Die Residenz in der deutschen Landesgeschichte (903)
Abs. 533 Dynastien und Höfe s. Höfe und Residenzen 1
Abs. 660 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., Teilband 1, Dynastien und Höfe, Teilband 2 Residenzen, 2003 (39 Dynastien, 353 Residenzen, 165 Höfe von Reichsfürsten auf der Grundlage der Reichsmatrikel von 1521)
Abs. 676 In der Residenzstadt, hg. v. Hirschbiegel, J. u. a., 2014
Abs. 866 Residenzen, s. Höfe und Residenzen
Abs.
1055 Ahaus (Herrschaft, Residenz). A. (1020 Ahusun) wird 1139 (Herren von A.)
erstmals urkundlich genannt und entwickelte sich im 14. Jahrhundert zur Stadt
(Stadtrecht 1391). Die Herrschaft A. war im 12. Jahrhundert mit Diepenheim
(1134 Herren von Diepenheim) (Overijssel) verbunden, gelangte 1241 nach dem
Aussterben des Geschlechts durch Heirat an eine Linie der Herren von Horstmar
und 1406 nach Abtrennung Ottensteins und des Gogerichts zum Steinernen Kreuz
durch Verkauf an das Hochstift Münster, das in A. ein Amt errichtete. Ab 1803
residierten dort die Prinzen von Salm-Kyrburg, welche die Ämter A. und Bocholt
zu einem Drittel als Entschädigung für linksrheinische Verluste erhalten
hatten. Seit 1810 gehörte A. zum Kaiserreich Frankreich und gelangte 1815 an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Kreis Ahaus, hg. v. Lindemann, K./Brambrink, H., 1938; Kohl, W.,
Geschichte der Stadt Ahaus, 1980; Schloss Ahaus 1690-1990, hg. v. Püttmann, K.,
1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 3.
Abs.
1083 Albertiner s.
Sachsen, Wettiner
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1,
19.
Abs.
1128 Altenburg
(Fürstentum, Residenz). Von 1603 bis 1672 war A.
(1146/1147 Burggrafschaft, 1324 Verpfändung an die Markgrafen von Meißen) bei
Leipzig Sitz einer Linie der Ernestiner. S. Sachsen-Altenburg, Thüringen.
L.: Wolff 398; Roubitscheck, W., Die Altenburger Landesvermessung und die von
ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg Math.-nat. Reihe 7 (1958); Thieme, A., Die Burggrafschaft
Altenburg, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 4.
Abs.
1129 Altenburg
(Reichsstadt). In A. bei Leipzig wurde ein slawischer Rundwall (um 800)
festgestellt, an dessen Stelle im 10. Jahrhundert eine Burg errichtet wurde,
die Kaiser Otto II. 976 an den Bischof von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war
die Pfalz A. Mittelpunkt des staufischen Reichsterritoriums Pleißenland und
erhielt Stadtrecht. 1290 wurde A. reichsunmittelbar, kam aber schon 1311/1328
unter die Herrschaft der Wettiner. 1485 fiel es an die ernestinische Linie. Von
1603 bis 1672 war es Residenz einer nach ihm
benannten Linie der Ernestiner (Sachsen-Altenburg). Zu Sachsen-Gotha bzw.
Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es, bis es von 1826 bis 1918 Residenz des jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg
wurde. 1920 kam es im Freistaat A. (Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Abs.
1151 Alt-Pernau (Residenz) Vana-Pärnu, vgl. Ösel-Wieck (Bischöfe von)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 7.
Abs.
1159 Alzey (Residenz der Kurfürsten von der Pfalz) s. a. Wilch von
A.
L.: Böhn, G., Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1958;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 7; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 19.
Abs.
1162 Amberg (Residenz der Kurfürsten von der Pfalz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 9; Denkmäler des Amberger
Stadtrechts, hg. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff..
Abs.
1181 Andlau
(Frauenkloster, Reichsabtei, Residenz). Das
gegen 880 von der Kaiserin Richardis gegründete und reich ausgestattete
benediktinische Frauenkloster A. (kelt. eleon, das enge Tal?) im Elsass war bis
zur Aufhebung während der Französischen Revolution unmittelbar dem Reich
unterstellt.
L.: Büttner, H., Kaiserin Richgard und die Abtei Andlau, Archives de l‘église
d‘Alsace 23 (1956), 83ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 26;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
1189 Anhalt (Grafen,
Fürstentum, Herzogtum, Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte
das seit etwa 1000 erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise
Grafen von Ballenstedt nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem
1170 verstorbenen Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von
ihnen erlangte Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von
Sachsen sowie den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des
Herzogtums Sachsen und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei
seinem Tode (1218) erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die
eigentlichen Hausgüter zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer
Elbe) (Aschersleben [(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er
nannte sich nach der vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung
Ballenstedts in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als
einziger Graf seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel
erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung
vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an Brandenburg-Preußen)
verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319 erwarb die Linie
Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die Herrschaft Zerbst (ältere
Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst, ältere Linie) in die
Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und die Albrechtsche Linie
(linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie erlangte Teilbesitz der
Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der Bernburger Linie deren
Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere Köthener Linie
(Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau). Die ältere
Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter fielen bei
ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546 in die Linien
Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in Anhalt-Köthen, bis 1534
aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation konnten die Güter der unter
anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an der Saale, Gernrode und
Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und Köthen an Sigismund von
Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung an Reuß 1552 durch
Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst (1561-1586) aus der älteren
Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle anhaltischen Gebiete mit
einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und erließ für sie 1572 eine
umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden nach vorübergehender
gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien
Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665),
Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde
für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der
jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten
eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme
der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665.
Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem
Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft
Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau,
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die
Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete
sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es
weiter zur Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe
der Grafen von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile
fielen nach ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war
von 1632 bis 1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von
seiner oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand
die aus einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen
von Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und
Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem
Eintritt in den Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen
und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit
118000 Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847
fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung.
1863 kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944
gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947
dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst
wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands,
Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977; Klein, T.,
Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in Daten, 1994;
Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre
Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
Abs.
1202 Anjou (Geschlecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1,
31.
Abs.
1203 Annecy (Residenz der Bischöfe von Genf)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 12.
Abs.
1205 Ansbach,
Brandenburg-Ansbach (Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre
786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete Benediktinerkloster kam
an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg,
ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei
über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die
seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von
Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter
(Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen],
Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das Sechsämterland im
Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen von
Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz. 1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob
dem Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.)
geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der
Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415
bis 1440 und von 1470 bis 1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486
kam A. an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis
1515) an A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer.
Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach
wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen
Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den
beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth verlegte.
1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie
regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter
(Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton
Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der
Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und
den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog.
Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter
Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt
Anspach, hg. v. Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster –
staufische Territorialstadt – hohenzollersche Residenz,
Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und
Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das
Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
Abs.
1207 Ansbach (Residenz der Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen
von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 13.
Abs.
1224 Aquileja
(Patriarchat, Erzstift), mhd. Aglei, Aglar. A. in Norditalien nahe der Adria
wurde 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Das seit 314 nachweisbare
Bistum A., dem Venetien, Istrien, Westillyrien, Noricum und die Raetia secunda
unterstanden, beanspruchte seit Anfang des 5. Jahrhunderts Rechte als Erzbistum
und seit 558/568 den Patriarchentitel. 798 verlor es das Bistum Säben, gewann
aber die streitige Metropolitangewalt über Istrien. Später geriet die Mark
Friaul, in der es lag, unter den Einfluss der Herzöge von Bayern (952). Danach
wurde das nunmehr auf Reichsgebiet gelegene Patriarchat ein Stützpunkt der
deutschen Herrschaft in Oberitalien. 1027 wurde es von der Unterordnung unter
Kärnten befreit. Heinrich IV. übertrug 1077 dem Patriarchen Friaul (Herzogtum),
Istrien (Markgrafschaft) und Krain (Markgrafschaft) und machte ihn damit zum
Reichsfürsten. Am Ende der Stauferzeit verlor A. an Bedeutung. 1418/1421 wurde
es mit seinem Gebiet von Venedig erobert. 1445 trat es alle weltliche
Herrschaft an Venedig ab. Im 16. Jahrhundert kam A. an Österreich. 1751 wurde
das Patriarchat auf Drängen Erzherzogin Maria Theresias von Österreich vom
Papst aufgelöst und 1752 durch die Erzbistümer Udine und Görz ersetzt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G5; Renaldis, G. de, Memorie storiche dei tre ultimi secoli del
patriarcato d‘Aquileja, hg. v. Gropperlo, G., Udine 1888; Schmidinger, H.,
Patriarch und Landesherr. Die weltliche Herrschaft des Patriarchen von Aquileja
bis zum Ende der Staufer, 1954; Seneca, F., La fine del patriarcato aquileiese
1748-1751, 1954; Göbel, W., Entstehung, Entwicklung und Rechtsstellung
geistlicher Territorien im deutsch-italienischen Grenzraum. Dargestellt am
Beispiel Trients und Aquilejas, 1976; Das Patriarchat Aquileja - Schnittpunkt
der Kulturen, hg. v. Ernst, G., 1983; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja und
die bayrische Kirche, 1987; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 470.
Abs.
1246 Arensburg (Residenz auf der Insel Ösel)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 16.
Abs.
1259 Arnsberg
(Grafschaft, Residenz). Um die Mitte des 11.
Jahrhunderts errichtete Bernhard II. von Werl am Schnittpunkt der Straßen von
Köln nach Paderborn und von Essen nach Kassel die „Alte Burg“ bei A. in
Westfalen. Nachdem Lupold von Werl († 1089) die Alte Burg zusammen mit seinem
Erbteil dem Erzstift Köln vermacht hatte, baute Konrad von Werl um 1060 eine
neue Burg an der oberen Ruhr, die nach dem Ort A. benannt wurde. Nach ihr
nannte sich vor der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert (1082 Konrad von A.) die
Hauptlinie der Grafen von Werl. 1102 verlor Graf Friedrich der Streitbare die
halbe Grafschaft A. mit der Burg A. an das Erzstift Köln, so dass sich die
Grafschaft A. auf das nördliche Sauerland - einschließlich des reichen Klosters
Meschede - beschränkte. 1124/1139 fiel sie über die Erbtochter im Erbweg an die
niederländischen Grafen von Cuyk (Cuijk, Cuyck), die sich von da an nach A.
nannten und die jüngere Linie der Grafen von A. begründeten. Im 12. Jahrhundert
spalteten sie die Grafen von Rietberg ab. 1167 wurden sie vom Erzstift Köln
lehnsabhängig. Ehe sie 1371 ausstarben, verkaufte der letzte Graf Gottfried
1368 die Grafschaft A. an das Erzstift Köln. Sie bildete seitdem den
wichtigsten Bestandteil des Herzogtums Westfalen der Erzbischöfe von Köln. A.
wurde dessen Hauptstadt. 1803 kam A. an Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen, 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Arnsberg - 700 Jahre Stadt - hg. v. d. Stadtverwaltung Arnsberg,
1938; 150 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Westfalen zwischen Lippe, Ruhr und
Sieg, 1964; Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl,
1965; Hömberg, A. K., Die Grafen von Arnsberg, 1967; 750 Jahre Arnsberg, hg. v.
Arnsberger Heimatbund, 1989; Klueting, H., Arnsberg als Hauptstadt und
Wechselresidenz in der Zeit der Kölner Kurfürsten (1371-1802), 1989; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 17; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
423, 2, 36; Leidinger, P., Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca.
980-1124). (in) Das Herzogtum Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von
Arnsberg und ihre Grafschaft, (in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
Abs. 1276 Aschach (Residenz von Henneberg-Römhild) s. Henneberg-Aschach
Abs. 1277 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 18.
Abs.
1278 Aschaffenburg
(Stift, Fürstentum, Residenz Erzbischof von Mainz).
A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha (Eschenfluss) des späten 5.
Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die thüringischen Herzöge, jedenfalls
über die Karolinger gelangte es an die Liudolfinger. Um 957 gründete dort
Herzog Liudolf von Schwaben das Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982
ging A. von Otto von Bayern und Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift
Mainz über, das dort später ein Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung
Mainzs durch Frankreich 1798 wurde A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz.
1803 wurde für Karl Theodor von Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und
Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700
Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr,
Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810
wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging
A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 19.
Abs.
1286 Askanier
(Geschlecht). Die A. sind ein ursprünglich aus dem alemannisch-fränkischen Raum
stammendes, nach einer mythologisierenden Anknüpfung an den Äneassohn Ascanius
seit dem frühen 13. Jahrhundert als A. benanntes Geschlecht, das im 6.
Jahrhundert in den Schwabengau am Nordostrand des Harzes eingewandert sein soll
und sich zunächst nach der Alten Burg bei Ballenstedt (Grafen von Ballenstedt)
benannte. Der erste erschließbare A. dürfte ein Adalbert (um 1000) gewesen
sein. Eine sehr erfolgreiche Heiratspolitik verschaffte den Askaniern im 11.
Jahrhundert größere Anteile an verschiedenen Erbschaften. Aus der Erbschaft des
Markgrafen Gero erhielten sie Teile des Schwabengaus, die sie mit eigenen
Gütern zur Grafschaft Aschersleben (Ascharien) verbanden, nach der sie sich
dann benannten. Über eine Erbtochter der Billunger gewann Otto der Reiche (†
1123) Teile der billungischen Güter. Um 1060 stießen sie über die Saale nach
Osten vor. Unter Albrecht dem Bären (Markgraf der Nordmark 1134-1170, 1140/1142
Markgraf von Brandenburg) betrieben sie planmäßig die deutsche Ostsiedlung.
Albrecht dem Bären folgten 1170 die Söhne Bernhard, der 1180 nach dem Sturz
Heinrich des Löwen den Titel des Herzogs von Sachsen und den an der unteren
Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen erhielt, und Otto,
der die neuerworbenen Gebiete im Osten (Brandenburg) erlangte. Bernhard folgten
1212 die Söhne Albrecht († 1260) und Heinrich I. (1212-1244), von denen
Heinrich die askanischen Hausgüter zwischen Ostharz und Mittelelbe erbte und
Albrecht die Gebiete um Lauenburg und das neu gewonnene Gebiet um Wittenberg
erlangte. Heinrich begründete das Haus Anhalt, Albrechts Söhne Johann († 1285)
und Albrecht II. († 1298) die askanischen Linien Lauenburg (mit Lauenburg
rechts der unteren Elbe, Neuhaus elbaufwärts und dem Land Hadeln) und
Wittenberg, so dass seit 1226 askanische Linien in Brandenburg (Stendal und
Salzwedel bis 1317/1319), Lauenburg (bis 1689) und Wittenberg (bis 1422)
nebeneinander bestanden. Die brandenburgischen Güter fielen 1319 an die
Wittelsbacher (und 1411ff. an die Hohenzollern/Burggrafen von Nürnberg), die
wittenbergischen 1422 an die Markgrafen von Meißen, die lauenburgischen 1689 an
die Welfen.
L.: Hirschfeld, G. v., Geschichte der sächsischen askanischen Kurfürsten, 1884;
Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, VuG 28 (1938); Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, E., Die Mark
Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Heinrich, G., Askanier, LexMA 1 1980,
1109; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2. A. 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, Teilband 1
Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 31;
Askanier-Studien der lauenburgischen Akademie, hg. v. Opitz, E., 2010.
Abs.
1325 Augsburg
(Hochstift, Residenz). Das Bistum A. wird,
obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738,
Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert
worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748 für seinen bayerischen Teil
gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm
und Walchensee sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen,
aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu zwischen
Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem Mittelpunkt
bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz,
1544 theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das
Hochstift von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg
(Schwabeck) und nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König
Rudolf von Habsburg überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft
über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen
(2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den
Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum
Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff.
1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe,
1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger
Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C.,
Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Abs. 1335 Augustusburg (Residenz) s. Schellenberg
Abs. 1336 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 25.
Abs.
1340 Aulendorf
(Herrschaft). A. an der Schussen erscheint erstmals 935. 1381 gehörte es den
Herren von Königsegg, denen Kaiser Friedrich III. die Hochgerichtsbarkeit
verlieh. 1629 wurde es Residenz der
(reichsunmittelbaren und dem schwäbischen Reichskreis zugehörigen) Reichsgrafen
Königsegg. 1806 fiel es an Württemberg, über das es 1951/1952 an
Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 201; Wallner 688 SchwäbRK45.
Abs.
1344 Aurich (Residenz der Grafen von Ostfriesland)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 25.
Abs.
1363 Bacharach (Residenz der Pfalzgrafen bei Rhein)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 26.
Abs.
1372 Baden (Grafschaft, Residenz Habsburgs). B. im Aargau war bereits in
römischer Zeit ein Bad (Aquae Helveticae). 1415 wurde der 1291 an Habsburg
gelangte Ort von den Schweizer Eidgenossen erobert und Sitz des Landvogts der
Grafschaft B. 1712 kam B. an Zürich, Bern und Glarus. Von 1798 bis 1803 bildete
die ehemalige Grafschaft mit dem Freiamt den Kanton B., der dann zum Kanton
Aargau kam.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E1/2; Die
Urkunden des Stadtarchivs zu Baden, hg. v. Welti, E., Bd. 1f. 1896ff.; Mächler,
R., Baden, Bern 1955; Mittler, O., Geschichte der Stadt Baden, 1962ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748, 1, 2,27.
Abs.
1373 Baden
(Markgrafschaft, Kurfürstentum, Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae (220/221
Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den Alemannen
zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum Stammesherzogtum
Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf
Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem
Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier.
Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe der Grafen von Calw
erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark Verona des Herzogtums
Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf erscheint. Nach der von
Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals
1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann
II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und
erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war
vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153
das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb
Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen.
Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen
Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im
Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B.
(mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg
(Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen
1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die
Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann
(Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft
Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim,
Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein
fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter
Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die
luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die
breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler,
sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724
in Karlsruhe) gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch,
Baden-Baden nach 1555 (später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte
Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der
Besetzung entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell
an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648
kam Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des Reichsdeputationshauptschlusses
zum Kurfürstentum erhoben und durch die rechtsrheinischen Teile der Pfalz
(Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten) und die Hochstifte Konstanz, Basel
(teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer (teilweise), die hanau-lichtenbergischen
bzw. hessen-darmstädtischen Ämter Lichtenau und Willstätt, die
nassau-usingische Herrschaft Lahr, die Reichsabteien Petershausen, Gengenbach,
Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf,
Gengenbach, Biberach (1806 an Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen,
Wimpfen (später an Hessen), das Reichstal Harmersbach und die Klöster
Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen
und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf
7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13
Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog
von Modena/Österreich den größten Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar
mit Villingen, die Stadt Konstanz und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens
mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt
zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer
Fürstenberg, Leiningen, Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft
Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die
südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die
eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen
mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische
Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im
Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste
es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810
übernahm B. den Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die
Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen
Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser
Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755,
zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs,
Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem
Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie).
Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der standesherrlichen
Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht,
Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16.
Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager,
F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.;
Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert,
1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748;
Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005;
Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die
Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 –
Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im
Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen
Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der
Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Regierunsakten dies
Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
Abs.
1374 Baden-Baden
(Markgrafschaft, Residenz). B. ist seit
1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden (obere Markgrafschaft Baden)
mit der Residenz in Baden(-Baden) und seit 1705
in dem 1247 erwähnten, im 13. Jahrhundert von den Grafen von Eberstein-Calw
erlangten Rastatt. Zur Markgrafschaft gehörten alle mittelbadischen Güter, die
südlich des Flusses Alb lagen, eingeschlossen die Schirmvogtei über die Klöster
Herrenalb und Frauenalb, die linksrheinische Herrschaft Beinheim und die
Herrschaften in Luxemburg;. Für B. wurde 1588 ein vom Württembergischen
Landrecht von 1567 und den Kursächsischen Konstitutionen von 1572
beeinflusstes, bis 1810 geltendes Landrecht erlassen (Badisches Landrecht 1).
Von 1594 bis 1622 war B. von Baden-Durlach besetzt. 1666/1667 erwarb es Teile
der Grafschaft Eberstein. 1771 wurde B. von Baden-Durlach beerbt.
L.: Wolff 164; Zeumer 553 II b 29, 61, 10; Wallner 684 SchwäbRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Schmid, K., Baden-Baden und die
Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 28; Kicherer,
D., Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden, 2008; Laufs, A. u. a., Das
Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz, 2008.
Abs.
1375 Baden-Durlach
(Markgrafschaft). B. ist seit 1515/1535 eine Teillinie der Markgrafen von Baden
mit der Residenz in Pforzheim, seit 1565 in
Durlach und seit 1724 in Karlsruhe. B. umfasste die breisgauischen Herrschaften
Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler (sog. Markgräflerland) sowie die
Ämter, Städte und Schlösser Pforzheim, Durlach, Mühlburg (Mühlberg),
Remchingen, Stein, Graben und Staffort, Altensteig und Liebenzell, Mundelsheim
und Besigheim, dazu die Dörfer am Rhein nördlich der Alb mit der unteren Hardt.
1556 wurde B. evangelisch. Zwecks Aufbringung der bei der Besetzung von
Baden-Baden (1594-1622) entstandenen Kosten trat B. Besigheim, Mundelsheim,
Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch und
Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam B. vorübergehend an Baden-Baden. Für B.
wurde 1654 ein schon 1622 gedrucktes, bis 1810 geltendes „Landrecht und Ordnung
der Fürstenthumber der Markgraveschaften Baden und Hochberg“ usw. in Kraft
gesetzt (Badisches Landrecht 2). 1771 beerbte das zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelte B. die Linie Baden-Baden. Baden umfasste
um 1800 ein Gebiet von 27 Quadratmeilen.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 30; Wallner 684 SchwäbRK 4; Strobel, E.,
Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach nach
dem Dreißigjährigen Krieg, 1935; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Abs.
1389 Baldern
(Herrschaft). B. am Westrand des Rieses erscheint erstmals 1153. 1215 ging die
Burg durch Tausch vom Hochstift Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde
die Herrschaft B. von den Grafen von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen
erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie Residenz
der Linie Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an
Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Abs.
1404 Bamberg (Hochstift,
Residenz). Das schon in der Hallstattzeit und
wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742 eine
Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche der
Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar unterstellte
Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger und
Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa
30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das
Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und
Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten
reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus
dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und
(vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der
Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf,
Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer,
Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs, Kitzbühel,
Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing, Antiesenhofen, Aschach,
Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg, Attegau – Hausruck,
Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld, Sankt Martin im
Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal, Feldkirchen, Lavanttal,
Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden konnten) und später
auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von Gütern im Nordgau
(Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen, begünstigt durch das
Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von Abenberg, der die Vogtei
innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und der Herren von
Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft und Kauf ihre weltliche
Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen, wobei sie sich auch auf
mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche Landgericht B. stützen
konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die Stadt B. gegen die
Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild
für die Constitutio Criminalis Carolina von 1532 wurde. In der Reformation
verlor das Bistum zwei Drittel aller Pfarreien, wurde aber teilweise
rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav Adolf von Schweden erobert und dem
Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine
Hochschule, die 1735/1772 Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die
Kärntner Güter durch Kauf an Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof ein
Landrecht (nur Teil 1 Civil- oder sogenannte bürgerliche Sachen betreffend). Um
1800 war B. Mitglied der Kantone Gebirg, Steigerwald und Baunach des
Ritterkreises Franken. 1803 fiel das Fürstbistum mit etwa 65 Quadratmeilen bzw.
3580 Quadratkilometern Fläche, 220000 Einwohnern und 1,5 Millionen Gulden
Einkünften an Bayern. 1817 wurde eine neue Kirchenprovinz B. mit den Bistümern
Würzburg, Eichstätt und Speyer als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E.,
Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg,
E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat
der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949);
Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951,
Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die
Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und
Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum
Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig, B.,
Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das
Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966; Ragger, M., Die Organisation
der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.);
Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken
Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige
Römische Reich vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976;
Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg
(1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F., Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.;
Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v.
Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare und Wirtschaftsordnungen des
Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts Bamberg im späteren
Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988; Zimmermann, G., Das
Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im
westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg,
1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J.,
Pfarreien, Klöster und Stifte, 1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte des
Bistums Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31;
Kropf, E., Spurensuche. Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien,
Slowenien und der Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und
das Reich in der Stauferzeit, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban,
J., 2006; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet,
hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
Abs.
1410 Bar (Grafen,
Herzöge, Residenz). Das Gebiet an der oberen
Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von Lothringen
(Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der Grenze
Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die umliegenden
Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter an die
späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt, die
Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen,
womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten
wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das
Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou
adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war
das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In Verfassung und Sprache neigte es
Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen Frankreichs.
Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an Stanislaus Leszczynski,
1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Abs.
1411 Bar-le-Duc* (Residenz der Herzöge von Bar)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 36.
Abs.
1433 Barth (Herzogtum, Residenz). Das (als provincia Barta 1159 bzw.) 1232
erstmals erwähnte, wohl nach dem etymologisch dunklen Flüsschen Barthe benannte
B. westlich von Stralsund an der Ostsee gehörte seit 1325/1369 zu Pommern und
bildete von 1376 bis 1393, von 1425 bis 1451 und von 1457 bis 1478 den Sitz
eines eigenen von Pommern-Wolgast abgespalteten Herzogtums Pommern-Barth. S.
Pommern-Barth, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Bülow, W., Chronik der Stadt Barth, 1922; Festschrift zur
700-Jahrfeier der Stadt Barth, 1955; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 37.
Abs.
1437 Basel (Fürstbistum,
Hochstift, Residenz). B. wird erstmals durch
Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl urnenfelderzeitlich
wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt. Im 5. Jahrhundert
erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die ersten fränkischen
Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof Wala eine
einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen ein, deren
Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang des 7.
Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen wurde.
1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es seit 912
angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft der
Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden)
seitens Rudolfs III. von Burgund (999/1000) begründet. Dazu kamen
verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft Härkingen bzw. Herkingen 1080,
Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die aber teilweise rasch wieder
vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13. Jahrhundert wurden die
Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel, Ajoi (= Elsgau),
Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville,
Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel und die Grafschaften
Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert
die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg und
Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig die Stadt
aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit 1395 meist in
Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460 eine neue
Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen
(endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der Eidgenossenschaft.
1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die hochstiftischen
Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der Bischof verlegte
seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband sich 1577 mit den
katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten schließlich
Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen), Tessenberg,
Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen), Pfeffingen
(Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels,
verwandelten sie in eine Raurakische Republik und gliederten sie am 23. 3. 1793
Frankreich ein (Departement du Mont Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen
Teile Basels annektiert. Der kleine rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam
1803 an Baden. Der Wiener Kongress (1815) bestätigte im Übrigen die
Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als Ausgleich für die
Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck] und Neuenburg)
und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39; Gröbli, F., Bibliographie von Basel,
2005; Meyer, W., Da verfiele Basel überall, 2006.
Abs.
1466 Bayern (Herzogtum,
Kurfürstentum, Königreich, Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die
Mitte des 6. Jahrhunderts bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie
setzen sich vor allem aus Germanen böhmischer, westlicher und östlicher
Herkunft sowie Romanen zusammen, wobei - vielleicht den Alemannen besonderes
Gewicht zukommt, aber - die aus Böhmen stammenden Einwanderer namengebend
wurden (Boio-varii, Baju-warii) und der neue Stamm im Gebiet der römischen
Provinz Noricum ripense und im Flachland der Raetia secunda im Wesentlichen zu
Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner Spitze stehen die seit dem Tode
Theoderichs des Großen (526) von dem Merowingerkönig Theudebald eingesetzten
und von den Franken abhängigen (fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger
(Garibald I. 550-590, Sitz in Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines
Königreichs (regnum) Tassilo III. 788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der
Siedlungsraum reichte vom Lech bis zur Enns und von
Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu
Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in der Lex
Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit erscheint
erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und Dalmatien
ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen
Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol, das
die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich übergeben
hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der Herzog 1208
die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des
Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der
Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen
größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising
und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz
und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck
[Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz,
Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß
auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam.
1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern
gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt
(1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben
der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen von
Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau sowie
der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern.
1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung
für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken,
Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op
Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die
Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien
Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem
Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau
und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine
Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg,
Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die
Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm,
Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die
Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische
Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und
Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische
Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und
Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich
auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im
Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt
Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten
Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden,
außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen
Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit
Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg
übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816)
musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von Bayern,
1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte,
hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.; Riezler, S.
v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck 1964; Rosenthal,
E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd.
1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches Handbuch von
Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1
1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg.
v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler, M., Die Anfänge
des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas Bayerische
Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974, Bd. 5;
Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.;
Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs.
f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und
Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M.,
Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in der
letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A.
1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau
und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren
Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische
Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff.,
z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969;
Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen
geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.;
Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische Kirchengeschichte,
1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und
Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im 20. Jahrhunderts, 1986;
Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18. Jahrhundert, 1988; Bosl, K.,
Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit. Altbayern, Franken, Schwaben,
1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff., Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15
Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988; Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik
und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der
bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988;
Volkert, W., Die bayerischen Kreise. Namen und Einteilung zwischen 1808 und
1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988; Lieberich, H., Die bayerischen Landstände
1313-1807, Einleitung und Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia
Bavaricae. Bayern im Bild der Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der
Unruhen im Herzogtum Bayern 1525, Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P.,
Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A.
1992; Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und
Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen
um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur
Zeit König Ludwigs, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die
oberbayerischen Residenzen der Herzöge von
Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123
(1987), 25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht),
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das
bairische Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das
Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns,
2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen
von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Abs.
1474 Bayreuth,
Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz).
B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der
Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der
Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es
von den Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause
Hohenzollern vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es
zu dem Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486
bis 1495 war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach,
wohin es auch 1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt.
1542 wurde die Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie
auch in Ansbach beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern
ein märkischer Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B.
nach dem Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557
gelangt war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth),
das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den
Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet.
Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie
in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72
Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich
in das Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die
Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter
Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A.,
Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden
Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und Sozialgeschichte einer
landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther
Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v.
Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen Territorialstruktur des
Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb.
v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Abs.
1496 Beilstein
(Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde die Burg B. im Westerwald in die
Verwaltung des Reichs übernommen und in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen
von Thüringen und von diesen an die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226
die vom Hochstift Worms berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341
nannte sich eine Linie des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an
Nassau-Dillenburg. 1607 wurde es erneut Residenz
einer Nebenlinie Nassau-Beilstein, die 1620 Nassau-Dillenburg erbte und bei
ihrem Aussterben 1739 von Nassau(-Diez)-Oranien beerbt wurde. Die Herrschaft
bestand aus den Ämtern B. mit der gleichnamigen Stadt und Marienberg und
umfasste etwa 5 Quadratmeilen. Sie gehörte über Nassau(-Diez)-Oranien dem
kurrheinischen Reichskreis an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Abs.
1499 Belfort (Residenz [Witwensitz Katharinas von Burgund])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 44.
Abs.
1508 Benediktbeuern
(reichsunmittelbares Kloster, Residenz). B.
nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen
Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi gestiftet. Es wurde von Karl dem
Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die
Hochstifte Freising und Augsburg das 954 zerstörte und 1031/1032
wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu gewinnen. 1133 sicherte der
Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen von Andechs und seit 1248
die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit der Reichsunmittelbarkeit
privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den mit der
Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es nicht
mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur
entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern.
Kulturland und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869;
Hemmerle, J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
Abs.
1512 Bensberg (Residenz [Pfalz-Neuburg])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 44.
Abs.
1521 Berchtesgaden
(Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102 und
1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde 1120
erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I. Barbarossa
verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und Metall (und
damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI. bestätigte ihr
1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und
Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B.
als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung von 1393 bis 1404/1407
in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559 war der Propst
Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren
Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B.
der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht
Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen
(Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg (Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und
bedeutende mittelbare Herrschaften in Österreich, Bayern und Salzburg gehörten,
mit insgesamt 14 Quadratmeilen und 18000 Einwohnern säkularisiert und kam an
Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805 an Österreich und 1809/1810/1816 an
Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 643, 1, 2, 46.
Abs.
1524 Berg (Grafen,
Herzöge, Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts erscheint am Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf,
Eberhard und Engelbert, das sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg,
vor 1152 als Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter
(Allod, Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und
Lippe innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb
es Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb.
1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine
westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12.
Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen
Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches
Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und
vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner
Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie)
aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen
Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit
1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B.
und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven
beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm
wurde die von Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg
angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich.
1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach)
aus und wurde durch die Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve
(Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem
Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten
bergischen Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614
(endgültig 1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf,
Lennep, Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen,
Gerresheim, Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und
Landsberg, Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg,
Schöller, Hilden und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh
[Meiseloh], Porz und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh
[Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg
[Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der
Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B.
Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I.
abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit
nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster,
Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden,
insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier
Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und
Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch der Code
Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs,
an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt
87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden die
französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz),
1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena (Isenberg-Limburg
und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.; Schönneshofer, B.,
Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B., Die ältesten Grafen
von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 45 (1912),
5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit in der Grafschaft Berg bis zum
Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J. v., Zur Entwicklung der
Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums Berg, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte der Comitate des
Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a., Bergische
Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von Berg, FS
Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von
Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums Berg, hg. v.
Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im Großherzogtum, 1995;
Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schmidt, C., Das
Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
Abs.
1540 Bergzabern
(Herrschaft, Residenz [Pfalz-Zweibrücken]). Im
Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße Landau-Weißenburg lag das
römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert wurde das als Siedlung im
10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des Klosters Weißenburg (Zaberna)
bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg der Grafen von Saarbrücken
bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer Teilung zwischen Heinrich
und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen von Zweibrücken
begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von Habsburg dem
Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt erstmals als
Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod Graf Eberhards
II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum
Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel
es an Frankreich, 1815 nach kurzer Verwaltung durch Österreich an die Pfalz
bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz,
G., Kleine Geschichte der Stadt Bergzabern, 2009.
Abs.
1550 Berlin (Stadt, Residenz, Land, Bundesland). In einem eiszeitlichen,
von Havel, Spree und Panke durchflossenen Urstromtal entstanden im 12.
Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick, Spandau und Kölln, von denen
Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und 1240 gründeten daneben die
Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh zunächst wirtschaftlich, dann
politisch eine führende Stellung innerhalb Brandenburgs gewann. 1709 wurden B.,
Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen zur Residenzstadt
B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000, 1860 548000, 1880
1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde 1871 Hauptstadt des
Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden Dörfern und Städten zu
Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt
und von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten
von Amerika in einer Alliierten Kommandantur für B. zunächst gemeinsam
verwaltet, bis sich die Sowjetunion am 16. 6. 1948 hieraus zurückzog. Im
September 1948 war B. tatsächlich politisch gespalten. 1949 erklärte die
Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu ihrer Hauptstadt, ohne dass dies
von den Westalliierten und der Bundesrepublik Deutschland anerkannt wurde. Nach
seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war Berlin-West ein Land der
Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende Bestimmung nicht als geltendes
Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den drei westlichen Alliierten
ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes Abgeordnetenhaus und einen
eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an der Spitze und entsandte
nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat. Gesetze der
Bundesrepublik Deutschland mussten durch Zustimmung des Abgeordnetenhauses
übernommen werden. Der Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik Deutschland und
Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8. 1990 bestimmte B. (an der Stelle
Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten) Bundesrepublik Deutschland
(Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum 3. 10. 1990 das Land B.,
für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner Verfassung in Kraft
gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen,
den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4 bis 8 Jahren von Bonn
in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit Brandenburg scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50
(Berlin/Cölln); Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der
Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb.
v. Huch, G./Ribbe, W., 2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen
Grundeigentums im Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H.,
Berlin, 2014.
Abs. 1555 Bernburg (Burg, Herrschaft, Residenz [Anhalt-Bernburg]). Das im 12. Jahrhundert gegründete B. an der Saale kam beim Tode Herzog Bernhards von Sachsen 1218 an seinen Sohn Heinrich von Anhalt. 1252 entstand die ältere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1468), 1603 die jüngere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1863). S. Anhalt-Bernburg, Sachsen-Anhalt.
Abs. 1556 L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 57.
Abs.
1573 Besançon (Erzstift,
Residenz). Das schon 58 v. Chr. als Vesontio
bezeugte B. am Doubs wurde im 4. Jahrhundert Sitz eines Bistums, das am Ende des
8. Jahrhunderts zum Erzbistum erhoben wurde. Der Erzbischof verlor im 13.
Jahrhundert die Herrschaft über die Stadt, war aber geistlicher Reichsfürst.
1665/1668/1674/1678/1679 kam B. durch Eroberung zu Frankreich.
L.: Zeumer 552 II a 4; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe
von Besançon, Diss. phil. Breslau 1936; Le Diocèse de Besançon, hg. v.
Secrétariat Diocésan de la Pastorale, 1967 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 475, 2, 2, 58.
Abs. 1582 Bettlern (Residenz Luxemburgs südwestlich Prags)
Abs. 1583 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 60.
Abs.
1621 Bingenheim (Burg,
Herrschaft). 951 kam der Wildbann zwischen Nidda und Horloff bei Echzell an
Fulda. Im 12. Jahrhundert waren die Herren von Münzenberg, seit 1255 die
Falkenstein, seit 1311 die Grafen von Ziegenhain teilweise damit belehnt. 1423
verkaufte Fulda, das die 1357 erlangte Verleihung des Stadtrechts von Friedberg
für B. nicht ausnützte, die Hälfte der Burg B., die Mittelpunkt dieses seit
1320 als fuldische Mark bezeichneten Gebiets war, an die Grafen von
Nassau-Saarbrücken. 1435 gelangten die Rechte der Grafen von Ziegenhain an die
Landgrafen von Hessen. 1570 verkaufte Nassau-Saarbrücken seine Hälfte an
Hessen-Marburg. Von 1648 bis 1681 war B. Residenz
der Linie Hessen-Bingenheim. S. Hessen-Bingenheim, Hessen.
L.: Wolff 255; Knaus, H., Die königlichen Forstprivilegien für die Abtei Fulda,
Diss. phil. Gießen 1938.
Abs.
1644 Blankenburg (Burg, Residenz). B. am Rande des Thüringer Waldes kam
vermutlich 1208 durch Verpfändung seitens König Ottos IV. an die Grafen von
Schwarzburg. Dort fiel es 1231 an Graf Günther VII. und nach Rückkehr zur
Hauptlinie (1259) 1274 an Schwarzburg-Blankenburg. S. Schwarzburg-Blankenburg,
Thüringen.
L.: Wolff 412¸ Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,. 61.
Abs.
1659 Blieskastel, Castel
(Herrschaft, Grafen). Nach der 1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam,
Castel) an der unteren Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11.
Jahrhunderts von den Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische
Adelsfamilie, die ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von
Homburg, Lützelstein (1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies
bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler],
Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein,
Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg])
begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B. (1237) behielt seine
älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch
verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum Blieskasteler Erbfolgekrieg
(1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg, Blankenberg, Zweibrücken und
Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und den Herzögen von Lothringen
und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn
Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die
Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von
Lothringen (Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne
Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen)
endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier,
das bereits 1280 Bernkastel erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von
Leyen B. und verlegten 1773 ihre Residenz
dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und
1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
Abs.
1691 Böhmen (Herzogtum,
Königreich). Der Name B. des seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen
Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die
keltischen Boier (Bojo-haemum) zurück. Nach der Abwanderung der seit der
Zeitenwende dort ansässigen Germanen drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das
Gebiet ein. Sie gerieten später unter fränkischen Einfluss und wurden im 9.
Jahrhundert christianisiert (973 Bistum Prag). Zeitweise stand dann B. unter
mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10.
Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in das bald zahlreiche deutsche Siedler
kamen, dem deutschen Reich an (950 Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine
Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte, dass der böhmische Fürst, der
aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbaren Přemysliden
(Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam, vereinzelt schon seit Ende des 11.
Jahrhunderts (1086) den Königstitel anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog
erstmals als Inhaber eines Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte
Ottokar I. von Philipp von Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des
13. Jahrhunderts an steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem
Erwerb Österreichs (1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266),
Kärntens und Krains (1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete)
verheiratete König Ottokar II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber
1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die
Erwerbungen an der Donau und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden,
die für kurze Zeit auch noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie
aus. Ihnen folgte über die Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen
von Luxemburg (1310-1437). Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens
(1327/1329) unter böhmische Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des
Reiches, fasste B., Mähren und Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen
als die Länder der böhmischen Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags
zum Erzbistum (1344), gründete 1348 in Prag die erste Universität nördlich der
Alpen und verschaffte in der Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die
Kurwürde und den Vorrang unter den weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der
hussitischen Bewegung erstarkte unter dem schwachen Nachfolger Wenzel das
tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den Städten setzte sich die
tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des Mittelalters beherrschte
faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst vergeblich begehrte Land. 1471
fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die polnischen Jagiellonen (1471-1526)
und wurden mit Polen und (1490) Ungarn vereinigt. In die Kreiseinteilung des
Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von
Habsburg, der Schwager des letzten Königs, in starker Betonung des Rechts der
freien Wahl als böhmischer König angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des
evangelischen böhmischen Adels gegen das katholische Haus Habsburg, doch setzte
sich Habsburg schon 1620 militärisch durch und erließ 1627 als Ausdruck eines
strengen Absolutismus die Verneuerte Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das
Reich trat zugunsten der engeren Verbindung mit den übrigen habsburgischen
Ländern zurück. 1708 wurde die seit 1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im
Kurfürstenkolleg wieder zugelassen. Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt
Prag und die Kreise Bunzlau (Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow,
Chrudim (Chrudin), Časlau (Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor,
Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz, Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und
Beraun. 1742 musste fast ganz Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19.
Jahrhundert trat die nationale Frage wieder in den Vordergrund, wobei
habsburgische Reformmaßnahmen das Wiedererstarken des tschechischen
Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem Einfluss des Historikers Franz
Palacky entstand die Forderung nach einer Neugliederung Österreichs nach
Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die tschechische Nationalbewegung vom
österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919 ging B. auf Grund der Stärke der
tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75 Sitze der Tschechen und 55 Sitze
der Deutschen im Reichsrat) in der neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung
am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die alte politische Einheit B. innerhalb der
Tschechoslowakei aufgelöst. S. Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von 1518-1720,
hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K., Historische
Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg. v. Preidel,
H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W.,
Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Prinz, F.,
Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f. bay. LG. 28
(1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K.,
Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968, hg. v. Sturm,
H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen
Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M, hg. v. Sturm, H., 1984,
Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg, H./Slapnicka, H. u. a.,
1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz, F., Böhmen im
mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche, 1984;
Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und Landeskunde der böhmischen Länder
von den Anfängen bis 1948, Publikationen der Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599,
1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Prinz, F., Geschichte
Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und
Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990; Deutsche Geschichte im
Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Mandelova, H., Europa
im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und Revolution in Böhmen, 1998;
Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,431; Höbelt, L.,
Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G.,
2014.
Abs.
1695 Boizenburg (Land,
Grafschaft). König Waldemar II. von Dänemark teilte zu Beginn des 13.
Jahrhunderts die Grafschaft Ratzeburg auf und gab das Land Wittenburg und das
Land B., das nach einer alten Burg an einem Elbübergang benannt wurde, an die
Grafen von Schwerin. Von 1247 bis 1349 war B. Residenz
einer Nebenlinie der Grafen. 1358 kam es an Mecklenburg und damit von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 443; Fabri, J. E., Boizenburg. Abriss einer Geschichte der Stadt
Boizenburg nebst einer Beschreibung derselben von 1154-1789. Neudruck 1924;
Boizenburg. Beiträge zur Geschichte der Stadt, hg. v. Rat der Stadt Boizenburg,
1980.
Abs.
1704 Bonn (Stadt, Residenz der Erzbischöfe von Köln). Am Ausgang des
Rheindurchbruchs durch das Schiefergebirge bestand in günstiger Verkehrslage
bereits eine keltische Siedlung. Deren Namen übernahm ein vor 50 n. Chr.
errichtetes römisches Legionslager (Castra Bonnensia). Um 400 wurde der Ort von
den Franken erobert (722/723 pagus Bonnensis belegt). Außerhalb des Lagers
entstand bei der Märtyrerkapelle St. Cassius und Florentius ein neuer
Siedlungskern, der unter die Herrschaft der Ezzonen, dann der Grafen von Sayn
und im 12. Jahrhundert an das Erzstift Köln kam. Im 16. Jahrhundert wurde B.
Hauptort des Erzstifts. 1786 erhielt es eine 1797 aufgehobene, 1815 aber
neugegründete Universität. 1797 fiel es an Frankreich, 1815 an Preußen und
damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde Bonn auf Betreiben des
Bundeskanzlers Konrad Adenauer (vorläufig gedachter) Regierungssitz und damit
Hauptstadt der aus den drei westlichen Besatzungszonen des Deutschen Reiches
(und West-Berlin) gebildeten Bundesrepublik Deutschland. Am 29. 9. 1990 wurde
Berlin mit Inkrafttreten des Einigungsvertrags zwischen Bundesrepublik
Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik Hauptstadt der erweiterten
Bundesrepublik Deutschland. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag im Hinblick
auf die geschichtliche Entwicklung mehrheitlich eine Verlegung des Sitzes der
Bundesregierung und des Bundestags von Bonn nach Berlin.
L.: Wolff 85; Ennen, E./Höroldt, D., Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 3. A.
1976; Kaiser, R., Bonn, LexMA 2 1983, 426f.; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 204; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 62; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 74.
Abs.
1720 Borkholm (Residenz der Bischöfe von Reval bei Wesenberg/Estland)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 64.
Abs.
1741 Brabant (Großgau,
Herzogtum). Der am Ende des 7. Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau
Bracbantum fiel 870 mit Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte
seit 959 zum Herzogtum Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen
von Löwen die Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die
Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V.
die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach
gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das
Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz
Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux
Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor
der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon
1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288
durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von
Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die
Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und Kerpen (zwischen Köln
und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von Jülich und Geldern
vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel vermählte Erbtochter
Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und Luxemburg 1390/1400/1430
unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B.
über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz.
Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant
und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen,
Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714
österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um
600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde
in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach
einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit
1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45,
764; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Abs.
1746 Brake (Burg,
Herrschaft). Die Burg B. bei Lemgo wird erstmals 1306 erwähnt. Zeitweise diente
sie als Residenz. Von 1613 bis 1709 war sie Sitz
der mit den Ämtern B., Barntrup, Blomberg und Schieder ausgestatteten
Nebenlinie Lippe-Brake. Über Lippe kam B. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 349; Süvern, W., Brake, 1960.
Abs.
1757 Brandenburg
(Hochstift, Residenz). Am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen Semnonen in
Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6. Jahrhunderts im
7. Jahrhundert eine slawische Burg, die vielleicht mit der zu 789 erwähnten
civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10. 948 gründete bei ihr König Otto I.
das bis 968 Mainz, dann Magdeburg unterstellte Bistum B. mit dem Gebiet
zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und Ostsee. Von 983 bis 1150/1157 war B.
wieder slawisch, fiel dann aber an den Askanier Albrecht den Bären. 1161/1165
wurde von Leitzkau aus das Bistum B. erneut errichtet, wenn auch in erheblich
verkleinertem Umfang. Die Bischöfe verfügten nur über wenige Güter, die sie von
den vier Ämtern Ziesar, Brandenburg, Ketzin und Teltow aus verwalten ließen. Der
Aufbau einer eigenen Landesherrschaft gelang nur in Ansätzen. Dennoch war das
Bistum, das unter Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch zur Landsässigkeit
gezwungen wurde, rechtlich reichsunmittelbar. Nach der Reformation (1539) wurde
das Bistum 1544 der Mark Brandenburg einverleibt und 1598 formell aufgelöst.
Das Kapitel bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum
Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger,
F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und
Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2
1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der
Heveller, Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983,
551ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das
Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., 2005.
Abs.
1758 Brandenburg (Mark,
Markgrafschaft, Kurfürstentum, Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden und
Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark Landsberg
und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von Magdeburg
ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei gemeinsam
regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel gespalten, bis
es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch 1319 der
brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der Ausbildung
des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem
Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach
die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen
ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch
Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser
wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch
die verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf
Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die
Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und
Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die
Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In
der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde
die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die
Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten
Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer
Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau,
Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller
ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die
Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen
1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an
der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog.
Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung
in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529
das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich
1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark
(Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon
bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark,
Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82
Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen,
Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691
Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im
modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich
III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den
Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz,
Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen]
und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945
eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938
gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von
der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin,
Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur
sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter
Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre
1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen
Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am
23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder
und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt
der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand
das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau
[Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der
Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer
Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S.
Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft,
1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg,
hg. v. Domstift, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen
Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W.,
Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz,
2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 117, 454,
773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte, C.,
Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg.
v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark
Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f.
brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a.,
2009.
Abs.
1781 Braunsberg (Residenz der Bischöfe von Ermland), Braniewo
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 68.
Abs.
1782 Braunschweig
(Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6. 11. 1813
entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums (Herzogtums)
Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus B. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach
Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich
am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der
größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen
Besatzungszone zugeteilt und gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische
Republik. Im Übrigen ging B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am
1. 11. 1946 im neugebildeten Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71;
Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom
Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
Abs.
1792 Braunschweig-Lüneburg
(Herzogtum, Fürstentum). Um die Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der
Straßen Hildesheim-Magdeburg und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode
(Tanquarderoth 1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand auf älterem
Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort
im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der
durch Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim, Richenza, die
Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt hatte und sie
über seine Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen
1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein,
erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und
Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV.
(† 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos.
Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am
21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an das Reich B. als Reichslehen
des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das Kind (†
1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen das
Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem
billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und
aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu
einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264
das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt
(zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil
Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im Landesteil
Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt Braunschweig. Von
dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis 1409 mindestens immer
die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig sogar vier oder fünf
Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch Teile der Grafschaft
Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um Calenberg gewonnen, 1352
das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das Fürstentum Lüneburg wurde
unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und
Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum
Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit
den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum
Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine
Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien
Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369)
(fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388
nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie
führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel)
in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass
Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander
standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400
erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409
teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis
1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische
Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister
und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden
durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von
denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch
Kauf das Fürstentum Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das
Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte
Teilung). 1495 wurde das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder
geteilt (zwölfte Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die
neue Residenz Wolfenbüttel namengebend wurde.
Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten sich das in der
Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim
(Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg,
Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze,
Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg
[Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah,
Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck
noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und
Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und
Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover)
mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz
erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der
Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover
König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum Königreich
Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums
Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem
Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl
aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem
norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus
Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover an Preußen
verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine
Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung
regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige
Räterrepublik folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche
Regierungen des Freistaates Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine
Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in
die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht
(Preußen). 1945 wurde Braunschweig wiederhergestellt. Durch die
Zonengrenzziehung wurde der größte Teil des Kreises Blankenburg (1990
Sachsen-Anhalt) und Calvörde der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im
Übrigen ging Braunschweig am 1. 11. 1946 durch Anordnung der britischen
Militärregierung (mit Ausnahme der durch die Zonengrenze abgetrennten Gebiete)
im Land Niedersachsen auf. S. a. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp,
S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches
Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Abs.
1794 Braunschweig-Wolfenbüttel
(Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland
wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.).
Die Burg Wolfenbüttel unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von
Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen
Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung
der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender
Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der
Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das
eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel
wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim,
führte die Reformation ein, erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596
bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts
Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden,
Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie
Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651
Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des
Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis
1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754
wurde die zu europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz
von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien
Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen und wurde 1813
wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Herzogtum
Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz,
H., Die Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975;
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U.,
Das territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001;
Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U. u.
a., 2012.
Abs.
1812 Bremen (Erzstift,
Herzogtum, Residenz). Das 787/789 für den
Angelsachsen Willehad gegründete, 804/845 gefestigte, zunächst dem Erzbistum Köln
unterstellte Bistum B. wurde 845/847/848/864 als Ersatz für das zerstörte
Hamburg zum Erzbistum erhoben, das sich die Missionierung des skandinavischen
Nordens zum Ziel setzte, die 947 eingerichteten nordischen Suffraganbistümer
(Schleswig, Ripen, Aarhus) aber 1104 an das neugegründete Erzbistum Lund
verlor. Die weltliche Herrschaft der Erzbischöfe reichte zunächst von
Dithmarschen bis zur Grafschaft Wildeshausen (1270), beschränkte sich dann aber
auf das Gebiet zwischen Weser und Elbemündung (2. H. 11. Jh. alle Grafschaften
des südelbischen Teils des Bistums, 1144/1236 Anfall der Grafschaft Stade nach
dem Tode des letzten Grafen von Stade 1144), in dem 1234 Stedingen, 1306
Kehdingen und 1524 Wursten erlangt wurden. Die Versuche, die seit dem 13. Jahrhundert
verlorene Herrschaft über die Stadt Bremen zu erringen, scheiterten zwischen
1363 und 1395. Gegen den Widerstand der letzten katholischen Erzbischöfe
Christoph († 1558) und Georg († 1566) setzte sich seit 1535 die Reformation
durch. 1621/1632 wurde das Hochstift von Dänemark bzw. Schweden besetzt. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde es wie Verden als Herzogtum (Bremen-Verden
mit Sitz in Stade) Schweden zugesprochen. 1712 ging es durch Eroberung an
Dänemark, das es 1715 an Hannover verkaufte, dem es Schweden 1719/1720 abtrat.
1803 wurde das Herzogtum mit 94 Quadratmeilen und rund 180000 Einwohnern von
Frankreich besetzt, am 14. 2. 1810 dem Königreich Westphalen und am 10. 12.
1810 Frankreich einverleibt. 1815 kam es zu Hannover und mit diesem 1866 an
Preußen. 1946 gelangte das Gebiet an Niedersachsen.
L.: Wolff 430; Zeumer 553 II b 6; Wallner 707 NiedersächsRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Dehio, G., Geschichte des Erzbistums Bremen bis
zum Ausgang der Missionszeit, Bd. 1, 2, 1877; Doerries, H., Studien zur älteren
bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); May, O./Möhlmann, G.,
Die Regesten der Erzbischöfe von Bremen, Bd. 1, 2 (bis 1327) 1929ff.; Möhlmann,
G., Der Güterbesitz des Bremer Domkapitels, Diss. phil. Göttingen 1933;
Glaeske, G., Die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen als Reichsfürsten, 1962;
Schomburg, D., Land Bremen, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von
Niedersachsen, 1964; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer Bremen und
Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit
in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 476, 1, 2, 73.
Abs.
1814 Bremervörde (Residenz des Erzbischofs von Bremen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 75.
Abs.
1820 Breslau
(Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990 wurde in
B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof gehörte nicht zu den
Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit seinen sehr reichen
Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau, 1344 Grottkau von den
Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von Böhmen abhängig.
1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens säkularisiert. S.
Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
Abs.
1821 Breslau (Herzogtum,
Residenz der Piasten). Nach älteren
Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der oberen Oder
im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg, die nach dem slawischen Personennamen
Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird dort ein Bistum eingerichtet. 1214
finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B. (vielleicht zum zweitenmal)
deutsches Recht. Bei der Teilung der niederschlesischen Piasten von 1248/1254
erlangte Heinrich III. Breslau, seine Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde
sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf von Habsburg als Reichsfürst belehnt.
1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs IV. Heinrich V. von Liegnitz durch,
musste aber Schweidnitz und Münsterberg an Jauer und Oels an Glogau abgeben.
