Die Reichsstadt in der deutschen Landesgeschichte (271)
Neben den sieben unteilbaren Kurfürstentümern und den vielen, zahllosen Teilungen in kleinste Teilfürstenümer unterworfenen Ländern der sonstigen Reichsfürsten erschienen schon seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die durch Handel und Gewerbe aufblühenden Städte als nach eigenständigem Gewicht strebende Kräfte. In manchen von ihnen setzten sich die Bürger gewaltsam gegen ihre geistlichen Stadtherren durch. Daneben errangen die Bürger der dem König unterstehenden Städte insbesondere seit dem zwischen dem Untergang der Staufer (1254) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum König (1273) eintretenden Interregnum allmählich die Stellung einer dem Reich unmittelbar zugehörigen Stadt (Reichsstadt), was insgesamt rund 125 Städten für eine mehr oder minder umfassende Zeit gelang.
4. Fränkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift Würzburg, Fürstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift Eichstätt, Fürstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mergentheim (und Ballei Franken), gefürstete Grafschaft Henneberg, gefürstete Grafschaft Schwarzenberg, Fürstentum (Löwenstein-Wertheim, Grafschaft) Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welzheim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), Reichsstadt Windsheim, Reichsstadt Schweinfurt, Reichsstadt Weißenburg.
5. Bayerischer Reichskreis: Erzstift Salzburg, Herzogtum Bayern nebst Oberpfalz, Hochstift Freising, Fürstentümer Neuburg (Pfalz-Neuburg) und Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), Hochstift Regensburg, gefürstete Landgrafschaft Leuchtenberg, Hochstift Passau, gefürstete Grafschaft Sternstein (Störnstein), gefürstete Propstei Berchtesgaden, gefürstete Abtei zu Sankt Emmeram in Regensburg, Grafschaft Haag, Grafschaft Ortenburg, gefürstete Abtei Niedermünster in Regensburg, Herrschaft Ehrenfels, gefürstete Abtei Obermünster in Regensburg, Herrschaften Sulzbürg und Pyrbaum, Herrschaft Hohenwaldeck, Herrschaft Breiteneck bzw. Breitenegg, Reichsstadt Regensburg.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar.
8. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis: Hochstift Münster, Herzogtum Kleve nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (1614 an Brandenburg), Herzogtümer Jülich und Berg (1614 an Pfalz-Neuburg), Hochstift Paderborn, Hochstift Lüttich, Hochstift Osnabrück, Fürstentum Minden, Fürstentum Verden, gefürstete Abtei Corvey, gefürstete Abteien Stablo und Malmedy, Abtei Werden, Abtei Kornelimünster, gefürstete Abtei Essen, Frauenstift Thorn, Frauenstift Herford, Lande der Fürsten zu Nassau-Diez, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Moers, Grafschaft Wied, Grafschaft Sayn, Grafschaft Schaumburg (teils zu Hessen-Kassel, teils zu Lippe gehörig), Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, Grafschaft Lippe, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Steinfurt, Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Grafschaft Hoya, Grafschaft Virneburg, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Spiegelberg, Grafschaft Rietberg, Grafschaft Pyrmont, Grafschaft Gronsveld (bzw. Gronsfeld), Grafschaft Reckheim, Herrschaft Anholt, Herrschaften Winneburg und Beilstein, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Wittem, Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, Herrschaft Gemen, Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, Herrschaft Wickrath, Herrschaft Millendonk (bzw. Myllendonk), Herrschaft Reichenstein, Grafschaft Kerpen und Lommersum (bzw. Kerpen-Lommersum), Grafschaft Schleiden, Grafschaft Hallermunt, Reichsstadt Köln, Reichsstadt Aachen, Reichsstadt Dortmund.
10. Niedersächsischer Reichskreis: Herzogtum Magdeburg, Herzogtum Bremen, Fürstentum Lüneburg (Celle), Fürstentum Grubenhagen (Braunschweig-Grubenhagen), Fürstentum Calenberg (Braunschweig-Calenberg), Fürstentum Wolfenbüttel (Braunschweig-Wolfenbüttel), Fürstentum Halberstadt, Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Herzogtum Holstein-Glückstadt, Herzogtum Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, Hochstift Hildesheim, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Hochstift Lübeck, Fürstentum Schwerin, Fürstentum Ratzeburg, Fürstentum Blankenburg, Grafschaft Rantzau, Reichsstadt Lübeck, Reichsstadt Goslar, Reichsstadt Mühlhausen, Reichsstadt Nordhausen, Reichsstadt Hamburg, Reichsstadt Bremen.
RS = Reichsstadt
Bader, K., Die oberdeutsche Reichsstadt im alten Reich, (in) Esslinger Studien 11 (1965)
Jäger, H., Reichsstadt und Schwäbischer Kreis. Korporative Städtepolitik im 16. Jahrhundert unter der Führung von Ulm und Augsburg, 1975
Moraw, P., Reichsstadt, Reich und Königtum im späten Mittelalter, Zs. f. hist. Forsch. 6 (1979)
Aachen (Reichsstadt).
Die warmen Quellen von A. wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den
Römern entwickelte sich dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen
Jahrhunderts ein Militärbad, später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler
Ansiedlung, dessen antiker Name vielleicht Aquae Granni lautete und sich von
dem keltischen Heilgott Grannus ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare
Siedlungskontinuität findet sich in merowingischer Zeit ein Königshof (765
Pfalz, 766 villa regia bezeugt), den Karl der Große bis 789 ausbaute und mit
reichem Königsgut versah. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein
besonderer districtus Aquensis genannt. Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari
vocabulo Ahha) Krönungsstätte der deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz
das um A. gelegene Königsgut durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich nach
Nordosten erstreckendes Gebiet zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa erhielt
A. 1166 besondere Rechte (Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171 bis 1175
wurde es ummauert, von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330 wurde der
Mauerring erweitert. Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe und
das Messinggewerbe. Das 1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene
Schöffenkolleg wurde Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen
Stadtrat und Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie Reichsstadt. 1336 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer
das zur Stadt gehörige Gebiet (Aachener Reich), 1356 legte die Goldene Bulle A.
als Krönungsort rechtlich fest. Seit 1530 wurde A. allmählich protestantisch
(Aachener Streit), 1614 durch die Erzbischöfe von Köln wieder katholisiert.
1656 vernichtete ein Stadtbrand etwa 90 % der Stadt. 1794 wurde A. von
Frankreich besetzt und 1801 an Frankreich abgetreten. Von 1798 bis 1814 war es
Sitz der Verwaltung des Roerdepartements, von 1802 bis 1814/1815 auch Sitz
eines Bischofs. Um 1800 hatte die Stadt eine Größe von etwa 1,5 Quadratmeilen
und 18000 Einwohner. 1815 fiel A. an Preußen. 1944 wurde es fast völlig
vernichtet. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen. S.
niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2;
Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen, Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v.
Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus, T., 1999; Huyskens, A., Das alte
Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg. v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener
Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E., 1972; Flach, D., Untersuchungen zur
Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsguts von der Karolingerzeit bis
zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976; Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1;
Schmitz, W., Die Aachener Wirren im Spiegel der kaiserlichen Politik
(1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983,
189; Kulmbach, H. v., Aachen, 1985; Krumbach, K., Die Ratspräsenzen der Reichsstadt Aachen 1622-1756, 1985; Erdmann, C.,
Aachen im Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte Aachens, 2. A. 1986;
Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur Entstehung einer
Landesherrschaft im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 9; Schaub, A:, Gedanken zur Siedlungskontinuität in Aachen
zwischen römischer und karolingischer Zeit, Bonner Jbb. 208 (2008), 161.
Aalen (Reichsstadt).
Östlich eines römischen Kastells, das seinerseits 4 km südöstlich des Limes lag,
und einer römischen zivilen Ansiedlung wurde neben dem 1136 erwähnten Dorf A.
am Schnittpunkt alter Straßen zwischen 1241 und 1246 von den Staufern die Stadt
A. planmäßig gegründet. 1258 fiel sie über die Grafen von Dillingen an die
Grafen von Oettingen. Um 1359 wurde sie von den Grafen von Oettingen an
Württemberg verpfändet, 1360 von Karl IV. erobert, aus der Pfandschaft gelöst
und zur Reichsstadt erhoben. 1374 erlangte A.
die Selbstverwaltung, 1401 den Blutbann, 1418 das Reichsammannamt. Ein nennenswertes
Herrschaftsgebiet gewann es nicht (0,8 Quadratmeilen). Im Reich gehörte es dem
schwäbischen Reichskreis und der schwäbischen Städtebank an. 1575 wurde die
Reformation eingeführt. 1802/1803 fiel es mit etwa 4000 Einwohnern und seinem
auf wenige Weiler und Höfe beschränkten Herrschaftsgebiet an Württemberg und
wurde Sitz eines Oberamts. Über Württemberg gelangte es 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 35; Schroeder 355; Teurer, H., Aalen in der
Vergangenheit, 1952; Rossmann, A., Aalen einst und heute, 1960; Bauer, K.,
Aalen - Stadt und Landschaft in der Geschichte, Aalener Jahrbuch 1978; Aalener
Jahrbuch, hg. v. Geschichts- und Altertumsverein Aalen, 1978; Pfisterer, H.,
Aalen innerhalb der Stadtgräben, 1989; Kemkes, M./Scholz, M., Das Römerkastell
Aalen, 2010.
Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein
hochadliges Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich
von Ulm nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim
Erlöschen der Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen
von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die Grafen von
Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt
Ulm von dem verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg und die
Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das Gebiet
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die
Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.
Alteburg (Herrschaft). Die um A. gebildete
Herrschaft wurde 1437 von der Reichsstadt
Reutlingen erworben. Diese fiel 1803 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 89.
Altenburg (Reichsstadt).
In A. bei Leipzig wurde ein slawischer Rundwall (um 800) festgestellt, an
dessen Stelle im 10. Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, die Kaiser Otto II.
976 an den Bischof von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war die Pfalz A.
Mittelpunkt des staufischen Reichsterritoriums Pleißenland und erhielt
Stadtrecht. 1290 wurde A. reichsunmittelbar, kam aber schon 1311/1328 unter die
Herrschaft der Wettiner. 1485 fiel es an die ernestinische Linie. Von 1603 bis
1672 war es Residenz einer nach ihm benannten Linie der Ernestiner
(Sachsen-Altenburg). Zu Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es,
bis es von 1826 bis 1918 Residenz des jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg
wurde. 1920 kam es im Freistaat A. (Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Althohenfels (Herrschaft). Die Burg A. am Bodensee
bei Sipplingen bildete den Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1479 von der Reichsstadt Überlingen erworben wurde. S.
Baden-Württemberg.
L.: Lachmann, T., Alt- und Neuhohenfels, 1967.
Altstätten (Reichsstadt). A. südlich des Bodensees wurde bereits 1298 von König Adolf von Nassau an die Abtei Sankt Gallen, 1347 von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Werdenberg, 1415 von Kaiser Sigmund an die Grafen von Nellenburg und 1417 an Lienhard von Jungingen und Frischhans von Bodman, 1424 an den Grafen von Toggenburg und 1430 an Ulrich und Konrad Paier (Peyerer) verpfändet. Später fiel es an den Kanton Sankt Gallen.
Annweiler (Reichsstadt).
A. bei Landau wird 1086 erstmals genannt. Um 1117 gelangte es durch Tausch an
die Staufer. Friedrich II. verlieh 1219 das Stadtrecht. 1330 wurde die Reichsstadt an die Pfalz (Kurpfalz) verpfändet. 1410
ging sie an Pfalz-Zweibrücken über. Von 1792 bis 1814 stand sie unter der
Herrschaft Frankreichs, kam 1815 zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Biundo, G., Annweiler, Geschichte einer alten Reichsstadt, 1937; Landkreis Bergzabern, 1962;
Achtermann, W., Annweiler-Queichhambach, FS zur 700-Jahr-Feier im Stadtteil
Queichhambach, 1983; Bönnen, G., Die Stadterhebung Annweilers durch König
Friedrich II. im Jahre 1219, Mitteilungen d. Hist. Vereins der Pfalz 86 (1988)
; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 27.
Arles (Reichsstadt).
A. an der unteren Rhone kam über die keltischen Saluvier und das griechische
Massilia an Rom, das unter Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum
gründete. Seit dem 3. Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort
Galliens und um 400 Sitz eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und
wurde 879 Hauptort des Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert
hinzutretenden Königreich Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die
Bürger von A. schüttelten 1220 die seit 921 bestehende Herrschaft des
Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern (1237) Reichsstadt. Bereits 1239 endete die Freiheit der
Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von Anjou unterwerfen und kam
1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Aufkirchen (Reichsdorf, Reichsstadt).
A. an der Wörnitz südöstlich Dinkelsbühls erscheint 1188 als burgum Ufkirchen.
1251 hatten die Staufer dort ein Pflegamt und eine Zollstelle. Konrad IV. verpfändete
den Zehnten an die Grafen von Oettingen. 1290 wurde der Ort als Stadt
bezeichnet, doch war das Schultheißenamt an die Burggrafen von Nürnberg und
seit 1295 an die Grafen von Oettingen verpfändet. Die 1334/1367 erneuerte
Verpfändung wurde nicht mehr eingelöst. Nach Einführung der Reformation (1558)
wurde A. Sitz eines Oberamtes Oettingen-Spielberg(s). Mit der Mediatisierung
fiel der dörfliche Ort an Bayern.
L.: Dacheröden 126; Hugo 451; Wolff 177; Festschrift zum Festjahr 800 Jahre
Aufkirchen (1188-1988), 1988.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A.
wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof Wicterp 738,
Bischof Rozilo 745) und (spätestens 829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert
worden sein. Um 800 ging in ihm das 733-748 für seinen bayerischen Teil
gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf. Es reichte von der Iller bis zu Ilm
und Walchensee sowie im Norden bis nach Feuchtwangen. Die an sich nicht
geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts lagen vor allem im Oberallgäu
zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu und wurde zu seinem
Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz, 1544
theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das Hochstift
von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg (Schwabeck) und
nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König Rudolf von Habsburg
überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft über die Stadt A.
verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen (2365
Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den Städten
Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum
Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff.
1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe,
1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger
Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C.,
Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496,
1, 2, 22.
Augsburg (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Nach der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen
15 v. Chr. und 14-16 n. Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der
Kreuzung wichtiger Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf
einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der
römischen Provinz Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der
Provinz Raetia secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra
bezeugt. Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von
A. werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von einander ab. 1167/1168 ließ sich
Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in A.
übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger gegen den Bischof. Nach dem Untergang
der Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an
das Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg
bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König
Ludwig der Bayer, für den A. Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das
zur Reichsstadt gehörige Landgebiet blieb
auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme am
Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten Augsburgs
Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um 1500 etwa
18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch den
Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt erhalten und durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit den Gütern des Hochstifts
und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra entschädigt, ging das etwa 1
Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969;
Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben
von Katholiken und Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg,
Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt
Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 1984; Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in)
Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon.
Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a.,
1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie von 1500 bis
1620, 1988; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B.,
Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und
Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der
frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg, 1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in
Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B.,
Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v.
Schiersner, D., 2011.
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift).
Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort
hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und
Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert
vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern.
Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich
war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich Abt des Kanonikerstiftes St.
Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster
ersetzt wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich (Ulrich) (923-973)
namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz des Papstes, 1323
von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers gestellt. 1577
erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit und
Reichsstandschaft, was vom Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen
Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil
wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt
Augsburg bedrängt. Der Abt gehörte im Reichstag zu den rheinischen
Reichsprälaten, war aber im schwäbischen Reichskreis nicht vertreten. Von der
Mitte des 18. Jahrhunderts an war das Stift stark verschuldet. Seine weit
gestreuten Güter kamen 1802/1803 bei seiner Aufhebung an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit
Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F.,
Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen
in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977;
Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu
Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des
Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St.
Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37.
Bargau (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das erstmals 1326 erwähnte B. (Bargen) bei Schwäbisch-Gmünd ist vielleicht
ursprünglich ellwangisches, dann hohenlohisches Lehen der Herren von Rechberg,
die 1393 die Herrschaft zu eigen erwarben und 1544 an die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd verkauften. Mit ihr kam
B. 1802/1803 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 88; Schulz 275; Seehofer, J., Bargau in Geschichte und
Gegenwart, 1953.
Barr, Barre (Reichsdorf, Herrschaft). B. am
Ostfuß der Vogesen war ursprünglich Reichsgut. Am 6. 6. 1409 erlaubte König
Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, das Reichsdorf (Barre)
- sowie Heiligenstein, Gertweiler (Gertwiler), Goxweiler (Goxwiler),
Oberburgheim und Niederburgheim - als Reichspfandschaft innezuhaben. 1472 kam
die daraus gebildete Herrschaft an die Pfalz, 1568 durch Kauf an die Reichsstadt Straßburg. 1790 endete sie innerhalb
Frankreichs.
L.: Hugo 470; Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91; Crämer, M., Verfassung und
Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet,
1967.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft
der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals
(Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund (999/1000) begründet.
Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft Härkingen bzw.
Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die aber teilweise
rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im 13. Jahrhundert
wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen), Asuel, Ajoi (=
Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne), Moutier-Grandval, Biel, La
Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse, Tessenberg), Erguel und die
Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben bzw. gesichert, im 14./15.
Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin), Hartmannsweiler, Buchegg
und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich allerdings gleichzeitig
die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen Stadtherren, die seit 1395 meist
in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B. selbst aber noch 1460 eine neue
Universität gründeten, zu lösen und eine eigene Herrschaft aufzubauen
(endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche Jura geriet seit der
Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss der Eidgenossenschaft.
1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus
und zog die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an
sich. Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und
verband sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum
Hochstift gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel,
Ilfingen (Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen,
Birseck (Reichslehen), Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und
Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000
Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich
gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont Terrible).
1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006.
Basel (Kanton) s. Basel (Hochstift), Basel (Reichsstadt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt
Basel (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Das im 5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg.
„Eberstadt“) stand anfangs ganz unter der bischöflichen Stadtherrschaft und
gehörte seit 870 zum ostfränkischen Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund.
Der wachsende Reichtum der Stadt ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem
Fortschreiten der Zerrüttung der bischöflichen Finanzen, allmählich alle
wichtigen Herrschaftsrechte an sich zu bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst
zu den „fryen stetten“ und wurde, nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch
Habsburg (1376) die Verjagung der Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt
vor den Reichsstädten genannt. Der Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer
Herrschaften 1400 schuf die Grundlage zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7.
1501 schloss sich B. widerstrebend als neunter Ort der Eidgenossenschaft der
Schweiz an. 1521/1585 wurde endgültig der Einfluss des Bischofs auf die Stadt
beseitigt, 1528 die Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt
nicht mehr auf dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit
Unterstützung Frankreichs die Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton B.
die dabei verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone
geteilt. S. Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u. a.,
Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
Basel-Landschaft, (Basel-Land) (Halbkanton). Seit dem
Ende des 14. Jahrhunderts gewann die Reichsstadt
Basel ein ländliches Herrschaftsgebiet. Im Einvernehmen mit Frankreich
erreichte 1798 Basels Oberzunftmeister Ochs die Gleichstellung der bisher im
Untertanenverhältnis stehenden Landschaft in der Helvetischen Republik. Da dies
1814 rückgängig gemacht wurde, erhob sich 1830 die Landschaft im Bürgerkrieg.
Daraufhin wurde der Kanton B. am 26. 8. 1833 in zwei Halbkantone geteilt. B.
erhielt 1863 eine demokratische Verfassung.
L.: Wolff 524; Urkundenbuch der Landschaft Basel, hg. v. Boos, H., Bd. 1,2
1881ff.; Weber, K., Die Revolution im Kanton Basel 1830-33, 1907; Heusler, A.,
Geschichte der Landschaft Basel und des Kanton Basel-Land, Bd. 1,2 1932.
Basel-Stadt (Halbkanton). Basel-Stadt ist der als Folge des Aufstandes der Landschaft Basel gegen die beherrschende Stadt Basel durch Teilung des Kantons Basel 1833 entstandene Halbkanton. S. Basel (Reichsstadt).
Baumgarten-Eriskirch (Herrschaft). Die Herrschaft B. am
Bodensee wurde 1472 von der Reichsstadt Buchhorn
erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 224.
Bayerischer Reichskreis. Der bayerische Reichskreis
wurde im Jahre 1500 eingerichtet und seit 1538 um kleinere Reichsstände
erweitert. Das Direktorium führten abwechselnd der Erzbischof von Salzburg und
der Herzog von Bayern. Von den am Ende des 18. Jahrhunderts vorhandenen 20
Einzelstimmen verfügte Bayern nach 1792 über neun. Die acht geistlichen
Kreisstände waren der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Freising,
Regensburg und Passau, der gefürstete Propst von Berchtesgaden, der Abt von
Regensburg-Sankt Emmeram und die Äbtissinnen von Regensburg-Niedermünster und
Regensburg-Obermünster in Regensburg. Von den zwölf weltlichen Stimmen führte
zuletzt Bayern die von Bayern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Leuchtenberg,
Haag, Ehrenfels, Sulzbürg und Pyrbaum, Hohenwaldeck und Breiteneck
(Breitenegg). Daneben hatten noch Störnstein (Sternstein), Ortenburg und die Reichsstadt Regensburg eine Stimme. Zwischen 1521 und
1793 hielt der bayerische Reichskreis 252 Tagungen ab.1806 wurde der
Reichskreis aufgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 41; Wolff 131; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 1995; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stamms wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger
(Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der
Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter
dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den Babenbergern
verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich) erneut an die
Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung Heinrichs des
Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark verkleinerte
bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der seit der
Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut
mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der
Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV.
von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger
Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das
Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt
Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König
Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet
zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste
aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg,
Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder
Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie
andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt
Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506
wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern
sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau,
habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol
mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum
Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen
Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel und das
Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg,
musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen
aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer
straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat
widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5.
1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht
(Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen,
Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826
auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann.
1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern,
Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert,
zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches
Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das
aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter
Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische
Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an
B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als
letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das
Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte
eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie
beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil
der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B.
vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held
(Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor
B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor
thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B. getrennt
und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B. zurück.
Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag Bayerns
das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches
Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte
Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von
Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933; Spindler,
M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf, M., Atlas
Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch 1939-1974,
Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z. T. 3. A.;
Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs.
f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und
Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M.,
Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in der
letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
A. 1985; Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A.
1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baoioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau
und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren
Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24
baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A.
1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M.,
1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen
geographischen Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.;
Altbayern im Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H.,
Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine
Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976);
Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach
und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der
Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in)
FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08
bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch
der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W.,
1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer
Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v.
Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte
Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001;
Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die
Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der
modernenbayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-München (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Johann II. gebildete Teilherzogtum mit dem
südwestlichen Teil Oberbayerns und dem südlichen Nordgau. Es erhielt nach dem
Pressburger Schied von 1429 die Hälfte Bayern-Straubings. Im Vertrag von Erding
von 1450 erlangte es von Bayern-Landshut einen kleinen Teil Bayern-Ingolstadts.
1485 zog Herzog Albrecht IV. die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487 bis 1492
unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Herrschaft. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505 gewann
Albrecht IV. gegen die Zusage von Gebietsabtretungen die Unterstützung König
Maximilians. Im Schied von Köln vom 30. 6. 1505 wurde Bayern-Landshut
Bayern-München zugesprochen, so dass Bayern (in Bayern-München) wieder
vereinigt war. S. Bayern, Oberbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4/5.
Beier von Boppard (Reichsritter). Von 1234 bis
1236 war Conrad Beyer Reichsschultheiß der Reichsstadt
Boppard. 1331 bestellte der Erzbischof von Trier die Beier, die
verschiedentlich auch den Bischofsthron zu Metz einnahmen, zu erblichen
Burggrafen des zu Boppard gelegenen sog. Königshauses. 1464 gewann die jüngere
Linie über weibliche Erbfolge Anteile an der Ganerbschaft Schornsheim, die sie
bis zu ihrem Aussterben 1507 behielt. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum
Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 64.
Bern (Kanton) s. Bern (Reichsstadt)
L.: Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit 1798, 1996.
Bern (Reichsstadt,
Kanton). B., dessen Name wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist,
wurde 1160/1191 von Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich
burgundischem, später deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der
Herzöge fiel es 1218 an das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg
1274 die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt).
Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen,
1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch Schutzverträge 1265/1323 Interlaken,
1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw. Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in
einem ewigen Bund mit der innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im
15. Jahrhundert baute sie ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis
zum Jurasüdfuß zum größten Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg,
1382/1384 Burgdorf und Thun, 1388 Nidau und Büren, 1400 Frutigen, 1406
Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von
Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf Gex und Thonon], insgesamt 100000
Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte B. die Reformation ein. Sein
Gebiet umfasste schließlich mit 13000 Quadratkilometern rund ein Drittel der
heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt, Aargau und Oberland an die Helvetische
Republik, wurde aber deren Hauptstadt. 1814/1815 erhielt B. als Entschädigung
für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt große Teile des Hochstifts
Basel. Seit 1848 ist die Stadt B. Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R., 2003; Studer
Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006.
Beroldingen (Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren, seit 1800 Grafen von B. mit Beerenberg
(Berenberg), Gündelhart, Wildtal und Teilen von Umkirch zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. Wegen des 1778 durch Heirat erworbenen Horn waren sie
1790-1805 auch im Kanton Kocher immatrikuliert. Im Kanton Neckar waren sie nach
dem Erwerb der Rittergüter Graneck, Frideck (Friedeck) und Niedereschach seit
1692 Mitglied. Niedereschach wurde 1737 an die Reichsstadt
Rottweil, Graneck und Frideck (Friedeck) 1756 an die von Tessin verkauft. B.
fiel 1806 an Württemberg, das es 1810 an Baden abtrat. S. Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 60, 61; Ruch 82, Anhang 77, 78, 79; Hellstern 201; Kollmer 375; Schulz
258.
Besançon (freie Reichsstadt),
mhd. Bisanz. An einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein, Oberitalien-Nordgallien)
ist schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner bezeugt (Vesontio). Seit
Ende des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum Burgunderreich, 870 wurde er Karl
dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900 unterstand er den Königen von Burgund (Hochburgund)
bzw. den Grafen von Burgund und kam 1032/1034 an die deutschen Könige. Unter
Friedrich I. Barbarossa, der die Stadt 1184 zur Reichsstadt
erhob, verstärkte sich der deutsche Einfluss. 1290 gelang es der Stadt, sich im
Kampf gegen den Erzbischof die Reichsunmittelbarkeit bestätigen zu lassen. Erst
seit 1493 war B. aber eine tatsächlich auch von lokalen Gewalten unabhängige Reichsstadt. Später kam es zum Herzogtum Burgund, dann
an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien), 1665/1668/1674/1678/1679
durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an Frankreich, das wenig später
in B. eine Universität einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs
6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe von Besançon,
Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die
Reichsstadt Besançon im Verbande des
mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C.,
Histoire de Besançon Bd. 1, 2 1964f.; Ammann, H., Besançon im Mittelalter,
SchweizZG 17 (1967), 482ff.; Fiétier, R., La cité de Besançon, 1978; Kaiser,
R., Besançon, LexMA 1 1980, 2052ff.
Biberach (Reichsstadt).
Um 1170 erwarb Kaiser Friedrich I. Barbarossa an der Kreuzung zweier wichtiger
Straßen Güter der 1083 erstmals bezeugten Herren von Bibra und gründete die
Marktsiedlung B. an der Riss. Vermutlich um 1218 erhielt der Ort das jedenfalls
1258 bezeugte Stadtrecht. 1282 wurde die Stadt civitas regalis genannt, 1396
erwarb sie das Ammannamt und 1398/1401 den Blutbann als sichtbares Zeichen der
Reichsunmittelbarkeit. Bedeutendstes Gewerbe war die Leinen- und
Barchentweberei. 1531 wurde die Reformation eingeführt. Das Herrschaftsgebiet
Biberachs umfasste 27 Dörfer und gehörte fast völlig dem seit 1320 städtischen
Spital. 1802 fiel B. mit etwa 2 Quadratmeilen an Baden, 1806 im Tausch gegen
Villingen an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 17; Wallner 688 SchwäbRK 58; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 298ff.; Lutz, G., Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Biberach, 1876; Bruder, E., Biberach an
der Riss. Bildnis einer oberschwäbischen Stadt, 1950; Eberhard, T., Die
Verwaltung der freien Reichsstadt Biberach,
Diss. jur. Freiburg 1954; Maier, G., Biberach, Geschichte und Gegenwart, 1972;
Heckmann, P., Der Kreis Biberach, 1973; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in
einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen
Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1584-1648,
1983; Geschichte der Stadt Biberach, 1991; Olschewski, B., Herrschaftswechsel -
Legitimitätswechsel, 2009.
Böckingen (Reichsdorf). B. (zum Personennamen
Bago) bei Heilbronn wurde am 3. 8. 1310 von Heinrich VII. an Graf Albrecht von
Löwenstein als Lehen ausgegeben. Zwischen 1342 und 1431 kam der Ort durch Kauf
an die Reichsstadt Heilbronn, mit der er 1802 an
Württemberg und 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Hugo 452; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und ihres ehemaligen
Gebietes, 1828.
Bönnigheim (Reichsstadt,
Ganerbiat, Ganerbschaft, reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 793 gab
die Nonne Hiltpurg B. bei Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg B.
gehörte 1183 den Staufern. Im 13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von
Lorsch an das Erzstift Mainz über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt
erhoben, aber bald dem Reich entfremdet. 1288 kaufte ihn König Rudolf von
Habsburg, der ihn seinem natürlichen Sohn Albrecht von Löwenstein überließ. Von
dessen Witwe fiel er 1330 an Friedrich von Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam
es zu einer Ganerbschaft (Ganerbiat) zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg
und dem Erzstift Mainz. Bis 1750 setzte sich das Erzstift Mainz durch. 1785
verkaufte es das zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit
Cleebronn und Erligheim an Württemberg, über das B. 1951/1952 an Baden-Württemberg
kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und
Stromberg, 1970.
Bopfingen (Reichsstadt).
B. bei Aalen kam um 1150 zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an die
Staufer. In der Reichssteuerliste von 1241 erscheint der vielleicht um 1230 von
den Staufern ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt).
1384 erwarb die Stadt das Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein.
Ihr Herrschaftsgebiet blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8 Quadratmeilen große B.
mit 2000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.;
Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt
Bopfingen, 1872.
Boppard (Reichsland, Reichsstadt).
In Urkunden des 7. Jahrhunderts erscheint im Raum B. Königsgut, das vermutlich auf
römisches Staatsland zurückgeht und 814 als fiscus bezeichnet wird. Später wird
der relativ geschlossene Güterkomplex zugunsten der Hochstifte Hildesheim und
Bamberg, der Abteien Burtscheid und Sankt Pantaleon in Köln, des Quirinusstifts
in Neuss (Neuß), der Propstei Hirzenach, der Klöster Marienberg und Pedernach
und Verlehnungen an Reichsministeriale aufgesplittert. Die Reste des
Reichsgutes fielen zwischen 1309 und 1354 pfandweise an das Erzstift Trier und
gingen im Kurfürstentum Trier auf. Das an der Stelle des auf eine keltischen
Gründung zurückgehenden römischen Kastells Bodobriga (2. Hälfte 4. Jh.)
liegende B., das im frühen 13. Jahrhundert Reichsstadt
wurde, verlor mit der Verpfändung an das Erzstift Trier 1312 die
Reichsfreiheit, da alle Versuche zur Wiedergewinnung misslangen. 1794 geriet B.
unter Verwaltung Frankreichs. 1815 kam es an Preußen. 1946 wurde es Bestandteil
von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Boppard am Rhein. Ein Heimatbuch, 1953; Heyen, F., Reichsgut im
Rheinland. Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard, 1956; Hahn, H.,
Boppard am Rhein, (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964); Kaiser,
R., Boppard, LexMA 2 1983, 444; Boppard, hg. v. Missling, H., 1998.
