Haus in der deutschen Landesgeschichte (429)
Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erstmals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender König Chlodwig ([* um 466] 481-511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau sowie 507 die Westgoten in Südgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die Thüringer, 532/534 die Burgunder und wenig später die um 550 erstmals genannten Bayern im nördlichen Voralpengebiet unter ihre Abhängigkeit. 732 gelang dem fränkischen König durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Abwehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber.
Mit Einverständnis des durch reiche Gaben italienischer Güter belohnten Papstes verdrängte 751 der arnulfingische Hausmeier Pippin den merowingischen König. Pippins Sohn war Karl der Große, der 773/774 die Langobarden in Italien besiegte, 788 den Herzog von Bayern entmachtete und zwischen 772 und 804 die Sachsen niederrang, so dass sich das Reich der Franken nunmehr von den Pyrenäen bis zur Eider und von der Kanalküste bis Mittelitalien erstreckte. Als ihn Papst Leo III. am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom zum Kaiser krönte, verlieh er mehr als 300 Jahre nach dem Untergang Westroms dem Aufstieg der Franken zur führenden Macht in Europa symbolisch den angemessenen Ausdruck.
Als 1125 der letzte salische Kaiser Heinrich V. kinderlos verstarb, entschieden sich die Königsmacher unter stärkster Beeinflussung durch den Papst für seinen Gegenspieler, den sächsischen, die Ostsiedlung (Mecklenburg, Pommern, später auch Schlesien) wieder aufgreifenden Herzog (1106) Lothar von Supplinburg (Süpplingenburg), dem schon 1127 Konrad von Staufen als Enkel des salischen Königs Heinrich IV. als zunächst erfolgloser Gegenkönig gegenübertrat. Bei Lothars söhnelosem Tod (1137) wählten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Trier 1138 Konrad von Staufen, weil der noch von Lothar von Supplinburg vorgeschlagene Herzog der Bayern und Sachsen, Heinrich der Stolze aus dem Hause der Welfen, Schwiegersohn Lothars, der römischen Kirche und den deutschen Fürsten als Inhaber zweier der insgesamt vorhandenen vier großen Herzogtümer zu mächtig erschien. Als neuer anerkannter König entzog Konrad III. folgerichtig dem Welfen in Halbierung seiner Macht das Herzogtum der Bayern und belehnte 1139 damit seinen Halbbruder Leopold IV. von Babenberg. 1156 gab zwar Konrads III. Nachfolger, der Staufer Friedrich I. Barbarossa, zwecks friedlichen Ausgleichs Bayern seinem welfischen, im Besitz des Herzogtums der Sachsen befindlichen Vetter Heinrich dem Löwen wieder zurück, löste dabei jedoch das im Südosten Bayerns gelegene Österreich vom Herzogtum der Bayern ab und erhob es zu einem eigenen territorialen, nicht mehr länger auf ein Volk oder einen Stamm bezogenen Herzogtum Österreich. Weil ihn aber Heinrich der Löwe bei seinen italienischen Unternehmungen im Stich ließ, entzog er 1180 in der abschließenden Auseinandersetzung mit Heinrich dem Löwen dem Welfen nicht nur beide Herzogtümer (Bayern und Sachsen) ganz, sondern teilte auch das Herzogtum der Sachsen in gleicher Weise in territoriale Herzogtümer auf und vergab das verbliebene Herzogtum (Rest-)Sachsen (ohne Westfalen) an die Askanier und (Rest-)Bayern (ohne Österreich und Steiermark) an die Wittelsbacher. Damit war an die Stelle der großen Stammesgebiete (der Bayern und Sachsen) das von den Bewohnern verselbständigte kleinere Land (Bayern, Sachsen) getreten. Nach dem alten Grundsatz „teile und gebiete“ hatte sich somit der König einer grundsätzlichen Gefahr entledigt.
4. Fränkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift Würzburg, Fürstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift Eichstätt, Fürstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mergentheim (und Ballei Franken), gefürstete Grafschaft Henneberg, gefürstete Grafschaft Schwarzenberg, Fürstentum (Löwenstein-Wertheim, Grafschaft) Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welzheim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), Reichsstadt Windsheim, Reichsstadt Schweinfurt, Reichsstadt Weißenburg.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar.
Im Übrigen erhielt Russland den größten Teil des Herzogtums Warschau als Königreich (Kongresspolen) in Personalunion, erlangte Preußen die nördliche Hälfte Sachsens, die Rheinlande, Westfalen, das verbliebene schwedische Vorpommern, Danzig, Thorn und Posen, gewann Österreich (wieder) Vorarlberg, Tirol, Salzburg, [Inn- und Hausruckviertel 1816], Kärnten, Krain, Istrien, Kreis Tarnopol, Lombardo-Venetien, Toskana und Modena [bei Verlust des Breisgaues und der südlichen Niederlande] und erreichte die Schweiz die Kantone Wallis, Neuenburg und Genf sowie die Sicherung der immerwährenden Neutralität.
Hausleitner, M., Die Donauschwaben 1868-1948, 2014
Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser, 1862ff.
Wallner, E., Die kreissässigen Territorien am Vorabend des Lunéviller Friedens, 1929Weber, H., Die Bedeutung der Dynastien für die europäische Geschichte der frühen Neuzeit, (in) Das Haus Wittelsbach und die europäischen Dynastien, 1981
Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die
vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12.
Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte
des Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener Klöster (u. a. Banz) und
stellten eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen. Ihre Güter fielen 1189 zu
einem Teil an das Hochstift Bamberg und nach ihrem Aussterben um 1199/1200
durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause
Zollern (Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift Eichstätt
verkauften.
L.: Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen
Grafengeschlechts von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F.,
Die Grafen von Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950;
Ulsamer, W., 100 Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des
eichstättischen Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch,
H./Machilek, F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 146 (2006), 9.
Abensberg (Grafen, reichsunmittelbare Herrschaft).
A. bei Kelheim wird erstmals 1031 erwähnt (Abensberch). Seit dem 12.
Jahrhundert erscheinen Grafen von A. aus dem Hause
der Babonen. Sie sind zwischen Donau und Abens um Altmannstein und an der
unteren Altmühl begütert und handeln als Vögte über Regensburger Eigenkirchen.
1247 kam es nach dem Aussterben der älteren Grafen zur Linientrennung in die
Herrschaften A. und Altmannstein. 1485/1486 gelangte die reichsunmittelbare
Herrschaft A. mit dem Tod des letzten Grafen von A. (1485) als Reichslehen zur
Münchener Linie der Herzöge von Bayern (Bayern-München). 1552 wurden die
Gerichte A. und Altmannstein mit Sitz in A. durch Personalunion verbunden.
L.: Kral, J., Abensberg und Umgebung, 1952; Diepolder, G., Oberbayerische und
niederbayerische Adelsherrschaften, Zs. f. bay. LG. 25 (1962), 47ff.; Gerlich,
A., Aben(s)berg, LexMA 1 1980, 27f.; Flachenecker, H., Die Reichsherrschaft
Abensberg, Z. f. bay. LG. 64 (2001), 693; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 539.
Albani (Reichsfürst). 1710 wurde Annibale A.
zum Reichsfürsten erhoben. 1715 wurde das Hausgut
Soriano Fürstentum.
L.: Klein 168, 170.
Albuinsbaar (zwei Baarbezirke)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 78, 79, 82, 83, 89,
Albwinespara, zwei Baarbezirke, die westliche A. am Oberlauf der Wutach im
Südschwarzwald (Rötenbach, Döggingen, Hausen vor
Wald, Friedenweiler, Löffingen), die östliche A. an der oberen Donau
(Eschenbach, Berkach, Bielingen, Bettighofen, Risstissen bzw. Rißtissen);
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 128 (Rötenbach, Döggingen, Hausen vor
Wald, Friedenweiler, Löffingen), 132 (Eschenbach, Berkach, Bielingen, Bettighofen,
Risstissen).
Albuinsbaar, westliche (Gau am Oberlauf der Wutach
im Südschwarzwald)
L.: Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 128 (Rötenbach, Döggingen, Hausen vor
Wald, Friedenweiler, Löffingen).
Altgau (Altgeuue, Altgouwe, Gau zwischen Wipper
und Unstrut in Thüringen)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (Bellstedt bzw.
Bellstädt, Holzsußra (bzw. Holzsussra), Rohnstedt [Rockstedt], Wenigenehrich
[Weningen], Wolferschwenda bzw. Wolferschwende, Behringen [Großbehringen],
Wolfsbehringen bzw. Wolfsberingen, Osterbehringen bzw. Osterberingen,
Beuernfeld bzw. Beurenfeld, Hörschel, Aspach bzw. Asbach, Eckardtsleben bzw.
Eckartsleben, Aschara, Langensalza, Oberdorla bzw. Obdorla, Niederdorla,
Großenehrich bzw. Ehrich); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und
hohen Mittelalters, 1957, 113 (Bellstedt, Großberndten, Großenehrich,
Wenigenehrich, Großfurra, Greußen, Körner, Nägelstedt, Rohnstedt, Haussömmern, Niederspier, Holzsußra, Tennstedt,
Thamsbrück, Wolferschwenda); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 24, Altgouwe; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und
Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1.
Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 12 Altgouwe, Flussgebiet der Helbe zwischen
Wipper und Unstrut).
Altmark (Mark). Die A. ist der seit dem 14.
Jahrhundert als A. bezeichnete, nördliche, bis zur Elbe reichende Teil
(Nordmark) des 965 gedrittelten Herrschaftsgebiets des Markgrafen Gero († 965),
der 1134 an Albrecht den Bären (Askanier) kam. Die Askanier verdrängten die
Burggrafen von Arneburg und die Grafen von Osterburg, Gardelegen und
Hillersleben. 1316 wurde der Südteil um Wolmirstedt an das Erzstift Magdeburg
abgetreten. Nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier (1317/1319) fiel
die restliche A. durch Heirat der Witwe des letzten Markgrafen an Herzog Otto
von Braunschweig, kam aber später weitgehend ans Reich zurück und von dort 1415
an die Burggrafen von Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg. Von 1807 bis 1813
war sie Teil des Elbdepartements des Königreichs Westphalen Frankreichs. 1816
wurde sie als Teil des Regierungsbezirks Magdeburg Preußens in die Provinz
Sachsen eingegliedert. S. Brandenburg, Preußen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 385; Schultze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963;
Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Wohlbrück, S.,
Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der Markgrafen aus ballerstädtischem Hause, 1975; Zahn, W., Der Drömling, 1986;
Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Alverdissen (Herrschaft, Stadt). Das 1151 unter den
Gütern des Herforder Stifts auf dem Berge erwähnte A. (Alwardessen) erhielt von
den Grafen von Sternberg städtische Rechte. Im 15. Jahrhundert war es meist
verpfändet, im 16. Jahrhundert in den Händen einer Nebenlinie des Hauses Lippe in Pyrmont-Spiegelberg. 1613/1640/1647
kam es an Schaumburg-Lippe und 1812 an Lippe. S. Lippe-Alverdissen,
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 350.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg.
Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von Aquileja und
Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren die Grafen von A. allerdings
infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung Philipps von Schwaben durch
Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit A. an die wittelsbachischen
Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an Aquileja und die
Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits gewann Graf Otto
I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser Friedrich I. Barbarossas
die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf
Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die Grafen von
Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg
(Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von
Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause
Andechs, Diss. phil. Halle 1909; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955,
Neudruck 1973;Bosl, K., Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die
internationalen Verflechtungen des bayerischen Hochadelsgeschlechts der
Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30 (1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von
Andechs, (in) Bayerische Streifzüge durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A.,
1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1 1980, 593f.; Fried, P./Winterholler,
H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die
Grafschaft der Andechser, 1994; Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier,
1998; Hlawitschka, E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken,
A., Hausmachtpolitik und Bischofsstuhl, Z. f.
bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe
(unterer Elbe) (Aschersleben [(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen,
Dessau). Er nannte sich nach der vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt
nach der Umwandlung Ballenstedts in ein Stift errichteten Burg über dem
Selketal und gehörte als einziger Graf seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei
der Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über
eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im
später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien Anhalt-Aschersleben (bis
1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und Anhalt-Köthen (später
Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches Erbe in Brandenburg und
Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt werden. Die Linie
Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es nicht wie
Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an Brandenburg-Preußen)
verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319 erwarb die Linie
Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die Herrschaft Zerbst (ältere
Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst, ältere Linie) in die
Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und die Albrechtsche Linie
(linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie erlangte Teilbesitz der
Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der Bernburger Linie deren
Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere Köthener Linie
(Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau). Die ältere
Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter fielen bei
ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546 in die
Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in Anhalt-Köthen, bis
1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation konnten die Güter der
unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an der Saale, Gernrode und
Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und Köthen an Sigismund von
Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung an Reuß 1552 durch Vertrag
zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst (1561-1586) aus der älteren
Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle anhaltischen Gebiete mit
einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und erließ für sie 1572 eine
umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden nach vorübergehender
gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien
Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665),
Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde
für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der
jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten
eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der
Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665.
Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem
Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft
Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau,
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die
Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete
sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es
weiter zur Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe
der Grafen von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile
fielen nach ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war
von 1632 bis 1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von
seiner oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand
die aus einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen
von Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und
Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem
Eintritt in den Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen
und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit
118000 Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847
fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung.
1863 kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H., Anhaltische
Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung
der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926), Diss. phil. Berlin
1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von Anhalt, 1930, Nachtrag 1935;
Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts, (in) Anhalt. Geschichtsbll.
13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11 Provinz
Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977; Klein, T., Anhalt, 1981;
Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in Daten, 1994; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; Partenheimer, L.,
Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
Anhalt-Aschersleben (Grafschaft) Aschersleben wird erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt (Ascegereslebe). Seit dem 12. Jahrhundert war es Dingstätte der Grafschaft im nördlichen Schwabengau, die sich in der Herrschaft der Askanier befand. Durch Erbteilung im Hause Anhalt entstand 1252 die Linie A., die 1315 erlosch. Die Grafschaft (Anhalt-)Aschersleben (A.) fiel (1322) an das Hochstift Halberstadt, 1648 an Brandenburg, die übrigen Güter an Anhalt-Bernburg (ältere Linie).
Anhalt-Bernburg (Grafen, Fürstentum, Herzogtum). Nach
dem erstmals 1138 als Burg erwähnten Bernburg an der unteren Saale nannten sich
verschiedene Linien des Hauses Anhalt. Die
ältere Linie entstand 1252 und wurde, nachdem sie 1315/1322 einen Teil der
Güter der Linie Anhalt-Aschersleben geerbt hatte, 1468 von der Siegmundischen
Linie Anhalt-Köthens beerbt. Die jüngere Linie entstand 1603 . Sie erhielt
unter anderen die Ämter Ballenstedt, Hecklingen, Plötzkau, Hoym, Gernrode,
Harzgerode und Bernburg. Hiervon spaltete sich 1630 die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, deren Güter 1709 beim Aussterben zurückkamen.
1707 kam es zur Abtrennung von Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (bis 1812).
1793 wurden aus dem Erbe von Anhalt-Zerbst die östlichen Ämter Coswig und
Mühlingen erworben. 1863 fiel A., das 1806 zum Herzogtum erhoben wurde, 1807
dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund als Land beitrat, beim Aussterben des
Hauses an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 407f.; Bauer 1, 137; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff.
1912f.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Dessau (Grafen, Fürstentum, Herzogtum). Die
nach dem 1213 erstmals erwähnten Dessau nahe der Mündung der Mulde in die Elbe
benannte (ältere) Linie A. des Hauses Anhalt
entstand 1474 durch Teilung der Siegmundischen Linie Anhalt-Köthens. Sie erwarb
1562 die Güter der älteren Linie Anhalt-Köthen und bis 1570 auch die übrigen
anhaltischen Güter, nachdem sie sich selbst 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau
und Dessau gespalten hatte. Die jüngere, mit dem ältesten Sohn Joachim Ernsts
1603 entstandene, 1632-1643 geteilte, 1702 (Fürst Leopold, der alte Dessauer)
eine reiche Erbschaft von der oranischen Mutter erlangende, im 18. Jahrhundert kulturell
sehr bedeutsame, 1808 die Herzogswürde gewinnende Dessauer Linie mit Gütern um
Dessau (Dessau, Ämter Wörlitz, Radegast, Gröbzig [Gröbzigk], Sandersleben,
Freckleben und Großalsleben) vereinigte bis 1863 erneut alle anhaltischen Güter
(1793 nördliche Teile Anhalt-Zerbsts mit Zerbst, 1847 Anteil an Anhalt-Köthen,
1863 Anhalt-Bernburg), dankte aber am 12. 11. 1918 ab, womit aus dem Herzogtum
Anhalt der Freistaat Anhalt entstand.
L.: Wolff 407; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.¸; .Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Are (Grafen, Grafschaft). Die Burg A. bei
Altenahr in der Eifel war der Sitz der Grafen von A., die um 1070 das Kloster
Steinfeld gründeten. Sie sind 1087 zuerst bezeugt und stammen aus dem Hause Limburg. Sie hatten die Grafschaft im Zülpichgau
und im Eifelgau, die Vogtei von Prüm sowie Allodialgut im nördlichen Limburg
und in der Eifel. Sie zerfielen seit etwa 1140 in die Linien Are-Hochstaden
(bis 1246) und Are-Nürburg, die sich um 1200 weiter aufspalteten (Are-Wickrath
und Are-Neuenahr). Von ihnen starb Are-Hochstaden 1246 und 1589 als letzte die
Linie Are-Neuenahr aus.
L.: Bader, U., Geschichte der Grafen von Are, 1979.
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare,
erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A. (Heinrich von A.) nannte, die
an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im Westerwald reich begütert war und
zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den
Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch
im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen
durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche
die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien,
den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien
(Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch Heirat der
Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der 1480
Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den
Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft)
erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien
und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in
Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue
zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor
sie das südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis
angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803
wurde sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen
(aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem
Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern),
aus denen das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem
Rheinbund beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy
erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen.
Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826
erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus
Arenberg, 1904; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen
1789-1815, 1912; Neu, H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die
Anfänge des herzoglichen Hauses Arenberg, 1942;
Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des Herzogtums
Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt 1977 ff.;
Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die Arenberger
im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das Arenberger
Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in Edingen/Enghien
(Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arenberg, Aremberg (Herzogtum). Die Herzöge von
A, wurden 1803 für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich mit
Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems
(aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76000
Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A. gebildet wurde, das 1806 dem
Rheinbund beitrat und dabei auch die Souveränität über das Herzogtum Croy
erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen.
Meppen wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826
erhielt das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg,
1904; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912;
Neu, H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des
herzoglichen Hauses Arenberg, 1942.
Askanier (Geschlecht). Die A. sind ein
ursprünglich aus dem alemannisch-fränkischen Raum stammendes, nach einer
mythologisierenden Anknüpfung an den Äneassohn Ascanius seit dem frühen 13.
Jahrhundert als A. benanntes Geschlecht, das im 6. Jahrhundert in den
Schwabengau am Nordostrand des Harzes eingewandert sein soll und sich zunächst nach
der Alten Burg bei Ballenstedt (Grafen von Ballenstedt) benannte. Der erste
erschließbare A. dürfte ein Adalbert (um 1000) gewesen sein. Eine sehr
erfolgreiche Heiratspolitik verschaffte den Askaniern im 11. Jahrhundert
größere Anteile an verschiedenen Erbschaften. Aus der Erbschaft des Markgrafen
Gero erhielten sie Teile des Schwabengaus, die sie mit eigenen Gütern zur
Grafschaft Aschersleben (Ascharien) verbanden, nach der sie sich dann
benannten. Über eine Erbtochter der Billunger gewann Otto der Reiche († 1123)
Teile der billungischen Güter. Um 1060 stießen sie über die Saale nach Osten
vor. Unter Albrecht dem Bären (Markgraf der Nordmark 1134-1170, 1140/1142
Markgraf von Brandenburg) betrieben sie planmäßig die deutsche Ostsiedlung.
Albrecht dem Bären folgten 1170 die Söhne Bernhard, der 1180 nach dem Sturz
Heinrich des Löwen den Titel des Herzogs von Sachsen und den an der unteren
Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen erhielt, und Otto,
der die neuerworbenen Gebiete im Osten (Brandenburg) erlangte. Bernhard folgten
1212 die Söhne Albrecht († 1260) und Heinrich I. (1212-1244), von denen
Heinrich die askanischen Hausgüter zwischen
Ostharz und Mittelelbe erbte und Albrecht die Gebiete um Lauenburg und das neu
gewonnene Gebiet um Wittenberg erlangte. Heinrich begründete das Haus Anhalt, Albrechts Söhne Johann († 1285) und
Albrecht II. († 1298) die askanischen Linien Lauenburg (mit Lauenburg rechts
der unteren Elbe, Neuhaus elbaufwärts und dem Land Hadeln) und Wittenberg, so
dass seit 1226 askanische Linien in Brandenburg (Stendal und Salzwedel bis
1317/1319), Lauenburg (bis 1689) und Wittenberg (bis 1422) nebeneinander
bestanden. Die brandenburgischen Güter fielen 1319 an die Wittelsbacher (und
1411ff. an die Hohenzollern/Burggrafen von Nürnberg), die wittenbergischen 1422
an die Markgrafen von Meißen, die lauenburgischen 1689 an die Welfen.
L.: Hirschfeld, G. v., Geschichte der sächsischen askanischen Kurfürsten, 1884;
Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, VuG 28 (1938); Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, E., Die Mark
Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Heinrich, G., Askanier, LexMA 1 1980,
1109; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2. A. 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 31; Askanier-Studien der lauenburgischen Akademie, hg. v.
Opitz, E., 2010.
Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger
Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn
zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz
Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia
secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra
bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von
A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich
Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A.
übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang
der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an
das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg
bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A.
Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige
Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme
am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten
Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um
1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch
den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt
erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit
den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra
entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v.
Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985;
Augsburger Stadtlexikon. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft,
hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger
Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und
Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur
Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 1989;
Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der frühen Neuzeit,
hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F.,
Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit
in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B., Geschichte Augsburgs,
2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Augstgau, östlicher (Gau beiderseits des Leches
zwischen Donau und Landsberg bzw. Langerringen, Augstgau, östlicher,
Augustgouwe I)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 Ougiskeuue (Holzhausen);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, IV, 19 Augustgouwe
I, Ougesgouue, Ogasgouue, Owesgouue, ‚Augsburggau’; Polenz, P. v.,
Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert,
Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 43
Augustgouwe I; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 185 (Türkenfeld am Ammersee, Stettwang, Hirschfeld,
Ostendorf, Saal, Pforzen, Schlingen, Hausen,
Großhausen bei Aichach)
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach
Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem
Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie
Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde bis 1302 innehatte.
Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw.
Fürsten von Fürstenberg, den Allodialerben der Herzöge von Zähringen,
verbunden. Hauptsächlicher Inhalt dieser Stellung dürfte die Innehabung des seit
dem Ende des 14. Jahrhunderts belegten Landgerichts gewesen sein. 1318 erbten
die Grafen von Fürstenberg auch die wartenbergischen Güter, verloren aber 1305
Bräunlingen und Villingen an Habsburg. 1403 wird dann die fürstenbergische
Landgrafschaft B. genannt, 1500 auch die Landgrafschaft Fürstenberg. 1488 kam
Donaueschingen, 1520/1553 Möhringen, 1537 Blumberg und 1620 Hüfingen an
Fürstenberg. Bis 1744 war die B. mehrfach unter verschiedenen Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10
Quadratmeilen große B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse
in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979;
Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; .
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und Eichstätter
Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062], Höchstadt
[1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa 30 bei der
Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das Bistum,
eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und Regensburg
(Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten reiche Gaben
König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus dem 906 von
den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und (vor allem
zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der Steiermark,
Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel, Wolfsberg und
Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf, Schlierbach, Spital
am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer, Kogl, Sankt Georgen
im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel, Gais, Neuhaus,
Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg,
Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck,
Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im
Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal,
Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später
auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau
(Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das
Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei
innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von
Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre
weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen, wobei sie
sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche
Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die
Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger
Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina
von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller
Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav
Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber
wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein Landrecht (nur Teil 1 Civil-
oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der Kantone
Gebirg, Steigerwald und Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel das
Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche,
220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde
eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E.,
Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg,
E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat
der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949);
Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951,
Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die
Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und
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Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den
Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die
Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne
teilten dann seine sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene
Güter (1346-1433 Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem
Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit
Tirol, Ludwig VI. und Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast
ganz Niederbayern, Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing)
sowie die Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von
Niederbayern, der aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an
Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste.
Brandenburg musste 1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum
drittenmal geteilt (Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und
Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II. erhielt den südwestlichen Teil
Oberbayerns und den südlichen Nordgau (Bayern-München), Herzog Friedrich
Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog Stephan III. Streubesitz an der oberen
Donau und im Alpenvorland (Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten
Teilung 1349ff. entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem
Pressburger Schied von 1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg
verliehene Straubinger Land zur Hälfte an die beiden Münchener Herzöge
(Bayern-München) und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und
Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die Niederlande an den
Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen
die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von
Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte und dessen
Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt gründete. 1450
trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag seinem Münchener
Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die
Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV.
von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte
sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12.
1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem Reichen in männlicher Linie
aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von
der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da
Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von
1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie
Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen
von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken,
Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op
Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die
Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien
Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem
Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau
und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine
Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg,
Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in
Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen,
Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in
Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz.
Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen
von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau,
habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol
mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum
Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die
Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es
auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel,
Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber
Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg
abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden
und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen.
1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel
und das Hausruckviertel an Österreich
zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis
Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte
Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die
verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
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Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber,
R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M.,
Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der
Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810);
Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007;
Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen
von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern vererbt.
Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398
gehörte es zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg).
Von 1486 bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu
Ansbach, wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation
eingeführt. 1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603
trat in B. wie auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen
Hohenzollern ein märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an.
1603/1662 wurde B. nach dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher)
Linie, an die es 1557 gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian
anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden Fürstentums
(Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs
der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die
Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach
regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen
verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland
umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die
Oberämter Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein,
Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Beilstein (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
die Burg B. im Westerwald in die Verwaltung des Reichs übernommen und in der
Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen von Thüringen und von diesen an
die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226 die vom Hochstift Worms
berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341 nannte sich eine Linie des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an
Nassau-Dillenburg. 1607 wurde es erneut Residenz einer Nebenlinie
Nassau-Beilstein, die 1620 Nassau-Dillenburg erbte und bei ihrem Aussterben
1739 von Nassau(-Diez)-Oranien beerbt wurde. Die Herrschaft bestand aus den
Ämtern B. mit der gleichnamigen Stadt und Marienberg und umfasste etwa 5
Quadratmeilen. Sie gehörte über Nassau(-Diez)-Oranien dem kurrheinischen
Reichskreis an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen, Fürsten).
Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304) ist das reich begüterte geldrische
Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde es in den Freiherrenstand erhoben
und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von Oranien mit dem Grafentitel
ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften Varel und Kniphausen, die
Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie von Aldenburg erlangt
hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808 wurde die Herrschaft von
Oldenburg mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit Oldenburg Frankreich
eingegliedert. 1815 wurde die Selbständigkeit für Kniphausen mit 2800
Einwohnern wiederhergestellt. 1825 erhielt das Haus
B. vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über Kniphausen, 1830
auch über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835) erwuchs ein
langwieriger Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum Oldenburg
Kniphausen und Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den nichtehelichen
Söhnen und den englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The
History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die Bentincks, 2003.
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt,
dessen Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort
war seit 1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die Schwestertochter
Margarete von B. und Ravensberg von dem Haus
Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355 Hardenberg,
1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von Margarete von B.
vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423 vereinigte sich B.
durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511
starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und
wurde durch die Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve
(Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem
Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten
bergischen Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614
(endgültig 1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf,
Lennep, Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen,
Gerresheim, Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und
Landsberg, Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg,
Schöller, Hilden und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh
[Meiseloh], Porz und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh
[Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg
[Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der
Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B.
Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I.
abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen
und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark,
Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315
Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements
Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach
dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft
gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810
Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz
abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen
aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von Berg, FS
Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von
Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums Berg, hg. v.
Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum, 1995;
Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schmidt, C., Das
Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
422; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung,
2008; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
Berka (Grafen, Herrschaft). Nach dem 1119 als
Kirchdorf und 1414 als Stadt erwähnten B. an der Ilm nannten sich im 12.
Jahrhundert (1154) die Grafen von B. Kurz vor 1273 starben sie aus. Um 1300
gelangte B. im Erbgang an die Grafen von Orlamünde, welche die Herren von Blankenhain
(bis 1415) damit belehnten. Später stand B. unter Oberherrschaft des Hauses Wettin. Seit 1605/1608 gehörte es durch Kauf zu
Sachsen-Weimar, seit 1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Willrich, B., Berka bei Weimar, 1888; Elle, C./Mueller, A., Die
alte Herrschaft Berka an der Ilm, Zs. d. Vereins f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde N.F. 16 (1906), 5ff., 261ff., 17 (1907), 193ff.
Bertoldsbaar (Gau zwischen oberer Donau und oberem
Neckar)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 78-82,
Perahtoltespara, Bertholdsbaar, ein Baarbezirk; Borgolte, M., Geschichte der
Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 64 (Liptingen, Weigheim,
Nordstetten, Biesingen, Wolterdingen, Flözlingen? bei Rottweil, Brittheim,
Bickelsberg, Achdorf), 126 (Bachheim, Löffingen, Klengen, Priorberg,
Dornstetten, Schopfloch, Wiesenstetten, Dietingen, Spaichingen, Gunningen,
Wurmlingen, Baldingen, Pfohren, Behla, Hausen
vor Wald, Aselfingen).
.Bibra (Freiherren, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Aus der Ministerialität des Klosters Hersfeld erwuchs das nach B.
südlich von Meiningen benannte Adelsgeschlecht der B. Es nahm eine bedeutsame
Stellung zwischen den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg, das 1343
die teilweise Lehnshoheit über das Schloss B. gewann, ein. Vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von B. mit Gleimershausen, Irmelshausen und
Aubstadt bzw. Aubstatt (Austatt) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. Mit Schwebheim und Adelsdorf waren sie im Kanton Steigerwald (ab etwa
1610) immatrikuliert, außerdem in den Kantonen Gebirg (um 1750), Altmühl und
Baunach. 1803 kam B. zu Bayern, 1806 zum Großherzogtum Würzburg und 1808 zu
Sachsen-Meiningen. S. Thüringen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 539, 540, 541; Stieber; Wolff 513; Roth von
Schreckenstein 2, 593; Seyler 351-353; Bibra, W. v., Geschichte des Hauses Bibra, Bd. 1ff. 1879ff.; Winkelmann-Holzapfel
142; Pfeiffer 198, 212; Bechtolsheim 12, 17, 63; Riedenauer 122; Rahrbach 20.
Biesterfeld (Meierei, Herrschaft). Nach dem Tod Graf
Simons VII. von Lippe erhielt dessen Witwe aus dem Hause
Waldeck die kurz zuvor errichtete landesherrliche Meierei B. im Amt
Schwalenberg. Ihr Sohn Jobst Hermann begründete die Linie Lippe-Biesterfeld.
Mit Lippe kam B. am 21. 1. 1947 an Nordrhein-Westfalen. S. Lippe-Biesterfeld.
L.: Reichold, H., Der lippische Thronstreit, 1967.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten
gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter
und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte
Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14.
Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der
Linie Heimburg) an Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als
postulierten Bischof von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von
Halberstadt Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an
Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B.,
das zeitweilig dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum
Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte
der Landkreis B. von Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach der
1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine Familie von
Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine reichsunmittelbare
Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde sie in den Grafenstand
erhoben. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses
in männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an
die Grafen von Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein,
Kronenburg, Dollendorf, Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller,
Erp (Erb) und Daun und Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der
Eifel. Von Manderscheid spaltete sich 1488 der Zweig B.
(Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die Linien B. und Gerolstein zerfiel.
Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das Grafenhaus
Manderscheid im Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die Güter an
böhmische Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein waren
1792 die Grafen von Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von Frankreich
besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von
Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf mit den
Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an
Preußen., 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2.
Bletz von Rotenstein (Reichsritter). (Die B.
bzw. die Pletz von Rotenstein zählten von 1548 bis 1789 mit Gut Eckhof (bis
1736), dem halben Gut Hausen ob Rottweil (bis
1768), einem Viertel von Wendelsheim und einigen Gütern zu Villingen zum Kanton
Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 210; Kollmer 380.
Blumenegg (Herrschaft). 1510 kauften die
Landgrafen von Klettgau aus dem Hause der Grafen
von Sulz die Herrschaft B. am Oberrhein bei Bludenz. S. Vorarlberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4, III 39 C4; Grabherr, J., Die reichsunmittelbare Herrschaft
Blumenegg, Bregenz 1907.
Blumenthal (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert
erbauten die Ritter von Oumund das feste Haus
Blomendal nördlich von Bremen. 1305 wurde es von Bremen zerstört, 1354 aber an
anderer Stelle neu errichtet. Nach dem Aussterben der Oumund 1436 kam es mit
der zugehörigen Herrschaft gegen Geldzahlung von den Erben an Bremen. 1741 ging
die Herrschaft an Hannover, 1866 an Preußen und 1939 an Bremen über.
L.: Wolff 431; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Halenbeck, L.,
Blumenthal und Schönebeck. Ein Beitrag zur bremischen Geschichte, 1878.
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer
Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in
das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950
Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin
zeigte, dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9.
Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden) (Herzöge von Prag)
kam, vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel
anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines
Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von
Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an
steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs
(1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains
(1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar
II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf
dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau
und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch noch
Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die
Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437).
Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische
Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und
Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen
Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete
1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der
Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den
weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem
schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den
Städten setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des
Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst
vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die
polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn
vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr
einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten
Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König
angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen
das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich
Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines
strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das
Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern
zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im
Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt
Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow,
Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor,
Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und
Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19.
Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei
habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen
Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz
Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach
Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom
österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der
tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze
der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung
am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der
Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von
1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959;
Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f.
bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg.
v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968,
hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur
Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M,
hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg,
H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz,
F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter,
Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und
Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der
Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A.
1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen
und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990;
Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und
Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren,
hg. v. Mund, G., 2014.
Boos (Herrschaft). Die Herrschaft B. nördlich
von Memmingen wurde 1551 von den Grafen Fugger erworben. Sie fiel 1560 an die
Linie Fugger-Babenhausen. Deren Güter kamen 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart,
1960.
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der Semois
in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die
zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete
Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses
Ardenne (Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu
denen Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur
Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift Lüttich. Seit
1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses
Ardenne in Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit
1430 gewannen die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an
Bedeutung. 1482 entriss der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land
und übte von 1483 bis 1529 die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das
Herzogtum an Lüttich zurück, doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B.
Seit 1548 hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte
gingen 1591 durch Heirat an das Haus Latour
d'Auvergne über. 1672 wurde B. von Frankreich erobert, 1678 aber den Latour
d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als
Standesherrschaft der Fürsten Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an
Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81
Boyneburg, Boineburg, Bomeneburg (Herren, Grafen,
Herrschaft). Vielleicht schon der Sohn Siegfried (1082) Ottos von Northeim,
jedenfalls Ottos Enkel Siegfried III. nannte sich 1123 nach der die
Werralandschaft beherrschenden Burg B. (Boumeneburc) bei Eschwege. Nach seinem
Tod (1144) fiel die Burg an die Grafen von Winzenburg bzw. das Reich und wurde
nach einem Ausbau durch den Abt von Fulda durch Ministeriale verwaltet. 1292
übertrug König Adolf die B. und die Stadt Eschwege Landgraf Heinrich von Hessen
als Reichslehen. Die Reichsministerialen von B. und die von B.-Honstein, die
sich inzwischen eine eigene Herrschaft um die Burg aufgebaut hatten, trugen
ihre Burgsitze bereits um 1370 von Hessen zu Lehen und nahmen „das Schloss“
1460 als gemeinsames Lehen von Hessen. Zum Gericht B. gehörten am Ende
des 16. Jahrhunderts die 16 Dörfer Bischhausen, Datterode, Grandenborn,
Hoheneiche, Jestädt, Kirchhosbach, Motzenrode, Netra, Neuerode, Oetmannshausen,
Rechtebach, Reichensachsen, Rittmannshausen, Röhrda, Thurnhosbach und
Wichmannshausen (mit rund 900 Hausgesessenen).
Später kamen zum nunmehrigen Amt Bischhausen auch die von
Boyneburg--Honsteinschen Dörfer Oberdünzebach und Niederdünzebach und
Langenhain hinzu, während Datterode seit 1615 zum Amt Eschwege gehörte. Seit
1660 stand die zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende
Herrschaft im Kondominat Hessens und Boyneburgs. Nach dem Aussterben der Linie
Boyneburg-Hornstein zog Hessen deren Lehnsanteil ein, kaufte einen weiteren und
fand 1803 die übrigen Berechtigten ab.
L.: Wolff 254; Reimer, H., Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, 40
(Bischhausen); Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 18 Gräfliche Häuser A3,
1958; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt, 1964, 151ff.; Lange, K., Der
Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Schoppmeyer, H., Bomeneburg,
LexMA 2 1983, 390; Heinemeyer, K., Boyneburg, Die deutschen Königspfalzen 1,
1983 24ff.; Demandt, K. Regesten der Landgrafen von Hessen, Bd. 2, 1990, Nr.
162 Ziffer 2, 4, 5;Strickhausen, G., Die Boyneburg bei Eschwege, 1993;
Eckhardt, W., Hess, Jb. Landesgeschichte 51 (2001), 75ff.; Diehl, T.,
Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg, 2010.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die Lehnsgrafschaft
Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V. die Würde des
Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach gelang der
Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der
belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant
erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae)
und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser
seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die
Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den
Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch
das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft
Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln und Düren).
1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern vernichtend
geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter Johanna Johanns
III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430 unter
Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über
Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg
eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant und verwalteten es seit
1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen,
Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714 österreichischen Niederlanden
verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit
den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde in drei Departements
eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach einem Aufstand
Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit 1840 den Titel
Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus
Brabant. Genealogie der Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13
1918ff.; Ganshof, F., Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14.
Jahrhundert, 1938 ; Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant,
1954 ; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen
über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser
neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der Brandenburger
Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde die Mark B.
von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn Otto I. gewann
1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I., der 1252 erstmals
als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben Stargard, die
Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg und
die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg ab.
Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam
regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis
es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der
brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung
des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem
Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen
verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem
achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen
Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde
1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach
langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000
Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz
Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und
Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d.
h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den
jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen
Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung
der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen
Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen
Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg zum
Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene Mark ein. Am 30. 4.
1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte
er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile der Uckermark herrschender
Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn
Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin
1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das
Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450
Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die
Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und
Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des
Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der
Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den
fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach,
Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des
Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg).
Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark
residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über
Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde
Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet,
1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica
bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die
Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich
erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte.
1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die
Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen
und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn,
der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B.,
der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in
Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark,
mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile
der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische
Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise
Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst
(teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone
(Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947
war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt,
Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949
Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958
ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der
Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v.
Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg,
1912; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburg-preußischen Einheitsstaates,
1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B.,
Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317, 1928; Historischer Atlas der
Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission für die Provinz Brandenburg
und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die
Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931;
Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit, 1935; Das
Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A.
2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v.
Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb.
v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs,
Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und
Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v.
Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung
der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G.,
1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert,
1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f.
Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie
zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische
Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971;
Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der
Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den
Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur
Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im
Mittelalter, 1978, Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller,
J. u. a., 2009.
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums (Herzogtums)
Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
B. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866
Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte,
bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913
durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach Anerkennung der
Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf
eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische
bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar mit Preußen
ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der größte Teil des Kreises
Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt und
gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische Republik. Im Übrigen ging B.
durch Anordnung der britischen Militärregierung am 1. 11. 1946 im neugebildeten
Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
Braunschweig-Bevern (Fürstentum, Fürsten). Bevern am Beversbach bei Holzminden fiel kurz vor 1633 von Statius von Münchhausen an Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit 1667 war es Sitz der von Ferdinand Albrecht I. begründeten Linie B. des Neuen Hauses Braunschweig. Sie folgte nach dem Aussterben 1735 der Hauptlinie Braunschweig-Wolfenbüttel (bis 1884).
Braunschweig-Celle (Fürstentum). Celle an der Aller wird
990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der Herzog von
Braunschweig-Lüneburg die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3 Kilometer
allerabwärts. 1371 wurde Celle nach der Zerstörung der herzoglichen Burg auf
dem Kalkberg in Lüneburg Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1569
spaltete sich die jüngere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg mit dem größten Teil des lüneburgischen Territoriums ab.
Durch die Gründung des Neuen Hauses
Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum Lüneburg (1671
dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die
Städte Lüneburg, Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte
Bardowick und Ramelsloh (Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen,
Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg,
Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen),
Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze), Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow,
Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen,
Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und
Rethem, die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst
und Wathlingen. Es ging 1705 bei der Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit
Braunschweig-Calenberg im Kurfürstentum Hannover (1692) auf. Über Hannover kam
das Gebiet 1866 an Preußen und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961.
Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum). Nach Dannenberg an der
Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von Salzwedel, die Heinrich der Löwe
als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen ihre Güter an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen an Siegfried und Konrad von Saldern
(1373-1377) und die Stadt Lüneburg (1382-1487) kam Dannenberg 1569 im Wege der
Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg an die von
dem Sohn Heinrich († 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete Nebenlinie
der Herzöge von Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ seinem Bruder
Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und übernahm Dannenberg
und andere Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um Hitzacker, Lüchow und
Warpke vermehrten Güter. August der Jüngere residierte zunächst in Hitzacker,
erwarb 1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge des Anfalles des
Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus
Braunschweig in Wolfenbüttel, während Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg
starb. 1671 übergab Augusts Sohn Rudolf August das von August wieder
übernommene Dannenberg dem Hause
Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle).
Über Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an Preußen und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W.,
Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910;
Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus
Dannenberg und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen
Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544.
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum). 1263 wird die Burg
Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit 1285/1286 war sie Sitz des
Fürstentums B., einer Linie des alten Hauses
Braunschweig, das seinerseits 1267/1269 durch Aufteilung des 1235 geschaffenen
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstanden war. B. umfasste vor allem alte
katlenburgische Güter am südlichen Harzrand (Einbeck, Osterode, Katlenburg,
Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt, Grubenhagen, Salzderhelden, Westerhof).
1342/1358 musste die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkauft werden.
1596 erlosch die Linie. B. fiel an das mittlere Haus
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1617 kam es durch kaiserliche Entscheidung an das
mittlere Haus Lüneburg(-Celle), 1665 an
Calenberg/Hannover. Über Preußen gelangte das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. S.
Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd.
1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942.
Braunschweig-Harburg (Fürstentum). 1142 erscheint in einer
sumpfigen Niederung der Süderelbe Harburg (zu ahd. horo, Sumpf). Von 1527 bis
1642 war Harburg Sitz einer Nebenlinie des mittleren Hauses
Lüneburg in Celle bzw. der Herzöge von Lüneburg-Celle. 1866 kam die 1850 rund 5300
Einwohner zählende Stadt mit Hannover zu Preußen. 1937 wurde Harburg Hamburg
eingegliedert.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) D2; Wegewitz, W.,
Harburger Heimat, 1950.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und
Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft
Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die
aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um
Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine
gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus
Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und
Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt
Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg
das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem Fürstentum
Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie
(Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen,
Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der
Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge
von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut
in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus
Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie das
braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus
Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das
Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt
(zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue
Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen.
Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523
eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel).
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation
bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität
Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596
(bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft
Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im
Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634
die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses
Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines
einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit
Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz
erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der
Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover
König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich
Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums
Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren
hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht
(Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die
Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg Wolfenbüttel unterstand
zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von Wolfenbüttel), die am Ende des
12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen Peine, Elm und Asse eine
Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die
Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge
von B. Nach der Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren (†
1514) das eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen Braunschweig und
Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile des Hochstifts
Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie
von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des
Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden,
Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie
Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig).
1636 fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig,
doch musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim
zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete
Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648) D/E2/3, III 38
(1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt
Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W., Die
Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des Kreises
Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners,
T./Vorthmann, A., 1956; Historischer Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v.
Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.; Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für
Südniedersachsen, 1964; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land
Braunschweig, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile
1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A.
1968; Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970;
Kraatz, H., Die Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784,
1975; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski,
U., Das territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012.