1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an Heinrich VI., umfasste aber im
Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder B., Neumarkt und Namslau. 1327
übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an den König von Böhmen. Zwischen
1346 und 1356 erhielt es auf der Grundlage des Sachsenspiegels ein Landrecht.
Von 1469 bis 1490 unterstand es dem König von Ungarn, um danach wieder zu
Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an Habsburg bzw. Österreich.
1702 erhielt es von dort eine Universität. Das Herzogtum hatte einen
Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise B., Namslau und
Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945 stand B. unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt
Breslau, 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
Abs.
1827 Brieg (Fürstentum, Residenz der Piasten), poln. Brzeg. Das seit Anfang
des 13. Jahrhunderts erkennbare B. erhielt um 1247 Neumarkter Recht. 1311
entstand durch Erbteilung im Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329
unter die Lehnshoheit Böhmens. 1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau
verkauft. Seit 1669 war B. mit Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach
dem Aussterben der Herzöge von Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam
es an Preußen. Das Gebiet des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in
die Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit
1945 stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg, 1907; Irrgang, W., Neuere
Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980; Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983,
683f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82.
Abs.
1831 Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist ein Bischof von Säben für
das Eisacktal nördlich von Klausen, das Pustertal, das Wipptal und das Inntal
vom Reschen bis zum Ziller nachgewiesen, der 798 dem Erzbischof von Salzburg
unterstellt wurde. Er erhielt 892 von Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal
und 901 von König Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an
den seit etwa 960 der Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen
erlangten die Bischöfe den später wieder verlorenen Hof Villach und die
Herrschaft Bled (Veldes) in Krain. König Konrad II. übertrug 1027 die
Grafschaftsrechte im Eisacktal und Inntal (Norital, Unterinntal), Kaiser
Heinrich IV. 1091 die Grafschaft Pustertal. Landesherrliche Gewalt entwickelten
die Bischöfe in und um B., im Pustertal sowie um Veldes, während im Übrigen
Bistum die Hochstiftsvögte die Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die
Grafen von Andechs, um 1210 die Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an
Habsburg (1363) verlor das Bistum gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an
Bedeutung (seit 1363 Tirol ”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um
Brixen und Bruneck. Das Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an
Österreich. 1803 wurde das 17 Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große
Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern (Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht,
Klausen mit den Gerichten Feldthurns, Latzfons, Verdings, Bruneck mit
Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft Buchenstein, Gerichte Thurn an der
Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen,
Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg
und einige Küchenmayerhöfe) säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol
geschlagen. 1919 wurde B. mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.;
Tinkhauser, G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese
Brixen, Bd. 1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts
Brixen, 1888; Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der
Schlern 51 (1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner
Hochstiftsarchive 845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen.
Reichsfürstentum und Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche
Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A.,
Kirchengeschichte Tirols, 1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A.,
Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil
des Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.;
Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als
bairisches Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83;
Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Abs.
1850 Brugg (Residenz an der Aare bei Habsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 85.
Abs.
1853 Brühl (Residenz des Erzbischofs von Köln)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 86.
Abs.
1858 Brünn (Reichsstadt,
Residenz der Grafen von Luxemburg). B. (alttschechisch
brn, Ton, Lehm?) an der Mündung der Zittawa in die Schwarzawa wird 1091
erstmals erwähnt. Die Burg war Vorort eines mährischen Teilfürstentums bzw.
Mährens. 1243 erhielt B. eigenes Recht. Unter König Rudolf von Habsburg wurde
es zur Reichsstadt erhoben, doch hat sich dies faktisch nicht ausgewirkt. S.
Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Rössler, E., Die Stadtrechte von Brünn aus dem 13. und 14.
Jahrhundert, 1852, Neudruck 1963; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, Bd.
1 1911; Hlavácek, I., Brünn, LexMA 2 1983, 762ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 87.
Abs.
1860 Brüssel (Residenz des Herzogs von Brabant)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 90.
Abs.
1864 Buchau
(Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete eine
fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387)
und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die Grafen von
Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg (1700),
die Herrschaft Oggelsbeuren mit Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt
Bierstetten (1788), Moosburg (1792) und einige Ämter zu Mengen und Saulgau
gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt. Es hatte Sitz auf dem Reichstag und
dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und
Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt B. zu einem Oberamt
zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an Hohenzollern-Sigmaringen und damit
über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG. 125
(1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau.
Regesten 819-1500, hg. v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs. 1894 Burg an der Wupper (Residenz der Herren von Berg)
Abs. 1895 Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 96.
Abs.
1905 Burghausen (Grafen,
Residenz). B. an der Salzach gehörte 1025 der
Kaiserin Kunigunde als Wittum und befand sich vielleicht seit der zweiten Hälfte
des 11. Jahrhunderts in den Händen der von den Sighardingern kommenden Grafen
von B. Um 1130 heißt es urbs. 1168 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255
an Niederbayern. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht
Landshuts. Von 1331 bis 1334 war es Sitz der Linie Bayern-Burghausen. 1392
gelangte es an Bayern-Landshut. S. Bayern.
L.: Auer, L., Burghausen, LexMA 2 1983, 1053f.; Buchleitner, A., Burghausen, 3.
A. 1993; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 97;
Kupfer, E., Die Machtstellung der Sieghardinger, 2004.
Abs.
1915 Burgund
(Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name B. für die Landschaft
zwischen Saône und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die
zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und
das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich
gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach
zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später
das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h.
Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets
den Grafen Boso († 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König
von B. (spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon,
Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich,
das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense,
Arelat genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren
Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an
sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich
der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes,
Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen
Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte
Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel
Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards
Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016
sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem
Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch,
doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering,
so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156
mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169
Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur reichsunmittelbaren
Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als
Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als
Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und
bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und
Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich
verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen
Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten. Nach dem Aussterben der
zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das Herzogtum B. im Jahre 1363 als
Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den
Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit Margareta von Flandern (d. J.)
geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum
deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die über die Herzöge von
Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon (1248-1295) und die Könige
von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, Rethel,
Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolles
(Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und
erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie
1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von Arras erhielt
er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen
1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der
Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die
Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von
Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm
aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des
Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit der Freigrafschaft B. an
das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis
auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich
fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über
Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen
burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten burgundischen
Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von
Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von
Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von
Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile
des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher
Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S.
Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im frühen
Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und
das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La
gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H.,
Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté
et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
Abs.
1937 Bützow (Residenz des Bischofs von Schwerin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 99.
Abs.
1940 Cadolzburg (Residenz der Burggrafen von Nürnberg/Markgrafen von
Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 100.
Abs.
1942 Calbe (Residenz des Erzbischofs von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 102.
Abs.
1944 Calenberg
(Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von
Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben
des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die
Feste C. verfiel (1690 abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen
Hannover und 1692 die Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit
der Grafschaft Hoya angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet
von 48 Quadratmeilen. Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den
kanzleisässigen Städten Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf,
Pattensen, Eldagsen, den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern
Marienrode, Mariensee, Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und
Marienwerder, den Kammerämtern Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen],
Langenhagen, Ricklingen, Neustadt am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und
Blumenau, den adligen Gerichten Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den
kanzleisässigen Städten Hameln und Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu
Hameln, den Kammerämtern Springe, Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen
[Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem, den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen,
Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und Hämelschenburg) und das göttingensche
Quartier (mit den kanzleisässigen Städten Göttingen, Northeim, Münden,
Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den Klosterämtern des Stifts Sankt
Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder
Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten, Bursfelde und Hilwartshausen
[Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden, Brackenberg, Friedland,
Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein, Westerhof, Moringen, Hardegsen,
Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und Erichsburg, den Gerichten Hardenberg,
Geismar, Adelebsen, Altengleichen, Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen,
Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und Oldershausen). Über Preußen (1866) kam
das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011 verkauft Erbprinz Ernst August von
Hannover die von der Familie nicht mehr bewohnte Domäne C. „aus strategischen
Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Abs.
1951 Cambrai (Hochstift,
Erzstift, Residenz), mhd. Kamerich. Um 500 oder
am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße von Tournai zum Pariser
Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C. (Bischof Vedastus, Bischof
Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte (pagus Cambricinsis 663
belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde von
ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum, das 1559 zum
Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur) erhoben
wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im Frieden von Nimwegen
(Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte es zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
Abs.
1958 Cammin (Hochstift,
Fürstentum), Kammin. C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche
Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von
Bamberg errichteten Kirche ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut und 1182
übersiedelte der seit 1140 in Wollin amtierende Bischof von Wollin nach C.
(Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst unmittelbar unterstellten, nach Mainz
größten deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs,
der Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land
Stargard, 1248 im Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift
das Land Lippehne und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann
aber dafür Kolberg. Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg,
die Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das
Land Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde
der Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die
Reichsmatrikel aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt.
Nach der Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten
Bischofs amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit
des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Abs.
1981 Castell (im
Thurgau) (Residenz des Bischofs von Konstanz),
s. a. Schenk von Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,230.
Abs.
1989 Celle (Stadt, Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 1292
verlegte Herzog Otto der Strenge von Lüneburg C. (10./11. Jahrhundert Kellu)
drei Kilometer allerabwärts von Altencelle nach Nigencelle (Neucelle). 1301
verlieh er dem Ort das Stadtrecht von Braunschweig. 1378 wurde die Stadt nach
Zerstörung der herzoglichen Burg in Lüneburg Sitz des Fürstentums Lüneburg. 1705
verlor C. bei der Vereinigung von Lüneburg mit Hannover die Stellung als Residenz, erhielt aber 1711 ein
Oberappellationsgericht. 1946 kam C. über Preußen an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Cassel, C., Geschichte der Stadt Celle, Bd. 1f. 1930ff.; Pröve,
H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959;
Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Last,
M., Celle, LexMA 2 1983, 1606f.; Celler Chronik, Beiträge zur Geschichte und
Geographie der Stadt und des Landkreises Celle, hg. v. Museumsverein Celle, 1983ff.;
Brosius, D., Urkundenbuch der Stadt Celle, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,105.
Abs.
1992 Chalon
(Reichsfürstentum). Grafen von C. entstanden bereits in karolingischer Zeit
(unter Pippin). Die Grafenwürde wurde 945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet
der Grafen gehörten der pagus Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die
Grafschaft Charolles. 1237 gab Graf Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft
Salins an den Herzog von Burgund. Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam
die Grafschaft 1477 an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 791.
Abs.
1993 Chalon-sur-Saône (Residenz des Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 107.
Abs.
1998 Chambéry (Residenz des Grafen/Herzogs von Savoyen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 108.
Abs.
2007 Chemnitz
(Reichskloster, Residenz). Vermutlich 1136 wurde
von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an der C. (slaw. „Steinbach“) im
erzgebirgischen Königsforst an einer wichtigen Straßenkreuzung ein
Benediktinerkloster gegründet. König Konrad III. verlieh ihm 1143 für den Ort
Marktrecht. Die sich hieraus entwickelnde Stadt wurde zum Mittelpunkt des
Pleißenlandes. Das Kloster erwarb umfangreiche Güter (1375 Kauf der Herrschaft
Rabenstein von Waldenburg). Der Abt galt als einziger Abt Sachsens als
Reichsfürst. 1538 verlor das Kloster seine Reichsunmittelbarkeit und kam an
Sachsen.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Geschichte des Benediktinerklosters zu Chemnitz,
1879; Schlesinger, K., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952; Blaschke, K.,
Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.¸; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 109.
Abs.
2011 Chiemsee
(Hochstift). Die Inseln des zum Personennamen Chiemo zu stellenden Chiemsees
waren schon spätsteinzeitlich besiedelt. Vor 770 wurde auf Herrenchiemsee ein
Männerkloster gegründet, das König Karl der Große 788 an den Bischof von Metz
und König Arnulf 891 an den Erzbischof von Salzburg gab. Auf Frauenchiemsee
wurde (vor) 782 ein Frauenkloster gestiftet, das Kaiser Otto I. 969 dem
Erzbischof von Salzburg übertrug. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im 10.
Jahrhundert wurde 1130 auf Herrenchiemsee ein Augustinerchorherrenstift neu
begründet. 1216 (Beurkundung des Vollzugs am 30. 12. 1217) errichtete
Erzbischof Eberhard von Salzburg mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs II. hieraus
ein Bistum C. mit dem 1130 entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee
als Bischofskirche, das nur zehn Altpfarreien umfasste. Zum Hochstift C.
gehörte das Amt Sachrang (1216), die Pfarrei Sankt Johann in Tirol sowie Güter
außerhalb des Bistumssprengels. 1305 verlegte der Fürstbischof seinen Sitz nach
Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818 wurde das Hochstift/Bistum innerhalb Bayerns
aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth,
Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger
Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA
40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau
und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das
Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy, J. Graf v., Das Bistum
Chiemsee, Mitt. d. Ges. für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer,
W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2 1983, 1812ff.; Kloster Frauenchiemsee
782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522;
Herrenchiemsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Abs.
2012 Chiemseehof (Residenz des Bischofs von Chiemsee in der Stadt
Salzburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,112.
Abs.
2025 Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja,
Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer Zeit. Nach 310 war C. Sitz
des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand ein Römerkastell (Curia
Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der Ort Sitz eines 451
erstmals sicher erwähnten Bischofs (Asinio). Sein Sprengel gehörte bis zur
Zuteilung an das ostfränkische Reich 843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis
1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er umfasste den rätischen Teil des heutigen
Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten Teil von Glarus, fast ganz Graubünden,
den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein und Vorarlberg (Anfang des 9.
Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die Bischöfe übten bis zur Trennung
von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser Karl den Großen (799/806/807) auch
die weltlichen Herrschaftsrechte des Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in
der Lex Romana Curiensis aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert
wurden sie ihnen vom König erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den halben
Ort C., 958 das Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann. Seit dem
12. Jahrhundert umfasste die Herrschaft des Bischofs C., die Talschaften „Vier
Dörfer“, Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin, Domleschg und Münstertal sowie
die niedere Gerichtsbarkeit im Unterengadin und im Vinschgau. Im 15.
Jahrhundert wurden die bischöflichen Rechte durch Landesherren und vor allem
die freiheitliche Entwicklung der Drei Bünde wieder eingeengt und im Gefolge der
Reformation 1526 durch Graubünden aufgehoben. Zwischen 12991489 und 1526 verlor
der Bischof auch schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen
ungeachtet blieb er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof
Mitglied des Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von
Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910; Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur
1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.;
Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der Zeit von 1122 bis 1250, Diss.
Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler, E., Chur, LexMA 2 1981, 2058;
Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v. Durst, M., 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 522, 1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Abs.
2032 Cilli (Grafschaft,
Fürstentum, Residenz), Celje. C. in Slowenien
war bereits in römischer Zeit besiedelt (Celeia), doch wurde das römische
municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von
Saunien. Später fiel C. an die Kärntner Grafen von Heunburg (Haimburg).
1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern erbweise an die seit 1130
nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck, die 1308 in die
Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von Kaiser Ludwig dem
Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft C. zu Grafen von
C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die Verleihung. 1399
erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit 1406 nannten sich
die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422 erbten sie Güter
der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee, Grafschaften
Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit Kaiser
Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11. 1436 zu
Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafen)
erhoben (Fürstentum mit Gütern in Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am
19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der 1455 zum faktischen Regenten in Österreich
aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich
III. von Habsburg/Österreich. Dem daraus in der unteren Steiermark entstandenen
Cillier Kreis gehörten C., Rann, Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3
Märkte, 116 Herrschaften und mehrere Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983,
2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die Grafen von Cilli, MIÖG 110
(2002), 67; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791,
1, 2, 113.
Abs.
2033 Cirksena
(Geschlecht, Reichsgrafen) s. Ostfriesland
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 57.
Abs.
2048 Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste C. liegt auf
ursprünglichem Königsgut, das seit 1012 in der Hand der rheinischen Ezzonen
erkennbar ist. 1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln von Königin Richenza
mit Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster Saalfeld. Danach
gehörte C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um 1230/1248 an die Grafen
von Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen und den Ort um 1240 zur
Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt erhielt. 1347/1353 fiel
es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem Vorort ausbauten und
nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596)
bis 1633/1638 residierte dort die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw.
Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699 Sachsen-Coburg, 1735-1826
Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und Gotha. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Fürstentum, das sich in der Hand der Herzöge von
Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen
und das Amt Altenstein), Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die
Gerichtsbezirke Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der
Heide und Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter
Hildburghausen, Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf
[Weilsdorf] und Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen
mit 75000 Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2
1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J.,
Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur
Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das
älteste Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst,
A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
Abs.
2052 Colditz
(Herrschaft, Herren, Residenz des Markgrafen von
Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger Mulde ist aus
einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147 gelangte C.
mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser nahm als
Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des
Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm
gegründete Familie spaltete im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die
Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die Hauptlinie erwarb am Anfang des
14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in Böhmen, 1378 die Herrschaft
Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382 Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde
die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin verpfändet, 1404 verkauft. S.
Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Abs. 2054 Cölln (Residenz) s. Berlin
Abs.
2067 Corvey (gefürstete
Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz).
815/816 gründeten die Vettern Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in
Hethis (Hethi) in Sachsen bei Neuhaus im Solling als Propstei des
westfränkischen Klosters Corbie an der Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der
Fromme 822 an seinen endgültigen Ort (Nova Corbeia, C., am Übergang des
Hellweges über die Weser) verlegte. Durch Privilegien und Schenkungen (826
Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang es rasch eine führende Rolle bei
der Vermittlung der fränkischen Kultur in das neugewonnene Sachsen und besaß im
12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen, Halberstadt und Bremen. Im
Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder ein und verlor sein
Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im unmittelbaren Umland. 1792/1794
wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803 säkularisiert. Das weltliche Fürstentum
mit Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000
Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an
das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand
1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten
von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840 Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.)
kam. 1946 fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986,
295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre
Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio
saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990;
Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992;
Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 119.
Abs.
2068 Cosel, Kosel
(Herrschaft, Herzogtum), poln. Kozle. C. an der Oder war im 12. Jahrhundert
eine Grenzburg der Piasten gegen Mähren. 1281 wurde das Herzogtum C. aus Oppeln
verselbständigt und kam 1286 an Beuthen, dessen Träger 1327 dem König von
Böhmen huldigte. Von 1312 bis 1355 war C. Residenz
eines Herzogtums. 1355 kam es an Oels. Von 1451 bis 1471 war es wieder
selbständig, fiel 1472 an Münsterberg, 1475 an König Matthias Corvinus von
Ungarn, 1490 an Oppeln und 1532 an Österreich. 1742 kam es an Preußen. Seit
1945 stand C. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 480; Weltzel, A., Geschichte der Stadt, Herrschaft und ehemaligen
Festung Cosel, 2. A. 1888.
Abs.
2080 Crossen, Krossen
(Herrschaft, Land, Residenz der Herzöge von
Glogau), poln. Krosno. C. an der Mündung des Bober in die Oder wird 1005
erstmals erwähnt (Crosno, Crosna). Nach 1150 kam es von Polen an das Herzogtum
Schlesien und als Teil von Sagan 1329 unter die Oberhoheit Böhmens und damit
zum Heiligen römischen Reich. Am Ende des nach dem Tode Herzog Heinrichs XI.
von Glogau († 1476), der mit Barbara von Brandenburg verheiratet gewesen war,
ausbrechenden Glogauer Erbstreits gelangte 1482 das Herzogtum C. mit
Bobersberg, Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg und wurde damit von
Schlesien gelöst. 1535 wurde es mit einem Gebiet von 30 Quadratmeilen (Stadt
und Amt C., Städte Sommerfeld und Rothenburg, Stadt und Amt Züllichau) der
Neumark Johanns von Küstrin eingegliedert. 1537 verzichteten die Herzöge von
Münsterberg auf ihre Ansprüche als Erben von Glogau. C. wurde Lehen
Brandenburgs von Böhmen. Die Markgrafen nannten sich seitdem Herzöge von
Schlesien zu Crossen. 1742 endete die Lehnsabhängigkeit von Böhmen. S.
Brandenburg, Polen.
L.: Wolff 391; Wallner 708 ObersächsRK 1; Wedekind, E., Geschichte der Stadt
und des Herzogtums Crossen, 1840; Matthias, G., Chronica der Stadt und des
ehemaligen Herzogtums Crossen, hg. v. Range, C., 1853; Obstfelder, K. v.,
Chronik der Stadt Crossen, 2. A. 1925; Berbig, F., Die Erwerbung des Herzogtums
Crossen durch die Hohenzollern, 1882; Wein, K., Wo die Zeit einmündet in die
Ewigkeit. Ein Heimatbuch der Stadt Crossen/Oder, 1962; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Abs.
2088 Culm, Kulm
(Bistum). Bei der kirchlichen Einteilung Preußens durch den päpstlichen Legaten
Wilhelm von Modena wurde dem Kulmerland (Land C., Kulm) 1243 das Bistum C.
(Kulm) zur Seite gestellt, dessen Sitz später in Löbau war. 1245/1255 kam es
zum Erzbistum Riga, wurde 1264 dem Deutschen Orden mit gewissen Vorbehalten
inkorporiert und gelangte 1466 zu Gnesen. 1601 wurde der Anteil Polens an
Pomesanien hinzugefügt. 1772/1793 fiel das Bistum an Preußen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Culm, hg. v. Woelky, C., 1885ff.; Schmauch, H.,
Die Besetzung der Bistümer im Deutschordensstaat (bis 1410), Diss. Königsberg
1919; Lückerath, C., Kulm, LexMA 5 1991, 1562ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 551.
Abs.
2115 Dänemark s.
Dithmarschen, Holstein, Lauenburg, Schleswig, Schaumburg, Schauenburg.
L.: Schäfer, D., Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum
Ende des 15. Jahrhunderts, 1872; Schäfer, D., Die Hansestädte und König
Waldemar von Dänemark, 1879; Die Herzogthümer Schleswig-Holstein und das
Königreich Dänemark, hg. v. Droysen, J., Neudruck 1989; Brandt, A. v., Die
Hanse und die norddeutschen Mächte im Mittelalter, 1962; Mohrmann, W., Der
Landfriede im Ostseeraum während des späten Mittelalters, 1972; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reiches,
Polens und Dänemarks vom 10.-13. Jahrhundert; Historische Stätten Dänemark, hg.
v. Klose, O., 1982; Tamm, D., Retsvidenskaben in Danmark, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 793; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008;
Greßhake, F., Deutschland als Problem Dänemarks, 2013.
Abs.
2121 Dannenberg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schwerin
bzw. Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Nach der Burg D. kurz vor der Mündung
der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von D., die Lehnsträger der Welfen
und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der ersten welfischen Teilung an
Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1303 kam D. beim
Aussterben der Grafen an Herzog Otto den Strengen von Braunschweig-Lüneburg
(Lüneburg). 1569 wurde D. Sitz der Linie Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es
wieder an Braunschweig-Lüneburg in Celle. S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Abs.
2125 Darmstadt (Dorf, Herrschaft,
Stadt, Residenz). Als Ausgleich für den Verlust
Großgeraus (Groß-Geraus) an das 1007 neugegründete Hochstift Bamberg erhielt
das Hochstift Würzburg die Grafschaft Bessungen, die es den Grafen von
Katzenelnbogen zu Lehen überließ. Diese förderten das auf römischem
Siedlungsland gelegene Dorf D., verschafften ihm 1330 Mauer und Marktrecht und
erhoben es unmittelbar darauf zum Mittelpunkt ihrer Obergrafschaft. 1479 fiel
es mit Katzenelnbogen an die Landgrafen von Hessen, die 1567 die Linie Hessen-Darmstadt
begründeten. 1945 ging Hessen-Darmstadt in Hessen auf. S. Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 256; Sturz, H. K., Darmstadt, Geschichtliche Heimatkunde der Stadt
und ihrer Umgebung, 1957; Battenberg, F. u. a., Darmstadts Geschichte, 1980;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 122.
Abs.
2145 Delsberg (Residenz des Bischofs von Basel), Delémont
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 125.
Abs.
2147 Den Haag (Residenz des Grafen von Holland bzw. Herzogs von
Burgund bzw. Habsburgs)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 127.
Abs.
2156 Dessau (Stadt,
Herrschaft, Residenz). D. nahe der Mündung der
Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Sorben gegründet. Zu
Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603 war es Sitz der Fürsten
bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S. Anhalt-Dessau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 140.
Abs.
2170 Deutscher Orden,
Deutscher Ritterorden, (Orden, Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494
Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar, aber den Reichsfürsten
gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von Lübecker und Bremer Bürgern
vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach eigenem Anspruch aus einem
deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des Johanniterordens unterstellten
deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen sein soll, wurde am 5. 3. 1199
(1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie des Johanniterordens zu einem
geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit Sitz in Montfort bei Akkon
umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland) gegen die
heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich II.
Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken wurde
(1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von Masowien
mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.), Kulmerlands gegen
die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab Kaiser Friedrich
II. dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland reichsfürstliche Rechte
und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen
geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen.
1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde
das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien,
Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen Litauen erreicht.
Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens (1309), Kurlands,
Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der Pfandnahme der
Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem Fall Akkons
1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und 1457
nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung.
Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen
Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf
deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten
geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei
organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die
einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in
Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der
vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an
der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen,
Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst mit den Regalien belehnt.
1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen
protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und
Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die Administration des
Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch auf das alte
Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad)
Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde
(insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das
Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien
Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000
Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen
Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen Teilen von
Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er
um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald immatrikuliert. 1803
blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in
Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und
überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in
Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau
gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als
österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der
Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in
Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In
Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als
Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages
zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der
Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche
Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000
Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte Preußens von
den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens, Bd.
1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12
Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur
Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der
deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss.
phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957,
2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht
Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der
Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur
Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des
Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen
Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen
deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur
Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist.
Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988;
Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A.
1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in
Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden,
1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur
Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens
1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg,
1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen,
2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter,
2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B.,
Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa,
2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v.
Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens,
2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Abs.
2174 Deventer
(Reichsstadt, Residenz des Bischofs von
Utrecht). D. an der Ijissel erscheint anlässlich einer Kirchengründung Lebuins
kurz vor 776. 952 gab König Otto I. seine von den Karolingern ererbten Güter in
D. an das Mauritiuskloster in Magdeburg, 1046 König Heinrich III. Münzregal und
Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123 erließ der Kaiser den Bewohnern
Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D. Reichsstadt und Mitglied der Hanse.
1528 kam es vom Hochstift Utrecht an Kaiser Karl V. 1591 wurde es den
spanischen Habsburgern durch die Generalstaaten der Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975),
167; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 141.
Abs.
2206 Dieulouard (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 141.
Abs.
2212 Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von Augsburg). D. an der Donau,
das als Siedlung bis in die alemannische Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist
seit 973 als Burg der vermutlich ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen
aus dem Geschlecht Hupalds († 909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch
Heirat die Grafschaft Kiburg (Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D.
genannt. Die Grafschaft Kiburg (Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen
Teilungen, zuletzt 1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an
Habsburg. Die schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich
über Töchter an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen.
1248/1258 (29. 12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof
von Augsburg war und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg.
Vom 15. Jahrhundert an wurde es Residenz der
Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis 1804 bestehende Universität gründeten.
1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 143.
Abs.
2222 Disentis
(Reichsabtei, reichsunmittelbares Kloster, Residenz),
rätoroman. Mustèr. Das im 7. Jahrhundert zur Sicherung des Lukmanierpasses im
Vorderrheintal in der Hochgebirgslandschaft Desertina von dem Franken Sigisbert
und dem Räter Placidus gegründete, 960 von Otto I. erneuerte
Benediktinerkloster D. kam 1020 durch Heinrich II. an das Hochstift Brixen,
erhielt aber 1048 von Heinrich III. die Reichsunmittelbarkeit, der Abt die
Reichsfürstenwürde. Dank kaiserlicher Verleihungen gewann es bis ins Urserental
ein großes reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet. 1395/1424 beteiligte sich der
Abt maßgeblich an der Stiftung des Grauen Bundes (Graubünden). 1472 wurde die
Herrschaft Jörgenberg von den Grafen von Hohenzollern gekauft. 1803 kam die
Herrschaft D. an Graubünden.
L.: Wolff 533; Poeschel, E., Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. 5
1943; Müller, I., Geschichte der Abtei Disentis, 1971; Müller, I., Ergänzungen
der Disentiser Klostergeschichte, 1987; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648, 1, 2, 146;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322.
Abs.
2236 Dole (Residenz des Grafen von Chalon bzw. Herzogs von
Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 147.
Abs.
2241 Donaustauf
(Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930 Stufo) lag im königlichen
Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift Regensburg gab. Dieses
konnte die sich um D. bildende Herrschaft gegen Bayern behaupten, musste sie
aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden. Seitdem kam es zu mehrfachem
Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg, Hochstift Regensburg, Bayern), bis
das zum bayerischen Reichskreis zählende D. 1715 endgültig von Bayern an das
Hochstift kam. Mit ihm fiel es 1803 an den Staat Karl Theodors von Dalberg,
1810 bei Schaffung des Großherzogtums Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Abs.
2257 Dorpat (Hochstift, Residenz), russ. Jurev, estn. Tartu. Am 21. 7. 1224
wurde für Estland am rechten Ufer des Embach als Nachfolger des Bischofs von
Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer schon für die Mitte des ersten
nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen estnischen Burg, die 1224 von den
Deutschen erobert worden war, begründet. Es war zunächst dem Erzbischof von
Lund, seit 1245 dem Erzbischof von Riga unterstellt. Das Territorium wurde
zwischen Bischof und Deutschem Orden aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der
Bischof durch König Heinrich (VII.) mit dem Bistumsgebiet belehnt und zum
Reichsfürsten erhoben. Seit 1525 drang die Reformation durch. Mit der
Verschleppung des letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G.
v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 524, 1, 2, 150.
Abs.
2277 Dresden (Residenz des Herzogs von Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 151; Meinhardt, M., Dresden im
Wandel, 2009; Die spätmittelalterlichen Stadtbücher Dresdens und Altendresdens,
hg. v. Kübler, T. u. a., 2013.
Abs.
2299 Durlach (Ort,
Herrschaft, Residenz). D. bei Karlsruhe
erscheint 1161 erstmals als Eigengut der Staufer. Später kam es an die Markgrafen
von Baden. Bei der Teilung Badens wurde es 1565 Sitz der Markgrafen von
Baden-Durlach (bis 1715). S. Baden-Durlach, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 154;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 171; Seidenspinner, W.,
Anmerkungen zur frühen Geschichte der Stadt Durlach, ZGO 153 (2005), 61.
Abs.
2305 Düsseldorf (Ort,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Berg bzw.
Markgrafen bzw. Herzogs von Jülich bzw. Kleve bzw. Pfalz-Neuburg). Zwischen
1135 und 1159 erscheint an der Mündung der Düssel in den Rhein D., das
spätestens 1189 durch Verpfändung von den Herren von Teveren (Tyvern) an die
Grafen von Berg kam. Unter den Grafen von Jülich wurde es 1384 räumlich
wesentlich erweitert. Nach der Vereinigung von Jülich, Kleve und Berg mit Mark
und Ravensberg 1521 wurde es Hauptstadt dieser Länder und kam 1614 mit Jülich
und Berg an Pfalz-Neuburg, 1806 an das Großherzogtum Berg, danach an
Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Lau, F., Geschichte der Stadt Düsseldorf, 1921, Neudruck 1980f.;
Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 8. A. 1980; Düsseldorf
vor 100 Jahren, hg. v. Kuntz, A., 1988; Düsseldorf. Geschichte von den
Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, hg. v. Weidenhaupt, H., Bd. 1 Von der
ersten Besiedlung zur frühneuzeitlichen Stadt (bis 1614), Bd. 2 Von der Residenzstadt zur Beamtenstadt, 1988; Droste, W., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Brockerhoff,
M./Bußkamp, T., Düsseldorf, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 156;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 166.
Abs.
2338 Echternach (Reichsabtei,
Residenz). Auf römischen Siedlungsresten
errichtete 698 der heilige Willibrord, Bischof von Utrecht, eine
Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und ihrer Tochter Plektrudis.
Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12. Jahrhunderts musste gegen
Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die Reichsmatrikel von 1776
verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier und im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd und 18 zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797
wurde die Abtei durch Frankreich aufgehoben. 1815 kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 172.
Abs.
2357 Egmond (Geschlecht,
Grafen). Die Reichsmatrikel von 1776 verzeichnet im burgundischen Reichskreis
die Grafen von E. mit 10 zu Pferd und 45 zu Fuß bzw. 300 Gulden. Stammsitz der
Grafen war E. aan Zee westlich von Alkmaar in Nordholland. S. Niederlande.
L.: Gumpolzhaimer 1776, 15; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 58;
Het klooster Egmond, hg. v. Vis, G., 2008.
Abs.
2366 Ehrenbreitstein (Residenz des Erzbischofs von Trier)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 159.
Abs.
2378 Eichstätt
(Hochstift, Residenz). Um 741/745 gründete
Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald als
Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den späteren Orten
Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste
Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an
der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor
es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die
Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen
(Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305],
Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg)
und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und
von Bayern annektiert, nachdem schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken
eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde es zum größten Teil des
Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem Großherzogtum Toskana zugeteilt,
während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch der größere Teil an das
Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an Preußen (Ansbach), 1806
ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete Bayern aus einem
Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als freie Standesherrschaft für
Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der
eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987);
Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um
1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt
im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten
Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I.,
Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum
Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder,
B., Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun,
H., Das Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991;
Beiträge zur Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die
Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E.,
Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012.
Abs.
2384 Einbeck (Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 163.
Abs.
2387 Einsiedeln (Reichsabtei,
Residenz). Um die Zelle des 861 ermordeten
Einsiedlers Meinrad wurde zu Beginn des 10. Jahrhunderts eine Klausnergemeinde
gegründet, die 934 Benediktinerabtei wurde. 947 stattete König Otto I. das
Kloster mit Immunität und freier Abtwahl aus (Reichsabtei). Seit dem Anfang des
12. Jahrhunderts stand (Maria) E. im Streit mit Schwyz um seine südlichen Güter
(Marchenstreit). 1283 kam die Vogtei an Habsburg, 1286/1294/1424 an Schwyz, das
1350 die streitigen Güter gewann. Damit unterfiel die Abtei der Herrschaft von
Schwyz.
L.: Wolff 522; Ringholz, O., Geschichte des fürstlichen Benediktinerstifts
Einsiedeln, Bd. 1 1904; Kläui, P., Untersuchungen zur Gütergeschichte des
Klosters Einsiedeln vom 10. bis zum 14. Jahrhundert, Festgabe H. Nabholz, 1934,
78ff.; Kälin, W., Einsiedeln, 1958; Corolla Heremitana. Neue Beiträge zur Kunst
und Geschichte Einsiedelns und der Innerschweiz, hg. v. Schmid, A., 1964;
Keller, H., Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, 1964; Gilomen-Schenkel,
E., Einsiedeln, LexMA 3 1986, 1743f.; Böck, H., Einsiedeln, 1989; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 652, 1, 2, 164; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Abs.
2390 Eisenach (Stadt,
Fürstentum, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). E. an der Hörsel wurde im 12. Jahrhundert Marktort. Um 1190 nannte
sich ein Sohn des Landgrafen von Thüringen Landgraf von E. Das
Stadtrechtsprivileg Landgraf Albrechts des Entarteten von 1283 erklärte E. zum
Oberhof für die Städte des Fürstentums. Der Stadtschreiber Johann Rothe
(1350/1360-1434) verfasste ein Eisenacher Rechtsbuch, in dem er Stadtrecht,
Landrecht (Meißner Rechtsbuch nach Distinktionen) und gelehrtes Recht (Dekret,
Dekretalen, römisches Recht) zu verbinden versuchte. Der Stadtschreiber Johann
Purgold (um 1490) überlieferte es in zehn Büchern. Seit 1572 war E. mit
Unterbrechungen Hauptstadt eines Herzogtums Sachsens. 1741 kam es mit den
Städten und Ämtern E., Creuzburg (Kreuzburg) und Gerstungen, Remda und
Allstedt, den Ämtern Tiefenort, Großrudestedt (Großenrudstedt) und Jena und der
Herrschaft Farnroda an Sachsen-Weimar, 1920 an Thüringen. S. Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Storch, J., Topographisch-historische Beschreibung der Stadt
Eisenach, 1837; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v.
Devrient, E., 1909; Peter, H., Die Entstehung des Herzogtums Eisenach, 1921;
Helmboldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Eisenacher Rechtsbuch,
bearb. v. Rondi, P., 1950; Patze, H., Eisenach, LexMA 3 1986, 1754ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 166
Abs.
2400 Elbing
(reichsunmittelbare Stadt?, Residenz des
Landmeisters des Deutschen Ordens). An dem Übergang der Straße aus der Mark
Brandenburg ins Baltikum über die Weichsel-Nogat-Niederung östlich von Danzig
errichteten um 1240 lübische Kaufleute die Stadt E. Am 10. 4. 1246 erlangte die
Stadt außer dem Recht Lübecks vom Hochmeister des Deutschen Ordens ein
Landgebiet von rund 200 Quadratkilometern. 1288 gewährte der Orden hier die
niedere, 1339 die hohe Gerichtsbarkeit. Dementsprechend gewann E. eine durchaus
mit den Reichsstädten vergleichbare Stellung. Am 24. 8. 1457 erlangte E. in
Verhandlungen mit Polen eine Erweiterung des Herrschaftsgebiets auf rund 500
Quadratkilometer. 1521 erscheint E. unter den freien und Reichsstädten der
Reichsmatrikel. Die Wiedervereinigung Altpreußens durch Friedrich den Großen
bedeutete in der Mitte des 18. Jh.s das Ende der Selbständigkeit Elbings und
die Eingliederung in Preußen. 1945 wurde es von der Sowjetunion nahezu gänzlich
zerstört. Etwa vier Fünftel der Bevölkerung flohen. E. kam unter die Verwaltung
Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Reichsmatrikel 1521; Carstenn, E., Geschichte der Hansestadt Elbing, 1937;
Boockmann, H., Elbing, LexMA 3 1986, 1777f.; 750 Jahre Elbing, hg. v. Jähnig,
B./Letkemann, P., (in) FS E. Bahr, 1987; Schuch, H., Elbing, 1989;
Kaim-Bartels, A., Die Städte Kulm und Elbing und ihre Dörfer im Mittelalter,
Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989), 5ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 161.
Abs.
2411 Ellwangen (Fürstpropstei,
fürstliche Propstei, Fürstentum, Residenz). Das
Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an der Jagst wurde um 764 (750 ?) im
Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von den fränkischen Herren
Hariolf und Erlolf (Bischof von Langres) gegründet. Seit 817 erschien das 812
erstmals genannte Kloster unter den Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte
waren seit 1215 Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von
Oettingen, seit etwa 1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es in ein
exemtes weltliches Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem
Stiftskapitel (12 adlige Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337
bestehenden Ämtern E., Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545
Wasseralfingen und 1609 Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche
Herrschaft in Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000
Menschen umfasste. Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7
Quadratmeilen) gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein
Oberamt des Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959;
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v.
Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg,
1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt,
1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen
und die Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D.,
Das geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32
(1988); Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173; Das älteste Urbar der
Abtei, bearb. v. Häfele, H., 2008.
Abs.
2425 Elten (Stift, Damenstift,
Frauenstift, Reichsstift, Residenz). 967
gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den Eltenberg bei E. am Niederrhein,
auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird, ein adliges Damenstift. Dieses
wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und erhielt 973 von Kaiser Otto II.
königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich über. 1473 überließ der Herzog
von Burgund den Herzögen von Kleve die Vogtei über E. und seine umfangreichen
Güter (1469 Hektar). 1802 wurde E. von Preußen in Besitz genommen. 1806/1807 kam
es an das Großherzogtum Berg, 1815 erneut an Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen. Am 23. 4. 1949 wurde es mit etwa 20 weiteren deutschen
Gemeinden (rund 70 Quadratkilometer mit etwa 10000 Bewohnern) bis zu einer
endgültigen Friedensregelung mit dem Deutschen Reich vorläufig dem
Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber wieder
zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L.,
Elten, 1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5
1990, 57; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 706, 1, 2, 176.
Abs.
2428 Eltville (Residenz des Erzbischofs von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 177.
Abs. 2432 Emden (Residenz des Grafen von Ostfriesland)
Abs. 2433 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 179.
Abs.
2437 Emmendingen (Residenz des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 180.
Abs.
2456 Ensisheim (Residenz Habsburgs in Vorderösterreich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 182.
Abs.
2495 Ermland (Hochstift,
Fürstbistum). Das dem altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen
erstreckt sich dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen
Seenplatte. Das am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber
hinaus vom Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des
Bistums (Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit
dem Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen
Angelegenheiten abhängig waren, unter die Herrschaft des Bischofs (in
Braunsberg, später Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen Frauenburg). Das
Bistum selbst unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga. Seit 1478/1479
musste jeder Bischof dem König von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten
Thorner Frieden von 1466 und endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft
Polens, 1772 gelangte es an Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des
letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb,
beruhte darauf, dass der Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert war,
also - anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und Samland -
dem Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918 war das
Bistum E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945 wurden von den acht
Domherren sechs erschossen oder nach Russland verschleppt, der Bischof von Kardinal
Hlond aus dem Bistum gelockt.Seit 1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an
das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit kam. Das Bistum wurde
zum Erzbistum mit Sitz in Allenstein (Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H.,
Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H.,
Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11
(1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 530.
Abs.
2500 Ernestiner (Linie).
Die E. sind die ältere, 1485 entstandene, nach Kurfürst Ernst benannte Linie
der Herzöge von Sachsen aus dem Hause Wettin, die 1547 das Gebiet um Wittenberg
an die Albertiner abgeben musste und auf den Raum um Eisenach, Weimar, Jena und
Gotha beschränkt wurde. S. Sachsen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hilburghausen, Sachsen-Saalfeld, Thüringen.
L.: Posse, O., Die Wettiner, 1897; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 61.
Abs.
2521 Essen (Reichsabtei,
gefürstete Abtei, Residenz). E. wird anlässlich
der Errichtung des adligen Damenstifts Maria, Cosmas und Damian auf einem
ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von Hildesheim) um 846 (?) (860
?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die Ottonen schuf sich das seit
874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte nacheinander die Grafen
von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und
seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, eine kleine Herrschaft
zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr
gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und
endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228
als Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest
Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag
mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von diesen abhängig.
1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw. 1,5 bis 2 Quadratkilometer große Abtei,
in deren Verfassung das Damenkapitel den ersten Stand bildete, das
Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden Adelsfamilien den dritten, mit
dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach der Säkularisation an Preußen,
gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183;
Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Essener Urkundenbuch. Regesten
der Urkunden des Frauenstifts Essen im Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T.,
2010 (697 Regesten, 13 Volltexte); Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen,
2015.
Abs.
2540 Eutin (Burg,
Fürstentum, Residenz des Bischofs von Lübeck).
In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein Dorf übernahm
den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck, der 1257 Eutin
mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden die Bischöfe
Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus Holstein-Gottorp
(Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die bisherige Burg E. zum Schloss aus.
1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803
säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil Oldenburgs der Provinz
Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck (Hochstift, Fürstentum),
Holstein-Eutin, Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Abs.
2583 Fegefeuer (Residenz des Bischofs von Reval), Kiviloo, estn.
Väägevere
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 187.
Abs.
2619 Fischhausen (Residenz des Bischofs von Samland), Primorsk
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 187.
Abs.
2696 Freiberg (Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. Herzogs von
Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 190.
Abs.
2699 Freiburg ([Grafen,]
Stadt, Reichsstadt, Residenz Habsburgs),
Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und
Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss
an ältere Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218
an die Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg)
nannten und auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts
erbauten Burg auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I.
1236/1237-1271, Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356,
Egino III. 1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368
unterstellte sich F. im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen
Herrschaft hatte es von 1415 bis 1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs
die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer Herdern,
Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und die Vogtei
des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten nur noch
auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler.
Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von
Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete
Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen ließen. F.
kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 204.
Abs.
2700 Freiburg (Freiburg
im Üchtland) (Reichsstadt, Kanton, Residenz).
1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich
gelangtem Gebiet die Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an
die Grafen von Kiburg (Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452
unterwarf sie sich Savoyen. 1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde
sie als neunter Ort in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen
1536 und 1538 eroberte sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle,
1544 kaufte sie fast die gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde
1613 Sitz des Bischofs von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der
Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U.,
Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im
Üchtland, LexMA 4 1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u.
a., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 193.
Abs.
2707 Freising
(Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des heutigen
F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten die
agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert), welches das obere Isargebiet
(Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und zunächst Mainz, seit 798
Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das
lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins
Althochdeutsche übertragen lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch).
Das zum späteren bayerischen Reichskreis gehörige Hochstift hatte
grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von Wittelsbach stehende Güter in
Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte
im Ringen mit den Herzögen von Bayern die Landesherrschaft (1220
Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet um F. (F., Grafschaften
Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft Burgrain). 1156 entriss
Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring)
zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten
wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die
Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit
Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15
Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte, Topographie und Statistik
des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein für Diözesangeschichte
München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising im Mittelalter, 1988;
Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum
München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989;
Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989;
Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und
das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D.,
Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium
Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Abs. 2744 Friesach (Residenz des Erzbischofs von Salzburg)
Abs. 2745 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 196.
Abs.
2781 Fulda (Abtei,
Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz).
Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch
Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um
700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem
merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als
Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt,
765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen
mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten
deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen
Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den
päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof,
Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000
Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete Universität
aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich,
1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung Österreichs.
1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum F. wurde 1992/1994 Suffragan von
Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994;
Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda,
Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex
Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel,
W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der
Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198;
Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono.
Die frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster
Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014.
Abs.
2787 Fürstenau (Residenz des Bischofs von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 200.
Abs.
2788 Fürstenberg
(Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer
fränkischen Grafenfamilie in Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von
Urach bezeugt ist. 1218 erbten sie über Agnes von Zähringen die Güter der
Herzöge von Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im
östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten
sich zunächst nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175
erstmals erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe
von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265
mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen.
Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft
Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche
Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere
Linie mit Residenz in Haslach im Kinzigtal ab.
Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie Kinzigtal ab (bis
1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später außerdem Freiburg an
Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen
bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der
Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach
ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise durch mehrere
Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam, vom Feldberg
bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg. Durch Heirat
fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627
von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften Wildenstein, Messkirch,
Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig sowie 1639 die
Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen), so dass sich
die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod
Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die jüngere
Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine Stühlinger Linie
abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664 wurde die (1716
ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie Heiligenberg in den
Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der Reichsfürstenbank),
1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben der Messkircher
Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende
des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften Hausen,
Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am
Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter
Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen
und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch
und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488
als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und
Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine
österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern
und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen
aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren
im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum
Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806),
Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte
der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet
des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9;
Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R.,
Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom
Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl,
I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E.,
Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Abs. 2797 Fürstenwalde (Residenz des Bischofs von Lebus)
Abs. 2798 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 202.
Abs.
2801 Füssen (Residenz des Bischofs von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 204.
Abs.
2829 Gandersheim
(Reichsstift, Residenz) (seit 1932 Bad
Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der Kreuzung mit
der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine Burg. 852
gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift G., in dem in der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit wirkte. Das Stift war
reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit vom Bischof von Hildesheim
eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt (1208). Vögte waren seit der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen, doch vermochte die Äbtissin
ihre Stellung als Reichsfürstin und ihren Sitz auf der rheinischen Prälatenbank
bis zur freiwilligen Aufgabe 1802 zu behaupten. Die Ausbildung eines eigenen
Herrschaftsgebiets gelang aber nicht, so dass sich das Reichsstift im
Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte. 1568/1589 wurde G. ein
evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig. 1810 wurde es
aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
2867 Geldern
(Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am Ende des
11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067, nach
Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später
erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie
gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen
mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und Emmerich,
so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis
zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum
Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die
Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den
Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen
Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen
Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im
Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von
Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das
Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser
belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit
Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen
Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen
und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit
1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen
Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte.
1578/1579 löste sich unter dem Statthalter Johann von Nassau der größte Teil
Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und schloss sich den
Generalstaaten als Provinz Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil
(Oberquartier G. südlich von Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem
1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) als Ersatz für Oranien) 1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G.,
Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]).
1715 erwarben die Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort
(Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen
Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek),
Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der
preußische Teil 1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der
österreichische Teil an die Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf
einige Stücke, die an die Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe
Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the
Shadow of Burgundy, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401,
2, 217; Geldern, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel,
Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014,
289.
Abs.
2883 Genf (Hochstift).
Gegen 400 erscheint in dem ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am
Ausfluss der Rhone aus dem von ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese
Vienne gehöriger Bischof von G., dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen
Sankt Bernhard und Waadtland erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der
Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft
der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich
Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst.
1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von den Grafen von G. durch
Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des
Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in
gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und
leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der
Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern und Freiburg
verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel nach Annecy
gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz im
Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Abs. 2925 Giebichenstein (Residenz des Erzbischofs von Magdeburg)
Abs. 2926 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 212.
Abs.
2931 Gifhorn (Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 213.
Abs.
2949 Gleichen (Grafen).
Die Grafen von G. bei Erfurt in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna
erstmals nachweisbar (Graf Erwin I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz
erlangten sie die Vogtei über Erfurt (1120) und umfangreiche Güter im
Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der Burg G., die Graf Erwin II. als
Lehen von Mainz erhalten hatte, an das sie von den Askaniern gelangt war. 1290
verkauften sie die Vogtei über Erfurt an die Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld
an das Erzstift Mainz. 1342 wurde Ohrdruf erworben, dessen Vogtei die Grafen
seit 1170 innehatten. Zur selben Zeit wurden die Grafen Lehnsleute der
Markgrafen von Meißen, doch erschienen sie bis 1521 in der Reichsmatrikel. 1550
verlegten sie die Residenz nach Ohrdruf. 1631
starben die dem obersächsischen Reichskreis angehörigen Grafen völlig
verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die Obergrafschaft (Ohrdruf,
Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben, Werningshausen) an
die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen große
Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken, Ingersleben,
Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen (Schwarzburg-Arnstadt),
die Herrschaft Tonna an den Schenken von Tautenburg, 1638/1640 an Waldeck und
1677 durch Kauf an Sachsen-Gotha, das auch die Landeshoheit über die gesamte
Grafschaft behauptete. Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen
(seit 1640 Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
Abs.
2953 Glogau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs von Glogau der
Piasten). G. in Niederschlesien erscheint 1010 als polnische Herzogsburg. Seit dem
12. Jahrhundert strömten deutsche Siedler zu. 1251 gründete dort Herzog Konrad
I. von Niederschlesien anlässlich einer Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie
der Piasten.1253 erhielt die Stadt G. Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten
Herzog Konrads I. drei Söhne das Gebiet und nannten sich Herzöge von Sagan,
Steinau und G. Herzog Heinrich III. von G. († 1309) konnte seine Herrschaft
über fast ganz Polen ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt.
1331 kam G., wie die meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329, unter die
Lehnshoheit Böhmens, das einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde das
Herzogtum G. erneut geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die
andere an den König von Böhmen (und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die
Herzöge von Teschen, 1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König
Matthias Corvinus von Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg,
Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus'
nichtehelicher Sohn Johann Corvinus vereinigte beide Teile Glogaus wieder und
vergab sie als Lehen an Prinz Johann Albert (1492-1498) und König Sigismund von
Polen (1498-1506). Seit 1506 war G. kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508
von Polen an Böhmen zurück und fiel 1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug
Wallenstein nochmals den Titel eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen
Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen aufwies und in die Kreise G., Freystadt
(Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg (Grüneberg) und Schwiebus gegliedert
war, an Preußen über. 1945 kam es unter die Verwaltung Polens sowie 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Blaschke,
J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer Landes, 1913; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Bein, W., Glogau in
alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Abs.
2954 Glogau-Sagan,
(Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan am Bober in Niederschlesien wird 1202
erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen Burg eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472 Residenz
eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben
die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis
1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis 1786 der
Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit 20 Quadratmeilen
Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau) als preußisches
Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über dessen Tochter
Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel eines Herzogs
von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Abs.
2965 Godesberg (Residenz des Erzbischofs von Köln), Bad Godesberg
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 216.
Abs.
2987 Göritz (Residenz des Bischofs von Lebus)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 217.
Abs.
2988 Görlitz
(Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen von Stettin nach Frankfurt an der Oder
bzw. Prag und von Leipzig nach Breslau wird 1071 die wendische villa G. an der
Neiße anlässlich der Vergabung seitens des Königs an den Bischof von Meißen
erstmals erwähnt. 1126 erscheint eine Burg, 1210/1220 die Stadt G., die 1259 an
Brandenburg (Askanier) kam, 1268 Sitz eines eigenen Landes wurde und innerhalb
der Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329
gehörte G. zum Herzogtum Jauer, danach zu Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G. Residenz des eigenen Herzogtums G. des dritten Sohnes
Kaiser Karls IV. 1635/1648 fiel G. an Sachsen, 1815 an Preußen, 1945 in die
sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 in die Deutsche
Demokratische Republik, 1990 in der Bundesrepublik Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
Abs.
3002 Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von Thüringen). G. in
Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den Franken
übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das Stift
Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der ludowingischen
Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an die Markgrafen
von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen Mainz´ und fiel
1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen). 1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des
Fürstentums umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden
Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918
Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G.
zu Thüringen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone
bzw. zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha
1640-1918, 1990; Klinger, A., Der Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Abs.
3008 Göttingen
(Fürstentum, Residenz der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf Gutingi 953 erstmals
erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht. Ab 1235 gehörte
Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis 1292 und von) 1345
bis 1463 war es Sitz des Fürstentums G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch
Münden) bis Hahausen bei Bockenem reichte. Im Kampf mit dem Landesherren
erlangte die Stadt weitgehende Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner
Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum Calenberg des
mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden residierte, und ging
schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem niedersächsischen
Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu Niedersachsen. S.
Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann,
W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff,
E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums Göttingen und des Landes
Göttingen im Fürstentum Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die
Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums
1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011.
Abs. 3010 Gottlieben (Residenz des Bischofs von Konstanz)
Abs. 3011 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 222.
Abs. 3012 Gottorf s. Gottorp (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp)
Abs.
3013 Gottorp, Gottorf
(Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des
Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw.
Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand im innersten
Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von Schleswig. Vor 1268
kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf von
Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit
etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war
das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S.
Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver,
W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 223.
Abs.
3045 Graz (Residenz des Herzogs von Österreich [Habsburg])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 230.
Abs.
3048 Greifen
(Geschlecht). Der vor 1124 christianisierte Wartislaw I. († um 1135) und sein
Bruder Ratibor († 1155/1156) sind die ältesten bekannten Mitglieder der Herzöge
der Pomoranen, deren Nachfolger 1181 die Anerkennung ihres Herrschaftsgebiets
als reichsunmittelbares Herzogtum Pommern (Reichslehen) erreichten, seit 1214
einen Greifen im Wappen führten, sich im 15. Jahrhundert selbst nach diesem
benannten und mit Bogislaw XIV. 1637 in männlicher Linie ausstarben. S.
Pommern.
L.: Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister,
A., Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses,
1938; Schmidt, R., Greifen, LexMA 4 1989, 1694f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 74.