Brakel (reichsunmittelbare Stadt?). B. an der
Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert
hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Heerse die Herrschaft
inne. Später gelangten Anteile an der Stadtherrschaft an die Asseburg und die
Grafen von Everstein. Zwischen 1289 und 1384 gewann das Hochstift Paderborn
durch Kauf und Heimfall die Herrschaft. Seit 1431 wurde B. vom Reich als Reichsstadt tituliert und zu Reichssteuern
herangezogen. Die Stadt konnte aber im Ergebnis den Anspruch auf
Reichsunmittelbarkeit nicht durchsetzen. 1803 kam sie an Preußen, 1807 zum
Königreich Westphalen, 1815 wieder zu Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Brakel 829-1229-1979, hg. v. d. Stadt
Brakel, 1979.
Braunschweig (reichsstadtähnliche
Stadt). Das 1031 erstmals urkundlich erwähnte, aus Altstadt, Neustadt, Sack,
Hagen und Altewiek zusammengewachsene, bei der um 1000 erbauten, 1134 genannten
Burg Tanquarderoth (Dankwarderode) liegende B. (Brunesguik) wurde im 15.
Jahrhundert wie eine Reichsstadt zu Reichstagen
geladen, unmittelbar zur Reichssteuer herangezogen und unterhielt enge
Beziehungen zum Kaiser, war aber nie Reichsstadt,
sondern einer der Mittelpunkte des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, bis es
1671 an Braunschweig-Wolfenbüttel überging. 1946 kam es zu Niedersachsen.
L.: Wolff 438; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, hg. v. Hänselmann, L./Mack,
H., Bd. 1ff. 1872ff.; Achilles, H., Die Beziehungen der Stadt Braunschweig zum
Reich im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit, 1913; Germer, H., Die
Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts,
1937; Moderhack, R., Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 1976;
Last, M., Braunschweig, LexMA 2 1983, 584ff.; Braunschweig. Das Bild der Stadt
in 900 Jahren, hg. v. Spies, G., Bd. 1f. 1985; Rat und Verfassung im
mittelalterlichen Braunschweig, hg. v. Garzmann, M., 1986; Ehlers, J.,
Historiographie, Geschichtsbild und Stadtverfassung im spätmittelalterlichen
Braunschweig, (in) Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986;
Testamente der Stadt Braunschweig, hg. v. Mack, D., 1988f.; Kintzinger, M., Das
Bildungswesen in der Stadt Braunschweig im hohen und späten Mittelalter, 1990;
Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000.
Breisach (Reichsstadt).
In B. an einem wichtigen Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche
Siedlungsspuren, ein Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein
spätrömisches Kastell (369) nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg) bzw.
castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12.
Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die
Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte.
Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die
Staufer zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel
und gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt).
Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die
Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an
Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und
von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Bremen (freie Reichsstadt,
Republik, Land, Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782
genannt. Seit 787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge
der Dom des Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug König Otto I.
die königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und gewährte 965
Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom Erzbischof
verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat erkämpfte sich
die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von 1303 bis 1308
zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht auf. Als Mitglied
der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine wirtschaftliche Blütezeit. In
der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen Eintracht” kam es zur Festigung des
patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend die Stellung einer freien Stadt mit
unmittelbarer Bindung an das Reich anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der
Ritter von Oumund deren Herrschaft Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben
an B. 1522 wurde die Reformation eingeführt, die bald calvinistische Züge
annahm. 1541/1666 wurde die Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch
ging Blumenthal mit 9 Dörfern an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen
wieder an Bremen zurück. Im 18. Jahrhundert erlebte B. infolge des
Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und konnte sogar sein
Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete sich B. als Freie
Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs (10. 12. 1810)
Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements Wesermündungen). 1815
wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es das hannoversche Gebiet
von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische, 1854 eine konservative
Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Nach der Novemberrevolution 1918 und einer kurzen
Sozialistischen Repulik B. (10. 1. 1919 - 4. 2. 1919) gab sich B. am 18. 5.
1920 eine demokratische Verfassung. Im Dritten Reich unterstand B. mit rund 256
Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam mit Oldenburg einem
Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische Gemeinden eingegliedert
(Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen Landkreis B. Gleichzeitig
wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das Hafengebiet) aus Bremen
ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde) und Lehe gebildeten
Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai
1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1.
1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit dem
Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandtteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck,
Hamburg und Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches
Urkundenbuch, hg. v. Ehmck, D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v.,
Geschichte der Stadt Bremen, Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter
im Herzogtum Bremen, 1926; Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien
Hansestadt Bremen in 28 Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928;
Doerries, H., Studien zur älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32
(1928-29); Die mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v.
Eckhardt, K. A., 1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft
Bederkesa, 1933; Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4.
A. 1934; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1
1939ff.; Kasten, H., Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C.,
Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953;
Schwarzwälder, H., Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G.,
Bremen. Geschichte einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur
Bremer Verfassung von 1947, 1960; Schomburg, D., Geschichtliches
Ortsverzeichnis des Landes Bremen, 1964; Die Chroniken der niedersächsischen
Städte - Bremen, bearb. v. Meinert, H., 1968; Wilmanns, M., Die
Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400, 1973; Schwarzwälder, H.,
Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier
Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977; Heineken, C., Geschichte der Freien
Hansestadt Bremen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit,
1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und das nördliche Niedersachsen, 1986;
Schwarzwälder, H., Reise in Bremens Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate
der Hansestädte Hamburg und Bremen, 1989; Schwarzwälder, H., Das große
Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A., Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre
Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmhäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K.,
Geschichte Bremens, 2007.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft,
Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war
kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie
1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold
I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen
Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift
Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747
an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl
Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der
Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August
erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere
zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit der halben
Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von Dalberg zu
Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen
zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei
Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph II. den
Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen
und 3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift
Lindau. Sie vertauschte er 1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich,
das Lindau 1805 an Bayern verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Brünn (Reichsstadt,
Residenz der Grafen von Luxemburg). B. (alttschechisch brn, Ton, Lehm?) an der
Mündung der Zittawa in die Schwarzawa wird 1091 erstmals erwähnt. Die Burg war
Vorort eines mährischen Teilfürstentums bzw. Mährens. 1243 erhielt B. eigenes
Recht. Unter König Rudolf von Habsburg wurde es zur Reichsstadt
erhoben, doch hat sich dies faktisch nicht ausgewirkt. S. Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Rössler, E., Die Stadtrechte von Brünn aus dem 13. und 14.
Jahrhundert, 1852, Neudruck 1963; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, Bd.
1 1911; Hlavacek, I., Brünn, LexMA 2 1983, 762ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 87.
Buchau (Reichsstadt),
Bad Buchau. Bei dem um 770 gegründeten Damenstift B. entstand im 10.
Jahrhundert eine 1014/1022 bezeugte Siedlung. Sie erhielt im 13. Jahrhundert
Stadtrecht und erlangte vermutlich am Ende des 13. Jahrhunderts Unabhängigkeit
vom Stift. 1320 wurde sie unter den Reichsstädten genannt. 1524 erwarb diese
kleinste der oberschwäbischen Reichsstädte das Ammannamt. Die Ausbildung eines
eigenen Herrschaftsgebiets gelang ihr nicht. 1802/1803 kam sie, etwa 0,3
Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde mit dem Reichsstift B. zu
einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg fiel. 1951/1952 kam
B. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 36; Wallner 690 SchwäbRK 93; Schroeder 440ff.;
Schöttle, J., Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Beschreibung des
Oberamtes Riedlingen, 2. A. 1928; Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955;
Seufert, C., Repertorium des Stadtarchivs, Bd. 1 1997.
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte B. niemals mehr als 10
Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift umgewandelte Kloster erwarb
durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach 1625 durch Heimfall der
Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387)
und Kappel (1391), Grodt (1427/1645-1788, dann an die Grafen von
Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442), Betzenweiler (1510), Streitberg (1700),
die Herrschaft Oggelsbeuren mit Rupertshofen und Ellighofen (1695), das Amt
Bierstetten (1788), Moosburg (1792) und einige Ämter zu Mengen und Saulgau
gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt. Es hatte Sitz auf dem Reichstag und
dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2 Quadratmeilen groß, an Thurn und
Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt
B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG.
125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, hg.
v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte Oberschwabens,
hg. v. Schiersner, D., 2011.
Buchhorn (Reichsstadt)
(seit 1811 Friedrichshafen). B. am Bodensee wird erstmals 838 erwähnt. Seit
1032/1040 erscheinen als Zweig der sog. Udalrichinger Grafen von B. Nach ihrem
Aussterben 1089 fielen ihre Güter an die Welfen, 1189/1191 an die Staufer. Der
von diesen zur Stadt ausgebaute Ort wird 1241 im Reichssteuerverzeichnis
genannt und ist am Ende der staufischen Herrschaft in der Mitte des 13.
Jahrhunderts Reichsstadt (nach 1254, 1275/1299).
König Rudolf von Habsburg verpfändete diese an die Grafen von Werdenberg, doch
konnte B. nach 1323 die Reichsfreiheit wieder erlangen. 1472 erwarb B. vom
Hochstift Konstanz die Herrschaft Baumgarten-Eriskirch. 1802/1803 fiel B. mit
rund 40 Quadratkilometern und etwa 1800 Einwohnern an Bayern, 1810 an
Württemberg. 1811 entstand aus der Vereinigung von B. und Hofen das nach König
Friedrich von Württemberg benannte Friedrichshafen, das 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 224; Zeumer 555 III b 34; Wallner 690 SchwäbRK 90; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5; Schroeder 226ff.; Knapp, E., Die älteste Buchhorner
Urkunde, Württ. Vjh. für Landesgesch. 19 (1910), 155ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912, 216ff.; Oberamtsbeschreibung Tettnang,
1915; Hutter, O., Buchhorn-Friedrichshafen, 1939; Messerschmid, M., Buchhorn
unter bayerischer Verwaltung, Schr. d. Vereins f. Gesch. des Bodensees und
seiner Umgebung 80 (1962), 52ff.; Der Kreis Tettnang und die Stadt
Friedrichshafen, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, M., 1969; Schmid, K., Buchhorn,
LexMA 2 1983, 836.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes,
strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den
Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich
B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863)
Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879
wählten die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne,
den Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der
späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder
Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon
[Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an
sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf
Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien
an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren,
während das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von
Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das
Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II.
1032 die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des
Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet
nur unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft
Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch
Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im Frieden von
Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil der
Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische
Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die Picardie und
Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526
auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Kaiser
Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon 1512/1521 angestrebten
burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern (einer
Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines einzigen Landesherren (Habsburg
als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich
bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen
gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach
mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten.
S. Niederlande, Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold. The
formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund,
Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande
des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann,
K., Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte
Burgunds, 1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 58 Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son
histoire 1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.;
Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das
Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La
gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H.,
Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté
et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
Buxheim (Abtei, Reichskartause). 1402 gründete
Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs von Augsburg bei
Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt
Memmingen in der Kartause die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und
Schirmgerechtigkeit entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich
übertragen. Damit konnte B. zur Reichsunmittelbarkeit aufsteigen. Mit drei
Dörfern und drei Weilern gehörte B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von
Ostein für den Verlust der Herrschaft Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei
B. (ohne Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den
Grafen von Wartenberg. 1810 erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das
danach an Bayern gelangte. S. Bayern.
L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und
Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.
Cambrai (freie Reichsstadt),
mhd. Kamerich. C. war bereits in frühfränkischer Zeit Vorort eines
Teilkönigtums. Im Jahre 1077 erzwangen die Einwohner vom Bischof erste Rechte,
die später erweitert wurden. Im Hochmittelalter wurde es Reichsstadt. 1543 kam C. an Habsburg. 1679 fiel die Reichsstadt C. an Frankreich.
L.: Wolff 65; Reinecke, S., Geschichte der Stadt Cambrai, 1896; Fossier, R.,
Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.
Chemnitz (Reichsstadt).
Die sich bei dem vermutlich 1136 von Kaiser Lothar von Süpplingenburg an einer
wichtigen Straßenkreuzung gegründeten Kloster entwickelnde Stadt (slaw.
„Steinbach“) war zunächst Reichsstadt (1290
civitas imperio attinens), ging 1308 an die Markgrafen von Meißen über, kaufte
jedoch 1423 von diesen die Ober- und Niedergerichtsbarkeit. Um 1550 zählte sie
etwa 4000 Einwohner. Von 1770 an wurden in ihr zahlreiche Manufakturen gegründet.
Die 1820 beginnende Industrialisierung veränderte das Stadtbild erheblich. 1953
wurde die Stadt in Karl-Marx-Stadt umbenannt, erhielt aber zum 1. 6. 1990 ihren
alten Namen zurück.
L.: Wolff 379; Ermisch, H., Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster,
1879; Blaschke, K., Chemnitz, LexMA 2 1983, 1792f.
Chur (Reichsstadt,
Reichsvogteistadt). Der Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in
Graubünden liegt in vorrömischer Zeit. Um 300 entstand dort ein Römerkastell
(Curia Raetorum). Der Ort war nach 310 Vorort der Provinz Raetia prima. 614
wurde er erstmals als civitas bezeichnet. 831 erhielt der Bischof von C. einen
Immunitätsbrief, 951 Steuerrechte, 952 den Zoll von C., 958 Münze und halbe
civitas und 960 den Königshof. Die Stadt erwuchs unter der Herrschaft des
Bischofs. Seit 1299 befand sie sich in ständigem Streit mit dem Bischof um die
Selbständigkeit und löste sich allmählich aus der Herrschaft. 1489 erwarb sie
mit der Reichsvogtei, die der Bischof 1299 vom König erlangt hatte, die
Stellung einer freien Reichsstadt bzw. verhielt
sich jedenfalls dementsprechend. 1498 verbündete sie sich als zugewandter Ort
mit der Eidgenossenschaft der Schweiz. Mit dem Übertritt zur Reformation im
Jahre 1526 löste sie sich völlig von der bischöflichen Herrschaft.
L.: Wolff 533; Planta, P. C., Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im
Mittelalter, 1878; Bernhard, H., Chur, 1937; Kellias, H., Zur Entstehung der
Churer Stadtverfassung, 1949; Simonett, C., Geschichte der Stadt Chur, Bd. 1
1976; Ludwig, A., Die deutsche Urkundensprache Churs im 13. und 14.
Jahrhundert, 1989.
Colmar, Kolmar (Reichsstadt).
C. im Oberelsass am Schnittpunkt wichtiger Straßen wird zuerst 823 als fiscus
(Königshof) Columbarium erwähnt. 1226 wurde es Reichsstadt
(civitas). 1354 trat C. dem elsässischen Zehnstädtebund bei. 1672 bemächtigte
sich Frankreich seiner und ließ die starken Befestigungen schleifen. Seitdem
teilt es politisch das Schicksal des umliegenden Elsass. 1714 erwarb die Stadt
die Herrschaft Hohlandsburg (Hohlandsberg) mit Logelnheim.
L.: Wolff 298; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Hund, A., Colmar vor und während seiner Entwicklung zur Reichsstadt, 1899; Pfleger, L., Colmarer Stadtrechte, 1938,
Oberrhein. Stadtrechte 3; Sittler, L., Colmar, 1951; Sittler, L., La Décapole
alsacienne des origines à la fin du Moyen Age, 1955; Sittler, L., Colmar, LexMA
3 1986, 46ff; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 126.
Crailsheim (Reichsstadt?).
C. an einer Jagstfurt wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige
Rechte gehörten im 12. Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben
den Herren von Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich (?) und lehnsweise
den verwandten Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336 verpfändete König Ludwig
der Bayer C. mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an die Hohenlohe. 1323 war
der Ort Stadt. 1387 verpfändeten die Hohenlohe C. an benachbarte Reichsstädte,
1388 und 1390 an die Landgrafen von Leuchtenberg, die das Pfand 1399 als
verfallen an die Burggrafen von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von
Ansbach kam C. 1791 an Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. 1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928;
Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der
Stadt Crailsheim, 1990.
Deventer (Reichsstadt,
Residenz des Bischofs von Utrecht). D. an der Ijissel erscheint anlässlich
einer Kirchengründung Lebuins kurz vor 776. 952 gab König Otto I. seine von den
Karolingern ererbten Güter in D. an das Mauritiuskloster in Magdeburg, 1046
König Heinrich III. Münzregal und Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123
erließ der Kaiser den Bewohnern Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D. Reichsstadt und Mitglied der Hanse. 1528 kam es vom
Hochstift Utrecht an Kaiser Karl V. 1591 wurde es den spanischen Habsburgern
durch die Generalstaaten der Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975),
167; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 141.
Dinkelsbühl (Reichsstadt).
Das 1188 erstmals erwähnte D. (burgus Tinkelspuhel) an der Wörnitz wurde
vermutlich um 1180 unter Einbeziehung einer älteren Siedlung an der Kreuzung
wichtiger Fernstraßen zwischen Augsburg und Würzburg sowie Ulm und Nürnberg als
Stadt von den Staufern gegründet. Seit 1251 wurde es an die Grafen von
Oettingen verpfändet, konnte aber 1351 die Pfandschaft selbst ablösen und von
1273 an die Stellung einer Reichsstadt erwerben
(1305 Stadtrecht von Ulm, 1351/1315 freie Richterwahl, 1398 Blutbann). 1387
erzwangen die Zünfte die Aufnahme in das Stadtregiment. Um 1400 hatte die Stadt
etwa 4000 Einwohner. 1530/1534 wurde die Bevölkerung überwiegend evangelisch,
1649 D. paritätische Reichsstadt (mit
katholischem Magistrat und evangelischer Bevölkerung). 1802/1803 ging die
Stellung als Reichsstadt verloren. D. kam mit
einer Quadratmeile Gebiet und 8000 Einwohnern an Bayern, 1804 an Preußen und
1805/1806 wieder an Bayern.
L.: Wolff 218; Zeumer 555 III b 16; Wallner 689 SchwäbRK 78; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 236ff.; Beck, L., Übersicht über die Geschichte der ehemaligen freien
Reichsstadt Dinkelsbühl, 1886; Christoffel, M.,
Dinkelsbühl, 1928; Gluth, P., Dinkelsbühl. Die Entwicklung einer Reichsstadt, 1958; Die Urkunden der Stadt Dinkelsbühl
(1282-1500) Bd. 1, 2, bearb. v. Schnurrer, L., 1960ff.; Gebeßler, A., Stadt und
Landkreis Dinkelsbühl, 1962; Schnurrer, L., Die Territorien der Reichsstadt Dinkelsbühl, Jb. d. hist. Ver. v.
Mittelfranken 80 (1962/1963), 55ff.; Warmbrunn, P., Zwei Konfessionen in einer
Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in den paritätischen
Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl von 1548-1648,
1983; Fahlbusch, F. B., Dinkelsbühl, LexMA 3 (1985), 1067.
Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D. (894/930 Stufo) lag im königlichen
Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem Hochstift Regensburg gab. Dieses
konnte die sich um D. bildende Herrschaft gegen Bayern behaupten, musste sie
aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden. Seitdem kam es zu mehrfachem
Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg,
Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis zählende D.
1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm fiel es 1803 an den
Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des Großherzogtums
Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Donauwörth (Reichspflege). Zur staufischen Vogtei
D. gehörte als Reichspflege D. ein mit Hochgerichtsbarkeit verbundener Bezirk
südlich der Donau. Die Pflege kam aus dem Erbe der Staufer an die Herzöge von
Pfalz und Oberbayern, musste aber als Reichsgut an König Rudolf von Habsburg
herausgegeben werden. 1608 vollstreckte Bayern die Reichsacht gegen die Reichsstadt Donauwörth und erzwang für die
Vollstreckungskosten die Verpfändung.
L.: Dacheröden 133; Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Wöhrl, J., Die Reichspflege
Donauwörth, 1928f; Pfister, D., Donauwörth, 2008.
Donauwörth (Reichsstadt).
D. wurde vermutlich nach 900 von den Grafen von Dillingen gegründet. 1030 wird
D. (Weride) anlässlich der Bestätigung und Erweiterung der Verleihung des
Markt-, Münz- und Zollrechts an die Herren von Werde (Mangolde) durch König
bzw. Kaiser Otto III. erstmals genannt. Nach deren Aussterben fiel es zwischen
1147 und 1156 an das Reich heim. Von 1156 bis 1183 unterstand es den Grafen von
Wittelsbach. 1191 wurde es von den Staufern als Reichsgut eingezogen und Sitz
einer staufischen Vogtei. Nach längeren Auseinandersetzungen mit Bayern wurde
D. 1301 Reichsstadt (meist Schwäbisch Wörth
genannt). Von 1376 bis 1434 war es an Bayern verpfändet, das 1462 auf alle
Ansprüche verzichtete. In der Reformationszeit wurde es mehrheitlich
protestantisch. Da die protestantische Bevölkerung von den Regeln des Augsburger
Religionsfriedens von 1555 durch Störung katholischer Prozessionen abwich,
wurde 1607 über sie die Reichsacht verhängt, die 1608 durch Besetzung von
Bayern vollstreckt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg war es hart umkämpft, blieb
aber auf Dauer bayerisch und katholisch, da die 1705 erfolgte Wiederherstellung
der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser Joseph I. bereits 1714 wieder aufgehoben
wurde.
L.: Wolff 136; Stieve, F., Der Ursprung des 30-jährigen Krieges, Bd. 1 1875;
Stenger, H., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Donauwörth (1193-1607), 1909; Grohsmann, L./Zelzer, M., Geschichte der Stadt
Donauwörth, Bd. 1f. 1958ff.; Landkreis Donauwörth. Werden und Wesen eines
Landkreises, 1966.
Dortmund (Grafschaft). Die um Dortmund liegende,
etwa 77 Quadratkilometer umfassende Grafschaft D. wurde, nachdem die Grafen von
D. als Reichlehnsträger 1316 in männlicher Linie ausgestorben waren, 1343 und
1504 jeweils zur Hälfte durch die Reichsstadt D.
von den Grafen von der Mark erworben (Dortmund-Lindenhorst). Mit D. fiel ihr
Gebiet 1803 an Nassau-Oranien(-Fulda), 1808 an das Großherzogtum Berg, 1815 an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Meininghaus, A., Die Entstehung
von Stadt und Grafschaft Dortmund, 1920.
Dortmund (Reichshof, Reichsstadt).
Zwischen 881 und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und
Weser verbindenden Hellwegs der vielleicht in Anlehnung an einen karolingischen
Königshof und späteren Grafenhof entstandene Ort Throtmanni, Trutmundi,
Trutmania, erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits 1152 war er vielleicht
befestigt (lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige westfälische Reichsstadt bezeugt. Sie wurde Mitglied der Hanse und
unter Überflügelung Soests Vorort des gemeinen Kaufmanns von Westfalen. Sie
erwarb, nachdem die Familie der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie
erloschen war, 1343 und 1504 jeweils eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit
1,5 Quadratmeilen bzw. 77 Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389
aber (nach 1248 wie 1301 erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die
Grafen von der Mark) in Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und
den Grafen von der Mark (Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich
erheblich geschwächt wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die
Reichsunmittelbarkeit. Von 1523 bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging
Brackel (Brakel) an Kleve-Mark verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern
an Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum
Berg (Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz
Westfalen), das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der
kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f.
1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel, K., Geschichte der Grafschaft
und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917;
Heimatatlas für Dortmund, hg. v. Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L. v.,
Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A.,
Bergbau in Dortmund, 1963; Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder
aus und über Dortmund, Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber,
H./Hüser, F., 2. A. 1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v.
Luntowski, G./Reimann, N., 1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der Stauferzeit, Bll. f. dt.
LG. 120 (1984); Thier, D., Melius Hereditati, 1987; Zeit-Räume, bearb. v.
Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 158;
Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v. Schilp, T./Welzel, B., 2. A. 2006;
Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012.
Duisburg (Reichsstadt).
883/884 wird D., das auch mit dem vormerowingischen Dispargum verknüpft wird
und dessen Name zum Personennamen Thio gestellt wird, als einem römischen Militärposten
auf dem Burgberg folgende fränkische Königspfalz bei Regino von Prüm erwähnt.
Im 12. Jahrhundert entwickelte es sich allmählich zur Stadt (regia villa,
1129?). Eine Verlagerung des Rheins kurz nach 1200 ließ den wirtschaftlichen
Aufschwung abbrechen. 1290 wurde D. von König Rudolf von Habsburg an das
Herzogtum Kleve verpfändet und kam mit diesem zusammen 1614 an Preußen. Von
1543 an setzte sich die Reformation durch, 1655 wurde durch den Großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine bis 1818 als klevische
Landesuniversität bestehende Universität gegründet. 1946 fiel D. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Averdunk, H., Geschichte der Stadt Duisburg bis zum Jahre 1666,
1894; Averdunk, H./Ring, W., Geschichte der Stadt Duisburg, 2. A. 1949; Ring,
W., Heimatchronik der Stadt Duisburg, 1954; Domke, H., Duisburg, 1960; Bätz,
H./Steeger, H., Heimatatlas Duisburg, 1968; Roden, G. v., Geschichte der Stadt
Duisburg, Bd. 1 1970; Milz, J./Pietsch, H., Duisburg im Mittelalter, 1986;
Bergmann, W. u. a., Urkundenbuch der Stadt Duisburg, Bd. 1 904-1350, 1989;
Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Jägers, R.,
Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 167; Milz, J., Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs, 2008.
Dunningen (reichsunmittelbares Dorf). Im Jahre 786 gab Graf Gerold Güter in D. bei Rottweil an Sankt Gallen. Um 900 ist Königsgut nachweisbar. Das im Spätmittelalter reichsunmittelbare Dorf stellte sich 1435 unter den Schutz der Reichsstadt Rottweil, mit der es 1802 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
Düren (Reichsstadt).
D. wird 748 (villa Duria) erstmals erwähnt. Es war karolingischer Königshof, der
zur Pfalz ausgebaut wurde und aus dem Güter an Stablo (814), das Aachener
Münster (888) und das Hochstift Verdun (1057) kamen. Im frühen 13. Jahrhundert
entwickelte es sich zur Stadt (Reichsstadt). Sie
wurde 1242/1246 an die Grafen von Jülich verpfändet, wurde aber noch längere
Zeit zu Reichstagen eingeladen. 1614 kam D. an Pfalz-Neuburg, 1790/1801 an
Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Schoop, A., Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Düren
bis 1794, 1920; Geschichte der Stadt Düren, 1923; Grotelüschen, W., Die Städte
am Nordostrand der Eifel, 1933; Der Landkreis Düren, bearb. v. Küster, K.,
1967; Kessler, A., Von Karl dem Großen bis Napoleon Bonaparte. Grundzüge einer
Geschichte des Dürener Landes, 1968; Kaemmerer, W., Urkundenbuch der Stadt
Düren, I 1-2, 1971ff.; Flach, D., Zur Geschichte des Dürener Reichsgutes, (in)
Dürener Geschichtsbll. 71 (1982) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 163.
Eberbach (Reichsstadt).
Auf altem Siedlungsland am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das
Hochstift Worms kam, errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der
Bischof die Burg gegen eine Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen
geben. Gleich danach errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem
Untergang der Staufer (um 1255) Reichsstadt und
hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert
wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330 als Pfand an die Pfalz, 1410 an
Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz. 1803 fiel sie an Leiningen und
1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Eger (Reichsstadt),
tschech. Cheb. Das Gebiet an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen
Eindeutschung des nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter slawisch
besiedelten Raumes vor 1167 an die Staufer, die neben dem 1061 erstmals
erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten. 1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach mehreren
früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen. 1353 übernahm Karl IV.
als König von Böhmen das Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht eingelöst.
Mit dem Egerland wurde dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert. 1918 kam
es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg und Pfalz Eger, 1934; Sturm,
H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951.
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061
erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des
mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge
und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen
Besiedelung erfasst (Bau einer Burg durch den Diepoldinger Markgrafen Diepold
III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als Region Eger. Sie wurde nach 1146
und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von
Vohburg dem Reich unmittelbar unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu
einer straff organisierten Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia
Egrensis, 1261 Egerlant). Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis
1266 reichsunmittelbare Land aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen
zum Stiftland (Stiftsland) zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der
Mitte des 16. Jahrhunderts unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die
Landeshoheit Bayerns kam. Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an sich
und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem Gebirg
(Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern kamen. Im
Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die Reichsherrschaft Asch
entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber 1276 dem Reich
zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses Gebiet als
Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des Bayern zum
König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese wurde bis
1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich Böhmen
eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche Bevölkerung aus der 1918
enstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt, Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn,
K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986, 1604ff.
Ehingen (reichsstadtähnliche
Stadt). In dem 760 oder 961 erstmals erwähnten E. an der Donau wurde um 1230
von den schwäbischen Grafen von Berg neben einer älteren Siedlung eine Stadt
gegründet. 1343 wurde E. nach dem Aussterben der Grafen an Habsburg verkauft,
bis 1568 von Habsburg aber mehrfach verpfändet. In dieser Zeit gewann es eine reichsstadtähnliche Stellung (1379 Befreiung vom
auswärtigen Gericht, 1434 Blutbann, 1444 Wahl des Ammannes, 1447 Befreiung von
auswärtigen Kriegsdiensten, von 1568 bis 1680 Erwerb der Pfandschaft der
Herrschaften Berg[, Ehingen] und Schelklingen) und wurde Tagungsort der
Landstände Schwäbisch-Österreichs sowie Sitz des Kantons Donau des
Ritterkreises Schwaben. 1806 kam es von Österreich an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Weber, F., Ehingen. Geschichte einer oberschwäbischen Donaustadt,
1955; Bauer, C., Ehingen als vorderösterreichische Stadt, (in)
Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v. Metz, F., Bd. 2, 3.
A. 1978.
Ehnheim (Reichsstadt) s. Oberehnheim
Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach
1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine
Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei Neu-Ulm ein
Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142 von Berthas
Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen neugegründet. 1225
kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte links der Donau 1396
an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über
die Markgrafen von Burgau an Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum freien
Reichsstift erhoben, das dann dem schwäbischen Reichskreis angehörte. 1802
wurde es säkularisiert, sein weitgehend geschlossenens Stiftsgebiet (Oberamt E.
und Pflegämter Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5
Quadratmeilen und 4200 Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des
größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet
eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen,
1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965;
Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
Elsass-Schwaben-Burgund (Ballei des Deutschen Ordens), Elsass
und Burgund. Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der 12 Balleien des
Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die Kommenden Kaysersberg (vor
1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim (1278), Gebweiler (nach
1270) und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw. Könitz bei Bern (1226),
Basel (1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen (1226) (Dorf Beuggen
bei Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten Breisgau und
Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern Wasenweiler,
Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw. Räxingen, Ihlingen
bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270) (mit der Insel
Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt
Überlingen sowie dem Amt Blumenfeld mit mehreren Dörfern) sowie Altshausen
(1264) (mit dem Schloss Altshausen und einigen Dörfern), Zur Kommende
Altshausen zählten auch die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten (mit den Flecken Rohr bzw. Unterrohr und Waldstetten und dem Dorf
Bleichen bzw. Unterbleichen), das Schloss Arnegg bzw. Arneck, das Kastenamt in
der Reichsstadt Ravensburg, Schloss und
Herrschaft Achberg und das Bergschloss Hohenfels mit mehreren Dörfern. Als
Folge der Verpfändung der Ballei durch den Deutschmeister an den Hochmeister
(1394/1396) erlangte die Ballei weitgehende Selbständigkeit. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte sie zu den rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. Zugleich war ihr Komtur zu Altshausen
Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Sitz des Landkomturs war von 1410 bis 1806 Altshausen bei Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten als eigene Kommende geführt und der reichsritterschaftliche
Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen im Kanton Donau
aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1932;
Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; Tumler, L.,
Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400, 1954; Müller, K.,
Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund im
Jahre 1393, 1958; Millitzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im
Deutschen Reich, 1970; Der Deutsche Orden und die Ballei Elsass-Burgund, hg. v.
Brommer, H., 1996.
Eppingen (Reichsstadt).