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem ehemaligen Limes
genannten Familie der edelfreien Herren von B. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts (um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben der Herren von B. an
die vielleicht stammesgleichen Grafen von Isenburg über, die bis 1376 den
gesamten Reichswald, 1377 Wächtersbach, 1420/1433 aus der Erbschaft der
Falkensteiner unter anderem die Hälfte von Offenbach erhielten, die Burg
Birstein und die Vogtei Reichenbach von Fulda kauften und 1442 den
Reichsgrafentitel erlangten. 1517/1521 wurde das geschlossene isenburgische
Territorium vom Vogelsberg bis über den Main geteilt. B. war von 1517 bis 1806
mit Unterbrechungen Sitz der Linie Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei
erneut eine Aufteilung in die Linien Birstein (Isenburg-Birstein) und B.
(Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen) teilte sich 1687 in B.
(Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis 1929)
und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger
Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt. 1945 kam B. zu Hessen. S.
Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen), Isenburg-Büdingen-Meerholz,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß,
P., Büdingen, 1951; Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen,
1954; Demandt, K., Die Herren von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit,
Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49; Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956;
Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983, 904; Bilder erzählen aus der
Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker, K./Großmann, G., Schloss
Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 291.
Bukowina (Kronland Österreichs). Das östlich von
Siebenbürgen am Osthang der Karpaten gelegene, 1482 erstmals B. (Buchenland)
genannte Gebiet gehörte seit dem 14. Jahrhundert zu dem späteren türkischen
Vasallenfürstentum Moldau. 1769 wurde es von Russland erobert, 1774 von
Österreich besetzt. Am 7. 5. 1775 wurde es mit 190 Quadratmeilen und 79000
meist rumänischen Einwohnern von der Türkei an Österreich abgetreten. Am 1. 11.
1786 wurde die B. mit Galizien (Galizien/Lodomerien) vereinigt. 1849/1860/1861
wurde sie eigenes Kronland. 1874/1875 wurde die deutsche Universität Czernowitz
gegründet. Um 1900 lebten in der B. rund 85000 Deutsche, 13000 Deutschstämmige,
300000 Rumänen, 300000 Ruthenen, 130000 Juden und 36000 Polen. 1919 fiel die B.
an Rumänien, 1940 der Norden mit Czernowitz an die Sowjetunion bzw. nach 1990
an die Ukraine.
L.: Bidermann, H., Geschichte der Bukowina unter österreichischer Verwaltung
1775-1875, 1875; Kaindl, R., Geschichte der Bukowina, Bd. 1ff. 2. A. 1896f.;
150 Jahre Deutschtum in der Bukowina, hg. v. Lang, F., 1961; Turczynski, E.,
Geschichte der Bukowina in der Neuzeit, 1993; Galizien, Bukowina, Moldau, hg.
v. Glassl, H., 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau 1999; Hausleitner, M., Die Rumänisierung der Bukowina, 2001;
Scharr, K., Die Bukowina, 2007; Scharr, K., Die Landschaft Bukowina, 2011.
Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen
Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert
die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie
übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren
Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen
des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus
Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als
Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B.,
Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte,
im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15.
Jahrhundert war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an
Bayern-Landshut, 1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern
verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der
Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war
der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler
Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam
dann aber an die Hauptlinie. Der Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat
Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788;
Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und Dörfer um 1750. Geographische und
topographische Beschreibung der Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand,
R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft
Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, 3.
A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983;
Wüst, W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in) Heimatverein für den Landkreis
Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D., Politik, Konfession und
Kommunikation, 2005.
Burgk (Burg, Herrschaft). B. bei Schleiz wurde
vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. 1365 war es unter der Lehnshoheit der
Wettiner in den Händen der Vögte von Gera, in die es wohl durch Heirat von den
Herren von Lobdeburg gelangte. Zwischen 1366 und 1390 kam es durch Verkauf
kurzzeitig an das Deutsche Haus in Schleiz. 1425
entstand durch Erbteilung die Herrschaft B. (bis 1452). Später kam B. unter der
Lehnshoheit Böhmens (1547) an die Linie Reuß-Lobenstein, 1550 an die Burggrafen
von Meißen und 1562/1590 an die Reuß von Plauen, 1594 mit Dörflas,
Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Mönchgrün, Möschlitz, Neundorf
(Neuendorf), Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch an Reuß-Greiz. Bis
1640 bestand ein älteres Haus Reuß-Greiz-Burgk
(Reuß-Greiz-Burg), bis 1697 ein jüngeres Haus.
Danach kam B. an Reuß-Obergreiz, seit 1748 Reuß ältere Linie. S. Reuß-Burgk
(Reuß-Burg), Thüringen.
L.: Wolff 419f.; Mendner, R., Die Herrschaft Burgk bis zu ihrer Angliederung an
das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Diss. phil.
Erlangen, 2. A. 1917.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten
die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne, den
Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien
an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren,
während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von
Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit
1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den
französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg.
Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne
(Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das
seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und
Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen
Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später
fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften)
eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556
Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die
1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres
Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch
Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien,
Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J., Histoire
de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die
Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux
XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470
(Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007; Rauzier, J., La
Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens Pays-Bas, hg.
v. Delobette, L. u. a., 2010.
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen
welfischen Güter erhalten hatte. In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513
verbunden mit dem Fürstentum Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut
verselbständigt. 1584 fiel beim Aussterben der Linie das Fürstentum
Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg
von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem
Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig
geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten Linden,
Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Cham (Mark, Markgrafen). Die Cham-Furter
Senke war in agilolfingischer Zeit Herzogsland und wurde 788 nach dem Sturz des
Herzogs durch König Karl den Großen Königsland. Seit ottonischer Zeit wurde um
die 976 genannte, auf Königsland errichtete Burg Camma eine
Grenzsicherungsorganisation errichtet. Die danach geschaffene, 1055 erstmals
genannte Mark C. (Böhmische Mark) um die Burg fiel 1204 nach dem Aussterben der
Markgrafen (Rapotonen, Diepoldinger) an das Haus
Wittelsbach (Bayern). 1255 gelangte C. bei der Teilung Bayerns an Niederbayern
und wurde 1352 an die Pfalzgrafen verpfändet. 1621/1625/1648 kam es wieder an
Bayern, bei dem es bis auf die Jahre 1708-1714 (Pfalz) verblieb.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, J., Geschichte der Stadt Cham,
1919; Piendl, M., Das Landgericht Cham, 1955, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern 8; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
IV, 3, 4, 7, 9, Chamba, Champie marcha; Schmid, A., Cham, LexMA 2 1983, 1670;
Bosl, K., Cham. Die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes in 1200 Jahren,
1989; Haering, S., Die Mark Cham, (in) Beiträge zur Geschichte im Landkreis
Cham 11 (1994), 5.
Chimay (Herrschaft, Fürstentum). Die Herrschaft
C. im Hennegau, die 1486 zum Fürstentum erhoben wurde, gehörte lange Zeit dem Hause Croy und kam dann an Arenberg.
L.: Wolff 62; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 194.
Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des
Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger
Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147
gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser
nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des
Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm
gegründete Familie spaltete im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die
Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die Hauptlinie erwarb am Anfang des
14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in Böhmen, 1378 die Herrschaft
Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382 Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde
die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin
verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der schwäbische
Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine, nach der sich die Familie
nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie sich in eine 1693 erloschene
Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und eine Weikardische Linie. 1591
wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von
Waldsee (Wallsee) an der Ach in Oberschwaben vereinigt, von denen die C.
fälschlich ihren Ursprung herleiteten. 1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724
das Gesamthaus den Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Der 1788 vom älteren Sohn weitergeführte
fürstliche Zweig nannte sich seit 1789 Colloredo-Mannsfeld bzw.
Colloredo-Mansfeld. Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806
in Österreich und Württemberg mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza,
G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von
Colloredo, 1889.
Comacchio (freie Kommune, Fürstentum). C. in der
Provinz Ferrara wurde von den Etruskern gegründet. Zu Beginn des 8.
Jahrhunderts ist erstmalig eindeutig ein Bischof belegt (Vincentius). 971 kam
C. an die römische Kirche und von dort als Lehen an den Erzbischof von Ravenna.
Im 11. Jahrhundert wurde es freie Kommune, gelangte 1245 aber wieder an das
Erzstift Ravenna und 1299 an das Haus Este, 1598
erneut an den Kirchenstaat des Papstes.
L.: Maestri, C.,
Storia di Comacchio dalle origini al 1860, 1978; Pauler, R., Comacchio, LexMA 3
1986, 68.
Comburg, Komburg (Abtei). Die Benediktinerabtei
C. bei Schwäbisch Hall am Kocher wurde 1079 an Stelle einer gräflichen Burg
gegründet. Von den Gründern kam die Vogtei an die Staufer. Von 1265 bis 1317
war das Kloster ohne Vogt. Danach gab der König die Vogtei an die Stadt
Schwäbisch Hall. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verlor die zeitweise völlig
darniederliegende Abtei einen großen Teil ihrer beträchtlichen Güter. 1488
wurde sie weltliches Chorherrenstift, das 1521 in der Reichsmatrikel aufgeführt
wird, und kam 1541 unter die Hoheit des Bischofs von Würzburg. Das Ritterstift,
das ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3700 Einwohnern hatte, fiel 1802 an
Württemberg. Zu seinen Gütern gehörten die Dörfer Steinbach, Großallmerspann
und Hausen an der Rot, das Amt Gebsattel bei
Rothenburg ob der Tauber, Lehnsgüter in Ingersheim, Enslingen und Reinsberg,
Vasallenlehen und Rittermannslehen in Michelbach, im Hardter Holz oberhalb des
Weilers Klingen bei Steinbach (Vorderholz ob Klingen), Anteile an Schloss
Bartenau (Bardenau) in Künzelsau, die Obermühle in Jagstheim, ein Anteil an
Nagelsberg, Morsbach (Moosbach) und Künzelsau, Heimbach, Tüngental
(Thüngental), Blindheim, Untermünkheim, Arnsdorf (Arndorf) und Neunkirchen, 295
Erblehen, in 70 Orten die Zehntrechte sowie 30-40000 Morgen Waldungen. Mit
Teilen von Enslingen und von Künzelsau war es um 1800 Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810, 1902; Lamey, B., Die Comburg
in Geschichte und Gegenwart, 2. A. 1956; Krüger, E., Comburg. Ein Gang durch
Geschichte und Kunst, 1967; Germania Benedictina 5 1975, 351ff.; Jooss, R.,
Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und
Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, 2. A. 1987; Schraut, E.,
Die Comburg, 1989; Eberl, I., Komburg, LexMA 5 1990, 1275f.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay
(Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die Ehe mit Isabelle de Renty
gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem (Seringheim). Von Kaiser
Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im 15. Jahrhundert teilte C.
sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie wurden 1533 Herzöge von
Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598 französische Herzöge von C.
1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie im Mannesstamm. Die jüngere
Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die Linie Croy-Dülmen
(Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für ihre 1801
verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals hochstift-münsterschen
Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern als reichsunmittelbares
Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806 an Arenberg, 1810 an
Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré (1627 Herzogtum
Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen, 1917; Vaughan, R., Philipp the Good,
1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986, 357ff.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim,
Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum Kanton
Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit 1810 als
Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10.
2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum
Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813
Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg, aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Deutsche Demokratische Republik (Staat). Nach der
Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten Besatzungsmächte des
zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren Reichsländer Mecklenburg,
Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und Thüringen zwischen
Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6. 1945 Sowjetische Militäradministration),
wobei Berlin zusätzlich in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh
wurde mit der aus der Vereinigung von Kommunistischer Partei Deutschlands und
Sozialdemokratischer Partei Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (21. 4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument
zur Bildung eines neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen
Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden
Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als
provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der Deutschen Demokratischen
Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen Einwohner) geschaffen. Ihr
Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In diesem Zusammenhang wurde das
Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli 1952 wurden die (inzwischen
gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14 Bezirke ersetzt. Ein
Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe der Sowjetunion
gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach einsetzenden Massenflucht
in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine Mauer errichtet. In der Folge
schien sich die D. allmählich zu einem weltweit anerkannten, wirtschaftlich
erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989 zeichnete sich unter dem
Einfluss der von Michael Gorbatschow in der Sowjetunion betriebenen Politik der
Veränderung eine neue Fluchtbewegung über das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9.
1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach Österreich. Danach kam es zu
umfangreichen politischen Demonstrationen in den großen Städten der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender
der Deutschen Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11. 1989 öffnete diese die
Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten freien Wahl erhielt
die bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am 18. 5. 1990
vereinbarte die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland eine
Währungsunion, Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie
einen Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik
Deutschland beitrat und die Einheit Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974;
Bundesrepublik Deutschland – Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H.,
1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und DDR,
hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber, H., Die DDR 1945-1986, 1988;
Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig vom DDR – Recht nach der
Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die Abwicklung, 1992; Eine
Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995; Hauschild,
I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution in der Spur
des Rechts, 1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v. Brunner, D. u. a.,
2011.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen
(Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von
Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der
Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn
Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer
Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im
März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses
Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des
Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die
Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem
Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert,
1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290
wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs
und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands
(1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen
Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach
Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15.
Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten
salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser,
Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von
allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte
gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister
einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits
die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden.
Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt.
1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen
protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und
Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des
Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte
Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad)
Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde
(insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das
Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien
Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000
Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in
Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und
überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in
Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau
gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das
Fürstentum Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses
durch Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der
Orden behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien
Österreich und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch
Franz I. unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845
erhielt auf Grund eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien
Stadt Frankfurt am Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen
(bei Frankfurt) durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission
Österreichs völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu
dieser Zeit rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer
Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in
seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die Geschichtsquellen
der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch,
T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965; Preußisches Urkundenbuch, hg. v.
Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck 1960; Perlbach, M., Die Statuten
des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf v., Die Privilegien des
Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die geistlichen Ritterorden, 1908;
Krollmann, C., Politische Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, 1932;
Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935, 3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze
Bibliographie zur Geschichte des Deutschen Ordens, 1949; Haaf, R. ten,
Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A. 1965; Forstreuter, K., Vom
Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die
Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H.,
Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat
des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur
Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v.
Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967;
Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich,
1970; Favreau, M., Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974;
Lampe, K., Bibliographie des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K.,
1975; Von Akkon nach Wien. Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M.,
hg. v. Arnold, U., 1978; Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979;
Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M.,
1980; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der
Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in
Preußen, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd.
1 1983; Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren
Neckar im 15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen
Ordens, hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von
seinem Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge
des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines
spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U.,
Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein
Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden.
Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel
aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen
des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989);
800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern,
1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des
Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon
zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen
Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im
Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des
Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004;
Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte
Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Deventer (Reichsstadt, Residenz des Bischofs von
Utrecht). D. an der Ijissel erscheint anlässlich einer Kirchengründung Lebuins
kurz vor 776. 952 gab König Otto I. seine von den Karolingern ererbten Güter in
D. an das Mauritiuskloster in Magdeburg, 1046 König Heinrich III. Münzregal und
Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123 erließ der Kaiser den Bewohnern Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D.
Reichsstadt und Mitglied der Hanse. 1528 kam es vom Hochstift Utrecht an Kaiser
Karl V. 1591 wurde es den spanischen Habsburgern durch die Generalstaaten der
Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975),
167; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 141.
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von den Wildgrafen als den Vögten
von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund erbaut. 1221 erscheint ein Graf von
D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung
von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des Geschlechtes nach D. 1350 traten die
Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der Herrschaft D. an. Seit 1499 und 1561
nannten sich jüngere Seitenlinien der Wild- und Rheingrafen (Rheingrafen) nach
D. Beim Aussterben der rheingräflichen Linie D., welche die Wildgrafschaft D.,
das Hochgericht Rhaunen, das Ingrichtsamt Hausen,
die Hälfte der Stadt Kirn und der Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt
Flonheim und ein Viertel der Herrschaft Diemeringen/Dimringen besessen hatte,
beanspruchten die Linien Grumbach und Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die
Häuser Salm das Ganze. Die Wild- und Rheingrafschaft von D. gehörte dem
wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S. Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
Dischingen, Tischingen (Herrschaft),
Markttischingen. D. an der Egau südlich von Neresheim war Hausgut der Hupaldinger. Durch Heirat Adelas von
Vohburg mit Friedrich I. Barbarossa kam es an die Staufer. Innerhalb der
Herrschaft Trugenhofen fiel es um 1330 an die Grafen von Oettingen, danach an
die Helfenstein, Riedheim, Hürnheim-Katzenstein (1365), Westernach (1428) und
unter der 1510 anerkannten Landeshoheit Pfalz-Neuburgs erbweise an die Leonrod
(1544), dann durch Heirat 1663 an die Schenk von Castell und durch Kauf 1734 an
Anselm Franz von Thurn und Taxis. 1773 wurde die Befreiung aus der
Landsässigkeit der Pfalz erreicht. 1806 kam die Herrschaft an Bayern, 1810
(Markttischingen) an Württemberg und damit D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dischingen in Vergangenheit und Gegenwart 1366-1966, 1966; Müller, A.,
Dischingen, 2. A. 1968.
Doria (Reichsfürsten). 1714 zog das Reich die
einem Fürsten D. gehörenden Herrschaften Calice und Veppo ein und verkaufte sie
an Malaspina. 1760 wurde das Haus D. in Genua in
den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369; Klein 170.
Dyck (Reichsherrschaft). 1094 werden Herren
von D. zwischen Rheydt und Grevenbroich erstmals genannt. Ihnen gelang es, um
ihre Burg D. aus den Kirchspielen Bedburdyck, Hemmerden und der Herrlichkeit
Schelsen eine Herrschaft zu errichten. Die Reichsherrschaft D. kam 1394/1395
beim Erlöschen der Herren an das Haus
Salm-Reifferscheid, das 1628 den Titel Altgraf erhielt, dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. 1813/1815 fiel die 1 Quadratmeile große Herrschaft an Preußen, 1946 kam
D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497; Zeumer 554 II b 63, 30; Bremer, J., Die reichsunmittelbare
Herrschaft Dyck, 1959.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer Leine und Harz gelegene E. wird
als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen 897 erstmals genannt. Vom 11.
Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der Grundlage der Mission um
Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter (Hanstein 1209,
Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440, Greifenstein 1420,
Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375, Bodenstein 1573,
Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das nordwestlich von
Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst liudolfingisches Hausgut und ottonisches Reichsgut, kam im 10.
Jahrhundert an das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg.
Dessen Linie Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und
Gieboldehausen, 1434 mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam das
zunächst protestantisch gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts rekatholisierte
E. als Fürstentum an Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es Teil des
Königreiches Westphalen (Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an Preußen,
1815 das Obereichsfeld zur Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur
sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik. Das
Untereichsfeld wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit diesem aber
1866 an Preußen zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen. S.
Kurrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei
Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in
enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz
zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben
einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und
die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung in die Linien
Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der Westteil der
Herrschaft Eppstein-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe
des 1505 die Grafenwürde erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und
Königstein erloschenen, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses fiel an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E.
an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13.
Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz
der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf
Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen
Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um
1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis 1503),
Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das
Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung
in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur
vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie
Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die
Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft
Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde
die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der
Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war,
teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801
gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen
und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie
Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an
Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses
Erbach, 2. A. 1908; Müller, C., Geschichte des Hauses
Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955; Kleberger, E.,
Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck 1987; Erbach im
Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake, A., 1960;
Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F., Erbach, LexMA 3
1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen Rechte und
Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T., Die
Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f. hess.
Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland, hg. v.
Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von Erbach,
2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Ernestiner (Linie). Die E. sind die ältere, 1485
entstandene, nach Kurfürst Ernst benannte Linie der Herzöge von Sachsen aus dem
Hause Wettin, die 1547 das Gebiet um Wittenberg
an die Albertiner abgeben musste und auf den Raum um Eisenach, Weimar, Jena und
Gotha beschränkt wurde. S. Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hilburghausen, Sachsen-Saalfeld, Thüringen.
L.: Posse, O., Die Wettiner, 1897; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 61.
Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht auf
das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches
Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I.
gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert
(† 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg
E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne.
Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden
Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die
Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der
Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den
Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara,
Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig
fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer
Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das Herzogtum
Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie verlor
Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena und
Reggio an die Zisalpinische Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die
Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau. 1803 erlosch sie im Mannesstamm.
Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz' II. verheiratete Erbtochter Maria
Beatrix kamen die Güter an das neugegründete Haus
Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber 1814
Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E.
erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Esterházy (Geschlecht). Die ungarische
Adelsfamilie E. von Galantha ist 1238 erstmals belegt. Sie war im nördlichen
Burgenland sehr begütert. 1671 erwarb sie die Güter der Familie Nadasdy,
nachdem sie schon 1648 Eisenstadt erlangt hatte. Zu den wichtigsten Gütern gehörten
Kobersdorf, Kittsee, Hornstein, Deutschkreutz (Deutschkreuz), Lockenhaus,
Forchtenstein, Gattendorf, Lackenbach und Dörfl. 1687 gelangte in der
Forchtensteiner Linie Graf Paul IV. in den Reichsfürstenstand. 1712 wurde dies
auf den Erstgeborenen, 1783 auf alle Nachkommen ausgedehnt. 1804 erwarb das Haus die gleichzeitig zur erblichen Grafschaft
erhobene ehemalige Abtei Edelstetten, wurde aber nicht mehr in den
Reichsfürstenrat aufgenommen
L.: Klein 175f.
Eutin (Burg, Fürstentum, Residenz des Bischofs
von Lübeck). In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein
Dorf übernahm den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck,
der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden
die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689
bauten sie die bisherige Burg E. zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift
Lübeck mit dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde
der Landesteil Oldenburgs der Provinz Schleswig-Holstein Preußens
eingegliedert. S. Lübeck (Hochstift, Fürstentum), Holstein-Eutin,
Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056
belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier
Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das
Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des
Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an
sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die
Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem
Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum
Burgund und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois
zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen
Linie Habsburgs zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten
Niederlande (Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den
Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem
Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel
Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet
und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678
an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10.
Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den
Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von
Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158
erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert), Vichtenstein
und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg) sichtbare Familie,
die gestützt auf mehr als hundert Edelfreienfamilien und Ministerialenfamilien
zwischen Isar, Hausruck, Rott und Böhmen
begütert war und zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau und im Künzinggau
(zwischen Isar und Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte Regensburg,
Passau und Bamberg und die Klöster Göttweig, Niederaltaich und Sankt Nikola bei
Passau innehatte und 1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach) am Inn stiftete.
Erben waren vor allem die Babenberger und Otakare sowie die Grafen von Andechs,
Bogen und Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221;
Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach, 1997.
Forster, Vorster (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die F. mit der Herrschaft Burghausen (Hausen) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 128.
Forstner (Reichsritter). Von etwa 1785 bis 1806
zählten die F. mit Hausen, das 1808 an Bayern
fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Um 1750 waren sie auch im
Kanton Altmühl immatrikuliert.
L.: Stetten 35, 183; Riedenauer 123.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren
älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter
verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509
und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation
erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde
die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F.
von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden
und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und
sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der
einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten
Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein
und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim,
Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000
Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum
Großherzogtum F. (mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der
Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons
Stiefsohn Eugène de Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung
erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab.
Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum
Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement
übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom
Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der
Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19.
7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst.
Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum
Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg
an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue
Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3.
10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an
Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft
eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig
zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land
Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und
Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter Handelsgeschichte,
Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt am Main, 3. A.
1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in Frankfurt am Main
1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechts in
Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg zwischen Reich
und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher der Reichsstadt
Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel,
O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt,
K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.;
Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz
und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und
Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat
(1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und
spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main,
Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in
der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs-
und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in
Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine
des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die
deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt
ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R.,
Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K.,
Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien
Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1367 erscheint der Webermeister Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in
Augsburg. Seine Nachkommen wurden bereits in der nächsten Generation ratsfähig.
Während die von Andreas Fugger († 1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in
Bankrott geriet, erlangte die von Jakob Fugger begründete Linie F. von der
Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere †
1469), das Kupfermonopol (Jakob Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den
Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste
und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit
1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete König Maximilian I. der Familie
die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau
sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533 erwarben die F. die Herrschaft
Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551 Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595
Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die Herrschaft Hausen
(bis 1756). Nach dem Tod Georg Fuggers († 1506) gründeten seine beiden Söhne
Raimund († 1525) und Anton († 1560), der König der Kaufleute, der bei seinem
Tode 6 Millionen Goldkronen bares Vermögen hinterließ, zwei Linien. Von Raimund
stammen zwei Äste ab, von denen sich der eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen
(bis 1738) und Adelshofen (bis 1795), der andere in Weißenhorn (früh erloschen)
und Kirchberg teilte. Von den Söhnen Anton Fuggers leiten sich die Linien
Markus (mit Nordendorf, bis 1671), Johann und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische
Linie teilte sich in einen Ast, der die Herrschaft Nordendorf der Markusschen
Linie erbte und deswegen - fälschlich - als Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet
wurde (mit der Herrschaft Nordendorf, den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn
[Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein], Demmingen [Diemingen], Wagenhofen
[Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit Kirchheim, Eppishausen
[Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]), den mickhausischen
(mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und Schwindegg) und den
glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg], Oberndorf und Ellgau
[Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig Babenhausen (mit
Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg (mit Wellenburg,
Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz). Im 18.
Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim, Mickhausen
(Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und Boos. Der
Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand erhoben
(Reichsfürstentum Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött wurden
1805/1806 in Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F.
wegen der 1551 erworbenen Herrschaften Niederalfingen und Stettenfels (bis
1747) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der Fugger,
Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J., Bd. 1-8
1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen
Anfängen bis zur Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960,
Neudruck 1990; Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die
Fugger in der Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A.,
Genealogie des Hauses Fugger von der Lilie,
1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989, 1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als
Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch) 1997; Häberlein, M., Die Fugger,
2006.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann
aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751
wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin zur
Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität
versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen
Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek
wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen
Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende Streubesitz,
der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000 Morgen geschätzt
wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im Odenwald) bis zum
13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und über Brückenau bis
Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an Umfang immer noch
die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf. Im 15. Jahrhundert
gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste fast das gesamte
Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte Drittel
von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und
90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete
Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an
Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung
Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41; Rathsack,
M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik, 1989;
Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U., Untersuchung
zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in) Strukturen
der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4
1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda in seiner
Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer
Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd.
1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg Fürstenberg
(fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter
erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem
Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F.
gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt
1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die
Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit
Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar
die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326
Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an
Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen.
Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde
durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft
F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber
wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen)
bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die
Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die
Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil
an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft
Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren
insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden
aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine
Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie
(bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch
beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und
Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus.
1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher Linie durch die
Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen
zusammengefasst. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter
die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal,
Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die
Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra,
Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg,
Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten
die Fürsten, die bereits 1488 als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton
Hegau und wegen Kluftern und Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee
des Ritterkreises Schwaben. 1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und
Gut kamen an eine österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000
Quadratkilometern und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen
aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren
im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses
Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen
Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und
Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der
Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und
Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert),
FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die Modernisierung einer
Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum der
gräflich-fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des Mittelalters bis zum
schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989,
1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17.
und 18. Jahrhundert, 2001.
Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.
Gablingen (Herrschaft). G. nördlich von Augsburg
ist vielleicht schon früh besiedelt, urkundlich aber erst um 1100 genannt
(Gabelungen). Im 14./15 Jahrhundert hatten die Marschälle von Biberbach und die
Herren von Knöringen das Dorf inne. Die zugehörige Herrschaft veräußerten die Herren
von Knöringen 1527 an Anton Fugger. Später kam sie an die Linie
Fugger-Babenhausen. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über
die Fugger-Wasserburg dem schwäbischen Reichskreis an und kam danach zu Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart,
1960.
Genf (Grafen, Grafschaft). Obgleich der
Bischof von Genf mit Grafschaftsrechten nie formal belehnt wurde, erscheint der
comitatus G. bereits 839. Begründer des Hauses
der Grafen von G. wurde Gerold (um 1030). Der Ausweitung der Rechte stellte
sich schon 1124 der Bischof entgegen. Im 13. Jahrhundert verloren die Grafen
ihre Güter am rechten Rhoneufer und nördlich des Genfer Sees weitgehend an die
Grafen von Savoyen. Mit Graf Robert, der 1378 zum Papst gewählt wurde, erlosch
1394 das Geschlecht. Die Erben verkauften die Grafschaft 1402 an Savoyen, was
1422 vom Kaiser anerkannt wurde.
L.: Duparc, P.,
Le Comté de Genève IXe-XVe siècle, 2. A.
1977; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989, 1228ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 212.
Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in
Thüringen wird 995 erstmals als Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera)
genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift Quedlinburg gab. Vögte des Klosters
wurden vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie
erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238
benannte sich eine ihrer Linien nach G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet
durch Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg).
Infolge des vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G. seit 1358 unter der Oberhoheit
des Hauses Wettin, an welches das Stift
Quedlinburg die Vogtei übertragen und die Herrschaft G. verlehnt hatte. 1425
teilte sich G. in die Linien G., Schleiz und Lobenstein (seit 1371 Lehen
Böhmens), doch wurden die Güter 1497 wieder vereinigt. 1547 fiel infolge
Verzichts Sachsens zugunsten des Kaisers die Oberhoheit an Böhmen, 1550 bei dem
Aussterben der Vögte die Herrschaft G. an die Burggrafen von Meißen, 1562 an
die jüngere Linie des Hauses Reuß, die 1616 noch
Schleiz erhielt und bis 1918 in G. residierte. Seit 1920 gehörte G. zu
Thüringen, seit 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987.
Germara (Mark zwischen Werra und Unstrut,
Germarene, Germaro)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 8 (Eschwege,
Frieda, Mühlhausen, Schlotheim, Bollstedt, Felchta, Haussömmern
bzw. Sömmerda); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 123 Germarmark (Bollstedt, Eschwege, Felchta, Frieda,
Martinfeld, Mühlhausen, Schlotheim, Haussömmern);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 6, 7, 8,
Germarene marcha, Germara marcha, Germarsmarca, zum Ortsnamen Görmar.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz
[bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie
Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden
vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an
Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz
nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem
Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen
die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer
Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der
Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner.
1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden
Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt
(mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu
Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C., Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer
Entstehung, ihrer Zusammensetzung und zur Familiengeschichte der Geroldsecker
im Mittelalter, 1981.
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125
erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich seit 1137 eine
ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause
der Grafen von Wertheim benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs
und der Bischöfe von Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg,
in der Oberpfalz und in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald
ausgestorbene Linie Oberbrunn (Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die
G. waren zunächst fränkische Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im
frühen 16. Jahrhundert auch Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und
späten 18. Jahrhundert Kanton Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit
1695 Reichsgrafen. Von 1564/1731 bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der
Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten
sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie
von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810 fiel G. mit Bayreuth an Bayern.
Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Heirat an die
Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248 an die Truhendingen und die
Burggrafen von Nürnberg, 1390 durch Kauf von den Truhendingen an das Hochstift
Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18.
Jahrhundert, 1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9.
Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige
Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es
durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den Grafen
von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg) bedroht.
Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit Schwyz und
1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den eidgenössischen
Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G. sämtliche
Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die Reichsunmittelbarkeit
sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung des Aargaus,
bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm 1436 zusammen mit Schwyz
Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die Pfandschaft über Uznach und
Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der Eidgenossenschaft. 1517
kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft Wartau
(Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798 wurde G.
mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und dem
Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik. 1803/1815
wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es sich eine
am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann
und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser,
W., Die Entwicklung der Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E.,
Glarus, LexMA 4 1989, 1476f.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus
Wettin verkauft. 1504 starben die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg,
1740 an Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz
Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch
diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus,
Naumburg und Freiwaldau) als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter
Biron von Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus
Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel
Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Görmar (Mark zwischen Werra und Unstrut,
Germara, Germarene, Germaro, Germarmark)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 8 (Eschwege,
Frieda, Mühlhausen, Schlotheim, Bollstedt, Felchta, Sömmerda); Hessler, W.,
Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 123 Germarmark
(Bollstedt, Eschwege, Felchta, Frieda, Martinfeld, Mühlhausen, Schlotheim, Haussömmern); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 6, 7, 8, Germarene marcha, Germara marcha,
Germarsmarca, zum Ortsnamen Görmar.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses
Wettin (Sachsen). 1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das
Gebiet des Fürstentums umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg,
Reinhardsbrunn, Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda
und Tonna, die obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer
Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825
Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum
obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit von 1945/1949
bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha
(Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha. Stadt
und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967; Steguweit,
W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, 1987;
Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der Gothaer
Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Göttingen (Fürstentum, Residenz der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf Gutingi 953 erstmals
erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte
Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis 1292 und von) 1345
bis 1463 war es Sitz des Fürstentums G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch
Münden) bis Hahausen bei Bockenem reichte. Im Kampf mit dem Landesherren
erlangte die Stadt weitgehende Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner
Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum Calenberg des
mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in
Münden residierte, und ging schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem
niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann,
W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff,
E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes
Göttingen im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe
Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011.
Greiz (Burg, Herrschaft). Die Burg G. (zu
slaw. grad Burg) an der Weißen Elster erscheint 1209, dürfte aber als deutsche
Siedlung nach slawischen Vorgängern im 12. Jahrhundert angelegt worden sein.
Sie unterstand den Vögten von Weida, von denen sich Heinrich V. seit 1238 Vogt
von G. nannte. 1240 kam G. an Heinrich I. von Plauen. Heinrich II. begründete
1306 die Linie Reuß von Plauen, die ihren Sitz in G. nahm. Seitdem war G. bis
1918 Sitz einer Linie des Hauses Reuß und
gelangte 1920 an Thüringen. S. Reuß-Greiz.
L.: Wolff 419; Thoß, A., Die Geschichte der Stadt Greiz bis zum Ausgang des 17.
Jahrhunderts, 1933; Werner, M., „pars nemoris prope Graitz“, 2009.
Großgartach (Reichsdorf). G. bei Heilbronn erscheint
erstmals 765 anlässlich einer Übertragung an Lorsch. 1122 kam der Ort von den
Grafen von Lauffen an deren Hauskloster
Odenheim. Am 18. 7. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer dem Albrecht
Hofwart von Kirchheim die Vogtei über das Kloster zu Odenheim, über die Dörfer
Odenheim, Tiefenbach, G. und Bauerbach. Seit 1376 erwarb Württemberg allmählich
ein Viertel der Vogtei und die hohe Obrigkeit. Über Württemberg kam G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Dacheröden 140; Hugo 452; 1200 Jahre Großgartach, 1965.
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit
1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten,
1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
entstandenen Hauses) der Herzöge von
Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte
(katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die
Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener
Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst
von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und
1665 an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und
Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen),
Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und
Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine
Bergwerke. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu
Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das
Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Heimatchronik des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg
überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den
Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im
Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter
Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in
Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs
IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und
Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark,
Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die
Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol,
Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine
Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder
verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als
Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen
leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone.
Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457
nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach
dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der
nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten
anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und
Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so
dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie
wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat
(1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von
Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter)
Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische
Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern),
doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen
Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau).
Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens
(Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines
Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines
mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien
mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die
österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem
jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus
H. in eine Linie Spanien und eine Linie Österreich (ohne Niederlande,
Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des
letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und
wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564
teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II.
erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol
und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain),
wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren
steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II. gegründete Linie
ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623
kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen
Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam
Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds
I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von
Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen
Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten
spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten
geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im
Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge
nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest.
Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert
entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat
gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739)
aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen
Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft
Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die
Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses
Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der
Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu
einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem
Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der
ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als
Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel
Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des
Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die
Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg
und Habsburg-Lothringen, 1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in
allen habsburgischen Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die
Regesten der Grafen von Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.;
Kahler, E. v., Das Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und
die Schweiz, 1931; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im
deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen
Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd.
1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A.
1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A.
1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich
in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der
Habsburger. Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses
Habsburg, 1988; Evans, R., Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989;
Scheibelreiter, G., Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des
Habsburgerreiches, 1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994;
Bérenger, J., Die Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im
deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg
en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503;
Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare
und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei). Um die
Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut (Hagenauer Forst). Unter den
Staufern wurde das mit staufischen Gütern verschmolzene Königsgut von der zur
Pfalz erweiterten Burg verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten die
Grafen von Habsburg seit 1280 einen Reichslandvogt als königlichen Verwalter
der zehn elsässischen Reichsstädte, der Reichslandvogtei Kaysersberg und des
Hagenauer Forstes. Seit 1341 wurde die Reichslandvogtei verpfändet (Bayern,
Pfalz, Habsburg, Luxemburg, Mähren), seit 1408/1413 an die Pfalz. 1504 musste
die Pfalz H. nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Habsburg
abtreten, das sie von 1530 bis 1558 erneut an die Pfalz verpfändete. Das Gebiet
der Landvogtei umfasste etwa 35 Dörfer. Nach 1633/1634 richtete Frankreich eine
französische Verwaltung ein, die 1648 bestätigt wurde. Ludwig XIV. verlieh H.
1659 dem Kardinal und 1661 dem Herzog von Mazarin, dann dem Hause Chatillon und nach dessen Aussterben dem Herzog
von Choiseul. 1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer der Landvogtei und Pflege
Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei
im Elsass, 1905.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in
Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ?
oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz unterstellt wurde. Durch
die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es
seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von
Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im
Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur Errichtung eines
Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben [1332] und
Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit Magdeburg
verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum
umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H.,
Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und
acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf,
Ermsleben und Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern
Winningen [Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den
oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im
Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis
(mit der Stadt Osterwieck, dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg,
Wülperode, Stötterlingen und Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam
H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste,
zum Königreich Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim
nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung
(vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie
1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie
durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter
dem Namen Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb
sie die Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach
Kaiser Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach
dem Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im Reichsfürstenrat
(Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden, Sachsen-Lauenburg) und drei
Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya, Diepholz, Spiegelberg [,
Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen im niedersächsischen
Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg, Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3
Stimmen im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis (Hoya, Diepholz,
Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen Reichskreis (Walkenried) hatte.
1737 gründete H. die Landesuniversität Göttingen. 1752 gewann es die
Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft Bentheim. Dazu kam die
Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die
Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch
§ 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes
Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in
Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich
besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für
wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil
Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen,
vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit
dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen,
Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim,
Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde.
1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues
Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt),
das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach 1848 geschaffene
Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht)
beeinflusst die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch
auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H.
von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung
eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks
und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis
Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H.
wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen
Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760, 1986;
Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann,
H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und
Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und
sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur
preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den
hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
Hanstein (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die H. zum Ritterkreis Rhein. Im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert
gehörten sie auch dem Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken an. S. Haustein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 124.
Harburg (Burg, Residenz des Erzbischofs von
Bremen bzw. nach 1236 des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg).
1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe H. (Horeburg)
erstmals. 1297 wurde die anschließende Siedlung von den welfischen Herzögen zur
Stadt erhoben. Von 1527 bis 1642 war sie Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg zu Celle. 1866 kam H. zu Preußen, 1937
zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg.
Von der Burg zur Industriestadt, hg. v. Ellermeyer, J., 1988; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
254.
Hattstein (Reichsritter). Im frühen 18.
Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein und zu Beginn des 18.
Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Haustein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 124; Neumaier 67; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Weilbach 1550).
Haueisen, Hausen?
(Reichsritter). Im frühen 16. Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie war bis 1648 Sitz der
Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten Markt,
Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen) und
weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold von Stein zu Klingenstein
und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger
zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die Grafen Schenk von Castell, 1756 als
Pfand an das Kloster Salem und 1803 an Baden sowie damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg
und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.
Hausen (Herrschaft). Die Herrschaft H. nördlich
von Schwäbisch Gmünd lag innerhalb der Herrschaft Limpurg. H. war Mannlehen
Bayerns. Nach dem Aussterben der Limpurg kam es als Lehen an einen Herrn von
Bredow. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über die Markgrafen
von (Brandenburg-)Ansbach zum fränkischen Reichskreis.
L.: Wolff 127; Wallner 694 FränkRK 21.
Hausen, Hausner,
Heußner, Heuß (Reichsritter). Von 1545 bis 1569 war Wolf von H. wegen eines
Schlosses in Trochtelfingen im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Bis etwa 1650 zählten die H. zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Altmühl des Ritterkreises Franken. S. Haueisen?
L.: Biedermann, Altmühl; Riedenauer 124; Schulz 263.
Hausen vor Wald s. Schellenberg
Hausengau (Gau zwischen Amper links der Isar und
Würm, Hŏsi) s. Huosi
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Polling,
Weilheim, Uffing, Landstetten, Aschering, Wangen, Oberpfaffenhofen, Rieden).
Hausenheim bzw. Hansenheim s. Pach zu Hansenheim und Hocheppan
Haustein, Hattstein, Hanstein (Reichsritter). Im
frühen 16. Jahrhundert zählten H. vielleicht zu den Reichsrittern des
Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 124.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter
Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren
Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen
(1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230
verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und
Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt, 1310
aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen Erbfolgestreit
erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue Herrschaft“, die 1291
in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel). 1274 erfolgte eine
Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583, 1310
Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den Reichsfürstenstand
erhoben) und Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf
an Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus
Wettin (Sachsen), teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde
Meiningen im Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss
1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus
Wettin (Meißen, Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten
auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen)
die Güter gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das
ernestinische Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das albertinische)
Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste Hessen-Kassel
überlassen werden. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die ursprünglich 28
Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit
etwa 74000 Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5
Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf,
Benshausen und die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]),
Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter
Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10
Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und
Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild),
Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern,
Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar)
und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt
Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische 1866 an Preußen.
Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil
1f. 1788ff.; Hennebergisches Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G.,
Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905,
Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen,
Geschichte des Territoriums und seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die
Verwaltung der gefürsteten Grafschaft Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944
(ungedruckt); Henning, E./Jochums, G., Bibliographie zur Hennebergischen
Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg, LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G.,
Geschichte des Henneberger Landes zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992;
Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996;
Wagner, H., Entwurf einer Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d.
hennebergisch-fränk. Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798;
Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und
mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9.
Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz
schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die
Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von
einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war
illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch
die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig
des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus
Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des
Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der
Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen
spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische Linie
(Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der
südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen
Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794
zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an das
Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de
1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436
Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22,
24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis,
pagus Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier,
M., Le passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969,
71ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut;
Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J.,
La législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die
Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten
H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des
Hauptgerichts der Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das
zunächst Land an der Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich
eine Reihe verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften
entstehen konnte (Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel,
Limburg, Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer
eine unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem
Interregnum (1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau,
Solms, Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von
Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene
Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen und mit den
Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich
das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen,
Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf
einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen
erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz
durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von
Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach
zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297
Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330
(Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365
Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in
Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde
Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl
IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom
9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares
Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von
Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich
aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die
Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften
Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu
hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die
Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die
zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel)
gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461
bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar,
Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau
(Melnau), halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der
Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels
und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere
starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt
(Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV.
von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine Mittel. 1803
erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des Verlustes von
Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile des Erzstiftes
Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen
(Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000
Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen ein. 1806 fielen die
Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an das in die Provinzen
Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der Beitritt zum
Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt
für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein
(Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt
umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816
nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866 musste
Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie
die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen
Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis
1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem
1933 die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms
IV., Moritz, 1604 calvinistisch gewordene Hessen-Kassel, von dem sich
Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis 1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713)
und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb 1647/1648 die Grafschaft Schaumburg,
1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft Hanau-Münzenberg. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es außer der Kurfürstenwürde
(Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde es mit 145 Quadratmeilen
und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und weitgehend dem Königreich
Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für
die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Hochstift Fulda und 1816 Teile
Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr trotz Untergangs des
Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866
wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf die österreichische Seite von
Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19.
9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen
(ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des
Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in
Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W., Synopsis
descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L.,
Historische Übersicht der Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen
und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus
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1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom
Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu
hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11
1921ff.; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter
in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926;
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Originalen, hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch.
Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und
Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche
Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen
Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen
und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S.,
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Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das
Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974,
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Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen
Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das
Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine
Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen
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hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
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Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
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Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
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1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
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Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
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Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
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Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
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Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Adel in Hessen,
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Speitkamp, W., 2010; . Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
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hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3
Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Heuß (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die H. mit dem 1729 erworbenen Trunkelsberg zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. S. Hausen (,Hausner).
L.: Hölzle, Beiwort 58.
Heußner (Reichsritter). Um 1550 zählten die H.
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Hausen,
Heussen.
L.: Stetten 32; Neumaier 73.
Hildburghausen (Herrschaft). H. an der Werra dürfte in
fränkischer Zeit gegründet worden sein, erscheint aber erstmals 1234
(Hilteburgehusin), als Graf Otto von Henneberg-Bodenlauben
(Henneberg-Botenlauben) seine Güter in H. an das Hochstift Würzburg übertrug.
Von 1270 bis etwa 1304 gab Würzburg es als Lehen an die Herren von Wildberg.