Abs.
3074 Grimma (Residenz des Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 233.
Abs. 3089 Gröningen (Reichskloster, Residenz des Bischofs von Halberstadt)
Abs.
3090 934 schenkte König
Heinrich I. dem Grafen Siegfried, einem Bruder des Markgrafen Gero, den Königshof
Groningen östlich der Bode (bei Oschersleben). 936 stiftete Graf Siegfried das
dem heiligen Vitus geweihte Kloster G. (Klostergröningen). Im 13. gelangte das
Kloster an den Bischof von Halberstadt. Im 19. Jh. verfielen die Gebäude.
L.: Fleckenstein, J., Die Gründung des Klosters Walsrode im Horizont ihrer
Zeit, (in) 1000 Jahre Kloster Walsrode, 29; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,235.
Abs.
3106 Grottkau
(Herzogtum, Residenz). Neben einem slawischen
und deutschen, 1210 genannten Dorf (Grodcovichi) nahe der Glatzer Neiße wurde
1268 die deutsche Stadt G. in Oberschlesien angelegt. Sie war später
Mittelpunkt eines Herzogtums G. Dieses gehörte infolge Verkaufs seitens des
Herzogs von Brieg von 1344 bis zur Säkularisation im Jahr 1810 dem Bischof von
Breslau, der den Titel Fürst von Neiße und Herzog von G. führte. Über Preußen
kam G. zu Polen.
L.: Wolff 477; Chronik der Stadt Grottkau, 1867; Wilczek, G., Heimatbuch des
Kreises Grottkau in Oberschlesien, 1967; Wilczek, G., Das Grottkau-Ottmachauer
Land, 1970; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 408
(Neiße-Grottkau).
Abs.
3107 Grubenhagen
(Herzogtum, Fürstentum, Residenz der Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der Grube
benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G. südlich Einbecks war seit 1285/1286 (,
spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer Linie (des alten, 1267/1269 durch
Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstandenen
Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die Herrschaft des Fürstentums G.
umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes.
1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596
erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten
Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617
an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende Fürstentum G. umfasste die
Städte Einbeck und Osterode, die landesherrschaftlichen Kammerämter
Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden, Katlenburg, Osterode, Herzberg,
Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen
(Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über Hannover und Preußen
(1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das
Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Abs.
3133 Gülzow (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239.
Abs.
3147 Gurk (Hochstift).
Das schon vorrömisch besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an
einen vornehmen Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein
Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5. 1072 gründete der Erzbischof von Salzburg
ein Eigenbistum G., das mit den Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt
G. eine kleine Diözese im Gurktal und Metnitztal. Residenz
wurde nach dem Verlust von Friesach die 1147 errichtete Burg Straßburg (in Kärnten).
Seit dem 14. Jahrhundert gewann Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden
Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche
Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk, 2009.
Abs.
3151 Güstrow (Burg,
Stadt, Residenz des Herzogs von Mecklenburg). G.
südlich von Rostock war bis 1695 Sitz der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow. S.
Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 443; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239.
Abs.
3170 Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom ihnen verwandten (oder
verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten
Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau
nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952
(Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den
Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt
waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen
Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter
vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die
Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau
und später im Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der
bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete
sich die 1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie,
welche die meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und
Zürichgau und die Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit
verlor die dabei an die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem
Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate
geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von
Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II.,
und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und
Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus
Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und
den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im
Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter
Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in
Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs
IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und
Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich
(Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411
die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol,
Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine
Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder
verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als
Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen
leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone.
Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457
nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach
dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der
nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten
anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und
Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so
dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie
wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat
(1477) mit Maria von Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von
Burgund sowie 1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter)
Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische
Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern),
doch waren im 14. und 15. Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen
Güter in der Schweiz verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau).
Maximilians Sohn Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens
(Johanna von Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines
Vaters Philipp die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines
mütterlichen Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien
mit Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die
österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem
jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und
eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand)
teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und
Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens.
Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
(deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung
Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8.
1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen
Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815
wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer
Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der
Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die
Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges
verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich
hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R.,
Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G.,
Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches,
1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die
Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten,
hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002;
Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die
Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Abs.
3205 Halberstadt
(Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl der
Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von Châlons-sur-Marne geleitetes
Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das bis 818/820 seinen Sitz in Seligenstadt,
dem heutigen Osterwieck, hatte. An seine Stelle trat (vor 814 ? oder um) 827
das Bistum H., das dem Erzbistum Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung
des Erzbistums Magdeburg wie des Bistums Merseburg verlor es seine östlichen
Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll und Bann des Ortes H. Von Heinrich III.
erhielt es umfangreiche Grafenrechte (1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber
nur im engen Umkreis von H. zur Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis
Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben [1332] und Aschersleben [1322]) nutzen
konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur
Reformation übertrat. Danach fielen die Grafschaften Hohnstein und Regenstein
heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben und das Hochstift als Fürstentum an
Brandenburg übertragen. Das Fürstentum umfasste den halberstädtischen Kreis
(mit der Stadt H., den Ämtern H., Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt,
der Grafschaft Regenstein und acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen
Kreis (mit der Stadt Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf,
Ermsleben und Konradsburg, dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern
Winningen [Wieningen] und Falkenstein [Freckenstein]), den
oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den Ämtern Oschersleben, Krottorf (im
Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen), den osterwieck-hornburgischen Kreis
(mit der Stadt Osterwieck, dem Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg,
Wülperode, Stötterlingen und Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam
H., das mit der Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste,
zum Königreich Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Abs.
3213 Halle (Residenz des Erzbischofs von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 246.
Abs.
3224 Hambach (südöstlich
Jülichs) (Residenz des Herzogs von Jülich-Berg
bzw. Pfalz-Neuburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicinis, W. u. a., 2003, 1, 2, 248.
Abs.
3233 Hanau (Grafen). H.
wird erstmals 1143 als Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen
[Wasserbuchen] bei H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf
einer Kinziginsel erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine
Adelsfamilie, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am
Main, 1191 nach der Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet
der unteren Kinzig verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer
gräflichen Stellung und zu Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft
Güter in der Wetterau (Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel
Münzenberg, ein Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im
Spessart (kurz nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei
Schlüchtern und war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau.
1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer
Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die Linien Hanau-Münzenberg
(mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains) und Hanau-Babenhausen
(mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der Linie Hanau-Babenhausen
die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im Unterelsass sowie um Kehl
(Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten
die Grafen zur Reformation über. 1570 beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg
die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, 1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg.
Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit 1685 angestrebte Erhebung in den
Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die elsässischen Güter an Frankreich.
Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736 kam Hanau-Münzenberg mit H. durch
Erbvertrag an Hessen-Kassel, Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs)
an Hessen-Darmstadt. Von 1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde
dann mit Ausnahme der Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des
Dorfes Heuchelheim, die an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten
Großherzogtum Frankfurt geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel,
1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 198.
Abs.
3237 Hannover
(Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim nach
Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung (vicus)
Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie 1189 als
civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie durch
Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das
Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H.
Herzog Ernst August (Regent seit 1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg und erreichte 1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten
(Kurbraunschweig, später Kurhannover). Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft
Wildeshausen und vereinigte nach dem Tode seines Onkels und Schwiegervaters
Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle (1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der
Welfen (Calenberg-Göttingen, Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund
einer Sukzessionsakte von 1701 - Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der
Pfalz war Enkelin des englischen Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende
Personalunion mit England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die
Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und
1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks
an die Reichsstadt Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund
700 Quadratmeilen mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs
Stimmen im Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium (Hoya,
Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5 Stimmen
im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt
Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803
erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche
auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für
seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die
Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch
Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war
es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im
Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte
der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum
Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar
zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um
Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen
Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um
Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833
durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach
1848 geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879
aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867
wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922
die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an
die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946
wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen
auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A.
1921; Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969;
Hellfaier, D./Last, M., Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur
Jahrtausendwende, 1976; Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den
preußischen Staat: Annexion und administrative Integration, 1983; Dann, U.,
Hannover und England 1740-1760, 1986; Press, V., Kurhannover im System des
alten Reichs 1692-1803, 1986; Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer
Stadt, 1986; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Müller, S.,
Hannover im 18. Jahrhundert, 1987; Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer,
C., 1994; Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v.
Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen, hg. v.
Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis 1879,
2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
Abs.
3244 Hapsal (gegenüber
der Insel Dagö in der nordöstlichen Ostsee) (Residenz
des Bischofs von Ösel-Wieck)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 253.
Abs.
3246 Harburg (Burg, Residenz des Erzbischofs von Bremen bzw. nach 1236 des
Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg). 1142 erscheint in einer
sumpfigen Niederung der Süderelbe H. (Horeburg) erstmals. 1297 wurde die
anschließende Siedlung von den welfischen Herzögen zur Stadt erhoben. Von 1527
bis 1642 war sie Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg zu Celle.
1866 kam H. zu Preußen, 1937 zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg.
Von der Burg zur Industriestadt, hg. v. Ellermeyer, J., 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 254.
Abs.
3292 Hattonchâtel (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 256.
Abs.
3311 Havelberg
(Hochstift, Residenz). An der günstigen Lage
kurz vor der Einmündung der Havel in die Elbe bestand wohl bereits früh ein slawischer
Stammesmittelpunkt, an dem vielleicht 929 eine Höhenburg angelegt wurde. (947
oder) 948 gründete König Otto I. in H. ein Missionsbistum, das zunächst dem
Erzbistum Mainz, 968 dem Erzbistum Magdeburg unterstellt und nach der
Zerstörung 983 erst im 12. Jahrhundert, nach der Wiedereroberung des Gebiets
durch den Askanier Albrecht den Bären (1136/1137), wiederbegründet wurde
(1147/1150). Es erlangte umfangreiche Güter (Plattenburg, Putlitz, Wilsnack,
Wittstock) und war zunächst reichsunmittelbar, geriet aber vom 14. Jahrhundert
an zunehmend in Abhängigkeit von den Markgrafen von Brandenburg, wurde im 15.
Jahrhundert landsässig und blieb bis zu seiner Aufhebung 1571 unter der
Landeshoheit Brandenburgs. Das evangelisch gewordene Domkapitel bestand bis 1819.
L.: Wolff 387; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter
Preußens, 1924; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, Kirchenkarten Nr. 1
und 2, hg. v. Wentz, G., 1929ff.; Wentz, G., Das Bistum Havelberg, 1933;
Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter,
hg. v. Schmidt, R., 1988; Escher, P., Havelberg, LexMA 4 1989, 1980f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 258.
Abs.
3331 Heidelberg (Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein 1353-1720)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 259.
Abs.
3343 Heilsberg (Residenz des Bischofs von Ermland 1315-1320,
1350-1795)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 262.
Abs.
3358 Heitersheim
(Johanniterpriorat, Fürstentum, Residenz). H.
südwestlich von Freiburg erscheint erstmals 777 in Lorscher Urkunden. 1272
gelangte es an den Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich II. von Hachberg
die Gerichtsrechte und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit 1505) bis 1806 war
der reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors (Johannitermeisters)
von Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803 erworbene Grafschaft
Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner umfassende, dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum H. kam allmählich faktisch
unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem Breisgau an den Herzog von
Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und
Johannitergroßpriorat Heitersheim und sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg
im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter, K., Heitersheim, die Malteserstadt,
1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972; Die Heitersheimer
Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264;
Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Abs.
3374 Helmstedt
(reichsunmittelbare Abtei, Residenz). Aus einer
um 800 vom Kloster Werden aus gegründeten Missionszelle entwickelte sich vor
887 die Benediktinerabtei St. Ludgeri, deren angebliche Exemtion vom Bistum
Halberstadt auf Urkundenfälschung beruht und die mit dem Kloster Werden bis
1802 durch einen gemeinsamen Abt verbunden war. Sie war bis 1802/1803
reichsunmittelbar. Die Herrschaft über die Stadt H. (952 Helmonstedi) verlor
der Abt 1490 an die Herzöge von Braunschweig, die 1576 in H. die bis 1810
bestehende Universität ”Juleum” gründeten. Über Braunschweig kam H. 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Mutke, E., Helmstedt im Mittelalter, 1913; Goetting, H.,
Papsturkundenfälschungen für die Abteien Werden und Helmstedt, MIÖG 62 (1954),
425ff.; Stelzer, O., Helmstedt und das Land um den Elm, 1954; Schaper, H.,
Helmstedt. Die Geschichte einer Stadt, 1964; Der Landkreis Helmstedt, bearb. v.
Conrady, H., 1965; Fahlbusch, F., Helmstedt, LexMA 4 1989, 2126; Alschner, U.,
Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664, 699 (Werden
und Helmstedt), 1, 2, 265.
Abs.
3385 Henneberg
(Grafschaft). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein
aus dem Grabfeld stammendes, in enger Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und
1037 (Poppo I. † 1078) erstmals urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen
Thüringer Wald, Rhön und Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg,
mit Laubwald bedeckter Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens.
Es trat nach schweren Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren
Reichsvögte, Burggrafen (1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren
Lehnsdienst ein. 1230 verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen,
Mellrichstadt und Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach
Thüringen abgedrängt, 1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im
thüringischen Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden
(„neue Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg
fiel). 1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen
(bis 1583, 1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379,
Güter durch Verkauf an Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg,
Sonneberg), die Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte,
ging 1353 über drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin
(Sachsen), teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde
Meiningen im Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss
1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen,
Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der
Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter
gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das ernestinische
Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das albertinische) Sachsen
(Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen werden.
Am Ende des 18. Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum
fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa 74000 Einwohnern wie
folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen mit 22000
Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und die
Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3
Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim
und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern
(Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen,
Sand, Frauenbreitungen und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen
mit 7600 Einwohnern, Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800
Einwohnern (das Amt Themar) und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit
1800 Einwohnern (das Amt Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der
hessische 1866 an Preußen. Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96,
798; Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J.,
2006.
Abs.
3393 Hennegau (Gau bzw.
Grafschaft), frz. Hainaut. Der erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische,
nach dem Flüsschen Haine benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai
östlich der oberen und mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den
Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit
war der H. eine Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser
Lothar I. abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben
der Reginare (1030) über die Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und
wurde von 1070 bis 1191 von einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188
belehnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur.
1191 wurde die Grafschaft durch die Heirat Graf Balduins V. von H. mit
Margarete von Flandern, der Schwester Philipps von Elsass, wieder mit Flandern
verbunden. Nach dem Tode der Töchter Johanna (1205-1244) und Margarethe von
Flandern (1244-1280) kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes
(Graf Johann von Avesnes war illegitimer Enkel Margarethes) und Dampierre. H.
fiel an Avesnes, das 1299 auch die Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland
besetzte. Über Kaiser Ludwig des Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes'
Enkelin Margarethe fielen die Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus
Wittelsbach (Bayern) und von diesem durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des
Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der
Heirat des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund zu Habsburg, dessen
spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen österreichische
Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde allerdings der
südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der Provinzen
Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige Teil 1794
zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an das
Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons: Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg.
v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere, L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire
de la formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f.
1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao,
Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes, Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy,
Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw. Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433
á nos jours, 1925; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45,
47, III, 32, Hainau, Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus
Hainoensis, Hennegau; Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le
passé économique du Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La
législation princière pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau,
LexMA 4 1989, 2131ff.
Abs.
3410 Herford
(Frauenstift, reichsunmittelbares Stift, Residenz).
An der Kreuzung wichtiger Straßen und Furten über Aa und Bowerre (Werre) wurde
um 800 (823?, Weihe 832) von dem Adligen Walger auf dem Boden des Hofes
”Oldenhervorde” (838 Herivurth, 972 curtis imperatoria Herivurde) als ältester
Frauenkonvent in Sachsen das Damenstift H. gegründet. Kaiser Ludwig der Fromme
gab ihm ein Drittel der für Corvey vorgesehenen Güter und machte das Stift zur
Reichsabtei. Von 919 bis 924 zerstört wurde es ab 927 wieder aufgebaut. 1147
wurde es mit 39 Oberhöfen und etwa 800 zinspflichtigen Unterhöfen
reichsunmittelbar. Vögte waren ursprünglich vermutlich die Billunger, dann der
Welfenherzog Heinrich der Löwe und wohl als Untervögte Heinrichs des Löwen und
seit 1180 des Erzstifts Köln die Grafen von Schwalenberg, denen vielleicht
schon vor 1261 die Grafen von Sternberg und 1382 die Grafen von Jülich-Berg
folgten. Bereits im Spätmittelalter verzichteten die Äbtissinnen auf wichtige
Rechte in der Stadt und die Ausbildung eines geschlossenenen
Herrschaftsgebiets. Um 1533 wurde das Stift evangelisch. Im 17. und 18.
Jahrhundert waren die Rechte der Äbtissin nicht flächendeckend, sondern mit
Ausnahme der Stiftsfreiheit über die übrige (spätestens seit 1651)
brandenburgische Stadt Herford verteilt. 1802 wurde das dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis angehörige Stift von Preußen aufgehoben und am 25. 2. 1803 der seit
1614 zu Preußen gehörenden Grafschaft Ravensberg einverleibt. 1810 wurde es
nach Umwandlung in ein Kollegiatstift für Männer (1804) endgültig aufgelöst.
1946 kam H. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 336; Zeumer 553 II a 37, 13; Wallner 705 WestfälRK 57; Pape, R., Über
die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel 1955; Cohausz, A., Ein Jahrtausend
geistliches Damenstift Herford, Herforder Jahrbuch 1 (1960); 100 Jahre
Landkreis Herford, 1966; Herforder Geschichtsquellen, Bd. 1 1968; Pape, R.,
Sancta Herfordia. Geschichte Herfords von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1979;
Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS
Schmelzeisen, G., 1980, 173; Pape, R., Waltger und die Gründung Herfords, 1988;
Herford zur Kaiserzeit, bearb. v. Pape, R., 1989; 1200 Jahre Herford, hg. v.
Helmert-Corvey, T., 1989; Fahlbusch, F., Herford, LexMA 4 1989, 2152f.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 714, 2, 1,266; Schröder-Stapper, A.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
3422 Hersfeld
(Reichsabtei, Fürstentum, Residenz). Nach 769
gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von Haune und Geis in die
Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf eigenem Boden die
Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine Einsiedelei (cella)
Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch Schutzprivileg König
Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in Thüringen und Sachsen
begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten Erwerbungen im sog.
Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek bewahrte eine 1470 in
Italien gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus auf. 968 wurde H. von
Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm Forstrechte und Wildbannrechte.
1073 ging der mit dem Erzstift Mainz geführte Streit um die Zehnten in
Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert von
Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann die Abtei ein
kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die Landgrafen von
Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich verteidigte. Die
schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15. Jahrhundert führten
1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über Stadt und Abtei. Seit
1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum zur Landgrafschaft
Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7 Quadratmeilen (nämlich die
Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die Ämter Niederaula, Obergeis
[Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt oder Buchenauische
Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen Propsteien Johannesberg
[Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die Vogtei Kreuzberg). Mit
Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 664, 1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld,
Stiftisches Archiv. Orts- und Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Abs.
3432 Herzberg (am Harz)
(Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg
bzw. Braunschweig-Grubenhagen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 270.
Abs.
3438 Hessen (Grafschaft,
Landgrafschaft, Land, Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen
Lahn, Main, Werra, Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der
(fränkischen?) Chatten erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an
der unteren Fulda der Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum
seit dem 4. Jahrhundert in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6.
Jahrhundert in das von ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen
und anschließend unter Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg,
Christenberg und Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch
Bonifatius wurde das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts
christianisiert (723 Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei
wichtigsten Klöster Fritzlar, Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert
Reichsabteien. Das den Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende
Grafenhaus der Popponen oder Konradiner stand so fest in karolingischer
Tradition, dass es nach erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern
beim Aussterben der Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde
gelangte. Unter den sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen
verschiedener Herkunft im Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische
Stellung vermindert. Unter den Saliern hatten die aus dem
schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die als Bannerträger des
Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die Grafschaft inne
(1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der Erzbischof von Mainz mit
immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar
an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121 übernahmen als Erben der
Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122 über die gisonische
Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130 wurden die Ludowinger
Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um Gudensberg südwestlich
von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der Grafschaft H., im
Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der Lahn hieß,) als
Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe verhältnismäßig
selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte (Ziegenhain,
Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg, Katzenelnbogen,
Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine unmittelbare
Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum (1254-1273) in
zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms, Büdingen). 1247
starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit Landgraf Heinrich Raspe
im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf Ludwigs von Thüringen,
Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte Landgraf Heinrich Raspes)
vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247-1264) mit dem Hause
Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den Widerstand des Erzbischofs von
Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in Kassel von Thüringen zu lösen
und mit den Werrastädten Eschwege und Witzenhausen für ihren 1244 geborenen
Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der 1265 zu den bisherigen Gütern zwischen
Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege, Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und
Biedenkopf einen Teil der Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen
von Tübingen erwarb und sich seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof
von Mainz durchsetzte. Am 11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König
Adolf von Nassau auf Grund der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand
erhoben. Nach zahlreichen kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294
Schartenberg, 1297 Grebenstein) und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306
Wanfried, 1330 (Hofgeismar) Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358
Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311
kurzfristig in Oberhessen und Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert
durch andauernde Kämpfe mit dem Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch
die von Kaiser Karl IV. bestätigte Erbverbrüderung mit den Markgrafen von
Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373 begegnete, durch welche die ganze
Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der
Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die
mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg,
Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H.
verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben.
1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter
hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und
Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft
Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und
den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens
in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz
von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde
allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt
Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV.
Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300
Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I.
Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583
erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr
trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu gehörigen
Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines Übertritts auf
die österreichische Seite von Preußen annektiert (Regierungsbezirk Kassel der
Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen Provinzen Nassau
(Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt Goarshausen, Unterlahn
[Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald
[Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch
Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen
Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12.
1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875
im Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den
Linien Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der
Territorialveränderungen der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums
Hessen, 1872; Knetsch, K., Das Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant
und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11 1921ff.;
Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926; Dilich,
W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem Originalen,
hg. v. Stengel, E., 1927, Schriften des Landesamts für gesch. Landeskunde 5
(1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen
zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche Organisation Alt-Hessens
im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung, 1929; Falk, H.,
Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum
Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S., Staatsstraßen und
Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f. 1931ff.; Müller, W.,
Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937, Neudruck 1972; Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze,
1938; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises, 1939; Keyser,
E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974, Band 3 Teilband 1; Müller, W.,
Die althessischen Ämter im Kreis Gießen. Geschichte ihrer territorialen
Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen Ämter Melsungen, Spangenberg,
Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das Werden des Landes Hessen,
(1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine Landschaften, 1951; Dülfer, K.,
Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen Verwaltungsgeschichte vom 16.
bis 19. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 3 (1953); Werle, H., Das Territorialbild
Rheinhessens um 1550, Mitteilungsblatt zur rheinhess. Landeskunde 3 (1954);
Zinn, G./Stein, E., Die Verfassung des Landes Hessen, Bd. 1ff. 1954ff.;
Kleeberger, E., Territoralgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Kellner,
W., Landrecht und Landesgeschichte, Betrachtungen zu einer hessischen
Rechtskarte für 1792, Hess. Jb. für LG. 9 (1959); Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Geschichtlicher Atlas von
Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41, 50, III, 10, 27,
33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen,
hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
Niemeyer, W., Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Historisches
Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
Crusius, E., Der Kreis Alsfeld, 1975; Ruppel, H./Müller, K., Historisches
Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
Hessen, 1976; Weiss, Ulrich, Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567.
Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die
Geschichte Hessens, hg. v. Schultz, U., 1983; Hessisches Gemeinde-Lexikon,
1983; Hessen im Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984;
Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. v. Schwind,
F., 1984; Lilge, H., Hessen in Geschichte und Gegenwart, 1986; Das Werden des
Landes Hessen, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v.
Ramge, H., 1987; Wolff, F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988;
Franz, E. u. a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen
im 19. und 20. Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von
Hessen, 1989; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W.,
Appellation in den zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert,
Hess. Jb. f. LG. 42 (1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E.,
Die hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen
Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
1945, 2003; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, )2; Wegner, K.,
Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Hessen, hg. v. Heidenreich, B.
u. a., 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807;
Franz, E., Das Haus Hessen, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
1, 434; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010; Handbuch der hessischen Geschichte,
Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; . Gerichtsstätten in Hessen
(http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v. Eckhardt,
Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das Land Hessen,
hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3 Ritter,
Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806,
hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Abs.
3443 Hessen-Darmstadt
(Landgrafschaft, Großherzogtum). Darmstadt geht vermutlich auf ein
karolingisches Jagdhaus im geschlossenen Reichsgut um Frankfurt zurück und
erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat in der Grafschaft Bessungen des
Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen
mit der Grafschaft. 1479 fiel Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an
Hessen. 1567 wurde Darmstadt bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen
unter Georg I. Residenz der lutherischen Linie
Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern
und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise
1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte
1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen),
die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber
erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische
Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622
das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei
weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann
H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von
Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau
und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw.
Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum Erzstift
Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit Volkmarsen,
die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch, Fürth im
Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und
reichsritterschaftliche Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet
Hessen-Darmstadts die Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg,
den Gerichten Lollar, Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und
Städte Allendorf, Grünberg, Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach,
Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und
Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim,
Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und
Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent
Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen
oder Londorfer Grund, das Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das
Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft
anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem
mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für
die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach),
Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei
Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866
zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen
abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den
Verlust der politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem
musste es sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der
Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten
am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946
Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen
von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Abs.
3446 Hessen-Kassel
(Landgrafschaft, Kurfürstentum Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla,
Chassella (zu lat. castellum) erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von
den Konradinern gegründet worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den
Königshof seiner Gemahlin Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen
ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel als Reichsgut bezeichnet. Bald danach
unterstand es den Landgrafen von Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt.
1277 wurde es Sitz der Landgrafen von Hessen, die in Kassel eine neue Burg
errichteten. 1373 wurden Altstadt, Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H.
(1458-1500), die wieder in Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts
war es Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp
dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582
die Hoyaer Ämter Uchte und Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die
Niedergrafschaft Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss
Graf Johanns von Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode
Ludwigs IV. von Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen
Folge unter anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich
besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt.
1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst
behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und
seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung
erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der
Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866
gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner,
H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913;
Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922; Anhalt, E., Der
Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und Ämter von der
Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen
Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987;
Hollenberg, G., Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988,
Hessisches Jb. f. LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und
Verfassungskonflikt, 1996; Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige
Hessen, 1999; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007;
Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
Abs.
3451 Hessen-Rheinfels
(Landgrafschaft). Die Burg Rheinfels bei Sankt Goar wurde um 1245 von den
Grafen von Katzenelnbogen errichtet. Sie diente ihnen bald als Residenz. 1479 kam sie mit der Grafschaft an die
Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1500 in der Landgrafschaft Hessen aufging.
1567 wurde Rheinfels unter Philipp dem Jüngeren Sitz der mit etwa einem Achtel
der hessischen Güter ausgestatteten Linie H. der Landgrafen von Hessen. Sie
starb 1583 aus. Ihre Güter fielen 1583/1599 an die Linien Hessen-Darmstadt
(Schotten, Stornfels, Homburg v. d. Höhe), Hessen-Marburg (Lißberg,
Ulrichstein, Itter) und vor allem Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen). 1648/1649 kam Hessen-Kassels Anteil unter Vorbehalt der
Landesherrschaft bis 1815/1822 an Hessen-Rotenburg
(Hessen-Rotenburg-Rheinfels).
L.: Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980.
Abs.
3488 Hildesheim
(Hochstift, Residenz). Vermutlich bestand bereits
im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste eine Siedlung,
die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815 gründete Ludwig
der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz
gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche Gunst reiche Güter (u.
a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im
Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13. Jahrhundert an Leine und Oker
die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben Peine). In der Hildesheimer
Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten Güter an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter protestantisch wurden, behauptete
sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift (Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald,
Domkapitelamt Marienburg, 9 Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit
Ausnahme der Stadt H. und des Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch
des Reichshofrates wieder auf den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift
nun meist mit Köln und den westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination
des Hauses Wittelsbach einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32
Quadratmeilen und 132000 Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis
1813 zum Königreich Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es
1866 an Preußen. Seit 1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen.
Das Bistum H. kam 1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur
territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer
Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v.
Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die
Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die
Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur
Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986;
Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990,
16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272;
Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer der
Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe
von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Zachlod, C., Die
Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des siebenjährigen Krieges
bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a., Hildesheim – von der
Domburg zur Großstadt, 2014.
Abs.
3491 Hilpoltstein
(Herrschaft, Reichsritter). 1264 wird erstmals die Burg H. (Stein) bei Roth in
Mittelfranken genannt. Sie gehörte den Reichsrittern von Stein. 1385/1386 kam
sie beim Aussterben dieser Herren durch Kauf an Bayern, 1505 nach dem
bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1578 war
sie an Nürnberg verpfändet, das die 1627 wieder beseitigte Reformation
einführte. Von 1619 bis 1644 war H. Residenz des
Pfalzgrafen Johann Friedrich. 1742 kam Pfalz-Neuburg an Pfalz-Sulzbach, das
1777 auch Bayern erbte.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Mader, F., Bezirksamt Hilpoltstein, 1929.
Abs.
3503 Hirschberg (Grafen,
Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Eichstätt). Seit Anfang des 13. Jahrhunderts erscheinen Grafen von H. in
Altmühltal, die seit dem 11. Jahrhundert als Grafen von Grögling, Dollnstein
und Ottenburg aufgetreten waren und verwandtschaftliche Beziehungen mit
Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg und Wittelsbach aufweisen. Diese Grafen
waren Vögte des Hochstifts Eichstätt. Ihre Güter um H. kamen 1304/1305
testamentarisch an das Hochstift Eichstätt, das Landgericht H. an Bayern. 1806
fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg,
1940; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.
Abs.
3514 Hochburg (Residenz der Markgrafen von Baden, Baden-Hachberg,
Baden-Durlach))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 273.
Abs.
3537 Hohenburg (Kloster,
königliches Kloster, Residenz), Sankt
Odilienberg-Hohenburg. Das urkundlich seit 783 bezeugte Nonnenkloster H. auf
einem die Hochebene beherrschenden 763 Meter hohen Berg im Elsass (seit dem 17.
Jahrhundert Odilienberg) geht vielleicht (auf die heilige Odilia, eine Tochter
des Herzogs Eticho, und damit auf das 8. Jahrhundert oder) auf Herzog Eticho
und damit das Ende des 7. Jh.s zurück. 839 stellte es Kaiser Ludwig der Fromme
unter seinen Schutz. Im Hochmittelalter stand es unter der Vogtei der Staufer.
1246 oder 1249 wurde die Äbtissin erstmals als Prinzessin tituliert. Das
Kloster war sehr begütert, hatte aber keine eigentliche Territorialherrschaft.
In der Reformationszeit verfiel es weitgehend. 1546 brannten die
Konventsgebäude ab. Die Gemeinschaft wurde aufgelöst. Ihre weltlichen Güter
fielen an den Bischof von Straßburg.
L.: Albrecht, D., History von Hohenburg oder Sankt Odilien, 1751; Barth, M.,
Die heilige Odilia, 1938; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 143; Fischer, M., Treize siècles d’histoire au Mont Sainte-Odile, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 725, 1, 2,547.
Abs.
3541 Hohenems (Reichsdorf,
Reichsstadt?), Ems, Embs. 1333 erhielt Ems (Hohenems) bei Dornbirn in
Vorarlberg von Kaiser Ludwig dem Bayern alle Rechte und Freiheiten der
Reichsstadt Lindau, konnte sich aber nicht zu einer Stadt entwickeln. S. a. Ems
(Reichsdorf).
L.: Dacheröden 138; Hugo 475; Wolff 206; Welti, L., Die Entwicklung von
Hohenems zum reichsfreien Residenzort, (in)
Heimatbuch Hohenems 1975; Welti, L., Hohenems und Gallarate, FS N. Grass, 1975.
Abs.
3553 Hohenlohe-Bartenstein(,
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) (Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein
bei Schwäbisch Hall war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines Amtes der Grafen
von Hohenlohe. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H.
(Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) dort ihre Residenz.
Die Linie H. ist ein 1635 entstandener Zweig der Linie
Hohenlohe-Schillingsfürst, die von Hohenlohe-Waldenburg abstammt. 1728 bererbte
sie die erloschene Linie Hohenlohe-Pfedelbach. Um 1800 umfasste das zum
fränkischen Reichskreis zählende Gebiet von H. zusammen mit Hohenlohe-(Waldenburg-)Schillingsfürst
etwa 12 Quadratmeilen. H. hatte die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und
die Ämter Herrenzimmern, Sindringen, Schnelldorf und Mainhardt. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein,
der auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählte, für die kurz
zuvor ererbte Herrschaft Oberbronn (im Elsass) die Ämter Haltenbergstetten,
Laudenbach, Jagstberg und Braunsbach, den Würzburger Zoll im Hohenlohischen, Anteil
am Dorf Neunkirchen, das Dorf Münster und den östlichen Teil des Gebiets von
Karlsberg. S. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 a; Neumaier 66.
Abs.
3555 Hohenlohe-Ingelfingen
(Grafen, Fürsten). Das 1080 erstmals genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam
1287 mit der Burg Lichteneck an die Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der
Linie Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805
war Ingelfingen Residenz der zum fränkischen
Reichskreis zählenden Fürsten zu H. Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen
mit Hohenlohe-Kirchberg, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen etwa 22
Quadratmeilen. In Besitz der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das Amt
Schrozberg und das Salinenamt Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen (Königshofen),
Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld), Wermutshausen,
Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805 erbte H.
Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
Abs.
3564 Hohenlohe-Schillingsfürst
(Grafen, Fürsten). Das im Jahre 1000 in der Hand von Reichsministerialen
erwähnte Schillingsfürst bei Rothenburg kam aus deren Erbe an die Herren von
Hohenlohe. 1615 entstanden durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg
die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und
H. 1679 beerbte H. die Linie Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in
die Nebenlinien Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner
Hauptlinie einen dreigliedrigen Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die
zum fränkischen Reichskreis zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die
Ämter Schillingsfürst, Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl
Dörfer. Zusammen mit Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein)
umfasste ihr Gebiet etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Fürsten von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für
ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 kam
Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz Viktor von H. den Titel Herzog
von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen, Schlösser und Residenzen in Franken, 1961.
Abs.
3566 Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein
(Reichsgrafen, Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall
war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten
die Reichsgrafen von H., die 1744 zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre Residenz, 1756 ein Schloss. Am Ende des 18. Jahrhunderts
hatte die Linie die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter
Mainhardt und Sindringen. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom
25. 2. 1803 erhielten die Häupter der beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg
(Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, H.) für ihren Anteil am Bopparder Zoll
Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 ging H. an Württemberg über. S.
Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
Abs.
3581 Hohenzollern
(Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061 erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin,
seit 1111 Graf Friedrich von Zollern (Zolre), die sich nach der aus dem 11.
Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?,
Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im
10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard
eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf
Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in
Österreich die Burggrafschaft Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die
Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die
fränkische, später evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen
Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie
(Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete
Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. (†
1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und
Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen
erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und
Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach,
Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um
Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde
außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit
zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte
1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer
Sekundogenitur Brandenburgs. 1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten
und wieder verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth
durch Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen
Nebenlinien 1806 erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch
Tausch gegen ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich
die Herrschaft Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg
Österreichs Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft
Wehrstein. 1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen
(Eitel Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel
Friedrich IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16.
Jahrhunderts H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen
(Sankt Lutzen) in Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die
Grafschaft Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol
und die Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten
beide Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenkollegium. 1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis
zählenden Grafschaften ein Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern.
1803/1806 blieben sie von der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits
weitere Güter (Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die
Fürsten beider Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge
bestanden, ab (preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische
Lande). Die Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich
die Linie Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als
Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000 Hektar Land, 15
Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der preußische
Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern zugeteilt.
1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142 Quadratkilometern
und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach, Bayreuth, Brandenburg,
Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang des alten Reichs,
1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte,
1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth unter der Regierung
Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt.
LG. 123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel,
R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der
Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte
der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die
Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990,
83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v.
Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen
der Zollern auf dem Weg zur Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug,
D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013.
Abs.
3598 Holstein (Gau,
Herzogtum). H. erscheint um 800 als nördlicher Teil des Stammesgebiets der
Sachsen (Nordalbingien). Es setzte sich zusammen aus Dithmarschen im Westen,
Stormarn im Süden, H. (Holsten, Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im
Osten. Es wurde von Karl dem Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten
unterworfen, denen er dafür Wagrien überließ. Die holsteinischen Gebiete waren
im allgemeinen ein Teil des Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur
Grafschaft Stade, später zum Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar
von Süpplingenburg ernannte 1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum
Grafen von H. und Stormarn. Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte
nach dem Sturz seines Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft
über Dithmarschen, verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV.
gelang die Wiedereroberung mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel
allerdings an das Erzstift Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in
mehrere Linien (1272/1273, 1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie,
welche die Stammgrafschaft Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte,
erlosch 1640. Die Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter
(1316 Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise
faktisch, 1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen
Herzogshauses als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester
staatsrechtlicher Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und
H. auf Grund des Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus
Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit
Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt
wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben
(und damit von Sachsen bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von
Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil
und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum
König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H.
wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach
dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von
Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet
Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp
(Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum
Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S.,
Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen
1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter,
2010.
Abs.
3606 Holstein-Gottorp
(Herzogtum). Dem Herzog von Gottorp (Gottorf) blieben ab 1721 von seinem Anteil
an Schleswig-Holstein nur die Gebiete in Holstein mit der Residenzstadt Kiel. Als 1767 Herzog Karl Peter Ulrich
als Peter III. den Thron Russlands bestieg, gab er sein Herzogtum zugunsten
Dänemarks auf. Die sog. bischöfliche Linie Gottorps (Gottorfs), die das
Hochstift Lübeck mit Eutin innehatte, erhielt durch Vertrag Oldenburg. Um 1800
umfasste das Gebiet des mit der Landschaft Norderdithmarschen zum
niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums etwa 70 Quadratmeilen.
L.: Wolff 446; Zeumer 553 II b 35; Wallner 705 NiedersächsRK 7; Großer
Historischer Weltatlas III 32 (1648-189 F 1.
Abs.
3664 Horneck (am Neckar)
(Residenz des Deutschmeisters)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 275.
Abs.
3676 Horstmar
(Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11. Jahrhundert ist H. bei Steinfurt
erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten sich seit 1092 edelfreie Herren von
H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die Grafen von Rietberg, welche die
Lehnshoheit des Bischofs von Münster anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11.
11. 1269 kam die Herrschaft H. durch Verkauf an das Hochstift Münster und wurde
bis 1635 bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803
ging das münsterische Amt H. an die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen
von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ), die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar
nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H. zusammen mit den Grafschaften Lingen und
Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich (Oberemsdepartement im Gouvernement
Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172.
Abs.
3683 Hoya (Grafschaft).
Nach der Burg H. (urspr. Hoch) an der Weser nannten sich seit 1202 Grafen (de
Hogen), die sich zuvor als Edelherren von Stumpenhausen bezeichnet hatten oder
aus dem Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von dieser Burg aus eine
Grafschaft auf (1215 Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen).
1302 erlangten sie von Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken
als Lehen. Vielleicht von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine
obere Grafschaft (um Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H.
aufgeteilt. Von 1345 bis 1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem
Aussterben ihrer Linie Residenz der Obergrafschaft.
Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen zur Anerkennung der Lehnshoheit
Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg
1534/1582) wurde die Grafschaft als Reichslehen unter die Linien des welfischen
Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und Celle) aufgeteilt. Calenberg und
Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg
(Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg), Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und
Barenburg und dem Stift Bassum. Celle erlangte die untere Grafschaft mit den
Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen, Altbruchhausen, Neubruchhausen und
Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an Wolfenbüttel allein und 1634 an
Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte und Kirchdorf und Freudenberg mit
den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an
Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren, waren als hessische Lehnsstücke
(1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705, nach Aussterben der Häuser
Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im Besitz der gesamten, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von
etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813 fiel ^pIH. an
Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an Hannover, 1866
an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche
Territorium Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um
1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Abs.
3735 Iburg (Residenz des Bischofs von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 276.
Abs.
3772 Ingolstadt (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern). Um 1250 wurde I.
Stadt, von 1392 bis 1445 Sitz des Herzogtums Bayern-Ingolstadt und 1472 Ort
einer zunächst humanistischern, später gegenreformatorischen, 1802 nach
Landshut und 1826 nach München verlegten Universität. S. Bayern-Ingolstadt.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277
Abs.
3776 Innsbruck (Residenz des Erzherzogs von Österreich))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 277.
Abs.
3805 Isenburg-Offenbach
(Grafen). Das erstmals 977 erwähnte Offenbach gehörte zum Reichsforst Dreieich
und gelangte über die Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418 teilweise, bis
Ende 1486 gänzlich an Isenburg. 1556 erhob Graf Reinhard von Isenburg-Büdingen
den Ort zu seiner Residenz, 1718 erlosch I. 1816
fiel Offenbach an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Offenbach.
L.: Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs Vergangenheit, 1879.
Abs.
3830 Jägerndorf
(Herzogtum, Residenz). J. in Oberschlesien an
der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und Geldoppa wurde am
Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Es gehörte
ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von Troppau an Oppeln, 1390 an
Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen und 1421 an Ratibor. 1437
spaltete sich J. als eigenes Herzogtum ab. 1493 kam es nach Absetzung des
Fürsten durch König Matthias Corvinus (1474) an die Freiherren von
Schellenberg. 1523 erwarb Markgraf Georg von Ansbach dieses Herzogtum. Nach dem
Tod seines Sohnes Georg Friedrich fiel es an die Markgrafen von Brandenburg,
die es mit Oderberg und Beuthen zusammenfassten. 1617/1621 gingen diese Gebiete
infolge Teilnahme des Herzogs am böhmischen Aufstand an Österreich verloren.
Den nördlichen Teil des Landes konnte König Friedrich II. 1742 an Preußen
zurückgewinnen. Das Herzogtum umfasste ein Gebiet von 17 Quadratmeilen.
1918/1919 fiel das Gebiet von Österreich an die Tschechoslowakei, 1993 an
Tschechien.
L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und
Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v.
Wutke, K., 1911; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd.
1 1961; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 182; Urbare des
Fürstentums Jägerndorf aus der Zeit der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach
(1531-1535-1554/78), hg. v. Hanke, S. u. a., 2010.
Abs.
3831 Jagiellonen
(Geschlecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 127.
Abs.
3843 Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von Schlesien). Neben Burg und
Dorf Alt-Jauer in Niederschlesien wurde vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach
Magdeburger Recht gegründet. Seit 1278 war J. Sitz des im Wege der Teilung des
Herzogtums Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem 1286 Löwenberg
hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz,
Münsterberg) wurde es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut
geteilt. Von 1346 an waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die
Heirat der Erbin Anna von Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete
1368/1392 an Böhmen. 1474 fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an
Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und
war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es
(als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises
Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 283.
Abs.
3846 Jena (Residenz des Landgrafen von Thüringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 284.
Abs.
3856 Johanniterorden
(Reichsfürst), Johannitermeister. Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072
gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor den Kreuzzügen in Jerusalem ein
Spital. Daraus entstand nach der Eroberung Jerusalems (1099) eine
Ordensgemeinschaft, die zunächst in den Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in
allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw. Hospitäler errichtete und in den
Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis auch herrschaftliche Rechte gewann.
Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy (1120-1160) 1137 erlassene
Ordensregel gab dem geistlichen Orden ritterschaftliche Züge. An der Spitze des
Ordens stand der Großmeister, der von den acht Großwürdenträgern der acht
Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem Fall Akkons (1291) verlegte der
Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso) auf Zypern und wurde Vasall des
dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310 eroberte er Rhodos und dessen
Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der Güter des aufgelösten
Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei Brandenburg im Vergleich
von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523 musste nach Siegen der
Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a. Viterbo). 1530 übertrug Kaiser
Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta und seine Nachbarinseln sowie
Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber ohne Heerfolgepflicht zu Lehen.
Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden genannt. Nach der Reformation traten
die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum evangelischen Glauben über. 1548
erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in Deutschland, der seit 1187 als
Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des Ordens stand und seit 1428
(endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte, Sitz und Stimme auf der
geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Deutsche Kommenden
bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall (Hall) und
Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum Heitersheim schon früher
allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit Österreichs sowie 1805/1806 an
Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei Brandenburg vom König von Preußen in
ihren Rechten wiederhergestellt. 1999 hatte der evangelische Teil des Johanniterordens
rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des Johanniterordens
in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland des
Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister); Die Johanniter, die Templer,
der Deutsche Orden, die Lazariter und Lazariterinnen, die Pauliner und die
Serviten in der Schweiz, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2006
Abs.
3860 Jülich (Grafschaft,
Markgrafschaft, Herzogtum[, Residenz?]). J. bei
Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung Juliacum an einer
wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam der Ort an das
Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in fränkischer
Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen
Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten (1081 comes
de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat (1177) die
Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich. Sie starben
1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den in der
Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich nunmehr
nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über Aachen, die
Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens. Zusammen mit
Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den Erzbischof von
Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am Niederrhein. 1304/1307
wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit Grevenbroich, Gladbach
(Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt Münstereifel von einer
Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die 1346 durch Heirat
Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher Nebenlinie zugeteilt
wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu Markgrafen, 1356 zu
Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern gewonnen (bis 1423). Weiter
erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen und Heinsberg sowie
Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz
wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm
die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer
Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt.
1538 konnte Geldern erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614
fielen J. und Berg im jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg
(Wittelsbach). Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in
Personalunion mit Bayern vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129
Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter
aufgeteilt. Von 1794 bis 1814 war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806)
und Bayreuth (1810) von Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt.
1814 wurde seine Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815
kam es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v.
Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G.,
Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990,
803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
115; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814
(Jülich und Berg), 1, 2, 286; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
407, 2, 286.
Abs.
3884 Kaiserslautern
(Reichsstadt). An der Straße vom Rhein nach Lothringen erscheint 882 der
fränkische Königshof Luthra an der Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort kam 985
an die salischen Grafen des Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und von diesen
später an die Staufer. Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur
Pfalz aus. 1237 erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322
Kayserlutern). 1276 wurde K. zur Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam
es 1375 als Pfand an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592)
wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern
(Lautern). 1797 wurde es von Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der
Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in)
Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
Abs.
3908 Karlstein
(südwestlich Prags) (Residenz Karls IV. von
Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 287.
Abs.
3914 Kassel (Burg,
Stadt, Residenz des Landgrafen von Hessen). K.
an der Fulda (zu lat. castellum Burg, oder „Haus an einer Mulde“?) erscheint
erstmals 913 (Chassella). Im Jahre 1008 gab Kaiser Heinrich II. den dortigen Königshof
an seine Gemahlin Kunigunde, die ihn zur Ausstattung des Klosters Kaufungen
verwendete. Nach ihrem Tod fiel K. an das Reich zurück, wurde aber von Kaiser
Heinrich III. an Kunigundes Bruder gegeben. Von dort gelangte K. über den
Erzbischof von Mainz 1039/1040 tauschweise wieder an Kaufungen. Nachdem zuletzt
1154 in K. Reichsgut erwähnt wurde, machte Landgraf Heinrich I. von Hessen 1277
den Ort, dem 1239 die Stadtrechte bestätigt wurden, zum Mittelpunkt der
Landgrafschaft Hessen. 1391 endeten die Versuche des Patriziats ergebnislos,
größere Unabhängigkeit vom Stadtherrn zu erlangen. Nach 1567 wurde die etwa
5000 Einwohner zählende Stadt Sitz bzw. später Hauptstadt der Landgrafen von
Hessen-Kassel (1807-1813 zu Westphalen). Mit Hessen-Kassel kam sie 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt
Cassel, 1844, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler
Landschaft, 1935; Cosanne, A., Kassel, LexMA 5 1990, 1034f.; Kassel im 18.
Jahrhundert, hg. v. Wunder, H. u. a., 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 289.
Abs.
3917 Kastell (im
Thurgau) (Residenz des Bischofs von Konstanz).
S. Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 290.
Abs.
3918 Kaster (Residenz des Herzogs von Jülich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 291.
Abs.
3919 Kastilien
(Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 139.
Abs.
3942 Kempten (gefürstete
Abtei, Fürststift, Residenz). K. an der Iller
wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von
Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern erobert, die dort eine
Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die ihrerseits im 3.
Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete vielleicht das
Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein Benediktinerkloster, das
karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte König Heinrich IV. seine
durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026 Schwaben, 1065 Rheinfelden)
bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt als Fürstabt betitelt, 1360
wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum Fürststift erhoben, das 1419 exemt
wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte sich aus einer dem Kloster durch
Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert verliehenen Immunität, die zwischen
1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde. 1213 gingen durch Verleihung König
Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte
an den Abt über. Weitere Käufe rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet
ab. Bis 1803 war dann das Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte
geistliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben. Es gehörten bei der Säkularisation
(1803) zum Stift die 1728 mit Stadtrecht ausgestattete sogenannte Stiftsstadt
unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt K. und die Marktflecken Sulzberg,
Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg, Dietmannsried,
Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell (Sankt
Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried, Rothenstein, Kalden
(Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken,
Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller
gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen.
Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegenüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die Römer
in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen Stiftes
Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster
im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis
Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas von Bayern,
Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984; Geschichte
der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten im Umbruch,
1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das Fürststift
Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz,
W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.
Abs.
3959 Kiel (Burg, Stadt, Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. des Herzogs
von Holstein-Gottorp). Zwischen 1233 und 1242 gründete Adolf IV. von
Schauenburg, (Schaumburg), Graf von Holstein, auf einer Halbinsel der Förde die
nach der keilförmigen Förde benannte Stadt Kiel (tom Kyle). 1250 wurde die Burg
Hauptsitz der Grafen, später Sitz der Linie Holstein-Gottorp
(Holstein-Gottorf). S. Holstein-Kiel, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446Klose, O./Sedlmaier, R., Alt-Kiel und die Kieler Landschaft, 2. A.
1962; Hoffmann, E., Kiel, LexMA 5 1990, 1120; Feiler, A., Die Entwicklung
Kiels, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 294.
Abs.
4003 Kleve (Grafschaft,
Herzogtum, Residenz). Wahrscheinlich im 9.
Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im niederrheinischen Tiefland
die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war infolge der Gründung einer
Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich II. (um 1020) ab der Mitte
des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren älteste Grafen zugleich auch
Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an Utrecht fiel, gewesen sein
sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. † 1051 und Rutger II. von
Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve (Dietrich I. von
Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen erweiterten den im
südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern der ursprünglichen
Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten des Reiches und des
Erzstifts Köln. Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie auf das rechte
Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken), im 14.
Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die
Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III.
von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er gewann
1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde die
Herrschaft über K. und Mark sowie Ravensberg und Ravenstein in einer Hand
vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in seinen beiden Teilen getrennt verwaltete
K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde Gennep, 1429 Emmerich und der östliche
Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge Verbindung mit Burgund im 15.
Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten Gelderns (1473 Goch,
Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten). In der Soester Fehde
erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln. 1521 wurden die
Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der 1496 erfolgten
Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg) in Personalunion
vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und später teilweise zum
Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614 fielen K. und Mark im
Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische Brandenburg. Im 18. Jahrhundert
umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern. Das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den so
genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen
und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten
Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees,
Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den
klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham,
Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg],
Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden,
Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen,
Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken,
Götterswickerhamm [Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck,
Schermbeck und die adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt
[Diersfort], Gahlen, Bühl, Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit
der Freiheit Winnenthal) und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter
Emmerich, Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw.
Lijmers, Huissen und Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl,
Sonsfeld, Haldern [Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw.
Hulhuizen und Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten
Frankreichs auf das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich,
welches das Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu
Frankreich schlug. 1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz
Jülich-Kleve-Berg 1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und
Malburgen (Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der
Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und
Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg,
3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986; Aymans, G.,
Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische Städteprivilegien
(1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen Hofordnungen, hg. v. Flink,
C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und
Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308;
Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v.
Lieven, J., 2014, 289.
Abs.
4033 Köln (Erzstift,
Kurfürstentum, Residenz). In K., das 50/38 v.
Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia Ara Agrippinensium
erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus) bezeugt. Nach der
Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das Bistum 794/795 zum
Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die Bistümer Utrecht
(bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und (Hamburg-)Bremen (bis
834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem Bruder Brun das
Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von dem ein schmaler
100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer Streifen von
Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten, dazu Deutz,
Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des Erzstifts
K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und Krönung des
deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes in Italien.
1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000
hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im
Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue
das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene
Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde.
Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen aus der
Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr, Nürburg
und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der
Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von
Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die
Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14.
Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und
das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde
(1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie
tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation
das Erzstift in ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln,
blieben erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663
Gymnasium, 1786 Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761)
schloss sich das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der
antihabsburgischen, frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das
nördlich von K. gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte
Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich
den linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das
Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an
Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg
(Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste
Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das
Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an
Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter
Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen
Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis
1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot,
S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden,
1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814),
1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im
Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v.
Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794,
1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im
Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2,
1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v.
Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das
Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000;
Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe
in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Abs.
4041 Königsberg (Residenz des Hochmeisters des Deutschen Ordens bzw.
des Herzogs in Preußen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 303.
Abs.
4048 Königsfelden (im
Aargau) Residenz des Grafen von Habsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 305.
Abs.
4057 Konstanz
(Hochstift, Residenz). Nach Verlegung des
Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im alemannisch
gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K., wo
vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit dem
im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb
mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines
kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des
Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000
Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem
12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen
Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu
verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft
Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen,
Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die
Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der östlichen
Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu schweren
Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums
Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums
Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der
Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle,
H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von
Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966;
Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof,
F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von
Säkularisation und Suppression, 1989; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz
und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im
13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.;
Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz,
1994; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die
Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer,
H., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306;
Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.
Abs.
4061 Kornelimünster
(reichsunmittelbare Abtei, Residenz). K. südlich
von Aachen im Indatal wurde 814 von Kaiser Ludwig dem Frommen für den Reformer
Benedikt von Aniane als Benediktinerabtei gegründet. Diese war Mittelpunkt
einer reichsunmittelbaren, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählenden Herrschaft. Sie stand unter der Schirmvogtei der Grafen von Jülich.
Im sog. Münsterländchen um K. und in benachbarten Dorfherrschaften hatte sie
1798 knapp 10000 Hektar Grund. 1802 wurde sie mit einem Gebiet von 2,5
Quadratmeilen säkularisiert. 1815 kam K. an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334f.; Zeumer 552 II a 37, 8; Wallner 704 WestfälRK 37; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Nagel, F., Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster, 1925; Hugot, L.,
Kornelimünster. Untersuchungen über die baugeschichtliche Entwicklung der
ehemaligen Benediktinerklosterkirche, 1968; Eiflia sacra, 1994, 91; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 671, 1, 2, 309.
Abs.
4065 Köslin (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Abs.
4072 Köthen (Burg,
Herrschaft, Residenz). Nach dem 1115 erstmals erwähnten
slawischen Ort K. am Rande der Leipziger Bucht benannte sich seit 1252 eine
ältere und seit 1603 eine jüngere Linie Anhalt-Köthen. Nach dem Tod des letzten
Fürsten 1847 kam Anhalt-Köthen an Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit
Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau. Von 1949 bis 1990 gehörte Anhalt innerhalb
Sachsen-Anhalts (1945) zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Anhalt-Köthen,
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Abs.
