Die Republik in der deutschen Landesgeschichte (273)
Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag.
Örtlich bildete der jeweilige, mehr oder weniger feste Bestand des (deutschen) Reiches bzw. seiner Nachfolger den Ausgangspunkt. Dies hatte notwendigerweise ein Ausgreifen weit über die Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland sowie Österreichs und der Schweiz hinaus zur Folge. Selbst der deutsche Sprachraum musste an vielen Stellen verlassen werden, wenn die Einheit deutscher Geschichte im Sinne der Geschichte aller Deutschen gewahrt bleiben sollte.
Der einfache, lange vor jeder wirklichkeitsnahen Hoffnung auf eine Einheit von Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik begonnene und 1988 in erster Auflage vorgelegte Versuch, einen Überblick über die landesgeschichtliche Entwicklung der Deutschen zu geben, ist von der Öffentlichkeit ungewöhnlich gut aufgenommen worden.
Am 10. 11. 1918 wurde dieses Reich Republik. Auch in den Ländern dankten die Monarchen ab. Die territoriale Einteilung wurde trotz großer Verluste an den Grenzen (Elsass-Lothringen, Eupen-Malmedy, Nordschleswig, Westpreußen, Posen, Kreis Soldau, Oberschlesien, Danzig, Memelland, Saargebiet [, gleichzeitige Beschränkung Österreichs auf seine deutschsprachigen Gebiete, Verlust Südtirols an Italien]) dadurch grundsätzlich freilich nicht verändert.
G) Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Österreich, Schweiz und Liechtenstein auf dem Weg nach Europa
Die drei Westmächte schufen auf Grund der Londoner Sechsmächtekonferenz vom 6. 3. 1948 das Besatzungsstatut für Westdeutschland. Am 25. 5. 1949 verkündeten sie das Grundgesetz für die neugeschaffene Bundesrepublik Deutschland. Demgegenüber errichtete die Sowjetunion mit der Annahme einer Verfassung auf ihrem Besatzungsgebiet am 7. 10. 1949 die Deutsche Demokratische Republik (108178 Quadratkilometer, 17 Millionen Einwohner), in der 1952/1958 die Länder in Bezirke umgewandelt und damit beseitigt wurden (str.).
Die Bundesrepublik Deutschland schloss am 14. 4. 1951 mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg den der Kontrolle über die Rüstungsindustrie vornehmlich Deutschlands dienenden Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. 1952 trat sie der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, der Westeuropäischen Union und 1954 der am 4. 4. 1949 gegründeten Nordatlantischen Verteidigungsorganisation bei und am 5. 5. 1955 wurde sie von den Westmächten für souverän erklärt. 1957 vereinbarte sie mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg Verträge über die Nutzung der Atomenergie und über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft.
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde am 17. 6. 1953 ein Aufstand mit sowjetischer Waffengewalt niedergeschlagen. Am 13. 8. 1961 wurde mit dem Bau einer Mauer an der Westgrenze begonnen. In der Neufassung der Verfassung wurde am 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation aufgegeben.
Im August 1989 flüchteten, begünstigt von der Reformpolitik Michael Gorbatschows in der Sowjetunion Tausende von hinter dem Eisernen Vorhang bzw. der „antifaschistischen Schutzmauer“ eingesperrten Bewohnern der Deutschen Demokratischen Republik in die bundesdeutschen Botschaften in Budapest, Prag, Warschau sowie in die ständige Vertretung in Ostberlin. Am 10. 9. 1989 öffneten daraufhin die Außenminister Ungarns und Österreichs mit einer Drahtschere den Stacheldrahtzaun zwischen ihren Ländern. Danach begannen in der Deutschen Demokratischen Republik Massendemonstrationen für die Freiheit.
Am 3. 10. 1990 trat die Deutsche Demokratische Republik (unter [Wieder-]Errichtung [str.] der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) der Bundesrepublik Deutschland bei. Der Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland vom 12. 9. 1990 erklärte die nach 1945 faktisch durchgeführte Gebietsneuverteilung für endgültig. Am 14. 11. 1990 wurde der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Bestätigung der zwischen ihnen bestehenden Grenze unterzeichnet.
Die Bundesrepublik Deutschland (357092 Quadratkilometer, 82,4 Millionen Einwohner, davon mehr als ein Zehntel Ausländer) setzt sich aus den Bundesländern Baden-Württemberg (Stuttgart), Bayern (München), Brandenburg (Potsdam), Bremen (Bremen), Hamburg (Hamburg), Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Rheinland-Pfalz (Mainz), Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden), Sachsen-Anhalt (Magdeburg), Schleswig-Holstein (Kiel), Thüringen (Erfurt) sowie Berlin zusammen. Österreich (83871 Quadratkilometer, 8,26 Millionen Einwohner) besteht aus den 9 Bundesländern Niederösterreich (seit 1986 Sankt Pölten), Steiermark (Graz), Tirol (Innsbruck), Oberösterreich (Linz), Kärnten (Klagenfurt), Salzburg (Salzburg), Burgenland (Eisenstadt), Vorarlberg (Bregenz) und Wien (Wien). Die zu rund 75 % deutschsprachige Schweiz (41285 Quadratkilometer, 7,48 Millionen Einwohner) gliedert sich in die (bis 1999 23, seitdem) 26 Kantone (davon 6 Halbkantone) Aargau (Aarau), Appenzell-Außerrhoden (Herisau), Appenzell-Innerrhoden (Appenzell), Basel-Stadt (Basel), Basel-Land bzw. Basel-Landschaft (Liestal), Bern (Bern), Freiburg (Freiburg), Genf (Genf), Glarus (Glarus), Graubünden (Chur), Jura (seit 1979) (Delsberg/Delémont), Luzern (Luzern), Neuenburg (Neuenburg), Sankt Gallen (Sankt Gallen), Schaffhausen (Schaffhausen), Schwyz (Schwyz), Solothurn (Solothurn), Tessin (Bellinzona), Thurgau (Frauenfeld), Unterwalden nid dem Wald bzw. Unterwalden-Nidwalden (Stans), Unterwalden ob dem Wald bzw. Unterwalden-Obwalden (Sarnen), Uri (Altdorf), Waadt (Lausanne), Wallis (Sitten), Zug (Zug) und Zürich (Zürich).
DDR = Deutsche Demokratische Republik
Rep = Republik
Amtliche Schlüsselnummern und Bevölkerungsdaten der Gemeinden und Verwaltungsbezirke in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Statistischen Bundesamt Ausgabe 1998, 1998
Atlas Deutsche Demokratische Republik, hg. v. d. Akad. d. Wiss. der DDR, Lief. 1 1977
Deutscher Planungsatlas. Atlas über Raum, Volk und Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. d. Akad. für Raumforschung und Landesplanung, 1960ff.
Die Deutsche Demokratische Republik. Daten, Fakten, Analysen, hg. v. Fischer, A., 1988
Die Länder und der Bund, Beiträge zur Entstehung der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Först, W., 1989
Die Weimarer Republik 1918-1933, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, hg. v. Bracher, K., 1987
Historische Bibliographie, hg. v. der Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland, 1986ff.
Historisches Gemeindeverzeichnis der Bundesrepublik Deutschland [1970-1982], hg. v. Statistischen Bundesamt, 1983
Kolb, E., Die Weimarer Republik, 1984
Ortsbuch der Bundesrepublik Deutschland, 11. A. 1989, 12. A. 1991
Ortslexikon Deutsche Demokratische Republik, 1986
Peukert, D., Die Weimarer Republik 1918-1933. Die Krisenjahre der klassischen Moderne, 1987
Ploetz, K., Die Bundesrepublik Deutschland, Daten, Fakten, Analysen, hg. v. Ellwein, T., 1984
Ploetz, K., s. Die Deutsche Demokratische Republik
Verwaltungsgrenzen in der Bundesrepublik Deutschland seit Beginn des 19. Jahrhunderts, hg. v. Franz, G., 1977 (Forschungen und Sitzungsberichte der Akad. für Raumforschung und Landesplanung 110)
Verzeichnis der Gemeinden und Ortsteile der Deutschen Demokratischen Republik, hg. v. d. Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik, 1996
Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen Kapitulation und Grundgesetz, hg. v. Becker, J./Stammen, T./Waldmann, P., 1979
Weimarer Republik. Eine Nation im Umbruch, hg. v. Schulz, G., 1987
Aargau (Gau, Landschaft, Grafschaft, Kanton).
Das schon vorgeschichtlich besiedelte, dann von den Römern beherrschte, seit
dem 5. Jahrhundert von den Alemannen eroberte und im 6. Jahrhundert dem
fränkischen Reich eingegliederte Gebiet um die Aare wird 763 erstmals als A.
bezeichnet. Um 861 wurde zwischen Oberaargau und Unteraargau geschieden. Der
Oberaargau stand zu Anfang des 15. Jahrhunderts unter der Herrschaft Berns, der
Unteraargau unter der Herrschaft der Grafen von Habsburg, die ihn 1264/1400 von
den Grafen von Lenzburg bzw. den diesen 1173/1174 folgenden Grafen von Kiburg
(Kyburg) ererbt hatten. 1415 eroberte die schweizerische Eidgenossenschaft den
Unteraargau. Danach unterstand der westliche Teil mit Lenzburg, Zofingen, Aarau
und Aarburg Bern, kleinere Teile Luzern und Zürich, die Grafschaft Baden, die
Städte Mellingen und Bremgarten sowie das Freiamt im Osten seit 1443 als
gemeine Herrschaft den acht eidgenössischen Orten. 1528 wurde im Berner Gebiet
die Reformation eingeführt. 1798 entstanden die beiden Kantone A. und Baden der
Helvetischen Republik, die 1803 unter
Einbeziehung des österreichischen Fricktals vereinigt wurden. 1805 wurde der A.
souveräner Kanton der Schweiz. 1831 erhielt er eine liberale Verfassung. 1841
wurden im aargauischen Klosterstreit die Klöster aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 1 (zwischen Aare und Reuß, Kirchberg);
Aargauer Urkunden, Bd. 1ff. 1930ff.; Aargauische Heimatgeschichte, hg. v.
Ammann, H., Bd. 1ff. Aarau 1930ff.; Halder, A., Geschichte des Kantons Aargau,
Bd. 1 (1803-1830) 1953; Tschopp, C., Der Aargau. Eine Landeskunde, 2. A. Aarau
1962; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 22, 23, 24,
27, S. 266, Aragouwe, Argowe, Argue, Argoia, Oberargeuue, Araris pagus; Polenz,
P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und Bezirksnamen vom 7. bis 11.
Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1. Lieferung
Achilgouwe-Borhtergo, 21 Aragouwe I (zwischen dem Unterlauf der Aare und der
Reuß; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraums im Früh- und
Hochmittelalter, 1964; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972,
32 Argovie; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 55; Hartmann, M., Die Römer im Aargau, 1985;
Eichenberger, K., Verfassung des Kantons Aargau, 1986; Geissmann, H., Das
Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und gehörte als einziger Graf
seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223
urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen.
1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im später stets von
Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die Linien
Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und
Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf askanisches
Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt
werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es
nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648 an
Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw.
Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und
die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie
erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der
Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere
Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau).
Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546
in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in
Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation
konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an
der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und
Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung
an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst
(1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle
anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und
erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden
nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die
jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863),
Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis
1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine
Senioratsverfassung eingeführt, wonach der jeweils älteste die
Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame
Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei Gernrode.
Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen Reichskreis. Von
den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser Linie wurden mit
Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst
erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die Linie 1793 ausstarb,
fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever
kam an Katharina II. von Russland, die Schwester des letzten Fürsten von
Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es weiter zur
Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen
von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach
ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis
1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner
oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus
einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von
Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen
(-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den
Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und
Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000
Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel
Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863
kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der sowjetischen
Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten
Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947 dem Land
Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde
(str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik
Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in Daten,
1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012.
Appenzell (Kanton). A. wird erstmals 1071 erwähnt
(Abbacella, abbatis cella). Der größte Teil des Landes stand im Hochmittelalter
unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen, die 1345-1381 vom Reich die Vogtei
und damit die Landesherrschaft erwarb, die sie rasch zu verstärken versuchte.
Zusammen mit den Gemeinden Hundwil, Urnäsch, Gais, Teufen, Speicher, Trogen und
Herisau erreichte A. in Bündnissen mit dem Schwäbischen Städtebund, der Stadt
Sankt Gallen und mit Schwyz durch Siege in den Appenzeller Kriegen zwischen
1377 und 1429 die politische Unabhängigkeit. Seit 1411 war A. zugewandter Ort
der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1442 erlangte es Reichsunmittelbarkeit,
1445/1460 erwarb es die Vogteien Rheintal und Rheineck (Rheinegg) (bis 1490)
und 1452 wurde es als Ort minderen Rechts in die Eidgenossenschaft aufgenommen.
Am 17. 12. 1513 wurde es vollberechtigtes dreizehntes Mitglied der Eidgenossenschaft.
Von 1522 bis 1530 traten die meisten äußeren Rhoden (Gemeinden) der Reformation
bei. Als Folge hiervon wurde 1597 in das evangelische Appenzell-Außerrhoden und
das katholische Appenzell-Innerrhoden geteilt, die 1798 im Kanton Säntis der Helvetischen
Republik vereinigt wurden, 1803/1815 als
Halbkantone der Eidgenossenschaft der Schweiz aber wieder auseinandertraten.
L.: Wolff 526f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Appenzeller
Urkundenbuch, Bd. 1 (bis 1513) 1913; Fischer, R./Schläpfer, W./Stark, F.,
Appenzeller Geschichte, 1964; Stark, F., 900 Jahre Kirche und Pfarrei St.
Mauritius Appenzell, 1971; Fischer, R., Appenzell, LexMA 1 1980, 806; Fuchs u.
a., Herisau, 1999; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
276.
Arezzo (Stadtstaat). Dem 225 v. Chr. von Rom
eroberten Arretium am oberen Arno folgte nach der Herrschaft langobardischer
Gastalden, fränkischer Grafen sowie des Bischofs seit 1098 allmählich die Stadtrepublik A. Schon 1337 und dann erneut 1384 kam sie
durch Verkauf an Florenz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Pasqui, U., Documenti per la
storia della città di Arrezzo, Bd. 1ff. 1899ff.; Verger, J., Arezzo, LexMA 1
1980, 920f.
Baden-Württemberg (Land, Bundesland). Seit 1918/1919 gab
es Bestrebungen, Baden, Württemberg und den zu Preußen gehörenden
Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. 1945 schufen die alliierten
Militärregierungen aus Nordbaden und Nordwürttemberg das amerikanisch besetzte
Land Württemberg-Baden mit der Hauptstadt Stuttgart und einer Verfassung vom
28. 11. 1946, aus Südbaden das französisch besetzte Baden mit der Hauptstadt
Freiburg und einer Verfassung vom 22. 5. 1947 sowie aus Südwürttemberg und
Hohenzollern das französisch besetzte Württemberg-Hohenzollern mit der
Hauptstadt Tübingen und einer Verfassung vom 18. 5. 1947. Versuche, diese drei
Länder zu vereinigen, scheiterten zunächst an der (süd-)badischen Forderung der
Wiederherstellung Badens. Bei einer auf Grund eines Neugliederungsgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland vom 4. 5. 1951 am 6.
12. 1951 durchgeführten Volksabstimmung wurde mit der Mehrheit (insgesamt 69,7
%) Nordbadens, Nordwürttembergs und Südwürttembergs (mit Hohenzollern) gegen
Südbaden die Vereinigung beschlossen (25. 4. 1952). Am 9. 3. 1952 wurde eine
verfassungsgebende Landesversammlung für das neue Bundesland Baden-Württemberg,
das 35750 Qadratkilometer mit (1964) 8,207 Millionen Einwohner umfasste und zu
dessen Hauptstadt Stuttgart bestimmt wurde, gewählt. Am 11. 11. 1953 erhielt
das Land eine Verfassung. Bei einem Volksbegehren vom 8./16. 9. 1956 sprachen
sich nur 22 % der südbadischen und 8,7 % der nordbadischen
Abstimmungsberechtigten für eine Wiederherstellung des Landes Baden aus.
L.: Ehmer, W., Südwestdeutschland als Einheit und Wirtschaftsraum, 1930;
Eschenburg, T., Verfassungs- und Verwaltungsaufbau des Südwest-Staates, 1952;
Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von Baden-Württemberg, hg. v.
Statistischen Landesamt, 1953ff.; Baden-Württemberg. Land und Volk in
Geschichte und Gegenwart, hg. v. Appel, R./Miller, M./Schmitz, J., 1961;
Staatshandbuch für Baden-Württemberg. Wohnplatzverzeichnis 1961, 1964;
Baden-Württemberg. Staat, Wirtschaft, Kultur, hg. v. Pfizer, 1963; Piel, F.,
Baden-Württemberg, 1964; Baden-Württemberg. Land, Volk, Geschichte, Kultur,
Wirtschaft, Reihe: Information, 1964; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands. Bd. 6 Baden-Württemberg, hg. v. Miller, M., 1965; Konstanzer, E.,
Die Entstehung des Landes Baden-Württemberg, 1969; Miller, M./Sauer, P.,
Württembergische Geschichte, 1971; Historischer Atlas von Baden-Württemberg,
hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Lief.
1ff. 1972ff.; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen
und Gemeinden, hg. v. d. Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd.
1ff. 1974ff.: Bd. 2: Die Gemeinden vor und nach der Gebietsreform.
Landeskundlich-statistische Grunddaten, hg. v. d. Landesarchivdirektion
Baden-Württemberg, 1975; Feuchte, P., Verfassungsgeschichte von
Baden-Württemberg, 1983; Bury, C., Der Volksentscheid in Baden, 1985; Die
Geschichte Baden-Württembergs, hg. v. Rinker, R./Setzler, W., 1986;
Landesgeschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E.,
1987; Boelcke, W., Wirtschaftsgeschichte Baden-Württembergs, 1987; Quarthal,
F., Germania Benedictina, Bd. 5 Baden-Württemberg. Die Benediktinerklöster in
Baden-Württemberg, 1987; Boelcke, W., Sozialgeschichte Baden-Württembergs
1800-1989. Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, 1989; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff. (Bd.
2 Die Territorien im Alten Reich, 1995); 40 Jahre Baden-Württemberg - Aufbau
und Gestaltung 1952-1992, hg. v. Schaab, M., 1992; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H., Bd. 1ff. 1995ff.;
Baden-Württemberg, hg. v. Wehling, H. u. a. 2002; Wilhelm, B., Das Land
Baden-Württemberg, 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im
19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 15ff.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft
der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals
(Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund (999/1000) begründet.
Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft Härkingen bzw.
Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die aber teilweise
rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13. Jahrhundert
wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel, Ajoi (=
Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval, Biel, La
Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel und die
Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im 14./15.
Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg
und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig
die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit 1395 meist
in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460 eine neue
Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen
(endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der Eidgenossenschaft.
1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog die hochstiftischen
Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich. Der Bischof verlegte
seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und verband sich 1577 mit den
katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten schließlich
Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen), Tessenberg,
Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen), Pfeffingen
(Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und Freibergen (Freienberge)
(Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen
Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich gehörigen Teile Basels,
verwandelten sie in eine Raurakische Republik
und gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont
Terrible). 1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006.
Basel (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Das im
5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg. „Eberstadt“) stand anfangs ganz
unter der bischöflichen Stadtherrschaft und gehörte seit 870 zum ostfränkischen
Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund. Der wachsende Reichtum der Stadt
ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem Fortschreiten der Zerrüttung der
bischöflichen Finanzen, allmählich alle wichtigen Herrschaftsrechte an sich zu
bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst zu den „fryen stetten“ und wurde,
nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch Habsburg (1376) die Verjagung der
Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt vor den Reichsstädten genannt. Der
Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer Herrschaften 1400 schuf die Grundlage
zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7. 1501 schloss sich B. widerstrebend als
neunter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz an. 1521/1585 wurde endgültig der
Einfluss des Bischofs auf die Stadt beseitigt, 1528 die Reformation
durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt nicht mehr auf dem Reichstag. 1798
gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung Frankreichs die
Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton B.
die dabei verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone
geteilt. S. Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u.
a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit dem
Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt Basel ein ländliches
Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich erreichte 1798 Basels
Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im Untertanenverhältnis stehenden
Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies
1814 rückgängig gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg.
Daraufhin wurde der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B.
erhielt 1863 eine demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach dem
Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben der
Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III. ging außer Landes,
verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum
Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung
verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns
kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9.
3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held (Bayerische
Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor B. seine
Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam
es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz der
französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor thüringische
Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt und 1946
dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12.
1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen
unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land
der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz,
Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische
Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985;
Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91,
94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii,
Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und
der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B.,
Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur
Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der
amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568,
hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.;
Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger,
F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen Namen in Bayern,
1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis
1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974;
Riedenauer, E., Das allgemeine Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern,
Z. f. bay. LG. 39 (1976); Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle,
P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980;
Fried, P., Vorstufen der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen
Adelsherrschaften Bayerns, (in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der
bayerische Staatsabsolutismus 1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur
bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und
Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation.
Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die
Bayern und ihre Nachbarn, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger,
K./Hubensteiner, B., Bayerische Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr.
v., Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn,
W., Bayerns Geschichte im 20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im
alten Bayern, 16.-18. Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in
Mittelalter und Neuzeit. Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische
Biographie, 1980ff., Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v.
Bosl, K., 1988; Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der
Nachkriegszeit, hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd.
2 Das alte Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen
Kreise. Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2,
1988; Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum
der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung
der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A., Geschichte Bayerns,
3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994; Wolfram, H.,
Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums und
Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte
Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller,
W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v.
Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810);
Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007;
Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Berlin (Stadt, Residenz, Land, Bundesland). In
einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen Urstromtal
entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und Siedlungen Köpenick, Spandau und
Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte. Zwischen 1230 und 1240 gründeten
daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das schon früh zunächst
wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung innerhalb Brandenburgs
gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen ihren Willen zur
Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner, 1800 172000, 1860
548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität und wurde 1871
Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden Dörfern und
Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier Besatzungszonen
aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion und den
Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten Kommandantur für B.
zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am 16. 6. 1948 hieraus
zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch gespalten. 1949
erklärte die Deutsche Demokratische Republik
Ost-Berlin zu ihrer Hauptstadt, ohne dass dies von den Westalliierten und der
Bundesrepublik Deutschland anerkannt wurde. Nach
seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war Berlin-West ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende Bestimmung
nicht als geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den drei
westlichen Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes
Abgeordnetenhaus und einen eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an
der Spitze und entsandte nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat.
Gesetze der Bundesrepublik Deutschland mussten
durch Zustimmung des Abgeordnetenhauses übernommen werden. Der Einigungsvertrag
zwischen Bundesrepublik Deutschland und
Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8.
1990 bestimmte B. (an der Stelle Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten) Bundesrepublik Deutschland (Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit
dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik
zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum 3.
10. 1990 das Land B., für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner
Verfassung in Kraft gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit
338 zu 320 Stimmen, den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4
bis 8 Jahren von Bonn in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit
Brandenburg scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50 (Berlin/Cölln); Thies, R.,
Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von
Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb. v. Huch, G./Ribbe, W.,
2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums im
Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H., Berlin, 2014.
Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name
wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von
Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später
deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel es 1218 an
das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter
im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch
Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw.
Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der
innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie
ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun,
1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp
bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf
Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte
B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000
Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt,
Aargau und Oberland an die Helvetische Republik,
wurde aber deren Hauptstadt. 1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die
Verselbständigung des Aargaus und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel.
Seit 1848 ist die Stadt B. Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer
Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten
gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter
und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte
Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14.
Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg, Regenstein und
Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14. Jahrhunderts in
der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt
heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen
von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das
Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an
einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder
mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806
selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von
Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Böhmen (Herzogtum, Königreich). Der Name B. des
seit der Steinzeit besiedelten Gebiets zwischen Böhmerwald, Erzgebirge, Sudeten
und der Böhmisch-Mährischen Höhe geht auf die keltischen Boier (Bojo-haemum)
zurück. Nach der Abwanderung der seit der Zeitenwende dort ansässigen Germanen
drangen im 6. Jahrhundert Slawen in das Gebiet ein. Sie gerieten später unter
fränkischen Einfluss und wurden im 9. Jahrhundert christianisiert (973 Bistum
Prag). Zeitweise stand dann B. unter mährischer (E. 9. Jh.s) bzw. polnischer
Herrschaft (1003/1004). Seit dem 10. Jahrhundert (924-929, 935) gehörte B., in
das bald zahlreiche deutsche Siedler kamen, dem deutschen Reich an (950
Lehnsverhältnis), nahm aber immer eine Sonderstellung ein, die sich auch darin zeigte,
dass der böhmische Fürst, der aus der Dynastie der seit dem 9. Jahrhundert
nachweisbaren Přemysliden (Przemysliden) (Herzöge von Prag) kam,
vereinzelt schon seit Ende des 11. Jahrhunderts (1086) den Königstitel
anstrebte. 1114 ist der böhmische Herzog erstmals als Inhaber eines
Reichserzamtes (Schenk) bezeugt. 1198 erlangte Ottokar I. von Philipp von
Schwaben die erbliche Königswürde. Vom Beginn des 13. Jahrhunderts an
steigerten die böhmischen Könige rasch ihre Macht. Nach dem Erwerb Österreichs
(1251), der Steiermark (1251/1260), des Egerlands (1266), Kärntens und Krains
(1269) griff der mit einer Babenbergerin (Margarete) verheiratete König Ottokar
II. (1253-1278) nach der Kaiserkrone, unterlag aber 1278 in der Schlacht auf
dem Marchfeld gegen Rudolf von Habsburg und verlor die Erwerbungen an der Donau
und im Alpengebiet. 1306 starben die Přemysliden, die für kurze Zeit auch
noch Ungarn und Polen gewannen, in männlicher Linie aus. Ihnen folgte über die
Přemyslidin Elisabeth die Dynastie der Grafen von Luxemburg (1310-1437).
Unter ihnen kam der größte Teil Oberschlesiens (1327/1329) unter böhmische
Herrschaft. Karl IV. machte B. zum Kernland des Reiches, fasste B., Mähren und
Schlesien sowie 1370(-1646) die beiden Lausitzen als die Länder der böhmischen
Krone zusammen, veranlasste die Erhebung Prags zum Erzbistum (1344), gründete
1348 in Prag die erste Universität nördlich der Alpen und verschaffte in der
Goldenen Bulle von 1356 dem König von B. die Kurwürde und den Vorrang unter den
weltlichen Kurfürsten. Im Gefolge der hussitischen Bewegung erstarkte unter dem
schwachen Nachfolger Wenzel das tschechische Nationalbewusstsein. Außer in den
Städten setzte sich die tschechische Sprache weitgehend durch. Am Ende des
Mittelalters beherrschte faktisch der Hochadel das von Habsburg zunächst
vergeblich begehrte Land. 1471 fielen B., 1490 Mähren und Schlesien an die
polnischen Jagiellonen (1471-1526) und wurden mit Polen und (1490) Ungarn
vereinigt. In die Kreiseinteilung des Reiches von 1500 wurden sie nicht mehr
einbezogen. 1526 wurde Ferdinand I. von Habsburg, der Schwager des letzten
Königs, in starker Betonung des Rechts der freien Wahl als böhmischer König
angenommen. 1618 kam es zum Aufstand des evangelischen böhmischen Adels gegen
das katholische Haus Habsburg, doch setzte sich Habsburg schon 1620 militärisch
durch und erließ 1627 als Ausdruck eines strengen Absolutismus die Verneuerte
Landesordnung. Die Bindung Böhmens an das Reich trat zugunsten der engeren
Verbindung mit den übrigen habsburgischen Ländern zurück. 1708 wurde die seit
1519 nicht mehr ausgeübte Stimme Böhmens im Kurfürstenkolleg wieder zugelassen.
Das Gebiet von B. umfasste die Hauptstadt Prag und die Kreise Bunzlau
(Altbunzlau), Königgrätz (Königingrätz), Bidschow, Chrudim (Chrudin), Časlau
(Czaslau), Kauřim (Kaurzim), Tabor, Budweis, Prachin, Pilsen, Saaz,
Elnbogen, Leitmeritz, Rakonitz (Rackonitz) und Beraun. 1742 musste fast ganz
Schlesien an Preußen abgetreten werden. Im 19. Jahrhundert trat die nationale
Frage wieder in den Vordergrund, wobei habsburgische Reformmaßnahmen das
Wiedererstarken des tschechischen Nationalbewusstseins begünstigten. Unter dem
Einfluss des Historikers Franz Palacky entstand die Forderung nach einer
Neugliederung Österreichs nach Sprachgebieten. 1889/1891 wandte sich die
tschechische Nationalbewegung vom österreichischen Staatsgedanken ab. 1918/1919
ging B. auf Grund der Stärke der tschechischen Bevölkerungssmehrheit (1905 75
Sitze der Tschechen und 55 Sitze der Deutschen im Reichsrat) in der
neugegründeten Tschechoslowakei (Ausrufung am 27. 10. 1918) auf. 1949 wurde die
alte politische Einheit B. innerhalb der Tschechoslowakei aufgelöst. S.
Tschechien bzw. Tschechische Republik.
L.: Wolff 461ff.; Zeumer 552 I 4; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H3, II 78 (1450) G/H 3/4, III 22 (1648) G4, III 38
(1789) E5; Die Territorien des Reichs 1, 134; Palacky, F., Geschichte Böhmens,
Bd. 1ff. 1836ff.; Bachmann, A., Geschichte Böhmens bis 1526, 1899ff.; Bretholz,
B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912; Peterka, O.,
Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1ff. 1923ff.; Uhlirz, K./Uhlirz,
M., Handbuch der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer Böhmen und
Ungarn, Bd. 1ff. 1924ff., 2. A. 1963; Molisch, P., Der Kampf der Tschechen um
ihren Staat, 1929; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., Heft 1ff. 1930-1936; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches
Ortsnamenbuch, 1932-1938; Monumenta cartographica Bohemiae. Karten von
1518-1720, hg. v. Sembera, V./Salomon, B., Prag 1938; Sedlmayer, K.,
Historische Kartenwerke Böhmens, 1942; Die Deutschen in Böhmen und Mähren, hg.
v. Preidel, H., 2. A. 1952; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954;
Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959;
Prinz, F., Die Stellung Böhmens im mittelalterlichen deutschen Reich, Z. f.
bay. LG. 28 (1965), 99ff.; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg.
v. Bosl, K., Bd. 1ff., 1966ff.; Ortslexikon der böhmischen Länder 1910-1968,
hg. v. Sturm, H., Lief. 1, Bezirke A-D, 1977; Biographisches Lexikon zur
Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 1 A-H, hg. v. Sturm, H., 1979, Bd. 2 I-M,
hg. v. Sturm, H., 1984, Bd. 3 (in einz. Lief.) N-Pe, hg. v. Seibt, F./Lemberg,
H./Slapnicka, H. u. a., 1986; Graus, F., Böhmen, LexMA 2 1983, 335ff.; Prinz,
F., Böhmen im mittelalterlichen Europa: Frühzeit, Hochmittelalter,
Kolonisationsepoche, 1984; Jilek, H., Bibliographie zur Geschichte und
Landeskunde der böhmischen Länder von den Anfängen bis 1948, Publikationen der
Jahre 1850-1975, Bd. 1 Nr. 1-9599, 1986; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A.
1997; Prinz, F., Geschichte Böhmens 1848-1948, 1988; Bernt, A., Die Germanen
und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Pleticha, H., Franken und Böhmen, 1990;
Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Mandelova, H., Europa im späten Mittelalter, 1994; Melville, R., Adel und
Revolution in Böhmen, 1998; Bohemia in History, hg. v. Teich, M., 1998; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1,431; Höbelt, L., Böhmen; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren,
hg. v. Mund, G., 2014.
Boitzenburg (Herrschaft). Die Burg B. nördlich von
Templin wurde bald nach 1252 angelegt und 1276 als Mittelpunkt einer 10 Dörfer
umfassenden Herrschaft der Kerkow erstmals erwähnt. 1330 übernahmen die
Wittelsbacher B., das zeitweise an die Lochen (Locken), Cottbus, Holtzendorff,
Bredow und Maltzan gelangte. 1415 löste es Friedrich I. von Brandenburg aus der
Pfandschaft Pommerns und gab es 1416 an die Bredow. Schon 1427, endgültig 1528
gelangte B. mit mehr als 20 Dörfern und Feldmarken als Lehen an die Arnim, die
1538/1539 auch Güter des aufgelösten Klosters B. von Brandenburg erwarben. Über
Brandenburg kam B. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 389; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968.
Boizenburg (Land, Grafschaft). König Waldemar II.
von Dänemark teilte zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Grafschaft Ratzeburg auf
und gab das Land Wittenburg und das Land B., das nach einer alten Burg an einem
Elbübergang benannt wurde, an die Grafen von Schwerin. Von 1247 bis 1349 war B.
Residenz einer Nebenlinie der Grafen. 1358 kam es an Mecklenburg und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 443; Fabri, J. E., Boizenburg. Abriss einer Geschichte der Stadt
Boizenburg nebst einer Beschreibung derselben von 1154-1789. Neudruck 1924;
Boizenburg. Beiträge zur Geschichte der Stadt, hg. v. Rat der Stadt Boizenburg,
1980.
Bonn (Stadt, Residenz der Erzbischöfe von
Köln). Am Ausgang des Rheindurchbruchs durch das Schiefergebirge bestand in
günstiger Verkehrslage bereits eine keltische Siedlung. Deren Namen übernahm
ein vor 50 n. Chr. errichtetes römisches Legionslager (Castra Bonnensia). Um
400 wurde der Ort von den Franken erobert (722/723 pagus Bonnensis belegt).
Außerhalb des Lagers entstand bei der Märtyrerkapelle St. Cassius und Florentius
ein neuer Siedlungskern, der unter die Herrschaft der Ezzonen, dann der Grafen
von Sayn und im 12. Jahrhundert an das Erzstift Köln kam. Im 16. Jahrhundert
wurde B. Hauptort des Erzstifts. 1786 erhielt es eine 1797 aufgehobene, 1815
aber neugegründete Universität. 1797 fiel es an Frankreich, 1815 an Preußen und
damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde Bonn auf Betreiben des
Bundeskanzlers Konrad Adenauer (vorläufig gedachter) Regierungssitz und damit
Hauptstadt der aus den drei westlichen Besatzungszonen des Deutschen Reiches
(und West-Berlin) gebildeten Bundesrepublik
Deutschland. Am 29. 9. 1990 wurde Berlin mit Inkrafttreten des
Einigungsvertrags zwischen Bundesrepublik
Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik
Hauptstadt der erweiterten Bundesrepublik
Deutschland. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag im Hinblick auf die
geschichtliche Entwicklung mehrheitlich eine Verlegung des Sitzes der
Bundesregierung und des Bundestags von Bonn nach Berlin.
