Herrschaft in der deutschen Landesgeschichte (1813)
Aach (Herrschaft).
A. an der Quelle der Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert
und wird erstmals 1158 erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen diese um 1200
an das Hochstift Konstanz gelangte, dessen habsburgischer Bischof sie wohl kurz
nach 1273 an die Grafen von Habsburg gab. Als Teil der österreichischen
Vorlande (Vorderösterreich) wurde sie oft verpfändet. 1543 wurde sie der
Landgrafschaft Nellenburg Österreichs zugeteilt. Am 26. 12. 1805 bzw. 1806
gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E.,
Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985.
Aalen (Reichsstadt). Östlich eines römischen
Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag, und einer römischen
zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A. am Schnittpunkt alter
Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt A. planmäßig
gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die Grafen von
Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an Württemberg
verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst und zur
Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A. die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann,
1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes Herrschaftsgebiet
gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem schwäbischen
Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die Reformation
eingeführt. 1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem auf wenige
Weiler und Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet
an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
Aarberg (Grafen). Die Grafen von A. sind ein
Zweig der Grafen von Neuenburg in der Schweiz. Von diesen spalteten sich um
1215 die Grafen von Aarberg-Aarberg und von Aarberg-Valangin ab. 1358 wurde die
Herrschaft Aarberg-Aarberg an Bern verpfändet.
1517 erlosch die ebenfalls überschuldete Linie Aarberg-Valangin im männlichen
Stamm.
L.: Wolff 519; Patze, H., Aarberg, LexMA 1 1980, 6.
Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft, Kanton).
Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern beherrschte, seit
dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6. Jahrhundert dem
fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die Aare wird 763 erstmals als A.
bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und Unteraargau geschieden. Der
Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft Berns, der Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von Habsburg, die ihn 1264/1400
von den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen 1173/1174 folgenden Grafen von
Kiburg (Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die schweizerische
Eidgenossenschaft den Unteraargau. Danach unterstand der westliche Teil mit
Lenzburg, Zofingen, Aarau und Aarburg Bern, kleinere Teile Luzern und Zürich,
die Grafschaft Baden, die Städte Mellingen und Bremgarten sowie das Freiamt im
Osten seit 1443 als gemeine Herrschaft den acht
eidgenössischen Orten. 1528 wurde im Berner Gebiet die Reformation eingeführt.
1798 entstanden die beiden Kantone A. und Baden der Helvetischen Republik, die
1803 unter Einbeziehung des österreichischen Fricktals vereinigt wurden. 1805
wurde der A. souveräner Kanton der Schweiz. 1831 erhielt er eine liberale
Verfassung. 1841 wurden im aargauischen Klosterstreit die Klöster aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg);
Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v.
Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau,
Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau
1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24, 27,
S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz, P.
v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11.
Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der
Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraumes im Früh- und
Hochmittelalter, 1964; Moreau, J., Dictionairre de géographie historique, 1972,
32 Argovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 55; Hartmann, M., Die Römer im Aargau, 1985;
Eichenberger, K., Verfassung des Kantons Aargau, 1986; Geissmann, H., Das
Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991.
Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft). A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt
(Abensberch). Seit dem 12. Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause
der Babonen. Sie sind zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der
unteren Altmühl begütert und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen.
1247 kam es nach dem Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die Herrschaften A. und Altmannstein. 1485/1486 gelangte
die reichsunmittelbare Herrschaft A. mit dem Tod
des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur Münchener Linie der
Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die Gerichte A. und
Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und
niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich,
A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft
Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.
Abtsgmünd (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. mit Wöllstein zählte zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen, über das es 1802/1803 an
Württemberg und 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 157.
Achberg (Herrschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von Wangen werden erstmals 1194
genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14. Jahrhundert an die
Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von Molpertshaus, die A. 1352
Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von Königsegg, 1530 erbweise an
die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), 1691 als zum Kanton Hegau
des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von den Herren von Sürgenstein
(Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden (Landkomtur zu Altshausen),
1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte von 1806 an
Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854 war A. Sitz
eine Oberamtes. 1947 kam es zu Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft
und jetzige Exklave Achberg, 1922.
Achstetten (Herrschaft).
In dem erstmals 1194 genannten A. bei Biberach saß seit der Mitte des 14.
Jahrhunderts ein Zweig der Herren von Freyberg. 1447 veräußerten sie ein
Drittel der Herrschaft an die Abtei Gutenzell.
1639 kamen die restlichen Güter beim Aussterben der Linie an die Grafen von
Oettingen-Spielberg zu Schwendi, 1766 durch Tausch an die Freiherren von Welden-Großlaupheim,
1795 an die Freiherren (seit 1819 Grafen) Reuttner von Weil (Reutner von Weil).
S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Adelmannsfelden (Herrschaft).
A. westlich von Ellwangen wird erstmals 1113 erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren
Adelmann von Adelmannsfelden, die um die Mitte des 14. Jahrhundert die
namengebende Burg aufgaben. A. selbst fiel nach dem Interregnum an die Grafen
von Oettingen und von dort durch Verkauf 1361 an das Kloster Ellwangen, 1380 an
die Schenken von Limpurg und 1493 an Georg von Vohenstein. 1806 kam die zuletzt
46 Dörfer umfassende, zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft an Württemberg und damit A. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Adelmannsfelden, F. G. Frhr. v., Zur Geschichte von
Adelmannsfelden, 1948; Der Ostalbkreis, 1978; Franz, G. Frhr. v., Zur
Geschichte von Adelmannsfelden, 1984.
Adelsheim (Freiherren, Reichsritter, Herrschaft). A. bei Buchen westlich von Mergentheim war
schon in fränkischer Zeit besiedelt (799 genannt). Ortsherren waren seit Beginn
des 14. Jahrhunderts die Herren von A., denen auch Sennfeld bei Buchen zur
Hälfte gehörte. 1347 wurde der Ort Stadt genannt und war Lehen Würzburgs.
Stadtrechte wurden 1347 durch König Karl IV. verliehen. Von etwa 1550 bis um
1800 zählten die ursprünglich wohl reichsministerialischen Freiherren von A.
(mit der vor 1439 erworbenen Herrschaft A.,
einem Achtel Edelfingen, Binau am Neckar, Laudenberg, Sennfeld, Volkshausen,
drei Fünfteln Wachbach, Nassau bei Weikersheim, mit einem Drittel Hachtel und
zwei Dritteln Dörtel) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. In der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren sie auch im Kanton Rhön-Werra
immatrikuliert. 1806 gelangte A. an Baden. Wachbach mit Hachtel und Dörtel
fielen 1808 an Württemberg, Laudenberg, Volkshausen und Sennfeld an Baden. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Hölzle, Beiwort 55; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Winkelmann-Holzapfel 141; Pfeiffer 197; Riedenauer 122; Stetten 32, 35, 184,
186; Rahrbach 3; Neumaier; Weiss, J., Regesten der Freiherrn von Adelsheim und
der Stadt Adelsheim, 1885;.Graef, G., Heimatbilder aus der Geschichte der Stadt
Adelsheim im badischen Frankenland, 1939; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft,
1997, 209.
Adelsreuth (Herrschaft),
Adelsreute. Die Herrschaft A. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts der Abtei Salem. Diese gelangte über Baden (1802/1803)
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180.
Adelstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. zählte zum Kanton Kocher und kam bei der Mediatisierung an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
Adendorf (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das vermutlich aus Reichsgut stammende A.
südlich von Bonn wird erstmals 893 unter den Gütern des Klosters Prüm erwähnt.
Dessen Rechte nahmen später vor allem die Grafen von Hochstaden war. Im 12.
Jahrhundert hatte das Domkapitel zu Trier den Hof Cumbe in A. inne. Lehnsträger
waren zunächst die von A., 1215 die von Tomburg. 1246 übertrug der letzte Graf
von Hochstaden seine Rechte an das Erzstift Köln. 1336 trugen die von
Hüchelhoven den Hof Cumbe von Trier zu Lehen. 1413 belehnte Trier Johann von
Kempenich als Nachfolger der Hüchelhoven, 1420 die Birgel (Bürgel), 1453 die
Schöneck, danach die Orsbeck. Bald nach 1453 ging das Lehnsrecht des Hofes
Cumbe an die Abtei Siegburg über. Im 16. Jahrhundert saßen die Freiherren von
der Leyen in A. Nach dem Anfall der Grafschaft Neuenahr an Jülich 1546 wurde A.
Gericht innerhalb Jülichs, doch tauschte der Kurfürst von der Pfalz als Herzog
von Jülich 1659 das Gericht A. gegen den Anteil der von der Leyen an Landskron
(Landskrone) ein. Kaiser Leopold I. erhob A., das zum Kanton Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein steuerte, zur reichsunmittelbaren Herrschaft. 1815 kam A. zu Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 515.
Ahaus (Herrschaft,
Residenz). A. (1020 Ahusun) wird 1139 (Herren von A.) erstmals urkundlich
genannt und entwickelte sich im 14. Jahrhundert zur Stadt (Stadtrecht 1391).
Die Herrschaft A. war im 12. Jahrhundert mit
Diepenheim (1134 Herren von Diepenheim) (Overijssel) verbunden, gelangte 1241
nach dem Aussterben des Geschlechts durch Heirat an eine Linie der Herren von
Horstmar und 1406 nach Abtrennung Ottensteins und des Gogerichts zum Steinernen
Kreuz durch Verkauf an das Hochstift Münster, das in A. ein Amt errichtete. Ab
1803 residierten dort die Prinzen von Salm-Kyrburg, welche die Ämter A. und
Bocholt zu einem Drittel als Entschädigung für linksrheinische Verluste
erhalten hatten. Seit 1810 gehörte A. zum Kaiserreich Frankreich und gelangte
1815 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Kreis Ahaus, hg. v. Lindemann, K./Brambrink, H., 1938; Kohl, W.,
Geschichte der Stadt Ahaus, 1980; Schloss Ahaus 1690-1990, hg. v. Püttmann, K.,
1990; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 3.
Ahrenfels (Herrschaft) s. Arenfels
Ahrental (reichsritterschaftliche Herrschaft), Ahrenthal. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts
errichteten die Herren von Sinzig auf Reichsgut die Burg A. südwestlich von
Sinzig, nach der sie sich benannten. Im 16. Jahrhundert gingen die
Reichslehnrechte verloren. Die Herrschaft kam im
Erbgang an die Herren Wildberg (Wiltberg), an die Effern, an die Freiherren von
Meerscheid genannt Hillesheim und schließlich an die Grafen von Spee (Spe).
1702 wurde die Herrschaft reichsritterschaftlich
(Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein). S. Rheinland-Pfalz.
L.: Bruchhäuser, K., Heimatbuch der Stadt Sinzig, 1953.
Aichstetten (Herrschaft).
1491 erwarben die Truchsessen von Waldburg die Herrschaft
A. zwischen Memmingen und Leutkirch, die später an die Linie
Waldburg-Zeil-Trauchburg bzw. Waldburg-Zeil-Zeil fiel.
L.: 900 Jahre Pfronstetten, 1990.
Aislingen (Herrschaft). Die um A. südlich von Dillingen gebildete Herrschaft wurde 1489 vom Hochstift Augsburg erworben. S. Bayern.
Albeck (Herrschaft).
Seit 1107 ist ein hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“
am Albrand nördlich von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim Erlöschen der Herren bzw.
Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen von Burgau, 1293 ebenfalls
über die Erbtochter an die Grafen von Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb
die Reichsstadt Ulm von dem verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg
und die Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den
Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die
Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.
Aldenburg (Reichsgrafen). Die Reichsgrafen von A. sind die Nachkommen des nichtehelichen Sohnes Anton des Grafen Anton Günther von Oldenburg († 1667). Als Fideikommiss gehörten ihnen die Herrschaften Kniphausen und Varel. Diese gingen durch Heirat 1761 an die westfälische Linie der Grafen Bentinck über.
Aldingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben und kam an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
L.: Stein, N./Theiner, E./Pfitzenmayer, H., Die Herren von Kaltental und die
reichsfreien Nothaft von Hohenberg, 1989.
Alfingen (Herrschaft). Die um A. (Wasseralfingen) bei Aalen gebildete Herrschaft wurde 1553 von der Propstei Ellwangen erworben. Über Württemberg (1802/1803) kam A. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Wasseralfingen.
Allmut (Herrschaft), Almut. Die Herrschaft A. im Hochschwarzwald gehörte zur Grafschaft Bonndorf, die 1613 durch Kauf an die Abtei Sankt Blasien gelangte. Über Baden (1802/1803) kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Alme (Herrschaft),
Almen. Die Herrschaft A. gehörte zum brilonschen
Quartier des Herzogtums Westfalen.
L.: Wolff 87.
Almut s. Allmut (Herrschaft)
Alsenz (Herrschaft).
A. bei Rockenhausen ist vielleicht 775 erstmals erwähnt. 1398 waren dort die
Raugrafen, die Randecker und Löwensteiner (Lewensteiner) und die Rheingrafen
berechtigt. Die Rheingrafen zu Grumbach-Grehweiler traten 1755 ihren Teil an
Pfalz-Zweibrücken ab. Dieses gab 1756 durch Tausch ganz A. an Nassau
(Nassau-Weilburg), das die Herrschaft A. 1803
verlor. S. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265, 279
Altburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. mit Weltenschwann bzw. Weltenschwan zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Alteburg (Herrschaft).
Die um A. gebildete Herrschaft wurde 1437 von
der Reichsstadt Reutlingen erworben. Diese fiel 1803 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 89.
Altena (Grafen). A. bei Arnsberg wird erstmals
zum Ende des 10. Jahrhunderts erwähnt. Die 1122 genannte Burg war von 1161 bis 1200
Sitz der Grafen von A., eines Zweiges der Grafen von Berg. Am Anfang des 13.
Jahrhunderts verlegten die Grafen ihren Sitz nach Burg Mark, von wo aus sie das
Herrschaftsgebiet Mark ausbauten. A. selbst war
seit etwa 1188 Lehen Kölns.
L.: Wolff 319; Flebbe, H., Quellen und Urkunden zur Geschichte der Stadt
Altena, 1967; Droege, G., Altena, LexMA 1 1980, 466.
Altenburg (Reichsstadt). In A. bei Leipzig wurde
ein slawischer Rundwall (um 800) festgestellt, an dessen Stelle im 10.
Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, die Kaiser Otto II. 976 an den Bischof
von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war die Pfalz A. Mittelpunkt des staufischen
Reichsterritoriums Pleißenland und erhielt Stadtrecht. 1290 wurde A.
reichsunmittelbar, kam aber schon 1311/1328 unter die Herrschaft
der Wettiner. 1485 fiel es an die ernestinische Linie. Von 1603 bis 1672 war es
Residenz einer nach ihm benannten Linie der Ernestiner (Sachsen-Altenburg). Zu
Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es, bis es von 1826 bis 1918
Residenz des jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg wurde. 1920 kam es im
Freistaat A. (Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Altenmuhr (reichsritterschaftliche Herrschaft). Mure an der mittleren Altmühl wird 893 erstmals als vicus genannt. Seit 1169 sind dort Ministeriale des Hochstifts Eichstätt bezeugt. Seit 1383 gingen die zunehmend den Burggrafen von Nürnberg aufgetragenen Güter allmählich an die Lentersheim über. 1538 starben die Muhr (Mur) aus. Seitdem überwog die Oberlehnsherrlichkeit der Markgrafen von Ansbach. Seit 1752 hatten die Lentersheim die Güter als reichsritterschaftliche Mediatherrschaft. Mit dem Aussterben der Lentersheim fielen sie 1799 an die Hardenberg. S. Bayern.
Altensteig (Herrschaft).
A. bei Calw wird erstmals um 1085 genannt (Aldunsteiga). Es gehörte seit dem Anfang
des 13. Jahrhunderts zur hohenbergischen Herrschaft
Wildberg, von der es 1355 bei einer Güterteilung als eigene Herrschaft abgetrennt wurde. Die Stadt ist eine
Gründung der Grafen von Hohenberg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
1398 kam A. durch Kauf von Hohenberg zur Hälfte, wenig später ganz an die
Markgrafen von Baden, 1603 durch Kauf an die Herzöge von Württemberg (bis 1811
Amt). Von 1945 bis 1952 gehörte das Gebiet zu Württemberg-Hohenzollern, danach
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Böhmler, H., Geschichte von Altensteig-Stadt, Altensteig-Dorf
und dessen Filialorten Zumweiler, Heselbronn und Lengenloch, 1911; 700 Jahre
Stadtgeschichte Altensteig, 1987.
Althohenfels (Herrschaft).
Die Burg A. am Bodensee bei Sipplingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1479 von der Reichsstadt Überlingen
erworben wurde. S. Baden-Württemberg.
L.: Lachmann, T., Alt- und Neuhohenfels, 1967.
Altkirch (Herrschaft).
A. in der Burgundischen Pforte gehörte zunächst den Grafen von Mömpelgard, seit
1103 den Grafen von Pfirt. 1324 kam die Herrschaft
A. an Habsburg, 1648 an Frankreich.
L.: Wolff 300 ; Specklin, R., Altkirch, type de petite ville, Paris 1953;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 18.
Altmannshofen (Herrschaft,
Reichsritter). Nach dem 1188 erstmals belegten A. (Altmannishovin) an der
Straße von Lindau nach Memmingen nannten sich seit 1201 die von den von
Lautrach stammenden Herren von A., die das Marschallamt in Schwaben innehatten.
Ihre Güter wurden 1478/1539 von den Herren von Landau erworben. 1601 kam die Herrschaft an die Freiherren von Muggental, die seit
1662 an die Truchsessen von Waldburg-Zeil verkauften. Die dem Ritterkanton
Hegau-Bodensee-Allgäu (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
steuerbare Herrschaft fiel 1806 an Württemberg
und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Kreis Wangen, 1962.
Altmark (Mark). Die A. ist der seit dem 14.
Jahrhundert als A. bezeichnete, nördliche, bis zur Elbe reichende Teil
(Nordmark) des 965 gedrittelten Herrschaftsgebiets
des Markgrafen Gero († 965), der 1134 an Albrecht den Bären (Askanier) kam. Die
Askanier verdrängten die Burggrafen von Arneburg und die Grafen von Osterburg,
Gardelegen und Hillersleben. 1316 wurde der Südteil um Wolmirstedt an das Erzstift
Magdeburg abgetreten. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier
(1317/1319) fiel die restliche A. durch Heirat der Witwe des letzten Markgrafen
an Herzog Otto von Braunschweig, kam aber später weitgehend ans Reich zurück
und von dort 1415 an die Burggrafen von Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg.
Von 1807 bis 1813 war sie Teil des Elbdepartements des Königreichs Westphalen
Frankreichs. 1816 wurde sie als Teil des Regierungsbezirks Magdeburg Preußens
in die Provinz Sachsen eingegliedert. S. Brandenburg, Preußen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 385; Schultze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963;
Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark
Brandenburg, 1975; Wohlbrück, S., Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der
Markgrafen aus ballerstädtischem Hause, 1975; Zahn, W., Der Drömling, 1986;
Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Altshausen (Reichsdorf, Deutschordenskommende bzw.
Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen, Alschhausen, Aschhausen. A.
nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser Heinrich II. mit der Grafschaft
im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft seiner an Donau und in Oberschwaben
reich begüterten Familie ist ungeklärt. Seit etwa 1134 nannten sich die Grafen
von A. nach Veringen. Um 1170 begründeten sie die Grafen von Nellenburg. A. kam
1245 über die Grafen von Grüningen-Landau an den Reichskämmerer Heinrich von
Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A. wurde die reichste der 16
Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund. Seit dem 15. Jahrhundert war A.
Sitz des Landkomturs, der den Rang eines Reichsgrafen hatte. Zur Herrschaft A. zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die Herrschaften Arnegg, Illerrieden, Ellenhofen, Achberg,
Hohenfels und Rohr-Waldstetten (1673). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte A.
als Komturei des Deutschen Ordens mit einem Gebeit von etwa 3,5 Quadratmeilen
dem schwäbischen Reichskreis an. Über Württemberg kam A. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Elsaß und Burgund (Ballei des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Alverdissen (Herrschaft,
Stadt). Das 1151 unter den Gütern des Herforder Stifts auf dem Berge erwähnte
A. (Alwardessen) erhielt von den Grafen von Sternberg städtische Rechte. Im 15.
Jahrhundert war es meist verpfändet, im 16. Jahrhundert in den Händen einer
Nebenlinie des Hauses Lippe in Pyrmont-Spiegelberg. 1613/1640/1647 kam es an
Schaumburg-Lippe und 1812 an Lippe. S. Lippe-Alverdissen, Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 350.
Amblise (Herrschaft, Fürst). Die Herrschaft A. in den spanischen Niederlanden gehörte den Grafen von Reckheim und Apremont und wurde dann selbständiges Fürstentum, das über die Erbtochter an Renatus von Anglure (Angeur), Herren zu Bourlemont fiel. Der Fürst von A. zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Ameiden (Herrschaft). Die ursprünglich brederodische Herrschaft A. in den Niederlanden kam 1687 von der Familie Dohna an die Grafen von Lippe (Lippe-Detmold). S. Niederlande.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert
(734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die
vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am
Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über
die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg
gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit
der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift
Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die im späten 16.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken war und
um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und als Entschädigung
an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806 wurde das neue Fürstentum
mediatisiert. A. kam an Baden, Hessen und 1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll.
hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch. 25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald,
1923; Schäfer, A., Untersuchung zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der
Benediktinerabtei Amorbach bis in die Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss.
Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald,
F./Störmer, W., 1984; Andermann, K., Klösterliche Grundherrschaft und
niederadelige Herrschaftsbildung - das Beispiel
Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung
im Hinteren Odenwald, 1988.
Amtitz (Herrschaft).
A. war eine Standesherrschaft in der Niederlausitz (Kreis Guben). S. Polen.
L.: Wolff 471.
Andlau (Grafen, Reichsritter). A. im Elsass
wird erstmals zum Jahre 900 genannt (Andelaha). 1150 wird ein Graf Otto de
Andelahe erwähnt. Zum Herrschaftsgebiet des
edelfreien Geschlechts gehörten das Andlautal sowie später auch Güter im
Oberelsass. 1773 zählten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten A. zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 66.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223
urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen.
1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an
Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396
zerfiel Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie
(rechtes Elbeufer, Zerbst) und die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer,
Köthen). Die Siegmundische Linie erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie
sowie 1468 mit dem Aussterben der Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete
sie sich erneut in die ältere Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere
Dessauer Linie (Anhalt-Dessau). Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen
Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die
Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau und
Dessau. Infolge der seit 1526 in Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in
Anhalt-Dessau eingeführten Reformation konnten die Güter der unter anhaltischer
Vogtei stehenden Klöster Nienburg an der Saale, Gernrode und Hecklingen
erworben werden. 1547 gingen Zerbst und Köthen an Sigismund von Lodron (
Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung an Reuß 1552 durch Vertrag
zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst (1561-1586) aus der älteren
Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle anhaltischen Gebiete mit
einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und erließ für sie 1572 eine
umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden nach vorübergehender
gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien
Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665),
Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde
für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der
jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten
eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme
der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665.
Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem
Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen
ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an
Katharina II. von Russland, die Schwester des letzten Fürsten von
Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur
Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen
von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach
ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis
1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner
oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus
einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von
Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen
(-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den
Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und
Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000
Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel
Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863
kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere
Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden
anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von
Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000
Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war
Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter
unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der sowjetischen Besatzungszone
mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg
und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947 dem Land Sachsen-Anhalt
eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde (str.). Der
größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk Magdeburg. Mit dem
Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland
entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012.
Anhalt-Aschersleben (Grafschaft) Aschersleben wird erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt (Ascegereslebe). Seit dem 12. Jahrhundert war es Dingstätte der Grafschaft im nördlichen Schwabengau, die sich in der Herrschaft der Askanier befand. Durch Erbteilung im Hause Anhalt entstand 1252 die Linie A., die 1315 erlosch. Die Grafschaft (Anhalt-)Aschersleben (A.) fiel (1322) an das Hochstift Halberstadt, 1648 an Brandenburg, die übrigen Güter an Anhalt-Bernburg (ältere Linie).
Anhalt-Köthen (Fürstentum, Herzogtum). Die nach dem
1115 erstmals erwähnten slawischen Orte Köthen, an dem die Askanier eine Burg
erbauten, benannte ältere Linie A. entstand 1252. 1307/1319 erwarb sie die Herrschaft Zerbst von den Grafen von Arnstein-Barby
(Barby). 1396 zerfiel sie in die Siegmundische Linie mit Zerbst und die
Albrechtsche Linie mit Köthen. Nach der Vereinigung der anhaltischen Lande
(1570) entstand unter dem jüngsten Sohn Joachim Ernsts 1603 die jüngere Linie
A. Das Gebiet der Linie umfasste die Städte und Ämter Köthen und Nienburg, das
Amt Wulfen und die Grafschaft Warmsdorf. Sie wurde mit ihrem Aussterben 1665
von Anhalt-Plötzkau beerbt, das sich nun seinerseits A. nannte. 1793 erbte
(dieses) A. beim Aussterben von Anhalt-Zerbst dessen mittleren Teil um Roßlau.
1795 spaltete es eine Nebenlinie in Pless ab. 1807 wurde A. Herzogtum und trat
dem Rheinbund bei. 1810 führte A. den Code Napoléon als Gesetzbuch ein und
erließ 1811 eine 1812 wieder beseitigte Verfassung. 1815 trat es dem Deutschen
Bund bei. Unter der zur Regierung gelangten Nebenlinie Pless trat es 1828 dem
preußischen Zollsystem bei. 1846 verkaufte es Pless. Nach dem Tod des letzten
Fürsten 1847 kam A. unter die gemeinsame Verwaltung von Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg ganz an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Zerbst (Fürsten). Zerbst an der Nuthe zwischen
Elbe und Fläming wird 948 erstmals als slawische Siedlung erwähnt. Nach der
später angelegten Burg, die 1307/1319 an die Linie Anhalt-Köthen fiel, nannte
sich die ältere Linie A. (Anhalt-Köthen). Nach der Vereinigung aller
anhaltischen Lande 1570 entstand 1603 unter dem vierten Sohn Joachim Ernsts die
jüngere Linie A., die 1667 erbweise die Herrschaft
Jever erwarb und deren Güter (Stadt und Amt Zerbst, Walternienburg, Dornburg,
Roßlau und Coswig [Koswig] und das Amt Mühlingen) 1793 an Anhalt-Dessau
(nördlicher Teil mit Zerbst), Anhalt-Bernburg (östlicher Teil mit Coswig und
Mühlingen), Anhalt-Köthen (mittlerer Teil mit Roßlau) sowie über Katharina II.
an Russland (Jever) fielen.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft). Vermutlich im 12./13. Jahrhundert
erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die Burg A. bei Borken, neben der eine
1347 als Stadt bezeichnete Siedlung erscheint, die 1349 volles Stadtrecht
erhielt. 1380 kam die um A. gebildete, zwischen den Hochstiften Köln, Münster
und Utrecht liegende Herrschaft im Umfang eines
Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen (Sulen) an die
Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von (Bronkhorst-Batenburg
bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser Sigmund mit A. belehnen
ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren
verstanden. 1641 ging die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
angehörige Herrschaft durch Heirat an die
Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende
A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande erhoben. 1810
gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz
Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Annweiler (Reichsstadt). A. bei Landau wird 1086
erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an die Staufer. Friedrich
II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die Pfalz
(Kurpfalz) verpfändet. 1410 ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792 bis
1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs,
kam 1815 zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937;
Landkreis Bergzabern, 1962; Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur
700-Jahr-Feier im Stadtteil Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung
Annweilers durch König Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen d. Hist.
Vereins der Pfalz 86 (1988) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
27.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum,
Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort
um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228
gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an
die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die
Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren
und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien
(1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim,
Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem
das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der
Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem
Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.)
geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der
Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415
bis 1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486
kam A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis
1515) an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer.
Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach
wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen
Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den
beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der
Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen
an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth
von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den
Hutten erworbener Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim
teilweise) auch zum Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und
Steigerwald des Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit
195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000
Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des
Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den
eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg
und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A.
1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern,
Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau (Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen
(Rheinprovinz) (sowie 1946 an Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis
und Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G.,
Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft,
2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das
Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
Appenzell (Kanton). A. wird erstmals 1071 erwähnt
(Abbacella, abbatis cella). Der größte Teil des Landes stand im Hochmittelalter
unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen, die
1345-1381 vom Reich die Vogtei und damit die Landesherrschaft erwarb, die sie
rasch zu verstärken versuchte. Zusammen mit den Gemeinden Hundwil, Urnäsch,
Gais, Teufen, Speicher, Trogen und Herisau erreichte A. in Bündnissen mit dem
Schwäbischen Städtebund, der Stadt Sankt Gallen und mit Schwyz durch Siege in
den Appenzeller Kriegen zwischen 1377 und 1429 die politische Unabhängigkeit.
Seit 1411 war A. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1442
erlangte es Reichsunmittelbarkeit, 1445/1460 erwarb es die Vogteien Rheintal
und Rheineck (Rheinegg) (bis 1490) und 1452 wurde es als Ort minderen Rechts in
die Eidgenossenschaft aufgenommen. Am 17. 12. 1513 wurde es vollberechtigtes
dreizehntes Mitglied der Eidgenossenschaft. Von 1522 bis 1530 traten die
meisten äußeren Rhoden (Gemeinden) der Reformation bei. Als Folge hiervon wurde
1597 in das evangelische Appenzell-Außerrhoden und das katholische
Appenzell-Innerrhoden geteilt, die 1798 im Kanton Säntis der Helvetischen
Republik vereinigt wurden, 1803/1815 als Halbkantone der Eidgenossenschaft der
Schweiz aber wieder auseinandertraten.
L.: Wolff 526f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Appenzeller
Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1513) 1913; Fischer, R./Schläpfer, W./Stark, F.,
Appenzeller Geschichte, 1964; Stark, F., 900 Jahre Kirche und Pfarrei St.
Mauritius Appenzell, 1971; Fischer, R., Appenzell, LexMA 1 1980, 806; Fuchs u.
a., Herisau, 1999; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
276.
Apremont (Herrschaft).
Die Herren von A. in Lothringen stiegen im 13. Jahrhundert infolge Heirat und
Belehnung zu Grafen auf. Sie besetzten den Bischofsstuhl in Metz und Verdun.
Die Herrschaft A. gehörte im 14. Jahrhundert zum
Herzogtum Bar. S. a. Aspremont
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Parisse, M., Apremont, LexMA
1 1980, 811; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 462, 3, 32.
Aquileja (Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei,
Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie
gegründet. Das seit 314 nachweisbare Bistum A., dem Venetien, Istrien,
Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda unterstanden, beanspruchte seit
Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum und seit 558/568 den
Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann aber die streitige
Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark Friaul, in der es lag,
unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach wurde das nunmehr auf
Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der
Unterordnung unter Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen
Friaul (Herzogtum), Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und
machte ihn damit zum Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an
Bedeutung. 1418/1421 wurde es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat
es alle weltliche Herrschaft an Venedig ab. Im
16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde das Patriarchat auf Drängen
Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom Papst aufgelöst und 1752 durch
die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del patriarcato
d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H., Patriarch und
Landesherr. Die weltliche Herrschaft des
Patriarchen von Aquileja bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine
del patriarcato aquileiese 1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung
und Rechtsstellung geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum.
Dargestellt am Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja -
Schnittpunkt der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat
Aquileja und die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.
Ardey (Edelherren, Herrschaft). Zwischen Haarstrang und Ruhr errichteten die Edelherren von A. eine Herrschaft, die 1318 mit dem Erlöschen an die Grafschaft Mark fiel. S. Preußen, Nordrhein-Westfalen.
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare,
erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die
an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und zeitweilig
das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den Erzbischof). Von
ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Geschlecht
Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm
um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat
der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche die zweite
Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien, den
Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien
(Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft
A. durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie
Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und
in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete
Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von
Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter.
1644 erhielt diese dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel.
1801 verlor sie das südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen
Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an
Frankreich. 1803 wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit
Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems
(aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000
Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde,
das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das
Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und
1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover
zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers
die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an
Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arenfels, Ahrenfels (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die Burg A. am rechten Rheinufer
gegenüber von Sinzig wurde 1258/1259 Sitz der Linie Isenburg-Arenfels in der
Vogtei Hönningen. Nach dem Aussterben der Linie (1371) erwarb das Erzstift
Trier als Lehnsherr Burg und Herrschaft von den
beiden Schwiegersöhnen des letzten Herren (Graf Wilhelm von Wied und Salentin
von Isenburg). 1504 kamen Burg und Herrschaft
wieder an Isenburg (Isenburg-Grenzau). 1664 zog Trier A. nach dem Aussterben
der Grafen von Isenburg-Grenzau als heimgefallenes Lehen ein und gab es 1670 an
die von der Leyen als Unterherrschaft aus. A. steuerte zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1815 kam A. zu Preußen, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515.
Arezzo (Stadtstaat). Dem 225 v. Chr. von Rom
eroberten Arretium am oberen Arno folgte nach der Herrschaft
langobardischer Gastalden, fränkischer Grafen sowie des Bischofs seit 1098 allmählich
die Stadtrepublik A. Schon 1337 und dann erneut 1384 kam sie durch Verkauf an
Florenz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Pasqui, U., Documenti per la
storia della città di Arrezzo, Bd. 1ff. 1899ff.; Verger, J., Arezzo, LexMA 1 1980,
920f.
Argen (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen umfassenden Herrschaften Tettnang und A. über Österreich zum
schwäbischen Reichskreis. S. Tettnang, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 197; Wallner 686 SchwäbRK 21; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Arles (Reichsstadt). A. an der unteren Rhone
kam über die keltischen Saluvier und das griechische Massilia an Rom, das unter
Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gründete. Seit dem 3.
Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort Galliens und um 400 Sitz
eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und wurde 879 Hauptort des
Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert hinzutretenden Königreich
Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die Bürger von A. schüttelten
1220 die seit 921 bestehende Herrschaft des
Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern (1237) Reichsstadt. Bereits
1239 endete die Freiheit der Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von
Anjou unterwerfen und kam 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Arnegg (Herrschaft).
A. an der Blau westlich von Ulm war vermutlich ursprünglich Lehen der Grafen
von Dillingen. Die um die Burg gebildete Herrschaft
wurde 1338 durch die Grafen von Württemberg und den Ulmer Bürger Hans von
Stein, der seinen Anteil später an Württemberg veräußerte, von der Ulmer
Familie Seveler erworben. Später wurde die Herrschaft
an die Stein von A. und 1410 an die Herren von Stadion verpfändet, die sie 1470
erwarben. 1700 kam sie an die Deutschordenskommende Altshausen der Ballei
Elsass und Burgund, 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Fink, H., Markbronn und seine Geschichte, 1969.
Arnstadt (Herrschaft).
An der Mündung der Weiße in die Gera bestand nach älteren Siedlungen ein Hof,
den Heden 704 an den Bischof von Utrecht gab. Dieser übertrug ihn 726 an
Echternach. Von dort kam A. später an Hersfeld. Vögte waren wohl die Grafen von
Käfernburg, die A. dem Landgrafen von Thüringen zu Lehen auftrugen. 1302
belehnte der Landgraf die Grafen von Hohnstein. 1306 verkauften die mit
Käfernburg verschwägerten Grafen von Orlamünde, 1332 die Grafen von Hohnstein
A. an die Grafen von Schwarzburg. Später galt die Herrschaft
A. als weimarisches Lehen der Grafen von Schwarzburg. S. Schwarzburg-Arnstadt,
Thüringen.
L.: Wolff 396, 412.
Arnstein (Grafen, Herrschaft).
1135 errichteten die von dem schwäbischen Geschlecht der Herren von Steußlingen
abstammenden edelfreien Herren von Arnstedt bei Harkerode südöstlich von
Aschersleben die Burg A. und nannten sich seit dem 13. Jahrhundert Grafen von
A. Ihre zwischen 1080 und 1180 am Nordharz auf der Grundlage von Kirchenlehen,
Vogteirechten, Rodungsrechten, Bergbaurechten, Münzrechten und Gerichtsrechten
aufgebaute Herrschaft gilt als typische
„Allodialgrafschaft“. Im 12. Jahrhundert bildeten sich mehrere Seitenlinien
aus. Die Hauptlinie erlosch um 1292/1296 mit dem Eintreten dreier Brüder in den
Deutschen Orden. Burg und Herrschaft A. kamen
1294 an die mit ihnen verschwägerten Grafen von Falkenstein, in der Mitte des
14. Jahrhunderts an die Grafen von Regenstein, 1387 an die Grafen von Mansfeld,
1786 an die Freiherrn von Knigge. Die reichsunmittelbaren Linien Ruppin
(Arnstein-Ruppin) und Barby (Arnstein-Barby) starben 1524 bzw. 1659 aus.
L.: Wolff 414; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961.
Arnstein-Barby (Grafen)(, Barby). Die Burg Barby an der
Elbe bei Magdeburg ist 814 erstmals erwähnt und 961 als Burgward bezeugt. 974
gab Kaiser Otto II. die Burg an das Stift Quedlinburg. DDas engere Gebiet um
Barby wurde spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts durch Walther III. von
Arnstein (um 1150-nach 1196), der mit der Askanierin Gertrud von Ballenstedt verheiratet
war, unter Ausnutzung Quedlinburger Vogteirechte erworben. Er gründete die
Linie der Grafen von A. (Barby). Sein Sohn Walther IV. vereinigte Magdeburger,
Nienburger und askanische Lehen. Das engere Herrschaftsgebiet
lag um Barby, Calbe, Mühlingen (Grafschaft Mühlingen) und Schönebeck. Dazu
kamen Rosenburg, Walternienburg (Walter-Nienburg) und Zerbst (1264-1307). 1497
wurde die Herrschaft durch König Maximilian I.
zur Reichsgrafschaft erhoben. 1540 wurde die Reformation eingeführt. Kurzzeitig
gehörte die Familie dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1659 starb die
Familie aus. Sachsen-Weißenfels, Anhalt-Zerbst und Magdeburg teilten sich das
Gebiet. Das Amt Barby fiel als erledigtes Lehen an Sachsen-Weißenfels, das
Arnstein-Barbys (Barbys) Stimme im Reichstag führte, 1746 an Sachsen
(Kursachsen) und 1815 an Preußen. Rosenburg kam als früheres Lehen Magdeburgs
an Brandenburg, die übrigen Güter gelangten als Lehen Sachsens an
Anhalt-Zerbst. 1800 umfasste das Gebiet etwa 2 Quadratmeilen (Stadt Barby und
einige Dörfer). Das Amt Rosenburg gelangte als ehemals magdeburgisches Lehen an
Brandenburg, die Ämter Walternienburg (Walter-Nienburg) und Mühlingen als
sächsische Lehen an Anhalt-Zerbst. 1807 kamen die sächsischen und preußischen
Teile zum Königreich Westphalen, 1815 wieder an Preußen. Barby gelangte von
dort an Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417f.; Wallner 710 ObersächsRK 26; Stegmann, E., Burg und Schloss
Barby, Magdeburger Geschichtsblätter 66/67 (1931/32), 40ff.; Heinrich, G., Die
Grafen von Arnstein, 1961; Heinrich, G., Barby, LexMA 1 1980, 1448.
Arnstein-Ruppin (Herrschaft, Grafen) s. Ruppin
Asch (Herrschaft).
A. im Nordwesten Böhmens gehörte ursprünglich zum Reichsland Eger. Nach dem
Sturz der Staufer (um 1254) wurde es Mittelpunkt einer um die Burg Neuberg
gebildeten eigenen Herrschaft. Sie kam 1400 an
die Herren von Zedtwitz und umfasste A. und 18 Dörfer. Sie war
reichsunmittelbares Lehen der Krone Böhmens und gehörte keinem Reichskreis an.
Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr die Reformation bestätigt. Nach
vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde sie 1806 erfolgreich Böhmen
eingegliedert. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 492f.; Alberti, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des
Ascher Bezirkes, Bd. 1ff., 1935ff.
Asseburg (Herren). Die Herren von A. bei Wittmar
bzw. Wolfenbüttel sind 1089 mit Widekind von Wolfenbüttel, einem Ministerialen
des Markgrafen Ekbert von Braunschweig, erstmals nachweisbar. Um 1200 stiegen
sie in die Reichsministerialität auf und errichteten nach 1218 die Reichsfeste
A., die 1258 an Herzog Albrecht von Braunschweig übergeben werden musste. Am
Ende des 13. Jahrhunderts teilte die Familie sich in einen westfälischen Zweig,
der die Güter der Edelherren von Brakel um die Hinnenburg bei Paderborn
erheiratete, und einen ostfälischen Zweig, der 1437 die Herrschaft Falkenstein im Unterharz von den Bischöfen von
Halberstadt sowie Wallhausen 1509 als mansfeldisch-kursächsisches Lehen
erhielt. 1793 gingen die westfälischen Güter durch Heirat an eine Linie der
Herren von Bocholtz (1803 Grafen von Bocholtz-Asseburg) über.
L.: Asseburger Urkundenbuch, hg. v. Bocholtz-Asseburg, Graf J.
v./Bocholtz-Asseburg, Graf E. v., Bd. 1ff. 1876ff.; Trippenbach, M., Asseburger
Familiengeschichte, 1915; Bege, C., Geschichte einiger der berühmtesten Burgen
und Familien des Herzogthums Braunschweig, Neudruck 1979.
Assenheim (Herrschaft) s. Solms-Assenheim
Asti (Stadtkommune). Dem antiken Hasta folgte
A. am Tanaro, das seit dem 10. Jahrhundert vom Bischof von A. beherrscht wurde,
danach sich aber von dieser Herrschaft löste
(bürgerliche Magistratur 1095 bezeugt). Im 13. Jahrhundert konnte A. seine
Macht vergrößern. 1312 unterwarf es sich Robert von Anjou. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel kam es 1387 an die Herzöge von
Orléans, danach an Frankreich, 1529 an Spanien (Karl V.) und 1575 an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Vergano, L., Storia di Asti,
Bd. 1ff. Asti 1951ff.; Bordone, R., Asti, LexMA 1 1980, 1129f.
Auburg (Herrschaft).
Um 1512 bauten die Edelherren von Diepholz ein Vorwerk an der Aue zu einer Burg
um, die sie 1521 dem Landgrafen von Hessen als Mannlehen auftrugen. 1585 zog
Hessen sie beim Aussterben des Geschlechts zusammen mit einigen beigefügten
Ortschaften ein. 1588 kam A. an Landgraf Wilhelms von Hessen nichtehelichen
Sohn Phillipp Wilhelm von Cornberg. Als dessen Nachkommen anfangs des 18.
Jahrhunderts die Reichsunmittelbarkeit anstrebten, verloren sie durch Prozess
vor dem Reichskammergericht ihre fast landesherrliche Stellung. 1801 zählte das
zwei Quadratmeilen große A. zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach
Abfindung der Freiherren von Cornberg fiel es 1816 an Hannover und mit diesem
1866 an Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Wallner 704 WestfälRK 39.
Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge
von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts
teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand,
1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653 erhielt der jüngere Zweig der
älteren Linie den Reichsfürstenrang und 1654 für die erworbenen schlesischen Herrschaften Münsterberg und Frankenstein den Titel
Herzog von Münsterberg. Die Herrschaft Tengen
wurde 1664 zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar
vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichskreis gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an
Preußen verkauft. Danach erhielten alle Mitglieder der Familie vom Kaiser den
Reichsfürstenrang, der jeweilige älteste aber den Titel eines Herzogs von
Gottschee, das 1604 erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.
Aufenau (reichsunmittelbare Herrschaft). In dem zeitweilig an die Herren von Lißberg gekommenen A. bei Gelnhausen konnten die Familie der Forstmeister von Gelnhausen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine kleine, später reichsunmittelbar gebliebene Sonderherrschaft errichten. Sie musste 1781 an das Erzstift Mainz verkauft werden, das sie 1787 mit dem Oberamt Orb vereinigte. S. Hessen.
Aufhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. zählte zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und kam an Oettingen.
L.: Wolff 177.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A.
wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738,
Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert
worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748 für seinen bayerischen Teil
gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm
und Walchensee sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht
geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu
zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem
Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544
theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das Hochstift
von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und
nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg
überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft
über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen (2365
Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den Städten
Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum
Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff.
1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe,
1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger
Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C.,
Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger
Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn
zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz
Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia
secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra
bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von
A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich
Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A.
übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang
der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an
das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg
bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A.
Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige
Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme
am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten
Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um
1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch
den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt
erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit
den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra
entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe,
Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt
Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989; Dietrich, R., Die
Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit, hg. v. Brüning,
J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die
Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B.,
Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v.
Schiersner, D., 2011.
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift).
Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort
hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und
Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert
vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern.
Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich
war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St. Afra,
bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster ersetzt
wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973) namengebend
wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323 von Kaiser
Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577 erhielt das Stift
von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und Reichsstandschaft, was vom
Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen Prozessen 1643 gegen eine
Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil wurde das Stift weiterhin von
der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den
rheinischen Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht
vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark
verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung
an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit Augsburg ganz an
Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F.,
Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen
in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977;
Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu
Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982;
Müntefering, R., Die Traditionen des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg,
1985; Seiler, J., Die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener
Theologische Zs. 46 (1995), 37.
Aulendorf (Herrschaft).
A. an der Schussen erscheint erstmals 935. 1381 gehörte es den Herren von
Königsegg, denen Kaiser Friedrich III. die Hochgerichtsbarkeit verlieh. 1629
wurde es Residenz der (reichsunmittelbaren und dem schwäbischen Reichskreis
zugehörigen) Reichsgrafen Königsegg. 1806 fiel es an Württemberg, über das es
1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 201; Wallner 688 SchwäbRK45.
Aulfingen (Herrschaft).
1776 kam die Herrschaft A. von den Freiherren
von Wessenberg an die Fürsten von Fürstenberg. S. Wessenberg zu A.,
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Aura (reichsritterschaftliche Herrschaft). A. nördlich von Rieneck zählte zum Kanton
Rhön und Werra des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 100, 513.
Autenried (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das 1368 erstmals urkundlich erwähnte A.
(zum Personennamen Uto) an der Kötz bzw. am Kötzbach bei Günzburg war innerhalb
der Markgrafschaft Burgau Mittelpunkt einer vom Hochstift Augsburg lehnbaren Herrschaft, zu der noch Oxenbronn und Anhofen
gehörten. Sie kam von den Ministerialen von Utenried (A.) an die Herren von
Bühel (Bühl) (1368), 1509 an die Rechberg, 1599 an das Hochstift Augsburg, 1649
an den Generalwachtmeister von Lapière, 1684 an den mit der Witwe Lapières
verheirateten Josef Anton Lasser von der Halden, 1798 an die Lassberg und 1805
an die Reck. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 157.
Avulla (Herrschaft).
1714 zog das Reich die Herrschaft A. ein und gab
sie an den Marchese Malaspina-Podenzana.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370ff.
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet,
das nach Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von
dem Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie
Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde bis 1302 innehatte.
Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw.
Fürsten von Fürstenberg, den Allodialerben der Herzöge von Zähringen,
verbunden. Hauptsächlicher Inhalt dieser Stellung dürfte die Innehabung des
seit dem Ende des 14. Jahrhunderts belegten Landgerichts gewesen sein. 1318
erbten die Grafen von Fürstenberg auch die wartenbergischen Güter, verloren
aber 1305 Bräunlingen und Villingen an Habsburg. 1403 wird dann die
fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt, 1500 auch die Landgrafschaft
Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553 Möhringen, 1537 Blumberg und
1620 Hüfingen an Fürstenberg. Bis 1744 war die B. mehrfach unter verschiedenen
Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10 Quadratmeilen große
B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom
15. zum 16. Jahrhundert, 1979; Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte,
M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; .
Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in
der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) benanntes, in
Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark begütertes
Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet wird
(Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die Vormacht
in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945 letztmals bezeugt
wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner. Verwandtschaft mit
den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für Abkunft der jüngeren B.
sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als erster jüngerer B. wird
976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen Mark an der Donau
(Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische Herzogsgeschlecht
des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980) verwaltete im
königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch starb die von ihm
gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt 1057 mit Otto von
Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter an verschiedene
Familien kamen (Markgrafen von Meißen, Bretislav von Mähren, Andechs,
Habsberg-Kastl, Potenstein bzw. Pottenstein). Liutpolds Mark erstreckte sich
beiderseits der Donau zwischen Enns und Tulln und wurde bald nach 1000 bis zur
Leitha erweitert. Insbesondere unter dem mit der Salierin Agnes verheirateten
Leopold III. wurde die babenbergische Herrschaft
mit reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als Ausgleich für
den Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder Konrad III.
anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium minus die
Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft) zum territorialen
Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs des Löwen das Gebiet
zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht Teile des Traungaues.
1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs auf Grund Erbvertrags
von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229 wurden Andechser Güter in
Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm erloschenen Geschlechts traten
nach den Wirren des Interregnums, in denen Österreich über Margarete von
Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen gelangt war, 1282 die Grafen von
Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894;
Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966;
Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau,
H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten
Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur
Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin,
M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte,
M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die
Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern
und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010.
Babenhausen (Herrschaft,
Reichsfürstentum). Um das 1237 als Burg der Pfalzgrafen von Tübingen genannte
B. an der Günz bei Illertissen lag die Herrschaft
B., die sich als Lehen der Grafen von Württemberg, die ihrerseits den
Pfalzgrafen von Tübingen nachfolgten, seit 1378 in den Händen der Herren von
Rechberg befand, die 1471 die Blutsgerichtsbarkeit in der Herrschaft erlangten. Sie ging 1537/1538 durch Kauf
Anton Fuggers an die Familie Fugger, welche die württembergische Lehnshoheit
ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380 Quadratkilometern
und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die
Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.
Bächingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam 1806 an Bayern.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen
zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum
Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf
Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem
Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier.
Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw
erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums
Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von
Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals
1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann
II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und
erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war
vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153
das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb
Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen.
Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen
Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im
Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B.
(mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg
(Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen
1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die
Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann
(Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft
Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim,
Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein
fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft
Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie
Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für
Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft
Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in
Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556
evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis
1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung
der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig
und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von
1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ
Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb
Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das
sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte,
Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil
Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und
außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken war - 3500/3600
Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern. 1796 verlor es seine
linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein
bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und
Rodemachern in Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um
1800 umfasste B. ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch
§ 5 des Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft
Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne
Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806
an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen),
das Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher
vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs,
Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete.
1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste
es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis
und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft
Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des
Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796
Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen
„Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche
Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933
übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften
im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921;
Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20.
Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008.
Baden-Baden (Markgrafschaft, Residenz). B. ist seit
1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden (obere Markgrafschaft Baden)
mit der Residenz in Baden(-Baden) und seit 1705 in dem 1247 erwähnten, im 13.
Jahrhundert von den Grafen von Eberstein-Calw erlangten Rastatt. Zur
Markgrafschaft gehörten alle mittelbadischen Güter, die südlich des Flusses Alb
lagen, eingeschlossen die Schirmvogtei über die Klöster Herrenalb und
Frauenalb, die linksrheinische Herrschaft
Beinheim und die Herrschaften in Luxemburg;. Für
B. wurde 1588 ein vom Württembergischen Landrecht von 1567 und den
Kursächsischen Konstitutionen von 1572 beinflusstes, bis 1810 geltendes Landrecht
erlassen (Badisches Landrecht 1). Von 1594 bis 1622 war B. von Baden-Durlach
besetzt. 1666/1667 erwarb es Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 wurde B. von
Baden-Durlach beerbt.
L.: Wolff 164; Zeumer 553 II b 29, 61, 10; Wallner 684 SchwäbRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Schmid, K., Baden-Baden und die
Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 28; Kicherer, D., Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden,
2008; Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz,
2008.
Baden-Durlach (Markgrafschaft). B. ist seit 1515/1535
eine Teillinie der Markgrafen von Baden mit der Residenz in Pforzheim, seit
1565 in Durlach und seit 1724 in Karlsruhe. B. umfasste die breisgauischen Herrschaften Hachberg, Rötteln, Sausenberg und
Badenweiler (sog. Markgräflerland) sowie die Ämter, Städte und Schlösser
Pforzheim, Durlach, Mühlburg (Mühlberg), Remchingen, Stein, Graben und
Staffort, Altensteig und Liebenzell, Mundelsheim und Besigheim, dazu die Dörfer
am Rhein nördlich der Alb mit der unteren Hardt. 1556 wurde B. evangelisch.
Zwecks Aufbringung der bei der Besetzung von Baden-Baden (1594-1622)
entstandenen Kosten trat B. Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell
an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648
kam B. vorübergehend an Baden-Baden. Für B. wurde 1654 ein schon 1622
gedrucktes, bis 1810 geltendes „Landrecht und Ordnung der Fürstenthumber der
Markgraveschaften Baden und Hochberg“ usw. in Kraft gesetzt (Badisches
Landrecht 2). 1771 beerbte das zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelte B. die Linie Baden-Baden. Baden umfasste um 1800 ein Gebiet von 27
Quadratmeilen.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 30; Wallner 684 SchwäbRK 4; Strobel, E.,
Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach nach
dem Dreißigjährigen Krieg, 1935; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Badenweiler (Herrschaft).
Bereits in römischer Zeit bestand in B. bei Müllheim eine Siedlung. Das 1028
Baden genannte B. war Sitz einer um die 1122 zähringische Burg gelegenen Herrschaft, die um 1368 an die Grafen von Freiburg
überging. 1444 kam es an die Markgrafen von Hachberg (Baden-Hachberg), 1503 an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Mylius, H./Nierhaus, R., Badenweilers
Kurbad zu römischer Zeit, 1953.
Baiershofen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an Ellwangen.
Baindt (Reichsabtei). 1227 sammelten sich
Frauen in Seefelden, 1231 in Mengen, dann in Boos bei Saulgau. Ihnen stellte
Papst Gregor IX. am 20. 6. 1236 eine Gründungsurkunde für eine
Zisterzienserinnenabtei aus. 1240/1241 verlegte der Schenk und Landvogt Konrad
von Winterstetten die Abtei nach B. Kaiser Friedrich II. gewährte ihr den
Schutz des Reiches (21. 8. 1240, März 1241). Die Abtei unterstand der
geistlichen Aufsicht Salems und hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet.
1803 wurde die reichsunmittelbare Abtei mit Sitz im schwäbischen Prälatenkollegium
des Reichstags säkularisiert und fiel an den Grafen von Aspremont
(Aspremont-Linden). 1806 kam sie an Württemberg und damit B. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 194; Zeumer 552 II a 36, 21; Wallner 690 SchwäbRK 102; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg 1802-1810, 1902; Schützbach, B., Chronik und Heimatbuch der
Gemeinde Baindt - Hortus Floridus, 1981; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft
und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; Woll, G., Das Zisterzienserinnenkloster Baindt, Tübingen 1983
(Magisterarbeit); Riechert, U., Oberschwäbische Reichsklöster im
Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten, 1986; Baindt: hortus
floridus. Festschrift zur 750-Jahrfeier, hg. v. Beck, O., 1990.
Baldern (Herrschaft).
B. am Westrand des Rieses erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg durch
Tausch vom Hochstift Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die Herrschaft B. von den Grafen von Oettingen als
Ellwanger Vögten zu Lehen erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie
Residenz der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an
Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Ballmertshofen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Thurn und Taxis. S. Baden-Württemberg
Balzheim (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs gehörte die Herrschaft B. an der Iller in Burgau den Herren von B. (Ehinger von B. † 1734). S. Baden-Württemberg.
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und
Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa
30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das
Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und
Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten
reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus
dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und
(vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der
Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf,
Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer,
Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs,
Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen,
Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau –
Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt
Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen,
Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und
später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im
Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch
das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die
Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von
Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre
weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des
Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248
auf das kaiserliche Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die
Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die
Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis
Carolina von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel
aller Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch
Gustav Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648
aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der
Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel
das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E.,
Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg,
E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat
der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949);
Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951,
Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die
Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und
Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum
Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig, B.,
Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das
Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966; Ragger, M., Die Organisation
der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.);
Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken
Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige
Römische Reich vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976;
Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg
(1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F., Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.;
Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v.
Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare und Wirtschaftsordnungen des
Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts Bamberg im späteren
Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988; Zimmermann, G., Das
Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im
westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg,
1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J.,
Pfarreien, Klöster und Stifte, 1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte
des Bistums Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche.
Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien, Slowenien und der
Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und das Reich in der
Stauferzeit, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006;
Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v.
Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft
der Herzöge von Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich
I. an der Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc).
Die umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine
Tochter an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc,
Gondrecourt, die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an
der Mosel sowie Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg
kam. Nachdem 1284 Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich
III. 1301 die Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen
auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV.
die beim Reich verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft
Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der Stadt
Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den
Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-á-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Barbelstein (Herrschaft),
Berwartstein. Um das Schloss B. nordwestlich von Weißenburg im Elsass bildete
sich eine Herrschaft. Sie stand später den
Herren von Waldenburg zu. Sie gehörte mit Schöneck zur Unterstatthalterschaft
Weißenburg in der Landgrafschaft Elsass bzw. Unterelsass (Niederelsass) und
fiel mit dem Elsass an Frankreich. 1815 kam B. an Österreich, 1816 an Bayern
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 294.
Barchfeld (Ort, Herrschaft).
B. nahe der Werra an der Kreuzung der Straßen von Nürnberg nach
Niederdeutschland und von Frankfurt nach Erfurt wird 933 erstmals genannt. 1330
kam es von den Frankenstein an die Grafen von Henneberg, die es nach mehreren
Verpfändungen (1350 an Fulda, dann an die Herren von Stein (Stein-Liebenstein)
sowie die Landgrafen von Hessen) ab 1521 dauernd mit Hessen teilen mussten.
1583 fiel es ganz an Hessen. Auf der seit 1690 erbauten Burg Wilhelmsburg hatte
die Linie Hessen-(Philippstal-)Barchfeld ihren Sitz. S. Hessen-Barchfeld.
L.: Volkmar, K., Tausend Jahre Barchfeld, 1933.
Bärenwalde, Bärwalde (Herrschaft). Die Herrschaft B. gehörte zur Mark Brandenburg und war nach einem Verzeichnis von 1577 mit Havelland, Glien, Bistum Brandenburg, Zauche, Beelitz, Zossen, Teupitz, Beeskow, Storkow und allen anderen Teilen der Mittelmark (Neumark) verwaltungsmäßig zusammengeschlossen.
Bargau (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das erstmals 1326 erwähnte B. (Bargen) bei
Schwäbisch-Gmünd ist vielleicht ursprünglich ellwangisches, dann hohenlohisches
Lehen der Herren von Rechberg, die 1393 die Herrschaft
zu eigen erwarben und 1544 an die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd verkauften. Mit
ihr kam B. 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 88; Schulz 275; Seehofer, J., Bargau in Geschichte und
Gegenwart, 1953.
Barmstedt (Amt). Nach B. bei Pinneberg nannten
sich im 12. Jahrhundert Herren von B. (Barmstede). Das Dorf gehörte zu dem Teil
der Herrschaft Pinneberg, der nach dem
Aussterben der Grafen von Schaumburg (Schauenburg) 1640 an den Herzog von
Gottorp (Gottorf) fiel. Dieser verkaufte 1649 das Amt B. an den königlichen
Statthalter Christian Rantzau, der 1650 zum Reichsgrafen erhoben wurde. 1726
zog der König von Dänemark das Amt ein. 1865 kam B. zu Preußen, 1946 zu
Schleswig-Holstein. S. Rantzau, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455; Barmstedt. Stadt und Kirchspiel. Eine geschichtliche Schau, hg.
v. Dössel, H., Teil 1ff. 1936ff.
Bärnegg (Herrschaft).
Die Burg B. in der Elsenau wurde vermutlich von Gottfried von Schildgraben im
letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie wurde Mittelpunkt einer
geschlossenen Rodungsherrschaft und erscheint urkundlich erstmals 1316. Im 15.
Jahrhundert wurde die Herrschaft B. von
Österreich abgetrennt und mit der Steiermark verbunden. 1490 entzog sie der
Kaiser den Pernern, gab sie aber 1529 wieder zurück. 1550/1571 kam sie erbweise
an die Rindsmaul.
L.: Hofer, E., Die Herrschaft Bärnegg in der
Elsenau, Diss. phil. Graz 1967.
Barr, Barre (Reichsdorf, Herrschaft). B. am Ostfuß der Vogesen war ursprünglich
Reichsgut. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen
Ludwig bei Rhein, das Reichsdorf (Barre) - sowie Heiligenstein, Gertweiler
(Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler), Oberburgheim und Niederburgheim - als
Reichspfandschaft innezuhaben. 1472 kam die daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch Kauf an die
Reichsstadt Straßburg. 1790 endete sie innerhalb Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und
Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
1967.
Bartenstein (Herrschaft).
In dem 1247 erstmals genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg von den
Herren von Stein errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350
Lehnsmannen des Reiches und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und Hohenloher
Lehen sowie Allodien entwickelte sich eine Herrschaft,
die zwischen 1438 und 1475 allmählich von den Grafen von Hohenlohe erworben und
dann dem Bischof von Würzburg zu Lehen aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an
die Linie Hohenlohe-Waldenburg, danach an die Linie
Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein, 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Bartholomä (reichsritterschaftlicher Ort). Das bis
zum Ende des Mittelalters Laubenhart genannte Dorf B. östlich von Schwäbisch
Gmünd gehörte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zur Herrschaft
Lauterburg. Es zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Bärwalde (Herrschaft) s. Bärenwalde
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B. wird
erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem durch die
Schenkung Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von
Burgund (999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter
(Grafschaft Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft
Rappoltstein im Elsass 1163), die aber teilweise rasch wieder vorloren gingen
(z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen),
Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne),
Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse,
Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben
bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die Herrschaften
Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont. Seit dem 13.
Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit
1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460
eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche
1585). Der südliche Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich
unter den Einfluss der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den
Katholizismus und zog die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau
und Frickgau an sich. Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut
(Porrentruy) und verband sich 1577 mit den katholischen Kantonen der
Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen), Tessenberg,
Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen), Pfeffingen
(Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels,
verwandelten sie in eine Raurakische Republik und gliederten sie am 23. 3. 1793
Frankreich ein (Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen
Teile Basels annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam
1803 an Baden. Der Wiener Kongress (1815) bestätigte im Übrigen die
Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als Ausgleich für die
Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck] und Neuenburg)
und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im
Spätmittelalter. Zum Verhältnis von Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg
1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39; Gröbli, F., Bibliographie von Basel,
2005; Meyer, W., Da verfiele Basel überall, 2006.
Basel (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Das im
5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg. „Eberstadt“) stand anfangs ganz
unter der bischöflichen Stadtherrschaft und gehörte seit 870 zum ostfränkischen
Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund. Der wachsende Reichtum der Stadt
ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem Fortschreiten der Zerrüttung der
bischöflichen Finanzen, allmählich alle wichtigen Herrschaftsrechte
an sich zu bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst zu den „fryen stetten“ und
wurde, nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch Habsburg (1376) die Verjagung
der Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt vor den Reichsstädten genannt.
Der Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer Herrschaften
1400 schuf die Grundlage zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7. 1501 schloss
sich B. widerstrebend als neunter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz an.
1521/1585 wurde endgültig der Einfluss des Bischofs auf die Stadt beseitigt,
1528 die Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt nicht mehr auf
dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung
Frankreichs die Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton B. die dabei
verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone geteilt. S.
Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u.
a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit dem
Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt Basel ein ländliches Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich
erreichte 1798 Basels Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im
Untertanenverhältnis stehenden Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies
1814 rückgängig gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg.
Daraufhin wurde der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B.
erhielt 1863 eine demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
Bassenheim (Herrschaft[,
Reichsgrafen, Reichsfürsten]). B. bei Koblenz war Lehen der Erzbischöfe von
Köln, seit 1373 der Grafen von Wied an die Grafen von Isenburg-Braunsberg. Von
deren Afterlehnsträgern gelangte die Familie Waldbott durch Erbschaft und Kauf
allmählich in den alleinigen Besitz der Herrschaft,
die von 1729 bis 1801 reichsunmittelbar war. (Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von B. wegen
Pyrmont und Olbrück [Ollbrück] die Abtei Heggbach [ohne Mietingen und Sulmingen
und den Zehnten zu Baltringen] und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim. 1806
wurden die Waldbott-Bassenheim [Waldbott von Bassenheim] in Bayern und
Württemberg mediatisiert.)
L.: Koops, T., Passenheim und Bassenheim. Ein Blick in 600 Jahre Geschichte,
Jb. für westdeutsche LG. 12 (1986).
Baumgarten-Eriskirch (Herrschaft).
Die Herrschaft B. am Bodensee wurde 1472 von der
Reichsstadt Buchhorn erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 224.
Baussau, Busau (Herrschaft).
Die Herrschaft B. in Mähren gehörte dem
Deutschen Orden in Mergentheim. S. Tschechoslowakei.
L.: Wolff 113.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs
Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den Herzog von
Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie
Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut,
der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der
Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX.
von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen
Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und
Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg
ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut
mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der
Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV.
von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger
Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das
Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt
Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König
Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet
zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste
aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg,
Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder
Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie
andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg
(Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck,
Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter
Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf
Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften in München.
Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu
organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht kompiliert bzw.
kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici
Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben
die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen
Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von
Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft
und vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt
Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten
Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden,
außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen
Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit
Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg
übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816)
musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft
Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt
Fulda bestand, und der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die
1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen
vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in
Versailles den Vertrag über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es
nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post,
Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im
November 1918 rief der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B.
die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede
Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung
vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen
Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am
1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die
Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die
Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und
wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen
Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen
Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B.
Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land
Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946
erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A.
1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baoioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der
altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter
sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen
Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme,
1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten,
G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff.
1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg.
v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der
lateinischen geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f.
1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff., Ergbd.
1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988; Neuanfang in
Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, hg. v. Benz,
W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte Bayern, hg. v.
Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise. Namen und
Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988; Lieberich,
H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und Verzeichnisse, 1988;
Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der Karte, 1988;
Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525, Zs. f. bay.
LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum
zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg,
Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die
Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989;
Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen der Herzöge von Bayern,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen Residenzen
im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 25ff.; Götschmann, D.,
Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der
Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der
Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 3. A.
2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H., Salzburg,
Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und Königreichs
Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte Bayerns, 1997;
Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998;
Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen
und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung unter
Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des
Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg.
v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis
1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht
1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent
zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom
2. November 1810); Grundlagen der modernenbayerischen Geschichte, hg. v.
Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und
hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt
nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von
B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX.
gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen
kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab.
Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften
Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. Am 1. 12. 1503 starb die Linie B.
mit Georg dem Reichen, der entgegen dem Teilungsvertrag von 1392 und dem
Vertrag von Erding von 1450 seine Tochter Elisabeth als Erbin einsetzte, in männlicher
Linie aus. Zwischem dem mit der Tochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von
der Pfalz und Herzog Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg.
S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann II. gebildete Teilherzogtum mit dem
südwestlichen Teil Oberbayerns und dem südlichen Nordgau. Es erhielt nach dem
Pressburger Schied von 1429 die Hälfte Bayern-Straubings. Im Vertrag von Erding
von 1450 erlangte es von Bayern-Landshut einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts.
1485 zog Herzog Albrecht IV. die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492
unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505
gewann Albrecht IV. gegen die Zusage von Gebietsabtretungen die Unterstützung
König Maximilians. Im Schied von Köln vom 30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut
Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern (in Bayern-München) wieder
vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von
Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt. Bei
der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem
Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495 war es
verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch 1557
wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei
von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach beim
Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund
des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die
Amtshauptmannschaft Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch
und die Oberämter Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B.
Mitglied der Kantone Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken.
1806 wurde die Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter
Frieden an Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Bebenhausen (Reichskloster). Kurz vor 1187 gründete
Pfalzgraf Rudolf von Tübingen auf vom Hochstift Speyer eingelöstem Grund und
Boden in B. nördlich von Tübingen ein Prämonstratenserkloster, das 1190 mit
Zisterziensern besetzt wurde. Von 1280 bis zum Verkauf der Stadt Tübingen 1342
versuchten die Pfalzgrafen entgegen der Stiftungsurkunde des Klosters, dieses
ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Im 14.
Jahrhundert kam die Vogtei an das Reich. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts erwarb Württemberg als Nachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen
allmählich die Herrschaft über das
Reichskloster. Seit 1498 besuchte der Abt den württembergischen Landtag. 1535
wurde die Reformation eingeführt. 1623 gehörten zum Kloster noch 14 Dörfer und
Weiler, acht Höfe, ein Schloss, ein Burgstall und 876 Untertanen. 1807 wurde
die Klosterverwaltung aufgelöst. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 E4; Paulus, E., Die
Cisterzienserabtei Bebenhausen, 1886; Brand, H./Krins, H./Schiek, S., Die
Grabdenkmale im Kloster Bebenhausen, 1989; Köhler, M., Die Bau- und
Kunstgeschichte, 1994.
Bedburg (Herrschaft).
B. an der Erft erscheint erstmals 893 unter den Gütern des Klosters Prüm
(Betbure), später des Erzstifts Köln. Lehnsträger waren die Grafen von Sayn und
von diesen die Herren von Myllendonk (Millendonk), 1282 die Herren von
Reifferscheid. 1403 kam B. durch Heirat an die Grafen von Limburg, 1425 an die
Grafen von Neuenahr. Seit 1584 war es zwischen den Herren von Reifferscheid,
die es zu einer Herrschaft ausbauten, und den
Erben der Grafen von Neuenahr umstritten, ein von 1600 bis 1791 währender
Prozess wurde nicht entschieden. 1792 kam es aus den Händen der Grafen von
Salm-Reifferscheid unter die Herrschaft Frankreichs.
Nach der Reichsmatrikel von 1776 wurde es über die Grafen von Neuenahr
vermutungsweise zum kurrheinischen Reichskreis gerechnet. 1815 fiel es an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Gumpelzhaimer, 140; Ohm, A./Verbeck, A., Kreis Bergheim, Bd. 1 1871.
Beeskow (Herrschaft).
Vermutlich im Zusammenhang mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel
entstand in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der Herrschaft Beeskow-Storkow der Ministerialen von
Strehla, die 1382 an die Herren von Biberstein kam. 1490 wurde sie an die
Herzöge von Sachsen, 1518 an das Hochstift Lebus verpfändet. 1556 fiel sie an
Markgraf Johann von Küstrin, 1575 an Brandenburg. Sie gehörte dem
obersächsischen Reichskreis an und stand bis 1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003.
Beilstein (Herrschaft).
B. bei Zell an der Mosel wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689
zerstört. B. war Mittelpunkt einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und
Trier sowie der Fürsten von Jülich gebildeten Reichsherrschaft der seit 1068
nachgewiesenen Herren von Braunshorn. Nach dem Aussterben der Familie im
Mannesstamm kam die Herrschaft 1362 in
weiblicher Erbfolge an die Herren von Winneburg, 1637 an das Erzstift Trier und
von dort 1652 als Reichsafterlehen an die Freiherren von Metternich. Zusammen
mit Winneburg war B. die Grundlage ihrer 1679 erfolgten Aufnahme in das
westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg und B. gehörten zuletzt 17 Orte. Am
Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an Frankreich, wofür die Fürsten Metternich
mit Ochsenhausen entschädigt wurden, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
Beilstein (Herrschaft).
Im 11. Jahrhundert wurde die Burg B. im Westerwald in die Verwaltung des Reichs
übernommen und in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen von
Thüringen und von diesen an die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226 die
vom Hochstift Worms berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341 nannte
sich eine Linie des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an Nassau-Dillenburg.
1607 wurde es erneut Residenz einer Nebenlinie Nassau-Beilstein, die 1620
Nassau-Dillenburg erbte und bei ihrem Aussterben 1739 von Nassau(-Diez)-Oranien
beerbt wurde. Die Herrschaft bestand aus den
Ämtern B. mit der gleichnamigen Stadt und Marienberg und umfasste etwa 5
Quadratmeilen. Sie gehörte über Nassau(-Diez)-Oranien dem kurrheinischen
Reichskreis an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Beinheim (Herrschaft).
Die Herrschaft B. im Unterelsass kam bei der
Teilung Badens 1535 zu Baden-Baden. Am Ende des 18. Jahrhunderts fiel sie an
Frankreich. S. Baden.
L.: Wolff 164.
Bellinzona, mal. Bellenz (Herrschaft).
B. am Tessin geht vermutlich auf ein römisches Kastell des 4. Jahrhunderts
zurück. Über Ostgoten, Langobarden, Franken und die Könige von Italien kam es
an die Bischöfe von Como. 1192 wurde B. von den Staufern der Stadtkommune Como
unterstellt. 1350 fiel es an Mailand. 1419 wurde es an Uri verkauft, 1422 von
den Herzögen von Mailand erobert. 1503 musste es nach kampfloser Besetzung
(1501) an Uri, Schwyz und Nidwalden abgetreten werden, die dort eine Landvogtei
einrichteten und 1798 B. bzw. 1803 Tessin die Selbständigkeit zugestanden.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Bonzanigo,
A., Squarci di storia bellinzonese dagli inizi dell'indipendenza cantonale,
Bellinzona 1967; Meyer, W., Bellinzona, LexMA 1 1980, 1849.
Belluno (Stadtstaat). Dem antiken B. am Piave
folgte ein langobardischer Herzogssitz. Dieser war später Mittelpunkt der
Grafschaft B. der Bischöfe von B. Im 12./13. Jahrhundert löste sich die Stadt
von der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich
dem lombardischen Städtebund an. 1404 kam sie an Venedig, 1797 an Österreich,
1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Königreich
Lombardo-Venetien Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) E1, II 66 (1378) E/F1.
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den
Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster
nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von
Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von
B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft
B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von
Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von
B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des
12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten
(Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente
gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und
Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der
Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die
männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der
Schwester des letzten Grafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen
Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt
erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder
geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner
Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat
Everwins III. († 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606)
die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien
Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und
Steinfurt (Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5
Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699
zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem
Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729
verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf
Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda
(teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie
Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und
Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753 schuldenhalber seine
Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an Steinfurt, 1806 an
Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17 Quadratmeilen und
28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810 an Frankreich. 1815
kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als Standesherrschaften zu Preußen, B.
zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817 wurden die Linien
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt) in den
Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Onsnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115
(2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a.,
2011.
Bentheim-Tecklenburg (Fürsten). B. entstand 1606/1609 entstand durch Teilung der Grafen von Bentheim und verlor 1699/1707/1729 zwei Drittel Tecklenburgs und die Hälfte Rhedas nach langem Rechtssteit über Solms-Braunfels (1707 Verkauf) an Preußen, behielt aber die Hälfte der Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). 1806 kamen die Güter an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen.
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen, Fürsten).
Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte geldrische
Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den Freiherrenstand erhoben
und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem Grafentitel
ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften
Varel und Kniphausen, die Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie
von Aldenburg erlangt hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808
wurde die Herrschaft von Oldenburg mediatisiert
und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg Frankreich eingegliedert. 1815 wurde die
Selbständigkeit für Kniphausen mit 2800 Einwohnern wiederhergestellt. 1825
erhielt das Haus B. vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über
Kniphausen, 1830 auch über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835)
erwuchs ein langwieriger Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum
Oldenburg Kniphausen und Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den
nichtehelichen Söhnen und den englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The
History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die Bentincks, 2003.
Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102
und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde
1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I.
Barbarossa verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und
Metall (und damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI.
bestätigte ihr 1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die
Reichsunmittelbarkeit und Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der
Propst von König Wenzel B. als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung
von 1393 bis 1404/1407 in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559
war der Propst Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594
bis 1723 waren Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift
und Markt B. der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei
Ramsau, die acht Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau,
Bischofswiesen (Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg
(Ottenberg]) und bedeutende mittelbare Herrschaften
in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten, mit insgesamt 14 Quadratmeilen und
18000 Einwohnern säkularisiert und kam an Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805
an Österreich und 1809/1810/1816 an Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643,
1, 2, 46.
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als Zisterzienserabtei
gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod, Vogtei über die Klöster
Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe innehatte und in enger
Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es Güter aus dem Erbe der
Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel. Von 1133 bis 1288 war der
Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts
Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine
rheinische (B.) und eine westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese
sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen
Zweig, von denen Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark
dagegen erhebliches Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um
Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und
mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie
(rheinische Linie) aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg
beerbt, dessen Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen
(Hauptort war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die
Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt,
das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen).
Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B. vom Vater
ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch
Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das
Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die Grafen von der Mark
beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung
von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der
märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen Grafenhauses. Nach dem
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig 1666) das katholisch
gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep, Wipperfürth,
Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim, Blankenberg und
Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg, Mettmann, Elberfeld,
Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan [Hahn],
Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und Mülheim
[Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf],
Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685
an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern.
1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim
Murat zusammen mit nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit
Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen,
Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses
wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt
Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch
der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil
Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda
mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden
die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen
(Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit in
der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v.,
Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums Berg,
Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte der
Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008.
Berg (Herrschaft).
Nach B. an der Donau bei Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den
Staufern verwandt waren und im 12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen
von Böhmen, Mähren und Polen verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212
Burgau zu Lehen und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen
(von Ronsberg). Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden
Hauptlinie der Grafen von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der Landeshoheit Österreichs
hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk) von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.
Bergamo (Stadtstaat). Das antike Bergomum war
später Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft.
Im 12. Jahrhundert (1108 Konsuln) löste sich die Stadt aus der Herrschaft der Bischöfe und schloss sich dem
lombardischen Städtebund an. 1333 kam B. an Mailand, 1428 an Venedig, 1805 zum
Königreich Italien Frankreichs, 1814/1815 an das Königreich Lombardo-Venetien
Österreichs und 1866 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254); Chardon, M., Bergamo, (in)
Méditerranée 8 (1967); Jarnut, J., Bergamo 568-1098, 1979; Jarnut, J./Soldi
Rondini, G., Bergamo, LexMA 1 1980, 1945f.
Bergheim (Herrschaft).
Beim Tod des Grafen Wilhelm III. von Jülich (1219) erhielt sein zweiter Sohn
Walram die aus pfalzgräflichen Lehen und Alloden zusammengesetzte Herrschaft B. Nach 1233 errichtete er die Burg B. um
das fränkische, 1028 erstmals erwähnte Dorf B. (altes Königsgut?) an der Erft
und vergrößerte die Herrschaft um beträchtliche
Teile der Erbschaft der 1246 ausgestorbenen Grafen von Are-Hochstaden. Nach dem
Aussterben der Linie fiel die Herrschaft um 1312
wieder an die Hauptlinie zurück.
L.: Wolff 322; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg. v. Köhler, H., 1954; 150
Jahre Landkreis Bergheim, 1966; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeck, A., Bd.
1, 1971; Droege, G., Bergheim, LexMA 1 1980, 1956f.
Bergzabern (Herrschaft,
Residenz [Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der
Straße Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12.
Jahrhundert wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis
des Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine
Wasserburg der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam
es bei einer Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die
Linie der Grafen von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh
König Rudolf I. von Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373
wurde die Stadt erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B.
nach dem Tod Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410
an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18.
Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch
Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009.
Berka (Grafen, Herrschaft).
Nach dem 1119 als Kirchdorf und 1414 als Stadt erwähnten B. an der Ilm nannten
sich im 12. Jahrhundert (1154) die Grafen von B. Kurz vor 1273 starben sie aus.
Um 1300 gelangte B. im Erbgang an die Grafen von Orlamünde, welche die Herren
von Blankenhain (bis 1415) damit belehnten. Später stand B. unter
Oberherrschaft des Hauses Wettin. Seit 1605/1608 gehörte es durch Kauf zu
Sachsen-Weimar, seit 1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Willrich, B., Berka bei Weimar, 1888; Elle, C./Mueller, A., Die
alte Herrschaft Berka an der Ilm, Zs. d. Vereins
f. thür. Gesch. u. Altertumskunde N.F. 16 (1906), 5ff., 261ff., 17 (1907),
193ff.
Berleburg (Burg, Herrschaft).
1258 verkaufte das Kloster Grafschaft die neuerrichtete civitas B. an Adolf von
Grafschaft und Siegfried von Wittgenstein. 1322 gewannen die von Wittgenstein
die alleinige Herrschaft. 1493 wurde
Wittgenstein Mannlehen Hessens. Nach Einführung der Reformation wurde
Wittgenstein geteilt in Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (mit Laasphe) und
Sayn-Wittgenstein-Berleburg. 1792 wurden die Wittgensteiner Reichsfürsten und
1806 in Hessen-Darmstadt mediatisiert. 1806 kam das Gebiet zur Provinz
Westfalen Preußens, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; 700jähriges Berleburg, 1958; 150 Jahre Landkreis Wittgenstein,
1966; Bruns, A., Berleburger Stadtrechte und Bürgerbuch, 1985; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 64.
Bernau (Herrschaft).
Unter der Landeshoheit Österreichs hatten seit 1635 die Freiherren von Roll die
von den Freien von Bernau 1236 an die Freien von Gutenburg und danach an Henman
von Reinach bzw. Rinach und Jakob von Rotberg bzw. Raperg sowie Österreich
gelangte Herrschaft B. mit Gansingen, Galten,
Büren Schwaderloch und Leibstatt im Aargau. S. Roll zu B. Aargau
L.: Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz 2 (1924), 187.
Bernburg (Burg, Herrschaft, Residenz [Anhalt-Bernburg]). Das im 12. Jahrhundert gegründete B. an der Saale kam beim Tode Herzog Bernhards von Sachsen 1218 an seinen Sohn Heinrich von Anhalt. 1252 entstand die ältere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1468), 1603 die jüngere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1863). S. Anhalt-Bernburg, Sachsen-Anhalt.
Bernstein, Pernstein (Herrschaft).
B. kam 1491 verwaltungsmäßig an Niederösterreich, 1647 unter die Verwaltung
Ungarns und 1919 an Österreich.
L.: Scheuch, M., Standard 20. 2. 1998.
Berwartstein (Herrschaft) s. Barbelstein
Besançon (Erzstift, Residenz). Das schon 58 v.
Chr. als Vesontio bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines
Bistums, das am Ende des 8. Jahrhunderts zum Erzbistum erhoben wurde. Der
Erzbischof verlor im 13. Jahrhundert die Herrschaft
über die Stadt, war aber geistlicher Reichsfürst. 1665/1668/1674/1678/1679 kam
B. durch Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v.
Secrétariat Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
Bettingen (Herrschaft).
Die Herrschaft B. westlich von Bitburg gehörte
zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die über eine Erbtochter an Johann
von Schleiden, über dessen Tochter an die Grafen von Manderscheid und 1780
erbweise an die Grafen von Sternberg gelangte. S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363.
Bettmaringen (Herrschaft). Die Herrschaft B. im Hochschwarzwald gehörte über die Grafschaft Bonndorf der Abtei Sankt Blasien. S. Baden, Baden-Württemberg.
Beuthen (Herzogtum). In der Mitte des 11.
Jahrhunderts ist in B. eine Burg bezeugt. 1254 wurde dort eine Stadt mit
deutschem Recht gegründet. Nach dem Tod des oberschlesischen Piasten Ladislaus
von Oppeln 1281 wurde sie Sitz eines eigenen Herzogtums B., zu dem 1286 Cosel
kam und das sich 1289 unter Lehnshoheit Böhmens stellte. Nach Aussterben des
Herrscherhauses 1355 wurde Beuthen-Cosel nach einem Erbstreit zwischen Oels und
Teschen geteilt. Beide Landesteile fielen 1475 an König Matthias Corvinus von
Ungarn, 1498 an Oppeln, 1531 mit Jägerndorf pfandweise an Georg von
Brandenburg-Ansbach und 1603 nach dem Aussterben der Ansbacher Hohenzollern an
Preußen. Nach der Ächtung Johann Georgs von Brandenburg belehnte Kaiser
Ferdinand II. 1623 Lazarus Henckel von Donnersmarck mit B. und Oderberg. 1742
kam die 14 Quadratmeilen große Herrschaft (1697
freie Standesherrschaft) an Preußen. 1945 fiel B. unter Verwaltung Polens sowie
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 481f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Perlick, A.,
Geschichte der Stadt Beuthen in Oberschlesien, 1927.
Biberach (Reichsstadt). Um 1170 erwarb Kaiser
Friedrich I. Barbarossa an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen Güter der 1083
erstmals bezeugten Herren von Bibra und gründete die Marktsiedlung B. an der
Riss. Vermutlich um 1218 erhielt der Ort das jedenfalls 1258 bezeugte
Stadtrecht. 1282 wurde die Stadt civitas regalis genannt, 1396 erwarb sie das
Ammannamt und 1398/1401 den Blutbann als sichtbares Zeichen der
Reichsunmittelbarkeit. Bedeutendstes Gewerbe war die Leinen- und
Barchentweberei. 1531 wurde die Reformation eingeführt. Das Herrschaftsgebiet Biberachs umfasste 27 Dörfer und
gehörte fast völlig dem seit 1320 städtischen Spital. 1802 fiel B. mit etwa 2
Quadratmeilen an Baden, 1806 im Tausch gegen Villingen an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 17; Wallner 688 SchwäbRK 58; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 298ff.; Lutz, G., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Biberach, 1876; Bruder, E., Biberach an der Riss. Bildnis einer
oberschwäbischen Stadt, 1950; Eberhard, T., Die Verwaltung der freien
Reichsstadt Biberach, Diss. jur. Freiburg 1954; Maier, G., Biberach, Geschichte
und Gegenwart, 1972; Heckmann, P., Der Kreis Biberach, 1973; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1584-1648, 1983; Geschichte der Stadt Biberach, 1991;
Olschewski, B., Herrschaftswechsel -
Legitimitätswechsel, 2009.
Biberachzell (Herrschaft).
1342 gelangte B. bei Weißenhorn aus dem Erbe der Herren von (Marstetten-)Neuffen
an Wittelsbach, das bis 1449/1480 die Ulmer Patrizier Ehinger und Krafft
belehnte. 1480 folgten die Thürheim den Krafft. Die B., Asch, Unterreichenbach,
Wallenhausen und Wenenden (Weneden) umfassende Herrschaft
steuerte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1786 kaufte die Abtei
Kaisheim die Herrschaft von den Thürheim
(Türkheim). 1802 kam Kaisheim an Bayern.
L.: Gaiser/Matzke/Rieber, Kleine Kreisbeschreibung des Stadt- und Landkreises
Neu-Ulm, 1959.
Biberbach, Marktbiberbach (Herrschaft). Bereits im 11. Jahrhundert war B. nahe der Schmutter
Mittelpunkt einer Herrschaft von Herren von B.
Daneben waren auch die Herren von Rechberg in B. begütert und erlangten 1219 in
weiblicher Erbfolge die Biberbacher Güter. Im 14. Jahrhundert gehörte die Herrschaft (mit Markt, Langenreichen [Langereichen],
Feigenhofen, Eisenbrechtshofen und Prettelshofen) den pappenheimischen
Ministerialen von B. 1514 verkaufte Hans Marschall von B. die Herrschaft für 32000 Gulden an Kaiser Maximilian, der
sie zur Tilgung von Schulden an die Fugger weitergab. 1801 gehörten die Herrschaften Wellenburg (Wöllenburg), Gablingen
(Gaiblingen) und B. westlich Augsburgs innerhalb Schwäbisch-Österreichs unter
den Grafen Fugger-Wasserburg zum schwäbischen Reichskreis. S. Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16b; Pappenheim, H. Graf zu, Versuch einer
Geschichte der frühen Pappenheimer Marschälle, 1927.
Biberberg (Herrschaft). 1666 wurde die Herrschaft B. bei Weißenhorn von der Abtei Kaisheim erworben. Kaisheim fiel 1802 an Bayern.
.Bibra (Freiherren, reichsritterschaftliche Herrschaft). Aus der Ministerialität des Klosters
Hersfeld erwuchs das nach B. südlich von Meiningen benannte Adelsgeschlecht der
B. Es nahm eine bedeutsame Stellung zwischen den Grafen von Henneberg und dem
Hochstift Würzburg, das 1343 die teilweise Lehnshoheit über das Schloss B.
gewann, ein. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von B. mit
Gleimershausen, Irmelshausen und Aubstadt bzw. Aubstatt (Austatt) zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Mit Schwebheim und Adelsdorf waren sie im
Kanton Steigerwald (ab etwa 1610) immatrikuliert, außerdem in den Kantonen
Gebirg (um 1750), Altmühl und Baunach. 1803 kam B. zu Bayern, 1806 zum
Großherzogtum Würzburg und 1808 zu Sachsen-Meiningen. S. Thüringen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 539, 540, 541; Stieber; Wolff 513; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Seyler 351-353; Bibra, W. v., Geschichte des Hauses
Bibra, Bd. 1ff. 1879ff.; Winkelmann-Holzapfel 142; Pfeiffer 198, 212; Bechtolsheim
12, 17, 63; Riedenauer 122; Rahrbach 20.
Bickenbach (Herren, Herrschaft).
Die seit etwa 1130 nachweisbaren Herren von B. bei Darmstadt, die über die
weibliche Erbfolge die 1365 dem Hochstift Würzburg zu Lehen aufgetragenen Güter
der Herren von Homburg an der Wern gewonnen hatten, verkauften die Herrschaft 1469 an das Hochstift Würzburg. 1497
starben die Herren von B. aus. Die um 1230 erbaute Burg B. wurde 1310 Mainz zu
Lehen aufgetragen und kam 1484 an Erbach, 1504 an Hessen. Die Herrschaft B. wurde 1255 durch Aussterben der Herren
von Münzenberg Ganerbschaft und gelangte 1714 durch Kauf von Erbach an
Hessen-Darmstadt. B. kam damit 1945 an Hessen.
L.: Reeg, W., Die alten Namen der Gemarkungen Hähnlein, Bickenbach und Alsbach
an der Bergstraße, 1935; Feineis, D., Die Bickenbacher und die Herrschat
Hohenberg, Würzburger Diözesangeschichtsbll. 64 (2002), 159.
Bielitz (Herrschaft,
Fürstentum, Herzogtum), poln. Bielsko. Das im 13. Jahrhundert gegründete B. an
der Biala am Fuß der Karpaten gehörte nach 1281 zum Herzogtum Teschen, das
1625/1653 an Österreich fiel. 1572 wurde die Herrschaft
B., die eine deutsche Sprachinsel im östlichen Oberschlesien bildete, durch
Verkauf seitens Teschens selbständige Minderstandesherrschaft (mit etwa 2500
Einwohnern,) 1752 Fürstentum, 1754 Herzogtum. 1919/1920 kam das 1742 bei
Österreich gebliebene B. zu Polen. Es umfasste ein Gebiet von 4 Quadratmeilen.
L.: Wolff 489; Hanslik, E., Biala, eine deutsche Stadt in Galizien, 1909.
Biesterfeld (Meierei, Herrschaft).
Nach dem Tod Graf Simons VII. von Lippe erhielt dessen Witwe aus dem Hause
Waldeck die kurz zuvor errichtete landesherrliche Meierei B. im Amt
Schwalenberg. Ihr Sohn Jobst Hermann begründete die Linie Lippe-Biesterfeld.
Mit Lippe kam B. am 21. 1. 1947 an Nordrhein-Westfalen. S. Lippe-Biesterfeld.
L.: Reichold, H., Der lippische Thronstreit, 1967.
Billunger s. Askanier, Sachsen, Welfen
L.: Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in
Sachsen, 1951; Pischke, G., Herrschaftsbereiche
der Billunger, der Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von
Süpplingenburg, 1984.
Bingenheim (Burg, Herrschaft).
951 kam der Wildbann zwischen Nidda und Horloff bei Echzell an Fulda. Im 12.
Jahrhundert waren die Herren von Münzenberg, seit 1255 die Falkenstein, seit
1311 die Grafen von Ziegenhain teilweise damit belehnt. 1423 verkaufte Fulda,
das die 1357 erlangte Verleihung des Stadtrechts von Friedberg für B. nicht
ausnützte, die Hälfte der Burg B., die Mittelpunkt dieses seit 1320 als
fuldische Mark bezeichneten Gebiets war, an die Grafen von Nassau-Saarbrücken.
1435 gelangten die Rechte der Grafen von Ziegenhain an die Landgrafen von
Hessen. 1570 verkaufte Nassau-Saarbrücken seine Hälfte an Hessen-Marburg. Von
1648 bis 1681 war B. Residenz der Linie Hessen-Bingenheim. S.
Hessen-Bingenheim, Hessen.
L.: Wolff 255; Knaus, H., Die königlichen Forstprivilegien für die Abtei Fulda,
Diss. phil. Gießen 1938.
Birstein (Burg, Herrschaft). 1279 erscheint die Burg B. am Südhang des Vogelsberges als Lehen Fuldas an die Herren von Trimberg, nachdem sie zuvor wohl von den Herren von Büdingen innegehabt worden war. 1335 hatten die Herren von Isenburg dort ebenfalls Rechte. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) kauften sie alle Lehnsrechte an B. und der Gerichtsvogtei Reichenbach (Reichenberg). Seit dem 16. Jahrhundert war B. unter Verdrängung Reichenbachs Sitz der Grafen, seit 1744 Fürsten von Isenburg-Birstein. S. Isenburg-Birstein, Hessen.
Bisein (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft B. durch das
Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterrRK 2; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A.
2001.
Bissingen (Herrschaft),
Marktbissingen. 1801 gehörte die Herrschaft B. im
Ries durch das Fürstentum Oettingen-Wallerstein zum schwäbischen Reichskreis,
mit der Herrschaft Hohenburg zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8.
Bissingen-Nippenburg (Reichsgrafen, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Grafen von B. mit der 1789 vom Jesuitenorden erworbenen
Herrschaft Dotternhausen und Roßwangen bzw.
Rosswangen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 201; Archiv
der Grafen von Bissingen und Nippenburg Hohenstein, bearb. v. König, J., 2004.
Bitsch, Pitsch (Herrschaft).
Die Burg B. in Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei einer Erbteilung im
oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren Sohn Friedrich zu,
der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das Herzogtum Lothringen
erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung an eine Linie, die
durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und 1274 ausstarb. Herzog
Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt seiner Lehnshoheit 1297
und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in Linder, Mörsberg und
Saargemünd. Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
die 1394 Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb ihrer Güter bildete B.
eine zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft,
deren Reichsunmittelbarkeit von Lothringen bestritten wurde. 1570 starben die
Grafen von Zweibrücken-Bitsch aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch,
1911; Herrmann, H., Die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche
Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977, 323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2
1983, 254f.
Blâmont, Blankenberg bzw. Blankenburg (Herrschaft, Grafen). Der Ort B. (Blankenberg) kam im
12. Jahrhundert wahrscheinlich durch die Heirat Konrads von Salm mit Hadwid von
Türkstein an die Grafen von Salm. 1225 beauftragte Heinrich II. von Salm seinen
Sohn Friedrich mit der Verwaltung Blâmonts (Blankenbergs). 1247 erreichte
dieser die Belehnung mit diesen Gütern durch den Bischof von Metz. Im Laufe der
Zeit entstand aus der Vogtei über Güter der Abtei Senones und Metzer wie
Lothringer Lehen eine reichsunmittelbare Herrschaft
über rund ein Dutzend Dörfer. Ehe das Geschlecht der Grafen bzw. Herren von B.
1506 ausstarb, verkaufte Ulrich von B. 1499 eine Hälfte der Güter dem Herzog
von Lothringen und vermachte ihm 1504 die zweite Hälfte. 1546 und 1561
verzichteten die Bischöfe von Metz zugunsten der Herzöge von Lothringen auf
ihre Lehnsherrschaft. S. Frankreich.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 D4; Martimprey de Romecourt,
E. Comte de, Les sires et comtes de Blâmont, Mémoires de la Société
d'Archéologie Lorraine 1890, 76ff.; Dedenon, A., Histoire du Blamontois des
origines à la renaissançe, 1931; Herrmann, H., Blâmont, LexMA 2 1983, 256f.;
Blâmont et les Blâmontois, hg. v. Andriot, C. u. a., 2009.
Blankenberg (Herrschaft, Grafschaft) s. Blâmont
Blankenhain (Herrschaft).
B. bei Weimar wurde 1252 erstmals erwähnt und entstand in Anlehnung an eine
Burg. Die Herrschaft B. (B., Berka, Remda) stand
unter Mainzer Lehnshoheit den Herren von Melsungen-Blankenhain zu. 1415 kam sie
an die Grafen von Gleichen, von 1631 bis 1704 an die Grafen von Hatzfeld, 1815
an Sachsen-Weimar. S. Thüringen.
L.: Wolff 399; Wallner 710 ObersächsRK 23; Facius, F., Die Herrschaften Blankenhain und Kranichfeld in der
ernestinischen Politik vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür.
Gesch. u. Altertumskunde N.F. 35 (1941), 49.
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach der
1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine Familie von
Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine reichsunmittelbare Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde
sie in den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses
in männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an
die Grafen von Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein,
Kronenburg, Dollendorf, Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller,
Erp (Erb) und Daun und Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften
im Gebiet der Eifel. Von Manderscheid spaltete sich 1488 der Zweig B.
(Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die Linien B. und Gerolstein
zerfiel. Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das Grafenhaus Manderscheid im
Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die Güter an böhmische Grafen
von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein waren 1792 die Grafen von
Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von Frankreich
besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von
Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf mit den
Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an
Preußen., 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2.
Bleistein (Herrschaft),
Pleystein. Die Herrschaft Pleystein (B.) an der
Grenze Bayerns zu Böhmen wurde 1418 von Leuchtenberg an die Pfalz verkauft.
1623 zog Ferdinand II. als König von Böhmen die Herrschaft
als verwirktes Lehen ein und gab sie an Bayern. Dieses verkaufte sie 1626 an
Pfalz-Neuburg. 1742/1745 kam sie nach dem Aussterben von Pfalz-Neuburg an die
Grafen von Sinzendorf. S. Bayern.
L.: Wolff 141.
Blenio (Herrschaft, Gemeine Herrschaft) s. Bollenz
Blieskastel, Castel (Herrschaft,
Grafen). Nach der 1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der
unteren Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den
Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die
ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein
(1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod
(Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.)
sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe
von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des
letzten Grafen von B. (1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in
zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach
ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von
Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz
einerseits und den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken
andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs,
Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit
der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft
Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und
Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte
der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel
erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773
ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920
und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
Bludenz (Herrschaft).
Das nach älteren Vorläufern am Ende des 13. Jahrhunderts durch die Grafen von
Werdenberg am Arlbergweg gegründete B. an der Ill bildete den Mittelpunkt einer
Herrschaft, die am 5. 4. 1394 zusammen mit dem
Montafon durch den letzten Grafen an Habsburg verkauft wurde und 1418 anfiel.
S. Vorarlberg.
L.: Wolff 39; Bludenz-Sonderheft, (in) Heimat. Vorarlberger Monatshefte 10
(1929).
Blumberg (Herrschaft).
B. an der Schwäbischen Alb entstand als Burg. Sie war Sitz der Herren von B.
1536/1537 kam B. an die Fürsten von Fürstenberg, 1806 an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Bader, K., Burg, Dorf, Stadt und Herrschaft
Blumberg, 1950.
Blumegg (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. nördlich von Stühlingen zählte zum
Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 509.
Blumenegg (Herrschaft).
1510 kauften die Landgrafen von Klettgau aus dem Hause der Grafen von Sulz die Herrschaft B. am Oberrhein bei Bludenz. S. Vorarlberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4, III 39 C4; Grabherr, J., Die reichsunmittelbare Herrschaft Blumenegg, Bregenz 1907.
Blumenfeld (Herrschaft).
B. bei Konstanz war Mittelpunkt der Herrschaft
B. Sie kam nach 1292 von den Herren von B. an die Ritter von Klingenberg. 1488 wurde
sie an die Deutschordenskommende Mainau verkauft, die B. zum Sitz eines
Amtsbezirkes mit 13 Ortschaften machte. 1806 kam B. an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 196; Stoll, F., Der großherzoglich-badische Amtsbezirk Blumenfeld,
1855; Motz, P., Die alten Hegaustädte Engen, Aach, Blumenfeld und Tengen, Bad.
Heimat 1930, 64ff.
Blumenthal (Herrschaft).
Im 13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Oumund das feste Haus Blomendal
nördlich von Bremen. 1305 wurde es von Bremen zerstört, 1354 aber an anderer
Stelle neu errichtet. Nach dem Aussterben der Oumund 1436 kam es mit der
zugehörigen Herrschaft gegen Geldzahlung von den
Erben an Bremen. 1741 ging die Herrschaft an
Hannover, 1866 an Preußen und 1939 an Bremen über.
L.: Wolff 431; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Halenbeck, L.,
Blumenthal und Schönebeck. Ein Beitrag zur bremischen Geschichte, 1878.
Böbingen (Herrschaft). Die Herrschaft B. wurde 1715 von der Fürstpropstei Ellwangen erworben. Sie fiel 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Bodman, Bodmann (reichsritterschaftlicher Ort,
reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren,
Reichsritter). Die Familie der Freiherren von B., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil Hegau und am Bodensee
war, ist seit dem 15. Jahrhundert in die Linie B. zu Bodman (Bodman,
Espasingen, Wahlwies, Kargegg, Mooshof, 1786 Kauf Liggeringens, 1790 Kauf der Herrschaft Schlatt, davon Bodman, Espasingen und
Wahlwies im 17. Jh. an die Linie B. zu Kargegg) und die Linie B. zu Möggingen
(1752 mit Möggingen, Liggeringen, Güttingen und Wiechs, Aufspaltung in die
Zweige B. zu Güttingen, B. zu Möggingen, B. zu Wiechs).geteilt. Der Ort Bodman
und die Familie B. zählten zum Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee (Hegau) des
Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen die Güter an Württemberg, das sie 1810 an
Baden abtrat, über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2,
592; Ruch, Anhang 3, 79; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild
in Schwaben, 1941, 34; Flohrschütz, G., Zur ältesten Geschichte der Herren von
Bodmann, Diss. phil. München 1951; Danner, W., Studien zur Sozialgeschichte
einer Reichsritterschaft in den Jahren der Mediatisierung. Entwicklung der
politischen und wirtschaftlichen Stellung der Reichsfreiherren von und zu
Bodmann 1795-1815, (in) Hegau 17/18 (1972/1973), 91ff.; Bodman. Dorf,
Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., Bd. 1 1977, Bd. 2 1985; Gräflich von
Bodmansches Archiv, bearb. v. Halbekann, J., 2001.
Bodman zu Bodman, Bodmann (Freiherren,
Reichsritter). Seit dem 15. Jahrhundert zählten die B. zunächst mit Bodman, Espasingen,
Wahlwies und dem Hof Kargegg und Mooshof zum Ritterkreis Schwaben (Kanton
Hegau). Sie erweiterten ihre Güter 1786 durch den Kauf von Liggeringen und 1790
durch den Kauf der Herrschaft Schlatt. 1806
fielen die Güter an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat, über das sie
1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Ruch 18 Anm. 2, 82; Hölzle, Beiwort 60; Bodmann, L. Frhr. v., Geschichte
der Freiherren von Bodmann, 1894ff.; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Bodman zu Kargegg, Bodmann (Reichsritter). Nach
dem Verzicht eines Mitglieds der Familie Bodman zu Bodman auf die Herrschaft über Bodman, Espasingen und Wahlwies
zugunsten der Familie B. im 17. Jahrhundert war diese mit diesen Gütern
Mitglied der Ritterschaft (Kanton Hegau, Ritterkreis Schwaben).
L.: Hölzle, Beiwort 60; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Bohlingen (Herrschaft).
B. westlich von Radolfzell am Bodensee wird 733 erstmals erwähnt. Im 9.
Jahrhundert war der dortige Kelhof in der Hand des Bischofs von Konstanz. Nach
1300 stand die um B. gebildete Herrschaft den
Herren von Homburg zu, die seit 1426 auch die Blutgerichtsbarkeit ausübten.
Ihnen folgten von 1456 bis 1469 das Kloster Salem und von 1469 bis 1497 die
Grafen von Sulz. Von diesen gelangte die Herrschaft
mit 5 Dörfern 1497 an das Hochstift Konstanz und mit diesem 1803 an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156; Waßmann, H., Geschichte des Dorfes und der ehemaligen Herrschaft Bohlingen, 2. A. 1951.
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert
(924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem
deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung
ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie
der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden)
(Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086)
den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber
eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von
Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an
steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs
(1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlandes (1266), Kärntens und Krains
(1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar
II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf
dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau
und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch
noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die
Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437).
Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches,
fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die
Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum
Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der
Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die
Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der
hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das
tschechische Nationalbewusststein. Außer in den Städten setzte sich die
tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte
faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471
fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526)
und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des
Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von
Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der
freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des
evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte
sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines
strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das
Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen
Ländern zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im
Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt
Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow,
Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor,
Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und
Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19.
Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei
habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen
Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz
Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach
Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom
österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der
tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze
der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung
am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der
Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von
1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959;
Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f.
bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg.
v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968,
hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur
Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M,
hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg,
H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz,
F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter,
Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und
Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der
Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A.
1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen
und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990;
Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und
Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1,431; Höblet, L., Böhmen.
Boitzenburg (Herrschaft).
Die Burg B. nördlich von Templin wurde bald nach 1252 angelegt und 1276 als
Mittelpunkt einer 10 Dörfer umfassenden Herrschaft
der Kerkow erstmals erwähnt. 1330 übernahmen die Wittelsbacher B., das
zeitweise an die Lochen (Locken), Cottbus, Holtzendorff, Bredow und Maltzan
gelangte. 1415 löste es Friedrich I. von Brandenburg aus der Pfandschaft
Pommerns und gab es 1416 an die Bredow. Schon 1427, endgültig 1528 gelangte B.
mit mehr als 20 Dörfern und Feldmarken als Lehen an die Arnim, die 1538/1539
auch Güter des aufgelösten Klosters B. von Brandenburg erwarben. Über
Brandenburg kam B. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 389; Harnisch, H., Die Herrschaft
Boitzenburg, 1968.
Bolchen (Herrschaft,
Grafschaft). Im 12. Jahrhundert erscheint B. als Lehnsgut der Herren von Fels
(Feltz) von Seiten der Herren von Finstingen, nach dem sich die Herren von
Feltz benannten. Sie bildeten durch Erwerb von Vogteien und Pfandschaften eine
ansehnliche, aber nicht zusammenhängende Herrschaft.
Im 14. Jahrhundert begegnet B. als Burglehen von Falkenberg (bis 1342), später
als Lehen des Herzogs von Luxemburg (nach 1384). Zu Anfang des 15. Jahrhunderts
fiel B. über Irmgard von B. an die Familie von Rodemachern, vor 1462 über
Elisabeth von Rodemachern an Friedrich Graf von Moers. 1492 zog König
Maximilian alle Rodemachernschen Güter wegen Felonie ein. Zwischen 1488 und
1503 kaufte der Herzog von Lothringen alle Rechte an B. auf. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Guir, F., Histoire de Boulay, 1933; Hermann, H., Bolchen, LexMA
2 1983, 357.
Bollenz (Herrschaft,
Gemeine Herrschaft), Blenio. 1495/1500 kam
Bollenz/Blenio im Tessin unter die Herrschaft
der Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72b (bis 1797) F3.
Bonn (Stadt, Residenz der Erzbischöfe von
Köln). Am Ausgang des Rheindurchbruchs durch das Schiefergebirge bestand in
günstiger Verkehrslage bereits eine keltische Siedlung. Deren Namen übernahm
ein vor 50 n. Chr. errichtetes römisches Legionslager (Castra Bonnensia). Um
400 wurde der Ort von den Franken erobert (722/723 pagus Bonnensis belegt).
Außerhalb des Lagers entstand bei der Märtyrerkapelle St. Cassius und Florentius
ein neuer Siedlungskern, der unter die Herrschaft
der Ezzonen, dann der Grafen von Sayn und im 12. Jahrhundert an das Erzstift
Köln kam. Im 16. Jahrhundert wurde B. Hauptort des Erzstifts. 1786 erhielt es
eine 1797 aufgehobene, 1815 aber neugegründete Universität. 1797 fiel es an
Frankreich, 1815 an Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde
Bonn auf Betreiben des Bundeskanzlers Konrad Adenauer (vorläufig gedachter)
Regierungssitz und damit Hauptstadt der aus den drei westlichen Besatzungszonen
des Deutschen Reiches (und West-Berlin) gebildeten Bundesrepublik Deutschland.
Am 29. 9. 1990 wurde Berlin mit Inkrafttreten des Einigungsvertrags zwischen
Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik Hauptstadt der
erweiterten Bundesrepublik Deutschland. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag
im Hinblick auf die geschichtliche Entwicklung mehrheitlich eine Verlegung des
Sitzes der Bundesregierung und des Bundestags von Bonn nach Berlin.
L.: Wolff 85; Ennen, E./Höroldt, D., Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 3. A.
1976; Kaiser, R., Bonn, LexMA 2 1983, 426f.; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 204; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 62; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 74.
Bonndorf (Herrschaft,
Grafschaft). B. im Hochschwarzwald wird 1223 erstmals erwähnt. Die Herrschaft B., die B., Münchingen, Wellendingen,
Gündelwangen und Boll, später auch Holzschlag und Glashütte sowie seit 1609
Grafenhausen umfasste, gehörte seit 1460 zu Lupfen (Landgrafen von Stühlingen),
wurde später aber reichsunmittelbar. 1613 gelangte sie durch Kauf von Joachim
Christoph von Mörsberg für 150000 Gulden an die Abtei Sankt Blasien, die sie
1699 durch die Ämter Blumegg, Gutenburg (Gutenberg) und Bettmaringen zur
Grafschaft B. erweiterte. Dadurch wurde der Abt von Sankt Blasien 1746
Reichsfürst. 1803 kam das 3,5 Quadratmeilen große B. mit 8000 Einwohnern an den
Malteserorden (Großpriorat Heitersheim), 1805 an Württemberg und 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 15; Wallner 687 SchwäbRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Kürzel, A., Der Amtsbezirk oder die
ehemals St. Blasianische Reichsherrschaft Bonndorf, 1861; Stadt auf dem
Schwarzwald Bonndorf, hg. v. d. Stadt Bonndorf, 1980.
Bönnigheim (Reichsstadt, Ganerbiat, Ganerbschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre
793 gab die Nonne Hiltpurg B. bei Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg
B. gehörte 1183 den Staufern. Im 13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von
Lorsch an das Erzstift Mainz über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt
erhoben, aber bald dem Reich entfremdet. 1288 kaufte ihn König Rudolf von
Habsburg, der ihn seinem natürlichen Sohn Albrecht von Löwenstein überließ. Von
dessen Witwe fiel er 1330 an Friedrich von Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam
es zu einer Ganerbschaft (Ganerbiat) zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg
und dem Erzstift Mainz. Bis 1750 setzte sich das Erzstift Mainz durch. 1785
verkaufte es das zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit
Cleebronn und Erligheim an Württemberg, über das B. 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und
Stromberg, 1970.
Boos (Herrschaft).
Die Herrschaft B. nördlich von Memmingen wurde
1551 von den Grafen Fugger erworben. Sie fiel 1560 an die Linie Fugger-Babenhausen.
Deren Güter kamen 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960.
Bopfingen (Reichsstadt). B. bei Aalen kam um 1150
zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an die Staufer. In der
Reichssteuerliste von 1241 erscheint der vielleicht um 1230 von den Staufern
ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt). 1384 erwarb die Stadt das
Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein. Ihr Herrschaftsgebiet blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8
Quadratmeilen große B. mit 2000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.;
Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt Bopfingen, 1872.
Borken (Stadt, Herrschaft).
Das am linken Ufer der Bocholter Aa bei einer frühen Kirche gelegene Dorf B.
erhielt um 1226 Stadtrecht. Es war Mittelpunkt einer Hansegrafschaft und
gehörte dem Hochstift Münster. Von 1803 bis 1805 war es Hauptstadt des
Fürstentums Salm. 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken, hg. v.
Oberkreisdirektor, 1980ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 80
Bouillon (Herrschaft,
Herzogtum). B. an der Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals
erwähnt (Bullio). Die zugehörige, vielleicht auf einer älteren
Befestigungsanlage um 1100 errichtete Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses Ardenne (Paliseul,
Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu denen Reimser
Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur Finanzierung
eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift
Lüttich. Seit 1330 wurde die Herrschaft wegen
des Herzogstitels des Hauses Ardenne in Lothringen in offiziellen Quellen als
Herzogtum bezeichnet. Seit 1430 gewannen die Grafen von der Mark (de la
Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung. 1482 entriss der Graf von der Mark dem
Hochstift Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529 die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das Herzogtum
an Lüttich zurück, doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B. Seit 1548
hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte gingen
1591 durch Heirat an das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde B. von
Frankreich erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es
unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als Standesherrschaft der Fürsten Rohan
an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81
Boyneburg, Boineburg, Bomeneburg (Herren, Grafen, Herrschaft). Vielleicht schon der Sohn Siegfried
(1082) Ottos von Northeim, jedenfalls Ottos Enkel Siegfried III. nannte sich
1123 nach der die Werralandschaft beherrschenden Burg B. (Boumeneburc) bei
Eschwege. Nach seinem Tod (1144) fiel die Burg an die Grafen von Winzenburg
bzw. das Reich und wurde nach einem Ausbau durch den Abt von Fulda durch
Ministeriale verwaltet. 1292 übertrug König Adolf die B. und die Stadt Eschwege
Landgraf Heinrich von Hessen als Reichslehen. Die Reichsministerialen von B.
und die von B.-Honstein, die sich inzwischen eine eigene Herrschaft um die Burg aufgebaut hatten, trugen ihre
Burgsitze bereits um 1370 von Hessen zu Lehen und nahmen „das Schloss“ 1460 als
gemeinsames Lehen von Hessen. Zum Gericht B. gehörten am Ende des 16.
Jahrhunderts die 16 Dörfer Bischhausen, Datterode, Grandenborn, Hoheneiche,
Jestädt, Kirchhosbach, Motzenrode, Netra, Neuerode, Oetmannshausen, Rechtebach,
Reichensachsen, Rittmannshausen, Röhrda, Thurnhosbach und Wichmannshausen (mit
rund 900 Hausgesessenen). Später kamen zum nunmehrigen Amt Bischhausen auch die
von Boyneburg--Honsteinschen Dörfer Oberdünzebach und Niederdünzebach und
Langenhain hinzu, während Datterode seit 1615 zum Amt Eschwege gehörte. Seit
1660 stand die zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende Herrschaft im Kondominat Hessens und Boyneburgs. Nach
dem Aussterben der Linie Boyneburg-Hornstein zog Hessen deren Lehnsanteil ein,
kaufte einen weiteren und fand 1803 die übrigen Berechtigten ab.
L.: Wolff 254; Reimer, H., Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, 40
(Bischhausen); Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 18 Gräfliche Häuser A3,
1958; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt, 1964, 151ff.; Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144,
1969; Schoppmeyer, H., Bomeneburg, LexMA 2 1983, 390; Heinemeyer, K.,
Boyneburg, Die deutschen Königspfalzen 1, 1983 24ff.; Demandt, K. Regesten der
Landgrafen von Hessen, Bd. 2, 1990, Nr. 162 Ziffer 2, 4, 5;Strickhausen, G., Die
Boyneburg bei Eschwege, 1993; Eckhardt, W., Hess, Jb. Landesgeschichte 51
(2001), 75ff.; Diehl, T., Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg,
2010.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der belgischen Provinzen
Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant erlangt hatten.
Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den
Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13.
Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht)
erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen
über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum
Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft
Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren).
1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend
geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns
III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter
Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über
Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg
eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit
1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen,
Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden
verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit
den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements
eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand
Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel
Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation territoriale
des principautés belges au moyen-áge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse, Brabantinse,
Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick, Krombrugge
bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der Herzöge von
Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F., Brabant,
Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ; Martens, M.,
L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ; Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33 Brakbant I; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60; Uytterbrouck, A., Le
governement du duché de Brabant au bas Moyen Age, 1975 ; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Thomas, H./Houtte, J.
van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen
Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts,
1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon
(1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437;
Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Brake (Burg, Herrschaft).
Die Burg B. bei Lemgo wird erstmals 1306 erwähnt. Zeitweise diente sie als
Residenz. Von 1613 bis 1709 war sie Sitz der mit den Ämtern B., Barntrup,
Blomberg und Schieder ausgestatteten Nebenlinie Lippe-Brake. Über Lippe kam B.
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 349; Süvern, W., Brake, 1960.
Brakel (Herren). B. an der Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals genannt. Im 13. Jahrhundert hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Neuenheerse die Herrschaft inne. Zwischen 1289 und 1384 ging B. von den Herren von B., die Vögte des Klosters Neuenheerse und Besitzer dreier Burgen waren, auf die Bischöfe von Paderborn über. S. Brakel (reichsunmittelbare Stadt?).
Brakel (reichsunmittelbare Stadt?). B. an der
Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert
hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Heerse die Herrschaft inne. Später gelangten Anteile an der
Stadtherrschaft an die Asseburg und die Grafen von Everstein. Zwischen 1289 und
1384 gewann das Hochstift Paderborn durch Kauf und Heimfall die Herrschaft. Seit 1431 wurde B. vom Reich als
Reichsstadt tituliert und zu Reichssteuern herangezogen. Die Stadt konnte aber
im Ergebnis den Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit nicht durchsetzen. 1803 kam
sie an Preußen, 1807 zum Königreich Westphalen, 1815 wieder zu Preußen und 1946
zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Brakel 829-1229-1979, hg. v. d. Stadt
Brakel, 1979.
Brandeis (Herrschaft) s. Brandis
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum, Provinz,
Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden und
Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland hinzu
und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster
Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von
Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde
1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach
langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000
Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im
Landbuch die verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam
es zur Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und
Oder an Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386
ebenfalls an Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen
(1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402
Veräußerung der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König
Sigmund auf Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den
Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts
wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden
das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht
für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann
die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft.
Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445)
und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea
des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der
Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den
fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach,
Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des
Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg).
Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte,
kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die
Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen
1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an
der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog.
Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung
in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529
das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich
1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark
(Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon
bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark,
Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82
Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen,
Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61
Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg,
Pritzwalk, Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die
Uckermark, 68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem
stolpischen Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der
eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin,
Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften
Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die Einführung der Reformation, in
deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in
landesherrliche Domänen umgewandelt und die Bistümer B., Havelberg und Lebus
eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen
von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen
mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das
gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen
Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade
angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In
B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde.
1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb
von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise
Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688)
gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld
(1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum
Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen
Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete
den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen
Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität
Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664
Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und
ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit
980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920
Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und
Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt.
1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark
Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das
nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Brandenburg
(ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder (ohne die
Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser [Sachsen],
aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark] und Templin
[Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt rund 2
600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5.
1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft,
1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg,
hg. v. Domstift, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen
Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W.,
Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v.
Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft,
2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006;
Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die
Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie
die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a., 2009.
Brandenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft) mit dem Marktflecken Dietenheim am linken
Illerufer zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 204, 508.
Brandis (Herrschaft),
Brandeis. Die Reichsmatrikel von 1776 erwähnt innerhalb des schwäbischen
Reichskreises die Herrschaft Brandeis, Brandis.
L.: Gumpelzhaimer 1796, 85, 59; Wolff 464.
Braubach (Herrschaft).
Das 691/692 erstmals erwähnte B. am Mittelrhein kam 1283 durch Kauf an die
Grafen von Katzenelnbogen und damit 1479 an Hessen, 1802/1806 von
Hessen-Darmstadt an Nassau-Usingen bzw. Nassau und damit 1866 zu Preußen und
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 256; Baumgarten, W., Historisch-geographische Entwicklung der
Kleinstädte am Mittelrhein von Bingen bis Koblenz, Diss. phil. Mainz 1951, 86.
Brauneck, Hohenlohe-Brauneck (Herren, Grafen). Nach der Burg B. bei Creglingen an der Tauber nannte sich von 1243 bis 1434 ein Zweig der Herren von Hohenlohe (Hohenlohe-Brauneck). Über die Erbtochter des letzten Grafen kamen Burg und Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg und durch Verkauf seitens des Enkels des letzten Grafen (Michael von Hardeck) 1448 an die Markgrafen (von Brandenburg-Ansbach bzw.) Ansbach. S. Hohenlohe-Brauneck.
Braunfels (Burg, Herrschaft,
Grafschaft). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg B. westlich von
Wetzlar errichtet. Sie wurde Sitz einer Linie der Herren (seit 1223 Grafen) von
Solms. B. kam 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Solms-Braunfels, Hessen.
L.: Wolff 273.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand
zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des
12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung
der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von
diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz
verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432
Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der Teilung von 1495 wurde durch Herzog
Heinrich den Älteren († 1514) das eigentliche Fürstentum B., dessen Name
zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte
1523 Teile des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584
Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und
gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter
der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim
und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635
an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel
Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste
1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben
werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie
Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012.
Breda (Herrschaft).
B. am Zusammenfluss von Mark und Aa südöstlich von Rotterdam wird als Burg
erstmals 1198 genannt. Die sich um B. ausbildende Herrschaft
zählte zum Herzogtum Brabant. Von den Herren von B. ging sie um 1175 auf die
van Schoten über, 1287 an die Gavere-Liederkerke und 1327 durch Verkauf an den
Herzog von Brabant. Über die von ihm belehnten van Duvenvoorde (1339) und van
Polanen (1353) gelangte B. 1404 durch Heirat (als deren erstes niederländisches
Gut) an die Grafen von Nassau-Dillenburg und damit später an Nassau-Oranien. S.
Niederlande.
L.: Wolff 54; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Cerutti, F. u. a.,
Geschiedenis van Breda, 1952; Herborn, W., Breda, LexMA 2 1983, 598; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 87.
Breidenbacher Grund (Ganerbschaft). Im B. bei
Biedenkopf wird um 800 der pagus Bernaffa (Perfgau) genannt. Zwischen den
Landgrafen von Hessen, den Grafen von Nassau, Wittgenstein und Battenberg
konnten die mit den Hatzfeld verwandten Herren von Breidenbach eine adlige Herrschaft ausbilden. 1496 mussten sie die Lehnshoheit
Hessens anerkennen. 1567 kam der B. zu Hessen-Marburg, 1648 zu
Hessen-Darmstadt, 1866 zur Provinz Hessen-Nassau Preußens und 1945 zu Hessen.
Bis 1823 waren die Freiherren von Breidenbach am Patrimonialgericht B.
beteiligt.
L.: Wolff 255; Stammler, C., Das Recht des Breidenbacher Grundes, 1882; Huth,
K., Breidenbach. Mittelpunkt einer historischen Kleinlandschaft, 1963;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg
einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der
Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von
Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den
Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B.
ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die
Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der
Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von Freiburg
überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365 Kirnberg
(Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der B. von dem
Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit
der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit
Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch,
Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim) und
Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena,
1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat
Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften
Rheinfelden und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische
Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim,
Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten,
Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad
Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA
2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen,
Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 531.
Breiteneck (Herrschaft),
Breitenegg. Im 12. Jahrhundert unterstand B. nordwestlich von Kelheim den
Herren von Laaber, später den Familien Hirschberg, Gumppenberg, Pappenheim und
Wildenstein. Kurz vor 1600 kam die Herrschaft
teils an Pfalz-Neuburg, teils an Bayern. 1611 kaufte Bayern den Anteil
Pfalz-Neuburgs. 1624 gab Bayern B. an den 1623 zum Reichsgrafen erhobenen
Johann Tserclaes Tilly, der 1631 auch die Landeshoheit und 1635 die kaiserliche
Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit erhielt. Seit 1649 gehörte die Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an. Mit dem
Erlöschen der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen (drei getrennte Teile,
Freystadt an der Schwarzach, Schloss und Markt Holnstein und der Marktflecken
Hohenfels) an Bayern, die Eigengüter (zwei getrennte Teile mit Schloss und
Markt Breitenbrunn und Schloss Helfenberg) 1732 über die Gräfin von Montfort,
eine Schwester des Grafen Tilly, an die Freiherren von Gumppenberg
(Gumpenberg). 1792 wurde B. von Pfalz/Bayern gekauft.
L.: Wolff 151; Wallner 712 BayRK 16.
Breitenstein (Herrschaft).
Vermutlich im 12. Jahrhundert wurde die Burg B. (Altenbreitenstein) nördlich
von Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird
Hermann von B. genannt, der Reichslehen innehatte. 1356 unterwarfen sich die
Herren von B. mit ihrer bis dahin unabhängigen Herrschaft
Kaiser Karl IV. bzw. den Königen von Böhmen und erhielten 1361 die Hälfte von
Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft
von Karl IV. an die Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die
Unterstellung unter Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit dem Aussterben derer von B. ganz an
Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft
Breitenstein-Königstein, 1937.
Bremen (Erzstift, Herzogtum, Residenz). Das
787/789 für den Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst
dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für
das zerstörte Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des
skandinavischen Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen
Suffraganbistümer (Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete
Erzbistum Lund verlor. Die weltliche Herrschaft
der Erzbischöfe reichte zunächst von Dithmarschen bis zur Grafschaft
Wildeshausen (1270), beschränkte sich dann aber auf das Gebiet zwischen Weser
und Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle Grafschaften des südelbischen Teils des
Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach dem Tode des letzten Grafen
von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306 Kehdingen und 1524 Wursten erlangt
wurden. Die Versuche, die seit dem 13. Jahrhundert verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu erringen,
scheiterten zwischen 1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten
katholischen Erzbischöfe Christoph († 1558) und Georg († 1566) setzte sich seit
1535 die Reformation durch. 1621/1632 wurde das Hochstift von Dänemark bzw.
Schweden besetzt. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde es wie Verden als
Herzogtum (Bremen-Verden mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen. 1712 ging es
durch Eroberung an Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte, dem es Schweden
1719/1720 abtrat. 1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen und rund 180000
Einwohnern von Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und
am 10. 12. 1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und mit diesem
1866 an Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die Territorien
des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis zum Ausgang
der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren bremischen
Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G., Die
Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann, G.,
Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933; Glaeske,
G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962; Schomburg, D.,
Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 1964;
Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und Verden in der
Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den
Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
Bremen (freie Reichsstadt, Republik, Land,
Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt. Seit
787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge der Dom des
Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König Otto I. die
königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte 965
Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der
Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal
gegen Geldzahlungen von den Erben an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt,
die bald calvinistische Züge annahm. 1541/1666 wurde die Reichsfreiheit
errungen und 1741 gefestigt, doch ging Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover
über und kam erst 1939 von Preußen wieder an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert
erlebte B. infolge des Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und konnte sogar
sein Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete sich B. als
Freie Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs (10. 12.
1810) Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements
Wesermündungen). 1815 wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es
das hannoversche Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische,
1854 eine konservative Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen
Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach der Novemberrevolution
1918 und einer kurzen Sozialistischen Repulik B. (10. 1. 1919 - 4. 2. 1919) gab
sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung. Im Dritten Reich
unterstand B. mit rund 256 Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam
mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische Gemeinden
eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen Landkreis B.
Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das Hafengebiet) aus Bremen
ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde) und Lehe gebildeten
Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai
1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1.
1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit dem
Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandtteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches
Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v.,
Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter
im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien
Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928;
Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32
(1928-29); Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v.
Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie
Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4. A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v.
Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1 1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt
Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C., Untersuchungen zur Geschichte des Bremer
Stadtrechts im Mittelalter, 1953; Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der
Stadt Bremen, 1955; Bessel, G., Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A.
1955; Spitta, T., Kommentar zur Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg,
D., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der
niedersächsischen Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M.,
Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmhäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007.
Brescia (Stadtstaat). Das zunächst keltische
Brixia am Ausgang des Trompiatales stand seit 218 v. Chr. unter römischem
Einfluss. Vom 6. bis 8. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums. Im 12. Jahrhundert wurde es Mitglied des lombardischen Städtebundes
(1120 concio, 1127 consules). Nach häufigem Herrschaftswechsel
seit 1258 fiel es 1426 an Venedig, 1797 an die zisalpinische Republik und an
das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Lombardo-Venetianische
Königreich Österreichs. Seit 1859 gehörte es zum Königreich Sardinien(-Piemont)
bzw. 1861 Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Storia di Brescia, hg. v.
Treccani degli Alfieri, G., Bd. 1ff. 1961ff.; Soldi Rondinini, G., Brescia, Lex
MA 2 1983, 608ff.
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den
Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen
Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den
Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig.
1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft
Preußens säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums Breslau,
1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des Bistums
Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
Bretzenheim (Herrschaft,
Grafen, Reichsritterschaft, Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an
der unteren Nahe war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und
Falkenstein, von denen sie 1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er
erhielt 1664 von Kaiser Leopold I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied
des westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen
zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von
Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde
B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen
nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck)
geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu
kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften
an der unteren Nahe. Mit der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem
1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei
Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz
erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790
erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel verliehen. Das
Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern
an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die
Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er
1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern
verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Breuberg (Herrschaft).
B. an der unteren Mümling wurde im 12. Jahrhundert als Vogteiburg der Abtei
Fulda gegründet. Vögte waren bis 1323 die im späten 12. Jahrhundert erscheinenden,
dem Stande nach reichsministerialischen Herren von B. Bei ihrem Aussterben 1323
folgten allmählich die Grafen von Wertheim, die 1497 die Alleinherrschaft bei
fuldischer Lehnshoheit erreichten. Bei ihrem Aussterben 1556 fiel das Erbe mit
den drei Zenten Höchst, Lützelbach und Kirch-Brombach (Kirchbromberg) und dem
Gericht Neustadt je zur Hälfte an die Grafen von Erbach und von
Stolberg-Königstein bzw. am Anfang des 17. Jahrhunderts die Grafen von
Löwenstein. Das nur in den Nutzungen geteilte Kondominium, aus dem 1790 die
Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg zum fränkischen Kreis steuerten, kam
1806 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 121, 123; Wallner 692 FränkRK 10, 11; Hölzle, Beiwort 50; Weber,
H./Röder, A., Burg Breuberg, 1951; Wackerfuß, W., Kultur-, Wirtschafts- und
Sozialgeschichte des Odenwaldes, 1991; Das Zinsbuch der Herrschaft Breuberg von 1426, bearb. v. Wackerfuß, W., 2004.
Brisich (Herrschaft),
Breisig. 1801 gehörte die Herrschaft B. durch das
Herzogtum Jülich zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. S. Preußen,
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2.
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist ein
Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal, das
Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem
Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den
Reichsforst Pustertal und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B.,
828 locus Pressene), an den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde.
Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof
Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in Krain.
König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal
(Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal.
Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im Pustertal
sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen
von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg
(1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit
1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck.
Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde
das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000
Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten
Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader,
Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen,
Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in
Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert,
Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an
Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts
Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der
Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen.
Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A.,
Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber,
A., Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler
Anteil des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983,
704f.; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen
als bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B.
u. a., 2004.
Brochenzell (Herrschaft).
861 ist die Zelle Eigelsweiler am Bodensee erstmals bezeugt. Vor 1274 kam die
zugehörige, seit 1274 B. (gebrochene Zelle) benannte Herrschaft
mit 8 Weilern an die Grafen von Heiligenberg, dann an die Grafen von
Werdenberg, vor 1439 an die Grafen von Montfort und von diesen an die Familie
Humpiß von Ravensburg. 1721 wurde die seit 1400 als Reichslehen geltende Herrschaft vom Kloster Weingarten erworben und
gelangte 1803 an Nassau-Oranien, 1804 an Österreich und 1805 an Württemberg und
damit B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Der Kreis Tettnang, 1969.
Broich (Herren, freie Herrschaft).
1093 erscheinen erstmals Herren/Grafen von B., die sich nach der vielleicht in
der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gegründeten Burg B. bei Mülheim
nennen. Beim Aussterben ihrer Linie 1372 gingen ihre Güter an die Grafen von
Limburg über. Landesherren wurden die Grafen und Herzöge von Berg, die 1377
Schloss B. in ihre Lehnsabhängigkeit brachten. Seit Ende des 14. Jahrhunderts
mussten die Herzöge von Berg das Kirchspiel Mülheim an die Herzöge von Kleve
und danach an das Erzstift Köln verpfänden. Köln gab seinen Pfandbesitz an
Wilhelm II. von Limburg-Broich weiter. Da die Verpfändung nicht mehr eingelöst
wurde, erlangten die Inhaber von Schloss B. im Kirchspiel Mülheim eine nahezu
landesherrschaftliche Stellung. Die Burg B. blieb bis 1508 bei den Grafen von
Limburg-Broich. Ihnen folgten die Grafen von Daun-Falkenstein und 1605 die
Grafen von Leiningen-Dagsburg, die den Schutz Bergs anerkennen mussten. Seit
1766 stand die Unterherrschaft B. unter Verwaltung Hessen-Darmstadts. 1806
wurde sie dem Großherzogtum Berg eingegliedert. 1815 kam B. an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Redlich, O., Mülheim an der Ruhr. Seine
Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang an Preußen 1815, 1939; Binding,
G., Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim an der Ruhr, 1968; Binding,
G., Broich, LexMA 2 1983, 710f.; Keller, C., Die bergische Unterherrschaft
Broich, Diss. Bonn 2003.
Bronnen (Herrschaft).
Das 1295 durch Umwandlung aus einem Dominikanerfrauenkloster entstandene
Benediktinerfrauenpriorat Mariaberg erwarb 1706 endgültig die Herrschaft B. bei Gammertingen zwischen Reutlingen und
Sigmaringen. Später kam B. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 81.
Bronnen (reichsritterschaftliche Herrschaft). B. zählte zum Kanton Kocher und kam an Ellwangen und damit über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Buchau (Reichsstadt), Bad Buchau. Bei dem um
770 gegründeten Damenstift B. entstand im 10. Jahrhundert eine 1014/1022
bezeugte Siedlung. Sie erhielt im 13. Jahrhundert Stadtrecht und erlangte
vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts Unabhängigkeit vom Stift. 1320 wurde
sie unter den Reichsstädten genannt. 1524 erwarb diese kleinste der
oberschwäbischen Reichsstädte das Ammannamt. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang ihr nicht. 1802/1803 kam
sie, etwa 0,3 Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde mit dem
Reichsstift B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg
fiel. 1951/1952 kam B. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 36; Wallner 690 SchwäbRK 93; Schroeder 440ff.;
Schöttle, J., Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Beschreibung des
Oberamtes Riedlingen, 2. A. 1928; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955;
Seufert, C., Repertorium des Stadtarchivs, Bd. 1 1997.
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet,
zu dem Dürnau (1387) und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die
Grafen von Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg
(1700), die Herrschaft Oggelsbeuren mit
Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt Bierstetten (1788), Moosburg (1792)
und einige Ämter zu Mengen und Saulgau gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt.
Es hatte Sitz auf dem Reichstag und dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2
Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der
Reichsstadt B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG.
125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, hg.
v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte Oberschwabens,
hg. v. Schiersner, D., 2011.
Buchau (ritterschaftliche Herrschaft). B. am oberen Main zählte zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken und fiel später an Bayern.
L.: Wolff 512.
Buchenau (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die B. zählten seit dem 16. Jahrhundert
(um 1790 mit B. nördlich von Hünfeld, Bodes, Branders, Erdmannsrode, Fischbach,
Giesenhain, Schwarzenborn und Soislieden) zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken sowie um 1750 zum Kanton Odenwald.
L.: Stieber; Seyler 356f.; Wolff 513; Winkelmann-Holzapfel 143f.; Riedenauer
122; Rahrbach 31.
Buchhorn (Reichsstadt) (seit 1811
Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit 1032/1040
erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem Aussterben
1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der von diesen
zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis genannt und ist
am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte
des 13. Jahrhunderts Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299). König Rudolf von
Habsburg verpfändete diese an die Grafen von Werdenberg, doch konnte B. nach
1323 die Reichsfreiheit wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom Hochstift Konstanz
die Herrschaft Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803
fiel B. mit rund 40 Quadratkilometern und etwa 1800 Einwohnern an Bayern, 1810
an Württemberg. 1811 entstand aus der Vereinigung von B. und Hofen das nach
König Friedrich von Württemberg benannte Friedrichshafen, das 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die
älteste Buchhorner Urkunde, Württ. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910), 155ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.;
Oberamtsbeschreibung Tettnang, 1915; Hutter, O., Buchhorn-Friedrichshafen,
1939; Messerschmid, M., Buchhorn unter bayerischer Verwaltung, Schr. d. Vereins
f. Gesch. des Bodensees und seiner Umgebung 80 (1962), 52ff.; Der Kreis
Tettnang und die Stadt Friedrichshafen, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, M., 1969;
Schmid, K., Buchhorn, LexMA 2 1983, 836.
Bünau (Reichsritter). Im späten 16.
Jahrhundert und im 18. Jahrhundert zählten die aus der
bischöflich-naumburgischen Ministerialität aufsteigenden, um 1408 mit der Herrschaft Weesenstein belehnten Herren von B. zum
Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Die Familie von Bünau, hg. v. Schattkowsky, M.,
2008.
Bundenbach (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft B. bei Birkenfeld
über Pfalz-Zweibrücken zum oberrheinischen Reichskreis. 1816 kam sie an Bayern,
und 1946 B. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Wallner 695 OberrheinRK 3.
Büren (Herrschaft).
Seit dem 12. Jahrhundert sind Edelherren von B. bei Paderborn bezeugt. Ihre um
die Burg gelegene Herrschaft kam im 14.
Jahrhundert (1355) zu zwei Dritteln, 1660 auch im Übrigen an das Hochstift
Paderborn. 1802/1815 fiel B. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326; Wallner 702 WestfälRK 6; Heimatbuch des Kreises Büren, hg. v.
Schnettler, W./Pagendarm, P., 1930; Oberschelp, R., Die Edelherren von Büren,
1963; Schmidt, A., Der Kreis Büren in Westfalen, (in) Ber. z. dt. Landeskunde
32 (1964), 44; 150 Jahre Landkreis Büren, bearb. v. Pohlmeier, H., 1966;
Schoppmeyer, H., Büren im Mittelalter, Westfäl. Zs. 138 (1988) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 106.
Burgberg (Herrschaft). Die Burg Berg über der Hürbe wird 1209 erstmals erwähnt. Wohl um 1270 kam die Burg zur Hälfte von den Rittern von Berg an die Grafen von Helfenstein, die ihre Lehnsrechte 1328 an Oettingen vertauschten. Die andere Hälfte war Allod derer von Böbingen, die 1339 das Ganze von Oettingen zu Lehen nahmen. Über die Familien Fetzer bzw. Vetzer, von Stein und Gräter kam die inzwischen verfallene Burg 1442 durch Kauf an die Leimberg, 1459 an die Grafeneck. Bei deren Aussterben fiel 1728 B. an Oettingen-Wallerstein zurück, das auch die allodialen Teile erwarb. 1806 kam es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Burgfriede (reichsritterschaftliche Herrschaft). Der aus den Dörfern Kronweiler, Dorweiler
und Mannebach bei Simmern im Hunsrück bestehende sog. Burgfriede Waldeck zählte
zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. S. Waldeck
reichsritterschaftliche Herrschaft.
L.: Wolff 515.
Burghaslach (ritterschaftlicher Ort). B. südwestlich
von Schlüsselfeld im Steigerwald erscheint erstmals 1317 als Lehen der
Hohenlohe-Speckfeld an die Vestenberg. Nach deren Aussterben 1687 fiel die zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft
an die Grafen von Castell und damit 1806 an Bayern.
L.: Wolff 512; Stein, F., Geschichte der Grafen und Herren zu Castell bis 1528,
1892.
Burgk (Burg, Herrschaft).
B. bei Schleiz wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. 1365 war es unter
der Lehnshoheit der Wettiner in den Händen der Vögte von Gera, in die es wohl
durch Heirat von den Herren von Lobdeburg gelangte. Zwischen 1366 und 1390 kam
es durch Verkauf kurzzeitig an das Deutsche Haus in Schleiz. 1425 entstand
durch Erbteilung die Herrschaft B. (bis 1452).
Später kam B. unter der Lehnshoheit Böhmens (1547) an die Linie
Reuß-Lobenstein, 1550 an die Burggrafen von Meißen und 1562/1590 an die Reuß
von Plauen, 1594 mit Dörflas, Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Mönchgrün,
Möschlitz, Neundorf (Neuendorf), Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch
an Reuß-Greiz. Bis 1640 bestand ein älteres Haus Reuß-Greiz-Burgk
(Reuß-Greiz-Burg), bis 1697 ein jüngeres Haus. Danach kam B. an Reuß-Obergreiz,
seit 1748 Reuß ältere Linie. S. Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Thüringen.
L.: Wolff 419f.; Mendner, R., Die Herrschaft
Burgk bis zu ihrer Angliederung an das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Diss. phil.
Erlangen, 2. A. 1917.
Burgrain (Herrschaft).
B. war von (811 bzw. vom 8.10.) 1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag
vom 8. 10. 1284 zwischen dem Bischof von Freising und dem Herzog von Bayern
begründeten Herrschaft des Hochstiftes Freising,
die mit diesem zum bayerischen Reichskreis gehörte und an Bayern fiel( 1803
2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische Herrschaft Burgrain, 1911.
Burgsinn (ritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 1001 erscheint Sinna in einem
Tausch des Hochstifts Würzburg. Im 12. Jahrhundert errichteten die Grafen von
Rieneck dort eine Wasserburg, die am Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft des Hochstifts Würzburg stand. 1405 erwarb
der Würzburger Ministeriale Wilhelm von Thüngen die Burg. 1438 wurde sie den
Markgrafen von Brandenburg als Mannlehen aufgetragen. Mit Altengronau, Obersinn
und einigen weiteren Dörfern zählte sie über die Thüngen zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard
das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons],
Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so
dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von
Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den
Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während
das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich
wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land
Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032
die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs
gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter
Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich
III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den
Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im
Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter
Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der
Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische
Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und
Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526
auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser
Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten
burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl
von Ländern und Herrschaften) eines einzigen
Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713
Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz
für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die
Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678
endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer
Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die
Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux
XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470
(Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La
Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg.
v. Delobette, L. u. a., 2010.
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die
Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von Breda,
Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis
bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die
Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551
gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen
(Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande
- zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene
Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an
Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der
burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot)
(Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund),
Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines
(Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau,
Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund),
Geldern (Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre
(Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund),
Herzogenrath (Hertogenrade) (Herrschaft,
Limburg, Burgund), Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm), Horn (Hornes)
(Fürstentum, Brabant, Burgund), Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern,
Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Limburg (Herzogtum, Burgund),
Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund), Namur
(Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund),
Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen)
(Fürstentum, Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600
Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Burkheim (Herrschaft).
B. am Westrand des Kaiserstuhls wird 762 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert
kam es aus gräflicher Hand durch Kaiser Otto I. an das Kloster Einsiedeln.
Vögte des Klosters waren die Herren von Üsenberg. Neben ihnen erscheinen die
Markgrafen von Hachberg (Baden-Hachberg), die B. 1330 an Habsburg verkauften.
Unter Oberhoheit Österreichs hatte es innerhalb des Breisgaus später der
Freiherr Mayer von Fahnenberg inne. 1806 kam es an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41.
Bürresheim (Herrschaft,
Ganerbschaft, Reichsritterschaft). Im 12. Jahrhundert entstand auf vielleicht
ursprünglich gräflichem Gut am Einfluss des Nitzbaches in das Nettetal die 1157
genannte Burg B. (Burchenesem). Im 14. Jahrhundert war das Erzstift Köln
infolge Kaufs alleiniger Lehnsherr. Zu den Ganerben der Burg zählten die
Leutesdorf, Schöneck, Bell, Plieck von Lichtenberg und Kempenich. Vom 15.
Jahrhundert bis 1679 erlangten nach Einheirat allmählich die Breidbach
(Breitbach) das Schloss und die dem Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreies
Rhein angehörige Herrschaft B.
L.: Wolff 515; Bornheim gen. Schilling, W., Zur Geschichte der von Bürresheim
im Mittelalter, Niederrhein. Annalen 158 (1956); Geschichtlicher Atlas von
Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Burrweiler (ritterschaftliche Herrschaft). Die Herrschaft
B. nördlich von Landau zählte zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Über Bayern kam B. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515.
Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort). Nach B.
an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts
nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B. teilweise Teil
der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall,
teilweise Lehen der Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen des Hochstifts
Augsburg an die Familie Burggraf. Diese verkaufte 1532 ihre Güter an den
Söldnerführer Sebastian Schertel (von Burtenbach) (Schertlin von Burtenbach),
der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit eine
geschlossene ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet die 1546
reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel
von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen
evangelischen Gemeinde, 1951.
Busau (Herrschaft) s. Baussau (Herrschaft).
Buss (Herrschaft) s. Bussen
Bussen (Herrschaft),
Buss, Buß. Der 805 erstmals genannte B. zwischen Donau und Federsee wurde wohl
vom letzten Angehörigen der Bertholde dem Kloster Reichenau übergeben. Im 12. Jahrhundert
war er Mittelpunkt einer Herrschaft vermutlich
der 1143 ausgestorbenen Grafen von Bregenz. Im 13. Jahrhundert könnte die Herrschaft in der Hand ritterlicher
Reichsministerialen gewesen sein. 1314 verpfändete Habsburg die Herrschaft an die Grafen von Hohenberg, nach 1352 an
die Ellerbach und 1387 an die Truchsessen von Waldburg, welche die Herrschaft 1786 an die Fürsten von Thurn und Taxis
verkauften. Über Friedberg-Scheer der Fürsten von Thurn und Taxis und
Österreich gehörte die Herrschaft zum österreichischen
und schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte B. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46, 180; Wallner 714 ÖsterreichRK 1, Wallner 688 SchwäbRK 44; Buck,
M. R., Der Bussen und seine Umgebung, 1868; Der Kreis Saulgau, 1971.
Bußmannshausen (Herrschaft). B. an der Rot bei Biberach wird 1083 erstmals erwähnt (Burmundeshusen). 1290 erscheinen Edelfreie von B. Ortsherren sind im 14. Jahrhundert die Ulmer Besserer, seit 1434 die Herren von Rodt, später in der Markgrafschaft Burgau die Freiherren Roth von Bußmannshausen (von Roth-Bußmannshausen), seit 1800 die Freiherren von Hornstein. Über Württemberg kam B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Roth von Bußmannshausen
Butzbach (Stadt, Herrschaft).
Auf älteren Siedlungsspuren erscheint nach einem römischen Limeskastell 773 das
Dorf Botisphaden. Es kam später von den Herren von Münzenberg an die Herren von
Hanau, Falkenstein und Eppstein. 1321 erhielt es das Stadtrecht von Frankfurt.
1478 erscheinen als Mitberechtigte an der Stadt auch die Grafen von
Katzenelnbogen, die ihren Anteil 1479 an Hessen vererbten, das 1741 einen
weiteren Anteil der Grafen von Solms kaufte. Von 1609 bis 1643 war B. Sitz
einer Nebenlinie Hessen-Darmstadts (Philipp III. von Hessen-Butzbach). S.
Hessen-Butzbach, Hessen.
L.: Wolff 255; Aus Butzbachs Vergangenheit – Festschrift zur 600-Jahr-Feier der
Stadt, 1921; Horst, L., Führer durch Butzbach in seiner Geschichte, 1956;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 109.
Buxheim (Abtei, Reichskartause). 1402 gründete
Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs von Augsburg bei
Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt Memmingen in der Kartause
die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und Schirmgerechtigkeit
entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich übertragen. Damit konnte B.
zur Reichsunmittelbarkeit aufsteigen. Mit drei Dörfern und drei Weilern gehörte
B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von Ostein für den Verlust der Herrschaft Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei
B. (ohne Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den
Grafen von Wartenberg. 1810 erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das danach
an Bayern gelangte. S. Bayern.
L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und
Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.
Caldonatz (Herrschaft)
ital. Caldonazzo. 1801 gehörte die Herrschaft C.
über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Calice (Herrschaft).
Die einem der Fürsten Doria gehörige Herrschaft
C. in Italien wurde 1714 vom Reich eingezogen und an einen Malaspina verkauft.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369.
Calw (Grafen, Herrschaft).
C. wird erstmals 1075 erwähnt. Nach ihm nennen sich die 1037 nachweisbaren
Grafen von C., die im Murrgau, Zabergau, Ufgau, Enzgau, Glemsgau und Würmgau
begütert waren (Zentren in Ingersheim, Löwenstein und Sindelfingen, Vogtei über
Hirsau, Lorsch und Sindelfingen) und verwandtschaftliche Beziehungen zu den
Saliern gehabt haben dürften. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verlegten sie ihren
Sitz nach C. 1113 gewannen sie die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Nach 1131 kam es
zu Erbstreitigkeiten und Güterverlusten. Der Hauptzweig der Familie erlosch vor
1282. Ihre Güter kamen vor allem an die Pfalzgrafen von Tübingen. Die Linie
Calw-Löwenstein erlosch nach 1277. Ihre Güter gingen kaufweise an die mittleren
Grafen von Löwenstein, eine nichteheliche Nebenlinie der Grafen von Habsburg.
Die weitere Seitenlinie der Grafen von Calw-Vaihingen starb 1361 aus. Ihre
Güter kamen an die Grafen von Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Rheinwald, E./Rieg, G., Calw, 1952; Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen
und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Greiner, S., Beiträge zur
Geschichte der Grafen von Calw, Zs. f. württemberg. LG. 25 (1966), 35ff.;
Quarthal, F., Calw, LexMA 2 1983, 1404f.; Der Kreis Calw, hg. v. Zerr, H.,
1986.; Bergmann, H., Der Löwe von Calw, 2006
Camberg (Herrschaft).
C. im goldenen Grund im hinteren Taunus geht vermutlich auf einen Herrenhof des
9. Jahrhunderts zurück und wird 1000 anlässlich der Übertragung vom Reich an
das Kloster Burtscheid erstmals erwähnt (Cagenberg). Nach häufigem Herrschaftswechsel wurde es mit dem Aussterben der
Grafen von Diez 1368 Gemeinschaftsgut der Erben, 1564 Gemeinschaftsgut des
Erzstifts Trier und der Grafen von Nassau-Diez. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte es zum kurrheinischen Reichskreis. 1802/1803 kam C. ganz an Nassau-Diez
(Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 84, 337; Camberg. 700 Jahre Stadtrecht, hg. v. Magistrat der Stadt
Camberg, 1981.
Canstein (Herrschaft) s. Kanstein
Carolath (Fürstentum). Die Herrschaft C. und Beuthen in Schlesien gehörte im 16.
Jahrhundert den Glaubitz, die sie an die Freiherren von Schöneich verkauften.
1697 wurde die Herrschaft von Kaiser Leopold I.
zur freien Standesherrschaft, 1741 von König Friedrich II. von Preußen zum
Fürstentum erhoben. Dieses umfasste 4,5 Quadratmeilen mit C. und Beuthen und
war dem Kreis Freistadt des Fürstentums Glogau zugeteilt. S. Niederschlesien,
Polen.
