Italien in der deutschen Landesgeschichte (167)
Im Jahre 375 n. Chr. beginnt dann unter dem Ansturm der aus China und Turkistan vertriebenen Hunnen auf die wohl von Südskandinavien ans Schwarze Meer gelangten Goten die bekannte Völkerwanderung. Während dieser ziehen die Westgoten nach Gallien und Spanien, die Wandalen von der Weichsel nach Nordafrika, die Ostgoten nach Italien, die Jüten, Angeln und Sachsen nach Britannien, die Franken nach Gallien und die Langobarden als Nachfolger der im Kampf um Rom aufgeriebenen Ostgoten nach Italien. Mitten in diesen grundstürzenden Veränderungen endet 476 n. Chr. mit der Absetzung des weströmischen Herrschers Romulus Augustulus die römische Herrschaft im westlichen Teil des römischen Weltreichs.
Mit Einverständnis des durch reiche Gaben italienischer Güter belohnten Papstes verdrängte 751 der arnulfingische Hausmeier Pippin den merowingischen König. Pippins Sohn war Karl der Große, der 773/774 die Langobarden in Italien besiegte, 788 den Herzog von Bayern entmachtete und zwischen 772 und 804 die Sachsen niederrang, so dass sich das Reich der Franken nunmehr von den Pyrenäen bis zur Eider und von der Kanalküste bis Mittelitalien erstreckte. Als ihn Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom zum Kaiser krönte, verlieh er mehr als 300 Jahre nach dem Untergang Westroms dem Aufstieg der Franken zur führenden Macht in Europa symbolisch den angemessenen Ausdruck.
Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt.
Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss.
Dem entspricht es, wenn am Beginn der frühen Neuzeit die für praktische Zwecke angefertigte Reichsmatrikel des Jahres 1521 rund 400 (384 bzw. 392) Einträge aufwies. Sie bezogen sich auf 7 Kurfürsten, 3 bzw. 4 Erzbischöfe, 45 bzw. 47 Bischöfe, 31 weltliche Fürsten, 65 Prälaten, 13 bzw. 14 Äbtissinnen, 4 Balleien, 137 bzw. 140 Herren und Grafen sowie 84 (freie Städte und) Reichsstädte. Diese Zahlen wurden bis 1776 vom Reich aus seiner Vorstellung und Wirklichkeit nicht immer sicher trennenden Sicht immer wieder fortgeschrieben, wobei sich freilich die tatsächliche Herrschaft über Italien schon seit dem Hochmittelalter immer mehr verflüchtigte und die von der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 ausgelösten, zuletzt unter maßgeblicher Beteiligung Frankreichs und Schwedens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgetragenen religiösen Gegensätze zwischen den Protestanten im Norden und den Katholiken im Süden spätestens nach dem Frieden von Münster und Osnabrück des Jahres 1648 auch nördlich der Alpen den jeweils nach dem Tode des Vorgängers neu zu wählenden Kaiser und das durch Verluste an vielen Grenzen (Schweiz, Elsass, nördliche Niederlande [Generalstaaten], Bremen, Verden, Vorpommern, Wismar) geschmälerte Reich gegenüber Ländern und Landesherren immer deutlicher zurücktreten ließen.
Am 10. 11. 1918 wurde dieses Reich Republik. Auch in den Ländern dankten die Monarchen ab. Die territoriale Einteilung wurde trotz großer Verluste an den Grenzen (Elsass-Lothringen, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Westpreußen, Posen, Kreis Soldau, Oberschlesien, Danzig, Memelland, Saargebiet [, gleichzeitige Beschränkung Österreichs auf seine deutschsprachigen Gebiete, Verlust Südtirols an Italien]) dadurch grundsätzlich freilich nicht verändert.
Die Bundesrepublik Deutschland schloss am 14. 4. 1951 mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg den der Kontrolle über die Rüstungsindustrie vornehmlich Deutschlands dienenden Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. 1952 trat sie der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, der Westeuropäischen Union und 1954 der am 4. 4. 1949 gegründeten Nordatlantischen Verteidigungsorganisation bei und am 5. 5. 1955 wurde sie von den Westmächten für souverän erklärt. 1957 vereinbarte sie mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg Verträge über die Nutzung der Atomenergie und über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
Aretin, K. Frhr. v., Die Lehensordnungen in Italien im 16. und 17. Jahrhundert und ihre Auswirkungen auf die europäische Politik, (in) Politische Ordnungen und soziale Kräfte im Alten Reich, hg. v. Weber, H., 1980, 53ff.
Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, 1996
L’Impero e l’Italia nella prima età moderna - Das Reich und Italien in der frühen Neuzeit, hg. v. Schnettger, M./Verga, M., 2006
Alba (Stadtstaat). Das dem römischen Alba
Pompeia folgende A. am Tanaro war Mitglied des lombardischen Städtebundes. Nach
längerem Streit zwischen Mailand und Montferrat kam es zu Montferrat, 1631 zu
Savoyen und damit 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Mazzatini, G., Note per la
storia della città di Alba, 1893.
Alessandria (Stadtstaat). Das 1168 gegründete und
1168 nach Papst Alexander III. benannte A. am Tanaro war Mitglied des
lombardischen Städtebundes. 1348 fiel es an Mailand, 1707 an Savoyen (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas 48 II (1300) C2; Jachino, G., Storiografia
alessandrina, 1898.
Aosta (Herzogtum). Das in den Westalpen
gelegene, zunächst von keltisch-ligurischen Salassen bewohnte Aostatal wurde im
Jahre 25 v. Chr. von den Römern erobert, die den Ort Aosta gründeten. Über
Ostgoten, Oströmer und Langobarden kam es zum Königreich Burgund und 1025 an
das Grafengeschlecht der Humbertiner, das sich seit 1125 nach Savoyen benannte.
1191 erhielt es eine Freiheitsurkunde, auf Grund deren A. eine im frühen 16.
Jahrhundert vertiefte, bis 1773 währende Autonomie gewann. Im frühen 19.
Jahrhundert bildete das Herzogtum A. eine Art Brücke zwischen dem Stammland
Savoyen und Piemont mit der Hauptstadt Turin. Mit dem Anfall Savoyens an
Frankreich wurde A. 1860 in Italien zum von
Turin aus verwalteten Grenzgebiet. 1926 entstand innerhalb Italiens die Provinz A. mit einem Präfekten an der
Spitze und Autonomie für die teilweise französischsprachige Bevölkerung.
L.: Tibaldi, T., Storia della valle d’Aosta, Bd. 1ff. 1902ff.; Zanotto, A.,
Histoire de la vallée d’Aoste, 1968; Omezzoli, T., Prefetti e fascismo, 1999.
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und
Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa
30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das
Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und
Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten
reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus
dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und
(vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der
Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf,
Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer,
Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs,
Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing,
Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg,
Attegau – Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld,
Sankt Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal,
Feldkirchen, Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden
konnten) und später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von
Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen,
begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von
Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und
der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und
Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen,
wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche
Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die
Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger
Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina
von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller
Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav
Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber
wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der
Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel
das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
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E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
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fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat
der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949);
Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951,
Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die
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1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J.,
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hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche.
Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien,
Slowenien und der Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und
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hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen
König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch
das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331
dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das
Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig
selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt).
1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie
im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom
Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden
Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut
und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den
Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen
die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von
Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen
Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450
trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener
Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die
Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV.
von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte
sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12.
1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie
aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von
der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da
Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von
1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck,
Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter
Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf
Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München.
Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu
organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw.
kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici
Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777
starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und
einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit
Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg
übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816)
musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat.
Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische Landesgeschichte,
1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953; Reindel, K., Die
bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches Gemeindeverzeichnis von Bayern,
Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954); Schwend, K., Bayern zwischen
Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger Atlas,
Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990;
Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985; Historischer Atlas von
Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27,
Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche,
Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der „östlich-merowingische“
Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der
altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter
sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen
Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme,
1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten,
G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff.
1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg.
v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der
lateinischen geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f.
1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte
Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation
in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989;
Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG.
123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen der Herzöge von
Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen
Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann,
D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der
Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der
Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A.
2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg,
Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs
Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997;
Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998;
Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v.
Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November
1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D.,
2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter,
2007.
Bellinzona, mal. Bellenz (Herrschaft). B. am Tessin
geht vermutlich auf ein römisches Kastell des 4. Jahrhunderts zurück. Über
Ostgoten, Langobarden, Franken und die Könige von Italien
kam es an die Bischöfe von Como. 1192 wurde B. von den Staufern der
Stadtkommune Como unterstellt. 1350 fiel es an Mailand. 1419 wurde es an Uri
verkauft, 1422 von den Herzögen von Mailand erobert. 1503 musste es nach
kampfloser Besetzung (1501) an Uri, Schwyz und Nidwalden abgetreten werden, die
dort eine Landvogtei einrichteten und 1798 B. bzw. 1803 Tessin die
Selbständigkeit zugestanden.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Bonzanigo,
A., Squarci di storia bellinzonese dagli inizi dell'indipendenza cantonale,
Bellinzona 1967; Meyer, W., Bellinzona, LexMA 1 1980, 1849.
Belluno (Stadtstaat). Dem antiken B. am Piave
folgte ein langobardischer Herzogssitz. Dieser war später Mittelpunkt der
Grafschaft B. der Bischöfe von B. Im 12./13. Jahrhundert löste sich die Stadt
von der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund
an. 1404 kam sie an Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Königreich
Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) E1, II 66 (1378) E/F1.
Bergamo (Stadtstaat). Das antike Bergomum war
später Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen
Grafschaft. Im 12. Jahrhundert (1108 Konsuln) löste sich die Stadt aus der
Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem lombardischen Städtebund an. 1333
kam B. an Mailand, 1428 an Venedig, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814/1815 an das Königreich Lombardo-Venetien
Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254); Chardon, M., Bergamo, (in)
Méditerranée 8 (1967); Jarnut, J., Bergamo 568-1098, 1979; Jarnut, J./Soldi
Rondini, G., Bergamo, LexMA 1 1980, 1945f.
Bormio (Grafschaft), mhd. Worms. B. an der
oberen Adda war im Mittelalter Sitz einer Grafschaft und kam von 1512 bis 1797
an Graubünden, 1814 an Österreich und 1859 an Italien.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) I4.
Bozen (Grafschaft). Bereits Paulus Diaconus
nannte für die Zeit um 680 einen für B. (Bauzanum) zuständigen Grafen. 1027 gab
König Konrad II. die Grafschaft B. an das Hochstift von Trient, von dem sie bis
1170 an die Grafen von Greifenstein-Morit, danach an die Grafen von Tirol zu
Lehen ging. 1242 wird sie letztmals genannt. Das erstmals 1048/1068 als Dorf
bezeugte B. kam mit Südtirol 1919 an Italien.
L.: Wolff 37; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18; Hye,
F. H., Anfänge und territoriale Entwicklung der Stadt Bozen, Der Schlern 1978;
Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001.
Brescia (Stadtstaat). Das zunächst keltische
Brixia am Ausgang des Trompiatales stand seit 218 v. Chr. unter römischem
Einfluss. Vom 6. bis 8. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums. Im 12. Jahrhundert wurde es Mitglied des lombardischen Städtebundes
(1120 concio, 1127 consules). Nach häufigem Herrschaftswechsel seit 1258 fiel
es 1426 an Venedig, 1797 an die zisalpinische Republik und an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das
Lombardo-Venetianische Königreich (Lombardo-Venezianische Königreich)
Österreichs. Seit 1859 gehörte es zum Königreich Sardinien(-Piemont) bzw. 1861 Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Storia di Brescia, hg. v.
Treccani degli Alfieri, G., Bd. 1ff. 1961ff.; Soldi Rondinini, G., Brescia, Lex
MA 2 1983, 608ff.
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist
ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal,
das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem
Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den
Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B.,
828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde.
Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof
Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad II. übertrug
1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital, Unterinntal),
Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal. Landesherrliche Gewalt
entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal sowie um Veldes, während
im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von
Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der
Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler
Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur
wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und
Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer)
große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und
Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck
mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der
Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen,
Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg
und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol
geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an Italien
angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.; Tinkhauser,
G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese Brixen, Bd.
1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, 1888;
Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der Schlern 51
(1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive
845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und
Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols,
1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner
Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des
Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann,
J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches
Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel
Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards
Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016
sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem
Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch,
doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering,
so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156
mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169
Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren
Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als
Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als
Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und
bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und
Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an
Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der
westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem
Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im
Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von
Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta
von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin
als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die
Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und
die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen
war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft
Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft
Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch
Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von
Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der
Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das
burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die
Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von
Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548
vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon
1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien,
1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als
Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die
Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678
endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer
Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die
Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux
XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470
(Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La
Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg.
v. Delobette, L. u. a., 2010.
Calice (Herrschaft). Die einem der Fürsten
Doria gehörige Herrschaft C. in Italien wurde
1714 vom Reich eingezogen und an einen Malaspina verkauft.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369.