E. bei Heilbronn wird 985 anlässlich einer Übertragung vom Reich an das
Domstift Worms erstmals erwähnt. 1188 erscheint es als burgum, 1219 als civitas
des Reiches. 1282 wurde es von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt
erhoben und erhielt 1303 das Recht der Reichsstadt
Heilbronn. Seit 1383 gehörte es meist als Pfand zur Pfalz, die es 1462 nach der
Schlacht bei Seckenheim endgültig in Besitz nahm. 1803 kam es an Baden und
damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Braun, A., Geschichte der Stadt Eppingen, 1914; Gleim, F., Die
Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg 1950; Rund um den Ottilienberg.
Beiträge zur Geschichte der Stadt Eppingen und Umgebung, hg. v. d.
Heimatfreunden Eppingen, Bd. 1 1979.
Erfurt (Reichsstadt).
Das Gebiet von E. in Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt.
Um 706 wurde von Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster
(Peterskloster) angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der
Furt der Straße Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742
Erphesfurt, Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des Erzbistums
Mainz aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum Erzstift
Mainz erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs der
königlichen Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?). Um
1066 und 1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts übernahm
der 1217 (consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte der
gemeinsamen königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von den
Grafen von Gleichen, 1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera durch
Sachsen, 1485 an Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarb E.
ein großes, teilweise aus Reichslehen bestehendes Landgebiet mit rund 900
Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw.
Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und Burgen. Der Rat
strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit an (zwischen 1279
und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete Papst Clemens VII. die
Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501 Luther), die bis 1812 Bestand
hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab das Erzstift Mainz seine Rechte
an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt wieder in den
Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde E. mit 25 Städten,
3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen abgetreten, bildete
aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte Domäne. 1815 fiel E.
an Preußen zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach, Azmannsdorf (Atzmannsdorf)
und Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944 wurde der
Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse
des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt
beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der preußischen Provinz
Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der Kapitulation am 8. 5.
1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in der Deutschen
Demokratischen Republik aufging (str.). Das Bistum E. wurde 1992/1994 Suffragan
von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Erkheim (Herrschaft). Die Herrschaft E. wurde 1693/1698 teilweise von der Abtei Ottobeuren erworben. Andere Teile unterstanden der Reichsstadt Memmingen. E. gelangte später an Bayern.
Eschwege (Reichsstadt).
E. an der Werra wird 973/974 (Eskiniwach) als Königshof erstmals erwähnt. Die
im Anschluss an das vermutlich bald nach 1000 von Kaiser Ottos III. Schwester
Sophie gegründete Stift entstandene Stadt war bis 1249/1250 Reichsstadt in Thüringen. 1264 kam sie an die
Landgrafen von Hessen, die sie dem Reich zu Lehen auftrugen und auf die Belehnung
mit E. und die Reichsburg Boyneburg ihre Erhebung zu Reichsfürsten gründeten,
war aber bis 1433/1436 umstritten (1385 Thüringen, Mainz). Von 1627 bis 1834
gehörte E. zur Rotenburger Quart Hessen-Kassels. Von 1866 bis 1945 war es Teil
Preußens und kam danach zu Hessen.
L.: Wolff 254; Schmincke, J., Geschichte der Stadt Eschwege. Mit Berichtigung
und Ergänzungen neu hg. v. Stendell, E., 1922/1923; Bruchmann, K., Der Kreis
Eschwege. Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra, 1931;
Eckhardt, W., Eschwege 1769, 1959; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt
thüringisch-hessischer Geschichte, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege
in der Germar-Mark. Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes im
hessisch-thüringischen Grenzgebiet, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v.
Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1 1984, 98ff.; Hofmeister, K., Die
Arbeiterbewegung in Eschwege (1885-1920), 1987; Heinemeyer, K., Eschwege, LexMA
4 1989, 11.
Essen (Reichsstadt).
Im Anschluss an die Reichsabtei Essen am Hellweg entstand seit dem 11.
Jahrhundert die Siedlung E., die 1041 Marktrecht erhielt. Sie erlebte
allmählich einen, nicht zuletzt auch durch den seit 1317 bezeugten Kohleabbau
begünstigten wirtschaftlichen Aufschwung. 1377 erteilte Kaiser Karl IV. der
Stadt die erstrebte Reichsunmittelbarkeit. 1380 bestätigte er aber der
Reichsabtei die Herrschaft über die Stadt, die diese 1399 anerkannte. Zu dieser
Zeit umfasste E. etwa 680 Häuser auf einer Fläche von knapp 700 Hektar. Seit
etwa 1563 bildeten sich eine reformierte und eine lutherische Gemeinde. Der Rat
erklärte sich als evangelischer Reichsstand. 1670 wurde der Stadt statt
Reichsunmittelbarkeit politische und wirtschaftliche Selbständigkeit unter der
Äbtissin zugestanden. 1803 kam E. mit der Säkularisation der Reichsabtei an
Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel
sie an Nordrhein-Westfalen.
L.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, Bd. 1 1915; Jahn, R., Essener
Geschichte, 2. A. 1957; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek,
W., 1966; Schneider, W., Essen, Abenteuer einer Stadt, 3. A. 1971; Sellmann,
W., Essener Bibliographie, 1574-1960, Bd. 1 1980; Bettecken, W., Stift und
Stadt Essen, ”Coenobium Astnide” und Siedlungsentwicklung bis 1244, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 1989, 23; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002;
Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Gerchow, J.
u.a., 2003; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 186.
Esslingen, Eßlingen (Reichsstadt).
E. am Neckar, dessen Gebiet schon vorgeschichtlich besiedelt war, wird erstmals
777/866 (Hetslinga) erwähnt. Um 800 erhielt die dortige Zelle des Klosters St.
Denis, die den Ort über Fulrad, den Kaplan Kaiser Karls des Großen, von dem
alemannischen Adligen Hafti erworben hatte, einen Markt. 1077 gehörte E. dem
Herzog von Schwaben. 1147 unterstand es den Staufern. 1212 verlieh ihm Kaiser
Friedrich II. Stadtrecht. Seitdem war es als freie Reichsstadt
anerkannt. Der Versuch eine größere Herrschaft aufzubauen scheiterte am
Widerstand Württembergs, doch erwarb E. ein Dutzend kleiner Orte rechts des
Neckars, einen schmalen Brückenkopf links des Neckars sowie die Spitaldörfer
Deizisau, Möhringen und Vaihingen a. F. Im Jahre 1802 kam das zum schwäbischen
Reichskreis zählende E. mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 80 Quadratkilometern an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 5; Wallner 689 SchwäbRK 69; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 373ff.; Pfaff, K.,
Geschichte der Reichsstadt Esslingen, 2. A.
1852; Urkundenbuch der Stadt Esslingen, hg. v. Diehl, A./Pfaff, K., 2 Bände.
1899ff.; Wurster, O., Esslinger Heimatbuch, 1931; Borst, O., Esslingen am
Neckar. Geschichte und Kunst einer Stadt, 2. A. 1967; Schneider, J.,
Bibliographie zur Geschichte und Kultur der Stadt Esslingen, 1975; Borst, O.,
Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar, 1977; Schuler, P., Esslingen, LexMA 4
1986, 24.
Feuchtwangen (Reichsstadt).
F. bei Ansbach wird als Benediktinerkloster 817 erstmals genannt. Der seit der
Jahrtausendwende daneben entstandene Ort wurde 1285 Reichsstadt.
Sie wurde 1376 an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet und gehörte
dementsprechend tatsächlich zur Markgrafschaft Ansbach, seit 1791 zu Preußen.
1806 kam F. an Bayern.
L.: Wolff 108; Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes
Feuchtwangen, 1927; Funk, W., Feuchtwangen. Werden und Wachsen einer
fränkischen Stadt, 1954; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964; Die
Urkunden der Stadt Feuchtwangen 1284-1700(-1772), bearb. v. Hörber, W., 1979.
Frankfurt (Reichsstadt,
Großherzogtum, freie Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am
Main fanden sich Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im
Rhein-Maingebiet nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter
anderem die Siedlung Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht
eine keltische Siedlung fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt
(Franconofurt). Aus der damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des
Mains entwickelte sich bis zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der
umfangreiches Königsgut gehörte (z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der
eine Herbstmesse stattfand und die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert
wurde (1189 Schultheiß, 1194 Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig
seit dem 12. Jahrhundert war F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht
wurde, Ort von Königswahlen (zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen
1356 und 1806 alle Wahlen bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht
der Stadt F., deren älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem
Jahre 1222 stammt, war vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen,
Hanau, Limburg, Wetzlar), wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für
Weilburg) aufgezeichnet. Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen
europäischen Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit
1372 war F. Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet
der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile
einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof und der
Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die
Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das
Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss
sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung
durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich
besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F.
Reichsstadt und wurde für den Verlust seines
Anteils an Soden und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte
(1806) wurden F. und sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem
Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von
Mainz und Reichserzkanzler, der einen aus den Territorien von Regensburg,
Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit
dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau ohne die Ämter
Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und Rodheim wurde es
mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2. 1810 unter
Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den Departements F.,
Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter Dalberg vereinigt.
Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugene de Beauharnais sein. Am 16. 8.
1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code Napoléon eingeführt. Am 28.
10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde am bzw. ab 6. 11. 1813
zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in
ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der
Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie Stadt, die sich eine neue
Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes
(Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815
wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an
Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an
das Kurfüstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung.
1856 erhielt es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen
besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und
einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und
einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die
Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die
Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich
seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836,
neubearb. v. Lau, F., 1901ff.; Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main,
hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk, F., Geschichte von Frankfurt am Main in
ausgewählten Darstellungen, 1871; Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt,
1901; Horne, A., Geschichte von Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R.,
Geschichte der Freien Stadt Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.;
Dietz, A., Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F.,
Geschichte der Stadt Frankfurt am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I.,
Geschichte der Juden in Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing,
H., Die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W.,
Karl Theodor von Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952;
Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt am
Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O., 1955; Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K.,
Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.;
Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz
und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt zwischen Provinzialismus und
Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien Stadt” in den preußischen Staat
(1866-1871), 1971; Schneidmüller, B., Städtische Territorialpolitik und
spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am Beispiel von Frankfurt am Main,
Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in
der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs-
und sozialgeschichtliche Studien zur bürgerlichen Gesellschaft in
Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der Stadt Franckenfort am Meine
des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg. v. Köbler, G., 1984; Die
deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Klötzer, W., Frankfurt
ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A. 1985; Koch, R.,
Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund, K.,
Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und Freien
Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F.,
Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.; Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter
historischen Kommission, 1991; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994;
Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v.
Rob, K., 1995; Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert,
1995; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M.,
Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am
Main 1996; Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die
Geschichte der eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 200; Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v.
Conze, E. u. a., 2010.
Fränkischer Reichskreis. Der 1500 auf dem Boden des
alten Stammesherzogtums Franken geschaffene, bis 1803/1806 unter dem Vorsitz
Bambergs und Kulmbach/Ansbachs einigermaßen funktionierende fränkische
Reichskreis (zwischen 1517 und 1791 322 Tagungen) umfasste folgende Mitglieder:
Ansbach (seit 1791 Preußen), Bamberg (Hochstift), Bayreuth (s. Kulmbach),
Castell, (Coburg s. Sachsen-Coburg-Gotha), Deutscher Orden (Mergentheim),
Eichstätt (Hochstift), Erbach, Henneberg (Sachsen, Sachsen-Weimar,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen mit
wechselndem Stimmrecht), Hessen-Kassel, Hohenlohe (, Hohenlohe-Neuenstein,
Hohenlohe-Waldenburg), Kulmbach (seit 1791 Preußen), Limpurg-Gaildorf,
(Mergentheim s. Deutscher Orden), Nürnberg (Reichsstadt),
Preußen (seit 1791), Rieneck, Rothenburg (Reichsstadt),
(Sachsen, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Weimar,) Schönborn (Reichelsberg, Wiesentheid), (Schwarzenberg),
Schweinfurt (Reichsstadt), Seinsheim, Wertheim,
Weißenburg (Reichsstadt), Windsheim (Reichsstadt), Würzburg (Hochstift).
L.: Gumpelzhaimer 17; Wolff 96; Hartung, F., Geschichte des fränkischen
Reichskreises 1521-1559, 1910; Sicken, B., Der fränkische Reichskreis, 1970;
Wüst, W., Die „gute“ Policey im fränkischen Reichskreis, 2003.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz Habsburgs), Freiburg im
Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge Berthold III. und Konrad II.
von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere
Siedlungen den Marktort Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die
Grafen von Urach, die sich seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und
auf der vielleicht von Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg
auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271,
Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III.
1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F.
im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415
bis 1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer Reichsstadt und erwarb später die Dörfer Herdern,
Betzenhausen, Lehen, Zarten, Kirchzarten, Horben sowie die Güter und die Vogtei
des Klosters Sankt Märgen im Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten nur noch
auf ihren südlich Freiburgs gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in Badenweiler.
Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die Markgrafen von
Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der Herrschaftsgebiete
Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland entstehen ließen. F.
kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 204.
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt, Kanton, Residenz). 1157 gründete der
Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich gelangtem Gebiet die
Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an die Grafen von Kiburg
(Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452 unterwarf sie sich Savoyen.
1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde sie als neunter Ort in
die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte
sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die
gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs
von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Rufieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U., Bürgerschaft
im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im Üchtland, LexMA 4
1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 2, 193.
Friedberg (Burggrafschaft). Nach römischer und
vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170 Kaiser Friedrich
Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches in der Wetterau die 1216
erstmals erwähnte Reichsburg F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb
seit dem 15. Jahrhundert eine eigene Herrschaft in der Wetterau (1455 Reichsstadt F. als Pfandschaft, 1475 Grafschaft
Kaichen). 1806 kam sie an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und
der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P., Geschichte der
Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857; Roth, H., Burg und Stadt
Friedberg, 2. A. 1959; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter,
1982; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, Regesten der
Urkunden 1216-1410, 1987; Rack, K., Die Burg Friedberg im Alten Reich, Studien
zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert
1988; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.; Zieg, M., Die
Selbolder - Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie in den Jahren
1200-1578, 2007.
Friedberg (Reichsstadt).
F. in Hessen war bereits römisch (civitas Taunensium bis etwa 260), vermutlich
auch fränkisch besiedelt. Um 1170 errichtete Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur
Sicherung der Güter des Reichs in der Wetterau die 1216 erstmals erwähnte Burg
F. Um 1200 entstand vor der Burg die 1219 erstmals sicher bezeugte Stadt, die
seit 1252 Reichsstadt war. 1347 wurde sie,
vielleicht 3000 Einwohner zählend, erstmals, seit 1349 öfter an verschiedene
Herren, seit 1455 zumeist an die Burggrafschaft F. verpfändet. 1541 wurde sie
evangelisch. 1802/1803 kam die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Stadt,
die ohne weiteres Gebiet war, mit 2000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt. 1834
wurden Burg und Stadt vereinigt und gelangten 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 13; Wallner 699 OberrheinRK 56; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 386ff.; Urkundenbuch der Stadt Friedberg, Bd. 1, hg. v. Ropp,
G./Foltz, M., 1904; Waas, C., Die Chroniken von Friedberg, Bd. 1ff. 1937ff.;
Dreher, F., Friedberg in Hessen, 1938; Roth, H., Burg und Stadt Friedberg, 2.
A. 1959; Friedberg in der Wetterau. Vergangenheit und Gegenwart, Teil 1, 1966;
Braun, W., Friedberg im Spätmittelalter (1250-1500), Wetterauer
Geschichtsblätter 15 (1968), 59ff.; Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im
Mittelalter, 1982, Wetterauer Geschichtsblätter 31; Heitzenröder, W.,
Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schartl, R., Das Privatrecht der
Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, 1987
(Diss. Gießen); Schwind, F., Friedberg, LexMA 4 1989, 918; Friedberg in Hessen,
hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 209; Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Gailnau (Herrschaft). Die Herrschaft G. wurde
1406 von der Reichsstadt Rothenburg erworben.
Diese kam 1802/1803 an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später erlangten
die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie gegenüber
König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener
Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet
zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das
schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage
von Worringen wurden die Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf
Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im
geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat
verbundenen Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen
Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen
gewählten Grafen von Egmont/Egmond aber wieder selbständig. 1472 verpfändete
Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473
eroberte, vom Kaiser belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch
[1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder
selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren
Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach
zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen
Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548 dem
burgundischen Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem Statthalter
Johann von Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von
Habsburg und schloss sich den Generalstaaten als Provinz Gelderland an
(Utrechter Union). Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von Kleve um G.
und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien) 1713 im
Frieden von Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk,
Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die Generalstaaten noch
Venlo, Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz,
so dass bei den österreichischen Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften
Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der
österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil 1795/1801 an Frankreich
abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die Niederlande. Der
preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die Niederlande fielen
(Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in
Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130;
Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy, 2004; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg. v.
Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria,
2008.
Gelnhausen (Reichsstadt).
G. an der unteren Kinzig, das vermutlich nach dem Frauennamen Geila benannt
wurde, erscheint erstmals 1123/1133 und kam zunächst an das Erzstift Mainz und
kurz vor 1170 - teilweise als Lehen Mainzs - an das Reich. 1170 wurde es von
Kaiser Friedrich I. Barbarossa als Markt - und Reichsstadt
- neu errichtet und vor 1180 um eine neue Kaiserpfalz auf einer Kinziginsel
erweitert. 1180 fand hier das Verfahren gegen Heinrich den Löwen statt. Im
Reichssteuerverzeichnis von 1241 wurde G. unter den deutschen Reichsstädten
hinter Frankfurt an die zweite Stelle gesetzt. Später wurde es Oberhof für
mehrere (16) stede und gerichte, von dem allerdings nur wenige Urteile
überliefert sind. Seit 1326 wurde es mit seinen etwa 3000 Einwohnern mehrfach
verpfändet. 1349 kam es als Pfand an die Grafen von Schwarzburg-Hohnstein, 1435
an die Pfalz und Hanau. 1736 trat Hessen-Kassel als Erbe Hanaus in die
Pfandschaft ein, womit die Reichsfreiheit faktisch unterging. 1803 wurde G. in
Hessen-Kassel eingegliedert und kam damit 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S.
a. Forstmeister von Gelnhausen.
L.: Wolff 270; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378)
E3; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der Reichsstadt
Gelnhausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch. 22 (1886); Hotz, W., Gelnhausen, 1951;
Fuchs, A., Gelnhausen, Städtebaugeschichtliche Untersuchung, 1960; Binding, G.,
Pfalz Gelnhausen. Eine Bauuntersuchung, 1965; Lienau, C., Berichte zur
deutschen Landeskunde, 1966; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, Geschichtsblätter
für Stadt und Kreis Gelnhausen, 1966, 13; Heitzenröder, W., Reichsstädte und
Kirche in der Wetterau, 1982; Schwind, F., Gelnhausen, LexMA 4 1989, 1206f.;
Schwind, F., Gelnhausen, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 67; Zieg, M.,
Gelnhäuser Regesten, 2008 (1147 Regesten).
Gengenbach (Reichsstadt).
Der vom Abt der um 748/753 gegründeten Benediktinerarbtei 1230 zur Stadt
erhobene Ort G. bei Offenburg wurde spätestens 1360 durch Kaiser Karl IV. zur Reichsstadt. Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten Reichenbach,
Schwaibach, Ohlsbach und Bermersbach. 1525 wurde die Stadt evangelisch, 1547
aber rekatholisiert. 1689 wurde sie nahezu völlig zerstört. 1803 fiel sie mit
etwa 2 Quadratmeilen an Baden und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 552 III b 32; Wallner 688 SchwäbRK 61; Kuner, M., Die
Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Gengenbach, 1922, 1939; Sutter, O./Wohleb, J., Gengenbach, 1952; Andreas, W.,
600 Jahre Reichsstadt Gengenbach, ZGO 108
(1960), 297; Hillenbrand, E., Stadt und Kloster Gengenbach im Spätmittelalter,
ZGO 124 (1976), 75ff.; Eine Stadt feiert. Chronik des festlichen Jahres 1980,
als Gengenbach sich erinnerte, 750 Jahre Stadt zu sein, bearb. v. End, R.,
1980.
Germersheim (Reichsstadt).
Vermutlich stand an der Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer
Zeit das Kastell vicus Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war
königliche Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das
Recht der Reichsstadt Speyer und damit die
Stellung einer Reichsstadt. 1330 verpfändete
Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von Frankreich besetzt
und kam zum Departement Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand es unter
Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898;
Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955;
Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.
Giengen (Reichsstadt).
Neben einem alemannischen Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den
Hupaldingern eroberte Burg G. an der Brenz, nach der sich eine Familie von G.
benannte. Nach 1147 wurde der durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin
Diepolds II. von G., an die Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im
Brenztal. 1307 zählte G. zu den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332
wurde es von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet,
kaufte sich 1368 aber frei. 1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den
Blutbann. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde
die Reformation in der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt.
1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen an
Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Gochsheim (Reichsdorf). Das vielleicht im 6.
Jahrhundert entstandene G. bei Schweinfurt wird 796 erstmals genannt. Am 23.
11. 1234 behielt sich König Heinrich die Rechte seiner Vorfahren u. a. in G.
vor. Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt
Schweinfurt die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer G. und
Sennfeld, die Schweinfurt 1572 an das Hochstift Würzburg abtrat. 1575 wurde der
Bischof durch Vertrag als Reichsvogt, Schutzherr und Schirmherr anerkannt. Die
1637 vom Kaiser bestätigte Würzburger Landesherrschaft wurde 1649 wieder
beseitigt. 1802 kam G. an Bayern.
L.: Wolff 505f.; Hugo 457; Segnitz, S., Geschichte und Statistik der beiden
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der
fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Zeilein, F., Das freie
Reichsdorf Gochsheim, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Godramstein (Reichsdorf, Reichsstadt?).
G. bei Landau erscheint erstmals 767 in einer Urkunde für Lorsch
(Godmarstaine). Durch eine Königsurkunde von 900 erhielt die Abtei Hornbach
Güter. 1285 verlieh König Rudolf von Habsburg dem Ort die Freiheiten Speyers.
Am 10. 3. 1287 verordnete er, dass die Erhebung von G. bei Landau zu einer Reichsstadt den Rechten des Klosters Hornbach nicht
schaden solle. Kaiser Karl IV. schlug am 25. 10. 1361 auf die an die
Pfalzgrafen verpfändeten Reichsdörfer Billigheim, G., Steinweiler, Erlenbach
(Erlebach), Klingen, Rohrbach und Impflingen sowie die übrigen
Reichspfandschaften des Pfalzgrafen 4000 Gulden mit der Bedingung, dass keines
ohne das andere eingelöst werden solle. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging die
Beziehung zum Reich zugunsten der Pfalz, die im 14. Jahrhundert die Landvogtei
im Speyergau erlangt hatte, gänzlich verloren. Über Bayern gelangte G. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 463, 465; Hagen, J., Grundzüge der Geschichte von Godramstein, 1941.
Goslar (Reichsstadt).
G. am Harz an der Straße vom Rhein zur mittleren Elbe wird 922 erstmals
erwähnt, reicht aber vielleicht noch in karolingische Zeit (karolingisches
Lager von 802). 965/968 begann der Silberbergbau auf dem nahen Rammelsberg. Um
1005/1015 verlegte Heinrich II. die vorher in Werla an der Oker befindliche
Pfalz nach G., das in der Salierzeit beliebter Aufenthaltsort deutscher
Herrscher und bis ins 13. Jahrhundert Stätte vieler Reichstage war. Etwa 1073
wurde die Reichsvogtei G. zur Verwaltung des umliegenden Reichsgutes
geschaffen, die von 1152 bis 1168 an Heinrich den Löwen gelangte. 1219 verlieh
Kaiser Friedrich II. der Stadt einen umfangreichen Freiheitsbrief. 1290/1340
errang, beginnend mit dem Erwerb der Vogtei, G. die Stellung einer Reichsstadt (Reichsunmittelbarkeit). Im 14.
Jahrhundert, in dessen Mitte das Stadtrecht in den goslarischen Statuten
aufgezeichnet wurde, gelang die Gewinnung der Pfandschaft am Rammelsberg. Mit
dem Einlösen der Pfandschaft Rammelsberg durch Braunschweig-Wolfenbüttel
1526/1552 setzte ein wirtschaftlicher Niedergang der 1528 protestantisch
gewordenen Stadt ein. 1802/1803 kam G. mit 8500 Einwohnern an Preußen, 1807 zum
Königreich Westphalen, 1814 an Hannover, danach an Preußen, 1816 wieder an
Hannover, 1866 mit Hannover an Preußen und 1941 an Braunschweig. Am 1. 11. 1946
ging Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 456f.; Zeumer 554 III a 7; Wallner 707 NiedersächsRK 27; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Urkundenbuch der Stadt Goslar, hg. v. Bode, G./Hölscher, U., Bd. 1ff. 1893ff.;
Frölich, K., Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Hoelscher, U.,
Die Kaiserpfalz Goslar, 1927; Frölich, K., Verfassung und Verwaltung der Stadt
Goslar im späten Mittelalter, 1921; Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und
Bergstadt, 1922; Bruchmann, K., Goslar, 1952; Goslar, hg. v. Hillebrand, W., 2.
A. 1965; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968; Wilke, S., Das Goslarer
Reichsgebiet und seine Beziehungen zu den territorialen Nachbargewalten, 1970;
Schuler, P., Goslar, LexMA 4 1989, 1568ff.; Graf, S., Das Niederkirchenwesen
der Reichsstadt Goslar, 1998; Goslar im
Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar um 1600, 2003.
Goslar (Reichsvogtei). 1073 erscheint erstmals
ein prefectus Bodo, der vermutlich einen G. und weitere Reichsgüter
umfassenden, von der Grafengewalt befreiten Bezirk leitete. Seit dem 12.
Jahrhundert ist die Tätigkeit anscheinend auf das Gebiet G. und die Verwaltung
der Reichsgüter beschränkt. Von 1152 bis in die sechziger Jahre (1168) hatte
Herzog Heinrich der Löwe diese Vogteirechte als Reichslehen inne. 1290 erwarb
die Reichsstadt G. die Reichsvogtei und damit
vor allem das Recht, den Vogt einzusetzen.
L.: Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet und seine Beziehungen zu den
territorialen Nachbargewalten, 1970.
Hagenau (Reichsstadt).
H. im Unterelsass entstand um 1035 um eine Burg des Grafen Hugo IV. von
Egisheim im Hagenauer Forst. Seit 1153 bestand eine Pfalz, in der bis 1208 die
Reichskleinodien aufbewahrt wurden. Kaiser Friedrich I. Barbarossa erteilte dem
Ort 1164 Stadtrecht. 1260 wurde die Stadt Reichsstadt.
Diese umfasste noch 3 Dörfer. Im 14. Jahrhundert war sie Hauptort des
elsässischen Städtebundes und Sitz der aus dem Königshof in Schweighausen
hervorgegangenen kaiserlichen Landvogtei. Ihre Einwohnerzahl betrug etwa 3000.
1648 fiel H. an Frankreich.
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Guerber, V.,
Histoire politique et religieuse de Haguenau, 1876; Schrieder, E.,
Verfassungsgeschichte von Hagenau im Mittelalter, 1909; Schlag, G., Die
Kaiserpfalz Hagenau. (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942), 14; Gromer, G., Über die
Entwicklung des engeren Stadtgebiets der ehemaligen Reichsstadt
Hagenau, (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942); Burg, A., Haguenau, 1950; Schuler, P.,
Hagenau, LexMA 4 1989, 1838; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
242.
Hagenbach (Reichsstadt).
H. bei Germersheim wird erstmals in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen erwähnt.
Später stand die Vogtei über das Reichsgut dem Kloster Weißenburg im Elsass zu.
1281 erteilte König Rudolf von Habsburg Stadtrechte. 1353 überließ Kaiser Karl
IV. Burg, Stadt, Kellerei und Vogtei der Pfalz. 1358 wurde H. der Landvogtei H.
zugeteilt. Die Vogtei Weißenburgs kam 1361/1384 an die Pfalz. 1768 trat die
Pfalz das 1674 von Frankreich besetzte Amt H. an Zweibrücken ab. Dieses erhielt
1774 von Frankreich zur Sicherung seiner Rechte einen offenen Brief. 1815 kam
H. zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967,
101.
Hamburg (freie Reichsstadt,
freie Stadt, Land, Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des
karolingischen Vorstoßes in das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der
Jahre 2005f. könnte die Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz
zwischen Elbe und Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit
einem Durchmesser von 50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon
Kaiser Karl der Große 804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der
Mündung der Alster in die Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um
825 ließ Kaiser Ludwig der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen
Domplatz?) erbauen. 831 wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des heiligen
Ansgar. 845/847 wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen
Brandschatzungen durch die Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh.
wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg (Schaumburg),
die 1111 durch Herzog Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit der Grafschaft
Holstein und der Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte der Ausbau zu
einem wichtigen Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188 von Wirad von
Boizenburg als Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete, 1216 mit der
Altstadt vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte, Zollrechte und
Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt. Etwa zur
gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228 übertrug der Erzbischof
von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen von Schaumburg
(Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch zu einem
großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog. Ordeelbook auf.
Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen weitgehende
Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das Recht der
eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14. Jahrhundert
errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf der Nordsee
(1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der ersten Mitglieder
der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee und Ostseeraum
(um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise der Erwerb der
Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen planmäßigen
Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel (Cuxhaven) mit
der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von Sachsen-Lauenburg
Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das Gebiet bis 1868,
als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam verwalteten. Unter Kaiser
Sigmund wurde die Stadt erstmals als reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460,
als die Könige von Dänemark an die Stelle der Grafen von Schauenburg traten,
galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde sie auf dem
Reichstag zu Augsburg für eine Reichsstadt im
niedersächsischen Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das Reichskammergericht
Hamburgs Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König von Dänemark H. als
kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in
H. die Reformation eingeführt. Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen
Aufschwung. 1603 wurde das schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste
Recht unter Verwendung der Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener
anderer Quellen reformiert. Im Schutze einer starken Befestigung blieb die
Stadt vom Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz
und Stimme im Städtekolleg des Reichstags. § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als Reichsstadt.
Die Besetzung durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich (1806) und die
Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für die sich seit
1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später ihren Dom
abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des Elbe-Departements in
das französische Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand sich H. als
selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt dem Deutschen
Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren Rezessen zwischen Rat und
Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem gescheiterten Verfassungsversuch
vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und Bürgerschaft. 1867 trat es dem
Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die Wehrhoheit auf Preußen, doch erst
1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen Zollverein. 1871 schloss es sich dem
Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine Universität. 1921 erhielt es eine neue
Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft aufgelöst und wurde ein
Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937 wurden die preußischen
Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und Harburg-Wilhelmsburg sowie 27
Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit der Insel Neuwerk), Geesthacht
und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem Gesetz über die Verfassung und
Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen staatlichen Verwaltungsbezirk
mit einer Einheitsgemeinde als Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945
wurde H. von Großbritannien besetzt und der britischen Besatzungszone
zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland
zugehörige Freie und Hansestadt Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969
erlangte H. durch Vertrag mit Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens
wieder einen Teil des Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil 1ff.
1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg, J.,
1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd. 2),
bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J., 1967;
Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs, 1845;
Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen
Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das
Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E.,
Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg
1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K.,
Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd.
1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt
Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde
zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956;
Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen
Geschichte, 1951 (mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius,
W./Weber, R., Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952,
1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG
GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar
bis Bonn, 1956; Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der
Freien und Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger
Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis
1594, bearb. v. Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger
Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und
heute, 1972; Hamburg, Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg.
v. Jochmann, W., Bd. 1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische
Unabhängigkeit vom schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die
Reformation in Hamburg, 1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986;
Hamburg im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das
alte Hamburg (1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W.,
Hamburg-Bremen, LexMA 4 1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v.
Schöller, A., 1990; Postel, R., Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll.
f. dt. LG. 126 (1990), 625ff.; Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7.
A. 1994; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon,
hg. v. Kopitzsch, F. u. a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
Hannover (Fürstentum, Herzogtum, Kurfürstentum,
Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der Straße von Hildesheim
nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150 erwähnte Siedlung
(vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert wurde, dass sie
1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit 1235/1241 gehörte sie
durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg.
Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere Linie des Hauses
Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen Braunschweig-Celle
Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die Reichsgrafschaft
Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser Matthias das Herzogtum
Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem Aussterben
Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit England/Großbritannien.