Danach kam es kurz an die Markgrafen von Brandenburg und dann an die Herrschaft
Coburg, die Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen 1316 erwarb. 1353 fiel H.
an die Burggrafen von Nürnberg und 1374 mit Heldburg durch Heirat an die
Landgrafen von Thüringen. Innerhalb des Hauses
Wettin kam es 1572 an Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg) 1638/1640 an
Sachsen-Altenburg und von 1672 bis 1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es Sitz
des (aus H., Heldburg, Eisfeld, Veilsdorf, Schalkau, seit 1683 Königsberg, seit
1705 Sonnefeld und seit 1714 Behrungen gebildeten) Herzogtums
Sachsen-Hildburghausen. 1920 gelangte H. an Thüringen. S.
Sachsen-Hildburghausen.
L.: Wolff 397; Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche
Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße,
Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13.
Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben
Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten
Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses
Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen
und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum
Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an
Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das
Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur
territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer
Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v.
Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die
Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die
Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur
Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde
Besatzung, 2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim
Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a.,
2006; Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im
Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz
einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts
Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand
behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia,
districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14.
Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau verschwägerte
Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des
Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern.
1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und
Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay.
LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau,
Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung
und gute Policey in Bayern, 2008, 229.
Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im
Kreis Rottweil war der Stammsitz der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen von H.
Sie verkauften ihr im 12. und 13. Jahrhundert erworbenes Gebiet (Rottenburg,
Horb, Oberndorf, Spaichingen, Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg, unter dem die
zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem
Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg einen wesentlichen Bestandteil
Schwäbisch-Österreichs (Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten
Reiches bildete. Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel
Haigerloch an die Grafen von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750
Quadratkilometern und rund 48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das
Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von
Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15;
Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950;
Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft
Hohenberg, 1953.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um
Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain
und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von
Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis
zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000
Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten,
überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe,
Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller,
K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.; Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts), Bd.
1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg
und Hohenlohe, 1949; Fischer, W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der
Aufklärung, 1958; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963;
Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A.,
Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im
17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm,
K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst,
A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82; Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe
im Dreißigjährigen Krieg, 2003; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die
Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert, hg.
v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Weikersheim (Grafen). Weikersheim an der Tauber war
altes Reichsgut. Im 9. Jahrhundert erhielt dort das Kloster Fulda, im 12.
Jahrhundert das Kloster Comburg Güter. Seit 1153 erscheinen Herren von
Weikersheim, die sich später nach der Burg Hohlach Herren von Hohenlohe
nannten. Sie erwarben 1244 die Güter von Comburg zurück. Im 13. Jahrhundert
entstanden die Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis
1434) und die beide beerbende Linie H. Die letzte in Weikersheim residierende
Familie erlosch 1756, ihre Güter kamen zunächst an Hohenlohe-Neuenstein
(Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen), von 1805 bis 1861 an Hohenlohe-Langenburg und
Hohenlohe-Kirchberg, 1861 an Hohenlohe-Langenburg. Kirchberg fiel 1810 an
Württemberg, das bereits 1806 die meisten hohenlohischen Güter erlangt hatte,
und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe seit 1153, 1926; Dürr, E.,
Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191 durch
Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die
Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische
Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die
schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen).
Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von
Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der
Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332)
kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben.
1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen,
Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die
Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in
die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder
zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum
Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst
Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die
fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die
zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder verselbständigten fränkischen
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch Abtretung seitens Markgraf
Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die
schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft
Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch
Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs Lehngrafschaften
Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein. 1576 wurden die
Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel Friedrich II.) und
Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich IV. erhielt die
alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts H.) mit Hechingen
und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und
Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft Sigmaringen mit den
Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft Veringen, zu denen noch
die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die Herrschaft Wehrstein kamen
(Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide Linien die Reichsfürstenwürde,
1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5
Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von der
Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider Linien
zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen
der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P.,
Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die
Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel, R., Die Hauschronik
der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek
Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft
Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die Hohenzollern
einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990, 83f.;
Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v. Kallenberg,
F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur
Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der
Hohenzollern, 2013.
Hohenzollern-Hechingen (Grafen, Reichsfürsten). Die Linie H.
ist eine 1575/1576 entstandene Linie der Grafen von Hohenzollern, welche die
alte Grafschaft Zollern (Hohenzollern) mit der Stadt Hechingen und den Klöstern
Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten erhielt. Sie
erlangte 1623 die Reichsfürstenwürde und 1653 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenkollegium. 1803 gewann sie durch § 10 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für ihre Feudalrechte in der
Grafschaft Geulle und den Herrschaften Mouffrin (Moulfrin) und Baillonville im
Lütticher Lande die Herrschaft Hirschlatt des Stifts Kreuzlingen und das
Kloster Stetten. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit
souverän. 1806 schloss sich H. dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7.
12. 1849 dankte H. zugunsten Preußens ab. 1869 starb die Linie aus. Das Gebiet
kam 1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Klein 148; Graf Stillfried, R., Stammtafel des Gesamthauses
Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916,
Neudruck 1987; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus
der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft
Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft
Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme
im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete
Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine
Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde),
‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und
Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien
die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron
(Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die
Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die
Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über
die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau
gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten von Fürstenberg, die
vormals Salem gehörige Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft
Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die ritterschaftlichen
Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von Speth. 1805 wurde H.
durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän. 1806 schloss es sich
dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849 dankte der Fürst
zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an Württemberg-Hohenzollern,
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus
Hohenzollern an der oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen
von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus
der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam,
Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland
(Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus
Wittelsbach (Straubing-Holland), von dort durch Abtretung nach langem
Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund
schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen
Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach
auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H.
führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806
bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den
Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A., 1913-1938;
Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer, J. van, De
Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v. Hoff, B.
van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946; De
Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien
überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte
1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn.
Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines
Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen,
verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die
Wiedereroberung mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings
an das Erzstift Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere
Linien (1272/1273, 1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche
die Stammgrafschaft Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch
1640. Die Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316
Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch,
1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als
Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher
Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des Vertrages
von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus
Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit
Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt
wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben
(und damit von Sachsen bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von
Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil
und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum
König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H.
wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach
dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von
Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet
Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp
(Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum
Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme
und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981;
Kramer, K., Volksleben in Holstein (1550-1800), 1987; Opitz, E.,
Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein, LexMA 5 1990, 100ff.;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der
Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der
holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010.
Holstein-Rendsburg (Grafen). In Rendsburg an der Eider
wurde nach älteren Vorläufern um 1150 eine Burg (Reinholdsburg) der Grafen von
Schauenburg (Schaumburg) errichtet. Unter Graf Heinrich I. († 1304) wurde
Rendsburg Sitz des Hauptzweiges der Grafen von Schauenburg (Schaumburg)
(Rendsburger Linie). 1386 siedelten die Grafen nach Gottorp (Gottorf) über.
1459 starb die Linie aus. Schleswig und Holstein kamen auf Grund des Vertrages
von Ripen (1460) an das Haus Oldenburg, das 1448
den Thron in Dänemark bestiegen hatte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E/F1/2.
Holzappel (Reichsgrafschaft). 1643 erwarb der aus
armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie stammende, 1641 in den
Reichsgrafenstand erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert
aus Eppelmann) von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert
den Herren von Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige
Grundherrschaft Esterau an der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei
Isselbach und Eppenrod mit insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund
deren Kaiser Leopold I. die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im
westfälischen Grafenkolleg des Reichstags bildete. Melanders Witwe erlangte
dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft Schaumburg von Leiningen-Westerburg.
Die reichen Güter kamen durch die Ehe der Tochter mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg
an Nassau (Nassau-Schaumburg) und in weiblicher Erbfolge 1707 an
Anhalt-Bernburg (Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von 1812 bis 1867 an eine
erzherzogliche Linie des Hauses Österreich, dann
an Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam das 1806 in Nassau
mediatisierte H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau).
L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen 63 (1952).
Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der
Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich seit 1244 Herren. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee waren, mit
der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen Herrschaft Hohenstoffeln zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem im 14. Jahrhundert erworbenen
Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau immatrikuliert. Nachdem sie
1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und Vollmaringen und 1770 das
halbe Zimmern unter der Burg erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar
inkorporiert. Nach der Erbteilung 1686 entstanden mehrere Linien (Binningen,
Grüningen, Weiterdingen). Die Linie Binningen hatte Hinterstoffeln,
Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und Binningen, die Linie Weiterdingen
Vorderstoffeln, Schloss und Dorf Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll, die
1805 an die Linie Binningen gelangten. Die Güter fielen 1806 an Württemberg,
das sie 1810 größtenteils an Baden gab. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 an
Baden-Württemberg. Vielleicht waren die H. am Ende des Heiligen Römischen
Reiches auch im Ritterkreis Franken immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte,
Genealogie, Diplomatik 1846; Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4,
77-80; Riedenauer 124; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr.
Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de Hogen), die sich zuvor als
Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder aus dem Friesischen
zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine Grafschaft auf (1215
Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302 erlangten sie von
Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als Lehen. Vielleicht
von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine obere Grafschaft (um
Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H. aufgeteilt. Von 1345 bis
1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem Aussterben ihrer Linie
Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen
zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim
Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die Grafschaft als
Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses
(Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel
erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg),
Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg
und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H.,
Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen.
Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter
Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken
Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu
Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke (1582) an
Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser Calenberg und
Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von
etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an
Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866
an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um
1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Hülchrath (Herrschaft, Grafschaft). Nach H. bei
Grevenbroich nannten sich Grafen, deren das Erbe der kölnischen Stiftsvögte von
Saffenberg aufnehmende Grafschaft von Büttgen bis vor Köln reichte. Die
Grafschaft kam vom Haus Sayn an das Haus Sponheim und von diesem 1247 an Kleve. Aus der
Hand einer klevischen Nebenlinie kaufte sie 1314 das Erzstift Köln und schloss
damit die Lücke zwischen Oberstift und Niederstift. Über Preußen fiel H. 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Kisky, H., Hülchrath, 1964; Hülchrath, bearb. v. Ritzerfeld, U.,
2003.
Huosi (Gau zwischen Amper links der Isar und
Würm, Huosun, Hausengau. Ouscowe,
Personenverbandsname)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 Hausengau (Polling, Weilheim, Uffing, Landstetten,
Aschering, Wangen, Oberpfaffenhofen, Rieden); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 35, 36, 41, 90, III, 8, 9, 27, 29-
Innerösterreich (Ländergruppe, Gebietseinheit). I. ist
die im Spätmittelalter (1379-1463) und der frühen Neuzeit (1564) infolge von
Erbteilungen des Hauses Habsburg entstandene,
Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradisca (Gradiska) und Windische Mark
umfassende Gebietseinheit. Seit Maximilian I. und seit Ferdinand II. (1619) war
I. mit den übrigen Ländern wieder vereint, galt aber auch später noch als
eigene Verwaltungseinheit.
L.: Die Territorien des Reichs 1, 102.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten
Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098 bezeugten Grafen von I. (Rembold
I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem 9./10. Jahrhundert auftretenden
edelfreien mittelrheinischen Geschlecht gehören. Sie waren Vögte der
Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links der unteren Lahn sowie Grafen
von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen
von Wied. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien
Kobern an der unteren Mosel [bis 1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg
vor 1249, Büdingen und Arenfels vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg
[seit 1340 Grafen von Wied] bzw.) den gerlachschen und den remboldschen Stamm
und erbauten bis zum Ende des 12. Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser
der Burg (Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches
Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie,
viertes Haus im 16. Jahrhundert an
Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der
Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier,
teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die
Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den
Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine
Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid
(Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier
blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die
wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an
Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit
Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245
(vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck,
Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen
zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf
Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft
auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach
ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der
Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum
Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien
Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625
Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a.
Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis
1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den
Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien
Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I.,
geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte
Baumburg und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim
(Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg
(Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach,
die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von
23000 Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter
von Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an Österreich
und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses
Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff. 1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen,
1925; Isenburg, Prinz W. v., Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi,
H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Isenburger Urkundenregesten
947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976; Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Isenburg-Birstein (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
I. sind eine seit 1628 bestehende Linie der Grafen von Isenburg, die 1744 in
den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von
I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, Altenbaumburg (Alte
Baumburg) und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Güter 7 Quadratmeilen mit 22500 Einwohnern (die Gerichte Reichenbach, Wenings,
Wolferborn, Selbold, Langendiebach und das Oberamt nebst Stadt Offenbach).
Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim am Rhein
mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg auf der rechten Rheinseite sowie
das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin von I., Gräfin von Parkstein, für
ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen Herrschaften auf dem
linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat I. dem Rheinbund bei,
erlangte die Güter Isenburg-Philippseichs und die Hälfte der Herrschaft der
Grafen von Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich
gebliebenen Linien (u. a. Isenburg-Büdingen-Büdingen,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach und Isenburg-Büdingen-Meerholz) und vereinigte
so alle oberisenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa 58000
Einwohnern. 1815 wurde I. mediatisiert. Seine Güter kamen 1816 teils an
Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen und 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 277; Zeumer 553 II b 60, 9; Wallner 697 OberrheinRK 20; Simon, G.,
Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg
und Büdingen, Bd. 1ff. 1965; Isenburg-Ysenburg 963-1963, hg. v. Isenburg,
Fürstin I. v., 1963.
Isenburg-Büdingen-Büdingen (Grafen), Isenburg-Büdingen. Die Grafen
von I. sind eine 1687 entstandene Linie der Grafen von Isenburg, deren zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Güter, 3,5 Quadratmeilen Gebiet mit 10500
Einwohnern (Stadt und Gericht Büdingen, Gerichte Düdelsheim und Mockstadt),
1806 unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und damit 1815/1816 an
Hessen-Darmstadt bzw. 1945 Hessen fielen.
L.: Wolff 277; Wallner 698 OberrheinRK 34; Philippi, H., Territorialgeschichte
der Grafschaft Büdingen, 1954; Ackermann, J., Verschuldung,
Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2002; Mutschler, T., Haus, Ordnung, Familie, 2004; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 233.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei
Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils
fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils
republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der
Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden
gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens
galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum
Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum
Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete
die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum
Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum
Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel,
Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen
(Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil
er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola,
Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou
gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der
Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg,
in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der
spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen Erbfolgestreit
(1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen den Süden
(Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des Aussterbens
einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich, Parma-Piacenza
dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen
1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen Sardinien tauschten
(Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische Reichslehen (u. a.
Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19
ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen
(u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der Doria), 10 toskanische
Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische
Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737 brach
die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno, Novi,
Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia, Angleria, Castro,
Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und errichtete
verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert wurden
(Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo),
teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden
Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen
(Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt.
Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des
sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen
Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden
Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste.
Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und
Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor
Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien
(Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste
eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn
den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-,
Hof- und Staatsarchivs Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni
imperii Romani oder Grundriß der heutigen Staatsverfassung des Römischen
Kayserthums, 1729; Overmann, A., Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von
Tuscien nebst Regesten ihrer Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età
barocca in Italia, 1929; Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri,
P., Il Rinascimento e la crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia
d‘Italia, 1957; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia
d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A. Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte
Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A.,
Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia,
Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in
Oberitalien (9.-12. Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens,
1983; Goez, W., Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und
Renaissance, 1984; Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über
Italien, 1985; Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb.
v. Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten
Mittelalter, 1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill,
R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte
Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen
Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg.
v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995;
Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische
Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità
e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997;
Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens,
2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004;
Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und
Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Jablonsky (Reichsfürst). 1743 wurden Stanislaus
J., Woiwode von Rawa, und sein Haus zu
Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 174.
Jagsthausen (reichsritterschaftlicher Ort). An der
Jagst erscheint nach einem römischen Kastell 1090 der Ort J. (Husun). Die nach
ihm benannten Herren von Hausen, die
Ministeriale der Grafen von Dürn (Walldürn) und dann der Herren von Hohenlohe
waren, starben um 1370 aus. J. kam allmählich an die Berlichingen. Es zählte
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1806 gelangte der Ort an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.
Kaiserswerth (Reichsstadt). Ursprünglich auf einer
ihm von Hausmeier Pippin überlassenen Rheininsel
(wert) Rinhusen bei Düsseldorf gründete der angelsächsische Missionar Suitbert
695 ein Benediktinerkloster. Daneben bestand ein fränkischer Königshof, den
Kaiser Heinrich III. zu einer Pfalz ausbaute. Wahrscheinlich 1181 erhielt der
Ort Stadtrecht und wurde im 13. Jahrhundert Reichsstadt. 1235 verlor er durch
Versanden seine Insellage. Seit Ende des 13. Jahrhunderts war K. mehrfach
verpfändet, seit 1424 an das Erzstift Köln. 1772 kam es nach längerem
Rechtsstreit an den Herzog von Jülich und damit an die Pfalz. Das Stift wurde
1803 aufgelöst. 1806 fiel K. an das Großherzogtum Berg und 1815 an Preußen. 1946
kam es zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth, hg. v. Kelleter, H., 1904; Redlich,
O., Die Bedeutung von Stift und Burg Kaiserswerth für Kirche und Reich, Ann. d.
hist. Vereins NdRhein 115 (1929); Heck, K., Geschichte von Kaiserswerth, 1936;
Kaiserswerth, hg. v. Zimmermann, C./Stöcker, H., 2. A. 1981; Struve, T.,
Kaiserswerth, LexMA 5 1990, 860f.; Grossmann, K., Die mittelalterliche
Gerichtsverfassung und Verwaltungsorganisation in Kaiserswerth nach dem
Stadtrecht aus dem 14. Jahrhundert, 1992; Lorenz, S., Kaiserswerth, (in)
Staufische Pfalzen, 1994, 99; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
291.
Karpfen (Reichsritter), Karpffen. Von 1548 bis
zu ihrem Aussterben 1663 zählten die K. mit Hausen
ob Verena und Rietheim zum Kanton Neckar bzw. Neckar-Schwarzwad-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 154, 207.
Kassel (Burg, Stadt, Residenz des Landgrafen
von Hessen). K. an der Fulda (zu lat. castellum Burg, oder „Haus an einer Mulde“?) erscheint erstmals 913
(Chassella). Im Jahre 1008 gab Kaiser Heinrich II. den dortigen Königshof an
seine Gemahlin Kunigunde, die ihn zur Ausstattung des Klosters Kaufungen
verwendete. Nach ihrem Tod fiel K. an das Reich zurück, wurde aber von Kaiser
Heinrich III. an Kunigundes Bruder gegeben. Von dort gelangte K. über den
Erzbischof von Mainz 1039/1040 tauschweise wieder an Kaufungen. Nachdem zuletzt
1154 in K. Reichsgut erwähnt wurde, machte Landgraf Heinrich I. von Hessen 1277
den Ort, dem 1239 die Stadtrechte bestätigt wurden, zum Mittelpunkt der
Landgrafschaft Hessen. 1391 endeten die Versuche des Patriziats ergebnislos,
größere Unabhängigkeit vom Stadtherrn zu erlangen. Nach 1567 wurde die etwa
5000 Einwohner zählende Stadt Sitz bzw. später Hauptstadt der Landgrafen von
Hessen-Kassel (1807-1813 zu Westphalen). Mit Hessen-Kassel kam sie 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel,
1844, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913;
Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935;
Cosanne, A., Kassel, LexMA 5 1990, 1034f.; Kassel im 18. Jahrhundert, hg. v.
Wunder, H. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 289.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich
möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138
die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066),
zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz
im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie,
erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich,
um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen
Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im
Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an.
Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402
aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn. Es
bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um Rheinfels (Braubach,
Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt
(Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch
Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten
Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren
Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur
geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht
und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von
Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um
1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der
Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der
Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das
den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,]
endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt,
Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg,
die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld
auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten
Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei
Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel.
1648 wurde dessen Nebenlinie Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam
die Niedergrafschaft an das Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen
und 1945 an Hessen. S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Kaunitz (Grafen, Reichsfürsten). Die dem
Ritteradel Böhmens entstammende Adelsfamilie K., von der Wenzel Anton Graf K.
1753 zum Staatskanzler Österreichs ernannt wurde, erlangte durch die Ehe Max
Ulrichs von K. (1679-1746) mit der Tochter des letzten Grafen von Rietberg aus
dem Hause Cirksena die Herrschaft Rietberg mit
Anwartschaft auf drei ostfriesische Herrschaften. 1764 wurde sie in den
Reichsfürstenstand erhoben. S. Rietberg.
L.: Zeumer 554 II b 63,14; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz, 1975.
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft [Kerpen-Lommersum]).
871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen
(villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der Kölner Erzbischof die
dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an die Herzöge von
Brabant (Bau der Burg K. durch Johann I. von Brabant), 1404 als Erbschaft an
Burgund und von dort über Maria von Burgund (1477) an Habsburg/Spanien. Um 1587
umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei
Mödrath und die Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie
Lommersum mehrfach an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von
Köln verpfändet, bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus
regiert. 1710 wurde sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien
an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710
seinem Minister Graf Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten
Herrschaften K. und Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die
1786 die Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 3000 Einwohnern zu
Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Die
Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben)
(Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut
gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift Augsburg. Danach bildete
es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die später zum schwäbischen Reichskreis
zählte. 1329 veräußerte die Augsburger Familie Onsorg die Herrschaft an die
Herren von Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe Gerichtsbarkeit erlangten.
1484 kam sie an die Herren von Hürnheim, 1551 an die Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur Gegenwart,
1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K.
in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K.
und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte
Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von Montfort-Tettnang die Grafschaft
Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie Freiherren und schlossen sich 1488 der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588
teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis zählende Familie in die Linien
Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels (Königsegg-Rothenfels).
Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter
(Aulendorf, K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch
und Grodt inne und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie
erhielt Rothenfels und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die
K. Reichsgrafen, die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft.
1804 wurde Rothenfels an Österreich verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die
Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.
Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die
vermutlich von den Staufern errichtete Burg K. im Taunus. Bis 1255 unterstand
sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur Stadt erhoben, bis 1418 den
Herren von Falkenstein, danach den Herren von Eppstein, von denen sich 1433 die
Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel K. in weiblicher Erbfolge an die
Grafen von Stolberg, welche die Reformation einführten. 1581 wurden sie vom
Erzstift Mainz, das K. rekatholisierte, unter der Behauptung der
Lehnserledigung aus dem größten Teil der Herrschaft verdrängt, doch wurde die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft
K. noch am Ende des Heiligen Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils
mainzisch bezeichnet. Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit
den Städten K. und Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und
Rockenberg und einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und
einigen Dörfern (die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von
Stadt und Schloss Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg
und eine Anzahl Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K.
an Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit
und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322.
Krautheim (Fürstentum) 1803 erhielt das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für
seine linksrheinischen Verluste an Frankreich das mainzische Oberamt K., das
würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806
fiel sein Gebiet teils an Baden, teils an Württemberg und kam damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg. S. Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, Diss. phil. Würzburg 1968.
Kürnberg (Herrschaft), Kirnberg. 1298 nahm Rudolf
von Üsenberg die Herrschaft K. mit dem schon 773 erwähnten Kenzingen von König
Albrecht zu Lehen. 1365 kaufte Herzog Rudolf IV. von Habsburg die Herrschaft,
die häufig verpfändet wurde. 1564 zog das Haus
Österreich (Breisgau) sie wieder an sich. 1805 kam das Gebiet an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2.
Lahr (Herrschaft). L. an der Schutter
erscheint 1250 als Tiefburg der Herren von Geroldseck. Um L. bildete sich die
Herrschaft L. in der Ortenau. 1277 kam L. bei der Teilung der geroldseckischen
Güter zusammen mit Mahlberg an die Linie Lahr-Mahlberg, 1426 durch Erbgang über
eine Erbtochter (ohne Finstingen und niederrheinische Gebiete) an die Grafen
von Moers-Saarwerden, denen auf Grund einer Heirat des Jahres 1507 nach 1527
die drei Linien Saarbrücken (bis 1574), Weilburg (bis 1629) und Usingen (bis
1803) des Hauses Nassau folgten. Seit 1422 war
die Hälfte der ungeteilten, später zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Herrschaft an Baden verpfändet, das 1497 diese Rechte käuflich erwarb (1535
Baden-Baden). 1629 wurde die gemeinsame Herrschaft zwischen Baden und Nassau
aufgelöst. Mahlberg fiel an Baden, die zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft L. an die Grafen von Nassau-Saarbrücken, 1803 an Baden und damit das
Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 10; Knausenberger, W., Beiträge zur
mittelalterlichen Geschichte von Lahr und Umgebung, 1954; Meyer, E., Lahr im
Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken, (in) Der Altvater 27 (1969); Roth,
K., Die Stadt Lahr, 1961; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 331.
Lamberg (Freiherren, Grafen, Reichsfürsten). Die Herren von L. waren seit dem 14. Jahrhundert in Krain begütert. 1397 teilte sich das Geschlecht in die 1689 erloschene rosenbühlsche Linie, die ebenfalls erloschene krainische Linie und die orteneggsche Linie. 1544 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, 1667 in den Reichsgrafenstand und 1702 in den Reichsfürstenstand (Landgrafschaft Leuchtenberg). Die Reichsfürstenwürde ging 1797 auf die bayerische Linie des Hauses über.
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der
Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von
Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem
sich schon eine große slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174
nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der
Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V.
1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht
zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen,
Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als
eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich der
Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie
1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an Braunschweig
fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte von Meißen (†
1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause
Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Langwizza (Gau um die Ilm, links der Saale)
Längwitzgau, Languizza
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 912 (Hausen); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen
und hohen Mittelalters, 1957, 129 Langwizza (Hausen,
Ichtershausen, Paulinzella); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 13, Langwizza, slawisch.
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im
Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von
den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses
entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die
ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier
(1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf
das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt
Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705
kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit
Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen
Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener
Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention
von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen
verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich
ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L. der Provinz
Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger
Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre
Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich
Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt
Lauenburg/Elbe, hg. v. Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H.,
Schlösser und Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs-
und Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen,
J., 1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M.,
Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
321; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes.
Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C.
u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes,
Herzogtums, 2008.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der
Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg
(Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch
mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die
Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg,
1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt
des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene
ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit
Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur
Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen
[Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg,
Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte,
Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim,
Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler],
Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an
der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die
1444 von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt
hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester
(Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-)
Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg
(und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte
23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel
an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg
spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801 gingen alle linksrheinischen Güter an
Frankreich verloren. Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei
Ilbenstadt in der Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit
der Abtei (Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
(Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im 15./16. Jahrhundert Weißenburger
Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie
das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg
(Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg, Hausen,
Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt [Leystadt],
Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u.
a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal
[Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim,
Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der
Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen
rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in Amorbach sowie (25
Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa 85000 bis 90000
Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit bekamen die Grafen
von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor mainzische Kellerei
Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor
mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften
Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei Nebenlinien
(Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses
Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem ehemaligen Wormsgau, 1865;
Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Dagsburg (Grafen). Die 1317/1318 gebildete ältere
landgräfliche Linie der Grafen von Leiningen (friedrichsche Linie) erhielt
Oggersheim, Gräfenstein, Madenburg, Dürkheim, (zur Hälfte) Grünstadt, Herxheim,
Freinsheim, Sülzen, Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler,
Niefernheim, Dagsburg und Ormes. 1444 erlangte sie von König Friedrich III. die
Würde eines Landgrafen im Elsass. Bei ihrem Aussterben 1467 gelangte der größte
Teil der Güter über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten
Herren von Westerburg, die sich darauf Grafen von Leiningen-Westerburg (und
Landgrafen im Elsass) nannten.
L.: Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von
Leiningen-Hardenburg nannten sich nach dem Erwerb Dagsburgs 1467 L. Sie
erlangten im 15. und 16. Jahrhundert Lehen Weißenburgs mit Grünstadt, die
Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch
(Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige L. (mit Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen,
Herxheim, Leistadt, Weisenheim, Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach,
Erpolzheim u. a.) und in Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit
der Herrschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den
Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen
und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der 1317 entstandenen jüngeren Linie der
Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen von L. wurden 1779 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Sie erhielten 1803 für die verlorenen
linksrheinischen Güter das neue rechtsrheinische Fürstentum Leiningen (Amorbach,
Miltenberg, Mosbach). Dieses fiel 1806 an Baden. S.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff.
Leiningen-Westerburg (Grafen). 1467 erbten die Herren von
Westerburg über Margaretha von Leiningen den größten Teil der Güter der älteren
Hauptlinie der Grafen von Leiningen (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu
einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim,
Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler, Albsheim, Bissersheim,
Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm,
Mertesheim, Quirnheim) und nannten sich seitdem Grafen von L. und Landgrafen im
Elsass. Zur Durchsetzung ihrer Herrschaft mussten sie 23 Orte an die Pfalz
abtreten. 1656 veräußerten sie die Herrschaft Schaumburg an die Witwe Peter
Eppelmanns (Melanders). 1705 spalteten sie sich in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen
(christophische Linie) und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (georgische Linie)
Um 1800 umfassten ihre zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter zusammen
mit Leiningen-Grünstadt 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt die ältere Linie (Leiningen-Westerburg-Altleiningen)
die Abtei und das Kloster Ilbenstadt in der Wetterau mit der Landeshoheit in
ihrem geschlossenen Umfange sowie eine Rente von 3000 Gulden, die jüngere Linie
(Leiningen-Westerburg-Neuleiningen) die Abtei Engelthal (Engeltal) in der
Wetterau und eine Rente von 6000 Gulden.
L.: Zeumer 553 II b 60, 20, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 b; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen
und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff. ; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 118
Leisnig (Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen
von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint
erstmals 1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls
vor 1081, auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084
vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen
Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158
Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158 nachweisbaren
Burggrafschaft L. Ihr unter edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde
1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen,
1485 an ernestinische Linie) erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch
Burggraf Heinrich III. von L.). 1538 starb die damit bedeutungslos gewordene
Familie aus. Die Burggrafschaft zählte zum obersächsischen Reichskreis. L. kam
mit Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334; Kunze, J.,
Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der
Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als
Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz).
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar
Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen
Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im
Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser
Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil
Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4
Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von Bayern;
Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies
Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375
aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren
Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg
I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter
Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern
1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler
(Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten.
Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die
Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705
erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum
schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft
Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen
(schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450
Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über
Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg
(Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn,
Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit
Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden
mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur
Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von
der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden
des Archivs der Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v.
Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Kettenbach 1550).
Liebenscheid (Burg). 1341/1343 fiel das Haus L. bei Haiger im Westerwald innerhalb Nassaus an Nassau-Beilstein. Zeitweise war die Burg Sitz einer Nebenlinie (Nassau-Liebenscheid) der Grafen von Nassau-Beilstein. Über Preußen (Provinz Hessen-Nassau) gelangte L. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Liebenscheid.
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712
kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis
1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten
Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und
dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712,
für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür
(gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank
des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton
Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1.
1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem
reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag
erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien,
von denen die ältere das Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen
und schlesischen Herrschaften und Güter übernahm. 1806 wurde das 3
Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große L. mit 5000 Einwohnern zum
Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach souverän. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es gänzlich
unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es
1919 in eine Zollunion mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss
Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von
Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und
Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160
Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000
Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff.
1868ff.; Biermann, G., Geschichte der Herrschaften Troppau und Jägerndorf,
1874; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte
von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
bis 1260, hg. v. Helbok, A., 1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein,
1938; Steger, C., Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur.
Freiburg im Üchtland 1950; Seger, O., Überblick über die liechtensteinische
Geschichte, 2. A. 1965; Raton, P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969;
Dopsch, H., Der Dichter Ulrich von Liechtenstein und die Herkunft seiner
Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.;
Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche
Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E.,
1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger, P., Kriegszeit.
Lichtenstein 1939 bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; 1712 -
Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen
Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der schlesischen Piasten (1241) entstand durch
Erbteilung des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die
zwischen 1242 und 1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich
1251 Glogau sowie 1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war
es mit Breslau vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch
Landesteilung um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329 geriet es unter
Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L. der Piasten aus. L. kam an Brieg.
1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war L. seit 1663/1664
mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die schlesischen Piasten
ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als erledigte Lehen Erbfürstentümer
Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter Berufung auf einen 1546 von König
Ferdinand für ungültig erklärten Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L.
mit Joachim II. von Brandenburg vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei
Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem ersten schlesischen Krieg mit 34
Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945 wurde L. von Polen verwaltet, an das
es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Limpurg-Gaildorf (Schenken). Gaildorf bei Schwäbisch Hall
wird 1255 erstmals erwähnt. Nach der Teilung des Hauses
Limpurg 1441/1481 wurde es Sitz der Linie L., die 1690 ausstarb. Die halbe
Stadt Gaildorf und die Herrschaften Schmiedelfeld und Gröningen, die unter
anderem in Händen dieser Linie waren, fielen an die Linien Limpurg-Sontheim und
Limpurg-Speckfeld der Schenken von Limpurg. 1806 kam Gaildorf an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limpurg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941).
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor.
1404 kam sie an Burgund, 1477 an Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie
Lommersum, Derkum, Bodenheim und Hausweiler
sowie die Gutshöfe Schneppenheim, Diefenthal (Dieffental) und Ottenheim. Bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Kerpen mehrfach an die Grafen von
Jülich und Nassau sowie an den Erzbischof von Köln verpfändet. 1710 wurde sie
durch König Karl VI. von Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen, das 1614 Jülich
und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz bzw. Jülich-Berg
überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf Schaesberg. 1712 erhob
Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften Kerpen und L. zu einer
Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich, 1815 zu Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
Lorsch (Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe
von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die Rupertiner
(Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von Metz um 764 (762/763) wurde in
Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein Kloster gegründet, das der
erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war
dieses Kloster in L. (Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen
besonders begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen
Odenwald. Durch weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei
Utrecht) bis zur Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot 50
Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum Worms und die Hälfte des
Erzbistums Mainz. Sein Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene und im Odenwald,
wo es von Heinrich II. den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175 begann es mit der
genauen Verzeichnung seiner Güter im Codex Laureshamensis, nachdem es 1147
Oppenheim, Wieblingen und Giengen an König Konrad hatte überlassen müssen.
Weitere Güter entfremdeten die Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug
Kaiser Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von
Mainz an die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige
Klosterbibliothek, die eine der größten mittelalterlichen Bibliotheken überhaupt
gewesen sein dürfte, kam nach Heidelberg und wurde 1623 mit der Heidelberger
Bibliothek von Tilly dem Papst geschenkt. 1621 brannten die Gebäude fast
vollständig nieder (erhalten blieb vor allem die karolingische Torhalle). 1623
kam L. von der Pfalz an das Erzstift Mainz zurück, 1803 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd.
2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A.,
Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das
Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55
(2003), 9; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345; Freudenberg, S., Trado et dono. Die
frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto I.
gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953), dann
an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche Königsfeindlichkeit
das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den Namen L. fortführte,
und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte. Niederlothringen
(Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von Limburg und Brabant,
Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und Markgrafentum L. an einen bei
Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie 1033 belehnte
Kaiser Konrad II. den Herzog (von Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit
(Ober-)L., so dass von 1033 bis 1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren.
1048 kam das Land zwischen Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach
Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard von
Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich begüterten
und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde.
Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von
Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als
Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in
Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter
Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während
Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den
französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen
Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls
IV., 1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse,
M., Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG.
111 (1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983;
Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche
Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des
Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen
Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989;
Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in
Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991,
2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen
Reich, 2009.
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der
Burg L. an der Sulm bei Heilbronn nannte sich seit dem 12. Jahrhundert ein 1099
bzw. um 1146 abgeteilter Zweig der Grafen von Calw, der nach 1277 erlosch. Die
Güter gingen 1277 kaufweise an das Hochstift Würzburg, 1281 kaufweise an König
Rudolf von Habsburg und 1282/1283 an den unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von
Schenkenberg, der die mittlere Linie der Grafen von L. begründete (bis 1464).
1441 erwarb die Pfalz durch Kauf die Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach
L. eine durch Verbindung Friedrichs I. von der Pfalz mit der Augsburger
Patriziertochter Klara Tott (Dettin) begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei
Rhein. 1504/1510 wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft L.
(rund 2 Quadratmeilen bzw. 140 Quadratkilometer mit etwa 5700 Einwohnern) nach
kriegerischer Eroberung Lehen Württembergs. Nach dem Erwerb der Grafschaft
Wertheim nannte sich das Haus seit etwa 1600
Löwenstein-Wertheim. L. kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Grafen, Fürsten). Die 1611 durch
Teilung des Hauses Löwenstein-Wertheim
entstandenen evangelischen Grafen von L. hatten um 1790 den größten Teil der
Grafschaft Löwenstein und einen Anteil an der Grafschaft Wertheim sowie im 18.
Jahrhundert erworbene Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1803 erhielten sie als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster
Triefenstein und die Dörfer Mondfeld, Rauenberg, Wessental und Trennfeld.
Seitdem nannten sie sich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Residenz in
Kreuzwertheim). 1812 wurden sie Fürsten. S. Löwenstein-Wertheim.
L.: Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches
Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F US 6, bearb. v.
Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum
Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149)
erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um
1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es
nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46
Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen
Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation eingeführt. Seit
1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus
dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774
zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689
und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp
(Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde
das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt
Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich.
Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an
Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933;
Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung
der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944
(masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte
Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und
städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a.,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici,
A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein
slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v.
Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice,
Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für
eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit
Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung (1127/1138) wurde ihr Name
1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz angelegte deutsche Siedlung,
die eine ältere slawische Siedlung Buku fortsetzte, übertragen. Sie ging nach
einem Brand (1157) 1158 an den an ihr sehr interessierten Herzog Heinrich den
Löwen über, der sie (1159) erneuerte und um 1161/1163 mit besonderen, in einer
wohl etwas verfälschten Fassung von 1226 überlieferten Rechten ausstattete.
1160 (1163?) wurde das Bistum Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem
Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und
erhielt 1181 und in erweitertem Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte.
Durch Eroberung kam es von 1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom
14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte
aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg wurde
geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und Brügge
wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000
Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der
1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um
1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als
100 Städte zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde,
1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und
Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation
eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512
zum niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die Hamburg
eintrat. Die schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg führte zu
weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen
groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt erhalten und für die Abtretung der von
ihrem Hospital abhängenden Dörfer und Weiler in Mecklenburg mit Gütern des
Hochstifts entschädigt. Von 1811 bis 1813 gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde
es als Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848
erhielt diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem
Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte
der Übergang zum parlamentarischen System. Am 1. 4. 1937 verlor L. durch
Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an Preußen (Schleswig-Holstein)
über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E.,
Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung
ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W.,
Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus
und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K.,
1980; Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts,
1980; Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann,
A., 1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum
an der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13.
Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66
(1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien
und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R.,
Archäologische und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen
Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck
1773-1937, (in) Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das
Lübecker Domkapitel im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte,
hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck,
LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263;
Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck,
2002.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim
und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft
Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366).
1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich
1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus
L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst
Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen
angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das
Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520
abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus
Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon
erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die
Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr
die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende
Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg,
Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf,
Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter
Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck,
Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg,
Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze,
Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die
Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und
Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das
Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg
Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea
mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die
landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz
der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das Oberappellationsgericht.
1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des merowingischen Königs
verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und Grafschaftsrechte. Auch König
Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum
gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog
980 die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus
Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker (972-1008)
erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode
Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus Hasbanien (1047,
Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt
Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den
Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift
im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre
erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L.
die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das
Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und
Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L.
1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482
von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später
verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum
an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355
vereinigte Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft
Antwerpen, erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die
verpfändeten Gebiete wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg
und Antwerpen wieder von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der
L. 1388 an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht
an Elisabeth von Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es
aus Geldnot 1443 an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im
Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im
Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an
Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als
Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von
Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet
besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an
Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen
zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des
Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der
nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion
verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz
regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das
Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen
Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil
Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche
deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum
wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856
und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis
1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde
L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890
starb die ottonische Linie des Hauses
Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau
entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den
Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907
bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid,
Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit
1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes
géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des
Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris
1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen
Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg
1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement
politique et territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e
siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M.,
Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A.,
Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960;
Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La
formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v.
Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg,
1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler
Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P.,
Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C.,
Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991,
475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten
Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft zwischen Reich und
Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch,
J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum
Luxemburg (1487-1797), 2007.
Manderscheid (Herren, Grafen[, Herrschaft,
Grafschaft]). In M. bei Wittlich in der Eifel gab es eine Oberburg, die vor
1147 an das Erzstift Trier kam, und eine Unterburg, die Sitz der Herren von M.
war. Die Herren von M. hatten die Vogtei des Klosters Echternach und waren
Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Ihre Herrschaft fiel nach dem Aussterben
der Familie um 1200 an die Herren von Kerpen bei Daun, die um 1250 eine
besondere Linie Manderscheid-Kerpen gründeten. Die Herren von Kerpen beerbten
im 15. Jahrhundert die Familien Schleiden (1435/1450 bzw. um 1440, Gewinn u. a.
Jünkeraths) und Blankenheim (1468/1469, Gewinn u. a. Gerolsteins). 1457 wurde
M. Reichsgrafschaft. 1487 erlangten die Herren seitens Virneburgs Neuerburg und
Kronenburg, um 1500 Teile von Kerpen, Virneburg und Dollendorf. 1488 teilte
sich das Haus M. (und Blankenheim) in den Zweig
Manderscheid-Blankenheim (Blankenheim), den Zweig Manderscheid-Schleiden (
Schleiden) und den Zweig Manderscheid-Kail (Kail). Der Zweig
Manderscheid-Blankenheim zerfiel 1524 in die Linien Manderscheid-Blankenheim
(mit Blankenheim, Jünkerath und einem Anteil an der Herrschaft Mechernich) und
Manderscheid-Gerolstein (mit Gerolstein [bis 1697]). Zu Manderscheid-Schleiden
gehörten Kasselburg, Kerpen (1525), M., Schleiden und Kronenburg sowie
Neuerburg und seit 1545/1554 die Grafschaft Virneburg und die Herrschaft
Saffenburg. Der Zweig Manderscheid-Kail hatte Dorf Salm, Vogtei Lüxem (Luxem)
und seit 1527 die Herrschaft Dollendorf in der Eifel sowie seit 1593 Neuerburg.
Nach dem Aussterben der Linie Manderscheid-Schleiden kam es zu langwierigen
Erbstreitigkeiten. Der 1780 erlöschenden Linie Manderscheid-Blankenheim, die
1742 die Linie Manderscheid-Kail beerbt hatte, folgten die Grafen von
Sternberg. 1794 wurde M. von Frankreich besetzt. 1814 kam es an Preußen, 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Neu, P., Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses Manderscheid, Rhein. Archiv 80 (1972); Neu, P.,
Manderscheid und das Reich, Rhein. Vjbll. 36 (1972), 53ff.; Die Manderscheider,
1990 (Katalog); Janssen, W., Manderscheid, LexMA 6 1992, 186.
Mannheim (Stadt). M. erscheint erstmals 776
(Mannenheim) in der Überlieferung Lorschs. Mit der Burg Rheinhausen an der
Einmündung des Neckars in den Rhein kam es im Hochmittelalter von den Herren
von Husen (Hausen) an Markward von Annweiler.
1250 zogen die Pfalzgrafen bei Rhein alle Rechte an sich. 1606 gründete
Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz die Festung Friedrichsburg und schloss
daran eine rational geplante neue handelsstädtische Siedlung M. an. 1720
verlegte Kurfürst Karl Philipp die Residenz von Heidelberg nach M., wo sie bis
zum dem Erbanfall Bayerns folgenden Wechsel nach München (1778) verblieb.
1802/1803 kam M. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Feder, H. v., Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1ff. 1875ff.;
Pleve, E., Zur Entwicklungsgeschichte der Stadt Mannheim, 1955; Mannheim im
Kaiserreich, hg. v. Lindemann, A., 2. A. 1988; Geschichte der Stadt Mannheim,
Bd. 1 1607-1801, hg. v. Nieß, U. u. a., 2007; Kreutz, W. u. a., Kleine
Geschichte der Stadt Mannheim, 2008.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei
Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der
Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den
Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg
und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt
und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck,
Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt
(Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen
Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand
erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das
österreichische Haus Colloredo
(Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil gehörte von 1807 bis 1813 zum
Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an Preußen zurück. Der sächsische
Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde der Provinz Sachsen
eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der Grafschaft
Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen
Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980,
114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme,
bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201;
Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige
Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa
(Markgrafen von Tuszien) fiel. Nach dessen Ende (1115) erlangte M.
Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der lombardischen Städte bei. 1236
eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald wieder unabhängige Stadt. 1263
entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie. 1311 bestätigte König Heinrich
VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter der Stadt siegreichen Rinaldo
Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer
Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das dieser zu einer umfassenden
Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432 Gianfrancesco Gonzaga zum
Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum Herzog von M. Dieser gewann
1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach
dem Aussterben der italienischen Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der
Kaiser, die Länder M. und Montferrat als erledigte Reichslehen einzuziehen und
an Spanien auszugeben, doch fiel das Herzogtum nach dem mantuanischen
Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers (eine jüngere Linie der Gonzaga),
der einen Teil Montferrats an Savoyen abtreten musste, das seinerseits Pinerolo
(Pignerolo) an Frankreich verlor. Im spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold
I. M. wegen des Übertritts des letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes
Reichslehen ein und vereinigte es bis auf das 1703 an Savoyen gegebene
restliche Montferrat 1745 mit dem bereits früher an Habsburg/Österreich
gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon nach der Eroberung Mantuas
dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805 Königreich Italien),
doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814
zum Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M.,
Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866
an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.;
Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio,
G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il
territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B.,
Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Marchtal (reichsunmittelbare Abtei),
Obermarchtal. Das 1171 vom Pfalzgrafen von Tübingen erneuernd zur Propstei und
1440 zur Abtei erhobene Prämonstratenserstift M. südwestlich Ehingens, dem ein
776 von den Alaholfingern errichtetes, im 10. Jahrhundert zerstörtes Benediktinerkloster
vorausging, zählte seit Gewinnung der Reichsunmittelbarkeit um 1500 zu den
schwäbischen Reichsprälaten und zum schwäbischen Reichskreis. Es gewann
Hoheitsrechte über 30 Dörfer und Weiler. Am 25. 2. 1803
(Reichsdeputationshauptschluss) fiel es mit 3 Quadratmeilen Gebiet und
6500-7000 Einwohnern (Obermarchtal, Uttenweiler, Dieterskirch, Hausen, Sauggart, Seekirch, Unterwachingen,
Reutlingendorf und Oberwachingen) an Thurn und Taxis und wurde aufgehoben. 1806
kam es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 12; Wallner 687 SchwäbRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Schefold, M., Kloster Obermarchtal, 1927;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Reden-Dohna, A., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen
Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982; Die Urkunden des Reichsstifts
Obermarchtal - Regesten 1171-1797, bearb. v. Maurer, H. u. a., 2005.
Marstetten (Grafschaft), Mauerstetten. M. bei
Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Grafschaft unterstand zunächst einer
Nebenlinie des Hauses Ursin-Ronsberg. 1240 kam
sie an die Herren von Neuffen, 1342 über die Erbtochter an Bayern. Das aus der
Grafschaft hervorgegangene, seit 1342 belegte Landgericht tagte bis 1458 in
Memmingen, seit 1481 in Weißenhorn und verlor um 1500 seinen Einfluss an die
Landvogtei Oberschwaben. Über Württemberg kam M. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Der Kreis Wangen, 1962.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11.
Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M.
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen
gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die
Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint
hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft
Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer
der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach
Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die
Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der
Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz
von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die
vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land
um die Wismarbucht und den Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden),
Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter
verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle
(1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch
Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow,
1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung
der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen
Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit
Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am
8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471
die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb,
lag die Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis
zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K., Mecklenburg.
Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität Rostock
1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der, Grundriss zur
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg), 1976;
Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des
Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur
pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981;
Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg,
1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844;
Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen
Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus,
M. u. a., Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum, Freistaat).
Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses
Mecklenburg entstand bei der 1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471 beerbte
sie die übrigen Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle, Mecklenburg-Stargard).
1555 (bis 1610) bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung das Herzogtum M., das
1695 die Linie Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete sich die Linie
Mecklenburg-Strelitz ab. 1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit
den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Herzogtum ein Gebiet von 129 Quadratmeilen. 1803
erhielt M. durch § 9 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
seine Rechte und Ansprüche auf zwei erbliche Kanonikate der Kirche zu Strasburg
(Straßburg), die ihm als Ersatz für den Hafen von Wismar gegeben waren, sowie
für seine Ansprüche auf die Halbinsel Priwall (Priwal) in der Trave (an Lübeck)
die Rechte und das Eigentum des Hospitals Lübeck in den Dörfern Warnkenhagen
(Warnekenhagen), Alt Bukow (Altenbuchow), Krummbrook (Crumbrook) bzw. Brook und
denen der Insel Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit Schweden erlangte M.
Wismar, Poel und Neukloster pfandweise (1903 endgültig). 1806 wurde M. durch
Napoleon unter Militärverwaltung gestellt, 1807 aber wiederhergestellt. 1808
trat der Herzog dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum Großherzog erhoben. Eine
1849 eingeführte Verfassung wurde 1850 aufgehoben. 1866/1867 trat der
Großherzog auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund bei, 1868 dem Deutschen
Zollverein. Am 14. 11. 1918 dankte er ab. Der Freistaat M. gab sich am 17. 5.
1920 eine Verfassung. Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz mit dem 1701
abgespalteten Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Meißen (Burggrafschaft). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel über der Elbe war seit
968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit 1046 der Markgrafen von
M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen Burggrafen, der
in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben hatte, wurde im 13.
Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese vermochten es nicht, aus den
weit verstreuten Gütern ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach
langem Streit mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen
nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft 1426 an die Vögte
von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig
1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 216; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof Burkhard) zwischen
Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und mittlerer Spree, das dem
gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe
vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines Herrschaftsgebiet um das 1184
gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen (1222) und im sog. Eigenschen Kreis
in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber trotz der äußerlich weiter
bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen
von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa
1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen
auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539
erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift kam (zur
Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande dem
Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M. als
exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das
Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der
Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach,
R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A.,
Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs
1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478;
Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA
88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen
und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den
Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde
(1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der
Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als
Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit
der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische
Ostmark), das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz
und Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg
(Naumburg/Zeitz) und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195
unternommene Versuch des Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen
einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft
Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland
Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam
es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der
Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land
als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie
Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im
Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der
Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem
Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die
Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit
Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der
Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit
Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz
(Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis
zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen,
Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit
Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf
(Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren
Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie
des späteren Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu
Konrad dem Großen, 1881; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte,
Bd. 1, 2 1935, Neudruck 1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485,
Bd. 1f. 2. A. 1980; Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur
Mitte des 16. Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H.,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K.,
Meißen, LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso
von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte.
Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums
(Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen
östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft
beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von
Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde
(Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523
eindringenden Reformation brachte das Haus
Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561 das zum
obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit
Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies
wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine wettinische
Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere
Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564, 1, 2378.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der
Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle,
Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die
Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die
billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom
Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines
Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem
Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach
dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen)
und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen
von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg (Hausberge)
1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge,
Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der
kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den
Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert
kam das früh von der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648 wurde es gegen
Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung für Vorpommern
Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum umwandelte und
1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel
bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden unmittelbaren Städte
M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im
Königreich Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M.
an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte
es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v.
Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Mirandola (Stadt, Fürsten, Herzöge). M. in der
Emilia, das seit dem 11. Jahrhundert belegt ist, fiel zunächst an das Haus Canossa und dann an die sog. filii Manfredi. Von
ihnen erhielt Francesco Pico 1311 von Kaiser Heinrich VII. M. und sein Umland
als Erblehen. 1354 erklärte Kaiser Karl IV. M. als reichsunmittelbar. Die Stadt
M. wurde seit dem Hochmittelalter von den Pico della Mirandola beherrscht. 1596
wurden sie zu Fürsten, 1617 zu Herzögen erhoben. 1747 starben sie aus. S.
Modena, Italien.
L.: Memorie storiche della città Mirandola, Bd. 1ff. 1872ff.; Cappi, V., La Mirandola, 1973;
Mirandola e le terre del basso corso del Secchia dal Medioevo all’età
contemporanea, 1984; Andreolli, B., Mirandola, LexMA 6 1992, 664.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte
es Selbständigkeit (1135 Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796
stand es unter der Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara
belehnt wurden. 1452 wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio
nell’Emilia zum Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst
1597 Ferrara ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola
und 1728/1737 Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10.
1796 in M. die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur
Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik
und 1805 im Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau
als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte
Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an
Baden. 1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde
es mit dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus
Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M. am
Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei Werden
genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M., die sich
seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten um M. und
Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln sowie
Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von Kleve zu
Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden, 1417
teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor M. im
späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und 1519 an
die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation ein und vererbten die
Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien
(Nassau-Oranien). 1702 nahm (Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem
Erlöschen der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden
Erbfolgestreits als Erbe und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und
1707 beantragte Preußen die Aufnahme von M. in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M. vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt.
Seit 1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6
Quadratmeilen Gebiet und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens
und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers, hg.
v. Wensky, M., 2000.
Mühlhausen (Reichsstadt). Das (775 anlässlich der
Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967 erstmals erwähnte M.
(Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit karolingischer Zeit?)
Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes mit franci homines. Die zugehörige
Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des 10. und 11. Jahrhunderts häufig
besucht. Bei ihr entwickelte sich eine Siedlung, die schon 974 hervorgehoben wurde.
1188 wurde M. civitas imperatoris, 1206 civitas regia und um 1220 des richis
stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
aufgezeichnet. 1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen von der
Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor 1290
wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden Statuten aufgezeichnet.
1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt. Seit 1348 galt M. als freie
Reichsstadt., Bis 1370 gewann M. ein Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie
etwa 220 Quadratkilometern. 1418 trat die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs
die Stadt auf rund 8000 Einwohner. 1483 wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin. Zwischen dem Bauernkrieg (1524/1525)
und 1548 ging die Reichsfreiheit als Folge des Wirkens Thomas Müntzers (1524)
vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich wechselnden Regiments durch
Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam reformiert. 1710 wurde das
zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt Braunschweig-Lüneburgs
(Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen Gebiet und 9000 Einwohnern
an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des Königreiches Westphalen).
1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen angeschlossen. Am 1. 7. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt
Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.;
Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen
1802, 1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen,
1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911; Bemmann, R.,
Die Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in
Thüringen. 1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther,
G./Korf, W., Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder
Mölsen, Mühlhauser Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6
1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der
Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003.
Nahegau (Gau zwischen Nahe und Rhein, Nahgovue,
Nahgouue, Nahgeuue, Nahcgouue, Nahkeuue, Nachgouue, Nachgouve, Nahgouue,
Nahgowe, Nahgouui, Nachgowe, Nichgouue, Nahgowie,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 14 (Saulheim,
Groß-Winternheim bzw. Großwinternheim, Albig bzw. Albich, Wöllstein, Traisen,
Hüffelsheim bzw. Huffelsheim, Nieder-Olm bzw. Niederolen, Ober-Olm bzw.
Oberolen, Kefersheim, Wieselbach, Hennweiler bzw. Hannweiler, Nierstein,
Denzen, Flonheim, Ingelheim, Bornheim, Kirn, Mainz, Jugenheim, Bergen,
Böschweiler, Niederhosenbach und Oberhosenbach bzw. Hosenbach, Wendelsheim,
Gaualgesheim, Spiesheim); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 727;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 19, 24, 26, 27,
Nahgouwe, pagus Nauuinsis, ‚Nahegau‘; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 190; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen
Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 224 (754 pago Nafinsi), benannt nach der
Nahe, an der Nahe (u. a. Argenthal, Bergen, Biebern, Bosenbach, Denzen, Hausen, Hennweiler?, Niederhosenbach und Oberhosenbach
bzw. Hosenbach, Kaiserslautern, Kappel, Kirchberg,Kirn, Kübelberg, Merxheim,
Monzingen, Niederkirchen, Osterbrücken, Reichenbach?, Seesbach bzw. Sessbach,
Simmertal); Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000 (Gondershausen, Kappel,
Sohren, Krummenau, Michelbach, Biebern, Simmern, Argenthal, Denzen,
Ravengiersburg, Lindenschied, Bingen, Kempten, Ingelheim, Weiler bei Bingen,
Waldalgesheim, Waldlaubersheim, Großwinternheim, Grolsheim, Hergenfeld,
Aspisheim, Jugenheim in Rheinhessen, Gensingen, Langenlonsheim, Finthen, Hausen, Rhaunen, Seesbach, Hennweiler?, Hahnenbach,
Monzingen, Merxheim, Hühnerhof, Roxheim, Planig, Mandel, Weinsheim, Bad
Kreuznach, Badenheim, Pleitersheim, Traisen, Wöllstein, Gumbsheim, Hüffelsheim,
Norheim, Flonheim, Bornheim, Wendelsheim, Alsenz, Saulheim, Spiesheim, Albig,
Weinheim, Wahlheim, Heimbach, Reichweiler, Niederkirchen im Ostertal, Saal,
Brücken [Pfalz?], Bosenbach, Neunkirchen am Potzberg, Reichenbach).
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen
(Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte
Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die
Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652
in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit
Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich
seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand
erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel
Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg.
1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt
hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits
einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum
Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den
Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische
Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die
Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und
weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen,
Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete
Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg
infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und
Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile
von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden.
1429/1442 teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft
Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern
und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806
schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen
beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816
ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N.
zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied,
das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche
Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez,
Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar
und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das
Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg
allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine
liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben
wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von
Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen
Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden.
Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg.
1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte
Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte
Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Oranien (Fürsten). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb 1515/1530 durch Erbfall über
die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und nannte sich seitdem N. (1544
Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N. und Nassau-Dillenburg. 1702
fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich verlor, an das durch
Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers, Lingen und Neuenburg
kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von Nassau-Oranien
(1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen Güter der
ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747
die Residenz nach Den Haag (Regierung des Stammlands über das deutsche
Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche niederländische Güter (Herstal, Montfoort
[Montfort], Turnhout) an Preußen ab, das diese bald nach 1740 verkaufte.
1795/1797/1801 verlor N. alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte
dafür als Entschädigung im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das
Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey
und Höxter, Dortmund, die Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), das Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen
und Bendern (in Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000
Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen
Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das
Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der
Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814
gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück.
Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von N., der 1815 König der
Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das ihm
auf dem Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum). Usingen im
Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von
Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung der Linie
Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die
1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die
Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und
Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor
es seine linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N.
Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel
der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler und die Herrschaft Lahr in
der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst, Kronberg (Kronenburg),
Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim), Kastel, vom Mainzer
Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz das Amt Kaub, vom
Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz,
Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied] und Neuerburg
[Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen Ansprüchen), die
Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden, Schwanheim und
Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf (Rumersdorf),
Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den zugefallenen
Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen,
zwischen 1028 und 1030 das 968 von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete
Bistum (zwischen N., mittlerer und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer
Mulde, Plauen und Erzgebirge) und wenig später die in Kleinjena bestehende
Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter
der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von
Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die
Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296)
Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der
Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit
gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des Hauses
Wettin, das aus der Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541
drang die Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk
Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand.
Das Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes
N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg]
mit der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld)
und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt
Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet
um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren,
seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von
Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau,
Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon
(und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N.
1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg
und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges
Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg
an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische
Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt.
1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville
die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648
wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden
Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses
Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an
Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von
Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie
Kleve) durch von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen
Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der
Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem
Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte
es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf
seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die
vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte
wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung
aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König
von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von
Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis 1797)
B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck 1984;
Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915; Bonjour,
E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz, L.,
Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und
große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der
Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
Niederlausitz (Markgrafschaft, Markgrafentum, keine
Reichsstandschaft). Die N. (zu sorb. luzica, Sumpfland) um Cottbus zwischen
Sorau, Schwielochsee, Fläming und Bober war von den vielleicht um 600
eingewanderten, in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnten
Lusici bewohnt, kam zwischen 928 und 965 unter deutsche Herrschaft und wurde
Teil der sächsischen Ostmark (und 961 kirchlich vielleicht Magdeburg
zugeordnet, 1063/1064, endgültig 1137 Meißen). Von 1002 bis 1031 war sie Lehen
Polens. 1034 kam sie an die Markgrafen von Meißen. Erstmals von 1046 bis 1117
und dann wieder von 1136 bis 1304 gehörte sie fast ohne Unterbrechung zum Haus Wettin (Meißen), unter dessen Herrschaft die
Einwanderung deutscher bäuerlicher Siedler erfolgte. 1304 kam sie durch Kauf an
Brandenburg. König bzw. Kaiser Karl IV., der das Gebiet seit 1346 schrittweise
erwarb, unterstellte 1367/1370 die N. als Markgrafschaft Lausitz Böhmen. In der
Folge dehnte sich wegen der gleichen Landesherrschaft Böhmens der Name Lausitz
auf die Gebiete um Bautzen und Görlitz aus. Seitdem nannte man Lausitz im
Gegensatz hierzu N. und die neuen Gebiete Oberlausitz. Seit etwa 1400 gewannen
die Landstände zu Lasten des Landesfürsten an Macht. 1445/1455/1462 fiel unter
anderem das Gebiet um Cottbus an Brandenburg. Auch die Wettiner erwarben
einzelne Herrschaften. 1526 gelangte die N. als Nebenland Böhmens an
Österreich, welches das Land 1623/1635 an Sachsen (Kursachsen) abtrat. Von 1657
bis 1738 gehörte die N. zum Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Merseburg. Bis
1815 war sie als Markgrafschaft rechtlich selbständig. Sie umfasste die Kreise
Luckau (mit der gleichnamigen Stadt, den Standesherrschaften Doberlug
[Dobrilugk]), Drehna und Sonnewalde [Sonnewaldeitse] und einigen
ritterschaftlichen Orten), Guben (mit Stadt Guben, den Herrschaften Abtei
Neuzelle, Johanniterordensamt Schenkendorf, Forst [Forsta], Pförten, Sorau,
Triebel, Amtitz und einigen ritterschaftlichen Orten), Lübben, auch
krummspreescher Kreis genannt, (mit Stadt und Amt Lübben, den Herrschaften
Friedland [Johanniterordensamt], Librose/Lieberose, Straupitz, Leuthen und
mehreren ritterschaftlichen Orten), Calau (Kalau) (mit der Stadt Calau [Kalau],
der Herrschaft Lübbenau und ritterschaftlichen Orten) und Spremberg, insgesamt
ein Gebiet von 105 Quadratmeilen. Mit der Abtretung von Sachsen an Preußen
wurde sie der Provinz Brandenburg einverleibt. Seit 1945 standen die Gebiete östlich
der Neiße unter der Verwaltung Polens und gelangten 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 468, 470; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G3, III 38
(1789) E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Scheltz, T., Gesamtgeschichte der Ober-
und Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1847ff.; Urkundenbuch zur Geschichte des
Markgraftums Nieder-Lausitz, Bd. 1ff. 1897ff.; Lehmann, R., Bibliographie zur
Geschichte der Nieder-Lausitz, Bd. 1f. 1928ff.; Lehmann, R., Geschichte des
Markgrafentums Niederlausitz, 1937; Lehmann, R., Geschichte der Nieder-Lausitz,
1963; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966; Lehmann, R.,
Urkundeninventar zur Geschichte der Nieder-Lausitz bis 1400, 1968; Quellen zur
Geschichte der Niederlausitz, hg. v. Lehmann, R., 1972ff.; Lehmann, R.,
Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz, Bd. 1f. 1979; Schrage, G.,
Slaven und Deutsche in der Niederlausitz, 1990; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Ludwig,
T., DIe Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 289.
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck
und zwischen Pitten und Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger
1246 nahm 1251 der König von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land
längs der Enns (östlich der Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria
inferior]), verlor es aber 1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es
1282 seinen Söhnen. In einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im
ausgehenden 14. Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten
und Krain. Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen
Reichskreis zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land
Oberösterreich als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als
Land unter der Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der
Habsburger. Seit der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das
Bundesland N. (seit 1986 Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als
eigenes Bundesland verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit
besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902);
Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd.
1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im Südosten, 1941; Atlas von
Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für Raumforschung und Wiederaufbau der
österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.; Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes,
bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1: Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2:
Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der staatlichen
Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955; Grund,
A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957; Wolf, H.,
Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E., Niederösterreich,
1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in
Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch,
Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v.
Brauneder, W., 2014.
Niederraunau, Raunau (reichsritterschaftliche
Herrschaft). 1067 erwarb das Stift Sankt Peter zu Augsburg in Raunau bzw. N.
(Ruonen, Raunau) an der Kammel bzw. Kammlach bei Krumbach die Güter Swiggers
von Balzhausen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gelangten Güter derer von
Raunau bzw. N. (Rünun, Raunau) durch Übertragung an das Kloster Ursberg.
Daneben hatte 1316 das Hochstift Augsburg Güter. Am Anfang des 15. Jahrhunderts
vereinigten die Herren von Ellerbach die Güter zu einer reichsunmittelbaren
Herrschaft, die 1494 die hohe Gerichtsbarkeit erlangte und zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben steuerte. Diese kam durch Kauf und Erbe an die Kartause
Buxheim, das Frauenkloster in Kaufbeuren, das Kloster Ursberg, die Ulmer
Patrizier Ehinger und Ungelter, die Freyberg, Hausen,
Westerstetten, Freyberg-Eisenberg und Ponickau. Die Herrschaft N. (Raunau)
bestand aus dem Schloss Hohenraunau und dem Marktflecken Niederraunau. 1806
fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 508; Miller, L., Geschichtliches vom ehemaligen Markt Niederraunau,
(in) Deutsche Gaue Sonderheft 70, 1908.
Nordhausen (Reichsstadt). Bei einer um 910 an
wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg erscheint 927 erstmals der Ort N.
als Gut König Heinrichs I., der dieses 929 seiner Frau Mathilde als Wittum gab.
961 gründete sie in N. ein Kanonissenstift, dem der Ort gehörte. 972 gab König
Otto II. N. als Mitgift seiner Gemahlin Theophanu. 1220 löste Kaiser Friedrich
II. N. aus der Abhängigkeit des in ein Domstift umgewandelten Stiftes. 1277
wurde der Reichsvogt vertrieben und die Reichsburg zerstört. König Rudolf von
Habsburg stärkte gleichwohl 1290 die Stellung der Bürger. Von 1312 bis 1594
waren die Grafen von Hohnstein, danach das Haus
Wettin, seit 1697 Brandenburg Reichsvogt. 1524 wurde die Reformation
eingeführt. Von 1703 bis 1714 besetzte Brandenburg N. 1716 gewann die zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Stadt das Amt des Reichsvogtes und
Reichsschultheißen gegen 50000 Taler für sich. 1802 kam N. an Preußen, wurde
von 1807 bis 1813 dem Harzdepartement des Königreichs Westphalen eingefügt und
1815 der Provinz Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1. 7. 1944 wurde der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt. Mit Thüringen kam N. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und fiel
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H., Geschichte der
freien Reichsstadt Nordhausen, 1927; Das tausendjährige Nordhausen, hg. v.
Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring, O., Nordhausen, 1929; Heineck, H., Chronik der
Stadt Nordhausen, 1930; Nordhausener Urkundenbuch, bearb. v. Lücke,
G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.; Silberborth, H., Preußen und Hannover im
Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K., Nordhausen,
LexMA 6 1993, 1236.
Northeim (Grafen). In N. an der Mündung der Rhume
in die Leine bestand schon an der Zeitenwende und in frühmerowingischer Zeit
eine Siedlung. Um 800 gab der edle Nidhart Güter an Fulda. Ein Grafengeschlecht
von N. wird im 10. Jahrhundert (982) erkennbar. Graf Otto (um 1025-1083) wurde
1061 Herzog von Bayern (bis 1070). Die Güter der Grafen von N. an der oberen
Leine, Werra, Weser, Diemel, Nethe und der unteren Elbe (Boyneburg, Vogtei über
Corvey, Gandersheim, Helmarshausen, Hausklöster
Northeim, Bursfelde, Amelungsborn, Oldisleben (Oldesleben) kamen nach dem Tod
der Kaiserin Richenza (1141) und Siegfrieds IV. von Boyneburg (1144) bzw.
Hermanns von Winzenburg (1152) auf Grund der Heirat Gertruds von
Süpplingenburg, der Tochter König Lothars von Süpplingenburg und Richenzas von
N., mit Heinrich dem Stolzen an die Welfen (Heinrich den Löwen).
L.: Wolff 437; Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim, 1969;
Pischke, G., Herrschaftsbereiche der Billunger, der Grafen von Stade, der
Grafen von Northeim und Lothars von Süpplingenburg, 1984; Hindte, H. v.,
Northeim, LexMA 6 1993, 1253; Pischke, G., Die Grafen von Northeim, Z. d. V. f.
hess. Gesch. 103 (1998), 3; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um
1025-1083), 2005; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005.
Oberisenburg (Grafschaft). Der remboldsche Stamm
(Oberisenburg) der Grafen von Isenburg beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit
anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von
Kempenich und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen
Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel],
Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie
wurde seit 1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt.
1442 wurde wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand
erworben. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine
Aufspaltung in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg,
Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628 wurde das Haus
nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es
sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis 1718,
Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur
vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von
Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die beiden zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. 1815
kam die Grafschaft an Österreich, 1816 teils an das Großherzogtum Hessen
(Hessen-Darmstadt), teils an das Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel), 1866 an
Preu0eb und 1945 das Gebiet an Hessen. S. Isenburg (Isenburg-Birstein,
Isenburg-Büdingen).
L.: Wolff 276; Wallner 696ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer
Weltatlas III 2 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Simon, G., Geschichte des
reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen,
Bd. 1ff. 1864f.; Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen,
1954.
Oels (Fürstentum, Herzogtum, Residenz),
Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort
bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom
Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen
Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt,
Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis
1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft
Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch
ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes Lehen an
Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und)
Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause
Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von
Württemberg beerbt, der das Haus
Württemberg-Oels als habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des
Anfalls Böhmens an Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw.
Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5
Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August
von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von
Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und
wurde als Lehen an den Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen
an den König von Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche
Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des Herrn Sinapius
Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit überarbeitet von
Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v.
Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede (1124) und des Stiftes
Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes
Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen
mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der
Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und
Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau)
abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten.
Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster
(Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von
Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den
Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land
(Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel
1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim
Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen
(1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser
hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein
drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen
und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften
Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte.
Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und
1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die
Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden
musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte
die Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium
zählende Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen
Grafen Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als
Residenz an Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung
durch das Amt Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft
Jever an Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen
Delmenhorst, Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft
Kniphausen als Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin
illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von
Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den
Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die beiden im
Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund
70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause
Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O.
1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in
Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses
an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert
(bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die
Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion,
so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch
Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es
eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge
von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107
(2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee
Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im
Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der
Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge einer Heirat von 1515 über die
Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg
den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich
besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von Nassau-Oranien zum Führer
des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572 zum königlichen
Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579 gründete Johann der
Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen Provinzen. Im Jahre
1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und von 1632/1633 bis
1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen der Linie der
Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als Schwiegersohn des 1672
katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der Opposition nach England
berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und
Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O. verheirateten Großen
Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten von Conti der
oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702
von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen Frankreichs
zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte Entscheidung Neuenburg-Valangins
(Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an. Dieses hatte bereits 1702 die
Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713 erhielt es als Ausgleich für O.
auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern). 1815 gab Wilhelm I. als König
der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890 erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994;
Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995;
Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Orlamünde (Grafen). 1071 wird erstmals eine an der
Mündung der Orla in die Saale vielleicht um 900 erbaute Burg O. der Grafen von
Weimar, die von 1046 bis 1067 auch Markgrafen von Meißen waren, erwähnt. Beim
Aussterben der Grafen 1060/1067/1112 gingen die Güter (Weimar und O.) nach
längeren Auseinandersetzungen an die Askanier über, von denen Albrecht der Bär
seinen zweiten Sohn Hermann, der sich Graf von O. nannte, damit ausstattete.
1248 wurde das Grafenhaus in eine thüringische und eine osterländische Linie
geteilt. Die Grafschaft kam durch Kauf (1344) und Krieg allmählich an die
Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Die Weimarer Linie musste 1347
die Landesherrschaft der Landgrafen/Markgrafen anerkennen. Um 1373 starb die
Weimarer Linie, 1486 das Geschlecht aus. Zuletzt gehörte das Gebiet bis 1920 zu
Sachsen-Altenburg, das in Thüringen aufging. Andere Güter, die durch Erbe der
1248 ausgestorbenen Herzöge von Andechs-Meranien vermehrt wurden, gelangten
1341 an die Burggrafen von Nürnberg (Kulmbach, Plassenburg).
L.: Wolff 398; Posse, O., Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881; Lommer, V., Beiträge zur Geschichte
der Stadt Orlamünde-Naschhausen, 1906; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar
und die Grafen von Weimar-Orlamünde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der
Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A.
1980, 96ff.; Blaschke, K., Orlamünde, LexMA 6 1993, 1459.
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern Güter
von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach den
Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht
(Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde
Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte
eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der
Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die
Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde
das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach
Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen
alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521
wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen
von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten
beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern
erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563
wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die
Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis
und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte
Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden
Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei
Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch
Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach
zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden
die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu
den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die
Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die
Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach
ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die
Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen
Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von
Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen
Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der
Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd.
1 1984; Hausmann, F., Wittelsbacher und
Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur Geschichte der
Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991), 181ff.;
Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der frühen
Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg, LexMA 6
1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann,
F., Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter
Fürstenau, Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und
Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde
Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das
Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, regierten seit 1648
abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das
Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum
wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln
unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu
Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O.
einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft
Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen,
das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land
Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln
unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
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spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436;
Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige
Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität,
2011 (Freiheit Gesmold).
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien
gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im
Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht
gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im
Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer
Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö.
(Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs
liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um
die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147
wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und
1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der
Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den
übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der
Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab
es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV.,
der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums
(Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den
Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden
wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa,
1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit
dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum
Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum
(Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich
oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein
Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste)
von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die
Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer
Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten
sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa
dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der
Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur
Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam,
obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und
weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang
Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain,
nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen
Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278
belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13.
Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen
Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain
sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum
Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch
Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an
diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als
Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335
Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien
und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere
Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die
Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375
Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471
Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht
III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und
seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396
mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor
dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften
entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als
Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter Friedrich
III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö.
Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die
Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter
verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische
Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund
2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der
Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und
”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit
denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in
Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem
bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg,
Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des
Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u.
a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses
Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen
österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I.
Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella
gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches
Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit
seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt
in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der
Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark,
Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der
Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien.
1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit
dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen
Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die
innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und
1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei,
Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger
(Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.)
1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die
(Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und
Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola,
Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war,
tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729
eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das
Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht
hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber
bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797
die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren,
doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung
der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden
Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und
Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien
bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das
1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert
werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und
Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann
der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und
Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog.
Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum
Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und
Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine
Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der
Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere
Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der
fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen
verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens
und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie
führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
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Österreichischer Reichskreis. 1512/1521 wurden die
Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis zusammengefasst, um dem Haus Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung
des Reiches zu ermöglichen. Zu diesem Reichskreis zählten die
vorderösterreichischen Enklaven im Gebiet des schwäbischen und oberrheinischen
Reichskreises, nicht dagegen die Länder Böhmens. Hinzu kamen die Bischöfe vin
Trient und brixen, der Deutsche Orden wegen der österreichischen Balleien, der
Fürst von Dietrichstein wegen der Grafschaft Tarasp und der Bischof von Chur.
Kreisausschreibender Fürst und Kreisdirektor war der Erzherzog von Österreich.
Kreistage gab es nicht. Nach 1803 kamen die ehemaligen geistlichen Fürstentümer
Salzburg und Berchtesgaden aus dem bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806
endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö.
L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der
Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967.
Osterspai (reichsritterschaftliche Herrschaft). In
O. südöstlich von Koblenz hatte im 10. Jahrhundert das Kloster Oeren in Trier
Güter, daneben das Stift Sankt Kunibert in Köln und Sankt Florin in Koblenz.
1227 hatten die Herren von Isenburg die Vogtei O. Sie kam erbweise über das Haus Bolanden an Graf Heinrich von
Sponheim-Dannenfels, der 1294 und 1295 je eine Hälfte als Lehen Triers an die
Sterrenberg verkaufte. Von 1470 bis 1631 hatten die Liebenstein drei Viertel
und Nassau-Saarbrücken ein Viertel von O. 1637 kam das Lehen an die Waldenburg
gen. Schenkern, 1793 an die ritterschaftlichen Freiherren von Preuschen. 1806
fiel O. an Nassau, 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Pach zu Hansenheim und Hoheneppan
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Edlen von P. mit dem 1720
erworbenen Hausen am Tann zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 64.
Pappenheim (Herrschaft, Grafschaft, Reichsritter).
Am Beginn des 11. Jahrhunderts erscheinen die nach der Burg P. (801 Pappinheim)
an der Altmühl bei Weißenburg benannten Reichsministerialen von P. Seit 1193
waren sie erbliche Träger des Reichsmarschallamts, das nach 1214 die mit ihnen
verwandten Herren von Biberbach unter den Namen P. übernahmen und seit 1356 bei
der Kaiserkrönung für den Kurfürsten von Sachsen ausübten. Im 15. Jahrhundert gewannen
sie neben Eichstätt das Reichsforstmeisteramt und Reichsjägermeisteramt im
bayerischen Nordgau. Neben der reichsunmittelbaren Herrschaft P. hatten die im
16. und 17. Jahrhundert der Reichsritterschaft (Kanton Altmühl bis etwa 1650,
Kanton Steigerwald 17. Jahrhundert) im Ritterkreis Franken angehörigen,
mehrfach in Linien aufgespaltenen P. verschiedene Güter inne (Stühlingen von
1582 bis ins 17. Jahrhundert, Biberbach nördlich Augsburgs bis 1514,
Hohenreichen und Wertingen bis 1700). Nach 1539 drang die Reformation in ihren
Gebieten ein. 1628/1740 wurden sie zu Reichsgrafen in der schwäbischen
Grafenbank erhoben. Wegen Ramsberg (bis 1550) und Wildenstein (1549-1605) waren
die P. von 1542 bis 1805 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
Ihre reichsunmittelbare Grafschaft im Altmühltal kam unter Druck am 1. 6. 1806
durch Mediatisierung an Bayern. 1815 erhielt die Familie als Entschädigung für
das Reichsmarschallamt kurzzeitig auf dem Papier zugedachte, nie übertragene
Güter im ehemaligen Saardepartement (im Umfang von 9000 Seelen), die bald
danach an Preußen fielen. Am 8. 8. 1816 von Preußen als Ausgleich versprochene
Domänen im Regierungsbezirk Köln gab die Familie gegen Weingüter und Jagdgüter
am Rhein auf, deren Erhalt sie gutgläubig vorab quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126;
Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12.
bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der
Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H., Graf zu, Geschichte des
gräflichen Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940;
Hofmann, H., Gunzenhausen - Weißenburg, 1960, Historischer Atlas von Bayern;
Arnold, B., Count and Bishop in Medieval Germany, 1991; Wendehorst, A.,
Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus
der Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes
(1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt.
Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156
Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob
ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut,
Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch
Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen.
1214 übertrug sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen
Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.)
über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von
Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau
(Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen
Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie
kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene
Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die
Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach,
Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter
anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim,
Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern,
gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386
wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg,
Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw.
Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis
1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie
Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg
nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem
1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg.
Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung
seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die
P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm
Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München
verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich
abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am
Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage
mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von
Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis
zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000
Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im
Übrigen an Hessen und Preußen. Der bayerische Teil bildete zunächst die
königlich bayerischen Lande am Rhein, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus
verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838 Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis
Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten
Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418
Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum Saargebiet. Bereits 1940 wurde die
P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam nicht mehr zurück. 1945 gehörte
die P. zur französischen Besatzungszone und wurde 1946 wie Rheinhessen und
Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 eigener
Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume
des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a.
Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792);
Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate in the 15th century, 1965;
Territorialverhältnisse der Gemeinden in Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur
Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die
Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in
unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach gefertigten
topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der
Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V.,
Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz
1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere
des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des
Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und
Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im Spätmittelalter, 1978; Spieß,
K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas,
R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984; Moersch, K., Geschichte der
Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1f. (Mittelalter)
1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die Geschichte der
pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und
Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013;
Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur
Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v.
Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle,
A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche
Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der
Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum). 1569/1584
entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken die Linie P.
(Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem zweibrückischen Anteil der Grafschaft
Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie zerfiel bald in zwei Zweige, deren
älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673 durch
Heirat auch die Grafschaft Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem Anfall
Zweibrückens 1731/1733 nannte sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus
ihr stammte Maximilian I. Joseph, der 1799 unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach
Kurfürst und 1806 König von Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856,
Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach, (in) Heimatkalender des
Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A.
1984.
Pfalz-Bischweiler (Fürstentum). 1630 erhielt Christian I.
von Pfalz-Birkenfeld durch Heirat Bischweiler. Sein Sohn Christian II. erbte
1671 Pfalz-Birkenfeld und gewann 1673 die Grafschaft Rappoltstein im Elsass.
Nach dem Anfall Pfalz-Zweibrückens 1733 nannte sich die Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1799 erbte sie beim Aussterben von Pfalz-Sulzbach
die Pfalz, Bayern und die Kurwürde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses
Wittelsbach, (in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas,
R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.
Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter
Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer slawischen Siedlung Plawe
(Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P. sowie eine 1222/1224 bezeugte
Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte sich dann bald eine Linie der
Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306 in die Linien P. und
Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P. an das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen, Herzöge von
Sachsen-Wittenberg). 1572 erlosch die Linie der Vögte von P. Über Sachsen kam
P. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963.
Pleißen bzw. Pleißenland (Gau zwischen Weißer
Elster bzw. weißer Elster und Mulde, Reichsland). Aus älterem Reichsgut um die
Reichsburg Altenburg und neu erworbenen Gütern an der Mulde (Leisnig, Colditz,
Laußig [Lausick]) bildete Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1158 ein Reichsland
(terra Plisnensis) zur Stützung des Reiches im Osten, das von
Reichsministerialen unter einem Landrichter verwaltet wurde. 1195 wurde ihm
vorübergehend die als erledigtes Reichslehen eingezogene Mark Meißen zugeschlagen.
Nach 1198 verselbständigten sich verschiedene kleine Herrschaften. Versuche
Kaiser Friedrichs II. und später König Rudolfs von Habsburg, das Reichsland zu
reorganisieren, scheiterten. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die
Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin
Pfandrechte am Reichsland P. (1243 Verpfändung für die Mitgift der mit Heinrich
von Meißen vermählten Tochter Friedrichs II., 1252). Im 14. Jahrhundert
gliederten sie es größtenteils (Altenburg, Chemnitz, Zwickau) ihrer Herrschaft
ein (Belehnung 1310, endgültiger Übergang 1372/1373). Eigene Herrschaftsgebiete
schufen sich die Herren von Schönburg und einzelne Linien der Vögte von Weida
(Reuß). Damit endete das Reichsland P. S. Schönburg, Reuß, Sachsen, Thüringen.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Plisina,
Plisni, Gau zwischen Elster und Mulde, Zehma, Boderitz bzw. Böderitz, Drescha,
Großröda, Gödissa, Altenburg); Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1 1935; Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in)
Forschungen zur Geschichte Böhmens und Sachsens, hg. v. Kötzschke, R., 1937;
Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.;
Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Hessler,
W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, Plisni
(Altenburg, Altkirchen, Boderitz, Drescha, Gödissa, Kauritz, Leesen, Monstab,
Nobitz, Großröda, Schmölln, Zehma); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 50; Rübsamen, D.,
Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland, 1987; Blaschke, K., Geschichte
Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Pleißenland, LexMA 7 1994, 18;
Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002.
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an
der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der Immedinger an das Hochstift Paderborn kam,
war seit 1150 Mittelpunkt der Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P.
zum Schutz vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von
Hessen zu Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen.
1816 kam sie an Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete,
bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte
der Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Polen (Königreich, Republik). Um 960 erscheint
im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker) besiedelten Gebiet
zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und Warthe Herzog
Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966
Christ wurde. Sein Sohn (König) Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich
erheblich aus (Mähren, Lausitz, Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000
erhielt es mit Gnesen ein eigenes Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau,
Kolberg, Krakau und Posen. Nach Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die
Landschaften Großpolen (ab 1239 dux Poloniae maioris), Masowien, Schlesien,
Kleinpolen und Pommern den verbliebenen Herrschaftsbereich. 1163 wurde
Schlesien von P. abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich eingegliedert.
1225/1226 kam auf Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von Masowien der
Deutsche Orden ins Land und gewann das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland).
1249 fiel Lebus an Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog zum König
krönen (Großpolen, Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete). König
Kasimir III. (1333-1370) verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf
Pommerellen (Pomerellen) sowie auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines
polnisches Landrecht und gründete 1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod
gelangten zunächst sein Neffe und dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter
(Hedwig) das litauische Haus der Jagiellonen,
das außer Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte, auf den Thron.
1466 musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über Ostpreußen
anerkennen und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland) und
Ermland. 1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens. 1572 starben
die Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670 die
Lehnshoheit über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland. 1697
wurde der dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch Wahl
König von Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder.
1772, 1793 und 1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von
Russland protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte,
zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung
(1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769
besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen
erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den
Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland
gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk
und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch
verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten
Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die
Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk
(Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von Polozk und Minsk (228000
Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz
(Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa
und die Hälfte von Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer,
1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000
Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung
(1795)kamen das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das
übrige Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland
und Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom,
Teile von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000
Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau,
das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein
Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum
Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit
Russland in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik
P. gegründet, die 1919 den größten Teil Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen
zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber,
unter zugunsten der Sowjetunion erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur
Oder-Neiße-Grenze, wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig,
Deutscher Orden, Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus,
Memelgebiet, Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien,
Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of
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Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die
politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A.,
Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014.
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende
böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in
Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine
200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz,
Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die
sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für
sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden
zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg
verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht
Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen
Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die
Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das
Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie
1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine
von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende
uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
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2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 183.
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert
erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um
1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und Nogat die Gaue
Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland, Barten, Nadrauen,
Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von
Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen
und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser Friedrich II.
gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu erobernden
pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des Landes
abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der Herrschaft
des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet
um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf
Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg
(1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466 musste der Deutsche Orden
Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau
und die Gebiete von Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten
(Preußen königlichen Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde
der Hochmeister polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen
persönlichen Eid. 1525 vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens
Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in
einem von Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der
Rechte des Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466
verbliebenen Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit
Polens stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation
übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen,
katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und
Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg
gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe
von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat
der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll
souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an
Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob.
Mit der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem
Gegensatz zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn
Friedrich der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser
Karls VI. 1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu
Österreich gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund
einer Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich
der Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den
Netzedistrikt, so dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten,
mit dem Stammland Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen
ursprünglichen Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß,
in denen rund 5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster
Diener sich der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und Münster
(teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen [Olphen],
Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel],
Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte
[Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel],
Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der
Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und
Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden,
Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543
Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million
(600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und Kleves
und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung der
preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur
Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und
Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807
alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen
Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der
Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Norhausen,
Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf 278000
Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden Reichsministerien
zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem Gebietsaustausch mit Hamburg und
Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung Lübecks. 1939 umfasste P. 293938
Quadratkilometer mit 41,47 Millionen Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier
Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25.
2. 1947 löste P. als Staat formell auf. Seine Gebiete verteilen sich auf
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen,
Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die
Sowjetunion. S. Ostpreußen, Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
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1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann,
H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und
Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers
Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995;
Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis,
M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von
Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999;
Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000;
Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie
und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne,
hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002;
Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003;
Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im
Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E.,
Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das
ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer,
Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia transalpina,
Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien bald nur noch
provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509 an die Ostgoten
und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich Kaiser Lothars I.
Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso von Vienne
(Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an Hochburgund
und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch 1365 in Arles
erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie aber
zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte.
Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren
Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen
Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses
Barcelona-Aragón kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou,
1382 an das jüngere Haus Anjou und 1481 an
Frankreich, das die P. ab 1660 wie eine französische Provinz verwaltete und
nach 1789 in Departements auflöste. Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u.
a. Monaco) unterfielen anderen Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen
Reich. Die 1053/1112 verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft
Forcalquier kam 1209 zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon
gelangte von den Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an
den Papst (1274). Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum
Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich.
Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen Kirchenstaates
(Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981, 19ff.; La Provence
des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989; Schottky, M./Coulet, N.,
Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in der späteren
Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen). Das im
Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie der
1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von Rügen. Diese wurden 1727
Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im Mannesstamm. Innerhalb Mecklenburgs
gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Nach einer
Entscheidung des Jahres 1998 verloren die Erben durch die Sowjetunion als
Besatzungsmacht ihr Eigentum (14500 Hektar Land bzw. ein Sechstel von Rügen)
durch Enteignung. S. Pommern, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus, 1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus und seines Besitzes im Mittelalter,
1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Herren von Putbus,
1940.
Radziwill (Reichsfürst). 1515 wurde Nikolaus R.,
Kanzler von Litauen, und 1547 weitere Mitglieder und Linien seines Hauses zu Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 172.