Carpi (Stadtkommune). C. in der Poebene
nördlich von Modena fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst. 1530 kam
es durch Kaiser Karl V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum erhoben. Mit
dem Herzogtum Modena der Este ging es 1797 in der zisalpinischen Republik und
1805 im napoleonischen Königreich Italien
Frankreichs auf. 1814 kam es an Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an
Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.
Carrara (Stadtkommune). Obwohl bereits in
römischer Zeit die Marmorsteinbrüche von C. in der Toskana bekannt waren,
dürfte die Stadt C. in ihren Anfängen nur bis in die zweite Hälfte des 10.
Jahrhunderts zurückgehen. Am 19. 5. 963 gab Kaiser Otto I. einen Hof in C. an
den Bischof von Luni. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts löste sich die
Stadt von der Herrschaft des Bischofs. Danach gelangte sie unter die Herrschaft
Pisas sowie zeitweise der Visconti.. S. Italien.
L.: Repetti, E., Compendio storico di Carrara, 1821; Lupo Gentile, M.,
L'origine del comune di Carrara, 1910; Polica, S., Carrara, LexMA 2 1983, 1525.
Castiglione (Fürstentum). C. delle Stiviere am
Nordrand der Poebene fiel 1404 an eine Linie der Gonzaga. Unter ihr war es
Hauptort eines eigenen Fürstentums. 1713/1714 kam es (mit den Lehen Medole und
Solferino bzw. Sulferino) an Österreich, 1859 mit der Lombardei an Sardinien
bzw. Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Chiavenna (Stadtkommune), mhd. Cleven. Das bereits
in römischer Zeit vorhandene (Clavenna), seit dem 10. Jahrhundert von den
Bischöfen von Como beherrschte C. an der Mera und am Treffpunkt des Bergell
(Majolapass) und der Val San Giacomo (Splügenpass) wurde am Ende des 11.
Jahrhunderts freie Kommune. 1335 fiel es an die Visconti (Herzogtum Mailand).
1512 wurde es von Graubünden erobert. 1797 schloss es sich mit dem Veltlin der
zisalpinischen Republik an. 1815 kam es an Österreich, 1859 an Italien.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) G4; Heinemeyer,
W., Chiavenna, LexMA 2 1983, 1809; Becker, C., Die Kommune Chiavenna, 1995.
Chiusi (Stadtstaat). C. am Südrand des
Chianatals geht auf das etruskische Chamars und das antike Clusium zurück.
Unter den Langobarden war es Hauptstadt eines eigenen Herzogtums, im 9. und 10.
Jahrhundert Mittelpunkt einer Grafschaft. Später geriet das zugehörige Gebiet
teilweise an die Visconti (Mailand). Die Stadt kam im 12. Jahrhundert an
Orvieto, 1283 an Siena und 1566 an Florenz und damit 1861 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II (1300) D3; Bersotti, G., Chiusi, 1974;
Pauler, R., Chiusi, LexMA 2 1983, 1861.
Crema (Stadtkommune, Stadtstaat). Vermutlich
bereits in der Spätantike wurde C. am Serio nördlich von Cremona gegründet. Im
elften Jahrhundert unterstand das castrum C. den Grafen von Bergamo. Seit 1098
war C. den Bischöfen von Cremona unterstellt. 1160 zerstörte Kaiser Friedrich
I. Barbarossa die mit Mailand verbündete Stadt, doch erlangte sie wenig später
die Anerkennung eigener Konsuln. 1338 kam C. an Mailand, wurde 1403 aber wieder
autonom. 1423 fiel es erneut an Mailand, 1449 an Venedig, bei dem es bis 1797
blieb. S. Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II (1300) 48 C2; Albini, G., Crema, LexMA 3
1984, 339.
Cremona (Stadtkommune). C. am Po kam 218 v. Chr.
von den gallischen Cenomanen an Rom. 451 war es bereits Sitz eines Bischofs.
603 wurde es von den Langobarden erobert, geriet danach aber unter die
Herrschaft der Bischöfe. Im 12. Jahrhundert war es freie Kommune (1112-1166
consules). Im Kampf gegen Mailand war es mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa
verbündet. 1334/1344 wurde es von den Visconti (Mailand) unterworfen und
gelangte 1441 an die Sforza. Mit dem Herzogtum Mailand kam es 1797 unter die
Herrschaft Frankreichs. 1815 fiel es an Österreich, 1859 an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Signori, E., Cremona, 1928;
Montorsi, W., Cremona. Dalla cittá quadrata alla città nova, 1981; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia di Cremona, hg.
v. Andenna, G., 2004; Il codice diplomatico della cattedrale di Cremona, hg. v.
Leoni, V., 2010.
Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im ersten
vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen
Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina
und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria.
Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich
eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts wurde es innerhalb des
byzantinischen Reiches zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit
dem 11. Jahrhundert an ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich,
1805 an das napoleonische Königreich Italien,
1809 an die illyrischen Provinzen Frankreichs und 1814 wieder an Österreich.
1816 wurde es Königreich Österreichs. 1920 kam es bis auf einige Italien zugesprochene Reste an Jugoslawien.
L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani,
P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie,
Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA
3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale
Identitätsbildung, 2000.
Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das durch die
Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte ursprünglich
die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto).
Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077)
im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft im Egerland aus
(1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146 wurde das Egerland an das Reich
gezogen. Cham und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig entstandenen älteren
Linie an den verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie erlosch in ihrer jüngeren
Linie mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit
kamen auch die Güter um Nabburg sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an
Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger
Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die
Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen
Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die
Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der
bayerischen Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der
Oberpfalz, Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3
1986, 1009; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht
auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches
Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I.
gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert
(† 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg
E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne.
Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden
Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien.
Seit 1171 ist die Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die
Welf-Este (Heinrich der Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die
italienischen Güter den Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este
setzte sich in Ferrara, Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405
mit Padua an Venedig fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III.
die Herzogtümer Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das
Herzogtum Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie
verlor Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena
und Reggio an die Zisalpinische Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die
Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau. 1803 erlosch sie im Mannesstamm.
Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz' II. verheiratete Erbtochter Maria
Beatrix kamen die Güter an das neugegründete Haus Österreich-Este. Dieses
verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber 1814 Modena zurück, das 1859 an
Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E.
erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Feltre (Stadtkommune). Das auf das antike
Feltria zurückgehende F. an einem Nebenfluss des Piave wurde vom 10. bis 13.
Jahrhundert von seinen Bischöfen beherrscht. 1440 fiel es an Venedig, 1797 an
Österreich, 1805 an das napoleonische Königreich Italien,
1814 wieder an Österreich und 1859/1860 schließlich an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 E2; Silvestri, G., Feltre, (in) Le Vie
d'Italia 60 (1954).
Finale, Finale Ligure (Herrschaft). F. an der
Riviera di Ponente ist 1190/1193 Herrschaftsgebiet der Familie Del Carretto.
Die Eigenständigkeit wurde von Genua bestritten. 1598 wurde die Herrschaft von
Sforza Andrea del Carretto an Spanien verkauft. 1713 wurde F. vom Reich, an das
es gelangt war, für 3 Millionen Gulden an Genua verkauft, das 1815 mit dem
Königreich Sardinien (1861 Italien) vereinigt
wurde.
L.: Lessico
universale Italiano, Bd. 7 Rom 1971, S. 713f.; Enciclopedia Italiana, Bd. 15
1932, S. 384-386; Edelmayer, F., Maximilian II., Philipp II. und Reichsitalien.
Die Auseinandersetzung um
das Reichslehen Finale in Ligurien, 1988.
Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital.
Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich
im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um
200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines Herzogs und unter den
Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf um die
Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules (Konsuln)
nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer bedeutenden
Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien
und zählte 1348 etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als
Gulden (abgekürzt fl.) Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa
erobert, 1421 Livorno erworben. 1434 kam die Familie Medici an die Macht, die
1531 von Kaiser Karl V. zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an
Österreich, 1801 als Hauptstadt an das Königreich Etrurien Frankreichs, von
1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814 bis 1859 an Österreich und schließlich an
Sardinien bzw. 1861 an das Königreich Italien,
dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn,
R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R., Firenze dalla decadenza
di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.;
Panella, A., Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di
Firenze, 1958; Lopes Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962;
Bargellini, P., La splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz,
Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor
der Renaissance. Der Weg einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die
Medici und Florenz, 1979; Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la
Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A.,
Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986;
Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989;
Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit
der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C.,
Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence
1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006;
Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P.,
Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009.
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen
(843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen Reichs im
10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im
Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell
und politisch führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur
Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien
zur die deutsche Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und
Stahl (Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau
(Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund,
Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau, Geldern,
Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg, Kaiserslautern,
Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein, Luxemburg,
Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur, Niederlande, Oldenburg, Pfalz,
Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul, Trier,
Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
Friaul (Herzogtum). Das im östlichen
Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen,
Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach
der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6.
Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776 fränkische, 828 in vier Grafschaften
aufgeteilte Markgrafschaft. Otto der Große vereinigte 976 einen Teil Friauls
(Gebiet von Cividale) mit der Mark Kärnten, das übrige Friaul kam mit Krain und
Istrien 1077 unter die Herrschaft der Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es
mit Ausnahme vor allem der Güter der Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg
fielen, von Venedig erobert. Mit Venedig kam es 1797 an Österreich, 1866 an Italien. Die Grafschaft Görz fiel 1919 an Italien. 1947 wurde der östliche, von Slowenen besiedelte
Teil Friauls Jugoslawien zugeteilt.
L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im mittelalterlichen Friaul, 1940;
Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A. 1981; Leicht, P., Studi di
storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di Friuli, 4. A. 1970; Valussi,
G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il Friuli, i climi, 1964;
Brozzi, M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani, R., Friaul, LexMA 4
1989, 915f.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Krahwinkel, H., Friaul
im Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale per la storia del
movimento di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e Venezia Giulia,
1997.
Gallarate, Gallara (Grafschaft). Die Grafschaft G.
bei Mailand unterstand am Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen von Hohenems. S.
Italien.
L.: Wolff 206; Welti, L., Hohenems und Gallarate, FS Grass, N., 1975.
Geizkofler (Reichsritter). Von 1600 bis 1662 waren
die G., von denen der aus Brixen stammende Zacharias Geizkofler nach dem
Studium des Rechts in Ingolstadt, Straßburg und Basel sowie Italien und Frankreich 1593 zum Reichspfennigmeister
aufstieg, wegen Haunsheim und Wäschenbeuren im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Schulz 262; Sigelen, A., Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich, 2009.
Genua (Stadtkommune, Republik). G. am
südlichen Steilabfall der ligurischen Alpen war schon im Altertum ein
bedeutendes Handelszentrum. Seit 218 v. Chr. stand es unter römischem Einfluss
und behielt die zu unbestimmtem Zeitpunkt erlangte römische Munizipalverfassung
bis zur Völkerwanderungszeit bei. Über Ostgoten, Byzantiner (554) und
Langobarden (641) kam es an die Franken, die es zum Mittelpunkt einer
Grafschaft erhoben. Seit dem 10. Jahrhundert erlangte G. (958 Privileg für die
habitatores in civitate Ianuensi) eine eigene, seit etwa 1100 von drei oder
mehr Konsuln als Compagna ausgeübte Verwaltung, die Friedrich I. Barbarossa
beließ. Zusammen mit Pisa gewann die durch Handel reich gewordene Stadt
Sardinien und Korsika und setzte sich 1284 auch gegen Pisa und 1298 gegen
Venedig durch. Gleichzeitig wurde G. durch heftige innere Auseinandersetzungen
der Familien der Doria, Fieschi, Grimaldi und Spinola erschüttert. 1380
unterlag es bei Chioggia gegen Venedig. Von 1396 bis 1409 stand es unter der
Herrschaft Frankreichs, von 1421 bis 1436 unter der Herrschaft Mailands und von
1458 bis 1461 wieder unter der Herrschaft Frankreichs. Nach dem Fall
Konstantinopels 1453 gingen alle östlichen Niederlassungen verloren (1471
Trapezunt, 1475 Kaffa [Caffa], 1566 Chios). Mehrfach geriet die Stadt unter die
Herrschaft Mailands und Frankreichs. 1768 trat Genua Korsika an Frankreich ab.
Am 6. 6. 1797 wurde Genua von Frankreich als Ligurische Republik eingerichtet,
1805 nach einem Volksentscheid von Frankreich annektiert. 1815 wurde G. mit dem
Königreich Sardinien vereint, das 1861 im Königreich Italien
aufging.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Storia di Genova dalle
origini al tempo nostro, Bd. 1ff. 1941f.; Cozzani, E., Genova, 1961; Le ville
genovosi, hg. v. De Negri, E. u. a., 1967; Costantini, C., La repubblica di
Genova nell'età moderna, 1978; Piergiovanni, V., Lezioni di storia giuridica
genovese, 1983; Petti Balbi, G., Genua, LexMA 4 1989, 1251ff.; Kurowski, F.,
Genua aber war mächtiger, 1990; Schweppenstette, F., Die Politik der
Erinnerung, 2003.
