Die Fürsten in der deutschen Landesgeschichte (885)
Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag.
Im Inneren dieses im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten Reiches war der König vielfachen Schwierigkeiten durch seine von ihm belehnten Herzöge (etwa von Franken, Schwaben, Bayern oder Sachsen) und Grafen ausgesetzt. Deswegen gingen die Ottonen und die ihnen 1024 folgenden fränkischen Salier dazu über, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte in ihr Herrschaftswesen einzubeziehen (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). Hieraus erwuchs am Ende des dadurch hervorgerufenen zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. zum Ausbruch gekommenen Investiturstreites um die Besetzung der kirchlichen Ämter (1075-1122) die bedeutsame Erscheinung der zahlreichen geistlichen, dem König unmittelbar verbundenen Fürstentümer des deutschen Reiches.
Als 1125 der letzte salische Kaiser Heinrich V. kinderlos verstarb, entschieden sich die Königsmacher unter stärkster Beeinflussung durch den Papst für seinen Gegenspieler, den sächsischen, die Ostsiedlung (Mecklenburg, Pommern, später auch Schlesien) wieder aufgreifenden Herzog (1106) Lothar von Supplinburg (Süpplingenburg), dem schon 1127 Konrad von Staufen als Enkel des salischen Königs Heinrich IV. als zunächst erfolgloser Gegenkönig gegenübertrat. Bei Lothars söhnelosem Tod (1137) wählten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Trier 1138 Konrad von Staufen, weil der noch von Lothar von Supplinburg vorgeschlagene Herzog der Bayern und Sachsen, Heinrich der Stolze aus dem Hause der Welfen, Schwiegersohn Lothars, der römischen Kirche und den deutschen Fürsten als Inhaber zweier der insgesamt vorhandenen vier großen Herzogtümer zu mächtig erschien. Als neuer anerkannter König entzog Konrad III. folgerichtig dem Welfen in Halbierung seiner Macht das Herzogtum der Bayern und belehnte 1139 damit seinen Halbbruder Leopold IV. von Babenberg. 1156 gab zwar Konrads III. Nachfolger, der Staufer Friedrich I. Barbarossa, zwecks friedlichen Ausgleichs Bayern seinem welfischen, im Besitz des Herzogtums der Sachsen befindlichen Vetter Heinrich dem Löwen wieder zurück, löste dabei jedoch das im Südosten Bayerns gelegene Österreich vom Herzogtum der Bayern ab und erhob es zu einem eigenen territorialen, nicht mehr länger auf ein Volk oder einen Stamm bezogenen Herzogtum Österreich. Weil ihn aber Heinrich der Löwe bei seinen italienischen Unternehmungen im Stich ließ, entzog er 1180 in der abschließenden Auseinandersetzung mit Heinrich dem Löwen dem Welfen nicht nur beide Herzogtümer (Bayern und Sachsen) ganz, sondern teilte auch das Herzogtum der Sachsen in gleicher Weise in territoriale Herzogtümer auf und vergab das verbliebene Herzogtum (Rest-)Sachsen (ohne Westfalen) an die Askanier und (Rest-)Bayern (ohne Österreich und Steiermark) an die Wittelsbacher. Damit war an die Stelle der großen Stammesgebiete (der Bayern und Sachsen) das von den Bewohnern verselbständigte kleinere Land (Bayern, Sachsen) getreten. Nach dem alten Grundsatz „teile und gebiete“ hatte sich somit der König einer grundsätzlichen Gefahr entledigt.
Hinzu kam, dass der staufische, durch Heirat das normannische Sizilien gewinnende Kaiser Heinrich VI., der zu Beginn des Jahres 1196 den Fürsten noch die Umwandlung des deutschen Reiches in eine Erbmonarchie vorschlug, bereits 1197 im Alter von 32 Jahren starb. Seinem Bruder Philipp von Schwaben setzten einige Fürsten auf Betreiben des Erzbischofs von Köln den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen als Gegenkönig Otto IV. entgegen, wobei freilich keinem von beiden wirklich Erfolg vergönnt war. Bald danach traten unter dem Staufer Friedrich II. mit den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg sieben Fürsten als Königswähler hervor, von deren Entscheidung nunmehr der König bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches grundsätzlich abhängig war und denen es 1356 gelang, sich die Vorrechte der Primogeniturerbfolge und der Nichtevokation sowie der Nichtappellation in der Goldenen Bulle Karls IV. von Luxemburg festschreiben zu lassen.
Dem entspricht es, wenn am Beginn der frühen Neuzeit die für praktische Zwecke angefertigte Reichsmatrikel des Jahres 1521 rund 400 (384 bzw. 392) Einträge aufwies. Sie bezogen sich auf 7 Kurfürsten, 3 bzw. 4 Erzbischöfe, 45 bzw. 47 Bischöfe, 31 weltliche Fürsten, 65 Prälaten, 13 bzw. 14 Äbtissinnen, 4 Balleien, 137 bzw. 140 Herren und Grafen sowie 84 (freie Städte und) Reichsstädte. Diese Zahlen wurden bis 1776 vom Reich aus seiner Vorstellung und Wirklichkeit nicht immer sicher trennenden Sicht immer wieder fortgeschrieben, wobei sich freilich die tatsächliche Herrschaft über Italien schon seit dem Hochmittelalter immer mehr verflüchtigte und die von der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 ausgelösten, zuletzt unter maßgeblicher Beteiligung Frankreichs und Schwedens im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausgetragenen religiösen Gegensätze zwischen den Protestanten im Norden und den Katholiken im Süden spätestens nach dem Frieden von Münster und Osnabrück des Jahres 1648 auch nördlich der Alpen den jeweils nach dem Tode des Vorgängers neu zu wählenden Kaiser und das durch Verluste an vielen Grenzen (Schweiz, Elsass, nördliche Niederlande [Generalstaaten], Bremen, Verden, Vorpommern, Wismar) geschmälerte Reich gegenüber Ländern und Landesherren immer deutlicher zurücktreten ließen.
b) Weltliche Bank: 1. Bayern, 2. Magdeburg, 3. Pfalz-(Kaisers-)Lautern, 4. Pfalz-Simmern, 5. Pfalz-Neuburg, 6. Bremen, 7. Pfalz-Zweibrücken, 8. Pfalz-Veldenz, 9. Sachsen-Weimar, 10. Sachsen-Eisenach, 11. Sachsen-Coburg, 12. Sachsen-Gotha, 13. Sachsen-Altenburg, 14. Brandenburg-Ansbach, 15. Brandenburg-Kulmbach, 16. Braunschweig-Celle, 17. Braunschweig-Calenberg, 18. Braunschweig-Grubenhagen, 19. Braunschweig-Wolfenbüttel, 20. Halberstadt, 21. Vorpommern, 22. Hinterpommern, 23. Verden, 24. Mecklenburg-Schwerin, 25. Mecklenburg-Güstrow, 26. Württemberg, 27. Hessen-Kassel, 28. Hessen-Darmstadt, 29. Baden-Baden, 30. Baden-Durlach, 31. Baden-Hachberg, 32. Holstein-Glückstadt, 33. Sachsen-Lauenburg, 34. Minden, 35. Holstein-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, 36. Savoyen, 37. Leuchtenberg, 38. Anhalt, 39. Henneberg, 40. Schwerin, 41. Cammin bzw. Kammin, 42. Ratzeburg, 43. Hersfeld (Hirschfeld), 44. Nomeny, 45. Mömpelgard, 46. Arenberg, 47. Hohenzollern, 48. Lobkowitz, 49. Salm, 50. Dietrichstein, 51. Nassau-Hadamar, 52. Nassau-Dillenburg, 53. Auersperg, 54. Ostfriesland, 55. Fürstenberg, 56. Schwarzenberg, 57. Liechtenstein, 58. Thurn und Taxis, 59. Schwarzburg, 60. Wetterauische Grafen, 61. Schwäbische Grafen, 62. Fränkische Grafen, 63. Westfälische Grafen.
61. (Schwäbische Grafen) (von): 1. Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und Werdenberg, 2. Gefürstete Äbtissin zu Buchau, 3. Komtur der Ballei Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, 4. Fürsten und Grafen zu Oettingen, 5. Österreich wegen der Grafschaft Menthor (Montfort), 6. Kurfürst in Bayern wegen der Grafschaft Helfenstein, 7. Fürst von Schwarzenberg wegen der Landgrafschaft Klettgau und der Grafschaft Sulz, 8. Grafen von Königsegg, 9. Truchsessen von Waldburg, 10. Markgraf von Baden-Baden wegen der Grafschaft Eberstein, 11. Graf von der Leyen wegen Hohengeroldseck, 12. Grafen Fugger, 13. Österreich wegen der Grafschaft Hohenems, 14. Grafen von Traun wegen der Herrschaft Eglofs, 15. Fürst und Abt zu Sankt Blasien wegen der Grafschaft Bonndorf, 16. Graf von Stadion wegen Thannhausen, 17. Fürst von Thurn und Taxis wegen der Herrschaft Eglingen, 18. Grafen von Khevenhüller, Personalisten, 19. Grafen von Kuefstein, 20. Fürst von Colloredo, Personalist, 21. Grafen von Harrach, 22. Grafen von Sternberg, 23. Graf von Neipperg, 24. Grafen von Hohenzollern, (fälschlich aufgenommen)
62. (Fränkische Grafen) (von): 1. Fürsten und Grafen von Hohenlohe, 2. Grafen von Castell, 3. Grafen zu Erbach, 4. Fürsten und Grafen von Löwenstein wegen der Grafschaft Wertheim, 5. gräflich limpurgische(n) Allodialerben, 6. Grafen von Nostitz wegen der Grafschaft Rieneck, 7. Fürst von Schwarzenberg wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft Schwarzenberg, 8. gräflich wolfsteinische(n) Allodialerben, nämlich Fürst von Hohenlohe-Kirchberg und Graf von Giech, 9. Grafen von Schönborn wegen der Herrschaft Reichelsberg, 10. Grafen von Schönborn wegen der Herrschaft Wiesentheid, 11. Grafen von Windischgrätz, Personalisten, 12. Grafen (Ursin) von Rosenberg, Personalisten, 13. Ältere Linie der Grafen von Starhemberg, Personalisten, 14. Grafen von Wurmbrand, Personalisten, 15. Graf von Giech, Personalist, 16. Graf von Grävenitz, 17. Grafen von Pückler, Personalisten
63. (Westfälische Grafen) (von): 1. Markgraf von Ansbach wegen Sayn-Altenkirchen, 2. Burggraf von Kirchberg wegen Sayn-Hachenburg, 3. König in Preußen wegen der Grafschaft Tecklenburg, 4. Wied-Runkel wegen der oberen Grafschaft Wied, 5. Fürst zu Wied-Neuwied (Direktor dieses Kollegiums), 6. Landgraf von Hessen-Kassel und Graf zu Lippe-Bückeburg wegen der Grafschaft Schaumburg, 7. Herzog zu Holstein-Gottorp-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorf wegen Oldenburg und Delmenhorst, 8. Grafen von der Lippe, 9. Graf von Bentheim, 10. König von England wegen der Grafschaft Hoya, 11. König von England wegen der Grafschaft Diepholz, 12. König von England wegen der Grafschaft Spiegelberg, 13. Fürst und Grafen von Löwenstein bzw. Löwenstein-Wertheim wegen Virneburg, 14. Fürst von Kaunitz wegen Rietberg, 15. Fürst von Waldeck wegen der Grafschaft Pyrmont, 16. Graf von Törring wegen der Grafschaft Gronsveld bzw. Gronsfeld, 17. Graf von Aspremont wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum, 18. Fürsten zu Salm wegen der Grafschaft Anholt, 19. Grafen von Metternich wegen der Herrschaft(en) Winneburg und Beilstein, 20. Fürst zu Anhalt-Bernburg-Schaumburg wegen der Grafschaft Holzappel, 21. Grafen von Sternberg wegen der Grafschaft(en) Blankenheim und Gerolstein, 22. Grafen von Plettenberg wegen Wittem, 23. Grafen von Limburg-Styrum wegen der Herrschaft Gemen, 24. Graf von Wallmoden wegen der Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, 25. Graf von Quadt wegen der Herrschaft Wickrath, 26. Grafen von Ostein wegen der Herrschaft Millendonk bzw. Myllendonk, 27. Grafen von Nesselrode wegen der Herrschaft Reichenstein, 28. Grafen zu der Mark wegen der Grafschaft Schleiden, 29. Grafen von Schaesberg wegen der Grafschaft Kerpen und Lommersum bzw. Kerpen-Lommersum 30. Grafen zu Salm-Reifferscheid wegen der Herrschaft Dyck, 31. Grafen zu der Mark wegen Saffenburg (Sassenburg), 32. Grafen von Platen wegen Hallermunt, 33. Grafen von Sinzendorf wegen Rheineck.
3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), Köln (Kurköln), Pfalz (Kurpfalz), Fürstentum Arenberg, Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herrschaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck.
4. Fränkischer Reichskreis: Hochstift Bamberg, Hochstift Würzburg, Fürstentum Kulmbach (Bayreuth), Hochstift Eichstätt, Fürstentum Ansbach, Deutscher Orden: Meistertum Mergentheim (und Ballei Franken), gefürstete Grafschaft Henneberg, gefürstete Grafschaft Schwarzenberg, Fürstentum (Löwenstein-Wertheim, Grafschaft) Hohenlohe, Grafschaft Castell, Grafschaft Wertheim, Grafschaft Rieneck, Grafschaft Erbach, Herrschaft Limpurg, Herrschaft Seinsheim, Herrschaft Reichelsberg, Herrschaft Wiesentheid, Herrschaft Welzheim, Herrschaft Hausen, Reichsstadt Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg (ob der Tauber), Reichsstadt Windsheim, Reichsstadt Schweinfurt, Reichsstadt Weißenburg.
5. Bayerischer Reichskreis: Erzstift Salzburg, Herzogtum Bayern nebst Oberpfalz, Hochstift Freising, Fürstentümer Neuburg (Pfalz-Neuburg) und Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), Hochstift Regensburg, gefürstete Landgrafschaft Leuchtenberg, Hochstift Passau, gefürstete Grafschaft Sternstein (Störnstein), gefürstete Propstei Berchtesgaden, gefürstete Abtei zu Sankt Emmeram in Regensburg, Grafschaft Haag, Grafschaft Ortenburg, gefürstete Abtei Niedermünster in Regensburg, Herrschaft Ehrenfels, gefürstete Abtei Obermünster in Regensburg, Herrschaften Sulzbürg und Pyrbaum, Herrschaft Hohenwaldeck, Herrschaft Breiteneck bzw. Breitenegg, Reichsstadt Regensburg.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
7. Oberrheinischer Reichskreis: Hochstift Worms, Hochstift Speyer, gefürstete Propstei Weißenburg, Hochstift Straßburg, Hochstift Basel, Hochstift Fulda, Fürstentum Heitersheim (Johanniterorden), gefürstete Abtei Prüm, Reichspropstei Odenheim (Odenheim und Bruchsal), Fürstentum Simmern (Pfalz-Simmern), Fürstentum Lautern (Pfalz-[Kaisers-]Lautern), Fürstentum Veldenz (Pfalz-Veldenz), Fürstentum Zweibrücken (Pfalz-Zweibrücken), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Hersfeld, Grafschaft Sponheim, Markgrafschaft Nomeny, gefürstete Grafschaft Salm, Lande des Fürsten zu Nassau-Weilburg, Lande des Fürsten zu Nassau-Usingen bzw. Nassau-Saarbrücken-Usingen, Lande des Fürsten zu Nassau-Saarbrücken bzw. Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken, Grafschaft Waldeck, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Herrschaft Hanau-Lichtenberg, Lande des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels, Lande des gräflichen Hauses Solms-Lich-Hohensolms, Lande des gräflichen Hauses Solms-Laubach, Lande des gräflichen Hauses Solms-Rödelheim, Grafschaft Königstein (teils kurmainzisch, teils stolbergisch), Grafschaft Oberisenburg, geteilt unter: das fürstliche Haus Isenburg-Birstein, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Büdingen, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, das gräfliche Haus Isenburg-Büdingen-Meerholz, Lande der Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen), geteilt unter: die fürstliche Linie Salm-Kyrburg, die rheingräfliche Linie Grumbach (bzw. Salm-Grumbach), die rheingräfliche Linie zu Stein (Rheingrafenstein) (bzw. Salm-Stein), Lande der Grafen Leiningen-Hartenburg, reichsunmittelbares Schloss und Dorf Mensfelden bzw. Münzfelden, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Grafschaft Falkenstein, Herrschaft Reipoltskirchen, Grafschaft Kriechingen, Grafschaft Wartenberg, Herrschaft Bretzenheim, Herrschaft Dagstuhl, Herrschaft Ollbrück (Olbrück), Reichsstadt Worms, Reichsstadt Speyer, Reichsstadt Frankfurt (am Main), Reichsstadt Friedberg, Reichsstadt Wetzlar.
8. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis: Hochstift Münster, Herzogtum Kleve nebst den Grafschaften Mark und Ravensberg (1614 an Brandenburg), Herzogtümer Jülich und Berg (1614 an Pfalz-Neuburg), Hochstift Paderborn, Hochstift Lüttich, Hochstift Osnabrück, Fürstentum Minden, Fürstentum Verden, gefürstete Abtei Corvey, gefürstete Abteien Stablo und Malmedy, Abtei Werden, Abtei Kornelimünster, gefürstete Abtei Essen, Frauenstift Thorn, Frauenstift Herford, Lande der Fürsten zu Nassau-Diez, Fürstentum Ostfriesland, Fürstentum Moers, Grafschaft Wied, Grafschaft Sayn, Grafschaft Schaumburg (teils zu Hessen-Kassel, teils zu Lippe gehörig), Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, Grafschaft Lippe, Grafschaft Bentheim, Grafschaft Steinfurt, Grafschaften Tecklenburg und Lingen, Grafschaft Hoya, Grafschaft Virneburg, Grafschaft Diepholz, Grafschaft Spiegelberg, Grafschaft Rietberg, Grafschaft Pyrmont, Grafschaft Gronsveld (bzw. Gronsfeld), Grafschaft Reckheim, Herrschaft Anholt, Herrschaften Winneburg und Beilstein, Grafschaft Holzappel, Herrschaft Wittem, Grafschaften Blankenheim und Gerolstein, Herrschaft Gemen, Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, Herrschaft Wickrath, Herrschaft Millendonk (bzw. Myllendonk), Herrschaft Reichenstein, Grafschaft Kerpen und Lommersum (bzw. Kerpen-Lommersum), Grafschaft Schleiden, Grafschaft Hallermunt, Reichsstadt Köln, Reichsstadt Aachen, Reichsstadt Dortmund.
9. Obersächsischer Reichskreis: Sachsen (kursächsische Lande), Mark Brandenburg, Lande der Herzöge zu Sachsen ernestinischer Linie: Fürstentum Sachsen-Weimar, Fürstentum Sachsen-Eisenach, Fürstentum Sachsen-Coburg, Fürstentum Sachsen-Gotha, Fürstentum Sachsen-Altenburg, Lande der Fürsten von Hatzfeld, Fürstentum Querfurt, Herzogtum Pommern schwedischen Anteils, Herzogtum Pommern preußischen Anteils, Fürstentum Cammin bzw. Kammin, Fürstentum Anhalt, Abtei Quedlinburg, Abtei Gernrode, Stift Walkenried, Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Grafschaft Mansfeld, Grafschaften Stolberg und Wernigerode, Grafschaft Barby, Herrschaften der Grafen von Reuß, Herrschaften der Grafen von Schönburg, Grafschaft Hohnstein nebst den Herrschaften Lohra und Klettenberg.
10. Niedersächsischer Reichskreis: Herzogtum Magdeburg, Herzogtum Bremen, Fürstentum Lüneburg (Celle), Fürstentum Grubenhagen (Braunschweig-Grubenhagen), Fürstentum Calenberg (Braunschweig-Calenberg), Fürstentum Wolfenbüttel (Braunschweig-Wolfenbüttel), Fürstentum Halberstadt, Herzogtum Mecklenburg-Schwerin, Herzogtum Mecklenburg-Güstrow, Herzogtum Holstein-Glückstadt, Herzogtum Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, Hochstift Hildesheim, Herzogtum Sachsen-Lauenburg, Hochstift Lübeck, Fürstentum Schwerin, Fürstentum Ratzeburg, Fürstentum Blankenburg, Grafschaft Rantzau, Reichsstadt Lübeck, Reichsstadt Goslar, Reichsstadt Mühlhausen, Reichsstadt Nordhausen, Reichsstadt Hamburg, Reichsstadt Bremen.
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme).
1. Österreich, 2. Oberbayern, 3. Steiermark (Österreich), 4. Magdeburg (Preußen), 5. Salzburg, 6. Niederbayern, 7. Regensburg, 8. Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), 9. Deutscher Orden, 10. Neuburg (Pfalz-Neuburg), 11. Bamberg, 12. Bremen, 13. Markgraf von Meißen, 14. Berg (Bayern, Pfalz), 15. Würzburg, 16. Kärnten (Österreich), 17. Eichstätt, 18. Sachsen-Coburg, 19. Bruchsal (Baden), 20. Sachsen-Gotha, 21. Ettenheim (Baden), 22. Sachsen-Altenburg, 23. Konstanz, 24. Sachsen-Weimar, 25. Augsburg, 26. Sachsen-Eisenach, 27. Hildesheim, 28. Brandenburg-Ansbach, 29. Paderborn, 30. Brandenburg-Bayreuth, 31. Freising, 32. Braunschweig-Wolfenbüttel, 33. Thüringen (Sachsen bzw. Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha), 34. Braunschweig-Celle, 35. Nassau, 36. Braunschweig-Calenberg, 37. Trient, 38. Braunschweig-Grubenhagen, 39. Brixen, 40. Halberstadt, 41. Krain (Österreich), 42. Baden-Baden, 43. Württemberg, 44. Baden-Durlach, 45. Osnabrück, 46. Verden, 47. Münster, 48. Baden-Hachberg, 49. Lübeck, 50. Württemberg (Teck) bzw. Teck (Württemberg), 51. Hanau (Hessen-Kassel), 52. Holstein-Glückstadt, 53. Fulda, 54. Holstein-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, 55. Kempten, 56. Mecklenburg-Schwerin, 57. Ellwangen, 58. Mecklenburg-Güstrow, 59. Malteserorden, 60. Hessen-Darmstadt, 61. Berchtesgaden, 62. Hessen-Kassel, 63. Westfalen (Hessen-Darmstadt), 64. Vorpommern, 65. Holstein-Plön (Dänemark), 66. Hinterpommern, 67. Breisgau (Modena), 68. Sachsen-Lauenburg, 69. Corvey, 70. Minden, 71. Burggraf von Meißen (Sachsen), 72. Leuchtenberg, 73. Anhalt, 74. Henneberg, 75. Schwerin, 76. Cammin bzw. Kammin, 77. Ratzeburg, 78. Hersfeld (Hirschfeld), 79. Tirol (Österreich), 80. Tübingen (Württemberg), 81. Querfurt (Sachsen), 82. Arenberg, 83. Hohenzollern-Hechingen, 84. Fritzlar (Hessen-Kassel), 85. Lobkowitz, 86. Salm-Salm, 87. Dietrichstein, 88. Nassau-Hadamar, 89. Zwiefalten (Württemberg), 90. Nassau-Dillenburg, 91. Auersperg, 92. Starkenburg (Hessen-Darmstadt), 93. Ostfriesland, 94. Fürstenberg, 95. Schwarzenberg, 96. Göttingen (Braunschweig-Göttingen), 97. Mindelheim (Bayern), 98. Liechtenstein, 99. Thurn und Taxis, 100. Schwarzburg, 101. Ortenau (Modena), 102. Aschaffenburg (Mainz) (bzw. Kurerzkanzler), 103. Eichsfeld (Preußen), 104. Braunschweig-Blankenburg bzw. Blankenburg (Braunschweig-Wolfenbüttel), 105. Stargard (Mecklenburg-Strelitz), 106. Erfurt (Preußen), 107. Nassau-Usingen, 108. Nassau-Weilburg, 109. Hohenzollern-Sigmaringen, 110. Salm-Kyrburg, 111. Fürstenberg-Baar bzw. Baar (Fürstenberg), 112. Schwarzenberg-Klettgau bzw. Klettgau (Schwarzenberg), 113. Taxis-Buchau (Thurn und Taxis), 114. Waldeck, 115. Löwenstein-Wertheim, 116. Oettingen-Spielberg, 117. Oettingen-Wallerstein, 118. Solms-Braunfels, 119. Hohenlohe-Neuenstein, 120. Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst, 121. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein, 122. Isenburg-Birstein, 123. Kaunitz-Rietberg bzw. Kaunitz (Rietberg), 124. Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz, 125. Leiningen, 126. Ligne (Edelstetten), 127. Looz bzw. Looz-Corswarem (Wolbeck), 128. Schwäbische Grafen, 129. Wetterauische Grafen, 130. Fränkische Grafen, 131. Westfälische Grafen.
Innerhalb der im Reichsfürstenrat erfassten Reichsfürsten galten dabei, weil sie schon auf dem Augsburger Reichstag von 1582, auf dem man die bis dahin jedem Fürsten verliehenen Virilstimmen (53 weltliche Virilstimmen bei 46 geistlichen Virilstimmen, gegenüber 1792 64 weltliche Virilstimmen bei 38 geistlichen Virilstimmen und zuletzt 61 weltliche Virilstimmen bei 33 geistlichen Virilstimmen) auf die gerade vorhandenen Herrschaftsgebiete festgelegt hatte, erfasst worden waren, Österreich, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Veldenz, Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Coburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Altenburg, Brandenburg-Ansbach, Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Celle bzw. Lüneburg, Braunschweig-Calenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Württemberg, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Hachberg, Holstein-Glückstadt, Savoyen, Leuchtenberg, Anhalt, Henneberg, Nomeny, Mömpelgard und Arenberg als altfürstliche Häuser (der 14 altfürstlichen Dynastien, 1776 9). Zu den nach 1582 in den Reichsfürstenstand erhobenen (14, 1767 13) neufürstlichen Häusern gehörten demgegenüber Hohenzollern, Eggenberg (1717 ausgestorben), Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Piccolomini (bis 1757), Nassau-Hadamar (bis 1771), Nassau-Dillenburg, Nassau-Siegen (bis 1743), Auersperg, Portia (bis 1776), Ostfriesland, Fürstenberg, Schwarzenberg, Waldeck, Mindelheim (vorübergehend für den Herzog von Marlborough), Liechtenstein, Thurn und Taxis und Schwarzburg, weiter die aus den Reichsgrafen hervorgegangenen, nicht mit Virilstimmen begabten Häuser Colloredo, Hohenlohe, Isenburg, Leiningen, Oettingen, Rosenberg, Sayn, Schönburg, Solms, Stolberg, Waldburg und Wied sowie die nach 1803 hinzugekommenen Häuser Metternich, Trauttmannsdorf und Windischgrätz.
Am 6. 8. 1806 legte der habsburgische Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der nach dem Vorbild Napoleons 1804 für seine Erblande ebenfalls einen (zweiten) Kaisertitel angenommen hatte, auf politischen Druck Napoleons und der mit diesem verbündeten Fürsten des Rheinbunds die Krone des Reiches nieder. Bald stand fest, dass damit die noch bestehenden Reichsglieder selbständige Staaten geworden waren, mit denen Napoleon während der sieben verbleibenden Jahre seiner Machtausübung fast nach Belieben schaltete. Sie entschieden sich allerdings nach der Befreiung von der Herrschaft Napoleons (1813) gegen einen vor allem von liberalen Idealisten geforderten deutschen Nationalstaat und für einen von ihren Fürsten und von den nichtdeutschen Mächten Europas befürworteten, auf der Grundlage des vornapoleonischen Gebietsstandes die Souveränität der Einzelfürsten wahrenden deutschen Bund. Zu diesem 1815 entstandenen, bis 1866 währenden Staatenbund, der 1815 etwa 11495 Quadratmeilen umfasste und rund 32 Millionen Einwohner im Bundesgebiet zählte, gehörten folgende Staaten: Österreich (3480 Quadratmeilen 9765500 Einwohner, Preußen (3307 Quadratmeilen 8730000 Einwohner), Bayern (1499 Quadratmeilen 3630800 Einwohner), Sachsen (278 Quadratmeilen 1386900 Einwohner), Hannover (695 QM 1463700 Einwohner) (bis 1837 in Personalunion mit England bzw. Großbritannien), Württemberg, Baden, Kurhessen (Hessen-Kassel), Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt), Holstein (und Lauenburg) (Dänemark), Luxemburg (Niederlande), Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Nassau, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Sachsen-Gotha (1825 erloschen), Sachsen-Coburg (seit 1826 Sachsen-Coburg-Gotha), Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit 1826), Mecklenburg-Strelitz, (Holstein-)Oldenburg, Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an Preußen), Liechtenstein (2,45 Quadratmeilen 5800 Einwohner), Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe (9,75 Quadratmeilen 25500 Einwohner), Lippe(-Detmold), Lübeck, Frankfurt, Bremen, Hamburg, Limburg (seit 1839, Niederlande) sowie Hessen-Homburg (7,84 Quadratmeilen 20400 Einwohner, seit 1817, 1866 erloschen).
Der überwältigende Sieg Preußens und der ihm folgenden deutschen Staaten gegen Frankreich 1870/1871 im Ringen um die Thronfolge in Spanien erlaubte dann freilich bald den Beitritt der wenigen verbliebenen süddeutschen Staaten und die Umwandlung des norddeutschen Bundes in ein Reich. Dieses zweite, von Preußen beherrschte Deutsche Reich umfasste 540742 Quadratkilometer mit 56,37 Millionen Einwohnern. Es gliederte sich nur noch in die Länder bzw. die Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, die Großherzogtümer Baden, Hessen bzw. Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar bzw. Sachsen-Weimar-Eisenach bzw. Sachsen(-Weimar-Eisenach), Oldenburg, die Herzogtümer Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha bzw. Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, die Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, die freien Städte Bremen, Hamburg, Lübeck sowie das Reichsland Elsass-Lothringen.
Ftm = Fürstentum
Aegidi, L., Der Fürstenrat nach dem Lunéviller Frieden, 1853
Bosl, K., Geistliche Fürsten, (in) Lexikon für Theologie und Kirche, hg. v. Höfer, J./Rahner, K., Bd. 4 1960
Der dynastische Fürstenstaat. Zur Bedeutung von Sukzessionsordnungen für die Entstehung des frühmodernen Staates, hg. v. Kunisch, J., 1982
Hänlein/Kretschmann, Staatsarchiv für die königlich preußischen Fürstentümer in Franken, 1797ff. (Bd. 1, 428ff., 492ff., 504ff. Verzeichnisse der fränkischen Ritterschaft)
Klauser, H., Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser, 2. A. 1984
Moraw, P., Fürstentum, Königtum und Reichsreform im deutschen Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 177ff.
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999
Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser, 1862ff.
Albani (Reichsfürst). 1710 wurde Annibale A.
zum Reichsfürsten erhoben. 1715 wurde das Hausgut Soriano Fürstentum.
L.: Klein 168, 170.
Albini (Reichsritter). Im ausgehenden 18.
Jahrhundert zählten die A. mit dem 1799 von Groschlag von Dieburg erworbenen
Messel zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Messel fiel 1808 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Stetten 35, 187; Riedenauer 122; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355.
Altenburg (Fürstentum,
Residenz). Von 1603 bis 1672 war A. (1146/1147 Burggrafschaft, 1324 Verpfändung
an die Markgrafen von Meißen) bei Leipzig Sitz einer Linie der Ernestiner. S.
Sachsen-Altenburg, Thüringen.
L.: Wolff 398; Roubitscheck, W., Die Altenburger Landesvermessung und die von
ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg Math.-nat. Reihe 7 (1958); Thieme, A., Die Burggrafschaft
Altenburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 4.
Amblise (Herrschaft, Fürst). Die Herrschaft A. in den spanischen Niederlanden gehörte den Grafen von Reckheim und Apremont und wurde dann selbständiges Fürstentum, das über die Erbtochter an Renatus von Anglure (Angeur), Herren zu Bourlemont fiel. Der Fürst von A. zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Amorbach (Abtei) Vermutlich stiftete eine
fränkische Adelsfamilie aus dem Gebiet um Worms und Speyer im 8. Jahrhundert
(734?) das Kloster A. im Odenwald. 849 vermehrte Kaiser Ludwig der Deutsche die
vor allem im südlichen Odenwald gelegenen Güter um Rechte am Bach Mud und am
Wald Wolkmann. Die bis zum 10. Jahrhundert an den König gelangten Rechte über
die Abtei wurden 993 durch Urkundenfälschungen an das Hochstift Würzburg
gezogen. Im 12. Jahrhundert belehnte der König die Herren von Dürn (Durna) mit
der Vogtei. 1272 wurde Ulrich von Dürn gezwungen, die Stadt A. an das Erzstift
Mainz abzugeben. 1803 wurde die seit 1742 neu gebaute Abtei, die im späten 16.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken war und
um das Jahr 1800 Güter in 100 Orten hatte, säkularisiert und als Entschädigung
an die Fürsten von Leiningen übertragen. 1806
wurde das neue Fürstentum mediatisiert. A. kam
an Baden, Hessen und 1816 an Bayern.
L.: Wolff 80; Riedenauer 128; Amorbach, Beiträge zu Kultur und Geschichte von
Abtei, Stadt und Herrschaft, (in) Neujahrsbll. hg. v. d. Ges.f. fränk. Gesch.
25 (1953); Krebs, R., Amorbach im Odenwald, 1923; Schäfer, A., Untersuchung zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der Benediktinerabtei Amorbach bis in die
Zeit nach dem 30jährigen Kriege, Diss. Freiburg 1955 masch.schr.; Die Abtei
Amorbach im Odenwald, hg. v. Oswald, F./Störmer, W., 1984; Andermann, K.,
Klösterliche Grundherrschaft und niederadelige Herrschaftsbildung - das
Beispiel Amorbach, (in) Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Hinteren
Odenwald, 1988.
Anhalt (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum, Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa
1000 erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von
Ballenstedt nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170
verstorbenen Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen
erlangte Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von
Sachsen sowie den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des
Herzogtums Sachsen und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei
seinem Tode (1218) erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die
eigentlichen Hausgüter zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer
Elbe) (Aschersleben [(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er
nannte sich nach der vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der
Umwandlung Ballenstedts in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal und
gehörte als einziger Graf seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne
dass Nachrichten über eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem
Tod durch Erbteilung im später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen
eingeengten Hause Anhalt die Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315),
Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468) und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst
ältere Linie). Ansprüche auf askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg
konnten 1319 bzw. 1422 nicht durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb
1315 aus. Ihr Gebiet fiel 1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das
Hochstift Halberstadt (1648 an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie
Anhalt-Bernburg. 1307/1319 erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von
(Arnstein-)Barby die Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel
Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst, ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes
Elbeufer, Zerbst) und die Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die
Siegmundische Linie erlangte Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit
dem Aussterben der Bernburger Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut
in die ältere Köthener Linie (Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie
(Anhalt-Dessau). Die ältere Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster
Lande. Ihre Güter fielen bei ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese
teilte sich 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit
1526 in Anhalt-Köthen, bis 1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten
Reformation konnten die Güter der unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster
Nienburg an der Saale, Gernrode und Hecklingen erworben werden. 1547 gingen
Zerbst und Köthen an Sigismund von Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach
Veräußerung an Reuß 1552 durch Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim
Ernst (1561-1586) aus der älteren Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle
alle anhaltischen Gebiete mit einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend
und erließ für sie 1572 eine umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603
entstanden nach vorübergehender gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch
Erbteilung die jüngere Linien Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis
1863), Anhalt-Köthen (bis 1665), Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau
(bis 1818/1847). Seit 1635 wurde für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung
eingeführt, wonach der jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller
durchführte. Alle Fürsten hatten eine gemeinsame
Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme der Reichsabtei
Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum obersächsischen
Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665. Die Güter dieser
Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem Anhalt-Köthen
nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft Jever. Als die
Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die Schwester des
letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von
Anhalt-Bernburg spaltete sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis
1709 bestand. 1707 kam es weiter zur Abteilung der Nebenlinie
Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe der Grafen von Holzappel und
Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile fielen nach ihrem Erlöschen
1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von 1632 bis 1643 geteilt.
1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von seiner oranischen Mutter
eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand die aus einer heimlichen
standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen von Anhalt. 1806 wurde
Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das
1808 den Code Napoléon einführte, mit dem Eintritt in den Rheinbund Herzogtum.
1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800
ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit 118000 Einwohnern umfassten, als souveräne
Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847 fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849
erhielt ganz Anhalt eine Verfassung. 1863 kam auch Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf mehrere Landesteile an mittlerer
Elbe, unterer Saale und im Unterharz erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt
waren. Am 12. 11. 1918 dankte der Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat
Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt
am 18. 7. 1919 eine Verfassung. Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit
Braunschweig einem gemeinsamen Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945
wurde A. innerhalb der sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen
am 1. 7. 1944 gebildeten Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens
vereinigt und 1947 dem Land Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8.
12. 1958 aufgelöst wurde (str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der
kleinere zum Bezirk Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am
3.10.1990 wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten
von Anhalt, hg. v. Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre
Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012.
Anhalt-Bernburg (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum). Nach dem erstmals 1138 als Burg erwähnten Bernburg an der unteren
Saale nannten sich verschiedene Linien des Hauses Anhalt. Die ältere Linie
entstand 1252 und wurde, nachdem sie 1315/1322 einen Teil der Güter der Linie
Anhalt-Aschersleben geerbt hatte, 1468 von der Siegmundischen Linie
Anhalt-Köthens beerbt. Die jüngere Linie entstand 1603 . Sie erhielt unter
anderen die Ämter Ballenstedt, Hecklingen, Plötzkau, Hoym, Gernrode, Harzgerode
und Bernburg. Hiervon spaltete sich 1630 die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode
ab, deren Güter 1709 beim Aussterben zurückkamen. 1707 kam es zur Abtrennung
von Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (bis 1812). 1793 wurden aus dem Erbe von
Anhalt-Zerbst die östlichen Ämter Coswig und Mühlingen erworben. 1863 fiel A.,
das 1806 zum Herzogtum erhoben wurde, 1807 dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen
Bund als Land beitrat, beim Aussterben des Hauses an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 407f.; Bauer 1, 137; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff.
1912f.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Bernburg-Harzgerode (Fürsten).
Nach dem 993/994 als Marktsiedlung des Klosters Nienburg gegründeten Harzgerode
im Unterharz nannte sich eine von 1630 bis 1709 bestehende Linie der Fürsten von Anhalt-Bernburg.
L.: Pfenningsdorf, E., Geschichte der Stadt Harzgerode, 1901.
Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (Fürstentum).
Die Fürsten von A. sind eine 1707 von
Anhalt-Bernburg abgespaltete, mit dem Erbe der Grafen von Holzappel und
Schaumburg begüterte Linie der Fürsten von
Anhalt-Bernburg, deren anhaltische Landesteile nach dem Erlöschen 1812 an
Anhalt-Bernburg zurückfielen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 20.
Anhalt-Dessau (Grafen, Fürstentum,
Herzogtum). Die nach dem 1213 erstmals erwähnten Dessau nahe der Mündung der
Mulde in die Elbe benannte (ältere) Linie A. des Hauses Anhalt entstand 1474
durch Teilung der Siegmundischen Linie Anhalt-Köthens. Sie erwarb 1562 die
Güter der älteren Linie Anhalt-Köthen und bis 1570 auch die übrigen
anhaltischen Güter, nachdem sie sich selbst 1546 in die Linien Zerbst, Plötzkau
und Dessau gespalten hatte. Die jüngere, mit dem ältesten Sohn Joachim Ernsts
1603 entstandene, 1632-1643 geteilte, 1702 (Fürst Leopold, der alte Dessauer)
eine reiche Erbschaft von der oranischen Mutter erlangende, im 18. Jahrhundert
kulturell sehr bedeutsame, 1808 die Herzogswürde gewinnende Dessauer Linie mit
Gütern um Dessau (Dessau, Ämter Wörlitz, Radegast, Gröbzig [Gröbzigk],
Sandersleben, Freckleben und Großalsleben) vereinigte bis 1863 erneut alle
anhaltischen Güter (1793 nördliche Teile Anhalt-Zerbsts mit Zerbst, 1847 Anteil
an Anhalt-Köthen, 1863 Anhalt-Bernburg), dankte aber am 12. 11. 1918 ab, womit
aus dem Herzogtum Anhalt der Freistaat Anhalt entstand.
L.: Wolff 407; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.¸;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Köthen (Fürstentum,
Herzogtum). Die nach dem 1115 erstmals erwähnten slawischen Orte Köthen, an dem
die Askanier eine Burg erbauten, benannte ältere Linie A. entstand 1252.
1307/1319 erwarb sie die Herrschaft Zerbst von den Grafen von Arnstein-Barby
(Barby). 1396 zerfiel sie in die Siegmundische Linie mit Zerbst und die
Albrechtsche Linie mit Köthen. Nach der Vereinigung der anhaltischen Lande
(1570) entstand unter dem jüngsten Sohn Joachim Ernsts 1603 die jüngere Linie
A. Das Gebiet der Linie umfasste die Städte und Ämter Köthen und Nienburg, das
Amt Wulfen und die Grafschaft Warmsdorf. Sie wurde mit ihrem Aussterben 1665
von Anhalt-Plötzkau beerbt, das sich nun seinerseits A. nannte. 1793 erbte
(dieses) A. beim Aussterben von Anhalt-Zerbst dessen mittleren Teil um Roßlau.
1795 spaltete es eine Nebenlinie in Pless ab. 1807 wurde A. Herzogtum und trat
dem Rheinbund bei. 1810 führte A. den Code Napoléon als Gesetzbuch ein und
erließ 1811 eine 1812 wieder beseitigte Verfassung. 1815 trat es dem Deutschen
Bund bei. Unter der zur Regierung gelangten Nebenlinie Pless trat es 1828 dem
preußischen Zollsystem bei. 1846 verkaufte es Pless. Nach dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam A. unter die gemeinsame Verwaltung
von Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg ganz an
Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Köthen-Pless (Fürstentum). 1765 spaltete Anhalt-Köthen die Nebenlinie Pless (A.) ab. Nachdem diese zur Regierung gekommen war, trat Anhalt-Köthen 1828 dem preußischen Zollsystem bei. 1846/1847 wurde Pless an die Grafen von Hochberg und Freiherren zu Fürstenstein verkauft.
Anhalt-Plötzkau (Anhalt-Köthen[-Plötzkau]) (Fürsten). Nach dem 1049 als Burg erstmals erwähnten, 1435 an Anhalt gekommenen Plötzkau bei Bernburg nannte sich die 1603 entstandene Linie der Fürsten von Anhalt. Sie erlangte 1665 durch Erbfall die Güter der Linie Anhalt-Köthen und nannte sich seitdem Anhalt-Köthen.
Anhalt-Zerbst (Fürsten).
Zerbst an der Nuthe zwischen Elbe und Fläming wird 948 erstmals als slawische
Siedlung erwähnt. Nach der später angelegten Burg, die 1307/1319 an die Linie
Anhalt-Köthen fiel, nannte sich die ältere Linie A. (Anhalt-Köthen). Nach der
Vereinigung aller anhaltischen Lande 1570 entstand 1603 unter dem vierten Sohn
Joachim Ernsts die jüngere Linie A., die 1667 erbweise die Herrschaft Jever
erwarb und deren Güter (Stadt und Amt Zerbst, Walternienburg, Dornburg, Roßlau
und Coswig [Koswig] und das Amt Mühlingen) 1793 an Anhalt-Dessau (nördlicher
Teil mit Zerbst), Anhalt-Bernburg (östlicher Teil mit Coswig und Mühlingen),
Anhalt-Köthen (mittlerer Teil mit Roßlau) sowie über Katharina II. an Russland
(Jever) fielen.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhaltinische Fürstentümer s. Anhalt
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die
Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt bezeichnete Siedlung
erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam die um A. gebildete,
zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht liegende Herrschaft im
Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen
(Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von
(Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von Kaiser
Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und
den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis angehörige Herrschaft durch Heirat an die Fürsten
von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter
1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende A. zum
Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande erhoben. 1810 gelangte
A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815
an Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum, Markgrafschaft). A. wird erstmals zum
Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748 gegründete Benediktinerkloster
kam an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A. von den Herren von Dornberg,
ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen von Oettingen. Die Vogtei
über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von Hohenzollern/Zollern, die
seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von
Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter
(Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen],
Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das Sechsämterland im
Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der Grafen von
Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen, Wassertrüdingen
[1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den Vögten von Weida
zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz. 1398 wurde die
Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit 1604/1662 Bayreuth)
und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach dem Erwerb der
Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440
und von 1470 bis 1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A.
an Markgraf Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an
A. 1525 zwang der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521
wurde die Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum
Kulmbach wieder zu A. 1603 traten beim Aussterben der älteren Linie der
fränkischen Hohenzollern zwei märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge
in den beiden Markgrafschaften an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von
der Plassenburg nach Bayreuth verlegte. 1741 fiel die Grafschaft
Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem Aussterben der Bayreuther
Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie regiert. 1791 wurden die wegen
einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter (Asbachhof, Gollachostheim
teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton Odenwald sowie außerdem zu
den Kantonen Altmühl und Steigerwald des Ritterkreises Franken zählenden Lande
(A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000 Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen
mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen verkauft, das die Rechte der
Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der Hochstifte Bamberg und
Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und den Reichsstädten
Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog. Durch (den
Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter Frieden) 1807
an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach.
Die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das
Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach,
2009
Ansbach-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft) s. Ansbach, Bayreuth.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 E4; Süßheim, K., Preußens Politik in
Ansbach-Bayreuth, 1965.
Aschaffenburg (Stift, Fürstentum,
Residenz Erzbischof von Mainz). A. wird zuerst als alemannische civitas Ascapha
(Eschenfluss) des späten 5. Jahrhunderts erwähnt. Vielleicht über die
thüringischen Herzöge, jedenfalls über die Karolinger gelangte es an die
Liudolfinger. Um 957 gründete dort Herzog Liudolf von Schwaben das
Kollegiatstift St. Peter und Alexander. 982 ging A. von Otto von Bayern und
Schwaben über Kaiser Otto II. an das Erzstift Mainz über, das dort später ein
Oberamt errichtete. Das Stift war um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Nach der Eroberung Mainzs durch Frankreich 1798 wurde
A. Sitz der Regierung des Erzstifts Mainz. 1803 wurde für Karl Theodor von
Dalberg, den letzten Mainzer Kurfürsten und Reichserzkanzler, das Fürstentum A. geschaffen. Es umfasste mit rund 1700
Quadratkilometern das alte Oberamt A., die mainzischen Ämter Aufenau, Lohr,
Orb, Stadtprozelten, Klingenberg und das Amt Aura des Hochstifts Würzburg. 1810
wurde es zu einem Departement des Großherzogtums Frankfurt gemacht. 1814 ging
A. an Österreich und 1814/1816 an Bayern über.
L.: Wolff 80f.; Riedenauer 128; Festschrift 1000 Jahre Stift und Stadt
Aschaffenburg, hg. v. Fischer, W., 1957 (Aschaffenburger Jahrbuch für
Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes); Christ, G.,
Aschaffenburg. Grundzüge der Verwaltung des Mainzer Oberstifts und des
Dalbergstaats, 1963, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken 12;
Grimm, A., Aschaffenburger Häuserbuch, 1985; Thiel, M., Aschaffenburger
Urkundenbuch, 1 Die Urkunden des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander bis
zum Jahre 1325, 1986; Spies, H., Von Kurmainz zum Königreich Bayern. Änderungen
der territorialen und landesherrlichen Verhältnisse im Raum Aschaffenburg
1803-1816, Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 2,
1987ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 19.
Aulfingen (Herrschaft). 1776 kam die Herrschaft A.
von den Freiherren von Wessenberg an die Fürsten
von Fürstenberg. S. Wessenberg zu A.,
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach
Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem
Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie
Konrad von Wartenberg, dessen Familie die Landgrafenwürde bis 1302 innehatte.
Seit 1304/1307 ist die Würde eines Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw. Fürsten von Fürstenberg,
den Allodialerben der Herzöge von Zähringen, verbunden. Hauptsächlicher Inhalt
dieser Stellung dürfte die Innehabung des seit dem Ende des 14. Jahrhunderts
belegten Landgerichts gewesen sein. 1318 erbten die Grafen von Fürstenberg auch die wartenbergischen Güter, verloren
aber 1305 Bräunlingen und Villingen an Habsburg. 1403 wird dann die
fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt, 1500 auch die Landgrafschaft Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553
Möhringen, 1537 Blumberg und 1620 Hüfingen an Fürstenberg.
Bis 1744 war die B. mehrfach unter verschiedenen Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam die 10 Quadratmeilen
große B. mit Fürstenberg an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse
in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979;
Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; .
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden)
nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels Hermanns
gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau
und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100).
Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König Konrads III.
verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V.
erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über
Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte
die Familie im heutigen Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des
Klosters Weißenburg im Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie
der Markgrafen von B. (mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der
Markgrafen von Hachberg (Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten
Nebenlinie Sausenberg kamen 1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht
(Sausenberg) wieder an die Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15.
Jahrhundert weitere Güter gewann (Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg]
zur Hälfte, 1387 die Grafschaft Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u.
a. 1504/1595 Besigheim, Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen
musste, so dass B. ein fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet
wurde, das hinter Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard
III. von B. die luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst
die breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln,
Badenweiler, sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen
Güter. Dazu kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das
Gebiet südlich des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über
Herrenalb und Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig,
Liebenzell und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von
1515/1535 bis 1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere
Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe)
gegenüberstanden. Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555
(später aber rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach
Baden-Baden. Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung
entstandenen Kosten Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an
Württemberg ab, erwarb aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam
Baden-Durlach vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein
Landrecht und eine Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der
Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des
aufgeklärten Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. -
das um 1780 mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer
Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter
der Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher
vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs,
Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete.
1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste
es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis
und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit
fürstlicher Territorien und die badischen Teilungen des 15. und 16.
Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126 (1990), 161ff.; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug, W., Geschichte Badens,
1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der Markgrafen von Baden, ZGO 140
(1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994; Furtwängler, M., Die
Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
Baden-Durlach (Markgrafschaft). B. ist seit 1515/1535
eine Teillinie der Markgrafen von Baden mit der Residenz in Pforzheim, seit
1565 in Durlach und seit 1724 in Karlsruhe. B. umfasste die breisgauischen
Herrschaften Hachberg, Rötteln, Sausenberg und Badenweiler (sog.
Markgräflerland) sowie die Ämter, Städte und Schlösser Pforzheim, Durlach,
Mühlburg (Mühlberg), Remchingen, Stein, Graben und Staffort, Altensteig und
Liebenzell, Mundelsheim und Besigheim, dazu die Dörfer am Rhein nördlich der
Alb mit der unteren Hardt. 1556 wurde B. evangelisch. Zwecks Aufbringung der
bei der Besetzung von Baden-Baden (1594-1622) entstandenen Kosten trat B.
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam B. vorübergehend an
Baden-Baden. Für B. wurde 1654 ein schon 1622 gedrucktes, bis 1810 geltendes
„Landrecht und Ordnung der Fürstenthumber der
Markgraveschaften Baden und Hochberg“ usw. in Kraft gesetzt (Badisches
Landrecht 2). 1771 beerbte das zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelte B. die Linie Baden-Baden. Baden umfasste um 1800 ein Gebiet von 27
Quadratmeilen.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 30; Wallner 684 SchwäbRK 4; Strobel, E.,
Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach nach
dem Dreißigjährigen Krieg, 1935; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von
Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen,
womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten
wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das
Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der seinen Großneffen René d'Anjou
adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen vereinigt wurde. Mit dem Reich war
das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In Verfassung und Sprache neigte es
Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde. 1659 wurde es Lehen Frankreichs.
Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf Polen) an Stanislaus Leszczynski,
1738 tatsächlich und 1766 auch formell an Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973;
Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1 (bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M.,
Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar); Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 43;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Bärenfeld (Reichsfürsten). 1742 wurden die beiden
Söhne Karl Friedrichs von Anhalt-Bernburg mit der 1719 zur Reichsgräfin von
Ballenstedt erhobenen Tochter eines Kanzleirates unter dem Namen der Fürsten von B. in den Reichsfürstenstand erhoben.
Bereits 1701 hatten die Gattin Leopolds von Anhalt-Dessau, die
Apothekerstochter Anna Luisa Föse, und ihre Söhne den Reichsfürstenstand
erhalten.
L.: Klein 189.
Báthory (Reichsfürst). Das siebenbürgische Fürstengeschlecht B. erscheint um 1250 erstmals.
Zwischen den Türken und den Königen von Ungarn errang es eine verhältnismäßig
große Selbständigkeit. Durch Vertrag von 1595 wurden Fürst Sigismund B. aus
Siebenbürgen und seine Nachkommen zu Reichsfürsten erhoben. 1613 starb das Fürstengeschlecht aus.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Báthory, LexMA 1 1980, 1550.
Battenberg (Grafen). Die Söhne des zwischen oberer
Lahn und oberer Eder begüterten Grafen Werner I. von Wittgenstein, der
wahrscheinlich mit den Edelherren von Grafschaft stammverwandt war, nannten
sich Grafen von B. 1223 erkannten sie die Lehnshoheit des Erzbischofs von Mainz
an, 1234 bzw. 1238 trugen sie auch Burg und Stadt B. mit dem zugehörigen Teil
der Grafschaft an Mainz zu Lehen auf. 1291 wurde die Grafschaft B. mit Mainz
real geteilt. Kurz vor dem Aussterben der Familie im Jahre 1314 verkaufte Graf
Hermann seinen Anteil an Mainz. 1322 verzichteten die Grafen von Wittgenstein
auf Erbansprüche. 1564/1583 kam das Amt B. an Hessen, 1648 an Hessen-Darmstadt.
(1851/)1858 wurde der Titel Fürsten von B. für
die Kinder aus der morganatischen Ehe des Prinzen Alexander von Hessen
geschaffen.
L.: Wolff 255; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein,
1927; Jacob, B., Battenberg und Battenfeld, (in) Unsere Heimat N.F. 10 (1937);
Patze, H., Battenberg, LexMA 1 1980, 1551f.; 750 Jahre Battenberg. Die
Bergstadt im Walde, hg. v. Magistrat der Stadt Battenberg, 1984; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 53.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der
Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem
mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich.
Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung
(952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder
gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf I., 1101 Welf II., 1120
Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der zugleich Sachsen erbte),
1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter Abtrennung der den
Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark, Herzogtum Österreich)
erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte mit der Absetzung
Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und Steiermark
verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen Nachkommen der
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren Grafen von
Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein,
Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der
Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg)
sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das
Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf,
Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein
Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte.
Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein
reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog
Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der Herzog den
Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die Oberpfalz.
Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen Niederlande,
verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734
und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und
erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der
Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der
Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig
zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter
Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg
(/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von
Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg,
Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die
Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm,
Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die
Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische
Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und
Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau, habsburgische
Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und
Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich
auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im
Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt
Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten
Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden,
außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen
Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit
Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg
übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816)
musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel
an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg
bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806
erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben.
Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230
ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden
Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6.
1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der
Verwaltungsorganisation Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W.,
Geographisch-historisches Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M.,
Entwicklungsgeschichte Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3
1931; Ortsbuch von Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag
von 1933; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937;
Kornrumpf, M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches
Städtebuch 1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7,
1949ff. z. T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für
bayerische Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen
Hefte in Zs. f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische
Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon,
M., Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in
der letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches Gemeindeverzeichnis
von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954); Schwend, K., Bayern
zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt, W./Reng, A., Straubinger
Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K., Bayerische Geschichte, 7. A. 1990;
Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10. A. 1985; Historischer Atlas von
Bayerisch-Schwaben, hg. v. Zorn, W., 2. A. 1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27,
Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname, Baivarii, Baioaria, Beiaro riche,
Beireland; Werner, H., Die Herkunft der Bajuwaren und der
„östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F., 1962; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962; Hubensteiner, B.,
Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Finsterwalder, R., Zur
Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren Anfängen bis zum Beginn der
amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24 baierische Landtafeln von 1568,
hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A. 1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.;
Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M., 1969; Buzas, L./Junginger,
F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen Namen in Bayern,
1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im Frühmittelalter bis
1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer,
E., Das allgemeine Ortsregister zum Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay.
LG. 39 (1976); Schwaben von 1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979;
Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen
der Territorienbildung in den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns,
(in) FS Kraus, A., 1982, 33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus
1806/08 bis 1817, 1983, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76;
Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v.
Volkert, W., 1983; Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven
bayerischer Geschichte, FS Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn,
hg. v. Wolfram, H. u. a., 1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische
Kirchengeschichte, 1985; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer
Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im
20. Jahrhunderts, 1986; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18.
Jahrhundert, 1988; Bosl, K., Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit.
Altbayern, Franken, Schwaben, 1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff.,
Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988;
Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik und Gesellschaft in der Nachkriegszeit,
hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. 2 Das alte
Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W., Die bayerischen Kreise.
Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS Bosl, K., Bd. 2, 1988;
Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807, Einleitung und
Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern im Bild der
Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum Bayern 1525,
Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom
Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des Kurfürstentums
und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die Geschichte
Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller,
W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1998; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt
1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v.
Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520,
2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 752; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer,
K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern
(1598-1651), 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006;
Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a.,
2006; Die Protokolle des bayerischen Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v.
Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v.
Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042 Besitzergreifungspatent zur Vollziehung
des mit der Krone Württemberg abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November
1810); Grundlagen der modernen bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D.,
2007; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter,
2007.
Bayern-Landshut (Herzogtum) ist das bei der dritten
Teilung Bayerns 1392 für Herzog Friedrich gebildete Teilherzogtum. Es erhielt
nach dem Pressburger Schied von 1429 ein Viertel Bayern-Straubings. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt fielen deren Güter an Heinrich XVI. von
B., der damit zwei Drittel Bayerns beherrschte. Sein Nachfolger Ludwig IX.
gründete die Universität Ingolstadt und trat 1450 im Vertrag von Erding einen
kleinen Teil Bayern-Ingolstadts an seinen Vetter von Bayern-München ab.
Gleichzeitig gewann B. die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
Am 1. 12. 1503 starb die Linie B. mit Georg dem Reichen, der entgegen dem
Teilungsvertrag von 1392 und dem Vertrag von Erding von 1450 seine Tochter
Elisabeth als Erbin einsetzte, in männlicher Linie aus. Zwischem dem mit der
Tochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Herzog Albrecht IV.
von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg. S. Bayern, Niederbayern
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G4; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum, Markgrafschaft, Residenz). B. wird
erstmals 1194 urkundlich erwähnt (Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen
bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen), die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen
von Schweinfurt am Obermain die Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den
Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern
vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem
Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495
war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch
1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die
Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach
beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums
(Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund des hohenzollerischen Erwerbs
der Markgrafschaft Brandenburg den Titel Markgrafschaft führte. 1743 wurde die
Universität Erlangen gegründet. Seit 1769 wurde die Markgrafschaft B. nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie in Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach
regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen und 186000/250000 Einwohnern an Preußen
verkauft. B. teilte sich in das Oberland und das Unterland. Das Oberland
umfasste die Amtshauptmannschaften Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die
Oberämter Schauenstein, Helmbrechts, Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg,
Stockenroth, Gefrees, Berneck, Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz,
Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof.
Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft Erlangen, die
Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter Baiersdorf,
Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Altmühl,
Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die Markgrafschaft
von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an Frankreich, 1810 an
Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Guttenberg, E., Frh. v., Die
Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach,
(in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG.
1952ff.; Dietrich, K., Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen
im Gebiet um Bayreuth bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk.
Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7; Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth,
1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A. 1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie
des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth, 1978, Die
Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719; Wiedemann, W.,
Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur politischen Struktur und
Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989; Endres, R., Auf- und
Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 74 (1994)
55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur mittelalterlichen
Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v. Oberfranken 76
(1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Bechtolsheim (Ganerbschaft). Am 13. 11. 1270 belehnte
Philipp von Hohenfels als Erbe der Bolanden in einer Art verschleierten
Verkaufs Ritter, Edle, Hübner sowie die ganze Gemeinde B. mit dem ganzen Ort
und allen Rechten. Diese ritterschaftliche Ganerbschaft erlangte als freies
Dorf die Ortshoheit. Unter den Ganerben waren die Mauchenheim genannt B. sowie
die Beckers zu Westerstetten. Über Hessen-Darmstadt gelangte B. 1946 zu
Rheinland-Pfalz. S. Mauchenheim genannt B.
L.: Zimmermann 63f.; Geschichtlicher Atlas Hessen, Inhaltsübersicht 33;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Reichsritter
Bechtolsheim genannt von Mauchenheim) (Dalherda).
Beilstein (Herrschaft). B. bei Zell an der Mosel
wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689 zerstört. B. war Mittelpunkt
einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und Trier sowie der Fürsten von Jülich gebildeten Reichsherrschaft der
seit 1068 nachgewiesenen Herren von Braunshorn. Nach dem Aussterben der Familie
im Mannesstamm kam die Herrschaft 1362 in weiblicher Erbfolge an die Herren von
Winneburg, 1637 an das Erzstift Trier und von dort 1652 als Reichsafterlehen an
die Freiherren von Metternich. Zusammen mit Winneburg war B. die Grundlage
ihrer 1679 erfolgten Aufnahme in das westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg
und B. gehörten zuletzt 17 Orte. Am Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an
Frankreich, wofür die Fürsten Metternich mit
Ochsenhausen entschädigt wurden, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
Bellersheim (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Trais-Münzenberg 1550).
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den
Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster
nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von
Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von
B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft
B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von
Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von
B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des
12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten
(Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente
gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und
Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der
Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die
männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie gründete sich auf den Enkel der
Schwester des letzten Grafen Everwin von Götterswick aus dem klevischen
Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem durch Heirat 1421 die benachbarte
Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft) Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften
wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr
Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und erhielten sie als Lehen zurück. Durch
Heirat Everwins III. († 1562) kamen die Grafschaft Tecklenburg und die
Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606) die neuenahrische
Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische Herrschaft Alpen zu B.
1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg, (Tecklenburg, Rheda, Limburg
[Hohenlimburg]), B. und Steinfurt (Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen
Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere
Teilung entstanden insgesamt 5 Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie
Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699 zwei Drittel von Tecklenburg und die
Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen
verkaufte. 1707/1729 verzichteten die Fürsten
von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten aber die
Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622
gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien
Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753
schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an
Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17
Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810
an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als
Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817
wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und
Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben.
B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115
(2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a.,
2011.
Bentheim-Tecklenburg (Fürsten). B. entstand 1606/1609 entstand durch Teilung der Grafen von Bentheim und verlor 1699/1707/1729 zwei Drittel Tecklenburgs und die Hälfte Rhedas nach langem Rechtssteit über Solms-Braunfels (1707 Verkauf) an Preußen, behielt aber die Hälfte der Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). 1806 kamen die Güter an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen.
Bentheim-Tecklenburg-Rheda (Fürsten) s. Bentheim-Tecklenburg
Bentinck (Ritter, Freiherren, Grafen, Fürsten). Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts (1304)
ist das reich begüterte geldrische Rittergeschlecht von B. bezeugt. 1550 wurde
es in den Freiherrenstand erhoben und im 17. Jahrhundert von Wilhelm von
Oranien mit dem Grafentitel ausgezeichnet. Auf der Grundlage der Herrschaften
Varel und Kniphausen, die Wilhelm von B. aus der 1733 erfolgten Ehe mit Sophie
von Aldenburg erlangt hatte, entstand die reichsständische Dynastie B. 1808
wurde die Herrschaft von Oldenburg mediatisiert und von 1810 bis 1813 mit
Oldenburg Frankreich eingegliedert. 1815 wurde die Selbständigkeit für
Kniphausen mit 2800 Einwohnern wiederhergestellt. 1825 erhielt das Haus B.
vertraglich unter Oberhoheit Oldenburgs die Hoheit über Kniphausen, 1830 auch
über Varel. Nach dem Tode des letzten Reichsgrafen (1835) erwuchs ein
langwieriger Erbfolgestreit, an dessen Ende 1854 das Großherzogtum Oldenburg
Kniphausen und Varel für nahezu zwei Millionen Taler von den nichtehelichen
Söhnen und den englischen Vettern des Erblassers übernahm.
L.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 766ff.; Schatzmann, P.,
The Bentincks. The
History of an European Familiy, 1976; Koolman, A., Die Bentincks, 2003.
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg an der Wupper), das bis zum
Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb. 1160/1161/1163 teilten sich die
Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine westfälische Linie
(Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12. Jahrhunderts in einen
märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen Isenberg rasch
bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches Gewicht gewannen.
Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und vielleicht um Duisburg
und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner Erzbischofsstuhl
besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie) aus. Sie wurden
über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen Angehörige Güter um
Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit 1280 Düsseldorf).
Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B. und Ravensberg von
dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven beseitigte (1355
Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm wurde die von
Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg angegliedert. 1423
vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich. 1427 wurde Elberfeld
gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach) aus und wurde durch die
Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve (Herzöge von Kleve)
herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem Herzogtum
Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten bergischen
Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614 (endgültig
1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf, Lennep,
Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen, Gerresheim,
Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und Landsberg,
Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden
und Haan [Hahn], Bornefeld und Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz
und Mülheim [Mühlheim], Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh],
Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach, Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien
Herrschaften Hardenberg und Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit
Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685 an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777
mit der Pfalz an Bayern. 1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter
dessen Schwager Joachim Murat zusammen mit nassauischen und preußischen
Gebieten Großherzogtum (mit Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg,
Lingen, Reichsabtei Essen, Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit
878000 Einwohnern). Dieses wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und
Ems eingeteilt und erhielt Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des
napoleonischen Frankreich. Auch der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809
wurde B. praktisch ein Teil Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster,
Bentheim, Tecklenburg und Rheda mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten
werden mussten. 1813/1814 wurden die französischen Einrichtungen aufgehoben.
1815 kam B. an Preußen (Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 162; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 814
(Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 422;
Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung,
2008; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
L.: ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Lindheim).
Berghes (Fürstentum),
Grimbergen. Das Fürstentum B. gehörte über
Brabant und Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1.
Bergzabern (Herrschaft, Residenz
[Pfalz-Zweibrücken]). Im Schnittpunkt des Erlenbachtales und der Straße
Landau-Weißenburg lag das römische Tabernae Montanae. Wohl im 12. Jahrhundert
wurde das als Siedlung im 10. Jahrhundert in einem Güterverzeichnis des
Klosters Weißenburg (Zaberna) bzw. 1180 erstmals erwähnte B. um eine Wasserburg
der Grafen von Saarbrücken bzw. Zweibrücken gegründet. Um 1182 kam es bei einer
Teilung zwischen Heinrich und Simon von Saarbrücken an den die Linie der Grafen
von Zweibrücken begründenden Grafen Heinrich. 1286 verlieh König Rudolf I. von
Habsburg dem Dorf Zaberen das Stadtrecht von Hagenau. 1373 wurde die Stadt
erstmals als Bergzaberen (B.) bezeichnet. 1385/1393/1394 kam B. nach dem Tod
Graf Eberhards II. von den Grafen an die Pfalz, bei deren Teilung 1410 an das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken bzw. Pfalz-Simmern. Am
Ende des 18. Jahrhunderts (1793) fiel es an Frankreich, 1815 nach kurzer
Verwaltung durch Österreich an die Pfalz bzw. Bayern (Rheinkreis, 1837 Pfalz),
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Hölzle, Beiwort 21; Maurer, C., Geschichte der Stadt Bergzabern,
1888; Festschrift zum Stadtjubiläum, 1936; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 63; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 48, 651; Volz, G., Kleine Geschichte der Stadt
Bergzabern, 2009.
Berlepsch (Reichsritter). 1369 erbauten die von
ihrer Stammburg Barlissen vertriebenen B. die Burg B. nördlich der Werra und
trugen sie den Landgrafen von Hessen, deren Erbkämmerer sie wurden, zu Lehen
auf. 1399 kam die Burg an Hessen, 1461 aber gegen Burg Sensenstein wieder an
die B. Bis etwa 1760 gehörte die Familie zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 351; Riedenauer 122; Rahrbach 15; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Eichenzell 17. Jh.).
Bettendorf, Bettendorff (Freiherren, Reichsritter).
Ab etwa 1650 zählten die Freiherren von B. mit dem 1702 erworbenen Gissigheim,
dem 1694 erworbenen Obereubigheim und Untereubigheim zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Mit Falkenstein und Niederhofheim waren sie Mitglied des
Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1773 zählten die bereits im
Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierten, männlicherseits 1942 erloschenen B. zum Ritterkreis
Unterelsass (Elsass). Gissigheim fiel 1808 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Hölzle, Beiwort 55; Winkelmann-Holzapfel 142; Stetten 35, 186; Riedenauer 122;
Rahrbach 19; Neumaier 39, 55, 162; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Niederhofheim 1792).
Bielitz (Herrschaft, Fürstentum,
Herzogtum), poln. Bielsko. Das im 13. Jahrhundert gegründete B. an der Biala am
Fuß der Karpaten gehörte nach 1281 zum Herzogtum Teschen, das 1625/1653 an
Österreich fiel. 1572 wurde die Herrschaft B., die eine deutsche Sprachinsel im
östlichen Oberschlesien bildete, durch Verkauf seitens Teschens selbständige
Minderstandesherrschaft (mit etwa 2500 Einwohnern,) 1752 Fürstentum, 1754 Herzogtum. 1919/1920 kam das 1742 bei
Österreich gebliebene B. zu Polen. Es umfasste ein Gebiet von 4 Quadratmeilen.
L.: Wolff 489; Hanslik, E., Biala, eine deutsche Stadt in Galizien, 1909.
Birkenfeld (Herzogtum, Kanton, Fürstentum). B. im Nahetal erscheint 981 erstmals. Seit
dem 13. Jahrhundert war es Vorort der Hinteren Grafschaft Sponheim. Von
1569/1584 bis 1720/1734 war es Sitz der Linie Pfalz-Birkenfeld der Herzöge der
Pfalz (Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1776 kam es an die Markgrafen von
Baden-Baden. 1798 wurden unter der Verwaltung Frankreichs die Kantone B.,
Baumholder und Grumbach geschaffen. Sie kamen durch den Wormser Traktat am 1.