L.: Wolff 487.
Carrara (Herrschaft).
Das nach der Burg C. bei Padua benannte Geschlecht besaß von 1319 bis 1405
Padua.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H6; Kohl, B., Padua unter den
Carrara, 1998; I luoghi dei Carraresi, hg. v. Banzato, D. u. a., 2006.
Carrara (Stadtkommune). Obwohl bereits in
römischer Zeit die Marmorsteinbrüche von C. in der Toskana bekannt waren,
dürfte die Stadt C. in ihren Anfängen nur bis in die zweite Hälfte des 10.
Jahrhunderts zurückgehen. Am 19. 5. 963 gab Kaiser Otto I. einen Hof in C. an
den Bischof von Luni. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts löste sich die
Stadt von der Herrschaft des Bischofs. Danach
gelangte sie unter die Herrschaft Pisas sowie zeitweise
der Visconti.. S.
Italien.
L.: Repetti, E., Compendio storico di Carrara, 1821; Lupo Gentile, M.,
L'origine del comune di Carrara, 1910; Polica, S., Carrara, LexMA 2 1983, 1525.
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird
816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057
erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202
erstmals den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis
zum Beginn des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet
(Vogtei über einzelne Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber
nach der Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und 1457 dem
Hochstift Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen aufgetragen
werden musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft der Grafen
aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand vereint. In
der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt. 1556 erbten
die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft
Remlingen. 1597 erfolgte eine Teilung in die Linien Castell-Remlingen und
Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht auf angekaufte oder heimgefallene Lehen
ließen sich die Grafen seit 17851794 mit einem Vertreter bei der fränkischen
Reichsritterschaft aufschwören. Im 18. Jahrhundert zählten sie mit Breitenlohe
samt Buchbach sowie Gleißenberg mit Frickenhöchstadt (Frickenhöchstadt,
Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald, mit Urspringen zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Grafschaft mit 4 Quadratmeilen, 3
Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern mediatisiert und fiel an Bayern,
teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum Würzburg. 1803 starb die Linie
Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien Castell-Castell und
Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach dem Erstgeburtsrecht
in den bayerischen Fürstenstand erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3;
Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983,
1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des
200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in)
Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der
Castell, Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
Castua (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft C. über die
Markgrafschaft Istrien und das Erzherzogtum Österreich zum österreichischen
Reichskreis.
L.: Wolff 33; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Ceva (Markgrafschaft). Die Markgrafschaft C. westlich
von Genua stand um 1390 unter der Herrschaft der
Visconti (1395 Herzöge von Mailand).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1300) B/C2.
Chalon (Reichsfürstentum). Grafen von C.
entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die Grafenwürde wurde
945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der
Grafen gehörten der pagus Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die
Grafschaft Charolles. 1237 gab Graf Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog von Burgund. Mit dem
Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477 an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
Chatillon (Herrschaft).
Die Herrschaft C. an der Vezouze gehörte im 18.
Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Chemnitz (Reichskloster, Residenz). Vermutlich
1136 wurde von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an der C. (slaw. „Steinbach“)
im erzgebirgischen Königsforst an einer wichtigen Straßenkreuzung ein
Benediktinerkloster gegründet. König Konrad III. verlieh ihm 1143 für den Ort
Marktrecht. Die sich hieraus entwickelnde Stadt wurde zum Mittelpunkt des
Pleißenlandes. Das Kloster erwarb umfangreiche Güter (1375 Kauf der Herrschaft Rabenstein von Waldenburg). Der Abt galt
als einziger Abt Sachsens als Reichsfürst. 1538 verlor das Kloster seine
Reichsunmittelbarkeit und kam an Sachsen.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Geschichte des Benediktinerklosters zu Chemnitz,
1879; Schlesinger, K., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952; Blaschke, K.,
Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 109.
Chimay (Herrschaft,
Fürstentum). Die Herrschaft C. im Hennegau, die
1486 zum Fürstentum erhoben wurde, gehörte lange Zeit dem Hause Croy und kam
dann an Arenberg.
L.: Wolff 62; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 194.
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel
gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz
Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den rätischen Teil
des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz
Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des
9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die Bischöfe übten bis zur
Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807)
auch die weltlichen Herrschaftsrechte des
Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis
aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König
erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben Ort C., 958 das Münzrecht
und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem 12. Jahrhundert umfasste
die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften
„Vier Dörfer“, Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal
sowie die niedere Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15.
Jahrhundert wurden die bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem
die freiheitliche Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge
der Reformation 1526 durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526
verlor der Bischof auch schrittweise die Herrschaft
über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet blieb er weiter, auch noch über
1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522,
1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007.
Chur (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Der
Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in
vorrömischer Zeit. Um 300 entstand dort ein Römerkastell (Curia Raetorum). Der
Ort war nach 310 Vorort der Provinz Raetia prima. 614 wurde er erstmals als
civitas bezeichnet. 831 erhielt der Bischof von C. einen Immunitätsbrief, 951
Steuerrechte, 952 den Zoll von C., 958 Münze und halbe civitas und 960 den
Königshof. Die Stadt erwuchs unter der Herrschaft
des Bischofs. Seit 1299 befand sie sich in ständigem Streit mit dem Bischof um
die Selbständigkeit und löste sich allmählich aus der Herrschaft.
1489 erwarb sie mit der Reichsvogtei, die der Bischof 1299 vom König erlangt
hatte, die Stellung einer freien Reichsstadt bzw. verhielt sich jedenfalls
dementsprechend. 1498 verbündete sie sich als zugewandter Ort mit der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Mit dem Übertritt zur Reformation im Jahre 1526
löste sie sich völlig von der bischöflichen Herrschaft.
L.: Wolff 533; Planta, P. C., Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter,
1878; Bernhard, H., Chur, 1937; Kellias, H., Zur Entstehung der Churer
Stadtverfassung, 1949; Simonett, C., Geschichte der Stadt Chur, Bd. 1 1976;
Ludwig, A., Die deutsche Urkundensprache Churs im 13. und 14. Jahrhundert,
1989.
Cilli (Grafschaft, Fürstentum, Residenz),
Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt (Celeia), doch
wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die Höhenburg C. Sitz
der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner Grafen von Heunburg
(Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern erbweise an die
seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck, die 1308 in die
Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von Kaiser Ludwig dem
Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft C. zu Grafen von
C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die Verleihung. 1399
erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit 1406 nannten sich
die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422 erbten sie Güter
der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee, Grafschaften
Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit Kaiser
Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11. 1436 zu
Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafen)
erhoben (Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am
19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen Regenten in Österreich
aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich
III. von Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren Steiermark entstandenen
Cillier Kreis gehörten C., Rann, Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3
Märkte, 116 Herrschaften und mehrere Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.;
Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983, 2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v.
Kos, D., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P.,
Die Grafen von Cilli, MIÖG 110 (2002), 67; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791,
1, 2, 113.
Clam (Herrschaft). Die Burg C. in Oberösterreich war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese kam 1523 an die aus Kärnten stammenden Perger von Höhenperg. Sie wurden 1655 in den Freiherrenstand und 1759 in den Grafenstand erhoben. 1778 erhielten sie durch Erbeinsetzung Namen und Gut der Grafen Gallas mit der Herrschaft Friedland und Reichenberg.
Cleeberg, Kleeberg (Herrschaft,
Grafen). Die Burg C. war seit dem 12. Jahrhundert Mittelpunkt einer Herrschaft, die aus dem Erbe der Konradiner an eine
Linie der Grafen von Luxemburg und von dieser an eine Linie der Grafen von
Peilstein in Niederösterreich gefallen war, die sich Grafen von C. nannte. 1218
gelangte sie beim Erlöschen dieser Linie an die Herren von Isenburg. Später kam
sie an mehrere Ganerben (u. a. Isenburg-Limburg, Eppstein, Nassau). C. wurde
Stadt. Seit 1716 bestand nur noch eine Gemeinschaft zwischen Nassau-Weilburg
(Nassau) und Hessen-Darmstadt. 1802 fiel das wieder dörfliche C. insgesamt an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 255, 265; Jendorff, A., Condominium, 2010.
Clodt zu Ehrenberg (Freiherren, Reichsritter).
Bis zum Tod ihres letzten Familienmitgliedes 1789 gehörten die Freiherren C.
mit Teilen der Herrschaft Ehrenburg (Ehrenberg),
nämlich Karbach samt Hirzenach (Oberhirzenach), zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Ihre Güter fielen 1789 an die Freiherren vom Stein an der
Lahn zu Nassau.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Winkelmann-Holzapfel 144.
Cloppenburg (Herrschaft).
An der Kreuzung alter Handelsstraßen gründeten die Grafen von Tecklenburg vor
1297 die Burg C. Burg und Herrschaft kamen 1400
an Münster, 1803 an Oldenburg und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festbuch 500 Jahre Stadt Cloppenburg, hg. v. Ottenjahn, H.,
1935; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und Verwaltungsgebiete, Lief. 1.,
hg. v. Prinz, J., 1938; Kuropka, J., 550 Jahre Cloppenburg. Jubiläum und
historische Erinnerung, 1985, Beiträge zur Geschichte der Stadt Cloppenburg 1.
Colditz (Herrschaft,
Herren, Residenz des Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei
Grimma an der Freiberger Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines
Burgwards hervorgegangen. 1147 gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog
Friedrich von Schwaben. Dieser nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg
C. mit 20 Dörfern als Teil des Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem
Ministerialen Thimo. Die von ihm gegründete Familie spaltete im letzten Viertel
des 13. Jahrhunderts die Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die
Hauptlinie erwarb am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft
Graupen in Böhmen, 1378 die Herrschaft
Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382 Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde
die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin
verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss. phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der
wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700 Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann,
H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984; Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 2, 117.
Colmar, Kolmar (Reichsstadt). C. im Oberelsass
am Schnittpunkt wichtiger Straßen wird zuerst 823 als fiscus (Königshof)
Columbarium erwähnt. 1226 wurde es Reichsstadt (civitas). 1354 trat C. dem
elsässischen Zehnstädtebund bei. 1672 bemächtigte sich Frankreich seiner und
ließ die starken Befestigungen schleifen. Seitdem teilt es politisch das
Schicksal des umliegenden Elsass. 1714 erwarb die Stadt die Herrschaft Hohlandsburg (Hohlandsberg) mit Logelnheim.
L.: Wolff 298; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Hund, A., Colmar vor und während seiner Entwicklung zur Reichsstadt, 1899;
Pfleger, L., Colmarer Stadtrechte, 1938, Oberrhein. Stadtrechte 3; Sittler, L.,
Colmar, 1951; Sittler, L., La Décapole alsacienne des origines à la fin du
Moyen Age, 1955; Sittler, L., Colmar, LexMA 3 1986, 46ff; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 126.
Commercy (Herrschaft).
Nach dem 823 (villa Commarciaco) bzw. 827/828 erstmals erwähnten Castrum C. an
der Maas in Lothringen nannten sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Güter
der Grafen von Bar erheiratenden Herren von Broyes, die C. als Lehen des
Hochstifts Metz hatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden zwei Linien
mit C. einerseits und Chateauvillain und Montrevel (Montrivel) andererseits.
Eine Linie erheiratete 1273/1274 über die Erbtochter die Grafschaft
Saarbrücken. 1341 erfolgte eine Teilung in Saarbrücken und ein Drittel der Herrschaft einerseits sowie zwei Drittel der Herrschaft andererseits. 1381/1384 ging die Linie
Saarbrücken-Commercy über die Erbtochter in die walramische Linie
Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau (Nassau-Saarbrücken) über. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Dumont, C., Histoire de la ville et des seigneurs de Commercy,
Bd. 1-3, 1843; François-Vives, S., Les seigneurs de Commercy au Moyen Age (XIe
s.-1429), Mém. Soc. Arch. Lorr. 1936-1939; Mathieu, A., Recherches sur la
topographie ancienne de Commercy, 1981 (masch.schr.); Parisse, M., Commercy,
LexMA 3 1986, 83f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 129.
Cortona (Stadtkommune). C. am Ostrand des
Chianatals nahe dem Trasimenischen See war eine der ältesten etruskischen
Städte, die seit 310 v. Chr. mit Rom verbündet war. Um 1300 gehörte die im 13.
Jahrhundert zwischen Arezzo und Perugia umstrittene Stadt zum Reich. Im 14.
Jahrhundert kam sie unter die Herrschaft der
Casali und wurde 1411 von Ladislaus von Anjou-Durazzo bzw. Neapel, dem die von
den Casali beherrschten Einwohner 1409 die Stadt geöffnet hatten, an Florenz
verkauft.
L.: Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) E3; Uccelli, P., Storia di Cortona, 1835;
Mancini, G., Cortona nel medioevo, 1897; Cardini, F., Cortona, LexMA 3 1984,
294; Pérol, C., Cortona, 2004.
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum,
Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen
Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als
Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das
Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am
Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch Privilegien und
Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang es rasch eine
führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das neugewonnene
Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt
und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder ein und verlor
sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen
Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803
säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit Höxter und 16 Dörfern (5
Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000 Einwohnern) kam an den
Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an das Königreich
Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand 1820/1822 das
Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten von
Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam.
1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986,
295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre
Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio
saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990;
Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992;
Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648,
1, 2, 119.
Cosel, Kosel (Herrschaft,
Herzogtum), poln. Kozle. C. an der Oder war im 12. Jahrhundert eine Grenzburg
der Piasten gegen Mähren. 1281 wurde das Herzogtum C. aus Oppeln verselbständigt
und kam 1286 an Beuthen, dessen Träger 1327 dem König von Böhmen huldigte. Von
1312 bis 1355 war C. Residenz eines Herzogtums. 1355 kam es an Oels. Von 1451
bis 1471 war es wieder selbständig, fiel 1472 an Münsterberg, 1475 an König
Matthias Corvinus von Ungarn, 1490 an Oppeln und 1532 an Österreich. 1742 kam
es an Preußen. Seit 1945 stand C. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990
als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 480; Weltzel, A., Geschichte der Stadt, Herrschaft
und ehemaligen Festung Cosel, 2. A. 1888.
Cottbus, Kottbus (Herrschaft).
C. wird erstmals 1156 als Burg an einem Spreeübergang erwähnt. Zu Anfang des
13. Jahrhunderts erhielt der Ort wohl durch die Herren von C. das Stadtrecht
Magdeburgs. C. stand unter der Lehnshoheit der Wettiner (bis 1304), der
Askanier (bis 1319) und danach wechselnd Meißens, Sachsens, der Wittelsbacher
und der Luxemburger. 1445/1455 verkauften die Herren von C. die Herrschaft C. an Markgraf Friedrich II. von
Brandenburg, dessen Rechte unter der Lehnshoheit Böhmens 1462 anerkannt wurden.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das zusammen mit Peitz ein Gebiet von 16
Quadratmeilen umfassende C. zum obersächsischen Reichskreis. 1807 an Sachsen
abgetreten, kehrte die Herrschaft schon 1815 mit
der gesamten Niederlausitz an Preußen zurück. Von 1949 bis 1990 gehörte D.
(über Brandenburg) der Deutschen Demokratischen Republik an.
L.: Wolff 392; Wallner 708 ObersächsRK 1; Krüger, G., Die Geschichte der Stadt
Cottbus, 1930, 2. A. 1941; 800 Jahre Stadt Cottbus, 1956; Ribbe, W., Cottbus,
LexMA 3 1986, 304f.
Crailsheim (Freiherren, Reichsritter). C. an einer
Jagstfurt ist wohl im 6. Jahrhundert von Franken gegründet worden. Nach ihm
nannten sich die Herren von C. Von den Anfängen der Reichsritterschaft bis zum
Ende des Heiligen Römischen Reiches zählten die Freiherren von C. zum
Ritterkreis Franken. Mit Teilen von Hornberg, der Herrschaft
Morstein, Teilen von Hengstfeld und Teilen von Gaggstatt (Gaggstadt), Dünsbach
und Windischbrachbach (Brachbach) waren sie im Kanton Odenwald, mit
Fröhstockheim, Walsdorf, Altenschönbach und Teilen von Rödelsee im Kanton
Steigerwald und mit Teilen der Herrschaft
Rügland und Sommersdorf, Thann und Rosenberg sowie Neuhaus im Kanton Altmühl
immatrikuliert. Hornberg und Hengstfeld fielen 1806 an Bayern und 1810 an
Württemberg, Morstein und Dünsbach an Württemberg, so dass sie 1951/1952 zu
Baden-Württemberg gelangten.
L.: Biedermann, Altmühl; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55,
56, 58; Winkelmann-Holzapfel 144; Pfeiffer 197, 198, 210, 213; Stetten 10, 32,
35, 183f.; Bechtolsheim 12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 39; Neumaier 72,
149, 152; Crailsheim, S. Frhr. v., Die Reichsfreiherren von Crailsheim, 1905.
Cremona (Stadtkommune). C. am Po kam 218 v. Chr.
von den gallischen Cenomanen an Rom. 451 war es bereits Sitz eines Bischofs.
603 wurde es von den Langobarden erobert, geriet danach aber unter die Herrschaft der Bischöfe. Im 12. Jahrhundert war es
freie Kommune (1112-1166 consules). Im Kampf gegen Mailand war es mit Kaiser
Friedrich I. Barbarossa verbündet. 1334/1344 wurde es von den Visconti
(Mailand) unterworfen und gelangte 1441 an die Sforza. Mit dem Herzogtum
Mailand kam es 1797 unter die Herrschaft
Frankreichs. 1815 fiel es an Österreich, 1859 an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Signori, E., Cremona, 1928;
Montorsi, W., Cremona. Dalla cittá quadrata alla città nova, 1981; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia di Cremona, hg.
v. Andenna, G., 2004; Il codice dipolmatico della cattedrale di Cremona, hg. v.
Leoni, V., 2010.
Crossen, Krossen (Herrschaft,
Land, Residenz der Herzöge von Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des
Bober in die Oder wird 1005 erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es
von Polen an das Herzogtum Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die
Oberhoheit Böhmens und damit zum Heiligen römischen Reich. Am Ende des nach dem
Tode Herzog Heinrichs XI. von Glogau († 1476), der mit Barbara von Brandenburg
verheiratet gewesen war, ausbrechenden Glogauer Erbstreits gelangte 1482 das
Herzogtum C. mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg und wurde
damit von Schlesien gelöst. 1535 wurde es mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen
(Stadt und Amt C., Städte Sommerfeld und Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau)
der Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge
von Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen
Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von
Schlesien zu Crossen. 1742 endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S.
Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des
ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v.,
Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums
Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die
Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte, altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische
Geschlecht C. ist seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es
die Herrschaft Chimay (Fürstentum), die es
später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty gewann Guillaume von
C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser Maximilian I. erhielt C.
die Reichsfürstenwürde. Im 15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die
Mitglieder der älteren Linie wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594
Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C. 1762 erlosch die Aarschoter
(Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere Linie spaltete sich in zwei
Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen (Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich.
Sie erhielt 1803 für ihre 1801 verlorenen niederländischen Güter die Reste des
ehemals hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000
Einwohnern als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des
Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die
Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff.
Crumbach, Fränkisch-Crumbach (Herrschaft). Seit dem 7./8. Jahrhundert bestand - später umgeben von Erbach, Katzenelnbogen/Hessen und Pfalz - zwischen der oberen Gersprenz und dem Bierbach die allodiale freie Herrschaft C. mit eigenem Hochgericht und Mittelpunkt in C. (Fränkisch-Crumbach). Vom 12. Jahrhundert bis 1671 war C. (Fränkisch-Crumbach) Sitz der Herren von C., die Vögte von Höchst waren, und ihrer jüngeren Linie von Rodenstein. Im 13. Jahrhundert ging Reichelsheim an die Schenken von Erbach verloren. Nach starker Zerteilung an verschiedene Erben gelangte die Herrschaft 1692 und 1802 ganz an die Freiherren von Gemmingen-Hornberg. S. Hessen.
Cuylenburg (Herrschaft,
Grafschaft), niederl. Culemborg,. C. westlich von Arnheim ging um 1640 als
reichsunmittelbare Herrschaft bzw. Grafschaft
von dem letzten Grafen an die Grafen von Waldeck und von dort in weiblicher
Erbfolge an den Herzog von Sachsen-Hildburghausen. Dieser verkaufte C. 1720 an
die Generalstaaten der Niederlande bzw. de Staten van’t Quartier von Nymegen
(Nimwegen). S. Waldeck.
L.: Jong, J. de, Holland in vroege tijd, 1742, Neudruck 1964; Schilfgaarde, A.
van, Het Archief der Heeren en Graven van Culemborg, 1949; Weel, A. van de, De
incorporatie van Culemborg, 1977; Culemborg, hg. v. Beltjes, P. u. a., 1988.
Dachau (Grafen). Um 1100 errichtete eine
Seitenlinie der Grafen von Scheyern auf einer Anhöhe an der Amper die Burg D.
neben einer älteren Siedlung. Seit etwa 1120 nannte sich Graf Arnold von Scheyern
nach D. 1152/1153 wurde Graf Konrad II. von D. Herzog von Meranien, Dalmatien
und Kroatien, 1182 starb das Geschlecht aber aus. Die Witwe verkaufte D. an die
Grafen von Wittelsbach und damit an Bayern.
L.: Wolff 136; Fried, P., Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1958, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Heft 11/12; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte
Dachau und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter, 1962.
Dagstuhl (Herrschaft).
Um die spätestens 1290 südöstlich von Trier erbaute Burg D. der Edelherren von
Saarbrücken entstand eine Herrschaft mit den
Hochgerichten Wadern, Schwarzenberg, Primsweiler und Neunkirchen an der Nahe,
die nach 1375 durch weibliche Erbfolge gemeinschaftlich an vier
ritterschaftliche Familien (Pittingen, Rollingen, Brücken [Brucken],
Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die Hoheit des Erzstifts Trier nachweisbar.
Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof von Trier (Philipp Christoph von
Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft
mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und Weierweiler (Weierweiher) am
Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für seine Familie die
Fideikommissherrschaft D. Sie kam 1697 durch Einheirat an die Grafen von
Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand nach dem Tod
des Grafen Josef Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in dem die
Fürsten von Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in Schwaben als Entschädigung
ihrer 1789 an Frankreich verlorenen Rechte erhielten. 1801 gehörte die Herrschaft der Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an
Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
Dahn (Herrschaft).
Nach dem vermutlich im 10. Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte
sich eine Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen 1603 fiel die Herrschaft D. (D., Geisburg, Burrweiler und
Birlenbach) an das Hochstift Speyer zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814
bis 1816 unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren, Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine
begüterte Edelherrenfamilie (von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie
übertrug ihre um die etwa 1170 erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen, Sommerloch,
Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub, Unterhub,
Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen 1315/1318/1325 erbweise
an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren verwandten Kämmerer von Worms.
1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung der D. Einfluss auf die mit
Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete Herrschaft.
Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und wurden
1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2.
1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803
Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni
1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg, aber mit Fulda und
Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften
des unteren Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und
Frankfurt, 1968; Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden
der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg
1165-1823, Bd. 1ff. 1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen
Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum,
1985, Verh. d. hist. Vereins f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg,
hg. v. Spies, H., 1994; Carl von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dannenberg (Burg, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Schwerin bzw. Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Nach
der Burg D. kurz vor der Mündung der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von
D., die Lehnsträger der Welfen und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der
ersten welfischen Teilung an Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg
(Lüneburg). 1303 kam D. beim Aussterben der Grafen an Herzog Otto den Strengen
von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1569 wurde D. Sitz der Linie
Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es wieder an Braunschweig-Lüneburg in Celle.
S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Dannenfels, Tannenfels (Herrschaft).
D. bei Kirchheimbolanden war ursprünglich Teil der Herrschaft
Kirchheim (Bolanden). Die um 1270 erbaute Burg wurde Sitz der von einer Linie
der Grafen von Sponheim aus Gütern derer von Bolanden gebildeten Herrschaft D. (Tannenfels). Nach Zerstörung der Burg
1525 kam D. von 1574 bis 1797 an Nassau-Weilburg. 1815 fiel D. (über Nassau) an
Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968.
Darmstadt (Dorf, Herrschaft,
Stadt, Residenz). Als Ausgleich für den Verlust Großgeraus (Groß-Geraus) an das
1007 neugegründete Hochstift Bamberg erhielt das Hochstift Würzburg die
Grafschaft Bessungen, die es den Grafen von Katzenelnbogen zu Lehen überließ.
Diese förderten das auf römischem Siedlungsland gelegene Dorf D., verschafften
ihm 1330 Mauer und Marktrecht und erhoben es unmittelbar darauf zum Mittelpunkt
ihrer Obergrafschaft. 1479 fiel es mit Katzenelnbogen an die Landgrafen von
Hessen, die 1567 die Linie Hessen-Darmstadt begründeten. 1945 ging
Hessen-Darmstadt in Hessen auf. S. Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 256; Sturz, H. K., Darmstadt, Geschichtliche Heimatkunde der Stadt
und ihrer Umgebung, 1957; Battenberg, F. u. a., Darmstadts Geschichte, 1980;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 2, 122.
Dassel (Herrschaft,
Grafschaft). D. am Nordostrand des Sollings bei Einbeck ist im 9. Jahrhundert
als Herrensitz belegt. Nach ihm nannten sich später die seit 1113 nachweisbaren
Grafen von D., die, nachdem Rainald von D. 1159 Erzbischof von Köln geworden
und Heinrich der Löwe 1180 gestürzt worden war, umfängliche Reichsgüter im
Solling gewannen. Bereits 1202 kam es allerdings zu einer Teilung. Kurz nach
1250 wurden die Güter links der Weser weitgehend an das Erzstift Mainz gegeben.
1269 wurde das Reichslehen Solling mit Nienover an Albrecht von Braunschweig
übertragen und 1270/1272 verkauft. 1310 verkaufte der letzte Graf († 1329) die
Grafschaft an das Hochstift Hildesheim. 1815 kam Dassel an Hannover und damit
1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Schildhauer, J., Die Grafen von Dassel, 1966 (Diss. phil. Greifswald 1949);
Plüner, E., Geschichte der Stadt Dassel, 1965; Mirus, H., Chronik der Stadt
Dassel, 1981; Kruppa, N., Die Grafen von Dassel 1097-1337/38, 2002.
Daun (Herren, Reichsritter). Die Burg D. am
Oberlauf der Lieser in der Eifel war ein Reichslehen der seit 1136
nachweisbaren Herren von D. 1356 kam D. an das Erzstift Trier, so dass die
Herren von D. nunmehr Afterlehnsträger des Erzstifts Trier waren. Bis zum 18.
Jahrhundert starben alle Linien der Herren von D. aus. Burg und Herrschaft wurden vom Erzstift Trier teilweise als
erledigtes Lehen eingezogen, teilweise an die von Manderscheid verlehnt,
wodurch diese Teile 1780 mit Blankenheim und Gerolstein an die Grafen von
Sternberg kamen. Nach 1797 wurde D. Sitz einer Kantonsverwaltung Frankreichs,
fiel 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83, 363; Blum, P., Geschichte der Stadt Daun in ihren Grundzügen, 2.
A. 1954.
Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D.
bei Bogen nannte sich ein Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der
Grafen von Bogen (1242) von den Herzögen von Bayern einen großen Teil des
Bogener Erbes erhielt. 1348 wurden die Güter in die Herrschaften
Degenberg, Altnussberg und Weißenstein geteilt. Bei dem Aussterben der 1465 in
den Freiherrenstand erhobenen Familie fielen sie 1602 an Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962.
Delmenhorst (Grafschaft). Die von den Grafen von
Oldenburg an der Straße Lübeck-Bremen-Brügge errichtete Burg D. wird 1254
erstmals erwähnt. Sie war seit Ende des 13. Jahrhunderts zeitweise Sitz einer
jüngeren Linie der Grafen von Oldenburg mit der um D. gebildeten Herrschaft als eigener Grafschaft. Die ältere Linie
(Oldenburg-) D. begann 1281 und endete 1447. Die mittlere Linie wurde 1463 gegründet,
währte aber nur bis 1464. Von 1482 bis 1547 gehörte D. durch Eroberung zum
Hochstift Münster. 1577 stiftete Graf Anton II. die jüngere Linie D.
(Oldenburg-Delmenhorst). 1647 kam die 12 Quadratmeilen große Grafschaft D., die
dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, endgültig zu Oldenburg (1667
Dänemark, 1774 Holstein-Gottorp bzw. Gottorf), das am 1. 11. 1946 in
Niedersachsen aufging.
L.: Wolff 343; Zeumer 554 II b 63, 7; Wallner 703 WestfälRK 17; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Grundig, E., Geschichte der Stadt
Delmenhorst, Bd. 1ff. 1953ff.; Grundig, E., Geschichte der Stadt Delmenhorst
bis 1848, 1979; Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der
Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., Teil 1 Berufliche Gliederung und
Veranlagung der Steuerpflichtigen, Teil 2 Namenslisten der Steuerpflichtigen,
1988; Mehrtens, J./Müsegades, K./Schröer, F., Delmenhorst im Wandel der Zeit,
1989.
Demmingen (Herrschaft). Die Herrschaft D. nördlich von Dillingen gehörte den Fürsten von Thurn und Taxis. Über Württemberg kam D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Derenburg (Herrschaft).
937 wird die Burg D. an der Holtemme bei Wernigerode am Harz erstmals erwähnt.
Die im 12. Jahrhundert zerstörte Reichsburg wurde seit der Mitte des 13. Jahrhunderts
Hauptort der Grafschaft Regenstein des Hochstifts Halberstadt. 1599 fiel
Regenstein an das Hochstift Halberstadt heim, dieses 1648 an Brandenburg. 1801
gehörte die Herrschaft D. über die Altmark der
Markgrafschaft Brandenburg dem obersächsischen Reichskreis an. S. Preußen
(Provinz Sachsen), Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wallner 708 ObersächsRK 1.
Dessau (Stadt, Herrschaft,
Residenz). D. nahe der Mündung der Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert
von Sorben gegründet. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603
war es Sitz der Fürsten bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S. Anhalt-Dessau,
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 2, 140.
Detmold (Stadt, Herrschaft).
783 erscheint D. am Osning erstmals (Theotmelli, „Dingplatz”). Vermutlich erhob
Bernhard III. von Lippe († 1265) den Ort zur Stadt. Seit 1613 war D.
Regierungssitz von Lippe. 1946 kam es in Lippe(-Detmold) zu
Nordrhein-Westfalen. S. Lippe-Detmold.
L.: Wolff 349; Geschichte der Stadt Detmold, 1953; Kittel, E., Geschichte des
Landes Lippe, 1957; Fleischhack, E., Literatur über die Stadt Detmold, 1985;
Detmold in der Nachkriegszeit, hg. v. Müller, W. u. a., 1994; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 138.
Deuring (Freiherren, Reichsritter). Im 18. und
beginnenden 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von D. mit den Herrschaften Heilsperg (Heilsberg) mit Ebringen und
Gottmadingen und Randegg zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Ihre
Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie 1810 an Baden abtrat und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 71, 82 und Anhang 80.
Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der
Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten Besatzungsmächte des
zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren Reichsländer Mecklenburg,
Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und Thüringen zwischen
Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische
Militäradministration), wobei Berlin zusätzlich in vier Besatzungszonen
aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der aus der Vereinigung von
Kommunistischer Partei Deutschlands und Sozialdemokratischer Partei
Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (21.
4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument
zur Bildung eines neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen
Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden
Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als
provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der Deutschen Demokratischen
Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen Einwohner) geschaffen. Ihr
Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In diesem Zusammenhang wurde das
Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli 1952 wurden die (inzwischen
gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
aufgelöst (str.) und durch 14 Bezirke ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung
wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur
Eindämmung der danach einsetzenden Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8.
1961 in Berlin eine Mauer errichtet. In der Folge schien sich die D. allmählich
zu einem weltweit anerkannten, wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu
entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich unter dem Einfluss der von Michael
Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen Politik der Veränderung eine neue
Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn
seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu umfangreichen politischen
Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen Demokratischen Republik. Am
18. 10. 1989 trat Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der Deutschen
Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11. 1989 öffnete diese die Grenzen nach
Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten freien Wahl erhielt die
bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am 18. 5. 1990 vereinbarte
die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland eine Währungsunion,
Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie einen
Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik
Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974;
Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H.,
1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR,
hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988;
Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der
Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine
Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild, I., Von der
Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur des Rechts,
1997.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen
(Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von
Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der
Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn
Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer
Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im
März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses
Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht
lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches
einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land
(Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm
(Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen
Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens
(1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der
Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem
Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen
und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte
Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen
Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf
deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten
geschlossenen Herrschaften um mehrere
Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw.
Landmeister einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden)
andererseits die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien
eingefügt wurden. Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit
1386 übermächtigen feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg
(1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen,
Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden
die Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der
über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt.
1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen
protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und
Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des
Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte
Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad)
Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde
(insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das
Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien
Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000
Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses
für den Verlust seiner drei linksrheinischen Balleien als Entschädigung die
mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen
Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger
und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit
Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum
Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch
Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden
behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich
und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I.
unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf
Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt
am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt)
durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs
völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit
rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft
des Deutschen Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen
Ritterordens in seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum
Prussicarum (Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang
der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck
1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff.,
Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890;
Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895;
Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische
Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche
Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte
des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und
Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum
Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch,
W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die
Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H.,
Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat
des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte
des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser,
K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer,
K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau,
M., Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K.,
Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von
Akkon nach Wien. Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v.
Arnold, U., 1978; Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die
geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980;
Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche
Orden, 1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in)
Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines
spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U.,
Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein
Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden.
Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel
aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen
des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989);
800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern,
1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des
Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon
zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen
Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im
Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des
Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004;
Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte
Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den Vögten
von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein Graf von
D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung
von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des Geschlechtes nach D. 1350 traten die
Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der Herrschaft
D. an. Seit 1499 und 1561 nannten sich jüngere Seitenlinien der Wild- und
Rheingrafen (Rheingrafen) nach D. Beim Aussterben der rheingräflichen Linie D.,
welche die Wildgrafschaft D., das Hochgericht Rhaunen, das Ingrichtsamt Hausen,
die Hälfte der Stadt Kirn und der Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt
Flonheim und ein Viertel der Herrschaft
Diemeringen/Dimringen besessen hatte, beanspruchten die Linien Grumbach und
Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die Häuser Salm das Ganze. Die Wild- und
Rheingrafschaft von D. gehörte dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S.
Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
Dhronecken, Thronecken, Tronecken, Thonecken (Herrschaft). Die auch Mark Thalfang genannte Herrschaft D. bei Hermeskeil auf dem Hunsrück gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Viertel den beiden fürstlichen Häusern
Salm gemeinsam und zu drei Vierteln den Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Rheingrafen bzw. Grafen Salm-Grumbach) und zählte über sie zum oberrheinischen
Reichskreis. Nach der Besetzung durch Frankreich fiel D. 1815 an Preußen und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Wallner 697 OberrheinRK 22.
Die (Hochstift). 325 erscheint erstmals ein
Bischof der gallorömischen civitas Dea Augusta Voconciorum. Im Streit um die
Metropolitanzugehörigkeit zwischen Vienne und Arles entschied Papst Calixt II.
am 15. 2. 1120 zugunsten von Vienne. Am 30. 7. 1178 bestätigte Kaiser Friedrich
I. Barbarossa den Bestand des Bistums und seinen Rang im Königreich Arelat. Um
die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die weltliche Herrschaft
des Bischofs von D., der seit 1275 zugleich Bischof von Valence war, durch den
Dauphin Ludwig II. empfindlich beschränkt. S. Dauphiné.
L.: Bligny, B., L'Eglise et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne
aux XIe et XIIe siècle, 1960.
Dieburg (Burg, Herrschaft).
In römischer Zeit lag am Schnittpunkt wichtiger Straßen im Gersprenztal der
Mittelpunkt der civitas Auderiensium. Im Frühmittelalter gehörte das Gebiet zum
Reichsforst Dreieich. Am Ende des 12. Jahrhunderts war D. in den Händen der
Bolanden, 1239 der Münzenberg. Als deren Erben verkauften die Isenburg und
Hohenlohe-Brauneck Burg und Stadt D. an das Erzstift Mainz, von dem es 1803 an
Hessen-Darmstadt kam. Nach D. nannten sich die Groschlag von D. S. Groschlag
von (und zu) Dieburg, Hessen, Ulner von Dieburg.
L.: Wolff 80; Hoch, G., Territorialgeschichte der östlichen Dreieich, Diss.
phil. Marburg 1953; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 140.
Diemantstein (Freiherren, Herrschaft).
Um 1260 errichtete Tiemo von dem Stein, der mit den Familien der Edelfreien der
Hohenburg und zu Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im Tal der Kessel bei
Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von Diemantstein (Stein)
Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des Geschlechts folgten 1730
die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift Sankt Ulrich und Afra zu
Augsburg und 1777 die Fürsten von Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542
dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an
Bayern.
L.: Schulz 260.
Diemeringen, Dimringen (Herrschaft).
1801 gehörte ein Viertel der Herrschaft D. über
die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Rheingrafen von Salm-Grumbach) zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 279f.; Wallner 697/698 OberrheinRK 22, 33, 43a.
Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren
von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie
erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte
Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren geschützten, zwischen den Hochstiften von
Minden, Osnabrück und Münster gelegenen Herrschaft
zwischen Wildeshausen und Bassum bzw. Levern und Rahden wurde. Wichtige Rechte
gingen um 1300 von den Welfen bzw. den Askaniern sowie den Grafen von
Ravensberg zu Lehen. Weitere Rechte bestanden im friesischen Küstenraum
(Midlum), doch blieb das Herrschaftsgebiet
insgesamt bescheiden. 1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen Minden die
Lehnshoheit des Reiches, 1531 der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an. 1521
trugen sie das Amt Auburg im Südwesten den Landgrafen von Hessen als Mannlehen
auf. 1531 erwarben sie (wohl zusammen mit der Reichslehnbarkeit) den
Grafenrang. 1585 starb das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1517 an Braunschweig-Lüneburg (bis 1665 Braunschweig-Celle,
dann Calenberg), Auburg (trotz eines 1606 vor dem Reichskammergericht
angestrengten, zweihundert Jahre währenden Rechtsstreits mit den Welfen) an
Hessen. 1593 wurden die Welfen vom Kaiser belehnt. Die Grafschaft gehörte dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1685/1723 ging sie, um 9 (bzw. 11,5)
Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D. (mit den Vogteien Barnstorf und Drebber)
und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde und acht Dörfern) in Hannover auf (1823
zusammen mit der Grafschaft Hoya Landdrostei Hannover). 1816 kam nach Abfindung
der Freiherren von Cornberg auch Auburg an Hannover. Über Hannover fiel D. 1866
an Preußen und 1946 an Niedersachsen. S. Niederrheinisch-westfälischer
Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F.,
Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die
Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1 1982;
Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000.
Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das durch die
Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte ursprünglich
die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto).
Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077)
im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft
im Egerland aus (1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146 wurde das Egerland
an das Reich gezogen. Cham und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig
entstandenen älteren Linie an den verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie
erlosch in ihrer jüngeren Linie mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit
kamen auch die Güter um Nabburg sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an
Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger
Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die
Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen
Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die
Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der
bayerischen Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der
Oberpfalz, Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3
1986, 1009; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Diersburg, Dierspurg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Nach der Burg D. bei Hohberg in der
Ortenau nannte sich erstmals 1197 ein Walther de Tirsperc, der mit den Grafen
von Geroldseck verwandt war. 1279 kam die Burg erbweise an die Ritter von
Schwarzenberg, am Ende des 14. Jahrhunderts je zur Hälfte an die Markgrafen von
Baden und an die Ritter Hummel von Stauffenberg, die ihre Hälfte im 15.
Jahrhundert an Baden verkauften. 1463 belehnte Baden den Ritter Andreas Röder
mit Burg und Herrschaft. Im 18. Jahrhundert
gehörte die Familie der D. (Röder von D.) mit D. und Reichenbach zum Ort
(Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben sowie zum Ritterkreis Unterelsass. D. gelangte über
Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Röder von Diersburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Dießen (reichsritterschaftlicher Ort). D.
südwestlich von Horb am Neckar erscheint erstmals am Ende des 11. Jahrhunderts.
Begütert waren dort die Dießer (bis 1520), Hülwer (bis 1528), Ow (bis etwa
1500) und die Neuneck (bis 1499). Von den Neuneck ging D. erbweise an die
Herren von Ehingen, 1556 an die Herren von Wernau und 1696 an die Schenken von
Stauffenberg über. Diese verkauften die reichsritterschaftliche, zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft
mit Dettingen und Bittelbronn 1706/1708 an Muri. 1803 kam D. mit der Herrschaft Glatt an Hohenzollern-Sigmaringen und damit
1849 an Preußen, 1945 an Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Hodler, F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928.
Dietenheim (Herrschaft).
Die mit den Grafen von Kirchberg verwandten Grafen von Brandenburg nahmen ihr
bisheriges Allod D. (Tutenheim) bei Ulm vom Reich zu Lehen. 1313 verpfändete
Friedrich der Schöne D. mit Brandenburg und Regglisweiler als Lehen Habsburgs
an die Herren von Ellerbach, welche die Güter 1446 an den Ulmer Bürger Krafft
verkauften. Von den Krafft und den mit ihnen verwandten Ehinger, die seit 1477
die Hälfte innehatten, erwarben 1481 die Rechberg die Güter. Bei ihrem
Aussterben 1537 fielen die Güter an Österreich heim, von dem sie 1539 an Anton
Fugger kamen. Im 18. Jahrhundert lebte in D. die Linie
Fugger-Dietenheim(-Brandenburg). 1805 fiel D. an Bayern, 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 204, 508; Eggmann, F., Geschichte des Illertales, 1862.
Dietrichstein (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1136 erscheint in Kärnten das Geschlecht der (Grafen von) D. Es teilte sich in
mehrere Linien (u. a. Dietrichstein-Dietrichstein,
Dietrichstein-Hollenburg,Dietrichstein-Nikolsburg [Dietrichstein-Niclasburg],
Dietrichstein-Rabenstein, Dietrichstein-Weichselstädt), die in der Steiermark,
in Niederösterreich und in Mähren begütert waren. 1506 stellten sie die
Erbmundschenken in Kärnten. 1514 wurden sie Freiherren, 1578 (Adam von D.) bzw.
1612 Reichsgrafen. In zwei Ästen der Linie Hollenburg wurden sie 1624 und 1648
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt der Fürst von D. durch § 11 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für die Herrschaft Tarasp (Trasp) in Graubünden die Herrschaft Neuravensburg. 1880 erlosch die Familie im Mannesstamm.
L.: Zeumer 553 II b 50; Klein 150.
Diez (Grafschaft). Grafen von D. (790
Theodissa [Altendiez?], später Didesse, 933 Dissermark) an der Lahn, die sich
gelegentlich auch Grafen von Weilnau nannten und vielleicht ursprünglich Grafen
des Niederlahngebiets (Niederlahngaus) waren, erscheinen etwa 100 Jahre nach
Aussterben der Konradiner (seit 1044/1073) und werden kurz nach 1150 als solche
genannt. Unter den Staufern nahmen sie wichtige Stellungen ein. 1302 teilten
sie ihre Herrschaft in Altweilnau und Neuweilnau
südwestlich von Usingen. Ihre sog. Goldene Grafschaft lag um Diez, Kirberg an
der Lahn, um Camberg und Wehrheim, um Hasselbach und Salz. In der ersten Hälfte
des 14. Jahrhunderts waren umfängliche Güter verpfändet. 1355 kamen ansehnliche
Teile an Nassau-Merenberg, 1362 ein Viertel der Grafschaft und 1376 Kirberg an
das Erzstift Trier. Bei ihrem Aussterben fiel die Goldene Grafschaft 1376/1384
über die Erbtochter an die Grafen von Nassau-Dillenburg sowie an Trier (Pfand,
Lehnsheimfall), Katzenelnbogen (1453 Kauf) und (1420 über Jutta von
Nassau-Dillenburg an) Eppstein, 1564 nach Auflösung der Gemeinschaft zwischen
Trier (ein Viertel) und Nassau-Dillenburg (drei Viertel) an Nassau allein,
wofür Trier die Kirchspiele Hundsangen, Nentershausen, Salz, Meudt und
Lindenholzhausen erhielt. 1530 hatte Nassau den Eppstein verbliebenen Anteil
(ein Achtel) erworben, aber nicht vermocht, ihn gegen Trier zu halten. 1557
hatte Nassau dafür einen Anteil Hessens (ein Viertel) gewonnen, den dieses von
Katzenelnbogen ererbt hatte. Seit 1607 benannte sich eine Linie der Grafen von
Nassau nach D. (Nassau-[Dillenburg-]Diez). 18061815 fiel das um 15
Quadratmeilen große D. an das Herzogtum Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Nassau-Diez.
L.: Wolff 337; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt der Herrschaften Limburg, Schaumburg und Holzappel, Diss.
phil. Marburg 1943; Heck, H., Die Goldene Grafschaft, 1956; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Territorialgeschichte
des Kreises Usingen, 1971; Storto, F./Stein, H., 650 Jahre Stadt Diez.
1329-1979, 1979; Schwind, F., Diez, LexMA 3 1986, 1039; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 147.
Dillenburg (Burg, Herrschaft).
Wohl schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbauten die Grafen von
Laurenburg/Nassau an der Dill die Burg D., die 1255 an die ottonische Linie der
Grafen von Nassau fiel. Seit 1290 war sie Sitz der Grafen. S.
Nassau-Dillenburg, Hessen.
L.: Wolff 337; Becker, E., Schloss und Stadt Dillenburg, 1950, Neudruck 1983.
Dinslaken (Herren, Herrschaft).
Die Burg D. am Nordwestrand des Ruhrgebiets wird 1163 (Dincelachen) zuerst
genannt. Nach 1220 fiel sie durch Heirat der Erbtochter der Herren von D. an
die Grafen von Kleve. Mit Kleve kam sie 1368 durch Heirat an die Grafen von der
Mark (1368-1406 selbständig) und 1609/1614/1666 erbweise an Brandenburg. 1946 fiel
D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Triller, A., Stadtbuch von Dinslaken, 1959; Dinslaken zwischen
gestern und morgen, 1970; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 152.
Dischingen, Tischingen (Herrschaft),
Markttischingen. D. an der Egau südlich von Neresheim war Hausgut der
Hupaldinger. Durch Heirat Adelas von Vohburg mit Friedrich I. Barbarossa kam es
an die Staufer. Innerhalb der Herrschaft
Trugenhofen fiel es um 1330 an die Grafen von Oettingen, danach an die
Helfenstein, Riedheim, Hürnheim-Katzenstein (1365), Westernach (1428) und unter
der 1510 anerkannten Landeshoheit Pfalz-Neuburgs erbweise an die Leonrod
(1544), dann durch Heirat 1663 an die Schenk von Castell und durch Kauf 1734 an
Anselm Franz von Thurn und Taxis. 1773 wurde die Befreiung aus der
Landsässigkeit der Pfalz erreicht. 1806 kam die Herrschaft
an Bayern, 1810 (Markttischingen) an Württemberg und damit D. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Dischingen in Vergangenheit und Gegenwart 1366-1966, 1966; Müller, A.,
Dischingen, 2. A. 1968.
Disentis (Reichsabtei, reichsunmittelbares
Kloster, Residenz), rätoroman. Mustèr. Das im 7. Jahrhundert zur Sicherung des
Lukmanierpasses im Vorderrheintal in der Hochgebirgslandschaft Desertina von
dem Franken Sigisbert und dem Räter Placidus gegründete, 960 von Otto I.
erneuerte Benediktinerkloster D. kam 1020 durch Heinrich II. an das Hochstift
Brixen, erhielt aber 1048 von Heinrich III. die Reichsunmittelbarkeit, der Abt
die Reichsfürstenwürde. Dank kaiserlicher Verleihungen gewann es bis ins
Urserental ein großes reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet.
1395/1424 beteiligte sich der Abt maßgeblich an der Stiftung des Grauen Bundes
(Graubünden). 1472 wurde die Herrschaft
Jörgenberg von den Grafen von Hohenzollern gekauft. 1803 kam die Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 146; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 322.
Dithmarschen (Gau, nahezu freie Bauernrepublik). Das
Gebiet zwischen Elbe, Eider und Wattenmeer der Nordsee war im Frühmittelalter
ein in vier Siedlungsräume gegliederter sächsischer Gau, der unter König bzw.
Kaiser Karl dem Großen christianisiert wurde. Im 11. Jahrhundert (1062) kam das
nach dem Personennamen Dietmar benannte, in ottonischer Zeit weitgehend sich
selbst überlassene Gebiet (Thedmarsgoi) durch König Heinrich IV. unter die Herrschaft des Erzstifts Bremen. 1147 wurde es von
Heinrich dem Löwen unterworfen, 1180 fiel es wieder an Bremen. Vom 13.
Jahrhundert an errangen die durch die Kultivierung des Marschbodens wohlhabend
gewordenen Bauerngeschlechter eine weitgehende Selbständigkeit mit eigener
politischer Organisation (1448 Achtundvierziger als Vertreter der Kirchspiele,
50 Schlüter [Schließer] und 300 Geschworene zusammen als die Vollmacht, die
jeweils zuletzt in Heide zusammenkam) und eigenem Landrecht (1321/1447,
gedruckt 1487). 1473/1474 erhielten die Könige von Dänemark und Herzöge von
Holstein D. gegen den Widerspruch der Achtundvierziger von Kaiser Friedrich
III. als Lehen, wurden aber 1500 vom dithmarsischen Volksheer geschlagen. 1532
wurde die Reformation eingeführt. 1559 konnten der König von Dänemark und die
Herzöge von Holstein-Gottorp (Gottorf) das Land unterwerfen. 1580/1581 wurde
die nördliche Hälfte (Norderdithmarschen mit Heide) an Holstein-Gottorp
(Gottorf) gegeben (herzoglicher Anteil), kam aber 1773 unter die Oberherrschaft
Dänemarks, das bereits die südliche Hälfte (Süderdithmarschen, königlicher
Anteil) erhalten hatte. 1866 fiel es mit Schleswig und Holstein an Preußen und
kam 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 445f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E1; Adolfi gen.
Neocorus, J., Chronik des Landes Dithmarschen, hg. v. Dahlmann, F., Bd. 1f.
1827, 1904, Neudruck 1927; Michelsen, A., Urkundenbuch zur Geschichte des
Landes Dithmarschen, 1834; Michelsen, A., Sammlung altdithmarscher
Rechtsquellen, 1842; Chalybaeus, R., Geschichte Dithmarschens bis zur Eroberung
des Landes im Jahre 1559, 1888; Marten, G./Mäckelmann, K., Dithmarschen,
Geschichte und Landeskunde, 1927; Carstens, W., Bündnispolitik und
Verfassungsentwicklung in Dithmarschen, Zs. d. Ges. für schleswig-holstein.
Geschichte 66 (1938); Klüver, W., Dithmarschen und Schleswig-Holstein im Wandel
der Geschichte, 1951; Stoob, H., Die Dithmarscher Geschlechterverbände, 1951;
Stoob, H., Geschichte Dithmarschens im Regentenzeitalter, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 34, 41, 49, 95, 96, III, 10, 31,
33, Thiadmariska, Thiadmaresgaho, Tedmarsgoi, Ditmarticorum terra, Ditmarcos, Dietmaringenses,
‚Dithmarschen‘; Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den
Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Kamphausen, A. u. a.,
Dithmarschen. Geschichte und Bild einer Landschaft, 1968; Eggers, P., Das
Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567 und seine Entwicklung bis
zum Ende der Gottorfer Herrschaft 1773, 1986;
Sax, P., Werke zur Geschichte Nordfrieslands und Dithmarschens, Bd. 7 Ergbd.
Register und Ergänzungen, 1987.
Dobrilugk (Herrschaft) s. Doberlug
Dohna (Reichsburggrafschaft). 1040 wird die am
Weg nach Böhmen auf einer vorgeschichtlichen Anlage wohl schon im 10.
Jahrhundert errichtete Burg D. bei Dresden erstmals erwähnt. 1086 kam sie unter
der Herrschaft Böhmens an Wiprecht von
Groitzsch. 1127 erscheint ein edelfreies Geschlecht von Rotowe bzw. Rötha (Röda
bei Altenburg?) im Pleißner Land, das (1144 oder) 1156 von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa mit der Reichsburggrafschaft über das 1152 von Böhmen an das Reich
zurückgefallene Donin (seit dem 15. Jh. D.) als Reichslehen belehnt wurde. Sich
nach D. benennend breitete es sich im 13. und 14. Jahrhundert über Böhmen, die
Lausitz und Schlesien aus. 1402 wurde die Familie durch die Markgrafen von
Meißen gewaltsam aus der Burggrafschaft vertrieben. Die Hauptlinie starb 1415
aus. 1423, 1558 und 1648 bestätigten die Kaiser gleichwohl die
Reichsunmittelbarkeit. Außerdem erhielt die Familie 1648 die kaiserliche
Anerkennung als Reichsburggrafen und Grafen, ohne dass dadurch
Reichsstandschaft verliehen worden wäre. Die in der Lausitz, in Schlesien,
Böhmen und Preußen begüterte Familie teilte sich seit 1649 in eine 1711
erloschene schlesisch-katholische Linie und eine ostpreußisch-protestantische
Linie mit den Zweigen Lauck, Reichertswalde, Schlobitten und Schlodien (seit
1619) sowie Dohna-Glodin und Dohna-Wartenberg.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Dohna, S. Graf
v., Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie Dohna, 1876; Dohna,
S. Graf v., Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna, Bd. 1ff.
1877ff.; Kekulé v. Stradonitz, S., Die staatsrechtliche Stellung der Grafen zu
Dohna am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, 1896; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dölau (Burg, Herrschaft).
D. westlich von Halle war zeitweise Sitz der Linie Reuß-Dölau. S. Reuß-Dölau.
L.: Wolff 420.
Dollendorf (Herrschaft).
Die Herrschaft D. gehörte zur Grafschaft Blankenheim
und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von Sternberg fiel. Danach kam D. an die
Rheinprovinz Preußens.
L.: Wolff 363.
Donaustauf (Herrschaft,
Residenz des Bischofs von Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930
Stufo) lag im königlichen Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift
Regensburg gab. Dieses konnte die sich um D. bildende Herrschaft
gegen Bayern behaupten, musste sie aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden.
Seitdem kam es zu mehrfachem Herrschaftswechsel
(Reichsstadt Regensburg, Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen
Reichskreis zählende D. 1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm
fiel es 1803 an den Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des
Großherzogtums Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Doornik (Herrschaft) s. Tournai
Dorfmerkingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). D. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an Ellwangen, 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Doria (Reichsfürsten). 1714 zog das Reich die
einem Fürsten D. gehörenden Herrschaften Calice
und Veppo ein und verkaufte sie an Malaspina. 1760 wurde das Haus D. in Genua
in den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369; Klein 170.
Dornbirn (freie Leute). D. westlich des
Einflusses des Rheines in den Bodensee erscheint 895 erstmals (Torrinpuirron).
Begütert waren dort Sankt Gallen, Weingarten, Mehrerau, das Stift Lindau, die
Herren von Hohenems (Ems) und das Reich. 1343 verpfändete Kaiser Ludwig der
Bayer unter anderem die reichsfreien Leute zu D. bei Bregenz für 1200 Mark
Silber an Ulrich von Hohenems. Später wurde die Pfandschaft in einen Verkauf
umgewandelt. 1765/1771 kam die Grafschaft Hohenems an Österreich, das schon
1375/1359 die Herrschaft Feldkirch gekauft
hatte. S. Vorarlberg.
L.: Dacheröden 134; Hugo 475.
Dornstetten (Herrschaft).
Das 767 (Stetten) erstmals erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts
Bamberg beim Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die Grafen von Urach
bzw. Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt, und kam 1320 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes
Dornstetten, 1968.
Dornum (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit D.
gegenüber der Insel Baltrum gehörte als adlige Herrschaft
zum Fürstentum Ostfriesland.
L.: Wolff 339.
Dörrenbach (Reichsdorf), Dierbach. (992 gab König
Otto III. Dörrenbach bei Bergzabern an die Abtei Selz. Am 22. 1. 1379
verpfändete König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem
verschiedene Dörfer bei Bergzabern. Die Pfalz verpfändete den Ort an Leiningen.
Mit der Herrschaft Guttenberg war D. in den
Händen von Leiningen und Pfalz, meist aber Zweibrücken. Von 1684 bis 1814
unterstand es Frankreich.) S. Bayern, Rheinland-Pfalz, Dierbach.
L.: Hugo 464.
Döttingen (Herrschaft).
D. bei Schwäbisch Hall war der Stammsitz der Herren von Bachenstein, die das
Dorf 1488 mit der zugehörigen Herrschaft an die
Grafen von Hohenlohe verkauften. Später kam es an die Linie
Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg-Kirchberg. Bis 1809 war es Sitz eines Amtes
Hohenlohes. Über Württemberg gelangte D. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46.
Drehna (Herrschaft).
Die Standesherrschaft D. bei Luckau gehörte zur Markgrafschaft Niederlausitz.
L.: Wolff 471.
Dreis, Dreiß (reichsunmittelbare Herrschaft, Reichsdorf?). D. nördlich der mittleren
Mosel wird bereits am Ende des 8. Jahrhunderts durch Karl den Großen der Abtei
Echternach bestätigt. Seit Ende des 15. Jahrhunderts bis 1714 prozessierte das
1121 Hektar umfassende Dorf um seine Anerkennung als Reichsdorf. Dem Abt gelang
es aber sowohl dieses Begehren als auch die Ansprüche des Erzstifts Trier durch
Urteil des Reichskammergerichts von 1602 abzuwehren. Die mit dem Aussterben der
Herren von Esch seit 1665 vogtfreie Herrschaft
Echternachs ging mit der Besetzung durch Frankreich 1794 unter. 1815 kam D. zu
Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 499; Looz-Corswarem, O. v., Die Beziehungen der Gemeinde D. zur Abtei
Echternach in neuerer Zeit, Rhein. Vjbll. 24 (1954), 90ff.
Dunstelkingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). D. zählte zum Kanton Kocher und kam an Thurn und Taxis, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Dünwerde (Herrschaft).
1801 gehörte das Amt Spangenberg als vormalige Herrschaft
D. über die Landgrafen von Hessen-Kassel zum oberrheinischen Reichskreis. S.
Preußen, Hessen.
L.: Wallner 694 OberrheinRK 1.
Durlach (Ort, Herrschaft,
Residenz). D. bei Karlsruhe erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer.
Später kam es an die Markgrafen von Baden. Bei der Teilung Badens wurde es 1565
Sitz der Markgrafen von Baden-Durlach (bis 1715). S. Baden-Durlach,
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 171; Seidenspinner, W., Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt
Durlach, ZGO 153 (2005), 61.
Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft).
D. bei Biberach an der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit
dem Bussen an Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im
16. Jahrhundert wurde es im schwäbischen Reichskreis waldburgischer
Verwaltungsmittelpunkt für die Herrschaft Bussen
und die untere Grafschaft Friedberg rechts der Schwarzach. 1786 wurde das
Oberamt D. mit der Grafschaft Friedberg-Scheer an die Fürsten von Thurn und
Taxis verkauft. 1806 wurde es der Landeshoheit Württembergs unterstellt und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973.
Dürn (Herren, Herrschaft).
Unter den Staufern sind die hochadligen Herren von D. (Durne, Walldürn östlich
von Amorbach) Reichsleute im Odenwald. Mittelpunkt ihrer Herrschaft war Amorbach. Über eine Erbtochter der
Grafen von Lauffen erlangten sie deren Güter, verloren danach aber rasch an
Bedeutung. 1271/1272 mussten sie ihre Güter an das Erzstift Mainz veräußern.
1332 starben sie aus.
L.: Liebler, H., Die Edelherren von Dürn, (in) Amorbach, Beitr. zu Kultur und
Geschichte. Neujahrsbll. hg. v. d. Ges. f. frk. Gesch. 25 (1953);
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 643.
Düsseldorf (Ort, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Berg bzw. Markgrafen bzw. Herzogs von Jülich bzw. Kleve
bzw. Pfalz-Neuburg). Zwischen 1135 und 1159 erscheint an der Mündung der Düssel
in den Rhein D., das spätestens 1189 durch Verpfändung von den Herren von
Teveren (Tyvern) an die Grafen von Berg kam. Unter den Grafen von Jülich wurde
es 1384 räumlich wesentlich erweitert. Nach der Vereinigung von Jülich, Kleve
und Berg mit Mark und Ravensberg 1521 wurde es Hauptstadt dieser Länder und kam
1614 mit Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, 1806 an das Großherzogtum Berg,
danach an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Lau, F., Geschichte der Stadt Düsseldorf, 1921, Neudruck 1980f.;
Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 8. A. 1980; Düsseldorf
vor 100 Jahren, hg. v. Kuntz, A., 1988; Düsseldorf. Geschichte von den
Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, hg. v. Weidenhaupt, H., Bd. 1 Von der
ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis 1614), Bd. 2 Von der
Residenzstadt zur Beamtenstadt, 1988; Droste, W., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Brockerhoff, M./Bußkamp, T.,
Düsseldorf, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 156; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 166.
Dyck (Reichsherrschaft). 1094 werden Herren
von D. zwischen Rheydt und Grevenbroich erstmals genannt. Ihnen gelang es, um
ihre Burg D. aus den Kirchspielen Bedburdyck, Hemmerden und der Herrlichkeit
Schelsen eine Herrschaft zu errichten. Die
Reichsherrschaft D. kam 1394/1395 beim Erlöschen der Herren an das Haus
Salm-Reifferscheid, das 1628 den Titel Altgraf erhielt, dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. 1813/1815 fiel die 1 Quadratmeile große Herrschaft
an Preußen, 1946 kam D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497; Zeumer 554 II b 63, 30; Bremer, J., Die reichsunmittelbare Herrschaft Dyck, 1959.
Ebeleben (Herren). Nach E. bei Sondershausen
nannten sich seit dem 13. Jahrhundert Ministeriale der Landgrafen von
Thüringen. Ihre Güter waren zur Hälfte Lehen der Wettiner, zur anderen Hälfte
Lehen der Grafen von Schwarzburg. Diese erwarben 1616 die protestantisch
gewordene Herrschaft durch Kauf. Von 1651 bis
1681 war E. Sitz der Linie Schwarzburg-Ebeleben. 1920 kam E. zu Thüringen.
L.: Wolff 378, 412.
Ebenweiler (Herrschaft). Die Herrschaft E. ist eine Erwerbung der Grafen von Königsegg, die am Ende des 18. Jahrhunderts der Linie Königsegg und Aulendorf zustand. 1806 fiel Königsegg an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Eberhardzell (Herrschaft).
1520 erwarben die Truchsessen von Waldburg die Herrschaft
E. südlich von Biberach von Österreich, das sie 1331 mit der Herrschaft Waldsee erlangt hatte, zu Pfand, 1530 zu
Eigengut. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee.
Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Ebernburg (Herrschaft).
1448 gelangte die Herrschaft E. an der Mündung
der Alsenz in die Nahe als Pfand an Ritter Reinhard von Sickingen. 1750/1751
fiel sie von dort an die Pfalz. Über Bayern kam E. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff, 261; Böcher, O., Die Ebernburg. Geschichte und Baugeschichte, 1988.
Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das 944
erstmals erwähnte Gersfeld in der Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von
Schneeberg, das nach der Eroberung durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12.
Jahrhundert nachweisbaren Herren E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der
Rhön in staufischer Zeit errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von Fulda
zerstört, 1396 als Ganerbenburg unter Lehnshoheit Fuldas wieder aufgebaut. 1435
entstand im Anschluss daran die reichsunmittelbare Herrschaft
der Herren von E. 1460 wurde die Burg erneut von Fulda erobert. Seit dem 16.
Jahrhundert zählte die in 3 Linien geteilte Familie der E. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken (im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof, Dammelhof, Diesgraben,
Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn], Kippelbach, Maiersbach,
Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers, Sandberg und Schachen).
Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Baunach an. Ernst
Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den Ganerbschaften Bechtolsheim
und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter Hinzufügung des Namens und
Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard Freiherr von Leyen in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Die Freiherren E. waren bis zum 1790 erfolgten Verkauf von einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim an den Freiherren von Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim)
Mitglied des Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1785 heiratete die
letzte, in Gersfeld lebende Erbin den Grafen Johann Wilhelm von
Froberg-Montjoie (Montjoye). Gersfeld kam 1816 an Bayern, 1866 an Preußen und
1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel,
A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite,
1924.
Ebersberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). E. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam bei der Mediatisierung an Württemberg.
Ebersdorf (Ort, Herrschaft).
E. bei Lobenstein wurde 1678 unter Graf Heinrich X. Sitz der Linie
Reuß-Ebersdorf. Unter ihr entwickelte sich E. zu einem Mittelpunkt des
Pietismus. 1848 dankte Graf Heinrich LXXII. zugunsten von Reuß-Schleiz ab. 1920
gelangte E. an Thüringen.
L.: Wolff 420.
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie stifteten um die
Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb und bauten eine
bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem
Hauptort Gernsbach auf (nach 1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer
um Rotenfels am Unterlauf der Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13.
Jahrhundert (vor 1251) zogen sie in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach.
1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283 erwarben die Markgrafen von Baden die
Hälfte der namengebenden Burg. 1387 musste der größte Teil der Grafschaft an
die Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660 erlosch das Geschlecht im
Mannesstamm, der ebersteinische Anteil an Gernsbach fiel an Speyer als
Lehnsherren, 1803 an Baden, das 1666/1667 bereits andere Teile der Güter
erhalten hatte. Die dem schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um
6 Quadratmeilen groß war und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt
Gernsbach, die Abtei Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte
Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung
im Uf- und Pfinzgau vom 11. bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und
Herren in Südwestdeutschland, hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R.,
Gernsbach im Murgtal, 2006.
Ebringen (reichsritterschaftliche Herrschaft). E. am Schönberg im Breisgau wird 716/720
erstmals erwähnt. Es war später Verwaltungsmittelpunkt der Güter des Klosters
Sankt Gallen im Breisgau. 1349 belehnte das Stift den Ritter Werner von
Hornberg gegen Auftragung seiner Burg Schneeburg (Schneeberg) auf dem Schönberg
mit der Herrschaft E. Später wechselten die
Lehnsleute mehrfach, bis seit 1621 Sankt Gallen das zurückerworbene Lehen
wieder selbst verwaltete. Die geistlichen Statthalter wurden bezüglich der Herrschaft als Mitglieder der breisgauischen
Ritterschaft betrachtet. Über Baden kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wohleb, J., Die Sankt Gallische Herrschaft
Ebringen im Breisgau, Bodenseebuch 1941; Rößler, K., Geschichte des Dorfes
Ebringen, 1959; Förderverein Dorfarchiv, Ebringen im Wandel der Zeit, 1988;
Ebringen. Herrschaft und Gemeinde, hg. v.
Schott, C./Weeger, E., Bd. 1 1992.
Echallens (Stadt, Herrschaft).
1350 wurde das schon römisch besiedelte E. am Talent bei Lausanne ummauert.
1475 wurde es von den Eidgenossen der Schweiz erobert. Von 1484 bis 1789 stand es
unter gemeinsamer Herrschaft von Freiburg im
Üchtland und Bern.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3.
Eckmühl (Herrschaft) s. Eggmühl
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061
erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des
mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge
und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen
Besiedelung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold
III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146
und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von
Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu
einer straff organisierten Herrschaft mit dem
Vorort Eger ausgebaut (provincia Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der
Staufer (um 1254) wurde das bis 1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der
Süden wurde vom Kloster Waldsassen zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst,
das 1411 unter den Schutz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts unter die
Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen
zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich und bildeten vom 15. Jahrhundert an
um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg (Sechsämterland), die mit der
Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im Norden fielen Teile an das
meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch entstand. Den Rest erwarb
Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich zurückgeben musste. 1322 gewann
Johann von Luxemburg dieses Gebiet als Gegenleistung für die böhmische Stimme
bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum König (neben 20000 Mark Silber) als
Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem
Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein
deutsche Bevölkerung aus der 1918 enstandenen Tschechoslowakei weitgehend
ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt,
Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986,
1604ff.
Eggmühl, Eckmühl (Herrschaft).
1801 zählte die Herrschaft (Pfleggericht) E.
über Bayern (Niederbayern) zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1.
Eglingen (reichsfreie Herrschaft).
E. bei Heidenheim an der Brenz war Sitz der seit dem 17. Jahrhundert
reichsfreien Herrschaft E. Diese kam vom
Ortsadel über mehrere Hände 1530 an die Freiherren, seit 1664 Grafen von
Grafeneck, die 1615 die Lösung von der Oberherrschaft Pfalz-Neuburgs
erreichten, und 1723/1728 vom letzten Grafen von Grafeneck durch Verkauf an
Thurn und Taxis, 1806, um 0,5 Quadratmeilen groß, an Bayern sowie 1810 an
Württemberg. Der Inhaber der Herrschaft war
Mitglied des schwäbischen Reichsgrafenkollegiums des Reichsfürstenrates und
hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg fiel E.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 209; Zeumer 554 II b 61, 17; Wallner 689 SchwäbRK 86.
Eglofs (Herrschaft,
Grafschaft, Reichsdorf). Die aus der Grafschaft im Alpgau hervorgegangene Herrschaft E. in Oberschwaben kam von den
Udalrichingern über die Grafen von Kirchberg und Grüningen
(Württemberg-Grüningen) 1243 (durch Verkauf des comitatum in Albegowe cum
castro Megelolues für 3200 Mark Silber Kölnisch) an die Staufer und wurde
danach Reichsgut. Dieses wurde mehrfach verpfändet und von den
Pfandberechtigten erheblich geschmälert, so dass sich ihr Gebiet nach 1500 auf die
nähere Umgebung des Dorfes E. zwischen Oberer Argen und Unterer Argen
beschränkte. 1582 löste Kaiser Rudolf II. die Pfandschaft ein. 1661 wurde sie
als Reichsgrafschaft an die Grafen von Traun (Abensberg und Traun) verkauft,
die 1662 Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis erlangten. Zur Grafschaft zählten auch die im Allgäu
zerstreuten Freien vom oberen und unteren Sturz, ehemals reichsfreie Bauern (in
Gopprechts, Hof, Rieggis, Diepolz, Gunzesried, Schweineberg, Halden, Sigiswang,
Muderpolz, Dietrichs, Bauhof, Kierwang, Tiefenbach, Börlas, Freibrechts, Steig
bei Memhölz, Reuter, Wiedemannsdorf, Sankt Johannstal, Köldorf, Knechtenhofen,
Berg bei Missen, Missen, Weißach, Buflings, Unterthalhofen, Wiederhofen, Aigis,
Wilhams). Möglicherweise war der Eglofser Gesamtverband ein Personenverband
einer Gerichtsgemeinde. 1804 wurde E. von Fürst Windischgrätz erworben und 1805
zusammen mit der Herrschaft Siggen zum
Reichsfürstentum Windischgrätz erhoben. 1806 kam E. mit rund 2 Quadratmeilen
bzw. 35 Quadratkilometern und etwa 2000 Einwohnern an Württemberg. Die Bauern
von E. bewahrten eigene, vielleicht auf fränkische Wehrbauernsiedlung
zurückgehende, jedenfalls seit 1243 bezeugte Freiheiten bis ins 19.
Jahrhundert. Über Württemberg gelangte E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 165; Hugo 452; Wolff 207; Zeumer 553 II b 61, 14; Wallner 688
SchwäbRK 56; Mayer, T., Bemerkungen und Nachträge zum Problem der freien
Bauern, Zs. f. württemberg. LG. 13 (1954); Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 2 1971; Kissling, P. Freie Bauern und bäuerliche
Bürger – Eglofs im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit, 2006 (mit
Übersichtskarte).
Ehingen (reichsstadtähnliche Stadt). In dem 760 oder
961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230 von den schwäbischen
Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt gegründet. 1343 wurde
E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft, bis 1568 von Habsburg
aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche
Stellung (1379 Befreiung vom auswärtigen Gericht, 1434 Blutbann, 1444 Wahl des
Ammannes, 1447 Befreiung von auswärtigen Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680
Erwerb der Pfandschaft der Herrschaften Berg[, Ehingen]
und Schelklingen) und wurde Tagungsort der Landstände Schwäbisch-Österreichs
sowie Sitz des Kantons Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von
Österreich an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt,
1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in)
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3.
A. 1978.
Ehrenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Vermutlich in der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts wurde am Ehrbach bei Brodenbach die E. erbaut, die das Erzstift
Mainz den Pfalzgrafen bei Rhein zu Lehen gab. Nach der E. nannten sich seit
1189 Ritter von E., die Lehnsleute der Pfalz waren. Um 1399 zog die Pfalz die Herrschaft als erledigtes Lehen ein, teilte aber 1413
mit Schönenburg und Pyrmont. 1426 erbte Pyrmont den Anteil Schönenburgs. 1545
kamen die Güter durch Erbfolge von Pyrmont-Ehrenburg an Eltz-Pyrmont, 1561 an
Quadt von Landskron, 1668 an die Freiherren Clodt zu Ehrenberg (E.) und 1789 an
den Freiherren vom Stein. Die aus den Dörfern Brodenbach und Karbach und der
Vogtei Hirzenach (Oberhirzenach) bestehende Herrschaft
zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Über Preußen
gelangten die Gebiete 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515; Skiba, W., Die Burg in Deutschland. Aufzeichnung und Analyse der
Ehrenburg auf dem Hunsrück, Darmstadt 1962 (masch. schr.).
Ehrenfels (Herrschaft).
Die Burg E. nordwestlich von Regensburg an der Schwarzen Laber (Laaber) war
Mittelpunkt einer Herrschaft (u. a.
Beratzhausen), die seit 1256 denen von E. (Hohenfels) unterstand. Im 14.
Jahrhundert ging sie erbweise an die Herren von Stauf über. 1567 wurde E. an
die Pfalzgrafen (Pfalz-Neuburg) verkauft. 1801 gehörte die Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an und befand
sich im Besitz der Pfalz bzw. Bayerns, die aber Sitz und Stimme bei dem
Reichskreis wie im Reichsfürstenrat nicht wahrnahmen.
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 18.
Ehrensberg (Herrschaft), Erisberg. Die Herrschaft E. wurde 1526 von der Abtei Kempten erworben, die 1803 an Bayern kam.
Ehrenstein (Herren). Um 1330 erbauten die
edelfreien Herren von Ütgenbach bzw. Uetgenbach, die als Zeugen in saynischen Urkunden
und als Prümer sowie Schwarz-Rheindorfer (Schwarzrheindorfer) Vögte erscheinen,
die Burg E. bei Neuwied, nach der sich seit 1331 Herren von E. nennen. 1449
verkauften sie die Herrschaft E. den
verschwägerten Herren von Nesselrode. 1524 kam sie über die Erbtochter an die
Rennenberg, die 1526 von Köln damit belehnt wurden. Später fiel sie an Preußen
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 202ff., 319f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen
Willibald als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den
späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese
Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei
Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg
(1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz,
durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen
(Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an Preußen
(Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete
Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als freie
Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der
eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh.,
Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen
Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137;
Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der frühen Neuzeit.
Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter
Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und
geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988;
Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese
Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel
zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526,
1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636
bis 1790, 2009.
Eilenburg (Herrschaft),
Eulenburg. Vermutlich ließ Heinrich I. an der Stelle einer sorbischen Feste die
961 erstmals genannte Burg E. bei Leipzig errichten. Burg und Umland kamen vor
1000 als Reichslehen an die Wettiner, von diesen im 12. Jahrhundert an die 1170
erstmals erwähnten ministerialischen Vögte und Herren von E. (Ileburg) bzw.
Eulenburg. 1364 geriet die Herrschaft unter die
Lehnshoheit Böhmens, wurde aber 1402 vom Markgrafen von Meißen zurückgekauft.
1815 fiel E. an Preußen. S. Eulenburg.
L.: Wolff 378; Diplomatarium Ileburgense, hg. v. Mülverstedt, A. v., Bd. 1f.
1877ff.; Platen, P., Die Herrschaft Eilenburg
von der Kolonisationszeit bis zum Ausgang des Mittelalters, 1914; Büchting, W.,
Geschichte der Stadt Eilenburg, 1923.
Eilendorf (Herrschaft). E. bei Aachen kam vor 1238 vom Reich an das Stift Kornelimünster. Nach der Besetzung durch Frankreich 1797 fiel die Herrschaft E. mit Kornelimünster 1815 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
Einsiedeln (Reichsabtei, Residenz). Um die Zelle
des 861 ermordeten Einsiedlers Meinrad wurde zu Beginn des 10. Jahrhunderts
eine Klausnergemeinde gegründet, die 934 Benediktinerabtei wurde. 947 stattete
König Otto I. das Kloster mit Immunität und freier Abtwahl aus (Reichsabtei).
Seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts stand (Maria) E. im Streit mit Schwyz um
seine südlichen Güter (Marchenstreit). 1283 kam die Vogtei an Habsburg,
1286/1294/1424 an Schwyz, das 1350 die streitigen Güter gewann. Damit unterfiel
die Abtei der Herrschaft von Schwyz.
L.: Wolff 522; Ringholz, O., Geschichte des fürstlichen Benediktinerstifts
Einsiedeln, Bd. 1 1904; Kläui, P., Untersuchungen zur Gütergeschichte des
Klosters Einsiedeln vom 10. bis zum 14. Jahrhundert, Festgabe H. Nabholz, 1934,
78ff.; Kälin, W., Einsiedeln, 1958; Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst
und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, hg. v. Schmid, A., 1964;
Keller, H., Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, 1964; Gilomen-Schenkel,
E., Einsiedeln, LexMA 3 1986, 1743f.; Böck, H., Einsiedeln, 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 652,
1, 2, 164; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische
Reich, 2007.
Eisenach (Stadt, Fürstentum, Residenz des
Landgrafen von Thüringen). E. an der Hörsel wurde im 12. Jahrhundert Marktort.
Um 1190 nannte sich ein Sohn des Landgrafen von Thüringen Landgraf von E. Das
Stadtrechtsprivileg Landgraf Albrechts des Entarteten von 1283 erklärte E. zum
Oberhof für die Städte des Fürstentums. Der Stadtschreiber Johann Rothe (1350/1360-1434)
verfasste ein Eisenacher Rechtsbuch, in dem er Stadtrecht, Landrecht (Meißner
Rechtsbuch nach Distinktionen) und gelehrtes Recht (Dekret, Dekretalen,
römisches Recht) zu verbinden versuchte. Der Stadtschreiber Johann Purgold (um
1490) überlieferte es in zehn Büchern. Seit 1572 war E. mit Unterbrechungen
Hauptstadt eines Herzogtums Sachsens. 1741 kam es mit den Städten und Ämtern
E., Creuzburg (Kreuzburg) und Gerstungen, Remda und Allstedt, den Ämtern
Tiefenort, Großrudestedt (Großenrudstedt) und Jena und der Herrschaft Farnroda an Sachsen-Weimar, 1920 an
Thüringen. S. Sachsen-Eisenach, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Storch, J., Topographisch-historische Beschreibung der Stadt
Eisenach, 1837; Die Stadrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v.
Devrient, E., 1909; Peter, H., Die Entstehung des Herzogtums Eisenach, 1921;
Helmboldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Eisenacher Rechtsbuch,
bearb. v. Rondi, P., 1950; Patze, H., Eisenach, LexMA 3 1986, 1754ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 166
Eisenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Um 1288 erscheint erstmals die auf
welfischem Gut um Memmingen in staufischer Zeit errichtete Burg E. Sie wurde um
1300 Mittelpunkt einer von den Herren von E. unter der Landvogtei Oberschwaben
errichteten Herrschaft, zu der Amendingen, E.,
Grünenfurt, Schwaighausen, Trunkelsberg und Unterhart gehörten. Seit 1455 war
die dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörige Herrschaft in den Händen der patrizischen Settelin von
Memmingen. 1580 kam sie an das Unterhospital Memmingen, 1601 an die Neubronner
von E. 1671 erfolgte eine Zwölfteilung (Wachter, Zoller, Ebertz (Eberz),
Schermar, Lupin). 1803 fiel die 1801 über die Reichstadt Memmingen zum
schwäbischen Reichskreis gerechnete Herrschaft
an Bayern.
L.: Wolff 217, 508; Wallner 688 SchwäbRK 57.
Eisenstadt (Herrschaft).
E. am Südostrand des Leithagebirges wird nach älteren Vorläufern 1264 als minor
Martin (Kleinmartin) erwähnt. Die um die im 14. Jahrhundert entstandene Burg
gebildete Herrschaft gehörte zunächst den
Kanizsay bzw. Kanizsai. 1445/1491 fiel sie an Habsburg und wurde
verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. 1647 kam E. wieder unter die
Verwaltungs Ungarns, 1919 zu Österreich (Burgenland).
L.: Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, Bd. 2: Der Verwaltungsbezirk
Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust, 1963.
Eiß, Eys (Herrschaft),
ndl. Eijs. 1801 zählten die Herrschaften Wittem,
E. und Schlenacken westlich von Aachen mit 1,5 Quadratmeilen und 2700
Einwohnern in den Händen der Grafen von Plettenberg zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Später gelangte sie an die
Niederlande.
L.: Wolff 362; Wallner 704 WestfälRK 44.
Elbing (reichsunmittelbare Stadt?, Residenz des
Landmeisters des Deutschen Ordens). An dem Übergang der Straße aus der Mark
Brandenburg ins Baltikum über die Weichsel-Nogat-Niederung östlich von Danzig
errichteten um 1240 lübische Kaufleute die Stadt E. Am 10. 4. 1246 erlangte die
Stadt außer dem Recht Lübecks vom Hochmeister des Deutschen Ordens ein
Landgebiet von rund 200 Quadratkilometern. 1288 gewährte der Orden hier die
niedere, 1339 die hohe Gerichtsbarkeit. Dementsprechend gewann E. eine durchaus
mit den Reichsstädten vergleichbare Stellung. Am 24. 8. 1457 erlangte E. in
Verhandlungen mit Polen eine Erweiterung des Herrschaftsgebiets
auf rund 500 Quadratkilometer. 1521 erscheint E. unter den freien und
Reichsstädten der Reichsmatrikel. Die Wiedervereinigung Altpreußens durch
Friedrich den Großen bedeutete in der Mitte des 18. Jh.s das Ende der
Selbständigkeit Elbings und die Eingliederung in Preußen. 1945 wurde es von der
Sowjetunion nahezu gänzlich zerstört. Etwa vier Fünftel der Bevölkerung flohen.
E. kam unter die Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Reichsmatrikel 1521; Carstenn, E., Geschichte der Hansestadt Elbing, 1937;
Boockmann, H., Elbing, LexMA 3 1986, 1777f.; 750 Jahre Elbing, hg. v. Jähnig,
B./Letkemann, P., (in) FS E. Bahr, 1987; Schuch, H., Elbing, 1989;
Kaim-Bartels, A., Die Städte Kulm und Elbing und ihre Dörfer im Mittelalter,
Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989), 5ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 161.
Ellgau (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft E. der Grafen
Fugger-Glött zum schwäbischen Reichskreis. Sie gelangte danach an Bayern. S.
Bodeck von Ellgau.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b.
Ellingen (Ort, Herrschaft).
Das 899 erwähnte E. an der schwäbischen Rezat gab Kaiser Friedrich II. 1216 an
den Deutschen Orden. Später wurde es Sitz der Ballei Franken des Deutschen
Ordens. 1796 fiel es an Preußen, 1806 an Bayern.
L.: Wolff 113.
Ellrichshausen, Ellrichhausen, Ellershausen
(Freiherren, Reichsritter). Die Burg E. bei Schwäbisch Hall erscheint erstmals
1240 (Oulrichshausen). Von etwa 1550 bis um 1806 zählten die Freiherren von E.
mit der 1676 erworbenen Herrschaft Assumstadt,
Ziegelhütten, Züttlingen und Maisenhälden (Maisenhelden), Teilen von Jagstheim,
Teilen von Satteldorf, Teilen von E. und bis 1788 auch mit Neidenfels zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter (Neidenfels und
Jagstheim, Züttlingen mit Assumstadt, Ziegelhütten und Maisenhälden) fielen
später an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Im 16.
Jahrhundert waren die E. auch im Kanton Altmühl immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56; Pfeiffer 211;
Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 32, 35, 183, 185; Riedenauer 123; Rahrbach
62; Neumaier 72, 149f., 152.
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei,
Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. (“Elch-wangen“) an der Jagst
wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von
den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet. Seit
817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien. Seine
staufertreuen Äbte waren seit 1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die
Grafen von Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es
in ein exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem
Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337
bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545
Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation
1802 etwa 20000 Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet
von etwa 500 Quadratkilometern (7 Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs
fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer Geschichtsquellen,
1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O., Das Gebiet der
Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E., Ellwangen an
der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929; Hölzle, E., der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer, H., Verfassungs-
und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959; Ellwangen
764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Burr, V., Bd.
1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Seiler,
A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt, 1979;
Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen und die
Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D., Das
geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988);
Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654,
1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
Elmenhorst (Reichshof, Reichsdorf). Vermutlich
schon 1248 verpfändete König Wilhelm von Holland den Reichshof E. bei
Recklinghausen an das Erzstift Köln, was Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau
1292 und Albrecht I. 1298 bestätigten. Am 20. 1. 1300 verpfändete König
Albrecht dem Grafen Eberhard von der Mark für 1400 Mark die Reichshöfe
Dortmund, E., Brackel (Brakel) und Westhofen. Allerdings gelang es den Grafen
von der Mark nicht, den Hofesverband zu einer geschlossenen Herrschaft auszubauen, vielmehr mussten die Herzöge
von Jülich als ihre Erben 1561/1565 die Zuordnung zu Köln bzw. Dortmund
anerkennen. Über Preußen kam E. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Hugo 470.
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam
1079 an Friedrich von Staufen, zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um
1254 in zahlreiche einzelne Herrschaften. Der
1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur Wiedergewinnung und
Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die Reichslandvogteien Oberelsass und
Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu seinen Lebzeiten (vor 1291) in
Hagenau zusammengelegt wurden. Die Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die
seit 1135/1268 den Grafen von Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten
weltlichen Landesherren werden. Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim,
zu denen 1130 Güter um Landser und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über
Murbach. 1224 erwarb Habsburg die Herrschaft
Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont),
Thann und Sennheim, 1347 die Herrschaft
Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft
Belfort. 1354 schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum
Zehnstädtebund (Dekapolis) zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass
(Niederelsass), dem früheren Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg,
dann von den Grafen von Werd ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift
Straßburg. 1469 verpfändete die Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen
Gebiete an Burgund, doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und
fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504
die Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der
Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum
österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis.
Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein, Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft
Horburg, Herrschaft Reichenweier) sowie die
Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm. 1648/1684/1697 wurden
der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der Reformation
protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg, Hagenau,
Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar (Kolmar),
Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde Straßburg
von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den größten Teil
des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als oberste Behörde
Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in Ensisheim. Gleichwohl
blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die Départements Haut-Rhin
und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen Reichsgesetze offiziell
aufhob und die Reichsgrafschaften und Reichsherrschaften annektierte,
deutschsprachig und geistig-kulturell (mit wachsendem Abstand) dem Reich
verbunden. Danach wurde es vor allem durch Napoleon, dessen Regelungen bis 1982
Bestand behielten, zunehmend in Frankreich integriert, wobei ein einflussreicher
frankophoner Bevölkerungsteil einem konservativem deutschsprachigen
Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb die Verwaltung Frankreichs
110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens aus dem Lande. Zu Beginn des
zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der Bevölkerung nach Südwestfrankreich
evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das von Deutschland besetzte Land
zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht weniger als ein Drittel der Schüler
noch Elsässisch und die deutsche Sprache verschwindet aus dem öffentlichen
Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob, K.,
Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien des
Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 (
Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut,
H./Berthaut, A., La carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der
Reichslandvogtei im Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen
Landstände, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Alsatia, Alsaciensis, Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz,
Sermersheim, Lupstein, Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw.
Altorf, Brumath, Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim,
Winzenheim, Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen,
Offenheim, Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw.
Bohlsbach in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im
Elsass von 1871 bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie
des Elsasses, Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913;
Wackernagel, R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935;
Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire
topographique du département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et
modernes, Paris 1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés,
du début du 18. siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch
Woordenboek, 1960, 313; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I,
9, II, 9, 13, 21, 22, 23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia,
pagus Alisacensis, Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe,
Elisgaugium, Elsass; Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de
l’Alsace, hg. v. Rapp, F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France.
Dictionnaire d'histoire administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin,
1977; Duranthon, M., La carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus,
F., Histoire de l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an
Frankreich. Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in
Alt-Vorderösterreich (1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4.
A. 1984; Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass,
LexMA 3 1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler,
B., Das Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789),
Alemannisches Jb. 1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und
Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische
Territorialpolitik im Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass);
Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les
monastères d’Alsace, Bd. 1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens
1680-1914, 2006; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012.
Elsass-Schwaben-Burgund (Ballei des Deutschen Ordens), Elsass
und Burgund. Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der 12 Balleien des
Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die Kommenden Kaysersberg (vor
1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim (1278), Gebweiler (nach 1270)
und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw. Könitz bei Bern (1226), Basel
(1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen (1226) (Dorf Beuggen bei
Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten Breisgau und
Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern Wasenweiler,
Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw. Räxingen, Ihlingen
bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270) (mit der Insel
Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt Überlingen sowie dem
Amt Blumenfeld mit mehreren Dörfern) sowie Altshausen (1264) (mit dem Schloss
Altshausen und einigen Dörfern), Zur Kommende Altshausen zählten auch die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und Waldstetten
(mit den Flecken Rohr bzw. Unterrohr und Waldstetten und dem Dorf Bleichen bzw.
Unterbleichen), das Schloss Arnegg bzw. Arneck, das Kastenamt in der
Reichsstadt Ravensburg, Schloss und Herrschaft
Achberg und das Bergschloss Hohenfels mit mehreren Dörfern. Als Folge der
Verpfändung der Ballei durch den Deutschmeister an den Hochmeister (1394/1396)
erlangte die Ballei weitgehende Selbständigkeit. Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte sie zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. Zugleich war ihr Komtur zu Altshausen
Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Sitz des Landkomturs war von 1410 bis 1806 Altshausen bei Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft
Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und Waldstetten als eigene Kommende geführt und der
reichsritterschaftliche Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen
im Kanton Donau aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von
Altshausen, 1932; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien,
1951; Tumler, L., Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400,
1954; Müller, K., Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei
Elsass-Schwaben-Burgund im Jahre 1393, 1958; Millitzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Der Deutsche Orden und die
Ballei Elsass-Burgund, hg. v. Brommer, H., 1996.
Elstra (Herrschaft).
Vermutlich um 1200 entstand das erstmals 1248 bezeugte Kolonistendorf E. bei
Dresden. Es wurde bald Vorort der unbedeutenden Herrschaft
E., die vielleicht auf die Burggrafen von Strehla zurückgeht. 1635 kam es an
Sachsen (Kursachsen).
L.: Wolff 470; Nachrichten über die Stadt Elstra, 1929; Helbig, H., Die
Oberlausitz im 13. Jahrhundert. Herrschaften und
Zuwanderung des Adels, Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956), 59.
Eltz (Herrschaft,
Herren, Grafen, Reichsritter). Nach der im 12. Jahrhundert kurz vor dem
Einfluss der Elz in die Mosel entstandenen Burg E. nannten sich seit 1150/1157
Herren von E. Durch allmähliche Aufspaltung des Geschlechts in mehrere Linien
wurde die Burg Ganerbenburg. 1331/1336 erzwang der Erzbischof von Trier die
Übergabe. Die Herren von E. wurden Lehnsleute des Erzstifts Trier. Die Burg war
Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft der später
in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. Im 18. Jahrhundert waren die Grafen
zu E. mit einem Drittel Burg-Gräfenrode (Burggräfenrode) im Kanton
Mittelrheinstrom, mit einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Leyen) und
einem Viertel Rümmelsheim im Kanton Niederrheinstrom und mit Vendersheim im
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert. Ab etwa 1760
gehörten E. auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. 1815 kam Eltz zu
Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Faust von Stromberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Zimmermann 66f.; Winkelmann-Holzapfel 147; Riedenauer 123.
Emblikheim(, Emlichheim) (Herrschaft).
1801 zählte die Herrschaft (Amt) E. über die Grafschaft
Bentheim zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 351; Wallner 702 WestfälRK 14.
Emerkingen (Herren, Herrschaft). Nach dem 805 erstmals erwähnten E. an der Donau (Antarmarhingas) nannten sich Herren von E., die verschiedenen Herren dienten. 1293 waren sie Reichsministeriale, von 1285 bis 1297 Vögte des Klosters Zwiefalten. Vor 1297 kam die von ihnen gegründete Stadt Munderkingen an Habsburg. 1367 wurde die Herrschaft E. an die Freyberg verkauft. Danach ging sie an die Stein zum Rechtenstein (Stein) über und 1445 zur Hälfte an Habsburg/Österreich, das 1732/1734 damit die Stadion belehnte, die im 19. Jahrhundert auch die andere Hälfte erwarben. 1805 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Engen (Herren). E. bei Konstanz wird 1050
erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von E. (auch Herren von Hewen),
die um E. begütert waren. 1398 kam E. an Habsburg, 1639 an die Grafen von
Fürstenberg, 1806 an Baden und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Sandermann, W., Die Herren von Hewen und ihre Herrschaft, 1956; Engen im Hegau, Bd. 1: Mittelpunkt
und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, hg. v.
Berner, H., Bd. 1ff. 1983ff.
Enzberg (Herrschaft).
E. an der Enz wird erstmals 1100 erwähnt. Nach ihm nannte sich seit 1236 ein
Ministerialengeschlecht. Ort und Burg wurden 1324 Lehen Badens. Nach 1384
siedelten die Herren nach Mühlheim an der Donau über, das sie 1409 von den
Weitingen kauften. 1438 erwarb Kloster Maulbronn ein Viertel des im Übrigen
ritterschaftlichen Ortes. 1544 wurde die hohe und fürstliche Obrigkeit der Herrschaft E. durch Vertrag der Grafschaft Hohenberg
und damit Habsburg/Österreich übertragen. 1685 kam das ritterschaftliche E. an
Württemberg, 1806 auch Mühlheim. Die Freiherren von E. waren 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil im Hegau und am
Bodensee, seit dem 16. Jahrhundert mit Mühlheim an der Donau und Bronnen
Mitglied des Kantons Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1951/1952 gelangte E. zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm.
2, Anhang 4, 81; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909;
Wissmann, F., Das ehemalige Städtchen Enzberg, 1952.
Eppenstein (Burg, Herrschaft,
Herzöge). Nach dem Aussterben der seit 916 als Grafen im Viehbachgau
nachgewiesenen, den Leitnamen Markwart führenden, in der Karantanischen Mark
bzw. in Kärnten amtierenden Eppensteiner (1122) erbauten die Traungauer als
Erben die Burg E. an der Handelsstraße von Judenburg nach Kärnten. Die um 1135
erstmals genannte Burg war von 1242 bis etwa 1300 in den Händen der Wildon,
dann über den Landesfürsten in den Händen der Lobming, Teuffenbach und Wallsee
(Walsee). Von 1482 bis 1489 war sie von Ungarn besetzt. 1608 kam die Herrschaft durch Kauf an die Freiherren von
Schrottenbach. S. Karantanische Mark, Kärnten, Sponheim (Spanheim), Steiermark,
Traungauer.
L.: Keller, P., Eppenstein, 1956; Klaar, Die Herrschaft
der Eppensteiner in Kärnten, Archiv für vaterländische Geschichte und
Topographie 61 (1966); Dopsch, H., Eppensteiner, LexMA 3 1986, 2091f.;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 41ff.
Eppichhausen, Eppishausen (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft E. der Grafen
Fugger-Kirchheim zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei
Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in
enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft
(1418 Königstein) setzte sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und
des Erzstifts Mainz zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264
gelangten beim Aussterben einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten
Grafen von Katzenelnbogen und die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung
in die Linien Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der
Westteil der Herrschaft Eppstein-Münzenberg an
die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe des 1505 die Grafenwürde
erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und Königstein erloschenen, zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses fiel an Stolberg und 1581 an
Mainz. 1803 kam E. an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000.
Erb, Erp (Herrschaft) s. Erp.
Erbach (Herrschaft).
E. (1254 Erlbach) an der Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das
nach deren Aussterben 1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von
Ellerbach. Durch Kauf und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die
Stein zum Rechtenstein (1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466),
von denen es der Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter
Erbfolgekrieg 1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach
mehreren Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von
Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der
Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst
als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen
Reichsvizekanzler Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft
Burgau, als deren Landvögte die Herren von Ulm zu Erbach (Ulm-Erbach) im 18.
Jahrhundert zeitweise in Günzburg residierten. 1805 fiel es mit Burgau an
Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu
E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.
Erbach (Herrschaft,
Grafschaft, Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard
von Ertbach) erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von
1165/1170 ein rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13.
Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz
der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte
im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden
Klosters Lorsch im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen
der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien
Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534).
Bis 1307/1311 musste das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen.
Eine Aufteilung der Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der
Nebenlinie Michelstadt war nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503
bzw. 1531 in der Linie Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von
Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene
Herrschaft Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft
und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion, 1541 das
Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft aufgezeichnet, 1532
wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch Heirat wichtige Güter
aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg). Georg Albrechts († 1647)
Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war, teilte sich die
Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die
von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die
Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit
10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804
übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden
Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526
Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560
erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007.
Erbach-Fürstenau (Grafen). Die Grafen von E. waren
mehrfach Linien der Grafen von Erbach (um 1270, 1678). 1792 gehörten sie zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Ihr Gut umfasste die Ämter Freienstein,
Fürstenau mit der ehemaligen Benediktinerfrauenabtei Steinbach und Michelstadt.
Seit 1797 zählten sie mit der Herrschaft
Rothenberg, Kortelshütte, Moosbrunn, Rimhorn, Oberhainbrunn (Oberhaunbrunn) und
Finkenbach (Unterfinkenbach) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
(Rothenberg mit Finkenbach, Rimhorn und Oberhainbrunn [Hainbrunn] fielen 1808
an Hessen-Darmstadt und kamen damit 1945 zu Hessen.)
L.: Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 187; Riedenauer 129.
Erisberg (Herrschaft) s. Ehrensberg.
Erkenbrechtshausen (reichsritterschaftlicher Ort). Die Wasserburg E. bei Crailsheim gehörte zur Herrschaft Lobenhausen, die 1399 über die Hohenlohe an die Burggrafen von Nürnberg (Ansbach) kam. Seit 1647 teilten sich als Nachfolger der Crailsheim die Rüdt von Collenberg, Seckendorff und Leubelfing (Leubelfingen) Burg und Herrschaft. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Seckendorff (Seckendorf) den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählenden Ort allein inne. Über Württemberg kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Erkheim (Herrschaft). Die Herrschaft E. wurde 1693/1698 teilweise von der Abtei Ottobeuren erworben. Andere Teile unterstanden der Reichsstadt Memmingen. E. gelangte später an Bayern.
Ermland (Hochstift, Fürstbistum). Das dem
altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen erstreckt sich
dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen Seenplatte. Das
am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber hinaus vom
Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des Bistums
(Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit dem
Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen Angelegenheiten
abhängig waren, unter die Herrschaft des
Bischofs (in Braunsberg, später Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen
Frauenburg). Das Bistum selbst unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga.
Seit 1478/1479 musste jeder Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten.
Im zweiten Thorner Frieden von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens, 1772 gelangte es an Preußen. Dass
das Ermland bei dem Übertritt des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens zum
Protestantismus katholisch blieb, beruhte darauf, dass der Bischof nicht im
Deutschen Orden inkorporiert war, also - anders als die anderen drei Bischöfe
von Culm, Pomesanien und Samland - dem Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam
schuldete. Bis 1918 war das Bistum E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945
wurden von den acht Domherren sechs erschossen oder nach Russland verschleppt,
der Bischof von Kardinal Hlond aus dem Bistum gelockt.Seit 1945 stand E. unter
der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit kam. Das Bistum wurde zum Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn)
erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H.,
Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H.,
Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11
(1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 530.
Erp (Herrschaft),
Erb. Die Herrschaft E., Daun und Kyll gehörte
zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von Sternberg
fiel. Über Preußen kam das Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363.
Erthal (Reichsritter). Die Familie E. ist
bereits im 12. Jahrhundert (1133) in Franken nachweisbar. 1553/1555 teilte sie
sich in eine Fuldaer, 1640 ausgestorbene Linie und eine fränkische Linie, die
sich 1626 in eine Leuzendorfer Linie (bis 1764) und eine Elfershauser Linie
spaltete. Mit Teilen von Elfershausen und Obererthal (Obertal) samt Hetzlos und
Untererthal (Untertal) zählten die E. (vom 16. Jahrhundert bis 1806) zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit Schloss Gochsheim und Schwarzenau
(von etwa 1610 bis 1806) zum Kanton Steigerwald und (von etwa 1560 bis 1802)
zum Kanton Baunach sowie mit Teilen der Herrschaft
Binzburg samt Hofweier und Schutterwald zum Ort (Bezirk, Kanton) Ortenau des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1805
erlosch das Geschlecht.
L.: Stieber (zum Kanton Baunach); Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 362;
Hölzle, Beiwort 66; Winkelmann-Holzapfel 147f.; Pfeiffer 211; Riedenauer 123;
Bechtolsheim 12, 18; Rahrbach 66.
Eschenbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). E. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zur Hälfte an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Eschental (Tal, Herrschaft),
it. Ossola. Von 1403 bis 1411 und von 1512 bis 1525 stand E./Ossola am Toce
unter der Herrschaft der Eidgenossenschaft der
Schweiz
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) E4.
Esens (Herrschaft).
E. an der Nordsee hatte bereits vor 1156 (Eselinge) eine Kirche und war seit
1300 Vorort des Harlingerlandes. Es kam durch Heirat an Ulrich I. Cirksena, der
es an Sibet Attena zu Lehen gab. Unter der Familie Attena behauptete das
Harlingerland seine Selbständigkeit gegenüber Ostfriesland. 1540 wurde es über
die Schwester des letzten Häuptlings mit der Grafschaft Rietberg und 1581/1600
ebenfalls durch Heirat mit Ostfriesland vereinigt. 1776 gehörte es als Herrschaft über Ostfriesland dem niederrheinisch-
westfälischen Reichskreis an. 1815 kam es an Hannover, 1866 an Preußen und 1946
an Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer, 151 (Westfälischer Reichskreis); Wolff 339; Reimers, H.,
Esens als Mittelpunkt des Harlingerlandes, 1924; Killisch, W., Die
oldenburgisch-ostfriesischen Geestrandstädte, 1976.
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen
Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die
Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher
und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen,
deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670
zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228 als
Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest
Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen
Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von
diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen große Abtei nach der
Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum
Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte).
Essen (Reichsstadt). Im Anschluss an die
Reichsabtei Essen am Hellweg entstand seit dem 11. Jahrhundert die Siedlung E.,
die 1041 Marktrecht erhielt. Sie erlebte allmählich einen, nicht zuletzt auch
durch den seit 1317 bezeugten Kohleabbau begünstigten wirtschaftlichen
Aufschwung. 1377 erteilte Kaiser Karl IV. der Stadt die erstrebte
Reichsunmittelbarkeit. 1380 bestätigte er aber der Reichsabtei die Herrschaft über die Stadt, die diese 1399 anerkannte.
Zu dieser Zeit umfasste E. etwa 680 Häuser auf einer Fläche von knapp 700
Hektar. Seit etwa 1563 bildeten sich eine reformierte und eine lutherische
Gemeinde. Der Rat erklärte sich als evangelischer Reichsstand. 1670 wurde der
Stadt statt Reichsunmittelbarkeit politische und wirtschaftliche
Selbständigkeit unter der Äbtissin zugestanden. 1803 kam E. mit der
Säkularisation der Reichsabtei an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813
zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel sie an Nordrhein-Westfalen.
L.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, Bd. 1 1915; Jahn, R., Essener
Geschichte, 2. A. 1957; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek,
W., 1966; Schneider, W., Essen, Abenteuer einer Stadt, 3. A. 1971; Sellmann,
W., Essener Bibliographie, 1574-1960, Bd. 1 1980; Bettecken, W., Stift und
Stadt Essen, ”Coenobium Astnide” und Siedlungsentwicklung bis 1244, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 1989, 23; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002;
Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Gerchow, J.
u.a., 2003; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 186.
Esslingen, Eßlingen (Reichsstadt). E. am Neckar,
dessen Gebiet schon vorgeschichtlich besiedelt war, wird erstmals 777/866
(Hetslinga) erwähnt. Um 800 erhielt die dortige Zelle des Klosters St. Denis,
die den Ort über Fulrad, den Kaplan Kaiser Karls des Großen, von dem
alemannischen Adligen Hafti erworben hatte, einen Markt. 1077 gehörte E. dem
Herzog von Schwaben. 1147 unterstand es den Staufern. 1212 verlieh ihm Kaiser
Friedrich II. Stadtrecht. Seitdem war es als freie Reichsstadt anerkannt. Der
Versuch eine größere Herrschaft aufzubauen
scheiterte am Widerstand Württembergs, doch erwarb E. ein Dutzend kleiner Orte
rechts des Neckars, einen schmalen Brückenkopf links des Neckars sowie die
Spitaldörfer Deizisau, Möhringen und Vaihingen a. F. Im Jahre 1802 kam das zum
schwäbischen Reichskreis zählende E. mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 80
Quadratkilometern an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 5; Wallner 689 SchwäbRK 69; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 373ff.; Pfaff, K.,
Geschichte der Reichsstadt Esslingen, 2. A. 1852; Urkundenbuch der Stadt
Esslingen, hg. v. Diehl, A./Pfaff, K., 2 Bände. 1899ff.; Wurster, O., Esslinger
Heimatbuch, 1931; Borst, O., Esslingen am Neckar. Geschichte und Kunst einer
Stadt, 2. A. 1967; Schneider, J., Bibliographie zur Geschichte und Kultur der
Stadt Esslingen, 1975; Borst, O., Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar,
1977; Schuler, P., Esslingen, LexMA 4 1986, 24.
Estland (Landschaft, Republik). Das von den
finno-ugrischen Esten besiedelte E. am Finnischen und Rigaischen Meerbusen
wurde von 1207 bis 1227 vom Schwertbrüderorden und Dänemark erobert. Der König
von Dänemark verkaufte seinen Anteil 1346 für 19000 Silbermark an den Deutschen
Orden. 1561 suchte die Ritterschaft Schutz vor russischen Einfällen unter der Herrschaft Schwedens, das 1580 die Rückeroberung
begann und 1584 die vier Landschaften Harrien, Wierland, Jerwen und Wieck
(Wiek) zum Herzogtum E. (Esthen) erhob. 1710 eroberte Russland die Provinz E.
1721 kam E. als Provinz (Gouvernement) an Russland. Die am 24. 2. 1918
ausgerufene baltische Republik E. (Gouvernement E. und das von Esten bewohnte
Nordlivland) wurde am 6. 8. 1940 der Sowjetunion eingegliedert. Am 16. 11. 1989
verkündete E. seine Souveränität. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue sowjetische
Staatsrat die Unabhängigkei Estlands an.
L.: Kraus, H., Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes, 1935; Wittram,
R., Baltische Geschichte. Die Ostseelande Livland, Estland, Kurland 1180-1918,
1954; Kaelas, A., Das sowjetisch besetzte Estland, 1958; Rauch, G. v.,
Geschichte der baltischen Staaten, 1970; Von den baltischen Provinzen zu den
baltischen Staaten, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Republiken Estland
und Lettland 1918-1920, hg. v. Hehn, J. v./Rimscha, H. v./Weiss, H., 1977;
Blumfeldt, E./Loone, N., Bibliotheca Estoniae historica, 1987; Mühlen, H. v.
zur, Esten, Estland, LexMA 4 1989, 32ff.
Ettenheim (Herrschaft).
Das 810 erstmals erwähnte E. am Ausgang des Münstertals aus dem Schwarzwald
wurde innerhalb des Hochstifts Straßburg um 1312 Stadt und Hauptort einer Herrschaft. 1803 fiel es an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Rest, J., Von der Mark Ettenheim, 1957.
Eulenburg (Grafen), Eilenburg. Die 1170 erstmals
erwähnten Herren von E. erwarben im 12. Jahrhundert die Herrschaft Eilenburg bei Leipzig und außerdem Herrschaften in Böhmen und in der Lausitz und
siedelten sich im 14./15. Jahrhundert in Ostpreußen an. 1709 wurden sie in den
preußischen Freiherrenstand, 1786 in den preußischen Grafenstand erhoben. Sie
spalteten sich in mehrere Linien (Gallingen, Prassen, Wicken).
L.: Eulenburg, S. Graf zu, Die Eulenburgs. Geschichte eines ostpreußischen
Geschlechts, 1948
Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten)
bei Holzminden nannten sich seit 1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die
Familie, die sich seit etwa 1200 in mehrere (1217 vier) Linien teilte, baute
sich zwischen Höxter/Holzminden und Hameln eine Herrschaft
auf, zu der noch Güter an der Diemel, im Eichsfeld, Vogtland sowie in Pommern
kamen. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den Verkauf der
Burg. Die Linien Ohsen (bei Hameln) und Holzminden starben im 14. Jahrhundert
aus, eine weitere Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14.
Jahrhunderts, in ihrem dänischen Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene Gebiet
durch Heirat mit der Erbtochter der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie an die
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer
pommerischen Seitenlinie aus. 1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v.,
Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte
2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften
Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922, Studien und Vorarbeiten zum hist.
Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch, F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden,
H. bei der, Die Grafen von Everstein, FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D.,
Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit genealogischer Übersicht).
Eyb (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von E. mit Dörzbach, Hohebach bzw.
Hobbach und dem 1789 an die Thüna gelangten Messbach zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 16. bis 18. Jahrhundert wegen Wiedersbach,
Rammersdorf (Ramersdorf), Neuendettelsau und Vestenberg im Kanton Altmühl
immatrikuliert. Dörzbach fiel 1808 an Württemberg. Daneben gehörten sie im
späten 16. Jahrhundert zum Kanton Gebirg und um 1801 zum Kanton Baunach. Weiter
zählten die Freiherren von E. im 16. und 17. Jahrhundert wegen des Rittergutes
Riet und des 1682 von den Schertel von Burtenbach erworbenen Gutes Burtenbach
zum Kanton Neckar und wegen der 1760 erworbenen Herrschaft
Reisensburg zum Kanton Donau sowie von 1595 bis 1614 wegen Mühlhausen am Neckar
und 1629 wegen Freudental zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 371; Stieber; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56, 58; Winkelmann-Holzapfel 148;
Pfeiffer 197, 212; Riedenauer 123; Stetten 35, 184; Hellstern 203; Kollmer 381;
Schulz 261; Rahrbach 68; Neumaier 149f., 152.
Eyß (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von E. waren mit Rheinstein und dem zur Herrschaft
Faitzberg gehörigen Lendershof um 1790 Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148.
Fach (reichsritterschaftliche Herrschaft). F. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Fagnolle (Grafschaft). Die nahe der Stadt
Marienburg im französischen Teil der Grafschaft Hennegau gelegene Herrschaft F. bestand nur aus einem verfallenen
Schloss und einem Dorf. Sie gehörte dem Fürsten von Ligne und wurde 1770 zur
Reichsgrafschaft erhoben. 1764/1772 beantragte der Fürst vergeblich die
Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1803 erhielt der Fürst von
Ligne für das 0,5 Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende F. mit 500 Einwohnern die Abtei Edelstetten unter dem
Namen einer Grafschaft.
L.: Wolff 369; Wallner 705 WestfälRK 55.
Falken (Herrschaft).
Die Herrschaft F. wurde 1587 von der Abtei
Kempten erworben, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Falkenberg (Herrschaft,
Herzogtum). F. an der Steinau bei Oppeln erscheint 1224 als slawisches Dorf
(Nemodlin) bei einer Burg. Dort wurde vor 1283 eine deutsche Stadt
(Valkenberch) gegründet. Sie gehörte zum Herzogtum Oppeln und war von 1313 bis
1382 Sitz eines eigenen Herzogtums, das 1327 Böhmen huldigte. 1532 kam F. mit
Oppeln an Böhmen, 1740 an Preußen, 1945 unter Verwaltung Polens, an das es 1990
als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 479; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Praschma, H.
Graf, Geschichte der Herrschaft Falkenberg in
Oberschlesien, 1929; Heimatbuch des Kreises Falkenberg in Oberschlesien, 1971;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß-Strehlitz, 1998.
Falkenburg (Herrschaft) s. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg
Falkenstein (Herrschaft).
Nach der Burg F. im unteren Inntal südlich von Flintsbach bzw. Rosenheim nannte
sich eine seit Anfang des 12. Jahrhunderts durch Heirat und Lehen rasch
aufsteigende Grafenfamilie, deren Stammsitz zuvor Weyarn und dann Neuburg gewesen
war. Sie unterlag im 13. Jahrhundert den benachbarten Grafen von Wasserburg.
Mit Wasserburg kam F. 1247 an Bayern. Der nach F. benannte Codex
Falkensteiniensis ist das einzige mittelalterliche Handbuch adliger
Wirtschaftsführung.
L.: Freed, J.,
The Counts of Falkenste(in) Noble Self-Consciousness in Twelfth-Century
Germany, 1984; Böck, F., Falkenstein, LexMA 4 1986, 240.
Falkenstein (Herrschaft).
In der Mitte des 12. Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der Brenz
erwähnt. Sie kam um 1260 über die Erbtochter von den Herren von F. an die
Faimingen, 1349 als Pfand an den Herzog von Teck und über die Grafen von
Helfenstein ganz an den Herzog von Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit
Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen, Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten
an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte die Herrschaft
Heidenheim die Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum schwäbischen
Reichskreis gehörige Herrschaft, womit F.
1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Falkenstein (Herrschaft,
Ganerbschaft). Nach der erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg Nürings
errichteten Burg Neu-Falkenstein wurde die Herrschaft
F. im Taunus benannt, die nach dem Aussterben der Reichsministerialen von
Münzenberg (1255) an die Linie F. der reichsministerialischen Herren von
Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht auf der Burg, die sich bald zu
einer Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete sich die Familie in die Linien
Butzbach und Lich. Kurz nach 1350 gingen in Auseinandersetzungen mit den Grafen
von Hanau um das Münzenberger Erbe Güter verloren. Die Burg befand sich 1350 im
Besitz der Herren von Sponheim, die sie an die Grafen von Hohenlohe vererbten.
Im späten 14. Jahrhundert (1385) kam die Herrschaft
über die Erbtochter unter die Lehnshoheit der Grafen von Nassau-Weilburg, die
den Ganerben, den Herren von Kronberg und den Hattstein, ihre ererbten Teile
neu verlehnten. 1418 erlosch das Geschlecht F. Die Güter Königstein,
Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain, Anteile an der Burg Kalsmunt bei
Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen kamen an die Grafen von Solms und
die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg F., die 1679 an die Herren von
Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an Nassau zurück. Über Nassau kam
F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg Falkenstein im Taunus,
1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von Falkenstein, 1994.
Falkenstein (Herrschaft,
Grafschaft). Die Reichsburg F. am Donnersberg bei Rockenhausen wurde im frühen
12. Jahrhundert (vor 1157) erbaut. Vom Reich kam sie an die
reichsministerialischen Herren von Bolanden, unter denen sie Sitz einer 1241
abgespalteten, 1398 zur Grafenwürde gelangten Seitenlinie wurde, die 1418
ausstarb. Die Grafschaft ging über die Schwestern des letzten Grafen an die
Grafen von Virneburg über. 1456 kaufte sie Wirich von Daun (Dhaun), Herr von
Oberstein. 1458 gab Kaiser Friedrich III. die Lehnsrechte als heimgefallenes
Reichslehen an Lothringen. Von den Afterlehnsträgern Daun (Dhaun) gelangte sie
in verwickelten Erbstreitigkeiten 1594 an den Grafen Löwenhaupt zu Rasberg und
von Manderscheid-Kail. 1667 kam sie an Lothringen und mit der Heirat Franz
Stephans von Lothringen 1731 an Österreich. Zur Grafschaft gehörten Schloss und
Stadt Winnweiler, Sitz des Oberamtmanns der Grafschaft, Schlossruine und
Flecken F. und eine Anzahl Dörfer. Franz Stephan führte nach dem Verlust
Lothringens im Reichsfürstenrat die Stimme für Nomeny und F., Kaiser Joseph II.
nur für F. 1796 gehörte die Grafschaft Falkenstein(-Daun bzw. –Dhaun) über
Österreich zum oberrheinischen Reichskreis. 1787 hatte F. etwa 8.000 Einwohner,
1801 etwa 2,5 Quadratmeilen mit rund 4.000 Einwohnern. 1816 fiel die Grafschaft
zum überwiegenden Teil an Bayern. 1946 kam F. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 285f.; Wallner 698 OberrheinRK 41; Stetten 38; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein, Mitt. des hist.
Ver. der Pfalz 3 (1872); Reiter, H., Die jüngere Grafschaft Falkenstein
1458-1735, 1969; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978.
Falkenstein (Herrschaft,
Grafschaft). Um 1120 gründeten die Edlen von Konradsburg nach Umwandlung ihrer
Stammburg in ein Kloster auf einem Felsen über dem Selketal am Rand des Harzes
die Burg F. Seit 1155 nannten sie sich Grafen von F. Um 1200 erhielten sie die
Vogtei über Quedlinburg. Graf Hoyer von F. († 1250/1251) veranlasste um 1220
die Abfassung des Sachsenspiegels durch Eike von Repgow. Durch Heirat wurde um
1292 die Grafschaft Arnstein erworben. 1386/1437 kam F., das 1332 an das
Hochstift Halberstadt gelangt war, von diesem als Lehen bzw. durch Verkauf an
die Herren von Asseburg. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440; Ledebur, L. v., Die Grafen von Valkenstein, 1847; Wäscher, H.,
Die Baugeschichte der Burg Falkenstein im Selketal, 1955.
Farnroda (Herrschaft).
F. bei Eisenach erscheint seit 1260 als Sitz einer Ritterfamilie, die sich nach
ihm benannte. Die zugehörige kleine Herrschaft
kam um 1400 in andere Hände und 1461 schließlich bis 1799 an die Burggrafen von
Kirchberg. 1801 gehörte sie über das Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach zum
obersächsischen Reichskreis. 1920 kam F. zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Wallner 710 ObersächsRK 19.
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?,
Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals
genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und
Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die
Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450
durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen
Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg (Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816
(Laudenbach über Baden und Hessen) an Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über
Laudenbach und Sommerau die patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl von
F. zu Laudenbach (1836-1907) erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm.
1969 kam das Archiv an Bayern. S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937
(masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v.
Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.
Fehmarn (Insel, Herrschaft,
Amt). Die 1075 erstmals genannte, 185 Quadratkilometer umfassende Ostseeinsel
F. (Fembre, Imbria, slaw. Vemorje, im Meer) war im Frühmittelalter von Slawen
bewohnt und wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts von deutschen Bauern
besiedelt. 1231 gehörte F. zum Herzogtum Schleswig, kam dann an Dänemark und
als dänisches Reichslehen an die Grafen von Holstein. 1636 wurde die Verbindung
des Amtes mit dem Herzogtum Schleswig bestätigt. 1864 wurde die Insel, die um
1320 ein ältestes fehmarisches Landrecht und 1557 ein neues Landrecht erhalten
hatte, von Preußen erobert und 1867 dem Kreis Oldenburg in Holstein zugeteilt.
1946 kam F. zu Schleswig-Holstein.
L.: Sarauw, Versuch einer geschichtlichen Darstellung des politischen
Verhältnisses der Insel Fehmarn bis zum Jahre 1329, Staatsbürgerliches Magazin
2 (1834), 4 (1836); Voß, J., Chronikartige Beschreibung der Insel Fehmarn,
1889.
Feldkirch (Grafschaft). F. an der Ill in
Vorarlberg, in dessen Gebiet wahrscheinlich die römische Siedlung Clunia lag,
wird um 842 als Feldchirichun erstmals erwähnt und um 1190/1200 durch die
Grafen von Montfort an günstigerer Stelle als Stadt neugegründet. 1375
verkauften die Grafen von Montfort F. an Habsburg. Über Österreich gehörte die
Grafschaft F. als vorarlbergische Herrschaft zum
österreichischen Reichskreis. S. a. Montfort-Feldkirch.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Mone, Das Stadtrecht von Feldkirch in
der Abfassung von 1388, ZGO 21 (1867); Gunz, K., Feldkirch, eine
mittelalterliche Stadtrepublik, Jb. d. Bundesgym. in Feldkirch, 1927/28;
Feldkirch, Stadt am Alpenrhein, 1949; Geschichte der Stadt Feldkirch: Bd. 1:
Bilgeri, B./Fetz, H., Politik, Wirtschaft und Verfassung bis zum Beginn des 19.
Jahrhunderts, 1986; Bd. 2: Burmeister, K., Kulturgeschichte bis zum Beginn des
19. Jahrhunderts, 1985; Bd. 3: Albrecht, K./Wanner, G., Politik, Wirtschaft,
Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, 1986; Fetz, H./Spiegel, C., Ur- und
Frühgeschichte des Feldkircher Raumes, 1987.
Finale, Finale Ligure (Herrschaft).
F. an der Riviera di Ponente ist 1190/1193 Herrschaftsgebiet
der Familie Del Carretto. Die Eigenständigkeit wurde von Genua bestritten. 1598
wurde die Herrschaft von Sforza Andrea del Carretto
an Spanien verkauft. 1713 wurde F. vom Reich, an das es gelangt war, für 3
Millionen Gulden an Genua verkauft, das 1815 mit dem Königreich Sardinien (1861
Italien) vereinigt wurde.
L.: Lessico
universale Italiano, Bd. 7 Rom 1971, S. 713f.; Enciclopedia Italiana, Bd. 15
1932, S. 384-386; Edelmayer, F., Maximilian II., Philipp II. und Reichsitalien.
Die Auseinandersetzung um
das Reichslehen Finale in Ligurien, 1988.
Finningen (Herrschaft).
Die Herrschaft F. bei Ulm gehörte überwiegend
seit alters, im Übrigen seit 1443 der Abtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg
und fiel mit dieser an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 83.
Finsterwalde (Herrschaft).
F. auf der Südseite des Lausitzer Landrückens (Oberlausitz) und an der
Salzstraße Lüneburg-Magdeburg-Liegnitz-Breslau entstand in Anlehnung an eine
vermutlich kurz nach 1200 errichtete, 1301 erstmals erwähnte deutsche Burg. Sie
gehörte nacheinander den Landsberg, Biterolf, Eulenburg bzw. Ileburg, Rodstock,
Gorenz bzw. Gorenc, Polenz sowie Hans Pack. 1425 kam die Herrschaft F. durch Kauf an Sachsen, das 1422/1423 an
die Markgrafen von Meißen gefallen war. 1815 gelangte sie an Preußen. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 378; Schlobach, O./Riedbaum, W., Zur Geschichte der Stadt
Finsterwalde, 2. A. 1930; Gericke, W., Geschichte der Stadt Finsterwalde, 1936.
Finstingen (reichsunmittelbare Herrschaft), frz. Fénétrange. Die Herren von F.
stammen von den Herren von Malberg in der Eifel ab. Aus Vogteigütern der Abtei
Remiremont und Lehen des Hochstifts Metz entstand um F. in Lothringen im 12.
Jahrhundert eine reichsunmittelbare Herrschaft.
Die Rechte an ihr waren später stark aufgesplittert. Seit 1751 standen sie
Lothringen und damit Frankreich zu. Die Familie erlosch 1467/1500 im
Mannesstamm.
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Herrmann, H.,
Finstingen, LexMA 4 1989, 485.
Fischbach (Herrschaft).
Die Herrschaft Horn-Fischbach zwischen Biberach
und Memmingen war 1320 in den Händen der Herren von Essendorf. Nach deren Aussterben
kam sie 1578 mit dem Blutbann als Lehen Österreichs an die Schenken von
Stauffenberg, die sie 1748 an Ochsenhausen verkauften. 1801 gehörte die Herrschaft (Amt) F. über die Abtei Ochsenhausen zum
schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg gelangte F. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Fleckenstein (Herrschaft).
Die aus vier Teilen bestehende Herrschaft F. im
Unterelsass (Niederelsass) mit Sulz, Niederrödern, Uffried, Weitersweiler,
Hohweiler (Hochweiler), Drachenbronn (Drachenbrunn), Lembach, Trimbach und
Niederseebach gehörte den vielfach teilenden Herren von F. Nach deren
Aussterben 1720 fiel sie an die Fürsten von Rohan-Soubise und kam mit dem
Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 293; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Müller, P., Die
Herren von Fleckenstein, 1990.
Flochberg (Burg, Herrschaft).
Die Burg der 1138 erstmals erwähnten Herren von F. war 1145 castrum regis. 1330
verlehnte Kaiser Ludwig der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen.
1347 verpfändete König Karl IV. F. an die Grafen. 1806 kam es mit Oettingen an
Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Oettingen-Flochberg.
L.: Wolff 177; Der Ostalbkreis, 1978.
Forcalquier (Grafschaft). Die 1111 erstmals
genannten Grafen von F. stammen aus dem Pyrenäenraum. Sie gewannen im 12.
Jahrhundert ein wenig zusammenhängendes Herrschaftsgebiet
um das Durancetal. 1178 mussten sie dem Grafen von Provence den Vasalleneid
leisten. 1209 starben sie in männlicher Linie aus. S. Provence.
L.: Chomel, V., Forcalquier, LexMA 4 1989, 631.
Forchtenstein (Herrschaft). Um 1300 erbauten die Grafen von Mattersdorf die Burg F. im Burgenland. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1455 an Habsburg kam und 1491 verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt wurde. Seit 1622 war sie im Besitz der Esterhazy. 1647 wurde F. der Verwaltung Ungarns unterstellt. 1919 fiel es an Österreich.
Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10. Jahrhundert
erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den Liutpoldingern
bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von Wels-Lambach
verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158 erlosch die im
11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert), Vichtenstein und
Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg) sichtbare Familie, die
gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und Ministerialenfamilien
zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen begüter war und zeitweise die
Grafschaft im Schweinachgau und im Künzinggau (zwischen Isar und Vils) sowie
die Vogtei über die Hochstifte Regensburg, Passau und Bamberg und die Klöster
Göttweig, Niederaltaich und Sankt Nikola bei Passau innehatte und 1040/1094 das
Kloster Vornbach (Formbach) am Inn stiftete. Erben waren vor allem die
Babenberger und Otakare sowie die Grafen von Andechs, Bogen und Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221;
Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von
Vornbach, 1997.
Forst (Herrschaft),
Forsta. Die Standesherrschaft F. bei Guben gehörte zur Markgrafschaft
Niederlausitz.
L.: Wolff 471.
Forster, Vorster (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die F. mit der Herrschaft
Burghausen (Hausen) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 128.
Forstmeister von Gelnhausen(, Forstmeister zu
Gelnhausen) (Freiherren, Reichsritter). Um 1550 bis etwa 1650 zählten die im
Dienst im Büdinger Wald reich gewordenen F. zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Im späten 16. Jahrhundert waren sie auch im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert waren sie mit der Herrschaft Aufenau, die vielleicht von Fulda
zeitweilig an die Herren von Lißberg und dann im 14. Jahrhundert an die
Forstmeister gelangt und reichsunmittelbar geworden war, 1781 wegen
Überschuldung aber an das Erzstift Mainz verkauft werden musste, Schloss
Kinzighausen und Neudorf Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 148; Pfeiffer 212;
Riedenauer 123; Stetten 32; Neumaier 67, 132, 150.
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder,
Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies
angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König
unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere Herrschaften (Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen,
Hanau, Mainz, Worms, Speyer), so dass der Name F. rasch verschwand. Im Osten
beanspruchte der Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts
herzogliche Rechte. Auf Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser
Friedrich I. 1168 bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche
Gebiet der Name F., obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt nicht
über das Hochstift hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell, Nürnberg und
Hohenlohe auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des fränkischen
Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633 wurden die Hochstifte
Würzburg und Bamberg als Herzogtum F. an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen
Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. 1803/1806 kamen
die fränkischen Herrschaften überwiegend an
Bayern, das 1837 drei Regierungsbezirke als Unterfranken (Würzburg),
Oberfranken (Bayreuth) und Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs
(1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches
(1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a,
1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste
Landkarte. Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959);
Bonacker, W., Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17.
Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in)
Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P.,
Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122
(1976), 123ff.; Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im
mittelalterlichen Franken, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd.
1-2, hg. v. Patze, H., 1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in
Altbayern, Franken und Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in)
Land und Reich, Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große,
Franken und das Reich, hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg.
v. Buhl, W., 1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H.,
Franken und Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955,
1990; Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der
Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und
Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine
Nachbarn 1470-1519, 2000; Tittmann, A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003;
Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische
Geschichte, hg. v. Schneider, E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter,
2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008.
Frankenberg (reichsritterschaftlicher Ort). In F.
nördlich von Uffenheim erbaute der Bischof von Würzburg um 1200 eine Burg, die
seit 1554 verfiel. Eine von den Burggrafen von Nürnberg 1254 errichtete weitere
Burg (Vorderfrankenberg) wurde 1284 den Hohenlohe verpfändet und von diesen
1362 Böhmen zu Lehen aufgetragen. Um 1390 wurde sie als Herrschaft an die Seckendorff verkauft. 1429 erwarb Würzburg die Herrschaft, verpfändete sie aber bald an die Heßberg.
1452/1445 kam die allodiale Ganerbenburg an die Absberg, die sie 1464 den
Markgrafen von Ansbach auftrugen. 1520 fiel sie an die Hutten, die sie 1630
durch Konfiskation verloren, 1638/1639 aber wieder zurückgewannen. Nach deren
Aussterben 1783 kam es zu einem Streit zwischen Schwarzenberg und Pölnitz
(Pöllnitz). Einzelne Güter zog Ansbach ein. 1796 wurde der zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken steuernde Ort von Preußen in Besitz genommen, 1806 fiel
er an Bayern.
L.: Wolff 511.
Frankenstein, Franckenstein (Freiherren,
Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert (1650-1720) zählten die F. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im 16. und 17. Jahrhundert sowie um 1806
waren sie im Kanton Odenwald immatrikuliert. Im 17. und 18. Jahrhundert
gehörten sie mit dem Rittergut Ullstadt und Langenfeld zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten sie mit einem Viertel
Allmannsweier, Niederschopfheim und einem Viertel Wittenweier zum Ort (Bezirk,
Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben sowie als Ganerben zu Mommenheim zum Ritterkreis Rhein.
1802 waren Johann Friedrich Karl Joseph Xaver F. (Herr der Herrschaft Binzburg (Bünzburg), Niederschopfheim
usw.), Johann Philipp Anton Franz F. und Franz Christoph Karl Philipp F.
immatrikuliert. Die Freiherren von F. zu Ockstadt waren um 1790 mit
Messenhausen Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen der
Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim), Ockstadt mit Oberstraßheimer Hof und
Usafeldchen gehörten sie auch dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 363; Pfeiffer 210, 211;
Hölzle, Beiwort 66; Zimmermann 68f.; Winkelmann-Holzapfel 148; Riedenauer 123;
Stetten 32; Bechtolsheim 196; Rahrbach 78; Neumaier 66f., 72.
Frankenstein, (Fürstentum, Herrschaft).
F. bei Breslau wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von Schlesien an der
Straße von Breslau nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es Sitz eines
Fürstentums, das in der Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Oberhoheit Böhmens
kam. Zeitweise war es mit Münsterberg vereinigt. Die Herrschaft
F. war von 1654 bis 1791 durch kaiserliche Verleihung in der Hand der Familie
Auersperg. 1742 fiel F. an Preußen. 1791 wurde die Herrschaft
an Preußen verkauft. 1990 kam F. als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Maingebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen bis
auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren älteste
überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt
blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der
betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof
und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die
Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das
Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss
sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung
durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich
besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F.
Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach
entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100
Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg
(1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der einen
aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat
geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem
Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg,
Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am
10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F.
(mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.)
unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugene de
Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code
Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde
am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14.
12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie
Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung
des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem
Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise) und
Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel
überließ, Hanau an das Kurfüstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern.
1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung.
Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866
mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen,
Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914
gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg
wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen,
das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher
der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O.,
1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1
1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die
Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968;
Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt
zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien
Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und
sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main
(1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine des heiligen
Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen,
Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute.
Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter
Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung
in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und
Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien Stadt Frankfurt am Main,
(1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990;
Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.; Frankfurt am Main, hg. v. d.
Frankfurter historischen Kommission, 1991; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall,
L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums
Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995; Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im
19. Jahrhundert, 1995; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main,
1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss.
jur. Frankfurt am Main 1996; Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999;
Dzeja, S., Die Geschichte der eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 200; Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in
Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010.
Franquemont (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft F. über das Hochstift
Basel zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 8.
Frauenhofen (reichsunmittelbare Herrschaft) s. Fraunhofen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3 (Farbgebung falsch).
Fraunhofen (reichsrunmittelbare Herrschaft), Frauenhofen. Die Herren von F. bei Landshut beanspruchten seit dem späten Mittelalter die Reichsunmittelbarkeit. Sie wurde von Bayern bestritten. 1701 entschied das Reichskammergericht gegen Bayern. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 wurde F. in Bayern mediatisiert.
Frechen (Herrschaft).
Das schon in römischer Zeit besiedelte F. bei Köln wird 877 anlässlich einer
Bestätigung Kaiser Karls des Kahlen für die Abtei Saint-Bertin (Saint Bertin)
und das Stift Saint-Omer (Saint Omer) erstmals erwähnt. 1230 gelangte F. an die
Herzöge von Jülich und wurde Sitz einer Lehnsherrschaft und Unterherrschaft,
welche die Grafen von Jülich aus pfalzgräflichem Gut gebildet hatten. Trotz
langwieriger Auseinandersetzungen mit dem Erzstift Köln kam F. 1521 an
Jülich-Kleve-Berg und mit diesem 1609/1614 an Pfalz-Neuburg, 1815 an Preußen
und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Steinbach, F., Frechen. Zur Geschichte einer rheinischen Gemeinde, 1951;
Festschrift der Stadt Frechen aus Anlass der Erhebung zur Stadt, 1951.
Freckenhorst (Stift). Gegen 856 gründeten die
sächsischen Adligen Everward und Geva das 860/861 erstmals sicher genannte
Kanonissenstift F. bei Warendorf. Seine umfangreichen Güter wurden im 11.
Jahrhundert im altsächsischen Freckenhorster Heberegister beschrieben und
umfassten bei seiner Aufhebung 1811 noch mehr als 250 Bauernhöfe. Schutzherren
waren zunächst die Herren von F., seit 1190/1191 die von der Lippe und seit
1365 auf Grund der Herrschaft Rheda die Grafen
von Tecklenburg. 1803 fiel das zeitweise zur Reformation neigende, im 17.
Jahrhundert aber wieder der katholischen Religion zugeführte Stift an Preußen.
1811 wurde es von Frankreich aufgehoben. Über Preußen kam F. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Breede, L./Nolde, H., 1100 Jahre Freckenhorst, 1951; Ruppert, G.,
Freckenhorst, LexMA 4 1989, 883f.
Fredeburg (Herrschaft,
Land). Die Burg F. an der oberen Wenne am Nordostabhang des Sauerlandes
entstand im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts als Mittelpunkt der östlichen
Hälfte der Herrschaft Bilstein (Wormbach,
Berghausen, Dorlar-Ilpe, Kirchrarbach [Kirchrahrbach], Eslohe, Reiste,
Schliprüthen, Cobbenrode [Kobbenrode]). 1367 musste Graf Gottfried IV. von
Arnsberg die Burg an die Grafen von der Mark abtreten. 1444 wurde das Land F., dessen
Bauern weitgehend persönlich frei waren und zur Hälfte ihre Höfe zu Erbeigentum
(Freigut) hatten, in der Soester Fehde vom Erzbischof von Köln erobert und
(1449) dem erzstiftischen Herzogtum Westfalen eingegliedert. 1815 fiel F. an
Preußen, 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Hömberg, A., Geschichte der Stadt Fredeburg, 1962.
Freiberg, Hohenfreyberg (Herrschaft,
ritterschaftlicher Ort). Die vom Hochstift Augsburg umschlossene Herrschaft Hohenfreyberg (F.) am rechten Ufer der
oberen Wertach nordwestlich Füssens gehörte zum Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben. 1806 kam sie an Bayern. S. a. Hohenfreyberg.
L.: Wolff 509.
Freiberg, Freyberg (Freiherren, Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von F. mit Teilen des 1662 erworbenen
Wäschenbeuren (außerdem 1534-1569 Beihingen, 1557-1594 Neidlingen, 1608-1665
Salach, 1608-1653 Steinbach) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Seit
1609 (Konrad-Siegmund von Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen bzw.
Conradt-Sigmundt v. Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen) waren sie Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau. 1802 übten sie über die dem
Kanton Neckar inkorporierte Ortschaft Wellendingen (Eigengut unter
Territorialhoheit Österreichs) die Herrschaft
aus. Außerdem zählte die Familie im 18. Jahrhundert wegen Worndorf zum Kanton
Hegau und wegen Allmendingen (1593), Altheim (1512), Griesingen (1503) und
Öpfingen, Hürbel, Knöringen mit Wiblishausen, Landstrost (1659) mit Offingen
und Waldkirch (1506) zum Kanton Donau. S. Hohenfreyberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Freyberg-Eisenberg, M. Frhr. v., Genealogische Geschichte des Geschlechts der
Freiherren von Freyberg, (handschriftlich), (o. O.) 1884; Hölzle, Beiwort 58,
60, 62, 64; Ruch 18 Anm., Anhang 78, 80; Hellstern 204, 219; Schulz 261; Archiv
der Freiherren von Freyberg Schloss Allmendingen Urkundenregesten 1367-1910,
bearb. v. Steuer, P., 2010.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz
Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge
Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach
Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem
Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F.
(Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des
11. Jahrhunderts erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis
1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350,
Friedrich 1350-1356, Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann
1424-1444). 1368 unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg.
Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415 bis
1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt
und erwarb später die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten,
Horben sowie die Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald.
Die Grafen von F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs gelegenen
Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von
Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete
Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen ließen. F.
kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft
und bürgerlicher Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 204.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet
(Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798
Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das
lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins
Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch).
Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte
grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in
Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte
im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft (1220
Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften
Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in
Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im
Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert
zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern
(mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft
Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988;
Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum
München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989;
Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995;
Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Freistadt (Herrschaft).
1142 gab König Konrad dem Kloster Garsten 400 Hufen zwischen der Aist und der
Jaunitz im nördlichen Oberösterreich. Hier entstand das 1241 erstmals genannte
F. an der Feldaist. Die zugehörige Herrschaft
wurde von Habsburg meist zu Pfand vergeben (1290-1358 an Wallsee, 1620-1644 an
die Grafen von Meggau). 1644 kam sie über die Slawata an die Kolowrat, 1700 an
die Grafen Harrach und danach durch Heirat an die Fürsten Kinsky. 1750 zählte
sie 844 Untertanen.
L.: Wolff 27; Grüll, G., Kurze Geschichte von Freistadt, Bd. 1 1949; Hageneder,
O., Das Land ob der Enns und die Herrschaft
Freistadt im späten Mittelalter, Jb. d. oberösterreich. Musealvereins 127 I
(Linz 1982); Marckgott, G., Freistadt, LexMA 4 1989, 906.
Freistadt (Herrschaft) s. Freystadt
Fresenburg (Herrschaft). 1226 wird die vermutlich schon im 12. Jahrhundert von Ravensberg errichtete Burg F. im Emsland an der Grenze zu Friesland erwähnt. 1252 ging sie mit der zugehörigen Herrschaft an das Hochstift Münster über. Über Preußen gelangte F. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Freudenberg, Freudenburg (Burggrafschaft bzw.
Burggrafentum, Herrschaft). Die Herrschaft F. an der Saar kam durch Kauf vom letzten
Burggrafen von F. an die Abtei Sankt Maximin in Trier. Am Ende des 18.
Jahrhunderts wurde sie von Frankreich besetzt und dem Departement Saar
(Saardepartement) zugeteilt. 1815 fiel F. an Preußen (Rheinprovinz), 1919 kam
es zum Saargebiet.
L.: Wolff 493f.
Freudenberg (Burg, Herrschaft).
Um 1190 erbaute der Bischof von Würzburg die Grenzburg F. am Main. Als Lehen
des Hochstifts Würzburg kam sie dann an die Grafen von Wertheim. Nach deren
Aussterben 1556 zog Würzburg F. als erledigtes Lehen ein. 1802 fiel es an
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Löwenstein-Wertheim-Freudenberg), 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
L.: Wolff 100; Mai, E., Geschichte der Stadt Freudenberg am Main, 1908.
Freudental (Herrschaft),
Freudenthal. Die Herrschaft F. in Oberschlesien
stand seit 1682 dem Meistertum des Deutschen Ordens in Mergentheim zu.
L.: Wolff 113, 489.
Freudental (reichsritterschaftliche Herrschaft). F. zählte zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Freudenthal s. Freudental (Herrschaft)
Freusburg (Herrschaft).
Die Herrschaft F. (914, 1048
Froudesbrahderofanc) mit Betzdorf fiel 1220 von den seit 1131 nachweisbaren Herren/Grafen
von F. über Eberhard Burggraf von Arenberg an die Grafen von Sayn. Betzdorf
gehörte von 1661 bis 1741 zu Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741-1791 zu
(Brandenburg-)Ansbach, 1791-1802 zu Preußen, 1802-06 zu Nassau-Usingen,
1806-1815 zum Herzogtum Nassau und 1815-1945 zu Preußen. Das 1376 dem Hochstift
Trier zu Lehen aufgetragene F. wurde 1606 eingezogen, musste aber 1652 an die
Erbtöchter Sayns zurückgegeben werden. Über Sayn-Altenkirchen kam es 1802 an
Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Semmelroth, R., Die Freusburg, 1930; Neu, H./Laux, J.,
Heimatchronik des Kreises Altenkirchen, 1956.
Freystadt (Herrschaft),
Freistadt. 1572 mussten die schlesischen Herzöge von Teschen die Herrschaft F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen
Minderstandesherrschaft wurde.
L.: Wolff 489f.
Friaul (Herzogtum). Das im östlichen
Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen,
Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach
der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6.
Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776
fränkische, 828 in vier Grafschaften aufgeteilte Markgrafschaft. Otto der Große
vereinigte 976 einen Teil Friauls (Gebiet von Cividale) mit der Mark Kärnten,
das übrige Friaul kam mit Krain und Istrien 1077 unter die Herrschaft der Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es
mit Ausnahme vor allem der Güter der Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg
fielen, von Venedig erobert. Mit Venedig kam es 1797 an Österreich, 1866 an
Italien. Die Grafschaft Görz fiel 1919 an Italien. 1947 wurde der östliche, von
Slowenen besiedelte Teil Friauls Jugoslawien zugeteilt.
L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im mittelalterlichen Friaul, 1940;
Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A. 1981; Leicht, P., Studi di
storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di Friuli, 4. A. 1970; Valussi,
G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il Friuli, i climi, 1964; Brozzi,
M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani, R., Friaul, LexMA 4 1989, 915f.;
Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Krahwinkel, H., Friaul im
Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale per la storia del movimento
di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e Venezia Giulia, 1997.
Fricktal (Tal, Herrschaft,
Kanton). Das durch die Sisseln entwässerte, etwa 130 Quadratkilometer große F.
zwischen Jura und Schwarzwald unterstand im 12. Jahrhundert den Grafen von
Homburg, von Kiburg (Kyburg), der Stadt Rheinfelden und dem Kloster Säckingen.
Ihre Rechte gingen seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert an Habsburg über, das
1408 schließlich die Städte Laufenburg und Säckingen erwarb. Am 29. 1. 1802 kam
das F. mit den österreichischen Herrschaften Rheinfelden
und Laufenburg an die Schweiz (Kanton F.) und wurde am 9. 2. 1803 dem Kanton
Aargau angegliedert.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) D1; Stalder, P.,
Vorderösterreichs Schicksal und Ende, 1932; Jegge, E., Die Geschichte des
Fricktales bis 1803, 1943; Graf, W., Die Selbstverwaltung der fricktalischen
Gemeinden im 18. Jahrhundert, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A.
1978.
Friedberg (Burggrafschaft). Nach römischer und
vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170 Kaiser Friedrich
Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches in der Wetterau die 1216
erstmals erwähnte Reichsburg F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb
seit dem 15. Jahrhundert eine eigene Herrschaft
in der Wetterau (1455 Reichsstadt F. als Pfandschaft, 1475 Grafschaft Kaichen).
1806 kam sie an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und
der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P., Geschichte der
Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857; Roth, H., Burg und Stadt
Friedberg, 2. A. 1959; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter,
1982; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, Regesten der
Urkunden 1216-1410, 1987; Rack, K., Die Burg Friedberg im Alten Reich, Studien
zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert
1988; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.; Zieg, M., Die
Selbolder - Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie in den Jahren
1200-1578, 2007.
Friedberg (Reichsstadt). F. in Hessen war bereits
römisch (civitas Taunensium bis etwa 260), vermutlich auch fränkisch besiedelt.
Um 1170 errichtete Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Sicherung der Güter des
Reichs in der Wetterau die 1216 erstmals erwähnte Burg F. Um 1200 entstand vor
der Burg die 1219 erstmals sicher bezeugte Stadt, die seit 1252 Reichsstadt
war. 1347 wurde sie, vielleicht 3000 Einwohner zählend, erstmals, seit 1349
öfter an verschiedene Herren, seit 1455 zumeist an die Burggrafschaft F.
verpfändet. 1541 wurde sie evangelisch. 1802/1803 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Stadt, die ohne weiteres Gebiet war, mit 2000 Einwohnern
an Hessen-Darmstadt. 1834 wurden Burg und Stadt vereinigt und gelangten 1945 zu
Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 13; Wallner 699 OberrheinRK 56; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 386ff.; Urkundenbuch der Stadt Friedberg, Bd. 1, hg. v. Ropp,
G./Foltz, M., 1904; Waas, C., Die Chroniken von Friedberg, Bd. 1ff. 1937ff.;
Dreher, F., Friedberg in Hessen, 1938; Roth, H., Burg und Stadt Friedberg, 2.
A. 1959; Friedberg in der Wetterau. Vergangenheit und Gegenwart, Teil 1, 1966;
Braun, W., Friedberg im Spätmittelalter (1250-1500), Wetterauer
Geschichtsblätter 15 (1968), 59ff.; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im
Mittelalter, 1982, Wetterauer Geschichtsblätter 31; Heitzenröder, W.,
Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schartl, R., Das Privatrecht der
Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, 1987 (Diss. Gießen); Schwind, F.,
Friedberg, LexMA 4 1989, 918; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f.
1997ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 209; Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Friedberg-Scheer (Grafschaft). 1282 erwarb Rudolf von
Habsburg die 1274 erstmals erwähnte Grafschaft Friedberg an der oberen Donau im
Tiengau bzw. Dienggau (und Ergau bzw. Eritgau) von den Grafen von Nellenburg
und 1289 Scheer von den Grafen von Montfort. Beide Herrschaften
wurden 1314/1315 an Montfort verpfändet und von diesem 1369 zur Grafschaft F.
vereinigt. Sie kamen 1452 durch Kauf an die Reichserbtruchsessen von Waldburg
(Waldburg-Sonnenberg). Durch Vertrag von 1680 wurde die Grafschaft Mannlehen
Österreichs. Die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg
veräußerten 1786 F. mit den Herrschaften
Dürmentingen und Bussen an die Fürsten von Thurn und Taxis, die 1787 die
Grafschaft als Reichslehen verliehen erhielten. 1806 fiel die
reichsunmittelbare, zum schwäbischen Reichskreis zählende und seit 1787
gefürstete Grafschaft mit rund 190 Quadratkilometern bzw. 3 Quadratmeilen und
etwa 9000 Einwohnern an Württemberg. Sie umfasste die Herrschaft
Scheer, die Grafschaft Friedberg, die Herrschaften
Dürmentingen und Bussen, letztere mit Schloss Bussen und fünf Orten und das
zwischen Saulgau und Aulendorf gelegene Dorf Renhardsweiler (Renartsweiler).
Über Württemberg kam das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 179; Wallner 688 SchwäbRK 44; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen
in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, Zs. f. württ.
LG. 28 (1969); Der Kreis Saulgau, 1971; Kretzschmar, R., Vom Obervogt zum
Untergänger. Die Verwaltung der Grafschaft Friedberg-Scheer unter den
Truchsessen von Waldburg im Überblick (1452-1786), (in) FS E. Gönner, 1986;
Kretzschmar, R., Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal. Grafschaft
Friedberg-Scheer. Urkundenregesten 1304-1802, 1993.
Friedeck (Herrschaft) s. Friedek
Friedek, Friedeck (Herrschaft).
1572 mussten die schlesischen Herzöge von Teschen die Herrschaft
F. verkaufen, die dadurch zur selbständigen Minderstandesherrschaft wurde.
L.: Wolff 489.
Friedland (Herrschaft,
Herzogtum). In F. in Nordböhmen erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Die Herrschaft F., ursprünglich in der Lausitz gelegen,
kam vor 1278 vom Hochstift Meißen an Böhmen, gehörte von 1278 bis 1551 den
Herren von Biberstein (Bieberstein), die 1534 die Reformation einführten, und
dann vor 1620 Herren von Redern. Nach 1620 wurde sie eingezogen, fiel 1621/1622
an Albrecht von Wallenstein und gab dessen auf etwa 1200 Quadratkilometern
erweitertem Herzogtum (1625/1627-1634) den Namen. Nach 1634 kam F. mit der Herrschaft Reichenberg an die Grafen Gallas. Der
letzte Graf übertrug die Güter 1757 dem Grafen Clam. 1918/1919 kam F. zur
Tschechoslowakei, 1938 im Sudetengebiet zum Deutschen Reich und 1945 wieder an
die Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Schicketanz, A., Die Geschichte des Kreises Friedland, 1965.