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von
Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre
teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz
in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des
Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen
von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach
Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des Patriarchats
von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die Tochter Albrechts
III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol (Etschtal und
Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die Pfalzgrafenwürde von
Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363 ausgestorbene Tiroler
(Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die Görzer Linie erhielt die
Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie Allod im Pustertal von der
Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere Grafschaft G.), vermochte
aber infolge starker Schwächung durch weitere Teilungen von 1303 und 1323 die
1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie entstandenen Ansprüche auf Tirol
nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern verlor trotz der 1365 erfolgten
Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch Gebiete in Inneristrien
(Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um Möttling an Habsburg.
1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz, Pustertal) kamen auf Grund
von Erbverträgen an Habsburg und damit zum österreichischen Reichskreis. 1754
erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca zu einer gefürsteten Grafschaft.
Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816 wurde nach der Rückkehr zu
Österreich aus Görz, Triest und Istrien die Verwaltungseinheit Küstenland
geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und Gradisca innerhalb Österreichs
eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an Italien.
Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien
einen Teil des Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien
1264-1358, Diss. Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989,
1564; Stih, P., Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker,
H., Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler
Landesmuseums 78 (1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im
Hochmittelalter, MIÖG 110 (2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul,
Z. f. bay. LG. 65
(2002), 293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel
Medioevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.
Guastalla (Stadtkommune, Stadtstaat, Signorie,
Grafschaft, Herzogtum). G. am Po wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt (864
curtis Wardistalla). Seit Anfang des 11. Jahrhunderts unterstand es den
Canossa. Danach wurde es Streitobjekt verschiedener Stadtstaaten (Cremona,
Piacenza). Seit 1307 stand es den Correggio und seit 1335 den Visconti zu. 1406
wurde es mit dem umliegenden Gebiet als Lehen der Visconti Signorie der Torelli
und 1428 Grafschaft. 1539 kam es durch Verkauf an die Familie Gonzaga. 1621
wurde G. Herzogtum. 1729 wurde es nach dem Aussterben der Herrscherfamilie
eingezogen. 1746 fiel es an Österreich und wurde 1748 dem gegen Neapel und Sizilien
an Österreich gelangten und an Karls III. Bruder Philipp überlassenen Herzogtum
Parma und Piacenza einverleibt. 1805 wurde es an Napoleons Schwester Pauline
Borghese gegeben, fiel aber wenig später an das Königreich Italien bzw. Parma. 1815 kam es mit Parma und Piacenza
an die Gemahlin Napoleons, 1848 an das Herzogtum Modena und 1860 an das
Königreich Sardinien bzw. 1861 Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III, 12 D2; Aff'ò, J., Istoria della città e
ducato di Guastalla, o. J. (1785ff.); Il tempo dei Gonzaga, 1985; Bocchi, F.,
Guastalla, LexMA 4 1989, 1761f.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer
von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie
(Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz,
Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert
der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen
(1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne
(† 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie
Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte.
Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526
Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen
wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der
kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer
des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im
Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der
Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und
erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen
Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war
letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8.
1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der
Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge
der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren
Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In
Italien begründeten die Habsburg-Lothringer
Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der
Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859
verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete
Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken.
Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete
beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch Gesetz vom
3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn
verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R.,
Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G.,
Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches,
1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die
Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten,
hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002;
Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein
Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee,
hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum, Residenz).
Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von Haune und
Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf eigenem
Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine Einsiedelei
(cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch Schutzprivileg
König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen
begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten Erwerbungen im sog.
Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in
Italien gedruckte Handschrift der Germania des
Tacitus auf. 968 wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm
Forstrechte und Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem Erzstift Mainz geführte
Streit um die Zehnten in Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der
Mönch Lambert von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann
die Abtei ein kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die
Landgrafen von Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich
verteidigte. Die schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15.
Jahrhundert führten 1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über
Stadt und Abtei. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum zur
Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7
Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die
Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt
oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen
Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die
Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu
Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr. eroberten
die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und Illyricum
zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952 fügte es
König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber 976 als Herzogtum
zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das Gebiet um
den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain dem
Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich IV. die
Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209 tatsächlich von den seit 1173
als Markgrafen herrschenden Grafen von Andechs-Meranien erlangte und bis
1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien
kam als Grafschaft I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die
anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an Italien,
von 1809 bis 1815 an Frankreich). Der österreichische Anteil an I. umfasste die
im Jahre 1500 durch das Aussterben der Grafen von Görz an Österreich gefallene
Grafschaft Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino), Biben (Pedena),
Galignano, Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern und die im Jahre
1400 an Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816 gelangte er als ein Teil
des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien Österreichs und war seit 1849
Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien (Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920
kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien und
1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I. die
Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de,
Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio
evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung
Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.
Italien
(Halbinsel, Königreich). Der 768 von König Karl dem Großen den Langobarden
abgewonnene Teil Italiens, den König bzw. Kaiser
Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich seit
dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere Herzogtümer
und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen
Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im
Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder
quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer
Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das
Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem
Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens
galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum
Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum
Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete
Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum
Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern
herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum
Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum
Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza,
Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen
erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum
Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf
die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem
es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und
Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem
Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens
einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza
dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen
1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten
(Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a.
Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19
ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen
(u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10 toskanische
Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische
Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach
die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi,
Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia, Angleria, Castro,
Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete
verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert wurden
(Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo),
teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden
Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen
(Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt.
Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des
sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen
Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden
Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste.
Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und
Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor
Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien
(Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste
eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn
den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942;
Pieri, P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F.,
Storia d‘Italia, 1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia
d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd.
1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien,
1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann,
R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter
und Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung
über Italien, 1985; Italien-Ploetz.
Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb.
v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien
im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen
Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens
in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens,
2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5
1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg.
v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff.
1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die
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Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen
Könige und Italien, 1997; Jones, P., The Italian
city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens,
2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004;
Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und
Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6.
oder 7. Jahrhundert wanderten die slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel
ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert christianisiert, gerieten aber unter den
Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um 1180 erkämpften sie ein unabhängiges
Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die Türken. 1830 entstand ein im Zuge von
Freiheitsbestrebungen autonomes Erbfürstentum Serbien unter osmanischer
Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger Staat, der sich 1882 in ein Königreich
umwandelte. Diesem schlossen sich 1918 die nordöstlich davon gelegenen Gebiete
des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die auch Italien
als Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten
begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen,
das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es Republik, am
31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile
Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert,
1954/1975 erhielt es die Zone B um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien
und Slowenien durch Erklärung vom serbisch beherrschten J., später auch
Bosnien-Herzegowina und Mazedonien (Makedonien), so dass nur noch Serbien und
Montenegro in J. verblieben. 1999 wurden die albanischen Bewohner des
Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben, aber durch Kriegseinsatz des
Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die
Bundesrepublik J. aufgelöst und der Staat Serbien-Montenegro begründet, der
sich 2006 in Serbien sowie Montenegro auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo
mit westlicher Unterstützung von Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz,
Gottschee, Herzegowina, Illyrien, Istrien, Kärnten, Krain, Küstenland,
Österreich, Steiermark, Triest.
L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und
Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990;
Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C.,
Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20.
Jahrhundert, 2010.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von
Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt.
caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen
Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem
auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten,
von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122
an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180
verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und
Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul).
Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269)
nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der
Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von
Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie
fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark,
Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten
in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft durch. 1748 wurden
drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria Theresia die
Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg
und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814 gehörte Oberkärnten
(Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs, von 1814 bis 1849
(seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum österreichischen Königreich
Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne Abstimmung
kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg und Seeland an Jugoslawien und
das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an Italien.
Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung für
Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen die
jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4
(Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.;
Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie
20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925;
Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte,
M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937;
Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner
Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff.
1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F.,
Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung
Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963),
78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E.,
Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann,
W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania.
Beobachtungen zur politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des
Landes und seiner Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987),
87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert,
1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner
Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I.,
Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v.
Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P.,
Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a.,
2002.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus)
bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das
Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die
Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und
(Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem
Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von
dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer
Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten,
dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des
Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und
Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes
in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von
Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich
verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz
Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und
Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen
Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238)
gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig
später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von
Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten
(Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen
Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die
Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der
Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit
Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den
weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche
Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein
protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos.
Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786
Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das
zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen,
frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K.
gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130
Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den
linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das
Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an
Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg
(Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste
Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das
Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an
Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter
Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen
Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis
1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot,
S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden,
1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814),
1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im
Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v.
Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794,
1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im
Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2,
1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das
Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert,
2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser
Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon
vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa,
Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten vorchristlichen
Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia annonaria und
Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug der
Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil des
slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an Bayern
und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten Mark
Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die Craina
marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie mit
Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der Patriarchen
von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren in K. vor
allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde das 1144
erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228 waren die
Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim und Bogen)
die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst die
Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen
(1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335
als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren
Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark
(mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die
leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV.
sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser
Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur
Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen
Reichskreis zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die
reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis
1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber
wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es
österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an
Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel auch Innerkrain an Jugoslawien und
damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von Krain zu Slowenien, 2006.
Küstenland, Litorale (Land, Landschaft,
Verwaltungseinheit). 1564 kam bei einer Neugliederung Österreichs K. neben
Steiermark, Kärnten, Krain, Friaul-Görz und Westkroatien zur Ländergruppe
Innerösterreich. 1809 wurde es den illyrischen Provinzen Frankreichs zugeschlagen.
Nach dem Rückfall an Österreich 1814 wurde unter Abtrennung des Königreichs
Dalmatien und Kroatien am 3. 8. 1816 das Königreich Illyrien mit der Hauptstadt
Laibach gebildet. Zu ihm gehörten Kärnten, Krain, Görz mit Gradisca (Gradiska),
Friaul und Istrien mit Trient. Von 1849 bis 1918 wurde nach Auflösung des
Königreiches Illyrien aus Görz-Gradisca (Görz-Gradiska), Istrien und Triest ein
Kronland K. mit einem gemeinsamen kaiserlichen Statthalter in Triest gebildet.
Nach 1918/1919 kam es zu Italien, 1947 mit
Ausnahme von Triest und Teilen von Görz-Gradisca (Görz-Gradiska) zu
Jugoslawien, bei dessen Auflösung 1991 zu Slowenien und Kroatien.
L.: Wolff 35; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F6.
Lombardei (Landschaft). Das Gebiet der
nordwestlichen Poebene war ursprünglich von Kelten besiedelt, die seit 222 v.
Chr. allmählich in das römische Reich eingegliedert wurden. Nach dessen Zerfall
wurden Norditalien und Mittelitalien (einschließlich der nordwestlichen
Poebene) von den Langobarden erobert und erstmals 629 als Langobardia im
geographischen Sinn bezeichnet. 774 fiel das Gebiet der Langobarden an die
Franken. Am Ende des 11. Jahrhunderts erlangten die Städte der nordwestlichen
Poebene wie Pavia, Mailand, Como oder Cremona Selbständigkeit. In Städtebünden
wandten sie sich gegen die Staufer. Nach langen Kämpfen traten Signorien an die
Stelle der Städte. Die Vormachtstellung gewann Mailand. Den Osten erlangte
Venedig. 1535 kam das 1395 zum Herzogtum erhobene Mailand als Reichslehen an
Spanien. 1714 fiel die L. nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich. 1797
wurde sie von Frankreich besetzt (Teil der Zisalpinischen Republik, seit 1805
des napoleonischen Königreiches Italien). 1815
wurde das Gebiet mit Venetien zum Lombardisch-Venezianischen Königreich
(Lombardo-Venetien) Österreichs vereinigt. 1859 verlor Österreich die Lombardei
an Sardinien, 1866 Venetien an das neue Königreich Italien
(1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Rota, E., L'Austria in
Lombardia, 1911; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Arbinger, N., Komitat, Adel und städtische
Kommune in der Lombardei während des 11. und 12. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien
1967; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967;
Margaroli, P., Lombardei, LexMA 5 1991, 2094; Mazohl-Wallnig, B.,
Österreichischer Verwaltungsstaat, 1993; Longobardia e longobardi nell’Italia
meridionale, hg. v. Andenna, G. u. a., 1996.
Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum).
Einer etruskischen Siedlung folgte das römische Luca (89 v. Chr. municipium).
Über Langobarden und Franken (774) fiel L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119
wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter die Herrschaft Pisas. 1316 schwang sich
Castruccio Castracane zum Stadtherrn auf, der 1327 von König Ludwig dem Bayern
zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370 wurde L. mit Hilfe Kaiser Karls IV. wieder
freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an seine Schwester Elisa Bacciocchi. 1815 kam
es als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien. Ihr Sohn Karl II. von Parma trat
es 1847 an (die) Toskana ab. S. Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v.
Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e
14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das
Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971; Manselli, R., La repubblica di
Lucca, 1987; Lucca e l‘Europa degli affari, secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei,
R./Fanfani, T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA 5 1991, 2156; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 188.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569
der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz
eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch
König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend
machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem
Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem
Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525
kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und
1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich,
das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger
(Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den
Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate
an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene
Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge
aufgeklärter Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische
Republik, 1805 Königreich Italien), womit die
Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde es mit Venedig als
Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich)
Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859
musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu
Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien
(1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei,
P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand,
LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004.