Rapp, Rapp zu Hausen
(Reichsritter). Im frühen 17. Jahrhundert zählten die R. zu Hausen zum Kanton Baunach, um 1700 zum Kanton
Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Seyler 377; Riedenauer 126.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000
Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen.
1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon eingeführt worden war, an Bayern.
Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese
München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs
6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff. 1883ff.;
1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann, J., Die
Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram, 1943;
Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd.
1f. 1989; Ratisbona sacra. Das Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v.
Morsbach, P., 1989; Schmidt, A., Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift,
Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers nahe dem
Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam
es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd.
1f. 1989; Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11.
Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen
gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750.
Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den
Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und
Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete
Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken
(Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von
Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie
umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die
Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und
(Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige
Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein,
Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die
Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der
Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der
Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz.
Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an
Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich
seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von
Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg, Dhronecken,
Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an
Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die
Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler
bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim
und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926;
Fabricius, W., Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft,
1911, Trierer A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rietberg, Rittberg (Grafschaft). Im Sumpf der
oberen Ems nordwestlich Paderborns errichteten die Grafen von (Werl-)Arnsberg
im 12. Jahrhundert die Burg R. (Rietbike), nach der sich seit 1237 eine
jüngere, mit Gütern nördlich der Lippe abgefundene Linie Grafen von R. nannte.
1353 wurde die kleine Grafschaft durch Lehnsauftragung an das Reich
reichsunmittelbar. 1456 trug der Graf sie den Landgrafen von Hessen zu Lehen
auf, behielt aber die Reichsstandschaft im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1533 wurde die Reformation eingeführt. Beim Aussterben der Grafen
kam die Grafschaft 1562/1577 über die Erbtochter an die Grafen von Ostfriesland
(Cirksena). 1600 verzichtete Enno III. zugunsten seiner Töchter auf R. und
erhielt dafür das mit der Grafschaft seit 1540 in Personalunion verbundene
Harlingerland. R. wurde der Gegenreformation unterzogen. 1690/1702 kam es in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Kaunitz, die damit seit 1699 zu den
westfälischen Reichsgrafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags zählten. 1807 wurde das etwa 5,5 Quadratmeilen große R. dem Königreich
Westphalen einverleibt und fiel 1815 an Preußen (Standesherrschaft), 1946 an
Nordrhein-Westfalen. Der letzte Graf von Kaunitz verkaufte 1820/1821 die
verbliebenen Rechte an bürgerliche Käufer.
L.: Wolff 358; Zeumer 554 II b 63, 14; Wallner 703 WestfälRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Walter, F., Paladine der Kaiserin, 1959; Scherl, H., Die Grafschaft Rietberg
unter dem Geschlecht der Kaunitz, Diss. phil. Innsbruck 1962; Leesch, W., Die
Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, (in)
Westfälische Zeitschrift 113 (1963), 283; Klingenstein, G., Der Aufstieg des Hauses Kaunitz, 1975; Köln-Westfalen 1180-1190, hg. v.
Berghaus, P. u. a., 1980; Hanschmidt, A., 750 Jahre Grafschaft Rietberg,
Heimat-Jb. Kreis Gütersloh 1987 (1986); Janssen, W., Rietberg, LexMA 7 1995,
841; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 521.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie
möglicherweise den Anspruch auf das Herzogtum Franken, das schon kurz nach
seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich V. an den späteren König Konrad III.
(1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14.
Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später
an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rothenfels (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende Herrschaft R. war ursprünglich
Teil der Grafschaft im Allgäu, die Kaiser Friedrich II. 1243 durch Kauf von den
Grafen von Kirchberg erwarb. 1332 kam sie von den Herren von Schellenberg, die
sie als Reichslehen erlangt hatten, durch Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der Kaiser in
Abänderung zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft zur
Reichsgrafschaft. 1360 wurde das Herrschaftsgebiet um Immenstadt, 1440 um
Staufen und 1785 um Werdenstein erweitert. 1565 erwarben die Herren von
Königsegg in Oberschwaben durch Kauf die Grafschaft (Linie
Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und
die Herrschaft Staufen, die zusammen 13 Quadratmeilen umfassten, zum
schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium des
Reichstags. 1804 vertauschten die 1629 zu Reichsgrafen aufgestiegenen Herren
von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter an Österreich. 1805 fiel R. an Bayern.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt
Immenstadt im Allgäu, 1960.
Rottenmünster, Rotenmünster (reichsunmittelbare Abtei,
Reichsabtei). 1221 verlegte eine in Hochmauren bei Rottweil ansässige
Schwesterngemeinschaft ihren Sitz nach R. bei Rottweil und schloss sich 1223
dem Zisterzienserorden an. 1224 kam das neue Kloster unter den Schutz des
Papstes, 1237 des Kaisers. Später war es reichsunmittelbar, stand aber bis 1619
unter dem Schirm der Reichsstadt Rottweil. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das der schwäbischen Prälatenbank des Reichstags und dem schwäbischen
Reichskreis angehörige Kloster nach langen, erst 1771 beigelegten
Streitigkeiten ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 55 Quadratkilometern mit
etwa 3000 Einwohnern. Zu den Gütern gehörten die Orte Aixheim, Frittlingen,
Neukirch, Zepfenhan, die Hälfte von Hausen, Gut
und Schloss Rotenstein (Rothenstein), 8 Höfe und 2800 Morgen Waldungen. 1803
fiel die Abtei an Württemberg und damit R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 193; Zeumer 552 II a 36, 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Reichenmiller, M., Das ehemalige Reichsstift
und Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster, 1964.
Runkel (Herrschaft). Die Burg R. an einer
vermutlich schon früher befestigten Furt über die Lahn wurde wahrscheinlich vor
1159 von den edelfreien Herren von R. auf Geheiß des Königs erbaut und ist seit
1159 bezeugt. Sie war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die noch im 12.
Jahrhundert durch die Herrschaften zum Westerwald und Westerburg erweitert
wurde. Im 13. Jahrhundert spaltete sich das Haus
R. ab. Die Linie R. erbte 1454/1462 durch Heirat die Grafschaft Wied, die 1244
von den älteren, im Mannesstamm erloschenen Grafen von Wied in weiblicher
Erbfolge an Graf Bruno von Isenburg und das von ihm begründete neue Haus Wied gelangt war. Die Linie Westerburg erbte 1468
die Grafschaft Leiningen. R. kam über Nassau 1866 an Preußen (Hessen-Nassau)
und 1945 zu Hessen. S. Wied-Runkel.
L.: Wolff 344; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck
1980; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 110.
Saalburg (Burg, Herrschaft). Vor 1216 errichteten
die Herren von Lobdeburg am Übergang der Straße von Nürnberg nach Leipzig über
die Saale die Burg S. Sie kam von einer Linie Lobdeburg-Saalburg in der Mitte
des 13. Jahrhunderts an Lobdeburg-Arnshaugk und 1289/1320 mit der Herrschaft
Schleiz an die Vögte von Gera, 1550 an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen und 1589 an Reuß. Bis 1647 blieb S. mit
Schleiz verbunden. Von 1647 bis 1666 war es Sitz der Linie Reuß-Saalburg.
Danach kam es an die Linie Gera (Reuß-Gera), 1920 an Thüringen und von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Reuß-Saalburg.
L.: Wolff 420.
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem
Saarübergang beginnenden Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5.
Jahrhundert. 999 wurde die Burg S. anlässlich der Übertragung durch Kaiser Otto
III. an das Hochstift Metz erstmals erwähnt. Sie war seit dem 12. Jahrhundert
Sitz der mit ihr durch die Bischöfe von Metz belehnten, 1080 anlässlich des
Empfanges des Königshofs Wadgassen erstmals genannten Grafen (Graf Sigibert im
Saargau). Sie nannten sich, nachdem 1120 die Güter im Elsass von den Gütern an
Saar und Rhein getrennt worden waren, seit 1123 nach S. Sie waren mit den
Staufern verschwägert, hatten zeitweise die Vogtei über das Hochstift Worms
inne und waren vor allem zu beiden Seiten der Saar sowie im Elsass begütert.
1180/1190 wurden die Güter an Saar und Rhein auf die Linien S. und Zweibrücken
verteilt. Von der Linie S. spaltete sich 1214 Leiningen ab, von Zweibrücken
(1385/1394 an die Pfalzgrafen) 1297 die Linie Bitsch (1570 an Lothringen). Die
dadurch auf Güter um S. beschränkten Grafen von S. starben 1274 aus und wurden
infolge Verheiratung Mathildes von S. mit Simon von Commercy von den Grafen von
Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei deren Aussterben fiel die Grafschaft in
weiblicher Erbfolge 1381 an die walramische Linie Nassau-Weilburg der Grafen
von Nassau, welche die Güter an Saar und Blies mit den nassauischen Gütern an
Lahn und Main verband. 1442 wurde in eine linksrheinische Linie
(Nassau-Saarbrücken) und eine rechtsrheinische Linie (Neue Linie
Nassau-Weilburg) geteilt. 1527 erbte Nassau-Saarbrücken die Grafschaft
Saarwerden und die Herrschaft Lahr von den Grafen von Moers-Saarwerden. 1574
zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden als wegen Einführung der Reformation
(1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso gingen die Lehen des Hochstifts Metz
verloren. Von 1574 an war die seit 1442 abgeteilte Grafschaft wieder mit
Nassau-Weilburg vereinigt. Danach kam sie an die Linie Ottweiler
(Nassau-Ottweiler). 1629 wurde erneut geteilt. Nach vorübergehender Besetzung
von 1681 bis 1697 und Grenzbereinigungen von 1766 kam S. 1793/1801 an
Frankreich, 1815/1816 zu Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945/1946 zum
Saargebiet sowie 1957 zum Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses
am Mittel- und Oberrhein im 12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957);
Festschrift zur 650jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und
St. Johann, hg. v. Herrmann, H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des
Saarlands, Bd. 2 1977; Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H.,
Saarbrücken, LexMA 7 1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860, 1999; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 535.
Saargebiet (Verwaltungsgebiet). 1815 fiel das
spätere S. (mit der seit 1381 dem Hause Nassau
gehörigen Grafschaft Saarbrücken) überwiegend an Preußen (Teil der
Rheinprovinz), zu kleineren Teilen an Bayern, (über Preußen an) Sachsen-Coburg
(Lichtenberg bis 1834) und (über Preußen an) Oldenburg (Birkenfeld bis 1937).
Nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) versuchte Frankreich eine Annexion dieser
Gebiete, die am Widerstand Großbritanniens und der Vereinigten Staaten von
Amerika scheiterte. Durch Art. 45-50 des Versailler Vertrages von 1919 wurde
das mit Gebieten Preußens und der Pfalz Bayerns (Homburg, Sankt Ingbert,
Blieskastel) geschaffene S. (1900 Quadratkilometer, 800000 Einwohner) ab 10. 1.
1920 für 15 Jahre der treuhänderischen Verwaltung durch den Völkerbund
unterstellt und 1925 dem Zollgebiet Frankreichs einverleibt. Nach einer zum
Ablauf dieser 15 Jahre durchgeführten Volksabstimmung vom 13. 1. 1935, bei der
90,76 % der Bevölkerung für Deutschland, 8,8 % für den status quo und weniger
als 1 % für Frankreich stimmten, kam das Gebiet am 1. 3. 1935 an Deutschland
zurück, wurde als Saarland benannt, mit der Pfalz zum Gau Saarpfalz (1940-1945
Westmark) vereinigt und dem Gauleiter der Pfalz als Reichskommissar
unterstellt. Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) scheiterten
Annexionsversuche Frankreichs erneut am Widerstand der übrigen Alliierten.
1945/1946 wurde das Gebiet um 142 Gemeinden vergrößert aus der Besatzungszone
Frankreichs ausgegliedert und bis 1950 in zweimal vergrößertem Umfang dem
Zollgebiet Frankreichs eingefügt. Am 15. 12. 1947 trat eine eigene Verfassung
in Kraft. Nachdem die Bevölkerung 1955 das zwischen Deutschland und Frankreich
am 23. 10. 1954 vereinbarte, eine Europäisierung des Saargebiets vorsehende
Saarstatut mit 67,7 % der Stimmen abgelehnt hatte, gab Frankreich zum 1. 1.
1957 das S. an Deutschland zurück.
L.: Saar-Atlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 2. A. 1934; Herold, M./Nissen,
J./Steinbach, F., Geschichte der französischen Saarpolitik, 1934; Ecker,
F./Ecker, A., Der Widerstand der Saarländer gegen die Fremdherrschaft
1792-1815, 1934; Hellwig, F., Der Kampf um die Saar 1860-70, 1934; Hölzle, E.,
Die Saarentscheidung der Pariser Friedenskonferenz, 1935; Fischer, P., Die Saar
zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Freymond, J., Die Saar 1945-1955,
1961; Zenner, M., Parteien und Politik im Saargebiet unter dem
Völkerbundsregime 1920-35, 1966; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der
Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977); Die Saar, hg. v. Hudemann, R. u. a.,
1992; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben
denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene
Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen
um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte
Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und)
Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235)
der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück
und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u.
a.) im Westen das um diese Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden
Gebieten bestehende neue Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in
Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen
Unterweser und Unterelbe, auf einst billungisches Gebiet an der Unterelbe
(Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an
der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das
1227 die Grafschaft Ratzeburg erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg
und Sachsen-Wittenberg. Das Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch
die Goldene Bulle die sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre
Hilfe im Kampf gegen die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen
seit 1089/1125 herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus
Wettin), die 1247 schon die Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit
wurde der Name S. auf die wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen)
übertragen (Obersachsen im Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen
bezeichneten, ursprünglichen sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die
Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in
Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften Hohnstein und Wildenstein
gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft
Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern
des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow,
Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis
1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften
wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und
die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst
Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile
der Mark Meißen und des Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma,
Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil
Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische
Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die
Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg.
Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den
Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg,
Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen
Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und über die
Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H., Historisch-statistisches
Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1 1926; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von Sachsen, 1931, Amt und Volk 5;
Schnath, G., Hannover und Westfalen in der Raumgeschichte Nordwestdeutschlands,
1932; Mörtzsch, O., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Großenhain, 1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische
Geschichte, Bd. 1f. 1935, Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d.
Hist. Kommission für die Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische
Staats- und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche
Entwicklung Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941);
Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die
ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H.,
Der wettinische Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches
Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche
Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und
hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum,
1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22,
51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath,
G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen,
1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen (Pfalzgrafschaft). Im südlichen Teil des
Herzogtums S. richtete König Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein. Sie stand 1088
den Grafen von Sommerschenburg, 1180 den Landgrafen von Thüringen, 1247/1264
dem Haus Wettin, 1291 den Markgrafen von
Brandenburg und 1347 dem Haus Wettin zu. Sie
umfasste zunächst das Gebiet um Lauchstädt, seit etwa 1350 auch das Gebiet um
Allstedt. Die Goldene Bulle von 1356 ordnete sie als Zubehör des Herzogtums S.
ein.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3, III 22 (1648) F3; Starke, H.
D., Die Pfalzgrafen von Sachsen, Diss. phil. Kiel 1953; Starke, H., Die
Pfalzgrafen von Sachsen bis zum Jahre 1088, Braunschweig. Jb. 36 (1955), 24.
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie erhielt
den größten Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in
zahlreiche Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus
1603 das nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums Zeitz erwähnten,
1328 an die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße nördlich von Zwickau
benannte S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe Sachsen-Coburgs Coburg,
Hildburghausen und Römhild, 1660 einige hennebergische Ämter (u. a. Meiningen).
Seine Güter kamen beim Aussterben der Linie 1672 zu drei Vierteln an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. 1680 zerfiel Sachsen-Gotha
unter anderem in Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen). Später kamen die
Ämter Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg
(Camberg) und Stadtroda (Roda) und das Amt Kahla an Sachsen-Gotha-Altenburg und
die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella an Coburg-Saalfeld. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten S. und Sachsen-Gotha zur weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. 1825
erlosch das Haus. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung
in die Herzogtümer S., Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Meiningen. Herzog
Friedrich von Sachsen-Hildburghausen erhielt für seinen Verzicht auf
Sachsen-Hildburghausen das neue S. Dieses S. erlangte am 29. 4. 1831 eine
Verfassung und trat 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen
Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste es 1324 Quadratkilometer
mit 216100 Einwohnern. Im November 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat S.
schloss sich dem Land Thüringen (1. 5. 1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger
Landesvermessung und die von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der
Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A.,
Die Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,
2003.
Sachsen-Coburg (Herzogtum). 1353 erlangten die Wettiner
(Markgrafen von Meißen) Coburg und teilten es 1485 der ernestinischen Linie zu.
S. entstand als sächsisches Teilherzogtum aus Sachsen-Coburg-Eisenach 1596 und
erlosch 1633. 1680/1681 teilte sich von Sachsen-Gotha erneut S. ab, das 1699
erlosch. Nach langwierigen Erbstreitigkeiten fiel Coburg 1735 an
Sachsen-Saalfeld unter der Landeshoheit Sachsen-Gothas, womit
Sachsen-Coburg-Saalfeld entstand. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte S. der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags an. Um 1800 zählte S.
(auch) zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch zahlreiche
Prozesse und Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und
1815 dem Deutschen Bund bei. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erhielt dafür Sachsen-Gotha und die Ämter Königsberg
und Sonnefeld. S. Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Zeumer 553 II b 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Riedenauer 129; Nicklas, C., Das Haus
Sachsen-Coburg, 2003; Dressel, C. v., Die Entwicklung von Verfassung und
Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007.
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des Löwen
geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil
Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596
Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und
Sachsen-Altenburg fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an
Sachsen-Gotha. Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg, das 1699 erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und
Sachsen-Römhilds entstanden unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha
und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, S. und
Sachsen-Meiningen. S. bestand unter Personalunion aus den beiden Herzogtümern
Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein
bei, erhielt am 3. 5. 1852 eine Verfassung (Landesgrundgesetz) und wurde
1867/1871 Mitglied des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches. 1893
trat die englische Linie des Hauses Coburg die
Nachfolge an. Am 14. 11. 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am
1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Der Landesteil Coburg kam durch
Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu Bayern. 1945 gehörte Thüringen zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.), am 3. 10.
1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die
thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die
Herrschaft Coburg, die Grafen von Henneberg-Schleusingen (1316) und die
Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es 1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an
die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb
des Hauses Wettin/Sachsen an die Linie
Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an Sachsen-Altenburg und
1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung nach Ernst dem
Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs
Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und die Klosterämter
Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt Behrungen [, 1714]),
das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle
Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands musste 1769 die kaiserliche
Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher Erbfolge
erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten der
Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und Baunach
des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954; Heyn, O., Das Militär des Fürstentums Sachsen-Hildburghausen 1680-1806.
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf
Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem
Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das Stift
Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an
das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die
Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als
Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583)
fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde
1660 der ernestinischen Linie (Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war
Meiningen Residenz des aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen
Herzogtums S. Zu ihm gehörten Meiningen und mehrere vormals hennebergische
Ämter. 1699 kamen Teile Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg,
Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit
dem Amt Römhild) hinzu. Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. 1807 trat das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete
Herzogtum dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land
eine am 23. 8. 1829 verbesserte Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem
Aussterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten
ernestinischen Linie in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und
Gotha sowie S., zu dem von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar
sowie von Sachsen-Hildburghausen alle Güter ausgenommen Königsberg und
Sonnefeld kamen. S. trat 1867/1871 dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen
Reich bei. Es umfasste 1910 2468 Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10.
11. 1918 dankte der Herzog ab. Der am 5. 11. 1918 gebildete
Volksstaat/Freistaat ging am 1. 5 1920 im Land Thüringen auf. Dieses kam 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am
3.10.1990 wieder begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Herzog Georg II. von
Sachsen-Meiningen (1826-1914), hg. v.Goltz, M. u. a., 2015.
Sachsen-Merseburg (Herzogtum). Ab 1545/1561 brachte das Haus Wettin (Sachsen) als Administrator das Gebiet des
Hochstifts Merseburg in seine Gewalt und gründete unter Christian I. die von
1657 bis 1731 bestehende Nebenlinie S.
L.: Wolff 380; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1ff. 1962.
Sachsen-Römhild (Fürstentum). Römhild im südlichen
Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9. Jahrhundert dem Kloster Fulda,
später den Grafen von Henneberg (1274-1379 Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim
Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549 kam es durch Erbschaft an die
Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus
Wettin (Sachsen) vertauschten. 1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit), das 1710 unter
Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen geteilt wurde, aber 1826 ganz an
Sachsen-Meiningen kam. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und
Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum, Herzogtum). Saalfeld an der
Saale wird 899 erstmals genannt. Es war ursprünglich Königshof und wurde im 10.
Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014 kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen
und über dessen Tochter Richenza 1056 an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die
Burg bezeugt. Sie und die zugehörige Siedlung wurden 1167/1188 von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa zurückerworben. 1208 verpfändete König Otto IV. den Ort
an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte ihn das Haus
Wettin (Markgrafen von Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der Aufteilung
Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum S., seit
1735 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Weimar (Fürstentum). 975 erscheint erstmals die
Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der Ilm bei Erfurt. Nach ihr
nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben kam Weimar an die Grafen
von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel Weimar an das Haus Wettin (Sachsen), 1485 an dessen ernestinische
Linie. Nach Teilungen von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um
Güter Sachsen-Altenburgs (Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums
S., 1741 nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen
Reichskreis zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit
Goethe und Schiller), 1815 des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800
umfasste das Gebiet des Fürstentums Weimar ein Gebiet von 24 Quadratmeilen und
hatte 64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der freie Volksstaat
Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen Hauptstadt Weimar wurde.
1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im ehemaligen Hoftheater in
Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
Sachsen-Weißenfels (Herzogtum). Die Burg Weißenfels an der
Saale kam 1136 an das Haus Wettin (Meißen), das
dort eine deutsche Siedlung einrichtete, die 1185 Stadtrecht erhielt. 1485 fiel
Weißenfels an die albertinische Linie. Diese spaltete von 1657 bis 1746 eine
Linie S. ab (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg,
Sittichenbach, Wendelstein, Weißensee, Langensalza, Tennstedt, Sangerhausen).
Bei ihrem Aussterben fiel Weißenfels an Sachsen zurück, 1815 an Preußen
(Provinz Sachsen). 1952 kam es in der Deutschen Demokratischen Republik zum
Bezirk Halle, 1990 zu Sachsen-Anhalt zurück.
L.: Wolff 378; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Gerhardt, F., Geschichte der Stadt Weißenfels an der Saale, 1907.
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen
Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft
Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft
Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369
verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg
konnte nicht bewahrt werden, sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte
das Herzogtum durch die Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg
bestrittene Kurwürde (Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft
Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus.
Herzogtum und Kurwürde kamen gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches an den Wettiner Friedrich den
Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der Name Sachsen elbaufwärts auf
das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Fläming. Innerhalb der
Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische
Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam es an Preußen
(Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts
und Brandenburgs) und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft).
Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr
bei Ahrweiler bildete sich eine aus wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende
Reichsherrschaft der Herren von S., die sich bis in die zweite Hälfte des 11.
Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen) zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die
Vogtei über das Erzstift Köln innehatten. Nach deren Aussterben wurde die
Herrschaft geteilt. Am Ende des 12. Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte
Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine
Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an
Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge
Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an
Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von
Virneburg, um 1546 an das Haus
Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und
1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde.
Am Ende des 18. Jahrhunderts ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft,
wegen der die Grafen von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
zählten. 1815 kam das Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der
späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S.
1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204
teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und
Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im Unterelsass
sowie der Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen
und Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie
Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des
letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem
Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte
sich bald in mehrere Linien (1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck
[südwestlich von Neuß], Raitz [in Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert
in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz
und Stimme im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust der
linksrheinischen Gebiete an Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen
Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und
beerbte 1888 die Linie Dyck. Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den
preußischen Fürstentitel. Obersalm kam nach dem Aussterben im Mannesstamm mit
der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch Heirat an die Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Raugrafen bzw. Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen
und um 1500 noch die lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen
(Fénétrange) und Ogéviller (Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch
Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich
1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623
in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654 (immer für denjenigen, der
das Land erbte,) Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg
mit Gütern in den Niederlanden (Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641
gewann S. durch Heirat mit Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in
Westfalen und Güter in den Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen
Herzogtum erhobene Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum
Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen.
Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit
dem Titel eines Fürsten von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die
niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse
(Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer
linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts
Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Amt
Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Herrschaft
Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als
Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher
zum Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs
war Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815
an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und
nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die
Grafen von Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten). Nach dem Aussterben
der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die Herren von
Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie teilten sich
1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck südwestlich von Neuss,
Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den
Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen zu S. wegen der
Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die verlorene Grafschaft Niedersalm
eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf die Abtei Schöntal, der Graf von
Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte seiner Grafschaft eine
immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen der Frankfurter
Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von
Mainz das Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat
Gerlachsheim als neues Fürstentum Krautheim sowie eine beständige, auf Amorbach
ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Krautheim
(Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866;
Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die
salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und
Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets
um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der
Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam
die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift
eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen
Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste
auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und
Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde
1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500
Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron
die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom
Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein
anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts
teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen
(innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S.
und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf,
Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan),
Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und
Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen,
Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer,
Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein,
Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall
am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen
(Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä,
Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten),
Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der
Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen,
der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie
einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw.
13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an
Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an
Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den
westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817
München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis
1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von
Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland
Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der
spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die
Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA
7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F.,
Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel,
1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484,
1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes
696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H.,
2006.
Sandizell (Herren, Reichsfreiherren,
Reichsgrafen). S. südlich von Neuburg an der Donau wird 1007 erstmals erwähnt.
Seit Ende des 11. Jahrhunderts war es Sitz der Herren von S. Diese wurden 1640
Reichsfreiherren und 1780 Reichsgrafen. S. kam zu Bayern.
L.: Schmidbauer, M., Sandizell aus Vergangenheit und Gegenwart, 1926; Reischl,
G., Haus Sandizell 948-1948, 1948. L.: Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961.
Sankt Maximin (Reichsabtei). Um 660 entstand
neben einer angeblich um 330 gegründeten, wenig später nach dem Bischof
Maximinus († 352) umbenannten Johanneskirche etwas nördlich von Trier eine
reich begüterte Benediktinerabtei. Sie war reichsunmittelbar, wurde aber 1139
dem Erzstift Trier unterstellt, wogegen die Abtei und seine Vögte (die Grafen
von Namur, das Haus Luxemburg und das Haus Habsburg) bis zur Aufhebung im Jahre 1802
vergeblich vorgingen.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur frühen Geschichte von Sankt
Maximin, 1970; Laufner, R., Geistliche Grundherren, (in) Christliche
Unternehmer, 1994, 67; Das Urbar der Abtei St. Maximin vor Trier, bearb. v. Nolden,
T., 1999; Kuhn, H./Kuhn, H., Untersuchungen zur Säkularisation der Abtei St.
Maximin, Jb. f. westdeutsche LG. 26 (2000), 99; Das älteste Necrolog des
Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2008; Roberg, F., Gefälschte
Memoria, 2008.
Sardinien (Insel, Königreich). Sarden werden
bereits am Ende des 13. vorchristlichen Jahrhunderts in ägyptischen Quellen
erwähnt. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die nach ihnen benannte Insel von den
Phönikern bzw. Karthagern besiedelt. 238/237 v. Chr. kam sie an Rom, später an
Wandalen (um 456) und Ostrom (534). Seit dem 6. Jahrhundert gewann der Papst
zunehmenden Einfluss in dem zwischen 803/804 und 1014 von zahlreichen
Sarazenenüberfällen heimgesuchten Land. In der Mitte des 11. Jahrhunderts
erlangte Pisa mit Hilfe des Papstes die Herrschaft. 1297 belehnte der Papst das
spanische Haus Aragon bzw. Aragonien mit der
Insel. 1718 kam sie nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich und 1720
von Österreich im Tausch gegen Sizilien an Savoyen. Dieses bildete als
Königreich S. den Kristallisationspunkt für das 1861 entstandene Königreich
Italien.
L.: Carta-Raspi, E., Breve storia di Sardegna, 1950; Zeddo, T., La Sardegna nel
primo medio evo, 1956; Zeddo, T., Studi sulla Sardegna medioeviale, 1958; Mori,
A., Sardegna, 1966; Satta-Branca, A., La Sardegna attraverso i secoli.
Leggende, storie, cronacche, 1970; Sanna, S. A., Sardinien-Bibliographie, 1974;
Boscolo, A., La Sardegna bizantina e altogiudicale, 1978; Pauli, R., Sardinien.
Geschichte, Kultur, Landschaft. Entdeckungsreisen auf einer der schönsten
Inseln im Mittelmeer, 1986; Casula, F., La Sardegna catalano-aragonese, 1990;
Simbula, P., Sardinien, LexMA 7 1995, 1378ff.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534
eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806
Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum
deutschen Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf
Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das
obere Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft
Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen
Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269
drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen
Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie seit 1861 stellte,
überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus
Savoyen, 1940; Bohner, T., Das Haus Savoyen,
1941; Hayward, F., Histoire de la maison de Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R.,
Histoire de la Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge,
1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 248; Histoire de
la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973; Duranthon, M., La carte de France, son
histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R., Atlas historique français, 1979; Brondy,
R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 105; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890;
Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle, 2000.
Sayn (Grafen, Grafschaft). Nach der im
10./11. Jahrhundert erbauten Burg S. bei Bendorf nannten sich aus dem Auelgau
erwachsene, seit 1139 belegte Grafen von S. Von S. aus erwarb die Familie Güter
im Westerwald, an der Sieg (Herrschaft Freusberg) und am Niederrhein
(spätestens 1174 Vogtei über Bonn). Nach dem Aussterben der älteren Grafen von
S. (1246) kamen die meisten Güter über Adelheid von S. 1247 an die Grafen von
Sponheim, die sie teilten. Dabei erhielten die jüngeren Grafen von S. vor allem
Güter im Westerwald und im bergischen Land (Homburg). 1294 wurde weiter
geteilt. Eine Linie (Engelbertlinie) beerbte infolge Heirat 1357/1358/1361 die
Grafschaft Wittgenstein an der oberen Lahn (Sayn-Wittgenstein). 1605/1607
teilte sich das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Haus Sayn-Wittgenstein in die drei Hauptlinien
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein). 1606 beerbte die
Engelbertlinie auch die andere Linie (Johannlinie) des Hauses
S.
L.: Wolff 345ff.; Zeumer 554 II b 60, 14, 15; Wallner 703 WestfälRK 28 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789)
B2; Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874, Neudruck 1972; Wrede,
G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Sayn-Wittgenstein-Sayn, A.,
Fürst zu, Sayn, 1979; Spies, H., Sayn, LexMA 7 1995, 1423f.; Halbekann, J., Die
älteren Grafen von Sayn, 1997; Bohn, T., Gräfin Mechthild von Sayn
(1200/03-1285), 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 478.
Sayn-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1357/1358/1361 fielen
die Güter der Grafen von Wittgenstein an die Grafen von Sayn, die sich seitdem
Grafen von Sayn-Wittgenstein nannten. 1605/1607 wurde die Grafschaft S. in die
drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (später zeitweise auch
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) geteilt. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste
die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Grafschaft 5 Quadratmeilen und
24000 Einwohner. Nach § 23 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
sollten die als rechtmäßig anerkannten Ansprüche des Hauses
S. auf die Grafschaften Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg durch eine
Übereinkunft zwischen den Markgrafen von Baden, den Fürsten von Nassau und den
Grafen von Wittgenstein befriedigt werden. S. Sayn.
L.: Wolff 285; Wallner 697 OberrheinRK 27; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 476.
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand
durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der
Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zählte sie zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Gebiet
des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel
der Grafschaft Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier
Viertel Banfe bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden)
und Vogtei Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers stehende
Herrschaft Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
Schaffgotsch (Freiherren, Grafen). 1174 erscheint
erstmals eine fränkische Adelsfamilie Scof. Sie nannte sich seit dem Ende des
14. Jahrhunderts wegen des Beinamens Gottsche (Gottschalk) S. und verzweigte
sich in Süddeutschland und Österreich. 1592 wurden die S. Freiherren. 1634
wurden die Güter beschlagnahmt, danach aber ohne das 1592 erworbene Trachenberg
(, das an Hatzfeld kam,) zurückgegeben. Eine böhmische Linie wurde 1703 in den
Grafenstand erhoben, eine schlesische Linie hatte die Standesherrschaft Kynast
inne und war seit 1708 reichsgräflich.
L.: Hausgeschichte und Diplomatarium der Grafen
Schaffgotsch, 1927.
Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder
Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser wurde am Anfang des 12.
Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger Raum (Sandersleben)
stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft zwischen
Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls
bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser
verwurzelt erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen
Tode des Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg
mit der Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen
1201/1205 und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein
verzichten. 1241/1273 teilte sich das Haus in
eine Kieler, vor allem in Holstein und Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene
Linie und eine Itzehoer Linie. 1295/1297 wurden die Grafschaften S. und Holstein
der Itzehoer Linie auf zwei Linien verteilt, neben denen noch eine 1390
ausgestorbene Linie Plön bestand. Die holsteinische bzw. Rendsburger Linie
(Herzogslinie) vereinigte nach und nach alle Güter mit Ausnahme der
Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und erwarb zeitweise Schleswig
tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei ihrem Aussterben 1459 kamen
Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark
bestiegen hatte. Die Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger
(Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus
S.), welche die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am
Ende des 14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister
erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft
Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert
endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die
bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis
1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben
hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie
Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621
Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus.
Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf
Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg
abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein
wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den
König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die
Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog
Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde
1647/1648 aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau
und Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die
Ämter S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen
Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe)
über die Mutter des letzten Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg,
Stadthagen, Hagenburg, Arensburg und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8
Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels
erhielt (Schaumburg-Lippe). Der hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als
Exklave der Provinz Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau, 1932 Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen.
Schaumburg-Lippe bestand bis 1946. Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten
alten Grafschaft S., die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört
hatte, über Preußen in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G.,
Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443; Husmeier,
G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S., Die Kanzlei
und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und
1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
Schellenberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Vom 16. bis 18. Jahrhundert zählten die S., die bereits 1488
Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee waren, mit Bachheim und Hausen vor Wald
zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises
Schwaben sowie zum Ritterkreis Unterelsass. Die Herrschaft S. gehörte am Ende
des 18. Jahrhundert zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 3; Balzer, E., Die Freiherren
von S. in der Baar, 1904; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34.
Schellenberg zu Bach, Hausen
vor Wald (Reichsritter) s. Schellenberg
L.: Ruch 18 Anm. 2.
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause
Plauen, 1590 an die Herren Reuß von Plauen und bei der Teilung von 1616 an die
(jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß). Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen
Reichskreis gehörigen Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum
aufstieg. Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw.
Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919
Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen Schloss
mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst
von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende von den
germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf
von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das
Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit
1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle
oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von
Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327
Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau,
1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [,
1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von
Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht
mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem
Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige
schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462
Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen).
Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an
Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu
S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw.
Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu
neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren
Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und
seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer
nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537
geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die
Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und
zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von
1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein
durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland
S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die
Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen
preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen
Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der
Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der
reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien
geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000
Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919
bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech, F./Kampfers,
F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum deutschen Reich im
Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen Geschichte, 1927;
Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 He. 1930ff.;
Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch, 1932ff.; Holtzmann,
R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen, hg. v. Brackmann, A.,
1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d. hist. Kommission für
Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H., Bd. 1 1938; Bellée,
H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff. 1938; Deutsches
Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das Landkartenwesen von
Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Kaps, J., Die
Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische Bibliographie, Bd.
1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und
Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1 1953;
Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung,
Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.;
Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit
in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895;
Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005;
Rüther, A., Region und Identität, 2010.
Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit
karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und
dem fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete
Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei
gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz
Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des
12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat.
praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut
Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft auch über die
slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen. Schon im 12.
Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel Herzog (lat. dux)
und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen von Holstein aus
dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative
Selbständigkeit Schleswigs gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen
Dänemarks). 1326 erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der
einheitlichen Herrschaft über Dänemark und S. und sicherte sich 1330 eine
Anwartschaft auf das (staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte S. 1375
starb das dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf von
Holstein das Herzogtum S. als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben S. und das vom
Reich lehnbare Holstein in fester staatsrechtlicher Verbindung
(Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von Dänemark den Grafen von
Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S. Dänemarks zugestehen. 1448
veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines Neffen Christian von
Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit Adolf VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein
und Herzöge von S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2. 3. 1460 König
Christian I. von Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von Schleswig
(Personalunion Dänemarks mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser Friedrich
III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren
Herzogtum. Nach Christians Tode 1481 wählten die Stände seine beiden Söhne
(König Johann von Dänemark und Friedrich) zu Landesherren. 1490 teilten beide
das Land bei ideeller Einheit in einen königlichen (Segeberger) Anteil und
einen herzoglichen (Gottorper [Gottorfer]) Anteil in bunter Gemengelage.
Friedrich wurde 1524 zum König von Dänemark gekrönt und vereinigte die
Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 905;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Schleswig-Holstein (Herzogtümer, Land, Provinz). 1326
erzwang Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen
Herrschaft über Dänemark und Schleswig. Nach Aussterben des
dänisch-schleswigschen Herzogshauses 1375 erlangte er 1386 das Herzogtum
Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig als Lehen Dänemarks
und Holstein als Lehen des Reiches in fester staatsrechtlicher Verbindung. Nach
dem Aussterben der schauenburgischen (schaumburgischen) Grafen von Holstein und
Herzöge von Schleswig kamen Schleswig und Holstein 1459/1460 auf Grund des
Vertrages von Ripen an den König von Dänemark aus dem Haus
Oldenburg (Christian I.), das 1448 den dänischen Thron bestiegen hatte. 1474
erhob Kaiser Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren
Herzogtum, doch blieb Dithmarschen zunächst die Unabhängigkeit. Nach einer
vorübergehenden Teilung (1490 königlicher Segeberger und herzoglicher Gottorper
[Gottorfer] Anteil bei ideeller Einheit) der seitdem in Personalunion
beherrschten Länder Schleswig und Holstein wurden diese 1524 unter Dänemark
wieder vereinigt. Seit 1528 wurde die Reformation eingeführt. König Friedrichs
Sohn Christian III. teilte 1544 Schleswig-Holstein in bunter Gemengelage mit
seinen zwei Stiefbrüdern in drei Herrschaftsbereiche, wodurch erneut ein
königlicher (und 1580 ein herzoglicher) Landesteil entstand. Zum Gottorper
(Gottorfer) Anteil des jüngsten Bruders Adolf gehörten unter anderem Apenrade,
Südschleswig, Stapelholm, Husum, Eiderstedt, Kiel, Neumünster, Oldenburg in
Holstein, Cismar, Neustadt, Trittau und Reinbek (Reinbeck), zum Haderslebener,
1581 aufgeteilten Anteil Herzog Johanns des Älteren Hadersleben, Rendsburg
(1581 königlich), Tondern, Lügumkloster, Fehmarn (1581 herzoglich), zum
königlichen Sonderburger Anteil Christians und später Friedrichs II. Alsen,
Aerö (Arrö), Flensburg, Bredstedt und holsteinische Gebiete um Segeberg,
Oldesloe, Plön, Steinburg, Reinfeld und Ahrensbök. König und Herzog wechselten
sich in der gemeinschaftlichen Regierung beider Länder ab. Gemeinsam
unterwarfen die drei Brüder 1559 Dithmarschen und teilten es auf. 1581 wurde
der Haderslebener Anteil Johanns des Älteren zwischen König Friedrich II. und
Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) geteilt. König Christians III. Sohn und Nachfolger
trat seinem Bruder Herzog Johann dem Jüngeren, der 1581 Reinfeld, Sundewitt und
Rude-Kloster erhalten hatte, ein Drittel des Sonderburger Anteils ab
(Sonderburg, Norburg, Aerö [Arrö], Plön, Ahrensbök). Diese Teilung wurde von
den Ständen nicht anerkannt, so dass die sog. abgeteilten Herren, die beim Tode
Johanns des Jüngeren die bis zum 18. Jahrhundert weitgehend aussterbenden
Linien Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg), Schleswig-Holstein-Norburg
(Norburg), Schleswig-Holstein-Glücksburg (Glücksburg) und
Schleswig-Holstein-Plön (Plön) bildeten, von denen
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Sonderburg) 1623 sich nochmals in
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und Schleswig-Holstein-Beck
(Beck-Glücksburg) teilte, keine Landesherrschaft in ihren Gebieten hatten. Seit
1565 begann unter Herzog Adolf von Gottorp (Gottorf) die eigenständige Politik
der Herzöge von Schleswig. 1640 fiel die (schauenburgische [schaumburgische])
Grafschaft Pinneberg beiden Hauptlinien an. 1665 wurde die Universität Kiel
gegründet. 1658 erzwang der Herzog von Gottorp (Gottorf) den Verzicht Dänemarks
auf die Souveränität über den herzoglichen Anteil in Schleswig, wogegen
Dänemark später militärisch wie politisch vorging, so dass schließlich 1721 der
König von Dänemark als alleiniger Landesherr von den Ständen anerkannt und das Haus Gottorp (Gottorf) auf den zersplitterten
herzoglichen Anteil in Holstein beschränkt wurde. 1767/1773 gaben die Herzöge
von Gottorp (Gottorf), die 1762 die Krone Russlands gewonnen hatten, ihre Herrschaft
über Holstein auf und erhielten dafür Oldenburg und Delmenhorst. Die nun wieder
geeinten Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten zu Dänemark, waren aber
verwaltungsmäßig selbständig. 1806 blieb S. bei Dänemark. Der Wiener Kongress
von 1815 erklärte Holstein zum Glied des Deutschen Bundes. In der Folge begann
Dänemark, Schleswig enger mit Dänemark zu verbinden und dadurch von Holstein zu
trennen. 1846 erklärte der König Schleswig als zu Dänemark gehörig, so dass
eine Beschränkung des Erbrechts der Linie Schleswig-Holstein-Augustenburg
(Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg) auf Holstein in Aussicht stand.
1848 fielen beide Herzogtümer von Dänemark ab. Am 12. 4. 1848 wurde Schleswig
in den Deutschen Bund aufgenommen. 1850 setzte sich Dänemark aber vollständig
durch und gab am 15. 2. 1854 Schleswig und am 11. 6. 1854 Holstein eine
Verfassung. Nach weiteren Streitigkeiten, in deren Verlauf beim Aussterben der
königlichen Linie 1863 die allein verbleibenden Linien
Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Beck-Glücksburg) der Sonderburger
Linie Erbansprüche erhoben, und dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 musste
Dänemark am 30. 10. 1864 S. und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten,
die es zunächst gemeinsam verwalteten. 1866 musste Österreich, das ein
schleswig-holsteinisches Herzogtum befürwortet hatte, sein Einverständnis mit
der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen erklären. Die Erbansprüche des
Großherzogs von Oldenburg wurden durch Geld und das holsteinische Amt Ahrensbök
abgefunden. 1920 fiel Nordschleswig auf Grund einer Abstimmung, bei der sich
75000 Stimmen für Dänemark und 25000 für Deutschland aussprachen, an Dänemark.
1937 wurde Lübeck mit S. und Altona mit Hamburg vereinigt. 1945 kam ein der
Stadt Ratzeburg gegen Osten hin vorgelagertes kleines Gebiet mit Ziethen, Bäk
und Mechow von Mecklenburg an Schleswig-Holstein. 1946 wurde durch Verordnung
der britischen Militärregierung aus der Provinz S. Preußens das Land S. gebildet.
L.: Scharff, A., Schleswig-Holstein, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Die Territorien des Reichs 2, 140; Bauer 1, 687; Geerz, F., Geschichte der
geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Carstens, W., Die Landesherrschaft der
Schauenburger und die Entstehung der landständischen Verfassung in
Schleswig-Holstein, Zs. der ges. f. schlesw.-holst. Gesch. 55 (1926), 287;
Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Pauls, V./Klose, O., 1934ff.; Schott,
C., Beiträge zur Landeskunde von Schleswig-Holstein, 1953; Kellenbenz, H., Die
Herzogtümer vom Kopenhagener Frieden bis zur Wiedervereinigung Schleswigs
1660-1721, 1960; Schleswig-Holstein, hg. v. Thiede, K., 1962; Handbuch der historischen
Stätten, Schleswig-Holstein und Hamburg, hg. v. Klose, O., 3. A. 1976;
Dankwerth, C., Die Landkarten von Johann Mejer Husum aus der neuen
Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v.
Domeiner, K./Haak, M., 1963; Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holstein, 6. A.