7. 1816 an Preußen (Fürstentum Birkenfeld) das
im Gefolge des Wiener Kongresses von 1815 durch Protokoll vom 9. 4. 1817 die
Ämter B. (Kanton B.), und Teile der Kantone Herrstein, Hermeskeil, Wadern,
Sankt Wendel, Baumholder und des Kantons Rhaunen (Oberstein und Nohfelden) mit
einer Länge von 45 Kilometern und einer Breite von 15 Kilometern als
Entschädigung an das von Napoleon 1810 annektierte Großherzogtum Oldenburg
abtrat. Daraus entstand das (nicht in Oldenburg eingegliederte) Fürstentum B., das nach 1918 als Landesteil (B.) bei
Oldenburg verblieb. Am 1. 4. 1937 kam es durch das Gesetz über Groß-Hamburg und
andere Gebietsbereinigungen (26. 1. 1937) an Preußen (Rheinprovinz, eigener
Landkreis), 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Birkenfeld,
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.
L.: Wolff 261; Baldes, H., Die 100jährige Geschichte des oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld, 1921; Baldes, H., Geschichtliche
Landeskunde der Birkenfelder Landschaft, 1923; Heimatchronik des Landkreises
Birkenfeld, hg. v. Becker, K., 1961; Klar, H., Geschichte der Stadt Birkenfeld,
(in) Birkenfeld wird Garnison, 1964, 31ff.; Brandt, H., Von der oldenburgischen
Provinz zum preußischen Landkreis Birkenfeld, 1987; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487.
Birstein (Burg, Herrschaft). 1279 erscheint die Burg B. am Südhang des Vogelsberges als Lehen Fuldas an die Herren von Trimberg, nachdem sie zuvor wohl von den Herren von Büdingen innegehabt worden war. 1335 hatten die Herren von Isenburg dort ebenfalls Rechte. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) kauften sie alle Lehnsrechte an B. und der Gerichtsvogtei Reichenbach (Reichenberg). Seit dem 16. Jahrhundert war B. unter Verdrängung Reichenbachs Sitz der Grafen, seit 1744 Fürsten von Isenburg-Birstein. S. Isenburg-Birstein, Hessen.
Bissingen (Herrschaft), Marktbissingen. 1801
gehörte die Herrschaft B. im Ries durch das Fürstentum
Oettingen-Wallerstein zum schwäbischen Reichskreis, mit der Herrschaft
Hohenburg zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. S. Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum).
1123 ist die nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes
in der Hand des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer
Ministeriale Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von
Süpplingenburg verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen
Ilse und Bode genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die
Grafen Vasallen des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B.
und die seit 1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311
galten gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen
Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der
Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im
13. und 14. Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg,
Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14.
Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift
Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen.
1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof
von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt
Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel,
das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig
dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum
Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger
Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von Braunschweig an
Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums
Blankenburg, der Grafschaft Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891;
Petke, W., Blankenburg, LexMA 2 1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996.
Blumberg (Herrschaft). B. an der Schwäbischen Alb
entstand als Burg. Sie war Sitz der Herren von B. 1536/1537 kam B. an die Fürsten von Fürstenberg,
1806 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Bader, K., Burg, Dorf, Stadt und Herrschaft Blumberg, 1950.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Lindheim).
Boos von Waldeck (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert zählten die B. mit Hundsbach samt Lauschied und Teilen von
Kappeln zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel
143; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (im Rheingau).
Borken (Stadt, Herrschaft). Das am linken Ufer
der Bocholter Aa bei einer frühen Kirche gelegene Dorf B. erhielt um 1226
Stadtrecht. Es war Mittelpunkt einer Hansegrafschaft und gehörte dem Hochstift
Münster. Von 1803 bis 1805 war es Hauptstadt des Fürstentums
Salm. 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Unsere Heimat. Jahrbuch des Kreises Borken, hg. v.
Oberkreisdirektor, 1980ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 80
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der
Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die
zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete
Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des Hauses Ardenne
(Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth [Sensenstruth]), zu denen
Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete Gottfried von B. zur
Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das Hochstift Lüttich. Seit
1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des Hauses Ardenne in
Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet. Seit 1430 gewannen
die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an Bedeutung. 1482 entriss
der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land und übte von 1483 bis 1529
die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das Herzogtum an Lüttich zurück,
doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B. Seit 1548 hatten die Grafen
von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte gingen 1591 durch Heirat an
das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde B. von Frankreich erobert, 1678
aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es unter den Schutz Frankreichs,
1814/1821 als Standesherrschaft der Fürsten
Rohan an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne
et Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974;
Petit, R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 81
Bourbon del Monte Santa Maria (Reichsfürst).
1702 erhob Kaiser Leopold I. Giovanni Mattia B. zum Reichsfürsten und sein
Marchesat zum lehnbaren Fürstentum.
L.: Klein 167.
Bournonville (Fürstentum).
Das Fürstentum B. gehörte über das Herzogtum Brabant
und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Boyneburg, Boineburg (Freiherren, Reichsritter).
Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Freiherren von B. u. a. mit einem Teil von
Stadtlengsfeld, Gehaus und Weilar (insgesamt 13 Dörfern) Mitglied des Kantons
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis
Rhein sowie vielleicht zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 354-356;
Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 122; Strickhausen, G., Die Boyneburg bei
Eschwege, 1993; Rahrbach 28; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
355 (Großenlüder, Burghaun).
Brandenburg (Hochstift, Residenz). Am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen
Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6.
Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg, die vielleicht mit der zu
789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1. 10. 948 gründete bei ihr
König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg unterstellte Bistum B. mit dem
Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und Ostsee. Von 983 bis 1150/1157
war B. wieder slawisch, fiel dann aber an den Askanier Albrecht den Bären.
1161/1165 wurde von Leitzkau aus das Bistum B. erneut errichtet, wenn auch in
erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe verfügten nur über wenige Güter,
die sie von den vier Ämtern Ziesar, Brandenburg, Ketzin und Teltow aus
verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen Landesherrschaft gelang nur in
Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch
zur Landsässigkeit gezwungen wurde, rechtlich reichsunmittelbar. Nach der
Reformation (1539) wurde das Bistum 1544 der Mark Brandenburg einverleibt und
1598 formell aufgelöst. Das Kapitel bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum
Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger,
F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und
Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2
1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der Heveller, Ausgrabungen 21 (1976),
156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 551ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das
Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., 2005.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf
Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen Friedrich
VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder angefallene
Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das Kurfürstentum
und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B., Altmark und Teile
der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht
des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte
(u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte
1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450
Wernigerode und gewann die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die
Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und
Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des
Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der
Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den
fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach,
Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des
Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg).
Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller ständig in der Mark
residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über
Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde
Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an der Oder gegründet,
1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica
bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die
Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich
erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte.
1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die
Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon bestand die 444
Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark, Prignitz oder
Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen
(die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen, Arendsee,
Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen.
Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark
nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg,
Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum
Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die
Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter
(Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die
Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer
Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den
Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen
Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und
Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen.
Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die
Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und
Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680),
erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686
Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den
brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen
Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität
Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664
Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und
ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit
980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920
Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und
Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt.
1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark
Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das
nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in) Preußen,
Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen 1648-1789. Das
Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987); Hansische
Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel, E., 1989;
Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v.
Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im
Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998; Repertorium
der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2
1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000; Partenheimer, L., Albrecht
der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im Absolutismus, 2001; Schiller,
R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra
unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und
Herrschaft, 2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u.
a., 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa,
S., Die Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006),
32; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a., 2009.
Braunschweig (Herzogtum, Freistaat, Residenz). Am 6.
11. 1813 entstand ungefähr in den Grenzen des früheren Fürstentums
(Herzogtums) Braunschweig-Wolfenbüttel das (unter vereinfachtem Namen
Braunschweig-Wolfenbüttel fortsetzende) Herzogtum B. Es trat 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1820 erhielt es eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben,
aber 1832 erneuert wurde. 1867 trat das Herzogtum dem Norddeutschen Bund, 1871
dem Deutschen Reich bei. 1884 erlosch das Haus B. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der nach
Anerkennung der Reichsverfassung seit 1913 regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterepublik B. folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates B., der sich
am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde der Kreis Holzminden
gegen Goslar mit Preußen ausgetauscht. 1945 wurde B. wiederhergestellt. Der
größte Teil des Kreises Blankenburg und Calvörde wurde der sowjetischen Besatzungszone
zugeteilt und gelangte damit 1949 an die Deutsche Demokratische Republik. Im
Übrigen ging B. durch Anordnung der britischen Militärregierung am 1. 11. 1946
im neugebildeten Land.Niedersachsen auf. Blankenburg gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Havemann, W., Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 1853ff.;
Knoll, F., Topographie des Herzogtums Braunschweig, 1897; Kleinau, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1968; Moderhack, R.,
Braunschweigische Landesgeschichte im Überblick, 3. A. 1979; Weitkamp, S.,
Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb.
67f., 1986f.; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Hackel, C.,
Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000¸; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 781, 1, 2,71; Die
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008.
Braunschweig-Bevern (Fürstentum, Fürsten). Bevern am Beversbach bei Holzminden fiel kurz vor 1633 von Statius von Münchhausen an Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Seit 1667 war es Sitz der von Ferdinand Albrecht I. begründeten Linie B. des Neuen Hauses Braunschweig. Sie folgte nach dem Aussterben 1735 der Hauptlinie Braunschweig-Wolfenbüttel (bis 1884).
Braunschweig-Celle (Fürstentum).
Celle an der Aller wird 990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der
Herzog von Braunschweig-Lüneburg die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3
Kilometer allerabwärts. 1371 wurde Celle nach der Zerstörung der herzoglichen
Burg auf dem Kalkberg in Lüneburg Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg.
1569 spaltete sich die jüngere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem
größten Teil des lüneburgischen Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen
Hauses Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum
Lüneburg (1671 dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die Städte Lüneburg, Uelzen,
Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh
(Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg,
Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen), Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze),
Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt,
Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben,
Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem, die Großvogtei Celle und die
adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Es ging 1705 bei
der Vereinigung Braunschweig-Lüneburgs mit Braunschweig-Calenberg im
Kurfürstentum Hannover (1692) auf. Über Hannover kam das Gebiet 1866 an Preußen
und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961.
Braunschweig-Dannenberg (Fürstentum).
Nach Dannenberg an der Jeetzel nannten sich seit 1158/1162 Grafen von
Salzwedel, die Heinrich der Löwe als Lehnsmannen eingesetzt hatte. 1303 fielen
ihre Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach Verpfändungen an
Siegfried und Konrad von Saldern (1373-1377) und die Stadt Lüneburg (1382-1487)
kam Dannenberg 1569 im Wege der Erbteilung im mittleren Haus Lüneburg an die
von dem Sohn Heinrich († 1598) Herzog Ernsts des Bekenners begründete
Nebenlinie der Herzöge von Braunschweig-Dannenberg (Herzog Heinrich überließ
seinem Bruder Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Landesherrschaft und übernahm
Dannenberg und andere Gebiete). 1598 teilten seine Söhne die 1591 um Hitzacker,
Lüchow und Warpke vermehrten Güter. August der Jüngere residierte zunächst in
Hitzacker, erwarb 1618 das Amt Wustrow und begründete 1635 infolge des Anfalles
des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel das Neue Haus Braunschweig in
Wolfenbüttel, während Julius-Ernst 1636 kinderlos in Dannenberg starb. 1671
übergab Augusts Sohn Rudolf August das von August wieder übernommene Dannenberg
dem Hause Braunschweig-Lüneburg in Celle (Herzog Georg Wilhelm von
Braunschweig-Celle). Über Hannover kam das Gebiet von B. 1866 an Preußen und
1946 zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) E2; Meyer-Seedorf, W.,
Geschichte der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910;
Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Wachter, B., Aus
Dannenberg und seiner Geschichte, 1981; Schriftenreihe des Heimatkundlichen
Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 3; Last, M., Dannenberg, LexMA 3 1984, 544.
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum).
1263 wird die Burg Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit 1285/1286 war
sie Sitz des Fürstentums B., einer Linie des
alten Hauses Braunschweig, das seinerseits 1267/1269 durch Aufteilung des 1235
geschaffenen Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstanden war. B. umfasste vor
allem alte katlenburgische Güter am südlichen Harzrand (Einbeck, Osterode,
Katlenburg, Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt, Grubenhagen, Salzderhelden,
Westerhof). 1342/1358 musste die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkauft
werden. 1596 erlosch die Linie. B. fiel an das mittlere Haus
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1617 kam es durch kaiserliche Entscheidung an das
mittlere Haus Lüneburg(-Celle), 1665 an Calenberg/Hannover. Über Preußen
gelangte das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. S. Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter,
1942.
Braunschweig-Harburg (Fürstentum).
1142 erscheint in einer sumpfigen Niederung der Süderelbe Harburg (zu ahd.
horo, Sumpf). Von 1527 bis 1642 war Harburg Sitz einer Nebenlinie des mittleren
Hauses Lüneburg in Celle bzw. der Herzöge von Lüneburg-Celle. 1866 kam die 1850
rund 5300 Einwohner zählende Stadt mit Hannover zu Preußen. 1937 wurde Harburg
Hamburg eingegliedert.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 21 (1618-1648) D2; Wegewitz, W.,
Harburger Heimat, 1950.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum).
Um die Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg
und Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode (Tanquarderoth 1134) errichtet. In
Anlehnung an sie entstand auf älterem Siedlungsboden Braunschweig (1031
Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort im Stammesherzogtum Sachsen, das
1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der durch Vermählung mit der Erbtochter
des Grafen von Northeim, Richenza, die Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und
Braunschweig erlangt hatte und sie über seine Tochter Gertrud an die Welfen
weiterleitete. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene
Eigengut unter den Söhnen 1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218),
Pfalzgraf bei Rhein, erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis
Göttingen und Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg),
König Otto IV. († 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218
kinderlos. Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II.
Dieser erhob am 21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an
das Reich B. als Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb
Herzog Otto das Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft
Thüringen das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die
aus dem billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um
Braunschweig und aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine
gekommenen Güter zu einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die
Grafschaft Stade und 1264 das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von
seinen Söhnen geteilt (zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde
Herzog im Landesteil Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um
Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann
(† 1277) Herzog im Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb
die Stadt Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400
bis 1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg,
zeitweilig sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln
(1261) noch Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz
und um Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren.
Das Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem
Strengen 1303/1321 um die Grafschaften Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert.
1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg,
an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung mit den Askaniern an die
Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das Fürstentum
Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine
Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien
Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369)
(fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388
nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie
führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer
Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort (sechste Teilung), so dass Grubenhagen,
Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg nebeneinander standen. Nach
der Ermordung Herzog Friedrichs von Braunschweig im Jahre 1400 erbten die
Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie
das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus
Braunschweig bis 1634) um das Land zwischen Deister und Leine (Calenberg)
vergrößerten (Revision der Teilung 1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und Calenberg (neunte
Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft Wunstorf erlangte und
1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen
(mit Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum
Braunschweig erwarb, 1481 und 1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung).
1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen],
Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur Hälfte],
Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an Braunschweig-Calenberg-Göttingen,
Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg], Steinbrück, Lutter, Woldenstein,
Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg, Westerhof, Alfeld, Bockenem,
Lamspringe und Salzgitter an Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16.
Jahrhunderts traten die welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius
von Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und
erlangte 1596 (bis 1617) das Fürstentum
Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum
Wolfenbüttel (ohne Calenberg und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen
Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt
durch die Hochstifte Hildesheim und Halberstadt bestand es aus den Distrikten
Wolfenbüttel, Schöningen, Harz und Weser und den Städten Braunschweig,
Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Gandersheim,
Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf und residierte ab 1753 wieder in
Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in
Hannover) mit Calenberg, Göttingen und Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft
Diepholz erweitert wurde 1692 zum Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben
(Kurbraunschweig). 1705 wurde an Hannover das Fürstentum
Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714 wurde Kurfürst Georg Ludwig
von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813 gehörte Braunschweig zum
Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, 1862; Heinemann, O. v., Geschichte von Braunschweig und Hannover,
Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922;
Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale Grundlage des
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im alten
Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung Niedersachsens,
1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3. A. 1931;
Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des Landes
Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956; Patze, H.,
Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971; Kleinau, H.,
Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig, Braunschweig. Jb.
53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg,
(in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980; Weitkamp, S., Bibliographie
zur braunschweigischen Landesgeschichte, Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.);
Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Braunschweig-Oels (Herzog). 1792 fiel (Württemberg-)Oels
durch Heirat in weiblicher Erbfolge an Herzog Friedrich August von
Braunschweig. Sein Neffe Friedrich Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von B.
1884 kam Oels als erledigtes Thronlehen an Preußen. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum,
Herzogtum). Wolfenbüttel an der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118
erstmals erwähnt, ist aber vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg
Wolfenbüttel unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von
Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen
Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung
der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender
Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der
Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das
eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen
Braunschweig und Wolfenbüttel wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile
des Hochstifts Hildesheim, führte die Reformation ein, erbte 1584
Braunschweig-Calenberg sowie von 1596 bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und
gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter
der Grafschaften Hohnstein und Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis
Halberstadt herrschte. Nach Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es
in drei getrennten Teilen (Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt,
Gandersheim und Holzminden, Blankenburg, insgesamt zwei Siebtel der welfischen
Güter) 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636
fiel Dannenberg an, 1651 Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch
musste 1643 der Anteil des Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim
zurückgegeben werden. Von 1735 bis 1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie
Braunschweig-Bevern. 1753/1754 wurde die zu europäischer Bedeutung
aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegt. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte B. zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es
die Abteien Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen
und wurde 1813 wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die
Bezeichnung Herzogtum Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging
Braunschweig in Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums
Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012.
Breidenbach (Reichsritter). Um 1700 zählten die B.
(genannt Breidenstein) zum Kanton Baunach und im frühen 18. Jahrhundert zum
Kanton Rhön-Werra sowie vielleicht auch zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. S. Breitenbach.
L.: Riedenauer 122; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
Breidenbach bzw. Breidbach (Lindheim), Breidenbach von Bürresheim (Burggraf
Friedberg).
Brendel von Homburg (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein, außerdem im späten 16.
Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 67;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Gräveneck,
Lindheim 1550) 1630 ausgestorben?.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft,
Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim
an der unteren Nahe war kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und
Falkenstein, von denen sie 1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er
erhielt 1664 von Kaiser Leopold I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied
des westfälischen Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen
zog das Erzstift Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von
Virmond/Virmont und 1747 an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde
B. von Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen
nichtehelichen, von der Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck)
geborenen Sohn Karl August erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu
kamen weitere zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit
der halben Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen), dem 1786 von den Freiherren von
Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel und drei Vierteln Rümmelsheim zählten
die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791
von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz erlangten Planig zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790 erhielt der Graf von B. von Joseph
II. den Fürstentitel verliehen. Das Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis und
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und
3000 Einwohnern an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die
Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er
1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern
verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Breuberg (Herrschaft). B. an der unteren Mümling
wurde im 12. Jahrhundert als Vogteiburg der Abtei Fulda gegründet. Vögte waren
bis 1323 die im späten 12. Jahrhundert erscheinenden, dem Stande nach
reichsministerialischen Herren von B. Bei ihrem Aussterben 1323 folgten
allmählich die Grafen von Wertheim, die 1497 die Alleinherrschaft bei
fuldischer Lehnshoheit erreichten. Bei ihrem Aussterben 1556 fiel das Erbe mit
den drei Zenten Höchst, Lützelbach und Kirch-Brombach (Kirchbromberg) und dem
Gericht Neustadt je zur Hälfte an die Grafen von Erbach und von
Stolberg-Königstein bzw. am Anfang des 17. Jahrhunderts die Grafen von
Löwenstein. Das nur in den Nutzungen geteilte Kondominium, aus dem 1790 die
Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg zum fränkischen Kreis steuerten, kam
1806 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 121, 123; Wallner 692 FränkRK 10, 11; Hölzle, Beiwort 50; Weber,
H./Röder, A., Burg Breuberg, 1951; Wackerfuß, W., Kultur-, Wirtschafts- und
Sozialgeschichte des Odenwaldes, 1991; Das Zinsbuch der Herrschaft Breuberg von
1426, bearb. v. Wackerfuß, W., 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 161.
Brieg (Fürstentum,
Residenz der Piasten), poln. Brzeg. Das seit Anfang des 13. Jahrhunderts erkennbare
B. erhielt um 1247 Neumarkter Recht. 1311 entstand durch Erbteilung im
Herzogtum Liegnitz das Herzogtum B. Es kam 1329 unter die Lehnshoheit Böhmens.
1344 wurde Grottkau an das Erzstift Breslau verkauft. Seit 1669 war B. mit
Liegnitz und Wohlau vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Herzöge von
Liegnitz an Habsburg bzw. Österreich. 1742 kam es an Preußen. Das Gebiet des Fürstentums umfasste 46 Quadratmeilen und war in die
Kreise B., Ohlau, Strehlen, Nimptsch und Kreuzburg-Pitschen geteilt. Seit 1945
stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 475f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Schönborn, H.,
Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg,
1907; Irrgang, W., Neuere Geschichte der Stadt Brieg 1740-1980, 1980;
Gieysztor, A., Brieg, LexMA 2 1983, 683f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 82.
Brömser von Rüdesheim (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein. Außerdem waren sie Mitglied
des Kantons Steigerwald des Ritterkreises Franken. S. Brömbsen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 77; Bechtolsheim 14; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Rüdesheim 1550), 1668 ausgestorben?.
Buchenau (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Die B. zählten seit dem 16. Jahrhundert (um 1790 mit B. nördlich von Hünfeld,
Bodes, Branders, Erdmannsrode, Fischbach, Giesenhain, Schwarzenborn und
Soislieden) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken sowie um 1750 zum
Kanton Odenwald.
L.: Stieber; Seyler 356f.; Wolff 513; Winkelmann-Holzapfel 143f.; Riedenauer
122; Rahrbach 31; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Buchenau).
Buches von Wasserlos, Buchs von Wasserlos
(Reichsritter). Um 1550 zählten die B. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Neumaier 75, 162; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 Buches (Ockstadt, Lindheim 1550) um 1600
ausgestorben?.
Buchholz, Bucholtz (Reichsritter). Im späten 17.
Jahrhundert zählten die B. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Von
1592 bis 1629 waren sie wegen Helfenberg Mitglied im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Stieber; Seyler 357; Riedenauer 122; Schulz 259; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Müs 17. Jh.).
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem ehemaligen Limes
genannten Familie der edelfreien Herren von B. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts (um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben der Herren von B. an
die vielleicht stammesgleichen Grafen von Isenburg über, die bis 1376 den
gesamten Reichswald, 1377 Wächtersbach, 1420/1433 aus der Erbschaft der
Falkensteiner unter anderem die Hälfte von Offenbach erhielten, die Burg
Birstein und die Vogtei Reichenbach von Fulda kauften und 1442 den
Reichsgrafentitel erlangten. 1517/1521 wurde das geschlossene isenburgische
Territorium vom Vogelsberg bis über den Main geteilt. B. war von 1517 bis 1806
mit Unterbrechungen Sitz der Linie Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei
erneut eine Aufteilung in die Linien Birstein (Isenburg-Birstein) und B.
(Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen) teilte sich 1687 in B.
(Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis
1929) und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger
Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt. 1945 kam B. zu Hessen. S.
Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen), Isenburg-Büdingen-Meerholz,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und
Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß, P., Büdingen, 1951; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Demandt, K., Die Herren
von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit, Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49;
Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956; Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983,
904; Bilder erzählen aus der Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker,
K./Großmann, G., Schloss Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 291.
Bünau (Reichsritter). Im späten 16.
Jahrhundert und im 18. Jahrhundert zählten die aus der
bischöflich-naumburgischen Ministerialität aufsteigenden, um 1408 mit der
Herrschaft Weesenstein belehnten Herren von B. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Die Familie von Bünau, hg. v. Schattkowsky, M.,
2008; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Friedberg).
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 bzw. 413 und 436 um Mainz
und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell
in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den Franken
zerstört wurde. B. bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich B. um
Orléans und Chalon-sur-Saône, später das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser
Lothars I. (Niederburgund d. h. Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten
die geistlichen Großen des Gebiets den Grafen Boso († 887) von Vienne, den
Schwager Karls des Kahlen, zum König von B. (spätere Franche-Comté, Chalon
[Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence).
Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem
Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat genannt wurde. 888 riss
der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comté und Teile der späteren
Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard das
Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons],
Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum B. an sich zog, so
dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt. 934 übertrug Graf Hugo von
Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den
Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während
das Herzogtum B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich
wurde, seitdem an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land
Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032
die Erbansprüche auf das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs
gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter
Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der
Erbtochter der Grafen von B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer
Saône und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft
(seit 1350 Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378
den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das
burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die
Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von
Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548
vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon
1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien,
1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen [ausgenommen die 1713 als
Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern]). Die
Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung durch Frankreich 1678
endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande, Belgien, Burgundischer
Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A., Deutschland und Burgund im
frühen Mittelalter, 1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire
de la Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A. 1965; Richard, J.,
Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959; Kaughan, R., Philip the Bold.
The formation of the Burgundian State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft
Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58 Bourgogne, 122
Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1974, 1978;
Werner, K. u. a., Burgund, LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen
Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund und das
Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004; Gresser, P./Richard, J., La
gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe siècles, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum), 472 (Grafschaft); Kamp, H.,
Burgund, 2007; Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté
et les anciens Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die
Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und die Grafen und Herren von Breda,
Horn (Hein), Egmond und Bergen (Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis
bilden. 1548 wurde für die Güter Habsburgs in den Niederlanden die
Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein Schutzverhältnis vereinbart. 1551
gehörten dem burgundischen Reichskreis der Herzog von Burgund, die Grafen von
Nassau, Breda und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen
(Bergen-op-Zoom) und Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des
burgundischen Reichskreises - ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande
- zum Reich bestätigt. 1654 kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene
Besançon hinzu. 1678 gingen die Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an
Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der burgundische
Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot) (Herzogtum, Burgund,
Croy), Antwerpen (Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen (Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund), Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund), Brabant (Herzogtum,
Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft,
Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum,
Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren (Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern (Herzogtum,
Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund), Havre (Herzogtum, Hennegau,
Burgund), Hennegau (Reichsgrafschaft, Burgund), Herzogenrath (Hertogenrade)
(Herrschaft, Limburg, Burgund), Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm),
Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern,
Burgund), Ligne (Fürstentum, Hennegau, Burgund),
Limburg (Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln
(Burgund), Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum,
Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und Taxis (Fürstentum,
Hennegau, Burgund), Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund), insgesamt 600
Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Buseck (Ganerbschaft, Reichsritter). Das die
Orte Alten-Buseck (Altenbuseck), Großen-Buseck (Großenbuseck), Rödgen,
Reiskirchen, Beuern, Bersrod, Oppenrod, Burkhardsfelden und Albach umfassende
Busecker Tal östlich von Gießen wird erstmals am 2. 10. 1340 genannt.
Wahrscheinlich war es zunächst konradinisches Reichslehngut, kam dann an die
Grafen von Gleiberg, von diesen an die Grafen von Cleeberg bzw. Kleeberg und
durch deren Erbtochter Gertrud an die Grafen von Peilstein, ehe es 1218 an das
Reich zurückfiel. Vermutlich unmittelbar danach wurden die
reichsministerialischen Familien von Buseck und Trohe vom Reich gemeinsam mit
dem Gericht - und wohl dem Tal - zu B. belehnt. Im Jahre 1265 erwarb der
Landgraf von Hessen die Grafschaft Gießen und war von da an am Erwerb des
Busecker Tales interessiert. 1398 belehnte König Wenzel den Landgrafen mit dem
Buseckertal (Busecker Tal), widerrief die Belehnung aber noch im gleichen Jahr.
1480 anerkannten die Ganerben des Busecker Tales den Landgrafen als
Landesherren. Seit etwa 1544 waren die Ganerben des Busecker Tals (Trohe, Merle
bzw. Mörlau, Schwalbach, Buseck, Schenk zu Schweinsberg), die sich
zwischenzeitlich in vielfache lehnsrechtliche Abhängigkeiten zu Hessen begeben
hatten, Mitglieder des Kantons Wetterau der Reichsritterschaft, seit 1550 des
Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken (bis etwa 1700) und seit der
Gefangennahme Landgraf Philipps des Großmütigen des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. 1561 bestätigte Kaiser Ferdinand I. die
Reichsunmittelbarkeit des Tales. 1576 unterwarfen sich die Ritter dem
Landgrafen (von Hessen-Marburg) als Landesherrn, erst 1724/1725 jedoch gewann
Hessen auf Grund des Gutachtens des 1702 angerufenen Reichshofrats endgültig
die Lehnshoheit über das am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 800 Personen
umfassende Busecker Tal (Buseckertal), wobei die Ganerben die Lehnsoberhoheit
des Reiches und ausgedehnte Gerichtsrechte wahren konnten.
L.: Wolff 255; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Rahrbach 33;
Neumaier 79, 162; Lindenstruth, W., Der Streit um das Busecker Tal, Mitteil. d.
oberrhein. Geschichtsvereins N.F. 18 (1910), 85ff., 19 (1911), 67ff.;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Stetten 32; Becker, C.,
Die Busecker Ritterschaft zwischen Territorium und Reich, Magisterarbeit Gießen
1975 (ungedruckt); Jendorff, A., Condsominium, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Buseck, 1576/1824 an Hessen).
Bussen (Herrschaft), Buss, Buß. Der 805
erstmals genannte B. zwischen Donau und Federsee wurde wohl vom letzten
Angehörigen der Bertholde dem Kloster Reichenau übergeben. Im 12. Jahrhundert
war er Mittelpunkt einer Herrschaft vermutlich der 1143 ausgestorbenen Grafen
von Bregenz. Im 13. Jahrhundert könnte die Herrschaft in der Hand ritterlicher
Reichsministerialen gewesen sein. 1314 verpfändete Habsburg die Herrschaft an
die Grafen von Hohenberg, nach 1352 an die Ellerbach und 1387 an die
Truchsessen von Waldburg, welche die Herrschaft 1786 an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauften. Über
Friedberg-Scheer der Fürsten von Thurn und Taxis
und Österreich gehörte die Herrschaft zum österreichischen und schwäbischen
Reichskreis. Über Württemberg gelangte B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46, 180; Wallner 714 ÖsterreichRK 1, Wallner 688 SchwäbRK 44; Buck,
M. R., Der Bussen und seine Umgebung, 1868; Der Kreis Saulgau, 1971.
Calenberg (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die
Welfen im Kampf gegen das Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der
Leine und südlich von Hannover. Seit der siebenten Teilung von
Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409 wurde sie namengebend für ein welfisches
Teilfürstentum zwischen Leine und Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren Hauses
Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte. In der
Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum
Calenberg-Göttingen an Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg
von Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem
Aussterben des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus
Lüneburg begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum
Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen. Es zerfiel
in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen, den
Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen
gegen Ende des 16. Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983,
1395; Kalthoff, E., Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978);
Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Calice (Herrschaft). Die einem der Fürsten Doria gehörige Herrschaft C. in Italien wurde
1714 vom Reich eingezogen und an einen Malaspina verkauft.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369.
Cämmerer von Worms, genannt von Dalberg
(Reichsritter), (Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg). Die aus Worms
stammenden Cämmerer (Kämmerer) genannt von Dalberg, waren von 1544 bis 1800 durch
weibliche Erbfolge an der Ganerbschaft Bechtolsheim und von 1521 bis 1800 wohl
durch Kauf an der Ganerbschaft Mommenheim beteiligt. Im 18. Jahrhundert zählten
die Cämmerer (Kämmerer) zum Ritterkreis Rhein, außerdem zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. S. Dalberg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 74; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Friedberg).
Cammin (Hochstift, Fürstentum),
Kammin. C. (Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen
erwähnt. Um 1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche
ein Dom für den Bischof von Pommern erbaut und 1182 übersiedelte der seit 1140
in Wollin amtierende Bischof von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188
dem Papst unmittelbar unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums
umfasste fast ganz Pommern, Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der
Uckermark. 1240 überließ der Herzog dem Bischof das Land Stargard, 1248 im
Tausch hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne
und Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür
Kolberg. Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach Kolberg, die
Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land
Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der
Bischof als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Nach der
Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten Bischofs
amtierten bis 1556 protestantische Titularbischöfe unter der Hoheit des
Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine Sekundogenitur der Herzöge von
Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel zur östlichen, 1679 auch zur
westlichen Hälfte an Brandenburg. Das protestantische Domkapitel wurde 1810
aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13. Jahrhundert neben Streubesitz um C.
(Kammin) zusammenhängende Gebiete um Kolberg, Köslin und Bublitz, die
Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in Verwaltung übernahm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43 Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929;
Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der
brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800, Beiband zu Schulze, B.,
Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, 2. A.
1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen
Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt, R., Kammin,
LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Carben (Reichsritter), Karben. Im 18.
Jahrhundert gehörten die C. (Karben) zum Ritterkreis Rhein, außerdem die C.
(Karben) zu Staden im 16 und 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Rhön-Werra (bis etwa 1610) des Ritterkreises Franken. S. Wetzel genannt von
Karben (Carben).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 66;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Burg
Gräfenrode, Staden) 1729 ausgestorben.
Carolath (Fürstentum).
Die Herrschaft C. und Beuthen in Schlesien gehörte im 16. Jahrhundert den
Glaubitz, die sie an die Freiherren von Schöneich verkauften. 1697 wurde die
Herrschaft von Kaiser Leopold I. zur freien Standesherrschaft, 1741 von König
Friedrich II. von Preußen zum Fürstentum
erhoben. Dieses umfasste 4,5 Quadratmeilen mit C. und Beuthen und war dem Kreis
Freistadt des Fürstentums Glogau zugeteilt. S.
Niederschlesien, Polen.
L.: Wolff 487.
Carpi (Stadtkommune). C. in der Poebene
nördlich von Modena fiel 1115 von Mathilde von Tuszien an den Papst. 1530 kam
es durch Kaiser Karl V. an die Este und wurde 1535 zum Fürstentum
erhoben. Mit dem Herzogtum Modena der Este ging es 1797 in der zisalpinischen
Republik und 1805 im napoleonischen Königreich Italien Frankreichs auf. 1814
kam es an Franz IV. von Österreich-Este. 1860 fiel es an Sardinien (1861
Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2.
Castell (Grafschaft). C. bei Gerolzhofen wird
816 erstmals genannt. Seit 1091 ist der Ort namengebend für ein ab 1057
erkennbares edelfreies fränkisches Geschlecht (Berthold 1059?), das 1202
erstmals den Grafentitel führte. Zwischen Steigerwald und Main gewann es bis
zum Beginn des 14. Jahrhunderts ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet (Vogtei über
einzelne Güter der Abteien Ebrach und Münsterschwarzach), das aber nach der
Teilung um 1260 allmählich an Umfang wieder verlor und 1457 dem Hochstift
Würzburg, dessen Erbschenken die Grafen waren, zu Lehen aufgetragen werden
musste, ohne dass allerdings dadurch die Reichsstandschaft der Grafen
aufgehoben wurde. Seit 1528 war die Grafschaft wieder in einer Hand vereint. In
der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation eingeführt. 1556 erbten
die Grafen von Seiten von Wertheim die Herrschaft Remlingen. 1597 erfolgte eine
Teilung in die Linien Castell-Remlingen und Castell-Rüdenhausen. Mit Rücksicht
auf angekaufte oder heimgefallene Lehen ließen sich die Grafen seit 17851794
mit einem Vertreter bei der fränkischen Reichsritterschaft aufschwören. Im 18.
Jahrhundert zählten sie mit Breitenlohe samt Buchbach sowie Gleißenberg mit
Frickenhöchstadt (Frickenhöchstadt, Frickenhochstadt) zum Kanton Steigerwald,
mit Urspringen zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die
Grafschaft mit 4 Quadratmeilen, 3 Flecken, 28 Dörfern und rund 10000 Einwohnern
mediatisiert und fiel an Bayern, teilweise bis 1814 auch an das Großherzogtum
Würzburg. 1803 starb die Linie Castell-Rüdenhausen aus, worauf die neuen Linien
Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen begründet wurden, die 1901/1913 nach
dem Erstgeburtsrecht in den bayerischen Fürstenstand
erhoben wurden.
L.: Wolff 119f.; Zeumer 554 II b 62, 2; Wallner 692 FränkRK 14 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 38 (1789) D3; Winkelmann-Holzapfel
144; Bechtolsheim 2; Monumenta Castellana, hg. v. Wittmann, P., 1890; Stein,
F., Geschichte der Grafen und Herren von Castell, 1892; Castell-Castell, P.
Graf zu, Die Mediatisierung der Grafschaft Castell, Mainfrk. Jb. 2. (1950);
Castell-Castell, P., Graf zu/Hofmann, H., Die Grafschaft Castell am Ende des
alten Reiches (1792), 1955, (in) Histor. Atlas von Bayern, Teil Franken II/3;
Meyer, O./Kunstmann, H., Castell, 1979; Endres, R., Castell, LexMA 2 1983,
1557; Kemper, T. u. a., Castell. Unsere Kirche. Festschrift aus Anlass des
200jährigen Kirchenbaujubiläums, 1988; Büll, F., Die Grafen von Castell, (in)
Das Land zwischen Main und Steigerwald, hg. v. Wendehorst, A., 1998; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000; Wagner, H., Miszellen zur Geschichte der Castell,
Mainfränkisches Jb. 55 (2003), 13; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 449.
Castiglione (Fürstentum).
C. delle Stiviere am Nordrand der Poebene fiel 1404 an eine Linie der Gonzaga.
Unter ihr war es Hauptort eines eigenen Fürstentums.
1713/1714 kam es (mit den Lehen Medole und Solferino bzw. Sulferino) an
Österreich, 1859 mit der Lombardei an Sardinien bzw. Italien.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 370.
Celle (Stadt, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). 1292 verlegte Herzog Otto der Strenge von Lüneburg C.
(10./11. Jahrhundert Kellu) drei Kilometer allerabwärts von Altencelle nach
Nigencelle (Neucelle). 1301 verlieh er dem Ort das Stadtrecht von Braunschweig.
1378 wurde die Stadt nach Zerstörung der herzoglichen Burg in Lüneburg Sitz des
Fürstentums Lüneburg. 1705 verlor C. bei der
Vereinigung von Lüneburg mit Hannover die Stellung als Residenz, erhielt aber
1711 ein Oberappellationsgericht. 1946 kam C. über Preußen an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Cassel, C., Geschichte der Stadt Celle, Bd. 1f. 1930ff.; Pröve,
H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959;
Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Last, M., Celle, LexMA 2 1983,
1606f.; Celler Chronik, Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und
des Landkreises Celle, hg. v. Museumsverein Celle, 1983ff.; Brosius, D.,
Urkundenbuch der Stadt Celle, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,105.
Chimay (Herrschaft, Fürstentum).
Die Herrschaft C. im Hennegau, die 1486 zum Fürstentum
erhoben wurde, gehörte lange Zeit dem Hause Croy und kam dann an Arenberg.
L.: Wolff 62; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 194.
Cibo-Malaspina (Reichsfürst). 1568 wurde Alberigo C.
von Kaiser Maximilian unter Erhebung des Marchesats Massa und seiner anderen
Güter zum Fürstentum in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 164.
Cilli (Grafschaft, Fürstentum,
Residenz), Celje. C. in Slowenien war bereits in römischer Zeit besiedelt
(Celeia), doch wurde das römische municipium 579 vernichtet. Um 1130 war die
Höhenburg C. Sitz der Markgrafen von Saunien. Später fiel C. an die Kärntner
Grafen von Heunburg (Haimburg). 1322/1333 kam es von diesen mit weiteren Gütern
erbweise an die seit 1130 nachweisbaren steirischen Freien von Sannegg/Sanneck,
die 1308 in die Vasallität der Habsburger aufgenommen und am 16. 4. 1345 von
Kaiser Ludwig dem Bayern mit der Gurker Lehnsherrschaft Lemberg als Grafschaft
C. zu Grafen von C. erhoben wurden. 1372 erneuerte Kaiser Karl IV. die
Verleihung. 1399 erhielten die Grafen die Grafschaft Zagorien (Seger). Seit
1406 nannten sich die Grafen Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien. 1422
erbten sie Güter der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain (Gottschee,
Grafschaften Ortenburg, Sternberg). Nach der Vermählung von Barbara von C. mit
Kaiser Sigmund wurden die Grafschaften Ortenburg, Sternberg und C. am 20. 11.
1436 zu Reichsgrafschaften und die Grafen in den Reichsfürstenstand (gefürstete
Grafen) erhoben (Fürstentum mit Gütern in
Ungarn, Kärnten, Krain und Steiermark). Am 19. 11. 1456 wurde Ulrich II., der
1455 zum faktischen Regenten in Österreich aufstieg, ermordet. Sein Erbe fiel
nach längeren Kämpfen an Kaiser Friedrich III. von Habsburg/Österreich. Dem
daraus in der unteren Steiermark entstandenen Cillier Kreis gehörten C., Rann,
Feistritz, Windischgraz (Windischgrätz), 3 Märkte, 116 Herrschaften und mehrere
Klöster zu.
L.: Wolff 28; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Krones, F. v., Die
Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli, 1883; Pirchegger, H.,
Landesfürst und Adel in der Steiermark während des Mittelalters, Bd. 1 1951;
Pirchegger, H., Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen
Herrschaften, Ostdt. Wiss. 2 (1956), 157ff.; Dopsch, H., Cilli, LexMA 2 1983,
2084f.; Celjska knjiga listin I, bearb. v. Kos, D., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 173; Štih, P., Die
Grafen von Cilli, MIÖG 110 (2002), 67; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 51, 791,
1, 2, 113.
Coburg (Stadt, Residenz, Fürstentum). Die Veste C. liegt auf ursprünglichem
Königsgut, das seit 1012 in der Hand der rheinischen Ezzonen erkennbar ist.
1056 erhielt Erzbischof Anno II. von Köln von Königin Richenza mit
Präkarievertrag die C. und übertrug sie an das Kloster Saalfeld. Danach gehörte
C. den Grafen von Andechs. Von ihnen gelangte es um 1230/1248 an die Grafen von
Henneberg, die auf der Veste ihren Sitz aufschlugen und den Ort um 1240 zur
Stadt erhoben, die 1331 das Stadtrecht von Schweinfurt erhielt. 1347/1353 fiel
es an die Wettiner/Markgrafen von Meißen, die es zu einem Vorort ausbauten und
nach 1543 zur Residenz machten. Von 1572 (1596) bis 1633/1638 residierte dort
die Linie Sachsen-Coburg-Eisenach bzw. Sachsen-Coburg, 1680/1681-1699
Sachsen-Coburg, 1735-1826 Sachsen-Coburg-Saalfeld, 1826-1918 Sachsen-Coburg und
Gotha. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Fürstentum,
das sich in der Hand der Herzöge von Sachsen-Meiningen (die Städte und Ämter
Schalkau, Sonneberg, Neuhaus, Salzungen und das Amt Altenstein),
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Stadt und Amt Coburg und die Gerichtsbezirke
Gestungshausen, Unterlauter (Lauter), Rodach, Neustadt an der Heide und
Steinheid) und Sachsen-Hildburghausen (Städte und Ämter Hildburghausen,
Eisfeld, Heldburg, Königsberg und die Klosterämter Veilsdorf [Weilsdorf] und
Sonnefeld [Sonnenfeld]) befand, ein Gebiet von 23 Quadratmeilen mit 75000
Einwohnern. 1918 trennte sich C. von Gotha und schloss sich 1920 nach
Volksentscheid an Bayern an. S. Sachsen-Coburg, Sachsen-Coburg und Gotha,
Sachsen-Coburg-Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld.
L.: Wolff 396f.; Wallner 709 ObersächsRK 12 a-c; Föhl, W., Geschichte der Veste
Coburg, 1954; Festgabe zum 900. Gedenkjahr der ersten Erwähnung der Ur-Coburg
und ihres Umlandes; Coburg mitten im Reich, hg. v. Schilling, F., Bd. 1, 2
1956, 1961; Hoech, F., Coburg. Eine fränkische Stadt, 2. A. 1965; Erdmann, J.,
Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923, 1969; Lorenz, W., Urkundenstudien zur
Frühgeschichte der Coburg, Jb. d. Coburger Landesstiftung 1970, 317ff.; Das
älteste Coburger Stadtbuch, bearb. v. Andrian-Werburg, K. v., 1977; Wendehorst,
A., Coburg, LexMA 2 1983, 2195f.; Coburg 1353, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 115.
Comacchio (freie Kommune, Fürstentum).
C. in der Provinz Ferrara wurde von den Etruskern gegründet. Zu Beginn des 8.
Jahrhunderts ist erstmalig eindeutig ein Bischof belegt (Vincentius). 971 kam
C. an die römische Kirche und von dort als Lehen an den Erzbischof von Ravenna.
Im 11. Jahrhundert wurde es freie Kommune, gelangte 1245 aber wieder an das
Erzstift Ravenna und 1299 an das Haus Este, 1598 erneut an den Kirchenstaat des
Papstes.
L.: Maestri, C.,
Storia di Comacchio dalle origini al 1860, 1978; Pauler, R., Comacchio, LexMA 3
1986, 68.
Correggio (Grafschaft, Fürstentum).
Die Familie C. erscheint im frühen 11. Jahrhundert mit Frogerius da C. in C. in
der Emilia. Im 13. Jahrhundert erlangte sie vor allem die Führung von Parma. Im
14. Jahrhundert wurde sie auf C. beschränkt. Dieses wurde 1452 Grafschaft, 1616
Fürstentum, musste aber 1634 an die Este
abgetreten werden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts starb die Familie aus.
L.: Tiraboschi, G., Memorie storiche modenesi, 1793-95; Finzi, R., Azzo da
Correggio, 1928; Conti, P., Coreggio, LexMA 3 1986, 279f.
Corvey (gefürstete Reichsabtei, Bistum, Fürstentum, Residenz). 815/816 gründeten die Vettern
Kaiser Karls des Großen Adalhard und Wala in Hethis (Hethi) in Sachsen bei
Neuhaus im Solling als Propstei des westfränkischen Klosters Corbie an der
Somme ein Kloster, das Kaiser Ludwig der Fromme 822 an seinen endgültigen Ort
(Nova Corbeia, C., am Übergang des Hellweges über die Weser) verlegte. Durch
Privilegien und Schenkungen (826 Eresburg, 834 Meppen) stark gefördert errang
es rasch eine führende Rolle bei der Vermittlung der fränkischen Kultur in das
neugewonnene Sachsen und besaß im 12. Jahrhundert 60 Kirchen zwischen Siegen,
Halberstadt und Bremen. Im Hochmittelalter büßte es diesen Rang freilich wieder
ein und verlor sein Herrschaftsgebiet bis auf einen kleinen Rest im
unmittelbaren Umland. 1792/1794 wurde C. zum Fürstbistum erhoben, 1803
säkularisiert. Das weltliche Fürstentum mit
Höxter und 16 Dörfern (5 Quadratmeilen bzw. 275 Quadratkilometer mit 10000
Einwohnern) kam an den Erbprinzen von Nassau-Oranien (Oranien-Nassau), 1807 an
das Königreich Westphalen und 1815 an Preußen. Aus dem Domanialgut entstand
1820/1822 das Mediatfürstentum C., das 1834 von Hessen-Rotenburg an die Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst (seit 1840
Herzöge von Ratibor, Fürsten von C.) kam. 1946
fiel C. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 332f.; Zeumer 552 II a 35; Wallner WestfälRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648), III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Abhandlungen zur Corveyer Geschichtsschreibung, hg. v. Philippi, F., 1906ff.;
Thiele, K., Beiträge zur Geschichte der Reichsabtei Corvey, 1928; Rave, W.,
Corvey, 1958; Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600. Ausstellung des Landes
Nordrhein-Westfalen, Corvey 1966, Bd. 1ff.; Kaminsky, H., Studien zur
Geschichte der Abtei Corvey in der Salierzeit, Diss. phil. Köln 1968; Kaminsky,
H., Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit, 1972; Föllinger, G.,
Corvey - Von der Reichsabtei zum Fürstbistum, 1978; Die alten Mönchslisten und
die Traditionen von Corvey Teil 1, neu hg. v. Honselmann, K., 1982; Prinz, J.,
Die Corveyer Annalen, 1982; Der Liber vitae der Abtei Corvey, hg. v. Schmid,
K./Wollasch, J., 1983; Kaminsky, H./Fahlbusch, F., Corvey, LexMA 3 1986,
295ff.; Metz, W., Corveyer Studien. Die älteren Corveyer Traditionen und ihre
Personen, Archiv f. Diplomatik 34, (1988); Annalium Corbeiensium continuatio
saeculi XII, bearb. v. Schmale-Ott, I., 1989; Wiesemeyer, H., Corvey, 1990;
Schütte, L., Die alten Mönchslisten und die Traditionen von Corvey, 1992;
Krüger, K., Studien zur Corveyer Gründungsüberlieferung, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 648,
1, 2, 119.
Croy (Herzog). Das nach dem Dorf C. bei
Amiens in der Picardie benannte,
altburgundisch-wallonisch-flämisch-westfälische Geschlecht C. ist seit dem Ende
des 13. Jahrhunderts bezeugt. 1397 erwarb es die Herrschaft Chimay (Fürstentum), die es später wieder verlor. Durch die
Ehe mit Isabelle de Renty gewann Guillaume von C. Renty, Sempy und Seneghem
(Seringheim). Von Kaiser Maximilian I. erhielt C. die Reichsfürstenwürde. Im
15. Jahrhundert teilte C. sich in zwei Linien. Die Mitglieder der älteren Linie
wurden 1533 Herzöge von Aarschot ( Aerschot), 1594 Reichsfürsten und 1598
französische Herzöge von C. 1762 erlosch die Aarschoter (Aerschoter) Hauptlinie
im Mannesstamm. Die jüngere Linie spaltete sich in zwei Zweige. Davon war die
Linie Croy-Dülmen (Croy-Solre) seit 1677 reichsfürstlich. Sie erhielt 1803 für
ihre 1801 verlorenen niederländischen Güter die Reste des ehemals
hochstift-münsterschen Amtes Dülmen mit 6,5 Quadratmeilen und 8000 Einwohnern
als reichsunmittelbares Herzogtum C., das bei der Gründung des Rheinbunds 1806
an Arenberg, 1810 an Frankreich und 1815 an Preußen fiel. Die Linie Croy-Havré
(1627 Herzogtum Havré) erlosch 1839. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Klein 147; Kleinschmidt, A., Aremberg, Salm und von der Leyen 1789-1815,
1912; Zorn, P., Die staatsrechtliche Stellung des herzoglichen Hauses Dülmen,
1917; Vaughan, R., Philipp the Good, 1970; Blockmans, W., Croy, LexMA 3 1986,
357ff.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 158 (Fränkisch-Crumbach).
Dagstuhl (Herrschaft). Um die spätestens 1290
südöstlich von Trier erbaute Burg D. der Edelherren von Saarbrücken entstand
eine Herrschaft mit den Hochgerichten Wadern, Schwarzenberg, Primsweiler und
Neunkirchen an der Nahe, die nach 1375 durch weibliche Erbfolge
gemeinschaftlich an vier ritterschaftliche Familien (Pittingen, Rollingen,
Brücken [Brucken], Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die Hoheit des Erzstifts
Trier nachweisbar. Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof von Trier (Philipp
Christoph von Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft
mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und Weierweiler (Weierweiher) am
Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für seine Familie die
Fideikommissherrschaft D. Sie kam 1697 durch Einheirat an die Grafen von
Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand nach dem Tod
des Grafen Josef Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in dem die Fürsten von Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in
Schwaben als Entschädigung ihrer 1789 an Frankreich verlorenen Rechte
erhielten. 1801 gehörte die Herrschaft der Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an
Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen
1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren
verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung
der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete
Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und
wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie zerfiel in
zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu
Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit
Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst),
Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach
(Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton
Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die
D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton Niederrheinstrom und mit
Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch) rechneten um 1790 mit einem
Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof ebenfalls zum
Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch (Dalberg-Haßloch) war seit
1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl Theodor von Dalberg (8. 2.
1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum
Aschaffenburg und Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt
(ohne Regensburg, aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums
Regensburg an das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d.
hist. Vereins f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies,
H., 1994; Carl von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dalmatien (Landschaft, Königreich). Das im ersten
vorchristlichen Jahrhundert erstmals belegte, vielleicht von illyrischen
Delmatern abzuleitende D. bezeichnete ursprünglich das Gebiet zwischen Cetina
und Neretva, später das Gebiet zwischen Kvarner und Drinmündung an der Adria.
Um die Zeitenwende wurde diese Gegend als Provinz D. dem römischen Reich
eingegliedert. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts wurde es innerhalb des
byzantinischen Reiches zunehmend von Slawen besetzt. 1420 kam es an das seit
dem 11. Jahrhundert an ihm interessierte Venedig. 1797 fiel es an Österreich,
1805 an das napoleonische Königreich Italien, 1809 an die illyrischen Provinzen
Frankreichs und 1814 wieder an Österreich. 1816 wurde es Königreich Österreichs.
1920 kam es bis auf einige Italien zugesprochene Reste an Jugoslawien.
L.: Pisani, P., Les possessions vénétiennes de Dalmatie, Le Mans 1890; Pisani,
P., La Dalmatie dé 1797 à 1815, 1893; Voinovitch, C. de, Histoire de Dalmatie,
Bd. 1f. 2. A. 1934; Wilkes, J., Dalmatia, 1969; Rapanic, Z., Dalmatien, LexMA
3, 1984, 444ff.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 30; Clewing, C.,
Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000.
Danzig (Fürsten,
Freie Stadt). Die Anfänge Danzigs sind durch archäologische Funde auf etwa 980
datiert. 997 (999) wird die urbs Gydannyzc genannt, vielleicht abgeleitet von
einem Flussnamen mit dem Element *gud- oder von seinem slavischen Grundwort der
Bedeutung feuchte Stelle, Wiese mit dem Suffix -sk-, -sko-. Der deutsche Name
entstand aus der hypokoristischen Form Danczk. Zu dieser Zeit war D. Sitz der
slawischen Fürsten von D., die sich seit etwa
1234 Fürsten/Herzöge von Pomerellen
(Pommerellen)nannten. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts kamen zu den
slawischen Pomoranen deutsche Zuwanderer, deren Siedlungen 1263 wahrscheinlich
Recht Lübecks hatten und nach dem Aussterben des pomerellischen Herzogshauses
1294 und der Eroberung durch den Deutschen Orden 1301/1308/1309 in den Jahren
1342/1343 Recht Kulms (Culms) erhielten. Um 1300 hatte D. etwa 2000, um 1415
etwa 20000 Einwohner. 1454 fiel D. vom Deutschen Orden ab und unterstellte sich
Polen, behielt aber neben einem eigenen Gebiet weitgehende eigene Rechte als
„Freie Stadt“. 1523/1526 kam es zum Sturz des patrizischen Rates, von 1526 bis
1557 zur Reformation. Der Grad der politischen Selbständigkeit gegenüber Polen
war unterschiedlich. Bei der ersten polnischen Teilung 1772 blieb D.
unabhängig. Bei der zweiten Teilung Polens 1793 kam es an Preußen, im Tilsiter
Frieden von 1807 wurde es mit vergrößertem Gebiet (2 Quadratmeilen) Freistaat
unter Abhängigkeit von Frankreich. 1814 fiel es an Preußen. Am 10. 1./15. 11.
1920 wurde es, um Polen einen Zugang zum Meer zu verschaffen, mit 1966
Quadratkilometern und rund 400000 Einwohnern (davon 4 % Polen) aus dem
Deutschen Reich ausgegliedert und Freie Stadt unter dem Protektorat des
Völkerbunds. Am 1. 9. 1939 wurde D. dem Deutschen Reich angegliedert und
Hauptstadt des Reichsgaues Danzig-Westpreußen. Seit 1945 stand es unter der
Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
gelangte.
L.: Simson, G., Geschichte der Stadt Danzig, Bd. 1ff. 1913ff.; Keyser, E.,
Danzigs Geschichte, 2. A. 1928, 4. A. 1941; Creutzburg, N., Atlas der Freien
Stadt Danzig, 1936; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1959; Letkemann, P., Die
preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Danzig 1815-1870, 1967; Ruhnau, R.,
Danzig. Geschichte einer deutschen Stadt, 2. A. 1988; Ramonat, W., Der
Völkerbund und die freie Stadt Danzig, 1978; Rhode, G., Die Freie Stadt Danzig
1920-1939, (in) Europa im Zeitalter der Weltmächte, hg. v. Schieder, T., 1979;
Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig 1919-1939, 1979; Danzig in acht
Jahrhunderten, hg. v. Jähnig, B./Letkemann, P., 1985; Arnold, U., Danzig im 18.
Jahrhundert, 1986, Schriften des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur
Förderung der Slawischen Studien 1; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Danzig Gdansk, 1996; Das
Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012.
Daun (Reichsritter, Reichsgrafen). In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint ein mittelrheinisches, aus Burgmannen erwachsenes Adelsgeschlecht, das zur Reichsritterschaft gehörte und mit den namengebenden altgräflichen Dienstherren nicht verwandt war. 1655 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach übersiedelte es nach Österreich. 1710 erlangte es den Titel eines Fürsten von Thiano. 1896 starb die Familie aus.
Dauphiné (Fürstentum).
Die zum Königreich Burgund gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und Rhone
wurde seit Burgunds Angliederung an das Reich im Jahre 1032 als Reichslehen
angesehen. Der angelsächsisch geprägte Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus
ergab die französische Bezeichnung D. für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349
als eigenständiges Fürstentum bestand. 1349
übergab der letzte Graf Humbert II. († 1355) die Grafschaft an Frankreich.
Damit verlor das Reich das Gebiet, obgleich es zunächst weiter eine formelle
Oberhoheit beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die
nach der auf altrechbergischem Gut liegenden Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd
benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte zur Dienstmannenschaft der Herren
von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg und Dorf D. (1597 zur Hälfte an
Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen Hälfte unter Lehnshoheit
Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und am Ende des 16.
Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die Linien Eybach
und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1716 in der Linie
Eybach in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie erbte 1719 die deutschen
Güter des mit einer Tochter Karl Ludwigs von der Pfalz und Marie Susanne Luises
von D. (seit 1667 Raugräfin) verheirateten Herzogs Meinhard von Schomburg
(Schonburg) und nannte sich seitdem Degenfeld-Schomburg (Degenfeld-Schonburg).
Die Freiherren von D. zählten seit etwa 1700 mit Rothenberg (Rotenberg) und dem
1797 an den Grafen Erbach-Fürstenau verkauften
Finkenbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, dem der Graf D. als
Personalist angehörte. Außerdem waren sie zur gleichen Zeit wegen Vollmerz mit
Ramholz und Steckelberg im Kanton Rhön-Werra, mit dem 1684 an Bayern
verkauften, 1711/1771 wieder erworbenen Dürnau, und Gammelshausen, mit den 1696
von den von Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen von Essingen, Eybach (seit
1456), den 1776 von den von Welden erworbenen Teilen von Eislingen
(Großeislingen), Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt Salach (seit
1665) seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie mit Altdorf
samt Freisbach und Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56,
58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260;
Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen
Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 Degenfeld-Schonberg (Ramholz 1677, Rothenberg
1792).
Demmingen (Herrschaft). Die Herrschaft D. nördlich von Dillingen gehörte den Fürsten von Thurn und Taxis. Über Württemberg kam D. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Dessau (Stadt, Herrschaft, Residenz). D. nahe
der Mündung der Mulde in die Elbe wurde vermutlich im 7. Jahrhundert von Sorben
gegründet. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war es Stadt. Seit 1603 war es Sitz
der Fürsten bzw. Herzöge von Anhalt-Dessau. S.
Anhalt-Dessau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 140.
Deutscher Bund (Staatenbund). Zum Deutschen Bund
(8. 6. 1815-23./24. 8. 1866) zählten folgende (zunächst 38) überwiegend mit dem
Untergang des Heiligen römischen Reiches am 6. 8. 1806 selbständig gewordene
deutsche Staaten: Kaiserreich: Österreich (mit den zuvor zum Heiligen römischen
Reich gehörigen Gebieten); Königreiche: Preußen (mit den zuvor zum Heiligen
römischen Reich gehörigen Gebieten), Bayern, Sachsen, Hannover (bis 1837 in
Personalunion mit Großbritannien), Württemberg; Kurfürstentum: Hessen(-Kassel);
Großherzogtümer: Baden, Hessen(-Darmstadt), Mecklenburg-Schwerin,
Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar(-Eisenach), Luxemburg (in
Personalunion mit Niederlande); Herzogtümer: Holstein und Lauenburg (bis 1864
in Personalunion mit Dänemark), Nassau, Braunschweig, Sachsen-Gotha (bzw.
Sachsen-Gotha-Altenburg, 1825 erloschen), Sachsen-Coburg (bzw.
Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1826 Sachsen-Coburg und Gotha
[Sachsen-Coburg-Gotha]), Sachsen-Meiningen (seit 1826 mit Saalfeld und
Hildburghausen), Sachsen-Hildburghausen (bis 1826), Sachsen-Altenburg (seit
1826, aus Sachsen-Hildburghausen), Anhalt-Dessau (seit 1863 Anhalt),
Anhalt-Köthen (1847 erloschen), Anhalt-Bernburg (1863 erloschen), Limburg (1839
aufgenommen, in Personalunion mit Niederlande); Landgrafschaft: Hessen-Homburg
(1817 aufgenommen); Fürstentümer: Waldeck,
Lippe(-Detmold), Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie,
Hohenzollern-Hechingen (1849 an Preußen), Hohenzollern-Sigmaringen (1849 an
Preußen), Liechtenstein; Freie Städte: Lübeck, Bremen, Hamburg, Frankfurt. 1817
wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg als 39. Mitglied aufgenommen. 1825
starb Sachsen-Gotha-Altenburg aus, wobei 1826 Sachsen-Gotha an
Sachsen-Coburg-Saalfeld kam, das Saalfeld an Sachsen-Meiningen abgab und zu
Sachsen-Coburg-Gotha wurde, und Altenburg an Hildburghausen gelangte, das zu
Sachsen-Altenburg wurde und Hildburghausen an Sachsen-Meiningen abgab. 1839
wurde das in Personalunion mit Niederlande stehende Herzogtum Limburg zum
Ausgleich für wallonische, nach der belgischen Revolution in Belgien
eingegliederte Teile Luxemburgs aufgenommen, wobei das Großherzogtum Luxemburg
im Deutschen Bund verblieb. 1847 fiel Anhalt-Köthen als Erbe an Anhalt-Dessau
und Anhalt-Bernburg. Von 1848 bis 1851 wurde das ganze Gebiet Preußens (mit
Ostpreußen, Westpreußen und Posen) vorübergehend Teil des Deutschen Bundes.
1849 kamen Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sigmaringen durch Abdankung
zu Preußen. 1863 fiel Anhalt-Bernburg als Erbe an Anhalt-Dessau (Anhalt): 1864
kam Schleswig (aus Dänemark) in den Deutschen Bund, wobei Schleswig-Holstein
von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet wurde.
L.: Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Müller, J.,
Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005.
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen (Burzenland)
gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von Kaiser Friedrich
II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der Ballei Franken
wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn Herzog Konrad von
Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer Landes bzw.),
Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im März 1226 gab
Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses Ordensland
reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des Reiches ein, ohne
den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die Lehnsverfassung des
Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem Orden das Kulmer Land
(Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert, 1243 die Bistümer Kulm
(Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290 wurde die Grenze gegen
Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs und Pommerellens
(1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands (1398) und der
Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen Hochmeister nach dem
Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen
und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15. Jahrhunderts seine größte
Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten salisch-staufischen
Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser, Hospitäler und Pfarreien, auf
deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von allerdings nur selten
geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte gelang, wobei organisatorisch
zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister einerseits und die einzelnen
Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits die (wieder in Komtureien und
Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden. Nach der vernichtenden
Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen feindlichen König von
Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der Hochmeister 1466 nach dem
Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit Danzig, Elbing, Marienburg
[1457]) im zweiten Thorner Frieden die Schirmherrschaft des Königs von Polen
anerkennen. Der Deutschmeister, der über 12 Balleien deutschen Gebiets verfügte
(Thüringen, Österreich, Hessen [Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz,
Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637], Altenbiesen
[bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als Reichsfürst
mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der Hochmeister am 8.
4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen (trotz Nichtanerkennung
durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu Lehen genommen hatte, die
Administration des Hochmeistertums in Preußen und damit vor allem den Anspruch
auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er seinen Sitz von Horneck am
Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der Güter an Tauber, Neckar und
in Franken wurde (insgesamt rund 2200 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern).
Das Deutschmeistertum des Ordens gehörte mit Mergentheim und den zwei
Komtureien Virnsberg und Ellingen der Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit
32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem
fränkischen Reichskreis, mit der Ballei Koblenz, die trotz reicher Güter kein
eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur der Ballei vertreten wurde, dem
kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte von Berlichingen und wegen
Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen zum Kanton Rhön-Werra.
Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach und Steigerwald
immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch § 26 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei linksrheinischen
Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien und Klöster in Vorarlberg,
in dem österreichischen Schwaben (Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle
Mediatklöster der Augsburger und Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die
nicht disponiert worden war, mit Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf
das Haus Habsburg das Fürstentum Mergentheim als
österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch Napoléon zugunsten der
Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden behielt nur noch die in
Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich und Bozen (Etsch). In
Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter Erzherzögen als
Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund eines Vertrages
zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am Main und Österreich
das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt) durch die Fiktion der
Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs völkerrechtliche
Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit rund 1000
Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte
Preußens von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen
Ordens, Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in
seinen 12 Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum,
1951; Quellen zur Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954;
Tumler, M., Der deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende
Ellingen, Diss. phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in
Siebenbürgen, 1957, 2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters,
1962; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des
Kaisergedankens, 1965; Acht Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K.,
1967; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K.,
Die Entstehung der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M.,
Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie
des Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines
spätmittelalterlichen deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U.,
Deutschsprachige Literatur zur Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein
Bericht, 1987, Zs. f. hist. Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden.
Geschichte und Ideologie, 1988; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel
aus seiner Geschichte, 3. A. 1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen
des Deutschen Ordens in Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989);
800 Jahre Deutscher Orden, 1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern,
1990; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des
Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon
zur Marienburg, 1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen
Ordens in Preußen, 2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region
Mergentheim im Mittelalter, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im
Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des
Deutschen Ordens in Preußen und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004;
Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte
der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006.
Diede zum Fürstenstein
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die D. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Burggraf Friedberg).
Diemantstein (Freiherren, Herrschaft). Um 1260
errichtete Tiemo von dem Stein, der mit den Familien der Edelfreien der
Hohenburg und zu Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im Tal der Kessel bei
Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von Diemantstein (Stein)
Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des Geschlechts folgten 1730
die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift Sankt Ulrich und Afra zu
Augsburg und 1777 die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542 dem Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an Bayern.
L.: Schulz 260.
Dienheim (Freiherren, Reichsritter). Die seit
Beginn des 13. Jahrhunderts bezeugten Freiherren von D. bei Oppenheim waren vom
16. bis 18. Jahrhundert mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim,
Friesenheim, Hahnheim, einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, einem Siebtel
der Ganerbschaft Niedersaulheim bzw. Nieder-Saulheim, Rudelsheim und einem
Fünftel der Ganerbschaft Schornsheim Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein sowie im 17. Jahrhundert Mitglied des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Zimmermann 65f.; Winkelmann-Holzapfel 146; Riedenauer 123; Neumaier 144f.,
153; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Höchst).
L.: ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Lindheim).
Doria (Reichsfürsten). 1714 zog das Reich die
einem Fürsten D. gehörenden Herrschaften Calice
und Veppo ein und verkaufte sie an Malaspina. 1760 wurde das Haus D. in Genua
in den Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 369; Klein 170.
Doria (Reichsfürstin). 1627 wurde Donna
Zenobia D., Schwester des Fürsten Giovanni
Andrea, zur Reichsfürstin erhoben.
L.: Klein 191.
Dornstetten (Herrschaft). Das 767 (Stetten) erstmals
erwähnte D. im Schwarzwald fiel als Lehen des Hochstifts Bamberg beim
Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218 an die Grafen von Urach bzw. Fürstenberg, von denen es um 1270 Stadtrecht erhielt,
und kam 1320 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wößner, J./Bohn, K., Heimatbuch der Stadt und des alten Amtes
Dornstetten, 1968.
Dornum (Herrlichkeit). Die Herrlichkeit D.
gegenüber der Insel Baltrum gehörte als adlige Herrschaft zum Fürstentum Ostfriesland.
L.: Wolff 339.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Staden) 1578 ausgestorben?.
Dürmentingen (Oberamt, Herrschaft). D. bei Biberach an
der Riss wird 811 erstmals genannt. Um 1300 gelangte es mit dem Bussen an
Habsburg und 1387 als Pfand an die Truchsessen von Waldburg. Im 16. Jahrhundert
wurde es im schwäbischen Reichskreis waldburgischer Verwaltungsmittelpunkt für
die Herrschaft Bussen und die untere Grafschaft Friedberg rechts der
Schwarzach. 1786 wurde das Oberamt D. mit der Grafschaft Friedberg-Scheer an
die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. 1806
wurde es der Landeshoheit Württembergs unterstellt und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 180; Wallner 688 SchwäbRK 44; Der Kreis Saulgau, 1971; Der Kreis
Biberach, 1973.
Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das 944 erstmals erwähnte Gersfeld in der
Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von Schneeberg, das nach der Eroberung
durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12. Jahrhundert nachweisbaren Herren
E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der Rhön in staufischer Zeit
errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von Fulda zerstört, 1396 als
Ganerbenburg unter Lehnshoheit Fuldas wieder aufgebaut. 1435 entstand im
Anschluss daran die reichsunmittelbare Herrschaft der Herren von E. 1460 wurde
die Burg erneut von Fulda erobert. Seit dem 16. Jahrhundert zählte die in 3
Linien geteilte Familie der E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken
(im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof, Dammelhof,
Diesgraben, Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn], Kippelbach,
Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers, Sandberg und
Schachen). Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Baunach an.