Malaspina (Reichsfürst). Seit 1124 sind als
Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie belegt, die
sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter längs der Magra.
Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen zu den am längsten
lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens
und waren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob
Kaiser Leopold I. Carlo M. zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die den
Doria entzogenen Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die eingezogene
Herrschaft Avulla (Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167;
Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione dell’illustrissima famiglia
Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6 1992, 163.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel.
Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der
lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald
wieder unabhängige Stadt. 1263 entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie.
1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter
der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh
Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu
einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco
Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M.
Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft
Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga
1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte
Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach
dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere
Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das
seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg
zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich
als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen
gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an
Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der
Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805
Königreich Italien), doch kam es nach den
Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum
Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona,
Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das
neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.;
Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio,
G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il
territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B.,
Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato gonzaghesco.
Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G., 17 1979,
359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua, LexMA 6
1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Mirandola (Stadt, Fürsten, Herzöge). M. in der
Emilia, das seit dem 11. Jahrhundert belegt ist, fiel zunächst an das Haus
Canossa und dann an die sog. filii Manfredi. Von ihnen erhielt Francesco Pico
1311 von Kaiser Heinrich VII. M. und sein Umland als Erblehen. 1354 erklärte
Kaiser Karl IV. M. als reichsunmittelbar. Die Stadt M. wurde seit dem
Hochmittelalter von den Pico della Mirandola beherrscht. 1596 wurden sie zu
Fürsten, 1617 zu Herzögen erhoben. 1747 starben sie aus. S. Modena, Italien.
L.: Memorie storiche della città Mirandola, Bd. 1ff. 1872ff.; Cappi, V., La Mirandola, 1973;
Mirandola e le terre del basso corso del Secchia dal Medioevo all’età
contemporanea, 1984; Andreolli, B., Mirandola, LexMA 6 1992, 664.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der
Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452
wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum
Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara
ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die
Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen
Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im
Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch
den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und
Ortenau als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau) bzw. das
verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam
das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit dem
Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus
Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Mondovi (Stadtkommune). M. westlich von Genua
stand um 1390 unter der Herrschaft der Visconti. S. Mailand, Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B2.
Montferrat (Markgrafschaft), ital. Monferrato,. Die
Markgrafschaft M. (zu 909 Monsferratus) zwischen Po und unterem Tanaro in
Oberitalien entstand im (10. und) 11. Jahrhundert. Die bis in die Mitte des 10.
Jahrhunderts zurückverfolgbaren, im frühen 12. Jahrhundert erstmals so
bezeichneten Markgrafen erlangten 1204 in den Kreuzzügen das Königreich
Thessalien. 1305 kam M. durch Erbschaft über die Erbtochter (Irene) an eine
Seitenlinie der Kaiser von Byzanz (Könige von Griechenland) und von diesen nach
Aussterben der Linie (1533) 1536/1559 an die Gonzaga von Mantua. 1574 wurde es
Herzogtum. 1630/1631 fiel im mantuanischen Erbfolgekrieg ein Teil an Savoyen.
Dieses bzw. Sardinien erhielt 1703/1713 den Rest als durch Felonie Mantuas
erledigtes Reichslehen. Über Savoyen/Sardinien kam M. zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B/C2, II 78 (1450) F4; Usseglio,
L., I marchesi di Monferrato in Italia e in Oriente durante i secoli XII e
XIII, hg. v. Patrucco, C., 1926; Colli, G., Monferrato, 1960; Haberstumpf, W.,
Regesto dei marchesi di Monferrato di stirpe aleramica e paleologa per
l’Outremer e l’Oriente (S. XII-XV), 1989; Settia, A., Montferrat, LexMA 6 1992,
799.
Neapel (Königreich). N. an dem nach ihm
benannten Golf im westlichen Unteritalien wurde als griechische Kolonie
(Neapolis, neue Stadt) gegründet. 326 v. Chr. schloss es sich an Rom an. Nach
dem Untergang Westroms gehörte es zum Reich der Ostgoten, dann seit etwa 550
(553) zum byzantinischen Exarchat. Hier erlangte N. unter seinen Erzbischöfen
eine ziemlich freie Stellung. Von 1057 bis 1085 kam Unteritalien an die
Normannen, die von 1061 bis 1091 auch Sizilien eroberten. 1139 wurde N. dem
Königreich Sizilien einverleibt. Durch die Heirat Konstanzes von Sizilien 1186
errang Kaiser Heinrich VI. das Normannenreich für die Staufer. 1266/1268
eroberte der französische Prinz Karl II. von Anjou im Auftrag des Papstes das
Reich. 1282 errang in der blutigen Sizilianischen Vesper König Peter von
Aragonien bzw. Aragon, der Schwiegersohn des Staufers Manfred, die Herrschaft
über Sizilien. Obwohl danach Sizilien selbständig war, wurde auch das
Königreich der Anjou in Unteritalien als Königreich Sizilien und erst seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts auch als Königreich N. bezeichnet. Nach dem
Aussterben der Hauptlinie der Anjou 1435 gewann Alfons V. von Aragonien bzw.
Aragon den Kampf um das neapolitanische Erbe und vereinigte 1435/1442 Sizilien
wieder mit N. (in Personalunion). Nach vorübergehendem Verlust an Frankreich
(1495-1503) sicherte Ferdinand von Aragonien bzw. Aragon die spanische
Herrschaft über N., das danach von spanischen Vizekönigen verwaltet wurde. Nach
dem spanischen Erbfolgekrieg fielen 1713/1714 N. und Sardinien an Österreich,
Sizilien an (den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von
Sayoyen-)Piemont. 1719/1720 tauschte Österreich Sizilien gegen Sardinien (an Piemont)
ein. 1735 gab Kaiser Karl VI. nach der Niederlage im polnischen Nachfolgekrieg
das Königreich Neapel-Sizilien an eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen.
1806 fiel N. an Frankreich, kam aber 1815 an die Bourbonen zurück. 1816
begründete König Ferdinand von Bourbon unter Aufgabe des seit dem 16.
Jahrhundert allgemeiner verwendeten Namens Königreich N. förmlich das
Königreich beider Sizilien. Auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860
gelangte das seit 1820 von Aufständen geschüttelte Land an das Königreich
Sardinien bzw. das neue Königreich Italien
(1861).
L.: Benedikt, H., Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI., 1927; Gunn, P.,
Neapel, 1964; Croce, B., Opere, Bd. 3 Storia del regno di Napoli, 1966; Fuiano,
M., Napoli nel Medioevo, 1972; Galasso, G., Intervista sulla storia di Napoli,
1978; Galasso, G., Il Regno di Napoli, (in) Il Mezzogiorno angioino e aragonese
(1266-1494), 1992, 1ff.; Vitolo, G., Neapel, LexMA 6 1992, 1075; Cuozzo, E.,
Neapel, LexMA 6 1992, 1076; Pesendorfer, F., Österreich, Großmacht am
Mittelmeer?, 1998; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999.
Neustift (Kloster). 1142 gründete der Burggraf
von Säben das Augustinerchorherrenkloster Maria zur Gnade bei Brixen. 1807
wurde es aufgehoben, 1816 aber erneuert. 1919 kam N. mit Südtirol zu Italien.
L.: Sparber, A., Das Chorherrenstift Neustift in seiner geschichtlichen
Entwicklung, 1953; Peintner, M., Kloster Neustift. Augustiner-Chorherren in
Südtirol, 1985.
Novara (Stadtkommune). Das aus einer
ligurisch-keltischen Siedlung hervorgegangene antike N. in der westlichen
Poebene wurde unter Cäsar römisches Munizipium und im vierten nachchristlichen
Jahrhundert Bischofssitz. Im 11. Jahrhundert gewann es Selbständigkeit, wurde
aber 1110 von Kaiser Heinrich V. zerstört. Im 14. Jahrhundert (1322) fiel es an
die Visconti. Mit dem Herzogtum Mailand kam es von 1500 bis 1524 an Frankreich,
1535 an Spanien, 1714 an Österreich, 1735 an Sardinien und damit 1861 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Novara e il suo territorio,
1952; Cognasso, F., Storia di Novara, 1971; Andenna, G., Novara, LexMA 6 1993,
1300; Behrmann, T., Domkapitel und Schriftlichkeit in Novara, 1994.
Novellara (Stadt). N. wird erstmals in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts erwähnt. Um 1150 kam es an Reggio. 1371 wurde es Sitz einer Linie der Gonzaga, bei deren Erlöschen es 1728/1737 an das Herzogtum Modena fiel (1861 Italien).
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen
Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten das
im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen und
1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische
Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das
Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich
Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische”
Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und
”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit
denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in
Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem
bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg,
Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des
Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u.
a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö.
(Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen
österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I.
Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube
(Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des
Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie
einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien
erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale,
Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten.
1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals
ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et
inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge
festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria
Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das
Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert
wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme
Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph
II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge
der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina,
1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im
Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden
übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787)
und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch
durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen
einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge
der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen
Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch
Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische Küstenland
und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient
und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster.
Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet
werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit
Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile
Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest
abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797 mit Ausnahme der
Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich
begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen ehemaligen Reichsländern im
Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von Bayern gegen Marktredwitz
Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25.
4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft gesetzte Verfassung, die
abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum Absolutismus (Neoabsolutismus)
wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der österreichischen oktroyierten Verfassung
vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit das Kaisertum Ö. aus folgenden
Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö. unter der Enns, Herzogtum
Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien (Herzogtum Kärnten,
Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca [Gradiska],
Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet), gefürstete
Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft Mähren,
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich Galizien
und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem Großherzogtum
Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Ungarn,
Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke, lombardisch-venetianisches
Königreich (lombardo-venezianisches Königreich), wobei nach dem 5. 3. 1860
diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben
wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die
Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren.
1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel
infolge der Niederlage gegen Preußen und Italien
Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien.
Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner,
E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten
Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden,
hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Padua (Stadtkommune). P. am Bacchiglione in
der nördlichen Poebene, dem das 601 von den Langobarden zerstörte römische, 301
v. Chr. erstmals erwähnte Patavium (um 200 n. Chr. 50000 Einwohner) voranging,
wurde in der Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs und im 10.
Jahrhundert Mittelpunkt einer von Otto I. eingerichteten Grafschaft. 1164
erlangte es Selbständigkeit. An die Stelle der 1137 erstmals genannten Konsuln
traten im 13. Jahrhundert als Leitungsorgan(e) Podestà. 1222 erhielt es eine
Universität. Im 13. und 14. Jahrhundert (1318-1405 unter der Herrschaft der Carrara,
30000 Einwohner, 63000 Bewohner außerhalb der Mauern) erlangte es die
Herrschaft über Vicenza, Bassano und Feltre. 1405/1406 geriet es selbst unter
die Herrschaft Venedigs. 1797 fiel es mit Venetien an Österreich, 1815 an das
Lombardo-Venetianische Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich)
Österreichs, das 1866 an das neue Königreich Italien
(1861) abgetreten werden musste.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Cappelletti, G., Storia di
Padova, Bd. 1f. 1874ff.; Zorzi, E., Il territorio padovano nel periodo di
traspasso da comitato a comune, 1930; Gasparotto, C., Padua, 1973; Castagnetti,
A., I conti di Vincenza e di Padova dall’età ottoniana al Comune, 1981;
Collodo, S., Una società in trasformazione, Padova tra XI e XV secolo, 1990;
Gaffuri, L., Padua, LexMA 6 1993, 1617; Tilatti, A., Istituzioni e culto dei
santi a Padova, 1997; Kohl, G., Padua unter den Carrara, 1998; Rippe, G.,
Padoue et son contado, 2003.
Parma (Stadtkommune). Die etruskische Gründung
P. am Nordfuß des Apennins wurde 183 v. Chr. römisch. Seit dem 4. Jahrhundert
n. Chr. geriet P. zunehmend unter die Herrschaft seiner Bischöfe, die in
fränkischer Zeit Grafschaftsrechte gewannen. Im 12. Jahrhundert erlangte es
eine gewisse Selbständigkeit (1140 Konsuln). Seit 1322 gehörte es rechtlich zum
Kirchenstaat des Papstes, stand aber tatsächlich vielfach unter der Herrschaft
Mailands (1346-1447, 1449-1500) und Frankreichs (1500-1512, 1515-21). 1545
wurde es durch Papst Paul III. Teil des Herzogtums Parma und Piacenza, das 1860
Sardinien bzw. 1861 dem neuen Königreich Italien
eingegliedert wurde. S. Parma und Piacenza.