L.: Wolff 85; Ennen, E./Höroldt, D., Kleine Geschichte der Stadt Bonn, 3. A.
1976; Kaiser, R., Bonn, LexMA 2 1983, 426f.; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 204; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 62; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 74.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prigni, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten
der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die
Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und
Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die
Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In
der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde
die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die
Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten
Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer
Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau,
Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller
ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die
Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen
1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an
der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog.
Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung
in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529
das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich
1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark
(Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon
bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark,
Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82
Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen,
Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen
und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn,
der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B.,
der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in
Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark,
mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile
der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische
Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise
Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten
Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst
(teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen
Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens
Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine
Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone,
seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik.
(Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der
Oder und Cottbus der Deutschen Demokratischen Republik
auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik
Deutschland entstand das Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der
Hauptstadt Potsdam) wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen
[Sachsen-Anhalt] und Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg
[Westprignitz], Prenzlau [Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das
fünftgrößte Land der Bundesrepublik und zählt
rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg
aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F.,
Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des
brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und
ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317,
1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission
für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F.
1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und
Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen
Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit,
1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas östliches
Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959;
Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A.
2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg. v.
Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb.
v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs,
Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und
Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v.
Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung
der gesamten Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G.,
1968; Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Herzfeld, H., 1968; Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert,
1968; Scharfe, W., Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f.
Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie
zur Geschichte der Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische
Jahrhunderte. Festgabe Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971;
Scharfe, W., Abriss der Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der
Hist. Kommission zu Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den
Askaniern 1134-1320, 1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur
Verfassungsgeschichte und Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im
Mittelalter, 1978, Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur
Brandenburg-Preußischen Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel,
C., 1979; Dralle, L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum
und Staatsbildung in Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983;
Schindling, A., Kurbrandenburg im System des Reiches während der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhundert, (in) Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I.,
Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild
1988 (1987); Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg.
v. Engel, E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009.
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums (Herzogtums)
Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus B. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach
Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik
B. folgten ab Dezember 1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen
des Freistaates B., der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B.
wiederhergestellt. Der größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde
der sowjetischen Besatzungszone zugeteilt und gelangte damit 1949 an die
Deutsche Demokratische Republik. Im Übrigen ging
B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am 1. 11. 1946 im neugebildeten
Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel
und Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der
Landgrafschaft Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück
und verband die aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen
Erbe um Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer
Leine gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann
(† 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb
die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre
1400 bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg,
zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261)
noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der
Auseinandersetzung mit den Askaniern an die Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der
Vormundschaft Ottos des Strengen von (Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde
schon 1285/1286 unter den Söhnen Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318)
und Wilhelm (†1292) weiter aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596),
Göttingen (mit Münden bis 1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon
starb Wilhelm 1292 und seine Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte
sich 1345 in die Linien Göttingen (Ernst I. † 1367) und
Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369) (fünfte Teilung). Von diesen
erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388 nach dem Lüneburger
Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie führte aber neben dem
Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie
erneut in Braunschweig und Lüneburg (mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente
Teilung, achte Teilung]), wobei sie das braunschweigische Fürstentum (mittleres
Haus Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die
Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg
1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum
Göttingen (mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig
erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde
das Fürstentum Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte
Teilung). Herzog Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz
Wolfenbüttel namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen.
Beide teilten sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523
eroberte Gebiet des Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück],
Grohnde,Aerzen [Ärzen], Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe,
Koldingen, Hameln [zur Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel
gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte 1584 das Fürstentum
Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum Grubenhagen.
1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die Reichsgrafschaft Regenstein
mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach dieser Vereinigung der
südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler Linie des mittleren
Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt zur Bildung eines
einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten Gründung eines Neuen
Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des Herzogtums Lüneburg. Sie
erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt
Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch
Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt
bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den
Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen,
Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte
ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg,
Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und
1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum
Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum
Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig
von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum
Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des
Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber Herzogtum Braunschweig. 1815
trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820 eine Verfassung, die 1829 von
Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum
Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch
das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus Hannover, das 1866 Hannover
an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung nicht anerkannte, bestand bis
1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von Preußen und bis 1913 durch
Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit 1913 nach Anerkennung der
Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August dankte 1918 ab. Auf eine
kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember
1918 sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates
Braunschweig, der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut
im alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg
einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der
Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von
Zähringen geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den
Markgrafen verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B.
ausschied, wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die
Grafen von Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der
Landgrafschaft und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von
Freiburg überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365
Kirnberg (Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der
B. von dem Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund verpfändet. 1478 ließ sich
Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau belehnen. Seit dieser Zeit hatte
der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen, Neuenburg, Burkheim [Burgheim],
Waldkirch, Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim)
und Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena,
1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat
Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften Rheinfelden
und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische Republik und 1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel
1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim,
Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen, Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten,
Liel, Tutschfelden, Oberbirken, Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad
Bellingen, Opfingen, Kirchen, Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl,
Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen, Buggingen); Der Breisgau, hg. v.
Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober-
und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der deutsche Südwesten in
seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck 1978; Creutzburg, N.
u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV, 8, S. 263,
Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis Prisegauginsis,
Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 66 Brisgau;
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des vorderösterreichischen
Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft
im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA 2 1983, 601f.; Borgolte, M.,
Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 56, 111
(Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen, Wollbach, Haltingen, Eimeldingen)
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 531.
Bremen (freie Reichsstadt, Republik, Land, Bundesland). B. (and. „an den
Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt. Seit 787/789 entstand auf einem
Dünenhügel zwischen Weser und Balge der Dom des Bischofssitzes B. (845/847
Erzbistum). 937 übertrug König Otto I. die königliche Grundherrschaft an den
Erzbischof von B. und gewährte 965 Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger
vom König und vom Erzbischof verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst
erwähnten Rat erkämpfte sich die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen
Stadtherren. Von 1303 bis 1308 zeichnete sie unter Anlehnung an den
Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied der Hanse (seit 1358) erlebte sie um
1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen
Eintracht” kam es zur Festigung des patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend
die Stellung einer freien Stadt mit unmittelbarer Bindung an das Reich
anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der Ritter von Oumund deren Herrschaft
Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben an B. 1522 wurde die Reformation
eingeführt, die bald calvinistische Züge annahm. 1541/1666 wurde die
Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch ging Blumenthal mit 9 Dörfern
an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen wieder an Bremen zurück. Im 18.
Jahrhundert erlebte B. infolge des Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann
durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und
konnte sogar sein Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete
sich B. als Freie Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs
(10. 12. 1810) Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements
Wesermündungen). 1815 wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es
das hannoversche Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische,
1854 eine konservative Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen
Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach der Novemberrevolution
1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik
B. (10. 1. 1919 - 4. 2. 1919) gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische
Verfassung. Im Dritten Reich unterstand B. mit rund 256 Quadratkilometern und
340000 Einwohnern gemeinsam mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt
es preußische Gemeinden eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den
restlichen Landkreis B. Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das
Hafengebiet) aus Bremen ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde)
und Lehe gebildeten Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang
gehörte B. seit Mai 1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947
wurde rückwirkend zum 1. 1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde
Wesermünde mit dem Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven
dem Land B. zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik
Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches
Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v.,
Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter
im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien
Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928;
Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32
(1928-29); Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v.
Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft
Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4.
A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1
1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C.,
Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953;
Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G.,
Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur
Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg, D., Geschichtliches
Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der niedersächsischen
Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M., Die
Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007.
Brescia (Stadtstaat). Das zunächst keltische
Brixia am Ausgang des Trompiatales stand seit 218 v. Chr. unter römischem
Einfluss. Vom 6. bis 8. Jahrhundert war es Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums. Im 12. Jahrhundert wurde es Mitglied des lombardischen Städtebundes
(1120 concio, 1127 consules). Nach häufigem Herrschaftswechsel seit 1258 fiel
es 1426 an Venedig, 1797 an die zisalpinische Republik
und an das Königreich Italien Frankreichs, 1815 an das Lombardo-Venetianische
Königreich (Lombardo-Venezianische Königreich) Österreichs. Seit 1859 gehörte
es zum Königreich Sardinien(-Piemont) bzw. 1861 Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Storia di Brescia, hg. v.
Treccani degli Alfieri, G., Bd. 1ff. 1961ff.; Soldi Rondinini, G., Brescia, Lex MA 2 1983, 608ff.
Carpi (Stadtkommune). C. in der Poebene nördlich von Modena
fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst. 1530 kam es durch Kaiser Karl
V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum erhoben. Mit dem Herzogtum Modena
der Este ging es 1797 in der zisalpinischen Republik
und 1805 im napoleonischen Königreich Italien Frankreichs auf. 1814 kam es an
Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.
Chiavenna (Stadtkommune), mhd. Cleven. Das bereits
in römischer Zeit vorhandene (Clavenna), seit dem 10. Jahrhundert von den
Bischöfen von Como beherrschte C. an der Mera und am Treffpunkt des Bergell
(Majolapass) und der Val San Giacomo (Splügenpass) wurde am Ende des 11.
Jahrhunderts freie Kommune. 1335 fiel es an die Visconti (Herzogtum Mailand).
1512 wurde es von Graubünden erobert. 1797 schloss es sich mit dem Veltlin der
zisalpinischen Republik an. 1815 kam es an
Österreich, 1859 an Italien.
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) G4; Heinemeyer,
W., Chiavenna, LexMA 2 1983, 1809; Becker, C., Die Kommune Chiavenna, 1995.
Cottbus, Kottbus (Herrschaft). C. wird erstmals
1156 als Burg an einem Spreeübergang erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts
erhielt der Ort wohl durch die Herren von C. das Stadtrecht Magdeburgs. C.
stand unter der Lehnshoheit der Wettiner (bis 1304), der Askanier (bis 1319)
und danach wechselnd Meißens, Sachsens, der Wittelsbacher und der Luxemburger.
1445/1455 verkauften die Herren von C. die Herrschaft C. an Markgraf Friedrich
II. von Brandenburg, dessen Rechte unter der Lehnshoheit Böhmens 1462 anerkannt
wurden. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das zusammen mit Peitz ein Gebiet
von 16 Quadratmeilen umfassende C. zum obersächsischen Reichskreis. 1807 an
Sachsen abgetreten, kehrte die Herrschaft schon 1815 mit der gesamten
Niederlausitz an Preußen zurück. Von 1949 bis 1990 gehörte D. (über
Brandenburg) der Deutschen Demokratischen Republik
an.
L.: Wolff 392; Wallner 708 ObersächsRK 1; Krüger, G., Die Geschichte der Stadt
Cottbus, 1930, 2. A. 1941; 800 Jahre Stadt Cottbus, 1956; Ribbe, W., Cottbus,
LexMA 3 1986, 304f.
Danzig (Fürsten, Freie Stadt). Die Anfänge
Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980 datiert. 997 (999) wird
die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von einem Flussnamen mit dem
Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der Bedeutung feuchte
Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name entstand aus der
hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der slawischen Fürsten
von D., die sich seit etwa 1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415
etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D.
unabhängig. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter
Frieden von 1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat
unter Abhängigkeit von Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11.
1920 wurde es, um Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966
Quadratkilometern und rund 400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem
Deutschen Reich ausgegliedert und Freie Stadt unter dem Protektorat des
Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem Deutschen Reich angegliedert und
Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter der
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik
Deutschland zur Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie
zur Literatur Ost- und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig
Gdansk, 1996; Das Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v.
Jenks, S., 2012.
Deutsche Demokratische Republik
(Staat). Nach der Aufteilung des Deutschen Reiches durch die vier alliierten
Besatzungsmächte des zweiten Weltkriegs kam 1945 das Gebiet der früheren
Reichsländer Mecklenburg, Preußen (Brandenburg, Sachsen), Anhalt, Sachsen und
Thüringen zwischen Oder-Neiße und Elbe zur sowjetischen Besatzungszone (9. 6.
1945 Sowjetische Militäradministration), wobei Berlin zusätzlich in vier
Besatzungszonen aufgeteilt wurde. Schon früh wurde mit der aus der Vereinigung
von Kommunistischer Partei Deutschlands und Sozialdemokratischer Partei
Deutschlands hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (21.
4. 1946) ein entscheidendes politisches Herrschaftsinstrument zur Bildung eines
neuen sozialistischen Staates geschaffen. Mit der Deutschen
Wirtschaftskommission (4. 6. 1947) und dem Deutschen Volksrat entstanden
Vorläufer von Staatsorganen. Am 7. 10. 1949 wurde vom Deutschen Volksrat als
provisorischer Volkskammer die erste Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (108178 Quadratkilometer, ca. 17 Millionen
Einwohner) geschaffen. Ihr Ziel war die Verwirklichung des Sozialismus. In
diesem Zusammenhang wurde das Privateigentum weitgehend beseitigt. Am 23. Juli
1952 wurden die (inzwischen gebildeten) Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern aufgelöst (str.) und durch 14
Bezirke ersetzt. Ein Aufstand der Bevölkerung wurde am 17. 6. 1953 mit Hilfe
der Sowjetunion gewaltsam niedergeschlagen. Zur Eindämmung der danach
einsetzenden Massenflucht in den Westen wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eine
Mauer errichtet. In der Folge schien sich die D. allmählich zu einem weltweit
anerkannten, wirtschaftlich erfolgreichen Staat zu entwickeln. Im Sommer 1989
zeichnete sich unter dem Einfluss der von Michael Gorbatschow in der
Sowjetunion betriebenen Politik der Veränderung eine neue Fluchtbewegung über
das Urlaubsland Ungarn ab. Am 9. 9. 1989 öffnete Ungarn seine Grenze nach
Österreich. Danach kam es zu umfangreichen politischen Demonstrationen in den
großen Städten der Deutschen Demokratischen Republik.
Am 18. 10. 1989 trat Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender der Deutschen
Demokratischen Republik zurück. Am 9. 11. 1989
öffnete diese die Grenzen nach Westen. In der am 18. 3. 1990 durchgeführten
freien Wahl erhielt die bürgerliche Allianz für Deutschland 48% der Stimmen. Am
18. 5. 1990 vereinbarte die neue Regierung mit der Bundesrepublik Deutschland eine Währungsunion,
Wirtschaftsunion und Sozialunion. Am 31. 8. 1990 schloss sie einen
Einigungsvertrag ab, demzufolge die D. am 3. 10. 1990 der Bundesrepublik Deutschland beitrat und die Einheit
Deutschlands herstellte.
L.: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik,
2. A. 1974; Bundesrepublik Deutschland –
Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel,
H., 1977; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 2. A. 1979; BRD und
DDR, hg. v. Jesse, E., 1981; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Ortslexikon
Deutsche Demokratische Republik, 1986; Weber,
H., Die DDR 1945-1986, 1988; Weber, H., DDR 1990; Brunner, G., Was bleibt übrig
vom DDR – Recht nach der Wiedervereinigung? JuS 1991, 353; Markovits, I., Die
Abwicklung, 1992; Eine Diktatur vor Gericht, hg. v. Weber, J. u. a., 1995;
Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Heitmann, S., Die Revolution
in der Spur des Rechts, 1997; Die DDR – eine deutsche Geschichte, hg. v.
Brunner, D. u. a., 2011.
Deutschösterreich (Republik).
D. war vom 19. Jahrhundert bis 1918 die Bezeichnung für die von Deutschen
bewohnten Gebiete der österreichisch-ungarischen Monarchie (Österreich-Ungarn).
Diese Gebiete bildeten nach dem Zusammenbruch Österreichs am 12. 11. 1918 die Republik D. (Länder Niederösterreich, Oberösterreich,
Steiermark, Kärnten, Tirol, Vorarlberg und Salzburg, Ansprüche auf Südtirol,
Deutschböhmen und Sudetenland), die ein Teil des Deutschen Reiches sein wollte.
Der Friede von Saint Germain untersagte jedoch 1919 den Anschluss an
Deutschland und die Führung des Namens D. Zugleich gab er die sudetendeutschen
Gebiete an die Tschechoslowakei. Am 21. 10. 1919 wurde der Name in Republik Österreich umgewandelt.
L.: Ende und Anfang. Österreich 1918/19, hg. v. Jedlicka, L., 1969; Brauneder,
W., Deutsch-Österreich 1918, 2000.
Dithmarschen (Gau, nahezu freie Bauernrepublik). Das Gebiet zwischen Elbe, Eider und
Wattenmeer der Nordsee war im Frühmittelalter ein in vier Siedlungsräume
gegliederter sächsischer Gau, der unter König bzw. Kaiser Karl dem Großen
christianisiert wurde. Im 11. Jahrhundert (1062) kam das nach dem Personennamen
Dietmar benannte, in ottonischer Zeit weitgehend sich selbst überlassene Gebiet
(Thedmarsgoi) durch König Heinrich IV. unter die Herrschaft des Erzstifts
Bremen. 1147 wurde es von Heinrich dem Löwen unterworfen, 1180 fiel es wieder
an Bremen. Vom 13. Jahrhundert an errangen die durch die Kultivierung des
Marschbodens wohlhabend gewordenen Bauerngeschlechter eine weitgehende
Selbständigkeit mit eigener politischer Organisation (1448 Achtundvierziger als
Vertreter der Kirchspiele, 50 Schlüter [Schließer] und 300 Geschworene zusammen
als die Vollmacht, die jeweils zuletzt in Heide zusammenkam) und eigenem
Landrecht (1321/1447, gedruckt 1487). 1473/1474 erhielten die Könige von
Dänemark und Herzöge von Holstein D. gegen den Widerspruch der Achtundvierziger
von Kaiser Friedrich III. als Lehen, wurden aber 1500 vom dithmarsischen
Volksheer geschlagen. 1532 wurde die Reformation eingeführt. 1559 konnten der
König von Dänemark und die Herzöge von Holstein-Gottorp (Gottorf) das Land
unterwerfen. 1580/1581 wurde die nördliche Hälfte (Norderdithmarschen mit
Heide) an Holstein-Gottorp (Gottorf) gegeben (herzoglicher Anteil), kam aber
1773 unter die Oberherrschaft Dänemarks, das bereits die südliche Hälfte
(Süderdithmarschen, königlicher Anteil) erhalten hatte. 1866 fiel es mit
Schleswig und Holstein an Preußen und kam 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 445f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E1; Adolfi gen.
Neocorus, J., Chronik des Landes Dithmarschen, hg. v. Dahlmann, F., Bd. 1f.
1827, 1904, Neudruck 1927; Michelsen, A., Urkundenbuch zur Geschichte des Landes
Dithmarschen, 1834; Michelsen, A., Sammlung altdithmarscher Rechtsquellen,
1842; Chalybaeus, R., Geschichte Dithmarschens bis zur Eroberung des Landes im
Jahre 1559, 1888; Marten, G./Mäckelmann, K., Dithmarschen, Geschichte und
Landeskunde, 1927; Carstens, W., Bündnispolitik und Verfassungsentwicklung in
Dithmarschen, Zs. d. Ges. für schleswig-holstein. Geschichte 66 (1938); Klüver,
W., Dithmarschen und Schleswig-Holstein im Wandel der Geschichte, 1951; Stoob,
H., Die Dithmarscher Geschlechterverbände, 1951; Stoob, H., Geschichte
Dithmarschens im Regentenzeitalter, 1959; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 15, 34, 41, 49, 95, 96, III, 10, 31, 33, Thiadmariska,
Thiadmaresgaho, Tedmarsgoi, Ditmarticorum terra, Ditmarcos, Dietmaringenses,
‚Dithmarschen‘; Hadel, W. v., Die Eingliederung des Landes Dithmarschen in den
Verband der Herzogtümer Schleswig und Holstein, 1963; Kamphausen, A. u. a.,
Dithmarschen. Geschichte und Bild einer Landschaft, 1968; Eggers, P., Das
Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567 und seine Entwicklung bis
zum Ende der Gottorfer Herrschaft 1773, 1986; Sax, P., Werke zur Geschichte
Nordfrieslands und Dithmarschens, Bd. 7 Ergbd. Register und Ergänzungen, 1987.
Drente, Drenthe (Grafschaft). Das Gebiet
(Thrianta, Thrient) westlich der unteren Ems erscheint 820 erstmals als Gau D.
Kaiser Heinrich III. belehnte die Bischöfe von Utrecht mit der Grafschaft D.
1412 wurde das Drentische Landrecht festgelegt. 1522 fiel die Grafschaft an
Karl von Geldern, 1536 an Kaiser Karl V. Unter der Republik
war D. Mitglied der Union (Niederlande), hatte aber keinen Sitz in den
Generalstaaten.
L.: Wolff 76; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-1556) C3; Oorkondenboek
van Groningen en Drente, hg. v. Blok, P., 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue
im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 Thrient; Linthorst, H., Geschiedenis van
Drente, 1947; Buiskool, H., Zuidoost-Drente, Bd. 1ff. 1950ff.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 290, II, 49, 76, III, 27, Drente,
Drentland, (Thrianta); Blok, D., Geschiedenis van Drenthe, 1984.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer Leine und Harz gelegene E. wird
als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen 897 erstmals genannt. Vom 11.
Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der Grundlage der Mission um
Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter (Hanstein 1209,
Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440, Greifenstein 1420,
Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375, Bodenstein 1573,
Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das nordwestlich von
Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst liudolfingisches Hausgut und
ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an das Stift Quedlinburg und fiel
1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie Grubenhagen verpfändete es
1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434 mit Lindau an das Erzstift
Mainz. 1802/1803 kam das zunächst protestantisch gewordene, am Ende des 16.
Jahrhunderts rekatholisierte E. als Fürstentum an Preußen. Von 1806/1807 bis
1813 war es Teil des Königreiches Westphalen (Harzdepartement). 1813 gelangte
das E. an Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur Provinz Sachsen und damit von
1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen
Demokratischen Republik. Das Untereichsfeld
wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit diesem aber 1866 an Preußen
zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen. S. Kurrheinischer
Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Erfurt (Reichsstadt). Das Gebiet von E. in
Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 706 wurde von
Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster (Peterskloster)
angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der Furt der Straße
Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742 Erphesfurt,
Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des Erzbistums Mainz
aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum Erzstift Mainz
erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs der königlichen
Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?). Um 1066 und
1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts übernahm der 1217
(consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte der gemeinsamen
königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von den Grafen von
Gleichen, 1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera durch Sachsen,
1485 an Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarb E. ein
großes, teilweise aus Reichslehen bestehendes Landgebiet mit rund 900
Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw.
Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und Burgen. Der Rat
strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit an (zwischen 1279
und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete Papst Clemens VII. die
Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501 Luther), die bis 1812 Bestand
hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab das Erzstift Mainz seine Rechte
an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt wieder in den
Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde E. mit 25
Städten, 3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen abgetreten,
bildete aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte Domäne. 1815
fiel E. an Preußen zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach, Azmannsdorf
(Atzmannsdorf) und Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der
preußischen Provinz Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der
Kapitulation am 8. 5. 1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in
der Deutschen Demokratischen Republik aufging
(str.). Das Bistum E. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht
auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches
Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I.
gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert
(† 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg
E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne.
Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden
Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die
Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der
Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den
Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara,
Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig
fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer
Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das Herzogtum
Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie verlor
Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena und
Reggio an die Zisalpinische Republik. Als
Entschädigung hierfür erhielt die Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau.
1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz'
II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die Güter an das neugegründete
Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber
1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E.
erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Estland (Landschaft, Republik).
Das von den finno-ugrischen Esten besiedelte E. am Finnischen und Rigaischen
Meerbusen wurde von 1207 bis 1227 vom Schwertbrüderorden und Dänemark erobert.
Der König von Dänemark verkaufte seinen Anteil 1346 für 19000 Silbermark an den
Deutschen Orden. 1561 suchte die Ritterschaft Schutz vor russischen Einfällen
unter der Herrschaft Schwedens, das 1580 die Rückeroberung begann und 1584 die
vier Landschaften Harrien, Wierland, Jerwen und Wieck (Wiek) zum Herzogtum E.
(Esthen) erhob. 1710 eroberte Russland die Provinz E. 1721 kam E. als Provinz
(Gouvernement) an Russland. Die am 24. 2. 1918 ausgerufene baltische Republik E. (Gouvernement E. und das von Esten
bewohnte Nordlivland) wurde am 6. 8. 1940 der Sowjetunion eingegliedert. Am 16.
11. 1989 verkündete E. seine Souveränität. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue
sowjetische Staatsrat die Unabhängigkei Estlands an.
L.: Kraus, H., Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes, 1935; Wittram,
R., Baltische Geschichte. Die Ostseelande Livland, Estland, Kurland 1180-1918,
1954; Kaelas, A., Das sowjetisch besetzte Estland, 1958; Rauch, G. v.,
Geschichte der baltischen Staaten, 1970; Von den baltischen Provinzen zu den
baltischen Staaten, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Republiken Estland und Lettland 1918-1920, hg. v.
Hehn, J. v./Rimscha, H. v./Weiss, H., 1977; Blumfeldt, E./Loone, N.,
Bibliotheca Estoniae historica, 1987; Mühlen, H. v. zur, Esten, Estland, LexMA
4 1989, 32ff.
Feldkirch (Grafschaft). F. an der Ill in
Vorarlberg, in dessen Gebiet wahrscheinlich die römische Siedlung Clunia lag,
wird um 842 als Feldchirichun erstmals erwähnt und um 1190/1200 durch die
Grafen von Montfort an günstigerer Stelle als Stadt neugegründet. 1375
verkauften die Grafen von Montfort F. an Habsburg. Über Österreich gehörte die
Grafschaft F. als vorarlbergische Herrschaft zum österreichischen Reichskreis. S.
a. Montfort-Feldkirch.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Mone, Das Stadtrecht von Feldkirch in
der Abfassung von 1388, ZGO 21 (1867); Gunz, K., Feldkirch, eine
mittelalterliche Stadtrepublik, Jb. d.
Bundesgym. in Feldkirch, 1927/28; Feldkirch, Stadt am Alpenrhein, 1949;
Geschichte der Stadt Feldkirch: Bd. 1: Bilgeri, B./Fetz, H., Politik,
Wirtschaft und Verfassung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1986; Bd. 2:
Burmeister, K., Kulturgeschichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1985; Bd.
3: Albrecht, K./Wanner, G., Politik, Wirtschaft, Kultur im 19. und 20.
Jahrhundert, 1986; Fetz, H./Spiegel, C., Ur- und Frühgeschichte des Feldkircher
Raumes, 1987.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056
belehnte Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier
Ambachten und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das
Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des
Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an
sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die
Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem
Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses
Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund
über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg und
Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs
zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik
der Vereinigten Niederlande (Generalstaaten, Staatsflandern: Das freie Land von
Sluis mit den Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt
Aardenburg, einem Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg
(Dostburg), der Insel Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und
der Stadt Biervliet und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete
kamen 1659/1668/1678 an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten
und Kastellaneien Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das
Quartier Cassel mit der Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei
Bailleul und das Quartier oder Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und
Kastellanei Lille und den Ämtern Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das
verbliebene F. mit einem Teil der spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an
Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen
(843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen Reichs im
10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im Hochmittelalter,
unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell und politisch
führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur Sprachgrenze. Seit
1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien zur die deutsche
Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau
(Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund,
Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg im Breisgau, Geldern,
Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Homburg, Kaiserslautern,
Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck, Lützelstein, Luxemburg,
Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur, Niederlande, Oldenburg, Pfalz,
Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen, Saarbrücken, Salm, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim, Straßburg, Toul, Trier,
Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
Friesack (Herrschaft, Ländchen). In dem
vermutlich von den Ministerialen von Jerichow angelegten F. bei Potsdam bestand
früh eine Burg der Askanier. Burg, Stadt und Herrschaft F. gehörten im 13.
Jahrhundert den Herren von F. 1335 kamen sie als Lehen der Markgrafen von
Brandenburg an die Herren von Bredow. Von 1949 bis 1990 zählte F. mit
Brandenburg zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Bardey, E., Geschichte von Stadt und Ländchen Friesack, 1894;
Koss, H. v., Das Ländchen Friesack und die Bredows, 1965.
Generalitätslande (Gebiet) sind die seit der Loslösung der Generalstaaten von Spanien durch die Generalstaaten besetzten, nicht der Utrechter Union angeschlossenen Gebiete (Nordbrabant, Teile Limburgs, Obergelderns, Flanderns), die 1648 zu den Niederlanden kamen, aber bis 1795 keinen Anteil an der Regierung hatten. Über die Batavische Republik und Frankreich (1795) gelangten sie 1815 wieder an die Niederlande (seit 1839 Provinzen Nordbrabant, Limburg).
Generalstaaten (Provinzen). G. waren seit etwa 1506 die
von Herzog Philipp dem Guten von Burgund seit 1464 nach französischem Vorbild
an wechselnde Orte berufenen allgemeinen Landesvertretungen und davon
abgeleitet später die nördlichen Provinzen der Niederlande, die sich während
des niederländischen Aufstandes auf Betreiben des Statthalters Johann VI. von
Nassau am 23. 1. 1579 zur Utrechter Union zusammenschlossen und am 26. 7. 1581
von Spanien lossagten. 1609 wurden Spanien durch militärische Eroberung weitere
große Teile Flanderns, Brabants und Gelderns entrissen. Seit 1648 wurden die G.
ohne förmliche Loslösung vom Deutschen Reich als souverän angesehen. Am 26. 1.
1795 wurde mit Unterstützung Frankreichs die Batavische Republik ausgerufen, die Maastricht, Venlo, Staatsflandern und
Limburg an Frankreich abtreten musste. 1806 wurden die G. auf Geheiß Napoleons
in das Königreich Holland seines Bruders Ludwig umgewandelt. 1810 wurde dieses
Königreich Holland mit Frankreich vereinigt. 1815 wurden die Niederlande wieder
selbständig.
L.: Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1935ff.; Geyl,
P., Geschiedenis van de niederlandse stam, Bd. 1f. 2. A. 1948f.; 500 Jaren
Staten-Generaal, 1964.
Genua (Stadtkommune, Republik).
G. am südlichen Steilabfall der ligurischen Alpen war schon im Altertum ein
bedeutendes Handelszentrum. Seit 218 v. Chr. stand es unter römischem Einfluss
und behielt die zu unbestimmtem Zeitpunkt erlangte römische Munizipalverfassung
bis zur Völkerwanderungszeit bei. Über Ostgoten, Byzantiner (554) und
Langobarden (641) kam es an die Franken, die es zum Mittelpunkt einer
Grafschaft erhoben. Seit dem 10. Jahrhundert erlangte G. (958 Privileg für die
habitatores in civitate Ianuensi) eine eigene, seit etwa 1100 von drei oder
mehr Konsuln als Compagna ausgeübte Verwaltung, die Friedrich I. Barbarossa
beließ. Zusammen mit Pisa gewann die durch Handel reich gewordene Stadt
Sardinien und Korsika und setzte sich 1284 auch gegen Pisa und 1298 gegen
Venedig durch. Gleichzeitig wurde G. durch heftige innere Auseinandersetzungen
der Familien der Doria, Fieschi, Grimaldi und Spinola erschüttert. 1380
unterlag es bei Chioggia gegen Venedig. Von 1396 bis 1409 stand es unter der
Herrschaft Frankreichs, von 1421 bis 1436 unter der Herrschaft Mailands und von
1458 bis 1461 wieder unter der Herrschaft Frankreichs. Nach dem Fall
Konstantinopels 1453 gingen alle östlichen Niederlassungen verloren (1471
Trapezunt, 1475 Kaffa [Caffa], 1566 Chios). Mehrfach geriet die Stadt unter die
Herrschaft Mailands und Frankreichs. 1768 trat Genua Korsika an Frankreich ab.
Am 6. 6. 1797 wurde Genua von Frankreich als Ligurische Republik eingerichtet, 1805 nach einem Volksentscheid von
Frankreich annektiert. 1815 wurde G. mit dem Königreich Sardinien vereint, das
1861 im Königreich Italien aufging.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Storia di Genova dalle
origini al tempo nostro, Bd. 1ff. 1941f.; Cozzani, E., Genova, 1961; Le ville
genovosi, hg. v. De Negri, E. u. a., 1967; Costantini, C., La repubblica di
Genova nell'età moderna, 1978; Piergiovanni, V., Lezioni di storia giuridica
genovese, 1983; Petti Balbi, G., Genua, LexMA 4 1989, 1251ff.; Kurowski, F.,
Genua aber war mächtiger, 1990; Schweppenstette, F., Die Politik der
Erinnerung, 2003.
Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in
Thüringen wird 995 erstmals als Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera)
genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift Quedlinburg gab. Vögte des Klosters
wurden vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie
erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238
benannte sich eine ihrer Linien nach G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet
durch Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg).
Infolge des vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G. seit 1358 unter der
Oberhoheit des Hauses Wettin, an welches das Stift Quedlinburg die Vogtei
übertragen und die Herrschaft G. verlehnt hatte. 1425 teilte sich G. in die
Linien G., Schleiz und Lobenstein (seit 1371 Lehen Böhmens), doch wurden die
Güter 1497 wieder vereinigt. 1547 fiel infolge Verzichts Sachsens zugunsten des
Kaisers die Oberhoheit an Böhmen, 1550 bei dem Aussterben der Vögte die
Herrschaft G. an die Burggrafen von Meißen, 1562 an die jüngere Linie des
Hauses Reuß, die 1616 noch Schleiz erhielt und bis 1918 in G. residierte. Seit
1920 gehörte G. zu Thüringen, seit 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987.
Gersau (freier Ort, zugewandter Ort, Republik). 1064 wird der Hof G. am Vierwaldstätter See
als Gut des Klosters Muri erstmals erwähnt. Die Vogtei hatten zunächst die
Grafen von Habsburg, seit Ende des 13. Jahrhunderts durch Verpfändung Luzerner
Patrizier und seit 1390 durch Kauf G. selbst, das sich bereits 1332/1359 als
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz angeschlossen hatte. 1433
erlangte es die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit. 1798 ging es im Kanton
Waldstätte der Helvetischen Republik auf und kam
1817 mit etwa 1000 Einwohnern und 15 Quadratkilometern Gebiet zum Kanton
Schwyz.
L.: Wolff 531; Camenzind, D., Geschichte der Republik
Gersau, 1863.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9.
Jahrhundert an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige
Fridolin, es christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es
durch die den Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund und den Grafen
von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte (Habsburg) bedroht.
Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft 1323 mit Schwyz und
1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den eidgenössischen
Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G. sämtliche
Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die Reichsunmittelbarkeit
sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der Eroberung des Aargaus,
bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm 1436 zusammen mit Schwyz
Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die Pfandschaft über Uznach und
Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der Eidgenossenschaft. 1517
kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft Wartau
(Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798 wurde G.
mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und dem
Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik. 1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet
als Kanton anerkannt. 1836 gab es sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte
Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat, Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der
Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989,
1476f.