1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und Flurvermessungen in den Herzogtümern
Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864, 1969; Jürgensen, K., Die Gründung des
Landes Schleswig-Holstein nach dem zweiten Weltkrieg, 1969; Klose, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1ff. 1980ff.; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Prange, W., Die Entwicklung der
adligen Eigenwirtschaft in Schleswig-Holstein, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Hildebrandt, F., Die
Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; Koch, J.,
Schleswig-Holstein, 1986; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988;
Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne, hg. v. Paetau, R., 1988; Fuhrmann, K.,
Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den
Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts,
1990; Albrechtsen, E., Über die rechtliche Stellung des Herzogtums Schleswig im
Spätmittelalter, FS E. Hoffmann, 1992, 155; Schleswig-Holstein. Eine politische
Landeskunde, red. v. Wenzel, R., 1992; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als
Kondominium, 1994; Hoffmann, E., Schleswig, LexMA 7 1995, 1484ff.; Geschichte
Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996; Hagelstein, K., Die Erbansprüche
auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein 1863/64, 2003; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg.
v. Tamm, D., 2008; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein,
2010.
Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge). S. war eine nach der
Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete Linie der Herzöge von
Schleswig-Holstein, die dadurch entstand, dass seit 1586 die nunmehr weltlichen
Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause
Schleswig-Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. 1773 wurde das Hochstift mit dem
Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert und Oldenburg zugeteilt. 1937
kam der oldenburgische Landesteil Eutin/Lübeck an die Provinz
Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901;
Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958.
Schleswig-Holstein-Glücksburg,
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Herzogtum). 1210 begründeten
Zisterziensermönche das Rudekloster. Dieses wurde 1538 säkularisiert. 1564
erhielt der jüngere Sohn des Königs von Dänemark (Christians III.), Johann der
Jüngere, ein Drittel des königlichen Anteils von Schleswig-Holstein
(Sonderburg, Aerösköbing, Norburg, Plön, Ahrensbök). Dazu kamen nach dem Tod
Johanns des Älteren von Schleswig-Holstein-Hadersleben (1581) das Rudekloster,
das Kloster Reinfeld, der königliche Anteil des Sundewitt und Güter auf Aerö
(Aeroe). 1582 baute Johann der Jüngere an der Stelle des Rudeklosters
Glücksburg. Sein Sohn Philipp machte Glücksburg zur Hauptstadt des ihm
vererbten Herzogtums S. 1779 starb die Linie S. aus und wurde von Dänemark
beerbt. Eine jüngere Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg wurde aus
dem Hause Schleswig-Holstein-Beck 1825
begründet. S. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.
L.: Kruse, H., Aus der Vergangenheit Glücksburgs, 1925.
Schleswig-Holstein-Gottorp(-Oldenburg), Schleswig-Holstein-Gottorf (Herzogtum),
(Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg),. Nachdem 1460 Schleswig und Holstein
auf Grund des Vertrages von Ripen an das 1448 in Dänemark an die Macht gelangte
Haus Oldenburg gekommen waren und 1490 und
1544/1581 Schleswig und Holstein zwischen dem König von Dänemark und dem Herzog
von Gottorp (Gottorf) in bunter Gemengelage geteilt worden waren, bildete der
herzogliche Anteil das Herzogtum S. (Schleswig-Holstein-Gottorf). Ab 1721
verblieb dem Haus Gottorp (Gottorf) nur noch der
holsteinische Anteil des Herzogtums als Herzogtum Holstein-Gottorp (Gottorf).
1767/1773 gaben die Herzöge von Gottorp (Gottorf), von denen 1767 Karl Peter
Ulrich als Peter III. den Thron von Russland bestieg, ihre Herrschaft in
Schleswig-Holstein zugunsten Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche Linie der
Gottorper (Gottorfer), die das Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt
durch Vertrag Oldenburg. Um 1800 umfasste das Gebiet des zum niedersächsischen
Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen. S. Holstein, Oldenburg.
L.: Großer Historischen Weltatlas III 22 (1648) D 1.
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Herzogtum). Sonderburg auf der Insel
Alsen erscheint 1253 als Burg und 1257 als Ort. 1461 erhielt es Stadtrecht. Bei
der Teilung von 1564 kam es mit Norburg, Arrö (Aerö), Plön und Ahrensbök an
Herzog Johann den Jüngeren, den Stammvater der Sonderburger Linien, dem zwar
die Stände die Huldigung verweigerten, so dass er nur abgeteilter Herr und
nicht an der gemeinschaftlichen Regierung Schleswig-Holsteins beteiligt war,
der aber in seinem Sonderburger Herzogtum alle Rechte eines regierenden Herren
wahrnahm.( Er erwarb 1581 bei der Aufteilung Schleswig-Holstein-Haderslebens Reinfeld
in Holstein, den Sundewitt sowie die Güter des Rudeklosters und erbaute das
Schloss Glücksburg.) Bei seinem Tod (1622) begründete sein Sohn Alexander die
Sonderburger Linie (Schleswig-Holstein-Sonderburg), Friedrich die Norburger
Linie (Schleswig-Holstein-Norburg), Philipp der Ältere die Glücksburger Linie
(Schleswig-Holstein-Glücksburg) und Joachim Ernst die Plöner Linie
(Schleswig-Holstein-Plön). Das Sonderburger Haus
(Schleswig-Holstein-Sonderburg) spaltete sich weiter auf in fünf Linien, von
denen nur Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck) Bedeutung bekamen. 1667/1668 zog König Friedrich
III. von Dänemark das verschuldete Herzogtum Sonderburg ein. 1866 kam
Sonderburg mit Schleswig zu Preußen, 1871 zum Deutschen Reich. 1920 fiel es mit
Nordschleswig an Dänemark.
L.: Sønderborg slot, hg. v. Norn, O. u. a., Kopenhagen 1963.
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg (Herzogtum). An Stelle des am 6. 9. 1210
gegründeten, 1538 säkularisierten Rudeklosters erbaute Herzog Johann der
Jüngere, der jüngste Sohn König Christians III. von Dänemark aus dem Hause Oldenburg, der nach dem Tode Christians III.
1564 von König Friedrich II. ein Drittel des königlichen Anteils von
Schleswig-Holstein (Sonderburg, Aeroeskoebing [Aerösköbing], Norburg, Plön,
Ahrensbök) erhielt, zu dem nach dem Tod Herzog Johanns des Älteren 1581 noch
Rudekloster, Reinfeld, Sundewitt (königlicher Anteil) und Güter auf der Insel
Arrö (Aerö) kamen, 1582-1587 das Schloss Glücksburg. Johanns Sohn, Herzog
Philipp, erhob Glücksburg zur Hauptstadt seines ihm vererbten Herzogtums S. Als
das Herzoghaus 1779 ausstarb, übernahm der König von Dänemark als Herzog von
Schleswig-Holstein die Güter. S. Schleswig-Holstein-Glücksburg
L.: Kruse, H., Aus der Vergangenheit Glücksburgs, 1925; Brandt, O./Klüver, W.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981.
Schleusingen (Burg, Amt, Residenz des Grafen von
Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit ältere S. an der oberen Schleuse
erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der Landesteilung der Grafen von
Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V. († 1284) begründeten Linie
Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen, Themar), die rasch viele Güter
erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Rossdorf 1317,
Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld (Untermaßfeld) 1325, Coburg). 1310
wurden ihre Angehörigen zu gefürsteten Grafen erhoben. 1583 kam S. an das Haus Wettin (Sachsen, Kursachsen), 1920 an Thüringen
und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
Schönau (reichsunmittelbare Herrschaft). Die
Herrschaft S. bei Aachen war am Ende des 18. Jahrhunderts nicht eingekreister
Reichsteil des Heiligen Römischen Reiches. Sie bestand nur aus einem Haus und einigen hundert Morgen Landes ohne
Untertanen. 1759/1764 erzwang die Pfalz als Herzog von Jülich vom sie
innehabenden Herren von Blanche die Anerkennung der Landeshoheit Jülichs. 1815
kam S. zu Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 498.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit
eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald,
Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790)
immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm
erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und
1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in
Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S.,
Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl,
Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen,
Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof,
Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen
und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und
Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie
mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton
Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern,
Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an
Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch
Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an
Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause
Schönborn, 1951; Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses
Schönborn vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich.
Staatsarchivs 26 (1973); Die Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989;
Bott, K., Bibliographie zur Geschichte des Hauses
Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus
Schönborn, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und
Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen)
erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten
die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das
Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die
Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften
der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten (Schönburg-Waldenburg
mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft Hartenstein,
Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau [Remse], Penig,
Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis. 1792 zählten die
Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats
des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die Reichsstandschaft
verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome Gerichtsbarkeit und damit
eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis 1990 kamen die Güter mit
Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg,
1914; Müller, K., Geschichte des Hauses
Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte
der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von
Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt) (1805-1934 Gmünd).
Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vermutlich im Gebiet von S. an der oberen
Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber Saargemünd gemeint)
der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S. erstmals erwähnt.
Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es Verwaltungsmittelpunkt
des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts
der Staufer. 1241 erschien es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben
der Staufer in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt. 1430 gewann
die Stadt pfandweise das Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die Herrschaft
Bargau. Mit einem 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen und etwa
15000 Einwohner umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach, Bargau,
Iggingen) kam die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im Reichstag und
im schwäbischen Reichskreis vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg und wurde
Sitz eines Oberamts. Mit Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt
Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk, E./Dietenberger, E., 1962;
Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb.
v. Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006.
Schwalenberg (Grafen, Grafschaft). Nach der von Oldenburg
an die obere Weser verlegten, 1225 zuerst genannten Burg S. nannte sich seit
1127 ein seit 1101 fassbares Adelsgeschlecht (Widukind I.), das vermutlich aus
einem engrischen Grafengeschlecht hervorging. Es hatte Eigen und Lehen zwischen
Herford und Höxter sowie um Korbach und Waldeck. Es erwarb neben anderen
Rechten die Vogtei über das Hochstift Paderborn (1124-1189), die Vizevogtei
über das Stift Corvey und die Vogtei über Höxter. Nach dem Sturz Heinrichs des
Löwen 1180 gewann es eine beherrschende, fast reichsunmittelbare Stellung
zwischen Herford und Höxter. Wenig später spaltete es die Linien Pyrmont
(1194-1494), Waldeck (1219 bzw. 1228/1229 bzw. vor 1231) und Sternberg (um
1240, 1243-1377) ab. Das gegen 1300 in zwei Teile zerfallene restliche Herrschaftsgebiet
(u. a. Schieder) gelangte 1365 nach dem Aussterben des Hauses
an Lippe (drei Viertel) und Paderborn (ein Viertel). Bis 1762 wurde S. von
lippischen Nebenlinien genutzt. 1808 kam S. an Lippe, Oldenburg und Stoppelberg
an das Königreich Westphalen als Nachfolger des Hochstifts Paderborn. Mit Lippe
fiel S. 1947 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326,349; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
B3; Rasch, H., Stadt und Land Schwalenberg, 1957; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963;
Johanek, P., Schwalenberg, LexMA 7 1995, 1610; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 146 (mit genealogischer Übersicht).
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden Sizzonen
entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das
Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an
die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S.
[1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S.
seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin
(Meißen) und waren damit von der Reichsunmittelbarkeit bzw. vom
Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15. Jahrhundert gliederte sich das
Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der Oberhoheit der Albertiner stehende
Unterherrschaft um Sondershausen und die unter Oberhoheit der Ernestiner
stehende, mit Reichsstandschaft begabte Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564
erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt.
1571/1584/1599 entstanden nach kurzer Vereinigung der gesamten Lande unter Graf
Günther XL. († 1552) und Einführung der Reformation (1535/1545) sowie dem
Erwerb von Leutenberg (1564) die Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw.
Schwarzburg-Sondershausen, das ein Drittel der oberen südthüringischen Güter
(Arnstadt) und zwei Drittel der unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und
Schwarzburg-Rudolstadt, das unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei.
1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen
eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen
1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in
Personalunion vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach
vorhandenen beiden Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das
1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum
3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta
Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288) 1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K., Die
Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil.
Halle 1920; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Rein, B., Die Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f.
thür. Gesch. u. Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der
Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der
Schwarzburg-Rudolstadt, 1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
Schwarzburg-Arnstadt (Grafen). 1651 spaltete sich von der
1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die zum
obersächsischen Reichskreis zählende Linie S. ab, die 1669 ausstarb. 1681
entstand eine weitere, 1697 in den Reichsfürstenstand erhobene, 1716 erloschene
Linie.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 15; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
Schwarzburg-Blankenburg (Grafen). Aus der 1274 von Schwarzburg
abgespalteten Linie S. entstammte der 1349 gewählte Gegenkönig Günther (XXI.)
zu Karl IV. Sie erwarb 1340 aus dem Erbe der Grafen von Orlamünde unter anderem
Rudolstadt sowie 1356 von den Grafen von Hohnstein auf Grund einer
Erbverbrüderung von 1325 die Herrschaft Sondershausen. 1564 vereinigte sie beim
Aussterben von Schwarzburg-Schwarzburg unter Graf Günther XL. die gesamten
Güter in einer Hand.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 192
Schwarzburg-Ebeleben (Grafen). 1651 spaltete sich von der
1599 begründeten Linie der Grafen von Schwarzburg-Sondershausen die Linie S.
ab, die 1681 ausstarb.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
Schwarzburg-Frankenhausen (Herrschaft, Grafen). Frankenhausen im
nördlichen Thüringen zwischen der Hainleite und dem Kyffhäuser war im 9.
Jahrhundert Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutsbezirks. Im 11. Jahrhundert
unterstand es dem Haus Weimar-Orlamünde, seit
Anfang des 13. Jahrhunderts den Grafen von Beichlingen. 1340 erwarb es der Graf
von Schwarzburg. Von 1571 bis 1594 war es Sitz der Linie S. 1599 kam es an
Schwarzburg-Rudolstadt und wurde Hauptort einer Unterherrschaft.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920.
Schwarzburg-Käfernburg (Grafen). Von 1160 bis 1385 bestand die
bei Arnstadt begüterte Nebenlinie S. der Grafen von Schwarzburg. Sie unterwarf
sich 1249 dem Landgrafen von Thüringen. Teile der Güter gingen 1302 an die
Grafen von Weimar-Orlamünde, weitere Teile 1315 durch Verkauf an
Schwarzburg(-Schwarzburg). Der Rest wurde Lehen Wettins.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Wittmann, H., Zur Frühgeschichte der
Grafen von Käfernburg-Schwarzburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 51 (1997), 9.
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat).
Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Zu
Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde. 1326
erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit 1599 war
es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums S. Die Grafschaft erhielt
1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten Oberherrschaft Schwarzburg
mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige Drittel Frankenhausen. Am
3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das
zum obersächsischen Reichskreis zählende S. nach Ablösung der Lehnsrechte
Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es
dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund bei. 1816/1821 erhielt es eine 1854
umgestaltete Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund und 1871 dem
Deutschen Reich bei. S. umfasste (1910) 941 Quadratkilometer mit 100700
Einwohnern und wurde beim Aussterben des Fürstenhauses von
Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit diesem in Personalunion vereinigt. Nach
Abdankung des Fürsten am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S. als Freistaat.
Dieser ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht der S. starb
1971 in männlicher Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A.,
1880; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und
Häuserchronik von Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte
der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses
Schwarzburg die Linie der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft
im Norden Thüringens um Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der
Oberherrschaft mit Arnstadt, Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der
unteren Grafschaft Gleichen. 1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis
gehörige S. die Linien Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt
(bis 1669) ab. Die überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt
(Schwarzburg-Arnstadt bis 1716). Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie
Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1754 wurde S. nach
Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat
zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis
1819 bereinigte es durch Verträge mit Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach
(Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) sein stark
zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte es in einem Zollvertrag mit
Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von Preußen eingeschlossenen
Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte Verfassung. 1866
trat es dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1910 umfasste S.
862 Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben des Hauses (1909) vereinigte der Fürst von
Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in Personalunion. Nach seiner
Abdankung am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S., der am 1. 5. 1920 im Land
Thüringen aufging, das seinerseits 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam, in der es am 23. 7. 1952
aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause
Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der
Behördenorganisation in Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur
Geschichte der Stadt Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429
wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger
Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme
auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die
Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu
Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei.
1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation
wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in zahlreiche Linien (u.
a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb von Gütern in Franken
(1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als Erbschaft der von
Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der Obersteiermark (1617 durch
Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in Westfalen (1550 Gimborn, 1621
Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare, 1782 an Wallmoden verkaufte
Herrschaft, Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz
(1687), der Landgrafschaft Klettgau (1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis,
jedoch nicht im Reichsfürstenrat, 1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende
des 18. Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften
Illereichen (1788) und Kellmünz (1789) am Mittellauf der Iller sowie der
Hoheitsrechte in der Landgrafschaft Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im
Breisgau stieg sie zu den führenden Familien des Reiches auf. 1654 erreichte
das Haus für seine fränkischen Güter die
Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst
von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit
Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16.
Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16.
Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und
Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert).
Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an
Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der
früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848
standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns
bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses
Schwarzenberg, 1963.
Schweden (Land). Das aus Gauten und S.
zusammengewachsene, bis zum 11. Jahrhundert christianisierte, seit 1154
Finnland erobernde Volk der S. stand seit 1250 unter der Herrschaft des Hauses der Folkunger. 1389 kam es an Dänemark, von dem
es sich 1523 unter Gustav Wasa wieder verselbständigte. 1561 erlangte es
Estland, verlor aber 1570 Gotland an Dänemark. Von 1614 bis 1617 gewann es
Karelien und Ingermanland, von 1621 bis 1629 Livland, 1645 Gotland und Ösel,
1648 Vorpommern, Wismar, Bremen und Verden. 1654 kam das Haus Pfalz-Zweibrücken auf den Thron. 1721 gingen
Livland, Estland, Ingermanland und Karelien an Russland verloren, nachdem schon
Bremen und Verden an Hannover und das östliche Vorpommern an Preußen gegeben
hatten werden müssen. 1803 fiel Wismar an Mecklenburg, 1809 Finnland an
Russland und 1815 das restliche Vorpommern an Preußen. 1814 wurde eine Union
mit dem zuvor zu Dänemark gehörigen Norwegen begründet, 1905 aber wieder
gelöst. S. Bremen, Pommern, Verden, Wismar.
L.: Andersson, I., Schwedische Geschichte, 1950; Findeisen, J., Schweden, 2. A.
2005; Öhman, J., Der Kampf um den Frieden, 2005.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund
eines Überfalles von Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer
militärisch vorgingen, wurden sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als
Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und Unterwalden (Waldstätte), auf die bald
auch der Name der Schwyzer (Switenses, Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert
Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren Bund. 1318 begaben sich die Herzöge
ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt seine Bedeutung. 1332
schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus
und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern (achtörtiger Bund,
Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386
und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss
sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens entkommen wollte, an, 1415
wurde der restliche Aargau als Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri
nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch
den Streit um Toggenburg ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460
dem habsburgischen Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden
Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über
den deutschsprachigen Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse
des Reichstags, die sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des
Reichskammergerichts an das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich
tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt.
1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der
Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch
die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende Spaltung konnte verhindert werden,
doch wurde die S. konfessionell gespalten, wobei sieben Orte katholisch
blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten
Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf,
Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem
seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und
der Bischof von Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17.
Jahrhundert überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre
Landgebiete wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher
Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen
Frankreich ein und errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte
Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu
Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands
gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen
Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis
wurde verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis
1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von
Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die
Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem
insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler,
H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung
Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018
wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Nach der Eroberung durch
Heinrich den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen
einsetzenden Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten
die Länder Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227
nahm der Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine
Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie
Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die
Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen
dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche die Grafschaft durch Kauf von den
ihrerseits in das durch Heirat erlangte Tecklenburg wechselnden Erben erwarben.
Die lehnsrechtlichen Ansprüche der Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die
Herzöge von Mecklenburg teilten ihr Haus
1555/1621 in die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695)
bzw. 1701 Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15.
Jahrhunderts bis 1764 und von 1837 bis 1918 war S. Residenz des zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums, von 1918 bis 1934
Hauptstadt des Freistaats Mecklenburg-Schwerin und von 1934 bis 1952 des Landes
Mecklenburg. S. Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen
von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi,
H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 530
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren,
Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz
der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten
Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und
den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb
Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich
zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig
sind die späteren Fürsten zu Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die
Güter 1655 überlassen hatte, nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns
landsässige Herrschaft Sünching an der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden
war. Die S. gehörten im frühen 16. Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim,
Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den
Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur Grafenbank
des fränkischen Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium, doch gingen diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die
Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S. 1705 in
den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet
von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt
Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim,
LexMA 7 1995, 1721; Rahrbach 237.
Senftenberg (Herren). In S. an der Schwarzen Elster
erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Sie war Sitz der Herren von S., deren
Herrschaft rund 30 Dörfer umfasste. 1448 kam sie an das Haus Wettin, später von Sachsen an Brandenburg Preußens und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Lehmann, R., Bilder aus Senftenbergs Vergangenheit, 1932;
Lehmann, R., Senftenberg, 1986, Jb. f. brandenburgische Geschichte 37 (1986).
Siegen (Burg, Herrschaft). Zwischen 1079 und
1089 erscheint S. an der Sieg erstmals (Sigena). 1224 gab der Graf von Nassau
die Hälfte seiner 1303 mit dem Recht von Soest begabten Stadt S. an das
Erzstift Köln. Die Doppelherrschaft währte bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts
(1421). Seit 1607 war S. Sitz des Hauses
Nassau-Siegen, das sich 1621 weiter teilte und 1652 in den Fürstenstand erhoben
wurde. Seit 1742 war S. nur noch Sitz eines Amtes. Über Nassau, Berg
(1806-1813, Unterpräfektur) und Preußen (1815/1816) kam es 1946 an
Nordrhein-Westfalen. S. Nassau-Siegen.
L.: Wolff 337; Achenbach, H. v., Geschichte der Stadt Siegen, Bd. 1f. 1954,
Neudruck 1978; Güthling, W., Geschichte der Stadt Siegen im Abriss, 1955;
Bingener, A./Fouquet, G., Die Stadt Siegen im Spätmittelalter, Nassauische
Annalen 105 (1994), 103; Fuhrmann, B., Siegen, LexMA 7 1995, 1862; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 559; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland
und Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
Sigmaringen (Grafschaft). S. an der oberen Donau
wird 1077 als Burg eines unbekannten, möglicherweise mit den Grafen von
Pfullendorf und Altshausen-Sulmetingen verwandten, 1083 bezeugten
Hochadelsgeschlechts erstmals erwähnt. Die am Fuße der Burg entstehende
Siedlung wurde im 13. Jahrhundert Stadt und erhielt 1362 das Stadtrecht
Pfullendorfs. Über die Grafen von Helfenstein (um 1272) und die Grafen von
Montfort kam S. um 1290 an König Rudolf von Habsburg und vor 1325 (1323?) als
Pfand an die Grafen von Württemberg sowie von dort 1399 als Pfand an die Grafen
von Werdenberg. Seit 1460 galt S. als reichslehnbare Grafschaft. 1482 erlangte
Habsburg einen Anspruch auf S. für den Fall des Aussterbens der Grafen von Werdenberg.
1534 fiel beim Aussterben der Grafen von Werdenberg die Grafschaft S. an
Habsburg bzw. Österreich und von dort 1535 als Lehen Österreichs an die
schwäbische Linie der Grafen von Hohenzollern (S. und Veringen) Seitdem nannte
sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Das Gebiet kam über Preußen (1849)
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 46, 168; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; 900 Jahre Sigmaringen, 1977; Kaufhold, W./Seigel, R.,
Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus
Hohenzollern, 2. A. 1978; Richter, G. u. a., Der Landkreis Sigmaringen.
Geschichte und Gestalt, 1981; Schöntag, W., Sigmaringen im 19. und 20.
Jahrhundert, Blätter des Schwäbischen Albvereins 93 (1987); Sigmaringen, hg. v.
Kuhn-Rehfus, M., 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2
1995, 376; Lorenz, S., Sigmaringen, LexMA 7 1995, 1886f.
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten). Durch Teilung der
Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von S. Sie erlangte
1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und 1495 das
Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das Solmser
Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels) Braunfels,
(Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und (Solms-Hungen) Hungen
auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich S. und
wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum
S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das Amt Braunfels mit den Städten
Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der gleichnamigen Stadt und einem
Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg, Städte und Ämter Hungen und
Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg [10/48 der Stadt Münzenberg
und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg]) teilweise an Nassau und teilweise
an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 385.
Stablo (Fürstabtei, Residenz des Fürstabts),
frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus
unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier
Grimoald und König Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei
Lüttich. Sie war von Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von
Grimoald (auf Königsgut) gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort
eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei nahm sie
seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie
Malmedy) Sitz und Stimme im Reichstag und später im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das Gebiet beider Abteien umfasste
das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die
Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir.
1794 verloren beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17
Quadratmeilen) kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das
sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die
Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach
Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Stablo-Malmédy, (Fürstabtei, Residenz), Stablo und
Malmedy (Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von ihrer
Gründung unter dem merowingischen Hausmeier
Grimoald bis zur Aufhebung durch Frankreich 1796 durch Personalunion
miteinander verbunden. Das Gebiet beider Abteien umfasste das Fürstentum Stablo
mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmédy und die Grafschaft Logne mit
dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547
Starhemberg (Grafen, Fürsten). Seit 1236/1240 nannte
sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert als Dienstmannen der
steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der um 1170 erbauten Burg
S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu
reichen Gütern in Oberösterreich und Niederösterreich erbte es 1559/1572 von
den Grafen von Schaunberg deren Güter um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei
Linien aufgeteilte, der Reformation folgende Familie in den zwei weiblichen
Linien in den Reichsgrafenstand, 1765 in einer Linie (Georg Adam von S.,
Erzieher Josephs II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
Starschedel (Reichsritter). Von 1607 bis 1623 war
Heinrich von S., markgräflich-badischer Geheimer Rat und Haushofmeister, Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 214.
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren
(Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren († 1055) benannte, der durch
seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile
des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich († 1105) erhielt als
Schwiegersohn König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das
Herzogtum Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen
bei Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die 1108 letztmals
genannten Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit
Konrad III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden
Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland
(Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche
Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen
zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf
(1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von
Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und
der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der
Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft dann allerdings
zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches Erbgut in einen
zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber durch die
Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus ecclesiasticis) bzw.
1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der Landesherren festigte.
Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes Konrad IV. Tod (1254)
zerfiel die Herrschaft der Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268
(Enthauptung Konradins, des Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in
verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I.
bis König Konrad III. 1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer,
1943; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511,
Neudruck 1968/1969; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die
Heimat der Staufer, 1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden,
hg. v. Kölzer, T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O.,
Staufer, LexMA 8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v.
Reinhardt, E. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik,
2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge,
Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2007.
Stavenhagen (Land). Das Land S. in Ostmecklenburg
wurde 1282 von Pommern an Mecklenburg-Werle verpfändet.
L.: Wolff 443; Klose, F., Zu Hause bei Fritz
Reuter. Stavenhagen. Ein Heimatbuch, 1956.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn
wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und
Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein
(1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186
(Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben
1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von
Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen
Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener
Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282 durch König
Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der innere Ausbau
durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die
S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig
mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis
1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und
1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der
Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S.
zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender
Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18.
Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen Sonderstellung
beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen besiedelte Drittel
der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige S. als Bundesland
bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das
3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt
Eisenstadt zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark
(Südburgenland mit Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941
unterstand die 1918 von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die
Save-Gebiete und sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet
Prekmurje) rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der
eingesetzten Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend
wieder der S. eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893; Pirchegger,
H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der
Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger,
H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung steirischer
Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in) Erläuterungen
zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917, 1957; Mell, A.,
Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd.
1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark,
1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd.
1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen
Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen
1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31,
Steiermark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der
Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K.,
Bibliographien, Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der
Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B.,
1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v.
Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark
und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M.,
Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G., Theresianische
Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA
8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder,
D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im
Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
Sternberg (Grafschaft). Nach der spätestens um
1240 erbauten Burg S. im Extertal östlich Lemgos bei Lippe nannte sich von 1243
bis 1377 eine Nebenlinie der Grafen von Schwalenberg, die um 1240 die Güter im
Nordwesten der Grafschaft Schwalenberg zwischen Rinteln und Detmold, Herford
und Pyrmont einschließlich der Klostervogteien über Herford und Möllenbeck sowie
Kölner Lehen und Pfänder übernommen hatte. Die Grafschaft S. mit dem Hauptort
Bösingfeld wurde 1370 von den letzten Grafen von S. an die verwandten Grafen
von Schaumburg veräußert und von diesen 1400 teilweise (Barntrup, Salzuflen)
und 1405 ganz an Lippe verpfändet. 1640 starb das Haus
Schaumburg aus. Oberlehnsherrliche Rechte, die das Hochstift Paderborn in
Anspruch nahm, konnten erst nach einem langwierigen Prozess 1788 durch
Vergleich von Lippe abgefunden werden. Lippe selbst hatte das Amt S. von 1733
bis 1771 an Hannover verpfändet. Innerhalb Lippes gehörte S. zu Lippe-Detmold.
S. a. Schwalenberg.
L.: Wolff 349; Weber, W., Die Grafschaft Sternberg, 1928; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963.
Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von
Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich
der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge
aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab
1124/1128 wurde das zu dieser Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte
S. christianisiert. Dem folgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler.
1237/1243 erhielt S. Magdeburger Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen
Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523
wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation eingeführt. Im Dreißigjährigen
Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern, das 1815 den Regierungsbezirk
S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark zerstört und kam unter Verwaltung
Polens, an das S. 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte. S.
a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E.,
Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988;
Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S.,
Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554.
Stolberg (Grafen, Grafschaft [, Fürsten9). In S.
am Südharz bei Sangerhausen wurde vermutlich im 10./11. Jahrhundert eine Burg
und im 12. Jahrhundert eine Bergbausiedlung begründet. Nach S. benannten sich
seit 1210 (Stalberg) die von den Grafen von Hohnstein oder den Grafen von
Kirchberg abstammenden Grafen von S., die um 1200 erstmals bezeugt sind. Ihre
Güter lagen vornehmlich östlich des Harzes (S., Hayn, 1341 Rossla, Bennungen,
1417 untere Grafschaft Hohnstein, 1413/1417 Kelbra und Heringen gemeinsam mit
Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465 Questenberg). 1548 teilte sich das Haus nach der 1539 eingeführten Reformation in eine
rheinische, 1631 erloschene Linie und eine Harzer Linie. Diese zerfiel 1645 in
die sich nach dem von ihnen 1429 erlangten Wernigerode nennende Linie
Stolberg-Wernigerode und in die Linie Stolberg-Stolberg. Von
Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677 die 1742 zu Reichsfürsten erhobene, 1804
erloschene Linie Stolberg-Gedern ab, von Stolberg-Stolberg 1706
Stolberg-Rossla, das 1893 gefürstet wurde. Das Gebiet der etwa 5,5
Quadratmeilen großen Grafschaft S. teilten sich im 18. Jahrhundert die Linien
Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S., Amt Hayn) und Stolberg-Rossla (Ämter
Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode [Berenrode] und Wolfsberg). Die
Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im Wetterauer Reichsgrafenkollegium und
im obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie eine Oberhoheit und
Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für die Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche
auf Königstein eine Rente von 30000 Gulden. 1803 wurden die Grafen von S.
mediatisiert. Ihre Güter kamen an Sachsen (Kursachsen), 1807 an das Königreich
Westphalen, (Stolberg-Stolberg) 1815 zu Preußen (Provinz Sachsen) und 1945
(sowie erneut 1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode,
B. Graf zu, Geschichte des Hauses Stolberg, hg.
v. Mülverstedt, G. v., 1883; Regesta Stolbergica, hg. v. Mülverstedt, G. v.,
1885; Katalog der fürstlich Stolberg-Stolbergischen Leichenpredigtsammlungen,
hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff. 1927ff.; Grosse, W., Geschichte der Stadt und
Grafschaft Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964;
Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8 1996, 190.
Stuben (Reichsritter). Von 1640 bis 1737
(zuletzt mit dem württembergischen Geheimen Rat Johann Joseph Anton von S.,
Herrn zu Zimmern unter der Burg und Hausen am
Tann) waren die S. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die
Reformation eingeführt, durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt.
1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes
Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es
mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich
verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß
Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet
um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der
Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen, Oberschlesisches Jb. 1 (1985);
Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw.
1159 sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T.
und zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg
trugen sie ihre Güter um T. Böhmen, an anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf.
Die in mehrere Linie aufgespaltete Familie nahm in der fränkischen
Reichsritterschaft eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende des 15. bis ins 18.
Jahrhundert zählte sie mit Burgsinn, Dittlofsroda, der Hälfte von Gräfendorf,
Hessdorf mit Höllrich, drei Vierteln T. mit einem Viertel Hesslar, der Hälfte
von Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts, Heiligkreuz, Rossbach,
Rupboden, Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton Steigerwald und im
frühen 19. Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Mehrere Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und Reichsgrafen erhoben.
Von 1697 bis 1709 zählte Hans Karl von T., der 1708 die Reichsgrafenwürde
gewann, wegen des 1696 erworbenen Freudental zum Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J.,
La noblesse contre le prince, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell,
Steckelberg).
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant (Landgrafen
von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen und
andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde. 1265
überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht den
Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen T.
an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in der
Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem erweiterten
sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs (Vogtei über die
Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft Coburg 1347/1353
sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374 und des
Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die Herrschaftsgebiete
von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von Weida, Gera und
Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des Deutschen Ordens
bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen, die von 1379 bis
1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten, im Norden einen
langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis Langensalza,
weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis und
schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener Linie
der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482 eigenständig
wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die
Kurlinie der Ernestiner, die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde,
Zwickau, Coburg und Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der
Albertiner, an die das nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee,
Freyburg, Sangerhausen, Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra)
fiel. 1547 verlor die ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische
Linie und wurde auf das inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T.
beschränkt, für das sie 1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T.
bzw. Sachsen immer weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig.
Nach dem Aussterben der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die
Albertiner und Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber
1660 auf. Von 1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene
Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl)
den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden
im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun
der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete
zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die
Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß
ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf
(Reuß-Ebersdorf), Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am
13. 11. 1826 erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum
Großherzogtum erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch
Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die
sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie
Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden
acht Freistaaten (vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß).
Sie schlossen sich mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5.
1920 entgegen den Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar
zusammen, das sich am 11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann
nunmehr über das ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer
Wald hinaus Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu
umfassen (Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die
Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906;
Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze,
H., 1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit
dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp
IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de
la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den
Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme
1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte
1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag
nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des
erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren)
kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen
Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von
80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten
Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des
schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten,
erhielt dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien
Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach
mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen
und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit
insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum
Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns,
Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815
durch die Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867
musste sie die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen
abtreten. 1899 erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und
Donaustauf. Sitz der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte
eine Verlegung von Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f.
württemberg. LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M.,
1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und
Taxis 1517-1867, Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen
zur Geschichte des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und
Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und
Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und Taxissche
Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis, 2003.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
Trauchburg (Herrschaft, Grafschaft). Die Herrschaft
T. nördlich von Isny kam zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von T.,
einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen, die
sie den Truchsessen von Waldburg zu Lehen gaben und 1306 zusammen mit Stadt und
Kloster Isny verkauften. 1429 fiel die Herrschaft an die jakobische Linie
Waldburg-Trauchburg (T.) der Truchsessen, 1772 an Waldburg-Zeil-Zeil aus der
georgischen Linie. Die über Waldburg-Zeil-Trauchburg, am Ende des 18.
Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft wurde 1806 von
Württemberg mediatisiert. 1810 trat Württemberg den südöstlichen Teil mit der
Burg T. an Bayern ab.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des Hauses Waldburg, 1888; Rauh, R., Inventar des Archivs
Trauchburg, 1968.
Traungau (Gau, Grafschaft). Vermutlich aus dem
Chiemgau stammt ein Adelsgeschlecht, das auf der um 972/985 erstmals genannten
Stirapurhc (Steyr) saß und wohl über die Grafen von Lambach Güter und Grafschaftsrechte
im T., Hausruck und an der Donau erlangte und
damit das mittlere Ennstal und das obere Trauntal in Händen hatte. Seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts leitete es die Karantanische Mark, die 1180 zum
Herzogtum Steiermark erhoben wurde. 1186/1192 fiel die Steiermark nach dem
Aussterben der Herzöge (Otakare) an die verwandten Babenberger (Herzöge von
Österreich). 1254 wurde der T. als Teil Oberösterreichs mit dem Herzogtum
Österreich verbunden.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Trungovue,
Gau [zwischen Traun und Donau?], Ennsburg); Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, 307, s. Trungouwe, II, 16, 24, Trungouwe, ‚Traungau‘.
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer Provinz
um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum
(Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von
1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der
Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer
Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T.,
das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad,
1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn
Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen
unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es
Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen
Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel
an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands
Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die
Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
Urach-Freiburg (Grafen). Bei der Aufspaltung der Grafen
von Urach 1248 erhielt die Linie Freiburg den Breisgau mit Freiburg und der
Herrschaft Hausach im Kinzigtal. Die Grafen von
U. gaben 1328 Hausach an Fürstenberg und 1368
gegen Entschädigung Freiburg an Habsburg. 1395 erbten sie die Grafschaft
Neuenburg (Neuchâtel). Beim Aussterben der Linie 1457 kamen die verbliebenen
Güter im Wesentlichen an die Markgrafen von Hachberg, von denen die Grafen von
1318 bis 1395 die Landgrafschaft Breisgau als Pfand innegehabt hatten.
L.: Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939.
Urspring (Kloster). Das Benediktinerinnenkloster
U. bei Schelklingen südwestlich Ulms wurde 1127 gegründet. 1343 fiel es mit der
Herrschaft Berg an Habsburg. Dem österreichischen Mediatkloster gehörten am
Ende des 18. Jahrhunderts die Orte und Weiler U., Hausen,
Schmiechen, Sotzenhausen, Muschenwang (Muschelwang) und Oberschelklingen mit
etwa 100 Höfen. 1806 fiel das Kloster Württemberg zu und kam folglich 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810,
1902; Eberl, I., Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei
Schelklingen, 1978.
Vaduz (Grafschaft). V. am oberen Rhein wird
1150 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war das Schloss V.
Sitz der Grafen von V. Bis 1392 stand die Grafschaft den Grafen von Werdenberg
zu. 1396 erlangte die Grafschaft Reichsunmittelbarkeit. Bis 1507 kam sie an die
Freiherren von Brandis, bis 1613 mit Schellenberg und Blumenegg an die Grafen
von Sulz. 1613 fielen Grafschaft V. und Herrschaft Schellenberg an die Grafen
von Hohenems, 1699/1712 an die Fürsten von Liechtenstein. 1719 wurden V. und
Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu einem reichsunmittelbaren
Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
L.: Wolff 179; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P.,
Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein
Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990.
Valangin, Valengin (Grafschaft). Die Grafen von
V. waren eine 1584 zurückkehrende Nebenlinie der Grafen von
Neuenburg/Neuchâtel. Deren Fürstentum kam nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1707 durch Wahl der Stände
an König Friedrich I. in Preußen als testamentarischen Erben des 1702 mit
Wilhelm III. von England ausgestorbenen Hauses
Oranien. 1805 überließ König Friedrich Wilhelm III. Neuenburg/Neuchâtel gegen
Hannover an Napoleon und dieser es 1806 an seinen Marschall Berthier. 1814 kam
es an Preußen zurück und wurde als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der
Schweiz aufgenommen. Am 1. 3. 1848 sagte es sich von Preußen los. Am 20. 4.
1857 verzichtete Preußen endgültig auf seine Rechte. 1861 gab der König von
Preußen auch den Titel Graf von V. auf.
L.: Wolff 538; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Stribrny, W.,
Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?)
als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm
die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von
Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht
zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis
1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das
Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft, 1459/1466 nahmen die
Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466
zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten
Linie der Vögte an sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der
Wettiner. Nur Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der
von den Vögten abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der
ernestinischen Linie mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von
Meißen aus dem Hause Plauen (Heinrich V. von
Plauen, Kanzler von Böhmen) zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand,
1575 endgültig beim Aussterben der Burggrafen an Sachsen (seit 1602
vogtländischer Kreis) und kam damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu dem
ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg
(in der Schweiz und) im Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon
(König) Rudolf I. um eine Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben
bemüht hatte, 1368 Freiburg im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381
die Landvogtei in Schwaben und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398
Sargans, 1403 von Habsburg-Laufenburg Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die
Landvogtei Hagenau im Elsass (1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie
verschiedene 1369 an Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an
die leopoldinische Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444)
kam für sie der Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die
Bezeichnung V. Bis 1499 gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft
der Schweiz verloren. Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft
Oberelsass mit Sitz in Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der
Schutzvogtei über 40 Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer
Straßburg, aus dem Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg
sowie die Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg),
Rheinfelden und Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau,
die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und
die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548),
aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch
sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die
Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und
die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804)
und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem
österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb
Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach
an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen Breisach und
Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000
Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden
Einkünften. Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und
Breisgau in Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in
Freiburg im Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803
musste der Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er,
verkleinert um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn
Ferdinand von Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die
übrigen Teile Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die
auch die 1804 erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft
Königsegg-Rothenfels erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern
untereinander Gebiete aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der
Reichsgrafschaft Bregenz und Hohenems an Österreich zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und
vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000; Vorderösterreich
in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989; Speck, D., Die
vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert, 1989; Baum, W.,
Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G., Vorderösterreich,
LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, Bd.
1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a.,
1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer Donau, hg. v. Zekorn, A. u.
a. 2002; Vorderösterreichisches Appellationsgericht und vorderösterreichische
Landrechte, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2012.
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des
Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die
ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben
die zu Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet
(um 1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg,
1337 Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5
Donaustädte, 1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen,
1401-1695 der Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel
die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit
Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische
(Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft
Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler)
Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte
sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil).
Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798
erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in
Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die
Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den
Linien Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806
wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg
und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rauh, R., Das Hausrecht
der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der Kreis Ravensburg 1976;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, 1995, 350.
Waldburg-Trauchburg (Grafen, Truchsessen, Fürsten).
Trauchburg nördlich von Isny fiel von den Herren von Trauchburg, einer
Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen und 1306
durch Verkauf an Waldburg. 1429 kam Trauchburg an die 1772 erloschene
jakobische Linie W. der Truchsessen von Waldburg, von diesen an
Waldburg-Zeil-Zeil. 1806 wurde Waldburg-Zeil-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Zeil) in
Württemberg mediatisiert. Trauchburg kam 1810 an Bayern. Wegen einer Hälfte
Kissleggs zählten die Truchsessen zum Kanton (Bezirk) Allgäu-Bodensee
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. S. Waldburg-Zeil-Trauchburg
(Waldburg-Zeil-Zeil).
L.: Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit
1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg
Waldburg östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben sie Wolfegg, um 1240 Waldsee.
1429 erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die eberhardische Linie, die 1511
erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die georgische Linie, die sich 1595 in
die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte. Waldburg-Wolfegg
(Wolfegg) zerfiel 1672 in das 1798 erloschene Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in
W. 1790 hatte W. die Herrschaft bzw. Grafschaft Waldsee, die Herrschaften
Winterstetten, Schwarzach, Eberhardzell und Schweinhausen und das Gericht
Reute. 1798 beerbte sie Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den
Reichsfürstenstand erhoben, 1806 aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978.
Waldburg-Zeil (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die Burg
Zeil bei Leutkirch war 1123 ein Sitz der Grafen von Bregenz, im 13. Jahrhundert
Reichsburg. 1337 fiel sie an die Truchsessen von Waldburg und kam 1595 an die
Linie W. Wegen Altmannshofen und Vogelsang zählte sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1792 gehörten die Lande der
Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und zu Waldburg-Zeil-Wurzach zum
schwäbischen Reichskreis. 1803 wurden die Truchsessen von Waldburg in den
Fürstenstand erhoben, 1806 mediatisiert.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des
fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.
Waldburg-Zeil-Trauchburg (Truchsessen, Grafen). Trauchburg
nördlich von Isny kam von den Herren von Trauchburg, einer Nebenlinie der
Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen und 1306 durch Verkauf an
Waldburg. 1429 fiel es an die jakobische Linie, 1772 bei deren Erlöschen an
Waldburg-Zeil-Zeil. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. (bzw.