L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Drei, G., Le
carte degli archivi parmensi, Bd. 1ff. 1924ff.; Cortellini, L., Storia di Parma,
1953; Pighini, G., Storia di Parma e i suoi personaggi più illustri, 1965;
Schuhmann, R., Authority and the Commune: Parma 833-1133, 1973; Fumagalli, V.,
Terra e società nell’Italia padana. I secoli IX e X, 1976; Chittolini, G., La
formazione dello stato regionale e le istituzioni del contado. Secoli XIV e XV,
1979; Greci, R., Parma medievale, 1992; Greci, R., Parma, LexMA 6 1993, 1735.
Parma und Piacenza (Herzogtum). Papst Paul
III. trennte 1545 die 1511/1512 von Papst Julius II. eroberten Gebiete P. vom
Kirchenstaat ab und übertrug sie seinem natürlichen Sohn Pier Luigi Farnese,
der bereits über die Herzogtümer Castro und Ronciglione herrschte, als
Herzogtum zu Lehen. Nach dem Aussterben der Farnese im Mannesstamm 1731 erbte
der spätere König Karl III. von Spanien als Großneffe des letzten Farnese. 1735
gab er P. gegen Neapel und Sizilien an Österreich. Dieses trat 1748 P. zusammen
mit dem Herzogtum Guastalla an Karls III. Bruder Philipp ab. 1802 kamen P. und
das 1806 für Napoleons Schwester Pauline abgetrennte Guastalla an Frankreich
und bildeten seit 1808 das Departement Taro. 1815 wurden P. und Guastalla
Napoleons Gemahlin Maria Louise von Österreich zuerkannt. Bei ihrem Tode fielen
sie 1847 an Karl II. Ludwig von Bourbon-Parma, 1860 durch Volksabstimmung an
Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien.
L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Bernin,
F./Bourgoing, J. de, Maria Louise von Österreich, 1933; Cattelani, R., Parma
nella storia, 1957; Pescatori, A., Il declino di un ducato (1839-1859), 1974.
Pavia (Stadtkommune). Die römische Gründung
Ticinum (49 v. Chr.) am unteren Tessin wurde vermutlich im 4. Jahrhundert Sitz
eines Bischofs und im ausgehenden 5. Jahrhundert (nach 493) eine der Residenzen
Theoderichs des Großen. 572 fiel sie an die Langobarden, die P. zur Hauptstadt
erhoben, 774 aber an die Franken verloren, unter denen P. bis 1024
Krönungsstadt für die Krönung zum König der Langobarden blieb. Bereits am Ende
des 11. Jahrhunderts war es freie Kommune (1112 Konsuln). 1359 fiel es an
Mailand. 1361 errichtete Kaiser Karl IV. auf der Grundlage der älteren
Rechtsschule die Universität. 1713/1714 gelangte P. mit der Lombardei an
Österreich. 1859 kam P. mit der Lombardei (Mailand) an Sardinien und damit 1861
an das neue Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Hoff, E., Pavia und seine
Bischöfe im Mittelalter, 1943; Vaccari, P., Pavia nell’alto medioevo e nell’età
comunale, 1956; Schmid, E., Pavia und Umgebung, 1958; Storia di Pavia, Bd. 2
L’alto Medioevo, 1987, Bd. 3 Dal libero comune alla fine del principato
indipendente, 1992; Soldi Rondini, G., Pavia, LexMA 6 1993, 1831; Majocchi, P.,
Pavia città regia, 2008.
Piacenza (Stadtkommune). P. nahe dem mittleren Po
wurde 218 v. Chr. am nördlichen Endpunkt der römischen Via Aemilia als Colonia
Placentina, Placentia, gegründet. Seit dem 4. Jahrhundert war es Sitz eines
Bischofs. Im 6. Jahrhundert fiel es an die Langobarden, 724 an die Franken.
996/997 verlieh Kaiser Otto III. den Ort dem Bischof. Am Ende des 11.
Jahrhunderts wurde P. Stadtkommune (Konsuln 1126). Im 12. und 13. Jahrhundert
gehörte P. dem lombardischen Städtebund an. 1313/1336 kam es an die Visconti
von Mailand, erlangte aber mehrfach zeitweise republikanische Selbständigkeit.
1512 fiel es an den Kirchenstaat, unter dem es 1545 dem Herzogtum Parma und
Piacenza zugeteilt wurde. 1860 kam es an Sardinien, 1861 an Italien. S. Parma und Piacenza.
L.: Cerri, L., Piacenza ne’suoi monumenti, 1908; Ottolenghi, E., Storia di
Piacenza dalle origini sono all’anno 1918, 1947; Panorami di Piacenza, hg. v.
Nasalli Rocca, E., 1955; Storia di Piacenza, Bd. 1f. 1984ff.; Il registrum
Magnum, hg. v. Falconi, E. u. a., Bd. 1ff. 1984ff.; Racine, P., Piacenza, LexMA
6 1993, 2123; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung,
2001; Storia della diocesi di Piacenza, hg. v. Ceriotti, L. u. a., 2004.
Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen
Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich
(Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten, Byzantiner,
Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in die Marken
von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit der
Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von
Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat. Pedemontium,
Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone) des heutigen
P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara,
Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen,
neben denen vor allem die Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat
und Mailand (Visconti) begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland
(Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die
Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli.
1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis
1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631
ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen
Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste.
Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu
Frankreich. 1815 wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In
der Folge wurde es zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen
Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
Piombino (Fürstentum). P. gegenüber von Elba
wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet und ist
als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Seit 1115/1135 war es
von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der Unterstellung Pisas unter die Visconti
(Mailand) mit Elba in den Händen der Familie Appiano vereinigt. 1594 wurde es
zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das mehrfach den Inhaber wechselte (18.
Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu Frankreich, 1815 an Toskana, 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2,
370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e stato di Piombino. Dalle origine fino all’anno
1814, 1897, Neudruck 1969; Rodriguez, E., Piombino, 1955; Ceccarelli Lemut, M.,
Piombino, LexMA 6 1993, 2165.
Pisa (Stadtkommune, Stadtstaat). Das aus
einer (ligurischen?) vielleicht schon griechischen, im Übrigen etruskischen
Siedlung hervorgegangene P. am Arno kam 180 v. Chr. an Rom. Seit dem 4.
Jahrhundert war es Sitz eines Bischofs (1092 Erzbischofs). Durch
Sarazeneneinfälle veranlasst, begann es den Aufbau einer bedeutenden Flotte,
mit deren Hilfe im 11. Jahrhundert Sardinien und Korsika erobert werden
konnten. Im 12. Jahrhundert wurde P. (1155 etwa 50000 Einwohner, 1156-1160
Constitutum usus, 1165-1167 Constitutum legis) freie Kommune (1080/1085
erstmals Konsuln). Nach der Niederlage von Meliora (1284) ging (1299) Korsika
an Genua und wenig später (1323/1326) Sardinien an die Könige von Aragon
(Aragonien) verloren. 1399 unterstellte sich P. den Visconti (Mailand). 1406
fiel P. an Florenz, unter dessen Herrschaft es mit Ausnahme der Jahre 1494 bis
1509 verblieb, bis es an das neue Königreich Italien
(1861) kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Borchardt, R., Pisa, 1938;
Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa, Bd. 1f. 2. A. 1962; Sardo, R., Cronaca
di Pisa, 1963; Masetti, A. R., Pisa. Storia urbana, 1964; Guerra, G. del, Pisa
attraverso i secoli, 1967; Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa,
1968; Bragadin, M., Le repubbliche marinare, 1974; Banti, G., Breve storia di
Pisa, 1989; Garzella, G., Pisa com’era, 1990; Redi, F., Pisa com’era, 1991;
Tolaini, E., Pisa, 1992; Luzzati, M., Pisa, LexMA 6 1993, 2177; Storti Storchi,
C., Intorno ai costituti pisani delle legge e dell’uso, 1998; Ceccarelli Lemut,
M. u. a., I vescovi di Pisa, Rivista di storia della chiesa in Italia 58
(2004), 3; Mitterauer, M./Morrissey, J., Pisa, 2007.
Pustertal (Grafschaft). Die Grafschaft im etwa 100
Kilometer langen Tal von Rienz und oberer Drau zwischen Hohen Tauern und
Südtiroler Dolomiten bzw. Karnischen Alpen gehörte zeitweise zum Hochstift
Brixen, kam aber schon früh an die Grafen von Tirol. 1919 fiel es im westlichen
Teil an Italien (Südtirol).
L.: Wolff 37; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17
Pustruzza; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 23, 64ff. Pustertal; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001.
Ravenna (Erzstift, Exarchat), mhd. Raben.
Vermutlich seit dem 2. Jahrhundert war R. an der Adria Sitz eines 344 erstmals
bezeugten Bischofs (430 Erzbischofs). Am Ende Westroms erhoben Kaiser Honorius
(402), Odoaker und die folgenden Gotenkönige R. zur Hauptstadt. 552 wurde es
Sitz des oströmischen Statthalters (Exarchen) in Italien,
754 übertrug der fränkische König Pippin der Jüngere dem Papst den 751 von den
Langobarden eroberten Exarchat. Otto der Große verbriefte zwar dem Papst den
Exarchat erneut, unterstellte ihn mindestens zum größten Teil aber kaiserlicher
Verwaltung. Erst König Otto IV. gab diese Rechte auf. König Rudolf von Habsburg
verzichtete insgesamt auf den Kirchenstaat. 1278 unterwarf sich R. dem Papst.
Von 1443 bis 1509 unterstand R. Venedig und von 1797 bis 1815 Frankreich. Mit
dem Kirchenstaat kam R. 1860 zu Sardinien bzw. zu Italien
(1861).
L.: Goetz, W.,
Ravenna, 2. A. 1913; Ravenna in età veneziana, hg. v. Bolognesi, D., 1986;
Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a. Bd. 1ff. 1990ff.; Vasina, A.,
Ravenna, LexMA 7 1994, 481; Pierpaoli, M., Cronologia Ravennate, 1999; Le carte
del decimo secolo nell’archivio arcivescovile di Ravenna, Bd. 1 hg. v.
Benericetti, R., 1999; Le carte Ravennati del secolo undicesimo, Bd. 6 hg. v.
Benericetti, R., 2010.
Saluzzo (Markgrafschaft). S. an einem Ausläufer
des Monte Viso in Piemont wird im 11. Jahrhundert als Burg der Markgrafen von
Turin erstmals genannt. Von 1142 bis 1548 war es Mittelpunkt einer besonderen,
von den Markgrafen Del Vasto abgespalteten Markgrafschaft. Nach dem Aussterben
der Markgrafen Del Vasto wurde die Markgrafschaft 1548 von Frankreich in Besitz
genommen, 1601 aber an Piemont bzw. Savoyen überlassen. Damit kam S. 1718/1720
zu Sardinien (1861 Italien).
L.: Muletti, D., Memorie, 1829ff.; Savio, C., Saluzzo e i suoi vescovi, 1911;
Provero, L., Saluzzo, LexMA 7 1995, 1321; Ludovico I marchese di Saluzzo, hg.
v. Comba, R., 2003.
Sardinien (Insel, Königreich). Sarden werden
bereits am Ende des 13. vorchristlichen Jahrhunderts in ägyptischen Quellen
erwähnt. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die nach ihnen benannte Insel von den
Phönikern bzw. Karthagern besiedelt. 238/237 v. Chr. kam sie an Rom, später an
Wandalen (um 456) und Ostrom (534). Seit dem 6. Jahrhundert gewann der Papst
zunehmenden Einfluss in dem zwischen 803/804 und 1014 von zahlreichen
Sarazenenüberfällen heimgesuchten Land. In der Mitte des 11. Jahrhunderts
erlangte Pisa mit Hilfe des Papstes die Herrschaft. 1297 belehnte der Papst das
spanische Haus Aragon bzw. Aragonien mit der Insel. 1718 kam sie nach dem
spanischen Erbfolgekrieg an Österreich und 1720 von Österreich im Tausch gegen
Sizilien an Savoyen. Dieses bildete als Königreich S. den Kristallisationspunkt
für das 1861 entstandene Königreich Italien.
L.: Carta-Raspi, E., Breve storia di Sardegna, 1950; Zeddo, T., La Sardegna nel
primo medio evo, 1956; Zeddo, T., Studi sulla Sardegna medioeviale, 1958; Mori,
A., Sardegna, 1966; Satta-Branca, A., La Sardegna attraverso i secoli.
Leggende, storie, cronacche, 1970; Sanna, S. A., Sardinien-Bibliographie, 1974;
Boscolo, A., La Sardegna bizantina e altogiudicale, 1978; Pauli, R., Sardinien.
Geschichte, Kultur, Landschaft. Entdeckungsreisen auf einer der schönsten
Inseln im Mittelmeer, 1986; Casula, F., La Sardegna catalano-aragonese, 1990;
Simbula, P., Sardinien, LexMA 7 1995, 1378ff.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534
eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806
Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum
deutschen Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf
Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das
obere Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft
Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen
Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269
drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und für
die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie
seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R.,
Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B.,
Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle,
2000.