Görlitz (Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen
von Stettin nach Frankfurt an der Oder bzw. Prag und von Leipzig nach Breslau wird
1071 die wendische villa G. an der Neiße anlässlich der Vergabung seitens des
Königs an den Bischof von Meißen erstmals erwähnt. 1126 erscheint eine Burg,
1210/1220 die Stadt G., die 1259 an Brandenburg (Askanier) kam, 1268 Sitz eines
eigenen Landes wurde und innerhalb der Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht
bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329 gehörte G. zum Herzogtum Jauer, danach zu
Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G. Residenz des eigenen Herzogtums G. des dritten
Sohnes Kaiser Karls IV. 1635/1648 fiel G. an Sachsen, 1815 an Preußen, 1945 in
die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 in die Deutsche
Demokratische Republik, 1990 in der Bundesrepublik Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen Mainz´
und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen). 1640
wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal,
Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft
Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft
Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha).
Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit
von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den
Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von
den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren
waren der Bischof von Chur und der Abt von Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden
von Freien nachweisbar, zu denen freie Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen
Versuche der Grafen von Habsburg, ihre Herrschaft auszudehnen, entstand 1367
der Gotteshausbund der Talschaften Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und
Engadin sowie der Stadt Chur und des Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a.
das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns, Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406
Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca) zum Oberen oder (vielleicht wegen der
grauen Bekleidung der bäuerlichen Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424
erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals toggenburgischen Gemeinden im Prätigau
(Prättigau) zum Zehngerichtenbund (Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers,
Schanfigg, Langwies, Churwalden, Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw.
deren Orte verbanden sich 1471 untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im
Prättigau durch Kauf erworben. 1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und
Zehngerichtenbund ein Bündnis mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden
die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die
Drei Bünde (Gemeine drei Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später
fand die Reformation Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng
zum Freistaat der drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund.
Von 1649 bis 1652 wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund
und im Engadin abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur seine Leute im
Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von Österreich. Im 17.
Jahrhundert besetzten Frankreich und Österreich/Spanien abwechselnd das Gebiet,
doch gelang Georg Jenatsch die Sicherung der Unabhängigkeit. 1797 gingen
Chiavenna, das Veltlin und Bormio an die Zisalpinische Republik
verloren. 1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp
vergrößerter Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue
Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964;
Festschrift 600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H.,
Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher, Urbare und Rödel Graubündens,
Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die Kreise Ilanz, Lugnez und Trins,
bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb, C., Die Verfassungsentwicklung
Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.
Greifswald (Stadt). Das nach dem pommerschen
Herzogsgeschlecht der Greifen benannte, erstmals 1248 erwähnte G. am Ryck
entstand vielleicht 1209 als Siedlung der Zisterzienserabtei Eldena. Von dieser
nahm es der Herzog 1249 zu Lehen. 1250 gewann es Stadtrecht Lübecks. 1456
erhielt es eine Universität. 1648 kam es mit Vorpommern an Schweden, 1815 an
Preußen, von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik (Mecklenburg). S. Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Erdmann, G., Die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 2.
A. 1959; Schmidt, R., Greifswald, LexMA 4 1989, 1695f.; Wächter, J., Die
Anfänge Greifswalds, FS R. Schmidt, 1995, 133; Greifswald, hg. v. Wernicke, H.,
2000; Matthiesen, H., Greifswald in Vorpommern, 2000.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und Förderer
von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg) an der Aare im heutigen
schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes
de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner),
die vielleicht von den Herzögen des Elsass, den Etichonen, abstammen und mit
den Welfen verwandt waren. Sie waren im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft
Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert. Durch Beerbung anderer
schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter weiter. Seit Kaiser
Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen Elsass inne, seit 1170
auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau, Frickgau und Thurgau,
so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das wichtigste
südwestdeutsche und eines der bedeutendsten süddeutschen Geschlechter waren.
Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die 1408/1415 erloschene Linie
Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die meisten Eigengüter im
Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die Landgrafschaft im
Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an die ältere Linie
gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von
Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen
König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte
1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne
mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf
Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den
1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und
Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen.
Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog. privilegium maius) der
Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen. 1379 teilte sich das
Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die albertinische Linie
(Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die leopoldinische Linie
(Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz,
Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie in eine jüngere
steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich). Aus der
albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth von
Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert
der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen
(1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne
(† 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie
Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte.
Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526
Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen
wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der
kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer
des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im
Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der
Erblande zu einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und
erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen
Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war
letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8.
1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der
Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er
infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren
Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In
Italien begründeten die Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und
Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der Einigung Italiens 1860
abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die Lombardei und 1866 Venetien
an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11.
11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch
entstehende, im Wesentlichen auf deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich hob durch
Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses Habsburg-Lothringen auf.
In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6. 11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R.,
Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G.,
Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches,
1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die
Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten,
hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002;
Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein
Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee,
hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt, Land,
Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen Vorstoßes in
das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f. könnte die
Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe und
Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser von
50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der Große
804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in die
Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser Ludwig
der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen. 831
wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen Ansgar. 845/847 wurde
der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen Brandschatzungen durch die Wikinger
von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh. wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter
den Grafen von Schauenburg (Schaumburg), die 1111 durch Herzog Lothar von
Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft Holstein und der Grafschaft
Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz.
Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von Boizenburg als Leiter einer
Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der Altstadt vereinigte Neustadt
H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser
Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit erscheint in H.
erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof von Bremen seine Rechte an der
Altstadt auf den Grafen von Schaumburg (Schauenburg). Unter seiner Herrschaft
entwickelte sich H. rasch zu einem großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein
Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf. Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa
5000 Personen weitgehende Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292
der Stadt das Recht der eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht.
Im 14. Jahrhundert errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die
Seeräuberei auf der Nordsee (1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als
eines der ersten Mitglieder der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz
zwischen Nordsee und Ostseeraum (um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang
zunächst pfandweise der Erwerb der Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge
einer selbständigen planmäßigen Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die
Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog
Emil von Sachsen-Lauenburg Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck
abgeben, die das Gebiet bis 1868, als es H. durch Vertrag allein übernahm,
gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser Sigmund wurde die Stadt erstmals als
reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460, als die Könige von Dänemark an die
Stelle der Grafen von Schauenburg traten, galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde
sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine Reichsstadt im niedersächsischen
Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das Reichskammergericht Hamburgs
Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König von Dänemark H. als
kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die Reformation eingeführt.
Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung. 1603 wurde das
schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste Recht unter Verwendung der
Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener anderer Quellen reformiert. Im
Schutze einer starken Befestigung blieb die Stadt vom Dreißigjährigen Krieg
weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz und Stimme im Städtekolleg des
Reichstags. § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als
Reichsstadt. Die Besetzung durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich
(1806) und die Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für
die sich seit 1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später
ihren Dom abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des
Elbe-Departements in das französische Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand
sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt
dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren Rezessen zwischen
Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem gescheiterten
Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und
Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine
Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft
aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937
wurden die preußischen Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und
Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit
der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem
Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen
staatlichen Verwaltungsbezirk mit einer Einheitsgemeinde als
Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945 wurde H. von Großbritannien
besetzt und der britischen Besatzungszone zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die
seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland
zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969
erlangte H. durch Vertrag mit Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens
wieder einen Teil des Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil 1ff. 1782ff.;
Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg, J., 1842, Bd.
2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd. 2), bearb. v.
Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967; Lappenberg,
J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845; Westphalen, N.,
Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen Entwicklung bis auf
die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das Privatrecht der
freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E., Verfassung und
Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg 1922; Baasch,
E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K., Hamburger
Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd. 1 1929;
Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt Ritzebüttel, Diss.
phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde zur hamburgischen
Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956; Studt, B., Hamburg
1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen Geschichte, 1951
(mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius, W./Weber, R.,
Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952, 1953; Bolland,
J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG GA 72 (1956),
83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar bis Bonn, 1956;
Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der Freien und
Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger Bürgerschaft in
alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis 1594, bearb. v.
Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl.
v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und heute, 1972; Hamburg,
Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg. v. Jochmann, W., Bd.
1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische Unabhängigkeit vom
schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die Reformation in Hamburg,
1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986; Hamburg im Zeitalter der
Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das alte Hamburg
(1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W., Hamburg-Bremen, LexMA 4
1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Postel, R.,
Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.;
Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7. A. 1994; Die Stadt im
westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon, hg. v. Kopitzsch, F. u.
a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
Herzegowina (Landschaft, Land). Das Gebirgsland im
Nordwesten der Balkanhalbinsel an der Neretwa (Neretva) zählte in römischer
Zeit zur Provinz Dalmatia und wurde seit dem 7. Jahrhundert von Südslawen
besiedelt. Im Mittelalter gehörte es zum Herrschaftsbereich Kroatiens, Serbiens
und Bosniens. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erlangte es als H. (Herzogsland
des Stefan Vukčić) eine gewisse Selbständigkeit, wurde aber 1465/1482
von den Türken erobert. 1878 wurde es nach dem russisch-türkischen Vertrag mit
Bosnien von Österreich okkupiert und 1908 annektiert. 1918 kam es zu
Jugoslawien, wurde aber nach dessen Auflösung 1995 Teil der Föderation
Bosnien-Herzegowinas und der Serbischen Republik.
L.: Cirkovic, S., Herzegowina, LexMA 4 1989, 2189; Dzaja, S., Bosnien-Herzegowina,
1994; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996; Gabriel, K.,
Bosnien-Herzegowina, 1878, 2003.
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam, Delft,
Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland (Maasinseln
und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des Bayern
Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland), von dort
durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477
über Maria von Burgund schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem
niederländischen Aufstand gegen Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach auch als
H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H. führend.
1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik
und gab von 1806 bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten
Königreich H. den Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des
Königreiches der Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer,
J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v.
Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946;
De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff.
1949ff., Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De
Hollandse stad in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De
Nederlanden in de late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987;
Blok, D./Blockmans, W., Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen
Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im
Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder
quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca,
Siena), denen der Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit
Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige
Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione,
Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum
Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua
(leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu Reichssteuern herangezogen),
Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu
Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum
Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum
Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma,
Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu
den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo,
Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen
die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I.,
in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich
und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach
dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des
Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich,
Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von
Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen
Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische
Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische
Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria), 20
bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der
Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio)
und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen
1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo,
Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia,
Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I.
ein und errichtete verschiedene Republiken, die
später teils Frankreich eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca,
Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch
beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich
(Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca,
1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann
Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam
es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich,
das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und
die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das
seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen
aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien
(Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel
eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und
1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915
erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach
Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H.,
Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984;
Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985;
Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf,
J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454,
Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens
in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989;
Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg.
v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff.
1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v.
Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v.
Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità e feudi regali,
1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Jones, P., The
Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Italy in the
Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus
et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis
zum 20. Jahrhundert, 2010.
Jerichow (Land). Nach der schon 1144 bezeugten
Burg J. am Elbeufer wurde das zugehörige Umland zwischen Elbe und Havel bis zum
Plauer See als Land J. bezeichnet. Es war zwischen den Erzbischöfen von
Magdeburg und den Markgrafen von Brandenburg umstritten. 1680 fiel es mit dem
Hochstift an Brandenburg und gehörte damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik (Stadt J. in
Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 428f.; Eiteljörge, A., Jerichow, die alte Klosterstadt, 2. A. 1925.
Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6. oder 7. Jahrhundert wanderten die
slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert
christianisiert, gerieten aber unter den Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um
1180 erkämpften sie ein unabhängiges Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die
Türken. 1830 entstand ein im Zuge von Freiheitsbestrebungen autonomes
Erbfürstentum Serbien unter osmanischer Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger
Staat, der sich 1882 in ein Königreich umwandelte. Diesem schlossen sich 1918
die nordöstlich davon gelegenen Gebiete des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die
auch Italien als Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten
der Alliierten begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten
und Slowenen, das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es
Republik, am 31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile
Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert, 1954/1975 erhielt es die Zone B
um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien und Slowenien durch Erklärung
vom serbisch beherrschten J., später auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien
(Makedonien), so dass nur noch Serbien und Montenegro in J. verblieben. 1999
wurden die albanischen Bewohner des Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben,
aber durch Kriegseinsatz des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses
zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die Bundesrepublik
J. aufgelöst und der Staat Serbien-Montenegro begründet, der sich 2006 in
Serbien sowie Montenegro auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo mit westlicher
Unterstützung von Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz, Gottschee, Herzegowina,
Illyrien, Istrien, Kärnten, Krain, Küstenland, Österreich, Steiermark, Triest.
L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und
Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990;
Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C.,
Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20.
Jahrhundert, 2010.
Jüterbog (Land). J. an der oberen Nuthe wird
vermutlich als Dorf und Burg erstmals 1007 genannt. Es bildete den Mittelpunkt
des zwischen Zauche, Teltow, Baruth und Lausitz gelegenen Landes (1174/1185) J.
(Luckenwalde, J., Jessen und 60 Dörfer). Bis 1635 gehörte J. zum Erzstift
Magdeburg, von 1635 bis 1815 zu Sachsen, dann zu Preußen (Brandenburg) sowie
von 1945 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone/Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 401; Brandt, J., Geschichte der Kreisstadt Jüterbog, 1826ff.;
Heffter, C., Urkundliche Chronik der alten Kreisstadt Jüterbog und ihrer
Umgebungen, 1851; Sturtevant, E., Chronik der Stadt Jüterbog, 1936.
Königswusterhausen (Schloss). 1320 erscheint am Übergang
über die versumpfte Notteniederung in Brandenburg neben älteren slawischen
Siedlungen die Burg Wusterhausen (Wosterhusen). Am Ende des 14. Jahrhunderts
gelangte das Schloss von den Markgrafen von Brandenburg als Lehen an die Herren
von Schlieben, am Ende des 15. Jahrhunderts an die Schenken von Landsberg als
Herren der Herrschaft Teupitz (Schenken von Teupitz), in der Mitte des 17.
Jahrhunderts infolge Verschuldung an die Markgrafen von Brandenburg und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik
(1990 Brandenburg). Sie zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. Teupitz.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Kindler, K., Chronik von
Königswusterhausen, 2. A. 1908; Rocca, F., Geschichte und Verwaltung der
königlichen Familiengüter, 1913; Metsk, F., Der kurmärkisch-wendische Distrikt,
1965.
Kosovo (Gebiet, Republik). Das ursprünglich von Illyrern, seit dem 3. Jh. v. Chr. von Römern, nach der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert von Slawen, seit 1389 von Türken beherrschte Gebiet des sog. Amselfelds, das allmählich von Albanern besiedelt wurde, kam 1912 an Serbien und damit 1918 an Jugoslawien, von dem es sich zum 17. 2. 2008 mit Unterstützung westlicher Mächte unabhängig erklärte.
Köthen (Burg, Herrschaft, Residenz). Nach dem
1115 erstmals erwähnten slawischen Ort K. am Rande der Leipziger Bucht benannte
sich seit 1252 eine ältere und seit 1603 eine jüngere Linie Anhalt-Köthen. Nach
dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam Anhalt-Köthen an Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau. Von 1949 bis 1990
gehörte Anhalt innerhalb Sachsen-Anhalts (1945) zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Anhalt-Köthen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren Ilmtal ist
seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von Käfernburg
abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere
und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam als Eigen
beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen von Kirchberg, die 1398 unter
die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten, 1453 an die Herren Reuß von
Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen von Schwarzburg, 1663 an
Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das kleinere
Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233 der
Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld
(um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen von Kirchberg, 1455 an die
Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen von Mörsberg und von 1675
bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es vom Erzstift Mainz als
erledigtes Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen, 1806 an Frankreich, 1813
an Preußen, 1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und 1912
tauschweise an Sachsen-Meiningen, unter dem es mit Oberkranichfeld
wiedervereinigt wurde. 1920 kam es zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Beide
Herrschaften zählten bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
Kroatien (Republik).
Das Gebiet zwischen Adria und Drau wurde nach dem Untergang des weströmischen
Reiches (476) im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Ein 924 die Königswürde
erlangendes Geschlecht starb 1091 aus. 1102 kam es zur Personalunion Kroatiens
mit Ungarn. 1526/1527 gelangte K. im Gefolge Ungarns an Habsburg bzw.
Österreich. 1849 wurde K. mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume Kronland.
1867 wurde es Ungarn unterstellt. 1918 wurde es Teil Jugoslawiens, von dem es
sich zum 26. 6. 1991 verselbständigte. Seit 1. Juli 2013 ist es Mitgliedstaat
der Europäischen Union.
L.: Omrcanin, I., Diplomatische und politische Geschichte Kroatiens, 1968;
Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 30; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Steindorff, L.,
Kroatien, 2001.
Kurmark (Mark, Landschaft, Verwaltungseinheit).
Seit 1356 (Goldene Bulle) wurde für die Gebiete Brandenburgs (Altmark mit
Stendal, Prignitz [Vormark] mit Perleberg, Brandenburg [Mittelmark], Uckermark
mit Prenzlau und die Herrschaften Beeskow und Storkow) der Name K. üblich.
(1807 kam die Altmark an das Königreich Westphalen.) 1815 wurde die K. ohne
Altmark, aber mit der Neumark und von Sachsen abgetretenen Gebieten zur Provinz
Brandenburg Preußens. Von 1949 bis 1990 gehörte das Gebiet zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 385.
Lauenstein (Herrschaft). Die Burg L. im
Osterzgebirge wurde vermutlich im 12. Jahrhundert von den Markgrafen von Meißen
erbaut. Im 14. Jahrhundert war sie vorübergehend an die Burggrafen von Leisnig
und von Meißen und an die Bergau verlehnt. Von 1517 bis 1821 war die Herrschaft
(L., Neugeising, Zinnwald, 9 Dörfer) in den Händen der Bünau, von 1821 bis 1945
der Grafen von Hohenthal. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie (über
Sachsen-Wittenberg) zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen fiel L. von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Wallner 708 ObersächsRK 2; Brandner, F., Lauenstein, seine
Vorzeit, früheren Schicksale und jetzige Beschaffenheit, 1845.
Lauterstein (Herrschaft). Um 1320 erbaute der Markgraf von Meißen an der schwarzen Pockau (Schwarzen Pockau) die Burg L. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Burggrafen von Leisnig, die 1434 mit Zöblitz und 15 Dörfern an die Berbisdorf verkauft wurde. 1559 erzwang Kurfürst August von Sachsen den Verkauf der Herrschaft. Mit Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Leisnig (Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen
von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint
erstmals 1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls
vor 1081, auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084
vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen
Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158
Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158 nachweisbaren
Burggrafschaft L. Ihr unter edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde
1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen, 1485 an ernestinische Linie)
erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch Burggraf Heinrich III. von L.).
1538 starb die damit bedeutungslos gewordene Familie aus. Die Burggrafschaft
zählte zum obersächsischen Reichskreis. L. kam mit Sachsen von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334; Kunze, J.,
Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Lengsfeld, Stadtlengsfeld (reichsritterschaftlicher
Ort, reichsfreies Gericht). L. westlich von Salzungen erscheint 1235 als Lehen
Fuldas in der Hand der Herren von Frankenstein. 1326 mussten diese Burg und
Stadt an Fulda verkaufen. Um 1523 erwarben nach zahlreichen Verpfändungen die
Boyneburg (Boineburg) die Herrschaft, die zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählte und wohl deswegen als reichsfreies Gericht galt.
1806 kam L. zu Sachsen-Weimar-Eisenach, 1820 zu Sachsen-Weimar (1896 in
Stadtlengsfeld umbenannt), 1920 zu Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 513.
Lettland (Land). Das Gebiet beiderseits der
unteren Düna (Daugava), das bis zum 19. Jahrhundert nur selten als L. und meist
als Livland bezeichnet wurde, wurde (seit dem 9.[?] nachchristlichen
Jahrhundert) von baltischen, möglicherweise schon vor der Zeitenwende ansässig
gewordenen Letten besiedelt (Lettgaller [, Selen, Semgaller]). Im 13.
Jahrhundert kamen sie unter deutschen Einfluss. Die ostseefinnischen Liven
wurden 1206, die Selen 1208, die Kuren 1267 und die Semgaller 1290 unterworfen.
1561 nahm der Ordensmeister des Deutschen Ordens das Gebiet südlich (links) der
Düna (als Herzogtum Kurland und Semgallen) als Lehen Polens, die Gebiete
nördlich (rechts) der Düna kamen (als Provinz) an Polen. Im frühen 17.
Jahrhundert eroberte Schweden etwa zwei Drittel der Provinz Livland, während
das südliche Drittel bis 1795 bei Polen blieb. 1810 wurden Kurland, Livland und
Lettgallen unter Russland vereinigt. Am 18. 11. 1918 bildete sich aus
Südlivland, Kurland und Polnisch-Livland ein unabhängiges L., das am 5. 8. 1940
von der Sowjetunion einverleibt wurde. Am 28. 7. 1989 erklärte sich L. für
souverän. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue sowjetische Staatsrat die
Unabhängigkeit Lettlands an. S. Deutscher Orden.
L.: Die Letten, 1930; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten.
Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Republiken
Estland und Lettland 1918-1920, hg. v. Hehn, J. v./Rimscha, H. v./Weiss, H.,
1977; Hellmann, M., Letten, Lett(en)land, LexMA 5 1991, 1913; Schmidt, H.,
Geschichte des Baltikums, 1992; Baltische Länder, hg. v. Pistohlkors, G. v.,
1994; Felder, B., Unter wechselnden Herren. Lettland im zweiten Weltkrieg,
2008; Jüngerkes, S., Deutsche Besatzungsverwaltung in Lettland 1941-1945, 2010.
Lichtenstein (Herrschaft). Die Burg L. bei Glauchau
an der Straße von Chemnitz nach Zwickau wurde vermutlich noch im 12.
Jahrhundert von den Herren von Schönburg errichtet. 1740 mussten diese die
landesherrlichen Rechte über die zugehörige Herrschaft an das Kurfürstentum
Sachsen abtreten. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte L. über die Fürsten von
Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam L. von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Litauen (Land). Im 13. Jahrhundert wurden die zu
den Balten zählenden litauischen Stämme (1008 Litwa) an der oberen Memel und
Düna durch Mindaugas (Mindowe, † 1263) zusammengefasst. Großfürst Gedimin
(1316-1340) errichtete ein bis über den Dnjepr ausgedehntes Reich. 1386
vereinigte Großfürst Jaguila (Jogaila) durch Heirat der Erbin Polens (Hedwig)
als König Jagiello L. mit Polen in Personalunion. 1569 kam es zum vollständigen
Zusammenschluss (Realunion), 1772/1793/1795 infolge der Teilungen Polens zum
Übergang Litauens an Russland. 1915 wurde L. vom Deutschen Reich (Deutschland)
besetzt. 1917 gab es Pläne zur Einsetzung eines deutschen Fürsten als König. Am
16. Februar 1918 erlangte L. (mit dem von Litauern bewohnten Teil des
Großfürstentums L.) unter dem Schutz des Deutschen Reiches (Deutschlands)
Unabhängigkeit. Die am 2. 11. 1918 errichtete Republik
wurde 1920 von Russland anerkannt. Im Oktober 1920 annektierte Polen das Gebiet
um Wilna. Im Februar 1923 riss L. das Memelgebiet des Deutschen Reichs
(Deutschlands) an sich, das es im März 1939 zurückgab. Zwischen dem 14. 6. und
dem 6. 8. 1940 wurde das 1939 um Wilna vergrößerte, von Juli/August 1941 bis
1944/1945 vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzte L. militärisch und
politisch der Sowjetunion eingegliedert. Am 18. 5. 1989 beschloss L. eine
Deklaration über seine staatliche Souveränität. Am 6. 9. 1991 erkannte der neue
sowjetische Staatsrat (der Sowjetunion) die Unabhängigkeit Litauens an.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966; Hellmann,
M., Das Großfürstentum Litauen bis 1569, (in) Geschichte Russlands 1,2 1989,
718; Hellmann, M., Geschichte Litauens und des litauischen Volkes, 1966, 4. A.
1990, 5. A. 1999; Hellmann, M., Litauen, LexMA 5 1991, 2014; Rowell, S.,
Lithuania Ascending, 1994; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006.
Lobdeburg (Herrschaft). Die Herren von L. (Lobeda
bei Jena) sind ein von den Herren von Auhausen an der Wörnitz abstammendes,
1166 in Camburg/Saale genanntes Adelsgeschlecht freier Herren. Dieses baute
sich im 12. Jahrhundert zwischen Saale und Elster in Thüringen eine Herrschaft
auf (u. a. bis 1300 Triptis). Später teilte es sich in mehrere Linien (um 1220
Saalburg, Berga? [in der Mitte des 14. Jahrhunderts erloschen], Leuchtenburg,
um 1250 Arnshaugk, Elsterberg [1354 unter wettinischer Lehnshoheit]). Unter
Verlust der Reichsunmittelbarkeit kamen die Herren im 14. Jahrhundert unter die
Herrschaft der Markgrafen von Meißen bzw. Landgrafen von Thüringen. 1333 fielen
Leuchtenburg, Roda (Stadtroda) und Kahla an die Grafen von Schwarzburg, 1331
der Anteil an Jena an die Landgrafen, nachdem bereits im 13. Jahrhundert
Saalburg an die Vögte von Gera gekommen war. 1920 gelangten die Güter zu
Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Grosskopf, H., Die Herren von Lobdeburg bei Jena, 1929; Helbig, H., Der
wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 174ff.; Blaschke, K., Lobdeburg, LexMA 5
1991, 2063; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und
Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 473.
Lobositz (Herrschaft). L. in Nordböhmen war
Mittelpunkt der Herrschaft L. Sie unterstand ehemals der Familie Schwarzenberg
und gelangte 1918 zur Tschechoslowakei (1993 Tschechische Republik).
L.: Wolff 465.
Lombardei (Landschaft). Das Gebiet der
nordwestlichen Poebene war ursprünglich von Kelten besiedelt, die seit 222 v.
Chr. allmählich in das römische Reich eingegliedert wurden. Nach dessen Zerfall
wurden Norditalien und Mittelitalien (einschließlich der nordwestlichen
Poebene) von den Langobarden erobert und erstmals 629 als Langobardia im
geographischen Sinn bezeichnet. 774 fiel das Gebiet der Langobarden an die
Franken. Am Ende des 11. Jahrhunderts erlangten die Städte der nordwestlichen
Poebene wie Pavia, Mailand, Como oder Cremona Selbständigkeit. In Städtebünden
wandten sie sich gegen die Staufer. Nach langen Kämpfen traten Signorien an die
Stelle der Städte. Die Vormachtstellung gewann Mailand. Den Osten erlangte
Venedig. 1535 kam das 1395 zum Herzogtum erhobene Mailand als Reichslehen an
Spanien. 1714 fiel die L. nach dem spanischen Erbfolgekrieg an Österreich. 1797
wurde sie von Frankreich besetzt (Teil der Zisalpinischen Republik, seit 1805 des napoleonischen Königreiches
Italien). 1815 wurde das Gebiet mit Venetien zum Lombardisch-Venezianischen
Königreich (Lombardo-Venetien) Österreichs vereinigt. 1859 verlor Österreich
die Lombardei an Sardinien, 1866 Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Rota, E., L'Austria in
Lombardia, 1911; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Arbinger, N., Komitat, Adel und städtische
Kommune in der Lombardei während des 11. und 12. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien
1967; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967;
Margaroli, P., Lombardei, LexMA 5 1991, 2094; Mazohl-Wallnig, B.,
Österreichischer Verwaltungsstaat, 1993; Longobardia e longobardi nell’Italia
meridionale, hg. v. Andenna, G. u. a., 1996.
Luzern (Kloster, Stadt, Kanton). Am Ausfluss
der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wurde wohl in der Mitte des 8. Jahrhunderts
(um 750) ein St. Leodegar geweihtes Kloster gegründet, das vor 840 (1100?) der
Abtei Murbach unterstellt wurde. 1178 erhob der Abt von Murbach den im
Anschluss hieran gewachsenen Ort zur Stadt, die 1274 den besonderen Schutz des
Reiches erhielt. 1291 verkaufte der Abt von Murbach seinen Anteil an L. an
König Rudolf von Habsburg. Am 13. 11. 1332 verbündete sich L. mit Uri, Schwyz
und Unterwalden und löste sich seitdem von Habsburg. 1370 erhielt es den
Blutbann. 1380 kaufte es Weggis. 1386 gewann es die 1415 formell bestätigte
Unabhängigkeit. Zugleich erwarb L. ein größeres Herrschaftsgebiet, das später
Kanton der Schweiz wurde. 1479 löste L., das um 1350 etwa 4200 Einwohner und
1487 etwa 2800 Einwohner hatte, die letzten Rechte des Klosters (seit 1456
Chorherrenstifts) ab. Von 1798 bis 1803 war L. Hauptstadt der Helvetischen Republik.
L.: Wolff 520f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E2; Segesser,
A. v., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik
Luzern, Bd. 3 1857; Schnyder, W. u. a., Geschichte des Kantons Luzern von der
Urzeit bis zum Jahre 1500, 1932ff.; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen
Territorialpolitik bis 1500, Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Luzern
1178-1978, 1978; Wicki, H., Bevölkerung und Wirtschaft des Kantons Luzern im
18. Jahrhundert, 1979; Dubler, A., Geschichte der Luzerner Wirtschaft, 1983;
Aufbruch in die Gegenwart, hg. v. d. Jubiläumsstiftung, 1986; Marchal, G.,
Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern, 1986; Glauser,
F., Luzern 1291, Jb. d. hist. Ges. Luzern, 1991; Glauser, F., Luzern, LexMA 6
1992, 37.
Lychen (Land). L. in der Uckermark wurde 1248
durch den Markgrafen von Brandenburg gegründet. Von 1317 bis 1440 kam es mit
dem zugehörigen Umland an Mecklenburg, danach an Brandenburg und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 389; Metscher, G., Lychen einst und jetzt, 1937; Telle, J., Lychen im
Wandel von 700 Jahren, 1951; Carsted, E., Chronik von Lychen, T. 1ff. 1971
(Manuskript).
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert von Weißenburg)
als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu dem die Bistümer
Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis etwa 1000),
Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der Einrichtung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten
beseitigt. Unter erzbischöflicher Herrschaft blühte der Ort als wichtiger Osthandelsplatz
rasch auf. 1128 kaufte das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale. Unter
Erzbischof Wichmann (1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch
Kauf das Gut der Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188
Magdeburgs besonderes Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche
Ostsiedlungen übertragen wurde, für die M. meist auch die Funktion als Oberhof
übernahm. Schon im 12. Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom
Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes,
jedoch 1331 Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400
etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der Reformation
(1524) vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der seine Residenz
1503 nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt
bei der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf
um das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow
(zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von
Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz August von
Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen
bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten Administrators 1680 gegen Sachsen
(Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme
und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In
Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen
Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen)
und 29 Städten zum Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements.
1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen
Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7.
1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen
Truppen eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Seit 1952 war
es Hauptstadt eines der Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt
aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479,
1, 2, 355.
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in
die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der
March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden,
Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert
Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und
um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850
tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich
(Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert M. Streitobjekt
zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde. Nach kurzer Herrschaft Polens
zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010) fiel M. an Böhmen und wurde den
nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa die Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb
aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich
angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung.
Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der
Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit
dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von Böhmen, danach an den
späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn Herzog Albrecht von
Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes
Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen.
1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich.
Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau.
1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der
Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf,
grenzte das nördliche, deutsch besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk
Troppau vom tschechisch besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das
vorwiegend deutsch besiedelte Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an.
Von März 1939 bis Mai 1945 bildete das verbleibende M. zusammen mit einem
ebenfalls verkleinerten Böhmen das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945 stellte
die dritte tschechoslowakische Republik unter
Vertreibung von etwa einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her
(1993 Tschechien, Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen
und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens
und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen
Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der
Sudetenländer, hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches
Ortsnamenbuch, hg. v. Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das
Reich im Hochmittelalter, 1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der
Sudetenländer, Bd. 2: Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische
Ausgleich, 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl,
K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl, L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und
die Tschechen, 1974; Válka, J., Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen
Lehensstaates, (in) Europa 1500, 1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und
Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub –
Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A. 1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992,
106; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F.,
1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569
der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz
eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König
Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien
erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024
zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu
Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im
Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte
an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen
Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen
zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der
Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des
Reiches anerkennen. 1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische
Familia della Torre an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274
von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der
ghibellinischen Familie Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat
bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien
und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa,
Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch Kauf die
Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen große Teile
verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen, zum Teil
selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft nach dem Aussterben der
Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494 verlieh König
Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M. von Frankreich,
das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das 1505 mit ihm
belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna
von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515 aber nur den
Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl V., dann an
die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben der Sforza
als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II.
und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach
dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den
Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich.
1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen
abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf.
1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches
Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen
Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben.
M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C., Storia di
Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979; Blastenbrei, P., Die
Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G., Mailand, LexMA 6
1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und
kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale (1183-1276),
2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a.,
2004.
Mainz (Republik).
Am 17. 3. 1793 erklärte der aus Abgeordneten von etwa 130 Gemeinden bestehende
rheinisch-deutsche Nationalkonvent in Mainz nach dem Einmarsch des
französischen Generals Custine das Gebiet zwischen Bingen und Landau zu einem
unabhängigen Staat mit dem Volk als einzigem rechtmäßigem Souverän. Am 21. 3.
1793 beantragte er die Vereinigung mit Frankreich. Am 23. 7. 1793 wurde Mainz
nach viermonatiger Belagerung an Preußen übergeben, womit die Republik Mainz endete.
L.: Die Mainzer Republik. Der Rheinisch-deutsche
Nationalkonvent, hg. v. Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, 1993; Herrgen, J.,
Die Sprache der Mainzer Republik, 2000; Dumont,
F., Die Mainzer Republik 1792/1793, 2013.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei
Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der
Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den
Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg
und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt
und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck,
Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt
(Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen
Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600 den Reichsgrafenstand
erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter Maria Isabella an das
österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil
gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an
Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde
der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der
Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E.,
Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen
Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld,
LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in)
Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel.
Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der
lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald
wieder unabhängige Stadt. 1263 entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie.
1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter
der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329
verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das
dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432
Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum
Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene
Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen
Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat
als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das
Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers
(eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen
abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im
spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des
letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es
bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits
früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon
nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik (1805 Königreich Italien), doch kam es nach
den Befreiungskriegen (1810 Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum
Lombardo-Venetischen Königreich Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona,
Peschiera, Legnago). 1859 wurde es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das
neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische
Erbfolgestreit, 1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd.
1f. 1925f.;
Brinton, S., The Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio,
G./Faccioli, E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il
territorio mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B.,
Mantuanitas vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964;
Pescasio, L., Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato
gonzaghesco. Mantua dal 1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G.,
17 1979, 359; Vaini, M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua,
LexMA 6 1992, 206; Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark ausgegrenzte
Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war bis etwa 500 n.
Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln) bewohnt. Um 600
besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und Zirzipanen das
freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.) und König
Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw. deutschen
Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995 erstmals
erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im 10./11. Jahrhundert
Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete Bistum M. ging im
Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem Löwen gelang die
dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in die Hand der
Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160
das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im Osten
herrschenden abodritischen Fürsten Niklot aus dem Haus der Nakoniden, das die
Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit
Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft Schwerin (Länder Wittenburg,
Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer der bis 1918 regierenden
Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach Heinrichs des Löwen Sturz (1180)
kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land
Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde
(1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer
Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen
an M. zurück, das außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen
Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land
Fürstenberg, zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von
Schwerin nach Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land
Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1.
1. 1934 wurden beide Länder durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in
Schwerin vereinigt. 1937 erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die
ratzeburgisch-mecklenburgischen Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst
zu Preußen und die bis dahin lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten.
1945 kam M., um Vorpommern westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin)
vergrößert, jedoch um ein der Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes
Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow (britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen
Besatzungszone (22938 Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt
am 16. 1. 1947 eine neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen
Demokratischen Republik. Durch Gesetz vom 23. 7.
1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit Teilen Brandenburgs
(Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg
aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern wiederhergestellt
(Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus 1990 den Landkreis
Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Vorpommern (Land, Bundesland) ist das zum 3.10.1990
aus den Bezirken Schwerin, Rostock und Neubrandenburg der Deutschen
Demokratischen Republik (ohne die Kreise
Perleburg, Prenzlau und Templin) hergestellte Land der Bundesrepublik Deutschland mit der Hauptstadt Schwerin. Es
ist das sechstgrößte Land und zählt etwa 2000000 Einwohner.
L.: Mast, P., Mecklenburg-Vorpommern, 1994; Handbuch der historischen Stätten,
Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Mecklenburg-Vorpommern im Wandel, hg. v.
Werz, N. u. a., 1998; Lexikon Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. d.
Geschichtswerkstatt Rostock u. a., 2007; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 181ff.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof Burkhard) zwischen
Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und mittlerer Spree, das dem
gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg unterstellt wurde. Die Bischöfe
vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines Herrschaftsgebiet um das 1184
gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen (1222) und im sog. Eigenschen
Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber trotz der äußerlich weiter
bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in Abhängigkeit der Markgrafen
von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa 1400 hielt sich der Bischof
meist in Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen auf. Das Bistum wurde 1399 dem
Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539 erfolgten Reformation faktisch
1581 aufgehoben. Das Hochstift kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666).
1818 wurden die Stiftslande dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt.
1921 wurde das Bistum M. als exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen
wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das Gebiet von 1949 bis 1990 in die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der Landesgeschichte,
(in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen, 1929; Dittrich, P.,
Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der Landesherren des 16. und 17.
Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter,
Bd. 1f. 1962; Rittenbach, R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen
968-1581, 1965; Lobeck, A., Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation
bis zum Tode Herzog Heinrichs 1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums
Meißen, (in) Jb. f. dt. Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die
Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478; Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit
der Niederlausitz zum Bistum Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die
Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA 88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden
der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 371; Wejwoda,
M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die Wettiner im 13.
Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982
Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den
Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde
(1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der
Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als
Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit
der gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark),
das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und
Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz)
und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des
Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf
Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft
Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit
Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und
Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft erheblich minderten.
1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes Lehen ein, doch konnte
Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern
gelangen Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und
Pirna. Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf
Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423
erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg,
Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis
umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma,
Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna,
Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter
Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit
Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein,
Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf),
Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der
Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren
Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso
von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte.
Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums
(Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen
östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft
beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von
Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde
(Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523
eindringenden Reformation brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als
Administrator ab 1545/1561 das zum obersächsischen Reichskreis gehörige
Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt
(Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von
1657 bis 1731 bestand eine wettinische Nebenlinie der Herzöge von
Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz
überwiegend zu Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der
Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452
wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum
Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara
ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die
Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im Königreich Italien Frankreichs
aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten
Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau)
bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden.
1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit
dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875
aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Mühlhausen (Reichsstadt). Das (775 anlässlich der
Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967 erstmals erwähnte M.
(Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit karolingischer Zeit?)
Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes mit franci homines. Die zugehörige
Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des 10. und 11. Jahrhunderts häufig
besucht. Bei ihr entwickelte sich eine Siedlung, die schon 974 hervorgehoben
wurde. 1188 wurde M. civitas imperatoris, 1206 civitas regia und um 1220 des
richis stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
aufgezeichnet. 1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen von der
Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor 1290
wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden Statuten aufgezeichnet.
1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt. Seit 1348 galt M. als freie
Reichsstadt., Bis 1370 gewann M. ein Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie
etwa 220 Quadratkilometern. 1418 trat die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs
die Stadt auf rund 8000 Einwohner. 1483 wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin.
Zwischen dem Bauernkrieg (1524/1525) und 1548 ging die Reichsfreiheit als Folge
des Wirkens Thomas Müntzers (1524) vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich
wechselnden Regiments durch Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam
reformiert. 1710 wurde das zum niedersächsischen Reichskreis zählende M.
Schutzstadt Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4
Quadratmeilen Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des
Harzdepartements des Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen
Provinz Sachsen angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in
Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit
Thüringen kam M. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt
Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.;
Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen
1802, 1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt Mühlhausen in
Thüringen, 1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911;
Bemmann, R., Die Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in
Thüringen. 1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther,
G./Korf, W., Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder
Mölsen, Mühlhauser Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6
1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der
Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003.
Mundatwald (Gebiet). Der M. bei Weißenburg im
Elsass, der eine Fläche von 7 Quadratkilometern umfasst, war nach 1945 zwischen
Deutschland und Frankreich streitig. Er gehörte nach umstrittener Rechtsansicht
zum Staatsgebiet des Deutschen Reiches, nicht jedoch der Bundesrepublik Deutschland. Sein Eigentum stand dem
Deutschen Reich und dem Freistaat Bayern zu. Nach einer Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz vom 2. 9. 2008 stellte Frankreich das
Gebiet 1945 (ohne Annexion) durch Besatzungshoheit unter seine vorläufige
Verwaltungshoheit, und schloss damit die Ausübung deutscher Hoheitsgewalt aus.
1986 gingen die hoheitlichen Befugnisse Frankreichs auf Deutschland über, während
Frankreich das Eigentum erhielt. Die mit dem Eigentum verbundenen
Nutzungsrechte (z. B. Jagdrecht) dürfen seitdem nur im Rahmen der geltenden
deutschen Gesetze ausgeübt werden (8 A 11351/2007).
L.: Bertzel, K., Die deutsch-französische Mundatwaldvereinbarung vom 10. 5.
1984, NJW 1986, 1403; Dünisch, H., Der Mundatwald, 1989, vgl. NJW 1989, 3079
(Rezension).
Muri (Abtei). Um 1027 wurde M. an der Bünz
als Eigenkloster der Grafen von Habsburg gegründet und von Einsiedeln aus
besetzt. Güter lagen in Muri, Hermetschwil, Küssnacht, Gersau, Buochs, Thalwil,
Rufach (Ruoffach) und Bellingen (Breisgau). 1415 kam die Vogtei von Habsburg an
die Eidgenossen der Schweiz (gemeine Herrschaft). 1622/1649 wurde das Kloster
exemt und 1701 zur Fürstabtei erhoben. 1706 erwarb es die Herrschaft Glatt.
1798 fielen seine Güter in der Schweiz an die Helvetische Republik, im Übrigen 1802/1803 an Württemberg und
Hohenzollern-Sigmaringen. 1803 erneuert, wurde es 1841 aufgehoben und 1843/1845
nach Gries bei Bozen verlegt.
L.: Wolff 529; Das Kloster Muri im Kanton Aargau, hg. v. Kiem, M., 1883; Kiem,
M., Geschichte der Benedictinerabtei Muri-Gries, Bd. 1,2 1888, 1891; Rösener,
W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Gilomen-Schenkel, E., Muri, LexMA 6 1992,
943.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer
und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und
wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N.
verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs.
Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe
wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz,
Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus.
Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des
Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon
vor 1541 drang die Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das
dem obersächsischen Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk
Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand.
Das Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes
N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg]
mit der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld)
und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt
Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neschwitz (Herrschaft). N. bei Bautzen in der
späteren Oberlausitz erscheint 1268 als Herrschaft. Mittelpunkt war die
Wasserburg N. Von den Markgrafen von Meißen kam N. vermutlich nach 1268 an die
Herren von Pannwitz (Pannewitz) und von Schreibersdorf, 1575 an die Schleinitz,
Ponickau, Theler (1627-1708), die Herzöge von Württemberg-Teck, die Grafen
Sulkowski und die Freiherren von Riesch (1763). Mit Sachsen fiel N. von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Vietinghoff-Riesch, A. Frhr. v., Letzter Herr auf Neschwitz, 1958.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032 (1032/1033)
kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum
Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196
als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab.
1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und
Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon (und später die
Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre
Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die
Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504
fiel die Grafschaft über eine Erbtochter von den Hachberg an das Haus
Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530
wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville
die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648
wurde die Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft
stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses
Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum durch Wahl der Stände an
Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben des Hauses Oranien, das
die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte. 1713 wurde dies von
Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von Napoleon erzwungene
Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall
Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen (1814) gab König Friedrich
Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6.
1814), erklärte es als einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9.
1814 als 21. Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In
Bezug auf seine inneren Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von
Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen
Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die
Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf
alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er
1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998; Weber, N., Lokale Interessen und
große Strategie – Das Fürstentum Neuchâtel und die politischen Beziehungen der
Könige von Preußen (1707-1806), 2015.
Neuhaus (Amt). Das über das Herzogtum
Braunschweig-Lüneburg und das spätere Königreich Hannover und damit Preußen
(1866) 1945 mit 6500 Einwohnern von der britischen Besatzungszone im Zuge einer
Grenzbegradigung an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik gelangte,
229 Quadratkilometer große Gebiet (Neu Wendischthun [Neuwindischthun], Sückau,
Niendorf, Viehle, Sumte, Haar, Darchau, Vockfey, Stapel, Zeetze [Zetze], Laave,
Kaarßen, Tripkau, Wehningen, Wilkenstorf) kam am 1. 7. 1993 von
Mecklenburg-Vorpommern an Niedersachsen zurück.
L.: Wolff 450.
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen
Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das westfränkische
Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige Raum um Maas, Schelde und Rhein an
das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das ostfränkische Reich.
1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder 1540?) sprachlich
verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von Burgund von Burgund an
Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten Gebiete hausmachtpolitisch
gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte. Kaiser Karl V. fügte durch Kauf
1524 Friesland, durch Säkularisation 1528 Utrecht und Overijssel mit Deventer
sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem 1512/1548 gebildeten burgundischen
Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein Komplex von 17 Gebieten entstand
(Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern, Flandern, Artois [mit Arras], Hennegau,
Holland, Seeland, Namur, Friesland, Rijssel [Lille], Doornik [Tournai],
Mecheln, Utrecht, Overijssel und Groningen), und übertrug 1555 die Nachfolge an
Philipp II. von Spanien (spanische N.). Seit 1565 wehrten sich Adlige in dem
seit etwa 1540 zunehmend calvinisierten Gebiet gegen die von Philipp II. seiner
Statthalterin Margarete von Parma (1559) in Auftrag gegebene Steigerung der
königlichen Macht, mit der eine starke Erhöhung finanziellen wie religiösen
Druckes einherging. Nach Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie einen Bund
des als Geusen verhöhnten Adels, der von den calvinistischen Religionsführern
unterstützt wurde. 1567 wurde Margarete von Parma durch Herzog Alba als
Statthalter abgelöst, der den Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4. 1571
besetzten die Meergeusen Brielle (Briel) an der Maasmündung. Danach erhoben
sich Seeland und Holland. Am 18. 7. 1572 wählten zwölf Städte in Seeland und
Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland
und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich weitere Gebiete an. Am 23. 1. 1579
einigte Oranien in der Union von Utrecht die sieben nördlichen Provinzen
Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen, Overijssel (mit Drente) und
Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant kamen. 1581 setzte die Utrechter
Union Philipp II. ab und schloss sich in den Generalstaaten zu einem losen
Staatenbund zusammen (Republik der Vereinigten
N.). Die südlichen N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach weiteren
schweren Kämpfen, in denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten
Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande
eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich gelöster Staat
anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen
Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702
sowie von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten
urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen
(spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen
nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794
wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben Teil des deutschen Reiches.
1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon
die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit
Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen die
Vereinigung der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich der
Vereinigten N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch
Personalunion mit Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution
die Verbindung der sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen
N. gelöst und Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg
mit der Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant,
Hennegau, Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai,
Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des
niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland,
hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926;
Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W.,
Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der
Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe
1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H.
de, Bibliografie der geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier,
W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de
late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de,
Belgium Nostrum, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988;
Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die
Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003;
Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 211.
Niedersachsen (Land, Bundesland). Der Name N., der
1354 erstmals bezeugt ist, stellte das Gebiet in Gegensatz zum oberen Sachsen
um Lauenburg und Wittenberg. Bereits 1512 fand er im niedersächsischen
Reichskreis Verwendung, doch gewann er größere Bedeutung erst nach der Annexion
Hannovers durch Preußen (1866). Die 1945 unter britische Besatzung gelangten
Länder Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe sowie das am 23. 8. 1946
aus einer Provinz wiedererrichtete Land Hannover Preußens wurden durch
Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung vom 1. 11. 1946 zum Land N.
zusammengefasst. Hinzu kamen am 1. 1. 1947 Teile des Landgebiets Bremens.
Verfassungsgrundlage war zunächst das Gesetz zur vorläufigen Ordnung der
Landesgewalt vom 11. 2. 1947, danach die Verfassung vom 13. 4. 1951. Mit 47412
(2006 rund 47625) Quadratkilometern ist N. das zweitgrößte Land der Bundesrepublik Deutschland. Die Zahl seiner Einwohner betrug
1969 7100400 (1985 7204000, 2005 7993946). Am 1. 7. 1993 wechselten 8 Gemeinden
um (Amt) Neuhaus (Neu Wendischthun [Neuwindischthun], Sückau, Niendorf, Viehle,
Sumte, Haar, Darchau, Vockfey, Stapel, Zeetze [Zetze], Laave, Kaarßen, Tripkau,
Wehningen, Wilkenstorf mit rund 6200 Bewohnern), die 1945 durch Beschluss der
britischen Besatzungsbehörden von Preußen (Hannover) abgetrennt und der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt wurden, von Mecklenburg-Vorpommern nach
Niedersachsen.
L.: Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Keyser, E./Stoob, H. (Hg.), Deutsches Städtebuch, Bd.
3 Teilband 1 1952; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, hg. v. Schnath, G., 1939;
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen, Bd. 1ff. 1964ff. (Bremen,
Braunschweig, Osnabrück, Hoya und Diepholz, Gifhorn, Peine, Schaumburg);
Schnath, G., Streifzüge durch Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schnath, G.,
Ausgewählte Beiträge zur Landesgeschichte Niedersachsens, 1968; Niedersachsen.
Territorien, Verwaltungseinheiten, geschichtliche Landschaften, hg. v. Haase,
C., 1971; Schnath, G. u. a., Geschichte des Landes Niedersachsen, 6. A. 1994
(aus: Geschichte der deutschen Länder); Geschichte Niedersachsens, hg. v.
Patze, H., Bd. 1f. 1977ff.; Oberschelp, R., Niedersachsen 1760-1820, 1982;
Katalog zur Landesausstellung Niedersachsen 1985, 1985; Streich, G., Klöster,
Stifte und Kommenden in Niedersachsen vor der Reformation, 1986; Kaemling, W.,
Atlas zur Geschichte Niedersachsens, 1987; Pischke, G., Geschichtlicher
Handatlas von Niedersachsen, 1989; Krumwiede, H., Kirchengeschichte
Niedersachsens, 1995; Casemir, C./Ohainski, U., Niedersächsische Orte bis zum Ende
des ersten Jahrtausends, 1995; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Hucker, B. u.
a., Bd. 1ff. 1997ff.; Übergang und Neubeginn, hg. v. Merker, O., 1997;
Niedersächsische Juristen, hg. v. Rückert, J. u. a., 2003; Handbuch der
niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, hg. v. Wieden, B. bei der,
Bd. 1f. 2004ff.; Hundertmal Niedersachsen, hg. v. Otte, H u. a., 2011; Die
Kabinettsprotokolle der hannoverschen und der niedersächsischen Landesregierung
1946-1951, bearb. v. Nentwig, T., 2012; Flurnamensammlung und
Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; .Niedersächsisches Klosterbuch, hg.
v. Dolle, J., Teil 1ff. 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher
Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 215ff.
Nordhausen (Reichsstadt). Bei einer um 910 an
wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg erscheint 927 erstmals der Ort N.
als Gut König Heinrichs I., der dieses 929 seiner Frau Mathilde als Wittum gab.
961 gründete sie in N. ein Kanonissenstift, dem der Ort gehörte. 972 gab König
Otto II. N. als Mitgift seiner Gemahlin Theophanu. 1220 löste Kaiser Friedrich
II. N. aus der Abhängigkeit des in ein Domstift umgewandelten Stiftes. 1277
wurde der Reichsvogt vertrieben und die Reichsburg zerstört. König Rudolf von
Habsburg stärkte gleichwohl 1290 die Stellung der Bürger. Von 1312 bis 1594
waren die Grafen von Hohnstein, danach das Haus Wettin, seit 1697 Brandenburg
Reichsvogt. 1524 wurde die Reformation eingeführt. Von 1703 bis 1714 besetzte
Brandenburg N. 1716 gewann die zum niedersächsischen Reichskreis zählende Stadt
das Amt des Reichsvogtes und Reichsschultheißen gegen 50000 Taler für sich.
1802 kam N. an Preußen, wurde von 1807 bis 1813 dem Harzdepartement des Königreichs
Westphalen eingefügt und 1815 der Provinz Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1.
7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der
Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam N. 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und fiel damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H.,
Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen, 1927; Das tausendjährige
Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring, O., Nordhausen, 1929;
Heineck, H., Chronik der Stadt Nordhausen, 1930; Nordhausener Urkundenbuch,
bearb. v. Lücke, G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.; Silberborth, H., Preußen und
Hannover im Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K.,
Nordhausen, LexMA 6 1993, 1236.
Nordrhein-Westfalen (Land, Bundesland). Durch Verordnung der
britischen Militärregierung vom 23. 8. 1946 wurde aus dem nördlichen Teil der
Rheinprovinz (Regierungsbezirke Aachen, Köln, Düsseldorf) und der Provinz
Westfalen Preußens das Land N. gebildet. Durch Verordnungen vom 21. 1. 1947
wurde ihm das Land Lippe-Detmold eingegliedert. Am 11. 7. 1950 trat die
Verfassung in Kraft. Mit 34057 Quadratkilometern (1986 34068, 2006 34083) ist
N. (nach Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg) das viertgrößte, jedoch
nach der Zahl seiner Einwohner an der Spitze stehende Land der Bundesrepublik Deutschland. 1975 zählte es 17200000
Einwohner (1986 16665000, 2006 18043814). Hauptstadt ist Düsseldorf.
L.: Nordrhein-Westfalen-Atlas 1953ff.; Köhler, W., Das Land aus dem
Schmelztiegel. Die Entstehungeschichte Nordrhein-Westfalens, 1961; Loschelder,
W./Salzwedel, J., Verfassungs- und Verwaltungsrecht des Landes
Nordrhein-Westfalen, 1964; Petri, F., Nordrhein-Westfalen, Ergebnis
geschichtlicher Entwicklung oder politische Neuschöpfung, (in) Rhein. Vjbll. 31
(1966/1967); Breuer, R., Nordrhein-Westfalen, 1967; Handbuch der historischen
Stätten, Bd. 3: Nordrhein-Westfalen, hg. v. Petri, F. u. a., 1965, 2. A. 1970,
3. A: 2006; Först, W., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1970ff.; Wisplinghoff,
E. u. a., Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen, 1973; Rheinischer
Städteatlas, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, Amt für rheinische
Landeskunde in Bonn, Lief. 5ff. 1979ff.; Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, hg.
v. Irsigler, F., Lief. 1ff., 1982ff.; Die Verfassung des Landes
Nordrhein-Westfalen: Vorläufer-Vorbilder-Entstehung, Veröff. d. staatl. Archive
des Landes Nordrhein-Westfalen Reihe D, Heft 17 (1984); Nordrhein-Westfälische
Bibliographie, hg. v. d. Universitätsbibliotheken Düsseldorf und Münster, Bd.
1ff. 1984ff.; Neuland. Nordrhein-Westfalen und seine Anfänge 1945/1946, hg. v.
Brunn, G., 1986; Först, W., Kleine Geschichte Nordrhein-Westfalens, 1986;
Nordrhein-Westfalen. Kernland der Bundesrepublik.
Eine Ausstellung, 1989; Nordrhein-Westfalen und der Bund, hg. v. Boldt, H.,
1989; Engelbrecht, J., Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1994;
NRW-Lexikon, 2000; Korte, K. u. a., Regieren in Nordrhein-Westfalen, 2006;
Haunfelder, B., Nordrhein_Westfalen, 2006; Weißer, A., Die „innere“
Landesgründung von Nordrhein-Westfalen, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 235.
Oebisfelde (Herrschaft). Nach einem Dorf (zwischen
1014 und 1073 Ysfelde) und neben einer Burg (castrum 1263) entstand im 13.
Jahrhundert die Stadt O. an der Aller. 1369 fiel sie an das Erzstift Magdeburg.
Seit 1680 gehörte sie als Immediatstadt mit dem Erzstift zu Brandenburg,. Von
1949 bis 1990 kam O. über die Provinz Sachsen (1815) Preußens zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 428; Müller, T., Geschichte der Stadt und des Amtes Oebisfelde, 1914.
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab Erzbischof Anno
von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O. (Opult) bei Pössneck an
die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte der Grafen von Schwarzburg
und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten die Ritter von
Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge zahlreicher Erbteilungen und
sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert verarmten, musste die Herrschaft 1672 an
Graf Johann Albrecht von Ronow verkauft werden. 1703 kam sie an die Familie
Einsiedel, 1745 an die Grafen Hoym, 1782 erbweise an die Fürsten von
Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über die Markgrafschaft Meißen Sachsens dem
obersächsischen Reichskreis an. Über Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik). Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und
Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha) wurde zunächst von Kelten, seit 29/15
v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5. Jahrhundert von durchziehenden
Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise von Slawen und spätestens seit
dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die Herrschaft der Franken gelangten
Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach dem Tod des bayerischen
praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö. (zwischen Enns und
Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark Oberpannonien gab.
Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die karolingischen Marken im
Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt (907). Nach der Schlacht
gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970 erneut ein Markgraf im
Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den Babenbergern gegeben. In einer
Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das Hochstift Freising begegnet Ö.
(Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name für ein um Neuhofen an der Ybbs
liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet („Ostland“, Ostreich, Osten). Um
die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mark Thaya und Leitha. Ab 1147
wurde die Mark auch als Austria bezeichnet. Hauptort wurde zwischen 1141 und
1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb mit dem welfischen Herzog der
Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte Staufer Konrad III. den
übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das Herzogtum der Bayern mit der
Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer gleichzeitig haben könne, und gab
es als Lehen an seinen Stiefbruder, den babenbergischen Markgrafen Leopold IV.,
der damit vom Grafen einer Mark zum Herzog des gesamten Herzogtums
(Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als sich der seinen Vater Heinrich den
Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe mit diesem Verlust nicht abfinden
wollte, gab sein um Ausgleich bemühter Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa,
1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen zurück (bis 1180), löste aber im seit
dem 19. Jahrhundert so genannten privilegium minus die Mark vom Herzogtum
Bayern und erhob sie zum eigenen, dadurch von Bayern getrennten Herzogtum
(Territorialherzogtum) Ö. (Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich
oberste Gerichtsgewalt innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein
Herzogtum (Steiermark). 1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste)
von 1186 das Herzogtum Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die
Babenberger. 1246 starben die Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer
Erbtochter verheiratete Ottokar II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten
sich 1254 das Erbe. Dabei gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa
dieser Zeit (1252/1254/1264) wurde von der provincia super Anasum (Land ob der
Enns) oder von der Austria superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur
Benennung des Herzogtums Ö. als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam,
obwohl beide Länder bis 1806 nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und
weitgehend gemeinsame Wege gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang
Ottokar II. von Böhmen 1260 die Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain,
nachdem schon 1192 und 1198 unter den Babenbergern eine Personalunion zwischen
Ö. und Steiermark bestanden hatte. Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278
belehnte König Rudolf von Habsburg 1282 seine Söhne mit Ö., das während des 13.
Jahrhunderts zwei eigene Landrechte erhielt, Steiermark und Krain, von denen
Krain aber bis 1335/1374 als Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain
sowie in Tirol (1248) begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum
Kärnten erhalten hatten. Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch
Rudolf IV.) 1358/1359 zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an
diejenige der Kurfürsten das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als
Fälschung herstellen ließen und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335
Kärnten, Teile Krains und der Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien
und weitere Teile Krains sowie 1500 schließlich die vordere und hintere
Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der Breisgau mit Freiburg sowie die
Reichslandvogtei in Schwaben und die Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375
Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch, Bregenz), 1382 Triest und 1471
Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese Gebiete zwischen Herzog Albrecht
III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns, außer Pitten-Wiener Neustadt) und
seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die leopoldinische Linie wurde ab 1396
mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für Tirol (und das Gebiet westlich vor
dem Arlberg, Vorderösterreich) und die schwäbisch-alemannischen Herrschaften
entstanden. Albert VII. (als König [1438] Albrecht II.) erlangte als
Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter und den Königsthron. Unter
Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des gefälschten privilegium maius Ö.
Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam das albertinische Erbe an die
Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im Süden (Friaul) und vorübergehend
im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien und Niederösterreich) Güter
verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien vereinigte die leopoldinische
Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften (einschließlich Burgunds mit rund
2000 Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der
Enns und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und
”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit
denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in Personalunion
verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem bayerischen
Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg, Kufstein,
Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des Pfands
Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.).
1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und
Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich,
Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen
Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb
gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere
Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn
1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns.
1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit
Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der
Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die
Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die
in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter
1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine
Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der spanischen
Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt
Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich
fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften
Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua,
Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen
gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen
mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza
ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria
Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn,
Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen
Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit
Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt
die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein
Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis),
die Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb.
Erster gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia
(1740-1780), unter der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der
Form sachlich gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im
schlesischen Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an
Preußen verloren ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II.,
wurde aus der monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung
Polens 1772 um Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das
Innviertel und 1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des
aufgeklärten Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte
Hoheitsrechte der Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf
Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch
(1787) und ein für die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches
Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch
durch die Annahme des Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen
einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge
der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die (verbliebenen) österreichischen
Niederlande und die Lombardei verloren, doch wurden von der 1797 durch
Frankreich aufgelösten Republik Venedig
Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung
der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden
Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und
Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien
bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das
1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert
werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und
Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann
der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und
Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog.
Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum
Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und
Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine
Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der
Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere
Entwicklung wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der
fehlenden Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen
verschärften sich durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens
und der Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie
führten schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung.
1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett
Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer Bundesstaat)
erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten, von dem in
Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler
ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in einer
Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch das
Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue Wien,
Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol gegliedert.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt und wurde
durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945 die
Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss
eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen
Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland
orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der
Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik
Österreich, Wien 1962; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten,
1963; Brunner, O., Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen
Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker,
L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien
1967; Lhotsky, A., Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts,
1967; Grass, N., Der Wiener Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land
Tirol, 1968; Österreich im Jahre 1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R.,
Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte im Herzen Europas, 1970; Walter, F.,
Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972;
Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A.
Wien 1974; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich
976-1246, Wien 1976; Weltin, M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts
im Spiegel der Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v.
Classen, P., 1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich,
1979; Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart,
8. A. 1990; Autriche (Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction
bibliographique à l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v.
Gilissen, J., D/4; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A.
2005; Simon, W., Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der
Städte Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft,
Adel und Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im
Herzogtum Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg.
v. Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und
Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H.,
Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs,
1990; Österreich im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner,
M., Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993;
Scheibelreiter, G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte
in 10 Bänden, hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche
Geschichte 907-1156, 1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996;
Dopsch, H., Die Länder und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und
Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999;
Wiesflecker, H., Österreich im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M.,
Österreich im 20. Jahrhundert, 2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918,
2000; Urban, O., Der lange Weg zur Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte
Österreichs, 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 846; Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich,
2005; Beller, S., Geschichte Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v.
Schmid, P. u. a., 2007.
Österreich-Ungarn (Doppelmonarchie). 1867 wurde das
Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Ö. umgewandelt. Zu Österreich
gehörten (als die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder im Gegensatz
zu den Ländern der ungarischen Stephanskrone) das Königreich Böhmen, das
Königreich Dalmatien, das Königreich Galizien und Lodomerien mit Auschwitz,
Zator und Krakau, das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, das Erzherzogtum
Österreich ob der Enns, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das
Herzogtum Kärnten, das Herzogtum Krain, das Herzogtum Bukowina, die
Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien
(Schlesien, Österreichisch-Schlesien), die gefürstete Grafschaft Tirol und
Vorarlberg sowie die Markgrafschaft Istrien samt der gefürsteten Grafschaft
Görz und Gradiska (Görz und Gradisca)und der Stadt Triest. 1878 kamen die zuvor
türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina hinzu. Gemeinsam waren beiden
Reichshälften der Monarchie die auswärtigen Angelegenheiten und das
Militärwesen und das Finanzwesen. Ö. endete am 11. 11. 1918 durch Verzicht des
Kaisers auf jeden Anteil an den Reichsgeschäften und Ausrufung der Republik.
L.: Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005.
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226 erhielt der bei ihr
erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung des Fürstentums
Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach 1256 wurde sie unter den Nachbarn
aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in Mecklenburg zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
Peitz (Herrschaft). 1301 erscheint die Burg
Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im Spreewald erstmals, als der
Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof von Magdeburg verkaufte. Im
14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige Herrschaft als Lehen oder Pfand an
verschiedene Herren (Mager von Ronow, Schenk von Landsberg, Waldow, Cottbus).
1462 fiel sie endgültig an Brandenburg. Zusammen mit der Herrschaft Cottbus
umfasste sie ein Gebiet von 16 Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen
abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen (Brandenburg)
zurück. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet der früher zum obersächsischen
Reichskreis gezählten Herrschaft zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen
Festung Peitz, Bd. 1 1913.
Piacenza (Stadtkommune). P. nahe dem mittleren Po
wurde 218 v. Chr. am nördlichen Endpunkt der römischen Via Aemilia als Colonia
Placentina, Placentia, gegründet. Seit dem 4. Jahrhundert war es Sitz eines
Bischofs. Im 6. Jahrhundert fiel es an die Langobarden, 724 an die Franken.
996/997 verlieh Kaiser Otto III. den Ort dem Bischof. Am Ende des 11.
Jahrhunderts wurde P. Stadtkommune (Konsuln 1126). Im 12. und 13. Jahrhundert
gehörte P. dem lombardischen Städtebund an. 1313/1336 kam es an die Visconti
von Mailand, erlangte aber mehrfach zeitweise republikanische
Selbständigkeit. 1512 fiel es an den Kirchenstaat, unter dem es 1545 dem
Herzogtum Parma und Piacenza zugeteilt wurde. 1860 kam es an Sardinien, 1861 an
Italien. S. Parma und Piacenza.
L.: Cerri, L., Piacenza ne’suoi monumenti, 1908; Ottolenghi, E., Storia di
Piacenza dalle origini sono all’anno 1918, 1947; Panorami di Piacenza, hg. v.
Nasalli Rocca, E., 1955; Storia di Piacenza, Bd. 1f. 1984ff.; Il registrum
Magnum, hg. v. Falconi, E. u. a., Bd. 1ff. 1984ff.; Racine, P., Piacenza, LexMA
6 1993, 2123; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung,
2001; Storia della diocesi di Piacenza, hg. v. Ceriotti, L. u. a., 2004.
Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter
Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer slawischen Siedlung Plawe
(Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P. sowie eine 1222/1224 bezeugte
Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte sich dann bald eine Linie der
Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306 in die Linien P. und
Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P. an das Haus Wettin
(Markgrafen von Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg). 1572 erlosch die Linie
der Vögte von P. Über Sachsen kam P. 1945 an die sowjetische Besatzungszone und
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963.
Polen (Königreich, Republik).
Um 960 erscheint im von den namengebenden Polanen (zu pole, Feld, Acker)
besiedelten Gebiet zwischen Karpaten und Ostsee an der mittleren Weichsel und
Warthe Herzog Miezsko aus dem Hause der Piasten, der 966 Christ wurde. Sein
Sohn (König) Boleslaw I. Chrobry (992-1025) dehnte das Reich erheblich aus
(Mähren, Lausitz, Gebiet am oberen Bug und San). Im Jahre 1000 erhielt es mit
Gnesen ein eigenes Erzbistum mit den Suffraganbistümern Breslau, Kolberg,
Krakau und Posen. Nach Gebietsverlusten von 1032/1034 bildeten die Landschaften
Großpolen (ab 1239 dux Poloniae maioris), Masowien, Schlesien, Kleinpolen und
Pommern den verbliebenen Herrschaftsbereich. 1163 wurde Schlesien von P.
abgetrennt, 1181 Pommern dem Deutschen Reich eingegliedert. 1225/1226 kam auf
Bitten des Teilfürsten Herzog Konrads von Masowien der Deutsche Orden ins Land
und gewann das Culmer Land (Kulmer Land, Kulmerland). 1249 fiel Lebus an
Brandenburg. 1295 und 1320 ließ sich der Herzog zum König krönen (Großpolen,
Kleinpolen und einige mittelpolnische Gebiete). König Kasimir III. (1333-1370)
verzichtete zugunsten des Deutschen Ordens auf Pommerellen (Pomerellen) sowie
auf Schlesien (1348), schuf ein allgemeines polnisches Landrecht und gründete
1364 die Universität Krakau. Nach seinem Tod gelangten zunächst sein Neffe und
dann 1386 infolge Heirat der Erbtochter (Hedwig) das litauische Haus der
Jagiellonen, das außer Litauen auch Weißrussland und die Ukraine beherrschte,
auf den Thron. 1466 musste der Deutsche Orden die Oberlehnshoheit Polens über
Ostpreußen anerkennen und verlor Pomerellen, das Culmer Land (Kulmer Land,
Kulmerland) und Ermland. 1561 kam Livland an P. Kurland wurde ein Lehen Polens.
1572 starben die Jagiellonen aus. 1629 verlor P. Livland an Schweden, 1657/1670
die Lehnshoheit über Ostpreußen an Brandenburg, 1654 die Ukraine an Russland.
1697 wurde der dafür zum Katholizismus übertretende Kurfürst von Sachsen durch
Wahl König von Polen. 1763 endete die damit geschaffene Verbindung aber wieder.