1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und Bremen von Schweden erworben,
1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal und das Gericht Neuenkirchen
gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey.
1801/1802 war H. von Preußen besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine Ansprüche auf die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und Höxter sowie für seine Rechte und
Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und Bremen und die Abtretung des Amtes
Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde aber durch Erwerbungen Preußens in
Westfalen von diesem umklammert. Von 1803 bis 1813 war es von Frankreich
besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in Schwerin im Exil), 1806 für
wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis 1813 gehörte der südliche Teil
Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und Clausthal zum Königreich Westphalen,
vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit
dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich, das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen,
Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim,
Goslar und das Untereichsfeld vergrößert und um Lauenburg verkleinert wurde.
1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die 1833 durch ein neues
Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher Verfassungskonflikt),
das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von
Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867 wurde die preußische Verfassung eingeführt.
Der preußischen Provinz wurde 1922 die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932
gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft
Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946 wurde das Land H. wiedererrichtet, ging
aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte, 1908;
Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921;
Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom
Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen
aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007.
Harburg (Reichsstadt/Reichsdorf).
H. an der Wörnitz wird als Burg erstmals 1093 erwähnt. 1150 war es in den
Händen der Staufer. Die unter der Burg gelegene Siedlung wurde vor 1250 Markt.
Am 7. 10. 1251 verpfändete König Konrad IV. die Städte H. und Dinkelsbühl, die
Burg Gosheim (Sorheim) und die Vogtei des Klosters Mönchsroth (Rot) sowie den
Zehnten zu Aufkirchen an den Grafen von Oettingen. 1295 wurden Burg und Ort vom
Reich erneut an die Grafen von Oettingen verpfändet, die von 1493 bis 1549 dort
residierten. In einer Bestätigung König Ruprechts vom 24. 2. 1407 wird H. Markt
genannt. 1731 kam H. an Oettingen-Wallerstein. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Hugo 452; Wolff 177; Rieser Kirchenbuch, 1954.
Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte
Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau
und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach.
Als Kaiser Ludwig der Bayer 1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die
Ortenau verpfändete, brach er das Tal H. heraus und gab es als Pfand an
Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene
Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie Bock.
1689 löste der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der
allmählich eigenständig gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5
Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten,
Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Heidelsheim (Reichsstadt).
H. (Heidolfesheim) bei Bruchsal wird 770 in einer Urkunde Lorschs erstmals
genannt. 1124/1125 gelangte der Ort von den Saliern, die ihre Rechte als Vögte
des Klosters Weißenburg erlangt hatten, an die Staufer. Vermutlich schon vor
1286 war H., das 1241 mit 100 Pfund Hellern Jahressteuer im
Reichssteuerverzeichnis aufgeführt wurde, Reichsstadt
und wurde jedenfalls 1307 als solche bezeichnet. 1311 wurde H. an Baden
verpfändet, 1333 an die Pfalz. 1424/1642/1643 kam es endgültig an die Pfalz,
1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Härdle, O., Geschichte und Bild der ehemaligen Reichsstadt Heidelsheim, 1960.
Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt).
H. (Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung
erstmals genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar,
das an Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an
die Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und
Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof von Würzburg verpfändet
habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung der Pfandschaft seitens
(Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368 das Stadtrecht von Sulzbach. Von
1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bzw.
endgültig seit 1628 bei dem Hochstift Würzburg, mit dem er später an Bayern
gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss.
phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R.,
2005.
Heilbronn (Reichsstadt).
H. am Neckar erscheint nach älteren Siedlungsspuren als fränkisches Königsgut,
dessen Kirche und Zehnt dem 742 gegründeten Bistum Würzburg übertragen wurden
(822 Heilibrunna). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts unterstand es den Grafen
von Calw, die es 1146 an Hirsau gaben. Später war es zwischen den Herren von
Dürn, dem Hochstift Würzburg und den Staufern umstritten. Spätestens im 13.
Jahrhundert kam es an die Staufer. 1215/1225 wurde es oppidum genannt. Das
erste erhaltene Stadtrecht stammt von 1281. Vielleicht schon seit dem
Interregnum (1254-1273), jedenfalls seit dem 14. Jahrhundert (1322 Blutbann,
1334 Nichtevokationsprivileg, 1360 Erwerb des Schultheißenamtes, 1464 Erwerb
der Vogtei) war es Reichsstadt. Zu ihr gehörten
das Reichsdorf Böckingen sowie drei weitere Dörfer. Um 1790 war H. im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802 fiel das zum
schwäbischen Reichskreis zählende H. mit Böckingen, Flein, Frankenbach,
Neckargartach und Lautenbacher Hof (Lauterbacher Hof), insgesamt 1 Quadratmeile
bzw. rund 55 Quadratkilometer Gebiet, und rund 9400 Einwohnern an Württemberg,
über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 12; Wallner 689 SchwäbRK 77; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Riedenauer 129; Schroeder 346ff.; Jäger, K., Geschichte der Stadt Heilbronn und
ihrer ehemaligen Gebiete, 1828; Knapp, T., Über die vier Dörfer der Reichsstadt Heilbronn, (in) Erinnerungsschrift des
herzogl. Karls-Gymnasiums in Heilbronn, 1894; Beschreibung des Oberamtes
Heilbronn, Bd. 1f. 1901ff.; Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, Bd. 1ff. 1904ff.;
Gauss, W., Heilbronn, die Stadt am heiligen Brunnen, 1956; Hempe, L., Die
Stadtgemeinde Heilbronn, 1959; Weingärtner, K., Studien zur
Geschichtsschreibung der Reichsstadt Heilbronn
am Neckar, 1962; Hellwig, H., Der Raum um Heilbronn, 1970; Stadt- und Landkreis
Heilbronn, 1973; Aus der Heilbronner Geschichtsschreibung, hg. v. Schrenk, C.,
1988; Schuler, P., Heilbronn, LexMA 4 1989, 2013f.; Jäschke, K., Heilbronn,
1991; Schrenk, C., Von Helibrunna nach Heilbronn, 1998.
Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei
Geislingen an der Steige errichtet. Nach ihr nannten sich die im staufischen
Reichsdienst bedeutenden, seit 1113 bezeugten Grafen von H., die um 1258 Teile
der Güter der Grafen von Dillingen erbten. Sie hatten Güter um Geislingen/H.,
Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267) und Heidenheim (1351), die vielfach geteilt
wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb 1546 Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit
1396 und nach dem Aussterben der Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter
an die Reichsstadt Ulm (Güter der Wiesensteiger
Linie ohne Wiesensteig), an die Grafen von Fürstenberg (Messkirch,
Gundelfingen, Neufra), an Württemberg (1447/1448) und Bayern (1642), 1806/1810
fast ganz an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S.
Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4;
Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I.,
Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.
Herford (Reichsstadt).
Die im Anschluss an das adlige, reichsunmittelbare Frauenstift H. entstandene
Siedlung besaß seit etwa 1170 oder 1180 Stadtrecht. Die Reichsunmittelbarkeit
der ab 1520 evangelisch gewordenen Stadt wurde 1631 durch Urteil des
Reichskammergerichts bestätigt, obwohl der Ort 1547 durch Urteil des
Reichskammergerichts Jülich-Berg unterstellt worden war. Seit 1647/1652 stand
die Stadt aber unter der Hoheit Brandenburgs bzw. Preußens, das H. als Erbe von
Jülich-Berg-Ravensberg 1647 bis 1650 und 1652 endgültig besetzte. 1810/1811 kam
H. zum Königreich Westphalen, 1815 wieder zu Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Korte, F., Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt
Herford vom 14.-17. Jahrhundert, Jahresberichte d. hist. Ver. f. Gfsch.
Ravensberg 58, 1ff.; Pape, R., Über die Anfänge Herfords, Diss. phil. Kiel
1955; Pape, R., Herford im Bild, 1964; Freie und Hansestadt Herford, hg. v.
Herforder Verein f. Heimatkunde, Bd. 1ff. 1982ff.; 1200 Jahre Herford - Spuren
der Geschichte, hg. v. Schuler, T./Helmert-Corvey, T., 1989; Rechtsbuch der
Stadt Herford. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Orginal-Format der
illuminierten Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, hg. v. Helmert-Corvey, T.,
1989.
Hersfeld (Reichsstadt)
(Bad Hersfeld). Bei der 769 gegründeten Abtei H. entwickelte sich im Laufe der
Zeit eine Siedlung, die 1170 besonders genannt ist. Sie wurde von König Wilhelm
(1249-1252) als Reichsstadt anerkannt, unterstand
aber seit 1256 wieder der Abtei, mit der sie nach schweren Kämpfen im 13. und
14. Jahrhundert 1648 an die Landgrafschaft Hessen-Kassel und damit 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen fiel.
L.: Butte, H., Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert, 1911; Neuhaus, W.,
Geschichte von Hersfeld von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2. A. 1954; 1250
Jahre Bad Hersfeld, red. v. Rauche, B., 1986; Struve, T., Hersfeld, LexMA 4
1989, 2182f.; Witzel, J., Hersfeld 1525 bis 1726, 1994.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das Hochstift
die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel Katzenelnbogen nach
dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt bei der Erbteilung
nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der lutherischen Linie
Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund 1300 Quadratkilometern
und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt hatte. H. gewann erbweise
1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und Homburg vor der Höhe, kaufte
1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte Hessen-Marburgs (mit Gießen),
die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit Hessen-Kassel endgültig aber
erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete H. die lutherische
Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich Hessen-Butzbach, 1622
das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei
weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 gewann
H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die Aufhebung von
Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der Ämter Lichtenau
und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems, Cleeberg bzw.
Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen das zum
Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) mit
Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit
218000 Einwohnern), so dass das (in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und
Westfalen gegliederte) Land nunmehr 175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern
umfasste. Von Baden tauschte es (die Reichsstadt)
Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach (Roßbach),
Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden
(Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg,
Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach),
einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und
Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal
(Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2
Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund
zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg.
1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das
Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die
Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit
1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die
Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine
Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und
militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen
Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis
1945 folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit
seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das
sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie
Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und Staatshandbuch des
Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K., Entwicklungsgeschichte
Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt und seine Entwicklung,
1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A. 1939; Das
Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg. v.
Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Heyenheim (Reichsdorf) Heichelheim? Am 25. 1. 1374
erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt
Friedberg, die seitens des Reiches der Familie von Karben verpfändeten Gerichte
und Dörfer Ockstadt, Hollar (Heller), Melbach und H. südlich Melbachs
einzulösen. Die Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462.
Hohenbodman (Herrschaft). Die Herrschaft H. am
Bodensee wurde 1478 von der Reichsstadt
Überlingen erworben. Sie fiel 1803 an Baden und damit H. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215;Hölzle, Beiwort 91.
Hohenems (Reichsdorf, Reichsstadt?),
Ems, Embs. 1333 erhielt Ems (Hohenems) bei Dornbirn in Vorarlberg von Kaiser
Ludwig dem Bayern alle Rechte und Freiheiten der Reichsstadt
Lindau, konnte sich aber nicht zu einer Stadt entwickeln. S. a. Ems
(Reichsdorf).
L.: Dacheröden 138; Hugo 475; Wolff 206; Welti, L., Die Entwicklung von
Hohenems zum reichsfreien Residenzort, (in) Heimatbuch Hohenems 1975; Welti,
L., Hohenems und Gallarate, FS N. Grass, 1975.
Hohlandsburg (Herrschaft), Hohlandsberg. Die
Herrschaft H. wurde 1714 von der Reichsstadt
Colmar erworben, die bereits 1672 an Frankreich gelangt war.
L.: Wolff 298; Hölzle, Beiwort 88.
Hollar (Reichsdorf, Hellerkirch). Am 25. 1.
1374 erlaubte Karl IV. der Reichsstadt
Friedberg, die vom Reiche den von Karben verpfändeten Gerichte und Dörfer
Ockstadt, Heller, Melbach und Heyenheim (Heichelheim) einzulösen. Diese
Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462.
Irsee (Reichsabtei). 1182/1185 gründeten die
Grafen von Ronsberg die Benediktinerabtei I. bei Kaufbeuren, die der Papst 1209
und Kaiser Friedrich II. 1227 bestätigte. Sie war seit dem 15. Jahrhundert
Reichsabtei (1428 Niedergericht, 1498 Ortsherrschaft, 1521 Eintrag in die
Reichsmatrikel, 1541 Recht zu Polizeiordnungen, 1692 Erwerb des Blutbanns von
den Untervögten). Die Grenzen der I. und einige umliegende Dörfer umfassenden
Herrschaft der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Abtei (Hauptvögte um 1240
bis 1390 Montfort, von 1390 bis 1551/1564 bzw. 1803 Habsburg, Untervögte seit
dem 14. Jahrhundert die Herren von Pienzenau (Pienznau), durch Kauf von 1551
bis 1692 die Fürstabtei Kempten) bildeten die Herrschaften Mindelheim und
Schwabegg (Schwabeck), im Osten das Hochstift Augsburg, im Süden das Gebiet der
Reichsstadt Kaufbeuren und der gefürsteten Abtei
Kempten und im Westen Kempten und Mindelheim. 1802 wurde sie mit weitgehend
geschlossenem Gebiet und rund 3200 Einwohnern in Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 5; Wallner 688 SchwäbRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Wiebel, R., Kloster
Irsee, 1927; Plötzl, W., Geschichte des Klosters Irsee, 1969; Das Reichsstift
Irsee, hg. v. Frey, H., 1981; Sitzmann, G., Die Vögte der Benediktinerabtei
Irsee im Mittelalter, Allgäuer Geschichtsfreund 93 (1994), 56ff.
Isny (Grafschaft). 1803 wurde aus der
Reichsabtei I. und der Reichsstadt I. die
Grafschaft I. gebildet, die den Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath) als
Entschädigung für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter übertragen wurde.
Sie fiel 1806 an Württemberg, über das I. 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des
alten Reiches (1775-1806), 1973.
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096 erstmals erwähnten I. im
Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von Veringen-Altshausen 1042
eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096 übergab sie Graf Mangold
Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine Benediktinerklosters, in dem neben dem
Männerkloster auch ein Frauenkonvent eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach
Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an
I. gegeben hatte, und hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst
bestätigte Kloster kam 1306 an die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten
ihre Vogteirechte allmählich zur völligen Herrschaft über das Kloster und seine
Güter. Seit 1693 gelang der Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10.
1781 die vollständige Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von
Sankt Georg in I. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St.
Jörgen zu den schwäbischen Prälaten. Die Güter der Abtei umfassten die vier
Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und Menelzhofen und die Filialkirche
Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet bestand nicht. 1803 kam die Abtei
zusammen mit der Reichsstadt I. als Grafschaft
I. an die Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele,
K., Stadt- und Stiftsgebiet Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben,
38 (1967); Isny, 1975, (in) Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg;
Reichsabtei St. Georg in Isny, hg. v. Reinhardt, R., 1996.
Isny (Reichsstadt).
Bei dem 1096 gestifteten Benediktinerkloster I. im Allgäu gründeten die Grafen
von Veringen-Altshausen 1171 einen Markt. Dieser wurde 1257 an die Truchsessen
von Waldburg verpfändet und 1281 durch König Rudolf von Habsburg mit dem
Stadtrecht Lindaus begabt. 1306 wurde I. zusammen mit der Herrschaft Trauchburg
an die Truchsessen von Waldburg verkauft. 1365 errang die Stadt durch Loskauf von
den Truchsessen von Waldburg die Reichsunmittelbarkeit. I. zählte zum
schwäbischen Reichskreis. 1803 kam I. mit 2000 Einwohnern und einem Gebiet von
0,5 bzw. 0,7 Quadratmeilen zusammen mit der Abtei I. als Grafschaft I. an die
Reichsgrafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 25; Wallner 689 SchwäbRK 87; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 434ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Kammerer, I., Isnyer
Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu, Bilder aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1955; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet
Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben 38 (1967); Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches
(1775-1806), 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976;
Greiffenhagen, S., Politische Kultur Isnys im Allgäu, 1988.
Kaiserslautern (Reichsstadt).
An der Straße vom Rhein nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof
Luthra an der Lauter. Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen
Grafen des Wormsgaues (Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die
Staufer. Kaiser Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237
erscheint die Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde
K. zur Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet
kam es 1375 als Pfand an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592)
wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von
Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der Stadt
Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in) Mitt.
des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
Kaiserswerth (Reichsstadt).
Ursprünglich auf einer ihm von Hausmeier Pippin überlassenen Rheininsel (wert)
Rinhusen bei Düsseldorf gründete der angelsächsische Missionar Suitbert 695 ein
Benediktinerkloster. Daneben bestand ein fränkischer Königshof, den Kaiser
Heinrich III. zu einer Pfalz ausbaute. Wahrscheinlich 1181 erhielt der Ort
Stadtrecht und wurde im 13. Jahrhundert Reichsstadt.
1235 verlor er durch Versanden seine Insellage. Seit Ende des 13. Jahrhunderts
war K. mehrfach verpfändet, seit 1424 an das Erzstift Köln. 1772 kam es nach
längerem Rechtstreit an den Herzog von Jülich und damit an die Pfalz. Das Stift
wurde 1803 aufgelöst. 1806 fiel K. an das Großherzogtum Berg und 1815 an
Preußen. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth, hg. v. Kelleter, H., 1904; Redlich,
O., Die Bedeutung von Stift und Burg Kaiserswerth für Kirche und Reich, Ann. d.
hist. Vereins NdRhein 115 (1929); Heck, K., Geschichte von Kaiserswerth, 1936;
Kaiserswerth, hg. v. Zimmermann, C./Stöcker, H., 2. A. 1981; Struve, T.,
Kaiserswerth, LexMA 5 1990, 860f.; Grossmann, K., Die mittelalterliche
Gerichtsverfassung und Verwaltungsorganisation in Kaiserswerth nach dem
Stadtrecht aus dem 14. Jahrhundert, 1992; Lorenz, S., Kaiserswerth, (in)
Staufische Pfalzen, 1994, 99; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
291.
Kaufbeuren (Reichsstadt).
K. an der Wertach entstand wohl im 8. Jahrhundert als fränkischer Königshof.
1126 wird es erstmals erwähnt. Es zählte bis 1167 zu den Gütern der 1116
erstmals genannten Herren von Beuren, kam dann jedoch an das Kloster
Ottobeuren. Um 1167 unterstand es (als Lehen) den Welfen, ab 1191 den Staufern.
Vor 1230/1240 wurde es zur Stadt (1241 Buren) erhoben. 1286 ist es urkundlich
als Reichsstadt mit dem Recht Überlingens
bestätigt (1301 erstmals Kufburun), 1373 erhielt es Zollrechte, 1418 den
Blutbann und 1530 das Münzrecht. Seit 1525/1545 drang die Reformation zeitweise
ein, doch wurde bis 1699 die Parität hergestellt. Die Stadt war Mitglied der
schwäbischen Städtebank des Reichstags. Sie gehörte dem schwäbischen Reichskreis
an. 1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen (Amt Beuron) Gebiet und 6850 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 II b 22; Wallner 688 SchwäbRK 59; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Schroeder 215ff.;
Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Dertsch, R., Die Urkunden
der Stadt Kaufbeuren 1240-1500, 1955; Dertsch, R., Stadt- und Landkreis
Kaufbeuren, 1960; Dertsch, R., Kaufbeuren, (in) Historisches Ortsnamenbuch von
Bayern, hg. v. der Kommission für bayer.Landesgeschichte, 1960; Junginger, F.,
Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren im 17. und
18. Jahrhundert, 1965; Fahlbusch, F., Kaufbeuren, LexMA 5 1990, 1082; Die
Urkunden der Stadt Kaufbeuren 1501-1551, hg. v. Dieter, S., 1999; Lausser, H.,
Pfründner, Sieche, arme Dürftige, 2009.
Kaysersberg, Kaisersberg (Reichsstadt).
Am Eingang des Weißtals im Elsass erwarb der Hagenauer Schultheiß im Namen
Heinrichs (VII.) 1227 Land von den Herren von Horburg und von Rappoltstein zur
Errichtung einer Burg. 1247 kam der vor 1230 civitas genannte Ort an die Gegner
der Staufer und war seit dem Untergang der Staufer Reichsstadt.
Als solche gehörte K. 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund und später dem
oberrheinischen Reichskreis an. 1648 gelangte es unter die Vogtei Frankreichs
und mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 298; Becker, J., Geschichte der Reichsvogtei Kaysersberg, 1902;
Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit. Entstehung und Aufstieg der elsässischen
Hohenstaufenstädte, 1972; Sittler, L., Kaysersberg, 1979; Rapp, F.,
Kaysersberg, LexMA 5 1990, 1092; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 299.
Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift,
Residenz). K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum
(um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern
erobert, die dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die
ihrerseits im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete
vielleicht das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein
Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte
König Heinrich IV. seine durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026
Schwaben, 1065 Rheinfelden) bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt
als Fürstabt betitelt, 1360 wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum
Fürststift erhoben, das 1419 exemt wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte
sich aus einer dem Kloster durch Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert
verliehenen Immunität, die zwischen 1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde.
1213 gingen durch Verleihung König Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern
ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte an den Abt über. Weitere Käufe
rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet ab. Bis 1803 war dann das
Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte geistliche Herrschaftsgebiet
in Ostschwaben. Es gehörten bei der Säkularisation (1803) zum Stift die 1728
mit Stadtrecht ausgestattete sogenannte Stiftsstadt unmittelbar vor den Toren
der Reichsstadt K. und die Marktflecken
Sulzberg, Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg,
Dietmannsried, Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell
(Sankt Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried, Rothenstein, Kalden
(Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken,
Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller
gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen.
Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegeüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die
Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen
Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel
und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und
Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984;
Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten
im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das
Fürststift Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a.,
1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein Einzelfall? (in) Suevia
Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666, 1, 2,292.
Kempten (Reichsstadt).
K. wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von
Strabo erwähnt. Seit 15 v. Chr. bestand eine römische Siedlung, die im 3.
Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 752 gründete vielleicht das
Kloster Sankt Gallen nach einer Zelle der Jahre 742/3 in K. ein
Benediktinerkloster, das karolingisches Eigenkloster und 1360 Fürststift wurde.
Die bei ihm angelegte Siedlung erhielt 1289 Reichsfreiheit. 1310 gelangte die
Vogtei über die Stadt wieder an das Kloster. 1340 hatte sie das Stadtrecht
Ulms. 1361 wurde die Vogtei erneut vom Stift gelöst. 1525 kaufte sich K. nach
jahrhundertelangem Streit mit dem Fürststift ganz von ihm frei und wurde 1527
protestantisch. Die Stadt zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam sie mit
0,8 Quadratmeilen Gebiet und etwa 3500 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Schroeder 199ff.; Haggenmüller, J.,
Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, 1840/1847; Wagner,
F., Die Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des
hochfürstlichen Stifts Kempten, 1933; Weitnauer, A., Kempten 1949; Dertsch, R.,
Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Schleiermacher, W., Cambodunum,
Kempten: eine Römerstadt im Allgäu, 1972; Hermann, N., Kempten und das
Oberallgäu, 2. A. 1984; Haggenmüller, J., Geschichte der Stadt und der
gefürsteten Grafschaft Kempten, 1988; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v.
Dotterweich, V., 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Bürgerfleiß
und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof (Maternus)
bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr. wurde das
Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm gehörten die
Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden und
(Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große seinem
Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum Lothringen, von
dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter linksrheinischer
Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus Reichsgut erhalten,
dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage weltlicher Herrschaft des
Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das Recht der Salbung und
Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde des Reichskanzleramtes
in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von Heinsberg, der sich auf
vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich verpflichtete Ministeriale
stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz Heinrichs des Löwen als Lohn für
seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und Engern), dessen Mittelpunkt
später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen Vorort im 15. Jahrhundert
Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238) gewann das Vest Recklinghausen
aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig später kamen Güter um Altenahr,
Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert
wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten (Kurköln). 1288 verlor allerdings
Siegfried von Westerburg im limburgischen Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant
durch die Niederlage von Worringen die Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann
im 14. Jahrhundert außer der Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft
Hülchrath und das Land Linn mit Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester
Fehde (1444-1449) mit Kleve den weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende
wirtschaftliche Zerrüttung. Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in
ein protestantisches weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben
erfolglos. Seit 1525 wurde Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786
Universität). Unter wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das
zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen,
frankreichfreundlichen Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das in das südlich von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K.
gelegene Unterstift und das Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130
Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern. 1801 annektierte Frankreich den
linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf hierfür kirchenrechtlich das
Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803 säkularisiert und an
Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]), Nassau-Usingen, Arenberg
(Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen) aufgeteilt. 1806 musste
Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das auch 1810 von Arenberg das
Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet ohne die nassauischen Teile an
Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886;
Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter (313-1332), bearb. v.
Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff. 1901ff.; Fabricius, W.,
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinzen, Bd. 1 1909;
Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Droege, G.,
Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des
Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A.
1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis 1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F.,
Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot, S., Kurkölnische Territorialpolitik am
Rhein unter Friedrich von Saarwerden, 1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln
zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814), 1979; Janssen, W., Die mensa
episcopalis der Kölner Erzbischöfe im Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft
im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v. Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof
des Kurfürsten von Köln 1688-1794, 1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik
der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich,
hg. v. Weinfurter, S., 1991 2, 1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991,
1261ff.; Ritzerfeld, U., Das Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt,
U., Studien zur politischen Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W.,
Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der
Stadt Köln, hg. v. Deeters, J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1
1997; Prössler, R., Das Erzstift Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H., Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von
Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im späten
Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 300; Weise, W., Der Hof der Kölner
Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316; Werres, C., Der Landkreis Köln um
1825, 2007.
Köln (freie Reichsstadt).
Der Raum um Köln war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte
Agrippa am linken Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n.
Chr. erhielt die erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der
Kaiserin Agrippina den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt
Colonia Agrippinensis, Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und
wies bereits im 3. Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert
(313/314) einen Bischof auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als letzte
römische Festung am Rhein fränkisch und zeitweise Vorort des ripuarischen und
austrasischen Teilreiches (460, 561). Später bewirkte vor allem die günstige
Verkehrslage seine wirtschaftliche Vorrangstellung. Dazu kam 794/795 die
Errichtung eines Erzbistums in K. Vielleicht schon im 9. Jahrhundert,
jedenfalls 953 ging K. an den Erzbischof über. Hieraus entwickelten sich
schwere Auseinandersetzungen zwischen der entstehenden Stadt und dem
Erzbischof. 1074 kam es dabei zum Aufstand gegen den Erzbischof, 1112 zur
Bildung einer Schwurgemeinschaft (coniuratio pro libertate). Bis 1180 erreichte
die Stadt durch Einbeziehung der Rheinvorstadt (vor 989), von Oversburg und
Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St. Severin, St. Gereon und St. Ursula ihre
bis ins 19. Jahrhundert währende Ausdehnung. 1140/1142 erscheint das
Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat. 1259 gewann K. das Stapelrecht. Der
Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt eine weitgehend unabhängige,
reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die Erzbischöfe die Hochgerichtsbarkeit
und verschiedene andere Rechte behaupten konnten. Innerhalb der Stadt wurde
1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus seiner beherrschenden Stellung
verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig 1388 in Köln auf Betreiben des
Rates die erste deutsche Stadtuniversität gegründet, die bis 1798 Bestand
hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung beinahe den gesamten Bereich
städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob Kaiser Friedrich III. die Stadt,
die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet von rund 800 Hektar größte
deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt,
bestätigte aber gleichzeitig dem Erzbischof alle überkommenen Rechte.
Rechtsstreite vor Reichskammergericht und Reichshofrat über die Stellung der
Stadt wurden bis zum Ende des alten Reiches (1806) nicht entschieden. 1794
wurde die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Stadt von
Frankreich besetzt, 1801 annektiert, wobei 1797 die französische
Munizipalverwaltung und 1798 die Departementsverwaltung und eine einheitliche
Gerichtsverfassung eingeführt wurden. 1815 fiel sie an Preußen, unter dem 1919
die Universität neu begründet wurde, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des
Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1. ff.
1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff. 1863ff.; Stein, W.,
Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. und
15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen, Bd.
1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung
Kölns von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln
im Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934;
Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts,
1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1956; Ausgewählte
Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v. Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff.
1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A. 1971; Klein, A., Vom Praetorium
zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W., Köln - zwei Jahrtausende Kunst,
Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S.,
1991, 3, 75ff.; Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im
13. Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf,
Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg.
v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316.
Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in
der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem
verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein
römischer Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6.
Jahrhundert überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590
wurde K. Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt es vom Bischof Marktrecht.
1192 wird in einem Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft
des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts erscheint der
Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über K. in eine Reichsvogtei
um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und
führte seit 1388 den Bund der Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis 1418
war es Sitz des 16. allgemeinen Konzils zur Überwindung des abendländischen
Schismas. 1417 gelang die Pfandnahme des Landgerichts im Thurgau aus der Hand
König Sigmunds, doch musste 1460/1499 der Thurgau den Eidgenossen der Schweiz
überlassen werden. 1510/1511 wurde K. zum Abschluss eines Schirmvertrages mit
Habsburg gezwungen. Durch den Schmalkaldischen Krieg verlor die 1526
protestantisch gewordene Stadt, aus welcher der Bischof 1527 nach Meersburg
übersiedelte, die Reichsfreiheit und kam von 1548 bis 1805 unter die Herrschaft
Östereichs, unter der sie wieder katholisch wurde. 1805/1806 fiel sie an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein
Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt,
M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt,
M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht,
1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum
Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010.
Kurerzkanzler (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des
Fürstprimas, Primatialstaat). Karl Theodor von Dalberg (Herrnsheim 8. 2.
1744-Regensburg 10. 2. 1817) war seit 1802 Erzbischof (Kurfürst) von Mainz und
Reichserzkanzler. Durch § 25 des Reichsdeputationschauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurde er nach dem Verlust seines Erzstifts Mainz mit den Fürstentümern
Aschaffenburg und Regensburg und der Grafschaft Wetzlar entschädigt. Mit diesem
zersplitterten Gebiet wurde er 1806 als Fürstprimas von Deutschland Mitglied
des Rheinbunds und erhielt die Reichsstadt
Frankfurt am Main, die mit anderen Gebieten zum Großherzogtum Frankfurt
vereinigt wurde. Nach dem Verzicht auf Regensburg verlegte er 1810 seinen Sitz
von Regensburg nach Frankfurt am Main. Mit der auf die Niederlage Napoleons bei
Leipzig folgenden Abdankung Dalbergs endete am 28. 10. 1813 der Staat des
Kurerzkanzlers (Dalberg-Staat).
L.: Becher, H., Der Deutsche Primas, 1944; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg
zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952.
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des
Tales der Schutter zum Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der Güter der
Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem Hauptort Lahr.
1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497 durch Kauf
Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von
Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die
Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates
1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft
Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an
Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt).
Das vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den
Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im Nordelsass wird erstmals
1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen genannt. 1274 erhielt es durch
König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von Hagenau. 1290 schied es aus der
Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und wurde 1291 Reichsstadt.
Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von 1324 bis 1511 an das
Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I. ausgelöst. 1517
wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es Mitglied des
elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an Frankreich
(Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu einer Festung
durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830 Bundesfestung),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt
und jetzigen Bundesfestung Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des
Landauer Gebietes, Bd. 1 1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33, 1 (1964); Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab,
F., Quod pro nobis et imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85;
Imhoff, A., Wirtschaft und Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 333.
Lauffen (Reichsstadt).
Neben einem älteren Dorf mit karolingischem Königshof auf dem linken Ufer des
Neckar wird eine Burg, nach der sich seit 1127 im Kochergau, im Maulachgau, im
Remstalgau, im Elsenzgau, im Kraichgau (Bretten) und im Enzgau sowie in
Hornberg, Eberbach und Dilsberg begüterte Grafen von L. nannten und 1234 die
Stadt L. rechts des Neckars erwähnt. Nach dem Aussterben der Grafen von L. um
1219, bei dem viele Güter an die Staufer fielen, verpfändete Kaiser Friedrich
II. L. an die Markgrafen von Baden. Im 14. Jahrhundert kam es an Württemberg
und war bis 1808 Amtsstadt. 1951/1952 gelangte L. zu Baden-Württemberg.