Ernst Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den Ganerbschaften
Bechtolsheim und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter Hinzufügung des
Namens und Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard Freiherr von Leyen in
den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Freiherren E. waren bis zum 1790
erfolgten Verkauf von einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem
Achtel der Ganerbschaft Mommenheim an den Freiherren von Wallbrunn zu
Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) Mitglied des Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1785 heiratete die letzte, in Gersfeld lebende Erbin den
Grafen Johann Wilhelm von Froberg-Montjoie (Montjoye). Gersfeld kam 1816 an
Bayern, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel,
A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite,
1924; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Gersfeld bis
1785).
Eberstein (Reichsritter). 1116 erscheint ein
ostfränkisch-thüringisches Geschlecht, das sich nach der 1282 vom Bischof von
Würzburg zerstörten Burg E. in der vorderen Rhön benannte. Es gehörte im 16.
Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 51; Eberstein, L. F. Frhr. v.,
Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechts Eberstein vom
Eberstein auf der Rhön, Bd. 1ff. 2. A. 1889; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau 1540).
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (bei Großkarben).
Edelstetten (Reichsstift, Grafschaft). Im 12.
Jahrhundert wurde in Edelstetten bei Krumbach in Schwaben ein Kanonissenstift
gegründet. Dieses war seit etwa 1500 adliges Damenstift. 1802 wurde die Abtei
säkularisiert und nach § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
als Grafschaft zur Entschädigung für Fagnolle (Fagnolles) an die Fürsten von Ligne gegeben. Diese beantragten
vergeblich die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium (1804
Esterházy). 1806 kam E. an Bayern.
L.: Wolff 42; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3, III 39 (1803) D3;
Arndt 220; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Eggenberg (Freiherren, Fürsten,
Reichsfürsten). Johann Ulrich E. (1568-1634) entstammte einer protestantischen
steirischen Kaufmannsfamilie. Als enger Vertrauter Ferdinands II. wurde er 1598
Freiherr, 1623 Reichsfürst und 1628 Herzog von Krumau. 1717 erlosch die
neufürstliche Familie. Ihre Güter in Böhmen fielen an die Fürsten Schwarzenberg, das Schloss E. bei Graz an die
Grafen von Herberstein.
L.: Klein 150; Heydendorff, W., Die Fürsten und
Freiherren zu Eggenberg und ihre Vorfahren, 1965.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer
Leine und Harz gelegene E. wird als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen
897 erstmals genannt. Vom 11. Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der
Grundlage der Mission um Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter
(Hanstein 1209, Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein 1329/1440,
Greifenstein 1420, Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis 1342/1375,
Bodenstein 1573, Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431). Das
nordwestlich von Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst
liudolfingisches Hausgut und ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an
das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie
Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434
mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam das zunächst protestantisch
gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts rekatholisierte E. als Fürstentum an Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es
Teil des Königreiches Westphalen (Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an
Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis
1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik.
Das Untereichsfeld wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit diesem
aber 1866 an Preußen zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen. S.
Kurrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen Willibald
als Bischof ein und unterstellte das von der Donau bis zu den späteren Orten
Nürnberg, Erlangen und Sulzbach reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste
Güter wurden von einem gewissen Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an
der oberen Altmühl hinzu. Durch die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor
es Gebiete im Norden zwischen Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die
Reformation Nürnberg, Weißenburg, Ansbach und das Oberstift Öttingen
(Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das um 1800 im Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war verhältnismäßig klein und
zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau, Sandsee, Wernfels-Spalt
[1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt, Greding [11. Jh.],
Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen und 62000
Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem schon 1794
Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis 1805 wurde
es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs dem
Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel auch
der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803 an
Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855 errichtete
Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als freie
Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R.,
Territorienbildung im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der
eichstättischen Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987);
Weinfurter, S., Die Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um
1300, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt
im Reich der frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns, 1988, Sammelblätter Hist. Verein
Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht
im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988; Flachenecker, H., Eine
geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die Diözese Eichstätt zwischen
Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das Domkapitel zu Eichstätt,
1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur Eichstätter Geschichte,
hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526, 1, 2, 161; Zürcher, P., Die
Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E.,
Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012.
Eisenach (Stadt, Fürstentum,
Residenz des Landgrafen von Thüringen). E. an der Hörsel wurde im 12.
Jahrhundert Marktort. Um 1190 nannte sich ein Sohn des Landgrafen von Thüringen
Landgraf von E. Das Stadtrechtsprivileg Landgraf Albrechts des Entarteten von
1283 erklärte E. zum Oberhof für die Städte des Fürstentums.
Der Stadtschreiber Johann Rothe (1350/1360-1434) verfasste ein Eisenacher
Rechtsbuch, in dem er Stadtrecht, Landrecht (Meißner Rechtsbuch nach
Distinktionen) und gelehrtes Recht (Dekret, Dekretalen, römisches Recht) zu
verbinden versuchte. Der Stadtschreiber Johann Purgold (um 1490) überlieferte
es in zehn Büchern. Seit 1572 war E. mit Unterbrechungen Hauptstadt eines
Herzogtums Sachsens. 1741 kam es mit den Städten und Ämtern E., Creuzburg
(Kreuzburg) und Gerstungen, Remda und Allstedt, den Ämtern Tiefenort,
Großrudestedt (Großenrudstedt) und Jena und der Herrschaft Farnroda an
Sachsen-Weimar, 1920 an Thüringen. S. Sachsen-Eisenach,
Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Storch, J., Topographisch-historische Beschreibung der Stadt
Eisenach, 1837; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v.
Devrient, E., 1909; Peter, H., Die Entstehung des Herzogtums Eisenach, 1921;
Helmboldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Eisenacher Rechtsbuch,
bearb. v. Rondi, P., 1950; Patze, H., Eisenach, LexMA 3 1986, 1754ff.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 166
Elkerhausen, Elkershausen (Herren, Reichsritter).
Nach der 1191 erwähnten Wasserburg E. südlich von Weilburg nannten sich Herren
von E., die Lehnsleute des Erzstifts Trier und des Stifts Wetzlar waren. 1352
wurde ihre Burg von Trier, 1396 Neuelkerhausen von Nassau zerstört. Im 18.
Jahrhundert zählten die E. zum Ritterkreis Rhein. 1718 verkauften sie ihre
Güter an Nassau-Weilburg. 1725 starben die Herren aus. Über Preußen
(Hessen-Nassau) kam E. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 Klüppel von Elkerhausen (Elkerhausen) 1752 ausgestorben.
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei, Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E.
(„Elch-wangen“) an der Jagst wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna
zwischen Franken und Schwaben von den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf
(Bischof von Langres) gegründet. Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte
Kloster unter den Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215
Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit etwa
1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches
Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige
Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E.,
Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609
Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche Herrschaft in
Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000 Menschen umfasste.
Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7 Quadratmeilen)
gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des
Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959;
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v.
Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg,
1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt,
1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen
und die Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D.,
Das geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und
16. Jh., Ellwanger Jb. 32 (1988); Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen,
FS H. Maurer, 1994, 207; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 654, 1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei,
bearb. v. Häfele, H., 2008.
Eltz (Herrschaft, Herren, Grafen,
Reichsritter). Nach der im 12. Jahrhundert kurz vor dem Einfluss der Elz in die
Mosel entstandenen Burg E. nannten sich seit 1150/1157 Herren von E. Durch
allmähliche Aufspaltung des Geschlechts in mehrere Linien wurde die Burg
Ganerbenburg. 1331/1336 erzwang der Erzbischof von Trier die Übergabe. Die
Herren von E. wurden Lehnsleute des Erzstifts Trier. Die Burg war Mittelpunkt
einer kleinen Herrschaft der später in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie.
Im 18. Jahrhundert waren die Grafen zu E. mit einem Drittel Burg-Gräfenrode
(Burggräfenrode) im Kanton Mittelrheinstrom, mit einem Viertel der Ganerbschaft
Burglayen (Burg Leyen) und einem Viertel Rümmelsheim im Kanton Niederrheinstrom
und mit Vendersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert. Ab etwa 1760 gehörten E. auch zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken. 1815 kam Eltz zu Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. S.
Faust von Stromberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Zimmermann 66f.; Winkelmann-Holzapfel 147; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Hohlenfels, Gräfenrode 1792).
Engen (Herren). E. bei Konstanz wird 1050
erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von E. (auch Herren von Hewen),
die um E. begütert waren. 1398 kam E. an Habsburg, 1639 an die Grafen von Fürstenberg, 1806 an Baden und 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Sandermann, W., Die Herren von Hewen und ihre Herrschaft, 1956;
Engen im Hegau, Bd. 1: Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, hg. v.
Berner, H., Bd. 1ff. 1983ff.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei
Seligenstadt belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in
enger Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz
zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben
einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und
die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung in die Linien
Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der Westteil der
Herrschaft Eppstein-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe
des 1505 die Grafenwürde erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und
Königstein erloschenen, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses fiel
an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der Herren und der Stadt, 1968;
Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer, R., Die Herren von
Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von Hagen-Arnsburg-Münzenberg
zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das Vogteirechte (?) der
Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs in der Mark
Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König Heinrichs (VII.)
innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die Pfalzgrafen bei Rhein.
Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität
erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der
Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann
in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz der Schenken zu E. war. Die
Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf Gütern des 1232 an das Erzstift
Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu
Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung
die Linien Erbach-Erbach (bis 1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das
Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung
in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur
vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie
Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft
erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704
wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion,
1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft
aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem
Erbach-Erbach 1721 erloschen war, teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die
Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und
die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die
Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen und 24000
Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie
Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an
Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Erbach-Fürstenau
(Grafen). Die Grafen von E. waren mehrfach Linien der Grafen von Erbach (um
1270, 1678). 1792 gehörten sie zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Ihr Gut
umfasste die Ämter Freienstein, Fürstenau mit
der ehemaligen Benediktinerfrauenabtei Steinbach und Michelstadt. Seit 1797
zählten sie mit der Herrschaft Rothenberg, Kortelshütte, Moosbrunn, Rimhorn,
Oberhainbrunn (Oberhaunbrunn) und Finkenbach (Unterfinkenbach) zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. (Rothenberg mit Finkenbach, Rimhorn und
Oberhainbrunn [Hainbrunn] fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und kamen damit 1945
zu Hessen.)
L.: Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 187; Riedenauer 129.
Erbach-Schönberg (Grafen). Das 1303 erstmals bezeugte Schloss Schönberg an der Bergstraße war seit 1717/1718 Sitz der von der Linie Erbach-Fürstenau ausgehenden Grafen bzw. Fürsten von E. 1792 gehörten sie zum fränkischen Reichsgrafenkollegium. Zu ihren Gütern zählten die Ämter Breuberg, König und Schönberg.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 166.
Esterau (Reichsherrschaft). 1643 kaufte der
kaiserliche Feldmarschall Peter Eppelmann (Melander) aus Hadamar von den Fürsten von Nassau-Hadamar die unmittelbare
Reichsherrschaft E. an der Lahn und die Vogtei Isselbach, die Kaiser Ferdinand
III. daraufhin zur Reichsgrafschaft Holzappel erhob. 1806 kam sie an Nassau und
damit 1866 an Preußen (Hessen-Nassau). 1946 gelangte das Gebiet zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 362.
Eutin (Burg, Fürstentum,
Residenz des Bischofs von Lübeck). In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiedelte
Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) den slawischen pagus Utinensis
durch Holländer. Ein Dorf übernahm den Namen Utin. 1156 kam das Gebiet an den
Bischof von Lübeck, der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der
Reformation wurden die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586
aus dem Haus Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die
bisherige Burg E. zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem
Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil
Oldenburgs der Provinz Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck
(Hochstift, Fürstentum), Holstein-Eutin,
Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Peters, G., Geschichte von
Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Hohlenfels 1550).
Eyß (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von E. waren mit Rheinstein und dem zur Herrschaft Faitzberg
gehörigen Lendershof um 1790 Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
355 (Rheinstein 1792).
Fagnolle (Grafschaft). Die nahe der Stadt
Marienburg im französischen Teil der Grafschaft Hennegau gelegene Herrschaft F.
bestand nur aus einem verfallenen Schloss und einem Dorf. Sie gehörte dem Fürsten von Ligne und wurde 1770 zur Reichsgrafschaft
erhoben. 1764/1772 beantragte der Fürst vergeblich die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1803 erhielt der Fürst von Ligne für das
0,5 Quadratmeilen große, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
F. mit 500 Einwohnern die Abtei Edelstetten unter dem Namen einer Grafschaft.
L.: Wolff 369; Wallner 705 WestfälRK 55.
Falkenstein (Herrschaft, Ganerbschaft). Nach der
erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg Nürings errichteten Burg
Neu-Falkenstein wurde die Herrschaft F. im Taunus benannt, die nach dem
Aussterben der Reichsministerialen von Münzenberg (1255) an die Linie F. der
reichsministerialischen Herren von Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht
auf der Burg, die sich bald zu einer Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete
sich die Familie in die Linien Butzbach und Lich. Kurz nach 1350 gingen in
Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hanau um das Münzenberger Erbe Güter
verloren. Die Burg befand sich 1350 im Besitz der Herren von Sponheim, die sie
an die Grafen von Hohenlohe vererbten. Im späten 14. Jahrhundert (1385) kam die
Herrschaft über die Erbtochter unter die Lehnshoheit der Grafen von
Nassau-Weilburg, die den Ganerben, den Herren von Kronberg und den Hattstein,
ihre ererbten Teile neu verlehnten. 1418 erlosch das Geschlecht F. Die Güter
Königstein, Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain, Anteile an der Burg
Kalsmunt bei Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen kamen an die Grafen
von Solms und die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg F., die 1679 an die
Herren von Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an Nassau zurück. Über
Nassau kam F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg Falkenstein im Taunus,
1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von Falkenstein, 1994; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 308.
Farnroda (Herrschaft). F. bei Eisenach erscheint
seit 1260 als Sitz einer Ritterfamilie, die sich nach ihm benannte. Die
zugehörige kleine Herrschaft kam um 1400 in andere Hände und 1461 schließlich
bis 1799 an die Burggrafen von Kirchberg. 1801 gehörte sie über das Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach zum obersächsischen
Reichskreis. 1920 kam F. zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Wallner 710 ObersächsRK 19.
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?, Wehrenbach?,
Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals genannten
Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und Sommerau
(im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Bis
etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Weitere Güter
der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die Güter im
Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450 durch
Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg
(Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an
Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über Laudenbach und Sommerau die
patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl von F. zu Laudenbach (1836-1907)
erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm. 1969 kam das Archiv an Bayern.
S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie Rüdt von Collenberg, 1937
(masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach zu Laudenbach, bearb. v.
Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
355 (Schackau seit 1540)
Fleckenstein (Herrschaft). Die aus vier Teilen
bestehende Herrschaft F. im Unterelsass (Niederelsass) mit Sulz, Niederrödern,
Uffried, Weitersweiler, Hohweiler (Hochweiler), Drachenbronn (Drachenbrunn),
Lembach, Trimbach und Niederseebach gehörte den vielfach teilenden Herren von
F. Nach deren Aussterben 1720 fiel sie an die Fürsten
von Rohan-Soubise und kam mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 293; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Müller, P., Die
Herren von Fleckenstein, 1990.
Forstmeister von Gelnhausen(, Forstmeister zu
Gelnhausen) (Freiherren, Reichsritter). Um 1550 bis etwa 1650 zählten die im Dienst
im Büdinger Wald reich gewordenen F. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Im späten 16. Jahrhundert waren sie auch im Kanton Rhön-Werra
immatrikuliert. Im 18. Jahrhundert waren sie mit der Herrschaft Aufenau, die
vielleicht von Fulda zeitweilig an die Herren von Lißberg und dann im 14.
Jahrhundert an die Forstmeister gelangt und reichsunmittelbar geworden war,
1781 (1787?) wegen Überschuldung aber an das Erzstift Mainz verkauft werden
musste, Schloss Kinzighausen und Neudorf Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 148; Pfeiffer 212;
Riedenauer 123; Stetten 32; Neumaier 67, 132, 150; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Aufenau) .
Frankenstein, Franckenstein (Freiherren,
Reichsritter). Im 17. und 18. Jahrhundert (1650-1720) zählten die F. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im 16. und 17. Jahrhundert sowie um 1806
waren sie im Kanton Odenwald immatrikuliert. Im 17. und 18. Jahrhundert
gehörten sie mit dem Rittergut Ullstadt und Langenfeld zum Kanton Steigerwald
des Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten sie mit einem Viertel
Allmannsweier, Niederschopfheim und einem Viertel Wittenweier zum Ort (Bezirk,
Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben sowie als Ganerben zu Mommenheim zum Ritterkreis Rhein.
1802 waren Johann Friedrich Karl Joseph Xaver F. (Herr der Herrschaft Binzburg
(Bünzburg), Niederschopfheim usw.), Johann Philipp Anton Franz F. und Franz
Christoph Karl Philipp F. immatrikuliert. Die Freiherren von F. zu Ockstadt
waren um 1790 mit Messenhausen Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Wegen der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim), Ockstadt mit
Oberstraßheimer Hof und Usafeldchen gehörten sie auch dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 363; Pfeiffer 210, 211;
Hölzle, Beiwort 66; Zimmermann 68f.; Winkelmann-Holzapfel 148; Riedenauer 123;
Stetten 32; Bechtolsheim 196; Rahrbach 78; Neumaier 66f., 72; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 Frankenstein, Ockstadt (1792).
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 163.
Frankenstein (Fürstentum,
Herrschaft). F. bei Breslau wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von
Schlesien an der Straße von Breslau nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es
Sitz eines Fürstentums, das in der Mitte des 14.
Jahrhunderts unter die Oberhoheit Böhmens kam. Zeitweise war es mit Münsterberg
vereinigt. Die Herrschaft F. war von 1654 bis 1791 durch kaiserliche Verleihung
in der Hand der Familie Auersperg. 1742 fiel F. an Preußen. 1791 wurde die
Herrschaft an Preußen verkauft. 1990 kam F. als politische Folge der deutschen
Einheit an Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194 Schöffen
[iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war F., das
bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen (zwischen
1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen bis auf 5),
seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren älteste
überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet.
Seit 1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen
Handelsplatz, dem 1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F.
Reichsstadt. Das Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer,
fünf Burgen bzw. Burganteile einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein
befestigter Hof und der Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter
verblieben). Die Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509
und 1578 wurde das Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation
erneuert. 1535 schloss sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde
die Stadtverfassung durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F.
von Frankreich besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 blieb F. Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden
und Sulzbach entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und
sein 100 Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg (1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der
einen aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten
Staat geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum
Fulda ohne Herbstein und dem Fürstentum Hanau
ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg, Ortenberg und
Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am 10./16./19. 2.
1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F. (mit den
Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.) unter
Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de
Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code
Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde
am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum
Isenburg und der Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement
übergeleitet. Am 14. 12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom
Stein eine freie Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der
Bundesversammlung des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19.
7. 1816). Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst.
Fulda (teilweise) und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das
Kurfürstentum Hessen-Kassel überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel,
Aschaffenburg an Bayern. 1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt
es eine neue Verfassung. Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17.
8./22. 9./3. 10. 1866 mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer
Bonames, Bornheim, Hausen, Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel
mit Preußen vereinigt. 1914 gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine
Universität. Im zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am
19. 9. 1945 kam F. an Großhessen, das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte.
Hier wurde es zu einem führenden europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a.
Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des römischen
Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg
zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher der
Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm, O.,
1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von Hessen, Bd. 1
1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966); Bilz, W., Die
Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968;
Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W., Frankfurt
zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der ”Freien
Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur
bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der
Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg.
v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.;
Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A.
1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund,
K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und
Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
L.: ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Dehrn 1550) 1737 ausgestorben?.
Freihan, Freyhan (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft F. in Niederschlesien böhmischen Anteils war ursprünglich ein
Teil von Militsch, bis sie an die Freiherren von Maltzan und durch Heirat an
die Reichsgrafen von Strattmann gelangte. Von dort kam sie später an einen Fürsten Sapieha und an die Grafen von
Willamowitz-Moellendorff (Willamowski-Möllendorf).
L.: Wolff 487.
Freistadt (Herrschaft). 1142 gab König Konrad dem
Kloster Garsten 400 Hufen zwischen der Aist und der Jaunitz im nördlichen
Oberösterreich. Hier entstand das 1241 erstmals genannte F. an der Feldaist.
Die zugehörige Herrschaft wurde von Habsburg meist zu Pfand vergeben (1290-1358
an Wallsee, 1620-1644 an die Grafen von Meggau). 1644 kam sie über die Slawata
an die Kolowrat, 1700 an die Grafen Harrach und danach durch Heirat an die Fürsten Kinsky. 1750 zählte sie 844 Untertanen.
L.: Wolff 27; Grüll, G., Kurze Geschichte von Freistadt, Bd. 1 1949; Hageneder,
O., Das Land ob der Enns und die Herrschaft Freistadt im späten Mittelalter,
Jb. d. oberösterreich. Musealvereins 127 I (Linz 1982); Marckgott, G.,
Freistadt, LexMA 4 1989, 906.
Friedberg-Scheer (Grafschaft). 1282 erwarb Rudolf von
Habsburg die 1274 erstmals erwähnte Grafschaft Friedberg an der oberen Donau im
Tiengau bzw. Dienggau (und Ergau bzw. Eritgau) von den Grafen von Nellenburg
und 1289 Scheer von den Grafen von Montfort. Beide Herrschaften wurden
1314/1315 an Montfort verpfändet und von diesem 1369 zur Grafschaft F.
vereinigt. Sie kamen 1452 durch Kauf an die Reichserbtruchsessen von Waldburg
(Waldburg-Sonnenberg). Durch Vertrag von 1680 wurde die Grafschaft Mannlehen
Österreichs. Die Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg
veräußerten 1786 F. mit den Herrschaften Dürmentingen und Bussen an die Fürsten von Thurn und Taxis, die 1787 die Grafschaft
als Reichslehen verliehen erhielten. 1806 fiel die reichsunmittelbare, zum
schwäbischen Reichskreis zählende und seit 1787 gefürstete Grafschaft mit rund
190 Quadratkilometern bzw. 3 Quadratmeilen und etwa 9000 Einwohnern an
Württemberg. Sie umfasste die Herrschaft Scheer, die Grafschaft Friedberg, die
Herrschaften Dürmentingen und Bussen, letztere mit Schloss Bussen und fünf
Orten und das zwischen Saulgau und Aulendorf gelegene Dorf Renhardsweiler
(Renartsweiler). Über Württemberg kam das Gebiet 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 179; Wallner 688 SchwäbRK 44; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen
in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, Zs. f.
württemberg. LG. 28 (1969); Der Kreis Saulgau, 1971; Kretzschmar, R., Vom
Obervogt zum Untergänger. Die Verwaltung der Grafschaft Friedberg-Scheer unter
den Truchsessen von Waldburg im Überblick (1452-1786), (in) FS E. Gönner, 1986;
Kretzschmar, R., Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal. Grafschaft
Friedberg-Scheer. Urkundenregesten 1304-1802, 1993.
Fritzlar (Fürstentum).
723 gründete Bonifatius in F. ein Kloster. Im 11. Jahrhundert ging F., wo seit
dem 10. Jahrhundert ein Königshof bestand, von den Konradinern an das Erzstift
Mainz. 1803 fiel es durch § 7 I des Reichsdeputationshauptschlusses als
neugebildetes Fürstentum mit den Ämtern
Amöneburg, F., Naumburg und Neustadt an Hessen-Kassel und damit 1866 an Preußen
und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Kissel, O., Neuere Territorrial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Schwind, F., Fritzlar, LexMA 4 1989, 981f.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift, Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?,
aha) an der Fulda wurde am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi
(Sturmius) auf altem, durch Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem
Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich 743 von dem merowingischen Hausmeier
Karlmann aus Königsgut hatte übertragen lassen, als Benediktinerabtei
gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 von König Pippin
zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl dem Großen mit der Immunität
versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der wichtigsten deutschen
Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch dessen Bibliothek
wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den päpstlichen
Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor, Marbachshöfe (Marbachshof) und
Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen, Steinbach, Dalherda, Eichenzell,
Welkers, Geroda, Langenschwarz, Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau,
Lütter mit Altenfeld und Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach,
Wenigentaft, Poppenhausen, Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof,
Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz (Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand,
Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und Sannerz mit Weiperz zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde F. mit 33/37 Quadratmeilen und
90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später die 1723/1734 gegründete
Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an Nassau-Oranien, 1806 an
Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1813 unter die Verwaltung
Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es 1816 als Großherzogtum an
Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an Preußen, das zugleich von
Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers erhielt, 1945 zu Groß-Hessen
bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete gelangten 1815 an Bayern, die
östlichen an sächsisch/thüringische Länder, Johannisberg (Johannesberg) im
Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab,
H., Das Fürstbistum Fulda (1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische
Kirchengeschichte 41; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H.,
Kleine Fulda-Chronik, 1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989;
Weidinger, U., Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der
Karolingerzeit, (in) Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter,
1989; Sandmann, M., Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v.
Jäger, B., 1994; Fulda in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung
der Abtei Fulda, Fuldaer Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H.,
Der Codex Eberhardi, Bd. 1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G.,
1996; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die
Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen,
F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198;
Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono.
Die frühmittelalterliche private Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster
Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014.
Fürstenau (Burg, Herrschaft). Um 1300 errichtete
das Erzstift Mainz die Wasserburg F. bei Erbach. 1317 erlangten die Grafen von
Erbach ein Burglehen, um 1350 den Pfandbesitz. Danach wurde F. zeitweise Sitz
der Linie Erbach-Fürstenau. 1806 kam es an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 123.
Fürstenau (Residenz des Bischofs von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 200.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten,
Fürstentum). Die Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen
Grafenfamilie in Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt
ist. 1218 erbten sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von
Zähringen um Freiburg im Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen
Schwarzwald (Haslach, Steinach, Biberach im Kinzigtal) und nannten sich
zunächst nach Freiburg und seit etwa 1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals
erwähnten Burg Fürstenberg (fürdersten Berg) bei
Neudingen in der Nähe von Donaueschingen. Weiter erhielten sie Lehen der
Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem Zähringer Erbe die Grafschaft
Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F. gewann 1278 Villingen, die
Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt 1283 als Vetter König
Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die Landgrafschaft Baar. Von
1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit Residenz in Haslach im
Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar die ältere Linie
Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326 Villingen, später
außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an Württemberg verloren, doch
wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen. Der Verlust von Reichslehen
im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde durch den Erwerb der
Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft F., die zeitweise
durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber wieder zusammenkam,
vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen) bis zum Schönenberg.
Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die Landgrafschaft
Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die Herrschaften
Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil an Wiesensteig
sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Hewen (Hohenhewen),
so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren insgesamt vervierfachten.
Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden aus der Baarer Linie die
jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine Messkircher und eine
Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie (bis 1716). 1664
wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch beerbte) Linie
Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und Stimme in der
Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter nach Aussterben
der Messkircher Linie durch die Stühlinger Linie in dem Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am
Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Fürsten zu
F. weiter die Herrschaften Hausen, Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch,
Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die
Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen,
Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen und Trochtelfingen und die Oberämter
Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch und Wolfach. Wegen Waldsberg und
Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488
als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und
Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine
österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern
und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen
aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren
im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82; Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler,
S./Baumann, F., Bd. 1ff. 1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen
Hauses Fürstenberg bis 1509, 1883; Tumbült, G.,
Das Fürstentum Fürstenberg
von seinen Anfängen bis zur Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und
Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der
Mediatisierung (1744-1806), Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vetter, A., Geschichte der Stadt Fürstenberg,
1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg
(15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9; Eltz, E., Die
Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und
Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom Ausgang des
Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I., Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E., Südwestdeutscher
Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Fürstenberg (Reichsritter). Seit dem 13. Jahrhundert
ist eine im Sauerland beheimatete Ministerialenfamilie des Erzstifts Köln
nachweisbar. Sie nannte sich seit 1295 nach der an der Ruhr gelegenen, im
letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbauten, aber wohl kurz nach 1326 wieder
zerstörten Burg F. bei Neheim. Sie stammte wahrscheinlich von dem Geschlecht
der Binolen ab. Am Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich die Familie in die
drei Hauptlinien Waterlappe, Höllinghofen-Hörde-Livland und
Neheim-Neufürstenberg verzweigt. Güter hatte sie vor allem im nordwestlichen
Teil des Herzogtums Westfalen, aber auch im südwestlichen Sauerland, im
Märkischen, Münsterischen, Paderbornschen, am Nieder- und Mittelrhein (Geldern,
Mainz) und in Livland. Sie war Mitglied des Ritterkreises Rhein. Seit 1572
hatte sie die Vogtei über Kloster Grafschaft inne.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Klocke, F. v., Fürstenbergsche
Geschichte, Bd. 1 1939; Klocke, F. v. u. a., Fürstenbergische
Geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.; Fürstenberger
Skizzen, hg. v. Gosmann, M., 1995.
Fürstenberg-Haslach (Grafen). 1286 entstand die Linie F. der Grafen von Fürstenberg, deren Güter 1386 teilweise dem Hochstift Straßburg zufielen, bis 1393 als Lehen aber wieder an die Grafen von Fürstenberg zurückkehrten.
Fürstenberg-Kinzigtal (Grafen). Nach dem Kinzigtal nannten sich im 15. und 16. Jahrhundert eine ältere (1408-1490) und eine jüngere (1559-1641) Linie der Grafen von Fürstenberg.
Fürstenberg-Messkirch (Fürsten). Die von der 1559 entstandenen Kinzigtaler Linie der Grafen von Fürstenberg abgespaltete Linie F. starb 1744 aus. Ihre Güter fielen an Fürstenberg-Stühlingen.
Fürstenberg-Stühlingen (Grafen). Von der 1559 entstandenen Kinzigtaler Linie der Grafen von Fürstenberg spaltete sich die Linie F. ab, die 1744 die Fürstenberger Güter in sich vereinigte. Sie hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrats des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis.
Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.
Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein
wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer
Herrschaft. Diese gehörte 1801 über das Hochstift Passau zum bayerischen
Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Fürstenstein (Burg, Herrschaft). Vermutlich
errichteten die Grafen von Bilstein im 13. Jahrhundert bei Albungen an der
Werra die Burg F. Um 1301 kam sie durch Kauf oder Heimfall an Hessen. Von 1344
an waren die vielleicht ursprünglich zu den Burgmannen von Boyneburg gehörigen
Diede von F. an der vielfach verpfändeten Burg berechtigt. Seit 1596 waren sie
bis zu ihrem Aussterben 1807 die alleinigen Herren. S. Diede von Fürstenstein.
L.: Wengel, E., Der Fürstenstein, Burgwart 13
(1912).
Fürstenwalde (Residenz des Bischofs von Lebus)
Fürstenwärther (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von F. waren wegen dem halben Duchroth mit dem halben Oberhausen und
einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen) Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148.
Gailing von Altheim, Gailing, Gayling, Gayling
von Altheim (Reichsritter). Um 1550 bis etwa 1720 gehörten die G. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken (Geyling). Im 18. Jahrhundert zählten die G.
zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben und zum Ritterkreis Unterelsass (Reichsfreiherren). Die
G. erloschen männlicherseits 1940 und weiblicherseits 1987.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Riedenauer 123; Stetten 32;
Neumaier 73, 150; Zander, P., Das Freiherrlich Gayling von Altheim'sche
Gesamtarchiv, (in) Barockschloss Ebnet bei Freiburg i. Br., 1989; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Gayling von Altenheim) abgezogen.
Galizien (Landschaft, Fürstentum,
Königreich). Während das Karpatenvorland westlich des San mit Krakau um 1000 an
Polen kam, bildeten sich im Gebiet östlich des San die Fürstentümer
Halitsch (((Halics) und Wladimir (Lodomerien). Davon gewann Halitsch/Galizien
Anschluss an die Entwicklung Böhmens, Polens und Ungarns. Bei der ersten
polnischen Teilung 1772 erhielt Österreich Rotrussland und Teile Podoliens mit
Zamosc, Brody, Lemberg, Tarnopol und Halitsch (Halics) sowie die Herzogtümer
Zator und Auschwitz. Dieses 1280 Quadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern
umfassende Gebiet wurde als Königreich G. und Lodomerien bezeichnet. 1784 wurde
nach der Errichtung eines eigenen Gubernium für G. samt Lodomerien in Lemberg
eine Universität geschaffen. 1795 kam bei der dritten polnischen Teilung
Kleinpolen mit Krakau, Wieliczka, Rawka, Sandomir, Radom und Maciejowice
(Maziejowice) (insgesamt 46000 Quadratkilometer mit 1,5 Millionen Einwohnern)
als Westgalizien hinzu. 1809 musste dieses Westgalizien mit Zamosc an das
Großherzogtum Warschau, der östliche Teil Galiziens an Russland abgetreten
werden. 1815 kam dieser Teil an Österreich zurück, während die übrigen 1809
verlorenen Gebiete an Polen fielen. 1846 wurde der 1815 gebildete Freistaat
Krakau einverleibt. 1918 schloss sich der westliche, 1772 an Österreich
gelangte Teil Galiziens (mit Krakau, Tarnów und Przemyśl) Westgalizien Polen
an. Das östliche Galizien mit Lemberg wurde 1919 gewaltsam Polen eingegliedert,
1939 an die Sowjetukraine angeschlossen.
L.: Kratter, F., Briefe über den itzigen Zustand von Galizien, 1786; Traunpaur,
Chevalier d'Orphanie A. H., Dreyßig Briefe über Galizien, 1787; Stupnicki, H.,
Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Ortsrepertorium des Königreiches
Galizien und Lodomerien, 1874; Brawer, A., Galizien, wie es an Österreich kam,
1910; Seefeldt, F., Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter Kaiser
Joseph II., 1935; Schneider, L., Das Kolonisationswerk Josephs II. in Galizien,
1939; Rosdolski, R., Untertan und Staat in Galizien, 1992; Mark, R., Galizien,
1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann, K., Ein
Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001.
Gans von Otzberg, Gans von Uzberg
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert (um 1785) zählten die G. zum Ritterkreis
Rhein und bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123; Stetten 33; Neumaier 73,
150; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 Ganz von
Otzberg (Otzberg 1550) ausgestorben.
Gaveren (Fürstentum, Roede). Das Fürstentum (Roede) G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
Geisingen (Herrschaft). G. bei Donaueschingen wird
764 (Chisincas) erstmals erwähnt. Die Herren von G., die sich auch nach der um
1100 erbauten nahen Burg Wartenberg nannten, gründeten neben dem Dorf zwischen
1250 und 1300 eine Stadt. 1318 kam G. mit Wartenberg über die Grafen von
Freiburg-Badenweiler erbweise an das rivalisierende Fürstenberg,
1806 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Barth, J., Geschichte der Stadt Geisingen an der Baar, 1880;
Vetter, A., Geisingen. Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg, 1964.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg G. (1096 de Gelre) an
der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und Roermond sowie Eigengut
östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120 erheiratete Graf Gerhard II.
über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft Kleve hiervon getrennte
Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die Herrschaft Arnheim. Später
erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter Marienstifts. 1247 erzwangen sie
gegenüber König Wilhelm von Holland die Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen
mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen) (sog. Nimwegener Reich) und Emmerich,
so dass die Grafen ein bedeutendes Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis
zur Zuidersee hatten. Nach der im Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum
Limburg gegen Brabant 1288 erlittenen Niederlage von Worringen wurden die
Grafen von den Ständen abhängig. 1339 erhielt Graf Reinald II. den
Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Im geldrischen
Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379) an die durch Heirat verbundenen
Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem Erlöschen Jülich-Gelderns im
Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den Ständen gewählten Grafen von
Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472 verpfändete Arnold von Egmond das
Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser
belehnt wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit
Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder selbständig gewordenen Grafen
von Geldern (1538) mit den vier Quartieren Arnheim, Roermond, Zutphen und
Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach zeitweiliger Lösung (seit 1538
unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen Niederlanden im burgundischen
Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen Reichskreis zuteilte.
1578/1579 löste sich unter dem Statthalter Johann von Nassau der größte Teil
Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und schloss sich den
Generalstaaten als Provinz Gelderland an (Utrechter Union). Der südliche Teil
(Oberquartier G. südlich von Kleve um G. und Venlo, Obergeldern) fiel nach dem
1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) als Ersatz für Oranien) 1713 im Frieden von Utrecht an Preußen (G.,
Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk, Kessel, Kriekenbeck [Kriekenbeek]).
1715 erwarben die Generalstaaten noch Venlo, Stevensweert und Montfoort
(Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz, so dass bei den österreichischen
Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften Daelenbroeck (Dalenbroek),
Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der österreichische Teil wurde 1801, der
preußische Teil 1795/1801 an Frankreich abgetreten. 1815 kam der
österreichische Teil an die Niederlande. Der preußische Teil ging bis auf einige
Stücke, die an die Niederlande fielen (Kessel, alles Land eine halbe Meile
landeinwärts vom Maasufer), 1946 in Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 6 (1378)
C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2; Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und
Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A. 1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek
der graafschappen Gelre en Zutfen, Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der
geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896; Gouda Quint, P./Gouda Quint, S.,
Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff. 1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und
Stände des Herzogtums Geldern preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss.
phil. Bonn 1916; Heimatbuch des Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E.,
Geldern, eine niederrheinische Festung, 1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis
van Gelderland, 1966; Der Landkreis Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay,
W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während
des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter
Geldern, Goch und Straelen im späten Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern
- Preußens Maasprovinz (1713-1794), Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die
Grafen von Geldern im Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die
Grafschaft Geldern vor und nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.;
Herborn, W., Geldern, LexMA 4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre,
Diss. phil. Nimwegen 1992; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 130; Gelre - Geldern - Gelderland, hg. v. Stinner, J. u.
a., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 71, 793, 1, 2, 207; Nijsten, G., In the
Shadow of Burgundy, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401,
2, 217; Geldern, hg. v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel,
Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014,
289.
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um
ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine Herrschaft.
1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei über das Stift
Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene Güter
(Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können, aus. Es
folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach 1635 die
Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift Münster
die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene
Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene Herrschaft
Burg und Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie
gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den
westfälischen Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von
Boyneburg-Bömelberg. Am 12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12. 1810 erfolgte der
Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von der Familie
Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft
über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später weitverzweigten
Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15.
Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg) geteilte Familie G.
war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar.
Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser. Das später der Reichsritterschaft
Schwaben und Franken aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck
bzw.) Steinegg, G., Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg
(Homberg) aus. Zu ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im
Kanton Neckar Hamberg (Homberg) (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457),
Hohenwart (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v.
G. zu Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen),
Neuhausen im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg,
1407), Tiefenbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher
Ganerbschaft Bönnigheim (Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit
1675), Filseck (1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim
teilweise, im Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof,
Bonfeld mit (dem 1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld,
Rappenau, Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert
waren, drei Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau,
Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit
Rodensteinschen Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622),
Hoffenheim (1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg
(1334), Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss
Hornberg (1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15.
Jh.), Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh.,
gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde
in G. die Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
(Am Beginn des 21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972; Andermann, K., In Angelegenheiten
der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die Urkunden des Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar, 1990; Andermann,
K., .Die Urkunden der Freiherrlich von Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen
und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011; Archive der Freiherren von
Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt - Urkundenregesten 1439-1902,
bearb. v. Burkhardt, M., 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
356 (Fränkisch Crumbach 1792).
Genf (Grafen, Grafschaft). Obgleich der
Bischof von Genf mit Grafschaftsrechten nie formal belehnt wurde, erscheint der
comitatus G. bereits 839. Begründer des Hauses der Grafen von G. wurde Gerold
(um 1030). Der Ausweitung der Rechte stellte sich schon 1124 der Bischof
entgegen. Im 13. Jahrhundert verloren die Grafen ihre Güter am rechten
Rhoneufer und nördlich des Genfer Sees weitgehend an die Grafen von Savoyen.
Mit Graf Robert, der 1378 zum Papst gewählt wurde, erlosch 1394 das Geschlecht.
Die Erben verkauften die Grafschaft 1402 an Savoyen, was 1422 vom Kaiser
anerkannt wurde.
L.: Duparc, P.,
Le Comté de Genève IXe-XVe siècle, 2. A.
1977; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989, 1228ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 212.
Gernrode (Reichsabtei). 959 gründete Markgraf
Gero in seiner am Rande des Harzes gelegenen Burg G. das Kanonissenstift Sankt
Cyriakus. König Otto I. nahm die reich ausgestattete Abtei G. 961 in den
königlichen Schutz auf. Allmählich wurde sie Mittelpunkt einer kleinen
Herrschaft, zu der auch der Ort G. gehörte, der 1539/1549 Stadtrecht erhielt.
Bis 1544 schrumpfte die Herrschaft auf G. und fünf Dörfer zusammen. Stiftsvögte
waren seit Mitte des 12. Jahrhunderts die Askanier bzw. Fürsten von Anhalt. Die Abtei behielt auch nach der etwa 1525
erfolgten Umwandlung in ein evangelisches Damenstift ihre Reichsstandschaft und
ihre Zugehörigkeit zum obersächsischen Reichskreis. 1610/1614 wurde das um 2 Quadratmeilen
große Stift durch die Fürsten von Anhalt
aufgehoben. Über Anhalt gelangte G. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 553 II a 37, 14; Wallner 710 ObersächsRK 25; Schulze,
H. u. a., Das Stift Gernrode, 1965; Beumann, H., Gernrode, LexMA 4 1989, 1348;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz
[bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie
Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden
vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an
Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz
nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem
Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen
die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer
Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der
Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner.
1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit
Österreichs unterstellt (mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab.
Damit gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Geyso zu Mansbach (Reichsritter). Die G.
zählten im 16. bis 18. Jahrhundert mit Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, der
Hälfte von Rossdorf und Wenigentaft zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Stieber; Seyler 365;
Winkelmann-Holzapfel 151; Riedenauer 123; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Geyso von
Mansfeld) (Mansbach 1651 gekauft)
Gimborn-Neustadt (reichsunmittelbare Herrschaft,
Grafschaft). Schloss Gimborn an der oberen Leppe (bei Gummersbach) gehörte seit
dem 13. Jahrhundert verschiedenen Herren (Herren von Sankt Gereon in Köln,
Berg, Mark, Kruwell, Burtscheid, Nesselrode, Harff). 1550 kam es durch
Einheirat von den märkischen Rittern von Harff an das mainfränkische Geschlecht
Schwarzenberg. 1610 wurde Gimborn zur Unterherrschaft Brandenburgs und der
Pfalz erhoben. Adam von Schwarzenberg, der erste Minister in Brandenburg,
eroberte das märkische, 1614 Brandenburg zugeteilte Amt Neustadt, bewirkte bis
1621 die Belehnung mit 12 Bauerschaften nördlich der Agger, kaufte 16 adlige
und steuerbare Güter im Binnenbergischen und erreichte 1630 die Übertragung
durch Brandenburg als Mannlehen und freie Reichsherrschaft sowie 1631 die
Reichsunmittelbarkeit dieser Herrschaft G. (u. a. Gummersbach). 1682 wurden die
Güter zur Grafschaft erhoben. Die Grafschaft gehörte dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium an. 1782/1783 verkauften die inzwischen in Wien ansässigen
Fürsten von Schwarzenberg das 5 Quadratmeilen
große G. mit 18000 Einwohnern an die Grafen von Wallmoden (Wallmoden-Gimborn).
1806 kam das Gebiet an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen und 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364f.; Zeumer 554 II b 63, 24; Wallner 704 WestfälRK 29; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Sybel, F. v., Chronik und Urkundenbuch
der Herrschaft Gimborn-Neustadt, Grafschaft Mark 1880.
Glatz (Grafschaft). G. an der Neiße in
Schlesien ist als Burg Böhmens an der Grenze zu Polen erstmals 981 (Cladsko)
bezeugt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde G. deutsch besiedelt (1223 deutsche
Namensform G.) und erhielt Magdeburger Recht. Es war Mittelpunkt der Grafschaft
G. (G., Habelschwerdt, Neurode), die ursprünglich zu Böhmen gehörte, nach der
Niederlage König Ottokars II. von Böhmen 1278 aber längere Zeit böhmisches
Lehen schlesischer Fürsten wurde (1278-1290,
1327-1335 Breslau, 1336-1341 Münsterberg, 1351 Glogau-Sagan, E. 14. Jh.
Troppau-Ratibor). 1440-1454 waren G. und Münsterberg in Händen der Kruschina
von Leuchtenburg (Lichtenberg), 1454-1501 der Podiebrad, 1501-1534 der Grafen
von Hardegg (Hardeck). 1554/1560 kam die 1636 Quadratkilometer große Grafschaft
G. wieder an Böhmen bzw. Habsburg, das sie aber 1742 an Preußen abtreten
musste. Die Grafschaft war in die Distrikte G., Landeck, Habelschwerdt, Hummel,
Wünschelburg und Neurode geteilt. Seit 1945 war G. unter Verwaltung Polens, an
das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 490; Kutzen, J., Die Grafschaft Glatz, 1873; Geschichtsquellen der
Grafschaft Glatz, hg. v. Volkmer, F. u. a., Bd. 1ff. 1883ff.; Ludwig, F., Die
Grafschaft Glatz in Wort und Bild, 1897; Klemenz, P., Die Literatur der Landes-
und Volkskunde der Grafschaft Glatz, 2. A. 1924; Fogger, J., Das Glatzer Land
und Volk in der Geschichte, 1956/1958; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1, Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, 1961; Bernatzky,
A., Landeskunde der Grafschaft Glatz, 1988.
Glogau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs von Glogau der Piasten). G. in Niederschlesien
erscheint 1010 als polnische Herzogsburg. Seit dem 12. Jahrhundert strömten
deutsche Siedler zu. 1251 gründete dort Herzog Konrad I. von Niederschlesien
anlässlich einer Erbteilung (1248/1252) eine neue Linie der Piasten.1253
erhielt die Stadt G. Magdeburger Recht. 1273/1274 teilten Herzog Konrads I.
drei Söhne das Gebiet und nannten sich Herzöge von Sagan, Steinau und G. Herzog
Heinrich III. von G. († 1309) konnte seine Herrschaft über fast ganz Polen
ausdehnen. 1312/1322 wurden Wohlau und Oels abgetrennt. 1331 kam G., wie die
meisten schlesischen Fürstentümer seit 1329,
unter die Lehnshoheit Böhmens, das einen Teil des Gebiets besetzte. 1368 wurde
das Herzogtum G. erneut geteilt. Eine Hälfte fiel an die Herzöge von Sagan, die
andere an den König von Böhmen (und Kaiser Karl IV.) und von diesem 1383 an die
Herzöge von Teschen, 1476 nach dem Aussterben der Glogauer Hauptlinie an König
Matthias Corvinus von Ungarn. 1482 wurde Crossen (Krossen) mit Bobersberg,
Züllichau und Sommerfeld an Brandenburg verkauft. Matthias Corvinus'
nichtehelicher Sohn Johann Corvinus vereinigte beide Teile Glogaus wieder und
vergab sie als Lehen an Prinz Johann Albert (1492-1498) und König Sigismund von
Polen (1498-1506). Seit 1506 war G. kein selbständiges Herzogtum mehr, kam 1508
von Polen an Böhmen zurück und fiel 1526 mit diesem an Habsburg. 1632-1634 trug
Wallenstein nochmals den Titel eines Herzogs von G. 1742 ging G., das einen
Flächeninhalt von 83 Quadratmeilen aufwies und in die Kreise G., Freystadt
(Freistadt), Guhrau, Sprottau, Grünberg (Grüneberg) und Schwiebus gegliedert war,
an Preußen über. 1945 kam es unter die Verwaltung Polens sowie 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Stamm- und
Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg.
v. Wutke, K., 1911; Blaschke, J., Geschichte der Stadt Glogau und des Glogauer
Landes, 1913; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1
1961; Bein, W., Glogau in alten Ansichten, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 215.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen
Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war von 1273/1397 bis 1472
Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten. 1329 kam G. unter die
Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin verkauft. 1504 starben
die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an Preußen. Von 1628 bis
1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von 1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam
Sagan mit 20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und
Freiwaldau) als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von
Kurland, über dessen Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929
erlosch der Titel eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S.
Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan,
1911; Sieber, H., Schlösser und Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke,
K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Glött (Herrschaft). G. an der Glött südlich
Dillingens wird im 12. Jahrhundert als Sitz eines Adelsgeschlechts erstmals
erwähnt. Im 14. Jahrhundert unterstand es den Herren von Knöringen-Burgau als
Ministerialen der Markgrafen von Burgau. 1537 kaufte es Anton Fugger und
verwandelte das Lehen der Grafen zu Fürstenberg
in Allod. Später gelangte es an die Linie Fugger-Kirchberg. Die dem
schwäbischen Reichskreis zugehörigen Fugger-Glött wurden 1805/1806 in Bayern
mediatisiert.
L.: Wolff 205; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen
Renaissance, 1958.
Gnesen (Erzstift, Fürsten).
An der Stelle Gnesens (zu poln. gniazdo, gnezdo, Nest, Vertiefung) in Kujawien
bestand bereits im späten 8. Jahrhundert eine befestigte Siedlung. Diese wurde
im 10. Jahrhundert Fürstensitz und 991
Hauptstadt Polens (bis 1039). Im Jahre 1000 gründete Kaiser Otto III. dort das
Erzbistum G. Unterstellt waren die Bischöfe von Kolberg, Breslau und Krakau, im
11./12. Jahrhundert auch Posen, Leslau, Plock und Lebus (bis 1424). Die
Zugehörigkeit Breslaus war seit 1354 nur noch formell. Lebus kam im 15.
Jahrhundert an Magdeburg. 1387 wurden Wilna, 1417 Miedniki (Samogitien) und
nach 1466 Culm (Kulm) G. unterstellt, dessen Diözese aus dem östlichen Teil des
968 gegründeten Bistums Posen gebildet wurde. Im 13. Jahrhundert erwarben die
Erzbischöfe das Fürstentum Lowicz und nannten
sich seitdem Fürsten von G. Im Zuge der
polnischen Teilungen ging G. an Preußen über. Von 1793 bis 1807 und von
1814/1815 bis 1918 gehörte G. zu Preußen, das 1821 Posen zum Erzbistum erhob
und mit G. in Personalunion verband. 1918 kam es mit der Abtrennung
Westpreußens und Posens vom deutschen Reich wieder an Polen zurück. Das polnische
Konkordat von 1925 bestätigte die Erzdiözese Gnesen-Posen mit den beiden
Bistümern Kulm (Culm) und Leslau.
L.: Warschauer, A., Geschichte der Stadt Gnesen, 1918; Kehr, P., Das Erzbistum
Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen, 1920,
Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin; Völker, K., Kirchengeschichte Polens, 1930;
Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen, 1937; Urkunden und Regesten zur
Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums Cammin und der
Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Labuda, G., Gnesen,
LexMA 4 1989, 1522ff.; 1000 lat archidiecezji gnieźnieńskiej (1000
Jahre Erzdiözese Gnesen) hg. v. Strzelczyka, J. u. a., 2000.
Gonzaga (Fürsten).
Nach der Burg G. bei Mantua benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert
nachweisbares Fürstengeschlecht (Corradi di G.).
Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser Ludwig dem Bayern
mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch den Kaiser zu
Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen von Mantua erhoben. 1536 erwarb
es die Markgrafschaft Montferrat. Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer
Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746
und Luggara 1794.
L.: Klein 164;
Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v.
Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.;
Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga,
LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei
den Gonzaga, 2002.
Goschütz (freie Herrschaft). Die aus ursprünglich
zum Fürstentum Oels gehörigen Gütern gebildete
freie Standesherrschaft G. in Niederschlesien gelangte 1717 als
Niederherrschaft an die Langenau und von diesen 1727 an die Grafen von
Reichenbach. 1741 erhob sie König Friedrich II. von Preußen zu einer freien
Standesherrschaft. Sie umfasste mit den Städten G. und Festenberg 1,75 Quadratmeilen.
Über Preußen gelangte G. zu Polen.
L.: Wolff 479.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen der
ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G. an
die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen).
1640 wurde es Residenz des Fürstentums
Sachsen-Gotha. Das Gebiet des Fürstentums
umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn, Georgenthal,
Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die obere Herrschaft
Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden Teil der Grafschaft
Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918 Sachsen-Coburg-Gotha).
Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G. zu Thüringen und damit
von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Göttingen (Fürstentum,
Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). G. an der Leine wird als Dorf
Gutingi 953 erstmals erwähnt. 1211/1212 erhielt der Ort vermutlich Stadtrecht.
Ab 1235 gehörte Göttingen zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Von (1291 bis
1292 und von) 1345 bis 1463 war es Sitz des Fürstentums
G. (Oberwald), das von Münden (Hannoversch Münden) bis Hahausen bei Bockenem
reichte. Im Kampf mit dem Landesherren erlangte die Stadt weitgehende
Selbständigkeit. Das Fürstentum kam nach seiner
Zerrüttung unter Otto dem Quaden 1435/1442/1463 an das Fürstentum
Calenberg des mittleren Hauses Braunschweig, das 1498/1584 in Münden
residierte, und ging schließlich in Hannover auf (1692). Es gehörte dem
niedersächsischen Reichskreis an. Über Preußen (1866) gelangte G. 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Göttingen.
L.: Wolff 437; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Mager, F./Spiess, W., Erläuterungen
zum Probeblatt Göttingen der Karte der Verwaltungsgebiete Niedersachsens um
1780, 1919; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f. 1937ff.;
Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Bartel, G., Der ländliche
Besitz der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O., Der Landkreis Göttingen in
seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung, 1960;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Ronge, R./Hoffmann,
W., Der Landkreis Münden. Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, 1970; Kalthoff,
E., Geschichte des südniedersächsischen Fürstentums
Göttingen und des Landes Göttingen im Fürstentum
Calenberg (1285-1584), 1982; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218; DIe Schatzverzeichnisse des Fürstentums 1418-1527, bearb. v. Dolle, J., 2011.
Gottschee, Gotschee (Herrschaft, Grafschaft, Land,
Ländchen), slowen. Kočevje. Das Kulpatal an der kroatischen Grenze wurde
im 14. Jahrhundert seitens der Kärntner Grafen von Ortenburg durch deutsche
Bauern besiedelt. 1363 wird in diesem Zusammenhang G. erstmals genannt. Die
zugehörige Herrschaft mit etwa 3000 Einwohnern kam nach dem Aussterben der
Grafen von Ortenburg 1418 über Bischof Albrecht von Trient, die Grafen von Cilli
und Ladislaus Postumus an Habsburg (1456-1641), das sie meist verpfändete. 1641
gelangte das 1623 zur Grafschaft erhobene Gebiet an die Grafen bzw. Fürsten Auersperg. 1791 wurde es Herzogtum und folgte
Krain. Mit diesem kam es 1918 an Jugoslawien. Die deutschen Siedler wurden 1941
umgesiedelt und 1945 aus Jugoslawien vertrieben.
L.: Wolff 31; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. 1874ff.; Hauptmann, L.,
Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Widmer, G., Urkundliche Beiträge zur
Geschichte des Gottscheer Landes (1406-1627), 1931; Kundegraber, M.,
Bibliographie zur Gottscheer Volkskunde, 1962/3; Hödl, G., Gottschee, LexMA 4
1989, 1612.
Gradisca, Gradiska (Grafschaft). 1471-1481
erbaute Venedig am rechten Ufer des unteren Isonzo gegen die Türken die Festung
G. (d'Isonzo), deren Name slawischen Ursprungs (slaw. grad Burg) ist. 1521 kam
sie als Grenzfestung gegen Venedig an Österreich. Dieses vereinigte die Stadt
G. mit dem Umland zu einer dem österreichischen Reichskreis angehörigen
Grafschaft, die 1647 den Fürsten von Eggenberg
übertragen wurde. 1717 fiel sie nach deren Aussterben wieder an Österreich.
1754 wurde sie mit Görz zur gefürsteten Grafschaft Görz und Gradisca vereinigt.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Greifenclau, Greiffenclau zu Vollrads (Freiherren,
Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von G. mit Gereuth,
Hafenpreppach und Albersdorf (Aldersdorf) zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken. Seit 1750 waren sie (als Personalisten) Mitglieder des Kantons
Odenwald. Von 1723 bis 1738 war Lothar von Greiffenclau-Vollrads wegen
Eislingen (Großeislingen) im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Bis 1764 waren Familienangehörige dort Personalisten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Riedenauer 124; Stetten 39;
Schulz 262; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Vollrads
1550).
Grimbergen s. Berghes (Fürstentum)
Gröningen (Herrschaft). Nach der Burg G. nördlich
von Crailsheim nannten sich gegen 1300 Ritter von G. Die zugehörige Herrschaft
gehörte ursprünglich der Linie Limpurg-Sontheim, nach deren Aussterben bis 1804
den Grafen von Hohenlohe(-Waldenburg)-Bartenstein, danach den Fürsten von Colloredo-Mansfeld. S. Gröningen (Ganerbschaft).
L.: Hölzle, Beiwort 49.
Groschlag von Dieburg, Groschlag von und zu
Dieburg (Freiherren, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die nach Schloss
und Gut Dieburg benannten Freiherren von G. mit dem 1808 an Hessen-Darmstadt
kommenden Hergershausen (Hengershausen), Eppertshausen, dem 1799 an den Grafen
Lerchenfeld (Lerchfeld) gelangenden Sickenhofen und dem seit 1799 den Albini
gehörenden Messel zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Außerdem waren
sie Mitglied im Ritterkreis Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Winkelmann-Holzapfel 151; Stetten
36, 187; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Dieburg,
Hergertshausen).
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum,
Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem
Ministerialengeschlecht der Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G.
südlich Einbecks war seit 1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer
Linie (des alten, 1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die
Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem
alte (katlenburgische) Güter am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G.
die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die
Grubenhagener Linie der Welfen. Das aus zwei räumlich getrennten Teilen
bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel besetzte, aber 1617 an
Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende Fürstentum
G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die landesherrschaftlichen
Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden, Katlenburg, Osterode,
Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das Gericht Rüdigershagen
(Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über Hannover und Preußen
(1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S. Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G.,
Urkundenbuch zur Geschichte des Fürstenthums
Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das Haus
Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter,
1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G.,
Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U.,
Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Grumbach (Grafen). G. bei Birkenfeld gehörte
schon früh den 1103/1135 erscheinenden Wildgrafen, deren Stammburg Kyrburg bei
Kirn an der Nahe war und die von den Rheingrafen auf dem Stein bei Münster „am
Stein“ beerbt wurden. Seit (dem Wildgrafen und Rheingrafen bzw. Wild- und
Rheingrafen) Johann Christoph (1555-1585) wurde G. namengebend für einen Zweig
dieses Geschlechts, der 1696 die Herrschaft (Rheingrafen-)Stein
(Rheingrafenstein) erbte, um 1800 ein Gebiet von 6 Quadratmeilen mit 17000
Einwohnern beherrschte und zum oberrheinischen Reichskreis zählte. Seit 1816
gehörte G. zum Fürstentum Lichtenberg des
Herzogs von Sachsen-Coburg-Saalfeld, seit 1834 durch Abtretung zu Preußen. 1946
fiel es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 279; Zeumer 553 II b 60, 16; Wallner 697 OberrheinRK 22; Karsch, O.,
Geschichte des Amtes Grumbach, 1959.
Guasco (Reichsfürst). 1645 wurde Carlo G.,
Marchese di Solera, in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt das Fürstentum Lixheim.
L.: Klein 166.
Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft).
Nach der Burg G. an der Lauter nannten sich 1105 erscheinende hochadlige
Herren, die bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts um Lauter und Donau ein kleines
Herrschaftsgebiet errichteten, das durch Erbteilungen aber bald wieder zerfiel.
Der letzte Freiherr von G. vererbte G. 1546 an die Grafen von Helfenstein, von
denen es 1627 an Fürstenberg fiel (Linie
Messkirch, 1744 Linie Stühlingen). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
freie Herrschaft G. mit einer Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800
Einwohner) über die Fürsten von Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie zum
schwäbischen Reichsgrafenkollegium. 1806 fiel sie an Württemberg. Damit
gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
Günderode (Freiherren, Reichsritter). Im späteren
17. Jahrhundert gehörten die G. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. Im 18. Jahrhundert zählten die G. mit Höchst an der Nidder zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 366; Winkelmann-Holzapfel
151; Riedenauer 124; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356
(Höchst 1792).
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum,
Residenz). Karl der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim von
Châlons-sur-Marne geleitetes Missionsbistum für das südliche Sachsenland, das
bis 818/820 seinen Sitz in Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An
seine Stelle trat (vor 814 ? oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum
Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des
Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll
und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte
(1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur
Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben
[1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit
Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg
übertragen. Das Fürstentum umfasste den
halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H., Gröningen, Kloster
Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und acht adligen
Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt Aschersleben, den
Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und Konradsburg, dem
Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen [Wieningen] und
Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den
Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen),
den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck, dem
Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der
Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich
Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als
Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der
Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem Gebiet der unteren Kinzig
verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer gräflichen Stellung und zu
Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft Güter in der Wetterau
(Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel Münzenberg, ein
Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im Spessart (kurz
nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei Schlüchtern und war
mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau. 1320/1364 erlangte sie
die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer Berg), 1429 die
Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz. 1458 wurde in die
Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern nördlich des Mains)
und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains) geteilt. 1480 fiel der
Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg mit Gütern im
Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie sich
Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die
elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736
kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel,
Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von
1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde dann mit Ausnahme der
Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die
an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt geschlagen.
1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
C2; Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H.,
Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz
Hanau, Bd. 1ff. 1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses,
1894; Zimmermann, J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K.,
Landesgeschichte der Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck,
F., Hanau, Stadt und Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch,
1954; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt
Hanau, hg. v. Hanauer Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989,
1893; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 198.
Hannover (Fürstentum,
Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich, Provinz, Land, Residenz). Am Übergang der
Straße von Hildesheim nach Bremen über die Leine entstand vor 1100 die um 1150
erwähnte Siedlung (vicus) Honovere, die durch Heinrich den Löwen so gefördert
wurde, dass sie 1189 als civitas (Stadt?) bezeichnet werden konnte. Seit
1235/1241 gehörte sie durch Erwerb von den Grafen von Roden den Herzögen von
Braunschweig-Lüneburg. Ansatzpunkt für das Land H. wurde dann die mittlere
Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Ihr unterstanden unter dem Namen
Braunschweig-Celle Lüneburg und Celle mit H. und Harburg. 1582 erwarb sie die
Reichsgrafschaft Hoya, 1585 die Reichsgrafschaft Diepholz. 1617 sprach Kaiser
Matthias das Herzogtum Grubenhagen Braunschweig-Wolfenbüttels zu. Nach dem
Aussterben Braunschweig-Wolfenbüttels (1634) fielen Wolfenbüttel sowie die
Reichsgrafschaft Regenstein und Blankenburg an die durch August von
Braunschweig-Lüneburg († 1666) begründete Linie. Die Herzogtümer Calenberg und
Göttingen sowie die Güter der 1642 ausgestorbenen Linie Harburg kamen 1635/1636
an seine Neffen Friedrich († 1648) und Georg († 1641), welche die Stadt H.
zwangen, Hofstaat und Soldaten aufzunehmen. 1648 erhielten die Lüneburger das
Kloster Walkenried, das sie gegen Dannenberg an Braunschweig gaben. 1636
verlegte Herzog Georg seine Residenz nach H. Herzog Ernst August (Regent seit
1679, † 1698) erwarb 1689 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg und erreichte
1692/1708 die Erhebung zum Kurfürsten (Kurbraunschweig, später Kurhannover).
Sein Sohn erlangte 1700 die Herrschaft Wildeshausen und vereinigte nach dem
Tode seines Onkels und Schwiegervaters Georg Wilhelm von Braunschweig-Celle
(1705) alle nichtbraunschweigischen Güter der Welfen (Calenberg-Göttingen,
Grubenhagen, Lüneburg). 1714 begann auf Grund einer Sukzessionsakte von 1701 -
Herzog Ernst Augusts Gemahlin Sophie von der Pfalz war Enkelin des englischen
Königs Jakob I. - eine bis 1837 währende Personalunion mit
England/Großbritannien. 1720 wurden durch Kauf die Herzogtümer Verden und
Bremen von Schweden erworben, 1731 das Land Hadeln und 1741 das Amt Blumenthal
und das Gericht Neuenkirchen gegen Abtretung Vegesacks an die Reichsstadt
Bremen. Damit war insgesamt ein Herrschaftsgebiet von rund 700 Quadratmeilen
mit 750000 Einwohnern geschaffen, für das der Kurfürst sechs Stimmen im
Reichsfürstenrat (Calenberg, Celle, Grubenhagen, Bremen, Verden,
Sachsen-Lauenburg) und drei Stimmen im westfälischen Reichsgrafenkollegium
(Hoya, Diepholz, Spiegelberg [, Hallermunt an Graf Platen überlassen]) sowie 5
Stimmen im niedersächsischen Reichskreis (Celle, Grubenhagen, Calenberg,
Sachsen-Lauenburg, Bremen), 3 Stimmen im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis (Hoya, Diepholz, Spiegelberg) und 1 Stimme im obersächsischen
Reichskreis (Walkenried) hatte. 1737 gründete H. die Landesuniversität
Göttingen. 1752 gewann es die Pfandherrschaft über die Reichsgrafschaft
Bentheim. Dazu kam die Schirmherrschaft über die Stadt Hildesheim, die
Reichsstadt Goslar und die Reichsabtei Corvey. 1801/1802 war H. von Preußen
besetzt. 1803 erhielt es durch § 4 des Reichsdeputationshauptschlusses für
seine Ansprüche auf die Grafschaft Sayn-Altenkirchen Hildesheim, Corvey und
Höxter sowie für seine Rechte und Zuständigkeiten in den Städten Hamburg und
Bremen und die Abtretung des Amtes Wildeshausen das Hochstift Osnabrück, wurde
aber durch Erwerbungen Preußens in Westfalen von diesem umklammert. Von 1803
bis 1813 war es von Frankreich besetzt (Regierung zuerst in Lauenburg, dann in
Schwerin im Exil), 1806 für wenige Monate Preußen einverleibt. Von 1807 bis
1813 gehörte der südliche Teil Hannovers mit Göttingen, Grubenhagen und
Clausthal zum Königreich Westphalen, vom 10. 12. 1810 bis 1813 der nördliche
Teil unmittelbar zu Frankreich. Seit dem 12. 10. 1814 war H. ein Königreich,
das 1815 um Osnabrück, Emsland, Lingen, Meppen, Ostfriesland (im Tausch mit
Preußen gegen Lauenburg), Hildesheim, Goslar und das Untereichsfeld vergrößert
und um Lauenburg verkleinert wurde. 1819 wurde eine Verfassung eingeführt, die
1833 durch ein neues Staatsgrundgesetz ersetzt wurde (bis 1837, hannoverscher
Verfassungskonflikt), das seinerseits 1840/1848 reformiert wurde. Die nach
1848 geschaffene Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht,
Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer
Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879
aus. Am 20. 9./3. 10. 1866 wurde H. von Preußen annektiert. Am 1. 10. 1867
wurde die preußische Verfassung eingeführt. Der preußischen Provinz wurde 1922
die Grafschaft Pyrmont Waldecks und 1932 gegen Abtretung des Kreises Ilfeld an
die Provinz Sachsen der Kreis Grafschaft Schaumburg zugeteilt. Am 23. 8. 1946
wurde das Land H. wiedererrichtet, ging aber am 1. 11. 1946 in Niedersachsen
auf, dessen Hauptstadt die Stadt H. wurde.
L.: Wolff 436; Zeumer 554 II b 63, 10-12 (England); Großer Historischer
Weltatlas III 38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 227; Havemann, W.,
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Oppermann,
H., Zur Geschichte Hannovers 1832-1860, Bd. 1f. 2. A. 1968; Heinemann, O. v.,
Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1f. 1884ff.; Hassell, W. v.,
Geschichte des Königreiches Hannover, Bd. 1ff. 1898ff.; Meier, E. v.,
Hannoversche Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte 1680-1860, Bd. 1f. 1898ff.;
Loewe, V., Bibliothek der hannoverschen und braunschweigischen Geschichte,
1908; Tecklenburg, A./Dageförde, K., Geschichte der Provinz Hannover, 3. A. 1921;
Topographische Landesaufnahme des Kurfürstentums Hannover 1764-1786,
Begleitwort v. Wagner, H., 1924; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht
Leineberg, 1927; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme 1764-86,
Hannov. Magazin 7, 1931; Schnath, G., Die kurhannoverische Landesaufnahme des
18. Jh. und ihre Kartenwerke, Mitt. des Reichsamts für Landesaufnahme
1933-1934; Busch, F., Bibliothek der niedersächsischen Geschichte 1908-32,
1938; Schnath, G., Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der
englischen Sukzession 1674-1714, Bd. 1ff. 1938-1982; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Mundhenke, D., Das
Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2
1933-1935, 1953; Die Kurhannoversche Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts,
bearb. v. Engel, F., 1959; Schnath, G., Niedersachsen und Hannover, 4. A. 1964;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Hellfaier, D./Last, M.,
Historisch bezeugte Orte in Niedersachsen bis zur Jahrtausendwende, 1976;
Barmeyer, H., Hannovers Eingliederung in den preußischen Staat: Annexion und
administrative Integration, 1983; Dann, U., Hannover und England 1740-1760,
1986; Press, V., Kurhannover im System des alten Reichs 1692-1803, 1986;
Zimmermann, H., Hannover. Geschichte unserer Stadt, 1986; Müller, S., Stadt,
Kirche und Reformation, 1987; Müller, S., Hannover im 18. Jahrhundert, 1987;
Hannover und sein Umland, hg. v. Hauptmeyer, C., 1994; Hannovers Übergang vom
Königreich zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Rechtsquellen
aus den hannoverschen Landen, hg. v. Oberschelp, R., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 250; Roolfs,
C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Thompson, A., Britain,
Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur
Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Boetticher, E. v.,
Die Justizorganisation im Königreich Hannover nach 1848 und ihre
Ausstrahlungskraft auf die Staaten des .Deutschen Bundes und das Reich bis
1879, 2014;Köster, F., Das Ende des Königreichs Hannover und Preußen, 2013.
Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte
Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau
und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer
1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er
das Tal H. heraus und gab es als Pfand an Fürstenberg,
das sich Einlösungsversuchen widersetzte. 1367 kam H. als eigene Pfandschaft an
das Hochstift Straßburg und von dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste der
Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich
eigenständig gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5
Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten,
Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Haslach (Herrschaft). H. an der Kinzig wird 1099
als Reichslehen der Herzöge von Zähringen erstmals erwähnt. 1218 fiel es an die
Grafen von Urach, die sich seit etwa 1250 nach Fürstenberg
benannten. 1250 musste es vom Hochstift Straßburg zu Lehen genommen werden,
wurde 1278 aber wieder Reichslehen. Von 1286 bis 1386 war es Sitz einer Linie Fürstenberg-Haslach. Nach dreijährigem Erbstreit wurde
es dem Hochstift Straßburg als Reichslehen zugesprochen, war aber bereits 1393
wieder straßburgisches Lehen Fürstenbergs. 1806
kam es an Baden und mit diesem 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44
Hasserode (Herrschaft). Die Herrschaft H. wurde
1740 vom Fürstentum Halberstadt Preußens aus
verwaltet. Über Preußen kam H. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417.
Hattstein (Reichsritter). Im frühen 18.
Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein und zu Beginn des 18.
Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Haustein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 124; Neumaier 67; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Weilbach 1550).
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie
(Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu Lehen auftragen, erwarb
aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft Wildenburg bei Altenkirchen
sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die Herrschaft H. kam nach dem Aussterben
einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde
die Familie H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der
Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft
Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den
Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die
niedere Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im
obersächsischen Reichskreis. Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen,
Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental,
Wermutshausen und dem 1637 erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg
fallenden Waldmannshofen zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra),
mit dem Kirchspiel Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf
(bei Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der
Linie Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der
Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand
verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von
Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem 1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete
Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von
Trachenberg. Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von
Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die Familie von Hatzfeldt, 2004.
Haun, Hune (Reichsritter). Im 16. und 17.
Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra und vielleicht zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken. Die von ihnen vermutlich im 14. Jahrhundert
bei Hünfeld erbaute Burg Hauneck musste bereits 1409 an Hessen gegeben werden.
Zwischen Hessen und Fulda war noch im 18. Jahrhundert das links der Haune
gelegene Rothenkirchen streitig, das über die H. in die Matrikel der
Reichsritterschaft gelangt war und von Fulda bis zur Säkularisation erfolgreich
gegen Hessen verteidigt wurde, danach aber über Hessen-Kassel und Preußen
(1866, Provinz Hessen-Nassau) 1945 zu Hessen kam.
L.: Stieber; Seyler 367, Riedenauer 124; Rahrbach 117; Ulrichs 209; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Burghaun 1550) 1628 ausgestorben?.
Haxthausen, Harxthausen (Freiherren, Reichsritter).
Die aus dem Hochstift Paderborn stammende, dessen Erbhofmeisteramt tragende
Familie gelangte im 17. Jahrhundert an den Rhein. 1670 gewann sie erbweise von
den Rodenstein den unter der Herrschaft der Pfalz stehenden Häuserhof bei
Ingelheim. Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von H. mit Dilshofen und
Georgenhausen Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken und mit
einem Siebtel der Ganerbschaft Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) im Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton
Odenwald fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und gelangten damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72;
Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 36, 187; Riedenauer 124; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Georgenhausen, Dislhofen 1792).
Hechingen (Burg, Herrschaft). Bei dem 786 erstmals
erwähnten H. (Hahhingum) an der Starzel errichteten die Grafen von Zollern
(Hohenzollern) eine Burg. Später wurde H. Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft
Zollern. Danach war es Sitz der Linie Hohenzollern-Hechingen. 1849 kam H. mit
dem 1806 voll souverän gewordenen, wirtschaftlich aber kaum lebensfähigen Fürstentum an Preußen, 1951/1952 über
Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Hechingen.
L.: Wolff 168; Bauer, W., Die Stadt Hechingen, 2. A. 1955; Eisele, K., Studien
zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Kuhn-Rehfus, M., Streifzüge durch
die Geschichte Hechingens, (in) 1200 Jahre Hechingen, 1987; Mors, K., Hechingen
und Burg Hohenzollern, 1989.
Hees (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von und zu der H. mit Holdinghausen
(Holdingshausen) zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 von der Hees (Lindheim).
Heiligenberg (Grafen, Grafschaft, Landgrafschaft).
Nach der Burg H. bei Überlingen nannten sich die im 10. Jahrhundert erwähnten
Grafen von H., welche die Vogtei über das Hochstift Konstanz hatten. Die
räumlich dem vorangehenden Linzgau entsprechende Grafschaft kam 1277 durch
Verkauf seitens des letzten Grafen an die Grafen von Werdenberg und 1534 im
Erbgang an die Grafen von Fürstenberg. 1664
wurde sie gefürstete Grafschaft. Innerhalb Fürstenbergs
gehörte sie von 1562 bis 1716 zur Linie Heiligenberg, dann zu den Linien
Messkirch und Stühlingen und seit 1744 zur Linie Messkirch. Sie zählte zum
schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie mit rund 5 Quadratmeilen bzw. 270
Quadratkilometern an Baden. Damit gelangte ihr Gebiet 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Zeumer 553 II b 61, 1; Wallner 687 SchwäbRK 28; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berenbach, E., 800 Jahre Grafen von
Heiligenberg, 1936; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, hg. v. Schleuning,
H., 1972; Himmelheber, G., Schloss Heiligenberg, 14. A. 1977; Himmelheber, G.,
Schloss Heiligenberg, 5. A. 1986.
Heitersheim (Johanniterpriorat, Fürstentum, Residenz). H. südwestlich von Freiburg
erscheint erstmals 777 in Lorscher Urkunden. 1272 gelangte es an den
Johanniterorden. 1276 gab Markgraf Heinrich II. von Hachberg die Gerichtsrechte
und Vogtrechte. Von 1428 (auf Dauer seit 1505) bis 1806 war der
reichsunmittelbare Ort Sitz des Johanniter-Großpriors (Johannitermeisters) von
Deutschland. Dieser erhielt 1546 Fürstenrang mit
Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Das 4 Quadratmeilen bzw. (ohne die 1803
erworbene Grafschaft Bonndorf) 50 Quadratkilometer große, etwa 5000 Einwohner
umfassende, dem oberrheinischen Reichskreis angehörige Fürstentum
H. kam allmählich faktisch unter Landeshoheit Österreichs, fiel 1797 mit dem
Breisgau an den Herzog von Modena und 1805/1806 an Baden. Damit gelangte H.
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Johanniterorden ( Johannitermeister).
L.: Wolff 240; Wallner 697 OberrheinRK 28; Schneider, W., Das Fürstentum und Johannitergroßpriorat Heitersheim und
sein Anfall an Baden, Diss. jur Freiburg im Breisgau 1950; Kraus-Mannetstätter,
K., Heitersheim, die Malteserstadt, 1952; Heitersheim, hg. v. Hecht, J., 1972;
Die Heitersheimer Herrschaftsordnung, hg. v. Barz, W., 1999; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 264;
Heitersheim 1806, hg. v. Barz, W., 2007.
Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei
Geislingen an der Steige errichtet. Nach ihr nannten sich die im staufischen
Reichsdienst bedeutenden, seit 1113 bezeugten Grafen von H., die um 1258 Teile
der Güter der Grafen von Dillingen erbten. Sie hatten Güter um Geislingen/H.,
Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267) und Heidenheim (1351), die vielfach geteilt
wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb 1546 Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit
1396 und nach dem Aussterben der Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter
an die Reichsstadt Ulm (Güter der Wiesensteiger Linie ohne Wiesensteig), an die
Grafen von Fürstenberg (Messkirch, Gundelfingen,
Neufra), an Württemberg (1447/1448) und Bayern (1642), 1806/1810 fast ganz an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4;
Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I.,
Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H. (Hainberg, mit Laubwald bedeckter
Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich Meiningens. Es trat nach schweren
Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg, deren Reichsvögte, Burggrafen
(1091) und Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230
verlor es das Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen, Mellrichstadt und
Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach Thüringen abgedrängt,
1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im thüringischen
Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden („neue
Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg fiel).
1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen (bis 1583,
1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis
1549, 1486 in den Reichsfürstenstand erhoben) und
Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379, Güter durch Verkauf an
Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg, Sonneberg), die
Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte, ging 1353 über
drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin (Sachsen),
teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde Meiningen im
Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss 1554 infolge
Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen, Sachsen). Nach
dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der Erbverbrüderung
von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter gemeinsam bis 1660.
Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das ernestinische Sachsen-Meiningen (bis
1920), der Rest an (das albertinische) Sachsen (Kursachsen). Die Herrschaft
Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen werden. Am Ende des 18.
Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis
zählende Herrschaft H. mit etwa 74000 Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen
hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen mit 22000 Einwohnern (die Ämter
Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und die Kammergüter und Vorwerke Veßra
und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach 5,3 Quadratmeilen mit 15000
Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder Ostheim und Kaltennordheim),
Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000 Einwohnern (Stadt Meiningen und die
Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld), Wasungen, Sand, Frauenbreitungen
und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7 Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern,
Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar)
und Sachsen-Hildburghausen 0,75 Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt
Behrungen). Der kursächsische Teil kam 1815, der hessische 1866 an Preußen.
Sachsen-Meiningen ging 1920 in Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs
der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Henneberg-Römhild (Grafschaft). Henneberg-Aschach nannte
sich nach dem Anfall Henneberg-Hartenberg(-Römhilds) (1378) H. Es erwarb
zahlreiche Güter (1433 Lichtenberg, 1435 Fladungen, 1335/1344 Kühndorf, 1455
ein Viertel Fischberg). 1465/1502 verlor die Linie durch Teilung an Bedeutung
(1526 von der Fürstenbank des Reichstags
verwiesen). 1548 kamen die Güter Graf Bertholds XVII. an die verschwägerten
Grafen von Mansfeld und von diesen teilweise an Henneberg-Schleusingen (ein
Viertel Hennebergs). Die Güter Graf Albrechts fielen an die verschwägerten
Grafen von Stolberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die über den Herzog von
Sachsen-Meiningen (1660) zum fränkischen Reichskreis zählende Grafschaft H. 2,9
Quadratmeilen groß und hatte 8000 Einwohner.
L.: Wallner 693 FränkRK 21; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Henneberg-Schleusingen (gefürstete Grafen). Die Grafen von H.
sind eine 1274 entstandene, 1310 gefürstete Teillinie (Fürstengenossen)
der Grafen von Henneberg (mit Henneberg, Wasungen, Themar [Jüchsen, Neubrunn],
Dorfsuhl (= Suhlerneudorf), Schleusingen, Kühndorf, Dornberg bei Groß-Gerau,
Vieselbach, Isserstedt [,spätere Ämter Kaltennordheim, Hutsberg und
Henneberg/Maßfeld]), die rasch (1311-1316) viele Güter erwarb (Belrieth 1323,
Bettenhausen, Seeba, Friedelshausen 1297, Roßdorf 1317, Tambach, Schmalkalden,
Barchfeld, Untermaßfeld (Maßfeld) 1325, Coburg), aber 1347 bzw. 1353 wieder
verlor. Ihre 1549 infolge Beerbung Henneberg-Römhilds vermehrten Güter fielen
bei ihrem Aussterben (1583) an Linien der Wettiner (Sachsen u. a.) und an Hessen-Kassel
(Herrschaft Schmalkalden). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft
H. über Sachsen, Sachsen-Weimar und Sachsen-Hildburghausen dem fränkischen
Reichskreis an.
L.: Wallner 693 FränkRK 6 f; Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen,
1944; Henning, E., Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen im
Zeitalter der Reformation, 1981; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 224; Mötsch, J., Das Urbar der Grafschaft
Henneberg-Schleusingen von 1360/66, Jb. d. hennebergisch-fränkischen
Geschichtsvereins 17 (2002), 97; Regesten des Archivs der Grafen von
Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Heringen (Reichsritter). Die H. zählten ab etwa
1785 mit Wehrda, Schloss Hohenwehrda (Hohenwerda), Rhina, Schletzenrod und
Wetzlos zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 152; Riedenauer 124; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Wehrda 1792).
Herrenstein (Herrschaft). Die nach dem Schloss H.
bei Neuweiler im Unterelsass (Niederelsass) benannte Herrschaft mit drei
Dörfern wurde 1651 von der Stadt Straßburg an Herrn von Rosen verkauft und
gelangte durch Heirat an die Fürsten von
Broglie.
L.: Wolff 294.
Hersfeld (Reichsabtei, Fürstentum,
Residenz). Nach 769 gründete Erzbischof Lull von Mainz an der Einmündung von
Haune und Geis in die Fulda und an der Straße von Frankfurt in den Osten auf
eigenem Boden die Benediktinerabtei H. (Haireulfisfelt), der bereits eine
Einsiedelei (cella) Sturmis von 736 vorausgegangen war. Sie wurde 775 durch
Schutzprivileg König Karl des Großen Reichsabtei. Sie war vor allem in
Thüringen und Sachsen begütert (u. a. Niederaula) und zeichnete die ersten
Erwerbungen im sog. Breviarium Lulli des 9. Jahrhunderts auf. Ihre Bibliothek
bewahrte eine 1470 in Italien gedruckte Handschrift der Germania des Tacitus
auf. 968 wurde H. von Mainz getrennt. Kaiser Heinrich II. gab ihm Forstrechte
und Wildbannrechte. 1073 ging der mit dem Erzstift Mainz geführte Streit um die
Zehnten in Thüringen verloren. Etwa in dieser Zeit verfasste der Mönch Lambert
von Hersfeld († 1082) seine Annales. Im 13. Jahrhundert gewann die Abtei ein
kleines Herrschaftsgebiet, das sie gegen ihre Vögte, die Landgrafen von
Thüringen und seit 1247 die Landgrafen von Hessen, erfolgreich verteidigte. Die
schweren Kämpfe der Stadt H. gegen die Abtei im 14. und 15. Jahrhundert führten
1432 durch Abt Albrecht zur Schutzherrschaft Hessens über Stadt und Abtei. Seit
1606 hatte Hessen einen Administrator in H. 1648 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Reichsabtei als Fürstentum
zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. Um 1800 umfasste sie ein Gebiet von 7
Quadratmeilen (nämlich die Stadt H., das Dechaneigericht und Amt Hersfeld, die
Ämter Niederaula, Obergeis [Obergeisa], Hauneck, Landeck und Frauensee, das Amt
oder Buchenauische Lehngericht Schildschlag, die Gerichte und ehemaligen
Propsteien Johannesberg [Johannisberg] an der Haune und Petersberg und die
Vogtei Kreuzberg). Mit Hessen-Kassel gelangte H. 1866 zu Preußen und 1945 zu
Hessen.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 113; Wolff 259; Zeumer 553 II b 43 (Hirschfeld);
Wallner 696 OberrheinRK 18; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III
22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Hafner, P., Die Reichsabtei Hersfeld, 2. A.
1936; Ziegler, E., Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld von seinen Anfängen
bis 1821, 1939; Neuhaus, W., Geschichte von H. von den Anfängen bis zur
Gegenwart, 2. A. 1954; Struwe, T., Hersfeld, LexMA 4 1989, 2182f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 664,
1, 2, 268; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld, Stiftisches Archiv. Orts- und
Personenindex, bearb. v. Braumann, U., 2014.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach
erfolgreicher Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der
Karolinger 911 mit Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den
sächsischen Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im
Auftrag des Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter
den Saliern hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen
Werner, die als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung
einnahmen, die Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts
trat der Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte
Amöneburg, Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H.
1121 übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von
Gudensberg), 1122 über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft.
1130 wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet
um Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum wurde. Zugleich wurden die H.
durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel, Bilstein, Everstein und Itter und
der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen. Unter Landgraf Ludwig I.
(1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der Grafschaft Wittgenstein
zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438), Lippe (1449) und Rietberg
in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen, die Herrschaft Schöneberg zu
erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der mittleren Schwalm und der
oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern (Oberhessen um Marburg,
Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben (1437/1450). Nach der
Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der Erzbischof von Mainz die
mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg, Gieselwerder, Battenberg,
Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau), halb Wetter) an H.
verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und Fritzlar-Naumburg aufgeben.
1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar und 1434 Corvey unter
hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen auch Fulda und
Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat die Grafschaft
Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt Goar, Braubach) und
den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458 erfolgte Teilung Hessens
in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das große hessische Landgesetz
von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel) aufgezeichnet wurde, war nur
vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der Großmütige zum Luthertum über,
1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die Universität Marburg als erste
protestantische Universität gegründet und wurden zugleich die hessischen
Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des Großmütigen (1567) wurde allerdings
H. unter seine vier Söhne aufgeteilt. Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit
rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg
(etwa ein Viertel Hessens), Philipp der Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern
und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je
ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere starb 1583 erbenlos. Seine Güter
wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft Katzenelnbogen), Hessen-Marburg
(Lissberg, Ulrichstein, Itter) und Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels,
Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604 starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von
seinen Gütern fiel nach langjährigen Auseinandersetzungen 1648/1650 die
nördliche Hälfte mit Marburg an Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt.
Hessen-Kassel erhielt den Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die
Landesuniversiät Gießen gründete und von dem sich von 1609 bis 1643
Hessen-Butzbach und 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb
1736 die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung
bei weitem seine Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum
Ausgleich des Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000
Einwohnern) Teile des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln
gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg
(insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land.
Der Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey
und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75
Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog
von H. und bei Rhein. 1866 musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer
Nebenlinie zugehörige Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an
Preußen abtreten und sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es
Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter
dem Namen Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die
preußischen Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise
Sankt Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald
[Unterwesterwaldkreis] und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu
Rheinland-Pfalz kamen,) auf eigenen Wunsch durch Proklamation der
amerikanischen Militärregierung mit den rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates
H. zu Großhessen vereinigt. Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H.
umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im Zweig
Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 254; Dilich, W.,
Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Sammlung
fürstlicher Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Wenck, H., Hessische
Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
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1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
Staatsarchiv, Bd. 1ff. 1846ff.; Ewald, L., Historische Übersicht der Territorialveränderungen
der Landgrafschaft Hessen und des Großherzogtums Hessen, 1872; Knetsch, K., Das
Haus Brabant, Genealogie der Herzöge von Brabant und der Landgrafen von Hessen,
Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte
vom Kurfürstentum Hessen 1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855,
neu hg. v. Hess. Landesvermessungsamt, o. J.; Diehl, W., Hassia Sacra, Bd. 1-11
1921ff.; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter
in Hessen, 1925; Reimer, H., Historisches Ortslexikon von Kurhessen, 1926;
Dilich, W., Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser nach dem
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Landeskunde 5 (1927), Einleitung neugedruckt bei Stengel, E., Abhandlungen und
Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Classen, W., Die kirchliche
Organisation Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen
Entwicklung, 1929; Falk, H., Die kurmainzische Beamtenorganisation in Hessen
und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930; Wollheim, S.,
Staatsstraßen und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931;
Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Bd. 1f.
1931ff.; Müller, W., Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 Starkenburg, 1937,
Neudruck 1972; Kleinfeldt, G./Weirich, H., Die mittelalterliche
Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; Helbig, B., Das
Amt Homberg an der Efze, 1938; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch, 1939-1974,
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Geschichte ihrer territorialen Entwicklung, 1940; Krummel, W., Die hessischen
Ämter Melsungen, Spangenberg, Lichtenau und Felsberg, 1941; Kürschner, W., Das
Werden des Landes Hessen, (1950); Blume, H., Das Land Hessen und seine
Landschaften, 1951; Dülfer, K., Fürst und Verwaltung. Grundzüge der hessischen
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Atlas von Hessen, bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Polenz, P. v., Landschafts-
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27, 33, IV, 8; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bd. 4: Hessen,
hg. v. Sante, G., 2. A. 1967; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und
geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965ff.; Demandt, B., Die
mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, 1966;
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Gemeindeverzeichnis für Hessen, H. 1: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967,
H. 2: Gebietsänderungen der hessischen Gemeinden und Kreise 1834-1967, 1968;
Weigt, T., Das Landrecht der vier Herren Gebrüder, 1972 (Diss. jur. Göttingen);
Lennarz, U., Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes, 1973;
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Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehemaligen Großherzogtums und Volksstaats
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des 16. Jahrhunderts, 1978; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft
Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567. Staatsbildung
im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat, 1981; Die Geschichte Hessens, hg.
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Frühmittelalter, hg. v. Roth, H./Wamers, E., 1984; Geschichtlicher Atlas von
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Heinemeyer, W., 1987; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H., 1987; Wolff,
F./Engel, W., Hessen im Bild alter Landkarten, 1988; Franz, E. u. a.,
Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert., 1989; Demandt, K., Regesten der Landgrafen von Hessen, 1989;
Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Eckhardt, W., Appellation in den
zweiherrischen Gebieten Oberhessens im 16. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG. 42
(1992), 117ff.; Hessisches Gemeinde-Lexikon. Stather, E., Die hessischen
Städte, Gemeinden und Landkreise in Kurzporträts, 1993; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen Bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch der hessischen
Geschichte 4 Hessen im Deutschen bund und im neuen Deutschen Reich (1806) 1815
bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis 1945, 2003;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
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Heidenreich, B. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 108, 807; Franz, E., Das Haus
Hessen, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 434; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.a.,2010; Handbuch der
hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; . Gerichtsstätten in
Hessen (http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gst), bearb. v.
Eckhardt, Wilhelm A., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 255ff.; Das
Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte
Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche
Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach
(Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter
Burg-Gemünden (Burggemünden), Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil),
Cleeberg, Hüttenberg, Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund
Breidenbach), einige adlige Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte
Engelrod und Ober-Ohmen [Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das
Busecker Tal (Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen
mit 2 Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum
Rheinbund zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815
Hessen-Homburg. 1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an
Preußen das Fürstentum Isenburg-Birstein
(Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz. Pirmasens kam an
Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratkilometer mit 720000
Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der Landesherr von H. Großherzog von Hessen
und bei Rhein. 1866 musste H. das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866
zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen
abtreten und mit Preußen eine Militärkonvention eingehen, die faktisch den
Verlust der politischen und militärischen Selbständigkeit bedeutete. Außerdem
musste es sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat
des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 folgte dem Großherzogtum der
Volksstaat Hessen, in dem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit seinen rechtsrheinischen Gebieten
am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das sich seinerseits seit 1. 12. 1946
Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie Darmstadt der ehemaligen Landgrafen
von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg errichteten. 1373 wurden Altstadt,
Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H. (1458-1500), die wieder in
Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts war es
Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp dem
Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und
Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von
Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von
Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter
anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen
(Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von H. Kurfürst von Hessen.
1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund beigetreten war, von Frankreich
besetzt und dem Königreich Westphalen (Hauptstadt Kassel) einverleibt.
1813/1815 wurde es wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst
behielt der Landesherr (trotz Untergangs des Heiligen Römischen Reichs und
seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten]) bei. 1831 wurde eine Verfassung
erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9. 1866 wurde H. wegen der
Unterstützung Österreichs in der misslungenen Bundesexekution des Jahres 1866
gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil der preußischen Provinz
Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit preußischen Gebiete gingen
am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und damit in Hessen auf. Die Linie
Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und
Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments-
und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G.,
Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f.
LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996;
Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die
Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013.
Heusenstamm, Heußenstamm, Haußenstamm, Heussenstein
(Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die seit dem 11. Jahrhundert
bezeugten H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert
zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72; Stetten 32, Pfeiffer 210;
Riedenauer 124; Neumaier 67, 69, 72; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Heusenstamm, Gräfenhausen).
Hewen (Herrschaft). Auf dem schon
vorgeschichtlich besiedelten Hohenhewen bei Engen im nach H. benannten Hegau
wurde schon früh eine Burg errichtet. Sie war der Mittelpunkt der Herrschaft
der Edelfreien von H., zu der auch Engen gehörte. Diese stand seit 1398 unter
der Oberherrschaft Habsburgs. 1404 kam sie an die Grafen von Lupfen, dann an
die Erbmarschälle von Pappenheim, 1639 an die Grafen von Fürstenberg. Sie gehörte zum schwäbischen Reichskreis.
Über Württemberg und Baden gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 22; Sandermann, W., Die Herren von Hewen
und ihre Herrschaft, 1952; Gut, T., Hohenhewen, 2001.
Hilchen von Lorch (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die H. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Lorch?).
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof Gunthar), das zur
Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es durch königliche
Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der Bergstraße,
Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe im 13.
Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling, daneben
Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die meisten
Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach
einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000
Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich
Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit
1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam
1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur
territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer
Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v.
Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum
Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum
Hildesheim Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting,
H., 1984,; Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v.
Borck, H., 1986; Heinemann, E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I.,
Hildesheim, LexMA 5 1990, 16ff.; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale
Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272;
Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Die Bistümer der
Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 4: Die Hildesheimer Bischöfe
von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Zachlod, C., Die
Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des siebenjährigen Krieges
bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a., Hildesheim – von der
Domburg zur Großstadt, 2014.
Hirschhorn (Herren, Reichsritter,
reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am
Neckar. Die danach benannten Herren von H. hatten Pfandschaften über Mosbach,
Sinsheim und Weißenburg sowie weitere Güter. 1317 wurde die Burg H. dem
Erzstift Mainz geöffnet. H. zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises
Schwaben, doch waren die Herren von H. bis etwa 1650 auch im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 kam H. von Mainz an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F.,
Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte
der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft Hirschhorn, 1986:
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 168. 356
(Hirschhorn 1550) ausgestorben?.
Höchstädt (Landvogteiamt). H. an der Donau bei
Dillingen wird 1081 erstmals erwähnt, reicht aber vermutlich in karolingische
Zeit zurück. Im 13. Jahrhundert fiel es von den Staufern an Bayern, im
Spätmittelalter über Bayern-Ingolstadt an Pfalz-Neuburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten Grundstücke in dem Landvogteiamt H. des Fürstentums Pfalz-Neuburg zum schwäbischen
Reichskreis. Über Pfalz-Neuburg kamen sie zu Bayern.
L.: Wolff 140; Wallner 690 SchwäbRK 98.
Hohenfeld (Reichsritter). Den aus Österreich
stammenden H. gehörten seit 1464 Aistersheim und seit 1537 Almegg in
Oberösterreich. Nach dem 1648 erfolgten Kauf von Mühlhausen an der Enz zählten
sie von 1650 bis 1689 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Von 1654
bis 1678 gehörten sie außerdem dem Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben .
Johann Adam von H. starb 1689 ohne Nachkommen. Mit der Hälfte von Eisenbach
(1792)zählte H. im 18. Jahrhundert zum Kanton Mittelrheinstrom. des
Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender, 1753, 547; Hellstern 206; Winkelmann-Holzapfel
153; Schulz 264; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356.
Hohenlandsberg (Herrschaft). Die Herrschaft H. wurde
1382/1435 von den Fürsten von Schwarzenberg
erworben.
L.: Hölzle, Beiwort 52.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum).
Die erstmals 1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten
sich seit 1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg
beherrschenden Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst
erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein,
Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der
Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung
(1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434]
und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen
Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der
erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den
Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu
dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des erst 1551 wieder vereinigten
Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und
die (seit 1667 wieder) katholische, 1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253
erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei
Schwäbisch Hall benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie
Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen
(Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft
die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg
zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und Hohenlohe-Waldenburg (bis
1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie beerbte, sich aber wiederum in
die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit
1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von
Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein
entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis zählenden
hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in
17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern umfassten,
überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der
Aufklärung, 1958; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963;
Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A.,
Die bäuerlichen und dörflichen Rechtsverhältnisse des Fürstentums
Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb.
v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold, G., Die Radziwillsche Masse, 1988;
Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82; Kleinehagenbrock, F., Die
Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003; Hochmittelalterliche
Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a.,
2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Bartenstein(, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) (Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei
Schwäbisch Hall war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines Amtes der Grafen von
Hohenlohe. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H.
(Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) dort ihre Residenz. Die Linie H. ist ein
1635 entstandener Zweig der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst, die von
Hohenlohe-Waldenburg abstammt. 1728 bererbte sie die erloschene Linie
Hohenlohe-Pfedelbach. Um 1800 umfasste das zum fränkischen Reichskreis zählende
Gebiet von H. zusammen mit Hohenlohe-(Waldenburg-)Schillingsfürst etwa 12
Quadratmeilen. H. hatte die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter
Herrenzimmern, Sindringen, Schnelldorf und Mainhardt. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, der auch zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte, für die kurz zuvor ererbte Herrschaft Oberbronn
(im Elsass) die Ämter Haltenbergstetten, Laudenbach, Jagstberg und Braunsbach,
den Würzburger Zoll im Hohenlohischen, Anteil am Dorf Neunkirchen, das Dorf
Münster und den östlichen Teil des Gebiets von Karlsberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 a; Neumaier 66.
Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten).
Das 1080 erstmals genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg
Lichteneck an die Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der Linie
Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805 war
Ingelfingen Residenz der zum fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu H. Um 1800 umfasste das Gebiet der H.
zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg, Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen
etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das
Amt Schrozberg und das Salinenamt Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen (Königshofen),
Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld), Wermutshausen,
Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805 erbte H.
Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
Hohenlohe-Jagstberg (Fürsten). Nach Jagstberg an der Jagst nannte sich eine edelfreie Familie. 1340 kam Jagstberg von Hohenlohe-Brauneck an Bayern, 1387 an Würzburg. Die Familie H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802 fiel Jagstberg an Prinz Karl Joseph zu Hohenlohe-Bartenstein, der sich Fürst von H. nannte. S. Hohenlohe.
Hohenlohe-Kirchberg (Grafen, Fürsten,
gräflich Wolfsteinischer Allodialerbe). Durch Teilung der Linie
Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. der Grafen von Hohenlohe.
1740 beerbte sie zusammen mit den Grafen von Giech die Grafen von Wolfstein.
(Um 1800 umfasste das Gebiet von H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen,
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen 22 Quadratmeilen.) In Besitz der
Linie zu H. befanden sich Stadt und Amt Kirchberg und das Amt Döttingen.
L.: Wolff 119; Zeumer 554 II b 62, 8; Wallner 692 FränkRK 7 d; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Hohenlohe-Langenburg (Grafen, Fürsten).
Nach Langenburg benannte sich ein 1610 durch Teilung entstandener Zweig der
Linie Hohenlohe-Neuenstein der Grafen von Hohenlohe. Er erwarb 1631 durch
Erbschaft die obere Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf und zählte zum fränkischen
Reichskreis. Später teilten sich die H. in die Nebenlinien H.,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg. Um 1800 umfasste das Gebiet der
H. zusammen mit Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. Die Linie H. hatte das Amt Langenburg
und einige Dörfer.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Taddey, G., Barockbau im Kleinterritorium, (in)
Barock in Baden-Württemberg Bd. 2 1981, 145ff.
Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten).
In Neuenstein bei Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg der Herren von
Neuenstein. Sie kam nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von 1553 bis 1698
war sie Sitz der 1551 entstandenen protestantischen Hauptlinie H. Sie teilte
sich 1610 in die 1698 ausgestorbene Linie H., die Linie Hohenlohe-Öhringen und
die Linie Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die Nebenlinien
Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg
hervorbrachte. 1764 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
die Abtretung des Dorfes Münster und des östlichen Teiles des Gebiets von
Karlsberg das Dorf Amrichshausen und die Mainzer, Würzburger und Comburger
Anteile an Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184.
Hohenlohe-Öhringen (Fürsten).
Um 150 n. Chr. verschoben die Römer die Reichsgrenze vom Neckar hinweg und
errichteten am neuen vorderen Limes den vicus Aurelianus. 1037 erscheint die
Siedlung Orengowe in der Hand der Mutter Kaiser Konrads II., die dort ein
Kollegiatstift gründete. Vögte dieses Stiftes waren später die Herren von
Hohenlohe, die um 1250 Öhringen erwarben. Auch nach der Landesteilung von
1551/1553 gehörte Öhringen den Hauptlinien Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg.
Durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein entstand 1641 die Linie H.
die sich seit 1782 Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen (bzw. H.) nannte. H. zählte
zum fränkischen Reichskreis und gehörte auch dem Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken an. Um 1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit
Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg etwa 22
Quadratmeilen. H. hatte die Stadt Öhringen, Stadt und Amt Neuenstein, die Ämter
Michelbach, Forchtenberg, Künzelsau und Stadt und Amt Weikersheim. Die Güter
fielen nach Aussterben der Linie 1805 an Hohenlohe-Ingelfingen und damit über
Württemberg 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 7 a; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Der Landkreis Öhringen, 1968.
Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten).
Das im Jahre 1000 in der Hand von Reichsministerialen erwähnte Schillingsfürst
bei Rothenburg kam aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe. 1615 entstanden
durch Teilung der Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg die Linien
Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728), Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679
beerbte H. die Linie Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die
Nebenlinien Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen
Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis
zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die Ämter Schillingsfürst,
Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl Dörfer. Zusammen mit
Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein) umfasste ihr Gebiet
etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielten die Fürsten von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für
ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 kam
Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz Viktor von H. den Titel Herzog
von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen, Schlösser und Residenzen in
Franken, 1961.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (Reichsgrafen, Fürsten).
Die 1247 genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall war seit dem 15.
Jahrhundert Sitz eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten die Reichsgrafen
von H., die 1744 zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre Residenz, 1756 ein
Schloss. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Linie die Oberämter Bartenstein
und Pfedelbach und die Ämter Mainhardt und Sindringen. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Häupter der
beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg (Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, H.)
für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806 ging
H. an Württemberg über. S. Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (Fürsten)
s. Hohenlohe-Schillingsfürst.
L.: Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern
(seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?, Sonnenberg) bei Hechingen nannten und
vielleicht von den Burchardingern, die im 10. Jahrhundert das schwäbische
Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard eröffnete um 1170 eine 1486
erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf Friedrich III. erlangte 1191
durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in Österreich die Burggrafschaft
Nürnberg. Seine Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft
Nürnberg und begründete die fränkische, später evangelische Linie, Friedrich
erhielt die schwäbischen Stammgüter und begründete die schwäbische, katholisch
bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch, Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen
Linie heiratete Konrad die Erbtochter der Grafen von Abenberg und erwarb
Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem Erbe der Herzöge von
Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. († 1332) kaufte 1331
Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand erhoben. 1364 wurde
Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400 Wassertrüdingen, Feuchtwangen,
Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden die Güter in die Gebiete auf
dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem Vogtland sowie in die Gebiete
unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420 aber wieder zusammen.
1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das Kurfürstentum Brandenburg
erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg begann. Kurfürst Albrecht
Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs.
1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder
verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch
Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806
erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen
ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft
Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die
Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide
Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein
Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von
der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter (Hirschlatt,
Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten
beider Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden,
ab (preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie
Hohenzollern-Sigmaringen Fürsten von H. 1926
erhielten die H. als Enteignungsentschädigung für alle ihre Güter rund 100000
Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige Schlösser. 1945 wurde der
preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern
zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142
Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach,
Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern,
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und Franken, 1932; Eisele, K.,
Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und ihrer Nachbarn, 1956;
Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am
Ausgang des alten Reichs, 1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der
Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach
und Bayreuth unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515),
1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG.
123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel,
R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der
Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte
der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die
Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990,
83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v.
Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur
Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der
Hohenzollern, 2013.
Hohenzollern-Sigmaringen (Grafen, Reichsfürsten). Durch
Erbteilung entstand 1575 die Linie H. der Grafen von Hohenzollern, welche die
Grafschaft Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzighofen, die Herrschaft
Haigerloch mit Kloster Gruol, die Grafschaft Veringen und die Herrschaft
Wehrstein erhielt. 1623 gewann sie die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme
im Reichsfürstenkollegium. 1634 fiel das zwischenzeitlich abgespaltete
Haigerloch wieder an. 1803 erhielt das zum schwäbischen Reichskreis zählende H.
durch § 10 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für seine
Feudalrechte in den Herrschaften Boxmeer (Boxmer), Diksmuide (Dixmüde),
‚s-Heerenberg (Berg), Gendringen, Etten, Wisch (Visch), Pannerden und
Millingen-aan-den-Rijn (Millingen, Mühlingen) und für seine Domänen in Belgien
die Herrschaft Glatt des Stifts Muri, die Klöster Inzigkofen, Beuron
(Klosterbeuren) und Holzen (Holzheim) (im Augsburgischen), 1806 durch die
Rheinbundakte die ehemals österreichischen Mediatklöster Habsthal und Wald, die
Herrschaft Achberg und Hohenfels des Deutschen Ordens, die Souveränität über
die Herrschaften Jungnau und Trochtelfingen sowie den nördlich der Donau
gelegenen Teil der Herrschaft Messkirch der Fürsten
von Fürstenberg, die vormals Salem gehörige
Herrschaft Ostrach, die ehemals buchauische Herrschaft Straßberg der Fürsten von Thurn und Taxis sowie die
ritterschaftlichen Herrschaften Gammertingen und Hettingen der Freiherren von
Speth. 1805 wurde H. durch Verzicht Österreichs auf seine Lehnshoheit souverän.
1806 schloss es sich dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund an. Am 7. 12. 1849
dankte der Fürst zugunsten Preußens ab. 1945 kam Sigmaringen an
Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Wallner 687 SchwäbRK 39; Klein 148; Graf Stillfried, R.,
Stammtafel des Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Kreis Sigmaringen, bearb. v. Hossfeld,
F., 1942; Baur, W., Die Stadt Sigmaringen, 1956; Mayer, D., Die Grafschaft
Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert. Die Rolle des Forsts beim
Ausbau der Landeshoheit, 1959; Der Kreis Sigmaringen, 1963; Kaufhold,
W./Seigel, R., Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern an der
oberen Donau, 1966; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Schäfer, R., Die
Rechtsstellung der Haigerlocher Juden im Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen von 1634-1850, 2002; Vom Fels zum Meer, hg. v. Haus
der Geschichte Baden-Württemberg, 2002.
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien
überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum Erzbistum
Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte 1110/1111
Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn. Adolf II.
eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines Lehnsherren
Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen, verlor die
Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung mit dem
Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift Bremen
zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie in mehrere Linien (1272/1273,
1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger) Linie, welche die Stammgrafschaft
Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg innehatte, erlosch 1640. Die
Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die übrigen Güter (1316 Holstein-Segeberg,
1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig zeitweise faktisch, 1375/1386 nach dem
Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses als Lehen Dänemarks.
Seitdem blieben Schleswig und H. in fester staatsrechtlicher Verbindung. Als
1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und H. auf Grund des Vertrages von
Ripen (1460) in Personalunion an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in
Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit Stormarn, Wagrien und Dithmarschen,
das endgültig aber erst 1559 einverleibt wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum
reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben (und damit von Sachsen bzw.
Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von Lübeck gelöst). Eine Teilung
von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil und einen herzoglichen Gottorper
(Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum König von Dänemark (Friedrich I.)
gekrönt und wurden damit Schleswig und H. wieder vereint. (Die neben dem
Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach dem Aussterben der Grafen von
Holstein und Stormarn 1640 an den König von Dänemark verkauft). Am Ende des 18.
Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet Holsteins die Herzogtümer
Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). Der Wiener
Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum Mitglied des Deutschen Bundes. S.
Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
180; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 812; Die Fürsten des Landes. Herzöge
und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a.,
2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von
Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der holsteinische
Adel im Hochmittelalter, 2010.
Holstein-Plön (Grafen, Herzöge). Vermutlich seit dem neunten Jahrhundert war die Wasserburg Plune Sitz slawischer Fürsten. Von 1290 bis 1390 war Plön Sitz einer Linie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). Von 1623/1636 bis 1761 war H. Teil des Herzogtums Schleswig-Holstein-Plön und fiel 1761 mit diesem an Dänemark zurück. S. a. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Hohlenfels 1550).
Horn (Herrschaft). Die freie Herrschaft H.
zwischen Biberach und Memmingen gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Abtei Ochsenhausen zum schwäbischen Reichskreis. Ochsenhausen fiel 1802/1803 an
den Fürsten Metternich und danach an
Württemberg, über das es 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Hornes (Fürstentum)
s. . Hoorn, Horn.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Hultschin (Ländchen), Hultschiner Ländchen,
tschech. Hlučinsko. Kurz vor 1278 gründete König Ottokar II. von Böhmen
den Ort Hultschin in Nordmähren. Das umliegende Gebiet zwischen Oppa, Oder und
Zinna war seit der Trennung von Mähren am Ende des 14. Jahrhunderts keine selbständige
Einheit sondern nur Teil verschiedener schlesischer Fürstentümer
(Troppau). Mit diesen gelangte es an Habsburg. 1742 kam es von Österreich an
Preußen. 1919/1920 fiel das Hultschiner Ländchen mit 315,8 Quadratkilometern
und (1910) 48446 Einwohnern ohne Volksbefragung an die Tschechoslowakei
(Versailler Vertrag vom 28. 6. 1919, Besetzung 4. 2. 1920). Von 1938 bis 1945
gehörte es nochmals zu Deutschland.
L.: Wolff 481; Bollacher, E., Das Hultschiner Ländchen im Versailler
Friedensvertrag, 1930; Schellin, G., Das Hultschiner Ländchen. Eine
Landeskunde, Diss. phil. Königsberg 1933.
Hummertsried (Herrschaft). Die Herrschaft H. bei
Wurzach wurde 1613 von der Abtei Ochsenhausen erworben und fiel mit ihr
1802/1803 an die Fürsten Metternich, danach an
Württemberg. Damit gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 81.
Hutten (Reichsritter). Beim Zerfall der
Herrschaft Steckelberg im oberen Kinzigtal kam Ramholz im späten 13.
Jahrhundert an die Familie H., die sich dort gegen die Grafen von Hanau
behauptete. Vom 16. bis 18. Jahrhundert gehörten die H. zum Ritterkreis Franken
der Reichsritterschaft. Sie waren in den Kantonen Rhön-Werra, Baunach (,
Steigerwald?) und Odenwald immatrikuliert. Ihr bekanntester Angehöriger war
Ulrich von H. (1488-1523), der Anhänger der Reformation war, 1519/1520
umfassende Reichsreformpläne erarbeitete, die auf ein gegenüber den Fürsten starkes, auf die Reichsritterschaft gestütztes
Kaisertum zielten, und 1521 vergeblich Privatfehden gegen Geistliche in
Raubritterart zu führen versuchte. (1642 kam Ramholz an die Freiherren von
Landas, 1677 an die Freiherren und späteren Grafen von Degenfeld. 1803 fiel es
an Hessen-Kassel. Über Preußen gelangte es 1945 zu Hessen.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 369; Pfeiffer 196, 197, 212; Riedenauer 124; Stetten 11, 23, 33;
Rahrbach 131; Neumaier 149, 153; Strauß, D., Ulrich von Hutten, 1858ff., hg. v.
Clemen, O., 3. A. 1938; Steinfeld, L., Die Ritter von Hutten, 1988; Körner, H.,
Die Anfänge der Fränkischen Reichsritterschaft und die Familie v. Hutten, (in)
Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen anlässlich des 500. Geburtstages,
1988; Körner, H., Die Familie v. Hutten, (in) Ulrich von Hutten, Katalog des
Landes Hessen anlässlich des 500. Geburtstages, 1988; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Huttischer Grund, Ramholz).
Ingelheim, genannt Echter von Mespelbrunn
(Freiherren, Grafen, Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren
von I. zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Steigerwald (um 1800) des
Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert gehörten die Grafen zu I. zum
Ritterkreis Rhein und zwar wegen Schöneberg (Schönberg), Dörrebach mit Ruine
Gollenfels, Hergenfeld, Schweppenhausen, Seibersbach und Waldhilbersheim zum
Kanton Niederrheinstrom und wegen Gaulsheim zum Kanton Oberrheinstrom. Außerdem
waren sie mit Unterhausen und Teilen von Würzberg Mitglied im Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. Unterhausen fiel 1808 an Aschaffenburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 543, 545; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
595; Seyler 370; Zimmermann 73; Winkelmann-Holzapfel 154; Riedenauer 124;
Stetten 36, 39; Rahrbach 136; ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Holzhausen 18. Jh.).
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Hohlenfels 1550).
Iseghem, Izegem (Fürstentum).
Das Fürstentum I. gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. S.
Izegem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der
1103 erstmals erwähnten Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098
bezeugten Grafen von I. (Rembold I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem
9./10. Jahrhundert auftretenden edelfreien mittelrheinischen Geschlecht
gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links
der unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von
Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis
1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels
vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied]
bzw.) den gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des
12. Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg (Runkeler Haus 1373 an
Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische Linie, viertes Haus im
16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche Stamm (Niederisenburg)
erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg (Isenburg-Grenzau), die Lehen teils
des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier
die Lehen ein. Die Grafen von Wied beanspruchten das Erbe, erlangten aber
zusammen mit den Freiherren von Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten
Grafen eine Anwartschaft auf die Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg,
Großmaischeid (Großmeyscheid) und Meud, während Grenzau und Hersbach
(Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an Nassau-Weilburg kamen. Dieses
erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das ehemals niederisenburgische
Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk Koblenz) ab. Herschbach
(Hersbach) kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der remboldsche Stamm (Oberisenburg)
beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen (Eberhard von Breuberg, Konrad von
Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich und Albert von Trimberg) die
Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder, Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft
Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft Cleeberg) und baute im Reichsforst
Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit 1335 auf Birstein und seit
1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde wegen Büdingen von der
Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben. Im 16. Jahrhundert
erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung in zahlreiche
Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von 1601 bis 1628
wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625 Isenburg-Marienborn).
1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a. Isenburg-Offenbach bis
1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis 1920). 1635 kam es zur vorübergehenden
Sequestrierung der Grafschaft an den Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684
bestanden die Hauptlinien Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein.
Isenburg-Birstein wurde 1744 in den Reichsfürstenstand erhoben. Im 18.
Jahrhundert zählte die Fürstin von I., geborene Gräfin von Parkstein, wegen
Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte Baumburg und Steigerhof zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 19 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von I. für die
Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim (Gainsheim) am Rhein mit
gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg (Jakobsburg) auf der rechten
Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach, die Fürstin zu I., Gräfin von
Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft Reipoltskirchen und anderen
Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von 23000 Gulden. 1806 trat
Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter von
Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976; Decker,
K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Isenburg-Büdingen-Büdingen (Grafen), Isenburg-Büdingen. Die Grafen
von I. sind eine 1687 entstandene Linie der Grafen von Isenburg, deren zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Güter, 3,5 Quadratmeilen Gebiet mit 10500
Einwohnern (Stadt und Gericht Büdingen, Gerichte Düdelsheim und Mockstadt),
1806 unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und damit 1815/1816 an
Hessen-Darmstadt bzw. 1945 Hessen fielen.
L.: Wolff 277; Wallner 698 OberrheinRK 34; Philippi, H., Territorialgeschichte
der Grafschaft Büdingen, 1954; Ackermann, J., Verschuldung,
Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2002; Mutschler, T., Haus, Ordnung,
Familie, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 233.
Isenburg-Philippseich (Grafen). I. ist eine nach 1718 begründete Nebenlinie der Fürsten von Isenburg, die in Philippseich bei Offenbach ihren Sitz hatte und 1920 erlosch.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines
einheitlichen Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei
Jahrhunderte im Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils
fürstlicher oder quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils
republikanischer Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der
Kirchenstaat und das Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden
gegenüberstanden. Als dem Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens
galten vor allem: Fürstentum Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum
Comacchio, Fürstentum Correggio, Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale,
Herzogtum Florenz (Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete
die Reichszugehörigkeit, wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum
Mailand (Modena-Reggio), Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum
Mirandola, Herzogtum Modena, Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel,
Herzogtum Novellara, Herzogtum Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen
(Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht mehr zu den Reichstagen erschien, weil
er sich für souverän hielt), Sizilien, Soramo, Herzogtum Spinola,
Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug Frankreichs gegen die auf die Anjou
gefolgte aragonesische Seitenlinie in Neapel (1494) wurde I., in dem es in der
Neuzeit 137 Bistümer gab, zum Streitobjekt zwischen Frankreich und
Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg die Vorherrschaft gewann. Nach dem
Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt nach dem spanischen
Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der französischen Bourbonen
den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden (Mailand). Infolge des
Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und Mantua an Österreich,
Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden Herzöge von
Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie 1720 gegen
Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13 lombardische
Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola, Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a.
Gebiete der Doria), 20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete
der Spinola und der Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz,
Piombino, Soramo, Comacchio) und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen 1734 und 1737
brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo, Avulla, Spigno,
Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia, Angleria,
Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I. ein und
errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich eingegliedert
wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel, Novellara, Spinola,
Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche umgewandelt wurden. 1815
wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena) und die Bourbonen
(Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I. zurückgeführt.
Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden Nationalgefühls und des
sog. risorgimento kam es 1859 zum sardinisch-piemontesisch-französischen
Feldzug gegen Österreich, das 1859 die Lombardei räumen musste. 1860 wurden
Toskana, Modena, Parma und die Romagna an Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen an Frankreich abgeben musste.
Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien vertrieben. Auch die Marken und
Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angegliedert. Viktor
Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von I. an. 1866 wurde Venetien
(Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste
eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I. seinem Verbündeten Österreich-Ungarn
den Krieg und gewann danach Südtirol. S. a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H.,
Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984;
Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985;
Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v.
Schwarzkopf, J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter,
1056-1454, Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R.,
Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte
Italiens, 2. A. 1989; Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen
Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg.
v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995;
Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische
Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini, G., Città, comunità
e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997;
Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V., Geschichte Italiens,
2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004;
Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20.
Jahrhundert, 2010.
Izegem (Fürstentum,
Iseghem). Das Fürstentum I. gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. S.
Iseghem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Jägerndorf (Herzogtum, Residenz). J. in
Oberschlesien an der Straße Breslau-Olmütz am Zusammenfluss von Oppa und
Geldoppa wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts als Stadt zu deutschem Recht
gegründet. Es gehörte ursprünglich zum Herzogtum Troppau. 1384 fiel es von
Troppau an Oppeln, 1390 an Jodok von Mähren, 1411 an König Wenzel von Böhmen
und 1421 an Ratibor. 1437 spaltete sich J. als eigenes Herzogtum ab. 1493 kam
es nach Absetzung des Fürsten durch König
Matthias Corvinus (1474) an die Freiherren von Schellenberg. 1523 erwarb
Markgraf Georg von Ansbach dieses Herzogtum. Nach dem Tod seines Sohnes Georg
Friedrich fiel es an die Markgrafen von Brandenburg, die es mit Oderberg und
Beuthen zusammenfassten. 1617/1621 gingen diese Gebiete infolge Teilnahme des
Herzogs am böhmischen Aufstand an Österreich verloren. Den nördlichen Teil des
Landes konnte König Friedrich II. 1742 an Preußen zurückgewinnen. Das Herzogtum
umfasste ein Gebiet von 17 Quadratmeilen. 1918/1919 fiel das Gebiet von Österreich
an die Tschechoslowakei, 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 481, 488; Biermann, G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und
Jägerndorf, 1874; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Geschichte
Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 1961; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 182; Urbare
des Fürstentums Jägerndorf aus der Zeit der
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach (1531-1535-1554/78), hg. v. Hanke, S. u. a.,
2010.
Jauer (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in
Niederschlesien wurde vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht
gegründet. Seit 1278 war J. Sitz des im Wege der Teilung des Herzogtums
Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem
1286 Löwenberg hinzukam. Durch Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde
es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut geteilt. Von 1346 an
waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von
Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474
fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte einen Flächeninhalt von etwa 56
Quadratmeilen und war in die Kreise J., Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg
gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die Verwaltung Polens und damit 1990
als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt
Jauer, 1903; Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911; Koischwitz, O.,
Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost,
A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist. Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5.
A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 283.
Jever (Herrschaft). Die alte friesische
Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe
1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit
dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge
von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort der friesischen
Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften Östringen und
Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von Sachsen wie von
Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert
war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin
Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds an. 1536 erhob
sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und Ostfriesland die
Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an Oldenburg. 1667 kam sie
nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von Oldenburg an Anhalt-Zerbst
und bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter 1793 über Katharina II., die
Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818
übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge
von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg
und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H., Verfassung und Verwaltung der
Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807, 1967.
Johanniterorden (Reichsfürst), Johannitermeister.
Vermutlich 1048, jedenfalls vor 1072 gründeten Kaufleute aus Amalfi bereits vor
den Kreuzzügen in Jerusalem ein Spital. Daraus entstand nach der Eroberung
Jerusalems (1099) eine Ordensgemeinschaft, die zunächst in den
Kreuzfahrerstaaten, bald aber auch in allen Teilen Europas Ordenshäuser bzw.
Hospitäler errichtete und in den Kreuzfahrerstaaten Antiochien und Tripolis
auch herrschaftliche Rechte gewann. Die von dem Ordensmeister Raymund von Puy
(1120-1160) 1137 erlassene Ordensregel gab dem geistlichen Orden
ritterschaftliche Züge. An der Spitze des Ordens stand der Großmeister, der von
den acht Großwürdenträgern der acht Zungen des Ordens beraten wurde. Nach dem
Fall Akkons (1291) verlegte der Großmeister seinen Sitz nach Limassol (Limisso)
auf Zypern und wurde Vasall des dortigen Königshauses. Von 1308 bis 1310
eroberte er Rhodos und dessen Nachbarinseln. 1312 erlangte er einen Teil der
Güter des aufgelösten Templerordens in Frankreich. 1372 ließ sich die Ballei
Brandenburg im Vergleich von Heimbach besondere Rechte einräumen. 1522/1523
musste nach Siegen der Türken der Sitz von Rhodos verlegt werden (u. a.
Viterbo). 1530 übertrug Kaiser Karl V. als König von Sizilien dem Orden Malta
und seine Nachbarinseln sowie Tripolis gegen einen symbolischen Tribut aber
ohne Heerfolgepflicht zu Lehen. Seitdem wurde der Orden auch Malteserorden
genannt. Nach der Reformation traten die Mitglieder der Ballei Brandenburg zum
evangelischen Glauben über. 1548 erhielt der J. bzw. der Johannitermeister in
Deutschland, der seit 1187 als Großprior an der Spitze der deutschen Zunge des
Ordens stand und seit 1428 (endgültig 1505) seinen Sitz in Heitersheim hatte,
Sitz und Stimme auf der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Deutsche Kommenden bestanden u. a. in Dätzingen und Rohrdorf, Schwäbisch Hall
(Hall) und Affaltrach, Heitersheim, Hemmendorf und Rexingen, Kleinerdlingen
(Kleinnördlingen), Leuggern, (Neuburg,) Rothenburg, Überlingen, Villingen,
Würzburg und Biebelried. 1781 wurde der Orden mit dem Antoniterorden vereinigt.
1789 verlor er seine Güter in Frankreich, 1798 auch Malta (an Frankreich). Um
1800 zählte der J. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Durch § 27
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der J. bzw.
Malteserorden für den Verlust seiner linksrheinischen Güter die Grafschaft
Bonndorf, die Abteien Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Schuttern, Sankt Peter,
Tennenbach und alle Stifter, Abteien und Klöster im Breisgau. 1806 erlosch auch
das Großpriorat in Heitersheim, nachdem das Fürstentum
Heitersheim schon früher allmählich tatsächlich unter die Landeshoheit
Österreichs sowie 1805/1806 an Baden gelangt war. 1852 wurde die Ballei
Brandenburg vom König von Preußen in ihren Rechten wiederhergestellt. 1999
hatte der evangelische Teil des Johanniterordens rund 3400 Mitglieder.
L.: Zeumer 552 II a 30; Riedenauer 129; Geschichte des Malteserordens nach
Vertot, bearb. v. Niethammer, Bd. 1ff. 1792; Falkenstein, K., Geschichte des
Johanniterordens, 1867; Pflugk-Harttung, J. v., Die Anfänge des
Johanniterordens in Deutschland, 1899; Rödel, W., Das Großpriorat Deutschland
des Johanniterordens, Diss. phil. Mainz 1966; Engel, C., Histoire de L’Ordre de
Malte, 1968; Waldstein-Wartenberg, B. Graf v., Rechtsgeschichte des
Malteserordens, 1969; Der Johanniter-Orden. Der Malteser-Orden, hg. v. Wienand,
A., 3. A. 1988; Barz, W., Georg Schilling von Cannstatt. Ein deutscher
Johanniter auf Malta, (in) Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 69 (1984),
5; Riley-Smith, J., Johanniter, LexMA 5 1990, 613ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 739 (Johannitermeister);
Die Johanniter, die Templer, der Deutsche Orden, die Lazariter und
Lazariterinnen, die Pauliner und die Serviten in der Schweiz, bearb. v.
Andenmatten, B. u. a., 2006
Jugoslawien (Königreich, Volksrepublik). Im 5./6.
oder 7. Jahrhundert wanderten die slawischen Serben auf die Balkanhalbinsel
ein. Sie wurden im 9. Jahrhundert christianisiert, gerieten aber unter den
Einfluss Bulgariens bzw. Ostroms. Um 1180 erkämpften sie ein unabhängiges Fürstentum. Dieses fiel 1389/1459 an die Türken. 1830
entstand ein im Zuge von Freiheitsbestrebungen autonomes Erbfürstentum Serbien
unter osmanischer Oberhoheit, 1878 ein unabhängiger Staat, der sich 1882 in ein
Königreich umwandelte. Diesem schlossen sich 1918 die nordöstlich davon
gelegenen Gebiete des Kaiserreichs Österreich-Ungarn, die auch Italien als
Preis für seinen Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten
begehrte, an. Daraus entstand das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen,
das sich 1929 in Jugoslawien umbenannte. Am 29. 11. 1945 wurde es Republik, am
31. 1. 1946 Föderative Volksrepublik. Am 10. 2. 1947 wurde sein Gebiet um Teile
Italiens in Istrien und Dalmatien vergrößert, 1954/1975 erhielt es die Zone B
um Triest. Zum 26. 6. 1991 lösten sich Kroatien und Slowenien durch Erklärung
vom serbisch beherrschten J., später auch Bosnien-Herzegowina und Mazedonien
(Makedonien), so dass nur noch Serbien und Montenegro in J. verblieben. 1999
wurden die albanischen Bewohner des Amselfelds (Kosovo) von Serben vertrieben,
aber durch Kriegseinsatz des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses
zurückgeführt. Am 4. 2. 2003 wurde die Bundesrepublik J. aufgelöst und der
Staat Serbien-Montenegro begründet, der sich 2006 in Serbien sowie Montenegro
auflöste. 2008 trennte sich auch Kosovo mit westlicher Unterstützung von
Serbien. S. Dalmatien, Friaul, Görz, Gottschee, Herzegowina, Illyrien, Istrien,
Kärnten, Krain, Küstenland, Österreich, Steiermark, Triest.
L.: Als Mitteleuropa zerbrach. Zu den Folgen des Umbruchs in Österreich und
Jugoslawien nach dem Ersten Weltkrieg, hg. v. Karner, S./Schöpfer, G., 1990;
Suppan, A., Zwischen Adria und Karawanken, 1998; Dérens, J./Samary, C.,
Jugoslawien von A bis Z, 2001; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20.
Jahrhundert, 2010.
Jülich (Grafschaft, Markgrafschaft, Herzogtum[,
Residenz?]). J. bei Düren ist im Anschluss an die römische Zivilsiedlung
Juliacum an einer wichtigen Straßenkreuzung entstanden. Im 9. Jahrhundert kam
der Ort an das Erzstift Köln. Als dessen Vögte wirkten die Grafen des schon in
fränkischer Zeit J. umgebenden Jülichgaus. Seit dem frühen 11. Jahrhundert
erscheinen Grafen mit dem Leitnamen Gerhard, die sich bald nach J. benannten
(1081 comes de Julicho). Sie erwarben am Ende des 12. Jahrhunderts durch Heirat
(1177) die Waldgrafschaft am Nordrand der Eifel und die Grafschaft Nörvenich.
Sie starben 1207 aus und wurden über die Schwester des letzten Grafen von den
in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach (Hengebach) beerbt, die sich
nunmehr nach J. benannten. Sie gewannen die Belehnung mit der Vogtei über
Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und die linksrheinischen Güter Essens.
Zusammen mit Berg, Kleve und Brabant besiegten sie 1288 bei Worringen den
Erzbischof von Köln und brachen die Vorherrschaft des Erzstifts Köln am
Niederrhein. 1304/1307 wurden Teile der Grafschaft Kessel (Kassel) mit
Grevenbroich, Gladbach (Mönchengladbach) und Brüggen gekauft. 1312 kam das Amt
Münstereifel von einer Nebenlinie zurück. 1336 wurden die Grafen von J., die
1346 durch Heirat Ravensberg und 1348 auch Berg, das bis 1423 einer Jülicher
Nebenlinie zugeteilt wurde, sowie 1335 die Vogtei über Aachen gewannen, zu
Markgrafen, 1356 zu Herzögen erhoben. Für kurze Zeit wurde auch Geldern
gewonnen (bis 1423). Weiter erwarben die Herzöge Monschau (1435), Euskirchen
und Heinsberg sowie Geilenkirchen, Millen, Wassenberg und Löwenburg. Residenz
wurde Düsseldorf. 1511 wurden beim Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm
die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählenden Herzogtümer Jülich-Berg-Ravensberg
und Kleve-Mark durch Heirat in Personalunion vereinigt. 1538 konnte Geldern
erworben werden, ging aber 1543 wieder verloren. 1614 fielen J. und Berg im
jülich-klevischen Erbfolgestreit (1614/1666) an Pfalz-Neuburg (Wittelsbach).
Seit 1777 war J. (mit Berg) durch Pfalz-Sulzbach in Personalunion mit Bayern
vereinigt. Zu dieser Zeit umfasste es 75 bzw. 129 Quadratmeilen mit 400000
Einwohnern und war in 19 bzw. 33 bzw. 44 Ämter aufgeteilt. Von 1794 bis 1814
war es bei Abfindung Bayerns durch Ansbach (1806) und Bayreuth (1810) von
Frankreich, das es 1801 vertraglich erlangte, besetzt. 1814 wurde seine
Aufteilung auf Preußen und die Niederlande vorgesehen. 1815 kam es an Preußen,
1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 321ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien
des Reichs 3, 86; Mirbach, W. v., Zur Territorialgeschichte des Herzogtums
Jülich, 1874ff.; Kuhl, J., Geschichte der Stadt Jülich, Bd. 1ff. 1891ff.;
Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.;
Redlich, O. R., Jülich-Bergische Kirchenpolitik am Ausgang des Mittelalters,
Bd. 1f. 1904ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T. u. a.,
Bd. 1f. 1922; Güthling, O., Jülich-Bergische Landesaufnahmen im 18.
Jahrhundert, Düsseldorfer Jb. 1938; Geschichtlicher Handatlas der deutschen
Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v. Nießen, J., 1950; Theunert,
F., Kreis und Stadt Jülich, 1951ff.; Corsten, S., Die Grafen von Jülich unter
den Ottonen und Saliern, Beiträge zur Jülicher Geschichte 45 (1978), 3ff.;
Walz, J., Stände und frühmoderner Staat: Die Landstände von Jülich-Berg im 16.
und 17. Jahrhundert, 1982; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer
Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Jülich und das Jülicher Land im Bild, hg. v.
Mainz, A. (o. J.); Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987; Bers, G.,
Studien zur Jülicher Stadtgeschichte, 1989; Herborn, W., Jülich, LexMA 5 1990,
803ff.; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 115; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 134, 814 (Jülich und Berg), 1, 2, 286;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 407, 2, 286.
Jungnau (Herrschaft). Um 1230 wird der neben der
Burg Schiltau bei Sigmaringen bestehende Ort erwähnt (Jungnow). Nach diesem
nannte Ritter Burkhard von Jungingen eine zweite Burg, die er auf 1316 von
Berthold vom Schiltau erworbenen Gebiet errichtete. 1367 kauften die Herren von
Reischach die Herrschaft, 1418 erwarben die Grafen von Werdenberg Feste und Städtlein.
Nach ihrem Aussterben 1534/1535 fiel die aus dem Flecken J. und einigen Dörfern
bestehende, zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft an die Grafen von Fürstenberg. 1806 wurde J. mediatisiert und 1840 von
Hohenzollern-Sigmaringen erworben. Über Preußen (1849) kam J. 1945 zu
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Wallner 687 SchwäbRK 28.
Kaiserslautern (Reichsstadt). An der Straße vom Rhein
nach Lothringen erscheint 882 der fränkische Königshof Luthra an der Lauter.
Das Reichsgut um diesen Ort kam 985 an die salischen Grafen des Wormsgaues
(Herzog Otto von Kärnten) und von diesen später an die Staufer. Kaiser
Friedrich I. Barbarossa baute den Königshof zur Pfalz aus. 1237 erscheint die
Bezeichnung Lutra imperialis (K., 1322 Kayserlutern). 1276 wurde K. zur
Reichsstadt erhoben. Mehrfach verpfändet kam es 1375 als Pfand an die Pfalz.
Unter Pfalzgraf Johann Casimir (1576-1592) wurde es Residenz des Fürstentums Pfalz-Lautern (Lautern). 1797 wurde es von
Frankreich besetzt. 1816 fiel es an Bayern, 1945 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Schlag, G., Die deutschen Kaiserpfalzen, 1940; Kaiserslautern
1276-1951, Festschrift zur 675jährigen Stadterhebung, hg. v. Münch, O., 1951;
Münch, O., Kaiserslautern, Barbarossastadt im Herzen des Pfälzer Waldes, 1957;
Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1, 1964; Landkreis Kaiserslautern,
bearb. v. Reh, K. u. a., 1968; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Gerlich, A., Kaiserslautern, LexMA 5 1990, 860; Urkundenbuch der Stadt
Kaiserslautern, hg. v. Dolch, M. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Lauterer Gericht
und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M. u. a., 1996; Ratsprotokolle der
Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 289; Dolch, M., Reichsburg Kaiserslautern (in)
Mitt. des hist. Ver. der Pfalz 105 (2007), 89.
Kalenberg (Fürstentum)
s. Braunschweig-Calenberg, Calenberg
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E4.
Kärnten (Herzogtum, Bundesland). K. in einem
Alpenbecken an der mittleren Drau war zunächst keltisch (2. Jh. v. Chr. Noriker
[, dann römisch, 15 v. Chr.], 45 n. Chr. röm. Provinz Noricum), etwa ab 590
nach kurzer langobardischer Herrschaft vorwiegend slawisch besiedelt. Das in
der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts errichtete slawische Reich, dessen Bewohner
in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts als Carontani/Carantani (Kosmograph von
Ravenna, Carantana d. h. Zollfeld, zwischen Klagenfurt und Sankt Veit, zu kelt.
caranto, Fels) genannt werden, geriet um 740/750 (743/748) unter die Herrschaft
der gegen die Awaren zu Hilfe gerufenen Bayern. 828 traten bayerisch-fränkische
Grafen an die Stelle der slawischen Fürsten und
verstärkten den bayerischen Einfluss noch. 976 trennte Kaiser Otto II. K. (als
eigenes Herzogtum?), zu dem auch die Steiermark und die Marken Verona, Istrien,
Friaul und Krain gehörten, von Bayern ab. Danach kam es überwiegend an
landfremde Große, von 1077 bis 1122 an die Eppensteiner. Dabei zerfiel das
Herzogtum.Bis etwa 1180 verselbständigten sich die Marken (1035 Karantanische
Mark mit Mürztal und Ennstal, 1040 Krain, Istrien, 1055 Mark an der
Mur/Steiermark, 1077 Friaul). Die aus Rheinfranken stammenden Grafen von
Sponheim (Spanheimer) (1122-1269) nahmen nur eine schwache Stellung ein. 1269
kam K. nach dem Aussterben der Grafen von Sponheim (Spanheimer) an Böhmen (bis
1276), 1286 an die Grafen von Tirol, 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern an die
Grafen von Habsburg. Sie fügten 1500 die (Vordere) Grafschaft Görz hinzu,
fassten K. mit Steiermark, Krain, Istrien und Triest zur Ländergruppe Innerösterreich
zusammen und setzten in der Neuzeit im Kampf gegen die Stände ihre Herrschaft
durch. 1748 wurden drei Kreisämter eingerichtet. 1759 löste (Erzherzogin) Maria
Theresia die Rechte des Hochstifts Bamberg in K. (Villach mit Tarvis und
Pontafel, Wolfsberg und Bleiburg u. a.) durch Kauf ab. Von 1809 bis 1814
gehörte Oberkärnten (Villacher Kreis) zu den illyrischen Provinzen Frankreichs,
von 1814 bis 1849 (seit 1816/1825 auch der Klagenfurter Kreis) zum
österreichischen Königreich Illyrien. Danach war das Herzogtum K. Kronland
Österreichs. Ohne Abstimmung kamen 1920 das Miestal/Mießtal mit Unterdrauburg
und Seeland an Jugoslawien und das Kanaltal (mit 8350 Bewohnern) mit Tarvis an
Italien. Im Kärntner Becken erklärten sich am 10.10. 1920 59 Prozent der Bevölkerung
für Österreich. Bei der Auflösung Jugoslawiens zwischen 1991 und 1995 fielen
die jugoslawischen Teile an Slowenien.
L.: Wolff 29; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Lechner,
K., Kärnten, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Ankershofen, Frhr. G.
v./Tangl, K., Handbuch der Geschichte des Herzogtums Kärnten, Bd.1ff. 1842ff.;
Aelschker, E., Geschichte Kärntens, Bd. 1f. 1885; Monumenta historica ducatus
Carinthiae 811-1414, hg. v. Jaksch, A. v./Wiessner, H., Bd. 1ff. 1896ff.; Curs, O., Deutschlands Gaue im
zehnten Jahrhundert. Nach den Königsurkunden, Diss. phil. Göttingen 1908, 4
(Karintana, Karintriche, Karinthia); Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, hg. v. d. Ak. d. Wiss. Abt. 1,4, 2,8 1914ff.;
Wutte, M., Kärntner Gerichtsbeschreibungen. Vorarbeit zu dem historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer, Archiv f. vaterländ. Gesch. u. Topographie
20, 21 (1921); Wutte, M./Paschinger, V./Lex, F., Kärntner Heimatatlas, 1925;
Jaksch, A., Geschichte Kärntens bis 1335, Bd. 1f. 1928ff.; Jaksch, A./Wutte,
M., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Paschinger, V., Landeskunde von Kärnten 1937;
Braumüller, H., Geschichte von Kärnten, 1949; Paschinger, V., Kärntner
Heimatatlas, Bd.1f. 1951ff.; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff.