1772, 1793 und 1795 wurde P., dessen Adel gegen den von Katharina II. von
Russland protegierten neuen König Stanislaus Poniatowski seit 1768 rebellierte,
zwischen Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt. In der ersten Teilung
(1772) erhielt Österreich Ostgalizien und Lodomerien und behielt die 1769
besetzte Zips (85000 Quadratkilometer mit mehr als 2000000 Einwohnern). Preußen
erlangte Westpreußen (ohne Danzig und Thorn) sowie Ermland und den
Netzedistrikt (35000 Quadratkilometer mit etwa 350000 Einwohnern). Russland
gewann das polnische Livland und Teile von Weißrussland, Polozk, Minsk, Witebsk
und Mstislaw (84000 Quadratkilometer mit 1300000 Einwohnern). Dadurch
verringerte sich das Gebiet und die Einwohnerzahl um 30%. In der zweiten
Teilung (1793) erhielt Russland die restlichen Teile Litauens, die Ukraine, die
Hälfte von Wolhynien, Podolien, Nowogrodek (Nowgrodek) und Brest-Litowsk
(Brzesk) sowie die noch polnischen Gebiete von Polozk und Minsk (228000
Quadratkilometer). Preußen erlangte Danzig, Thorn, Posen, Kalisch, Gnesen, Lodz
(Lodsch), Dobrin (Dobrzyn), Tschenstochau (Czenstochau), einen Teil von Rawa
und die Hälfte von Brześć Kujawski (Brzesk) (58000 Quadratkilometer,
1130000 Einwohner, „Südpreußen“). Dadurch wurde Polen auf 240000
Quadratkilometer mit 3400000 Einwohnern beschränkt. Bei der dritten Teilung
(1795)kamen das restliche polnische Litauen, der Großteil von Samogitien, das
übrige Schwarzrussland, Podlesien und Wolhynien, ein Stück von Cholm, Kurland
und Semgallen an Rußland (146000 Quadratkilometer), Sandomir, Lublin, Radom,
Teile von Brest-Litowsk (Brzesk), Podlachien und Masowien an Österreich (51000
Quadratkilometer mit 1000000 Einwohnern) sowie Teile Masowiens mit Warschau,
das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Memel (Njemen) (Neuostpreußen) sowie ein
Teil Krakaus (Neuschlesien) an Preußen (43000 Quadratkilometer mit 1000000
Einwohnern). 1807 wurde durch Napoleon aus preußischen Gebieten das Herzogtum
Warschau geschaffen, das 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit
Russland in Personalunion vereinigt wurde. Am 11. 11. 1918 wurde die Republik P. gegründet, die 1919 den größten Teil
Westpreußens erhielt. 1939 wurde Polen zwischen dem Deutschen Reich und der
Sowjetunion aufgeteilt, 1945/1990 aber, unter zugunsten der Sowjetunion
erfolgender Verlagerung nach Westen bis zur Oder-Neiße-Grenze,
wiederhergestellt. S. Brandenburg, Breslau, Cammin, Danzig, Deutscher Orden,
Ermland, Galizien, Gnesen, Kulm, Kurland, Lausitz, Lebus, Memelgebiet,
Pommerellen (Pomerellen), Pommern, Posen, Preußen, Schlesien, Teschen.
L.: Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Lord, H., The Second Partition of
Poland, 1916; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Hoensch, J., Geschichte
Polens, 1983; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen
und Westpreußen, 1992; Jasinski, K., Rodowód pierwszych Piastów, 1992; Labuda,
G., Mieszko II król polski 1025-34, 1992; Atlas historyczny miast Polskich, hg.
v. Czacharowski, A., 1993; Gieysztor, A., Polen, LexMA 7 1994, 52; Zernack, K.,
Polen und Russland, 1994; Urban, T., Deutsche in Polen, 4. A. 2000; Bömelburg,
H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem Obrigkeitsstaat,
1995; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3 1997;
Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., Von Krakau bis
Danzig, 2000; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000; Deutsch-polnische
Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Lawaty, A. u. a., Bd. 1f. 2000;
Borodhiej, W., Der Warschauer Aufstand 1944, 2001; Alexander, M., Kleine
Geschichte Polens, 2003; Urban, T., Polen, 2. A. 2003; Wyszkowski, M., (Die
politische Verfassung Großpolens in den Jahren 1138-1296), 2009; Michel, A.,
Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit
Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140 Gründung des Bistums
Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der Zuzug zahlreicher
deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in Urkunden den Titel
Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog Bogislaw I. als
Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa 1000 von Polen
immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um 1195 wurde P.
geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte Dänemark die
Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe und Stolp
herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier. 1231 sprach
Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P. zu. 1236
kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295 erfolgte (bis
1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin, Odergebiet) und
Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem Geltungsbereich des
lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die Länder Schlawe und
Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde
Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen
gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit
Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster
Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400
bestanden vorübergehend fünf Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth,
Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis 1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit
vor allem unter den 1459/1463 einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456
wurde die Universität Greifswald gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die
Länder Lauenburg und Bütow vom Deutschen Orden frei und behielt sie später als
Pfand. Seit 1478 war, nachdem bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien
Pommern-Stettin (1464, gegen Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard
(1459) beerbt hatte, P. in der Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt.
Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte das Herzogtum durch eine geordnete
Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von
dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch
Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage
der Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529).
1523/1532 und 1569 wurde das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P.
wieder geteilt (Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625],
Pommern-Rügenwalde [bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die
Reformation Eingang. 1625 kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig
später wurde das Land von Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder
gelegene Teil Pommerns (Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das
Aussterben des Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder
seit 1556 säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der
Oder gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst
war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein Teil des Bundeslands
Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik
Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches Urkundenbuch,
hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd. 1-9 1868ff.,
Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des
Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F., Die Landeseinteilung
Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der Neuzeit, 1911;
Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck 1986; Drolshagen,
C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als ältester deutscher
Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze, B., Die Reform der
Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Historischer
Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen Forschungsstelle der
Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F., Die schwedischen
Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche Auswertung, 1935;
Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die pommerschen
Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M., Genealogie des
pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische Untersuchungen
zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F., Erläuterungen
zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern, 1953; Sandow,
E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
Potsdam (Herrschaft). P. gegenüber der Mündung
der Nuthe in die Havel erscheint 993 erstmals (Poztupimi, Ort des Postampim) in
einer Urkunde König Ottos III. für das Stift Quedlinburg. Seit dem 12.
Jahrhundert war es eine Burg der Markgrafen von Brandenburg, die den
Mittelpunkt einer vielfach verpfändeten Herrschaft in Brandenburg bildete. 1660
wurde das Städtchen kurfürstliche Residenz der Markgrafen. Von 1949 bis 1990
kam es über Preußen (Brandenburg) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 387; Geschichte der Stadt Potsdam, hg. v. Haeckel, J./Boschan, R. u.
a., 1912; Jänckel, R., Der Atlas der Herrschaft Potsdam (1679-1683), 1968;
Potsdam, hg. v. Maassen, H., 2. A. 1972; Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort
und Bild, hg. v. Uhlemann, M., 1986; Bohm, E., Potsdam, LexMA 7 1994, 134;
Potsdam, hg. v. Hahn, P. u. a., 1995; Hahn, P., Geschichte Potsdams, 2003.
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen Liutizen
besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich eingegliedert und von
dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus christianisiert, ging aber 983 wieder
verloren. 1147 wurde es erneut unterworfen. Die Herrschaft fiel an die
askanischen Grafen der Nordmark, den Bischof von Havelberg und einzelne
Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw. Plothe, Quitzow), kam aber bis
etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben der
Askanier kämpften Mecklenburg und Wittelsbach um das 1349 erstmals nach den
slawischen Brizani P. (Prygnitz) genannte Gebiet, das aber bei der
Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der dadurch erstarkende Adel wurde im 15.
Jahrhundert (1411ff.) durch die Hohenzollern wieder zurückgedrängt. Von 1952
bis 1990 wurde das Gebiet auf die Bezirke Schwerin und Potsdam der Deutschen
Demokratischen Republik aufgeteilt. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962; Prignitz-Kataster
1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der Prignitz, 1989; Escher,
F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die Prignitz, Jb.f.
Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10; Enders, L., Die
Prignitz, 2000.
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen). Das im
Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie der
1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von Rügen. Diese wurden 1727
Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im Mannesstamm. Innerhalb Mecklenburgs
gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Nach einer Entscheidung des Jahres 1998
verloren die Erben durch die Sowjetunion als Besatzungsmacht ihr Eigentum
(14500 Hektar Land bzw. ein Sechstel von Rügen) durch Enteignung. S. Pommern,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus,
1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus und seines Besitzes im
Mittelalter, 1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Herren
von Putbus, 1940.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht
auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser
Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit
zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477
die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft
erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein
evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die
Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift
Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum Q., dessen Äbtissin zu
den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw.
Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813
gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach
1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in Sachsen-Anhalt
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S., Quedlinburg,
10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im
Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A. 1954;
Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla,
P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469;
Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C.,
2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper,
T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Querfurt (Fürstentum). Q. an der Querne
südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im Hersfelder
Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa 1000
nachweisbare Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe von
Magdeburg Burggrafen waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld
(1262/1264) bildeten und deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes
Lehen an das Erzstift Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern,
Jüterbog mit 20 Dörfern, Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656
gelangte Q. an Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der
1648 nicht entschiedenen Landeshoheit über Q. an Brandenburg zurück. Später
wurde Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663 bis 1746 bestand innerhalb
Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung
von Weißenfels aus geführt wurde und das beim Aussterben der Linie (1746) an
Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15
Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen, Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum
obersächsischen Reichskreis. Über die Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an
Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum Querfurt 1496-1815, (in) FS
Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H.,
Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg
Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.;
Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Ranis (Herren, Herrschaft). Vermutlich kam R.
bei Pössneck, das 1085 unter Wiprecht von Groitzsch erscheint, als Teil des
Orlalandes vom Erzstift Köln an Friedrich I. Barbarossa. 1198 gab König Otto
IV. das Gebiet an Köln zurück. 1199 belehnte König Philipp den Landgrafen von
Thüringen mit dem Gebiet Orla und der Reichsburg R., nach der sich bereits 1194
Herren nannten. Im 13. und 14. Jahrhundert erscheint sie wiederholt in
Landesteilungen der Grafen von Schwarzburg. 1418 ging sie vermutlich durch Kauf
als Reichslehen auf Sachsen über, das R. 1465 den verschwägerten Herren (1495
Reichsfreiherren) von Brandenstein gab, die R. 1571 den Breitenbauch (seit 1902
Breitenbuch) verkaufte (obersächsischer Reichskreis). 1815 fiel R. an Preußen
(Provinz Sachsen), und wurde am 1. 4. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt zum
1. 7. 1944 dem Reichsstatthalter von Thüringen unterstellt. Nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 gelangte es zu Thüringen und mit diesem 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. 1952 kam es
zum Bezirk Gera. Bei der Wiederherstellung (str.) der Länder Sachsen-Anhalt und
Thüringen blieb R. bei Thüringen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gumpelzhaimer, 176; Wolff 380; Schache, K., Burg
Ranis, 1989.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar
von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen (1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift
Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum Halberstadt
zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945 eine Exklave
Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs. 1945 kam es in
Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Reinsberg (Herrschaft). 1197 ist R. bei Freiberg und Chemnitz erstmals bezeugt. Es war Mittelpunkt einer ausgedehnten Herrschaft. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts gehörte die Burg den Schönberg. Über Sachsen kam R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die
einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren von Weida, die
von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der
Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und vermutlich schon
vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt (advocatus) führten,
der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland (mit Weida, Plauen,
Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof, Ronneburg u. a.)
begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis 1531/1535), die
Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die Vögte von Plauen
teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen. Die ältere Linie
der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die Burggrafschaft Meißen
und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel auch nach dem Verlust
der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte
von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch
Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von Galizien in Russland geheiratet
hatte und sich deswegen R. nannte, begründet. Sie erwarb unter anderem 1451
Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von
21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei weitem größeren und einem
nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die Reformation durchgeführt.
Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller böhmischen und wettinischen Lehen
1535/1564 in eine ältere Linie Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und
den Ämtern Untergreiz und Burgk [Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene
Linie Reuß-Obergreiz und eine jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter
der älteren Linie der Vögte von Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz
vereint, woraus Reuß-Greiz entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung
der Heinriche mit römischen Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673
in den Grafenstand (wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz)
bzw. 1790 (Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz
unterteilte sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk
(Reuß-Burg) und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder
an den sich seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz
(1768). Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg
[Längenberg], 78 Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg),
Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit
Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg
(bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und
Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen
die Güter zur einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an
Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an
Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz
(bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das
1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach
Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu
Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine
1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß
jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt
ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit
1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317
Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde
die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land
Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst
(str.), 1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Riga (Reichsstadt, Residenz des Deutschen
Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof Albert auf dem Gelände einer
baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde das Recht der Deutschen auf
Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die Stadt der Hanse bei. Von 1330
bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden, danach den Erzbischöfen von R.
1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000 Einwohner (davon zwei Drittel
Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang des livländischen Ordensstaates
freie Reichsstadt, huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit aus dem Reich
aus. Von 1621 bis 1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden, danach zu
Russland, verlor die alte deutsche Verfassung aber erst 1889. Von 1918 bis 1940
war R. Hauptstadt der Republik Lettland, die
1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen
in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v.
Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481,
1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg.
v. Misans, I. u. a., 2005.
Römhild (Ort, Stadt, Herrschaft, Residenz des
Grafen von Henneberg-Römhild bzw. des Herzogs von Sachsen-Römhild). Im Jahre
800 gab Emhilt dem von ihr gestifteten Kloster Milz Rotemulte („braunroter
Mergel“, Altrömhild) bei Hildburghausen, 867 Adalolt einen dortigen Bifang an
Fulda. Vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts gründete Graf Heinrich IV.
von Henneberg-Hartenberg die Stadt R. Sie kam später an die 1274 entstandene
Linie Henneberg-Aschach, die sich seitdem nach R. nannte (Henneberg-Römhild)
und zahlreiche Güter erwarb (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1435/1444
Kühndorf, 1455 ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung
an Bedeutung. 1548 kamen die Güter Graf Bertholds an die verschwägerten Grafen
von Mansfeld und von diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein Viertel
Henneberg), im Übrigen 1555 an die Ernestiner (Sachsen). Die Güter Graf
Albrechts fielen an die verschwägerten Grafen von Stolberg, im Übrigen
ebenfalls an die Wettiner. 1572 gelangte R. an Sachsen-Coburg-Eisenach
(Sachsen-Coburg), 1640 an Sachsen-Altenburg, 1672 an Sachsen-Gotha. Von 1680
bis 1710 war es Sitz von Sachsen-Römhild und fiel danach zu einem Drittel an
Sachsen-Coburg-Saalfeld und zu zwei Dritteln an Sachsen-Meiningen. Das
Sachsen-Coburg-Saalfelder Drittel kam 1805 durch Tausch an Sachsen-Gotha, ganz
R. 1826 an Sachsen-Meiningen, 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik. S. Henneberg,
Sachsen-Römhild.
L.: Wolff 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 491.
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der
Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die Linie Plauen. Diese
musste sie 1349 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis
1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Herrschaft über (das Fürstentum Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.)
Sachsen-Gotha-Altenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen (1920)
gelangte R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um
1160 (1161) wurde eine wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc,
Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch Waldemar I. von
Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um 1200 eine deutsche
Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I.
lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz
des Fürstentums R. Nach 1300 geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber
1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die
Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit
zwölf Professoren in vier Fakultäten, blieb aber immer unter der
Landesherrschaft der Herzöge von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter
der R. zum niedersächsischen Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
Rudolstadt (Stadt, Residenz des Grafen von
Schwarzburg-Rudolstadt). In R. an der Saale erscheinen im frühen 9. Jahrhundert
von Slawen besessene Hufen des Klosters Hersfeld. Seit Anfang des 13.
Jahrhunderts sind dort die Grafen von Orlamünde nachweisbar, von denen R. 1326
Stadtrecht erhielt, aber (endgültig 1340) an die Grafen von Schwarzburg kam.
1361 mussten die Grafen R. von Karl IV. als König von Böhmen zu Lehen nehmen.
Innerhalb Schwarzburgs kam R. an die in Ranis sitzende Linie. 1552/1599 wurde
es Sitz der Linie Schwarzburg-Rudolstadt, das 1920 in Thüringen aufging. Mit
diesem kam es von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 412; Hesse, L., Rudolstadt und Schwarzburg mit ihren Umgebungen,
historisch und topographisch dargestellt, 1816; Renovanz, L., Chronik der
fürstlich-schwarzburgischen Residenzstadt, 1859ff.; Trinckler, H.,
Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von Altrudolstadt, 1939; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
501.
Rügen (Fürsten, Fürstentum). Die 926
Quadratkilometer große Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr.
von den germanischen Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7.
Jahrhundert n. Chr. slawische Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar
von Dänemark unterworfen und christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162
bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel R. beim
Aussterben der Fürsten an die Herzöge von Pommern und zählte später zum
obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im Herzogtum Pommern die Reformation
eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an Preußen, 1945 an Mecklenburg und
damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen
Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte von Rügen bis 1815,
1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.; Büttner, B., Die Pfarreien
der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011.
Ruppin (Herrschaft, Grafen). Wahrscheinlich um
1214 bildete sich unter Graf Gebhard I. von Arnstein am Nordostharz durch
Erwerb von Seiten der verschwägerten Askanier die Herrschaft R. mit Sitz auf
Burg Altruppin nördlich des Ruppiner Sees. Mittelpunkt war das umliegende
Gebiet am Rhin. Dazu kamen die Gebiete Gransee und Wusterhausen. In planmäßiger
Erwerbspolitik wurde das Gebiet zwischen Dosse, Havel und den mecklenburgischen
Seen bis etwa 1330 zu einer geschlossenen Herrschaft ausgebaut. Die Grafen
waren reichsunmittelbar, gerieten aber allmählich unter die Lehnshoheit der
Markgrafen von Brandenburg. Nach dem Aussterben der Herren von Arnstein und
Grafen von Lindow-Ruppin (Arnstein-Lindow-Ruppin) 1524 fiel das zum
obersächsischen Reichskreis gehörige R. durch Einzug an Brandenburg, das die
Grafschaft der Mark Brandenburg als eigene Einheit eingliederte und den Titel
Grafen von R. fortführte. Mit Brandenburg kam R. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961; Historisches
Ortslexikon für Brandenburg II. Ruppin, bearb. v. Enders, L., 1970, Veröff. des
Staatsarchivs Potsdam Bd. 7; Heinrich, G., Ruppin, LexMA 7 1995, 1108.
Saalburg (Burg, Herrschaft). Vor 1216 errichteten
die Herren von Lobdeburg am Übergang der Straße von Nürnberg nach Leipzig über
die Saale die Burg S. Sie kam von einer Linie Lobdeburg-Saalburg in der Mitte
des 13. Jahrhunderts an Lobdeburg-Arnshaugk und 1289/1320 mit der Herrschaft
Schleiz an die Vögte von Gera, 1550 an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause
Plauen und 1589 an Reuß. Bis 1647 blieb S. mit Schleiz verbunden. Von 1647 bis
1666 war es Sitz der Linie Reuß-Saalburg. Danach kam es an die Linie Gera
(Reuß-Gera), 1920 an Thüringen und von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Reuß-Saalburg.
L.: Wolff 420.
Saalfeld (Reichsabtei?, Stadt). 899 gab König
Arnulf dem Babenberger Poppo II. von Thüringen S. an der Saale zurück. 1014
übertrug Kaiser Heinrich II. S. an Pfalzgraf Ezzo von Lothringen. 1056 kam S.
von dessen Tochter Richeza (von Polen) an das Erzstift Köln, das 1074 in der
ehemaligen ottonischen Reichsburg auf dem Petersberg das Benediktinerkloster
Sankt Peter in S. gründete. Dessen Vogtei hatte vermutlich seit 1180 der König,
seit 1208 der Graf von Schwarzburg, danach auch der Graf von Orlamünde, seit
1344/1345 Wettin. Seit 1208 war die Rechtsstellung Saalfelds unklar. 1475 und
1497 zählte der Abt zu den Reichsfürsten. 1536 wurde das im Orlaland,
Frankenwald und in Coburg reich begüterte Kloster dem Grafen von Mansfeld
übertragen, von dem es 1533 an Sachsen (Kursachsen) gelangte. S. selbst wurde
1361 Lehen Böhmens der Grafen von Schwarzburg. 1389 verkauften sie es an die
Wettiner, innerhalb deren es 1485 an die Ernestiner, 1572 an Sachsen-Weimar,
1603 an Sachsen-Altenburg, 1673 an Sachsen-Gotha, 1680 an Sachsen-Saalfeld,
1735 an Sachsen-Coburg-Saalfeld und 1826 an Sachsen-Meiningen kam. 1920 fiel es
an Thüringen und mit diesem von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Saalfeld.
L.: Wolff 398; Schamelius, J. M., Historische Beschreibung der vormaligen Abtei
und des Benediktinerklosters zu Saalfeld, 1729; Krauß, E., Die städtebauliche
Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934 (Diss. Braunschweig 1933);
Heinemeyer, K., Saalfeld, LexMA 7 1995, 1209; Civitas Salevelt. Geburt einer
Stadt6 (1180-1314), 2008.
Saarland (Land, Bundesland). Am 1. 1. 1957 kam
das 1945/1946 um 142 Gemeinden vergrößerte, aus der Besatzungszone Frankreichs
ausgegliederte und dem Zollgebiet Frankreichs eingefügte Saargebiet nach einer
Ablehnung der Europäisierung in einer Volksabstimmung zu Deutschland zurück
(Gesetz vom 23. 12. 1956). Seitdem bildet das S. ein 2547 Quadratkilometer und
etwa 1,1 Millionen Einwohner umfassendes Land der Bundesrepublik Deutschland, dessen Hauptstadt Saarbrücken ist und dessen
Verfassung vom 29. 9. 1960 stammt. Die wirtschaftliche Eingliederung wurde am
5. 7. 1959 vollzogen. S. Saargebiet.
L.: Saaratlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 1934; Gemeinde- und Ortslexikon
des Saarlandes, Lieferungen 1ff. (A-D) 1957; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz
- Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Das Saarland, hg. v.
Altmeyer, K. u. a., 1958; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und
Frankreich, 1959; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, hg. v.
Hoppenstädter, K./Hermann, H., 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 50; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H.,
Bd. 4 Teilband 3 1964; Geschichtlicher Atlas für das Land an der Saar, hg. v.
Ammann, A./Meynen, E. u. a., 1965ff.; Herrmann, H./Sante, G., Geschichte des
Saarlandes, 1972; Hellwig, F., Zur älteren Kartographie der Saargegend, Jb. f.
westdt. LG. 3 (1977); Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone,
1986; Saarländische Geschichte, hg. v. Klimt, R. u. a., 1995; Hahn, M., Das
Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003; Burgard, P., Kleine
Geschichte des Saarlands, 2010.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung eines
Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum sächsischen
Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II., Otto III.,
Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit der
Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt.
1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie,
die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S.
nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und
Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen
sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das
Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren
gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren
Ausgang nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst
Johann Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen
Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach
(1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und
seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach
wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen
deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die
sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an Sachsen-Saalfeld
und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile
der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte
sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte dafür
1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das
1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die
Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete
([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt Gommern], Seyda, Annaburg,
Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen, Schönewalde <Schönwalde>,
Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den
Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die
Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen Provinz Schlesien, die
Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene Kreis Cottbus gelangten
zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen Herzogtums
Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte Merseburg und
Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer Kreis, ein Teil
des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft Henneberg
bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift Halberstadt (mit
Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode, Stolberg, Querfurt und
Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld
sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom
30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den Rang eines Herzogtums hatte
(Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld
hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. ----- Das
1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz Sachsen)
verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau,
Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz,
Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz, Glauchau,
Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna,
Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000 Quadratkilometer mit 1183000
Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten Industriestaat. 1831 erhielt er
eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849 schlug S. mit Hilfe Preußens
einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein Bürgerliches Gesetzbuch.
1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen Bundes gegen Preußen auf
Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem Norddeutschen Bund beitreten.
1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle sächsischen Reichstagssitze (rotes
S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den Arbeiterräten und Soldatenräten
die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es
aufgelöst (str.) und auf die Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt,
zum 3. 10. 1990 wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber
mit den Kreisen Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000
Einwohner zählenden Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn
Gemeinden (Elsterberg, Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach
[Lengenbach], Ranspach [Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit
12000 Einwohnern von Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste Landesvermessung
des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A., Karte der
territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner, H.,
Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für das
Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die
Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma, 1996;
Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005; Hädecke, W.,
Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd.
1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006;
Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von Sachsen,
hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen-Altenburg (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) geschaffenen Herzogtum Sachsen gebildet, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und die ernestinische Linie. Die ernestinische Linie
erhielt den größten Teil Thüringens und das Vogtland. Sie splitterte ab 1572 in
zahlreiche Teilherzogtümer auf. Dabei entstand 1572 Sachsen-Weimar und hieraus
1603 das nach dem bereits 976 als Ausstattungsgut des Bistums Zeitz erwähnten,
1328 an die Wettiner gefallenen Altenburg an der Pleiße nördlich von Zwickau
benannte S. Dieses erlangte 1640 aus dem Erbe Sachsen-Coburgs Coburg,
Hildburghausen und Römhild, 1660 einige hennebergische Ämter (u. a. Meiningen).
Seine Güter kamen beim Aussterben der Linie 1672 zu drei Vierteln an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. 1680 zerfiel Sachsen-Gotha
unter anderem in Sachsen-Gotha-Altenburg (daneben Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Hildburghausen). Später kamen die
Ämter Altenburg und Ronneburg, die Städte und Ämter Eisenberg, Camburg
(Camberg) und Stadtroda (Roda) und das Amt Kahla an Sachsen-Gotha-Altenburg und
die Ämter Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella an Coburg-Saalfeld. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten S. und Sachsen-Gotha zur weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags und zum obersächsischen Reichskreis. 1825
erlosch das Haus. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich
Augusts I. von Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer S.,
Sachsen-Coburg und Gotha und Sachsen-Meiningen. Herzog Friedrich von
Sachsen-Hildburghausen erhielt für seinen Verzicht auf Sachsen-Hildburghausen
das neue S. Dieses S. erlangte am 29. 4. 1831 eine Verfassung und trat
1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem
Deutschen Reich bei. 1910 umfasste es 1324 Quadratkilometer mit 216100
Einwohnern. Im November 1918 dankte der Herzog ab. Der Freistaat S. schloss
sich dem Land Thüringen (1. 5. 1920) an, dessen Gebiet von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik gehörte.
L.: Wolff 398; Zeumer 553 II b 13; Wallner 709f. ObersächsRK 9, 18; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Schneider, F./Tille, A., Einführung in
die thüringische Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Roubitscheck, Die Altenburger
Landesvermessung und die von ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Z. der
Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, Math.-nat. Reihe 7 (1958); Wolfrum, A.,
Die Sozialdemokratie im Herzogtum Sachsen-Altenburg zwischen 1848 und 1920,
2003.
Sachsen-Anhalt (Provinz, Land). Zum 9. 7. 1945 wurden
aus der Provinz Sachsen Preußens (ohne Regierungsbezirk Erfurt) die am (1. 4.
1944 zum) 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg mit dem
Land Anhalt und einigen kleineren, vordem braunschweigischen und thüringischen
Gebieten zur Provinz Sachsen und 1946 zur Provinz S. in der sowjetischen
Besatzungszone verbunden. Nach Auflösung Preußens durch den Alliierten
Kontrollrat entstand hieraus am 6. 10. 1947 das Land Sachsen-Anhalt mit der
Hauptstadt Halle, das Teil der 1949 gebildeten Deutschen Demokratischen Republik wurde. In ihr wurde S. am 23. 7. 1952/8. 12.
1958 aufgelöst (str.) und auf die Bezirke Halle und Magdeburg aufgeteilt. Zum
3. 10. 1990 entstand es mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik
Deutschland wieder (ohne Kreis Artern [zu Thüringen], aber mit Kreis Jessen).
Hauptstadt des rund 3000000 Einwohner zählenden Landes (20400 Quadratkilometer)
wurde Magdeburg. S. Sachsen, Anhalt.
L.: Geschichte Sachsen-Anhalts, 1993; Holtmann, E./Boll, B., Sachsen-Anhalt,
1995; Verfassungshandbuch Sachsen-Anhalt, hg. v. Kilian, M., 2004; Adel in
Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007; ;Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013.
Sachsen-Coburg und Gotha (Herzogtum, Freistaat).
Sachsen-Wittenberg, 1260 aus dem nach der Absetzung Heinrichs des Löwen
geschaffenen Herzogtum Sachsen entstanden, spaltete sich 1485 in die
albertinische Linie und in die ernestinische Linie, die den größten Teil
Thüringens und das Vogtland erhielt. Sie zersplitterte ab 1572 in zahlreiche
Teilherzogtümer. Dabei entstand 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach und 1596
Sachsen-Coburg, das 1633 erlosch, wobei die Güter an Sachsen-Weimar und
Sachsen-Altenburg fielen. Aus den Gütern Sachsen-Altenburgs kam 1672 Coburg an
Sachsen-Gotha. Dieses zerfiel 1680 in Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg, das 1699 erlosch. Nach dem Erlöschen Sachsen-Eisenbergs und
Sachsen-Römhilds entstanden unter anderem Sachsen-Gotha-Altenburg und
Sachsen-Coburg-Saalfeld. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Gotha
und Sachsen-Coburg der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
an. Am 12. 11. 1826 erfolgte durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung in die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, S. und
Sachsen-Meiningen. S. bestand unter Personalunion aus den beiden Herzogtümern
Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha. 1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein
bei, erhielt am 3. 5. 1852 eine Verfassung (Landesgrundgesetz) und wurde
1867/1871 Mitglied des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches. 1893
trat die englische Linie des Hauses Coburg die Nachfolge an. Am 14. 11. 1918
dankte der Herzog ab. Der Freistaat Gotha ging am 1. 5. 1920 im Land Thüringen
auf. Der Landesteil Coburg kam durch Volksabstimmung am 1. 7. 1920 zu Bayern.
1945 gehörte Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am
23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Zeumer 552ff. II b 11, 12; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd.
1ff. 1967ff.
Sachsen-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch
Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens Sachsen-Coburg-Eisenach und daraus
1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch, wobei zwei Drittel der Güter an
Sachsen-Weimar kamen und ein Drittel an Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete
sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte
Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab. Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten
Sachsen-Weimar und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis
an und zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen, dessen Gebiet von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik
gehörte, auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
Sachsen-Meiningen (Herzogtum, Volksstaat). Das Dorf
Meiningen an der Werra wird 982 erstmals erwähnt. Es war Mittelpunkt der dem
Reich gehörigen Meiningeromark (Meiningermark) und kam zunächst an das Stift
Sankt Peter und Alexander in Aschaffenburg. 1007 gab es König Heinrich II. an
das Hochstift Würzburg. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gründeten die
Bischöfe von Würzburg die Stadt Meiningen. Sie kam 1434 als Pfand, 1542 als
Lehen an die Grafen von Henneberg-Schleusingen. Nach deren Aussterben (1583)
fiel sie an das Haus Wettin (Sachsen) und wurde 1660 der ernestinischen Linie
(Sachsen-Altenburg) zugeteilt. Ab 1680 war Meiningen Residenz des aus der
Aufteilung Sachsen-Gothas entstandenen Herzogtums S. Zu ihm gehörten Meiningen
und mehrere vormals hennebergische Ämter. 1699 kamen Teile Sachsen-Coburgs
(Städte und Ämter Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt
Altenstein), 1710 Teile Sachsen-Römhilds (mit dem Amt Römhild) hinzu. Um 1790
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1807 trat das im
ausgehenden 18. Jahrhundert abgerundete Herzogtum dem Rheinbund, 1815 dem
Deutschen Bund bei. 1823 erhielt das Land eine am 23. 8. 1829 verbesserte
Verfassung. Am 12. 11. 1826 erfolgte nach dem Aussterben der Linie
Sachsen-Gotha-Altenburg durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen eine umfassende Neuordnung der zersplitterten ernestinischen Linie in
die Herzogtümer Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha sowie S., zu dem
von Sachsen-Coburg-Saalfeld Saalfeld und das Amt Themar sowie von Sachsen-Hildburghausen
alle Güter ausgenommen Königsberg und Sonnefeld kamen. S. trat 1867/1871 dem
Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich bei. Es umfasste 1910 2468
Quadratkilometer mit 278800 Einwohnern. Am 10. 11. 1918 dankte der Herzog ab.
Der am 5. 11. 1918 gebildete Volksstaat/Freistaat ging am 1. 5 1920 im Land
Thüringen auf. Dieses kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Am 25. 7. 1952 wurde es aufgehoben (str.), am 3.10.1990 wieder begründet.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Bauer 1, 631; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Pusch, H., Meiningen. Aufsätze zur Stadtgeschichte, 1937; Das
Meininger Heimatbuch, hg. v. Ansorg, A. u. a., 1954; Geschichte Thüringens, hg.
v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Herzog Georg II. von
Sachsen-Meiningen (1826-1914), hg. v.Goltz, M. u. a., 2015.
Sachsen-Weimar-Eisenach (Herzogtum, Großherzogtum). 1741
entstand nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs an Sachsen-Weimar das zum
obersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum S., innerhalb dessen Goethe und
Schiller unter Herzog Karl August (ab 1774 bzw. 1775) die Weimarer Klassik
begründeten. S. hatte um 1800 ein Gebiet von 24 Quadratmeilen mit 64000
Einwohnern bzw. 1900 Quadratkilometern mit 106000 Einwohnern. Es umfasste aus
dem Bestand Sachsen-Weimars Stadt Weimar, Amt Weimar, die Ämter Oberweimar,
Kromsdorf, Berka an der Ilm, Roßla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf,
Heusdorf, Dornburg, Bürgel und Oldisleben, die adligen Pflegen Denstedt,
Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, das Amt Apolda und die Gerichte Buttelstedt,
Bösleben, Tannroda, Flurstedt, Graitschen, Wormstedt, Oßmannstedt,
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen, Tromlitz und Mechelroda, aus dem Bestand
Sachsen-Eisenachs die Städte und Ämter Eisenach, Creuzburg und Gerstungen,
Remda und Allstedt, die Ämter Tiefenort, Großrudestedt und Jena und die Herrschaft
Farnroda sowie zudem einen Anteil an der Grafschaft Henneberg. 1815 wurde S.
zum Großherzogtum erhoben. Am 5. 5. 1816 erhielt es eine betont
fortschrittliche Verfassung, die früheste im Deutschen Bund überhaupt.