4094 Kremsier (an der
March) (Residenz des Bischofs von Olmütz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 312.
Abs.
4100 Kreuzlingen
(Reichskloster, geistliches Reichsfürstentum, Residenz).
K. wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von Konstanz vor der Stadt auf
später Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor 1150 erworbenen Gütern um
Hirschlatt nördlich Friedrichshafens eine kleine Herrschaft, die das
Augustinerkloster zum Reichsstand erhob. 1460 geriet K. unter die Herrschaft
der Eidgenossen der Schweiz, die dem 1638 das Augustinerstift Riedern am Wald
(bei Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg) inkorporierenden Kloster ab etwa
1650 die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K.
seine Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es
im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Abs.
4127 Kulmbach (Burg,
Stadt, Residenz des Burggrafen von Nürnberg bzw.
Markgrafen von Brandenburg). Das 1028/1040 erstmals erwähnte K. (Kulma) befand
sich zunächst in den Händen der Grafen von Dießen bzw. Andechs, von denen sich
Berthold II. 1135 nach der Plassenburg nannte. 1248/1260 kam K. mit Plassenburg
an die Grafen von Orlamünde, 1338/1340 an die Burggrafen von Nürnberg. 1398
wurde innerhalb der Burggrafschaft das Land auf dem Gebirg mit K., das 1397
Sitz des Hofes geworden war, von dem Land unterhalb des Gebirgs getrennt, 1457
aber wieder mit ihm vereinigt. 1603 kam K. an Brandenburg, das den Hof von K.
nach Bayreuth verlegte. 1791 fiel Bayreuth nach erneuter Verselbständigung mit
K. an Preußen, 1807 an Frankreich und 1810 an Bayern. S. Bayreuth.
L.: Wolff 104; Hundt, M., Chronik der Stadt Kulmbach, 1951; Stößlein,
H./Lenker, R., Kulmbach. Merkmale zur frühen Stadtentwicklung, 1978; Herrmann,
E., Geschichte der Stadt Kulmbach, (in) Die Plassenburg 45 (1985); Fahlbusch,
F., Kulmbach, LexMA 5 1991, 1564; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
Abs.
4147 Kurland
(Hochstift). Das in den Rigaischen Meerbusen ragende, im Norden von der Düna
(Daugava), im Süden von Schamaiten begrenzte Kurland war zunächst von
baltischen Kuren bewohnt. 1234 wurde zur Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen
mit dem Sitz in Pilten errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen
wurde 1251 das Bistum K. (Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der endgültigen
Eroberung Kurlands durch den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des
eroberten Gebiets in drei voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die
Reformation ermöglichte es dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu werden. 1558
verkaufte der Bischof das Hochstift an den König von Dänemark, der es 1598 an
Brandenburg verpfändete, das es 1609/1612 wieder an Kurland abtrat. Das Bistum
erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 554.
Abs.
4161 Kuttenberg (Residenz des Grafen von Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
Abs. 4170 Ladenburg (Residenz des Bischofs von Worms)
Abs. 4171 L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 315.
Abs.
4192 Landsberg (Mark,
Fürstentum, Residenz des Markgrafen von Meißen).
Die Burg L. (1174 Landesberc) am Strengbach an der Schnittstelle der Straßen
Halle-Wittenberg und Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12.
Jahrhunderts (1170) von Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch
Teilung erlangten Gebiet auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große
slawische Wallanlage befunden hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder
auch Markgraf von L., wobei L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz)
umfasste. Nach seinem Tode wollte Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark
mit L. einziehen, doch kaufte sie der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf
Heinrich der Erleuchtete von Meißen die Mark L. (ein nicht zusammenhängendes
Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu Sangerhausen, Eckartsberga) ohne
königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem Weisen als eigenes Fürstentum
(Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an
die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des
Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von
Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L.
nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L.
von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815
blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz
Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Abs.
4198 Landshut (Burg, Residenz). Um 1150 erscheint L. an der Isar. 1204
errichtete der Herzog von Bayern dort eine Burg (im Innenhof wurde 2005 in drei
Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften Jh.s entdeckt), die schon unter
seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums, seit 1255 Sitz des durch Teilung
entstandenen Herzogtums Niederbayern wurde. 1475 feierte hier Herzog Georg der
Reiche von Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen. 1505 kam L.
nach dem Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es das
Viztumamt, erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität
(1826 nach München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung
Niederbayerns innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt
Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg.
v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst,
1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg.
v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 319.
Abs.
4199 Landshut (bei
Bernkastel) (Residenz des Erzbischofs von Trier)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 318 (Landshut bei Bernkastel).
Abs.
4233 Lauenburg (Herzogtum,
Residenz des Herzogs). Das an der Niederelbe
gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von
wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert.
1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg belehnt, die den
größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180
fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die 1182 die Burg L. erbauten
und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei
der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem
Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg
Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen
Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10.
1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch
Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an
Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern
an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich
und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention von Gastein gegen
Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es
dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde
es als Kreis Herzogtum L. der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert
und kam damit 1946 zu Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von
Wilhelm II. an Bismarck verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die älteste Geschichte
des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der Lauenburger Geschichte,
3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700 Jahre
Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im Königreich
Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und
Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur
Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
Abs.
4245 Lausanne
(Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und
wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die
weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft
Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die
Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen
von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende
Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der
Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen Sitz im
Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798
wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der
Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 555, 1, 2, 323.
Abs.
4253 Lauterecken (Burg,
Herrschaft). 1343 wird die Burg L. als Lehen der Grafen von Veldenz seitens
Verdun erstmals genannt. Über die Veldenzer Erbtochter kam das Erbe 1409 an die
Pfalz und 1543 an die Nebenlinie Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733 fielen ihre Güter an
die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen Reichskreis in der
Reichsmatrikel. 1815 kam L. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247.
Abs.
4254 Lautern
(Fürstentum). Kaiserslautern kam 1375 an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann
Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des 25
Quadratmeilen großen Fürstentums Pfalz-Lautern. S. Pfalz-Lautern,
Kaiserslautern.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 7; Münch, O., Kaiserslautern, 1957.
Abs.
4257 Lavant (Bistum).
1226 gründete der Erzbischof von Salzburg in Sankt Andrä im schon 860 von König
Ludwig dem Deutschen an das Erzstift Salzburg gelangten unteren Lavanttal in
Kärnten auf Eigengut das kleine Eigenbistum L., das in der Reichsmatrikel von
1521 aufgenommen ist. Seine Ausstattung umfasste 1244 die Pfarren St. Andrä und
Lavamünd sowie 5 anschließende Pfarren in der Steiermark. In der Mitte des 15.
Jahrhunderts erhielt der Bischof den Titel Fürstbischof. 1786 kamen an Stelle
der steirischen Pfarren der Kreis Völkermarkt und der Kreis Cilli mit 94
Pfarren an L. 1857 wurde das Bistum nach Marburg übertragen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Kovacic, F., Geschichte der
Lavanter Diözese, Marburg 1928; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd.
1ff. 1951ff.; Drexler, H., Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von Lavant im
Mittelalter, Diss. Wien 1952; Festschrift 750 Jahre Bistum Lavant (1228-1978),
1978; Dopsch, H., Lavant, LexMA 5 1991, 1770; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Abs.
4263 Leal (in Estland) Residenz des ersten Bischofs der Esten
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 325.
Abs.
4266 Lebus (Land,
Hochstift, Residenz). Das Land zu beiden Seiten
der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung
zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich V. 1110 die
spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte altslawische Burg L.
an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet vermutlich bald an Polen,
für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein bis 1424 Gnesen
unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg, Przemysl und
Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete, 1230 an den Herzog von
Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den Erzbischof von Magdeburg
und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens 1287 allein erlangten.
1276 wurde der Sitz des Bischofs nach Göritz verlegt (bis 1326), 1373/1376 nach
Fürstenwalde. In der Mitte des 14. Jahrhunderts drückten die Markgrafen von
Brandenburg das in Schlesien, Großpolen und Kleinpolen begüterte Hochstift in
die 1447 anerkannte Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum Magdeburg
unterstellt. 1518 wurde für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow gekauft,
1566/1567 vom Administrator des Hochstifts aber wieder an Markgraf Johann von
Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550) wurde die
Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg
säkularisiert und auch das Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Abs.
4277 Leibnitz-Seggau
(bei Knittelfeld in der Obersteiermark) (Residenz
des Erzbischofs von Salzburg bzw. Bischofs von Seckau))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 329.
Abs. 4284 Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Abs.
4285 Leiningen (Grafen,
Grafschaft, Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf
im Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von
einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und
Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei
Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und
auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120.
1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L.
genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die
Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie
ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise
an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der
Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die
Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch
mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die
Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs von Straßburg,
1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie 1312 das Amt
des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine 1467 erloschene
ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit
Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur
Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen
[Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg,
Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte,
Neuleiningen zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim,
Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler],
Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an
der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die
1444 von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt
hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester
(Margarethe) des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-)
Westerburg (und Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg
(und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte
23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel
an Emich VII. aus der gottfriedischen Linie, die sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte. Die Grafen von Leiningen-Westerburg
spalteten sich 1695/1705 in die Linien Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
1801 gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die
Großherzogtümer Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
(Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im 15./16. Jahrhundert Weißenburger
Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie
das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg
(Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt,
Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim],
Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd
(Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen],
Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die
Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz
von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den
Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen
rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz
in Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und
etwa 85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen
Landeshoheit bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum
die zuvor mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim die zuvor mainzische Kellerei
Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim
und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg
blieb gräflich. Er spaltete sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706),
Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die
Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei
seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben der Linie Guntersblum
Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
Abs.
4291 Leiningen-Dagsburg-Hardenburg
(Grafen, Reichsfürsten). Die Grafen von Leiningen-Hardenburg nannten sich nach
dem Erwerb Dagsburgs 1467 L. Sie erlangten im 15. und 16. Jahrhundert Lehen
Weißenburgs mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein
sowie das Amt Hassloch (Haßloch). 1560 teilten sie sich in die Zweige L. (mit
Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim,
Leistadt, Weisenheim, Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.)
und in Leiningen-Dagsburg-Falkenburg. Der Zweig L. geriet mit der Herrschaft
Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme)
in den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Zeumer 552 II b 60, 18; Wallner 697 OberrheinRK 35 a; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff.
Abs.
4305 Leipzig (Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. Herzogs von
Sachsen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 332;Das Leipziger Schöffenbuch
1420-1478, bearb. v. Kunze, J., 2012; Rau, U., Die Universität Leipzig als
Gerichtsherrschaft über ihren ländlichen Besitz, 2014.
Abs.
4306 Leisnig
(Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen von
Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint erstmals
1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls vor 1081,
auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084 vom Kaiser
an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen Stiftsvogt Rapoto
von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158 Reichsgut). Unter ihm
wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158 nachweisbaren Burggrafschaft L. Ihr unter
edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde 1329/1365 gewaltsam vom Haus
Wettin (Meißen, 1485 an ernestinische Linie) erworben (1365 Verkauf der
Burggrafschaft durch Burggraf Heinrich III. von L.). 1538 starb die damit
bedeutungslos gewordene Familie aus. Die Burggrafschaft zählte zum
obersächsischen Reichskreis. L. kam mit Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334; Kunze,
J., Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Abs.
4307 Leitomischl
(Hochstift, Residenz). L. an dem Flüsschen
Loučná wurde zum Jahre 981 als Grenzburgstätte der Slawnikiden erstmals
erwähnt. 1141 wurde dort ein Prämonstratenserstift gegründet. 1344 entstand ein
Bistum. 1425 wurde L. von Hussiten besetzt, womit das Bistum tatsächlich
aufgegeben wurde. Formell endete das Bistum 1554.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558(, s. Böhmen), 1, 2, 334.
Abs.
4339 Leuchtenberg
(Landgrafschaft, gefürstete Landgrafschaft, Residenz).
Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein edelfreies Geschlecht, das
seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem Aussterben der ihm
verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg, Grafschaft
Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der
Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als
Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz).
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar
Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den
verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus
Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von
Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen
Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und
Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000
Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140,
828, 1, 2, 335.
Abs.
4351 Leyen (Reichsritter,
Freiherren, Grafen, Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein
edelfreies Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit
1300/1375 aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen
waren Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet
Georg I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die
Ritter Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen
Gütern 1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und
Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel
zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei
Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels
nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen
Österreichs die seit 1504 österreichische, zum schwäbischen Reichskreis
steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen (schwäbische Bank),
erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450 Quadratkilometer Güter
und wurden wegen ihrer vorteilhaften verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl
Theodor von Dalberg und Josephine Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806
Fürsten mit Souveränität über Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern,
Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg (Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den
vier Potaschhöfen Büchelborn, Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom und mit Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter
Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur
Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck,
1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der
Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 357 (Kettenbach 1550).
Abs.
4377 Liegnitz
(Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen
Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der
schlesischen Piasten (1241) entstand durch Erbteilung des Herzogtums
Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die zwischen 1242 und 1252 zu
deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich 1251 Glogau sowie 1278
Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war es mit Breslau
vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch Landesteilung
um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens.
1419 starb die Linie L. der Piasten aus. L. kam an Brieg. 1532 erwarb es
Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war L. seit 1663/1664 mit Brieg und
Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die schlesischen Piasten ausstarben, wurden
L., Wohlau und Brieg als erledigte Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681
erhob Preußen unter Berufung auf einen 1546 von König Ferdinand für ungültig
erklärten Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von
Brandenburg vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen
sie nach dem ersten schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen.
Seit 1945 wurde L. von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Abs.
4416 Linz (an der Donau)
(Bistum, Residenz des Erzherzogs von
Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien für
Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und einer
um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze) in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen von Österreich zur Stadt
entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im
Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der
Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990;
Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338.
Abs.
4443 Liverdun (Residenz des Bischofs von Toul)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 341.
Abs.
4447 Löbau (Residenz des Bischofs von Culm), Lubawa
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 342.
Abs.
4454 Löbnitz (Residenz des Bischofs von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 344.
Abs.
4489 Lorsch
(Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe von Mainz).
Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die Rupertiner (Williswind, Cancor)
an Bischof Chrodegang von Metz um 764 (762/763) wurde in Altenmünster mit Hilfe
von Mönchen aus Gorze ein Kloster gegründet, das der erste Abt 772 König Karl
dem Großen unterstellte (Reichsabtei). Seit 774 war dieses Kloster in L.
(Lauresham) an der Weschnitz und wurde von Karl dem Großen besonders
begünstigt. Es erhielt 773 die Mark Heppenheim im südwestlichen Odenwald. Durch
weitere Gaben erlangte es Güter von den Niederlanden (bei Utrecht) bis zur
Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für das Reichsaufgebot 50 Panzerreiter und
damit 10 mehr als das Bistum Worms und die Hälfte des Erzbistums Mainz. Sein
Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene und im Odenwald, wo es von Heinrich II.
den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175 begann es mit der genauen Verzeichnung
seiner Güter im Codex Laureshamensis, nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und
Giengen an König Konrad hatte überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die
Pfalzgrafen bei Rhein aus dem Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug
Kaiser Friedrich II. das Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von
Mainz an die Pfalz verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige
Klosterbibliothek, die eine der größten mittelalterlichen Bibliotheken
überhaupt gewesen sein dürfte, kam nach Heidelberg und wurde 1623 mit der
Heidelberger Bibliothek von Tilly dem Papst geschenkt. 1621 brannten die
Gebäude fast vollständig nieder (erhalten blieb vor allem die karolingische Torhalle).
1623 kam L. von der Pfalz an das Erzstift Mainz zurück, 1803 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften,
1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in) Die Salier und das Reich, Bd.
2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5 1991, 2117; Häse, A.,
Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch, 2002; Felten, F., Das
Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f. mittelrhein. KirchenG 55
(2003), 9; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345;
Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private Grundherrschaft
in Franken, 2013.
Abs.
4497 Lothringen
(Herzogtum). Bei der Aufteilung des karolingischen Frankenreiches 843 erhielt
Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des Frommen, ein die Moselgegend mit den
Bistümern Metz, Toul und Verdun umfassendes Länderband zwischen Nordsee und
Mittelitalien als eigenes Reich (Francia media). Dieses beim Übergang auf
Lothar II. 855 auf den Raum zwischen Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und
Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i)
regnum bezeichnet. Bei seiner Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das
Ostreich, Toul und Verdun an das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880
aber ebenfalls an das Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895
nochmals begründete lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es
Graf Reginar an das Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches
(Ostreichs). König Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem
Herzogtum L., König Otto I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen
Schwiegersohn (bis 953), dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine
mögliche Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel,
das den Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte,
teilte. Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge
von Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl
die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von
den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand
der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten
die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas
gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit
Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und Hattonchâtel,
unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat
hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und Verdun durch
Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell fortdauernden
Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie einzugliedern. 1633
besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz, Toul und Verdun dann
1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der Herzog von L. 1661 das
Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab, kündigte 1670 aber den
Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697 wurde das Herzogtum
wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von französischen Truppen
besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem König von Frankreich
unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für seinen Verzicht auf
Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der Kaisertochter
Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das frei gewordene
Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam 1738
tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und Rechtsgeschichte,
Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, Bd.
1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905; Fitte, S., Das
staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem Jahr 1542, 1891;
Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Jan. 1648,
Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen Heft 28 (1898);
Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2. A. 1926;
Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein. Vjbll.
7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem
Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur.
Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider, J.,
Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen -
Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v.
Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums
Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus
Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M.,
Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien
im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128;
Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von
Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter,
S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia,
hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12.
Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler,
H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik,
2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf
der Suche nach dem verlorenen Reich, 2009.
Abs.
4506 Löwenstein-Wertheim
(Fürsten, Fürstentum, Reichsritter). Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz
hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit der Augsburger Patriziertochter
Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit der Herrschaft Scharfeneck
ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst Philipp die für einen
natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete, 1287 mit dem Titel der
erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei Heilbronn
gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische
Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand
erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die
Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III.
erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den
Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont (Herbemont),
Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den
Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen
die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III.
Söhne gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft
Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg
Anteile an der Grafschaft Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730
von Hatzfeld die reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie
(Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für
den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg
das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die
Dörfer Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich
seitdem Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz
in Kreuzwertheim und wurde 1812 gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische,
1711 in den Reichsfürstenstand erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat) bekam für ihre linksrheinischen Güter (Rochefort,
Chassepierre, Herbeumont [Herbemont), Agimont [Agimbat), Neufchâteau
(Neufchateau) und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und Grafschaft
Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer Wörth und Trennfurt, von
Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt
und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg). Beide Linien wurden 1806
mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst unter Bayern, dann die
Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich unter Bayern,
Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die Restitutionsbemühungen
blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und 1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Abs.
4510 Löwenstein-Wertheim-Virneburg
(Grafen, Fürsten). Die 1611 durch Teilung des Hauses Löwenstein-Wertheim
entstandenen evangelischen Grafen von L. hatten um 1790 den größten Teil der
Grafschaft Löwenstein und einen Anteil an der Grafschaft Wertheim sowie im 18.
Jahrhundert erworbene Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1803 erhielten sie als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster
Triefenstein und die Dörfer Mondfeld, Rauenberg, Wessental und Trennfeld.
Seitdem nannten sie sich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Residenz in Kreuzwertheim). 1812 wurden sie Fürsten.
S. Löwenstein-Wertheim.
L.: Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches
Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F US 6, bearb. v.
Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Abs.
4513 Lübeck (Hochstift,
Fürstentum). 1160 (Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948
in Oldenburg im östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier,
gegründete, zum Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im
12. Jahrhundert (1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158
übernommene L. verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit.
Als Hochstift umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck
gelangt) und Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535
wurde die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische
Administratoren (Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp
[Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin. 1773
erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag
die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen
umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als
weltliches Erbfürstentum (Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg
verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin
Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils L., der 1937 an Preußen
(Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte
Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und
städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a.,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.;
Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg.
Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v.
Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Abs.
4521 Ludowinger
(Geschlecht) s. Thüringen, Hessen
L.: Petersohn, J., Die Ludowinger, Bll. f. dt. LG. 129 (1993), 1; Strickhausen,
G., Burgen der Ludowinger, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 149;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Abs.
4527 Lüneburg
(Fürstentum, Residenz des Bischofs von Verden
bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort Hliuni
an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um
950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das
bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des
Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig
gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung
zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen,
musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen,
nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem
Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger
Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem
das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel
erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen
Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift
Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte,
begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635
das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus
L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg
(seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L.
endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung
der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover
vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden,
doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer,
P., 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346;
Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
Abs.
4528 Lüneburg (Stadt mit
einer Rechtsstellung, die einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz)
s. Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen Lüneburgs, 5. A. 2007.
Abs.
4533 Lure (Abtei, Residenz), Lüders, Luthera, Lothera. Die vielleicht
613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil vertriebenen heiligen Deicolus
an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den Wäldern nahe Luxeuils errichtete
Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von den Abgaben an das Reich befreiten
Abteien. 959 befahl Kaiser Otto I. die Zusammenlegung mit den Gütern des
Klosters Lavensberg (auch Kahlenberg bzw. Kallenberg bei Rasteig im
Unterelsass) und gewährte Unabhängigkeit gegenüber jedermann außer Kaiser und
Papst. Stück für Stück erwarben die Äbte weitere Rechte. 1232 wurde L. als
Reichsfürstentum bezeichnet. Innerhalb der Freigrafschaft Burgund war das
Herrschaftsgebiet ständig von den Grafen bedroht. Der Prälat war Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
Abs.
4539 Lüttich (Hochstift,
Residenz) frz. (Liége bzw.) Liège. Das (seit dem
frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte Bistum L. entstand aus
dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals genannten Bistum Tongern,
dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht und seit 720 nach L.
verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell des merowingischen
Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und Grafschaftsrechte. Auch
König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig. 870/879 wurde es
Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto
II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter
dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker
(972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987)
(Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus Hasbanien
(1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon (1096), der
Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366) und den
Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten Hochstift
im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der unteren Sambre
erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L.
die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das
Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und
Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L.
1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482
von den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später
verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum
an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449, 2, 366.
Abs.
4545 Luxemburg
(Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum, Residenz).
Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an der Mosel
kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum (Ober-)Lothringen.
963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der Mittelmosel
beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht Vater der
Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die Lucilinburhuc, nach
der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19.
Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien
Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen
im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur (†
1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo
fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und
1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg
gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig
später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith
gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei
Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und
Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser.
1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der
gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV.,
verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353
seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel
L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb
1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder
ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L.
getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter
Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz
und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an
Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die
Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es folgte
der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger Albrecht (V.
bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des Heiligen
Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von Burgund mit
Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die
spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen Reichskreises beim
Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das
1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich,
1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel,
Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L.
Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als
Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit dem Königreich der
Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie
eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden Teile des früheren
Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde
im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L. anschloss, der westliche
größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien
abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als
Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7.
1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L.,
das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen
Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich
unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien
aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen
Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet
war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein
Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria
Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von
Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154,
839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007.
Abs.
4546 Luxeuil
(Reichsabtei, Residenz). L. am Westrand der
Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem im 4. Jahrhundert oder erst
um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom 11. bis 16. Jahrhundert war
es Reichsabtei. Es hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im Elsass, in der
Champagne und in Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise 15000 Hufen), die
sich im 11. Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es sich dem Schutz des
Herzogs von Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne. 1534 wurde das Land
der Abtei Burgund förmlich einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G.,
Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 377.
Abs.
4561 Magdeburg
(Erzstift, Herzogtum, Residenz). An einem
Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar) wird 805
erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as. burg) als
Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des 10.
Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger
Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft
Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die
Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg
(1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das
später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die
Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse
Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des
Schultheißenamtes, jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur
Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die
Einführung der Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und
Erzbischof, der seine Residenz 1503 nach Halle
(bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt bei der Eroberung
durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf um das Erzstift,
dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und
Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste,
wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht,
dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das
sich nach dem Tod des letzten Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen)
durchsetzte, das als Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg
erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war
das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam
M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum
Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an
Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz
des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M.,
das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen Truppen
eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der
Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt
aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
Abs.
4574 Mailand (Stadtkommune,
Stadtstaat, Herzogtum). Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon
etruskische, danach auf einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr.
römische Mediolanum in der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof
(erster sicher belegter Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet es unter die Herrschaft der
Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569 der Langobarden, unter denen
es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines Herzogtums wurde. Nach
Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König Karl den Großen 774 wurde
M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines Grafen. 951 kam es unter König
Otto dem Großen mit dem Königreich Italien erneut an das Reich und überflügelte
allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024 zerstört wurde. Um 1050 kam es zu
einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12.
Jahrhundert wurde es mit seinen im Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im
12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte an sich zogen, Führer der gegen den
Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183
musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano die städtische
Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen. 1225 entstand ein
Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre an die Macht,
ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von Habsburg das
Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie Visconti
gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich
die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua,
Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei
und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15.
Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil
an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die
Sforza. 1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro.
1499 wurde M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend
machte, erobert, das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem
Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem
Sieg Frankreichs 1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525
kam es an Kaiser Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und
1535 nach dem Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich,
das es an Karls V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger
(Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den
Grafschaften Pavia und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate
an die deutschen Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene
Teile (Novara, Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge
aufgeklärter Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische
Republik, 1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch.
1815 wurde es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich
(Lombardo-Venezianisches Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M.
vergeblich gegen Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von
Magenta M. aufgeben. M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu
Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse
Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004.
Abs.
4581 Mainz (Erzstift,
Kurfürstentum, Residenz). M. am verkehrsgünstig
gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine keltische, vielleicht
nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der um 15 (18–13) v. Chr.
die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das 44 n. Chr. als
Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage entwickelte es
sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert ummauert, um 297 v.
Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten Provinz Germania
prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550, Bischof Sidonius)
sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts (um 500) war
der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort fränkisch. 746/747-754 hatte
Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt
eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum
erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg,
Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg
und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968
durch die Errichtung Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags
(1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert.
Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König
(1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der
Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13.
Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des
Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog.
Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim),
im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg,
ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt)
und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld
(Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das
Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei
Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende
Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur
Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der
zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer
Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen
an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der
Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M.
wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine
bis 1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation
wurde das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete
beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige
früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am
1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C.,
Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg.
v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H.,
Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd.
1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913;
Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.;
Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den
Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915;
Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz,
1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f.
1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten
635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im
Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz,
hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft
und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz
(11. bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft
im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine
Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die
verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f.,
Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988;
Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer
Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten,
S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K., Territorien ohne
Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und
Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a.,
1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische
Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz,
2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien,
2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff,
A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation von
Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter
bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer
Erzbischofsburgen, 2005.
Abs.
4589 Malmedy (gefürstete
Abtei, reichsunmittelbare Abtei), Malmédy. Die Abtei M. in den Ardennen bei
Lüttich wurde kurz vor 650 (648) wie die Abtei Stablo durch König Sigibert bzw.
den heiligen Remaclus auf Königsgut gegründet. Seit dieser Zeit waren M. und
die Abtei Stablo eng verbunden. M. war ein Mittelpunkt der kluniazensischen
Reform. 1794 verlor es die Reichsunmittelbarkeit und wurde 1796 aufgehoben. Von
1815 bis 1918 gehörte M. zu Preußen, bis 1920 (sowie vom 18. 5. 1940 bis
1944/1945) zum Deutschen Reich, danach zu Belgien.
L.: Wolff 333; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 38 (1789) B2;
Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmedy, Bd. 1f. 1909ff.;
Kraus, T., Eupen-Malmédy-St. Vith, 1934; Kaufmann, K., Der Grenzkreis Malmédy,
2. A. 1963; George, P., Malmedy, LexMA 6 1992, 175; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547
Abs.
4597 Mannheim (Stadt).
M. erscheint erstmals 776 (Mannenheim) in der Überlieferung Lorschs. Mit der
Burg Rheinhausen an der Einmündung des Neckars in den Rhein kam es im
Hochmittelalter von den Herren von Husen (Hausen) an Markward von Annweiler.
1250 zogen die Pfalzgrafen bei Rhein alle Rechte an sich. 1606 gründete
Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz die Festung Friedrichsburg und schloss
daran eine rational geplante neue handelsstädtische Siedlung M. an. 1720
verlegte Kurfürst Karl Philipp die Residenz von
Heidelberg nach M., wo sie bis zum dem Erbanfall Bayerns folgenden Wechsel nach
München (1778) verblieb. 1802/1803 kam M. an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Feder, H. v., Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1ff. 1875ff.; Pleve,
E., Zur Entwicklungsgeschichte der Stadt Mannheim, 1955; Mannheim im
Kaiserreich, hg. v. Lindemann, A., 2. A. 1988; Geschichte der Stadt Mannheim,
Bd. 1 1607-1801, hg. v. Nieß, U. u. a., 2007; Kreutz, W. u. a., Kleine
Geschichte der Stadt Mannheim, 2008.
Abs.
4606 Marburg (Burg, Residenz des Landgrafen von Hessen). An einem
wichtigen Übergang über die Lahn entstand wohl schon im 10. Jahrhundert eine
Burg. Sie fiel an die 1122 die Grafschaft Hessen erbenden Ludowinger (1131
Landgrafen von Thüringen). Urkundlich erscheint diese nach dem nahen Grenzbach
(Markbach) benannte Burg 1138/1139. 1228/1231 wirkte hier die Landgräfin
Elisabeth von Thüringen. Wenig später wurde M. Verwaltungsmittelpunkt des
Landes an der Lahn. 1527 gründete Landgraf Philipp der Großmütige in M., die
erste lutherische (protestantische) Universität. 1567 wurde M. Sitz der Linie
Hessen-Marburg, deren Güter aber bereits 1604 zwischen Hessen-Kassel und
Hessen-Darmstadt aufgeteilt wurden. Mit Hessen-Kassel fiel das reformiert
gewordene M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Hessen-Marburg.
L.: Küch, F., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Bd. 1f. 1918ff.;
Kürschner, W., Geschichte der Stadt Marburg, 1934; Marburger Geschichte, hg. v.
Dettmering, E./Grenz, R., 2. A. 1982; Verscharen, F., Gesellschaft und
Verfassung der Stadt Marburg beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, 1985;
Großmann, G., Marburg an der Lahn, 1987; Schwind, F., Marburg, LexMA 6 1992,
218; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 359; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 387; Stösser, A., Marburg im ausgehenden
Mittelalter, 2011.
Abs.
4615 Marienburg (bei
Hildesheim an der Innerste) (Residenz des
Bischofs von Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 361.
Abs. 4616 Marienburg (in Westpreußen an der Nogat) (Deutscher Orden - Residenz), Malbork
Abs. 4617 L.¸ Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 361.
Abs.
4620 Marienwerder (an
der Weichselniederung) (Residenz des Bischofs
von Pomesanien), Kwidzyn
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 365.
Abs.
4622 Mark (Grafschaft,
Grafen). Um 1160 (1161?) spaltete sich von den Grafen von Berg eine mit deren
Allodialgut im westlichen Sauerland an der mittleren Ruhr (einschließlich Hamm)
ausgestattete Linie ab, die sich nach der Burg Altena an der Lenne Grafen von
Altena nannte. Seit 1202 wurde zur Unterscheidung von der um 1175 abgespalteten
Linie Isenberg-Limburg die 1198 erworbene Burg M. bei Hamm namengebend. Diese
Grafen von der M. schufen aus verschiedenartigen Bestandteilen (Vogtei über
Essen [1288] und Werden, 1243 Königshof Unna) und in Auseinandersetzung vor
allem mit dem Erzstift Köln (1288 Schlacht von Worringen) ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet von Lippe und Emscher bis zum Ebbegebirge und Rothaargebirge
(1318 Herrschaft Ardey), wobei sich das 1226/1227 gegründete Hamm allmählich
zum Vorort entwickelte (bis 1809). 1368 misslang der Erwerb der Grafschaft
Arnsberg. 1392 kam es zur durch Heirat Adolfs III., der deswegen 1364 das Amt
des Kölner Erzbischofs aufgab, ermöglichten Vereinigung mit der Grafschaft
Kleve am Niederrhein. 1444 schloss sich in der Soester Fehde Soest mit der
Soester Börde der Grafschaft an. Andererseits verlor die Grafschaft die
Herrschaft Bilstein und Fredeburg an Köln. Seit 1461 wurden M. und Kleve
gemeinsam verwaltet. 1511 wurden sie durch Heirat in Personalunion mit Jülich,
Berg und Ravensberg verbunden. Im nach Aussterben der Grafen 1609 ausbrechenden
jülich-klevischen Erbfolgestreit (1609-1614) wurden diese Länder wieder
getrennt, wobei Kleve und M. (mit 50 Quadratmeilen und den Kreisen Hamm, Altena,
Hörde und Wetter sowie der Stadt Soest, der Reichsgrafschaft Limburg und der
Hälfte von Lippstadt) an Brandenburg fielen. Brandenburg überließ 1630 die 1614
erlangte Herrschaft Gimborn-Neustadt den Grafen von Schwarzenberg. Seit 1705
beantragte Preußen wegen M. die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium. 1807 wurde die Grafschaft M. mit rund 100000 Einwohnern
und einer seit 1750 stark geförderten Industrie an Frankreich abgegeben und
1808 dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, 1813 aber wieder von Preußen besetzt.
1815 bezog Preußen M. in die Provinz Westfalen ein. 1946 kam das Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen. Den Titel Grafen von der Mark erhielten zwei Nachkommen
Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin von Lichtenau.
L.: Wolff 318f.; Zeumer 554 II b 63, 28, 31; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Drachenhausen, A. Frhr., Stammtafeln der Grafen von
der Mark, 1908; Die Grafschaft Mark. Festschrift, hg. v. Meister, A., Bd. 1f.
1909; Rothert, H., Kirchengeschichte der Grafschaft Mark, 1913; Frisch, M., Die
Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung, 1937; Zeittafel der
Grafschaft Mark, 1948; Vahrenhold-Huland, U., Grundlagen und Entstehung des
Territoriums der Grafschaft Mark, 1968; Stoob, H., Westfälische Beiträge zum
Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen, Westfäl. Forsch. 21 (1969), 6;
Reimann, N., Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner
Kirchenprovinz (1313-1368), 1973; Schleidgen, W., Kleve-Mark. Urkunden
1223-1368, 1983; Timm, W., Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486, 1986; Der Tag
bei Worringen, hg. v. Janssen, W./Stehkämper, H., 1988, 407ff.; Kupper, J.,
Mark, LexMA 6 1992, 297; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Ribhegge, W., Die Grafen von der
Mark, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 160, 820
(Kleve und Mark); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 431; Bochum,
der Hellwegraum und die Grafschaft Mark im Mittelalter, hg. v. Pätzold, S.,
2009.
Abs.
4627 Marktoberdorf
(anfangs Oberdorf, 1898 Markt Oberdorf, 1954 M.) (Residenz
des Bischofs von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 366.
Abs.
4656 Massow (Residenz des Bischofs von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 368.
Abs.
4680 Mecklenburg
(Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil). Das schon in der Mittelsteinzeit
besiedelte, naturräumlich nicht stark ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg
und Schleswig-Holstein war bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden,
Sachsen, Semnonen, Angeln) bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten
und Liutizen, Kessiner und Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König
Karl dem Großen (789ff.) und König Heinrich I. (928-934) hergestellte
Abhängigkeit vom fränkischen bzw. deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer
Dauer. Das um 1060 auf der 995 erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei
Wismar, die im 10./11. Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden
war, gegründete Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter
Herzog Heinrich dem Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet
seit 1142 der Westen in die Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154
wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich
der Löwe besiegte 1160 den im Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot
aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint
hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft
Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer
der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach
Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die
Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der
Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als
Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238
teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien
Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den Schweriner See),
Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die
sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock
(1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das
außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und
Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und
1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372
von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung
der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit
erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben
wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie
Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M., das später zum
niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin,
die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung leistete und
Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon 1534
erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520 vereinbarten Samtherrschaft)
von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung der Herzogtümer
Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben
die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete Universität Rostock,
das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das Konsistorium
gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der
erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über
das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis 1803/1903),
erhielten aber andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin und
Ratzeburg und die Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow
(Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten
sich am 8. 3. 1701 die Linien Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz,
das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg
[ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow
und Nemerow bestand, wobei Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben.
1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei
und wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem
noch ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es
1819 an Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung
wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei der,
Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII (Mecklenburg),
1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen Geschichte, hg. v. Schmidt, R.,
1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6 1992, 439; 1000 Jahre
Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch
der historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166,
844; Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen
Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus,
M. u. a., Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Abs. 4691 Meersburg (Residenz des Bischofs von Konstanz)
Abs. 4692 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 368.
Abs.
4702 Meisenheim (Herrschaft,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein bzw.
Pfalz-Zweibrücken) s. Hessen-Homburg
L.: ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 370; Strauch,
D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Abs.
4703 Meißen
(Burggrafschaft). Die 929 von König Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen
Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel
über der Elbe war seit 968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit
1046 der Markgrafen von M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des
königlichen Burggrafen, der in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben
hatte, wurde im 13. Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese
vermochten es nicht, aus den weit verstreuten Gütern ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach langem Streit mussten sie die Burggrafschaft
von den Markgrafen von M. zu Lehen nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die
Burggrafschaft 1426 an die Vögte von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig
1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 216; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Abs.
4704 Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König Heinrich I. als
Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet angelegte
Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die Elbe war Sitz des auf
Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII. gegen die Slawen
eingerichteten Bistums M. (erster Bischof Burkhard) zwischen Bober, Queis,
Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und mittlerer Spree, das dem gleichzeitig
eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten
als Reichsfürsten (1230) ein kleines Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete
Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen (1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der
Oberlausitz zu bilden, gerieten aber trotz der äußerlich weiter bestehenden
Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw.
des Hauses Wettin (1485). Seit etwa 1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen,
seit etwa 1500 meist in Wurzen auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar
unterstellt und nach der 1539 erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben.
Das Hochstift kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die
Stiftslande dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das
Bistum M. als exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen
fiel das Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen, 1929;
Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der Landesherren des
16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach, R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe
von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A., Das Hochstift Meißen im Zeitalter der
Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des
Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt. Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die
Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478; Ludwig, T., DO I. 406 und die
Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz,
B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002), 294; Ludwig, T., Die
Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen
und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Abs.
4731 Mergentheim
(Meistertum des Deutschen Ordens, Residenz), Bad
Mergentheim. Das wahrscheinlich im 8. Jahrhundert entstandene und vermutlich
720/750 mit einer Kirche ausgestattete M. an der Tauber wird 1058 erstmals als
Sitz einer Grafschaft im Taubergau erwähnt. 1219 gaben die Grafen von Hohenlohe
(als Nachfolger der Grafen von Lauda?) M. an den Deutschen Orden. Von 1525/1526
bis 1809 war M. nach der Zerstörung Hornecks Sitz des Deutschmeisters, der nach
dem Übertritt des Hochmeisters Albrecht von Preußen zur Reformation auch das
Amt des Hochmeisters des Deutschen Ordens übernahm. Das Meistertum umfasste die
Stadt M., die Vogtei Hüttenheim, die Pflegen Hilsbach, Heuchlingen
(Heuchelheim), Kürnbach (Kirnbach), Stupferich und Weingarten, die Ämter
Weinheim, Neckarsulm, Kirchhausen, Stocksberg, die Kommentureien Horneck am
Neckar, Frankfurt, zu Mainz und zu Speyer, die Kammerkommenturei zu Weißenburg
im Elsass und die Herrschaften Freudenthal in Oberschlesien und Busau (Baussau)
in Mähren. 1809 fiel M. an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 113; Beschreibung des Oberamts Mergentheim, hg. v. d.
Statist.-Topograph. Bureau, 1880, Neudruck 1968; Carlé, W., Bad Mergentheim,
1957; Diehm, F., Geschichte der Stadt Bad Mergentheim, 1963; Hermes, G.,
Mergentheim und Umgebung, 1967; Horneck, Königsberg und Mergentheim. Zu Quellen
und Ereignissen in Preußen und im Reich vom 13. bis 19. Jahrhundert, hg. v.
Arnold, U., 1980; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des
Mergentheimer Stadtgerichts, 1981; Ulshöfer, K., Mergentheim, Stadt in der
Geschichte 9 (1982), 26; Fahlbusch, F., Mergentheim, LexMA 6 1992, 537; Klebes,
B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 376.
Abs.
4737 Merseburg
(Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon in karolingischer
Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde) auf einem Hügel
westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die Gemahlin
(Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von Heinrich I.
errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter Auslösung aus
der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso von Sankt
Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte. Bekanntester
Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums (Landschaft
Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen östlich der Mulde)
war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte sich auf
die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II.
erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und
die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation
brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561
das zum obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M.,
Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine
Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine
wettinische Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine
besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 564, 1, 2378.
Abs.
4755 Metz (Hochstift,
Fürstbistum, Residenz). Vermutlich im
ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen Mediomatricum (später
Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz (u. a. Arnulf von Metz
617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte. Bei den karolingischen
Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im
Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis
zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht
zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065
Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal,
Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny,
Commercy), gingen besonders durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210,
1189) seit dem 12. Jahrhundert stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft
Dagsburg an die Grafen von Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von
Lothringen). 1296 wurde der Bischof Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357
sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des Hochstifts, dessen wichtigste
Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers, Moyen, Deneuvre, Senones-Salm,
Vic und Metz waren. 1551 sprachen die protestantischen deutschen Reichsfürsten
dem König von Frankreich für dessen Hilfe gegen Kaiser Karl V. das
Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und Verdun zu. 1552 besetzte
Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von Chaumont (1552) das bisher
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich
die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich
abgetreten. Allerdings nannten sich die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des
Heiligen Römischen Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums
die bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen
(Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde),
Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Rémilly,
Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen
Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten
Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874
eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz,
LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die
alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 463.
Abs.
4779 Minden (Hochstift,
Fürstbistum, Fürstentum, Residenz). M. an einem
wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804
(?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter dem um 790 zum Bischof
ernannten Erkanbert (von Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und
Aller (Hannover, Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das
zur Erzdiözese Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und
Zoll. Vögte waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen
bzw. seit etwa 1096 bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein
kleines Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach
dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach
nach dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die
Welfen) und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die
Grafen von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von
(Haus-)Berg (Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg,
Hausberge, Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit
eines der kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand
bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16.
Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648
wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung
für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum
umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg verband. Das
Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden
unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen,
Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen
auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor.
1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz
Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter
brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die
Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der
Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v.
Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des
ehemaligen Fürstentums Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772,
Mindener Heimatblätter 6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen
Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von
Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen);
Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015.
Abs.
4813 Mömpelgard
(Grafschaft, Reichsgrafschaft, Residenz), frz.
Montbéliard. Das nach der Burg Mons Biliardi benannte M. an der Allaine war
seit dem 10. Jahrhundert Hauptort einer 1070 erstmals erwähnten Grafschaft, die
mit der Teilung des Reiches der Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich
gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044 kam sie vom König an die Mousson, 1162 an
die Montfauçon. Seit König Rudolf von Habsburg (1273-1291) war sie
reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die Herrschaften Granges, Clerval
und Passavant den Grafen von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig
waren. Nachdem die Grafen von Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg
und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot
(Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der
Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont
(1506), Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In
Württemberg wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534
wurde die Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde
M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem
Reichskreis angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748
anerkennen musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 384; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
Abs.
4853 Mosbach (Reichsstadt,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). In M. an
der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736 ein Kloster gegründet,
das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976 (Reichsabtei) erwähnt wurde.
Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert vom Hochstift Worms an das
Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291 Stadtrecht und war 1291
Reichsstadt. 1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499
Sitz von Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Abs. 4876 Mügeln (Residenz des Bischofs von Meißen)
Abs. 4877 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 390.
Abs.
4896 München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern [Alter Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit
September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des
Bischofs von Freising in Oberföhring und verlegte gegen Abfindung den Markt von
Oberföhring nach M. (Munichen), dessen ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre
alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des Kultusministeriums 2003) weitgehend
unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz Heinrichs des Löwen wieder an das
Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern. Seit 1255 wurde es zunächst neben
Donauwörth, Dachau, Neuburg und Wolfratshausen, später allein Sitz des
Herzogtums Oberbayern (seit 1392 Bayern-Münchens). S. Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952;
Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v.
Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die
Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt
und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA 6 1992, 897; Geschichte der
Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F., Münchner Stadtgeschichte,
1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum, 1997; Bauer, R., Geschichte
Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394;
Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; München, Bayern und das
Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008.
Abs.
4902 Münden, Hannoversch
Münden (Burg, Herrschaft, Residenz des Herzogs
von Braunschweig-Lüneburg in der Linie Calenberg-Göttingen). Um 800 gab der
Missionsbischof Erkanbert dem Kloster Fulda M. (Gemundi) am Zusammenfluss von
Fulda und Werra. Vermutlich über die Grafen von Northeim und Winzenburg kam es
an Heinrich den Löwen und fiel spätestens 1183 an die Landgrafen von Thüringen.
1246 wurde nach deren Aussterben der Herzog von Braunschweig-Lüneburg mit dem
Reichslehen M. belehnt. Über Hannover gelangte M. 1866 an Preußen und 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolff 437; Lotze, W., Geschichte der Stadt Münden, 2. A. 1909; Beuermann,
A., Hannoversch-Münden, Diss. phil. 1951; Eckhardt, K., Heinrich der Löwe an
Werra und Oberweser, 1958; Festschrift zur 800-Jahrfeier der Stadt Münden, hg.
v. d. Stadt Münden, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 251.
Abs.
4910 Münster (Hochstift,
Residenz). Am Schnittpunkt zweier wichtiger
Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der Stelle einer
germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen Siedlung des
7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger unter
Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission machte
(805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem 1068
bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum Köln
angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel, Lippe
und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an Groningen und Deventer
(Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen. Wichtigste Abtei
war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das weltliche
Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen Großkirchspielen aus.
Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der Erwerb der Herrschaften
Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau), der zuvor
ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar (1269), Lohn
(1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der
zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen (1428-1634) sowie
die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe
im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von
Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten
erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar,
Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen], Rheine
[Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth])
(Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen
verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum
M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt.
Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450
bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde
umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571 verkündete der
Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. Bentheim,
Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum Luthertum bzw. Calvinismus über.
1773 wurde in der Stadt M. eine Universität gegründet. 1802/1803 wurde das
Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter
Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne,
Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und
Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und
Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und
Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
(Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei
Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des
Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem
und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807
wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am
10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an
Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und
Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik
des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des
Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia
sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.;
Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961;
Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984;
Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das
Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400,
1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster,
1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H.,
1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der
Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W.,
1999ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398;
Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel -
Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11.
Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des
Kreises Warendorf, 2011.
Abs.
4914 Münsterberg
(Herzöge, Herzogtum, Residenz), Ziębice. M.
an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an Stelle des slawischen
Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom 1. 2. 1253 war es
vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs von Breslau an Bolko
I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II., der die Linie der
Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die Lehnshoheit Böhmens
anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand M. unter der
Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16. 5. 1454 an
Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und Glatz an
seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die Reformation
eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz verpfändet.
1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und unterstellten
M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser verlieh es 1653 an
das Fürstentum Auersperg, das 1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das
1791 auch die privaten Güter Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15
Quadratmeilen und war in die Kreise M. und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel
M. fast unversehrt unter die Verwaltung Polens, 1990 kam es als politische
Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 178; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 400.
Abs.
4921 Murbach
(reichsunmittelbares Kloster, Reichsabtei, Residenz
[auch Schloss Hugstein und Gebweiler/Neuenburg]). Vermutlich (um) 727 gründete
der irische Wanderbischof Pirmin auf Eigengut des Herzogs Eberhard aus dem
Geschlecht der Etichonen nordwestlich von Gebweiler im Elsass die
Benediktinerabtei M., in der wenig später die althochdeutschen Murbacher Hymnen
entstanden. Sie erhielt früh bedeutende königliche Privilegien (727 Immunität)
und gewann reiche Güter vom Breisgau bis zur Schweiz. Nach der Zerstörung durch
die Ungarn (926) wurde sie 959 erneuert. 1228 ist der reichsfürstliche Rang des
königlich gewordenen Klosters erstmals bezeugt. Er blieb trotz der zeitweilig
von Habsburg beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214 gingen Mainzer Güter verloren,
1291 Luzerner Güter, 1456 das Kloster Luzern und dann auch das Kloster Sankt
Amarin, doch wurde 1554 Kloster Lure (Lüders, Luders) gewonnen. 1536 musste
sich M. dem Schutz Habsburgs unterstellen, wodurch es die Reichsstandschaft
verlor. Obwohl 1648 die Reichszugehörigkeit bekräftigt wurde, ging M. an
Frankreich über, das es 1759/1764 in ein weltliches Ritterstift in Gebweiler
umwandelte und 1789 aufhob. Die Abtei bestand aus den drei Vogteien Gebweiler
(mit der Stadt Gebweiler und 5 Dörfern), Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt
Wattweiler [Watweiler] und dem Flecken Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit
der Stadt Sankt Amarin und 14 Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof Pirmin und die
Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer. Geschichte 27
(1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960;
Bischoff, G., Recherches sur la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach
(1229-1525), 1975; Seibert, H., Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
Abs.
4953 Nancy (Residenz des Herzogs von Lothringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 403.
Abs.
4958 Nassau (Grafschaft,
Herzogtum). Nach der um 1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn
erbauten, lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich
übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein
Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089)
und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher
bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach
1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik
gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales
Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen von den
Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende
Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald,
Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200)
mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als
Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in
die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und
Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie)
und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden
und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere]
Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der Einrich zwischen unterer Lahn und
Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und die Lehen. ----- Die jüngere
ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die Vogteien und Gerichte
Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach [Ebersbach])
hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie, bis
1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nassau-Dillenburg fiel 1328 an
Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. Die Linie teilte sich 1343 in
Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561).
Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und gewann durch
Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen, Leck, Breda
und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier Linien,
1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443], Nassau-Haiger-Siegen [bis
1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die nassau-dillenburgischen Güter
von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder vereinigt. Seit 1507 nannte sich
die Linie wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Erbansprüche auf
Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen der Heirat mit der
Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone
(1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz
nach Den Haag und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in
Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich
und erhielt hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits
einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum
Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den
Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische
Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die
Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und
weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt Katzenelnbogen,
Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und Nassau-Weilburg (1366 gefürstete
Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381 erlangte die Linie Nassau-Weilburg
infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf,
1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von
Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442
teilte sie sich in die Linien Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie
Nassau-Weilburg, wobei die Linie Nassau-Saarbrücken die meisten
linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb außerdem 1527 die Grafschaft
Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach ihrem Aussterben (1574)
kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und Nassau-Weilnau geteilte
neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602 von Nassau-Weilburg
beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie Nassau-Idstein zur
Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der Linie Nassau-Weilburg.
Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit Idstein, Wiesbaden und
Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und Kirchheim und
Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit Saarbrücken,
Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben.
Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721 aus und vererbte die
Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das außerdem 1723
Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728 Nassau-Ottweiler
(Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg erheiratete 1799 den
größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle
linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit Gütern aus dem
Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie) teilte sich
1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und Nassau-Usingen.
Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und 1728
Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere Linie)
und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von
Usingen nach Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt.
Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor
Nassau-Usingen seine linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken
1815 an Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem
Erzstift Mainz im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier
(Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus
Hessen-Darmstadt (Anteil an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach),
aus Sayn-Altenkirchen und verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme
im Reichsfürstenrat.----- Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem
Rheinbund unter Erhöhung zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg
und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und
souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft
Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft
Diez, die Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft
Holzappel, Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg,
Gebiete der Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an
das Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen
Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach
(1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische
Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der
Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau
um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren,
1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA
6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische
Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
Abs.
4959 Nassau-Beilstein
(Grafen). Die Burg Beilstein am oberen Ulmbach wurde um 1320 von den Grafen von
Nassau erbaut. Die ottonische Linie der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in
Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nach der Vereinigung von
Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg teilte sich Nassau-Dillenburg 1343 in
Nassau-Dillenburg und N. 1561 wurde N. von Nassau-Dillenburg beerbt. Von 1607
bis 1620 war Beilstein Residenz des Grafen Georg
von N. Er beerbte 1620 Nassau-Dillenburg und nannte seine Linie fortan nach
Dillenburg.
L.: Wolff 337; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 61, 81
Abs.
4967 Nassau-Oranien (Fürsten).
Die Linie Nassau-Dillenburg der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb
1515/1530 durch Erbfall über die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und
nannte sich seitdem N. (1544 Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N.
und Nassau-Dillenburg. 1702 fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich
verlor, an das durch Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers,
Lingen und Neuenburg kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von
Nassau-Oranien (1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen
Güter der ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und
verlegte 1747 die Residenz nach Den Haag
(Regierung des Stammlands über das deutsche Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche
niederländische Güter (Herstal, Montfoort [Montfort], Turnhout) an Preußen ab,
das diese bald nach 1740 verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle
linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss
Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die
Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das
Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor
es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das
Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem
Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der Fürst von N. am 20. 12. 1813
wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an N.
das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab
der Fürst von N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete als Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene
Großherzogtum Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Abs.
4972 Nassau-Usingen
(Grafschaft, Fürstentum). Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals
erwähnt. 1207 gehörte es den Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659
wurde Usingen bei der Teilung der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der
walramischen Linie N. der Grafen von Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein,
1723 die Linie Nassau-Saarbrücken und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte.
Sie teilte sich 1735 in die Linien N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N.
die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen Mitglied des
Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor es seine
linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N. Nassau-Saarbrücken. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses
für das Fürstentum Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die
Herrschaft Ottweiler und die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter
Königstein, Höchst, Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim
(Haarheim), Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von
der Pfalz das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen
Kurfürstentums Köln (u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter
Altenwied )[Altwied] und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter
Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von
solmsischen Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer
Weiperfelden, Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg,
Rommersdorf (Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster
in den zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine
Virilstimme im Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16
Quadratmeilen große N. mit Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das
1866 von Preußen annektiert wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von
Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Abs.
4980 Naumburg
(Hochstift, Residenz). An der Mündung der
Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in der
Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg). Um
1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968 von
Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer und
oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und wenig
später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt. Die
sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei
über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe
wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz,
Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus.
Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des
Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon
vor 1541 drang die Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das
dem obersächsischen Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk
Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand.
Das Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes
N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg]
mit der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld)
und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt
Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Abs.
5001 Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das aus einem älteren
slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in den Händen
der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben erhaltende N. in
Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem
23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen
Gütern um N. und Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens
1333 zur vollen Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses
Bistumsland von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des
Herzogtums Grottkau und nannten sich seitdem Fürsten von N. und Herzöge von
Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war in die
Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und
Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert,
der zu Österreich gehörige Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N.
gelangte 1945 unter die Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der
deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße,
1935; Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg.
v. d. Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße -
das Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA
6 1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz,
B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
Abs.
5002 Neiße-Grottkau (Residenz) s. Neiße
L.:. Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 408
(Neisse-Grottkau).
Abs.