Waldburg-Zeil-Zeil) die Grafschaft Zeil und Trauchburg und die Herrschaften
Herrot (Herroth) und Kisslegg. 1805 fiel ihnen das Kollegiatstift Zeil zu. 1806
wurden sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg kam 1810 an Bayern.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Zeil-Wurzach (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Wurzach
am Südrand des Wurzacher Rieds in Oberschwaben wird 810/819 erstmals genannt.
1218 kam es an das Geschlecht Tanne/Waldburg. Die Truchsessen von Waldburg
teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und
Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und
Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Zeil spaltete sich 1674/1675 in Zeil-Zeil und
Zeil-Wurzach. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Herrschaft Wurzach zusammen mit der Herrschaft Marstetten und der Grafschaft
Zeil, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen mit 10000 Einwohnern. 1806 erhielten die
Truchsessen im Zuge der Säkularisation die Franziskanerinnenklöster Kisslegg
und Wurzach und das Paulanerkloster (Paulanerbruderkloster) in Wurzach. Die
Grafen von W. wurden 1806 mediatisiert, wobei Wurzach an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. Die Linie erlosch 1903.
L.: Wallner SchwäbRK 26 b; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Vogel,
A., Bad Wurzach. Seine Geschichte und sein Recht, 1959.
Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Die
Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere Linien. Die georgische
Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil
(Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach (Zeil-Wurzach) und W.
(Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die
Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot, Kisslegg
(teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich auch
Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr das Kollegiastift Zeil zu. 1806
wurde sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an
Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor
1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit Anfang des 11.
Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie
wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von den Herren von
Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden
waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die
Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet
an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg
(Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz
sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den
Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als reichsunmittelbar anerkannt.
1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens)
und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495
beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich
lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg,
Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag die zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich schwalenbergische Grafschaft
Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg
(Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682
(Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719
Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg
unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es zählte zum
oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank). Durch den Beitritt zum Rheinbund
erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von 1805/1806-1813 für einen Bruder des
Fürsten geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im
Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die jedoch infolge
des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen
Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung. Das
Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach, Niederwildungen, Mengeringhausen,
Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau, Freienhagen, Waldeck, Züschen,
Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen,
Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des
Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von
1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1.
1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in
Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und
Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen
Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das
Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen des fortbestehenden
Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den letzten König der
Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11.
1918 wurde W. Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom
15. 4. 1919. 1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt,
nach der 1926 seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1.
4. 1929 auf Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei
Landkreisen und rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw.
Hessen-Nassau Preußens eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Weida (Vögte, Herrschaft). 1122 wird die Burg
W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals erwähnt. Sie war Sitz der von W. im
Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die mittlere und obere Elster
wechselnden, zunächst herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220
reichsministerialischen Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach
Quedlinburger Vogteirechten um Gera als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244
in die Vögte von W. mit Sitz in W. (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis
1550) und die Vögte von Plauen teilten und deren sämtliche männliche
Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich den Namen Heinrich
erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer Reichsunmittelbarkeit
und fürstengleichen Rang. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann
ein unaufhaltsamer Niedergang der Vögte von W. Dabei ging das Gebiet um Hof an
die Burggrafen von Nürnberg verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen
Landes an der Regnitz). 1354 mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des Hauses Wettin, an das dann Triptis, Ronneburg, Werdau,
Schmölln und andere Güter gelangten, für das Stammland anerkennen. 1427 kam die
Herrschaft W. durch Verkauf an das Haus Wettin,
1485 an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an die albertinische Linie, 1815
an Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und 1920 an das Land Thüringen.
Dieses gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und wurde am 23. 7. 1952
innerhalb der 1949 entstandenen Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst
(str.), zum 3. 10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik
zur Bundesrepublik Deutschland aber wieder begründet. Die übrigen Güter der
Vögte von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben an die Vögte von Gera und die
Vögte von Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff.
1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke,
K., Geschiche Sachsens, 1990.
Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist
erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten
Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen,
1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland
erhielten und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in
männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die
askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um
Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um
Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und
ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus
Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen
Linie und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum bestand aus Stadt und Amt
W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf), Berka an der Ilm, Rossla,
Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf), Dornburg, Bürgel
und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt, Neumark,
Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten Buttelstedt, Bösleben (Bößleben),
Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen (Groitschen), Wormstedt,
Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt), Guthmannshausen, Stedten, Wallichen
(Walichen), Tromlitz und Mechelroda (Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W.
etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 615.
Weingarten (Reichsstift, Reichsabtei). In der
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts (nach? 934, um 1000?) gründeten die Welfen
ein Frauenkloster neben dem 1053 erstmals erwähnten Dorf Altdorf. Nach dem Brand
von 1053 wurde die Benediktinerinnenabtei von den Welfen als Hauskloster auf den Martinsberg verlegt und W.
genannt. 1056 wurden die Nonnen durch Mönche aus dem oberbayerischen
Altomünster ersetzt. Spätestens 1191 kamen Dorf und Kloster an die Staufer.
1268 wurde das von Welfen, Staufern und anderen reich begabte Kloster
reichsunmittelbar (1274 bezeugt). Das Dorf Altdorf wurde unter König Rudolf von
Habsburg Sitz der Verwaltung der Landvogtei Oberschwaben, die den Schirm über
das Kloster ausübte. In Verträgen von 1531 und 1533 mit Österreich, das 1486
pfandweise die Landvogtei erlangt hatte, konnte W. seine Reichsunmittelbarkeit
behaupten, verblieb aber mit dem größten Teil seines Gebiets unter der
Landeshoheit der Landvogtei. 1802 wurde W., das Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte und dem die
freie Reichsritterherrschaft Blumenegg, die Herrschaften Brochenzell und
Liebenau, die Gerichte Ausnang (Auswang) und Waldhausen (Unterwaldhausen), die
Ämter Hagnau, Hasenweiler, Esenhausen, Frohnhofen, Blönried, Blitzenreute,
Aichach, Bergatreute, Schlier, Bodnegg, Karsee, die Zehntämter jenseits und
diesseits der Schussen und das Priorat Hofen am Bodensee mit 1227 Gütern und
Höfen in verschiedenen Ämtern, insgesamt 6 Quadratmeilen bzw. 320
Quadratkilometer Gebiet mit 14000 bzw. 11000 Einwohnern und 120000 Gulden
Einkünften, gehörte, von Nassau-Oranien-Dillenburg säkularisiert und fiel
1806/1808 mit einem Teil seines früheren Gebiets an Württemberg. 1865 wurde der
Name W. auf den Ort Altdorf übertragen. Über Württemberg gelangte W. 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 181; Zeumer 552 II a 36, 2; Wallner 686 SchwäbRK 20; Die Territorien
des Reichs 5, 232; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810,
1902; König, E., Die süddeutschen Welfen als Klostergründer, Vorgeschichte und
Anfänge der Abtei Weingarten, 1934; Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters
Weingarten 1056-1956, hg. v. Spahr, G., 1956; Reinhardt, R., Restauration, Visitation,
Inspiration. Die Reformbestrebungen der Benediktinerabtei Weingarten von 1567
bis 1627, 1960; Scherer, P., Reichsstift und Gotteshaus Weingarten im 18.
Jahrhundert, 1969; Spahr, G., Die Basilika Weingarten, 1974; Weingarten, 1975,
Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Riechert, U., Oberschwäbische
Reichsklöster im Beziehungsgeflecht mit Königtum, Adel und Städten (12.-15.
Jahrhundert). Dargestellt am Beispiel von Weingarten, Weißenau und Baindt,
1986; Weingarten, 1992; Zotz, T., Weingarten, LexMA 8 1996, 2132f.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig
dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die
Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf
II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche Allodialgüter
und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen von Bregenz)
erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055 im
Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien
verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden
Markgrafen Albrecht (Azzo) II. von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen
Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn
Heinrich der Schwarze (um 1074-1126) heiratete Wulfhild, eine der beiden
Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen sächsischen Herzogshauses der Billunger.
1137 erlangten die W. unter Heinrich X. dem Stolzen (um 1100-1139), der
Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III., ehelichte, auch die Würde des Herzogs
von Sachsen. 1180 verlor deren mit Mathilde von England verheirateter Sohn
Heinrich der Löwe (1129-1191) die Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber
das Eigengut Braunschweig-Lüneburg, das – nach dem glücklosen Zwischenspiel
Ottos IV. als deutscher König und Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds)
erhoben wurde, aber durch zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte
(Grubenhagen, Wolfenbüttel, Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der
Linie Calenberg des Neuen Hauses Lüneburg gelang
1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837 Personalunion mit
England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor das älteste noch
bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland,
(in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und
frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das Welfenhaus
als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens
Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis, (in) FS G.
Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im 13.
Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke, G.,
Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v.
Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg.
v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt
Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus
W. bei Borken sowie einen schmalen Streifen Landes an der Issel für
rückständigen Sold als Lehen. 1316 hatte sich das Haus
zu einer Burg entwickelt, die 1344 durch Heirat an die Kuilenburg (Kalenburg,
Cuylenburg) bzw. Culemborg fiel. 1504 kam W. über eine Erbtochter an die
Pallant (Palant), die 1639 ausstarben. Danach fiel die 1567 reformierte
Herrschaft an die Grafen von Waldeck und durch Heirat an
Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000 Reichstaler an das Hochstift
Münster verkaufte, das die Gegenreformation durchführte. Die Herrschaft W.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Hochstift Münster zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über Preußen (1802/1803) kam es 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im
Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen
Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im
frühen 10. Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg Wettin bei Halle an der
Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als
Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses
Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch 1143). Nach der Teilung von 1156 in die
fünf Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch
(bis 1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in
der Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen,
die Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit
1680 an Brandenburg und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift
Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen
Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene
Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt
werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde
vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[,
dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und
Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in
Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare
erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen
die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu
einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die
albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889; Posse, O., Die Wettiner, 1897;
Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v. Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der
wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B., Zwischen Reiseherrschaft und
Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten Mittelalter, 1989; Sachsen, A.
Herzog zu, Die albertinischen Wettiner, Geschichte des sächsischen
Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des Hauses
Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins zur Vorbereitung
der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v.
Polenz, H. v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und
Thüringen, 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990;
Pätzold, S., Die frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, 1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten
Mittelalters, 1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E.,
Die Rechte der Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999),
233; Rogge, J., Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die
Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R.,
Die Wettiner, 2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift
Meißen und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H.,
Herrschaft und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster
im Mittelalter, 2010; Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor 1129
gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W. nördlich von
Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der Lahn wie links
des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut. 1244 starb das nach W. benannte
Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel über die Erbtochter an die Grafen
von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der andere Teil an die Herren von Eppstein
(1306 an die Grafen von Virneburg, dann an die Grafen von Jülich). Die Grafen
von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg) vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft
W. erneut und nannten sich seitdem Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in weiblicher Erbfolge an
eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel, die sich danach Grafen
von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die Grafschaft Leiningen
erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene Gebiet geteilt. Die
obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen
Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere
Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an die
jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800 umfassten die obere und untere Grafschaft,
die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel
erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg sowie die trierische
Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz
Preußens. 1824 erlosch die Linie Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt.
1945/1946 kam das Gebiet der alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu
Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Wied-Neuwied (Grafschaft). W. ist die jüngere Linie
des Hauses Wied. Ihr unterstand die untere
Grafschaft Wied mit der Residenz in Neuwied. Sie zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1784 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihre
Güter, die außer der Stadt Neuwied den Distrikt mit den Kirchspielen
Heddesdorf, Feldkirchen, Bieber (Niederbieber), Altwied (Wied), Rengsdorf,
Honnefeld (Niederhonnefeld) und Anhausen, den Distrikt mit den Kirchspielen
Rückeroth, Dreifelden und Nordhofen und den Distrikt mit den Kirchspielen
Grenzhausen und Alsbach enthielt, fielen 1806 an Nassau und 1815 an Preußen.
Beim Aussterben der Linie Wied-Runkel (1824) trat W. deren Erbe an.
L.: Wolff 345; Zeumer 554 II b 63, 5; Wallner 703 WestfälRK 25 b; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Troßbach, W., ”Im Kleinen
ein ganz wohl eingerichteter Staat”. Aufgeklärter Absolutismus in der
Grafschaft Wied-Neuwied, (in) Journal für Geschichte, 1985, H. 5; Troßbach, W.,
Der Schatten der Aufklärung, 1991.
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum). W. ist die
ältere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand
seit 1698 die obere Grafschaft Wied mit der Residenz Dierdorf und der
Herrschaft Runkel. Sie zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den
Reichsfürstenstand erhoben. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange)
von Köln die Ämter Neuerburg und Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei
Villmar. 1806 kam die Grafschaft an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die
Linie von Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 114.
Wildgrafen (Grafen). Um 1113 begründete eine
Teilung im Hause des Nahegaugrafen Emich die W.
(comites silvestres, comites silvatici [1103]), von denen sich in der Mitte des
12. Jahrhunderts die Raugrafen abtrennten. Die W. spalteten sich 1258 in die
Linien Dhaun und Kyrburg. Von Kyrburg trennte sich um 1284 die Linie
Schmidtburg, deren Erbe bei ihrem Erlöschen 1330 von Trier eingezogen wurde.
1409 fiel beim Aussterben der Linie Kyrburg das noch vorhandene Gut an die
Rheingrafen (seitdem Wild- und Rheingrafen), die bereits vor 1350 infolge Heirat
der Erbtochter der Linie Dhaun Rechte der Linie Dhaun erlangt hatten. Einzelne
Güter kamen an die Pfalz. Bei ihrem Aussterben folgten den W. die Wild- und
Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen).
L.: Wolff 278ff.; Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes auf dem Hundesrücken, 1854;
Fabricius, W., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Klafki, E., Die
kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen,
1982; Spieß, K., Wildgrafen, LexMA 9 1998, 119; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Wild- und Rheingrafen, Wildgrafen und Rheingrafen (Grafen). Die Rheingrafen nannten sich nach Antritt des Erbes der ausgestorbenen Wildgrafen 1350/1409 W. 1479/1475 erheirateten sie das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und Finstingen an der Saar. 1499 entstanden eine jüngere Linie Dhaun und eine jüngere Linie Kyrburg (1688 erloschen). Die Linie Dhaun teilte sich in die Linien Salm, Grumbach und Dhaun (1750 erloschen). Die Linie Grumbach spaltete sich in die Äste Grumbach und Rheingrafenstein (oder Grehweiler, 1793 erloschen und von dem Ast Grumbach beerbt). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählten die W. zu Grumbach und die W. zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats und zum oberrheinischen Reichskreis. Von ihrem 4 Quadratmeilen großen Gebiet (mit etwa 11000 Einwohnern) gehörten der fürstlich salmischen Linie die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken, Wildenburg, Diemeringen und Wörrstadt, der rheingräflich-grumbachischen Linie Herrschaft und Amt Grumbach, ein Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken, je ein Viertel von Wörrstadt und Diemeringen sowie aus den bis 1793 der Linie Rheingrafenstein gehörigen Gütern die Grafschaft Rheingrafenstein mit Grehweiler bzw. Gaugrehweiler, Herrschaft und Amt Wildenburg im Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und fünf Achtel vom Flecken Wörrstadt und der 1750 erloschenen Linie Dhaun die Wildgrafschaft Dhaun, das Hochgericht Rhaunen, das Ingerichtsamt Hausen, die Stadt Kirn (zur Hälfte), die Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt Flonheim, ein Viertel der Herrschaft Diemeringen und die Herrschaft Püttlingen in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an Frankreich das Amt Horstmar des Hochstifts Münster. Er nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. 1814/1815 fielen linksrheinisch Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim, Löllbach und Wildenburg an Preußen, von der Grafschaft Rheingrafenstein Rheingrafenstein an Preußen, Grehweiler bzw. Gaugrehweiler an Bayern und Wörrstadt an Hessen-Darmstadt.
Winterthur (Reichsstadt). An einer wichtigen
Straßenverbindung zum Bodensee lag der gallorömische Ort Vitudurum, der 294 ein
Kastell erhielt. 1180 gewannen die Grafen von Kiburg (Kyburg) die Kirche in W.
1264 gewährte als Erbe Graf Rudolf von Habsburg das Stadtrecht. Von 1415/1417
bis 1442 war W. Reichsstadt. 1467 gelangte W. (mit vielleicht 400 Haushalten) als Pfand an die Stadt Zürich.
L.: Wolff 519; Ganz, W., Winterthur, 1960; Gamper, G./Gamper, R., Winterthur,
LexMA 9 1998, 241; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 682.
Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen,
die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern
(Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen
Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising)
sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren,
wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den Grafen von Ebersberg zu
verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an
der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von Hörzhausen. Seit 1115/1116
nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac) bei Aichach. Zwischen
1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für Bayern, 1180 die
Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und nach Erlöschen des
bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Auf der
Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm, dann zwischen Lech
und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von Nebenlinien der Grafen von
Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen von Valley 13. Jahrhundert
[1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen 1242, Grafen von Andechs
1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts das
mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch Landesteilungen von 1294/1329
bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in verschiedene Teile (Oberbayern,
Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724 vereinbarten die Linien in der
Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige
Erbfolge der beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern
dankten die Wittelsbacher 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta
Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des
erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K.,
Die Wittelsbacher, 1880; Doering, O., Das Haus
Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des altbayerischen Adels im
Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler,
M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980;
Das Haus Wittelsbach und die europäischen
Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG.
44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986;
Wittelsbacher Hausverträge des späten
Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von
1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier
Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989;
Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung,
1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9
1998, 270; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen
in Brandenburg, Tirol und Holland, DA 61 (2005), 103; Holzfurtner, L., Die
Wittelsbacher, 2005.
Wittem (Herrschaft). W. westlich von Aachen
wurde zusammen mit sechs Kirchdörfern von Herzog Johann III. von Brabant
(1312-1355) seinem unehelichen Sohn Johann von W. gegeben. Dessen Urenkel
verkaufte es 1466 als Lehen Brabants an Dietrich von Pallant (Palant). 1520
erhob Kaiser Karl V. W. zur Reichsherrschaft. 1685 wurde die Herrschaft Eiß und
Schlenacken, deren Besitz oft gewechselt hatte, aus dem Hause Waldeck als wittemsches Lehen eingezogen und mit W.
vereinigt. 1689 beendete Spanien das Lehnsverhältnis Brabants. Inhaber der
Herrschaft, die 1732 Grafschaft wurde, waren seit 1720 die Grafen von Giech,
später die Grafen von Plettenberg, die wegen der Herrschaft W. zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
gehörten. Die Herrschaft zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Zusammen mit den Herrschaften Eiß und Schlenacken umfasste sie ein Gebiet von
1,5 Quadratmeilen mit 2700 Einwohnern. 1794 endete mit dem Einmarsch
Frankreichs die Selbständigkeit. Seit 1815/1839 gehörte W. zur Provinz Limburg
(Südlimburg) der Niederlande.
L.: Gumpelzhaimer 164; Wolff 362f.; Zeumer 554 II b 63, 22; Wallner 704 WestfälRK
44.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten,
zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht
nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze
mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten.
Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf
Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft
Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die
Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte
(Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten
[1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg).
1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei
Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft
Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten
Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit
Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb
durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste
W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft
Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen,
die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei
Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach
(Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise
die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die
Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen
(Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels,
Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach
(Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach,
Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei
Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld,
Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb
Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg,
Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der
Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein,
Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg
Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht
uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V.
die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab
1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der
Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher
Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung
der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W.
1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die
Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte
der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens
von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal,
Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen,
Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall
und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804
fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der
Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf.
S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann,
J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers.
v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986;
Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch die
württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte
und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes Baden-Württemberg,
1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v.
Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons Adler über
Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte und
Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen (1815-1819),
1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann,
D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg,
1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f.
geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995;
Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von
Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000;
Schnabel, T., Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches
Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v.
Raberg, F., 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg
1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im
spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs
Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert,
P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im
Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W.
v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?,
hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder
Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des
Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Württemberg-Oels (Fürsten[, Fürstentum]). Über die
Erbtochter des letzten Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses Podiebrad fiel Oels als Lehnsfürstentum
Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie des Hauses
Württemberg (Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte. Sie
gelangte 1742 unter die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter
kamen 1792 in weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren
Aussterben an Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und
dem jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums Oels, 1883.
Zeil (Herrschaft, Grafschaft). Als Teil der
Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft Z. mit der späteren Reichsstadt
Leutkirch von den Udalrichingern in der Linie Bregenz an die Grafen von
Montfort. Diese veräußerten die Güter um 1291 an das Reich. Die Grafschaft Z.
wurde 1337 als Pfand von den Truchsessen von Waldburg erworben. 1526 wurde sie
in ein Reichslehen der georgischen (Zeiler) Linie des Hauses
Waldburg umgewandelt und 1628 zur Reichsgrafschaft erhoben. 1806 fiel sie von
der Linie Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit rund 3000 Einwohnern an
Württemberg. Damit kam Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54.
Zollern (Grafen) s. Hohenzollern.
L.: Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Bernhardt,
W./Seigel, R., Bibliographie der hohenzollerischen Geschichte, 1975; Kiel, R.,
Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine
Prachthandschrift im Bestand der Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller,
C., Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter,
1989; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur
Territorialherrschaft in Franken, 2005.
Altmühl* (Ka bzw. RiKa) Abenberg, Absberg, Altschell, Ammann von der Laufenburg, Ansbach, Appold, Auer von Aue, Bamberg, (Kloster Michaelsberg bzw. Sankt Michael,) Bayreuth, Beberlohe, Berga, Berlin von Waldershub, Bernheim, Bibra, Birkenfels, Brandis, Buttendorf, Buttlar, Campo, Clengel, Crailsheim, Cronheim bzw. Cronheim zu Laufenbürg, Dangrieß, Deckendorf, Dettelbach, Deutscher Orden, Diemar, Dietenhofen, Dürckheim bzw. Eckbrecht von Dürckheim, Egloffstein, Ehenheim, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Eltershofen, Ems, Erlingshofen, Eyb, Falkenhausen, Finsterlohr, Forster, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. fränkischer Ritterkreis, Fries, Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Gailing von Illesheim, Geuder von Heroldsberg, Geyer zu Giebelstadt bzw. Geyer von Giebelstadt, Geyern, Goldochs zu Beratsweiler, Gottesmann zum Thurn, Gundelsheim, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hardenberg, Hausen, Haußlode, Herckam, Hessberg, Hohenlohe, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Hürnheim, Jahnus von Eberstätt, Jaxtheim bzw. Jagstheim, Knöringen, Kreß von Kressenstein, Kresser zu Burgfarrnbach, Küdorff bzw. Kühdorf, Külsheim, Künßberg bzw. Künsberg, Langen, Lauter, Lentersheim, Leonrod, Leubelfing bzw. Leublfing, Lichtenstein, Lindenfels, Littwag, Lochinger, Löw zu Bruckberg, Lüchau (bzw. Lürchau), Merckingen bzw. Merkingen, Mittelburg, Montmartin, Muhr, Mußlohe, Nürnberg, Ottenberg, Pappenheim, Peusser von Leutershausen, Pöllnitz bzw. Pölnitz, Pückler, Rattenheim, Rauber von Plankenstein, Rauenbuch, Rechenberg, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter zu Kornburg, Rossau, Rotenhan, Rügland, Rummerskirch, Schechs von Pleinfeld bzw. Schechs von Pleinfeld, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Simau, Schenk von Stauffenberg, Schenk von und zu Schenkenstein, Schönfeld, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schutzbar genannt Milchling, Schwarzenberg, Seckendorff, Seiboth, Senger, Soden, Stauf, Stein zu Trendel, Stettner von Grabenhof, Stiebar von Buttenheim, Treuchtlingen, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Vestenberg, Völderndorff, Wald, Wemding, Westernach, Wichsenstein, Wildenstein, Wilhermsdorf, Winckler von Mohrenfels, Wolf von Wolfsthal, Wolfstein zu Sulzbürg, Wollmershausen, Wöllwarth, Wurster von Kreuzberg, Zedtwitz, Zobel von Giebelstadt, Zocha
Ansbach* (Ftm, MkGt, Residenz) Altenkirchen, (Althausen,) Auhausen, Bayern, Bayreuth, Berkley, Beuthen, Brandenburg, Brauneck, Crailsheim, Dörzbach, Eichstätt, Erkenbrechtshausen, Feuchtwangen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Fränkischer Reichskreis, Freusburg, Geyern, Gröningen, Hausen, Hofer von Lobenstein, Hohenlohe-Brauneck, Hohenzollern, Holtz, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Jägerndorf, Jagstheim, Kitzingen, Langenburg, Lobenhausen, Mainbernheim, Nürnberg, Preußen, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schwarzenberg, Seefeld, Streitberg, Vestenberg, Waldmannshofen, Weißenburg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Baden* (Gt, MkGt, GroßHztm) Aach, Adelsheim, Adelsreut (Adelsreuth), Allerheiligen, Allmut bzw. Almut, Altensteig, Amorbach, Baar, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Württemberg, Badenweiler, Basel (FBtm, Hochstift), Bauerbach, Bayern, Beinheim, Bellheim, Berlichingen, Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Biberach, Binningen, (Bischofsheim), Blumberg, Blumenfeld, Bödigheim, Bodman, Bohlingen, Bonndorf, Buol (Boul), Breisach, Breisgau, Bretten, Bronnbach, Burkheim, Dagsburg, Deuring, Deutscher Bund, Diersburg, Dilsberg, Durlach, Eberbach (RS), Eberstein, Ebringen, Edelfingen, Elsass-Lothringen, Elsenz, Emmendingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Flehingen, Frauenalb, Freiburg (G), Freudenberg, Fürstenberg, Gailingen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbtei), Gengenbach (RS), Geroldseck, Grafenhausen, Gräfenstein, Hachberg, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hegau (LGt), Heidelsheim, Heiligenberg, Heinsheim, Heitersheim, Helmstadt, Herdwangen, Herrenalb, Hesperingen, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hewen, Hilzingen, Hochberg, Hochburg, Hoffenheim, Hohenbodman, Holdermann zu Holderstein, Hoppetenzell, Hornberg, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Ittendorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kastelberg, Katzental, Kehl, Kinzigtal, (Kirnberg,) Klettgau, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Konstanz (RVS), Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kürnberg, Lahr, Lahr-Mahlberg, Laufenburg, Lauffen, Leiningen, Leiningen-Billigheim, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Neudenau, Lenzburg, Lenzkirch, Leyen, Lichtenau (Bg), Lichteneck, Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Mahlberg, Mainau, Mannheim, Martinstein, Mengen, Menzingen, Meßkirch, Modena, Modena-Breisgau, Mosbach, Münchhöf, Münchwald, Munzingen, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neipperg, Nellenburg, Neuenburg (RS), Neuhaus, Neuweier, Niefern, Nimburg, Norddeutscher Bund, Oberkirch (Ht), Oberschefflenz, Odenheim (und Bruchsal), Offenburg, Ortenau, Petershausen, Pfalz, Pforzheim, Pfullendorf, Prechtal, Ramsberg, Reibeld, Reichenau, Reifferscheid, Reischach, Rheinbund, Richen, Rodemachern, Rosenegg, Rötteln, Rüdt von Collenberg, Säckingen, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim, Sankt Blasien, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Sausenberg, Sayn-Wittgenstein, Schenkenzell, Schlackenwerth, Schlatt am Randen, Schüpfer Grund, Schuttern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Österreich, Schwarzach (RAbt), Schwarzenberg, (Gt, F), (Schweigern,) Schwetzingen, Schwörstadt, Sennfeld, Sickingen, Singen, Sinsheim, Speyer, Sponheim, Sponheim-Starkenburg, Staufen, Steinegg, Stotzingen, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzburg, Sulzfeld (H, rriOrt), Tengen, Tennenbach, Tiefenbach, Triberg, Überbruck (Überbrick) von Rodenstein, Überlingen, Üsenberg, Vorderösterreich, Waibstadt, Waldburg, Waldkirch, Waldstädte, Walldorf (RDorf), Walldürn, Wehr, Weil der Stadt, Weißenstein, Wellendingen, (Wenkheim,) Wertheim, Widdern, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Wolfach, Worms (Hochstift), Württemberg, Zähringen, Zell am Harmersbach, Zobel zu Giebelstadt, Zwingenberg
Baden-Württemberg* (L) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achberg, Achstetten, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelsreute, Adelstetten, Albeck, Aldingen, Alfingen, Allerheiligen, Almut, Alpirsbach, Altburg, Altdorf (RDorf), Alteburg, Altensteig, Althohenfels, Altmannshofen, Altshausen, Argen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Aulfingen, Baar, Bachenau, Baden, Badenweiler, Baindt, Baldern, Ballmertshofen, Balzheim, Bargau, Bartenstein (Ht), Bartholomä, Bauerbach, Baumgarten-Eriskirch, Bebenhausen, Berg, Berlichingen, (Bernau,) Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Beuron, Biberach, Binningen, (Bischofsheim,) Blaubeuren, Blumberg, Blumenfeld, Böbingen, Böckingen, Bödigheim, Bodman (zu Bodman,) Bohlingen, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, Börstingen, Braunsbach, Breisach, Breisgau, Bretten, Brochenzell, Bronnbach, Bronnen, Buchau, Buchhorn, Buol, Burgberg, Burkheim, Bussen, Bußmannshausen, Calw, Crailsheim, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Diersburg, Dießen (rriOrt), Dietenheim, Dilsberg, Dischingen, Donaustädte, Dorfmerkingen, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Durlach, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberbach, Eberhardzell, Ebringen, Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellrichshausen, Ellwangen, Elsenz, Emerkingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Erbach, Erkenbrechtshausen, Eroldsheim (Erolzheim), Eschenbach (rriHt), Esslingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Flehingen, Flochberg, Frauenalb, Freiburg (G, RS), Freudenberg, Freudental (rriHt), Friedberg-Scheer, Fürfeld, Gaildorf, Gailingen, Gammertingen, Gärtringen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbt), Gengenbach (RS), Geradstetten, Geroldseck, Giengen, Glatt, Grafenhausen, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grüningen (rriOrt), Gültlingen, Gundelfingen, Gutenzell, Hachberg, Hafner, Haigerloch, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Harthausen, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hechingen, Hegau (LGt), Heggbach, Heidelsheim, Heidenheim, Heilbronn, Heiligenberg, Heiligkreuztal, Heinsheim, Heitersheim Helfenstein, Helmstadt (RRi, Ort), Herbrechtingen, Herdwangen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwart von Bittenfeld (Herwarth von Bittenfeld), Hettingen, Heuchlingen, Hewen, Hilzingen, Hirsau, Hirschlatt, Hochberg, Hofen, Hoffenheim, Hohenberg, Hohenbodman, Hohenfels, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, (Homberg,) Höpfigheim, Hoppetenzell, Hornbach (Ht), Hornberg (Ht), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RS), Ittendorf, Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Jungnau, Justingen, Kaltenburg, Kastelberg, Katzenstein, Katzental, Kehl, Kinzigtal, Kirchberg (Gt, Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg, Klettgau, Kocherstetten, Königsbach, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konstanz, Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Künzelsau, Kürnberg, Lahr, Langenburg, Laufenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Lenzkirch, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenau, Lichtenberg (Ht), Lichteneck (Liechteneck), Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Lindach, Lobenhausen, Lossburg, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Mahlberg, Maienfels, Mannheim, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten, Massenbach, Mauerstetten, Maulbronn, Mengen, Menzingen, Mergentheim, Messkirch, Michelbach (Ht), Möhringen, Moosbeuren, Mosbach (RS), Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Munderkingen, Munzingen, Murrhardt, Nagold, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg (RS), Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhaus, Neuhausen, Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuweier, Niederstetten, Niederstotzingen, Niefern, Nimburg, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschefflenz, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Odenheim, Odenheim (und Bruchsal), Odenwald, Oeffingen, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Offenburg, Oggelsbeuren, Öhringen, Orsenhausen, Ortenau, Oßweil, Ostrach, Ow, Petershausen, Pfedelbach, Pfeil, Pfullendorf, Pfullingen, Plettenberg, Prechtal, Preußen, Quadt, (Quadt-Wickrath, Quadt-Wickrath und Isny,) Racknitz, Ramsberg, Ramsenstrut, Ravensburg, Reibeld, Reichenau, Reichenbach, Reichenstein, Reinsbronn, Reiß von Reißenstein, Reutlingen, Richen, Riedlingen, Riedheim (Rietheim) (Ht), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Romberg, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein, Rothenburg ob der Tauber, (Rothenstein bzw. Rotenstein), Rott, Rötteln, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Rüdt von Collenberg, Sachsenheim, Säckingen, Saint Vincent, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim bzw. Salm-Krautheim, Sankt Gallen, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Saulgau, Sausenberg, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenkenzell, Schlat, Schlatt am Randen, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schüpfer Grund, Schussenried, Schuttern, (Schütz-Pflummern,) Schwaben, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwaigern (Schweigern), Schwarzach (RAbt), Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Schwetzingen, Schwörstadt, Seibold von Horkheim, Sennfeld (Ht), Sickingen, Siggen, Sigmaringen, Singen, Sinsheim, Söflingen, Speyer, Stadion, Stammheim, Staufen, Staufenberg, Steinegg, Sternegg, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzfeld, Talheim, Tannheim, Tengen, Tennenbach, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Tiefenbach, Törring, Triberg, Trochtelfingen, Tübingen, Überlingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmetingen, Urach, Urslingen, Urspring, Üsenberg, Uzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Veringen, Waibstadt, Waldburg-Scheer, Waldburg-Zeil-Wurzach, Walden, Waldkirch (G, RRi), Waldmannshofen, Waldsee (Ht, Gt), Waldstädte, Waldstetten, Walldorf, Walldürn, Waltershofen, Wangen (RS), Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen, Wehr, Wehrstein, Weihersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten (RStift, RAbtei), Weinsberg (Ht, RS), Weißenau, Weißenstein, Weißenstein, Wellendingen, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Widdern, Wiesensteig, Wildberg, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfach, Wolfegg, Wöllstein, Württemberg, Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern, Wurzach, Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zell am Harmersbach, Zimmern, Zobel zu Giebelstadt, Zwiefalten