1833/1834 trat es dem Deutschen Zollverein bei. 1850 wurde die Verfassung
abgeändert. 1867/1871 trat S. dem Norddeutschen Bund bzw. dem Deutschen Reich
bei. Seit 1877 führte es amtlich (auch) die Bezeichnung Großherzogtum Sachsen.
1913 wurde mit Sachsen-Meiningen ein Grenzvertrag bezüglich Kranichfelds
geschlossen. 1910 umfasste S. 3610 Quadratkilometer mit 417100 Einwohnern. Im
November 1918 dankte der Großherzog ab. Der Freistaat schloss sich dem Land
Thüringen an (1. 5. 1920). 1945 kam Thüringen zur sowjetischen Besatzungszone
und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Am 25. 7. 1952 wurde Thüringen aufgelöst
(str.), am 3. 10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9, 10; Kronfeld, C., Landeskunde des
Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Bd. 1f. 1878f., Neudruck 2004;
Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.;
Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004; Kreutzmann,
M., Zwischen ständischer und bürgerlicher Lebenswelt, 2007; Das geheime Consilium
von Sachsen-Weimar-Eisenach in Goethes erstem Weimarer Jahrzehnt, hg. v. Wahl,
V. u. a., 2014.
Sachsen-Weißenfels (Herzogtum). Die Burg Weißenfels an der
Saale kam 1136 an das Haus Wettin (Meißen), das dort eine deutsche Siedlung
einrichtete, die 1185 Stadtrecht erhielt. 1485 fiel Weißenfels an die
albertinische Linie. Diese spaltete von 1657 bis 1746 eine Linie S. ab
(Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach,
Wendelstein, Weißensee, Langensalza, Tennstedt, Sangerhausen). Bei ihrem
Aussterben fiel Weißenfels an Sachsen zurück, 1815 an Preußen (Provinz
Sachsen). 1952 kam es in der Deutschen Demokratischen Republik
zum Bezirk Halle, 1990 zu Sachsen-Anhalt zurück.
L.: Wolff 378; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Gerhardt, F., Geschichte der Stadt Weißenfels an der Saale, 1907.
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen
Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft
Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde und 1290 der größte Teil der Grafschaft
Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff auf die Mark Brandenburg. Das 1369
verliehene Gebiet des älteren Hauses Lüneburg konnte nicht bewahrt werden,
sondern ging 1388 wieder verloren. 1356 erlangte das Herzogtum durch die
Goldene Bulle die sächsische, von Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde
(Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde die Herrschaft Liebenwerda erworben.
1422 starb das Haus aus. Herzogtum und Kurwürde kamen gegen Ansprüche
Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als Lehen des Reiches an den Wettiner
Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit verlagerte sich der Name Sachsen
elbaufwärts auf das Gebiet zwischen Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und
Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485 an die ernestinische Linie, 1547
an die albertinische Linie. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam
es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in die sowjetische Besatzungszone(1947
Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen,
Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
Sachsen-Zeitz (Herzogtum). Die ursprünglich slawische
Burg Zeitz an einem alten Übergang über die Weiße Elster wird erstmals 967
genannt. 968 gründete Kaiser Otto I. in Zeitz ein Bistum für die Slawenmission.
1228/30 wurde dessen Sitz nach Naumburg verlegt. 1140 kam die Vogtei über Zeitz
an die Markgrafen von Meißen. 1286 nahmen die Bischöfe von Naumburg ihren Sitz
in Zeitz. Von 1663 bis 1718 war Zeitz Residenz der albertinischen, zum
obersächsischen Reichskreis zählenden Linie S. (1657-1718, Naumburg, Zeitz,
Neustadt, Schleusingen, Suhl). 1815 fiel Zeitz an Preußen und damit innerhalb
Sachsen-Anhalts (1947) von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wilcke, M.,
Zeitzer Heimatbuch, Bd. 1f. 1925; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1ff. 1962; Müller, A., Geschriebene und gedruckte Quellen
zur Geschichte von Zeitz, 1967; Pappe, O., Tausend Jahre Stadt und Kirche
Zeitz, 1967.
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung,
747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster
vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter
Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der
wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem
sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts), wozu 1468
durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam. 1345/1379 erwarb sie die Vogtei
in den Niedergerichtsbezirken des Klosters. Zwischen 1401 und 1408/1411
errangen die Untertanen in Appenzell mit Unterstützung der Eidgenossen der
Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der Abt ein Landrecht mit Schwyz.
1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich, Luzern, Schwyz und Glarus
zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457 verzichtete er auf die Herrschaft
in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz nach Rorschach. In der seit 1524
eindringenden Reformation erwarb die Stadt S. rechtswidrig (von Zürich und
Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg, doch wurde das damit
säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg wiederhergestellt. 1798 wurde
das Stift, dessen Abt an der Stellung als Reichsfürst festhielt und das wegen
Mooweiler (Untermooweiler, Unter-Mooweiler, Mohweiler) zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben
zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik
geschlagen (Kantone Säntis, Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in
Oberschwaben, über die das Kloster 1699 den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803
als Entschädigung für Tarasp an den Fürsten Dietrichstein und kam 1806 an
Württemberg und das Gebiet damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805
wurde das Kloster vom großen Rat (Parlament) des 1803(/1815) gebildeten Kantons
S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand aus den Herrschaftsgebieten der Abtei S.,
der Stadt S., den gemeinen Herrschaften bzw. Landvogteien Uznach und Gaster mit
Gams (gemeine Herrschaft von Schwyz und Glarus seit 1436), Sargans (gemeine
Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit
1482/1483 sowie von Bern seit 1712), Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von
Glarus seit 1517), Sax (Herrschaft Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck
(gemeine Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und
Glarus seit 1491 sowie von Appenzell seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der
autonomen Stadt Rapperswil, die seit 1464 unter der Schutzherrschaft von Uri,
Schwyz, Unterwalden und Glarus sowie seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern
gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli
vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
Sankt Gallen (Reichsstadt). Bei dem 612/613
gegründeten Kloster S. entstand im Frühmittelalter eine seit dem 10.
Jahrhundert bedeutsamer werdende Siedlung, die im 13. Jahrhundert Stadtrechte
(Handfeste von 1291) erlangte. Sie befreite sich (seit 1180) allmählich aus der
klösterlichen Herrschaft. 1454 verbündete sie sich mit den Eidgenossen der
Schweiz und nahm den zweiten Rang unter den zugewandten Orten ein. 1457 löste
sie sich gegen 7000 Gulden ganz von der Abtei und wurde freie Reichsstadt.
L.: Wolff 532; Moser-Näf, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sankt Gallen, Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster
und Stadt Sankt Gallen im Spätmittelalter, 1931; Ehrenzeller, E., Geschichte
der Stadt Sankt Gallen, 1988; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7 1995, 1155;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Sayda (Herrschaft). Um 1200 wurde von Slauko
von Riesenburg die Burg S. bei Brand-Erbisdorf an der Fernhandelsstraße aus
Böhmen erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S. Diese kam 1352 von den
Markgrafen von Meißen an die Herren von Schönberg. Über Sachsen fiel S. von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Diener von Schönberg, A., Geschichte des Saydaer Berglandes,
1927.
Schaffhausen (Kanton). Nach dem Übergang der Güter
des Klosters Allerheiligen, des Kloster Sankt Agnes und des
Franziskanerklosters an die Stadt S. 1529 ließ diese sie durch Landvögte
verwalten. Nach der französischen Revolution wurde die Stadt der Helvetischen Republik einverleibt. 1803 wurde der aus drei nicht
zusammenhängenden Teilen bestehende Kanton S. mit der Hauptstadt S. gebildet.
S. Schaffhausen (Reichskloster), Schaffhausen (Reichsstadt).
L.: Wolff 526; Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen 987-1530, Bd. 1,2
1906; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons
Schaffhausen, 1922; Bächtold, K., Beiträge zur Verwaltung des Stadtstaates
Schaffhausen von der Reformation bis zur Revolution, 1947; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Schulthess, M.,
Institutionen und Ämterorganisation in der Stadt Schaffhausen 1400-1550, 2006.
Schaffhausen (Reichsstadt). An wichtigen Handelswegen
entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080 wurde der Ort dem 1049/1050
von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut gegründeten Benediktinerkloster
Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit 1198 die Herzöge von Zähringen und
seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte
der zur Stadt gewordene Ort Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit.
Von 1330 bis 1415 war S., das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an
Habsburg verpfändet, kaufte sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre
1415 wieder frei. 1454 schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als
zugewandter Ort an und trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die
Stadt von den Landgrafen im Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten
Vogteien im Mundat am Randen (Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift
Konstanz die Herrschaft Neunkirch-Hallau. 1529 wurde die Reformation eingeführt
und das Kloster Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert
an die Stadt abgetreten hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den
Grafen von Sulz die Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von
Österreich die Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S.
Teil der Helvetischen Republik, 1803/1815
Hauptstadt des neuen Kantons S. S. Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen
(Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen
1400-1550, 2006.
Schauen (Reichsherrschaft). Das Dorf S. am Harz
wurde 1530 von dem Kloster Walkenried an die Grafen von Stolberg-Wernigerode
verkauft und später wiederholt verpfändet. 1616 fiel es an das Domkapitel
Halberstadt, 1648 als unmittelbares Reichslehen an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg und 1665/1672 an Waldeck. 1689 erwarb es der
hannoverische Kammerpräsident O. Grote, der im gleichen Jahre zum
Reichsfreiherren erhoben wurde. Die nicht einem Reichskreis zugeteilte
Reichsherrschaft gelangte 1808 an das Königreich Westphalen und 1815 an
Preußen. S. kam mit der Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 501; Reinecke, A., Geschichte der freien Reichsherrschaft Schauen,
1889.
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß).
Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis gehörigen Herrschaft
Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum aufstieg. Dieses wurde 1848 mit
Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw. Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum Reuß
jüngere Linie vereinigt, das 1919 Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen
aufging. Damit kam S., dessen Schloss mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört
wurde, von 1945 bis 1949 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf
von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das
Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon Wenzel III. seit
1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen können, alle
oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch Heirat Annas von
Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle niederschlesischen Herzöge,
die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten, zum Schutz vor Polen der
Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310
an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen,
Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau,
Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das Bistumsland
Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen 1335, 1339, 1356
und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr über Polen, sondern
- neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich verbunden war. Im
Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische Herzöge neben
eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels,
Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen
Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an
Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz
S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die
Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch
gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau,
seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer
Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen.
Brandenburg erhob auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig
erklärten Erbvertrags Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde
1686 durch Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche
veranlasst, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem
auf dieser Grundlage zwischen König Friedrich dem Großen von Preußen und
Erzherzogin Maria Theresia von Österreich geführten ersten schlesischen Krieg
kamen (1742/1744) Niederschlesien, große Teile Oberschlesiens und die
Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die südwestlichen Teile der
Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer Teschen und Bielitz
(etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als Herzogtum
Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849 mit Mähren
vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen
Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen
Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und
der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz
erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen
und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das
Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin
preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den
1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die
Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der
niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg)
und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile
Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204
Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939
wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel,
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a.
Beuthen, Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz,
Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz,
Militsch, Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln,
Pless, Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg,
Troppau, Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
Schleusingen (Burg, Amt, Residenz des Grafen von
Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit ältere S. an der oberen Schleuse
erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der Landesteilung der Grafen von
Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V. († 1284) begründeten Linie
Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen, Themar), die rasch viele Güter
erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Rossdorf 1317,
Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld (Untermaßfeld) 1325, Coburg). 1310 wurden
ihre Angehörigen zu gefürsteten Grafen erhoben. 1583 kam S. an das Haus Wettin
(Sachsen, Kursachsen), 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S.
Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
Schlotheim (Herren). Die Burg S. an der Notter bei
Mühlhausen ist 874 erstmals bezeugt. Seit dem 13. Jahrhundert war sie Sitz der
seit der Mitte des 12. Jahrhunderts belegten Herren von S., der Truchsessen der
Landgrafen von Thüringen. 1323/1330 kam sie durch Verkauf an die Grafen von
Hohnstein, 1338/1340/1356 an Schwarzburg (1571 Schwarzburg-Frankenhausen, 1599
Schwarzburg-Rudolstadt), 1920 an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 412; Wagner, A., Schlotheim, Diss. math.-nat. Jena 1932.
Schmalkalden (Herrschaft). S. (Smalacalta) an der
Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der Übertragung an das Kloster
Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum Hochstift Würzburg, um 1100 den
ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247 fiel es bei deren Aussterben in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg (Henneberg-Schmalkalden)und von
dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die Markgrafen von Brandenburg. 1353
gelangte es infolge einer Heirat über eine hennebergische Erbtochter an die Burggrafen
von Nürnberg, wurde aber 1360 von Elisabeth von Henneberg und dem Landgrafen
von Hessen je zur Hälfte zurückgekauft. 1544 wurde die Reformation in der in
real nicht geteiltem Gesamteigentum stehenden Herrschaft eingeführt. 1583/1619
fiel beim Aussterben der Grafen von Henneberg auf Grund eines Erbvertrages die
zweite Hälfte gegen den Widerstand wettinischer Miterben an Hessen-Kassel. Von
1627 bis 1648 gehörte S. zu Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es mit Hessen-Kassel
(Kurhessen)Teil Preußens (1867 Regierungsbezirk Kassel). Am 1. 4. 1944 wurde es
zum 1. 7. 1944 dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und mit diesem dem
Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945
kam es zu Thüringen und damit zur sowjetischen Besatzungszone. Am 25. 7. 1952
ging Thüringen in der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 wieder
begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden,
1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H., Schmalkalden.
Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K., Schmalkalden, LexMA 7
1995, 1501.
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen
Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das ursprünglich edelfreie, dann
reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um Naumburg stammende und 1166
erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu selbständiger Stellung empor.
Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des Wild- und Forstbannes, die
reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau, Lichtenstein und Geringswalde.
Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um 1300), die Herrschaft Waldenburg
(1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft Hartenstein. Um 1300/1305 trugen
die Herren von S. ihre reichslehnbaren Herrschaften Glauchau und Lichtenstein
zum Schutz vor Wettin (Meißen) als Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des
13. Jahrhunderts erworbene Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben
der dortigen, 1301 begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen
verloren. Später beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften
Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft
der zur Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben
diese nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von
Sachsen die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als
Lehen, wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und
Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen)
erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten
die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das
Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die
Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften
der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten
(Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft
Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau
[Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis.
1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die
Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome
Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis
1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte
der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von
Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schraplau (Herren). Im 10. Jahrhundert wird die
Burg S. bei Querfurt erstmals erwähnt. Sie war bis etwa 1200 Sitz der Herren
von S. Danach fiel die Herrschaft als Lehen des Erzstifts Magdeburg an die
Burggrafen von Querfurt und 1335 an die Grafen von Mansfeld. Diese verkauften
sie 1732/1742 an Preußen. 1945 kam S. zur sowjetischen Besatzungszone
(Sachsen-Anhalt) und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 415; Burkhardt, F., Schraplau. Beiträge zur Geschichte der Stadt und
Herrschaft Schraplau, o. J. (1935).
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen benannten
sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts auftretenden
Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des thüringischen
Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda, Ilmenau,
Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl von 1198
gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee, Ehrenstein)
weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg, 1310-1383
Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333 erwarben
sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den Grafen
von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von Beichlingen
sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein. Seit der Zeit
Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das Reichserbjägeramt.
Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts mehrfach zu Erbteilungen
(1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an die Markgrafen von
Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S. [1315], 1276/1349
Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S. seit 1342/1344 als
Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15.
Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der
Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um Sondershausen und die
unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft begabte
Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und
wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach kurzer
Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und Einführung
der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564) die
Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster Paulinzella
und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie Schwarzburg-Frankenhausen).
Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie wurden unter Beseitigung der
Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw. 1710 in den jüngeren
Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat zugelassen. Beide
Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1866/1867 dem
Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1816/1821 erhielt
Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen eine Verfassung.
Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1909 wurde
Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion
vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden
Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst
(str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd.
1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v.
Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt,
1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten, Freistaat).
Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war vermutlich
ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über die
Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis gehörige S. die Linien
Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die
überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716).
Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1754 wurde S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis 1819 bereinigte es durch Verträge mit
Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte
es in einem Zollvertrag mit Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von
Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857
revidierte Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1910 umfasste S. 862 Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem
Aussterben des Hauses (1909) vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt
beide Fürstentümer in Personalunion. Nach seiner Abdankung am 22. 11. 1918
entstand der Freistaat S., der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging, das
seinerseits 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik kam, in der es
am 23. 7. 1952 aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
Schwarzenberg (Herrschaft). Im ausgehenden 12.
Jahrhundert (um 1170) wurde die Burg S. am Schwarzwasser im Erzgebirge
errichtet. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S. (mit Eibenstock, Jugel,
Rittersgrün, Sosa, Crandorf, Breitenbrunn, Grünstädtel, Pöhla (Kleinpöhla),
Bermsgrün und S.), die vielleicht von den Herren von Lobdeburg-Elsterberg
errichtet wurde und 1382 Lehen der Burggrafen von Leisnig seitens der
Markgrafen von Meißen und, als formeller Oberlehnsherren, der Könige von Böhmen
war. 15331535 kam S. an Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Fröbe, W., Herrschaft und Stadt Schwarzenberg bis zum 16.
Jahrhundert, 1930; Fritschen, W. v., (in) Sächs. Heimatblätter 7 (1961).
Schwarzenberg (Republik)
ist das 1945 nach Kriegsende für mehrere Wochen unbesetzt gebliebene
Westerzgebirge.
L.: Deutschland unter alliierter Besatzung, hg. v. Benz, W., 1999.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und
Näfels erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone.
Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich,
das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf
Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die
13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin
und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt,
Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls
Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme
Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg
vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des
am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom
12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874
verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so
dass seitdem insgesamt 26 Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone
bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit
der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwyz (Gebiet, freie Leute?, Kanton). Das 972
erstmals als Suittes bezeichnete Gebiet zwischen Vierwaldstätter See, Zuger See
und Zürichsee unterstand dem Kloster Einsiedeln und der Reichsvogtei Zürich.
Die freien Bewohner erlangten aber unter der landgräflichen Gewalt der 1173 den
Grafen von Lenzburg in der Reichsvogtei folgenden Grafen von Habsburg
(Laufenburg) 1240 durch Kaiser Friedrich II. in Parallele zu den Leuten von Uri
Freiheitsrechte, aus denen sie die Reichsunmittelbarkeit ableiteten, die von
Habsburg stets bestritten wurde. 1273 fiel S. an König Rudolf von Habsburg.
Nach dessen Tode 1291 schloss die Landsgemeinde ein ewiges Bündnis mit Uri und
Unterwalden. Durch den Sieg bei Morgarten gewannen diese drei Landsgemeinden
politische Selbständigkeit. Im 14. und 15. Jahrhundert dehnte S. seinen
Herrschaftsbereich aus (Untermarch 1386, Einsiedeln 1394/1424, Küssnacht 1402,
Mittelmarch 1405, Pfäffikon und Wollerau 1440, gemeinsam mit Glarus 1436 Uznach
und Gaster). Von 1798 bis 1803 gehörte es zum Kanton Waldstätte der
Helvetischen Republik, wurde dann aber wieder
hergestellt. 1817 erlangte es Gersau. 1831 erhielt es eine Verfassung, die 1876
und 1898 modernisiert wurde.
L.: Wolff 522; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F2;
Fassbind-Rigert, T., Geschichte des Kantons Schwyz, Bd. 1ff. 1832ff.; Castell,
A., Geschichte des Landes Schwyz, 1954; Walder, U., Brevier Schwyz, 1987;
Schwyz – Portrait eines Kantons, 1991; Wiger, J., Schwyz, LexMA 7 1995, 1651f.
; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006.
Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet von
Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer
Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in
das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen von Flandern das Land westlich
der Osterschelde als Reichslehen. Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den
Scheldearmen an die Grafen von Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern
gegenüber Holland auf die Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die
Grafschaft S. bei Wittelsbach (Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf
gegen Spanien, an das Flandern 1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384)
gekommen war. 1587 schloss sich S. der Republik
der Vereinigten Niederlande an. Der festländische Teil Seelands wurde von den
Niederlanden 1577 erobert, ihnen 1648 überlassen und bildete bis 1795/1796 als
Staatsflandern ein Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch das übrige
Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und Staatsflandern
(Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der Vereinigten
Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M.
van/Pieters, H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het
ontstaan van de staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*,
Zeeland; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L.,
Seeland, LexMA 7 1995, 1674f.
Senftenberg (Herren). In S. an der Schwarzen Elster
erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg. Sie war Sitz der Herren von S., deren
Herrschaft rund 30 Dörfer umfasste. 1448 kam sie an das Haus Wettin, später von
Sachsen an Brandenburg Preußens und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Lehmann, R., Bilder aus Senftenbergs Vergangenheit, 1932;
Lehmann, R., Senftenberg, 1986, Jb. f. brandenburgische Geschichte 37 (1986).
Slowakei (Republik).
Bei der Auflösung der Tschechoslowakei zum 1. 1. 1993 entstand im östlichen
Teil die Republik S. mit der Hauptstadt
Pressburg (Bratislava).
L.: Schönfeld, R., Slowakei, 2000; Schuster, R., Im Strudel der Geschichte,
2001.
Slowenien (Republik).
Das Gebiet östlich der oberen Adria wurde im 7. Jahrhundert von Slawen
besiedelt. Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts war es Teil des fränkischen
Reiches bzw. des deutschen (römisch-deutschen) Reiches (Heiligen römischen
Reichs) (Kärnten, Steiermark, Görz, Krain). Seit 1848 forderten die
slawischsprachigen Bewohner eine besondere Verwaltungseinheit innerhalb
Österreichs. 1918 löste sich der slowenische Nationalrat von Österreich. Die an
das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gefallenen Teile von Krain,
Kärnten und Steiermark bildeten mit Teilen Ungarns (Prekmurje, Übermurgebiet)
das Verwaltungsgebiet S. 1920 kam das westliche Innerkrain an Italien. 1941 wurde
Oberkrain (ohne Laibach) mit den ehemals kärntnerischen und steirischen
Gebieten dem Deutschen Reich, Unterkrain mit Laibach Italien und das
Übermurgebiet Ungarn zugeteilt. Nach 1945 wurde S. um Teile Julisch-Venetiens
vergrößert in Jugoslawien wiederhergestellt. 1991 löste es sich von Jugoslawien
ab.
L.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt
Mitteleuropas, 1987; Steindorff, L./Stih, P., Slovenen, LexMA 7 1995, 2008f.;
Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; The Land
Between, hg. v. Luthar, O., 2008.
Sonnewalde (Burg, Herrschaft). S. südlich Luckaus
in der Niederlausitz erscheint 1255 als Herrschaft, 1301 als Burg. Von etwa
1328 an saß dort ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die
Eulenburg (Eilenburg) die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern an die
Herzöge von Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der Markgrafschaft Meißen zu Lehen,
später beim Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der Herzog von Sachsen die Minkwitz
(Minckwitz) mit der Herrschaft. 1537 gelangte sie an die Grafen von Solms,
welche die Herrschaft bis 1945 behaupteten. Mit Brandenburg kam S. 1945 an die
sowjetische Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft
und Stadt Sonnewalde, 1926.
Stargard (Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten
bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei Neubrandenburg war Mittelpunkt
des nach ihr benannten umliegenden Landes S., das von slawischen Redariern
besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte. 1236 wurde es vom Herzog von
Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg abgetreten. 1298/1299/1304
kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen Brandenburgs an die Fürsten von
Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank für Unterstützung das Land S.
unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs zu Sachsen und Brandenburg zum
erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin dieses 1348 die Herzogswürde
erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie Mecklenburg-Stargard, die
außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie zeitweise brandenburgisches
Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie Mecklenburg-Strelitz. Über
diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis. Mit Mecklenburg kam es 1945
in die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. a.
Mecklenburg-Stargard (; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn
wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und
Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein
(1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg Steyr benannte
Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen Obersteiermark und
Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit lehnsrechtlich von Bayern, zu
dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst. 1186/1192 fiel dieses Herzogtum
nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund eines Erbvertrages von 1186
(Georgenberger Handfeste) an die verwandten Babenberger. Nach deren Aussterben
1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete S. 1251 an König Ottokar II. von
Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen
Enns und Hausruck sowie um Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis
1276 an Böhmen und 1282 durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu
dieser Zeit war auch der innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311
kam das Sanntal hinzu. 1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie
Habsburgs, 1411 an den steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain,
Inneristrien, Triest). Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von
denen die 1456 um die Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz
vermehrte S. durch zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn
verwüstet wurde. Von 1564 bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen
Ländern (Innerösterreich) mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete
Erzherzog Karl die Universität Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der
innerösterreichischen Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu
86% von Slowenen besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien,
während die übrige S. als Bundesland bei der Republik
Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965
Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt
zwischen Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit
Güssing, Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918
von Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und
sechs oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje)
rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten
Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S.
eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff.
1875ff.; Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893;
Pirchegger, H., Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen
Einteilung der Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell,
A./Pirchegger, H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum
historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung
steirischer Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in)
Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917,
1957; Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes
Steiermark, Bd. 1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d.
Steiermark, 1946-1949; Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der
Steiermark, Bd. 1ff. 4./5. A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d.
steiermärkischen Landesregierung, Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970,
Erläuterungen 1973; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50,
III, 25, 31, Steiermark, Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die
Untersteiermark in der Geschichte ihrer Herrschaften und Gülten, Städte und
Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien, Sammelbibliographien und andere
geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969; Die Steiermark. Land, Leute,
Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H., Steiermark, 1974; Das Werden
der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980; Woisetschläger, K., Steiermark,
1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Amon,
K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark, 1993; Obersteiner, G.,
Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum Steiermark, 1993; Ebner, H.,
Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert,
2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark
im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
Stein (Herrschaft). Seit 1233 nannten sich
Herren von S. nach der vermutlich noch im 12. Jahrhundert erbauten Burg S. an
der Zwickauer Mulde. Als Lehen der Grafen von Hartenstein/Burggrafen von Meißen
hatten sie Beierfeld, Sachsenfeld, Grünhain, Holzenhain (Holzenheim) und
Westerfeld. 1406/1439 ging S. mit Hartenstein an die Schönburg über. Am Ende
des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft über die Fürsten
Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam S. von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Stolberg-Rossla (Grafen, Fürsten, Grafschaft),
Stollberg-Roßla. Von der 1645 gebildeten Linie Stolberg-Stolberg zweigte sich
1706 das nach Rossla (Roßla) bei Sangerhausen benannte S. ab. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste die Grafschaft zusammen mit Stolberg-Stolberg und
Stolberg-Wernigerode ein Gebiet von etwa 11 Quadratmeilen. Rossla kam über die
Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378, 416.
Stolberg-Stolberg (Grafen, Grafschaft). 1645 bildete sich
die Linie S. der Grafen von Stolberg. Von ihr teilte sich 1706 Stolberg-Rossla
ab. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste Grafschaft ein Gebiet von etwa 1
Quadratmeile. Stolberg kam über die Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Stolberg, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378, 416; Zeumer 553 II b 60, 12.
Stolberg-Wernigerode (Grafen, Grafschaft). Aus der Harzer
Linie der Grafen von Stolberg bildete sich 1645 S., das sich nach dem 1429
erlangten Wernigerode benannte. Von 1677 bis 1804 zweigte sich hiervon
Stolberg-Gedern ab. S. umfasste mit Stolberg-Stolberg und Stolberg-Rossla etwa
11 Quadratmeilen. Wernigerode kam über die Provinz Sachsen Preußens von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
S. Sachsen-Anhalt.
L.: Zeumer 553 II b 60, 13; Heffter, H., Otto Fürst zu Stolberg-Wernigerode
Teil 1, hg. v. Pöls, W., 1980.
Stollberg (Herrschaft). Um die am Ende des 12.
Jahrhunderts errichtete Burg Hoheneck am Erzgebirge entstand die Herrschaft S.
südlich von Chemnitz. Nach 1300 gelangte sie von den Herren von
Tegkwitz/Burggrafen von Starkenberg an die Herren von Schönburg, 1367 an
Böhmen, 1397 an Schwarzburg und 1423 an die Markgrafen von Meißen, die sie von
1437 bis 1564 in fremde Hände gaben. Über Sachsen kam S. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Löscher, H./Voigt, J., Heimatgeschichte der Pflege Stollberg,
1931ff.
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward
Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde
bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S. der Ministerialen von Strehla an der
Elbe, die 1382 an die Herren von Biberstein kam, die auch die Herrschaft
Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für
45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft. 1556/1557 veräußerte der
Administrator des Hochstifts sie an den verwandten Markgrafen Johann von
Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen
Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Stralsund (fast unabhängige Stadt). Das 1209
gegründete S. am Strelasund gegenüber von Rügen erhielt 1234 deutsches Stadtrecht
(von Rostock bzw. Lübeck). Es war Mitglied der Hanse und gehörte unter Wahrung
weitgehender Selbständigkeit zu Pommern. 1648 kam es mit Pommern an Schweden,
1815 an Preußen und von 1949 bis 1990 (in Mecklenburg) zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 404; Die Territorien des Reichs 6, 114; Geschichte der Stadt
Stralsund, hg. v. Ewe, H., 1984; Ewe, R., Das alte Stralsund, 1994; Berwinkel,
R., Weltliche Macht und geistlicher Anspruch, 2008.
Tautenburg (Herrschaft). Wohl im 12. Jahrhundert
wurde inmitten ausgedehnter Wälder die Burg T. bei Jena angelegt. 1243 belehnte
Kaiser Friedrich II. die Schenken von Vargula mit T. Seitdem nannte sich eine
ihrer Linien wegen des thüringischen Erbschenkenamtes Schenken von T. Sie
erwarb im 13. und beginnenden 14. Jahrhundert ansehnliche Güter an der
mittleren Saale und der unteren Unstrut. 1343 musste T. von den Grafen von
Schwarzburg, 1345 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen genommen werden. Nach
dem Erlöschen der in T. verbliebenen Linie 1640 zogen die albertinischen
Wettiner die Herrschaft als erledigtes Lehen ein. Nach der Reichsmatrikel von
1776 gehörte die Grafschaft T. zum obersächsischen Reichskreis. 1815 kam die
Herrschaft T. an Sachsen-Weimar. 1920 gelangte T. an Thüringen und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 171; Wolff 377.
Teltow (Land). Das slawisch besiedelte, ab 1200
von Deutschen stärker besiedelte Gebiet zwischen Spree, Dahme, Notte, Nuthe und
Havel, das seit dem 13. Jahrhundert unter dem slawischen, unerklärten Namen
Teltow erscheint, kam vermutlich um 1225 an die Markgrafen von Brandenburg und
über Brandenburg bzw. (1701) Preußen von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Bilder aus der Vergangenheit des Kreises Teltow, 3
Teile 1905ff.; Hannemann, A., Der Kreis Teltow, seine Geschichte, seine
Verwaltung, seine Entwicklung und seine Einrichtungen, 1931; Assing, H., Die
Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse in den Dörfern des Teltow in der Zeit um
1375, Diss. phil. Ostberlin 1965 (masch.schr.); Historisches Ortslexikon für
Brandenburg, Teil 4 Teltow, bearb. v. Enders, L., 1976; Bohm, E., Teltow und
Barnim, 1979.
Tessin (Kanton). Das vom Fluss Tessin (ital.
Ticino) durchflossene Alpengebiet unterstand nacheinander den Rätern, Römern,
Ostgoten, Langobarden und Franken. Größter Grundherr war danach der Bischof von
Como. Vom deutschen Reich kam das T. bis 1335 an das Herzogtum Mailand, dem es
zwischen 1403 und 1516 die Eidgenossen der Schweiz abgewannen. Sie gliederten
das Untertanenland in acht Landvogteien (Leventina [Uri], Bellinzona, Blenio,
Riviera [Uri, Schwyz, Nidwalden], Mendrisio, Locarno, Lugano, Valle Maggia [Gut
der zwölf Orte]) und unterdrückten die Reformation. 1798 wurde das bis 1755
ziemlich lose Untertanenverhältnis beseitigt (Anschluss an die
Eidgenossenschaft der Schweiz, Kantone Lugano und Bellinzona der Helvetischen Republik, 1801 vereinigt) und 1803 der Kanton T. (2811
Quadratkilometer) mit der Hauptstadt Bellinzona eingerichtet.
L.: Rossi,
G./Pometta, E., Geschichte des Kantons Tessin, 1944; Monumenti storici ed
artistici del Ticino, 1948; Calgari, G., Idea di una storia del Ticino, 1966;
Vismara, G./Cavanna, A./Vismara, P., Ticino medievale, 2. A. 1990.
Teupitz (Herrschaft). T. bei Potsdam war
Mittelpunkt der kleinen, bei der ersten Erwähnung 1307 den von Plötzke (bzw.
Plotzick?) in der Lausitz gehörigen, etwa 20 Ortschaften umfassenden Herrschaft
T. Sie unterstand seit 1350 innerhalb Meißens den Schenken von Landsberg. 1432
erkannten diese die Lehnshoheit Brandenburgs an, doch blieb T. im Verband der
Lausitz ein Lehen Böhmens bis 1742. Kurz vor dem Aussterben verkauften die
Schenken das Gebiet an Preußen. Mit Brandenburg kam T. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S.
Königswusterhausen.
L.: Wolff 388; Hoffmann, F., Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz, 1902;
Biedermann, R., Geschichte der Herrschaft Teupitz und ihres
Herrschaftsgeschlechts der Schenken von Landsberg, (in) Der deutsche Herold 64
(1933), 65 (1934).
Thurgau (Gau, Landgrafschaft, Herrschaft,
Kanton). Das Gebiet zwischen Reuß, Aare, Rhein, Bodensee und Rätien wurde 58 v.
Chr. von den Römern erobert. 455 n. Chr. fiel es an die Alemannen, wurde um 700
christianisiert und wenig später dem fränkischen Reich eingegliedert, in dem es
den seit 741 in Urkunden Sankt Gallens erwähnten T. (Durgauia) bildete. 861
wurde hiervon der westliche Teil als Zürichgau abgetrennt, weitere Teile gingen
an das Hochstift Konstanz und die Klöster Rheinau, Sankt Gallen und Reichenau.
Der übrige T. entwickelte sich unter Verselbständigung der Grafschaften
Toggenburg, Kiburg (Kyburg) und Andelfingen zur Landgrafschaft T., die von den
Herzögen von Zähringen (1094) über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
(Dillingen-Kiburg, Dillingen-Kyburg) 1264 an die Grafen von Habsburg kam. 1415
zog Kaiser Sigmund den T. von Herzog Friedrich von Österreich ein, gab ihn aber
in verringertem Umfang 1418 wieder an Habsburg zurück. 1460/1461 eroberten die
Eidgenossen der Schweiz den ganzen T. und verwalteten ihn als gemeine
Herrschaft. 1499 gewannen sie das bis dahin vom Reichsvogt in Konstanz
beanspruchte Landgericht. Im T. setzte sich von Zürich her in einer Reihe von
Gemeinden die Reformation durch. Im März 1792 erlangte der T. Unabhängigkeit
von den Eidgenossen der Schweiz. 1798 wurde T. ein Kanton der Helvetischen Republik, 1803 ein selbständiger Kanton (Hauptstadt
Frauenfeld) der Schweiz, der sich 1814 eine Verfassung gab, die 1869
vollständig überarbeitet wurde.