Fries (Grafen, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Grafen von F. mit den um 1770 von den Eichler von
Auritz erworbenen Teilen der Herrschaft
Dennenlohe zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 123.
Friesack (Herrschaft,
Ländchen). In dem vermutlich von den Ministerialen von Jerichow angelegten F.
bei Potsdam bestand früh eine Burg der Askanier. Burg, Stadt und Herrschaft F. gehörten im 13. Jahrhundert den Herren
von F. 1335 kamen sie als Lehen der Markgrafen von Brandenburg an die Herren
von Bredow. Von 1949 bis 1990 zählte F. mit Brandenburg zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Bardey, E., Geschichte von Stadt und Ländchen Friesack, 1894;
Koss, H. v., Das Ländchen Friesack und die Bredows, 1965.
Friesland (Land, Landschaft, Frisia, Frisie). Die
erstmals durch Plinius im ersten nachchristlichen Jahrhundert für das Gebiet
zwischen Rhein und Ems erwähnten Friesen (Frisii, germ. *Frisioz, daneben
Frisiavones, später auch Frisiones, germ. *Frision, vielleicht zu germ. *fris-
kraus, lockig) bewohnten im 7. Jahrhundert einen Streifen an der Nordsee
zwischen Sinkfal bei Brügge und Weser. 734/785 wurden sie von den Franken
unterworfen. Um 802 wurde ihr Recht aufgezeichnet (Lex Frisionum). Etwa um
diese Zeit besiedelten sie die Nordseeinseln und einen Streifen an der
schleswig-holsteinischen Westküste (Nordfriesland). 843 wurde das alte
friesische Gebiet dem Mittelreich Kaiser Lothars zugewiesen, später dem
Ostreich, doch verflüchtigte sich die Herrschaft
des Reiches weitgehend, so dass die Friesen zunehmend unabhängig wurden. 1289
unterwarfen die Grafen von Holland das westfriesische Gebiet zwischen Sinkfal
und Zuidersee. Das mittelfriesische Gebiet zwischen Zuidersee und Lauwers und
das Ommeland westlich der Ems bei Groningen schieden seit dem 16. Jahrhundert,
endgültig 1648 als Teil der Generalstaaten (Provinz F.) aus dem Reich aus. Lediglich
Ostfriesland zwischen Ems und Weser, das 1464 Reichsgrafschaft geworden war,
verblieb mit dem Reiderland südlich von Emden beim Reich.
L.: Wolff 73; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
D2; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, I 12,
II, 22, 49, 51 Frisia; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975;
Lengen, H. van, Friesland, LexMA 4 1989, 970ff.
Frohndorf (Herrschaft).
1801 gehörte die Herrschaft F. über Sachsen dem
obersächsischen Reichskreis an. 1815 kam F. an Preußen (Provinz Sachsen).
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Frohnenbruch, (Frohnenburg) (Rittersitz). Der
reichsfreie Rittersitz F./Frohnberg gehörte zusammen mit der
reichsunmittelbaren Herrschaft Hörstgen als
Lehen von Moers den Freiherren von Millendonk (Mylendonk., Myllendonk). Mit
Hörstgen kam er an Preußen und F. 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Hörstgen.
L.: Wolff 494.
Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1367 erscheint der Webermeister Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in
Augsburg. Seine Nachkommen wurden bereits in der nächsten Generation ratsfähig.
Während die von Andreas Fugger († 1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in
Bankrott geriet, erlangte die von Jakob Fugger begründete Linie F. von der
Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere †
1469), das Kupfermonopol (Jakob Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den
Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste
und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit
1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete König Maximilian I. der Familie
die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau
sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533 erwarben die F. die Herrschaft Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551
Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595 Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die Herrschaft Hausen (bis 1756). Nach dem Tod Georg
Fuggers († 1506) gründeten seine beiden Söhne Raimund († 1525) und Anton (†
1560), der König der Kaufleute, der bei seinem Tode 6 Millionen Goldkronen
bares Vermögen hinerließ, zwei Linien. Von Raimund stammen zwei Äste ab, von
denen sich der eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen (bis 1738) und Adelshofen
(bis 1795), der andere in Weißenhorn (früh erloschen) und Kirchberg teilte. Von
den Söhnen Anton Fuggers leiten sich die Linien Markus (mit Nordendorf, bis
1671), Johann und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische Linie teilte sich in einen
Ast, der die Herrschaft Nordendorf der
Markusschen Linie erbte und deswegen - fälschlich - als Markus-Fuggerischer Ast
bezeichnet wurde (mit der Herrschaft Nordendorf,
den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn [Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein],
Demmingen [Diemingen], Wagenhofen [Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit
Kirchheim, Eppishausen [Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]),
den mickhausischen (mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und
Schwindegg) und den glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg],
Oberndorf und Ellgau [Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig
Babenhausen (mit Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg
(mit Wellenburg, Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz).
Im 18. Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim,
Mickhausen (Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und
Boos. Der Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand
erhoben (Reichsfürstentum Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött
wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F.
wegen der 1551 erworbenen Herrschaften
Niederalfingen und Stettenfels (bis 1747) zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der
Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J.,
Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990;
Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger,
G./Rieber, A., Genealogie des Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz,
H., Fugger, LexMA 4 1989, 1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in
Schwaben, (1969, deutsch) 1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006.
Fugger-Babenhausen (Reichsgrafen, Reichsfürsten),
Fugger-Babenhausen und Boos. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften Babenhausen, Boos, Reichau,
Kettershausen, Mohrenhausen, Heimertingen und Wald. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Dietenheim (Reichsgrafen), Fugger-Dietenheim und
Brandenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die 1539 erworbene Herrschaft Dietenheim mit Brandenburg. S. Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Glött (Reichsgrafen),
(Fugger-Glött(-Oberndorf). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die F. die 1537
erworbene Herrschaft Glött und die Herrschaften Hilgartsberg, Oberndorf und Ellgau. S.
Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Reichsgrafen). Am Ende des 18. Jahrhunderts
hatten die Grafen F. die Grafschaft Kirchberg und die Herrschaften
Marstetten, Pfaffenhofen, Weißenhorn, Wullenstetten und Schnürpflingen. S.
Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Kirchheim (Reichsgrafen). Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften
Kirchheim, Eppishausen, Türkenfeld und Schmiechen.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Mickhausen (Reichsgrafen), Fugger-Mückenhausen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften
Mickhausen (Mückenhausen) und Schwindegg.
L.: Hözle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Nordendorf (Reichsgrafen). Um 1790 hatten die
Grafen F. (Fugger zu Nordendorf) die 1551 erworbene Herrschaft
Niederalfingen und die Herrschaft Nordendorf. S.
Fugger.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fugger-Wasserburg (Reichsgrafen). Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatten die F. die Herrschaften
Wasserburg, Wellenburg, Gablingen, Biberbach und Rettenbach.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde am
12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König
Karl dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer
der wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian),
durch dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die
Äbte den päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170
den Titel Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft
in der Rhön und über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als
geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete
anderer Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische
Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz
und Hessen verpfändet werden. Bei der Reichskreiseinteilung kam F. zum
oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das Kloster innerlich erneuert. Von
1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen
übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5.
10. 1752 wurde für das Stiftsland ein selbständiges Fürstbistum (1829 als
Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790 zählte F. wegen Burghaun,
Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe),
Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und
Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen,
Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz
(Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach
und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802
wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig
später die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das
Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen,
das es 1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder
an Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers
erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete
gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder,
Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel 149;Kalkoff, P., Die
Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f. Reformationsgeschichte
22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der
Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte und die Fürstäbte des
Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda, 1957; Hoffmann, A.,
Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der Reichsabtei Fulda
und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des Klosters Fulda, 1958;
Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen Geschichte, 1948, 1960;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die Klostergemeinschaft von
Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd. 1ff. 1978; Teuner, R.,
Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K., Studien zur Geschichte
der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f. Diplomatik 31 (1985),
1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der
frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989,
Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer
Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die
Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U., Untersuchung zur
Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in) Strukturen der
Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989,
1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner
Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer
Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd.
1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010.
Fürstenau (Burg, Herrschaft).
Um 1300 errichtete das Erzstift Mainz die Wasserburg F. bei Erbach. 1317
erlangten die Grafen von Erbach ein Burglehen, um 1350 den Pfandbesitz. Danach
wurde F. zeitweise Sitz der Linie Erbach-Fürstenau. 1806 kam es an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 123.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg
(fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter
erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem
Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F.
gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft
Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch
königliche Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich
eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete
sich von der Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging
Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320
Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw.
Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die
Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war,
dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau
(Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem
Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein
die Herrschaften Wildenstein, Messkirch,
Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die
Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft
Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren
insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden
aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine
Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie
(bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch
beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und
Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter
nach Aussterben der Messkircher Linie durch die Stühlinger Linie in dem
Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften
Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg,
Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die
Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra,
Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg,
Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten
die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton
Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee
des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und
Gut kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000
Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und
Hohenzollern-Sigmaringen aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern
und in Österreich waren im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum
Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806),
Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte
der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet
des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9;
Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R.,
Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom
Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl,
I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E.,
Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.
Fürsteneck (Herrschaft).
Die Burg F. bei Wolfstein wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet. Sie
war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese gehörte
1801 über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an
Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Fürstenstein (Burg, Herrschaft).
Vermutlich errichteten die Grafen von Bilstein im 13. Jahrhundert bei Albungen
an der Werra die Burg F. Um 1301 kam sie durch Kauf oder Heimfall an Hessen.
Von 1344 an waren die vielleicht ursprünglich zu den Burgmannen von Boyneburg
gehörigen Diede von F. an der vielfach verpfändeten Burg berechtigt. Seit 1596
waren sie bis zu ihrem Aussterben 1807 die alleinigen Herren. S. Diede von
Fürstenstein.
L.: Wengel, E., Der Fürstenstein, Burgwart 13 (1912).
Gablingen (Herrschaft).
G. nördlich von Augsburg ist vielleicht schon früh besiedelt, urkundlich aber
erst um 1100 genannt (Gabelungen). Im 14./15 Jahrhundert hatten die Marschälle
von Biberbach und die Herren von Knöringen das Dorf inne. Die zugehörige Herrschaft veräußerten die Herren von Knöringen 1527 an
Anton Fugger. Später kam sie an die Linie Fugger-Babenhausen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die
Fugger-Wasserburg dem schwäbischen Reichskreis an und kam danach zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1960.
Gaiblingen (Herrschaft) s. Gablingen
Gaildorf (Herrschaft).
Nach G. am Kocher südlich von Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von
G., die im Dienst der Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen in der
Familie der Schenken seit 1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis 1552
einer Linie zu und wurde später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft der Linie Limpurg-Sontheim zu (Aussterben
in männlicher Linie 1713). 1806 fiel G. mit der Herrschaft
Limpurg an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines Oberamtes war. 1951/1952
gelangte es damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49.
Gailenbach (Herrschaft, reichsritterschaftlicher Ort). In dem vermutlich im 11. Jahrhundert gegründeten G. (1296 Galumbach) bei Augsburg erbaute 1592 der Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler ein Schloss, das 1622 an die Augsburger Patrizierfamilie Koch genannt von G., 1771 an die Paris und dann die Stetten kam. Die Herrschaft zählte zur Reichsritterschaft. G. fiel an Bayern.
Gailnau (Herrschaft).
Die Herrschaft G. wurde 1406 von der Reichsstadt
Rothenburg erworben. Diese kam 1802/1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Gaisbach (Herrschaft).
Die Landeshoheit über die Herrschaft G. der
Freiherren von Schauenburg stand am Ende des 18. Jahrhunderts dem Hochstift
Straßburg zu.
L.: Hölzle, Beiwort 76.
Gammertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Nach bronzezeitlichen und
merowingerzeitlichen Gräbern erscheint im 13. Jahrhundert die von den Grafen
von Veringen, die das 1101 erstmals erwähnte Dorf über die Grafen von Achalm,
die Grafen von G. (vor 1182), die Grafen von Ronsberg und die Herren von
Neuffen in der Mitte des 13. Jahrhunderts erlangt hatten, angelegte Stadt G. am
linken Lauchertufer bei Sigmaringen. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel
kaufte der württembergische Obervogt Dietrich von Speth die Herrschaft G. mit Hettingen, Hermentingen, Feldhausen,
Kettenacker und Neufra. Sie zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
1806 kam sie an Hohenzollern-Sigmaringen, das die Spethschen Güter 1827 durch
Kauf erwarb, 1850 an Preußen. Bis 1925 war G. Sitz eines Oberamtes. 1945
gelangte es an Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Wiest, J., Geschichte der Stadt Gammertingen, 1928, Neudruck
1961; Burkarth, H., Die Geschichte der ehemaligen Herrschaft
Gammertingen-Hettingen, 1983.
Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz
im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt.
Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach
einer Erbteilung um 1360 bildete es eine eigene Herrschaft.
1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000
Gulden an die Herzöge von Österreich. 1398 erhielt sein Neffe Eberhard der
Jüngere von Sax die Herrschaft als Lehen
Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten. Auf Bitte
der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft,
die in der Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals
1609 bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax
stehenden Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum
Kanton Linth, 1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388.
Gandersheim (Reichsstift, Residenz) (seit 1932 Bad
Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der Kreuzung mit der
Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine Burg. 852 gründete
Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift G., in dem in der zweiten Hälfte des
10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit wirkte. Das Stift war reichsunmittelbar
(877) und nach langem Streit vom Bischof von Hildesheim eximiert und dem Papst
unmittelbar unterstellt (1208). Vögte waren seit der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts die Welfen, doch vermochte die Äbtissin ihre Stellung als
Reichsfürstin und ihren Sitz auf der rheinischen Prälatenbank bis zur
freiwilligen Aufgabe 1802 zu behaupten. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber nicht, so dass sich das
Reichsstift im Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte. 1568/1589 wurde
G. ein evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig. 1810 wurde es
aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205.
Gärtringen (Dorf, Herren, Herrschaft). G. bei Böblingen wurde 1382 von den Pfalzgrafen von Tübingen an Württemberg verkauft. Der Ortsadel starb 1559 aus. Das Gut kam als Lehen von 1610 bis 1616 an den württembergischen Rat Johann Sattler und 1640 durch Erbschaft an die Hiller und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Jäger von Gärtringen.
Gebirg (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton G.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft. Er
war seinerseits in die Quartiere Fichtelberg, Forchheim, Hollfeld und Rodach
eingeteilt. Um 1800 zählte die Kantonskorporation zu den Mitgliedern des
Kantons.
L.: Mader 3, 318ff., 8, 661ff., 8, 682ff.; Wolff 512; Riedenauer 116, 122ff.,
129; Waldenfels, W., Frhr. v., Die Ritterschaft des heutigen Oberfranken im
Jahre 1495, Arch. d. hist. Ver. Oberfranken 26, 3 (1917), 61ff.; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken,
1994.
Gedern (Burg, Herrschaft).
G. bei Büdingen kam 780 an Lorsch. Die von den Herren von Büdingen stammenden
Herren von Ortenberg errichteten dort eine Burg. Von ihnen fiel G. an die
Herren von Breuberg, die 1316 die Hälfte des Ortes dem Erzstift Trier zu Lehen
auftrugen. 1323 gingen ihre Rechte an die Trimberg, 1376 an die Eppstein-Königstein
und 1535 an die Grafen von Stolberg über. Diese führten die Reformation ein.
Seit 1677 war G. Sitz einer eigenen, 1742 gefürsteten Linie Stolberg-Gedern,
die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt wurde. 1806 fiel G. an
Hessen-Darmstadt, dann an Isenburg und 1816 wieder an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 275; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956.
Gehren (Herrschaft).
G. bei Suhl am Rand des Thüringer Waldes wird 1299 erstmals genannt. Bis zur
Mitte des 15. Jahrhunderts gehörten Burg und Dorf G. den Rittern von Berlstedt.
Sie verkauften G. an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen, über die G. 1920
zu Thüringen kam.
L.: Wolff 412.
Geilenkirchen (Herrschaft,
Land, Freiheit, Herrlichkeit). G. bei Jülich wird erstmals 1170 erwähnt. Bis
zum Erlöschen ihres Mannesstamms 1334 gehörte es den Rittern von G., welche die
Stammburg von den Herren von Heinsberg zu Lehen hatten. 1405 war es Mittelpunkt
eines kleinen Landes. 1484 kam es mit der Herrschaft
Heinsberg an Jülich, innerhalb dessen es (1485 Freiheit) als Herrlichkeit 1486
pfandweise an die Harff gelangte. 1815 fiel G. an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Jansen, H., Die sozial- und siedlungsgeographische Entwicklung
im westlichen Jülicher Land, 1957.
Geisingen (Herrschaft).
G. bei Donaueschingen wird 764 (Chisincas) erstmals erwähnt. Die Herren von G.,
die sich auch nach der um 1100 erbauten nahen Burg Wartenberg nannten,
gründeten neben dem Dorf zwischen 1250 und 1300 eine Stadt. 1318 kam G. mit
Wartenberg über die Grafen von Freiburg-Badenweiler erbweise an das
rivalisierende Fürstenberg, 1806 an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Barth, J., Geschichte der Stadt Geisingen an der Baar, 1880;
Vetter, A., Geisingen. Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg, 1964.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft
Arnheim. Später erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts.
1247 erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der
Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener
Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten.
Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant
1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die Grafen von den Ständen
abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das
Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G.
(1377/1379) an die durch Heirat verbundenen Grafen bzw. Herzöge von Jülich,
wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege 1423 unter
den von den Ständen gewählten Grafen von Egmont/Egmond aber wieder selbständig.
1472 verpfändete Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen von
Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns an
Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem Aussterben
der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit den vier
Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an Habsburg, das
G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den
habsburgischen Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548
dem burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem
Statthalter Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen,
Arnheim) von Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz
Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von
Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien)
1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw.
Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die
Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm
Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen Niederlanden nur
Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck
(Dalenbroek), Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde
1801, der preußische Teil 1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der
österreichische Teil an die Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf
einige Stücke, die an die Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe
Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg. v.
Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft
und Memoria, 2008.
Gelsdorf, Gelstorf (Herrschaft).
Die Herrschaft G. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Herzogtum Jülich dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis an.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2.
Gemen, Gehmen (Herrschaft).
Mit dem Königshof bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um
895-Quedlinburg 968) das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092
erstmals genannt. Um ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg
entstand eine kleine Herrschaft. 1492 starb das
Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei über das Stift Vreden
innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene Güter (Bredevoort,
Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können, aus. Es folgten in
weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach 1635 die Grafen von
Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift Münster die
Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560
protestantisch gewordene Herrschaft Burg und Ort
G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den westfälischen
Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg. Am
12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12.
1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von
der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler,
G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen,
G., 1980, 171.
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft über G. teilten. Die seit der Wende des 13.
Jh.s in die später weitverzweigten Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm
Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15. Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg
(1612, vorher Bürg) geteilte Familie G. war bereits 1488 Mitglied der
Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Zeitweise bestanden in G. drei
Schlösser. Das später der Reichsritterschaft Schwaben und Franken
aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck bzw.) Steinegg, G.,
Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg (Homberg) aus. Zu
ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im Kanton Neckar
Hamberg (Homberg) (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Hohenwart (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v. G. zu
Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen), Neuhausen
im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen Badens, v.
G. zu Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1407),
Tiefenbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher Ganerbschaft
Bönnigheim (Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit 1675), Filseck
(1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim teilweise, im
Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof, Bonfeld mit (dem
1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld, Rappenau,
Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert
waren, drei Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau,
Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit
Rodensteinschen Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622),
Hoffenheim (1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg
(1334), Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss
Hornberg (1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15.
Jh.), Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft
Maienfels und Neuhütten (16. Jh., gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie
Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde in G. die Reformation eingeführt. Um
1790 waren die G. auch im Kanton Baunach immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. (Am Beginn des 21. Jh.s sind noch
rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972; Andermann, K., In Angelegenheiten
der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die Urkunden des Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar, 1990; Andermann,
K., .Die Urkunden der Freiherrlich von Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen
und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011; Archive der Freiherren von
Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt - Urkundenregesten 1439-1902,
bearb. v. Burkhardt, M., 2013.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der
Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft
der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich
Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst.
1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von den Grafen von G. durch
Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des
Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in
gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und
leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der
Bischof, weil er die Herrschaft über die seit
1526 mit Bern und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533
zum Wechsel nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift
seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P., Bibliographie
raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le diocèse de Genève,
1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985; Histoire de Genève,
hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989, 1228ff.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gengenbach (Reichsstadt). Der vom Abt der um
748/753 gegründeten Benediktinerarbtei 1230 zur Stadt erhobene Ort G. bei
Offenburg wurde spätestens 1360 durch Kaiser Karl IV. zur Reichsstadt. Zu ihrem
Herrschaftsgebiet gehörten Reichenbach,
Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach. 1525 wurde die Stadt evangelisch, 1547
aber rekatholisiert. 1689 wurde sie nahezu völlig zerstört. 1803 fiel sie mit
etwa 2 Quadratmeilen an Baden und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 552 III b 32; Wallner 688 SchwäbRK 61; Kuner, M., Die
Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Gengenbach, 1922, 1939; Sutter,
O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Andreas, W., 600 Jahre Reichsstadt Gengenbach,
ZGO 108 (1960), 297; Hillenbrand, E., Stadt und Kloster Gengenbach im
Spätmittelalter, ZGO 124 (1976), 75ff.; Eine Stadt feiert. Chronik des
festlichen Jahres 1980, als Gengenbach sich erinnerte, 750 Jahre Stadt zu sein,
bearb. v. End, R., 1980.
Genua (Stadtkommune, Republik). G. am
südlichen Steilabfall der ligurischen Alpen war schon im Altertum ein
bedeutendes Handelszentrum. Seit 218 v. Chr. stand es unter römischem Einfluss
und behielt die zu unbestimmtem Zeitpunkt erlangte römische Munizipalverfassung
bis zur Völkerwanderungszeit bei. Über Ostgoten, Byzantiner (554) und
Langobarden (641) kam es an die Franken, die es zum Mittelpunkt einer
Grafschaft erhoben. Seit dem 10. Jahrhundert erlangte G. (958 Privileg für die
habitatores in civitate Ianuensi) eine eigene, seit etwa 1100 von drei oder
mehr Konsuln als Compagna ausgeübte Verwaltung, die Friedrich I. Barbarossa
beließ. Zusammen mit Pisa gewann die durch Handel reich gewordene Stadt
Sardinien und Korsika und setzte sich 1284 auch gegen Pisa und 1298 gegen
Venedig durch. Gleichzeitig wurde G. durch heftige innere Auseinandersetzungen
der Familien der Doria, Fieschi, Grimaldi und Spinola erschüttert. 1380
unterlag es bei Chioggia gegen Venedig. Von 1396 bis 1409 stand es unter der Herrschaft Frankreichs, von 1421 bis 1436 unter der Herrschaft Mailands und von 1458 bis 1461 wieder unter
der Herrschaft Frankreichs. Nach dem Fall
Konstantinopels 1453 gingen alle östlichen Niederlassungen verloren (1471
Trapezunt, 1475 Kaffa [Caffa], 1566 Chios). Mehrfach geriet die Stadt unter die
Herrschaft Mailands und Frankreichs. 1768 trat
Genua Korsika an Frankreich ab. Am 6. 6. 1797 wurde Genua von Frankreich als
Ligurische Republik eingerichtet, 1805 nach einem Volksentscheid von Frankreich
annektiert. 1815 wurde G. mit dem Königreich Sardinien vereint, das 1861 im
Königreich Italien aufging.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Storia di Genova dalle
origini al tempo nostro, Bd. 1ff. 1941f.; Cozzani, E., Genova, 1961; Le ville
genovosi, hg. v. De Negri, E. u. a., 1967; Costantini, C., La repubblica di
Genova nell'età moderna, 1978; Piergiovanni, V., Lezioni di storia giuridica
genovese, 1983; Petti Balbi, G., Genua, LexMA 4 1989, 1251ff.; Kurowski, F.,
Genua aber war mächtiger, 1990; Schweppenstette, F., Die Politik der
Erinnerung, 2003.
Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in Thüringen wird 995 erstmals als
Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera) genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift
Quedlinburg gab. Vögte des Klosters wurden vermutlich am Ende des 12.
Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur
Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238 benannte sich eine ihrer Linien nach
G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet durch
Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg). Infolge des
vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G.
seit 1358 unter der Oberhoheit des Hauses Wettin, an welches das Stift
Quedlinburg die Vogtei übertragen und die Herrschaft
G. verlehnt hatte. 1425 teilte sich G. in die Linien G., Schleiz und Lobenstein
(seit 1371 Lehen Böhmens), doch wurden die Güter 1497 wieder vereinigt. 1547
fiel infolge Verzichts Sachsens zugunsten des Kaisers die Oberhoheit an Böhmen,
1550 bei dem Aussterben der Vögte die Herrschaft
G. an die Burggrafen von Meißen, 1562 an die jüngere Linie des Hauses Reuß, die
1616 noch Schleiz erhielt und bis 1918 in G. residierte. Seit 1920 gehörte G.
zu Thüringen, seit 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987.
Geradstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). G. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam noch vor der Mediatisierung (zu einem Drittel) an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Gernrode (Reichsabtei). 959 gründete Markgraf
Gero in seiner am Rande des Harzes gelegenen Burg G. das Kanonissenstift Sankt Cyriakus.
König Otto I. nahm die reich ausgestattete Abtei G. 961 in den königlichen
Schutz auf. Allmählich wurde sie Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, zu der auch der Ort G. gehörte, der
1539/1549 Stadtrecht erhielt. Bis 1544 schrumpfte die Herrschaft
auf G. und fünf Dörfer zusammen. Stiftsvögte waren seit Mitte des 12.
Jahrhunderts die Askanier bzw. Fürsten von Anhalt. Die Abtei behielt auch nach
der etwa 1525 erfolgten Umwandlung in ein evangelisches Damenstift ihre
Reichsstandschaft und ihre Zugehörigkeit zum obersächsischen Reichskreis.
1610/1614 wurde das um 2 Quadratmeilen große Stift durch die Fürsten von Anhalt
aufgehoben. Über Anhalt gelangte G. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 553 II a 37, 14; Wallner 710 ObersächsRK 25; Schulze,
H. u. a., Das Stift Gernrode, 1965; Beumann, H., Gernrode, LexMA 4 1989, 1348.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft, Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G.
(Hohengeroldseck) bei Lahr erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang
des 12. Jahrhunderts in der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um
die im 13. Jahrhundert genannte Burg H. eine Herrschaft
auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel der Ortenau an sich und erlangte
1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter Helika von Mahlberg die Stadt Lahr.
Nach seinem Tod (1277) kam es zu Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien
Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck
und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die
Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen
Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der
mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504
begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen
(1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen die Grafen von
Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer Besetzung
durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806
wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem
Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit
Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab.
Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge
zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu
Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C., Die Herrschaft
Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung und zur
Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Gerolstein (Herrschaft,
Grafschaft). Um 1355 wurde die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet.
Gerhard VI. von Blankenheim stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein
(Blankenheim-Kasselberg). 1403 konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand
erhobene Linie Blankenheim beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem
Tod kam die um G. entstandene Herrschaft 1406
mit Blankenheim an die Grafen von Loen, 1468/1469 an die Grafen von
Manderscheid und 1488 deren Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war G.
unter einer Blankenheimer Nebenlinie (bis 1697) selbständig. Nach dem
Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel es an die in Böhmen begüterten
Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft Blankenheim und G. waren die Grafen
von Sternberg 1797 Mitglied des westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags sowie des
niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794 wurde G. von Frankreich
besetzt. Die Grafschaft umfasste 1801 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. 1815
kam sie an Preußen und damit 1946 G. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965.
Gersfeld (Stadt, Herrschaft).
944 gaben Gerhard und Snelburg ihre Güter in dem vermutlich älteren G. (Geresfeld)
an der oberen Fulda an das Kloster Fulda. Dieses erwirkte 1359 Stadtrecht für
G. 1402 und 1428 eroberte das Hochstift Würzburg den Ort und gab ihn an die von
Ebersberg genannt von Weyhers. Sie führten um 1540 die Reformation ein. 1804
kam das zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende G. an das
Großherzogtum Würzburg, 1806 an Bayern, 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und
1945 an Hessen.
L.: Wolff 513; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961.
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125
erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine
ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von Wertheim
benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe von
Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz und
in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald ausgestorbene Linie Oberbrunn
(Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die G. waren zunächst fränkische
Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16. Jahrhundert auch
Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18. Jahrhundert Kanton
Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731
bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der
Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten
sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie
von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810
fiel G. mit Bayreuth an Bayern. Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12.
Jahrhunderts durch Heirat an die Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248
an die Truhendingen und die Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den
Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft
Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im
Vormärz, 2003.
Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen
Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G.
an der Brenz, nach der sich eine Familie von G. benannte. Nach 1147 wurde der
durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin Diepolds II. von G., an die
Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im Brenztal. 1307 zählte G. zu
den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem
Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei.
1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556
wurde die Reformation in der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt
eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen
an Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Gimborn (Herrschaft, Grafschaft) s. Gimborn-Neustadt
Gimborn-Neustadt (reichsunmittelbare Herrschaft, Grafschaft). Schloss Gimborn an der oberen
Leppe (bei Gummersbach) gehörte seit dem 13. Jahrhundert verschiedenen Herren
(Herren von Sankt Gereon in Köln, Berg, Mark, Kruwell, Burtscheid, Nesselrode,
Harff). 1550 kam es durch Einheirat von den märkischen Rittern von Harff an das
mainfränkische Geschlecht Schwarzenberg. 1610 wurde Gimborn zur Unterherrschaft
Brandenburgs und der Pfalz erhoben. Adam von Schwarzenberg, der erste Minister
in Brandenburg, eroberte das märkische, 1614 Brandenburg zugeteilte Amt
Neustadt, bewirkte bis 1621 die Belehnung mit 12 Bauerschaften nördlich der
Agger, kaufte 16 adlige und steuerbare Güter im Binnenbergischen und erreichte
1630 die Übertragung durch Brandenburg als Mannlehen und freie Reichsherrschaft
sowie 1631 die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft
G. (u. a. Gummersbach). 1682 wurden die Güter zur Grafschaft erhoben. Die
Grafschaft gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1782/1783
verkauften die inzwischen in Wien ansässigen Fürsten von Schwarzenberg das 5
Quadratmeilen große G. mit 18000 Einwohnern an die Grafen von Wallmoden
(Wallmoden-Gimborn). 1806 kam das Gebiet an das Großherzogtum Berg, 1815 an
Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364f.; Zeumer 554 II b 63, 24; Wallner 704 WestfälRK 29; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Sybel, F. v., Chronik und Urkundenbuch
der Herrschaft Gimborn-Neustadt, Grafschaft Mark
1880.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9.
Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige
Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es
durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den Grafen
von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg) bedroht.
Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit Schwyz und
1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den eidgenössischen
Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G. sämtliche
Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die Reichsunmittelbarkeit
sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung des Aargaus,
bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften,
nahm 1436 zusammen mit Schwyz Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich
die Pfandschaft über Uznach und Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied
der Eidgenossenschaft. 1517 kaufte es die Herrschaft
Werdenberg und die Herrschaft Wartau
(Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798 wurde G.
mit den gemeinen Herrschaften, den
Untertanenlanden, dem Rheintal und dem Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil
der Helvetischen Republik. 1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet als
Kanton anerkannt. 1836 gab es sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung
mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der
Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989,
1476f.
Glatt (Herrschaft).
731/736 erscheint G. bei Sulz am Neckar in einer Urkunde Sankt Gallens. Am Ende
des 13. Jahrhunderts gehörte es mit dem halben Dürrenmettstetten und einem Sechstel
Dettingen den Herren von Neuneck. Nach deren Aussterben (1678) kam es durch
Testament an das Domstift Trier, durch Verkauf an den Freiherren von Landsee
und 1706 an das Stift Muri im Aargau, das Dettingen, Dießen (bei Horb),
Dettlingen (Dettensee) und Neckarhausen anfügte. Nach der Säkularisation fiel
die Herrschaft G. an Hohenzollern-Sigmaringen
und bildete bis 1854 ein Oberamt. Über Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam
G. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wetzel, J., Das hohenzollerische Schwarzwalddorf Glatt und das
Adelsgeschlecht von Neuneck, Bll. d. württemberg. Schwarzwaldvereins 19 (1911),
Neudruck 1966; Ottmar, J., Geschichte der Burg Neuneck, 1963; Hermann, W., Die
niederadelige Herrschaft Glatt vom Ende des 15.
bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Zs. f. hohenzollerische Geschichte 24
(1988).
Glauchau (Herrschaft).
Um 1170 errichteten die Herren von Schönburg auf dem Hochufer der Zwickauer
Mulde die Burg G., die Mittelpunkt ihrer Herrschaft
G. wurde. Später gelangte G. mit Schönburg an Sachsen.
L.: Wolff 422; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte der Stadt Glauchau,
1940.
Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei Erfurt
in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf Erwin
I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz erlangten sie die Vogtei über Erfurt
(1120) und umfangreiche Güter im Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der
Burg G., die Graf Erwin II. als Lehen von Mainz erhalten hatte, an das sie von
den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie die Vogtei über Erfurt an die
Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das Erzstift Mainz. 1342 wurde Ohrdruf
erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170 innehatten. Zur selben Zeit wurden
die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von Meißen, doch erschienen sie bis 1521
in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie die Residenz nach Ohrdruf. 1631
starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen Grafen völlig
verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die Obergrafschaft (Ohrdruf,
Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an
die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen große
Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben,
Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt),
die Herrschaft Tonna an den Schenken von
Tautenburg, 1638/1640 an Waldeck und 1677 durch Kauf an Sachsen-Gotha, das auch
die Landeshoheit über die gesamte Grafschaft behauptete. Die Burg G. wurde 1639
den Grafen von Hatzfeld verliehen (seit 1640 Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
Glogau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als
polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu.
1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien anlässlich einer
Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253 erhielt die Stadt G.
Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet
und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog Heinrich III. von G.
(† 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz
Polen ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie
die meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329, unter die Lehnshoheit Böhmens,
das einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das Herzogtum G. erneut
geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die andere an den König von
Böhmen (und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die Herzöge von Teschen,
1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König Matthias Corvinus von
Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld
an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus' nichtehelicher Sohn Johann Corvinus
vereinigte beide Teile Glogaus wieder und vergab sie als Lehen an Prinz Johann
Albert (1492-1498) und König Sigismund von Polen (1498-1506). Seit 1506 war G.
kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508 von Polen an Böhmen zurück und fiel
1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug Wallenstein nochmals den Titel
eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen
aufwies und in die Kreise G., Freystadt (Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg
(Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war, an Preußen über. 1945 kam es unter
die Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan am Bober in Niederschlesien wird
1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen Burg eine Stadt zu deutschem
Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472 Residenz eines Teilherzogtums
der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde
Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben die Herzöge von G. aus. 1549
kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis
1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit 20
Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau) als
preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über dessen
Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines
Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen
Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Glött (Herrschaft).
G. an der Glött südlich Dillingens wird im 12. Jahrhundert als Sitz eines
Adelsgeschlechts erstmals erwähnt. Im 14. Jahrhundert unterstand es den Herren
von Knöringen-Burgau als Ministerialen der Markgrafen von Burgau. 1537 kaufte
es Anton Fugger und verwandelte das Lehen der Grafen zu Fürstenberg in Allod.
Später gelangte es an die Linie Fugger-Kirchberg. Die dem schwäbischen
Reichskreis zugehörigen Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert.
L.: Wolff 205; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen
Renaissance, 1958.
Glückstadt (Hafen, Herrschaft).
1616/1617 gründete König Christian von Dänemark an der Einmündung der Stör in
die Elbe den Hafen G., der Tönning, Altona und Hamburg ersetzen sollte. Seit
1649 war G. Sitz der Verwaltung Dänemarks in Schleswig-Holstein. 1866 kam es zu
Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein. S. Holstein-Glückstadt.
L.: Wolff 445.
Gödens (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit G.
westlich von Wilhelmshaven gehörte als adlige Herrschaft
zu Ostfriesland.
L.: Wolff 339.
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von
Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011) Grafen von G., die ihre
teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz
in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal) mit Vogteirechten des
Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als Lehnsleute der Grafen
von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?, 1146/1147 Benennung nach
Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die Grafschaft zu Lasten des
Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253 erbten sie über die
Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der Grafschaft Tirol
(Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie die
Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere
Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie
entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern
verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch
Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um
Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz,
Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum
österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca
zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816
wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und Istrien die
Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und
Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an
Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil des
Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz,
Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78 (1998), 131; Härtel, R., Görz und die
Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110 (2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern
nach Friaul, Z. f. bay. LG.
65 (2002), 293; Da Ottone III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia
nel Medoevo, hg. v. Cavazzo, S., 2004.
Goschütz (freie Herrschaft).
Die aus ursprünglich zum Fürstentum Oels gehörigen Gütern gebildete freie
Standesherrschaft G. in Niederschlesien gelangte 1717 als Niederherrschaft an
die Langenau und von diesen 1727 an die Grafen von Reichenbach. 1741 erhob sie
König Friedrich II. von Preußen zu einer freien Standesherrschaft. Sie umfasste
mit den Städten G. und Festenberg 1,75 Quadratmeilen. Über Preußen gelangte G.
zu Polen.
L.: Wolff 479.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen).
1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal,
Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer
Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825
Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum
obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit von 1945/1949
bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha
(Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Gottschee, Gotschee (Herrschaft,
Grafschaft, Land, Ländchen), slowen. Kočevje. Das Kulpatal an der
kroatischen Grenze wurde im 14. Jahrhundert seitens der Kärntner Grafen von
Ortenburg durch deutsche Bauern besiedelt. 1363 wird in diesem Zusammenhang G.
erstmals genannt. Die zugehörige Herrschaft mit
etwa 3000 Einwohnern kam nach dem Aussterben der Grafen von Ortenburg 1418 über
Bischof Albrecht von Trient, die Grafen von Cilli und Ladislaus Postumus an
Habsburg (1456-1641), das sie meist verpfändete. 1641 gelangte das 1623 zur
Grafschaft erhobene Gebiet an die Grafen bzw. Fürsten Auersperg. 1791 wurde es
Herzogtum und folgte Krain. Mit diesem kam es 1918 an Jugoslawien. Die
deutschen Siedler wurden 1941 umgesiedelt und 1945 aus Jugoslawien vertrieben.
L.: Wolff 31; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. 1874ff.; Hauptmann, L.,
Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Widmer, G., Urkundliche Beiträge zur
Geschichte des Gottscheer Landes (1406-1627), 1931; Kundegraber, M.,
Bibliographie zur Gottscheer Volkskunde, 1962/3; Hödl, G., Gottschee, LexMA 4
1989, 1612.
Grafenhausen (Herrschaft).
G. nördlich von Waldshut wurde zusammen mit umfangreichen Gütern 1095 durch die
Grafen von Nellenburg an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen gegeben. Die
Vogtei über eine 1096 genannte Benediktinerabtei kam von den Grafen von
Nellenburg über die schaffhausischen Patrizier von Roth 1341 an das Kloster
Allerheiligen (in Schaffhausen) und 1344 an die Landgrafen von Stühlingen. 1609
ging die Herrschaft G. von dem Marschall von
Pappenheim an das nahe Kloster Sankt Blasien (Herrschaft
Bonndorf). Mit diesem kam sie 1805 an Württemberg, 1806 an Baden und damit G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Kürzel, A., Der Amtsbezirk Bonndorf, 1861; Hölzle, Beiwort 82.
Gräfenstein, Grävenstein (Herrschaft).
Die Herrschaft G. nördlich von Pirmasens gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen von Sponheim und Baden zum
oberrheinischen Reichskreis. S. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 166, 261; Wallner 696 OberrheinRK 15.
Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach
der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der 1248 zerstörten Burg
Lechsgemünd bei Marxheim - benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de
Lecheskemundi). Sie hielten das Hochgericht im Gau Sualafeld, das als
kaiserliches, später bayerisches Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der
Burg hatte, und hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304
verkauften sie das Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches
an den Grafen von Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von Bayern erbten.
1327 starb das Geschlecht mit Bischof Gebhart von Eichstätt in der Manneslinie
aus. Die verbliebenen Güter kamen an Bertold IV. von Neuffen, wurden aber 1342
nach Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern zugunsten Bayerns eingezogen.
1550 wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten,
Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637.
Grandson (Herrschaft).
Nach der um 1000 gegründeten Burg G. am südwestlichen Neuenburger See nannten
sich Herren von G. Die zugehörige Herrschaft kam
1389 zu Savoyen und wechselte 1475/1476 mehrfach zwischen Bern und Freiburg.
1815 gelangte G. zum Kanton Waadt.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Michaud, L.,
Grandson, 1957.
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den
Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von
den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren
waren der Bischof von Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden
von Freien nachweisbar, zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen
Versuche der Grafen von Habsburg, ihre Herrschaft
auszudehnen, entstand 1367 der Gotteshausbund der Talschaften Domleschg,
Oberhalbstein, Bergell und Engadin sowie der Stadt Chur und des Domkapitels.
1395 vereinigte sich u. a. das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns, Sax, 1395
Gruob, 1399 Hohentrins, 1406 Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca) zum
Oberen oder (vielleicht wegen der grauen Bekleidung der bäuerlichen Einwohner
seit 1442) Grauen Bund (1424 erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals
toggenburgischen Gemeinden im Prätigau (Prättigau) zum Zehngerichtenbund
(Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers, Schanfigg, Langwies, Churwalden,
Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw. deren Orte verbanden sich 1471
untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im Prättigau durch Kauf erworben.
1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtenbund ein Bündnis
mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden die Grafen von Tirol bzw.
Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die Drei Bünde (Gemeine drei
Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später fand die Reformation
Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng zum Freistaat der
drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund. Von 1649 bis 1652
wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund und im Engadin
abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an die
Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17. Jahrhundert besetzten
Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet, doch gelang Georg
Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen Chiavenna, das Veltlin
und Bormio an die Zisalpinische Republik verloren. 1798/1799 wurde G. als
Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter,
um Tarasp vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue
Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920;
Heuberger, R., Raetien im Altertum und Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P.,
Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Müller, I., Die Entstehung des Grauen
Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21 (1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f.
1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte, 1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v.
Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.; Jenny, R., Historisches über den
Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964; Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund,
1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens im
Mittelalter, 1982; Bischofberger, H., Graubünden, LexMA 4 1989, 1659;
Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens, Band 1 Die Kreise Disentis und
Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins, bearb. v. Brunold, U. u. a.,
1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung Graubündens im 19.
Jahrhundert, 2003.
Grävenstein (Herrschaft) s. Gräfenstein
Greifen (Geschlecht). Der vor 1124 christianisierte
Wartislaw I. († um 1135) und sein Bruder Ratibor († 1155/1156) sind die
ältesten bekannten Mitglieder der Herzöge der Pomoranen, deren Nachfolger 1181
die Anerkennung ihres Herrschaftsgebiets als
reichsunmittelbares Herzogtum Pommern (Reichslehen) erreichten, seit 1214 einen
Greifen im Wappen führten, sich im 15. Jahrhundert selbst nach diesem benannten
und mit Bogislaw XIV. 1637 in männlicher Linie ausstarben. S. Pommern.
L.: Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister,
A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses,
1938; Schmidt, R., Greifen, LexMA 4 1989, 1694f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 74.
Greifensee (Herrschaft).
Am Ostufer des Greifensees bei Zürich gründeten die Grafen von Rapperswil im
13. Jahrhundert das Städtchen G. 1402 kam die Herrschaft
G. an Zürich.
L.: Wolff 519; Schaufelberger, O., Der Greifensee, 1954; Kläui, P.,
Bezirkschroniken des Kantons Zürich, Bd. 3 1961.
Greifenstein (Herrschaft).
Die kurz nach 1226 von den Grafen von Nassau aus Beilstein verdrängten Herren
errichteten oder erneuerten noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts die Burg G.
bei Wetzlar. 1298 zerstörten die Grafen von Nassau die Burg, doch blieb die
Ruine mit der zugehörigen Herrschaft zwischen
Nasssau, Solms und Hessen umstritten. 1382 erbauten die Grafen von
Solms-Burgsolms zusammen mit den Grafen von Nassau-Sonnenberg die Burg wieder.
1395 verkaufte Nassau-Dillenburg die Herrschaft
an Solms-Burgsolms. Beim Aussterben von Solms-Burgsolms 1415 kam G. an
Solms-Braunfels. Mit diesem fiel die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 273; Wallner 696 OberrheinRK 19; Himmelreich, F., Greifensteiner
Chronik, 2. A. 1903.
Greiffenstein (Herrschaft).
Die Burg G. bei Greiffenberg in Schlesien war Mittelpunkt der Herrschaft G. Sie wurde 1392/1395 von König Wenzel IV.,
an den sie mit Schweidnitz-Jauer und Böhmen gelangt war, an Seyfried von
Raußendorf gegeben und befand sich seit 1399/1419 in der Hand der Herren von
Schaffgotsch.
L.: Winkler, B. v., Greiffenstein, Geschichte der Burg und Herrschaft, 3. A. bearb. v. Herbig, A., o. J. (1923).
Greiz (Burg, Herrschaft).
Die Burg G. (zu slaw. grad Burg) an der Weißen Elster erscheint 1209, dürfte
aber als deutsche Siedlung nach slawischen Vorgängern im 12. Jahrhundert
angelegt worden sein. Sie unterstand den Vögten von Weida, von denen sich
Heinrich V. seit 1238 Vogt von G. nannte. 1240 kam G. an Heinrich I. von
Plauen. Heinrich II. begründete 1306 die Linie Reuß von Plauen, die ihren Sitz
in G. nahm. Seitdem war G. bis 1918 Sitz einer Linie des Hauses Reuß und
gelangte 1920 an Thüringen. S. Reuß-Greiz.
L.: Wolff 419; Thoß, A., Die Geschichte der Stadt Greiz bis zum Ausgang des 17.
Jahrhunderts, 1933; Werner, M., „pars nemoris prope Graitz“, 2009.
Grenzau (Burg). Kurz vor 1213 erbaute Heinrich
von Isenburg auf einem von dem Abt von Laach (Maria Laach), der Abtei Siegburg
und dem Marienstift Utrecht erworbenen Berg im Brextal im Westerwald die Burg
Gransioie. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft,
die nach einer zwischen 1304 und 1310 erfolgten Abteilung von Gütern an Isenburg-Arenfels
über Isenburg-Büdingen 1342 an die mittlere Linie Isenburg-Grenzau kam. Von
1439 bis 1446 waren die Grafen von Nassau-Beilstein an der Herrschaft beteiligt. Beim Aussterben der Grafen von
Isenburg-Grenzau fiel G. als heimgefallenes Lehen an das Erzstift Trier, 1803
an Nassau-Weilburg (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Isenburg-Grenzau.
L.: Wolff 95.
Gronau (Herrschaft).
1371 erscheint die Burg G. bei Ahaus. Die 1435 durch Güter Gisbertas von
Bronkhorst (Bronckhorst) aus der Erbschaft Solms-Ottenstein erweiterte Herrschaft G. war zwischen dem Bischof von Münster als
Lehnsherren und den Grafen von Bentheim-Steinfurt, an die sie über Steinfurt
(bis 1421) und Bentheim gelangt war, bzw. seit 1638 den Bentheim-Tecklenburg-Rheda
als ihren Erben, umstritten. 1699 wurde G. durch Vergleich Unterherrlichkeit
des Hochstifts Münster. Nach 1803 wechselte die Herrschaft
mehrfach (1803-1806 mit Horstmar Wild- und Rheingrafen zu Grumbach [Wildgrafen
und Rheingrafen von Salm-Grumbach], 1806-1810 Großherzogtum Berg, 1811-1813
Frankreich). 1815 kam G. mit Münster an Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Jesse, O., Geschichte der Herrschaft und
Stadt Gronau, 1925; Gronau und Epe. Landschaft, Geschichte, Volkstum, hg. v.
Bremer, H., 1939.
Grönenbach, Grönbach, Grünenbach (Herrschaft). 1384 erwarben die Ritter von Rothenstein
die von Kaiser Otto II. dem Stift Kempten überlassene, bis 1260 bei den
Freiherren von G. befindliche Herrschaft G. bei
Memmingen. 1482 kam die zum schwäbischen Reichskreis und zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft
erbweise an die Marschälle von Pappenheim, 1612 an die Fugger und 1695/1696
durch Rückkauf an die Fürstabtei Kempten. 1803 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 158, 508; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmayer, J., Geschichte des
Marktfleckens Grönenbach, 1910.
Groningen (freie Stadt?). G. wird erstmals im
Jahre 1000 genannt. Es gehörte infolge einer Schenkung Kaiser Heinrichs III.
(1040) zum Hochstift Utrecht. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts versuchte die
Stadt, die angrenzenden friesischen Ommelande zu unterwerfen. 1499 kam sie
selbst unter die Herrschaft des Herzogs von
Sachsen. Von 1506 bis 1514 beherrschte Ostfriesland G., ehe es von dem zu Hilfe
gerufenen Karl von Geldern eingenommen wurde. 1536 wandten sich G. und
Ommelande Kaiser Karl V. zu. 1580 fiel G. an Spanien. 1594 wurde G. durch
Moritz von Oranien den Niederlanden eingegliedert.
L.: Wolff 75; Schepers, J., Groningen als Hanzestad, 1891; Oorkondenboek van
Groningen en Drente, hg. v. Block, P. u. a., Teil 1f. 1895ff.; Rijken van Olst,
H., De provincie Groningen en overig Nederland, 1958; Siemens, B., Historische
atlas van de provincie Groningen, 1963; Schuitema Meijer, A., Groningen, 1968;
Visser, J., Groningen, LexMA 4 1989, 1724f.
Gröningen (Ganerbschaft). In G. bei Crailsheim, das bis 1625 freieigene Bauerngüter aufwies, saßen bis um 1300 die Ritter von G. Ihnen folgten die Crailsheim und im 14. Jahrhundert die Schopfloch und Rechberg als Lehnsleute der Hohenlohe. Die Ortsherrschaft stand unter der Herrschaft Ansbachs später mehreren Ganerben zu (1532 u. a. Crailsheim, Ansbach, Priorat Anhausen, Vellberg, Wollmershausen und die Reichsstädte Rothenburg, Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl, im 17. Jahrhundert vor allem die Crailsheim, im 18. Jahrhundert hauptsächlich die Seckendorff). 1796 kam G. mit Ansbach an Preußen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Gröningen (Herrschaft).
Gröningen (Herrschaft).
Nach der Burg G. nördlich von Crailsheim nannten sich gegen 1300 Ritter von G.
Die zugehörige Herrschaft gehörte ursprünglich
der Linie Limpurg-Sontheim, nach deren Aussterben bis 1804 den Grafen von
Hohenlohe(-Waldenburg)-Bartenstein, danach den Fürsten von Colloredo-Mansfeld.
S. Gröningen (Ganerbschaft).
L.: Hölzle, Beiwort 49.
Gronsfeld, Gronsveld (reichsunmittelbare Herrschaft, Grafschaft). Südwestlich von Maastricht
bildete sich seit dem 11. Jahrhundert im Herzogtum Limburg um G. eine Herrschaft aus. Von ihr löste sich zu Anfang des 14.
Jahrhunderts die Herrschaft Richold ab. 1498
wurde G. durch König Maximilian zur Baronie erhoben. Zwischen 1576 und 1588
wurde das lediglich aus zwei Kirchdörfern zusammengesetzte Gebiet eine zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft. Von den Herren von G. kam es an die
Bronkhorst-Batenburg (Bronckhorst-Batenburg) und 1719 an die Grafen von
Törring-Jettenbach. 1794 wurde es von Frankreich besetzt. 1815/1839 gelangte G.
zur Provinz Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 16; Wallner 705 WestfälRK 50.
Groß von Trockau (Freiherren, Reichsritter).
Vom frühen 16. Jahrhundert bis 1806 zählten die Freiherren G. mit Teilen der Herrschaft Trockau zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 55;
Winkelmann-Holzapfel 151; Pfeiffer 208; Riedenauer 124; Rahrbach 106; Neumaier
183
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der Grube
benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit 1285/1286 (,
spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten, 1267/1269 durch
Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstandenen
Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft
des Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen
Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz
verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei
räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel
besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende
Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die
landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden,
Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das
Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über
Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S.
Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das
Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Grumbach (Grafen). G. bei Birkenfeld gehörte
schon früh den 1103/1135 erscheinenden Wildgrafen, deren Stammburg Kyrburg bei
Kirn an der Nahe war und die von den Rheingrafen auf dem Stein bei Münster „am
Stein“ beerbt wurden. Seit (dem Wildgrafen und Rheingrafen bzw. Wild- und
Rheingrafen) Johann Christoph (1555-1585) wurde G. namengebend für einen Zweig
dieses Geschlechts, der 1696 die Herrschaft
(Rheingrafen-)Stein (Rheingrafenstein) erbte, um 1800 ein Gebiet von 6
Quadratmeilen mit 17000 Einwohnern beherrschte und zum oberrheinischen
Reichskreis zählte. Seit 1816 gehörte G. zum Fürstentum Lichtenberg des Herzogs
von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1834 durch Abtretung zu Preußen. 1946 fiel es
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Zeumer 553 II b 60, 16; Wallner 697 OberrheinRK 22; Karsch, O.,
Geschichte des Amtes Grumbach, 1959.
Grüningen (Herrschaft).
G. in der Schweiz war Mittelpunkt einer Herrschaft,
die das Kloster Sankt Gallen 1283/1297 an die Grafen von Habsburg als
Klostervögte verkaufen musste. Von 1408 bis 1798 war es Sitz eines zürichischen
Landvogts.
L.: Wolff 519.
Gültlingen (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis
1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu Erbkämmerern der
Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen (bis 1699) und Deufringen
und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg und Zumweiler
(Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie wegen erheirateter
Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher immatrikuliert. Die
Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit besiedelten Ort G.
kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den
Grafen von Hohenberg an die Pfalz und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205,
218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925.
Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der Burg G. an der Lauter nannten
sich 1105 erscheinende hochadlige Herren, die bis zur Mitte des 13.
Jahrhunderts um Lauter und Donau ein kleines Herrschaftsgebiet
errichteten, das durch Erbteilungen aber bald wieder zerfiel. Der letzte
Freiherr von G. vererbte G. 1546 an die Grafen von Helfenstein, von denen es
1627 an Fürstenberg fiel (Linie Messkirch, 1744 Linie Stühlingen). Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte die freie Herrschaft G.
mit einer Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800 Einwohner) über die Fürsten
von Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium. 1806 fiel sie an Württemberg. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
Güns (Herrschaft). Bei einer vermutlich auf das 9. Jahrhundert zurückgehenden Burg der Grafen von Güssing wurde im 13. Jahrhundert die Stadt G. gegründet. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1491 verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt, 1647 aber wieder der Verwaltung Ungarns unterstellt wurde. 1921 kam G. zu Ungarn.
Guntersblum (Dorf, Herrschaft).
G. bei Mainz dürfte zeitlich erheblich weiter zurückreichen als seine erste
Erwähnung im 13. Jahrhundert anzudeuten scheint. 1237 verkaufte das Stift
Xanten Patronatsrecht und Zehnten an das Domstift Worms. Später kam G. an die
Grafen von Leiningen und danach an Hessen (Hessen-Darstadt) und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Leiningen-Guntersblum.
L.: Wolff 282; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4.
Günzburg (Herrschaft).
An der Stelle von G. an der Günz stand 77/78 n. Chr. ein römisches Kastell, zu
dem eine zivile Siedlung hinzutrat. In karolingischer Zeit lag dort vermutlich
Königsgut. 1274 verpfändete der Bischof von Augsburg G. dem Markgrafen von
Burgau. 1805/1806 gelangte G. an Bayern. Die davon verschiedene Herrschaft Obergünzburg gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis
L.: Wolff 43; Edlhard, F., Chronik der unmittelbaren Stadt Günzburg an der
Donau, 1894.
Gutenstein (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die 1735 erworbene Herrschaft G. der Grafen (Schenk) von Castell innerhalb Nellenburgs
unter der Landeshoheit Österreichs zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 40; Vorderösterreich
an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor
1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein
Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149
als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von
Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft
gehörte es den Kantonen Rhön-Werra (1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach
(spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806 mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790),
Odenwald (17. Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806)
des Ritterkreises Franken an. Die Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich
das Amt des Obermarschalls des Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den
Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an
Preußen übertragen. Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach
113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von
Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken,
1994.
Guttenberg (Herrschaft).
G. bei Bergzabern war ursprünglich eine Reichsburg. Die zugehörige Herrschaft kam als Lehen 1317 an die Grafen von
Leiningen und um 1330 als Reichspfand an die Pfalz (Kurpfalz). 1379 hatten die
Pfalz und Leiningen die Reichspfandschaft je zur Hälfte. Der Anteil der Pfalz
kam 1410 an Pfalz-Simmern, der Anteil Leiningens 1463 über die von Lichtenberg
an die Pfalz und Pfalz-Zweibrücken. 1556 fiel der Anteil der Pfalz an
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Veldenz. 1733 kam Pfalz-Zweibrücken durch Vergleich
in den alleinigen Besitz der Herrschaft. Über
Bayern gelangte G. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 250.
Haag (Herrschaft,
Reichsgrafschaft). Die Burg H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern
wird erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals
freien Herrschaft zwischen Hohenlinden, Inn und
der Salzstraße. Diese stand zunächst den Gurre (Gürre) von H. zu und wurde nach
deren Aussterben von Kaiser Friedrich II. 1245 den aus der herzoglich
bayerischen Ministerialität stammenden Fraunberg verliehen (seit 1434
nachweisbar Reichslehen). Sie mussten zwar 1469 die Oberhoheit Bayerns
anerkennen, konnten sich später hiervon aber wieder befreien. 1509 wurden sie
zu Grafen erhoben. Der letzte Graf trat zum Protestantismus über. Nach seinem
Tod fiel die Grafschaft 1566 an Bayern, das sie rekatholisierte. 1567 wurde
Bayern vom Reich belehnt und hatte zeitweise einen eigenen Sitz unter den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Über Bayern gehörte H. zum bayerischen Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das
Gebiet der Grafschaft 8 Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse
der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige
Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager
Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.
Habondange (Herrschaft) s. Habudingen
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen,
das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438
aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische
Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien,
Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft
Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im
14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der
Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians
Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von
Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp
die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen
Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit
Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die
österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem
jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und
eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand)
teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und
Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens.
Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
(deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung
Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8.
1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen
Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden
1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer
Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der
Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die
Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges
verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften,
ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige
Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch
Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf.
In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs,
8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns,
2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A.,
Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen
Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das
Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa
im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von
Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische
Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und Österreich
1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v. Hamann, G.,
1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden
der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA
4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K.,
Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die Geschichte des
Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v.
Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A.,
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503;
Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare
und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Habudingen, Habondange, Hagendingen (Herrschaft). Die Herrschaft
H. gehörte im 18. Jahrhundert als bischöfliche Lehnsherrschaft zum Hochstift
Metz, das 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft, Markgrafschaft). Nach der Burg H.
(Hochberg) bei Emmendingen nannte sich eine von Markgraf Hermann († 1074), dem
Sohn Herzog Bertholds I., begründete Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich
nach der Burg Baden bei Oos (s. Baden). Von diesen Markgrafen von Baden
spaltete sich nach 1197 die Linie (Baden-Hachberg bzw.) H. und von dieser 1297
die Nebenlinie (Baden-Sausenberg bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415 durch Kauf
wieder an die Hauptlinie zurück. Die sausenbergische Linie, die 1306 Rötteln,
später Lörrach und verschiedene Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die
Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel) erwarb, erlosch 1503. Ihre Güter kamen an
Baden, Neuenburg über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville
(Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach. Für die Herrschaften
Badenweiler, Rötteln und Sausenberg kam im 16. Jahrhundert die Bezeichnung
Markgräflerland auf (im Gegensatz zum Breisgau Österreichs). Über Baden
gelangten die meisten Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. a. Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten
der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A.,
Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen
Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I.
(1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967;
Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg.
Franken 1978, 13ff.; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft
Hachberg und der Herrschaft Üsenberg, Jb. des
Landkreises Emmendingen 1994, 147.
Hadamar (Herrschaft,
Grafschaft). H. bei Limburg erscheint erstmals 832 und dürfte wohl zu einem
Reichsgutsgebiet um Limburg gehört haben. Vermutlich als Erben der Grafen von
Leiningen und als Lehnsträger der Wormser Vogtei über das Stift Dietkirchen
brachten die Grafen von Nassau im 13. Jahrhundert H. an sich. Von 1303 bis 1394
spalteten sie eine Linie Nassau-Hadamar ab. 1405 hatten die Grafen von
Katzenelnbogen zwei Drittel, seit 1443 die Hälfte der Herrschaft
H., die von ihnen 1479 an Hessen gelangte. Dieses verpfändete den Anteil von
1492 bis 1557 an die Herren von Eppstein und gab ihn nach der Wiedereinlösung
an Nassau-Dillenburg. Von 1607 bis 1711 war H. Sitz der jüngeren, 1650
gefürsteten, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Linie
Nassau-Hadamar. Über Nassau und Preußen (1866) kam H. 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 337; Wallner 703 WestfälRK 23.
Haffen (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit (bzw. Herrschaft) H. und Mehr südöstlich von Rees gehörte
als adlige Herrlichkeit zum Herzogtum Kleve. Über Preußen kam H. 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 317.
Hafner-Obernzell bzw. Obernzell (Herrschaft).
Die Herrschaft H. (Obernzell) gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. S.
Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Hagnau (Herrschaft).
Die Herrschaft H. am Bodensee südöstlich von
Meersburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Abtei Weingarten zum
schwäbischen Reichskreis. (Weingarten fiel 1806/1808 an Württemberg und kam
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Überlingen und der Linzgau am Bodensee,
hg. v. Schleuning, H., 1972.
Haigerloch (Herrschaft).
1095 wird die Burg H. an der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft H. gehörte
den um 1162 aussterbenden Grafen von H., denen die um 1170 von den Grafen von Zollern
abgespalteten Grafen von Hohenberg nachfolgten. 1381 verkauften die Grafen die
gesamte Grafschaft Hohenberg mit H. an Habsburg, das die Herrschaft mehrfach verpfändete. 1488 kam H. an die
Grafen von Zollern, die es 1497 gegen die Herrschaft
Rhäzüns in Graubünden (an Österreich) eintauschten. 1575/1576 wurde H. Sitz
einer Linie der Zollern bzw. Hohenzollern (Hohenzollern-Haigerloch). Nach dem
Aussterben der Linie 1634 fiel die Herrschaft an
Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte die Herrschaft
Haigerloch-Wehrstein (Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen und 7000
Einwohnern unter den Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit
Hohenzollern-Sigmaringen kam H. am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Blessing, E., Stadt und Herrschaft Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller,
C., Historiographische Probleme um die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO
146 (1998), 1V 245.
Haigerloch-Wehrstein, Haigerloch-Wehrstein (Herrschaft) s. Haigerloch
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz unterstellt wurde. Durch
die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es
seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von
Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im
Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben,
Ermsleben [1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war
es mit Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach
fielen die Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum
aufgehoben und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das
Fürstentum umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern
H., Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und
acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und
Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen
[Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen
Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und
Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck,
dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807
kam H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen
umfasste, zum Königreich Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und
1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Haldenstein (Herrschaft
eines zugewandten Ortes). H. am Vorderrhein bei Chur war seit 1524 Sitz des
Botschafters Frankreichs bei den gemeinen drei Bünden. Die Inhaber (von
Schauenstein) wurden 1611 Reichsfreiherren. 1701 fiel H. an die von Salins. Es
unterstand der Herrschaft der gemeinen drei
Bünde, die der Eidgenossenschaft der Schweiz zugewandt waren und in Graubünden
aufgingen.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) H3; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 318.
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig)
aus Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge von
Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte
der letzte Graf († 1436) die auf Springe beschränkte Grafschaft gänzlich an die
Welfen. 1434/1435 wurde die Burg abgerissen. 1704 belehnte Hannover den
Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die
Grafschaft unter Erhebung Platens in den Reichsgrafenstand wiedererrichtet.
Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des
Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis aufgenommen. Über
Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
Hamb (Herrschaft). Seit Anfang des 16. Jahrhunderts hatten die Herren von Pallant (Palant) als Lehen der Herzöge von Geldern die freie Herrschaft H. bei Moers am Rhein inne. Um 1700 wurde die Herrschaft mit Geldern vereinigt. Über Preußen kam H. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt, Land,
Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen Vorstoßes in
das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f. könnte die
Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe und
Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser von
50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der Große
804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in die
Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser Ludwig
der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen. 831
wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen Ansgar. 845/847 wurde
der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen Brandschatzungen durch die Wikinger
von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh. wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter
den Grafen von Schauenburg (Schaumburg), die 1111 durch Herzog Lothar von
Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft Holstein und der Grafschaft
Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz.
Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von Boizenburg als Leiter einer
Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der Altstadt vereinigte Neustadt
H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser
Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit erscheint in H.
erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof von Bremen seine Rechte an der
Altstadt auf den Grafen von Schaumburg (Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch zu einem großen
Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf. Um 1300
war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen weitgehende Unabhängigkeit
vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das Recht der eigenen
Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14. Jahrhundert errang die
Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf der Nordsee (1400
Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der ersten Mitglieder der
Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee und Ostseeraum (um
1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise der Erwerb der
Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen planmäßigen
Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit
der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von Sachsen-Lauenburg
Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das Gebiet bis 1868,
als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser
Sigmund wurde die Stadt erstmals als reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460,
als die Könige von Dänemark an die Stelle der Grafen von Schauenburg traten,
galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine
Reichsstadt im niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das
Reichskammergericht Hamburgs Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König
von Dänemark H. als kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die
Reformation eingeführt. Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen
Aufschwung. 1603 wurde das schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste
Recht unter Verwendung der Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener
anderer Quellen reformiert. Im Schutze einer starken Befestigung blieb die
Stadt vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz und
Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
erhielt sie 1803 als Reichsstadt. Die Besetzung durch Dänemark (1801-1806) und
durch Frankreich (1806) und die Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen
Rückschlag für die sich seit 1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die
wenig später ihren Dom abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt
des Elbe-Departements in das französische Reich eingegliedert. 1813/1814
verstand sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und
Hanse-Stadt dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren
Rezessen zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem
gescheiterten Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat
und Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine
Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft
aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937
wurden die preußischen Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und
Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit
der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem
Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen
staatlichen Verwaltungsbezirk mit einer Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft
dar. Am 3. 5. 1945 wurde H. von Großbritannien besetzt und der britischen
Besatzungszone zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die seit 1949 der
Bundesrepublik Deutschland zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat)
eine neue Verfassung. 1969 erlangte H. durch Vertrag mit Niedersachsen zur
Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil des Elbemündungsgebiets mit der
Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil
1ff. 1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg,
J., 1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd.
2), bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967;
Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845;
Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen
Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das
Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E.,
Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg
1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K.,
Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd.
1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt
Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde
zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956;
Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen
Geschichte, 1951 (mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius,
W./Weber, R., Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952,
1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG
GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar
bis Bonn, 1956; Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der
Freien und Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger
Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis
1594, bearb. v. Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger
Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und
heute, 1972; Hamburg, Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg.
v. Jochmann, W., Bd. 1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische
Unabhängigkeit vom schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die
Reformation in Hamburg, 1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986;
Hamburg im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das
alte Hamburg (1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W.,
Hamburg-Bremen, LexMA 4 1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v.
Schöller, A., 1990; Postel, R., Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll.
f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.; Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7.
A. 1994; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon,
hg. v. Kopitzsch, F. u. a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
Hammerstein (Burggrafen, Herrschaft).
Im 10. Jahrhundert erbauten die Konradiner die Burg H. bei Neuwied. 1020 wurde
sie als Folge der kirchlich verbotenen Ehe des Engersgaugrafen Otto von H. mit
seiner Verwandten Irmingard von Kaiser Heinrich II. erobert. Als Reichsburg war
sie Sitz der Herrschaft H. 1374 fiel die
Lehnshoheit an das Erzstift Trier, das nach dem Erlöschen der beiden Linien der
Burggrafen von H. 1405/1419 die Güter als heimgefallenes Lehen einzog. 1803 kam
H. an Nassau-Weilburg, 1815 an Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach Bremen
über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus)
Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als
civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch
Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das
Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen
und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm
von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen
(Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer
Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz
war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die
Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und
1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks
an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet
von rund 700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der
Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen,
Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen
Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen
überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle,
Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1
Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die
Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die
Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt
Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H.
von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes
Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in
Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich
besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für
wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil
Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen,
vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit
dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen,
Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim,
Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde.
1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues
Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt),
das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von
Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt.
Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932
gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft
Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging
aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom
Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen
aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007.
Hardenberg (Herrschaft).
Die Burg H. bei Düsseldorf bildete den Mittelpunkt der Herrschaft
H. der 1145 erstmals genannten Herren von H. Sie gelangte 1355 durch Verkauf an
die Grafen von Berg und gehörte dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
an. 1808 kam H. an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Ophüls, W., Altlangenberg, 1936; Aders, G., Quellen zur
Geschichte der Städte Langenberg und Neviges, 1967.
Harlingerland („Land“). Der nach dem Flüsschen Harle
benannte nordöstlichste Teil Ostfrieslands (Esens, Wittmund, Carolinensiel,
Bensersiel, Neuharlingersiel) erscheint im 13. Jahrhundert als selbständiges
Harlinger Land. Im 15. Jahrhundert erreichte es durch Vereinigung der Herrschaften Esens, Stedesdorf und Wittmund unter dem
Häuptling Sibet Attena seine endgültige Gestalt. 1540 wurde das dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige H. infolge Heirat mit der
westfälischen Grafschaft Rietberg sowie 1600 ebenfalls infolge Heirat mit
Ostfriesland vereinigt und kam über Hannover und Preußen (1866) 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 24, 49,
III, 10, Herloga, ‚Harlingerland‘; Gröttrup, H., Die Verfassung und Verwaltung
des Harlingerlandes 1581-1744, 1962; Salomon, A., Geschichte des
Harlingerlandes bis 1600, 1965.
Harrach (Reichsfreiherren, Reichsgrafen). Das in
Böhmen und Oberösterreich begüterte Adelsgeschlecht H. wird 1195 erstmals
erwähnt. Zunächst erwarb es Güter in Kärnten und in der Steiermark, 1524 die Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. 1550 wurde es
in den Stand der Reichsfreiherren erhoben, 1627 in den Stand der Reichsgrafen.
1620 erhielt es aus der böhmischen Konfiskationsmasse reiche Güter. Im
Reichsfürstenrat wurde die Familie zu den schwäbischen Grafen gerechnet.
L.: Zeumer 554 II b 61, 21.
Hartenstein (Herrschaft,
Grafschaft). Um 1170 wurde von Meinher von Werben (Burgwerben) die Burg H. bei
Zwickau als Stützpunkt der deutschen Besiedlung des westlichen Erzgebirges
errichtet. Sie wurde Mittelpunkt der Herrschaft
H. Diese wurde 1406 von den verwandten Burggrafen von Meißen an Schönburg
verkauft. Ein Teil der zum obersächsischen Reichskreis zählenden Grafschaft kam
1559 an Sachsen.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Harthausen (reichsunmittelbare Herrschaft). H. nördlich von Rottweil erscheint 882.
Im Jahre 994 gab dort Herzogin Hadwig Güter an das Kloster Petershausen. Die
Lehnsoberhoheit lag zunächst bei Sulz und seit 1471 bei Württemberg. Die später
zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben steuernde reichsunmittelbare Herrschaft unterstand zunächst den Hack (Hacken) von
H., seit 1481 den Rosenfeld und seit 1549 den Herren Stein von Steinegg
(Steineck) bzw. Stein zum Rechtenstein. 1806 kam H. an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509.
Harthausen (reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft). H. bei Günzburg bildete mit Rettenbach und Remshart innerhalb der Markgrafschaft Burgau eine reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft. Sie gehörte im 14. Jahrhundert den Ploss (Blossen). Rettenbach kam 1432 von denen von Rothenbach (Rettenbach) an die von Knöringen und 1440 an die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. H. gelangte 1492 an Veit von Schwendi zu Klingenstein, 1570 an, die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. 1806 fiel H. an Bayern.
Haslach (Herrschaft).
H. an der Kinzig wird 1099 als Reichslehen der Herzöge von Zähringen erstmals
erwähnt. 1218 fiel es an die Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250 nach
Fürstenberg benannten. 1250 musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen genommen
werden, wurde 1278 aber wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es Sitz einer
Linie Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde es dem Hochstift
Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393 wieder
straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806 kam es an Baden und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44
Haslital. Das H. der oberen Aare gehörte bereits
1378 zum Herrschaftsbereich der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Später kam es zum Kanton Bern.
L.: Wolff 520; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Mühlemann, A.,
Studien zur Geschichte der Landschaft Haslital, 1895.
Hasserode (Herrschaft).
Die Herrschaft H. wurde 1740 vom Fürstentum
Halberstadt Preußens aus verwaltet. Über Preußen kam H. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417.
Hattstein
(Ganerbschaft, Herrschaft). In H. im Taunus
südlich von Altweilnau wurde vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts von den
1226 erstmals bezeugten Herren von H. eine Burg erbaut. Sie wurde vom Erzstift
Mainz erobert. 1432 wurde eine Ganerbschaft eingerichtet. Bis 1467 hatte
Frankfurt die Vorherrschaft innerhalb der Ganerben, danach waren H., Nassau und
Eppstein berechtigt. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lag die Herrschaft bei den Reifenberg, von denen sie 1686 mit
Reifenberg an die Waldbott von Bassenheim kam. 1806 gelangte H. an Nassau, 1866
an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie
(Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb
aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft
Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie
1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie
H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der
Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft Trachenberg
(Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen
weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen
[1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach
bei Weikersheim). Außerdem gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit Haltenbergstetten,
Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf,
Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen, 1806 an Bayern
und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H. im 17. und 18.
Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken (außerdem um 1700 zum
Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und mit den Schlössern
Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg,
Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg)
zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den
Großen von Preußen wurde der Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand
verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von
Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem 1803 der preußische Fürstenstand
bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900
den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde
1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547; Genealogisches
Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J., Inventar des
Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die Familie von
Hatzfeldt, 2004.
Hatzfeld-Trachenberg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der 1641 erlangten Herrschaft Trachenberg in Niederschlesien benannte Linie der Familie Hatzfeld, die 1635/1640 zu Reichsgrafen und 1748 zu Reichsfürsten erhoben wurde. Sie starb 1794 aus, wurde aber durch den Erben, Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein, neu begründet.
Hatzfeld-Wildenburg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
Die Familie H. ist eine nach der 1380 erworbenen reichsunmittelbaren Herrschaft Wildenburg benannte Linie der Familie
Hatzfeld. Sie zählte zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Hauenstein (Grafschaft). An einem alten Rheinübergang
bei Laufenburg erlangten die Grafen von Habsburg als Nachfolger der Grafen von
Lenzburg (1173) bzw. Kiburg (Kyburg) 1264 mit der Vogtei über Sankt Blasien die
Burg H. (Houwinstein), die sie zeitweilig an die Herren von Schönau zu Lehen
gaben bzw. der Linie Habsburg-Laufenburg überließen. Nach deren Aussterben 1408
kam die Herrschaft, seit 1562 Grafschaft H. an
Habsburg zurück. 1806 fiel sie mit rund 500 Quadratkilometern und etwa 25000
Einwohnern an Baden, 1951/1952 H. mit diesem an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Hausen (Herrschaft).
Im 11. Jahrhundert wurde in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war
bis 1648 Sitz der Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die
zum österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten Markt,
Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen) und
weitere Güter umfassende Herrschaft H. über
Berthold von Stein zu Klingenstein und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die
Grafen Schenk von Castell, 1756 als Pfand an das Kloster Salem und 1803 an
Baden sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg
und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.
Hausen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. nördlich von Schwäbisch Gmünd
lag innerhalb der Herrschaft Limpurg. H. war
Mannlehen Bayerns. Nach dem Aussterben der Limpurg kam es als Lehen an einen
Herrn von Bredow. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die Markgrafen von
(Brandenburg-)Ansbach zum fränkischen Reichskreis.
L.: Wolff 127; Wallner 694 FränkRK 21.
Haxthausen, Harxthausen (Freiherren, Reichsritter).
Die aus dem Hochstift Paderborn stammende, dessen Erbhofmeisteramt tragende
Familie gelangte im 17. Jahrhundert an den Rhein. 1670 gewann sie erbweise von
den Rodenstein den unter der Herrschaft der
Pfalz stehenden Häuserhof bei Ingelheim. Im 18. Jahrhundert waren die
Freiherren von H. mit Dilshofen und Georgenhausen Mitglied im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken und mit einem Siebtel der Ganerbschaft
Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an
Hessen-Darmstadt und gelangten damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72;
Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 36, 187; Riedenauer 124.
Hechingen (Burg, Herrschaft).
Bei dem 786 erstmals erwähnten H. (Hahhingum) an der Starzel errichteten die
Grafen von Zollern (Hohenzollern) eine Burg. Später wurde H.
Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Zollern. Danach war es Sitz der Linie
Hohenzollern-Hechingen. 1849 kam H. mit dem 1806 voll souverän gewordenen,
wirtschaftlich aber kaum lebensfähigen Fürstentum an Preußen, 1951/1952 über
Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Hechingen.
L.: Wolff 168; Bauer, W., Die Stadt Hechingen, 2. A. 1955; Eisele, K., Studien
zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Kuhn-Rehfus, M., Streifzüge durch
die Geschichte Hechingens, (in) 1200 Jahre Hechingen, 1987; Mors, K., Hechingen
und Burg Hohenzollern, 1989.
Heggbach, Hegbach, Hepbach (reichsunmittelbare
Abtei). In H. (Hecchibach) bei Biberach wurde vermutlich in Anlehnung an eine
ursprünglich adlige, dann über König Heinrich (VII.) an die Linzgauzisterze und
von dort an einen zunächst bei Maselheim angesiedelten Konvent von Beginen
gelangte Eigenkirche vor 1231 ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. Es
erlangte 1429 die niedere Gerichtsbarkeit für sein Gebiet und war seit dem
späten Mittelalter, weil es nie einen Vogt hatte, reichsunmittelbar. In
geistlicher Hinsicht unterstand es der Oberaufsicht des Abtes von Salem. Die Herrschaft des zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Klosters umfasste die fünf Dörfer Baustetten, Bronnen, Maselheim, Mietingen und
Sulmingen, insgesamt ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern
mit 3000 Einwohnern. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 kam es (bis 1873) an die Grafen Waldbott von Bassenheim bzw. (von)
Waldbott-Bassenheim, die Dörfer Mietingen, Sulmingen sowie der Zehnt von
Baltringen an die Grafen von Plettenberg, 1806 an Württemberg. Bibliothek und
Archiv wurden 1820 nach Buxheim gebracht. 1875/1884 ersteigerten die
Franziskanerinnen von Reute (Reutte) das Klostergelände. Über Württemberg kam
H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 67; Wolff 192; Zeumer 552 II a 36, 18; Wallner 689 SchwäbRK
67; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Mayer, F., Geschichte des
vormaligen Reichsstifts und Gotteshauses Heggbach, 1917, Neudruck 1981; Beck,
O., Die Reichsabtei Heggbach, 1980; 750 Jahre Kloster Heggbach (1231-1981), hg.
v. Haas, L., 1981; Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982.
Heideck (Herrschaft).
Die um 1250 entstandene Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der
Herren von H., die aus dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von
Arnsberg und 1129 von Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von
Eichstätt und erlangten am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten
sie Güter der Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437
wurde H. geteilt und 1445 an Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem
Tod Konrads II. von H. an Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit
später wieder an Bayern. Von 1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft
und führte für diese Zeit die Reformation in der zum bayerischen Reichskreis
zählenden Herrschaft ein. S. Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg,
die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren von Heideck, 1968.
Heidenheim (Herrschaft).
Neben älteren Siedlungen bestand in H. an der Brenz ein erstmals zwischen 750
und 802 anlässlich einer Schenkung an Fulda erwähntes, auf alemannischem
Herzogsgut errichtetes Dorf. In der Mitte des 12. Jahrhunderts stand das meiste
Gut in H. den Hellenstein zu, von denen Degenhard von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa zum procurator des Königsgutes in Schwaben bestellt wurde. König
Rudolf von Habsburg zog das ehemals staufische Gut an das Reich. 1302 wurde es
an die Helfenstein verpfändet, welche die Höhenburg Hellenstein zum Mittelpunkt
der Herrschaft Hellenstein machten, die 1448 als
Herrschaft H. an Württemberg und 1450 von dort
an Bayern-Landshut veräußert wurde. 1504 kam die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft nach dem Erbfolgekrieg um
Bayern-Landshut wieder an Württemberg, wo sie abgesehen von 1635/1648 (Bayern)
verblieb. 1951/1952 gelangte damit H. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; 600 Jahre Stadt Heidenheim/Brenz
1356-1956, 1956; Heimatbuch des Kreises Heidenheim, 2. A. 1963; Heidenheim an
der Brenz, bearb. v. Schneider, F., 1970; Bühler, H., Heidenheim im
Mittelalter, 1975; Akermann, M., Schloss Hellenstein über Heidenheim, 1978.
Heiligkreuztal, Heiligenkreuztal (freies? Stift). 1227
erwarben mehrere fromme Frauen von Werner von Altheim das Gut Wasserschaff und
errichteten dort unter dem Namen H. 1231/1233 ein Zisterzienserinnenkloster,
das päpstlichen und kaiserlichen Schutz erlangte, aber der Oberaufsicht des
Abts von Salem unterstand. Es erwarb vor allem von den Justingen und den Grafen
von Grüningen-Landau ein kleines Herrschaftsgebiet
von 8 Dörfern. Nach langem Rechtsstreit konnte 1719 die Vogtei der Grafen von
Hohenzollern-Sigmaringen abgelöst werden. 1750 wurde das Kloster innerhalb
Schwäbisch-Österreichs dem Oberamt Nellenburg unterstellt. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3200 Einwohnern.
Dazu gehörten die Dörfer und Weiler H., Andelfingen, Binzwangen, Beuren,
Ertingen, Friedingen, Hundersingen und Waldhausen, die Höfe Landauhof (Landau),
Talhof (Thalhof) und Dollhof, mehrere auswärtige Güter und Gefälle und
Weinberge in Markdorf und Hechingen. 1803 fiel das Stift an Württemberg. Mit
diesem kam H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Urkundenbuch des Klosters Heiligkreuztal, 1910ff.; Kögel, M., Rechts- und
Besitzverhältnisse des Klosters Heiligkreuztal, Diss. phil. Tübingen, 1973; Der
Kreis Biberach, 1973; Heiligenkreuztal 1277-1977, 2. A. 1978.
Heimbach (Herren, Herrschaft).
Im 11. Jahrhundert erscheint erstmals die Burg Hengebach bei Düren. Nach ihr
benannte sich ein seit 1085 erwähntes Edelherrengeschlecht, das vermutlich von
den Grafen von Are-Hochstaden abstammt. Dieses erlangte 1207/1208 beim
Aussterben der Grafen von Jülich durch Erbschaft die Grafschaft Jülich. Ihre Herrschaft wurde danach ein Jülicher Amt. Ansprüche
des Erzstifts Köln wurden erfolgreich abgewiesen.
L.: Wolff 322; Die schöne Eifel, 1956.
Heimertingen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. nördlich von Memmingen wurde
1589 von den Grafen Fugger erworben. Sie stand der Linie Fugger-Babenhausen
(Babenhausen und Boos) zu. Später kam H. zu Bayern.
L.: Wolff 204; Hölzle, Beiwort 45.
Heistart (Herrschaft).
Die Herrschaft H. und Schüller gehörte zur
Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von Sternberg
fiel.
L.: Wolff 363.
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum,
Residenz). H. südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher
Urkunden. 1272 gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich
II. von Hachberg die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit
1505) bis 1806 war der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors
(Johannitermeisters) von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz
und Stimme auf dem Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene
Grafschaft Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende,
dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich
faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den
Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg
im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt,
1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
264; Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Heldburg (Herrschaft).
H. bei Hildburghausen wird erstmals 837 anlässlich einer Übertragung an Fulda
genannt (Helidberga). Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war die Burg Sitz der
Grafen von Henneberg. 1353 gelangte sie mit der zugehörigen Herrschaft durch Heirat an die Burggrafen von
Nürnberg, 1374 an Sachsen. 1826 fiel das bis 1806 über Sachsen-Hildburghausen
zum oberrsächsischen Reichskreis zählende H. an Sachsen-Meiningen und kam damit
1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 397; Bießmann, K., Das fürstlich-sächsische Amt Heldburg in der Mitte
des 16. Jahrhunderts, Diss. phil. Jena, 1936.
Helfedange (Herrschaft,
Helflingen). Die Herrschaft H. gehörte als
bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in
Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Helflingen (Herrschaft,
Helfedange). Die Herrschaft H. gehörte als
bischöfliche Lehnsherrschaft im 18. Jahrhundert zum Hochstift Metz, das 1789 in
Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Helmstedt (reichsunmittelbare Abtei, Residenz).
Aus einer um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte
sich vor 887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom
Bistum Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und die mit dem Kloster Werden
bis 1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war. Sie war bis 1802/1803
reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt
H. (952 Helmonstedi) verlor der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig, die
1576 in H. die bis 1810 bestehende Universität ”Juleum” gründeten. Über
Braunschweig kam H. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H.,
Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954),
425ff.; Stelzer, O., Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H.,
Helmstedt. Die Geschichte einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v.
Conrady, H., 1965; Fahlbusch, F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U.,
Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699 (Werden
und Helmstedt), 1, 2, 265.
Henckel von Donnersmarck (Freiherren, Grafen).
Aus einem vielleicht ursprünglich aus Geldern (von Kell), danach aus der Zips
stammenden, nach der Burg Donnersmarck (Quintoforo, Donnerstagsmarkt) im Bezirk
Leutschau genannten Geschlecht erwarb Lazarus H. (1551-1624) 1623 die Herrschaft Beuthen und Oderberg in Schlesien. 1636
wurde die Familie in den Freiherrenstand, 1651 in den Grafenstand erhoben.
Später hatte die ältere katholische Linie die Herrschaft
Beuthen, die jüngere evangelische Linie Güter in Tarnowitz, Neudeck, Zyglin und
Alt Repten (Repten).
L.: Perlick, A., Oberschlesische Berg- und Hüttenleute, 1953.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts
(Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger Verbindung
zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals urkundlich
bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und Hassbergen begütert
war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter Berg) im Grabfeld zehn
Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren Niederlagen durch die
Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen (1091) und Marschälle das
Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230 verlor es das Burggrafenamt
von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und Stockheim und wurde mit dem
Kern seiner Herrschaft nach Thüringen
abgedrängt, 1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen
Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie
vorübergehend an Brandenburg fiel). 1274 erfolgte eine Teilung in die drei
Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583, 1310 Fürstengenossen),
Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf an
Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“
(Coburg, Sonneberg), die Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg
zurückgewonnen hatte, ging 1353 über drei Erbtöchter als Frauenlehen
größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen), teilweise (um Königshofen) an
Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im Tauschwege vom Hochstift Würzburg
erworben. Wilhelm V. schloss 1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit
dem Haus Wettin (Meißen, Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583)
verwalteten auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen
Linien (Sachsen) die Güter gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der
Hauptteil an das ernestinische Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das
albertinische) Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft
Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen werden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum fränkischen
Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa
74000 Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5
Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf,
Benshausen und die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]),
Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter
Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10
Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und
Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild),
Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern,
Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar)
und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt
Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische 1866 an Preußen.
Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs der
Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Henneberg-Aschach (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
H. sind eine 1274 entstandene Teillinie der Grafen von Henneberg, die 1486 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde und 1549 ausstarb. Ihr entstammte der
Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (1481-1504). Sie erlangte 1274
Lengfeld, Belrieth, Behrungen und Hendungen, Aschach, Ebenhausen, halb
Münnerstadt und das halbe Gericht Saal an der Saale, 1378 die Güter von
Henneberg-Hartenberg(-Römhild). Sie verkaufte 1401 die Herrschaft
Aschach an Würzburg, siedelte nach Römhild über und nannte sich (nach) Römhild.
Später verkaufte sie einen Teil ihrer Güter an die Grafen von Mansfeld. Der
Rest kam bei ihrem Erlöschen an Henneberg-Schleusingen.
L.: Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006.
Henneberg-Schleusingen (gefürstete Grafen). Die Grafen von H.
sind eine 1274 entstandene, 1310 gefürstete Teillinie (Fürstengenossen) der
Grafen von Henneberg (mit Henneberg, Wasungen, Themar [Jüchsen, Neubrunn],
Dorfsuhl (= Suhlerneudorf), Schleusingen, Kühndorf, Dornberg bei Groß-Gerau,
Vieselbach, Isserstedt [,spätere Ämter Kaltennordheim, Hutsberg und
Henneberg/Maßfeld]), die rasch (1311-1316) viele Güter erwarb (Belrieth 1323,
Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Roßdorf 1317, Tambach, Schmalkalden,
Barchfeld, Untermaßfeld (Maßfeld) 1325, Coburg), aber 1347 bzw. 1353 wieder
verlor. Ihre 1549 infolge Beerbung Henneberg-Römhilds vermehrten Güter fielen
bei ihrem Aussterben (1583) an Linien der Wettiner (Sachsen u. a.) und an
Hessen-Kassel (Herrschaft Schmalkalden). Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft H. über Sachsen, Sachsen-Weimar und
Sachsen-Hildburghausen dem fränkischen Reichskreis an.
L.: Wallner 693 FränkRK 6 f; Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft
Henneberg-Schleusingen, 1944; Henning, E., Die gefürstete Grafschaft
Henneberg-Schleusingen im Zeitalter der Reformation, 1981; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 224; Mötsch, J., Das Urbar der Grafschaft
Henneberg-Schleusingen von 1360/66, Jb. d. hennebergisch-fränkischen
Geschichtsvereins 17 (2002), 97; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Hepbach (Herrschaft) s. Heggbach
Herbrechtingen (Reichsstift). 774 gab König Karl der
Große das auf altem Siedlungsland errichtete H. (Hagrebertingas) an die dort
durch Fulrad von Saint-Denis (Saint Denis) gegründete Kirche. Im frühen 10.
Jahrhundert zog Herzog Burchard von Schwaben das daraus erwachsene Stift als
Erbgut seiner Gemahlin Reginlind an sich. Kaiser Friedrich II. übertrug die
Vogtei über das nunmehrige Augustinerchorherrenstift an die Herren von Wolfach,
die sie 1227 an die Grafen von Dillingen verkauften. 1258 bemächtigte sich Graf
Ulrich von Helfenstein als Schwiegersohn des letzten Grafen von Dillingen des
Stiftes und zog es zur Grafschaft Helfenstein bzw. Herrschaft
Heidenheim. 1531/1536 wurde die Reformation eingeführt. 1648 kam das Stift
endgültig an Württemberg und H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: 1200 Jahre Herbrechtingen, 1974.
Hercolani (Reichsfürst). 1699 erhob Kaiser Leopold
I. Filippo H. zum Reichsfürsten und seine Herrschaft
Fioremonte (Florimonte) zum Marchesat.
L.: Klein 167.
Herdwangen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. nördlich von Überlingen wurde
im 11. Jahrhundert von der reichsunmittelbaren Abtei Petershausen erworben, die
1803 an Baden fiel. Damit gelangte H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 190; Hölzle, Beiwort 82.
Herrenstein (Herrschaft).
Die nach dem Schloss H. bei Neuweiler im Unterelsass (Niederelsass) benannte Herrschaft mit drei Dörfern wurde 1651 von der Stadt
Straßburg an Herrn von Rosen verkauft und gelangte durch Heirat an die Fürsten
von Broglie.
L.: Wolff 294.
Herrot, Herroth (Herrschaft).
Die Herrschaft H. südwestlich von Leutkirch
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen von Waldburg-Zeil-Zeil dem
schwäbischen Reichskreis an. 1806 fiel sie an Württemberg und damit H.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a.
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum, Residenz).
Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von Haune und
Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf eigenem
Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine Einsiedelei
(cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch Schutzprivileg
König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen
begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten Erwerbungen im sog.
Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in
Italien gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus auf. 968 wurde H. von
Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte.
1073 ging der mit dem Erzstift Mainz geführte Streit um die Zehnten in
Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert von
Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann die Abtei ein
kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre
Vögte, die Landgrafen von Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen,
erfolgreich verteidigte. Die schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im
14. und 15. Jahrhundert führten 1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft
Hessens über Stadt und Abtei. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in H.
1648 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Reichsabtei als
Fürstentum zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet
von 7 Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt
Hersfeld, die Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und
Frauensee, das Amt oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte
und ehemaligen Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und
Petersberg und die Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268.
Herstal (Herrschaft),
frz. Héristal. Das vor allem in merowingisch-karolingischer Zeit bedeutsame H. (fiscus
von rund 3000 Hektar) bei Lüttich war Mittelpunkt einer Herrschaft. Im Oktober 1740 verzichtete Preußen zugunsten des
Hochstifts Lüttich auf strittige Rechte hieran.
L.: Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 1980; Joris, A.,
Herstal, LexMA 4 1989, 2183f.
Hertogenrade (Herrschaft,
Herzogenrath). Die Herrschaft H. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg dem burgundischen Reichskreis
an. S. Herzogenrath.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 265).
Herzegowina (Landschaft, Land). Das Gebirgsland im
Nordwesten der Balkanhalbinsel an der Neretwa (Neretva) zählte in römischer
Zeit zur Provinz Dalmatia und wurde seit dem 7. Jahrhundert von Südslawen
besiedelt. Im Mittelalter gehörte es zum Herrschaftsbereich
Kroatiens, Serbiens und Bosniens. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erlangte es
als H. (Herzogsland des Stefan Vukčić) eine gewisse Selbständigkeit,
wurde aber 1465/1482 von den Türken erobert. 1878 wurde es nach dem
russisch-türkischen Vertrag mit Bosnien von Österreich okkupiert und 1908
annektiert. 1918 kam es zu Jugoslawien, wurde aber nach dessen Auflösung 1995
Teil der Föderation Bosnien-Herzegowinas und der Serbischen Republik.
L.: Cirkovic, S., Herzegowina, LexMA 4 1989, 2189; Dzaja, S.,
Bosnien-Herzegowina, 1994; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996;
Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina, 1878, 2003.
Herzogenrath (Herrschaft,
Hertogenrade). Die Herrschaft H. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg dem burgundischen Reichskreis
an.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 265).
Hesperingen (Herrschaft).
Die Herrschaft H. bei Luxemburg wurde 1492 von
Baden erworben. Sie blieb unter der Landeshoheit Österreichs bzw. Luxemburgs.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner,
die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg),
1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig
selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem Adel
einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu
hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft
Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm
und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um
Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach
der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die
mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg,
Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583
außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die
Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter hessische
Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und Arnsburg unter
kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft Katzenelnbogen
an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und den Main
(Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens in
Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz
von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt
(etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine
Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen),
Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten,
Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von
Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen
1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an
Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag.
Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen gründete und von dem
sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene
Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803
erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von
Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes
Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen
(Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000
Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft
Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen Starkenburg,
Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum Rheinbund brachte
1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die
Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach),
Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land
damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das
seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise
Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933
die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV.,
Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertrittes auf österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen, 1842ff.;
Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv,
Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der Territorialveränderungen
der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das
Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen,
Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen
1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom
Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.;
Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.; Klibansky, E., Die topographische
Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches
Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen
Rhein und Weser nach dem Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des
Landsamts für gesch. Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel,
E., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen,
W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss
der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische
Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14.
Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und Verkaufspolitik in
Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden
von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W., Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1
Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937;
Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte
des Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch,
1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W., Die althessischen Ämter im Kreis
Gießen. Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die
hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941;
Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen
und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der
hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16. bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG.
3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt
zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954); Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des
Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.; Kleeberger, E., Territoralgeschichte des
hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner, W., Landrecht und Landesgeschichte,
Betrachtungen zu einer hessischen Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9
(1959); Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck
1980; Geschichtlicher Atlas von Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35,
41, 50, III, 10, 27, 33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands. Bd. 4: Hessen, hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K.,
Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff.
1965ff.; Demandt, B., Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen
südlich des Mains, 1966; Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in
Hessen, 1968; Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die
Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967, H. 2: Gebietsänderungen der hessischen
Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968; Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren
Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen); Lennarz, U., Die Territorialgeschichte
des hessischen Hinterlandes, 1973; Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975;
Ruppel, H./Müller, K., Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des
ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die
Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, 1978;
Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981;
Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567. Staatsbildung im Übergang vom
Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U.,
1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon, 1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v.
Roth, H./Wamers, E., 1984; Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und
Erläuterungsband, hg. v. Schwind, F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und
Gegenwart, 1986; Das Werden des Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987;
Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen
im Bild alter Landkarten, 1988; Franz, E. u. a., Gerichtsorganistaion in
Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert., 1989;
Demandt, K., Regesten der Landgrafen von Hessen, 1989; Hessische
Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W., Appellation in den
zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 42
(1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E., Die hessischen
Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K., Kurhessens
Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im
spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010;
Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach
(Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter
Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil),
Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund
Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte
Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das
Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen
mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum
Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815
Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an
Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen,
1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land
damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit
1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die
Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine
Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und
militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem
Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen
Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in
dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm
und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen
aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch
die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts
Beitrag, 1993.
Hessen-Homburg (Landgrafschaft). 1502 fiel die Herrschaft Homburg an die Landgrafschaft Hessen. 1521
wurde dies vom Kaiser bestätigt. 1583 kam Homburg von Hessen-Rheinfels, an das
es 1567 gelangt war, an Hessen-Darmstadt. 1622 bildete sich in Hessen-Darmstadt
unter Friedrich, dem Bruder Ludwigs V. von Hessen-Darmstadt, die Nebenlinie H.
Von 1648 bis 1681 spaltete sich die Linie Hessen-Bingenheim ab. 1708 gewann H.
die Landeshoheit. Von 1806 (Rheinbundakte) bis 1815 war H. von Hessen-Darmstadt
mediatisiert, wurde aber auf dem Wiener Kongress wiederhergestellt und über
Preußen um die linksrheinische Herrschaft
Meisenheim (und Bärenbach, Becherbach, Otzweiler und Hoppstädten im Kanton
Grumbach) vergrößert. 1817 trat der Landgraf dem Deutschen Bund bei. Am 24. 3.
1866 kam H. nach dem kinderlosen Tod des letzten Landgrafen an
Hessen-Darmstadt, das es am 3. 9. 1866 (mit dem nicht in Hessen-Darmstadt
einverleibten, sondern in Personalunion beherrschten Meisenheim) an Preußen
abtreten musste. 1945 gelangte Homburg an Großhessen bzw. 1946 Hessen.
L.: Wolff 255; Lotz, F., Geschichte der Stadt Homburg, Bd. 1 1964; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen 2. A. 1972, Neudruck 1980; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt,
Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in
Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem
Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse,
1582 die Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem
Einfluss Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim
Tode Ludwigs IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in
dessen Folge unter anderem in Gießen eine lutherische Universität als
Nachfolgerin des calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis
behielt Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg
und erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich
besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt.
1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst
behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und
seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung
erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der
Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866
gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und Ämter von der Urzeit bis ins 19.
Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E., Territorialgeschichte der
Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die Ämter Wolfhagen und
Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert, 1936;
Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der Landgrafschaft
Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E., Abhandlungen und
Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O., Neuere Territorial-
und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp, W., Restauration als
Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen Verfassungsgeschichte
1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und
Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G., Die
hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f. LG.
38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996; Wegner,
K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die
Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007.
Hessen-Rotenburg (Hessen-Rotenburg-Rheinfels)
(Landgrafschaft). Rotenburg an der Fulda wurde um 1200 neben einer 1150
erbauten Burg Rotenberg als Burg und später Stadt von den Landgrafen von
Thüringen errichtet. H. ist eine durch die Söhne Landgraf Moritzs von
Hessen-Kassel aus zweiter Ehe 1627 begründete Nebenlinie der Landgrafen von
Hessen-Kassel, der ein Viertel des Landes (Rotenburger Quart) hinsichtlich der
Einkünfte, nicht aber der Landeshoheit zustand (Niedergrafschaft Katzenelnbogen
mit Rheinfels, Ämter und Städte Rotenburg, Wanfried, Eschwege, Treffurt,
Ludwigstein, Amt Neuengleichen [Gleichen], Herrschaft
Plesse). Sie erhielt 1815/1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene Güter
(Niederkatzenelnbogen, Plesse, Neuengleichen) die schlesische Herrschaft Ratibor als Mediatfürstentum und das Stift
Corvey, starb 1834 aus und wurde von Hessen-Kassel beerbt. Das preußische
Mediatfürstentum kam an Hohenlohe-Schillingsfürst.
L.: Wolff 256; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Schellhase, K., Territorialgeschichte des Kreises Rotenburg an der Fulda und
des Amtes Friedewald, hg. v. Lachmann, H., 1971.
Hettingen (Herrschaft,
reichsritterschaftlicher Ort). H. an der Lauchert wird um 1135 erstmals erwähnt
(Hatingin) und gehörte zunächst den Grafen von Achalm und dann den Grafen von
Veringen. 1524 erwarben die Herren von Speth mit der Herrschaft
Gammertingen auch H. und bildeten 1599 aus H., Hermentingen und Kettenacker
eine eigene Herrschaft. Sie zählte zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806/1827 kamen die Güter an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Preußen (1849) und Württemberg-Hohenzollern
(1945) 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Heuchlingen (Herrschaft).
Nach der Burg H. bei Heilbronn nannten sich bereits 1222 Herren von H.
(Huchelheim). Im 15. Jahrhundert ging die Burg von der Propstei Ellwangen zu Lehen.
1466 und 1502 erwarb der Deutsche Orden die Anteile der Wittstadt und Capler
von Oedheim bzw. Cappler von Oedheim, 1590 die Propstei Ellwangen die gesamte
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft.
Über Württemberg gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Hölzle, Beiwort 80; Schulz 275.
Heusenstamm (Herrschaft).
H. in der unteren Mainebene wird erstmals 1211 erwähnt, als der Ritter Eberhard
Waro genannt Geware sein Reichslehen H. an das Reich zurückgab und es über die
Grafen von Eppstein zurückerhielt. Es zählte zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1628 kam die Herrschaft
pachtweise an den Frankfurter Patrizier Stefan von Cronstetten, 1661 kaufweise
an die Grafen von Schönborn, 1816 an Hessen-Darmstadt und damit H. 1945 zu
Hessen.
L.: Wolff 511; Roth, H., Ortsgeschichte von Heusenstamm mit Patershausen und
Gravenbruch, 1911.
Hewen (Herrschaft).
Auf dem schon vorgeschichtlich besiedelten Hohenhewen bei Engen im nach H.
benannten Hegau wurde schon früh eine Burg errichtet. Sie war der Mittelpunkt
der Herrschaft der Edelfreien von H., zu der
auch Engen gehörte. Diese stand seit 1398 unter der Oberherrschaft Habsburgs.
1404 kam sie an die Grafen von Lupfen, dann an die Erbmarschälle von
Pappenheim, 1639 an die Grafen von Fürstenberg. Sie gehörte zum schwäbischen
Reichskreis. Über Württemberg und Baden gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 22; Sandermann, W., Die Herren von Hewen
und ihre Herrschaft, 1952; Gut, T., Hohenhewen,
2001.
Hildburghausen (Herrschaft).
H. an der Werra dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein, erscheint
aber erstmals 1234 (Hilteburgehusin), als Graf Otto von Henneberg-Bodenlauben (Henneberg-Botenlauben)
seine Güter in H. an das Hochstift Würzburg übertrug. Von 1270 bis etwa 1304
gab Würzburg es als Lehen an die Herren von Wildberg. Danach kam es kurz an die
Markgrafen von Brandenburg und dann an die Herrschaft
Coburg, die Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen 1316 erwarb. 1353 fiel H.
an die Burggrafen von Nürnberg und 1374 mit Heldburg durch Heirat an die
Landgrafen von Thüringen. Innerhalb des Hauses Wettin kam es 1572 an
Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg) 1638/1640 an Sachsen-Altenburg und von
1672 bis 1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es Sitz des (aus H., Heldburg,
Eisfeld, Veilsdorf, Schalkau, seit 1683 Königsberg, seit 1705 Sonnefeld und
seit 1714 Behrungen gebildeten) Herzogtums Sachsen-Hildburghausen. 1920
gelangte H. an Thüringen. S. Sachsen-Hildburghausen.
L.: Wolff 397; Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886.
Hilgartsberg, Hilgartschberg (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die in Bayern
gelegene Herrschaft H. den Fugger-Glött.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b (fälschlich zum schwäbischen
Reichskreis).
Hilpoltstein (Herrschaft,
Reichsritter). 1264 wird erstmals die Burg H. (Stein) bei Roth in Mittelfranken
genannt. Sie gehörte den Reichsrittern von Stein. 1385/1386 kam sie beim Aussterben
dieser Herren durch Kauf an Bayern, 1505 nach dem bayerischen (Landshuter)
Erbfolgekrieg an Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1578 war sie an Nürnberg
verpfändet, das die 1627 wieder beseitigte Reformation einführte. Von 1619 bis
1644 war H. Residenz des Pfalzgrafen Johann Friedrich. 1742 kam Pfalz-Neuburg
an Pfalz-Sulzbach, das 1777 auch Bayern erbte.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Mader, F., Bezirksamt Hilpoltstein, 1929.
Hilzingen (Herrschaft).
H. bei Überlingen zählt vermutlich zu den ältesten alemannischen Siedlungen im
Hegau. Im Frühmittelalter gehörte es zur Herzogsburg Hohentwiel und wurde
vermutlich dem Hohentwielkloster übertragen, das seinerseits dem Hochstift
Bamberg unterstellt war. Später war die Herrschaft,
die dann dem schwäbischen Reichskreis zugeordnet war, häufig geteilt. 1595 und
1609 kam sie an Österreich, das H. teils als Lehen, teils als Pfand ausgab.
1659 erlangte das Kloster Petershausen H. mit Staufen für 60000 Gulden als
Pfand. 1722 wurde das Pfand in Lehen umgewandelt, 1723 das Lehen unter
Zustimmung des Hochstifts Bamberg in Eigentum. 1735 kam das Dorf Riedheim
hinzu. Petershausen fiel 1803 an Baden, wodurch H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 43, 190; Wallner 688 SchwäbRK 50; Riede, R., Geschichte von Hilzingen,
1926.
Hingsingen, Hinguezange (Herrschaft).
Die Herrschaft H. gehörte im 18. Jahrhundert als
bischöfliche Lehnsherrschaft zum Hochstift Metz, das 1789 in Frankreich
säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Hirschberg (Grafen, Herrschaft,
Residenz des Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts
erscheinen Grafen von H. in Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen
von Grögling, Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren und
verwandtschaftliche Beziehungen mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und
Wittelsbach aufweisen. Diese Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt. Ihre
Güter um H. kamen 1304/1305 testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das
Landgericht H. an Bayern. 1806 fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg,
1940; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 273.
Hirschhorn (Herren, Reichsritter,
reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am
Neckar. Die danach benannten Herren von H. hatten Pfandschaften über Mosbach,
Sinsheim und Weißenburg sowie weitere Güter. 1317 wurde die Burg H. dem
Erzstift Mainz geöffnet. H. zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben, doch waren die Herren von H. bis etwa 1650 auch im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 kam H. von Mainz an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F.,
Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte
der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft
Hirschhorn, 1986.
Hirschlatt (Herrschaft).
H. bei Friedrichshafen am Bodensee wird 1074 erstmals erwähnt. Um 1150 gelangte
es an das Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen. Die Vogtei über die um H.
gebildete Herrschaft hatten zunächst die Welfen,
dann die Staufer und seit etwa 1300 pfandweise die Grafen von Montfort. 1659
erwarb das Kloster die Vogtei, 1749 die hohe Gerichtsbarkeit. 1803 gelangte die
Herrschaft an Hohenzollern-Hechingen, 1813 durch
Kauf an Württemberg und damit H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80; Der Kreis Tettnang, 1969.
Hochaltingen (Herrschaft).
H. (Haheltingen) bei Nördlingen war Sitz der Adelsherrschaft H. Seit 1238
unterstand es den Hürnheim-Niederhaus-Hochaltingen, bei deren Aussterben es
über die Erbtochter 1585 an die Freiherren von Welden kam. Seit 1764/1777
gehörte es durch Kauf zu Oettingen-Spielberg. Die Herrschaft
war reichsritterschaftlich (Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben). 1806 kam
sie an Bayern.
L.: Monninger, Das Ries und seine Umgebung, 1892; Hölzle, Beiwort 52.
Hochberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Zwischen 1231 und 1270 ist die Burg H. am Neckar bei Ludwigsburg bezeugt. Den Herren von H. folgte die württembergische Dienstmannenfamilie Nothaft, die 1684 die dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben eingegliederte Herrschaft über die Erbtochter den von Gemmingen zubrachte. Diese verkauften 1779 H. mit Hochdorf und Kirschenhardthof (Kirschenhardshof) an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
Hochkönigsburg, Hohkönigsburg (Herrschaft).
Die Burg H. bei Schlettstadt erscheint 1147 als Gut der Staufer. Im Mittelalter
umfasste die Herrschaft H. die Dörfer Sankt Pilt
und Orschweiler (1790 an die Grafen von Dürckheim bzw. Türkheim) sowie Zoll und
Geleit durch das Lebertal und Weilertal. Mit dem Elsass kam H. an Frankreich.
L.: Ebhardt, B., Die Hohkönigsburg im Elsass, 1908.
Hofen (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft).
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von
Falkenstein im Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental.
Sie wurde Sitz einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter
des Erzstifts Salzburg gestützten Herrschaft,
die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand behielt. 1276 erkannten die
Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia, districtus (Eigen, Lehen,
Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau
verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg (Freiberg), die
1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten, 1610 durch
Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern. 1848 fiel
auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften
Aschau und Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603),
Zs. f. bay. LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau, Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11
(1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft
(in) Landesordnung und gute Policey in Bayern, 2008, 229.
Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im
Kreis Rottweil war der Stammsitz der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus
Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen von H. Sie verkauften ihr im 12. und
13. Jahrhundert erworbenes Gebiet (Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen,
Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg, unter dem die zum österreichischen
Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem
Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg einen wesentlichen Bestandteil
Schwäbisch-Österreichs (Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten
Reiches bildete. Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel
Haigerloch an die Grafen von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750
Quadratkilometern und rund 48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das
Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von
Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15;
Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950;
Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft
Hohenberg, 1953.
Hohenbodman (Herrschaft).
Die Herrschaft H. am Bodensee wurde 1478 von der
Reichsstadt Überlingen erworben. Sie fiel 1803 an Baden und damit H. 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215;Hölzle, Beiwort 91.
Hohenburg (Herrschaft).
Die Herrschaft H. im Unterelsass (Niederelsass)
zwischen Wegelnburg (Wagelburg) und Fleckenstein umfasste die Schlösser H. und
Löwenstein sowie drei Dörfer und gehörte den Herren von Sickingen. Mit dem
Elsass gelangte sie an Frankreich.
L.: Wolff 293.
Hohenegg (Herrschaft),
Hoheneck. Die Burg H. bei Lindau war Mittelpunkt der Herrschaft
H. im westlichen Allgäu. 1359 fiel sie von den Herren von H., die 1300 Vils (1327
Stadt) von der Abtei Kempten zu Lehen erhielten, an die Grafen von
Montfort-Bregenz, 1451 an Habsburg. 1805 kam H. an Bayern.
L.: Wolff 39.
Hohenems, Ems (Reichsritter, Reichsgrafen). In
H., ursprünglich Ems, bei Dornbirn in Vorarlberg wurde um 1170 eine Reichsburg
errichtet. Sie war Sitz der seit etwa 1180 nachweisbaren Reichsministerialen,
Reichsritter und nach einer Heiratsverbindung mit den Medici seit 1560
Reichsgrafen von H., die hier eine kleine, seit 1400 reichslehnbare Herrschaft gründeten und um Lustenau mit Widnau und
Haslach erweiterten. Sie erwarben von 1614 bis 1669 von den Grafen von Sulz die
Herrschaft Vaduz und Schellenberg. Nachdem in
der Mitte des 17. Jahrhunderts die beiden Linien Hohenems-Hohenems (bald wieder
ausgestorben) und Hohenems-Vaduz entstanden und letztere 1759 ausstarb, kam
1759/1765 mit diesem Aussterben der Reichsgrafen im Mannesstamm die
Landeshoheit an Österreich. 1790 erhielt Graf Harrach die Herrschaft H. 1814 fiel sie endgültig, nachdem sie
zunächst 1805 zu Gunsten Bayerns mediatisiert worden war, an Österreich zurück.
Die Eigengüter kamen später an die Truchsess von Waldburg. Um 1800 war die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft 3,5 Quadratmeilen groß und
enthielt 4000 Einwohner. Sie umfasste die Bergschlösser Althohenems und
Neuhohenems, den Flecken Ems und einige Dörfer, die Orte Widnau und Haslach (in
der schweizerischen Landvogtei Rheintal gelegen), die Grafschaft Gallarate
(Gallara) bei Mailand (seit 1578) sowie Bistrau (Bistra), Bohnau (Bonna), Trepien
(Trpin) und Laubendorf (in Böhmen).
L.: Wolff 205; Zeumer 553 II b 61, 13; Wallner 687 SchwäbRK 35; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Bergmann, J., Die Edlen von Embs und
die Reichsgrafen von und zu Hohenems, 1860/1; Welti, L., Geschichte der
Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1976ff. ; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 312.
Hohenfels (Herrschaft).
Nach der Burg H. bei Sipplingen am Bodensee nannten sich seit 1148 Herren von
H. 1352 kam die Herrschaft an die Herren von
Jungingen zu Jungnau. Nach ihrem Aussterben wurde sie 1506 an den Deutschen
Orden verkauft. 1806 fiel H. an Hohenzollern-Sigmaringen und kam damit über Württemberg-Hohenzollern
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195.
Hohenfreyberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. nordwestlich Füssens zählte zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben. S. a. Freiberg.
L.: Wolff 509 (fälschlich zum Kanton Hefgau-Allgäu-Bodensee).
Hohenlandsberg (Herrschaft).
Die Herrschaft H. wurde 1382/1435 von den
Fürsten von Schwarzenberg erworben.
L.: Hölzle, Beiwort 52.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets
um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain
und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohelohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von
Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis
zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000
Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern
umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Bartenstein(, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein)
(Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem
15. Jahrhundert Sitz eines Amtes der Grafen von Hohenlohe. 1688 errichteten die
Reichsgrafen von H. (Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) dort ihre Residenz. Die
Linie H. ist ein 1635 entstandener Zweig der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst,
die von Hohenlohe-Waldenburg abstammt. 1728 bererbte sie die erloschene Linie
Hohenlohe-Pfedelbach. Um 1800 umfasste das zum fränkischen Reichskreis zählende
Gebiet von H. zusammen mit Hohenlohe-(Waldenburg-)Schillingsfürst etwa 12
Quadratmeilen. H. hatte die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter
Herrenzimmern, Sindringen, Schnelldorf und Mainhardt. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, der auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken zählte, für die kurz zuvor ererbte Herrschaft
Oberbronn (im Elsass) die Ämter Haltenbergstetten, Laudenbach, Jagstberg und
Braunsbach, den Würzburger Zoll im Hohenlohischen, Anteil am Dorf Neunkirchen,
das Dorf Münster und den östlichen Teil des Gebiets von Karlsberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 a; Neumaier 66.
Hohenlohe-Brauneck (Herren). Nach der Burg Brauneck bei Creglingen an der Tauber nannte sich seit 1243 ein Zweig der Herren von Hohenlohe. Den Herren von H. gehörte im 14. Jahrhundert unter anderem das erstmals 1045 genannte Creglingen. 1434 erlosch die Familie im Mannesstamm. Durch die Erbtochter kam die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an den Sohn (Michael von Hardegg [Hardeck]). Dieser verkaufte die Güter 1448 an die Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach). 1810 kam Creglingen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenschwangau (Herren, Herrschaft).
1090 erscheint die Burg Schwangau am Austritt des Lechs aus den Alpen. Die
zugehörige Herrschaft kam 1191 von den Welfen an
die Staufer und nach deren Ende ans Reich. Die Herren von Schwangau hatten die Herrschaft noch am Ende des 15. Jahrhunderts inne.
1535 kam sie an die Augsburger Patrizierfamilie Baumgartner, 1561 pfandweise an
Brandenburg, das seine Rechte 1567 an Bayern verkaufte. 1603/1604 erlangte
Bayern eine Anwartschaft, 1670 das zum bayerischen Reichskreis zählende
Reichslehen selbst. Von 1705 bis 1714 und 1778/1779 war H. kurzfristig beim
Reich.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Knussert, R., Das Füssener Land in früher
Zeit, 1955.
Hohenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. zählte zum Kanton Kocher und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenthann (Herrschaft),
Hohentann. Die Herrschaft H. wurde 1502 von der
Abtei Kempten erworben. Diese fiel 1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Hohenwaldeck (Reichsherrschaft). Nach Waldeck am Ostende
des Schliersees nannte sich ein Freisinger Ministerialengeschlecht, das seit
dem 13. Jahrhundert auf der Grundlage der zu Erbrecht gehaltenen Vogtei über
Freisings Güter an Schlierach, Mangfall und Leitzach eine Herrschaft aufbaute, die der Gerichtsbarkeit der
Herzöge von Bayern weitgehend entzogen werden konnte. 1476 erkannte Kaiser
Friedrich III. die Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft
(mit dem Hauptort Miesbach) an. Über die Höhenrain (1483) und Sandizeller
(1487) kam H. durch Kauf an die Herren (seit 1548 Reichsfreiherren) von
Maxlrain, denen 1523 die Ablösung der Lehnsherrlichkeit des Hochstifts Freising
gelang. Die Einführung der Reformation wurde von Bayern vertraglich (1559) und
militärisch (1583) verhindert. Beim Aussterben der Reichsfreiherren von
Maxlrain, die 1636 vom Kaiser zu Grafen von H. erhoben worden waren, in
männlicher Linie fiel die zum bayerischen Reichskreis zählende, nur einige
Dörfer umfassende Herrschaft 1734 an Bayern.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5; Riezler, S., Zur Geschichte der Herrschaft
Hohenwaldeck, SB d. bay. Ak. d. Wiss. 1890; Knappe, W., Wolf Dietrich von
Maxlrain und die Regulierung in der Herrschaft
Hohenwaldeck, 1920; Vogel, H., Schliersee, seine Grundherrschaft und Vogtei,
Diss. phil. München 1939; Andrelang, F., Landgericht Aibling und
Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, 1967.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern (Zolre),
die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350
H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht
von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum
innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene
Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat
mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft Nürnberg.
Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft
Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich
erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch
bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen
Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb
Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von
Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331
Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde
Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen,
Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf
dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete
unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen.
1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg
erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles
bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer
zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach
vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach
und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die
fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie
erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft
Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen
den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und
Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die
alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen
und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und
Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den
Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch
die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und
die Herrschaft Wehrstein kamen
(Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde,
1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5
Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die Linie
Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg,
Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik
der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur
Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die
Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt,
W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth,
R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung Markgraf
Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der
fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik der Grafen
Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth,
1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im
Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern einst und
jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.; Stamm-Kuhlmann,
D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg, F., 1996;
Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117;
Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in
Franken, 2005.
Hohenzollern-Haigerloch (Grafen). Die Herrschaft
Haigerloch wurde 1488 pfandweise und 1497 tauschweise von der schwäbischen
Linie der Hohenzollern erworben. 1575/1576 wurde Haigerloch der Linie
Hohenzollern-Sigmaringen zugeteilt, von der sie sich verselbständigte. Die
Linie H. wurde 1634 von Hohenzollern-Sigmaringen beerbt.
L.: Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879;
Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler,
F., Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928.
Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten). Die Linie H.
ist eine 1575/1576 entstandene Linie der Grafen von Hohenzollern, welche die
alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern) mit der Stadt Hechingen und den Klöstern
Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten erhielt. Sie
erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde und 1653 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenkollegium. 1803 gewann sie durch § 10 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für ihre Feudalrechte in der
Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin
(Moulfrin) und Baillonville im Lütticher Lande die Herrschaft
Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das Kloster Stetten. 1805 wurde H. durch
Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss sich H. dem
Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte H. zugunsten
Preußens ab. 1869 starb die Linie aus. Das Gebiet kam 1951/1952 über
Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses
Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916,
Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg,
2002.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol, die
Grafschaft Veringen und die Herrschaft Wehrstein
erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete Haigerloch
wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H. durch § 10
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine Feudalrechte in
den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide
(Dixmüde), ‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden
und Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in
Belgien die Herrschaft Glatt des Stifts Muri,
die Klöster Inzigkofen, Beuron (Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im
Augsburgischen), 1806 durch die Rheinbundakte die ehemals österreichischen
Mediatklöster Habsthal und Wald, die Herrschaft
Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den
nördlich der Donau gelegenen Teil der Herrschaft
Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis
sowie die ritterschaftlichen Herrschaften
Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H. durch
Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich dem
Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus der Geschichte
Baden-Württemberg, 2002.
Hohkönigsburg (Herrschaft) s. Hochkönigsburg
Hohlandsburg (Herrschaft),
Hohlandsberg. Die Herrschaft H. wurde 1714 von
der Reichsstadt Colmar erworben, die bereits 1672 an Frankreich gelangt war.
L.: Wolff 298; Hölzle, Beiwort 88.
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H. nannten sich seit 1182/1188 die
seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren, vielleicht von König Lothar von
Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten, mit den ludowingischen
Landgrafen von Thüringen verwandten Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein
Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche Güter zwischen Wipper und Oberharz,
verloren aber den Osten des Gebiets, als sich um 1200 (1201) die Linie der
Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht schon von König Lothar III. von
Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H. erwarb zwischen 1238 und 1267
stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft Klettenberg mit der Vogtei
über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14. Jahrhundert die Grafschaft
Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen drang nach Thüringen vor und
wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt. Eine weitere Teilung erfolgte
1315. Ein Zweig erhielt 1481 die Herrschaft
Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie Klettenberg
starb nach verschiedenen Teilungen 1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach
1253 erlangte Reichsvogtei über Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an
Braunschweig sowie vor allem an das Hochstift Halberstadt und damit 1648 an
Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die Grafen von
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800 umfasste die
zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 5 bzw. 7
Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2 Quadratmeilen
gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897; Reichardt, R., Die Grafschaft
Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957; Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996.
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien
überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte
1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn.
Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines
Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft
über Dithmarschen, verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV.
gelang die Wiedereroberung mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel
allerdings an das Erzstift Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in
mehrere Linien (1272/1273, 1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie,
welche die Stammgrafschaft Schaumburg und die Herrschaft
Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die Rendsburger Linie vereinigte nach und
nach die übrigen Güter (1316 Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb
Schleswig zeitweise faktisch, 1375/1386 nach dem Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben
Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher Verbindung. Als 1459 die Linie
ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des Vertrages von Ripen (1460) in
Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen
hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig aber
erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum
reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen bzw.
Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung
von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil und einen herzoglichen
Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum König von Dänemark
(Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H. wieder vereint. (Die
neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach dem Aussterben der
Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). Am
Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet Holsteins die Herzogtümer
Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der Wiener
Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum Mitglied des Deutschen Bundes. S.
Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der
Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der
holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010.
Holstein-Pinneberg (Herrschaft)
s. Holstein, Pinneberg
L.: Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg - von ihren Anfängen bis zum
Jahr 2640. Diss. phil. Hamburg 1986
Holtz, vom, Holz (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die vom H. mit Aichelberg (1663), Alfdorf (1628/1640),
Bartholomä 1708, Wißgoldingen (1742) und Unterdeufstetten (1742-1761, von den
Rüdinger von Rüdingerfels (Rüdingern von Rüdingerfels) erworben,) zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. Mit der Herrschaft
Mühringen (Hohenmühringen) erlangten sie bis zum Verkauf an die Markgrafen von
Brandenburg (Ansbach) (1695) die Mitgliedschaft im Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau. Mit Amlishagen, Hagenhof sowie Teilen von Limbach,
Michelbach und Hengstfeld gehörten sie seit der Mitte des 18. Jahrhunderts dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 532; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 56, 62; Hellstern 206; Kollmer 370, 377, 380; Winkelmann-Holzapfel 153;
Stetten 36, 183; Riedenauer 124; Schulz 264; Rahrbach 126; Neumaier 164.
Holzappel (Reichsgrafschaft). 1643 erwarb der aus
armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie stammende, 1641 in den
Reichsgrafenstand erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert
aus Eppelmann) von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert
den Herren von Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige
Grundherrschaft Esterau an der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei
Isselbach und Eppenrod mit insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund
deren Kaiser Leopold I. die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im
westfälischen Grafenkolleg des Reichstags bildete. Melanders Witwe erlangte
dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft
Schaumburg von Leiningen-Westerburg. Die reichen Güter kamen durch die Ehe der
Tochter mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg an Nassau (Nassau-Schaumburg)
und in weiblicher Erbfolge 1707 an Anhalt-Bernburg
(Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von 1812 bis 1867 an eine erzherzogliche Linie
des Hauses Österreich, dann an Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam
das 1806 in Nassau mediatisierte H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau).
L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften
Limburg, Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen
63 (1952).
Homburg (Herrschaft)
(seit 1912 Bad Homburg vor der Höhe). Um 1180 erscheint die Burg H. am Taunus,
nach der sich Herren von Hohenberg und Steden nannten. Seit etwa 1200 war sie
in den Händen der Herren von Eppstein bzw. Eppstein-Münzenberg, unter denen sie
Mittelpunkt einer Herrschaft war. 1487 kam H.
durch Kauf als Lehen der Pfalz an Hanau. 1502 wurde es von Hessen gewonnen.
1567 fiel es an Hessen-Rheinfels, 1583 an Hessen-Darmstadt. 1622 wurde es Sitz
einer bis zum 24. 3. 1866 bestehenden Nebenlinie Hessen-Homburg
Hessen-Darmstadts. 1866 musste es an Preußen abgegeben werden. 1945 kam es zu
Hessen.
L.: Wolff 255; Lotz, F., Geschichte der Stadt Homburg, Bd. 1 1964; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Krüger, A., Die
Bedeutung Wortwins von Steden/Hohenberg für die Geschichte der Burg Homburg und
ihrer Umgebung, Nass. Annalen 119 (2008), 75.
Homburg (Herrschaft).
Vermutlich zum Schutz des 1129 gestifteten Klosters Amelungsborn wurde von
Siegfried IV. von Northeim-Boyneburg die Burg H. bei Stadtoldendorf errichtet.
1150 musste sie von den Grafen von Winzenburg als Erben dem Hochstift
Hildesheim zu Lehen aufgetragen werden, dem sie von 1152 bis 1180 Heinrich der
Löwe auf Grund von Erbansprüchen entzog. Seit 1250 war die Burg als Lehen des
Hochstifts ungeteilt in den Händen der Edelherren von H. Ihre 6 Burgen, 3
Städte und rund hundert Dörfer umfassende, seit etwa 1140 aufgebaute Herrschaft zwischen oberer Weser und mittlerer Leine
(1225-1238 Spiegelberg, 1245 Bodenwerder, 1355 Hohenbüchen) wurde 1409 durch
Erbkauf und Heirat der Witwe des letzten Grafen mit Herzog Otto von Grubenhagen
(1415) von den Welfen (Braunschweig) geerbt. 1428 kam Homburg an
Braunschweig-Wolfenbüttel und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Schnath, G., Die Herrschaften Everstein,
Homburg und Spiegelberg, 1922.
Homburg (Herrschaft,
Reichsherrschaft). Vor 1259 erlangte Gottfried von Sayn durch Heirat Juttas von
Isenberg (Isenburg) Güter im Oberbergischen, die er durch die Burg H. bei
Marienberghausen sicherte. 1276 übertrug er sie als Eigengut an König Rudolf
von Habsburg und erhielt sie als Lehen zurück. 1385 wurde die Vogtei Wiehl
hinzuerworben. 1361 gewann Sayn durch Heirat die Grafschaft Wittgenstein. Den
Grafen von Sayn-Wittgenstein gelang auf Dauer die Behauptung der Herrschaft, obwohl diese von Gütern Bergs
eingeschlossen war. 1635 wurde H. für ein Jahrhundert Sitz einer Seitenlinie
Sayn-Wittgenstein-Berleburgs. 1815 kam es an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285, 499f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Heckmann,
K., Geschichte der ehemaligen Reichsherrschaft Homburg an der Mark, 1938.
Hönningen (Herrschaft). Die Herrschaft H. gehörte im 11. Jahrhundert dem Stift Sankt Simeon in Trier. Dessen Vögte waren die Herren von Isenburg. Sie legten auf dem Gebiet der Vogtei die Burg Arenfels an und gewannen volle Landeshoheit. Über Preußen gelangte H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Hooge-Zwaluwe (Herrschaft) s. Hoge
Hoorn (Reichsgrafschaft), niederl. Horn,
Hornes. Das zwischen Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war
wahrscheinlich 1390 von den Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen
aufgetragen worden. 1450 wurde die Herrschaft
zur Reichsgrafschaft erhoben. Nach dem Aussterben der Grafen von H. 1544
gelangte die Grafschaft in verschiedene Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel,
das bereits seit 1576 die Oberaufsicht, Schutz und Schirm über H. erlangt
hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über das Hochstift Lüttich zum
westfälischen Reichskreis und gelangte mit Lüttich 1795/1801 an Frankreich und
1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Höpfigheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). H. zählte zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und kam bei der Mediatisierung am Beginn des 19. Jh.s an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Hoppetenzell (Herrschaft).
H. bei Stockach wurde (vor 777) von einem Adalung an Fulrad von Saint Denis
(Saint-Denis) gegeben. 866 bestätigte König Ludwig der Deutsche die
Übertragung. Später stand innerhalb Schwäbisch-Österreichs die Herrschaft H. der Johanniterkommende Überlingen zu.
1803 kam H. an Baden und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4.
Horburg, Horbourg (Herrschaft,
Grafschaft). H. bei Colmar steht an der Stelle eines römischen Kastells
(Argentovaria?). Es war Stammsitz der Grafen von H. Diese verkauften die
Grafschaft, die elf Dörfer umfasste, 1324 an die Grafen von Württemberg. Ihnen
verblieb sie bis 1793. Danach fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Herrenschneider, E., Römerkastell und Grafenschloss Horburg,
1894; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 100.
Horn (Herrschaft).
H. in Niederösterreich am Zusammenfluss von Mödringbach und Taffa wird erstmals
um 1050 anlässlich der Schenkung der Kirche durch Graf Gerold an den Bischof
von Passau genannt. Die dort im 12. Jahrhundert errichtete Burg wurde
Mittelpunkt einer Herrschaft, die vor 1210 von
den Grafen von Poigen bzw. Wildberg-Hohenburg an den Landesfürsten
(Babenberger) und von ihm an die Grafen von Vohburg kam. Im Interregnum
(1254-1273) fiel sie als Eigen an die Freien und späteren Ministerialen von
Maissau, welche die Güter 1430 als Lehen nahmen. Nach ihrem Aussterben 1440 kam
sie 1441 durch Erbvertrag an die später lutherischen Herren von Puchheim und
von diesen 1622 nach Entziehung an Vinzenz Muschinger, der sie an seinen
Schwiegersohn, Reichsgraf Kurz, vererbte. 1659 erbte dessen Schwiegersohn Graf
von Sprinzenstein, 1679 die verschwägerten Grafen Hoyos.
L.: Wolff 26; Liebleitner, K., Die Entwicklung der Stadt Horn vom Ausgang des
Mittelalters bis zum Weltkrieg, 1929 (Gymn.-Progr.).
Horn (Reichsgrafschaft, Hoorn). Das zwischen
Lüttich, Obergeldern und Brabant gelegene H. war wahrscheinlich 1390 von den
Herren von H. dem Hochstift Lüttich zu Lehen aufgetragen worden. 1450 wurde die
Herrschaft zur Reichsgrafschaft erhoben. Nach
dem Aussterben der Grafen von H. 1544 gelangte die Grafschaft in verschiedene
Hände, bis sie 1614 an Lüttich fiel, das bereits seit 1576 die Oberaufsicht,
Schutz und Schirm über H. erlangt hatte. Die Reichsgrafschaft H. gehörte über
das Hochstift Lüttich zum westfälischen Reichskreis und gelangte mit Lüttich
1795/1801 an Frankreich und 1815 an Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 15; Wolff 328; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 66/67 a (1378) C3.
Horn (Herrschaft).
Die freie Herrschaft H. zwischen Biberach und
Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Abtei Ochsenhausen zum
schwäbischen Reichskreis. Ochsenhausen fiel 1802/1803 an den Fürsten Metternich
und danach an Württemberg, über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Hornberg (Herrschaft).
Um 1100 wurde die Burg H. im Gutachtal bei Wolfach erbaut. Sie war Sitz der
Herren von H. Von ihnen kam die Herrschaft H.
mit der im 13. Jahrhundert entstandenen Stadt H. 1423/1448 nach und nach an
Württemberg, 1810 an Baden und damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Hitzfeld, K., Die Schlösser zu Hornberg, zugleich die
Entwicklung des Hornberger Stadtbildes, (in) Ortenau 45 (1965), 189ff.
Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der
Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft
Hohenstoffeln zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14.
Jahrhundert erworbenen Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau
immatrikuliert. Nachdem sie 1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und
Vollmaringen und 1770 das halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren
sie damit dem Kanton Neckar inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686 entstanden
mehrere Linien (Binningen, Grüningen, Weiterdingen). Die Linie Binningen hatte
Hinterstoffeln, Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen, die Linie
Weiterdingen Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut
Homboll, die 1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen 1806 an
Württemberg, das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit gelangte das Gebiet
1951/1952 an Baden-Württemberg. Vielleicht waren die H. am Ende des Heiligen
Römischen Reiches auch im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen
Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846;
Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124;
Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten
Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969.
Hornstein (Herrschaft). Die Burg H. am Leithagebirge wurde um 1341 als ungarische Grenzburg gegen Österreich errichtet. 1364 verkauften sie die Wolfart an die Kanizsay, welche die Herrschaft H. schufen. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. 1647 kam H. unter die Verwaltung Ungarns. 1702 wurde die Herrschaft von den Esterhazy gekauft. 1919 fiel H. an Österreich.
Hörstgen (Herrlichkeit, Herrschaft).
Die kleine Herrschaft H. am Niederrhein bei
Kamp-Lintfort war Lehen der Grafschaft Moers. Mit ihr war als Lehen Gelderns
der Rittersitz Frohnenbruch (Frohnenburg) verbunden. Aus der Erbschaft von
Drachenfels kam H. an die Mirlar zu Myllendonk (Millendonk) und 1754 an die
Freiherren von Knesebeck. H. zählte zu den nicht eingekreisten
reichsunmittelbaren Reichsteilen, doch war die Reichsunmittelbarkeit durch
Moers und das Erzstift Köln bestritten. 1794 wurde die 418 Hektar umfassende Herrschaft von Frankreich besetzt. 1815 fiel H. an
Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 494.
Horstmar (Herrschaft,
Grafschaft). Im frühen 11. Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt.
Nach der Burg H. benannten sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine
Erbtochter gelangte H. an die Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des
Bischofs von Münster anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die
Herrschaft H. durch Verkauf an das Hochstift
Münster und wurde bis 1635 bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803 ging das
münsterische Amt H. an die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach
[Rheingrafen] ), die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7.
1806 an kam H. zusammen mit den Grafschaften Lingen und Tecklenburg an Berg,
1810 an Frankreich (Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus
fiel es 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172.
Hörtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der vermutlich karolingischen Burg H. in Tirol nannten sich seit 1239 Grafen von Eschenlohe. Von 1281 bis 1291 ging H. mit den zugehörigen Herrschaftsrechten um Telfs durch Kauf an die Grafen von Tirol über. S. a. Eschenlohe.
Hoyerswerda (Herrschaft).
H. südlich von Cottbus war Mittelpunkt der Herrschaft
H. in der Oberlausitz. S. Sachsen.
L.: Wolff 470.
Huckarde-Dorstfeld (Herrschaft). König Ludwig der Deutsche (806-876) übergab den Hof Huckarde (heute in Dortmund) dem Stift Essen. Zusammen mit dem Nachbardorf Dorstfeld bildete Huckarde dann eine vom übrigen Stiftsgebiet abgesonderte besondere Herrschaft des Stiftes, deren Vogtei 1288 den Grafen von der Mark übertragen wurde und zuletzt Preußen zustand. Mit Essen fiel die Herrschaft 1802/1803 an Preußen. Nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg (1808-1813/1815) wurde H. 1929 nach Dortmund eingemeindet und fiel bei der Aufteilung Preußens 1946 an Nordrhein-Westfalen.
Huckelheim (Herrschaft,
reichsritterschaftlicher Ort). H. östlich von Hanau zählte zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. Es gehörte den Grafen von Schönborn und umfasste als
Herrschaft und Amt 16 Orte. Später fiel es über
Aschaffenbrug 1814/1816 an Bayern.
L.: Wolff 511.
Hülchrath (Herrschaft,
Grafschaft). Nach H. bei Grevenbroich nannten sich Grafen, deren das Erbe der
kölnischen Stiftsvögte von Saffenberg aufnehmende Grafschaft von Büttgen bis
vor Köln reichte. Die Grafschaft kam vom Haus Sayn an das Haus Sponheim und von
diesem 1247 an Kleve. Aus der Hand einer klevischen Nebenlinie kaufte sie 1314
das Erzstift Köln und schloss damit die Lücke zwischen Oberstift und
Niederstift. Über Preußen fiel H. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Kisky, H., Hülchrath, 1964; Hülchrath, bearb. v. Ritzerfeld, U.,
2003.
Hummel (Herrschaft).
Nach einer älteren Befestigung des 11. Jahrhunderts wurde im 13. Jahrhundert an
der Straße von Prag nach Glatz und Breslau auf dem Hummel eine Burg errichtet.
Sie bildete den Mittelpunkt einer böhmischen Herrschaft,
die im 14. Jahrhundert den Pannwitz gehörte. Danach fiel sie an Dietrich von
Janowitz (1392-1411), Heinrich von Lazan (1411-1414), Boczek von Kunstadt/von
Podiebrad (1415-1454) sowie Georg von Podiebrad (1454-1477), den späteren König
von Böhmen. Durch dessen Sohn Herzog Heinrich von Münsterberg kam die Herrschaft H. 1477 zur Grafschaft Glatz, die 1742 an
Schlesien fiel. Seit 1559 wurde die Herrschaft
durch Verkauf einzelner Dörfer allmählich aufgelöst. Seit 1945 war das Gebiet
unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 491; Albert, D., Die Geschichte der Herrschaft
Hummel und ihrer Nachbargebiete, Teil 1 (bis 1477), 1932.
Hummertsried (Herrschaft).
Die Herrschaft H. bei Wurzach wurde 1613 von der
Abtei Ochsenhausen erworben und fiel mit ihr 1802/1803 an die Fürsten
Metternich, danach an Württemberg. Damit gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 81.
Hungen (Burg, Herrschaft).
H. bei Gießen nahe dem römischen Limes erscheint 782 (Houngun, Hoingen) in
einer Urkunde Karls des Großen für die Abtei Hersfeld. Als deren Vögte
erlangten die Falkenstein die Herrschaft und
errichteten eine 1383 erwähnte Burg. 1419 kam H. durch Erbschaft an die Grafen
von Solms, deren Linie Solms-Hungen von 1602 bis 1678 in H. ihren Sitz hatte.
1806 fiel H. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Das Buch der Stadt Hungen, 1961.
Hutten (Reichsritter). Beim Zerfall der Herrschaft Steckelberg im oberen Kinzigtal kam Ramholz
im späten 13. Jahrhundert an die Familie H., die sich dort gegen die Grafen von
Hanau behauptete. Vom 16. bis 18. Jahrhundert gehörten die H. zum Ritterkreis
Franken der Reichsritterschaft. Sie waren in den Kantonen Rhön-Werra, Baunach
(, Steigerwald?) und Odenwald immatrikuliert. Ihr bekanntester Angehöriger war
Ulrich von H. (1488-1523), der Anhänger der Reformation war, 1519/1520
umfassende Reichsreformpläne erarbeitete, die auf ein gegenüber den Fürsten
starkes, auf die Reichsritterschaft gestütztes Kaisertum zielten, und 1521
vergeblich Privatfehden gegen Geistliche in Raubritterart zu führen versuchte.
(1642 kam Ramholz an die Freiherren von Landas, 1677 an die Freiherren und
späteren Grafen von Degenfeld. 1803 fiel es an Hessen-Kassel. Über Preußen
gelangte es 1945 zu Hessen.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 369; Pfeiffer 196, 197, 212; Riedenauer 124; Stetten 11, 23, 33;
Rahrbach 131; Neumaier 149, 153; Strauß, D., Ulrich von Hutten, 1858ff., hg. v.
Clemen, O., 3. A. 1938; Steinfeld, L., Die Ritter von Hutten, 1988; Körner, H.,
Die Anfänge der Fränkischen Reichsritterschaft und die Familie v. Hutten, (in)
Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen anlässlich des 500. Geburtstages,
1988; Körner, H., Die Familie v. Hutten, (in) Ulrich von Hutten, Katalog des
Landes Hessen anlässlich des 500. Geburtstages, 1988.
Hutten von Frankenberg (Reichsritter), Hutten
zu Frankenberg. Bis zu ihrem Aussterben 1783 waren die Freiherren von H. mit dem
1783 an Ansbach heimgefallenen Asbachhof, Bullenheim, Teilen der 1520 an die
Familie gefallenen Herrschaft Frankenberg,
Geckenheim, Ippesheim mit Reusch und Nenzenheim Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 153; Rahrbach 133.
Idstein (Herrschaft).
I. im Taunus wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das
Reichslehen auf die Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu
Lehen gaben. 1355 kam die Herrschaft I. an Nassau-Idstein,
1605 an Nassau-Weilburg, 1629/1651 wieder an eine jüngere Linie Nassau-Idstein
und 1721 an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen). Über Nassau-Usingen
gehörte I. am Ende des 18. Jahrhunderts zum oberrheinischen Reichskreis. Von
Nassau fiel es 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 265; Schmidt, W., Territorialgeschichte der Herrschaft
Nassau-Idstein und der angrenzenden Ämter, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 276.
Illereichen (Herrschaft),
Illereichheim. Die Herrschaft I. an der Iller,
die von 1771 bis 1778 durch Verkauf von Seiten der Grafen von Limburg-Styrum an
die Grafen Palm gelangt war, gehörte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts über
die Grafen Schwarzenberg zum schwäbischen Reichskreis und zählte zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben. 1776 erscheint in der Reichsmatrikel der
Eintrag I. Mit der Mediatisierung fiel I. an Bayern.
L.: Wolff 508; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.
Illertissen (reichsfreie Herrschaft).
In vorgeschichtlich besiedelter Gegend gelegen erscheint I. 954 erstmals
(Tussen). Mindestens seit 1181 unterstand es den Grafen von Kirchberg, die es
zeitweise zu Lehen ausgaben. Von 1520 bis 1756 war es durch Kauf reichsfreie,
zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft
der Memminger Patrizierfamilie Vöhlin. 1756 fiel es durch Verkauf der verarmten
Vöhlin an Bayern.
L.: Wolff 136, 508; Nebinger, G./Rieber, A., 1000 Jahre Illertissen, 1954;
Habel, H., Landkreis Illertissen, 1967.
Illingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). I. südwestlich von Ottweiler gehörte
zunächst den Grafen von Saarwerden, dann den Grafen von Moers-Saarwerden und
schließlich den Grafen von Nassau-Saarbrücken als Lehnsherren. Seit dem 14.
Jahrhundert war die Herrschaft in den Händen der
Herren von Kerpen, die von den Herren von Manderscheid abstammten. Die
reichsritterschaftliche Herrschaft zählte zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und umfasste 1789
Wemmetsweiler, Gennweiler, I. und Merchweiler. 1815 kam I. zu Preußen und 1919
bzw. 1945 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 516.
Illyrien (Königreich, Provinz). I. ist im
Altertum das von den Illyrern bewohnte Gebiet der östlichen Adriaküste, das von
230 v. Chr. an allmählich dem römischen Reich eingegliedert wurde (167 v. Chr.
Teil der Provinz Gallia cisalpina). Im 4. nachchristlichen Jahrhundert war I.
einer der vier römischen Reichssprengel. 395 kam das Gebiet zur westlichen
Reichshälfte, fiel 537 aber an Byzanz. Im Mittelalter gehörte das Gebiet zu
verschiedenen Herrschaften, von denen Österreich
allmählich bestimmend wurde. 1809 musste Österreich Westkärnten, Krain, Görz,
Triest, Istrien, Fiume, Dalmatien und Kroatien an Napoleon I. abtreten, der diese
Gebiete als illyrische Provinzen Frankreich einverleibte. 1814 fielen sie an
Österreich zurück, das aus Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien 1816 ein
Königreich I. bildete, das 1849 in die Kronländer Kärnten, Krain und Küstenland
aufgelöst wurde. 1918 kam das Gebiet weitgehend zu Jugoslawien und nach
1991/1995 an Slowenien und Kroatien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 40 c (1806-1812) D/E5, II 46 (1815) G/H4.
Immenstadt (Reichsgrafschaft). I. zu Füßen der Burg
Rothenfels im Allgäu kam von den Staufern als Lehen an die Herren von
Schellenberg. 1332 erwarben die Grafen von Montfort die Herrschaft Rothenfels mit dem Mittelpunkt Immendorf (Imdorf). 1565
kam Rothenfels durch Kauf an die Freiherren von Königsegg. Seit 1629 war I. (so
seit 1618) Reichsgrafschaft. 1804 fiel es an Österreich, 1805 an Bayern.
L.: Wolff 201; Baumann, F., Geschichte des Allgäus, Bd. 1ff. 1883ff.;
Heimatbuch der Stadt Immenstadt (1360-1960), 1960.
Ingelfingen (Burg, Herrschaft).
I. gehörte zunächst den Herren von Stein und danach im 13. Jahrhundert den
Krautheim-Boxberg, seit 1287 den Herren von Hohenlohe. 1701 wurde der Ort Sitz
der von Hohenlohe-Langenburg abgespalteten Linie Hohenlohe-Ingelfingen. 1806
kam I. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Rauser, J., Regestenchronik von Ingelfingen 1550-1650, 1968.
Inhausen, Innhausen (Freiherren, Reichsgrafen). Um 1350 erbaute Ino Tiarkesna die Burg I. (bei Wilhelmshaven), die Mittelpunkt einer Herrschaft vom Umfang des Kirchspiels Sengwarden wurde. Im 15. Jahrhundert erwarb ein edelfreies friesisches Häuptlingsgeschlecht, dessen Stammreihe mit Grote Onneken († um 1405) beginnt, die Herrschaft I. Seit 1495 war sie selbständig. 1496 wurde sie mit der Herrschaft Kniphausen (Knyphausen) vereint. Dazu kam im 16. Jahrhundert die Herrlichkeit Lütetsburg in Ostfriesland. 1588 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1694 in einer älteren, 1737 ausgestorbenen Linie in den Reichsgrafenstand erhoben. (Kniphausen kam 1623 an Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.)
Irsee (Reichsabtei). 1182/1185 gründeten die
Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei Kaufbeuren, die der Papst 1209
und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie war seit dem 15. Jahrhundert
Reichsabtei (1428 Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die
Reichsmatrikel, 1541 Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des Blutbanns von
den Untervögten). Die Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer umfassenden Herrschaft der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Abtei (Hauptvögte um 1240 bis 1390 Montfort, von 1390 bis 1551/1564 bzw. 1803
Habsburg, Untervögte seit dem 14. Jahrhundert die Herren von Pienzenau
(Pienznau), durch Kauf von 1551 bis 1692 die Fürstabtei Kempten) bildeten die Herrschaften Mindelheim und Schwabegg (Schwabeck), im
Osten das Hochstift Augsburg, im Süden das Gebiet der Reichsstadt Kaufbeuren
und der gefürsteten Abtei Kempten und im Westen Kempten und Mindelheim. 1802
wurde sie mit weitgehend geschlossenem Gebiet und rund 3200 Einwohnern in
Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster
Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift
Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann, G., Die Vögte der Benediktinerabtei
Irsee im Mittelalter, Allgäuer Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der
Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der unteren Lahn sowie Grafen
von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen
von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien
Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg
vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und
Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den gerlachschen und den
remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in vier
Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches Haus,
Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im 16. Jahrhundert an
Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der
Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier,
teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die
Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den
Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine Anwartschaft
auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid
(Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier
blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die
wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an
Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit
Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245
(vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck,
Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen
zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit
1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde
wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben.
Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung
in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von
1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625
Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a.
Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis
1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den
Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien
Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I.,
geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte
Baumburg und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim
(Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg
(Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach,
die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000
Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von
Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft
der Grafen Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich
gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach,
Isenburg-Meerholz) und vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern
und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von
I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte
Baumburg) und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach,
Wenings, Wolferborn, Selbold, Langendiebach und das Oberamt nebst Stadt
Offenbach). Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf
Geinsheim am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf der
rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin von I.,
Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften auf dem
linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat I. dem Rheinbund bei,
erlangte die Güter Isenburg-Philippseichs und die Hälfte der Herrschaft der Grafen von Schönborn-Heusenstamm,
sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen Linien (u. a.
Isenburg-Büdingen-Büdingen, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und
Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte so alle oberisenburgischen Güter mit
190 Quadratkilometern und etwa 58000 Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert.
Seine Güter kamen 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1965;
Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg, Fürstin I. v., 1963.
Isenburg-Grenzau (Herren, Grafen). Die kurz vor 1213 von den Herren von Isenburg errichtete Burg Grenzau östlich von Neuwied im Westerwald wurde Sitz einer kleinen Herrschaft, von der nach einer Erbteilung zwischen 1304 und 1310 Teile an Isenburg-Büdingen kamen. Sie spaltete die Linie I. ab. Vorübergehend waren von 1439 bis 1446 die Grafen von Nassau-Beilstein an Burg und Herrschaft Grenzau beteiligt, doch fiel sie dann ganz an die salentinische Linie Isenburgs. 1664 zog das Erzstift Trier die Herrschaft nach dem Aussterben Isenburgs (Niederisenburgs) als heimgefallenes Lehen ein. 1803 kam Grenzau an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Grenzau, Niederisenburg
Ismaning (reichsunmittelbare Grafschaft). I. an
der Isar wird um 800 erstmals erwähnt. Bis 1272 kam es mit seinem Umland durch
Gaben und Tausch an das Hochstift Freising. 1319 verkaufte Kaiser Ludwig der
Bayer unter Absonderung aus dem Landgericht Wolfratshausen die Landeshoheit auf
dem rechten Isarufer zwischen München und Freising mit Ismaning, Oberföhring,
Unterföhring, Daglfing und Englschalking an das Hochstift Freising. Das Gebiet
wurde fortan als reichsunmittelbare Grafschaft I. bezeichnet. 1803 fiel die zum
bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft
(1200 Personen) mit dem Hochstift Freising an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974,
(in) Historischer Atlas von Bayern.