1951ff.; Fresacher, W./Moro, G. u. a., Kärnten, (in) Erläuterungen zum historischen
Atlas der österreichischen Alpenländer, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 51, 94, III, 23, 25, 31, regnum Carentanum,
Charentariche, Karintriche (, Kärnten, Karantanien); Zopp, F., Kärntner
Bibliographie, 1961ff.; Moro, G., Zur politischen Stellung Karantaniens im
fränkischen und deutschen Reich, Südostforschungen 22 (1963), 78ff.; Klaar, Die
Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Fräss-Ehrfeld, C.,
Geschichte Kärntens, Bd. 1 Das Mittelalter, 1984; Neumann, W., Bausteine zur
Geschichte Kärntens, 1985; Bertels, K., Carantania. Beobachtungen zur
politisch-geographischen Terminologie und zur Geschichte des Landes und seiner
Bevölkerung im frühen Mittelalter, Carinthia 177 (1987), 87ff.; Wallas, A.,
Stände und Staat in Innerösterreich im 18. Jahrhundert, 1988; Dopsch, H.,
Kärnten, LexMA 5 1990, 1002ff.; Stumfohl, R., Kärntner Bibliographie
(1976-1980), 1989, (1981-1985), 1991; Migglautsch, K./Pust, I., Das Kanaltal
und seine Geschichte, 1995; Karantanien – Ostarrichi, hg. v. Moritsch, A.,
1997; Kärnten, hg. v. Rumpler, H., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die
Kärntner Volksabstimmung 1920, hg. v. Valentin, H. u. a., 2002.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich möglicherweise
im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138 die Grafen von
K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066), zunächst als
nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz
im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie,
erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich,
um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen
Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im
Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an.
Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402
aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn. Es
bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um Rheinfels (Braubach,
Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt
(Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch
Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten
Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren
Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur
geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht
und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von
Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um
1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der
Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der
Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das
den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,]
endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt,
Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg,
die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld
auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten
Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei
Aussterben des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie
Hessen-Rotenburg mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das
Herzogtum Nassau und fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Kempten (gefürstete Abtei, Fürststift, Residenz).
K. an der Iller wird erstmals als spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi
Geburt) von Strabo erwähnt. 15 v. Chr. wurde es von den Römern erobert, die
dort eine Siedlung mit Markt, Tempeln und Thermen errichteten, die ihrerseits
im 3. Jahrhundert von den Alemannen zerstört wurde. 742/743 gründete vielleicht
das Kloster Sankt Gallen in Kempten eine Zelle und 752 ein Benediktinerkloster,
das karolingisches Eigenkloster wurde. 1062 bestätigte König Heinrich IV. seine
durch mehrfache Vergabungen (vor 963 Augsburg, 1026 Schwaben, 1065 Rheinfelden)
bedrohte Reichsunmittelbarkeit. 1348 wurde der Abt als Fürstabt betitelt, 1360
wurde das Kloster von Kaiser Karl IV. zum Fürststift erhoben, das 1419 exemt
wurde. Sein Herrschaftsgebiet entwickelte sich aus einer dem Kloster durch
Kaiser Karl dem Großen im 9. Jahrhundert verliehenen Immunität, die zwischen
1062 und 1213 zur Grafschaft erhoben wurde. 1213 gingen durch Verleihung König
Friedrichs II. die zuletzt von den Staufern ausgeübten Grafenrechte und Vogteirechte
an den Abt über. Weitere Käufe rundeten im 17. und 18. Jahrhundert das Gebiet
ab. Bis 1803 war dann das Fürststift nach dem Hochstift Augsburg das größte
geistliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben. Es gehörten bei der Säkularisation
(1803) zum Stift die 1728 mit Stadtrecht ausgestattete sogenannte Stiftsstadt
unmittelbar vor den Toren der Reichsstadt K. und die Marktflecken Sulzberg,
Unterthingau (Thingau), Günzburg (Obergünzburg), Ronsberg, Dietmannsried,
Grönenbach, Legau, Altusried und Buchenberg sowie Martinszell (Sankt
Martinszell) und die Herrschaften Wagegg, Westerried, Rothenstein, Kalden
(Calde), Theinselberg-Hetzlinshofen-Herbishofen
(Teisselberg-Hetzlingshofen-Erbishofen), Hohenthann (Hohentann) und Kemnat
(Kemnath) Das Gebiet war in die acht Pflegämter Sulzberg und Wolkenberg,
Unterthingau, Kemnat, Liebenthann oder Günzburg (Obergünzburg), Falken,
Grönenbach, Hohentann oder Lautrach und das Pflegamt diesseits der Iller
gegliedert. Als Exklave unterstand dem Abt auch die Obervogtei Binswangen.
Wegen Lautrach (Lauterach) und Langenegg zählte der Abt zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Für
einen Teil der Eingesessenen war er gegenüber den Kantonen Hegau und Donau
steuerpflichtig.1803 fiel das Stift mit 18 Quadratmeilen weitgehend
geschlossenem Gebiet und 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 2158; Zeumer 552 II a 28; Wallner 685 SchwäbRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 38 (1789) D4; Ruch Anhang 82; Wagner, F., Die
Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des hochfürstlichen
Stiftes Kempten, 1933; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Weitnauer, A., Kempten 1949; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel
und Klöster im Gebiet zwischen Iller und Lech, 1961; Dertsch, R., Stadt- und
Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968: (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Schwaben; Hermann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984;
Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. Dotterweich, V., 1989; Böck, F., Kempten
im Umbruch, 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Walter, M., Das
Fürststift Kempten, 1995; Bürgerfleiß und Fürstenglanz,
hg. v. Jahn, W. u. a., 1998; Petz, W. Zweimal Kempten, 1998; Böck, F., Ein
Einzelfall? (in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 666,
1, 2,292.
Kempten (Reichsstadt). K. wird erstmals als
spätkeltische Siedlung Cambodunum (um Christi Geburt) von Strabo erwähnt. Seit
15 v. Chr. bestand eine römische Siedlung, die im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört wurde. 752 gründete vielleicht das Kloster Sankt Gallen nach
einer Zelle der Jahre 742/3 in K. ein Benediktinerkloster, das karolingisches
Eigenkloster und 1360 Fürststift wurde. Die bei ihm angelegte Siedlung erhielt
1289 Reichsfreiheit. 1310 gelangte die Vogtei über die Stadt wieder an das
Kloster. 1340 hatte sie das Stadtrecht Ulms. 1361 wurde die Vogtei erneut vom
Stift gelöst. 1525 kaufte sich K. nach jahrhundertelangem Streit mit dem
Fürststift ganz von ihm frei und wurde 1527 protestantisch. Die Stadt zählte
zum schwäbischen Reichskreis. 1803 kam sie mit 0,8 Quadratmeilen Gebiet und
etwa 3500 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 20; Wallner 689 SchwäbRK 79; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E5; Schroeder 199ff.; Haggenmüller, J.,
Geschichte der Stadt und der gefürsteten Grafschaft Kempten, 1840/1847; Wagner,
F., Die Römer in Bayern, 4. A. 1928; Rottenkolber, J., Geschichte des
hochfürstlichen Stifts Kempten, 1933; Weitnauer, A., Kempten 1949; Dertsch, R.,
Stadt- und Landkreis Kempten, 1966; Blickle, P., Kempten, 1968, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Schleiermacher, W., Cambodunum,
Kempten: eine Römerstadt im Allgäu, 1972; Hermann, N., Kempten und das
Oberallgäu, 2. A. 1984; Haggenmüller, J., Geschichte der Stadt und der
gefürsteten Grafschaft Kempten, 1988; Geschichte der Stadt Kempten, hg. v.
Dotterweich, V., 1989; Fahlbusch, F., Kempten, LexMA 5 1990, 1103; Bürgerfleiß
und Fürstenglanz, hg. v. Jahn, W. u. a., 1998;
Petz, W. Zweimal Kempten, 1998.
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten). Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach
Kevenhüll bei Beilngries benannte, 1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem
bayerisch-fränkischen Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396
urkundlich bezeugt ist. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um
Villach reich begütert. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine
Aufteilung in eine österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine
Kärntner Linie (Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb
1581 drei Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu Reichsgrafen von
Frankenburg erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in Kärnten nannte sich
seit 1571 nach Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673 zu österreichischen
Grafen, 1725 zu Reichsgrafen von Hardegg ernannt und 1764 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz
(1706-1776) war verheiratet mit der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit
1751 Khevenhüller-Metsch. Als Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem
schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags am
Ende des 18. Jahrhunderts als Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18.
Khevenhüller-Hochosterwitz (Freiherren, Grafen, Fürsten). K. ist die 1519 entstandene Kärntner Linie der Freiherren bzw. Grafen bzw. Fürsten von Khevenhüller. Sie führte seit 1751 den Namen Khevenhüller-Metsch.
Khevenhüller-Metsch (Freiherren, Grafen, Fürsten). K. nennt sich seit 1751 die Linie Hochosterwitz der Khevenhüller, die am Ende des 18. Jahrhunderts dem schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags als Personalist angehörte.
Kinzigtal (Herrschaft). Das aus dem Erbe der 1218 ausgestorbenen Herzöge von Zähringen stammende Haslach an der mittleren Kinzig südöstlich von Offenburg war Kern einer Herrschaft K. der Grafen von Fürstenberg und von 1286 bis 1386 Sitz einer jüngeren Linie. Hinzu kamen Wolfach (1291), Hausach (um 1328), das Prechtal (1406) sowie die Herrschaften Romberg und Schenkenzell (1490-1498). Im 15. und 16. Jahrhundert befand sich die Herrschaft K. in den Händen einer älteren (nach 1408-1490) und jüngeren Linie (nach 1559) Fürstenberg-Kinzigtal. 1641 fiel sie ganz an Fürstenberg-Stühlingen(, das Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis hatte). 1806 kam das K mit etwa 350 Quadratkilometern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst entstand
seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg der
Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte die
Burg an die Fürsten von Hohenlohe, die sie zur
Siedlung ausbauten, 1398 an die Reichsstädte Rothenburg, Dinkelsbühl und
Schwäbisch Hall verkauften und nach dem Rückerwerb 1562 zu ihrem Amtssitz
machten. 1701 gab die Herrschaft den Namen für die 1764 in den
Reichsfürstenstand erhobene, 1861 ausgestorbene Linie Hohenlohe-Kirchberg. K.
fiel 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und
Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/1975).
Klettgau (Gau östlich der Wutach, rechts des
Oberrheins, gefürstete Landgrafschaft). Der K. (zu lat. cleta, Geflecht) an der
unteren Wutach war in karolingischer Zeit eine Grafschaft. Um 1200 waren dort
vor allem die Grafen von Küssaberg, die Herren von Krenkingen, das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen und das Hochstift Konstanz begütert. Die Güter
der Grafen von Küssaberg kamen 1245 teilweise an das Hochstift Konstanz, die
Güter der Herren von Krenkingen von 1270 bis 1287 an Habsburg. Von 1282 bis
1408 unterstand der K. als Landgrafschaft den Grafen von Habsburg-Laufenburg
(1315 Grafenamt, 1325 Landgrafenamt). Danach kam er durch Heirat an die Grafen
von Sulz (am Neckar bei Tübingen), die unter anderem 1656 die obere nördliche
Hälfte der reichsunmittelbaren Stadt Schaffhausen überließen, die sich 1501 der
Eidgenossenschaft der Schweiz anschließen hatte müssen und 1525 Teile der Güter
des Hochstifts Konstanz erworben hatte. Der Rest, ein Gebiet von 5,5
Quadratmeilen bzw. rund 300 Quadratkilometern (die 1482 erworbene Stadt Tiengen
und eine Anzahl Dörfer) kam 1687 beim Aussterben der Grafen von Sulz über die
Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg (bis
1805) und wurde 1698 zu einer gefürsteten Landgrafschaft erhoben, die dem
schwäbischen Reichskreis angehörte. 1805/1806 erwarb Baden die Landeshoheit,
1812/1813 die schwarzenbergischen Eigengüter. Über Baden gelangte das Gebiet
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 61, 7; Wallner 689 SchwäbRK 25; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Wanner, M., Geschichte des Klettgaues,
1857; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 4; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 39, 96, Chletgouwe; Der Klettgau,
hg. v. Schmidt, F., 1971; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorial-staatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Borgolte, M., Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 59 (Löhningen), 208.
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive, Kliff) errichtet. Sie war
infolge der Gründung einer Grafschaft am linken Rheinufer durch Kaiser Heinrich
II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts Sitz der Grafen von K., deren
älteste Grafen zugleich auch Grafen von Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an
Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als erster der Grafen ist (nach Rutger I. †
1051 und Rutger II. von Tomburg 1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve
(Dietrich I. von Tomburg-Kleve bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen
erweiterten den im südlichen Teil des Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern
der ursprünglichen Grafschaft (K., Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten
des Reiches und des Erzstifts Köln. Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie
auf das rechte Rheinufer über (Wesel [1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken),
im 14. Jahrhundert nach Emmerich. Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die
Binnensiedlung. Nach dem Aussterben der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III.
von der Mark, der die Nichte des letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er
gewann 1392 Rees und Aspel, verlor aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde
die Herrschaft über K. und Mark sowie Ravensberg und Ravenstein in einer Hand
vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in seinen beiden Teilen getrennt verwaltete
K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde Gennep, 1429 Emmerich und der östliche
Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge Verbindung mit Burgund im 15.
Jahrhundert ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten Gelderns (1473 Goch,
Aspenden, Weeze, Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten). In der Soester Fehde
erwarb K. Soest und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln. 1521 wurden die
Herzogtümer K. (Mark) und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der 1496 erfolgten
Heirat Johanns III. mit der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg) in Personalunion
vereinigt. Kleves Landstände gingen früh zum Luthertum und später teilweise zum
Calvinismus über. 1609 starb das Grafenhaus aus. 1614 fielen K. und Mark im
Jülicher Erbfolgestreit an das calvinistische Brandenburg. Im 18. Jahrhundert
umfasste K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern. Das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den so
genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen
und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten
Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees,
Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den
klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham,
Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg],
Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden,
Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen,
Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken,
Götterswickerhamm [Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck,
Schermbeck und die adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt
[Diersfort], Gahlen, Bühl, Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit
der Freiheit Winnenthal) und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter
Emmerich, Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw.
Lijmers, Huissen und Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl,
Sonsfeld, Haldern [Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw.
Hulhuizen und Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten
Frankreichs auf das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich,
welches das Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu
Frankreich schlug. 1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz
Jülich-Kleve-Berg 1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und
Malburgen (Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der Grafen
von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und Quellen,
1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve - ein unerfülltes
Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines Territorialstaates, (o. J.);
Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen von Kleve und die Entstehung
der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46 (1982), 1ff.; Land im
Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985;
Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986; Aymans, G., Das
Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische Städteprivilegien
(1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen Hofordnungen, hg. v. Flink,
C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308; Lieven, J., Adel, Herrschaft und
Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613), das sich bald zum größten
deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen, Ulm, Oberstdorf, Bodensee,
Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst 1275 beschrieben). Es
unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts Mainz. Ihm
gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen (1155), doch verlor es
schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt glückte ihm im Wettbewerb
mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern) nur der Ausbau eines
kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu beiden Seiten des
Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22 Quadratmeilen mit 50000
Einwohnern). Altes Bischofsgut waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem
12. Jahrhundert an das Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen
Seite liegende Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu kamen zu
verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die Herrschaft
Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit Stahringen,
Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf), die
Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in der
östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof in Meersburg. Im 18.
Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum Kanton Hegau des
Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen Gebiete des
Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen Erzbistums
Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz beim Übergang an Baden, 1934;
Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Dann, W., Die
Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls von der Gründung des Bistums bis zur
Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950; Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens,
Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen von Hochstift und Diözese Konstanz zu
Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966; Burbach, R., Die Reformation in den
freien Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg.
v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz.
Hochstift und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989;
Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990;
Zimpel, D., Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990;
Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der
schweizerische Teil der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die
Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende
des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306;
Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005.
Köth von Wanscheid (Reichsritter). Bis zu
ihrem Erlöschen 1788 zählten die K. mit einem Achtel der Ganerbschaft
Mommenheim, einem Fünftel der Ganerbschaft Schornsheim, Sörgenloch und Udenheim
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 75; Winkelmann-Holzapfel, 154;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Hahn) 1788
ausgestorben?.
Köthen (Burg, Herrschaft, Residenz). Nach dem
1115 erstmals erwähnten slawischen Ort K. am Rande der Leipziger Bucht benannte
sich seit 1252 eine ältere und seit 1603 eine jüngere Linie Anhalt-Köthen. Nach
dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam
Anhalt-Köthen an Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau. Von 1949 bis 1990 gehörte Anhalt innerhalb Sachsen-Anhalts
(1945) zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Anhalt-Köthen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Krain (F.) (Herzogtum). Die schon
vorgeschichtlich besiedelte Landschaft zwischen Karawanken, oberer Kulpa,
Ternovaner Wald und Uskokengebirge gehörte seit dem späten ersten
vorchristlichen Jahrhundert zur römischen Provinz Pannonien, später zu Italia
annonaria und Illyricum. Vom späten 6. Jahrhundert an wurde sie nach dem Abzug
der Langobarden von Slowenen besiedelt. Im 7./8. Jahrhundert war sie ein Teil
des slowenischen Landes Carantana (Kärnten). Im 8. Jahrhundert kam sie an
Bayern und wurde unter König Karl dem Großen einer Grafschaft der neugebildeten
Mark Friaul zugeschlagen. 820 taucht dann für sie der Name Carniola, 973 die
Craina marcha (zu krajina, Grenze) mit dem Hauptort Krainburg auf. 952 kam sie
mit Friaul zu Bayern, 976 zu Kärnten. Seit 1077/1093 war sie Lehen der
Patriarchen von Aquileja, die aber nur Unterkrain beherrschten. Begütert waren
in K. vor allem die Hochstifte Brixen und Freising. Im 12. Jahrhundert wurde
das 1144 erstmals erwähnte Laibach Vorort Krains. Von 1173/1180 bis 1209/1228
waren die Grafen von Andechs (nach den Grafen von Weimar-Orlamünde, Sponheim
und Bogen) die eigentlichen Herren von K. (Oberkrain). Ihr Erbe traten zunächst
die Babenberger, die Kärntner Linie der Grafen von Sponheim (bis 1264), Böhmen
(1269-1276), 1282 die Söhne König Rudolfs von Habsburg und von 1282 bis 1335
als Pfandberechtigte die Grafen von Görz (Meinhardiner) sowie nach deren
Aussterben 1335 die Grafen von Habsburg mit Kärnten, 1374 auch Windische Mark
(mit Möttling) und Istrien (Grafschaft Mitterburg) an. 1379 kam K. an die
leopoldinische Linie Habsburgs. 1394 wurde, nachdem schon Herzog Rudolf IV.
sich seit 1364 Herzog von K. genannt hatte, K. zum Herzogtum erhoben. Kaiser
Maximilian verband K. mit Steiermark, Kärnten, Istrien, Görz und Triest zur
Ländergruppe Innerösterreich. Zeitweise litt das zum österreichischen Reichskreis
zählende Land stark unter den Einfällen der Türken. 1803 wurden die
reichsunmittelbaren Gebiete Freisings und Brixens einverleibt. Von 1809 bis
1814 war K. dann Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs, fiel danach aber
wieder an Österreich (Königreich Illyrien) zurück. 1849 wurde es
österreichisches Kronland. Am 29. 10. 1918 kam der größte Teil mit Laibach an
Jugoslawien, Innerkrain (Hinterland von Triest, Fiume) an Italien. 1947 fiel
auch Innerkrain an Jugoslawien und damit 1991 an Slowenien.
L.: Wolff 30; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 48 (1300) F1/2, II 66 (1378) H6, II 78 (1450) G4, III 22
(1648) G5; Lechner, K., Krain, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Valvasor, W. v., Die Ehre des Herzogtums Krain, Bd. 1ff. 1869; Dimitz, A.,
Geschichte Krains, Bd. 1ff. Laibach 1874ff.; Schumi, F., Die Herren von Krain
und die Windische Mark, Archiv für Heimatkunde 1 (1882/1883); Mell, A., Die
territoriale Entwicklung Krains vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1888; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 5 (Villach, Veldes); Hauptmann,
L., Krain, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österreichischen
Alpenländer, 1914, 1929; Hauptmann, L., Entstehung und Entwicklung Krains,
1929; Kos, M., Zgodovina Slovencev, Laibach 1955; Vilfan, S., Rechtsgeschichte
der Slowenen bis zum Jahre 1941, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Hödl, G., Krain, LexMA 5 1991, 1465ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Hösler, J., Von
Krain zu Slowenien, 2006.
Kratz von Scharfenstein, Craatz von
Scharfenstein (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die K. zum Ritterkreis
Rhein, außerdem um 1700 zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 bei Kiedrich), um 1700 ausgestorben?.
Krautheim (Fürstentum)
1803 erhielt das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg als Entschädigung für seine
linksrheinischen Verluste an Frankreich das mainzische Oberamt K., das
würzburgische Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim als Fürstentum K. 1806 fiel sein Gebiet teils an Baden,
teils an Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Krautheim
(Herrschaft, Fürstentum).
L.: Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim,
Diss. phil. Würzburg 1968.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum).
Um 1200 entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich die Herren von K.
benannten. Die Herrschaft kam mit der Stadt K., die 1306 Rothenburger
Stadtrecht erhielt, über Hohenlohe (1239), Eberstein (vor 1250), Würzburg
(1346)/Mainz (1365) 1389 ganz an das Erzstift Mainz . (1803 wurde sie unter dem
Fürsten von Salm-Reifferscheid-Bedburg Fürstentum [Salm-Krautheim] ). 1806 fiel K. an Baden,
Alt-Krautheim an Württemberg. Damit kam K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H.,
Krautheim, 1977.
Kreuzlingen (Reichskloster, geistliches
Reichsfürstentum, Residenz). K. wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von
Konstanz vor der Stadt auf später Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor
1150 erworbenen Gütern um Hirschlatt nördlich Friedrichshafens eine kleine
Herrschaft, die das Augustinerkloster zum Reichsstand erhob. 1460 geriet K.
unter die Herrschaft der Eidgenossen der Schweiz, die dem 1638 das
Augustinerstift Riedern am Wald (bei Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg)
inkorporierenden Kloster ab etwa 1650 die Teilnahme an den Reichstagen
untersagten. 1803 und 1806 verlor K. seine Güter jenseits des Rheins und des
Bodensees an Hohenzollern-Hechingen, Fürstenberg
und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es im Thurgau
aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Kroatien (Republik). Das Gebiet zwischen Adria
und Drau wurde nach dem Untergang des weströmischen Reiches (476) im 7.
Jahrhundert von Slawen besiedelt. Ein 924 die Königswürde erlangendes
Geschlecht starb 1091 aus. 1102 kam es zur Personalunion Kroatiens mit Ungarn.
1526/1527 gelangte K. im Gefolge Ungarns an Habsburg bzw. Österreich. 1849
wurde K. mit Slawonien, dem Küstenland und Fiume Kronland. 1867 wurde es Ungarn
unterstellt. 1918 wurde es Teil Jugoslawiens, von dem es sich zum 26. 6. 1991
verselbständigte. Seit 1. Juli 2013 ist es Mitgliedstaat der Europäischen
Union.
L.: Omrcanin, I., Diplomatische und politische Geschichte Kroatiens, 1968;
Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 30; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988;
Steindorff, L., Kroatien, 2001.
Kronberg, Cronberg (reichsritterschaftliche
Herrschaft), Kronenburg. 1230 erscheint die nordwestlich Frankfurts am Main im
Taunus gelegene Burg K. (Cronenberg) erstmals. Sie wurde vermutlich im Auftrag
der Staufer von den reichsministerialischen Herren von Eschborn errichtet, die
sich nach ihr nannten. Die K./Cronberg zählten zum Ritterkreis Rhein, die
Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. 1704 starben die Herren aus. Das
Reichslehen K. und Eschborn kamen an Mainz. Die Herrschaft K. gehörte am Ende
des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von etwa 3 Quadratmeilen über die Grafen
von Solms-Rödelheim zum oberrheinischen Reichskreis. Solms-Rödelheim fiel 1806
an Hessen-Darmstadt. Über Preußen (Hessen-Nassau) kam K. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 79; Wallner 698 (OberrheinRK 37;
Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Gensicke,
H., Die von Kronberg, 1987, Nassauische Annalen 98 (1987) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Kronberg, Lindheim).
Krumau (Herrschaft, Herzogtum), tschech.
Český Krumlov. K. an der Moldau in Südböhmen wird als Stadt 1274 genannt.
Es wurde Mittelpunkt der Güter der Rosenberg (Rosenberger) und der Eggenberg
(Eggenberger). 1718/1719 fiel es an die Fürsten
von Schwarzenberg (Herzogtum K.), 1918 an die Tschechoslowakei (1993
Tschechien).
L.: Wolff 464; Tannich, K., Die Burg Krummau, (in) Bohemia, Jb. des Collegium
Carolinum 4 (1963); Himl, P., Die ,armben Leüte’ und die Macht. Die Untertanen
der südböhmischen Herrschaft Český Krumlov/Krumau, 2003.
Kurerzkanzler (Staat des Kurerzkanzlers bzw. des
Fürstprimas, Primatialstaat). Karl Theodor von Dalberg (Herrnsheim 8. 2.
1744-Regensburg 10. 2. 1817) war seit 1802 Erzbischof (Kurfürst) von Mainz und
Reichserzkanzler. Durch § 25 des Reichsdeputationschauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurde er nach dem Verlust seines Erzstifts Mainz mit den Fürstentümern Aschaffenburg und Regensburg und der
Grafschaft Wetzlar entschädigt. Mit diesem zersplitterten Gebiet wurde er 1806
als Fürstprimas von Deutschland Mitglied des Rheinbunds und erhielt die
Reichsstadt Frankfurt am Main, die mit anderen Gebieten zum Großherzogtum
Frankfurt vereinigt wurde. Nach dem Verzicht auf Regensburg verlegte er 1810
seinen Sitz von Regensburg nach Frankfurt am Main. Mit der auf die Niederlage
Napoleons bei Leipzig folgenden Abdankung Dalbergs endete am 28. 10. 1813 der
Staat des Kurerzkanzlers (Dalberg-Staat).
L.: Becher, H., Der Deutsche Primas, 1944; Hertel, W., Karl Theodor von Dalberg
zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952.
Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14. Jahrhundert
traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit dem Pfalzgrafen bei Rhein
vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der kurrheinische Reichskreis mit
dem Erzbischof von Mainz als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten. Mitglieder waren 1801: Kurfürstentum Mainz
(insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit 400000 Einwohnern, im Besitz des
Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor des Kurfürstenkollegiums war);
Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der Herrschaften Vallendar, Rhaunen,
Camberg und Wehrheim, insgesamt 150 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von
Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich umfassend das Vest Recklinghausen, das
Herzogtum Westfalen, 4 westfälische Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft
Arnsberg, insgesamt 130 Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln);
Kurfürstentum Pfalz (Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76
Quadratmeilen mit 310000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von
Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4 Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit
2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs von Arenberg); Thurn und Taxis (die Mitgliedschaft
war gegründet nicht auf ein Gebiet, sondern auf ein Kapital von 80000
Reichstalern, das dem Kaiser geliehen war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens
(Deutschen Ritterordens) (sie umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein
eigenes Gebiet und wurde vertreten durch den Komtur der Ballei); Herrschaft
Beilstein (5 Quadratmeilen nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien
[Nassau-Diez-Oranien] in den Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg (2 Quadratmeilen nördlich von Koblenz im Besitz von Trier);
Burggrafschaft Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach
mit 1600 Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von
Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft Niederisenburg
mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis, waren aber nicht
vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis
1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis
in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische Annalen 98 (1987).
Landsberg (Mark, Fürstentum,
Residenz des Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174 Landesberc) am
Strengbach an der Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und
Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von
Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet
auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage befunden
hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei
L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte
Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie
der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die
Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu
Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem
Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum).
Dessen nördliche Hälfte (nördlich der Elster) wurde 1291 an die
brandenburgischen Askanier verkauft, von denen sie 1347 als Lehen des
Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an Braunschweig fiel. Von
Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte von Meißen († 1349) L.
nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause Wettin (Sachsen) gehörte L.
von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie Sachsen-Weißenfels. Bis 1815
blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte es zur preußischen Provinz
Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
203.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Landschad von Steinach (Reichsritter). Im 16. und
17. Jahrhundert gehörten die im 12. Jh. als edelfreie Herren sichtbaren L.,
denen der Minnesänger Bligger II. entstammte, dem Kanton Odenwald und kürzere
Zeit auch dem Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken an. Im 18.
Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 125; Stetten 33;
Neumaier 66, 73, 132, 149f., 153; Hinz, E., Die Wappen der Herren und
Landschaden von Steinach, 2012; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Dils, Birkenau).
L.: ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Mosbach seit 1696)
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Hohlenfels 1550)
Langenschwarz (Reichsritter). Die von und zu L.
zählten im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert mit L., Hechelmannskirchen,
Köhlersmoor und Schlotzau zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Über
Hessen-Kassel und Preußen (Hessen-Nassau) kamen die Orte 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Seyler 371; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 125; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Langenschwarz).
Langwerth zu Simmern (Freiherren, Reichsritter).
Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von L. mit einem Siebtel der
Ganerbschaft Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) und einem Fünftel der
Ganerbschaft Schornsheim Mitglieder des Kantons Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Außerdem waren sie im Kanton Mittelrheinstrom
immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Zimmermann 75f.; Winkelmann-Holzapfel
155; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 Langwerth von
Simmern (im Rheingau).
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im
Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von
den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Hauses entstand 1260 das
Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach
dem Aussterben der protestantisch gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog
Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle seinen Erbanspruch auf das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg
([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit
Celle durch Erbfall an Hannover. 1815 wurde es von Hannover mit Ausnahme von
Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen überließ es 1815/1816 gegen
Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864 zusammen mit Holstein im Wiener
Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865 wurde es durch die Konvention
von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in Personalunion mit Preußen
verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei, 1870 in das Deutsche Reich
ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L. der Provinz
Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der
Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes
Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700
Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im
Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding,
W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes,
Amtes, Herzogtums, 2008.
Lauter, Lutter, Lüdder (Reichsritter). Bis etwa
1700 gehörten die L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, bis etwa
1750 zum Kanton Rhön-Werra sowie zeitweise zum Kanton Altmühl(?) und zum Kanton
Steigerwald, alle im Ritterkreis Franken. S. Lauffen?
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Seyler 371; Bechtolsheim 15; Stetten 33;
Riedenauer 125; Neumaier 77, 82, 165 (Lauter zu Schöllkrippen) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Mittelkalbach bis 1699).
Lautern (Fürstentum).
Kaiserslautern kam 1375 an die Pfalz. Unter Pfalzgraf Johann Casimir
(1576-1592) wurde es Residenz des 25 Quadratmeilen großen Fürstentums Pfalz-Lautern. S. Pfalz-Lautern,
Kaiserslautern.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 7; Münch, O., Kaiserslautern, 1957.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet
vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein
bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg,
Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete, 1230 an den Herzog
von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den Erzbischof von
Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens 1287 allein
erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach Göritz verlegt (bis 1326),
1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des
14. Jahrhunderts drückten die Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien,
Großpolen und Kleinpolen begüterte Hochstift in die 1447 anerkannte
Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum Magdeburg unterstellt. 1518 wurde
für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow gekauft, 1566/1567 vom Administrator
des Hochstifts aber wieder an Markgraf Johann von Küstrin verkauft. Unter
Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550) wurde die Reformation eingeführt,
1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg säkularisiert und auch das
Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Lehrbach (Grafen, Reichsritter). Im 17. und 18.
Jahrhundert (von etwa 1680 bis etwa 1760) gehörten die L. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. Von etwa 1785 bis etwa 1805 zählten die Grafen von
L. wegen Laudenau (Lautenau) und Winterkasten mit Gumpen (Kleingumpen) zum
Kanton Odenwald. Ihre Güter fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und kamen damit
1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Seyler 371; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 125; Stetten 36;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356
(Mittelkalbach, Winterkasten).
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086
Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische Grafen nachgewiesen, die sich
möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780, Emichonen) herleiten lassen und
im Wormsgau und Nahegau begütert waren (Landgerichte auf dem Stahlbühl
[Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an
der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen
1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich II. als erstes gesichertes Mitglied der
Grafen von L. genannt. 1204 erlangten die Grafen die Landvogtei über den
Speyergau und die Vogtei über Kloster Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in
männlicher Linie ausstarben, fielen die Güter über die Erbtochter Liutgard
(Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des letzten Grafen, an Graf Friedrich
von Saarbrücken, der Namen und Wappen der Grafen von L. annahm und aus den
Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg (Hartenburg) erhielt. Das neue
Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft (Mitgift) zu Beginn des 13.
Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft Dagsburg in den Vogesen als Lehen
des Bischofs von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen,
Réchicourt) sowie 1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich
1317/1318 in eine 1467 erloschene ältere landgräfliche Linie
(Leiningen-Dagsburg, friedrichsche Linie mit Oggersheim, Gräfenstein
[Grevenstein), Madenburg [Magdeburg], Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt
[Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim, Sülzen [Salzen], Tiefenthal,
Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler [Bossweiler], Niefernheim,
Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie (gottfriedische Linie)
Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Herrschaft Hardenburg im
Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg, Guntersblum).-----Der größere
Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu einem Viertel,
Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim, Tiefenthal, Ebertsheim,
Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim, Bissersheim, Hertlingshausen,
Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim],
Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444 von König Friedrich III. die Würde
eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte, gelangte 1467/1468 beim Aussterben
der Linie über die Schwester (Margarethe) des letzten Grafen an die
verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und Schaumburg), die sich
darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im Elsass) nannten. Sie
mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz abtreten. Ein
kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der
gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte.
Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die Großherzogtümer
Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer
Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte
sich 1343 in Linien zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an
Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg.
Diese jüngere Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont
(Aspremont) in Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich
seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie
im 15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft
Pfeffingen mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie
sich in die zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg
(Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg, Hausen, Dürkheim, Kallstadt,
Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt [Leystadt], Weisenheim [Weißenheim],
Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach, Erpolzheim u. a.) und
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler (Thaleischweiler), Einöd
(Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal [Horsel], Mühlhausen [Mülhausen],
Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim, Guntersblum). Der ältere Zweig
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der Grafschaft Dagsburg 1681 unter die
Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim
und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803
erhielt er durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801
verlorenen linksrheinischen Güter (Fürstentum
L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim], Ansprüche auf
Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die mainzischen
Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim
(Tauberbischofsheim), die würzburgischen Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und
Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen Ämter Boxberg und Mosbach und die
Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach (Mainz), die zu dem neuen
rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz
in Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und
etwa 85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen
Landeshoheit bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum
die zuvor mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim
die zuvor mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum
L. fiel 1806 mit den Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau
an Baden. Der Zweig Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er
spaltete sich 1657 in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und
Guntersblum (bis 1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg).
Davon erwarb Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und
Reipoltskirchen (Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter
1766 an Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim
Aussterben der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam
Dagsburg an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787
an zwei Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum
Leiningen vor und nach der Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R.,
Die Entwicklung der herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis
Miltenberg bis zum Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.);
Kaul, T., Das Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch
einer Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist.
Vereins Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz,
T., Die Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im
späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften
Leiningen, (in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H.,
Leiningen, LexMA 5 1991, 1860.
Leiningen-Hardenburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen, Fürstentum). Die bei der Teilung der Grafen von
Leiningen 1317/1318 entstandene jüngere (gottfriedische) Linie (mit der
Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg, Falkenburg und Guntersblum)
nannte sich nach Hardenburg L. 1343 teilte sie sich in Leiningen-Rixingen (1506
an Zweibrücken und später an Leiningen-Westerburg) und L. (jüngere Linie). Die
jüngere Linie L. erwarb 1466 die Herrschaft Apremont in Lothringen, erhielt
1467 als Erbe Dagsburg und nannte sich seitdem Leiningen. Dagsburg-Hardenburg.
(Um 1800 umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende L. zusammen mit
Leiningen-Guntersblum und Leiningen-Heidesheim 3,5 Quadratmeilen.)
L.: Wallner 698 OberrheinRK 35 a.
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Grafen,
Reichsfürsten). Die 1560 als Zweig der 1317 entstandenen jüngeren Linie der
Grafen von Leiningen erwachsenen Grafen von L. wurden 1779 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Sie erhielten 1803 für die verlorenen
linksrheinischen Güter das neue rechtsrheinische Fürstentum
Leiningen (Amorbach, Miltenberg, Mosbach). Dieses fiel 1806 an Baden. S.
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg.
L.: Zeumer 552ff. II b 60, 18; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des
Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f. 1890ff.
Leiningen-Heidesheim,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim (Grafen). In Heidesheim an der Eis
nordöstlich von Grünstadt ließen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg.
zwischen 1608 und 1612 ein Schloss errichten, das Sitz der 1657 entstandenen, nach
ihm benannten Linie wurde, die im Erbgang die J`Herrschaften Broich, Oberstein
und Reipoltskirchen gewann. Bei Aussterben der Linie fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum und 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte die jüngere Linie L. gemeinsam mit
Leiningen-Guntersblum (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum) zu den
wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags. Zusammen mit dem Fürstentum
Leiningen-Hardenburg umfassten die zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Güter 2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielt der Graf von L. die zuvor Mainz gehörige Kellerei Neudenau und
eine Rente von 3000 Gulden. Die Grafen wurden 1806 in Baden mediatisiert und
erloschen 1910. Heidesheim kam über Bayern 1946 zu Rheinland-Pfalz
(Colgenstein/Heidesheim).
L.: Zeumer 553 II b 60, 19; Wallner 698 OberrheinRK 35 b.
Leiningen-Westerburg (Grafen). 1467 erbten die Herren von
Westerburg über Margaretha von Leiningen den größten Teil der Güter der älteren
Hauptlinie der Grafen von Leiningen (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen zu
einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim,
Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler, Albsheim, Bissersheim,
Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der Pfrimm,
Mertesheim, Quirnheim) und nannten sich seitdem Grafen von L. und Landgrafen im
Elsass. Zur Durchsetzung ihrer Herrschaft mussten sie 23 Orte an die Pfalz
abtreten. 1656 veräußerten sie die Herrschaft Schaumburg an die Witwe Peter
Eppelmanns (Melanders). 1705 spalteten sie sich in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen (christophische Linie) und
Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (georgische Linie) Um 1800 umfassten ihre zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden Güter zusammen mit Leiningen-Grünstadt
2,5 Quadratmeilen. Durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erhielt die ältere Linie (Leiningen-Westerburg-Altleiningen) die Abtei und
das Kloster Ilbenstadt in der Wetterau mit der Landeshoheit in ihrem
geschlossenen Umfange sowie eine Rente von 3000 Gulden, die jüngere Linie
(Leiningen-Westerburg-Neuleiningen) die Abtei Engelthal (Engeltal) in der
Wetterau und eine Rente von 6000 Gulden.
L.: Zeumer 553 II b 60, 20, 21; Wallner 698 OberrheinRK 40 b; Brinckmeier, E.,
Genealogische Geschichte des Hauses Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1f.
1890ff. ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 118
Lenzkirch (Herrschaft). An der Straße vom Klettgau
zum Titisee entstand im 13. Jahrhundert eine Herrschaft der
zähringisch-urachischen Ministerialen von L. (Lendischilicha 1113). Vermutlich
1296 verkauften sie die Herrschaft an Graf Egon von Freiburg. Im 14.
Jahrhundert unterstand die Herrschaft den Herren von Blumegg bzw. Blumenegg.
1491 wurde sie von den Grafen von Fürstenberg
gekauft und fiel 1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Bader, K., Die Anfänge der Herrschaft Lenzkirch, Schriften Baar XXI (1940).
Leonrod (Grafen, Reichsritter). Vom 16. bis zum
18. Jahrhundert zählten die Grafen von und zu L. mit Leonrod, Hornsegen,
Neudorf, Muggenhof (Mugenhof) und Stein zum Kanton Altmühl des Ritterkreises
Franken. Wegen Ballmertshofen, das nach 1650 an Saint Vincent gelangte, waren
sie im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer 212; Riedenauer 125; Schulz 266; Rahrbach 150; Fürstenhöfer, V., Im Bannkreis der Bibert und
Methlach, 1932.
Lerch von Dirmstein (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die L. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Niederholzheim).
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft Regensburg,
Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge, seit dem 14.
Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte über eine
Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von Lengenfeld-Pettendorf
(Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene Herrschaft bestand im Kern
aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg
und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon im 12. Jahrhundert die
Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332 gewann es durch Tausch
die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen Landgrafen Landgericht und
Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern (Herrschaft Waldeck, Steflinger
Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern veräußern, 1353 die Mehrzahl der
Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als
Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz).
In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die (jüngeren) Landgrafen von L. zwar
Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im Reichstag, gerieten aber in erhebliche
finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem Aussterben 1646 fiel L. mit den
verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene Pfreimd als Reichslehen an das Haus
Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650 im Tausch an Maximilian I. von
Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser Joseph I. nochmals an die Grafen
Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und
Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4 Quadratmeilen groß und hatte 7000
Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 140, 828, 1, 2, 335.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen, Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel
ein edelfreies Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt,
seit 1300/1375 aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen
waren Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet
Georg I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die
Ritter Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen
Gütern 1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und
Bürresheim/Burrweiler (Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel
zur Residenz ausbauten. Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen
auf dem Hunsrück, die Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt
Ingbert. 1697/1705 erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504
österreichische, zum schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer
umfassende Grafschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie
Reichsgrafen (schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern
insgesamt 450 Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten
mit Souveränität über Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach,
Hohenmalberg, Hühnerberg (Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier
Potaschhöfen Büchelborn, Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom und mit Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Das Fürstentum
wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur
Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu
Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des Archivs der Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz,
bearb. v. Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 (Kettenbach 1550).
Lichtenberg (Fürstentum).
(Die Burg L. [Lichtenburg] bei Birkenfeld erscheint 1214 als Gut der Grafen von
Veldenz. 1444 wurde sie vom Herzog von Pfalz-Zweibrücken geerbt.) Am 9. Juni
1815 wies der Wiener Kongress dem Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Entschädigung
für die bei dem Krieg gegen Frankreich geleisteten Dienste ein Gebiet von 20000
Seelen zu, das einstweilen von Preußen verwaltet werden sollte. Durch Vertrag
vom 3./20. 11. 1815 übernahm es Preußen, Sachsen-Coburg aus seinem
linksrheinischen Erwerbungen zu entschädigen. Der Herzog erreichte in
Verhandlungen eine Erhöhung der Seelenzahl auf 25000. Am 9. 9. 1816 gab Preußen
ein ursprünglich für den Herzog von Oldenburg vorgesehenes Gebiet um Sankt
Wendel, Baumholder und Grumbach (ohne die der bayerischen Rheinpfalz
zufallenden Orte Saal, Niederkirchen, Bubach, Marth, Hoof und Osterbrücken aus
dem Kanton Sankt Wendel) an den Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld
(Sachsen-Coburg), das seit (24. 2. bzw.) 6. 3. 1819 Fürstentum
L. hieß. Es wurde wegen innerer Unruhen am 31. 5. 1834 für letztlich 2,1
Millionen Taler in preußischen Staatsschuldscheinen wieder an Preußen
(Rheinprovinz) verkauft (Kreis Sankt Wendel). Der südliche Teil gehörte seit
1919 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet (1957 Saarland), der Rest blieb bei Preußen
und gelangte 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Haarbeck, W., Burg Lichtenburg, 1927, neu hg. 1964; Fischer, W., Das
vormals sachsen-coburgische Fürstentum
Lichtenberg, Heimatkalender des Kreises Birkenfeld 1956; Düwell, K.,
Sachsen-Coburg-Gotha linksrheinisch, FS Gerlich, A., 1995, 335; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Lichtenstein (Herrschaft). Die Burg L. bei Glauchau
an der Straße von Chemnitz nach Zwickau wurde vermutlich noch im 12.
Jahrhundert von den Herren von Schönburg errichtet. 1740 mussten diese die
landesherrlichen Rechte über die zugehörige Herrschaft an das Kurfürstentum
Sachsen abtreten. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte L. über die Fürsten von Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen
Reichskreis. Über Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Liechtenstein (Fürstentum).
Vielleicht ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich
im früheren 12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von
Wien nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten
und in Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712
kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis
1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten
Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und
dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712,
für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür
(gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises und 1713
(unter dem Obersthofmeister Anton Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls
VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1. 1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter
dem Namen L. zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum
erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt. 1781 spaltete sich das
Haus in zwei Linien, von denen die ältere das Fürstentum
L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen Herrschaften und
Güter übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160 Quadratkilometer große
L. mit 5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und danach
souverän. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei. 1862 erlangte es eine
Verfassung. 1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber durch eine Zollunion
mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz
auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938
verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien nach Vaduz. 1945 gingen die Güter
in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien (Polen) verloren. Das Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160
Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005) 34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000
Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte
von Liechtenstein-Vaduz, 2. A. 1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
bis 1260, hg. v. Helbok, A., 1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein,
1938; Steger, C., Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur.
Freiburg im Üchtland 1950; Seger, O., Überblick über die liechtensteinische
Geschichte, 2. A. 1965; Raton, P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969;
Dopsch, H., Der Dichter Ulrich von Liechtenstein und die Herkunft seiner
Familie, (in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und
staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger,
P., Kriegszeit. Lichtenstein 1939 bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und
Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Liegnitz (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert
erbaute Burg L. an der Hohen Straße in Niederschlesien erstmals erwähnt. Nach
Heinrich II. aus dem Hause der schlesischen Piasten (1241) entstand durch
Erbteilung des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum L. (1251) um die
zwischen 1242 und 1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt L., von dem sich
1251 Glogau sowie 1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von 1290 bis 1311 war
es mit Breslau vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde es zeitweise durch
Landesteilung um das Fürstentum Brieg
vermindert. 1329 geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L.
der Piasten aus. L. kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach
zwischenzeitlichen Trennungen war L. seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder
vereinigt. Als 1675 die schlesischen Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg
als erledigte Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter
Berufung auf einen 1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten
Erbverbrüderungsvertrag Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg
vom 19. 10. 1537 Ansprüche auf die drei Fürstentümer.
1742 kamen sie nach dem ersten schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet
an Preußen. Seit 1945 wurde L. von Polen verwaltet, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von
Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später
Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des
Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die
östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie
fiel über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg
[und Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136)
Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von
Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der
ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in
Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm aus. 1283 starb die
mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter (Ermengarde). Das Herzogtum L.
fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch den Sieg bei Worringen an die
Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe
Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an Habsburg kam, so
dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen Frieden von 1648
wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten der Niederlande
geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L. für eine
Provinz des Königreiches der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach der
Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839
geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische Provinz L. mit
Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an Belgien gelangte
Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die westlich der
Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische
oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg,
1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund, 1937;
Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15,
1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der
Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973),
169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden,
1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz
Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg.
v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910
wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die
Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg und Stadt zu je
einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und von den Landgrafen von Hessen
zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich Isenburg-Limburg. Zwischen 1322 und 1332
erlangte das Erzstift Trier die Lehnshoheit über die Vogtei und kaufte 1344 die
Hälfte der Herrschaft L. Nach 1420 errang es die Landesherrschaft. 1624 erwarb
es von Hessen die zweite Hälfte. 1802/1803 fiel L. bei der Säkularisierung des
Erzstifts Trier an Nassau (Nassau-Usingen und Nassau-Weilburg), wobei 1821 für
die Katholiken des Herzogtums das Bistum L. errichtet wurde, und mit Nassau
1866 an Preußen. Am 19. 9. 1945 kam es zu Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946
in Land Hessen umbenannte. S. Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im
Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn,
LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 104.
Lindau (Fürstentum). Die Fürsten von Bretzenheim erlangten 1803 die Reichsstadt und das Reichskloster L. (am Bodensee) als Fürstentum L. Sie gaben es 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich. 1805 fiel es an Bayern.
Lindau (Grafschaft). Nach der Burg L. an der Nuthe bei Zerbst nannte sich im 12. Jahrhundert ein Ministerialengeschlecht der Askanier. 1274 unterstand die Burg den Herren bzw. Grafen von Arnstein. 1577 ging die Grafschaft L. an die Fürsten von Anhalt über.
Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen
9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes,
822 erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe
Frau unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich
entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft.
1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift
reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen Reichskreis. Es hatte kein
eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe (Kelhöfe) und zahlreiche
Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten
von Bretzenheim und damit 1804 im Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich
und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Lindauer Gericht).
Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint
erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus
der Familie der Burcharde (Burchardinger) im frühen 9. Jahrhundert gegründet
wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt vom gegenüberliegenden
Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt. Bereits um 1240 galt
diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des Reichsstifts
verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus der Herrschaft
des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt (1264
Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von fremden
Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den Auseinandersetzungen mit
dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Wesentlichen
sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann und die Befreiung vom
stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die Pfandschaft der Reichsvogtei
über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat sie zur Reformation über. 1803
kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende Stadt mit 1,5 Quadratmeilen
Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten
von Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an
Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945 und 1955 nahm L. wegen seiner
Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone einerseits und zu Bayern
andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K.,
Geschichte der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929;
Horn, A./Meyer, W., Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau
im Bodensee, 4. A. 1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M.,
Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die
oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen
zu ihrer politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung
der Städte Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W.,
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des
Museumsvereins Lindau 22; Burbach, R., Die Reformation in den freien
Reichsstädten Lindau und Konstanz, 1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich
III. und Lindau, 1986; Tönsing, M., Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K.,
Die Lindauer Stadtrechtsfamilie, Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1123 erscheint im alten Stammesherzogtum Sachsen ein westfälisches
Adelsgeschlecht, das die Vogtei über Kloster Geseke und die Grafschaftsrechte
im Hafergau bzw. Havergau, Limgau, Aagau und Thiatmelligau innehatte und sich
nach seinem Allodialgut an der oberen L. edle Herren zur L. nannte. Als
Anhänger Herzog Heinrichs des Löwen vermehrten sie ihre Güter (um 1184/1185
Gründung Lippes bzw. Lippstadts um 1190 Lemgos, 1192 Falkenbergs). 1190
erheirateten sie die Herrschaft Rheda. Weiter erlangten sie Rechte über das
Stift Enger und östlich des Osnings bzw. Öslings. 1323/1325/1358 gewannen sie
durch Heirat einen Großteil der Grafschaft Schwalenberg (Ämter Schwalenberg und
Oldenburg, Kloster Falkenhagen), 1323 durch Kauf das spätere Amt Varenholz und
1399/1400/1405 als Pfand die Grafschaft Sternberg mit Salzuflen. 1365 ging
Rheda als Folge der Landesteilung von 1344 an Tecklenburg verloren, 1376 musste
die Stadt L. (später Lippstadt) verpfändet werden, woraus sich 1445 eine
Gemeinschaftsherrschaft mit Kleve-Mark, später Preußen (bis 1850) ergab. 1449
erlangte Hessen über verschiedene, 1517 über alle Gebiete die Lehnsherrschaft,
1528/1529 erhielten die seit 1413 nachweisbar reichsständischen, seit 1512 dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörigen Edelherren den
Reichsgrafenstand. 1530/1536 schloss sich das 1448 etwa 21000 und 1590 etwa
35000 Einwohner zählende Land unter dem Einfluss Hessens der Reformation, 1605
dem Calvinismus an. 1614/1621 entstanden durch Bildung von Nebenlinien die
gräflichen Linien Lippe-Detmold (mit Detmold, Sternberg, Enger, Sassenberg,
Aholz, Schwalenberg, Stoppelberg, Oldenburg, Varenholz, Falkenberg, die Hälfte
Lippstadts]), Lippe-Brake und Lippe-Alverdissen (in der Herrschaft Sternberg
mit Lipperode und Alverdissen), das 1640 über Graf Philipps von der
Lippe-Alverdissen Schwester, die Mutter des letzten, 1640 verstorbenen Grafen
von Schaumburg einen Teil der Grafschaft Schaumburg erlangte und die Grafschaft
Schaumburg-Lippe begründete. Von Lippe-Detmold zweigte sich 1671 ohne Landeshoheit
die Nebenlinie Lippe-Biesterfeld, von dieser 1736/1762 Lippe-Weißenfeld ab.
1687 wurde durch Heirat die Herrschaft Ameiden erworben. Lippe-Brake erlosch
1709 und fiel an Lippe-Detmold. Die Grafen von Lippe-Detmold, die dem
westfälischem Reichsgrafenkollegium angehörten, wurden (1720) in den
Reichsfürstenstand erhoben, führten diesen Titel aber erst seit 1789. 1763
erwarb Lippe-Detmold durch Kauf die Herrschaften Lippe-Biesterfeld und
Lippe-(Biesterfeld-)Weißenfeld. 1806 und 1815 konnte die Mediatisierung
verhindert werden. Am 8. 6. 1815 trat (Lippe-Detmold als) L. dem Deutschen Bund
bei. 1819/1820 scheiterte der Versuch einer Verfassungsgebung am Widerstand der
Stände. Ein erstes landständisches Grundgesetz kam 1836 zustande, wurde 1849
liberalisiert, 1853 restauriert und 1876 und 1912 modernisiert. 1866 trat L.
dem Norddeutschen Bund bei. Nach dem Aussterben der Detmolder Linie (20. 7.
1895) folgte 1905 nach zehnjährigem Erbfolgestreit mit Schaumburg-Lippe die
verwandtschaftlich nähere Linie Lippe-Biesterfeld. Am 12. 11. 1918 dankte der
Fürst des um 1900 etwa 1215 Quadratkilometer und 138000 Einwohner umfassenden
Staates ab. Am 21. 12. 1920 erhielt L. eine neue Verfassung. 1933 wurde es dem
Gauleiter von Westfalen-Nord unterstellt. Am 21. 1. 1947 wurde es von der
britischen Besatzungsmacht Nordrhein-Westfalen zugeteilt. In dem am 12. 10.
1949 in Detmold eingerichteten Landesverband L. blieb ein Rest lippescher
Eigenstaatlichkeit erhalten.
L.: Wolff 348ff.; Zeumer 554 II b 63, 8; Wallner 702 WestfälRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) B3;
Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Bauer 1, 293;Lippische
Regesten, bearb. v. Preuss, O./Falkmann, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Kiewning, H.,
100 Jahre lippische Verfassung 1819 bis 1919, 1935; Henkel, W., Die Entstehung
des Territoriums Lippe, 1937; Kiewning, H., Lippische Geschichte, 1942; Ebert,
B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, Mitt. aus der lippischen
Geschichte und Landeskunde 25 (1956), 12ff.; Kittel, E., Geschichte des Landes
Lippe, 1957; Lippesche Bibliographie, hg. v. Landesverband Lippe, 1957;
Hömberg, A., Die Entstehung der Herrschaft Lippe, Lipp. Mitt. 29 (1960); Reichold,
H., Der Streit um die Thronfolge im Fürstentum
Lippe 1895-1905, 1967; Wieder, H. bei der, Schaumburg-Lippesche Genealogie,
1969; Der Anschluss Lippes an Nordrhein-Westfalen, bearb. v. Niebuhr,
H./Scholz, K., 1984; Tewes, L., Mittelalter an Lippe und Ruhr, 1988; Wehlt, H.,
Lippische Regesten, N.F., 1989; Hemann, F., Lippe, LexMA 5 1991, 2004; Die
Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert, hg. v. Bulst, N., 1993; Bartels-Ishikawa,
A., Der Lippische Thronfolgestreit, 1995; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003,
86 (mit genealogischer Übersicht) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 430; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit. - Die Verfassung.
Diss. jur. Würzburg 2008.
Lissberg, Lißberg (Herrschaft). L. bei Büdingen
war Stammsitz der von 1222 bis 1396 nachgewiesenen Herren von L. Seit 1335 war
es Lehen der Grafen von Ziegenhain. Nach dem Aussterben der Herren von L. kam
die Herrschaft an die Rodenstein. 1418 verkaufte Ziegenhain den heimgefallenen
halben Teil des Schlosses L. an Hessen, dem nach 1450 auch die andere Hälfte
zufiel. 1454/1493 wurden die Ansprüche der Rodenstein abgelöst. 1567 kam die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft an die Grafen von Diez, 1577
an Hessen-Rheinfels, 1584 an Hessen-Marburg, 1648 an Hessen-Darmstadt. 1945
gelangte L. an Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Roeschen, A., Durch Vogelsberg,
Wetterau und Rhön, 1910; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961, 21ff.; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 304.
Litauen (Land). Im 13. Jahrhundert wurden die zu
den Balten zählenden litauischen Stämme (1008 Litwa) an der oberen Memel und
Düna durch Mindaugas (Mindowe, † 1263) zusammengefasst. Großfürst Gedimin
(1316-1340) errichtete ein bis über den Dnjepr ausgedehntes Reich. 1386
vereinigte Großfürst Jaguila (Jogaila) durch Heirat der Erbin Polens (Hedwig)
als König Jagiello L. mit Polen in Personalunion. 1569 kam es zum vollständigen
Zusammenschluss (Realunion), 1772/1793/1795 infolge der Teilungen Polens zum
Übergang Litauens an Russland. 1915 wurde L. vom Deutschen Reich (Deutschland)
besetzt. 1917 gab es Pläne zur Einsetzung eines deutschen Fürsten als König. Am 16. Februar 1918 erlangte L.
(mit dem von Litauern bewohnten Teil des Großfürstentums L.) unter dem Schutz
des Deutschen Reiches (Deutschlands) Unabhängigkeit. Die am 2. 11. 1918
errichtete Republik wurde 1920 von Russland anerkannt. Im Oktober 1920
annektierte Polen das Gebiet um Wilna. Im Februar 1923 riss L. das Memelgebiet
des Deutschen Reichs (Deutschlands) an sich, das es im März 1939 zurückgab.
Zwischen dem 14. 6. und dem 6. 8. 1940 wurde das 1939 um Wilna vergrößerte, von
Juli/August 1941 bis 1944/1945 vom Deutschen Reich (Deutschland) besetzte L.
militärisch und politisch der Sowjetunion eingegliedert. Am 18. 5. 1989
beschloss L. eine Deklaration über seine staatliche Souveränität. Am 6. 9. 1991
erkannte der neue sowjetische Staatsrat (der Sowjetunion) die Unabhängigkeit
Litauens an.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966; Hellmann,
M., Das Großfürstentum Litauen bis 1569, (in) Geschichte Russlands 1,2 1989,
718; Hellmann, M., Geschichte Litauens und des litauischen Volkes, 1966, 4. A.
1990, 5. A. 1999; Hellmann, M., Litauen, LexMA 5 1991, 2014; Rowell, S.,
Lithuania Ascending, 1994; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in
Litauen, 2000; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006.
Livland (Land). Das Gebiet zwischen Rigaischem Meerbusen,
Düna und Peipussee wurde im Frühmittelalter von ostseefinnischen, sprachlich
und ethnisch später von den baltischen Letten aufgesogenen Liven bewohnt. Sie
wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts vom Schwertbrüderorden und vom Deutschen
Orden unterworfen. Das Gebiet des Deutschen Ordens und die Bistümer Riga,
Dorpat, Ösel und Kurland bildeten seitdem unter dem Namen L. einen
römisch-deutschen Reich gerechneten Bund (Livländische Konföderation). 1526
wurde im Zuge der Reformation und des dadurch ausgelösten Ringens Polens,
Schwedens und Russlands um L. der livländische Ordensmeister nach der
Umwandlung des preußischen Ordensstaates in ein weltliches Herzogtum zum
Reichsfürsten erhoben und 1530 mit L. belehnt. 1561 zerbrach der Bund. Der
Ordensmeister anerkannte als Herzog von Kurland und Semgallen mit dem Gebiet
südlich und westlich (links) der Düna die Oberhoheit Polens und schied damit
aus dem Heiligen römischen Reich (deutschen Reich) aus. Das Gebiet südlich der
Düna hieß seitdem Kurland. Der Norden stellte sich unter den Schutz Schwedens.
Da sich seit der Besetzung durch Schweden 1584 für die nördlichsten Teile die
Bezeichnung Estland (Esthen, Fürstentum Esten in
L.) einbürgerte, verengte sich der Name L. auf den mittleren (überdünischen)
Teil des ursprünglichen Gebiets. 1629 kam dieses L. an Schweden, 1710/1721
(zusammen mit Estland) an Russland. 1795 fielen bei der Teilung Polens auch das
Herzogtum Kurland und Semgallen an Russland. 1918/1920 wurde L. zwischen
Lettland und Estland geteilt, die 1940 in die Sowjetunion eingegliedert wurden.
Damit trat die Zweiteilung Estland und Lettland an die Stelle der 1561
entstandenen Dreiteilung Estland, Livland und Kurland. Mit dem Zerfall der
Sowjetunion entstanden Estland und Lettland (sowie Litauen) (unter Anerkennung
vom 21. 8. 1991) neu.S. Polen, Russland.
L.: Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Arbusow, L., Grundriss der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands,
4. A. 1918; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1180-1918, 1954; Donnert, E.,
Der livländische Ordensritterstaat und Russland, 1963; Hellmann, M., Livland
und das Reich, 1989; Studien über die Anfänge der Mission in Livland, hg. v.
Hellmann, M., 1989; Hellmann, M., Livland, LexMA 5 1991, 2045; Jähnig, B.,
Verfassung und Verwaltung des Deutschen Ordens und seiner Herrschaft in
Livland, 2011.
Lobenstein (Burg, Herrschaft). Die Burg L. an der
Straße von Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor 1280 kam sie
vermutlich durch Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte von Gera.
Seit 1371 stand die Herrschaft unter Lehnshoheit Böhmens. Nach dem Aussterben
der Vögte von Gera 1550 fiel die zum obersächsischen Reichskreis gehörige Herrschaft
an die Vögte von Plauen, 1572 an die Reuß zu Greiz (Reuß-Greiz) und 1597 an
Reuß jüngere Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L. Sitz der Linie
Reuß-Lobenstein(, das 1848 als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit Reuß-Greiz und
Reuß-Schleiz zum Fürstentum Reuß jüngere Linie
vereinigt wurde. Dieses ging 1920 in Thüringen auf). S. Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
L.: ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Mosbach bis 1696) Ende 18. Jh. ausgestorben?.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten,
Herzöge). Die Grafen von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der
Grafen von Looz. Sie erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die
Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von
Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre
reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen Reichskreis. Durch
Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand,
durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert
teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum
Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck
zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830
Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde dieses Fürstentum dem Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811
Frankreich einverleibt. 1815 kam das Fürstentum
in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an Hannover und damit
1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Losenstein (Herren). Die sich seit etwa 1170 nach
der Burg L. im Ennstal benennenden Herren von L. in Niederösterreich sind in
die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen. Die Herrschaft L., der 1750 216
Untertanen angehörten, kam beim Aussterben der Herren 1692 mit Losensteinleithen
und Gschwendt an die mit ihnen verwandten Fürsten
Auersperg.
L.: Aschauer, F., Losenstein einst und jetzt, 1958.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von
Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an
Adalbert von Metz und dann an Gerhard von Elsass, der Begründer der im Nordgau,
Bliesgau und Saargau erheblich begüterten und früh in Nancy (Nanzig)
residierenden, bis 1736 bestimmenden Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl
die Grafen von Vaudémont (1070) und die Grafen von Bar-Mousson wie auch die
Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom König als Gegengewicht gefördert
wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in Niederlothringen lediglich ein von
den Herzögen von Brabant fortgeführter Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand
der Einfluss des Reiches, während Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten
die Grafen von Bar den französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas
gelegenen Güter anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit
Frankreich abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie für
kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter,
Rhein. Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am
Rhein, Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die
Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen
Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960;
Schneider, J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des
Hauses Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser
Karls IV., 1973; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974;
Parisse, M., Les Ducs et le duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f.
dt. LG. 111 (1975), 86ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen,
1983; Lothringen - Geschichte eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a.,
deutsche Ausgabe hg. v. Herrmann, H., 1984; Geiben, K., Verfassung und
Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter seinem letzten Herzog und einstigen
König der Polen Stanislaus Leszczynski, 1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und
Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R.,
Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien,
LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M., Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M.,
Der Herzog von Lothringen in salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg.
v. Weinfurter, S., Bd. 1 1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142;
Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im
10.-12. Jahrhundert, 1996; Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v.
Trauffler, H., 1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 146, 832; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem
verlorenen Reich, 2009.
Löw von Steinfurth (Reichsritter), Löw von
und zu Steinfurt. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren L. mit Steinfurth
(Steinfurt) und der Vogtei zu Oberstraßheim, Staden, Florstadt, Stammheim und
Wisselsheim zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 155; Löw, W. Frhr. v., Notizen über die Familie derer
Freiherrn Löw von und zu Steinfurth, 1868; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 357 (Steinfurth, Staden).
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der Burg L. an der Sulm bei Heilbronn
nannte sich seit dem 12. Jahrhundert ein 1099 bzw. um 1146 abgeteilter Zweig
der Grafen von Calw, der nach 1277 erlosch. Die Güter gingen 1277 kaufweise an
das Hochstift Würzburg, 1281 kaufweise an König Rudolf von Habsburg und
1282/1283 an den unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von Schenkenberg, der die
mittlere Linie der Grafen von L. begründete (bis 1464). 1441 erwarb die Pfalz
durch Kauf die Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach L. eine durch
Verbindung Friedrichs I. von der Pfalz mit der Augsburger Patriziertochter
Klara Tott (Dettin) begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei Rhein. 1504/1510
wurde die zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft L. (rund 2
Quadratmeilen bzw. 140 Quadratkilometer mit etwa 5700 Einwohnern) nach
kriegerischer Eroberung Lehen Württembergs. Nach dem Erwerb der Grafschaft
Wertheim nannte sich das Haus seit etwa 1600 Löwenstein-Wertheim. L. kam über
Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten,
Fürstentum, Reichsritter). Kurfürst Friedrich I.
von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit der Augsburger
Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit der Herrschaft
Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst Philipp die
für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete, 1287 mit dem
Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der Sulm bei
Heilbronn gelegene Burg Löwenstein liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte
reichsständische Grafschaft Löwenstein 1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den
Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs
die Lehnsherrschaft Württembergs anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III.
erlangte durch Heirat einer Gräfin von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den
Herrschaften Rochefort, Montaigu (Montaigne), Herbeumont (Herbemont),
Chassepierre und Breuberg (alleinige Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den
Namen Graf von L. an. 1604 wurde die Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen
die wertheimischen Lehen von Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III.
Söhne gründeten 1611 die Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und
Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei 1648 der Kondominat der Stammgrafschaft
Wertheim festgelegt wurde. Im 18. Jahrhundert erwarb
Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft Limpurg.
(Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die
reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust
der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt
Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer
Mondfeld (Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812
gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand
erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau (Neufchateau) und Cugnon in den Ardennen,
Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer
Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die
Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst
unter Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich
unter Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Löwenstein-Wertheim-Rochefort (Grafen, Fürsten).
Die 1611 durch Teilung entstandene, seit 1621 katholische Linie der Grafen von
Löwenstein-Wertheim hatte um 1790 das 1490 erworbene, seit 1504 unter
Landeshoheit Württembergs stehende Amt Abstatt der Grafschaft Löwenstein, einen
1581 erworbenen Anteil an der Grafschaft Wertheim, die 1728/1730 von dem Fürsten Hatzfeld gekaufte Herrschaft Rosenberg, die
Herrschaft Breuberg und damit das Amt Kleinheubach inne. Um 1790 zählte sie mit
Brehmen, Habitzheim, Rosenberg, Bofsheim, Bronnacker, Neidelsbach, Altenbuch,
Hirschlanden und Hohenstadt zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken sowie
mit Gau-Köngernheim (Gauköngernheim) (Bösköngernheim) zum Kanton Oberrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. Altenbuch fiel 1808 an Aschaffenburg, Rosenberg,
Bofsheim, Brehmen, Hohenstadt und Neidelsbach kamen an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. 1711 wurden die Grafen von L. zu Reichsfürsten
erhoben. 1713 erhielt die Linie Sitz und Stimme auf der schwäbischen
Reichsgrafenbank. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss waren Sitz und Stimme
für Löwenstein-Wertheim im Reichsfürstenrat vorgesehen. 1803 erhielt L. als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre,
Herbeumont, Agimont, Neufchateau und Cugnon in den Ardennen, Scharfeneck und
Grafschaft Püttlingen) von Mainz die Ämter Wörth und Trennfurt und von Würzburg
die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die Abteien Bronnbach, Neustadt und
Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
L.: Winkelmann-Holzapfel 156; Stetten 186, 188; Stockert, H., Adel im Übergang,
2000.
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Grafen, Fürsten).
Die 1611 durch Teilung des Hauses Löwenstein-Wertheim entstandenen
evangelischen Grafen von L. hatten um 1790 den größten Teil der Grafschaft
Löwenstein und einen Anteil an der Grafschaft Wertheim sowie im 18. Jahrhundert
erworbene Anteile an der Grafschaft Limpurg. 1803 erhielten sie als
Entschädigung für den Verlust der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg
(1801) von Würzburg das Amt Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster
Triefenstein und die Dörfer Mondfeld, Rauenberg, Wessental und Trennfeld.
Seitdem nannten sie sich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (Residenz in
Kreuzwertheim). 1812 wurden sie Fürsten. S. Löwenstein-Wertheim.
L.: Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches
Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des Bestands F US 6, bearb. v.
Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum).
1160 (Domweihe 1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg
im östlichen Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum
Erzbistum Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert
(1149) erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L.
verlegt. Um 1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift
umfasste es nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und
Schwartau sowie 46 Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte
der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde die Reformation
eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren (Fürstbischöfe,
seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774 zu Herzögen und
1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689 und 1773 Eutin.
1773 erhielt Bischof Friedrich August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch
Vertrag die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5
Quadratmeilen umfassende Gebiet des Hochstiftes mit 22000 Einwohnern
säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum (Fürstentum
L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814 gehörte es
zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen Landesteils
L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck, 1901; Schubert, H. v.,
Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1907; Schwentner, B., Die
Rechtslage der katholischen Kirche in den Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die
Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im
Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem
Großen, Diss. phil. Heidelberg 1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums
Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1 1956; Friederici, A., Das Lübecker
Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel 1957; Peters, G., Geschichte von
Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft des Bischofs von Lübeck, 1968;
Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13.
Jahrhundert, 1975; Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am
Beispiel Lübecks, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze,
H., 1983; Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg.