L.: Wolff 527; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 21 (Zurrega, Turgouue,
Zuriggauui, Durgeuue, Zurihkeuue, Turgeuue, Zurichgeuue, Duricgouue,
Zurichgevua, Thuregum, [Gau um den Zürichsee,] Eschenz, Säckingen, weitere
Ortsangaben gehören zum Zürichgau); Hasenfratz, H., Die Landgrafschaft Thurgau
vor der Revolution von 1798, 1908; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation, Diss.
jur. Zürich 1933; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Leisi, E., Chronik
des Kantons Thurgau, 1950 Schoop, A., Der Kanton Thurgau 1803-1953, 1953;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 24, 26, 27, III,
30, S. 266, Durgouwe; Thurgau gestern, heute, morgen, hg. v. Vischer, M., 1966;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 268 Thurgovie;
Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit,
1984, 51, 99, 101 (Egg, Rüeggshausen); Schoop, A., Geschichte des Kantons
Thurgau, 1987; Eugster, E., Thurgau, LexMA 8 1996, 746; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 281.
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft
Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374
und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die
Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von
Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des
Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen,
die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten,
im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis
Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis
und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener
Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von
1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene
Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl)
den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden
im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun
der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete
zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die
Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld,
Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt, Wittenberg, Torgau, Merseburg,
Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen, Heringen,
Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg,
Gliederung in die Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt
bestanden 1815 im thüringischen Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und
Exklaven und Enklaven die zwölf kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf),
Schleiz (Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826
erfolgte, nachdem Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum
erhoben worden war (seit 1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König
Friedrich Augusts I. von Sachsen die Neugliederung in die sächsischen
Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und
Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten
(vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich
mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den
Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am
11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das ursprüngliche
Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus Gebiete östlich
der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen (Herrschaftsgebiete der
ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die Landesregierung einem
Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der bisher zur Provinz
Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den Regierungsbezirk
Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung
der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung
des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem Umfang fiel T. im April 1945
unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter sowjetische Besatzungsverwaltung. Am
17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog. Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten
auf der Eisenbahnlinie Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg,
Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die
sowjetische Besatzungszone (Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der
Bahnlinie samt einem östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die
amerikanische Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine
Verfassung. 1948 wurde der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von
1949 bis 1990 war T. Teil der Deutschen Demokratischen Republik.
Am 23. 7. 1952 ging es in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde
aber am 3. 10. 1990 (mit rund 2700000 Einwohnern) wiederhergestellt
(einschließlich der Kreise Altenburg, Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde
Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O. Dobenecker,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische Geschichte, 1931;
Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A., Geschichte der
reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert thüringischer
Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der Reichsgeschichte, Zs.
d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937); Lauter, K., Die Entstehung
der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J., Beiträge zu einer
Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts,
Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942); Brather, H., Die
ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Atlas des
Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., Teil 1ff. 2.
A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der Machtkerne in
Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H., Die Entstehung
der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der historischen Stätten:
Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen, 1983; Geschichte
Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H., 1984; Hess,
U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991; Historische
Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3. A. 1991; Bühner,
P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen Thüringen, Mühlhäuser
Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum Thuringie, DA 48
(1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche der
Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und Kultur
in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8 1996,
747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann, R.,
Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v. Thüringer
Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren von
Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer, M.,
Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Torgau (Grafschaft, Residenz des Markgrafen von
Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). In T. („Marktort“) an der mittleren Elbe wird
973 wohl eine zur Sicherung des Elbübergangs angelegte deutsche Burg (Turguo)
erwähnt. Die zugehörige Grafschaft T. gehörte seit dem Ausgreifen der Wettiner
in die Niederlausitz zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. 1485 kam
T. zur ernestinischen, 1547 zur albertinischen Linie Sachsens. 1815 fiel es an
Preußen (Provinz Sachsen), über das es in Sachsen von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik kam.
L.: Wolff 378; Urkundenbuch von Torgau, hg. v. Knabe, C., 1902; Henze, E.,
Geschichte der ehemaligen Kur- und Residenzstadt Torgau, 1925; Blaschke, K.,
Torgau, 1979; Blaschke, K., Torgau, LexMA 8 1996, 875; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,582.
Träbes (Ganerbschaft). In T. bei Aschenhausen
östlich Fuldas bestand eine Ganerbschaft. 1920 kam T. an Thüringen und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Treffurt (Herrschaft, Ganerbschaft). T. (drei
Furten) an der Werra ist vermutlich spätestens im 11. Jahrhundert entstanden.
Wenig später errichteten die seit 1104 nachweisbaren Herren von T. eine Burg.
Später wurde T. von Sachsen, Mainz und Hessen erobert und war danach eine
Ganerbschaft, wobei jeder der drei Ganerben nach der Eroberung der Burg einen
Turm besaß und später je einen Bürgermeister und Kämmerer bestellte. Die
Landeshoheitsrechte Sachsens und Hessens gingen im 18. Jahrhundert an Mainz
über und kamen mit diesem 1802 an Preußen. 1815 fiel die gesamte Ganerbschaft
an Preußen. Über die Provinz Sachsen Preußens kam T. von 1949 bis 1990 (in
Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 80, 254, 377; Höppner, A., Chronik der Stadt Treffurt (Werra), 1927;
Jendorff, A., Condominium, 2010.
Tschechien (Republik). Bei der zwischen Tschechen und Slowaken vereinbarten Auflösung der 1918 unter Verselbständigung Böhmens und Mährens von Österreich gegründeten Tschechoslowakei entstand zum 1. 1. 1993 in deren westlichem Teil die Tschechische Republik (übliche Kurzform T., 78864 Quadratkilometer, 10235455 [2006] Einwohner) mit der Hauptstadt Prag. S. Tschechoslowakei.
Tschechoslowakei (Land). Das Gebiet zwischen Erzgebirge
und Waldkarpaten verselbständigte sich als Folge des seit 1848 erstarkten
tschechischen Nationalgedankens am 28. 10. 1918 von Österreich. Die Tschechen,
die 1938 43 % der Bevölkerung des Landes bildeten (23 % Deutsche, 22 %
Slowaken), nahmen entgegen dem Selbstbestimmungsrecht der Völker die Herrschaft
über ganz Böhmen, Mähren und das Kronland Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesien) in Anspruch und besetzten das ganze sudetendeutsche
Gebiet. 1919/1920 kamen vom Deutschen Reich das Hultschiner Ländchen, von
Österreich Gebiete bei Gmünd und um Feldsberg, von Ungarn die Slowakei und
Karpatenrussland hinzu. Das Gebiet um Teschen wurde mit Polen geteilt. Am 29.
9. 1938 wurden die sudetendeutschen Gebiete auf Druck Adolf Hitlers an das
Deutsche Reich abgetreten. Weitere Teile kamen am 2. 11. 1938 an Polen und
Ungarn. 1939 erklärte die Slowakei als deutscher Schutzstaat ihre
Unabhängigkeit. Am 14./15. 3. 1939 gliederte Hitler das Restgebiet als
Protektorat Böhmen und Mähren dem Deutschen Reich an. 1945 wurde aber die T.
unter Austreibung von 2,83 Millionen Deutschen bis auf die an die Sowjetunion
gelangte Karpatenukraine im alten Umfang wieder hergestellt. Zum 1. 1. 1993
löste sich die T. in Tschechien (Tschechische Republik,
Tschechei) (mit Eger, Karlsbad, Pilsen, Budweis, Aussig und Prag im früher
böhmischen und Olmütz und Brünn im früher mährischen Gebiet) und in die
Slowakei auf. S. Böhmen, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Mähren,
Österreich, Schlesien, Sudetenland, Teschen.
L.: Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Kuhn, H.,
Handbuch der Tschechoslowakei, 1966; Hoensch, J., Geschichte der
Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966;
Koralka, J., Tschechen im Habsburgerreich, 1991; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie
de Masaryk à Havel. Geschichte der Tschechoslowakei 1918 bis 1992, 1996;
Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der
Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg.
v. Brandes D. u. a., 2000.
Uckermark (Landschaft, Verwaltungseinheit). Das
Gebiet zu beiden Seiten der Ucker bzw. Uecker (zu slaw. vikru, schnell) war
ursprünglich von slawischen Ukranen bewohnt. Um 1172 überließ es Herzog
Heinrich der Löwe von Sachsen den Fürsten von Pommern. Um 1230 brachten die
Markgrafen von Brandenburg den Barnim und das Flussgebiet der Finow unter ihre
Herrschaft. 1250 trat ihnen der Herzog von Pommern das übrige Gebiet (terra
Ukera) ab. Seit dem 14. Jahrhundert wurde von U. gesprochen. Von 1354 bis 1472
fiel der Nordteil um Pasewalk wieder an Pommern zurück. Über Brandenburg zählte
die U. zum obersächsischen Reichskreis. Sie blieb bis 1816 Verwaltungseinheit
in Preußen. 1950 wurde in der Deutschen Demokratischen Republik
ein Teil der U. mit Teilen Pommerns und Mecklenburgs im Kreis Strasburg
(Straßburg) und in Neubrandenburg vereinigt. 1990 wurden die 1952/1958
aufgelösten (str.) Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Bruhns-Wüstefeld, Die Uckermark in
slawischer Zeit, ihre Kolonisation und Germanisierung, 1919; Lippert, W.,
Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, hg. v. Heinrich,
G., 1968; Historisches Ortslexikon von Brandenburg, hg. v. Enders, L., 1986;
Enders, L., Die Uckermark, 1992; Escher, F., Uckermark, LexMA 8 1996, 1172.
Ungarn (Land). Die von Donau und Theiß
durchflossene, von den Karpaten umschlossene Tiefebene wurde zunächst von
Illyrern, Jazygen, Thrakern und Kelten bewohnt. 29 v. Chr. besetzte der römische
Prinzeps Augustus Mösien, 11-8 v. Chr. Tiberius Pannonien. Nach
zwischenzeitlichem Zustrom von Germanen wurde das gesamte Gebiet am Ende des 4.
Jahrhunderts von den Hunnen erobert. An ihre Stelle traten bald wieder Germanen
und danach Awaren und Südslawen, die unter König Karl dem Großen in eine
gewisse Abhängigkeit vom fränkischen Reich kamen. In den Jahren nach 881
besetzten Magyaren (Ungarn) aus dem von ihnen spätestens seit dem 5.
Jahrhundert verwendeten Raum zwischen Ural, mittlerer Wolga und Kama die
gesamte Donauebene (895/896 Landnahme im Karpatenbecken). Unter dem sie
einenden Arpaden Geisa (Geza 970/972-997) als Großfürsten wurde das vielleicht
500000 Köpfe zählende Volk christianisiert. Geisas Sohn Wajk (Stephan der
Heilige, 1001 König) heiratete die Tochter des Herzogs von Bayern und
begründete mit Hilfe Bayerns eine strenge Alleinherrschaft. 1001 wurde das
Erzbistum Gran (Észtergom) eingerichtet. Die zwischen 1044 und 1100 entstandene
Lehnshoheit des Kaisers wurde wieder abgeschüttelt. Im 12. Jahrhundert wurden
nacheinander Kroatien, Dalmatien, Galizien und weitere Gebiete im Osten
unterworfen. König Andreas III. heiratete Gertrud von Andechs-Meranien und
sicherte Siebenbürgen mit Hilfe des Deutschen Ordens und herbeigerufener
deutscher Bauern. König Bela IV. (1235-1270) nahm U. zum Schutz gegen die
Mongolen wieder vom Reich zu Lehen. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301)
gewann Karl I. Robert von Anjou (1308) den Thron. 1358 wurde die Küste
Dalmatiens von Venedig erworben, 1370 Polen gewonnen (bis 1386). Ludwig der
Große vermählte seine Tochter mit dem Luxemburger Sigismund (1368-1437), den U.
nach schweren Kämpfen 1387 als König anerkannte. Er verlor 1396 an die Türken
die Walachei, Bosnien und Serbien, 1412 an Polen die Moldau und andere Gebiete.
Ihm folgte der mit seiner Tochter Elisabeth vermählte Habsburger Albrecht V.
(1437-1439), dann der nachgeborene Wladislaw (Ladislaus) I. Postumus
(1440-1457) und später der Sohn des zum Reichsverweser gewählten Johann
Hunyadi, Matthias Corvinus (1458-1490). Er gewann 1479 Mähren, Schlesien und
die Lausitz von Böhmen, 1485 Niederösterreich, Oststeiermark und Wien von
Österreich. Nach seinem Tod folgten auf Grund einer Gegenbewegung des Adels
Wladislaw II. (Ladislaus) von Böhmen und dessen Sohn Ludwig. Nach dessen
Niederlage bei Mohacs am 29. 8. 1526 gegen die Türken fiel U. östlich der Linie
Plattensee-Adria (Mitte und Süden) an das Osmanische Reich, im Übrigen auf
Grund Erbrechts und Wahl an Habsburg bzw. Österreich (Westen und Norden).
Gleichzeitig verselbständigte sich (im Osten) Siebenbürgen bis 1687. 1699 kam
ganz U. an Österreich. 1782 wurde Siebenbürgen mit U. vereinigt. Das 1804
errichtete Kaisertum Österreich schloss U. ein. Nach einem Aufstand 1849 wurde
U. einer harten Militärdiktatur unterworfen, die 1867 nach der Niederlage
Österreichs gegen Preußen (1866) durch einen Dualismus Österreich-Ungarn
abgelöst wurde. Am 11. 11. 1918 wurde U. Republik.
1945 verließ etwa die Hälfte der (1941) 500000 in Ungarn lebenden Deutschen das
Land.
L.: Timon, A., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. 1909;
Szekfü, J., Der Staat Ungarn, 1918; Domanovsky, S., Geschichte Ungarns, 1923;
Hóman, B., Ungarns Mittelalter, Bd. 1f. 1940f.; Dokumentation der Vertreibung
der Deutschen aus Ostmitteleuropa Bd. 2: Das Schicksal der Deutschen in Ungarn,
1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 51, Ungerland,
Landname, Ungarn, Pannonien; Bogyay, T., Grundzüge der Geschichte Ungarns,
1967; Die Geschichte Ungarns, hg. v. Planényi, E. (ins Deutsche übersetzt von
Alpári, T./Alpári, P.), 1971; Székely, A., Kleine ungarische Geschichte (ins
Deutsche übersetzt von Alpári, T./Alpári, P.), 1974; Halász, Z., Kurze
Geschichte Ungarns (ins Deutsche übersetzt von Köster, G.), 1974; Bogyay, T.
v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 3. A. 1977; Hoensch, J., Geschichte
Ungarns 1867-1983, 1984; Boshof, E., Das Reich und Ungarn in der Zeit der
Salier, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Adrianyi, G., Beiträge zur
Kirchengeschichte Ungarns, 1986; Südosteuropa-Handbuch, Bd. 5, Ungarn, hg. v.
Grothusen, K., 1987; Die Geschichte Ungarns von den Anfängen bis zur Gegenwart,
hg. v. Hanák, P., 1988; Sugar, P./Hanak, P., History of Hungary, 1990; Hoensch,
J., Ungarn-Handbuch, 1991; Bak, J., Ungarn, LexMA 8 1996, 1224ff.; Fata, M.,
Ungarn, 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Krauss, K.,
Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Varga, G., Unganr und das reich, 2003;
Dalos, G., Ungarn, 2004; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014.
Unterwalden (Kanton). Im Mittelalter bestanden in
den schon vorgeschichtlich besiedelten Gebieten südlich des Vierwaldstätter
Sees Grundherrschaften der Klöster Beromünster, Luzern, Muri und Sankt Blasien,
über die seit 1173 die Grafen von Lenzburg die Vogtei innehatten. 1240 schloss
das Gebiet nid dem Wald ([Kernwald,] U./Nidwalden) ein Bündnis mit Luzern, 1291
ein Bündnis (Bund der Waldstätte) mit Uri und Schwyz, dem auch das Gebiet ob
dem Wald (U./Obwalden) beitrat, gegen die Grafen von Habsburg als Nachfolger
der Grafen von Lenzburg. 1309/1324 erhielt ganz U. die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit, trennte sich aber wieder in Nidwalden und Obwalden, die
in der Eidgenossenschaft allerdings einheitlich auftreten mussten. 1432 löste
Nidwalden alle weltlichen Rechte auswärtiger Herren ab. Im 15. Jahrhundert nahm
U. an der Eroberung des Tessin durch Uri teil und gewann Mitherrschaft in
einigen Vogteien im Süden des Sankt Gotthard. 1798 wurden Uri, Schwyz, Zug und
U. zum Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik
vereinigt. 1803/1815 wurden Nidwalden und Obwalden als Halbkantone
wiederhergestellt. Dabei erhielt Nidwalden 1803 das Gebiet der Abtei Engelberg
südlich von Nidwalden, das aber 1815 an Obwalden gelangte. 1845 trat U. dem
katholischen Sonderbund bei. 1850 erlangten die Halbkantone neue Verfassungen,
die mehrfach geändert wurden (u. a. 1965/1968).
L.: Wolff 522f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) E3; Amrein, W.,
Urgeschichte des Vierwaldstätter Sees und der Innerschweiz, 1939; Vokinger, K.,
Nidwalden, Land und Leute, 1958; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd.
2 1990; Hitz, F., Unterwalden, LexMA 8 1996, 1273; Garovi, A., Obwaldner
Geschichte, 2000.
Uri (Kanton). Das seit dem 7. Jahrhundert
von Alemannen besiedelte Gebiet zwischen Sankt Gotthard und Vierwaldstätter See
war im 8. Jahrhundert, in dem U. 732 erstmals erwähnt wird, Herzogsgut, das
durch die Karolinger Königsgut wurde. 853 gab König Ludwig der Deutsche
Königsgut im Land an das Kloster Fraumünster (Frauenmünster) in Zürich. Danach
gehörte es zur Reichsvogtei Zürich, die seit dem 10. Jahrhundert die Grafen von
Lenzburg, seit 1173 die Herzöge von Zähringen und von 1218 bis 1226 pfandweise
die Grafen von Habsburg innehatten, die danach aber an das Reich zurückkam.
1231 bestätigte König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit (Reichsvögte
Grafen von Rapperswil?), die 1274 auch König Rudolf von Habsburg anerkannte,
nachdem U. im Interregnum infolge seiner Abgelegenheit tatsächlich weitgehende
Selbständigkeit erlangt hatte. 1291 schloss sich U. mit Schwyz und Unterwalden
gegen Habsburg im Bund der Waldstätte zusammen. Seit 1335 ist kein Reichsvogt
in U. mehr nachweisbar. 1359 kaufte U. die Güter des von den Grafen von
Rapperswil begünstigten Klosters Wettingen und löste danach auch die Rechte des
Fraumünsters (Frauenmünsters) in Zürich ab. Darüber hinaus dehnte es sich auf
Kosten von Glarus, der Abtei Engelberg und von Schwyz aus. 1410 nahm U. die
Reichsvogtei Urseren in ein ewiges Landrecht auf und errang so die Herrschaft
über die seit dem 13. Jahrhundert erschlossene Straße über den Sankt Gotthard.
1441 erlangte es von Mailand das Pfand an der Leventina, 1479/1480 diese
selbst. Zusammen mit Unterwalden und Schwyz gewann U. Blenio, Riviera und
Bellinzona. 1516 wurde in der Eidgenossenschaft der südliche und westliche Teil
des Tessins erworben. 1798 kam der katholisch gebliebene Kanton mit Schwyz und
Unterwalden zum Kanton Waldstätte der Helvetischen Republik,
wurde aber 1803 mit rund 1075 Quadratkilometern wiederhergestellt. 1928 wurde
die Landsgemeinde durch Urwahlen ersetzt.
L.: Wolff 521; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F3; Matt, L. v.
u. a., Uri, Basel 1946; Oechslin, M./Dahinden, H., Land am Gotthard, Zürich
1965; Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft, Bd. 2 1995; Hitz, F., Uri,
LexMA 8 1996, 1297.
Veltlin (Tal, Landschaft, Untertanenland), ital.
Valtellina. Das Tal der oberen Adda war nach königlichen Übertragungen im 10.
und 11. Jahrhundert zum großen Teil in den Händen der Bischöfe von Como, Pavia
und Chur. Im Streit zwischen Como und Mailand geriet es im 14. Jahrhundert
unter die Herrschaft der Visconti bzw. Mailands. 1500 fiel es an Frankreich und
1512 infolge Eroberung als Untertanenland an Graubünden. Reformationsversuche
wurden 1620 unterdrückt. 1799 wurde das V. Teil der Zisalpinischen Republik. 1814/1815 kam es mit der Lombardei an
Österreich, 1859 an Sardinien und damit an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Wolff 535; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) H4; Camenisch,
E., Geschichte der Reformation und Gegenreformation in den italienischen
Südtälern Graubündens und den ehemaligen Untertanenländern Chiavenna, Veltlin
und Bormio, 1950; Besta, E., Storia della Valtellina e della Val Chiavenna, Bd.
1, 2 Mailand 1955/1964.
Venedig (Herzog, Stadtstaat). Seit dem Einbruch
der Langobarden in Oberitalien (568) entstanden in dem in römischer Zeit als
Venetia et Istria bezeichneten Gebiet innerhalb vorgelagerter Lagunen am
Nordende der Adria feste Siedlungen auf zunächst auseinanderliegenden Inseln,
die der Herrschaft von Byzanz unterfielen. Nach der Beseitigung des Exarchats
von Ravenna (751) verselbständigte sich der Ort trotz Fortbestandes der
byzantinischen Oberhoheit unter einem dux (Dogen). Bald wurde er zum
Haupthandelsplatz zwischen Ostrom und dem fränkischen Reich. Unter Kaiser Otto
dem Großen wurde eine gewisse Oberhoheit des Reiches anerkannt. Otto III.
verlieh dem Dogen Peter Orseolo II. den Titel dux Venetiae et Dalmatiae bzw.
dux Veneticorum et Dalmaticorum. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
begründete V., das eben den alten Namen Rialto (ripa alta, hohes Ufer) abgelegt
hatte, den Veroneser Bund gegen den Kaiser von 1164, doch lenkten seine
Auseinandersetzungen mit Byzanz es ab. 1338 könnten rund 160000 Einwohner die
Lagunenorte bewohnt haben. 1339 begann nach dem Erwerb zahlreicher Güter im
Mittelmeer mit dem Gewinn der Mark Treviso die Bildung eines festländischen
Herrschaftsgebiets, das 1404/1405 über Padua, Vicenza, Verona, Brescia und
später fast bis Mailand, Cividale, Alpen, Adda und Po reichte (Feltre, Belluno,
Friaul). 1435 erklärte sich der Doge Francesco Foscari bereit, die
festländischen Erwerbungen, die altes Reichsgut waren, vom Kaiser zu Lehen zu
nehmen. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlor V., das zwecks
Verhinderung der Verlandung 1488 die Umleitung der größten der in die Lagune
einmündenden Flüsse in die Adria beschloss, wichtige Positionen im Mittelmeer
(1462 Lesbos, 1470 Euböa, 1503 Lepanto, Koron, Navarino und Ägina) und mit der
Entdeckung des Seewegs nach Ostindien (1498) auch sein Monopol im Südosthandel.
Seit 1477 gewann es zwar Teile des Herzogtums Mailand und des Hochstifts
Trient, erlitt aber 1509 eine schwere Niederlage gegen Reich, Papst, Spanien
und Frankreich und verlor die neapolitanischen Häfen an Spanien, die Romagna an
den Papst und Riva, Rovereto und Ala an Österreich. 1510 annektierte es die 973
an das Hochstift Freising gelangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten.
1566 kam Naxos, 1570 Zypern (Cypern) und 1669 Kreta an die Türken. Seit dem 18.
Jahrhundert wurde V. zunehmend Protektorat Österreichs. 1797 besetzte
Frankreich V. Österreich erhielt das Gebiet östlich der Etsch und Dalmatien,
das übrige Land wurde der Zisalpinischen Republik
und 1805 dem Königreich Italien Frankreichs angegliedert, zu dem 1805 auch noch
der östliche Teil und Dalmatien kamen. 1809 wurden die Departements Passerino
(Udine) und Istrien (Capo d'Istria) mit Frankreichs Illyrischen Provinzen
vereinigt. 1815 gelangten Venedigs Gebiete zusammen mit der Lombardei als
Lombardo-Venezianisches Königreich an Österreich, das sie 1866 an das neue
Königreich Italien (1861) abtreten musste.
L.: Kretschmayr, H., Geschichte von Venedig, Bd. 1ff. 1905ff.; Romanin, S.,
Storia documentale di Venezia, Bd. 1ff. 2. A. 1912f.; Battistella, A., La
Repubblica di Venezia, 1921; Pölnitz, G. v., Venedig, 1951; Hochholzer, H., Das
geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Storia di Venezia, hg. v. Centro
internaz. delle arti e del costume, 1957; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die
Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Stato, società e giustizia, hg. v.
Cozzi, G., 1980; Cozzi, G., Repubblica di Venezia e stati italiani, 1982;
Zorzi, A., Venedig. Geschichte der Löwenrepublik,
1987; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Ventura,
P., Venedig. Geschichte einer Stadt, 1988; Calimani, R., Die Kaufleute von
Venedig. Die Geschichte der Juden in der Löwenrepublik,
1988; Rösch, G., Der venezianische Adel bis zur Schließung des großen Rats. Zur
Genese einer Führungsschicht, 1989; Castagnetti, A., Il Veneto, 1990; Storia di
Venezia, Bd. 1ff. 1992ff.; Ortalli, G., Venedig, LexMA 8 1996, 1459ff.;
Venetien Istituto regionale per la storia del movimento di liberazione nel
Friuli-Venezia Giulia, Friuli e Venezia Giulia, 1997; Heller, K., Venedig,
1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a.,
2000; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Chauvard, J., La circulation
des biens à Venise, 2005; Landwehr, A:, Die Erschaffung Venedigs, 2007;
Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Dorigo, W., Venezia
romanica, 2003; Mathieu, C., Inselstadt Venedig, 2007; Gottsmann, A., Venetien
1859-1866 (mit Karte); Müller, R., Immigrazione e cittadinanza nella Venezia
medievale, 2010 (rund 3630 Menschen von 1200 bis 1500); Crowley, R., Venedig
erobert die Welt, 2011.
Vierraden (Herrschaft). V. am Übergang einer
wichtigen Straße von Brandenburg nach Pommern über die Welse erscheint erstmals
1265. Die zugehörige Herrschaft wechselte oft zwischen Pommern, Brandenburg und
Mecklenburg. 1469 kam sie an Brandenburg und wurde 1471 den Grafen von
Hohnstein-Vierraden verliehen. Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählte die Herrschaft
V. zum obersächsischen Reichskreis. Mit Brandenburg kam V. von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 174; Wolff 389; Menschell, P., Geschichte der Stadt und des
Schlosses Vierraden, 1929.
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?)
als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm
die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von
Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht
zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis
1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das
Regnitzland an die Burggrafen von Nürnberg verkauft, 1459/1466 nahmen die
Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu erblichem Lehen. 1466
zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten
Linie der Vögte an sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der
Wettiner. Nur Güter um Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der
von den Vögten abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der ernestinischen
Linie mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf Heinrich IV. von Meißen aus dem
Hause Plauen (Heinrich V. von Plauen, Kanzler von Böhmen) zurückgegeben werden,
fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig beim Aussterben der Burggrafen an
Sachsen (seit 1602 vogtländischer Kreis) und kam damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Vorpommern (Landesteil). V. war der westlich der
Oder gelegene Teil Pommerns, der Stettin, Stralsund, Usedom, Wollin, Rügen und
die Stadt Cammin (Kammin) umfasste. Er wurde 1532 in einer Landesteilung
abgeteilt, von 1625 bis 1637 aber nochmals zusammen mit Hinterpommern regiert.
1648 kam V. an Schweden, das Pommern seit 1630 besetzt hielt und sich weigerte,
das 1529 begründete Erbrecht Brandenburgs nach den 1637 erloschenen Herzögen
von Pommern anzuerkennen. 1720 musste Schweden V. mit Ausnahme des nördlichen
Teils (Stralsund, Greifswald, Rügen) an Preußen abtreten. 1814 fiel der
Schweden verbliebene Teil Vorpommerns, das 1792 im deutschen Reichstag zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates gehörte, an Dänemark, das ihn letztlich
1815 Preußen überließ (Provinz Pommern). 1945 wurde V. abgetrennt und mit
Mecklenburg vereinigt. 1952/1958 wurde das Land Mecklenburg innerhalb der
Deutschen Demokratischen Republik (1949)
beseitigt (str.), 1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern in der Bundesrepublik Deutschland wiederbegründet. S. Pommern.
L.: Wolff 404; Zeumer 553 II b 21; Backhaus, H., Reichsterritorium und
schwedische Provinz, 1969; Wagner, W., Vorpommern und die Konsolidierung des
schwedischen Rechts in der Gesetzessammlung von 1807, (in) Das schwedische
Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag), 1986; Buchholz, W., Öffentliche
Finanzen, 1992; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, 1995; Handbuch der
historischen Stätten, Bd. 12 Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Bei der Wieden, H.,
1995; Meier, M., Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715
bis 1721, 2007.
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus Juranensis, 756 pagus Valdensis
(Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das Gebiet als Grafschaft W. seinem
Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und mit diesem 1032 an das Deutsche
Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg abgetrennt. Seit 1207
und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 drangen die
Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14. Jahrhundert fast das
gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und Freiburg im Üchtland
durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und machten sie zu
gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1536
besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete sie nach
Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und Wallis als Herrschaft. 1555
erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf die W., die 1616
ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich W. als République
Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der
Schweiz (3219 bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1.
3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
Waldenburg (Herrschaft). Gegen 1165/1172 wurde von
den Reichsministerialen Hugo von Wartha und Rudolf von Brand an einem Übergang
über die Zwickauer Mulde die Burg W. errichtet. Sie war Mittelpunkt der
Herrschaft W. der von Hugo von Wartha abstammenden Herren von W. Sie kam
1375/1378 durch Verkauf an die Herren von Schönburg. Mit Sachsen fiel W. von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G3; 700 Jahre Töpferstadt Waldenburg, hg. v. Rat der Stadt, 1954.
Waldstätte (Bund, Kanton). Am 1. 8. 1291 schlossen Uri, Schwyz und Unterwalden einen, den früheren Bund von etwa 1241 bestätigenden Landfriedensbund gegen Habsburg, aus dem sich die Eidgenossenschaft der Schweiz entwickelte. 1309 wurden Uri, Schwyz und Unterwalden erstmals als W. bezeichnet. 1433 wurde Luzern hinzugezählt. Von 1798 bis 1803 wurden Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug im Kanton W. der Helvetischen Republik zusammengeschlossen.
Walldorf (Ganerbschaft). 982 gab Kaiser Otto II.
Gut in Meiningen und W. (Walachdorf) bei Meiningen an das Petersstift in
Aschaffenburg, 1009 König Heinrich II. an das Hochstift Würzburg. Nach W.
benannte sich eine 1176 erstmals bezeugte Familie. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam W. als Lehen an die Marschalk von Guthmannshausen. 1920 fiel
W. an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König Rudolf
II. dem Bischof von Sitten Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem 1032 an
das Deutsche Reich. 1403 schloss der Bischof von Sitten, der damit als Graf von
W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die bis 1260
das Unterwallis erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden
oberwallisischen Bauern einen Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern,
Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.
1475/1476 eroberten Bischof und Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als
gemeine Herrschaft. 1528 verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation
wurde unterdrückt. 1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine
Rechte als Landesherr. 1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der
Helvetischen Republik), 1802 zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit
Frankreich vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die
Schweiz aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis
bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002.
Warmsdorf (Grafschaft). Die Grafschaft W. gehörte
am Ende des 18. Jahrhunderts über Anhalt zum obersächsischen Reichskreis. Über
Anhalt kam W. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408; Wallner 709 ObersächsRK 5 c.
Wechselburg (Herrschaft). Die Herrschaft W. mit der
Stadt W. nördlich von Chemnitz gehörte als Lehen Sachsens den Grafen von
Schönburg-Glauchau. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422.
Weesenstein (Herrschaft). Vermutlich um 1200 entstand an der Straße von der Elbe nach Böhmen die Burg W. an der Müglitz. 1318 war sie in den Händen der Burggrafen von Meißen, von denen sie 1402 an die Markgrafen von Meißen fiel. Diese verlehnten sie an die Herren von Bünau, die später die Herrschaften Lauenstein und Tetschen hinzuerwarben. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Weida (Vögte, Herrschaft). 1122 wird die Burg
W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals erwähnt. Sie war Sitz der von W. im
Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die mittlere und obere Elster
wechselnden, zunächst herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220
reichsministerialischen Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach
Quedlinburger Vogteirechten um Gera als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244
in die Vögte von W. mit Sitz in W. (bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis
1550) und die Vögte von Plauen teilten und deren sämtliche männliche
Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich den Namen Heinrich
erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer Reichsunmittelbarkeit
und fürstengleichen Rang. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann
ein unaufhaltsamer Niedergang der Vögte von W. Dabei ging das Gebiet um Hof an
die Burggrafen von Nürnberg verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen
Landes an der Regnitz). 1354 mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des
Hauses Wettin, an das dann Triptis, Ronneburg, Werdau, Schmölln und andere
Güter gelangten, für das Stammland anerkennen. 1427 kam die Herrschaft W. durch
Verkauf an das Haus Wettin, 1485 an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an
die albertinische Linie, 1815 an Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und
1920 an das Land Thüringen. Dieses gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone
und wurde am 23. 7. 1952 innerhalb der 1949 entstandenen Deutschen
Demokratischen Republik aufgelöst (str.), zum 3.
10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik
zur Bundesrepublik Deutschland aber wieder
begründet. Die übrigen Güter der Vögte von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben
an die Vögte von Gera und die Vögte von Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff.
1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke,
K., Geschiche Sachsens, 1990.