5025 Neuburg
(Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des
Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen und römischen
Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der Landnahmezeit auf einem
Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen von Ravenna (7. Jh.)
bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis 801/807 bestehenden
Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10. Jahrhundert aber wieder an die
Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam N. an die Pappenheim (Heinrich
von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern. 1392 wurde es Bayern-Ingolstadt
zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde
es Sitz des räumlich nicht geschlossenen, aus Teilen Bayern-Landshuts
(Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns) gebildeten Fürstentums (N.
bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen,
Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf,
Parkstein, Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen
erster Fürst Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in
die Pfalz Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig,
der zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer
einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von
Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein
gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und
Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim
Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande
Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw.
Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Abs.
5044 Neufra
(Herrschaft). N. bei Saulgau im inneren Schwaben war in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts eine Residenz der Grafen von
Helfenstein. 1627 fiel die Herrschaft N. als Erbgut an die Grafen von Fürstenberg.
Über Hohenzollern, Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam N. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Karler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840.
Abs. 5050 Neuhaus (in Paderborn) (Residenz des Bischofs von Paderborn)
Abs. 5051 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 412.
Abs.
5058 Neumarkt, Neumarkt
(in der Oberpfalz) (Reichsgut, Reichsstadt?, Residenz
des Pfalzgrafen bei Rhein). Das Gebiet um N. in der Oberpfalz gehörte zum
bayerischen Nordgau und kam über die Heirat der Tochter des Markgrafen (Adela
von Vohburg) mit Friedrich I. Barbarossa an die Staufer. Am Ende des 12.
Jahrhunderts ist N. als Sitz eines Reichsschultheißenamtes bezeugt. Vielleicht
war es 1235 Stadt. Im Interregnum (1268) gelangte es an Bayern, 1269 an
Oberbayern und 1329 an die pfälzischen Wittelsbacher. 1410 fiel es an Herzog
Johann von Pfalz-Neumarkt und wurde dessen Sitz. (Nach 1448 kam es an
Pfalz-Mosbach und 1499 an die Pfalz, fiel aber 1628 an Bayern zurück.) Am 20.
4. 1945 wurde es fast vollständig zerstört. S. Pfalz-Neumarkt, Pfalz-Oberpfalz.
L.: Hofmann, F./Mader, F., Stadt und Bezirksamt Neumarkt, 1909; Kurz, J., Die
Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1954; Ried, K., Neumarkt in der Oberpfalz.
Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1960;
Heinloth, B., Neumarkt, 1967; Romstöck, K., Neumarkt in der Oberpfalz von 1500
bis 1945, 1985; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 414.
Abs.
5070 Neustadt am
Rübenberge (Residenz des Grafen von Wölpe bzw.
des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg)
L.: ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 415.
Abs.
5071 Neustadt an der
Aisch (Residenz des Burggrafen von Nürnberg bzw.
Markgrafen von Brandenburg- Kulmbach)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 416.
Abs. 5072 Neustadt an der Weinstraße (Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein)
Abs. 5073 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 419.
Abs.
5085 Nideggen (südlich
Jülichs) (Residenz des Grafen von Jülich bzw.
Herzogs von Kleve-Mark bzw. Pfalz-Neuburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 420.
Abs.
5139 Nivelles
(Reichsabtei?, Residenz). Die königliche Abtei
N. (nahe Lüttichs) wurde im 7. Jh. in einer villa der Pippiniden gegründet. Das
Doppelkloster folgte nacheinander der columbano-benediktinischen und
schließlich der kanonischen Regel von Aachen. Seit dem 13. Jh. nahm der Herzog
von Brabant die Stadt N. in Beschlag und bestritt die Reichsunmittelbarkeit der
Abtei. Bis 1795-1798 führte die Äbtissin den Titel einer Prinzessin des Reiches
und von Nivelles, den die Regierung der Niederlande Habsburgs bestritt, der Rat
von Brabant aber 1669 anerkannte. Die Güter der Abtei bildeten niemals ein
geschlossenes Gebiet und waren über Seeland, Rheinland und Brabant verstreut.
L.: Hoebanx, J., L’abbaye
de Nivelles, 1952; Collet, E., Sainte Gertrude de Nivelles, 1985; Douxchamps,
J., Chanoinesses et chanoines nobles, 4. A.,
1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 717, 1, 2, 422.
Abs. 5192 Nossen (Residenz des Bischofs von Meißen)
Abs. 5193 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 423.
Abs.
5207 Nürnberg
(Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz). Die
vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen
Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs
(in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die
ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen
gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der
Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und
Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach,
Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV.
vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth [Geleitsrechte seit 14. Jh.]).
Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben
sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung Markgrafschaft
Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem
die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265
gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten.
1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die
Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische
Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine
politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des
Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia
burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.;
Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 228; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Abs.
5208 Nürnberg
(Reichsstadt, Residenz des Königs und der
Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei Bauarbeiten an der
Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte Keuperhornsteine als
älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N. entdeckt.) An wichtigen
Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden auf einem
351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Sandsteinfelsen vermutlich um 1000
(1040/1041) die anscheinend vorsalische (und damit vor 1024 entstandene) Baureste
aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die 1050 anlässlich eines Hoftags
erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer Reichsmünzstätte, vor 1122
Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen, seit 1200 Stadtrecht. 1219
erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256 traten Ratsherren (consules)
und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor. Unter König Rudolf von Habsburg
begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320 Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der
Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal, Karl IV. mehr als fünfzigmal auf. In
der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl IV. 1356 die Treue der Stadt mit der
Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in N.
abzuhalten. Vom 22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938 bis 1945 war N. Aufbewahrungsort
der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng patrizische Ratsverfassung voll
entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf von Rechten den
Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von Hiltpoltstein mit
Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg (1520/1548) und durch
seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506) gewann es das größte
Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt (Hersbruck, Lauf, Altdorf, Reicheneck,
Velden, Betzenstein, Stierberg), doch blieb das Gebiet unmittelbar vor der
Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die römisches Recht gemäßigt
rezipierende (Neue) Reformation sein Stadtrecht, das schon zuvor auf etwa 22
Orte übertragen worden war. 1524/1525 führte es die Reformation ein und
erreichte im Zusammenhang mit seinem von Handwerk und Handel getragenen
wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle Blüte (Albrecht Dürer, Veit
Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs). Im Reichstag gehörte
N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im fränkischen Reichskreis führte es
die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf eine Akademie bzw.
Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark geschwächt. 1792 und 1796
musste es die Beschlagnahme eines Teils seines Landgebiets durch Bayern und
Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit gehörte es den Kantonen Gebirg,
Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises Franken an. Durch die Rheinbundakte
von 1806 fiel es an Bayern, das es am 6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen
bzw. rund 1500 Quadratkilometern (Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter
Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf, Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein,
Velden, Betzenstein, Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt
80000 Einwohnern offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der
Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909;
Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg,
1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f.
fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann,
H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4;
Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg
1554-1599, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, Bd. 1
1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine
Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der
Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der
Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg.
v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger
Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt
Nürnberg, 1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg, Jb. d.
hist. Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J., Die Reichsstadt
Nürnberg und ihr Umland um 1700, 1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v.
Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker, G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr
Landgebiet im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der
Stadtbibliothek Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger
Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hg. v.
Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317; Endres, R.,
Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA 111
(1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen
Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im
Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert, A., Der Stadt
Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis 1892, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.
Abs.
5300 Oels (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in
Niederschlesien ist im 12. Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255
deutsches Stadtrecht. Das Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum
Breslau. 1294 wurde es mit anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das
Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach einer Teilung der Herzöge von
Glogau selbständiges Fürstentum einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau
und Wartenberg). 1323 gingen Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen
und Landsberg verloren. 1329 geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355
erhielt es Cosel und die Hälfte von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und
Raudten. 1489 wurde die freie Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg),
1492 wurden Trachenberg und 1494 Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie
aus und O. kam als erledigtes Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach
Abtrennung von (Trachenberg, Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von
Münsterberg aus dem Hause Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter
von Silvius Nimrod von Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als
habsburgisches Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an
Habsburg zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742
Preußens war. Es fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat
in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe
Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884
gelangte O. als erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den
Kronprinzen gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von
Sachsen. S. a. Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler, W., Urkundensammlung zur
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die
staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva.
Des Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums für die heutige Zeit
überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls, LexMA 6 1993, 1402;
Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429;
Zerelik, R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Abs.
5314 Offenbach (Burg,
Herrschaft, Stadt). Das 977 erstmals erwähnte O. im Reichsforst Dreieich
gelangte über die Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418/1486 allmählich
ganz an die Grafen von Isenburg. 1556 erhob es der Graf von Isenburg-Büdingen
zur Residenz. 1816 fiel es an Hessen-Darmstadt
und damit 1945 an Hessen. S. Isenburg, Isenburg-Offenbach.
L.: Wolff 277; Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs
Vergangenheit, 1879.
Abs.
5323 Öhringen (Stift).
In der schon vorgeschichtlich besiedelten Hohenloher Ebene im oberen Ohrntal
errichteten die Römer 150 n. Chr. den vicus Aurelianus mit zwei Kastellen. Im
Mittelalter erscheint O. erstmals 1037 (Orengowe), als die Mutter Kaiser
Konrads II. die Pfarrkirche in ein Kollegiatstift umwandeln ließ. Über die
Vogtei erlangten die Herren von Hohenlohe um 1250 den 1253 als Stadt
bezeichneten Ort. Nach der Reformation fiel das Stift an die Grafen. Nach
1551/1555 stand O. den beiden Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und
Hohenlohe-Waldenburg gemeinsam zu. 1677 wurde es Residenz
einer eigenen Linie. 1782 kam es ausschließlich an
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. 1806 gelangte es an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Öhringen.
L.: Wolff 119; Mattes, W., Öhringer Heimatbuch, 1929, Neudruck 1987; Schumm,
K., Geschichte der städtischen Verfassung in Öhringen, 1953; Knoblauch, E., Die
Baugeschichte der Stadt Öhringen bis zum Ausgang des Mittelalters, 1970; Der
Landkreis Öhringen. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1, 2 1961ff.; Öhringen, hg.
v. d. Stadt Öhringen, 1988.
Abs.
5326 Oldenburg
(Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum). Bereits um 800 bestand eine Siedlung im
heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O. (urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals
erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh. Burg entstanden?). Im Schutze der Burg
entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte Siedlung, die 1345 Stadtrecht von
Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im
alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit
den Friesen allmählich erweiterte. Die Grafen selbst stammten möglicherweise
von der Familie Widukinds von Sachsen ab. Viele ihrer später sichtbaren Güter
lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um
1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes in confinio Saxoniae et Frisiae.
Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus
widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede (1124) und des
Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft als
umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die Linie
Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam
aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie
zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin
Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König
von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und
die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die
Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur
Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523
Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder
Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen.
Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein. 1667 kam die zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne
erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag
von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an
Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst,
Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als
Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O.
umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen
Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern. Durch
Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks
regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf),
das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an
(die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen
Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum
Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus dem Niederstift Münster und das
seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das
Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum
Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen
vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe
(20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei
Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von
Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853
wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die
Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen
Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen
Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen
Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918 wurde O.
Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum
Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an
Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat
O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische Kartographie,
2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und verwandter
Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H.,
Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine
Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch
Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J.,
2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Abs.
5331 Olmütz (Bistum,
Erzbistum, bischöfliche Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren slawischen
Siedlungsspuren des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in Mittelmähren)
in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der Přemysliden
(Przemysliden) errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig gefördert wurde.
Vermutlich im Jahre 1063 wurde das seit 976 bezeugte Landesbistum Mähren nach
O. verlegt. Das Bistum unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und
von 1344 bis 1421 dem Erzbischof von Prag. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof
Fürstenrang. 1777 wurde O. zum Erzbistum erhoben, zu dem als Bistum Brünn
gehörte. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 580, 1, 2, 430, 432.
Abs.
5340 Oppeln (Herzogtum, Residenz), Opole. O. an der Oder in Oberschlesien war
bei der ersten Nennung um 1000 Mittelpunkt des Siedlungsgebiets der slawischen
Opolanen. Seit der Eroberung durch den oberschlesischen Herzog 1202 war die im
11. und 12. Jahrhundert befestigte, 1173 zunächst an Niederschlesien gelangte
Siedlung Hauptort des von Niederschlesien getrennten, nunmehr auch nach O.
bezeichneten piastischen Herzogtums (O.) Oberschlesien (mit Ratibor, Teschen,
1178 Beuthen, Auschwitz). 1254 wurde die deutschrechtliche Stadt O. gegründet.
Im 13. Jahrhundert splitterte sich das Herzogtum in Teilfürstentümer auf (1281
Teilung in. O. mit Oberglogau, Falkenberg, Groß Strehlitz [Großstrehlitz,
Groß-Strehlitz], 1313 dreigeteilt, Beuthen mit Cosel, Tost, Gleiwitz, bis 1335,
Ratibor mit Rybnik, Sohrau [Sorau], Pless, bis 1336, sowie Teschen und
Auschwitz, bis 1625). 1327 wurde O. Lehen Böhmens. 1521 kam Ratibor an O. Beim
Tod des letzten Oppelner Piastenherzogs (1532) fiel das zwischen 1493 und 1521
um Gleiwitz, Tost, Beuthen, Cosel und den größten Teil Ratibors vergrößerte O.
an Böhmen und damit an Habsburg bzw. Österreich. Von 1532 bis 1551 war es an
die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, von 1645 bis 1666 an Polen verpfändet.
O. umfasste ein Gebiet von 137 Quadratmeilen und war seit 1741 in die Kreise
O., Falkenberg, Rosenberg, Lublinitz, Groß Strehlitz, Tost, Cosel (Kosel) und
Neustadt gegliedert. 1742 kam O.von Österreich an Preußen. Seit 1945 stand es
unter Verwaltung Polens (Woiwodschaft Opole). 1990 kam es als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Idzikowski, F., Geschichte der Stadt Oppeln, 1863ff.;
Steinert, A., Oppelns Werdegang, 1924; Oppeln, hg. v. Maurer, K., 1926; Kuhn,
W., Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Oppeln. Die grüne Brückenstadt,
hg. v. Verlag Oppelner Heimatblatt, 1964; Straszewicz, L., Opola Silesia:
outline of economic geography (engl. Übersetzung aus dem Polnischen), 1965;
Kuhn, W., Oppeln, 1979; Kuhn, W., Geschichte Oberschlesiens, Jb. d. schles.
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 24 (1983), 1ff.; Petry, L.,
Geschichte Schlesiens, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Oppeln, LexMA 6 1993,
1415; Veldtrup, D., Prosopographische Studien zur Geschichte Oppelns, 1995;
Marsch, A., Oppeln – Falkenberg – Groß Strehlitz, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 434.
Abs.
5362 Ösel (Bistum),
Ösel-Wieck. 1227 eroberten deutsche Siedler von Livland aus die schon vor der Zeitenwende
von ugrofinnischen Esten besiedelte Insel Ö. vor der Rigaer Bucht. 1228
gründete Bischof Albert von Buxhöveden ein zunächst exemtes, seit 1246/1255
Riga unterstelltes, auch estländische Gebiete (Wieck [Wiek]) umfassendes Bistum
mit wechselndem Sitz (Alt-Pernau [Altpernau], Hapsal, Arensburg). Der Bischof
wurde 1521 Reichsfürst. 1559 verkaufte er die Insel an Dänemark. Sein Bruder
wurde erster protestantischer Bischof von Ö. Mit seiner Erhebung zum König in
Livland durch den einen Ostseezugang anstrebenden Zaren Iwan IV. ging das
Bistum in Livland bzw. Estland auf. 1654 kam Ö. an Schweden. 1710/1721 fiel Ö.
an Russland (Gouvernement Livland). 1918 gelangte es an Estland.
L.: Stackelberg, F. v., Die Verwaltung des Bistums Ösel-Wiek im 16. Jahrhundert,
SB Riga 1926; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H. v. zur, Ösel,
LexMA 6 1993, 1492; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580.
Abs.
5364 Osnabrück
(Hochstift, Residenz). In O. an der Hase wurde
im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem Bistum
Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den
Zehnten (1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236
gelang dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich
der Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg).
Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter
Fürstenau, Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und
Reckenberg gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster
(1667) an Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste
sich teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17.
Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im
Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der Diözese
(Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg). 1543
führte der Bischof eine lutherische Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch Zuweisung
der Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum
Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen
Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20
Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6 Klöster) Konfession
verteilt. Im Hochstift, das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer Fürstbischof und ein
lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg. 1802/1803 fiel das
Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an Hannover, das Bistum
wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu errichtet und 1929 Köln
unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen und am 10. 12. 1810 zu
Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück (1823 Landdrostei O.
einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland, der Grafschaft Bentheim
und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O. 1866 an Preußen, das 1885
einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946 im Land Niedersachsen auf.
1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das 1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.; Osnabrücker
Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.; Düring, A.,
Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt. Ver. Gesch.
Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück, Bd. 1ff.
1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär, M.,
Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung
Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985); Haack,
G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager, J. Frhr. v., Die Osnabrücker
Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F., Osnabrück, LexMA 6 1993,
1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Steinert, M., Die
alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v.
Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher
Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
Abs.
5384 Osterode (am Harz)
(Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 438.
Abs.
5386 Österreich (Mark,
Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen
(sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr.
von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der
Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit dem 8.
Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um
660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen praefectus Gerold
799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und Wienerwald) als Mark
eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9.
Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn
angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem
Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark
(Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III.
vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998
Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht
sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch
als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog
der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum
deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich
dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei
Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen
Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen
einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern
aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe
Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um
Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum
Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert
so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum
eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft
Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382
Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen
Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener
Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde
ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet
westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen
Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte
als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron.
Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium
maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe
an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und
vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und
Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol,
Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534)
und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen
1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei
unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau
und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische
Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex
dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten,
Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512
geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an
Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix
Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem
Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern
sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz
in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem
restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw.
Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren.
Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen
Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die
innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und
1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine
Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen
Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt
Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich
fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia
und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola,
Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war,
tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729
eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das
Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht
hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten Absolutismus,
in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung,
Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig
entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen
Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der
Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines
erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867
nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die
(verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch
wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das
istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung der Landvogtei Ortenau die
Bistümer Trient und Brixen und die in beiden Bistümern gelegenen Kapitel,
Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und Modena. 1805 musste auf
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien bzw. Vorderösterreich und
Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das 1803 an Toskana gelangte
Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert werden. 1809 mussten
Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und Kärntens, Krain und
das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann der Stand von 1797
mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und Westgaliziens
wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs mit seinen
ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816 wurde von
Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der Unruhen
von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in Kraft
gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog.
Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum
Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und
Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine
Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung
von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde
von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner,
E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990;
Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten
Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden,
hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich,
2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v.
Schmid, P. u. a., 2007.
Abs.
5395 Ostfriesland
(Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg
und Nordsee war schon in der Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein
Reich der Friesen unter Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken
unterworfene Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars
I., 870 zum ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches
bildeten sich in O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw.
Brookmerland, Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von
consules regiert wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem
Versammlungsplatz südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund
zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit
und die einzelnen Gebiete gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a.
das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland,
später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach
dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung
erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff.
Norderland, Emsigerland, Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches
Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441
dem Häuptling Edzard Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der
seit dem 13. Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde
nachweisbaren Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel
übertragen hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes
östlich der Ems unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ
sich Ulrich Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O.
belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis
an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie
das schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei
Brügge bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland
(Westfriesland) und das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich
seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung, Zugehörigkeit
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige Zugehörigkeit
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte Brandenburg Truppen in
das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das Geschlecht Cirksena aus. König
Friedrich der Große von Preußen besetzte das an sich den Generalstaaten
vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf Grund einer kaiserlichen
Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz Preußens mit der
Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und Ämter Aurich, Norden,
Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und Friedeburg und die
adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum),
Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen große O. (ohne
Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon I., der es dem
Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte (Département
Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei Aurich), 1866
mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich Teil
Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur
Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen,
Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W.,
Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und
Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van,
Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Abs.
5429 Paderborn
(Hochstift, Fürststift, Residenz). An den mehr
als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben Keramikscherben
wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen Kirchenvorplatzes
der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische Siedlung, die nach ihrer
Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort mehrerer Reichstage war. Um
800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger Missionsstützpunkt (beim
Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III. 799) zum Bischofssitz
(Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz
zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036) gelang der Erwerb fast
aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur Werre längs der Weser
erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen
und Braunschweig). Danach standen die Welfen und die Erzbischöfe von Köln
weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften
Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660)
gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die Grafschaft Dringen erweiterte)
weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt
bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von
Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch
verlor das Bistum in der Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und
weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614 gründete der die Gegenreformation
erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft verwendende Bischof (Dietrich von
Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität in P. 1802/1803 fiel das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und
seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn,
1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12.
Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.;
Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im
Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd.
(1, 2, 4, 5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v.
Prinz, J., Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im
Hochstift Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von
Paderborn und ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das
Erzbistum Paderborn, 1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613;
Paderborn, hg. v. Jarnut, J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd.
1ff. 1999; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a.,
Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als
Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Abs.
5446 Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer keltischen Siedlung Boiodorum am
Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit
15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr. erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um
150 n. Chr. gründeten sie ein zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier
stationierte 9. Bataverkohorte. 453 erbaute der heilige Severin jenseits des
Inns ein Kloster. Im 7. Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof
vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum
reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804
bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur
Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran,
Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886
gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und
Bannrechte in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs
II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene
königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die
Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und
Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die
Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung
der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus
erhielt, Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von
Österreich bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung
des Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert.
Das Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die
in der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III.
veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die
Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227),
Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg
(1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und
Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen
Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in
seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst
an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P.
wurde 1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck
1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer
Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939;
Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und
in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden,
Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen
Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der
geistlichen Residenz Passau in der Zeit des
Barock und der Aufklärung, 1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963;
Die Passauer Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L.,
Hochstift Passau, 1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern;
Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische
Grenzmarken 30 (1988); Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12.
Jahrhunderts, 1989; Leidl, A., Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250
Jahre Bistum Passau 739-1989, Symposion des Institutes für Ostbairische
Heimatforschung der Universität Passau anlässlich des 1250jährigen
Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 1
739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2 1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282,
2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993, 1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik
des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Abs.
5451 Pavia
(Stadtkommune). Die römische Gründung Ticinum (49 v. Chr.) am unteren Tessin
wurde vermutlich im 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs und im ausgehenden 5.
Jahrhundert (nach 493) eine der Residenzen Theoderichs
des Großen. 572 fiel sie an die Langobarden, die P. zur Hauptstadt erhoben, 774
aber an die Franken verloren, unter denen P. bis 1024 Krönungsstadt für die
Krönung zum König der Langobarden blieb. Bereits am Ende des 11. Jahrhunderts
war es freie Kommune (1112 Konsuln). 1359 fiel es an Mailand. 1361 errichtete
Kaiser Karl IV. auf der Grundlage der älteren Rechtsschule die Universität.
1713/1714 gelangte P. mit der Lombardei an Österreich. 1859 kam P. mit der
Lombardei (Mailand) an Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Hoff, E., Pavia und seine
Bischöfe im Mittelalter, 1943; Vaccari, P., Pavia nell’alto medioevo e nell’età
comunale, 1956; Schmid, E., Pavia und Umgebung, 1958; Storia di Pavia, Bd. 2
L’alto Medioevo, 1987, Bd. 3 Dal libero comune alla fine del principato
indipendente, 1992; Soldi Rondini, G., Pavia, LexMA 6 1993, 1831; Majocchi, P.,
Pavia città regia, 2008.
Abs. 5468 Petershagen (Residenz des Bischofs von Minden)
Abs. 5469 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 443.
Abs.
5477 Pfäfers
(Kloster, Residenz), lat. Fabaria. Das Kloster P. am Kunkelpass bei Ragaz bzw.
am Ausgang des Taminatals ins Rheintal wurde im 8. Jahrhundert als
Benediktinerabtei gegründet. Die freie Reichsabtei (861 Immunität) kam 905 an
das Hochstift Konstanz, 909 an Sankt Gallen, 920 an Chur und wurde 950 wieder
unabhängig. 1408 erhielt P. vom König die freie Abtswahl. 1483 erlangten die
sieben alten Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz die Grafschaft Sargans und
damit die Schirmherrschaft über die Abtei und ihr Gebiet. 1521 erscheint P., in
dem umfangreiche Fälschungen angefertigt werden, in der Reichsmatrikel. Bis zum
Ende des 18. Jh.s huldigte der Abt dem Reich und ließ sich seine Privilegien
bestätigen. 1798 verzichtete es auf seine Herrschaftsrechte, wurde 1803 zum
neuen Kanton Sankt Gallen geschlagen und 1838 aufgehoben.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910;
Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, Diss. jur. Bern
1918; Perret, F., Aus der Frühzeit der Abtei Pfäfers, 1958; Vogler, W., Das
Ringen um die Reform und Restauration der Fürstabtei Pfävers 1549-1637, 1972;
Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1985;
Vogler, W., Pfäfers, LexMA 6 1993, 1992; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 680, 1, 2, 445;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
316; Hüeblin, J., Archiv und Fälscherwerkstatt - Das Kloster Pfäfers, 2010.
Abs.
5480 Pfalz
(Pfalzgrafschaft bei Rhein, Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die
P. (Kurpfalz, Rheinpfalz, untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl
spätestens im 10. Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft
Lothringen vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und
Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und
Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid
von Orlamünde) des letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der
Hezeliniden (Hermann), nach kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes
(1085) als comes palatinus Rheni (Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt.
Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156
Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob
ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und
Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel
die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug
sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des
Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die
welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten,
1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und
Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355
Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die
Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz
(Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern
(bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie
Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb
die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg
(1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg
und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich -
mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten
Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz
von Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine
Sommerresidenz in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch
die Linie Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie
Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und
Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie
förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge
hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der Versuch,
Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte
1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines Bestehens
umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle,
A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische
Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 156.
Abs.
5485 Pfalz-Mosbach (Fürstentum).
1410 entstand durch Erbteilung die Linie P. mit Gütern am Neckar um Mosbach, im
Kraichgau um Sinsheim und an der Bergstraße. Sie erbte 1443 einen Teil der
Güter der Linie (Pfalz-Neumarkt) (Pfalz-Oberpfalz). Bei ihrem Aussterben 1499
wurde sie gemäß Erbvertrag von 1479 von der Pfalz (Kurpfalz) beerbt.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Wüst, G., Pfalz-Mosbach
1410-99, Diss. phil. Heidelberg 1976; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 858.
Abs.
5486 Pfalz-Neuburg
(Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war
Herzogssitz der bayerischen Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch
Bischofssitz. Bei der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247
fiel es an die Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an
Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus
Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt,
Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die
Reformation eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten
Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an
Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei
unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss,
Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597
zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen
Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von
Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn
Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach
an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P.
zurück). 1685 wurde P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie
(Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als
Herzogtum bezeichnet wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt.
1803 erhielt P. innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde
seit 1805 Provinz Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen
Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P.
war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen
dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite
Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der
dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft
Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag
zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum enthielt die
Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg), Regenstauf,
Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter
Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen],
Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Abs.
5491 Pfalz-Veldenz
(Fürstentum, Pfalzgrafschaft). 1444 fiel Veldenz bei Bernkastel an
Pfalz-Zweibrücken. 1543 übertrug Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken seinem
bisherigen Vormund das Gebiet um Veldenz als zum oberrheinischen Reichskreis
zählendes Fürstentum P. Zu ihm gehörten die Ämter Veldenz und Lauterecken, das
Kloster Remigiusberg, seit 1559/1566 die Grafschaft Lützelstein und seit 1559
die halbe Herrschaft Guttenberg. 1694 starb die Linie aus. Das Land wurde von
der Pfalz (Kurpfalz) besetzt. Zu einer Einigung über die Erbschaft zwischen
Pfalz (Kurpfalz), Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Bischweiler) kam
es erst 1733. Die Pfalz (Kurpfalz) erhielt die Ämter Veldenz und Lauterecken,
Pfalz-Sulzbach die Hälfte von Lützelstein sowie Pfalz-Zweibrücken
(Pfalz-Birkenfeld) die andere Hälfte von Lützelstein und den Anteil an
Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des
Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, Mitt.
d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner
Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken,
Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 865.
Abs.
5492 Pfalz-Zweibrücken
(Pfalzgrafen, Fürsten, Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu zwei
Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg und
Meisenheim) und im Übrigen aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken (Oberämter
Zweibrücken und Neukastel [Neukastell] oder Bergzabern) entstanden war, fiel
mit dem Aussterben der Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410 entstand
durch Teilung der Pfalz das Fürstentum Pfalz-Simmern
(Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft Zweibrücken
(Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und Teilen der
Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P. mit
Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz
in Zweibrücken. 1543 wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556
kam in Zusammenhang mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz)
herrschenden Linie Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich
P. in P., Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft
Sponheim). 1611 wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer Landesgeschichte,
Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum
Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
Abs. 5497 Pfalzel (bei Trier) (Residenz des Erzbischofs von Trier von 1377 bis zum 16. Jh.)
Abs. 5498 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 446.
Abs. 5513 Pforzheim (Stadt, Residenz des Markgrafen von Baden)
Abs. 5514 L.: Becht, P., Pforzheim im Mittelalter, 1983; Schwarzmaier, H., Pforzheim, LexMA 6 1993, 2050; Kortüm, K., Portus – Pforzheim, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 448; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 488; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Hackl, S., Ortsnamenbuch des Enzkreises und des Stadtkreises Pforzheim, 2013.
Abs.
5517 Pfreimd („trüber
Nebenbach“, Residenz des Landgrafen von
Leuchtenberg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 450.
Abs.
5522 Philippsburg (Residenz des Bischofs von Speyer) s. Udenheim
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Abs.
5528 Piasten (Geschlecht,
Sammelbezeichnung des späten 16. Jahrhunderts?). P. sind die sich selbst auf
den Bauern Piast aus Kruschwitz (um 850?) zurückführenden, geschichtlich mit
dem 966/967 christianisierten Mieszko (Miezsko) († 992) nachweisbaren,
polnisch-masowisch-schlesischen, durch zahlreiche Heiraten mit vielen deutschen
Häusern verschwägerten Fürsten, die vermutlich in der ersten Hälfte des 10.
Jh.s im Hochland um Gnesen einen Herrschaftskern ausbilden und bis zum Ende des
10. Jh.s verfestigen. Von ihnen dehnte Mieszkos (Miezskos) Sohn Boleslaw I.
Chrobry († 1025) seine Herrschaft von Kiew bis zur Mark Meißen aus. 1137/1138
wurde nach dem Tod Boleslaws III. das Reich in Schlesien, Masowien-Kujawien,
Großpolen und Kleinpolen aufgeteilt. Die polnische, seit 1320 königliche Linie
starb 1370 aus und wurde infolge der Heirat der Großnichte Hedwig des letzten
Königs mit Jagiello von Litauen von den Jagiellonen beerbt. Die herzogliche
Linie in Masowien erlosch 1526. Die schlesische Linie, die anfangs ihre
Herrschaft nur durch die Hilfe Kaiser Friedrichs I. Barbarossa sichern konnte,
teilte sich in eine niederschlesische (Niederschlesien) und eine
oberschlesische Linie (Oberschlesien). Die niederschlesischen P. spalteten sich
1248/1252 in die Linien Glogau (bis 1476/1504) mit Nebenlinien zu Oels und
Sagan, Breslau (bis 1290) und Liegnitz (bis 1675) mit Nebenlinien zu
Schweidnitz-Jauer, Münsterberg, Brieg und Wohlau. Die oberschlesische Linie
schied sich 1281 in die Linien Oppeln (bis 1532), Beuthen und Cosel (bis 1355),
Ratibor (bis 1336), Auschwitz (bis vor 1521) und Teschen (bis 1625).
L.: Wutke, K., Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Piasten, 1911;
Jasinski, K., Rodowód Piastów slaskich, Bd. 1ff. 1973ff.; Jasinski, K., Rodowód
pierwszych Piastów, 1992; Strelczyk, J., Piasten, LexMA 6 1993, 2125; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 172; Kara, M., (Der älteste Staat der
Piasten), 2009; Mühle, E., Die Piasten, 2011.
Abs.
5533 Pilten (Stift, Residenz des Bischofs von Kurland). Um 1330 wurde die
Burg P. am Unterlauf der Windau in Kurland angelegt. 1585 erwarb Preußen das
Stift P., trat es 1609/1612 aber wieder an Kurland ab.
L.: Mühlen, H. v. zur, Pilten, LexMA 6 1993, 2160; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Abs.
5534 Pinerolo (Residenz des Grafen von Savoyen in der Linie des
Fürsten von Achaia)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Abs.
5535 Pinneberg
(Herrschaft, Grafschaft). Das erstmals 1351 genannte P. an der Pinnau zwischen
Hamburg und Itzehoe war Sitz der Herrschaft P. 1304 kam sie bei der
Landesteilung der Grafen von Holstein an die Linie Schauenburg (Schaumburg),
die auch die Stammgrafschaft (Schaumburg) an der Weser innehatte. Die Linie
Schauenburg (Schaumburg) behauptete die Herrschaft über das Aussterben der
Grafen in Holstein (1459) hinaus und verlegte die Residenz
1568 von Wedel nach P. Bei ihrem Aussterben 1640 kam P. an die Landesherren von
Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich III. von
Gottorp (Gottorf). 1649 verkaufte der Herzog von Gottorp (Gottorf) das zu P.
zählende Amt Barmstedt an den königlichen Statthalter Christian Rantzau. 1650
wurde das Amt zur Reichsgrafschaft Rantzau erhoben. 1726 zog Dänemark die
Reichsgrafschaft ein und vereinigte deren Gebiet wieder mit dem Herzogtum
Holstein. Über Preußen (1866) kam P. 1946 an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446; Ehlers, W., Geschichte und Volkskunde des Kreises Pinneberg,
1922; Ehlers, W., Die Geschichte der Stadt Pinneberg, 1925; Petersen, L., Über
die Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Pinneberg, ZSHG 72 (1944), 201ff.,
73 (1949), 141ff.; Risch, H., Die Grafschaft Holstein-Pinneberg, 1986.
Abs.
5547 Plassenburg (Residenz des Markgrafen von Brandenburg- Kulmbach)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 453.
Abs.
5565 Plön (Herrschaft,
Grafschaft, Herzogtum, Residenz des Grafen von
Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle einer 1139 durch
Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf Adolf II. von
Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune „eisfreies Wasser“)
am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P. Sitz einer Nebenlinie
der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim Aussterben der
Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König Friedrich II. von
Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der Teilung Holstein-Sonderburgs
(Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie Holstein-Sonderburg-Plön
(Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren Aussterben 1761 an Dänemark
zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an Schleswig-Holstein. S.
Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die
Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg,
hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Abs.
5570 Podiebrad
(Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 180.
Abs.
5579 Pomesanien
(Hochstift). Das ursprünglich slawisch, zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert
pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat, Sorge, Drewenz, Weichsel und dem
Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom Deutschen Orden erobert. 1243 wurde
infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV. P. als eines der vier Bistümer des
Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche Herrschaftsgebiet umfasste seit
1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel fielen an den Deutschen Orden),
zu der die alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien sowie das Marienburger
Werder zählten. Bei der Aufteilung des Landes 1250 wählte der Bischof das
Gebiet um Marienwerder. 1255 wurde P. dem Erzbistum Riga unterstellt. 1410
huldigte der Bischof dem König von Polen. 1466 fiel Marienburg an Polen, doch
blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im Ordensbereich. Der letzte katholische
Bischof huldigte Albrecht von Brandenburg als Herzog, trat zum Luthertum über
und verzichtete 1527 auf die weltliche Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet
wurden in Preußen die Ämter Marienwerder und Riesenburg und das Erbhauptamt
Schönberg (Schöneberg) gebildet. Nach 1587 wurde als Ersatz für den Bischof ein
Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld) eingesetzt, das 1751 zugunsten des
Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben wurde. Die kirchliche Aufsicht und
später auch den Titel des Bischofs von P. nahm bis 1821 der katholische Bischof
von Culm wahr. S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Abs.
5581 Pommern (Herzogtum,
Provinz). Das beiderseits der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje,
Land am Meer, 1046) wurde nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von
Slawen (Liutizen im Westen, Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten
(Pommerellen) am Ende des 12. Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der
Samboriden zur Herrschaft kam, gelang im Westen dem westslawischen, vermutlich
aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangenen, seit 1214 einen
Greifen im Wappen führenden und seit dem 15. Jahrhundert sich auch danach benennenden
Fürstenhaus der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark
reichenden Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher
bekannter Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer
Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die
Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin]
[1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa
1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als
Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte
Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264
wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die Oberherrschaft (über
Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie
1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II.
Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard,
1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die
Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast,
Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des lübischen und
magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und Stolp an P.
(Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus
der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348
erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er
das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte
1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden
vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp,
Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem
unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die
Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg
und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478
war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin
(1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte,
P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X.
(1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber
1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493
Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs
erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der
Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532
und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow, Anklam,
Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle
der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen
Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935;
Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen
Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M., Genealogie des
pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen
zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F., Erläuterungen
zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow,
E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern,
2007 (Aufsätze); Pommern im 19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007;
Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v.
Buske, N. u. a., 2012.
Abs.
5591 Poppelsdorf (Residenz des Erzbischofs von Köln)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 458.
Abs.
5600 Potsdam
(Herrschaft). P. gegenüber der Mündung der Nuthe in die Havel erscheint 993
erstmals (Poztupimi, Ort des Postampim) in einer Urkunde König Ottos III. für
das Stift Quedlinburg. Seit dem 12. Jahrhundert war es eine Burg der Markgrafen
von Brandenburg, die den Mittelpunkt einer vielfach verpfändeten Herrschaft in
Brandenburg bildete. 1660 wurde das Städtchen kurfürstliche Residenz der Markgrafen. Von 1949 bis 1990 kam es über
Preußen (Brandenburg) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 387; Geschichte der Stadt Potsdam, hg. v. Haeckel, J./Boschan, R. u.
a., 1912; Jänckel, R., Der Atlas der Herrschaft Potsdam (1679-1683), 1968;
Potsdam, hg. v. Maassen, H., 2. A. 1972; Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort
und Bild, hg. v. Uhlemann, M., 1986; Bohm, E., Potsdam, LexMA 7 1994, 134;
Potsdam, hg. v. Hahn, P. u. a., 1995; Hahn, P., Geschichte Potsdams, 2003.
Abs.
5603 Prag (Hochstift,
Erzstift, Residenz). Die zahlreiche
vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende Siedlung P.
(dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig Höfen
zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198 Lehnsleute des sie
seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ
1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben (Suffragane Olmütz und
Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt der böhmischen Länder
zur Residenz und gründete 1348 dort die erste
deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten.
Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem
ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen
Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem
zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg
einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und
Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Abs.
5604 Prag („abgebrannter
Boden“, Residenz der Přemysliden bzw. des
Grafen von Luxemburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 459.
Abs.
5613 Přemysliden
(Geschlecht) Przemysliden. Die sich selbst auf einen Přemysl (Przemysl)
zurückführende, zunächst in Levý Hradec ansässige, gegen Ende des 9.
Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem um 890 (874?, 882-884?) getauften
Prager Burgherren Boriwoi sichtbar werdende böhmische Adelsfamilie gewann im
beginnenden 10. Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I.
Böhmen als Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete
Senioratserbfolge (mit zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim,
Lundenburg und Jamnitz) durch. Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische
Ostmark und 1076 die Mark Meißen als Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den
Königstitel. 1198 wurde die erbliche Königswürde und 1212 wurden zusätzliche
Privilegien gewonnen. Unter dem mit Margarete von Babenberg verheirateten
Ottokar II. erlitten die P., die auf dem Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren,
Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain beherrschten, gegen Rudolf von
Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten aber 1300 über die Erbtochter
das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von Ungarn das Königreich Ungarn.
Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V. erloschen sie 1306. Über die
Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von Luxemburg. Eine von Ottokar II.
begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau abstammende uneheliche Linie
starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E.,
Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 183.
Abs.
5616 Preußen (Herzogtum,
Königreich, Land). Im 10. Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen
Pruzzen (um 965 Brus) bzw. Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland),
Weichsel und Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland),
Natangen, Samland, Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225
wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um
Hilfe gegen die Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land
(Kulmerland). Kaiser Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm
(Kulmerland) und alle noch zu erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete.
1283 war die Eroberung des Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw.
Prußen auch unter der Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte
der Deutsche Orden sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das
gesamte Land als P. bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit
darstellte. Nach der Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete
verloren. 1466 musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land
(Kulmerland), das Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von
Marienburg, Elbing, Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen
Anteils, Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister
polnischer Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525
vereinbarte der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von
Brandenburg-Ansbach mit seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von
Kaiser Karl V. am 14. 11. 1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des
Reiches für nichtig erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen
Deutschen Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens
stehende Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation
übertretendes P. mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen,
katholisch bleibenden Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und
Thorn, späteres Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg
gründete. Weiter führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe
von Pomesanien und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat
der Erbtochter (1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und
1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll
souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an
Glogau abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum Moers, 1707 das Fürstentum
Neuenburg (Neuchâtel) mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die
Grafschaft Tecklenburg sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg.
Sein sparsamer und als Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm
I. erhielt 1713 am Ende des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien
einen Teil des Herzogtums Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2
Millionen Taler von Schweden Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und
Wollin. Im Inneren baute er als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und
Heeresverwaltung (mit Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium)
auf, wobei er Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung
und Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit
der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz
zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich
der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI.
1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich
gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742,
1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der
Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so
dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland
Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen Deutschordenslandes
im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund 5,5 Millionen Menschen
lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich der König sah,
verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene Rechtsvereinheitlichung
auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich beeinflusster Vorstellungen, die
in der Inkraftsetzung des Allgemeinen Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand.
1791 erwarb P. durch Kauf die hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth bzw.
Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch die Revolution von 1789
aufgerüttelten Frankreich seine gesamten linksrheinischen Gebiete, erlangte
aber in der zweiten und dritten Teilung Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen
(Posen, Warschau, Kalisch) sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die
linksrheinischen Verluste an Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar
[Sevenaer], Huissen, Malburgen [Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48
Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000 Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803
durch § 3 des Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim,
Paderborn und Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie
von Olfen [Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel
[Heddingschel], Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff
[Huschhofen], Hohenholte [Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock
[Uttenbrock], Gimbte [Grimmel], Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort
an der Ems bis zum Einfluss der Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift
Mainz das Eichsfeld, Erfurt und Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen,
Quedlinburg, Elten, Werden, Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen,
Nordhausen und Goslar mit 9543 Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr
als einer halben Million (600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung
Ansbachs (an Bayern) und Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die
geographische Vereinigung der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen
Römischen Reiches kam es zur Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der
Niederlage von Jena und Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im
Frieden von Tilsit 1807 alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des
Gewinns aus den Teilungen Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets.
In dieser wegen der Kontributionen und der Kontinentalsperre auch
wirtschaftlich äußerst schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg
aufgeklärt-liberale innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt
(Bauernbefreiung 1807/1811, Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin
1810, Gewerbefreiheit 1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage
Frankreichs in Russland 1812 und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo
(1815) bildeten dann die Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815
trotz gewisser Verluste in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a.
Herzogtum Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein,
Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar auf
278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung kam
es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer Hohenzollern
(1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch wurde 1857
endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach schweren
Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung der
Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten berufen.
Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er gegen und
ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von Dänemark
gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich, die zur
Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische Niederlage des
Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P. annektierte Hannover,
Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt und gewann damit
erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und seinen seit 1614
im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen norddeutschen Ländern
bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg über Frankreich im
deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1. 1871 in Versailles
zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des neugegründeten Deutschen
Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten war, aber etwa zwei
Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten Ruhrgebiet, Oberschlesien,
Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des Reiches ausmachte und
damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg die Zahl seiner
Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und Westpreußen auf
zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm II. am 9. 11.
1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb erhalten, musste
aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P. übernahmen die
Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei. Am 30.
11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch die es
demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss sich
Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht und Ständetum in
Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs 1578-1603, 1963; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus, T./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen
Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen
Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H., Preußen. Geschichte eines
Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische Ständestaat 1570-1586, 1966;
Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a.,
Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische Messtischblätter, Z.f.
Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen 1807-1813, 1970; Schoeps, H.,
Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2. A. 1970; Knake, G., Preußen
und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R., Das Deutschordensland
Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1 1970; Verdenhalven,
F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850-1942, 1971;
Bibliographie zur Geschichte von Ost- und Westpreußen 1939-70, bearb. v.
Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution.
Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848, 2. A. 1975;
Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur Reichsgründung, 4. A.
1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945,
hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch einer Bilanz. Ausstellungsführer,
hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G., Geschichte Preußens, Staat und Dynastie,
1981; Mirow, J., Das alte Preußen im deutschen Geschichtsbild seit der
Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte.
Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871, 1983; Matzerath, H., Urbanisierung in
Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H., Geschichte Preußens (A history of Prussia),
1986; Labrenz, H., Das Bild Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung,
1986; Wenskus, R., Ausgewählte Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter,
1986; Unruh, G. v., Die verfassungsrechtliche Stellung Preußens im
Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich nach den Verfassungen von 1867/1871
und 1919, (in) Preußen, Europa und das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte
Preußens, 1987; Preußen-Ploetz, hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und
Schulgeschichte Preußens, hg. v. Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische
Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M.,
Bibliographie zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f.
1990; Westfalen und Preußen, hg. v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H.,
Preußen. Eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der
preußischen Geschichte, hg. v. Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der
ständischen Vertretungen in Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v.
Boockmann, H., 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas.
Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194;
Hannovers Übergang vom Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck,
R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen, 1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer
Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der
Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., Bd. 3 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten
von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz,
1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J.,
2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Vondenhoff, C.,
Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die
politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Neugebauer, W., Geschichte
Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis
1500, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik
im Zeitalter der Revolution, 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004;
Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder
des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens
königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die
Kultur der Verwaltung, 2005; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim
etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski,
M., Die Residenzen der preußischen Bischöfe bis
1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010; Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 51ff., 75ff.
Abs.
5626 Prüm (gefürstete
Abtei, Reichsabtei, Residenz). 720/721 wurde das
Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von Bertrada und ihrem Sohn
Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet. Über die Tochter
Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es bald nach 750 (bzw.
vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen Gütern verhalfen (893 rund
1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000 Schweinen in mehr als 400 Orten
zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer Urbar). Hieraus wuchs
allmählich ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der vor allem im 9.
Jahrhundert auch geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer Annalen, Regino
von P.) im Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt erhielt
Reichsfürstenrang (1299 Reichsstandschaft). 1511 gingen alle Handschriften der
Bibliothek verloren. 1576 erlangte der Erzbischof von Trier, der am Ende des
14. Jahrhunderts bereits die Herrschaften Schönecken und Schönberg (Schöndorf)
bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei. Er gliederte P. dem
Erzstift Trier als Oberamt ein und vertrat P. im Reichsfürstenrat und oberrheinischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit 4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben
und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen (Rheinprovinz) und damit 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Forst, H., Das
Fürstentum Prüm, 1902; Willwersch, M., Die Grundherrschaft des Klosters Prüm,
1912, Neudruck 1989; Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk Trier, 1959;
Neu, P., Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und Maas vom 13.
Jahrhundert bis 1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F., Berichte zur
deutschen Landeskunde 33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983;
Neu, P., Die Abtei Prüm im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1986; Knichel, M., Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm, 1987;
Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des Klosters Prüm,
Jb.f. westdt. LG. 17 (1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg. v. Nolden, R.,
1993; Seibert, H., Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.v.
Nolden, R., 1993; Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55; Wisplinghoff,
E., Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55 (1999), 439; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 682, 1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 494; Isphording, B., Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte,
Organisation und Verwaltung des Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802,
2005.
Abs.
5627 Pruntrut (Residenz des Bischofs von Basel), Porrentruy
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 465.
Abs.
5648 Quedlinburg (Abtei,
Residenz). In Q. an der Bode im nordöstlichen
Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer vermutlich am Ende
des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche eine Burg, die König
Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist ein daran
anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt. 936/7
gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des Großen
auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht
auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser
Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit
zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477
die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft
erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein
evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die Rechte
der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift
Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum Q., dessen Äbtissin zu
den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw.
Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813
gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach
1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in
Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S.,
Quedlinburg, 10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg
im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A.
1954; Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer,
K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und
Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg.
Das städtebauliche Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K.,
Quedlinburg, LexMA 7 1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469; Reuling, U., Quedlinburg, 2006;
Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C., 2009; Kasper, P., Das
Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
5693 Ratibor (Herzogtum,
Residenz), poln. Racibórz. An der Furt der
Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die Burg R. in
Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein Hauptsitz der
piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum Oppeln. Als dieses
1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327 unterstand es der
Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem přemyslidischen
(przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365 unter einer Nebenlinie
wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen Herzöge von Oppeln. Die
Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R.
durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich, das es bis 1551/1552 an Brandenburg
verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis 1666 war es bei der Krone Polens.
1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Aus 1810 säkularisiertem
Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine
neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen
abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von
Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst,
der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung Polens
und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Abs.
5699 Ratzeburg (Fürstbistum,
Fürstentum, Land, bischöfliche Residenz,
weltliche Residenz des Herzogs von
Sachsen-Lauenburg). 1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen
Befestigung die wohl im 11. Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im
Ratzeburger See anlässlich der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen.
Sie war Sitz eines durch Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den
slawischen Fürsten Gottschalk zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062
auf einem Teilgebiet des Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging
im Slawenaufstand von 1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung
durch Heinrich von Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche
Mecklenburg erobert und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet
hatte, zwischen Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof Evermod). Seit
1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236)
wurde es reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten. Die
Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der
Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier)
und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert
erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg
zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die
Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte
Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471,
472.
Abs.
5739 Regensburg (freie
Stadt, freie Reichsstadt). Nahe einer älteren vermutlich Radasbona genannten
keltischen Siedlung an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau
errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell und 179 n. Chr. das
Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400 unzerstört wieder
aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge
richteten dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739
erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen
Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an
den Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage
entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und
der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts
war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der
Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben
noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen
Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg,
Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam
es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der
freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde
durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es
der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen
Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der
schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem
bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem
Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt
Regensburg, 1966; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der
Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte
Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000 Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972;
Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im Wandel - Studien zur Geschichte der
Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984; Regensburg. Geschichte in
Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A. 1986; Bauer, K.,
Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern, 1989; Kraus, A.,
Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989; Schmid, A.,
Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer Atlas von
Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht,
D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid,
P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995; Mayer,
S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg, 1996;
Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Trapp, E.,
Welterbe Regensburg, 2008.
Abs.
5741 Regensburg
(Hochstift, Residenz). Vermutlich war das 179 n.
Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete römische
Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur Erzdiözese
Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ sich dann
in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.). Bonifatius
erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet wurde und
seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen ausdehnte,
allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen verlor. Das
Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11. Jahrhunderts erblich
gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag, war eines der kleinsten
Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk, im Land vor allem die
reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis 1715 an Bayern
verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf dem Nordgau
(1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn
(seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation erlitt es Verluste, die
teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das Hochstift hatte Sitz und
Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es
(mit 330 Quadratkilometern und 11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg
und den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster
unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt
und das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Abs.
5742 Regensburg,
Niedermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz).
An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird erstmals um 890 die Abtei
Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf Veranlassung der Herzogin
Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I. reiche Güter. Das Damenstift
Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar (Immunität, Königsschutz,
Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz des Papstes. Zu Beginn des
13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach 1654 gehörte sie den rheinischen
Reichsprälaten im Reichstag an und war im bayerischen Reichskreis vertreten.
1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare
Stiftsgebiet mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den
Reichsstiften Sankt Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810
kam es an Bayern. 1821 wurde es Residenz des
Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
5743 Regensburg,
Obermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift, Residenz).
Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers nahe dem
Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam
es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992,
51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Abs.
5744 Regensburg, Sankt
Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz).
Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer Georgskirche über einer
frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert wurde hier der heilige
Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein Benediktinerkloster, dessen
Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war. 972 wurde es Reichskloster.
Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es
Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326
exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme der rheinischen
Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser die Fürstenwürde.
Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die Klostergebäude kamen
1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne Teile schon seit
1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem
Hochstift Regensburg und den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster
1802/1803 zum Fürstentum Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Abs.
5756 Reichenau
(königliches Kloster, Residenz). Um 724 stiftete
der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen Sintloozesau
genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die bald wegen
ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe König Karls des Großen gelang
es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des Bischofs von Konstanz zu
lösen. 981 hatte das Kloster, das unter den Äbten Hatto (806-822), Walahfrid
Strabo (839-848) und Berno (1008-1049) eines der kulturellen Zentren des
Reiches (mit insgesamt 4000 Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60
gepanzerten Reitern höhere Leistungen zu erbringen als der Bischof von
Konstanz. 1123 sind die Welfen als Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer,
die beträchtliche Teile der im 13. Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten.
Die Gewinnung eines weltlichen Herrschaftsgebiets gelang der gefürsteten Abtei
nicht. 1535/1540 verzichtete der letzte Abt zugunsten des Hochstifts Konstanz auf
seine Würde, die Abtei wurde dem Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757
aufgehoben, 1803 mit Konstanz säkularisiert und Baden einverleibt. 1951/1952
gelangte R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K.,
Die Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die Kultur der Abtei Reichenau, hg.
v. Beyerle, K., Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg. v. Holder, A.,
Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau, hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche
am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W.,
Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994,
612f.; Richter, M., Neues zu den Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144
(1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 683, 1, 2, 476; Verblichener Glanz, hg.
v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Abs.
5798 Remiremont
(Reichsabtei, Residenz). R. (Romarici mons) in
den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen Romaric und den
Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft des
Kaisers an die Grafen von Metz, die im 11. Jh. Herzöge von Oberlothringen
wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für adlige Damen. 1307 wurde die
Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin ernannt. Seit 1415 wurde der
Titel von allen Äbtissinnen getragen. 1556 unterstellte Karl III. die Güter
seiner Herrschaft. Die in 52 bans (Sprengel) eingeteilten weltlichen Güter
blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont, 1963;
Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478.
Abs.
5803 Rendsburg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schaumburg
bzw. Holstein). Um 1150 wurde unter Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg)
bzw. Holstein die Burg R. (Reinholdsburg) an einem alten Übergang über die
Eider errichtet. Unter Graf Heinrich I. wurde R. Sitz der Linie R.
(Holstein-Rendsburg). 1386 siedelten die Grafen nach der Belehnung mit
Schleswig nach Gottorp (Gottorf) um. Über Preußen (1866) kam R. 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Rendsburg.
L.: Wolff 445; Müller, K., Rendsburg, 1961; Hemann, F., Rendsburg, LexMA 7,
1995, 727; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 478.
Abs.
5832 Reval (Bistum,
Reichsfürst, Residenz des Bischofs), Tallinn (Taani
linn Dänenburg). Der Bischof des 1219 von König Waldemar II. von Dänemark
gegründeten Bistums Reval in Livland galt, obgleich er kein weltliches
Herrschaftsgebiet hatte und dem Erzbischof von Lund unterstellt war, seit 1521
als Reichsfürst. 1561 wurde die Reformation eingeführt und das Bistum
aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481; Kämpf, T., Das Revaler
Ratsurteilsbuch, 2013; Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013.
Abs.