L.: Bauer, H., Die Grafen von Lauffen, Württemberg. Franken 7 (1865-1867),
467ff.; Klunzinger, K., Geschichte der Stadt Lauffen, 1846; Die Stadt Lauffen,
1934; Heimatbuch Lauffen, 1956; Jehle, F., Die gemeinsame Stadt, 1979;
Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 1986, 30ff.; Lorenz,
S., Lauffen, LexMA 5 1991, 1756.
Lauingen (Reichsstadt).
L. an der Donau wurde vermutlich im 6. oder 7. Jahrhundert alemannisch
besiedelt. Im 12. Jahrhundert kamen die ansehnlichen Güter des Klosters Fulda
über die Markgrafen von Vohburg und Giengen sowie die Güter der 1156
ausgestorbenen Herren von Werde an die Staufer. 1193 wurde Albertus Magnus
(Albert von Bollstädt) in L. geboren. 1268 kam L. an Bayern. Zwischen 1291 und
1504 versuchte es vergeblich die Reichsunmittelbarkeit zurückzugewinnen.
Zwischen 1325 und 1333 wurde es mehrfach verpfändet. Innerhalb Bayerns fiel es
1392 an Bayern-Ingolstadt, danach an Bayern-Landshut, 1503/1504 an
Pfalz-Neuburg. Die 1542 durchgeführte Reformation wurde zwischen 1616 und 1618
beseitigt. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 zu Bayern.
L.: Wolff 140; Rückert, G., Die Anfänge der Stadt Lauingen, Zs. d. hist. Ver.
f. Schwaben 57 (1950); Einleitung zum Einwohnerbuch für den Stadt- und
Landkreis Dillingen an der Donau, 1961.
Laupen (Reichsstadt).
1310 verpfändete König Heinrich VII. die Reichsstadt
L. im ostjuranischen Burgund an Otto von Grandson (Granson). Später kam L. zum
Kanton Bern.
L.: Wolff 519.
Lausanne (Reichsstadt).
Nach vorrömischen Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See
die römische Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft
des um (bzw. kurz vor) 600 von Aventiacum (Aventicum, Avenches) über Windisch
nach L. gezogenen Bischofs, dessen Bistum im Wesentlichen das ehemalige
helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte sich eine Siedlung, die 1224
in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte Kaiser Ludwig der Bayer L.
unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam
L. mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern
verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à
aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de
Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.
Lemgo (Reichsstadt?,
freie Stadt?). Der Name taucht zunächst als Gaubezeichnung auf (1005 Limgauwe),
seit 1149 auch als Name einer vielleicht schon im 9. Jahrhundert angelegten
Siedlung. Stadtherren der um 1190 nördlich der Bega gegründeten Stadt waren die
Edlen von der Lippe. Von ihnen wusste sich die Stadt zeitweise zu lösen. Dabei
erwarb sie eine eigene Blutgerichtsbarkeit. 1521 wurde sie in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1609 widersetzte sie sich erfolgreich der Einführung des
Calvinismus. 1947 kam L. in Lippe zu Nordrhein-Westfalen. S. Limga.
L.: Wolff 349; Meier-Lemgo, K., Geschichte der Stadt Lemgo, 2. A. 1962; 800
Jahre Lemgo, 1990; Hemann, F., Lemgo, LexMA 5 1991, 1870.
Leutkirch (Reichsstadt).
L. an der Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9.
Jahrhundert Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Mit der Grafschaft
Zeil kam es von der Bregenzer Linie der Udalrichinger an die Grafen von
Montfort, die es 1291 an das Reich verkauften. 1293 erhielt es das Stadtrecht
von Lindau. 1397 wurde es durch Erwerb des Ammannamtes und des Blutbannes
reichsunmittelbar und erlangte Sitz und Stimme im Reichstag und im schwäbischen
Reichskreis. 1546 wurde die Reformation eingeführt. 1802 kam es mit 0,5
Quadratmeilen und 1300 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 28; Wallner 690 SchwäbRK 88; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4, III 39 (1803) D3;
Schroeder 231ff.; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte,
1912; Gehring, H., Buchau, Leutkirch und Wangen im Allgäu am Ende des Alten
Reiches, Diss. phil. Tübingen 1954; Der Kreis Wangen, 1962; Thierer, M., Die
Städte im württembergischen Allgäu, 1973.
Leutkircher Heide (freie Leute). Leutkirch an der
Eschach bei Wangen wird 848 erstmals erwähnt und war im 8./9. Jahrhundert
Gerichtsort, Pfarrei und fränkischer Stützpunkt. Bei Leutkirch liegt die L., zu
der im 14. Jahrhundert Freie genannt werden, denen zusammen mit der Stadt
Leutkirch die L. gehörte. Am 22. 2. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer dem
Grafen von Bregenz die bereits früher erfolgte Verpfändung Leutkirchs. Am 3. 6.
1330 verpfändete er erneut Leutkirch, die freien Leute und was dazu gehört an
die Grafen und schlug am 27. 5. 1333 weiteres Geld auf die Pfandschaft. 1348
ist ein Landgericht für die Freien bezeugt, das spätestens seit 1421 mit dem
1358 erstmals genannten Pirschgericht (der oberschwäbischen Reichslandvogtei)
mit den Gerichtsstätten Ravensburg, Wangen, Tettnang und Lindau verschmolzen
war. Am 3. 12. 1364 verpfändete Kaiser Karl IV. an Graf Ulrich von Helfenstein
unter anderem die freien Leute auf der L. Die Grafen von Helfenstein
verpfändeten sie von 1382 bis 1396 an die Stadt Ulm. 1415 zog sie König Sigmund
zur Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben. Als Wohnorte von Freien auf
L. H. sind nachgewiesen im oberen Amt der Landvogtei Schwaben Willerazhofen,
Ellerazhofen, Lanzenhofen, Grimmelshofen, Nannenbach, Gebrazhofen,
Wolferazhofen, Liezenhofen, Merazhofen, Uttenhofen, Engelboldshofen, Winterazhofen,
Engerazhofen, Toberazhofen, Bettelhofen, Herlazhofen, Tautenhofen,
Weipoldshofen, Heggelbach, Niederhofen, Lauben, Ottmannshofen, Balterazhofen,
Wielazhofen, Adrazhofen, Wuchzenhofen, Luttolsberg, Allmishofen, Haselburg und
Urlau, außerhalb des oberen Amtes in Laidratz, Matzen, Gottrazhofen,
Baldenhofen, Enkenhofen, Gumpeltshofen, Sommersbach, Schwanden, Aigeltshofen,
Beuren, Hedrazhofen, Maggmannshofen, Haid und Reichenhofen(, während etwa
Nachweise für Grünenbach, Kesselbrunn, Eisenbrechtshofen, Sonthofen,
Enzlesmühle oder Sackmühle fehlen). 1802 wurden sie von Bayern in Besitz
genommen und Bayern am 25. 2. 1803 zugeteilt. 1810 wurde das Land mit der Reichsstadt Leutkirch an Württemberg abgetreten und
gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 222, 505; Hugo 453; Roth, R., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch, Bd. 1f. 1873ff.; Gut, M., Das
ehemalige kaiserliche Landgericht auf der Leutkircher Heide und in der Pirs,
Diss. jur. Tübingen 1909; De Kegel-Schorer, C., Die Freien auf Leutkircher
Heide, 2007.
Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei
Creglingen an der Tauber war im 13. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die
Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen Orden in Mergentheim, der sie
1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte, das sie seinerseits 1399 an die
Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L. an
Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.
Lindau (Reichsstadt).
L. am Bodensee erscheint erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9.
Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom
gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt.
Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des
Reichsstifts verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus
der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt
(1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt
(1274/1275 Freiheit von fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei).
In den Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann
und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die
Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat
sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von
Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945
und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone
einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K.,
Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929;
Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau
im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M.,
Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die
oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen
zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung
der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W.,
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des
Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien
Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich
III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K.,
Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Locarno (Reichsstadt),
mhd. Luggarus. L. am Nordende des Lago Maggiore im Tessin war im
Frühmittelalter (866) Königshof. 1186 erhielt die Stadt von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa vorübergehend die Reichsfreiheit. Von 1315 bis 1342 bildete L. ein
selbständiges Gemeinwesen, kam dann aber an die Visconti bzw. Mailand. Nach
mehrfachem Herrschaftswechsel wurde es 1513/1516 von den Eidgenossen der
Schweiz besetzt und als gemeine Herrschaft eingegliedert.
L.: Wolff 531; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F4; Hardmeyer,
J., Locarno und seine Täler, 5. A. 1923; Hudig-Frey, M., Locarno, 1966;
Wielich, G., Das Locarnese im Altertum und Mittelalter, 1970; Deplazes, L.,
Locarno, LexMA 5 1991, 1063.
Lübeck (Reichsstadt).
Der Name L. (Liubice, Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des
elften Jahrhunderts für eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene
slawische Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung
(1127/1138) wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf Adolf
II. von Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz
angelegte deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku
fortsetzte, übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr
sehr interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte
und um 1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von
1226 überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii),
erlangte aber niemals die eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg
wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und
Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000 Einwohner,
1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der 1282 erstmals
erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um 1225 lateinisch,
um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als 100 Städte
zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde, 1359 das Pfand
an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und Hamburg Bergedorf
und die Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation eingeführt. In der
Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512 zum
niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die
Hamburg eintrat. Die schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg
führte zu weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5 Quadratmeilen
groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt
erhalten und für die Abtretung der von ihrem Hospital abhängenden Dörfer und
Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts entschädigt. Von 1811 bis 1813
gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als Freie und Hansestadt des Deutschen
Bundes anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt diese eine neue, 1851 und 1875
revidierte Verfassung. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen
Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte der Übergang zum parlamentarischen System.
Am 1. 4. 1937 verlor L. durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an
Preußen (Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von Lübeck,
1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F., 1926;
Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist und
Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile,
Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959; Krabbenhöft, G.,
Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung ihrer
verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W., Lübisches
Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen
Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Ebel, W.,
Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980; Neue
Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A., 1985;
Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an der
Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts,
Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66 (1986);
Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und
Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R., Archäologische
und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen Geschichte der
Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck 1773-1937, (in)
Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel
im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A.,
1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck, LexMA 5 1991, 2146;
Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263; Demski, R., Adel und
Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des
Fürstentums einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L.
zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten,
1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen angefallenen Teil der
Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von
den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto
die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis
1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete
sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die
das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte
L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte
Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg
(seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L.
endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung
der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover
vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden,
doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lüneburg (Stadt mit einer Rechtsstellung, die
einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche
Residenz, weltliche Residenz) s. Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen Lüneburgs, 5. A. 2007.
Maastricht (Reichsstadt).
M. an der Maas geht auf das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück.
Seine nach dem ersten, in M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte
Servatiuskirche stammt aus dem sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach
Lüttich im frühen 8. Jahrhundert war M. Sitz des Bischofs von Tongern. Im
Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Trectis
erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier gegebene Stift nahm Kaiser Otto I. 966
wieder an das Reich zurück. 1174 verpfändete Kaiser Friedrich I. Barbarossa das
dortige Reichsgut an den Bischof von Lüttich. Später (1284 festgelegt) stand M.
unter der gemeinsamen Herrschaft der Bischöfe von Lüttich und der Herzöge von
Brabant, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel M.
durch Eroberung an die Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der Provinz
Limburg wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter,
1967; Deeters, J., Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970; Ubachs, P., Twe
heren, twee confessies. De verhouding van Staat en Kerk te Maastricht, 1975;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189; Deeters, J.,
Maastricht, LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
379.
Mahlberg (Reichsstadt,
Herrschaft). M. bei Lahr wird erstmals 1215 erwähnt. Es unterstand zunächst
Ministerialen der Herzöge von Zähringen, die zugleich Vögte des Hochstifts
Bamberg in der Ortenau waren. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen
(1218) zog (Kaiser) Friedrich II. ihre Güter ein. 1241 wurde M. als Reichsstadt genannt. Seit 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die Stadt und erhoben sie zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft
M. Diese kam 1277 an die Linie Lahr-Mahlberg und 1426 über eine Erbtochter
gegen die Ansprüche der Hauptlinie an die Grafen von Moers-Saarwerden. Nach
Verpfändung an Baden 1442 erwarb dieses 1497 durch Kauf eine Hälfte der
Herrschaft. Diese kam 1535 an Baden-Baden. Die verbliebene Moers-Saarwerdener
Hälfte (Lahr) fiel 1527 durch Beerbung Moers’ an Nassau-Saarbrücken. 1629 wurde
die zum schwäbischen Reichskreis zählende, bis dahin ungeteilte Herrschaft real
geteilt, wobei Mahlberg zu Baden (Baden-Baden) und Lahr zu Nassau
(Nassau-Saarbrücken) kam. In beiden Teilen wurde 1558 die Reformation
eingeführt. 1803 fiel auch Lahr an Baden und damit das Gebiet 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Wallner 684 SchwäbRK 3; Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923;
Rieder, H., Die Stadt Mahlberg im Wandel der Zeiten, 1956; Roth, K., Die Stadt
Lahr, 1961.
Markgröningen (Herrschaft, Reichsstadt).
779 wird M. (Gröningen) an der Glems bei Ludwigsburg erstmals erwähnt. Die Burg
und Stadt M. wurden um 1240 von Kaiser Friedrich II. auf seit 1189 staufischem
Boden gegründet. Die Reichsstadt (13. Jh.) kam
1336 als Reichslehen endgültig an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Roemer, H., Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd. 1f.
1930ff.; Roemer, H., Führer durch Markgröningen, 1949; Roemer, H., Die Anfänge
der Stadt Markgröningen, (in) Schwäb. Heimat 1 (1950); Markgröningen in alten
Bildern, hg. v. Sieb, E., 1988.
Marlenheim (Herrschaft). Die Herrschaft M. westlich
von Straßburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts der Reichsstadt
Straßburg, die seit 1681 von Frankreich besetzt war.
L.: Wolff 295, Hölzle, Beiwort 91.
Melbach (Reichsdorf). Am 25. 1. 1374 erlaubte
Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg die
vom Reich den Karben verpfändeten Gerichte und Dörfer Ockstadt, Hollar
(Heller), M. und Heyenheim (Heichelheim) bei Friedberg einzulösen. Dazu kam es
aber nicht. Später fiel M. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462.
Memmingen (Reichsstadt).
Das (erstmals 1099 bzw.) 1128 genannte M. (Mammingin) wurde von Herzog Welf VI.
von Bayern an der Kreuzung der Straßen Salzburg-Schweiz und Ulm-Fernpass nahe
einer römischen Siedlung (Viaca, Cassiliacum?) gegründet (oder ausgebaut).
Vermutlich vor 1180 wurde es Stadt. 1191 kam es an die Staufer. Vor 1286 wurde
es Reichsstadt (1268?) und erhielt 1286 das
Stadtrecht Überlingens, 1296 Ulms. In den seit 1398 zunächst vom städtischen,
aus der Teilung des Kreuzherrenklosters 1365 hervorgegangenen Unterhospital erworbenen
Gütern erlangte M. bis 1749 (Beilegung des Streites mit der Reichslandvogtei
Oberschwaben) die Landesherrschaft. Seit 1522 wendete es sich der Reformation
zu. Es zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam es mit seinen 12
Dörfern, 2 Quadratmeilen Gebiet und 12000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 14; Wallner 688 SchwäbRK 57; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 219ff.; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Braun,
W., Amtlicher Führer durch Memmingen und Umgebung, 2. A. 1949; Breuer, T.,
Stadt und Landkreis Memmingen, 1959; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Schwaben 4; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Kießling, R., Die Stadt und
ihr Land, 1989; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., Bd. 1
1992; Kießling, R., Memmingen, LexMA 6 1992, 509; Friess, P., Die Außenpolitik,
1993; Die Geschichte der Stadt Memmingen, hg. v. Jahn, J., 1997.
Mengen (Herrschaft, reichsstadtähnliche
Stadt). M. nahe der Mündung der Ablach in die Donau wird anlässlich der
Übertragung durch Kaiser Ludwig den Frommen an Buchau 819 erstmals erwähnt. Vor
1257 wurde vermutlich von den Staufern eine neue Siedlung errichtet. Von 1285
bis 1312 hatten die Habsburger die Vogtei. Danach wurde M. an habsburgische
Amtleute und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Es zählte zum
österreichischen Reichskreis. 1680 löste es sich an Österreich zurück und kam
1805 an Baden, dann an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971;
Das alte Mengen, hg. v. Bleicher, W., 1988.
Metz (freie Reichsstadt).
In keltischer Zeit war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten
an der wichtigen Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz
das Kastell Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder
4.) Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz eingerichtet. Zeitweise war der Ort
Mittelpunkt des später Austrasien genannten fränkischen Reichsteils. 843 kam
M., obwohl es dem romanisch-französischen Sprachraum zugehörig war, zu
Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit dem späten 12. Jahrhundert
(1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der Bischöfe, die ihren Sitz
nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur Reichsstadt
auf. Sie schuf sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14. Jahrhundert
mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und verteidigte es
gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt.
1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks
Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum
Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J.,
Geschichte der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de
1552 a 1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et
XVe siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Mosbach (Reichsstadt,
Residenz des Pfalzgrafen bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in
den Neckar wurde um 736 ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw.
urkundlich 976 (Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im
13. Jahrhundert vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen
1273 und 1291 Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt.
1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz, wo es von 1410 bis 1499 Sitz von
Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Mühlhausen (Reichsstadt).
Das (775 anlässlich der Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967
erstmals erwähnte M. (Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit
karolingischer Zeit?) Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes mit franci
homines. Die zugehörige Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des 10. und 11.
Jahrhunderts häufig besucht. Bei ihr entwickelte sich eine Siedlung, die schon
974 hervorgehoben wurde. 1188 wurde M. civitas imperatoris, 1206 civitas regia
und um 1220 des richis stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht im Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch aufgezeichnet. 1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des
Reichsburggrafen von der Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen
Städtebund bei. Vor 1290 wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311 wurden
Statuten aufgezeichnet. 1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt. Seit 1348
galt M. als freie Reichsstadt., Bis 1370 gewann
M. ein Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie etwa 220 Quadratkilometern. 1418
trat die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs die Stadt auf rund 8000 Einwohner.
1483 wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin. Zwischen dem Bauernkrieg
(1524/1525) und 1548 ging die Reichsfreiheit als Folge des Wirkens Thomas
Müntzers (1524) vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich wechselnden
Regiments durch Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam reformiert.
1710 wurde das zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt
Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen
Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des
Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen
angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der
Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.; Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen 1802,
1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt
Mühlhausen in Thüringen, 1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das
Reich, 1911; Bemmann, R., Die Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915;
Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G.,
Mühlhausen in Thüringen. 1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975;
Günther, G./Korf, W., Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M.,
Mühlhausen oder Mölsen, Mühlhauser Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K.,
Mühlhausen, LexMA 6 1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999;
Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in
Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003.
Mülhausen (Reichsstadt),
frz. Mulhouse. M. im Elsass wird 803 erstmals erwähnt. Unter den Staufern wurde
es zur Stadt (1223 civitas) erhoben. Als Reichsstadt
(vor 1268) war es seit 1354 Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. Seit
1515 war es zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1523 wurde die
Reformation eingeführt. 1798 schloss sich M. durch Volksabstimmung Frankreich
an.
L.: Wolff 536f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis
1797) C1; Mossmann, X., Cartulaire de Mulhouse, Bd. 1ff. 1883ff.; Werner, L.,
Topographie historique du Vieux Mulhouse, 1949; Moeder, M., Les institutions de
Mulhouse au moyen âge, 1951; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse des
origines à nos jours, 1977; Fahlbusch, F., Mülhausen, LexMA 6 1992, 891;
Eidgenössische Grenzfälle, hg. v. Kaiser, Wolfgang u. a., 2001; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 435.
Munderkingen (reichsstadtähnliche
Stadt). Die von den Herren von Emerkingen gegründete Stadt M. kam vor 1297 an
Habsburg. 1384/1386 verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen
Rechten ausgestattete Stadt an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sich
die zum österreichischen Reichskreis gezählte Stadt an Österreich aus. 1805 kam
sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955.
Munster (Reichsstadt) s. Münster
Münster, Munster (Reichsstadt).
Im 7. Jahrhundert (675) wurde in M. im Gregoriental im Oberelsass eine Abtei
gegründet, die 826 vom Kaiser die Immunität erhielt, im 12. Jahrhundert zu
Basel gehörte, bis zur französischen Revolution von 1789 Bestand hatte und 1802
zerstört wurde. An sie schloss sich die Stadt M. an. Sie war seit dem 13.
Jahrhundert Reichsstadt (1235?) und gehörte zum
elsässischen Zehnstädtebund. 1536 wurde in M. die Reformation durchgeführt. Im
17. Jahrhundert fiel es an Frankreich.
L.: Wolff 298; Ohl, L., Geschichte der Stadt Münster und ihrer Abtei, 1897;
Stintzi, P., Elsässische Klöster, 1933; Chavoen, G., Das elsässische
Münstertal, 1940; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit, Diss. phil.
Freiburg/Üchtland 1972; Fahlbusch, F., Münster, LexMA 6 1992, 917.
Murten (Reichsstadt,
Herrschaft, Land). M. am Murtensee zwischen Solothurn und Avenches (Aventicum)
erscheint 515 als burgundischer Königshof Muratum in der Gründungsurkunde des
Klosters Saint-Maurice (Saint Maurice/Wallis, Sankt Moritz). Nach seiner 1034
erfolgten Zerstörung wurde es nach 1159 von den Herzögen von Zähringen als
Stadt begründet. Nach dem Aussterben der Herzöge wurde es Reichsstadt, kam aber 1255 und nach der Rückgewinnung
seitens des Reiches (1283) 1291 erneut an Savoyen. Von 1475 bis 1798 wurde es
von Bern und Freiburg gemeinsam verwaltet. 1803 gelangte es an den Kanton
Freiburg der Schweiz.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Welti, F. E.,
Das Stadtrecht von Murten, 1925; Flückiger, E., Murten, 1946.
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit wurde
die Reformation eingeführt (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus). 1559
wurde in die linksrheinischen Güter (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen
Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561 Nassau-Beilstein. 1607 entstand durch
Teilung erneut eine Linie N. (mit Dillenburg, Haiger und Herborn). Sie wurde
1620 von (einer neuen Linie) Nassau-Beilstein beerbt. Nassau-Beilstein nannte
sich danach N. nannte und wurde nach kurzer Zugehörigkeit zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium 1654 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das
etwa 8 Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende N. mit den Ämtern Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf,
Mengerskirchen, Ellar, Burbach, Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) swie der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N.
durch § 12 des Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die
Statthalterschaft und seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda
und Corvey, die Reichsstadt Dortmund, die Abtei
Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen (bei Friedrichshafen), Sankt
Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in Liechtenstein), Dietkirchen an der
Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil. Marburg 1932.
Neckargemünd (Reichsstadt).
988 wird erstmals das Dorf Gemundi unterhalb der Reichsburg Reichenstein am
Zusammenfluss von Elsenz und Neckar erwähnt. 1241 ist der Ort als Reichsstadt bezeugt. 1329 konnte der Pfalzgraf die
verpfändete Reichsstadt von den Herren von N.
auslösen. 1395 kam diese an die Pfalz, 1803 an Baden und damit N. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90.
Neuenburg (Reichsstadt).
N. bei Müllheim wurde (vielleicht) um 1170/1180 von den Herzögen von Zähringen
planmäßig angelegt. Nach 1218 war es vorübergehend Reichsstadt.
1797 kam es von Österreich an den Herzog von Modena, 1805 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Schäfer, K., Neuenburg. Die Geschichte einer preisgegebenen
Stadt, 1963; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 454.
Neumarkt, Neumarkt (in der Oberpfalz) (Reichsgut,
Reichsstadt?, Residenz des Pfalzgrafen bei
Rhein). Das Gebiet um N. in der Oberpfalz gehörte zum bayerischen Nordgau und
kam über die Heirat der Tochter des Markgrafen (Adela von Vohburg) mit
Friedrich I. Barbarossa an die Staufer. Am Ende des 12. Jahrhunderts ist N. als
Sitz eines Reichsschultheißenamtes bezeugt. Vielleicht war es 1235 Stadt. Im
Interregnum (1268) gelangte es an Bayern, 1269 an Oberbayern und 1329 an die
pfälzischen Wittelsbacher. 1410 fiel es an Herzog Johann von Pfalz-Neumarkt und
wurde dessen Sitz. (Nach 1448 kam es an Pfalz-Mosbach und 1499 an die Pfalz,
fiel aber 1628 an Bayern zurück.) Am 20. 4. 1945 wurde es fast vollständig
zerstört. S. Pfalz-Neumarkt, Pfalz-Oberpfalz.
L.: Hofmann, F./Mader, F., Stadt und Bezirksamt Neumarkt, 1909; Kurz, J., Die
Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1954; Ried, K., Neumarkt in der Oberpfalz.
Eine quellenmäßige Geschichte der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, 1960;
Heinloth, B., Neumarkt, 1967; Romstöck, K., Neumarkt in der Oberpfalz von 1500
bis 1945, 1985; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 414.
Niederwesel, Wesel (Reichsstadt
oder freie Stadt) s. Wesel.
L.: Reichsmatrikel 1521; Roelen, M., Studien zur Topographie und Bevölkerung
Wesels im Spätmittelalter, Teil 1f., 1989f.
Nimwegen (Reichsstadt),
niederl. Nijmegen. Nach älteren keltischen und germanischen Siedlungen
errichteten die Römer 69/70 am südlichen Waalufer die Siedlung Batavodurum. Sie
erhielt etwa 104 n. Chr. den Namen (Ulpia) Noviomagus (Neumarkt). Karl der
Große erbaute in Niumaga eine Pfalz, der ein umfangreicher Reichswald zugeteilt
war. 1230 wurde der Ort Reichsstadt. 1247/1248
wurde N. von König Wilhelm von Holland an die Grafen von Geldern verpfändet und
verlor mangels Auslösung nach und nach die Reichsstandschaft. Mit Geldern kam
es 1577 an die Niederlande.
L.: Wolff 68; Blok, P., Geschichte der Niederlande, Bd. 1ff. 1902ff.; Waele, F.
de, Noviomagus Batavorum, 1931; Seveke, I., Nimwegen, 1955; Nimwegen
(Stede-atlas van Nijmegen), bearb. v. Gorissen, F., (in) Niederrheinischer
Städteatlas, hg. v. Kallen, G., 2, 1, 1956; Leupen, P., Nijmegen en het Rijk,
Klever Archiv 4 (1983), 57ff.; Sarfatij, H., De vroege topografie van
middeleeuws Nijmegen, FS D. Blok, 1990, 321ff., Leupen, P., Nijmegen, LexMA 6
1993, 1149; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 464.
Nordenberg, Nortenberg (Herrschaft). Die Herrschaft
N. wurde 1383 von der Reichsstadt Rothenburg
erworben. N. kam bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Nordhausen (Reichsstadt).
Bei einer um 910 an wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg erscheint 927
erstmals der Ort N. als Gut König Heinrichs I., der dieses 929 seiner Frau
Mathilde als Wittum gab. 961 gründete sie in N. ein Kanonissenstift, dem der
Ort gehörte. 972 gab König Otto II. N. als Mitgift seiner Gemahlin Theophanu.
1220 löste Kaiser Friedrich II. N. aus der Abhängigkeit des in ein Domstift umgewandelten
Stiftes. 1277 wurde der Reichsvogt vertrieben und die Reichsburg zerstört.
König Rudolf von Habsburg stärkte gleichwohl 1290 die Stellung der Bürger. Von
1312 bis 1594 waren die Grafen von Hohnstein, danach das Haus Wettin, seit 1697
Brandenburg Reichsvogt. 1524 wurde die Reformation eingeführt. Von 1703 bis
1714 besetzte Brandenburg N. 1716 gewann die zum niedersächsischen Reichskreis
zählende Stadt das Amt des Reichsvogtes und Reichsschultheißen gegen 50000
Taler für sich. 1802 kam N. an Preußen, wurde von 1807 bis 1813 dem
Harzdepartement des Königreichs Westphalen eingefügt und 1815 der Provinz
Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in
Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit
Thüringen kam N. 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und fiel damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H.,
Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen,
1927; Das tausendjährige Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring,
O., Nordhausen, 1929; Heineck, H., Chronik der Stadt Nordhausen, 1930;
Nordhausener Urkundenbuch, bearb. v. Lücke, G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.;
Silberborth, H., Preußen und Hannover im Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K.,
Nordhausen, LexMA 6 1993, 1236.
Nördlingen (Reichsstadt).
Nach römischen und alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im
Ries anlässlich der Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215 gewann
König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich versuchten
die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft zu erlangen.
Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es
sich der Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und
dem schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5
Quadratmeilen Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim,
Goldburghausen, Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner,
K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.;
Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der
niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung
einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts,
Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine bürgerliche
Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt
Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling,
R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation,
1998.
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz).
Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen
Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs
(in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die
ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen
gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der
Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und
Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach,
Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV.
vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth [Geleitsrechte seit 14. Jh.]).
Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben
sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung Markgrafschaft
Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem
die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265
gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten.
1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen
Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine politisch-statistische,
wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des Großraums Nürnberg zu Beginn
des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk.
Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.; Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft,
LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L., Die Burggrafen von Nürnberg, 1994;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 228; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Nürnberg (Reichsstadt,
Residenz des Königs und der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011 werden bei
Bauarbeiten an der Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre alte
Keuperhornsteine als älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N.
entdeckt.) An wichtigen Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem
Siedlungsboden auf einem 351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden
Sandsteinfelsen vermutlich um 1000 (1040/1041) die anscheinend vorsalische (und
damit vor 1024 entstandene) Baureste aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die
1050 anlässlich eines Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer
Reichsmünzstätte, vor 1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen,
seit 1200 Stadtrecht. 1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256
traten Ratsherren (consules) und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor.
Unter König Rudolf von Habsburg begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320 Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der Bayer hielt sich
dort vierundsiebzigmal, Karl IV. mehr als fünfzigmal auf. In der Goldenen Bulle
belohnte Kaiser Karl IV. 1356 die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes
neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in N. abzuhalten. Vom 22. 3. 1424
bis 1796 und von 1938 bis 1945 war N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um
1400 war die streng patrizische Ratsverfassung voll entwickelt. Bis 1427 konnte
N. durch Kauf der Burg und Kauf von Rechten den Druck seiner Burggrafen
teilweise beseitigen. Durch Kauf von Hiltpoltstein mit Wildenfels und
Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg (1520/1548) und durch seine
Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506) gewann es das größte
Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt (Hersbruck,
Lauf, Altdorf, Reicheneck, Velden, Betzenstein, Stierberg), doch blieb das
Gebiet unmittelbar vor der Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die
römisches Recht gemäßigt rezipierende (Neue) Reformation sein Stadtrecht, das
schon zuvor auf etwa 22 Orte übertragen worden war. 1524/1525 führte es die
Reformation ein und erreichte im Zusammenhang mit seinem von Handwerk und
Handel getragenen wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle Blüte
(Albrecht Dürer, Veit Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs).
Im Reichstag gehörte N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im fränkischen
Reichskreis führte es die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf
eine Akademie bzw. Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark
geschwächt. 1792 und 1796 musste es die Beschlagnahme eines Teils seines
Landgebiets durch Bayern und Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Reichsstadt
erhalten. Zu dieser Zeit gehörte es den Kantonen Gebirg, Steigerwald und
Altmühl des Ritterkreises Franken an. Durch die Rheinbundakte von 1806 fiel es
an Bayern, das es am 6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen bzw. rund 1500
Quadratkilometern (Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter Wöhrd, Gostenhof,
Altdorf, Lauf, Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein, Velden,
Betzenstein, Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt 80000
Einwohnern offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte
der Stadt Nürnberg, 1909; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Liermann, H., Nürnberg als
Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f. fränk. Landesforschung 2 (1936),
1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann, H., Nürnberg-Fürth, 1954,
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4; Gagel, E./Schnelbögl, F.,
Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt
Nürnberg 1554-1599, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg,
Bd. 1 1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W.,
Kleine Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche
Stellung der Reichsstadt Nürnberg im
Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der Reichsstadt
Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg. v. Pfeiffer,
G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechts, 2. A.
