskam, Züllenhard, Zweifel (Zweiffel)
Rheinbund* Anhalt, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Arenberg, Baden, Bayern, Berg, Bremen, (Dalbergstaat, )Hamburg, Hessen-Darmstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Isenburg-Birstein, Kleve, Kurerzkanzler, Lauenburg, Leyen, Liechtenstein, Lippe-Detmold, Lübeck, Mainz (EStift), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Oldenburg, Reuß, Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Salm-Kyrburg, Salm-Salm, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Westphalen, Württemberg, Würzburg
Rheinland-Pfalz* (L) Ahrental (Ahrenthal), Alsenz, Altenkirchen, Annweiler, Ansbach, Arenfels, Arnstein, Bayern, Bechtolsheim, Beckelnheim, Beilstein, Bellheim, Bengel, Bergzabern, Berwartstein, Bettingen, Billigheim, Birkenfeld, Boppard, Braubach, Breisig, Bretzenheim, Bundenbach, Burglayen, Burrweiler, Cochem, Dahn, Dannenfels, Daun, Dexheim, Dhronecken, Dienheim, Dierbach, Dittelsheim, Dörrenbach, Dreis, Ebernburg, Ehrenburg, Eltz, Engelstadt, Erden (Erlen), Erlenbach, Erp (Erb), Esterau, Falkenstein, Frankenthal, Freckenfeld, Freisbach, Freusburg, Gemünden, Germersheim, Gerolstein, Gommersheim, Gräfenstein, Grenzau, Großhessen, Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Grumbach (G), Gundheim, Guntersblum, Guttenberg, Hachenburg, Hagenbach, Hallberg, Hammerstein, Hanau-Lichtenberg, Hassloch, Hessen, Hessen-Pfalz, Homburg, Hönningen, Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Ippesheim, Isenburg-Grenzau, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchheim (Kirchheimbolanden), Klingen, Kobern, Köln (EStift), Kreuznach, Kröv, Landau in der Pfalz, Landskron, Landstuhl, Langenau, Lauschied, Lauterecken, Layen (Burglayen), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Lichtenberg, Mainz (EStift), Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Schleiden, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meerfeld, Merxheim, Meudt, Minfeld, Molsberg, Mommenheim, Mühlenbach, Münchweiler, Neubamberg, Neuenahr, Neuwied, Nieder-Saulheim (Niedersaulheim), Nievern, Nierstein, Nürburg, Oberstein, Oberwesel, Odernheim, Olbrück, Oppenheim, Osterspai, Partenheim, Pfalz, Pfeddersheim, Preuschen, Preußen, Prüm, Reichenstein, Reil, Reipoltskirchen, Remagen, Remigiusland, Rhaunen, Rheineck (BgGt), Rheingrafenstein, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Rhodt, Rohrbach, Saffenburg, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Scharfeneck, Schaumburg, Schönborn, Schüller, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger,) Schweighausen, Schweppenhausen, Simmern, Sinzig, Speyer, Stauf, Stein (ruHt), Steinweiler, Trier, Trifels, Vallendar, Veldenz, Virneburg, Wartenberg, Wartenstein, Weltesburg, Westerburg, Wied, Wildenburg, Wilgartswiesen, Winden, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wolfstein, Worms (RS), Zweibrücken
Sankt Alban (bei Mainz) Elben
Speyer* (Hochstift, Domkapitel, freie RS, Residenz) Baden, Bamberg (Hochstift), Bauerbach, Bebenhausen, Böhl, Dahn, Eberstein, Franken( Hztm), Frankreich, Germersheim, Godramstein, Hassloch, Herxheim, Hornbach (Kl), Kaufungen, Kraichgau, Kreuznach, Landau in der Pfalz, Mainz (EStift), Maulbronn, Menzingen, Mergentheim, Mindelheim, Minfeld, Neckarsteinach, Oberrheinischer Reichskreis, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Pfalz, Philippsburg, Rotenhan, Schwarzach, Sulzfeld (H), Udenheim, Waibstadt, Weißenburg im Elsass, Wernau, Winterbach, Worms (Hochstift)
Stadtprozelten Aschaffenburg, Mainz (EStift)
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Tauberbischofsheim Leiningen, Mainz (EStift)