Sizilien (Insel). Die bis 241 v. Chr von den
Puniern an die Römer gelangte, seit 664/827/902 von Arabern beherrschte
Mittelmeerinsel S. (25426 Quadratkilometer) wurde 1061/1072 (Palermo) von den
Normannen erobert und seit 1130 als Königreich bezeichnet. Durch die Heirat
König Heinrichs VI. mit der normannischen Erbtochter Konstanze (1186) trat das
Königreich (Neapel mit) S. in Verbindung zum Reich, fiel aber 1268 mit dem
Aussterben der Staufer an Karl von Anjou, 1282 an Peter III. von Aragon, den
Schwiegersohn des Staufers Manfred. Am Ende des Mittelalters wurde S. eine
Provinz des Königreichs Spanien. 1714 gelangte S. an (den Urenkel Philipps II.
von Spanien, Viktor Amadeus II. von Savoyen-)Piemont. Von 1719/1720 bis 1735
gehörte es auf Grund eines Ländertausches (gegen Sardinien) zu Österreich, kam
dann aber durch Ländertausch an das Königreich Neapel und auf Grund einer
Volksabstimmung vom 21. 10. 1860 an das Königreich Sardinien bzw. das 1861 neu
entstandene Italien.
L.: Schillmann, F., Sizilien, Geschichte und Kultur, 1935; Pispisa, E., Regnum
Siciliae, 1988; Finley, M./Mack Smith, D./Duggan, C., Geschichte Siziliens und
der Sizilianer, 1989; Takayama, H., The Administration, 1993; Rill, B.,
Sizilien im Mittelalter, 1995; Wirth, G. u. a., Sizilien, LexMA 7 1995,
1950ff.; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti,
2000; Cuozzo, E., La cavalleria nel regno normanno di Sicilia, 2002; Becker,
J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Tocco, F., Il regno di Sicilia tra
Angioini e Aragonensi, 2008.
Slowenien (Republik). Das Gebiet östlich der
oberen Adria wurde im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Seit dem Ende des 8.
Jahrhunderts war es Teil des fränkischen Reiches bzw. des deutschen
(römisch-deutschen) Reiches (Heiligen römischen Reichs) (Kärnten, Steiermark,
Görz, Krain). Seit 1848 forderten die slawischsprachigen Bewohner eine
besondere Verwaltungseinheit innerhalb Österreichs. 1918 löste sich der
slowenische Nationalrat von Österreich. Die an das Königreich der Serben,
Kroaten und Slowenen gefallenen Teile von Krain, Kärnten und Steiermark
bildeten mit Teilen Ungarns (Prekmurje, Übermurgebiet) das Verwaltungsgebiet S.
1920 kam das westliche Innerkrain an Italien.
1941 wurde Oberkrain (ohne Laibach) mit den ehemals kärntnerischen und
steirischen Gebieten dem Deutschen Reich, Unterkrain mit Laibach Italien und das Übermurgebiet Ungarn zugeteilt. Nach
1945 wurde S. um Teile Julisch-Venetiens vergrößert in Jugoslawien
wiederhergestellt. 1991 löste es sich von Jugoslawien ab.
L.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt
Mitteleuropas, 1987; Steindorff, L./Stih, P., Slovenen, LexMA 7 1995, 2008f.;
Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; The Land
Between, hg. v. Luthar, O., 2008.
Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen
römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen
(409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit 711 die
Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden vordrangen.
Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische Mark ein, die
bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig werdenden Markgrafen
unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich Asturien, von dem aus
später die Araber wieder zurückgedrängt wurden (Reconquista). Im 10./11.
Jahrhundert entstanden dann als christliche Herrschaftsgebiete die Königreiche
von Aragon und Kastilien. Alfons X. von Kastilien, Sohn einer Tochter Philipps
von Schwaben, begehrte 1255 das Herzogtum Schwaben und 1257 die deutsche
Königskrone. Peter III. von Aragon erlangte als Schwiegersohn des Staufers
Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb weiter 1324 Sardinien und 1442 das
Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236 Cordoba, 1248 Sevilla und 1262
Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien († 1504) Ferdinand II. von Aragon
(† 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte arabische Herrschaft auf
spanischem Boden in Granada. 1495 heiratete der spanische Kronprinz Juan die
Tochter (Margarete) König Maximilians und der Sohn (Philipp) König Maximilians
die spanische Prinzessin Juana (Johanna). 1504 wurde Philipp König von
Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn Karl (V.) Aragon. 1519 wurde er zum deutschen
König gewählt, so dass S. samt seinen Kolonien mit dem Reich in Personalunion
trat. 1526/1556 wurden die Güter aufgeteilt, wobei die italienischen und
burgundischen Güter an S. kamen. Deutsche und spanische Habsburger blieben aber
durch dauernde Wechselheiraten eng verbunden. Beim Aussterben der spanischen
Habsburger 1700 kam es zum spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und dem
Reich. Im Ergebnis fielen die spanischen Güter in Italien
und den Niederlanden an Österreich, während Frankreich (Philipp von Anjou) S.
und, nach dem polnischen Thronfolgekrieg (1733ff.) und dem österreichischen
Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921;
Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der
spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und
Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit
(1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden -
Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011.
Spigno (Festung). Die zuvor einer Nebenlinie
der Caretto gehörige Festung S. in den Langhen war im 18. Jahrhundert Teil des
Reichsguts in Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Spoleto (Herzogtum). Im 6. Jahrhundert (um
575/576) gründete ein langobardisches Adelsgeschlecht in S., das in römischer
Zeit municipium (Spoletium) gewesen war, an der Straße von Rom nach Ravenna ein
vom König verhältnismäßig unabhängiges Herzogtum (Dukat), das allmählich fast
das ganze östliche Mittelitalien umfasste. Karl der Große ließ das Herzogtum
gegen Anerkennung seines Königtums bestehen, bezog das Gebiet aber
organisatorisch in das fränkische Reich ein. 899 wurde (der fränkische) Herzog
Wido II. König und 891 Kaiser von Italien, doch
verlor danach das Herzogtum an Bedeutung. Otto der Große sah das Herzogtum als
ein vom König zu vergebendes Lehen an. Seit Ende des 11. Jahrhunderts wurde es
als Amt an Reichsministeriale ausgetan. Gleichzeitig erhielt der Papst
Ansprüche auf das Gebiet. 1213 wurde es ihm von König Friedrich II. überlassen,
später aber wieder bestritten. 1274 erkannte König Rudolf von Habsburg den
Übergang auf den Papst an.
L.: Silchmüller, R., Die Herzöge von Spoleto 967-1268, Diss. phil. Berlin 1919
(masch.schr.); Müller, P., Topographische und genealogische Untersuchungen zur
Geschichte des Herzogtums Spoleto und der Sabina von 800-1100, Diss. phil.
Greifswald 1930; Il ducato di Spoleto, 1983; Gasparri, S., Spoleto, LexMA 7
1995, 2128f.
Südtirol (Gebiet, Landschaft). Seit dem 6.
Jahrhundert wurde das südlich an den Brennerpass angrenzende Gebiet durch
Bayern besiedelt. Seit dem 12. Jahrhundert setzten sich hier die Grafen von
Tirol durch. Die Sprachgrenze festigte sich bei Salurn (Salurner Klause). Ab
1866 verlangten italienische Politiker (Irredentisten, zu [1877] Italia
irredenta, unerlöstes Italien) die Angliederung
des Gebiets (von Dalmatien, Görz, Istrien, Triest, Tessin, Nizza, Malta,
Korsika sowie) um Trient an das neue, 1861 entstandene Königreich Italien, teilweise auch die Ausdehnung bis zum
Brenner. 1910 lebten in S. knapp 7000 Italiener
(3 % der Bevölkerung). 1919 wurde im Frieden von St. Germain in Erfüllung eines
Italien 1915 für seinen Kriegseintritt gegebenen
Versprechens sowohl das italienischsprachige Trentino als auch entgegen dem
Grundsatz der Selbstbestimmung das deutschsprachige S. auf der südlichen Seite
des Brenners Italien angeschlossen, als Provinz
Trentino-Alto Adige organisiert und seit 1922 intensiv italienisiert (Ettore
Tolomei), was von Adolf Hitler seit 1923 als Preis für die Unterstützung seiner
Bewegung durch den italienischen Faschismus anerkannt wurde. Am 21. 10. 1939
wurde zwischen Hitler und Mussolini ein umfassender Umsiedlungsplan vereinbart.
Daraufhin entschieden sich etwa 86% der deutschen und ladinischen Bewohner für
eine Umsiedlung ins Deutsche Reich (Option, wahrgenommen von 74500
Südtirolern), doch verhinderte der Krieg eine (vollständige) Verwirklichung
dieses Planes. 1943 wurde S. (nach dem Wechsel Italiens
auf die Seite der Alliierten) der deutschen Verwaltung unterstellt. Nach 1945
beanspruchte Österreich vergeblich das Gebiet, dessen Teilautonomie innerhalb Italiens in ihrem Umfang streitig ist. Durch die
Erstreckung des vereinbarten Autonomiestatuts über die Region Bozen hinaus auf
die gesamte Region Trentino-Alto Adige erreichte Italien,
dass die in S. überwiegende deutschsprachige Bevölkerung (1910 97 %, 1939 76 %,
1961 66%, 1981 71%) im Autonomiegebiet nur eine durch besondere geldliche
Förderung zunehmend in Italien eingefügte
Minderheit bildet. S. Tirol.
L.: Ritschel, H., Diplomatie um Südtirol, 1962; Handbuch der Südtiroler
Ortsnamen, 1966; Steurer, L., Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919-39, Diss.
phil. Wien 1975; Schober, R., Die Tiroler Frage auf der Friedenskonferenz von
Saint Germain, Innsbruck 1982; Mittermaier, K., Südtirol, 1986; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Ermacora, F., Südtirol: Die verhinderte
Selbstbestimmung, 1991; Südtirol von A-Z, 1996; Steininger, R., Südtirol im 20.
Jahrhundert, 1997; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S.,
Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert,
Dokumente, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R.,
Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Lill, R.,
Südtirol in der Zeit des Nationalismus, 2002; Durnwalder, M., Die Reform des
Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Lechner, S., Die Eroberung der
Fremdstämmigen, 2005; Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Fontana, J.,
Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. 11. 1918-31. 7. 1919, 2009.
Susa (Markgrafschaft). Vielleicht noch im 1.
Jahrhundert v. Chr. entstand am Fuß des Mont Cenis die römische Siedlung
Segusio. Im frühen 6. Jahrhundert bildete S. den Mittelpunkt einer Herrschaft
der Goten. Seit der Mitte des 10. Jahrhunderts unterstand S. der Herrschaft der
Markgrafen von Turin, kam aber am Ende des 11. Jahrhunderts an Savoyen und
damit 1861 an Italien.
L.: Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 262 Suse; Sergi,
G., Potere e territorio, 1981; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi,
G., Susa, LexMA 8 1996, 330.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Tortona (Stadtkommune). Das antike Dertona an
der Scrivia kam um 120 v. Chr. von den Ligurern an die Römer und am Anfang des
7. Jahrhunderts an die Langobarden. Die mittelalterliche Stadt T. (Konsuln
1122) wurde 1155 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Kampf gegen den
Städtebund der Lombardei zerstört. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts (1347)
gehörte sie zum Herrschaftsbereich der Visconti von Mailand. 1738 fiel T. an
Sardinien und kam damit 1861 an das neue Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Sisto, A., I feudi imperiali
del Tortonese, 1956; Goggi, C., Notizie per la storia di Tortona, 2. A. 1963;
Goggi, C., Storia dei comuni e delle parrocchie della diocesi di Tortona, 2. A.
1966; Rozzo, U., Tortona, 1971; Oppl, F., Stadt und Reich, 1986; Bordone, R.,
Tortona, LexMA 8 1996, 883f.
Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum),
Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer
wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt
und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste
nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz
in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an
die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte
nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I.
Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund
der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft aufbauen, doch bildete sich bereits
1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn. 1197 wandten sich die Städte erneut
gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II. vermochte die daraus sich ergebenden
Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann
der Übergang an Florenz (Medici). 1530 kam Florenz und damit die T. durch Kaiser
Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die
Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von
Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch
den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die
Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite
gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt)
sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und
Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels
bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden,
die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich
und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die
Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III.
zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen
abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861)
einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen
Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd.
1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die
Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous
les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992;
Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.
Treviso (Stadtkommune). Nördlich von T. bestand
seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. das alte Tarvisium. Es ist seit 396 als Sitz
eines Bischofs bezeugt und war spätestens 602 Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums, spätestens seit 829 einer fränkischen Grafschaft. Seit dem 12.
Jahrhundert war T. freie, seit 1167 dem Städtebund der Lombardei angeschlossene
Kommune (1162 Konsuln). 1339 fiel es an Venedig, 1797 mit diesem an Österreich
und 1866 an das 1861 neu entstandene Italien. S.