1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt
Nürnberg, 1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt
Nürnberg, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J.,
Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Umland um 1700,
1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker,
G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr Landgebiet
im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der Stadtbibliothek
Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten Nürnberger
Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hg. v.
Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317; Endres, R.,
Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt
Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der
spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und
Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert,
A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis
1892, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.
Oberehnheim (Reichsstadt),
frz. Obernai. O. im Unterelsass war vermutlich schon in merowingischer Zeit
Königshof. 1240 wurde es Stadt genannt. Als Reichsstadt
trat es 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund bei. Ihr Gebiet umfasste das alte
Schloss Kagenfels im Klingental und das Dorf Bernhardsweiler. Nach 1648 kam die
Stadt an Frankreich und gehörte bis zur französischen Revolution von 1789 zur
Unterstatthalterschaft Straßburg.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 469.
Oberwesel (Reichsstadt).
An der Stelle von O. am Mittelrhein bestand im dritten nachchristlichen
Jahrhundert eine römische Herbergsstation. In karolingischer Zeit (839) war O.
(Wesel, Wesalia)Königsgut, das 966 an das Moritzkloster in Magdeburg gegeben
wurde, spätestens bis 1234 aber an das Reich zurückkam. 1257 bestätigte König
Richard dem zu Beginn des 13. Jahrhunderts zur Stadt aufgestiegenen Ort die
Reichsunmittelbarkeit. 1275 wurde Wesel an die Grafen von Jülich, 1312 an das
Erzstift Trier verpfändet. 1455 wurde auf Ansuchen des Erzbischofs von Trier
die Reichsstandschaft durch Kaiser Friedrich III. ausdrücklich aufgehoben. Seit
dem 17. Jahrhundert setzte sich der Name O. durch. 1815 kam es zu Preußen und
1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Bornheim, gen. Schilling, W., Oberwesel, 1955; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 475.
Ockstadt (Reichsdorf). Am 25. 1. 1374 erlaubte
Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg, das
vom Reich den Karben unter anderem verpfändete Dorf O. einzulösen. Diese
Erlaubnis wurde aber nicht in die Tat umgesetzt. O. kam später an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hugo 462.
Odernheim (Reichsstadt).
O. (bzw. seit 1896 Gau-Odernheim [Gauodernheim]) bei Alzey kam im 9.
Jahrhundert wohl vom fränkischen König an das Hochstift Metz und 1282 durch
Kauf vom Hochstift Metz an das Reich. 1286 erhielt es Stadtrecht. 1315 wurde es
an das Erzstift Mainz, 1407 an die Pfalz verpfändet und nicht wieder eingelöst,
vielmehr 1579 nach Unruhen ganz der Pfalz eingegliedert. 1816 fiel es an
Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Gredy, H., Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt Odernheim, 2. A. 1954; Geschichte von
Gauodernheim, zusammengest. v. Einsfeld, C. u. a., 1957; Reifenberg, W., Die
kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648,
1968; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 477.
Offenburg (Reichsstadt).
O. an der Kinzig wird erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine
Gründung der 1218 aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau
[Ortenau], Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit
1148 belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von
Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an
Baden und an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und
Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König
Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es
die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung
kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des
Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen
Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen
gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert.
Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771
fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3
Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg, 1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der
Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die Stadt-
und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f. Mittelbaden,
1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R., Offenburg
1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele,
K. u. a., 2004.
Oppenheim (Reichsstadt).
O. am Mittelrhein bei Mainz wird 765 erstmals erwähnt. 774 gab König Karl der
Große den Königshof an die Abtei Lorsch. 1147 fiel der Ort von Lorsch an das
Reich zurück. 1225/1226 erhielt er Stadtrecht (Reichsstadt).
1254 war O. Mitglied des rheinischen Städtebundes. Von 1315 bis 1353 wurde O.
an das Erzstift Mainz, 1375 an die Pfalz verpfändet und gehörte seit 1398
tatsächlich, seit 1648 endgültig zur Pfalz. Später fiel O. an Hessen-Darmstadt.
1946 kam es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Franck, W., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Oppenheim am Rhein, 1859; Wernher, C., Oppenheim, 1925; Krause, P., Oppenheim
unter der Verwaltung des Reichs, 1927; Neue Forschungen zur Geschichte
Oppenheims und seiner Kirche, hg. v. Jungkenn, E., 1938; Leiwig, H., (in)
Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 1964; 1200 Jahre Oppenheim am Rhein,
Festschrift, hg. v. Albrecht, J./Licht, H., 1965; Reifenberg, W., Die
kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648,
1968; Oppenheim. Geschichte einer alten Reichsstadt,
hg. v. Licht, A., 1975; Rödel, V., Oppenheim als Burg und Stadt des Reiches,
Beitr. z. mittelrhein. Gesch. 21 (1980), 60ff.; Kraft, R., Das Reichsgut von
Oppenheim, HJL 11 (1981), 20ff.; Festschrift St. Katharinen zu Oppenheim, hg.
v. Servatius, C./Steitz, H./Weber, F., 1989; Seibert, H., Oppenheim, LexMA 6
1993, 1417; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 481.
Palm (Grafen, Fürsten, Reichsritter). Die dem
Patriziat der Reichsstadt Esslingen entstammende
Familie P. wurde 1711 (Reichsritterstand) geadelt. Eine katholisch gewordene
Linie erwarb unter anderem die Herrschaften Illereichen (1771, von den Grafen
Limburg-Styrum, 1788 Verkauf) und Hohengundelfingen (1774, von den
Reichsfreiherren von Landsee) in Schwaben und wurde 1729 in den
Reichsfreiherrenstand, 1750 in den Grafenstand und am 24. 7. 1783 (Carl Josef
II., gegen hohe finanzielle Leistungen) in den Fürstenstand erhoben. Die
evangelisch gebliebenen Linien gehörten mit dem 1728 erworbenen Mühlhausen/Neckar,
dem 1740 erlangten Bodelshofen und dem 1744 erworbenen Rittergut Steinbach von
1722 bis 1805 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 363, 375, 379; Schulz 268.
Pfeddersheim (Reichsstadt).
P. bei Worms wird erstmals 754 erwähnt, doch war das Gebiet schon in römischer
Zeit bewohnt. Nach dem König hatten das Bistum Metz, die Abtei Gorze und die
Herren von Bolanden und Hohenfels Rechte an dem schon früh befestigten Dorf. Um
1304 erhob es König Albrecht von Österreich zur Reichsstadt
und stattete es mit dem Recht Oppenheims aus. Wenig später wurde es an die
Herren von Falkenstein, dann an den Erzbischof von Mainz und seit 1465 an die
Pfalz verpfändet, an die es 1648 gänzlich fiel. Über Hessen-Darmstadt kam es
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; 1200 Jahre Pfeddersheim, 1954; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 487.
Pfullendorf (Reichsstadt).
P. im Linzgau bei Überlingen wird 1152 erstmals erwähnt. Vor 1180 kam es als
Erbe der von den udalrichingischen Grafen von Bregenz abgespalteten Grafen von
P. durch Erbeinsetzung (nach 1167) an das Reich. Kaiser Friedrich II. gab dem
Ort um 1220 Stadtrecht. Seit dem Interregnum, spätestens seit 1363 war die
Stadt Reichsstadt und gehörte zur Städtebank des
schwäbischen Reichskreises. 1803 fiel sie mit Illmensee, Stadelhofen,
Waldbeuren und Zell, insgesamt 2 Quadratmeilen Gebiet, an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 26; Wallner 688 SchwäbRK 60; Schroeder 292ff.;
Walchner, K., Geschichte der Stadt Pfullendorf, 1825; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Schmid, K., Graf Rudolf von
Pfullendorf und Kaiser Friedrich I., 1954; Sachse, J./Ruck, H./Schupp, J., Die
ehemals freie Stadt Pfullendorf und ihre Geschlechter, 1964; Schupp, J.,
Denkwürdigkeiten der Stadt Pfullendorf, 1967; 750 Jahre Stadt Pfullendorf,
1970; Groner, J., Die Chroniken der Stadt Pfullendorf, 1982; Eberl, I.,
Pfullendorf, LexMA 6 1993, 2050.
Quadt-Wickrath, Quadt-Wykradt (Grafen, Reichsgrafen).
1256 erscheint das jülich-geldernsche Adelsgeschlecht Quadt. Es erbte 1498/1502
die reichsständische Herrschaft Wykradt (Wickrath, heute Stadtteil
Mönchengladbachs) und zählte zum Ritterkreis Rhein sowie zum Kanton Rhön-Werra
(etwa 1750-1780) des Ritterkreises Franken. 1557 wurde es protestantisch. 1752
wurde die Hauptlinie Q. zu Reichsgrafen (westfälische Grafen) erhoben. Sie
verlor 1801 ihre linksrheinischen Güter und erhielt durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für Wickrath und Schwanenberg
(heute Stadtteil von Erkelenz) neben einer Rente von 11000 Gulden die aus der
Reichsabtei Isny und der Reichsstadt Isny
gebildete standesherrliche Grafschaft Isny. Sie fiel 1806 an Württemberg. 1951/1952
kam Isny zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 25; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 377;
Riedenauer 126; Speth, H., Die Reichsstadt Isny
am Ende des alten Reiches (1775-1806), 1972.
Quadt-Wickrath und Isny, Quadt-Wykradt und Isny (Reichsgrafen).
Die Reichsgrafen von Quadt-Wickrath nannten sich Q., nachdem sie 1803 als
Entschädigung für ihre linksrheinischen Güter die aus der Reichsabtei Isny und
der Reichsstadt Isny gebildete Grafschaft Isny
erlangt hatten, die 1806 an Württemberg fiel. 1951/2 gelangten damit die Güter
zu Baden-Württemberg.
L.: Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des
alten Reiches (1775-1806), 1972.
Ramsberg (Herrschaft). 1409 wurde die Herrschaft
R. von der Reichsstadt Überlingen erworben, die
1803 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel.
L.: Wolff 215; Hölzle, Beiwort 91.
Rapperswil (Reichsstadt).
R. am oberen Zürichsee gehörte zunächst Habsburg, konnte aber seit der
Reichsexekution Kaiser Sigismunds gegen Friedrich IV. von Kiburg-Tirol (Kyburg-Tirol)
(1415) mit etwa 1000 Einwohnern und einem Landgebiet mit 2000 Einwohnern als
reichsunmittelbar gelten. 1464 schloss es ein Schirmbündnis mit Glarus und
Schwyz sowie Unterwalden und Uri., dem 1712 ein Schirmbündnis mit Zürich, Bern
und Glarus folgte, in dem eine halbunmittelbare Stellung anerkannt wurde.
L.: ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 257.
Ravensburg (Reichsstadt).
Das 1152 erstmals genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer
um 1020/1080 erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern. 1179/1180 kam der
Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R. Reichsstadt
(1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem Erwerb des
Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt
abgeschlossen. Die Stadt erreichte ihre höchste Blüte in der Zeit der großen
Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat
(1380-1530), die Leinwandhandel in ganz Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor
1546 wurde die Reformation eingeführt, aber bis 1649 teilweise wieder
rückgängig gemacht. 1647 brannte die Burg R. ab. Die Stadt hatte Sitz und
Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit
den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg,
Winterbach und Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130
Quadratkilometern mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo
es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen
Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die
älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg,
1924; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt
Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der
Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802,
Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und
Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc
(Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht,
1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994,
486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen
Beharrung und Aufbruch, 2005.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe einer älteren vermutlich Radasbona
genannten keltischen Siedlung an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau
errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell und 179 n. Chr. das
Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400 unzerstört wieder
aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge
richteten dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739
erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der Absetzung des bayerischen
Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an
den Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner günstigen Verkehrslage
entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt. Der Bischof von R. und
der Herzog von Bayern, dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts
war, bemühten sich vor allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der
Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben
noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen
Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg,
Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam
es sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der
freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde
durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es
der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen
Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der
schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem
bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt
R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram,
Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum
Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der
Stadtmark und den Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und
Unterer Wöhrd bzw. Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt
Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970;
Kreuzer, G., 2000 Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D.,
Regensburg I, 1976, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern;
Albrecht, D., Regensburg im WandeL.: Studien zur Geschichte der Stadt im 19.
und 20. Jahrhundert, 1984; Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v.
Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A. 1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid,
A., Regensburg und Bayern, 1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher
Stadtentwicklung, 1989; Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt
und die Klöster, 1994, Historischer Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg,
LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht, D., 1994; Regensburg im
Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der
Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997;
Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum). 1802/1803 wurden Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl
Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt, wobei auch der ehemalige
erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805 Bestätigung
seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum an Bayern und Dalberg erhielt
die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum Regensburg, Zs. f.
bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966;
Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000
Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und
den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster
unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und
das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei, Reichsstift,
Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird erstmals um 890
die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf Veranlassung der
Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I. reiche Güter. Das
Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar (Immunität,
Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz des Papstes.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach 1654 gehörte
sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im bayerischen
Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene
reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt
Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram und
Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an Bayern. 1821 wurde es
Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt
Regensburg, Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger
Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f.
Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder-
und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716,
1, 2, 421.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift
Regensburg. und den Reichsstiften Sankt Emmeram und Niedermünster zum
Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A.,
1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war.
972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen.
Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295
wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme
der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser
die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen Reichskreis. Die Klostergebäude
kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und Taxis, die einzelne Teile schon
seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und
den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum
Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Remagen (Reichsstadt).
An der Stelle älterer Siedlungen errichteten die Römer am Rhein in Rigomagus
ein Kastell, das wohl um 406 zugrundeging. Später hatten dort 893 Prüm, 1002
Deutz sowie Siegburg und Stifter und Klöster Kölns Rechte. Danach kam R. an das
Reich, doch fielen die Reichsrechte seit dem 13. Jahrhundert durch Verleihung
und Verpfändung an andere Herren. 1357 bestätigte Kaiser Karl IV. den Grafen
von Berg R. als Reichspfand. Seit dem 16. Jahrhundert blieb R. beim Herzogtum
Jülich. Über Preußen kam es dann 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 101; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 504.
Reutlingen (Reichsstadt).
Das auf altem Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen
Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals erwähnt. Um 1182 wurde R.
Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser Otto IV. (um 1209) und
Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240) Stadtrechte (1250 civitas).
Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm den Schultheißen und
verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R. Reichsstadt
und wehrte sich erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis 1360 und von
1376 bis 1500 das Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456 erhielt die
Stadt, die um 1400 etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500 das Pfand
dieser Rechte. 1519 führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es durch Brand
weitgehend zerstört. R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim
schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44
Quadratkilometern Gebiet (Betzingen, Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer
Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa 10500 Einwohnern an Württemberg,
innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die
Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt
Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen
1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur
Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f. württemberg. LG. 22 (1961);
Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973; Der Kreis Reutlingen, hg. v.
Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770,
Reutlinger Gbll. N.F. 23 (1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u.
a., 1995; Fahlbusch, F., Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
Rheineck (Reichsstadt
?). 1276 erteilte König Rudolf von Habsburg dem im 13. Jahrhundert von den
Grafen von Werdenberg gegründeten R. im Unterrheintal oberhalb der Mündung des
Rheins in den Bodensee die Rechte einer Reichsstadt.
1415 fiel R. an das Reich. Ab 1489 ging es als Teil der Landvogtei Rheintal und
als Schirmort der Abtei Sankt Gallen an die Eidgenossenschaft der Schweiz über.
Dort wurde es Teil des Kantons Sankt Gallen.
L.: Wolff 527; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige
römische Reich, 2007.
Rheinfelden (Reichsstadt,
Herrschaft). Um 1130 gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von
den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im Aargau die
Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R. Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet.
Zur Grafschaft R., die am Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau
Österreichs zum österreichischen Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14.
Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I. vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und
Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2. 1803 wurden die Gebiete dem Aargau und
damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T.,
Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 517.
Riedlingen (reichsstadtähnliche
Stadt). Bei dem 835 erstmals genannten Dorf R. an der oberen Donau legten die
Grafen von Veringen zwischen 1247 und 1255 eine Stadt an, die vor 1300 durch
Kauf an Habsburg kam. 1314 war sie an die Grafen von Hohenberg, dann an die
Herren von Ellerbach und 1384 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. 1680
löste sich die zum österreichischen Reichskreis zählende Stadt, die zu den sog.
Donaustädten gerechnet wurde, selbst aus der Pfandschaft an Österreich zurück.
1805 kam sie an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Heuschele, O., 1950; Rothmund, P.,
Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen 1955;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, 1971; Der
Kreis Biberach, 1973.
Riga (Reichsstadt,
Residenz des Deutschen Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof Albert
auf dem Gelände einer baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde das Recht
der Deutschen auf Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die Stadt der
Hanse bei. Von 1330 bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden, danach den
Erzbischöfen von R. 1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000 Einwohner
(davon zwei Drittel Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang des
livländischen Ordensstaates freie Reichsstadt,
huldigte aber 1581/1582 Polen und schied damit aus dem Reich aus. Von 1621 bis
1710 gehörte es nach Eroberung zu Schweden, danach zu Russland, verlor die alte
deutsche Verfassung aber erst 1889. Von 1918 bis 1940 war R. Hauptstadt der
Republik Lettland, die 1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen
in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v.
Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481,
1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg.
v. Misans, I. u. a., 2005.
Roggenburg (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Vielleicht 1126 wurde das Prämonstratenserkloster R. bei Messhofen südöstlich
Ulms im bayerischen Schwaben von den Herren von Bibereck (bzw. Biberegg) als
Doppelkloster (bis 1178) gestiftet, wohl um 1130 von Ursberg aus gegründet und
mit den Orten Messhofen, Breitenthal, Ebershausen, Ingstetten und Schießen
ausgestattet. Von den Stiftern kam die Vogtei als Reichslehen an die
Reisensburg, dann an die Reichsstadt Ulm (1412),
nach 1477 zeitweise an Bayern und nach 1548 an Österreich. Das Kloster wurde
1444 Abtei, gewann 1406 die niedere Gerichtsbarkeit und 1513 die hohe Gerichtsbarkeit
(Blutbann) und war von 1544 an reichsunmittelbar. Es gehörte den schwäbischen
Reichsprälaten des Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis an und gewann
ein eigenes Herrschaftsgebiet mit vier Ämtern (R., Breitenthal, Nordholz und
Wiesenbach). 1803 kam es mit 2-2,5 Quadratmeilen Gebiet im Bibertal und im
Günztal und 3500-5000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 186; Zeumer 552 II a 36, 8; Wallner 688 SchwäbRK 49; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Groll, E., das Prämonstratenserstift
Roggenburg im Beginn der Neuzeit (1450-1600), 1944; Tuscher, F., Das
Reichsstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, 1976; Kießling, R., Roggenburg,
LexMA 7 1995, 946.
Rosheim (Reichsstadt,
Herrschaft). Das 778 erstmals erwähnte R. südwestlich Straßburgs gehörte
ursprünglich den Staufern. Im 13. Jahrhundert erhielt es Stadtrecht und wurde Reichsstadt. Im 14. Jahrhundert trat es dem
elsässischen Zehnstädtebund bei. Später gehörte es dem oberrheinischen
Reichskreis an und erscheint in diesem in der Reichsmatrikel von 1776. 1648
wurde es mit der zugehörigen Herrschaft von Frankreich annektiert.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 22 (1648)
C4; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 524.
Rothenberg, (Rothenburg) (Herrschaft, Ganerben).
Nach dem (Alten) R. bei Nürnberg nannten sich seit der 2. Hälfte des 13.
Jahrhunderts Reichsministeriale, deren Güter um 1300 an die Herren von
Wildenstein und mit dem (Neuen) R. 1360 durch Verkauf an Kaiser Karl IV. kamen.
1401 eroberte König Ruprecht von der Pfalz R. Nach Anerkennung der Lehnshoheit
Böhmens (1465) verkaufte Pfalz-Mosbach R. 1478 an einige fränkische Ritter, die
sog. Ganerben. 1662/1663/1698 verdrängte Bayern, das nach 1619 die Oberpfalz
erworben hatte, die Ganerbschaft aus der zum bayerischen Reichskreis zählenden
Herrschaft, führte die Gegenreformation durch und verlor die Herrschaft
(Neunkirchen am Sand, Schnaittach, Kirchröttenbach, Bühl, R.) nur zwischen 1706
und 1714 an die Reichsstadt Nürnberg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Schütz, M., Die Ganerbschaft von Rothenberg
in ihrer politischen, juristischen und wirtschaftlichen Bedeutung, Diss. phil.
Erlangen 1924; Kreuzer, L., Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen
Kurbayern und Nürnberg, 1975.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf
das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich
V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg
gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend
an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern
bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt). Auf der Bergnase oberhalb des 970 von
den Grafen von Comburg (Komburg) mit einer Kirche versehenen Dorfes Detwang
(Dettwang) im Taubertal errichteten die Grafen von Comburg (Komburg) die rothe
Burg, nach der sie sich im 11. Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben
der Grafen von Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen
mit dem Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als
deren Gut sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241
erhielt der sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf
von Habsburg ihn an das Reich. Ab 1274 war er Reichsstadt
und löste sich von der Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger
Verpfändung an die Herren von Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein
ansehnliches, auf drei Seiten eingezäuntes und befestigtes Landgebiet
(Landhege), wurde aber wegen des Widerstands des Patriziats nie
Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das Privileg der Unverpfändbarkeit.
1544 wurde die Reformation eingeführt. Die Herrschaft der mit Sitz und Stimme
im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des Reichstags und im fränkischen
Reichskreis vertretenen Stadt umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts die
Landvogtei im Gau rechts der Tauber und die kleine Landvogtei links der Tauber
(Teile von Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit Reichsamt Detwang [Dettwang]
und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld [Gammersfeld] und
Insingen [Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft Lichtel [Liental], Burg
und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei Wettringen und
Gericht zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen, Burg Diebach
und das Deutschordenshaus Rothenburg mit Gütern). Mit Teilen von Pfahlenheim
war R. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1802/1803
kam es mit 5 Quadratmeilen bzw. 370 Quadratkilometern Gebiet, 180 Ortschaften
und 24000 Einwohnern an Bayern, 1810 der westliche Teil des Landgebiets an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W., Beschreibung
und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947;
Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953; Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre
Herrschaft über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971; Schnelbögl, F., Die
fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg
im schwäbischen Städtebund, 1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die Dorfordnungen
im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur.
Würzburg, 1977; Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987, 187; Borchardt,
K., Die geistlichen Institutionen in der Reichsstadt
Rothenburg ob der Tauber und dem zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis
zur Reformation, 1988; Wendehorst, A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
Rottenmünster, Rotenmünster (reichsunmittelbare Abtei,
Reichsabtei). 1221 verlegte eine in Hochmauren bei Rottweil ansässige
Schwesterngemeinschaft ihren Sitz nach R. bei Rottweil und schloss sich 1223
dem Zisterzienserorden an. 1224 kam das neue Kloster unter den Schutz des
Papstes, 1237 des Kaisers. Später war es reichsunmittelbar, stand aber bis 1619
unter dem Schirm der Reichsstadt Rottweil. Am
Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das der schwäbischen Prälatenbank des
Reichstags und dem schwäbischen Reichskreis angehörige Kloster nach langen,
erst 1771 beigelegten Streitigkeiten ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 55
Quadratkilometern mit etwa 3000 Einwohnern. Zu den Gütern gehörten die Orte
Aixheim, Frittlingen, Neukirch, Zepfenhan, die Hälfte von Hausen, Gut und
Schloss Rotenstein (Rothenstein), 8 Höfe und 2800 Morgen Waldungen. 1803 fiel
die Abtei an Württemberg und damit R. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 193; Zeumer 552 II a 36, 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Reichenmiller, M., Das ehemalige Reichsstift
und Zisterzienserinnenkloster Rottenmünster, 1964.
Rottweil (Reichsstadt).
R. am obersten Neckar liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an
wichtigen Straßen angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht
aus einem alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8.
Jahrhunderts entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit
dem 11. Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte
des 12. Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich
gelegenen Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299 Freiheit von auswärtigen Gerichten,
1358 Kauf des Königshofes, 1359 Erwerb des Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des
Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519 bis 1802/1803 war R., das im 15.
und 16. Jahrhundert ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem
aus den Gütern der 1594 ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter
Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13.
Jahrhundert überlieferte kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten der Stadt das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen,
Dunningen, Böhringen, Göllsdorf, Villingendorf und Talhausen, die Burg
Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt
(Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten,
Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und Bettlinsbad), das
Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach),
das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar unter dem
Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen
[Harthaus], Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4
Quadratmeilen bzw. 220 Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner umfassende
R. noch vor Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg und
wurde Sitz eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt
Rottweil, 1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt
Rottweil und des kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das
Territorium der Reichsstadt Rottweil, 1913,
Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 11; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Steinhauser, A., Officina Historiae
Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19. Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische
Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7
1995, 1055; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B.,
Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Saarbrücken (Stadt, freie Stadt?, Reichsstadt?). Nach älteren unterbrochenen
Siedlungsspuren erscheint 999 die vielleicht bereits um 850 bestehende Burg S.,
die Kaiser Otto III. dem Bischof von Metz gab. An sie lehnte sich eine
spätestens im 11. Jahrhundert entstandene Siedlung an, die im 13. Jahrhundert
faktisch Stadt wurde und 1321 ein Stadtrecht erhielt. Sie strebte bis zum 16.
Jahrhundert die Reichsunmittelbarkeit an.
L.: Wolff 266; Ruppersberg, A., Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 1,2 2. A.
1913; Ried, H., Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken,
1958; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7 1995, 1210f.; Geschichte der Stadt
Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999; Burg, P., Saarbrücken
1789-1860, 2000.
Saarburg (Reichsstadt),
frz. Sarrebourg. Das als Kaufmanns-Saarbruck in der Reichsmatrikel von 1521
erwähnte S. löste sich vom Hochstift Metz und kam über Lothringen 1661 an
Frankreich.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 305; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 538.
Sankt Gallen (Reichsstadt).
Bei dem 612/613 gegründeten Kloster S. entstand im Frühmittelalter eine seit
dem 10. Jahrhundert bedeutsamer werdende Siedlung, die im 13. Jahrhundert
Stadtrechte (Handfeste von 1291) erlangte. Sie befreite sich (seit 1180)
allmählich aus der klösterlichen Herrschaft. 1454 verbündete sie sich mit den
Eidgenossen der Schweiz und nahm den zweiten Rang unter den zugewandten Orten
ein. 1457 löste sie sich gegen 7000 Gulden ganz von der Abtei und wurde freie Reichsstadt.
L.: Wolff 532; Moser-Näf, C., Die freie Reichsstadt
und Republik Sankt Gallen, Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster und Stadt
Sankt Gallen im Spätmittelalter, 1931; Ehrenzeller, E., Geschichte der Stadt
Sankt Gallen, 1988; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7 1995, 1155; Marquardt,
B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Saulgau (Herrschaft, reichsstadtähnliche
Stadt). 819 gab Kaiser Ludwig der Fromme die Kirche von S. im oberschwäbischen
Alpenvorland an das Reichsstift Buchau. Ab 1171 erscheinen Herren von S. als
Reichsministeriale, deren Rechte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an
die Herren von Sießen-Strahlegg gefallen sein dürften. Vermutlich über die
Staufer kam die Vogtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Truchsessen von
Waldburg, die den Ort um 1230/1239 zur Stadt erhoben (1288 Stadtrecht von
Lindau). 1299 fiel S., das im 14./15. Jahrhundert die Gerichtshoheit, das
Ammannsamt und die Herrschaft über drei Dörfer erwarb, an Habsburg, das die
Herrschaft nach mehreren Verpfändungen 1386 an die Truchsessen von Waldburg
verpfändete. Mit Mengen, Munderkingen, Riedlingen und Waldsee (Donaustädte)
kaufte sich das zum österreichischen Reichskreis zählende S. 1680 an Österreich
zurück. 1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Laub, J., Geschichte der vormaligen
fünf Donaustädte in Schwaben, 1894; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in
Schwäbisch-Österreich, Diss. phil. Tübingen, 1955; Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., Bd. 1, 2 3. A. 1978; Der Kreis Saulgau, hg. v. Steuer, W./Theiss, K.,
1971.
Schaffhausen (Kanton). Nach dem Übergang der Güter
des Klosters Allerheiligen, des Kloster Sankt Agnes und des
Franziskanerklosters an die Stadt S. 1529 ließ diese sie durch Landvögte
verwalten. Nach der französischen Revolution wurde die Stadt der Helvetischen
Republik einverleibt. 1803 wurde der aus drei nicht zusammenhängenden Teilen
bestehende Kanton S. mit der Hauptstadt S. gebildet. S. Schaffhausen
(Reichskloster), Schaffhausen (Reichsstadt).
L.: Wolff 526; Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen 987-1530, Bd. 1,2
1906; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons
Schaffhausen, 1922; Bächtold, K., Beiträge zur Verwaltung des Stadtstaates
Schaffhausen von der Reformation bis zur Revolution, 1947; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Schulthess, M.,
Institutionen und Ämterorganisation in der Stadt Schaffhausen 1400-1550, 2006.
Schaffhausen (Reichsstadt).
An wichtigen Handelswegen entstand um 1045 der Handelsplatz S. am Rhein. 1080
wurde der Ort dem 1049/1050 von Graf Eberhard von Nellenburg auf Eigengut
gegründeten Benediktinerkloster Allerheiligen übertragen, dessen Vogtei seit
1198 die Herzöge von Zähringen und seit 1218 als deren Nachfolger die Staufer
innehatten. 1190 bzw. 1218 erlangte der zur Stadt gewordene Ort
Reichsunmittelbarkeit, 1277 eigene Gerichtsbarkeit. Von 1330 bis 1415 war S.,
das 1407 vom Kloster das Schultheißenamt erwarb, an Habsburg verpfändet, kaufte
sich aber nach dem Zunftaufstand von 1411 im Jahre 1415 wieder frei. 1454
schloss es sich der Eidgenossenschaft der Schweiz als zugewandter Ort an und
trat ihr 1501 als zwölfter Ort bei. 1491 erwarb die Stadt von den Landgrafen im
Klettgau die Blutgerichtsbarkeit über die meisten Vogteien im Mundat am Randen
(Mundat von Randen) und 1525 vom Hochstift Konstanz die Herrschaft
Neunkirch-Hallau. 1529 wurde die Reformation eingeführt und das Kloster
Allerheiligen, das seine Herrschaftsrechte im 15. Jahrhundert an die Stadt abgetreten
hatte, säkularisiert. 1656/1657 gewann S. von den Grafen von Sulz die
Hochgerichtsbarkeit über den oberen Klettgau, 1651/1723 von Österreich die
Hochgerichtsbarkeit über einige Vogteien im Hegau. 1798 wurde S. Teil der
Helvetischen Republik, 1803/1815 Hauptstadt des neuen Kantons S. S.
Schaffhausen (Kanton), Schaffhausen (Reichskloster).
L.: Wolff 526; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) F1; Früh, K.,
Beiträge zur Stadtgeographie Schaffhausens, Diss. phil. Zürich 1950; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Zotz, T., Schaffhausen,
LexMA 7 1995, 1434f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 546;
Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen
1400-1550, 2006.
Schlettstadt (Reichsstadt),
frz. Sélestat. S. an der Ill im Unterelsass wird 735 erstmals als Königsgut
erwähnt. Es kam im 11. Jahrhundert an das Kloster Sankt Fides in S., im 13.
Jahrhundert an den Bischof von Straßburg. Nach dem Aussterben der Staufer wurde
es 1292 eigens zur Stadt erhoben (Reichsstadt).