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096 erstmals erwähnten I. im
Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von Veringen-Altshausen 1042
eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096 übergab sie Graf Mangold
Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine Benediktinerklosters, in dem neben dem
Männerkloster auch ein Frauenkonvent eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach
Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an
I. gegeben hatte, und hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst
bestätigte Kloster kam 1306 an die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten
ihre Vogteirechte allmählich zur völligen Herrschaft
über das Kloster und seine Güter. Seit 1693 gelang der Abtei die Einschränkung
dieser Rechte und am 4. 10. 1781 die vollständige Ablösung. Damit war I.
reichsunmittelbar. Der Abt von Sankt Georg in I. zählte am Ende des 18.
Jahrhunderts zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des
Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St. Jörgen zu den schwäbischen Prälaten.
Die Güter der Abtei umfassten die vier Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und
Menelzhofen und die Filialkirche Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet
bestand nicht. 1803 kam die Abtei zusammen mit der Reichsstadt I. als
Grafschaft I. an die Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet
Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben, 38 (1967); Isny, 1975, (in) Germania
Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reichsabtei St. Georg in Isny, hg. v.
Reinhardt, R., 1996.
Isny (Reichsstadt). Bei dem 1096 gestifteten
Benediktinerkloster I. im Allgäu gründeten die Grafen von Veringen-Altshausen
1171 einen Markt. Dieser wurde 1257 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet
und 1281 durch König Rudolf von Habsburg mit dem Stadtrecht Lindaus begabt.
1306 wurde I. zusammen mit der Herrschaft
Trauchburg an die Truchsessen von Waldburg verkauft. 1365 errang die Stadt
durch Loskauf von den Truchsessen von Waldburg die Reichsunmittelbarkeit. I.
zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam I. mit 2000 Einwohnern und einem
Gebiet von 0,5 bzw. 0,7 Quadratmeilen zusammen mit der Abtei I. als Grafschaft
I. an die Reichsgrafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 25; Wallner 689 SchwäbRK 87; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 434ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Kammerer, I., Isnyer
Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu, Bilder aus der Geschichte einer
Reichsstadt, 1955; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren
1803-10, Ulm und Oberschwaben 38 (1967); Speth, H., Die Reichsstadt Isny am
Ende des alten Reiches (1775-1806), 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976; Greiffenhagen, S.,
Politische Kultur Isnys im Allgäu, 1988.
Istrien (Markgrafschaft). 177 v. Chr. eroberten
die Römer das Gebiet von I. und teilten es den Provinzen Italia und Illyricum
zu. 539 kam das Gebiet an Oststrom, 788 an das fränkische Reich. 952 fügte es
König Otto I. als Teil Friauls Bayern hinzu, löste es aber 976 als Herzogtum
zusammen mit Kärnten wieder. Seit dem 11. Jahrhundert wurde zu I. das Gebiet um
den Kvarner gerechnet (sog. Meranien). 1058 unterstand I. mit Krain dem
Markgrafen Ulrich von Weimar-Orlamünde. 1077 gab König Heinrich IV. die
Markgrafschaft I. an Aquileja, das I. erst 1209 tatsächlich von den seit 1173
als Markgrafen herrschenden Grafen von Andechs-Meranien erlangte und bis
1412/1430 an Venedig verlor. Das von der Markgrafschaft gelöste Inneristrien
kam als Grafschaft I. über die Grafen von Görz 1374/1381 an Österreich, die
anderen Gebiete (Küstenland) 1797 (1805 an Italien, von 1809 bis 1815 an
Frankreich). Der österreichische Anteil an I. umfasste die im Jahre 1500 durch
das Aussterben der Grafen von Görz an Österreich gefallene Grafschaft
Mitterburg mit den Städten Mitterburg (Pisino), Biben (Pedena), Galignano,
Berschetz, Lovrana und einigen Märkten und Klöstern und die im Jahre 1400 an
Österreich gekommene Herrschaft Castua. 1816
gelangte er als ein Teil des Deutschen Bundes an das Königreich Illyrien
Österreichs und war seit 1849 Teil des Kronlandes Görz-Gradisca-Istrien
(Görz-Gradiska-Istrien). 1918/1920 kam I. an Italien, 1945/1947 an Jugoslawien
und 1991/1995 an Slowenien und Kroatien. In der Gegenwart versteht man unter I.
die Halbinsel südlich einer Linie vom Golf von Triest bis zum Kvarner.
L.: Wolff 32; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
G4; Lenel, W., Venezianisch-istrische Studien, 1911; Vergottini, G. de,
Lineamenti storici della costituzione politica dell' Istria durante il medio
evo, 1924f.; Pirchegger, H., Überblick über die territoriale Entwicklung
Istriens, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1, 4, 1, 1927, 488ff.; Ferluga, J., Istrien, LexMA 5 1990, 792ff.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der
Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger
Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti,
Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca,
Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit
Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige
Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione,
Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum
Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua
(leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen),
Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu
Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum
Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum
Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma,
Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu
den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum
Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf
die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem
es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und
Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem
Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des
Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich,
Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von
Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen
Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische
Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische
Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20
bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der
Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio)
und 11 tirnisanische Reichlehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen
1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo,
Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia,
Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I.
ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert
wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola,
Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815
wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen
(Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt.
Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des
sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen
Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden
Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste.
Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und
Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor
Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien
(Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste
eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn
den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen
der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.;
Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984;
Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985;
Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v.
Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter,
1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte
Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A.
1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien
Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo,
T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon,
hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v.
Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali,
1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The
Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in
the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C.,
Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom
17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Ittendorf (Herrschaft).
Die Herrschaft I. östlich von Meersburg gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz dem schwäbischen
Reichskreis an. Konstanz fiel 1803 an Baden, das 1951/1952 zu Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Itter (Herrschaft).
Die Burg I. bei Frankenberg war Sitz einer Herrschaft
- einer älteren, 1123 ausgestorbenen und dann - einer jüngeren, 1167 erstmals nachweisbaren,
1441 erloschenen Linie der Herren von I., zu deren Gütern neben I. Ossenbühl
mit Lotheim und Vöhl sowie Höringhausen mit Eimelrod zählten, die vermutlich
über eine Erbtochter von der älteren Linie erlangt worden waren. 1356/1357
eroberten die Landgrafen von Hessen, das Erzstift Mainz und die Grafen von
Waldeck Burg und Herrschaft I. und teilten sie
unter sich auf. 1562/1588 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an die Wolff von Gudenberg
(Gudensberg) gelangt war, unmittelbar an Hessen, 1648/1650 an Hessen-Darmstadt.
Über Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter
1945 zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter,
Kassel 1751.
Itter (Herrschaft). I. war eine Herrschaft Salzburgs (bei Wörgl) in Tirol.
Ivrea (Stadt, Markgrafschaft). I. am Austritt
der Dora Baltea aus dem Aostatal wurde 100 v. Chr. als römische Kolonie
Eporedia gegründet. Später war es Sitz eines Herzogs der Langobarden, dann
Mittelpunkt einer Piemont und Ligurien umfassenden Mark eines Markgrafen der
Franken. 1015 ging die Macht an den Bischof über. Im 12. und 13. Jahrhundert
erlangte I. Selbständigkeit und wurde von kaiserlichen Vikaren und
italienischen Potentaten beherrscht. 1238 nahm Kaiser Friedrich II. die Stadt
ein. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam I. formell zur
Markgrafschaft der Markgrafen von Montferrat. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel fielen Stadt und Markgrafschaft
seit dem 14. Jahrhundert (1313) an die Grafen von Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1815-1866) B2; Hofmeister, A., Marken
und Markgrafschaften im italienischen Königreich, 1906, MIÖG-Ergänzungsbd. 7; Carandini, F., Vecchia
Ivrea, 3. A. 1963; Sergi, G., Ivrea, LexMA 5 1990, 841.
Jagstberg (Herrschaft).
J. an der Jagst, nach dem sich edelfreie Herren nannten, kam als Lehen
Würzburgs 1340 von Hohenlohe-Brauneck an die Söhne Kaiser Ludwigs des Bayern
und 1387 an Würzburg. 1802 fiel es an Hohenlohe-Bartenstein
(Hohenlohe-Jagstberg) Über Württemberg gelangte es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Jagstberg.
L.: Wolff 100.
Jennelt, Jindelt (Herrlichkeit). Die adlige Herrschaft J. bei Emden gehörte zu Ostfriesland. Über
Hannover und Preußen (1866) kam J. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 339.
Jettingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). J. an der Mindel bei Günzburg unterstand
ursprünglich dem Hochstift Augsburg und den Markgrafen von Burgau. Als deren
Lehen kam es im 13. Jahrhundert an die Ministerialen von J. (Uettingen). Ihnen
folgten von 1351 bis 1469 die Knöringen, dann bis 1747 die Stein zu Ronsberg
(Stain zu Ronsberg), welche die Herrschaft
Eberstall mit Oberwaldbach, Ried und Freihalden hinzuerwarben, und ab 1748 die
Schenk Freiherren von Stauffenberg. Die reichsritterschaftliche Herrschaft zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben. 1806 fiel J. an Bayern.
L.: Wolff 508; Hartmann, C., Ortsgeschichte der Marktgemeinde Jettingen, 1953.
Jever (Herrschaft).
Die alte friesische Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte
und in deren Nähe 1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden
wurden, erscheint seit dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri
denarii) der Billunger Herzöge von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter
zum Hauptort der friesischen Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der
Landschaften Östringen und Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370
entstand die von Sachsen wie von Oldenburg gelöste Herrschaft
J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert war. 1517 gewann Ostfriesland
eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin Schutz bei Kaiser Karl V. und
erkannte die Lehnshoheit Burgunds an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im
Streit zwischen Oldenburg und Ostfriesland die Herrschaft
J. infolge testamentarischer Bestimmung an Oldenburg. 1667 kam sie nach dem
Aussterben der Hauptlinie der Grafen von Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der
Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter 1793 über Katharina II., die Schwester des
letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst, von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818 übertrug
Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge von
Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg
und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
Jungnau (Herrschaft).
Um 1230 wird der neben der Burg Schiltau bei Sigmaringen bestehende Ort erwähnt
(Jungnow). Nach diesem nannte Ritter Burkhard von Jungingen eine zweite Burg,
die er auf 1316 von Berthold vom Schiltau erworbenen Gebiet errichtete. 1367
kauften die Herren von Reischach die Herrschaft,
1418 erwarben die Grafen von Werdenberg Feste und Städtlein. Nach ihrem
Aussterben 1534/1535 fiel die aus dem Flecken J. und einigen Dörfern
bestehende, zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft
an die Grafen von Fürstenberg. 1806 wurde J. mediatisiert und 1840 von
Hohenzollern-Sigmaringen erworben. Über Preußen (1849) kam J. 1945 zu
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Wallner 687 SchwäbRK 28.
Jünkerath (Herrschaft).
Die Herrschaft J. nordöstlich Prüms gehörte zur
Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von Sternberg
fiel. S. Preußen (Rheinprovinz).
L.: Wolff 363.
Justingen (Herrschaft).
Am Ende des 11. Jahrhunderts tauchen die mit den Steußlingen und Gundelfingen
verwandten freien Herren von J. auf. Nach dem Aussterben 1343 kam die aus einem
Gutshof und vier Dörfern bestehende Herrschaft
J., deren Gebiet im Norden, Westen und Süden von den Ämtern Blaubeuren,
Münsingen und Steußlingen und im Osten von Schelklingen begrenzt wurde, an die
Stöffeln und nach mehrfachem Wechsel 1530 an die Freyberg, die sie 1751 an
Württemberg verkauften. Über dieses zählte die etwa 0,7 Quadratmeilen bzw. rund
24 Quadratkilometer und etwa 1600 Einwohner umfassende Herrschaft
am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 kam J. zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161, 206; Wallner 689 SchwäbRK 82; Schilling, A., Die Reichsherrschaft
Justingen, 1881; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, 1962.
Kaichen (Grafschaft, Freigericht). K. bei
Friedberg in Hessen war seit dem 13. Jahrhundert Mittelpunkt der zwischen
Vogelsberg und Taunus gelegenen Grafschaft K. (1293 comitia in Kouchene). Zu
dem unter der Linde in Kaichen tagenden Freigericht gehörten 18 Orte
(Rodenbach, Altenstadt, Oberau, Rommelhausen, Heldenbergen, Büdesheim, Rendel,
[Groß-Karben bzw. Großkarben,] Klein-Karben [Kleinkarben], K., Burg-Gräfenrode
[Burggräfenrode], Okarben, Kloppenheim und Ilbenstadt sowie vier Wüstungen, die
Burgen Assenheim, Höchst, Dorfelden und das Kloster Naumburg). Seit 1467
gelangte es allmählich unter die Herrschaft der
Burggrafschaft Friedberg und damit 1806 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und der
dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Wolff 504; Thudichum, F.,
Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Hardt-Friederichs, F., Das
königliche Freigerich Kaichen, 1975.
Kaisheim, Kaisersheim (Reichsstift). 1133 (bzw.
1135) gründeten die Grafen von Lechsgemünd (Lechsgemünd-Graisbach) auf ihrem
Familiengut das Zisterzienserkloster K. (Kegesheim) bei Donauwörth. 1135
bestätigte der König, 1147/1185 der Papst die Stiftung. Obwohl Kaiser Karl IV.
1363 die Reichsunmittelbarkeit gewährte und 1370 die Vogtfreiheit bekräftigte,
konnte die sich zur Festigung ihrer Stellung auch Kaisersheim nennende Abtei
nur nach langem Ringen (1656/1757) die Reichsunmittelbarkeit gegenüber dem seit
1342 den Grafen von Graisbach (bzw. Lechsgemünd-Graisbach) folgenden Herzog von
Bayern (1505 Pfalz-Neuburg) durchsetzen. Das Gebiet des Stiftes (3-6
Quadratmeilen Streubesitz mit 9537 Bewohnern) umfasste unter anderem die
Pflegeämter Biberachzell mit den Herrschaften
Biberachzell (Biberach Zell), Biberberg und Oberhausen, Lauingen, Nördlingen
und Stotzingen. 1802/1803 kam K. zu Bayern und wurde säkularisiert.
L.: Wolff 186; Zeumer 552ff. II a 36, 7/37, 1; Wallner 687 SchwäbRK 41; Reindl,
L., Geschichte des Klosters Kaisheim, 1926; Huber, K., Die Zisterzienserabtei
Kaisheim, Diss. Erlangen 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Hoffmann, H., Die ältesten Urbare des Reichsstiftes
Kaisheim 1319-1352, 1959; Morimond et son Empire, 1994, 175; Maier, B., Kloster
Kaisheim, 1999.
Kallenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts im Rahmen von Schwäbisch-Österreich zum österreichischen
Reichskreis.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Vorderösterreich an oberem Neckar und
oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002.
Kaltenburg (reichsritterschaftliche Burg). Die Burg K. am Übergang einer Römerstraße über die Lone bei Niederstotzingen wird um 1240 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich ministerialische Herren von K. Um 1349 saß auf der Burg ein Vogt der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich der Jüngere verkaufte K. als Inhaber der Herrschaft Heidenheim an die Riedheim, die sie 1393 Bayern-Ingolstadt zu Lehen auftrugen. Von 1496 bis 1821 war die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Burg in Händen der Riedheim-Remshart. 1806 kam sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Kamenz (Herren, Herrschaft).
Gegen 1200 gründeten die Herren von Vesta die Burg K. (zu tschech. kamen,
Stein) an der Schwarzen Elster nördlich von Dresden. Sie machten sie zum
Mittelpunkt eines ausgedehnten Herrschaftsbereichs
in der späteren Oberlausitz und benannten sich seitdem nach K. K. gelangte
später zu Sachsen.
L.: Wolff 470; Muhle, W., Die Kamenzer Landschaft im Wandel der Zeit, 1924;
Kühne, G., Die Stadt Kamenz, 1937; Kubasch, H., Heimatbuch Kreis Kamenz, 1954.
Kamenz (Stift). 1096 erbaute der Herzog von
Böhmen im Überschwemmungsgebiet der Neiße die Burg K. (zu tschech. kamen,
Stein). 1210 errichteten dort die Herren von Pogrell (Pogarell) mit dem Bischof
von Breslau das Stift K. Dieses kam 1742 an Preußen und wurde 1810 mit der Herrschaft über 31 Dörfer aufgehoben.
L.: Wolff 477; Knauer, P., Kloster Kamenz/Schlesien. Zeit- und Lebensbilder aus
seiner Geschichte 1210-1810, 1932.
Kanstein (Herrschaft),
Canstein. Herrschaft und Gericht K. bzw.
Canstein (Börde K. bzw. Canstein) gehörten zum brilonischen Quartier des
Herzogtums Westfalen. Über Preußen (Provinz Westfalen) gelangte K. bzw.
Canstein zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft
vorwiegend slawisch besiedelt. Das in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts
errichtete slawische Reich, dessen Bewohner in der 2. Hälfte des 8.
Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von Ravenna, Carantana d. h.
Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt. caranto, Fels) genannt
werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und verstärkten den bayerischen
Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als eigenes Herzogtum?), zu dem
auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien, Friaul und Krain gehörten,
von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an landfremde Große, von 1077 bis 1122
an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das Herzogtum.Bis etwa 1180
verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische Mark mit Mürztal und
Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der Mur/Steiermark, 1077 Friaul).
Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von Sponheim (Spanheimer) (1122-1269)
nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269 kam K. nach dem Aussterben der
Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis 1276), 1286 an die Grafen von
Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die Grafen von Habsburg. Sie
fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu, fassten K. mit Steiermark,
Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich zusammen und setzten
in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft
durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria
Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814 gehörte
Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs, von
1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum österreichischen
Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland Österreichs. Ohne
Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg und Seeland an
Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an Italien. Im
Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung für
Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen die
jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4
(Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.;
Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie 20,
21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925;
Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte,
M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937;
Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner
Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff.
1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum
Carentanum, Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F.,
Kärntner Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung
Karantaniens im fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963),
78ff.; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in
Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das
Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur Geschichte Kärntens, 1985;
Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur politisch-geographischen
Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner Bevölkerung im frühen
Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A., Stände und Staat in
Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H., Kärnten, LexMA 5 1990,
1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie (1976-1980), 1989, (1981-1985),
1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal und seine Geschichte, 1995;
Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A., 1997; Kärnten, hg. v. Rumpler,
H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920,
hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.
Karpfen (Herrschaft).
Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Herzogtum Württemberg zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1.
Kastelberg (Herren, Herrschaft). Die Burg K. bei Emmendingen wurde um 1283 als Sitz der Herren von K., der älteren Linie der Herren von Schwarzenberg, erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft K. Diese kam 1354 an die Freiburger Ritterfamilie Malterer, 1396 (endgültig 1565) an Habsburg, 1805 an Baden und damit K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich möglicherweise
im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138 die Grafen von
K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066), zunächst als
nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz
im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie,
erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich,
um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen
Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im
Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an.
Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402
aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom
Odenwald bis zur unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang
des Taunus um Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach)
und der Obergrafschaft um Darmstadt (Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau,
Darmstadt, Zwingenberg), die durch Mainzer und Nassauer Gebiet voneinander
getrennt waren, sowie verstreuten Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus,
auf dem Westerwald, an der unteren Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom
Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur geringe Güter allodial, doch gelang
auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht und Lehnrecht gebotenen rechtlichen
Möglichkeiten die Entstehung von Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu
den Grafen von Nassau führten um 1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von
Hessen und 1457 zur Heirat der Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479
fiel beim Aussterben der Familie in männlicher Linie das später zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Gut an Hessen (nach langem Streit mit
Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das den hessischen Anteil an der
Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,] endgültig 1557). 1567 kam die
Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt, Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg,
Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg, die Gemeinschaft Umstadt, der
hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld
auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten
Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei
Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie
Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das
Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481.
Katzenstein (Herrschaft).
Nach der Burg K. bei Heidenheim nannten sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts
Vasallen der Grafen von Dillingen, die später nach Dillingen wechselten, seit
1252 ein Zweig der Edlen von Hürnheim, der 1354 K. an die Grafen von Oettingen
verkaufte. Sie verpfändeten K. zeitweise an die Grafen von Helfenstein und
belehnten 1382 Berthold von Westerstetten, wozu 1453/1469 Dunstelkingen kam.
1572/1589 verkauften die Erben der Linie Westerstetten-Katzenstein die zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählenden Eigengüter an Oettingen, an
das 1632 auch die Lehen zurückfielen. Zeitweilig war K. nach 1662 Sitz einer
Seitenlinie Oettingen-Balderns (Oettingen-Baldern-Katzenstein). Mit Erlöschen
der Linie Oettingen-Baldern kam K. 1798 an Oettingen-Wallerstein, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, Beiwort 52; Seitz, A., Zur Entstehungsgeschichte von
Burg Katzenstein, Jb. d. hist. Ver. Dillingen 72 (1970).
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem
Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton Graf K.
1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die Ehe Max
Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des letzten Grafen von Rietberg aus
dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit
Anwartschaft auf drei ostfriesische Herrschaften.
1764 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz,
1975.
Kechler von Schwandorf (Freiherren,
Reichsritter). Die K. waren bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft St.
Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1805 - davon bis 1748 mit dem
Rittergut Diedelsheim - gehörten sie dem Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben an. Im Jahre 1802 übten sie die Herrschaft
über die dem Kanton Neckar inkorporierten Ortschaften Obertalheim und
Untertalheim, beides Lehen Österreichs, sowie Unterschwandorf aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64, Hellstern 207, 218f.;
Kollmer 378.
Kehdingen (Land). Das etwa 47 Kilometer lange und
2,5 bis 9 Kilometer breite Marschland links der Unterelbe zwischen unterer
Schwinge und Ostemündung, das durch mehrere Elbarme inselartig aufgeteilt war,
wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. 1157 erscheinen hier
innerhalb der Grafschaft Stade liberi homines de Kedinghis, deren Name mit
mittelniederländisch omkaden, eindeichen, in Verbindung gebracht wird. Seit dem
13. Jahrhundert kam das Land mit der Grafschaft Stade (1236) an das Erzstift
Bremen, das seine Herrschaft durch mehrere
Feldzüge (1274, 1300, 1306, 1336) sicherte, aber die weitgehenden Rechte der
Bewohner nicht zu beseitigen vermochte. Seit 1397 bildete K. mit anderen
Marschländern den vierten Stand des Erzstifts. Das seine Selbständigkeit
weithin wahrende Land schloss im 15. Jahrhundert verhältnismäßig unabhängig
verschiedene politische Bündnisse. 1648 kam es an Schweden und verlor seine
seit 1594 bestrittene Landstandschaft. 1720 wurde es Hannover einverleibt, dem
1866 Preußen und 1946 Niedersachsen folgten. Seit 1932/1933 ist K. Teil des
Kreises Stade.
L.: Wolff 431; Poppe, H., Vom Lande Kehdingen. Ein Beitrag zu seiner Geschichte
und Kultur, 1924; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49,
III, 10; Hofmeister, A., Besiedlung und Verfassung der Stader Elbmarschen im
Mittelalter, 1979f.; Schmidt, H., Kehdingen, LexMA 5 1990, 1095.
Kellmünz (Herrschaft).
An der mittleren Iller bestand schon in spätrömischer Zeit 35 Meter über der
Iller die Befestigung Caelio monte. Die später um K. entstandene Herrschaft war seit Ende des 18. Jahrhunderts in den
Händen der Grafen von Schwarzenberg. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis
zu und kam 1806 an Bayern.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133; Kellner, H., Das spätrömische Kellmünz,
1957.
Kemnat (Herrschaft),
Kemnath. Die Herrschaft K. gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten dem schwäbischen Reichskreis an
und kam mit Kempten 1803 an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift,
Residenz). K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum
(um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern
erobert, die dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die
ihrerseits im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete
vielleicht das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein
Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte
König Heinrich IV. seine durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026
Schwaben, 1065 Rheinfelden) bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt
als Fürstabt betitelt, 1360 wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum
Fürststift erhoben, das 1419 exemt wurde. Sein Herrschaftsgebiet
entwickelte sich aus einer dem Kloster durch Kaiser Karl dem Großen im 9.
Jahrhundert verliehenen Immunität, die zwischen 1062 und 1213 zur Grafschaft
erhoben wurde. 1213 gingen durch Verleihung König Friedrichs II. die zuletzt
von den Staufern ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte an den Abt über.
Weitere Käufe rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet ab. Bis 1803 war
dann das Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte geistliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben. Es gehörten bei der
Säkularisation (1803) zum Stift die 1728 mit Stadtrecht ausgestattete
sogenannte Stiftsstadt unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt K. und die Marktflecken
Sulzberg, Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg,
Dietmannsried, Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell
(Sankt Martinszell) und die Herrschaften Wagegg,
Westerried, Rothenstein, Kalden (Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken, Grönenbach,
Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller gegliedert. Als
Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen. Wegen Lautrach
(Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegeüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die
Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen
Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel
und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und
Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984;
Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten
im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das
Fürststift Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a.,
1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia
Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.
Kerpen (Herrschaft). Nach der 1136 erstmals erwähnten Burg K. nördlich von Daun in der Eifel nannten sich Herren von K., die um 1200 die Herrschaft Manderscheid erlangten. Sie errichteten in K. um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen. Die Herrschaft K. wurde im 14. Jahrhundert in drei Zweige aufgeteilt und gelangte nach 1450 durch Heirat und Kauf an die Sombreffe (Sombreff) und von diesen von 1506 bis 1518 an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Nach deren Aussterben 1593 war K. lange umstritten zwischen den Grafen von der Mark (bzw. ab 1679 den Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihren Rechtsnachfolgern) und den Herzögen von Arenberg (Aremberg), die seit 1674 die Herrschaft tatsächlich innehatten. 1795 kam K. zu Frankreich, 1815 zu Preußen und ihr Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Kerpen (Herrschaft,
Reichsgrafschaft [Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an
der Erft zwischen Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm.
1122 zerstörte der Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die
zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Brabant
(Bau der Burg K. durch Johann I. von Brabant), 1404 als Erbschaft an Burgund
und von dort über Maria von Burgund (1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587
umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn,
Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath und die Broichmühle. Bis zum Ende des
17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum mehrfach an die Grafen von Jülich und
Nassau sowie den Erzbischof von Köln verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich
vom brabantischen Brüssel aus regiert. 1710 wurde sie durch König Karl VI. aus
der Zugehörigkeit zu Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und
Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg
überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister
Graf Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu
einer Reichsgrafschaft, die 1786 die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am
Ende des 18. Jahrhunderts zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen
Gebiet und 3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet
zu Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt
Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
Kerpen-Lommersum (Reichsgrafschaft) 1712 erhob Kaiser
Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und
Lommersum (K.) zu einer Reichsgrafschaft der Grafen von Schaesberg, die 1786
die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und
3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 Ihr Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt
Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen. S. Kerpen, Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 554 II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46; Wallner 704
WestfälRK 46.
Kettershausen (Herrschaft).
Die Herrschaft K. an der Günz nördlich von
Babenhausen wurde 1558 von den Grafen Fugger erworben und gehörte der Linie
Fugger-Babenhausen und Boos, bis sie 1806 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 15.
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten).
Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach Kevenhüll bei Beilngries benannte,
1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem bayerisch-fränkischen
Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396 urkundlich bezeugt ist. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um Villach reich begütert. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine Aufteilung in eine
österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine Kärntner Linie
(Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb 1581 drei Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu
Reichsgrafen von Frankenburg erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in
Kärnten nannte sich seit 1571 nach Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673
zu österrreichischen Grafen, 1725 zu Reichsgrafen von Hardegg ernannt und 1764
in den Reichsfürstenstand erhoben. Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz
(1706-1776) war verheiratet mit der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit
1751 Khevenhüller-Metsch. Als Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem
schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags am
Ende des 18. Jahrhunderts als Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18.
Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K.
südlich von Winterthur erstmals bezeugt. Nach 1030 wurde sie vom König
eingezogen. Sie fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid von Winterthur aus dem
Geschlecht der Udalrichinger an die Grafen von Dillingen, die sich seit der
Mitte des 12. Jahrhunderts Grafen von K. nannten. 1172/1173 erlangten die
Grafen von K. beim Aussterben der Grafen von Lenzburg die Grafenrechte im
Zürichgau. 1180 wurde in einen schwäbisch-dillingischen und einen
schweizerisch-kiburgischen Zweig (schweizerisch-kyburgischen Zweig) geteilt.
Weitere linksrheinisch gelegene Güter kamen 1218 aus dem Erbe der
verschwägerten Herzöge von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim
Aussterben der Grafen von K. 1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau,
Reichsvogteien Glarus und Zürich, nach 1273 [Verheiratung der Erbtochter Anna
mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg] Güter im Aargau, Zürichgau und den
späteren Waldstätten) an Graf Rudolf von Habsburg. 1419 starb die Habsburger
Linie Kiburg (Neukiburg [Neukyburg], Kiburg-Burgdorf [Kyburg-Burgdorf]) aus.
1452/1460 ging die Grafschaft K. über eine Verpfändung an die Eidgenossenschaft
der Schweiz verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D.,
Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913;
Dürr-Baumgartner, M., Der Ausgang der Herrschaft
Kyburg, 1918/1919; Feldmann, M., Die Herrschaft
der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926; Largiader, A., Die Kyburg,
1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von
Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik Beiheft 5; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, hg. v. Härtel, R., 1986;
Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Kirchberg (Herrschaft).
K. an der Jagst entstand seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert
angelegte Burg der Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14.
Jahrhunderts gelangte die Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur
Siedlung ausbauten, 1398 an die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und
Schwäbisch Hall verkauften und nach dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz
machten. 1701 gab die Herrschaft den Namen für
die 1764 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1861 ausgestorbene Linie
Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und
Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/1975).
Kirchdorf (Herrschaft).
Das 972 erstmals belegte K. (Kyrchtorf) an der Iller wurde 1604 von den Herren
von Erolzheim an die Abtei Rot verkauft, die 1803 an die Grafen von Wartenberg
und 1806 an Württemberg fiel. Damit kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82.
Kirchen (reichsritterschaftliche Herrschaft). K. zählte zum Kanton Kocher und kam an Zwiefalten und damit über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Kirchheim (Herrschaft)
s. Kirchheimbolanden
L.: Wallner 696 OberrheinRK 12.
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben) (Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im
Frühmittelalter auf Reichsgut gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift
Augsburg. Danach bildete es den Mittelpunkt einer Herrschaft,
die später zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1329 veräußerte die Augsburger
Familie Onsorg die Herrschaft an die Herren von
Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe Gerichtsbarkeit erlangten. 1484 kam sie
an die Herren von Hürnheim, 1551 an die Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
Kirchheim, Kirchheimbolanden (Herrschaft). K. am Donnersberg wird 774 (als
Kirchheim) erstmals erwähnt. Es kam im frühen 13. Jahrhundert an die Herren von
Bolanden, dann über die von einer Linie der Grafen von Sponheim gebildeten
Herren von Dannenfels und die Hohenlohe vor 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken,
1574 an Nassau-Weilburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte es zum
oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel es an Bayern, wurde im 19. Jahrhundert
Kirchheimbolanden genannt und kam 1945/1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Köllner, A., Geschichte der Herrschaften Kirchheimbolanden und Stauf, 1854; Hopp,
K., Geschichte der Herrschaft Kirchheim auf dem
Gau, 1900; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft
Stauf, 1913/1914; Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968f.
Kirchheimbolanden (Herrschaft) s. Kirchheim (am Donnersberg)
Kirnberg (Herrschaft)
s. Kürnberg
L.: Hölzle, Beiwort 2.
Kisslegg (Herrschaft),
Kißlegg. K. im Allgäu wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
als Ratboticella gegründet. Im 9. Jahrhundert war dort der Haupthof des
Klosters Sankt Gallen im Nibelgau. 1227 nannten sich die 1135 bezeugten
klösterlichen Meier nach der hier erbauten Burg von K. (Kiselegge). Sie
erlangten die Klostergüter und das Niedergericht über K., Immenried,
Waltershofen und Eintürnen als Lehen. Um 1300 wurden sie von den Herren von
Schellenberg beerbt, die hier eine Linie begründeten. 1381 wurde die Herrschaft geteilt. Ein Teil kam 1708 an
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee). Der andere Teil gelangte über die
Sulzberg (1428), Freyberg (1525), Paumgarten (1592), Khuen-Belasi und
Waldburg-Trauchburg (1669) 1793 an Waldburg-Zeil-Wurzach. Die Herrschaft war dem Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben der
Reichsritterschaft steuerbar. 1806 fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200, 509; Wallner 685f. SchwäbRK 12, 26 a; Der Kreis Wangen, 1962;
Müller, S., Kißlegg im Allgäu, 1974.
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K.
(748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf
Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei königlichen Rechts, die von König
Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben wurde. Die Vogtei übten seit dem
elften Jahrhundert die späteren Grafen von Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert
teilten sich Bischof von Würzburg und Burggrafen von Nürnberg (später die
Markgrafen von Ansbach bzw. Brandenburg-Ansbach) die Herrschaft.
1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel. 1544 wurde die Reformation eingeführt
und 1802/1803 kam K. von Würzburg an Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Klagenfurt (Stadt der Landstände von Kärnten,
autonome Stadt). 1195 wird der von Herzog Hermann von Kärnten (1161-1181)
gegründete Markt K. an einer Furt über die Glan (Chlagenfurt) erstmals erwähnt.
Um 1250 gründete Herzog Bernhard den Markt an günstigerer Stelle und erhob ihn
zwischen 1270 und 1290 zur Stadt, die einen Ausgleich für das bambergische
Villach bieten sollte. 1338 bestätigte Herzog Albrecht II. von Österreich die
Stadtrechte. 1518 übertrug Kaiser Maximilian in einem beispiellosen Vorgang den
1514 niedergebrannten Ort den Landständen von Kärnten, die sich verpflichteten,
daraus die stärkste Festung des Landes zu machen. Zwischen 1543 und 1591 wurde
Klagenfurt zur Landeshauptstadt ausgebaut und blieb bis 1848/1849 in der Herrschaft der Stände, kam danach aber an Österreich.
L.: Wolff 30; Die Städte Deutschösterreichs, hg. v. Stein, E., Bd. 4 Die Stadt
Klagenfurt, 1929; Schmid, E., Die Beziehungen der Stadt Klagenfurt zu ihrem
Umland, 1959; Die Landeshauptstadt Klagenfurt. Aus ihrer Vergangenheit und
Gegenwart, hg. v. Moro, G., Bd. 1f. 1970; Hödl, G., Klagenfurt, LexMA 5 1990,
1192.
Klettenberg (Herrschaft,
Grafschaft). Die nach der Burg Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von
Hohnstein, welche die älteren, 1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei
Walkenried benannten Grafen von K., die vielleicht von der edelfreien Familie
von Ballhausen abstammten und zwischen Walkenried und Nordhausen sowie am
südlichen Rand der Goldenen Aue begütert waren, von 1238 bis 1253/1267
allmählich verdrängten, spalteten um 1315 die Linie K. ab. Sie starb nach
weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum obersächsischen Reichskreis zählende
Grafschaft fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das sie als Lehen an die
Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702
wieder einzog. Um 1800 umfasste ihr Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7 bzw. 8 Quadratmeilen. Die
Grafschaft K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa, die Ämter K., Fronderode
(Frohnderode), Mauderode, Woffleben und Benneckenstein (Beneckenstein) und eine
Anzahl Dörfer. In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen und nach 1945 zu Thüringen
(ausgenommen Sachsa [zu Niedersachsen]). Benneckenstein gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und
Reichsgut im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke,
K., Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war
infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich
II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren
älteste Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an
Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. †
1051 und Rutger II. von Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve (Dietrich
I. von Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen erweiterten den im
südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern der ursprünglichen
Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten des Reiches und des
Erzstifts Köln. Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie auf das rechte
Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg, Herrschaft
Dinslaken), im 14. Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie mit großem
Eifer die Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte sich Graf
Adolf III. von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet hatte,
durch. Er gewann 1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an Köln.
1398 wurde die Herrschaft über K. und Mark sowie
Ravensberg und Ravenstein in einer Hand vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in
seinen beiden Teilen getrennt verwaltete K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde
Gennep, 1429 Emmerich und der östliche Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge
Verbindung mit Burgund im 15. Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten
Gelderns (1473 Goch, Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten).
In der Soester Fehde erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln.
1521 wurden die Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der
1496 erfolgten Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg)
in Personalunion vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und
später teilweise zum Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614
fielen K. und Mark im Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische
Brandenburg. Im 18. Jahrhundert umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund
100000 Einwohnern. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Herzogtum enthielt den so genannten steuerrätlichen Städtekreis und den
landrätlichen Kreis. Ersterer bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines
unterwärts mit den Städten K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar,
Huissen, Gennep, Griethausen und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines
oberwärts mit den Städten Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich,
Kervenheim und Grieth und dem Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten
Wesel, Duisburg, Rees, Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg.
Letzterer umfasste den klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K.,
Kleverhamm [Kleverham, Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep,
Kranenburg [Cranenburg], Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die
Jurisdiktionen Huisberden, Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter,
Moyland, Till, Heyen, Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten
Appeldorn, Weeze [Wees], Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen
landrätlichen Kreis (Richterämter Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach,
Xanten, Winnenthal, Dinslaken, Götterswickerhamm [Götterwickerhamm,
Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck, Schermbeck und die adligen
Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt [Diersfort], Gahlen, Bühl,
Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit der Freiheit Winnenthal)
und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter Emmerich, Lobith, Rees,
Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw. Lijmers, Huissen und
Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl, Sonsfeld, Haldern
[Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw. Hulhuizen und
Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten Frankreichs auf
das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich, welches das
Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu Frankreich schlug.
1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz Jülich-Kleve-Berg
1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und Malburgen
(Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der
Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und
Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve,
Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische
Städteprivilegien (1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen
Hofordnungen, hg. v. Flink, C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und
Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308;
Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008.
Kniphausen, Knyphausen (Herrlichkeit,
Reichsherrschaft). 1496 erwarb Fulf von Inhausen die um die Burg K.
nordwestlich von Wilhelmshaven gelegene Herrschaft
K. (Kirchspiele Accum, Sengwarden, Fedderwarden) in Oldenburg. Nach Verlust an
Jever 1547 und Rückgewinn kam K. 1623/1624 durch Entscheidung des
Reichskammergerichts an Oldenburg als Nachfolger Jevers. 1667 erlangte es
infolge eines Fideikommisses für Graf Anton von Aldenburg zusammen mit Varel
wieder Selbständigkeit. Im 18. Jahrhundert wurde es infolge Testaments Anton
Günthers von Oldenburg eine Reichsherrschaft (1737) der Grafen von Bentinck.
Von 1808 bis 1813 unterstand es Frankreich und danach der Hoheit Oldenburgs.
1828 umfasste die Herrlichkeit K. etwa 2800 Einwohner. Nach einem 1835
entbrannten Erbstreit kam sie 1854 zusammen mit Varel durch Verkauf wieder an
Oldenburg und damit K. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 496f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Zimmerli, G.,
Kulturbilder aus der friesischen Vergangenheit, 1905; Grundig, E., Der Kampf um
Kniphausen 1836, Oldenburg. Jb. 51 (1951).
Knöringen (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von K. waren mit der 1545 erworbenen Herrschaft
Kreßberg (Krießberg) samt Marktlustenau (Lustenau) bis 1805/1806 Mitglied des
Kantons Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis
Schwaben (1605-1662 mit Wildenstein zum Kanton Kocher).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 154; Riedenauer 125; Schulz 266.
Kobern (Herrschaft).
Nach der Burg K. an der unteren Mosel nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Herren von K. Ihre Güter kamen am Ende des 12. Jahrhunderts über die Erbtochter
an die Grafen von Isenburg, die eine Linie Isenburg-Kobern gründeten. 1195 nahm
Gerlach von Isenburg die Herrschaft vom
Erzbischof von Trier zu Lehen. (Nach Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm
[1301] verkauften die Töchter 1347 und 1351 die Herrschaft
an das Erzstift Trier, das dadurch eine Verbindung zum Rhein erhielt.) In
Triers linksrheinischen Gütern fiel K. 1794 an Frankreich, 1815 an Preußen und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 311.
Kobersdorf (Herrschaft). Am Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte K. im mittleren Burgenland einem Pousa, Sohn des Botus de genere Szak. Wenig später gelangte es an die Atyinay. 1280 wurde es durch König Ladislaus IV. dem Geschlecht Csák verliehen. Nach 1291 gab es König Andreas III. von Ungarn dem Grafen Lamberg (Lamperg), doch kam es vor 1319 an die Grafen von Mattersdorf, die um 1300 die Burg Forchtenstein errichteten. Von den Forchtenstein erwarb 1447 der Herzog von Österreich die Herrschaft K. und gab sie 1451 an König Friedrich III. weiter. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. Allerdings wurde sie von Habsburg/Österreich vielfach verpfändet. Zu ihr gehörten neben K. Stoob, Kalkgruben, Weppersdorf und Oberpetersdorf, später Tschurndorf, Lindgraben und Neudorf. 1626 kam sie an Ungarn zurück, 1704 an die Esterhazy. Mit dem Burgenland gelangte das Gebiet 1919 zu Österreich.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus)
bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das
Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die
Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und
(Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem
Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von
dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer
Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten,
dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der
Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen,
1031 die Würde des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof
Philipp von Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und
dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit
dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum
Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft
Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich
I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen
Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten
Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der
Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im
limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von
Worringen die Herrschaft über die Stadt K.
Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die
Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch
die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und
Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der
Reformation das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos. Seit
1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786 Universität).
Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das zum
kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen,
frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K.
gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130
Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den
linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das
Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an
Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg
(Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste
Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das
Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an
Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter
Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen
Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis
1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot,
S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden,
1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814),
1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im
Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v.
Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794,
1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im
Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2,
1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das
Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert,
2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser
Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Königsbronn (Kloster). Die um 1240 erstmals erwähnte
Burg Herwartstein an der Brenz war Mittelpunkt einer ursprünglich staufischen Herrschaft. Sie gelangte später an die Grafen von
Helfenstein, die sie 1302 an König Albrecht verkauften. Er ließ 1308 dort ein
Kloster gründen, das nach schwierigen Anfängen allmählich ein kleineres Herrschaftsgebiet erwarb (Oberkochen, Schnaitheim,
Albuch, Söhnstetten). 1353/1425 erlangten die Grafen von Helfenstein die
Vogtei. 1552/1553 wurde durch Württemberg die Reformation eingeführt. Die
Anspüche Habsburgs wurden abgegolten. Noch 1776 erscheint K. innerhalb des
schwäbischen Reichskreises in der Reichsmatrikel. Über Württemberg kam der Ort
K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 62; Wolff 162; Heusel, K., Königsbronn, Das Kloster und
die Eisenwerke, 1937.
Königsbrück (Herrschaft).
K. nordöstlich von Dresden war Mittelpunkt der zur Oberlausitz gehörigen Herrschaft K. S. Sachsen.
L.: Wolff 470.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K.
in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K.
und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte
Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von
Montfort-Tettnang die Grafschaft Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie
Freiherren und schlossen sich 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588 teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Familie in die Linien Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels
(Königsegg-Rothenfels). Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter
(Aulendorf, K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch
und Grodt inne und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie
erhielt Rothenfels und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die
K. Reichsgrafen, die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804 wurde Rothenfels
an Österreich verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die
Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.
Königsegg-Rothenfels (Grafen, Reichsritter). (Die Burg
Rothenfels [Rotenfels) bei Immenstadt unterstand am Ende des 11. Jahrhunderts
den Grafen von Buchhorn, nach denen sie die Welfen beanspruchten, aber an die
Grafen von Kirchberg herausgeben mussten. 1243 kaufte Kaiser Friedrich II. die
gesamte Albgaugrafschaft und überließ vermutlich den Herren von Schellenberg
Rothenfels als Reichslehen. 1332 kam die Burg an die Grafen von
Montfort-Tettnang, unter denen 1471 Rothenfels zur Grafschaft erhoben wurde.) Die
Grafschaft K. wurde 1565 an die Herren von Königsegg verkauft, die dort 1588
die Linie K. gründeten. Sie umfasste Rothenfels und die Herrschaften Staufen und Werdenstein (1785). Herrschaftsmittelpunkt war Immenstadt. Wegen Stein und
Bräunlings (Breunlings) zählten die Grafen zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Die
Güter der Rothenfelser Linie wurde 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich
gegeben. Durch den Frieden von Pressburg kamen sie an Bayern.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in
Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978.
Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die
vermutlich von den Staufern errichtete Burg K. im Taunus. Bis 1255 unterstand
sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur Stadt erhoben, bis 1418 den
Herren von Falkenstein, danach den Herren von Eppstein, von denen sich 1433 die
Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel
K. in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Stolberg, welche die Reformation
einführten. 1581 wurden sie vom Erzstift Mainz, das K. rekatholisierte, unter
der Behauptung der Lehnserledigung aus dem größten Teil der Herrschaft verdrängt, doch wurde die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft K.
noch am Ende des Heiligen Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils
mainzisch bezeichnet. Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit
den Städten K. und Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und
Rockenberg und einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und
einigen Dörfern (die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von
Stadt und Schloss Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg
und eine Anzahl Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K.
an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit
und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322.
Königswusterhausen (Schloss). 1320 erscheint am Übergang
über die versumpfte Notteniederung in Brandenburg neben älteren slawischen
Siedlungen die Burg Wusterhausen (Wosterhusen). Am Ende des 14. Jahrhunderts
gelangte das Schloss von den Markgrafen von Brandenburg als Lehen an die Herren
von Schlieben, am Ende des 15. Jahrhunderts an die Schenken von Landsberg als
Herren der Herrschaft Teupitz (Schenken von
Teupitz), in der Mitte des 17. Jahrhunderts infolge Verschuldung an die Markgrafen
von Brandenburg und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik (1990 Brandenburg). Sie zählte zum obersächsischen Reichskreis. S.
Teupitz.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Kindler, K., Chronik von
Königswusterhausen, 2. A. 1908; Rocca, F., Geschichte und Verwaltung der
königlichen Familiengüter, 1913; Metsk, F., Der kurmärkisch-wendische Distrikt,
1965.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventiacum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K.
Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach
(Bayern) nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts
zu beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22
Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg
(1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der
Gegenwart auf der schweizerischen Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell
und Horn. Dazu kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen
Gaienhofen, die Herrschaft Bohlingen, die
Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit
Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf),
die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft
Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der
östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die
Reformation führte bald zu schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg,
Ulm, Esslingen [Eßlingen], Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau.
Von 1526 bis 1803 residierte der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof
in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen
Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen
Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums Konstanz
im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des Bistums
Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim
Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz,
1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung
des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H.,
Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von
Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966;
Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof,
F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von
Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz
und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im
13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.;
Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz,
1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die
Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer,
H., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof
im 14. Jahrhundert, 2005.
Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in
der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem verkehrsgünstig
liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein römischer Stützpunkt
angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6. Jahrhundert
überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590 wurde K.
Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt es vom Bischof Marktrecht. 1192 wird in
einem Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft
des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erscheint der
Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei
um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und führte seit 1388 den Bund der
Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis 1418 war es Sitz des 16. allgemeinen
Konzils zur Überwindung des abendländischen Schismas. 1417 gelang die Pfandnahme
des Landgerichts im Thurgau aus der Hand König Sigmunds, doch musste 1460/1499
der Thurgau den Eidgenossen der Schweiz überlassen werden. 1510/1511 wurde K.
zum Abschluss eines Schirmvertrages mit Habsburg gezwungen. Durch den
Schmalkaldischen Krieg verlor die 1526 protestantisch gewordene Stadt, aus
welcher der Bischof 1527 nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit und
kam von 1548 bis 1805 unter die Herrschaft
Östereichs, unter der sie wieder katholisch wurde. 1805/1806 fiel sie an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein
Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt,
M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt,
M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht,
1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum
Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010.
Konzenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft K. nordwestlich von Tuttlingen
wurde um 1600 vom Hochstift Konstanz erworben. Sie zählte zum schwäbischen
Reichskreis und fiel 1803 an Baden. 1806 kam sie von Baden an Württemberg und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Einige Splitter der Herrschaft erwarb die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27; Bader, Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 112.
Kornelimünster (reichsunmittelbare Abtei, Residenz). K.
südlich von Aachen im Indatal wurde 814 von Kaiser Ludwig dem Frommen für den
Reformer Benedikt von Aniane als Benediktinerabtei gegründet. Diese war Mittelpunkt
einer reichsunmittelbaren, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählenden Herrschaft. Sie stand unter der
Schirmvogtei der Grafen von Jülich. Im sog. Münsterländchen um K. und in
benachbarten Dorfherrschaften hatte sie 1798 knapp 10000 Hektar Grund. 1802
wurde sie mit einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen säkularisiert. 1815 kam K. an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334f.; Zeumer 552 II a 37, 8; Wallner 704 WestfälRK 37; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Nagel, F., Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster, 1925; Hugot, L.,
Kornelimünster. Untersuchungen über die baugeschichtliche Entwicklung der
ehemaligen Benediktinerklosterkirche, 1968; Eiflia sacra, 1994, 91; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 671,
1, 2, 309.
Köstritz (Herrschaft).
K. zwischen Gera und Jena war im 13. Jahrhundert Lehen der Markgrafen von
Meißen, von 1364 an gehörte es zu Reuß. Seit 1690 war es Sitz einer von Graf
Heinrich I. von Reuß-Schleiz eingerichteten Paragiatsherrschaft seines aus
dritter Ehe geborenen Sohnes Heinrich XXIV.
L.: Wolff 420.
Köthen (Burg, Herrschaft,
Residenz). Nach dem 1115 erstmals erwähnten slawischen Ort K. am Rande der
Leipziger Bucht benannte sich seit 1252 eine ältere und seit 1603 eine jüngere
Linie Anhalt-Köthen. Nach dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam Anhalt-Köthen an
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau.
Von 1949 bis 1990 gehörte Anhalt innerhalb Sachsen-Anhalts (1945) zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Anhalt-Köthen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Kottbus (Herrschaft) s. Cottbus
Kranichfeld (Herrschaft).
K. im mittleren Ilmtal ist seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den
Grafen von Käfernburg abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam
als Eigen beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die
1398 unter die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren
Reuß von Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg,
1663 an Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an
Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das
kleinere Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233
der Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld
(um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die
Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675 bis
1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als
erledigtes Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813
an Preußen, 1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912
tauschweise an Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld
wiedervereinigt wurde. 1920 kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Beide Herrschaften
zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
Kranzenau (Herrschaft).
Die Herrschaft K. im Breisgau stand am Ende des
18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Österreichs den Altstätten bzw.
Altstetten und Manicor bzw. Manikor gemeinsam zu. 1805 kam K. an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10, 11.
Krautheim (Fürstentum) 1803 erhielt das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg
als Entschädigung für seine linksrheinischen Verluste an Frankreich das
mainzische Oberamt K., das würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat
Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806 fiel sein Gebiet teils an Baden, teils an
Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, Diss. phil. Würzburg 1968.
Krautheim (Herrschaft,
Fürstentum). Um 1200 entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich die
Herren von K. benannten. Die Herrschaft kam mit
der Stadt K., die 1306 Rothenburger Stadtrecht erhielt, über Hohenlohe (1239),
Eberstein (vor 1250), Würzburg (1346)/Mainz (1365) 1389 ganz an das Erzstift
Mainz . (1803 wurde sie unter dem Fürsten von Salm-Reifferscheid-Bedburg
Fürstentum [Salm-Krautheim] ). 1806 fiel K. an Baden, Alt-Krautheim an
Württemberg. Damit kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H., Krautheim, 1977.
Krenkingen (Herrschaft).
K. nordöstlich Waldshuts wird 1152 erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich
Herren von K., die nach 1100 (1102) im Alpgau (Albgau) und Klettgau erscheinen und
die im Albgau die vier Burgen Weißenburg bei Weisweil, Neukrenkingen bei
Riedern (zu Eigen) und Schwarzwasserstelz und Weißwasserstelz (zu Lehen) und im
Albgäu die Burgen Krenkingen, Gutkrenkingen, Isnegg, Gutenburg, Steinegg und
Roggenbach sowie außerdem die Vogtei über Sankt Blasien, Rheinau, Reichenau,
Berau und Riedern innehatten. Sie eigneten sich die Güter Rheinaus im Klettgau
und Thurgau an. Sie teilten sich spätestens im 13. Jahrhundert in zwei Linien.
Bald nach 1260 musste die Gutenburg verpfändet und verkauft werden. 1275 kamen
Gutkrenkingen und Isnegg an die Abtei Sankt Blasien, die bis 1480 alle
albgauischen Güter der Herren erwarb, deren ältere Linie am Anfang des 15.
Jahrhunderts (1414/1418) und deren jüngere Linie 1508 ausstarb. 1803 fiel Sankt
Blasien an den Malteserorden (Johanniterorden), 1806 an Baden und damit K.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82; Mayer, H., Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut,
1926; Maurer, H., Die Herren von Krenkingen und das Land zwischen Schwarzwald
und Randen, 1967.
Kreuzburg (Herrschaft).
K. in Oberschlesien am rechten Stoberufer wurde 1252/1553 von den Kreuzherren
aus Breslau als deutsche Stadt angelegt. 1294 gelangte K. von Breslau an
Glogau, 1312 an Oels, 1323 und 1368 an Brieg. 1675 fiel es an den Kaiser heim.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam die zugehörige Herrschaft
von Österreich an Preußen. Seit 1945 stand K. unter der Verwaltung Polens, an
das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475; Heidenfeld, Chronik der Stadt Kreuzburg, 1861; Die
niederschlesische Ostmark und der Kreis Kreuzburg, hg. v. Salomon, B./Stein,
E., 1927; Gemeinde- und Heimatbuch des Kreises Kreuzburg/Oberschlesien, hg. v.
Menz, H., 1954; Kreuzburg, hg. v. Heimatkreisverband Kreuzburg OS. e. V., 1990.
Kreuzlingen (Reichskloster, geistliches
Reichsfürstentum, Residenz). K. wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von
Konstanz vor der Stadt auf später Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor
1150 erworbenen Gütern um Hirschlatt nördlich Friedrichshafens eine kleine Herrschaft, die das Augustinerkloster zum Reichstand
erhob. 1460 geriet K. unter die Herrschaft der
Eidgenossen der Schweiz, die dem 1638 das Augustinerstift Riedern am Wald (bei
Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg) inkorporierenden Kloster ab etwa 1650
die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K. seine
Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es
im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Kreuznach (Herrschaft).
Am Schnittpunkt alter Verkehrswege zwischen Trier, Metz, Worms, Mainz und
Koblenz errichteten auf älteren Siedlungsspuren die Römer den Ort Cruciniacum
an der Nahe. Um 400 wurde K. fränkisch. Um 742 wurde die Kirche St. Martin an
das Hochstift Würzburg gegeben und im 10. Jahrhundert an die Emichonen
verlehnt. Um 1200 hatten sie als deren Teilerben die Grafen von Veldenz den
jüngeren Rheingrafen verliehen. Das Umland gab Kaiser Heinrich III. 1045 dem
Hochstift Speyer, das es kurz nach 1105 vermutlich als Lehen an die Grafen von
Sponheim übertrug. Sie gründeten eine neue, das alte Cruciniacum überflügelnde
Siedlung, die bei der Sponheimer Teilung 1223/1233 zur vorderen Grafschaft
Sponheim(-Kreuznach) kam. Nach dem Aussterben der Grafen (1417, 1437) stand K.
mit der Grafschaft bis 1559 unter dreifacher (Pfalz, Baden, Veldenz) und bis
1708 unter doppelter Herrschaft (Pfalz, Baden).
1815 kam es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 261; Geib, K., Historische Topographie von Kreuznach, 1929, 1939;
Geib, K., Geschichte der Stadt Bad Kreuznach, 1940; Maßmann, G., Die Verfassung
der Stadt Kreuznach unter der französischen Herrschaft
von 1796-1814, Diss. phil. Bonn 1963; Kennzeichen KH, hg. v. Forster, H., 1986;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 326.
Kriechingen-Püttlingen (Herrschaft).
Die Herrschaft K., die Sitz einer Linie der
Grafen von Kriechingen war, gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
Nassau-Saarbrücken zum oberrheinischen Reichskreis. S. Kriechingen.
L.: Wolff 287; Wallner 696 OberrheinRK 13.
Kronberg, Cronberg (reichsritterschaftliche Herrschaft), Kronenburg. 1230 erscheint die
nordwestlich Frankfurts am Main im Taunus gelegene Burg K. (Cronenberg)
erstmals. Sie wurde vermutlich im Auftrag der Staufer von den
reichsministerialischen Herren von Eschborn errichtet, die sich nach ihr
nannten. Die K./Cronberg zählten zum Ritterkreis Rhein, die Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. 1704
starben die Herren aus. Das Reichslehen K. und Eschborn kamen an Mainz. Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit
einem Gebiet von etwa 3 Quadratmeilen über die Grafen von Solms-Rödelheim zum
oberrheinischen Reichskreis. Solms-Rödelheim fiel 1806 an Hessen-Darmstadt.
Über Preußen (Hessen-Nassau) kam K. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 79; Wallner 698 (OberrheinRK 37;
Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Gensicke,
H., Die von Kronberg, 1987, Nassauische Annalen 98 (1987).
Kronenburg (Herrschaft).
Die 1277 erstmals erwähnte Burg K. bei Schleiden war Mittelpunkt der Herrschaft K. Seit 1327 gab es eine eigene Linie von
K. Zu ihr kamen die Herrschaften Gladbach,
Neuerburg und Esch an der Sauer. Im 15. Jahrhundert gelangte K. unter die
Oberherrschaft Luxemburgs und fiel in weiblicher Erbfolge an
Bolchen-Rodemachern (1414-1467), Virneburg (1467-1487), Manderscheid-Schleiden
(1487-1598), Gerolstein (1603-1697), Königsegg-Rothenfels (1697-1719), bis es
an Manderscheid-Blankenheim verkauft wurde. 1794 wurde es von Frankreich
besetzt, 1815 kam es an Preußen und von dort am 23. 8. 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 58, 364; Kronenburg, ein Führer durch das alte Kronenburg, 1956;
Olessak, E., Kronenburg, 1956.
Kronenburg (Herrschaft)
s. Kronberg.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 37; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931.
Krottorf (Burg, Herrschaft).
Nach der Burg K. bei Oschersleben nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Herren von
K. Die Burg kam später an die Grafen von Regenstein und dann an die Herren von
Asseburg. Über Preußen (Provinz Sachsen) gelangte K. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wäscher, H., Feudalburgen, Bd. 1,2 1962.
Kröv (Reichsdorf), Cröwe. K. an der Mosel war
seit karolingischer Zeit Mittelpunkt eines ausgedehnten Königsgutsbezirks bzw.
Reichsgutbezirks (K., Reil [Reitzel], Kinheim, Kinderbeuern [Kinheimerburen],
Bengel, Erden), der im Mittelalter als Kröver Reich bezeichnet wurde. 1274
verpfändete es König Rudolf von Habsburg an die Grafen von Sponheim. Am 11. 11.
1374 erlaubte Kaiser Karl IV. dem Erzbischof von Trier, der 1355 die
Vogteirechte erworben hatte, die Auslösung. Bis ins 18. Jahrhundert war K.
zwischen den Grafen von Sponheim und dem Erzstift Trier umstritten. 1784
erhielt das Erzstift Trier die Landeshoheit zu einem Drittel. 1815 kam K. an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 461; Wolff 261; Schaaf, E., Zur Herrschaftsstruktur
des Kröver Reiches, Landeskundliche Vjbll. 41 (1995), 181.
Krumau (Herrschaft,
Herzogtum), tschech. Český Krumlov. K. an der Moldau in Südböhmen wird als
Stadt 1274 genannt. Es wurde Mittelpunkt der Güter der Rosenberg (Rosenberger)
und der Eggenberg (Eggenberger). 1718/1719 fiel es an die Fürsten von Schwarzenberg
(Herzogtum K.), 1918 an die Tschechoslowakei (1993 Tschechien).
L.: Wolff 464; Tannich, K., Die Burg Krummau, (in) Bohemia, Jb. des Collegium
Carolinum 4 (1963); Himl, P., Die,armben Leüte’ und die Macht. Die Untertanen
der südböhmischen Herrschaft Český
Krumlov/Krumau, 2003.
Krumbach (Herrschaft) s. Kürnbach
Kurmark (Mark, Landschaft, Verwaltungseinheit).
Seit 1356 (Goldene Bulle) wurde für die Gebiete Brandenburgs (Altmark mit
Stendal, Prignitz [Vormark] mit Perleberg, Brandenburg [Mittelmark], Uckermark
mit Prenzlau und die Herrschaften Beeskow und
Storkow) der Name K. üblich. (1807 kam die Altmark an das Königreich
Westphalen.) 1815 wurde die K. ohne Altmark, aber mit der Neumark und von
Sachsen abgetretenen Gebieten zur Provinz Brandenburg Preußens. Von 1949 bis
1990 gehörte das Gebiet zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 385.
Kürnbach (Herrschaft),
Krumbach. Über die Wälder der Herrschaft K. bei
Eppingen hatte am Ende des 18. Jahrhunderts der Landgraf von Hessen-Darmstadt
die Landeshoheit.
L.: Hölzle, Beiwort 41.
Kürnberg (Herrschaft),
Kirnberg. 1298 nahm Rudolf von Üsenberg die Herrschaft
K. mit dem schon 773 erwähnten Kenzingen von König Albrecht zu Lehen. 1365
kaufte Herzog Rudolf IV. von Habsburg die Herrschaft,
die häufig verpfändet wurde. 1564 zog das Haus Österreich (Breisgau) sie wieder
an sich. 1805 kam das Gebiet an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.
Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14. Jahrhundert
traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit dem Pfalzgrafen bei Rhein
vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der kurrheinische Reichskreis mit
dem Erzbischof von Mainz als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten.
Mitglieder waren 1801: Kurfürstentum Mainz (insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit
400000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor
des Kurfürstenkollegiums war); Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der Herrschaften Vallendar, Rhaunen, Camberg und Wehrheim,
insgesamt 150 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Trier); Kurfürstentum
Köln (zugleich umfassend das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Westfalen, 4
westfälische Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft Arnsberg, insgesamt
130 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln); Kurfürstentum Pfalz
(Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76 Quadratmeilen mit 310000
Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4
Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit 2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs
von Arenberg); Thurn und Taxis (die Mitgliedschaft war gegründet nicht auf ein
Gebiet, sondern auf ein Kapital von 80000 Reichstalern, das dem Kaiser geliehen
war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens (Deutschen Ritterordens) (sie
umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein eigenes Gebiet und wurde vertreten
durch den Komtur der Ballei); Herrschaft
Beilstein (5 Quadratmeilen nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien
[Nassau-Diez-Oranien] in den Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz von Trier);
Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach
mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von
Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis,
waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis
1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis
in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische Annalen 98 (1987).
Kyll (Herrschaft).
Die Herrschaft K. mit Stadkyll (der Stadt K.)
gehörte zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von
Sternberg fiel. S. Preußen (Rheinprovinz).
L.: Wolff 363.
Kyrburg (Burg, Grafen). Vermutlich von den
Emichonen stammten Grafen ab, die sich nach 1100 nach der auf dem Kyrberg bei
Kirn an der Nahe errichteten Burg K. Wildgrafen von K. nannten. 1350 kam die
Grafschaft K. mit Dhaun und Grumbach und 1408/1409 mit Kyrburg-Schmidtburg an
die Rheingrafen. 1459 erheiratete Wildgraf Johann V. die halbe Grafschaft
Obersalm, Johann VI. 1478 die Herrschaften
Moers, Saarwerden mit Finstingen, Diemeringen und Eigenweiler. Ein Zweig nannte
sich später Salm-Kyrburg. Seine Güter zählten zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 279; Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Die Grafen von Kyrburg, 1981.
Laaber (Reichsherrschaft). Nach der Burg L. an
der schwarzen Laber (Schwarzen Laber) nannten sich im 12. Jahrhundert Herren
von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft mit
reichslehnbarem Gericht auf. Diese kam 1435 mit 19 Dörfern durch Verkauf an
Bayern-Landshut, wurde 1461 zurückgekauft, aber 1463 nach dem Aussterben der
Familie von Bayern eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und wurde Pflegamt
bis 1802. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laaber
1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).
Lagarde, La Garde (Herrschaft).
Die Herrschaft L. gehörte im 18. Jahrhundert zum
Hochstift Metz, das nach 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Lahr (Herrschaft).
L. an der Schutter erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L.
bildete sich die Herrschaft L. in der Ortenau.
1277 kam L. bei der Teilung der geroldseckischen Güter zusammen mit Mahlberg an
die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 durch Erbgang über eine Erbtochter (ohne
Finstingen und niederrheinische Gebiete) an die Grafen von Moers-Saarwerden,
denen auf Grund einer Heirat des Jahres 1507 nach 1527 die drei Linien
Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis 1629) und Usingen (bis 1803) des Hauses
Nassau folgten. Seit 1422 war die Hälfte der ungeteilten, später zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft
an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535 Baden-Baden).
1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen
Baden und Nassau aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft L. an die Grafen
von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
Lahr-Mahlberg (Herrschaft).
1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von
Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales
der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der Herren von
Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit
dem Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf Eigentümer. Die übrige
Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von Moers-Saarwerden, denen 1527
Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die Reformation eingeführt. Bei Auflösung
des badisch-nassauischen Kondominates 1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt). Das
vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den
Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals
1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch
König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291
Reichsstadt. Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511
an das Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst.
1517 wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des
elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich
(Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu einer Festung
durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830 Bundesfestung),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung
Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1
1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964);
Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et
imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und
Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 333.
Landenberg (Reichsritter). Die L. waren vom Anfang
des 16. Jahrhunderts bis etwa 1654 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1531 hatten sie auch die
dem Kanton inkorporierte Herrschaft Schramberg.
Sie zählten außerdem zum Ritterkreis Unterelsass und zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hellstern 148, 208.
Landskron (Reichsherrschaft). Die unmittelbare
Reichsherrschaft L. lag an der Ahr bei Ahrweiler. Sie war zuletzt in den Händen
der Reichsgrafen von Nesselrode. 1815 kam sie zu Preußen und damit 1946 ihr
Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 499; Frick, H., Quellen zur Geschichte der Herrschaft
Landskron an der Ahr, Bd. 1f. 1966; Nikolay-Panter, M., Dienst und Herrschaft, Rhein. Vjbll. 68 (2005), 70.
Landskron (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Quellen zur Geschichte der Herrschaft Landskron an der Ahr, bearb. v. Frick, H.
u. a., 1966.
Landstuhl (Herrschaft).
L. bei Kaiserslautern wird als Königsgut Nannenstul zu Anfang des 9.
Jahrhunderts im Reichsurbar Lorschs erstmals erwähnt. Mit der um 1160 erbauten
Burg Nannenstein wurde L. dann Mittelpunkt einer Herrschaft,
die als Reichslehen an verschiedene Inhaber gegeben wurde. Am Ende des 15.
Jahrhunderts kam sie an die Sickingen, die sie bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts innehatten. In der Reichsmatrikel von 1776 wird das zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählende L. im schwäbischen Reichskreis
genannt. 1815 fiel es an Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 92; Wolff 516; Knocke, T., Landstuhl in Vergangenheit und
Gegenwart, 1951.
Langenau (Herrschaft,
Ganerbschaft). Die Burg L. an der Lahn wird erstmals 1243 genannt. Vermutlich
über Mechthild von Sayn kam sie an das Erzstift Köln, von dem sie die L. zu
Lehen hatten. Neben vielen ihrer verschiedenen Linien hatten in weiblicher
Erbfolge auch andere Familien als Ganerben Anteile. Im Spätmittelalter erwarben
die Ganerben für den engsten Bereich ihrer Burg Landeshoheit. 1693 vereinigten
die Eltz-Langenau alle Anteile und vererbten sie an die Eltz-Rübenach, die sie
1635 an die Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff genannt Metternich von Gracht)
verkauften. Diese veräußerten sie 1696 an die Marioth aus Lüttich. 1946 kam L.
an Rheinland-Pfalz. S. Marioth zu L.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
Langenburg (Herrschaft).
1226 trugen die Herren von L., die vielleicht mit den Herren von Hohenlohe verwandt
waren, die Burg L. an der Jagst dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf. 1232
erlangten die Hohenlohe die zugehörige Herrschaft,
die im 13./14. Jahrhundert L., Bächlingen, Nesselbach, Dünsbach, Großforst
(Forst), Gerabronn (später an Brandenburg-Ansbach), Lindenbronn, Atzenrod,
Eberbach, Oberregenbach und Unterregenbach umfasste. 1610 kam sie an die Linie
Hohenlohe-Langenburg (Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg), 1806 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Langenburg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schlauch, R., Langenburg, 1951.
Langenegg (Herrschaft).
Nach der Burg L. an der Iller nannten sich Herren von L. Als sie um 1415
ausstarben, kam die zugehörige Herrschaft über
die Erbtochter an die Herren von Rauns zu L. Kurz vor ihrem Aussterben im
Mannesstamm verkauften sie 1513 einen Teil der Burg an den verschwägerten
Kemptener Patrizier Winter, der sich fortan von L. nannte. 1647 fiel L. als
erledigtes Lehen an die Abtei Kempten, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Laubach (Herrschaft).
L. an der Wetter bei Gießen wird im Frühmittelalter als Gut der Reichsabtei
Hersfeld erstmals erwähnt. Seit 1278 ging L. zu Lehen an die Herren von Hanau.
1341 verkauften sie ihre Rechte an die Falkenstein, die 1404 auch die Rechte
Hersfelds erwarben. Bei ihrem Aussterben 1418 fiel L. (1405 als Stadt erwähnt)
an Solms, 1548 an dessen ältere Linie, unter der von Fichard 1571 eine
Gerichtsordnung und Landesordnung (Reformation) geschaffen wurde, 1607 an die
Linie Solms-Laubach, 1676 an Solms-Wildenfels (Solms-Wildenfels-Laubach). 1806
kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S. Solms-Laubach.
L.: Wolff 274; Der Graveschafft Solms etc. Gerichts- und Landtordnung, 1571;
Roeschen, A., Zur Geschichte von Laubach, Mitt. des oberhess.
Geschichtsvereins, N.F. 4 (1893); Merl, T., Laubach, 1986.
Lauenstein (Herrschaft).
Die Burg L. im Osterzgebirge wurde vermutlich im 12. Jahrhundert von den
Markgrafen von Meißen erbaut. Im 14. Jahrhundert war sie vorübergehend an die
Burggrafen von Leisnig und von Meißen und an die Bergau verlehnt. Von 1517 bis
1821 war die Herrschaft (L., Neugeising,
Zinnwald, 9 Dörfer) in den Händen der Bünau, von 1821 bis 1945 der Grafen von
Hohenthal. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie (über Sachsen-Wittenberg)
zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen fiel L. von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Wallner 708 ObersächsRK 2; Brandner, F., Lauenstein, seine
Vorzeit, früheren Schicksale und jetzige Beschaffenheit, 1845.
Laufenburg (Herrschaft,
Grafen). Schon 1173 trug eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L. am
Rhein bei Waldshut vom Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich von
Habsburg eine Linie Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf die Herrschaft an die Grafen von Habsburg (und Herzöge von
Österreich). Damit zählte sie später zum österreichischen Reichskreis.
1408/1415 erlosch die Linie andgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das
rechtsrheinische Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die
Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt
Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.
Laupheim (Herrschaft,
reichsritterschaftlicher Ort). Nach dem 778 erstmals erwähnten L. (Louphaim) an
der Riss nannten sich seit 1110 bezeugte Herren von L., die im Dienst der
Grafen von Kirchberg standen. Die Herrschaft L.
kam von den Staufern über die Truchsessen von Waldburg und die Herren von
Waldsee 1331 an Österreich, das 1407 die Herren von Ellerbach, die 1362 das
Pfand erlangt hatten, damit belehnte. Nach dem Aussterben der Ellerbach fiel
die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Herrschaft 1582 an die Welden, 1806 an Württemberg und
damit L. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und
wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die
weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011
erfolgten Verleihung der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs
von Rheinfelden kamen. Die Herrschaft wurde
durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen von Savoyen) allmählich
entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern
Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen
Rechte in L. und seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen
Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft
beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323.
Lausanne (Reichsstadt). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft
des um (bzw. kurz vor) 600 von Aventiacum (Aventicum, Avenches) über Windisch
nach L. gezogenen Bischofs, dessen Bistum im Wesentlichen das ehemalige
helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte sich eine Siedlung, die 1224
in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte Kaiser Ludwig der Bayer L.
unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur freien Reichsstadt. 1434 wurde
dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam L. mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von
Bern verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à
aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de
Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.
Lausitz (Gebiet) ist ursprünglich das Gebiet
zwischen Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober, das nach der Ausdehnung des
Namens auf die ebenfalls unter der Herrschaft
Böhmens stehenden Gebiete um Bautzen und Görlitz (Oberlausitz) seit dem 14.
Jahrhundert als Niederlausitz bezeichnet wurde. S. Lusici, Niederlausitz,
Oberlausitz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) H3; Die
Territorien des Reichs 6, 92; Lübke, C., Regesten zur Geschichte der Slaven an
Elbe und Oder, 1985ff.; Blaschke, K., Lausitz, LexMA 5 1991, 1766; Weller, T.,
Die Heiratspolitik, 2004.
Lauterecken (Burg, Herrschaft).
1343 wird die Burg L. als Lehen der Grafen von Veldenz seitens Verdun erstmals
genannt. Über die Veldenzer Erbtochter kam das Erbe 1409 an die Pfalz und 1543
an die Nebenlinie Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733
fielen ihre Güter an die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen
Reichskreis in der Reichsmatrikel. 1815 kam L. an Bayern und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247.
Lauterstein (Herrschaft). Um 1320 erbaute der Markgraf von Meißen an der schwarzen Pockau (Schwarzen Pockau) die Burg L. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Burggrafen von Leisnig, die 1434 mit Zöblitz und 15 Dörfern an die Berbisdorf verkauft wurde. 1559 erzwang Kurfürst August von Sachsen den Verkauf der Herrschaft. Mit Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Layen, Burglayen (Ganerbschaft). In L.
(Burglayen) bei Bingen bestand eine Ganerbschaft an der um 1200 in den Händen
der Herren von Bolanden erstmals erwähnten Burg. 1772 kam die Ganerbenburg mit
Rümmelsheim zur Herrschaft Bretzenheim und mit
dieser 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Lebach (Herrschaft).
Das 950 erstmals erwähnte L. (Leibach) im Saarland war Hauptort einer Herrschaft, die vier Herren gemeinsam zustand (je zwei
Siebtel Erzstift Trier, Pfalz-Zweibrücken und Herren von Hagen zur Motten
[Hagen], ein Siebtel Abtei Fraulautern). Zur Herrschaft
gehörten L. mit Wahlenhof, Hahn, Jabach, Landsweiler, Niedersaubach
(Niedersaulbach) und Rümmelbach (Rümelbach) mit Greinau. 1815 kam L. an Preußen
und 1919 bzw. 1945/1946 an das Saargebiet bzw. am 1. 1. 1957 an das Saarland.
L.: Wolff 501f.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet
vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein
bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg,
Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete, 1230 an den Herzog
von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den Erzbischof von
Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens 1287 allein
erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach Göritz verlegt (bis 1326),
1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14. Jahrhunderts drückten die
Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien, Großpolen und Kleinpolen begüterte
Hochstift in die 1447 anerkannte Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum
Magdeburg unterstellt. 1518 wurde für 45000 Gulden die Herrschaft
Storkow gekauft, 1566/1567 vom Administrator des Hochstifts aber wieder an
Markgraf Johann von Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal
(1524-1550) wurde die Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in
Brandenburg säkularisiert und auch das Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Lehnhaus (Herrschaft),
poln. Wlénski Gródek. Die Burg L. am Bober in Niederschlesien entstand
vermutlich im 11. Jahrhundert zur Sicherung der Grenze Polens gegen Böhmen. Sie
wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, zu der die
vielleicht vom Herzog von Liegnitz um 1250 gegründete Stadt Lähn gehörte. Seit
dem 14. Jahrhundert wurde sie vielfach verpfändet.
L.: Wolff 483; Knoblich, A., Chronik von Lähn und Burg Lähnhaus am Bober, 1863.
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegendenTeil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der
Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb
durch mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts
(1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs
von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie
1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine
1467 erloschene ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche
Linie mit Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg],
Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim,
Sülzen [Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg
[Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter
(Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim,
Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim,
Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim,
Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim)
der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde eines
Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der
Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten
Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu
Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur
Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der
Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich
seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg
spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an
Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei
Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit
der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft
Apremont (Aspremont) in Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte
sich seitdem Leinigen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte
sie im 15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie
das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die zwei Zweige
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg,
Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt
[Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach,
Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal
[Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim,
Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der
Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstentstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft
Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt
2,5 Quadratmeilen) die mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental,
Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter
Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter
Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach
(Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in
Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa
85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit
bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor
mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich,
Oberstein und Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen
die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
Beim Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam
Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787
an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Herrschaft,
Grafen). Die Falkenburg bei Bergzabern wird 1246 erstmals als Reichsburg
erwähnt. Sie diente dem Schutz der Bewohner des dem Reich zustehenden
Siebeldingertales. Später war die Pflege Falkenburg gemeinschaftliche Herrschaft von Leiningen und Pfalz bzw.
Pfalz-Zweibrücken. 1560 teilten sich die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg in die beiden Zweige
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg und L. (mit Falkenburg, Eschweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Oorstal
(Horstal), Mühlhausen, Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim und
Guntersblum). Die Grafen vonm L. spalteten sich 1657 in die Zweige
Leiningen-Dagsburg (bis 1706), Leiningen-Heidesheim (bis 1766) und
Leiningen-Guntersblum (bis 1774). Die Güter fielen bei dem Aussterben 1774
größtenteils Leiningen zurück.
L.: Munzinger, H., Wilgartswiesen und Falkenburg, 1928.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
Leiningen-Hardenburg nannten sich nach dem Erwerb Dagsburgs 1467 L. Sie
erlangten im 15. und 16. Jahrhundert Lehen Weißenburgs mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie
das Amt Hassloch (Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige L. (mit
Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt, Weisenheim, Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.)
und in Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit der Herrschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs,
verlegte 1725 die Residenz nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff.
Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Fürstentum). Die bei der Teilung der Grafen von Leiningen 1317/1318 entstandene
jüngere (gottfriedische) Linie (mit der Herrschaft
Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg, Falkenburg und Guntersblum) nannte sich
nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich in Leiningen-Rixingen (1506 an Zweibrücken
und später an Leiningen-Westerburg) und L. (jüngere Linie). Die jüngere Linie
L. erwarb 1466 die Herrschaft Apremont in
Lothringen, erhielt 1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen.
Dagsburg-Hardenburg. (Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende L. zusammen mit Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5
Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a.
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis nordöstlich
von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. zwischen
1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen, nach ihm
benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften
Broich, Oberstein und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen
die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum und 1774 an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die jüngere
Linie L. gemeinsam mit Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum)
zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum Leiningen-Hardenburg umfassten die zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von L. die
zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und eine Rente von 3000 Gulden. Die
Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und erloschen 1910. Heidesheim kam
über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz (Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leiningen-Westerburg (Grafen). 1467 erbten die Herren von
Westerburg über Margaretha von Leiningen den größten Teil der Güter der älteren
Hauptlinie der Grafen von Leiningen (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu
einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim,
Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler, Albsheim, Bissersheim,
Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim,
Quirnheim) und nannten sich seitdem Grafen von L. und Landgrafen im Elsass. Zur
Durchsetzung ihrer Herrschaft mussten sie 23
Orte an die Pfalz abtreten. 1656 veräußerten sie die Herrschaft
Schaumburg an die Witwe Peter Eppelmanns (Melanders). 1705 spalteten sie sich
in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen (christophische Linie) und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (georgische Linie) Um 1800 umfassten ihre zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter zusammen mit Leiningen-Grünstadt
2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt die ältere Linie (Leiningen-Westerburg-Altleiningen) die Abtei und
das Kloster Ilbenstadt in der Wetterau mit der Landeshoheit in ihrem
geschlossenen Umfange sowie eine Rente von 3000 Gulden, die jüngere Linie
(Leiningen-Westerburg-Neuleiningen) die Abtei Engelthal (Engeltal) in der
Wetterau und eine Rente von 6000 Gulden.
L.: Zeumer 553 II b 60, 20, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 b; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff.
Lemberg (Herrschaft).
Um 1200 erbauten die Grafen von Zweibrücken die Burg L. bei Pirmasens. Sie
wurde Mittelpunkt der Herrschaft L., die 1570
von Zweibrücken-Bitsch an die Grafen von Hanau-Lichtenberg kam. Diese verlegten
1636/1697 ihren Amtssitz von L. nach Pirmasens. Über Bayern fiel L. 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 271; Geschichte der Burg Lemberg, 1950; Anschütz, F., Das Dorf
Lemberg im Pfälzer Wald, 1952.
Lengsfeld, Stadtlengsfeld
(reichsritterschaftlicher Ort, reichsfreies Gericht). L. westlich von Salzungen
erscheint 1235 als Lehen Fuldas in der Hand der Herren von Frankenstein. 1326
mussten diese Burg und Stadt an Fulda verkaufen. Um 1523 erwarben nach
zahlreichen Verpfändungen die Boyneburg (Boineburg) die Herrschaft, die zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken
zählte und wohl deswegen als reichsfreies Gericht galt. 1806 kam L. zu
Sachsen-Weimar-Eisenach, 1820 zu Sachsen-Weimar (1896 in Stadtlengsfeld
umbenannt), 1920 zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 513.
Lenzkirch (Herrschaft).
An der Straße vom Klettgau zum Titisee entstand im 13. Jahrhundert eine Herrschaft der zähringisch-urachischen Ministerialen
von L. (Lendischilicha 1113). Vermutlich 1296 verkauften sie die Herrschaft an Graf Egon von Freiburg. Im 14.
Jahrhundert unterstand die Herrschaft den Herren
von Blumegg bzw. Blumenegg. 1491 wurde sie von den Grafen von Fürstenberg
gekauft und fiel 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Bader, K., Die Anfänge der Herrschaft
Lenzkirch, Schriften Baar XXI (1940).
Leoben (Grafschaft, Herrschaft).
Auf altem Siedlungsboden erscheint 904 Liubina bzw. Liupina an der oberen Mur
als Mittelpunkt einer gleichnamigen Grafschaft. Sie war später Mittelpunkt
einer Herrschaft, die von den Herren der
Steiermark (seit 1282 Habsburg) häufig zu Pfand ausgegeben wurde (1711 an
Wurmbrand).
L.: Wolff 29; Loehr, M., Leoben, Werden und Wesen einer Stadt, 1934; Freudenthaler,
J., Eisen auf immerdar. Geschichte der Stadt und des Bezirks Leoben, 1936;
List, R., Die Bergstadt Leoben, 1948; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, IV, 19 Liubana bzw. Leoben; Leben und Arbeiten im Bezirk
Leoben, hg. v. d. Geschichtswerkstatt Leoben, 1989.
Leoprechting (Herrschaft).
Die Herrschaft L. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis und gelangte
dann zu Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft
bestand im Kern aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem
Pflegamt Wernberg und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12.
Jahrhundert die Herrschaft Waldeck (Kemnath
[Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch die Stadt Pfreimd. 1283
mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und Geleit auf dem Nordgau mit
weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens
auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der
Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar
Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den
verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus
Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von
Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen
Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und
Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000
Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
Leuchtenburg (Herrschaft).
Die Burg L. an der mittleren Saale gehörte seit Mitte des 12. Jahrhunderts den
Herren von Lobdeburg. Sie verpfändeten die zugehörige Herrschaft
1332 an die Grafen von Schwarzburg, die sie von den Wettinern (Meißen) unter
Wiederkaufsvorbehalt zu Lehen nehmen mussten. 1389 mussten sie die Herrschaft an den Erfurter Bürger Heinrich von dem
Paradis weiterverpfänden. Seit 1396 stand die Herrschaft
den Markgrafen von Meißen allein zu.
L.: Wolff 393; Träger, R., Das Amt Leuchtenburg im Mittelalter, 1941; Kaiser,
U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Leupolz (Herrschaft).
L. bei Wangen wird erstmals 1229 (Lipoltes) erwähnt. Die Herren von L. waren
vermutlich Ministeriale von Sankt Gallen. 1411 wurde die Herrschaft L. unter den Vögten von Summerau mit der
namengebenden Herrschaft Praßberg vereinigt.
1721 ging die vereinigte, zum Ritterkanton Hegau-Allgäu-Bodensee des
Ritterkreises Schwaben steuerbare Herrschaft an
die Freiherren von Westernach, 1749 an die Erbtruchsessen von
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg) und 1806 an Württemberg, womit L.
1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Leuthen (Herrschaft).
Die Standesherrschaft L. südlich von Cottbus gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zur Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Leutrum von Ertingen (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren L. zählten bereits 1488 zur Gesellschaft St. Jörgenschild, Teil
am Neckar. Von 1548 bis 1805 waren sie mit Kilchberg, Wankheim, Kreßbach
(Krespach), Eck und Unterriexingen, Heidach (Haydach), Liebeneck und Nippenburg
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben. 1802 übten sie über das dem Kanton Neckar inkorponierte markgräflich
badische Lehen Würm die Herrschaft aus. Von 1723
bis 1776 waren die L. wegen des 1721 erworbenen und 1755 verkauften Filseck im
Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 64; Hellstern 208, 218; Kollmer 378; Schulz 266.
Leventina, Livinen (Untertanenland, Herrschaft). L. am oberen Ticino (Tessin) wurde 1403
Untertanenland gemeiner Herrschaft (1439 Herrschaft) der Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltaltlas II 72 (bis 1797) F3/4.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies
Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375
aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren
Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg
I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter
Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern
1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften
Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler), wobei sie um
1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt
Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504
österreichische, zum schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer
umfassende Grafschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie
Reichsgrafen (schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern
insgesamt 450 Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über
Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg
(Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn,
Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit
Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden
mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur
Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu
Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der
Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A.,
2010.
Lichtel, Liental (Herrschaft).
Die Burg L. bei Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen
der Herren von Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen.
1324 kam die Herrschaft von Hohenlohe an den
Deutschen Orden in Mergentheim, der sie 1340/1349 an das Hochstift Würzburg
veräußerte, das sie seinerseits 1399 an die Reichsstadt Rothenburg verkaufte.
1803 kam L. an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lichtenau (Burg). Die Burg L. bei Rastatt wurde
1293/1296 vom Bischof von Straßburg erbaut. Sie kam später mit der zugehörigen Herrschaft an Hanau-Lichtenberg. Von Hessen-Darmstadt,
das L. 1736 erbte, fiel es 1803 an Baden, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Lichtenberg (Herrschaft). Nach der 1197 erstmals erwähnten Burg L. bei Ludwigsburg nannten sich die Herren Hummel von L., die im 13. Jahrhundert eine kleine Herrschaft mit der von ihnen gegründeten Stadt Großbottwar errichteten. 1357 verkauften sie Burg und Herrschaft an Württemberg, das 1361 die Burg und das Dorf Großbottwar Böhmen (bis 1805) zu Lehen auftrug. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Lichtenberg (Herrschaft).
Die aus einstigem Königsgut erwachsene Herrschaft
L. bei Naila, als deren Mittelpunkt im 12. oder 13. Jahrhundert die Burg L.
errichtet worden war, unterstand im 14. Jahrhundert den Grafen von Orlamünde,
im 15. Jahrhundert nach Verkauf den Herren von Waldenfels. 1628 kam sie an die
Hohenzollern bzw. die Markgrafen von Bayreuth und damit 1791 an Preußen und
1810 an Bayern.
L.: Wolff 104; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Seiffert, H.,
Burgen und Schlösser im Frankenwald und seinem Vorland, 1951.
Lichtenberg (Herrschaft,
Grafschaft). Nach der 1286 erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich
eine Familie, die um Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft
ausbildete. Seit 1249 hatte sie die Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250
erwarb der ihr entstammende Straßburger Bischof Konrad von L. das ursprünglich
zur alemannischen Grafschaft Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische
Gebiet zwischen Lichtenau und Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an
seine Familie zu Lehen gegeben wurde. 1458 wurde die Herrschaft
zur Grafschaft erhoben. Als die Familie 1480 in männlicher Linie ausstarb,
fielen die Güter an die Gatten der Nichten des letzten Grafen, die Grafen von
Hanau (Amt Willstätt) und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau).
Sie wurden überwiegend von Hanau aus als Kondominat verwaltet. Beim Aussterben
der Grafen von Zweibrücken-Bitsch kamen ihre Güter 1570 an die Grafen von
Hanau-Lichtenberg. (Sie tauschten 1606 von Lothringen ein Gebiet um Pirmasens
ein. 1680/1697 kamen die elsässischen Güter [Buchsweiler, Pfaffenhofen,
Westhofen, Wolfisheim, Offendorf] an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz
von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Um 1800 war die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft
5 Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner. S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem Weg zum Territorialstaat, 1993.
Lichteneck (Herrschaft)
s. Liechteneck
L.: Bader, K. S., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.
Lichtenstein (Herrschaft).
Die Burg L. bei Glauchau an der Straße von Chemnitz nach Zwickau wurde
vermutlich noch im 12. Jahrhundert von den Herren von Schönburg errichtet. 1740
mussten diese die landesherrlichen Rechte über die zugehörige Herrschaft an das Kurfürstentum Sachsen abtreten. Am
Ende des 18. Jahrhunderts gehörte L. über die Fürsten von Schönburg-Waldenburg
zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Liebburg (Herrschaft).
Die Herrschaft L. wurde 1521 vom Hochstift
Konstanz erworben, das 1803 in seinen rechtsrheinischen Teilen an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Hölzle, Beiwort 71.
Lieberose (Herrschaft).
Die Herrschaft L. östlich von Lübben gehörte zur
Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Liechteneck, Lichteneck (Herrschaft).
Die Herrschaft L. im Breisgau gehörte seit dem
Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen Schwarzenberg. 1805 kam sie an Baden und
damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Bader, K. Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 133.
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das
Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712 kaufte sie die reichsunmittelbare, bis
1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis 1507/1510 den Freiherren von Brandis
(, die bis etwa 1435 auch die letzten Teile der Herrschaft
Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und dann durch Verkauf den
Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz
(1712, für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und
erhielt dafür (gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf
der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem
Obersthofmeister Anton Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im
Reichsfürstenrat. Am 23. 1. 1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen
L. zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im
Reichstag erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die
ältere das Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen
Herrschaften und Güter übernahm. 1806 wurde das
3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große L. mit 5000 Einwohnern zum
Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach souverän. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es gänzlich
unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es
1919 in eine Zollunion mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss
Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von
Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und
Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160
Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000
Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874;
Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von
Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis
1260, hg. v. Helbok, A., 1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938;
Steger, C., Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur.
Freiburg im Üchtland 1950; Seger, O., Überblick über die liechtensteinische
Geschichte, 2. A. 1965; Raton, P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969;
Dopsch, H., Der Dichter Ulrich von Liechtenstein und die Herkunft seiner
Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und
staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968;
Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines Landes -
Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Liental (Herrschaft) s. Lichtel
Limburg an der Lahn (Herrschaft).
An der Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem
Übergang über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine
Siedlung. 910 wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt
Georg durch die Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht
der Konradiner erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der
sächsischen und salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert.
Stiftsvögte waren nach dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein
und seit etwa 1180 die Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von
Isenburg als Erben der Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je einem Drittel vom
Reich, vom Erzstift Mainz und von den Landgrafen von Hessen zu Lehen). Seit
1232 nannten sie sich Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332 erlangte das
Erzstift Trier die Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die Hälfte der Herrschaft L. Nach 1420 errang es die
Landesherrschaft. 1624 erwarb es von Hessen die zweite Hälfte. 1802/1803 fiel
L. bei der Säkularisierung des Erzstifts Trier an Nassau (Nassau-Usingen und
Nassau-Weilburg), wobei 1821 für die Katholiken des Herzogtums das Bistum L.
errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am 19. 9. 1945 kam es zu
Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen umbenannte. S.
Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft
Limburg, 1883ff.; Höhler, J., Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935;
Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde
37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K., Privatrecht,
Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss. jur. Gießen
1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im Mittelalter,
Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn, LexMA 5 1991,
1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347.
Limburg-Styrum (Grafen). Von den Söhnen Dietrichs I.
von Limburg begründete Eberhard (1271-1304) die in den Niederlanden blühende
Linie L., die durch Heirat die spätere Reichsherrschaft Gemen erwarb. 1771
verkaufte sie die Herrschaft Illereichen an die
Grafen Palm. S. Limburg, Nordrhein-Westfalen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 23; Hülshoff, A., Geschichte der Grafen und Herren von
Limburg-Styrum, Bd. 1ff. 1961ff.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei
Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze
zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die
von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um
die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen,
1411/1435 Speckfeld mit Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437
Schmiedelfeld und 1483 Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer
Stammburg Comburg (Komburg), teilte sich die ursprünglich
staufisch-reichsministerialische Familie, die seit 1356 als Afterlehen Böhmens
das Amt des Reichserbschenken innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf
(Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die Linie Limpurg-Speckfeld
(Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und die Linie
Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten die L. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton
Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den Grafentitel.
Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf,
Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns und Württembergs
eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen auf Grund einer
Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen zehn Töchter.
Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus
den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und
der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim
und Schmiedelfeld, und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit den Ämtern Sommerhausen,
Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber fortwährend wechselten. Seit
1780 begann Württemberg die einzelnen Teile aufzukaufen. Um 1800 umfasste die
Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet von 6,8 Quadratmeilen mit 11000
(1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an Württemberg. Über Württemberg
kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg. Speckfeld gelangte bei der
Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f.
württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei Schwäbisch Hall
wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung des Hauses Limpurg 1441/1481 wurde
es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die halbe Stadt Gaildorf und die Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die unter
anderem in Händen dieser Linie waren, fielen an die Linien Limpurg-Sontheim und
Limpurg-Speckfeld der Schenken von Limpurg. 1806 kam Gaildorf an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941).
Limpurg-Speckfeld (Schenken, Herrschaft).
Durch Heirat des Schenken von Limpurg mit Gräfin Elisabeth von
Hohenlohe-Speckfeld fiel die Herrschaft
Speckfeld im Erbgang 1413 an Limpurg. 1441 entstand durch Teilung L., das 1705
im Mannesstamm ausstarb. 1774 wurde aufgeteilt in Limpurg-Schmiedelfeld (Graf
Prösning, Salm, 1781 an Württemberg), Limpurg-Gröningen (Hessen-Homburg, dann
Hohenlohe-Bartenstein, 1827 an Württemberg), Limpurg-Michelbach,
Limpurg-Sontheim (Limpurg-Obersontheim) (Graf
Löwenstein[Löwenstein-Wertheim-Virneburg] Pückler-Limpurg-Bentheim) und
Limpurg-Gaildorf-Welzheim.
L.: Hölzle, Beiwort 50; Wunder, G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von
Limpurg und ihr Land, 1982.
Lindach (reichsritterschaftliche Herrschaft). L. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen
9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf Adalbert
von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes, 822
erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe Frau
unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich
entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft. 1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit
dem 16. Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen
Reichskreis. Es hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet,
sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und zahlreiche Güter, aus denen es seine
Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von
Bretzenheim und damit 1804 im Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und
1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff. ; Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011
Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint
erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus
der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet
wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden
Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt
diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts
verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von
Habsburg erlangte die Stadt (1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt
(1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei).
In den Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann
und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die
Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat
sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von
Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945
und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone
einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K.,
Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929;
Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau
im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M.,
Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die
oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen
zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung
der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W.,
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des
Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien
Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich
III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K.,
Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Lindheim (ritterschaftliche Ganerbschaft,
Reichsganerbschaft). Das 930 erstmals erwähnte L. an der Nidder bei Büdingen
gehörte ursprünglich zu einem größeren Reichsgutkomplex um den Glauberg. Nach
Zerstörung der Burg in L. (1241) wurde seit 1289 mit Erlaubnis des Königs
(Rudolf von Habsburg) von den Herren von Büches eine neue Burg errichtet. Seit
dem 14. Jahrhundert war L. eine ritterschaftliche Ganerbenburg, deren Inhaber
sich im ausgehenden 15. Jahrhundert in Fehden mit der Stadt Frankfurt am Main
verstrickten. Von 1535 bis 1542 schlossen sie sich der wetterauischen
Reichsritterschaft an. Von 1632 bis 1672/1673 war L. Amtleuten überlassen, ehe
die Oeynhausen in Auseinandersetzung mit den Rosenbach und Schlitz genannt
Görtz den Ort allmählich für sich allein gewannen und an die von 1723 bis 1783
in L. herrschenden Herren von Schrautenbach vererbten. Zwischen 1784 und 1787
ging die Herrschaft an die Specht von Bubenheim
über und fiel 1805 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Reichsganerbschaft Lindheim, Hess. Jb. f. LG. 6 (1956), 10
(1960), 36 (1987).
Lippe (Grafschaft, Fürstentum). 1123 erscheint
im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches Adelsgeschlecht, das die
Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte im Hafergau bzw. Havergau,
Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich nach seinem Allodialgut an
der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als Anhänger Herzog Heinrichs des
Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185 Gründung Lippes bzw. Lippstadts
um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190 erheirateten sie die Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das
Stift Enger und östlich des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie
durch Heirat einen Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und
Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und
1399/1400/1405 als Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging
Rheda als Folge der Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste
die Stadt L. (später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine
Gemeinschaftsherrschaft mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449
erlangte Hessen über verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft,
1528/1529 erhielten die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 enstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über
Graf Philipps von der Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640
verstorbenen Grafen von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg
erlangte und die Grafschaft Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold
zweigte sich 1671 ohne Landeshoheit die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von
dieser 1736/1762 Lippe-Weißenfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben. Lippe-Brake erlosch 1709
und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von Lippe-Detmold, die dem westfälischem
Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden (1720) in den Reichsfürstenstand
erhoben, führten diesen Titel aber erst seit 1789. 1763 erwarb Lippe-Detmold
durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld
und Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der
Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849
liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L.
dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7.
1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die
verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der
Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden
Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem
Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der
britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10.
1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft
Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960); Reichold, H., Der Streit um die Thronfolge im
Fürstentum Lippe 1895-1905, 1967; Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche
Genealogie, 1969; Der Anschluss Lippes an Nordrhein-Westfalen, bearb. v.
Niebuhr, H./Scholz, K., 1984; Tewes, L., Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988;
Wehlt, H., Lippische Regesten, N.F., 1989; Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991,
2004; Die Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert, hg. v. Bulst, N., 1993;
Bartels-Ishikawa, A., Der Lippische Thronfolgestreit, 1995; Zunker, D., Adel in
Westfalen, 2003, 86 (mit genealogischer Übersicht) ; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 430; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit.
- Die Verfassung. Diss. jur. Würzburg 2008.
Lippe-Alverdissen (Grafschaft). Die Grafen von L. sind
eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der Grafen von Lippe. Diese hatte
die Herrschaft Sternberg mit dem Amt Lipperode und
Alverdissen inne, residierte seit dem teilweisen Anfall Schaumburgs mit
Bückeburg 1643/1644 in Bückeburg und nannte sich Schaumburg-Lippe. Von der
Linie Lippe-Brake erbte sie Blomberg und Schieder.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
Lippe-Detmold (Grafschaft). Die Grafen von L. sind
eine 1614 durch Erbteilung entstandene Linie der Grafen von Lippe (mit Detmold,
Sternberg, Enger, Sassenberg, Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg,
Varenholz, Falkenberg und dem halben Lippstadt). 1671 spaltete sich von ihr die
Linie Lippe-Biesterfeld ab. 1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben. L. beerbte 1709 die Linie Lippe-Brake.
1720 wurden die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörenden Grafen von
L. in den Reichsfürstenstand erhoben(, führten diesen Titel aber erst ab 1789).
1763 erwarb L. durch Kauf die Herrschaften
Lippe-Biesterfeld und Lippe-Weißenfeld. 1905 wurde L. von (ihrer 1671
abgespalteten Linie) Lippe-Biesterfeld beerbt.
L.: Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957.
Lissberg, Lißberg (Herrschaft).
L. bei Büdingen war Stammsitz der von 1222 bis 1396 nachgewiesenen Herren von
L. Seit 1335 war es Lehen der Grafen von Ziegenhain. Nach dem Aussterben der
Herren von L. kam die Herrschaft an die
Rodenstein. 1418 verkaufte Ziegenhain den heimgefallenen halben Teil des
Schlosses L. an Hessen, dem nach 1450 auch die andere Hälfte zufiel. 1454/1493
wurden die Ansprüche der Rodenstein abgelöst. 1567 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft an die Grafen
von Diez, 1577 an Hessen-Rheinfels, 1584 an Hessen-Marburg, 1648 an
Hessen-Darmstadt. 1945 gelangte L. an Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Roeschen, A., Durch Vogelsberg,
Wetterau und Rhön, 1910; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961, 21ff.
Livinen, (Untertanenland, Herrschaft) s. Leventina
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3/4.
Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem
Meerbusen, Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen,
sprachlich und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven
bewohnt. Sie wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und
vom Deutschen Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die Bistümer
Riga, Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L. einen
römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation). 1526
wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens,
Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der
Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum
Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der
Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet
südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit
aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der
Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens.
Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die
Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in L.) einbürgerte, verengte sich
der Name L. auf den mittleren (überdünischen) Teil des ursprünglichen Gebiets.
1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721 (zusammen mit Estland) an Russland.
1795 fielen bei der Teilung Polens auch das Herzogtum Kurland und Semgallen an
Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen Lettland und Estland geteilt, die 1940 in
die Sowjetunion eingegliedert wurden. Damit trat die Zweiteilung Estland und
Lettland an die Stelle der 1561 entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und
Kurland. Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie
Litauen) (unter Anerkennung vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in Livland, 2011.
Lobdeburg (Herrschaft).
Die Herren von L. (Lobeda bei Jena) sind ein von den Herren von Auhausen an der
Wörnitz abstammendes, 1166 in Camburg/Saale genanntes Adelsgeschlecht freier
Herren. Dieses baute sich im 12. Jahrhundert zwischen Saale und Elster in
Thüringen eine Herrschaft auf (u. a. bis 1300
Triptis). Später teilte es sich in mehrere Linien (um 1220 Saalburg, Berga? [in
der Mitte des 14. Jahrhunderts erloschen], Leuchtenburg, um 1250 Arnshaugk,
Elsterberg [1354 unter wettinischer Lehnshoheit]). Unter Verlust der
Reichsunmittelbarkeit kamen die Herren im 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Markgrafen von Meißen bzw. Landgrafen
von Thüringen. 1333 fielen Leuchtenburg, Roda (Stadtroda) und Kahla an die Grafen
von Schwarzburg, 1331 der Anteil an Jena an die Landgrafen, nachdem bereits im
13. Jahrhundert Saalburg an die Vögte von Gera gekommen war. 1920 gelangten die
Güter zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Grosskopf, H., Die Herren von Lobdeburg bei Jena, 1929; Helbig, H., Der
wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 174ff.; Blaschke, K., Lobdeburg, LexMA 5
1991, 2063; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und
Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 473.
Lobenhausen (Herrschaft).
Seit 1085 sind Edle bzw. Grafen von L. nachweisbar, die das Erbe der Grafen des
Maulachgaues übernommen zu haben scheinen. Ihre Burg kam als Mittelpunkt einer Herrschaft über die wesentliche Teile der
ursprünglichen Herrschaft behaltenden Grafen von
Hohenlohe (1298), die Bebenburg und die Landgrafen von Leuchtenberg 1399 an die
Burggrafen von Nürnberg und damit an die Markgrafen von Ansbach bzw. Preußen.
1797 trat Preußen Burg und Ort L. an Hohenlohe-Kirchberg ab. Von dort kam L. an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 108.
Lobenstein (Burg, Herrschaft).
Die Burg L. an der Straße von Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor
1280 kam sie vermutlich durch Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte
von Gera. Seit 1371 stand die Herrschaft unter
Lehnshoheit Böhmens. Nach dem Aussterben der Vögte von Gera 1550 fiel die zum
obersächsischen Reichskreis gehörige Herrschaft
an die Vögte von Plauen, 1572 an die Reuß zu Greiz (Reuß-Greiz) und 1597 an
Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L. Sitz der Linie
Reuß-Lobenstein(, das 1848 als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit Reuß-Greiz und
Reuß-Schleiz zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt wurde. Dieses ging
1920 in Thüringen auf). S. Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Lobkowitz (Freiherren, Reichsfürsten). Nach der
Burg L. bei Prag nannte sich seit 1410 ein böhmisches Adelsgeschlecht der
Ujezd, das 1459 in den Reichsfreiherrenstand und 1624 (Linie Chlumez [Chlumetz]
in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Seine Güter wurden wiederholt geteilt
(1440 Linien Popel - mit den Nebenlinien Bilin und Chlumez [Chlumetz] - und
Hassenstein). Eine Linie nahm nach dem Verkauf des 1646 erworbenen schlesischen
Herzogtums Sagan 1786 den Titel eines Herzogs zu Raudnitz an. Die durch Heirat
erlangte Herrschaft Neustadt an der Waldnaab
wurde 1641 zur gefürsteten Grafschaft Sternstein (Störnstein) erhoben und 1653
in die Reichsfürstenbank aufgenommen. 1722 erlosch die ältere Linie
Popel-Bilin, an deren Stelle die neue fürstliche Linie Hořin (Horcin)
trat. Die jüngere Linie Popel-Chlumez (Popel-Chlumetz) spaltete sich 1715 in
eine ältere und eine jüngere Linie, die beide seit 1807 den Titel Herzog von
Raudnitz und Fürst von L. führten. 1789 starb die Linie Hassenstein aus. (Die
Grafschaft Sternstein fiel 1807 an Bayern.)
L.: Zeumer 553 II b 48.
Lobositz (Herrschaft).
L. in Nordböhmen war Mittelpunkt der Herrschaft
L. Sie unterstand ehemals der Familie Schwarzenberg und gelangte 1918 zur
Tschechoslowakei (1993 Tschechische Republik).
L.: Wolff 465.
Locarno (Reichsstadt), mhd. Luggarus. L. am
Nordende des Lago Maggiore im Tessin war im Frühmittelalter (866) Königshof.
1186 erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich I. Barbarossa vorübergehend die
Reichsfreiheit. Von 1315 bis 1342 bildete L. ein selbständiges Gemeinwesen, kam
dann aber an die Visconti bzw. Mailand. Nach mehrfachem Herrschaftswechsel wurde es 1513/1516 von den Eidgenossen der
Schweiz besetzt und als gemeine Herrschaft eingegliedert.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F4; Hardmeyer,
J., Locarno und seine Täler, 5. A. 1923; Hudig-Frey, M., Locarno, 1966;
Wielich, G., Das Locarnese im Altertum und Mittelalter, 1970; Deplazes, L.,
Locarno, LexMA 5 1991, 1063.
Lodi (Stadtkommune). L. an der Adda, das in
römischer Zeit Laus Pompeia hieß, war seit dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. In
den Kämpfen des späteren 12. Jahrhunderts stand das 1158 neugegründete L. auf Seiten
Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. Später fiel es unter die Herrschaft der Visconti.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Codice Diplomatico
Laudense, hg. v. Vignati, C., 1879ff.; Albini, G., Lodi, LexMA 5 1991, 2068.
Lohra (Grafschaft). Die Grafschaft L. der
Grafen von Hohnstein zählte später zum obersächsischen Reichskreis. Um 1800
umfasste die Grafschaft ein Gebiet von 1 Quadratmeile bzw. mit der Herrschaft Klettenberg zusammen 8 Quadratmeilen. L.
enthielt die Stadt Bleicherode, die Ämter L., Münchenlohra, Kleinbodungen,
Nohra, Dietenborn (Diefenborn), das Dorf Friedrichsrode (Friedrichsroda) und
einige adlige Güter und Dörfer. Das Amt Bodungen, ebenfalls zu L. gehörig,
hatte Schwarzburg-Sondershausen als kursächsisches Lehen. S. Preußen (Provinz
Sachsen), Thüringen.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710f. ObersächsRK 20, 29.
Lommersum (Herrschaft[,
Reichsgrafschaft Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und
Euskirchen wird 1047 erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich
Königsgut gewesen sein. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als
Mittelpunkt einer Herrschaft an das Erzstift
Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor. 1404 kam sie an
Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Lommersum, Derkum,
Bodenheim und Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim, Diefenthal
(Dieffental) und Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie
Kerpen mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den Erzbischof von
Köln verpfändet. 1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien an
Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg.
1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften
Kerpen und L. zu einer Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich,
1815 zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
Londorf (Ganerbschaft), Londorfer Grund. L. in
der Rabenau bei Gießen wird 776 in einer Lorscher und 786 in einer Hersfelder
und zwischen 750 und 779 in einer Fuldaer Urkunde erwähnt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts waren die Herren von Nordeck Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit.
Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die Äste Nordeck zu Rabenau, Nordeck
gen(annt) Braun und L. (bis 1471). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts waren die
Landgrafen von Hessen tatsächlich Landesherren, erlangten die volle Herrschaft über die 1555 ganz an die Linie Nordeck zu
Rabenau gelangte Ganerbschaft aber erst im 16. Jahrhundert bzw. letzte
Polizeigerechtsame erst 1822. 1567 fiel L. an Hessen-Marburg, 1604 an Hessen-Kassel,
1624 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Lantorfere marcha.
L.: Wolff 255; Steiner, Geschichte des Patrimonialgerichts Londorf und der
Freiherrn von Nordeck zur Rabenau, 1876; Das 1200jährige Londorf und die
Rabenau, hg. v. Knauß, E., 1958; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 33.
Looz (Grafschaft). Die Grafschaft L. (1040?)
oder Loon lag nordwestlich Lüttichs. Nach ihr nannten sich seit 1015 urkundlich
nachweisbare Grafen, die von den Grafen von Hennegau abstammten. Im 12.
Jahrhundert teilte sich das Geschlecht, das u. a. die Herrschaft
Kolmont-Bilzen, den Fiskus Maastricht, die Grafschaft Duras, die Grafschaft
Chiny und die Vogtei über die Stadt Lüttich hatte. Die Linien L. und Horn (Looz
und Horn) (Horne) links der Maas bei Roermond starben 1367 bzw. 1541 aus, wobei
ihre Güter als erledigte Lehen an das Hochstift Lüttich heimfielen. Die Linie
Agimont-Chiny erlosch im 15. Jahrhundert. Dagegen bestand die Linie
Looz-Corswarem fort.
L.: Wolff 327; Wallner 702 WestfälRK 4; Baerten, J., Het graafschap Looz
(11de-14de eeuw), 1969; Herborn, W., Looz (Loon), LexMA 5 1991, 2109; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 448.
Lorsch (Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe
von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die Rupertiner
(Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764 (762/763) wurde in
Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster gegründet, das der
erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war
dieses Kloster in L. (Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen
besonders begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen
Odenwald. Durch weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei
Utrecht) bis zur Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot 50
Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum Worms und die Hälfte des
Erzbistums Mainz. Sein Herrschaftsgebiet lag in
der Rheinebene und im Odenwald, wo es von Heinrich II. den Wildbann erhalten
hatte. 1170/1175 begann es mit der genauen Verzeichnung seiner Güter im Codex
Laureshamensis, nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und Giengen an König
Konrad hatte überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die Pfalzgrafen bei
Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug Kaiser
Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von Mainz an
die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige Klosterbibliothek, die
eine der größten mittelalterlichen Bibliotheken überhaupt gewesen sein dürfte,
kam nach Heidelberg und wurde 1623 mit der Heidelberger Bibliothek von Tilly
dem Papst geschenkt. 1621 brannten die Gebäude fast vollständig nieder
(erhalten blieb vor allem die karolingische Torhalle). 1623 kam L. von der
Pfalz an das Erzstift Mainz zurück, 1803 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an
Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd.
2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A.,
Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das
Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55
(2003), 9; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345.
Lösenich, Lösnich (Herrschaft).
1789 beantragten die Kesselstatt (Kesselstadt) die Aufnahme von L. in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. Fälschlich wurde die Herrschaft zum Kanton Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein gezählt.
L.: Wolff 515; Arndt 220.
Losenstein (Herren). Die sich seit etwa 1170 nach
der Burg L. im Ennstal benennenden Herren von L. in Niederösterreich sind in
die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen. Die Herrschaft
L., der 1750 216 Untertanen angehörten, kam beim Aussterben der Herren 1692 mit
Losensteinleithen und Gschwendt an die mit ihnen verwandten Fürsten Auersperg.
L.: Aschauer, F., Losenstein einst und jetzt, 1958.
Loslau (Herren, Herrschaft),
poln. Wodzislaw Slaski. L. im südlichen Oberschlesien wurde wahrscheinlich in
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1275) von Herzog Wladislaus von Oppeln
(1246-1281) gegründet. 1336 gelangte es unter der Lehnshoheit Polens an
Troppau, 1377 an Jägerndorf. 1437 wurde es von Ratibor, 1464 von Rybnik
getrennt. 1483 behielt nach dem Tod des Herzogs von Jägerndorf-Loslau Böhmen
die Herrschaft L., veräußerte sie dann aber 1502
an Johann von Schellenberg. In der Folge wechselte die etwa 200
Quadratkilometer große Herrschaft unter
Österreich (1532) häufig den Besitzer. 1742 kam L. an Preußen, 1921/1922 an
Polen.
L.: Wolff 482; Henke, F., Chronik oder topographisch-geschichtlich-statistische
Beschreibung der Stadt und freien Minderstandesherrschaft L., 1860ff.
Lösnich (Herrschaft)
s. Lösenich.
L.: Wolff 515; Arndt 220.
Loßburg (Herrschaft).
Die Herrschaft L. bei Alpirsbach gehörte zunächst
den Geroldseck. 1501 wurde sie vom Kloster Alpirsbach erworben, dessen Vogtei
seit Anfang des 15. Jahrhunderts Württemberg innehatte. Damit kam L. zu
Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 30.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von
Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen)
und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L.
nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer
Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann
an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau
erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736
bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont
(1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und
Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die
Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant
fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches,
während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den
französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf
denen seine Reichsstandschaft beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der
Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an
Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte
Frankreich Metz, Toul und Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie
ungeachtet ihrer formell fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die
französische Monarchie einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte
Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu
Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662
trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin
Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von
1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt
der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich unterstützte König von
Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der
Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für
seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit
schied L. aus dem Reich aus und kam 1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus
Leczczynskis (1766) auch formell zu Frankreich, behielt aber - unter Nomeny -
bis 1766 weiter Sitz und Stimme im oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im
Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L. auch völkerrechtlich an Frankreich.
1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit Metz zusammen mit Elsass an das
Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens,
Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das
staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648,
Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898);
Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926;
Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll.
7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem
Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur.
Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider, J.,
Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009.
Lötschental (Tal). L. ist ein von der Lonza
durchflossenes rechtes Seitental der oberen Rhone. Das dortige Land stand unter
der Herrschaft des der Eidgenossenschaft der Schweiz
zugewandten Wallis.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) D4; Siegrist, H., Das
Lötschental, 1927.
Lottum (Herrschaft). Im 16. Jahrhundert wurde die Herrschaft L. nördlich Venlos in der Provinz Limburg der Niederlande von dem in Niederschlesien und Pommern angesessenen evangelischen Geschlecht Wylich erworben. Dieses wurde 1608 in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter).
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit
der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit
der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn
Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen natürlichen Sohn König
Rudolfs von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von
Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein
liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein
1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste
als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs
anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin
von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften
Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und
Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L.
an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen die
wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne
gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft
Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg
Anteile an der Grafschaft Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730
von Hatzfeld die reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der
es noch 1805 zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere
evangelische Linie (Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster
Triefenstein und die Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und
Trennfeld, nannte sich seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in
Kreuzwertheim und wurde 1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische,
1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat) bekam für ihre linksrheinischen Güter (Rochefort,
Chassepierre, Herbeumont [Herbemont), Agimont [Agimbat), Neufchâteau und Cugnon
in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von
Mainz die Dörfer Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und
Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die
noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern, Württemberg, Baden und
Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die Restitutionsbemühungen blieben erfolglos.
Bestehende Vorrechte wurden 1848 und 1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch
Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem
Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg,
die Herrschaft Breuberg und damit das Amt
Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit Brehmen, Habitzheim, Rosenberg,
Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch, Hirschlanden und Hohenstadt zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie mit Gau-Köngernheim
(Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg, Bofsheim, Brehmen,
Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten erhoben. 1713
erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen Reichsgrafenbank. Nach
dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme für Löwenstein-Wertheim
im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als Entschädigung für die
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont, Agimont,
Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen)
von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg die Ämter Rothenfels
und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen
(Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Lübbenau (Herrschaft).
1301 erscheint erstmals die Burg L. (Lubbenowe) an der Spree, die den Herren
von Ileburg (Eilenburg, Eulenburg) gehörte. Sie verkauften sie mit 7 Dörfern an
die Langen. Im Spätmittelalter war die Stadt L. Mittelpunkt der Herrschaft L. der Köckritz (1419-1456), Kalkreuth
(Kalckreuth), Polenz, Köckritz (1496-1503) und Schulenburg. 1621 kam sie an die
Grafen zu Lynar. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471; Fahlisch, J., Geschichte der Spreewaldstadt Lübbenau, 2. A.
1928; Lehmann, R., Die Herrschaften in der
Niederlausitz, 1966.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum Bremen-Hamburg
gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149) erneuerte Bistum in
das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das
Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin
(1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um
1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten
protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause
Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen
ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof
Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften
Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet
des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als weltliches
Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von
1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des
oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am,
Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975;
Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983;
Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der
Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen
Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum).
Einer etruskischen Siedlung folgte das römische Luca (89 v. Chr. municipium).
Über Langobarden und Franken (774) fiel L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119
wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter die Herrschaft
Pisas. 1316 schwang sich Castruccio Castracane zum Stadtherrn auf, der 1327 von
König Ludwig dem Bayern zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370 wurde L. mit Hilfe
Kaiser Karls IV. wieder freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an seine Schwester
Elisa Bacciocchi. 1815 kam es als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien. Ihr
Sohn Karl II. von Parma trat es 1847 an (die) Toskana ab. S. Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v.
Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e
14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das
Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971; Manselli, R., La repubblica di
Lucca, 1987; Lucca e l‘Europa degli affari, secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei,
R./Fanfani, T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA 5 1991, 2156; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 188.
Lugano (Stadt, Herrschaft),
mhd. Lauis. L. am Luganer See wird im 6. Jahrhundert als befestigter Ort
erwähnt. Im 10. Jahrhundert (901) kam es als wichtiger Markt vom
westfränkischen König an das Hochstift Como. 1303/1335 fiel es an die Visconti
bzw. Mailand. 1512 wurde es von den Eidgenosssen der Schweiz erobert. Dort
gelangte es 1798 zum Kanton Tessin.
L.: Großer
Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4; Pometta, E./Chiesa, V., Storia di
Lugano, 1942; Trezzini, C., Le diocèse de Lugano dans son origine historique et
sa condition juridique: Discours rectoral, 1948; Vismara, G./Cavanna,
A./Vismara, P., Ticino medievale, 2. A.
1990; Margaroli, P., Lugano, LexMA 5 1991, 2204.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und
den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft
Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe
Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im
Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte.
Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand
durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet
wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber
Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften
Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen
Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die
Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549),
während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich
1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das
neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis
zählende Fürstentum L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie
erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte
Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von
Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum
Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg,
das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war.
Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und
Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel.
1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200
Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle,
Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster
Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die
landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen,
Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow,
Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck,
Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen),
die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und
Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das
Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg
Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea
mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die
landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz
der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht.
1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um
die Burg L. bei Tuttlingen an der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den
Grafen von Küssaberg Stühlingen. Nach 1256 teilten sie sich in die Linien
Lupfen-Lupfen (bis 1439) und Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen
verkaufte 1437 die Stammgüter um L. an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an
Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582
starben die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Güter (Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von
Pappenheim. Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. Nach
der Mediatisierung kam L. über Baden zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215.
Lure (Abtei, Residenz), Lüders, Luthera,
Lothera. Die vielleicht 613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil
vertriebenen heiligen Deicolus an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den
Wäldern nahe Luxeuils errichtete Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von
den Abgaben an das Reich befreiten Abteien. 959 befahl Kaiser Otto I. die
Zusammenlegung mit den Gütern des Klosters Lavensberg (auch Kahlenberg bzw.
Kallenberg bei Rasteig im Unterelsass) und gewährte Unabhängigkeit gegenüber
jedermann außer Kaiser und Papst. Stück für Stück erwarben die Äbte weitere Rechte.
1232 wurde L. als Reichsfürstentum bezeichnet. Innerhalb der Freigrafschaft
Burgund war das Herrschaftsgebiet ständig von
den Grafen bedroht. Der Prälat war Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. Liège. Das
(seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum L.
entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals genannten
Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht und
seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des
merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und
Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig.
870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen
Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen
Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe
verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften
Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit
dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond
(Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften
Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren
Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274
verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356
kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es
Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem
Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig
eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum
Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese
infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur,
Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang
Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105
Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande,
1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocése et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Luzern (Kloster, Stadt, Kanton). Am Ausfluss
der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wurde wohl in der Mitte des 8. Jahrhunderts
(um 750) ein St. Leodegar geweihtes Kloster gegründet, das vor 840 (1100?) der
Abtei Murbach unterstellt wurde. 1178 erhob der Abt von Murbach den im
Anschluss hieran gewachsenen Ort zur Stadt, die 1274 den besonderen Schutz des
Reiches erhielt. 1291 verkaufte der Abt von Murbach seinen Anteil an L. an
König Rudolf von Habsburg. Am 13. 11. 1332 verbündete sich L. mit Uri, Schwyz
und Unterwalden und löste sich seitdem von Habsburg. 1370 erhielt es den
Blutbann. 1380 kaufte es Weggis. 1386 gewann es die 1415 formell bestätigte
Unabhängigkeit. Zugleich erwarb L. ein größeres Herrschaftsgebiet,
das später Kanton der Schweiz wurde. 1479 löste L., das um 1350 etwa 4200
Einwohner und 1487 etwa 2800 Einwohner hatte, die letzten Rechte des Klosters
(seit 1456 Chorherrenstifts) ab. Von 1798 bis 1803 war L. Hauptstadt der
Helvetischen Republik.
L.: Wolff 520f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Segesser,
A. v., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, Bd. 3 1857; Schnyder, W.
u. a., Geschichte des Kantons Luzern von der Urzeit bis zum Jahre 1500,
1932ff.; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen Territorialpolitik bis 1500,
Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Luzern 1178-1978, 1978; Wicki, H.,
Bevölkerung und Wirtschaft des Kantons Luzern im 18. Jahrhundert, 1979; Dubler,
A., Geschichte der Luzerner Wirtschaft, 1983; Aufbruch in die Gegenwart, hg. v.
d. Jubiläumsstiftung, 1986; Marchal, G., Sempach 1386. Von den Anfängen des
Territorialstaates Luzern, 1986; Glauser, F., Luzern 1291, Jb. d. hist. Ges.
Luzern, 1991; Glauser, F., Luzern, LexMA 6 1992, 37.
Maastricht (Reichsstadt). M. an der Maas geht auf
das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück. Seine nach dem ersten, in
M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte Servatiuskirche stammt aus dem
sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach Lüttich im frühen 8. Jahrhundert
war M. Sitz des Bischofs von Tongern. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird
870 ein besonderer districtus Trectis erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier
gegebene Stift nahm Kaiser Otto I. 966 wieder an das Reich zurück. 1174
verpfändete Kaiser Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut an den Bischof
von Lüttich. Später (1284 festgelegt) stand M. unter der gemeinsamen Herrschaft der Bischöfe von Lüttich und der Herzöge
von Brabant, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel
M. durch Eroberung an die Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der
Provinz Limburg wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967; Deeters, J., Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970;
Ubachs, P., Twe heren, twee confessies. De verhouding van Staat en Kerk te
Maastricht, 1975; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189;
Deeters, J., Maastricht, LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 379.
Maden (Dorf, Herrschaft). Das um 800 erstmals genannte M. bei Fritzlar war ursprünglich zusammen mit Gudensberg Hauptort der Grafschaft Hessen, verlor aber in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderst seine Bedeutung. Im Dezember 1654 traten hier letztmals die Landstände Hessens zusammen. Über Hessen-Kassel kam M. 1866 zu Preußen (Hessen-Nassau) und 1945 zu Hessen.
Mägdeberg (Herrschaft).
Der schon vorgeschichtlich besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als
alemannisches Herzogsgut bzw. fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt
Gallen und um 920 wohl durch Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die
zugehörige Herrschaft an die Reichenauer
Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die habsburgischen
Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den Dettingen an
Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich herausgeben. Von
1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von
Reischach, 1622-1638 an Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg,
1657-1762 an die Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen
von Enzenberg (Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und Herrschaft
Mägdeberg, 1959.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des Erzbistums
Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten beseitigt.
Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort
als wichtiger Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die
Grafschaft Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die
Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg
(1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das
später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die
Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse
Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des
Schultheißenamtes, jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur
Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die
Einführung der Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und
Erzbischof, der seine Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10.
5. 1631 verbrannte die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im
schon 1545 beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft
die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum
Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die
Überlassung Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der
Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des
letzten Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als
Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg erhielt, das letztere
aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war das Erzstift Herzogtum
und zählte zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400
Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum Königreich Westphalen
und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde
M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten
des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört
und im April 1945 von amerikanischen Truppen eingenommen wurde, zur
sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der Deutschen
Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt aufging. Das
Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479,
1, 2, 355.
Magenheim (Herrschaft).
Die Herrschaft M. mit der Stadt Brackenheim
zählte um 1420 zu Württemberg. Brackenheim gelangte mit Württemberg 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. A. 1978, 100.
Maggia, Valle Maggia (Tal, Herrschaft). Das von der M. bis zum Lago Maggiore
durchflossene Valle M. bzw. Maiental im Tessin war von 1411 bis 1422/1513
gemeine Herrschaft der Eidgenossen der Schweiz.
Es kam später zum Kanton Tessin.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F4.
Magolsheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). M. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zunächst zu zwei Dritteln, danach ganz an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Mahlberg (Reichsstadt, Herrschaft).
M. bei Lahr wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst Ministerialen
der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts Bamberg in der
Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) zog
(Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt.
Seit 1246/1247 besetzten die Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie
zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft M. Diese kam
1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine Erbtochter gegen die
Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von Moers-Saarwerden. Nach Verpfändung
an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf eine Hälfte der Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die
verbliebene Moers-Saarwerdener Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an
Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis
dahin ungeteilte Herrschaft real geteilt, wobei
Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau (Nassau-Saarbrücken) kam. In
beiden Teilen wurde 1558 die Reformation eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an
Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961.
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in
die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der
March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden,
Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert
Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und
um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850
tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich
(Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert M. Streitobjekt
zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde. Nach kurzer Herrschaft Polens zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um
1003-1010) fiel M. an Böhmen und wurde den nachgeborenen böhmischen
Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser Friedrich I. Barbarossa die
Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb aber lehnsrechtlich an Böhmen
gebunden und nur über dieses dem Reich angeschlossen. Danach erlebte M.
bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung. Hauptstadt wurde Olmütz (bis
1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der Markgrafen (1306) gab König Karl IV.
1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit dem Aussterben dieser Linie fiel M.
an den König von Böhmen, danach an den späteren Kaiser Sigmund, der es 1423
seinem Schwiegersohn Herzog Albrecht von Österreich (König Albrecht II.)
überließ. Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes Albrechts, Ladislaus Postumus,
1457 kam es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen. 1526 fiel M. mit Böhmen nach
der Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich. Das Markgrafentum umfasste die
Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau. 1849 wurde M. Kronland in
Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der Tschechoslowakei. Das Münchener
Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf, grenzte das nördliche, deutsch
besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk Troppau vom tschechisch
besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das vorwiegend deutsch besiedelte
Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an. Von März 1939 bis Mai 1945
bildete das verbleibende M. zusammen mit einem ebenfalls verkleinerten Böhmen
das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945 stellte die dritte
tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa einer Million Deutschen
die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien, Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae,
hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte Mährens, Bd.
1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen und Mähren
im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens,
Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f.
1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v.
Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v. Gierach,
K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren und
Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas, hg.
v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter,
1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2:
Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der
Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl,
L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J.,
Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500,
1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989;
Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A.
1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten
Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37.
Maienfeld (Land). Das Land M. am Einfluss der
Landquart in den oberen Rhein war zugewandter Ort bzw. Herrschaft
eines zugewandten Ortes der Eidgenossenschaft der Schweiz. Es geht auf eine
römische Station Magia zurück, die in karolingischer Zeit Königsgut war. Die
Stadt M. wurde vermutlich von den Freiherren von Vaz errichtet. 1509 verkaufte
der letzte Reichsfreiherr von Brandis zu Vaduz seine Herrschaft
M. für 20000 Gulden an die gemeinen drei Bünde. Später kam M. zu Graubünden.
L.: Wolff 534; Die Kunstdenkmäler der Schweiz 9 (1957); Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 327.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren
Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen es hinter Pavia
zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des
langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des
fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König Otto dem
Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und
Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna),
1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen
große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen,
zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft
nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494
verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M.
von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das
1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin
und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515 aber
nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl V.,
dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben der
Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn
Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714
fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und
Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen
Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara,
Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter
Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich Österreich zugeteilt.
1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der
Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und
damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin, 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse
Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale
(1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni,
C. u. a., 2004.
Mainau (Deutschordenskommende, Kommende des
Deutschen Ordens). M. am Bodensee kam 724 aus konfisziertem alemannischem
Herzogsgut bzw. fränkischem Königsgut bzw. alemannischem Herzogsgut an die
Abtei Reichenau. Seit 1241 nannten sich Ministeriale nach M. Aus deren Erbe
überließ Arnold von Langenstein 1271 die Insel und das davor gelegene
Bodenseeufer unter Eintritt in den Deutschen Orden dem Deutschordenshaus
Sandegg im Thurgau. Von 1272 bis 1805 gehörte sie mit der um 1500 erworbenen Herrschaft Blumenfeld im Hegau als Teil der Ballei
Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund) dem Deutschen Orden. Sie zählte zum
schwäbischen Reichskreis. 1805 fiel sie an Baden. Von Großherzog Friedrich II.
kam das Eigentum an M. 1928 an seine Schwester Königin Viktoria von Schweden
und 1930 an deren Enkel Graf Lennart Bernadotte.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34; Roth von Schreckenstein, K., Die Insel
Mainau, 1873; Babo, W. Frhr. v., Die Deutschordenskommende Mainau in den
letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation und ihr Übergang an Baden, 1952;
Feger, O., Die Deutschordenskommende Mainau, 1958; Egg, E., Geschichte der Insel
Mainau, 1958; Das Urbar der Deutschordenskommende Mainau von 1394, bearb. v.
Diefenbacher, M., 1989.
Mainberg (Herrschaft).
M. am Main in der Nähe von Schweinfurt wird erstmals 1245 erwähnt. Es war
ursprünglich Reichsgut und kam als Mittelpunkt einer Herrschaft
über die Herren von Wildberg (1245), von Gründlach, von Barby (1303) 1305 an
die Grafen von Henneberg, die es 1542 mit 16 Ortschaften gegen Meiningen an das
Hochstift Würzburg abgaben. 1806 gehörte es zum Großherzogtum Würzburg, 1814
kam es zu Bayern.
L.: Wolff 100; Scherzer, W., Schloss Mainberg, Schweinfurter Heimatblätter 32
Nr. 8ff.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550,
Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5.
Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und
Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später
durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und
Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das
Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des
Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl)
und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die
Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw.
Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im
Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in
Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar,
Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342
noch das Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14.
Jahrhundert wurde das Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und
den Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M.
faktisch weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des
Reiches) und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw.
Aschaffenburg. Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den
Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das
Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen
und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die
Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die
Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von
Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die
Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M.
weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
(1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt
zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in
Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen
Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den
Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss
Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war
er etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des
Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit
400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die
linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des
Departements Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt
Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen,
Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere
Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im
Odenwald, 11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und
Nassau-Usingen (Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts,
die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb,
Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C.,
Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg.
v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H.,
Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd.
1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913;
Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.;
Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den
Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915;
Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz,
1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f.
1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten
635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im
Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz,
hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft
und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz
(11. bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985);
Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert, 1985;
Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer Oberstifts,
T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum
Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M.,
Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck,
L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K.,
Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg.
v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv
für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die
Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus
und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte,
Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit
und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der
Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Malaspina (Reichsfürst). Seit 1124 sind als
Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie belegt, die
sich später M. nannte. 1221 teilte das Geschlecht die Güter längs der Magra.
Seine Ländereien zählten trotz weiterer Teilungen zu den am längsten
lehnrechtlich eingebundenen Gebieten Italiens und waren bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693 erhob Kaiser Leopold I. Carlo M. zum
Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich die den Doria entzogenen Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die
eingezogene Herrschaft Avulla
(Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167;
Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione dell’illustrissima famiglia
Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6 1992, 163.
Manderscheid (Herren, Grafen[, Herrschaft, Grafschaft]). In M. bei Wittlich in der
Eifel gab es eine Oberburg, die vor 1147 an das Erzstift Trier kam, und eine Unterburg,
die Sitz der Herren von M. war. Die Herren von M. hatten die Vogtei des
Klosters Echternach und waren Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Ihre Herrschaft fiel nach dem Aussterben der Familie um
1200 an die Herren von Kerpen bei Daun, die um 1250 eine besondere Linie
Manderscheid-Kerpen gründeten. Die Herren von Kerpen beerbten im 15.
Jahrhundert die Familien Schleiden (1435/1450 bzw. um 1440, Gewinn u. a.
Jünkeraths) und Blankenheim (1468/1469, Gewinn u. a. Gerolsteins). 1457 wurde
M. Reichsgrafschaft. 1487 erlangten die Herren seitens Virneburgs Neuerburg und
Kronenburg, um 1500 Teile von Kerpen, Virneburg und Dollendorf. 1488 teilte
sich das Haus M. (und Blankenheim) in den Zweig Manderscheid-Blankenheim
(Blankenheim), den Zweig Manderscheid-Schleiden ( Schleiden) und den Zweig
Manderscheid-Kail (Kail). Der Zweig Manderscheid-Blankenheim zerfiel 1524 in
die Linien Manderscheid-Blankenheim (mit Blankenheim, Jünkerath und einem
Anteil an der Herrschaft Mechernich) und
Manderscheid-Gerolstein (mit Gerolstein [bis 1697]). Zu Manderscheid-Schleiden
gehörten Kasselburg, Kerpen (1525), M., Schleiden und Kronenburg sowie
Neuerburg und seit 1545/1554 die Grafschaft Virneburg und die Herrschaft Saffenburg. Der Zweig Manderscheid-Kail
hatte Dorf Salm, Vogtei Lüxem (Luxem) und seit 1527 die Herrschaft Dollendorf in der Eifel sowie seit 1593 Neuerburg. Nach
dem Aussterben der Linie Manderscheid-Schleiden kam es zu langwierigen
Erbstreitigkeiten. Der 1780 erlöschenden Linie Manderscheid-Blankenheim, die
1742 die Linie Manderscheid-Kail beerbt hatte, folgten die Grafen von
Sternberg. 1794 wurde M. von Frankreich besetzt. 1814 kam es an Preußen, 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Neu, P., Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses
Manderscheid, Rhein. Archiv 80 (1972); Neu, P., Manderscheid und das Reich,
Rhein. Vjbll. 36 (1972), 53ff.; Die Manderscheider, 1990 (Katalog); Janssen,
W., Manderscheid, LexMA 6 1992, 186.
Manderscheid-Gerolstein (Grafen). Die Burg Gerhardstein in der
Eifel fiel mit der zugehörigen Herrschaft 1469
an die Grafen von Manderscheid und 1488 die Linie Manderscheid-Blankenheim.
Seit 1524 war Gerolstein eine selbständige Nebenlinie (bis 1697). Sie gehörte
nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
1794 wurde Gerolstein von Frankreich besetzt. 1815 kam es an Preußen und 1946
zu Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 160; Dohm, B., Gerolstein in der Eifel, 2. A. 1965.
Manderscheid-Schleiden (Grafen). 1488 bildeten die Grafen von
Manderscheid, die 1435/1450 die Herren von Schleiden beerbt hatten, die Linie
M. (mit Manderscheid). Sie erwarb durch Heirat die Herrschaften
Kronenburg und Neuerburg, Kerpen (1525) und als Erbe die Grafschaft Virneburg
(1545). Nach ihrem Aussterben 1593 kam es zu langwierigen Erbstreitigkeiten.
Schleiden und Neublankenheim fielen an die Grafen von der Mark. Unter den
Grafen von der Mark-Schleiden wurde Schleiden 1602 zur Reichsgrafschaft
erhoben. Sie gehörte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Schleiden fiel 1815 an Preußen und
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzheimer 161.
Mansbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). Seit 1232 erscheinen ministerialische
Herren von M. bei Hünfeld, die zwischen Fulda, Hersfeld und Hessen eine
teilweise selbständige Herrschaft errichteten.
Im 17. Jahrhundert erreichten die Herren nach langen Rechtsstreitigkeiten die
Aufnahme in den Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1651 verkauften
sie die Hälfte der Güter an den hessischen Generalleutnant Johann Geyso. Bis
zur Mediatisierung in Hessen-Kassel 1806 enthielt M. 3 Rittergüter, die von
Fulda als landsässig beansprucht wurden, tatsächlich aber reichsunmittelbar
waren. Über Preußen (Hessen-Nassau) (1866) gelangte M. 1945 zu Hessen. S. Geyso
zu M.
L.: Wolff 514.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei
Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der
Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den
Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg
und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt
und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck,
Oberwiederstedt, Rammelburg, Leinungen-Morungen (Leiningen-Morungin), Artern
und Voigtstedt (Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich
erworbenen böhmischen Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600
den Reichsgrafenstand erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter
Maria Isabella an das österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der
preußische Anteil gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann
aber wieder an Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen
und wurde der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der
Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E.,
Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen
Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld,
LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in)
Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum,
hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel.
Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der
lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald
wieder unabhängige Stadt. 1263 enstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311
bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der
Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh
Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu
einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser
Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530
Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum
erhobene Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen
Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat
als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das
Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers
(eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen
abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im
spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des
letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es
bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits
früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon
nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik
(1805 Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810
Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich
Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde
es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.;
Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio,
G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il
territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B.,
Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Mark (Grafschaft, Grafen). Um 1160 (1161?)
spaltete sich von den Grafen von Berg eine mit deren Allodialgut im westlichen
Sauerland an der mittleren Ruhr (einschließlich Hamm) ausgestattete Linie ab,
die sich nach der Burg Altena an der Lenne Grafen von Altena nannte. Seit 1202
wurde zur Unterscheidung von der um 1175 abgespalteten Linie Isenberg-Limburg
die 1198 erworbene Burg M. bei Hamm namengebend. Diese Grafen von der M.
schufen aus verschiedenartigen Bestandteilen (Vogtei über Essen [1288] und
Werden, 1243 Königshof Unna) und in Auseinandersetzung vor allem mit dem
Erzstift Köln (1288 Schlacht von Worringen) ein geschlossenes Herrschaftsgebiet von Lippe und Emscher bis zum
Ebbegebirge und Rothaargebirge (1318 Herrschaft
Ardey), wobei sich das 1226/1227 gegründete Hamm allmählich zum Vorort
entwickelte (bis 1809). 1368 misslang der Erwerb der Grafschaft Arnsberg. 1392
kam es zur durch Heirat Adolfs III., der deswegen 1364 das Amt des Kölner
Erzbischofs aufgab, ermöglichten Vereinigung mit der Grafschaft Kleve am Niederrhein.
1444 schloss sich in der Soester Fehde Soest mit der Soester Börde der
Grafschaft an. Andererseits verlor die Grafschaft die Herrschaft
Bilstein und Fredeburg an Köln. Seit 1461 wurden M. und Kleve gemeinsam
verwaltet. 1511 wurden sie durch Heirat in Personalunion mit Jülich, Berg und
Ravensberg verbunden. Im nach Aussterben der Grafen 1609 ausbrechenden
jülich-klevischen Erbfolgestreit (1609-1614) wurden diese Länder wieder
getrennt, wobei Kleve und M. (mit 50 Quadratmeilen und den Kreisen Hamm, Altena,
Hörde und Wetter sowie der Stadt Soest, der Reichsgrafschaft Limburg und der
Hälfte von Lippstadt) an Brandenburg fielen. Brandenburg überließ 1630 die 1614
erlangte Herrschaft Gimborn-Neustadt den Grafen
von Schwarzenberg. Seit 1705 beantragte Preußen wegen M. die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1807 wurde die Grafschaft M. mit rund
100000 Einwohnern und einer seit 1750 stark geförderten Industrie an Frankreich
abgegeben und 1808 dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, 1813 aber wieder von
Preußen besetzt. 1815 bezog Preußen M. in die Provinz Westfalen ein. 1946 kam
das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Den Titel Grafen von der Mark erhielten zwei
Nachkommen Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin von Lichtenau.
L.: Wolff 318f.; Zeumer 554 II b 63, 28, 31; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Drachenhausen, A. Frhr., Stammtafeln der Grafen von
der Mark, 1908; Die Grafschaft Mark. Festschrift, hg. v. Meister, A., Bd. 1f.
1909; Rothert, H., Kirchengeschichte der Grafschaft Mark, 1913; Frisch, M., Die
Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung, 1937; Zeittafel der
Grafschaft Mark, 1948; Vahrenhold-Huland, U., Grundlagen und Entstehung des
Territoriums der Grafschaft Mark, 1968; Stoob, H., Westfälische Beiträge zum
Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen, Westfäl. Forsch. 21 (1969), 6;
Reimann, N., Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner
Kirchenprovinz (1313-1368), 1973; Schleidgen, W., Kleve-Mark. Urkunden
1223-1368, 1983; Timm, W., Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486, 1986; Der Tag
bei Worringen, hg. v. Janssen, W./Stehkämper, H., 1988, 407ff.; Kupper, J.,
Mark, LexMA 6 1992, 297; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Ribhegge, W., Die Grafen von der
Mark, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 160, 820 (Kleve und Mark); Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 431; Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft
Mark im Mittelalter, hg. v. Pätzold, S., 2009.
Markgröningen (Herrschaft,
Reichsstadt). 779 wird M. (Gröningen) an der Glems bei Ludwigsburg erstmals
erwähnt. Die Burg und Stadt M. wurden um 1240 von Kaiser Friedrich II. auf seit
1189 staufischem Boden gegründet. Die Reichsstadt (13. Jh.) kam 1336 als
Reichslehen endgültig an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Roemer, H., Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd.
1f. 1930ff.; Roemer, H., Führer durch Markgröningen, 1949; Roemer, H., Die
Anfänge der Stadt Markgröningen, (in) Schwäb. Heimat 1 (1950); Markgröningen in
alten Bildern, hg. v. Sieb, E., 1988.
Marktbiberbach (Herrschaft).
S. Biberbach.
L.: Hölzle, Beiwort 5.
Marktbissingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. Bissingen.
Marlenheim (Herrschaft).
Die Herrschaft M. westlich von Straßburg gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts der Reichsstadt Straßburg, die seit 1681 von
Frankreich besetzt war.
L.: Wolff 295, Hölzle, Beiwort 91.
Marstetten (Herrschaft),
Mauerstetten. M. bei Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Burg und engere Herrschaft M. waren seit dem 14. Jahrhundert (1351) in
den Händen der Herren von Königsegg. 1566 kam die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft an die Truchsessen von
Waldburg, 1601 an die Linie Zeil und 1675 an die Linie Zeil-Wurzach. Um 1800
umfasste sie mit der Herrschaft Wurzach ein
Gebiet von 5,5 Quadratmeilen und 10000 Einwohnern. 1806 fiel sie an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45, 199; Wallner 686 SchwäbRK 26 b; Der Kreis Wangen, 1962.
Martinstein (Ganerbschaft). In M. an der Nahe
errichtete das Erzstift Mainz 1340 eine Burg, die mehrfach an Ritter verpfändet
und verliehen wurde. 1716 kauften die Markgrafen von Baden die zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählende Herrschaft.
1815 kam M. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Lunkenheimer-Salden, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 33.
Massa (Herrschaft).
M. in der Toskana wird 882 erstmals genannt. Seit 1434/1442 gehörte die Herrschaft M. den Malaspina, die 1473 auch Carrara
erlangten. Sie wurden 1568 zu Fürsten und 1664 zu Herzögen erhoben. 1731
erloschen sie im Mannesstamm. Über die Erbtochter kam das Herzogtum 1741 an
Modena-Este.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Sassi, F., I primordi del
principato massese, 1930; Ragionamento storico intorno l’antica città di Luni e
quella di Massa di Lunigiana, 1977.
Mathildische Güter ([umstrittene] Reichsgüter?). M.
sind die von Markgräfin Mathilde von Tuszien um 1080 (1079?, bestätigt 1102)
Papst Gregor VII. gegebenen und zu Lehen mit dem Recht der freien Verfügung
zurückerhaltenen Güter in Oberitalien (in den Grafschaften Reggio, Modena, Mantua,
Brescia, [mit Cremona], Ferrara [Lehen der Kirche], Parma und Verona [neben
Eigengütern und Reichslehen in Niederlothringen]), die sie hinsichtlich der
Eigengüter 1111/1115 an Kaiser Heinrich V. vererbte, der sie 1116 in Besitz
nahm. Im Streit zwischen Papst und Kaiser blieben die Güter bis zum Ende des
12. Jahrhunderts unter kaiserlicher Verwaltung. Am 12. 7. 1213 erkannte König
Friedrich II. die päpstlichen Ansprüche an, doch kam der Papst gegenüber den
Städten (z.B. Modena, Reggio) und dem Landadel, welche die Güter in ihre Herrschaften eingliederten, über eine ideelle
Oberhoheit nicht hinaus.
L.: Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuszien nebst
Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Overmann, A., Mathilde von Tuszien,
1895, Neudruck 1965; Haverkamp, A., Herrschaftsformen
der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1f. 1970f.; Gross, T., Lothar III. und
die Mathildischen Güter, 1990; Hägermann, D., Mathildische Güter, LexMA 6 1992,
394.
Mattsee (Herrschaft).
Wahrscheinlich stiftete Herzog Tassilo III. von Bayern 777 das 783/784 erstmals
belegte Kloster, das 817 königliche Abtei war und 907 zusammen mit Altötting
dem Hochstift Passau übertragen wurde. 1390/1398 verkauften die Bischöfe von
Passau die schon mehrfach verpfändete, von der Burg M. aus verwaltete Herrschaft M. mit Straßwalchen an das Erzstift
Salzburg, das 1803 an Toskana und 1805 an Österreich kam.
L.: Wolff 133; Erben, W., Quellen zur Geschichte des Stiftes und der Herrschaft Mattsee, 1896; 1200 Jahre Stift Mattsee,
Festschrift, 1977.
Mauerstetten (Herrschaft).
S. Marstetten.
L.: Wolff 45, 199.
Maxlrain (Herrschaft).
M. (813 Mahsminreini) bei Bad Aibling war vermutlich altes Königsgut, das
zumindest teilweise an das Hochstift Freising kam. Die Familie, die sich seit
1080 nach M. nannte, erwarb im 16. Jahrhundert die reichsfreie Herrschaft Hohenwaldeck und wurde 1548 zu
Reichsfreiherren erhoben. Nach dem Aussterben der Familie 1734 gelangte M., das
die Reichsmatrikel von 1776 im bayerischen Reichskreis aufführt, an die Sazenhofen
bzw. Satzenhofen, Lamberg, Reinstein-Tattenbach (Rheinstein-Tattenbach),
Arco-Valley, Lodron, Radali, Leyden, Arco-Zinneberg, Hohenthal und Bergen. Die
Lehnshoheit Freisings wurde 1523 im Tausch gegen Wallenburg erneuert, im 18.
Jahrhundert aber abgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 50; Demmel, K., Die Hofmark Maxlrain. Ihre rechtliche und
wirtschaftliche Entwicklung, 1941.
Mecheln (Herrschaft),
niederl. Mechelen. Im Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals
erwähnt. Es kam mit der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich
und nach dem Aussterben der die tatsächliche Herrschaft
für den Bischof von Lüttich ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant,
sondern 1357 an Flandern und von dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von
Cambrai verselbständigtes Bistum errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte
die Herrschaft M. zum burgundischen Reichskreis.
1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Mechernich (Reichsherrschaft). Die nur 678 Hektar umfassende
reichsunmittelbare Herrschaft M. östlich von
Gemünd in der Eifel unterstand im 14. Jahrhundert den Herzögen von Jülich. In
der Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte unter Beibehaltung der gemeinsamen
hohen Obrigkeit und Hochgerichtsbarkeit eine Teilung. Eine Hälfte kam über die
Rode, Frambach von Birgel, Nesselrode (1488), Twickel (1720) 1771 mit weiteren
Gütern an den Herzog von Arenberg, die andere Hälfte von den Grafen von
Blankenheim 1674 als Erbe an die Nesselrode und 1700 an die Grafen von Nesselrode-Reichenstein.
1794 besetzte Frankreich beide Teile. 1815 fielen sie mit der Rheinprovinz an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497f.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil). Das
schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark ausgegrenzte
Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war bis etwa 500 n.
Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln) bewohnt. Um 600
besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und Zirzipanen das
friegewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.) und König
Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw. deutschen
Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995 erstmals
erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11. Jahrhundert
Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M. ging im
Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen gelang die
dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die Hand der
Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160
das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im Osten
herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das die
Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit
Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M., das später zum
niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin,
die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung leistete und
Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon 1534
erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten Samtherrschaft)
von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der Herzogtümer
Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben
die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete Universität Rostock,
das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das Konsistorium
gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der
erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über
das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis
1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin
und Ratzeburg und die Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow
(Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten
sich am 8. 3. 1701 die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz,
das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg
[ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft
Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei Landstände,
Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog von
Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich.