5837 Rheda (Herrschaft).
Die um R. (Burg im 11. Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds
gebildete Herrschaft kam nach 1190 erbweise von den um 1170 erscheinenden
Herren von R., die das Freigericht bei R. und die Vogtei über die Klöster
Freckenhorst und Liesborn hatten, an Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel sie über
die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg. Durch Heirat Everwins III. von
Bentheim (1562) kam die Herrschaft R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von
Bentheim. 1565 gewannen die Grafen nach langem Grenzstreit die Herrschaft über
das vorher fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der
Linie Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die Grafschaft Limburg,
verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte R., für das
die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786
mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette)
zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1808
wurde R. dem Großherzogtum Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen
(Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817
den Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3;
Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921;
Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten
der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich,
Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln,
1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt, 2006.
Abs.
5839 Rheina-Wolbeck
(Fürstentum). An der Furt einer wichtigen Straße über die Ems wird erstmals 838
ein Königshof genannt, zu dem eine dem heiligen Dionysius (von Paris) geweihte
Pfarrkirche gehörte. Seit dem 13. Jahrhundert kam Rheine an das Hochstift
Münster. 1327 wurde es zur Stadt erhoben. 1463 wurde in der Nähe ein Kloster
gegründet. 1803 wurde das aufgegebene Kloster Residenz
des aus zwei Ämtern des ehemaligen Hochstifts Münster für den Herzog Wilhelm
Joseph von Looz-Corswarem gebildeten Fürstentums R. Dieses bestand aus einem 80
Kilometer langen, 10 bis 15 Kilometer breiten Streifen längs der Ems (zwischen
Münster und Lingen) und kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich,
1815 in seinem südlichen Teil an Preußen (Provinz Westfalen), in seinem
nördlichen Teil an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen. 1946 fiel das
Gebiet mit Rheine bis auf einen kleinen Teil im Norden an Nordrhein-Westfalen.
L.: Führer, A., Geschichte der Stadt Rheine, 1927; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Abs.
5848 Rheinfels (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von
Katzenelnbogen bzw. des Landgrafen von Hessen). 1245 erbaute Graf Dieter V. von
Katzenelnbogen zur Sicherung des Rheinzolls die Burg R. bei Sankt Goar. 1479
kam sie mit dem Erbe der Grafen von Katzenelnbogen an die Landgrafen von
Hessen-Kassel (Hessen). 1567 wurde sie Sitz der Linie Hessen-Rheinfels, fiel
nach deren Aussterben aber an Hessen-Kassel (1583/1648). S. Hessen-Rheinfels.
L.: Wolff 256; Grebel, A., Das Schloss und die Festung Rheinfels, 1844;
Demandt, K., Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen als Residenzen, Verwaltungszentren und Festungen
1350-1650, 1990; Großmann, D., Burg und Festung Rheinfels, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 483.
Abs.
5852 Rheingrafenstein
(Grafen, Grafschaft). Die Grafschaft R. mit der Residenz
Grehweiler bzw. Gaugrehweiler zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zum
oberrheinischen Reichskreis. 1814/1815 fiel ihr Gebiet teils an Preußen, teils
an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Rheingrafen, Salm.
L.: Wolff 279f.; Zeumer 553 II b 60, 17; Wallner 697 OberrheinRK 33.
Abs. 5895 Riesenburg (Residenz des Bischofs von Pomesanien), Prabury
Abs. 5896 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 485.
Abs.
5905 Riga (Erzstift, Residenz). 1180 begründete der Augustinerchorherr
Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein die Mission unter den Liven an der
Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau einer Kirche 1186 vom Erzbischof von
Bremen zum Bischof von Uexküll bzw. Livland geweiht. Seit 1201 war R. der
Bischofssitz. 1207 erhielt der Bischof das Bistum als Reichslehen und wurde
1224/1225 mit den Regalien begabt (Reichsfürst). 1246/1255 wurde das seit
1214/1215 exemte Bistum zum Erzbistum erhoben (Bistümer Dorpat, Oesel-Wieck
[Oesel-Wiek, Ösel-Wieck], Kurland, Samland, Pomesanien, Ermland, Kulm), nachdem
1251 bereits Selonien und Semgallen in ihm aufgegangen waren. 1332 gewann der
Deutsche Orden die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das Erzbistum, dessen Sitz
1418 nach Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden einverleibt. Nach der
Einführung der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit dem Tod des letzten
Erzbischofs, der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und sich 1562 Polen
unterwerfen musste, 1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel auf. 1918 wurde
ein neues Bistum R., 1923 ein Erzbistum R. geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486;
Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2004; Fülberth, A., Riga, 2013.
Abs.
5906 Riga (Reichsstadt, Residenz des Deutschen Ordens). R. an der Düna wurde
1201 von Bischof Albert auf dem Gelände einer baltischen Siedlung gegründet.
Übernommen wurde das Recht der Deutschen auf Gotland, später das Recht
Hamburgs. 1282 trat die Stadt der Hanse bei. Von 1330 bis 1366 unterstand sie
dem Deutschen Orden, danach den Erzbischöfen von R. 1561 wurde R., das zu
dieser Zeit etwa 12000 Einwohner (davon zwei Drittel Deutsche) gehabt haben
dürfte, nach dem Untergang des livländischen Ordensstaates freie Reichsstadt,
huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit aus dem Reich aus. Von 1621 bis
1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden, danach zu Russland, verlor die alte
deutsche Verfassung aber erst 1889. Von 1918 bis 1940 war R. Hauptstadt der
Republik Lettland, die 1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen
in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v.
Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a.,
2004; Riga und der Ostseeraum, hg. v. Misans, I. u. a., 2005.
Abs.
5940 Rochlitz (Residenz des Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 489.
Abs.
5968 Römhild (Ort,
Stadt, Herrschaft, Residenz des Grafen von
Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von Sachsen-Römhild). Im Jahre 800 gab
Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz Rotemulte („braunroter Mergel“,
Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt einen dortigen Bifang an Fulda.
Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts gründete Graf Heinrich IV. von
Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später an die 1274 entstandene Linie
Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R. nannte (Henneberg-Römhild) und
zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1435/1444 Kühndorf,
1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an
Bedeutung. 1548 kamen die Güter Graf Bertholds an die verschwägerten Grafen von
Mansfeld und von diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein Viertel
Henneberg), im Übrigen 1555 an die Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf
Albrechts fielen an die verschwägerten Grafen von Stolberg, im Übrigen
ebenfalls an die Wettiner. 1572 gelangte R. an Sachsen-Coburg-Eisenach
(Sachsen-Coburg), 1640 an Sachsen-Altenburg, 1672 an Sachsen-Gotha. Von 1680
bis 1710 war es Sitz von Sachsen-Römhild und fiel danach zu einem Drittel an
Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln an Sachsen-Meiningen. Das
Sachsen-Coburg-Saalfelder Drittel kam 1805 durch Tausch an Sachsen-Gotha, ganz
R. 1826 an Sachsen-Meiningen, 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik. S. Henneberg, Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
Abs.
5971 Ronneburg (an der
Raune in Livland) (Residenz des Erzbischofs von
Riga), Pils Rauna
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 494.
Abs.
5996 Rostock
(Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um 1160
(1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc, Auseinanderfließen)
auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von Dänemark zerstört.
Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche Kaufleutesiedlung,
die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I. lübisches Recht
erhielt. Sie war seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums
R. Nach 1300 geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an
Mecklenburg zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch
auf und erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit zwölf
Professoren in vier Fakultäten, blieb aber immer unter der Landesherrschaft der
Herzöge von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum
niedersächsischen Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563,
2007.
Abs.
6000 Rotenburg
(Herrschaft, Residenz des Bischofs von Verden).
In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof von Verden die Burg R. In der Folge
wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das Fürstentum
Verden des Königs von Großbritannien zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 496.
Abs.
6022 Rötteln
(Herrschaft, Residenz des Markgrafen von
Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11. Jahrhundert bei der 751 erstmals erwähnten
Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm) errichteten Burg R. bei Lörrach wurde eine
Herrschaft nördlich von Basel benannt. Nach 1306 fiel sie über die Erbtochter
an die Markgrafen von Hachberg (Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie durch
Erbvertrag von 1490 an die Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie zum
schwäbischen Reichskreis. 1951/1952 gelangte R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und das Dorf Lörrach, 1958;
Heimgartner, H., Die Burg Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
Abs.
6027 Rottenburg (Stadt,
Bistum, Residenz des Erzherzogs von Österreich).
Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am Neckar der keltisch
benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem mittelalterlichen
Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen von Hohenberg in das
durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten um 1280 die Stadt R.,
die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber Verwaltungsmittelpunkt der
Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg an Württemberg. 1821 wurde
R. Sitz des katholischen Bischofs für die etwa 450000 Katholiken, die in den
Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg gefallen waren. 1951/1952 kam R.
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828,
Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.; Rottenburg
am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 500.
Abs.
6047 Rudolstadt (Stadt, Residenz des Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt). In R.
an der Saale erscheinen im frühen 9. Jahrhundert von Slawen besessene Hufen des
Klosters Hersfeld. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts sind dort die Grafen von
Orlamünde nachweisbar, von denen R. 1326 Stadtrecht erhielt, aber (endgültig
1340) an die Grafen von Schwarzburg kam. 1361 mussten die Grafen R. von Karl
IV. als König von Böhmen zu Lehen nehmen. Innerhalb Schwarzburgs kam R. an die
in Ranis sitzende Linie. 1552/1599 wurde es Sitz der Linie
Schwarzburg-Rudolstadt, das 1920 in Thüringen aufging. Mit diesem kam es von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 412; Hesse, L., Rudolstadt und Schwarzburg mit ihren Umgebungen,
historisch und topographisch dargestellt, 1816; Renovanz, L., Chronik der
fürstlich-schwarzburgischen Residenzstadt,
1859ff.; Trinckler, H., Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von
Altrudolstadt, 1939; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 501.
Abs.
6051 Rügenwalde (Residenz des Herzogs von Pommern), Darlowo
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 503.
Abs.
6099 Sachsen (Herzogtum,
[Kurfürstentum,] Königreich, Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet
nördlich der unteren Elbe um 150 n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach
Südosten und gemeinsam mit den Angeln auch nach Westen (Britannien)
ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen (772-804) unterworfenen
westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in Nordalbingien,
Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die zwischen Harz und
Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines Stammesherzogs
der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen Königshaus des
Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.) wurden
966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der Wahrnehmung des von der
Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen Herzogtums betraut, doch
beherrschten sie nur die nördlichen Teile des Herzogtums wirklich. Im südlichen
Teil des Herzogtums richtete Otto I. die Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei
den Grafen von Sommerschenburg und 1180 bei den Landgrafen von Thüringen lag
und auch später häufig den Inhaber wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des
Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem Aussterben der Billunger 1106 kam das
Herzogtum nicht an die askanischen bzw. welfischen Schwiegersöhne sondern an
Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht auf dem ihm angefallenen Erbe der
Brunonen und Ottos von Northeim († 1083) beruhte, 1137 aber an die Askanier und
1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich den Stolzen aus dem Hause der Welfen,
neben denen jedoch vor allem der Erzbischof von Magdeburg und die Askanier
eigene Herrschaftsbereiche ausbauten. Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte
Sachsen um Mecklenburg und das westliche Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete
das alte Herzogtum der Sachsen. An seine Stelle trat neben dem Herzogtum
(Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von Köln, dem Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und Weser sowie den
Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften (Oldenburg, Hoya,
Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese Gebiete
verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue Herzogtum S.
der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen). Dieses gründete
sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf einst
billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus sowie
altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296 teilte
sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen sächsischen
Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge gewonnen,
1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die Herrschaften
Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im meißnisch-thüringischen
Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft
Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425,
Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S.
nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485 wurden die
zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam
es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie, die
nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das
Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft
S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und
Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen
sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das
Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren
gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren
Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst
Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg bildeten
zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990 wiederbegründet
(ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen Hoyerswerda und
Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden Landes wurde
wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff,
Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach [Ransbach],
Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von Thüringen wieder
an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann,
G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische
Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die
Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966;
Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.;
Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970; Klein, T., Provinz
Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v.
Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v.
Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990;
Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und
Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.; Sachsen
1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996;
Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter,
M., Die Bildung des Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v.
Kroll, F., 2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v.
Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen
(1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007;
Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und
Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und
Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v.
Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Abs.
6115 Sachsen-Hildburghausen
(Herzogtum). Hildburghausen an der Werra dürfte in fränkischer Zeit gegründet
worden sein und wird 1234 erstmals erwähnt. Über die Grafen von
Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis 1234), das Hochstift Würzburg
(bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die Herrschaft Coburg, die Grafen
von Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es
1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von
Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses
Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an
Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung
nach Ernst dem Frommen Residenz des Herzogtums
S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683
Königsberg [1683] und die Klosterämter Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705],
aus Henneberg das Amt Behrungen [, 1714]), das zunächst unter der Aufsicht
Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen
Aufwands musste 1769 die kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen
werden. Das in weiblicher Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde
1720 an die Generalstaaten der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden
Neuordnung der sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die
Güter Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld
an Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954.
Abs.
6116 Sachsen-Lauenburg
(Herzogtum). Das an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der
Germanen im Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12.
Jahrhundert aber von den Welfen erobert. 1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der
Löwe Heinrich von Badwide mit der Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des
späteren Lauenburg einnahm. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das
Gebiet an Dänemark und durch Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die
Burg Lauenburg erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Herzogtums Sachsen
1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das Herzogtum S. (verstreute Güter an
der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde in drei Linien geteilt. Später
gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg verloren (1359 Mölln, 1370
Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden. Bei dem Aussterben der
Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach
längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover).
S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg,
Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus,
Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an
Frankreich, dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde
das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem
deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz
Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884.
Abs.
6117 Sachsen-Meiningen
(Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf Meiningen an der Werra wird 982 erstmals
erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem Reich gehörigen Meiningeromark
(Meiningermark) und kam zunächst an das Stift Sankt Peter und Alexander in
Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an das Hochstift Würzburg. Um die
Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die Bischöfe von Würzburg die Stadt
Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als Lehen an die Grafen von
Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583) fiel sie an das Haus Wettin
(Sachsen) und wurde 1660 der ernestinischen Linie (Sachsen-Altenburg)
zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen Residenz des
aus der Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu ihm gehörten
Meiningen und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen Teile
Sachsen-Coburgs (Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und
das Amt Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild) hinzu.
Um 1790 zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807 trat
das im ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund, 1815
dem Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829 verbesserte
Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie
Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in
die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem
von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von Sachsen-Hildburghausen
alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen. S. trat 1867/1871 dem
Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es umfasste 1910 2468
Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918 dankte der Herzog ab.
Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat ging am 1. 5 1920 im Land
Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde es
aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Abs.
6119 Sachsen-Römhild
(Fürstentum). Römhild im südlichen Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9.
Jahrhundert dem Kloster Fulda, später den Grafen von Henneberg (1274-1379
Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549
kam es durch Erbschaft an die Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus
Wettin (Sachsen) vertauschten. 1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit),
das 1710 unter Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen geteilt wurde,
aber 1826 ganz an Sachsen-Meiningen kam. Um 1800 zählte S. zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
Abs.
6128 Sachsen-Zeitz
(Herzogtum). Die ursprünglich slawische Burg Zeitz an einem alten Übergang über
die Weiße Elster wird erstmals 967 genannt. 968 gründete Kaiser Otto I. in
Zeitz ein Bistum für die Slawenmission. 1228/30 wurde dessen Sitz nach Naumburg
verlegt. 1140 kam die Vogtei über Zeitz an die Markgrafen von Meißen. 1286
nahmen die Bischöfe von Naumburg ihren Sitz in Zeitz. Von 1663 bis 1718 war
Zeitz Residenz der albertinischen, zum
obersächsischen Reichskreis zählenden Linie S. (1657-1718, Naumburg, Zeitz,
Neustadt, Schleusingen, Suhl). 1815 fiel Zeitz an Preußen und damit innerhalb
Sachsen-Anhalts (1947) von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wilcke, M.,
Zeitzer Heimatbuch, Bd. 1f. 1925; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1ff. 1962; Müller, A., Geschriebene und gedruckte Quellen
zur Geschichte von Zeitz, 1967; Pappe, O., Tausend Jahre Stadt und Kirche
Zeitz, 1967.
Abs.
6133 Säckingen (Abtei, Residenz). 522 (?, 7. Jh.?) gründete der irische Mönch
Fridolin auf einer später abgegangenen Insel des Hochrheins nördlich Basels auf
altem Siedlungsboden eine klösterliche, wohl von Poitiers beeinflusste Zelle,
die älteste mönchische Niederlassung bei den Alemannen. 878 erscheint die
Frauenabtei Seckinga. Ihre Laienäbte erweisen S. zu dieser Zeit als
Königskloster. Umfangreiche Güter bestanden in Churrätien und in Glarus. Im 11.
Jahrhundert wurde S. Kanonissenstift. 1173 kam S. nach dem Aussterben der
Grafen von Lenzburg unter die Oberherrschaft (Vogtei) der Grafen von Habsburg.
Die 1307 gefürstete Äbtissin blieb aber Herrin des Ortes, der vor 1250
Stadtrecht erhalten hatte. Bis 1805 war S. eine der vier vorderösterreichischen
Waldstädte. 1805/1806 wurde die Abtei aufgehoben und S. kam an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Waldstädte.
L.: Wolff 41; Malzacher, J., Geschichte von Säckingen, 1911; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Jehle, F., Die Geschichte des Stiftes Säckingen,
2.A 1984; Zotz, T., Säckingen, LexMA 7 1995, 1244f. ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 723, 1, 2, 503; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 542.
Abs.
6135 Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań. Durch Teilung des
schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis 1304, von 1322 bis
1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252
zum Herzogtum Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S.
Dieses stand seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an
Wettin (Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die
Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven
an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und
kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste Österreich S. an Preußen
abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter Biron von Kurland gekauft
und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord verheiratete Tochter
Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sagan und
Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan, LexMA 7 1995, 1254; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507.
Abs.
6138 Saint-Claude
(Reichsabtei, Residenz). Die Abtei von S. wurde
im 5. Jahrhundert von den im Jura tätigen Mönchen Saint-Romain und Saint-Lupicien
gegründet. 819 zählte sie zu den mit den höchsten Reichsabgaben belegten
Klöstern. 1175 unterstellte Kaiser Friedrich Barbarossa sie unmittelbar dem
Kaiser. Zwischen 1307 und 1315 entstand ein Urkundenbuch (livre d’or).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 685, 1, 2, 508.
Abs.
6140 Saint-Mihiel (Residenz des Bischofs von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 510.
Abs.
6153 Salm-Kyrburg
(Grafen, Fürsten). S. ist ein (dem Geschlecht der Wild- und Rheingrafen
entstammender) Zweig der 1165 entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm.
Er zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1742 wurde er in den
Reichsfürstenstand erhoben. 1763 gewannen die Fürsten die Fürstentümer Horn
(Hornes) westlich Roermonds und Overijse (Overisque) in Limburg in den
Niederlanden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst als Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an Frankreich je
ein Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als Fürstentum
mit der Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921.
Abs.
6159 Salm-Salm (Grafen).
S. ist ein dem Geschlecht der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und
Rheingrafen) entstammender Zweig der 1165 entstandenen Linie Obersalm der
Grafen von Salm. Die Fürsten von S. folgten der 1738 erloschenen Hauptlinie der
Fürsten von Salm. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803
erhielt der Fürst als Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen
Güter an Frankreich je zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts
Münster als Fürstentum mit der Residenz in
Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und
Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, Nancy 1921.
Abs.
6167 Salzburg (Erzstift,
Bundesland, Residenz). Nach älteren Siedlungen
errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch benannten, nicht
sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder aufgaben. Wenig
später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der heilige Rupert (von
Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter und (um 712/715) das
Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte Bonifatius das hier
entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern), das vor allem unter
Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum bis zur Theiß
erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg, Freising und Säben
bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde, wobei der Abt von
Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S. erscheint erstmals in
der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde die Immunität bestätigt.
Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem
11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk
(1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den
Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard II.
von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten im
Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das
Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342
erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark
und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der
Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden.
Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise
Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht.
1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende
Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg
bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des
zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen
(oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf.
Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen,
Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann
(Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels),
Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche
Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach,
Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im Zillertal,
Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann im Pongau,
Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten
dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau,
Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte
Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz)
(im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg),
die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der Steiermark) und im
Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen, der Markt
Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige
andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000
Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an
Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an
Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den
westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817
München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis
1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von
Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland
Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der
spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die
Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA
7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F.,
Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel,
1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 484, 1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der
Geschichte des Landes 696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte,
hg. v. Wolfram, H., 2006.
Abs.
6170 Salzderhelden (Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg bzw.
Braunschweig-Grubenhagen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 513.
Abs.
6178 Samland (Bistum).
1243 gründete der päpstliche Legat Wilhelm von Modena für die Gebiete des
Deutschen Ordens nördlich des Pregel bis zur Memel das Bistum S. mit einem in
drei Teile aufgeteilten Drittel des noch zu erobernden Gebiets als weltlichem
Herrschaftsgebiet. Zwischen (1246 bzw.) 1252 und 1265 gelang die Eroberung
durch den Deutschen Orden. 1255 wurde das Bistum nach der Unterwerfung der
Pruzzen durch den Deutschen Orden dem Erzbistum Riga unterstellt. 1264 nahm der
Bischof seinen Sitz in Fischhausen. 1294 wurde die Stiftung des Domkapitels
endgültig vollzogen. 1322 wurden die Gebiete des Bischofs (um Fischhausen,
nördlich Königsbergs und nördlich Insterburgs) von den Gebieten des dem
Deutschen Orden inkorporierten Domkapitels dauerhaft getrennt. 1525 führte der
Bischof die Reformation ein und trat die weltliche Herrschaft an Herzog
Albrecht von Brandenburg ab. 1587 wurde das Bistum aufgehoben und stattdessen
ein Konsistorium in Königsberg geschaffen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Samland, hg. v. Woelky, C./Mendthal, H., Bd. 1ff.
1891ff.; Das westliche Samland, hg. v. Schlicht, O., 1920, Neudruck 2001;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Der Landkreis
Samland, bearb. v. Gusovius, P., 1966; Boockmann, H., Samland, LexMA 7 1995,
1342; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 605; Biskup, R., Das Domkapitel von
Samland, 2007.
Abs.
6181 Sankt Andrä im
Lavanttal (Residenz des Erzbischofs von Salzburg
bzw. Bischofs von Lavant) s. Lavant (Bistum)
L.: Wolff 30; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 543.
Abs. 6184 Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete Abtei, Residenz) s. Regensburg, Sankt Emmeram
Abs.
6187 Sankt Gallen
(Reichsabtei, Kanton; Residenz). 612/613
gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche im
Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung, 747/748
Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster vom
Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter Verleihung
der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der wichtigsten
Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende Bibliothek), der
reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte das Reich die
Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der Folge gewann die
Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem sog. Fürstenland
und Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468 durch Kauf noch
die Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei in den
Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411 errangen die
Untertanen in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der Schweiz ihre
Unabhängigkeit. 1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz. 1451 wurde der
Fürstabt durch Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus zugewandter Ort
der Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft in der Stadt S.
1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524 eindringenden
Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und Glarus) alle
Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit säkularisierte
Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde das Stift,
dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen Mooweiler
(Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik geschlagen (Kantone Säntis,
Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in Oberschwaben, über die das Kloster 1699
den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803 als Entschädigung für Tarasp an den
Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805 wurde das Kloster vom großen Rat
(Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons S. aufgehoben. Der Kanton S.
bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen
Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft
von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft von Zürich,
Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483 sowie von Bern
seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von Glarus seit 1517), Sax
(Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft von
Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie von
Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt Rapperswil,
die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz, Unterwalden und
Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007;
Vita sancti Galli vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
Abs. 6197 Sankt Odilienberg-Hohenberg (Reichskloster, Residenz) s. Hohenburg
Abs.
6203 Sannegg (im Sanntal
im heutigen Slowenien) (Residenz der Freien von
Sannegg bzw. Grafen von Cilli)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 514;; Zehetmayr, R., Urkunde und
Adel, 2010.
Abs.
6222 Savoyen (Grafen,
Herzöge), frz. La Savoie. Das Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der
Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121
v. Chr. von den Römern unterworfen wurden, die es der Provinz Gallia
Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4. Jahrhundert (um 390) wurde es
Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten die Römer die Reste der von
den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534 eroberten die Franken das Reich
der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit
934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen Reich kam. Das
burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert Weißhand 1003-1048)
erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere Isèretal, das obere
Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin (1091). Seit 1125
nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und machten es zur
Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie ins Waadtland
vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361 trennte Kaiser
Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat, unterstellte es
unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum Reichsvikar im Arelat.
1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf (ohne die Stadt). 1416
erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen und belehnte sie 1422
mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von S. die
mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach
Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen Reichskreis
eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die
Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und
Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch
kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601
mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631
gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa)
(bis 1696) an Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat
und Mailand sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720
unter Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben
werden musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara
und Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem
Reich aus. 1860 wurden das Stammland S. sowie Nizza an Frankreich als
Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens,
dessen Könige die Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P.,
1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier,
R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz,
B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 105; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890;
Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle, 2000.
Abs.
6276 Schaumburg
(Grafschaft). Die Burg S. oder Schauenburg bei Rinteln an der mittleren Weser
wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem Magdeburger
Raum (Sandersleben) stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030 mit der Grafschaft
zwischen Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte,
jedenfalls bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der
Mittelweser verwurzelt erscheint. 1110 (1111) wurden die Grafen von S. nach dem
gewaltsamen Tode des Grafen Gottfried von dem sächsischen Herzog Lothar von
Süpplingenburg mit der Grafschaft Holstein und Stormarn (Nordalbingien)
belehnt. Zwischen 1201/1205 und 1224/1247 mussten die Grafen zugunsten
Dänemarks auf Holstein verzichten. 1241/1273 teilte sich das Haus in eine
Kieler, vor allem in Holstein und Stormarn begüterte, 1315 ausgestorbene Linie
und eine Itzehoer Linie. 1295/1297 wurden die Grafschaften S. und Holstein der
Itzehoer Linie auf zwei Linien verteilt, neben denen noch eine 1390 ausgestorbene
Linie Plön bestand. Die holsteinische bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie)
vereinigte nach und nach alle Güter mit Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der
Herrschaft Pinneberg und erwarb zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als
Lehen Dänemarks. Bei ihrem Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf
Grund des Vertrages von Ripen an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in
Dänemark bestiegen hatte. Die Schauenburger (Schaumburger) bzw.
Holstein-Schauenburger (Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.), welche
die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am Ende des
14. Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister
erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft
Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert
endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die
bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis
1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben
hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie
Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621
Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz
nach Bückeburg aus. Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie
von Plön bzw. auf Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von
Pinneberg abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft
Holstein wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an
den König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die
Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog
Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde
1647/1648 aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau
und Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die
Ämter S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen
Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten
Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg
und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern)
unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe). Der
hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz
Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932
Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946.
Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G.,
Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443;
Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S.,
Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen
1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
Abs.
6280 Schaumburg-Lippe
(Grafschaft, Fürstentum). 1640/1647 erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen
(Lippe) über seine Schwester (und Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen
von Schaumburg) einen Teil der Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg,
Stadthagen, Arensburg, Hagenburg, Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und
vereinigte sie unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen
Besitzungen Lipperode und Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg an
Dänemark, Lauenau und ein Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die
Reste der Grafschaft Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen
[teilweise]) an Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne
die Hauptlinie Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz
in Bückeburg und die Nebenlinie Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste
das Amt Blomberg an Lippe-Detmold abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft
S. von der Bückeburger Hauptlinie an die ohne Landeshoheit abgezweigte
Alverdissener Nebenlinie über. Sie musste das Amt Schieder an Lippe-Detmold
abtreten, das 1812 auch Alverdissen kaufte. 1807 trat der regierende Graf dem
Rheinbund bei und nahm den Fürstenrang an. 1815 schloss er sich dem Deutschen
Bund an. 1816 gab er eine landständische Verfassung. Durch rechtzeitige
Anlehnung an Preußen rettete das Fürstentum 1866 seinen Fortbestand. 1871 wurde
es zweitkleinster Bundesstaat des Deutschen Reiches. Im lippischen
Erbfolgestreit von 1895 bis 1905 vermochte der Fürst seine Ansprüche auf Lippe
nicht durchzusetzen. Am 15. 9. 1918 trat er zurück. Am 16. 11. 1918 wurde S.
Freistaat und erhielt am 24. 2. 1922 eine neue Verfassung. Der aus wachsenden
finanziellen Schwierigkeiten sinnvolle Anschluss an Preußen scheiterte in
Abstimmungen von 1926 und 1930. Von 1933 bis 1945 unterstand S. (1939 340
Quadratkilometer, 53200 Einwohner) einem Reichsstatthalter, blieb aber
verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23. 11. 1946 kam es zu Niedersachsen.
Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte ein selbständiges Land S., wirkte
sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe,
1990; Meien, J., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
Abs.
6281 Schaunberg
(Herrschaft, Grafschaft). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Burg S.
bei Aschach in Oberösterreich errichtet. Nach ihr nannten sich dann Herren bzw.
seit 1316 Grafen, die vermutlich von den hochfreien Herren von Julbach (am Inn)
abstammten oder mit ihnen identisch oder mit den Grafen von Formbach verwandt
waren, im 13. Jahrhundert zwischen Traun und Salletwald bedeutende Güter
gewannen und im 14. Jahrhundert versuchen konnten, ihr Herrschaftsgebiet in ein
unabhängiges Land zu verwandeln. Sie mussten sich jedoch trotz Einräumung einer
Sonderstellung 1390 dem Herzog von Österreich unterwerfen. Zu Beginn des 16.
Jahrhunderts erhoben sie das 1367 gekaufte Eferding zur Residenz. In der Reformation wurden sie lutherisch. 1559 starb der
letzte Graf. 1572 kamen die Güter in Österreich an die Grafen von Starhemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G/H 4/5; Kühne, M., Die Häuser
Schaunberg und Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1880; Stowasser, O., Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte,
ZRG GA 44 (1924), 114; Hageneder, O., Die Grafschaft Schaunberg, Mitt. des
oberösterr. Landesarchivs 5 (1957); Hageneder, O., Das Land der Abtei und der
Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 7 (1960); Haider, S.
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Haider, S., Schaunberg, LexMA 7 1995, 1444;;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Herren von Schaunberg, Jb. d.
oberösterreich. Mueselvereins 153 (2008), 23; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel,
2010.
Abs.
6293 Schellenberg (über
dem Zschopautal bei Chemnitz) (Residenz der
Markgrafen von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 515.
Abs.
6300 Schenk von Castell
(Reichsritter, Grafen). Die S. entstammen einer im Thurgau ansässigen, 1681 in
den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. 1663 erwarben sie durch Heirat die
Herrschaft Dischingen, die sie 1734 an Anselm Franz von Thurn und Taxis
verkauften. Bis zum frühen 18. Jahrhundert zählten die S. (von Hohenberg,
Schenkenstein) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten
sie mit Oberdischingen (1661) und Bach (1721) zum Kanton Donau (des
Ritterkreises Schwaben) sowie zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Franz Ludwig Graf S. baute
die 1764 erlangte Herrschaft Oberdischingen zu einer Residenz
aus und errichtete in Oberdischingen ein Zuchthaus. 1785 wurde von Kloster
Urspring Wernau (Kanton Donau) übernommen. 1806 wurden die S. in Württemberg
mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 58; Ruch Anhang 78;
Riedenauer 126; Arnold, E., Der Malefizschenk, 1911.
Abs.
6337 Schillingsfürst
(Burg). Das im Jahre 1000 erstmals erwähnte S. an der Wörnitzquelle kam von den
reichsministerialischen Herren von S. (belegt 1129-1260/1262) erbweise an die
Hohenlohe. 1723 wurde es Sitz der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst (Hohenlohe-Waldenburg).
S. Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Hofmann, H., Burgen, Schlösser, Residenzen
in Franken, 1961; Borchardt, K., Die Herren von Schillingsfürst, Jb. d. Ver.
Alt-Rothenburg 1999, 7.
Abs.
6356 Schlesien
(Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der mittleren und oberen Oder zwischen
Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der Wasserscheide zwischen Oder und
Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war zunächst von Skythen und Kelten besiedelt,
wurde aber schon vor der Zeitenwende von den germanischen Vandalen eingenommen.
Deren links der Oder um den Zobten ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in
allmählicher Ausdehnung namengebend für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der
Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S.
Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art
Oberhoheit des Reichs anerkannte, wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum
deutschen Reich kam. Im Jahre 1000 wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das
Bistum Breslau gegründet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand
durch Erbteilung der Piasten (Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit)
S. mit einem eigenen Herzog, der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen
Verwandten vertrieben wurde. Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt,
teilte sich das Herzogshaus 1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit
Liegnitz;, Breslau, Oppeln, Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien)
bzw. Schlesien bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche
Oberschlesien (mit Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw.
Oppeln, wobei beide, seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig
waren (und König Rudolf von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung,
die Schlesien unter die Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche
Einwanderer aus Sachsen und Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich.
Seit 1249 bzw. 1251 entstanden durch Erbteilungen in Niederschlesien die
Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz.
Glogau seinerseits zerfiel in Sagan, Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und
Münsterberg. In Oberschlesien entstanden 1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und
Teschen. Weitere Teilungen und Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen,
Falkenberg, Groß Strehlitz [Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der
Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem
schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte
verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353
durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung
förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich
gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war
(1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau,
1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [,
1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von
Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht
mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem
Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige
schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462
Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen).
Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an
Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu
S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich,
das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln
protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer,
Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau
Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in
Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537
geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die
Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und
zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von
1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein
durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland
S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die
Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen
preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen
Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der
Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der
reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien
geteilt. 1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000
Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919
bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg
von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität,
2010.
Abs.
6357 Schleswig (Bistum, Residenz). Um 948 wurde unter Kaiser Otto dem Großen
ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher Verwüstung vom
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund unterstellt wurde. 1268
verlegte der Bischof, dem der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht
gelang, seinen Sitz nach Schwabstedt. Von 1541 an waren die Bischöfe
lutherisch. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zog der König von Dänemark die Güter
ein und hob 1624 das Bistum auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit im mittelalterlichen
Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2, 517.
Abs.
6358 Schleswig
(Herzogtum, Residenz). Seit karolingischer Zeit
war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und dem
fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete Kaiser
Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei
gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz
Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des
12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat.
praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut
Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft auch über die
slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen. Schon im 12.
Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel Herzog (lat. dux)
und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen von Holstein aus
dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative Selbständigkeit Schleswigs
gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen Dänemarks). 1326 erzwang
Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über
Dänemark und S. und sicherte sich 1330 eine Anwartschaft auf das
(staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte S. 1375 starb das dänisch-schleswigsche
Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf von Holstein das Herzogtum S. als Lehen
Dänemarks. Seitdem blieben S. und das vom Reich lehnbare Holstein in fester
staatsrechtlicher Verbindung (Schleswig-Holstein). 1440 musste der König von Dänemark
den Grafen von Holstein die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum S. Dänemarks
zugestehen. 1448 veranlasste der Graf von Holstein die Wahl seines Neffen
Christian von Oldenburg zum König von Dänemark (Christian I.). Als mit Adolf
VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der Grafen von Holstein und Herzöge von
S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2. 3. 1460 König Christian I. von
Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von Schleswig (Personalunion Dänemarks
mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser Friedrich III. Holstein,
Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach
Christians Tode 1481 wählten die Stände seine beiden Söhne (König Johann von
Dänemark und Friedrich) zu Landesherren. 1490 teilten beide das Land bei ideeller
Einheit in einen königlichen (Segeberger) Anteil und einen herzoglichen
(Gottorper [Gottorfer]) Anteil in bunter Gemengelage. Friedrich wurde 1524 zum
König von Dänemark gekrönt und vereinigte die Herzogtümer Schleswig und
Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 905; Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Abs.
6371 Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön,
Schleswig-Holstein-Plön (Herzogtum). Um 1156 gründete Graf Adolf II. von
Holstein bei der ehemaligen slawischen Wasserburg Plune, die wohl seit dem 9.
Jahrhundert slawischer Fürstensitz gewesen war, eine deutsche Siedlung. Die
1173 errichtete landesherrliche Burg war von 1290 bis 1390 Sitz einer Linie der
Grafen von Schauenburg, (Schaumburg) von 1623/1636 bis 1761 Residenz des kleinen Herzogtums S., dessen Gebiet bei
ihrem Aussterben 1761 an Dänemark zurückfiel, bei dem es mit Schleswig-Holstein
bis 1864 blieb. 1866/1867 kam es zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Der Landkreis Plön, 2. A. 1964; Klüver, W., Plön. Grundzüge
und Hauptdaten einer Stadtgeschichte, 2. A. 1964.
Abs.
6377 Schleusingen (Burg,
Amt, Residenz des Grafen von
Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit ältere S. an der oberen Schleuse
erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der Landesteilung der Grafen von
Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V. († 1284) begründeten Linie
Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen, Themar), die rasch viele Güter
erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Rossdorf 1317,
Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld (Untermaßfeld) 1325, Coburg). 1310
wurden ihre Angehörigen zu gefürsteten Grafen erhoben. 1583 kam S. an das Haus
Wettin (Sachsen, Kursachsen), 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
Abs.
6419 Schönberg (Burg,
Herrschaft). 1303 erscheint die Burg S. bei Bensheim der Schenken von Erbach,
die diese von der Pfalz zu Lehen hatten. 1510 kam das Lehnsrecht an Hessen.
1717 wurde S. Sitz der Linie Erbach-Schönberg. 1806 kam es an Hessen-Darmstadt
und damit 1945 zu Hessen. S. Erbach-Schönberg.
L.: Wolff 123; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Abs.
6421 Schönberg (östlich
Lübecks) (Residenz des Bischofs von Ratzeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Abs.
6488 Schwabstedt (an der
Treene südöstlich Husums) (Residenz des Bischofs
von Schleswig)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 524.
Abs.
6508 Schwarzburg-Blankenburg
(Grafen). Aus der 1274 von Schwarzburg abgespalteten Linie S. entstammte der
1349 gewählte Gegenkönig Günther (XXI.) zu Karl IV. Sie erwarb 1340 aus dem
Erbe der Grafen von Orlamünde unter anderem Rudolstadt sowie 1356 von den
Grafen von Hohnstein auf Grund einer Erbverbrüderung von 1325 die Herrschaft
Sondershausen. 1564 vereinigte sie beim Aussterben von Schwarzburg-Schwarzburg
unter Graf Günther XL. die gesamten Güter in einer Hand.
L.: Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 192
Abs.
6527 Schweidnitz
(Fürstentum, Residenz des Fürsten), poln.
Świdnica. S. an der Weistritz in Niederschlesien entstand in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts (vor 1243 bzw. vor 1249) bei einer gleichnamigen
slawischen Siedlung. 1260 erhielt es Neumarkter Recht. 1290/1291 wurde es Sitz
des Fürstentums S. einer Nebenlinie der niederschlesischen Piasten, die auch
das 1278 entstandene Fürstentum Jauer bis 1301 besaß. 1301 wurde in S., Jauer
(1312) und Münsterberg (1322) aufgeteilt. 1346 wurde S. mit dem Fürstentum
Jauer (ohne Münsterberg) vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von
Schweidnitz-Jauer mit Kaiser Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen und 1526
an Habsburg bzw. Österreich. 1742 fiel es an Preußen. Das Fürstentum war 45
Quadratmeilen groß und in die Kreise S., Striegau, Bolkenhain-Landeshut
(Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach gegliedert. Seit 1945 stand es unter
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W.,
Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und
Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929;
Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Schweidnitz, 1935; Bein,
W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten, 1990; Gawlas, S.,
Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.
Abs.
6542 Schwerin
(Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018 wird die
wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Nach der Eroberung durch Heinrich
den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen einsetzenden
Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten die Länder
Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227 nahm der
Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine
Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie
Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die
Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen
dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche die Grafschaft durch Kauf von den
ihrerseits in das durch Heirat erlangte Tecklenburg wechselnden Erben erwarben.
Die lehnsrechtlichen Ansprüche der Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die
Herzöge von Mecklenburg teilten ihr Haus 1555/1621 in die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695) bzw. 1701
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15. Jahrhunderts
bis 1764 und von 1837 bis 1918 war S. Residenz
des zum niedersächsischen Reichskreis zählenden Herzogtums, von 1918 bis 1934
Hauptstadt des Freistaats Mecklenburg-Schwerin und von 1934 bis 1952 des Landes
Mecklenburg. S. Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen
von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi,
H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 530
Abs.
6543 Schwerin
(Hochstift, Fürstentum, Residenz des Bischofs).
1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen
gehörige Bistum S. wurde nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066
(Michelenburg) für die Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160
neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von Heinrich
dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder)
reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren
Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die
Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den
Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568 wurde das Bistum
protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an
Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom
Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar
an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg
(Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im
niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Abs.
6561 Seckau (Hochstift, Residenz). Das 1218 in S. am Fuße der Seckauer Alpen
in der Steiermark, wo seit 1142 ein von den Edelfreien von Traisen-Feistritz
ausgehendes, reich begütertes Chorherrenstift bestand, gegründete Bistum war
Eigenbistum des Erzbischofs von Salzburg und wurde 1786 nach Graz verlegt. Das
Stift wurde 1782 aufgehoben, 1883 aber wieder besiedelt. S. Leibnitz-Seggau.
L.: Roth, B., Seckauer geschichtliche Studien, 1939ff.; Roth, B., Seckau,
Geschichte und Kultur 1164-1964, 1964; Liebmann, M., Die Domherren von
Graz-Seckau, 1886-1986, 1987; 850 Jahre Stift Seckau, 1990; Geschichte des
Bistums Seckau, hg. v. Amon, K., 1994; Dopsch, H., Seckau, LexMA 7 1995, 1660;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 532.
Abs.
6572 Segeberg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schaumburg
bzw. Holstein-Segeberg). 1137 (?) errichtete Kaiser Lothar von Süpplingenburg
auf einem Kalkberg an der Trave die Burg S. (Sigeberg). 1273 kam sie an die
Kieler Linie des Schauenburger (Schaumburger) Grafenhauses Holstein und wurde
Sitz einer besonderen Linie Holstein-Segeberg. 1316 fiel sie an die Rendsburger
Linie (Holstein-Rendsburg). Bei den Landesteilungen Schleswig-Holsteins blieb
sie beim königlichen Anteil.
L.: Wolff 445; Rieken, A., Das Amt Segeberg, innerer Aufbau und
siedlungsgeschichtliche Grundlagen, Diss. 1963; 850 Jahre Bad Segeberg, hg. v.
Segeberg, 1984; Erdmann-Degenhardt, A., Im Schatten des Kalkbergs. Geschichte
von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, 1988; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 532.
Abs.
6639 Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz. Sion. Das schon am Ende
des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum) (Martigny/Martinach) an der oberen
Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum Erzbistum Vienne gehörige Bistum
wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den
von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die
Burgunder gefallen war. 999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf
Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die
Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise
gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche
Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit
seinem weltlichen Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von
Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift
allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon
König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam
imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel
eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der
Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er
die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes
Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend
romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit
der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich 1798
auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 611, 1, 2, 534.
Abs.
6648 Soest (freie Stadt,
Residenz des Erzbischofs von Köln). In S. in
Westfalen ist eine Besiedlung bereits um 600 wahrscheinlich und im 8.
Jahrhundert nachweisbar. An der Kreuzung des Hellweges mit einer
Nord-Süd-Straße wird S. (zu) 836 erstmals genannt (villam Sosat,
„Siedlungsstelle“?). Im 10. Jahrhundert errichtete der Erzbischof von Köln in
S. eine Pfalz. Um 1000 besaß die Siedlung das Münzrecht und um 1100 das
Marktrecht. Sein im 12. Jahrhundert ausgebildetes Recht wurde an etwa 60
westfälische Städte weitergegeben und hat auch das Stadtrecht von Lübeck
beeinflusst. Auf Grund seiner günstigen wirtschaftlichen Bedingungen
(Verkehrslage, Salzquellen) wurde S. eine bedeutende Handelsstadt und einer der
vier westfälischen Vororte der Hanse. 1225 zerstörten die Bürger die
erzbischöflich-kölnische Burg. 1279 übernahmen sie die Stadtvogtei von den
Grafen von Arnsberg. 1444 lehnte sich S., um sich von Köln zu lösen,
vertraglich an den Herzog von Kleve an. Die dadurch ausgelöste Soester Fehde
endete 1449 mit der Trennung der Stadt S. und ihres seit 1274 erworbenen
Herrschaftsgebiets von zehn Kirchspielen (49 Dörfer, 220 Quadratkilometer) in
der Soester Börde vom Erzstift Köln. Der damit erreichten Selbständigkeit
folgte ein wirtschaftlicher Niedergang. 1531 wurde die Reformation eingeführt.
1645/1669 kam S. als Folge des Überganges Kleves (1609/1666) an Brandenburg
bzw. Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Klocke, F. v., Studien zur Soester Geschichte, Bd. 1f. 1927ff.;
Schwartz, H., Kurze Geschichte der ehemals freien Hansestadt Soest, 1949; Deus,
W., Die Soester Fehde, 1949; Rothert, H., Das älteste Bürgerbuch der Stadt
Soest, 1958; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde,
Diss. jur. Münster 1962, (in) Westfäl. Zs. 115 (1965), 101; Stech, A., Die
Soester Stadtrechtsfamilie, 1965; Deus, W., Soester Recht, 1969ff.; Soest,
Stadt - Territorium - Reich, hg. v. Köhn, G., 1981; Dösseler, E., Soests
auswärtige Beziehungen, T. 1f. 1988; Wenzke, B., Soest, Diss. phil. Bonn 1990;
Soest, hg. v. Widder, E. u. a., 1995; Fahlbusch, F., Soest, LexMA 7 1995;
2021ff.; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 536; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 568; Jülich, S., Die frühmittelalterliche Saline von Soest im europäischen
Kontext, 2007; Flöer, M./Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Soest, 2009;
Soest, hg. v. Ehbrecht, W., Bd. 1 2010.
Abs.
6688 Spandau (Residenz des Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 537.
Abs.
6706 Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In der ursprünglich
keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein gelegenen Siedlung
Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v. Chr. von Caesar
unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde vermutlich bereits im 3.
oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der (nach Untergang und
Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt ist. Zunächst gehörte
er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner Auflösung 1801 zum Erzbistum
Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann zum fränkischen Stammesgebiet
gezählter Sprengel reichte von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum
Neckartal und Murrtal und von Selz und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach.
Wichtigstes Kloster war Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im
7. Jahrhundert erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald
an der Grenze zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des
Roten wie Kaiser Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der
Neubau des Domes begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das
ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die
Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich
allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in
das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der
Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des
späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um
Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723
war Udenheim, das zur Festung Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach siedelte der Bischof nach
Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von
Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790 Mitglied des Kantons Odenwald
des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel im Kanton
Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts, das am Ende des 18.
Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte
umfasste, kamen im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an
Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden.
Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im rechtsrheinischen
Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert, ZGO N.F. 38
(1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums Speyer
1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der Pfalz,
Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums Speyer,
1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963;
Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale
Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H.
(1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of
Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das
Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G.,
Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann,
A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und
salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der
Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende des 11.
Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.
Abs.
6729 Stablo (Fürstabtei,
Residenz des Fürstabts), frz. Stavelot. Kurz vor
650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus unter Ausstattung durch
den merowingischen Hausmeier Grimoald und König Sigibert III. die
Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich. Sie war von Anfang an durch
Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf Königsgut) gestifteten
Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines geschlossenen Herrschaftsgebiets.
Als gefürstete Reichsabtei nahm sie seit dem 12. Jahrhundert eine bedeutende
Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie Malmedy) Sitz und Stimme im Reichstag
und später im niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Das Gebiet beider
Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und
Malmedy und die Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten
Xhignesse und Hamoir. 1794 verloren beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit.
Mit ihrem Gebiet (17 Quadratmeilen) kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10.
1795 an Frankreich, das sie 1796 mit Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an
Preußen, S. an die Niederlande und 1830 an Belgien. Malmedy kam am 24. 7.
1920/20. 9. 1920 nach Volksabstimmung an Belgien, war aber von 1940 bis 1945
von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la Société
d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P., Stablo,
LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Abs.
6730 Stablo-Malmédy,
(Fürstabtei, Residenz), Stablo und Malmedy
(Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von ihrer Gründung
unter dem merowingischen Hausmeier Grimoald bis zur Aufhebung durch Frankreich
1796 durch Personalunion miteinander verbunden. Das Gebiet beider Abteien umfasste
das Fürstentum Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmédy und die
Grafschaft Logne mit dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir.
S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547
Abs.
6743 Stargard
(Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten bzw.
Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei Neubrandenburg war Mittelpunkt des
nach ihr benannten umliegenden Landes S., das von slawischen Redariern besiedelt
war und zunächst zu Pommern gehörte. 1236 wurde es vom Herzog von
Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg abgetreten. 1298/1299/1304
kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen Brandenburgs an die Fürsten von
Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank für Unterstützung das Land S.
unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs zu Sachsen und Brandenburg zum
erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin dieses 1348 die Herzogswürde
erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie Mecklenburg-Stargard, die
außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie zeitweise brandenburgisches
Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie Mecklenburg-Strelitz. Über
diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis. Mit Mecklenburg kam es 1945
in die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard (; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Abs.
6754 Staufer
(Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht im Ries beheimateten und zeitweilig mit
der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben bekleideten (oder vielleicht auch aus
dem Elsass stammenden) S. reichen bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts
zurück. Stammsitz war zunächst Büren (Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich
von Büren († 1055) benannte, der durch seine Heirat mit Hildegard von Egisheim
Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn
Friedrich († 1105) erhielt als Schwiegersohn König Heinrichs IV. 1079 im
Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum Schwaben und erbaute die
namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen bei Göppingen. 1125/1138 erlangten
die S., die auch die 1108 letztmals genannten Grafen von Comburg (Komburg)
beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit Konrad III. den deutschen Thron. Unter
(Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet,
Ostfranken, Oberpfalz, Egerland (Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland,
Pleißenland, das nördliche Thüringen und der Harzraum um Goslar
Königslandschaften. In Schwaben fielen zusätzlich die Güter Welfs VI.
(1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf (1180) an. 1184/1186 gelang die
Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien, das 1189/1194 gewonnen
wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und der Thronstreit Philipps von
Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der Doppelwahl von 1198 erschütterten die
staufische Herrschaft dann allerdings zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II.
zwar sein normannisches Erbgut in einen zentralistischen Beamtenstaat
umwandelte, in Deutschland aber durch die Fürstengesetze von 1220
(Confoederatio cum principibus ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in
favorem principum) die Rechte der Landesherren festigte. Nach Friedrichs II.
Tod (1250) sowie seines Sohnes Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der
Staufer in Deutschland. Bei ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des
Sohnes Konrads IV., in Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969;
Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer,
1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer,
T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA
8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u.
a., 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2007.
Abs.
6802 Steinheim (am
Untermain bei Hanau) (Residenz des Erzbischofs
von Mainz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 550.
Abs.
6815 Stendal
(„Steintal“, Residenz des Markgrafen von
Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 552.
Abs.
6832 Stettin (Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Pommern). In S. an der
Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die zweite Hälfte des 8.
Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich der Ort mit Burg und
Markt zur größten Siedlung Pommerns, in der die Herzöge aus dem Haus der Greifen
ihren Sitz nahmen. Ab 1124/1128 wurde das zu dieser Zeit erstmals auch in der
Überlieferung genannte S. christianisiert. Dem folgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. 1237/1243 erhielt S. Magdeburger Stadtrecht. 1295 entstand
durch Erbteilungen Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder
vereinigt, wurde aber 1523 wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation
eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern,
das 1815 den Regierungsbezirk S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark
zerstört und kam unter Verwaltung Polens, an das S. 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit gelangte. S. a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E.,
Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988;
Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S.,
Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554.
Abs.
6834 Steuerwald (bei
Hildesheim) (1311-1802 Residenz des Bischofs von
Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 556.
Abs.
6857 Stolp („Pfosten,
Wehr“) (Land, Herzogtum, Residenz des Herzogs
von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am Anfang des 13.
Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge von Pommern,
beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von Danzig. Burg
und Siedlung S. an der Stolpe wurden erstmals 1236/1269 erwähnt. Das Land fiel
1307/1309 an Markgraf Waldemar von Brandenburg, der dem Ort S. 1310 Stadtrecht
Lübecks verlieh. 1317 kam das Land an Pommern, das die Stadt S. mehrfach an den
Deutschen Orden verpfändete und das zeitweise unter einer Teillinie
Pommern-Wolgasts verselbständigte Land 1459/1463 zwischen Pommern-Wolgast und
Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S. an Brandenburg. Seit 1945 stand es
unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910;
Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W.,
Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche
Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 557.
Abs.
6858 Stolpen
(„Säulenort“ in der Lausitz) (Residenz des
Bischofs von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 559.
Abs.
6869 Stoutenburg (Residenz des Bischofs von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 561.
Abs.
6872 Straßburg
(Hochstift, Residenz des Bischofs). Die Römer
errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager Argentorate,
aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit dem 4.
Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In fränkischer
Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein kleines Stück
des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet zwischen Elz und
Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese Mainz, bei der es
bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223 und 1260 gelang
den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler See (Rufach,
Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der oberen
bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in der Mitte
des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262 verloren sie
allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359 erhielt der
Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das
schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war, residierte, infolge
Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer Aufteilung von 1595 dem
Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch
mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter
Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau)
und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen
Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die
Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der
Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber
Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden
1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden
(Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 615, 1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 494.
Abs.
6874 Straßburg (Residenz des Bischofs von Gurk), Strassburg
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 562.
Abs.
6876 Straubing (Burg, Dorf,
Stadt, Herrschaft, Residenz des Herzogs von
Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im früheren
keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der Bayern
errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken fiel.
1029 kam der Königshof von Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift
Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt.
1353 wurde diese Sitz des Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429,
tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397).
Danach kam S. an Bayern-München, in dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren
Herzog Albrecht heimlich angetraute Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer
ertränken ließ. 1535 löste S. die letzten grundherrschaftlichen Rechte
Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und
alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die Gerichtsverfassung
und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 566.
Abs.
6897 Stuttgart (Ort,
Stadt, Herrschaft, Residenz des Grafen von
Württemberg bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). Vielleicht um 950 legte der
Herzog von Schwaben am Neckar unweit des schon um 700 erwähnten Cannstatt ein
Gestüt (stuot-gart) an, in dem bald mehrere umliegende Siedlungen (Frankenbach,
Immenhofen, Weißenburg, Tunzhofen) aufgingen. Die Herrschaft über den 1160 bzw.
urkundlich 1229 erstmals erwähnten Ort (Stukarten) hatten die Grafen von Calw,
im frühen 13. Jahrhundert durch Erbfolge die Grafen von Baden, von denen er um
1245 durch Heirat an die Grafen von Württemberg kam. Zu Beginn des 14.