Thüringen* (LGt, L, FS) Allstedt, Altenburg (Ftm), Altenburg (RS), Arnstadt, Beichlingen, Beilstein (Ht), Berka, Bibra, Blankenburg, Blankenhain, Brandenburg (Ganerbschaft), Braunschweig-Lüneburg, Burgk, Deutsche Demokratische Republik, Duderstadt, Ebeleben, Ebersdorf, Eisenach, Erfurt, Ernestiner, Eschwege (RS), Farnroda, Gehren, Gera, Gotha, Greiz, Hartenberg, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Hersfeld (RAbtei), Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rotenburg, Hildburghausen, Hohnstein, Ilfeld, Jena, Käfernburg, Klettenberg, Kranichfeld, Lengsfeld (Stadtlengsfeld), Lobdeburg, Lobenstein, Lohra, Mainz (EStift), Meiningen, Meißen (MkGt), Mühlhausen, Münden, Nordhausen, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Ostheim (Ganerbschaft), Paulinzella, Peitz, Pfersdorf (Pferdsdorf), Pleißen (Pleißenland), Preußen, Ranis, Reichenfels, Reinhardsbrunn, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Schleiz, Römhild, Ronneburg, Rossdorf, Rotenburg, Rudolstadt, Saalburg, Saalfeld, Sachsen, Sachsen (PfalzGt), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schleiz, Schlesien, Schleusingen, Schlotheim, Schmalkalden, Schwarzburg, Schwarzburg-Käfernburg, Schwarzburg-Sondershausen, Sommerschenburg, Sondershausen, Stadtlengsfeld, Staufer, Tautenburg, Träbes, Walldorf, Wartburg, Weida, Weimar, Wettiner, Wildungen (Bg)
Verden* (Hochstift, Ftm, Hztm, Residenz, RS) Bremen (EStift), Hannover, Lüneburg, Mainz (EStift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rotenburg, Schweden
Wetzlar* (RS, Gt) Dalberg, (Dalbergstaat,) Elkerhausen, Frankfurt (RS), Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Mainz (EStift), Merenberg, Nassau, Oberrheinischer Reichskreis, Rheinprovinz, Wetterau
Worms* (Hochstift, Residenz, RS) Beilstein, Bonfeld, Dittelsheim, Eberbach (RS), Eppingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Fürfeld, Guntersblum, Hadamar, Hessen, Hessen-Darmstadt, Ladenburg, Lorsch, Mainz (EStift), Menzingen, Mosbach, Nassau, Nassau-Weilburg, Neckarsteinach, Neuleiningen, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Rheinischer Städtebund, Saarbrücken (Gt), Schwaigern, Veldenz, Weilburg, Wimpfen
Würzburg* (Hochstift, Residenz) Adelsheim, Amorbach, Ansbach, Aschaffenburg, Auhausen, Bamberg (Hochstift), Bartenstein, Bastheim, Bayern, Bergrheinfeld, Bibart, Bibra, Bickenbach, Braunsbach, Bronnbach, Burgsinn, Castell, Comburg, Darmstadt, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebrach, Edelfingen, Eltmann, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Freudenberg, Gersfeld, Giech, Gochsheim, Grabfeld, Groß, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Hafenpreppach, Hardheim, Hatzfeld, Heidingsfeld, Heilbronn, Henneberg, Henneberg-Aschach, Hessen-Darmstadt, Hildburghausen, Hohenlohe-Bartenstein, Jagstberg, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Katzenelnbogen, Kirchlauter, Kitzingen, Krautheim, Kreuznach, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Lambach, Langenburg, Leiningen, Lichtel, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelfeld (Lutzelenvelt), Meiningen, Mainberg, Mainz (EStift), Marktheidenfeld, Meiningen, Murrhardt, Niederstetten, Nierstein, Oberbronn, Ortenburg, Ostheim (Ganerbschaft), Paderborn, Redwitz, Reichelsberg, Rheinbund, Rieneck, Rothenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Salzburg (EStift), Salzburg (Ganerbschaft), Schlüchtern, Schlüsselberg, Schmalkalden, Schönbornl, Schott von Schottenstein, Schweinfurt, Seinsheim, Seligenstadt, Sennfeld, Sommerhausen, Streitberg, Sulzfeld (RDorf), Thüngen, Toskana, Trimberg, Truhendingen, Walldorf, Walldürn, Wels-Lambach, Wertheim, Wetzhausen, Widdern, Wiesentheid, Windsheim, Winterhausen, Wolfskehl von Reichenberg, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)