1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu Großherzögen
erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet (drei Kreise) in
der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen verkaufte. Eine am
3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf Einspruch
Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben. 1866/18677 traten
beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund und 1868 dem
Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz beging am 29.
2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11.
1918 für beide Länder ab. Durch die Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der
Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24.
5. 1923 Mecklenburg-Strelitz parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1.
1934 wurden beide Länder durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in
Schwerin vereinigt. 1937 erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die
ratzeburgisch-mecklenburgischen Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst
zu Preußen und die bis dahin lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten.
1945 kam M., um Vorpommern westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin)
vergrößert, jedoch um ein der Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes
Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow (britische Besatzungszone) verkleinert, zur
sowjetischen Besatzungszone (22938 Quadratkilometer, 2,109 Millionen
Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine neue Verfassung. 1949 wurde M. ein
Land der Deutschen Demokratischen Republik. Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde
das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit Teilen Brandenburgs (Uckermark,
Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgeteilt,
zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern wiederhergestellt (Haupstadt
Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus 1990 den Landkreis Hagenow
verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im
19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums Mecklenburg das Herzogtum M., das im
Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommern
die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen großen Herrschaft
Stargard (mit 42000 Einwohnern) bestand, die durch Mecklenburg-Schwerin
getrennt waren. Außerdem gehörten zu M. die Komtureien Mirow und Nemerow. 1808
trat der Herzog dem Rheinbund bei. 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Drei
während der Besetzung durch Frankreich (1794-1814) als Kantone entstandene, als
Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel (Cronenburg/Kronenburg [ohne
Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller], Reifferscheid und Schleyden/Schleiden
[ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332 Einwohnern) verkaufte er am 21. 5.
1819 für eine Million Taler und einige Domänen an Preußen. 1866/1867 trat er
auf preußischem Druck dem Norddeutschen Bund, 1868 dem Deutschen Zollverein
bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte Großherzog Selbstmord. Die Regierung ging
an den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin über, der am 14. 11. 1918 abdankte.
Am 29. 1. 1919/24. 5. 1923 erhielt M. ein Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934
wurde es durch Gesetz mit Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373;
Endler, E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann,
M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Medelsheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). M. östlich von Saargemünd gehörte um 1150
zur Herrschaft Bitsch in Lothringen, im 14.
Jahrhundert den Grafen von Zweibrücken und danach Kurpfalz. Als Mannlehen
Österreichs geltend fiel M. 1576 an die Bollweiler, 1620 in weiblicher Erbfolge
an die Fugger (Fugger-Kirchberg [Fugger zu Kirchberg]) und 1656 an die von der
Leyen. M. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1815 kam
es zu Bayern (Provinz Rheinpfalz bzw. Pfalz), 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet
und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 516; Kampfmann, L., Heimatkunde des Bezirksamts Zweibrücken, 1912.
Meerfeld (Herrschaft).
Die Herrschaft M. nordwestlich von Wittlich
gehörte zur Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von
Sternberg fiel. Über Preußen gelangte das Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363.
Meiningen (Herrschaft).
982 gab Kaiser Otto II. dem Stift Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg
sein Eigengut in M. an der Werra am Rande des Grabfeldes. Kaiser Heinrich II.
übertrug M. an Würzburg. 1222/1230 zogen die Grafen von Henneberg M. an sich.
1330 fiel es wieder an Würzburg, das es 1406 an die Buchenau verkaufte. Von
ihnen kam es an die von der Tann und dann wieder an Würzburg, 1434 auf
Wiederkauf wieder an die Grafen von Henneberg, die es 1542 im Tauschwege gegen
Mainberg vom Hochstift Würzburg erwarben. Nach einem Erbvertrag von 1554 fiel
es 1583 an Sachsen, 1660 endgültig an dessen ernestinische Linie. Von 1680 bis
1918 war es Hauptstadt Sachsen-Meiningens, mit dem es 1920 zu Thüringen kam. S.
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 115; Güth, M., Poligraphia Meiningensis, das ist gründliche
Beschreibung der uralten Stadt Meiningen, 1676, neu hg. v. Schaubach, E., 1861.
Meisenheim (Herrschaft,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein bzw. Pfalz-Zweibrücken) s. Hessen-Homburg
L.: ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 370; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in)
Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Meißen (Burggrafschaft). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft
im eroberten Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel über der
Elbe war seit 968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit 1046 der
Markgrafen von M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen
Burggrafen, der in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben hatte,
wurde im 13. Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese vermochten es
nicht, aus den weit verstreuten Gütern ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach langem Streit
mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen nehmen. Nach
ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft 1426 an die Vögte von Plauen,
1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig
1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 216; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft
im eroberten Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der
Triebisch in die Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst
Johannes XIII. gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof
Burkhard) zwischen Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und
mittlerer Spree, das dem gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg
unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift
Wurzen (Land Wurzen), Stolpen (1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der
Oberlausitz zu bilden, gerieten aber trotz der äußerlich weiter bestehenden
Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw.
des Hauses Wettin (1485). Seit etwa 1400 hielt sich der Bischof meist in
Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst
unmittelbar unterstellt und nach der 1539 erfolgten Reformation faktisch 1581
aufgehoben. Das Hochstift kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818
wurden die Stiftslande dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921
wurde das Bistum M. als exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt.
Mit Sachsen fiel das Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der
Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach,
R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A.,
Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs
1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478;
Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA
88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen
und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im
eroberten Mittelelbegebiet an der Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb
des Meisabaches angelegte Burg Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz
der Markgrafen von M. Die 1046 erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis)
geht auf eine deutsche, nach dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete
Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie
hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und
unterstand Markgrafen aus den Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger)
(985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit
1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw.
Wettiner, die ursprünglich als Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren
Stammarkgrafschaft Wettin mit der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie
gewannen bis 1156 Eilenburg (Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark
Niederlausitz (sächsische Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden,
die Grafschaften Rochlitz und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift
Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195
unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen
einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft
Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland
Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam
es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der
Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land
als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie
Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im
Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der
Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem
Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die
Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit
Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der
Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit
Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz
(Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis
zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen,
Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit
Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf
(Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren
Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie
des späteren Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Mendrisio, Mendris (Herrschaft).
M. am Fuß des Monte Generoso im Tessin unterstand im 13. Jahrhundert Como.
Später fiel es an das Herzogtum Mailand. 1512 wurde es von den Eidgenossen der
Schweiz erobert und kam danach zum Tessin.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1747) G5.
Mengen (Herrschaft,
reichsstadtähnliche Stadt). M. nahe der Mündung der Ablach in die Donau wird
anlässlich der Übertragung durch Kaiser Ludwig den Frommen an Buchau 819
erstmals erwähnt. Vor 1257 wurde vermutlich von den Staufern eine neue Siedlung
errichtet. Von 1285 bis 1312 hatten die Habsburger die Vogtei. Danach wurde M.
an habsburgische Amtleute und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet.
Es zählte zum österreichischen Reichskreis. 1680 löste es sich an Österreich
zurück und kam 1805 an Baden, dann an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971;
Das alte Mengen, hg. v. Bleicher, W., 1988.
Meppen (Herrschaft,
Amt). Das am Zusammenfluss von Hase und Ems gelegene, um 780 auf Reichsgut
gegründete M. kam 834 durch Kaiser Ludwig den Frommen an Corvey. 945 erhielt es
Zoll und Münze, 946 Marktrecht. 1252 gelangte M. mit den Gütern der Grafen von
Ravensberg im Emsland an das Hochstift Münster, in dem es Sitz eines Amtes
wurde. 1803 fiel M. an den Herzog von Arenberg und danach an Preußen und damit
1946 an Niedersachsen. S. Arenberg-Meppen.
L.: Wolff 312; Geppert, A., Meppen. Abriss einer Stadtgeschichte, 1951; Meppen
in alter und neuer Zeit 834-1984, hg. v. Knapstein, C., 1983.
Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs
errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1129
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die nach 1050 als Vögte des Stiftes
Limburg zu Neunkirchen und Camberg nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und
Gleiberg südlich der unteren Lahn und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei
über Wetzlar ergänzten Güter fielen bei ihrem Aussterben (1328) über eine
Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der Herren von Westerburg an die Grafen
von Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an
Nassau-Weilburg. Die Herrschaft zählte zum
oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau
Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12.
Mergentheim (Meistertum des Deutschen Ordens,
Residenz), Bad Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene
und vermutlich 720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird
1058 erstmals als Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die
Grafen von Hohenlohe (als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen
Orden. Von 1525/1526 bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des
Deutschmeisters, der nach dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen
zur Reformation auch das Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm.
Das Meistertum umfasste die Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen
Hilsbach, Heuchlingen (Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und
Weingarten, die Ämter Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die
Kommentureien Horneck am Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die
Kammerkommenturei zu Weißenburg im Elsass und die Herrschaften
Freudenthal in Oberschlesien und Busau (Baussau) in Mähren. 1809 fiel M. an
Württemberg und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg. v.
Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des
Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K., Mergentheim, Stadt in der
Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim, LexMA 6 1992, 537; Klebes,
B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
376.
Merode (Reichsgrafen, Fürsten). Im 12. Jh.
erscheinen Reichsministeriale, welche die Herrschaft
Rode (Merode) bei Düren hatten. Sie wurden 1622 wegen Waroux Reichsgrafen und
1704 Fürsten von Rubempré.
L.: Domsta, H., Geschichte der Fürsten von Merode im Mittelalter, Bd. 1f.
1974ff.; Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser 14 1991, 525f.
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso
von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte.
Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums
(Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen
östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer
unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II. erhaltenes großes
Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit
über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation brachte das Haus
Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561 das zum
obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit
Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies
wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische
Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere
Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378.
Merxheim (Ganerbschaft). Aus dem 11. Jahrhundert
sind Güter mehrerer ritterlicher Familien in M. (Merkedesheim) bei Bad
Kreuznach bekannt. Von 1358 bis 1442 bildete M. eine selbständige Herrschaft. Deren Inhaber wechselten mehrfach, bis um
1789 die Selbständigkeit verlorenging. S. Preußen (Rheinprovinz),
Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Mespelbrunn (Burg, Herrschaft).
1412 übertrug das Erzstift Mainz der den Schenken von Erbach und dem Erzstift
zu Diensten verbundenen Familie Echter die Wüstung Espelborn in einem Seitental
der Elsava im Spessart. 1665 erlosch die Familie, die seit 1430 M. zu ihrem
Stammsitz ausgebaut hatte, und wurde von den Ingelheim beerbt. S. Echter von
M., Bayern.
L.: Kittel, A., Beiträge zur Geschichte der Freiherren Echter von Mespelbrunn,
1882.
Meßkirch, Messkirch, Mößkirch, Möskirch (Herrschaft). M. an der Ablach bei Sigmaringen wird
1202 erstmals erwähnt. Um 1210 kam die Herrschaft
M. bei Aussterben der Grafen von Rohrdorf erbweise an eine Nebenlinie der
Truchsessen von Waldburg, 1319/1354 erbweise an die Herren von Zimmern, nach
deren Aussterben 1594 an die Grafen von Helfenstein und 1626/1627 erbweise an
die Grafen von Fürstenberg. Innerhalb der Grafen von Fürstenberg stand die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft
zunächst der Linie Fürstenberg-Messkirch, seit 1744 der Linie
Fürstenberg-Stühlingen zu. Sie bestand aus der eigentlichen Herrschaft M. mit der gleichnamigen Stadt und der Herrschaft Waldsberg mit mehreren Dörfern. 1806 fiel
die 270 Quadratkilometer umfassende Herrschaft
mit dem südlich der Donau gelegenen Teil an Baden, im Übrigen an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit an Preußen, 1951/1952 aber das Gebiet insgesamt
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29; Messkirch gestern und heute, 1961;
Götz, F., Kleine Geschichte des Landkreises Stockach, 1966; Heim, A., Messkirch
- Bibliographie, 1988; Heim, A., Die Stadt der Fürstenberger. Geschichte, Kunst
und Kultur des barocken Messkirch, 1990; Schmid, H., Die Statuten des
Landkapitels Messkirch von 1719, 1999.
Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten). Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des rheinischen
Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M. westlich von
Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne, stellte zahlreiche
Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12 Linien. 1652 erhielt
Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen Herrschaften
Winneburg und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde
die Familie reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18. Jahrhundert
zählte sie als Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt
Sporkentaler Mühle zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Außerdem war sie im früheren 18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 erlangte sie als Entschädigung für
ihre linksrheinischen Güter Winneburg und Beilstein, über die sie Sitz und
Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei
Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten
belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806 aber von Württemberg
mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar M., der zum
Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser von
Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel
157; Riedenauer 125; Klein 188.
Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit
war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen
Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das Kastell
Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.)
Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt auf. Sie schuf
sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im
14. Jahrhundert mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und
verteidigte es gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt.
1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks
Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum
Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum
ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter,
die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass
streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a.
[1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von
Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster,
Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders durch
Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert stark
zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von Leiningen,
weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der Bischof
Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand
des Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal,
Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen
die protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für
dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul
und Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von
Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende Hochstiftsgut.
1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum
M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich die Bischöfe von
M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste
das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen
(Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und
Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Remilly, Vic, Freiburg,
Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen Revolution von 1789
ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen
wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La reunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz,
LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die
alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 463.
Meudt (Herrschaft).
1097 gab Pfalzgräfin Adelheid als Erbin der Konradiner und der Grafen von
Luxemburg-Gleiberg Güter in M. im Westerwald an das Stift Sankt Georg zu
Limburg. Mit Limburg kam M. an die Herren von Isenburg, bis 1664 an die Grafen
von Isenburg und bis 1774 an die Grafen von Wied. Landesherren waren die Grafen
von Diez. 1564 fiel das zum kurrheinischen Reichskreis zählende M. von Diez an
das Erzstift Trier, 1806 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Wallner 700 KurrheinRK 8.
Meyenburg (Herrschaft).
Eine Burg der Markgrafen von Brandenburg bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1319 an Mecklenburg fiel, 1329 aber an
die Markgrafen von Brandenburg zurückkam. Nach mehrfachen Verpfändungen
gelangte sie vor 1364 an die Herren von Rohr. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Seehaus, F., Meyenburger Chronik, 1929.
Michelbach (Herrschaft).
Seit 1380 erwarben die Schenken von Limpurg das wohl schon karolingische Dorf
M. an der Bilz bei Schwäbisch Hall. Innerhalb Limpurgs kam es an die Linie
Limpurg-Sontheim. Nach deren Aussterben fiel es an
Löwenstein-Wertheim-Virneburg. 1806 gelangte es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 50.
Michelstadt (Herrschaft).
In der schon römisch besiedelten Gegend an der oberen Mümling erscheint 741/742
das Königsgut M. (Michilstat). 815 gab Kaiser Ludwig der Fromme Ort und Mark an
Einhard, der es 819/840 an Lorsch weitergab. Seit dem 12. Jahrhundert wurde es
dem Kloster durch die Schenken von Erbach als Vögte (1232, Aufhebung Lorschs)
entfremdet. 1307 mussten die Schenken es der Pfalz zu Lehen auftragen. 1806 kam
es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Erbach.
L.: Wolff 123; Buxbaum, P., Michelstadt, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 6, 7, Marcha pertinens ad Michlenstat;)
Michelstadt vom Mittelalter zur Neuzeit, 1986; Braasch-Schwersmann, U.,
Michelstadt, LexMA 6 1992, 611.
Mickhausen, Mückenhausen, Mückhausen (Herrschaft). Die Herrschaft
M. südwestlich Augsburgs gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen) zum schwäbischen Reichskreis. Sie
umfasste etwa 2 Quadratmeilen. 1806 kam sie zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 b.
Militsch (freie Herrschaft).
Die freie Standesherrschaft M. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil des
Fürstentums Oels. Nach dem Aussterben der Fürsten von Oels 1492 wurde sie von
Ladislaus von Böhmen als eigene Herrschaft an
die Kurzbach veräußert. Diese verkauften sie an die Freiherren von Maltzan, die
Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhob. Die freie Standesherrschaft M.
umfasste 8 Quadratmeilen. S. Preußen, Polen.
L.: Wolff 487.
Millendonk, Myllendonk, Mylendonk (Reichsritter,
reichsunmittelbare Herrschaft). Nach der
Wasserburg M. an der Niers bei Korschenbroich westlich von Düsseldorf benannten
sich seit 1168 auftretende Edelherren von M., die Lehnsträger Gelderns waren.
Ihre Herrschaft stand nach ihrem Aussterben um
1300 den Reifferscheid als Lehen Gelderns, seit etwa 1350 den Mirlar
(Millendonk-Mirlar, Myllendonk-Mirlar) und danach den Bronkhorst (Bronckhorst)
zu. Sie gehörte später zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1682/1690
kam sie an die Herzöge von Croy, 1694 an die Gräfin von Berlepsch. 1700 wurde
sie reichsunmittelbar. 1733 fiel sie in weiblicher Erbfolge mit 0,8
Quadratmeilen Gebiet und 1600 Einwohnern (im Wesentlichen das heutige
Korschenbroich) den Grafen von Ostein zu. 1794 wurde sie von Frankreich
besetzt. Die Grafen von Ostein erhielten für den Verlust der dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörigen Herrschaft an
Frankreich durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 die
Abtei Buxheim (ohne das Dorf Pleß und belastet mit verschiedenen Renten).
1813/1835 kam die Herrschaft, die 1832 an die
Freiherren von Wüllenweber (Willenweber) vererbt wurde, an Preußen und damit
das Gebiet 1946 an Nordrhein-Westfalen (heute Teil der Stadt Korschenbroich).
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J., Die
Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine
„Vererbung”, 1959.
Mindelheim (Herrschaft,
Reichsfürst). An der Stelle von M. an der Mindel lagen eine alemannische
Siedlung des 7. Jahrhunderts und ein fränkischer Königshof. M. selbst wird
erstmals 1046 anlässlich der Übertragung vom Reich an das Hochstift Speyer
erwähnt. 1365 kamen Stadt (vor 1256) und Herrschaft
von den Herren von M. über die Hochschlitz an die Herzöge von Teck und
1433/1439 an die Herren von Rechberg. Von 1467 bis 1586 gehörten Herrschaft und Stadt M. den Freundsberg/Frundsberg.
Danach kamen sie 1590 an die Fugger, deren Rechte aber von den Herren von
Maxlrain bestritten wurden. Sie traten ihre Ansprüche an Bayern ab, das M. 1616
besetzte und die Fugger abfand. Seit 1616 war M., abgesehen von 1704/1705 bis
1713/1714, als es der Kaiser als aus seiner Sicht erledigtes Reichslehen John
Churchill Marlborough, First Duke of Marlborough, als Belohnung für seinen Sieg
über Bayern als Reichsfürsten überließ, was durch den Frieden von Rastatt 1714
allerdings wieder entschädigungslos beseitigt wurde, und abgesehen von 1778 bis
1780 (Besetzung durch Österreich, mit 7 Quadratmeilen Gebiet), Teil Bayerns und
gehörte dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D3; Zoepfl, F., Geschichte der Stadt Mindelheim in Schwaben, 1948;
Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968; Vogel, R.,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Mindelheim, 1970; Habel, H., Der
Landkreis Mindelheim, 1971.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der
Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle,
Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die
Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die
billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom
Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines Herrschaftsgebiet
(etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem Sturz Herzog Heinrichs
des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach dem vorübergehenden
Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen) und der Grafschaft
Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen von Hoya (1336) sowie
nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von
(Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg,
Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit
eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand
bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16.
Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648
wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung
für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum
umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das
Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden
unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen,
Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen
auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor.
1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz
Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft
1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898;
Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909;
Mindener Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel,
H., Die älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden. Die
Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6 (1937);
Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums
Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von Minden, 1950;
Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957; Scriverius, D.,
Die weltliche Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.;
Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt.
des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen
in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und
Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia,
1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im
alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von
Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen).
Minfeld (Reichsdorf). M. südlich Landaus
erscheint erstmals 982 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das Hochstift
Speyer. Mit der Herrschaft Guttenberg kam es an
Pfalz-Zweibrücken und Leiningen. Am 22. 1. 1379 verpfändete König Wenzel an
Kurfürst Ruprecht von der Pfalz unter anderem M., das Ruprecht aus der
Pfandschaft des Grafen Emich von Leiningen eingelöst hatte. Später gelangte es
über die Pfalz und Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464; Walther, J., Beiträge zur Geschichte der Dörfer Minfeld und
Freckenfeld, 1906.
Mistek (Herrschaft). 1572 verkauften die Piasten von Teschen die Herrschaft M. in Schlesien an das Hochstift Olmütz. S. Tschechoslowakei.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit
Ferrara belehnt wurden. 1452 wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit
Reggio nell’Emilia zum Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der
Papst 1597 Ferrara ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711
Mirandola und 1728/1737 Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am
16. 10. 1796 in M. die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und
Reggio zur Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen
Republik und 1805 im Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau
als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte
Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M.
an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien
(1861) vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Modena-Reggio (Herzogtum). 1452 wurde Modena unter der
Herrschaft der Este durch Kaiser Friedrich III.
mit Reggio (nell’Emilia) zum Herzogtum erhoben. S. Modena.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M. am
Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei Werden
genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M., die sich
seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten um M. und
Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen
Kleve, das Erzstift Köln sowie Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die
Grafschaft seit 1250 von Kleve zu Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die
Grafschaft Saarwerden, 1417 teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf
gegen Burgund verlor M. im späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M.
an Wied-Runkel und 1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation
ein und vererbten die Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien
(Nassau-Oranien). 1702 nahm (Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem
Erlöschen der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden
Erbfolgestreits als Erbe und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und
1707 beantragte Preußen die Aufnahme von M. in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M. vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt.
Seit 1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6
Quadratmeilen Gebiet und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens
und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers,
hg. v. Wensky, M., 2000.
Mohrenhausen (Herrschaft).
Die Herrschaft M. wurde 1581 erworben und stand
der Linie Fugger-Babenhausen und Boos (Fugger-Babenhausen) zu. M. kam zu
Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 45.
Möhringen (Herrschaft).
M. im Versickerungsgebiet der Donau bei Tuttlingen wird 882 erstmals genannt.
Im 10. Jahrhundert kam es von dem letzten Alaholfinger an die Abtei Reichenau.
Vögte waren wohl ursprünglich Herren von Möhringen, seit 1308 die Herren von
Klingenberg. Um 1300 wurde der Ort Stadt. 1520 wurde die Herrschaft an Fürstenberg verkauft, das sie 1525 an
das Schaffhauser Geschlecht Amstad (am Staad) veräußerte, 1553 aber
zurückerwarb. Über Württemberg (1806) kam M. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44; Bühler, F., Heimatbuch Möhringen, 1958.
Molsberg (Herrschaft).
Die Burg M. im Westerwald an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1116
erstmals genannt. Sie gehörte Edelherren, die bereits vor 1048 die Vogtei von
Sankt Maximin zu Trier um Niederbrechen innehatten. 1273 trugen sie ihren
ausgedehnten Streubesitz dem Erzstift Trier zu Lehen auf. 1364 verpfändeten und
1365 verkauften sie die Güter an Trier, das 1657 den Walderdorff die Güter als
trierische Unterherrschaft überließ. Über Nassau-Weilburg (Nassau) (1803) und
Preußen (1866) kam M. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der
Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals
erwähntenGrafschaft, die mit der Teilung des Reiches der Lothare
(Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie
vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von
Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen
von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig waren. Nachdem die
Grafen von Württemberg 1324 bereits die Herrschaften
Horburg und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges,
Saulnot (Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch
Heirat der Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont (1506), Clémont, Héricourt,
Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In Württemberg wurde M. immer wieder
Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534 wurde die Reformation eingeführt.
Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf
dem Reichstag hatte, aber keinem Reichskreis angehörte, von Frankreich, dessen
Oberhoheit Württemberg 1748 anerkennen musste, besetzt. 1796/1801 wurde es
Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
Monaco (Herrschaft,
Fürstentum). M. östlich von Nizza ist vermutlich eine von Massilia (Marseille)
aus erfolgte phönikische oder phokäische Gründung, die 154 v. Chr. den Römern
als Herculis Monoeci portus bekannt war. 1215 eroberte Genua M. Im späten 13.
Jahrhundert (1297) flüchteten dorthin die guelfischen Grimaldi. Sie wurden 1454
Herren des Ortes. Sie verbündeten sich meist mit Frankreich, 1524 mit Kaiser
Karl V. 1641 unterstellten sie sich Frankreich und wurden 1659 zu Fürsten
erhoben. 1793 wurde M. von Frankreich annektiert. 1815 erhielt Sardinien die
Schutzherrschaft über M. 1861 gingen Mentone und Roccabruna (Roccabana) durch
Verkauf an Frankreich verloren, wodurch das Fürstentum von 21,6
Quadratkilometern auf 1,5 Quadratkilometer und von 7400 auf 1500 Einwohner
verkleinert wurde. 1911 erhielt M. eine 1962 geänderte Verfassung. Nach dem
Schutzvertrag vom 17. 7. 1918 soll M. beim Aussterben der Dynastie als
Protektorat an Frankreich fallen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B3; Saige, G., Documents
historiques relatifs à la principauté de Monaco, Bd. 1ff. 1888ff.; Saige, G.,
Monaco, ses origines et son histoire, 1898; Labande, L., Histoire de la
Principauté de Monaco, 1934; Lamboglia, N., Il principato di Monaco, 1942;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 183 ; Robert, J.,
Histoire de Monaco, 1973; Pavoni, R., Liguria medievale, 1992; Petti Balbi, G.,
Monaco, LexMA 6 1992, 727; François, N., Introduction au droit monégasge, 1998.
Mondovi (Stadtkommune). M. westlich von Genua
stand um 1390 unter der Herrschaft der Visconti.
S. Mailand, Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B2.
Monschau (Herrschaft).
Die Burg M. an der Rur wird 1217 erstmals erwähnt. Sie bildete den Mittelpunkt
der Herrschaft M. Diese fiel 1434 an die Herzöge
von Jülich und kam damit über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Prümmer, H., Das Monschauer Land, historisch und geographisch
gesehen, 1955; Pilgram, H., Der Landkreis Monschau, 1957.
Montecuccoli (Reichsfürst). 1651 wurde der
kaiserliche Feldmarschall Raimund M., dessen Familie aus Modena stammte, zum
Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 152; Senesi, J., Raimund Montecuccoli, 1933; Leisching, P., Hohenegg.
Das Werden des montecuccolischen Herrschafts-Fideikommisses
in Niederösterreich, Innsbrucker Historische Studien 10/11 (1988); Schreiber,
G., Montecuccoli, Raimondo, 2000.
Montfort-Bregenz (Grafen). Die Grafen von M. entstanden
1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie starben 1338 aus. Bei einer
erneuten Teilung 1354 entstand eine jüngere Linie M. Sie erwarb 1359 die Herrschaft Hoheneck bzw. Hohenegg, zählte zum
österreichischen Reichskreis und erlosch 1787.
L.: Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Montfort-Feldkirch (Grafen). Die Grafen von M. entstanden 1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie erlosch 1390. Die Herrschaft Feldkirch kam 1375/1379 an Habsburg bzw. Österreich (Vorarlberg).
Montfort-Tettnang (Grafen). Die Grafen von M. entstanden
1260 als Linie der Grafen von Montfort. Sie hatte von 1332 bis 1565 die Herrschaft bzw. seit 1471 Grafschaft Rothenfels im
Allgäu inne, die 1565 an die Grafen von Königsegg kam. 1354 erfolgte eine zweite
Teilung in eine jüngere Linie M. und eine jüngere Linie Montfort-Bregenz. 1574
erlosch die Linie M., 1787 auch der Bregenzer Zweig.
L.: Kastner, A., Die Grafen von Montfort-Tettnang, 1957.
Moosbeuren (Herrschaft).
Die Herrschaft M. nördlich von Biberach wurde
1607 von den Grafen von Stadion erworben. 1806 kamen die Güter an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 53.
Mörchingen (Herrschaft).
Die um das 1206 in einem Personennamen bezeugte M. gebildete Herrschaft M. nordöstlich Nancys gehörte zum Herzogtum
Lothringen und gelangte mit diesem zu Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66/67 D4; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 422.
Mößkirch (Herrschaft) s. Messkirch
Mückenhausen, Mückhausen (Herrschaft)
s. Mickhausen
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 b.
Mühlenbach (Herrschaft).
868 gab König Ludwig der Deutsche M., Arenberg und Immendorf bei Koblenz an das
Kloster Herford. 1226 erwarben die Herren von Helfenstein das Erbmeieramt. Sie
entwickelten aus der Vogtei und dem Meieramt die Herrschaft
M. 1579 erbten die Rollshausen (Rolshagen), die von Steinkallenfels
(Stein-Kallenfels), die Vogt (bzw. Vögte) von Hunolstein und die Wrede die Herrschaft. Seit 1715 hatten die Wrede allein die Herrschaft. Das Schutzrecht übte seit 1465/1470/1692
das Erzstift Trier aus. 1946 kam M. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 326.
Mühlhausen (Reichsstadt). Das (775 anlässlich der
Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967 erstmals erwähnte M.
(Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit karolingischer Zeit?)
Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes mit franci homines. Die zugehörige
Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des 10. und 11. Jahrhunderts häufig
besucht. Bei ihr entwickelte sich eine Siedlung, die schon 974 hervorgehoben
wurde. 1188 wurde M. civitas imperatoris, 1206 civitas regia und um 1220 des
richis stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
aufgezeichnet. 1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen von der
Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor 1290
wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden Statuten aufgezeichnet.
1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt. Seit 1348 galt M. als freie
Reichsstadt., Bis 1370 gewann M. ein Herrschaftsgebiet
mit 19 Dörfern sowie etwa 220 Quadratkilometern. 1418 trat die Stadt der Hanse
bei. Bis 1450 wuchs die Stadt auf rund 8000 Einwohner. 1483 wurde M.
Schutzstadt des Hauses Wettin. Zwischen dem Bauernkrieg (1524/1525) und 1548
ging die Reichsfreiheit als Folge des Wirkens Thomas Müntzers (1524)
vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich wechselnden Regiments durch
Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam reformiert. 1710 wurde das
zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt
Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen
Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des
Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen
angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt
Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.;
Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen
1802, 1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt Mühlhausen in
Thüringen, 1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911;
Bemmann, R., Die Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in
Thüringen. 1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther,
G./Korf, W., Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder
Mölsen, Mühlhauser Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6
1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der
Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003.
Mühlheim (an der Donau) (Herrschaft).
790 wird M. am Platz einer römischen Siedlung erstmals erwähnt. Die Neugründung
durch die Grafen von Zollern (Hohenzollern) vor 1241 wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1391 mit Bronnen, Kolbingen, Beuron,
Irndorf, Buchheim, Worndorf, Königsheim, Mahlstetten, Böttingen und Stetten
sowie der Vogtei über Kloster Beuron an die Herren von Weitingen und von diesen
1409 samt Nendingen an die Herren von Enzberg verkauft wurde. Seit 1544 stand
vertraglich die hohe Obrigkeit der Grafschaft Hohenberg und damit
Habsburg/Österreich zu. 1806 kam die Herrschaft
Enzberg an Württemberg und damit M. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909; Blessing,
E., Mühlheim an der Donau, 1985.
Münch (Reichsfreiherr, Reichsritter). Bankier
von M. stammte aus alten Patriziergeschlechtern der Reichsstädte Augsburg,
Frankfurt, Ulm und Memmingen und wurde 1788 von Kaiser Joseph II. in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. Nach dem Erwerb der Herrschaft
Mühringen (Hohenmühringen), Egelstal, Wiesenstetten und einem Teil von Mühlen
war er von 1790 bis 1805 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem 1748 von den
Leutrum von Ertingen erworbenen Filseck gehörte er auch dem Kanton Kocher an.
L.: Hölzle, Beiwort 62, 64; Hellstern 209, 218f.; Kollmer 378.
München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern
[Alter Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit
September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des
Bischofs von Freising in Oberföhring und verlegte gegen Abfindung den Markt von
Oberföhring nach M. (Munichen), dessen ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre
alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des Kultusministeriums 2003) weitgehend
unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz Heinrichs des Löwen wieder an das
Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern. Seit 1255 wurde es zunächst neben
Donauwörth, Dachau, Neuburg und Wolfratshausen, später allein Sitz des
Herzogtums Oberbayern (seit 1392 Bayern-Münchens). S. Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952;
Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v.
Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die
Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt
und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA
6 1992, 897; Geschichte der Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F.,
Münchner Stadtgeschichte, 1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum,
1997; Bauer, R., Geschichte Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394;
Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; München, Bayern und das
Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008.
Münchhöf (Herrschaft).
Zur Herrschaft M. bei Salem waren verschiedene,
seit dem 12. Jahrhundert bestehende Höfe des Klosters Salem in M.,
Oberdornsberg, Unterdornsberg, Madachhof (Madach), Gründelbuch, Oberstohren,
Unterstohren, Brielholz, Hirschlanden, Notzenberg, Schweingruben, Blumhof,
Homberg, Mainwangen, Reismühle, Frauenberg über Bodman, Stockach und anderen
Orten zusammengefasst. Gegen 64969 Gulden überließ Österreich der Reichsabtei
Salem 1784 unter Vorbehalt der Landeshoheit der Landgrafschaft Nellenburg die
hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Am Ende des Jahres 1802 wurde Salem
aufgehoben, die Güter kamen meist an Baden und von dort 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 4
Münchwald (Herrschaft).
Die Herrschaft M. stand am Ende des 18.
Jahrhunderts unter der Landeshoheit Badens den Freiherren von Dalberg zu
Dalberg (Dalberg) zu. Über Preußen kamen die Güter 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
Münchweiler (Herrschaft).
M. an der Glan westlich von Kaiserslautern zählte mit etwa 10 Dörfern zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Später kam es zu Bayern und
1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516.
Münden, Hannoversch Münden (Burg, Herrschaft, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg in der Linie Calenberg-Göttingen). Um 800 gab der
Missionsbischof Erkanbert dem Kloster Fulda M. (Gemundi) am Zusammenfluss von
Fulda und Werra. Vermutlich über die Grafen von Northeim und Winzenburg kam es
an Heinrich den Löwen und fiel spätestens 1183 an die Landgrafen von Thüringen.
1246 wurde nach deren Aussterben der Herzog von Braunschweig-Lüneburg mit dem
Reichslehen M. belehnt. Über Hannover gelangte M. 1866 an Preußen und 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolff 437; Lotze, W., Geschichte der Stadt Münden, 2. A. 1909; Beuermann,
A., Hannoversch-Münden, Diss. phil. 1951; Eckhardt, K., Heinrich der Löwe an
Werra und Oberweser, 1958; Festschrift zur 800-Jahrfeier der Stadt Münden, hg.
v. d. Stadt Münden, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 251.
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission
machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem
1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum
Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel,
Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an Groningen und
Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen.
Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das
weltliche Herrschaftsgebiet ging von der
Goherrschaft in einigen Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der
Grafschaft Cappenberg, der Erwerb der Herrschaften
Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau), der zuvor
ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar (1269), Lohn
(1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der
zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen (1428-1634) sowie
die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe
im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von
Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten
erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar,
Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen],
Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und
Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke
bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich
dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta,
Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in
Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der
münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der
Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim,
Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über.
1773 wurde in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das
Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter
Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne,
Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und
Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und
Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und
Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
(Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei
Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des
Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem
und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807
wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am
10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an
Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches Urkundenbuch,
Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte der Verfassung
und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die Geschichtsquellen des
Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte des Fürstbistums
Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische Neugestaltung
Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik des
münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums
Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd.
1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H.,
Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961;
Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984;
Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das
Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400,
1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster,
1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H.,
1989; Fahlbusch, F./Hergenmöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte
der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl,
W., 1999ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im
Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien
zur Geschichte des Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006.
Münzenberg (Herren, Herrschaft).
Vor 1160 erbaute der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die
vielleicht 1165 bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der sich die
Familie danach benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156 bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam nach 1170 ein Teil der
Grafschaft Nürings. Nach dem Aussterben der Herren von M. gelangte die später
zum oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim, Königstein, Dreieichenhain,
Babenhausen und rund hundert weitere Orte umfassende Herrschaft
1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von Falkenstein, die weitere
Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und Pappenheim (1286) erwarben,
im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von Falkenstein fiel 1418 an
die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und Eppstein. Für die Grafen
von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das Erzstift Mainz (10/48) ein.
Die mainzischen Güter kamen 1684 an die Grafen von Hanau und damit 1736 an
Hessen-Kassel, die Solmser Güter im frühen 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt.
Der Anteil Hessen-Kassels fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a.
Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg,
1933; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G.,
Burg Münzenberg, 2. A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg - Burg, Stadt,
Kirche, 1968; Hinz, H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 445.
Muri (Abtei). Um 1027 wurde M. an der Bünz
als Eigenkloster der Grafen von Habsburg gegründet und von Einsiedeln aus
besetzt. Güter lagen in Muri, Hermetschwil, Küssnacht, Gersau, Buochs, Thalwil,
Rufach (Ruoffach) und Bellingen (Breisgau). 1415 kam die Vogtei von Habsburg an
die Eidgenossen der Schweiz (gemeine Herrschaft).
1622/1649 wurde das Kloster exemt und 1701 zur Fürstabtei erhoben. 1706 erwarb
es die Herrschaft Glatt. 1798 fielen seine Güter
in der Schweiz an die Helvetische Republik, im Übrigen 1802/1803 an Württemberg
und Hohenzollern-Sigmaringen. 1803 erneuert, wurde es 1841 aufgehoben und
1843/1845 nach Gries bei Bozen verlegt.
L.: Wolff 529; Das Kloster Muri im Kanton Aargau, hg. v. Kiem, M., 1883; Kiem,
M., Geschichte der Benedictinerabtei Muri-Gries, Bd. 1,2 1888, 1891; Rösener,
W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Gilomen-Schenkel, E., Muri, LexMA 6 1992,
943.
Murten (Reichsstadt, Herrschaft,
Land). M. am Murtensee zwischen Solothurn und Avenches (Aventicum) erscheint
515 als burgundischer Königshof Muratum in der Gründungsurkunde des Klosters
Saint-Maurice (Saint Maurice/Wallis, Sankt Moritz). Nach seiner 1034 erfolgten
Zerstörung wurde es nach 1159 von den Herzögen von Zähringen als Stadt
begründet. Nach dem Aussterben der Herzöge wurde es Reichsstadt, kam aber 1255
und nach der Rückgewinnung seitens des Reiches (1283) 1291 erneut an Savoyen.
Von 1475 bis 1798 wurde es von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet. 1803
gelangte es an den Kanton Freiburg der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Welti, F. E.,
Das Stadtrecht von Murten, 1925; Flückiger, E., Murten, 1946.
Muskau (Herrschaft).
M. an der Lausitzer Neiße war im 12. Jahrhundert ein kirchlicher Mittelpunkt.
Später war es Sitz der Herrschaft M., zu der
1361 eine Wasserburg zählte. Die 27000 Hektar umfassende Standesherrschaft in
Sachsen gehörte nacheinander Boto von Eilenburg bzw. Eulenburg (1361), Heinrich
von Kittlitz, den Penzig bzw. Pentzig (1390), den Biberstein (Bieberstein) (vor
1444), Böhmen, den Schönaich bzw. Schöneich (1558), Böhmen bzw. dem Reich
(zweiter Heimfall des Lehens an die Krone Böhmens), den Burggrafen von Dohna
(1597), den Grafen von Callenberg (1644), den Grafen von Pückler (1785 [,
Errichtung eines vorbildlichen Landschaftsparkes, vgl. Pückler-Muskau, Hermann
von, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834]) dem Prinzen Friedrich der
Niederlande (1846-1861) sowie zuletzt bis 1945 den Grafen von Arnim. S. Polen.
L.: Wolff 470; Arnim, S. Gräfin v., Der Landvogt von Callenberg, 1934;
Arnim-Muskau, H. v./Boelcke, W., Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und
Neiße, 1978, Neudruck 1992.
Mylendonk (Herrschaft)
s. Millendonk
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine
„Vererbung”, 1959.
Myllendonk (Herrschaft)
s. Millendonk
L.: Wolff 366; Zeumer 554 II b 63, 26; Wallner 705 WestfälRK 53; Bremer, J.,
Die Reichsherrschaft Millendonk, 1939; Quadflieg, E., Millendonk und seine
„Vererbung”, 1959.
Nagold (Herrschaft).
N. an der Nagold erscheint erstmals 786 anlässlich einer Gabe des König Karl
dem Großen verschwägerten Grafen des Nagoldgaus an das Kloster Sankt Gallen.
1007 übertrug König Heinrich II. Reichsgut in N. an das Hochstift Bamberg. Um
1250 kam N. von den Pfalzgrafen von Tübingen als Nachfolgern der
Nagoldgaugrafen an die Grafen von Hohenberg, von denen sich eine Linie nach N.
benannte. 1363 verkauften die Grafen von Hohenberg den um 1330 zur Stadt
gewordenen Ort mit der zugehörigen Herrschaft an
Württemberg. Mit Württemberg gelangte N. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wagner, G., Nagolder Heimatbuch, 1925; Dieterle, G., Die Stadt
Nagold, 1931; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978, 100; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 448.
Nalbach (Herrschaft).
Über die zur Herrschaft N. des Sankt
Simeonsstiftes in Trier gehörenden Dörfer Bettstadt, Bilsdorf, Diefflen,
Körprich, N. und Piesbach hatten im 15. Jahrhundert die Raugrafen die
Obervogtei. Diese kam danach je zur Hälfte an das Erzstift Trier und die Pfalz.
Diese belehnte die Herren von Rathsamhausen, danach die Braubach de Lénoncourt
und 1711 die Herren von Hagen zur Motten (Hagen). Daneben hatten im 17.
Jahrhundert die Herzöge von Lothringen eine sog. Schirmvogtei. 1784 erkannte
das Sankt Simeonsstift die Landesherrschaft des Erzstifts und der Herren von
Hagen an. Über Preußen kam N. 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957
zum Saarland.
L.: Wolff 502.
Namslau (Herrschaft),
poln. Namyslow. N. an der Weide in Niederschlesien wurde vor 1278 als
deutschrechtliche Stadt gegründet, die bis 1294 zum Herzogtum Breslau gehörte. Danach
gelangte N. an Glogau und 1312 an Oels. 1341 wurde es von Boleslaw von Brieg an
Polen verpfändet. 1348 kam es aus Brieg an das 1335 Böhmen heimgefallene
Herzogtum Breslau, von dem es durch Gebiet Briegs bzw. Oels’ getrennt war.
1742/1745/1763 wurde es von Preußen erlangt. 1945 fiel es stark zerstört unter
die Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Wolff 475; Liebich, W., Chronik der Stadt Namslau, 1862; Knoblich, A.,
Namslau, eine deutsche Stadt im Osten, 1941.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet
(um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg
die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich,
Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels,
Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und
Trier sowie den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die
Grafen von N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen,
wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien
Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen
Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden und
Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere]
Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und
Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere
ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte
Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach])
hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis
1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an
Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in
Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561).
Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch
Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda
und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien,
1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis
1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter
von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich
die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801
verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das
Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey
und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues
Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806
verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem
das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach
dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien
am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das
Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück.
Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König
der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als
Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez,
Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch
mit König Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im
Mannesstamm.-----Die ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N.
(1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft
(Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405
Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg,
Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte
sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg,
wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt.
Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und
Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in
Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg.
Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch
Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller
nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651
aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg
mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie,
1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb
Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen
(Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken
(Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler)
beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich,
wurde aber dafür mit Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken
(mittlere Linie) teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler,
Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken,
1721 Nassau-Idstein und 1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in
Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz
von Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt.
Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor
Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft
Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus
dem Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier
(Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus
Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach),
aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme
im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem
Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg
und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und
souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft
Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit
Grafschaft Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim,
Grafschaft Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft
Kransberg, Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen
Gebiete an das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an
Frankreich abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern).
1813 mussten sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt
das Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien
(Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der
Leyen) und des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen
Staaten eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit
Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen
Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939;
Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der Grafen
bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und
Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG.
96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9,
Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen
Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und
Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974),
151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine
Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog),
Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am
Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische
Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing,
J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987;
Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von
Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E.,
Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035;
Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier,
hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479;
Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Diez (Grafen). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau gewann 1386 die Grafschaft Diez.
Nach früheren Teilungen erfolgte 1607 erneut eine Abspaltung einer Linie N.
Diese Linie beerbte 1711 Nassau-Hadamar, 1739 Nassau-Dillenburg, 1742/1743
Nassau-Siegen sowie 1702 Nassau-Oranien. Seitdem nannte sie sich Fürsten von
Nassau-Oranien (Nassau-Diez-Oranien) und verlegte 1747 den Sitz nach Den Haag.
1803 wurde sie als Fürst von Nassau-Dillenburg mit Fulda, Corvey, Dortmund,
Weingarten, Hofen (bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg),
Bendern (in Liechtenstein) und Dietkirchen entschädigt. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das Großherzogtum
Luxemburg an Preußen ab.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften
Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943.
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit
wurde die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der
Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607
entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und
Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt.
Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und wurde nach kurzer
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in den
Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern
Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach,
Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) swie der Herrschaft
Schaumburg an Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12
des Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft
und seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die
Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und
Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932.
Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus
wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die
Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu Lehen gaben. 1355
wurde Idstein Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau.
Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1629/1651
entstand durch Teilung erneut N. (mit Idstein, Wiesbaden und Lahr). Diese Linie
vererbte 1721 ihre Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft
Nassau-Idstein und der angrenzenden Ämter, 1954.
Nassau-Katzenelnbogen (Grafen). Nassau-Dillenburg nannte sich
wegen seiner (erfolglos geltend gemachten) Erbansprüche auf Katzenelnbogen seit
1507 zeitweise auch N.
L.: Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und
der übrigen Herrschaften auf dem Einrich, 1932.
Nassau-Ottweiler (Grafschaft). In Ottweiler bei
Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof vom Metz ein Stift. Als dessen
Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die Burg
Ottweiler errichteten. Über Saarbrücken kam Ottweiler 1381 an Nassau-Weilburg.
1659 wurde Ottweiler bei einer Teilung Sitz der von der walramischen Linie der
Grafen von Nassau-Saarbrücken abgespalteten Grafen von N. Sie starben 1728 aus
und vererbten ihre Güter an Nassau-Usingen. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste die Herrschaft Ottweiler ein Gebiet von
etwa 5 Quadratmeilen.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Ottweiler, 1909.
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem
12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die
Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der
Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der
Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die
Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft
Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach
einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und
Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken,
Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die
Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von
Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung
erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis
1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte die Erhebung in den
Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus
und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in
Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das
14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000
Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die
Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an
Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945
bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum). Usingen im
Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von
Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie
Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die
1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die
Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und
Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen Mitglied des
Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor es seine
linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel
der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft
Ottweiler und die Herrschaft Lahr in der Ortenau
von Mainz die Ämter Königstein, Höchst, Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim,
Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim), Kastel, vom Mainzer Domkapitel die
Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den
Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz, Königswinter, aber mit
Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied] und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt
die Ämter Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei
von solmsischen Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer
Weiperfelden, Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg,
Rommersdorf (Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster
in den zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine
Virilstimme im Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16
Quadratmeilen große N. mit Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das
1866 von Preußen annektiert wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von
Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die Grafen
von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde Weilburg an die Grafen von
Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von Nassau erworben. 1355 wurde
Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1381
erlangte es infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau
(durch Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg,
Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue
Linie N. und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie
N. in die Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken.
1602 fielen die Güter der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch
die Güter der Linie Nassau-Idstein an N. zurück. 1629 wurde N. wieder
aufgeteilt in Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721), N.
(1629-1806) und Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach weitere Aufteilung). Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg, Weilmünster,
Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den Flecken
Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften
Kirchheim und Stauf (mit Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft
Saarwerden und das Amt Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der
Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an
Frankreich. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden)
den Rest des Fürstentums (Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit
den Abteien Arnstein, Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus
Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen
und beerbte 1816 Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Nassau-Weilnau (Grafschaft). Weilnau bei Usingen wird
1208 erstmals erwähnt (Altweilnau). Nach der dortigen Burg nannten sich
gelegentlich die Grafen von Diez. 1302 erbauten sie die Burg Neuweilnau und
teilten ihre Herrschaft. Neuweilnau wurde 1326
von den Grafen von Nassau erworben, Altweilnau kam 1370 zur Hälfte als Pfand an
Kronberg, im Übrigen 1388 nach dem Aussterben der Grafen von Diez (1386) im
Erbwege an Nassau-Dillenburg. 1561 wurde Weilnau Sitz der von Nassau-Weilburg
abgespalteten Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1602
fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg zurück.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer
und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und
wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N.
verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft
des Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die
Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben
konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten. Sie
bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser
Zeit gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der
Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die
Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen
Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens
umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das
Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N.
(Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit
der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und
die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz
und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an
der mittleren Elbe, 1970; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und
Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989;
Wiessner, H., Die Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung
im Mittelalter, Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v.
Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das
Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neapel (Königreich). N. an dem nach ihm
benannten Golf im westlichen Unteritalien wurde als griechische Kolonie
(Neapolis, neue Stadt) gegründet. 326 v. Chr. schloss es sich an Rom an. Nach
dem Untergang Westroms gehörte es zum Reich der Ostgoten, dann seit etwa 550
(553) zum byzantinischen Exarchat. Hier erlangte N. unter seinen Erzbischöfen
eine ziemlich freie Stellung. Von 1057 bis 1085 kam Unteritalien an die
Normannen, die von 1061 bis 1091 auch Sizilien eroberten. 1139 wurde N. dem
Königreich Sizilien einverleibt. Durch die Heirat Konstanzes von Sizilien 1186
errang Kaiser Heinrich VI. das Normannenreich für die Staufer. 1266/1268
eroberte der französische Prinz Karl II. von Anjou im Auftrag des Papstes das
Reich. 1282 errang in der blutigen Sizilianischen Vesper König Peter von
Aragonien bzw. Aragon, der Schwiegersohn des Staufers Manfred, die Herrschaft über Sizilien. Obwohl danach Sizilien
selbständig war, wurde auch das Königreich der Anjou in Unteritalien als
Königreich Sizilien und erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch als
Königreich N. bezeichnet. Nach dem Aussterben der Hauptlinie der Anjou 1435
gewann Alfons V. von Aragonien bzw. Aragon den Kampf um das neapolitanische
Erbe und vereinigte 1435/1442 Sizilien wieder mit N. (in Personalunion). Nach
vorübergehendem Verlust an Frankreich (1495-1503) sicherte Ferdinand von
Aragonien bzw. Aragon die spanische Herrschaft
über N., das danach von spanischen Vizekönigen verwaltet wurde. Nach dem
spanischen Erbfolgekrieg fielen 1713/1714 N. und Sardinien an Österreich,
Sizilien an (den Urenkel Philipps II. von Spanien, Viktor Amadeus II. von
Sayoyen-)Piemont. 1719/1720 tauschte Österreich Sizilien gegen Sardinien (an
Piemont) ein. 1735 gab Kaiser Karl VI. nach der Niederlage im polnischen
Nachfolgekrieg das Königreich Neapel-Sizilien an eine Nebenlinie der spanischen
Bourbonen. 1806 fiel N. an Frankreich, kam aber 1815 an die Bourbonen zurück.
1816 begründete König Ferdinand von Bourbon unter Aufgabe des seit dem 16.
Jahrhundert allgemeiner verwendeten Namens Königreich N. förmlich das
Königreich beider Sizilien. Auf Grund einer Volksabstimmung vom 21. 10. 1860
gelangte das seit 1820 von Aufständen geschüttelte Land an das Königreich
Sardinien bzw. das neue Königreich Italien (1861).
L.: Benedikt, H., Das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI., 1927; Gunn, P.,
Neapel, 1964; Croce, B., Opere, Bd. 3 Storia del regno di Napoli, 1966; Fuiano,
M., Napoli nel Medioevo, 1972; Galasso, G., Intervista sulla storia di Napoli,
1978; Galasso, G., Il Regno di Napoli, (in) Il Mezzogiorno angioino e aragonese
(1266-1494), 1992, 1ff.; Vitolo, G., Neapel, LexMA 6 1992, 1075; Cuozzo, E.,
Neapel, LexMA 6 1992, 1076; Pesendorfer, F., Österreich, Großmacht am
Mittelmeer?, 1998; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999.
Neckarsteinach (Reichsritter, reichsritterschaftliche Herrschaft). Kurz nach 1100 wurde in N. am Neckar
östlich von Heidelberg die Hinterburg erbaut. Von ihr aus brachte das
fränkische Rittergeschlecht der Landschad (Landschwalbe) von Steinach die 1142
erstmals bezeugte Vorderburg, die nach 1165 errichtete Mittelburg und die
vielleicht im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts geschaffene Burg Schadeck
(Schwalbennest) 1428 von unterschiedlichen Berechtigten (Helmstadt, Worms,
Erbach, Mainz, Speyer, Handschuhsheim) an sich. 1653 starb das damit N.
beherrschende Geschlecht aus. Es folgten die Metternich zu Burscheid und
Müllenark und die Freiherren von Dorth. N. zählte zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1806 kam N. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 512; Möller, W./Kraus, K., Neckarsteinach, seine Herren, die Stadt
und die Burgen, 1928.
Neckarsulm (Reichslehen). 771 wird erstmals die villa
Sulmana in der Überlieferung Lorschs genannt. Sie ist später Reichslehen der
Herren von Weinsberg. Um 1310 erhielt sie von diesen Stadtrecht. 1375 fiel sie
durch Verkauf mit der Herrschaft Scheuerberg an
das Erzstift Mainz, 1484 durch Tausch an den Deutschen Orden, 1805 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Maucher, K., Neckarsulmer Chronik, 1901; Krapf, F., Neckarsulmer
Heimatbuch, 1926; Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt, hg. v. d. Stadt
Neckarsulm, 1992.
Neidlingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). N. zählte zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Neipperg (Herren, Reichsritter, Grafen,
Reichsgrafen). Von dem 1120 erstmals bezeugten Birtilo von Schwaigern leitet
sich das seit 1241 nach der Burg N. (Niberch) bei Brackenheim benannte
fränkisch-schwäbische Geschlecht N. her, dem die 1302 erworbene Herrschaft Schwaigern im Kraichgau gehörte. Es wurde
1726 zu Reichsgrafen erhoben und gelangte 1766 in der schwäbischen
Reichsgrafenbank als Personalist zur Reichsstandschaft. Den Grafen gehörten
neben Schwaigern das 1407 erworbene Klingenberg, das 1737 erworbene
Massenbachhausen, Adelshofen und halb bzw. drei Achtel Gemmingen. Alle diese
Güter steuerten zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Die
Stammherrschaft N. fiel 1806 an Württemberg und Baden und kam über Württemberg
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Neitperger?
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Zeumer 554 II b 61, 23; Hölzle, Beiwort 51;
Winkelmann-Holzapfel 157; Klunzinger, K., Die Edlen von Neipperg, 1840; Eberl,
I., Die Herren und Grafen von Neipperg, (in) Schwaigern, 1994, 385; Archiv der
Grafen von Neipperg 1280-1881, bearb. v. Kraus, D., 1997.
Nellenburg (Grafen, Landgrafschaft). Die Burg N.
bei Stockach war Sitz der mit den Burchardingern und Udalrichingern verwandten,
seit 889 erkennbaren Grafen von N., die als Stifter des Klosters Allerheiligen
bei Schaffhausen hervortraten. Um 1050 wechselten die Grafen vom Zürichgau an
den oberen Rhein. 1077/1078 verloren sie die Grafschaft im Zürichgau. Seit 1080
nannten sie sich nach N. 1100/1105 starben die älteren Grafen von N. aus und
vererbten Herrschaft und Namen auf die Grafen von
Bürglen, um 1170 auf die Grafen von Veringen. Vor 1256 vereinigten diese das zu
N. und Stockach gehörige Gebiet mit dem Hegau (Landgrafschaft). 1422 kamen die
Landgrafschaft und die Grafschaft an die Herren von Tengen. Von 1465 bis 1805
gehörte N. durch Kauf zu Habsburg/Österreich und bildete einen Teil
Schwäbisch-Österreichs. 1805 kam die zum österreichischen Reichskreis zählende,
von mehreren adligen Herrschaften und Städten
durchsetzte Landgrafschaft N. mit rund 25000 Einwohnern an Württemberg, 1810 an
Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Berner, H., Die Landgrafschaft Nellenburg, (in) Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Hils, K., Die Grafen von Nellenburg im 11.
Jahrhundert, 1967; Der Landkreis Konstanz, Bd. 1 1968, 293ff.; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und der Landschaft Schaffhausen, 1972; Seibert, H.,
Nellenburg, LexMA 6 1992, 1087.
Neschwitz (Herrschaft).
N. bei Bautzen in der späteren Oberlausitz erscheint 1268 als Herrschaft. Mittelpunkt war die Wasserburg N. Von den
Markgrafen von Meißen kam N. vermutlich nach 1268 an die Herren von Pannwitz
(Pannewitz) und von Schreibersdorf, 1575 an die Schleinitz, Ponickau, Theler
(1627-1708), die Herzöge von Württemberg-Teck, die Grafen Sulkowski und die
Freiherren von Riesch (1763). Mit Sachsen fiel N. von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Vietinghoff-Riesch, A. Frhr. v., Letzter Herr auf Neschwitz, 1958.
Nesselrode (Grafen). Seit dem 11. Jahrhundert ist
ein niederrheinisches Adelsgeschlecht bezeugt, das sich nach der Stammburg N.
an der Wupper bei Solingen benannte. Dessen ältere Linie
Nesselrode-Reichenstein (Nesselrode-Reichenstein-Landskron) wurde 1652 in den
Reichsfreiherrenstand und 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben, die jüngere
Linie Nesselrode-Ehreshoven 1705 in den Reichsgrafenstand. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafen von N. wegen der Herrschaft
Reichenstein zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von
Nesselrode-Reichenstein für Burgfey (Burgfrei) und Mechernich eine Rente von
260 Gulden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 27.
Neu-Bamberg, Neubamberg (Herrschaft).
Nordwestlich von Alzey gründeten die Raugrafen um 1250 bei Sarlesheim die Burg
N. (neue Boinburg). In der zugehörigen Herrschaft
bestand ein Kondominat des Erzstifts Mainz und der Pfalz. 1663 hatte das
Erzstift Mainz drei Viertel zu Pfand, 1717 erlangte es den Rest sowie die Orte
Volxheim und Siefersheim und drei Viertel der Herrschaft
Wöllstein mit Gumbsheim, Pleitersheim und Desenheim (ein Viertel bei
Nassau-Weilburg [Nassau]). 1803 kam N. an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 80; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Neuburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). N. an der Kammel zählte zum Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 508.
Neuburg (am Inn) (Herrschaft).
Im 11. Jahrhundert gründeten die Grafen von Formbach nach Umwandlung ihrer
Stammburg in ein Kloster die Burg N. am Inn. Nach Aussterben der Grafen 1158
kam N. an die Grafen von Andechs. Nach deren Aussterben gab sie Kaiser
Friedrich II. 1248 an den Herzog von Bayern, später fiel sie mit der
zugehörigen Herrschaft an Habsburg. 1463
belehnte Kaiser Friedrich III. Hans von Rohrbach mit der Burg. 1473 kam sie
pfandweise an Bayern-Landshut, nach der Rückkehr zu Habsburg 1528 als Lehen an
die Grafen von Salm und von 1664 bis 1680 an die Grafen von Sinzendorf. 1719
erwarb der Graf von Lamberg-Sprinzenstein die Burg. 1730/1739 fiel sie durch
Kauf an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Bayern.
L.: Wolff 144.
Neuengleichen (Herrschaft).
Die beiden Burgen Gleichen südlich von Göttingen wurden um 1100 von den Grafen
von Reinhausen erbaut. Über das Kloster Reinhausen kamen sie an das Erzstift
Mainz, wurden 1152 aber von Herzog Heinrich dem Löwen eingezogen. 1270 gaben
sie die Welfen gegen Güter im Solling an die Herren von Uslar. Diese teilten
sich zu Anfang des 14. Jahrhunderts in die Linie Altengleichen und N. Die Linie
N. verkaufte 1451 ihre Güter an die Landgrafen von Hessen, die sie von 1455 bis
1578 an die Herren von Bodenhausen verpfändeten. 1816 gab Hessen das Amt N.
tauschweise an Hannover ab. Damit kam N. 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18; Lücke, H., Burgen,
Amtssitze und Gutshöfe um Göttingen, 1952.
Neuerburg (Herrschaft).
Die Herrschaft N. bei Bitburg gehörte zur
Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, stand aber unter der Hoheit Luxemburgs.
Sie fiel an Preußen (Rheinprovinz).
L.: Wolff 364.
Neufra (Herrschaft).
N. bei Saulgau im inneren Schwaben war in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts eine Residenz der Grafen von Helfenstein. 1627 fiel die Herrschaft N. als Erbgut an die Grafen von
Fürstenberg. Über Hohenzollern, Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam N.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Karler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840.
Neuhaus (Herrschaft).
Die Herrschaft N. wurde 1398 vom Deutschen Orden
erworben und von Mergentheim aus verwaltet.
L.: Hölzle, Beiwort 85.
Neuleiningen (Burg, Herrschaft).
Zwischen 1238 und 1241 erbauten die Grafen von Leiningen die Burg Neuleiningen
bei Frankenthal, die von Leiningen-Dagsburg bei dessen Erlöschen an
Leiningen-Westerburg kam. 1308 war sie Lehen des Hochstifts Worms, mit dem 1508
ihr Gebiet geteilt werden musste. S. Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
L.: Wolff 232, 282.
Neumark (Mark). N. ist das östlich der Oder und
nördlich der unteren Warthe gelegene, seit etwa 1250 von Brandenburg eroberte
und 1266 als terra trans Oderam, 1290 als nova terra ultra Oderam sowie seit
etwa 1400 (im Gegensatz zur westelbischen Altmark) als nova marca (N.)
bezeichnete Gebiet. 1402 verkaufte König Sigmund als Markgraf von Brandenburg
die von Kaiser Karl IV. über dessen Sohn Johann 1396 an ihn gelangte N. an den
Deutschen Orden. Markgraf Friedrich II. erwarb sie 1455 zurück. Von 1535 bis
1571 bildete sie unter Markgraf Johann I. von Brandenburg-Küstrin ein eigenes,
um Sternberg (südlich der Warthe), Crossen (1538 erworben), Cottbus und Peitz
erweitertes Herrschaftsgebiet. Von 1742 bis 1815
zählte auch das Land Schwiebus zu ihr. 1815 kam sie ohne Dramburg und
Schivelbein, die an Pommern fielen, zur Provinz Brandenburg Preußens. 1945
wurde sie der Verwaltung Polens unterstellt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 389; Großer Historischer Weltatlas II 34 G3; Niessen, P. v.,
Geschichte der Neumark im Zeitalter ihrer Entstehung und Besiedlung, 1905;
Hoppe, W., Die Neumark, ein Stück ostdeutscher Geschichte, 1956.
Neuneck (Herrschaft).
Die Herrschaft N. bei Dornstetten gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Württemberg zum schwäbischen
Reichskreis. 1951/1952 kam N. zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Neunkirch-Hallau (Herrschaft).
Seit 1302 gehörte die Herrschaft N. zum
Hochstift Konstanz. Seit 1445 beanspruchten die Grafen von Sulz die
Hochgerichtsbarkeit über die ganz von ihrem Gebiet eingeschlossene Herrschaft. Durch ein eidgenössisches Schiedsgericht
wurde der Anspruch aber abgewiesen.
L.: Wolff 526.
Neunkirchen (Dorf, Herrschaft).
Das Dorf N. am Waitzenberge war eine unmittelbare Herrschaft
im Oberstift des Erzstifts Trier und gehörte der Abtei Sankt Maximin bei Trier.
Es war nicht eingekreister Reichsteil.
L.: Wolff 502.
Neuravensburg (Herrschaft).
Die Herrschaft N. nordöstlich von Lindau gehörte
mit etwa 0,5 Quadratmeilen am Ende des 18. Jahrhunderts über die Abtei Sankt
Gallen zum schwäbischen Reichskreis. 1803 wurde sie im Zuge der Säkularisation
dem Fürsten Dietrichstein für die Herrschaft
Tarasp gegeben. 1806 fiel sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 229; Großer Historischer Weltatlas III 39 C4; Wallner 690 SchwäbRK
91.
Neuschloss (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft N. in Niederschlesien gehörte ursprünglich zur freien
Standesherrschaft Militsch. Nachdem sie an einen Freiherrn von Maltzan als
besondere Herrschaft gefallen war, gelangte sie
1719 an die Grafen von Reichenbach und dann an die Grafen von Hochberg zu
Fürstenstein. 1990 kam N. als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 487.
Neustadt (Amt, Herrschaft).
1631 belehnte der Kaiser Adam Graf von Schwarzenberg, den ersten Minister des
Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, mit der Reichsunmittelbarkeit des
Amtes N. im oberbergischen Land. S. a. Gimborn, Gimborn-Neustadt.
L.: Wolff 364f.: Zeumer 554 II b 63, 24.
Neuweier (Herrschaft).
Die Herrschaft N. bei Baden-Baden befand sich am
Ende des 18. Jahrhunderts unter der Landeshoheit Badens in der Hand der Knebel
von Katzenellbogen. Über Baden kam N. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 40.
Neuzauche (Herrschaft).
Die Herrschaft N. östlich von Lübben umfasste 9
Dörfer und gehörte zur Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Neuzelle (Abtei, Herrschaft).
Das Stift bzw. die Abtei N. nördlich von Guben mit der Stadt Fürstenberg war
Standesherrschaft in der Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen
Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von
Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft.
1331 wurde N. in drei Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen
1334 an die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben
der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an Herzog Stephan II., der
1353 neben Lehen in Holland auch das Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen)
an seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I. überließ, das restliche
Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern vereinigte. 1392 kam
Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde ein Teil
Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben. 1447 gewann
Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
Niederbronn (Herrschaft).
Die Herrschaft N. nördlich von Reichshofen im
Unterelsass (Niederelsass) gehörte den Grafen von Steinthal. Mit dem Elsass
fiel N. an Frankreich.
L.: Wolff 294.
Niederkranichfeld (Herrschaft) s. Kranichfeld
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine
Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen
Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600
eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten
Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde Teil der sächsischen Ostmark (und 961
kirchlich vielleicht Magdeburg zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen).
Von 1002 bis 1031 war sie Lehen Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von
Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117 und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte
sie fast ohne Unterbrechung zum Haus Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die Einwanderung deutscher bäuerlicher
Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an Brandenburg. König bzw. Kaiser
Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise erwarb, unterstellte 1367/1370
die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der Folge dehnte sich wegen der
gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz auf die Gebiete um Bautzen
und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im Gegensatz hierzu N. und die neuen
Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen die Landstände zu Lasten des
Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter anderem das Gebiet um Cottbus
an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben einzelne Herrschaften.
1526 gelangte die N. als Nebenland Böhmens an Österreich, welches das Land
1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657 bis 1738 gehörte die N. zum
Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis 1815 war sie als Markgrafschaft
rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise Luckau (mit der gleichnamigen
Stadt, den Standesherrschaften Doberlug [Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde
[Sonnewaldeitse] und einigen ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben,
den Herrschaften Abtei Neuzelle,
Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst [Forsta], Pförten, Sorau, Triebel,
Amtitz und einigen ritterschaftlichen Orten), Lübben, auch krummspreescher
Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben, den Herrschaften
Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz, Leuthen und
mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt Calau [Kalau],
der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen
Orten) und Spremberg, insgesamt ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der
Abtretung von Sachsen an Preußen wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt.
Seit 1945 standen die Gebiete östlich der Neiße unter der Verwaltung Polens und
gelangten 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der
Niederlausitz, 1966; Lehmann, R., Urkundeninventar zur Geschichte der
Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur Geschichte der Niederlausitz, hg. v.
Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R., Historisches Ortslexikon für die
Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G., Slaven und Deutsche in der Niederlausitz,
1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig, T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen,
2008, 289.
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich der
Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im Westen
und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand
wieder eine bayerische Mark an der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den
Babenbergern verlieh und in der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi
genannt wurde. 1156 wurde diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von
der Hasel bis zur großen Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck
und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger
1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land
längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria
inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es
1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im
ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten
und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen
Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land
Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als
Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der
Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das
Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als
eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Topographie
von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich, Bd.
1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit besonderer
Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902); Vancsa, M.,
Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd. 1f. 1905ff.;
Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von
Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der
österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des
Burgenlandes, bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl,
1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H.,
Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich,
1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in
Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008.
Niederraunau, Raunau (reichsritterschaftliche Herrschaft). 1067 erwarb das Stift Sankt Peter zu
Augsburg in Raunau bzw. N. (Ruonen, Raunau) an der Kammel bzw. Kammlach bei
Krumbach die Güter Swiggers von Balzhausen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts
gelangten Güter derer von Raunau bzw. N. (Rünun, Raunau) durch Übertragung an
das Kloster Ursberg. Daneben hatte 1316 das Hochstift Augsburg Güter. Am Anfang
des 15. Jahrhunderts vereinigten die Herren von Ellerbach die Güter zu einer
reichsunmittelbaren Herrschaft, die 1494 die
hohe Gerichtsbarkeit erlangte und zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben
steuerte. Diese kam durch Kauf und Erbe an die Kartause Buxheim, das
Frauenkloster in Kaufbeuren, das Kloster Ursberg, die Ulmer Patrizier Ehinger
und Ungelter, die Freyberg, Hausen, Westerstetten, Freyberg-Eisenberg und
Ponickau. Die Herrschaft N. (Raunau) bestand aus
dem Schloss Hohenraunau und dem Marktflecken Niederraunau. 1806 fiel sie an
Bayern.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau,
(in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908.
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, westfälischer Reichskreis.
Der häufig nur westfälischer Reichkreis genannte, 1500 geschaffene
niederrheinisch-westfälische Reichskreis umfasste die Gebiete zwischen Weser
und späterer Grenze der Niederlande, in dem aber auch Teile des zum
kurrheinischen Reichskreis gehörigen Erzstifts Köln lagen. Kreisstände waren
nach der 1548 vertragsweise erfolgten Ausgliederung Utrechts, Gelderns und
Zütphens Kleve-Mark-Ravensberg, Jülich-Berg, die Hochstifte Münster, Paderborn,
Lüttich, Osnabrück, Minden und Verden, die Abteien Corvey, Stablo und Malmédy,
Werden, Kornelimünster, Essen, Thorn, Herford, die Grafschaften und Herrschaften Nassau-Diez, Ostfriesland, Moers, Wied,
Sayn, Schaumburg, Oldenburg und Delmenhorst, Lippe, Bentheim, Steinfurt,
Tecklenburg, Hoya, Virneburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg, Pyrmont,
Gronsfeld (Gronsveld), Reckheim, Anholt, Winneburg, Holzappel, Witten,
Blankenheim und Gerolstein, Gemen, Gimborn-Neustadt, Wickrath, Millendonk
(Myllendonk), Reichenstein, Kerpen-Lommersum, Schleiden, Hallermunt sowie die
Reichsstädte Köln, Aachen und Dortmund. Kreisausschreibender Reichsstand (seit
dem 17. Jahrhundert Kreisdirektor) war zunächst der Herzog von Jülich, seit dem
Anfang des 17. Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das Amt nach dem
jülich-klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg teilen
musste. Im 18. Jahrhundert wurde der niederrheinisch-westfälische Reichskreis,
dessen wenige Kreistage in Köln stattgefunden hatten und dessen Kreisarchiv in
Düsseldorf lag, weitgehend handlungsunfähig. 1806 löste er sich auf.
L.: Gumpelzhaimer 145; Wolff 310; Casser, P., Der Niederrheinisch-westfälische
Reichskreis, 1934, (in) Der Raum Westfalen 2, 2; Hastenrath, W., Das Ende des
Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, 1949; Der Kulturraum Niederrhein,
1996.
Niederschwaben (Reichslandvogtei). König Rudolf von
Habsburg fasste nach 1273 das Reichsgut in Schwaben in den Reichslandvogteien
N. (nördlich der schwäbischen Alb) und Oberschwaben und Augsburg zusammen. Der
Zerfall war jedoch bereits so fortgeschritten, dass lediglich um
Altdorf/Weingarten ein dem Reich verbundenes Herrschaftsgebiet
bestehen blieb, das 1406 an Habsburg fiel.
L.: Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter,
1980.
Niederstetten (reichsritterschaftlicher Ort). N.
südöstlich von Mergentheim erscheint im 9. Jahrhundert in den Traditionen
Fuldas (Stetine). Seit 1290 gehörte es den Herren von Hohenlohe-Brauneck. 1366
erwarb es Hohenlohe-Speckfeld, das 1412 ausstarb. Von 1415 an war es Lehen
Würzburgs der Rosenberg, fiel aber 1632 heim. 1636 kam es von Würzburg an die
Hatzfeld, fiel aber 1794 erneut heim. 1803 gelangte die zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählende Herrschaft an
Hohenlohe-Bartenstein, fiel 1806 aber an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512; Stern, M., Heimatbuch der Stadtgemeinde Niederstetten, 1930.
Nievern (Herrschaft).
In der Sponheimer Vogtei N. bei Ems (Bad Ems) an der Lahn am Westerwald setzten
die von der Arken und ihre Ganerben zu Ende des 14. Jahrhunderts Landeshoheit
durch. Später kam das zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein
zählende N. an Nassau und damit 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987,
327.
Nimburg (Herrschaft).
1052 erscheint die N. (Nuemburc) bei Emmendingen, nach der sich seit 1087/1094
Herren bzw. Grafen nannten. 1200 verkauften sie die zugehörige Herrschaft an das Hochstift Straßburg. 1465 wurde N.
von Baden-Durlach erworben. Über Baden kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Stolz, W., Nimburg in seiner Vergangenheit und
Gegenwart, 1955.
Nordenberg, Nortenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft N. wurde 1383 von der Reichsstadt
Rothenburg erworben. N. kam bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Nordendorf, Norndorf (Herrschaft).
Im N. am unteren Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge von
Bayern als Lehnsherren zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von
Donnersberg, seit 1290 die verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die
Marschälle von Affing, seit 1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498 Ehrentraut
von Seyboldsdorf (Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter von
Gumppenberg, seit 1517 Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel von
Augsburg, 1548 die Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger in
der Linie N. (Fugger-Nordendorf) innehatten. Daneben gab es im 13. Jahrhundert
Herren von N. mit eigenen Rechten. Über die Fugger zählte die Herrschaft N. innerhalb Burgaus zum schwäbischen
Reichskreis. N. fiel bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller
und Lech, 1944.
Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und
alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der
Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann König Friedrich II.
durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich versuchten die Grafen von
Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft
zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der
Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der
Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem
schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5
Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim,
Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner,
K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.;
Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der
niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung
einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20.
Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen,
1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine
bürgerliche Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt
Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling,
R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation,
1998.
Northeim (Grafen). In N. an der Mündung der Rhume
in die Leine bestand schon an der Zeitenwende und in frühmerowingischer Zeit
eine Siedlung. Um 800 gab der edle Nidhart Güter an Fulda. Ein Grafengeschlecht
von N. wird im 10. Jahrhundert (982) erkennbar. Graf Otto (um 1025-1083) wurde
1061 Herzog von Bayern (bis 1070). Die Güter der Grafen von N. an der oberen
Leine, Werra, Weser, Diemel, Nethe und der unteren Elbe (Boyneburg, Vogtei über
Corvey, Gandersheim, Helmarshausen, Hausklöster Northeim, Bursfelde,
Amelungsborn, Oldisleben (Oldesleben) kamen nach dem Tod der Kaiserin Richenza
(1141) und Siegfrieds IV. von Boyneburg (1144) bzw. Hermanns von Winzenburg
(1152) auf Grund der Heirat Gertruds von Süpplingenburg, der Tochter König
Lothars von Süpplingenburg und Richenzas von N., mit Heinrich dem Stolzen an
die Welfen (Heinrich den Löwen).
L.: Wolff 437; Lange, K., Der Herrschaftsbereich
der Grafen von Northeim, 1969; Pischke, G., Herrschaftsbereiche
der Billunger, der Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von
Süpplingenburg, 1984; Hindte, H. v., Northeim, LexMA 6 1993, 1253; Pischke, G.,
Die Grafen von Northeim, Z. d. V. f. hess. Gesch. 103 (1998), 3; Borchert, S.,
Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005; Borchert, S., Herzog Otto von
Northeim (um 1025-1083), 2005.
Nothaft, Notthaft (Herren, Reichsritter). Die
vielleicht aus dem Raum um Regensburg kommenden N. sind 1163 erstmals mit
Adalbertus de Egre (1166 Adelbertus N.) im Egerland nachweisbar. Später saßen
sie auf den Burgen Thierstein, Weißenstein im Steinwald (von etwa 1300 bis
1381), Wernberg, Runding, Bodenstein bei Nittenau (von etwa 1400 bis 1539),
Aholming (bei Deggendorf und an vielen anderen Orten. Im frühen 16. Jahrhundert
zählten die N. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. In mehrere Linien
verzweigt, standen die N. in Wien, München, Kaiserswerth und Münster in hohen
Diensten. 1718 beerbte die Linie Bodenstein die 1638 zu Grafen erhobene Linie
Weißenstein, 1734 die Linie Wernberg. 1881 endete ihre letzte Herrschaft. Im 20. Jahrhundert starb die Linie
Bodenstein im Mannesstamm aus.
L.: Riedenauer 125; Stark, H., Die Stammlehen der Familie Nothaft im Egerland,
Archiv f. d. G. v. Oberfranken 75 (1995), 39; Singer, F., Das Nothaftische
Lehensbuch von 1360, 1996; Stark, H., Die Familie Nothaft, (in) Der Dohlenturm
1 (1997), 1; Stark, H., Die adeligen Forstmeister im Egerer Reichsforst, Archiv
f. d. G. v. Oberfranken 77 (1997), 207; Rahrbach 172
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz).
Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen
Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs
(in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die
ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen
gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der
Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im
späteren Mittelfranken und Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof
[1323/1373], Ansbach, Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf
des 1361 von Karl IV. vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth
[Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit
der Mark Brandenburg 1417 gaben sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten
der Benennung Markgrafschaft Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in
Nürnberg zerstört, nachdem die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das
zwischen 1249 und 1265 gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach
Ansbach verlegt hatten. 1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer
Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen
Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine
politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des
Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia
burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.;
Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 228; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Nürnberg (Reichsstadt, Residenz des Königs und
der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei Bauarbeiten an der
Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte Keuperhornsteine als
älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N. entdeckt.) An wichtigen
Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden auf einem
351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Sandsteinfelsen vermutlich um 1000
(1040/1041) die anscheinend vorsalische (und damit vor 1024 entstandene)
Baureste aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die 1050 anlässlich eines
Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer Reichsmünzstätte, vor
1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen, seit 1200 Stadtrecht.
1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256 traten Ratsherren
(consules) und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor. Unter König Rudolf
von Habsburg begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320 Hochgerichtsbarkeit).
Ludwig der Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal, Karl IV. mehr als
fünfzigmal auf. In der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl IV. 1356 die Treue
der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten
Reichstag in N. abzuhalten. Vom 22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938 bis 1945 war
N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng patrizische Ratsverfassung
voll entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf von Rechten
den Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von Hiltpoltstein
mit Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg (1520/1548) und
durch seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506) gewann es das
größte Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt
(Hersbruck, Lauf, Altdorf, Reicheneck, Velden, Betzenstein, Stierberg), doch
blieb das Gebiet unmittelbar vor der Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N.
durch die römisches Recht gemäßigt rezipierende (Neue) Reformation sein
Stadtrecht, das schon zuvor auf etwa 22 Orte übertragen worden war. 1524/1525
führte es die Reformation ein und erreichte im Zusammenhang mit seinem von
Handwerk und Handel getragenen wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle
Blüte (Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans
Sachs). Im Reichstag gehörte N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im
fränkischen Reichskreis führte es die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete
es in Altdorf eine Akademie bzw. Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es
stark geschwächt. 1792 und 1796 musste es die Beschlagnahme eines Teils seines
Landgebiets durch Bayern und Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit
gehörte es den Kantonen Gebirg, Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises
Franken an. Durch die Rheinbundakte von 1806 fiel es an Bayern, das es am
6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen bzw. rund 1500 Quadratkilometern
(Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf,
Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein, Velden, Betzenstein,
Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt 80000 Einwohnern
offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der
Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909;
Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg,
1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f.
fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann,
H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4;
Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg
1554-1599, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, Bd. 1
1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine
Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der
Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der
Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg.
v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger
Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg,
1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg, Jb. d. hist.
Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J., Die Reichsstadt
Nürnberg und ihr Umland um 1700, 1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v.
Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker, G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr
Landgebiet im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der
Stadtbibliothek Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten
Nürnberger Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten,
hg. v. Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317;
Endres, R., Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, ZRG
GA 111 (1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der
spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und
Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert,
A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis
1892, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.
Nützingen, Rützingen s. Rixingen (Herrschaft).
Obenhausen (Herrschaft).
Die Herrschaft O. unterstand am Ende des 18.
Jahrhunderts innerhalb Schwäbisch-Österreichs der Kartause Buxheim, die 1803 an
die Grafen von Ostein kam und danach an Bayern fiel.
L.: Wolff 228.
Oberbronn (Herrschaft).
Die Herrschaft O. nordöstlich Zaberns im Elsass
gehörte zur Hälfte den Grafen von Leiningen-Dagsburg-Guntersblum und zur
anderen Hälfte den Grafen von Löwenhaupt. 1803 wurde Hohenlohe für den Verlust
dieser Herrschaft an Frankreich durch Güter
Würzburgs entschädigt.
L.: Wolff 282.
Oberdischingen (reichsritterschaftlicher Ort). Die Herrschaft O. gehörte zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. 1661 kam sie an die Schenk von Castell, 1805 an
Württemberg und 1951/1952 ihr Gebiet damit zu Baden-Württemberg. S. a.
Dischingen, Schenk v. Castell
L.: Wolff 508, Hölzle, Beiwort 58.
Oberglogau (Herrschaft).
O. an der Hotzenplotz in Oberschlesien wurde 1275 planmäßig angelegt. Es
gehörte zum Herzogtum Oppeln. Nach dem Aussterben der Herzöge kam es 1532 mit
Oppeln an Österreich, das es an Georg von Ansbach-Jägerndorf, dann an die
Königin Isabella von Ungarn (1552) und danach an Otto von Zedlitz verpfändete.
Von dort gelangte es über die Erbtochter an die Oppersdorff, die 1626 in den
Reichsgrafenstand aufstiegen. 1945 fiel O. unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Schnurpfeil, H., Geschichte und Beschreibung der Stadt
Oberglogau, 1860; Kosian, A., Führer durch das schöne Oberglogau, 1931.
Obergünzburg (Herrschaft).
Die (von der Herrschaft Günzburg verschiedene) Herrschaft O. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolf 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Oberhausen (Herrschaft).
Die Herrschaft O. wurde 1732 von der Abtei
Kaisheim erworben, die 1802 an Bayern fiel.
L.: Hölzle, Beiwort 4, 80.
Oberisenburg (Grafschaft). Der remboldsche Stamm
(Oberisenburg) der Grafen von Isenburg beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit
anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von
Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen
Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit
1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde
wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben.
Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung
in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von
1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625
Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a.
Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis
1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den
Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die beiden zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauptlinien Isenburg-Büdingen und
Isenburg-Birstein. 1815 kam die Grafschaft an Österreich, 1816 teils an das
Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), teils an das Kurfürstentum Hessen
(Hessen-Kassel), 1866 an Preu0eb und 1945 das Gebiet an Hessen. S. Isenburg
(Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen).
L.: Wolff 276; Wallner 696ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer
Weltatlas III 2 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Simon, G., Geschichte des
reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954.
Oberkirch (Herrschaft).
Um 1225 erscheint O. an der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die
Grafen von Fürstenberg, die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an
das Hochstift Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne auf die
Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der sich um O.
bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und
1649-1654 wurde die Herrschaft an Württemberg
verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft
Oberkirch, 1840; Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales,
1898; Heizmann, L., Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart,
1928; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Oberlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum [ohne
Reichsstandschaft]). Die O. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Bautzen zwischen
Queis, Pulsnitz, Zittauer Bergland und Niederlausitz war von den slawischen
Milcanen (Milzenern) besiedelt und wurde im 10./11. Jahrhundert von den
Deutschen unterworfen. Sie wurde zunächst als Land Budissin (Bautzen)
bezeichnet, das meist zur sächsischen Ostmark gehörte. 1046 gelangte sie als
Reichslehen an die wettinischen Markgrafen von Meißen. 1081/1158 kam dieses
Land als Reichslehen an Böhmen. 1253 wurde das Gebiet zum größten Teil an
Brandenburg verpfändet. 1268 wurde in die Länder Bautzen und Görlitz geteilt.
Nach dem Aussterben der Askanier (1319) bemächtigte sich Heinrich von Jauer des
Landes Görlitz und Johann von Böhmen des Landes Bautzen. Heinrich von Jauer
trat seine angeblichen Rechte auf Bautzen an Johann von Böhmen ab, der 1320 vom
König mit Bautzen belehnt wurde. Mit dem Tod Heinrichs von Jauer fiel auch
Görlitz 1329/1346 an Böhmen. Von 1377 bis 1396 war es als böhmische
Sekundogenitur nochmals selbständig. 1414 kam Zittau hinzu. Im 15. Jahrhundert
trat dann nach der Ausdehnung des Namens Lausitz auf Bautzen und Görlitz der
Name O. für die Länder Bautzen und Görlitz auf. Diese O. wurde 1620/1635/1648
von Habsburg/Österreich, das sie einschließlich Zittaus 1526 mit Böhmen erlangt
hatte, als Mannlehen Böhmens an Sachsen (Kursachsen) abgetreten, genoss dort
aber bis 1919 eine Sonderstellung. Das 103 Quadratmeilen große Gebiet der O.
umfasste die Kreise Bautzen (mit den Städten Bautzen, Kamenz und Löbau, den Herrschaften Hoyerswerda und Königsbrück, dem Stift
Sankt Peter und dem Kloster Marienstern und mehreren ritterschaftlichen Orte)
und Görlitz (mit den Städten Görlitz, Zittau und Lauban, den Herrschaften Muskau und Seidenberg, zwei Klöstern und
einigen ritterschaftlichen Orten). 1815 fiel der nordöstliche Teil (mit
Görlitz) an Preußen und wurde mit der Provinz Schlesien vereinigt. 1835 wurde
der bei Sachsen gebliebene Rest (mit dem 1845 von Österreich erlangten
Schirgiswalde, 61 Quadratmeilen) unter Aufhebung seiner Provinzialverfassung
dem Königreich Sachsen eingegliedert.
L.: Wolff 468ff.; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Niederlausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Codex diplomaticus Lusatiae superioris, Bd.
1ff. 1851ff.; Köhler, J., Geschichte der Oberlausitz, Bd. 1f. 1867ff.; Knothe,
H., Urkundliche Grundlagen zu einer Rechtsgeschichte der Oberlausitz, (in)
Lausitzisches Magazin 53 (1877); Schremmer, W., Die deutsche Besiedlung
Schlesiens und der Oberlausitz, 2. A. 1927; Die preußische Oberlausitz, hg. v.
Salomon, B./Stein, E., 1927; Reuther, M., Die Oberlausitz im Kartenbild des 16.
bis 18. Jahrhundert. Mit besonderer Berücksichtigung der deutsch-sorbischen
Sprachgrenzkarten von Scultetus bis Schreiber, 1954; Reuther, M., Die
Oberlausitz als Geschichtsraum, Bll. f. dt. LG. 93 (1957/1958), 102; Eichler,
E./Walther, H., Ortsnamenbuch der Oberlausitz, Bd. 1 Namenbuch, 1975; Die
Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Salza
und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis
1834, 2013.
Obernau (Herrschaft). O. bei Rottenburg erscheint erstmals 1145 anlässlich einer Übertragung an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Der Ort O. unterstand den Herren von Ow und den Grafen von Hohenlohe bzw. seit 1381 Habsburg/Österreich. 1512 kam O. an die Herren von Ehingen. Nach ihrem Aussterben wurden 1698 die Freiherren Raßler von Gamerschwang (von Rassler) mit O. belehnt. Sie hatten unter der Landeshoheit Österreichs den Ort bis 1805. Dann fiel er an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Obernberg (Herrschaft,
freie Reichsherrschaft). O. am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt
das Hochstift Passau, das 1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut, 1407
die Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über die zum bayerischen
Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an
Österreich über. Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals
unter der Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen
freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.
Oberndorf (Herrschaft).
O. bei Genderkingen erscheint 1127 als Sitz eines Geschlechtes, das seit 1150
das Marschallamt der Bischöfe von Augsburg innehatte. 1533 verkaufte der von
den Herren abstammende Wolf von Donnersberg die Herrschaft
für 21000 Gulden an Anton Fugger. Über die Grafen Fugger-Glött, welche die Herrschaft später bis 1785 an die Pflummern
verpfändeten, gehörte O. dem schwäbischen Reichskreis an. 1806 kam es an
Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 14 b; Heldwein, H., Aus vergangenen Tagen
der Pfarrei Oberndorf, 1928.
Obernzell (Herrschaft).
Die Herrschaft H. (Obernzell) gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. S.
Hafner-Obernzell.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich
Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6.
Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die
wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die
Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192 kamen die Güter an die
Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck, 1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft
Waxenberg und 1271 die Herrschaft Linz,
erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der Babenberger und
der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark durch König Ottokar
von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und gerichtliche
Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg (1282) kam 1289
das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen Auseinandersetzungen
unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg (bzw. Schaunburg). Seit
1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg, Regensburg,
Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von 1456 bis 1483
wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen
Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg
(Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für
O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation
beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig
gegen Österreich unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in
der frühen Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und
Vorderösterreich bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O.
und Passau. 1779 fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein.
1809 an Bayern verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O.
Herzogtum, von 1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit
1920 Bundesland Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus
Oberdonau. In der frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande
verschiedentlich als O. bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des
Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer
1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas
von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.;
Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O.,
Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob
der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte
Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg.
v. Strätz, H., 1990.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese
verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373
zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz
Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig
an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh
lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert.
1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter
an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern
Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog
sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen
Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen
das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt Vilseck, die Grafschaft
Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft Leuchtenberg lagen. Zum
südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg, Pfaffenhofen, Haimburg,
Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor dem Wald, Wetterfeld,
Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und Treswitz-Tännesberg
(Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte Bärnau (Bernau),
Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft
Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich noch kleinere Teile innerhalb des
nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614 abgetrennte Sulzbach wieder zu O.
zurück. 1803 wurden das bambergische Amt Vilseck und das Kloster Waldsassen und
1806 Sternstein (Störnstein). S. Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982;
Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in
alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005.
Oberrheinischer Reichskreis. Der 1500 geschaffene O.
reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber durchsetzt mit Gebieten
Habsburgs (österreichischer Reichskreis) und der rheinischen Kurfürstentümer
(kurrheinischer Reichskreis). 1552 schieden die lothringischen Bistümer (Metz,
Toul, Verdun), in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die elsässischen
Gebiete (Reichsstädte) tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und das Hochstift
Basel zählten sich nur bedingt zum Kreis. Im Übrigen gehörten ihm unter dem
Direktorat des Bischofs von Worms und der Pfalzgrafen die Bischöfe von Worms,
Speyer (mit Weißenburg), Straßburg und Basel, die Äbte von Fulda und Prüm, der
Johanniterorden (Johannitermeister) in Heitersheim, der Propst von Odenheim,
die Reichsstädte Worms, Speyer, Friedberg, Frankfurt und Wetzlar, die
Fürstentümer Pfalz-Simmern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz und Pfalz-Zweibrücken,
die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die Markgrafschaft Nomeny, die
Fürstentümer Nassau (Weilburg, Usingen, Idstein, Saarbrücken, Ottweiler) und
Solms (Braunfels, Lich, Laubach, Hohensolms, Rödelheim), die Grafschaften
Sponheim, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Waldeck, Hanau (Münzenberg, Lichtenberg),
Königstein, Oberisenburg (Isenburg) (Birstein, Büdingen mit Wächtersbach,
Marienborn, Meerholz, Offenbach), Leiningen (Hardenburg [Hartenburg],
Westerburg), Sayn-Wittgenstein (Berleburg, [Homburg,] Wittgenstein),
Falkenstein, Kriechingen und Wartenberg sowie die Herrschaften
Reipoltskirchen, Bretzenheim und Olbrück (Ollbrück) an. Die Kreistage fanden in
Frankfurt statt, das Archiv war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
Oberschöntal (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Obersontheim (Herrschaft).
Seit 1541 war O. bei Schwäbisch Hall Sitz (einer jüngeren Linie) der Schenken
von Limpurg (Limpurg-Sontheim bzw. Limpurg-Sondheim). 1713 starb die Linie
männlicherseits aus. 1746 wurde geteilt. Drei Sechstel des Erbes kamen an die Grafen
von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, ein Sechstel an die Grafen Pückler und zwei
Sechstel wurden 1782 von Württemberg erworben. 1806 fiel O. an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 125; Hölzle, Beiwort 50.
Oberstadion (Herrschaft).
O. südlich von Ehingen an der Donau wird 1270 erstmals erwähnt (Walter de
Stadegun). Nach ihm nannten sich die zur Reichsritterschaft steuernden Herren
von Stadion, die sich im 14. und 18. Jahrhundert teilten und 1686 in den
Reichsfreiherrenstand und 1711 in den Grafenstand erhoben wurden. Zuletzt
gehörte O. der Linie Stadion-Thannhausen. Über Württemberg kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 53; Lamp, H., Die Kirche in Oberstadion, Diss. phil.
Tübingen 1940.
Oberstein (Reichsherrschaft) (seit 1933
Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in Idar-Oberstein)
war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft der Herren von O., die am Ende des
Heiligen Römischen Reiches zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte.
1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der
1270 erloschenen jüngeren Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der
älteren Linie an das Erzstift Trier (als Lehnsherren) und die Linie
Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein
kam O. zu Falkenstein, wurde 1554 aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es
an Daun-Broich, 1680 an die Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim
Aussterben der Grafen Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter
ein. Die verkleinerte Herrschaft O. wurde bis
1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel und den Grafen von Limburg-Styrum mit
zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach von Trier allein verwaltet. 1794 wurde
sie von Frankreich erobert. 1815 kam das Gebiet der Herrschaft
an Preußen. 1817 wurde es Teil des neugegründeten oldenburgischen Fürstentums
Birkenfeld. 1937 fiel es wieder an Preußen. Seit 1946 gehört es zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Obersulmetingen (freie Herrschaft).
O. an der Riss zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt
(Sunnimuotingen). 973 hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die dortige
Burg inne, später wohl die Grafen des Rammachgaues, die sich zeitweise nach
Sulmetingen, seit Ende des 12. Jahrhunderts aber nach Neuffen nannten und um
1240 die Grafschaft Marstetten erwarben. Neben ihnen erscheinen von 1225 bis
1528 niederadlige Herren von Sulmetingen. 1508/1555 erwarben die Schad von
Mittelbiberach als Lehen des Reiches bzw. Österreichs alle Anteile der zum
schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft.
1699 vererbten sie sie an das Kloster Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von
Thurn und Taxis den Ort. Über Württemberg kam er 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Oberwegfurt, Wegfurt (Herrschaft) s. Schlitz
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet umfasste im 18. Jahrhundert das
Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen (1699/1735), Tannheim (freie
Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie Schloss Hersberg am Bodensee mit
3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000 Einwohnern. 1802/1803 wurde die
Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom
25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten Metternich als Fürstentum Winneburg
(Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von
Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an
Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Odenthal (Herrschaft).
1150 wird O. bei Porz erstmals erwähnt (Udindar). 1631 kam es innerhalb Bergs
als Pfandherrschaft an die Inhaber von Strauweiler. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte es über das Herzogtum Berg und das Herzogtum Jülich der Kurfürsten von
der Pfalz zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Preußen fiel es
1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Müller, A., Odenthal bei Altenberg (o.
J.).
Oderberg (Herrschaft).
Die freie Minderherrschaft O. in Oberschlesien war ursprünglich ein Teil des
Fürstentums Ratibor, den Herzog Johann von Oppeln und Ratibor an Markgraf Georg
von Jägerndorf gab. 1617 verlor dieser durch Spruch der Landstände nach Beuthen
auch O., das an die Grafen Henckel gelangte. 1742 wurde der nördlich der Oder
und Oppa gelegene Teil an Preußen abgetreten, der Rest mit der Stadt O. an der
alten Oder blieb bei Schlesien böhmischen Anteils und damit bei Österreich.
1918 kam O. zur Tschechoslowakei.
L.: Wolff 482, 489.
Oebisfelde (Herrschaft).
Nach einem Dorf (zwischen 1014 und 1073 Ysfelde) und neben einer Burg (castrum
1263) entstand im 13. Jahrhundert die Stadt O. an der Aller. 1369 fiel sie an
das Erzstift Magdeburg. Seit 1680 gehörte sie als Immediatstadt mit dem
Erzstift zu Brandenburg,. Von 1949 bis 1990 kam O. über die Provinz Sachsen
(1815) Preußens zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 428; Müller, T., Geschichte der Stadt und des Amtes Oebisfelde, 1914.
Oeffingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an das Domkapitel Augsburg. 1803 gelangte es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz),
Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort
bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich
zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum
Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung
der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie
(zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt,
Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis
1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft
Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch
ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an
Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau
1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden
1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der
das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das
infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw.
Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5
Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August
von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von
Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und
wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a.
Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz,
2012.
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet
in Ostschwaben, das sie zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen
vermochten. 1418 schwächte eine Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486],
Oettingen-Flochberg [bis 1549], Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht,
doch gelang im Zuge der reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte
Abrundung der Güter. 1442 und 1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die
Teilung der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische
Linie Oettingen-Oettingen (sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie
Oettingen-Wallerstein (fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von
Oettingen-Flochberg). 1623/1694 teilte sich Oettingen-Wallerstein in
Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet), Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet)
und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach dem Aussterben Oettingen-Oettingens
(1731) fielen dessen Güter überwiegend an Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel
an Oettingen-Spielberg, das durch Heirat 1689 auch die Herrschaft
Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die Herrschaften
Bissingen (1661), Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667) und
Diemantstein (1777) (Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis,
Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764
verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster Neresheim.
Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie Oettingen-Baldern.
Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit Preußen in Franken
und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine verlorenen
elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den
westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten,
der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende
Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E.,
Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D.,
Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft
Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A.,
Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg.
v. Kiessling, R. u. a., 2005.
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Grafen). Die Grafen O. sind eine 1662
begründete Linie der Grafen von Oettingen. 1790 gehörten ihr die Herrschaft Baldern, Lippach und die Herrschaft Schenkenstein mit Aufhausen bei Bopfingen,
die unter dem Oberamt Baldern zusammengefasst waren, und das Pflegamt
Katzenstein. Nach dem Aussterben der Linie (1798) fielen ihre Güter an
Oettingen-Wallerstein und danach an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. Baldern.
L.: Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Der
Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten). O. ist eine im 17.
Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem schwäbischen Reichskreis
zugehörige und 1734 gefürstete Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 einen
Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten hierzu die Oberämter
Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth, Oettingen und Spielberg, das Pflegamt
Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi, die der
Reichsritterschaft einverleibt war, die Landeshoheit über die
Johanniterkommende Kleinerdlingen und die Untertanen des Klosters Sankt Klara
zu Regensburg. !806 fiel O. mit acht Quadratmeilen und 20000 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die Mediatisierung des Fürstentums
Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen 1955.
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine 1522
entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis
zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten Güter
Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim, Bissingen
mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde
Fronhofen mit Verwalteramt Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen,
Neresheim und Wallerstein, die Herrschaften
Burgberg und Seifriedsberg und schließlich die Landeshoheit über Aufhausen bei
Christgarten. Nach § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielt sie für die Herrschaft Dagstuhl die
Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das Kapitel Sankt Magnus zu
Füssen und die Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen (Deggingen) und Maihingen.
1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum mit 40000 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Offenbach (Burg, Herrschaft,
Stadt). Das 977 erstmals erwähnte O. im Reichsforst Dreieich gelangte über die
Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418/1486 allmählich ganz an die Grafen
von Isenburg. 1556 erhob es der Graf von Isenburg-Büdingen zur Residenz. 1816
fiel es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Isenburg, Isenburg-Offenbach.
L.: Wolff 277; Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs
Vergangenheit, 1879.
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel
zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben.
Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von Straßburg verpfändet,
später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter
Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet
aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530 die Gegenreformation
durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um
1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der Ortenau an Österreich und
wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau
des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell
am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die
Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von
Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803
kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
Offingen (Öffingen, Oeffingen) (Herrschaft). Die Herrschaft
O. zwischen Donau und Kanzach gehörte zu Schwäbisch-Österreich.
L.: Wolff 46.
Oggelsbeuren (Herrschaft).
Das Dorf O. (Ogelspuren) bei Biberach wird 1275 erstmals genannt. 1331 kam es
von den Grafen von Grüningen-Landau (Landau) über die Warthausen und Waldsee an
Habsburg. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Herrschaft
O. vom Stift Buchau erworben. Über Württemberg fiel O. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 79; Ströbele, H., Die Gemeinde Oggelsbeuren, 1974.
Oggenhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). O. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg. Das dortige Schloss der Fetzer (Vetzer) wurde bis 1662 von Württemberg erworben. Über Württemberg gelangten die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Fetzer von O.
Olbrück, Ollbrück (Herrschaft,
Reichsherrschaft). Die Burg O. im oberen Brohltal bei Ahrweiler westlich von
Andernach wurde vermutlich um 1100 durch die Grafen von Wied erbaut. 1190
trugen die Grafen sie dem Erzstift Köln zu Lehen auf. Die Burg, die nach dem
Aussterben der Grafen von Wied Ganerbschaft zahlreicher Familien (Eppstein,
Braunsberg, Eich, Waldbott [Waldpod] von Bassenheim) war, bildete den
Mittelpunkt der Reichsherrschaft O., zu der etwa zehn Dörfer der nächsten
Umgebung zählten. 1555 gelangte der Wieder Anteil als Lehen Kölns an die drei
Linien der Waldbott von Bassenheim. 1735 löste die Familie Waldbott von
Bassenheim die Ganerbschaft auf und teilte O. unter den Linien Bassenheim und
Bornheim. Die Herrschaft O. gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 1600 bzw. 3000 Einwohnern zum
oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel O. an Preußen und kam von dort 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Wallner 699 OberrheinRK 50; Gerhards, H., Burg Olbrück, (in)
Heimatkalender für den Landkreis Ahrweiler, 1961; Pracht, H., Burg Olbrück und
das Zissener Ländchen, 1981.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam
aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie
zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin
Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König
von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und
die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die
Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur
Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523
Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die
Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen
Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft
Jever an Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen
Delmenhorst, Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den Sohn
Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von
Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde
geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach
überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in
Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823
erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever
von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853
wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete O.
auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der
Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108,
Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in
Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150
Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008.
Ollbrück (Herrschaft) s. Olbrück
Oppurg (Herrschaft).
1074 gab Erzbischof Anno von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O.
(Opult) bei Pössneck an die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte
der Grafen von Schwarzburg und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten
die Ritter von Brandenstein die Herrschaft O. Da
sie infolge zahlreicher Erbteilungen und sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert
verarmten, musste die Herrschaft 1672 an Graf
Johann Albrecht von Ronow verkauft werden. 1703 kam sie an die Familie Einsiedel,
1745 an die Grafen Hoym, 1782 erbweise an die Fürsten von
Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über die Markgrafschaft Meißen Sachsens dem
obersächsischen Reichskreis an. Über Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos, Schwarzwald,
Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768 Mordenaugia,
Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine Herrschaftsgebiete
auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König Rudolf von
Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O. (1302
Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das entfremdete
Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um Ortenberg,
Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach, Offenburg und
Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351 bis 1405 an das
Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz (bis 1504) bzw. Fürstenberg
(1504-1551) verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg
veränderte Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das
fürstenbergisch-straßburgische Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich
hinzu. 1701 wurde die O. Lehen bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben
der markgräflichen Linie aber von den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an
den Herzog von Modena, 1803 erbweise an Erzherzog Ferdinand von
Modena/Österreich (Österreich-Este) und 1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern
und etwa 19000 Einwohnern an Baden, wodurch die nördlichen und südlichen Teile
der Markgrafschaft vereinigt wurden. Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua, Mordenouua,
Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa, Mortungaugensis,
Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig und Murr,
Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16
(1929); Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935);
Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung,
2. unv. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21,
22, 30, 41, 44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua,
Ortenau’, s. Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische
Fragen in der Ortenau, Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K.,
Ortenau, LexMA 6 1993, 1481; Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern
Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach
den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf.
Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald
gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere
Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft
Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich
von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben.
In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm
(1241/1248) verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen
gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel
aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456
vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O.
Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch
das Reichskammergericht anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt.
1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und
Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium
an. 1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern
umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt
Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in
Tambach durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807
kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In
Kärnten wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den
Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn.
1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das
Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser
belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher
Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus
Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der
Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die
Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an
der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Orth (an der Donau) (Herrschaft).
O. (865 Ortaha?) am Südrand des Marchfeldes war Mittelpunkt einer Herrschaft des Hochstifts Regensburg. 1377 zwang der
Herzog von Österreich die Grafen von Schaunberg, die um 1230 O. als Lehen
Regensburgs erlangt hatten, zur Aufsendung und zum Verkauf. Bis ins 18.
Jahrhundert war die Herrschaft ein landfremdes
Lehen Habsburgs/Österreichs, das O. stets weiterverpachtete oder
weiterverpfändete.
L.: Willinger, H., Orth, ein Grenzlandschicksal, 1962.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft
erlangten die Bischöfe vor allem im frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung
Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um
Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem größten Umfang um 1250
traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau, Vörden, Hunteburg,
Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg gegliederten Hochstifts
dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an Münster fiel und
Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde
Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das
Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem
Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen
und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in
größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das
Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es
wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals
münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim und der
Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885 einen
Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf. 1824
wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und
Bauerntum im Hochstift Osnabrück im 16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G.,
Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat:
Behördenentwicklung und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück
1550-1800, 1984; Schindling, A., Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur
reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker
Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager,
J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch,
F., Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart,
2001; Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005.
Ostein (Grafen). Die Grafen von O. sind ein
Zweig der Familie Dalberg (Dalberg-Heßloch, Dalberg-Hassloch). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die auch zum Ritterkreis Rhein zählenden Grafen von O.
wegen der Herrschaft Millendonk(, Myllendonk,
Mylendonk) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
erhielten sie für den Verlust der Herrschaft die
Abtei Buxheim (ohne Pless und belastet mit verschiedenen Renten). Die O. waren
um 1700 auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1696 war
der würzburgische Domherr Johann Heinrich von O. wegen des 1694 erworbenen,
1698 aber wieder veräußerten Ebersberg im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert. Seit 1810 hatten die O. Güter in Böhmen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 26; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126;
Schulz 268.
Osterberg (reichsritterschaftlicher Ort). O.
zwischen Illereichheim und Babenhausen in Schwaben gehörte im Mittelalter
zusammen mit Weiler den Herren von Rechberg (Rechberg-Hohenrechberg auf
Kellmünz). Von ihnen zweigte sich eine eigene Linie Rechberg auf O. und
Weißenstein (Wolfenstall) ab. 1679 kaufte Johann Michael Meyer (Mayer) von
Röfingen auf Bühl, Rat und Syndikus der Reichsritterschaft in Schwaben, die Herrschaft O. und wandelte sie 1695 durch Testament in
ein die Herrschaften O., Bühl und Röfingen
umfassendes Fideikommiss um. Dieses zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben und kam 1806 mit der Rheinbundakte an Bayern, in dem 1818 ein
Patrimonialgericht und 1848 die politische Gemeinde O. entstand, in die 1978
die bis dahin selbständige Gemeinde Weiler eingegliedert wurde. S. Meyer zu O.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 59.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im
Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799
wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark
eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9.
Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn
angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem
Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark
(Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III.
vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998
Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht
sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch
als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog
der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum
deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich
dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei
Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen
Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen
einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern
aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe
Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um
Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum
Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert
so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum
eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften
westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt
Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht III.
(Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem
Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete
vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals
geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor dem
Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund 2000
Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns
und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische”
Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von
1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren.
Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die
drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei
Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516
venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich
und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich,
Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen
Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb
gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere
Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn
1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns.
1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit
Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der
Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die
Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die
in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter
1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat,
Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der
spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen
Erbfolgekrieges erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an
Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand
(mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und
Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien,
das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen
das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene
Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan,
der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die
Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in
Italien erworbenen Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena,
Finale, Piombino mit Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich
angehörten. 1713 erhielt die sog. monarchische Union in der Pragmatischen
Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio
indivisibilis et inseparabilis), die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre
weibliche Erbfolge festschrieb. Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI.
Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus
das Behördenwesen in der Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert
wurde, zugleich aber im schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme
Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph
II. und Leopold II., wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge
der Aufteilung Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina,
1779 um das Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im
Sinne des aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches
Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines
Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild
Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö.
einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen.
Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen)
österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der
1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das istrianische
Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die
Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel,
Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und
Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte
Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten
Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und
das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797
mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens
wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen
ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von
Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen
von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft
gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich, wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte
Terminologie zugunsten von Königreichen und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging
infolge der Niederlage gegen Sardinien und Frankreich die Lombardei an
Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde erneut eine wenig eindrucksvolle
Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der Niederlage gegen Preußen und
Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu entstandene Italien. Außerdem
musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und der Begründung des
Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich Ungarn besondere
Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich durch
die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina aus
dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich.
Sie führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten
Weltkrieg. Nach der militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch
der Umwandlung Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918)
verzichtete der Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften.
Schon zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen
Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker,
L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien
1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts,
1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft
zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck,
R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas,
1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von
1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger.
Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das
österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der Verfassungsentwicklung,
(in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P., 1977, 381ff.;
Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche
(Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à
l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4;
Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W.,
Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte
Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und
Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum
Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v. Plaschke,
R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte Österreichs, 1985;
Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10. A. 2004; Dieman,
K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der wirtschaftliche
Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz, F./Melville, R.,
Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der Habsburgermonarchie, 1830-1918,
1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Zöllner, E., Der
Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und Österreich 1273-1493, 1988;
Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H.,
Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs,
1990; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am
Beispiel Österreichs, 1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A.,
1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der
erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520;
Österreichische Geschichte in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner,
K., Österreichiche Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern,
Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische
Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P.
u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999;
Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W.,
Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000;
Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff,
A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte Österreichs,
2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Osterspai (reichsritterschaftliche Herrschaft). In O. südöstlich von Koblenz hatte im 10.
Jahrhundert das Kloster Oeren in Trier Güter, daneben das Stift Sankt Kunibert
in Köln und Sankt Florin in Koblenz. 1227 hatten die Herren von Isenburg die
Vogtei O. Sie kam erbweise über das Haus Bolanden an Graf Heinrich von
Sponheim-Dannenfels, der 1294 und 1295 je eine Hälfte als Lehen Triers an die
Sterrenberg verkaufte. Von 1470 bis 1631 hatten die Liebenstein drei Viertel
und Nassau-Saarbrücken ein Viertel von O. 1637 kam das Lehen an die Waldenburg
gen. Schenkern, 1793 an die ritterschaftlichen Freiherren von Preuschen. 1806
fiel O. an Nassau, 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum
zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit
besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod.
Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet
christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen
(u. a. das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland bzw.
Brookmerland, später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden gegenseitig
bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna)
eine gewisse Führung erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes
(Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland, Harlingerland und
Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in
O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard Cirksena und dann
seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13. Jahrhundert in führender
Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren Familie Cirksena, die ihren
Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts über die
Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen hatte, die Fehden zu
beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich
Ulrich Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O.
belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis
an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie
das schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei
Brügge bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland
(Westfriesland) und das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich
seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung, Zugehörigkeit
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige Zugehörigkeit
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte Brandenburg Truppen in
das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das Geschlecht Cirksena aus. König
Friedrich der Große von Preußen besetzte das an sich den Generalstaaten
vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf Grund einer kaiserlichen
Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz Preußens mit der
Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und Ämter Aurich, Norden,
Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und Friedeburg und die
adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt
(Jindelt), Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60
Quadratmeilen große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern
an Napoleon I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar
einverleibte (Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover
(Landdrostei Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als
Regierungsbezirk Aurich Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur
Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft
der Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v.
Barlage, D., 1989; Deeters, W., Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem
Emsland und Groningen und Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992,
59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v.
Lengen, H. van, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; .
Ostheim (Ganerbschaft). In O. vor der Rhön
nordwestlich Mellrichstadts bestand eine Ganerbschaft (u. a. Stein zum
Altenstein [bis 1765], von der Tann [bis 1782], Stein zu Nordheim und Ostheim).
Sie zählte zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1797 war Dietrich
Philipp August Freiherr von Stein zum Altenstein einziger Ganerbe. Seine Güter
fielen 1809 an das Großherzogtum Würzburg, 1814 an Bayern. O. selbst gehörte
anfangs zur Herrschaft Lichtenberg und kam 1220
an Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben), 1230 an Fulda, 1366 an
Thüringen, 1409 an Mainz, 1423 an Würzburg, 1433 an Henneberg-Römhild, 1548 an
Mansfeld, 1555 an Sachsen, 1741 an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1920 an Thüringen
und 1945 an Bayern.
L.: Wolff 115; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34; Binder,
C., Das ehemalige Amt Lichtenberg vor der Rhön, Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte
und Altertumskunde N.F. 8-10 (1893ff.); Ostheim vor der Rhön. Geschichte, Land
und Leute, hg. v. Körner, H./Schmidt, H., 1982.
Ostheim (Herrschaft).
Die aus dem Schloss Bilstein und drei Dörfern bestehende Herrschaft O. im oberen Elsass war ursprünglich ein
Teil der Herrschaft Reichenweier. Mit dem Elsass
fiel O. an Frankreich.
L.: Wolff 297.
Ostpreußen (Landschaft, [Teil des] Herzogtum[s],
Gebiet, Provinz). Das Gebiet zwischen Weichsel- und Memelmündung wurde in der
Jungsteinzeit von Jägern und Fischern besiedelt. Im 2. und 3. Jahrhundert n.
Chr. bewohnten es die Goten, später die baltischen Pruzzen, deren im 10.
Jahrhundert erstmals genannter Name (um 965 Brus) auf das Siedlungsgebiet
übertragen wurde. Um 1225 wandte sich der polnische Herzog Konrad I. von
Masowien an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen und
übertrug ihm als Lohn das Kulmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II.
gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulm, Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen. Die Niederlage gegen Polen in der Schlacht von Tannenberg (1410)
schwächte den Deutschen Orden, der zwischen 1231 und 1410 93 Städte und etwa
1400 Dörfer gegründet hatte, sehr. 1466 wurde er auf den östlichen Teil
Preußens ohne das Ermland beschränkt. Der verbliebene Ordensstaat war vom
Heiligen Römischen Reich getrennt und musste die Oberhoheit Polens anerkennen.
1525 wurde der Ordensstaat unter dem Hochmeister Albrecht von
Brandenburg-Ansbach in das erbliche, unter Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum Preußen, in dem 1544 die Universität Königsberg gegründet wurde,
umgewandelt. Dieses wurde 1618 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit befreit. 1701 wurde es als einziges
voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zur Keimzelle des
Königreichs Preußen, indem Kurfürst Friedrich sich selbst zum König in Preußen
krönte. Der Name O. für das Herzogtum Preußen setzte sich amtlich erst durch,
als 1772 Westpreußen (Pomerellen bzw. Pommerellen) bei der ersten Teilung
Polens mit dem Königreich Preußen vereinigt wurde. Das Ermland kam zu O.,
Marienwerder zu Westpreußen. Beide Provinzen wurden 1815 getrennt, von 1824
personal und 1829 real bis 1878 zur Provinz Preußen vereinigt und dann wieder
getrennt. 1919/1920 kam das Gebiet um Soldau zu Polen, das Memelgebiet an die
Alliierten und 1923 faktisch an Litauen. Danzig wurde Freie Stadt. Das
restliche Westpreußen wurde O. angefügt. 1939 wurde das Memelgebiet von Litauen
zurückerzwungen, wurden Westpreußen und Danzig zurückerobert und damit wurde O.
wieder mit dem Reich verbunden. 1945 wurde der nördliche Teil O. unter die
Verwaltung der Sowjetunion, der westliche Teil unter die Verwaltung Polens
gestellt, die ansässige deutsche Bevölkerung fast vollständig ausgesiedelt.
1990 kam das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an die
Sowjetunion bzw. Polen.
L.: Goldbeck, J., Königreich Preußen, Teil 1 1785, Neudruck 1975ff.; Horn, A.,
Die Verwaltung Ostpreußens seit der Säkularisation (1525-1875), 1890; Heim, M.,
Geschichte der ostpreußischen Landschaft 1788-1888, 1938; Dehio, G./Gall, E.,
Deutschordensland Preußen, 1952; Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus
den Gebieten östlich der Oder-Neiße, hg. v. Schieder, T., Bd. 1f. 1953;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Schumacher, B.,
Wege und Wirkungen ostpreußischer Geschichte, 4. A. 1959; Dönhoff, M. Gräfin,
Namen, die keiner mehr nennt. Ostpreußen, Menschen und Geschichte, 1962;
Henning, F., Herrschaft und
Bauernuntertänigkeit, 1964; Bibliographie der Geschichte von Ost- und
Westpreußen, Bd. 1 2. A. 1962, 2 1964, Ergänzungsbände; Ost- und Westpreußen.
Handbuch der historischen Stätten, hg. v. Weise, E., 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.
1968ff.; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 bis 1945, Reihe A,
Preußen I: Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Gause, F.,
Geschichte des Preußenlandes, 1986; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen,
1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig
1945-1988, Bd. 1f. 1990; Neuschäffer, H., Das Königsberger Gebiet, 1991;
Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und
Westpreußens, hg.v. Opgenorth, E., Bd. 2, 1 1994; Kibelka, R., Ostpreußens
Schicksalsjahre, 2000; Mast, P., Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen,
2000; Kulturgeschichte Ostpreußens in der frühen Neuzeit, hg. v. Garber, K. u.
a., 2001; Kossert, A., Ostpreußen, 2005.
Ostrach (Herrschaft).
Das 851 erstmals erwähnte O. (Hostrahum) bei Sigmaringen war im 12. Jahrhundert
Reichslehen, wurde aber am Ende des 13. Jahrhunderts vom Kloster Salem
erworben. Die Herrschaft O. gehörte bis 1803
Salem. Dann kam sie an Thurn und Taxis, danach an Hohenzollern-Sigmaringen und
über Preußen und Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181.
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das
Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als
Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen
Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz des Papstes gestellt. 1299
wurde der Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang aber im 15. Jahrhundert, nachdem
1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei erworben hatte. 1626 verzichtete der
Bischof von Augsburg auf Grund eines Spruches des Reichskammergerichts von 1624
auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch verbliebenen
Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat angehörte, aber
weder beim schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem
weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und
Anteilen an den Herrschaften Stein, Ronsberg und
Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen
oberer Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991;
Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur
Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a. 2001.
Ottweiler (Herrschaft).
In O. bei Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof von Metz ein
Stift. Als dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche
die Burg O. erbauten. Über Saarbrücken kam O. 1381 an Nassau-Weilburg und wurde
1659 Sitz der Grafen von Nassau-Ottweiler, über die es zum oberrheinischen
Reichskreis zählte. Über Preußen gelangte O. 1919/1920 sowie 1945/1946 zum
Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. S. Nassau-Ottweiler.
L.: Wolff 266; Wallner 697 OberrheinRK 25; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte
der Stadt und Grafschaft Ottweiler, 1909; Landkreis Ottweiler, hg. v. Landkreis
1963.
Overijssel (Herrschaft).
Im Gebiet östlich des Ijsselmeeres, das seit Ende des 8. Jahrhunderts fest dem
karolingischen Reich eingefügt war, hatte der Bischof von Utrecht im 10.
Jahrhundert Güter (das sogenannte Oberstift). Im 12. Jahrhundert nahm der Graf
von Geldern die Landschaft Veluwe in Besitz, die Utrecht von diesem Gebiet, das
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts O. genannt wurde, trennte. 1527/1528 kam O.
an Habsburg, wurde aber 1591-1597 durch Moritz von Oranien für die
Generalstaaten der Niederlande erobert.
L.: Wolff 74; Großer Historischer Weltatlas III 2 E3; Nagge, W., Historie van
Overijssel, Bd. 1, 2 1908ff.; Overijssel, hg. v. Wiersma, H. u. a., 1965.
Padberg (Herrschaft).
P. bei Brilon wird erstmals 1030 anlässlich der Übertragung eines
heimgefallenen Gutes vom Reich an das Hochstift Paderborn genannt. Es kam von
dort an die Erponen. Nach 1120 entstand um P. eine eigene Herrschaft, die durch Kauf an das Erzstift Köln
gelangte. 1414 musste der größte Teil der Herrschaft
an Waldeck gegeben werden. Über Preußen fiel P. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Bockshammer, H., Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft
Waldeck, 1958; Padberg im Wandel der Zeiten, bearb. v. Schmidt, H., 1963;
Padberg, C., Ein Jahrtausend Padberg. Ein Beitrag zur Geschichte des
kurkölnischen Sauerlandes, 1979.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das
(um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter)
insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen
(1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der
Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts
der Weser. 1614 gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die
Landesherrschaft verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg) eine bis 1844
bestehende Universität in P. 1802/1803 fiel das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der
Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im
Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von
Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das
Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613;
Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd.
1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a.,
Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als
Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Padua (Stadtkommune). P. am Bacchiglione in
der nördlichen Poebene, dem das 601 von den Langobarden zerstörte römische, 301
v. Chr. erstmals erwähnte Patavium (um 200 n. Chr. 50000 Einwohner) voranging,
wurde in der Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs und im 10.
Jahrhundert Mittelpunkt einer von Otto I. eingerichteten Grafschaft. 1164
erlangte es Selbständigkeit. An die Stelle der 1137 erstmals genannten Konsuln
traten im 13. Jahrhundert als Leitungsorgan(e) Podestà. 1222 erhielt es eine
Universität. Im 13. und 14. Jahrhundert (1318-1405 unter der Herrschaft der Carrara, 30000 Einwohner, 63000
Bewohner außerhalb der Mauern) erlangte es die Herrschaft
über Vicenza, Bassano und Feltre. 1405/1406 geriet es selbst unter die Herrschaft Venedigs. 1797 fiel es mit Venetien an
Österreich, 1815 an das Lombardo-Venetianische Königreich Österreichs, das 1866
an das neue Königreich Italien (1861) abgetreten werden musste.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Cappelletti, G., Storia di
Padova, Bd. 1f. 1874ff.; Zorzi, E., Il territorio padovano nel periodo di
traspasso da comitato a comune, 1930; Gasparotto, C., Padua, 1973; Castagnetti,
A., I conti di Vincenza e di Padova dall’età ottoniana al Comune, 1981;
Collodo, S., Una società in trasformazione, Padova tra XI e XV secolo, 1990;
Gaffuri, L., Padua, LexMA 6 1993, 1617; Tilatti, A., Istituzioni e culto dei
santi a Padova, 1997; Kohl, G., Padua unter den Carrara, 1998; Rippe, G.,
Padoue et son contado, 2003.
Palm (Grafen, Fürsten, Reichsritter). Die dem
Patriziat der Reichsstadt Esslingen entstammende Familie P. wurde 1711
(Reichsritterstand) geadelt. Eine katholisch gewordene Linie erwarb unter
anderem die Herrschaften Illereichen (1771, von
den Grafen Limburg-Styrum, 1788 Verkauf) und Hohengundelfingen (1774, von den
Reichsfreiherren von Landsee) in Schwaben und wurde 1729 in den
Reichsfreiherrenstand, 1750 in den Grafenstand und am 24. 7. 1783 (Carl Josef
II., gegen hohe finanzielle Leistungen) in den Fürstenstand erhoben. Die
evangelisch gebliebenen Linien gehörten mit dem 1728 erworbenen
Mühlhausen/Neckar, dem 1740 erlangten Bodelshofen und dem 1744 erworbenen
Rittergut Steinbach von 1722 bis 1805 zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 363, 375, 379; Schulz 268.
Papenburg (Herrschaft).
1379 wird P. östlich der Ems als Grenzburg des Hochstifts Münster erstmals
erwähnt. 1638 entstand hier eine bedeutende Fehnkolonie. Am Ende des 18.
Jahrhunderts bildete P. eine kleine Herrschaft
(freie Herrlichkeit) der Drosten von Velen. Über Hannover und Preußen (1866)
kam P. 1946 an Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Geppert, A., Die Stadt am
Kanal, 1955.
Pappenheim (Herrschaft,
Grafschaft, Reichsritter). Am Beginn des 11. Jahrhunderts erscheinen die nach
der Burg P. (801 Pappinheim) an der Altmühl bei Weißenburg benannten
Reichsministerialen von P. Seit 1193 waren sie erbliche Träger des
Reichsmarschallamts, das nach 1214 die mit ihnen verwandten Herren von
Biberbach unter den Namen P. übernahmen und seit 1356 bei der Kaiserkrönung für
den Kurfürsten von Sachsen ausübten. Im 15. Jahrhundert gewannen sie neben
Eichstätt das Reichsforstmeisteramt und Reichsjägermeisteramt im bayerischen
Nordgau. Neben der reichsunmittelbaren Herrschaft
P. hatten die im 16. und 17. Jahrhundert der Reichsritterschaft (Kanton Altmühl
bis etwa 1650, Kanton Steigerwald 17. Jahrhundert) im Ritterkreis Franken
angehörigen, mehrfach in Linien aufgespaltenen P. verschiedene Güter inne
(Stühlingen von 1582 bis ins 17. Jahrhundert, Biberbach nördlich Augsburgs bis
1514, Hohenreichen und Wertingen bis 1700). Nach 1539 drang die Reformation in
ihren Gebieten ein. 1628/1740 wurden sie zu Reichsgrafen in der schwäbischen
Grafenbank erhoben. Wegen Ramsberg (bis 1550) und Wildenstein (1549-1605) waren
die P. von 1542 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft im Altmühltal kam unter
Druck am 1. 6. 1806 durch Mediatisierung an Bayern. 1815 erhielt die Familie
als Entschädigung für das Reichsmarschallamt kurzzeitig auf dem Papier
zugedachte, nie übertragene Güter im ehemaligen Saardepartement (im Umfang von
9000 Seelen), die bald danach an Preußen fielen. Am 8. 8. 1816 von Preußen als
Ausgleich versprochene Domänen im Regierungsbezirk Köln gab die Familie gegen
Weingüter und Jagdgüter am Rhein auf, deren Erhalt sie gutgläubig vorab
quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126;
Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12.
bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der
Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H., Graf zu, Geschichte des
gräflichen Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940; Hofmann, H., Gunzenhausen -
Weißenburg, 1960, Historischer Atlas von Bayern; Arnold, B., Count and Bishop
in Medieaval Germany, 1991; Wendehorst, A., Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Pappus von Tratzberg, Pappus von Trazberg (Freiherren,
Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren P. mit den 1647
erworbenen Herrschaften Laubenberg und
Rauhenzell zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 61.
Parchim (Herrschaft).
P. an der Elde in Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226
erhielt der bei ihr erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung des
Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach 1256 wurde sie unter den
Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in Mecklenburg zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
Parma (Stadtkommune). Die etruskische Gründung
P. am Nordfuß des Apennins wurde 183 v. Chr. römisch. Seit dem 4. Jahrhundert
n. Chr. geriet P. zunehmend unter die Herrschaft
seiner Bischöfe, die in fränkischer Zeit Grafschaftsrechte gewannen. Im 12. Jahrhundert
erlangte es eine gewisse Selbständigkeit (1140 Konsuln). Seit 1322 gehörte es
rechtlich zum Kirchenstaat des Papstes, stand aber tatsächlich vielfach unter
der Herrschaft Mailands (1346-1447, 1449-1500)
und Frankreichs (1500-1512, 1515-21). 1545 wurde es durch Papst Paul III. Teil
des Herzogtums Parma und Piacenza, das 1860 Sardinien bzw. 1861 dem neuen
Königreich Italien eingegliedert wurde. S. Parma und Piacenza.
L.: Bazzi, T./Benassi, U., Storia di Parma, Bd. 1ff. 1899ff.; Drei, G., Le
carte degli archivi parmensi, Bd. 1ff. 1924ff.; Cortellini, L., Storia di Parma,
1953; Pighini, G., Storia di Parma e i suoi personaggi più illustri, 1965;
Schuhmann, R., Authority and the Commune: Parma 833-1133, 1973; Fumagalli, V.,
Terra e società nell’Italia padana. I secoli IX e X, 1976; Chittolini, G., La
formazione dello stato regionale e le istituzioni del contado. Secoli XIV e XV,
1979; Greci, R., Parma medievale, 1992; Greci, R., Parma, LexMA 6 1993, 1735.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer keltischen
Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz errichteten die
Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals bezeugtes
gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager mit dem
Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute der
heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P. ein
agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius
739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden
bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder
eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen
durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit
798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh
999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof
die durch Gaben König Heinrichs II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel]
und Donau) reich gewordene königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer
Landzunge. Durch die Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter
in Sankt Pölten und Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394
erhoben sich die Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft.
Durch die Abtrennung der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835
Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das
zunehmend von Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für
die Errichtung des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte,
erheblich verkleinert. Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der
Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III.
veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen.
Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder
Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das
Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein
[Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis
zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen
westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an
Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde
1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck
1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer
Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939;
Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und
in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden,
Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen
Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der
geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961;
100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln,
hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift
Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des
Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Passau (Stadt). Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert
(1298, 1367, 1394) versuchte die Stadt P. vergeblich, die Herrschaft des Bischofs abzuschütteln und
Reichsfreiheit zu erlangen. S. Passau (Hochstift).
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, 1862, Neudruck 1983; Schneider,
R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944;
Schäffer, G., Passau, 1986; Hartmann, P., Die Beziehungen der Stadt Passau zum
Fürstbischof von 1298-1535, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Passau in der
Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt
Passau, hg. v. Boshof, E. u. a., 1999.
Peißenberg (Herrschaft).
P. am Fuß des Hohen Peißenbergs war Mittelpunkt einer Herrschaft,
die später an Bayern kam.
L.: Fried, P., Adelige Herrschaft und früher
Territorialstaat. Zur Geschichte der Herrschaft
Peißenberg und Rauhenlechsberg, (in) Gesellschaft und Herrschaft,
Festschrift für Bosl, K., 1969.
Peitz (Herrschaft).
1301 erscheint die Burg Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im
Spreewald erstmals, als der Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof
von Magdeburg verkaufte. Im 14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige Herrschaft als Lehen oder Pfand an verschiedene Herren
(Mager von Ronow, Schenk von Landsberg, Waldow, Cottbus). 1462 fiel sie
endgültig an Brandenburg. Zusammen mit der Herrschaft
Cottbus umfasste sie ein Gebiet von 16 Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen
abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen
(Brandenburg) zurück. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet der früher zum
obersächsischen Reichskreis gezählten Herrschaft
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen
Festung Peitz, Bd. 1 1913.
Penig (Herrschaft).
Die Herrschaft P. mit der Stadt P. an der
Zwickauer Mulde nordwestlich von Chemnitz gehörte als Lehen Sachsens den Grafen
von Schönburg-Glauchau und kam 1806 zu Sachsen.
L.: Wolff 422.
Pernstein, (Herrschaft). S. Bernstein
Persen (Herrschaft).
Die Herrschaft P. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Hochstift Trient zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 47; Wallner 714 ÖsterreichRK 2.
Petershausen (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Das Benediktinerkloster P. auf dem rechten Rheinufer gegenüber Konstanz wurde
(kurz vor) 983 von Bischof Gebhard II. von Konstanz gegründet. Es war seit dem
13. Jahrhundert (1214) reichsunmittelbar, gehörte seit dem 16. Jahrhundert zum
schwäbischen Prälatenkollegium des Reichstags und zur Prälatenbank im
schwäbischen Reichskreis und besaß die Herrschaften
Hilzingen und Herdwangen, die Landeshoheit über Ebratsweiler und den
Schopflocherhof (Hof Schopfloch) bei Engen. Außerdem waren der Abtei seit 1583
die Abtei Sankt Georgen zu Stein am Rhein mit der Propstei Klingenzell im
Thurgau einverleibt. 1802/1803 kam P. mit einem Gebiet von etwa 2,5
Quadratmeilen an Baden und wurde aufgehoben. Über Baden gelangten die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 13; Wallner 688 SchwäbRK 50; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miscoll-Reckert, I.,
Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster, 1973;
Walther, H., Gründungsgeschichte und Tradition im Kloster Petershausen vor
Konstanz, Schr. d. Ver.f. Gesch. des Bodensees 96 (1978), 31ff.; St. Gebhard
und sein Kloster Petershausen, 1979; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; 1000 Jahre Petershausen, 1983; Maurer, H., Petershausen, LexMA 6 1993,
1941.
Petkum (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit P.
südöstlich von Emden gehörte als adlige Herrschaft
zu Ostfriesland. Über Hannover und Preußen kam P. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 339.
Pettau (Mark). Nach älteren Siedlungsspuren
erscheint in römischer Zeit das Legionslager Poetovio an der Drau. Im
Frühmittelalter war der Ort ein Mittelpunkt der Herrschaft
Salzburgs im Draugebiet. Die Mark P. mit dem Vorort Marburg ist vielleicht im
11. Jahrhundert entstanden. Herren von P., die vergeblich Herrschaft, Burg und Stadt zu gewinnen versuchten,
erloschen 1438. Nach einem Verzicht der Schaunberger (1445) unterstand P.
uneingeschränkt Salzburg. 1555 kam das Gebiet zur Steiermark, 1918 zu
Jugoslawien (Ptuj), 1991 zu Slowenien.
L.: Wolff 28; Die mittelalterlichen Stiftsurbare der Steiermark, hg. v.
Pirchegger, I., Bd. 1: Seckau, Pettau, hg. v. Pirchegger, I./Roth, B./Sittig,
W., 1955; Saria, B., Pettau, Entstehung und Entwicklung einer Siedlung im
deutsch-slowenischen Grenzraum, 1965; Pickl, O., Der Funktionswandel der Stadt
Pettau, 1985; Hödl, G., Pettau, LexMA 6 1993, 1989; Kranjc, J., Die Einflüsse
des römischen Rechts auf das Statut von Ptuj (Pettau), FS K. Kroeschell, 1997, 545;
Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Pfäfers (Kloster, Residenz), lat. Fabaria. Das
Kloster P. am Kunkelpass bei Ragaz bzw. am Ausgang des Taminatals ins Rheintal
wurde im 8. Jahrhundert als Benediktinerabtei gegründet. Die freie Reichsabtei
(861 Immunität) kam 905 an das Hochstift Konstanz, 909 an Sankt Gallen, 920 an
Chur und wurde 950 wieder unabhängig. 1408 erhielt P. vom König die freie
Abtswahl. 1483 erlangten die sieben alten Orte der Eidgenossenschaft der
Schweiz die Grafschaft Sargans und damit die Schirmherrschaft über die Abtei
und ihr Gebiet. 1521 erscheint P., in dem umfangreiche Fälschungen angefertigt
werden, in der Reichsmatrikel. Bis zum Ende des 18. Jh.s huldigte der Abt dem
Reich und ließ sich seine Privilegien bestätigen. 1798 verzichtete es auf seine
Herrschaftsrechte, wurde 1803 zum neuen Kanton
Sankt Gallen geschlagen und 1838 aufgehoben.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910;
Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, Diss. jur. Bern
1918; Perret, F., Aus der Frühzeit der Abtei Pfäfers, 1958; Vogler, W., Das
Ringen um die Reform und Restauration der Fürstabtei Pfävers 1549-1637, 1972;
Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1985;
Vogler, W., Pfäfers, LexMA 6 1993, 1992; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 680, 1, 2, 445;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
316; Hüeblin, J., Archiv und Fälscherwerkstatt - Das Kloster Pfäfers, 2010.
Pfaffenhofen (Herrschaft).
P. an der Roth (Rot) erscheint am Ende des 12. Jahrhunderts als Teil einer
kleinen, nach dem nahen Holzheim benannten Grafschaft. 1303 verkaufte Graf
Ulrich von Berg seine Grafschaft in Holzheim an den Herzog von Österreich. Zu
dessen neuer Grafschaft P. zählten Leibi und das Rothtal (Rottal) von
Kadeltshofen bis Attenhofen. Die Herrschaft
blieb bis 1805 bei Habsburg/Österreich, war aber unter Vorbehalt der
Landeshoheit vielfach verpfändet (1325-1370 Herren von Ellerbach, ab 1448
Ehinger). 1469 erhielt Hans Ehinger die Herrschaft
von Herzog Sigmund zu eigen und verkaufte sie 1495 an Bayern-Landshut. 1505 zog
sie König Maximilian nach dem bayerischen Erbfolgekrieg als Kriegsentschädigung
ein, verkaufte sie aber 1507 an die Fugger, unter denen sie 1735 an die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn) kam. Die
Landeshoheit fiel 1805 an Bayern.
L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45; Gaiser, H./Matzke/Rieber, Kleine
Kreisbeschreibung des Stadt- und Landkreises Neu-Ulm, 1959.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft
der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim,
Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern,
1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385
die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz
für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg
gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die
Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht
III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und
die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim
(zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P.
in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559
starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde
(1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden
von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue
Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des
aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog
Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt
kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde,
während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch
die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene
katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für
die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern,
Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich,
das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg
vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden
die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P.
dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von
Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz
in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie
Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt,
der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg
und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte.
Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof
von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die
habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und
1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das
niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern
bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P.
8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung
des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser, L.,
Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren
1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte
der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen Agilolfinger,
von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der Agilolfinger
(788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern, 1392 an die
Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter
Erbfolgekrieges wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet.
1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem
Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern
gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von
Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere
Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und
Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber
schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des
jülich-klevischen Erbfolgestreites infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614)
mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete
die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der
sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August
und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde
P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt:
der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem
Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu
beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf
dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum
Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz
und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim,
Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen,
Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter
Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg
(letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen,
Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im
heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801,
Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre
Fürsten, hg. v. Heider, J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische
Landesaufnahme unter Philipp Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen
Christoph Vogel, Archivalische Zs. 56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und
Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine Hofmarken, gefreiten Sitze und
Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von Strass, Burgheim und Oggermühle,
Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus
Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u.
a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3
Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis,
M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfalz-Simmern (Fürstentum). Simmern am Simmerbach
westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte es den Raugrafen, die
1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten. 1359 kam es an die
Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte. 1410 begründete
Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Gütern um
Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg,
Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er 1444 Erbe der
Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren Grafschaft Sponheim
(1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P. geteilt. Dabei
erhielt Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P.,
Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte
er die Pfalz (Kurpfalz) und überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und
Richard. 1598 fiel das Fürstentum P. an die Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab
Friedrich V. von der Pfalz (Kurpfalz) seinem Bruder Ludwig Philipp das
Fürstentum P. 1674 gelangte das Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz)
zurück. 1685 erlosch die Linie P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P.
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt
Böckelheim und pfandweise die Herrschaft
Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu Preußen, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der
rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im
Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H.,
Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken
am Ende des Alten Reiches, 1981.
Pfalz-Veldenz (Fürstentum, Pfalzgrafschaft). 1444 fiel
Veldenz bei Bernkastel an Pfalz-Zweibrücken. 1543 übertrug Pfalzgraf Wolfgang
von Pfalz-Zweibrücken seinem bisherigen Vormund das Gebiet um Veldenz als zum
oberrheinischen Reichskreis zählendes Fürstentum P. Zu ihm gehörten die Ämter
Veldenz und Lauterecken, das Kloster Remigiusberg, seit 1559/1566 die
Grafschaft Lützelstein und seit 1559 die halbe Herrschaft
Guttenberg. 1694 starb die Linie aus. Das Land wurde von der Pfalz (Kurpfalz)
besetzt. Zu einer Einigung über die Erbschaft zwischen Pfalz (Kurpfalz),
Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Bischweiler) kam es erst 1733. Die
Pfalz (Kurpfalz) erhielt die Ämter Veldenz und Lauterecken, Pfalz-Sulzbach die
Hälfte von Lützelstein sowie Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Birkenfeld) die andere
Hälfte von Lützelstein und den Anteil an Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des
Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, Mitt.
d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner
Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken,
Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 865.
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das
Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft
Veldenz (Oberämter Lichtenberg und Meisenheim) und im Übrigen aus der
ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter Zweibrücken und Neukastel
[Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel mit dem Aussterben der
Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand durch Teilung der Pfalz
das Fürstentum Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der
Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz),
Veldenz und Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von
Pfalz-Simmern P. mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in
Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam
in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz)
herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich
P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft
Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft
Frankreichs. 1799 erbte Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte
das Gebiet Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne
Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Fabricius,
W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28 (1909);
Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen
von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36
(1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
Pfedelbach (Herren, Herrschaft).
Am römischen Limes wird 1037 erstmals P. im Stiftungsbrief für Kloster Öhringen
erwähnt. Seit 1270 nannten sich Herren von P. nach ihm. Ihre Güter fielen 1433
durch Heirat an die Herren von Adelsheim und 1472 durch Verkauf an die
Hohenlohe. 1551/1555 kam P. an Hohenlohe-Waldenburg. 1615 wurde es Sitz der
Linie Hohenlohe-Pfedelbach, die 1728 bei ihrem Aussterben von
Hohenlohe-Bartenstein beerbt wurde. Über Württemberg kam P. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Pfedelbach.
L.: Wolff 119.
Pförten (Herrschaft).
Die Herrschaft P. mit der Stadt P. (poln. Brody)
östlich von Cottbus gehörte als Standesherrschaft zur Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Philippseich (Schloss, Herrschaft). Das von Johann Philipp von Isenburg-Offenbach erbaute Schloss P. bei Dreieichenhain (südlich von Frankfurt am Main) wurde 1718 Sitz der von seinem Neffen Wilhelm Moritz begründeten Linie der Grafen von Isenburg-Philippseich. S. Isenburg, Isenburg-Philippseich.
Philippsthal (Schloss, Herrschaft). In P. an der Werra wurde vermutlich kurz vor 1191 das Benediktinerinnenkloster Kreuzberg gegründet, das im Bauernkrieg (1526/1527) zerstört wurde. Seine Güter gelangten nach Abfindung des letzten Propstes an den Landgrafen von Hessen. 1686 gab Landgraf Karl von Hessen-Kassel die aus den Gütern des zerstörten Klosters Kreuzberg an der Werra gebildete Vogtei Kreuzberg seinem Bruder Philipp, der das Kloster zum Schloss P. umbaute. Es wurde Sitz der Linie Hessen-Philippsthal. S. Hessen-Philippsthal.
Piasten (Geschlecht, Sammelbezeichnung des
späten 16. Jahrhunderts?). P. sind die sich selbst auf den Bauern Piast aus
Kruschwitz (um 850?) zurückführenden, geschichtlich mit dem 966/967
christianisierten Mieszko (Miezsko) († 992) nachweisbaren, polnisch-masowisch-schlesischen,
durch zahlreiche Heiraten mit vielen deutschen Häusern verschwägerten Fürsten,
die vermutlich in der ersten Hälfte des 10. Jh.s im Hochland um Gnesen einen Herrschaftskern ausbilden und bis zum Ende des 10.
Jh.s verfestigen. Von ihnen dehnte Mieszkos (Miezskos) Sohn Boleslaw I. Chrobry
(† 1025) seine Herrschaft von Kiew bis zur Mark
Meißen aus. 1137/1138 wurde nach dem Tod Boleslaws III. das Reich in Schlesien,
Masowien-Kujawien, Großpolen und Kleinpolen aufgeteilt. Die polnische, seit
1320 königliche Linie starb 1370 aus und wurde infolge der Heirat der
Großnichte Hedwig des letzten Königs mit Jagiello von Litauen von den
Jagiellonen beerbt. Die herzogliche Linie in Masowien erlosch 1526. Die
schlesische Linie, die anfangs ihre Herschaft nur durch die Hilfe Kaiser
Friedrichs I. Barbarossa sichern konnte, teilte sich in eine niederschlesische
(Niederschlesien) und eine oberschlesische Linie (Oberschlesien). Die
niederschlesischen P. spalteten sich 1248/1252 in die Linien Glogau (bis
1476/1504) mit Nebenlinien zu Oels und Sagan, Breslau (bis 1290) und Liegnitz
(bis 1675) mit Nebenlinien zu Schweidnitz-Jauer, Münsterberg, Brieg und Wohlau.
Die oberschlesische Linie schied sich 1281 in die Linien Oppeln (bis 1532),
Beuthen und Cosel (bis 1355), Ratibor (bis 1336), Auschwitz (bis vor 1521) und
Teschen (bis 1625).
L.: Wutke, K., Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Piasten, 1911;
Jasinski, K., Rodowód Piastów slaskich, Bd. 1ff. 1973ff.; Jasinski, K., Rodowód
pierwszych Piastów, 1992; Strelczyk, J., Piasten, LexMA 6 1993, 2125; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 172; Kara, M., (Der älteste Staat der Piasten), 2009; Mühle, E., Die
Piasten, 2011.
Piemont (Fürstentum). Das Gebiet der westlichen
Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus zum römischen Reich
(Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der
Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10.
Jahrhundert in die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046
durch Heirat mit der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416
Herzöge) von Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete. Der Name P. (mlat.
Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen Alpen, Po und Sangone)
des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo, Canavese, Alba, Asti,
Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die
Markgrafen von Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti)
begütert waren, gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon
1293), Cuneo (1382), die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401)
und seit 1418 das übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536
das Waadtland verloren. Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich
besetzt. 1587 konnte die Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des
Herzogtums Montferrat gewonnen werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das
es 1717/1719/1720 gegen Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P.
Königreich Sardinien. Von 1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815
wurde das Königreich Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es
zum Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
Pinneberg (Herrschaft,
Grafschaft). Das erstmals 1351 genannte P. an der Pinnau zwischen Hamburg und
Itzehoe war Sitz der Herrschaft P. 1304 kam sie
bei der Landesteilung der Grafen von Holstein an die Linie Schauenburg
(Schaumburg), die auch die Stammgrafschaft (Schaumburg) an der Weser innehatte.
Die Linie Schauenburg (Schaumburg) behauptete die Herrschaft
über das Aussterben der Grafen in Holstein (1459) hinaus und verlegte die Residenz
1568 von Wedel nach P. Bei ihrem Aussterben 1640 kam P. an die Landesherren von
Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von
Gottorp (Gottorf). 1649 verkaufte der Herzog von Gottorp (Gottorf) das zu P.
zählende Amt Barmstedt an den königlichen Statthalter Christian Rantzau. 1650
wurde das Amt zur Reichsgrafschaft Rantzau erhoben. 1726 zog Dänemark die
Reichsgrafschaft ein und vereinigte deren Gebiet wieder mit dem Herzogtum
Holstein. Über Preußen (1866) kam P. 1946 an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff.,
73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, 1986.
Pisa (Stadtkommune, Stadtstaat). Das aus
einer (ligurischen?) vielleicht schon griechischen, im Übrigen etruskischen
Siedlung hervorgegangene P. am Arno kam 180 v. Chr. an Rom. Seit dem 4.
Jahrhundert war es Sitz eines Bischofs (1092 Erzbischofs). Durch
Sarazenenanfälle veranlasst, begann es den Aufbau einer bedeutenden Flotte, mit
deren Hilfe im 11. Jahrhundert Sardinien und Korsika erobert werden konnten. Im
12. Jahrhundert wurde P. (1155 etwa 50000 Einwohner, 1156-1160 Constitutum
usus, 1165-1167 Constitutum legis) freie Kommune (1080/1085 erstmals Konsuln).
Nach der Niederlage von Meliora (1284) ging (1299) Korsika an Genua und wenig
später (1323/1326) Sardinien an die Könige von Aragon (Aragonien) verloren.
1399 unterstellte sich P. den Visconti (Mailand). 1406 fiel P. an Florenz,
unter dessen Herrschaft es mit Ausnahme der
Jahre 1494 bis 1509 verblieb, bis es an das neue Königreich Italien (1861) kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Borchardt, R., Pisa, 1938;
Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa, Bd. 1f. 2. A. 1962; Sardo, R., Cronaca
di Pisa, 1963; Masetti, A. R., Pisa. Storia urbana, 1964; Guerra, G. del, Pisa
attraverso i secoli, 1967; Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa,
1968; Bragadin, M., Le repubbliche marinare, 1974; Banti, G., Breve storia di
Pisa, 1989; Garzella, G., Pisa com’era, 1990; Redi, F., Pisa com’era, 1991;
Tolaini, E., Pisa, 1992; Luzzati, M., Pisa, LexMA 6 1993, 2177; Storti Storchi,
C., Intorno ai costituti pisani delle legge e dell’uso, 1998; Ceccarelli Lemut,
M. u. a., I vescovi di Pisa, Rivista di storia della chiesa in Italia 58
(2004), 3; Mitterauer, M./Morrissey, J., Pisa, 2007.
Pistoia (Stadtkommune). P. am Südfuß des etruskischen
Apennins hieß in römischer Zeit Pistoria. Im 5. Jahrhundert war es Sitz eines
zunächst exemten, 1420 Florenz unterstellten Bischofs, seit 1115 freie Kommune.
1329 geriet es unter den Einfluss, 1401 unter die Herrschaft
von Florenz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Chiti, A., Pistoia, 2. A.
1956; Paolini, P., Pistoia e il suo territorio nel corso dei secoli, 1962;
Savino, G., Breve storia di Pistoia, 1965; Herlihy, D., Pistoia nel Medioevo e
nel Rinascimento (1200-1430), 1972; Luzzati, M., Pistoia, LexMA 6 1993, 2187;
Liber hominum et personarum comitatus Pistorii (1293-1294), hg. v. Francesconi,
G., 2010.
Plassenberg (Reichsritter). Bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts zählten die P. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 126; Lenker, R., Herrschaft
Plassenburg, Archiv f. G. v. Oberfranken 66 (1986).
Plauen (Herrschaft).