Von 1354 bis 1648 war es Mitglied des elsässischen Zehnstädtebunds. 1634/1648
kam es mit dem Elsass an Frankreich. Von 1871 bis 1918 gehörte es zum deutschen
Reichsland Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Gény, J., Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr
Anteil an den sozialpolitischen und religiösen Bewegungen der Jahre 1490-1536,
1900; Gény, J., Schlettstädter Stadtrechte, 1909; Krischer, J., Die Verfassung
und Verwaltung der Reichsstadt Schlettstadt im
Mittelalter, 1909; Wentzke, P., Geschichte der Stadt Schlettstadt, 1910;
Bronner, A., Stadt Schlettstadt, 1929; Witte, H., Schlettstadt, 1984; Rapp, F.,
Schlettstadt, LexMA 7 1995, 1488; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 549.
Schmalegg (Herrschaft). Nach der 1171 bezeugten
Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die seit etwa 1140 bekannten
ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt des Herzogtums Schwaben
erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an die Grafen von
Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg und Herrschaft an die Reichsstadt Ravensburg, die 1802/1803 an Bayern und 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg, 1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Schwäbisch Gmünd (Reichsstadt)
(1805-1934 Gmünd). Bereits im 8. Jahrhundert befand sich vemutlich im Gebiet
von S. an der oberen Rems eine Zelle (Gamundias, möglicherweise ist damit aber
Saargemünd gemeint) der Abtei Saint-Denis (Saint Denis) bei Paris. 1162 wird S.
erstmals erwähnt. Unter König und Kaiser Friedrich I. Barbarossa war es
Verwaltungsmittelpunkt des umliegenden, aus Königsgut stammenden Hausguts der
Staufer. 1241 erschien es im Reichssteuerverzeichnis. Mit dem Aussterben der
Staufer in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde es Reichsstadt.
1430 gewann die Stadt pfandweise das Reichsschultheißenamt. 1544 erwarb sie die
Herrschaft Bargau. Mit einem 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer großen
und etwa 15000 Einwohner umfassenden Herrschaftsgebiet (Bettringen, Spraitbach,
Bargau, Iggingen) kam die katholisch gebliebene, mit Sitz und Stimme im
Reichstag und im schwäbischen Reichskreis vertretene Stadt 1802/1803 an Württemberg
und wurde Sitz eines Oberamts. Mit Württemberg fiel sie 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 216; Zeumer 555 III b 13; Wallner 688 SchwäbRK 46; Schroeder 361ff.;
Grimm, M., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt
Gmünd, 1867; 800 Jahre Stadt Schwäbisch Gmünd 1162-1962, Festbuch, hg. v. Funk,
E./Dietenberger, E., 1962; Urkunden und Akten der ehemaligen Reichsstadt Schwäbisch Gmünd 777-1500, bearb. v.
Nitsch, A., Teil 1f. 1966ff.; Schwäbisch Gmünd. Beiträge zur Gegenwart und
Geschichte der Stadt, hg. v. Scherer, P., 1971; Spranger, P., Schwäbisch Gmünd
bis zum Aussterben der Staufer, 1977; Die Staufer und Schwäbisch Gmünd, 1977;
Der Ostalbkreis, 1978; Graf, K., Gmündner Chroniken im 16. Jahrhundert, 1984;
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd, hg. v. Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd,
1984; Lorenz, S., Schwäbisch Gmünd, LexMA 7 1995, 1605; Herrmann, K. u. a.,
Schwäbisch Gmünd, 2006.
Schwäbisch Hall (Reichsstadt).
Das Gebiet von S. am Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits
die Kelten beuteten die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals
erwähnt (Halle). Von den Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert
(um 1116) erbweise an die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa
Stadtrecht verlieh. Schon zu ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten
Münzprägestätten des Reiches (Heller um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die
Stadt mit der Befreiung von auswärtigen Gerichten Reichsstadt.
1280 setzte sie ihre Selbständigkeit gegenüber den Schenken von Limpurg
(Schüpf) durch. 1382 erwarb sie das Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende
Münze erlangte als Heller erhebliche Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein
den seit 1191 aufkommenden Namen S. Im 14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein
verhältnismäßig großes, im 15. Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes
Herrschaftsgebiet (Kirchberg, Ilshofen, Teile von Künzelsau, Honhardt,
Vellberg, 1541 Burg Limpurg. Seit dem 15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem
schwäbischen Reichskreis (bzw. Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation
ein. Um 1800 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803
kam S. mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadtratkilometer Gebiet und 21000
Einwohnern an Württemberg, das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und
1812/1827 die Rechte der Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg
wurde die Stadt Sitz eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt.
1951/1952 kam die Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden
des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch Hall, Bd.
1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch Hall, hg. v.
Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller Geschichte, 1974;
Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte der Stadt
Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken, 1980; Döring,
W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt
Hall durch Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch
Hall seit dem 15. Jahrhundert, 2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v.
Akermann, M. u. a., 1987; Dürr, R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S.,
Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse,
1999; Iländer, B., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
Schweinfurt (Reichsstadt).
Eine an einer Mainfurt vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung
erscheint 791 als Suinvurde. Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf,
nach der sich wohl mit den älteren Babenbergern verwandte, reich begüterte
(Ammerthal, Creußen, Kronach) Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben
und ihre Güter vor allem (1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift
Eichstätt (sowie etwa den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees)
hinterließen. Die danach auf Reichsboden entstandene Siedlung unterhalb der
Burg war am Anfang des 13. Jahrhunderts Stadt und wurde spätestens 1254 Reichsstadt. Nach einer Zerstörung wurde sie 1259 neu
erbaut und von den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg in Besitz
genommen. Allerdings konnte sie sich allmählich dem Zugriff des Hochstifts
Würzburg und auch der Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg) entziehen. 1282
befreite König Rudolf von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und
1386 löste sie sich aus der 1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten
Verpfändung an Würzburg. 1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl
(Reichsvogtswahl), 1443 den Blutbann. 1542 schloss sie sich der Reformation an.
1554 wurde die Stadt, die Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis hatte und
im schwäbischen Reichsstädtekollegium des Reichstags vertreten war, völlig
zerstört. 1802/1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an
Bayern, von 1810 bis 1814 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das
Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit,
1954; 700 Jahre Stadt Schweinfurt 1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am
Main, 1964; Fuchs, A., Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula
zur Reichsstadt Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in
Franken, hg. v. Müller, R., 1987; Bundschuh, J., Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19.
Jahrhundert, 1991; Fahlbusch, F., Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000
Jahren. Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain, hg. v.
Schneider, E. u. a., 2004.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach
ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein
ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg
nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage
nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug,
1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern
(achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte
seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut
geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens
entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland
einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin
aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der
Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich
binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen
sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort
aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von
Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf,
Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die
dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes
anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat.
Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich
von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und
Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen
erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe
Stimme haben, setzt sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen.
Zum 1. 1. 2000 wurde die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht,
Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung
der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der
Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die Eidgenossenschaft
und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft
und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W., Bibliographie der
Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d. Schweizerischen
Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz, hg. v. Ammann,
H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der Schweiz, 1964;
Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B., Die Bildung der
Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E., Geschichte der
Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres, e 1974; Im Hof,
U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007; Peyer, H. C.,
Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck 1980; Braun, R.,
Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984; Schuler-Adler, H.,
Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte unter König
Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der Schweiz,
Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen 1991;
Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon, Bd. 1ff.
1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v. Reinhardt, V.,
1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die
Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d. Stiftung Historisches
Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Seligenstadt (Reichsstadt).
Im Bereich des heutigen S. am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen
Siedlungen ein römisches Kastell der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.
815 erhielt Einhard, der Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem
Frommen das Königsgut Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die
Benediktinerabtei S. (842/847 Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das
Reich, 1002 an den Bischof von Würzburg und 1063 an das Erzstift Mainz. In der
Stauferzeit wurde die daneben entstandene Siedlung Reichsstadt.
1309 gelangte sie an das Erzstift Mainz. 1803 fiel sie bei der Säkularisation
an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der Stadt Seligenstadt im
Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die Wirtschafts- und
Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter, 1940; Schopp, M., Die
weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 bis 1803, 1966; Müller, O.,
Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973; Schopp, J., Seligenstadt, 1982;
Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7 1995, 1732ff.
Selz, Seltz (Reichsstadt).
Die bei dem um 995 (991) gegründeten Kloster S. im Unterelsass entstandene
Stadt war von 1358 bis 1409 Mitglied des Zehnstädtebundes der elsässischen
Reichsstädte. Später kam sie mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 90, 249; Seibert, H., Selz, LexMA 7 1995, 1738; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 554.
Sennfeld (Reichsdorf). Das Reichsdorf S., in dem
kein Reichsgut nachgewiesen ist, gehörte mit Gochsheim in die Reichsvogtei
Schweinfurt. Kaiser Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt
Schweinfurt die Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer Gochsheim
und S. Die Reichsstadt trat am 14. 4. 1572 die
Reichsvogtei über die Dörfer an das Hochstift Würzburg ab. Kaiser Ferdinand
III. unterstellte die Dörfer am 27. 11. 1637 dem Bischof von Würzburg als
Landesherrn, doch wurde 1649 die Reichsunmittelbarkeit wiederhergestellt. 1702
erhielten S. und Gochsheim vom Reichskammergericht einen Schutzbrief. Am 8. 5.
1716 befahl Kaiser Karl VI. dem Bischof von Würzburg, die Dörfer in ihren
Reichsfreiheiten nicht zu stören. 1802/1803 kam S. an Bayern.
L.: Hugo 457; Wolff 505f.; Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der fränkischen
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Schnurrer, L., ”Verhinderte”
Reichsstädte in Franken, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Sinsheim (Reichsstadt).
S. an der Elsenz ist eine fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich zur
Donau, die 770 erstmals erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde es
Sitz der Grafen des Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem
Michaelsberg eine Benediktinerabtei gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht.
Die Stadt wurde vom Reich mehrfach verpfändet und kam 1338/1362 zur Pfalz
(Kurpfalz). Von 1803 bis 1806 gehörte S. zum Fürstentum Leiningen, 1806 fiel es
an Baden und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563.
Sinzig (Reichsstadt).
S. im Mündungsgebiet der Aar erscheint nach älteren Siedlungen 762 als palatium
Sentiacum (nachweisbare Königsaufenthalte 762, 842, 876, 1152, 1158, 1174,
1180, 1192, 1193). Die Königspfalz gab Kaiser Lothar 855 an das Marienstift
Aachen, den Ort 1065 König Heinrich IV. an das Erzstift Bremen. Gleichwohl
blieb S. Reichsgut. Seit dem 13. Jahrhundert war es zwischen dem Erzstift Köln
und der Grafschaft Jülich umstritten und verlor im Streit infolge zahlreicher
Verpfändungen die Reichsunmittelbarkeit. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kam
es an Jülich und über Preußen 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 322; Bruchhäuser, K., Heimatbuch der Stadt Sinzig, 1953; Helbach, U.,
Das Reichsgut Sinzig, 1989; Schewe, D., Geschichte Sinzigs, 2004; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 564.
Söflingen (Reichsabtei). 1258 verlegte ein um 1237
in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S. Die Vogtei über dieses
vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter erwerbende Kloster gab
Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm.
Nach langen Auseinandersetzungen löste die Abtei 1773 durch Güterabtretungen
die Rechte Ulms ab und wurde reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin
des den Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum
schwäbischen Reichskreis. Das Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen bzw.
rund 110 Quadratkilometer mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S.,
Harthausen, Ermingen, Eggingen, Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln
stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die
Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter,
1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
Solothurn (Reichsstadt,
Kanton). An der Stelle einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen
Siedlung errichteten die Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das
danach im Osten von Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte Gebiet kam
888 an das Königreich Burgund und 1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127
unterstand es der Vogtei der Herzöge von Zähringen und wurde nach deren
Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an
verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im Aaretal und im
Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen
[Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344
das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von
Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit
erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen,
nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits
zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und
aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der
Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830,
1856, 1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B.,
Solothurnische Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb.
v. Kocher, A., Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972;
Solothurn, bearb. v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995,
2038f.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In
der ursprünglich keltischen, an der Mündung des Speyerbachs in den Rhein
gelegenen Siedlung Noviomagus, die den Hauptort der (germanischen,) um 58 v.
Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum) bildete, wurde
vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert ein Bischofssitz eingerichtet, der
(nach Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof Hulderich erstmals bezeugt
ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit 748/780 bis zu seiner
Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum alemannischen, dann
zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte von der
Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von Selz
und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war Weißenburg
im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert erhielten die
Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze zu Frankreich,
8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser Ottos des
Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes begonnen.
Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof das ansehnliche Gebiet um Bruchsal
(1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus
bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich allerdings die Stadt S. aus der
Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis zum Ende des 13. Jahrhunderts
gelang, so dass der Bischof 1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und
seit 1316 zum Hochstift gehörige Udenheim an der Mündung des Saalbaches in
einen Altrheinarm verlegte. Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus
zwei Hauptgebieten beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim,
Lauterburg und Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung
Philippsburg ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs. Danach
siedelte der Bischof nach Bruchsal um. Wegen Brombach, Neckarsteinach,
Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal (Langental) war der Bischof um 1790
Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim
das Domkapitel im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die
linksrheinischen Teile des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts, das am Ende des 18. Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000
Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte umfasste, kamen im 17. Jahrhundert
(1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an Bayern, die rechtsrheinischen
Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden. Von den ritterschaftlichen
Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg,
die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. 1817 wurde ein
neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns umfassendes Bistum S. innerhalb des
Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des Bistums
Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L., Kirchengeschichte der
Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950; Handbuch des Bistums
Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963;
Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M., Territoriale
Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas, Textband, 20. H.
(1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the Bishopric of
Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987; Fouquet, G., Das
Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540), 1987; Fouquet, G.,
Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137 (1989); Friedmann,
A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und
salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2095f.; Handbuch
der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab, M., 1995, 481;
Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche Herrschaft im
Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer
bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.
Speyer (Reichsstadt,
freie Reichsstadt). Um 150 n. Chr. nannte
Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den Hauptort der
(germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter (civitas Nemetum)
bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6. Jahrhundert
erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und Erneuerung?) als
Bischofssitz sicher bezeugt. 843 kam es zum Ostreich. Durch ein Privileg Kaiser
Ottos I. von 969 erlangte der Bischof die vermutlich anfänglich königliche
Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden angesiedelt. Weitere
Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung der von Saliern und
Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von der bischöflichen Herrschaft. In
der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den
spätmittelalterlichen Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg.
Immerhin war S. aber noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort
und von 1526/1527 bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540
führte es die Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen
Reichskreis zählte, von Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur
Wiederbesiedelung freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es Sitz
eines französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre (Donnersberg).
1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern an Bayern und
wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung Bayerns. 1946
kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F.,
Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der
Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt
und Herrschaft: Zur Geschichte der Stadt Speyer im hohen und späten
Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A.
1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine
Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
Stein (am Rhein) (Reichsstadt).
Die Benediktinerabtei Sankt Georgen, die Kaiser Heinrich II. 1015 vom
Hohentwiel an den Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee verlegt hatte, erhielt
zwischen 1009 und 1024 das Marktrecht und Münzrecht in S. 1457 wurde der Ort
durch Kauf der es vordem einschließenden Herrschaft Hohenklingen reichsfrei und
erwarb zur Sicherung seiner Versorgung ein ländliches Herrschaftsgebiet. 1484
schloss er sich Zürich an, huldigte 1748 noch dem Kaiser gegen
Privilegienbestätigung und kam 1803 zum Kanton Schaffhausen.
L.: Wolff 519; Urner-Astholz, H./Stiefel, O./Rippmann, E./Rippmann, F.,
Geschichte der Stadt Stein am Rhein, 1957; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007, 258.
Straßburg (freie Reichsstadt).
Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74
n. Chr. erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich
ein bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die
Alemannen und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich einverleibt. Seit
Ende des 6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum, Stratisburgo. 843 kam
der Ort, an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle die
Straßburger Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu Ostfranken und
entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der Bischof 974/982
die Herrschaft gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht aufgezeichnet. 1262 konnte
sich die Stadt gewaltsam von der Herrschaft der Bischöfe befreien und wurde Reichsstadt (1358 freie Stadt). Sie zählte etwa 10000
Einwohner und gewann allmählich ein ansehnliches Herrschaftsgebiet. 1332
erlangten die Zünfte die Teilnahme an der Stadtherrschaft. 1350 schloss sich S.
dem elsässischen Zehnstädtebund an. Bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
stieg die Zahl der Einwohner auf 25000-30000. 1529/1531 nahm die Stadt die
Reformation an. 1621 wandelte sie das 1538 gegründete Gymnasium zur Universität
um. 1681 wurde S. von Frankreich besetzt und in Form einer Realunion
eingegliedert, seit 1780 zunehmend französisiert. Die Universität, an der
Goethe studiert hatte, wurde 1793 aufgelöst. .Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten der Stadt das Amt Illkirch (Illkirch-Grafenstaden[,
Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim, Niederhausbergen, Schiltigheim und
Ittenheim), das Dorf Eckbolsheim des Stiftes Sankt Thomas und die Herrschaften
Barr, Marlenheim und Wasselnheim. Von 1871 bis 1918 war sie Hauptstadt des
deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen (mit 1905 nur noch 3 % französischsprachigen
Bürgern), von 1940 bis 1944 deutsch besetzt (Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 72; Urkunden und Akten der
Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd. 1-14 1879ff.; Seyboth, A.,
Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1870, 1890; Borries, E.
v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E., Straßburg, 1926;
Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Alexander,
A./Wentzcke, P., Straßburg. Bibliographie, Dt. Archiv für Landes- und
Volksforschung 7 (1944); Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg,
1685 bis 1789, 1961; Dollinger, P., Strasbourg. Du passé au présent, 1962;
Wunder, G., Das Straßburger Gebiet, 1965 (Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G.,
Das Straßburger Landgebiet, Territorialgeschichte der einzelnen Teile des
städtischen Herrschaftsbereiches vom 13. bis 18. Jahrhundert, 1967 (Diss. phil.
Straßburg 1967); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 261;
Hertner, P., Stadtwirtschaft zwischen Reich und Frankreich. Wirtschaft und
Gesellschaft Straßburgs 1650-1714, 1973; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet,
G. u. a., 1980ff.; Forstmann, W./Haug, E./Pfaehler, D./Thiel, G., Der Fall der Reichsstadt Straßburg und seine Folgen. Zur Stellung
des 30. September 1681 in der Geschichte, 1981; Stadtsprachenforschung unter
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der Stadt Straßburg im
Spätmittelalter und der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, G., 1988; Histoire de
Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1988; Strasbourg, Schoepflin et l’Europa,
hg. v. Vogler, B. u. a., 1996; Rapp, F., Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.;
Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 595;
Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis,
2011.
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent
Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann Baptista von Taxis 1518 von
König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt hatte und Leonhard von Taxis
1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters bekommen hatte und die 1615 mit
dem erblichen Reichspostgeneralat betraut worden war, erhielt von König Philipp
IV. von Spanien 1635 das Recht der Führung des Titels und Wappens der Grafen de
la Tour et Valsassina und 1649 in Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung
zur Führung des Doppelnamens T. 1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie
erblichen Adel. 1597 wurde die von ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal
erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1624 in den
Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme
1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden und siedelte
1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats beim Reichstag
nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des
erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren)
kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen
Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von
80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten
Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des
schwäbischen Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt
dafür aber am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die Reichsabteien Buchau,
Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige Amt Ostrach mit der
Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen (Tiefental), Frankenhofen
und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in Ennetach und Sießen mit
insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000 Einwohnern als Reichsfürstentum
Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat. 1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs
und Hohenzollern-Sigmaringens mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die
Deutsche Bundesakte eine reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie
die gesamte Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899
erhielt sie den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz
der fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von
Sankt Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und Taxis, 1895; Ohmann, F., Die
Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold, F., Das fürstliche Haus
Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f. württemb. LG. 13 (1954); Thurn und
Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M., 1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren,
2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und Taxis 1517-1867, Archiv für dt.
Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen
Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980;
Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T., Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser,
R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R., Die fürstlich Thurn und Taxissche
Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R., Gloria von Thurn und Taxis, 2003.
Toul (Reichsstadt).
An der Kreuzung wichtiger Straßen entstand Tullum Leucorum, der Hauptort der keltischen
Leuker. 879/925 kam T. mit Lothringen zum ostfränkischen Reich. Im 13.
Jahrhundert erkämpfte sich die Stadt T. die Reichsfreiheit (1367 Privileg
Kaiser Karls IV.) gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn. 1552 besetzte
Frankreich die Stadt als Reichsvikar. 1648 kam sie endgültig an Frankreich.
L.: Wolff 308f.; Daulnoy, N., Histoire de la ville et cité de Toul, Bd. 1 Toul
1881; Büttner, H., Toul im Vogesenraum während des Früh- und Hochmittelalters,
(in) Schicksalswege am Oberrhein, hg. v. Wentzke, P., 1952; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, comitatus Tullensis,
pagus Tullensis, zum Ortsnamen Toul;) Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul und
ihr Umland, 1995; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 904ff.; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 615.
Trier (freie Reichsstadt).
16-13 v. Chr. oder kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an
wichtigen Straßen im Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne
vorangehende Siedlung der Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner,
Stadtmauer) und wurde Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte
des dritten Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie von den Franken
zerstört, vor allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000 Einwohnern
wieder zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475 wurde sie
von den Franken erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der Bauten
fortbenutzt. 902 erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die 882/892
von Normannen verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV. der
Stadt Freiheiten, die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen. Im
15. Jahrhundert gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so
weit zu lockern, dass sie als freie Reichsstadt
angesehen werden konnte. Um 1580 wurde ihr allerdings die Reichsunmittelbarkeit
abgesprochen und sie zur kurfürstlichen Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814
war T. unter der Herrschaft Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung und
Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz, G.,
1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u. a.,
1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009.
Türkheim (Reichsstadt),
frz. Turckheim. 1312 wurde T. an der Fecht bei Colmar Reichsstadt.
1354 schloss diese sich dem elsässischen Zehnstädtebund an. 1648 fiel sie an
Frankreich. Die Stadt wurde noch in der Reichsmatrikel von 1776 zum
oberrheinischen Reichskreis gezählt.
L.: Gumpelzhaimer 135; Wolff 298; Scherlen, A., Geschichte der Stadt Türkheim,
1925; Billich, A., Turckheim. Histoire d‘un vignoble, 1949; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 623.
Überlingen (Reichsstadt).
Vielleicht schon am Anfang des siebten Jahrhunderts, jedenfalls aber 770
erscheint Ü. (Iburingia) am Nordrand des Bodensees im Linzgau als Sitz eines
alemannischen Großen aus dem Geschlecht der Udalrichinger. 918 fiel es an das
Herzogtum Schwaben. Um 1200 wurde Ü., das wohl von den Grafen von Bregenz in
der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Pfullendorf und um 1180 von
den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa kam, zur Stadt
erhoben. 1241/1268 war es Reichsstadt und
gehörte später zur schwäbischen Städtebank des Reichstags und zum schwäbischen
Reichskreis. Bis zum Ende des Mittelalters erwarb Ü. Güter in nahezu 100 Orten.
Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert erlangte Ü. pfandweise das Ammannamt
und lehnweise den Blutbann sowie Münze und Zoll. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste sein etwa 4,6 Quadratmeilen großes Gebiet die städtischen Vogteien
Hohenbodman und Ramsberg, die spitalischen Ämter Bambergen, Deisendorf,
Denkingen, Ebratsweiler, Ernatsreute, Rickenbach und Sohl, Bonndorf mit
Mahlspüren, Nesselwangen, Seelfingen und Sernatingen. 1803 fiel Ü. an Baden und
kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 214; Zeumer 555 III b 11; Wallner 687 SchwäbRK 31; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4;
Schroeder 288ff.; Staiger, X., Die Stadt Überlingen, 1859; Schäfer, F.,
Wirtschafts- und Finanzgeschichte der Stadt Überlingen am Bodensee, 1893;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Semler, A.,
Bilder aus der Geschichte einer kleinen Reichsstadt,
1949; Ginter, H., Überlingen am Bodensee, 1950; Semler, A., Abriss der Geschichte
der Stadt Überlingen, 1953; Harzendorf, F., Überlinger Einwohnerbuch 1444-1800,
Bd. 1ff. 1954ff.; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der
Zunftherrschaft, 1970; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, 1972; Zotz, T.,
Überlingen, LexMA 8 1996, 1147.
Ulm (Reichsstadt).
An einem wichtigen Donauübergang nahe der Einmündung von Blau und Iller
errichtete neben älteren Besiedlungsspuren vermutlich in der zweiten Hälfte des
8. Jahrhunderts (768-782) das Kloster Reichenau auf von König Karl dem Großen
gegebenem Königsgut einen Stützpunkt, der 854 erstmals als Königspfalz Ulma
erwähnt wird. 1096/1098 gelangte U. an die Staufer. 1134 wurde es von den
Welfen und vom König zerstört. Zwischen 1163 und 1181 erhielt es von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht und gab später sein Recht an zahlreiche
andere Städte (Memmingen, Saulgau, Biberach, Meersburg, Langenau, Dinkelsbühl,
Leipheim, Kempten, Schwäbisch Gmünd) weiter. Im 13. Jahrhundert (1258?
Aussterben der mit der Reichsvogtei begabten Grafen von Dillingen, 1274?) wurde
U. Reichsstadt. Im Spätmittelalter gewann es mit
Hilfe der im Leinenhandel und Barchenthandel erzielten Erlöse mit rund 830
Quadratkilometern eines der größten reichsstädtischen Herrschaftsgebiete, das
bis ins obere Filstal reichte (1377/1385 Herrschaften Langenau und Albeck von
den Grafen von Werdenberg, 1396 Geislingen von den Grafen von Helfenstein und
1453 Leipheim von Württemberg). Zwischen 1357 und 1361 erlosch die
Reichsvogtei. 1397 gewann U. den Blutbann. 1377 begann es mit dem Bau des
Münsters. 1384/1395 kaufte es der Abtei Reichenau ihre alten Pfarrrechte ab.
1530 bekannte die Stadt sich zur Reformation und trat dann dem Schmalkaldischen
Bund bei. U. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis.
Seit dem 17. Jahrhundert war es ständiger Tagungsort des schwäbischen
Reichskreises. Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden seine Güter aus der
oberen Herrschaft (Herrschaft Albeck und Teile der Grafschaft Helfenstein) mit
den Oberämtern Albeck, Langenau und Leipheim, den Ämtern Bermaringen, Böhringen
(Unterböhringen), Lonsee, Nellingen, Stötten, Stubersheim und Süßen und den
Orten Lehr und Mähringen. Außerdem hatte U. noch die Orte Ersingen,
Grimmelfingen und Gögglingen, ferner Anteile an den Orten Markbronn, Ringingen
und Wippingen. 1802/1803 fiel U. mit 17 Quadratmeilen bzw. 1260
Quadratkilometern und insgesamt 50000 Einwohnern an Bayern, 1810 mit dem
nördlich der Donau und westlich der Iller gelegenen Teil ihres Gebiets an
Württemberg. Danach wurde es Sitz der württembergischen Landvogtei an der
Donau. Über Württemberg kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Zeumer 555 III b 4; Wallner 685 SchwäbRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 203ff.; Die Territorien des Reichs 5, 194; Ulmisches Urkundenbuch,
Bd. 1ff. 1873ff.; Hohenstatt, O., Die Entwicklung des Territoriums der Reichsstadt Ulm, 1911; Lübke, K., Die Verfassung der
freien Reichsstadt Ulm am Ende des alten Reichs,
Diss. jur. Tübingen 1935; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Neusser, G., Das Territorium der Reichsstadt
Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Pee, H., Ulm, 2. A. 1967; Geiger, G., Die Reichsstadt Ulm vor der Reformation, 1971; Der Stadt-
und Landkreis Ulm, 1972; Schmitt, U., Villa regalis Ulm und Kloster Reichenau,
1974; Schmolz, H., Herrschaft und Dorf im Gebiet der Reichsstadt
Ulm, (in) Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1974; Wiegandt, H.,
Ulm, 1977; Der Stadtkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, 1977; Specker, H.,
Ulm. Stadtgeschichte, 1977; Pfeifer, U., Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt Ulm von der Reformation bis zum Untergang
des Alten Reiches, 1981; Göggelmann, H., Das Strafrecht der Reichsstadt Ulm bis zur Carolina, 1984; Poh, M.,
Territorialgeschichte des Alb-Donau-Kreises und der Stadt Ulm, 1988; Wiegandt,
H., Ulm, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995,
731ff.; Lorenz, S., Ulm, LexMA 8 1996, 1190ff.; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007.
Vellberg (Herren, Reichsritter). V. bei
Schwäbisch Hall wird 1102 erstmals erwähnt. Nach ihm benannten sich die Herren
von V., die im frühen 16. Jahrhundert dem Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken angehörten. Nach deren Aussterben 1592 kam V. an die Reichsstadt Schwäbisch Hall, 1803 an Württemberg und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 214; Riedenauer 128; Stetten
33; Neumaier 66, 72, 90, 141; Vellberg in Geschichte und Gegenwart, hg. v.
Decker-Hauff, H., 1984; Bd. 2, hg. v. Mack, C. u. a., 1994.
Verden (Reichsstadt).
Das erstmals 810 genannte V. an der Aller erscheint 1192 als Stadt. Diese löste
sich allmählich von der Herrschaft des Bischofs und wurde seit 1405 als Reichsstadt behandelt. Da sie bei der Aufstellung der
Reichsmatrikel 1521 mit einem angeblich zu hohen Ansatz von 60 Gulden monatlich
belastet wurde, schwankte sie zwischen Reichsstandschaft und Landstandschaft.
1554 bat der Rat um Exemtion von der Reichsmatrikel.
L.: Wolff 332; Hodenberg, W. v., Verdener Geschichtsquellen, Bd. 1f. 1856ff.;
Meyer, C., Stadtgeschichte von Verden, 1913; Weise, E., Stadt und Bistum Verden
im Mittelalter, Mitt. d. Stader Geschichtsvereins 30 (1955), 35ff.; Der
Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Schünemann, D., Vor- und
Frühgeschichte der Stadt Verden, 1986; Schöttler, W., Die Stadt Verden im
Kürfürstentum und Königreich Hannover, 1986; Siemers, J., Verden, 1986; Nerger,
K., Geschichte der Stadt Verden, 1992.
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd.
Virten. Um 350 gründete Sanctinus das stets klein bleibende (ca. 3000
Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter dem merowingischen König Dagobert
I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des 9. Jahrhunderts wurde es dem
Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu Ostfranken. 997 bestätigte Kaiser
Otto III. dem Hochstift die Übertragung der Grafschaft V. durch die bisherigen
Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei fiel in der Mitte des 12.
Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die Stadt V. bzw. an das Patriziat. Das
Bistum geriet danach aber in starke Abhängigkeit vom Papst. Nach dem Aufstieg
Verduns zur Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel
zum Verwaltungssitz seines nicht sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen
Maas gelegenen weltlichen Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen
abhängig wurde. 1552 besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen ohne
Legitimation die Schutzherrschaft über das Hochstift eingeräumt hatte, als
Reichsvikar die calvinistisch gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648
kamen beide an Frankreich. Bis 1711 blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Verdun (Reichsstadt),
mhd. Virten. Bereits in keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum
(Verodunum) (starke Festung) an der Maas. Der Ort kam 880/925 an das
ostfränkische Reich. V. stand zunächst unter der Herrschaft des Bischofs von V.
In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Vogtei des Hochstifts nach schweren
Kämpfen in der Stadt dem Patriziat übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs
zur Reichsfreiheit gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die Reichsstadt. 1648 gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F.,
Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 633.
Virten (Hochstift, Reichsstadt)
s. Verdun.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4.
Vogt von Hunolstein, Vogt von Hunoltstein
genannt von Steinkallenfels (Freiherren, Reichsritter). Der V. ist 1239
erstmals belegt, doch gingen die bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gewonnenen
Güter um die Burg Hunolstein durch Fehden mit den Grafen von Salm, Sponheim und
der Reichsstadt Speyer wieder verloren. Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Abtweiler, drei Achteln von Boos,
Teilen von Staudernheim, Merxheim und Teilen von Weiler sowie Dörrmoschel mit
Teschenmoschel zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Mit Nack
und Nieder-Wiesen (Niederwiesen) waren sie im Kanton Oberrheinstrom
immatrikuliert. Außerdem gehörten sie im späteren 17. Jahrhundert zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken sowie 1802 zum Ort (Bezirk) Ortenau des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 166; Uhrmacher, M., dilecti fideles nostri? (in )
Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, hg. v. Henn, V. u. a.,
2001; Grimbach, J., Zur Territorialpolitik der Vögte von Hunolstein im
Spätmittelalter (in) Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, 2001.