Jahrhunderts wurde S. Verwaltungsmittelpunkt Württembergs und wuchs bis 1850
auf etwa 50000 und bis 1942 auf knapp 500000 Einwohner. In Baden-Württemberg
(1951/1952) wurde S. Hauptstadt.
L.: Wolff 161; Pfaff, K., Geschichte der Stadt Stuttgart, Bd. 1ff. 1845ff.;
Schneider, E., Geschichte der Stadt Stuttgart, 1927; Decker-Hauff, H.,
Geschichte der Stadt Stuttgart, 1966; Borst, O., Stuttgart. Die Geschichte der
Stadt, 1973; Leipner, K., Stuttgart, 1987; Lorenz, S., Stuttgart auf dem Weg zur
Landeshauptstadt, (in) FS O. Borst, 1989; Lorenz, S., Stuttgart, LexMA 8 1996,
270f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 568.
Abs.
6932 Sulzburg (am Rand
des Schwarzwalds im unteren Sulzbachtal) (Residenz
des Markgrafen von Baden)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 572.
Abs.
6970 Tangermünde (in
Sachsen-Anhalt) (königliche Residenz,
kurfürstliche Residenz des Markgrafen von
Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 573, 575; Tangermünde, die Altmark
und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Abs.
6999 Ter Horst (Residenz des Bischofs von Utrecht vom Anfang des 13.
Jh.s bis 1459)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 579.
Abs.
7000 Teschen (Herzogtum,
Residenz des Herzogs), Cieszyn. T. an der Olsa
in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw. Burg erwähnt. Vor 1284
(um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. 1281 entstand
durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das Herzogtum T. mit Ratibor
und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in Auschwitz bestand. 1290
wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es sich der Oberhoheit
Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt,
durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem
Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens
an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa
26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien
(Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer
Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der
Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei
aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen, Oberschlesisches
Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.
Abs.
7016 Thann (am Fuß der
Vogesen am Austritt des Thurtals) (Residenz des
Erzherzogs von Österreich)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 581.
Abs. 7060 Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
Abs.
7065 Točnik (Residenz) s. Bettlern.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 582.
Abs.
7073 Torgau (Grafschaft,
Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. Herzogs von
Sachsen). In T. („Marktort“) an der mittleren Elbe wird 973 wohl eine zur
Sicherung des Elbübergangs angelegte deutsche Burg (Turguo) erwähnt. Die
zugehörige Grafschaft T. gehörte seit dem Ausgreifen der Wettiner in die
Niederlausitz zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. 1485 kam T. zur
ernestinischen, 1547 zur albertinischen Linie Sachsens. 1815 fiel es an Preußen
(Provinz Sachsen), über das es in Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik kam.
L.: Wolff 378; Urkundenbuch von Torgau, hg. v. Knabe, C., 1902; Henze, E.,
Geschichte der ehemaligen Kur- und Residenzstadt
Torgau, 1925; Blaschke, K., Torgau, 1979; Blaschke, K., Torgau, LexMA 8 1996,
875; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,582.
Abs. 7082 Totschnick (Residenz) s. Bettlern
Abs.
7084 Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs). Vielleicht im späten 4.
Jahrhundert wurde in T. (Tullum Leucorum) an der oberen Mosel ein Bistum, das
dem Erzbistum Trier unterstand, gegründet. 879/925 kam T. zum ostfränkischen
Reich. Die Bischöfe wurden vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum T.
reichte von den Vogesen und Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261 ging
die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von
Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei über das Bistum und beherrschten
damit das weltliche Herrschaftsgebiet weitgehend. Zugleich fiel das
Besetzungsrecht des Bischofsstuhls bis zum Ende des Mittelalters an den Papst.
Nachdem sich die Stadt T. aus der bischöflichen Herrschaft gelöst hatte,
verlegte der Bischof seine Residenz nach
Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete das Hochstift dann
wieder Abgaben an das Reich. 1552 besetzte der König von Frankreich T. als
Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich ab. Das Bistum
bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der Mosel und
Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum mit dem 1777
abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584; Petry, C., Faire des sujets du roi,
2006.
Abs.
7122 Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An der mittleren Etsch
gründeten Räter oder Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr. an die Römer überging
(Tridentum) und von diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur colonia erhoben wurde.
Seit dem 4. Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz (um 400 Bischof Vigilius,
seit dem 5. Jahrhundert Suffragan von Aquileja). Später wurde sie Mittelpunkt
eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. 952 kam T.
als Teil der Mark Verona an Bayern. 1004/1027 entstand durch kaiserliche
Übertragungen (1004 Grafschaft T., 1027 Grafschaft Bozen [von der Grafschaft
Norital abgetrennt], Grafschaft Vinschgau) das reichsunmittelbare, über die
Diözese ausgreifende Hochstift T. Seine Vögte waren seit etwa 1150 die Grafen
von Tirol, die im Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und die Rechte
der Grafen von Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg. Trotz
erheblicher Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher Verlust
Bozens, endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der Einmündung
des Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im Süden an
Venedig (4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis
1803 selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75
Quadratmeilen und hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von
1805 bis 1809 an Bayern und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814
an Österreich, 1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825
exemt, bis es Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen,
Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des
Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von
Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83; Voltelini,
H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939;
Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F.,
Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La
sovranità dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F.
Prinz zu, Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino,
1973; Il Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati
italiani, hg. v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8
1996, 989f.; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das
Pontifikat Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das
Trientner Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della
cattedrale di Trento, 2001; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586;
Storia del Trentino Bd. 3, hg. v. Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M.,
La costituzione politica della città, 2009.
Abs.
7123 Trier (Erzstift,
Kurfürstentum, Residenz des Erzbischofs). 16-13
v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet der
keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von Kaiser
Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich der
Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten
Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius). 475 wurde
sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz umwandelten.
843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen Reich. 897
wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902 erlangte der
im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane Metz, Toul,
Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von Normannen
verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er einen
Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald,
1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf
zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde
der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und
Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung zwischen den Gütern
an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen
und die Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden
Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545 die Grafschaft
Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete der Erzbischof
eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen.
Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Hochstift 151
Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen die linksrheinischen
Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen Güter säkularisiert und
an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an das Großherzogtum Berg.
Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer
Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum
Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas
(1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im
16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier
im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur
Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis
zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte
im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Abs.
7140 Troppau
(Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Herzogs).
T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200 trat im
Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König Ottokar
II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer Provinz um T.
1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum
(Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von
1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der
Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer
Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T.,
das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad,
1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn
Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen
unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es
Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang
der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil
bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das
Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 590.
Abs.
7163 Tübingen (Grafen,
Pfalzgrafen, Residenz des Grafen bzw.
Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an der Stelle
von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit Pfarrkirche. Um die
Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia genannte Burg
errichtet, nach der sich die Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am Ende des 11.
Jahrhunderts Grafen von T. nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau und um
Blaubeuren begütert. Spätestens seit 1146 waren diese Grafen an Stelle der
Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie die
Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger), von denen sie die
Grafschaften Bregenz (überwiegend) und Churrätien (bis 1167?) erlangten, die
aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch die Teilung in eine pfalzgräfliche
Linie und eine Linie Montfort wieder getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern
zählten außer T. Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst
Schönbuch, die Vogtei über Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund
weiblicher Erbfolge Gießen, das 1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft
wurde. Mit weiteren Teilungen nach 1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294],
Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667, Asperg bis nach 1357, Böblingen bis 1377)
kamen diese Güter an das Kloster Bebenhausen und vor allem an die Grafen von
Württemberg (Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342 fiel T. durch Kauf für 20000
Pfund Heller an Württemberg, das 1477 die Eberhard-Karls-Universität in T.
gründete. 1381 wurde die letzte der alten Herrschaften (Herrenberg) veräußert.
1634 starb die letzte Linie auf der in der Mitte des 14. Jahrhunderts
erheirateten Burg Lichteneck im Breisgau aus. Von 1945 bis 1952 war T.
Hauptstadt des Landes Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen.
Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B., Grundherrn, Gerichte und
Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit, 1954; Seigel, R., Gericht und
Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968;
Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und
Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff.
1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift
500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff,
H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J., Bilder zur Geschichte der Stadt
Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt,
Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen
1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996, 1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch
(1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 592.
Abs.
7198 Udenheim (südlich
Speyers) Residenz des Bischofs von Speyer).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 595.
Abs. 7199 Udine (Residenz des Patriarchen von Aquileja)
Abs. 7200 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 597.
Abs. 7238 Untermaßfeld (im Grabfeld an der Werra) (Residenz des Grafen von Henneberg-Schleusingen)
Abs. 7239 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 599.
Abs.
7250 Urach (Grafen,
Grafschaft, Herrschaft, Residenz des Grafen bzw.
ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei Reutlingen wird im 11.
Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den am Anfang des 12.
Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat Eginos IV. mit Agnes
von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen im
Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen Grundlage 1248 in die
Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um 1265 von den Grafen von
Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie Urach (1261) spätestens
1264 gelangte, bei einer Burg planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484
war es Sitz der Linie Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach)
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600.
Abs.
7264 Usingen (Burg,
Stadt, Herrschaft). An alten Handelswegen im Taunus erscheint zwischen 750 und
802 in Urkunden Fuldas U. an der Usa. 1207 kam es an die Grafen von Diez, 1302 an
deren Linie Neuweilnau, 1326 an die Grafen von Nassau. Dort wurde es Sitz der
Linie Nassau-Usingen, deren nach 1651 geschaffene Residenz
1744 nach Wiesbaden und Biebrich verlegt wurde. Das Residenzgebäude
brannte 1873 ab. U. kam über Nassau und Preußen (1866) 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 265.
Abs.
7269 Utrecht (Hochstift,
Herrschaft, Oberstift, Residenz des Bischofs).
Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum
entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord)
erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das
dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen
Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof Adalbold
(1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von Groningen gewonnen,
danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am Ostufer der
Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046, Westfriesland 1064, Staveren 1077,
Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086). Später
entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen Einfluss
und verfolgten eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings die
Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in
Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern
getrennten Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein
und Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später
sog. Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit
1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und
Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit Geldern
in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüberstand,
das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge
annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536
verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel)
getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U.,
Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort,
Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der
Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit
Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des
18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil
Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum
Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943; Blijstra,
R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine Bischöfe
im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M. van,
Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604;
Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004;
Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 133.
Abs.
7291 Valois/Burgund
(Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 199.
Abs.
7327 Verden (Hochstift,
Fürstentum, Herzogtum, Residenz des Bischofs).
V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um
785 oder etwas später von König Karl dem Großen dort ein Bistum gegründet. 985
erhielt der Mainz unterstellte und seit 849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte
im Sturmigau und das Marktrecht und Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt
genannt wird. Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis
in die Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene weltliche
Herrschaftsgebiet der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg
residierenden Bischöfe war sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V.,
einige Dörfer der Umgebung (1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede,
Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg
an der Wümme. 1566 wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das seit 1512
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von
Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es
(mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 627, 1, 2, 607.
Abs.
7329 Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd. Virten. Um 350 gründete
Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000 Quadratkilometer) Bistum V. an
der Maas. Unter dem merowingischen König Dagobert I. erhielt es reiche Güter.
In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde es dem Erzbistum Trier unterstellt. 879
kam es zu Ostfranken. 997 bestätigte Kaiser Otto III. dem Hochstift die
Übertragung der Grafschaft V. durch die bisherigen Grafen
(Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei fiel in der Mitte des 12. Jahrhunderts von
den Grafen von Bar an die Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das Bistum geriet
danach aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg Verduns zur
Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz seines nicht
sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen weltlichen
Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde. 1552
besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen ohne Legitimation die
Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt hatte, als Reichsvikar die
calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648 kamen beide an
Frankreich. Bis 1711 blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Abs.
7337 Verona
(Markgrafschaft, Stadtkommune, Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam
vielleicht von den Rätern 89 v. Chr. an die Römer. Wahrscheinlich war es seit
dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489
errichtete in dem deutsch Bern genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von
Bern) seine Residenz. Unter den Langobarden war
Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines langobardischen Herzogs, ab 774
eines fränkischen Grafen. 952 trennte König Otto I. zur Sicherung des
Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark Verona vom Reich Berengars
von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von Bayern. 976 kam diese Mark zum
neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem Aussterben der Eppenstein
(Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit ihm verbunden, wurde
später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im Interregnum (1254-1273) ihre
sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12. Jahrhunderts erlangte die Stadt
Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war sie maßgeblich an der Gründung
des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193 erwarb sie Garda und erweiterte
damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach einer Blütezeit unter Ezzelino da
Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner) und den della Scala (Scaliger
1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an die Visconti von Mailand und
1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an Österreich, 1805 zum Königreich
Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866 mit Venetien an das
neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
Abs.
7343 Vic (Residenz des Bischofs von Metz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 607.
Abs.
7396 Vollenhove (Residenz des Bischofs von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 612.
Abs.
7446 Waldeck
(Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder
im alten Stammesherzogtum Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von
Ziegenhain an die seit Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von
Schwalenberg (südöstlich Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um
Arolsen, die durch Heirat von den Herren von Itter angefallen oder aus der
Vogtei des Hochstifts Paderborn gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des
Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180 nannten sich die Grafen auch Grafen von W.
Für eine Linie wurde 1219 bzw. 1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W.
und Korbach von der Grafschaft Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg)
abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft
Hessen gelang den zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen
bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht
Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415
Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als
reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien
Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens
(später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach
wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607
zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag
die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich
schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die
Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648
die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die
Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim
Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit
1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in
den Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank).
Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von
1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum
Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem
Land eine Verfassung, die jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in
Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4.
1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach,
Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau,
Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die
Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den
letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W.
Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919.
1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926
seitens Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf
Grund einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und
rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Abs.
7449 Waldeck-Wildungen
(Grafen). Die Burg Wildungen gehörte seit etwa 1270 als Mainzer Lehen den
Grafen von Waldeck. Im 16. Jahrhundert wurde Wildungen Residenz
einer Linie der Grafen. 1692 beerbte W. Waldeck-Eisenberg.
L.: Reichard, C., Geschichte von Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Abs.
7536 Warin (südwestlich
Bützows in Mecklenburg) (Residenz des Bischofs
von Schwerin))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 613.
Abs.
7545 Wartburg (bei
Eisenach) (Residenz des Landgrafen von
Thüringen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 614.
Abs.
7596 Weilburg (Burg,
Herrschaft). In W. an der Lahn lag vermutlich schon in merowingischer Zeit
Königsgut. Die Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, erbauten eine 906
erstmals genannte Burg. Nach ihnen kam das Gebiet 993/1002 als Reichslehen an
das Hochstift Worms. Dieses verlor seine Güter 1195/1294 an die Grafen von
Nassau, die seit 1124 Vögte des Hochstifts waren. 1355 wurde W. Sitz der Linie
Nassau-Weilburg. 1816 wurde die Residenz Nassaus
nach Wiesbaden verlegt. W. kam 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S.
Nassau-Weilburg.
L.: Wolff 265; Schaal, K., Weilburg, LexMA 8 1996, 2115; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 661.
Abs.
7601 Weimar (Grafen,
Fürstentum, Residenz des Markgrafen von Meißen
bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist erstmals (899
Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten Grafen im
Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen, 1043 die
Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland erhielten
und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in
männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die
askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um
Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um
Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und ihrerseits
1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus Wettin und wurde 1382 Sitz
einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen Linie und wurde 1552
wieder Residenz. Das Fürstentum bestand aus
Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf), Berka an der
Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf (Häußdorf),
Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt, Schwerstedt,
Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten Buttelstedt, Bösleben
(Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen (Groitschen),
Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt), Guthmannshausen, Stedten,
Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda (Michelroda). Um 1775 zählte die
Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu Thüringen. S. Orlamünde,
Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W.,
Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4. A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte
der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in) Thüringen im Mittelalter, 1995, 183;
Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 615.
Abs.
7613 Weißenburg,
Weißenburg in Bayern (Reichsstadt). Vom 1. bis 3. Jahrhundert bestand an der
schwäbischen Rezat das römische Kastell Biriciana, das 253 n. Chr. von den
Alemannen zerstört wurde. 867 wird in unmittelbarer Nähe hierzu der vielleicht
in der Mitte des 8. Jahrhunderts geschaffene fränkische Königshof Uuizinburc
bezeugt, der an das Kloster Metten gegeben wurde. 889 kam ein Teil des
königlichen Forstes an das Hochstift Eichstätt. 1188 wird W. burgus, 1241 im
Reichssteuerverzeichnis Stadt genannt. Vermutlich seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts, jedenfalls 1339, war W. Reichsstadt. 1525 wurde die Reformation
in der zum fränkischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt. 1802 fiel W., 1
Quadratmeile groß mit 6000-6500 Einwohnern, an Bayern, 1804 an Preußen und 1806
mit Ansbach wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 30; Wallner 693 FränkRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 254ff.; Hofmann, H., Gunzenhausen-Weißenburg, 1960; Strassner, E.,
Land- und Stadtkreis Weißenburg in Bayern, 1966; Strassner, E., Weißenburg,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. d. Komm. für bay.
Landesgeschichte, 1966; Uuizinburg-Weißenburg 867-1967, Beiträge zur
Stadtgeschichte, 1967; Fahlbusch, F., Weißenburg - Werden und Wachsen einer
fränkischen Kleinstadt, Jb. für fränkische Landesforschung 48 (1988);
Fahlbusch, F., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2139; Haberkorn, P., Weißenburg in
Bayern, 1996; Die Regesten der Reichsstadt Weißenburg, hg. v. Jäger, U., 2002;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 697.
Abs.
7614 Weißenburg,
Weißenburg im Elsass (gefürstete Propstei, Residenz
des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts wurde
in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte Benediktinerabtei gegründet, die
wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts Königskloster wurde. Sie wurde von
König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr gefördert und war einer der kulturellen
Mittelpunkte des fränkischen Reichs (Weißenburger Katechismus 789, Otfrids
Krist 870). Seit Otto dem Großen und damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt
sie als reichsunmittelbar und wurde 973 Fulda, Reichenau und Prüm
gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der Abt eine reichsfürstliche
Stellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Abtei von der Reichsstadt W.
und dem umliegenden Adel schwer bedrängt. 1524 wurde sie in ein weltliches
Kollegiatstift umgewandelt. Dieses wurde 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt
und, nachdem W. 1672 an Frankreich gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617
Abs.
7629 Welfen
(Geschlecht). Die W. sind ein fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?,
schwäbisches?), in karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes,
seit dem 12. Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der
Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter
erlangte. Mit Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des
bald in verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische)
Linien aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser
Ludwig dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die
Herrschaft über das Königreich Burgund (Hochburgund) erlangte, und über Welf
II. die schwäbische Linie ab, die seit König Konrad I. umfangreiche
Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien und Bayern (u. a. der Grafen
von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III., 1047 Herzog von Kärnten, 1055
im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn seiner (nach Italien
verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich
X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III.,
ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit
Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die
Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel,
Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen
Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837
Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor
das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg.
v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof,
hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Abs.
7643 Wenden (nordöstlich
Rigas) (Residenz des Meisters des Deutschen
Ordens in Livland), Cesis
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 618.
Abs.
7650 Wenzelstein (bei
Prag) (Residenz König Wenzels aus den Grafen von
Luxemburg 1411-1421)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 621.
Abs.
7653 Werden
(Reichsabtei, Residenz des Reichsabts). Um (791
bzw.) 800 gründete der heilige Liudger in Nachfolge des angelsächsischen
Missionars Suitbert (um 700) in W. (loco Werithina) an der Ruhr auf Eigengut
eine Kirche. Wenig später entstand hier ein bedeutendes Benediktinerkloster,
das in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts (877) durch Übertragung an das
Reich überging (877 Immunität). 931 gewann es das Recht der freien Abtwahl, 974
Marktrecht und Münzrecht. 1198 wurde der Abt Fürst (princeps) genannt. Die
Abtei bildete auf der Grundlage reicher Güter und Nutzungen am Rhein, in
Sachsen und Friesland (aufgezeichnet in den Werdener Urbaren), deren Vögte im
11. Jahrhundert die Grafen von Berg, seit 1334 die Grafen von der Mark, seit
1401 die Herzöge von Kleve-Mark und seit 1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, allmählich ein kleines Herrschaftsgebiet um W. aus. Vom 16. Jahrhundert
an gehörte sie zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1803 wurde sie
mit 2,5 Quadratmeilen Gebiet säkularisiert und kam an Preußen, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 334; Zeumer 552 II a 37, 5; Wallner 794 WestfälRK 36; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft
Werden, 1900; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R./Körholz, F.,
Bd. 1ff. 1902ff.; Körholz, F., Abriss der Geschichte des Stifts Werden, 1925;
Elbern, V., St. Liudger und die Abtei Werden, 1962; Brand, J., Geschichte der
ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit von 1806-1813
unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen Justiz und
Verwaltung, 1971; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 177; Stüwer, W., Die Reichsabtei Werden
an der Ruhr, 1980; Seibert, H., Werden, LexMA 8 1996, 2196f.; Das Jahrtausend
der Mönche, hg. v. Gerchow, J., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 699 (Werden und
Helmstedt), 1, 2, 622; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 666.
Abs.
7727 Wettin (Geschlecht
bzw. Dynastie, zum Personennamen Vit, an der Saale) Residenz
der Grafen von Wettin 1034-1217) s. Wettiner
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 1, 213 1, 2, 623.
Abs.
7728 Wettiner
(Geschlecht). Die W. stammen vielleicht von einem 822 genannten Grafen Rikbert
in Sachsen oder von Herzog Burchard (Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren
vermutlich zuerst im Liesgau und im Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf
Friedrich im Harzgau 875, dessen Nachkommen mit den aus Schwaben stammenden
Burchardingern (Burkhardingern) im frühen 10. Jahrhundert in Verbindung
traten,) begütert, wechselten bis zur Jahrtausendwende aber in den Hosgau an
der Saale. Danach wurden Eilenburg an der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark
(Niederlausitz) und um 1050 Camburg erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich
nach der Burg Wettin bei Halle an der Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von
Eilenburg die Markgrafschaft Meißen als Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des
Hauses Groitzsch hinzu (Grafschaft Groitzsch 1143). Nach der Teilung von 1156
in die fünf Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217),
Groitzsch (bis 1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis
1290 in der Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an
Sachsen, die Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg
und damit 1680 an Brandenburg und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das
Hochstift Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im
thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das
gesamte noch vorhandene Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht
von Habsburg verteidigt werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben.
1379/1382 wurde vorübergehend in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353
Coburg], Thüringen[, dazu 1385 Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat
Hildburghausen und Heldburg], Meißen [dazu der größte Teil des Vogtlands]).
Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV.
bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423 nach dem Aussterben der Askanier als Lohn
für seine Hilfe gegen die Hussiten das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der
Kurwürde. 1446 kam es zu einer weiteren Teilung. 1485 wurde in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v. Kobuch,
M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B., Zwischen
Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der
wettinische Hof im späten Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die
albertinischen Wettiner, Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932,
1989; 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989,
1089-1989. Festschrift des Vereins zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H. v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die
Wettiner in Sachsen und Thüringen, 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen
1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner, 1997; Marquis, B., Meißnische
Geschichtsschreibung des späten Mittelalters, 1998; Blaschke, K., Wettiner,
LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der Wettiner als Reichsfürsten, N.
A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J., Herrschaftsweitergabe, 2002;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre
Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner,
2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und
Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U.,
Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Abs.
7747 Wied (Grafschaft,
Fürstentum). Vor 1129 gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg
(Alt-)W. nördlich von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer
nördlich der Lahn wie links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut.
1244 starb das nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel
über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der
andere Teil an die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann
an die Grafen von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg)
vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem
Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in
weiblicher Erbfolge an eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel,
die sich danach Grafen von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die
Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene
Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen
Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere
Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied
(1648/1653) fiel an die jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785,
Wied-Runkel 1791 in den Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800 umfassten die obere
und untere Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von
6 Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und
Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften
an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die Linie
Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet der
alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Abs.
7748 Wied-Neuwied
(Grafschaft). W. ist die jüngere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand die
untere Grafschaft Wied mit der Residenz in
Neuwied. Sie zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1784 wurde sie in den Reichsfürstenstand
erhoben. Ihre Güter, die außer der Stadt Neuwied den Distrikt mit den
Kirchspielen Heddesdorf, Feldkirchen, Bieber (Niederbieber), Altwied (Wied),
Rengsdorf, Honnefeld (Niederhonnefeld) und Anhausen, den Distrikt mit den
Kirchspielen Rückeroth, Dreifelden und Nordhofen und den Distrikt mit den
Kirchspielen Grenzhausen und Alsbach enthielt, fielen 1806 an Nassau und 1815
an Preußen. Beim Aussterben der Linie Wied-Runkel (1824) trat W. deren Erbe an.
L.: Wolff 345; Zeumer 554 II b 63, 5; Wallner 703 WestfälRK 25 b; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Troßbach, W., ”Im Kleinen
ein ganz wohl eingerichteter Staat”. Aufgeklärter Absolutismus in der
Grafschaft Wied-Neuwied, (in) Journal für Geschichte, 1985, H. 5; Troßbach, W.,
Der Schatten der Aufklärung, 1991.
Abs.
7749 Wied-Runkel
(Grafschaft, Fürstentum). W. ist die ältere Linie des Hauses Wied. Ihr
unterstand seit 1698 die obere Grafschaft Wied mit der Residenz
Dierdorf und der Herrschaft Runkel. Sie zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange) von Köln die Ämter Neuerburg und
Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei Villmar. 1806 kam die Grafschaft
an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die Linie von Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 114.
Abs.
7754 Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs
von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige Residenz
der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen Siedlung
Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100 n. Chr.
ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich
Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und
zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel
1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz
ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221
erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar.
1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von
Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz
innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439
wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches
(1800 etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und
1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624;
Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012.
Abs.
7757 Wiener Neustadt
(Stadt, Bistum, Residenz des Herzogs von
Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich). W. N. wurde kurz nach der Belehnung
der Babenberger mit der Steiermark als Neustadt begründet (seit 1358 Wiener
Neustadt). 1469 wurde es Sitz eines Bistums, das 1785 nach Sankt Pölten verlegt
wurde. Zeitweilig war W. N. Residenz des Kaisers
des Heiligen Römischen Reiches (2. Hälfte des 15. Jh.s).
L.: Wolff 26; Mayer, J., Geschichte von Wiener Neustadt, Bd. 1ff. 1924ff.;
Reidinger, E., Wiener Neustadt, 1995; Csendes, P., Wiener Neustadt, LexMA 9
1998, 89; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 629.
Abs.
7771 Wijk-bij-Duurstede,
Wijk bij Duurstede (südwestlich Utrechts) (Residenz
des Bischofs von Utrecht 1459-1528, 1545-1580)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 632.
Abs.
7847 Wismar (Herrschaft).
W. (1167 aqua Wissemara) geht in seinen städtischen Anfängen auf
flandrisch-sächsische Siedlung am Ende des 12. Jahrhunderts zurück. 1211 ist
ein Hafen belegt. 1229 wird W. an der Ostsee als Stadt lübischen Rechts
erstmals erwähnt. Sie unterstand trotz großer Selbständigkeit (1229 burgenses,
1241 Rat, 1308/1373 Erwerb der Vogtei) der Herrschaft Mecklenburgs. Von
1256/1257 bis 1358 war sie Residenz. Von 1555
bis 1621 gehörte sie zu Mecklenburg-Schwerin. 1648 kam sie als Reichslehen an
Schweden, wobei die Mitgliedschaft für W. (3,3 Quadratmeilen mit 9600
Einwohnern) im niedersächsischen Reichskreis zwischenzeitlich ruhte, wurde aber
1803 von Mecklenburg-Schwerin pfandweise und 1903 infolge Verzichts auf das
Einlösungsrecht seitens Schwedens endgültig zurückgewonnen. Mit Mecklenburg kam
W. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone. In dieser gelangte es in Mecklenburg
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Bezirk Rostock).
L.: Wolff 443; Wallner 707 NiedersächsRK 24; Die Territorien des Reichs 6, 114;
Witte, H., Wismar unter dem Pfandvertrage 1803-1903, 1903; Techen, F.,
Geschichte der Seestadt Wismar, 1929; Kleiminger, R., Das Heiligengeisthospital
von Wismar, 1962; Nitsche, K./Düsing, A., Wismar. Geschichte und Gesicht einer
Stadt, 2. A. Leipzig 1971; Bandis, K. u. a., Wismar 1229-1979, 1979; Fahlbusch,
F,. Wismar, LexMA 9 1998, 258.
Abs.
7851 Wittelsbach
(Grafen). Vielleicht von den Aribonen, die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von
Bayern waren, und den Liutpoldingern (Luitpoldingern) stammten die
wahrscheinlich aus der gräflichen Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto
I. (Vogt des Hochstifts Freising) sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts urkundlich fassbaren, wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den
Grafen von Ebersberg zu verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?,
1073) bei Pfaffenhofen an der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von
Hörzhausen. Seit 1115/1116 nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac) bei
Aichach. Zwischen 1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für
Bayern, 1180 die Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und
nach Erlöschen des bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft
bei Rhein. Auf der Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm,
dann zwischen Lech und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von
Nebenlinien der Grafen von Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen
von Valley 13. Jahrhundert [1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen
1242, Grafen von Andechs 1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des
13. Jahrhunderts das mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch
Landesteilungen von 1294/1329 bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in
verschiedene Teile (Oberbayern, Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724
vereinbarten die Linien in der Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige
Erbfolge der beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern
dankten die Wittelsbacher 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta
Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des
erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880;
Doering, O., Das Haus Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des
altbayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und
Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Das Haus Wittelsbach und die europäischen
Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach
in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG. 44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die
Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986; Wittelsbacher Hausverträge des späten
Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von
1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier
Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989; Heimann,
H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994;
Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 218; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterungen in Brandenburg, Tirol und
Holland, DA 61 (2005), 103; Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005.
Abs.
7855 Wittenberg (Burg,
Herrschaft, Stadt, Residenz des Herzogs von Sachsen).
W. an der Elbe erscheint 1180 erstmals. Um 1200 kam es an die Askanier, von
denen Albrecht II. († 1298) 1260 die Linie Sachsen-Wittenberg mit Sitz in W.
begründete. Spätestens 1293 wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz der Askanier,
dann der Wettiner als Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es an die
ernestinische Linie. 1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise die Universität
W., an der Martin Luther seine reformatorischen Thesen entwickelte. 1547 musste
die ernestinische Linie der Wettiner die östliche Hälfte ihres Landes an die
albertinische Linie abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz zugunsten Dresdens verlor. 1815 fiel W. an
Preußen (Provinz Sachsen) und von 1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an die
Deutsche Demokratische Republik. Die Universität wurde 1817 mit der Universität
Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L.,
Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422),
2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 634.
Abs.
7863 Wittstock (Residenz des Bischofs von Havelberg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 637.
Abs.
7870 Wohlau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs), Wolów. W. an
der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285 neben einem slawischen Dorf
als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248 war das Gebiet mit dem
Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von 1312 bis 1471 mit Oels
verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges Herzogtum, das 1504 an
Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie Thurzo, die nach ihrer
Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den Fuggern im Bergbau reich
geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die Herzöge von Liegnitz
weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut selbständiges Herzogtum,
wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg vereinigt. 1675 fiel es nach dem
Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit 1329 zur Krone Böhmens gehörig an
Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23
Quadratmeilen und war in die Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit
1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums
Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau
(Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die Gegenreformation
in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
Abs.
7884 Wolfenbüttel
(Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im
nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals
erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11.
Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den brunonisch-welfischen, später
reichsministerialischen Herren von Asseburg (Gunzelin von W.) und wurde nach
der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder
aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange bei der Teilung
Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis 1292
gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen Linie.
1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von
W. nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz,
2. A. 1968; Busch, S., Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K.,
Wolfenbüttel, 1974; Zur Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988;
Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616,
1996; Ohainski, U., Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen
Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz,
hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
Abs.
7894 Wolgast (Stadt[,
Herzogtum], Residenz des Herzogs von
Pommern-Wolgast). W. an der Peene erscheint erstmals im 12. Jahrhundert. 1282
erhielt es Stadtrecht Lübecks. Von 1295 bis 1625 war es Sitz der Herzöge von
Pommern-Wolgast (Wolgast mit den Gebieten nördlich der Peene und östlich der
Odermündung zwischen Peene, Haff und Ihna). 1815 kam es zu Preußen, 1945 mit
Vorpommern zu Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Pommern-Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Schmidt, R., Wolgast,
LexMA 9 1998, 317; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 642.
Abs.
7910 Wolmirstedt
(nördlich Magdeburgs) (Residenz des Erzbischofs
von Magdeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 644.
Abs.
7916 Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit 346 (?), sicher bezeugt
seit 614, ist die ursprünglich keltische, dann germanische, dann römische
Siedlung Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs, der im 8. Jahrhundert dem
Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog sich sichelförmig vom
Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim und dem unteren
Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den Grafen von
Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof gelang trotz
erheblicher Bedeutung in der Stauferzeit nur der Erwerb eines kleinen
Herrschaftsgebiets im Westen. Seit etwa 1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen
auf das Hochstift. Residenz wurde bald
Ladenburg. In der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der
Diözese verloren. Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz
oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof von W. wegen Neckarsteinach,
Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801 fielen die linksrheinischen Güter
des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften
umfassenden, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts an
Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen Teile an Baden und Hessen-Darmstadt.
1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821 sein Sprengel auf Mainz, Speyer,
Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen die linksrheinischen Teile an
Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 636, 1, 2, 645;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Abs.
7917 Worms (Reichsstadt,
freie Stadt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für
eine im alten Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1.
Jahrhundert v. Chr. an die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer
gefallen war. Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines
Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten
und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches
Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin
verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803
(?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über.
Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten
dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden.
1689 wurde die dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich
fast völlig zerstört. 1797/1801 fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die
im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich
(Ende der Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und
Österreichs, 1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Quellen zur
Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.; Boos, H.,
Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer Berücksichtigung der
Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M., Alt-Worms, 1925; Müller,
W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am Ende des 18. Jahrhunderts,
1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert, F., Worms im wechselnden
Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und
Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970; Illert, G.,
Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985;
Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms während des 13.
Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die
Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen
Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von Ministerialität und
Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.
Abs.
7921 Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg). W. an der Donau
bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788 eine Übertragung an den
Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram erfolgte, gehörte schon
sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete W. 1347 an Kaiser Ludwig
den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam die zum bayerischen
Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie
an Bayern. 1812 erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes
fürstliches Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Abs.
7937 Württemberg (Grafen,
Herzogtum, Königreich, Land, Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu
errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt
im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem
salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083
Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen
(Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal
begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn
des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und
Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden
Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben
sie um 1245 von den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14.
Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482
offiziell Hauptstadt und Residenzstadt wurde.
Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der Fernstraße
von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer rissen sie Reichsgut im
erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I. Marschall
des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach (Urach,
Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die Landvogtei
Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte (Backnang,
Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten [1320],
Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg). 1324/1325
kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei Wimpfen,
1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft
Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten
Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit
Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb
durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste
W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad
und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft
Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen,
die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck, die Herrschaft Waldhausen bei
Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten Nagold und Haiterbach
(Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen Rosenfeld, zeitweise
die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und die Feste und die
Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu Tuttlingen (Wittlingen),
Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein, Leofels, Schiltach, Dornhan,
Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und Kleingartach (Gartach), Güglingen,
Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden, Marbach, Göppingen, Schülzburg
(Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein bei Reichenweier, Ramstein,
Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg,
Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim,
Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen,
Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und
Stadt Neuenbürg (Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und
Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442
wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land
geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw.
Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die
Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz
abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie
(1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000
Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter
der Auflage verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal
und Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster,
Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte
Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt,
Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten,
insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an
geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster
Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster
Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der
Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die
Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die
Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden
Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in
Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift
Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb,
die Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen
und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das
Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass
das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die
Länder Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und
Württemberg-Baden (amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung
vom 9. 12. 1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a.
Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts,
Württemberg. Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E.,
Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A.
1978; Dehlinger, A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen
Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser,
E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte
Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von
der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre
amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38
(1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen
Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976;
Kann, J., The Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H.,
Das Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus
Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines
Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai,
H.), 1986; Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg,
oh deine Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986;
Buszello, H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis
zur Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995;
Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg,
LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der
württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001;
Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909 (Württemberg mit Mömpelgard);
Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Hesse, C., Amtsträger der
Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des
Königreichs Württemberg, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg.
v. Rückert, P., 2006; Das Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen
Krieges im Spiegel von Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v.
Hippel, W. v., 2007; 1806 – Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der
Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine
Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der
Regierung des Volksstaates Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Abs.
7944 Würzburg
(Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der
Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt)
und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch
kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen
Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld
linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und
(bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in
heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als
Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig
unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim
fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende
Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410
erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit
Bamberg als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens
gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert
zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790
war der Bischof Mitglied des Ritterkreises Franken und zwar außer in den
Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von
Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen
von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön,
Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn,
Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen, Leutershausen, Maßbach samt zwei
Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und Unsleben. 1802/1803 fiel das 90
Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3 Millionen Gulden Einkünften)
umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72 Quadratmeilen), Württemberg,
Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von Bayern gegen Tirol, Brixen und
Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana. Unter ihm gehörte es vom 30. 9.
1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum Rheinbund. Durch
Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der Umfang des Gebiets
seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte W.
erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum Bamberg
unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960);
Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die
Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2.
A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg
und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977;
Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978;
Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des
Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16.
Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen
Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten
aus Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg.
v. Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen,
J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995;
Wendehorst, A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg.
v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638, 1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung
durch Bauen, 2007; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650,
bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v.
Fuchs, F. u.a., 2014.
Abs.
7953 Wurzen (Stift, Residenz des Bischofs von Meißen von 995/1487-1581).
1114 errichtete der Bischof von Meißen in dem zu seinem Einflussbereich
zählenden, 961 erstmals genannten Ort W. an der Mulde ein Kollegiatstift. 1581
wurde das Bistum Meißen aufgehoben, das Hochstift kam an Sachsen. Das schlecht
ausgestattete Kollegiatstift blieb als evangelisches Domstift erhalten. Das
Stift hatte eine eigene Regierung und war unmittelbar dem geheimen Rat zu
Dresden untergeben.
L.: Wolff 379; Wallner ObersächsRK 2; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 649.
Abs. 7967 Zabern (nordwestlich Straßburgs) (Residenz des Bischofs von Straßburg), Saverne
Abs. 7968 L. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 651.
Abs.
7983 Zeitz (Burg,
Bistum, Residenz des Bischofs von Naumburg und
des Herzogs von Sachsen-Zeitz). Das 968 von Kaiser Otto dem Großen an der
Stelle einer alten slawischen Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster
errichtete, Magdeburg unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida
und Naumburg wurde 1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt
(seit 1285 Sitz des Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547 kam die Stiftsregierung
von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das Gebiet um Z. zur Ausstattung
einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die Provinz Sachsen Preußens kam
Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Abs.
7988 Zerbst
(„Insektenlandschaft“, Burg, Stadt, Residenz des
Fürsten von Anhalt-Zerbst). Z. (948 provintia Cieruisti, 1007 urbs Zirwisti) an
der Nuthe wurde vor 1200 als deutsche Stadt gegründet. 1307/1319 kam es an die
Askanier. Von 1603 bis 1793 war es Sitz der Linie Anhalt-Zerbst Anhalts. Mit
Anhalt gelangte es in Sachsen-Anhalt von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Zerwisti.
L.: Wolff 408; Neumeister, P., Zerbst, LexMA 9 1998, 545; Specht, R.,
Geschichte der Stadt Zerbst, hg. v. d. Stadt Zerbst, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 655.
Abs.
7995 Ziesar (Residenz des Bischofs von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 657.
Abs.
8038 Zürich, Fraumünster
Frauenmünster (Reichsabtei, Residenz). Am Ort
des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei
Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der Vogtei der
Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am Ende des 13.
Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
Abs.
8045 Zweibrücken
(Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von
Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft
Z. und Amt Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter
Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur
Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende
Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum
Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde
Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken.