An dem Übergang alter Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer
slawischen Siedlung Plawe (Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P.
sowie eine 1222/1224 bezeugte Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte
sich dann bald eine Linie der Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306
in die Linien P. und Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P. an das Haus Wettin (Markgrafen von
Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg). 1572 erlosch die Linie der Vögte von
P. Über Sachsen kam P. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963.
Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer
Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland). Aus älterem Reichsgut um die
Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der Mulde (Leisnig, Colditz,
Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1158 ein Reichsland
(terra Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten, das von
Reichsministerialen unter einem Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm
vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen
zugeschlagen. Nach 1198 verselbständigten sich verschiedene kleine Herrschaften. Versuche Kaiser Friedrichs II. und
später König Rudolfs von Habsburg, das Reichsland zu reorganisieren,
scheiterten. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Markgrafen von
Meißen aus dem Hause Wettin Pfandrechte am Reichsland P. (1243 Verpfändung für
die Mitgift der mit Heinrich von Meißen vermählten Tochter Friedrichs II.,
1252). Im 14. Jahrhundert gliederten sie es größtenteils (Altenburg, Chemnitz,
Zwickau) ihrer Herrschaft ein (Belehnung 1310,
endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene Herrschaftsgebiete
schufen sich die Herren von Schönburg und einzelne Linien der Vögte von Weida
(Reuß). Damit endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß, Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina,
Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha,
Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in)
Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens, hg. v. Kötzschke, R., 1937;
Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.;
Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Plisni
(Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa, Kauritz, Leesen, Monstab,
Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 50; Rübsamen, D.,
Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland,
LexMA 7 1994, 18; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002.
Pless, Pleß (Herrschaft,
Fürstentum). 1517 wurde die Herrschaft P. in
Schlesien aus dem Herzogtum Teschen ausgegliedert und von Bischof Johann Thurzo
von Breslau käuflich erworben. 1542/1548 kam sie an die Freiherren von
Promnitz, 1742 unter die Landeshoheit Preußens, 1765 mit einem Gebiet von 18
Quadratmeilen an eine Nebenlinie der Fürsten von Anhalt-Köthen und 1846 durch
Verkauf an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein, die 1850 preußische Fürsten
von P. wurden. 1918/1922 fiel der größte Teil der Herrschaft
an Polen.
L.: Wolff 481; Zivier, E., Geschichte des Fürstentums Pleß, 1906; Musiol, L.,
Pszczyna, 1936; Musiol, L., Bilder aus der Geschichte, 1941; Vier
oberschlesische Urbare des 16. Jahrhunderts, hg. v. Kuhn, W., 1973; Skibicki,
K., Industie im oberschlesischen Fürstentum Pless, 2002.
Plesse (Herrschaft).
Die Burg P. (die Helle) an der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch
Bischof Meinwerk aus Hausgut der Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war
seit 1150 Mittelpunkt der Herrschaft der
Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz vor den Herzögen von
Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Beim
Aussterben der Herren 1571 fiel die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen. 1816 kam sie an
Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft
Plesse, 1914; Reuther, H., Land am Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der
durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Herrschaft
Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Pleystein (Herrschaft) s. Bleistein
Plön (Herrschaft,
Grafschaft, Herzogtum, Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön).
An der Stelle einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg
erbaute Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P.
(Plune „eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390
war P. Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam
P. beim Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von
König Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der
Teilung Holstein-Sonderburgs (Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie
Holstein-Sonderburg-Plön (Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren
Aussterben 1761 an Dänemark zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Pöchlarn (Herrschaft).
Um 15 v. Chr. legten die Römer an der Einmündung der Erlauf in die Donau einen
Hafen sowie ein Lager an. 832 gab König Ludwig der Deutsche das Gebiet
(antiquitus Herilungoburc) an das Hochstift Regensburg. Um 920 hatte dort ein
bayerischer Grenzgraf im Dienste der Ungarn seinen Sitz (Rüdiger von
Bichelaren), doch kam das Gut nach 955 an Regensburg zurück. 1803 wurde P. in
Österreich säkularisiert. S. Regensburg (Hochstift).
L.: Wolff 26, 142; Eheim, F., Heimatbuch der Stadt Pöchlarn, 1967.
Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint
im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet
zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein Sohn (König)
Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus (Mähren, Lausitz,
Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit Gnesen ein eigenes
Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg, Krakau und Posen. Nach
Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften Großpolen (ab 1239 dux
Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und Pommern den verbliebenen
Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P.
abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf
Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land
und gewann das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an
Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog zum König krönen (Großpolen,
Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370)
verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie
auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete
1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und
dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der
Jagiellonen, das außer Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte,
auf den Thron. 1466 musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über
Ostpreußen anerkennen und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land,
Kulmerland) und Ermland. 1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens.
1572 starben die Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670
die Lehnshoheit über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland.
1697 wurde der dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch
Wahl König von Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder.
1772, 1793 und 1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von
Russland protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte,
zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung
(1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769
besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen
erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den
Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland
gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk
und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch
verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten
Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die
Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk
(Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von Polozk und Minsk (228000
Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz
(Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa
und die Hälfte von Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer,
1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000
Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung (1795)kamen
das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das übrige
Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland und
Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom, Teile
von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000
Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau,
das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein
Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum
Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit
Russland in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik
P. gegründet, die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen
zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber,
unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur
Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig,
Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus,
Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien,
Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of
Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte
Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen
und Westpreußen, 1992; Jasinski, K., Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda,
G., Mieszko II król polski 1025-34, 1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg.
v. Czacharowski, A., 1993; Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K.,
Polen und Russland, 1994; Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997;
Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis
Danzig, 2000; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische
Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000;
Borodhiej, W., Der Warschauer Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine
Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die
politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009.
Pomesanien (Hochstift). Das ursprünglich slawisch,
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat,
Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom
Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV.
P. als eines der vier Bistümer des Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche
Herrschaftsgebiet umfasste seit 1255 etwa ein
Drittel der Diözese (zwei Drittel fielen an den Deutschen Orden), zu der die
alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien sowie das Marienburger Werder zählten.
Bei der Aufteilung des Landes 1250 wählte der Bischof das Gebiet um
Marienwerder. 1255 wurde P. dem Erzbistum Riga unterstellt. 1410 huldigte der
Bischof dem König von Polen. 1466 fiel Marienburg an Polen, doch blieb das
weltliche Herrschaftsgebiet im Ordensbereich.
Der letzte katholische Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg als Herzog,
trat zum Luthertum über und verzichtete 1527 auf die weltliche Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen
die Ämter Marienwerder und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg
(Schöneberg) gebildet. Nach 1587 wurde als Ersatz für den Bischof ein
Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld) eingesetzt, das 1751 zugunsten des
Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben wurde. Die kirchliche Aufsicht und
später auch den Titel des Bischofs von P. nahm bis 1821 der katholische Bischof
von Culm wahr. S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Pommerellen, Pomerellen (Herzogtum). Das Gebiet an
der unteren Weichsel bzw. zwischen Weichsel und Leba wurde nach dem Abzug der
Germanen von den westslawischen Pomoranen besiedelt. Seit Beginn der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts oder seit Anfang des 11. Jahrhunderts stand es
meist unter der Herrschaft Polens und trennte
sich vom westlich gelegenen Pommern. Am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180)
entstand unter Sambor I. ein eigenes Herzogtum (völlig selbständig seit 1227)
mit dem Hauptort Danzig. 1271 wurde das Gebiet mit Schlawe vereinigt. Nach dem
Aussterben des Herzogsgeschlechts der Samboriden 1294 kam es zwischen Polen,
Brandenburg, Pommern, Böhmen (als Bewerber um die Krone Polens) und dem von
Polen ins Land gerufenen Deutschen Orden zu Kämpfen um das Land. 1309/1343
(Vertrag von Soldin, Vertrag von Kalisch) setzte sich der Deutsche Orden
weitgehend durch (Stolp und Schlawe blieben von 1309 bis 1317 bei Brandenburg),
verlor aber 1466 das seit dem 15. Jahrhundert als P. (Pomeronia parva),
Kleinpommern, bezeichnete Gebiet an Polen, das P. mit Marienburg, dem Culmer
Land (Kulmer Land, Kulmerland, Culmerland) und Ermland bis 1569 eine
Sonderstellung beließ (sog. Preußen königlichen Anteils, Königspreußen im
Gegensatz zum herzoglichen Preußen im Ostteil). 1772 kam P. an Preußen (Danzig
1793) und bildete 1815 den Hauptteil der Provinz Westpreußen. 1919 fiel es an
Polen. Danzig wurde freie Stadt. Von 1939 bis 1945 gehörte es zum Reichsgau
Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990
als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Pommerellisches Urkundenbuch, hg. v. Perlbach, M., Teil 1f. (bis
1315) 1881ff., Neudruck 1969; Kauder, V., Das Deutschtum in Posen und
Pommerellen, 1937; Keyser, E., Geschichte des deutschen Weichsellandes, 2. A.
1940; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Historia
Pomorza (Geschichte Pommerns), Bd. 1 (bis 1466) 1969; Slaski, K., Beiträge zur
Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987; Grzegorz, M., Die territorialen
Erwerbungen des Deutschen Ordens in Pommerellen, Zs.f. Ostforschung 38 (1989);
Grzegorz, M., Pommerellen als Gebiet von Siedlungstätigkeit, (in) Beiträge zur
Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993, 87; Strzelczyk, J., Pommerellen, LexMA
7 1994, 82.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen, Pomoranen
im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen,
vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214
einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach
benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und
die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als
Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen
immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und
Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des
lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und
Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde
Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen
gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit
Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster
Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400
bestanden vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth,
Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der
Einheit vor allem unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen.
1456 wurde die Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die
Länder Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als
Pfand. Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien
Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard
(1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt.
Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete
Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von
dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch
Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage
der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529).
1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P.
wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625],
Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die
Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig
später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder
gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das
Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder
seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der
Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher
zeitweise fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt
Cammin [Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg. v. d.
hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus,
T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern, 1959;
Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern, Teil
1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg.
v. Buske, N. u. a., 2012.
Porschenstein (Herrschaft)
s. Purschenstein.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Portia (Fürsten). Die Fürsten von P. gehörten von 1665 bis 1776 als Personalisten zu den neufürstlichen, nach 1582 entstandenen deutschen Reichsfürsten. Da es ihnen nicht gelang, für ihre in Krain gelegene Grafschaft Mitterburg (Pisino) die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen und der Erwerb der reichsunmittelbaren Herrschaft und späteren gefürsteten Grafschaft Dettensee (Tettensee) in Schwaben zu spät kam, verloren sie Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat wieder, nicht aber die Fürstenwürde. Sie erlangten 1622 über die Grafen Widmann die Güter der 1639 ausgestorbenen Grafen von Salamanca-Ortenburg und residierten bis 1918 in Spittal an der Drau (Spital an der Drau). S. Ortenburg.
Potsdam (Herrschaft).
P. gegenüber der Mündung der Nuthe in die Havel erscheint 993 erstmals
(Poztupimi, Ort des Postampim) in einer Urkunde König Ottos III. für das Stift
Quedlinburg. Seit dem 12. Jahrhundert war es eine Burg der Markgrafen von
Brandenburg, die den Mittelpunkt einer vielfach verpfändeten Herrschaft in Brandenburg bildete. 1660 wurde das
Städtchen kurfürstliche Residenz der Markgrafen. Von 1949 bis 1990 kam es über
Preußen (Brandenburg) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 387; Geschichte der Stadt Potsdam, hg. v. Haeckel, J./Boschan, R. u.
a., 1912; Jänckel, R., Der Atlas der Herrschaft
Potsdam (1679-1683), 1968; Potsdam, hg. v. Maassen, H., 2. A. 1972; Potsdam.
Geschichte der Stadt in Wort und Bild, hg. v. Uhlemann, M., 1986; Bohm, E.,
Potsdam, LexMA 7 1994, 134; Potsdam, hg. v. Hahn, P. u. a., 1995; Hahn, P.,
Geschichte Potsdams, 2003.
Praßberg (Herrschaft).
Die zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben gehörige Herrschaft P. wurde 1749 von
den Erbtruchsessen von Waldburg-Wolfegg-Wolfegg erworben.
L.: Wolff 509; Hölzle, Beiwort 54.
Prechtal (Herrschaft).
Die Herrschaft P. wurde 1405 von den Fürsten zu
Fürstenberg erworben. Über Baden (1806) kam P. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende
böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen
als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit
zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch.
Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als
Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche
Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit
Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem
Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain
beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten
aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von
Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V.
erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg.
Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau
abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E.,
Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 183.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309
erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet
um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf
Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg
(1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden
Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau
und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten
(Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde
der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen
persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens
Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in
einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der
Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466
verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit
Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation
übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen,
katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und
Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg
gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe
von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft.
Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg
in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens
befreit. Damit war es voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die
1694 den Kreis Schwiebus an Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst
Friedrich III. (I.) von Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle
gegründet hatte, mit Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg
unterstützt hatte, in Königsberg zum König in P., womit politisch die
Rangerhöhung des Kurfürsten von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen
und die Anwartschaft des Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England
ausgeglichen werden sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder
übertragenen Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekrieges als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen
erster Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff
genommene Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter,
naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des
Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf
die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und
Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem
durch die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen
[Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinnes aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung
1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810,
Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs
in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten
dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser
Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstandt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die Notverordnung
Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch den
Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring zum
neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen
Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines
Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven, F.,
Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte. Königtum
und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in Preußen
1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia), 1986;
Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung, 1986;
Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter, 1986;
Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im Norddeutschen Bund
und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und 1919, (in)
Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte Preußens,
1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Priebus (Land). P. an der Neiße kam als
slawischer, auf altem Siedlungsland gelegener Ort um 1210 an Schlesien. Bis 1319
gehörte es zum Fürstentum Glogau. Danach nahm es unter Herzog Heinrich von
Jauer (1320-1346), von Pack auf Sorau (um 1350) und den Herren von Hakenborn
auf Triebel eine Sonderstellung ein. 1413 kam das Land P. an das Herzogtum
Sagan und damit über Böhmen, Sachsen, Österreich und Preußen (1742) 1945/1990
zu Polen.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichtliche Nachrichten über Priebus, 1898;
Lehmann, R., Die Herrschaften in der
Niederlausitz, 1966.
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen Liutizen
besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich eingegliedert und von
dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus christianisiert, ging aber 983 wieder
verloren. 1147 wurde es erneut unterworfen. Die Herrschaft
fiel an die askanischen Grafen der Nordmark, den Bischof von Havelberg und
einzelne Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw. Plothe, Quitzow), kam
aber bis etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben
der Askanier kämpften Mecklenburg und Wittelsbach um das 1349 erstmals nach den
slawischen Brizani P. (Prygnitz) genannte Gebiet, das aber bei der
Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der dadurch erstarkende Adel wurde im 15.
Jahrhundert (1411ff.) durch die Hohenzollern wieder zurückgedrängt. Von 1952
bis 1990 wurde das Gebiet auf die Bezirke Schwerin und Potsdam der Deutschen
Demokratischen Republik aufgeteilt. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962;
Prignitz-Kataster 1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der
Prignitz, 1989; Escher, F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die
Prignitz, Jb.f. Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10;
Enders, L., Die Prignitz, 2000.
Proskau (Grafen). Nach dem ihnen von 1250 bis 1769
gehörenden P. an der P. nannten sich Freiherren und seit 1678 Grafen von P.,
die zeitweise mehrere Herrschaften in
Oberschlesien und Mähren hatten. 1945 kam P. unter Verwaltung Polens und
gelangte 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479.
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet.
Über die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es
bald nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen
Gütern verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000
Schweinen in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog.
Prümer Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der vor allem im 9. Jahrhundert auch
geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino von P.) im
Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt erhielt Reichsfürstenrang (1299
Reichsstandschaft). 1511 gingen alle Handschriften der Bibliothek verloren.
1576 erlangte der Erzbischof von Trier, der am Ende des 14. Jahrhunderts
bereits die Herrschaften Schönecken und
Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der
Reichsabtei. Er gliederte P. dem Erzstift Trier als Oberamt ein und vertrat P.
im Reichsfürstenrat und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei
mit 4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen
(Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des
Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk
Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und
Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F., Berichte
zur deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I.,
1983; Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und
Gegenreformation, 1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei
Prüm, 1987; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des
Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.
v. Nolden, R., 1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer
Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55
(1999), 439; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation
und Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
Purschenstein, Porschenstein (Herrschaft).
Der böhmische Adlige Borso von Riesenburg legte die 1289 erstmals bezeugte Burg
P. bei Neuhausen an. Sie wurde im 15. Jahrhundert Mittelpunkt der Herrschaft P. Die Herrschaft
P. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg (bzw. Sachsen)
zum obersächsischen Reichskreis. Bis 1918 gehörte P. den Herren von Schönberg.
S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Püttlingen (Herrschaft).
P. bei Saarbrücken, das 1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in
den Händen der Herren von Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und
Johanns von Kriechingen (Créhange). 1460 belehnte der Bischof von Metz die
Herren von Sierck (Sirck) mit ihm. 1648 übertrug er die Lehnsherrschaft an die
Herzöge von Lothringen, die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft
belehnten. Diesen folgten 1726 erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die
Püttlingen 1778 an Nassau-Saarbrücken verkauften, das bereits 1766 die
Lehnsherrschaft von Frankreich als dem Inhaber Lothringens erlangt hatte. 1815
kam P. an Preußen, 1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum
Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname
”Püttlinger” als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend
1988; Müller, F., Die Geschichte der Herrschaft
Püttlingen bei Saarbrücken, 1990.
Püttlingen (Herrschaft
bzw. Grafschaft), frz. Puttelange-aux-Lacs, südwestlich von Saargemünd.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Stockert, H., Adel im
Übergang, 2000.
Pyrbaum (Reichsherrschaft). Im 12. Jahrhundert
erscheinen Herren von P. (Birnbaum) bei Neumarkt. Ihre Burg kam bis zum 14.
Jahrhundert an die Herren von Wolfstein. P. bildete zusammen mit Sulzbürg eine
reichsunmittelbare, später dem bayerischen Reichskreis zugeordnete Herrschaft der Herren von Wolfstein, die 1561
reformiert wurde und 1740 an Bayern gelangte. S. Aurach, Sulzbürg.
L.: Wolff 150; Wallner 715 BayRK 15.
Pyrmont (Herrschaft,
Grafschaft). Kurz nach 1180 ließ der Erzbischof von Köln zur Sicherung des
Herzogtums Westfalen an der Emmer die Burg P. (Petri mons) errichten und gab
sie den Grafen von Schwalenberg zu Lehen. Von ihnen spalteten sich 1194 Grafen
von P. mit einer besonderen Herrschaft über rund
zehn Dörfer ab. Ihre Güter fielen bei ihrem Aussterben 1494 an die Grafen von
Spiegelberg (bis 1557), an Lippe (bis 1523), Gleichen (bis 1625) und die Grafen
von Waldeck (bis 1918). Die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft umfasste um 1800
ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen und 4500 Einwohnern. 1922 kam P. von Waldeck
an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 704 WestfälRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Schwanold, H., Pyrmont, 1924; Goette,
R., Pyrmonts Vergangenheit, Bd. 1ff. 1960ff.; Garfs, J., Begegnung mit Bad
Pyrmont, 1988.
Quadt (Herren, Grafen). 1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Q. Es erbte 1498/1502 die reichsständische Herrschaft Wykradt (Wickrath, heute Stadtteil Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein sowie zum Kanton Rhön-Werra (etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557 wurde es protestantisch. 1752 wurde die Hauptlinie Quadt-Wickrath zu Reichsgrafen (westfälische Grafen) erhoben. s. Quadt-Wickrath.
Quadt-Wickrath, Quadt-Wykradt (Grafen, Reichsgrafen).
1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Quadt. Es erbte 1498/1502
die reichsständische Herrschaft Wykradt
(Wickrath, heute Stadtteil Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein
sowie zum Kanton Rhön-Werra (etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557
wurde es protestantisch. 1752 wurde die Hauptlinie Q. zu Reichsgrafen
(westfälische Grafen) erhoben. Sie verlor 1801 ihre linksrheinischen Güter und
erhielt durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
Wickrath und Schwanenberg (heute Stadtteil von Erkelenz) neben einer Rente von
11000 Gulden die aus der Reichsabtei Isny und der Reichsstadt Isny gebildete
standesherrliche Grafschaft Isny. Sie fiel 1806 an Württemberg. 1951/1952 kam
Isny zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 25; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 377;
Riedenauer 126; Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches
(1775-1806), 1972.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht
auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358)
1477 den Versuch der zu dieser Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt
vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Die Vogtei über das Stift
gewannen in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die
Grafen von Regenstein und 1477 die Wettiner (Sachsen), deren albertinische
Linie 1485 die Schutzherrschaft erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen
Reichskreis zählte, ein evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen
(Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das
umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum Q.,
dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und dem
Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von
1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich
Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es
damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Geschichte
zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H./Kleemann,
S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H., Werdegang der
1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S., Quedlinburg, 10. A.
1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im Mittelalter,
Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A. 1954; Speer, E.,
Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla, P.,
Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469;
Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C.,
2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014.
Querfurt (Fürstentum). Q. an der Querne südwestlich
Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis
von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa 1000 nachweisbare Herren von
Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe von Magdeburg Burggrafen
waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld (1262/1264) bildeten und
deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes Lehen an das Erzstift
Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern, Jüterbog mit 20 Dörfern,
Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656 gelangte Q. an
Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der 1648 nicht
entschiedenen Landeshoheit über Q. an Brandenburg zurück. Später wurde
Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663 bis 1746 bestand innerhalb
Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung
von Weißenfels aus geführt wurde und das beim Aussterben der Linie (1746) an
Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15
Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen, Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum
obersächsischen Reichskreis. Über die Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an
Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und
Fürstentum Querfurt 1496-1815, (in) FS Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat-
und Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H., Feudalburgen in den Bezirken Halle und
Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.; Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Quitzow (Herren). 1261 erscheint das sich nach
Q. bei Perleberg nennende brandenburgische Adelsgeschlecht Q. erstmals. Es
stammte vielleicht aus Franken und war wahrscheinlich unter den Gans von
Putlitz vor 1150 an der Besiedlung der Prignitz maßgeblich beteiligt. In
mehrere Zweige geteilt, erwarb es in den brandenburgischen Wirren unter den
wittelsbachischen und luxemburgischen Markgrafen die Burgen und Herrschaften Kletzke, Rühstedt, Quitzöbel, Stavenow
und Eldenburg und zählte 1373 mit den Gans von Putlitz bzw. den Putlitz, Rohr
und Bosel zu den Edlen (nobiles) des Prignitz. Ihre Stammburg Q. bei Perleberg
kam am Ende des 14. Jahrhunderts an die Platen. Seit 1404 gewannen sie in
zahlreichen Fehden die tatsächliche Herrschaft
über das von den luxemburgischen Markgrafen vernachlässigte Land. Zwischen 1411
und 1417 wurden sie von Friedrich I. von Hohenzollern unterworfen. In der Mark
starb die Familie 1824 im Mannesstamm aus. S. Brandenburg.
L.: Klöden, K. v., Die Quitzows und ihre Zeit, Bd. 1ff. 3. A. 1890; Hoppe, W.,
Die Quitzows, 1930; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Warnstedt, C. Frhr. v.,
Das Geschlecht von Quitzow, Zs. f. ndt. Familienkunde 45 (1970), 69ff.; Escher,
F., Quitzow, LexMA 7 1994, 376.
Ramholz (Herrschaft).
Um 1020 gab der Abt von Fulda das Kirchspiel R. im oberen Kinzigtal an das
Kloster Schlüchtern. Im späten 13. Jahrhundert kam es an die Hutten, die es den
Grafen von Hanau zu Lehen auftrugen. 1642 verpfändeten die Herren von Hutten
das Gericht Vollmerz bei Schlüchtern mit R., Vollmerz und Hinkelhof. 1677 kam
die damit entstandene reichsritterschaftliche Herrschaft
R. über die Herren von Landas an die Grafen von Degenfeld. 1803 fiel sie an
Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wittenberg, H., Die Geschichte der Herrschaft
Ramholz, Diss. phil. Mainz 1959.
Ramsberg (Herrschaft).
1409 wurde die Herrschaft R. von der Reichsstadt
Überlingen erworben, die 1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg
fiel.
L.: Wolff 215; Hölzle, Beiwort 91.
Ramsenstrut (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwabenund kam an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Ranis (Herren, Herrschaft).
Vermutlich kam R. bei Pössneck, das 1085 unter Wiprecht von Groitzsch
erscheint, als Teil des Orlalandes vom Erzstift Köln an Friedrich I.
Barbarossa. 1198 gab König Otto IV. das Gebiet an Köln zurück. 1199 belehnte
König Philipp den Landgrafen von Thüringen mit dem Gebiet Orla und der
Reichsburg R., nach der sich bereits 1194 Herren nannten. Im 13. und 14.
Jahrhundert erscheint sie wiederholt in Landesteilungen der Grafen von
Schwarzburg. 1418 ging sie vermutlich durch Kauf als Reichslehen auf Sachsen
über, das R. 1465 den verschwägerten Herren (1495 Reichsfreiherren) von
Brandenstein gab, die R. 1571 den Breitenbauch (seit 1902 Breitenbuch)
verkaufte (obersächsischer Reichskreis). 1815 fiel R. an Preußen (Provinz
Sachsen), und wurde am 1. 4. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt zum 1. 7.
1944 dem Reichsstatthalter von Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation vom
8. 5. 1945 gelangte es zu Thüringen und mit diesem 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. 1952 kam es zum Bezirk Gera. Bei der Wiederherstellung
(str.) der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen blieb R. bei Thüringen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gumpelzhaimer, 176; Wolff 380; Schache, K., Burg
Ranis, 1989.
Rann (Herrschaft),
slowen. Brezice. R. in der Untersteiermark war Mittelpunkt einer Herrschaft. Sie gehörte von 1043 bis 1493 dem Erzstift
Salzburg. Danach kam sie an Habsburg, 1918 zu Jugoslawien und 1991 zu
Slowenien.
L.: Wolff 28; Tiller, V., Brezice z okolico (Rann und Umgebung), 1938.
Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich.
Rantzau (reichsunmittelbare Grafschaft, Reichsgrafen).
R. bei Plön wird erstmals 1226 erwähnt (Rantzow). Es war Stammsitz eines
1226/1236 erstmals sicher bezeugten, in mehreren Linien im deutschen, dänischen
und niederländischen Raum verbreiteten holsteinischen Adelsgeschlechts. Seine
Güter lagen um Breitenburg bei Itzehoe und im Südosten Kiels. 1649 verkaufte
Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf) den 1640 beim Aussterben
der Linie Pinneberg der Grafen von Schauenburg (Schaumburg) an ihn gelangten
Anteil der Herrschaft Pinneberg (Barmstedt,
Elmshorn) an den königlichen Statthalter Christian R. 1650/1651 wurde die
Familie in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach hatte sie bis 1726 das Amt
Barmstedt als reichsunmittelbare, zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige Grafschaft inne. Die
Reichsgrafschaft wurde 1726 auf Grund eines Erbvertrages von 1669/1671 von
Dänemark eingezogen, nachdem Wilhelm Adolf R. seine älteren kinderlosen Brüder
hatte ermorden lassen. 1734 gelangte R. endgültig an Dänemark. Die
Allodialgüter kamen 1726 an Katharina Hedwig R. 1739 begann Hans Graf zu R. in
Gut Ascheberg bei Plön mit der Abschaffung der Leibeigenschaft
(Bauernbefreiung, Agrarreform). Um 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft R.
4,5 Quadratmeilen. (1865 kam Barmstedt zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.)
L.: Wolff 454; Wallner 707 NiedersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II
22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ranert, M., Die Grafschaft Rantzau, 1840;
Barmstedt. Stadt und Kirchspiel. Eine geschichtliche Schau, hg. v. Dössel, H.,
Teil 1ff. 1936ff.; Hoffmann, E., Rantzau, LexMA 7 1994, 440.
Rappoltstein (Herrschaft),
frz. Haut-Ribeaupierre. Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des
Überganges vom Familiengut der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten
Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im
Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die
1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in
weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie
die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene
Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie
Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und
Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der habsburgischen Landgrafschaft
(Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem
deutschen Reichsstand unter Oberhoheit Frankreichs. Beim Aussterben der
jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft
R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um Rappoltsweiler
(Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an
Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern.
1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein,
1907 (Diss. phil Leipzig 1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 227; Jordan, B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la
vertu. Les sires de Ribeaupierre 1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein,
LexMA 7 1994, 444.
Rassler von Gamerschwang, Raßler von
Gamerschwang (Freiherren, Reichsritter). Die Freiherren R., die seit 1661 mit
Gamerschwang dem Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben angehörten, wurden
1760 mit den Ortschaften Bittelbronn (Lehen Österreichs), Bieringen (Lehen
Österreichs), Börstingen [Borstingen] (ein Viertel Lehen Österreichs, drei
Viertel Eigengut) und der Herrschaft Weitenburg
mit Sulzau (drei Viertel Eigengut, ein Viertel Lehen Österreichs) Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau.
L.: Hölzle, Beiwort 59, 65; Hellstern 211, 218; Kollmer 375.
Rath, Rhade (Herrschaft).
Die in der Eifel gelegene Herrschaft R. bei
Mechernich gehörte den Grafen von Nesselrode. Sie zählte am Ende des 18. Jahrhunderts
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. Ihr
Gebiet kam über Preußen (1815) 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 499; Oidtman, E. v., Der ehemalige Rittersitz Rath, auc
Marschallsrath genannt, bei Mechernich, Zs. d. Aachener Geschichtsvereins 80
(1898).
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die
Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein
Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum
Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327
unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem
přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365
unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen
Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an
Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich,
das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis
1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an
Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde
am Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam
1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum
an Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor
von Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945
gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2.
A. 1881; Mosler, J., Ratibor und das Ratiborer Land im Schrifttum der
Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel,
G., Geschichte der Stadt Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung
des Ratiborer Landes, 3. A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen
Winkel, 1962; Ratibor. Stadt und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A.,
Teil 1 1980; Menzel, J., Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des
Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von
1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von
Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert
und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen
Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom
erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es
reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam
nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks
an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum
Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe
ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um
Schönberg zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt
R.) die Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte
Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schlewig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Rauchenkatsch-Gmünd (Herrschaft).
R. war eine Herrschaft des Erzstifts Salzburg in
Kärnten. Der Erzbischof trat R. nach dem sog. ungarischen Krieg am Ende des 15.
Jahrhunderts (1490) an Österreich ab.
L.: Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Abt.
1 Die Landgerichtskarte, Teil 4 Kärnten, Krain, Görz und Istrien 1929, 202f.
Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der Emichonen
(Wildgraf Emich 1102-1135), die seit 960 die Grafschaft des Nahegaus innehatte,
zweigte sich um 1140 das Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus, Rügegraf?) des
Nahegebiets ab. Dieses hatte seinen Stammsitz auf der 1129 erstmals erwähnten
Altenbaumburg (bei Altenbamberg) bei Bad Münster am Stein-Ebernburg und war im
Alsenztal begütert. Die R. waren Vasallen der Pfalzgrafen und deren Vögte im
Gericht Alzey. 1253 entstanden durch Teilung die Linien Altenbamberg
(Altenbaumburg, Altenbaumberg) (bis 1385) und Neu-Bamberg (Neuenbaumburg bzw.
Neuenbaumberg) sowie Stolzenberg (bis 1358). Bis 1457, zuletzt durch Verkauf
seitens Neu-Bambergs (Neuenbaumburgs), kamen die verstreuten Güter größtenteils
an die Pfalz (Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert gewann die Neuenbaumburger Linie
über die Heirat einer Erbtochter einen neuen Herrschaftsschwerpunkt
in Luxemburg. Am Anfang des 16. Jahrhunderts starb die Familie aus. 1667
erneuerte Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Kurpfalz) den Titel für seine
morganatische Gattin Louise von Degenfeld und die Nachkommen aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte
der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845; Schnepp,
P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller, W.,
Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922;
Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7
1994, 477.
Rechberg (Herrschaft,
Herren, Reichsritter, Grafen). Die Burg Hohenrechberg am nordwestlichen Rand
der Schwäbischen Alb wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Nach ihr nannten sich
seit 1179 (Rehperc) die vielleicht von einer Linie der Familie Pappenheim
abstammenden Herren von R., die als staufische Ministeriale 1179 erstmals
erscheinen, 1194 das Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten und um ihren
Stammsitz eine kleine reichsritterschaftliche Herrschaft
(u. a. 1401 Weißenstein) behaupteten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts
entstanden die Hauptlinien Unter den Bergen (in Bargau, Bettringen,
Rechberghausen, bis 1413) und Auf den Bergen. Diese teilte sich 1326 in die
Linien Hohenrechberg (bis 1585) und Illereichen. Bereits 1488 waren die R.
Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee. 1607 wurde die Familie in den Grafenstand erhoben, doch blieb die
namengebende Herrschaft wegen des Widerstandes
der Reichsritterschaft im reichsritterschaftlichen Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben (R. und Rothenlöwen mit Hohenrechberg, Weißenstein,
Donzdorf, Treffelhausen [Traffelhausen], Böhmenkirch [Böhmenkirchen]). Dorthin
steuerten die R. auch mit dem 1789 von den Bubenhofen erworbenen Gut Mösselhof
und bis 1789 mit der Herrschaft Kellmünz.
Außerdem gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie endgültig als Grafen
anerkannt. Die Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach, Winzingen, Donzdorf,
Wäschenbeuren, Hohenrechberg, Eislingen bzw. Großeislingen, Straßdorf,
Wißgoldingen, Waldstetten [Unterwaldstetten], Rechberghausen, Weißenstein,
Böhmenkirch [Böhmenkirchen], Degenfeld, Schnittlingen) umfassten zuletzt rund
220 Quadratkilometer und kamen 1805 an Württemberg (Rechberg) und Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380;
Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 269; Maurer, H., Der Hohenstaufen, 1977;
Rahrbach 180; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.
Rechecourt, Réchicourt (Herrschaft)
s. Rixingen.
L.: Wolff 309.
Réchicourt (Herrschaft) s. Rixingen.
Rechnitz (Herrschaft). R. im südlichen Burgenland wird 1238 erstmals genannt. 1289 eroberte Herzog Albrecht von Österreich die Burg des Grafen von Güssing, gab sie aber 1291 an Ungarn zurück. 1441 wurde R. tatsächlich an das Reich gezogen, 1478 aber von Matthias Corvinus zurückerobert. 1527 kam die Herrschaft durch Ferdinand I. an Franz Batthyány. 1919 gelangte R. zum Burgenland.
Rechtern-Limpurg, Rechteren-Limpurg (Grafen). Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten die R. zusammen mit den Pückler über die 2
Quadratmeilen umfassende Herrschaft Speckfeld
(Limpurg-Speckfeld) südöstlich Würzburgs zum fränkischen Reichskreis (Hauptort
Sommerhausen am Main). Um 1790 zählten sie mit Teilen von Gollachostheim und
Teilen von Pfahlenheim zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Riedenauer 126.
Reckheim, Reckum (Herrschaft,
Grafschaft). Die westlich der Maas und nördlich von Maastricht gelegene Herrschaft R. im Hochstift Lüttich stand zunächst der
Familie Quadt zu. 1556 kam sie an Hermann von Linden und danach erbweise an die
Grafen von Aspremont/Aspermont. 1623 wurde die aus drei Kirchdörfern bestehende
Herrschaft Grafschaft und zählte zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Nach der am Ende des 18. Jahrhunderts erfolgten Besetzung durch
Frankreich kam die 1,5 Quadratmeilen große, 1300 Einwohner umfassende
Grafschaft 1815 an die Niederlande. 1830/1839 fiel sie an die Provinz Limburg
in Belgien.
L.: Wolff 360; Zeumer 554 II b 63, 17; Wallner 704 WestfälRK 43.
Recklinghausen (Vest). Das auf einen karolingischen
Königshof zurückgehende R. (Ricoldinchuson) wird 1071 (vielleicht schon 965) erstmals
genannt. Wohl seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das 1228
erstmals erwähnte Gogericht (Vest) R., das sich westlich Recklinghausens und
südlich der Lippe erstreckte, Grundlage einer Herrschaft
des Erzstifts Köln. Das Vest wurde von 1446 bis 1576 an die Herren von Gemen
und ihre Erben, die Grafen von Schaumburg verpfändet. Ende 1802/1803 kam es an
den Herzog von Arenberg, 1811 an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen
(Provinz Westfalen) und 1946 R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Ritz, L., Die ältere Geschichte des Vestes und der Stadt
Recklinghausen, 1903; Körner, J./Weskamp, A., Landkreis Recklinghausen, 1929;
Pennings, H., Geschichte der Stadt Recklinghausen, Bd. 1f. 1930ff.; Dorider,
A., Geschichte der Stadt Recklinghausen 1577-1933, 1955; Der Landkreis
Recklinghausen, hg. v. Lübbersmann, H., 1966; Der Kreis Recklinghausen, hg. v.
Kreis Recklinghausen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz
Westfalen 1815-1945, FS G. K. Schmelzeisen, 1980, 169; 750 Jahre Stadt Recklinghausen,
1236-1986, hg. v. Burghardt, W., 1986; Koppe, W., Stadtgeschichte im
Unterricht, Recklinghausen 900-1950, 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 501.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen verlor.
Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts
erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der
kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor
allem die reichsunmittelbare Herrschaften
Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert
Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch
die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit
832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die teilweise
später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330
Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den
Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter
Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und
das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon
eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Reibersdorf (Herrschaft).
R. in der Oberlausitz war eine Standesherrschaft in Sachsen. Das östlich der
Neiße gelegene Dorf R. ging nach 1945 unter der Verwaltung Polens im Tagebau
unter.
L.: Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8 Sachsen, 1965.
Reichau (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
R. über die Herrschaft Babenhausen der Grafen
Fugger-Babenhausen zum schwäbischen Reichskreis. R. gelangte später zu Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 16 a.
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230 war die Reichelsburg bei Aub südlich
von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts Bamberg in den Händen der Herren von
Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam die Lehnsherrlichkeit an das
Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R. mit Röttingen zu einem Oberamt.
1671 übertrug der Bischof von Würzburg Johann Philipp von Schönborn seinem
Bruder die Herrschaft. 1678 wurde die Familie in
den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das fränkische Reichsgrafenkollegium
aufgenommen. 1806 fiel die 0,7 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis
zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reichenau (königliches Kloster, Residenz). Um 724
stiftete der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen
Sintloozesau genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die
bald wegen ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe König Karls des
Großen gelang es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des Bischofs von
Konstanz zu lösen. 981 hatte das Kloster, das unter den Äbten Hatto (806-822),
Walahfrid Strabo (839-848) und Berno (1008-1049) eines der kulturellen Zentren
des Reiches (mit insgesamt 4000 Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60
gepanzerten Reitern höhere Leistungen zu erbringen als der Bischof von
Konstanz. 1123 sind die Welfen als Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer,
die beträchtliche Teile der im 13. Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten.
Die Gewinnung eines weltlichen Herrschaftsgebiets
gelang der gefürsteten Abtei nicht. 1535/1540 verzichtete der letzte Abt
zugunsten des Hochstifts Konstanz auf seine Würde, die Abtei wurde dem
Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757 aufgehoben, 1803 mit Konstanz
säkularisiert und Baden einverleibt. 1951/1952 gelangte R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K.,
Die Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die Kultur der Abtei Reichenau, hg.
v. Beyerle, K., Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg. v. Holder, A.,
Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau, hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche
am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W.,
Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994,
612f.; Richter, M., Neues zu den Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144
(1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 683, 1, 2, 476; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Reichenbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam teilweise an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Reichenberg (Herrschaft) s. Erbach
Reichenstein (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
R. nordöstlich von Sigmaringen über die Abtei Zwiefalten zum schwäbischen
Reichskreis. Zwiefalten kam 1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Wallner 687 SchwäbRK 37.
Reichenstein (Herrschaft).
1698 wurde aus der Obergrafschaft Wied nominell die von den 1511/1529
ausgestorbenen Walpoden von der Neuerburg/Herren von R., die 1331 ihre soeben
erbaute Burg R. den Grafen zu Wied zu Lehen hatten auftragen müssen, 1527/1528
erworbene Burgruine R. zwischen Isenburg und Altenkirchen im Westerwald als
reichsunmittelbares Allod an Franz Freiherrn von Nesselrode(-Trachenfels bzw.
Nesselrode-Drachenfels) verkauft. Dieser wurde 1698 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Danach wurde er in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
das westfälische Grafenkollegium (1698) aufgenommen. 1805 kam die Herrschaft an Nassau, 1815 an Preußen, 1946 R. an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 367; Zeumer 5524 II b 63, 27; Wallner 705 WestfälRK 56; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 233, 318.
Reichenweier, Reichenweiher (Herrschaft),
frz. Riquewihr. R. bei Colmar im Elsass erscheint erstmals im 12. Jahrhundert.
Es war Hauptort einer Herrschaft, die 1291 an die
Grafen von Horburg kam. Mit dieser Grafschaft wurde sie 1324 von den Grafen von
Württemberg gekauft. 1789 fiel R. an Frankreich.
L.: Wolff 297; Sittler, L., Reichenweier, 1964; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972.
Reifenberg, Reiffenberg (Herrschaft,
Freiherren, Reichsritter). Nach der vermutlich im 12. Jahrhundert errichteten
Burg R. am Feldberg im Taunus nannten sich die seit 1234 bekannten Herren von
R. Sie zerfielen bald in verschiedene Linien. 1384 gehörte die Burg einem Ganerbenverband
aus den R., Hatzfeld, Cleeberg/Kleeberg, Kronberg, Stockheim, den Burggrafen
von Friedberg und anderen. 1665 erlosch die Wäller Linie, 1686 die Wetterauer
Linie, 1745 die Linie Horchheim. Das Erbe der Wetterauer Linie fiel trotz
mainzischer Besetzung an die Grafen Waldbott von Bassenheim (von Bassenheim)
und kam 1802/1803 an Nassau und damit 1866 an Preußen bzw. 1945 an Hessen. Um
1790 waren die Erben der Freiherren von R. mit Teilen von Siebenborn Mitglied
des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159.
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg
R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren
von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von Limburg ab.
1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der
Erft), 1394/1395 die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und
Hackenbroich sowie 1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie
sich Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt
eine jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an Frankreich verlorenen
linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim
(bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese
Ämter von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010.
Reinsberg (Herrschaft). 1197 ist R. bei Freiberg und Chemnitz erstmals bezeugt. Es war Mittelpunkt einer ausgedehnten Herrschaft. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts gehörte die Burg den Schönberg. Über Sachsen kam R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Reipoltskirchen (Reichsherrschaft). Die 1276 erstmals
genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich Meisenheims war Sitz der ebenfalls
1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen von Hohenfels. Sie waren eine 1199
abgespaltete Seitenlinie der Herren von Bolanden, die 1602 erlosch. Danach
kamen die Güter an die Familie von Löwenhaupt und die Familie von Manderscheid,
die drei Viertel an einen Grafen von Hillesheim verkaufte. Trotz mehrfachen
Besitzerwechsels (u. a. Ellroth) blieb die 2 Quadratmeilen große, 15 Orte
umfassende und (bis 1602 mit Sitz und Stimme) zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft R. mit 3000 Einwohnern bis
zur Besetzung durch Frankreich 1792/1801 reichsunmittelbar. Über Bayern kam R.
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) B3.
Reischach (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und
18. Jahrhundert zählten die seit 1191 bezeugten Freiherren von R. (R. bei
Sigmaringen), die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, mit der Hälfte der Herrschaft Immendingen, dem Dorf Zimmerholz und der
1747 erworbenen Herrschaft Hohenkrähen zum
Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Hohenkrähen
fiel 1806 an Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat. Mit dem 1469 erworbenen
Eberdingen und dem 1470 erworbenen, 1796 verkauften Nussdorf waren die R. auch
im Kanton Neckar immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61, 65; Ruch 18 Anm. 2, 82,
Anhang 3; Hellstern 211, 218; Kollmer 380; Mau, H., Die Rittergesellschaften
mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Danner, W., Die Reichsritterschaft
im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Remigiusland (Herrschaft).
Die vermutlich von Erzbischof Tilpin in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
gegründete Abtei Saint Remi in Reims erhielt nach der Aufteilung des
fränkischen Reiches von 843, bei der das Erzstift Reims an das Westreich, Teile
der Güter des Erzstifts aber an das Ostreich fielen, 932/952 von Erzbischof
Artald die dem Erzstift Reims, das 940 auch die Grafschaft Reims von König
Ludwig IV. von Frankreich erhielt, wohl am Ende des 6. Jahrhunderts
übertragenen Güter an der Maas und um Kusel (nordwestlich von Kaiserslautern).
Für dieses R. fungierten die Grafen von Veldenz, seit 1444 die Herzöge von
Pfalz-Zweibrücken als Vögte. 1550/1552 musste die Abtei das R. für 8500
Goldgulden an das 1543 geschaffene Pfalz-Veldenz verkaufen. Von dort kam es
1694 beim Aussterben der Linie an die Pfalz und damit 1777 an Bayern. 1946
gelangte das Gebiet an Rheinland-Pfalz.
L.: Remling, F., Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster,
1836; Remling, F., Geschichte der Benediktinerpropstei St. Remigiberg, 1856;
Doll, L., Das Kloster Remigiusberg, (in) Landkreis Kusel, 1959.
Remiremont (Reichsabtei, Residenz). R. (Romarici
mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen Romaric und
den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft des Kaisers an die Grafen von Metz, die im
11. Jh. Herzöge von Oberlothringen wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für
adlige Damen. 1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin
ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von allen Äbtissinen getragen. 1556
unterstellte Karl III. die Güter seiner Herrschaft.
Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten weltlichen Güter blieben bis zum Ende
unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963;
Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478.
Remissau, Remse (Herrschaft).
Die Herrschaft R. (Remsa) gehörte als Lehen
Sachsens den Grafen von Schönburg-Glauchau. S. Sachsen.
L.: Wolff 422.
Remlingen (Herrschaft).
1566 erbten die Grafen von Castell von den Grafen von Wertheim die Herrschaft R., die bei der Mediatisierung an Bayern
fiel.
L.: Wolff 120f.
Remse (Herrschaft)
s. Remissau. Die Herrschaft R. (Remsa) gehörte
als Lehen Sachsens den Grafen von Schönburg-Glauchau. S. Sachsen.
L.: Wolff 422.
Rendsburg (Burg, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. Holstein). Um 1150 wurde unter Graf Adolf
II. von Schauenburg (Schaumburg) bzw. Holstein die Burg R. (Reinholdsburg) an
einem alten Übergang über die Eider errichtet. Unter Graf Heinrich I. wurde R.
Sitz der Linie R. (Holstein-Rendsburg). 1386 siedelten die Grafen nach der
Belehnung mit Schleswig nach Gottorp (Gottorf) um. Über Preußen (1866) kam R.
1946 an Schleswig-Holstein. S. Holstein-Rendsburg.
L.: Wolff 445; Müller, K., Rendsburg, 1961; Hemann, F., Rendsburg, LexMA 7,
1995, 727; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 478.
Rennenberg (Herrschaft).
Seit 1217 war die 1250 über Mechthild von Sayn an das Erzstift Köln gelangte
Burg R. im Westerwald Sitz eines nach ihr benannten Edelherrengeschlechts. Um
1560 kam die zugehörige kleine Herrschaft durch
die Erbtochter an die Laleing. Sie nannten sich Grafen von R. (und Grafen von
Hoogstraten [Hochstraten]). 1765 erbten die Grafen von Salm/Fürsten von
Salm-Kyrburg R. 1946 kam dieses an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 320.
Rettenbach (Herrschaft).
Die Herrschaft R. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts der Linie Fugger-Wasserburg (Babenhausen und Boos) der Grafen
Fugger. Bei der Mediatisierung gelangte R. zu Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45.
Rettenberg (Herrschaft).
Nach der Burg R. im Oberallgäu nannten sich seit 1130 edelfreie Herren von R.,
die um 1290 die Besiedlung des Walsertales und des Tannberges unternahmen. 1348
starben sie im Mannesstamme aus. 1350 teilten die beiden Erbtöchter. 1351 wurde
die dabei an Waldburg gelangte obere Mark mit Burgberg an die Herren von
Heimenhofen und die an die Starkenberg gelangte untere Mark um R. an das
Hochstift Augsburg verkauft.
L.: Herrmann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984, 72ff.
Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden
reichsministerialischen Herren von Weida, die von einem bei Mühlhausen
ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern
an der Elster betraut wurden und vermutlich schon vor 1193, jedenfalls
nachweislich seit 1209 den Titel Vogt (advocatus) führten, der die Benennung
ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland (mit
Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof,
Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis
1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die
Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen.
Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die
Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel
auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572. Die
jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen
Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von
Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte, begründet.
Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt
gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei
weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die
Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller
böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie
Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk
[Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790
(Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte
sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg)
und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich
seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768).
Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78
Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit
Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie
Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711),
Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf
(mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur
einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und
Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807
traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw.
Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das
1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach
Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu
Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine
1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß
jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt
ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit
1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317
Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde
die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land
Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder
begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Reuß-Burgk, Reuß-Burg (Herrschaft).
R. zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. Reuß.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a.
Reuß-Gera (Herrschaft,
Grafen, Fürstentum). Das zum obersächsischen Reichskreis zählende R. entstand
1564 als jüngere Linie der Grafen von Reuß (Reuß jüngere Linie). Sie spaltete
sich später in R., Reuß-Saalburg, Reuß-Schleiz, Reuß-Köstritz, Reuß-Lobenstein
und Reuß-Ebersdorf, doch fielen die Güter später an R. zurück. 1919 wurde es
mit Reuß-Greiz zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im
Land Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Greiz (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Das zum obersächsischen Reichskreis
zählende R. entstand 1564 als jältere Linie der Grafen von Reuß. Sie spaltete
sich später in R. (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk bzw. Reuß-Burg und und
Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den Zweig
Reuß-Obergreiz. Im 19. Jahrhundert umfasste Reuß ältere Linie mit Greiz als
Hauptstadt 317 Quadratkilometer. Seit 1871 war es das kleinste Land des
Deutschen Reiches. 1918 erlosch das Fürstentum und wurde mit Reuß-Gera zu einem
Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Lande Thüringen
aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Lobenstein (Herrschaft,
Fürstentum). Die Linie R. spaltete sich von der 1564 entstandenen Linie
Reuß-Gera ab. Sie teilte sich 1678 in R. (bis 1824), Reuß-Hirschberg (bis 1711)
und Reuß-Ebersdorf (bis 1853). 1790 wurde R. in den Reichsfürstenstand erhoben.
Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Reuß-Schleiz (Herrschaft,
Fürstentum). R. spaltete sich von Reuß-Gera ab. Es zählte zum obersächsischen
Reichskreis. 1806 wurde es in den Fürstenstand erhoben. 1848 nannte es sich
nach dem Zusammenschluss mit Reuß-Ebersdorf Reuß jüngere Linie (827
Quadratkilometer). Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Der am 17.
4. 1919 aus Reuß-Greiz und R. gebildete Volksstaat ging am 30. 4./1. 5. 1920 in
Thüringen auf.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem
Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen
Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R.
Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und
Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und verwaltete
die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt und wehrte sich erfolgreich
gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von 1376 bis 1500 das Pfandrecht
der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die Stadt, die um 1400 etwa 4000
Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand dieser Rechte. 1519 führte R. die
Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand weitgehend zerstört. R. hatte Sitz
und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel es
mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44 Quadratkilometern Gebiet (Betzingen, Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer Ohmenhausen,
Stockach und Wannweil) und etwa 10500 Einwohnern an Württemberg, innerhalb
dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt
Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und
das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt
Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f.
württemberg. LG. 22 (1961); Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973;
Der Kreis Reutlingen, hg. v. Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll.
N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995;
Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
Reval (Bistum, Reichsfürst, Residenz des
Bischofs), Tallinn (Taani linn Dänenburg). Der Bischof des 1219 von König
Waldemar II. von Dänemark gegründeten Bistums Reval in Livland galt, obgleich
er kein weltliches Herrschaftsgebiet hatte und
dem Erzbischof von Lund unterstellt war, seit 1521 als Reichsfürst. 1561 wurde
die Reformation eingeführt und das Bistum aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481.
Rhade (Herrschaft).
s. Rath
L.: Wolff 499.
Rhaunen (Hochgericht). An der Stelle von R. bei
Bernkastel bestand bereits eine römische Siedlung. Im Mittelalter war R.
Mittelpunkt des Hochgerichts R., zu dem 17 Ortschaften zählten. Das Hochgericht
hatten bis 1797/1801 das Erzstift Trier und die Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Rheingrafen) gemeinsam inne. An die Stelle der Wild- und
Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) traten später deren Erben, zuletzt die
Fürsten von Salm-Salm. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. Über
Preußen kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 280; Wallner 698 OberrheinRK 43 b.
Rheda (Herrschaft).
Die um R. (Burg im 11. Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds
gebildete Herrschaft kam nach 1190 erbweise von
den um 1170 erscheinenden Herren von R., die das Freigericht bei R. und die
Vogtei über die Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an Bernhard II. zur
Lippe. 1365 fiel sie über die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg. Durch
Heirat Everwins III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft
R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen
nach langem Grenzstreit die Herrschaft über das
vorher fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der Linie
Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die Grafschaft Limburg,
verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte R., für
das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786
mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette)
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1808
wurde R. dem Großherzogtum Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen
(Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817
den Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3;
Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921;
Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten
der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen
Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath
sowie der Erbvogtei Köln, 1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft
Rheda und ihre Residenzstadt, 2006.
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft, Herrschaft). Nach der ursprünglich pfalzgräflichen
Burg R. zwischen Brohl und Breisig (Bad Breisig) nannte sich eine der Kölner
Ministerialität entstammende Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom
Erzstift Köln zu Lehen hatte. Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich
zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie 1539 ausstarb, kam das Lehen an die
Freiherren von Warsberg. Diese verkauften die Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr Sitz und Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im
kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und knapp 100
Einwohnern an Frankreich, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995.
Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft).
Um 1130 gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von den Königen
von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die Stadt R. Nach
dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R. Reichsstadt. Später
wurde es an Habsburg verpfändet. Zur Grafschaft R., die am Ende des 18.
Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs zum österreichischen Reichskreis
zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I. vereinigte
1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden
die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T.,
Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 517.
Rheinfels (Burg, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Katzenelnbogen bzw. des Landgrafen von Hessen). 1245
erbaute Graf Dieter V. von Katzenelnbogen zur Sicherung des Rheinzolls die Burg
R. bei Sankt Goar. 1479 kam sie mit dem Erbe der Grafen von Katzenelnbogen an
die Landgrafen von Hessen-Kassel (Hessen). 1567 wurde sie Sitz der Linie
Hessen-Rheinfels, fiel nach deren Aussterben aber an Hessen-Kassel (1583/1648).
S. Hessen-Rheinfels.
L.: Wolff 256; Grebel, A., Das Schloss und die Festung Rheinfels, 1844;
Demandt, K., Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen als Residenzen,
Verwaltungszentren und Festungen 1350-1650, 1990; Großmannm D., Burg und
Festung Rheinfels, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 483.
Rheingau, fränkischer (Landschaft, zwischen
Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville und Lorch rechts des Rheines). Das im
fränkischen, seit 772 belegten R. zwischen Lorsch bzw. Niederwalluf/Eltville
und Lorch rechts des Rheines liegende Reichsgut um Eltville, Geisenheim, Lorch
und Rüdesheim kam im 9. und 10. Jahrhundert an das Erzstift Mainz, das
1279/1281 die von ihm abhängigen Rheingrafen (Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen
und Rheingrafen) aus dem R. verdrängte. Innerhalb des Erzstifts bildeten die
Bewohner die sog. Rheingauer Bürgerfreiheit aus, deren besondere Rechte 1527
weitgehend beseitigt wurden. 1803 kam der Rheingau an Nassau-Usingen (Nassau),
1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen. S. a. Oberrheingau.
L.: Wolff 79; (Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 18
[Rinichgooue, Rinichgouue, Rinecgouue, Rinihgowi superior, Riniggowe superior,
Reinicgowe, Reninse, Gau südlich des Mains rechts des Rheins, Erfelden,
Eberstadt, Trebur, Stein, Großgerau, Lorsch, Bessungen, Bensheim,
Herleshausen]); Witte, B., Herrschaft und Land
im Rheingau, 1959; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16,
24, 26, 29, Rinahgouwe, pagus Reni, pagus Renensis, ‚Rheingau‘; Niemeyer, W.,
Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 105;) Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Fischbach, Lorch, Kiedrich, Oestrich, Johannisberg,
Winkel, Eibingen, Geisenheim, Rüdesheim).
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12. Jahrhunderts
aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde 1170/1196
infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren von
Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften
Dhaun (vor 1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen
(comites silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten,
an und nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475
erlangten sie durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den
Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der
Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen gebildeten Linien (1515 Kyrburg,
Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623
wurden die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen
große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der
fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt
Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg
und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das
Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft
und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft
Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen)
Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die
Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein
Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen
und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen
Linie Dhaun schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt
Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der
Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in
Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801
erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich die Reste des ehemals
münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar.
Als das linke Rheinufer 1814/1815 von Frankreich an die deutschen Staaten
zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und
Löllbach an Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld
vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam
teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an
Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheintal (Land). Das Land R. links des Rheins vor
seiner Einmündung in den Bodensee wurde 1444 Herrschaft,
1490 gemeine Herrschaft der Eidgenossenschaft
der Schweiz.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H2.
Rhodt (Herrschaft).
R. bei Landau war seit dem 14. Jahrhundert eine Vogtei Württembergs. 1603 kam
die Herrschaft an Baden-Durlach und nach der Herrschaft Frankreichs an Bayern (Rhodt unter
Rietburg). 1946 gelangte das Gebiet zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 165; Runck, H., Geschichte Rhodts, 1889.
Richold (reichsunmittelbare Herrschaft), niederländ. Rijckholt. Am Anfang des 14.
Jahrhunderts trennte sich von Gronsfeld bzw. Gronsveld südöstlich von
Maastricht im Herzogtum Limburg die aus Burg und Dorf R. bestehende Herrschaft R. ab. 1496 wurde sie von ihren Schöffen
zum sog. Sonnenlehen erklärt. Im 16. Jahrhundert wurde sie zur Baronie erhoben.
Die vielfach den Besitzer wechselnde Herrschaft
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen
des Heiligen Römischen Reiches. 1806 verlor sie durch Frankreich die
Selbständigkeit. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg (Südlimburg) der
Niederlande.
L.: Wolff 498.
Riedenburg (Herrschaft),
Riedernburg. Die Herrschaft R. zählte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Riedernburg, Riedenburg (Herrschaft).
Die Herrschaft R. zählte am Ende des 18.
Jahrhunderts über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Riedesel (zu Eisenbach) (Reichsfreiherren,
Reichsritter). Die hessische Adelsfamilie R. wurde 1437 zu hessischen
Erbmarschällen und 1680 zu Reichsfreiherren erhoben. Sie bildete im 15.
Jahrhundert auf fuldischen, hersfeldischen und pfälzischen Lehen um Lauterbach
und Schloss Eisenbach im nordöstlichen Vogelsberg eine Herrschaft
aus (Junkernland). Durch Verträge mit Fulda 1684 und Hessen-Darmstadt 1713
gewann sie eine nahezu landesherrliche Stellung. Vom 16. bis zum 19.
Jahrhundert zählten die R. mit Altenschlirf, Bannerod, Heisters, Nösberts,
Schafhof, Schlechtenwegen, Steinfurt, Vaitshain, Weidmoos, Wünschen-Moos
(Wünschenmoos), Zahmen, Freiensteinau, Fleschenbach, Holzmühl, Radmühl,
Reichlos, Salz, Landenhausen, Lauterbach, Moos, Grunzenau, Metzlos,
Metzlos-Gehaag bzw. Metzlos-Gehag, Niedermoos (Nieder-Moos), Obermoos
(Ober-Moos) Stockhausen, Rixfeld, Rudlos, Schadges, Vietmes und Wernges zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, außerdem zum Ritterkreis Rhein.
1806 fiel das Gebiet durch Mediatisierung an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 514; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 378f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 159f.; Riedenauer 126; Rahrbach 189; Becker,E. u. a., Die
Riedesel zu Eisenbach, Bd. 1ff. 1923ff.; Zschaeck, F., Die Riedesel zu
Eisenbach, 1957.
Riedheim (Herrschaft,
Rietheim). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
R. nördlich von Überlingen über die Abtei Petershausen zum schwäbischen
Reichskreis. Über Württemberg gelangte R. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 190.
Riesenburg (Herrschaft). Die Herrschaft R. mit Kloster Ossegg in Böhmen gehörte im 15. Jahrhundert zeitweilig zur Markgrafschaft Meißen. S. Tschechoslowakei.
Rietheim (Herrschaft),
Riedheim. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
Riedheim nördlich von Überlingen über die Abtei Petershausen zum schwäbischen
Reichskreis. Über Württemberg gelangte R. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Riedheim
L.: Wolff 190.
Risstissen, Rißtissen (reichsritterschaftlicher
Ort). Nach einem an der Mündung der Riss in die Donau um 50 n. Chr. errichteten
Kastell erscheint 838 in einer Übertragung an Sankt Gallen der Ort R. (Tussa).
Später unterstand er mehreren Herrschaften
gemeinschaftlich und kam 1613 an die Freiherren Schenk von Stauffenberg. Er
zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. 1806 fiel er an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508.
Risum, Rysum (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit
R. gehörte als adlige Herrschaft zu
Ostfriesland. Über Hannover und Preußen gelangte R. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 339.
Ritzebüttel (Herrschaft).
Um 1300 errichteten die Herren Lappe an der Einmündung der Unterelbe in die Nordsee
die Feste Steenborg in R. (heute Cuxhaven). 1393 wurde R. von Hamburg erobert.
L.: Wolff 459; Reinecke, H., Das Amt Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935.
Riviera (Land), mhd. Reffier. 1403/1422/1500
wurde das Land R. am oberen Tessin nördlich von Bellinzona gemeine Herrschaft der Eidgenossen der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F/G4.
Rixingen, Rikingen, Rützingen (Herrschaft). Die Herrschaft
R. (Réchicourt-le-Château) war ein Lehen des Hochstifts Metz, das ursprünglich
den Grafen von Leiningen und seit 1669 durch Kauf den Grafen von Ahlefeld
gehörte.
L.: Wolff 301.
Rochefort (Herrschaft).
Nach der von Ludwig III. von Löwenstein durch Heirat einer Gräfin von Stolberg
erlangten Herrschaft R. nannte sich seit 1611
die Linie Löwenstein-Wertheim-Rochefort der Grafen von Löwenstein-Wertheim.
Nach dem Verlust Rocheforts an Frankreich benannte sie sich nach der 1728/1730
gekauften Herrschaft Rosenberg
Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. S. Löwenstein-Wertheim-Rochefort.
L.: Wolff 57; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimischen Territorien und ihre
Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919; Stockert, H., Adel im
Übergang, 2000.
Rochsburg (Herrschaft).
Die Herrschaft R. mit den Städten Lunzenau und
Burgstädt (Burgstädtel) gehörte als Lehen Sachsens den Grafen von
Schönburg-Glauchau. Bei der Mediatisierung kam sie an Sachsen.
L.: Wolff 422.
Rodamsdörfle (reichsritterschaftliche Herrschaft). R. zählte zum Kanton Kocher und kam zur Hälfte an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Rodemachern (Herrschaft).
Die Herrschaft R. südlich Luxemburgs wurde 1492
von Baden (Baden-Baden) erworben. Im 16./17. Jahrhundert riss Frankreich die
Landeshoheit an sich, obwohl die Herrschaft nur
Lehen Luxemburgs war. Rechtlich wurde Frankreichs Stellung erst 1796 anerkannt.
L.: Wolff 58, 305; Hölzle, Beiwort 40.
Röder von Diersburg (Freiherren,
Reichsritter). Das Ministerialengeschlecht der Röder. aus der Ortenau erscheint
am Ende des 12. Jahrhunderts erstmals im Umfeld der Markgrafen von Baden. 1455
kaufte Andreas Röder die Hälfte von Burg und Herrschaft
Diersburg. Seitdem wirkte die Familie vor allem im Kinzigtal und im
Schuttertal. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. mit Diersburg zum Ort
(Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Ferdinand R., Philipp Friedrich Karl
Ludwig August R., Georg R., Ludwig R., Egenolf Christian R., Herren zu
Diersburg und Reichenbach). 1773 gehörten sie - als bereits im Stichjahr 1680
angesessen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikuliert - dem
Ritterkreis Unterelsass an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Burkhardt, M. u. a.,
Archiv der Freiherren von Diesburg, 2007.
Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Vielleicht 1126 wurde das Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich
Ulms im bayerischen Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als
Doppelkloster (bis 1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und
mit den Orten Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen
ausgestattet. Von den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an die
Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm (1412), nach 1477 zeitweise an Bayern
und nach 1548 an Österreich. Das Kloster wurde 1444 Abtei, gewann 1406 die
niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe Gerichtsbarkeit (Blutbann) und war
von 1544 an reichsunmittelbar. Es gehörte den schwäbischen Reichsprälaten des
Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann ein eigenes Herrschaftsgebiet mit vier Ämtern (R., Breitenthal,
Nordholz und Wiesenbach). 1803 kam es mit 2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im
Bibertal und im Günztal und 3500-5000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift
Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das
Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976; Kießling, R., Roggenburg,
LexMA 7 1995, 946.
Rohr-Waldstetten (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft
R. des Deutschen Ordens mit verstreuten Gütern in Oberschwaben über den
Landkomtur der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund (Elsass und Burgund)
dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34.
Rohrau (Herrschaft).
R. bei Bruck an der Leitha in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Cham. Um 1230
erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie Liechtenstein (Lichtenstein),
die 1278 über ihre Erbtochter die zugehörige Herrschaft
an die Stadeck gaben. Bei deren Aussterben bis 1400 fielen die Güter bis auf
die Feste R. an die Herzöge von Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an
die Grafen von Cilli übertragen, denen 1404 die Grafen von Montfort-Bregenz
folgten. 1524 kam R. als Lehen Österreichs an die Familie Harrach, die 1627 zu
Reichsgrafen erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906.
Rohrdorf (Konvent). 1189 wurde der Frauenkonvent des Klosters Isny in das 1173 erstmals genannte R. bei Isny verlegt, dessen Kirche kurz zuvor von Kaiser Friedrich I. Barbarossa an Isny gegeben worden war. Der Konvent bestand bis ins 15. Jahrhundert. 1803 kam R. mit Isny an Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 als Teil der Herrschaft Trauchburg an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Isny (Reichsabtei).
Romberg (Herrschaft).
Die Herrschaft R. wurde 1490 von den Fürsten von
Fürstenberg erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Römhild (Ort, Stadt, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von
Sachsen-Römhild). Im Jahre 800 gab Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz
Rotemulte („braunroter Mergel“, Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt
einen dortigen Bifang an Fulda. Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts
gründete Graf Heinrich IV. von Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später
an die 1274 entstandene Linie Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R.
nannte (Henneberg-Römhild) und zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435
Fladungen, 1435/1444 Kühndorf, 1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor
die Linie durch Teilung an Bedeutung. 1548 kamen die Güter Graf Bertholds an
die verschwägerten Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an
Henneberg-Schleusingen (ein Viertel Henneberg), im Übrigen 1555 an die
Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf Albrechts fielen an die verschwägerten
Grafen von Stolberg, im Übrigen ebenfalls an die Wettiner. 1572 gelangte R. an
Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg), 1640 an Sachsen-Altenburg, 1672 an
Sachsen-Gotha. Von 1680 bis 1710 war es Sitz von Sachsen-Römhild und fiel danach
zu einem Drittel an Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln an
Sachsen-Meiningen. Das Sachsen-Coburg-Saalfelder Drittel kam 1805 durch Tausch
an Sachsen-Gotha, ganz R. 1826 an Sachsen-Meiningen, 1920 an Thüringen und
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Henneberg,
Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
Ronneburg (Herrschaft).
1209 wird die R. westlich Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt.
Bei der Teilung der Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die Linie Plauen. Diese musste sie 1349 von den
Markgrafen von Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis 1398 war R. Sitz einer
eigenen Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über (das Fürstentum Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas
bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen
(1920) gelangte R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Ronsberg (Grafen). 1182/1185 gründeten die Grafen
bzw. seit 1182 Markgrafen von R., die Vögte von Ottobeuren und 1199
Königswähler waren, an der östlichen Günz die Benediktinerabtei Irsee bei
Kaufbeuren. Die an der Günz gelegene Herrschaft
R. gehörte zu Schwäbisch-Österreich. Von dort kam sie an Bayern.
L.: Wolff 46.
Rosenberg (Herrschaft,
Reichsritter). R. westlich (Bad) Mergentheims wird 1251 erstmals erwähnt. Von
1270 bis 1632 war es in Händen der Herren von R. 1638 kam es nach ihrem
Aussterben an die Grafen von Hatzfeld, welche die zu den Kanton Odenwald,
Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft 1730 an Löwenstein-Wertheim-Rochefort
verkauften, die sich seit 1801 Löwenstein-Wertheim-Rosenberg nannten. S.
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Löwenstein-Wertheim-Rosenberg.
L.: Hölzle, Beiwort 50; Stetten 33; Rahrbach 197; Neumaier 26, 49f., 66, 72,
142, 149, 156, 173, 230; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimischen Territorien
und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919; Schweizer, H., Aus
der Geschichte meines Heimatdorfes Rosenberg, 1921; Löffler, M., Rosenberg im
Herzen des Baulandes, 1974; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000.
Rosenegg (Herrschaft).
Die Burg R. bei Konstanz wurde von den seit der Mitte des 13. Jahrhunderts
nachweisbaren Freiherren von R. erbaut. Nach ihrem Aussterben 1480 kam die
zugehörige Herrschaft mit Rielasingen an die
verschwägerten Grafen von Lupfen, 1583 an die Freiherren von Mörsberg-Belfort,
1608 an Württemberg, 1610 an das Hochstift Konstanz, 1803 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 71; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 141; Schneider, E., Die
Flurnamen der Gemarkung Rielasingen mit Arlen, 1963; Götz, F., Untersee und
Hochrhein, 1971.
Rosenfeld (Herrschaft).
R. nördlich Rottweils wurde als Mittelpunkt einer Herrschaft
um 1250 vermutlich von den Herzögen von Teck gegründet und 1255 erstmals
erwähnt (Rosinvelt). 1305/1317 kam die Herrschaft
durch Kauf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schmid, P., Beitrag zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926;
Hölzle, Beiwort 27.
Rosheim (Reichsstadt, Herrschaft).
Das 778 erstmals erwähnte R. südwestlich Straßburgs gehörte ursprünglich den
Staufern. Im 13. Jahrhundert erhielt es Stadtrecht und wurde Reichsstadt. Im
14. Jahrhundert trat es dem elsässischen Zehnstädtebund bei. Später gehörte es
dem oberrheinischen Reichskreis an und erscheint in diesem in der
Reichsmatrikel von 1776. 1648 wurde es mit der zugehörigen Herrschaft von Frankreich annektiert.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 22 (1648)
C4; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 524.
Rossdorf (Ganerbschaft, Herrschaft).
R. an der Rosa östlich von Hünfeld erscheint in karolingischen Zeugnissen
Fuldas. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts war es in den Händen der Grafen von
Henneberg-Schleusingen, 1419 in den Händen von Henneberg und Thüringen. Die
Burgmannen beider Herrschaften bildeten eine
Ganerbschaft. Sie gehörte der Reichsritterschaft an und war von 1710 bis 1803
eine eigene Herrschaft in Sachsen-Meiningen. 1920
kam R. zu Thüringen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Rot (an der Rot), Roth, Münchroth
(Reichsstift, Reichsabtei). Um 1130 (1126?) wurde von Hemma von Wildenberg in
Graubünden, die vielleicht dem oberschwäbischen Geschlecht der Herren von
Wolfertschwenden entstammte, in R. (Rota) bei Biberach das älteste
Prämonstratenserkloster Schwabens gegründet, das vermutlich von Anfang an dem
Papst unmittelbar unterstellt und keinem Vogt untergeben war (1140 Abtei), so
dass es 1179 Kaiser Friedrich I. Barbarossa in seine Vogtei nehmen konnte. Es
war seit 1376 reichsunmittelbar (Reichsstift) und erlangte 1619 auch die
Hochgerichtsbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis. 1803
kam es mit Gütern in 15 Dörfern und Weilern und der 1604 erworbenen Herrschaft Kirchdorf (insgesamt 1,5 Quadratmeilen
Gebiet und 2871 Einwohnern in 456 Familien und einem geschätzten Ertrag von
58000 Gulden jährlich) an die Grafen von Wartenberg, welche die Abtei für ihre
Grafschaft in der Pfalz erhielten und das Gebiet zur Reichsgrafschaft
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) erhoben, 1806 an Württemberg (und 1909 im
Erbgang an die Grafen von Erbach) sowie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 187; Zeumer 552 II a 36, 9; Wallner 689 SchwäbRK 65; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Walser, A., Das Prämonstratenserkloster Rot,
1926; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Nuber, W., Studien zur Besitz- und Rechtsgeschichte des Klosters Rot an der
Rot, Diss. phil. Tübingen 1960; Tüchle, H./Schahl, A., 850 Jahre Rot an der
Rot, Geschichte und Gestalt, 1976; Eberl, I., Rot an der Rot, LexMA 7 1995,
1048.
Rotenburg (Burg, Herrschaft,
Landgrafen). Um 1150 errichteten die Landgrafen von Thüringen und Hessen an der
Grenze zum Gebiet der von ihnen bevogteten Abtei Hersfeld die Burg R. an der
Fulda, der um 1200 die Stadt R. folgte. Von 1627 bis 1834 residierten hier die
Landgrafen von Hessen-Rotenburg, deren Güter (Rotenburger Quart) unter der
Oberhoheit Hessen-Kassels standen. Der Ort Rotenburg fiel über Preußen (1866)
1945 an Hessen.
L.: Wolff 254; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948.
Rotenburg (Herrschaft,
Residenz des Bischofs von Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof
von Verden die Burg R. In der Folge wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft
über das Fürstentum Verden des Königs von Großbritannien zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam
R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
496.
Rotenstein (Herrschaft,
Rothenstein). Die Herrschaft R. wurde 1786 durch
die Abtei Rottenmünster von den Freiherren Bletz von Rotenstein erworben. 1803
fiel Rottenmünster an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82.
Roth von Bußmannshausen (Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die R. mit der 1434 erworbenen und 1791 an Freiherrn
von Hornstein gelangten Herrschaft
Bußmannshausen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59.
Rötheln (Herrschaft),
Rötteln. Die Herrschaft R. südwestlich Schaffhausens
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz zum
schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Rothenberg, (Rothenburg) (Herrschaft,
Ganerben). Nach dem (Alten) R. bei Nürnberg nannten sich seit der 2. Hälfte des
13. Jahrhunderts Reichsministeriale, deren Güter um 1300 an die Herren von
Wildenstein und mit dem (Neuen) R. 1360 durch Verkauf an Kaiser Karl IV. kamen.
1401 eroberte König Ruprecht von der Pfalz R. Nach Anerkennung der Lehnshoheit
Böhmens (1465) verkaufte Pfalz-Mosbach R. 1478 an einige fränkische Ritter, die
sog. Ganerben. 1662/1663/1698 verdrängte Bayern, das nach 1619 die Oberpfalz
erworben hatte, die Ganerbschaft aus der zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft, führte die Gegenreformation durch und
verlor die Herrschaft (Neunkirchen am Sand,
Schnaittach, Kirchröttenbach, Bühl, R.) nur zwischen 1706 und 1714 an die
Reichsstadt Nürnberg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Schütz, M., Die Ganerbschaft von Rothenberg
in ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bedeutung, Diss. phil.
Erlangen 1924; Kreuzer, L., Die Herrschaft
Rothenberg im Widerstreit zwischen Kurbayern und Nürnberg, 1975.
Rothenburg (Herrschaft) s. Rothenberg
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt).
Auf der Bergnase oberhalb des 970 von den Grafen von Comburg (Komburg) mit
einer Kirche versehenen Dorfes Detwang (Dettwang) im Taubertal errichteten die
Grafen von Comburg (Komburg) die rothe Burg, nach der sie sich im 11.
Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben der Grafen von
Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen mit dem
Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als deren Gut
sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241 erhielt der
sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf von Habsburg
ihn an das Reich. Ab 1274 war er Reichsstadt und löste sich von der
Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger Verpfändung an die Herren von
Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein ansehnliches, auf drei Seiten
eingezäuntes und befestigtes Landgebiet (Landhege), wurde aber wegen des
Widerstands des Patriziats nie Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das
Privileg der Unverpfändbarkeit. 1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der mit Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsstädtekollegiums des Reichstags und im fränkischen Reichskreis
vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts die Landvogtei im Gau
rechts der Tauber und die kleine Landvogtei links der Tauber (Teile von
Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt
Detwang [Dettwang] und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld
[Gammersfeld] und Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel [Liental], Burg und Vogtei
Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit
Vogtei Wettringen und Gericht zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von
Archshofen, Burg Diebach und das Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit
Teilen von Pfahlenheim war R. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1802/1803 kam es mit 5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern
Gebiet, 180 Ortschaften und 24000 Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil
des Landgebiets an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W.,
Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im
Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953;
Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971;
Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968);
Schnurrer, L., Rothenburg im schwäbischen Städtebund, 1969, Esslinger Studien
15; Ziegler, P., Die Dorfordnungen im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss.
jur. Würzburg, 1977; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987, 187;
Borchardt, K., Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob
der Tauber und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation,
1988; Wendehorst, A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
Rothenfels (Herrschaft,
Grafschaft, Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende Herrschaft R. war ursprünglich Teil der Grafschaft im Allgäu,
die Kaiser Friedrich II. 1243 durch Kauf von den Grafen von Kirchberg erwarb.
1332 kam sie von den Herren von Schellenberg, die sie als Reichslehen erlangt
hatten, durch Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der Kaiser in
Abänderung zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft
zur Reichsgrafschaft. 1360 wurde das Herrschaftsgebiet
um Immenstadt, 1440 um Staufen und 1785 um Werdenstein erweitert. 1565 erwarben
die Herren von Königsegg in Oberschwaben durch Kauf die Grafschaft (Linie
Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und
die Herrschaft Staufen, die zusammen 13
Quadratmeilen umfassten, zum schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1804 vertauschten die 1629 zu
Reichsgrafen aufgestiegenen Herren von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter
an Österreich. 1805 fiel R. an Bayern.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt
Immenstadt im Allgäu, 1960.
Rothenstein (Herrschaft).
Die Burg R. bei Memmingen war Sitz der um 1180 auftretenden Dienstmannen von R.
des Stifts Kempten, die 1384 die Herrschaft
Grönenbach erwarben. Beim Aussterben der Hauptlinie 1482 kamen die Güter im
Allgäu über die Schwesterkinder an die Marschälle von Pappenheim
(Pappenheim-Rothenstein). 1692 fiel R. an die Fürstabtei Kempten und gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts über diese dem schwäbischen Reichskreis an. Mit
Kempten kam R. an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmeyer, Geschichte des Marktfleckens
Grönenbach, 1910.
Rothenstein (Herrschaft)
s. Rotenstein.
L.: Hölzle, Beiwort 82.
Rötteln (Herrschaft,
Residenz des Markgrafen von Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11.
Jahrhundert bei der 751 erstmals erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm)
errichteten Burg R. bei Lörrach wurde eine Herrschaft
nördlich von Basel benannt. Nach 1306 fiel sie über die Erbtochter an die
Markgrafen von Hachberg (Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie durch Erbvertrag
von 1490 an die Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie zum schwäbischen
Reichskreis. 1951/1952 gelangte R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958;
Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
Rötteln (Herrschaft,
Rötheln). Die Herrschaft R. südwestlich
Schaffhausens gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Konstanz
zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 156; Wallner 686 SchwäbRK 27.
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299
Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofes, 1359 Erwerb des
Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519
bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den
Gütern der 1594 ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert
überlieferte kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten
der Stadt das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen,
Göllsdorf, Villingendorf und Talhausen, die Burg Schenkenberg mit Epfendorf,
Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt (Teile von Zimmern, Horgen,
Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten, Niedereschach, Fischbach, Neufra,
Sinkingen und Bettlinsbad), das Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen,
Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach), das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen)
und die unmittelbar unter dem Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg,
Eckhof, Harthausen [Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel
das 4 Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner
umfassende R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an
Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992;
Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7 1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007.
Rüdesheim (Burg, Herrschaft).
R. am Rhein erscheint 1090 erstmals. Vermutlich gehörte es seit karolingischer
Zeit zum Erzstift Mainz. Mainzer Ministeriale errichteten in R. verschiedene
Adelsburgen. 1803 kam es an (Nassau-Usingen) Nassau, 1866 an Preußen und 1945
an Hessen. S. Brömser von R.
L.: Schmelzeis, J., Rüdesheim im Rheingau von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1881.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch
Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton
Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen
kam an die Grafen Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt,
Waldhausen, ein Viertel Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim
und ein Viertel Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter
die Oberhoheit des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die
übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Runkel (Herrschaft).
Die Burg R. an einer vermutlich schon früher befestigten Furt über die Lahn
wurde wahrscheinlich vor 1159 von den edelfreien Herren von R. auf Geheiß des
Königs erbaut und ist seit 1159 bezeugt. Sie war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die noch im 12. Jahrhundert durch die Herrschaften zum Westerwald und Westerburg erweitert
wurde. Im 13. Jahrhundert spaltete sich das Haus R. ab. Die Linie R. erbte
1454/1462 durch Heirat die Grafschaft Wied, die 1244 von den älteren, im
Mannesstamm erloschenen Grafen von Wied in weiblicher Erbfolge an Graf Bruno
von Isenburg und das von ihm begründete neue Haus Wied gelangt war. Die Linie
Westerburg erbte 1468 die Grafschaft Leiningen. R. kam über Nassau 1866 an
Preußen (Hessen-Nassau) und 1945 zu Hessen. S. Wied-Runkel.
L.: Wolff 344; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck
1980.
Ruppin (Herrschaft,
Grafen). Wahrscheinlich um 1214 bildete sich unter Graf Gebhard I. von Arnstein
am Nordostharz durch Erwerb von Seiten der verschwägerten Askanier die Herrschaft R. mit Sitz auf Burg Altruppin nördlich des
Ruppiner Sees. Mittelpunkt war das umliegende Gebiet am Rhin. Dazu kamen die
Gebiete Gransee und Wusterhausen. In planmäßiger Erwerbspolitik wurde das
Gebiet zwischen Dosse, Havel und den mecklenburgischen Seen bis etwa 1330 zu
einer geschlossenen Herrschaft ausgebaut. Die
Grafen waren reichsunmittelbar, gerieten aber allmählich unter die Lehnshoheit
der Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben der Herren von Arnstein und
Grafen von Lindow-Ruppin (Arnstein-Lindow-Ruppin) 1524 fiel das zum
obersächsischen Reichskreis gehörige R. durch Einzug an Brandenburg, das die
Grafschaft der Mark Brandenburg als eigene Einheit eingliederte und den Titel
Grafen von R. fortführte. Mit Brandenburg kam R. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961; Historisches
Ortslexikon für Brandenburg II. Ruppin, bearb. v. Enders, L., 1970, Veröff. des
Staatsarchivs Potsdam Bd. 7; Heinrich, G., Ruppin, LexMA 7 1995, 1108.
Rüstringen (Land). 782 erscheint erstmals das
Gebiet am Jadebusen unter dem Namen Riustringi. 793 ist es ein fränkischer Gau
Frieslands. Aus ihm erwuchs bis ins Hochmittelalter ein friesisches, zur
Reichsunmittelbarkeit strebendes Land mit eigenem Recht (Rüstringer Asegabuch,
um 1300?) unter der losen Oberherrschaft der Grafen von Oldenburg. Seit 1314
zerfiel es durch Landuntergang in zwei Teile östlich und westlich der Jade. Im
westlichen Teil bildete sich seit dem 14. Jahrhundert die 1575 an Oldenburg
fallende Herrschaft Jever. Den östlichen Teil
(Butjadingen, Stadland) zogen die Grafen von Oldenburg 1499/1514 an sich. S.
Niedersachsen.
L.: Wolff 496; Sello, G., Östringen und Rüstringen, 1928; Hannemann, M., Der
Landkreis Wesermarsch, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 40, 49, 95, III, 10, 22, 31, Hriustri, Rustri, Rustringia,
Riustringaland, Upriustri; Buma, W./Ebel, W., Das Rüstringer Recht, 1963.
Rysum (Herrlichkeit, Risum). s. Die
Herrlichkeit R. gehörte als adlige Herrschaft zu
Ostfriesland. Über Hannover und Preußen gelangte R. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 339.
Saalburg (Burg, Herrschaft).
Vor 1216 errichteten die Herren von Lobdeburg am Übergang der Straße von
Nürnberg nach Leipzig über die Saale die Burg S. Sie kam von einer Linie
Lobdeburg-Saalburg in der Mitte des 13. Jahrhunderts an Lobdeburg-Arnshaugk und
1289/1320 mit der Herrschaft Schleiz an die
Vögte von Gera, 1550 an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen und 1589
an Reuß. Bis 1647 blieb S. mit Schleiz verbunden. Von 1647 bis 1666 war es Sitz
der Linie Reuß-Saalburg. Danach kam es an die Linie Gera (Reuß-Gera), 1920 an
Thüringen und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S.
Reuß-Saalburg.
L.: Wolff 420.
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem
Saarübergang beginnenden Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5.
Jahrhundert. 999 wurde die Burg S. anlässlich der Übertragung durch Kaiser Otto
III. an das Hochstift Metz erstmals erwähnt. Sie war seit dem 12. Jahrhundert
Sitz der mit ihr durch die Bischöfe von Metz belehnten, 1080 anlässlich des
Empfanges des Königshofs Wadgassen erstmals genannten Grafen (Graf Sigibert im
Saargau). Sie nannten sich, nachdem 1120 die Güter im Elsass von den Gütern an
Saar und Rhein getrennt worden waren, seit 1123 nach S. Sie waren mit den
Staufern verschwägert, hatten zeitweise die Vogtei über das Hochstift Worms
inne und waren vor allem zu beiden Seiten der Saar sowie im Elsass begütert.
1180/1190 wurden die Güter an Saar und Rhein auf die Linien S. und Zweibrücken
verteilt. Von der Linie S. spaltete sich 1214 Leiningen ab, von Zweibrücken
(1385/1394 an die Pfalzgrafen) 1297 die Linie Bitsch (1570 an Lothringen). Die
dadurch auf Güter um S. beschränkten Grafen von S. starben 1274 aus und wurden
infolge Verheiratung Mathildes von S. mit Simon von Commercy von den Grafen von
Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei deren Aussterben fiel die Grafschaft in
weiblicher Erbfolge 1381 an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen
von Nassau, welche die Güter an Saar und Blies mit den nassauischen Gütern an
Lahn und Main verband. 1442 wurde in eine linksrheinische Linie
(Nassau-Saarbrücken) und eine rechtsrheinische Linie (Neue Linie Nassau-Weilburg)
geteilt. 1527 erbte Nassau-Saarbrücken die Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr von den Grafen von Moers-Saarwerden.
1574 zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden als wegen Einführung der
Reformation (1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso gingen die Lehen des
Hochstifts Metz verloren. Von 1574 an war die seit 1442 abgeteilte Grafschaft
wieder mit Nassau-Weilburg vereinigt. Danach kam sie an die Linie Ottweiler
(Nassau-Ottweiler). 1629 wurde erneut geteilt. Nach vorübergehender Besetzung
von 1681 bis 1697 und Grenzbereinigungen von 1766 kam S. 1793/1801 an
Frankreich, 1815/1816 zu Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945/1946 zum
Saargebiet sowie 1957 zum Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im
12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957); Festschrift zur 650jährigen
Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann, hg. v. Herrmann,
H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des Saarlands, Bd. 2 1977;
Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7
1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860, 1999; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 535.
Saarwerden (Grafschaft), frz. Sarre-Union. Die
kleine Grafschaft S. an der oberen Saar war zunächst in den Händen der 1131
erstmals nachweisbaren Grafen von S., einer Zweiglinie der Grafen von
Metz-Lunéville bzw. der Grafen von Blieskastel. Sie bestand aus dem Reichslehen
Kirkel, S. und Bockenheim als Lehen des Bischofs von Metz und der Vogtei über
Klostergut von Weißenburg und Herbitzheim an der oberen Saar. Vom Anfang des
13. Jahrhunderts bis 1251 nannten sie sich nach der Burg Kirkel, dann nach S.
1397/1399 kam die Grafschaft über die Schwester des letzten Grafen an die
Herren von Moers, welche die Linie Moers-Saarwerden (1418-1527) begründeten.
Als 1527 die Grafen von Moers-Saarwerden ausstarben, fielen die Grafschaft
Saarwerden und ihre Herrschaft Lahr (ohne
Finstingen und die niederrheinischen Gebiete) als Erbteil aus einer Heirat des
Jahres 1507 (Katharina von Moers-Saarwerden mit Johann Ludwig I. von
Nassau-Saarbrücken) an Nassau-Saarbrücken. Beim Aussterben Nassau-Saarbrückens
(1574) zog Lothringen S. als wegen Einführung der Reformation (zum 1. 1. 1574)
erledigtes Lehen ein. Auf Grund eines Urteils des Reichskammergerichts erhielt
Nassau-Weilburg als Erbe Nassau-Saarbrückens 1629 die Grafschaft S.
(verkleinert um die bei Lothringen verbleibenden Dörfer Saarwerden und
Bockenheim sowie das Schloss S.) zurück. 1745 kam das Dorf Herbitzheim dazu.
Ebenfalls bereits im 18. Jahrhundert gehörten Diemeringen mit Altmatt, Neumatt
und dem Eisenhammer des Dorfes Griesbach zu S. Innerhalb Nassaus erhielt 1629
die Linie Nassau-Weilburg ein Drittel, die Linie Nassau-Usingen zwei Drittel.
1793 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Grafschaft von
Frankreich besetzt und durch Aufsplitterung ihrer Bestandteile aufgelöst. S.
Moers-Saarwerden.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Herrmann, H., Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957; Herrmann, H., Saarwerden, LexMA 7 1995,
1211.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der Erzbischof
von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche
ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und
das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der
Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der
Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen
zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und
mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.)
im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden
Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in
Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen
Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe
(Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an
der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das
1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg
und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch
die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre
Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen
seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon
die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft
Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft
Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes.
Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477
(Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von
1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder
zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst
(Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark
Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna,
Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen sowie die
Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift
Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene
Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm
und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann
Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation
übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu
vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile
der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete
von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby,
Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der
Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg
[mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen,
Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk
<Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt
Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen,
Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit
der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth
und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz
(Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der
erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz
Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der
Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die
Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises
(Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit
Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den
Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift
Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der
Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4.
1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde,
Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit
1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831
erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe
Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches
Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen
Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund
beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen
Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den
Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen Demokratischen
Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die Bezirke
Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne
die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde
wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff,
Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach],
Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder
an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951;
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches
Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche
Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und
hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum,
1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22,
51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath,
G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen,
1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden,
2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006;
Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Krüger, N.,
Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v.
Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das albertinische
Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008;
Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen-Gotha-Altenburg (Herzogtum). 1680 entstand bei der
Teilung Sachsen-Gothas unter anderem S. 1707 fiel Sachsen-Gotha-Eisenberg an.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte S., das zusammen mit der Reichsgrafschaft
Gleichen ein Gebiet von 28 Quadratmeilen mit 82000 Einwohnern umfasste, zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum obersächsischen
Reichskreis. E hatte aus dem Bestand Sachsen-Gothas Stadt Gotha und Amt Gotha,
die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal, Schwarzwald oder Zella,
Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft
Kranichfeld und den unter Sachsen-Gothas Oberhoheit stehenden Teil der
Grafschaft Gleichen, aus dem Bestand Sachsen-Altenburgs die Ämter Altenburg und
Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg und Stadtroda sowie das Amt
Kahla. Um 1800 gehörte es den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises
Franken an. 1806 trat es dem Rheinbund bei, 1815 dem Deutschen Bund. 1825 starb
die Linie aus. Am 12. 11. 1826 fiel Gotha an das neue Herzogtum Sachsen-Coburg
und Gotha, Altenburg an das neue Herzogtum Sachsen-Altenburg unter dem Herzog
von Sachsen-Hildburghausen. S. Sachsen-Gotha.
L.: Wolff 395.
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die Herrschaft Coburg, die Grafen von
Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es
1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von
Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses
Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an
Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung
nach Ernst dem Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem Bestand
Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und
die Klosterämter Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt
Behrungen [, 1714]), das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber
1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands musste 1769 die
kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher
Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten
der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und
Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954.
Sachsen-Weimar-Eisenach (Herzogtum, Großherzogtum). 1741
entstand nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs an Sachsen-Weimar das zum
obersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum S., innerhalb dessen Goethe und
Schiller unter Herzog Karl August (ab 1774 bzw. 1775) die Weimarer Klassik
begründeten. S. hatte um 1800 ein Gebiet von 24 Quadratmeilen mit 64000
Einwohnern bzw. 1900 Quadratkilometern mit 106000 Einwohnern. Es umfasste aus
dem Bestand Sachsen-Weimars Stadt Weimar, Amt Weimar, die Ämter Oberweimar,
Kromsdorf, Berka an der Ilm, Roßla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf,
Heusdorf, Dornburg, Bürgel und Oldisleben, die adligen Pflegen Denstedt,
Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, das Amt Apolda und die Gerichte Buttelstedt,
Bösleben, Tannroda, Flurstedt, Graitschen, Wormstedt, Oßmannstedt, Guthmannshausen,
Stedten, Wallichen, Tromlitz und Mechelroda, aus dem Bestand Sachsen-Eisenachs
die Städte und Ämter Eisenach, Creuzburg und Gerstungen, Remda und Allstedt,
die Ämter Tiefenort, Großrudestedt und Jena und die Herrschaft
Farnroda sowie zudem einen Anteil an der Grafschaft Henneberg. 1815 wurde S.
zum Großherzogtum erhoben. Am 5. 5. 1816 erhielt es eine betont
fortschrittliche Verfassung, die früheste im Deutschen Bund überhaupt.
1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei. 1850 wurde die Verfassung
abgeändert. 1867/1871 trat S. dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich
bei. Seit 1877 führte es amtlich (auch) die Bezeichnung Großherzogtum Sachsen.
1913 wurde mit Sachsen-Meiningen ein Grenzvertrag bezüglich Kranichfelds
geschlossen. 1910 umfasste S. 3610 Quadratkilometer mit 417100 Einwohnern. Im
November 1918 dankte der Großherzog ab. Der Freistaat schloss sich dem Land
Thüringen an (1. 5. 1920). 1945 kam Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone
und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7.
1952 wurde Thüringen aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9, 10; Kronfeld, C., Landeskunde des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1f. 1878f., Neudruck 2004;
Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.;
Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004; Kreutzmann,
M., Zwischen ständischer und bürgerlicher Lebenswelt, 2007.
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen
Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft
Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft
Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369
verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg konnte nicht bewahrt werden,
sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte das Herzogtum durch die Goldene
Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde (Erzmarschall,
Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft
Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen
gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches
an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der
Name Sachsen elbaufwärts auf das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald,
Harz und Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie,
1547 an die albertinische Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische
Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der
Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000.
Sachsenburg (Herrschaft).
Die Herrschaft S. an der Drau in Kärnten gehörte
von 1149 bis 1803/18066 zum Erzstift Salzburg und kam danach an Österreich. Von
1809 bis 1813 war sie von Frankreich besetzt.
L.: Wolff 133; Kabusch, J./Moser, S., Die Chronik von Sachsenburg, 1956.
Saffenburg (Herren, Herrschaft,
Reichsherrschaft). Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute
Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a.
Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die
zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen
und die bis 1172 die Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren
Aussterben wurde die Herrschaft geteilt. Am Ende
des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte Albert II. und seiner Base
Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine Hälfte an die Grafen von
Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an Dietrich VI. von Kleve bzw.
Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge Verheiratung über die Herren von
Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an Johann von Neuenahr. 1424 fiel die
Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von
Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von
der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg
bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff Frankreich
den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen
von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den westfälischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das
Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250.
Salem, Salmansweiler, Salmannsweiler,
Saalmannsweiler (Abtei, Reichsstift). 1134 wurde vom Kloster Lützel im Elsass
aus im Dorf Salmansweiler bzw. Salmannsweiler im Altsiedelland der Salemer Aach
bei Überlingen das Zisterzienserkloster S. gegründet und durch den Stifter
Guntram von Adelsreute ausgestattet. 1142 übergab der Stifter die Abtei König
Konrad III. Danach übten die Staufer eine Schutzvogtei aus. Rudolf von Habsburg
beauftragte die Landvögte von Oberschwaben mit dem Schutz. 1354 sicherte König
Karl IV. gegenüber den Ansprüchen der Grafen von Werdenberg-Heiligenberg S. die
Stellung als Reichsstift (gefreites Stift). 1487 erhob Kaiser Friedrich III. S.
zur Reichsabtei. Die volle Landeshoheit im Kerngebiet seiner Herrschaft gewann das zu den schwäbischen Prälaten des
Reichstags gehörige S. aber erst 1637 durch einen Vertrag mit den Grafen von
Heiligenberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die Güter der zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei die Oberämter S., Elchingen
(Unterelchingen), Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Münchhöf
(Münchhof) und Stetten am kalten Markt, das Pflegamt Ehingen sowie die Pflegen
Frauenberg, Konstanz, Messkirch, Pfullendorf und Überlingen und die Propstei
Birnau, insgesamt ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Bei der Säkularisation von
1802/1803 kam es an die Markgrafen von Baden, welche die Klostergebäude zum
Wohnsitz nahmen. Das Amt Schemmerberg fiel an Thurn und Taxis. 1951/1952
gelangte S. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Zeumer 552 II a 36, 1; Wallner 686 SchwäbRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 38 (1789) C4; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Günter, H., Kloster Salem,
2. A. 1973; Rösener, W., Reichsabtei Salem. Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte
des Zisterzienserklosters von der Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts,
1974; Salem, hg. v. Schneider, R., 1984; Schmid, H., Die ehemaligen salemischen
Besitzungen Oberriedern und Gebhardsweiler, Freiburger Diözesan-Archiv 108
(1988); Morimond et son Empire, 1994, 175; Rösener, W., Salem, LexMA 7 1995,
1293.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im
Unterelsass sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und Warsberg in Lothringen
sowie Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie Niedersalm (Altsalm) starb 1416
aus. Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des letzten Grafen an die Herren von
Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem Salm-Reifferscheid nannten. Dieses
Haus teilte sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns],
Dyck [südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten
hatten sie Sitz und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen
Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und
beerbte 1888 die Linie Dyck. Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den
preußischen Fürstentitel. Obersalm kam nach dem Aussterben im Mannesstamm mit
der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch Heirat an die Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Raugrafen bzw. Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen
und um 1500 noch die lothringische Herrschaft
Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller (Eigenweiler) erlangten
(1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie
Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde
die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für
denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie
Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743
reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die
Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene Hoogstraten
(Antwerpen) und 1700 das Fürstentum Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches
und Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S.
folgte Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763
gewann Salm-Kyrburg die niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich
Roermonds) und Overijse (Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten
für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803
Teile des Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein
Drittel für Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel
für Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen, Anholt),
insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als Fürstentum). Hauptstadt
diees Füstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum Hochstift Münster
gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war Ahaus. 1810/1811
kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an Preußen. Die
jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft
Horstmar und nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816
wurden die Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a.
Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Anholt (Grafen, Fürsten). 1641 gewannen die Grafen von Salm durch Heirat über Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen. Nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 machten sie das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende Anholt zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande. 1810 gelangte Anholt mit Salm an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Anholt.
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den
Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen zu S. wegen der Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die
verlorene Grafschaft Niedersalm eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf
die Abtei Schöntal, der Graf von Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte
seiner Grafschaft eine immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen
der Frankfurter Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz das
Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim
als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf Amorbach ruhende Rente
von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Krautheim
(Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten
die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218),
Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen
Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard
II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten
im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das
Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342
erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark
und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der
Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden.
Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise
Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht.
1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende
Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg
bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des
zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen
(oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf.
Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen,
Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann
(Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels),
Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche
Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen),
Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im
Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann
im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem
gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der
Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die
Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft
Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt
Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und
Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte
Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und
Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere Ortschaften. 1803 wurde das
Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000 Quadratkilometern und 200000-250000
Einwohnern säkularisiert und fiel als Kurfürstentum mit den Hochstiften
Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana,
1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1.
5. 1816 ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die
Suffraganbistümer wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825
Trient neu an das Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924
verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten
österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen Hochstifts
Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner, F.,
Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch, hg.
v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung der
Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der spätmittelalterlichen
Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt Peter in Salzburg. Das älteste
Kloster im deutschen Sprachraum, 3. Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in
Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg 1983; Ortner, F., Salzburger
Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift
Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur
Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und
Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA 7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v.
Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre
Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg.
v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe
in der Geschichte des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger
Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006.
Samland (Bistum). 1243 gründete der päpstliche
Legat Wilhelm von Modena für die Gebiete des Deutschen Ordens nördlich des
Pregel bis zur Memel das Bistum S. mit einem in drei Teile aufgeteilten Drittel
des noch zu erobernden Gebiets als weltlichem Herrschaftsgebiet.
Zwischen (1246 bzw.) 1252 und 1265 gelang die Eroberung durch den Deutschen
Orden. 1255 wurde das Bistum nach der Unterwerfung der Pruzzen durch den
Deutschen Orden dem Erzbistum Riga unterstellt. 1264 nahm der Bischof seinen
Sitz in Fischhausen. 1294 wurde die Stiftung des Domkapitels endgültig
vollzogen. 1322 wurden die Gebiete des Bischofs (um Fischhausen, nördlich
Königsbergs und nördlich Insterburgs) von den Gebieten des dem Deutschen Orden
inkorporierten Domkapitels dauerhaft getrennt. 1525 führte der Bischof die
Reformation ein und trat die weltliche Herrschaft
an Herzog Albrecht von Brandenburg ab. 1587 wurde das Bistum aufgehoben und
stattdessen ein Konsistorium in Königsberg geschaffen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Samland, hg. v. Woelky, C./Mendthal, H., Bd. 1ff.
1891ff.; Das westliche Samland, hg. v. Schlicht, O., 1920, Neudruck 2001;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Der Landkreis
Samland, bearb. v. Gusovius, P., 1966; Boockmann, H., Samland, LexMA 7 1995,
1342; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 605; Biskup, R., Das Domkapitel von Samland, 2007.
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete Abtei).
Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald, das
vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet wurde,
wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die
Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter
bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von
Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam
1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel
seit 1125 amtierenden zähringischen Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des
Reiches, das sie unter Konrad IV. an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei)
verpfändete. Bemühungen um die Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361
fiel S. unter die Landeshoheit Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den schwäbischen
Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg) erworben, daneben
als Lehen Österreichs die Herrschaft Staufen und
Kirchhofen in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in den Reichsfürstenstand
erhoben. Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die
Abtei an den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S.
1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der
Mönche übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt
Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt
Blasien, LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im
Schwarzwald, hg. v. Braun, J., 2003.
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung,
747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster
vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter
Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der
wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet
mit der Stadt S., dem sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts), wozu 1468 durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam.
1345/1379 erwarb sie die Vogtei in den Niedergerichtsbezirken des Klosters.
Zwischen 1401 und 1408/1411 errangen die Untertanen in Appenzell mit
Unterstützung der Eidgenossen der Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der
Abt ein Landrecht mit Schwyz. 1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich,
Luzern, Schwyz und Glarus zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457
verzichtete er auf die Herrschaft in der Stadt
S. 1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524 eindringenden
Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und Glarus) alle
Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit säkularisierte
Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde das Stift,
dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen Mooweiler
(Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in
Oberschwaben, über die das Kloster 1699 den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803
als Entschädigung für Tarasp an den Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an
Württemberg und das Gebiet damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805
wurde das Kloster vom großen Rat (Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons
S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand aus den Herrschaftsgebieten
der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen Herrschaften
bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft
von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft
von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483
sowie von Bern seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft
von Glarus seit 1517), Sax (Herrschaft Zürichs
seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft
von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie
von Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt
Rapperswil, die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz,
Unterwalden und Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden
hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v. Wartmann,
H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt Gallen, hg. v.
Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler Geschichte,
Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt Galler
Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt Gallen, 1961;
Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und Verlagsgemeinschaft
Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd. 3 1983; Duft,
J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der Strukturwandel der
St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137 (1989); Ziegler,
E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der Abtei Sankt
Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St. Gallen und
ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7 1995,
1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P., 1999;
St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt Gallen,
2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das
Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli vetustissima, hg. v. d.
Stiftsbibliothek, 2012.
Sankt Gallen (Reichsstadt). Bei dem 612/613
gegründeten Kloster S. entstand im Frühmittelalter eine seit dem 10.
Jahrhundert bedeutsamer werdende Siedlung, die im 13. Jahrhundert Stadtrechte
(Handfeste von 1291) erlangte. Sie befreite sich (seit 1180) allmählich aus der
klösterlichen Herrschaft. 1454 verbündete sie
sich mit den Eidgenossen der Schweiz und nahm den zweiten Rang unter den
zugewandten Orten ein. 1457 löste sie sich gegen 7000 Gulden ganz von der Abtei
und wurde freie Reichsstadt.
L.: Wolff 532; Moser-Näf, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sankt Gallen,
Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster und Stadt Sankt Gallen im
Spätmittelalter, 1931; Ehrenzeller, E., Geschichte der Stadt Sankt Gallen,
1988; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7 1995, 1155; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Sankt Gerold (reichsfreie Herrschaft). Vielleicht aus einer Übertragung Kaiser
Ottos I. oder des von diesem geächteten Adligen Adam entstand die Propstei S.
im Großen Walsertal. Bis 1648 unterstand sie der Landeshoheit Blumeneggs. Von
1648 bis 1802 war sie Reichspropstei der Fürstabtei Einsiedeln in der Schweiz.
Von 1803 bis 1806 wurde S. mit Blumenegg an Nassau-Oranien
(Nassau-Diez-Oranien) gegeben. Danach kam S. an Österreich. S. Vorarlberg.
L.: Grabherr, J., Die reichsfreie Herrschaft
Sankt Gerold, 1897; Henggeler, R., Geschichte der stifteinsiedelischen Propstei
Sankt Gerold, 1961.
Sardinien (Insel, Königreich). Sarden werden
bereits am Ende des 13. vorchristlichen Jahrhunderts in ägyptischen Quellen
erwähnt. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die nach ihnen benannte Insel von den
Phönikern bzw. Karthagern besiedelt. 238/237 v. Chr. kam sie an Rom, später an
Wandalen (um 456) und Ostrom (534). Seit dem 6. Jahrhundert gewann der Papst
zunehmenden Einfluss in dem zwischen 803/804 und 1014 von zahlreichen
Sarazenenüberfällen heimgesuchten Land. In der Mitte des 11. Jahrhunderts
erlangte Pisa mit Hilfe des Papstes die Herrschaft.
1297 belehnte der Papst das spanische Haus Aragon bzw. Aragonien mit der Insel.
1718 kam sie nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich und 1720 von
Österreich im Tausch gegen Sizilien an Savoyen. Dieses bildete als Königreich
S. den Kristallisationspunkt für das 1861 entstandene Königreich Italien.
L.: Carta-Raspi, E., Breve storia di Sardegna, 1950; Zeddo, T., La Sardegna nel
primo medio evo, 1956; Zeddo, T., Studi sulla Sardegna medioeviale, 1958; Mori,
A., Sardegna, 1966; Satta-Branca, A., La Sardegna attraverso i secoli.
Leggende, storie, cronacche, 1970; Sanna, S. A., Sardinien-Bibliographie, 1974;
Boscolo, A., La Sardegna bizantina e altogiudicale, 1978; Pauli, R., Sardinien.
Geschichte, Kultur, Landschaft. Entdeckungsreisen auf einer der schönsten
Inseln im Mittelmeer, 1986; Casula, F., La Sardegna catalano-aragonese, 1990;
Simbula, P., Sardinien, LexMA 7 1995, 1378ff.
Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch
besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei
S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur
Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von Freudenberg, Nidberg, Flums,
Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den Grafen von Bregenz, dann den
von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen von Werdenberg-Sargans bzw. S.
1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von Österreich verpfändet.
Hiergegen schlossen die Einwohner 1440 ein Landrecht mit Schwyz und Glarus.
1483 wurde S. gemeine Herrschaft der sieben
alten Orte der Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A.,
Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans, LexMA 7 1995, 1381;
Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 324.
Saterland (Land). Das von Hochmooren umgebene S.
südwestlich von Oldenburg war anfangs wohl von Westfalen besiedelt und stand
unter der lockeren Herrschaft der Grafen von
Tecklenburg. Seit dem 11. Jahrhundert bildete sich unter dem Einfluss
zusiedelnder Friesen ein unter Berufung auf Karl den Großen zur Selbständigkeit
strebendes Land. Nach dem Zusammenbruch der Oberherrschaft Tecklenburgs kam das
S. 1400 an das Hochstift Münster, 1803 an Oldenburg und damit 1946 an
Niedersachsen.
L.: Sello, G., Saterlands ältere Geschichte und Verfassung, 1896; Bröring, J.,
Das Saterland, Bd. 1f. 1897ff.; Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg, Bd. 1
1913; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 23, Sagelteraland,
‚Saterland‘.
Saulgau (Herrschaft,
reichsstadtähnliche Stadt). 819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S.
im oberschwäbischen Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171 erscheinen
Herren von S. als Reichsministeriale, deren Rechte in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften.
Vermutlich über die Staufer kam die Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an
die Truchsessen von Waldburg, die den Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288
Stadtrecht von Lindau). 1299 fiel S., das im 14./15. Jahrhundert die
Gerichtshoheit, das Ammannsamt und die Herrschaft
über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die Herrschaft
nach mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg verpfändete. Mit
Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte) kaufte sich das zum
österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an Österreich zurück. 1806 kam es
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., Bd. 1, 2 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K.,
1971.
Sax (Land), Hohensax, Sax-Forstegg. Das Land
im Alpenrheintal war durch Verkauf seit 1615 Herrschaftsgebiet
von Zürich als eines Ortes der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1803/1815 kam S.
zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 314.
Sayda (Herrschaft).
Um 1200 wurde von Slauko von Riesenburg die Burg S. bei Brand-Erbisdorf an der
Fernhandelsstraße aus Böhmen erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S. Diese kam 1352 von den Markgrafen von
Meißen an die Herren von Schönberg. Über Sachsen fiel S. von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Diener von Schönberg, A., Geschichte des Saydaer Berglandes,
1927.
Sayn (Grafen, Grafschaft). Nach der im
10./11. Jahrhundert erbauten Burg S. bei Bendorf nannten sich aus dem Auelgau
erwachsene, seit 1139 belegte Grafen von S. Von S. aus erwarb die Familie Güter
im Westerwald, an der Sieg (Herrschaft
Freusberg) und am Niederrhein (spätestens 1174 Vogtei über Bonn). Nach dem
Aussterben der älteren Grafen von S. (1246) kamen die meisten Güter über
Adelheid von S. 1247 an die Grafen von Sponheim, die sie teilten. Dabei
erhielten die jüngeren Grafen von S. vor allem Güter im Westerwald und im
bergischen Land (Homburg). 1294 wurde weiter geteilt. Eine Linie
(Engelbertlinie) beerbte infolge Heirat 1357/1358/1361 die Grafschaft
Wittgenstein an der oberen Lahn (Sayn-Wittgenstein). 1605/1607 teilte sich das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Haus Sayn-Wittgenstein
in die drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein). 1606 beerbte die
Engelbertlinie auch die andere Linie (Johannlinie) des Hauses S.
L.: Wolff 345ff.; Zeumer 554 II b 60, 14, 15; Wallner 703 WestfälRK 28 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789)
B2; Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874, Neudruck 1972; Wrede,
G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Sayn-Wittgenstein-Sayn, A.,
Fürst zu, Sayn, 1979; Spies, H., Sayn, LexMA 7 1995, 1423f.; Halbekann, J., Die
älteren Grafen von Sayn, 1997; Bohn, T., Gräfin Mechthild von Sayn
(1200/03-1285), 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 478.
Sayn-Vallendar (Herren). 1052 gab Kaiser Heinrich III.
seinen Königshof im 836 bereits erwähnten Vallendar bei Koblenz an das Stift
Sankt Simon und Judas in Goslar. 1232 erlangte Graf Heinrich von Sayn
Gerichtsbarkeit und Hoheit im Dorf Vallendar. Bei der Teilung der Saynschen
Güter 1294 kam die Herrschaft Vallendar an Graf
Engelbert. Dessen Enkel erhielt durch Heirat (vor 1345) der Erbtochter der
Grafen von Wittgenstein diese Grafschaft. 1374 übertrug Graf Johann von Sayn
die Lehnsrechte über Vallendar an das Erzstift Trier, das 1392 drei Viertel der
Herrschaft käuflich erwarb, 1441 aber ein
Viertel wieder zurückverkaufte. 1681 gewann das Erzstift Trier in einem
Vergleich nach langwierigem Prozess vor dem Reichskammergericht die
Landeshoheit über die ganze Herrschaft und
belehnte die Grafen mit der Hälfte der Herrschaft,
die es 1767 aber käuflich wieder erwarb. Über Nassau und Preußen (1866) kam
Vallendar 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Reichsfürsten). Berleburg am südöstlichen Fuß des
Rothaargebirges wird 1258 als (planmäßig angelegte) Stadt erstmals erwähnt.
1258 kam sie teilweise, 1322 gänzlich an die Grafen von Wittgenstein, deren
Güter 1357/1358 überwiegend an die Grafen von Sayn fielen. 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie S. Sie gehörte mit
zwei Fünfteln der Grafschaft Wittgenstein, dem Amt Berleburg und den Herrschaften Homburg und Neumagen zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Die Grafschaft
umfasste ein Gebiet von 3,5 Quadratmeilen und 16000 Einwohner. S. wurde 1792 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Wittgenstein-Berleburg (S.) für die Herrschaften Neumagen und Hemsbach eine Rente von
15000 Gulden auf das Herzogtum Westfalen. 1806 kam die Grafschaft an
Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; Zeumer 553 II b 60, 14; Wallner 698 OberrheinRK 36; Hinsberg,
G., Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Bd. 1ff. 1920ff.; Wrede, G.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Schunder, F., Die
Entstehung Berleburgs, Westfäl. Forsch. 13 (1960), 51.
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649 bis 1699 die Herrschaften Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb
der Grafschaft Hohnstein als Lehen Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S.
und gehörte mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und zum oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1806 wurde ihr Gebiet von Hessen-Darmstadt
annektiert und 1815 an Preußen abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein, Wittgenstein,
Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936.
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und
Klettenberg innerhalb der Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein
zählte sie zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Das Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei
Fünftel der Grafschaft Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe,
vier Viertel Banfe bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw.
Altfelden) und Vogtei Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers
stehende Herrschaft Vallendar. S.
Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
Schadeck (Herrschaft).
Die Burg S. an der unteren Lahn wurde 1288 durch Heinrich von Westerburg als
Gegenstück zur Burg Runkel errichtet. 1321 ließ sich das Erzstift Trier sie zu
Lehen auftragen und behielt in der Folge die Oberhoheit. 1467 kam S. an die
Grafen von Leiningen-Westerburg. Daher zählte die zugehörige Herrschaft S. am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Grafen von Leiningen (Leiningen-Grünstadt) zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 282; Wallner 698 OberrheinRK 40 a.
Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen
entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050
von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster
Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und
seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte
der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit.
Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an
Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre
1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als
zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die
Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten
Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift
Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529
wurde die Reformation eingeführt und das Kloster Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt
abgetreten hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz
die Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die
Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der
Helvetischen Republik, 1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S.
Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen (Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1550,
2006.
Schalksburg (Herrschaft). Vermutlich um 1100 wurde die Burg S. auf der schwäbischen Alb errichtet. Die zugehörige Herrschaft kam um 1250 an die Grafen von Zollern (Hohenzollern) 1403 fiel die Herrschaft Schalksburg-Balingen an Württemberg und damit ihr Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schanbach (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam zur Hälfte an Württemberg und damit ihr Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Scharfeneck (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die Herrschaft
S. westlich Landaus zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Zu ihr gehörten ein Drittel Albersweiler (1065 Albrehteswilre), Sankt Johann
(früher Kanskirchen) sowie Maudach (insgesamt 8 Dörfer bzw. Dorfanteile mit
einer Fläche von einer Quadratmeile und 3000 Einwohnern). Über
Löwenstein-Wertheim und Bayern kam S. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Biundo, G., Gefällbuch, 1940; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Scharfenstein (Burg). Um 1215 errichtete das Erzstift
Trier die Burg S. bei Kiedrich. Zu den Burgmannen zählten die Craatz/Kratz von
S., die 1721 ausstarben. S. Craatz von S. (Kratz von S.).
L.: Witte, B., Herrschaft und Land Rheingau,
1959.
Schauenburg (Herrschaft,
s. Schaumburg.
L.: Wolff 249.
Schaumberg,Schaumburg (Herrschaft).
Die Herren von S. gewannen im 13. Jahrhundert im östlichen Frankenwald eine Herrschaft. Zu ihr gehörten Schauenstein und Sonneberg
(1310-1317). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erlangten, vermutlich
durch Heirat, die Wolfstriegel die verbliebenen Güter und verkauften sie
1386/1368 an die Burggrafen von Nürnberg.
L.: Kolb, F., Herrschaft und Amt Schauenstein,
(in) Heimatbilder aus Oberfranken, 1913/14; Schaumberg, O. Frhr. v. u. a.,
Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg, 1930ff.
Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder
Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser wurde am Anfang des 12.
Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger Raum (Sandersleben)
stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft zwischen
Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls
bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser
verwurzelt erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen
Tode des Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg
mit der Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen
1201/1205 und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein
verzichten. 1241/1273 teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in
Holstein und Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer
Linie. 1295/1297 wurden die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf
zwei Linien verteilt, neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön
bestand. Die holsteinische bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte
nach und nach alle Güter mit Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und erwarb zeitweise Schleswig
tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei ihrem Aussterben 1459 kamen
Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen an das Haus Oldenburg,
das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. Die Schauenburger (Schaumburger)
bzw. Holstein-Schauenburger (Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.),
welche die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am Ende
des 14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister
erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an
Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert endgültig verlorene Grafschaft Sternberg,
1492 durch Heirat bzw. Erbfall die bis 1635 gewahrte Herrschaft
Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis 1573) und 1573 durch Erbfall
die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben hatte (1641 verkauft), starb
1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie Gemen kurz nach der Gründung
der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621 Rinteln, 1810 aufgehoben) und
der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus. Ihre Ansprüche auf die Güter der
1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf Holstein waren 1459 durch
Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg abgefunden worden. (Die neben dem
Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein wurde nach dem Aussterben der
Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). 1643
kam die Herrschaft Pinneberg an die Landesherren
von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von
Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde 1647/1648 aufgeteilt, wobei
Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau und Bokeloh, Hessen-Kassel
als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die Ämter S., Rodenberg und das
halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen Gebiet) sowie das Haus
Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten Grafen von S. die übrigen
Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg und das halbe Amt
Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) unter nomineller
Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe). Der hessische Anteil mit
Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz Niederhessen zugeteilt war, kam
1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932 Provinz Hannover) und 1946 an
Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946. Zum 1. 11. 1946 ging das
Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G., Die
frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443;
Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S.,
Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen
1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
Schaumburg (Herrschaft) s. Schaumberg
Schaumburg (Herrschaft).
1197 wird die Burg S. bei Diez an der Lahn erstmals erwähnt. 1656 erwarb die
Witwe Peter Eppelmanns (Melanders), des Grafen der 1643 entstandenen
Reichsgrafschaft Holzappel, Burg und Herrschaft
S. von den Grafen von Leiningen-Westerburg. Später fiel sie an ihre Erben
(Österreich, danach Waldeck). S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 362, 500; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt
den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel,
1943; Weiler, C., Nassauische Annalen 63 (1952).
Schaumburg (Herrschaft,
Schauenburg). Die Herrschaft S. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken der Pfalz zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 249, 305.
Schaunberg (Herrschaft,
Grafschaft). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg S. bei Aschach in
Oberösterreich errichtet. Nach ihr nannten sich dann Herren bzw. seit 1316
Grafen, die vermutlich von den hochfreien Herren von Julbach (am Inn)
abstammten oder mit ihnen identisch oder mit den Grafen von Formbach verwandt
waren, im 13. Jahrhundert zwischen Traun und Salletwald bedeutende Güter
gewannen und im 14. Jahrhundert versuchen konnten, ihr Herrschaftsgebiet
in ein unabhängiges Land zu verwandeln. Sie mussten sich jedoch trotz
Einräumung einer Sonderstellung 1390 dem Herzog von Österreich unterwerfen. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts erhoben sie das 1367 gekaufte Eferding zur
Residenz. In der Reformation wurden sie lutherisch. 1559 starb der letzte Graf.
1572 kamen die Güter in Österreich an die Grafen von Starhemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G/H 4/5; Kühne, M., Die Häuser
Schaunberg und Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1880; Stowasser, O., Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte,
ZRG GA 44 (1924), 114; Hageneder, O., Die Grafschaft Schaunberg, Mitt. des
oberösterr. Landesarchivs 5 (1957); Hageneder, O., Das Land der Abtei und der
Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 7 (1960); Haider, S.
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Haider, S., Schaunberg, LexMA 7 1995, 1444;;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Herren von Schaunberg, Jb. d.
oberösterreich. Mueselvereins 153 (2008), 23; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel,
2010.
Scheer (Burg, Herrschaft).
Vor 1267 kam die Burg S. an der Donau bei Sigmaringen an den Grafen von
Montfort, der S. 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte, es aber 1314
wieder als Pfand erhielt. Seit 1368 war S. mit der Grafschaft Friedberg
vereinigt und kam 1452/1454 an die Truchsessen von Waldburg, unter denen es
Sitz einer eigenen Linie wurde. Über Württemberg fiel S. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Friedberg-Scheer, Scherra, Waldburg.
L.: Wolff 180; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) C3; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 305, s. Scherra; Der Kreis Saulgau,
1971.
Schelklingen (Herrschaft).
Kurz nach 1100 (1108) erscheinen erstmals edelfreie Herren von S.
(Scalkilingen) im Aachtal. 1127 stifteten sie das Kloster Urspring. Ihre um S.
liegende Herrschaft kam über die vielleicht mit
ihnen verwandten Grafen von Berg, von denen sich ein Zweig Grafen von S.
nannte, 1343 mit der Stadt Ehingen an Habsburg. Die Herrschaft
wurde vielfach verpfändet. 1732 gelangte sie als Mannlehen an die Grafen Schenk
von Castell. 1806 fiel sie an Württemberg. 1951/1952 kam S. in Württemberg an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Günter, H., Geschichte der Stadt Schelklingen, 1939.
Schell (Reichsritter). Die S. zählten im 18.
Jahrhundert, davon bis 1749 mit der Herrschaft Mönchsroth,
zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Von 1698 bis 1719 hatten sie den
Freihof zu Faurndau. Später waren die S. bis 1790 Personalisten.
L.: Kollmer 365, 371, 380; Schulz 270.
Schellenberg (Herren, Reichsritter, Freiherren, Herrschaft). Vom 16. bis 18. Jahrhundert zählten die
S., die bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil
im Hegau und am Bodensee waren, mit Bachheim und Hausen vor Wald zum (Kanton)
Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben sowie zum
Ritterkreis Unterelsass. Die Herrschaft S.
gehörte am Ende des 18. Jahrhundert zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 3; Balzer, E., Die Freiherren
von S. in der Baar, 1904; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34.
Schellenberg (Herrschaft) im Erzgebirge war reichsministerialische Herrschaft.
Schemmerberg (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft
S. nördlich Biberachs über die Abtei Salem zum schwäbischen Reichskreis. Durch
den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel S. an Thurn und Taxis.
Über Württemberg kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Wallner 686 SchwäbRK 19.
Schenk von Castell (Reichsritter, Grafen). Die
S. entstammen einer im Thurgau ansässigen, 1681 in den Reichsgrafenstand
erhobenen Familie. 1663 erwarben sie durch Heirat die Herrschaft
Dischingen, die sie 1734 an Anselm Franz von Thurn und Taxis verkauften. Bis
zum frühen 18. Jahrhundert zählten die S. (von Hohenberg, Schenkenstein) zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten sie mit
Oberdischingen (1661) und Bach (1721) zum Kanton Donau (des Ritterkreises
Schwaben) sowie zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben. Franz Ludwig Graf S. baute die 1764 erlangte Herrschaft Oberdischingen zu einer Residenz aus und
errichtete in Oberdischingen ein Zuchthaus. 1785 wurde von Kloster Urspring
Wernau (Kanton Donau) übernommen. 1806 wurden die S. in Württemberg
mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 58; Ruch Anhang 78;
Riedenauer 126; Arnold, E., Der Malefizschenk, 1911.
Schenk von Geyern (Reichsritter). Vom 16. bis
zum 19. Jahrhundert zählten die S. mit Teilen der Herrschaft
Syburg, Geyern und Wiesethbruck (Wiesenbrück) zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55; Pfeiffer 197, 213; Riedenauer 126;
Rahrbach 210.
Schenk von Schenkenstein, Schenk von und zu
Schenkenstein (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken. Von 1562 bis 1584 war das vor 1593
erloschene Geschlecht wegen Schloss Schenkenstein und der Herrschaft Aufhausen im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. S. Schenk von Castell.
L.: Biedermann, Altmühl, Stieber; Pfeiffer 213; Schulz 270.
Schenkendorf (Herrschaft).
Das Johanniterordensamt S. war Standesherrschaft in der Markgrafschaft
Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Schenkenzell (Herrschaft).
S. bei Rottweil wird erstmals um 1244 als cella pincernae erwähnt. Die Burg S.
war Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von S.
Diese kam nach dem Aussterben des Geschlechts 1327 an die Herren von
Geroldseck, 1481/1498/1500 an Fürstenberg. 1806 fiel S. an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Fautz, H., Die Schenkenburg und die Herrschaft
Schenkenzell, 1954.
Scheuerberg (Herrschaft).
1484 wurde die Herrschaft S. vom Deutschen Orden
erworben und vom Neckaroberamt Horneck aus verwaltet.
L.: Hölzle, Beiwort 85.
Schirgiswalde (Herrschaft).
S. am Oberlauf der Spree war schon früh eine selbständige Gutsherrschaft im Landgericht
Bautzen. In der Mitte des 14. Jahrhunderts gelangte es an die Berka von der
Duba (von Duba) auf Hohnstein, die es der Herrschaft
Tollenstein-Schluckenau zuteilten und an die Herren von Luttitz verlehnten.
1481 ging die Herrschaft an die Herren von
Schleinitz über. 1572 erwarben die Luttitz einen Teil ihres Schirgiswalder
Lehens als Allod. 1628 gelangte es an das Domstift Bautzen. Als die Oberlausitz
1635 an Sachsen fiel, blieb S. bei Böhmen und wurde zur Enklave. 1702 erwarb
das Domstift Bautzen weitere Teile käuflich und löste S., das 1665 vom Kaiser
bzw. König von Böhmen das Stadtrecht erhalten hatte, damit von
Tollenstein-Schluckenau. Die staatsrechtliche Zugehörigkeit zu Böhmen
(Österreich) wurde dadurch nicht berührt. 1809 musste Österreich die böhmische
Enklave in Sachsen, S. mit Neuschirgiswalde und Petersbach (mit 1834 insgesamt
1319 Einwohnern), an Sachsen abtreten, doch zog sich die Vollziehung bis zum 4.
7. 1845 hin. Erst mit der in diesem Zeitpunkt erfolgenden Übergabe durch den
Kreishauptmann von Leitmeritz an einen Vertreter des Königs von Sachsen endete
das staatsrechtliche Kuriosum dieser unter geistlicher Herrschaft
stehenden politischen Einheit. Bis dahin wurde S. von einem böhmischen
Stadtrichter, der vom Domstift Bautzen vergütet wurde, zwei Beisitzern und 20
Repräsentanten des Gemeinwesens regiert, wobei Steuerfreiheit und Zollfreiheit
herrschten.
L.: Wolff 470; Stoy, F., Geschichte der Stadt Schirgiswalde, 1895; Nottarp, H.,
Ein geistlicher Staat in Deutschland von 1809-1845, FS Heckel, 1959, 86ff.
Schlackenwerth (Herrschaft),
tschech. Ostrov. S. am Fuß des Erzgebirges nordöstlich Karlsbads war eine
planmäßige deutsche Neugründung, die 1387 Stadtrecht erhielt. 1434/1437 wurde
sie in Böhmen Mittelpunkt einer Herrschaft der
Grafen Schlick (bis 1585), die 1689/1690 durch Heirat an die Markgrafen von
Baden kam. 1811 fiel die Herrschaft an die
Großherzöge von Toskana, 1918 an die Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechien.
L.: Wolff 465; Festschrift zur 600-Jahrfeier der Stadt Schlackenwerth, 1931.
Schlat (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher und kam noch vor der Mediatisierung zur Hälfte an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schlatt (am Randen) (Herrschaft).
Die Herrschaft S. am Randen wurde 1749 innerhalb
Schwäbisch-Österreichs von den Fürsten von Fürstenberg erworben. Über Baden
gelangte S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg
S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt.
Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von
Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271
die Grafen von Luxemburg als Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im
Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von
Nassau-Diez bzw. von Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter
an die Herren von Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die
1487 durch Heirat Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall
die Grafschaft Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16.
Jahrhunderts die Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten Grafen
von der Mark (1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773
bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es
wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5
Quadratmeilen Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen.
S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des
Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981.
Schleiz (Herrschaft).
Nach einer sorbischen Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an
der Wisenta nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg
zustand. Im Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er
am Anfang des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16.
Jahrhunderts an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die
Herren Reuß von Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie
Reuß-Gera (Reuß). Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis
gehörigen Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum
Fürstentum aufstieg. Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw.
Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919
Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss
mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlenacken (Herrschaft),
niederländ. Slenaken. Die Herrschaft S. westlich
Aachens, für die ihr Inhaber (Goltstein) 1773 die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium beantragt hatte, zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Grafen Plettenberg zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. S.
Niederlande.
L.: Wolff 362; Wallner 704 WestfälRK 44.
Schleswig (Bistum, Residenz). Um 948 wurde unter
Kaiser Otto dem Großen ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher
Verwüstung vom Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund
unterstellt wurde. 1268 verlegte der Bischof, dem der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht gelang, seinen Sitz nach
Schwabstedt. Von 1541 an waren die Bischöfe lutherisch. Zu Beginn des 17.
Jahrhunderts zog der König von Dänemark die Güter ein und hob 1624 das Bistum
auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit im mittelalterlichen
Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2, 517.
Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit
karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und
dem fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete
Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei
gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz
Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des
12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat.
praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut
Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft
auch über die slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen.
Schon im 12. Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel
Herzog (lat. dux) und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen
von Holstein aus dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative Selbständigkeit
Schleswigs gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen Dänemarks).
1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und S. und sicherte sich 1330
eine Anwartschaft auf das (staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte S.
1375 starb das dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf
von Holstein das Herzogtum S. als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben S. und das
vom Reich lehnbare Holstein in fester staatsrechtlicher Verbindung
(Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von Dänemark den Grafen von
Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S. Dänemarks zugestehen. 1448
veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines Neffen Christian von
Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit Adolf VIII. das Haus
Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein und Herzöge von S. 1459
ausstarb, wählten die Stände am 2. 3. 1460 König Christian I. von Dänemark,
Graf von Oldenburg, zum Herzog von Schleswig (Personalunion Dänemarks mit
Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen,
Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach Christians Tode
1481 wählten die Stände seine beiden Söhne (König Johann von Dänemark und
Friedrich) zu Landesherren. 1490 teilten beide das Land bei ideeller Einheit in
einen königlichen (Segeberger) Anteil und einen herzoglichen (Gottorper
[Gottorfer]) Anteil in bunter Gemengelage. Friedrich wurde 1524 zum König von
Dänemark gekrönt und vereinigte die Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 905;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326
erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach
Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das
Herzogtum Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen
Dänemarks und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher
Verbindung. Nach dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen
von Holstein und Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460
auf Grund des Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus
Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474
erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum
reichsunmittelbaren Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die
Unabhängigkeit. Nach einer vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger
und herzoglicher Gottorper [Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem
in Personalunion beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524
unter Dänemark wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt.
König Friedrichs Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter
Gemengelage mit seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche,
wodurch erneut ein königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand.
Zum Gottorper (Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter
anderem Apenrade, Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel,
Neumünster, Oldenburg in Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek
(Reinbeck), zum Haderslebener, 1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des
Älteren Hadersleben, Rendsburg (1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn
(1581 herzoglich), zum königlichen Sonderburger Anteil Christians und später
Friedrichs II. Alsen, Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische
Gebiete um Segeberg, Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König
und Herzog wechselten sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder
ab. Gemeinsam unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf.
1581 wurde der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König
Friedrich II. und Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians
III. Sohn und Nachfolger trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der
1581 Reinfeld, Sundewitt und Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des
Sonderburger Anteils ab (Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök).
Diese Teilung wurde von den Ständen nicht anerkannt, sodass die sog. abgeteilten
Herren, die beim Tode Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert
weitgehend aussterbenden Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg),
Schleswig-Holstein-Norburg (Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg
(Glücksburg) und Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck
(Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit
1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik
der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische])
Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel
gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks
auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen
Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der
König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das
Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten herzoglichen Anteil in Holstein
beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), die 1762
die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft
über Holstein auf und erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder
geeinten Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber
verwaltungsmäßig selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress
von 1815 erklärte Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann
Dänemark, Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu
trennen. 1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass
eine Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig
in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg
(Beck-Glücksburg) der Sonderburger Linie Erbansprüche erhoben, und dem
deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste Dänemark am 30. 10. 1864 S. und
Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten, die es zunächst gemeinsam verwalteten.
1866 musste Österreich, das ein schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet
hatte, sein Einverständnis mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen
erklären. Die Erbansprüche des Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und
das holsteinische Amt Ahrensbök abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund
einer Abstimmung, bei der sich 75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für
Deutschland aussprachen, an Dänemark. 1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit
Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der Stadt Ratzeburg gegen Osten hin
vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk und Mechow von Mecklenburg an
Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung der britischen Militärregierung
aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in
Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott, C.,
Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der
historischen Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A.
1976; Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A.
1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O., Geschichte
Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der adligen
Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988;
Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K.,
Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogstums Schleswig
im Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine
politische Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S.,
Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7
1995, 1484ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein,
K., Die Erbansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und
Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in
Schleswig-Holstein, 2010.
Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum),
(Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein
auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte
Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und 1544/1581 Schleswig und Holstein
zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog von Gottorp (Gottorf) in bunter
Gemengelage geteilt worden waren, bildete der herzogliche Anteil das Herzogtum
S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721 verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf)
nur noch der holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp
(Gottorf). 1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), von denen 1767
Karl Peter Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestieg, ihre Herrschaft in Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks
auf. Die sog. bischöfliche Linie der Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift
Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste
das Gebiet des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70
Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1.
Schlitz (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die reichsritterschaftliche Herrschaft S. nordwestlich Fuldas zählte zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Wolff 514; 1100 Jahre Schlitzer Geschichte, 1912; Schlitz genannt von
Görtz, E. Gräfin v., Schlitz und das Schlitzer Land, 1936.
Schlitz genannt von Görtz (Herren, Reichsfreiherren,
Reichsritter, Reichsgrafen). Schlitz im Nordosten des Vogelsberges erscheint
anlässlich der Weihe der Kirche im Jahre 812. Nach Schlitz nannten sich die
1116 erstmals bezeugten ministerialischen Herren von S., die in
Lehnsabhängigkeit von der Abtei Fulda um Schlitz eine Herrschaft
aufbauten. Seit 1218 führten sie den Namen S., seit 1408 in einer Linie S.
genannt von Görtz (Gerisrode?). Als Anhänger der Reformation (1563) lösten sie
sich vor allem seit dem Dreißigjährigen Krieg aus der Landesherrschaft Fuldas,
zu dessen Erbmarschällen sie 1490 erhoben worden waren. Nach 1612 setzten sie
die Aufnahme ihrer Herrschaft (mit Bernshausen,
Nieder-Stoll (Niederstoll), Ützhausen, Hutzdorf, Fraurombach, Queck, Rimbach,
Sandlofs, Sassen, Wehnerts, Pfordt, Hartershausen, Hemmen, Üllershausen,
Schlitz, Hallenburg, Wegfurth, Berngerod, Ober-Wegfurth (Oberwegfurth),
Richthof, Unter-Schwarz (Unterschwarz), Unter-Wegfurth (Unterwegfurth) und
Willofs) in den Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken und damit die
Befreiung von der Landstandschaft Fuldas durch. 1677 wurden sie
Reichsfreiherren, 1726 Reichsgrafen. 1804 erreichten sie nach dem Wegfall der
Oberlehnsherrschaft Fuldas die Aufnahme in das wetterauische
Reichsgrafenkollegium des Reichstags. Bei der Mediatisierung fiel ihr Gebiet
(mit Schlitz, den Gerichten Hutzdorf, Pfordt, Bernshausen und der Herrschaft Wegfurth) 1806 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: (Wolff 514;) Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 382f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 127(; 1100 Jahre Schlitzer Geschichte,
1912; Schlitz genannt von Görtz, E., Gräfin v., Schlitz und das Schlitzer Land,
1936).
Schlüsselberg (Herrschaft).
Eine edelfreie, zunächst nach Adelsdorf, Creußen (1135-1151) und Greifenstein
(1172-1233) benannte, mit denen von Andechs-Meranien, Truhendingen, Zollern
(Hohenzollern), Wertheim und Leuchtenberg verwandte Familie nannte sich seit
1219 nach der Burg S. bei Ebermannstadt. Sie erwarb umfangreiche Güter (Herrschaft Waischenfeld 1216, Gößweinstein 1243, Güter
zu Vilseck, Auerbach, Eggolsheim, Reifenberg 1249). 1347 starb die Familie aus.
S. kam zunächst an Bamberg, 1390 an Würzburg und mit diesem 1810 an Bayern,
andere Güter an die Burggrafen von Nürnberg und die Bischöfe von Bamberg und
Würzburg.
L.: Kraft, W., Geschichte Frankens, 1959; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Zs. f. bay. LG. 31 (1986), 380; Schmid, A.,
Schlüsselberg, LexMA 7 1995, 1493f.; Bacigalupo, I., Die Chorturmkirche in
Oberhöchstädt und die Schlüsselberger, Bericht d. hist. Ver. Bamberg 145
(2009), 15.
Schmalegg (Herrschaft).
Nach der 1171 bezeugten Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die
seit etwa 1140 bekannten ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt
des Herzogtums Schwaben erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an
die Grafen von Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg und Herrschaft
an die Reichsstadt Ravensburg, die 1802/1803 an Bayern und 1810 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg,
1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Schmalkalden (Herrschaft).
S. (Smalacalta) an der Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der
Übertragung an das Kloster Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum
Hochstift Würzburg, um 1100 den ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247
fiel es bei deren Aussterben in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg
(Henneberg-Schmalkalden)und von dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die
Markgrafen von Brandenburg. 1353 gelangte es infolge einer Heirat über eine
hennebergische Erbtochter an die Burggrafen von Nürnberg, wurde aber 1360 von
Elisabeth von Henneberg und dem Landgrafen von Hessen je zur Hälfte
zurückgekauft. 1544 wurde die Reformation in der in real nicht geteiltem
Gesamteigentum stehenden Herrschaft eingeführt.
1583/1619 fiel beim Aussterben der Grafen von Henneberg auf Grund eines
Erbvertrages die zweite Hälfte gegen den Widerstand wettinischer Miterben an
Hessen-Kassel. Von 1627 bis 1648 gehörte S. zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es
mit Hessen-Kassel (Kurhessen)Teil Preußens (1867 Regierungsbezirk Kassel). Am
1. 4. 1944 wurde es zum 1. 7. 1944 dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert
und mit diesem dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt. Nach der
Kapitulation am 8. 5. 1945 kam es zu Thüringen und damit zur sowjetischen
Besatzungszone. Am 25. 7. 1952 ging Thüringen in der 1949 gegründeten Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft
Schmalkalden, 1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H.,
Schmalkalden. Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K.,
Schmalkalden, LexMA 7 1995, 1501.
Schmiechen (Herrschaft),
Schmüchen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die in Bayern gelegene Herrschaft S. den Fugger-Kirchheim.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen
Reichskreis).
Schmiedelfeld (Herrschaft).
Die Herrschaft S. gehörte ursprünglich den
Schenken von Limpurg-Sontheim, kam aber 1781 an Württemberg und S. damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 125; Hölzle, Beiwort 50.
Schmüchen (Herrschaft)
s. Schmiechen.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a.
Schnürpflingen (Herrschaft).
Die Herrschaft S. bei Vöhringen an der Iller
wurde am Ende des 17. Jahrhunderts von den Grafen Fugger-Kirchberg-Weißenhorn
(Fugger in der Linie Kirchberg und Weißenhorn) erworben und kam später zu
Württemberg und damit S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 45.
Schöller (Herrschaft).
S. bei Düsseldorf erscheint erstmals 1182 (Schonlare) in einer Urkunde des
Stifts Sankt Gereon in Köln. Über die Erbtochter Wolfgang Wilhelms von S. kam es
um 1700 an die Grafen von Schaesberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über das Herzogtum Berg der Pfalz zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946 gelangte S. über Preußen zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Schoeller, A., Geschichte der Familie Schöller, 1894; Schoeller,
H., Beiträge zur Geschichte der Familie Schöller, 1910.
Schönau (reichsunmittelbare Herrschaft). Die Herrschaft
S. bei Aachen war am Ende des 18. Jahrhunderts nicht eingekreister Reichsteil
des Heiligen Römischen Reiches. Sie bestand nur aus einem Haus und einigen
hundert Morgen Landes ohne Untertanen. 1759/1764 erzwang die Pfalz als Herzog
von Jülich vom sie innehabenden Herren von Blanche die Anerkennung der
Landeshoheit Jülichs. 1815 kam S. zu Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 498.
Schönberg (Burg, Herrschaft).
1303 erscheint die Burg S. bei Bensheim der Schenken von Erbach, die diese von
der Pfalz zu Lehen hatten. 1510 kam das Lehnsrecht an Hessen. 1717 wurde S.
Sitz der Linie Erbach-Schönberg. 1806 kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945
zu Hessen. S. Erbach-Schönberg.
L.: Wolff 123; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg
gehörten die Grafen von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit eine zweite Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts waren
die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des
18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790) immatrikuliert. Die im 18.
Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den
Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von
Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800
zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen,
Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach,
Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte
(Kahler), Königshofen, Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur,
Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen),
Schöllkrippen und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
Wegen Gaibach und Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
Weiter waren sie mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im
Kanton Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim,
Oberwestern, Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit
später an Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid
und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung an Bayern. Der Ort S.
gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau),
1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert,
(in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von
Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur Geschichte
des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004.
Schönborn-Wiesentheid (Grafen). 1701 erwarben die Grafen von Schönborn die reichsständische Herrschaft Wiesentheid. Sie kam 1806/1810 an Bayern. S. Schönborn.
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau,
Lichtenstein und Geringswalde. Später erwarben sie die Herrschaft
Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften
Glauchau und Lichtenstein zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen
an Böhmen auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft
Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben der dortigen, 1301 begründeten
Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen verloren. Später beanspruchte Sachsen
die Landeshoheit über die Herrschaften Glauchau,
Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft der zur
Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben diese
nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von Sachsen
die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse
(Remissau) und Rochsburg als Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck
Sachsens gerieten. 1559 mussten sie, nachdem 1556 eine Teilung in die Linie
Glauchau (1620 erloschen), die obere Linie mit den Ästen Waldenburg (1700
Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und Hartenstein sowie die untere Linie Penig
(in der Hauptlinie 1900 erloschen) erfolgt war, die obere Grafschaft
Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten die Grafen die Landeshoheit (über
die sog. Schönburgischen Lande) an das Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über
Bayern von Österreich die Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften der Grafen von S., die
ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg,
Stein und Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit
den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse],
Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis. 1792
zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die
Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit
und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die
Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schöneck (Herrschaft).
Die einige Dörfer umfassende Herrschaft S. im
Niederelsass zwischen Bitsch, Fleckenstein und Niederbronn (zwischen Bitsch und
Hagenau) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen von Dürckheim
(Dürkheim). Mit dem Elsass gelangte sie zu Frankreich.
L.: Wolff 293.
Schönegg (Herrschaft).
Die Herrschaft S. an der Günz wurde um 1290 vom
Hochstift Augsburg erworben und kam mit diesem an Bayern.
L.: Wolff 156; Hölzle, Beiwort 69.
Schöntal (reichsunmittelbare Abtei, Reichsabtei).
Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1153?, vor 1157) gründete der fränkische
Ritter Wolfram von Bebenburg auf seinem Gut Neusaß an der Jagst das Zisterzienserkloster
Neusaß, das vor 1163 nach S. (Hoefelden) verlegt und dementsprechend umbenannt
wurde. 1157 erhielt es die Bestätigung des Kaisers und 1176/1177 die des
Papstes. 1418 erlangte es die Reichsunmittelbarkeit, wurde aber 1495 durch
Übertragung der Vogtei seitens Königs Maximilian dem Erzstift Mainz
unterstellt. 1671 erwarb S. die im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikulierte reichsritterschaftliche Herrschaft
Aschhausen mit Teilen von Bieringen und Teilen von Sershof, gewann jedoch weder
Reichsstandschaft noch Kreisstandschaft. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
das unmittelbare Gebiet der Abtei 0,5 Quadratmeilen mit 300 Einwohnern. Sie
hatte insgesamt noch folgende Güter: S., Aschhausen, Bieringen mit Weltersberg,
Diebach, Oberkessach mit Hopfengarten und Weigental (Weigenthal),
Westernhausen, halb Berlichingen, die Höfe Büschelhof, Eichelshof, Halberg,
Halsberg, Muthof, Neuhof, Neusaß, Sershof, Schleierhof, Spitzenhof, den
Propsteihof zu Mergentheim, den Schöntaler Hof in Heilbronn und über 4500
Morgen Land. Um 1800 zählte S. zum Kanton Odenwald. 1802/1803 kam es mit sieben
Dörfern und etwa 3100 Einwohnern an Württemberg und wurde aufgehoben. 1951/1952
fiel S. über Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 101, 493; Winkelmann-Holzapfel 162; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) E4; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg
von 1802-1810, 1902; Betzendörfer, W., Kloster Schöntal, 1937; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Die Kunstdenkmäler in
Württemberg. Ehemaliges Oberamt Künzelsau, bearb. v. Himmelheber, G., 1962;
Mellentin, E., Kloster Schöntal, 1964; 825 Jahre Kloster Schöntal, 1982; Eberl,
I., Schöntal, LexMA 7 1995, 1539f.
Schramberg (Herrschaft).
S. an der Schiltach im Schwarzwald wird 1293 als Burgsiedlung erstmals erwähnt.
Die Herrschaft S. geht zurück auf die
mittelalterliche Herrschaft Falkenstein, deren
Zweig Ramstein seine Güter um 1448 an Hans von Rechberg von Hohenrechberg
veräußerte. Nach Ausbau der Burg S. und Bildung der Herrschaft
S. verkaufte der Enkel 1526 die Herrschaft an
seinen Schwager Hans von Landenberg von Breitenlandenberg, die Nachkommen 1547
an Rochus Merz von Staffelfelden, dessen Nachfolger Gottfried Zotter von
Berneck 1583 für 15000 Gulden an Habsburg/Österreich. Von 1594 bis 1806 war S.
Mittelpunkt einer zum österreichischen Reichskreis zählenden, 1648 von den aus
Sachsen kommenden Freiherren von Bissingen-Nippenburg erworbenen Herrschaft in Vorderösterreich. Danach fiel es an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Dambach, O., Ort und Herrschaft Schramberg, 1904; Stemmler, E., Die
Grafschaft Hohenberg, 1905; Forderer, J., Schramberg, 1958; Vorderösterreich an
oberem Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a., 2002; Schramberg, hg.
v. Museums- und Geschichtsverein Schramberg e. V. u. a., 2004; Archiv der
Grafen von Bissingen und Nippenburg Hohenstein, bearb. v. König, J., 2005.
Schraplau (Herren). Im 10. Jahrhundert wird die
Burg S. bei Querfurt erstmals erwähnt. Sie war bis etwa 1200 Sitz der Herren
von S. Danach fiel die Herrschaft als Lehen des
Erzstifts Magdeburg an die Burggrafen von Querfurt und 1335 an die Grafen von
Mansfeld. Diese verkauften sie 1732/1742 an Preußen. 1945 kam S. zur
sowjetischen Besatzungszone (Sachsen-Anhalt) und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 415; Burkhardt, F., Schraplau. Beiträge zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Schraplau, o. J. (1935).
Schrems (Herrschaft).
Die Burg S. (1179 Schremelize, slaw. Kieselbach) in Niederösterreich gehörte
vermutlich zur Grafschaft Raabs-Litschau. 1253/1260 kam sie zur Grafschaft
Hardegg (Plain-Hardegg). Seit 1471/1490 war S. eine eigene Herrschaft. Diese fiel 1515 an die Herren von Greiß
und später an die Freiherren von Puchheim, von Bartenstein und die Grafen
Falkenhayn und Thurn-Valsassina.
L.: Lukas, H., Der Markt Schrems und seine Geschichte, 1933.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg (Herrschaft). Die Schrozburg (Schrotzburg) bei
Schwäbisch Hall hatten anfangs die reichsministerialischen Herren von S. als
Lehnsträger der Hohenlohe inne. Eine Hälfte kam 1521 an die Adelsheim und 1558
an die Hohenlohe. Die andere Hälfte gelangte über die Vorbach und Seldeneck
1347 an die Rothenburg, 1397 an die Neuenstein, 1409 an die Berlichingen und
1609 an die Hohenlohe. Diese hatten die Güter, ausgenommen die Zeitspanne von
1635 bis 1648, bis zur Mediatisierung in Württemberg
(Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg-Ingelfingen). S. Schrozberg (Reichsritter).
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schloss Schrozberg, hg. v. d.
Stadtverwaltung, 1977.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg
(Reichsritter). Die seit 1249 nachweisbaren Herren von S. bei Schwäbisch Hall
saßen zunächst vermutlich auf der Burg Leineck und dann bis 1521 auf S. Im 16.
Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl, vom 16. Jahrhundert bis zur
Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S.
kam 1558/1609 an die Hohenlohe und von dort an Württemberg und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg. S. Schrozberg (Herrschaft).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Stetten 33;
Riedenauer 127, Rahrbach 228; Neumaier 72.