Baunach* (H, Ka, RiKa, RRi) Auer von Herrenkirchen, Bach, Bamberg, Bamberg (Kloster Michaelsberg bzw. Sankt Michael), Bamberg (Sankt Stephan), Banz (Kloster), Bauer von Eiseneck, Baunach (RiKa)Baunach (RRi),, Beck, Berlichingen, Bibra, Bieberehren, Bildhausen, Birkig, Boyneburg (FH, RRi), Bramberg, Brandenstein, Breidach, Breidenbach, Breitenbach, Brockdorff, Bronsart, Bundorf, Burdian, Dachröden, Dalberg, Dalberg zu Dalberg, Dernbach, Deutscher Orden, Drachsdorff, Ebern (Pfarrei), Ebersberg (Ebersberg genannt von Weyhers), Eberstein (RRi), Ebrach, Echter, Eltz, Erff, Erthal, Exdorf, Eyb, Faust von Stromberg, Franken (RiKreis) bzw. fränkischer Ritterkreis, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Rügheim, Fuchsstadt, Füllbach bzw. Fulpach, Gauberstadt, Gebsattel (RRi), Gemmingen, Geuder, Giech, Goez, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Greifenclau (Greiffenclau zu Vollrads), Greusing, Groß, Günther von Brennhausen, Guttenberg, Hain, Hainach, Harant, Harras, Haslach, Haun, Heddesdorf, Helbe, Heldritt, Hendrich, Herbstadt (Herbilstadt), Herisem, Hessberg, (Hettersdorf,) (Horneck) Horneck von Weinheim, Hutten, Huyn von Geleen, Imhof, Ipt von Ipthausen (Ippt von Ippthausen), Jagstheim bzw. Jaxtheim, Kammermeister bzw. Cammermeister (genannt Camerarius), Karg von Bebenburg, Kehr bzw. Kere, Kemnat, Kirchlauter, Königshofen, Köniz, Köselin, Kotzau, Künßberg bzw. Künsberg, Langheim, Lauffenholz, Lentersheim, Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein (RRi), Lichtenstein zu Geiersberg, Mansbach, Mariaburghausen, Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebneth bzw. Ebnet, Marschalk von Ostheim, Masbach, Memmelsdorf, Merzbach, Milz, Mudersbach, Münster, Neustetter genannt Stürmer, Oberkamp, Obernitz, Ostheim (RRi), Plofelden, Porzig, Rapp von Hausen, Raueneck, Redwitz, Reitzenstein, Reurieth, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rotenhan, Rußwurm, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Römhild, Schafstal, Schaumberg (Schaumburg) (RRi), Schenk von Simau, Schletten, Schmidt von Eisenberg, Schönborn, Schönstätt, Schott von Schottenstein, Schrimpf von Berg bzw. Schrimpff von Berg, Schrottenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Selbitz, Sommerau, Speßhart, Stein zu Nord- und Ostheim, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Sternberg (RRi), Streitberg, Theres, Thüna, Thüngen, Truchsess, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Wetzhausen (Truchsess von Wetzenhausen), Truhendingen, Untereßfeld (Pfarrei), Vogt von Coburg, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von (und zu) Salzburg bzw. Voit von Salzburg, Wechmar, Wehrn, Wiesenthau, Wildenstein (RRi), Witzleben, Wolf von Wolfsthal, Wöllwarth, Würzburg, Würzburg Domkapitel, Zobel von Giebelstadt, (Zollner von Birkenfeld,) Zollner von Brand, Zollner von Rothenstein bzw. Zollner von Rottenstein
Bayern* (Hztm, KgR) (Abensberg,) Absberg, Achberg, Aislingen, Albeck, (Altaich,) Altenmuhr, Amerdingen, Amorbach, Andechs, Annweiler, Ansbach (Ftm), Aquileja, Aschaffenburg, Aufkirchen, Aufsess, Augsburg (Hochstift), Augsburg (RS), Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Auhausen, Aura, (Auritz,) Autenried, Babenberger, Babenhausen, Bächingen, Baden, Baldern, Baltenstein (Baldenstein), Bamberg (Hochstift), Baunach, Bayerischer Reichskreis, Bayern-Deggendorf, Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München, Bayern-Straubing, Bayreuth, Bellheim, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Berg, Bergrheinfeld, Bergzabern, Berlichingen, (Berlichingen-Rossach,) Bernegger, Berwartstein, Biberachzell, Biberbach, Biberberg, Bibra, Billigheim, Bissingen, Blieskastel, Bogen, Böhl, Bolanden, Boos, Bopfingen, Breiteneck, Breitenstein, Bretzenheim, Brixen, Buchau (riHt), Buchhorn, Burgau, Burgberg, Burghaslach, Burghausen (G), Burgrain, Burgsinn, Burrweiler, Burtenbach, Buxheim, Castell, Cham, Chiemsee, Coburg, Crailsheim (RS), Dachau, Dahn, Dannenfels, Degenberg, Degenfels, Deggendorf, Deutscher Bund, Deutscher Orden, Diemantstein, Diepoldinger, Dierbach, Dießen (G), Dietenheim, Dillingen (G), Dinkelsbühl, Dischingen, Donaustauf, Donauwörth (Reichspflege), Donauwörth (RS), Dörrenbach, Ebersberg (RKl, RRi), Ebrach, Edelstetten, Egerland, Eggmühl, Eglingen, Ehrenfels, Ehrensberg, Eichstätt, Eisenburg, Elchingen, Ellgau, Ellingen, Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbendorf, Erkheim, Erlenbach, Eschenlohe, Euerbach, Falken (Ht), Falkenstein (Ht, Gt), Fechenbach, Feuchtwangen, Finningen, Flochberg, Forstner, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Frankenthal, Frankfurt am Main, Fraunhofen, Freckenfeld, Freiberg (Ht), Freisbach, Freising, Fugger, Fulda, Fürsteneck, Gablingen, Gailenbach, Gailnau, Gebsattel (RDorf), Geisenfeld, Germersheim, Gersfeld, Geyern, Giech, Ginolfs, Glött, Gochsheim, Godramstein, Gommersheim, Gräfenberg, Graisbach, Grettstadt, Grönenbach, Gröningen (Ganerbschaft), Grünenbach, Günzburg, Guttenberg, Haag, Habsburg, Hafenpreppach, (Hafner-Obernzell,) Hagenau (RLV), Hagenbach, Hals, Hanau-Lichtenberg, Harburg (RS), Harthausen, Hassloch, Hatzfeld, Hausen (Ht), Heideck (Ht), Heidenheim (Ht), Heidingsfeld, Heimertingen, Helfenstein (G), Hennegau, Heroldsberg, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Hilgartsberg, Hilpersdorf, Hilpoltstein, Hirschberg (G), Hochaltingen, Höchstädt, Hohenaschau, Hohenburg (Gt), Hoheneck (Ht), Hohenems (RRt), Hohenlohe, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenschwangau, Hohentann, Hohenwaldeck, Holland, Homburg (G), Horbach, Hornbach (Kl), Huckelheim, Hürnheim, Ichenhausen, Iggelheim, Illereichen, Illertissen, Immenstadt, Impflingen, Ingolstadt, Innviertel, Ippesheim, Irsee, Ismaning, Istrien, Jettingen, Jülich, Kaiserslautern, Kaisheim, Kaltenburg, Kandel, Kärnten, Kaufbeuren, Kellmünz, Kemnat (Kemnath), Kempten (gfAbtei), Kempten (RS), Kettershausen, Kirchberg (Ht), Kirchheim am Lettenbach, Kirchheim, Kirchheimbolanden, Kirchlauter, Kitzingen, Klingen, Köln, Königsegg-Rothenfels, Kotzau, Krain, Kulmbach, Küps, Kurfürstenkollegium, Laaber, Landau in der Pfalz, Landshut, Landstuhl, Langenegg, Lasser genannt von Halden, Lauingen, Lauterecken, Laymingen, Leiningen (Gt), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Leoprechting, Leuchtenberg (LGt), Leutkirch, Leutkircher Heide, Leyen, Lichtel, Lichtenberg (Ht), Limpurg, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Löwenstein-Wertheim, Lustenau, Mainberg, Mainbernheim, Mannheim, Markt Taschendorf, Marstetten (Ht, Gt), Medelsheim, Memmingen, Mengersdorff, Mengersreuth, Meranien, Mespelbrunn, Mindelheim, Minfeld, Mistelbach, Mohrenhausen, Mondsee, Mückenhausen, München, Münchweiler, Mundatwald, Münster (Dorf), Neresheim, Neuburg am Inn, Neuburg (Ftm), Neuffen, Neumarkt, Neunhof, Niederaltaich, Niederbayern, Norddeutscher Bund, Nordenberg, Nordendorf, Nordgau, Nördlingen, Northeim, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Nürnberg (RS), Obenhausen, Oberbayern, Oberhausen, Obernberg, Oberndorf, Obernzell, Oberösterreich, Oberpfalz, Oberrheinfeld, Oberschwaben, Ochsenhausen, Oeffingen, (Öttinger bzw.) Oetinger, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Wallerstein, Ortenburg, Osterberg, Österreich (Mk), Ostheim (Ganerbschaft), Ottobeuren, Pappenheim, Partenkirchen-Mittenwald, Passau (Hochstift), Peißenberg, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Zweibrücken, Pinzgau, Pleystein (Bleistein), Pöllnitz, Preußen, Pückler, Pyrbaum, Rannariedl, Rannungen, Rappoltstein, Raubersried, Raunau, Ravensburg, Rechberg, Redwitz, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichhartshausen, Reichelberg, Reigersberg, Reipoltskirchen, Remigiusland, Remlingen, Rettenbach, Rheinbund, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rheinland-Pfalz, Rhodt, Riedheim, Rieneck, Rieter von Kornburg (Rieder zu Karnburg), (Robesreut,) Roggenburg, Rohrbach, Roman, Ronsberg, Rothenberg, Rothenburg bzw. Rothenburg ob der Tauber (RS), Rothenfels, Rothenstein, Rottenbuch, Rottershausen bzw. Ratershausen, Rüdt von Collenberg, Rügland, Saargebiet, Sachsen-Coburg und Gotha, Salzburg (EStift), Sandizell, Schafstal, Scharfeneck, Schenk von Stauffenberg, Schlüsselberg, Schmalegg, Schmiechen, Schnodsenbach, Schönborn, Schönborn-Wiesentheid, Schönburg, Schönegg, Schwabegg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenberg (Gt), Schweigen, Schweinfurt, Schwindegg, Sechsämterland, Seckendorff, Seeland, Seifriedsberg bzw. Seifridsberg, Seinsheim, Sennfeld, Söflingen, Speckfeld, Speyer, Spielberg, Spitz, Sponheim, Stadion, Stauf, Steingaden, Steinweiler, (Sternstein,) Steyr (Ht), Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Störnstein (Sternstein), Stotzingen, Straubing, Streitberg, Sugenheim, Sulzbach (G), Sulzberg, Sulzbürg, Sulzfeld (RDorf), Tann (rriHt), Taschendorf (Markt Taschendorf), Tegernsee, Tettnang, Thannhausen, Thüringen, Thurn und Taxis, Thurnau, Tirol, Tittmoning, Tölz, Toskana, Trauchburg, Trient, Trifels, Trimberg, Truhendingen, Türkenfeld, Tutzing, Ulm, Umpfenbach, Urfersheim, Ursberg, Utzwingen, Valley, Veldenz, Verona, Vestenberg, Vichtenstein, Vils, Voit von Salzburg bzw. Vogt von und zu Salzburg, Vohburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Wachau, Wagegg, Waizenbach (Damenstift), Wald, (Waldbott-Bassenheim bzw.) Waldbott von Bassenheim(, Wallbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldsassen, Wallerstein, Waltenhausen, Wangen, Wartenberg, Wasserburg, Wegscheid, Weißenburg, Weißenhorn, Weißenstein, Welden, Welfen, Wellenburg, Wemding (Ht), Werdenfels, Werdenstein, Wertheim, Wertingen, Wessobrunn, Westerried, Westerstetten, Westheim, Wettenhausen, Wetzhausen, Weyhers, Wiesensteig, Wiesentheid, Wilgartswiesen, Wilhermsdorf (Ht), Windsheim, Winterrieden, Wittelsbach, Wittislingen, Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein (H, Ht, RS), Worms (Hochstift), Worms (RS), Wörth, Wullenstetten, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zweibrücken
Berg (Hausberge) Minden
Brandenburg-Ansbach* (Ftm, MkGt) Brauneck, Hausen, Hohenlohe-Brauneck, Langenburg, Ostpreußen, Preußen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schwarzenberg, s. Ansbach
Bredow Boitzenburg, Friesack, Hausen
Franken* (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis Abenberg, Abersfeld, Absberg, Adelsheim, Adelshofen, Adler, Ahrn, Aichholzheim, Aichinger, Aisch, Albini, Albrecht, Aletzheim, Allendorf, Altenheim, Altmühl, Altschell, Ammann von der Laufenbürg (Ammann von der Laufenburg), Amorbach, Ansbach, Appold, Arnim, Arnstein, Artner, Aschaffenburg, Aschbach, Aschhausen, Auer von Aue, Auer von Herrenkirchen, Auerbach, Auerochs, Aufseß, Aulenbach, Aura, Aurach, Auritz, Autenried (RRi), Ayrer von Rosstal, Babenhausen, Bach, Bacharat, Bachstein, Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropst), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Michael bzw. Michaelsberg, Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bartenau, Bastheim, Bauer von Eiseneck, Baunach (RRi), Baunach (RiKa), (Bautz zu Oden und Willenbach,) Bayersdorf, Bayreuth, Bebendorf, Beberlohe, Beck, Behaim (bzw. Behem), Behaim von Schwarzbach, Behem, Behr, Benzenau, Berg, Berga, Bering, Berlepsch, Berlichingen, Berlichingen(-Rossach), Bernegger, Bernheim, Bernhold bzw. Bernhold von Eschau, Bernlohe, Bernstein, Bettendorf, Beulwitz, Bibereren bzw. Biberern, Bibergau, Bibra, Bibrach, Bicken, Bickenbach, (Bieber,) (Bieberehren) Biberen, Bildhausen, Birkenfels, Birkig, Bischofsheim, Blümlein, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Bödigheim, Borié, Bose, Botzheim, Bouwinghausen (bzw. Buwinghausen), Boyneburg, Brakenlohe, Bramberg, Brandenstein, Brandis, Brandt, Brandt von Neidstein, Brasseur, Braunsbach, Breittenbach, (Brend bzw.) Brende, Brendel von Homburg, Brinck, Brockdorff, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronnbach, Bronsart, Bruggen, Buchau, Buchenau, Buches von Wasserlos, Buchholz (Bucholtz), Buirette von Oehlefeld, Bunau, Bundorf, Burdian, Burghaslach, Burghausen, Burgsinn, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buttendorf, Buttlar, (Buwinghausen), Calenberg, (Cämmerer von Worms,) Cammermeister, Campo, Cappel, Cappler von Oedheim genannt Bautz (Cappler von Oedheim), Carben (Karben), Castell, Castell-Remlingen, Clebes von Nelßbach, Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Creutzburg, Cronheim, Dachröden, Dachsbach, (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Danckelmann, Dangrieß, Danndorf, Deckendorf, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Dernbach, Dettelbach, Didelzheim (Deiselzheim), Diemar, Diener, Dietenhofen, Diether von Anwanden und Schwaich, Dölau (RRi), Dörnberg, Dörzbach, Drachsdorf, Drosendorf, Dürckheim, Dürn, Dürn zu Riedsberg, Dürrigl von Riegelstein, (Dürriegel von Riegelstein), Ebenheim, Eberbach, Ebermann, Ebern, Ebers, (Ebersberg,) Ebersberg genannt von Weyhers (FreiH, RRi), Eberstein, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckbrecht von Dürckheim, Eckersberg, Ega, Egloffstein, Ehenheim, Ehrenberg, Eichelberg, Eichinger von Eichstamm, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Eltingshausen, Eltz, Ems, Enheim, Enckevoort, Ender, Endtlicher, Enßlingen, Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Erlingshofen, Ermreich, Erthal, Esch, Eschenbach, Eschwege, (Esel,) Esel von Altenschönbach, Estenfeld genannt Behaim, (Eulner,) Eyb, (Fabrici von Cleßheim,) Falkenhausen, Faulhaber, Faust von Stromberg, Fechenbach, Feilitzsch, Felberg, Finsterlohr, Fischborn, Fladungen, Fork, Forster, (Forstmeister,) Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lebenhan, Forstner, Förtsch von Thurnau, Franckenstein bzw. Frankenstein, (Franckenstein zu Ockstadt), Frankenberg, Frankenstein (FreiH, RRi), Frick von Frickenhausen, Fries, Frieß, Froberg-Montjoie, (Frohberg,) (Frohnhoffen,) Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid, Fuchsstadt, Führer von Heimendorf, Füllbach (Fulpach), Fulda, (Fulpach,) Fürbringer, Furtenbach, Gailing (Gayling), Gailing von Illesheim, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gauerstadt, (Gayling,) Gebirg, Gebsattel, Geilber, Geilsdorf (Geylstorff), Geismar (Geißmar), Geldern (RRi), Gersfeld, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geyer von Geyersberg, Geyer von Giebelstadt, Geyern, (Geylstorff,) Geypel, Geyso von Mansbach, Giech, Gießen, Gleichen, Gmund, Gnodstadt (Gnodtstatt), Gofer, Goldbach, Goldochs von Beratsweiler, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gopp(e von Marezek), Gottesfelden, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Grafeneck, Grafenreuth, Gränrodt, Grappendorf, Greck zu Kochendorf, Greifenclau, Grempp, Greul, Greusing, Grolach, Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Groß von Trockau, Grumbach, Grün, Grünau, Grünrod, Gundelsheim, Günderode, Günther von Brennhausen, Guntzenroth, Guttenberg, Habe, Haberkorn, Haberland, Habermann, Habern, Habsberg, Haideneck, Haider, Hain, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hammerstein, Hanstein, Handschuhsheim, Harant, Harda, Hardenberg, Harras, Harseldt, Harstall, Hartheim, Haslach, Hattstein, Hatzfeld, Haueisen, Haun, Haußlode (Hußlode), Hausen, Haxthausen, Hebele, Hebenhausen, Heddesdorf, Hedinghausen, Heesperg, Heilbronn, Heinold, Heinrichen, Helbe, Heldritt, Helmstadt, Heppenheim, Herbstadt, Herckam, Herda, Herdegen, Heressem, Heringen, Herold, Heroldsberg, Hessberg, Hessen-Kassel, Heßler, Hettmann, Hetzelsdorf, Heubscher, Heusenstamm, Heussen, Heußlein von Eussenheim, Heußner, Heydt, Hingka von Henneberg, Hirnsberg, (Hirsberg,) Hirschaid, Hirschberg I, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim (Hofwarth von Kirchheim,) Hoheneck, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, (Hohenlohe-Jagstberg,) Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach), Horkheim (Horchheim), Hornberg (rriOrt), Horneck von Weinheim, Hornstein (FreiH), Horschelt, Huckelheim, Hüls von Ratsberg (bzw. Hülsen von Ratsberg), (Hund,) Hund von Wenkheim, Hürnheim, (Hußlode,) Hutten, Hutten von Frankenberg (bzw. Hutten zu Frankenberg), Hutten zum Stolzenberg, Huyn von Geleen, Ilten, Imhoff, (Imhof von Merlach bzw.) Imhoff von Mörlach), Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Ippesheim, Ipt von Ipthausen, Jacob von Holach, Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim (RRi), Jahnus von Eberstätt, Jemmerer, Johanniterorden, Jöstelsberg, Kaltenbrunn, Kaltental, Kämmerer von Worms bzw. Cämmerer von Worms, (Kammermeister genannt Camerarius,) (Karben,) Karg von Bebenburg, Karspach, Kehre (Kehr), Kemnat, Kempinsky, Keudell zu Schwebda, Kirchlauter, Kitzingen (S), Kitzingen (Spital), Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Knöringen, Kolb von Rheindorf, Königsfeld, Königshofen (RRi), Könitz (Köniz), Köselin, Koßpoth, Köstner, Kotlinsky, Kötschau, Kottenheim, (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Kotzau, Kratz von Scharfenstein, Krauseneck, Krautheim, Kreß von Kressenstein (Kress von Kressenstein), Kresser von Burgfarrnbach (Kresser zu Burgfarrnbach), Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Kühdorf, Külsheim, Kunitz, Künßberg (Künsberg), (Künßberg-Thurnau,) Künzelsau, Küps, (Laineck,) Lamprecht von Gerolzhofen, Landas, Landschad von Steinach, Langen, Langenschwarz, Langheim, Laudenbach, Lauffen, Lauffenholz, (Lautenbach,) Lauter, Lay, Lechner von Lechfeld, Lehrbach, Leinach, Leineck (Laineck), Leiningen von Lemburg, (Lengsfeld,) Lentersheim, Leo, Leonrod, Lerchenfeld, Leubelfing, Leuzenbronn (Leutzenbronn), Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein, Lichtenstein zu Geiersberg, Limpurg, Lindelbach, Lindenfels, Lisberg (Lissberg), Littwag, Lochinger, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Lorsch, Loschwitz, (Löwenstein,) Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lüchau, Lutter, Maienfels, Mansbach, Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), (Markt Taschendorf,) (Marschalk,) Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebnet (Marschalk von Ebneth), Marschall von Ostheim, Masbach, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Mayerhofer, Mecherer, Meiningen, Meisenbug, Memmelsdorf, Mengersdorf, Mengersreuth, Merchingen, Merkingen, (Merlau,) Merzbach, Metsch, Metternich, Meyer zu Osterberg, Meyern, Milz, Minkwitz, Mistelbach, Mittelburg, Mock, Modschiedel (Modschiedl), Montmartin, Morgen, Mörlau genannt Böhm, Mörlau zu Münkheim, Mörlbach, Morstein, (Morstein zu Niedernhall,) Mosbach, Mudersbach, Müdesheim, Muffel, Muffelger, Müffling genannt Weiß, Muggenthal, Muhr, Müller zu Lengsfeld, Münch von Rosenberg, Münster, Mußlohe, Muth, Mutisheim, Mylius, Nankenreuth, Neideck, Neidenfels, Neitperger, Neuenstein, Neukirchen, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Niederstetten, Nordeck von Rabenau, Nothaft, Oberkamp, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Odenwald, Oepp, Oeringer, Oetinger, Offingen (RRi), Öpfner, Ostein, Ostheim (RRi), Ostheim (Ganerbschaft), Ottenberg, Pappenheim, Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Peusser von Leutershausen, Pferffelder genannt Großen, Pfersdorf, Pfraumheim genannt Klettenberg, Plankenberg, Plankenfels (Blankenfels), Plassenberg, Plittersdorf, Pöllnitz (Pölnitz), Prandtner, Pretlack, Pückler, Pünzendorf (Puntzendorf), Quadt, (Quadt-Wickrath,) Rabenhaupt, Rabenstein, Racknitz, Raithenbach, Randersacker, Ranhoff, Rapp, Rassler, Ratiborski von Sechzebuhs, Rattenheim, Ratzenberg, Rauber von Plankenstein, Rauche, Rauchhaupt, Rauenbuch, Raueneck, Rauschner, Rechenbach, Rechenberg, (Rechtern) Rechtern-Limpurg, Reck, Reckrodt, Redwitz, Reibeld, Reichenbach (RRi), Reichsritterschaft Franken, Reigersberg, Reinsbronn, Reinstein (Rheinstein), Reitzenberg, Reitzenstein, Reitzheim, Rettersbach, Retzstadt, Reurieth, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Rheinischer Ritterkreis, Rhön-Werra bzw. Rhön und Werra, Ried, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rielern, Rieneck, Rieter von Kornburg (bzw. Rieder zu Kornburg), Rimbach, Rinderbach, Rodenheim, Roder, Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rossau, Rothenburg, Rothenhausen, Rothschütz, Rottenbach (Rotenbach), Rüdt von Collenberg, (Rügheim,) Rügland, Rummerskirch (Rumerskirch), Rumrodt, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm, Rußwurm auf Greifenstein, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Saint André, Schachten, Schad, Schadt, Schaffalitzky, Schafstal, Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schauroth, Schechs von Pleinfeld (Schechse von Pleinfeld), Schefer, Schelm von Bergen, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Rossberg, Schenk von Schenkenstein, Schenk von Schweinsberg, Schenk zu Schweinsberg, Schenk von Siemau (Schenk von Symau), Schenk von Stauffenberg (Schenk von Staufenberg), Schenk von Symau, Schertel von Burtenbach, Schewen, Schirnding, Schlammersdorf, Schleiffraß, Schletten, Schletz, (Schletzberg,) Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidberg, Schmidt, Schmidt von Eisenberg, Schneeberg, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schnodsenbach, Schoder, Scholl, Schönbeck, Schönberg, Schönborn, Schönfeld, Schönstätt, Schöntal, Schott von Schottenstein, Schrautenbach, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg, Schrottenberg, Schrozberg, Schuhmacher, Schuhmann, Schütz, Schütz von Hagenbach und Uttenreut(h), Schutzbar genannt Milchling, (Schwaben,) Schwäbischer Ritterkreis, (Schwaigern,) Schwalbach, Schwarzenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Seibolstorff, Seiboth, Seinsheim, Selbitz, Senft von Suhlburg, Senftenberg, Sengelau, (Senger,) Sicherer, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden, Sommerau, Sparneck, Sparr, Specht, Speßhart, Speyer (freie RS), Spick, Spieß, Spork, Stadion, Stadtlengsfeld, Stammler, Starkh, Stauf, Steigerwald, Stein, Stein zum Altenstein, Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein zu Ostheim),Stein zu Lobelbach, Stein zu Trendel, Steinau genannt Steinrück, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser), Steinheim, Steinreut, Stepfferts, Sternberg (RRi), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, (Stibar von und zu Buttenheim bzw.) Stiebar zu Buttenheim, Stingelheim, Stockheim, Stör, Streitberg, Sugenheim, Sultzel, Sänger von Moßau, Swerts von Landas zu Weinheim, Talheim, Tann, Tanner von Reichersdorf, Tänzl von Tratzberg, (Taschendorf,) Tastungen, Tetzel, Teucher, Teufel von Pirkensee (Teufel von Birkensee), Theler, Theres, Thinheim, Thon, Thumbshirn, Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Thurn, Thurnau, (Torringer,) Trautenberg, Trebra, Treuchtlingen, Trott zu Heusenberg, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Truppach, Trütschler, (Überbrick) von Rodenstein,) (Überbruck von Rodenstein,) Überbrück von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, (Unteressfeld,) Untereßfeld, Ussigheim, Utterod, Varell, Varrenbach, Vasolt, Vestenberg, (Vogt,) Vogt von Coburg, Vogt von Hunolstein, Vogt von Kallstadt bzw. Vogt zu Kallstadt, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von Rieneck zu Urspringen bzw. Voit von Rieneck zu Urspringen, Vogt (Voit) von Salzburg, Vogt von Wallstadt, Vogtländische Ritterschaft, Vohenstein, Völderndorff, Völkershausen, Volmar, Waischenfeld, Waizenbach (Damenstift), Wald, Waldenburg genannt Schenkern, Waldenfels, Walderdorff (Waldersdorf,) Waldkirch (G), Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallenrod, Wallenstein, Wallert, Wambold von und zu Umstadt bzw. Wambolt von Umstadt, Wampach, Wangenheim, Warnsdorf, Wasdorf, Wasen, Wechinger, Wechmar, (Wehr,) Wehrenbach, Wehrn, Weibenum, Weiden, Weier, Weiler, Weingarten, Welser, Wemding, Wenk, Wenkheim, Wernau, Wernheim, Weyhers, Wichsenstein, Widdern, Wiener, (Wiesenbeck,) Wiesenfeld (bzw. Wiesenfelden), Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenfels (RRi), Wildenstein, Wildsen, Wildungen, Wilhelmsdorf (RRi), Wilhermsdorf, Wilhermsdorf (Ht), Wincler von Mohrenfels, (Windeln,) Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Windsheim, Wipfeld, Wirsberg, Wiselbeck, Wittstadt genannt Hagenbach, Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolf von Wolfsthal, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein zu Sulzbürg, (Wolfsthal,) Wölkern, Wollmershausen, Wöllwarth, Wolzogen, Worms (RS), Woyda, Wrede, Wunschel, Wurm, Wurster von Kreuzberg, Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg (Domkapitel), Würzburg (Jesuitenadministration), Würzburg (Juliusspital), Würzburg (Universität), Würzburg (Sankt Stephan), Würzburg (Stift Haug), Zedtwitz, Zeitlofs, Zeyern, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt, Zocha, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg), Zollner von Rottenstein, Zorn, Zufraß, Züllenhard, Zurhein, Zweifel, Zwingenberg am Neckar
Frankenburg (am Hausruck) Khevenhüller
Fränkischer Reichskreis* Erbach, Franken (BaDO bzw. DOBa), Geyern, Hausen, Henneberg-Römhild, (Henneberg-Schmalkalden,) Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Öhringen, Nürnberg, Rechtern-Limpurg, Reichelsberg, Reichskreise, Rieneck, Schweinfurt, Sentheim, Weißenburg, Welzheim, Wertheim, Wiesentheid, Windsheim, Würzburg
Fugger* (G, RG, RF) Babenhausen, Biberbach (Markt Biberbach), Boos, Burgau, Dietenheim, Gablingen, Glött, Grönenbach, (Hausen,) Heimertingen, Kettershausen, Kirchberg, Kirchheim am Lettenbach, (Markt Biberbach,) Medelsheim, Mindelheim, Nordendorf, Pfaffenhoffen, Rettenbach, (Schnürpflingen,) Schwäbischer Reichskreis, Stettenfels, Wald, Waltenhausen, Wasserburg, Weilertal(, Weißenhorn, Wellenburg, Wullenstetten)
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn* (RG) Fugger, Hausen, Kirchberg, Pfaffenhofen, Schnürpflingen, Weißenhorn, Wullenstetten
Haus (in der Steiermark) Salzburg
Hausach Kinzigtal, Urach-Freiburg, s. a. Hausen
Hausberge Minden
Hausen (bei Frankfurt am Main) Frankfurt
Hausen (bei Miltenberg) (Odenwald,) Forstner
Hausen (bei Rottweil) (Württemberg) Bletz von Rotenstein (Pletz von Rotenstein), Rottenmünster
Hausen (bei Aarbergen) Nassau-Usingen
Hausen* (am Bach) (Ht)
Hausen (Kreis Birkenfeld) Dhaun, Rheingrafen, Wild- und Rheingrafen
Hausen (am Bussen) Marchtal (Obermarchtal)
Hausen (bei Bad Dürkheim) Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
Hausen (bei Obertshausen) Schönborn
Hausen (an der Rot) Comburg (Komburg)
Hausen* (im Tal) (Ht) Fugger
Hausen (am Tann) Pach zu Haunenheim und Hoheneppan, Stuben
Hausen* (RRi) (Weiboldshausen) Raunau
Hausen (Hausach) Fürstenberg, s. a. Hausach
Hausen (Jagsthausen) Jagsthausen
Hausen (Rheinhausen bei Mannheim) Mannheim
Hausen (ob Urspring) Urspring
Hausen (ob Verena) Karpfen (Karpffen)
Hausen (vor Wald) Schellenberg(, s. Schellenberg zu Bach)
Hausengau* s. Huosi
Hausneindorf Halberstadt
Hausruck Traungau
Hausruckviertel Bayern, Pfalz
Haustein* (RRi)
Hausweiler (bei Weilerswist) Lommersum
Hohenberg* (bei Schömberg im Zollernalbkreis) (G, Gt) Altensteig, Baden, Bussen, Enzberg, Gültlingen, Haigerloch, Hausen, Kirchentellinsfurt, Mühlheim (an der Donau), Nagold, Österreich, Riedlingen, Schwäbisch-Österreich, Rottenburg, Straßberg, Teck, Triberg, Vorderösterreich, Waldsee, Weilertal, Wellendingen, Werenwag (Wehrwag), Zwiefalten
Jagsthausen* (rriOrt, RRi) Berlichingen, s. a. Hausen
Kocher* (RiKa) Abtsgmünd, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Aldingen, Amerdingen, Angeloch, Aufhausen, Bächingen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Bemmelberg, Berger, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Bertrand, Besserer, Bidembach von Treuenfels, Bissingen, Blarer von Wartensee, Bletz von Rotenstein, Bock, Böcklin von Böcklinsau (Böchlin von Böchlinsau), Bode, Bönnigheim, Bose, (Bouwinghausen,) Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach, Breuning von Buchenbach, Bronnen, Buchholz, Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), Buwinghausen (Bouwinghausen), Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Dachenhausen, Dachröden, Degenfeld, Diemantstein, Diemar, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dunstelkingen, Ebersberg, Echter von Mespelbrunn, Elster (Elstern), Eltershofen, Eroldsheim, Eschenbach, Eyb, Faber von Randegg, Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fischer von Filseck, Frauenberg, Freudental, Freyberg (Freiberg), Fugger, Gaisberg, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Göler von Ravensburg, Göllnitz, Grafeneck (Graveneck), Grävenitz, Greifenclau (Greiffenclau zu Vollrads), Großaspach, Grün, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg (Güss von Güssenberg), Hallweil, Harling, Hausen, Hehl, Heidenopp, Helmstadt, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Heuchlingen, Hochaltingen, Hochberg, Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoheneck, Hohenfeld, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein, Holdermann von Holderstein, Holtz, Höpfigheim, Horkheim (Horckheim), Horneck von Hornberg, Huldenberg, Hürnheim, (Imhof), Imhoff von Kirchentellinsfurt, Jäger von Gärtringen, Jagstheim (Jaxtheim), Junghen genannt Münzer von Morenstamm, Kaltental (Kaltenthal), Katzenstein, Kirchen, Kniestedt, Kroneck, Lang, Laubenberg, Laymingen, Leiher von Talheim, Lemlin von Horkheim, Leonrod, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenstein, Lierheim, Linck von Kirchheim, Lindach, Lomersheim, Magolsheim, (Marktbissingen bzw. Bissingen), Massenbach, Megenzer von Felldorf, Menzingen, Moser von Filseck, Mühlhausen, Münch, Münchingen, Neidlingen, Nettelhorst, Neuhausen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oeffingen, Oggenhausen, Oßweil, Ostein, Palm, Pappenheim, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg, Pfeil, Pflummern, Pfuel, Plato von Janersfeld, Plieningen, Preysing, Racknitz, Ramsenstrut, Rauch von Winnenden, Rechberg, Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reiß von Reißenstein, Remchingen,Rresch von Reschenberg, Rinderbach, Rodamsdörfle, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Saint-Vincent,) Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein,) Schenk von Winterstetten, Schertel von Burtenbach, Schilling von Cannstatt, Schlat, Schmidberg, Schütz-Pflummern, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwarzach, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (bzw. Senft von Sulburg), Specht von Bubenheim, Sperberseck, Speth, Stadion, Stammheim, (Stein,) Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Stimpfach, Stockhammer, Sturmfeder, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Trauschwitz, Trochtelfingen, Ulmenstein, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Venningen, Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Waldstetten (Unterwaldstetten), Weiler, Weittershausen, Welden, Wernau, Werneck, Westernach, Westerstetten, Winzerhausen, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Zazenhausen, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Züllenhard
Limpurg* (Schenken, Gt) Adelmannsfelden, Braunsbach, Dörzbach, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Gaildorf, Hausen (Ht), Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Sontheim, Limpurg-Speckfeld, Löwenstein-Wertheim, Michelbach, Obersontheim, Pückler (Pückler-Limpurg, Pückler-Limpurg), Schenk von Limpurg, Schwäbisch Hall, Speckfeld, Waldmannshofen, Welzheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Neidingen Hausen (Ht)
Nusplingen (bei Stetten am kalten Markt bzw. Stetten am Kalten Markt) Hausen (Ht)
Oberglashütte Hausen (Ht)
Oberhausen (bei Hausen am Tann) Scheer von Schwarzenberg
Odenwald* (Ka bzw. RiKa) Absberg, Adelsheim, Adler, Aichholzheim, Albini, Aletzheim, Altenheim, Amorbach, Ansbach, Appold, Aschaffenburg, Aschhausen, Auerbach, Aufsess, Autenried (RRi), Ayrer zu Rossbach, Babenhausen (RRi), Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bartenau, Bauer von Eiseneck (RRi), Behr, Berlichingen, Berlichingen-Rossach, Bernheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Bertram (RRi), Bertremoville, Betringen, Bettendorf, Biberern, Bicken, Bieberehren (Biberen), Bobenhausen, Bödigheim, Bohn, Botzheim, Bouwinghausen, Brasseur, Braunsbach, Brendel von Homburg, Bronnbach, Buchenau, Buches von Wasserlos, Burggraf zu Heppenheim, Burghausen, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buwinghausen (Bouwinghausen), Cammermeister, Cappler von Oedheim genannt Bautz, Carben, Chelius, Clarstein, Clebes von Nelsbach (Clebes von Nelßbach), Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Curtius zu Umstadt, Dachröden, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Deutscher Orden, Didelzheim, Dienheim, Dölau, Dörzbach, (Dürn,) Dürn zu Riedsberg, (Ebenheim,) Eberbach, Echter, Ega, Egloffstein, (Ehenheim,) Ehrenberg, Eisack, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Endtlicher, Enslingen (Enßlingen), Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Esch, Eyb, Falkenhausen, Fechenbach, Felberg, Finsterlohr, Fork, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein (Franckenstein) (RRi, FreiH), Frieß, Fronhofen, Fuchs von Neidenfels, Führer von Heimendorf, Fürbringer, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gayling von Altheim (Gailing von Altheim), Gebsattel, Geismar (Geißmar), Gemmingen, (Geyer,) Geyer von Giebelstad (Geyer zu Giebelstadt), Geypel, Goldochs zu Beratsweiler, Göler von Ravensburg,) Gränrodt, (Grorodt,) Greck von Kochendorf (Greck zu Kochendorf), Greifenclau, Grempp (, Gremp), Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Grumbach, Grün, Grünau (Kl), Grünrod, Gundelsheim, Guntzenroth, Guttenberg (Gutenberg), Habe, Habern, Habsberg, Hamilton, Hammerstein, Handschuhsheim, Harseldt, Harstall, Hartheim, Hattstein, Hatzfeld, Hausen, Haxthausen, Hebele, Heddesdorf (Hettersdorf), Hedingshausen, Heilbronn, Helmstadt, Herda, Herold, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hettman, Heusenstamm, Heussen, Heußner, Heydt, Hildebrandt, Hirnsberg, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim, Hoheneck (RRi), Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, (Holzschuher), Holzschuher von Aspach und Harrlach, Horkheim (Horckheim), Hornberg, (Horneck,) Horneck von Weinheim, Huckelheim, (Hund,) Hund von Wenkheim, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Imhoff (Imhof), (Ingelheim) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (FreiH, RRi), Ippesheim, Jacob von Holach (Jakob von und zu Holach), Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim, Jemmerer, Kaltenbrunn, Kaltenthal, Kammermeister genannt Camerarius (Cammermeister), Kleinschmidt, Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Koch, Kocherstetten, Kolb von Rheindorf, Kottenheim, Kottwitz, Krautheim, Kronberg zu Ladenberg, Küchenmeister, Künzelsau, (Landschad,) Landschad von Steinach, Laudenbach (Lautenbach), Lauffen, Lauter, Lay, Lehrbach, Leiningen von Lemburg, Leo, Lerchenfeld, Leuzenbronn (Leutzenbrunn), Lichtenstein (RRi), Limpurg, Lochinger, Lorsch, (Löwenstein-Wertheim,) Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Maienfels, Mainz (EStift), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayerhofer, Merchingen (Merckingen), (Merlau bzw. Mörlau zu Münkheim), Metternich, Meyer zu Osterwald, Mock (Möckh), Modschiedel, Mörlau zu Münkheim, Morstein (zu Niedernhall), Mosbach, Muggenthal, Münch von Rosenberg, Mylius, Neckarsteinach, Neideck, Neidenfels, Niederstetten, Oeringer, Oetinger (Öttinger), Offingen, Öpfner, Ostein, (Otzberg) (Gans von Otzberg), Pfalz, Pfraumheim genannt Klettenberg, Pöllnitz, Pretlack, Rabenhaupt, Racknitz, Rassler, Ratzenberg, Rauchhaupt, Rechenbach, (Rechtern,) (Rechtern-Limpurg), Reck, Redwitz, Reibeld, Reichenbach, Reigersberg, Reinstein, Reitzenberg, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Riaucour, Ried, Riedern, Riedigheim, Rielern, Rinderbach, Rodenheim, Rosenbach, Rosenberg (Ht), Rothenburg (ob der Tauber), Rothenhausen, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Saint-André (Saint André), Schad, Schaffalitzky (Schaffelitzky), Schall-Riaucour (Riaucour), Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schelm von Bergen, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Scheuring, Schletz, Schmid, Schmidberg, Schneeberg (Schneeberger), Schönberg (RRi), Schönborn, Schöntal, Schrautenbach, Schrozberg (RRi), Schwalbach, Schwarzenberg, Seckendorff, Seibolstorff, Seinsheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Senftenberg, Sicherer, Sickingen, Soden (FreiH, G, RRi), Solms, Sparr, Sparneck, Speyer (Hochstift), Speyer (RS), Spieß, Spork, Stadion, Stammler, Starkh, Stein zu Lobelbach, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser) (von Neidenfels), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, Stingelheim, Sultzel, Swerts von Landas zu Weinheim, Tann, Tänzl von Tratzberg, Thüna, Thurn, Trebra, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, (Überbrick), Überbruck von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, Utterod, Varrenbach, Vestenberg, Vogt von Kallstadt (Vogt zu Kallstadt), Voit von Rieneck, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein) (Hunolstein), Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Vogt zu Wallstadt, Vohenstein, Volmar, (Vorburger) Vorburger zu Bödigheim, Wächter, Waldenburg genannt Schenkern, Walderdorff, Waldkirch, Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallert, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warrenbach, Wasen, Wechinger, Wehrenbach, Wehrn, Weiler, Weißenbach, Welden, (Wellwarth,) Wenk, (Wenkheim,) Wernau (Werdenau), Wichsenstein, Widdern, Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolmarshausen(, Wollmarshausen), (Wollmershausen) (RRi), Wollmershausen, Wöllwarth, Worms (Hochstift), Worms (RS), Wurm, Wrede, Württemberg, Würzburg Domkapitel, Würzburg Juliusspital, Zobel (Zobel von Giebelstadt), Zorn, Züllenhard, Zwingenberg am Neckar
Österreichischer Reichskreis* Bisein, Bregenz, Caldonatz, Castua, Elsass, Etsch (BaDO bzw. DOBa), Feldkirch, Görz (Gt), Gradisca bzw. Gradiska, Gutenstein, Habsburg-Laufenburg, Hausen (Ht), Hohenberg, Kallenberg, Kirchberg (Gt), Krain, Laufenburg, Mengen, Mitterburg, Montfort-Bregenz, Munderkingen, Nellenburg, Niederösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oettingen, Österreich (BaDO bzw. DOBa), Österreich (Mk), Persen (Pergen), Reichskreise, Rheinfelden, Riedlingen, Saulgau, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Seifriedsberg, Sonnenberg, Tarasp (Trafft), Tirol, (Trafft,) Traungau, Vorderösterreich, Warthausen, Weißenborn, Werenwag (Wehrwag), Wiblingen
Rheinhausen (bei Mannheim) s. Hausen
Salem* (im Bodenseekreis) (Abtei, Reichsstift) Adelsreute (Adelsreuth), Baden, Bohlingen, Gutenzell, Hausen (Ht), Heggbach, Heiligkreuztal, Hohenzollern-Sigmaringen, Münchhöf, Ostrach, Schemelberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsprälatenkollegium
Schenk von Castell* (G, RRi) Berg (Ht), Dischingen, Gutenstein, Hausen (Ht), Oberdischingen, Schelklingen (Schenk von Schenkenstein,) (Schenk von und zu Schenkenstein)
Schwaben* (RiKreis), Schwäbischer Ritterkreis Abtsgmünd, Achberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Albertini, Aldingen, Allgäu-Bodensee, Altburg, Altmannshofen, Amerdingen, Angeloch, Anweil, Arz (Arzt), Attems, Aufhausen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Barille, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Behr von Behrental, Bemelberg (Bemmelberg, Bömelburg), Bentzel zu Sternau, Berger, Berkheim, Berlichingen, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Berstett, Bertrand, Besserer, Biberachzell, Bidembach von Treuenfels, (Bietingen), (Binningen,) (Bischofsheim,) Bissingen, Bissingen-Nippenburg, Bletz von Rotenstein, Blumegg, Bock, Böcklin von Böcklinsau, Bode, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Bodman, Bodman zu Kargegg, Bodman zu Möggingen, Bodman zu Wiechs, (Bömelburg,) Bonfeld, Bönnigheim, Bose, Botzheim, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Brandenburg (rriHt), Brandenburger zu Riet, Brandenstein, Brantz, Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach (Breitschwerdt von und zu Buchenbach), Breuning von Buchenbach, Bronnen, Bubenhofen, Buchholz, Buol (Boul), Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), (Buwinghausen), Buxheim, Candel, Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Colditz, Corray, Dachenhausen, Dachröden, Dagstuhl, (Dankenschweil,) Dankenschweil zu Worblingen, Degenfeld, Degenfeld-Neuhaus, Dellmensingen, Dettingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Diemantstein, Diemar, Diersburg, Dießen (rri Ort), Donau, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dungern, Dunstelkingen, Ebersberg (rriHt), Ebinger von der Burg, Echter von Mespelbrunn, Eck und Hungersbach, Ehingen (RRi), Ehingen (RSähnliche Stadt), Eisenburg, Elster (Elstern), Eltershofen, Endingen, (Entzlin) Enntzlin, Enzberg, Erlach, (Erolzheim) Eroldsheim, Erthal, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fin, Fischer von Filseck, Flehingen, Forstner von Dambenois (Forstner-Dambenoy), Frank, Franken (Ritterkreis), Frankenberg zu Riet RRi, Franckenstein (Frankenstein) (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frauenberg, (Freiberg) (Ht), Freiberg (FreiH, RRi), Freyberg (Freiberg), Fuchs, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg, Gail, Gailing bzw. Gayling, Gailing von Altheim bzw. Gayling von Altheim, Gailingen, Gaisberg, Gaist von Wildeck, Gammertingen, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Giel von Gielsberg, Girger von Grünbühl, Göler von Ravensburg, Goll (Gollen), Göllnitz, Goßbach, Grafeneck, (Graveneck,) Grävenitz, Greifenclau, Greith, Gremlich von Jungingen, Grempp von Freudenstein, Gripp von Freudenegg, Gripp auf Storzeln-Freudenach Gripp von Storzeln-Freudenach, Grönenbach, Großaspach, Grün, Grünthal, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg, Gut von Sulz, Habsberg, Hafner, Hagenmann, Hallweil, Hanxleden, Harling, Harthausen, Hartig, Hartingshausen, Hausen, Hegau (Qu),) Hegau-Allgäu-Bodensee, Hehl, Heidenheim (RRi), Heidenopp, Heinsheim, Helmstadt, Herbrechtingen, Herbsthain, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Hettingen, Heuchlingen, Heuß, Hevel, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirschhorn, Hochaltingen, Hochberg (rriHt), Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoff, Höfingen, Hohenberg (RRi), Hoheneck (RRi), Hohenfeld, Hohenfreyberg, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Höhnstett, Holdermann von Holderstein, Holtz, Horben, Horkheim (Horckheim), Hornberg (RRi), Horneck (Horneck von Hornberg), Hornstein (FreiH, RRi), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Huldenberg, Humpiß (FreiH, RRi), Humpiß genannt von Ratzenried, Humpiß von Waltrams, Hürnheim, (Hürrlingen), Ichenhausen, Ifflinger von Graneck, Illereichen, Illertissen, Imhoff von Kirchentellinsfurt (Imhof), (Imhoff von Untermeitingen,) Imhof zu Untermeithingen, Jäger von Gärtringen, Jagstheim, Janowitz, Jettingen, Jungkenn genannt Münzer von Morenstamm, Kaltenburg, Kaltental (Kaltenthal), Karpfen (Karpffen), Katzenstein, Kechler von Schwandorf, Keller von Schleitheim (Keller von Schlaitheim), Kempten (gfAbtei), Killinger, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kisslegg, Knebel von Katzenelnbogen, Kniestedt, Knöringen, Kocher, Kolb von Rheindorf, Königsbach, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (Hochstift), Kraichgau, Kroneck, Kuefstein, Landenberg, Landsee, Lang, Lasser genannt von Halden, Laubenberg, Laupheim, Laymingen, Leiher von Talheim, Leiningen (RRi), Lemlin von Horkheim, Lenz von Lenzenfeld, Leonrod, Leupolz, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenfels, Liebenstein (FreiH, RRi), Liechtenstein, Liesch von Hornau, Linck von Kirchheim, Lindach, Linden, Lomersheim, Lützelburg, Macaire, Magolsheim, Massenbach, Megenzer von Felldorf, Mendel von Steinfels, Menzingen, Merz von Staffelfelden, (Metternich,) (Metternich zu Gracht) (Wolff-Metternich zur Gracht), Mock von Balgheim (Möckh von Balgheim), Montfort, Moser von Filseck. Mühlhausen (RDorf), Münch, Münchingen, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Neckarbischofsheim, Neidlingen, Neipperg, Neipperg zu Freudental, Nettelhorst, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neuenstein (FreiH, RRi), Neufra, Neuhaus (rriOrt), Neuhausen, Neuneck, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberdischingen, Oberkirch, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Ochsenburg, Oeffingen, Oetinger (Öttinger), Offenburg (RRi), Oggenhausen, Orsenhausen, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Oßweil, Ostein, Osterberg, Ostheim (RRi), Öttinger, Ow, Pach zu Hansenheim und Hoheneppan, Palm, Pappenheim, Pappus von Tratzberg, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg (Pfaudt von Kürnburg,) Pfeil, Pflügern auf Schrozburg, Pflummern, Pforzheim (Damenstift), Pfuel, Plato von Janersfeld, (Pletz von Rottenstein), Plieningen, Plittersdorf (Plittersdorff), Praßberg, Preysing, Pürckh, Racknitz, Rammingen, Ramschwag, Ramsenstrut, Rassler von Gamerschwang, Rathsamhausen, Ratzenried, Rauch von Winnenden, Raunau, Reckenbach, Rehlingen, (Reich von Baldenstein,) Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reischach, Reiß von Reißenstein, Remchingen, Resch von Reschenberg, Reutner von Weil, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Riedheim, (Rieppurr,) Rietheim, Rinck von Baldenstein, Rinderbach, Risstissen, (Ritterkreis,) Ritz, Rodamsdörfle, Röder, Röder von Diersburg, Roll (Roll zu Bernau), Rost, Rotenhan, Roth von Bußmannshausen, Roth von Schreckenstein, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Rüpplin von Köffikon, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Rüppurr (Rieppur), Ruß von Sulzbach, Sachsenheim, Saint-André (Saint André), Saint Vincent, Sankt Gallen (RAbtei), Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schauenburg (Schaumburg) (FreiH, RRi), Scheer von Schwarzenberg, Schell, Schellenberg, Schenk von Castell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein), Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Scheppach, Schertel von Burtenbach, Schifer von Freiling, Schilling von Cannstatt (Schilling von Cannstadt), Schlat, Schleicher von Stötten, Schleiß, Schmalegg, Schmidberg, Schmitz-Grollenburg, Schönau (FreiH, RRi), Schöner von Straubenhardt, Schönfeld (Schönfeldt,) Schott von Schottenstein, Schuttern, Schütz von Eutingertal, Schütz-Pflummern, Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern, Schwarzach, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (Senft von Sulburg), Senger (Senger zu Rickelshausen), Sickingen, Siegenstein, Sigelmann von Delsberg, Siggen, Specht von Bubenheim, Spengler von Neckarburg, Sperberseck, Speth, Speyer (Domkapitel), Spreter von Kreidenstein, Stadion, Stammheim, Starschedel, Stein (rriHt), Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinegg, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Sternenfels, Stimpfach, Stockhammer, Stockheim, Stotzingen, Streit von Immendingen, Stuben, Stuben zu Dauberg, Sturmfeder, Sulzbach (G), Sulzfeld, Summerau (Sommerau), (Sundheim) Suntheim, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Tänzl von Tratzberg, Tegernau, Tessin (RRi), Themar, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Traun, Trauschwitz, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen (RRi), Türckh, Türckheim (Türkheim), Überlingen, Ulm (FreiH, RRi), Ulmenstein, Ungelter, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Unterriexingen, (Unterwaldstetten,) Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Varnbüler von Hemmingen (Varnbühler von und zu Hemmingen), Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein), Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Vöhlin von Neuburg, Vol von Wildenau, Volland von Vollandseck, Volmar, Wächter, (Waldburg,) Waldburg-Trauchburg, (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Waldburg-Zeil-Zeil, Waldner von Freundstein, Waldstetten, Wallbrunn zu Gauersheim (Wallbrunn), Wallsee, Wallstein, Wangen, Wechmar, Weiler, Weitersheim, Weitingen, Weittershausen, Welden, Wellendingen, Wellenstein, Welsberg (Welschberg zu Langenstein), Wendler von Pregenrot (Wendler von Pregenroth), Werdenstein (FreiH, RRi), Wernau, Werneck, Wertingen, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen), Westernach, Westerstetten, Widmann von Mühringen, Wiederhold von Weidenhofen (Wiederholt von Weidenhofen), Wimpfen (Ritterstift), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wobidezgi, Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff Metternich zur Gracht, Metternich zur Gracht), Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Wurmser von Vendenheim, Wurster von Kreuzberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Yberg, Zazenhausen, (Zilhart,) Zimmern, Zobel von Giebelstadt, Zorn von Bulach, Zotter von Berneck (Zott von Perneck), Züllenhard (Zilhart), Zweifel (Zweiffel), Zwierlein
Stein zu Klingenstein Hausen
Stetten (am kalten Markt bzw. am Kalten Markt) Hausen (Ht), Salem
Trochtelfingen* (bei Bopfingen) (rriHt) Hausen (RRi), Horkheim (Horckheim)
Unterglashütte Hausen (Ht)
Weiboldshausen s. Hausen