1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von
Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in
Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718
unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus
Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801
kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36
Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919
und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen
1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998,
717; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
Abs. 8137 Ahaus* (Ht, Residenz) Laer, Münster, Salm
Abs. 8295 Altenburg* (RS, Ftm, Residenz) Meißen, Osterland, Pleißen (Pleißenland), Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg, (Schaumberg, Solms,) Thüringen, Zeitz
Abs. 8354 Altpernau* (Residenz) bzw. Alt-Pernau Ösel
Abs. 8377 Alzey* (Residenz) Hessen, Hessen-Darmstadt, Pfalz, Raugrafen, s. Wilch von Alzey
Abs. 8382 Amberg* (in der Oberpfalz) (Residenz) Bayern, Oberpfalz, Pfalz
Abs. 8419 Andlau* (Abtei, Residenz) Frankreich
Abs. 8449 Annecy* (Residenz) Genf
Abs. 8452 Ansbach* (Ftm, MkGt, Residenz) Altenkirchen, (Althausen,) Auhausen, Bayern, Bayreuth, Berkley, Beuthen, Brandenburg, Brauneck, Crailsheim, Dörzbach, Eichstätt, Erkenbrechtshausen, Feuchtwangen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Fränkischer Reichskreis, Freusburg, Geyern, Gröningen, Hausen, Hofer von Lobenstein, Hohenlohe-Brauneck, Hohenzollern, Holtz, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Jägerndorf, Jagstheim, Kitzingen, Langenburg, Lobenhausen, Mainbernheim, Nürnberg, Preußen, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schwarzenberg, Seefeld, Streitberg, Vestenberg, Waldmannshofen, Weißenburg, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Abs. 8454 Ansbach* (Residenz)
Abs. 8514 Arensburg* (Residenz) Ösel
Abs. 8536 Arnsberg* (Gt, Residenz) Fredeburg, Hessen, Hessen-Darmstadt, Köln, Kurrheinischer Reichskreis, Mark, Meschede, Rietberg, Soest, Werl, Westfalen
Abs. 8571 Aschach* (Residenz) s. Henneberg-Aschach
Abs. 8572 Aschaffenburg* (Ftm, Residenz) Bayern, Dalberg, (Dalbergstaat,) Fechenbach, Frankfurt, Hedersdorf bzw. Heddesdorf, Hückelheim bzw. Huckelheim, Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz, Mayerhofer (bzw. Mayerhofen), Rüdt von Collenberg, Schönborn, Wertheim
Abs. 8645 Augsburg* (Hochstift, Residenz, RLV, RS) Aislingen, Augsburg, Sankt Ulrich und Afra, Autenried, Bayern, Benediktbeuern, Burgau, Burtenbach, Buxheim, Deutscher Orden, Diemantstein, Dillingen, Eschenlohe, Feuchtwangen, Freiberg (Hohenfreyberg), Füssen, Günzburg, Herwarth von Bittenfeld, Hohenfreyberg, Jettingen, Kempten (gfAbtei), Kirchheim am Lettenbach, Mainz, Marktoberdorf, Neresheim, (Niederraunau,) Oberschwaben, Ottobeuren, Raunau, Rettenberg, Sankt Ulrich und Afra, Schönegg, Schwabegg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Straubing, Sulzberg, Volmar, Wessobrunn, Wettenhausen, Wittislingen
Abs. 8655 Augustusburg* (Residenz) Meißen
Abs. 8666 Aurich (Residenz) Ostfriesland
Abs. 8697 Bacharach* (Residenz) Pfalz
Abs. 8712 Baden-Baden* (MkGt, Residenz) Baden, Beinheim, Frauenalb, Kehl, Lahr, Mahlberg, Offenburg, Ortenau, Rodemachern, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzach, Staufen, Windeck
Abs. 8758 Bamberg* (Hochstift, Residenz) Abenberg, Altaich, Andechs, Ansbach, Babenberger, Baunach (H), Bayern, Boppard, Dornstetten, Egloffstein, Eichstätt, Formbach, Franken (Hztm), Franken (RiKreis) bzw. fränkischer Ritterkreis, Fränkischer Reichskreis, Gengenbach, Giebelstadt, Guttenberg (FreiH, RRi), Hilzingen, Bamberg, Kirchentellinsfurt, Kitzingen, Mahlberg, Nagold, Niederalteich, Oberösterreich, Pfalz-Sulzbach, Reichelsberg, Schlüsselberg, Schuttern, Seinsheim, Speyer, Streitberg, Sulzbach, Thurnau, Truchsess von Wetzhausen, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zähringen, Zell am Harmersbach
Abs. 8772 Bar-le-Duc (Residenz) Bar
Abs. 8810 Barth* (Hztm, Residenz) Pommern-Barth
Abs. 8816 Basel* (Ka, FBtm, Residenz, RS, RVS) Baden (MkGt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Biel, Breisach, Delsberg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Franquemont, Geizkofler, Härkingen, Jura, Münster (RS), Oberrheinischer Reichskreis, Pfirt, Pruntrut, Rappoltstein, Sankt Blasien, Schweiz, Wehr (Ht), Zugewandte Orte, Zürich (Ka)
Abs. 8859 Bayreuth* (Ftm, MkGt, Residenz) Andechs, Ansbach, Bayern, Berkley, Brandenburg, Egerland, Franken, Fränkischer Reichskreis, Giech, Hohenzollern, Kotzau, Kulmbach, Lichtenberg (BgG), Neustadt an der Aisch, Nürnberg (BgG), Preußen, Sechsämterland, (Straubing,) Windsheim
Abs. 8899 Belfort* (Residenz) Elsass, Elsass-Lothringen, Oberelsass
Abs. 8918 Benediktbeuern* (ruKl, Residenz) Tutzing
Abs. 8925 Bensberg* (Residenz)
Abs. 8942 Berchtesgaden* (FPropstei, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Salzburg (EStift), Toskana
Abs. 8982 Bergzabern* (Ht, Residenz) Pfalz, Pfalz-Zweibrücken, Zweibrücken
Abs. 8993 Berlin* (S, L, Residenz) Bonn, Brandenburg, Deutsche Demokratische Republik, Göttingen, Preußen
Abs. 9003 Bernburg* (Bg, Residenz) Anhalt, Anhalt-Bernburg
Abs. 9042 Besançon* (EStift, Residenz, freie RS) (Bisanz) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Konstanz, Lausanne, Metz (Hochstift), Straßburg (Hochstift)
Abs. 9056 Bettlern* (Residenz)
Abs. 9212 Blankenburg* (Bad Blankenburg) (Residenz) Braunschweig, Schwarzburg, Schwarzburg-Rudolstadt
Abs. 9328 Bonn* (S, Residenz) Berlin, Köln
Abs. 9354 Borkholm* (Residenz)
Abs. 9423 Brandenburg* (Hochstift, Mk, MkGt, KFtm, Residenzen) Absberg, Ahrensberg, Altmark, Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Ansbach, Arnstein-Barby, Barby, Bärwalde bzw. Bärenwalde, Bayern, Bayreuth, Beeskow, Blankenburg, Boitzenburg, Brnadenburg-Schwedt, Burgsinn, Cadolzburg, Cammin (Kammin), Cottbus, Crossen, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Dinslaken, Doberlug, Draheim, Duisburg, Eldenburg, Essen (RAbtei), Friesack, Gans von Putlitz, Gardelegen, Gimborn-Neustadt, Glogau, Görlitz, Grabow, Grumbach, Hadmersleben, Halberstadt, Havelberg, Herford, Hildburghausen, Hohenschwangau, Hohenzollern, Hohnstein, Hörde, Jägerndorf, Jerichow, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Klettenberg, Kleve, Kolberg, Königsbach, Königswusterhausen, Kulmbach, Kurfürstenkollegium, Kurland (Hochstift), Kurmark, Landsberg/Warthe, Lebus, Liegnitz, Lippehne, Lychen, Magdeburg, Mainz, Mansfeld, Mark, Mecklenburg, Mecklenburg-Stargard, Meyenburg, Minden, Naugard, Neumark, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Nordhausen (RS), Nordmark, Nürnberg (BgG), Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Österreichisch Schlesien, Ostfriesland, Ostpreußen, Peitz, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast, Potsdam, Preußen, Prignitz, Quedlinburg, Ratibor, Ravensberg (Gt), Regenstein, Rhinow, Ruppin, Sachsen,-Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Samland, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schlesien, Schweden, Sechsämterland, Seefeld, Senftenberg, Serrey, Soest, Sonnewalde, Spandau, Stargard, Stendal, Sternberg, Stolp, Storkow, Tangermünde, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüngen, Thüringen, Uckermark, Venningen, Vierraden, Vlotho, Vorpommern, Waldmannshofen, Werden, Werle, Wernigerode, Wesenberg, Westpreußen, Wettiner, Witten, Wredenhagen, Wusterhausen, Ziesar, Zossen
Abs. 9456 Braunsberg (Ostpreußen) (Residenz) Ermland
Abs. 9508 Bremen* (EStift, Hztm, Residenz, freie RS, Rep, L) Blumenthal, Bremervörde, Deutscher Bund,Dithmarschen, Hamburg, Hannover, Hanse, Harburg, Holstein, Kehdingen, Manteuffel, Niedersachsen, Niedersächsischer Reichskreis, Norddeutscher Bund, Oldenburg, (Oldenburg-Wildeshausen,) Ratzeburg, Rheinbund, Schweden, Sinzig, Stade, Stedingen, Stotel, Verden, Wildeshausen, Wursten
Abs. 9511 Bremvervörde* (Residenz)
Abs. 9517 Breslau* (Hztm, Hochstift, Residenzen) Brieg, Ermland, Gnesen, Grottkau, Jauer, Kamenz (Stift), Kreuzburg, Liegnitz, Münsterberg, Namslau, Neiße, Niederschlesien, Oels, Piasten, Pless, Polen, Schlesien, Trachenberg, Wohlau
Abs. 9528 Brieg* (Ftm, Residenz) Brandenburg, Breslau (Hochstift), Grottkau, Kreuzburg, Liegnitz, Namslau, Niederschlesien, Österreichisch-Schlesien, Piasten, Schlesien, Wohlau
Abs. 9537 Brixen* (Hochstift, Residenz) Andechs, Bayern, Disentis, Geizkofler, Krain, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Pustertal, Salzburg (EStift), Tirol (Gt), Würzburg (Hochstift)
Abs. 9583 Brugg* (Residenz)
Abs. 9588 Brühl* (Residenz)
Abs. 9598 Brünn* (RS, Residenz) Mähren, Olmütz, Přemysliden, Tschechoslowakei
Abs. 9602 Brüssel (Residenz) Brabant, Kerpen
Abs. 9614 Buchau* (RS, Reichsstift, Residenz) (Bad Buchau) Mengen, Oggelsbeuren, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Saulgau, Schwäbischer Reichskreis, Straßberg, Thurn und Taxis
Abs. 9688 Burg* (an der Wupper) (Residenz) (Berg) (G)
Abs. 9717 Burghausen* (G, Residenz) Bayern-Burghausen
Abs. 9778 Bützow* (Residenz) Schwerin
Abs. 9782 Cadolzburg* (Residenz) Nürnberg (BgG, BgGt)
Abs. 9787 Calbe* (Residenz) (Arnstein-Barby,) Barby
Abs. 9790 Calenberg* (bei Pattensen) (Ftm, Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Diepholz, Göttingen, Grubenhagen, Hannover, Hoya, Lüneburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen, Wunstorf
Abs. 9801 Cambrai* (Hochstift, EStift, Residenz, freie RS) Flandern, Frankreich, Mecheln, Niederlande, Utrecht
Abs. 9841 Castell* (bei Tägerwilen im Thurgau) /Residenz) s. a. Schenk von Castell
Abs. 9851 Celle* (S, Residenz), Braunschweig-Celle, Braunschweig-Grubenhagen, Dannenberg, Hannover, Harburg, Hoya, Lauenburg, Lüneburg
Abs. 9857 Chalon-sur-Saône* (Residenz)
Abs. 9861 Chambéry* (Residenz) Savoyen
Abs. 9880 Chemnitz* (RKl, Residenz, RS, Bezirk) Meißen, Pleißen bzw. Pleißenland, Sachsen
Abs. 9884 Chiemseehof* (Residenz)
Abs. 9905 Chur* (Hochstift, Residenz, RS, RVS) Graubünden, Kirchheim am Neckar, Mainz, Österreichischer Reichskreis, Pfäfers, Veltlin
Abs. 9934 Coburg* (S, Ftm, Residenz) Fränkischer Reichskreis, Henneberg, Hildburghausen, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Schleusingen, Thüringen, Wettiner
Abs. 9939 Colditz* (Ht, H, Residenz) Pleißen bzw. Pleißenland, Meißen (MkGt)
Abs. 9960 Corvey* (gfRAbtei, Btm, Ftm, Residenz) Gardelegen, Hannover, Herford, Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Meppen, Nassau, Nassau-Diez, (Nassau-Dillenburg,) Nassau-Oranien, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Northeim, Osnabrück, Schwalenberg, Starkenburg, Westphalen, Zutphen
Abs. 9987 Crossen* (an der Oder) (Ht, Residenz) Brandenburg, Neumark, Niederschlesien, Schlesien
Abs. 10050 Dannenberg* (Bg, G, Residenz) Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Ebstorf, Grabow, Hannover, Lüneburg, Mecklenburg, Welfen
Abs. 10106 Delsberg* (Delémont) (Residenz)
Abs. 10110 Den Haag (Residenz) Holland, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien
Abs. 10128 Dessau* (S, Ht, Residenz) Anhalt, Anhalt-Dessau
Abs. 10223 Dieulouard* (Residenz)
Abs. 10227 Dillingen* an der Donau) (G, H, Residenz) Aalen, Arnegg, Augsburg (Hochstift), Donauwörth, Elchingen, Helfenstein, Herbrechtingen, Katzenstein, Kiburg bzw. Kyburg, Neresheim, Söflingen, Tübingen, Ulm (RS), Westerstetten, Wittislingen
Abs. 10244 Disentis* (RAbtei, ruKl, Residenz) Graubünden, Urseren
Abs. 10268 Dole* (Residenz)
Abs. 10280 Donaustauf* (Ht, Residenz) Regensburg (Hochstift), Thurn und Taxis
Abs. 10319 Dorpat* (Hochstift, Residenz) Hanse, Livland, Riga (EStift)
Abs. 10362 Dresden (Residenz) Meißen, Sachsen, Wettiner, Wittenberg
Abs. 10400 Durlach* (Ht, Residenz) Baden, Baden-Durlach
Abs. 10417 Düsseldorf* (Ort, Ht, Residenz, S) Berg, Jülich, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nordrhein-Westfalen, Pfalz-Neuburg, Rheinprovinz
Abs. 10528 Ehrenbreitstein* (Residenz)
Abs. 10569 Einbeck (Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Grubenhagen
Abs. 10575 Einsiedeln* (RAbtei, Residenz) Burkheim, Muri, Sankt Gallen, Schweiz, Schwyz
Abs. 10581 Eisenach* (in Thüringen) (Ftm, Residenz) Ernestiner, Sachsen, Sachsen-Gotha, Thüringen
Abs. 10607 Elbing* (ruS, Residenz) Deutscher Orden, Preußen, Westpreußen
Abs. 10635 Ellwangen* (FPropstei, Ftm, Residenz) Abtsgmünd, Adelmannsfelden, Baiershofen, Baldern, Böbingen, Bronnen, Dorfmerkingen, Fach, Heuchlingen, Neuwürttemberg, Oettingen-Baldern, Ramsenstrut, Reichenbach, Rodamsdörfle, Schwäbischer Reichskreis, Schwenningen, Stimpfach, Truhendingen, (Unterwaldstetten,) Waldstetten, Wasseralfingen, Westerstetten, Wöllstein, Württemberg
Abs. 10658 Elten* (Stift, Damenstift, Frauenstift, Reichsstift, Residenz) Berg, Kleve, Preußen
Abs. 10661 Eltville* (Residenz) Mainz, Nassau-Usingen, Rheingau
Abs. 10669 Emden* (in Ostfriesland) (Residenz) Friesland, Ostfriesland
Abs. 10677 Emmendingen“ (Residenz)
Abs. 10720 Ensisheim* (im Elsass) (Residenz) Breisgau, Elsass, Oberelsass, Sundgau, Vorderösterreich
Abs. 10841 Essen* (RAbtei, gfA, Residenz, RS) Berg, Fronhausen, Huckarde-Dorstfeld, Isenberg, Jülich, Mark, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Thorn
Abs. 10878 Eutin* (Bg, Ftm, Residenz) Lübeck, Oldenburg, Schleswig-Holstein-Eutin, (Schleswig-Holstein-Gottorf), Schleswig-Holstein-Gottorp, Schleswig-Holstein-Gottorp-Oldenburg
Abs. 10946 Fegefeuer* (Residenz)
Abs. 11009 Fischhausen (in Ostpreußen) (Residenz) Samland
Abs. 11111 Fraumünster*, Frauenmünster (RAbtei, Residenz) Uri, Zürich
Abs. 11133 Freiburg* (im Breisgau) (G, RS, Ka, Erzdiözese, Residenz, Kastellanei) Baden, Badenweiler, Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fürstenberg, Habsburg, Konstanz, Lenzkirch, Mainz, Österreich, Schwäbisch Österreich, Staufen, Urach, Urach-Freiburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Worms, Zähringen
Abs. 11136 Freiburg* (im Üchtland) (in der Schweiz) (RS, Ka, Residenz) Echallens, Genf, Grandson, Greyerz, Lausanne, Murten, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Schweiz, Waadt, Zähringen
Abs. 11153 Freising* (Hochstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Benediktbeuern, Burgrain, Cadore, Eschenlohe, Hohenwaldeck, Ismaning, Krain, Maxlrain, Niederbayern, Oberösterreich, Österreich, Partenkirchen-Mittenwald, Regensburg, Salzburg (EStift), Scheyern, Tirol, Werdenfels, Wittelsbach
Abs. 11223 Friesach* (Residenz) Admont, Salzburg (EStift), Windische Mark
Abs. 11281 Fulda* (Amt, RAbtei, Hochstift, Ftm, Residenz) Barchfeld, Baunach, Bayern, Bergrheinfeld, Birstein, Boyneburg, Breuberg, Büdingen, Dalberg, Dexheim, Dienheim, Dittelsheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Franken (Hztm), Frankfurt (am Main), Gersfeld, Haun, Heidenheim, Heidingsfeld, Heldburg, Henneberg, Hessen, Hessen-Kassel, Hohenlohe-Weikersheim, Holzhausen, Isenburg, Lauingen, Lengsfeld (bzw. Stadtlengsfeld), Londorf (bzw. Londorfer Grund), Mansbach, Minden, Münden, Nassau, (Nassau-Diez,) (Nassau-Dillenburg), Nassau-Oranien, Nidda, Niederstetten, Oberrheinischer Reichskreis, Ostheim, Otzberg, Paderborn, Regensburg, Riedesel, Römhild, Rossdorf, Sachsen-Römhild, Schlüchtern, Schmalkalden, Solms, Staden, Stadtlengsfeld, Tann, Thüngen, Thüringen, Usingen, Vaihingen, Weikersheim, Weißenburg im Elsass, Wetterau, Wittmund, Ziegenhain
Abs. 11291 Fürstenau* (Residenz) Osnabrück
Abs. 11304 Fürstenwalde* (Residenz) Lebus
Abs. 11311 Füssen* (Residenz) Augsburg
Abs. 11355 Gandersheim* (Reichsstift, Residenz) Blankenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Northeim, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sommerschenburg, Wolfenbüttel
Abs. 11432 Geldern* (Gt, Hztm, Residenz) Anholt, Borculo bzw. Borkulo, Brabant, Burgundischer Reichskreis, Doornwaard, Drente, Frankreich, Generalstaaten, Groningen, Hamb, Hoevelaken, Hörstgen, Jülich, Kleve, Limburg, Lüttich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nimwegen, Oranien, Overijssel, Preußen, Rozendaal, Scherpenzeel, Tecklenburg, Utrecht, Veluwe, Wickrath, Zutphen
Abs. 11451 Genf* (Gt, Hochstift, Residenz, Ka) Annecy, Chablais, Piemont, Savoyen, Schweiz, Sitten, Zähringen, Zugewandte Orte
Abs. 11514 Giebichenstein* (Residenz)
Abs. 11525 Gifhorn* (Residenz) Braunschweig-Celle, Lüneburg
Abs. 11569 Glogau* (Ftm, Hztm, Residenz) Breslau, Carolath, Crossen, Glatz, Kreuzburg, Liegnitz, Namslau, Niederschlesien, Oels, Piasten, Preußen, Priebus, Sagan, Schlesien, Sprottau, Steinau, Trachenberg, Wohlau
Abs. 11586 Godesberg* (Residenz)Essen, Köln
Abs. 11625 Göritz* (an der Oder) (Residenz) Lebus
Abs. 11648 Gotha* (H, Residenz) Coburg, Ernestiner, Sachsen, Sachsen-Gotha, Thüringen
Abs. 11658 Göttingen* (Ftm, Residenz, ruS) Braunschweig-Lüneburg, Calenberg, Hannover, Welfen, Westphalen, Wolfenbüttel
Abs. 11659 Gottlieben* (Residenz) Konstanz
Abs. 11661 Gottorf * (Residenz) s. a. Gottorp
Abs. 11662 Gottorp* (bzw. Gottorf) (Bg, Schloss, Residenz) Barmstedt, Eiderstedt, Holstein-Rendsburg, Oldenburg, Pinneberg, Rendsburg, Schleswig-Holstein, Stormarn
Abs. 11721 Graz* (Residenz) Österreich, Seckau, Steiermark, Wallsee
Abs. 11777 Grimma* (Residenz) Meißen, Sachsen (Hztm)
Abs. 11867 Grubenhagen* (bei Einbeck) (Hztm, Ftm, Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg, Eichsfeld, Hannover, Homburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen, Westphalen
Abs. 11917 Gülzow* (Residenz)
Abs. 11955 Güstrow* (Bg, Residenz, S) Mecklenburg-Güstrow, Werle
Abs. 11996 Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Abs. 12066 Halberstadt* (Hochstift, Ftm, Residenz) Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Asseburg, Blankenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Derenburg, Gröningen (Kloster Gröningen), Hasserode, Helmstedt, Hohnstein, Klettenberg, Mainz (EStift), Mansfeld, Merseburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Quedlinburg, Regenstein, Sachsen, Sachsen (Prov), Schauen, Seehausen, Walkenried, Westphalen
Abs. 12080 Halle (an der Saale) (Residenz) Göttingen, Magdeburg, Preußen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Westphalen, Wittenberg
Abs. 12124 Hannover* (Ftm, Hztm, Residenz) Arenberg, Auburg, Bentheim, Bevern, Blumenthal, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Bremen, Calenberg, Celle, Dassel, Deutscher Bund, Diepholz, Duderstadt, Ebstorf, Eichsfeld, Emsland, Esens, Frankreich, Goslar, Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen, Grubenhagen, Hadeln, Hallermunt, Harlingerland, Hessen-Nassau, Hildesheim, Hohnstein, Hoya, Ilfeld, Jennelt, Kehdingen, Kurfürstenkollegium, Lauenburg, Lingen, Looz-Corswarem, Lüneburg, Mühlhausen, Münden, Neuenburg, Neuengleichen, Neuhaus (Amt), Niedersächsischer Reichskreis, Oldenburg-Wildeshausen, Osnabrück, Ostfriesland, Papenburg, Petkum, Platen(-Hallermunt), Plesse, Preußen, Ratzeburg, Regenstein (Reinstein), (Risum), Roden, Rotenburg, Rysum (Risum), Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Scharzfeld, Schweden, Spiegelberg, Stade, Sternberg, Stotel, Tecklenburg, Valangin, Verden, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Welfen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wildeshausen, Wittmund, Wunstorf, Wursten
Abs. 12125 Hannoversch Münden* (Ort, Residenz) Braunschweig-Lüneburg s. Münden
Abs. 12131 Hapsal* (Residenz) Ösel
Abs. 12134 Harburg* (Stadt Hamburg) (Bg, Residenz) Braunschweig-Celle, Braunschweig-Harburg, Hannover, Lüneburg
Abs. 12225 Hattonchâtel* (Residenz) Lothringen, Verdun
Abs. 12272 Havelberg* (Hochstift, Residenz) Brandenburg, Magdeburg, Mainz, Prignitz, Putlitz, Wittstock
Abs. 12309 Heidelberg* (Residenz) Baden, Mannheim, Pfalz
Abs. 12326 Heilsberg* (in Ostpreußen) (Residenz) Ermland
Abs. 12349 Heitersheim* (Ftm, Residenz) Baden, Bonndorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Oberrheinischer Reichskreis
Abs. 12373 Helmstedt* (ruAbtei, Residenz) Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Sommerschenburg, Westphalen, Wolfenbüttel
Abs. 12442 Herford* (Frauenstift, Residenz, RS) Mühlenbach, Niederrheinisch-westfälischer-Reichskreis, Osnabrück, Preußen, Ravensberg, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sternberg
Abs. 12481 Hersfeld* (RAbtei, RS, Ftm, Residenz) Allstedt, Arnstadt, Bibra, Gotha, Hessen, Hessen-Kassel, Hungen, Laubach, Londorf bzw. Londorfer Grund, Mansbach, Memleben, Mühlhausen, Querfurt, Rotenburg, Rudolstadt, Solms-Hungen, Thüringen, Wildungen, Ziegenhain
Abs. 12495 Herzberg (im Harz) (Residenz) Grubenhagen
Abs. 12578 Hildesheim* (Hochstift, Residenz) Boppard, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Calenberg, Dassel, Gandersheim, Hannover, Homburg, Lüneburg, Mainz, Marienburg, Niedersächsischer Reichskreis, Paderborn, Preußen, Roden, Steuerwald, Westfalen, Westphalen, Wohldenberg, Wunstorf
Abs. 12612 Hirschberg* (bei Beilngries) (G, Ht, Residenz) Breiteneck bzw. Breitenegg, Eichstätt, Geyern, Graisbach, Litschau, Pfalz-Sulzbach, Raabs, Sulzbach (G), Sulzbürg, Wemding
Abs. 12636 Hochburg* (Residenz) s. a. Hachberg
Abs. 12690 Hohenburg* (Odilienberg) (Kl, KglKl, Residenz)
Abs. 12910 Horneck* (bei Gundelsheim im Kreis Heilbronn) (RRi, Residenz) Deutscher Orden, Gemmingen, Mergentheim, Scheuerberg
Abs. 13047 Iburg Osnabrück (Hochstift, Residenz), Tecklenburg
Abs. 13109 Ingolstadt* (an der Donau) (Residenz) Bayern-Landshut, Geizkofler
Abs. 13118 Innsbruck* (Residenz) Österreich, Tirol, Vorarlberg, Vorderösterreich
Abs. 13197 Jägerndorf* (in Mährisch-Schlesien) (Hztm, Residenz) Beuthen, (Lichtenstein) Liechtenstein, Loslau, Oderberg, Österreichisch-Schlesien, Schlesien, Troppau, Tschechoslowakei
Abs. 13216 Jauer* (im Kreis Jauer) (Ftm, Residenz) Breslau, Görlitz, Liegnitz, Löwenberg, Oberlausitz, Priebus, Schlesien, Schweidnitz, Schweidnitz-Jauer
Abs. 13223 Jena* (Residenz) Eisenach, Ernestiner, Lobdeburg, Sachsen, Sachsen-Weimar-Eisenach, Thüringen
Abs. 13253 Jülich* (Gt, MkGt, Hztm, Residenz) Adendorf, Are-Hochstaden, Bayern, Beilstein, Berg, Bergheim, Brabant, Breisig (Brisich), Düren, Düsseldorf, Elmenhorst, Eschweiler, Frechen, Geilenkirchen, Geldern, Gelsdorf (Gelstorf), Gürzenich, Hambach, Heimbach, Heinsberg, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Kaster, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Köln, Kornelimünster, Lommersum, Mark, Mechernich, Monschau, Neuburg, Neuenahr, Nideggen, Nörvenich, Oberwesel, Odenthal, Pfalz, Pfalz-Neuburg, Ravensberg, Remagen, Rheinprovinz, Schönau, Sinzig, Veluwe, Vlotho, Wetzlar, Wied, Zutphen
Abs. 13360 Karlstein* (in Böhmen) (Residenz)
Abs. 13370 Kassel* (Bg, S, Residenz) Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Nassau, Jülich, Kaufungen, Nassau-Usingen, Westphalen, Ziegenhain
Abs. 13375 Kaster* (Residenz)
Abs. 13414 Kempten* (gfAbtei, FStift, Residenz, RS) (Abenberg und Traun,) Abensperg-Traun, (Baldenstein), Baltenstein, Bayern, Ehrensberg, Falken, Grönenbach, (Hoheneck,) Hohenegg, Hohenthann (Hohentann), Irsee, Kemnat, Langenegg, Obergünzburg, Rothenstein, Schwäbischer Reichskreis, Siggen, Sulzburg, (Teisselberg,) Theinselberg, Traun, Ulm (RS), Vils, Wagegg, Werdenstein, Westerried
Abs. 13444 Kiel* (Bg, S, Residenz) Rantzau, Schaumburg, Schleswig-Holstein
Abs. 13554 Kleve* (im Kreis Kleve) (Gt, Hztm, Residenz) Appeldorn, Berg, Borth, Brandenburg, Broich, Bühl, Dinslaken, Duisburg, Düsseldorf, Elten, Gahlen, Geldern, Haffen, Hamminkeln, Heinsberg, Hülchrath, Hünxe, Jülich, Köln, Limburg, Mark, Mehr, Meiderich, Moers, Preußen, Rheinbund, Rheinprovinz, Saffenburg, Soest, Veen, Voerde, Wees bzw. Weeze, Westfalen, Winnenthal, Wissen, Zyfflich-Wyler
Abs. 13623 Köln* (EStift, Residenz, freie RS) Adendorf, Anholt, Arenberg, Arnsberg, Bassenheim, Bedburg, Beilstein, Berg, Bonn, Brabant, Bretzenheim, Broich, Brühl, Bürresheim, Dassel, Dortmund, Ehrenstein, Elmenhorst, Eschweiler, Fredeburg, Fürstenberg, Godesberg, Gürzenich, Gymnich, Heimbach, Herford, Hessen, Hochstaden, Hörde, Hörstgen, Hülchrath, Isenberg, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Königswinter, Kurfürstenkollegium, (Kurlande,) Kurrheinischer Reichskreis, Langenau, Lichtel, Lommersum, Mark, Minden, Moers, Münster, Nassau, Nassau-Siegen, Niederisenburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nordrhein-Westfalen, Nürburg, Olbrück, Osnabrück, Padberg, Paderborn, Pfalz, Poppelsdorf, Pyrmont, Ranis, Recklinghausen, Remagen, Rennenberg, Rheineck, Rheinprovinz, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Saalfeld, Saffenburg, Sayn-Hachenburg, Siegen, Sinzig, Soest, Steinfeld, Sternberg, Tecklenburg, Trier, Utrecht, Volmarstein, Waldeck, Werl, Westfalen, Wittgenstein, Wolkenburg
Abs. 13644 Königsberg* (in Preußen) (Residenz) Deutscher Orden, Ostpreußen, Pomesanien, Preußen, Samland
Abs. 13647 Königsfelden* (Residenz)
Abs. 13675 Konstanz* (Hochstift, Residenz, RVS) Aach, Baden, Bohlingen, Buchhorn, Castell im Thurgau, Deutscher Orden, Gottlieben, Ittendorf, Kreuzlingen, Liebburg, Mainz, Meersburg, Neunkirch-Hallau, Petershausen, Pfäfers, Reichenau, Rosenegg, Rötteln (Rötheln), Salem, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Schwäbisch Österreich, Stühlingen, Sulz, Thurgau, Vorderösterreich, Wigoltingen
Abs. 13680 Körlin* (Residenz)
Abs. 13682 Kornelimünster* (ruAbtei, Residenz) Eilendorf, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rheinprovinz, Sooneck
Abs. 13693 Köslin* (Residenz) Cammin bzw. Kammin, Pommern
Abs. 13701 Köthen* (Bg, Residenz) Anhalt, Anhalt-Köthen
Abs. 13734 Kremsier* (Residenz)
Abs. 13746 Kreuzlingen* (RKl, Residenz) Hirschlatt
Abs. 13796 Kulmbach* (Bg, Residenz, S) Andechs, Ansbach, Bayreuth, Fränkischer Reichskreis, Hohenzollern, Nürnberg, Orlamünde, Weimar
Abs. 13844 Kuttenberg* (Residenz)
Abs. 13863 Ladenburg* (Residenz) Baden, Worms
Abs. 13909 Landsberg* (im Saalekreis bzw. Saalkreis) (Mk, Ftm, Residenz) Brandenburg, Doberlug, Finsterwalde, Osterland
Abs. 13917 Landshut* (Residenz) Niederbayern, Pfalz
Abs. 13918 Landshut* (bei Bernkastel) (Residenz)
Abs. 13996 Lauenburg* (Hztm, Residenz) Askanier, Brandenburg, Dänemark, Deutscher Bund, Frankreich, Hannover, Niedersachsen, Pommern, Ratzeburg, Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Wittenberg, Schleswig-Holstein, Westphalen, Wursten
Abs. 14017 Lausanne* (Hochstift, Residenz, RS) Freiburg im Üchtland in der Schweiz, Sitten, Waadt, Zähringen
Abs. 14050 Leal* (Residenz) Dorpat
Abs. 14055 Lebus* (L, Hochstift, Residenz) Beeskow, Brandenburg, Fürstenwalde, Gnesen, Göritz, Magdeburg, Polen, Sternberg (L), Storkow
Abs. 14079 Leibnitz-Seggau* (Residenz)
Abs. 14119 Leipzig* (Residenz) Meißen (MkGt), Merseburg, Osterland, Sachsen
Abs. 14120 Leisnig* (BgGt, Residenz) Döben, Lauenstein, Lauterstein, Meißen, Pleißen (Pleißenland), Sachsen, Schwarzenberg
Abs. 14123 Leitomischl* (Residenz) Prag
Abs. 14177 Leuchtenberg* (LG, gfLGt, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, (Bleistein,) Crailsheim, Eichstätt, Hals, Lamberg, Lobenhausen, Oberpfalz, Pfreimd, Pleystein (Bleistein), Schlüsselberg
Abs. 14247 Liegnitz* (Ftm, Residenz) Brandenburg, Breslau, Brieg, Jauer, Lehnhaus, Löwenberg, Münsterberg, Niederschlesien, Österreichisch-Schlesien, Piasten, Schlesien, Wohlau
Abs. 14323 Linz* (an der Donau) (Btm, Residenz) Haunsberg, Oberösterreich, Passau (Hochstift), Wallsee
Abs. 14359 Liverdun* (Residenz) (Liverdon) Toul
Abs. 14367 Löbau* (in Westpreußen) (Residenz) Culm bzw. Kulm
Abs. 14382 Löbnitz* (in dem Kreis Delitzsch) (Residenz)
Abs. 14445 Lorsch* (RAbtei, Residenz) Allerheiligen, Bauerbach, Berlichingen, Bickenbach, Bönnigheim, Calw, Dexheim, Erbach (Ht, Gt), Flehingen, Gedern, Gemmingen, Godramstein, Großgartach, Heidelsheim, Herxheim, Hessen-Darmstadt, Landstuhl, Londorf bzw. Londorfer Grund, Mainz (EStift), Mannheim, Michelstadt, Mühlhausen (RDorf), Neckarsulm, Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Oppenheim, Pfalz, Rheingau, Schwaigern, Schwetzingen, Seeheim, Vilbel, Walldorf (RDorf), Walldürn, Widdern
Abs. 14512 Lüneburg* (Ftm, Residenz, S) Braunschweig, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Calenberg, Celle, Dannenberg, Ebstorf, Grubenhagen, Hannover, Harburg, Niedersächsischer Reichskreis, Sachsen-Wittenberg, Welfen
Abs. 14539 Lüttich* (Hochstift, Residenz) Belgien, Bouillon, Brabant, Dagsburg, Franchimont, Hasbain, Hennegau, Herstal, Horn bzw. Hoorn, Köln (EStift), Langenau, Looz, Looz-Corswarem, Luxemburg, Maastricht, Mecheln, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Osnabrück (Hochstift), Reckheim (Reckenheim), Stein, Utrecht (Hochstift)
Abs. 14552 Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein
Abs. 14554 Luxeuil* (RAbtei, Residenz) Lure
Abs. 14576 Magdeburg* (EStift, Hztm, Residenz, Prov, S) Altmark, Anhalt, (Arnstein-Barby), Barby, Berge, Brandenburg, Calbe, Gardelegen, Gera, Giebichenstein, Gnesen, Görlitz, Hadmersleben, Halberstadt, Halle an der Saale, Havelberg, Jerichow, Jüterbog, Landsberg, Lebus, Leiningen, Mainz (EStift), Mansfeld, Meißen (Hochstift), Merseburg, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Paderborn, Peitz, Posen, Preußen, Querfurt, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Wittenberg, Schraplau, Seehausen, Sommerschenburg, Stade, Sternberg (L), Stettin, Wernigerode, (Westfalen,) Westphalen, Wettiner, Wollmirstedt
Abs. 14608 Mainz* (EStift, Residenz, freie S, Dompropstei, Rep) Allendorf, Amorbach, Aschaffenburg, Aufenau, Augsburg (Hochstift), Battenberg, Bentzel zu Sternau, Bickenbach, Bieber, Blankenhain, Bolanden, Bönnigheim, Braunschweig-Grubenhagen, Bronnbach, Cammin bzw. Kammin, Dalberg, (Dalbergstaat,) Dassel, Dexheim, Dieburg, Disibodenberg, Dürn, Ehrenburg, Eichstätt, Eltville, Eppstein, Erbach, Erfurt, Eschwege, Forstmeister von Gelnhausen, Franken (Hztm), Freising, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gleichen, Göss, Groß-Winternheim (Großwinternheim)Grubenhagen, Halberstadt, Hanau, Hardheim, Hattstein, Havelberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hildesheim, Hirschhorn, Holzhausen (RDorf), Idstein, Ilbenstadt, Ingelheim, Itter, Jülich-Kleve-Berg, Jungen, Kassel, Katzenelnbogen, Königstein, Kranichfeld, Krautheim, Kronberg, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Kurrheinischer Reichskreis, Leiningen, Limburg an der Lahn, Looz-Corswarem, Lorsch, Martinstein, Mergentheim, Mespelbrunn, Münzenberg, Murbach, Nassau, Nassau-Idstein, Naumburg, Neckarsteinach, Neckarsulm, Neubamberg, Neuengleichen, Nierstein, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Obergriesheim, Oberrheinstrom, Oberschefflenz, Odernheim, Olmütz, Oppenheim, Ostheim, Paderborn, Pfeddersheim, Prag, Preußen, Rhein (Ritterkreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinischer Städtebund) Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rieneck, Ruchesloh, Rüdt von Collenberg, Salm-Reifferscheid-Krautheim (Salm-Krautheim), Schönborn, Schöntal, Schwabsburg, Seligenstadt, Soden, Sooneck, Speyer, Sponheim, Starkenburg, Steinheim, Stiffe, Straßburg (Hochstift), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Treffurt, Veldenz, Verden, Virneburg, Waldeck, Waldeck-Wildungen, Walldürn, Wildungen, Winternheim, Wittgenstein, Worms (Hochstift), Würzburg (Hochstift), Ziegenhain
Abs. 14656 Marburg* (Bg, Residenz) Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Ruchesloh, Thüringen, Ziegenhain
Abs. 14674 Marienburg* (in Westpreußen) (Residenz) Deutscher Orden, Pomesanien, Pommerellen, Preußen, Westpreußen
Abs. 14675 Marienburg* (bei Hildesheim) (Residenz) Hildesheim
Abs. 14688 Marienwerder* (in Westpreußen) (Residenz) Ostpreußen, Pomesanien, Westpreußen
Abs. 14709 Marktoberdorf* (Residenz)
Abs. 14752 Massow* (in Pommern) (Residenz)
Abs. 14815 Meersburg* (Residenz) Konstanz (Hochstift), Konstanz (RVS), Ulm (RS)
Abs. 14833 Meisenheim* (Residenz) Hessen Homburg, Pfalz-Zweibrücken, Preußen, Reipoltskirchen, Veldenz, Zweibrücken
Abs. 14834 Meißen* (BgGt, MkGt, Hochstift, Residenz) Altzelle, Askanier, Babenberger, Bautzen, Burgk, Chemnitz (RS), Coburg, Colditz, Cottbus, Döben, Eilenburg, Einsiedel, Elchingen, Finsterwalde, Freiberg, Friedland, Gera, Gleichen, Gotha, Grimma, Hartenstein, Henneberg, Hessen, Kirchberg (BgGt), Köstritz, Kranichfeld, Landsberg, Lauenstein, Lauterstein, Leipzig, Leisnig, Leuchtenburg, Lobdeburg, Löbnitz, Magdeburg (EStift), Mügeln, Naumburg, Neschwitz, Niederlausitz, Nossen, Oberlausitz, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Plauen, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Reuß, Riesenburg, Rochlitz, Ronneburg, Saalburg, Sachsen (Hztm), Sachsen-Coburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Zeitz, Sayda, Schellenberg, Schleiz, Schönburg, Schwarzburg, Schwarzenberg, Sonnewalde, Stein (Ht), Stollberg, Stolpen, Tautenburg, Teupitz, Thüringen, Torgau, Vogtland, Weesenstein, Weimar, Wettiner, Wolkenstein, Wurzen, Zossen, Zwickau
Abs. 14881 Mergentheim* (bzw. Bad Mergentheim) (Meistertum des Deutschen Ordens, Residenz) Busau (Baussau), Deutscher Orden, Franken (BaDO bzw. DOBa), Fränkischer Reichskreis, Freudenthal (Freudental), Hohenlohe, Lichtel, Neuhaus (Ht), Württemberg
Abs. 14891 Merseburg* (Hochstift, Hztm), Residenz Halberstadt, Magdeburg, Meißen (MkGt), Paderborn, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Merseburg, Thüringen, Wettiner
Abs. 14977 Minden* (in Westfalen) (Hochstift, FBtm, Ftm, Residenz) Brandenburg, Diepholz, Hallermunt, Köln (EStift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Paderborn, Petershagen, Ravensberg, Westfalen, Westphalen, Wölpe, Wunstorf
Abs. 15045 Mömpelgard* (Gt, RGt, Residenz) Altkirch, Burgund, Elsass, Frankreich, Württemberg, Württemberg-Mömpelgard
Abs. 15131 Mosbach* (RRi, RS, Residenz) Hirschhorn, Leiningen, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Pfalz, Pfalz-Mosbach
Abs. 15172 Mügeln* (Residenz)
Abs. 15210 München* (S, Residenzen) Bayern, Freising, Mannheim, Pfalz, Regensburg (Hochstift) Nothaft
Abs. 15239 Münster* (Hochstift, Residenz) Ahaus, Anholt, Arenberg, Berg, Borken, Cloppenburg, Diepholz, Dülmen, Emsland, Fresenburg, Gemen, Gronau, Horstmar, Köln (EStift), Laer, Lembeck, Looz-Corswarem, Lüdinghausen, Meppen, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nothaft, Oldenburg, Osnabrück (Hochstift), Papenburg, Preußen, Ravensberg, Rheina-Wolbeck, Sachsen, Salm, Saterland, Steinfurt, Stromberg, Tecklenburg, Vechta, Velen, (Weerdt,) Werth, Westfalen, Wildeshausen, Wolbeck
Abs. 15241 Münsterberg* (in Schlesien) (Hz, Hztm, Residenz) Auersperg, Breslau, Cosel, Crossen, Frankenstein (Ftm), Glatz, Hummel, Jauer, Niederschlesien, Oels, Piasten, Schlesien, Schweidnitz, Wohlau, Württemberg-Oels
Abs. 15259 Murbach* (im Elsass) (ruKl, Residenz) Elsass, Frankreich, Luzern, Sundgau
Abs. 15301 Nancy* (Residenz) Lothringen, Toul
Abs. 15348 Naumburg* (an der Saale) (Hochstift, Residenz) Magdeburg, Meißen, Paderborn, Preußen, Sachsen, Sachsen-Zeitz, Thüringen, Zeitz
Abs. 15382 Neiße* (Ftm, Residenz) Breslau (Hochstift), Grottkau, Niederschlesien, Schlesien
Abs. 15429 Neuburg* (an der Donau) (Ftm, Hztm, Residenz) Bayern, München, Pfalz-Neuburg, Salzburg (EStift)
Abs. 15496 Neuhaus (Schloss Neuhaus) (Residenz)Paderborn
Abs. 15520 Neumarkt* ( in der Oberpfalz) (RGut, RS, Residenz) Bayern, Pfalz-Neumarkt, Wolfstein
Abs. 15565 Neustadt* (am Rübenberge) (Residenz) Calenberg
Abs. 15569 Neustadt* (an der Weinstraße) (Residenz) Pfalz, Pfalz-Lautern
Abs. 15596 Nideggen* (Residenz) Nörvenich
Abs. 15638 Niedermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Deggendorf, Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg (Ftm), Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeran, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Abs. 15709 Nivelles* (Residenz)
Abs. 15785 Nossen* (Residenz) Meißen (MkGt)
Abs. 15804 Nürnberg* (BgG, BgGt, RS, Residenzen) Abenberg, Altenmuhr, Altmark, Andechs, Ansbach, Askanier, Aufkirchen, Baunach, Bayern, Bayreuth, Brandenburg, Cadolzburg, Cammermeister, Crailsheim, Egerland, Eichstätt, Erbendorf, Erkenbrechtshausen, (Erlendorf,) (Ervendorf,) Feuchtwangen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Geuder von Heroldsberg, Giech, Gräfenberg, Guttenberg, Haller von Hallerstein, Hamburg, Heideck, Heidingsfeld, Heldburg, Heroldsberg, Hilpoltstein, Hildburghausen, Hohenzollern, Kitzingen, Kulmbach, Lobenhausen, Mainbernheim, Neustadt an der Aisch, Orlamünde, Pfalz, Raabs, Rieter von Kornburg (Rieder zu Kornburg), Rothenberg, Sachsen-Hildburghausen, Schaumberg, Schlüsselberg, Schmalkalden, Sechsämterland, Seefeld, Truhendingen, Vogtland, Weida
Abs. 15901 Obermünster* (Abtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Regensburg (Ftm), Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg Obermünster, Regensburg Niedermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Abs. 16023 Oels* (Ftm, Hztm, Residenz) Beuthen, Braunschweig-Oels, Breslau (Hztm), Cosel, Glogau, Goschütz, Kreuzburg, Militsch, Münsterberg, Namslau, Niederschlesien, Piasten, Schlesien, Steinau, Trachenberg, Wartenberg, Wohlau, Württemberg-Oels
Abs. 16086 Olmütz* (Btm, EBtm, Residenz) Mähren, Mainz (EStift), Mistek, Passau (Hochstift), Prag, Přemysliden, Tschechoslowakei
Abs. 16107 Oppeln* (Hztm, Residenz) Beuthen, Cosel, Falkenberg, Jägerndorf, Loslau, Niederschlesien, Oberglogau, Oberschlesien, Oderberg, Piasten, Ratibor, Schlesien, Teschen, Tost, Troppau
Abs. 16158 Osnabrück* (Hochstift, Residenz, fast reichsunmittelbare S) Diepholz, Fürstenau, Hannover, Iburg, Köln (EStift), Minden, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Sachsen, Tecklenburg, Westfalen, Westphalen
Abs. 16183 Osterode* (im Harz) (Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Grubenhagen
Abs. 16258 Paderborn* (Hochstift, FStift, Residenz) Brakel, Büren, Fulda, Helmarshausen, Mainz (EStift), Neuenheerse, Neuhaus (Schloss Neuhaus), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Plesse, Preußen, Ravensberg, Schwalenberg, Sternberg, Waldeck, Warburg, Werl, Westfalen, Westphalen
Abs. 16293 Passau* (Hochstift, Residenz, S) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bogen, Formbach, Fürsteneck, (Hafner-Obernzell,) Hals, Horn, Leoprechting, Mattsee, Neuburg am Inn, Obernzell, Oberösterreich, Rannariedl, Riedenburg, Salzburg (EStift), Sankt Florian, Sankt Pölten, Toskana, Vichtenstein, Wegscheid, Wernstein, Wien (Btm), Ebtm, Wolfstein (Ht)
Abs. 16340 Petershagen* (Residenz) Minden
Abs. 16351 Pfäfers* (Kl), Residenz
Abs. 16379 Pfalzel* (Residenz)
Abs. 16407 Pforzheim* (Residenz) Baden, Baden-Durlach, Pfalz
Abs. 16411 Pfreimd* (Residenz) Leuchtenberg
Abs. 16419 Philippsburg* (Residenz)
Abs. 16438 Pilten* (Stift, Residenz) Kurland
Abs. 16440 Pinerolo* (Pignerolo) (Residenz)Mantua, Savoyen
Abs. 16460 Plassenburg* (Residenz) Andechs, Ansbach, Bayreuth, Guttenberg, Kulmbach, Orlamünde (Plassenberg)
Abs. 16490 Plön* (Plune) (Ht, Gt, Residenz) Glücksburg, Holstein-Plön, Schaumburg, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Glücksburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Stormarn
Abs. 16550 Poppelsdorf* (Residenz)
Abs. 16571 Prag* (Hochstift, EStift, Residenzen) Böhmen, Mainz (EStift), Olmütz, Passau (Hochstift), Přemysliden, Regensburg (Hochstift), Tschechien, Tschechoslowakei
Abs. 16616 Prüm* (gfAbtei, RAbtei, Residenz, ) Adendorf, Are, Bedburg, Ehrenstein, Frankreich, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Oberrheinischer Reichskreis, Remagen, Trier (EStift), Weißenburg
Abs. 16617 Pruntrut *(Porrentruy) (Residenz) Basel (FBtm), Mömpelgard
Abs. 16652 Quedlinburg* (Abtei, Residenz) Arnstein-Barby (Barby), (Barby,)Blankenburg, Duderstadt, Eichsfeld, Falkenstein (Ht, Gt), Gera, Obersächsischer Reichskreis, Potsdam, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Sachsen, Sommerschenburg, Weida, Westfalen, )Westphalen, Wettiner
Abs. 16742 Ratibor* (Hztm, Residenz) Corvey, Hessen-Rotenburg, Hohenlohe-Schillingsfürst, Jägerndorf, Loslau, Oberschlesien, Oderberg, Oppeln, Piasten, Schlesien, Teschen, Tost, Troppau, Zator
Abs. 16751 Ratzeburg* (FBtm, Ftm, Residenz) Boizenburg, Gadebusch (Gadelsbusch), Lauenburg, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen, Sachsen-Lauenburg, Schönberg, Wittenburg
Abs. 16819 Regensburg* (Hochstift, Ftm, Residenz, freie RS) Abensberg, Babonen, Baldern, Balzheim, Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bayern-München, Dalberg, (Dalbergstaat,) Deggendorf, Donaustauf, Formbach, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankfurt (RS), Hohenburg, Hohenlohe, Hohenlohe-Waldenburg, Kurerzkanzler, Kurfürstenkollegium, Mondsee, Niedermünster, Nördlingen, Nothaft, Oberbayern, Obermünster, Oberösterreich, Oettingen-Baldern) Orth (an der Donau), Pfalz-Neuburg, Pöchlarn, Prag, Salzburg (EStift), Sankt Emmeram, Stockerau, Thurn und Taxis, Tirol, Waldenburg (Bg), Wemding, Wörth
Abs. 16820 Regensburg Niedermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Abs. 16822 Regensburg Obermünster* (gfAbtei, Reichsstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Rheinisches Reichsprälatenkollegium
Abs. 16843 Reichenau* (KglKl, Residenz) Baden, Bussen, Grüningen, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Krenkingen, Mägdeberg, Mainau, Möhringen, Thurgau, Ulm (RS), Weißenburg (gef. RPropstei)
Abs. 16933 Remiremont * (Residenz) Finstingen
Abs. 16946 Rendsburg* (Bg, Ht, Residenz) Holstein-Rendsburg, Schaumburg, Schleswig-Holstein
Abs. 16999 Reval* (Btm, RF, Residenz) Borkholm, Fegefeuer, Hanse
Abs. 17023 Rheinfels* (Bg, Ht, Residenz) Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Rheinfels, Katzenelnbogen
Abs. 17100 Riesenburg* (in Westpreußen) (Residenz)Pomesanien
Abs. 17112 Riga* (EStift, Residenz, RS) Culm bzw. Kulm, Dorpat, Ermland, Hanse, (Kulm,) Livland, Ösel, Pomesanien, Ronneburg, Samland, Schwertbrüderorden, Selonien
Abs. 17159 Rochlitz* (Residenz) Meißen (MkGt), Sachsen (Hztm)
Abs. 17225 Römhild* (Ort, Kl, Residenz, S) Henneberg, Henneberg-Aschach, Henneberg-Hartenberg, Sachsen-Altenburg
Abs. 17234 Ronneburg* (in Lettland) (Residenz) Riga
Abs. 17283 Rostock* (Ftm, Residenz) Doberan, Güstrow, Mecklenburg, Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern, Stralsund
Abs. 17287 Rotenburg* (an der Wümme) (Ht, Residenz) Verden
Abs. 17328 Rötteln* (bei Lörrach) (Ht, Residenz) Baden, Baden-Durlach, Freiburg im Breisgau, Hachberg
Abs. 17332 Rottenburg* (am Neckar) (S, Btm, Residenz) Hohenberg, Schwäbisch-Österreich, Worms (Hochstift), Württemberg
Abs. 17366 Rudolstadt* (Bg, Residenz, S) Schwarzburg, Schwarzburg-Blankenburg, Weimar
Abs. 17370 Rügenwalde* (Residenz)
Abs. 17503 Säckingen* (Abtei, Residenz) Fricktal, Glarus, Laufenburg, Lenzburg, Vorderösterreich, Waldstädte
Abs. 17507 Sagan* (Hztm, Residenz) Crossen, Glogau, (Glogau-Sagan,) Lobkowitz, Niederschlesien, Piasten, Priebus, Sachsen, Schlesien, Wallenstein
Abs. 17511 Sainte Claude*, Saint-Claude (Kl, Residenz)
Abs. 17523 Sainte-Claude*, Saint Claude (Kl, Residenz)
Abs. 17527 Saint-Mihiel* (Residenz), Saint Mihiel Bar
Abs. 17574 Salzburg* (L, EStift, Hztm, Residenz) Admont, Bayerischer Reichskreis, Bayern, Brixen, Chiemsee, Chiemseehof, Deutschösterreich, Freising, Friesach, Gurk, Haunsberg, Hohenaschau, Itter (Ht), Kurfürstenkollegium, Lavant, Leoben, Leibnitz-Seggau, Mattsee, Oberösterreich, Ortenburg, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pettau, Pfalz, Pinzgau, Plain, Pongau, Rann, Rauchenkatsch-Gmünd, Regensburg (Hochstift), Sachsenburg, Sankt Andrä, Seckau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Trient, Wien (Btm, RS), Windisch-Matrei, Zisleithanien
Abs. 17578 Salzderhelden* (Residenz) Braunschweig-Grubenhagen, Grubenhagen
Abs. 17608 Sankt Andrä* (Residenz) Lavant, Salzburg (EStift)
Abs. 17611 Sankt Emmeram* (RAbtei, gfAbtei, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Wemding
Abs. 17613 Sankt Gallen* (RAbtei, Residenz, Ka, RS) Altstätten, Appenzell, Chur, Dornbirn, Dunningen, Ebringen, Glatt, Grüningen (Ht, rriOrt), Kempten (gfAbtei), Kisslegg, Leupolz, Mägdeberg, Mulach, Nagold, Neuravensburg, Pfäfers, Rheineck, Risstissen, Rorschach, Sargans, Sax, Schwäbischer Städtebund, Schweiz, Singen, Sulz, Thurgau, Tiefenbach, Toggenburg, Uznach, Wangen, Wasserburg, Zugewandte Orte
Abs. 17647 Sannegg (Residenz) (Sanneck) Cilli
Abs. 17790 Schellenberg* (Residenz) s. a. Augustusburg
Abs. 17894 Schleswig* (Btm, Hztm, Residenz) Dithmarschen, Eiderstedt, Fehmarn, Gottorp (Gottorf), Helgoland, Holstein, Holstein-Rendsburg, Oldenburg, Osterland-Föhr, Rendsburg, Schaumburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schwabstedt, Sylt
Abs. 17919 Schleusingen* (Bg, Residenz) Henneberg, Henneberg-Schleusingen, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Zeitz, Thüringen
Abs. 18012 Schönberg* (im Kreis Nordwestmecklenburg) (Residenz) Ratzeburg
Abs. 18120 Schwabstedt* (Residenz) Schleswig (Btm)
Abs. 18183 Schweidnitz* (Ftm, Residenz) Breslau (Hztm), Jauer, Löwenberg, Schlesien, Schweidnitz-Jauer
Abs. 18206 Schwerin* (Gt, Bezirk, Hochstift, Ftm, Residenz) Boizenburg, Bützow, Dannenberg, Gans von Putlitz (Putlitz), Mecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersächsischer Reichskreis, Prignitz, (Putlitz,) Tecklenburg, Warin, Wittenburg
Abs. 18249 Segeberg* (Bg, Residenz) Schleswig-Holstein
Abs. 18381 Sitten* (Hochstift, Residenz) Wallis, Zähringen
Abs. 18399 Soest* (freie S, Residenz) Kleve, Köln (EStift), Mark, Nassau-Siegen, Siegen, Westfalen
Abs. 18483 Spandau* (Residenz) Berlin, Brandenburg
Abs. 18504 Speyer* (Hochstift, Domkapitel, freie RS, Residenz) Baden, Bamberg (Hochstift), Bauerbach, Bebenhausen, Böhl, Dahn, Eberstein, Franken( Hztm), Frankreich, Germersheim, Godramstein, Hassloch, Herxheim, Hornbach (Kl), Kaufungen, Kraichgau, Kreuznach, Landau in der Pfalz, Mainz (EStift), Maulbronn, Menzingen, Mergentheim, Mindelheim, Minfeld, Neckarsteinach, Oberrheinischer Reichskreis, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Pfalz, Philippsburg, Rotenhan, Schwarzach, Sulzfeld (H), Udenheim, Waibstadt, Weißenburg im Elsass, Wernau, Winterbach, Worms (Hochstift)
Abs. 18536 Stablo* (FAbtei, Residenz) Belgien, Logne, Malmédy, Namur(, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis,) Stablo und Malmedy
Abs. 18571 Stargard* (Burg Stargard) (Ht, Residenz, L) Ahrensberg, Brandenburg, Cammin (Kammin), (Kammin,) Mecklenburg, Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Strelitz
Abs. 18689 Steinheim (am Main) (Residenz) Hessen-Darmstadt
Abs. 18706 Stendal* (Residenz) Askanier, Brandenburg, Kurmark
Abs. 18737 Stettin* (Hztm, Residenz) Mecklenburg, Pommern, Preußen, Vorpommern
Abs. 18739 Steuerwald* (Residenz) Hildesheim
Abs. 18779 Stolp* (L, Hztm, Residenz) Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast
Abs. 18797 Stoutenburg* (Residenz)
Abs. 18806 Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Abs. 18807 Straßburg* (in Kärnten) (Residenz) Gurk, Salzburg (EStift)
Abs. 18813 Straubing* (Bg, Dorf, S, Ht, Residenz) Niederbayern
Abs. 18850 Stuttgart* (Ort, S, Ht, Residenz) Baden, Baden-Württemberg, Württemberg
Abs. 18911 Sulzburg* Residenz
Abs. 18978 Tangermünde* (Residenzen)
Abs. 19035 Ter Horst* (Residenz)
Abs. 19036 Teschen* (Hztm, Residenz) Auschwitz, Beuthen, Bielitz, Freystadt, Friedek (Friedeck), Glogau, Mistek, Oberschlesien, Oldenburg-Wildeshausen, Oppeln, Österreichisch-Schlesien, Piasten, Pless, Polen, Sachsen-Teschen, Schlesien, Schwarzwasser, Skotschau, Tost, Tschechoslowakei, Zator
Abs. 19066 Thann* (im Oberelsass) (Residenz) Elsass, Oberelsass, Pfirt
Abs. 19154 Točnik* (Residenz) s. Bettlern
Abs. 19170 Torgau* (Gt, Residenz) Meißen (MGt), Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov)
Abs. 19181 Totschnik* (Residenz) s. Bettlern
Abs. 19184 Toul* (Hochstift, Residenz, RS) Frankreich, Liverdun, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie S), Oberrheinischer Reichskreis
Abs. 19254 Trient* (Hochstift, Residenz) Arco, Bayern, Bisein, Bozen, Caldonatz, Eppan, Gottschee, Küstenland, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Persen, Südtirol, Tirol, Venedig, Welsche Konfinen, Würzburg (Hochstift)
Abs. 19280 Troppau* (Ftm, Hztm), Residenz Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Liechtenstein, Loslau, Mähren, Oberschlesien, Österreichisch-Schlesien, Přemysliden, Ratibor, Schlesien, Sudetenland
Abs. 19316 Tübingen* (G, PfG, Residenz, RRi) Asperg, Babenhausen (Ht), Baden-Württemberg, Bebenhausen, Blaubeuren, Bregenz, Calw, Dillingen, Gärtringen, Gleiberg, Hessen, Marchtal, Montfort, Nagold, Neckar, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Tettnang, Trochtelfingen, Udalrichinger, Vorarlberg, Werdenberg, Württemberg
Abs. 19355 Udenheim* (Ganerben, Residenz) Köth von Wanscheid, Pfalz, Philippsburg, Schornsheim, Speyer (Hochstift)
Abs. 19356 Udine* (Residenz) Aquileja
Abs. 19464 Untermaßfeld* (Residenz) Henneberg, Henneberg-Schleusingen, Schleusingen
Abs. 19514 Urach (Urach-Freiburg)* (G, Residenz) Breisgau, Freiburg (G, RS), Neuenburg (Gt)
Abs. 19546 Utrecht* (Ht, Niederstift, Hochstift, Residenz) Anholt, Bentheim, Deutscher Orden, Deventer, Drente, Geldern, Groningen, Holland, Köln (EStift), Lorsch, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oranien, Overijssel, Stoutenburg, Ter Horst, Vollenhove, Wijk-bij-Duurstede, Zutphen
Abs. 19618 Verden* (Hochstift, Ftm, Hztm, Residenz, RS) Bremen (EStift), Hannover, Lüneburg, Mainz (EStift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Rotenburg, Schweden
Abs. 19620 Verdun* (Hochstift, Residenz, RS) Apremont, Blieskastel, Dieulouard, Frankreich, Hattonchâtel, Lauterecken, Lothringen, Metz (Hochstift), Metz (freie RS), Oberrheinischer Reichskreis, Saint-Mihiel (Saint Mihiel)Veldenz
Abs. 19638 Vic* (Residenz) Metz (Hochstift), Metz (freie RS)
Abs. 19720 Vollenhove* (Residenz)
Abs. 19952 Warin* (Residenz)
Abs. 19967 Wartburg* (Residenz) Bilstein, Thüringen
Abs. 20083 Weimar* (in Thüringen) (G, Ftm, Residenz) Ernestiner, Orlamünde, Sachsen, Sachsen-Weimar, Thüringen, Würzburg (Hochstift)
Abs. 20112 Weißenburg* (im Elsass) (RS, gfPr, Residenz) Altenstadt, Asperg, Baden, Bergzabern, Berwartstein, Dekapolis, Elsass, Grünstadt, Hagenbach, Heidelsheim, Herxheim, Hirschhorn, Leiningen Leiningen-Dagsburg-Hardenburg, Leiningen-Grünstadt, Mergentheim, Oberrheinischer Reichskreis, Saarwerden, Speyer, Straßburg, Waldsee, Wallsee
Abs. 20163 Wenden* (in Lettland) (Residenz)
Abs. 20177 Wenzelstein* (Residenz)
Abs. 20185 Werden* (RAbtei, Residenz) Berg (G), Dülmen, Helmstedt, Lüdinghausen, Mark, Moers, Münster (Hochstift), Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Preußen, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Werl, Wildenburg
Abs. 20318 Wettin* (Residenz) Berka, Brehna, Colditz, Ernestiner, Gera, Glogau-Sagan, Gotha, Henneberg, Hessen, Hildburghausen, Meißen (MkGt), Meißen (Hochstift), Merseburg, Mühlhausen (RS), Naumburg, Niederlausitz, Nordhausen, Plauen, Pleißen (Pleißenland), Saalfeld, Sachsen, Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weißenfels, Sagan, Schleiz, Schleusingen, Schönburg, Schwarzburg, Schwarzburg-Käfernburg, Senftenberg, Sommerschenburg, Thüringen, Weida, Weimar, Wettiner
Abs. 20373 Wien* (Btm, EBtm, Residenz, RS) Linz, Niederösterreich, Österreich, Passau (Hochstift), Ungarn Nothaft
Abs. 20375 Wiener Neustadt* (Btm, Residenz) Sankt Pölten
Abs. 20397 Wijk-bij-Duurstede* (Residenz) Utrecht
Abs. 20548 Wittenberg* (Bg, S, Residenz) Anhalt, Askanier, Ernestiner, Niedersachsen, Preußen, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Wittenberg, Thüringen
Abs. 20562 Wittstock* (Residenz) Brandenburg, Havelberg
Abs. 20571 Wohlau* (im Kreis Wohlau) (Ftm, Hztm, Residenz) Brandenburg, Brieg, Glogau, Liegnitz, Niederschlesien, Oels, Österreichisch-Schlesien, Piasten, Schlesien, Steinau
Abs. 20591 Wolfenbüttel* (Ftm, Residenz) Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Hannover, Hoya, Lüneburg, Niedersächsischer Reichskreis, Welfen
Abs. 20617 Wolgast* (S, Residenz) Pommern, Pommern-Barth, Pommern-Wolgast
Abs. 20642 Wolmirstedt* (Residenz) Altmark
Abs. 20653 Worms* (Hochstift, Residenz, RS) Beilstein, Bonfeld, Dittelsheim, Eberbach (RS), Eppingen, Franken (Hztm), Frankenthal, Fürfeld, Guntersblum, Hadamar, Hessen, Hessen-Darmstadt, Ladenburg, Lorsch, Mainz (EStift), Menzingen, Mosbach, Nassau, Nassau-Weilburg, Neckarsteinach, Neuleiningen, Oberrheinischer Reichskreis, Pfalz, Rheinischer Städtebund, Saarbrücken (Gt), Schwaigern, Veldenz, Weilburg, Wimpfen
Abs. 20661 Wörth* (an der Donau) (Ht, Residenz) Regensburg (Hochstift), Thurn und Taxis
Abs. 20707 Würzburg* (Hochstift, Residenz) Adelsheim, Amorbach, Ansbach, Aschaffenburg, Auhausen, Bamberg (Hochstift), Bartenstein, Bastheim, Bayern, Bergrheinfeld, Bibart, Bibra, Bickenbach, Braunsbach, Bronnbach, Burgsinn, Castell, Comburg, Darmstadt, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebrach, Edelfingen, Eltmann, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Freudenberg, Gersfeld, Giech, Gochsheim, Grabfeld, Groß, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Hafenpreppach, Hardheim, Hatzfeld, Heidingsfeld, Heilbronn, Henneberg, Henneberg-Aschach, Hessen-Darmstadt, Hildburghausen, Hohenlohe-Bartenstein, Jagstberg, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Katzenelnbogen, Kirchlauter, Kitzingen, Krautheim, Kreuznach, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Lambach, Langenburg, Leiningen, Lichtel, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelfeld (Lutzelenvelt), Meiningen, Mainberg, Mainz (EStift), Marktheidenfeld, Meiningen, Murrhardt, Niederstetten, Nierstein, Oberbronn, Ortenburg, Ostheim (Ganerbschaft), Paderborn, Redwitz, Reichelsberg, Rheinbund, Rieneck, Rothenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Salzburg (EStift), Salzburg (Ganerbschaft), Schlüchtern, Schlüsselberg, Schmalkalden, Schönbornl, Schott von Schottenstein, Schweinfurt, Seinsheim, Seligenstadt, Sennfeld, Sommerhausen, Streitberg, Sulzfeld (RDorf), Thüngen, Toskana, Trimberg, Truhendingen, Walldorf, Walldürn, Wels-Lambach, Wertheim, Wetzhausen, Widdern, Wiesentheid, Windsheim, Winterhausen, Wolfskehl von Reichenberg, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)
Abs. 20715 Wurzen* (L, Stift, Residenz) Meißen (Hochstift), Meißen (MkGt)
Abs. 20745 Zabern* (Residenz) Straßburg (Hochstift)
Abs. 20776 Zeitz* (Bg, Btm, Residenz) Altenburg (RS), Magdeburg, (Meißen) (MkGt), Naumburg, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Zeitz, Vogtland
Abs. 20788 Zerbst* (Bg, Residenz, S) Anhalt, Anhalt-Dessau, Anhalt-Zerbst, Arnstein-Barby, Barby
Abs. 20803 Ziesar* (Residenz) Brandenburg
Abs. 20866 Zürich Fraumünster* (RAbtei, Residenz)
Abs. 20877 Zweibrücken* (Gt, Hztm, Residenz) Bayern, Bergzabern, Bitsch, Blieskastel, Dörrenbach, Frankreich, Hagenbach, Hornbach, Leiningen, Lemberg, Medelsheim, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Zweibrücken, Saarbrücken, Wilgartswiesen