Hauptburg der Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker
Domkapitel im Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer
Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M.,
1991; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 558.
Lucca (Stadtkommune, Herzogtum, Fürstentum). Einer etruskischen Siedlung folgte das
römische Luca (89 v. Chr. municipium). Über Langobarden und Franken (774) fiel
L. an die Markgrafen von Tuszien. 1119 wurde es freie Stadt. 1314 kam es unter
die Herrschaft Pisas. 1316 schwang sich Castruccio Castracane zum Stadtherrn
auf, der 1327 von König Ludwig dem Bayern zum Herzog ernannt wurde. 1369/1370
wurde L. mit Hilfe Kaiser Karls IV. wieder freie Stadt. 1805 gab Napoleon L. an
seine Schwester Elisa Bacciocchi. 1815 kam es als Herzogtum an Maria Luise von
Etrurien. Ihr Sohn Karl II. von Parma trat es 1847 an (die) Toskana ab. S.
Italien (1861).
L.: Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v.
Hoeges, D., 1998; Bini, T., Su i Lucchesi a Venezia. Memorie dei secoli 13 e
14, 1855; Mancini, A., Storia di Lucca, 1950; Schwarzmaier, H., Lucca und das
Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, 1971; Manselli, R., La repubblica di
Lucca, 1987; Lucca e l‘Europa degli affari, secolo XV-XVII, hg. v. Mazzei,
R./Fanfani, T., 1990; Luzzati, M., Lucca, LexMA 5 1991, 2156; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 188.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Hosenfeld, Müs, Großenlüder)
Lüneburg (Fürstentum,
Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg).
795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer
Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich
durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert
aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs durch Erbteilung des
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums
einnahm. Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein
geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den
Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe
1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft
Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger
Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen
hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428
entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog
Bernhard zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L.
verlor 1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als
Pfand an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren,
der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und
Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die
Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn
Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig
begründete und 1635 das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus L. das zum
niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum
L. (oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die
Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel
durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an
L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer
Seitenlinie des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die
Hauptlinie die Fürstentümer L. und
Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum
Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten.
Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L.
umfasste die Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte
Bardowick und Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen,
Isenhagen und Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg,
Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede,
Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen,
Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn,
Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die
adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem
Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover
hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem
Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter
Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde.
Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle
Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner,
E., Geschichte Niedersachsens, 1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg,
Bd. 1f. 1933; Busch, F., Bibliographie der niedersächsischen Geschichte,
1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939;
Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953;
Franz, G., Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich,
E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H.,
Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss.
phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand
im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums
Lüneburg zwischen 1300 und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen im Mittelalter, 1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller,
B., Lüneburg, LexMA 6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer, P., 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von Meinersen, 2007.
Lüneburg (Stadt mit einer Rechtsstellung, die
einer freien Reichsstadt ähnelt, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz) s.
Lüneburg (Fürstentum)
L.: Reinecke, W. u. a., Die Straßennamen Lüneburgs, 5. A. 2007.
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg L. bei Tuttlingen an
der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von Küssaberg Stühlingen.
Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen (bis 1439) und
Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die Stammgüter um L.
an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404 erwarb die Linie
Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand Habsburgs. 1582 starben
die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen Reichskreis zählenden Güter
(Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden Erbmarschälle von Pappenheim.
Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen und die Herrschaft Hewen an
die Grafen von Fürstenberg. Nach der
Mediatisierung kam L. über Baden zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215.
Lütetsburg (Herrlichkeit). L. in Ostfriesland ist
nach dem friesischen Häuptling Lütet Manninga benannt. Lütet III. war mit einer
Schwester Ulrich Cirksenas verheiratet. 1589 heiratete die einzige Tochter
Unico Manningas Wilhelm zu Inhausen (Innhausen) und Kniphausen. Dieser wurde
1600 vom Kaiser in den Reichsfreiherrenstand, später in den Grafenstand und Fürstenstand erhoben. 1813 kam L. an Oldenburg, 1946
an Niedersachsen.
L.: Wolff 339; Alvensleben, U. v., Die Lütetsburger Chronik, 1955.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach Maastricht
und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl Martell
des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit und
Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum nachhaltig.
870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum ostfränkischen
Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der weltlichen
Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen nahe
verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften
Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit
dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft
Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz
(1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum
mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas
und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums
Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an
Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert
wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem
Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl
dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen
von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das
Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der
Chronistik des Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v.
Stiennon, J., 1991; Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 449, 2, 366.
Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200 errichtete
Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von Saarwerden gehörte zunächst Graf
Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und Kunigundes von Kiburg bzw. Kyburg,
musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu Lehen aufgetragen werden. 1447/1452
wurde die 1403 bereits zu einem Viertel pfälzisch gewordene Grafschaft von den
Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam die 1560 reformiert gewordene
Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an Pfalz-Veldenz
(Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680 wurde sie als
Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert, blieb aber bis 1790 unter der Oberhoheit
Frankreichs Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam sie an Frankreich (frz. La
Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T.,
Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn,
Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L.
1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte
Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen,
erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete
wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder
von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen
Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von
Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443
an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb.
Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb 1437 im Mannesstamm aus. Es
folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth verheiratete Habsburger
Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und Böhmen und 1438 König des
Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L. über die Heirat Marias von
Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg bzw. Österreich,
1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des burgundischen
Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen bis Montmédy
an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses kam 1714
wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde das
Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt
Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb
jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit
dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz
seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden
Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon
vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L.
anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw.
Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag
von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine
landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische
Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein
angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der
europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische
Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in
Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion
mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge
eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit
Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss
Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die
Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453,
2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007.
Mähren (Markgrafschaft, Markgrafentum). Bis in
die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts siedelten im „Gebiet an der
March“ zwischen der Böhmisch-Mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden,
Kleinen Karpaten und dem Javornikgebirge Kelten, bis zum sechsten Jahrhundert
Germanen (Quaden, Heruler, Rugier, Langobarden), danach um 530 von Norden und
um 600 von Süden Slawen. Im 9. Jahrhundert (etwa ab 833) entstand das um 850
tributäre Bindungen an das Ostfrankenreich abschüttelnde Großmährische Reich
(Swatopluk 870-894), nach dessen Zerfall im 10. Jahrhundert M. Streitobjekt
zwischen Ungarn und Böhmen (Przemysliden) wurde. Nach kurzer Herrschaft Polens
zu Beginn des 11. Jahrhunderts (um 1003-1010) fiel M. an Böhmen und wurde den
nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen zugeteilt. 1182 erhielt es von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa die Reichsunmittelbarkeit als Markgrafschaft, blieb
aber lehnsrechtlich an Böhmen gebunden und nur über dieses dem Reich
angeschlossen. Danach erlebte M. bedeutenden Zuwachs an deutscher Bevölkerung.
Hauptstadt wurde Olmütz (bis 1641), dann Brünn. Nach dem Aussterben der
Markgrafen (1306) gab König Karl IV. 1349 M. seinem Bruder Johann Heinrich. Mit
dem Aussterben dieser Linie fiel M. an den König von Böhmen, danach an den
späteren Kaiser Sigmund, der es 1423 seinem Schwiegersohn Herzog Albrecht von
Österreich (König Albrecht II.) überließ. Nach dem Tod des nachgeborenen Sohnes
Albrechts, Ladislaus Postumus, 1457 kam es an Polen, Ungarn und dann an Böhmen.
1526 fiel M. mit Böhmen nach der Schlacht von Mohacs endgültig an Österreich.
Das Markgrafentum umfasste die Kreise Olmütz, Hradisch, Brünn, Znaim und Iglau.
1849 wurde M. Kronland in Österreich. Am 28. 10. 1918 wurde es Teil der
Tschechoslowakei. Das Münchener Abkommen von 1938 löste die Landeshoheit auf,
grenzte das nördliche, deutsch besiedelte Mähren-Schlesien als Regierungsbezirk
Troppau vom tschechisch besiedelten Mittelmähren ab und gliederte das
vorwiegend deutsch besiedelte Südmähren dem Regierungsbezirk Niederdonau an.
Von März 1939 bis Mai 1945 bildete das verbleibende M. zusammen mit einem
ebenfalls verkleinerten Böhmen das Reichsprotektorat Böhmen und M. Nach 1945
stellte die dritte tschechoslowakische Republik unter Vertreibung von etwa
einer Million Deutschen die alten Landesgrenzen wieder her (1993 Tschechien,
Tschechische Republik).
L.: Wolff 466ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66
(1378) I/K 4, II 78 (1450) H4, III 22 (1648) H4; Schwoy, F., Topographie vom
Markgrafthum Mähren, Bd. 1ff. Wien 1793ff.; Codex diplomaticus et epistolaris
Moraviae, hg. v. Chlumecky u. a., Bd. 1ff. 1836ff.; Bretholz, B., Geschichte
Mährens, Bd. 1f. 1893ff.; Juritsch, G., Die Deutschen und ihre Rechte in Böhmen
und Mähren im 13. und 14. Jahrhundert, 1905; Bretholz, B., Geschichte Böhmens
und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen
Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer,
hg. v. Brandt, B., 10 Hefte 1930ff.; Sudentendeutsches Ortsnamenbuch, hg. v.
Gierach, K./Schwarz, E., 1932ff.; Grögler, A., Das Landkartenwesen von Mähren
und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts, 1943; Sudetendeutscher Atlas,
hg. v. Meynen, E., 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Wegener W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter,
1959; Schwarz, E., Volkstumsgeschichte der Sudetenländer, Bd. 2:
Mähren-Schlesien, 1966; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der
Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Schacherl,
L., Mähren, 1968; Seibt, F., Deutschland und die Tschechen, 1974; Válka, J.,
Die Stellung Mährens im Wandel des böhmischen Lehensstaates, (in) Europa 1500,
1986, 292ff.; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989;
Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub – Deutsche in Mähren 1945-1947, 2. A.
1996; Zemlicka, J., Mähren, LexMA 6 1992, 106; Deutsche Geschichte im Osten
Europas, Böhmen und Mähren, hg. v. Prinz, F., 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 37.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet es
unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569 der
Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines
Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König
Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien
erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024
zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu
Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im
Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte
an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen Städtebewegung,
so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen zerstören ließ. 1167
begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der Niederlage von Legnano
die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des Reiches anerkennen.
1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische Familia della Torre
an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274 von König Rudolf von
Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der ghibellinischen Familie
Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte
allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona,
Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat
der Lombardei und 1395 durch Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M.
Im 15. Jahrhundert gingen große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die
zum Teil an Venedig fielen, zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die
Herrschaft nach dem Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza.
1494 verlieh König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde
M. von Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert,
das 1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio,
Veltlin und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs
1515 aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser
Karl V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem
Aussterben der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls
V. Sohn Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab.
1713/1714 fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia
und Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen
Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara,
Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter
Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches
Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen
Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben.
M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
191; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo,
P., Milano in età comunale (1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile
di Milano, hg. v. Belloni, C. u. a., 2004.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550,
Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit dem Ende des 5.
Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark zerstörte Ort
fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das Bistum, dem er die
Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781 oder 782 wurde das
Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum reichte von Chur über
Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer, Würzburg, Paderborn, Verden
und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von M. und Worms bis Prag und
Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die Errichtung Magdeburgs und später
durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie die Abtrennung Verdens und
Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war Primas Germaniae, hatte das
Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit 965 ständig Erzkanzler des
Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl und der Leitung der Wahl)
und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der sieben Kurfürsten. Die
Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau (983 Algesheim bzw.
Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main (Aschaffenburg u. a.), im
Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch 1232), im Kinzigtal, in Hessen
(1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in
Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld (seit 1100), auf dem 1342 noch das
Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert
wurde das Erzstift immer stärker von den Landgrafen von Hessen und den
Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis 1462 gewann die Stadt M. faktisch
weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof (1331 freie Stadt des Reiches) und
zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach Eltville bzw. Aschaffenburg.
Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf den Erzbischofsstuhl kam es
1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das Erzstift seine wichtigsten
Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen und im Rhein-Odenwald-Gebiet
(Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die Pfalzgrafen verlor, aber die
Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann. 1476/1477 wurde in M. von
Erzbischof Diether von Isenburg eine bis 1792/1814/1816 bestehende Universität
begründet. Durch die Reformation wurde das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Erzstift M. weiterer Gebiete beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts (1648) einige früher verlorene Güter an der Bergstraße
sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am 1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom
24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der
Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781
von den Forstmeister von Gelnhausen erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss
Kinzighausen zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war
er etwa zu dieser Zeit auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des
Amts Kronberg im Taunus etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit
400000 Einwohnern und 1,4 Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die
linksrheinischen Güter an Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des
Departements Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt
Preußen Erfurt (11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen,
Untereichsfeld an Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere
Güter fielen an Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald,
11,25 Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen
(Nassau) (Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt
Emmeram, Obermünster und Niedermünster), die Grafschaft Wetzlar und mehrere
Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten [Stadtprozelten] Klingenberg, Aura
[Aurach]) wurden durch § 25 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803
zum Staat des Kurerzkanzlers Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des
Rheinbunds) zusammengefasst (1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als
Hauptstadt der neugeschaffenen Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das
Bistum M. wurde 1821 Suffragan der Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das
1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946 erneut eine Universität eingerichtet
worden war, Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C.,
Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg.
v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H.,
Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd.
1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913;
Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.;
Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den
Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915;
Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz,
1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f.
1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten
635-1400, Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im
Spiegel mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz,
hg. v. Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft
und Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz
(11. bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft
im Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine
Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die
verfassungsgeschichtlichen Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f.,
Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.); Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988;
Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer
Domkapitel im späten Mittelalter (1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten,
S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131; Heinemeyer, K., Territorien ohne
Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und
Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer, F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a.,
1998; Semmler, J., Series episcoporum Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische
Kirchengeschichte 50 (1998), 423; Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz,
2002; Waldecker, C., Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355 Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute,
2004; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der
Erzdiözese Mainz vom hohen Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004;
Voss, W., Dietrich von Erbach, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 485; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Mansbach, Mannsbach (Reichsritter). Die M.
zählten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (mit M., Glaam, Oberbreitzbach bzw.
Oberbreizbach und Wenigentaft) zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken,
vielleicht auch zum Kanton Baunach sowie mit Höchst zum Kanton Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866) kamen die
fränkischen Güter 1945 zu Hessen.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Stieber; Seyler 371f.;
Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 357 (Mansbach 1550-1792.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des Harzes nannten und (als
Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und Unstrut (Hassegau bzw.
Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie Sangerhausen begütert waren. Das
Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115 erheblich an Bedeutung und erlosch
1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam durch weibliche Erbfolge an die Herren
(Burggrafen) von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die
Güter erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei
Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der
Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und den Kreis Schraplau mit den
Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau, Bennstedt (Benstedt), Seeburg
und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die Städte Eisleben und Hettstedt
und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt, Arnstein-Endorf, Walbeck,
Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen, Artern und Voigtstedt
(Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich erworbenen böhmischen
Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von
Fondi 1600 den Reichsgrafenstand erlangt hatten, und der Name gingen über die
Erbtochter Maria Isabella an das österreichische Haus Colloredo
(Colloredo-Mansfeld). Der preußische Anteil gehörte von 1807 bis 1813 zum
Königreich Westphalen, kam dann aber wieder an Preußen zurück. Der sächsische
Anteil fiel 1815 ebenfalls an Preußen und wurde der Provinz Sachsen
eingegliedert. 1945 kam M. an die sowjetische Besatzungszone und damit von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld, Mansfelder
Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte,
1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich, 1917;
Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der Grafschaft
Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E., Die Ahnen
Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980,
114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme,
bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld, LexMA 6 1992, 201;
Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in) Hochadelige
Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Mantua (Stadtkommune, Reichsvikariat,
Markgrafschaft, Herzogtum). M. am Mincio wurde vermutlich von den Etruskern
gegründet und kam nach der gotischen und langobardischen Zeit (603) 774 an das
fränkische Reich. Hier war es Sitz eines Bistums und einer Grafschaft (819),
die im 10. Jahrhundert (977) an das Haus Canossa (Markgrafen von Tuszien) fiel.
Nach dessen Ende (1115) erlangte M. Selbständigkeit und trat 1167 dem Bund der
lombardischen Städte bei. 1236 eroberte Kaiser Friedrich II. die danach bald
wieder unabhängige Stadt. 1263 entstand unter den Bonaccolsi eine Signorie.
1311 bestätigte König Heinrich VII. den in den Kämpfen der großen Geschlechter
der Stadt siegreichen Rinaldo Bonaccolsi-Passerino als Reichsvikar. 1329
verlieh Kaiser Ludwig der Bayer Luigi Gonzaga das Reichsvikariat über M., das
dieser zu einer umfassenden Herrschaft ausbaute. Kaiser Sigmund erhob 1432
Gianfrancesco Gonzaga zum Markgrafen, Kaiser Karl V. 1530 Frederigo II. zum
Herzog von M. Dieser gewann 1536/1559 die 1574 zum Herzogtum erhobene
Markgrafschaft Montferrat hinzu. Nach dem Aussterben der italienischen
Hauptlinie der Gonzaga 1627 versuchte der Kaiser, die Länder M. und Montferrat
als erledigte Reichslehen einzuziehen und an Spanien auszugeben, doch fiel das
Herzogtum nach dem mantuanischen Erbfolgekrieg 1630/1631 an den Duc de Nevers
(eine jüngere Linie der Gonzaga), der einen Teil Montferrats an Savoyen
abtreten musste, das seinerseits Pinerolo (Pignerolo) an Frankreich verlor. Im
spanischen Erbfolgekrieg zog Kaiser Leopold I. M. wegen des Übertritts des
letzten Nevers zu Frankreich als erledigtes Reichslehen ein und vereinigte es
bis auf das 1703 an Savoyen gegebene restliche Montferrat 1745 mit dem bereits
früher an Habsburg/Österreich gefallenen Herzogtum Mailand. 1801 erhob Napoleon
nach der Eroberung Mantuas dieses zur Hauptstadt der Zisalpinischen Republik
(1805 Königreich Italien), doch kam es nach den Befreiungskriegen (1810
Erschießung Andreas Hofers) 1814 zum Lombardo-Venetischen Königreich
Österreichs zurück (Festungsviereck M., Verona, Peschiera, Legnago). 1859 wurde
es mit Venetien vereinigt und kam 1866 an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2, II 78 (1450) G4, III 12
(16./17. Jh.) D2, III 22 (1648) E6; Schneider, B., Der mantuanische Erbfolgestreit,
1905; Quazza, R., La guerra per la successione di Mantua, Bd. 1f. 1925f.; Brinton, S., The
Gonzaga lords of Mantua, 1927; Mantova, hg. v. Coniglio, G./Faccioli,
E./Paccagnini, G., La storia, Bd. 1ff. 1958ff.; Colorni, V., Il territorio
mantovano nel Sacro Romano Impero (800-1274), 1959; Mardi, B., Mantuanitas
vergiliana, 1963; Schmid, E., Mantua, Cremona, Lodi, 1964; Pescasio, L.,
Parnasco mantovano, 1969-1971; Mozzarelli, C., Lo stato gonzaghesco. Mantua dal
1328 al 1707, (in) Storia d’Italia, hg. v. Galasso, G., 17 1979, 359; Vaini,
M., Dal Comune alla Signoria, 1986; Lazzarini, I., Mantua, LexMA 6 1992, 206;
Lazzarini, I., Fra un principe e altri stati, 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 192.
Marlborough (Reichsfürst). 1705 wurde John Churchill
Herzog von Marlborough (1650-1722) auf der Grundlage des Fürstentums Mindelheim zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 160.
Massa (Herrschaft). M. in der Toskana wird 882
erstmals genannt. Seit 1434/1442 gehörte die Herrschaft M. den Malaspina, die
1473 auch Carrara erlangten. Sie wurden 1568 zu Fürsten
und 1664 zu Herzögen erhoben. 1731 erloschen sie im Mannesstamm. Über die
Erbtochter kam das Herzogtum 1741 an Modena-Este.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Sassi, F., I primordi del
principato massese, 1930; Ragionamento storico intorno l’antica città di Luni e
quella di Massa di Lunigiana, 1977.
Mecklenburg (Fürsten,
Herzogtum, Land, Landesteil). Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte,
naturräumlich nicht stark ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und
Schleswig-Holstein war bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen,
Semnonen, Angeln) bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und
Liutizen, Kessiner und Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl
dem Großen (789ff.) und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit
vom fränkischen bzw. deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um
1060 auf der 995 erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei Wismar, die im
10./11. Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden war, gegründete
Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter Herzog Heinrich dem
Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet seit 1142 der Westen in
die Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154 wurde das Bistum Ratzeburg,
nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich der Löwe besiegte 1160 den im
Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot
aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint
hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft
Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer
der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach
Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die Oberherrschaft
Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der Grafschaft
Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der
Ortsname Landesname. 1229/1238 teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die
vier Linien Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den
Schweriner See), Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim
(Parchim-Richenberg), die sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock (1314/1323) und
Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das außerdem 1298/1300
durch Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und Wesenberg), 1320
Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg,
zwischen 1343 und 1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach
Tecklenburg) und 1372 von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz
erlangte, 1347 nach Ablösung der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und
Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV.
zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben wurde. Als 1471 die 1352 von
Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie Stargard ausstarb, lag die
Herrschaft über ganz M., das später zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin, die 1442 den Markgrafen von
Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft zugestehen musste. Neue
Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen Trennung einer 1503/1520
vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und 1621 führten zur Bildung
der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und Mecklenburg-Güstrow im
Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock und die 1419 gegründete
Universität Rostock, das Hofgericht und - nach Einführung der Reformation - das
Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow.
Nach der erneuten Teilung (1621) verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre
Länder über das Reich an Wallenstein, 1648 Wismar, Poel und Neukloster an
Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber andererseits die säkularisierten
Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die Komtureien Mirow
(Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach dem Erlöschen
der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg
[ausgenommen die Dominsel]), der Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow
und Nemerow bestand, wobei Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben.
1755 schloss der Herzog von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen
landesgrundgesetzlichen Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei
und wurden 1815 zu Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem
noch ein Gebiet (drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es
1819 an Preußen verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung
wurde auf Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und
hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte
der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a.,
Landesregierungen und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse
und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Güstrow (Herzogtum). Die Linie M. der Herzöge
von Mecklenburg entstand 1555 (bis 1610) bzw. 1621 durch Teilung. 1695 erlosch
die Linie. Ihre Güter (im wendischen Kreis die Städte Güstrow, Krakow,
Goldberg, Plau, Malchow, Waren, Röbel, Penzlin, Stavenhagen, Malchin, Teterow,
Neukalen [Neukalden], Gnoien, Sülze [Sülte], Marlow, Ribnitz, Tessin, Laage und
Schwaan [Schwan], die Ämter Güstrow, Goldberg, Marnitz, Plau, Wredenhagen,
Stavenhagen, Neukalen [Neukalden], Dargun, Gnoien, Ribnitz und Schwaan
[Schwan], 255 adlige Güter, die Seestadt Rostock mit deren Distrikt und die
Klöster Dobbertin, Ribnitz und Malchow sowie im stargardischen Kreis die Städte
Neubrandenburg, Friedland, Woldegk [Woldeck], Stargard, Strelitz, Fürstenberg und Wesenberg, die Ämter Wanzka, Broda,
Stargard, Feldberg, Strelitz, Fürstenberg,
Wesenberg, Bergfeld, das Heideamt, Mirow und Nemerow und etwa siebzig adlige
Güter) fielen an Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 25; Wallner 706f. NiedersächsRK 5, 10, 24;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) F2; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.; Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920;
Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962.
Mecklenburg-Schwerin (Herzogtum, Großherzogtum, Freistaat).
Die Linie Mecklenburg(-Schwerin) des Hauses Mecklenburg entstand bei der
1229/1238 erfolgten Teilung. Bis 1436/1471 beerbte sie die übrigen Fürstentümer (Parchim, Rostock, Werle,
Mecklenburg-Stargard). 1555 (bis 1610) bzw. 1621 entstand durch erneute Teilung
das Herzogtum M., das 1695 die Linie Mecklenburg-Güstrow beerbte. 1701 spaltete
sich die Linie Mecklenburg-Strelitz ab. 1755 schloss der Herzog von
Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen Vergleich.
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das Herzogtum ein Gebiet von 129
Quadratmeilen. 1803 erhielt M. durch § 9 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 für seine Rechte und Ansprüche auf zwei erbliche Kanonikate der
Kirche zu Strasburg (Straßburg), die ihm als Ersatz für den Hafen von Wismar
gegeben waren, sowie für seine Ansprüche auf die Halbinsel Priwall (Priwal) in
der Trave (an Lübeck) die Rechte und das Eigentum des Hospitals Lübeck in den
Dörfern Warnkenhagen (Warnekenhagen), Alt Bukow (Altenbuchow), Krummbrook
(Crumbrook) bzw. Brook und denen der Insel Poel. Durch Vertrag vom 6.6.1803 mit
Schweden erlangte M. Wismar, Poel und Neukloster pfandweise (1903 endgültig).
1806 wurde M. durch Napoleon unter Militärverwaltung gestellt, 1807 aber
wiederhergestellt. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei, 1815 wurde er zum
Großherzog erhoben. Eine 1849 eingeführte Verfassung wurde 1850 aufgehoben.
1866/1867 trat der Großherzog auf preußischen Druck dem Norddeutschen Bund bei,
1868 dem Deutschen Zollverein. Am 14. 11. 1918 dankte er ab. Der Freistaat M.
gab sich am 17. 5. 1920 eine Verfassung. Zum 1. 1. 1934 wurde M. durch Gesetz
mit dem 1701 abgespalteten Mecklenburg-Strelitz zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Wolff 441ff.; Zeumer 553 II b 24; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648), III 38 (1789) D/E1;
Strecker, W./Cordshagen, C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Bauer 1, 351; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Hamann, M., Das staatliche
Werden Mecklenburgs, 1962; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Mecklenburg-Stargard (Fürsten).
Das 1304 von Brandenburg an Mecklenburg gelangte Land Stargard nordwestlich der
Uckermark unterstand mit den Ländern Sternberg und Eldenburg von 1352 bis 1471
der Linie M. und fiel danach wieder an die Hauptlinie zurück.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2.
Mecklenburg-Strelitz (Herzogtum, Großherzogtum). 1701
entstand durch Teilung des Herzogtums Mecklenburg das Herzogtum M., das im
Wesentlichen aus dem Fürstentum Ratzeburg (ohne
Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]) und der 42 Quadratmeilen großen
Herrschaft Stargard (mit 42000 Einwohnern) bestand, die durch
Mecklenburg-Schwerin getrennt waren. Außerdem gehörten zu M. die Komtureien
Mirow und Nemerow. 1808 trat der Herzog dem Rheinbund bei. 1815 wurde er zum Großherzog
erhoben. Drei während der Besetzung durch Frankreich (1794-1814) als Kantone
entstandene, als Entschädigung erhaltene Kreise in der Eifel
(Cronenburg/Kronenburg [ohne Steffler/Steffeln und Schuller/Schüller],
Reifferscheid und Schleyden/Schleiden [ohne Wolfsseiffen/Wollseifen] mit 10332
Einwohnern) verkaufte er am 21. 5. 1819 für eine Million Taler und einige
Domänen an Preußen. 1866/1867 trat er auf preußischem Druck dem Norddeutschen
Bund, 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Am 23. 2. 1918 beging der letzte
Großherzog Selbstmord. Die Regierung ging an den Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin über, der am 14. 11. 1918 abdankte. Am 29. 1. 1919/24. 5.
1923 erhielt M. ein Landesgrundgesetz. Zum 1. 1. 1934 wurde es durch Gesetz mit
Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) E1; Strecker, W./Cordshagen,
C., Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 373;
Endler, E., Geschichte des Landes Mecklenburg-Strelitz 1701-1933, 1935; Hamann,
M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Meisenbug, Meysenbug, Meisenbach (Reichsritter).
Im frühen 18. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis
Franken. Der Ort Meisenbug fiel 1945 über Preußen (Hessen-Nassau) an Hessen.
L.: Seyler 374; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 Meysenbug (bei Frankenstein).
Meißen (Burggrafschaft). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni auf einem Hügel über der Elbe war seit
968 Sitz der Bischöfe von M. und eines Markgrafen, seit 1046 der Markgrafen von
M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen Burggrafen, der
in einem weiteren Gebiet auch richterliche Aufgaben hatte, wurde im 13.
Jahrhundert unter den Meinheringern erblich. Diese vermochten es nicht, aus den
weit verstreuten Gütern ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach
langem Streit mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen
nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft 1426 an die Vögte
von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum Meißen,
1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig
1907; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 216; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Mensfelden (Schloss und Dorf), Münzfelden. Das
zwischen den nassauischen Städten Diez und Kirchberg (Kirberg) gelegene,
reichsunmittelbare Schloss und Dorf M. an der unteren Lahn gehörte am Ende des
18. Jahrhunderts über das Erzstift Trier (zwei Drittel) und das Fürstentum Nassau-Usingen (ein Drittel) zum
oberrheinischen Reichskreis. Der Trierer Anteil hatte ursprünglich den Grafen
von Leiningen zugestanden. 1803 gelangte das Dorf ganz an Nassau-Usingen und
mit diesem 1866 an Preußen.
L.: Wolff 283f.; Wallner 699 OberrheinRK 53.
Meranien (Herzogtum). M. (Meerland) ist die
Küstenlandschaft Kroatiens und Dalmatiens am adriatischen Meer (am Quarnero und
um Fiume), die von Kaiser Heinrich IV. erobert wurde. Sie war zunächst Teil der
Mark Istrien Bayerns. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verlieh bereits 1152 den
Titel eines Herzogs von M. an den 1159 verstorbenen Grafen von Dachau, trennte
dann 1180 M. von Bayern und belehnte die Grafen von Andechs (seit 1173 Markgrafen
von Istrien) als Herzöge von Kroatien, Dalmatien und M. mit M. Der Erwerb der
Landeshoheit in dem Gebiet gelang dem Geschlecht nicht. Mit seinem Aussterben
1248 erlosch das Titularherzogtum.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 23, Meran;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
30; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs
errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße von Köln nach Frankfurt wird 1129
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die nach 1050 als Vögte des Stiftes
Limburg zu Neunkirchen und Camberg nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und
Gleiberg südlich der unteren Lahn und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei
über Wetzlar ergänzten Güter fielen bei ihrem Aussterben (1328) über eine
Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der Herren von Westerburg an die Grafen
von Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg) und kamen 1355 an
Nassau-Weilburg. Die Herrschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. Über
Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868 bis 1965 nannte
sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 122.
Merode (Reichsgrafen, Fürsten).
Im 12. Jh. erscheinen Reichsministeriale, welche die Herrschaft Rode (Merode)
bei Düren hatten. Sie wurden 1622 wegen Waroux Reichsgrafen und 1704 Fürsten von Rubempré.
L.: Domsta, H., Geschichte der Fürsten von
Merode im Mittelalter, Bd. 1f. 1974ff.; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser 14 1991, 525f.
Meßkirch, Messkirch, Mößkirch, Möskirch
(Herrschaft). M. an der Ablach bei Sigmaringen wird 1202 erstmals erwähnt. Um
1210 kam die Herrschaft M. bei Aussterben der Grafen von Rohrdorf erbweise an
eine Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg, 1319/1354 erbweise an die Herren
von Zimmern, nach deren Aussterben 1594 an die Grafen von Helfenstein und
1626/1627 erbweise an die Grafen von Fürstenberg.
Innerhalb der Grafen von Fürstenberg stand die
zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft zunächst der Linie Fürstenberg-Messkirch, seit 1744 der Linie Fürstenberg-Stühlingen zu. Sie bestand aus der
eigentlichen Herrschaft M. mit der gleichnamigen Stadt und der Herrschaft
Waldsberg mit mehreren Dörfern. 1806 fiel die 270 Quadratkilometer umfassende
Herrschaft mit dem südlich der Donau gelegenen Teil an Baden, im Übrigen an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit an Preußen, 1951/1952 aber das Gebiet
insgesamt an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29; Messkirch gestern und heute, 1961;
Götz, F., Kleine Geschichte des Landkreises Stockach, 1966; Heim, A., Messkirch
- Bibliographie, 1988; Heim, A., Die Stadt der Fürstenberger.
Geschichte, Kunst und Kultur des barocken Messkirch, 1990; Schmid, H., Die
Statuten des Landkapitels Messkirch von 1719, 1999.
Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte
sich ein Zweig des rheinischen Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn)
nach dem Dorf M. westlich von Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts
Köln inne, stellte zahlreiche Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt
12 Linien. 1652 erhielt Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen
Herrschaften Winneburg und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen.
1635 wurde die Familie reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im 18.
Jahrhundert zählte sie als Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide samt
Sporkentaler Mühle zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Außerdem war sie im früheren 18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 erlangte sie als Entschädigung für
ihre linksrheinischen Güter Winneburg und Beilstein, über die sie Sitz und
Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei
Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten
belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806
aber von Württemberg mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar
M., der zum Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser
von Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Friedberg).
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz
(u. a. Arnulf von Metz 617-639) eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte.
Bei den karolingischen Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum
ostfränkischen Reich. Die im Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter,
die anfangs vom Chiemsee bis zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass
streuten und ein Gegengewicht zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a.
[1005?] Grafschaft M., 1065 Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von
Vic bis Dieuze, Epinal, Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster,
Saint-Trond [Saint Trond], Dugny, Commercy), gingen besonders durch
Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210, 1189) seit dem 12. Jahrhundert stark
zurück (u. a. Verlust der Grafschaft Dagsburg an die Grafen von Leiningen,
weitere Verluste an den Herzog von Lothringen). 1296 wurde der Bischof
Lehnsmann des Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand
des Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers,
Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von
Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde
das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich
die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des
Heiligen Römischen Reiches. Im 18. Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums
die bischöflichen Lehnsherrschaften Helflingen (Helfedange), Habudingen
(Habondange) und Hingsingen (Hinguezange), die Herrschaften Lagarde (La Garde),
Türkstein und Chatillon, die Grafschaft Rixingen, die Kastellaneien Rémilly,
Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers. In den Wirren der französischen
Revolution von 1789 ging das Bistum unter, wurde aber 1801 mit veränderten
Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum Besançon unterstellt und 1874
eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im Mittelalter, 1916; Zeller, G.,
La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926; Herrmann, W., Zum Stande der
Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte des Bistums Metz,
Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H., Le diocèse de Metz, 1970;
Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la Moselle, 1980; Histoire de Metz,
1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA
6 1992, 585; Müller, M., Am Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte
Diözese Metz, hg. v. Herrmann, H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als
politischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 463.
Militsch (freie Herrschaft). Die freie
Standesherrschaft M. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil des Fürstentums Oels. Nach dem Aussterben der Fürsten von Oels 1492 wurde sie von Ladislaus von
Böhmen als eigene Herrschaft an die Kurzbach veräußert. Diese verkauften sie an
die Freiherren von Maltzan, die Kaiser Leopold in den Reichsgrafenstand erhob.
Die freie Standesherrschaft M. umfasste 8 Quadratmeilen. S. Preußen, Polen.
L.: Wolff 487.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum, Residenz). M. an einem wichtigen Übergang
über die Weser wird erstmals 796 genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort
durch Kaiser Karl den Großen unter dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert
(von Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover,
Celle, Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese
Köln gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte
waren seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa
1096 bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines
Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem
Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach
dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen)
und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen
von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg
(Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge,
Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der
kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches.
Seine Vogtei stand bis 1397 den Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die
Stadt M. schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse
Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert kam das früh von der Reformation erfasste,
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende M. unter den Einfluss
der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof. 1648
wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als Entschädigung
für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit
der Grafschaft Ravensberg verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die beiden unmittelbaren Städte M.
und Lübbecke und die Ämter Hausberge, Petershagen, Reineberg, Rahden und
Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich Westphalen auf, das 1811 die
Teile links der Weser mit der Stadt M. an Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es
Preußen wieder in Besitz und gliederte es 1815 der Provinz Westfalen an. 1946
kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die
Grafschaft Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E.,
Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L.,
Beschreibung des vormaligen Bistums Minden nach seinen Grenzen,
Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877, Nachdruck o. J.; Spannagel,
K., Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft 1648-1719,
1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis 1300, 1898; Frie, B.,
Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe, 1909; Mindener
Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.; Blotevogel, H., Die
älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums
Minden. Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter
6 (1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg,
M., Kleine Chronik von Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener
Domkapitels, 1957; Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts
von 1140 bis 1397, Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des
Kreises Minden 1816-1945, (in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968),
79; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G.
Schmelzeisen, 1980, 172; Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987;
Leutheusser, H., Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt,
H./Hengst, K., Victrix Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6
1992, 631; Linnemeier, B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570,
1, 2, 382; Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v.
Kemkes, H. u. a., 2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Mirandola (Stadt, Fürsten,
Herzöge). M. in der Emilia, das seit dem 11. Jahrhundert belegt ist, fiel
zunächst an das Haus Canossa und dann an die sog. filii Manfredi. Von ihnen
erhielt Francesco Pico 1311 von Kaiser Heinrich VII. M. und sein Umland als
Erblehen. 1354 erklärte Kaiser Karl IV. M. als reichsunmittelbar. Die Stadt M.
wurde seit dem Hochmittelalter von den Pico della Mirandola beherrscht. 1596
wurden sie zu Fürsten, 1617 zu Herzögen erhoben.
1747 starben sie aus. S. Modena, Italien.
L.: Memorie storiche della città Mirandola, Bd. 1ff. 1872ff.; Cappi, V., La Mirandola, 1973;
Mirandola e le terre del basso corso del Secchia dal Medioevo all’età
contemporanea, 1984; Andreolli, B., Mirandola, LexMA 6 1992, 664.
Mittelrheinstrom (Kanton, Ritterkanton). M. war ein
Kanton des Ritterkreises Rhein der Reichsritterschaft. Die Kanzlei des in einen
wetterauischen, rheingauischen, einrichschen und westerwaldischen Sonderort
gegliederten Kantons war in der Burg Friedberg.
L.: Wolff 515; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 369.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs.
In langobardischer und fränkischer Zeit war es Sitz eines Grafen. 961
unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es Selbständigkeit (1135
Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796 stand es unter der
Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara belehnt wurden. 1452
wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio nell’Emilia zum
Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst 1597 Ferrara
ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola und 1728/1737
Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10. 1796 in M. die
Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur Zispadanischen
Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik und 1805 im
Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den Reichsdeputationshauptschluss
vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau als Entschädigung an den Herzog
von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte Haus Österreich-Este, fielen
aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M. an Österreich-Este (zurück).
1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien (1861) vereinigt. Das Haus
Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 193.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum).
M. am Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei
Werden genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M.,
die sich seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten
um M. und Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln
sowie Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von
Kleve zu Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden,
1417 teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor
M. im späten 15. Jahrhundert fast alle Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und
1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie führten die Reformation ein und vererbten
die Güter 1600 testamentarisch an das Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm
(Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge des nach dem Erlöschen der Prinzen von
Oranien (König Wilhelm III. von England) entstehenden Erbfolgestreits als Erbe
und als Herzog von Kleve in Besitz. Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen
die Aufnahme von M. in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M.
vom Kaiser in ein Fürstentum umgewandelt. Seit
1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000 Einwohner bei 6
Quadratmeilen Gebiet und zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur Rheinprovinz Preußens
und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und
Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers, LexMA 6 1992, 714; Moers,
hg. v. Wensky, M., 2000.
Möhringen (Herrschaft). M. im Versickerungsgebiet
der Donau bei Tuttlingen wird 882 erstmals genannt. Im 10. Jahrhundert kam es
von dem letzten Alaholfinger an die Abtei Reichenau. Vögte waren wohl
ursprünglich Herren von Möhringen, seit 1308 die Herren von Klingenberg. Um
1300 wurde der Ort Stadt. 1520 wurde die Herrschaft an Fürstenberg
verkauft, das sie 1525 an das Schaffhauser Geschlecht Amstad (am Staad)
veräußerte, 1553 aber zurückerwarb. Über Württemberg (1806) kam M. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Hölzle, Beiwort 44; Bühler, F., Heimatbuch Möhringen, 1958.
Monaco (Herrschaft, Fürstentum).
M. östlich von Nizza ist vermutlich eine von Massilia (Marseille) aus erfolgte
phönikische oder phokäische Gründung, die 154 v. Chr. den Römern als Herculis
Monoeci portus bekannt war. 1215 eroberte Genua M. Im späten 13. Jahrhundert
(1297) flüchteten dorthin die guelfischen Grimaldi. Sie wurden 1454 Herren des
Ortes. Sie verbündeten sich meist mit Frankreich, 1524 mit Kaiser Karl V. 1641
unterstellten sie sich Frankreich und wurden 1659 zu Fürsten
erhoben. 1793 wurde M. von Frankreich annektiert. 1815 erhielt Sardinien die
Schutzherrschaft über M. 1861 gingen Mentone und Roccabruna (Roccabana) durch
Verkauf an Frankreich verloren, wodurch das Fürstentum
von 21,6 Quadratkilometern auf 1,5 Quadratkilometer und von 7400 auf 1500
Einwohner verkleinert wurde. 1911 erhielt M. eine 1962 geänderte Verfassung.
Nach dem Schutzvertrag vom 17. 7. 1918 soll M. beim Aussterben der Dynastie als
Protektorat an Frankreich fallen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) B3; Saige, G., Documents
historiques relatifs à la principauté de Monaco, Bd. 1ff. 1888ff.; Saige, G.,
Monaco, ses origines et son histoire, 1898; Labande, L., Histoire de la
Principauté de Monaco, 1934; Lamboglia, N., Il principato di Monaco, 1942;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 183 ; Robert, J.,
Histoire de Monaco, 1973; Pavoni, R., Liguria medievale, 1992; Petti Balbi, G.,
Monaco, LexMA 6 1992, 727; François, N., Introduction au droit monégasge, 1998.
Montfort (Grafen). Nach der um 1200 erbauten Burg
M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem ein schwäbisches, die um 1160
ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger) bzw. Pfalzgrafen von Tübingen
um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht. 1258 spalteten sich die Grafen
von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw. 1267/1270 teilte sich M. in die
Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390), Montfort-Bregenz (bis 1338, beerbt von
Montfort-Tettnang) und Montfort-Tettnang, von der 1354 eine jüngere Linie Tettnang
(bis 1574) und eine jüngere Linie Bregenz (bis 1787) ausgingen. Die Grafen
zählten 1488 zur Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee, später wegen Schomburg zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee,
Bezirk Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Von den umfangreichen
Gütern am Bodensee und Alpenrhein sowie im Voralpengebiet gingen die meisten an
die Grafen von Habsburg (Feldkirch 1375/1379, Bregenz 1451/1523). 1565 wurde
Rothenfels an Königsegg veräußert, 1779/1780 Tettnang an Österreich verkauft.
1787 starben die Grafen aus. Wegen der Grafschaft M. (Menthor) zählte
Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu den schwäbischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1816 ernannte der König
von Württemberg seinen Schwiegersohn (Jerôme Bonaparte 1784-1860), dessen
Nachkommen in der Gegenwart in Frankreich leben, zum Fürsten
von M.
L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82;
Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845;
Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff.
1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6
1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Gersfeld seit 1785), s. Montjoie bzw. Froberg-Montjoie bzw. Ebersberg genannt von Weyhers.
Mörlau, Merlau, Mörlau genannt Böhm, Mörle
genannt Böhem (Reichsritter). Die M. gehörten im 16. und 17. Jahrhundert zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 374; Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 357 (Buseck, Steinau 1618) im 17. Jh. ausgestorben, Mörle genannt
Böhem (Ürzell, Ulmbach) im 17. Jh. ausgestorben.
Mosbach, Mospach, Moßbach, Mussbach, M. von
Lindenfels, M. zu Mosau, M. zu Reinheim, M. zu Rheinheim (Reichsritter). Die M.
stammten aus M. bei Heidelberg und erbauten später die Burg Lindenfels im
Odenwald. Von 1544 bis vor 1688 gehörten die M. von Lindenfels zur Ganerbschaft
Mommenheim. Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Stetten 33; Zimmermann 76; Riedenauer 125; Neumaier 72
(Mosbach von Lindenfels); Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
357 (bei Kirchbrombach) 1550) ausgestorben.
Mosbach (Reichsstadt, Residenz des Pfalzgrafen
bei Rhein). In M. an der Elz kurz vor der Mündung in den Neckar wurde um 736
ein Kloster gegründet, das erstmals 826 (Mosabach) bzw. urkundlich 976
(Reichsabtei) erwähnt wurde. Die zugehörige Dorfsiedlung kam im 13. Jahrhundert
vom Hochstift Worms an das Reich, erhielt vermutlich zwischen 1273 und 1291
Stadtrecht und war 1291 Reichsstadt. 1297/1329 kam M. pfandweise an die Pfalz,
wo es von 1410 bis 1499 Sitz von Pfalz-Mosbach war, 1803 an das Fürstentum Leiningen, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Pfalz-Mosbach.
L.: Wolff 90; Renz, J., Chronik der Stadt Mosbach, 1936; Lang, T., Die
Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Kühne, I., Der südöstliche Odenwald und das
angrenzende Bauland, 1964; Der Kreis Mosbach, 1967; Mosbacher Urkundenbuch,
bearb. v. Krimm, K., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,389.
Mudersbach (Reichsritter). Im späten 17.
Jahrhundert zählten die M. zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357
(Hohlenfels 1550).
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission
machte (805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford (819) wich später dem
1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum
Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen dem Oberlauf der Issel,
Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die 1659 an Groningen und
Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk]) verloren gingen.
Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst wurde. Das
weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum
Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift (1559) in das
Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt M. und den Städten Beckum, Ahlen,
Telgte, Sendenhorst und Steinfurt], Sassenberg [mit der Stadt Warendorf],
Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf der Bram [mit den Städten
Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar [mit den Städten Horstmar, Coesfeld,
Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Borghorst, Holthausen], Rheine
[Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den Städten Bocholt und Werth])
(Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen
verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst 1667/1676 auch geistlich dem Bistum
M. unterstellte Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt.
Vom Umfang her war es das größte geistliche Fürstentum
in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der
münsterschen Stiftsfehde umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs, M. in ein
weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte.
Am 3. 10. 1571 verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine
Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum
Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der Stadt M. eine Universität
gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift (Fürstentum)
mit 194 Quadratmeilen und 310000 Einwohnern unter Preußen, das den östlichen
Teil (die Ämter Sassenberg, Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile der Ämter
Wolbeck, Dülmen, Horstmar, Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der Stadt M.
erhielt, Oldenburg (die Ämter Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen),
Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw. Rheina und Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm
(Ämter Bocholt und Ahaus und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und zu einem
Drittel an Salm-Kyrburg) und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806
sogen Arenberg und Salm die bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile auf,
kamen bald aber selbst an Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem
Großherzogtum Berg vereinigt und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu
Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an Preußen (Provinz
Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866 Preußen) und Oldenburg und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik
des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen 1310-1357, 1937; Handbuch des
Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A., Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia
sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische Geschichte, Bd. 1f. 1949f.;
Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951; Hömberg, A., Studien zur
mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen, 1953; Engel, J., Die Karten
des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf. Fgn. 12 (1959); Theuerkauf,
G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur
Verfassung des Hochstifts Münster und zum norddeutschen Lehensrecht, 1961;
Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums Münster im Mittelalter, 1984;
Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln: Das
Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des Niederstifts Münster bis 1400,
1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster,
1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster, hg. v. Galen, H.,
1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA 6 1992, 914; Geschichte der
Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W.,
1999ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster
in der frühen Neuzeit, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
424, 2, 438; Balzer, E., Adel - Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des
Bistums Münster im 11. Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der
Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011.
Münsterberg (Herzöge, Herzogtum, Residenz),
Ziębice. M. an der Ohle in Niederschlesien wurde wahrscheinlich um 1250 an
Stelle des slawischen Ortes Sambice errichtet. Bei seiner ersten Erwähnung vom
1. 2. 1253 war es vermutlich bereits Stadt. 1290 kam es beim Tod des Herzogs
von Breslau an Bolko I. von Jauer-Löwenberg und am 22. 11. 1321 an Bolko II.,
der die Linie der Herzöge von M. begründete. 1335/1336 musste er die
Lehnshoheit Böhmens anerkennen. Nach dem Aussterben der Piasten 1428 unterstand
M. unter der Lehnsherrschaft Böhmens verschiedenen Pfandherren und kam am 16.
5. 1454 an Georg von Podiebrad (Böhmen), 1465 zusammen mit Frankenstein und
Glatz an seinen Sohn Heinrich, der 1495 auch Oels erwarb. 1537 wurde die
Reformation eingeführt. 1542 wurde das Herzogtum M. an den Herzog von Liegnitz
verpfändet. 1569/1570 kauften sich die Stände von dem Herzog von Oels frei und
unterstellten M. als Erbfürstentum dem Kaiser als König von Böhmen. Dieser
verlieh es 1653 an das Fürstentum Auersperg, das
1742 unter die Landeshoheit Preußens kam, das 1791 auch die privaten Güter
Auerspergs kaufte. Das Land umfasste 15 Quadratmeilen und war in die Kreise M.
und Frankenstein gegliedert. 1945 fiel M. fast unversehrt unter die Verwaltung
Polens, 1990 kam es als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 476f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 I 3; Hartmann, F.,
Geschichte der Stadt Münsterberg, 1907; Münsterberger Land. Ein Heimatbuch, hg.
v. Kretschmer, M., 1930; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist. Komm. f.
Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Münsterberg, LexMA 6 1992, 917;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
178; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 400.
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160 erbaute
der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165
bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der sich die Familie danach
benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156 bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam
nach 1170 ein Teil der Grafschaft Nürings. Nach dem Aussterben der Herren von
M. gelangte die später zum oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim,
Königstein, Dreieichenhain, Babenhausen und rund hundert weitere Orte
umfassende Herrschaft 1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von
Falkenstein, die weitere Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und
Pappenheim (1286) erwarben, im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von
Falkenstein fiel 1418 an die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und
Eppstein. Für die Grafen von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das
Erzstift Mainz (10/48) ein. Die mainzischen Güter kamen 1684 an die Grafen von
Hanau und damit 1736 an Hessen-Kassel, die Solmser Güter im frühen 18.
Jahrhundert an Hessen-Darmstadt. Der Anteil Hessen-Kassels fiel 1810 über
Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a. Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G., Burg Münzenberg, 2.
A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg - Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz,
H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 284.
Namur (Gau, Grafschaft, Markgrafschaft), fläm.
Namen. Im Gebiet der Mündung der Sambre in die Maas lag wahrscheinlich schon im
ersten vorchristlichen Jahrhundert das oppidum Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im
7. Jahrhundert erscheint hier die Münzstätte N. Um die Burg entwickelten sich
Stadt und Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die um 930 den Grafen von Lomme (um
1150 Heinrich der Blinde Graf von Namur, Laroche, Durbuy, Longwy und Luxemburg,
Vogt von Stablo, Sankt Maximin und Echternach) und 1188 den verwandten Grafen
bzw. Markgrafen von Hennegau (und Flandern) zustehende Grafschaft fiel 1213 an
die Courtenay und durch Verkauf 1263 an die Grafen von Flandern, 1421/1429
durch Verkauf seitens des erbenlosen Grafen Johann III. an Philipp von Burgund.
Mit Burgund kam sie 1477/1493 an Habsburg und zählte zum burgundischen
Reichskreis. 1692 wurde N. von Ludwig XIV. von Frankreich, 1695 von Wilhelm von
Oranien erobert. Von 1715 bis 1781 gehörte N. zu den Barrierefestungen der
(österreichischen) Niederlande. 1815 fiel es an die Niederlande. 1830/1831 kam
es bei der Lösung Belgiens vom Königreich der Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908,
15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L., La formation territoriale des
principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des comtes de Namur, hg. v. Rousseau,
1936f.; Brouette, E., Introduction aux études historiques, archéologiques et
folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La maison de Namur sur la scène de
la grande histoire, 1950; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis, pagus Namucensis; Genicot, L., Le
Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études sur les principautés
lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale namuroise (Xe s.-1429),
1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?;
Namur. Le site, les hommes. De l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988;
Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992, 1011; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 452,
2, 448.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo
von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen
Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms
in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich
den Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten
von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch
Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die Reformation (zunächst das Luthertum,
dann der Calvinismus) eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die
linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg)
Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine
Teilung in die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein,
Nassau-Siegen (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez.
Nassau-Dillenburg mit Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von
Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg
nannte (1652 in den Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den
Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an
Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an
Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle
rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil
Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien
erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei
Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum
Diez an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der
französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12.
1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau
an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und
weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen
Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener Kongress
zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits einen Teil
der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die
ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte,
gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb
außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach
ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und
Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602
von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie
Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der
Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit
Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und
Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit
Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu
Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721
aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das
außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit
Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie)
teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und
1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an
Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz
im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg),
aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil
an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von
Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816 ausstarb, zu einem vereinten, für
unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die
Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die
Grafschaft Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel,
Herrschaft Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von
Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A.
1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter
der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere
Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K.,
Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff.
1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen
Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau:
1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und
der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
232; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479;
Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien
in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit
Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Beilstein (Grafen). Die Burg Beilstein am oberen
Ulmbach wurde um 1320 von den Grafen von Nassau erbaut. Die ottonische Linie
der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und
Nassau-Dillenburg. Nach der Vereinigung von Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg
teilte sich Nassau-Dillenburg 1343 in Nassau-Dillenburg und N. 1561 wurde N.
von Nassau-Dillenburg beerbt. Von 1607 bis 1620 war Beilstein Residenz des
Grafen Georg von N. Er beerbte 1620 Nassau-Dillenburg und nannte seine Linie
fortan nach Dillenburg.
L.: Wolff 337; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 61, 81
Nassau-Diez (Grafen). Die Linie Nassau-Dillenburg
der ottonischen Linie der Grafen von Nassau gewann 1386 die Grafschaft Diez.
Nach früheren Teilungen erfolgte 1607 erneut eine Abspaltung einer Linie N.
Diese Linie beerbte 1711 Nassau-Hadamar, 1739 Nassau-Dillenburg, 1742/1743
Nassau-Siegen sowie 1702 Nassau-Oranien. Seitdem nannte sie sich Fürsten von Nassau-Oranien (Nassau-Diez-Oranien) und
verlegte 1747 den Sitz nach Den Haag. 1803 wurde sie als Fürst von
Nassau-Dillenburg mit Fulda, Corvey, Dortmund, Weingarten, Hofen (bei
Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein) und Dietkirchen entschädigt. 1815 trat der Fürst von
Nassau-Oranien alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für das Großherzogtum
Luxemburg an Preußen ab.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg, Holzappel, 1943; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
81.
Nassau-Dillenburg (Grafen). Die ottonische Linie der
Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar, Nassau-Siegen und N. N.
fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort. 1343 spaltete sich
Nassau-Beilstein von N. ab. N. gewann 1386 die Grafschaft Diez, 1403 Güter in
den späteren Niederlanden (u. a. Polanen, Leck, Breda) und 1416/1420 die
gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg.
Diese Gebiete wurden mehrfach geteilt, doch waren sie von 1451 bis 1472 und von
1504 bis 1516 vereinigt. Wegen ihrer vergeblich geltend gemachten Ansprüche auf
Katzenelnbogen nannte sich N. seit 1507 auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter Claudia der Fürsten
von Chalon und Oranien am Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch
Nassau-Oranien. Zu dieser Zeit wurde die Reformation eingeführt (zunächst das
Luthertum, dann der Calvinismus). 1559 wurde in die linksrheinischen Güter
(Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen Güter (N.) geteilt. N. beerbte 1561
Nassau-Beilstein. 1607 entstand durch Teilung erneut eine Linie N. (mit
Dillenburg, Haiger und Herborn). Sie wurde 1620 von (einer neuen Linie)
Nassau-Beilstein beerbt. Nassau-Beilstein nannte sich danach N. nannte und
wurde nach kurzer Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium 1654 in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1739 fiel das etwa 8 Quadratmeilen große, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende N. mit den Ämtern
Dillenburg, Haiger, Herborn, Driedorf, Mengerskirchen, Ellar, Burbach,
Tringenstein und Ewersbach (Ebersbach) sowie der Herrschaft Schaumburg an
Nassau-Diez. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses zur Entschädigung für die Statthalterschaft und
seine Domänen in Holland und Belgien die Bistümer Fulda und Corvey, die
Reichsstadt Dortmund, die Abtei Weingarten, die Abteien und Propsteien Hofen
(bei Friedrichshafen), Sankt Gerold (heute in Vorarlberg), Bendern (in
Liechtenstein), Dietkirchen an der Lahn sowie alle Kapitel, Propsteien und
Klöster in den zugeteilten Landen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 52; Wallner 703 WestfälRK 21; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Territorialgeschichte
des Fürstentums Nassau-Dillenburg, Diss. phil.
Marburg 1932; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 61, 81.
Nassau-Hadamar (Grafen). H. am Elbbach bei Limburg wird
erstmals 832 als Mittelpunkt einer Mark genannt. Der seit 1190 belegte Hof
Hadamar kam im 13. Jahrhundert an die Grafen von Nassau. Die Linie N. entstand
1303 bei der Aufspaltung der ottonischen Linie der Grafen von Nassau. 1320
machte sie Hadamar zum Hauptsitz. 1394 wurde sie von Nassau-Dillenburg
(Nassau-Siegen-Dillenburg) und Katzenelnbogen beerbt (1479 Hessen). 1557 fiel
Hadamar ganz an Nassau-Dillenburg. 1607 wurde erneut durch Teilung eine jüngere
Linie N. geschaffen. Ihre Güter (Hadamar, Rennerod) fielen 1711 an Nassau-Diez.
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Grafschaft Hadamar (unter dem Erbstatthalter der
Niederlande) ein Gebiet von etwa 7 Quadratmeilen.
L.: Wolff 337; Zeumer 553 II b 51; Wallner 703 WestfälRK 23; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Böhlen, H., Ein Stadtjubiläum. Ein
Rückblick auf Hadamars Sechsjahrhundertfeier, 1925; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 59.
Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus
wird 1102 erstmals erwähnt (Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die
Erzbischöfe von Mainz über, die es den Grafen von Nassau zu Lehen gaben. 1355
wurde Idstein Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau.
Bei ihrem Aussterben 1605 fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1629/1651
entstand durch Teilung erneut N. (mit Idstein, Wiesbaden und Lahr). Diese Linie
vererbte 1721 ihre Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
Nassau-Oranien (Fürsten).
Die Linie Nassau-Dillenburg der ottonischen Linie der Grafen von Nassau erwarb
1515/1530 durch Erbfall über die Erbtochter Claudia von Chalon Oranien und
nannte sich seitdem N. (1544 Prince d’Orange). 1559 erfolgte eine Teilung in N.
und Nassau-Dillenburg. 1702 fiel N., das Oranien durch Okkupation an Frankreich
verlor, an das durch Teilung Nassau-Dillenburgs entstandene Nassau-Diez. Moers,
Lingen und Neuenburg kamen unter Berufung auf das Erbrecht Luise Henriettes von
Nassau-Oranien (1627-1667) an Preußen. Nassau-Diez, das auch die deutschen
Güter der ottonischen Linie gewann, nannte sich seitdem Fürsten von N. und verlegte 1747 die Residenz nach Den Haag
(Regierung des Stammlands über das deutsche Kabinett). 1732 trat N. zahlreiche
niederländische Güter (Herstal, Montfoort [Montfort], Turnhout) an Preußen ab,
das diese bald nach 1740 verkaufte. 1795/1797/1801 verlor N. alle
linksrheinischen Güter an Frankreich und erlangte dafür als Entschädigung im
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 das Hochstift Fulda, das Schloss
Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, die
Benediktinerabtei Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), das
Benediktiner-Priorat Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) (insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor
es durch die Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez, an das Herzogtum Nassau und das
Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft ergriff der
Fürst von N. am 20. 12. 1813 wieder Besitz von seinen Ländern. Am 14. 7. 1814
gab das Herzogtum Nassau an N. das Fürstentum
Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 gab der Fürst von
N., der 1815 König der Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete als
Gegenleistung für das ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum
Luxemburg an Preußen.
L.: Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Nassau und Oranien,
hg. v. Tamse, C., 1985; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v.
Lademacher, H., 1995; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009.
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg Saarbrücken war seit dem
12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381 fiel Saarbrücken über die
Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische Linie Nassau-Weilburg der
Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe Kirchheim mit Stauf in der
Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N. Diese Linie erbte 1527 die
Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der) Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von
den Grafen von Moers-Saarwerden und vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung
in die Linien Nassau-Saarbrücken (Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler)
bei ihrem Aussterben 1574 ihre Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden)
und Lahr an ihre Stammlinie Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde
wegen Einführung der Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen
eingezogen. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte
sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen.
1688 erfolgte die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im
Reichsfürstenrat. 1723 starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter an
Nassau-Usingen. 1735 wurde Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt.
1797 beerbte Nassau-Usingen N. 1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum
oberrheinischen Reichskreis zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich,
Nassau-Usingen wurde 1803 entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken
durch Vertrag (als Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner
Rheinprovinz zuteilte. Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die
Güter im Saargebiet Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum
Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
Nassau-Siegen (Grafen, Fürsten).
Siegen an der Sieg ist zwischen 1079 und 1089 (Sigena) erstmals bezeugt. 1170
erscheint eine civitas Siegen um die Martinikirche, zu der 1224 eine Stadt auf
dem Siegberg trat. Ab 1224 stand Siegen infolge Vergabung durch die Grafen von
Nassau an das Erzstift Köln unter der Doppelherrschaft der Grafen von Nassau
und der Erzbischöfe von Köln. 1303 erhielt es Soester Recht. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts kam es ganz an Nassau. 1303 spaltete sich die ottonische Linie der
Grafen von Nassau in die Linien Nassau-Hadamar, N. und Nassau-Dillenburg. N.
nannte sich nach der Beerbung Nassau-Dillenburgs 1328 Nassau-Dillenburg. 1607
entstand durch Teilung Nassau-Dillenburgs erneut N. mit später etwa 9000
Einwohnern. 1621 wurde das kleine Land gedrittelt, doch fielen 1642 zwei
Drittel wieder zusammen. Danach residierten die beiden Linien im Oberen Schloss
(ältere, katholische Linie) und im Unteren Schloss (jüngere, reformierte Linie)
in Siegen. 1652 wurden sie in den Fürstenstand
erhoben. 1734 starb der reformierte Zweig aus und wurde vom katholischen Zweig
beerbt. Dieser trat 1742/1743 N. an Nassau-Diez-Oranien (Nassau-Diez bzw.
Oranien) ab, das seitdem alle Gebiete der ottonischen Linie vereinigte. N.
zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Von 1806 bis 1813 gehörte
Siegen als Unterpräfektur zum Großherzogtum Berg. 1815/1816 kam es zu Preußen
(Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 337; Siegener Urkundenbuch, Bd. 1f. 1887ff.; Spielmann, C.,
Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Bald, L., Das Fürstentum
Nassau-Siegen, 1939; Lück, A., Siegerland und Nederland, 1967; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 61, 81.
Nassau-Usingen (Grafschaft, Fürstentum).
Usingen im Taunus wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. 1207 gehörte es den
Grafen von Diez, 1326 den Grafen von Nassau. 1659 wurde Usingen bei der Teilung
der Linie Nassau-Saarbrücken Sitz der walramischen Linie N. der Grafen von
Nassau, die 1721 die Linie Nassau-Idstein, 1723 die Linie Nassau-Saarbrücken
und 1728 die Linie Nassau-Ottweiler beerbte. Sie teilte sich 1735 in die Linien
N. und Nassau-Saarbrücken. 1744 verlegte N. die Residenz von Usingen nach
Biebrich und die Regierung nach Wiesbaden. Um 1790 war das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende N. mit Falkenstein, Kettenbach, Daisbach und Hausen
Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1793/1801 verlor
es seine linksrheinischen Güter an Frankreich. 1797 beerbte N.
Nassau-Saarbrücken. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für das Fürstentum
Saarbrücken, zwei Drittel der Grafschaft Saarwerden, die Herrschaft Ottweiler und
die Herrschaft Lahr in der Ortenau von Mainz die Ämter Königstein, Höchst,
Kronberg (Kronenburg), Rüdesheim, Oberlahnstein, Eltville, Harheim (Haarheim),
Kastel, vom Mainzer Domkapitel die Güter unterhalb Frankfurts, von der Pfalz
das Amt Kaub, vom Erzstift Köln den Rest des eigentlichen Kurfürstentums Köln
(u. a. Deutz, Königswinter, aber mit Ausnahme der Ämter Altenwied )[Altwied]
und Neuerburg [Nürburg]), von Hessen-Darmstadt die Ämter Katzenelnbogen,
Braubach, Ems, Eppstein und Cleeberg (Kleeberg) (frei von solmsischen
Ansprüchen), die Reichsdörfer Soden und Sulzbach, die Dörfer Weiperfelden,
Schwanheim und Okriftel, die Kapitel und Abteien Limburg, Rommersdorf
(Rumersdorf), Bleidenstadt, Sayn, alle Kapitel, Abteien und Klöster in den
zugefallenen Landen, die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und eine Virilstimme im
Reichsfürstenrat. Am 30. 8. 1806 schloss sich das 16 Quadratmeilen große N. mit
Nassau-Weilburg zum Herzogtum Nassau zusammen, das 1866 von Preußen annektiert
wurde. Die Linie N. starb 1816 aus und wurde von Nassau-Weilburg beerbt.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 1; Wallner 695 OberrheinRK 10; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.;
Winkelmann-Holzapfel 157; Kloft, J., Territorialgeschichte des Kreises Usingen,
1971.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von Worms. Nach 1124 wurden die Grafen
von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255 wurde Weilburg an die Grafen von
Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf von Nassau erworben. 1355 wurde
Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. 1381
erlangte es infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken, 1393 die Herrschaften
Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen
und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie
teilte sich 1442 in die neue Linie N. und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561
teilte sich die neue Linie N. in die Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese
beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602 fielen die Güter der Linie
Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die Güter der Linie Nassau-Idstein
an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in Nassau-Idstein (mit Wiesbaden
und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach
weitere Aufteilung). Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter
Weilburg, Weilmünster, Löhnberg, Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach,
Miehlen und den Flecken Reichelsheim sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften
Kirchheim und Stauf (mit Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft
Saarwerden und das Amt Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der
Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an
Frankreich. Am 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums (Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und
Limburg) mit den Abteien Arnstein, Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das
zum oberrheinischen Reichskreis zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem
aus Nassau-Saarbrücken 1735 entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau
zusammen und beerbte 1816 Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Naumburg (Grafen). 1182 wird die Burg N. im
Habichtswald erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich 1170 erstmals bezeugte
Grafen, die zuvor auf der Weidelsburg saßen. 1265 verkaufte der letzte Graf
seine Güter an Hessen, 1266 an das Erzstift Mainz. 1345 verpfändete Mainz einen
Teil an die Grafen von Waldeck, den anderen an Thilo von Elben, von dem er 1384
an die Hertinghausen (Hertingshausen) überging. Waldeck verpfändete seinen Teil
an die Hertinghausen, löste 1544 die Pfandschaft aus, musste sie aber 1588 an
Mainz zurückgeben. 1802/1803 kam N. an Hessen-Kassel (Fürstentum
Fritzlar) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80.
Neiße (Fürstentum,
Residenz), poln. Nysa. Das aus einem älteren slawischen Dorf Nyza
hervorgegangene, schon im 12. Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von
Breslau befindliche, vor 1223 Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien
erlangte im frühen 13. Jahrhundert flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6.
1290 räumte der Herzog von Breslau dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um
N. und Ottmachau beschränkte Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur
vollen Landesherrschaft erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland
von Böhmen zu Lehen, erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau
und nannten sich seitdem Fürsten von N. und
Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt von 41 Quadratmeilen und war
in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742 wurde N. zwischen Preußen und
Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige Anteil wurde 1810 säkularisiert,
der zu Österreich gehörige Anteil fiel 1918/1919 an die Tschechoslowakei. N.
gelangte 1945 unter die Verwaltung Polens, 1990 als politische Folge der
deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße, Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J.,
Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer
Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die alte Bischofsstadt Neiße, 1935;
Keblowski, J., Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d.
Stiftung Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das
Schlesische Rom im Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6
1992, 1086; Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz,
B., Das geistliche Fürstentum Neisse, 2011.
Neuburg (Fürstentum,
seit etwa 1700 Herzogtum, Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei
Rhein). Nach keltischen und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der
Bayern in der Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem
Geographen von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz
eines bis 801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10.
Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam
N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern.
1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem
bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen,
aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns)
gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg
(Höchstädt, Monheim, Graisbach, Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein,
Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein, Weiden,
Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst
Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz
Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der
zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer
einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von
Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein
gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und
Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim
Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande
Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw.
Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, 1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der
Donau. Stadt der Renaissance und des Barock, 1986; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum),
frz. Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum castellum) errichtet. 1032
(1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das Königreich Burgund gefallene
Gebiet um N. zum Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
fassbaren, seit 1196 als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den
Grafen von Fenis ab. 1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem
Aussterben der Herzöge von Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die
Linien Nidau, Straßberg und Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die
Grafen von Chalon (und später die Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben
der Grafen von N. 1373 kamen ihre Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen
von Urach-Freiburg und 1458 an die Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit
Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine Erbtochter
von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische Nebenlinie der
Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt. 1579/1592
erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643 nahm es den
Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die
Grafschaft zum souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses
Orléans-Longueville 1694/1707 ging das Fürstentum
durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen Erben
des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt hatte.
1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch von
Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an Frankreich
bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit Preußen
(1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum
eine Verfassung (charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als
einen souveränen Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in
die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren
Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs
von Preußen. Die vom König von Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen
Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848 revolutionär durch eine republikanische
Verfassung aufgehoben und die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete
der König von Preußen auf alle Rechte, behielt aber den Titel Fürst von N. und
Graf von Valangin, den er 1861 aufgab. S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998;
Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie – Das Fürstentum
Neuchâtel und die politischen Beziehungen der Könige von Preußen (1707-1806),
2015.
Neuenburg (Kanton). Nachdem Friedrich Wilhelm III.
von Preußen dem 1813 wiedererlangten Fürstentum
N. eine Verfassung gegeben hatte (18. 6. 1814), bewirkte er, dass es als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. Am 1. 3. 1848
wurde die Monarchie abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von
Preußen auf alle Rechte. S. Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum).