Schüller (Herrschaft).
Die Herrschaft Heistart und S. gehörte zur
Grafschaft Blankenheim und Gerolstein, die 1780 an die Grafen von Sternberg
fiel. Über Preußen kam S. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363.
Schussenried (Kloster, Reichsabtei) (seit 1966 Bad
Schussenried). In dem bereits jungsteinzeitlich besiedelten und um 700 erstmals
erwähnten Ort errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei ihrer Burg ein
Prämonstratenserkloster, das 1183 die Bestätigung des Kaisers und 1215 des
Papstes erhielt. König Heinrich (VII.) nahm es 1227 in den Schutz des Reiches.
Das 1376 reichsunmittelbar gewordene Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert
durch Kauf und Inkorporation 14 Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487
gewährte Kaiser Friedrich III. Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh
Kaiser Maximilian I. den Blutbann im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte
die Herrschaft über die Ortschaften S.,
Michelwinnaden, Otterswang, Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und
Allmannsweiler, insgesamt einem Gebiet von 2,6 Quadratmeilen Größe mit rund 3400
Einwohnern. Sie hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium
und beim schwäbischen Reichskreis. 1803 wurde S. säkularisiert und kam durch §
24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 an die Grafen von
Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch von Schussenried, 1950; Kasper,
A., Die Bau- und Kunstgeschichte des Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil
1f. 1957/1960; Koupen, H., Die Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts
Schussenried, Analecta Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff.
Schütz von Eutingertal (Reichsritter). Von 1548
- mit dem Statthalter der Herrschaft Hohenberg
Gall S. von und zu Eutingertal - bis 1623 waren die S. Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 213.
Schwabeck (Herrschaft) s. Schwabegg
Schwabegg, Schwabeck (Herrschaft).
Nach S. südwestlich Augsburgs nannten sich Herren von S., deren Herrschaft nach ihrem Aussterben 1167 an die Staufer
und 1268 an Bayern kam. Seit 1375 war sie an verschiedene Herren verpfändet.
1666 wurde sie von Bayern zurückerworben und Herzog Maximilian Philipp
überlassen. Dieser ließ sich die Grafschaftsrechte als Reichslehen bestätigen.
Nach seinem Tod 1705 wurde S. als erledigtes Reichslehen eingezogen und dem Hochstift
Augsburg übertragen, kam aber 1714 an Bayern (Pfleggericht Türkheim) zurück.
1778/1779 entzog es der Kaiser Bayern kurzzeitig. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Herrschaften Mindelheim und S. dem
schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 136, 201; Wallner 685 SchwäbRK 13; Ruf, H., Die Herrschaft Schwabegg, (in) Der Landkreis Mindelheim in
Vergangenheit und Gegenwart, 1968.
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der Sweben
bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es
zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um
die Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen
Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen
Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner, Babenberger/Liudolfinger).
Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn Friedrich von Büren bzw.
Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall welfischer, Pfullendorfer,
Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde bis 1268 (Herzog Konradin)
innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes,
vor allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und
verhinderten die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von
Habsburg, der zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter
dessen Enkel Johann Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte
Rudolf von Habsburg die Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von
diesen verlor die nördlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben
rasch an Bedeutung. Dagegen vermochte die südlich der Donau gelegene
Reichslandvogtei Oberschwaben, gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische
Rechte um Ravensburg und seit 1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der
Leutkircher Heide, sich zu behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei
Niederschwaben zugeschlagen. Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in
Oberschwaben und Niederschwaben) war die Ravensburg, seit 1647 Altdorf
(Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung der alten Reichsrechte gelang
freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten) blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde
mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich
(Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch
bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch
gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der
Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Schröder, A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im
Bayerischen Schwaben um 1801, Jb. Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K.,
Die freien Bauern in Schwaben, ZRG 54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte
Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in) Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller,
K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert,
1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen
Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f.
1950ff.; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG.
(1952ff.), Teil Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben,
Schwäbische Bll. 4 (1953); Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v.
Zorn, W., 1955; Gönner, E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52, 94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname,
Swabolant, Svavaland, Swabo richi, Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G.,
Bayerisch Schwaben, 1968; Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im
südwestdeutschen Raum, 8. A. 1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978;
Blickle, P./Blickle, R., Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die
schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle,
P., Schwaben von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher
Adel in Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land
Schwaben im späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im
deutschen Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden,
1993; Zotz, T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis
zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A.,
Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des
Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel
im Wandel, hg. v. Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen
Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007.
Schwaben (Ritterkreis), schwäbischer Ritterkreis.
Der zwischen 1541 und 1545 entstandene, 1560 mit einer Verfassung versehene Ritterkreis
S. (schwäbischer Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Franken (fränkischer
Ritterkreis) und der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) eine
Untergliederung der Reichsritterschaft. Er setzte sich seit 1749 aus den fünf
Kantonen Donau (Ehingen), Hegau bzw. Hegau-Bodensee-Allgäu (Radolfzell [Hegau],
Wangen [Allgäu-Bodensee]), Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen),
Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn) zusammen. Um 1790 umfasste der in
Ehingen sitzende Ritterkreis etwa 670 Herrschaftsgebiete
mit 160000 Einwohnern und rund 140 Ritterfamilien. 1805/1806 löste er sich auf.
Art. 25 der Rheinbundakte setzte formell die Eingliederung der
ritterschaftlichen Gebiete in die umgebenden Territorien fest.
L.: Wolff 507.
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt) (1805-1934 Gmünd).
Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vemutlich im Gebiet von S. an der oberen
Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd gemeint)
der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals erwähnt.
Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es Verwaltungsmittelpunkt
des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der Staufer. 1241 erschien
es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben der Staufer in der Mitte des
13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann die Stadt pfandweise das
Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft
Bargau. Mit einem 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa
15000 Einwohner umfassenden Herrschaftsgebiet
(Bettringen, Spraitbach, Bargau, Iggingen) kam die katholisch gebliebene, mit
Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen Reichskreis vertretene Stadt
1802/1803 an Württemberg und wurde Sitz eines Oberamts. Mit Württemberg fiel
sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt
Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk, E./Dietenberger, E., 1962;
Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb.
v. Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006.
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet von S. am
Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten beuteten
die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt (Halle). Von den
Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um 1116) erbweise an
die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht verlieh. Schon zu
ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des Reiches (Heller
um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von
auswärtigen Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre Selbständigkeit
gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb sie das
Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller erhebliche
Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden Namen S. Im
14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im 15.
Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet
(Kirchberg, Ilshofen, Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg
Limpurg. Seit dem 15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen
Reichskreis (bzw. Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein.
Um 1800 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam
S. mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadtratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern
an Württemberg, das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die
Rechte der Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt
Sitz eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam
die Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch
Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum
Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als
zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs die
habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen,
Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau (1301/1304), die Grafschaft
Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg (1465) und die Landvogtei
Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier
Oberämter eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763
der neu errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht
zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780).
Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern.
1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und
Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.
Schwaigern (reichsritterschaftliche Herrschaft) (Schweigern). S. bei Heilbronn erscheint
erstmals 766 (Suegerheim, zu ahd. sweiga Viehhof). Neben Lorsch hatten
Odenheim, Worms und das Ritterstift Wimpfen Güter in S. Die Herrschaft S. wurde 1302 von den ursprünglich
staufisch-ministerialischen Reichsgrafen von Neipperg erworben. Sie zählte zum
Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. 1806 kam S. an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Schwaigern, 1994.
Schwalenberg (Grafen, Grafschaft). Nach der von
Oldenburg an die obere Weser verlegten, 1225 zuerst genannten Burg S. nannte
sich seit 1127 ein seit 1101 fassbares Adelsgeschlecht (Widukind I.), das
vermutlich aus einem engrischen Grafengeschlecht hervorging. Es hatte Eigen und
Lehen zwischen Herford und Höxter sowie um Korbach und Waldeck. Es erwarb neben
anderen Rechten die Vogtei über das Hochstift Paderborn (1124-1189), die
Vizevogtei über das Stift Corvey und die Vogtei über Höxter. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 gewann es eine beherrschende, fast reichsunmittelbare
Stellung zwischen Herford und Höxter. Wenig später spaltete es die Linien
Pyrmont (1194-1494), Waldeck (1219 bzw. 1228/1229 bzw. vor 1231) und Sternberg
(um 1240, 1243-1377) ab. Das gegen 1300 in zwei Teile zerfallene restliche Herrschaftsgebiet (u. a. Schieder) gelangte 1365 nach
dem Aussterben des Hauses an Lippe (drei Viertel) und Paderborn (ein Viertel).
Bis 1762 wurde S. von lippischen Nebenlinien genutzt. 1808 kam S. an Lippe,
Oldenburg und Stoppelberg an das Königreich Westphalen als Nachfolger des
Hochstifts Paderborn. Mit Lippe fiel S. 1947 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326,349; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
B3; Rasch, H., Stadt und Land Schwalenberg, 1957; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963;
Johanek, P., Schwalenberg, LexMA 7 1995, 1610; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 146 (mit genealogischer Übersicht).
Schwanberg (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert entstanden Burg und Herrschaft S. in der Steiermark. Die Herrschaft stand den Pettau (bis 1438), dann den Spangstein (1501) und danach den Galler (1570) zu.
Schwanenberg (Herrschaft).
Seit langem zählte die Herrschaft S. südwestlich
Düsseldorfs zur freien Reichsherrschaft Wickrath, die am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafen Quadt zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte. Über Preußen kam S. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 366; Wallner 704 WestfälRK 45; Sels, L., Beiträge zur Geschichte der
Bürgermeistereien Kleingladbach, Gerderath und Schwanenberg, 1925.
Schwarzach (Herrschaft).
Die Herrschaft S. wurde 1446 von den Erbtruchsessen
von Waldburg erworben und fiel später an die Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten
1334 Rudolstadt von den Grafen von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten
Grafen von Beichlingen sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von
Hohnstein. Seit der Zeit Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und
bis 1708 das Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg,
Güter dann an die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde
[1302] und an S. [1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten
die Grafen von S. seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und
waren damit von der Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand
ausgeschlossen. Seit dem 15. Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in
die seit 1485 unter der Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um
Sondershausen und die unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit
Reichsstandschaft begabte Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch
Schwarzburg-Schwarzburg und wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt.
1571/1584/1599 entstanden nach kurzer Vereinigung der gesamten Lande unter Graf
Günther XL. († 1552) und Einführung der Reformation (1535/1545) sowie dem
Erwerb von Leutenberg (1564) die Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw.
Schwarzburg-Sondershausen, das ein Drittel der oberen südthüringischen Güter
(Arnstadt) und zwei Drittel der unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und
Schwarzburg-Rudolstadt, das unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei.
1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sonderhausen
eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen
1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in
Personalunion vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach
vorhandenen beiden Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das
1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum
3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde,
1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd. 1 1941;
Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H.,
1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994; Bünz,
E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
Schwarzburg-Blankenburg (Grafen). Aus der 1274 von Schwarzburg
abgespalteten Linie S. entstammte der 1349 gewählte Gegenkönig Günther (XXI.)
zu Karl IV. Sie erwarb 1340 aus dem Erbe der Grafen von Orlamünde unter anderem
Rudolstadt sowie 1356 von den Grafen von Hohnstein auf Grund einer
Erbverbrüderung von 1325 die Herrschaft
Sondershausen. 1564 vereinigte sie beim Aussterben von Schwarzburg-Schwarzburg
unter Graf Günther XL. die gesamten Güter in einer Hand.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003;, 1, 192
Schwarzburg-Frankenhausen (Herrschaft,
Grafen). Frankenhausen im nördlichen Thüringen zwischen der Hainleite und dem
Kyffhäuser war im 9. Jahrhundert Mittelpunkt eines fränkischen
Reichsgutsbezirks. Im 11. Jahrhundert unterstand es dem Haus Weimar-Orlamünde,
seit Anfang des 13. Jahrhunderts den Grafen von Beichlingen. 1340 erwarb es der
Graf von Schwarzburg. Von 1571 bis 1594 war es Sitz der Linie S. 1599 kam es an
Schwarzburg-Rudolstadt und wurde Hauptort einer Unterherrschaft.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920.
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis gehörige S. die Linien
Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die
überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716).
Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1754 wurde S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis 1819 bereinigte es durch Verträge mit
Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes Herrschaftsgebiet.
1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit Preußen den zollrechtlichen
Anschluss der von Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine
1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S. 862 Quadratkilometer mit 89900
Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses (1909) vereinigte der Fürst von
Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in Personalunion. Nach seiner
Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S., der am 1. 5. 1920 im Land
Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam, in der es am 23. 7.
1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald
und benannte sich seitdem nach dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429 wurde
das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger Linie) in
den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf der
Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die Burg
und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine
Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch
die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in
zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb
von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft
Erlach, zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660
Wittingau als Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in
der Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in
Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare,
1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme
im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der
Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht
im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18.
Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften
Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der
Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft
Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf.
1654 erreichte das Haus für seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten.
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft
S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und
Burgambach mit Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im
Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von
Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19.
Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet,
fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern.
Als Rest der früheren Herrschaft blieben in
Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848 standesherrliche schwarzenbergische
Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns bestehen. Die Güter in Böhmen, die
ursprünglich 600000 Hektar und 230000 Einwohner umfassten, wurden nach 1918
durch die Bodenreform verringert und gingen 1945 an die Tschechoslowakei und
damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schwarzenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft S. bei Waldkirch fiel im 14.
Jahrhundert, endgültig 1567, an Habsburg bzw. Österreich.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.
Schwarzenberg (Herrschaft).
Im ausgehenden 12. Jahrhundert (um 1170) wurde die Burg S. am Schwarzwasser im
Erzgebirge errichtet. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft
S. (mit Eibenstock, Jugel, Rittersgrün, Sosa, Crandorf, Breitenbrunn,
Grünstädtel, Pöhla (Kleinpöhla), Bermsgrün und S.), die vielleicht von den
Herren von Lobdeburg-Elsterberg errichtet wurde und 1382 Lehen der Burggrafen
von Leisnig seitens der Markgrafen von Meißen und, als formeller
Oberlehnsherren, der Könige von Böhmen war. 15331535 kam S. an Sachsen und
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Fröbe, W., Herrschaft und Stadt
Schwarzenberg bis zum 16. Jahrhundert, 1930; Fritschen, W. v., (in) Sächs.
Heimatblätter 7 (1961).
Schwarzenholz (Herrschaft).
Die aus den Dörfern S. und Labach bestehende, nordöstlich von Saarlouis
gelegene freie Reichsherrschaft S. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den
nicht eingekreisten Reichsteilen. 1563 hatten die Herren von Lichtenberg ihre
Rechte an der Herrschaft an Nassau-Saarbrücken
verkauft, das sie 1664 an das Frauenkloster (Frauenlautern) Fraulautern bei
Saarlouis abgab. 1815 kam S. an Preußen, 1919 und 1945/1946 an das Saargebiet
und 1957 an das Saarland.
L.: Wolff 502.
Schwarzwasser (Herrschaft).
Am schon 1293 belegten Bach Schwarzes Wasser im Plesser Hügelland legte
Nikolaus Brodecki von Brodek, Marschall des Herzogtums Teschen, verschiedene
Siedlungen an und erreichte 1482 die Erhebung des Dorfes S. zur Stadt im
Herzogtum Teschen. Seit 1561 gehörte S. zu den Kammergütern Teschens. 1572
verkaufte der Herzog von Teschen und Pless die Herrschaft
S., doch kam diese 1592 an Teschen zurück. Teschen wurde 1920 und 1945 zwischen
Polen und der Tschechoslowakei geteilt.
L.: Wolff 489; Zawisza, O., Dzieje Strumienia (Geschichte von Schwarzwasser),
1909.
Schweden (Land). Das aus Gauten und S.
zusammengewachsene, bis zum 11. Jahrhundert christianisierte, seit 1154
Finnland erobernde Volk der S. stand seit 1250 unter der Herrschaft des Hauses der Folkunger. 1389 kam es an
Dänemark, von dem es sich 1523 unter Gustav Wasa wieder verselbständigte. 1561 erlangte
es Estland, verlor aber 1570 Gotland an Dänemark. Von 1614 bis 1617 gewann es
Karelien und Ingermanland, von 1621 bis 1629 Livland, 1645 Gotland und Ösel,
1648 Vorpommern, Wismar, Bremen und Verden. 1654 kam das Haus Pfalz-Zweibrücken
auf den Thron. 1721 gingen Livland, Estland, Ingermanland und Karelien an
Russland verloren, nachdem schon Bremen und Verden an Hannover und das östliche
Vorpommern an Preußen gegeben hatten werden müssen. 1803 fiel Wismar an
Mecklenburg, 1809 Finnland an Russland und 1815 das restliche Vorpommern an
Preußen. 1814 wurde eine Union mit dem zuvor zu Dänemark gehörigen Norwegen
begründet, 1905 aber wieder gelöst. S. Bremen, Pommern, Verden, Wismar.
L.: Andersson, I., Schwedische Geschichte, 1950; Findeisen, J., Schweden, 2. A.
2005; Öhman, J., Der Kampf um den Frieden, 2005.
Schwedt (Herrschaft,
Markgrafschaft). Im 12. Jahrhundert wurde am Rande der Uckermark zum Schutz
eines Oderüberganges die Burg S. südlich von Stettin erbaut. 1464-1472 wurde
sie im Stettiner Erbfolgestreit Pommern von Brandenburg abgewonnen. 1481 wurde
das um S. entstandene Land Schwedt-Vierraden von den Grafen von Hohnstein
gekauft. 1670 erwarb es Kurfürstin Sophie Dorothea von Brandenburg und erhob es
zur Markgrafschaft. Diese Markgrafschaft S. wurde 1689 mit einigen Ämtern in
Hinterpommern ohne Landeshoheit dem ältesten Sohn des Großen Kurfürsten aus
dessen zweiter Ehe verliehen. Diese nicht souveräne Nebenlinie Brandenburgs
hatte in S. bis zu ihrem Erlöschen 1788 ihren Sitz. S. Brandenburg-Schwedt.
L.: Wolff 389; Probst, F. v., Die Stadt und Herrschaft
Schwedt, 2. A. 1834; Thomae, G., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schwedt, 1873; Westermann, E., 700 Jahre
Stadt und Herrschaft Schwedt, 1936; Festschrift
Schwedt 1265-1965, 1965.
Schweighausen (Herrschaft).
Seit 1427 waren die vom Stein vom Gesamthaus Nassau mit Landeshoheit und
Grundherrschaft zu S. im Taunus belehnt. Über Nassau (1806) kam S. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
Schweinhausen (Herrschaft).
S. bei Biberach gelangte von den bis 1185 genannten Edlen von S. (Suenhusen) an
Kaiser Friedrich I. Barbarossa. 1331 wurde es mit der Herrschaft
Warthausen von Habsburg erworben, kam aber 1520 als Pfand und 1530 als Allod an
die Erbtruchsessen von Waldburg bzw. deren Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee,
danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in
teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich
(VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die
Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten,
die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240
erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II.,
konnten sich aber gegen Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August
1291 schlossen sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im
ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit
Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden
mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede
andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3.
6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei
Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die
Herzöge von Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von
Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden
sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz,
Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer
(Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging,
daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte.
Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund
an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218
Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten
Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach
und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415
wurde der restliche Aargau als Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri
nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch
den Streit um Toggenburg ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460
dem habsburgischen Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden
Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über
den deutschsprachigen Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse
des Reichstags, die sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des
Reichskammergerichts an das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich
tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt.
1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der
Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch
die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende Spaltung konnte verhindert werden,
doch wurde die S. konfessionell gespalten, wobei sieben Orte katholisch
blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten
Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf,
Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem
seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und
der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17.
Jahrhundert überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre
Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher
Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen
Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte
Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu
Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands
gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen
Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis
wurde verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813
ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von
Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die
Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem
insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwendi (Herrschaft).
S. bei Biberach war Sitz der um 1128 erstmals genannten Herren von S. Durch
Heirat kam die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben steuernde Herrschaft nach Aussterben der S. im Mannesstamm
1689/1700 an die Grafen von Oettingen-Spielberg. Über Württemberg gelangte S.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 51; (Stetten 32;) Hammer, M., Schwendi, 1969.
Schwenningen (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit 1802/1803 an Württemberg bzw. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Schweppenhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die aus mehreren Dörfern bestehende Herrschaft S. nördlich von Bad Kreuznach zählte zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Über die Rheinprovinz Preußens
kam S. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516.
Schwertbrüderorden (Orden). Der 1202 von norddeutschen
Rittern zur Unterstützung der Heidenmission in Livland gebildete, nach dem auf
den weißen Mantel aufgenähten Schwert benannte S., dem bis zu 180 Ritter und
bis zu 1600 dienende Brüder und Vasallen angehörten, erhielt 1207 von Bischof
Albert von Riga die Herrschaft über ein Drittel
des nördlichen Livland. Nach einer schweren Niederlage gegen die Litauer 1236
schlossen sich die verbliebenen Reste des Ordens 1237 dem Deutschen Orden an.
L.: Benninghoven, F., Der Orden der Schwertbrüder, 1965.
Schwetzingen (Herrschaft).
766 wird S. nahe der Mündung des Neckars in den Rhein erstmals genannt. Seit
etwa 1200 hatten die Pfalzgrafen die Oberherrschaft über die Güter Lorschs in
S. Die Wasserburg in S. war Lehen der Pfalz. Im 18. Jahrhundert war es
Sommerresidenz der Pfalzgrafen. Über Baden (1803) kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Seyfrid, E., Heimatgeschichte des Bezirks Schwetzingen, 1926; Zenkner, O.,
Schwetzingen. Barockes Kleinod der Kurpfalz, 1964.
Schwindegg (Herrschaft).
S. bei Mühldorf in Bayern kam über die Herren von Haunsberg, eine
wittelsbachische Nebenlinie und die Herren Herwart von Hohenburg (von Hörwarth
auf Hohenburg) an die Grafen Fugger-Mickhausen (Fugger-Mückenhausen). Zusammen
mit Mickhausen (Mückenhausen) umfasste es 7 Quadratmeilen. Später gelangte S.
zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen
Reichskreis).
Schwörstadt (Burg, Herrschaft).
S. bei Lörrach unterstand im 14. Jahrhundert den Truchsessen von Rheinfelden als
Lehnsleuten Habsburgs und den Rittern von Wieladingen. 1316 erwarb Rudolf von
Schönau (im Elsass) durch Heirat Burg und Herrschaft.
Seit 1608 war sie Teil der Herrschaft Wehr der
Herren (seit 1668 Freiherren) von Schönau (Schönau-Wehr), die Mannlehen Österreichs
wurde. 1805 fiel die Herrschaft
Schönau-Schwörstadt mit der Landgrafschaft Breisgau Österreichs an Baden und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11.
Schwyz (Gebiet, freie Leute?, Kanton). Das 972
erstmals als Suittes bezeichnete Gebiet zwischen Vierwaldstätter See, Zuger See
und Zürichsee unterstand dem Kloster Einsiedeln und der Reichsvogtei Zürich.
Die freien Bewohner erlangten aber unter der landgräflichen Gewalt der 1173 den
Grafen von Lenzburg in der Reichsvogtei folgenden Grafen von Habsburg
(Laufenburg) 1240 durch Kaiser Friedrich II. in Parallele zu den Leuten von Uri
Freiheitsrechte, aus denen sie die Reichsunmittelbarkeit ableiteten, die von
Habsburg stets bestritten wurde. 1273 fiel S. an König Rudolf von Habsburg.
Nach dessen Tode 1291 schloss die Landsgemeinde ein ewiges Bündnis mit Uri und
Unterwalden. Durch den Sieg bei Morgarten gewannen diese drei Landsgemeinden
politische Selbständigkeit. Im 14. und 15. Jahrhundert dehnte S. seinen Herrschaftsbereich aus (Untermarch 1386, Einsiedeln
1394/1424, Küssnacht 1402, Mittelmarch 1405, Pfäffikon und Wollerau 1440,
gemeinsam mit Glarus 1436 Uznach und Gaster). Von 1798 bis 1803 gehörte es zum
Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik, wurde dann aber wieder hergestellt.
1817 erlangte es Gersau. 1831 erhielt es eine Verfassung, die 1876 und 1898
modernisiert wurde.
L.: Wolff 522; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F2;
Fassbind-Rigert, T., Geschichte des Kantons Schwyz, Bd. 1ff. 1832ff.; Castell,
A., Geschichte des Landes Schwyz, 1954; Walder, U., Brevier Schwyz, 1987;
Schwyz – Portrait eines Kantons, 1991; Wiger, J., Schwyz, LexMA 7 1995, 1651f.
; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006.
Sechsämterland (Verwaltungsgebiet, Herrschaft). Das S. im ehemaligen bayerischen Nordgau
umfasste die zwischen 1285 und 1416 von den Burggrafen von Nürnberg/Grafen von
Hohenzollern im Reichsland Eger erworbenen Ämter Wunsiedel, Hohenberg,
Weißenstadt, Kirchenlamitz, Thierstein und Selb unter der Amtshauptmannschaft
Wunsiedel (1613-1797). Über Bayreuth (bzw. Brandenburg-Bayreuth) kam es 1810 an
Bayern.
L.: Stadelmann, W., Kurze Geschichte der Sechsämter, Archiv f. Gesch. und
Altertumskunde von Oberfranken 8 (1860); Sturm, H., Oberpfalz und Egerland, 1964.
Seckendorff (Herren, Reichsritter, Freiherren). Bis
zur Mitte des 13. Jahrhunderts lässt sich die in Franken begüterte Familie
zurückverfolgen. Sie teilte sich früh in die Zweige Aberdar, Gutend (Gudent)
und Rinhofen. Von etwa 1402 bis um das Jahr 1800 gehörten die S. mit Teilen der
Herrschaft Erkenbrechtshausen, neun Zehnteln
Gröningen, Schainbach, Teilen von Burleswagen (Burleswangen), Teilen von
Satteldorf, Elpershofen, Heinkenbusch (Hinkenbusch) und Oßhalden (Osthalten) zu
den bedeutenden fränkischen Rittern bzw. zum Kanton Odenwald (18. Jahrhundert)
des Ritterkreises Franken. Mit Teilen von Hüttenheim, den Rittergütern
Sugenheim, Weingartsgreuth und Rockenbach waren sie außerdem noch im Kanton
Steigerwald (16. bis 19. Jahrhundert) immatrikuliert. Mit Teilen der Herrschaft Obernzenn (Oberzenn), Unternzenn
(Unterzenn) und Empel waren sie Mitglied im Kanton Altmühl. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten sie auch noch dem Kanton Baunach (ab etwa 1760) an.
Weitere ritterschaftliche Güter waren Oberaltenbernheim, Unteraltenbernheim,
Egenhausen, Trautskirchen, Urphetshofen (Urphetshof) und Ermetzhofen. Vielfach
standen sie im Dienst der Hohenzollern, an die sie auch Güter abgaben. 1530
führten sie die Reformation ein. 1706 wurde die Linie Aberdar in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen außer Gröningen, Schainbach und
Burleswagen (Burleswangen) 1808 an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 540, 541; Stieber; Roth
von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55, 57; Winkelmann-Holzapfel 163;
Pfeiffer 196, 197, 198, 212; Bechtolsheim 12, 18, 63; Stetten 11, 22, 37, 183;
Riedenauer 127;Neumaier 83, 102, 160, 191, 192, 194, 199, 239; Meyer, J., Die
Seckendorffer, 1907; Richter, G., Die Seckendorff, Bd. 1ff. 1987ff.
Seefeld (Herrschaft).
S. bei Hollabrunn in Niederösterreich war im Hochmittelalter Sitz des im 12.
Jahrhundert erstmals erwähnten, ursprünglich hochfreien, vermutlich aus der
bayerischen Oberpfalz stammenden Geschlechts der Kadolte (Kadolz), das sich
seit etwa 1160 nach S. nannte. Um die neu errichtete Burg S. erwarben sie ein
ansehnliches Herrschaftsgebiet, zu dem andere
Güter kamen (1192 vom Hochstift Passau Feldsberg). Nach dem Tod des letzten der
Kadolte kurz nach 1268 zog König Rudolf von Habsburg die Güter größtenteils ein
und übertrug sie vor 1282 - vielleicht wegen der verwandtschaftlichen Bindungen
der Burggrafen von Nürnberg/Raabs - an die Burggrafen von Nürnberg und damit
später an die Markgrafen von Brandenburg. Diese Reichslehen, die von den
Burggrafen von Nürnberg bzw. den Markgrafen von Brandenburg von 1292 bis 1594
an die Kuenringer weiterverliehen und danach an Johann Wilhelm von Schönkirchen
und 1629 an die Grafen zu Hardegg gegeben wurden, kamen innerhalb Brandenburgs
später an Ansbach. Trotz gegenteiliger Bestrebungen Österreichs blieben die
Güter Reichslehen. 1779 verzichtete Preußen auf die Lehnsherrlichkeit zugunsten
Österreichs. 1834 umfasste die Herrschaft 2273
untertänige Objekte mit über 10000 Personen in 29 Orten.
L.: Herold, P., Die Herren von Seefeld-Feldsberg, 2000; Zehetmayr, R., Urkunde
und Adel, 2010.
Seefried (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von S. zählten mit Teilen der 1697 erworbenen Herrschaft Buttenheim zum Kanton Gebirg (ab etwa 1770)
des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie seit etwa 1760 im Kanton
Rhön-Werra immatrikuliert. Seit etwa 1750 waren sie mit dem Rittergut „4
Untertanen zu Birkach“ Mitglied des Kantons Steigerwald. Wilhelm Heinrich von
S. gehörte ab etwa 1737, Wilhelm Christian Friedrich von S. ab 1766 dem Kanton
als Personalist an.
L.: Seyler 384; Hölzle, Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 163; Riedenauer 127;
Bechtolsheim 16, 89f., 197f.
Seeheim (Herrschaft).
874 gab König Ludwig der Deutsche seine Güter zu S. bei Darmstadt dem Kloster
Lorsch. 1239 war die dort errichtete Burg in der Hand der Herren von
Münzenberg. Später kauften die Grafen von Erbach die Anteile der Ganerben von
Tannenberg an S. auf, mussten S. aber 1510 den Landgrafen von Hessen zu Lehen
auftragen. 1711/1714 verkauften sie das Amt S. an Hessen-Darmstadt, über das S.
1945 zu Hessen kam.
L.: Hölzle, Beiwort 41.
Segeberg (Burg, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. Holstein-Segeberg). 1137 (?) errichtete
Kaiser Lothar von Süpplingenburg auf einem Kalkberg an der Trave die Burg S.
(Sigeberg). 1273 kam sie an die Kieler Linie des Schauenburger (Schaumburger)
Grafenhauses Holstein und wurde Sitz einer besonderen Linie Holstein-Segeberg.
1316 fiel sie an die Rendsburger Linie (Holstein-Rendsburg). Bei den Landesteilungen
Schleswig-Holsteins blieb sie beim königlichen Anteil.
L.: Wolff 445; Rieken, A., Das Amt Segeberg, innerer Aufbau und
siedlungsgeschichtliche Grundlagen, Diss. 1963; 850 Jahre Bad Segeberg, hg. v.
Segeberg, 1984; Erdmann-Degenhardt, A., Im Schatten des Kalkbergs. Geschichte
von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 532.
Seidenberg (Herrschaft).
Die Standesherrschaft S. (poln. Zawidow) südöstlich von Görlitz gehörte zur
Markgrafschaft Oberlausitz. S. Polen.
L.: Wolff 470.
Seifriedsberg (Herrschaft).
1751 wurde die zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft S. südwestlich Augsburgs von den Fürsten
von Oettingen-Wallerstein erworben. Später fiel sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 51, 4.
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft,
Freiherren, Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt.
Es war Sitz der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts
begüterten Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen
hielten und den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420
erwarb Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem
Reich zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein
Zweig sind die späteren Fürsten zu Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S.
die Güter 1655 überlassen hatte, nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns
landsässige Herrschaft Sünching an der Großen
Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S. gehörten im frühen 16. Jahrhundert
mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg, Gnötzheim
und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken an. Weiter
waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den Kantonen Odenwald und Gebirg
immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur Grafenbank des fränkischen
Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen Reichsgrafenkollegium, doch gingen
diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft
wurden die Freiherren von S. 1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800
umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet von 3
Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt
Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
Seligenstadt (Reichsstadt). Im Bereich des heutigen S.
am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen Siedlungen ein römisches Kastell
der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. 815 erhielt Einhard, der
Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem Frommen das Königsgut
Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die Benediktinerabtei S. (842/847
Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das Reich, 1002 an den Bischof von
Würzburg und 1063 an das Erzstift Mainz. In der Stauferzeit wurde die daneben
entstandene Siedlung Reichsstadt. 1309 gelangte sie an das Erzstift Mainz. 1803
fiel sie bei der Säkularisation an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der Stadt Seligenstadt im
Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die Wirtschafts- und
Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter, 1940; Schopp, M., Die
weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478
bis 1803, 1966; Müller, O., Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973;
Schopp, J., Seligenstadt, 1982; Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7
1995, 1732ff.
Senftenberg (Herren). In S. an der Schwarzen Elster
erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Sie war Sitz der Herren von S., deren Herrschaft rund 30 Dörfer umfasste. 1448 kam sie an
das Haus Wettin, später von Sachsen an Brandenburg Preußens und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Lehmann, R., Bilder aus Senftenbergs Vergangenheit, 1932;
Lehmann, R., Senftenberg, 1986, Jb. f. brandenburgische Geschichte 37 (1986).
Sennfeld (Herrschaft).
In S. an der Seckach nördlich Möckmühls bestand ein Kondominat der Herren von
Adelsheim und der Herren von Berlichingen. Über Baden kam S. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Serrey (Herrschaft). Die Herrschaften Tauroggen und S. in Litauen fielen 1688/1690 an Brandenburg, wo sie bis 1695 verblieben.
Seyring (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts stand die Herrschaft S. in Niederösterreich den Fürsten Auersperg zu.
Sickingen (Herren, Reichsritter). Nach S. bei
Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der Reichsritter
Franz von S. (1481-1523) hervor, der durch Fehden und Kriegszüge ansehnliche
Güter am Mittelrhein erwarb und die Hoffnung der Reichsritterschaft auf eine
eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten und Reichsstädten
verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren Landstuhl und Ebernburg. Im 16. und
17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken,
im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton Kraichgau, zum Kanton Rhön-Werra, mit
Sauerburg, Hof Oders (Aders) und Sauerthal (Sauertal) zum Kanton
Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit Schallodenbach, Heimkirchen,
Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein sowie mit einem Viertel von Obenheim zum Ritterkreis Unterelsass. S.
selbst kam 1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78;
Winkelmann-Holzapfel 163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150;
Langbrandtner, H., Die sickingische Herrschaft
Landstuhl, 1991.
Siebenbürgen (Fürstentum, Großfürstentum, Kronland).
Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von den Römern, nach 274 von den
Ostgoten und Gepiden sowie später von den Petschenegen besetzt, ehe es an
Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief (2000 bis 3000) moselfränkische
Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte zunächst 1211 dem Deutschen
Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es ihm jedoch 1225 wieder,
nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen bezeichneten Siedler 1224 mit
umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur Abwehr der Türkengefahr wurden zahlreiche
befestigte Kirchenburgen errichtet. 1520 setzte sich die Reformation durch.
Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem teilweisen Anfall an Habsburg bzw.
Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von S. geschickt zwischen
Habsburg/Österreich und den Türken und waren faktisch unabhängig, seit 1541
aber zu Tribut an die Türken verpflichtet. 1567 gewann der Fürst die Krone von
Polen. 1583 gewährte er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er die
Oberherrschaft des Reiches und übergab 1597 dem Kaiser S. 1604/1605 wurden die
kaiserlichen Amtsträger vertrieben. 1622 wurde Fürst Bethlen als deutscher
Reichsfürst anerkannt und erhielt bis 1624/1626 mehrere Herzogtümer in
Schlesien. 1686 erkannte Kaiser Leopold die von den Türken eingesetzten Apafi
als Fürsten an. 1687 besetzte Herzog Karl V. von Lothringen das Land. 1691
verzichtete der Fürst zugunsten Habsburgs auf die Herrschaft,
so dass S. habsburgisches Gebiet wurde. 1765 wurde S. zum Großfürstentum
erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte S. bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde S.
eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber Ungarn eingegliedert. Am 8. 1. 1919
schloss es sich Rumänien an (1920 verwirklicht), kam 1940 in seiner nördlichen
Hälfte mit dem ungarisch besiedelten Szeklerland (unter Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen)
an Ungarn und 1944/1947 wieder an Rumänien zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus siedelten zahlreiche
Rumäniendeutsche aus.
L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L.,
Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986;
Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.;
Teutsch, G./Teutsch, F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.;
Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938;
Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F., Kleine Geschichte der
Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag und Gubernium in
Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch, G., Aus Geschichte
und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über Siebenbürgen und
seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988; Horedt, K., Das
frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A., Siebenbürgen unter der
Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert,
Siebenbürgische Semesterblätter 3 (1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte
Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der
Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W., 1993; Gündisch, K., Das Patriziat
siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen zur Zeit der Römer, hg. v.
Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden Weltkriegen, hg. v. König,
W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995, 1840; Arens, M., Habsburg
und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 2.
A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt,
D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2008.
Siegen (Burg, Herrschaft).
Zwischen 1079 und 1089 erscheint S. an der Sieg erstmals (Sigena). 1224 gab der
Graf von Nassau die Hälfte seiner 1303 mit dem Recht von Soest begabten Stadt
S. an das Erzstift Köln. Die Doppelherrschaft währte bis zum Beginn des 15.
Jahrhunderts (1421). Seit 1607 war S. Sitz des Hauses Nassau-Siegen, das sich
1621 weiter teilte und 1652 in den Fürstenstand erhoben wurde. Seit 1742 war S.
nur noch Sitz eines Amtes. Über Nassau, Berg (1806-1813, Unterpräfektur) und
Preußen (1815/1816) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Nassau-Siegen.
L.: Wolff 337; Achenbach, H. v., Geschichte der Stadt Siegen, Bd. 1f. 1954,
Neudruck 1978; Güthling, W., Geschichte der Stadt Siegen im Abriss, 1955;
Bingener, A./Fouquet, G., Die Stadt Siegen im Spätmittelalter, Nassauische
Annalen 105 (1994), 103; Fuhrmann, B., Siegen, LexMA 7 1995, 1862; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 559; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland
und Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
Siggen (Herrschaft).
S. bei Ravensburg erscheint erstmals 1094 (ze demo Siggun) in einer Vergabung
an das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. 1128 und 1372 begegnen Herren von
S. Die vier Dörfer umfassende Herrschaft, die
wohl seit Ende des 13. Jahrhunderts Lehen des Stifts Kempten war, kam am Ende
des 14. Jahrhunderts an die Sürg(en) (Syrg) von Sürgenstein (Syrgenstein), dann
an die Praßberg, Schellenberg, Heimenhofen, Schellenberg zu Kißlegg und 1433 an
die Familie Humpiß. Nach deren Aussterben 1730 verkaufte das Stift Kempten 1764
die zum Ritterkanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben steuernde
Herrschaft an die Grafen Traun (Traun und
Abensberg). Zusammen mit deren Grafschaft Eglofs kam sie 1804 an die Fürsten
Windischgrätz und 1806 an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 42.
Simmern (Burg, Herrschaft).
S. an der Straße von Trier nach Mainz wird 840 (Simera) erstmals erwähnt. Seit
Beginn des 14. Jahrhunderts war es in den Händen der 1330 von Kaiser Ludwig dem
Bayern ein Stadtrecht erwirkenden Raugrafen, kam aber schon 1359 an die Pfalz.
Dort war es von 1410 bis 1598 und von 1610 bis 1673 Sitz der Linie
Pfalz-Simmern. Über die Pfalz und Preußen (1815) gelangte es 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Simmern.
L.: Wolff 243; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; 650 Jahre Stadt
Simmern im Hunsrück, hg. v. d. Stadt Simmern, 1980; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 562.
Singen (Herrschaft).
Der Ostfuß des Hohentwiel am Bodensee war schon vorgeschichtlich besiedelt. 787
erscheint dort erstmals in Dorf der Enzenberg unter der Landesherrschaft
Österreichs. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.einer Sankt
Gallener Urkunde S. Es war später ein reichsritterschaftliches
L.: Wolff 43; Sättele, F., Geschichte der Stadt Singen am Hohentwiel, 1910;
Berner, H./Finke, H., Singen/Hohentwiel, 1973.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum)
(Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S.
(Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt
ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder gefallen war. 999 gab der König von
Burgund (Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des
Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang
Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von
Lausanne und Genf mit seinem weltlichen Herrschaftsgebiet
Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren
Aussterben 1218 geriet das Hochstift allmählich in den Einflussbereich der
Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König Heinrich VI. 1188 die
Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam imperii) besonders betont
hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel eines Reichsvikars für
den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen Bund
mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und
gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17.
Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift
nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich
endete mit der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648) und
schließlich 1798 auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les origines
des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das Domkapitel von
Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J., Geschichte des
Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et paysanne, 1944;
Blondel, L., Les origines de Sion et son developpement urbain au cours des
siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7 1995, 1940f.;
Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 534.
Skotschau (Herrschaft),
poln. Skoczów. Wohl vor 1300 entstand am Austritt der Weichsel aus den Beskiden
in Schlesien neben einem slawischen Dorf die deutsche Stadt S. Die zugehörige Herrschaft wurde 1573 vom Herzog von Teschen an
Gottfried von Logau verkauft, kam 1592 aber zurück. 1919 fiel S. an Polen.
L.: Wolff 489; Pamietnik Skoczowski, hg. v. Brozek, L. u. a., 1967.
Soden, (Reichsdorf) (seit 1947 Bad Soden am
Taunus). 1035 gab Kaiser Konrad II. dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt)
den königlichen Hof zu Sulzbach mit Teilen des Gebiets der später zur Vogtei
Sulzbach gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain (Schneidenhain)
und S. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1191 wird S. am Taunus
erstmals erwähnt. 1282 stellten sich die freien Bauern von S. und Sulzbach
unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main und verpflichteten sich dafür zur
Heeresfolge. Die Dörfer Neuenhain, Altenhain und Schneidhain (Schneidenhain)
gerieten dagegen unter die Herrschaft der Vögte
des Klosters Limburg für die Güter der Vogtei Sulzbach, nämlich der Herren von
Eppstein, später der Grafen von Stolberg-Königstein. 1450 gelangten S. und
Sulzbach auf Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts, das zeitweilig auch den
Limburger Fronhof erwarb. Als das Kloster Limburg 1561 an die Pfalz (Kurpfalz)
fiel, musste Frankfurt den Fronhof an die Pfalz herausgeben und in eine Teilung
der hohen Obrigkeit in den Dörfern einwilligen. 1613 gelang es S. und Sulzbach,
sich durch Rückzahlung von 800 Gulden rechtlich von der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650 trat die Pfalz die Vogtei
Sulzbach an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich Frankfurt und das
Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft
in Sulzbach und S. 1803 fielen Sulzbach und S. an Nassau-Usingen (Nassau) und
damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462; Wolff 506; Moser, K. v., Die Reichsfreiheit der Gerichte und
Gemeinden Sulzbach und Soden, 1753; Straub, V., Aktenmäßige Deduktion und
rechtsgründliche Widerlegung auf das Impressum: Die Reichfreiheit deren
Gerichten und Gemeinden in Sulzbach und Soden, 1754 ungedruckt; Kaufmann, E.,
Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Soest (freie Stadt, Residenz des Erzbischofs
von Köln). In S. in Westfalen ist eine Besiedlung bereits um 600 wahrscheinlich
und im 8. Jahrhundert nachweisbar. An der Kreuzung des Hellweges mit einer
Nord-Süd-Straße wird S. (zu) 836 erstmals genannt (villam Sosat,
„Siedlungsstelle“?). Im 10. Jahrhundert errichtete der Erzbischof von Köln in
S. eine Pfalz. Um 1000 besaß die Siedlung das Münzrecht und um 1100 das
Marktrecht. Sein im 12. Jahrhundert ausgebildetes Recht wurde an etwa 60
westfälische Städte weitergegeben und hat auch das Stadtrecht von Lübeck
beeinflusst. Auf Grund seiner günstigen wirtschaftlichen Bedingungen
(Verkehrslage, Salzquellen) wurde S. eine bedeutende Handelsstadt und einer der
vier westfälischen Vororte der Hanse. 1225 zerstörten die Bürger die
erzbischöflich-kölnische Burg. 1279 übernahmen sie die Stadtvogtei von den
Grafen von Arnsberg. 1444 lehnte sich S., um sich von Köln zu lösen,
vertraglich an den Herzog von Kleve an. Die dadurch ausgelöste Soester Fehde
endete 1449 mit der Trennung der Stadt S. und ihres seit 1274 erworbenen Herrschaftsgebiets von zehn Kirchspielen (49 Dörfer,
220 Quadratkilometer) in der Soester Börde vom Erzstift Köln. Der damit
erreichten Selbständigkeit folgte ein wirtschaftlicher Niedergang. 1531 wurde
die Reformation eingeführt. 1645/1669 kam S. als Folge des Überganges Kleves
(1609/1666) an Brandenburg bzw. Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Klocke, F. v., Studien zur Soester Geschichte, Bd. 1f. 1927ff.;
Schwartz, H., Kurze Geschichte der ehemals freien Hansestadt Soest, 1949; Deus,
W., Die Soester Fehde, 1949; Rothert, H., Das älteste Bürgerbuch der Stadt
Soest, 1958; Diekmann, K., Die Herrschaft der
Stadt Soest über ihre Börde, Diss. jur. Münster 1962, (in) Westfäl. Zs. 115 (1965),
101; Stech, A., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 1965; Deus, W., Soester Recht,
1969ff.; Soest, Stadt - Territorium - Reich, hg. v. Köhn, G., 1981; Dösseler,
E., Soests auswärtige Beziehungen, T. 1f. 1988; Wenzke, B., Soest, Diss. phil.
Bonn 1990; Soest, hg. v. Widder, E. u. a., 1995; Fahlbusch, F., Soest, LexMA 7
1995; 2021ff.; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 536; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 568; Jülich, S., Die frühmittelalterliche
Saline von Soest im europäischen Kontext, 2007; Flöer, M./Korsmeier, C., Die
Ortsnamen des Kreises Soest, 2009; Soest, hg. v. Ehbrecht, W., Bd. 1 2010.
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird anlässlich
der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg das
edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht der
Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms (1160)
westlich Wetzlars erstmals erwähnt. Es erlangte vermutlich über die Herren von
Merenberg, Grafen von Gleiberg und Grafen von Luxemburg Güter der Konradiner.
Seit 1226 erscheinen Grafen von S., die Güter an der Lahn und in Oberhessen
hatten, sich aber nur in schweren Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von
Hessen behaupten konnten. Um 1250/1260 spalteten sich die Grafen in die Linien
Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms, bis 1363, Güter
an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420 erlangten die Grafen
das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg gekommene Erbe der
Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an Eppstein) in der Wetterau
(Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen, Laubach, Butzbach), konnten es
aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von Solms-Braunfels leiteten sich
1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels und Solms-Lich ab, von denen
Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde. Solms-Braunfels zerfiel 1602 in
Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit Wölfersheim) und Solms-Hungen. Davon
erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal gewann, 1693 (an Solms-Greifenstein) und
Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein und Solms-Braunfels). Solms-Greifenstein
nannte sich Solms-Braunfels und wurde 1742 Reichsfürstentum. Seine Ämter
Greifenstein und Braunfels kamen 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an
Hessen, seine Ämter Hungen, Gambach und Wölfersheim, Anteile an Grüningen,
Münzenberg und Trais-Münzenberg fielen 1806 an Hessen-Darmstadt. Solms-Lich
teilte sich in Solms-Lich und Solms-Laubach. Hiervon spaltete sich Solms-Lich,
das 1461 durch Heirat Güter Kronbergs aus der Falkensteiner Erbschaft
(Rödelheim, Assenheim, Niederursel) erbte sowie 1479 Nieder-Weisel
(Niederweisel) erlangte, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften
im obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnewalde in der Niederlausitz, 1544
Pouch bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich von
Berlin sowie 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich von Zwickau) gewann, 1628
aber Königsberg verlor, in das 1718 erloschene Solms-Lich und in
Solms-Hohensolms, das sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms (Solms-Lich und
Hohensolms) nannte. Seit 1792 war es Reichsfürstentum (Solms-Hohensolms-Lich).
Seine Ämter Lich und Nieder-Weisel (Niederweisel) kamen 1806 an
Hessen-Darmstadt, sein Amt Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945
an Hessen. Solms-Laubach teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde (bis 1615) und
Solms-Laubach. Dieses zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit Assenheim (bis 1640),
Solms-Laubach (bis 1676), Solms-Sonnewalde (mit Sonnewalde, Groß Leipe
(Großleipa) und Schköna) und Solms-Baruth. Solms-Baruth spaltete sich in
Solms-Baruth, Solms-Rödelheim und Solms-Laubach. Solms-Rödelheim zerfiel in
Solms-Rödelheim (bis 1722) und Solms-Assenheim, dessen Ämter Rödelheim und
Nieder-Wöllstadt (Niederwöllstadt) mit einem Anteil an Assenheim 1806 an
Hessen-Darmstadt kamen. Solms-Laubach fiel mit Laubach, Utphe und Anteilen an
Münzenberg und Trais-Münzenberg 1806 an Hessen-Darmstadt und durch
Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld, Solms-Baruth, Solms-Wildenfels) mit
Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg 1806 ebenfalls an Hessen-Darmstadt.
Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle solmischen Lande die Gerichtsordnung und
Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften
Münzenberg, Wildenfels und Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hatten die Fürsten und Grafen
zu S., die im frühen 18. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken gewesen waren, für die Herrschaften
Rohrbach, Scharfenstein und Hirschfeld sowie für ihre Ansprüche auf die Abtei Arnsburg
und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien Arnsburg und Altenberg (Altenburg)
erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft
Mintzenberg Gerichtsordnung, 1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b 60, 4-8;
Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30, 37, 38; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier 47, 99;
Solms-Laubach, R. Graf zu, Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms,
1865; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505;
Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser
Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms, LexMA 7 1995, 2036.
Solms-Assenheim (Grafen). Assenheim am Einfluss der
Wetter in die Nidda erscheint 1193 anlässlich des Erwerbs Fuldaer Güter durch
die Herren von Münzenberg. Nach dem Aussterben der Herren von Münzenberg war die
dortige Burg Ganerbenburg zuletzt der Falkenstein und der Hanau. Der
Falkensteiner Anteil fiel 1418 an die Gräfin Sayn und an Isenburg-Büdingen,
danach an Isenburg und Solms (Isenburg-Wächtersbach
[Isenburg-Büdingen-Wächtersbach], Solms-Rödelheim), der Hanauer Anteil 1736 an
Hessen-Kassel und 1810 an Hessen-Darmstadt, dem 1815 auch der andere Teil
zukam. Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählten die S. (wegen der Herrschaft Assenheim) zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Reichsmatrikel 1776, 128; Wolff 270, 274, 277; Wallner 697f. OberrheinRK
37, 42.
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie erlangte
1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal.
Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das Solmser Landrecht.
Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels) Braunfels,
(Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen
auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und
wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum
S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das Amt Braunfels mit den Städten
Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der gleichnamigen Stadt und einem
Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg,
Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg
[10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg])
teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an
Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002.
Solms-Hohensolms (Grafen, Fürsten). Solms-Lich spaltete
sich in die Zweige Solms-Lich (1718 erloschen) und S., der sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 gehörten die Grafen von S. nach ihrer
Erhebung zu Reichsfürsten (1792) zu den wetterauischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum oberrheinischen Reichskreis.
Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4 Quadratmeilen
(Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel [Niederweisel] und 5/48
von Münzenberg). S. Solms-Lich (Solms-Lich und Hohensolms).
L.: Wolff 274; Zeumer 553 II b 60, 6; Wallner 697 OberrheinRK 30.
Solms-Hungen (Grafen). Hungen bei Gießen, an der
alten Straße durch die kurzen Hessen gelegen, wird 782 als Houngen/Hoingen
erstmals in einer Gabe König Karls des Großen an die Reichsabtei Hersfeld
erwähnt. Im 14. Jahrhundert gewannen die Herren von Falkenstein als Vögte
Hersfelds die Herrschaft. 1418/1419 fiel Hungen
beim Aussterben der Herren von Falkenstein an die Grafen von Solms. Von 1602
bis 1678 herrschte dort die von Solms-Braunfels abgespaltete Linie S., die von
Solms-Greifenstein und Solms-Braunfels beerbt wurde. 1806 kam Hungen an
Hessen-Darmstadt.
L.: Das Buch der Stadt Hungen, 1961.
Solms-Lich (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen von S.(, die sich
später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat Kronberger Güter
aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel), erlangte
1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit,
1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im
obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch
bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich Berlins, 1602
Wildenfels in Sachsen südöstlich Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt Königsberg.
1562/1563 führte sie die Reformation ein. Sie spaltete sich in die Linie S.
(1718 erloschen) und in die Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben
und gehörte zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das Fürstentum an Hessen-Darmstadt.
S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms (Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931.
Solms-Lich-Hohensolms (Grafen). Die Grafen von Solms-Hohensolms nannten sich nach dem Aussterben der Grafen von Solms-Lich 1718 S. Sie gehörten zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und wurden 1792 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4 Quadratmeilen (Ämter Hohensolms mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel [Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft S. zum oberrheinischen Reichskreis. S. Solms-Lich, Solms-Hohensolms.
Solms-Sonnewalde (Grafen). Nach der 1537 erlangten Herrschaft S. bei Luckau (mit Sonnewalde, Groß Leipe und Schköna) nannte sich eine Linie der Grafen von Solms-Lich bzw. Solms-Laubach.
Solms-Wildenfels (Grafen). Nach der 1602 erlangten Herrschaft Wildenfels in Sachsen südöstlich Zwickaus
nannte sich eine von Solms-Lich bzw. Solms-Laubach abgespaltete Linie. Das bis
1803 reichsunmittelbare Kloster Engelthal kam 1803 an
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (Leiningen-Westerburg) und durch Kauf an
Solms-Wildenfels. 1806 fiel es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Kissel,
O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961, 46.
Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle
einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die
Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von
Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam 888 an das
Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es
der Vogtei der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218
Reichsstadt. Von 1295 an verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389
Gebiete im Aaretal und im Jura (Herrschaften
Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen [Obergösgen,
Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344 das
Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von
Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit
erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen,
nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits
zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und
aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der
Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830,
1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B.,
Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb.
v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972;
Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995,
2038f.
Sondershausen (Burg, Stadt, Herrschaft).
Das vermutlich ältere S. an der Wipper wird 1125 erstmals genannt
(Sundershusen). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts lassen sich dort die Grafen
von Hohnstein nachweisen. 1356 kam es an die Grafen von Schwarzburg und wurde
1571/1599 Sitz der Linie Schwarzburg-Sondershausen. Über diese kam S. 1920 zu
Thüringen. S. Schwarzburg-Sondershausen.
L.: Wolff 378, 412; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von
Schwarzburg-Sondershausen, 1920.
Sonnenberg (Herrschaft,
Grafschaft). Um die Burg S. bei Nüziders bildete sich eine Herrschaft aus, die von Frastanz bis zum Arlberg
reichte. 1455 kam sie von den Werdenbergern an die Truchsessen von Waldburg,
die 1463 mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. den Titel Grafen von S. annahmen.
1473/1474 gewann der Herzog von Tirol im Kampf gegen die durch die
Eidgenossenschaft unterstützten Truchsesse die später zum österreichischen
Reichskreis zählende Herrschaft.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Sander, H., Die Erwerbung der
vorarlbergischen Grafschaft Sonnenberg durch Österreich, 1888; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.
Sonnewalde (Burg, Herrschaft).
S. südlich Luckaus in der Niederlausitz erscheint 1255 als Herrschaft, 1301 als Burg. Von etwa 1328 an saß dort
ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die Eulenburg (Eilenburg)
die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern
an die Herzöge von Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der Markgrafschaft Meißen zu
Lehen, später beim Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der Herzog von Sachsen die
Minkwitz (Minckwitz) mit der Herrschaft. 1537
gelangte sie an die Grafen von Solms, welche die Herrschaft
bis 1945 behaupteten. Mit Brandenburg kam S. 1945 an die sowjetische
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft
und Stadt Sonnewalde, 1926.
Sorau (Herrschaft),
poln. Zary. Das 1002 erstmals erwähnte S. in der Niederlausitz wurde im 13.
Jahrhundert Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese
wurde 1477 von Sachsen erworben, kam 1945 in Brandenburg unter die Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 471; Engelmann, E., Die Heimatstadt Sorau, 1922; Das Landregister der
Herrschaft Sorau von 1381, hg. v. Schultze, J.,
1936; Rauert, K./Wendig, F., Siebenhundert Jahre Sorau, 1960.
Spanien (Land, Königreich). In der ehemaligen
römischen Provinz S. gründeten nebeneinander und nacheinander Vandalen
(409-429), Sweben (409-585) und Westgoten (ab 415) Reiche, bis seit 711 die
Araber auf einen Hilferuf einer westgotischen Gruppe von Süden vordrangen.
Gegen diese richtete König Karl der Große seit 795 die spanische Mark ein, die
bis Barcelona und Pamplona reichte und einem selbständig werdenden Markgrafen
unterstand. Zugleich erhielt sich in S. ein Königreich Asturien, von dem aus
später die Araber wieder zurückgedrängt wurden (Reconquista). Im 10./11.
Jahrhundert entstanden dann als christliche Herrschaftsgebiete
die Königreiche von Aragon und Kastilien. Alfons X. von Kastilien, Sohn einer
Tochter Philipps von Schwaben, begehrte 1255 das Herzogtum Schwaben und 1257
die deutsche Königskrone. Peter III. von Aragon erlangte als Schwiegersohn des
Staufers Manfred 1282 Sizilien. Aragon erwarb weiter 1324 Sardinien und 1442
das Königreich Neapel, Kastilien eroberte 1236 Cordoba, 1248 Sevilla und 1262
Cadiz. 1469 heiratete Isabella von Kastilien († 1504) Ferdinand II. von Aragon
(† 1516). Gemeinsam gewannen sie 1492 die letzte arabische Herrschaft auf spanischem Boden in Granada. 1495
heiratete der spanische Kronprinz Juan die Tochter (Margarete) König
Maximilians und der Sohn (Philipp) König Maximilians die spanische Prinzessin
Juana (Johanna). 1504 wurde Philipp König von Kastilien. 1516 erwarb sein Sohn
Karl (V.) Aragon. 1519 wurde er zum deutschen König gewählt, so dass S. samt
seinen Kolonien mit dem Reich in Personalunion trat. 1526/1556 wurden die Güter
aufgeteilt, wobei die italienischen und burgundischen Güter an S. kamen.
Deutsche und spanische Habsburger blieben aber durch dauernde Wechselheiraten
eng verbunden. Beim Aussterben der spanischen Habsburger 1700 kam es zum
spanischen Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und dem Reich. Im Ergebnis fielen die
spanischen Güter in Italien und den Niederlanden an Österreich, während
Frankreich (Philipp von Anjou) S. und, nach dem polnischen Thronfolgekrieg
(1733ff.) und dem österreichischen Erbfolgekrieg (1742ff.), Sizilien sowie
Parma und Piacenza gewann.
L.: Ballester y Castell, R., Bibliografia de la historia de Espana, 1921;
Schreiber, G., Deutschland und Spanien, 1936; Maunz, T., Das Reich der
spanischen Großmachtzeit, 1944; Madariaga, S. de, Spanien. Land, Volk und
Geschichte, 1983; Heine, H., Geschichte Spaniens in der frühen Neuzeit
(1400-1800), 1984; Schröder, T., Spanien, 5. A. 2006; Christlicher Norden -
Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011.
Specht von Bubenheim (Reichsritter). Von 1685, mit
dem bis dahin zum Ritterkreis Rhein gehörenden Georg Wilhelm S., bis etwa 1760
waren die S. mit den Rittergütern Unterboihingen, Oberdettingen und
Unterdettingen Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. Mit der 1680 durch weibliche Erbfolge nach den Wernau
zur Hälfte erworbenen und 1795/1797 an den Freiherrn von Rechberg gelangten Herrschaft Donzdorf waren sie im Kanton Kocher
immatrikuliert. Wegen Lindheim waren sie Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Winkelmann-Holzapfel 163; Hellstern 214; Schulz 271.
Speckfeld (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft S. der Schenken von Limpurg, die zu zwei
Dritteln den Grafen Rechtern (Rechteren) und zu einem Drittel dem Grafen
Pückler gehörte, ein Gebiet von etwa 2 Quadratmeilen und hatte 3000 Einwohner.
S. gelangte 1806 an Bayern.
L.: Wolff 125; Wallner 693 FränkRK 22 a, b.
Speth (Freiherren, Reichsritter). Von 1592 bis
1623 waren die Freiherren von S. (Späth) Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Im 18. Jahrhundert gehörten sie mit den Herrschaften Eglingen und Ehestetten, Gammertingen,
Granheim, Hettingen, Maisenburg mit Indelhausen, Schülzburg mit Anhausen und
Erbstetten, Untermarchtal und Zwiefaltendorf zum Kanton Donau. Mit Höpfigheim
(bis 1587) und dem Schloss zu Dettingen (bis zur Mitte des 17. Jhs.) waren die
S. seit 1542 auch im Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59; Hellstern 214; Schulz 271; Rahrbach 243.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann
zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der
Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz
und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg
im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die
Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich,
8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des
Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen.
Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal
(1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus
bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende
des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784
erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der Mündung
des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren
Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal,
Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war
Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz
des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach,
Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) war der
Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen
Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben).
Die linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000
Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen
Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg,
die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein
neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des
Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des
Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950;
Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des
Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M.,
Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas,
Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the
Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987;
Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540),
1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137
(1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den
ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995,
2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab,
M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann,
H., Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das
Bistum Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.
Speyer (Reichsstadt, freie Reichsstadt). Um 150
n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den
Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter
(civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6.
Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und
Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch
ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich
anfänglich königliche Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden
angesiedelt. Weitere Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung
der von Saliern und Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von der
bischöflichen Herrschaft. In der Folge war S.
Reichsstadt. Bereits mit den spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann
aber ein allmählicher Abstieg. Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter
Drach ein hervorragender Druckort und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes.
1523/1538/1540 führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum
oberrheinischen Reichskreis zählte, von Frankreich fast völlig zerstört und
erst 1714 zur Wiederbesiedelung freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert
war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794
bis 1814 war es Sitz eines französischen Arondissements im Département
Mont-Tonnerre (Donnersberg). 1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und
5000 Einwohnern an Bayern und wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen)
Bezirksregierung Bayerns. 1946 kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F.,
Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der
Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten
Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A.
1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine
Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
Spiegelberg (Grafschaft). Die 1217 erstmals
erwähnten, mit 1132 genannten Grafen von Poppenburg gleichen Grafen von S. bei
Salzhemmendorf südöstlich Hamelns konnten trotz Verlustes ihrer namengebenden
Burg an die Edelherren von Homburg (1238) um Coppenbrügge östlich von Hameln
eine kleine Herrschaft mit fünf Dörfern
einrichten. Mit dem Erlöschen des Geschlechts fiel sie 1557 an
Braunschweig-Calenberg als Lehnsherrschaft heim. Das Lehen wurde unter
Vorbehalt der Landeshoheit bis 1583 an eine Nebenlinie Lippes, von 1584 bis
1631 der Grafen von Gleichen und danach an Nassau-Oranien ausgegeben. 1792
gehörte der König von England bzw. Hannover wegen der etwa 1,3 Quadratmeilen
großen Grafschaft S. zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1819 verkaufte Nassau-Oranien S. an Hannover. Mit diesem kam es
1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 357f.; Zeumer 554 II b 63, 12; Wallner 705 WestfälRK 49; Schnath, G.,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und
Spiegelberg, 1922; Hartmann, P., Die Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, Nds.
Jb. f. LG. 18 (1941), 117; Vogell, H., Geschichte und Beschreibung der alten
Grafschaft Spiegelberg älterer und neuerer Zeit, 1976.
Spielberg (Burg, Herrschaft).
Die Burg S. am Hahnenkamm kam von den (vielleicht um 1235 erwerbenden) Herren
von Truhendingen in weiblicher Erbfolge an die Grafen von Schaunberg (Schaumburg),
die sie 1360 mit Hohentrüdingen an die Grafen von Oettingen verkauften. Unter
ihnen wurde sie Sitz der Linie Oettingen-Spielberg. Später kam S. zu Bayern.
L.: Wolff 177; Buchner, S., Besitz und Herrschaft
der Edelherren von Spielberg (in) Altgunzenhausen 59 (2004), 70.
Spitz (Herrschaft).
1148 erscheint S. in der Wachau erstmals, nachdem bereits 830 der locus Wahowa
von König Ludwig dem Deutschen an das Kloster Niederaltaich gegeben worden war.
Niederaltaich gab die Güter zum großen Teil an die Herzöge von Bayern zu Lehen,
die sie an die Kuenringer und andere weitergaben. Nach dem bayerischen
Erbfolgestreit von 1504 musste Bayern die Herrschaft
an Österreich abtreten.
L.: Lechner, K., Die herzoglich bayerischen Lehen im Lande unter der Enns, 1930
(ungedruckt); Schöner, E., Abriss der Geschichte des Marktes Spitz, 1960.
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad) Kreuznachs benannten und
vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den Saliern verwandt waren.
Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs.
Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild
von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der
Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237)
wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die Grafschaft nach dem Tod des
mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn verheirateten Grafen
Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I. erhielt die Hintere
Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und Birkenfeld, Sitz in
Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel). Der zweite Sohn
Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die Herrschaft
Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg, Grafen
von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von Löwenburg im
Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste Sohn Simon
erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich erwarb
durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und Dannenfels am
Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und verkaufte
Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem erwarben die
Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft
Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S.
gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die
Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem
Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die
Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von
Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen
Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S.
zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum
oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die
Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal)
und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten
wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser
(Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von
Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229,
die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990,
81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1
1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG.
13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
482.
Sporkenburg (Herrschaft).
1332 wurde Hermann von Helfenstein von Trier mit der S. im Westerwald belehnt.
1518 verkaufte Johann von S. Schloss und Herrschaft
S. an Quirin und Johann von Nassau.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.A. 1987, 327.
Spremberg (Herrschaft).
Das 1301 erstmals erwähnte S. am Durchbruch der Spree durch den Lausitzer
Grenzwall war Mittelpunkt der Standesherrschaft S. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471; Reinhold, W., Chronik der Stadt und des Kreises Spremberg, 2. A.
1933.
Stablo (Fürstabtei, Residenz des Fürstabts),
frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus
unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald und König
Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich. Sie war von
Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf Königsgut)
gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei nahm
sie seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie gewann
(wie Malmedy) Sitz und Stimme im Reichstag und später im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das Gebiet beider Abteien umfasste das
Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die
Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir.
1794 verloren beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17
Quadratmeilen) kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das
sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die
Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach
Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Etude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’eglise abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Stade (Grafschaft). Die zuerst 929 bezeugten
Udonen (Luder, Liuthar) hatten umfangreiche Güter zwischen Niederelbe und
Niederweser. 1017 wurde an Stelle von Harsefeld, das 1007/1010 zum Kloster
umgewandelt wurde, S. (Stethu) Hauptsitz dieses mit Widukinden, Immedingern,
Liudolfingern und Billungern sowie Saliern und Welfen verwandten
nordsächsischen, sich seit 1063/1064 nach S. benennenden Geschlechts. 1063
musste es die Lehnsherrschaft des Erzstifts Bremen über die Grafschaft S.
anerkennen. Durch Heirat Graf Udos III. mit Irmgard von Plötzkau gewann es
umfangreiche Güter hinzu. 1128 verlor es die 1056 zur Verwaltung in königlichem
Auftrag erhaltene Nordmark. Beim Erlöschen der Grafen 1144 gab der Bruder des
letzten Grafen, der 1148 bis 1168 Erzbischof von Bremen war, die Eigengüter um
Alsleben-Halle und um Magdeburg an das Erzstift Magdeburg, die Eigengüter um S.
an das Erzstift Bremen, das sie aber erst 1236 nach langem Streit mit den
Welfen, die sie 1145 an sich gezogen hatten, zu erlangen vermochte. Über
Hannover und Preußen (1866) kam S. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Hucke, R., Die Grafen von Stade, 1956; Wohltmann, H., Die
Geschichte der Stadt Stade an der Niederelbe, 1956; Bohmbach, J., Urkundenbuch
der Stadt Stade, 1981; Pischke, G., Herrschaftsbereiche
der Billunger, der Grafen von Stade, der Grafen von Northeim und Lothars von
Süpplingenburg, 1984; Geschichte der Stadt Stade, hg. v. Bohmbach, J., 1994;
Petke, W., Stade, LexMA 7 1995, 2167f.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in
den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Winzer, H., Studien zu den
Beziehungen zwischen den Grafen von Katlenburg und den Grafen von Stade im
Mittelalter, 2011.
Staden (Ganerbschaft). 1156 trug Wortwin von
Büdingen die Wasserburg S. an der Nidda der Abtei Fulda zu Lehen auf. Nach dem
Aussterben der Herren von Büdingen fiel S. an die Linie Isenburg-Limburg. 1404
verkaufte sie die zugehörige Herrschaft mit
Florstadt und Stammheim an die Ganerbschaft der Löw von Steinfurth (Löw von
Steinfurt), Wais von Fauerbach, von Kleen, von Büches und von Stockheim.
Infolge Vererbung waren Ganerben der zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Ganerbschaft später die Löw von Steinfurth (Löw von Steinfurt),
Isenburg-Büdingen und die Burg Friedberg. 1806 kam der Anteil der Löw an
Hessen-Darmstadt, der Isenburg-Büdingens an Isenburg-Birstein, das zugunsten Hessen-Darmstadts
verzichtete. Die Burg Friedberg trat ihren Anteil 1817 an Hessen-Darmstadt ab.
Über Hessen-Darmstadt fielen die Güter 1945 an Hessen.
L.: Wolff 504; Wallner 698 OberrheinRK 34; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 34; Zimmermann, F., Geschichte der Ganerbschaft Staden, Archiv
f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872); Wagner, F., Geschichte der
Ganerbschaft Staden, Archiv f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872).
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach Oberstadion
(Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der Reichsministerialität
hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden schwäbischen Herren von
S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.) und deren Stammsitz 1352
zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine schwäbische und eine
elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488 waren die Herren von
S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in den
Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei
Biberach. Wegen der 1708 erworbenen reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18. Jahrhundert teilte
sich die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen weiterer Güter zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum Ritterkreis Schwaben
zählende Familie. Die ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre
1806 von Württemberg annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und
wurde von der jüngeren philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908
ausstarb und von den Grafen von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die
Standesherrschaft Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler
und Emerkingen in Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen
um Kauth bei Taus erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
Stainz (Herrschaft).
Vermutlich 1229 gründete Leutold von Wildon in S. bei Deutschlandsberg in der
Weststeiermark ein Chorherrenstift. Während der Gegenreformation kaufte es
unter Jakob Rosolenz mehrere Herrschaften in der
Steiermark. Die Herrschaft S. erwarb 1840
Erzherzog Johann.
L.: Wilfinger, H., Erzherzog Johann und Stainz, 1959.
Stargard (Herrschaft,
Land, Residenz des Fürsten bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei
Neubrandenburg war Mittelpunkt des nach ihr benannten umliegenden Landes S.,
das von slawischen Redariern besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte.
1236 wurde es vom Herzog von Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg
abgetreten. 1298/1299/1304 kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen
Brandenburgs an die Fürsten von Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank
für Unterstützung das Land S. unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs
zu Sachsen und Brandenburg zum erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin
dieses 1348 die Herzogswürde erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie
Mecklenburg-Stargard, die außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie
zeitweise brandenburgisches Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie
Mecklenburg-Strelitz. Über diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis.
Mit Mecklenburg kam es 1945 in die sowjetische Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard
(; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Starkenburg (Burg, Herrschaft). Seit 1190 hatten die Grafen von Sponheim die S. bei Zell zu Lehen von Trier und Corvey. Nach der um 1237 abgeschlossenen Teilung wurde sie Sitz der Hinteren Grafschaft Sponheim. 1437 starben die Grafen aus. (S. Sponheim-Starkenburg.)
Stauf (Herrschaft).
S. bei Kirchheimbolanden kam noch in merowingischer Zeit vom König an die
Erzbischöfe von Trier, von denen es als Lehen an die Herren von S. gelangte.
Von ihnen fiel die Herrschaft im 13. Jahrhundert
an die Grafen von Eberstein, dann an die Grafen von Sponheim und über die
Herren von Dannenfels 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken und Nassau-Weilburg. S. zählte
zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 kam es an Bayern, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft
Stauf in der Pfalz, 1913f.
Staufen (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
S., die zusammen mit der Grafschaft Rothenfels 13 Quadratmeilen umfasste, unter
den Grafen Königsegg-Rothenfels zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9.
Staufen (Herrschaft).
S. im Breisgau wird 770 erstmals genannt (Stoufen). 1248 wird erstmals die aus
dem 12. Jahrhundert stammende Burg S. der Herren von S. erwähnt, die den
Mittelpunkt der aus Lehen der Üsenberg und der Grafen von Freiburg bzw.
Habsburgs gebildeten Herrschaft S. mit
Silbergruben im Münstertal bildete. 1602 kam S. beim Aussterben der Herren an
Österreich, 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Noack, W., Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, 1941;
Geiges, L. u. a., Staufen und der obere Breisgau, 1967; Staufen im Breisgau.
Geschichte und Gegenwart, hg. v. Erdmann, E., 1989.
Staufenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft S. bei Rastatt wurde 1611,
endgültig 1700/1719 von Baden-Baden erworben, über das S. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 164; Hölzle, Beiwort 39.
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren
(Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren († 1055) benannte, der durch
seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile
des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich († 1105) erhielt als Schwiegersohn
König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum
Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen bei
Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die 1108 letztmals genannten
Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit Konrad
III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden
Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland
(Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche
Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen
zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf
(1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von
Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und
der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der
Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft
dann allerdings zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches
Erbgut in einen zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber
durch die Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus
ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der
Landesherren festigte. Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes
Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der
Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des
Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969;
Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer,
1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer,
T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA
8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u.
a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert,
H. u. a., 2007.
Steckelberg (Herren). Die seit 1131 nachweisbaren Herren von S. errichteten um die Burg S. bei Vollmerz eine stattliche Herrschaft, die seit 1276 an die Hanau sowie die Hutten und Thüngen kam. 1383 starben die Herren aus.
Stedesdorf (Herrschaft).
Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte die Herrschaft
S. zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Gumpelzhaimer 151; Wolff 339.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn wurde nach der Schlacht auf dem
Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten gebildet. Die zu Kärnten gehörige
Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia Carantana, karantanische Mark mit
dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon) unterstand zunächst bis 1035 den Grafen
von Eppenstein, dann den Grafen von Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den
Markgrafen aus dem Geschlecht der Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz
Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie mit der Obersteiermark verbunden. Die
Markgrafen Leopold (1122-1129) und Ottokar III. (1129-1164) setzten unter
Beerbung der Grafen von Eppenstein (1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der
Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre Herrschaft
durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte Markgrafschaft S. 1180
wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und Mittelsteiermark zum
Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu dem sie
zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum nach
dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger
Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die
1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254
nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und
Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an
Böhmen und 1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser
Zeit war auch der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das
Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs,
1411 an den steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain,
Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von
denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz
vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn
verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen
Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete
Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der
innerösterreichischen Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu
86% von Slowenen besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien,
während die übrige S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von
1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland
Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen Niederösterreich
(Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart)
aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von Österreich getrennte
Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs oberkrainische
Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje) rechtstatsächlich dem
Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten Zivilverwaltung des
Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen
Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell,
A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung
steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917,
1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes
Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d.
Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der
Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d.
steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970,
Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50,
III, 25, 31, Steiermsark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die
Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften
und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien,
Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969;
Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H.,
Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980;
Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg.
v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark,
1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum
Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die
Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark,
2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004.
Stein (Herrschaft).
Seit 1233 nannten sich Herren von S. nach der vermutlich noch im 12.
Jahrhundert erbauten Burg S. an der Zwickauer Mulde. Als Lehen der Grafen von
Hartenstein/Burggrafen von Meißen hatten sie Beierfeld, Sachsenfeld, Grünhain,
Holzenhain (Holzenheim) und Westerfeld. 1406/1439 ging S. mit Hartenstein an
die Schönburg über. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft über die Fürsten Schönburg-Waldenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam S. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Stein (Herrschaft).
Die Herrschaft S. im Hochstift Lüttich war ein
Lehen des Bischofs von Lüttich als Grafen von Looz und gehörte dem Marquis von
Westerloo. Am Ende des 18. Jahrhundert zählte sie zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen. Später kam sie an Frankreich und 1815/1839 zur Provinz Limburg
der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Stein (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die reichsritterschaftliche Herrschaft S. an der Günz (südöstlich Ottobeurens) zählte zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
Stein, Stein zu Nassau (reichsunmittelbare Herrschaft). Seit 1234 nannte sich eine als Burgmannen
im Dienste der Grafen von Nassau stehende Freiherrenfamilie nach ihrer Burg
S.(im Stadtgebiet von Nassau) an der unteren Lahn. Sie bildete aus den
südwestlich und westlich von Nassau gelegenen Dörfern Schweighausen (belegt mit
Landeshoheit vor 1361, seit 1427 Lehen Nassaus mit Landeshoheit und
Grundherrlichkeit) und Frücht (1613 von Nassau-Diez und Nassau-Saarbrücken
erworben) eine kleine Herrschaft mit Gütern in
fast 50 Orten. Sie war reichsritterschaftliches Gebiet im Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1806 fiel sie an Nassau-Usingen und
damit S. 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. 1831 starb die Familie
mit Friedrich Karl Freiherr vom und zum S. aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 164.
Stein (am Rhein) (Reichsstadt). Die
Benediktinerabtei Sankt Georgen, die Kaiser Heinrich II. 1015 vom Hohentwiel an
den Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee verlegt hatte, erhielt zwischen 1009
und 1024 das Marktrecht und Münzrecht in S. 1457 wurde der Ort durch Kauf der
es vordem einschließenden Herrschaft
Hohenklingen reichsfrei und erwarb zur Sicherung seiner Versorgung ein
ländliches Herrschaftsgebiet. 1484 schloss er
sich Zürich an, huldigte 1748 noch dem Kaiser gegen Privilegienbestätigung und
kam 1803 zum Kanton Schaffhausen.
L.: Wolff 519; Urner-Astholz, H./Stiefel, O./Rippmann, E./Rippmann, F.,
Geschichte der Stadt Stein am Rhein, 1957; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 258.
Stein zum Rechtenstein (Freiherren, Grafen,
Reichsritter). Vom 16. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählten die
Freiherren und Grafen von S., die bereits 1488 zur Rittergesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil am Neckar gehörten, mit den Herrschaften
Bergenweiler, Teilen von Emerkingen, Ichenhausen und Teilen von
Niederstotzingen mit Riedhausen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
Wegen des 1549 erworbenen Harthausen waren sie im Kanton Neckar immatrikuliert.
Seit 1597 zählten sie wegen des 1595 von den Westernach erlangten, bis 1790
bewahrten Bächingen zum Kanton Kocher der Ritterkreises Schwaben,
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 65; Hellstern 214, 218;
Kollmer 372; Schulz 271.
Steineck (Herrschaft) s. Steinegg
Steinegg (Herrschaft),
Steineck. Herren von Stein erscheinen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Ihre
Burg mit zugehöriger Herrschaft bei Pforzheim
gelangte über die Gemmingen an den Markgrafen von Baden, der die Gemmingen seit
1448 mit S. belehnte. Hinzu kam die Herrschaft
Hagenschieß. Das sog. Gemmingensche Gebiet gehörte zum Ritterkanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Innerhalb Badens war es bei Baden-Durlach. 1839
verkauften die Freiherren das Gebiet an Baden, mit dem es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Roemer, H., Steinegg, ein Familienbuch, 1934; Hölzle, Beiwort 38.
Steinfeld (Kloster). Das um 1070 von Sigebodo von
Are gegründete Kloster S. bei Schleiden gehörte mit S., Marmagen, Urft, Wahlen
und Wehr zum Erzstift Köln. 1121 wurde es vom Benediktinerkloster in ein
Regularkanonikerstift umgewandelt, das sich 1138 den Prämonstratensern
anschloss. 1715 kaufte es die Herrschaft
Wildenburg. 1802 wurde es durch Frankreich aufgehoben und kam über Preußen
(1815) 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Rick, P., Das Kloster Steinfeld in seiner geschichtlichen Bedeutung, 1949;
Schmidt, J., Die ehemalige Prämonstratenserabtei Steinfeld, 1951; Urkundenbuch
der Abtei Steinfeld, bearb. v. Joester, J., 1976; Eiflia sacra, 1994, 175;
Joester, J., Steinfeld, LexMA 8 1996, 98f.
Steinfurt (Herrschaft,
Grafschaft). Nach der 1129 erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der
Aa im Norden der Münsterschen Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine
aus Grundrechten, Vogteirechten und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel Steinfurt, Vogtei
über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab 1279, Gronau 1365).
1357 wurde Laer an das Reich aufgetragen. Nach dem Aussterben der Herren fiel
die Herrschaft S. über die Erbtochter 1421 an
Everwin von Götterswick, der im gleichen Jahr die Grafschaft Bentheim erbte,
und damit an die Grafen von Bentheim. 1454 wurden Bentheim und S. in zwei
Linien verselbständigt. 1495 wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift Münster dem
Reich als Lehen aufgetragen und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte,
vermindert um das im 16. Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt
Rüschau, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf
Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt. 1804 wurde Bentheim durch die
Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5
Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an
Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt an Nordrhein-Westfalen. S.
Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182;
Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt.
Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99.
Steinfurt-Bentheim (Grafschaft). 1421/1432 fiel die Herrschaft Steinfurt an die Grafen von Bentheim. S.
Steinfurt, Bentheim.
L.: Gumpelzhaimer 157.
Sterneck (Herrschaft).
Bald nach 1250 erbauten die Herren von Brandeck die Burg S. bei Freudenstadt.
Sie wurde Mittelpunkt einer zum schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft. Diese kam 1750 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Schlumpberger, E., Die Geschichte der Herrschaft Sterneck von ihren Anfängen bis 1806, 1952.
Sternstein, Störnstein (gefürstete Reichsgrafschaft).
Um das Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden
bildete sich eine Herrschaft. Als unmittelbare
Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von
Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw.
der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn,
Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben.
Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit
1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807
an Bayern verkauft. S. Störnstein.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Stetten (Freiherren, Reichsritter). Von etwa
1550 bis etwa 1800 zählten die Freiherren von S. mit der Herrschaft Kocherstetten, Berndshofen, Bodenhof,
Buchenbach, Buchenmühle (Buchenmühl), Heimhausen (Heimbach), Laßbach, Mäusdorf,
Morsbach, Rappoldsweiler Hof (Rappoldsweilerhof) und Schlothof, Schloss S.,
Vogelsberg und Zottishofen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
Kocherstetten und Buchenbach fielen 1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 57;
Winkelmann-Holzapfel 164; Pfeiffer 210; Riedenauer 127; Stetten 33, 37, 185;
Rahrbach 253; Neumaier 73, 90, 149f.; Beschreibung des Oberamts Künzelsau, hg.
v. d. kgl. statist.-topograph. Bureau, Bd. 1f. 1883, Neudruck 1968; Herrmann,
M., Geschichte von Dorf und Schloss Stetten, 1931; Der Kreis Künzelsau, hg. v.
Theiss, K./Baumhauer, H., 1965; Rauser, J., Die Mediatisierung des Baronats
Stetten, 1968; Rauser, J., Die Reichsfreiherrschaft Stetten in der Endphase
ihrer Unmittelbarkeit 1794-1809, 1969.
Stetten (im Remstal) (Herrschaft).
Das seit der Merowingerzeit besiedelte, 1299 erstmals genannte S. liegt in
einem Seitental der Rems. Es war Mittelpunkt einer von Württemberg zu Lehen
gewonnenen Herrschaft der Herren von S. Diese
kam 1507/1508 durch Kauf an Konrad Thumb von Neuburg, 1646 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161.
Stettenfels (Herrschaft).
Die Burg S. bei Heilbronn war Mittelpunkt einer Herrschaft
der Grafen von Calw, die nach 1140 an Weinsberg kam. 1277 wurden die Güter der
Pfalz zu Lehen aufgetragen. Über die Hirschhorn, Sturmfeder, Helmstadt,
Adelsheim, Thumb von Neuburg und Hürnheim gelangte sie 1351 durch Kauf an die
Grafen Fugger, denen gegenüber nach 1504 wieder 1556 Württemberg als Lehnsherr
auftrat. 1747 wurde die zum schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft (mit Obergruppenbach, Untergruppenbach,
Donnbronn, Wüstenhausen) an Württemberg verkauft, über das die Güter 1951/1952
an Baden-Württemberg kamen.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Frank, J. R., Burg Stettenfels, 1958.
Stettenfels-Gruppenbach (Herrschaft) s. Stettenfels
Steußlingen (Herrschaft).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft
S. über den Herzog von Württemberg zum schwäbischen Reichskreis. Über
Württemberg kam S. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 70; Wolff 161f.; Wallner 684 SchwäbRK 1.
Steyr (Herrschaft).
An der Mündung der S. in die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung
des Reiches gegen die Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg
(Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau und wurde
zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern
gelöst und als Reichslehen mit dem Herzogtum Steiermark verbunden, das
1186/1192 auf die babenbergischen Herzöge von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837;
Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler,
C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer
Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis
heute, 1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller
Überblick, 1980.
Stimpfach (reichsritterschaftliche Herrschaft). S. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Ellwangen und damit über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Stockerau (Herrschaft).
S. (1012 Stockerowe) an der Donau bei Wien kam vom König an das Hochstift
Regensburg, von diesem als Lehen an die Kreuzenstein bzw. Grafen von Formbach
und nach deren Aussterben im 13. Jahrhundert an Österreich. 1748 kaufte es sich
frei und wurde eine eigene Herrschaft. Diese
ging in Niederösterreich auf.
L.: Starzer, A., Geschichte der Stadt Stockerau, 1911; Brückner, J., Sozial-
und Wirtschaftsgeschichte des Marktes Stockerau, Diss. Wien 1953; Nikel, H.,
Pfarre und Kirche Stockerau, 1893-1914, 1983.
Stollberg (Herrschaft).
Um die am Ende des 12. Jahrhunderts errichtete Burg Hoheneck am Erzgebirge
entstand die Herrschaft S. südlich von Chemnitz.
Nach 1300 gelangte sie von den Herren von Tegkwitz/Burggrafen von Starkenberg
an die Herren von Schönburg, 1367 an Böhmen, 1397 an Schwarzburg und 1423 an
die Markgrafen von Meißen, die sie von 1437 bis 1564 in fremde Hände gaben.
Über Sachsen kam S. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Löscher, H./Voigt, J., Heimatgeschichte der Pflege Stollberg,
1931ff.
Storkow (Herrschaft).
1209 wird der Burgward Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes
erstmals erwähnt. Er wurde bald ein Mittelpunkt der Herrschaft
S. der Ministerialen von Strehla an der Elbe, die 1382 an die Herren von
Biberstein kam, die auch die Herrschaft Beeskow
hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für 45000
Gulden an das Hochstift Lebus verkauft. 1556/1557 veräußerte der Administrator
des Hochstifts sie an den verwandten Markgrafen Johann von Küstrin. 1575 kam
sie an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über
Brandenburg fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Störnstein,(gefürstete Reichsgrafschaft), Sternstein. Um das
Schloss Störnstein bei Neustadt an der Waldnaab nördlich von Weiden bildete
sich eine Herrschaft. Als unmittelbare
Reichsherrschaft ursprünglich den Herren von Pflug, dann den Freiherren von
Heideck (Heydeck) gehörend erhielt sie 1575 Popel von Lobkowitz vom Kaiser bzw.
der Krone von Böhmen zu Lehen. 1641 wurde S. mit Neustadt, Waldau, Waldthurn,
Schönsee und einer Reihe von Dörfern zu einer gefürsteten Grafschaft erhoben.
Seit 1653 hatten die Lobkowitz Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und seit
1742 im bayerischen Reichskreis. 1806 wurde S. in Bayern mediatisiert und 1807
an Bayern verkauft.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 13.
Straßberg (Herrschaft).
Seit 1253 erscheint neben dem älteren Burc (844) im Scherragau S. bei
Sigmaringen, das als Lehen des Reichsstifts Buchau im 13./14. Jahrhundert in
der Hand der Grafen von Hohenberg war. Von 1345 bis 1420 hatten die Herren von
Reischach das Lehen, das um Kaiseringen und Frohnstetten erweitert wurde. 1511
erlangte Wolf von Homburg den Blutbann für die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Herrschaft, die 1532 an die
Westerstetten verkauft wurde und 1625 an Buchau zurückfiel. 1803 kam Buchau an
Thurn und Taxis, 1806 an Württemberg. 1837 wurde S. von
Hohenzollern-Sigmaringen angekauft und blieb bis 1854 Amt. Über Preußen (1849)
gelangte es 1945 zu Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Wallner 688 SchwäbRK 53.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen
Landau in der Pfalz und dem Bieler See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals
erwähnt, bald Mittelpunkt der oberen bischöflichen Herrschaft
rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in der Mitte des 14. Jahrhunderts
etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie allerdings die 974/982
gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer
Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun
Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem
Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck,
Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei
Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass
sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die
Lehnshoheit Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber
Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden
1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden
(Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Straßburg (freie Reichsstadt). Die Römer
errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74 n. Chr.
erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich ein
bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die Alemannen
und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich einverleibt. Seit Ende des
6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum, Stratisburgo. 843 kam der Ort,
an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle die Straßburger
Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu Ostfranken und entwickelte sich
zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der Bischof 974/982 die Herrschaft gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht aufgezeichnet.
1262 konnte sich die Stadt gewaltsam von der Herrschaft
der Bischöfe befreien und wurde Reichsstadt (1358 freie Stadt). Sie zählte etwa
10000 Einwohner und gewann allmählich ein ansehnliches Herrschaftsgebiet.
1332 erlangten die Zünfte die Teilnahme an der Stadtherrschaft. 1350 schloss
sich S. dem elsässischen Zehnstädtebund an. Bis zur zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts stieg die Zahl der Einwohner auf 25000-30000. 1529/1531 nahm die
Stadt die Reformation an. 1621 wandelte sie das 1538 gegründete Gymnasium zur
Universität um. 1681 wurde S. von Frankreich besetzt und in Form einer
Realunion eingegliedert, seit 1780 zunehmend französisiert. Die Universität, an
der Goethe studiert hatte, wurde 1793 aufgelöst. .Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten der Stadt das Amt Illkirch (Illkirch-Grafenstaden[,
Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim, Niederhausbergen, Schiltigheim und
Ittenheim), das Dorf Eckbolsheim des Stiftes Sankt Thomas und die Herrschaften Barr, Marlenheim und Wasselnheim. Von
1871 bis 1918 war sie Hauptstadt des deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen
(mit 1905 nur noch 3 % französischsprachigen Bürgern), von 1940 bis 1944
deutsch besetzt (Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 72; Urkunden und Akten der
Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd. 1-14 1879ff.; Seyboth, A.,
Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1870, 1890; Borries, E.
v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E., Straßburg, 1926;
Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Alexander,
A./Wentzcke, P., Straßburg. Bibliographie, Dt. Archiv für Landes- und
Volksforschung 7 (1944); Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg,
1685 bis 1789, 1961; Dollinger, P., Strasbourg. Du passé au présent, 1962;
Wunder, G., Das Straßburger Gebiet, 1965 (Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G.,
Das Straßburger Landgebiet, Territorialgeschichte der einzelnen Teile des
städtischen Herrschaftsbereiches vom 13. bis 18.
Jahrhundert, 1967 (Diss. phil. Straßburg 1967); Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 261; Hertner, P., Stadtwirtschaft zwischen Reich
und Frankreich. Wirtschaft und Gesellschaft Straßburgs 1650-1714, 1973;
Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Forstmann, W./Haug,
E./Pfaehler, D./Thiel, G., Der Fall der Reichsstadt Straßburg und seine Folgen.
Zur Stellung des 30. September 1681 in der Geschichte, 1981;
Stadtsprachenforschung unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der
Stadt Straßburg im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, G.,
1988; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1988; Strasbourg,
Schoepflin et l’Europa, hg. v. Vogler, B. u. a., 1996; Rapp, F., Straßburg,
LexMA 8 1996, 213ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 595; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte
administrativer Praxis, 2011.
Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz des Herzogs von Bayern). Auf
älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im früheren keltorömischen
Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der Bayern errichtet, die über
den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken fiel. 1029 kam der Königshof
von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet
erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des
Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von
1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in
dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute
Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die
letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und
alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die
Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 566.
Straupitz (Herrschaft).
Die Standesherrschaft S. östlich von Lübben gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zur Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Strelitz (Burg, Herrschaft)
s. Mecklenburg-Strelitz.
L.: Wolff 443.
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg
um 1150 an die Herren von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise
als Lehen des Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche die Burg
Hohenlupfen nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S.
Hauptort der seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten
Landgrafschaft S., in der 1524 der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die
Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und
beim schwäbischen Reichskreis hatte, an die Marschälle von Pappenheim und 1639
über die Erbtochter des letzten Pappenheim aus der Linie S. zusammen mit der Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. 1805
kam sie mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern Gebiet, das die
eigentliche Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die Herrschaft Hewen mit dem Schloss Hohenhewen und Engen
umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Stuttgart (Ort, Stadt, Herrschaft,
Residenz des Grafen von Württemberg bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg).
Vielleicht um 950 legte der Herzog von Schwaben am Neckar unweit des schon um
700 erwähnten Cannstatt ein Gestüt (stuot-gart) an, in dem bald mehrere
umliegende Siedlungen (Frankenbach, Immenhofen, Weißenburg, Tunzhofen)
aufgingen. Die Herrschaft über den 1160 bzw.
urkundlich 1229 erstmals erwähnten Ort (Stukarten) hatten die Grafen von Calw,
im frühen 13. Jahrhundert durch Erbfolge die Grafen von Baden, von denen er um
1245 durch Heirat an die Grafen von Württemberg kam. Zu Beginn des 14.
Jahrhunderts wurde S. Verwaltungsmittelpunkt Württembergs und wuchs bis 1850
auf etwa 50000 und bis 1942 auf knapp 500000 Einwohner. In Baden-Württemberg
(1951/1952) wurde S. Hauptstadt.
L.: Wolff 161; Pfaff, K., Geschichte der Stadt Stuttgart, Bd. 1ff. 1845ff.;
Schneider, E., Geschichte der Stadt Stuttgart, 1927; Decker-Hauff, H.,
Geschichte der Stadt Stuttgart, 1966; Borst, O., Stuttgart. Die Geschichte der
Stadt, 1973; Leipner, K., Stuttgart, 1987; Lorenz, S., Stuttgart auf dem Weg
zur Landeshauptstadt, (in) FS O. Borst, 1989; Lorenz, S., Stuttgart, LexMA 8
1996, 270f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 568.
Sugenheim (Herrschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Im
Hochmittelalter erwarben die Seckendorff von den Castell, Hohenlohe und anderen
um S. bei Scheinfeld ein weitgehend geschlossenes Gut, das vermutlich
ursprünglich aus Reichsvogteigut der Staufer kam. Mit ihm zählten sie zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. 1796 fiel S. gewaltsam an
Preußen, danach an Bayern.
L.: Wolff 512.
Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle
benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt.
1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg Albeck oberhalb Sulzs
saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen großen Teil ihrer
Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des letzten Grafen von
Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der unteren Wutach.
1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift Konstanz Schloss und Stadt Tiengen
und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die Herrschaften
Vaduz, Schellenberg und Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern Jestetten und
Tiengen bestehende Landgrafschaft über die Erbtochter an die Fürsten von
Schwarzenberg, 1805/1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
selbst stand schon 1251 infolge Erbanfalls den Herren von Geroldseck zu, von
denen es bis 1473 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz
im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss.
phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304.
Sulzbach (Reichsdorf). 1035 gab Kaiser Konrad II.
dem Kloster Limburg an der Haardt (Hardt) bei Dürkheim (Bad Dürkheim) an der
Weinstraße den königlichen Hof zu S. mit Teilen des Gebiets der später zur
Vogtei S. gehörenden Dörfer Altenhain, Neuenhain, Schneidhain und Soden im
Taunus. Die freien Bauern wurden hiervon nicht betroffen. 1282 stellten sich
die freien Bauern von Soden und S. unter den Schutz der Stadt Frankfurt am Main
und verpflichteten sich dafür zur Heeresfolge. 1450 gerieten Soden und S. auf
Grund eines Frankfurter Darlehens pfandweise ganz unter die Herrschaft Frankfurts. Als das Kloster Limburg 1561 an
die Pfalz (Kurpfalz) fiel, musste Frankfurt in eine Teilung der hohen Obrigkeit
einwilligen. 1613 gelang es Soden und S., sich durch Rückzahlung rechtlich von
der Frankfurter Herrschaft zu befreien. 1650
trat die Pfalz die Vogtei S. an das Erzstift Mainz ab. 1656 einigten sich
Frankfurt und das Erzstift Mainz über die Rechte der gemeinsamen Herrschaft in S. und Soden. 1803 fielen S. und Soden
an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Hugo 463; Wolff 506; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, 2. A. 1981.
Sulzberg (Herrschaft).
1059 erscheint erstmals der S. (Sulceberch) südlich von Kempten als Grenzmarke
zwischen Hochstift Augsburg und Kloster Kempten. Die Herrschaft
S. hatten als Lehen Kemptens von 1176 bis 1358 Herren von S. inne, denen über
die Erbtochter die Herren von Schellenberg folgten. Bei der Erbteilung von 1381
wurde S. Sitz einer eigenen Linie. In dieser kam sie 1525 an Veronika von
Schellenberg, die sie an ihren Bruder verkaufte. Dieser veräußerte die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft
1526 an die Abtei Kempten, über die S. 1802/1803 an Bayern gelangte.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Hölzle, Beiwort 80; Becherer, J.,
Chronik der Marktgemeinde Sulzberg, 1931.
Sulzbürg (Reichsherrschaft). Nach S. bei Neumarkt
in der Oberpfalz nannte sich seit 1217 ein Reichsministerialengeschlecht, das
vielleicht auf den in der Umgebung König Konrads III. erscheinenden Gottfried von
Wettenhofen zurückgeht, sich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nach den von
ihnen beerbten, schon um 1120 bezeugten Edelfreien von Wolfstein nannte und das
Kloster Seligenporten gründete. Niedersulzbürg kam vor 1291 an die
verschwägerten Reichsministerialen von Stein (Hilpoltstein), später an die
Gundelfingen und Hohenfels, 1403/1404 zusammen mit dem 1397 verliehenen
Hochgericht an die (S. bzw.) Wolfstein. Obersulzbürg fiel Ende des 13.
Jahrhunderts an die Grafen von Hirschberg, danach an Bayern und 1330 als Lehen
an die Herren von Dürnwang und wurde um 1350 von den Wolfstein gekauft. Das um
1130 urkundlich fassbare Reichsgut Pyrbaum gelangte vor 1346 von den
verschwägerten Reichsministerialen Rindsmaul an die von Wolfstein. 1353 wurde
die Reichsunmittelbarkeit des um S. und Pyrbaum liegenden Gebiets ausdrücklich
anerkannt. 1354 wurden die Wolfstein vom kaiserlichen Landgericht befreit. 1496
nahmen sie Niedersulzbürg zu Lehen. 1523 wurden sie in den
Reichsfreiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. S., das aus dem
Bergschloss und Markt Obersulzbürg und einer Anzahl Dörfer bestand, und Pyrbaum
mit Schloss und Markt Pyrbaum bildeten zunächst eine einzige Herrschaft, doch wurde seit 1480 Pyrbaum in den
kaiserlichen Lehnsbriefen als einzelne Herrschaft
angesehen. 1561 wurde die Reformation eingeführt. 1740 kamen die zum
bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaften
nach Aussterben der Wolfstein, die seit 1668 Mitglieder des fränkischen
Reichsgrafenkollegiums waren, auf Grund einer Lehnsanwartschaft von 1562 an
Bayern. Nach dem Tod Herzog Maximilians III. Josef, der 1769 auch die Allode
der Wolfstein erlangt hatte, fielen S. und Pyrbaum mit 2 Quadratmeilen an das
Reich, das sie 1779 der Regierung Bayerns unterstellte. S. Wolfstein zu S.
L.: Wolff 150; Wallner 712 BayRK 15; Böhm, J., Die ehemalige Wolfsteinische
Reichsgrafschaft Sulzbürg-Pyrbaum, (in) Das Bayerland 8 (1897), 280; Wappler,
K., Das Sulzbürger Landl, 1957; Heinloth, B., Neumarkt, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Altbayern.
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs
der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert
bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von
Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat
(Hochstift Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in
Ensisheim hatte. Danach wurde S. die Bezeichnung für die Güter Habsburgs im
Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von
Habsburg verpfänden, 1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3 1901ff.; Müller, C.,
Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann. Jb. 1958; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S. 255, Sundgouwe,
Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau, 1965; Moreau, J.,
Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi, P., Die
habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A.
1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P., Sundgau,
LexMA 8 1996, 323f.
Susa (Markgrafschaft). Vielleicht noch im 1.
Jahrhundert v. Chr. entstand am Fuß des Mont Cenis die römische Siedlung
Segusio. Im frühen 6. Jahrhundert bildete S. den Mittelpunkt einer Herrschaft der Goten. Seit der Mitte des 10.
Jahrhunderts unterstand S. der Herrschaft der
Markgrafen von Turin, kam aber am Ende des 11. Jahrhunderts an Savoyen und
damit 1861 an Italien.
L.: Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 262 Suse; Sergi,
G., Potere e territorio, 1981; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi,
G., Susa, LexMA 8 1996, 330.
Sylt (Harde, Landschaft). Die Insel S. wurde
im Frühmittelalter von Nordfriesen besiedelt. Sie bildete eine der 13 Harden
der nordfriesischen Uthlande. Seit dem 13. Jahrhundert stand der Norden der
Insel (Listland) unter der Herrschaft des Stifts
Ripen. Von 1386 teilten sich der König von Dänemark und der Herzog von
Schleswig den Besitz der Insel. 1435 kam S. zum Herzogtum Schleswig, doch blieb
List bis 1864 bei Dänemark. Innerhalb Schleswig-Holsteins hatte S. weitgehende
Selbstverwaltung. Mit Schleswig-Holstein gelangte es 1866 zu Preußen und damit
1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Sylt. Geschichte und Gestalt einer Insel, hg. v. Hansen, M./Hansen, N.,
1967.
Talheim (reichsritterschaftliche Herrschaft). T. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam vor der Mediatisierung an den Deutschen Orden und über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Tann (reichsritterschaftliche Herrschaft). T. an der Ulster erscheint erstmals 1197
in der Überlieferung Fuldas als civitas. Seit 1647 gehörte T. über die von und
zu T. zum buchischen Quartier des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
1803 kam T. an Bayern und 1866 mit Gersfeld an Preußen und damit 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 514; Abel, A., Heimatbuch des Kreises Gersfeld, 1924.
Tannheim (freie Herrschaft).
In T. zwischen Biberach und Memmingen ist um 1100 eine Martinskirche bezeugt,
die 1351 dem Kloster Ochsenhausen inkorporiert war. Die freie Herrschaft T. gehörte über Ochsenhausen dem
schwäbischen Reichskreis an. 1803 fiel T. an die Grafen von Schaesberg, die
sich danach Schaesberg-Tannheim nannten und 1806 in Württemberg mediatisiert
wurden. Über Württemberg kam T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Tarasp, Trasp, Trafft (Herrschaft).
Die Burg T. im Unterengadin stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie war Mittelpunkt
der im 13. Jahrhundert den Grafen von Tirol zugeordneten Herrschaft T. Sie gehörte nach mehrfachem Herrschaftswechsel seit 1464 zu Tirol bzw. Österreich
und kam mit diesem zum österreichischen Reichskreis. 1684 erwarben die Fürsten
von Dietrichstein die 1,5 Quadratmeilen große, als reichsunmittelbar geltende,
katholisch gebliebene Herrschaft und erlangten
für sie 1686 Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1803 fiel T. von Österreich an
Graubünden in der Schweiz.
L.: Gumpelzhaimer 5; Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E5; Poeschel, E., Das Burgenbuch von Graubünden, 1929;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322.
Tauroggen (Herrschaft). Die Herrschaften T. und Serrey in Litauen fielen 1688/1690 an Brandenburg, wo sie bis 1695 verblieben. 1793 kamen sie an Russland. S. Litauen.
Tautenburg (Herrschaft).
Wohl im 12. Jahrhundert wurde inmitten ausgedehnter Wälder die Burg T. bei Jena
angelegt. 1243 belehnte Kaiser Friedrich II. die Schenken von Vargula mit T.
Seitdem nannte sich eine ihrer Linien wegen des thüringischen Erbschenkenamtes
Schenken von T. Sie erwarb im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ansehnliche
Güter an der mittleren Saale und der unteren Unstrut. 1343 musste T. von den
Grafen von Schwarzburg, 1345 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen genommen
werden. Nach dem Erlöschen der in T. verbliebenen Linie 1640 zogen die
albertinischen Wettiner die Herrschaft als
erledigtes Lehen ein. Nach der Reichsmatrikel von 1776 gehörte die Grafschaft
T. zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam die Herrschaft
T. an Sachsen-Weimar. 1920 gelangte T. an Thüringen und damit von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 171; Wolff 377.
Teck (Herzöge). Die Burg T. in der
Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187 entstandenen
Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186 bzw.) 1187
Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von Zähringen mit
einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13. Jahrhunderts in die
Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit Gütern um T. teilte.
Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an den König
zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit
mit Habsburg kauften die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie Oberndorf, die 1363
verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise und 1381/1386
endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die
Linie Owen erwarb 1365 die Herrschaft Mindelheim
und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft
Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von
Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen
der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von
T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von
Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische
Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag,
2. A. 1995; Wolf, A., Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 40; Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009.
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich
Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den
Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von
Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184
wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen zurückgenommen.
Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die seit etwa 1180
gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden mussten,
gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft
zwischen Hunte und Ems (1189 Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im
Emsland an das Hochstift Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen
Grafen von T. aus. Ihre Güter fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die
jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich seit dem Erwerb der
Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen von Bentheim nannte und vor 1309 das
Recht ihrer Dienstmannen besonders aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die
landfremden verwandten Grafen von Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358
Schwerin an Mecklenburg verkauften und den Namen T. fortführten. Um 1375
umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an der
oberen Ems gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda südwestlich
Bielefelds einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen Münster und
Lingen und Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg, Friesoythe
einschließlich des Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg gewonnen. Um
1400 verlor T. in Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster und
Osnabrück und dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei
Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur durch
einen schmalen Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T. beschränkt.
1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen der
Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen Bund
Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben (1632/1633
an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557 kam das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende T. (mit Rheda) über eine
Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde 1606/1610 in die Linien
Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg (Hohenlimburg) und Bentheim und
Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem
Reichskammergericht begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von
Solms-Braunfels, die durch Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten.
1707/1729 fiel das zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T.
(Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der
Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft
Rheda verblieb, an Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft
Lingen ein Gebiet von 14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die
Städte T., Lengerich und Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich,
Kappeln (Westerkappeln), Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden,
Ledde und Schale), zum Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich. Danach fiel
es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen) zurück und
damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen gelangte über
Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K., Historisch-topographisch-statistische
Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg, 1788; Reismann-Grone, T., Geschichte
der Grafschaft Tecklenburg bis zum Untergang der Egbertiner 1263, 1894;
Fressel, R., Das Ministerialenrecht der Grafen von Tecklenburg, Diss. jur.
Münster 1907; Gertzen, B., Die alte Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss.
phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand,
W., Besitz- und Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A.,
Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle des Zeitalters der Industrialisierung,
1970; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS
Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln Westfalen 1180-1980, 1980; Mersiowsky, M.,
Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850 Jahre Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in
Westfalen, 2003, 198 (mit genealogischer Übersicht).
Teisselberg, Theinselberg (Herrschaft).
S. Theinselberg.
L.: Wolff 158; Wallner 685 Schwäb RK 7.
Teltow (Land). Das slawisch besiedelte, ab 1200
von Deutschen stärker besiedelte Gebiet zwischen Spree, Dahme, Notte, Nuthe und
Havel, das seit dem 13. Jahrhundert unter dem slawischen, unerklärten Namen
Teltow erscheint, kam vermutlich um 1225 an die Markgrafen von Brandenburg und
über Brandenburg bzw. (1701) Preußen von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Bilder aus der Vergangenheit des Kreises Teltow, 3
Teile 1905ff.; Hannemann, A., Der Kreis Teltow, seine Geschichte, seine
Verwaltung, seine Entwicklung und seine Einrichtungen, 1931; Assing, H., Die
Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse in den
Dörfern des Teltow in der Zeit um 1375, Diss. phil. Ostberlin 1965
(masch.schr.); Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 4 Teltow, bearb.
v. Enders, L., 1976; Bohm, E., Teltow und Barnim, 1979.
Tengen (Herren, Herrschaft,
gefürstete Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde
Mittelpunkt der vorderen und hinteren Herrschaft
der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die hintere Herrschaft
T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des Deutschen Ordens und
1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit
Vorderstadt und der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von Österreich gekauft
und 1534 mit der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft Nellenburg, die 1422
an die Herren von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw. Österreich gekommen
war, vereinigt. 1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als Mannlehenpfand von
Österreich. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch die Auersperg Sitz
und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis erhielten. Da
die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die Grafschaft zugleich
reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an Baden und damit
T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad.
Neujahrsbl. 4 (1894).
Tennenbach (Kloster). Das Zisterzienserkloster T.
nördlich Freiburgs im Breisgau wurde 1160 von den Herzögen von Zähringen gegründet.
Herrschaftsgebiet war das Dorf Kiechlinsbergen.
1806 wurde T. in Baden säkularisiert. 1807 wurde es aufgehoben. Über Baden kam
T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B3; Weber, M., Das
Tennenbacher Güterbuch, ZGO 40 (1927), 34ff.; Moser, J., Das Ende des Klosters
Tennenbach, 1982.
Tessin (Reichsritter). Von 1711 (Erwerb des
Ritterguts Hochdorf durch den württembergischen Kammerpräsidenten Philipp
Heinrich von T.) bis 1804 (Tod Ferdinands von T. zu Hochdorf und Kilchberg) war
die Familie T. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben und übte die Herrschaft
über die Orte Hochdorf (Lehen Württembergs) und Kilchberg (sieben Achtel
Eigengut, ein Achtel Lehen Württembergs) aus. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 215, 218.
Tettnang (Herrschaft,
Grafschaft). T. nahe dem Bodensee wird 882 erstmals erwähnt. Von der Bregenzer
Linie der Udalrichinger kam der Ort über die Pfalzgrafen von Tübingen an die
Grafen von Montfort. Die um 1250/1260 entstandene Linie Montfort-Tettnang
erlosch 1787. 1779/1780 verkauften die überschuldeten Grafen die Herrschaften T., Argen und Schomburg an Österreich,
das sie mit dem seit 1755 zu Österreich gehörigen Wasserburg zur
reichsunmittelbaren, rund 10000 Einwohner zählenden Grafschaft T. mit Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium vereinigte. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die zusammen 6 Quadratmeilen großen Herrschaften T. und Argen zum schwäbischen
Reichskreis. 1805 kam die Grafschaft T. an Bayern, 1810 ohne das bei Bayern
verbleibende Wasserburg an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. a. Montfort-Tettnang.
L.: Wolff 198; Wallner 686 SchwäbRK 21; Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen
von Montfort und Werdenberg, 1845; Kastner, A., Die Grafen von
Montfort-Tettnang, 1957; Gönner, E., Die Grafschaft Tettnang, (in)
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Frick, A., Tettnang am Bodensee,
1974.
Teupitz (Herrschaft).
T. bei Potsdam war Mittelpunkt der kleinen, bei der ersten Erwähnung 1307 den
von Plötzke (bzw. Plotzick?) in der Lausitz gehörigen, etwa 20 Ortschaften
umfassenden Herrschaft T. Sie unterstand seit
1350 innerhalb Meißens den Schenken von Landsberg. 1432 erkannten diese die
Lehnshoheit Brandenburgs an, doch blieb T. im Verband der Lausitz ein Lehen
Böhmens bis 1742. Kurz vor dem Aussterben verkauften die Schenken das Gebiet an
Preußen. Mit Brandenburg kam T. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Königswusterhausen.
L.: Wolff 388; Hoffmann, F., Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz, 1902;
Biedermann, R., Geschichte der Herrschaft
Teupitz und ihres Herrschaftsgeschlechts der
Schenken von Landsberg, (in) Der deutsche Herold 64 (1933), 65 (1934).
Thannhausen, Tannhausen (reichsunmittelbare Herrschaft). T. (1109 Taginhusen) an der Mindel bei
Krumbach war ursprünglich staufisches Reichsgut. Die nach ihm benannten Herren
waren Reichsministeriale. 1560 ging es mit dem Blutbann an die Augsburger
Patrizierfamilie Baumgartner über. Nach mehrfachem Herrenwechsel erwarben 1665
die Grafen von Sinzendorf das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen. Nach
Lösung Thannhausens aus der Reichsritterschaft gehörten die Sinzendorf über die
Grafschaft dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium und dem schwäbischen
Reichskreis an. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarben die 1693/1705 in den
Grafenstand erhobenen Grafen von Stadion die Grafschaft und gewannen 1708
Reichsstandschaft und Kreisstandschaft. 1806 wurde die etwa 0,1 Quadratmeile
große Grafschaft in Bayern mediatisiert, blieb aber bis 1906 Sitz der
Standesherrschaft Stadion.
L.: Wolff 208; Zeumer 553 II b 61, 16; Wallner 690 SchwäbRK 95; Bronnenmaier,
H., Thannhauser Heimatbuch, 1960.
Theinselberg (Herrschaft),
Teisselberg.Die Herrschaft T. zählte am Ende des
18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 158; Wallner 685 Schwäb RK 7.
Thoire-Villars (Herrschaft).
Die Herrschaft T. westlich Genfs lag zwischen
der Freigrafschaft Burgund und der Grafschaft Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 C5.
Thonecken (Herrschaft)
s. Dhronecken
L.: Wallner 697 OberrheinRK 22.
Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft, Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare,
Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v. Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr.
fiel es an die Alemannen, wurde um 700 christianisiert und wenig später dem
fränkischen Reich eingegliedert, in dem es den seit 741 in Urkunden Sankt
Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861 wurde hiervon der westliche Teil
als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen an das Hochstift Konstanz und
die Klöster Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau. Der übrige T. entwickelte sich
unter Verselbständigung der Grafschaften Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und
Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den Herzögen von Zähringen (1094)
über die Grafen von Kiburg (Kyburg) (Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an
die Grafen von Habsburg kam. 1415 zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog
Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber in verringertem Umfang 1418 wieder
an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die Eidgenossen der Schweiz den ganzen
T. und verwalteten ihn als gemeine Herrschaft.
1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz beanspruchte
Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von Gemeinden die
Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit von den
Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen Republik,
1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt Frauenfeld) der Schweiz, der sich
1814 eine Verfassung gab, die 1869 vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation,
Diss. jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E.,
Chronik des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953,
1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27,
III, 30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M.,
1966; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht
(634-717/719 Herzogtum) und christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld
sowie das Erzstift Mainz (Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang
des deutschen Königtums auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter
östlich liegender Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches
mit Pfalzen in Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar,
Heiligenstadt, Mühlhausen?, Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena),
Erfurt, Tilleda, Wallhausen und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern
gewannen die aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken
stammenden, auf der 1044 erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am
Pass der Hohen Sonne des Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten
Ludowinger (1039 Ludwig der Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar
III. um 1130 (1130/1131) mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137
erlangten sie aus der Heirat mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen
von Gudensberg) Güter in Hessen um Marburg und Gudensberg südwestlich von
Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen
und hessischen Gütern die Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als
Reichslehen und Güter an der Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie
erbauten schon vor 1080 auf fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später
die Neuenburg (Neuburg) an der unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und
die Marburg an der Lahn, doch gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter
nicht. 1247 starben sie mit Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig
1263/1264) über eine Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer
Eventualbelehnung von 1243 an die in weiblicher Linie mit den Ludowingern
verwandten wettinischen Markgrafen von Meißen, Hessen über eine Erbtochter
(Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen von Hessen), womit einerseits
die Trennung von Thüringen und Hessen und andererseits die Aufgabe der
selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265 überließ der Wettiner Heinrich
der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den Entarteten. 1293/1294 verkaufte
Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T. an König Adolf von Nassau, doch
konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der Schlacht bei Lucka die Mark
Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353 sowie von fünf
hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des Pleißenlandes mit
Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete
von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und
Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens
bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis
1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen
langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza,
weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und
schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie
der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig
wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner, die das
südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und Wittenberg
bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das nördliche
Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und Ernestiner
deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von 1657 bis 1746
bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den Hauptbestandteil von
Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene Hochstift Naumburg mit
den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl) den Hauptbestandteil
von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden im Rahmen des
obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun der Reuß und
drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes
gewonnen und war Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803
fielen Erfurt, das Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die
albertinischen Teile an Preußen. 1807 verlor Preußen alle linkselbischen
Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld
zum Königreich Westphalen, Erfurt mit seinem Gebiet zu Frankreich. 1815
erlangte Preußen die verlorenen Gebiete zurück und gewann die albertinischen Teile
Thüringens, die es 1816 auf die Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt
(Weißensee, Langensalza, Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu
Merseburg (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg,
Sittichenbach, Wendelstein, Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische
Provinz Sachsen mit Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt,
Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby,
Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke
Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen
Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf
kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß
jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz
(Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte,
nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden
war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach
Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten (vier der
Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich mit
Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den Wünschen
Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am 11. 2.
1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche
Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich
der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die
Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906;
Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze,
H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte in
Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R.,
Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer
Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von
Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M.,
Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit
dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp
IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de
la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den
Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme
1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte
1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag
nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des
erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren)
kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft
Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf
Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der
1787 gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die
Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle
linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses
die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal),
Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft
Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen und Stetten
und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit insgesamt 530
Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit
Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs
und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die
Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie
die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899
erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz
der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von
Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus
Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemb. LG. 13 (1954); Thurn und
Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren,
2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt.
Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen
Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980;
Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.;
Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und
Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis,
2003.
Thurnau (reichsritterschaftliche Herrschaft). In T. am roten Main saßen als
Ministeriale der Herzöge von Andechs-Meranien die Förtsch, die sich seit 1239
nach T. benannten. 1292 trugen sie T. dem Hochstift Bamberg zu Lehen auf. 1565
starben sie aus. Das Hochstift Bamberg belehnte als Erben die Giech und
Künsberg (Künßberg) gemeinsam. 1731 verkauften die Künsberg (Künßberg) ihren
Anteil am Schloss. 1796 kam T., das zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken
zählte, an Preußen, 1810 an Bayern. S. Förtsch von T.
L.: Wolff 513; Pezold, U. v., Die Herrschaft
Thurnau im 18. Jahrhundert, 1968.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das
Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von
Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen
Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen
Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von
den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit
Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große
die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das
Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das
Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften
um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal,
Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres
Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als
Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den
miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs
und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken
von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im
Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts
(um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert
allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts
Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien
und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die
Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese
teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der
Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld
und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und
Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer
Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits
begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf
IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann.
1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern
getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero,
1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400
ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte
Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach
Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt
hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz,
Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die
Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523
von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert
wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete
Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des
Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem
Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T.
wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das
1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17.
Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp
blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte
Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern.
Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf
Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der
Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich
Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen.
1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte
Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in
Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz)
zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige
Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der
Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der
Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648)
E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität,
grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum
Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr.
Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O.,
Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913);
Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische
Landesbeschreibung von Tirol, 1. TeiL.: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte
107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte
der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino
(Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F.,
1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol,
1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H.,
Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O.,
Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger,
E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und
Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der
Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass,
N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229;
Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den
Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985;
Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert
nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte
Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols
Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v.
Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg,
1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994;
Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8
1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000;
Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das
Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f.
2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag,
hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn
und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg,
2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen,
2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der
Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für
Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler
Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und
Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die
Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun,
2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Toggenburg (Grafschaft). Nach der T. im Tal der
oberen Thur nannten sich seit 1044 Herren, seit 1209 Grafen, die am Ende des
12. Jahrhunderts Uznach erwarben. Sie erlangten durch Aneignung von Gütern der
Abtei Sankt Gallen und durch Heirat der Erbtöchter der Herren von Vaz (1323)
und der Vögte von Matsch (1391) bedeutende Güter im Gasterland, Rheintal,
Vorarlberg, Sankt Galler Oberland und Prätigau (Prättigau). Bei ihrem
Aussterben 1436 fiel das Stammgut an die Freiherren von Raron, die es 1468 an
die Abtei Sankt Gallen verkauften. Die Güter in Graubünden und im Alpenrheintal
gelangten an die Grafen von Montfort sowie die Herren von Sax, von Brandis und
Thüring von Aarburg. Um die Herrschaften Uznach,
Gaster und Obermarch entstand der Toggenburger Erbfolgekrieg. Danach wurden sie
1437/1438 gemeine Herrschaft mehrerer Orte der
Eidgenossenschaft der Schweiz. 1802/1803 kam T. zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 532; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Rothenflue,
E., Toggenburger Chronik, 1887; Kläui, P., Die Entstehung der Grafschaft
Toggenburg, ZGO 90 (1937); Edelmann, H., Geschichte der Landschaft Toggenburg,
1956; Büchler, H., Das Toggenburg, 1992; Bischofberger, H., Toggenburg, LexMA 8
1996, 840f. ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige
römische Reich, 2007, 307.
Tonna, Gräfentonna (Herrschaft)
s. Gleichen, Waldeck
L.: Wolff 397; Wallner 709 ObersächsRK 8.
Torgau (Grafschaft, Residenz des Markgrafen von
Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). In T. („Marktort“) an der mittleren Elbe wird
973 wohl eine zur Sicherung des Elbübergangs angelegte deutsche Burg (Turguo)
erwähnt. Die zugehörige Grafschaft T. gehörte seit dem Ausgreifen der Wettiner
in die Niederlausitz zum Herrschaftsbereich der
Markgrafen von Meißen. 1485 kam T. zur ernestinischen, 1547 zur albertinischen
Linie Sachsens. 1815 fiel es an Preußen (Provinz Sachsen), über das es in
Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam.
L.: Wolff 378; Urkundenbuch von Torgau, hg. v. Knabe, C., 1902; Henze, E.,
Geschichte der ehemaligen Kur- und Residenzstadt Torgau, 1925; Blaschke, K.,
Torgau, 1979; Blaschke, K., Torgau, LexMA 8 1996, 875; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,582.
Tortona (Stadtkommune). Das antike Dertona an
der Scrivia kam um 120 v. Chr. von den Ligurern an die Römer und am Anfang des
7. Jahrhunderts an die Langobarden. Die mittelalterliche Stadt T. (Konsuln
1122) wurde 1155 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Kampf gegen den
Städtebund der Lombardei zerstört. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts (1347)
gehörte sie zum Herrschaftsbereich der Visconti
von Mailand. 1738 fiel T. an Sardinien und kam damit 1861 an das neue
Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Sisto, A., I feudi imperiali
del Tortonese, 1956; Goggi, C., Notizie per la storia di Tortona, 2. A. 1963;
Goggi, C., Storia dei comuni e delle parrocchie della diocesi di Tortona, 2. A.
1966; Rozzo, U., Tortona, 1971; Oppl, F., Stadt und Reich, 1986; Bordone, R.,
Tortona, LexMA 8 1996, 883f.
Toskana (Markgrafschaft, Großherzogtum),
Toscana. Die ursprünglich etruskische T. zwischen Tiber, Apennin und Mittelmeer
wurde nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches von den Ostgoten besetzt
und ging dann an die Langobarden (568-774) über. König Karl der Große fasste
nach seiner Eroberung die langobardischen Herzogtümer Lucca, Chiusi und Florenz
in der Markgrafschaft Tuszien mit Sitz in Lucca zusammen. Sie kam nach 1000 an
die Herren von Canossa. Seit dem späten 11. Jahrhundert strebten die Städte
nach Sebständigkeit (Florenz, Pisa, Lucca, Siena u. a.). Kaiser Friedrich I.
Barbarossa ließ 1162 durch Reinald von Dassel als Legaten für Tuszien auf Grund
der Markgrafenrechte eine neue Herrschaft
aufbauen, doch bildete sich bereits 1181 ein tuszischer Städtebund gegen ihn.
1197 wandten sich die Städte erneut gegen den König. Erst Kaiser Friedrich II.
vermochte die daraus sich ergebenden Unruhen zu beenden. Mit dem Tod des
Stauferkönigs Manfred (1266) begann dann der Übergang an Florenz (Medici). 1530
kam Florenz und damit die T. durch Kaiser Karl V. wieder unter die Herrschaft des Reiches. Als der letzte Medici 1737 die
Reichslehenszugehörigkeit Toskanas bestritt, wurde T. 1738 an Franz I. von
Lothringen übergeben. 1801 musste Ferdinand III. T. abtreten. Er erhielt durch
den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Erzstift Salzburg, die
Propstei Berchtesgaden, den jenseits von Ilz und Inn auf österreichischer Seite
gelegenen Teil des Hochstifts Passau (mit Ausnahme der Ilzstadt und Innstadt)
sowie die in den Bistümern Salzburg und Passau gelegenen Kapitel, Abteien und
Klöster. Dazu kam das Bistum Eichstätt mit Ausnahme der Ämter Sandsee, Wernfels
bzw. Spalt, Abenberg, Arberg/Ornbau und Wahrberg (Vahrnberg) bzw. Herrieden,
die an Bayern fielen. 1805 gelangten Salzburg und Berchtesgaden an Österreich
und musste Ferdinand III. Würzburg an Napoleon abtreten, womit die
Reichszugehörigkeit endete. 1815 kam T. mit Piombino und Elba an Ferdinand III.
zurück. 1860 wurde durch Beschluss einer Landesversammlung Habsburg-Lothringen
abgesetzt und T. dem Königreich Italien (1861) einverleibt.
L.: Reumont, A. v., Geschichte Toskanas seit dem Ende des florentinischen
Freistaates, Bd. 1f. 1876f.; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd.
1 1914; Luzzati, M., Firenze e la Toscana, 1986; Pesendorfer, F., Die
Habsburger in der Toskana, 1988; Weiquet, J., Le grand-duché de Toscane sous
les derniers Medicis, 1990; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992;
Luzzati, M., Toskana, LexMA 8 1996, 886.
Tost (Herrschaft).
T. in Oberschlesien ist erstmals 1201 bezeugt. Um die spätestens im 13.
Jahrhundert errichtete Burg entstand eine Herrschaft.
Sie gehörte von 1791 bis 1797 den Freiherren von Eichendorff. 1945 kam T., das
1202 mit Oppeln an Ratibor, dann an Cosel-Beuthen, Teschen (1355/1357),
Auschwitz (1414) und 1532 wieder von Oppeln an Böhmen gefallen war, unter
Verwaltung Polens und gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Chrzaszcz, J., Geschichte der Städte Peiskretscham und Tost
sowie des Kreises Tost-Gleiwitz, 1937; Stutzer, D., Die Güter der Herren von
Eichendorff in Oberschlesien und Mähren, 1974.
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs).
Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen
Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T.
zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe wurden vielfach privilegiert (927, 974).
Das Bistum T. reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der
Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die
Herzöge von Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei über das Bistum und
beherrschten damit das weltliche Herrschaftsgebiet
weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des Bischofsstuhls bis zum Ende
des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof seine
Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete das
Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich. 1552 besetzte der König von
Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich
ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der
Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum
mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Tournai (Herrschaft),
fläm. Doornik. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den
Kelten übernommene Turris Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen
der Franken um 430 wurde es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu
Beginn des 6. Jahrhunderts Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon).
Seit dem 9. Jahrhundert gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern.
1188 konnte sich die Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und
damit zur freien Stadt aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg und
wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden angeschlossen.
1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam 1714 aber
wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt, gehörte
aber noch zum burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an die
Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902;
Rolland, P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F.,
Etude sur les civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de
Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai,
hg. v. Thomas, F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
Trachenberg, Drachenberg (Herrschaft,
Fürstentum), poln. Zmigrod. T. an der Bartsch in Niederschlesien wird erstmals
1155 erwähnt (slawisches Dorf Zunigrod, Drachenburg, Otternburg). Mit Urkunde
vom 15. 5. 1253 gründete Herzog Heinrich III. von Schlesien eine Stadt nach
deutschem Recht, die 1287 als Trachinburg erscheint. Über die Herzöge von
Breslau, Glogau (1290) und Oels (1312) kam die freie Standesherrschaft beim
Heimfall von Oels unter Abtrennung von Oels 1492 an die Freiherren von
Kurzbach, von 1592 bis 1635 an die 1174 erstmals als Scof erwähnten Freiherren
von Schaffgotsch und 1641 nach Konfiskation an die Grafen von Hatzfeld, die
1741 in den preußischen Fürstenstand erhoben wurden. 1937 umfasste die Herrschaft, über die 1742 Preußen die Hoheit gewann,
15941 Hektar. 1945 fiel T. unter die Verwaltung Polens und gelangte damit 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. a.
Hatzfeld-Trachenberg.
L.: Wolff 486; Trachenberg in Schlesien, 700 Jahre deutsche Stadt,
zusammengestellt v. Samulski, R., 1962; Der Kreis Militsch-Trachenberg an der
Bartsch, zusammengest. v. Glatz, W., 1965.
Trafft (Herrschaft)
s. Tarasp
L.: Gumpolzhaimer 1776, 5.
Trauchburg (Herrschaft,
Grafschaft). Die Herrschaft T. nördlich von Isny
kam zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von T., einer Nebenlinie der
Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen, die sie den Truchsessen
von Waldburg zu Lehen gaben und 1306 zusammen mit Stadt und Kloster Isny
verkauften. 1429 fiel die Herrschaft an die
jakobische Linie Waldburg-Trauchburg (T.) der Truchsessen, 1772 an
Waldburg-Zeil-Zeil aus der georgischen Linie. Die über
Waldburg-Zeil-Trauchburg, am Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen
Reichskreis zählende Grafschaft wurde 1806 von Württemberg mediatisiert. 1810
trat Württemberg den südöstlichen Teil mit der Burg T. an Bayern ab.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des Hauses
Waldburg, 1888; Rauh, R., Inventar des Archivs Trauchburg, 1968.
Traun (Reichsritter, Grafen). 1792 gehörten
die Grafen von (Abensberg und) T. (Abensperg-Traun) wegen der Herrschaft Eglofs zu den schwäbischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Wegen der 1764 vom Stift
Kempten gekauften Herrschaft Siggen zählten sie zum
Bezirk Allgäu-Bodensee des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Zeumer 553 II b 61, 14; Ruch, Anhang 82; Thürheim, A. v., Feldmarschall
Otto Ferdinand Graf von Abensperg-Traun, 1877.
Trauttmannsdorff-Weinsberg (Reichsfürst). 1623 gewann
Obersthofmeister Maximilian von Trauttmannsdorff die Reichsgrafenwürde. 1805
wurde Reichsgraf Ferdinand von T. mit dem Recht der Nachfolge nach der
Primogenitur zum Reichsfürsten erhoben. Gleichzeitig wurde die neu erworbene
reichsunmittelbare Herrschaft Umpfenbach bei
Miltenberg am Main zur gefürsteten Grafschaft aufgestuft.
L.: Klein 183.
Treffen (Herrschaft).
Die Gegend von T. (878 Trebina) bei Villach in Kärnten war schon in
keltisch-römischer Zeit besiedelt. In karolingischer Zeit bestand dort
Königsgut. Auf dieses gründete sich vermutlich die Herrschaft
T. Seit 1125 erscheinen Grafen von T. Vielleicht 1163 kam T. an Aquileja, 1361
an den Herzog von Österreich.
L.: Kohla, F., Kärntens Burgen, 1953; Meyer, T. u. a., Besitz und Herrschaft im Raum Treffen am Beispiel der
Eppensteiner und ihrer Nachfolger, der Grafen von Treffen, Carinthia I 199
(2009), 103.
Treffurt (Herrschaft,
Ganerbschaft). T. (drei Furten) an der Werra ist vermutlich spätestens im 11.
Jahrhundert entstanden. Wenig später errichteten die seit 1104 nachweisbaren
Herren von T. eine Burg. Später wurde T. von Sachsen, Mainz und Hessen erobert
und war danach eine Ganerbschaft, wobei jeder der drei Ganerben nach der
Eroberung der Burg einen Turm besaß und später je einen Bürgermeister und
Kämmerer bestellte. Die Landeshoheitsrechte Sachsens und Hessens gingen im 18.
Jahrhundert an Mainz über und kamen mit diesem 1802 an Preußen. 1815 fiel die
gesamte Ganerbschaft an Preußen. Über die Provinz Sachsen Preußens kam T. von
1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 80, 254, 377; Höppner, A., Chronik der Stadt Treffurt (Werra), 1927;
Jendorff, A., Condominium, 2010.
Trepievi (Land). T. am Comer See war von 1512 bis
1524 Herrschaft der Gemeinen drei Bünde
(Graubünden).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G4.
Triberg (Herrschaft).
Das zwischen drei Bergen liegende T. an der Gutach nordöstlich von Freiburg
wird erstmals 1239 bezeugt. Es gehörte anfangs zur Herrschaft
Hornberg, kam aber 1325 nach Aussterben der Triberger Linie an die Grafen von
Hohenberg. 1355 wurde die Herrschaft von
Habsburg gekauft und fiel 1654 endgültig an Österreich (Vorderösterreich). In
der Zwischenzeit war sie unter anderem 1372 an die Markgrafen von Baden, 1493
an die Grafen von Fürstenberg und im 16. Jahrhundert an den Freiburger Juristen
Zasius und den Feldhauptmann Lazarus von Schwendi verpfändet. 1805/1807 kam die
Herrschaft vom Breisgau Österreichs zum größeren
Teil an Baden, im Übrigen an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2; Maier, W./Lienhard, K., Geschichte der Stadt
Triberg im Schwarzwald, 1964; Hohkamp, M., Herrschaft
in der Herrschaft, 1998.
Triebel (Herrschaft).
Die Standesherrschaft T. mit der Stadt T. (poln. Trzebiel) südöstlich von
Cottbus gehörte zur Markgrafschaft Niederlausitz und kam über Preußen 1945
verwaltungsmäßig und 1990 ganz an Polen.
L.: Wolff 471.
Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An
der mittleren Etsch gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr.
an die Römer überging (Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur
colonia erhoben wurde. Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz
(um 400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja).
Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer
fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark Verona an Bayern.
1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027
Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau)
das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte
waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und die Rechte
der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg. Trotz
erheblicher Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher Verlust
Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der Einmündung
des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im Süden an
Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis
1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75
Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von
1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814
an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825
exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen,
Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des
Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von
Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini,
H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939;
Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F.,
Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La
sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F.
Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino,
1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati
italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8
1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat
Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner
Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di
Trento, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg. v.
Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della
città, 2009.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt
nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius).
475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz
umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen
Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902
erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane
Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft
über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der
Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den
Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin
vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die
Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der
Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang
es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und
dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard
und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die
rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam
hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln,
1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder
1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas (1378-1417),
1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im 16.
Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier im
18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft.
Zur Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter
bis zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v. Chr. oder
kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen Straßen im
Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne vorangehende Siedlung der
Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch
auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner, Stadtmauer) und wurde
Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken zerstört, vor
allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern wieder zur größten
römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie von den Franken
erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten fortbenutzt. 902
erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der Stadt Freiheiten,
die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im 15. Jahrhundert
gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so weit zu lockern,
dass sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr
allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur kurfürstlichen
Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft
Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung
und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz,
G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u.
a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009.
Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt
Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische
Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem
6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam sie zum fränkischen Reich. Im
Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber dem Bischof, der die
Stadtherrschaft im 10. Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202
durch Vertrag an Venedig. 1382 schloss sie sich nach wechselnden Herrschaftsverhältnissen Habsburg an. 1797, 1805 und
1809 besetzte, Frankreich die Stadt. 1809 wurde sie an die illyrischen Provinzen
Frankreichs gegeben, kam aber 1814 an Österreich zurück, das sie 1815 seinem
Königreich Illyrien zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund aufnehmen ließ, 1849 -
um der italienischen Unabhängigkeitsbewegung entgegenzukommen - zur
reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem Umland zu einem eigenen
Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien besetzt und ihm 1919
abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den Alliierten besetzt.
1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947 Territorio Libero di
Trieste, mit 831 Quadratmilometern und 371000 Einwohnern), wurde aber 1954 an
Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen Italien
([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden) aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd.
1f. 1924; Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest.
Schicksal einer Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982;
Cammarosano, P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra,
1999; Valdevit, G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste
and the Italo-Yugoslav Border, 2001.
Trimberg (Herrschaft).
Nach der Burg T. an der fränkischen Saale nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
vielleicht mit den Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal und im Werntal
begüterte Herren von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift Würzburg auf.
1279 gaben sie Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift. Nach
längerem Streit wurde der Sohn des Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim vor der
Rhön abgefunden. 1376 erlosch das Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg an
Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der
Reichsdynasten von Trimberg, 1792.
Trochtelfingen (Herrschaft).
1161 erscheint erstmals T. südlich Reutlingens, das gegen Ende des 13.
Jahrhunderts Mittelpunkt einer Herrschaft wurde.
Sie kam nach dem Aussterben der Grafen von Gammertingen im 13. Jahrhundert an
die Pfalzgrafen von Tübingen, dann an die Grafen von Württemberg und als
Aussteuer an die Grafen von Werdenberg, die 1349 eine eigene Linie
Werdenberg-Trochtelfingen gründeten, die bis 1534 in T. saß. 1534/1535 fiel die
Herrschaft T. erbweise an die Grafen von
Fürstenberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fürsten von
Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis. 1806 kam T. an
Hohenzollern-Sigmaringen, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 687 SchwäbRK 28; Eisele, F., Zur Geschichte von
Trochtelfingen, Teil 1f. 1903ff.
Trochtelfingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). T. zählte zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben und kam an Nördlingen. Über Württemberg fiel T.
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978
Tronecken (Herrschaft)
s. Dhronecken
L.: Wolff 279.
Tschechoslowakei (Land). Das Gebiet zwischen Erzgebirge
und Waldkarpaten verselbständigte sich als Folge des seit 1848 erstarkten tschechischen
Nationalgedankens am 28. 10. 1918 von Österreich. Die Tschechen, die 1938 43 %
der Bevölkerung des Landes bildeten (23 % Deutsche, 22 % Slowaken), nahmen
entgegen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker die Herrschaft
über ganz Böhmen, Mähren und das Kronland Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesien) in Anspruch und besetzten das ganze sudetendeutsche
Gebiet. 1919/1920 kamen vom Deutschen Reich das Hultschiner Ländchen, von
Österreich Gebiete bei Gmünd und um Feldsberg, von Ungarn die Slowakei und
Karpatenrussland hinzu. Das Gebiet um Teschen wurde mit Polen geteilt. Am 29.
9. 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete auf Druck Adolf Hitlers an das
Deutsche Reich abgetreten. Weitere Teile kamen am 2. 11. 1938 an Polen und
Ungarn. 1939 erklärte die Slowakei als deutscher Schutzstaat ihre
Unabhängigkeit. Am 14./15. 3. 1939 gliederte Hitler das Restgebiet als
Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen Reich an. 1945 wurde aber die T.
unter Austreibung von 2,83 Millionen Deutschen bis auf die an die Sowjetunion
gelangte Karpatenukraine im alten Umfang wieder hergestellt. Zum 1. 1. 1993
löste sich die T. in Tschechien (Tschechische Republik, Tschechei) (mit Eger,
Karlsbad, Pilsen, Budweis, Aussig und Prag im früher böhmischen und Olmütz und
Brünn im früher mährischen Gebiet) und in die Slowakei auf. S. Böhmen,
Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Mähren, Österreich, Schlesien,
Sudetenland, Teschen.
L.: Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Kuhn, H.,
Handbuch der Tschechoslowakei, 1966; Hoensch, J., Geschichte der
Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966; Koralka, J., Tschechen im
Habsburgerreich, 1991; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie de Masaryk à Havel.
Geschichte der Tschechoslowakei 1918 bis 1992, 1996; Erzwungene Trennung.
Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im
Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 Tubalgouue
(Rindern); Gysseling, M.; Toponymisch Wordenboek, 289; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 15, 21, 24, 41, III, 25, IV, 8, V, 2,
Dubla, pagus Dublensis, Duuelero marco, Tubalgouwe, Duffel, 308; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972 276 Tubalgau; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 204, 249; Bauer, T., Die mittelalterlichen
Gaue, 2000 (Millingen-aan-den-Rijn, Düffelward?, Mehr, Rindern, Donsbrüggen,
Nütterden, Kellen, Kleve?, Viller).
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am
Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau
und um Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle
der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie
die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst
Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund weiblicher
Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft wurde. Mit
weiteren Teilungen nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg bis um
1391 bzw. 1667, Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377) kamen diese Güter an
das Kloster Bebenhausen und vor allem an die Grafen von Württemberg (Asperg
1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller an
Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381 wurde
die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg)
veräußert. 1634 starb die letzte Linie auf der in der Mitte des 14.
Jahrhunderts erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952
war T. Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen.
Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und
Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert,
1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff. 1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt
Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität
Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J.,
Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen.
Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996,
1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 592.
Türkenfeld (Herrschaft).
Die Herrschaft T. im Herzogtum Bayern gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts den Grafen Fugger-Kirchheim und kam danach an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a (fälschlich zum schwäbischen
Reichskreis).
Türkstein (Herrschaft).
Die Herrschaft T. gehörte dem Hochstift Metz,
das 1789 in Frankreich säkularisiert wurde.
L.: Wolff 301.
Uckermark (Landschaft, Verwaltungseinheit). Das
Gebiet zu beiden Seiten der Ucker bzw. Uecker (zu slaw. vikru, schnell) war
ursprünglich von slawischen Ukranen bewohnt. Um 1172 überließ es Herzog
Heinrich der Löwe von Sachsen den Fürsten von Pommern. Um 1230 brachten die
Markgrafen von Brandenburg den Barnim und das Flussgebiet der Finow unter ihre Herrschaft. 1250 trat ihnen der Herzog von Pommern das
übrige Gebiet (terra Ukera) ab. Seit dem 14. Jahrhundert wurde von U.
gesprochen. Von 1354 bis 1472 fiel der Nordteil um Pasewalk wieder an Pommern
zurück. Über Brandenburg zählte die U. zum obersächsischen Reichskreis. Sie
blieb bis 1816 Verwaltungseinheit in Preußen. 1950 wurde in der Deutschen
Demokratischen Republik ein Teil der U. mit Teilen Pommerns und Mecklenburgs im
Kreis Strasburg (Straßburg) und in Neubrandenburg vereinigt. 1990 wurden die
1952/1958 aufgelösten (str.) Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Bruhns-Wüstefeld, Die Uckermark in
slawischer Zeit, ihre Kolonisation und Germanisierung, 1919; Lippert, W.,
Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, hg. v. Heinrich,
G., 1968; Historisches Ortslexikon von Brandenburg, hg. v. Enders, L., 1986;
Enders, L., Die Uckermark, 1992; Escher, F., Uckermark, LexMA 8 1996, 1172.
Ulm (Freiherren, Reichsritter). Im 17. und
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von U. mit Grießenberg, Langenrain,
Marbach und Wangen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben. Mit zwei Dritteln Oberndorf-Poltringen (1722) waren sie auch im
Kanton Neckar und mit der Herrschaft
Mittelbiberach (1648) im Kanton Donau immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 59, 61, 65; Ruch 18 Anm. 2;
Ruch Anhang 80; Hellstern 216.
Ulm (Reichsstadt). An einem wichtigen
Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller errichtete neben älteren
Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
(768-782) das Kloster Reichenau auf von König Karl dem Großen gegebenem
Königsgut einen Stützpunkt, der 854 erstmals als Königspfalz Ulma erwähnt wird.
1096/1098 gelangte U. an die Staufer. 1134 wurde es von den Welfen und vom
König zerstört. Zwischen 1163 und 1181 erhielt es von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa Stadtrecht und gab später sein Recht an zahlreiche andere Städte
(Memmingen, Saulgau, Biberach, Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl, Leipheim,
Kempten, Schwäbisch Gmünd) weiter. Im 13. Jahrhundert (1258? Aussterben der mit
der Reichsvogtei begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde U. Reichsstadt. Im
Spätmittelalter gewann es mit Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel
erzielten Erlöse mit rund 830 Quadratkilometern eines der größten
reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das bis
ins obere Filstal reichte (1377/1385 Herrschaften
Langenau und Albeck von den Grafen von Werdenberg, 1396 Geislingen von den Grafen
von Helfenstein und 1453 Leipheim von Württemberg). Zwischen 1357 und 1361
erlosch die Reichsvogtei. 1397 gewann U. den Blutbann. 1377 begann es mit dem
Bau des Münsters. 1384/1395 kaufte es der Abtei Reichenau ihre alten
Pfarrrechte ab. 1530 bekannte die Stadt sich zur Reformation und trat dann dem
Schmalkaldischen Bund bei. U. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im
schwäbischen Reichskreis. Seit dem 17. Jahrhundert war es ständiger Tagungsort
des schwäbischen Reichskreises. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden seine
Güter aus der oberen Herrschaft (Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft
Helfenstein) mit den Oberämtern Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern
Bermaringen, Böhringen (Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten, Stubersheim
und Süßen und den Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch die Orte
Ersingen, Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten Markbronn,
Ringingen und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw. 1260
Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem
nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an
Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der
Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5, 194; Ulmisches Urkundenbuch,
Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung des Territoriums der
Reichsstadt Ulm, 1911; Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt Ulm am
Ende des alten Reichs, Diss. jur. Tübingen 1935; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Neusser, G., Das Territorium der
Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H., Ulm, 2. A. 1967; Geiger, G.,
Die Reichsstadt Ulm vor der Reformation, 1971; Der Stadt- und Landkreis Ulm,
1972; Schmitt, U., Villa regalis Ulm und Kloster Reichenau, 1974; Schmolz, H., Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt Ulm,
(in) Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H., Ulm,
1977; Der Stadtkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H., Ulm.
Stadtgeschichte, 1977; Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt
Ulm von der Reformation bis zum Untergang des Alten Reiches, 1981; Göggelmann,
H., Das Strafrecht der Reichsstadt Ulm bis zur Carolina, 1984; Poh, M.,
Territorialgeschichte des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm, 1988; Wiegandt,
H., Ulm, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995,
731ff.; Lorenz, S., Ulm, LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.
Ummendorf, Umendorf (freie Herrschaft). 1128 erscheinen auf altem Siedlungsland zwischen
Biberach und Memmingen Herren von U. Von ihnen kam U. über die Essendorf,
Steußlingen und Schellenberg 1373 an das Kloster Weißenau. Dieses verkaufte es
1554 an den Augsburger Bürger Matthias Manlich, dessen Erben es 1565 an das
Kloster Ochsenhausen veräußerten. Von dort kam es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33; Angele, A., Ummendorf, 1954.
Umpfenbach (reichsunmittelbare Herrschaft, gefürstete Grafschaft). Für Ferdinand von
Trauttmannsdorff (Trauttmannsdorff-Weinsberg) wurde 1805 die reichsunmittelbare
Herrschaft U. bei Miltenberg am Main zur
gefürsteten Grafschaft erhoben. Später fiel U. an Bayern.
L.: Klein 183.
Unterböbingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam teilweise an Ellwangen und dann über Württemberg (1802/1803) 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Böbingen.
Unterdeufstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher und kam an nichtritterschaftlichen Adel, danach an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw.
Unterelsässische Ritterschaft). Von 1651 bis 1678/1681 war auch Unterelsass
(die unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft) der
Reichsritterschaft angeschlossen, ehe sie 1680 unter die Herrschaft Frankreichs geriet. 1773 zählten zum Kanton
U. (der Reichsritterschaft) 40 Familien (Andlau, Berkheim [Berckheim], Bernhold
von Eschau [1775/1816], Berstett [1893/1970], Bettendorf [Bettendorff],
Birkenwald [Birckenwald] [1783], Bock von Bläsheim und Gerstheim [1791/1792],
Bodeck von Ellgau [1907], Böcklin von Böcklinsau, Dettlingen, Eckbrecht von Dürckheim,
Flachslanden [Ende 18. Jh.], Gail, Gailing [Gayling von Altheim] [1940/1987],
Glaubitz, Gohr zu Nahrstett [1936], Grempp von Freudenstein [Gremp von
Freudenstein] [20. Jh.], Haffner von Wasselnheim [Wasslenheim] [1800],
Albertini [1808], Joham von Mundolsheim [1820], Kageneck, Landsberg [Landsperg]
[1837/1842], Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch [1882/um 1930], Rathsamhausen
[1819/1890], Röder von Diersburg, Schauenburg, Schenk zu [von] Schmidtburg,
Schönau [Schönau-Zell] [1847], Streit von Immendingen [1858], Ulm zu Erbach,
Volz von Altenau [Voltz von Altenau] [1757/1807], Wangen [zu Geroldseck am
Wasichen], Weitersheim [1839], Wetzel von Marsilien [1797/1810], Wurmser von
Vendenheim [1844/1851], Zorn von Bulach, Zorn von Plobsheim [nach 1860], Zuckmantel
von Brumath [1781/1789]).
L.: Wolff 296; Kageneck, A. Graf v., Über die Anerkennung des Freiherrenstandes
elsässisch-deutscher Familien durch König Ludwig XV. im Jahre 1773, Deutsches
Adelsarchiv 1963/1964 (1965), 15ff.
Untersulmetingen (freie Herrschaft).
Die freie Herrschaft U. zwischen Biberach und
Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Abtei Ochsenhausen zum
schwäbischen Reichskreis. Später kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183;Wallner 687 SchwäbRK 33.