Verona.
L.: Michieli, A., Storia di Treviso, 2. A. 1958; Furlanetto, A., Guido di
Treviso e la Marca Trevigiana, 1963; Castagnetti, A., La Marca
veronese-trevigniana, 1986; Sommerlechner, A., Stadt, Partei und Fürst, 1988;
Del Torre, G., Il Trevigiano, 1990; Storia di Treviso, hg. v. Rando, D. u. a.,
1991; Varanini,G., Treviso, LexMA 8 1996, 981f.; Gli acta comunitatis Tarvisii
del secolo XIII, hg. v. Michielin, A., 1998; Treviso e la sua civiltà
nell’Italia dei Comuni, 2010.
Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An
der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr.
an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur
colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz
(um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja).
Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer
fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern.
1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027
Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau)
das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte waren
seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter
an sich zogen und die Rechte der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die
Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher Einschränkungen (seit dem 13.
Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300
Grenze zu Tirol an der Einmündung des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und
gewisser Verluste im Süden an Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416,
1440) blieb das Hochstift bis 1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift
ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an
Tirol und damit von 1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das
Königreich Italien, 1814 an Österreich, 1919 mit
Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis
1825 exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen,
Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des
Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von
Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83;
Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939;
Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F.,
Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La
sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F.
Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino,
1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati
italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8
1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das
Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das
Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della
cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg.
v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della
città, 2009.
Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt
Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische
Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem
6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich. Im
Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die
Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202
durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden
Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich
die Stadt. 1809 wurde sie an die illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam
aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem Königreich Illyrien
zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 - um der
italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur
reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen
Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien
besetzt und ihm 1919 abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den
Alliierten besetzt. 1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947
Territorio Libero di Trieste, mit 831 Quadratkilometern und 371000 Einwohnern),
wurde aber 1954 an Italien zurückgegeben. Sein
zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien
([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd.
1f. 1924; Nepitello,
S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest. Schicksal einer Stadt, 1962;
Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982; Cammarosano, P., Triest,
LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra, 1999; Valdevit, G., Il
dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste and the Italo-Yugoslav
Border, 2001.
Turin (Markgrafschaft). Die am Zusammenfluss
von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung colonia Iulia Augusta
Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im frühen 5. Jahrhundert
von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über Goten und Burgunder kam es 568 an
die Langobarden und 773/774 an die Franken. 827 und 880 sind fränkische Grafen
von T. nachgewiesen. Zunächst unter den Markgrafen von Ivrea wurde T. um 950
Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten Markgrafen (1091) bestehenden Mark.
Danach traten Bischof und Stadt hervor (1147/1149 consules). 1280 kam T. an
Savoyen (1418 endgültig eingegliedert). Nach 1418 wurde es Sitz der Hauptlinie
der Grafen (1536 Vorherrschaft Frankreichs). 1861 gelangte es in
Sardinien-Piemont zum neuen Königreich Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.;
Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin, LexMA 8 1996, 1100.;
Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2 (1280-1536) hg. v. Comba,
R., 1997.
Veltlin (Tal, Landschaft, Untertanenland), ital.
Valtellina. Das Tal der oberen Adda war nach königlichen Übertragungen im 10.
und 11. Jahrhundert zum großen Teil in den Händen der Bischöfe von Como, Pavia
und Chur. Im Streit zwischen Como und Mailand geriet es im 14. Jahrhundert
unter die Herrschaft der Visconti bzw. Mailands. 1500 fiel es an Frankreich und
1512 infolge Eroberung als Untertanenland an Graubünden. Reformationsversuche
wurden 1620 unterdrückt. 1799 wurde das V. Teil der Zisalpinischen Republik.
1814/1815 kam es mit der Lombardei an Österreich, 1859 an Sardinien und damit
an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H4; Camenisch,
E., Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den italienischen
Südtälern Graubündens und den ehemaligen Untertanenländern Chiavenna, Veltlin
und Bormio, 1950; Besta, E., Storia della Valtellina e della Val Chiavenna, Bd.
1, 2 Mailand 1955/1964.
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch
der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als
Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am
Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln,
die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats
von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der
byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum
Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto
dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III.
verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw.
dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt
hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine
Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die
Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im
Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen
Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und
später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno,
Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die
festländischen Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu
nehmen. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks
Verhinderung der Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune
einmündenden Flüsse in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer
(1462 Lesbos, 1470 Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der
Entdeckung des Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel.
Seit 1477 gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts
Trient, erlitt aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien
und Frankreich und verlor die neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an
den Papst und Riva, Rovereto und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973
an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten.
1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die Türken. Seit dem 18.
Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs. 1797 besetzte
Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien,
das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik und 1805 dem Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch
noch der östliche Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements
Passerino (Udine) und Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen
Provinzen vereinigt. 1815 gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei
als Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue
Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und
Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte
einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der
Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur
Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989;
Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli,
G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia
del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia
Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice
Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt
schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005;
Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes
Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C.,
Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte);
Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 (rund 3630
Menschen von 1200 bis 1500); Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011.
Vercelli (Stadtkommune). Bei dem von den Ligurern
an die Römer gelangten V. (Vercellae) an der Sesia wurden 101 v. Chr. die
Kimbern von den Römern geschlagen. Seit etwa 340 war der Ort Sitz eines
Bischofs, später Mittelpunkt eines Herzogtums der Langobarden und einer
fränkischen Grafschaft. Seit dem 12. Jahrhundert (1141) sind consules in der
durch Handel reich werdenden Stadt bezeugt. Nach inneren Parteikämpfen fiel V.
1335 an die Visconti bzw. Mailand, 1427 an Savoyen und kam über Sardinien mit
diesem zum Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Maragnoni, G., Vercelli,
1931; Brizio, A. M., Vercelli, 1935; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Ordano, R., Storia di Vercelli, 1982;
Andenna, G., Vercelli, LexMA 8 1996, 1495ff.; Libro delle investiture del
comune di Vercelli, hg. v. Degrandi, A., 2005; I Libri iurium duecenteschi del
comune di Vercelli, hg. v. Fissore, G., 2 1-2, 2009
Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune,
Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr.
an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines
Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern
genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter
den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen
Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur
Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom
Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam
diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der
Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden,
wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273)
ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt
Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung
des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte
damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach einer Blütezeit unter Ezzelino da
Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner) und den della Scala (Scaliger
1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an die Visconti von Mailand und
1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und
1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien
(1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
Vicenza (Stadtkommune). V. am Bacchiglione wurde
49 n. Chr. römisches Munizipium (Vicetia). Im 6. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs und eines langobardischen Herzogs (568/569), nach 774 eines
fränkischen Grafen. Seit 952 gehörte es der Mark Verona an. Stadtherr wurde der
Bischof. Im 12. Jahrhundert entwickelte sich V. zur freien Gemeinde (1147
consules). 1167 schloss es sich dem Städtebund der Lombardei (Lombardenbund)
an. 1236 und 1311 wurde es von Verona erobert und kam dann 1404 mit Verona zu
Venedig, 1797 an Österreich, 1805 an das Königreich Italien
Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit Venetien zum neuen
Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Rumor, S., Bibliografica
storia della città e provincia di Vicenza, Bd. 1f. 1916ff.; Mori, C., Vicenza e
la sua provincia, 1932; Bognetti, G. u. a., Vicenza nell'alto Medio Evo, 1959;
Storia di Vicenza, hg. v. Cracco, G., Bd. 2 1988; Varanini, G., Vicenza, LexMA
8 1996, 1624f.
Volterra (Stadtkommune). Im 7./6. Jh. v. Chr.
entstand das etruskische Velathri, das später zum römischen Volaterrae wurde.
Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte dort ein Bischof seinen Sitz.
Nach 774 n. Chr. wurde es Sitz eines Grafen. Im 11. und 12. Jahrhundert erhielt
V. zahlreiche kaiserliche Privilegien und erlangte im 13. Jahrhundert die
Freiheit von der Stadtherrschaft des Bischofs. 1361, endgültig 1472, fiel es an
Florenz, das als Herzogtum 1737 an Österreich, 1801 zum Königreich Etrurien
Frankreichs, 1808 zu Frankreich, 1814 an Österreich und schließlich 1859 zu
Sardinien bzw. (1861) zu Italien kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) D3; Fiumi, E., Statuti di
Volterra, 1951; Ferrini, P., Volterra, 1954; Volpe, G., Toscana medievale,
1964; Luzzati, M., Volterra, LexMA 8 1996, 1844.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig
dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die
Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf
II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche
Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen
von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055
im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza)
und des aus langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht
(Azzo) II. von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem
Herzogtum Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um
1074-1126) heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106
ausgestorbenen sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W.
unter Heinrich X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser
Lothars III., ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor
deren mit Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191)
die Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel,
Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen
Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837
Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor
das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg.
v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof,
hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Westfalen (Herzogtum, Provinz, Landesteil). 775
werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen
erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten vorchristlichen
Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken aufgehenden
Stämme nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr,
Senne und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W. wiederbelebt und
auf das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, wobei gleichzeitig Engern als
Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz Heinrichs des Löwen 1180 wurde aus dem
südwestlichen Teil Sachsens (östliches Sauerland mit nördlich angrenzenden
Gebieten südlich der Lippe) das Herzogtum W. mit dem Mittelpunkt Arnsberg
gebildet, das (als Herzogtum in W. und Engern) an das Erzstift Köln kam, das
bereits Arnsberg, Werl, Rüthen und die Grafschaft Volmarstein innegehabt hatte.
Das kölnische Herrschaftsgebiet umfasste später nur den Kern des heutigen W. Im
übrigen kam dieser Raum zu den Landesherrschaften der Bischöfe von Minden, Münster,
Osnabrück und Paderborn sowie der Grafen zur Lippe, von der Mark und Ravensberg
(daneben Tecklenburg, Limburg, Steinfurt, Gemen, Hoya, Schaumburg, Pyrmont,
Waldeck, Rietberg, Everstein, Schwalenberg, Sternberg, Spiegelberg). 1368 wurde
von Köln die restliche Grafschaft Arnsberg erworben. 1444/1449 ging Soest an
Kleve verloren und Arnsberg bzw. Brilon wurde Vorort. Das kölnische, seit 1512
dem kurrheinischen Reichskreis angehörige Westfalen, ohne Vest Recklinghausen,
kam 1803 mit rund 3965 Quadratkilometern und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des
an Hessen-Kassel gefallenen Volkmarsen an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt.
Andere Teile Westfalens fielen an Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während
Lippe und Waldeck fortbestanden. Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck
wurden diese Staaten 1807/1810 beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden
an das Großherzogtum Berg und im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon
unter anderem aus Braunschweig, dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen
und sächsischen Gebieten sowie den preußischen Stücken Paderborn, Minden,
Ravensberg, Münster, Hildesheim, Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt,
Hohnstein, Quedlinburg, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen und
Stolberg-Wernigerode das Königreich Westphalen mit der Hauptstadt Kassel
bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet Hannovers vergrößert, zugleich aber durch
Abtrennung des Nordwestens (westlich der Linie Bielefeld-Lauenburg) an
Frankreich verkleinert. 1813 zerbrach es. 1815/1816 fiel das heutige W.
(westfälische Güter Preußens außer Kleve und Nieder-Lingen [Niederlingen],
Herzogtum W. mit Wittgenstein, weiter Korvei [Corvey] Dortmund [durch Tausch
mit Hannover], Amt Reckenberg, Arenberg, Salm, Steinfurt, Gemen, Gronau,
Rietberg, Rheda, Limburg, durch Tausch mit Nassau-Weilburg Kreis Siegen) mit
Ausnahme von Osnabrück, Lippe und Waldeck an Preußen (30. 4. 1815 Provinz W.
[auch mit Oberstift Münster, Vest Recklinghausen, Anholt, Bentheim, Dülmen,
Rheine <Rheina> Bocholt, Horstmar, Neunkirchen <Neukirchen>, ohne Niederstift
Münster], seit 1816 mit Herzogtum W. und Grafschaften Wittgenstein, seit 1851
mit Lippstadt, zuletzt 20214 Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 - zusammen mit
(Teilen) der preußischen Rheinprovinz und Lippe – an das neugebildete Land
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums
Westfalen, Bd. 1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und
Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A.,
Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die
provinziale Selbstverwaltung Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der
Provinz Westfalen, 1912; Der Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd.
1ff. 1931ff.; Trende, A., Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933);
Braubach, M./Schulte, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815,
1934; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H.,
Westfälische Geschichte, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G.,
Die westfälischen Länder im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte,
1953; Westfälische Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek
Dortmund, Bd. 1ff. 1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem
16. Jahrhundert, 1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre
1805, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III,
10, Westfalahun, Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche
Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und
Westfalen, Rhein. Vjbll. 29 (1964); Gemeindestatistik des Landes
Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung 1816-1871 und 1871-1961, Beitr.
zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961, 3
c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte, 1967; Engel, G.,
Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur im Weserraum
800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch. Landeskunde, hg. v.
Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich
Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen und Erläuterungen zur Karte „Politische
und administrative Gliederung um 1590“ im geschichtlichen Handatlas von
Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur Karte „Gemeindegrenzen 1965“,
Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur Karte „Gemeindegrenzen 1897“, Westfäl.
Forschungen 26 (1974); Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v.
Hartlieb, A. v./Wallthor, U./Kohl, W., 1. Lief. 1975; Westfälischer
Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob, H., 1. Lief. 1975; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980,
166ff.; Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834,
1980; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A. 1980; Geschichtlicher
Handatlas von Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und
Volksforschung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982;
Westfälische Geschichte, hg. v. Kohl, W., 1983f.; Klein, H., Kartographische
Quellen zur westfälischen Landeskunde, Zusammenstellung der in Berlin
vorhandenen Bestände des 16. bis 19. Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und
Register zu den Teilen 1 und 2, Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G.,
Die Westfalen. Volk, Geschichte, Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im
Zeitalter der Restauration und der Julirevolution 1815-1833. Quellen zur
Entwicklung der Wirtschaft, zur materiellen Lage der Bevölkerung und zum
Erscheinungsbild der Volksabstimmung, 1987; Rösener, W., Grundherrschaft und
Bauerntum im hochmittelalterlichen Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989);
Bockhorst, W., Westfalen. Ein Gang durch die Geschichte, 1991; Westfalen und
Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Kohl, W., Kleine westfälische
Geschichte, 1994; Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994;
Janssen, W., Territorialbildung und Territorialorganisation
niederrheinisch-westfälischer Grafschaften, (in) Hochmittelalterliche
Territorialstrukturen in Deutschland und Italien,
1996, 71; Johanek, P., Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting, H., Geschichte
Westfalens, 1998; Westfälischer Flurnamenatlas, Bd. 1ff. 2000ff.; Zunker, A.,
Adel in Westfalen, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411;
Das Herzogtum Westfalen. Das kurkölnische Herzogtum Westfalen, hg. v. Klueting,
H., 2009.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien
in königlichem Auftrag tätige Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter
(Richwara) des Herzogs von Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau.
Berthold I. wurde von 1061 bis 1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona.
Nach seinem Tode (1078) spaltete sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der
Markgrafen von) Baden ab. Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098
Gegenherzog von Schwaben gegen den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach
dem 1098 gegen Überlassung Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf
Schwaben den Titel eines Herzogs bei, nannte sich aber nach der Übernahme des
Erbes der Grafen von Rheinfelden (vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078
erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der
Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von
Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg),
des Rektorats über Burgund (1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die
Hochstifte Genf, Lausanne und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch
Rodung im südlichen Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau
1120?, Freiburg im Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die
spätere Westschweiz reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen
verdichtetes Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von
Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden
die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem
Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen
von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die
Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften
waren danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der
Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in) Württemberg.
Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen, 1891, Neudruck
1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891), 7 (1892);
Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen, 1892; Flamm,
H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E., Die
Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T., Der
Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue
Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;.
Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 505.
Albanum* bzw. Albano (Lehen) Italien
Angleria* (Gt) Italien, Mailand, Österreich
Anjou* (Geschlecht) Asti, Italien, Neapel, Oranien, Provence, Sizilien, Ungarn
Avulla* (Ht) Italien, Malaspina
Calice* (Ht) Italien, Malaspina
Carrara* (in der Toskana) (SKom) Italien, Massa
Castiglione* (Ftm) Italien
Castro* (MkGt) Italien, Mailand, Österreich, Parma und Piacenza
Comacchio* (freie Kommune, Ftm) Italien
Correggio* (G, Ftm) Guastalla, Italien, Modena, Österreich
Doria* (RF) Calice, Italien, Malaspina, Val di Taro, Veppo
Este* (Bg, Geschlecht) Carpi, Comacchio, Correggio, Italien, Modena, Modena-Reggio, Welfen
Ferrara* (SKom) Este, Italien, Mathildische Güter, Modena
Finale* (HtGebiet) Italien, Österreich
Florenz* (S, Hztm) Arezzo, Chiusi, Cortona, Grosseto, Italien, Pisa, Toskana, Volterra
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken
Gavi* (Lehen) Italien
Genua* (Rep) Italien, Monaco, Pisa
Gonzaga* (F) Castiglione, Guastalla, Italien, Mantua, Montferrat, Novellara
Gonzagische Fürstentümer Italien
Guastalla* (SStaat, Signorie, Gt, Hztm) Gonzaga, Italien, Österreich, Parma und Piacenza
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Italien* (KgR) Alba, Alessandria, Aosta, Bayern, Belluno, Bergamo, Bormio, Brescia, Brixen, Calice, Carpi, Carrara, Chiavenna, Como, Crema, Cremona, Dalmatien, Este, Feltre, Finale, Florenz, Friaul, Gallarate, Geizkofler, Genua, Görz, Guastalla, Habsburg, Kärnten, Krain, Küstenland, Lombardei, Lucca, Mailand, Malaspina, Mantua, Mirandola, Modena, Mondovi, Montferrat, Neapel, Novellara, Österreich, Padua, Parma, Parma und Piacenza, Pavia, Piacenza, Piemont, Pisa, Ravenna, Saluzzo, Sardinien, Savoyen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Südtirol, Susa, Tirol, Tortona, Toskana, Treviso, Triest, Turin, Veltlin, Venedig, Verona, Vicenza, Volterra
Lombardei* (Lschaft) Castiglione, Habsburg, Italien, Mailand, Österreich, Pavia, Schweiz, Treviso, Veltlin, Venedig
Lombardo-Venezianisches Königreich Belluno, Bergamo, Brescia, Italien, Lombardei, Mailand, Mantua, Österreich, Padua, Venedig
Lucca* (SKom) Italien, Toskana
Mailand* (SKom) Alessandria, Angleria, Bellinzona, Bergamo, Castro, Ceva, Chiavenna, Chiusi, Chur, Como, Crema, Cremona, Genua, Habsburg, Italien, Locarno, Lombardei, Lugano, Malgrate, Mantua, Mendrisio, Mondovi, Novara, Österreich, Parma, Pavia, Piacenza, Piemont, Piombino, Pisa, Savoyen, Tessin, Thurn und Taxis, Tortona, Uri, Veltlin, Venedig, Vercelli, Verona
Malaspina* (RF) Calice, Doria, Italien, Massa, Veppo
Malgrate* (MkGt) Italien, Mailand, Österreich
Mantua* (SKom, Reichsvikariat, MkGt, Hztm) Gonzaga, Italien, Mathildische Güter, Montferrat, Österreich
Massa* (Ht) Cibo-Malaspina, Italien
Mirandola* (S, F, Hztm) Italien, Modena, Österreich
Modena* (SKom, Hztm) Baden, Breisgau, Carpi, Este, Guastalla, Habsburg, Heitersheim, Italien, Mathildische Güter, Mirandola, Modena-Reggio, Montecuccoli, Neuenburg, Novellara, Ortenau, Österreich, Vorderösterreich
Modena-Reggio* (Hztm) Italien
Monaco* (Ht, Ftm) Italien, Provence
Montferrat* (MkGt) Acqui, Alba, Gonzaga, Italien, Ivrea, Mantua, Piemont, Savoyen
Neapel* (KgR) Cortona, Guastalla, Habsburg, Italien, Österreich, Parma und Piacenza, Sizilien, Spanien
Novellara* (S) Gonzaga, Italien, Modena
Novi* (Lehen) Italien
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Österreich-Ungarn* (Doppelmonarchie) Deutschösterreich, Italien, Jugoslawien, Ungarn, Zisleithanien
Pallodio* (Lehen) Italien
Parma* (SKom) Guastalla, Italien, Lucca, Mailand, Mathildische Güter
Pavia* (SKom) Italien, Lombardei, Mailand, Österreich, Veltlin
Piacenza* (SKom) Bobbio, Guastalla, Italien, Mailand
Piombino* (Ftm) Italien, Österreich, Toskana
Sardinien* (KgR) Brescia, Carpi, Castiglione, Chiavenna, Cremona, Este, Feltre, Finale, Florenz, Genua, Guastalla, Italien, Lombardei, Mailand, Monaco, Novara, Österreich, Parma, Parma und Piacenza, Pavia, Piacenza, Piemont, Pisa, Ravenna, Saluzzo, Savoyen, Sizilien, Spanien, Tortona, Veltlin, Vercelli, Volterra
Sardinien-Piemont (Brescia,) (Italien,) (Savoyen,) (Turin) s. Sardinien
Savoyen* (G, Hz) Acqui, Alba, Alessandria, Aosta, Asti, Bern (RS), Burgund, Chablais, Chambéry, Faucigny, Frankreich, Freiburg im Üchtland, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Italien, Ivois, Ivrea, Lausanne, Mailand, Mantua, Montferrat, Murten, Nizza, Oberrheinischer Reichskreis, Österreich, Piemont, Pinerolo, Saluzzo, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Sitten, Susa, Thoire-Villars, Turin, Vercelli, Waadt, Wallis
Savoyen-Piemont Italien
Siena* (SKom) Grosseto, Italien, Mailand, Orvieto, Österreich, Toskana
Sizilien* (Insel) Guastalla, Habsburg, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Österreich, Neapel, Parma und Piacenza, Piemont, Sardinien, Savoyen, Spanien
Soramo Italien
Spanien* (KgR) Antwerpen, Asti, Besançon (freie RS), Burgund, Burgundischer Reichskreis, Generalitätslande, Generalstaaten, Graubünden, Groningen, Habsburg, Hennegau, Holland, Italien, Kerpen (Ht, RGt), Limburg (Hztm), Lingen, Lombardei, Mailand, Mantua, Neapel, Niederlande, Novara, Oranien, Österreich, Parma und Piacenza, Seeland, Sizilien, Thurn und Taxis, Veluwe, Wittem
Spigno* (Festung) Italien
Spinola* (RF) Italien
Staufer* (Geschlecht) Aalen, Annweiler, Ansbach, Arles, Aufkirchen, Augsburg (Hochstift), Baden, Bauerbach, Bellinzona, Berg, Bopfingen, Breisach, Breisgau, Buchhorn, Burgau, Comburg, Diepoldinger, Dinkelsbühl, Dischingen, Donauwörth (RPflege), Donauwörth (RS), Durlach, Eberbach, Eger, Egerland, Egisheim, Eglofs, Elsass, Esslingen, Everstein, Gengenbach (RAbtei), Giengen, Hagenau, Harburg (RS), Hegau, Heidingsfeld, Heilbronn, Hessen, Hirschlatt, Hohenburg (Kl), Hohenschwangau, Hohkönigsburg (Hochkönigsburg), Immenstadt, Italien, Kaiserslautern, Katzenelnbogen, Kaufbeuren, Kaysersberg, Kempten (gfAbtei), Königstein (Gt), Kronberg, Lauffen, Lauingen, Limpurg, Lombardei, Lustenau, Mengen, Neapel, Neumarkt, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Oettingen, Ortenau, Pfalz, Pforzheim (Damenstift), Ravensburg (RS), Reichenau, Rosheim, Rothenburg ob der Tauber, Rottenbuch, Saarbrücken (Gt), Salem, Saulgau, Schlettstadt, Schwabegg, Schwaben (Hztm), Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Sizilien, Spanien, Sugenheim, Sulzbach (G), Ulm (RS), Waldburg, Waldenstein, Wallerstein, Wallsee, Warthausen, Weil der Stadt, Weingarten, Weinsberg, Welden, Welzheim, Wertingen, Wimpfen, Winterbach, Wittelsbach, Württemberg, Zähringen, Zwickau, Zwiefalten
Südtirol* (Gebiet) Bayern, Bozen, Brixen, Deutschösterreich, Italien, Neustift, Österreich, Tirol, Trient
Toskana*, Toscana (MkGt) Berchtesgaden, Eichstätt, Habsburg, Italien, Kurfürstenkollegium, (Kurlande,) Lothringen, Lucca, Mattsee, Nomeny, Österreich, Piombino, Salzburg (EStift), Schlackenwerth, Tittmoning, Tuszien, Würzburg (Hochstift)
Val di Taro* (Lehen) Italien
Venedig* (SStaat) Aquileja, Belluno, Bergamo, Brescia, Cadore, Carrara, Crema, Dalmatien, Deutscher Orden, Este, Feltre, Freising, Friaul, Genua, Gradisca (Gradiska), Istrien, Italien, Lombardei, Mailand, Österreich, Padua, Ravenna, Tirol, Treviso, Triest, Ungarn, Vicenza, Welsche Konfinen
Veppo* (Ht) Doria, Italien, Malaspina
Visconti Carrara, Ceva, Chiavenna, Chiusi, Cremona, Guastalla, Italien, Locarno, Lodi, Lugano, Mailand, Mondovi, Novara, Piacenza, Piemont, Piombino, Pisa, Thurn und Taxis, Tortona, Veltlin, Vercelli, Verona