L.: Wolff 537f.; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montadon, L. u. a., 1969.
Neufra (Herrschaft). N. bei Saulgau im inneren
Schwaben war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Residenz der
Grafen von Helfenstein. 1627 fiel die Herrschaft N. als Erbgut an die Grafen
von Fürstenberg. Über Hohenzollern, Preußen und
Württemberg-Hohenzollern kam N. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Karler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840.
Neufürstliche Häuser s. Hohenzollern, Eggenberg (bis
1717), Lobkowitz, Salm, Dietrichstein, Piccolomini (bis 1757), Nassau-Hadamar (bis
1771), Nassau-Dillenburg, Nassau-Siegen (bis 1743), Auersperg, Portia (bis
1776), Ostfriesland, Fürstenberg, Schwarzenberg,
Waldeck, Mindelheim (1705-1713), Liechtenstein, Thurn und Taxis, Schwarzburg,
Colloredo, Hohenlohe, Isenburg, Leiningen, Oettingen, Rosenberg, Sayn,
Schönburg, Solms, Stolberg, Waldburg, Wied, Metternich, Trauttmannsdorff,
Windischgraetz.
L.: Aegidi, L. K., Der Fürstenrat nach dem
Lunéviller Frieden, 1853.
Neuravensburg (Herrschaft). Die Herrschaft N.
nordöstlich von Lindau gehörte mit etwa 0,5 Quadratmeilen am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Abtei Sankt Gallen zum schwäbischen Reichskreis. 1803
wurde sie im Zuge der Säkularisation dem Fürsten
Dietrichstein für die Herrschaft Tarasp gegeben. 1806 fiel sie an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 229; Großer Historischer Weltatlas III 39 C4; Wallner 690 SchwäbRK
91.
Neuschloss (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft N. in Niederschlesien gehörte ursprünglich zur freien
Standesherrschaft Militsch. Nachdem sie an einen Freiherrn von Maltzan als
besondere Herrschaft gefallen war, gelangte sie 1719 an die Grafen von Reichenbach
und dann an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein.
1990 kam N. als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 487.
Neuzelle (Abtei, Herrschaft). Das Stift bzw. die
Abtei N. nördlich von Guben mit der Stadt Fürstenberg
war Standesherrschaft in der Markgrafschaft Niederlausitz. S. Brandenburg.
L.: Wolff 471.
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen
Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von
Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei
Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an
die verbleibende dritte Linie zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der
Herzöge wieder an Oberbayern. 1349 gelangte N. an Herzog Stephan II., der 1353
neben Lehen in Holland auch das Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen) an
seine Halbbrüder Wilhelm I. und Albrecht I. überließ, das restliche
Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern vereinigte. 1392 kam
Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde ein Teil
Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben. 1447 gewann
Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Deggendorf,
Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
Niedersächsischer Reichskreis. Der 1512 neben dem
obersächsischen Reichskreis gebildete N. umfasste das Gebiet zwischen Weser,
Harz und Elbe einschließlich Magdeburgs, Mecklenburgs und Holsteins.
Kreisausschreibende Fürsten waren seit 1522 der
Erzbischof von Magdeburg und der Herzog von Braunschweig-Lüneburg,
abwechselndes Direktorium seit 1648 Brandenburg und Schweden. Die wichtigsten
Mitglieder des seit 1682/1702 im Wesentlichen handlungsunfähigen Gebildes waren
Erzstift Magdeburg (seit 1648 Brandenburg), Erzstift Bremen (seit 1715
Hannover), Lüneburg, Grubenhagen, Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift
Halberstadt mit Grafschaft Regenstein (seit 1648 Brandenburg),
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift Schwerin
(Mecklenburg-Schwerin), Holstein-Glückstadt (Dänemark), Holstein-Gottorp
(Gottorf) (Dänemark), Grafschaft Rantzau (Dänemark), Hochstift Hildesheim und
die Reichsstädte Bremen, Goslar, Hamburg, Lübeck, Mühlhausen und Nordhausen.
L.: Gumpelzhaimer 185; Wolff 426; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen
Reichskreises, Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 7 (1930).
Nordeck von Rabenau (Reichsritter). Im frühen
16. Jahrhundert zählten die Nordeck von Rabenau zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. S. Rabenau.
L.: Riedenauer 126; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Nordeck
genannt Braun (Londorf 1550), Nordeck zu Rabenau (Londorf, Steinau 16. Jh.).
Nürnberg (Burggrafen, Burggrafschaft, Residenz).
Die vermutlich um 1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen
Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen von Raabs
(in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten ihnen die
ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). Ihnen
gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte in N. selbst der
Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren Mittelfranken und
Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof [1323/1373], Ansbach,
Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf des 1361 von Karl IV.
vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth [Geleitsrechte seit 14. Jh.]).
Nach der Belehnung Burggraf Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben
sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung Markgrafschaft
Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem
die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen 1249 und 1265
gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach verlegt hatten.
1427 verkauften sie die Burg und die meisten ihrer Rechte in N. an die
Reichsstadt. Sie zählten später zum fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische
Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der
Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der
Burggrafen von Nürnberg, 1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der
landschaft mitsampt den furten und hellten darinnen. Eine
politisch-statistische, wehr- und verkehrsgeographische Beschreibung des
Großraums Nürnberg zu Beginn des 16. Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia
burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk. Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.;
Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 228; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg, die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt
hatten, O. an das Hochstift Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der
Schöne auf die Reichsdörfer Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der
sich um O. bildenden Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde die
Herrschaft an Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen Renchtales, 1898; Heizmann, L.,
Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und Gegenwart, 1928; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Oberösterreich (Fürstentum,
Bundesland). Das Gebiet zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum
keltischen Königreich Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum
ripense. Seit dem 6. Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee,
777 Kremsmünster). Die wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau.
1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192
kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck,
1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft
Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der
Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark
durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und
gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg
(1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen
Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg
(bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte
Salzburg, Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen
herabgedrückt. Von 1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum,
um 1466 auch so genannt. 1506 wurde im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft
Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von
Bayern für O. erworben. Das früh verbreitete Luthertum wurde durch die
Gegenreformation beseitigt. 1554/1559 setzte sich das Fürstentum
Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich unter der Enns
(Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen Neuzeit als
(Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich bezeichnet.
1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779 fiel das
Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern verlorene
Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von 1849 bis
1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der
frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O.
bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des
Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer
1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas
von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller, E., 1958ff.;
Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Hageneder, O.,
Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in) Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O., Die Entstehung des Landes ob
der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2 (1968); Österreichisches Städtebuch,
hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987;
Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Strätz, H., 1990;
Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer,
P. u. a., 2014.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld mit dem Hauptort Amberg). Diese
verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl IV., gewann sie aber seit 1373
zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert an König Ruprechts von der Pfalz
Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig
an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte
des 16. Jahrhunderts setzte sich der Name O. durch. 1621 wurde das früh
lutherisch gewordene Gebiet von Bayern besetzt und seit 1625 rekatholisiert.
1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter
an Bayern als Kriegsentschädigung. 1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern
Böhmens. Bayern unterwarf die O. der katholischen Gegenreformation und bezog
sie in seinen zentralisierenden Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen
Reichskreis zählende O. bestand aus zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen
das Fürstentum Sulzbach, das bambergische Amt
Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz
im 16. Jahrhundert, 1982; Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs,
A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte
der Kurpfalz, Bd. 1 1988; Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der
Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige
Lebenswege im alten Reich, 2005.
Oberrheinischer Reichskreis. Der 1500 geschaffene O.
reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber durchsetzt mit Gebieten
Habsburgs (österreichischer Reichskreis) und der rheinischen Kurfürstentümer
(kurrheinischer Reichskreis). 1552 schieden die lothringischen Bistümer (Metz,
Toul, Verdun), in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die elsässischen
Gebiete (Reichsstädte) tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und das Hochstift
Basel zählten sich nur bedingt zum Kreis. Im Übrigen gehörten ihm unter dem
Direktorat des Bischofs von Worms und der Pfalzgrafen die Bischöfe von Worms,
Speyer (mit Weißenburg), Straßburg und Basel, die Äbte von Fulda und Prüm, der
Johanniterorden (Johannitermeister) in Heitersheim, der Propst von Odenheim, die
Reichsstädte Worms, Speyer, Friedberg, Frankfurt und Wetzlar, die Fürstentümer Pfalz-Simmern, Pfalz-Lautern,
Pfalz-Veldenz und Pfalz-Zweibrücken, die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die
Markgrafschaft Nomeny, die Fürstentümer Nassau
(Weilburg, Usingen, Idstein, Saarbrücken, Ottweiler) und Solms (Braunfels,
Lich, Laubach, Hohensolms, Rödelheim), die Grafschaften Sponheim, Salm-Salm,
Salm-Kyrburg, Waldeck, Hanau (Münzenberg, Lichtenberg), Königstein,
Oberisenburg (Isenburg) (Birstein, Büdingen mit Wächtersbach, Marienborn,
Meerholz, Offenbach), Leiningen (Hardenburg [Hartenburg], Westerburg),
Sayn-Wittgenstein (Berleburg, [Homburg,] Wittgenstein), Falkenstein,
Kriechingen und Wartenberg sowie die Herrschaften Reipoltskirchen, Bretzenheim
und Olbrück (Ollbrück) an. Die Kreistage fanden in Frankfurt statt, das Archiv
war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
Obersächsischer Reichskreis. Der O. wurde 1512 aus
Sachsen, Brandenburg, Pommern, Cammin (Kammin), Anhalt, den Abteien
Quedlinburg, Gernrode und Walkenried, den Fürstentümern
Querfurt und Schwarzburg, den Grafschaften Mansfeld, Stolberg und Wernigerode,
Barby, Hohnstein mit Lohra und Klettenberg, Hatzfeld, Reuß und Schönburg
gebildet. Zeitweise gehörten der König von Schweden für Vorpommern und der
Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel für Walkenried dem Kreis an.
Kreisausschreibende Fürsten waren die Markgrafen
von Brandenburg und die Herzöge von Sachsen(-Wittenberg). 1683 traten die
Mitglieder letztmals zu einem Kreistag zusammen, obwohl der Kreis formell erst
1806 erlosch.
L.: Gumpelzhaimer 169; Wolff 372.
Oberstein (Reichsherrschaft) (seit 1933
Idar-Oberstein). Das vielleicht 1075 als Steyn erwähnte O. (in Idar-Oberstein)
war Hauptort einer kleinen Reichsherrschaft der Herren von O., die am Ende des
Heiligen Römischen Reiches zu den nicht eingekreisten Reichsteilen gehörte.
1197 wurde die Herrschaft geteilt. Die Güter der 1270 erloschenen jüngeren
Linie kamen an die Herren von Daun, die Güter der älteren Linie an das Erzstift
Trier (als Lehnsherren) und die Linie Daun-Oberstein. Nach dem Erwerb der
Grafschaft Falkenstein durch Daun-Oberstein kam O. zu Falkenstein, wurde 1554
aber wieder verselbständigt. 1642 gelangte es an Daun-Broich, 1680 an die
Grafen von Leiningen-Heidesheim. 1766 zogen beim Aussterben der Grafen
Nassau-Saarbrücken (Nassau) und Lothringen ihre Lehnsgüter ein. Die
verkleinerte Herrschaft O. wurde bis 1774 vom Erzstift Trier mit einem Drittel
und den Grafen von Limburg-Styrum mit zwei Dritteln gemeinschaftlich, danach
von Trier allein verwaltet. 1794 wurde sie von Frankreich erobert. 1815 kam das
Gebiet der Herrschaft an Preußen. 1817 wurde es Teil des neugegründeten
oldenburgischen Fürstentums Birkenfeld. 1937
fiel es wieder an Preußen. Seit 1946 gehört es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500f.; Heimatchronik des Landkreises Birkenfeld, hg. v. Becker, K.,
1961; Duckwitz, G., Kleinstädte an Nahe, Glan und Alsenz, 1971; Dotzauer, W.,
Geschichte des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsprälatenkollegium
und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet umfasste im 18.
Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen (1699/1735), Tannheim
(freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie Schloss Hersberg am
Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000 Einwohnern. 1802/1803 wurde
die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten Metternich
als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg),
das Amt Tannheim ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf
Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf(-Rheineck). 1806
fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an Württemberg, Sinzendorf an
Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und kam damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte
des Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Odenwald (Kanton, Ritterkanton). Der Kanton O.
war eine Untergliederung des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft. Er
hatte seine Kanzlei zunächst in Heilbronn (das Archiv wurde im Dreißigjährigen
Krieg vernichtet) und seit 1762 in dem gemeinschaftlich gekauften Ort
Kochendorf. Die inkorporierten Güter lagen etwa zwischen Würzburg, Rothenburg,
Heilbronn und Frankfurt am Main. Um 1790 war die Kantonskorporation mit Teilen
von Kochendorf Mitglied des Kantons O. des Ritterkreises Franken (fränkischen
Ritterkreises). Die Güter fielen 1808 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511; Winkelmann-Holzapfel 171; Stetten 184; Riedenauer 116, 122ff.;
Bauer, H., Der Ritterkanton Odenwald, Zs. f. württemberg. Franken 8, 1 (1868),
115ff.; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II. 74, S. 301,
Gebietsname;) Neumaier, H., Dass wir khein annder Haupt …, 2005; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 372.
Oderberg (Herrschaft). Die freie Minderherrschaft
O. in Oberschlesien war ursprünglich ein Teil des Fürstentums
Ratibor, den Herzog Johann von Oppeln und Ratibor an Markgraf Georg von
Jägerndorf gab. 1617 verlor dieser durch Spruch der Landstände nach Beuthen
auch O., das an die Grafen Henckel gelangte. 1742 wurde der nördlich der Oder
und Oppa gelegene Teil an Preußen abgetreten, der Rest mit der Stadt O. an der
alten Oder blieb bei Schlesien böhmischen Anteils und damit bei Österreich.
1918 kam O. zur Tschechoslowakei.
L.: Wolff 482, 489.
Oels (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz), Olešnica. O. am Oelsbach in Niederschlesien ist im 12.
Jahrhundert als Marktort bezeugt und erhielt 1255 deutsches Stadtrecht. Das
Gebiet um O. gehörte ursprünglich zum Herzogtum Breslau. 1294 wurde es mit
anderen Gebieten vom Fürstentum Breslau an das Fürstentum Görlitz abgetreten. 1312 wurde es nach
einer Teilung der Herzöge von Glogau selbständiges Fürstentum
einer piastischen Linie (zeitweise mit Wohlau und Wartenberg). 1323 gingen
Namslau, Bernstadt, Konstadt, Kreuzburg, Pitschen und Landsberg verloren. 1329
geriet O. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1355 erhielt es Cosel und die Hälfte
von Beuthen (bis 1472), später auch Steinau und Raudten. 1489 wurde die freie
Standesherrschaft Wartenberg (Großwartenberg), 1492 wurden Trachenberg und 1494
Militsch ausgegliedert. 1492 starb die Linie aus und O. kam als erledigtes
Lehen an Böhmen (und Ungarn), von dort nach Abtrennung von (Trachenberg,
Militsch und) Wohlau 1495 an die Herzöge von Münsterberg aus dem Hause
Podiebrad. Diese wurden 1647/1649 über die Erbtochter von Silvius Nimrod von
Württemberg beerbt, der das Haus Württemberg-Oels als habsburgisches
Lehnsfürstentum begründete, das infolge des Anfalls Böhmens an Habsburg
zunächst Lehnsfürstentum Habsburgs bzw. Österreichs, seit 1742 Preußens war. Es
fiel 1792 mit einem Gebiet von 35,5 Quadratmeilen durch Heirat in weiblicher
Erbfolge an Herzog Friedrich August von Braunschweig. Sein Neffe Friedrich
Wilhelm nannte sich seit 1805 Herzog von Braunschweig-Oels. 1884 gelangte O. als
erledigtes Thronlehen an Preußen und wurde als Lehen an den Kronprinzen
gegeben. Einige Güter und Herrschaften kamen an den König von Sachsen. S. a.
Braunschweig-Oels, Württemberg-Oels.
L.: Wolff 478; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Häusler, W.,
Geschichte des Fürstentums Oels, 1883; Häusler,
W., Urkundensammlung zur Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883; Schulenburg, W. v. d., Die staatsrechtliche Stellung des Fürstentums Oels, 1908; Olsnographia rediviva. Des
Herrn Sinapius Beschreibung des Oelser Fürstentums
für die heutige Zeit überarbeitet von Messerschmidt, E., 1931; Menzel, J., Öls,
LexMA 6 1993, 1402; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 429; Zerelik,
R., Najstarszy kopiarz, 2012.
Oettingen (Grafen, Fürsten).
987 wird ein Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago
Riezzin (Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O.
ab, die 1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst
erstmals genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des Landgerichts
im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14. Jahrhundert das
größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie zeitweise bis an den
oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine Teilung
(Oettingen-Wallerstein [bis 1486], Oettingen-Flochberg [bis 1549],
Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht, doch gelang im Zuge der
reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte Abrundung der Güter. 1442 und
1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen
(sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein
(fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694
teilte sich Oettingen-Wallerstein in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet),
Oettingen-Wallerstein (1774 gefürstet) und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach
dem Aussterben Oettingen-Oettingens (1731) fielen dessen Güter überwiegend an
Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch
Heirat 1689 auch die Herrschaft Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die
Herrschaften Bissingen (1661), Burgberg, Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667)
und Diemantstein (1777) (Vorderösterreich, österreichischer Reichskreis,
Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und Altenberg (1799). 1764
verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über
Kloster Neresheim. Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie
Oettingen-Baldern. Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit
Preußen in Franken und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine
verlorenen elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den westlichen
Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten, der damit
1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in Franken
im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende Öttingen
Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E., Das
älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D., Die
Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft
Oettingen, (in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A.,
Oettingen, LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 2 1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg.
v. Kiessling, R. u. a., 2005.
Oettingen-Baldern (Grafen). Nach der Burg Baldern am
Westrand des Ries nannte sich seit 1153 eine Adelsfamilie. 1215 ging die Burg durch
Tausch vom Hochstift Regensburg an den Abt von Ellwangen, der sie 1250 als
Lehen an die Grafen Oettingen gab. Von 1602 bis 1798 war sie Sitz der Linie O.
1798 fiel sie an die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Spielberg (Grafen, Fürsten).
O. ist eine im 17. Jahrhundert von Oettingen-Wallerstein abgespaltete, dem
schwäbischen Reichskreis zugehörige und 1734 gefürstete Linie der Grafen von
Oettingen, die 1731 einen Teil der Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790
gehörten hierzu die Oberämter Aufkirchen, Dürrwangen, Mönchsroth, Oettingen und
Spielberg, das Pflegamt Hochaltingen, die Herrschaft Schwendi, die der
Reichsritterschaft einverleibt war, die Landeshoheit über die
Johanniterkommende Kleinerdlingen und die Untertanen des Klosters Sankt Klara
zu Regensburg. !806 fiel O. mit acht Quadratmeilen und 20000 Einwohnern an
Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Rehfeld, H., Die Mediatisierung des Fürstentums Oettingen-Spielberg, Diss. jur. Erlangen
1955.
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten).
O. ist eine 1522 entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen
Reichskreis zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten
Güter Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim,
Bissingen mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde Fronhofen mit
Verwalteramt Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen, Neresheim und
Wallerstein, die Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und schließlich die
Landeshoheit über Aufhausen bei Christgarten. Nach § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt sie für die Herrschaft
Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das Kapitel Sankt
Magnus zu Füssen und die Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen (Deggingen) und
Maihingen. 1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum
mit 40000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Oeynhausen, Oyenhausen (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die O. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Baehr, P., Chronik von Bad Oeynhausen,
1909, Neudruck 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357
(Lindheim 1672-1723).
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel
zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt
erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof von Straßburg
verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg.
1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein
kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation,
1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum
schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der
Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie
des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O.
zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am
Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701
bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als
Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund
2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg
Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden,
Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber
1436/1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das
Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie
zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin
Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König
von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und
die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die
Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur
Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523
Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder
Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O. geringeres Reichslehen.
Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein. 1667 kam die zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne
erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag
von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum
Lübeck von Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum
auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit
dem ihm danach überlassenen Fürstentum
Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das
Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die
Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine
Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen
(Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853
erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk
in Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170;
Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der
Großherzöge von Oldenburg und verwandter Fürstenhäuser
in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in)
Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Schmidt, H., Oldenburg
1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108 auf eine Wallanlage in
Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150
Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher,
G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Olmütz (Bistum, Erzbistum, bischöfliche
Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren slawischen
Siedlungsspuren des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in Mittelmähren)
in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der Přemysliden
(Przemysliden) errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig gefördert wurde.
Vermutlich im Jahre 1063 wurde das seit 976 bezeugte Landesbistum Mähren nach
O. verlegt. Das Bistum unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und
von 1344 bis 1421 dem Erzbischof von Prag. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof Fürstenrang. 1777 wurde O. zum Erzbistum erhoben, zu
dem als Bistum Brünn gehörte. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580,
1, 2, 430, 432.
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab Erzbischof Anno
von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O. (Opult) bei Pössneck an
die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte der Grafen von Schwarzburg
und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten die Ritter von
Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge zahlreicher Erbteilungen und
sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert verarmten, musste die Herrschaft 1672 an
Graf Johann Albrecht von Ronow verkauft werden. 1703 kam sie an die Familie
Einsiedel, 1745 an die Grafen Hoym, 1782 erbweise an die Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über
die Markgrafschaft Meißen Sachsens dem obersächsischen Reichskreis an. Über
Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum).
Im 11. Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene
gelegene, vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange.
Nach verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum
erhoben. Dieses fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge)
an ein anderes Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300
(1308 über den Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou)
wieder zurück. 1393 gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen von Chalon, nach dem
Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der Provence, Burgund und
Neuenburg-Valangin infolge einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege
an Nassau-Dillenburg (O.). 1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince
d’Orange an. 1560 erlangte es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von
Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572
zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579
gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen
Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und
von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen
der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als
Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der
Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels
des mit Henriette von O. verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw.
Preußen) und des Fürsten von Conti der oranische
Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679 und 1701/1702 von
Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als
Lehen Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte
Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an.
Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713
erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern).
1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890
erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart,
1969; Dek, A., Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange,
LexMA 6 1993, 1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H.,
1994; Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H.,
1995; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Oranien-Fulda (Fürstentum) s. Oranien, Nassau-Oranien, Nassau, Nassau-Dillenburg
Ortenau (Gau rechts des Rheines zwischen Kinzig
und Murr, Landgrafschaft, Landvogtei, Reichslandvogtei). Zwischen Oos,
Schwarzwald, Bleich und Rhein lag die alemannische Grafschaft Mortenau (768
Mordenaugia, Mordunowa). Sie löste sich vor allem nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 und der Staufer (1268) in viele kleine
Herrschaftsgebiete auf (u. a. Habsburg, Geroldseck, Hochstift Straßburg). König
Rudolf von Habsburg unternahm 1274 mit der Gründung der Reichslandvogtei O.
(1302 Reichslandvogt erwähnt) den nur teilweise gelungenen Versuch, das
entfremdete Reichsgut zurückzugewinnen. Die Reichslandvogtei (rund 30 Dörfer um
Ortenberg, Griesheim, Appenweier und Achern sowie Zell am Harmersbach,
Offenburg und Gengenbach) wurde von 1334 bis 1351 an Baden, von dort von 1351
bis 1405 an das Hochstift Straßburg und später an Straßburg und an die Pfalz
(bis 1504) bzw. Fürstenberg (1504-1551)
verpfändet. Seit dem 15. Jahrhundert setzte sich der nach Ortenberg veränderte
Name O. durch. 1551/1556 löste Österreich das fürstenbergisch-straßburgische
Pfand ein und fügte die O. zu Vorderösterreich hinzu. 1701 wurde die O. Lehen
bzw. Pfand Baden-Badens, 1771 beim Aussterben der markgräflichen Linie aber von
den Habsburgern eingezogen. 1801 kam sie an den Herzog von Modena, 1803
erbweise an Erzherzog Ferdinand von Modena/Österreich (Österreich-Este) und
1805/1806 mit rund 400 Quadratkilometern und etwa 19000 Einwohnern an Baden,
wodurch die nördlichen und südlichen Teile der Markgrafschaft vereinigt wurden.
Mit Baden gelangte die O. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 165; Ruppert, P., Geschichte der Ortenau, 1878; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Mortanouua, Mortanhouua,
Mordenouua, Mortenovua, Mortenoua, Mortenuua, Mortenaugensis, Mortonowa,
Mortungaugensis, Mortenovua, Mortinouua, Gau rechts des Rheins zwischen Kinzig
und Murr, Dinglingen (Tenzlingen), Bohlsbach, Schuttern, Nussbach, Gengenbach,
Friesenheim, Heiligenzell, Schwarzach, Allmannsweiler), Die Ortenau in Wort und
Bild, (in) Die Ortenau, Mitteilungen des hist. Vereins f. Mittelbaden, 16 (1929);
Offenburg und die Ortenau, hg. v. Busse, H., Bad. Heimat 22 (1935); Bader, K.,
Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 21, 22, 30, 41,
44, Mortunouwa, Mordenaugia, pagus Mortinaugensis, Mortonogouuua, Ortenau’, s.
Mortunouwa; Kähni, O., Die Landvogtei Ortenau, (in) Vorderösterreich, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978; Sick, W., Siedlungsgeographische Fragen in der Ortenau,
Alemann. Jb. (1970); Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 212; Andermann, K., Ortenau, LexMA 6 1993, 1481;
Geschichte der Ortenau, hg. v. Hanss, K., 1995.
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in
Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122 zu Herzögen von
Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von Böhmen bzw.
der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb sie in Bayern
Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und stieg nach
den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen Geschlecht
(Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde
Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte
eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen
von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg
O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das
Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach
Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen
alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521
wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen
von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten
beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern
erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563
wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die Reichsunmittelbarkeit
an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis und gehörte seit 1698
dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte Bayern den Tausch der
2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals
dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei Coburg und das Würzburger Amt
Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch Mediatisierung der Grafen von
Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach zum Großherzogtum Würzburg,
1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden die Ortenburger neben den
Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu den mächtigsten Herren in
der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die Grafschaft als Reichslehen
anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die Güter fielen an die Grafen
von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach ihrem Aussterben an
Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die Grafschaft O. 1529 als
Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen Schatzmeister Gabriel von
Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von Salamanca-Ortenburg (1639) gingen
die Güter als freies Eigen an die Grafen Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an
der Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd. 1,
2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof Wiho) gegründet, das
zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems bis zur Hunte und von
Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg, Ravensburg, Niederstift
Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey und Herford um den Zehnten
(1068) und die hierfür erstellten Urkundenfälschungen hervortrat. 1236 gelang
dem Bischof der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich der
Stadt O. von den Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei
innegehabt hatten. Die weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im
frühen 13. Jahrhundert in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland
mit Fürstenau und Bersenbrück sowie um Iburg und
Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem größten Umfang um 1250 traten Verluste
des um 1400 in die Ämter Fürstenau, Vörden,
Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg gegliederten
Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an Münster fiel und
Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich teilweise aus der
Herrschaft des Bischofs und konnte bis in das 17. Jahrhundert ihre Stellung
einer fast reichsunmittelbaren Stadt bewahren. Im Wesentlichen verblieb dem
Hochstift der südöstliche Teil der Diözese (Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage
sowie die Exklave Reckenberg). 1543 führte der Bischof eine lutherische
Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau.
1559 wurde die Diözese durch Zuweisung der Grafschaft Lingen an das Bistum
Deventer und 1667 durch Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen
Gebiete verkleinert. Auf Grund des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien
des Hochstifts 1650 auf die lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30
Pfarreien und 6 Klöster) Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer
Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg.
1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an
Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu
errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen
und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück
(1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland,
der Grafschaft Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O.
1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946
im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das
1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.; Niedersachsen
um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938; König, J., Das
fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner territorialen
Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor Einführung der
Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums
Osnabrück 1784-1790, hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten,
Plänen und Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die
Besitz- und Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke,
K., Studien zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter
Heinrich IV., DA 9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.;
Hoffmeyer, L./Bäte, L., Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des
Bistums Osnabrück, 1968; Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im
Hochstift Osnabrück im 16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum
Osnabrück, 2 Teile, (in) Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen
1975-1977; Heuvel, Chr. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat:
Behördenentwicklung und Sozialstruktur der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück
1550-1800, 1984; Schindling, A., Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur
reichspolitischen Stellung Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker
Mitteilungen 90 (1985); Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager,
J. Frhr. v., Die Osnabrücker Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch,
F., Osnabrück, LexMA 6 1993, 1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart,
2001; Steinert, M., Die alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005;
Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und
territorialgeschichtliche Souveränität, 2011 (Freiheit Gesmold).
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark).
1192 fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000 Quadratmeilen), die nunmehr in
”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische” Länder (Tirol, Vorderösterreich)
eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von 1519 bis 1534) und das 1477
erworbene Burgund in Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um
1505 als Gewinn aus dem bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen
Gerichte Rattenberg, Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau
(1551/1556 Lösung des Pfands Fürstenbergs) sowie
1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u. a.). 1519/1521/1522 fiel der
Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö. (Oberösterreich und Niederösterreich,
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Vorderösterreich, Württemberg), der im
Wesentlichen den 1512 geschaffenen österreichischen Reichskreis bildete,
vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I. Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz
bella gerant alii, tu felix Austria nube (Mögen andere Kriege führen, du,
glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des Königs von Ungarn 1526 das Königreich
Böhmen mit seinen Nebenländern sowie einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter
aufgeteilt in eine oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol,
Vorderösterreich) mit der Residenz Innsbruck, eine innerösterreichische
Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain) mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob
der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen und dem restlichen Ungarn und der
Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das Elsass an Frankreich und die
Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben der jüngeren Tiroler Linie, die
in der oberösterreichischen Ländergruppe nachgefolgt war, kamen deren Güter
1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr gelangen in den Türkenkriegen
1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen (Ungarn, Siebenbürgen, Banat,
Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am Ende des um das Erbe der
spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700) geführten spanischen Erbfolgekriegs
erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht auf Spanien, das an Philipp V. von
Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen Niederlande, Mailand (mit den
Grafschaften Pavia und Angleria und den Markgrafschaften Castro und Malgrate),
Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien, das er 1720 gegen Sizilien, das an
Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738 wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748
zusammen mit dem 1729 eingezogenen Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza
ausgetauscht sowie das Herzogtum Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria
Theresias, eingebracht hatte, gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn,
Siebenbürgen, die Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen
Gebiete (beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit
Elba, Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt
die sog. monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein
Grundgesetz, das die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren
ging. Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der Gesetzgebung,
Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen. Folgerichtig
entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für die deutschen
Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811). 1804 erhielt der
Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des Titels eines
erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang aber bis 1867
nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen 1797 die
(verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei verloren, doch
wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik Venedig Venetien, das
istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die Abtretung
der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in beiden
Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana und
Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien
bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das
1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert
werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und
Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann
der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und
Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog.
Ausgleich Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum
Ö. die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und
Zisleithanien, seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine
Verfassung hatte, führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der
Reichsverfassung von 1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung
wurde von den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst (Tschechoslowakei,
Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und Ukrainern begründeten am
21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des Reichsrates als provisorische
Nationalversammlung den eigenen Staat Deutschösterreich (Deutsch-Österreich),
in den die deutschen Siedlungsgebiete Österreich-Ungarns einbezogen werden
sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland, Südtirol sowie kleinere Teile
Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren gingen und der auf Druck der
nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem Deutschen Reich verzichten und
den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920 erhielt die neue Republik Ö. eine
Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem schrittweisen Staatsstreich durch
das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine neue Verfassung (ständischer
Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918 von den Alliierten verwehrten,
von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich geborenen deutschen Reichskanzler
Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss an das Deutsche Reich, dem in
einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der Österreicher zustimmten. Durch
das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis 1945 in die sieben Reichsgaue
Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark und Tirol
gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö. wiederhergestellt
und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945 am 19. 12. 1945
die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete mit dem Abschluss
eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten Siegermächten gegen
Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit. Wirtschaftlich an Deutschland
orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der Neutralität zum 1. 1. 1995 der
Europäischen Union bei. S. a. Habsburg, Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938 (Lieferungswerk);
Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte. Geschichte der
Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1895, 2.
A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung
1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff., Neudruck 1968;
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Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche, Ostarike,
Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs, nicht
Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
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Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
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im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum Staatsvertrag.
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A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
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und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Österreichisch-Schlesien (Herzogtum). 1526 gelangten die stark
zersplitterten Fürstentümer Schlesiens mit
Böhmen durch Erbfolge an Habsburg bzw. Österreich. Ihm gegenüber erhob
Brandenburg auf Grund eines 1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten
Erbvertrages Ansprüche auf Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in
Vollstreckung der Reichsacht Georg von Brandenburg entzogene Jägerndorf. 1686
wurde Brandenburg durch die Überlassung des Kreises Schwiebus zur Aufgabe
seiner Ansprüche bewogen, gab den Kreis aber 1695 gegen Geldentschädigung
zurück. Nach dem auf dieser Grundlage geführten ersten schlesischen Krieg
erlangte Preußen 1742 Schlesien bis zur Oppa, wohingegen Österreich Troppau,
Teschen und Jägerndorf behielt, die als Herzogtum (seit 1849 Kronland) durch
einen Landespräsidenten in Troppau verwaltet wurden. 1919 kam Ö. zur
Tschechoslowakei, 1920 der Ostteil von Teschen zu Polen. S. Schlesien,
Tschechien.
L.: Zöllner, E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8.
A. 1990.
Österreichischer Reichskreis. 1512/1521 wurden die
Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis zusammengefasst, um dem Haus
Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung des Reiches zu ermöglichen.
Zu diesem Reichskreis zählten die vorderösterreichischen Enklaven im Gebiet des
schwäbischen und oberrheinischen Reichskreises, nicht dagegen die Länder
Böhmens. Hinzu kamen die Bischöfe vin Trient und brixen, der Deutsche Orden
wegen der österreichischen Balleien, der Fürst von Dietrichstein wegen der
Grafschaft Tarasp und der Bischof von Chur. Kreisausschreibender Fürst und
Kreisdirektor war der Erzherzog von Österreich. Kreistage gab es nicht. Nach
1803 kamen die ehemaligen geistlichen Fürstentümer
Salzburg und Berchtesgaden aus dem bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806
endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö.
L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der
Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum zwischen Dollart, Jadebusen,
Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit besiedelt. Um 700 bildete sich
dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod. Noch vor 800 wurde dieses 785
von den Franken unterworfene Gebiet christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich
Kaiser Lothars I., 870 zum ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des
Karolingerreiches bildeten sich in O. mehrere selbständige Länder (terrae)
(Brokmerland bzw. Brookmerland, Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im
Hochmittelalter von consules regiert wurden und sich im sog. Upstalsboom
(benannt nach einem Versammlungsplatz südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund
zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit
und die einzelnen Gebiete gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a.
das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland,
später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach
dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung
erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff.
Norderland, Emsigerland, Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches
Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441
dem Häuptling Edzard Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der
seit dem 13. Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde
nachweisbaren Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel
übertragen hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes
östlich der Ems unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ
sich Ulrich Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O.
belehnen (Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis
an die Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie
das schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei
Brügge bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland
(Westfriesland) und das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich
seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand
erhoben (Reichsfürstentum O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag,
Einführung in den Reichsfürstenrat 1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum
enthielt die Städte und Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum,
Leer, Stickhausen und Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum,
Lütetsburg, Jennelt (Jindelt), Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor
Preußen das 60 Quadratmeilen große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit
110000 Einwohnern an Napoleon I., der es dem Königreich Holland, 1810
Frankreich unmittelbar einverleibte (Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen,
1815 an Hannover (Landdrostei Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde
es als Regierungsbezirk Aurich Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1925; Koolmann, A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König,
J., Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die älteste gedruckte
Seekarte der Ems, Erläuterungen zur Neudruckausgabe der Beschreibungen der
ostfriesischen Küste des L. Waghenaer von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte
Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962;
Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d.
Ges. für bildende Kunst und vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.;
Teschke, G., Studien zur Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch-
und Spätmittelalter, 1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen
Verfassung Ostfrieslands, 1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975;
Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze
des Deiches 5 (1975), 86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der
ostfriesischen Landschaft, 1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der
Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage,
D., 1989; Deeters, W., Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland
und Groningen und Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.;
Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen,
H. van, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische Siedlung,
die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort mehrerer
Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der
Kirchenprovinz Mainz zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-1036)
gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur
Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von Lippe,
Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen und
die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch
Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532) wurde 1601-1604
rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die
Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser. 1614
gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die Landesherrschaft
verwendende Bischof (Dietrich von Fürstenberg)
eine bis 1844 bestehende Universität in P. 1802/1803 fiel das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte des
14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums
Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen Besitzungen in
Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese Paderborn, 1930;
Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18. Jahrhundert, 1937;
Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn und Köln im
Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das karolingische
Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof von Paderborn und seine Städte,
1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des Kreises Paderborn, 1970; Winkelmann,
W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts in
Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.; Paderborn, hg. v. Spörhase,
R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im Fürstentum
Paderborn im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4,
5, 1,) 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v. Prinz, J.,
Lief. 3 1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im Hochstift
Paderborn, Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von Paderborn und
ihr Bistum im Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das Erzbistum Paderborn,
1989; Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613; Paderborn, hg. v. Jarnut,
J., 1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999; Splendor
palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a., Das Bistum Paderborn
im Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die
Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Palm (Grafen, Fürsten,
Reichsritter). Die dem Patriziat der Reichsstadt Esslingen entstammende Familie
P. wurde 1711 (Reichsritterstand) geadelt. Eine katholisch gewordene Linie
erwarb unter anderem die Herrschaften Illereichen (1771, von den Grafen
Limburg-Styrum, 1788 Verkauf) und Hohengundelfingen (1774, von den
Reichsfreiherren von Landsee) in Schwaben und wurde 1729 in den
Reichsfreiherrenstand, 1750 in den Grafenstand und am 24. 7. 1783 (Carl Josef
II., gegen hohe finanzielle Leistungen) in den Fürstenstand
erhoben. Die evangelisch gebliebenen Linien gehörten mit dem 1728 erworbenen
Mühlhausen/Neckar, dem 1740 erlangten Bodelshofen und dem 1744 erworbenen
Rittergut Steinbach von 1722 bis 1805 zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 363, 375, 379; Schulz 268.
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück. 1225/1226 erhielt der bei ihr
erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch Teilung des Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach
1256 wurde sie unter den Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in
Mecklenburg zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr.
erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein
zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte.
453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7.
Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof
(Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das Bistum reichte von der Isar bis
zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur
March (907-955 wieder eingeschränkt) und 1043 bis zur Leitha erweitert, doch
gingen Ungarn und Böhmen durch die Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und
Olmütz wieder verloren. Seit 798 unterstand es Salzburg. 886 gewann es
Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999 dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte
in P. 1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben König Heinrichs II. (1010
Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich gewordene königliche
Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch die Belehnung mit
dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten und Mattsee konnten
nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die Bürger vergeblich
gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung der Bistümer Wien
(1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt, Linz (1783)
und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich bestimmte
Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des Erzbistums Wien
die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das Hochstift
konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in der Mitte
des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III. veräußerte
Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die Stadt P., das
Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227), Hafnerzell oder
Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436), Obernberg (1407), das
Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg [Stahrenberg] und Pürnstein
[Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das dem bayerischen Reichskreis
zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600 Einwohnern in seinen
westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im Übrigen zunächst an
Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern. Das Bistum P. wurde
1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum München-Freising
unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums
Passau, Bd. 1,2 1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau,
1930, Neudruck 1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das
alte Passauer Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau,
Bd. 1 1939; Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im
Mittelalter und in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R.,
Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die
altbayerischen Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das
Bürgertum der geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung,
1961; 100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer
Bistumsmatrikeln, hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau,
1977, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988);
Zurstraßen, A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A.,
Kleine Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989,
Symposion des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität
Passau anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten
der Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des
Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein
(Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und
Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von
Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten
lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm
der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen.
Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau und Otterberg.
Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255
kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile mit München) und die P. an
Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII.
fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit
dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst
und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische
Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im
bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der
älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere
bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln
sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst
Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330
Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels)
erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim,
Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft
Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit
an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität Heidelberg gegründet.
Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit
der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410),
der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die
Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu
einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in
die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt
(restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis
1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach
geteilt. Von diesen Linien starb die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus
und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie
Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476)
wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein
[1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz,
Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein
[1461/1464]) begründet und die Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im
bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsass an Habsburg, die Grafschaft
Löwenstein an Württemberg und Lauf, Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren,
doch wurde die neue Linie Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts
ausgestattet. 1556 führte Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem
sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von
Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von
Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich
III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den
Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619)
verlor Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern,
wobei weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn
erhielt 1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die
alte Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697)
und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und
Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit
Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte
und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach
Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200
erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie
wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch
die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten
Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz
172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d.,
Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach
gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820,
Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12
(1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und
Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837,
hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht,
Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft
bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997;
Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v.
Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v.
Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle,
A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche
Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der
Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
156.
Pfalz-Birkenfeld (Pfalzgrafen, Fürstentum).
1569/1584 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken die Linie P.
(Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) mit dem zweibrückischen Anteil der Grafschaft
Sponheim um Birkenfeld im Nahetal. Sie zerfiel bald in zwei Zweige, deren
älterer 1671 erlosch. 1671 kam P. an Pfalz-Bischweiler, zu dem seit 1673 durch
Heirat auch die Grafschaft Rappoltstein im Elsass gehörte. Nach dem Anfall
Zweibrückens 1731/1733 nannte sich die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Aus
ihr stammte Maximilian I. Joseph, der 1799 unter Beerbung von Pfalz-Sulzbach
Kurfürst und 1806 König von Bayern wurde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f., 2. A. 1856,
Neudruck 1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach,
(in) Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die
Pfalz am Rhein, 4. A. 1984.
Pfalz-Bischweiler (Fürstentum).
1630 erhielt Christian I. von Pfalz-Birkenfeld durch Heirat Bischweiler. Sein
Sohn Christian II. erbte 1671 Pfalz-Birkenfeld und gewann 1673 die Grafschaft
Rappoltstein im Elsass. Nach dem Anfall Pfalz-Zweibrückens 1733 nannte sich die
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1799 erbte sie beim Aussterben von
Pfalz-Sulzbach die Pfalz, Bayern und die Kurwürde.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Wild, K., Die Pfalz-Birkenfelder Linie des Hauses Wittelsbach, (in)
Heimatkalender des Landkreises Birkenfeld, 1966; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz
am Rhein, 4. A. 1984.
Pfalz-Lautern (Fürstentum,
Herzogtum). 1576 wurde für den reformierten Pfalzgrafen Johann Casimir aus der
in der Pfalz seit 1559 regierenden Linie Pfalz-Simmern aus den Oberämtern
Lautern (Kaiserslautern) und Neustadt und dem Amt Sobernheim ein selbständiges
Herzogtum gebildet. Nach seinem Tode 1592 fiel es an die Pfalz (Kurpfalz)
zurück. Das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Fürstentum
umfasste das Oberamt Lautern mit der Stadt Kaiserslautern (Lautern), die
Unterämter Otterberg, Rockenhausen und Wolfstein (Wolffstein) und die Gerichte
Kübelberg, Ramstein, Steinwenden, Weilerbach, Morlautern (Mohrlautern),
Neukirchen (Neukirch), Alsenborn und Waldfischbach.
L.: Wolff 245; Zeumer 553 II b 3; Wallner 695 OberrheinRK 7; Kuhn, M.,
Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Lautern 1576-83, 1961.
Pfalz-Mosbach (Fürstentum).
1410 entstand durch Erbteilung die Linie P. mit Gütern am Neckar um Mosbach, im
Kraichgau um Sinsheim und an der Bergstraße. Sie erbte 1443 einen Teil der
Güter der Linie (Pfalz-Neumarkt) (Pfalz-Oberpfalz). Bei ihrem Aussterben 1499
wurde sie gemäß Erbvertrag von 1479 von der Pfalz (Kurpfalz) beerbt.
L.: Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Lang, T., Die Hauptstadt der kleinen Pfalz, 1936; Wüst, G., Pfalz-Mosbach
1410-99, Diss. phil. Heidelberg 1976; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 858.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum,
Herzogtum). Neuburg an der Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz
der bayerischen Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei
der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die
Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an
Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus
Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum
P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden
und Burglengenfeld (Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation
eingeführt. 1556 kam es im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie
Kurpfalz, bei dem die Pfalz 1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an
Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben
Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die jüngere Linie P., von der sich zwei
unselbständige Teilfürstentümer um Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss,
Vohenstrauß und Parkstein-Weiden abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597
zurückfielen. 1614 erhielt P. nach Beendigung des jülich-klevischen
Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp Ludwigs († 1614) mit Anna von
Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670 Ravenstein und errichtete die Residenz
in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land
rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und
Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P. zurück). 1685 wurde P.
nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue
Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet
wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P.
innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz
Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt
zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum
P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs
zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der
zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg,
der dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der
Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen
und dem Ulmer Gebiet, und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das Fürstentum
enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen, Heideck,
Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg (Luppurg),
Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die
Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern
Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das
Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
hg. v. Heider, J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter
Philipp Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel,
Archivalische Zs. 56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg
a. d. Donau. Seine Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes.
Berücksichtigung von Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger
Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum
und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang,
Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz
und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfalz-Neumarkt (Fürstentum),
Pfalz-Oberpfalz. Nach dem Tod König Ruprechts von der Pfalz am 18. 5. 1410
erhielt sein zweitältester ihn überlebender Sohn Johann den größten Teil der
Oberpfalz und begründete die Linie P. mit Sitz in Neumarkt. Sie wurde 1443 von
Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern (Pfalz-Zweibrücken), das seinen Anteil für
90000 Gulden an Pfalz-Mosbach verkaufte, beerbt. P. wurde später zum
bayerischen Reichskreis gerechnet.
L.: Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, Zs.f. bay. LG. 26
(1963).
Pfalz-Oberpfalz s. Pfalz-Neumarkt (Fürstentum).
L.: Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, Zs.f. bay. LG. 26
(1963).
Pfalz-Simmern (Fürstentum).
Simmern am Simmerbach westlich Bingens wird 1072 erstmals erwähnt. 1140 gehörte
es den Raugrafen, die 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern Stadtrechte erwirkten.
1359 kam es an die Pfalz, die es zum Vorort ihrer Güter im Hunsrück machte.
1410 begründete Pfalzgraf Stephan die Linie P. (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit
Gütern um Simmern und der Grafschaft Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler,
Guttenberg, Hagenbach, Selz) Durch seine Heirat mit Anna von Veldenz wurde er
1444 Erbe der Grafschaft Veldenz einschließlich der Hälfte der hinteren
Grafschaft Sponheim (1437). Nach der Abdankung Pfalzgraf Stephans 1453 wurde P.
geteilt. Dabei erhielt Pfalzgraf Friedrich Simmern und Sponheim (P.,
Pfalz-Zweibrücken-Veldenz). Sein Urenkel führte die Reformation ein. 1559 erbte
er die Pfalz (Kurpfalz) und überließ darauf Simmern seinen Brüdern Georg und
Richard. 1598 fiel das Fürstentum P. an die
Pfalz (Kurpfalz). 1611 gab Friedrich V. von der Pfalz (Kurpfalz) seinem Bruder
Ludwig Philipp das Fürstentum P. 1674 gelangte
das Gebiet von dieser Linie an die Pfalz (Kurpfalz) zurück. 1685 erlosch die
Linie P. und wurde von Pfalz-Neuburg beerbt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste das zum oberrheinischen Reichskreis zählende P. ein Gebiet von 14
Quadratmeilen (Oberämter Simmern und Stromberg, Amt Böckelheim und pfandweise
die Herrschaft Hohenfels). 1814/1815 kam Simmern zu Preußen, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 243; Zeumer 553 II b 4; Wallner 696 OberrheinRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Häusser, L., Geschichte der
rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Wagner, K., Simmern im
Wandel der Zeiten, 1930; Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967; Ammerich, H.,
Landesherr und Landesverwaltung. Beiträge zur Regierung von Pfalz-Zweibrücken
am Ende des Alten Reiches, 1981.
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum).
Die seit 1071 nach der zu Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg Sulzbach
benannten Grafen von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen von
Hirschberg. Über diese kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern, 1329 an
die pfälzische Linie. Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des Pfalzgrafen
Otto Heinrich unter der Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614 entstand durch
Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit
Sulzbach, Floß und Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden. 1656
verzichtete Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649 endgültig
reformierte Gebiet. Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen Reichskreis,
nicht aber beim Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von P. die Pfalz
(Kurpfalz) und Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P. eingegliedert
wurde. Das 19 Quadratmeilen große Fürstentum P.,
das die beiden Hauptteile der Oberpfalz voneinander trennte und selbst durch
das Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde, umfasste das Landgericht Sulzbach mit
der Stadt und die sogenannten hinteren Lande mit den Pflegämtern Weiden und
Floß und den Ämtern Parkstein und Floss. 1799 gelangte P. in Bayern an
Maximilian I. Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Pfalz-Veldenz (Fürstentum,
Pfalzgrafschaft). 1444 fiel Veldenz bei Bernkastel an Pfalz-Zweibrücken. 1543
übertrug Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken seinem bisherigen Vormund das
Gebiet um Veldenz als zum oberrheinischen Reichskreis zählendes Fürstentum P. Zu ihm gehörten die Ämter Veldenz und
Lauterecken, das Kloster Remigiusberg, seit 1559/1566 die Grafschaft
Lützelstein und seit 1559 die halbe Herrschaft Guttenberg. 1694 starb die Linie
aus. Das Land wurde von der Pfalz (Kurpfalz) besetzt. Zu einer Einigung über
die Erbschaft zwischen Pfalz (Kurpfalz), Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zweibrücken
(Pfalz-Bischweiler) kam es erst 1733. Die Pfalz (Kurpfalz) erhielt die Ämter
Veldenz und Lauterecken, Pfalz-Sulzbach die Hälfte von Lützelstein sowie
Pfalz-Zweibrücken (Pfalz-Birkenfeld) die andere Hälfte von Lützelstein und den
Anteil an Guttenberg.
L.: Zeumer 553 II b 8; Wallner 697 OberrheinRK 23; Lehmann, J., Vollständige
Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867; Gümbel, T., Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900; Fabricius, W., Die
Grafschaft Veldenz, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 33 (1913); Fabricius, W., Das
Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den Grafen von Veldenz und den
Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 36 (1916); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 865.
Pfalz-Zweibrücken (Pfalzgrafen, Fürsten,
Herzogtum). Das Fürstentum Zweibrücken, das zu
zwei Dritteln aus Stücken der alten Grafschaft Veldenz (Oberämter Lichtenberg
und Meisenheim) und im Übrigen aus der ehemaligen Grafschaft Zweibrücken
(Oberämter Zweibrücken und Neukastel [Neukastell] oder Bergzabern) entstanden
war, fiel mit dem Aussterben der Grafen von Zweibrücken 1390 an die Pfalz. 1410
entstand durch Teilung der Pfalz das Fürstentum
Pfalz-Simmern (Pfalz-Simmern-Zweibrücken) mit Simmern, der Grafschaft
Zweibrücken (Bergzabern, Bischweiler, Guttenberg, Hagenbach, Selz), Veldenz und
Teilen der Grafschaft Sponheim. 1453/1459 spaltete sich von Pfalz-Simmern P.
mit Zweibrücken und Veldenz ab. Seit 1477 war die Residenz in Zweibrücken. 1543
wurde Pfalz-Veldenz durch Abtretung verselbständigt, 1556 kam in Zusammenhang
mit dem Aussterben der älteren, in der Pfalz (Kurpfalz) herrschenden Linie
Pfalz-Neuburg dagegen Pfalz-Neuburg hinzu. 1569 teilte sich P. in P.,
Pfalz-Neuburg (jüngere Linie) und Pfalz-Birkenfeld (Grafschaft Sponheim). 1611
wurde P. in drei Linien geteilt (Zweibrücken, Moschellandsburg
[Moschellandsberg], Kleeburg). 1681/1697 fiel das zum oberrheinischen
Reichskreis zählende P. an die seit 1654 in Schweden regierende Linie Kleeburg
(Karl X., Karl XI., Karl XII.). Von 1714 bis 1718 wurde P. von Karl XII. von
Schweden Stanislaus Leszczynski, dem vertriebenen König von Polen,
überlassen.1734 fiel P. als Erbe an Pfalz-Birkenfeld. Seitdem nannte sich diese
Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. 1793/1801 kam P. mit 36 Quadratmeilen und
rund 60000 Einwohnern unter die Herrschaft Frankreichs. 1799 erbte
Pfalz-Birkenfeld die Pfalz mit Bayern. 1816 gelangte das Gebiet
Pfalz-Birkenfelds an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 247; Zeumer 553 II b 7; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Die Territorien des Reichs 6, 170;
Lehmann, J., Vollständige Geschichte des Herzogtums Zweibrücken, 1867;
Fabricius, W., Das pfälzische Oberamt Simmern, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 28
(1909); Fabricius, W., Das Oberamt Meisenheim in seiner Entwicklung unter den
Grafen von Veldenz und den Pfalzgrafen von Zweibrücken, Mitt. d. hist. Ver.
Pfalz 36 (1916); Baumann, K., Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Umrisse einer
Landesgeschichte, Saarheimat 1960, 10/11; Lillig, K., Rechtssetzung im
Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, 1985; Rose, M., Das
Gerichtswesen, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 868
(Pfalz-[Simmern]-Zweibrücken).
Pfalz-Zweibrücken-Simmern (Fürstentum) s. Pfalz-Simmern
Piasten (Geschlecht, Sammelbezeichnung des
späten 16. Jahrhunderts?). P. sind die sich selbst auf den Bauern Piast aus
Kruschwitz (um 850?) zurückführenden, geschichtlich mit dem 966/967
christianisierten Mieszko (Miezsko) († 992) nachweisbaren,
polnisch-masowisch-schlesischen, durch zahlreiche Heiraten mit vielen deutschen
Häusern verschwägerten Fürsten, die vermutlich
in der ersten Hälfte des 10. Jh.s im Hochland um Gnesen einen Herrschaftskern
ausbilden und bis zum Ende des 10. Jh.s verfestigen. Von ihnen dehnte Mieszkos
(Miezskos) Sohn Boleslaw I. Chrobry († 1025) seine Herrschaft von Kiew bis zur
Mark Meißen aus. 1137/1138 wurde nach dem Tod Boleslaws III. das Reich in
Schlesien, Masowien-Kujawien, Großpolen und Kleinpolen aufgeteilt. Die
polnische, seit 1320 königliche Linie starb 1370 aus und wurde infolge der
Heirat der Großnichte Hedwig des letzten Königs mit Jagiello von Litauen von
den Jagiellonen beerbt. Die herzogliche Linie in Masowien erlosch 1526. Die
schlesische Linie, die anfangs ihre Herrschaft nur durch die Hilfe Kaiser
Friedrichs I. Barbarossa sichern konnte, teilte sich in eine niederschlesische
(Niederschlesien) und eine oberschlesische Linie (Oberschlesien). Die
niederschlesischen P. spalteten sich 1248/1252 in die Linien Glogau (bis
1476/1504) mit Nebenlinien zu Oels und Sagan, Breslau (bis 1290) und Liegnitz
(bis 1675) mit Nebenlinien zu Schweidnitz-Jauer, Münsterberg, Brieg und Wohlau.
Die oberschlesische Linie schied sich 1281 in die Linien Oppeln (bis 1532),
Beuthen und Cosel (bis 1355), Ratibor (bis 1336), Auschwitz (bis vor 1521) und
Teschen (bis 1625).
L.: Wutke, K., Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Piasten, 1911;
Jasinski, K., Rodowód Piastów slaskich, Bd. 1ff. 1973ff.; Jasinski, K., Rodowód
pierwszych Piastów, 1992; Strelczyk, J., Piasten, LexMA 6 1993, 2125; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1,
1, 172; Kara, M., (Der älteste Staat der Piasten), 2009; Mühle, E., Die
Piasten, 2011.
Piccolomini (Fürsten). Die P. sind ein Adelsgeschlecht, das mit Enea Silvio P. (1452 Sekretär Kaiser Friedrichs III., 1458 Papst Pius II.) im Mannesstamm erlosch. Danach ging der Name aber auf die Nachkommen der Schwester Laudemia (Piccolomini-Todeschini, bis 1783) und der Nichte Caterina (Piccolomini-Pierri, bis 1757) Enea Silvio Piccolominis über. Ottavio Piccolomini-Pierri (P. d’Arragona), seit 1648 kaiserlicher Feldmarschall, wurde 1639 Herzog von Amalfi und 1654 Reichsfürst († 1656).
Piemont (Fürstentum).
Das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen kam unter Kaiser Augustus
zum römischen Reich (Transpadana, Liguria). Nach der Herrschaft der Ostgoten,
Byzantiner, Langobarden und Franken (ab 773/774) fiel es, im 10. Jahrhundert in
die Marken von Ivrea, Turin und Ligurien gegliedert, um 1046 durch Heirat mit
der Erbtochter der Markgrafschaft Turin an die Grafen (ab 1416 Herzöge) von
Savoyen, unter denen es ein Fürstentum bildete.
Der Name P. (mlat. Pedemontium, Bergfuß) ist für einen Teil (Gebiet zwischen
Alpen, Po und Sangone) des heutigen P. (Savoyen-Achaia, Montferrat, Saluzzo,
Canavese, Alba, Asti, Acqui, Mortara, Novara, Vercelli) seit 1240 belegt. Zur
Herrschaft der Grafen von Savoyen, neben denen vor allem die Markgrafen von
Saluzzo, die Markgrafen von Montferrat und Mailand (Visconti) begütert waren,
gehörten die Alpenpässe, das Waadtland (Moudon 1207, Nyon 1293), Cuneo (1382),
die Grafschaft Nizza (1388), die Grafschaft Genf (1401) und seit 1418 das
übrige P. sowie bald darauf Vercelli. 1526 ging Genf, 1536 das Waadtland verloren.
Außerdem wurde das Herzogtum bis 1559 von Frankreich besetzt. 1587 konnte die
Markgrafschaft Saluzzo, 1630/1631 ein Teil des Herzogtums Montferrat gewonnen
werden. 1713/1714 erlangte Savoyen Sizilien, das es 1717/1719/1720 gegen
Sardinien an Österreich geben musste. Seitdem hieß P. Königreich Sardinien. Von
1797/1801 bis 1814 gehörte P. zu Frankreich. 1815 wurde das Königreich
Sardinien mit P. wiederhergestellt. In der Folge wurde es zum
Kristallisationskern des 1861 entstandenen neuen Königreiches Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78/79 a (1450) F4/5, III 12 (16./17. Jh.)
B2/3; Gribaudi, D., Piemonte e Val d’Aosta, 1960; Storia del Piemonte, hg. v.
Gribaudi, D. u. a., Bd. 1ff. 1960; Zürcher, R., Piemont und das Aosta-Tal,
1976; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Tabacco, G., Piemonte
medievale, 1985 (Aufsatzsammlung); Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte,
1986; Il Piemonte e la sua storia, hg. v. Bordone, R. u. a., 1991 (Katalog);
Provero, L., Dai marchesi del Vasto ai primi marchesi di Saluzzo, 1992; Sergi,
G., Piemont, LexMA 6 1993, 2134.
Pinerolo (Residenz des Grafen von Savoyen in der
Linie des Fürsten von Achaia)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 452.
Piombino (Fürstentum).
P. gegenüber von Elba wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11.
Jahrhunderts gegründet und ist als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts
bezeugt. Seit 1115/1135 war es von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der
Unterstellung Pisas unter die Visconti (Mailand) mit Elba in den Händen der
Familie Appiano vereinigt. 1594 wurde es zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das mehrfach den Inhaber wechselte
(18. Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu Frankreich, 1815 an Toskana, 1861
zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2,
370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e stato di Piombino. Dalle origine fino all’anno
1814, 1897, Neudruck 1969; Rodriguez, E., Piombino, 1955; Ceccarelli Lemut, M.,
Piombino, LexMA 6 1993, 2165.
Pless, Pleß (Herrschaft, Fürstentum). 1517 wurde die Herrschaft P. in Schlesien
aus dem Herzogtum Teschen ausgegliedert und von Bischof Johann Thurzo von
Breslau käuflich erworben. 1542/1548 kam sie an die Freiherren von Promnitz,
1742 unter die Landeshoheit Preußens, 1765 mit einem Gebiet von 18
Quadratmeilen an eine Nebenlinie der Fürsten von
Anhalt-Köthen und 1846 durch Verkauf an die Grafen von Hochberg zu Fürstenstein, die 1850 preußische Fürsten von P. wurden. 1918/1922 fiel der größte Teil
der Herrschaft an Polen.
L.: Wolff 481; Zivier, E., Geschichte des Fürstentums
Pleß, 1906; Musiol, L., Pszczyna, 1936; Musiol, L., Bilder aus der Geschichte,
1941; Vier oberschlesische Urbare des 16. Jahrhunderts, hg. v. Kuhn, W., 1973;
Skibicki, K., Industrie im oberschlesischen Fürstentum
Pless, 2002.
Plittersdorf, Plittersdorff, Blittersdorff
(Reichsritter). Im späteren 17. Jahrhundert zählten die P. zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie zeitweise im Ort
Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Riedenauer 126; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Niederkalbach, Uttrichshausen, nach 1674).
Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum,
Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle
einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune
„eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P.
Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim
Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König
Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der
Teilung Holstein-Sonderburgs (Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie
Holstein-Sonderburg-Plön (Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren
Aussterben 1761 an Dänemark zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG 110 (1985), 27ff.; Plön: 1000
Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg. v. d. Stadt Plön, 1986;
Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert, H., Anfänge und frühe
Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990; Gabriel, I., Plön, LexMA
7 1994, 23; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die Fürsten des
Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen,
C. u. a., 2008.
Plötzkau (Grafen). Die Burg P. bei Bernburg wird
erstmals 1049 erwähnt. Sie war Sitz der Grafen von P. 1435 gehörte sie den Fürsten von Anhalt und wurde später Sitz einer ihrer
Linien. S. Anhalt-Plötzkau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus
der Greifen der Aufbau eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden
Herrschaftsgebiets mit Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter
Herrscher (Wartislaw I.) leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft
(1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein
(1140 Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte
der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher
in Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa
Herzog Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die
seit etwa 1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet
wurde. Um 1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227
hatte Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um
Schlawe und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die
Askanier. 1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das
übrige P. zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295
erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin,
Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem
Geltungsbereich des lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die
Länder Schlawe und Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen. 1338 wurde Pommern-Stettin aus der
Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum Reichslehen gemacht. 1348 erkannte
Kaiser Karl IV. die umstrittene Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das
Reichsjägeramt übertrug, ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372
ihr Erbe (Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523)
festigte das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479
Brandenburg huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg
Erbrecht auf P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw
X. 1521 den kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum
Schlawe, Stolp [Stolpe] und Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen
Kreis) in die drei Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932
aufgehoben). 1945 wurde Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter
Verwaltung Polens gestellt und die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt.
1990 gelangte das Gebiet als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
Vorpommern kam 1945 zu Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik fiel und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.).
Seit 1990 ist Vorpommern ein Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der
Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 196; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007
(Aufsätze); Pommern im 19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die
Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske,
N. u. a., 2012.
Pommern-Wolgast (Herzogtum). 1295 entstand bei der
Teilung Pommerns das Herzogtum P. Herzog Bogislaws IV. († 1309) mit Gütern
nördlich der Peene und westlich und östlich der Odermündung. 1317 kam aus dem
Erbe der Herzöge von Pommerellen durch Brandenburg das Land Stolp und Schlawe
hinzu, das aber durch das Hochstift Cammin (Kammin) von Wolgast getrennt blieb.
1325 fiel das Fürstentum Rügen erbweise an. 1348
wurde P. als Reichsfürstentum anerkannt. 1368/1372 wurde in Stargard östlich
der Swine (Hinterpommern), Stralsund sowie die übrigen westlichen Gebiete mit
Rügen (Vorpommern) geteilt. Nach weiteren Teilungen kam es 1478 zur Wiedervereinigung
in Pommern. 1523/1569 wurde aber bis 1625 erneut geteilt. P. zählte zum
obersächsischen Reichskreis. S. a. Vorpommern, Pommern.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
G-I1/2; Eggert, W., Geschichte Pommerns, 1974.
Pont-á-Mousson (Markgrafschaft) s. Bar (Herzogtum)
L.: Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999
Portia (Fürsten). Die Fürsten von P. gehörten von 1665 bis 1776 als Personalisten zu den neufürstlichen, nach 1582 entstandenen deutschen Reichsfürsten. Da es ihnen nicht gelang, für ihre in Krain gelegene Grafschaft Mitterburg (Pisino) die Reichsunmittelbarkeit zu gewinnen und der Erwerb der reichsunmittelbaren Herrschaft und späteren gefürsteten Grafschaft Dettensee (Tettensee) in Schwaben zu spät kam, verloren sie Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat wieder, nicht aber die Fürstenwürde. Sie erlangten 1622 über die Grafen Widmann die Güter der 1639 ausgestorbenen Grafen von Salamanca-Ortenburg und residierten bis 1918 in Spittal an der Drau (Spital an der Drau). S. Ortenburg.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden
aber 1198 Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von
Böhmen. König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum
erheben (Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als
Mittelpunkt der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste
deutsche Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten.
Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem
ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen
Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem
zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg
einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und
Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Lindheim 1550)
Prechtal (Herrschaft). Die Herrschaft P. wurde
1405 von den Fürsten zu Fürstenberg
erworben. Über Baden (1806) kam P. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Pretlack, Prettlack (Freiherren, Reichsritter).
Im Jahre 1800 zählten die Freiherren von P. mit einem Viertel Crumbach
(Fränkisch-Crumbach), das 1802 an den Freiherrn von Gemmingen ging, samt
Bierbach, Eberbach, Erlau, Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach und Hof
Rodenstein mit Rodensteinschen Waldungen und Lindenfels zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts
immatrikuliert waren.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 158; Stetten 36;
Riedenauer 126; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Prettlack
(Fränkisch Crumbach 1792).
Preußen (Herzogtum, Königreich, Land). Im 10.
Jahrhundert erscheinen erstmals die baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bzw.
Prußen, die um 1200 zwischen Litauen, Culmer Land (Kulmerland), Weichsel und
Nogat die Gaue Pomesanien, Pogesanien, Warmien (Ermland), Natangen, Samland,
Barten, Nadrauen, Schalauen und Sudauen bewohnten. Um 1225 wandte sich Herzog
Konrad I. von Masowien (Polen) an den Deutschen Orden um Hilfe gegen die
Pruzzen bzw. Prußen und übertrug ihm dafür das Culmer Land (Kulmerland). Kaiser
Friedrich II. gewährte 1226 dem Hochmeister Culm (Kulmerland) und alle noch zu
erobernden pruzzischen bzw. prußischen Gebiete. 1283 war die Eroberung des
Landes abgeschlossen, das den Namen der Pruzzen bzw. Prußen auch unter der
Herrschaft des Deutschen Ordens behielt. 1309 erweiterte der Deutsche Orden
sein Herrschaftsgebiet um Pommerellen. Bald wurde das gesamte Land als P.
bezeichnet, ohne dass es auf Dauer eine rechtliche Einheit darstellte. Nach der
Schlacht von Tannenberg (1410) gingen 1411 geringe Gebiete verloren. 1466
musste der Deutsche Orden Pommerellen, das Culmer Land (Kulmerland), das
Ermland, das Ländchen Michelau und die Gebiete von Marienburg, Elbing,
Christburg und Stuhm an Polen abtreten (Preußen königlichen Anteils,
Königspreußen). Für das verbliebene Gebiet wurde der Hochmeister polnischer
Fürst und leistete dem König von Polen einen persönlichen Eid. 1525 vereinbarte
der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach mit
seinem Onkel König Sigismund von Polen in einem von Kaiser Karl V. am 14. 11.
1530 wegen mangelnder Berücksichtigung der Rechte des Reiches für nichtig
erklärten Vertrag die Umwandlung des nach 1466 verbliebenen Deutschen
Ordenslandes in das erbliche, unter (loser) Lehnshoheit Polens stehende
Herzogtum P. (Herzog in Preußen, herzogliches, zur Reformation übertretendes P.
mit Königsberg im Gegensatz zum königlich-polnischen, katholisch bleibenden
Westteil [Pommerellen mit <Danzig,> Elbing und Thorn, späteres
Westpreußen]), für das er 1544 die Universität Königsberg gründete. Weiter
führte er die Reformation durch und unterstellte die Bischöfe von Pomesanien
und Samland seiner Herrschaft. Das Herzogtum wurde nach Heirat der Erbtochter
(1594) 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660
vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit. Damit war es voll souveränes
Land der Kurfürsten von Brandenburg, die 1694 den Kreis Schwiebus an Glogau
abgaben. Am 18. 1. 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. (I.) von
Brandenburg (1688-1713), der 1694 die Universität Halle gegründet hatte, mit
Zustimmung des Kaisers, den er im spanischen Erbfolgekrieg unterstützt hatte,
in Königsberg zum König in P., womit politisch die Rangerhöhung des Kurfürsten
von Sachsen durch die Krönung zum König von Polen und die Anwartschaft des
Kurfürsten von Hannover auf die Königskrone in England ausgeglichen werden
sollten. Mit der auf die anderen brandenburgischen Länder übertragenen
Königswürde ging zugleich der Name des Herzogtums P. auf den
brandenburg-preußischen Gesamtstaat über, von dem das Land P. nicht zum
Heiligen Römischen Reich gehörte. Rund 20000 seit dem Edikt von Potsdam (1685)
allmählich einströmende französische Hugenotten brachten zahlreiche bis dahin
unbekannte Kenntnisse und Fertigkeiten in das Land. 1702 erbte Friedrich III.