Wernigerode (Grafschaft). 1121 verlegten die aus dem
Süden stammenden Grafen von Haimar (Haymar) bei Hildesheim, die neben
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes am Nordostharz
innehatten, ihren Sitz auf die 1213 erstmals genannte, einer bedeutsamen
Straßenkreuzung benachbarte Burg W. am nördlichen Harz. Sie erlangten die
Vogtei über die Klöster Drübeck und Ilsenburg und 1343 von den Grafen von
Regenstein die Grafschaftsrechte um W. 1268 trugen sie W. den Markgrafen von
Brandenburg zu Lehen auf, 1381 dem Erzstift Magdeburg. 1429 ging die Grafschaft
nach dem Aussterben des Geschlechts an die Grafen von Stolberg über. 1449 kam
die Lehnsherrschaft von Magdeburg wieder an Brandenburg. Seit 1645 nannte sich
eine der Linien der früh der Reformation angeschlossenen Grafen von Stolberg
Stolberg-Wernigerode. Nach 1680 kamen die landesherrlichen Rechte mehr und mehr
an Brandenburg/Preußen. 1714 wurden die zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Grafen durch Übergang der Militär- und Steuerhoheit zugunsten
Preußens mediatisiert, behielten aber zunächst noch einige Hoheitsrechte. 1807
kam die Grafschaft an das Königreich Westphalen, 1814/1822 wieder an Preußen.
Bis 1876/1869/1931 behielten die 1890 in den Fürstenstand erhobenen Grafen,
deren Grafschaft 1876 Preußen gänzlich inkorporiert wurde, standesherrliche
Vorrechte. W. fiel über die Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 (in
Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik.
S. a. Stolberg-Wernigerode.
L.: Wolff 415ff.; Wallner 710 ObersächsRK 17 c; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Drees, H., Geschichte der
Grafschaft Wernigerode, 1916; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Blaschke, K.,
Wernigerode, LexMA 9 1998, 11.
Wiehe (Herrschaft). Die Herrschaft W. westlich
Halles zählte am Ende des 18. Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg zum
obersächsischen Reichskreis. Über die Provinz Sachsen Preußens kam W. von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von
Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige
Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen
Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100
n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich
Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und
zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel
1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz
ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221
erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar.
1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von
Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz
innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439
wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz
des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800 etwa 231000 Einwohner), 1806
Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624;
Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012.
Wildenfels (reichsunmittelbare Herrschaft). Vor
1200 wurde die Burg W. bei Zwickau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft der erstmals 1222 genannten, wahrscheinlich edelfreien Herren von
W., die Reichsunmittelbarkeit erlangten und 1521 in der Reichsmatrikel
erschienen. Nach ihrem Aussterben 1602 fiel sie mit 150 Hufen in zwei Orten und
sechs Dorfanteilen an die Grafen von Solms-Wildenfels. Diese mussten 1706 nach
langwierigen Prozessen die Landeshoheit Sachsens über die zum obersächsischen
Reichskreis zählende Herrschaft anerkennen, doch behielt W. erst 1846
beseitigte Steuervorrechte und Zollvorrechte. Über Sachsen kam W. von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S.
Solms-Wildenfels.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wismar (Herrschaft). W. (1167 aqua Wissemara)
geht in seinen städtischen Anfängen auf flandrisch-sächsische Siedlung am Ende
des 12. Jahrhunderts zurück. 1211 ist ein Hafen belegt. 1229 wird W. an der
Ostsee als Stadt lübischen Rechts erstmals erwähnt. Sie unterstand trotz großer
Selbständigkeit (1229 burgenses, 1241 Rat, 1308/1373 Erwerb der Vogtei) der
Herrschaft Mecklenburgs. Von 1256/1257 bis 1358 war sie Residenz. Von 1555 bis
1621 gehörte sie zu Mecklenburg-Schwerin. 1648 kam sie als Reichslehen an
Schweden, wobei die Mitgliedschaft für W. (3,3 Quadratmeilen mit 9600
Einwohnern) im niedersächsischen Reichskreis zwischenzeitlich ruhte, wurde aber
1803 von Mecklenburg-Schwerin pfandweise und 1903 infolge Verzichts auf das
Einlösungsrecht seitens Schwedens endgültig zurückgewonnen. Mit Mecklenburg kam
W. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone. In dieser gelangte es in Mecklenburg
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik
(Bezirk Rostock).
L.: Wolff 443; Wallner 707 NiedersächsRK 24; Die Territorien des Reichs 6, 114;
Witte, H., Wismar unter dem Pfandvertrage 1803-1903, 1903; Techen, F.,
Geschichte der Seestadt Wismar, 1929; Kleiminger, R., Das Heiligengeisthospital
von Wismar, 1962; Nitsche, K./Düsing, A., Wismar. Geschichte und Gesicht einer
Stadt, 2. A. Leipzig 1971; Bandis, K. u. a., Wismar 1229-1979, 1979; Fahlbusch,
F,. Wismar, LexMA 9 1998, 258.
Wittenberg (Burg, Herrschaft, Stadt, Residenz des
Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint 1180 erstmals. Um 1200 kam es an
die Askanier, von denen Albrecht II. († 1298) 1260 die Linie Sachsen-Wittenberg
mit Sitz in W. begründete. Spätestens 1293 wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz
der Askanier, dann der Wettiner als Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es
an die ernestinische Linie. 1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise die
Universität W., an der Martin Luther seine reformatorischen Thesen entwickelte.
1547 musste die ernestinische Linie der Wettiner die östliche Hälfte ihres
Landes an die albertinische Linie abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz
zugunsten Dresdens verlor. 1815 fiel W. an Preußen (Provinz Sachsen) und von
1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an die Deutsche Demokratische Republik. Die Universität wurde 1817 mit der
Universität Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L.,
Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422),
2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 634.
Wolgast (Stadt[, Herzogtum], Residenz des
Herzogs von Pommern-Wolgast). W. an der Peene erscheint erstmals im 12.
Jahrhundert. 1282 erhielt es Stadtrecht Lübecks. Von 1295 bis 1625 war es Sitz
der Herzöge von Pommern-Wolgast (Wolgast mit den Gebieten nördlich der Peene
und östlich der Odermündung zwischen Peene, Haff und Ihna). 1815 kam es zu
Preußen, 1945 mit Vorpommern zu Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S.
Pommern-Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974; Schmidt, R., Wolgast,
LexMA 9 1998, 317; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 642.
Wolkenstein (Herrschaft). An der Furt der Straße von
Altenburg über die Zschopau gründeten um 1200 die Reichsministerialen von
Waldenburg die Burg W., die sie samt der zugehörigen Herrschaft (mit
Scharfenstein, mindestens einem Dutzend Dörfern, einem halben Dutzend
Rittergütern mit weiteren Dörfern und Dorfanteilen sowie den Städten
Ehrenfriedersdorf, Geyer, Thum und später noch Marienberg, Jöhstadt und
Lengefeld) als Lehen der Markgrafen von Meißen innehatten. 1438/1444 kam
Scharfenstein, 1479 mit dem Aussterben der Herren von Waldenburg auch W. an die
Markgrafen von Meißen bzw. Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wredenhagen (Land). 1317 übertrug Markgraf Waldemar
von Brandenburg Heinrich II. von Mecklenburg die Anwartschaft auf das früher zu
Werle gehörige Land W. bei Waren. Nach dem Aussterben der askanischen
Markgrafen (1319) ging das Land über. Über Mecklenburg kam W. von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 443.
Wursten (Land). Das Gebiet rechts der Weser
nördlich Bremerhavens wurde seit dem 7./8. Jahrhundert durch auf Wurten
(Erdhügeln) sitzende (wurtseten, wortsacia, 1202, terra Wortsacia 1238) Friesen
aus Butjadingen links der Weser besiedelt. Sie entwickelten allmählich eine
Bauernrepublik mit genossenschaftlicher
Verfassung, die seit dem 11. Jahrhundert nur geringe Abgaben an das die
Oberherrschaft beanspruchende Erzstift Bremen entrichtete. Unterstützt von
Hamburg und Bremen behaupteten sie sich gegen das Erzstift Bremen und die
Herzöge von Lauenburg. 1517/1524/1525 unterlagen sie dem Erzstift, das einen
Obervogt in Dorum einsetzte. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 431; Osten, G. v. d., Geschichte des Landes Wursten, 2. A. 1932;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 49, III, 17,
Wurtsetenaland (Wursatia), Land Wursten; Lehe, E. v., Die Geschichte des Landes
Wursten, 1973; Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, hg. v.
Dannenberg, H./Schulze, H., Bd. 1f. 1995; Schmidt, H., Wursten, LexMA 9 1998,
373.
Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen
von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen über die Mulde wird 961 eine
civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017 gehörte der östlich von Leipzig
gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe von Meißen, die ihn zunehmend
ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom geweiht und ein Kollegiatstift
eingerichtet. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts waren die Bischöfe
Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den Markgrafen von Meißen gewann
das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich westlich der Mulde in Merseburger
Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer mit 275 Quadratkilometern). Seit dem
Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten
von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht und Militärhoheit beschränkten Einfluss.
1581 übernahmen sie durch Vertrag die Verwaltung, für die sie bis 1818 eine
eigene weltliche Regierung des Stiftsamts W. im obersächsischen Reichskreis
einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem Hochstift Meißen endgültig an Sachsen
und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wustrow (Land). 1236 fiel das 1217 erstmals erwähnte pommersche Land W. (Penzlin) an Werle bzw. Mecklenburg-Werle. Von 1949 bis 1990 kam das Gebiet in Mecklenburg an die Deutsche Demokratische Republik.
Zeitz (Burg, Bistum, Residenz des Bischofs von
Naumburg und des Herzogs von Sachsen-Zeitz). Das 968 von Kaiser Otto dem Großen
an der Stelle einer alten slawischen Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster
errichtete, Magdeburg unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida
und Naumburg wurde 1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt
(seit 1285 Sitz des Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547 kam die Stiftsregierung
von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das Gebiet um Z. zur Ausstattung
einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die Provinz Sachsen Preußens kam
Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik. S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Zerbst („Insektenlandschaft“, Burg, Stadt,
Residenz des Fürsten von Anhalt-Zerbst). Z. (948 provintia Cieruisti, 1007 urbs
Zirwisti) an der Nuthe wurde vor 1200 als deutsche Stadt gegründet. 1307/1319
kam es an die Askanier. Von 1603 bis 1793 war es Sitz der Linie Anhalt-Zerbst
Anhalts. Mit Anhalt gelangte es in Sachsen-Anhalt von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Zerwisti.
L.: Wolff 408; Neumeister, P., Zerbst, LexMA 9 1998, 545; Specht, R.,
Geschichte der Stadt Zerbst, hg. v. d. Stadt Zerbst, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 655.
Zossen (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert wurde
die Burg Z. (slaw. sosna, Föhre) an der Notte bei Potsdam errichtet. Sie wurde
Mittelpunkt der kleinen Herrschaft Z. Diese kam in der Mitte des 14.
Jahrhunderts als Lehen der Markgrafen von Meißen an die Herren von Torgau bzw.
Torgow, 1370 mit der Lausitz an Böhmen und 1478/1490 von Georg von Stein als
Nachfolger der Torgow 1490 an Brandenburg/Preußen und damit von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Der Teltow, Bd. 3 1912, 344ff.
Zürich (Kanton). 1798 wurde das aus der 1218
Reichsunmittelbarkeit erlangenden, seit 1291 durch Bündnisse mit Uri und Schwyz
verknüpften (Reichs-)Stadt Z. erwachsene Herrschaftsgebiet Zürichs als Kanton
in die von Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung Frankreichs gebildete
Helvetische Republik eingegliedert. 1803/1815
wurde Z. als Kanton der Eidgenossenschaft der Schweiz wiederhergestellt.
L.: Wolff 518; Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 1 1995.
Zutphen, Zütphen (Grafschaft). Z. (Sudveno) an
der Mündung der Berkel in das Ijsselmeer war (1064 Immunität des Bischofs von
Utrecht? und danach) Allod der Herren von Z. und Mittelpunkt einer Grafschaft
mit zeitweiser Vogtei über Corvey. Die Grafschaft kam im 12. Jahrhundert (1138)
an die Grafen von Geldern. Ihre Güter fielen 1371 an die Grafen von Jülich,
1423 an Egmond und im gelderischen Erbfolgestreit von 1538-1543 an Habsburg.
Innerhalb der spanischen Niederlande wurde Z. 1591 von der Republik Niederlande erobert.
L.: Wolff 68; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 20, Sudveno, comes de, zum Ortsnamen
Zutphen; Kries, W. de, De opkomst van Zutphen, Arnheim 1960;
Doornink-Hoogenrad, M., Kleine Historie von Zutphen, 1962; Brand, H., Zutphen,
LexMA 8 (1998), 713; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 29ff.153.
Zwickau (Reichsstadt [?]). Z. am Übergang der
Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer Mulde ist erstmals 1118
(Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt. Die vor 1145 (bzw. vor
1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt) erlebte unter den
Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt) und kam um 1200 (1206?) an
die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von Habsburg wurde Z. dem Reich
wieder angenähert (vor 1290-1362), doch wurde 1308 Z. bereits wieder Pfandgut
bzw. musste Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb der Markgrafschaft Meißen kam
das etwa 4000 Einwohner zählende Z. 1485 an die ernestinische Linie, 1547 an
die albertinische Linie und über Sachsen von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.; Fritzsch,
E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9 1998, 732;
Urkundenbuch der Stadt Zwickau, bearb. v. Kunze, J. u. a., 2012ff..
Anhalt* (G, Ftm, Freistaat) Allstedt, Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Askanier, Bernburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Gernrode, Köthen, Lindau, Norddeutscher Bund, Obersächsischer Reichskreis, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Warmsdorf, Zerbst
Batavische Republik Generalstaaten, Holland
Berlin* (S, L, Residenz) Bonn, Brandenburg, Deutsche Demokratische Republik, Göttingen, Preußen
Brandenburg* (Hochstift, Mk, MkGt, KFtm, Residenzen) Absberg, Ahrensberg, Altmark, Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Ansbach, Arnstein-Barby, Barby, Bärwalde bzw. Bärenwalde, Bayern, Bayreuth, Beeskow, Blankenburg, Boitzenburg, Brnadenburg-Schwedt, Burgsinn, Cadolzburg, Cammin (Kammin), Cottbus, Crossen, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Dinslaken, Doberlug, Draheim, Duisburg, Eldenburg, Essen (RAbtei), Friesack, Gans von Putlitz, Gardelegen, Gimborn-Neustadt, Glogau, Görlitz, Grabow, Grumbach, Hadmersleben, Halberstadt, Havelberg, Herford, Hildburghausen, Hohenschwangau, Hohenzollern, Hohnstein, Hörde, Jägerndorf, Jerichow, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Klettenberg, Kleve, Kolberg, Königsbach, Königswusterhausen, Kulmbach, Kurfürstenkollegium, Kurland (Hochstift), Kurmark, Landsberg/Warthe, Lebus, Liegnitz, Lippehne, Lychen, Magdeburg, Mainz, Mansfeld, Mark, Mecklenburg, Mecklenburg-Stargard, Meyenburg, Minden, Naugard, Neumark, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Nordhausen (RS), Nordmark, Nürnberg (BgG), Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Österreichisch Schlesien, Ostfriesland, Ostpreußen, Peitz, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast, Potsdam, Preußen, Prignitz, Quedlinburg, Ratibor, Ravensberg (Gt), Regenstein, Rhinow, Ruppin, Sachsen,-Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Samland, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schlesien, Schweden, Sechsämterland, Seefeld, Senftenberg, Serrey, Soest, Sonnewalde, Spandau, Stargard, Stendal, Sternberg, Stolp, Storkow, Tangermünde, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüngen, Thüringen, Uckermark, Venningen, Vierraden, Vlotho, Vorpommern, Waldmannshofen, Werden, Werle, Wernigerode, Wesenberg, Westpreußen, Wettiner, Witten, Wredenhagen, Wusterhausen, Ziesar, Zossen
Bundesrepublik Deutschland Anhalt, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bonn, Brandenburg, Bremen, Deutsche Demokratische Republik, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Mundatwald, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen
Deutsche Demokratische Republik* (Staat) Blankenburg (Gt, Ftm), Bonn, Brandenburg, Eichsfeld, Erfurt, Gotha, Ilfeld, Köthen, Kranichfeld, Lauenstein, Lauterstein, Leisnig, (Lengsfeld,) Lobdeburg, Lychen, Magdeburg, Mansfeld, Mecklenburg, Meißen (Hochstift), Meißen (MkGt), Neuhaus, Merseburg, Neschwitz, Nordhausen, Oebisfelde, Oppurg, Parchim, Peitz, Plauen, Pommern, Potsdam, Prignitz, Quedlinburg, Ranis, Regenstein, Reinsberg, Reuß, Römhild, Ronneburg, Rostock, Rudolstadt, Ruppin, Saalburg, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Wittenberg, Sachsen-Zeitz, Sayda, Schauen, Schleiz, Schlesien, Schleusingen, Schlotheim, Schmalkalden, Schönburg, Schraplau, Schwarzburg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenberg, Senftenberg, Sonnewalde, Stadtlengsfeld, Stargard, Stein, Sternberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stollberg, Storkow, Stralsund, Tautenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Torgau, Treffurt, Uckermark, Vierraden, Vogtland, Vorpommern, Waldenburg, Walldorf, Warmsdorf, Weesenstein, Weida, Wernigerode, Wildenfels, Weimar, Wittenberg, Wolgast, Wolkenstein, Wredenhagen, Wurzen, Wusterhausen bzw. Wusterhausen-Teupitz, Wustrow, Zeitz, Zerbst, Zossen, Zwickau
Deutsches Reich Berlin, Bonn, Burgenland, Deutsche Demokratische Republik, Elten, Liechtenstein, Livland, Mundatwald, Norddeutscher Bund, Polen, Slowenien, Südpreußen, Tschechoslowakei
Deutschland Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Litauen, Memelgebiet, Mundatwald, s. Deutsche Demokratische Republik, Deutsches Reich
Dithmarschen* (nahezu freie Bauernrepublik) Braunschweig-Lüneburg, Bremen, Dänemark, Holstein, Norderdithmarschen, Oldenburg, Schleswig, Schleswig-Holstein, Süderdithmarschen
Helvetische Republik Aargau, Appenzell, Basel, Basel-Land bzw. Basel-Landschaft, Bern, Breisgau, Gersau, Glarus, Graubünden, Luzern, Muri, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schweiz Schwyz, Thurgau, Unterwalden, Uri, Waadt, Waldstätte, Zürich
Kosovo (Gebiet, Republik)Jugoslawien
Ligurische Republik Genua
Mecklenburg* (F, Hztm, L) Ahrensberg (Arensberg), Boizenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Deutsche Demokratische Republik, Doberan, Eldenburg, Gadebusch (Gadelsbusch), Grabow, Greifswald, Güstrow, Lübeck (RS), Lychen, Mecklenburg-Stargard, Mecklenburg-Strelitz, Niedersächsischer Reichskreis, Meyenburg, Parchim, Pommern, Preußen, Prignitz, Putbus, Ratzeburg, Rostock, Rügen, Sachsen, Schweden, Schwerin (Gt), Schwerin (Hochstift), Stargard, Stralsund, Tecklenburg, Uckermark, Vierraden, Vorpommern, Werle, Wesenberg, Wismar, Wolgast, Wredenhagen, Wustrow
Mecklenburg-Vorpommern* (L) Barth, (Deutsche Demokratische Republik,) Gadebusch, Greifswald, Güstrow, Gützkow, Mecklenburg, Neuhaus (Amt), Niedersachsen, Pommern, Preußen, Putbus, Rostock, Rügen, Uckermark, Vorpommern, Wismar, Wolgast
Ostzone s. Deutsche Demokratische Republik
Preußen* (Hztm, KgR) Absberg, Adendorf, Ahaus, Altenkirchen, Altmark, Anhalt, Anholt, Ansbach, Appeldorn, Ardey, Arenberg, Arenfels, Arnsberg, Arnstein, (Arnstein-Barby bzw. Barby), Auburg, Auersperg, Baden-Württemberg, Barby, Barmstedt, Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Belgien, Bengel, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Berg (G), Berleburg, Bettingen, Beuthen, Bevern, Birkenfeld, Blankenheim, Blieskastel, Blumenthal, Böhmen, Bonn, Boppard, Borken, Borth, Brackel, Brakel, Brand, Brandenburg (Mk), Braubach, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Oels, Brehna, Breidenbacher Grund, Breisig, Bremen (EStift), Bremen (freie RS), Breslau (Hztm), Breslau (Hochstift), Bretzenheim, Brieg, Broich, Büren, Burglayen, Burtscheid, Calenberg, Camberg, Canstein, Cappenberg, Celle, Cochem, Cosel, Cottbus, Crailsheim, Croy, Culm (Btm, L), (Kulm), Dagstuhl, Dassel, Daun, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Diepholz, Dietkirchen, Dinkelsbühl, Dithmarschen, Doberlug, Dohna, Dollendorf, Dortmund (RS, G), Dörzbach, Drachenfels, Dreis, Duderstadt, Duisburg, Dülmen, Dünwerde, Düren, (Düsseldorf, Dyck, Eberbach, Ebernburg, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebstorf, Ehrenburg, Eichsfeld, Eichstätt, Eiderstedt, Eilenburg, Eilendorf, Elben, Elbing, Elbingerode, Elkerhausen, Ellingen, Elmenhorst, Elten, Eltz, Emsland, Erfurt, Ermland, Erp (Erb), Eschwege, Eschweiler, Esens, Essen (RAbtei, RS), Esterau, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenberg, Falkenstein (Ht, Gt), Fehmarn, Feuchtwangen, Finsterwalde, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankenberg (rriOrt), Frankenstein, Fränkischer Reichskreis, Frechen, Freckenhorst, Fredeburg, Fresenburg, Freudenburg (BgGtm), Freusburg, Fritzlar, Frohndorf, Frohnenbruch, Fulda (Abtei), Gammertingen, Geilenkirchen, Geldern, Gelnhausen, Gemen, Gemünden, Gerolstein, Gersfeld, Geseke, Geyern (G), Gimborn-Neustadt, Glatt, Glatz, Glogau, Glückstadt, Goschütz, Görlitz, Goslar (RS), Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen (ruS), Greifswald, Grenzau, Gronau, Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Grottkau, Grubenhagen, Grumbach (G), Grüssau, Gudensberg, Gürzenich, Guttenberg, Gymnich, Habsburg, Hachenburg, Hadamar, Hadeln, Haffen, Hafner, Haigerloch, Halberstadt, Hallermunt, Hamb, Hamburg, Hammerstein, Hamminkeln, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hannover, Harburg, Hardenberg, Harlingerland, Hasserode, Hattstein, Haun, Hechingen, Heimbach, Heisterbach, Heinsberg, Heldrungen, Helgoland, Helmarshausen, Henneberg, Herford (Frauenstift, RS), Hersfeld (RAbtei), Herstal, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Hettingen, Hildesheim, Hohensolms, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohnstein, Holzappel, Holzhausen, Homburg vor der Höhe, Homburg (Ht), Hönningen, Hörde, Hörstgen, Horstmar, Hoya, Huckarde-Dorstfeld, Hückeswagen, Hülchrath, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hünxe, Hutten, Hüttersdorf, Idstein, Ilfeld, Isenberg-Limburg, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Isenburg-Grenzau, Itter, Jägerndorf, Jauer, Jennelt, Jülich, Jungnau, Jünkerath, Jüterbog, Kaiserswerth, Kamenz (Stift), Kanstein (Canstein), Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kehdingen, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchberg, Klettenberg, Kleve, Knechtsteden, Kobern, Köln (EStift), Köln (freie RS), Königsberg, Königstein (Gt), Königswinter, Kornelimünster, Kranichfeld, Kreuzburg, Kreuznach, Kronberg, Kronenburg, Krottorf, Kröv, Kulm, Kulmbach, Kulmerland, Kurmark, Kyll, Laer, Landsberg, Landskron, Langenschwarz, Lauenburg, Lauschied, (Layen) (Burglayen), Lembeck, Leslau, Lichtenau, Lichtenberg, Liebenscheid, Liegnitz, Limburg (Gt), Limburg an der Lahn, Lindschied, Lingen, Lippe, Lixfeld, Lobenhausen, Lohra, Lommersum, Looz-Corswarem, Loslau, Löwenberg, Lübeck (Hochstift), Lübeck (RS), Lüdinghausen, Lüneburg (Ftm), Luxemburg, Machwitz, Magdeburg (EStift), Mainbernheim, Mainz (EStift), Mainz (Rep), Malmedy, Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Mansbach, Mansfeld, Marburg, Mark, Martinstein, Mechernich, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Meerfeld, Mehr, Meiderich, Meisenbug, Memelgebiet, Mensfelden (Münzfelden), Meppen, Merseburg, Merxheim, Meschede, Messkirch, Meudt, Michelbach, Militsch, Millendonk bzw. Myllendonk, Minden, Moers, Molsberg, Monschau, Moresnet, Mühlhausen (RS), Münden, Münster (Hochstift), Münsterberg, (Münzfelden,) Myllendonk, Nalbach, Namslau, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Siegen, Nassau-Usingen, Naumburg, Neiße, Netzedistrikt, Neuenahr, Neuenburg (Gt, Ka), Neuengleichen, Neuenheerse, Neuerburg, Neufra, Neuhaus (Amt), Neumark, Neuwied(, Niederisenburg), Niederlausitz, Niedersachsen, Nievern, Norddeutscher Bund, Nordhausen (RS, ruStift), Nordstrand, Nörvenich, Nürburg, Nürnberg (RS), Oberlausitz, Oberschlesien, Oberstein, Oberwesel, Odenthal, Oderberg, Oels, Oettingen, Olbrück, Oldenburg, Oppeln, Oranien, Osnabrück, Osterburg, Osterland-Föhr, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Osterspai, Ostfriesland, Ostpreußen, Ostrach, Ottweiler, Padberg, Paderborn, Papenburg, Pappenheim, Peitz, Petkum, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pinneberg, Pless, Plesse, Plön, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Posen, Potsdam, Preetz, Preuschen, Priebus, Prüm, Quedlinburg, Ramholz, Ranis, Rantzau, Rath, Ratibor, Ratzeburg, Ravensberg, Recklinghausen, Regenstein, Reichenstein, Reifferscheid, Reizberg, Remagen, Rendsburg, (Rhade,) Rhaunen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck (BgGt), Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Rödelheim, Rotenburg, Rüdesheim, Rügen, Rümmelsheim, Runkel, (Rysum,) Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Weißenfels, Saffenburg, Sagan, Salm, Salm-Anholt, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Scharzfeld, Schauen, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schiffelbach, Schleiden, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schlüchtern, Schmalkalden, Schöller, Schönau (ruHt), Schönau (Kl), Schönborn, Schönstadt, Schraplau, Schüller, Schwanenberg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenholz, Schweden, Schweidnitz, Schweighausen, Schweppenhausen, Seefeld, Seehausen, Senftenberg, Siegburg, Siegen, Sigmaringen, Simmern bzw. Pfalz-Simmern, Sinzig, Soden, Soest, Solms, Solms-Braunfels, Spiegelberg, Sprottau, Stablo, Stablo und Malmedy, Stade, Stapelholm, Stein (ruHt), Steinau, Steinfeld, Steinfurt (Ht), Stettin, Stolberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stormarn, Stotel, Stralsund, Straßberg, Südpreußen, Sugenheim, Sulau, Sulzbach (RDorf), Sylt, Tann, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Thurn und Taxis, Torgau, Trachenberg, Treffurt, Triebel, Trier (EStift), Trier (freie RS), Troppau, Uckermark, Ungarn, Usingen, Valangin, Vallendar, Veen, Velen, Verden, Vestenberg, Veringen, Vetzberg, Vianden, Virneburg, Volmarstein, Vorpommern, Wächtersbach, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Waldkappel, Warburg, Wehrheim, Wehrstein, Weida, Weilburg, Weilnau, Weißenburg (RS), Welfen, Weltersburg, Werden, Werl, Wernigerode, Werth, Westerburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westhofen, Westpreußen, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wickrath, Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Wiesbaden, Wildenburg, Wildungen, Winden, Windsheim, Winneburg, Winnenthal, Witten, Wittenberg, Wittgenstein, Wittmund, Witzenhausen, Wohlau, Wolbeck, Wolgast, Wolkenburg, Wunstorf, Wursten, Württemberg-Oels, Ziegenhain, Züschen, Zyfflich-Wyler
Raurakische Republik Basel FBtm
Sachsen* (Hztm, KFtm, KgR, PfGt, Prov, Freistaat, Land) Allstedt, Altmark, Altzelle, Anhalt, Arnstein-Barby, Askanier, Beeskow, Bernburg, Blankenburg, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Brehna, Chemnitz (RKl), Colditz, Cottbus, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Döben, Doberlug, Dresden, Eichsfeld, Einsiedel, Eisenach, Elbingerode, Elstra, Erfurt, Ernestiner, Finsterwalde, Fränkischer Reichskreis, Freiberg, Frohndorf, Gandersheim, Gera, Glachau, Görlitz, Gotha, Groningen, (Hadeln Gebiet dort lebender Sachsen), Halberstadt, Hamburg, Hannover, Hartenstein, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Henneberg-Schleusingen, Herford (Frauenstift), Hersfeld (RAbtei), Hessen, Holstein, Hoyerswerda, Ilfeld, Jever, Jüterbog, Kamenz, Klettenberg, Königsbrück, Krottorf, Kuenringer, Kurfürstenkollegium, Kurmark, Kursächsische Lande, Landsberg, Lauenstein, Lauterstein, Leipzig, Lichtenstein, Lippe, Magdeburg, Mansfeld, Marienstern, Mecklenburg, Meißen (MkGt), Meißen (Hochstift), Merseburg, Mühlhausen, Muskau, Naumburg, Neschwitz, Niederlausitz, Norddeutscher Bund, Nordhausen, Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Oels, Oldenburg, Orlamünde, Österreich, Ostheim (Ganerbschaft), Pappenheim, Peitz, Penig, Plauen, Pleißen bzw. Pleißenland, (Porschenstein,) Preußen, Priebus, Purschenstein (Porschenstein), Quedlinburg, Querfurt, Ranis, Ratzeburg, Ravensberg, Reinhardsbrunn, Reinsberg, Remse (Remissau,) Rheinbund, Rochsburg, Römhild, Saalfeld, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Merseburg, Sachsen-Römhild, Sachsen-Teschen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Wittenberg, Sagan, Sayda, Schauen, Schirgiswalde, Schleiz, Schlesien, Schönburg, Schönburg-Glauchau, Schönburg-Waldenburg, Schramberg, Schwarzburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenberg (Ht), Schwerin (Gt), Seehausen, Senftenberg, (Siebenbürgen,) Sommerschenburg, Sonnewalde, Sorau, Stargard, Stein (Ht), Stolberg, Stolberg-Roßla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stollberg, Storkow, Teschen (Hztm), Thüringen, Torgau, Treffurt, Truchsess von Wetzhausen, Uckermark, Vogtland, Waldeck, Waldenburg (Ht), Walkenried, Wechselburg, Weesenstein, Weimar, Welfen, Werden, Wernigerode, Westfalen, Wiehe, Wildenfels, Wildeshausen, Wittenberg, Witzenhausen, Wolkenstein, Württemberg-Oels, Wurzen (L, Stift), Zeitz, Zwickau
Sachsen-Anhalt* (Prov, L) Allstedt, Altmark, Anhalt, Barby, Bernburg, Blankenburg, Braunschweig, Braunschweig-Lüneburg, Brehna, Derenburg, Dessau, Deutsche Demokratische Republik, Elbingerode, Falkenstein, Gernrode, Halberstadt, Hasserode, Heldrungen, Hohnstein, Ilfeld, Jerichow, Klettenberg, Köthen, Krottorf, Landsberg, Magdeburg, Mansfeld, Naumburg, Oebisfelde, Osterburg, Plötzkau, Preußen, Quedlinburg, Querfurt, Ranis, Regenstein, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Wittenberg, Sachsen-Zeitz, Schraplau, Seehausen, Stolberg, Stolberg-Stolberg (G), Stolberg-Wernigerode, Treffurt, Warmsdorf, Wernigerode, Wittenberg, Zeitz, Zerbst
Schwarzenberg* (Ht, Republik) Meißen (MkGt), (Sachsen)
Sowjetische Besatzungszone Anhalt, Brandenburg, Braunschweig-Lüneburg, Deutsche Demokratische Republik, Eichsfeld, Gera, Görlitz, Gotha, Magdeburg, Mansfeld, Mecklenburg, Merseburg, Mühlhausen, Neuhaus, Niedersachsen, Nordhausen, Plauen, Regenstein, Reuß, Rostock, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Wittenberg, Schmalkalden, Schraplau, Sonnewalde, Stargard, Sudetenland, Thüringen, Wismar
Thüringen* (LGt, L, FS) Allstedt, Altenburg (Ftm), Altenburg (RS), Arnstadt, Beichlingen, Beilstein (Ht), Berka, Bibra, Blankenburg, Blankenhain, Brandenburg (Ganerbschaft), Braunschweig-Lüneburg, Burgk, Deutsche Demokratische Republik, Duderstadt, Ebeleben, Ebersdorf, Eisenach, Erfurt, Ernestiner, Eschwege (RS), Farnroda, Gehren, Gera, Gotha, Greiz, Hartenberg, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Hersfeld (RAbtei), Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rotenburg, Hildburghausen, Hohnstein, Ilfeld, Jena, Käfernburg, Klettenberg, Kranichfeld, Lengsfeld (Stadtlengsfeld), Lobdeburg, Lobenstein, Lohra, Mainz (EStift), Meiningen, Meißen (MkGt), Mühlhausen, Münden, Nordhausen, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Ostheim (Ganerbschaft), Paulinzella, Peitz, Pfersdorf (Pferdsdorf), Pleißen (Pleißenland), Preußen, Ranis, Reichenfels, Reinhardsbrunn, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Schleiz, Römhild, Ronneburg, Rossdorf, Rotenburg, Rudolstadt, Saalburg, Saalfeld, Sachsen, Sachsen (PfalzGt), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schleiz, Schlesien, Schleusingen, Schlotheim, Schmalkalden, Schwarzburg, Schwarzburg-Käfernburg, Schwarzburg-Sondershausen, Sommerschenburg, Sondershausen, Stadtlengsfeld, Staufer, Tautenburg, Träbes, Walldorf, Wartburg, Weida, Weimar, Wettiner, Wildungen (Bg)
Tschechien* (Republik) Asch, Egerland, Jägerndorf, Krumau, Österreichisch-Schlesien, Schlackenwerth, Schwarzenberg, Tschechoslowakei
Tschechische Republik s. Tschechien, Tschechoslowakei
Zisalpinische Republik Brescia, Carpi, Chiavenna, Este, Graubünden, Lombardei, Mailand, Mantua, Modena, Schweiz, Veltlin, Venedig
Zispadanische Republik Modena