Unterwaldstetten (reichsritterschaftliche Herrschaft), s.Waldstetten.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Unterwallis (Land). Das Land U. an der oberen Rhone
vor dem Einfluss in den Genfer See war seit 1475 Herrschaft
des der Eidgenossenschaft der Schweiz zugewandten Ortes Wallis.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C4.
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft, Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs
von Württemberg). U. an der Elsach bei Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals
erwähnt. Es wurde um 1225 von den am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden
Grafen von U., die durch Heirat Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter
der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald
erbten und sich auf dieser neuen Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und
Fürstenberg teilten, oder um 1265 von den Grafen von Württemberg, an die es
nach dem Aussterben der Linie Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer
Burg planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der
Linie Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600.
Urach-Freiburg (Grafen). Bei der Aufspaltung der Grafen
von Urach 1248 erhielt die Linie Freiburg den Breisgau mit Freiburg und der Herrschaft Hausach im Kinzigtal. Die Grafen von U.
gaben 1328 Hausach an Fürstenberg und 1368 gegen Entschädigung Freiburg an
Habsburg. 1395 erbten sie die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel). Beim Aussterben
der Linie 1457 kamen die verbliebenen Güter im Wesentlichen an die Markgrafen
von Hachberg, von denen die Grafen von 1318 bis 1395 die Landgrafschaft
Breisgau als Pfand innegehabt hatten.
L.: Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939.
Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert
von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See
war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das
durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche
Königsgut im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach
gehörte es zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem 10. Jahrhundert die Grafen von
Lenzburg, seit 1173 die Herzöge von Zähringen und von 1218 bis 1226 pfandweise
die Grafen von Habsburg innehatten, die danach aber an das Reich zurückkam.
1231 bestätigte König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit (Reichsvögte
Grafen von Rapperswil?), die 1274 auch König Rudolf von Habsburg anerkannte,
nachdem U. im Interregnum infolge seiner Abgelegenheit tatsächlich weitgehende
Selbständigkeit erlangt hatte. 1291 schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden
gegen Habsburg im Bund der Waldstätte zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt
in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U. die Güter des von den Grafen von
Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und löste danach auch die Rechte des
Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab. Darüber hinaus dehnte es sich auf
Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und von Schwyz aus. 1410 nahm U. die
Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht auf und errang so die Herrschaft über die seit dem 13. Jahrhundert
erschlossene Straße über den Sankt Gotthard. 1441 erlangte es von Mailand das
Pfand an der Levantina, 1479/1480 diese selbst. Zusammen mit Unterwalden und
Schwyz gewann U. Blenio, Riviera und Bellinzona. 1516 wurde in der
Eidgenossenschaft der südliche und westliche Teil des Tessins erworben. 1798
kam der katholisch gebliebene Kanton mit Schwyz und Unterwalden zum Kanton
Waldstätte der Helvetischen Republik, wurde aber 1803 mit rund 1075
Quadratkilometern wiederhergestellt. 1928 wurde die Landsgemeinde durch
Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v.
u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich
1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri,
LexMA 8 1996, 1297.
Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift, Kloster).
Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von Schwabegg U. an der Mindel bei
Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort (als Doppelstift) sein erstes, bereits
1143 in den Schutz des Königs aufgenommenes Kloster in Deutschland gründete, in
dem 1229/1230 Burchard von U. seine Chronik verfasste und das um 1350 zur Abtei
erhoben wurde. Die Vogtei war seit dem 13. Jahrhundert Reichslehen. Seit 1301
gehörte U. zur Markgrafschaft Burgau. 1792 zählte U., das ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern (1775 Tiefenried) mit
etwa 17,5 Quadratmeilen und 3500 Einwohnern hatte, zu den schwäbischen Prälaten
der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum schwäbischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus Ursberg,
1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs. f. bay.
LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift Ursberg, 1987; Seibert, U.,
Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das Prämonstratenserstift Ursberg
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001.
Urseren (Reichsvogtei, Land). Das Gebiet an der
obersten Reuß gehörte um 800 dem Kloster Disentis. Von etwa 1230 an erscheint
dort die Reichsvogtei U. Sie wurde 1317 zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. 1410 kam sie durch ein ewiges Landrecht unter die Herrschaft Uris.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Christen, A.,
Urseren, 1960; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990.
Urslingen (Herrschaft).
1420 zählte die Herrschaft U. mit dem um 1250
auf einem Bergsporn gegründeten, 1255 erstmals erwähnten, 1317 durch Kauf von
Württemberg erworbenen Städtchen Rosenfeld zu den Gütern Württembergs, über
welches das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg gelangte.
L.: Schmid, P., Beiträge zur Geschichte der Stadt Rosenfeld, 1926; Bader, K.,
Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978, 100.
Urspring (Kloster). Das Benediktinerinnenkloster
U. bei Schelklingen südwestlich Ulms wurde 1127 gegründet. 1343 fiel es mit der
Herrschaft Berg an Habsburg. Dem
österreichischen Mediatkloster gehörten am Ende des 18. Jahrhunderts die Orte
und Weiler U., Hausen, Schmiechen, Sotzenhausen, Muschenwang (Muschelwang) und
Oberschelklingen mit etwa 100 Höfen. 1806 fiel das Kloster Württemberg zu und
kam folglich 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Eberl, I., Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei
Schelklingen, 1978.
Üsenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft Ü. gelangte 1392 an Hachberg, mit
Hachberg 1415 an Baden (später Baden-Durlach) und damit Ü. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 37; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der
Markgrafschaft Hachberg und der Herrschaft
Üsenberg, (in) Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147.
Usingen (Burg, Stadt, Herrschaft).
An alten Handelswegen im Taunus erscheint zwischen 750 und 802 in Urkunden
Fuldas U. an der Usa. 1207 kam es an die Grafen von Diez, 1302 an deren Linie
Neuweilnau, 1326 an die Grafen von Nassau. Dort wurde es Sitz der Linie
Nassau-Usingen, deren nach 1651 geschaffene Residenz 1744 nach Wiesbaden und
Biebrich verlegt wurde. Das Residenzgebäude brannte 1873 ab. U. kam über Nassau
und Preußen (1866) 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 265.
Utrecht (Herrschaft,
Niederstift). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum
(Übergang) ad Rhenum entstand nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6.
Jahrhunderts bezeugten Kirche spätestens in der zweiten Hälfte des 8.
Jahrhunderts das Köln unterstellte Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde
zugleich Mittelpunkt einer Herrschaft U., die
dem Bischof zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof Heinrich von
Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte das Niederstift
1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift als Provinz U. mit
rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede [Wyk by
Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier
Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem Teil
Hollands das Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene Provinz an
das Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft,
Oberstift, Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen
Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren
erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024
die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen, danach weitere Güter und
Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft
im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau),
Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die
reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten
eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland,
die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch
Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U.
zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und
Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und
Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie
Lüttich und Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich
mit Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an
Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536
verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel)
getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U.,
Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort,
Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der
Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit
Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des
18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft
Frankreichs mit einem Teil Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam
1815 aber wieder zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004.
Utzmemmingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Oettingen, danach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Utzwingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). U. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Oettingen, danach an Bayern.
Uznach (Herrschaft).
U. am Rand der Linthebene östlich des Zürichsees wird 741 erstmals erwähnt. Um
1200 gründeten dort die Grafen von Toggenburg eine Stadt. Nach dem Aussterben
der Grafen von Toggenburg wurde U. 1437/1469 gemeine Herrschaft
von Glarus und Schwyz. Nach 1798/1803 kam es an den Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F/G2; Oberholzer,
P., Geschichte der Stadt Uznach, 1969.
Vaduz (Grafschaft). V. am oberen Rhein wird
1150 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war das Schloss V.
Sitz der Grafen von V. Bis 1392 stand die Grafschaft den Grafen von Werdenberg
zu. 1396 erlangte die Grafschaft Reichsunmittelbarkeit. Bis 1507 kam sie an die
Freiherren von Brandis, bis 1613 mit Schellenberg und Blumenegg an die Grafen
von Sulz. 1613 fielen Grafschaft V. und Herrschaft
Schellenberg an die Grafen von Hohenems, 1699/1712 an die Fürsten von
Liechtenstein. 1719 wurden V. und Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu
einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im
Reichstag erhielt.
L.: Wolff 179; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P.,
Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Liechtenstein - Fürstliches
Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990.
Valle Maggia s. Maggia, Maiental (Tal, Herrschaft).
Vallendar (Herrschaft).
V. am unteren Mittelrhein gegenüber von Koblenz wird anlässlich der
Kirchenweihe 836 erstmals genannt. 1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen
Königshof zu V. an das Stift Sankt Simon und Judas in Goslar. Am Ende des 13.
Jahrhunderts war der Hof in den Händen der Herren von Tomburg, im 15.
Jahrhundert kam er durch Heirat an die Burggrafen von Rheineck und die Waldbott
von Bassenheim. Im Dorf V. erlangte 1232 der Graf von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung Sayns 1294 fiel die Herrschaft V. an Graf Engelbert, dessen Enkel durch
Heirat vor 1345 die Grafschaft Wittgenstein erbte. Durch Verkauf und Rückkauf
1392/1441 kam es zur gemeinsamen Herrschaft von
Sayn-Wittgenstein mit dem Erzstift Trier. In dem daraus erwachsenden
Rechtsstreit erlangte Trier 1681 durch Vergleich die Landeshoheit über die
gesamte Herrschaft und belehnte die Grafen von
Sayn mit der Hälfte, die es 1767 durch Kauf aber wieder erwarb. Über Trier
gehörte V. zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen kam es 1946
an Rheinland-Pfalz. S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629.
Varel (Häuptlinge, Herrschaft).
1124 wird V. am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen
Rüstringer Landesviertels Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz.
1386 unterwarf sich V. den Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine
gewisse Selbständigkeit wahren. Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie
Delmenhorst. 1651 ließ Graf Anton Günther von Oldenburg seinen unehelichen Sohn
Anton zum Freiherren von Aldenburg und edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde
die edle Herrschaft V. mit Kniphausen zu einem
Fideikommiss vereinigt. 1667 wurde Anton von Aldenburg Statthalter Dänemarks in
Oldenburg und Delmenhorst, weswegen Dänemark nach seinem Tode von 1680 bis 1693
V. beschlagnahmte. 1693 wurde V., das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählte, der Landeshoheit Oldenburgs unterstellt. 1733 kam V. über
die Erbtochter der Grafen von Aldenburg an die Reichsgrafen von Bentinck, 1815
wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und
Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und
gemeindepolitische Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg und
Schloss Varel, 1989.
Vaudémont (Grafen). Die schon vor 1000 erbaute
Burg V. südlich von Nancy war seit dem 11. Jahrhundert (von 1070 bis 1314) und
seit dem 14. Jahrhundert (bis 1473) Sitz einer Zweiglinie der Herzöge von Lothringen.
Unter René II. erlangten diese Grafen von V. (1473) erbweise die Herrschaft in Lothringen und vereinigten V. mit
Lothringen.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D4; François, M.,
Histoire des comtes et du comté de Vaudémont, 1934; Parisse, M., Vaudémont,
LexMA 8 1996, 1436.
Vechta (Herrschaft).
V. am Moorbach bzw. Mühlbach (Vechte) bei Oldenburg wird erstmals 1189 erwähnt.
Spätestens um 1150 hatten die Grafen von Kalvelage (Calveslage), die sich
später nach V. oder Ravensberg nannten, die Burg V. an der Straße von Bremen
bis Westfalen errichtet. 1252 gelangte die zugehörige Herrschaft
durch Kauf seitens des Bischofs an das Hochstift und bildete den Grundstein zur
Entstehung des späteren Niederstifts Münster. 1803 fiel V. an Oldenburg und
damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festschrift zur Heimatwoche des Landkreises Vechta, 1954;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Der Landkreis Vechta. Geschichte, Landschaft,
Wirtschaft, hg. v. Bitter, W., 1969; Vechta. Beiträge zur Geschichte der Stadt
Vechta, hg. v. Hanisch, W., o. J. (1974ff.); Driver, F., Beschreibung und
Geschichte der vormaligen ”Graffschaft”, nun des Amts Vechte im Niederstift
Münster, 1979; Hellbernd, F./Kuropka, J., Geschichte der Stadt Vechta, 1993;
Hucker, B., Vechta, LexMA 8 1996, 1440f.
Veen (Herrlichkeit). Die adlige Herrschaft westlich Wesels mit der Freiheit Winnenthal
gehörte zum Herzogtum Kleve (weselscher landrätlicher Kreis). Über Preußen
gelangte V. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 317.
Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei
Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115 (1134?)
ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw. Wildgrafen,
Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters Tholey und als
Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des Klosters Saint
Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie
Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu. Herrschaftsmittelpunkte
waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am Glan. Die Grafen von V.
starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die sich bis zu Nahe und
Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes 1268/1270 gegen
Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck (Hohengeroldseck)
(jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder vereinte Linie der
Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern und außerdem
1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim gewinnen konnten,
und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459
Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren
Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde.
Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um
1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Veltlin (Tal, Landschaft, Untertanenland), ital.
Valtellina. Das Tal der oberen Adda war nach königlichen Übertragungen im 10.
und 11. Jahrhundert zum großen Teil in den Händen der Bischöfe von Como, Pavia
und Chur. Im Streit zwischen Como und Mailand geriet es im 14. Jahrhundert unter
die Herrschaft der Visconti bzw. Mailands. 1500
fiel es an Frankreich und 1512 infolge Eroberung als Untertanenland an
Graubünden. Reformationsversuche wurden 1620 unterdrückt. 1799 wurde das V.
Teil der Zisalpinischen Republik. 1814/1815 kam es mit der Lombardei an
Österreich, 1859 an Sardinien und damit an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H4; Camenisch,
E., Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den italienischen
Südtälern Graubündens und den ehemaligen Untertanenländern Chiavenna, Veltlin
und Bormio, 1950; Besta, E., Storia della Valtellina e della Val Chiavenna, Bd.
1, 2 Mailand 1955/1964.
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch der
Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als
Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am
Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln,
die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach
der Beseitigung des Exarchats von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort
trotz Fortbestandes der byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald
wurde er zum Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter
Kaiser Otto dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt.
Otto III. verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et
Dalmatiae bzw. dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes
Ufer) abgelegt hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch
lenkten seine Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000
Einwohner die Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb
zahlreicher Güter im Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung
eines festländischen Herrschaftsgebiets, das
1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und später fast bis Mailand,
Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno, Friaul). 1435 erklärte
sich der Doge Francesco Foscari bereit, die festländischen Erwerbungen, die
altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu nehmen. Seit der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks Verhinderung der Verlandung 1488 die
Umleitung der größten der in die Lagune einmündenden Flüsse in die Adria
beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer (1462 Lesbos, 1470 Euböa, 1503
Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der Entdeckung des Seewegs nach
Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel. Seit 1477 gewann es zwar
Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts Trient, erlitt aber 1509 eine
schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien und Frankreich und verlor die
neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an den Papst und Riva, Rovereto
und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973 an das Hochstift Freising
gelangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten. 1566 kam Naxos, 1570 Zypern
(Cypern) und 1669 Kreta an die Türken. Seit dem 18. Jahrhundert wurde V.
zunehmend Protektorat Österreichs. 1797 besetzte Frankreich V. Österreich
erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien, das übrige Land wurde der
Zisalpinischen Republik und 1805 dem Königreich Italien Frankreichs
angegliedert, zu dem 1805 auch noch der östliche Teil und Dalmatien kamen. 1809
wurden die Departements Passerino (Udine) und Istrien (Capo d'Istria) mit
Frankreichs Illyrischen Provinzen vereinigt. 1815 gelangten Venedigs Gebiete
zusammen mit der Lombardei als Lombardo-Venezianisches Königreich an
Österreich, das sie 1866 an das neue Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Ven edig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik, 1987; Fees, I., Reichtum und
Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura, P., Venedig. Geschichte
einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von Venedig. Die Geschichte der
Juden in der Löwenrepublik, 1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur
Schließung des großen Rats. Zur Genese einer Führungsschicht, 1989;
Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli,
G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.; Venetien Istituto regionale per la storia
del movimento di liberazione nel Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia
Giulia, 1997; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice
Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Fees, I., Eine Stadt lernt
schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation des biens à Venise, 2005;
Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007; Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk,
2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia romanica, 2003; Mathieu, C., Inselstadt
Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866 (mit Karte); Müller, R.,
Immigrazione e cittadinanza nella Venezia medievale, 2010 rund 3630 Menschen
von 1200 bis 1500).
Veppo (Herrschaft).
1714 zog das Reich die den Doria gehörende Herrschaft
V. ein und verkaufte sie an die Malaspina.
L.: Aretin, Das alte Reich 3, 369.
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum, Residenz
des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt.
Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem Großen dort ein
Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit 849 nachweisbare
Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und Münzrecht für V.,
das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare
Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert
entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit
dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr
klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung
(1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in
Neuenkirchen und Hellwege) und die Herrschaft
Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das
seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter
lutherische Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks
und Schwedens (1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen
verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung
von Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde
es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung, bearb.
v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972;
Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K., Verden
unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer
Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und
Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2
1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Verden (Reichsstadt). Das erstmals 810 genannte
V. an der Aller erscheint 1192 als Stadt. Diese löste sich allmählich von der Herrschaft des Bischofs und wurde seit 1405 als
Reichsstadt behandelt. Da sie bei der Aufstellung der Reichsmatrikel 1521 mit
einem angeblich zu hohen Ansatz von 60 Gulden monatlich belastet wurde,
schwankte sie zwischen Reichsstandschaft und Landstandschaft. 1554 bat der Rat
um Exemtion von der Reichsmatrikel.
L.: Wolff 332; Hodenberg, W. v., Verdener Geschichtsquellen, Bd. 1f. 1856ff.;
Meyer, C., Stadtgeschichte von Verden, 1913; Weise, E., Stadt und Bistum Verden
im Mittelalter, Mitt. d. Stader Geschichtsvereins 30 (1955), 35ff.; Der
Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Schünemann, D., Vor- und
Frühgeschichte der Stadt Verden, 1986; Schöttler, W., Die Stadt Verden im
Kürfürstentum und Königreich Hannover, 1986; Siemers, J., Verden, 1986; Nerger,
K., Geschichte der Stadt Verden, 1992.
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd.
Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000
Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter dem merowingischen König
Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde es
dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu Ostfranken. 997 bestätigte
Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übertragung der Grafschaft V. durch die
bisherigen Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei fiel in der Mitte des 12.
Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das
Bistum geriet danach aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg
Verduns zur Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz
seines nicht sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen
weltlichen Herrschaftsgebiets, das bald deutlich
von Lothringen abhängig wurde. 1552 besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen
ohne Legitimation die Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt hatte, als
Reichsvikar die calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648
kamen beide an Frankreich. Bis 1711 blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Verdun (Reichsstadt), mhd. Virten. Bereits in
keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum (Verodunum) (starke Festung) an
der Maas. Der Ort kam 880/925 an das ostfränkische Reich. V. stand zunächst
unter der Herrschaft des Bischofs von V. In der
Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Vogtei des Hochstifts nach schweren
Kämpfen in der Stadt dem Patriziat übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs
zur Reichsfreiheit gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die Reichsstadt. 1648
gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F.,
Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 633.
Vernich (reichsunmittelbare Herrschaft).. V., dessen Name auf eine villa eines als Legionär dienenden Römers Varinius in der Nähe des jetzigen Friedhofs Großvernichs bei Euskirchen zurückgeführt wird, erscheint 1145 als reichsunmittelbare Herrschaft. In Groß-Vernich wurde um 1300 eine zweiteilige Wasserburg errichtet. Innerhalb Nordrhein-Westfalens wurde die früher selbständige Gemeinde am 1. Juli 1969 in die Gemeinde Weilerswist im Kreis Euskirchen eingemeindet.
Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune,
Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr.
an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines
Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in dem deutsch Bern
genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine Residenz. Unter
den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen
Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur
Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom
Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam
diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der
Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden,
wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273)
ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt
Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung
des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte
damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach
einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner)
und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an
die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an
Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich
und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
Vianden (Grafen). Nach der Burg V. an der Our
nannten sich von den Grafen von Sponheim abstammende, seit 1090 bezeugte Grafen
(seit der Mitte des 12. Jahrhunderts). 1264 wurden sie nach zahlreichen Fehden
Vasallen der Grafen von Luxemburg. 1331 heiratete Adelheid von V. Graf Otto II.
von Nassau (Nassau-Dillenburg) und vererbte die Hälfte des Gutes an ihren Sohn
Johann. Die andere Hälfte gelangte 1417/1420 von Simon von Sponheim an Johanns
Sohn Engelbert I. von Nassau in Breda. Die nassauische Grafschaft umfasste die Herrschaften Bütgenbach und Sankt Vith (Vith) (im
heutigen Belgien), die Herrschaft Dasburg (mit
zeitweise Pronsfeld) und V. Nach der Besetzung durch Frankreich kam 1815 der
größte Teil Viandens an Preußen. V. fiel an Luxemburg.
L.: Wolff 57; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schuppener, U.,
Die Grafschaft Vianden und ihre Zugehörigkeit zu Nassau, Nassauische Annalen
107 (1996), 7ff.; Herborn, W., Vianden, LexMA 8 1996, 1611ff.
Vianen (Herrschaft). Die Herrschaft V. in den späteren Niederlanden gehörte zu Brederode, dann zu Dohna. 1687 wurde sie von den Grafen von Lippe erheiratet. 1725 fiel sie durch Abtretung an die Generalstaaten der Niederlande zurück.
Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft).
Nach der Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals erwähnte, wohl mit
den Grafen von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V. erbweise an den
Hallgrafen von Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft
1218 dem Hochstift Passau verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und
gewann 1410 von Bayern die Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782
an Österreich, das 1803 bei der Säkularisation des Hochstifts Passau die zum
bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V.
einzog.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Viechtenstein (Herrschaft) s. Vichtenstein
Vierraden (Herrschaft).
V. am Übergang einer wichtigen Straße von Brandenburg nach Pommern über die
Welse erscheint erstmals 1265. Die zugehörige Herrschaft
wechselte oft zwischen Pommern, Brandenburg und Mecklenburg. 1469 kam sie an
Brandenburg und wurde 1471 den Grafen von Hohnstein-Vierraden verliehen. Nach
der Reichsmatrikel von 1776 zählte die Herrschaft
V. zum obersächsischen Reichskreis. Mit Brandenburg kam V. von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 174; Wolff 389; Menschell, P., Geschichte der Stadt und des
Schlosses Vierraden, 1929.
Vils (Herrschaft).
Das Tal V. mit dem Ort V. (1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft
Keltenstein ausgeschiedene Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte um
1270 die Herren von Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an Habsburg
über. 1594/1671 starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis 1816 kam
V. vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich.
L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a.,
Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986, 307-316.
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach der Burg
V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der Eifel gehörte den Pfalzgrafen. Die
Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen von Sayn zu Lehen. Als Afterlehen
übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den seit der Mitte des 11.
Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um 1100) von V., welche die Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb
zahlreicher Vogteien erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach dem
Aussterben der Grafen von V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge an
die Grafen von Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz (Eltz) und
die sog. große und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das Erzstift Trier
abgeben und das restliche Herrschaftsgebiet in
der Eifel westlich von Mainz als Lehen Triers nehmen mussten. 1600/1615/1623
kam die Grafschaft erbweise an die Grafen von Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war
die im westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis vertretene Grafschaft 1,3
Quadratmeilen groß und hatte 2600 Einwohner. Mit der Besetzung durch Frankreich
ging sie 1794 unter. Die 1684 zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. a. Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W.,
Virneburg, LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Vlotho (Herrschaft).
Auf der Wasserburg Scure bei V. an der Weser saßen seit 1180 nachweisbare
Edelherren von V. 1219 kam das 1198 erstmals genannte V. an die Grafen von
Ravensberg, die am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft
endgültig gewinnen konnten. Ihnen folgten 1346 Jülich und 1609/1614/1647
Brandenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft
V. über die Grafschaft Ravensberg zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1946 kam V. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 702 WestfälRK 3; Großmann, K., Geschichte des Amtes
Vlotho, 1963.
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser Friedrich
I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?) als
Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm
die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet
um Pausa, Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V.
(1317 woyte lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der
oberen Saale (Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem
Egerland (Asch, Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und
Ronneburg. In ihm lagen auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen
von Lobdeburg, der Grafen von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen
wie auch die Könige von Böhmen nach der Herrschaft
über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die Güter dem durch
häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht zunehmend verloren (Voigtsberg
[Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis 1394, Schönfels-Werdau bis 1398,
Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das Regnitzland an die Burggrafen von
Nürnberg verkauft, 1459/1466 nahmen die Wettiner (Kursachsen) das V. vom König
von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466 zogen sie die Herrschaft
Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten Linie der Vögte an sich.
1485 kam das V. an die ernestinische Linie der Wettiner. Nur Güter um Greiz,
Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der von den Vögten abstammenden
Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der ernestinischen Linie mit anderen
böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von Meißen aus dem Hause Plauen
(Heinrich V. von Plauen, Kanzler von Böhmen) zurückgegeben werden, fiel aber
1559 als Pfand, 1575 endgültig beim Aussterben der Burggrafen an Sachsen (seit
1602 vogtländischer Kreis) und kam damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B., Geschichte
des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Vöhlin von Frickenhausen (Freiherren,
Reichsritter). Bis zu ihrem Aussterben 1786 zählten die Freiherren V. mit der
1521 erworbenen Herrschaft Neuburg zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben sowie mit Harteneck von 1652 bis 1666 zum
Kanton Kocher.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Schulz 273.
Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und
der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von Alemannen beherrscht
und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610 Christianisierung), 843 zu dessen
ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz Sitz der mit Grafenrechten begabten
Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der ausgestorbenen Udalrichinger an die Grafen
von Pfullendorf und Pfalzgrafen von Tübingen über, deren einer Zweig sich nach
der um 1200 erbauten Burg Montfort Grafen von Montfort nannte. 1258/1260
spaltete er sich in die Linien Montfort und Werdenberg. Sie lösten sich mit
Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch (Montfort) vom Herzogtum Schwaben.
1363 gewannen die Habsburger die reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog
Leopold III. von Österreich die Herrschaft
Feldkirch, 1394/1418/1420 die Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon,
1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol von dem Truchsess von Waldburg die 1463
zur Reichsgrafschaft erhobene Herrschaft
Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von Tirol bzw. Ferdinand
I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit dem ausgehenden 15.
Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen. Kaiser Maximilian I.
unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [, dazwischen Freiburg
im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck. 1765 erwarb Österreich
die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Ritter von Ems
(Hohenems) und erlangte auch das politische Protektorat über deren 1719 an
Liechtenstein veräußerte reichsunmittelbare Herrschaft
Vaduz und Schellenberg. (Erzherzogin) Maria Theresia fasste sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern unter der neuen
Landvogtei V., zu der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782 wurde sie von
Vorderösterreich gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die Herrschaft Blumenegg, welche die Grafen von Montfort
an die Grafen von Sulz und diese an das Kloster Weingarten gegeben hatten,
hinzu. Von 1805/1806 bis 1816 fiel V. an Bayern, kam dann aber bis auf die
Westallgäuer Teile (jedoch mit Vils) an Österreich zurück. 1861 erhielt V. einen
eigenen Landtag. Nach 1918 verblieb V. bei Österreich, obwohl sich am 11. 5.
1919 80 Prozent der Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz aussprachen.
Immerhin wurde V. aber von Tirol gelöst und als Bundesland verselbständigt.
Dieses erhielt am 17. 9. 1923 eine Verfassung. Von 1938 bis 1945 war V. ein
Teil des Reichsgaues Tirol.
L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K.,
Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte
Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A.,
Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948;
Stolz, O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg, Montfort 78 (1950);
Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A. 1971ff.; Burmeister, K.,
Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort 39 (1987); Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg, Schweiz - Selbstbehauptung,
1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Vorarlbergs (14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und
Liechtenstein, 1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998;
Burmeister, K., Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen
Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger
Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche Raumorganisation im nachmaligen
Vorarlberg während des Mittelalters (in) Montfort 61 (2009), 231.
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe,
Güterkomplex). Zu dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der
Schweiz und) im Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König)
Rudolf I. um eine Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht
hatte, 1368 Freiburg im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die
Landvogtei in Schwaben und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans,
1403 von Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei
Hagenau im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie
verschiedene 1369 an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an
die leopoldinische Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444)
kam für sie der Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung
V. Bis 1499 gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz
verloren. Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit
Sitz in Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über
40 Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem
Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft
Laufenburg sowie die Herrschaften Kastelberg und
Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und Triberg, aus
Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau, die Reichsgrafschaft
Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und die Landvogtei in
Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548), aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft
Feldkirch sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die
Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft
Argen und Wasserburg und die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz
(1745/1765) sowie Lindau (1804) und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses
gehörte größtenteils dem österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665
standen die Güter innerhalb Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das
Gebiet im Elsass und Breisach an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im
Breisgau. 1697 kamen Breisach und Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste
V. 9000 bzw. 25000 Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und
161000 Gulden Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für
Elsass und Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit
1752/1759 in Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in
Innsbruck. 1803 musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden.
1804 kam er, verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen
Schwiegersohn Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau
an Baden, die übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern)
und Bayern, die auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die
Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden,
Württemberg und Bayern untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg
außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich
zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen
Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen
Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit,
hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck, D., Die vorderösterreichischen
Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989; Baum, W., Die Habsburger in den
Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G., Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848;
Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die
Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999;
Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a.
2002.
Waadt, Waadtland (Herrschaft,
Grafschaft, Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See,
Genfer See, Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und
wurde um 470 von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756
pagus Valdensis (Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als
Grafschaft W. seinem Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem
1032 an das Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg
abgetrennt. Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14.
Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und
Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und
machten sie zu gemeinen Herrschaften beider
Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das
Hochstift Lausanne und verwaltete sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg
im Üchtland und Wallis als Herrschaft. 1555
erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf die W., die 1616
ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich W. als République
Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman der Helvetischen
Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der Schweiz (3219 bzw. 1996 3212
Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1. 3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopedie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
Wächtersbach (Burg, Herrschaft).
Vielleicht schon am Ende des 12. Jahrhunderts, jedenfalls aber vor 1236 wurde
zur Überwachung des Büdinger Waldes die Wasserburg W. im mittleren Kinzigtal
erbaut. Seit 1324 war sie als Reichslehen aus dem Erbe der Herren von Büdingen
nebeneinander und nacheinander in den Händen der Ganerben Brauneck, Trimberg
und Isenburg, diee bis 1458 alle Rechte gewannen. Seit 1685 war W. Sitz der
Linie Isenburg-Büdingen-Wächtersbach. Über Hessen-Kassel und Hessen-Nassau
Preußens (1866) kam es 1945 an Hessen. S. Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277.
Wagegg (Herrschaft).
Nach der Burg W. bei Kempten nannten sich Edle von W., die um 1170 erstmals
erwähnt werden. Um 1350 mussten sie die Burg verpfänden, 1374 starben sie aus.
Ihre damit als erledigtes Lehen an das Stift Kempten zurückfallende Herrschaft kam nach verschiedenen anderen Verleihungen
1469 an die zuletzt stark verschuldeten Herren von Laubenberg, von denen sie
nach Befriedigung des Hauptgläubigers 1581 wieder an das auslösende Stift
Kempten fiel, über das es zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1803 gelangte
die Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Wald (Herrschaft).
Die Herrschaft W. gehörte innerhalb
Schwäbisch-Österreichs der Linie Fugger-Babenhausen (Babenhausen und Boos) der
Grafen Fugger und gelangte später an Bayern.
L.: Wolff 204; Hölzle, Beiwort 45, 5.
Waldbott (Herren). Die Familie W. nannte sich seit dem Erwerb der Herrschaft Bassenheim Waldbott von Bassenheim (Waldbott-Bassenheim).
Waldbott von Bassenheim, Waldbott-Bassenheim
(Reichsgrafen). Die Familie Waldbott war Afterlehnsträger der Grafen von
Isenburg-Braunsberg. Durch Erbschaft und Kauf erlangte sie allmählich die Herrschaft Bassenheim bei Koblenz von ihren
Lehnsherren. Diese war seit 1729 reichsunmittelbar. Um 1790 zählten die Grafen
mit Arnoldshain und Schmitten, Kransberg (Kronsberg), Friedrichsthal
(Friedrichstal), Pfaffenwiesbach und Wernborn zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurde der Graf W. wegen Pyrmont und Olbrück durch die Abtei Heggbach (ohne
Mietingen und Sulmingen und den Zehnten von Baltringen) und eine Rente von 1300
Gulden von Buxheim entschädigt. 1806 wurden die W. in Bayern und Württemberg
mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 167.
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die
ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben
die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee,
1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft
der sog. 5 Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft
Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695
der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei
in Oberschwaben, 1452 Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft
Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische
(Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die
eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der
Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die
georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie
Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und
Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee,
Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903
erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu
Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien Waldburg-Wolfegg
(Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und Waldburg-Friedberg-Scheer
(Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen Territorien Wolfegg, Zeil,
Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet,
für das der Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch
den Gewinn kleinerer Herrschaften im Allgäu
ausgeglichen wurde, umfasste 475 Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803
wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu
Reichsfürsten erhoben. 1806 wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum
schwäbischen Reichskreis zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern
unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit
1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg Waldburg
östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben sie Wolfegg, um 1240 Waldsee. 1429
erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die eberhardische Linie, die 1511
erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die georgische Linie, die sich 1595 in
die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte.
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das 1798 erloschene
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft
bzw. Grafschaft Waldsee, die Herrschaften
Winterstetten, Schwarzach, Eberhardzell und Schweinhausen und das Gericht
Reute. 1798 beerbte sie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den
Reichsfürstenstand erhoben, 1806 aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978.
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (Truchsessen, Grafen). Die Truchsessen
von Waldburg, die um 1200 Wolfegg erwarben, teilten sich 1429 in mehrere Linien.
Wolfegg kam an die 1511 erloschene eberhardische Linie und von dort an die
georgische Linie. Sie spaltete sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg
(Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Waldburg-Wolfegg zerfiel 1672 in
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und das 1798 erloschene W. Diese Linie hatte 1790 die
Grafschaft Wolfegg und die Herrschaften
Waldburg, Kisslegg zur Hälfte, Leupolz, Praßberg und Waltershofen. Wegen des
Teiles Kissleggs zählte sie zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben. Nach ihrem Aussterben fielen ihre Güter an
Waldburg-Wolfegg-Waldsee.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938.
Waldburg-Zeil-Trauchburg (Truchsessen, Grafen). Trauchburg nördlich
von Isny kam von den Herren von Trauchburg, einer Nebenlinie der Freiherren von
Rettenberg, an die Grafen von Veringen und 1306 durch Verkauf an Waldburg. 1429
fiel es an die jakobische Linie, 1772 bei deren Erlöschen an
Waldburg-Zeil-Zeil. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. (bzw.
Waldburg-Zeil-Zeil) die Grafschaft Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot (Herroth) und Kisslegg. 1805 fiel
ihnen das Kollegiatstift Zeil zu. 1806 wurden sie in Württemberg mediatisiert.
Trauchburg kam 1810 an Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Zeil-Wurzach (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Wurzach
am Südrand des Wurzacher Rieds in Oberschwaben wird 810/819 erstmals genannt.
1218 kam es an das Geschlecht Tanne/Waldburg. Die Truchsessen von Waldburg
teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und
Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil
(Zeil). Die Linie Zeil spaltete sich 1674/1675 in Zeil-Zeil und Zeil-Wurzach.
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die Herrschaft Wurzach zusammen mit der Herrschaft Marstetten und der Grafschaft Zeil, ein
Gebiet von 5,5 Quadratmeilen mit 10000 Einwohnern. 1806 erhielten die
Truchsessen im Zuge der Säkularisation die Franziskanerinnenklöster Kisslegg
und Wurzach und das Paulanerkloster (Paulanerbruderkloster) in Wurzach. Die
Grafen von W. wurden 1806 mediatisiert, wobei Wurzach an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. Die Linie erlosch 1903.
L.: Wallner SchwäbRK 26 b; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Vogel, A., Bad Wurzach. Seine
Geschichte und sein Recht, 1959.
Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Die
Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische
Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil
(Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach (Zeil-Wurzach) und W.
(Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften
Herrot, Kisslegg (teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich
auch Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr das Kollegitastift Zeil zu. 1806
wurde sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an
Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz
sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht
Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415
Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als
reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien
Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens
(später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach
wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607
zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag
die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich
schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl.
Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v.
W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im
Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie
Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in
den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank).
Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von
1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum
Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem
Land eine Verfassung, die jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in
Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4.
1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach,
Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau,
Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die
Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919.
1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926
seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf
Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und
rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard, K.,
Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010.
Waldeck (reichsritterschaftliche Herrschaft). Der aus den Dörfern Korweiler, Dorweiler
und Mannebach bei Simmern bestehende sog. Burgfriede W. (der Freiherren Boos
von Waldeck) im Hunsrück zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Wolff 515; Hoppstädter, K., Burg und Schloss Waldeck im Hunsrück, 1957;
Böhn, G., Inventar des Archivs der niederrheinischen Reichsritterschaft, 1971,
110.
Waldenburg (Burg, Herrschaft).
Vermutlich als Reichsburg entstand in der Zeit der Staufer an einer Fernstraße
vom Rhein zur Donau die Burg W. 1253 war sie Lehen des Hochstifts Regensburg an
die Herren von Hohenlohe. 1551/1555 wurde sie Sitz der Linie
Hohenlohe-Waldenburg. S. Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Waldenburg (Herrschaft).
Gegen 1165/1172 wurde von den Reichsministerialen Hugo von Wartha und Rudolf
von Brand an einem Übergang über die Zwickauer Mulde die Burg W. errichtet. Sie
war Mittelpunkt der Herrschaft W. der von Hugo
von Wartha abstammenden Herren von W. Sie kam 1375/1378 durch Verkauf an die
Herren von Schönburg. Mit Sachsen fiel W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G3; 700 Jahre Töpferstadt Waldenburg, hg. v. Rat der Stadt, 1954.
Waldenstein (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Schorndorf gehörte aus
ehemaligen Gütern der Staufer stammend zu Württemberg, das sie nach 1246
erhielt und ab 1442 als Pfand oder Lehen ausgab.
L.: Hölzle, Beiwort 28.
Waldenstetten (Herrschaft)
s. Wullenstetten
L.: Wolff 45.
Waldsassen (reichsunmittelbares Kloster). Das
Zisterzienserkloster W. bei Marktredwitz wurde (um) 1133 von Markgraf Diepold
III. von Vohburg auf ehemaligem Reichsland gegründet. Beim Tod des Stifters kam
es 1146 an den König. 1147 wurde es bei freier Vogtwahl unter königlichen
Schutz gestellt und jedenfalls 1214 reichsunmittelbar. Im Interregnum
(1254-1273) ging die Schirmherrschaft auf die Přemysliden (Przemysliden)
über, 1414 auf die Wittelsbacher (Pfalz). Das Kloster konnte seine Güter rasch
vermehren und hatte in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über das sog. Stiftland (Stiftsland). Um
die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es der Pfalz, die das Kloster am Anfang
des 15. Jahrhunderts (1414) statt Böhmen zur Schutzmacht gewählt hatte, W. die
Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. 1571 wurde es säkularisiert und kam
1623/1628/1648 mit der Oberpfalz an Bayern. 1661/1669 wurde es nach der
Gegenreformation wiederhergestellt. Bei seiner Auflösung (1803) fiel es mit
1050 Quadratkilometern Güter und 19000 Einwohnern an Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Krausen, E., Die Klöster
des Zisterzienserordens in Bayern, 1953; Sturm, H., Eger. Geschichte einer
Reichsstadt, Bd. 1 2. A. 1960, Bd. 2 1952; Schmid, A., Waldsassen, LexMA 8
1996, 1959.
Waldsberg (Herrschaft).
Die Herrschaft W. wurde 1656 von den Fürsten zu
Fürstenberg erworben und zählte über sie zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29.
Waldsee (Herrschaft,
Grafschaft). Schon im 9. Jahrhundert war in W. das Kloster Weißenburg begütert.
Seit 1171 erscheinen die ministerialischen Herren von W., die 1331 ihre Herrschaft an Habsburg verkauften. Nach früheren
Verpfändungen an die Grafen von Hohenberg (1352-1375) und die Grafen von Lupfen
wurde die Herrschaft W. mit der Stadt W.
1384/1386 von Habsburg an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Als
Grafschaft der Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee gehörte sie dem schwäbischen
Reichskreis an. W. kam über Württemberg 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Wallsee.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Waldsee(, seit 1956 Bad Waldsee)
(reichsstadtähnliche Stadt). Die Stadt W. bei Ravensburg wurde von den Herren
von W. gegründet und erhielt 1298 das Stadtrecht Ravensburgs. 1331 wurde sie
mit der Herrschaft W. an Habsburg verkauft.
1384/1386 verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen Rechten
ausgestattete Stadt als eine der fünf vorderösterreichischen Donaustädte an die
Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sie sich an Österreich zurück. 1806 wurde
sie von Österreich an Württemberg abgetreten und kam damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee,
1948; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil.
Tübingen 1955; Der Kreis Ravensburg, 1976; Hochdorfer, H., Das Stadtrecht von
Bad Waldsee aus dem 14. Jahrhundert, 1980.
Waldstetten (Herrschaft),
Unterwaldstetten. W. bei Heidenheim, das 1275 als Walhsteten erwähnt wird, gehörte
den Herren von Rechberg, die es an die Grafen von Grafeneck veräußerten, von
denen es 1699 die Propstei Ellwangen erwarb. Von dort kam der zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben zählende Ort an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Walkenried (Stift, Reichsstift). Um 1127 (1129?)
gründete die Gräfin Adelheid von Klettenberg am Südrand des Harzes die
Zisterzienserabtei W. Sie wurde rasch zum reichsten Zisterzienserkloster
Norddeutschlands (mit Gütern vor allem in der Goldenen Aue bei Nordhausen und
in der Mark Brandenburg [seit 1236]) und beanspruchte wegen ihres geschlossenen
Herrschaftsgebiets (u. a. mit Mönchpfiffel,
Schauen bei Osterwieck) Stimmrecht im obersächsischen Reichskreis, war aber
nicht im Reichstag vertreten. Sie wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. 1546
wurde die Reformation eingeführt. Die Vogtei über das Kloster war Lehen
Sachsens an die Grafen von Hohnstein, von denen sie auf Grund eines Vertrags
von 1574 an das Hochstift Halberstadt überging. Nach dem Aussterben der älteren
Grafen von Hohnstein 1593 belehnte Halberstadt die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. 1648 wurde das Kloster säkularisiert und kam
1648/1673/1694 an die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel. Um 1800 umfasste sein
Gebiet etwa 3 Quadratmeilen. Über Braunschweig kam W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 410; Wallner 710 ObersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Niebelschütz, E. v., Kloster Walkenried, 1924; Kirchner, J., Das
Reichsstift Walkenried, 1971; Heutger, N., 850 Jahre Kloster Walkenried, 1977;
Germania Benedictina, Bd. 12, hg. v. Faust, U., 1994; Petke, W., Walkenried,
LexMA 8 1996, 1976; Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Bd. 1 bearb. v.
Dolle, J., 2002.
Walldorf (Reichsdorf). W. bei Heidelberg ist seit
770 in Vergabungen an das Kloster Lorsch bezeugt. Am 17. 6. 1230 überließ es
König Heinrich dem Pfalzgrafen Otto. Bis 1803 stand es unter der Herrschaft der Pfalz und kam dann an Baden, 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Hugo 469; Stocker, C., Chronik von Walldorf, 1888; Hess, M., Unser
Walldorf, 1950.
Wallerstein (Burg, Herrschaft).
Auf einer schon in römischer Zeit befestigten Felsrippe im Ries wurde eine Burg
errichtet, die 1188 den Staufern und 1261 den Grafen von Oettingen gehörte.
Seit 1550 residierte hier die katholisch gebliebene, 1774 gefürstete Linie
Oettingen-Wallerstein. 1806 kam W. an Bayern. S. Oettingen-Wallerstein.
L.: Wolff 177.
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König
Rudolf II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem
1032 an das Deutsche Reich. 1403 schloss der Bischof von Sitten, der damit als
Graf von W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die
bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden
oberwallisischen Bauern einen Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern,
Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.
1475/1476 eroberten Bischof und Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als
gemeine Herrschaft. 1528 verzichtete Savoyen auf
dieses Gebiet. Die Reformation wurde unterdrückt. 1613/1634 verzichtete der
Bischof unter Druck auf seine Rechte als Landesherr. 1798 wurde das W. von
Frankreich besetzt (Kanton der Helvetischen Republik), 1802 zur unabhängigen
Republik erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit Frankreich vereinigt
(Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die Schweiz aufgenommen
(5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis bevorzugende
Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002.
Wallmoden (Grafen). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Grafen von W. wegen der 1782 von den Fürsten von Schwarzenberg
erworbenen Herrschaft Gimborn-Neustadt zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
und nannten sich Wallmoden-Gimborn. S. Gimborn, Gimborn-Neustadt, Neustadt.
L.: Zeumer 554 II b 63, 24.
Wallmoden-Gimborn (Grafen). 1782 erwarben die Grafen von Wallmoden von den Fürsten von Schwarzenberg die reichsunmittelbare Herrschaft Gimborn-Neustadt und nannten sich W. S. Wallmoden.
Wallsee (Herren). Die ursprünglich dem Kloster
Weißenburg, den Welfen und den Staufern dienenden, zwischen Donau und Iller
begüterten ministerialischen Herren von W. (Waldsee, Bad Waldsee in
Oberschwaben) kamen vermutlich mit König Rudolf von Habsburg oder Albrecht I.
aus Schwaben in das Ennstal (W. bei Amstetten). 1331 verkauften sie ihre
Stammherrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Sie erwarben in verschiedenen
Linien (Linz bis 1400, Enns bis 1483, Graz bis 1363, Drosendorf) Herrschaften in Oberösterreich, wo sie das Amt der
Hauptmannschaft innehatten, Niederösterreich und der Steiermark. 1383-1388
errichteten sie die Burg Neuen Wallsee (Neuenwallsee). 1471 erkauften sie
Fiume. 1483 starb das Geschlecht mit der Ennser Linie im Mannesstamm aus. Nach
dem Tod der letzten, mit Siegmund von Schaunberg verheirateten Wallseerin kam
W. 1506 an die Grafen von Reichenberg, danach an die Weltzer-Spiegelfeld bzw.
Welzer-Spiegelfeld (1570), Kölnpöck (1576), Weiß (1614), Saint-Julien (Saint
Julien) (1630), Daun (1757) und Grafen von Stechinelli-Wieckenberg (1810). S.
Waldsee.
L.: Samwer, C., Geschichte von Wallsee, 1889; Doblinger, M., Die Herren von
Wallsee, Arch. f. österr. Geschichte 95 (1906); Hruza, K., Die Herren von
Wallsee, 1995; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Waltenhausen (Herrschaft).
Die 1541 erworbene Herrschaft W. südlich Krumbachs
war gemeinsamer Besitz der alle Linien der Fugger umschließenden
Familienstiftung. 1806 kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 45; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978,
135.
Waltershofen (Herrschaft).
1708 wurde die Herrschaft W. von den
Erbtruchsessen von Waldburg erworben. Sie fiel später an die Linie
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. Über Württemberg kam W. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 54.
Wambolt von Umstadt (Freiherren, Reichsritter), Wambolt
von und zu Umstadt. Vom frühen 16. Jahrhundert bis um 1800 zählten die
Freiherren W., die ursprünglich aus dem Niddagau stammten, mit der 1721
erworbenen Herrschaft Birkenau, Hasselhof
(Hasselhöfe,) Kallstadt und Rohrbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Mit zwei Dritteln Partenheim und Weitersweiler waren sie auch Mitglied
des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Birkenau und Kallstadt
fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 57; Zimmermann 80;
Winkelmann-Holzapfel 168; Stetten 33, 38, 187; Riedenauer 128; Neumaier 67, 70,
73, 132, 151.
Wangen (Herrschaft). Wangen an der Aare wurde 1250 von den Grafen von Kiburg (Kyburg) gegründet und gelangte bei deren Aussterben an die Freiherren von Grünenberg, später an Bern.
Warburg (Reichsstadt?, freie Stadt?). Die Burg
W. (Wartberghi) an der Diemel unterstand 1018 dem Grafen des Hessengaus,
Ittergaus und Nethegaus und kam bei seinem Tod 1020 an das Hochstift Paderborn.
Bei dieser Burg entstand bis zum Ende des 12. Jahrhunderts eine Stadt. 1521
erscheint sie in der Reichsmatrikel. 1802 fiel sie mit dem Hochstift Paderborn
an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Gottlob, A., Geschichte der Stadt Warburg,
1936; Der Landkreis Warburg, 1966; Schoppmeyer, H., Warburg im Mittelalter und
Neuzeit, Herrschaftssitz, Doppelstadt,
territorialer Vorort, (in) Geschichte der Stadt Warburg, 1986; 950 Jahre
Warburg, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein Warburg, 1986; Die Stadt Warburg,
1036-1986, hg. v. Mürmann, F., Bd. 1f. 1986.
Wartenberg (Ganerben, Grafen). Die schon im 12.
Jahrhundert bestehende Burg W. bei Kaiserslautern war 1382 in den Händen
mehrerer ritterschaftlicher Ganerben. 1522 wurde die Burg zerstört. Die
Wartenberger saßen später in Wachenheim, Kaiserslautern und Mettenheim. 1699
erlangte Johann Casimir II. die Grafenwürde und fasste seine Güter in der Pfalz
und in Rheinhessen 1707 in der Grafschaft W. zusammen (Mettenheim, Ellerstadt,
Kastenvogtei Marienthal, Grafschaft Falkenstein und eine Anzahl Dörfer in der
Gegend von Kaiserslautern). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft
W. zum oberrheinischen Reichskreis. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses erhielt der Graf von W. für W. die Abtei Rot
sowie eine Rente von 8150 Gulden, für Sickingen wegen Ellerstadt, Aschbach
(Aspach) und Oranienhof das Dorf Pless der Abtei Buxheim. 1818 starb das
Geschlecht aus. Von 1801 bis 1814 gehörte die Grafschaft zu Frankreich
(Departement Donnersberg) und wurde nach ihrer Rückkehr unter deutsche Herrschaft größtenteils zur Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
geschlagen. Geringe Teile (Mettenheim) gelangten zu Rheinhessen. 1946 kamen die
Güter über Bayern zu Rheinland-Pfalz. S. Kolb von Wartenberg.
L.: Wolff 287f.; Wallner 698 OberrheinRK 39; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Weber, F., Graf Ludwig, der letzte Kolb von
Wartenberg, 1988.
Wartenberg (Herrschaft).
Die Herrschaft W. wurde 1307 von den Fürsten zu
Fürstenberg erworben.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Wartenberg (Herrschaft,
freie Herrschaft). Die freie Standesherrschaft
W. in Niederschlesien mit den Städten W. und Bralin gehörte ursprünglich zum
Fürstentum Oels, wurde aber nach dem Aussterben der Fürsten durch Verkauf 1492
seitens Böhmens verselbständigt. 1606 erwarb sie der Burggraf zu Dohna, 1734
Herzog Biron von Kurland. Sie umfasste 8 Quadratmeilen. 1945/1990 gelangte Groß
Wartenberg (Deutsch-Wartenberg) zu Polen.
L.: Wolff 478.
Wartenberg-Rot (Reichsgrafschaft). Das Herrschaftsgebiet der Abtei Rot an der Rot fiel 1803
an die Grafen von Wartenberg und wurde zur Reichsgrafschaft W. erhoben, 1806
aber in Württemberg mediatisiert. (1951/1952 gelangte das Gebiet an Baden-Württemberg.)
L.: Wolff 187.
Wartenstein (Herrschaft).
Um 1357 erbaute Tilmann aus dem Ganerbengeschlecht der Ritter von Stein und
Kallenfels/Steinkallenfels bei Hennweiler die Burg W. und trug sie dem Erzstift
Trier zu Lehen auf. Später kam die Herrschaft W.
mit Weiden, Hahnenbach, Herborn und Anteilen an Niederhosenbach (alle an bzw.
bei der Nahe) durch Vererbung, Kauf und Übertragung an die Löwenstein,
Manderscheid, Nassau-Saarbrücken, Flach von Schwarzenberg,
Daun-Falkenstein-Oberstein (Dhaun-Falkenstein-Oberstein) u. a. 1583 musste das
Erzstift Trier Johann von Warsberg, den Schwiegersohn Ludwig Flachs von
Schwarzenberg (Ludwigs von Schwarzenberg), der den letzten Anteil gehalten
hatte, mit der gesamten zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
zählenden Herrschaft belehnen. 1946 kamen die
Güter an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516.
Warthausen (Herrschaft).
Die erstmals 1120 genannten Herren von W. an der oberen Donau (Warthusen)
veräußerten ihre Herrschaft um 1167 an Kaiser
Friedrich I. Barbarossa. Von den Staufern kam sie vor 1234 an die Truchsessen
von Waldburg in der Linie der Truchsessen von W., nach deren Aussterben über
die Herren von Waldsee mit Waldsee 1331 an Habsburg, das sie mehrfach
verpfändete. Über Österreich zählte sie in Schwäbisch-Österreich zum
österreichischen Reichskreis. 1696 gelangte sie mit zuletzt noch 13 Dörfern und
Weilern an die Stadion. Über Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Schuster, A., Aus Warthausens Vergangenheit,
1935; Koenig, W. v., Schloss Warthausen, 1964; Press, V., Im Banne Österreichs,
Herrschaftsgeschichte der heutigen Gemeinde
Warthausen, (in) Warthausen-Birkenhard-Höfen, 1985; Liske, T., Warthausen,
1985.
Wasselnheim (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Straßburg wurde von der
Reichsstadt Straßburg erworben und kam mit ihr an Frankreich. S. Haffner von W.
L.: Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91.
Wasseralfingen (Herrschaft).
Um 1200 erscheinen Herren von Ahelfingen in W. im oberen Kochertal, die Dienstleute
des Klosters Ellwangen waren. Beim Aussterben der Herren im Mannesstamm 1545
zog das Stift Ellwangen die Güter ein. 1802 kam W. an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Hegele, A., Heimatbuch der Gemeinden Wasseralfingen, Hofen und
Hüttlingen, Bd. 1f. 1939ff.; Höcker, O., Auf den Spuren der Ahelfinger, 1958;
Der Ostalbkreis, 1978.
Wasserburg (Herrschaft).
W. am Bodensee erscheint 784 als Gut Sankt Gallens. Im Mittelalter war es als Lehen
an die Herren von Kisslegg vergeben und kam im 14. Jahrhundert durch Heirat an
die Herren von Schellenberg. 1358 wurde W. durch den schwäbischen Städtebund
zerstört und danach an die Grafen von Montfort verpfändet und um 1525 zu
Eigentum übertragen. 1592 verkauften die Grafen von Montfort die nicht in die
Reichskreiseinteilung einbezogene Herrschaft an
die Grafen Fugger, deren Linie Fugger-Wasserburg (Wellenberg) sie 1755 an
Österreich überließ. 1803/1805 kam W. von dort an Bayern.
L.: Wolff 493; Wolfart, K., Geschichte der Stadt Lindau, 1909; Gruber, A., Der
Landkreis Lindau, (1956).
Waxenberg, Waxenberg-Ottensheim (Herrschaft). Um 1110 erbauten die Wilhering-Waxenberg die Burg W. bei Stamering im oberen Mühlviertel. Nach ihr nannten sich seit 1150 ihre Erben, die Herren von Griesbach. Um 1220/1224 erwarben die babenbergischen Herzöge von den Hochfreien von Schleunz die Herrschaft W. Nach dem Aussterben der Babenberger zogen die mit den Herren von Griesbach verwandten Schaunberger die Herrschaft an sich, doch wurden sie 1291 gezwungen, sie an die Herzöge von Österreich herauszugeben. Diese verpfändeten sie vielfach. 1614 verkaufte Österreich W., das als Burg neu erbaut worden war, an die Gera, die sie 1644 an die Starhemberg veräußerten. Um 1750 zählte die Grafschaft 745 Untertanen.
Wechselburg (Herrschaft).
Die Herrschaft W. mit der Stadt W. nördlich von
Chemnitz gehörte als Lehen Sachsens den Grafen von Schönburg-Glauchau. Über
Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422.
Weerdt (Herrschaft)
s. Werth
L.: Wolff 312.
Weesenstein (Herrschaft). Vermutlich um 1200 entstand an der Straße von der Elbe nach Böhmen die Burg W. an der Müglitz. 1318 war sie in den Händen der Burggrafen von Meißen, von denen sie 1402 an die Markgrafen von Meißen fiel. Diese verlehnten sie an die Herren von Bünau, die später die Herrschaften Lauenstein und Tetschen hinzuerwarben. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Wegscheid (Herrschaft).
Die Herrschaft Wegscheid im südlichen
Bayerischen Wald gehörte über das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis.
1803 kam W. an Bayern.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Wehr (Herrschaft).
Vor 1100 wurde die Burg Werrach bei Waldshut erbaut. 1272 wurde sie in einem
Streit zwischen dem Bischof von Basel, dem das mit dem Ort begabte Kloster
Klingental unterstand, und Rudolf von Habsburg zerstört. Durch Verkauf erwarb
Habsburg die Güter und gab sie zu Lehen aus. Über die Herren von Stein
(Altenstein bei Schönau) gelangten sie durch Heirat an die Herren von Schönau
im Elsass. 1806 fiel die Herrschaft der
Freiherren von Schönau-Wehr an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11; Allgeier, Wehr, (in) Geschichte und Gegenwart, 1918.
Wehrheim (Herrschaft).
W. (Wirena) in der Wetterau gab Kaiser Heinrich III. 1046 seiner Gemahlin. Zu
Beginn des 13. Jahrhunderts hatten die Grafen von Diez das Reichsgut in und um
W. inne. Nach ihrem Aussterben kam die Herrschaft
an die Grafen von Nassau und die Herren von Eppstein. Rechte der Grafen von
Katzenelnbogen fielen 1587 an Nassau-Dillenburg. Den Anteil der Herren von
Eppstein zog das Erzstift Trier an sich, so dass in W. eine zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Gemeinschaft von Trier und Nassau entstand, die bis 1806
dauerte. 1866 kam W. mit Nassau an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 84, 337.
Wehrstein (Herrschaft).
1552 erwarben die Grafen von Hohenzollern die Herrschaft
W. 1575/1576 fiel W. an Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Preußen (1849)
und Württemberg-Hohenzollern (1945) 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168.
Wehrwag (Herrschaft).
S. Werenwag.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 11.
Weida (Vögte, Herrschaft).
1122 wird die Burg W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals erwähnt. Sie war
Sitz der von W. im Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die mittlere und obere
Elster wechselnden, zunächst herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220
reichsministerialischen Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach
Quedlinburger Vogteirechten um Gera als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244
in die Vögte von W. mit Sitz in W. (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis
1550) und die Vögte von Plauen teilten und deren sämtliche männliche
Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich den Namen Heinrich
erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer Reichsunmittelbarkeit
und fürstengleichen Rang. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann
ein unaufhaltsamer Niedergang der Vögte von W. Dabei ging das Gebiet um Hof an
die Burggrafen von Nürnberg verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen
Landes an der Regnitz). 1354 mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des
Hauses Wettin, an das dann Triptis, Ronneburg, Werdau, Schmölln und andere
Güter gelangten, für das Stammland anerkennen. 1427 kam die Herrschaft W. durch Verkauf an das Haus Wettin, 1485
an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an die albertinische Linie, 1815 an
Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und 1920 an das Land Thüringen. Dieses
gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und wurde am 23. 7. 1952 innerhalb
der 1949 entstandenen Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (str.), zum
3. 10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland aber wieder begründet. Die übrigen Güter der Vögte
von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben an die Vögte von Gera und die Vögte von
Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff.
1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke,
K., Geschiche Sachsens, 1990.
Weikersheim (Burg, Herrschaft).
Nach dem im 9. Jahrhundert in der Überliefung Fuldas bezeugten Reichsgut W. an
der mittleren Tauber nannten sich seit 1153 Herren von W., die seit 1178 nach
Hohenlohe hießen. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die Linien
Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die allein
verbliebene Linie Hohenlohe-Weikersheim. Beim Erlöschen der letzten in W.
residierenden Familie 1756 kamen die Güter an Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. W.
selbst war im 14. und 15. Jahrhundert vielfach verpfändet, erhielt zwischen
1595 und 1603 ein Renaissanceschloss und wurde später zu einer glanzvollen
Barockresidenz ausgestaltet. Über Württemberg kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Weikersheim.
L.: Wolff 119; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950; Merten, K.,
Schloss Weikersheim, 1976.
Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei
der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf VI. an die Staufer und wurde
vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die Staufer zur Stadt erhoben. Seit
etwa 1275 war es Reichsstadt, die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann
Badens stand. 1374 verlieh Kaiser Karl IV. ihr das Nichtevokationsrecht. 1398
gewann sie Blutbann und Vogtei, 1404 pfandweise das Schultheißenamt. Der Erwerb
eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang infolge
der Umschließung durch Württemberg nicht. Die Stadt hatte Sitz und Stimme auf
dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis. Die Reformation wurde von 1590
an wieder rückgängig gemacht. 1802/1803 kam die Stadt mit 0,4 Quadratmeilen
Gebiet und rund 1800 Einwohnern an Württemberg, wo W. bis 1808 Sitz eines
Oberamts war, 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.;
Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930; Grieger, S., Weil der Stadts
Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt, (in) Mitt. d. Heimatvereins
Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54
(1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA 8 1996, 2115.
Weilburg (Burg, Herrschaft).
In W. an der Lahn lag vermutlich schon in merowingischer Zeit Königsgut. Die
Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, erbauten eine 906 erstmals genannte
Burg. Nach ihnen kam das Gebiet 993/1002 als Reichslehen an das Hochstift
Worms. Dieses verlor seine Güter 1195/1294 an die Grafen von Nassau, die seit
1124 Vögte des Hochstifts waren. 1355 wurde W. Sitz der Linie Nassau-Weilburg.
1816 wurde die Residenz Nassaus nach Wiesbaden verlegt. W. kam 1866 an Preußen,
1945 an Hessen. S. Nassau-Weilburg.
L.: Wolff 265; Schaal, K., Weilburg, LexMA 8 1996, 2115; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 661.
Weiler (Reichsritter). Vom 16. bis zum frühen
19. Jahrhundert zählten die von und zu W. mit der Herrschaft
Weiler, Eichelberg mit Friedrichshof (Friedrichsdorf) und einem Drittel der Herrschaft Maienfels zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Von 1483 an hatten sie auch das Gut Lichtenberg
(Lichtenburg), mit dem sie seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert waren. Um 1628 war Ludwig von W. (Weyler) zu
Liechtenburg (Liechtenberg) Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Ihre Güter fielen 1808
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592,
594; Hölzle, Beiwort 57; Riedenauer 128; Hellstern 217; Stetten 33, 38, 184f.;
Schulz 273; Neumaier 72, 149f., 151.
Weilertal (Herrschaft).
Die Herrschaft im W. nordwestlich Schlettstadts
kam von den Grafen von Ortenberg über die Grafen von Hohenberg im 13.
Jahrhundert an die Grafen von Habsburg, die sie 1314 mit der Stadt Bergheim an
Heinrich von Müllenheim verkauften. 1551 gelangte sie an die Freiherren von
Bollweiler und dann erbweise an die Grafen Fugger. Ludwig XIV. erhob sie
innerhalb Frankreichs 1681 zur Baronie und 1692 zu einer Grafschaft. Diese kam
mit Weiler und 21 Dörfern schließlich an die Markgrafen von Meuse.
L.: Wolff 295.
Weilnau (Herrschaft).
W. bei Usingen wird 1208 erstmals erwähnt. Die Herrschaft
W. (Altweilnau) gehörte im 13. Jahrhundert den Grafen von Diez, die 1302 die
Burg Neuweilnau erbauten und die Herrschaft
teilten. Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von Nassau erworben. Altweilnau
kam 1370 zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im Übrigen nach dem Aussterben der
Grafen von Diez (1386) 1388 im Erbwege an Nassau-Dillenburg. Dort wurde W. 1561
Sitz einer eigenen Linie Nassau-Weilnau (bis 1602). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft über
Nassau-Weilburg (Nassau-Usingen) zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau
und Preußen (1866) gelangte W. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Weilnau.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 10.
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen
ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem
Brand von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster
auf den Martinsberg verlegt und W. genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche
aus dem oberbayerischen Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und
Kloster an die Staufer. 1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich
begabte Kloster reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter
König Rudolf von Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die
den Schirm über das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich,
das 1486 pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine
Reichsunmittelbarkeit behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines
Gebiets unter der Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und
Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen
Reichskreis hatte und dem die freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die Herrschaften Brochenzell und Liebenau, die Gerichte
Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die Ämter Hagnau,
Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute, Aichach,
Bergatreute, Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und diesseits
der Schussen und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und Höfen in
verschiedenen Ämtern, insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320 Quadratkilometer
Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern und 120000 Gulden Einkünften, gehörte,
von Nassau-Oranien-Dillenburg säkularisiert und fiel 1806/1808 mit einem Teil
seines früheren Gebiets an Württemberg. 1865 wurde der Name W. auf den Ort
Altdorf übertragen. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration,
Visitation, Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei
Weingarten von 1567 bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus
Weingarten im 18. Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974;
Weingarten, 1975, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U.,
Oberschwäbische Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und
Städten (12.-15. Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau
und Baindt, 1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
Weinsberg (Herrschaft).
Die bei dem 1147 erstmals erwähnten W. im nördlichen Neckarbecken gelegene Burg
war vor 1000 Reichsgut. Über die Grafen von Calw kam sie in weiblicher Erbfolge
an die Welfen und danach an die Staufer (Schlacht von W. 1140). Die zugehörige Herrschaft war unter den Staufern Lehen der Herren von
W. 1450 kam sie an die Pfalz, 1504 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960;
Fuhrmann, B., Konrad von Weinsberg, 2004.
Weinsberg (Reichsstadt). Das Gebiet um W. bei
Heilbronn war altes Reichsgut, auf dem wohl im 10. Jahrhundert die Reichsburg
W. errichtet wurde. 1140 wurde die damals calwisch-welfische Burg von König
Konrad III. erobert (Bericht von den Weibern von W.). Nach der staufischen Burg
nannten sich ministerialische Herren von W., denen aber nach dem Untergang der
Staufer die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets
nicht gelang. 1428 erreichte die Stadt W. ihr Ziel, als Reichsstadt anerkannt
zu werden. 1440 wurde W. nach gewaltsamer Einnahme an die Pfalz verpfändet.
1450 kam die Burg mit der Stadt an die Pfalz, 1504 durch Eroberung mit der
Stadt, die in jahrelangem, vergeblichem Kampf mit den Herren von W. die
Reichsunmittelbarkeit wiederzugewinnen versuchte, an Württemberg. 1525 wurde
sie niedergebrannt. Über Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960; Burg und
Stadt Weinsberg, Quellen und Zeugnisse ihrer Geschichte im Mittelalter, hg. v.
d. Stadt Weinsberg, 1977; Schuler, P., Weinsberg, LexMA 8 1996, 2133f.
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (Reichsstadt),
frz. Wissembourg. Neben der in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts
gegründeten Benediktinerabtei W. im Elsass entstand ein 1187 erstmals genannter
Ort. Er löste sich langsam aus der Herrschaft
des Abts. Bereits 1354 schloss er sich dem Zehnstädtebund der elsässischen
Reichsstädte an, obwohl der Kaiser erst 1442 den Treueid an den Abt aufhob.
1672 wurde die Reichsstadt von Frankreich annektiert, das ihr aber bis 1789
eine Sonderstellung als königliche Freistadt beließ.
L.: Wolff 296; Ludwig, U., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 664.
Weißenhorn (Herrschaft).
W. (1215/1220 Wizenhorn) an der Roth (Rot) wird 1160 als Gut der Herren von
Neuffen erstmals genannt. Mit der Grafschaft Marstetten kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von Bayern. 1505 erhielt
König Maximilian für seine Beteiligung an dem beim Aussterben der Herzöge von
Bayern-Landshut ausbrechenden Erbfolgekrieg das zuvor von Bayern-Landshut
mehrfach verpfändete W. und die Grafschaft Marstetten. 1507 verpfändete er W.
zusammen mit den Herrschaften Kirchberg
(Oberkirchberg), Pfaffenhofen und Wullenstetten an die Grafen Fugger
(Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Linie Kirchberg und W.). 1805/1806 kam die
innerhalb Schwäbisch-Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft zu Bayern. S. Neuffen.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4; Holl, J.,
Geschichte der Stadt Weißenhorn, 1904; Wylicil, E., Bilder aus der
Vergangenheit von Weißenhorn, 1958.
Weißenstein (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Pforzheim wurde 1338 von
Baden erworben. Über Baden kam W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 38.
Weißenstein (Herrschaft).
Die 1241 erstmals erwähnte Burg W. bei Göppingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die bis 1401 Ministerialen der Grafen von
Helfenstein unterstand. Danach kam sie an verschiedene Linien der Herren von
Rechberg. 1806 wurde sie in Bayern mediatisiert, 1810 aber an Württemberg
abgetreten, mit dem W. 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 510; Fischer, I., Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1927/1928.
Weitra (Herrschaft).
1208 gründeten die Kuenringer neben dem 1185 erstmals erwähnten Dorf W. an der
Lainsitz in Niederösterreich eine Burg. Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets. 1278/1295 kam W. an Habsburg.
Dieses gab W. nacheinander an die Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau,
Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß. Über die Witwe des Oberstkämmerers
Wolf Rumpf von Willross kam W. an Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte
es der Linie Fürstenberg-Weitra. S. Fürstenberg-Weitra.
L.: Wolff 26; Knittler, H./Bichler, F., 100 Jahre Sparkasse der Stadt Weitra
1869-1969, 1969.
Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter), Walden. Das
wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung entstandene, 1156 genannte Dorf W.
(Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der Markgrafen von Burgau an die Herren von
W., die 1402 die Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die
reichsritterschaftliche Herrschaft an die Grafen
Fugger. 1764 kam W. ganz an Österreich (Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an
Bayern. 1582 erwarben die W. das 778 erstmals erwähnte, über Staufer, die
Truchsessen von Waldburg und die Herren von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte
Laupheim von den Ellerbach, die es 1362 (Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg
erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. außer mit
Laupheim, mit den 1765 erworbenen und 1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl
gelangten Teilen von Achstetten zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben.
Außerdem waren sie wegen des 1585 von den Hürnheim erheirateten und 1764 an
Oettingen verkauften Hochaltingen und wegen Eislingen (Großeislingen)
(1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum Kanton Odenwald im
Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein
2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim
1570-1870, 3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim,
1979.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig
dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund)
erlangte, und über Welf II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I.
umfangreiche Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a.
der Grafen von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von
Kärnten, 1055 im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach
Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich
X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III.,
ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit
Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die
Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel,
Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen
Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837
Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor
das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland,
(in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und
frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das Welfenhaus
als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens
Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis, (in) FS G.
Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im 13.
Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke, G.,
Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v.
Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg.
v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Wellenburg, Wöllenburg (Herrschaft).
Um 1200 wird die W. südwestlich Augsburgs erstmals erwähnt. Sie war Amtssitz
des Kämmerers des Hochstifts Augsburg und kam am Ende des 13. Jahrhunderts an
die ritterliche Augsburger Familie Portner, danach an die Familie Onsorg und
dann durch Vererbung teilweise an den Augsburger Patriziersohn und Erzbischof
von Salzburg Matthäus Lang und durch Kauf teilweise an Kaiser Maximilian. 1595
ging die Herrschaft W. an die Grafen
Fugger-Babenhausen (Fugger in ihrer Linie Babenhausen) über. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte sie über die Fugger-Wasserburg zum schwäbischen
Reichskreis. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b.
Welsberg, Welschberg zu Langenstein (Grafen,
Reichsritter). 1752 zählten die Grafen W. mit der Herrschaft
Langenstein zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 61 (Welsperg); Ruch Anhang 80; Götz, F./Beck, A., Schloss
und Herrschaft Langenstein im Hegau, 1972.
Welsche Konfinen (Gebiete). Als W. wurden die im
14. Jahrhundert an der Grenze von Tirol/Trient zum Herrschaftsgebiet
Venedigs gelegenen Gebiete bezeichnet.
L.: Wolff 37; Großer Historischer Weltatlas II 48 D1.
Weltersburg (Herrschaft).
Die Burg W. im Westerwald wird 1220 erstmals genannt. Sie gehörte gemeinsam den
Herren von Isenburg und den Grafen von Sayn. Der Anteil Sayns kam 1356 durch
Heirat an die Grafen von Wied. 1488 erlangten die Grafen von
Leiningen-Westerburg den Anteil der Grafen Wied. Mit der Herrschaft Westerburg kam die Herrschaft
W., die am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen-Westerburg
zum oberrheinischen Reichskreis zählte, 1806 an das Großherzogtum Berg, 1815 an
Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987.
Welzheim (Herrschaft).
In und bei W. an der Lein bei Backnang bestanden zwei römische Kastelle. 1181
wird der Ort (Wallenzin) erstmals erwähnt. Die zugehörige Herrschaft kam nach dem Untergang der Staufer an die
Herren von Rechberg, 1335 an die Schenken von Limpurg, die sie bis zu ihrem
Aussterben 1713 als Lehen Württembergs innehatten. 1718 gab sie der Herzog von
Württemberg an seine Mätresse Grävenitz bzw. Graevenitz und deren Bruder, den
württembergischen Minister F. W. von Grävenitz bzw. Graevenitz. Dieser erlangte
1726 wegen dieser etwa 1 Quadratmeile großen Herrschaft
Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis und im fränkischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1734 wurde W. nach dem Sturz der
Grävenitz bzw. Graevenitz zum Kammerschreibergut Württembergs geschlagen. Über
Württemberg kam W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 126; Wallner 693 FränkRK 25; Welzheim und der Welzheimer Wald, 1965;
Weller, F., Geschichte der Stadt Welzheim und des Welzheimer Waldes, 1878.
Wemding (Herrschaft).
798 gab König Karl der Große den Hof W. (Uemodinga) an das Kloster Sankt
Emmeram in Regensburg. Im 11./12. Jahrhundert war W. Lehen der von Werd
(Donauwörth). Später gelangte es an die Grafen von Hirschberg, 1306 durch Kauf
an die Grafen von Oettingen. 1467 erwarb der Herzog von Bayern-Landshut den Ort
mit zugehöriger Herrschaft. 1503 kam W. an
Bayern-München. S. Bayern.
L.: Wolff 136.
Wenden (Fürstentum). Das aus der Herrschaft der Herren von Werle seit 1418 erwachsene
Fürstentum W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Herzöge von
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow zum niedersächsischen Reichskreis.
S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5.
Werd (Herrschaft).
Die Herrschaft W. wurde 1325 vom Hochstift
Straßburg erworben und kam mit diesem an Frankreich. S. Reinach-Werd.
L.: Hölzle, Beiwort 76; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967.
Werden (Reichsabtei, Residenz des Reichsabts).
Um (791 bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen
Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut
eine Kirche. Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster,
das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das
Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das Recht der freien Abtwahl, 974
Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt Fürst (princeps) genannt. Die
Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und Nutzungen am Rhein, in
Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener Urbaren), deren Vögte im
11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die Grafen von der Mark, seit
1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet
um W. aus. Vom 16. Jahrhundert an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1803 wurde sie mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam
an Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft
Werden, 1900; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F.,
Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz, F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925;
Elbern, V., St. Liudger und die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der
ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813
unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und
Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden
an der Ruhr, 1980; Seibert, H., Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend der
Mönche, hg. v. Gerchow, J., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 699 (Werden und Helmstedt), 1, 2, 622;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 666.
Werdenberg (Grafschaft). Nach W. bei Sankt Gallen
nannten sich seit 1264 Grafen von W. Ihre Burg stammt bereits aus dem 12.
Jahrhundert. Sie beerbten als (um 1258 entstandener) Zweig der Grafen von
Montfort über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von Bregenz (Bregenzer
Linie der Udalrichinger) und hatten Güter um den Alpenrhein und im südlichen
Teil des späteren Vorarlberg. 1277 erwarben sie die Grafschaft Heiligenberg und
begründeten die Linie Werdenberg-Heiligenberg (bis 1428), die 1394 Bludenz an
Habsburg verkaufte und 1404 W. an Montfort verpfändete. Daneben entstand die
Linie Werdenberg-Sargans, die sich später in Werdenberg-Sargans-Vaduz (bis
1416), Werdenberg-Sargans-Vaz (bis 1504) und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen
teilte. Diese erhielt 1399 von Württemberg die Grafschaft Sigmaringen mit den Herrschaften Trochtelfingen, Jungnau und Veringen,
beerbte 1434 Werdenberg-Heiligenberg und starb 1534 aus. Die Eigengüter und
Heiligenberg kamen an Fürstenberg, Sigmaringen als erledigtes Reichslehen an
das Reich und von dort an die Grafen von Hohenzollern. Bereits 1396/1398 waren
Blumenegg und Vaduz von Werdenberg-Sargans an die Herren von Brandis verpfändet
und 1455 Sonnenberg an Waldburg und 1482 Sargans an die Eidgenossen der Schweiz
verkauft worden. 1792 war der Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und
W. Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates
des Reichstags.
L.: Wolff 172, 524; Zeumer 553 II b 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, II 72 b (bis 1797) G2; Krüger, F., Die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg
und von Werdenberg-Sargans, Mitt. zur vaterländ. Gesch., hg. v. hist. Ver.
Sankt Gallen 21 (1887); Beusch, H., Rechtsgeschichte der Grafschaft Werdenberg,
1918; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes Werdenberg, 1919; Broder,
L., Schloss und Städtchen Werdenberg, 1957; Schindler, D., Werdenberg als
Glarner Landvogtei, 1986; Eberl, I., Werdenberg, LexMA 8 1996, 2197;
Burmeister, K., Die Grafen von Werdenberg, Montfort 58 (2006), 121ff.;
Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 328.
Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken bei
Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W. errichtet.
Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets
des Hochstifts Freising, das 1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit
Burg Falkenstein und dem Eibsee sowie 1294 von Berthold von Eschenlohe
Partenkirchen und Mittenwald erlangte. Die Grafschaft verlor an Bayern und
Tirol Güter und war im 15. Jahrhundert zeitweise verpfändet. Nach 1632 verfiel
die Burg. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die
Grafschaft, die 1768 vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum
bayerischen Reichskreis zählende, im 18. Jahrhundert in die Untergerichte
Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald gegliederte Grafschaft Freisings kam
1802 mit Garmisch, Wank, Farchant, Rieß, Hammersbach, Obergrainau, Eibsee,
Untergrainau, Partenkirchen, Wamberg, Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan,
Mittenwald, Lautersee, Klais, Gerold, Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und
Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals bischöflich
freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte des oberen
Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer, E., 1994;
Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.
Werdenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft). Die Burg W. bei Sonthofen war Allod der
1239 erscheinenden Herren von W., die später Erbkämmerer des Stifts Kempten
waren. Sie nahmen in der früheren Neuzeit ihre Güter von Habsburg zu Lehen.
1659 erwarben sie die Herrschaft Dellmensingen
bei Ulm. 1785 verkaufte der letzte Baron von W. die Herrschaft
W. an die Grafen von Königsegg-Rothenfels. Von ihnen kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 47; Ullrich, A./Rottenkolber, J., Geschichte der
Reichsritter von Werdenstein, Allgäuer Heimatbücher 3 (1927).
Werenwag (Herrschaft,
Wehrwag). Die Herrschaft W. der Freiherren von
Ulm zu Erbach zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Hohenberg
Österreichs zum österreichischen Reichskreis.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 11.
Werle (Herren, Fürstentum). Die Burg W. der
Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung Mecklenburgs um 1230 (1229?)
Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch
Teile des Landes Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft
Parchim, 1273 durch Parchim selbst erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in
Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg, bzw. Parchim [1316-1374] und Waren
[1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug 1415 sein Land dem Markgrafen von
Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten sich die Herren von W. Fürsten von
Wenden und bereiteten durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor.
1426 fielen die werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser
Linie an Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442
durch Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in
Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121
(2006), 7ff.
Wernstein (Herrschaft).
Am Ende des 13. Jahrhunderts erwarb Albrecht I. von Habsburg die Herrschaften Neuburg und W. zu beiden Seiten des unteren
Inn. 1731 kam W. mit Neuburg durch Kauf an das Hochstift Passau, bei dessen
Säkularisierung W. 1803 an Österreich.
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, Bd. 2 1864.
Werth, Weerdt (Herrschaft).
Um 1300 erhielt Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus W. bei
Borken sowie einen schmalen Streifen Landes an der Issel für rückständigen Sold
als Lehen. 1316 hatte sich das Haus zu einer Burg entwickelt, die 1344 durch
Heirat an die Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg) bzw. Culemborg fiel. 1504 kam
W. über eine Erbtochter an die Pallant (Palant), die 1639 ausstarben. Danach
fiel die 1567 reformierte Herrschaft an die
Grafen von Waldeck und durch Heirat an Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für
80000 Reichstaler an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation
durchführte. Die Herrschaft W. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Münster zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über Preußen (1802/1803) kam es 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in
den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten auf
Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft
beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192
und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft
Breuberg, die 1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt
wurde. Unter Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu
Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach
dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts
1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum
größeren Teil an die verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort).
Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an
die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft (seit
1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich seitdem
Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit dem
Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb der
Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils einen
Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach,
Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806
kam die Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium
und beim fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich
umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739
Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste,
mit den Gütern links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das Fürstentum
Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a.
Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des Reichs 4, 214;
Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950; Mader, K.,
Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4 (1952); Friese,
A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter, Mainfränk.
Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979; Ehmer, H.,
Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim, LexMA 9
1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von
Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck, Wertheim
und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim,
2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine Grafschaft, Wertheimer
Jb. 2006/2007, 17ff.
Wertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Das 1208 als Wertung urkundlich greifbare
W. an der Zusam gehörte den Staufern. 1269 gelangte es erbweise an die
Wittelsbacher, welche die Truchsessen zu Hohenreichen belehnten. Sie verkauften
W. 1348 an die Augsburger Patrizier Langenmantel, von denen es 1469 mit eigener
Hochgerichtsbarkeit an die Marschälle von Pappenheim zu Hohenreichen kam. Nach
ihrem Erlöschen fielen W. und Hohenreichen als reichsritterschaftliche Lehnsherrschaft
im Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben an Bayern zurück. 1705 zog sie der
Kaiser ans Reich, verlieh sie 1710 den Fürsten Lobkowitz, gab sie aber 1714
wieder an Bayern.
L.: Wolff 509; Gerblinger, A., Geschichte der Stadt Wertingen, 1910.
Westerburg (Herrschaft).
1209 wird W. im Westerwald erstmals genannt. Es war Stammburg der Herren von W.
und bereits im 12. Jahrhundert Sitz der Vögte des Stiftes Gemünden. Durch
Heirat einer Gräfin von Leiningen erlangte Siegfried von Runkel W. und die
Vogtei Gemünden. Eine aus der Stammburg Runkel im 13. Jahrhundert verdrängte
Linie, der 1288 W. bestätigt wurde, nannte sich fortan W. Zur Herrschaft W., die im 14. und 15. Jahrhundert durch
das Hochstift Trier und die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen bedrängt
wurde, kam 1467 über eine Erbtochter die Grafschaft Leiningen. Von der Herrschaft W. hatten am Ende des 18. Jahrhunderts die
gräflichen Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen gemeinsam die Stadt W. und die Herrschaften Schadeck und Weltersburg. Innerhalb
Westerburg-Leiningens zählte W. zum oberrheinischen Reichskreis. W. kam 1806 an
das Großherzogtum Berg, 1813/1815 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Leiningen-Westerburg.
L.: Wolff 282; Zeumer 552ff. II b 60, 20, 60, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 a,
b; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Wagner, E.,
Westerburg, (in) Berichte zur deutsche Landeskunde 33, 1 (1964), 134; Mehr, W.,
Kleine Stadtgeschichte, 1985; Gensicke, H., Westerburg, Nassauische Annalen 99
(1988).
Westerried (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Kempten zählte am Ende des
18. Jahrhunderts über die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis. Über
Kempten gelangte W. 1803 zu Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Westfalen (Herzogtum, Provinz, Landesteil). 775
werden die W. (Westfalai) als Teil der Sachsen neben Engern und Ostfalen
erstmals erwähnt. Nach ihnen wurde das seit Beginn des letzten vorchristlichen
Jahrtausends von Germanen und seit dem Abzug der in den Franken aufgehenden
Stämme nach Westen von Sachsen besetzte Gebiet zwischen unterer Hunte und Ruhr,
Senne und Issel benannt. Im 12. Jahrhundert wurde der Name W. wiederbelebt und
auf das Land zwischen Weser und Rhein ausgedehnt, wobei gleichzeitig Engern als
Gebietsbezeichnung schwand. Beim Sturz Heinrichs des Löwen 1180 wurde aus dem
südwestlichen Teil Sachsens (östliches Sauerland mit nördlich angrenzenden
Gebieten südlich der Lippe) das Herzogtum W. mit dem Mittelpunkt Arnsberg gebildet,
das (als Herzogtum in W. und Engern) an das Erzstift Köln kam, das bereits
Arnsberg, Werl, Rüthen und die Grafschaft Volmarstein innegehabt hatte. Das
kölnische Herrschaftsgebiet umfasste später nur
den Kern des heutigen W. Im übrigen kam dieser Raum zu den Landesherrschaften
der Bischöfe von Minden, Münster, Osnabrück und Paderborn sowie der Grafen zur
Lippe, von der Mark und Ravensberg (daneben Tecklenburg, Limburg, Steinfurt,
Gemen, Hoya, Schaumburg, Pyrmont, Waldeck, Rietberg, Everstein, Schwalenberg,
Sternberg, Spiegelberg). 1368 wurde von Köln die restliche Grafschaft Arnsberg
erworben. 1444/1449 ging Soest an Kleve verloren und Arnsberg bzw. Brilon wurde
Vorort. Das kölnische, seit 1512 dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Westfalen, ohne Vest Recklinghausen, kam 1803 mit rund 3965 Quadratkilometern
und 195000 Einwohnern mit Ausnahme des an Hessen-Kassel gefallenen Volkmarsen
an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Andere Teile Westfalens fielen an
Preußen, Arenberg, Croy und Salm, während Lippe und Waldeck fortbestanden.
Außer Hessen-Darmstadt, Lippe und Waldeck wurden diese Staaten 1807/1810
beseitigt, wobei westfälisches Gebiet im Norden an das Großherzogtum Berg und
im Süden an Hessen-Darmstadt kam und Napoleon unter anderem aus Braunschweig,
dem größten Teil Hessen-Kassels, hannoverschen und sächsischen Gebieten sowie
den preußischen Stücken Paderborn, Minden, Ravensberg, Münster, Hildesheim,
Goslar, Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Quedlinburg, Eichsfeld,
Mühlhausen, Nordhausen und Stolberg-Wernigerode das Königreich Westphalen mit
der Hauptstadt Kassel bildete. Dieses wurde 1810 um Gebiet Hannovers
vergrößert, zugleich aber durch Abtrennung des Nordwestens (westlich der Linie
Bielefeld-Lauenburg) an Frankreich verkleinert. 1813 zerbrach es. 1815/1816
fiel das heutige W. (westfälische Güter Preußens außer Kleve und Nieder-Lingen
[Niederlingen], Herzogtum W. mit Wittgenstein, weiter Korvei [Corvey, Corvei]
Dortmund [durch Tausch mit Hannover], Amt Reckenberg, Arenberg, Salm, Steinfurt,
Gemen, Gronau, Rietberg, Rheda, Limburg, durch Tausch mit Nassau-Weilburg Kreis
Siegen) mit Ausnahme von Osnabrück, Lippe und Waldeck an Preußen (30. 4. 1815
Provinz W. [auch mit Oberstift Münster, Vest Recklinghausen, Anholt, Bentheim,
Dülmen, Rheine <Rheina> Bocholt, Horstmar, Neunkirchen
<Neukirchen>, ohne Niederstift Münster], seit 1816 mit Herzogtum W. und
Grafschaften Wittgenstein, seit 1851 mit Lippstadt, zuletzt 20214
Quadratkilometer), am 23. 8. 1946 - zusammen mit (Teilen) der preußischen Rheinprovinz
und Lippe – an das neugebildete Land Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Seibertz, J., Landes- und Rechtsgeschichte des Herzogtums
Westfalen, Bd. 1f. 1839; Seibertz, J., Urkundenbuch zur Landes- und
Rechtsgeschichte des Herzogtums Westfalen, Bd. 1ff. 1839ff.; (Kleinschmidt, A.,
Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893;) Hammerschmidt, W., Die
provinziale Selbstverwaltung Westphalens, 1909; Hartmann, J., Geschichte der
Provinz Westfalen, 1912; Der Raum Westfalen, hg. v. Aubin, H./Philippi, F., Bd.
1ff. 1931ff.; Trende, A., Aus der Werdezeit der Provinz Westfalen (1933);
Braubach, M./Schulte, E., Die politische Neugestaltung Westfalens 1795-1815,
1934; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 3, Rothert, H.,
Westfälische Geschichte, Bd. 1ff. 1949ff., 2. A. 1962; Teilband 2; Wrede, G.,
Die westfälischen Länder im Jahre 1801, Politische Gliederung, Übersichtskarte,
1953; Westfälische Bibliographie, bearb. v. d. Stadt- und Landesbibliothek
Dortmund, Bd. 1ff. 1952ff.; Engel, J., Karten des westfälischen Raums aus dem 16.
Jahrhundert, 1957; Le Coq, Topographische Karte von Westfalen im Jahre 1805,
1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 10, 12, III, 10,
Westfalahun, Volksname, Landname (Westfala); Krauss, G., Geschichtliche
Entwicklung der topographischen Landesaufnahme in den Rheinlanden und
Westfalen, Rhein. Vjbll. 29 (1964); Gemeindestatistik des Landes
Nordrhein-Westfalen. Bevölkerungsentwicklung 1816-1871 und 1871-1961, Beitr.
zur Statistik des Landes Nordrhein-Westfalen, Sonderreihe Volkszählung 1961, 3
c u. d, 1966; Hömberg, A., Westfälische Landesgeschichte, 1967; Engel, G.,
Politische Geschichte Westfalens, 3. A. 1970; Kunst und Kultur im Weserraum
800-1600, Ostwestfäl. weserländische Forschungen zur gesch. Landeskunde, hg. v.
Stoob, H., 3 (1971); (Berding, G., Herrschafts-
und Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen, 1973; )Leesch, W., Quellen
und Erläuterungen zur Karte „Politische und administrative Gliederung um 1590“
im geschichtlichen Handatlas von Westfalen, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Zur
Karte „Gemeindegrenzen 1965“, Westfäl. Forschungen 24 (1972); zur Karte
„Gemeindegrenzen 1897“, Westfäl. Forschungen 26 (1974); Geschichtlicher
Handatlas von Westfalen, hg. v. Hartlieb, A. v./Wallthor, U./Kohl, W., 1. Lief.
1975; Westfälischer Städteatlas, hg. und bearb. v. Stoob, H., 1. Lief. 1975;
Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 166ff.; Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum
Westfalen 1802-1834, 1980; Engel, G., Politische Geschichte Westfalens, 4. A.
1980; Geschichtlicher Handatlas von Westfalen, hg. v. Provinzialinstitut für
Westfälische Landes- und Volksforschung des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe, 2. Lief., 1982; Westfälische Geschichte, hg. v. Kohl, W.,
1983f.; Klein, H., Kartographische Quellen zur westfälischen Landeskunde,
Zusammenstellung der in Berlin vorhandenen Bestände des 16. bis 19.
Jahrhunderts, T. 2, Spezialkarten und Register zu den Teilen 1 und 2,
Westfälische Forschungen 35 (1985); Engel, G., Die Westfalen. Volk, Geschichte,
Kultur, 1987; Keinemann, F., Westfalen im Zeitalter der Restauration und der
Julirevolution 1815-1833. Quellen zur Entwicklung der Wirtschaft, zur
materiellen Lage der Bevölkerung und zum Erscheinungsbild der Volksabstimmung,
1987; Rösener, W., Grundherrschaft und Bauerntum im hochmittelalterlichen
Westfalen, Westfälische Zs. 139 (1989); Bockhorst, W., Westfalen. Ein Gang
durch die Geschichte, 1991; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a.,
1991; Kohl, W., Kleine westfälische Geschichte, 1994; Engelbrecht, J.,
Landesgeschichte Nordrhein-Wetfalens, 1994; Janssen, W., Territorialbildung und
Territorialorganisation niederrheinisch-westfälischer Grafschaften, (in)
Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, 1996,
71; Johanek, P., Westfalen, LexMA 9 1998, 22ff.; Klueting, H., Geschichte
Westfalens, 1998; Zunker, A., Adel in Westfalen, 2003; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 411; Das Herzogtum Westfalen. Das kurkölnische
Herzogtum Westfalen, hg. v. Klueting, H., 2009.
Westphalen (Königreich). Durch Dekret vom 18. 8.
1807 bildete Napoleon nach dem Frieden von Tilsit, in dem Preußen alle
linkselbischen Gebiete aufgeben musste, für seinen Bruder Jerôme ein Königreich
W. mit 688 Quadratmeilen bzw. fast 40000 Quadratkilometern und fast 2 Millionen
Einwohnern. Es bestand nach Ausweis des Art. 1 der Konstitution vom 15. 11.
1807 aus dem bisherigen Herzogtum Braunschweig (Braunschweig-Wolfenbüttel), aus
Hessen-Kassel (ohne Hanau, [Schmalkalden und] Niederkatzenelnbogen
[Niedergrafschaft Katzenelnbogen]) nebst Rinteln und Schaumburg, aus den
hannoverschen Gebieten Göttingen, Grubenhagen nebst den Zubehörungen von
Elbingerode, Osnabrück und im Harz, aus den linkselbischen preußischen Gebieten
Altmark, Magdeburg, aus dem Gebiet von Halle (an der Saale), aus Halberstadt,
Stolberg, Wernigerode (Stolberg-Wernigerode), Hohnstein, Hildesheim,
Quedlinburg, Goslar, Eichsfeld, Mühlhausen, Nordhausen, Minden, Ravensberg,
Paderborn und Münster, aus den sächsischen Ämtern Gommern, Barby und Treffurt
sowie dem sächsischen Anteil an der Grafschaft Mansfeld, aus Corvey-Höxter
(Corvey) und aus der Reichsgrafschaft Kaunitz-Rietberg (Rietberg). Es war
Mitglied des Rheinbunds. Hauptstadt war Kassel. Am 15. 10. 1807 erhielt das als
aufgeklärter Modellstaat gedachte Königreich eine von liberalen Grundsätzen
beherrschte Verfassung (Volksvertretung mit 70 Vertretern des Grundeigentums,
15 der Kaufleute und Fabrikanten sowie 15 der Gelehrten), mit der auch der Code
Napoléon als Gesetzbuch eingeführt wurde. Politische Ziele waren die
Beseitigung der Standesvorrechte, die Befreiung von der Leibeigenschaft und die
Einführung der Gewerbefreiheit. Faktisch wurde das in die Departements Elbe,
Saale, Harz, Oker, Leine, Werra, Fulda und Weser eingeteilte Land diktatorisch
regiert. Die Universitäten Helmstedt, Rinteln und Paderborn wurden aufgelöst,
die Klöster und Stifte aufgehoben. 1809 kam es zu Aufständen. Am 14. 10. 1810
erhielt das Königreich aus der Auflösung Hannovers 468 Quadratmeilen mit 647000
Einwohnern (Hannover ohne Lauenburg). Am 12. 10. 1810 musste es Abtretungen im
Nordwesten an Frankreich zulassen. Am 1. 10. 1813/26. 10. 1813 zerfiel das
scheinkonstitutionelle Königreich. Hessen-Kassel lebte sofort wieder auf, die
übrigen Gebiete wurden zunächst von einem Zentralverwaltungsrat geführt und
1815 meist an die früheren Herren zurückgegeben.
L.: Kleinschmidt, A., Geschichte des Königreichs Westphalen, 1893; Weidemann,
J., Neubau eines Staates. Das Königreich Westphalen, 1936; Kohl, W., Die
Verwaltung der östlichen Departements des Königreichs Westphalen 1807-14, 1937;
Berding, G., Herrschafts- und
Gesellschaftspolitik im Königreich Westphalen, 1973; Regierungsakte des
Königreiches Westphalen, hg. v. Rob, K., 1992; Nedden, C. zur, Die
Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003.
Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130 wurde in
Verbindung mit der cluniazensischen Reform das Augustinerchorherrenstift W. an der
Kammel, das 982 entstanden, aber später eingegangen war, von Gertrud von
Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren
die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als Herr von Burgau, nach der 1412
gewährten freien Vogtwahl die Herren von Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und
1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W. reichsunmittelbar und erhielt Sitz
und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis.
Von 1671 bis 1776 hatte der Propst die hohe Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das
geschlossene Herrschaftsgebiet von 2
Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der Markgrafschaft Burgau an
Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982.
Wetterau (Landvogtei, Reichslandvogtei). Das
Gebiet zwischen Taunus, Vogelsberg, Lahn und Main kam seit 15 n. Chr. unter
römischen Einfluss und wurde um 85 in die Provinz Germania superior einbezogen.
In der Mitte des 3. Jahrhunderts gaben die Römer es an Germanen (Alemannen, am
Ende des 5. Jahrhunderts Franken) preis. Seit karolingischer Zeit erscheint
dann die vom Fluß Wetter ausgehende Bezeichnung Wetter-eiba (2. Hälfte des 8.
Jahrhunderts, Grafschaft gegen Ende des 9. Jahrhunderts, nach 840 bis 1036 in
der Hand der Konradiner), die im 13. Jahrhundert durch W. ersetzt wurde. Nach
1036 zog der König die W. an sich. 1043 gab er einen Teil an Fulda. Anderes
gelangte an die Ministerialen von Arnsburg bzw. Münzenberg. Daneben traten
Grafen bzw. Herren von Nidda, Büdingen, Buchen-Hanau, Selbold-Gelnhausen,
Solms, Nürings, Diez, Nassau, Katzenelnbogen und Eppstein hervor. Bereits
Kaiser Friedrich I. Barbarossa versuchte unter Nutzung alter Rechte, das Gebiet
als Reichsland zu gewinnen. Sein Enkel Friedrich II. bildete eine von König
Rudolf von Habsburg nach 1273 erneut aufgegriffene Reichslandvogtei, welche die
Reichsgrafschaften Isenburg, Hanau, Eppstein, Katzenelnbogen, Nassau, Solms,
Leiningen, Ziegenhain, Wertheim und Wied, die Reichsganerbschaften Friedberg,
Gelnhausen, Kalsmunt, Staden, Lindheim, Dorheim und Reifenberg (Reiffenberg)
sowie die Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar in einem
losen Rahmen zusammenschloss. Seit 1419 wurde das Amt des Reichslandvogts nicht
mehr besetzt. Seine Aufgaben wurden teilweise von dem wetterauischen
Reichsgrafenkollegium wahrgenommen, das im 16. Jahrhundert Stimmrecht im
Reichsfürstenrat gewann. 1803 kamen die einzelnen Herrschaften
im Westen an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen, im Osten an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 ebenfalls an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Alber, E., Kurze Beschreibung der Wetterau, 1550; Wettermann, O.,
Bericht von der Wetterau, 1608; Arnoldi, J., Aufklärungen in der Geschichte des
deutschen Reichsgrafenstandes, 1802; Landau, G., Beschreibung des Gaues
Wettereiba, 1855; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 23
Wedereiba, Wettereiba, Gau um die Wetter (Obererlenbach und Niedererlenbach
bzw. Erlenbach, Seulberg bzw. Sahlburg, Trais-Horloff bzw. Traishorloff,
Ostheim, Büdesheim); Uhlhorn, F., Grundzüge der Wetterauer
Territorialgeschichte, Friedberger Geschichtsblätter 8 (1927); Mittermaier, F.,
Studien zur Territorialgeschichte der südlichen Wetterau, Mitt. d. oberhess.
Geschichtsvereins N. F. 31 (1933); Glöckner, K., Das Reichsgut im
Rhein-Maingebiet, Archiv f. hess. Geschichte N. F. 18 (1934); Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 1068; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 21, 29, 44, 92, III, 16, 25, 30, 31; Kropat, W., Reich,
Adel und Kirche in der Wetterau, 1965; Niemeyer, W., Der pagus des frühen
Mittelalters in Hessen, 1968, 112; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau,
1972; Herrmann, F., Von der Vorzeit zum Mittelalter, 1989; Schmidt, G., Der
Wetterauer Grafenverein, 1989; Schwind, F., Wetterau, LexMA 9 1998, 46;
Geschichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v. Stobbe, R., Bd. 1 1999; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 525.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard (Burkhard)
von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im Harzgau (erster
sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen Nachkommen mit den aus
Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im frühen 10. Jahrhundert
in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur Jahrtausendwende aber in
den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an der Mulde, um 1030 als
Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg erlangt. Noch vor 1100
nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der Saale. 1089 erhielt
Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als Lehen. Seit 1123 kam
das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch 1143). Nach der
Teilung von 1156 in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin
(bis 1217), Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die
meisten Güter bis 1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die
Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288
an das Erzstift Magdeburg und damit 1680 an Brandenburg und die Grafschaft
Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift Merseburg kamen. Markgraf Heinrich
III. gewann im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307
konnte das gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König
Albrecht von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde
erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu
1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat
Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]).
Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV.
bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn
für seine Hilfe gegen die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der
Kurwürde. 1446 kam es zu einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J., Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die
Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete, bearb. v.
Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche und
Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert,
2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft
und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser,
U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Wetzhausen (Herrschaft).
W. bei Hofheim war der Stammsitz der von den Grafen von Henneberg mit dem
Truchsessenamt ausgestatteten ministerialischen Truchsessen von W., die im
ausgehenden Mittelalter mehrere adlige Familien (Flieger, Zollner) beerbten und
die Güter meist dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrugen. In W. hatten sie
seit dem 15. Jahrhundert die Hochgerichtsbarkeit. 1806 kamen die verschiedenen
Linien (Bettenburg, Bundorf, Oberlauringen) an Bayern. S. Truchsess von W.
L.: Zeißner, S., Hassbergland in vergangenen Tagen, 1924; Hessberg, H. v., Wie
Wetzhausen an die Truchsesse kam, Frankenwarte 1938 Nr. 42.
Wiblingen (Kloster, Herrschaft).
1093 gründeten die Grafen von Kirchberg das Benediktinerkloster W. bei Ulm. Im
15. Jahrhundert versuchte W. vergeblich, die Vogteirechte zurückzugewinnen.
1701 kam W. mit seinem kleinen Herrschaftsgebiet
unter die Landeshoheit Österreichs, über das die Herrschaft
W. dem österreichischen Reichskreis angehörte. 1806 fiel es nach seiner
Aufhebung (1803) an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Der Stadtkreis Ulm, 1977, 392ff.;
Breitenbruch, B., Schule, Studium und Wissenschaft, (in) Studien und
Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 175; Eberl, I.,
Wiblingen, LexMA 9 1998, 59.
Wickrath, Wickradt, Wickerad, Wykradt (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). 1068 wird in
einer gefälschten Urkunde die Burg W. an der oberen Niers südlich
Mönchengladbachs bzw. südwestlich Düsseldorfs erstmals genannt. Um sie entstand
eine kleine Herrschaft der Herren von W., zu der
noch die Herrschaft Schwanenberg nordwestlich
von Erkelenz zählte. 1310 war sie Lehen Gelderns. König Maximilian verlieh das
Reichslehen W. seinem Rat Heinrich von Hompesch. 1502 fiel es an die Freiherren
von Quadt, die 1752 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Die Reformation
drang nicht völlig durch. 1792 gehörte der Graf von Quadt wegen der Herrschaft W. (1,5 Quadratmeilen, 3000 Einwohner) zu
den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794 wurde die Herrschaft von Frankreich besetzt. 1813/1815 kam sie
an Preußen, 1946 W. an Nordrhein-Westfalen. S. Are-Wickrath.
L.: Wolff 365f.; Zeumer 554 II b 63, 25; Wallner 704 WestfälRK 45;
Husmann-Trippel, J., Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bezw.
Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath, 1909ff.
Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor 1129
gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W. nördlich von
Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der Lahn wie links
des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut.
1244 starb das nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel
über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der
andere Teil an die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann
an die Grafen von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg)
vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem
Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in
weiblicher Erbfolge an eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel,
die sich danach Grafen von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die
Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene
Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf
blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel.
Die untere Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an
die jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800 umfassten die obere und untere
Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von 6
Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und
Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften
an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die Linie
Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet der
alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum). W. ist die
ältere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand seit 1698 die obere Grafschaft
Wied mit der Residenz Dierdorf und der Herrschaft
Runkel. Sie zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange) von Köln die Ämter
Neuerburg und Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei Villmar. 1806 kam
die Grafschaft an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die Linie von
Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Wiehe (Herrschaft).
Die Herrschaft W. westlich Halles zählte am Ende
des 18. Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg zum obersächsischen Reichskreis.
Über die Provinz Sachsen Preußens kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wien (Bistum, Erzbistum). Am 18. 1. 1469 errichtete auf Wunsch Kaiser Friedrichs III. Papst Paul II. im Gebiet der Diözese Passau das exemte Bistum W. mit insgesamt 17 Pfarreien. (Nach 9 Administratoren wurde im frühen 16. Jahrhundert Georg Slatkonia zum ersten Bischof ernannt.) Ein eigenes weltliches Herrschaftsgebiet gewann das 1722 als Erzbistum aus dem Erzbistum Salzburg verselbständigte W. nicht. Untergeordnet war ihm seit 1772 das ebenfalls 1469 geschaffene Bistum Wiener Neustadt (später Sankt Pölten). Unter Kaiser Joseph II. wurde es erweitert.
Wiesbaden (Herrschaft,
Reichsstadt). Im Bereich von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14
n. Chr. römische Lager und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete
Zivilsiedlung Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der
Ort alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt. Zwischen 1242 und 1281 kam es als
Reichslehen an die walramische Linie der Grafen von Nassau. Die Burg wurde
Nebenresidenz der Grafen von Nassau-Idstein. 1744 wurde W. Hauptstadt des
Fürstentums Nassau-Usingen, 1806 Hauptstadt des Herzogtums Nassau. 1866 fiel es
an Preußen, 1945 an Hessen, dessen Hauptstadt es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und
Hessischer Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A.,
Von der Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae
Mattiacae. Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit,
1974; Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd.
2 1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861 wird das Benediktinerkloster Sankt
Cyriacus in W. (Wisontesteiga) an der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die
zugehörige Siedlung unterstand ursprünglich den Herzögen von Teck, seit dem 12.
Jahrhundert den Grafen von Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der
helfensteinischen Grafschaft W. Die Herrschaft
hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die drei Erbtöchter an Bayern
(Kauf von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein Drittel), 1752 durch Erwerb des
Anteils Fürstenbergs ganz an Bayern, 1806 mit 3 Quadratmeilen und 6000
Einwohnern (Stadt W., Marktflecken Deggingen [Deggringen] und einige Dörfer) an
Württemberg und damit W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G.,
Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.
Wiesentheid (reichsunmittelbare Herrschaft). Das 892 erstmals erwähnte W. bei
Kitzingen war Mittelpunkt einer Herrschaft. Sie unterstand
seit 1452 den Fuchs von Dornheim. Valentin Fuchs kaufte 1547 das Schloss mit
Zubehör von den Grafen von Castell als Erblehen. Durch Heirat der Witwe des
Georg Adolf Fuchs von Dornheim mit Johann Otto von Dernbach (1678) kam die zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft
an die Herren von Dernbach. 1675 wurden die Inhaber in den
Reichsfreiherrenstand, 1678 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1681 erlangte der
Graf Sitz und Stimme beim fränkischen Reichskreis und beim fränkischen
Reichsgrafenkollegium. 1692 gab der Ritterkreis die Herrschaft
frei. 1701/1704 fiel sie durch Heirat an die Grafen von Schönborn (W.,
Atzhausen, Geesdorf [Goesdorf], Wald von Obersambach), während Järkendorf,
Abtswind, Schwarzenau und Kirchschönbach durch Abtretung an Würzburg und
Heimfall verlorengingen. Um 1800 umfasste die Herrschaft
mit 9 Dörfern ein Gebiet von einer Quadratmeile mit etwa 1300 Bauern. 1806 fiel
sie zunächst an Bayern, das sie 1810 an das Großherzogtum Würzburg abtrat und
sie mit diesem 1814/1815 zurückerhielt.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 10; Wallner 693 FränkRK 24; Domarus, M.,
Wiesentheid. Seine Bedeutung und seine Geschichte, 1953; Domarus, M.,
Territorium Wiesentheid, 1956.
Wigoltingen (Herrschaft).
Die Herrschaft W. gehörte seit langem teilweise
zum Hochstift Konstanz.
L.: Hölzle, Beiwort 71.
Wijlre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wylre). W. an der Geul im Herzogtum
Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040 erwähnt. Um 1150 nannten sich die
Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W. und einigen Höfen bestehende
reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach
den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz
Limburg (Südlimburg) der Niederlande. S. Wylre.
L.: Wolff 498.
Wildberg (Herrschaft).
1237 wird der an die Burg W. an der Nagold im Schwarzwald anschließende, von
den Grafen von Calw gegründete Ort W. erstmals erwähnt. W. war Mittelpunkt der
1318 durch Erbschaft entstandenen Herrschaft W.,
zu der ursprünglich auch Altensteig und Neubulach gehörten. Nach verschiedenen
Teilungen der Herrschaft kam W. zwischen 1364
und 1377 durch Kauf an die Pfalz und 1440 durch Kauf an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Neef, K., Das Bergstädtchen Wildberg an der Nagold, 1950;
Mantel, J., Wildberg: Eine Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung
der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, 1974.
Wildenberg (reichsunmittelbare Herrschaft) s. Wildenburg
Wildenburg, Wildenberg (reichsunmittelbare, Herrschaft). Nach der Burg W. bei Siegen (bzw. im
Kreis Altenkirchen) nannten sich seit 1239 Herren von W., die von den Herren
von Arenberg abstammten, die Vögte der Abtei Werden waren. Ihre innerhalb der
Reichsritterschaft als reichsunmittelbar geltende, zwischen Westfalen, Siegen,
Sayn und Berg gelegene Herrschaft kam bei ihrem
Aussterben 1418 über eine Erbtochter an die Grafen von Hatzfeld. 1792 gehörte
die Herrschaft W. mit Schloss W. und einigen
Dörfern zu den nicht eingekreisten Reichsteilen und zu dem Kanton
Mittelrheinstrom des Rheinischen Ritterkreises bzw. des Ritterkreises Rhein.
1806 kam sie an das Großherzogtum Berg (Departement Sieg), 1813/1815 an Preußen
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 347, 503; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987.
Wildenfels (reichsunmittelbare Herrschaft). Vor 1200 wurde die Burg W. bei Zwickau
errichtet. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft
der erstmals 1222 genannten, wahrscheinlich edelfreien Herren von W., die
Reichsunmittelbarkeit erlangten und 1521 in der Reichsmatrikel erschienen. Nach
ihrem Aussterben 1602 fiel sie mit 150 Hufen in zwei Orten und sechs
Dorfanteilen an die Grafen von Solms-Wildenfels. Diese mussten 1706 nach
langwierigen Prozessen die Landeshoheit Sachsens über die zum obersächsischen
Reichskreis zählende Herrschaft anerkennen, doch
behielt W. erst 1846 beseitigte Steuervorrechte und Zollvorrechte. Über Sachsen
kam W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S.
Solms-Wildenfels.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wildenstein (Herrschaft). Um W. im oberen Trauntal bildete sich im 12. Jahrhundert eine Herrschaft der Babenberger aus, die zum Traungau und damit seit 1180 zum Herzogtum Steiermark gehörte (Ischlland).
Wildeshausen (Stift, Herrschaft).
W. an der Hunte südöstlich Oldenburgs wird anlässlich der Gründung des Alexanderstifts
W. durch Graf Waltpert, einen Enkel Herzog Wídukinds von Sachsen, erstmals
erwähnt (Wigaldinghus). 855 gewährte König Ludwig der Deutsche Immunität und
königlichen Schutz. 872 gab Graf Waltpert den Ort W. an das Stift. Im 11.
Jahrhundert unterstand der Ort den Billungern, die um 1100 die Vogteirechte
einem Zweig der Grafen von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem
Domkapitel von Bremen das Propsteigut überließen. Um 1150 erbaute Graf Heinrich
von Oldenburg die Burg W. Eine Linie der Grafen von Oldenburg wurde in W.
ansässig (Oldenburg-Wildeshausen9 und verband mit ihrem Amt vorübergehend die
Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. 1270 kam W. beim Aussterben der Grafen als
erledigtes Lehen an das Erzstift Bremen, während andere Güter an die Grafen von
Hoya fielen. Um 1500 gelangte W. infolge mehrfacher Verpfändungen (1429-1465
Münster, 1493 Wilhelm von dem Bussche bzw. Wilhelm von dem Busche) unter den
Einfluss des Hochstifts Münster, (im niedersächsischen Reichskreis) 1634 an
Schweden, 1649 zum Herzogtum Bremen und Verden Schwedens, 1675 an das Hochstift
Münster, 1699 nach Ablösung erneut an Schweden, 1700 als Pfand und 1714 zu
Eigentum an Hannover sowie 1803 vorübergehend, 1813/1826 endgültig an Oldenburg
und damit 1946 an Niedersachsen. S. Oldenburg-Wildeshausen.
L.: Wolff 431; Wallner 706 NiedersächsRK 25; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C1; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen,
1953; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970; 1270-1970.
700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v. Boning, H., 1970; Streich, G., Klöster,
Stifte und Kommenden, 1986; Eckhardt, A., Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wildeshausen, 1995; Schindler, R., Wildeshausen, LexMA 9 1998, 115; Eckhardt,
W., Wildeshausen, 1999.
Wildgrafen (Grafen). Um 1113 begründete eine
Teilung im Hause des Nahegaugrafen Emich die W. (comites silvestres, comites
silvatici [1103]), von denen sich in der Mitte des 12. Jahrhunderts die
Raugrafen abtrennten. Die W. spalteten sich 1258 in die Linien Dhaun und
Kyrburg. Von Kyrburg trennte sich um 1284 die Linie Schmidtburg, deren Erbe bei
ihrem Erlöschen 1330 von Trier eingezogen wurde. 1409 fiel beim Aussterben der
Linie Kyrburg das noch vorhandene Gut an die Rheingrafen (seitdem Wild- und
Rheingrafen), die bereits vor 1350 infolge Heirat der Erbtochter der Linie
Dhaun Rechte der Linie Dhaun erlangt hatten. Einzelne Güter kamen an die Pfalz.
Bei ihrem Aussterben folgten den W. die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und
Rheingrafen).
L.: Wolff 278ff.; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen
Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundesrücken, 1854; Fabricius, W., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Klafki,
E., Die kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Toussaint, I., Die Grafen von
Leiningen, 1982; Spieß, K., Wildgrafen, LexMA 9 1998, 119; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt.
Wilgartswiesen (Reichsdorf). 828 gab Wiligart den Hof
W. (Wiligartawisa) bei Annweiler und Bergzabern an das Kloster Hornbach. Die
Vogteirechte standen der Herrschaft Falkenburg
zu. Falkenburg wird 1246 als Reichsburg erwähnt. Am 22. 1. 1379 verpfändete
König Wenzel dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz unter anderem das Reichsdorf
W. bei Annweiler, das dieser von Graf Emich von Leiningen ausgelöst hatte.
Später war die Pflege Falkenburg Leiningen und Pfalz bzw. Pfalz-Zweibrücken
gemeinsam. Der Anteil Leiningens kam an Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, 1774 an
Leiningen-Hartenburg, 1785 Zweibrücken. Über Bayern gelangte W. 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 469, 465; Munzinger, H., Wilgartswiesen und Falkenburg, 1928.
Wilhermsdorf (Herrschaft).
Die Herrschaft W. an der Zenn zählte am Ende des
18. Jahrhunderts zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.
Willstätt (Herrschaft).
1254 erscheint W. (Willestetten) bei Kehl in der Ortenau. 1288 kam es von den
Herren von Geroldseck an die Grafen von Lichtenberg, 1480 an Hanau-Lichtenberg
und Zweibrücken-Bitsch und 1736 von Hanau-Lichtenberg an Hessen-Darmstadt.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel es von
Hessen-Darmstadt an Baden. Mit diesem gelangte es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Wimpfen (Reichsstadt) (, Bad Wimpfen). An der
Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer Zeit ein 85-90 n. Chr.
erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus Alisinensium) war Hauptort des
Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670) kam der Ort an den Bischof von
Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das 1068 erstmals genannte Ritterstift St.
Peter angelegt wurde, entstand W. am Berg, das vor 1200 (vom Bischof von Worms)
an die Staufer gelangte. Sie erbauten dort um 1200 eine Pfalz, neben der sich
eine Stadt entwickelte, die nach dem Erlöschen der Staufer 1274/1278 Sitz der
Reichslandvogtei in Schwaben bzw. Niederschwaben wurde. Vom 13. (1224?) oder
14. Jahrhundert (bis 1802 war sie Reichsstadt. Im 15. Jahrhundert ging W. im
Tal allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die Reformation ein, ohne sich
vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und W. am Berg endgültig
vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14. Jahrhundert einen bedeutenden
Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis hatte, sein kleines Herrschaftsgebiet
größtenteils verkaufen. 1802 fiel das 0,6 Quadratmeilen große W. an Baden. Seit
1803 war W. Enklave Hessen-Darmstadts, welches das Ritterstift 1802
säkularisiert hatte. 1952 kam W. durch Volksabstimmung an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt Wimpfen, 1870;
Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K., Wimpfen.
Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich, 1973;
Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn, 1991;
Seibert, H., Wimpfen, LexMA 9 1998, 223.
Windeck (Herrschaft).
Nach der Burg W. (Kappelwindeck bei Bühl) nannten sich vermutlich seit dem 13.
Jahrhundert Herren von W., die Ministeriale des Bischofs von Straßburg waren.
1309 mussten sie Stollhofen mit Söllingen und Hügelsheim an Baden verkaufen.
1592 starb die wohl zeitweise in die Linien Altwindeck und Neuwindeck gespaltete
Familie im Mannesstamm aus. Die Herrschaft W.
wurde im 17. Jahrhundert von Baden-Baden erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 39; Glaubitz, T. v., Die Burgen Alt- und Neuwindeck mit den
Bühler Edelhöfen, 1960.
Winden (reichsunmittelbares Kirchspiel,
Ganerbschaft). Das an der unteren Lahn nördlich Nassaus gelegene W. wurde 1250
durch das Prämonstratenserkloster Arnstein von der Gräfin von Sayn erworben. Es
bildete den Mittelpunkt eines kleinen Herrschaftsgebiets
(W.,Weinähr) mit voller Landeshoheit, an dem auch adlige Ganerben beteiligt
waren. Der Abt von Arnstein war ohne Reichsstandschaft oder Kreisstandschaft
reichsunmittelbar, geriet aber 1756 unter die Oberhoheit des Erzstifts Trier.
1792 gehörte das Kirchspiel W. zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. 1803
wurde das Kloster aufgehoben und Nassau-Weilburg überlassen. Damit endete die
Reichsunmittelbarkeit Windens. Über Nassau kam W. 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 493.
Windisch-Matrei (Herrschaft),
Matrei in Osttirol. Matrei bei Lienz wird erstmals 1160 genannt. Um 1200 ging
die Herrschaft W. (so seit 1334 wegen der
einstigen Zugehörigkeit zu Kärnten) an das Erzstift Salzburg über. Seit 1648
war sie an die Lasser verpfändet. 1810 kam sie an das Königreich Illyrien
Frankreichs, 1813 an Tirol.
L.: Wolff 133.
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[, Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der
Mosel gelegenen Burg nannten sich die Herren von W., die um die Burg eine
kleine Herrschaft errangen. Sie erbten 1362 in
weiblicher Erbfolge die Herrschaft Beilstein
nördlich Zells an der Mosel. 1637 zog das Erzstift Trier nach
Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488 Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben
der Herren W. und Beilstein an sich. 1652 übertrug es sie mit 17 Orten als
Reichsafterlehen an die Freiherren von Metternich, die 1679 in den Grafenstand
erhoben wurden und sich deswegen von Metternich-Winneburg und Beilstein
nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten Teil ihrer Herrschaft
als sog. Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem Erzstift Trier und
der Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von Metternich wegen W. und
Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags. Die Herrschaften
W. und Beilstein zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500 Einwohnern zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der Besetzung durch Frankreich
wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815 kamen sie an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
Winnenthal (Freiheit). Die Freiheit W. gehörte mit
der Herrschaft Veen zum Herzogtum Kleve
(weselscher landrätlicher Kreis). Veen kam über Preußen (Rheinprovinz) zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 317.
Winterstetten (, Winterstettenstadt) (Herrschaft). Nach W. südlich Biberachs nannten sich
zwischen 1181 und 1187 Herren von W. (Winthersteden). 1214 gelangte W. an
Konrad von Tanne, danach an Eberhard von W. († 1230), dann an Konrad von
Schmalegg. Vor 1331 fiel die Herrschaft an
Österreich. 1438/1442 wurde sie von den Truchsessen von Waldburg erworben.
Später fkam sie an die Linie Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Über sie gehörte sie am
Ende des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis. Über Württemberg
gelangte W. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12.
Winzerhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). W. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Wismar (Herrschaft).
W. (1167 aqua Wissemara) geht in seinen städtischen Anfängen auf
flandrisch-sächsische Siedlung am Ende des 12. Jahrhunderts zurück. 1211 ist
ein Hafen belegt. 1229 wird W. an der Ostsee als Stadt lübischen Rechts
erstmals erwähnt. Sie unterstand trotz großer Selbständigkeit (1229 burgenses,
1241 Rat, 1308/1373 Erwerb der Vogtei) der Herrschaft
Mecklenburgs. Von 1256/1257 bis 1358 war sie Residenz. Von 1555 bis 1621
gehörte sie zu Mecklenburg-Schwerin. 1648 kam sie als Reichslehen an Schweden,
wobei die Mitgliedschaft für W. (3,3 Quadratmeilen mit 9600 Einwohnern) im
niedersächsischen Reichskreis zwischenzeitlich ruhte, wurde aber 1803 von
Mecklenburg-Schwerin pfandweise und 1903 infolge Verzichts auf das
Einlösungsrecht seitens Schwedens endgültig zurückgewonnen. Mit Mecklenburg kam
W. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone. In dieser gelangte es in Mecklenburg
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Bezirk Rostock).
L.: Wolff 443; Wallner 707 NiedersächsRK 24; Die Territorien des Reichs 6, 114;
Witte, H., Wismar unter dem Pfandvertrage 1803-1903, 1903; Techen, F.,
Geschichte der Seestadt Wismar, 1929; Kleiminger, R., Das Heiligengeisthospital
von Wismar, 1962; Nitsche, K./Düsing, A., Wismar. Geschichte und Gesicht einer
Stadt, 2. A. Leipzig 1971; Bandis, K. u. a., Wismar 1229-1979, 1979; Fahlbusch,
F,. Wismar, LexMA 9 1998, 258.
Wittem (Herrschaft).
W. westlich von Aachen wurde zusammen mit sechs Kirchdörfern von Herzog Johann
III. von Brabant (1312-1355) seinem unehelichen Sohn Johann von W. gegeben.
Dessen Urenkel verkaufte es 1466 als Lehen Brabants an Dietrich von Pallant
(Palant). 1520 erhob Kaiser Karl V. W. zur Reichsherrschaft. 1685 wurde die Herrschaft Eiß und Schlenacken, deren Besitz oft
gewechselt hatte, aus dem Hause Waldeck als wittemsches Lehen eingezogen und
mit W. vereinigt. 1689 beendete Spanien das Lehnsverhältnis Brabants. Inhaber
der Herrschaft, die 1732 Grafschaft wurde, waren
seit 1720 die Grafen von Giech, später die Grafen von Plettenberg, die wegen
der Herrschaft W. zu den westfälischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags gehörten. Die Herrschaft zählte zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Zusammen mit den Herrschaften Eiß
und Schlenacken umfasste sie ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 2700
Einwohnern. 1794 endete mit dem Einmarsch Frankreichs die Selbständigkeit. Seit
1815/1839 gehörte W. zur Provinz Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 164; Wolff 362f.; Zeumer 554 II b 63, 22; Wallner 704
WestfälRK 44.
Witten (Herrschaft).
W. an der Ruhr erscheint 1214 erstmals. Möglicherweise aus einem Königshof ging
der Schultenhof der Ritter von W. hervor, den diese den Grafen von
Isenberg-Limburg zu Lehen auftrugen. Seit dem 15./16. Jahrhundert bis 1806 war
die daraus entstandene Herrschaft innerhalb der
Grafschaft Mark bzw. seit dem 17. Jahrhundert Brandenburgs (bzw. Preußens)
kaiserliches Lehen. Über Preußen kam W. 1946 an Nordhrein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Witten. Werden und Weg einer Stadt, 1961; Wüstenfeld,
G./Wüstenfeld, W., Witten - Stadt an der Ruhr, 1971; Zemter, W., Witten. Aus
alter Zeit, 1981; Schoppmeyer, H., Zur Siedlungsgeschichte des Raumes Witten im
Mittelalter, Jb. des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark
86, 1988; Schoppmeyer, H., Zur Siedlungsgeschichte Wittens, 1988.
Wittenberg (Burg, Herrschaft,
Stadt, Residenz des Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint 1180
erstmals. Um 1200 kam es an die Askanier, von denen Albrecht II. († 1298) 1260
die Linie Sachsen-Wittenberg mit Sitz in W. begründete. Spätestens 1293 wurde
es Stadt. Bis 1422 war es Sitz der Askanier, dann der Wettiner als Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es an die ernestinische Linie. 1502 gründete
Kurfürst Friedrich der Weise die Universität W., an der Martin Luther seine
reformatorischen Thesen entwickelte. 1547 musste die ernestinische Linie der
Wettiner die östliche Hälfte ihres Landes an die albertinische Linie abgeben,
womit W. seine Stellung als Residenz zugunsten Dresdens verlor. 1815 fiel W. an
Preußen (Provinz Sachsen) und von 1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an die
Deutsche Demokratische Republik. Die Universität wurde 1817 mit der Universität
Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg (1212-1422), 2000.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 634.
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174
erscheint die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr
nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch
Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz die Hälfte der Güter der
kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber 1461/1463 an Hessen
verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit des Erzbischofs von
Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357 fiel der größte
Teil der Grafschaft mit der Burg W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen
von Sayn und seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie
mussten ihre Güter den Grafen von Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und
schlossen deshalb 1436 eine Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen,
denen sie 1439 ihre Güter zu Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation
eingeführt und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte
Bekenntnis überführt. 1603 wurde die zum oberrheinischen Reichskreis und zum
wetterauischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in das nördliche
Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit Berleburg, der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Neumagen und der Herrschaft Homburg) und das
südliche Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei Fünftel der Grafschaft W. mit
Schloss W., Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe, Feudingen, Arfeld und Elsoff
sowie der unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1806
fielen beide Fürstentümer an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1816 an
Preußen (Provinz Westfalen) und damit ihr Gebiet 1946 überwiegend an
Nordrhein-Westfalen (Neumagen und Vallendar an Rheinland-Pfalz). S.
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
Wittislingen (Grafschaft, Herrschaft).
In fränkischer Zeit war das schon früher besiedelte W. nordwestlich Dillingens
Mittelpunkt des Gebiets zwischen Jura und Donau. Nach ihm wurde eine Grafschaft
benannt, die am Ende des 18. Jahrhunderts als Rentamt über das Hochstift
Augsburg zum schwäbischen Reichskreis zählte. Bereits im 10. Jahrhundert
verlegten aber die Grafen ihren Sitz nach Dillingen und vererbten als Grafen
von Dillingen im 13. Jahrhundert ihre Güter an das Hochstift Augsburg. Von dort
gelangten sie bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 156; Wallner 684 SchwäbRK.
Wittmund (Herrschaft).
W. in Ostfriesland wird im 12. Jahrhundert in Fuldaer Aufzeichnungen genannt
(Witmuntheim). Um 1400 war es in den Händen des friesischen Geschlechts tom
Brok, 1420 kam es an die Kankena, 1457 an Sibet Attena von Esens, der Esens,
Stedesdorf und Wittmund zum Harlingerland vereinigte, das 1600 durch Vertrag an
Ostfriesland fiel. Nach der Reichsmatrikel von 1776 gehörte die Herrschaft W. zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Über Hannover und Preußen (1866) gelangte W. 1946 an Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer 151; Wolff 339; Onnen, J., Wittmund im Laufe der
Jahrhunderte, 1968.
Wlaschim, Wlaschitz (Herrschaft). Die Herrschaft W. in Böhmen gehörte den Fürsten Auersperg. S. Tschechoslowakei.
Wolfach (Herrschaft).
W. an der Kinzig wird 1030 erstmals erwähnt. Nach der Burg W. nannten sich
Herren von W. Graf Friedrich I. von Fürstenberg († 1296) erwarb die Herrschaft, zu der kaum mehr als das Tal der W. gehörte,
durch Heirat. 1806 fiel W. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Disch, F., Chronik der Stadt Wolfach, 1920; Veltzke, G., Der
gebundene bäuerliche Besitz in der fürstenbergischen Gesetzgebung, 1938; Der
Kreis Wolfach, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1966; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 687.
Wolfegg (Grafschaft[, Lande der
Erbtruchsessen9). W. (1219 Wolfegge) bei Ravensburg kam vermutlich von den am
Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbaren Herren von W. zu Beginn des 13.
Jahrhunderts an die Herren von Tanne (seit 1219 von Waldburg). Die aus
Wolfegger und Tanner Gütern und der Stadt Wurzach gebildete Herrschaft erhielt 1444 den Blutbann, war seit 1489
Reichslehen und wurde 1628 Reichsgrafschaft. Bei der Teilung von 1429 fiel sie
an die eberhardische (Sonnenberger) Linie, bei der Teilung von 1508 an die
georgische (Zeiler) Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft
W. als Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee
(etwa 7,5 Quadratmeilen bzw. 400 Quadratkilometer Gebiet mit 14000 Einwohnern)
zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel im Rahmen der Säkularisation das
Kollegiatstift W. an. W. selbst kam 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Waldburg-Wolfegg.
L.: Wolff 200; Wallner 685 SchwäbRK 12; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Kreis Ravensburg, 1975; Chronik des Kreises
Ravensburg, 1976.
Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg
bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im nördlichen Harzvorland, der
südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals erwähnt (Wulferesbutle), ist
aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11. Jahrhundert). Die Burg W. unterstand
zunächst den brunonisch-welfischen, später reichsministerialischen Herren von
Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen
wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung
Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292
gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie.
1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W. nach Braunschweig verlegt.
1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des
Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand
für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur
herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
Wolfstein (Herren, Freiherren, Grafen,
Reichsgrafschaft). Seit 1291 nannten sich die Reichsministerialen von Sulzbürg
nach der Burg W. bei Neumarkt, deren ältere Herren seit etwa 1120 nachweisbar
sind. Sie gewannen am Anfang des 14. Jahrhunderts Allersberg (bis 1455/1470),
vor 1346 Pyrbaum, im 14. und 15. Jahrhundert ein geschlossenes Herrschaftsgebiet um B., um 1350 Obersulzbürg und
1403/1404 Untersulzbürg. 1460 trugen sie die Burg und Herrschaft
W. Böhmen zu Lehen auf. 1465/1466 ging W. als Lehen Böhmens durch Kauf an
Pfalzgraf Otto II. zu Neumarkt über und kam von der Pfalz 1628 an Bayern. Seit
1607 war die Burg W. bereits verfallen. 1522 wurden die Herren von W. in den
Freiherrenstand, 1673 in den Reichsgrafenstand erhoben. Als solche waren sie
Mitglied des fränkischen Reichsgrafenkollegiums. Ihre Erben waren die Grafen
von Hohenlohe-Kirchberg und die Grafen von Giech. S. Wolfstein zu Sulzbürg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 8; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957.
Wolfstein (Herrschaft).
Um 1200 errichtete der Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen
die Burg W. in der Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft W. über das Hochstift Passau zum
bayerischen Reichskreis. 1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Wolkenstein (Herrschaft).
An der Furt der Straße von Altenburg über die Zschopau gründeten um 1200 die
Reichsministerialen von Waldenburg die Burg W., die sie samt der zugehörigen Herrschaft (mit Scharfenstein, mindestens einem Dutzend
Dörfern, einem halben Dutzend Rittergütern mit weiteren Dörfern und
Dorfanteilen sowie den Städten Ehrenfriedersdorf, Geyer, Thum und später noch
Marienberg, Jöhstadt und Lengefeld) als Lehen der Markgrafen von Meißen
innehatten. 1438/1444 kam Scharfenstein, 1479 mit dem Aussterben der Herren von
Waldenburg auch W. an die Markgrafen von Meißen bzw. Sachsen und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wöllenburg (Herrschaft) s. Wellenburg
Wollmerath (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Cochem zählte zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Wolff 516.
Wöllstein (Herrschaft).
Die Herrschaft W. bei Ellwangen wurde 1585 von
der Propstei Ellwangen erworben und kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Wölpe (Grafen). Im frühen 12. Jahrhundert
erscheinen nach der W., einem Zufluss der Aller benannte Grafen, die das
Gericht Nöpke als Lehen der Welfen hatten. In der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts gelang aus Gütern des Hochstifts Minden die Bildung einer Herrschaft. 1302 verkaufte der Graf von
Oldenburg-Altbruchhausen das Erbe des ausgestorbenen Geschlechts an den Herzog
von Braunschweig.
L.: Wolff 436; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts, Bd.
1f. 1966f.; Hemann, F., Wölpe, LexMA 9 1998, 325; Die Grafschaften Bruchhausen,
Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit
346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann
germanische, dann römische Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs,
der im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog
sich sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim
und dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den
Grafen von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof
gelang trotz erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines
kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa
1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde bald
Ladenburg. In der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der
Diözese verloren. Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz
oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach,
Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter
des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften
umfassenden, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts an
Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt.
1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer,
Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an
Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2.
Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er
Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach
umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches Königsgut. Seit
dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin verlegten die
fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803 (?)
abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über.
Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten dafür
1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere Freiheitsbriefe
gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273 wurde die
Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt, doch
bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft
bringen konnte, das Angebot des Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden.
1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich
fast völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich
(Ende der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und
Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am
Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert,
F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms
1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs
Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die
Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die
Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die
politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum,
1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 688.
Wörth (Herrschaft,
Residenz des Bischofs von Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in
dessen Peterskirche um 765/788 eine Übertragung an den Bischof von Regensburg
bzw. das Kloster Sankt Emmeram erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift
Regensburg. Dieses verpfändete W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand
wurde 1433 eingelöst. 1803 kam die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel
sie an Bayern. 1812 erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848
bestehendes fürstliches Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Wullenstetten (Herrschaft),
Waldenstetten. Die Herrschaft W. an der Iller
(bei Kirchberg und Weißenhorn) gehörte (am Ende des 18. Jahrhunderts) innerhalb
Schwäbisch-Österreichs den Grafen Fugger (Fugger-Babenhausen, Babenhausen und
Boos, Fugger-Kirchberg-Weißenhorn, Kirchberg und Weißenhorn). Später fiel W. an
Bayern.
L.: Wolff 45; Hölzle, Beiwort 4, 45.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben.
Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten
abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de
Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten,
zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht
nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze
mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten.
Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden
Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben
sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14.
Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482
offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und
Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach
dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich
(Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz
Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen,
Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das
Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang,
Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320],
Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325
kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen,
1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit
Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den
Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III.
erhielt die Herrschaft Schalksburg mit Balingen
und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch
Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste W.
als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die
Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft
Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold
mit den Städten Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld,
zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste
und die Hälfte von Herrschaft und Stadt
Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen,
Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg),
Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang,
Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen,
Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg,
Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn,
Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen,
Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und
Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar)
und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit
bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I.
begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit
Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte).
1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte
Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der
Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von
Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für
die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des
Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen
Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W. 1504 noch das
Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die Ämter
Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte der
Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens von
1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern)
bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage
verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und
Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal,
Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen,
Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall
und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen
das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach,
Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an
W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das
Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden
(amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12.
1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilbd. 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise
in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J.,
Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der
Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht
(1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im
spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen
Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg,
Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird
Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur
Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft
über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg
1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling,
A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft
bildeten reiche Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um
800 ist W. als Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W.
weitere Güter. 1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg
beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani
cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich
wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die
herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen
Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains
und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im
Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a.
1297 Kissingen) erfolgte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von
Henneberg als Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche
endgültig unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
und beim fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum
bedeutende Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der
Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte.
1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar
als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im
späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied des Ritterkreises
Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton
Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof,
Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld,
Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra
wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn
mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen,
Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und
Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3
Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72
Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von
Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana.
Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum
Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der
Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6.
1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem
Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960);
Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die
Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2.
A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg
und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977;
Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978;
Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des
Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16.
Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen
Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten
aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg.
v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen,
J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995;
Wendehorst, A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg.
v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
638, 1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007.
Wylre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wijlre). W. an der Geul im Herzogtum
Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040 erwähnt. Um 1150 nannten sich
die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W. und einigen Höfen bestehende
reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach
den Inhaber. Sie gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht
eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis 1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs
bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden
(vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei
Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser
(1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter,
Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg), des Rektorats über Burgund
(1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne
und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen
Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im
Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz
reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen
von Lenzburg). 1187 spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198
wurden die Vogtei über Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach
dem Aussterben im Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach
(Grafen von Freiburg, Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg)
und die Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste
Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die
Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue
Forschungen, hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;.
Parlow, U., Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 505.
Zavelstein (Burg, Herrschaft). Die 1284 erstmals genannte Burg Z. bei Calw war Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen von Vaihingen. Diese kam im 14. Jahrhundert an Württemberg. Damit fiel Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Zazenhausen (reichsritterschaftliche Herrschaft). Z. zählte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben und kam an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Zeil (Herrschaft,
Grafschaft). Als Teil der Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft
Z. mit der späteren Reichsstadt Leutkirch von den Udalrichingern in der Linie
Bregenz an die Grafen von Montfort. Diese veräußerten die Güter um 1291 an das
Reich. Die Grafschaft Z. wurde 1337 als Pfand von den Truchsessen von Waldburg
erworben. 1526 wurde sie in ein Reichslehen der georgischen (Zeiler) Linie des
Hauses Waldburg umgewandelt und 1628 zur Reichsgrafschaft erhoben. 1806 fiel
sie von der Linie Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit rund 3000 Einwohnern
an Württemberg. Damit kam Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54.
Zell (Herrschaft).
Die Herrschaft Z. im Breisgau stand den
Freiherren von Schönau (Schönau-Wehr) zu.
L.: Hölzle, Beiwort 11.
Ziegenhain (Grafschaft). An einem Übergang über die
mittlere Schwalm zwischen Burgwald und Knüll entstand im 10. oder 11.
Jahrhundert die Burg Z. Nach ihr nannte sich seit 1144 ein seit dem 9.
Jahrhundert nachweisbares, ab 1090 sicher bezeugtes Geschlecht (Grafen von
Reichenbach und Wegebach, 1062 Gozmar, 1101 Graf Rudolf). Im 12. Jahrhundert
bauten die Grafen von Z. auf der Grundlage einer Stiftsvogtei Fuldas sowie von
Allod, Reichsgut und Mainzer, Fuldaer und Hersfelder Lehen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und Knüll auf, das
Niederhessen (um Kassel) fast völlig von Oberhessen (um Marburg) trennte. Um
1200 (vor 1206) erbten sie die Grafschaft Nidda in der Wetterau. Von 1258 bis
1311 war die Grafschaft geteilt. 1279 ging die Vogtei über Fulda an Fulda und
1294 das Amt Neustadt östlich von Marburg an das Erzstift Mainz verloren. Nach
dem Sieg Hessens über Mainz 1427 musste der Graf 1437 die Grafschaft von Hessen
zu Lehen nehmen. Nach seinem erbenlosen Tod fiel die Grafschaft 1450 an Hessen
heim und verband Niederhessen mit Oberhessen. Bis 1495 war Hessen allerdings in
Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hohenlohe verstrickt, denen Kaiser
Friedrich III. Z. als Reichslehen verliehen hatte. Über Hessen-Kassel und
Preußen (1866) kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Z. 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Heußner, R., Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain, 1888;
Wolff, W., Zur Geschichte der Stadt Ziegenhain in Hessen, 1907; Brauer, F., Die
Grafschaft Ziegenhain, 1934; Heinemeyer, K., Ziegenhain, LexMA 9 (1998), 603.
Zimmern (Freiherren, Grafen). Die um 1080
erstmals genannten Herren von Z. (Herrenzimmern) bei Rottweil bildeten um die
Burg Z. eine Herrschaft aus. Dazu erwarben sie
nach Heirat (1319) 1354 von einer Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg die Herrschaft Messkirch, um 1400/1462 Wildenstein sowie
1462 von Habsburg Oberndorf als Pfand. 1538 wurden sie zu Grafen erhoben. Die
Grafen von Z., über deren ältere Geschichte die Zimmerische Chronik des
gelehrten Graf Froben Christoph (1519-1566) von 1564/1566 berichtet, gehörten
dem schwäbischen Reichskreis sowie mit der 1581 erworbenen Herrschaft Schramberg dem Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben an, starben aber 1594 aus. Ihre Güter wurden von den
Erben 1595 an die Stadt Rottweil verkauft. Messkirch kam über eine Schwester
des letzten Grafen an die Grafen von Helfenstein. Über Rottweil gelangten die
Güter zuletzt 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 148; Franklin, O., Die freien Herren und Grafen von Zimmern,
1884; Jenny, B., Graf Froben Christoph von Zimmern, 1959; Kruse, H., Zimmern,
LexMA 9 1998, 616.
Zöbing (Herren). Der wohl im 10./11. Jahrhundert gegründete, vom Personennamen Ebo abzuleitende Ort bei Krems in Österreich erscheint zuerst am Anfang des 12. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt saßen die Kuenringer dort. 1130 erscheint der mit ihnen verwandte Heinrich von Cebingen. Nach der Ermordung des letzten Zöbingers 1232 fielen über die Nichte die Güter (Senftenberg) an Karl von Gutrat. 1314 kauften die Wallsee der Linie Wallsee-Linz die Herrschaft Senftenberg-Droß-Zöbing. Von ihnen ging sie 1400 auf die Linie Wallsee-Enns über, bei ihrem Aussterben 1483 auf die Grafen von Schaunberg.
Zossen (Herrschaft).
Im 13. Jahrhundert wurde die Burg Z. (slaw. sosna, Föhre) an der Notte bei
Potsdam errichtet. Sie wurde Mittelpunkt der kleinen Herrschaft
Z. Diese kam in der Mitte des 14. Jahrhunderts als Lehen der Markgrafen von
Meißen an die Herren von Torgau bzw. Torgow, 1370 mit der Lausitz an Böhmen und
1478/1490 von Georg von Stein als Nachfolger der Torgow 1490 an
Brandenburg/Preußen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Der Teltow, Bd. 3 1912, 344ff.
Zotter von Berneck, Zott von Perneck
(Reichsritter). Von etwa 1581 bis 1587 war Gottfried Z., der um 1570 die Herrschaft Schramberg hatte, Mitglied des Kantons
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 148, 218.
Zug (Stadt, Kanton). Z. am Zuger See wurde
um 1200 von den Grafen von Kiburg (Kyburg) gegründet. 1273 kaufte König Rudolf
von Habsburg die dortigen Kiburger (Kyburger) Rechte. 1352 wurde die Stadt von
den sie umgebenden Orten der Eidgenossenschaft der Schweiz zum Eintritt in
diese gezwungen und 1368 von Habsburg aus seiner Herrschaft
entlassen. 1400 erwarb sie den Blutbann. 1415 wurde sie reichsunmittelbar. Im
15. Jahrhundert gewann sie Anteile an der Verwaltung einzelner gemeiner Herrschaften. Im Jahre 1604 wurden Spannungen zwischen
der Stadt Z. und ihrem Umland durch Vertrag beigelegt. 1798 wurde Z. dem Kanton
Waldstätte einverleibt, 1803/1815 aber in den alten Grenzen als kleinster Kanton
der Schweiz (239 Quadratkilometer) wiederhergestellt. Die Verfassung von 1814
wurde 1848, 1876 und 1894 verändert.
L.: Wolff 523; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Chronik der
Innerschweiz, hg. v. Koch, H. u. a., Bd. 1, 2 1947; Gruber, E., Die Geschichte
des Kantons Zug, 1968; Die Rechtsquellen des Kantons Zug, bearb. v. Gruber, E.,
Bd. 1 1971; Meyer, T., Zug, LexMA 9 1998, 683.
Zürich (Kanton). 1798 wurde das aus der 1218 Reichsunmittelbarkeit
erlangenden, seit 1291 durch Bündnisse mit Uri und Schwyz verknüpften
(Reichs-)Stadt Z. erwachsene Herrschaftsgebiet
Zürichs als Kanton in die von Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung
Frankreichs gebildete Helvetische Republik eingegliedert. 1803/1815 wurde Z.
als Kanton der Eidgenossenschaft der Schweiz wiederhergestellt.
L.: Wolff 518; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995.
Zürich (Reichsstadt). Am Ort des römischen
Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große neben einem Königshof das
Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König Ludwig der Deutsche 853
die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die Reichsvogtei (Kastvogtei)
hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von Lenzburg (10. Jahrhundert) an
die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben 1218 erlangte Z.
Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg unterwarf Z. den
umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das Fraumünster
(Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft.
1291 schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336
verband es sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft
der Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom
Sankt Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz.
Bereits im 14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee (Wädenswil 1342, Zollikon 1358,
Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil] 1385). Zwischen 1400 und 1415
erwarb es die Herrschaften am See Greifensee
(1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg
(Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt,
Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde
es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation
durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft
der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene
Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A.
1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.;
Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.;
Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932;
Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G., Geschichte
von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die lokale
Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert, Zürich
1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich, 1951;
(Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31, 32,
Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;) Karte
des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger, H.
C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer,
H. C., Zürich von der Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt
Zürich und ihre Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525,
1985; Zürich. Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte
des Kantons Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790;
Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons
Zürich 2000; Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische
Führungsgruppe Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel
und Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
261.
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei,
Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die
Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der
Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am
Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft
der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
Zürich, Großmünster (Reichsstift). Am Ort des
römischen Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift
Großmünster. Dieses stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von
Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998.
Züschen (Herrschaft).
Z. bei Fritzlar unterstand anfangs den Grafen von Waldeck. 1382 gelangte es an
den örtlichen Adel. Bis 1810 bildete es eine kleine Herrschaft,
die danach an Waldeck zurückfiel. Über Preußen (1929 zur Provinz Hessen-Nassau)
kam Z. 1946 an Hessen.
L.: Wolff 268.
Zwiefalten (Abtei, Reichsabtei). 1089 wurde die
zunächst für Altenburg am Neckar geplante Benediktinerabtei Z. bei Reutlingen
unter Hirsauer Einfluss von den papsttreuen Grafen Kuno (Cuno) und Luitold
(Liutold) von Achalm gegründet. Die Vogtei kam von den Stiftern über mehrere
Inhaber (1093 Welfen, Staufer, Grafen von Hohenberg, Herren von Emerkingen und
von Stein) 1303 an Österreich (Habsburg), 1365 als Lehen sowie 1491 endgültig
an Württemberg. Durch zahlreiche Gaben gewann Z. viele Güter (in 29 Orten,
Urbar 1425, 800-1180 Hufen) einschließlich der Herrschaft
über 26 (bzw. 35) Dörfer (weitere Rechte in 93 Orten). 1751 erlangte die Abtei
nach erfolgreicher Abwehr (1491, 1535, 1570) der Eingliederungsversuche
Württembergs und Zahlung von 210000 Gulden sowie Abtretung dreier Dörfer an
Württemberg die Reichsunmittelbarkeit. Sie war Mitglied im schwäbischen
Prälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. Bis zur Säkularisation
gehörten ihr die Dörfer Aichelau, Aichstetten, Attenhöfen (Attenhofen), Baach,
Bechingen, Daugendorf, Dürrenwaldstetten, Emeringen, Gauingen, Geisingen,
Gossenzugen, Hochberg, Huldstetten, Ittenhausen, Kirchen (Kirchheim),
Lauterach, Mörsingen, Neuburg, Oberstetten, Oberwilzingen, Offingen,
Pfronstetten, Reichenstein, Sonderbuch, Tigerfeld, Upflamör, Wilsingen, Zell,
die Schlösser Mochental (Mochenthal) und Ehrenfels sowie viele einzelne Höfe,
Häuser und Gefälle in fremden Gebieten und das Benediktinerinnenkloster
Mariaberg bei Gammertingen. 1803 fiel sie mit 3,3 Quadratmeilen bzw. 38
Quadratkilometern und 8000 bzw. 4800 Einwohnern an Württemberg und wurde
aufgehoben. Über Württemberg gelangten die Güter 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 191; Zeumer 552 II a 36, 15; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Zürcher, R./Hell, H., Zwiefalten,
1967; Germania Benedictina V: Baden-Württemberg, 1975; Setzler, W., Kloster
Zwiefalten. Eine schwäbische Benediktinerabtei zwischen Reichsfreiheit und
Landsässigkeit, 1979; Quarthal, F., Kloster Zwiefalten zwischen Dreißigjährigem
Krieg und Säkularisation, Monastisches Leben und Selbstverständnis im 6. und 7.
Saeculum der Abtei, 900 Jahre Benediktinerabtei Zwiefalten, hg. v. Pretsch, H.,
1990; Eberl, I., Zwiefalten, LexMA 9 1998, 733; Weingarten, H., Herrschaft und Landnutzung, 2006.
Zwingenberg (am Neckar) (Herrschaft).
Die Herrschaft Z. am Neckar mit zehn Dörfern und
einigen Weilern zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1746
kaufte sie der Kurfüst von der Pfalz. 1779 gab er sie seinem natürlichen Sohn
als Fürsten von Bretzenheim. Später kam sie an Baden und damit Z. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.