Waibstadt (Reichsstadt).
W. am Schwarzbach bei Sinsheim wird 795 (Weibestat) erstmals erwähnt. Es war
bereits 1200 ummauert und wurde im 13. Jahrhundert reichsunmittelbar (Reichsstadt im Reichssteuerverzeichnis von 1241).
Spätestens 1339 war es Reichspfandschaft des Hochstifts Speyer, die 1615
bestätigt wurde. Nach dem dreißigjährigen Krieg betrieb die Stadt die
Selbstauslösung. 1803 kam sie an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 234; Gleim, F., Die Städte des Kraichgaus, Diss. phil. Heidelberg
1950.
Waldsassen (reichsunmittelbares Kloster). Das
Zisterzienserkloster W. bei Marktredwitz wurde (um) 1133 von Markgraf Diepold
III. von Vohburg auf ehemaligem Reichsland gegründet. Beim Tod des Stifters kam
es 1146 an den König. 1147 wurde es bei freier Vogtwahl unter königlichen
Schutz gestellt und jedenfalls 1214 reichsunmittelbar. Im Interregnum
(1254-1273) ging die Schirmherrschaft auf die Přemysliden (Przemysliden)
über, 1414 auf die Wittelsbacher (Pfalz). Das Kloster konnte seine Güter rasch
vermehren und hatte in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über das
sog. Stiftland (Stiftsland). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelang es der
Pfalz, die das Kloster am Anfang des 15. Jahrhunderts (1414) statt Böhmen zur
Schutzmacht gewählt hatte, W. die Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. 1571
wurde es säkularisiert und kam 1623/1628/1648 mit der Oberpfalz an Bayern.
1661/1669 wurde es nach der Gegenreformation wiederhergestellt. Bei seiner
Auflösung (1803) fiel es mit 1050 Quadratkilometern Güter und 19000 Einwohnern
an Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E3; Krausen, E., Die Klöster
des Zisterzienserordens in Bayern, 1953; Sturm, H., Eger. Geschichte einer Reichsstadt, Bd. 1 2. A. 1960, Bd. 2 1952; Schmid, A.,
Waldsassen, LexMA 8 1996, 1959.
Waldsee(, seit 1956 Bad Waldsee) (reichsstadtähnliche Stadt). Die Stadt W. bei
Ravensburg wurde von den Herren von W. gegründet und erhielt 1298 das
Stadtrecht Ravensburgs. 1331 wurde sie mit der Herrschaft W. an Habsburg
verkauft. 1384/1386 verpfändete Habsburg die mit reichsstadtähnlichen
Rechten ausgestattete Stadt als eine der fünf vorderösterreichischen
Donaustädte an die Truchsessen von Waldburg. 1680 löste sie sich an Österreich
zurück. 1806 wurde sie von Österreich an Württemberg abgetreten und kam damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee,
1948; Rothmund, P., Die fünf Donaustädte in Schwäbisch-Österreich, Diss. phil.
Tübingen 1955; Der Kreis Ravensburg, 1976; Hochdorfer, H., Das Stadtrecht von
Bad Waldsee aus dem 14. Jahrhundert, 1980.
Wangen (Reichsstadt).
W. im Allgäu ist 815 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals bezeugt.
Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert gründete das Kloster Sankt Gallen am
Schnittpunkt zweier Fernstraßen hier einen Markt. Vermutlich 1216/1217 wurde W.
durch Kaiser Friedrich II. als Vogt Sankt Gallens zur Stadt erhoben. 1273 zog
König Rudolf von Habsburg Wangen, dessen Vogtei nach 1251 mehrfach verpfändet
wurde, an sich und verlieh ihm 1286 das Stadtrecht Überlingens. Aus erneuten
Verpfändungen an Sankt Gallen (1298) und die Grafen von Montfort (1330) löste
sich die zu dieser Zeit auf 700 Einwohner geschätzte Stadt (1347). 1394 erwarb
sie das Ammannamt und 1402 den Blutbann und war damit trotz bis 1608
bestehender grundherrlicher Rechte Sankt Gallens Reichsstadt.
Diese hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis. Die Stadt war Sitz der Kanzlei des Kantons Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. 1802/1803 fiel sie mit 1,5
Quadratmeilen bzw. 50 Quadratkilometern (Deuchelried mit Haldenberg und
Oflings, Wohmbrechts-Thann, Niederwangen, Eglofs [1516-1582], Neuravensburg
[1586-1608]) und 4500 Einwohnern an Bayern, 1810 mit einem Teil des Gebiets an
Württemberg, wo sie Sitz eines Oberamts wurde, und gelangte so 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 221; Zeumer 555 III b 24; Wallner 689 SchwäbRK 72; Schroeder 233ff.;
Scheurle, A., Wangen im Allgäu. Das Werden und Wachsen der Stadt, 2. A. 1975;
Walchner, K., Alt Wangener Erinnerungen, 1955, 1960; Der Kreis Wangen 1962;
Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995; Lorenz, S.,
Wangen, LexMA 8 1996, 2030.
Warburg (Reichsstadt?,
freie Stadt?). Die Burg W. (Wartberghi) an der Diemel unterstand 1018 dem
Grafen des Hessengaus, Ittergaus und Nethegaus und kam bei seinem Tod 1020 an
das Hochstift Paderborn. Bei dieser Burg entstand bis zum Ende des 12.
Jahrhunderts eine Stadt. 1521 erscheint sie in der Reichsmatrikel. 1802 fiel
sie mit dem Hochstift Paderborn an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Gottlob, A., Geschichte der Stadt Warburg,
1936; Der Landkreis Warburg, 1966; Schoppmeyer, H., Warburg im Mittelalter und
Neuzeit, Herrschaftssitz, Doppelstadt, territorialer Vorort, (in) Geschichte
der Stadt Warburg, 1986; 950 Jahre Warburg, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein
Warburg, 1986; Die Stadt Warburg, 1036-1986, hg. v. Mürmann, F., Bd. 1f. 1986.
Wasselnheim (Herrschaft). Die Herrschaft W. bei
Straßburg wurde von der Reichsstadt Straßburg
erworben und kam mit ihr an Frankreich. S. Haffner von W.
L.: Wolff 295; Hölzle, Beiwort 91.
Weil der Stadt, Weil (Reichsstadt). W. (bei der villa) bei Böblingen kam wohl über Welf
VI. an die Staufer und wurde vermutlich zwischen 1223 und 1235 durch die
Staufer zur Stadt erhoben. Seit etwa 1275 war es Reichsstadt,
die zuerst unter dem Schutz der Pfalz, dann Badens stand. 1374 verlieh Kaiser
Karl IV. ihr das Nichtevokationsrecht. 1398 gewann sie Blutbann und Vogtei,
1404 pfandweise das Schultheißenamt. Der Erwerb eines eigenen
Herrschaftsgebiets gelang infolge der Umschließung durch Württemberg nicht. Die
Stadt hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis. Die Reformation wurde von 1590 an wieder rückgängig gemacht.
1802/1803 kam die Stadt mit 0,4 Quadratmeilen Gebiet und rund 1800 Einwohnern
an Württemberg, wo W. bis 1808 Sitz eines Oberamts war, 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 220; Zeumer 555 III b 23; Wallner 690 SchwäbRK 92; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 366ff.;
Beschreibung des Oberamts Leonberg, 2. A. 1930; Grieger, S., Weil der Stadts
Werdegang bis zur Erhebung zur freien Reichsstadt,
(in) Mitt. d. Heimatvereins Weil der Stadt 1950/1951; Press, V., Weil der
Stadt, Zs. f. württemberg. LG. 54 (1995), 11; Lorenz, S., Weil der Stadt, LexMA
8 1996, 2115.
Weinsberg (Reichsstadt).
Das Gebiet um W. bei Heilbronn war altes Reichsgut, auf dem wohl im 10.
Jahrhundert die Reichsburg W. errichtet wurde. 1140 wurde die damals
calwisch-welfische Burg von König Konrad III. erobert (Bericht von den Weibern
von W.). Nach der staufischen Burg nannten sich ministerialische Herren von W.,
denen aber nach dem Untergang der Staufer die Ausbildung eines eigenen
Herrschaftsgebiets nicht gelang. 1428 erreichte die Stadt W. ihr Ziel, als Reichsstadt anerkannt zu werden. 1440 wurde W. nach
gewaltsamer Einnahme an die Pfalz verpfändet. 1450 kam die Burg mit der Stadt
an die Pfalz, 1504 durch Eroberung mit der Stadt, die in jahrelangem,
vergeblichem Kampf mit den Herren von W. die Reichsunmittelbarkeit
wiederzugewinnen versuchte, an Württemberg. 1525 wurde sie niedergebrannt. Über
Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960; Burg und
Stadt Weinsberg, Quellen und Zeugnisse ihrer Geschichte im Mittelalter, hg. v.
d. Stadt Weinsberg, 1977; Schuler, P., Weinsberg, LexMA 8 1996, 2133f.
Weißenburg, Weißenburg in Bayern (Reichsstadt). Vom 1. bis 3. Jahrhundert bestand an der
schwäbischen Rezat das römische Kastell Biriciana, das 253 n. Chr. von den
Alemannen zerstört wurde. 867 wird in unmittelbarer Nähe hierzu der vielleicht
in der Mitte des 8. Jahrhunderts geschaffene fränkische Königshof Uuizinburc
bezeugt, der an das Kloster Metten gegeben wurde. 889 kam ein Teil des
königlichen Forstes an das Hochstift Eichstätt. 1188 wird W. burgus, 1241 im
Reichssteuerverzeichnis Stadt genannt. Vermutlich seit dem Ende des 13.
Jahrhunderts, jedenfalls 1339, war W. Reichsstadt.
1525 wurde die Reformation in der zum fränkischen Reichskreis zählenden Stadt
eingeführt. 1802 fiel W., 1 Quadratmeile groß mit 6000-6500 Einwohnern, an
Bayern, 1804 an Preußen und 1806 mit Ansbach wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 30; Wallner 693 FränkRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) D3;
Schroeder 254ff.; Hofmann, H., Gunzenhausen-Weißenburg, 1960; Strassner, E.,
Land- und Stadtkreis Weißenburg in Bayern, 1966; Strassner, E., Weißenburg,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. d. Komm. für bay.
Landesgeschichte, 1966; Uuizinburg-Weißenburg 867-1967, Beiträge zur
Stadtgeschichte, 1967; Fahlbusch, F., Weißenburg - Werden und Wachsen einer
fränkischen Kleinstadt, Jb. für fränkische Landesforschung 48 (1988);
Fahlbusch, F., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2139; Haberkorn, P., Weißenburg in
Bayern, 1996; Die Regesten der Reichsstadt
Weißenburg, hg. v. Jäger, U., 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 697.
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (gefürstete
Propstei, Residenz des Fürstpropsts), Wissembourg. In der zweiten Hälfte des 7.
Jahrhunderts wurde in W. eine 661 erstmals urkundlich erwähnte Benediktinerabtei
gegründet, die wohl nach der Mitte des 8. Jahrhunderts Königskloster wurde. Sie
wurde von König bzw. Kaiser Karl dem Großen sehr gefördert und war einer der
kulturellen Mittelpunkte des fränkischen Reichs (Weißenburger Katechismus 789, Otfrids
Krist 870). Seit Otto dem Großen und damit de Mitte des 10. Jahrhunderts galt
sie als reichsunmittelbar und wurde 973 Fulda, Reichenau und Prüm
gleichgestellt. Seit dem 13. Jahrhundert nahm der Abt eine reichsfürstliche
Stellung ein. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde die Abtei von der Reichsstadt W. und dem umliegenden Adel schwer
bedrängt. 1524 wurde sie in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt. Dieses
wurde 1546 mit dem Hochstift Speyer vereinigt und, nachdem W. 1672 an
Frankreich gefallen war, 1789 aufgelöst.
L.: Wolff 296; Zeumer 552 II a 32; Traditiones Wizenburgenses. Die Urkunden des
Klosters Weißenburg 661-864, hg. v. Doll, A., 1979; Dette, C., Liber
possessionum Wizenburgensis, Edition mit Kommentierung, 1987; Ludwig, U.,
Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 617
Weißenburg, Weißenburg im Elsass (Reichsstadt), frz. Wissembourg. Neben der in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründeten Benediktinerabtei W. im Elsass
entstand ein 1187 erstmals genannter Ort. Er löste sich langsam aus der
Herrschaft des Abts. Bereits 1354 schloss er sich dem Zehnstädtebund der
elsässischen Reichsstädte an, obwohl der Kaiser erst 1442 den Treueid an den
Abt aufhob. 1672 wurde die Reichsstadt von
Frankreich annektiert, das ihr aber bis 1789 eine Sonderstellung als königliche
Freistadt beließ.
L.: Wolff 296; Ludwig, U., Weißenburg, LexMA 8 1996, 2138; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 664.
Wesel (Niederwesel) (Reichsstadt
oder freie Stadt). Wesel (Niederwesel) am Rhein erscheint in der Reichsmatrikel
von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521; Roelen, M., Studien zur Topographie und Bevölkerung
Wesels im Spätmittelalter, Teil 1f., 1989f.
Westhofen (Reichshof[, Reichsdorf, Freiheit]).
Vermutlich aus sächsischer Zeit stammt der 1255 erstmals erwähnte, aber noch
nicht genau ermittelte Reichshof W. an der Ruhr bei Dortmund. 1255 kam der Hof,
neben Brackel (Brakel), Elmenhorst und Dortmund einer von vier Königshöfen um
die Reichsstadt Dortmund, als Pfand von König
Wilhelm von Holland an die Grafen von der Mark. 1401 wurden die Rechte der
Freiheit W. bestätigt. Über Preußen fiel W. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Hugo 470, 469; Nieland, L., Der Reichshof Westhofen im
Mittelalter, (in) Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 50
(1953).
Wetzlar (Reichsstadt,
Grafschaft). Die Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, errichteten um
914/915 (?) am Zusammenfluss von Wetzbach und Lahn sowie am Lahnübergang der
Straße von Frankfurt nach Köln auf ehemaligem Reichsgut eine Kirche und ein
Marienstift. Nach dem Aussterben der Konradiner um die Mitte des 10.
Jahrhunderts fiel der Ort W. (1142 Witflaria) an den König. Dieser fügte ihn im
12. Jahrhundert in das Reichsland der Wetterau ein. Zwischen 1165 und 1180
(Privileg Friedrichs I. Barbarossa) wurde W. Stadt. Diese erhielt Frankfurter
Recht und wurde Reichsstadt (1288 Brücke über
die Lahn). Die günstige Verkehrslage zwischen Frankfurt und Köln sowie die Eisenerzverarbeitung
und die Wollweberei führten zu beachtlicher wirtschaftlicher Blüte (mit etwa
6000 Einwohnern), ehe es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Niedergang
(1370 Stadtbankrott) kam. Reichsvögte der Reichsvogtei W. waren nach den Herren
bzw. Grafen von Merenberg von 1328 bis 1536 die Grafen von
Nassau-Weilburg/Nassau-Saarbrücken, von 1536 bis 1802/1803 die Landgrafen von
Hessen bzw. Hessen-Darmstadt. 1373 wurde zur Abwehr der Grafen von Solms ein
Schutzverhältnis mit Hessen begründet. 1542 wurde die Reformation eingeführt.
Von 1693 bis 1806 war W., das zum oberrheinischen Reichskreis zählte, Sitz des
Reichskammergerichts. 1802/1803 (1,4 Quadratmeilen, 6000 Einwohner) verlor es
die Reichsfreiheit, gehörte von 1803 bis 1813 als Grafschaft W. zum Staat des
Fürstprimas von Dalberg (1810 Großherzogtum Frankfurt) und kam 1815 zu Preußen
(Rheinprovinz, seit 1932 Provinz Hessen-Nassau). 1945 fiel es an Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 14; Wallner 699 OberrheinRK 54; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450), III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Die Territorien des Reichs 4, 40; Schroeder 423ff.; Urkundenbuch der
Stadt Wetzlar, Bd. 1ff. 1911ff.; Rau, H., Geschichte der Reichsstadt Wetzlar, 1928; Regel, F., Wetzlar,
Herborn, Dillenburg, 1931; Schönwerk, A., Geschichte von Stadt und Kreis
Wetzlar, 2. A. 1975; Uhlhorn, F., Wetzlar und Limburg. Untersuchungen zur
territorialgeschichtlichen Dynamik der Landschaft an der unteren Lahn, FS T.
Mayer, Bd. 2 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau,
1982; Hahn, H., Untersuchungen zur Geschichte der Reichsstadt
Wetzlar im Mittelalter, 1984; Felschow, E., Wetzlar in der Krise des
Spätmittelalters, Diss. phil. Gießen, 1984; Moraw, P., Die Städtepolitik Kaiser
Karls IV. (1346-1378) unter besonderer Berücksichtigung von Wetzlar, (in)
Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins 31 (1985); Felschow, E.,
Betrachtungen zur spätmittelalterlichen Stadtverfassung am Beispiel der Städte
Gießen und Wetzlar, Hess. Jb. für LG. 39 (1989); Hahn, H., Altständisches
Bürgertum zwischen Beharrung und Wandel. Wetzlar 1689-1870, 1991; Fahlbusch,
F., Wetzlar, LexMA 9 1998, 52; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
673; Schieber, S., Normdurchsetzung im frühneuzeitlichen Wetzlar, 2008.
Wien (Reichsstadt,
Residenz des Herzogs von Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs,
seit 1611/1612 ständige Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach
einer keltischen Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten
die Römer um 100 n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes
Lager (im Bereich Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen
zerstört und zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W.
(Wenia). Diese fiel 1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu
ihrem Hauptsitz ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt
nach Köln. 1221 erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie
reichsunmittelbar. 1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König
Rudolf von Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie
Bischofssitz innerhalb der Erzdiözese Salzburg, 1722/1723 Erzbischofssitz. Seit
1438/1439 wurde sie trotz des kurzen Überganges an Ungarn (1485-1490)
allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches (1800 etwa
231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs Österreich und 1918
Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v.
Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624.
Wiesbaden (Herrschaft, Reichsstadt).
Im Bereich von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14 n. Chr.
römische Lager und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete
Zivilsiedlung Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des
ersten nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der
Ort alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt.
Zwischen 1242 und 1281 kam es als Reichslehen an die walramische Linie der
Grafen von Nassau. Die Burg wurde Nebenresidenz der Grafen von Nassau-Idstein.
1744 wurde W. Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen, 1806 Hauptstadt des
Herzogtums Nassau. 1866 fiel es an Preußen, 1945 an Hessen, dessen Hauptstadt
es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und
Hessischer Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A.,
Von der Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae Mattiacae.
Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit, 1974;
Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd. 2
1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Wimpfen (Reichsstadt)
(, Bad Wimpfen). An der Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer
Zeit ein 85-90 n. Chr. erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus
Alisinensium) war Hauptort des Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670)
kam der Ort an den Bischof von Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das 1068
erstmals genannte Ritterstift St. Peter angelegt wurde, entstand W. am Berg,
das vor 1200 (vom Bischof von Worms) an die Staufer gelangte. Sie erbauten dort
um 1200 eine Pfalz, neben der sich eine Stadt entwickelte, die nach dem
Erlöschen der Staufer 1274/1278 Sitz der Reichslandvogtei in Schwaben bzw.
Niederschwaben wurde. Vom 13. (1224?) oder 14. Jahrhundert (bis 1802 war sie Reichsstadt. Im 15. Jahrhundert ging W. im Tal
allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die Reformation ein, ohne sich
vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und W. am Berg endgültig
vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14. Jahrhundert einen bedeutenden
Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis hatte, sein kleines Herrschaftsgebiet größtenteils verkaufen. 1802
fiel das 0,6 Quadratmeilen große W. an Baden. Seit 1803 war W. Enklave
Hessen-Darmstadts, welches das Ritterstift 1802 säkularisiert hatte. 1952 kam
W. durch Volksabstimmung an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt
Wimpfen, 1870; Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K.,
Wimpfen. Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich,
1973; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn,
1991; Seibert, H., Wimpfen, LexMA 9 1998, 223.
Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts,
Winedesheim) von König Karl dem Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200
planmäßig angelegte Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück
und wurde um 1280 Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an
die Hohenzollern erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten
Landgerichten, 1433 die Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung
des Blutbannes und 1496 die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit des Rates
innerhalb der Mauern. Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sie
zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von 1521 bis 1555 wurde die Reformation in
der Stadt eingeführt. Sie zählte zum fränkischen Reichskreis und gehörte um
1800 den Kantonen Odenwald und Steigerwald des Ritterkreises Franken an. 1796
unterstellte sie sich vorübergehend dem Schutz Preußens. Danach fiel sie mit 1
Quadratmeile Gebiet und 4000 Einwohnern 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, 1806
an das von Frankreich besetzte Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961
trägt W. den Namen Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim 1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die
Entwicklung Windsheims vom Markt des Hochstifts zur Reichsstadt
im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f. Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann,
H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken
R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt Windsheim von
der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19 (1956);
Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt
Windsheim 741-1400, 1963; Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt
in Bildern, 1967; Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG.
31 (1968), 421; Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im 17. Jahrhundert,
Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad Windsheim. Geschichte -
Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R.,
Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9 1998, 235.
Winterthur (Reichsstadt).
An einer wichtigen Straßenverbindung zum Bodensee lag der gallorömische Ort
Vitudurum, der 294 ein Kastell erhielt. 1180 gewannen die Grafen von Kiburg
(Kyburg) die Kirche in W. 1264 gewährte als Erbe Graf Rudolf von Habsburg das
Stadtrecht. Von 1415/1417 bis 1442 war W. Reichsstadt.
1467 gelangte W. (mit vielleicht 400 Haushalten) als Pfand an die Stadt Zürich.
L.: Wolff 519; Ganz, W., Winterthur, 1960; Gamper, G./Gamper, R., Winterthur,
LexMA 9 1998, 241; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 682.
Wolfstein (Reichsstadt).
Wahrscheinlich unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa entstand zur Sicherung des
Reichslands bei Kaiserslautern die Burg Altwolfstein bei Kassel. Daneben
gründete König Rudolf von Habsburg 1275 auf Reichsgut die reichsunmittelbare
Stadt W. Nach verschiedenen Verpfändungen kam sie an die Pfalz und von 1605 bis
1673 an Pfalz-Simmern. 1815 gelangte W. zu Bayern, 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Jung, O., Das alte Wolfstein (1275-1950), (1950).
Worms (Reichsstadt,
freie Stadt). Im 2. Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für
eine im alten Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1.
Jahrhundert v. Chr. an die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer
gefallen war. Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines
Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten
und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496 fränkisches
Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia. Dorthin
verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete, 790/803
(?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über.
Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten
dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801
fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der Reichsunmittelbarkeit),
1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs, 1816 an
Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt
Worms am Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953;
Illert, F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms 1659-1789, 1970; Illert, G., Worms,
so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985;
Keilmann, B., Der Kampf um die Stadtherrschaft in Worms während des 13.
Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die
Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen
Königen, 1994; Breuer, H., Die politische Orientierung von Ministerialität und
Niederadel im Wormser Raum, 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 688.
Wunstorf (Reichsstadt?).
Um 865 gründete der Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp ein
Kanonissenstift, das König Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz unterstellte.
Im 12. Jahrhundert belehnte der Bischof von Minden die Grafen von Roden mit der
Vogtei über das Stift und die 1181 als civitas erwähnte bürgerliche Siedlung,
welche die Vögte allmählich so weit aus der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247
eine Gesamtherrschaft vereinbart wurde. 1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht
(1290 Rat). 1446 verkauften die Grafen von Roden ihren Anteil an das Hochstift
Hildesheim. 1447 ging er an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (1494
Calenberg). Insgesamt nahm W. eine eigentümliche Stellung zwischen
Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und 1776 erscheint es in der
Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der Landesherr die Stadt immer
stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen (1866) kam sie 1946 an
Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium,
2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von
WunstorfOhlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W.,
1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969;
Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369.
Zeil (Herrschaft, Grafschaft). Als Teil der
Grafschaft Nibelgau kam die Herrschaft Z. mit der späteren Reichsstadt Leutkirch von den Udalrichingern in der
Linie Bregenz an die Grafen von Montfort. Diese veräußerten die Güter um 1291
an das Reich. Die Grafschaft Z. wurde 1337 als Pfand von den Truchsessen von
Waldburg erworben. 1526 wurde sie in ein Reichslehen der georgischen (Zeiler)
Linie des Hauses Waldburg umgewandelt und 1628 zur Reichsgrafschaft erhoben.
1806 fiel sie von der Linie Waldburg-Zeil-Zeil (und Trauchburg) mit rund 3000
Einwohnern an Württemberg. Damit kam Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 199; Hölzle, Beiwort 54.
Zell (am Harmersbach) (Reichsstadt). Z. im Schwarzwald wird 1139 (Cella)
erstmals erwähnt. Es war eine Zelle des Klosters Gengenbach, der dieses
Stadtrecht verlieh. Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Z., das als Lehen
Bambergs der Zähringer bei deren Aussterben 1218 an Kaiser Friedrich II.
gekommen war und das König Rudolf von Habsburg nach einem 1265 durch König
Konradin erfolgten Verkauf an die Herren von Geroldseck wieder an das Reich
gezogen hatte, reichsunmittelbar. Es war stets die kleinste aller Reichsstädte,
hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen Reichskreis und
wurde zusammen mit Offenburg und Gengenbach mehrfach verpfändet. Mit ihnen
schloss es sich 1575 im Bund der sog. Vereinsstädte zur Abwehr der
Eingliederungsbestrebungen der seit 1556 zu Österreich gehörenden Ortenau
zusammen. 1718 musste es die Unabhängigkeit des Reichstals Harmersbach
anerkennen. 1803 fiel es mit etwa 2 Quadratmeilen Gebiet (Nordrach, Biberach,
Oberentersbach und Unterentersbach) und rund 2900 Einwohnern an Baden und kam
damit 1951/2 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Zeumer 555 III b 33; Wallner 688 SchwäbRK 62; Schroeder 307ff.;
Disch, F., Chronik der Stadt Zell am Harmersbach, 1937.
Zürich (Reichsstadt).
Am Ort des römischen Turicum (am Lindenhof) gründete Kaiser Karl der Große
neben einem Königshof das Chorherrenstift Großmünster Z. (810/820 Zurih), König
Ludwig der Deutsche 853 die Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Die
Reichsvogtei (Kastvogtei) hierüber kam 1098/1173 als Erbe der Grafen von
Lenzburg (10. Jahrhundert) an die Herzöge von Zähringen. Mit deren Aussterben
1218 erlangte Z. Reichsunmittelbarkeit. Mit Hilfe König Rudolfs von Habsburg
unterwarf Z. den umwohnenden Adel. Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte es das
Fraumünster (Frauenmünster) und das Großmünster unter seine Herrschaft. 1291
schloss es ein erstes Bündnis mit Uri und Schwyz. Von 1313 bis 1336 verband es
sich mit den Habsburgern. 1351 schloss es sich der Eidgenossenschaft der
Waldstätte an. Bald wurde es, begünstigt durch die Lage an der Straße vom Sankt
Gotthard nach Basel, Mittelpunkt der Eidgenossenschaft der Schweiz. Bereits im
14. Jahrhundert erlangte es ein ansehnliches Herrschaftsgebiet am Zürichsee
(Wädenswil 1342, Zollikon 1358, Küsnacht am Zürichsee 1384, Thalwil [Talwil]
1385). Zwischen 1400 und 1415 erwarb es die Herrschaften am See Greifensee
(1402), Grüningen (1408), Regensberg (1409), die Reichsgrafschaft Kiburg
(Kyburg) (1424/1452) und ein Stück des östlichen Aargaus (Freiamt, Kelleramt,
Steinhausen [1415], Andelfingen [1434]). In der Reichsmatrikel von 1521 wurde
es nicht mehr geführt. Unter Zwingli setzte sich seit 1523 die Reformation
durch. 1648 erlosch die Reichszugehörigkeit mit der übrigen Eidgenossenschaft
der Schweiz. Seit 1712 übernahm Z. zusammen mit Bern wieder die 1531 verlorene
Führung der Eidgenossenschaft. S. Zürich (Kanton).
L.: Wolff 518f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) F2; Bluntschli,
J., Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft Zürich, 2 Teile 2. A.
1856; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1ff. 1888ff.;
Dändliker, K., Geschichte der Stadt und des Kantons Zürich, Bd. 1ff. 1908ff.;
Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, 1932;
Weiss, L., Verfassung und Stände des alten Zürich, 1938; Largiadèr, G.,
Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1943 ff; Kunz, E., Die
lokale Selbstverwaltung in den zürcherischen Landgemeinden im 18. Jahrhundert,
Zürich 1948; Kläui, P./Imhof, E., Atlas zur Geschichte des Kantons Zürich,
1951; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 16, 23, 30, 31,
32, Zurihgouwe, pagus Thuregum, Duricinum, Turegia provincia, ‚Zürichgau‘;)
Karte des Kantons Zürich aus dem Jahre 1667 in 56 Messtischblättern von Gugger,
H. C., hg. v. Imhof, E./Winkler, E., 1967; Raiser, E., Städtische
Territorialpolitik im Mittelalter, Diss. phil. Hamburg 1969; Plattner, A., Die
Herrschaft Weinfelden, 1969; Vogt, E./Meyer, E./Peyer, H. C., Zürich von der
Urzeit zum Mittelalter, 1971; Dietrich, C., Die Stadt Zürich und ihre
Landgemeinden während der Bauernunruhen von 1489 bis 1525, 1985; Zürich.
Geschichte einer Stadt, hg. v. Schneebeli, R., 1986; Geschichte des Kantons
Zürich, Bd. 1 1995; Hürlimann, K., Zürich, LexMA 9 1998, 790; Kleine Zürcher
Verfassungsgeschichte 1218-2000, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich 2000;
Koch, B., Neubürger in Zürich, 2002; Vonrufs, U., Die politische Führungsgruppe
Zürich (1450-1489), 2002; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und
Rechtsordnung, 2005; Die Entstehung der neuen Zürcher Kantonsverfasssung, 2006;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
261.
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei,
Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die
Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der
Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin Reichsfürstin. Am
Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.
Zürich, Großmünster (Reichsstift). Am Ort des
römischen Turicum gründete Karl der Große um 800 das Chorherrenstift
Großmünster. Dieses stand später bis 1218 unter der Vogtei der Herzöge von
Zähringen. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet es unter die Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998.
Zwickau (Reichsstadt
[?]). Z. am Übergang der Straße von Böhmen nach Goslar über die Zwickauer Mulde
ist erstmals 1118 (Zwiccowe) als Gut der Gräfin von Groitzsch bezeugt. Die vor
1145 (bzw. vor 1150) entstandene deutsche Siedlung (nach 1170? Stadt) erlebte
unter den Staufern einen deutlichen Aufschwung (Reichsstadt)
und kam um 1200 (1206?) an die Markgrafen von Meißen. Unter König Rudolf von
Habsburg wurde Z. dem Reich wieder angenähert (vor 1290-1362), doch wurde 1308
Z. bereits wieder Pfandgut bzw. musste Schutzherrschaft anerkennen. Innerhalb
der Markgrafschaft Meißen kam das etwa 4000 Einwohner zählende Z. 1485 an die
ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie und über Sachsen von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Herzog, E., Chronik der Kreisstadt Zwickau, Bd. 1f. 1839ff.;
Fritzsch, E./Busies, R., Zwickau, 3. A. 1968; Blaschke, K., Zwickau, LexMA 9
1998, 732.