(I.) nach dem Aussterben der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von
England) die Grafschaft Lingen und das Fürstentum
Moers, 1707 das Fürstentum Neuenburg (Neuchâtel)
mit der Grafschaft Valangin. 1707/1729 kaufte er die Grafschaft Tecklenburg
sowie die Erbpropstei über Nordhausen und Quedlinburg. Sein sparsamer und als
Amtmann Gottes pflichtbewusster Sohn Friedrich Wilhelm I. erhielt 1713 am Ende
des spanischen Erbfolgekriegs als Ersatz für Oranien einen Teil des Herzogtums
Geldern (Obergeldern) und erwarb 1720 gegen 2 Millionen Taler von Schweden
Vorpommern bis zur Peene mit Stettin, Usedom und Wollin. Im Inneren baute er
als Soldatenkönig eine straffe Finanzverwaltung und Heeresverwaltung (mit
Generaloberfinanz-, -kriegs- und -domänendirektorium) auf, wobei er
Sparsamkeit, Pünktlichkeit, Uneigennützigkeit, Gehorsam, Ordnung und
Pflichtentreue zu den obersten Geboten des preußischen Beamtentums erhob. Mit
der relativ größten und absolut besten Armee Europas und in krassem Gegensatz
zu seinen eigenen politisch-theoretischen Forderungen brach sein Sohn Friedrich
der Große, der sich erstmals König von P. nannte, nach dem Tod Kaiser Karls VI.
1740 unter Berufung auf zweifelhafte Erbansprüche in das zu Österreich
gehörende Schlesien ein, das er in den drei schlesischen Kriegen (1740/1742,
1744/1745, 1756/1763) größtenteils eroberte. 1744 fiel auf Grund einer
Anwartschaft von 1694 erbweise Ostfriesland an. 1772 erlangte Friedrich der
Große bei der Teilung Polens Westpreußen, das Ermland und den Netzedistrikt, so
dass P. einschließlich des jetzt als Ostpreußen bezeichneten, mit dem Stammland
Brandenburg durch eine Landverbindung angeschlossenen ursprünglichen
Deutschordenslandes im Jahre 1786 195000 Quadratkilometer maß, in denen rund
5,5 Millionen Menschen lebten. Für diesen Staat, als dessen erster Diener sich
der König sah, verwirklichte er die schon 1713 in Angriff genommene
Rechtsvereinheitlichung auf der Grundlage aufgeklärter, naturrechtlich
beeinflusster Vorstellungen, die in der Inkraftsetzung des Allgemeinen
Landrechts von 1794 ihren Höhepunkt fand. 1791 erwarb P. durch Kauf die
hohenzollerischen Markgrafschaften Ansbach (Brandenburg-Ansbach) und Bayreuth
(Brandenburg-Bayreuth bzw. Brandenburg-Kulmbach). 1795 überließ es dem durch
die Revolution von 1789 aufgerüttelten Frankreich seine gesamten
linksrheinischen Gebiete, erlangte aber in der zweiten und dritten Teilung
Polens (1793, 1795) Danzig, Thorn und Südpreußen (Posen, Warschau, Kalisch)
sowie Neuostpreußen. Als Ausgleich für die linksrheinischen Verluste an
Frankreich (Kleve, Moers, Geldern, Zevenaar [Sevenaer], Huissen, Malburgen
[Malburg], 2391 Quadratkilometer bzw. 48 Quadratmeilen mit 127070 bzw. 137000
Einwohnern) erhielt es am 25. 2. 1803 durch § 3 des
Reichsdeputationshauptschlusses die Hochstifte Hildesheim, Paderborn und
Münster (teilweise, Stadt Münster und Gebiete rechts einer Linie von Olfen
[Olphen], Seppenrade [Seperad], Kakesbeck [Kakelsbeck], Hiddingsel [Heddingschel],
Giesking [Ghisschinck], Nottuln [Notteln], Hülfshoff [Huschhofen], Hohenholte
[Nannhold], Nienberge [Nienburg], Uhlenbrock [Uttenbrock], Gimbte [Grimmel],
Schöneflieth [Schönfeld], Greven sowie von dort an der Ems bis zum Einfluss der
Hopstener Aa [Hoopsteraa]), aus dem Erzstift Mainz das Eichsfeld, Erfurt und
Treffurt, die Reichsabteien Herford, Essen, Quedlinburg, Elten, Werden,
Cappenberg sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Nordhausen und Goslar mit 9543
Quadratkilometern (235 Quadratmeilen) und mehr als einer halben Million
(600000) Einwohnern. 1805/1806 gelang gegen Abtretung Ansbachs (an Bayern) und
Kleves und mit der Annexion Hannovers kurzzeitig die geographische Vereinigung
der preußischen Länder. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam es zur
Auseinandersetzung mit Frankreich, die mit der Niederlage von Jena und
Auerstedt am 14. 10. 1806 endete. Danach verlor P. im Frieden von Tilsit 1807
alle linkselbischen Länder sowie den größten Teil des Gewinns aus den Teilungen
Polens und damit mehr als die Hälfte seines Gebiets. In dieser wegen der
Kontributionen und der Kontinentalsperre auch wirtschaftlich äußerst
schwierigen Lage wurden unter Stein und Hardenberg aufgeklärt-liberale
innenpolitische Reformmaßnahmen durchgeführt (Bauernbefreiung 1807/1811,
Städteordnung 1808, Gründung der Universität Berlin 1810, Gewerbefreiheit
1810/1811, Judenemanzipation 1812). Die Niederlage Frankreichs in Russland 1812
und die Siege bei Leipzig (1813) und Waterloo (1815) bildeten dann die
Grundlage dafür, dass P. auf dem Wiener Kongress 1815 trotz gewisser Verluste
in Polen seine frühere Stellung zurückgewinnen (u. a. Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode,
Hohnstein, Mansfeld, Norhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt) und sein Gebiet sogar
auf 278000 Quadratkilometer mit 10,4 Millionen Einwohnern vergrößern konnte
(Saargebiet/Saardepartement [mit Verpflichtung zur Entschädigung
Hessen-Homburgs - erfolgt durch Meisenheim, 1866 zurückgefallen -, Oldenburgs -
erfolgt durch Birkenfeld, 1937 zurückgefallen -, Sachsen-Coburg-Saalfelds -
erfolgt durch Lichtenberg, zurückerworben am 31. 5. 1834/15. 8. 1834 -,
Mecklenburg-Strelitzs - erfolgt durch Geldentschädigung - und Pappenheims -
unter Täuschung nie erfolgt -], Jülich-Kleve-Berg [von Bayern, dafür Ansbach
und Bayreuth an Bayern], Niederrhein [Rheinland], Westfalen, Sachsen [Kurkreis
mit Wittenberg, Torgau, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg bzw.
Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Walternienburg,
Gommern, Querfurt], Posen). Mit allen Provinzen außer Posen, Ostpreußen und
Westpreußen trat P. dann dem Deutschen Bund bei. Hier verhielt sich P. zunächst
konservativ. Statt der vom König 1810, 1815 und 1820 versprochenen Verfassung
kam es 1823 nur zu der befohlenen Errichtung von Provinzialständen und
Provinziallandtagen, die vom grundbesitzenden Adel beherrscht wurden. Innerhalb
Preußens wurden 1824 personal und von 1829 bis 1878 real Ostpreußen und
Westpreußen zur Provinz P. vereinigt. Am 31. 5. 1834 wurde Lichtenberg bei
Birkenfeld von Sachsen-Coburg gekauft, 1849 kamen die Fürstentümer
Hohenzollern (1850 Regierungsbezirk Sigmaringen der Rheinprovinz) hinzu, doch
wurde 1857 endgültig auf Neuenburg und Valangin verzichtet. 1848 wurden nach
schweren Straßenkämpfen zunächst einige liberale Maßnahmen ergriffen (Aufhebung
der Pressezensur, Berufung eines liberalen Ministeriums), nach dem Sieg der
Gegenbewegung aber die gewählte Nationalversammlung aufgelöst und eine
Verfassung erlassen (oktroyiert), nach welcher der fortan verfassungsmäßig
beschränkte König seine exekutiven Rechte unter Mitwirkung verantwortlicher
Minister ausübte und die gesetzgebende Gewalt gemeinschaftlich mit dem Landtag
hatte, wobei das Herrenhaus (1854) sich aus erblichen oder vom König ernannten
Mitgliedern zusammensetzte und die Mitglieder des Abgeordnetenhauses nach dem
Dreiklassenwahlrecht, das die vermögenden Bevölkerungsgruppen bevorzugte,
gewählt wurden. 1862 wurde Fürst Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten
berufen. Im Verfassungskonflikt über die Finanzierung des Heeres regierte er
gegen und ohne das Parlament. 1866 kam es bei der Verwaltung des 1864 von
Dänemark gewonnenen Landes Schleswig-Holstein zur Konfrontation mit Österreich,
die zur Exekution des Deutschen Bundes gegen P. führte. Die militärische
Niederlage des Deutschen Bundes hatte dessen Auflösung zur Folge. P.
annektierte Hannover, Schleswig-Holstein, Nassau, Hessen-Kassel und Frankfurt
und gewann damit erstmals eine Verbindung zwischen seinen älteren östlichen und
seinen seit 1614 im Nordwesten neu erlangten Gebieten. Mit den übrigen
norddeutschen Ländern bildete es 1867 den Norddeutschen Bund. Nach dem Sieg
über Frankreich im deutsch-französischen Krieg von 1870/1871 kam es am 18. 1.
1871 in Versailles zur Proklamation des preußischen Königs als Kaiser des
neugegründeten Deutschen Reiches, in dem P. zwar nur einer von 25 Bundesstaaten
war, aber etwa zwei Drittel des Reichsgebiets (mit den Industriegebieten
Ruhrgebiet, Oberschlesien, Saargebiet) mit etwa drei Fünfteln der Einwohner des
Reiches ausmachte und damit eindeutig eine Vormachtstellung besaß. 1878 stieg
die Zahl seiner Provinzen durch die Aufteilung Preußens in Ostpreußen und
Westpreußen auf zwölf. Nach der Novemberrevolution 1918 dankte Kaiser Wilhelm
II. am 9. 11. 1918 als deutscher Kaiser ab und floh nach Holland. P. blieb
erhalten, musste aber im Friedensvertrag Gebiete abtreten. Die Macht in P.
übernahmen die Sozialdemokratische Partei und die Unabhängige
Sozialdemokratische Partei. Am 30. 11. 1920 erhielt P. eine Verfassung, durch
die es demokratisch-parlamentarischer Freistaat wurde. Am 1. 4. 1929 schloss
sich Waldeck an P. an. 1932 errang die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei den Wahlsieg. Die preußische Regierung wurde durch die
Notverordnung Franz von Papens vom 20. 7. 1932 ihres Amtes enthoben und durch
den Reichskanzler als Reichskommissar für P. ersetzt. 1933 wurde Hermann Göring
zum neuen preußischen Ministerpräsidenten ernannt. P. wurde als Staat durch das
Gesetz über den Neuaufbau des Reiches vom 30. 1. 1934 aufgelöst. Seit 1934
wurden nahezu alle preußischen Ministerien mit den entsprechenden
Reichsministerien zusammengelegt. Am 1. 4. 1937 kam es zu einem
Gebietsaustausch mit Hamburg und Oldenburg (Birkenfeld) und zur Eingliederung
Lübecks. 1939 umfasste P. 293938 Quadratkilometer mit 41,47 Millionen
Einwohnern. 1945 wurde P. auf die vier Besatzungszonen verteilt. Das Gesetz Nr.
46 des Alliierten Kontrollrats vom 25. 2. 1947 löste P. als Staat formell auf.
Seine Gebiete verteilen sich auf Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Thüringen, Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Polen und die Sowjetunion. S. Ostpreußen,
Südpreußen, Westpreußen, Polen, Pommerellen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 3; Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Bauer 1, 507; Die Territorien des
Reichs 2, 206; Corpus constitutionum Marchicarum ., hg. v. Mylius, C. O., Bd.
1ff. 1737ff.; Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium ., hg. v.
d. preuß. Ak. d. Wiss. Bd. 1ff. 1753ff.; Vollständige Topographie des
Königreichs Preußen, hg. v. Goldbeck, J., 1785ff., Neudruck 1966ff.; Droysen,
J., Geschichte der preußischen Politik (bis 1756), Bd. 1ff. 2. A. 1868ff.;
Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums von den Anfängen bis auf
die Gegenwart, Bd. 1ff. 1874ff.; Gesetz-Sammlung für die königlich Preußischen
Staaten; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte (bis 1745), Bd. 1ff.
2. A. 1879; Schade, T., Atlas zur Geschichte des preußischen Staates, 2. A.
1881; Berner, E., Geschichte des preußischen Staates, 1891; Acta Borussica,
Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert, hg. v. d. preuß.
Ak. d. Wiss., Bd. 1ff. 1892ff.; Hupp, O., Die Wappen und Siegel der deutschen
Städte, Flecken und Dörfer, Bd. 1 Königreich Preußen, 1896, 3. unv. A. 1989;
Berner, E., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hauses Hohenzollern,
Bd. 1ff. 1901ff.; Bornhak, K., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903;
Roedder, H., Zur Geschichte des Vermessungswesens Preußens, insbesondere
Altpreußens aus den ältesten Zeiten bis in das 19. Jahrhundert, 1908;
Preußisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1909ff.; Atlas der Verwaltungsorganisation
des preußischen Staates und des Deutschen Reiches, 1911; Hintze, O., Die
Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Schmoller, G., Preußische
Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Schmidt, E.,
Rechtsentwicklung in Preußen, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Braubach, M., Der
Aufstieg Brandenburg-Preußens 1640-1815, 1933; Wermke, E., Bibliographie der
Geschichte von Ost- und Westpreußen, 1933; Penck, A., Die Kartographie Preußens
unter Friedrich dem Großen, SB. Akad. Berlin 1933; Schulze, B., Der Urheber der
Schmettauischen Karte von Preußen, Mitt. d. Reichamts für Landesaufnahme
1933/1934; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen Kartographie
Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der friderizianischen Zeit, 1935; Atlas
der west- und ostpreußischen Landesgeschichte, hg. v. Keyser, E., 1937;
Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987; Müller,
G./Jurevicz, J./Warren, H., Ostlandatlas, 1942; Keyser, E., Preußenland, (in)
Staats- und Verwaltungsgrenzen in Ostmitteleuropa, 1955; Maschke, E., Preußen.
Das Werden eines deutschen Stammesnamens, Ostdt. Wiss. 1955; Schulze, B., F.
Graf v. Schmettau und seine Kartenwerke, Jb.f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 5 (1956); Schroeder-Hohenwarth, J., Die preußische
Landesaufnahme 1816-1875, 1958, Nachrichten aus dem Karten- und
Vermessungswesen R. I. H. 5; Peterson, J., Fürstenmacht
und Ständetum in Preußen während der Regierung Herzog Georg Friedrichs
1578-1603, 1963; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Meynen, E./Kraus,
T./Mortensen, H./Schlenger, H., 1963ff.; Schultze, J., Forschungen zur
brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964; Übersicht über die Bestände
des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, 1964, 1967; Schoeps, H.,
Preußen. Geschichte eines Staates, 1966; Schierling, C., Der westpreußische
Ständestaat 1570-1586, 1966; Historisch-geographischer Atlas des Preußenlandes,
hg. v. Mortensen, H. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Krauss, G., 150 Jahre Preußische
Messtischblätter, Z.f. Vermessungswesen 94 (1969); Ibbeken, R., Preußen
1807-1813, 1970; Schoeps, H., Preußen und Deutschland, Wandlungen seit 1763, 2.
A. 1970; Knake, G., Preußen und Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wenskus, R.,
Das Deutschordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, Bd. 1
1970; Verdenhalven, F., Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von
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bearb. v. Wermke, E., 2. A. 1974; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und
Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung 1791-1848,
2. A. 1975; Vogler, G./Vetter, K., Preußen. Von den Anfängen bis zur
Reichsgründung, 4. A. 1975, Neudruck 1987; Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Preußen. Versuch
einer Bilanz. Ausstellungsführer, hg. v. Korff, G., 1981; Heinrich, G.,
Geschichte Preußens, Staat und Dynastie, 1981; Mirow, J., Das alte Preußen im
deutschen Geschichtsbild seit der Reichsgründung, 1981; Hubatsch, W.,
Grundlinien preußischer Geschichte. Königtum und Staatsgestaltung 1701-1871,
1983; Matzerath, H., Urbanisierung in Preußen 1815-1914, 1985; Koch, H.,
Geschichte Preußens (A history of Prussia), 1986; Labrenz, H., Das Bild
Preußens in der polnischen Geschichtsschreibung, 1986; Wenskus, R., Ausgewählte
Aufsätze zum frühen und preußischen Mittelalter, 1986; Unruh, G. v., Die
verfassungsrechtliche Stellung Preußens im Norddeutschen Bund und im Deutschen
Reich nach den Verfassungen von 1867/1871 und 1919, (in) Preußen, Europa und
das Reich, 1987; Mehring, F., Zur Geschichte Preußens, 1987; Preußen-Ploetz,
hg. v. Schlenke, M., 1987; Zur Bildungs- und Schulgeschichte Preußens, hg. v.
Arnold, U., 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v.
Hattenhauer, H./Landwehr, G., 1988; Rankl, M., Bibliographie zur Literatur Ost-
und Westpreußens mit Danzig 1945-1988, Bd. 1f. 1990; Westfalen und Preußen, hg.
v. Teppe, K. u. a., 1991; Dollinger, H., Preußen. Eine Kulturgeschichte in
Bildern und Dokumenten, 1991; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v.
Büsch, O., Bd. 1ff. 1992ff.; Die Anfänge der ständischen Vertretungen in
Preußen und seinen Nachbarländern, hg. v. Boockmann, H., 1992; Boockmann, H.,
Deutsche Geschichte im Osten Europas. Ostpreußen und Westpreußen, 1992;
Boockmann, H., Preußen, LexMA 7 1994, 194; Hannovers Übergang vom Königreich
zur preußischen Provinz, hg. v. Sabelleck, R., 1995; Salmonowicz, S., Preußen,
1995; Bömelburg, H., Zwischen polnischer Ständegesellschaft und preußischem
Obrigkeitsstaat, 1995; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth,
E., Bd. 3 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998;
Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F.,
2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Straub, E., Eine kleine Geschichte
Preußens, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat,
2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001;
Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Päsler, R., Deutschsprachige
Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Walter, D., Preußische
Heeresreformen, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003;
Neugebauer, W., Geschichte Preußens 2004; Dorna, M., Bracia zakonu krzyzackiego
w Prusach w latach 1228-1309 (Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen
1228-1309), 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg.
v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487; Jarzebowski, M., Die Residenzen der
preußischen Bischöfe bis 1525, 2007; .Bödecker, E., Preußen, 2010;
Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff., 75ff.
Priebus (Land). P. an der Neiße kam als
slawischer, auf altem Siedlungsland gelegener Ort um 1210 an Schlesien. Bis
1319 gehörte es zum Fürstentum Glogau. Danach
nahm es unter Herzog Heinrich von Jauer (1320-1346), von Pack auf Sorau (um
1350) und den Herren von Hakenborn auf Triebel eine Sonderstellung ein. 1413
kam das Land P. an das Herzogtum Sagan und damit über Böhmen, Sachsen,
Österreich und Preußen (1742) 1945/1990 zu Polen.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichtliche Nachrichten über Priebus, 1898;
Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966.
Provence (Grafschaft, Landschaft). Das
ursprünglich von Kelten und Ligurern bewohnte Gebiet zwischen Mittelmeer,
Rhone, Var und Alpen wurde 121 v. Chr. zur römischen Provinz Gallia
transalpina, Gallia Narbonensis, die als älteste römische Provinz in Gallien
bald nur noch provincia hieß. 470/477 kam sie an die Westgoten (bis 507), 509
an die Ostgoten und 536/537 an die Franken. 843 gelangte sie zum Mittelreich
Kaiser Lothars I. Von 855 bis 863 fiel sie an Lothars I. Sohn Karl, 879 an Boso
von Vienne (Königreich Niederburgund, bis 933 mit Hauptstadt Arles), 934 an
Hochburgund und damit 1032 an das Deutsche Reich, dem sie trotz etwa der noch
1365 in Arles erfolgten Krönung Karls IV. immer nur lose angehörte, auf das sie
aber zeitweise einen nicht unbeträchtlichen kulturellen Einfluss ausübte.
Tatsächliche Herren waren die Grafen von Arles (nach 974 Markgrafen), deren
Grafschaft P. 1112 dreigeteilt wurde und in dem südlich der Durance gelegenen
Teil an die Grafen von Barcelona, eine Seitenlinie des Hauses Barcelona-Aragón
kam. 1246 fiel die Grafschaft durch Heirat an Karl von Anjou, 1382 an das
jüngere Haus Anjou und 1481 an Frankreich, das die P. ab 1660 wie eine
französische Provinz verwaltete und nach 1789 in Departements auflöste.
Lediglich östliche Randgebiete um Nizza (u. a. Monaco) unterfielen anderen
Herren und verblieben so beim Heiligen Römischen Reich. Die 1053/1112
verselbständigte, nördlich der Durance gelegene Grafschaft Forcalquier kam 1209
zur Grafschaft P. zurück. Die Markgrafschaft P. um Avignon gelangte von den
Grafen von Toulouse im Zuge der Ketzerkreuzzüge allmählich an den Papst (1274).
Hiervon verselbständigte sich im Norden das Fürstentum
Orange/Oranien und kam über Nassau-Oranien durch Annexion 1713 an Frankreich.
Der verbleibende, allmählich schrumpfende Rest des päpstlichen Kirchenstaates
(Comtat Venaissin) fiel 1791 an Frankreich.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Poupardin, R., Le
royaume de Provence sous les Carolingiens, 1901; Fornery, J., Histoire du Comté
venaissin et de la ville d’Avignon, Bd. 1ff. 1909; Bourilly, V./Busquet, R., La
Provence au moyen âge 1112-1481, 1924; Tournadre, G. de, Histoire du comté de
Forcalquier, 1930; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933;
Busquet, R., Histoire de la Provence, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Histoire de la
Provence, hg. v. Baratier, E., 1969; Baratier, E. u. a., Atlas historique:
Provence, Comtat Venaissin, principauté de Monaco, principauté d’Orange, comté
de Nice, 1969; Baratier, E., Documents de l’histoire de la Provence, 1971;
Forbin, M. de, L’Union de la Provence à la France, Mem. Acad. Vaucluse 1981, 19ff.; La Provence
des origines à l’an mille, hg. v. Février, P., 1989; Schottky, M./Coulet, N.,
Provence, LexMA 7 1994, 275; Keck, C., Die Provence in der späteren
Stauferzeit, 1996; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II.,
1999; Aurell, M. u. a., La Provence au Moyen Âge, 2005.
Prüm (gefürstete Abtei, Reichsabtei,
Residenz). 720/721 wurde das Kloster Sankt Salvator in P. in der Eifel von
Bertrada und ihrem Sohn Charibert, dem späteren Grafen von Laon, gegründet.
Über die Tochter Chariberts, die Mutter Kaiser Karls des Großen war, kam es bald
nach 750 (bzw. vor? 751) an die Karolinger, die ihm zu umfangreichen Gütern
verhalfen (893 rund 1500 Höfe und Wälder zur Mast von mehr als 8000 Schweinen
in mehr als 400 Orten zwischen Ijssel, Oberrhein, Maas und Lahn, sog. Prümer
Urbar). Hieraus wuchs allmählich ein reichsunmittelbares Herrschaftsgebiet der
vor allem im 9. Jahrhundert auch geistesgeschichtlich bedeutsamen Abtei (Prümer
Annalen, Regino von P.) im Karosgau bzw. Carosgau und Ardennegau. Der Abt
erhielt Reichsfürstenrang (1299 Reichsstandschaft). 1511 gingen alle
Handschriften der Bibliothek verloren. 1576 erlangte der Erzbischof von Trier,
der am Ende des 14. Jahrhunderts bereits die Herrschaften Schönecken und
Schönberg (Schöndorf) bei Malmédy gewonnen hatte, die Verwaltung der Reichsabtei.
Er gliederte P. dem Erzstift Trier als Oberamt ein und vertrat P. im
Reichsfürstenrat und oberrheinischen Reichskreis. 1802/1803 wurde die Abtei mit
4 Quadratmeilen Gebiet aufgehoben und kam 1815 mit dem Erzstift an Preußen
(Rheinprovinz) und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 241; Zeumer 552 II a 33; Wallner 697 OberrheinRK 29; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Forst, H., Das Fürstentum Prüm, 1902;
Willwersch, M., Die Grundherrschaft des Klosters Prüm, 1912, Neudruck 1989;
Forst, H., Landkreis Prüm, Regierungsbezirk Trier, 1959; Neu, P., Die Abtei
Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und Maas vom 13. Jahrhundert bis
1576, Rhein. Vjbll. 26 (1961), 255ff.; Faas, F., Berichte zur deutschen Landeskunde
33, 1 1963; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983; Neu, P., Die Abtei Prüm
im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1986; Knichel, M.,
Geschichte des Fernbesitzes der Abtei Prüm, 1987; Wisplinghoff, E.,
Untersuchungen zur Gründungsgeschichte des Klosters Prüm, Jb.f. westdt. LG. 17
(1991), 1ff.; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg. v. Nolden, R., 1993; Seibert, H.,
Prüm, LexMA 7 1994, 290; 1100 Jahre Prümer Urbar, hg.v. Nolden, R., 1993;
Eiflia sacra, hg.v. Mötsch, J. u. a., 1994, 55; Wisplinghoff, E.,
Untersuchungen zur Geschichte des Klosters Prüm, DA 55 (1999), 439; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 682,
1, 2, 464; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 494; Isphording, B.,
Prüm, 2005; Theisen, K., Geschichte, Organisation und Verwaltung des
Liebfrauenstiftes und der Pfarrei Prüm 1016-1802, 2005.
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen). Das im
Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie der
1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von
Rügen. Diese wurden 1727 Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im Mannesstamm.
Innerhalb Mecklenburgs gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Nach einer Entscheidung des Jahres 1998 verloren die
Erben durch die Sowjetunion als Besatzungsmacht ihr Eigentum (14500 Hektar Land
bzw. ein Sechstel von Rügen) durch Enteignung. S. Pommern,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus,
1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus und seines Besitzes im
Mittelalter, 1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Herren
von Putbus, 1940.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht
auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser
Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit
zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477
die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft
erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein
evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die
Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift
Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum
Q., dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten zählte, (mit der Stadt Q. und
dem Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von 2 Quadratmeilen,) an Preußen.
Von 1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810 aufgelöst wurde, zum Königreich
Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es
damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S., Quedlinburg,
10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg im
Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A. 1954;
Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer, K./Przybilla,
P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das städtebauliche
Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K., Quedlinburg, LexMA 7
1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720, 1, 2, 469;
Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v. Bley, C.,
2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Schröder-Stapper,
T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Querfurt (Fürstentum).
Q. an der Querne südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg) erstmals im
Hersfelder Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten sich seit etwa
1000 nachweisbare Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute der Erzbischöfe
von Magdeburg Burggrafen waren, 1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld
(1262/1264) bildeten und deren Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes
Lehen an das Erzstift Magdeburg fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern,
Jüterbog mit 20 Dörfern, Dahme mit 12 Dörfern und Burg an Sachsen. 1656
gelangte Q. an Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem Vergleich wegen der
1648 nicht entschiedenen Landeshoheit über Q. an Brandenburg zurück. Später
wurde Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663 bis 1746 bestand innerhalb
Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum
Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung von Weißenfels aus geführt wurde und das
beim Aussterben der Linie (1746) an Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15 Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen,
Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum obersächsischen Reichskreis. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum
Querfurt 1496-1815, (in) FS Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und
Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H., Feudalburgen in den Bezirken Halle und
Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.; Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die
Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert (1163) war sie ein
Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie zum Herzogtum
Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R. Seit 1327
unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit dem
přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365
unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen
Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an
Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich,
das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis
1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an
Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts eine
neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam 1822 als Ersatz für an Preußen
abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum an Landgraf Viktor Amadeus von
Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst,
der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945 gelangte R. unter Verwaltung
Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum,
Land, bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von
Sachsen-Lauenburg). 1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen
Befestigung die wohl im 11. Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im
Ratzeburger See anlässlich der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen.
Sie war Sitz eines durch Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den
slawischen Fürsten Gottschalk zur Missionierung
der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des Bistums Oldenburg
eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von 1066 unter. 1138/1154
wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von Badwide bzw. Herzog
Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert und (1143) eine
Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen Travemündung und Elbe
neu errichtet (Bischof Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und wurden die
Bischöfe Reichsfürsten. Die Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide
(1199) 1201 unter der Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227
an Sachsen (Askanier) und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs.
Im 13./14. Jahrhundert erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes
Herrschaftsgebiet um Schönberg zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu
(anders als die Stadt R.) die Dominsel in R. und verstreute Güter kamen.
1551/1554 wurde das Bistum lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem
Herzog von Mecklenburg. Von 1554 an herrschten Administratoren über das
Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert und kam als zum niedersächsischen
Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag,
der aber erst nach einer Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937
kam der Domhof R. (Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Rau von Holzhausen (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die R. mit Beienheim zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Der nach ihnen benannte Ort Rauischholzhausen wird zu
Unrecht verschiedentlich mit dem Reichsdorf Holzhausen (Burgholzhausen) bei
Friedberg in Hessen verwechselt.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Nordeck, Beienheim).
Ravensberg (Grafschaft). Die 1082 erstmals sicher
bezeugten Grafen von Kalvelage (Calveslage) bei Lohne bzw. Vechta in Oldenburg
setzten sich um 1100 in R. (ruwe borg) im Teutoburger Wald nordwestlich von
Halle/Westfalen fest, das sie in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen der
Herzöge von Sachsen innehatten. Seit 1140 nannten sie sich Grafen von R. Sie
hatten Güter im Osnabrücker Nordland (um Vechta), die sie vielleicht nach 1100
(1119) von den Grafen von Zutphen ererbt hatten, die Grafschaft im Emsland
(Emsgau) aus dem Erbe des ihnen verwandten Grafen Otto von Northeim († 1083),
Güter und Rechte aus Tätigkeiten für Paderborn im Teutoburger Wald (um
Bielefeld, Herford und Halle/Westfalen) sowie weitere verstreute Güter (etwa im
Tal der Wupper). 1214 gründeten sie Bielefeld. 1226 erfolgte eine Teilung.
Jutta von R. verkaufte am 18. 6. 1252 Güter um Vechta und im Emsland an das
Hochstift Münster (Niederstift Münster). 1289/1309 wurden Vlotho und der
Limberg (Lemberg) (wieder) erworben. Nach Aussterben des Mannesstammes 1346 kam
die restliche, wohl 1180 reichsunmittelbar gewordene Grafschaft (um Bielefeld
und Vlotho) über die Nichte (Margarete) des letzten Grafen, die zugleich Erbin
der Grafschaft Berg war, an Jülich, wurde 1409 (pfandweise) um das zunächst
lippische Amt Enger vergrößert, 1609 von Brandenburg und Pfalz-Neuburg in
Besitz genommen, kam aber 1614/1647 ganz an Brandenburg (jülich-klevescher
Erbfolgestreit). Hauptstadt war bis 1719 Bielefeld. 1719 wurde R., für das
Preußen seit 1705 die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium
beantragte, verwaltungsmäßig mit dem 1648 von Brandenburg erlangten Fürstentum Minden verbunden. 1807 wurde die bis 1806
dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zugehörige, etwa 16 Quadratmeilen
umfassende Grafschaft dem Königreich Westphalen einverleibt, 1811 teilweise
unmittelbar zu Frankreich gebracht. 1813 kam sie an Preußen (Provinz
Westfalen). 1946 fiel R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 320; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E2, II 78 (1450) F8, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ledebur, L. v.,
Das Fürstentum Minden und die Grafschaft
Ravensberg, 1825, Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Weddigen, P.,
Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg .,
1790; Nitzsch, K., Die Ravensberger Territorialverfassung im Mittelalter, Diss.
phil. Halle 1902; Rossberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in
der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Terheyden, O., Die Heimat
und älteste Geschichte der Grafen von Calvelage-Ravensberg, Jahresber. d. hist.
Ver. f. d. Grafschaft Ravensberg 41 (1927); Herberhold, H., Das Urbar der
Grafschaft Ravensberg, Bd. 1ff. 1960ff.; Engel, G., Die Osning-Grafschaft Ravensberg,
Westfalen 40 (1962); Vogelsang, R., Die Grafschaft Ravensberg, (in)
Köln-Westfalen 1180-1980, hg. v. Berghaus, P./Kessemeier, S., 1980, 186ff.;
Janssen, W., Ravensberg, LexMA 7 1994, 486; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 249 (mit genealogischer Übersicht); Sunderbrink, B., Revolutionäre
Neuordnung auf Zeit, 2015.
Rebecq, Rebecque (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das Fürstentum
R. über die Grafschaft Hennegau zum burgundischen Reichskreis. Mit dem Hennegau
kam R. 1815 an die Niederlande und 1830 zu Belgien.
L.: Wolff 62.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in
Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788
fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den
König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König.
Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden
Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es
bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem
1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem Geschlecht der
Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch blieb diesen
Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von König Philipp
von Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so dass es im
Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte, die dem
Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten hatten. 1256
trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank
im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche
Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an Bayern
(Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine kaiserliche
Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung später aber
wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des
immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs
Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des
Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an.
1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und
Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas
Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den
Donauinseln Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw.
Unterer Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F., Regensburger
Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der mittelalterlichen
Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K., Verwaltung,
Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968;
Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000 Jahre Regensburger
Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in) Historischer Atlas
von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im Wandel - Studien zur
Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984; Regensburg. Geschichte
in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A. 1986; Bauer, K.,
Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern, 1989; Kraus, A.,
Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989; Schmid, A., Regensburg.
Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer Atlas von Bayern; Schmid,
A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v. Albrecht, D., 1994;
Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a., 1995; Schmid, P., Die
Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A., Regensburg, 1995; Mayer,
S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt Regensburg, 1996;
Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Trapp, E.,
Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Fürstentum).
1802/1803 wurden Reichsstadt R., Hochstift R. und die Reichsstifte Sankt
Emmeram, Obermünster und Niedermünster in R. unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt, wobei auch
der ehemalige erzbischöfliche Sitz in Mainz nach R. übertragen wurde (1805
Bestätigung seitens des Papstes). 1810 kam dieses Fürstentum
an Bayern und Dalberg erhielt die französisch verwaltete Grafschaft Hanau und
das Fürstentum Fulda.
L.: Wolff 81; Schwaiger, G., Das dalbergische Fürstentum
Regensburg, Zs. f. bay. LG. 23 (1960); Staber, I., Kirchengeschichte des
Bistums Regensburg, 1966; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs, der zur
Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts ließ
sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram, Rupert u. a.).
Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese Salzburg zugeordnet
wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das Egerland bis Böhmen
ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag 972/973 Böhmen
verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte des 11.
Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen lag,
war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der Dombezirk,
im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf (von 1481 bis
1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie Hohenburg auf
dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die Herrschaften
Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die Reformation
erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen wurden. Das
Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim bayerischen
Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und 11000
Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und Reichsstiften
Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von
Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und
das Erzbistum Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code
Napoléon eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird
erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I.
reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar
(Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz
des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach
1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im
bayerischen Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger
Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt
Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram und
Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810
kam es an Bayern. 1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum
Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A.,
1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof von Regensburg war.
972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die Mission nach Böhmen.
Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen Reform in Bayern. 1295
wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt an der Kuriatstimme
der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731 bestätigte der Kaiser die
Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen
Reichskreis. Die Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten
von Thurn und Taxis, die einzelne Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das
Stiftsgebiet wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und
den Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an
Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu
Regensburg in der Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram
in Regensburg, 1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters
S. Emmeram, hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland nannten sich seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar
von Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des
Löwen (1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an das Hochstift
Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum
Halberstadt zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945
eine Exklave Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs.
1945 kam es in Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Reichsritterschaft. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts schlossen
sich entgegen den Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 Edelfreie und
frühere Ministeriale vor allem in Schwaben, Franken und dem Rheingebiet zu
Einungen zusammen. 1422 wurden sie durch Kaiser Sigmund anerkannt. 1495
wendeten sie sich gegen die Heranziehung zum gemeinen Pfennig. Seit etwa 1530
leisteten sie stattdessen freiwillige Subsidien und gewannen zunehmend an
Geschlossenheit. 1577 vereinigten sich der Schwäbische Ritterkreis, der
Fränkische Ritterkreis und der Rheinische Ritterkreis mit insgesamt 14 Kantonen
zum Bund der freien R., zu dem von 1651 bis 1678/1681 auch die unterelsässische
Ritterschaft kam. Die Reichsritter waren reichsunmittelbar, wenn sie auch keine
Reichsstandschaft hatten. Voraussetzung für die Aufnahme in die Ritterschaftsmatrikel
war der Besitz eines Rittergutes, doch wurden später auch Personalisten
zugelassen. 1805/1806 wurden die vielfachen Fluktuationen unterworfenen
Reichsritter und ihre etwa 1730 Rittergüter und 450000 Einwohner umfassenden
Territorien mediatisiert. Die Geschichte der R. ist bislang wissenschaftlich
noch nicht völlig befriedigend bearbeitet.
L.: Wolff 15, 506; Die Territorien des Reichs 4, 182; Burgermeister, J.,
Graven- und Ritter-Saal, 1715; Roth von Schreckenstein, Geschichte der
ehemaligen freien Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrome, 2. A.
1886; Müller, H., Der letzte Kampf der Reichsritterschaft 1790-1815, 1910;
Press, V., Kaiser Karl V., König Ferdinand und die Entstehung der
Reichsritterschaft, 2. A. 1980; Press, V., Kaiser und Reichsritterschaft, (in)
Adel in der Frühneuzeit, hg. v. Endres, R., 1992, 163ff.; Andermann, K.,
Reichsritterschaft, LexMA 7 1994, 636; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 350.
Reifenberg, Reiffenberg (Herrschaft, Freiherren,
Reichsritter). Nach der vermutlich im 12. Jahrhundert errichteten Burg R. am
Feldberg im Taunus nannten sich die seit 1234 bekannten Herren von R. Sie
zerfielen bald in verschiedene Linien. 1384 gehörte die Burg einem
Ganerbenverband aus den R., Hatzfeld, Cleeberg/Kleeberg, Kronberg, Stockheim,
den Burggrafen von Friedberg und anderen. 1665 erlosch die Wäller Linie, 1686
die Wetterauer Linie, 1745 die Linie Horchheim. Das Erbe der Wetterauer Linie
fiel trotz mainzischer Besetzung an die Grafen Waldbott von Bassenheim (von
Bassenheim) und kam 1802/1803 an Nassau und damit 1866 an Preußen bzw. 1945 an
Hessen. Um 1790 waren die Erben der Freiherren von R. mit Teilen von Siebenborn
Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
357 Reiffenberg (Reiffenberg, Langenbach 1550).
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg
R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Herren
von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von den Herzögen von Limburg ab.
1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der Erft), 1394/1395 die
Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und Hackenbroich sowie 1455
die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie sich Salm-Reifferscheid
und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt eine jüngere Linie die
Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803
für die 1801 an Frankreich verlorenen linksrheinischen Güter die ehemals
mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim (bei Mosbach) erlangt hatte
(Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese Ämter von Baden annektiert.
Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende R. fiel über Preußen
1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Salm-Reifferscheid,
Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm,
1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von
Reifferscheid als Herren von Bedburg, 2010.
Rennenberg (Herrschaft). Seit 1217 war die 1250
über Mechthild von Sayn an das Erzstift Köln gelangte Burg R. im Westerwald
Sitz eines nach ihr benannten Edelherrengeschlechts. Um 1560 kam die zugehörige
kleine Herrschaft durch die Erbtochter an die Laleing. Sie nannten sich Grafen
von R. (und Grafen von Hoogstraten [Hochstraten]). 1765 erbten die Grafen von
Salm/Fürsten von Salm-Kyrburg R. 1946 kam dieses
an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 320.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Krombach, Mömbris 1550) 1628 ausgestorben?
Reuß (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Die einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen
Herren von Weida, die von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten,
um 1180 mit der Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und
vermutlich schon vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt
(advocatus) führten, der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland
(mit Weida, Plauen, Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof,
Ronneburg u. a.) begründete, spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis
1531/1535), die Vögte von Gera (1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die
Vögte von Plauen teilten sich 1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen.
Die ältere Linie der Vögte von Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die
Burggrafschaft Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel
auch nach dem Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte, erlosch 1572. Die
jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294 verstorbenen
Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König Daniels von
Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte, begründet.
Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda. Insgesamt
gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem südlichen, bei
weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden. 1535 wurde die
Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust aller
böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie
Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk
[Burg]), eine mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine
jüngere Linie Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von
Plauen an. 1616 wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz
entstand. Seit 1668 führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen
Nummern ein. Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand
(wetterauische Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790
(Reuß-Lobenstein) bzw. 1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte
sich weiter in Reuß-Greiz (Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg) und
Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den sich seit
1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen Zweig Untergreiz (1768). Reuß-Gera
spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera, Langenberg [Längenberg], 78 Dörfern sowie
dem Amt Saalburg) (bis 1802), (Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna
und Reichenfels), Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das
1678 weiter zerfiel in Reuß-Hirschberg (bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit
Lobenstein und Hirschberg) (bis 1824) und Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis
1853). Als Reuß-Gera 1802 erlosch, fielen die Güter zur einen Hälfte an
Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte an Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch
gelangten sie später überwiegend an Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen
Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie)
schloss sich nach dem Untergang des Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen
Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 dem Deutschen Reich bei.
Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das 1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein
dieses beerbte, vereinigten sich nach Abdankung des Fürsten
von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu Reuß jüngere Linie
mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum
erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an.
1902 übernahm Reuß jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das
1927 überhaupt ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R.
jüngere Linie, seit 1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317 Quadratkilometer, 827
Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde die
Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat zusammengefasst,
der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land Thüringen kam 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen Demokratischen
Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Reuß ältere Linie (Fürstentum). Reuß-Greiz (bzw. Reuß-Untergreiz) war als R. mit 317 Quadratkilometern Gebiet und Greiz als Hauptstadt von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes und von 1866 bis 1870 Mitglied des Norddeutschen Bundes, erhielt 1867 eine Verfassung und trat 1871 als kleinstes Land dem Deutschen Reich bei. Es erlosch 1918 als Fürstentum und wurde mit Reuß jüngere Linie zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. 1927 starb die Linie aus. S. Reuß.
Reuß jüngere Linie (Fürstentum). R. ist das durch Vereinigung am 1. 10. 1848 aus Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf entstandene Fürstentum mit 827 Quadratkilometern Fläche und der Hauptstadt Gera. Es erhielt 1849 eine 1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 politisch Preußen an. Im Deutschen Reich übernahm R. 1902 die Vormundschaft über Reuß ältere Linie. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Mit Reuß ältere Linie wurde R. zu einem Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4. 1920/1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. S. Reuß.
Reuß-Ebersdorf (Fürstentum). Die Linie R. spaltete sich 1678 von Reuß-Lobenstein ab. Sie übertrug 1848 ihr Gebiet an Reuß-Schleiz und erlosch 1853. S. Reuß.
Reuß-Gera (Herrschaft, Grafen, Fürstentum). Das zum obersächsischen Reichskreis
zählende R. entstand 1564 als jüngere Linie der Grafen von Reuß (Reuß jüngere
Linie). Sie spaltete sich später in R., Reuß-Saalburg, Reuß-Schleiz,
Reuß-Köstritz, Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch fielen die Güter später
an R. zurück. 1919 wurde es mit Reuß-Greiz zu einem Volksstaat zusammengefasst,
der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Greiz (Grafen, Fürstentum,
Herrschaft). Das zum obersächsischen Reichskreis zählende R. entstand 1564 als
ältere Linie der Grafen von Reuß. Sie spaltete sich später in R. (Obergreiz und
Untergreiz), Reuß-Burgk bzw. Reuß-Burg und und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch
fielen die Güter später wieder an den Zweig Reuß-Obergreiz. Im 19. Jahrhundert
umfasste Reuß ältere Linie mit Greiz als Hauptstadt 317 Quadratkilometer. Seit
1871 war es das kleinste Land des Deutschen Reiches. 1918 erlosch das Fürstentum und wurde mit Reuß-Gera zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Lande Thüringen aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reuß-Lobenstein (Herrschaft, Fürstentum).
Die Linie R. spaltete sich von der 1564 entstandenen Linie Reuß-Gera ab. Sie
teilte sich 1678 in R. (bis 1824), Reuß-Hirschberg (bis 1711) und Reuß-Ebersdorf
(bis 1853). 1790 wurde R. in den Reichsfürstenstand erhoben. Es zählte zum
obersächsischen Reichskreis.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Reuß-Schleiz (Herrschaft, Fürstentum).
R. spaltete sich von Reuß-Gera ab. Es zählte zum obersächsischen Reichskreis.
1806 wurde es in den Fürstenstand erhoben. 1848
nannte es sich nach dem Zusammenschluss mit Reuß-Ebersdorf Reuß jüngere Linie
(827 Quadratkilometer). Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. ab. Der
am 17. 4. 1919 aus Reuß-Greiz und R. gebildete Volksstaat ging am 30. 4./1. 5.
1920 in Thüringen auf.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Rhaunen (Hochgericht). An der Stelle von R. bei
Bernkastel bestand bereits eine römische Siedlung. Im Mittelalter war R.
Mittelpunkt des Hochgerichts R., zu dem 17 Ortschaften zählten. Das Hochgericht
hatten bis 1797/1801 das Erzstift Trier und die Wild- und Rheingrafen
(Wildgrafen und Rheingrafen) gemeinsam inne. An die Stelle der Wild- und
Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) traten später deren Erben, zuletzt die
Fürsten von Salm-Salm. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis. Über
Preußen kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 280; Wallner 698 OberrheinRK 43 b.
Rheda (Herrschaft). Die um R. (Burg im 11.
Jahrhundert?) an der Ems südwestlich Bielefelds gebildete Herrschaft kam nach
1190 erbweise von den um 1170 erscheinenden Herren von R., die das Freigericht
bei R. und die Vogtei über die Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an
Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel sie über die Erbtochter an die Grafen von
Tecklenburg. Durch Heirat Everwins III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft
R. wie Tecklenburg 1557 an die Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen
nach langem Grenzstreit die Herrschaft über das vorher fürstbischöflich-osnabrückische
Gütersloh. 1606/1609 fiel R. der Linie Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese
erbte 1618 die Grafschaft Limburg, verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte R., für das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das
westfälische Reichsgrafenkollegium beantragten, mit einem Gebiet von 3
Quadratmeilen (160 Quadratkilometer, 1786 mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele
Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh, Lette) zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1808 wurde R. dem Großherzogtum
Berg einverleibt. 1813/1815 kam R. an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 zu
Nordrhein-Westfalen. Das Grafenhaus gewann 1817 den Fürstenstand
in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3;
Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921;
Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten
der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich,
Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln,
1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre
Residenzstadt, 2006.
Rheina-Wolbeck (Fürstentum).
An der Furt einer wichtigen Straße über die Ems wird erstmals 838 ein Königshof
genannt, zu dem eine dem heiligen Dionysius (von Paris) geweihte Pfarrkirche
gehörte. Seit dem 13. Jahrhundert kam Rheine an das Hochstift Münster. 1327
wurde es zur Stadt erhoben. 1463 wurde in der Nähe ein Kloster gegründet. 1803
wurde das aufgegebene Kloster Residenz des aus zwei Ämtern des ehemaligen
Hochstifts Münster für den Herzog Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem gebildeten Fürstentums R. Dieses bestand aus einem 80 Kilometer
langen, 10 bis 15 Kilometer breiten Streifen längs der Ems (zwischen Münster
und Lingen) und kam 1806 an das Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 in
seinem südlichen Teil an Preußen (Provinz Westfalen), in seinem nördlichen Teil
an Hannover und damit 1866 ebenfalls an Preußen. 1946 fiel das Gebiet mit
Rheine bis auf einen kleinen Teil im Norden an Nordrhein-Westfalen.
L.: Führer, A., Geschichte der Stadt Rheine, 1927; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Hohlenfels 1550)..
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg bei Lorch saß, im Anfang des 12.
Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom Erzstift Mainz geraten war, wurde
1170/1196 infolge Verheiratung von den verschwägerten, linksrheinischen Herren
von Rheingrafenstein (Stein) mit dem Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der
Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R.
infolge einer Niederlage gegen Mainz die Güter im Rheingau, behielten aber
linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und nannten ihre Burg Rheingrafenstein.
Um 1350/1409 traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor
1350) und Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites
silvatici), die von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und
nannten sich seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie
durch Heirat das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten
sich seitdem Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers,
Saarwerden und Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen
gebildeten Linien (1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750.
Kyrburgs Erbe kam 1701 an Salm. 1623 wurden die Grafen in den
Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und
Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu Grumbach und der Wild- und Rheingraf
(Wildgraf und Rheingraf) zu Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis.
Das 4 Quadratmeilen große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie
folgt auf: Die Güter der fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft
Salm, das Oberamt Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken
(Tronecken), Wildenburg und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von
Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet der rheingräflich grumbachischen Linie
umfasste Herrschaft und Amt Grumbach, einen Teil des Eßweiler Tales, die
Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und
(Dimringen) Diemeringen und folgende bis 1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige
Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein oder) die Grafschaft Rheingrafenstein,
Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft
(Dimringen) Diemeringen und drei Achtel vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die
Güter der rheingräflichen Linie Dhaun schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft
Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur
Hälfte), der Oberschultheißerei Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel
der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und der Herrschaft Püttlingen (frz.
Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803 erhielt der Rheingraf als
Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten linksrheinischen Verluste an
Frankreich die Reste des ehemals münsterschen Amtes Horstmar und nannte sich
seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke Rheinufer 1814/1815 von
Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen Grumbach, Kyrburg,
Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an Preußen. Wildenburg
wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld
vereinigt. Die Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam
teils (Grehweiler bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an
Preußen. Flonheim und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheinischer Städtebund sind der von Mainz und Worms
ausgehende, vom 13. 7. 1254 bis 1257 bestehende, 59 rheinische Städte und
später auch Fürsten umfassende und der am 20. 3.
1381 gebildete, im gleichen Jahr mit dem schwäbischen Städtebund zum süddeutschen
Städtebund zusammengeschlossene, 1389 aufgelöste Bund von Städten.
L.: Schaab, K., Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, Bd. 1f.
1843ff.; Bielefeldt, E., Der rheinische Bund von 1254, 1937; Distler, E.,
Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, 2006.
Rheinprovinz (Provinz). 1815 wurde nach dem Übergang
des Rheinlandes (Jülich, Berg, Erzstift Köln, Erzstift Trier, Teile von
Luxemburg und Limburg, Arenberg, Manderscheid, Schleiden, Malmedy,
Kornelimünster, Köln, Aachen, weitere Güter der Pfalz, der Rheingrafen und
Mainzs zwischen Kleve und Saarbrücken, Wetzlar) an Preußen dieses in die
Provinzen Jülich-Kleve-Berg (Köln) und Großherzogtum Niederrhein (Koblenz)
geteilt. 1822 wurden von den sechs Regierungsbezirken Kleve, Düsseldorf,
Aachen, Köln, Koblenz und Trier der Regierungsbezirk Kleve mit Düsseldorf
vereinigt und dann beide Provinzen zur R. mit Sitz des Oberpräsidenten in
Koblenz zusammengeschlossen. Ausgeklammert waren Birkenfeld (bis 1937) und die
Gebiete des 1819 geschaffenen Fürstentums
Lichtenberg (bis zum Verkauf an Preußen am 31. 5. 1834). 1866 kam das Oberamt
Meisenheim von Hessen hinzu. 1945 fielen die Regierungsbezirke Koblenz und
Trier unter die Besatzungshoheit Frankreichs und gingen 1946 im Land
Rheinland-Pfalz auf. Im Übrigen kam die Rheinprovinz an Nordrhein-Westfalen.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 48 (1815-66) D3; Bär, M., Die
Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Die leitenden
staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten, 1994; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51ff.
Rhön-Werra, Rhön und Werra (Kanton, Ritterkanton).
R. ist ein Kanton des Ritterkreises Franken der Reichsritterschaft. Die Kanzlei
hatte ihren Sitz in Schweinfurt. Untergliedert war der Kanton in das
hennebergische Quartier, das Saalequartier, das Mainquartier und das buchsche
Quartier. Um 1800 zählte er selbst zu seinen Mitgliedern.
L.: Lünig, Reichsarchiv 12, Franken 70; Mader 2, 538; 8, 351; 10, 626; Wolff
513; Riedenauer 116, 122ff.; Eschwege, v., Die freie Reichsritterschaft des
Cantons Rhön-Werra (Franken) um das Jahr 1575, Literatur- und Intelligenzbl.
des deutschen Herold 1 (1874), 1ff.; Seyler, G., Personalmatrikel des
Ritterkreises Rhön-Werra, Abh. d. hist. Ver. Unterfranken 21 (1871), 347ff.;
Körner, H., Der Kanton Rhön-Werra der der fränkischen Reichsritterschaft (in)
Land der offenen Fernen, hg. v. Sauer, H., 1976, 53ff. ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 373.
Riedesel (zu Eisenbach) (Reichsfreiherren,
Reichsritter). Die hessische Adelsfamilie R. wurde 1437 zu hessischen
Erbmarschällen und 1680 zu Reichsfreiherren erhoben. Sie bildete im 15.
Jahrhundert auf fuldischen, hersfeldischen und pfälzischen Lehen um Lauterbach
und Schloss Eisenbach im nordöstlichen Vogelsberg eine Herrschaft aus
(Junkernland). Durch Verträge mit Fulda 1684 und Hessen-Darmstadt 1713 gewann
sie eine nahezu landesherrliche Stellung. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
zählten die R. mit Altenschlirf, Bannerod, Heisters, Nösberts, Schafhof,
Schlechtenwegen, Steinfurt, Vaitshain, Weidmoos, Wünschen-Moos (Wünschenmoos),
Zahmen, Freiensteinau, Fleschenbach, Holzmühl, Radmühl, Reichlos, Salz,
Landenhausen, Lauterbach, Moos, Grunzenau, Metzlos, Metzlos-Gehaag bzw.
Metzlos-Gehag, Niedermoos (Nieder-Moos), Obermoos (Ober-Moos) Stockhausen,
Rixfeld, Rudlos, Schadges, Vietmes und Wernges zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken, außerdem zum Ritterkreis Rhein. 1806 fiel das Gebiet
durch Mediatisierung an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 514; Roth von Schreckenstein 2, 595; Seyler 378f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 159f.; Riedenauer 126; Rahrbach 189; Becker, E. u. a., Die
Riedesel zu Eisenbach, Bd. 1ff. 1923ff.; Zschaeck, F., Die Riedesel zu
Eisenbach, 1957; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 „Junkernland“.
Ritter zu Grünstein (Freiherren, Reichsritter).
Um 1790 zählten die Freiherren R. mit dem Hof Hasselhecke zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 160; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
357 (Hof Hassehecke 18. Jh.).
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Rodenstein (Rimborn 1550)
Rollshausen, Rolshausen (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die R. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 Rolshausen (Staufenberg 1550).
Romberg (Herrschaft). Die Herrschaft R. wurde
1490 von den Fürsten von Fürstenberg erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Romrod (Reichsritter, Rumrodt, Rumredt,
Rumroth, Romrod. Nach der Wasserburg Romrod bei Alsfeld nannten sich seit 1197
Herren von R. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die R. zum Kanton Rhön-Werra,
im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald, im späteren 18. Jahrhundert zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken sowie zum Ritterkreis Rhein.
Romrod selbst kam über die Erffa (Erfa) bis 1385 an die Landgrafen von Hessen,
1604 an Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Seyler 380; Roth von Schreckenstein 2,595; Pfeiffer 211; Riedenauer 126;
Bechtolsheim 15; Rahrbach 192; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
357 (Ufhausen bis 1610).
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der
Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die Linie Plauen. Diese
musste sie 1349 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen nehmen. Von 1358 bis
1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die
Herrschaft über (das Fürstentum
Sachsen-Altenburg Sachsen-Gothas bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Rosenbach (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von R. mit Teilen von Gaukönigshofen, das
1808 an Würzburg fiel, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit
Schackau (Schlackau), Bubenbad, Danzwiesen, Eselsbrunn, Gräbenhof, Kleinsassen,
Dietges, Dörmbach, Eckweisbach, Gründcheshof, Harbach, Langenberg, Rupsroth,
Ziegelhof (Ziegelhütte), Teilen von Maßbach samt einem Drittel Weichtungen,
Teilen von Poppenlauer, Thundorf mit Haupertsmühle (Haupersmühle) und Teilen
von Volkershausen waren sie etwa gleichzeitig im Kanton Rhön-Werra
immatrikuliert. Außerdem waren sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Mitglied
im Kanton Baunach.
L.: Seyler 380; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 160; Stetten 37, 188;
Riedenauer 126; Rahrbach 195; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
357 (Schackau, Lindheim) 1774 ausgestorben?.
Rostock (Fürstentum,
Residenz des Fürsten). Um 1160 (1161) wurde eine
wendische Burg und Siedlung R. (Roztoc, Auseinanderfließen) auf dem rechten
Ufer der Warnow durch Waldemar I. von Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf
dem linken Ufer um 1200 eine deutsche Kaufleutesiedlung, die den Namen
fortführte und 1218 von Heinrich Borwin I. lübisches Recht erhielt. Sie war
seit der Erbteilung Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums
R. Nach 1300 geriet sie unter die Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an
Mecklenburg zurückgegeben werden. Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch
auf und erhielt 1419 die erste Universität Norddeutschlands mit zwölf
Professoren in vier Fakultäten, blieb aber immer unter der Landesherrschaft der
Herzöge von Mecklenburg bzw. Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum
niedersächsischen Reichskreis zählte, kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
Rotenburg (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof von Verden die Burg R. In
der Folge wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das Fürstentum Verden des Königs von Großbritannien zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam
R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
496.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf
das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich
V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg
gekommen war, betonen wollten. Im 14. Jahrhundert kamen die Güter überwiegend
an die Reichsstadt R. und damit später an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 29.
Rubempré-Everbergh (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum
R. über das Herzogtum Brabant zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Rückingen) 17. Jh. ausgestorben?
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Rückingen?) 17. Jh. ausgestorben?
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des
Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch
Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton
Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die Burg einzog. Die
Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen
Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel
Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an
Bayern. Die übrigen Güter fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Rügen (Fürsten,
Fürstentum). Die 926 Quadratkilometer große
Insel R. in der Ostsee war vielleicht seit 500 v. Chr. von den germanischen
Rugiern besiedelt. Nach deren Abzug drangen im 7. Jahrhundert n. Chr. slawische
Ranen ein. Diese wurden 1168 von König Waldemar von Dänemark unterworfen und
christianisiert (Bistum Roskilde). Die von 1162 bis 1325 herrschenden Fürsten von R. waren Lehnsträger Dänemarks. 1325 fiel
R. beim Aussterben der Fürsten an die Herzöge
von Pommern und zählte später zum obersächsischen Reichskreis. 1534 wurde im
Herzogtum Pommern die Reformation eingeführt. 1648 kam R. an Schweden, 1815 an
Preußen, 1945 an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Mecklenburg-Vorpommern, Putbus.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Insel Rügen, Bd. 1f. 2. A. 1923;
Rudolph, W., Die Insel Rügen, 3. A. 1955; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 56; Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten von Rügen, 1962; Steffen, W., Kulturgeschichte
von Rügen bis 1815, 1963; Leciejewicz, L., Rügen, LexMA 7 1995, 1091f.;
Büttner, B., Die Pfarreien der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v.
Reimann, H. u. a., 2011.
Runkel (Herrschaft). Die Burg R. an einer
vermutlich schon früher befestigten Furt über die Lahn wurde wahrscheinlich vor
1159 von den edelfreien Herren von R. auf Geheiß des Königs erbaut und ist seit
1159 bezeugt. Sie war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, die noch im 12.
Jahrhundert durch die Herrschaften zum Westerwald und Westerburg erweitert
wurde. Im 13. Jahrhundert spaltete sich das Haus R. ab. Die Linie R. erbte
1454/1462 durch Heirat die Grafschaft Wied, die 1244 von den älteren, im
Mannesstamm erloschenen Grafen von Wied in weiblicher Erbfolge an Graf Bruno
von Isenburg und das von ihm begründete neue Haus Wied gelangt war. Die Linie
Westerburg erbte 1468 die Grafschaft Leiningen. R. kam über Nassau 1866 an
Preußen (Hessen-Nassau) und 1945 zu Hessen. S. Wied-Runkel.
L.: Wolff 344; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck
1980; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 110.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft Meißen, 1466 von den Grafen von
Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern des Vogtlandes. Mit dem Kauf von
Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow, Storkow 1477 (Wiederkauf) und
Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis 1445 und von 1482 bis 1485
wurden die zwischenzeitlich entstandenen Teilherrschaften wieder zusammengeführt.
1485 kam es zur Teilung in die ernestinische Linie und die albertinische Linie,
die nicht mehr rückgängig gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt
das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des
Osterlandes und Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg,
Zwickau, Plauen, Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha,
Eisenach) und die Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die
Schutzherrschaft über das Bistum Naumburg und die Reichsgrafschaft von
Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht
(Albertiner) erlangte die Markgrafschaft Meißen mit den Hauptorten Dresden und
Freiberg, die Ämter Leipzig, Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft
S. nebst Sangerhausen, Ämter im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über
das Bistum Merseburg und über die Reichsgrafen und Herren von
Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein, Beichlingen, Leisnig, Querfurt und
Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft in Schlesien und den Lausitzen
sowie die Schutzherrschaft über Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das
Hochstift Meißen. Die ernestinische Linie stiftete 1502 für das verloren
gegangene Leipzig die Universität Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang
nahm und förderte Luther und die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann
Friedrich der Großmütige Kaiser Karl V., der daraufhin das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg) der albertinischen Linie übertrug, die seitdem die
Kurwürde führte. Die ernestinische Linie behielt nur die Ämter Weimar, Jena,
Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie Coburg und erhielt 1554 noch die
Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und Eisenberg. ----- Das 1531 einen
Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende ernestinische Herzogtum teilte
sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen Erbteilungen zersplitterten es in eine
Vielzahl kleiner Länder. Dabei entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach
(1572-1596) und Sachsen-Weimar (1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich
1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie
Coburg erlosch 1633 und vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie
Eisenach endete 1638. Ihre Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie
Sachsen-Weimar und zu einem Drittel an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603
durch Teilung aus Sachsen-Weimar entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel
weiter 1640(/1641) in die Linien Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach
(1640-1644) und Sachsen-Gotha (1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644
aus, wobei die Güter je zur Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen.
Die Güter Sachsen-Altenburgs fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln
(darunter Coburg) an Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im
gleichen Jahr teilte sich Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918),
Sachsen-Eisenach (1672-1741) und Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena
1690 erlosch und seine Güter an Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte,
Sachsen-Eisenach wiederum fiel 1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der
klassischen deutschen Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha
in die sieben Linien Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg
(1681-1699), Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit)
(1680-1710), Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807),
Sachsen-Hildburghausen (1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit)
(1680-1735, Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg
an der Nahe, das es am 31. 5. 1834 an Preußen verkaufte.
Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum, erhielt einen Teil des Erfurter
Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach (Dernbach) und die
königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla (Neustadt-Orla) und
gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825 Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb,
wurden die vier Herzogtümer Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen,
Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch
König Friedrich Augusts I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen
(1826-1918), Sachsen-Altenburg (1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha
(1826-1918) neu gegliedert, wobei der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter
Verzicht auf dieses Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen
Sachsen-Hildburghausen und das zu Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld
erhielt und Sachsen-Coburg mit Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde.
Die(se) vier sächsischen Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen
1829 und Altenburg 1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem
Deutschen Zollverein, 1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich
bei. 1877/1903 wurde Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom
9. bis 14. 11. 1918 dankten die Fürsten ab. Aus
den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von 1918 bis 1921 das Land
Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an Bayern. ----- Das seit
1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die Primogeniturerbfolge einführte,
Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an Brandenburg), Sagan (bis 1547) und
Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen Großteil der Gebiete der ernestinischen
Linie erhielt, 1539/1541 zur Reformation übertrat und 1572 in den
Kursächsischen Konstitutionen sein Recht zu vereinheitlichen versuchte,
erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen Hochstifte Meißen, Merseburg und
Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und Teile der Herrschaft Schönburg sowie
1583 Teile der Grafschaft Henneberg, näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an
Österreich/Habsburg an und erlangte dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die
Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg, das 1648/1680 aber an Brandenburg kam.
Von der Hauptlinie spalteten sich 1657 die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis
1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg,
Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab, fielen aber bis 1746 wieder zurück.
Unter August dem Starken setzte sich der Absolutismus durch. Dresden wurde als
Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab
die Rechte an Sachsen-Lauenburg an Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg,
das Reichsschulzenamt über Nordhausen und die Ämter Lauenburg (Lauterberg),
Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf (Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an
Brandenburg, um die Königskrone Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine
Personalunion mit Polen bis 1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450
Quadratmeilen mit 1,35 Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich
August III. Mitglied des Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich
Westphalen abtreten, erhielt dafür den Königstitel und wurde 1807 in
Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau. Nach der an der Seite Frankreichs
erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht von Leipzig kam S. 1813 zunächst
unter die Verwaltung eines russischen, dann eines preußischen Gouverneurs. Am
12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg,
Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg, thüringischer Kreis, Mansfeld,
Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000 Quadratkilometer, 860000 Einwohner,
57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter
Wittenberg [mit den Städten Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg],
Gräfenhainichen, Belzig [mit den Städten Belzig, Brück <Bruck> und
Niemegk <Niemeck>], Gommern mit Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der
Stadt Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz,
Jessen, Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch,
Schlieben [mit der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde],
Liebenwerda und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur
preußischen Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen
übernommene Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des
ehemaligen Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die
Hochstifte Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der
Thüringer Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der
Grafschaft Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg,
Hochstift Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein,
Wernigerode, Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen,
Nordhausen, Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue
Provinz S. (1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg,
die den Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke
Magdeburg, Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in
Merseburg). 1866 kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum
1. 7. 1944 bezüglich dieser durch das Fürstentum
Anhalt in zwei Teile geteilten und durch mehrere Exklaven und Enklaven
aufgesplitterten Provinz S. mit den Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und
Erfurt der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der Kapitulation vom 8. 5. 1945 an
Thüringen) und die Provinz in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg
aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der Truppen der Vereinigten Staaten
von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe besetzt hatten, das Land Anhalt zu
diesen beiden Provinzen und bildete mit ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.)
das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom 23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die
Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber wiederhergestellt wurde. -----
Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen Teiles an Preußen (Provinz
Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S. (Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz,
Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau, Crimmitschau, Leipzig,
Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma, Borna, Rochlitz,
Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg, Freiberg,
Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von
den Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und
Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung
Thüringens in der Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H.,
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen
Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 1955; Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von
Sachsen, 1957; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957;
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957;
Hömberg, A., Westfalen und das sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und
mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30,
Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname, Sachsen; Schnath, G./Lübbing,
H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962;
Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962;
Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen Landesbibliothek, 1962ff.;
Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v. Schlesinger, W., 1965;
Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W.,
Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der Reformation, 1970;
Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte
1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T., Sachsen, 1982; Geschichte
Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im
Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde, hg. v. Gerlach, S.,
1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a., 1995; Meyn, J., Vom
spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum frühneuzeitlichen
”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7 1995, 1231ff.;
Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das Amt Grimma,
1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen, hg. v. Aurig,
S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a.,
1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999; Gross, R.,
Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000;
Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001; Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen in der
NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen,
2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu Beginn
des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R.
u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des Freistaates
Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Hesse, C.,
Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v.
Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen
(1456-1656), 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007;
Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und
Nachbarschaft. Das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und
Reich im 16. Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v.
Bünz, E., 2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen (Provinz). S. ist die am 1. 4. 1816 aus
unterschiedlichen Gebieten gebildete Provinz Preußens. Sie bestand
hauptsächlich aus 1815 wiedererlangten Gebieten Preußens (Herzogtum Magdeburg,
Altmark, Fürstentum Halberstadt, Wernigerode,
Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt), aus von
Sachsen abgetretenen Gebieten (Kurkreis mit Wittenberg, Torgau, Hochstift
Merseburg, Hochstift Naumburg-Zeitz, thüringischer Kreis mit Stolberg,
Querfurt, Barby, Ziegenrück, Schleusingen) und aus den schwarzburgischen Ämtern
Heringen und Kelbra. 1945 wurde sie erweitert und 1946 in die Provinz
Sachsen-Anhalt überführt.
L.: Jacobs, E., Geschichte der in der Provinz Sachsen vereinigten Gebiete,
1883; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, 1919; Zusammenschlüsse und
Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar,
R. u. a., 2013, 51.
Sachsen-Coburg-Eisenach (Fürstentum). 1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie des Herzogtums Sachsen S. Dieses teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg (1596-1633) und Sachsen-Eisenach. Sachsen-Coburg vererbte seine Güter an Sachsen-Eisenach, dieses 1638 an Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg.
Sachsen-Coburg-Meiningen (Fürstentum) s. Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen
Sachsen-Coburg-Saalfeld (Herzogtum). Seit 1690 bestand das Fürstentum Sachsen-Saalfeld der ernestinischen Linie
der Herzöge von Sachsen mit dem Sitz in Saalfeld an der Saale. 1735 entstand durch
den Anfall Sachsen-Coburgs an Sachsen-Saalfeld das Herzogtum S. Es gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts zur weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Es umfasste aus dem Bestand Sachsen-Coburgs Stadt und Amt Coburg
und die Gerichtsbezirke Gestungshausen, Lauter (Unterlauter), Rodach, Neustadt
an der Heide und Steinheid, aus dem Bestand Sachsen-Saalfelds die Ämter
Saalfeld, Gräfenthal und Probstzella. Außerdem hatte es zwei Drittel des Amtes
Themar Hennebergs. 1710 kamen Teile Sachsen-Römhilds hinzu. Um 1800 zählte S.
auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. Das durch viele Prozesse und
durch Misswirtschaft hochverschuldete Land trat 1806 dem Rheinbund und 1815 dem
Deutschen Bund bei. 1816 erhielt es das Fürstentum
Lichtenberg an der Nahe. 1826 gab der Herzog Saalfeld und das Amt Themar an
Sachsen-Meiningen ab und erlangte dafür die Ämter Königsberg und Sonnefeld.
Coburg wurde Teil des neuen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha.
L.: Wolff 397; Bauer 1, 607; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487
Sachsen-Dresden (Fürstentum) s. Sachsen
Sachsen-Eisenach (Fürstentum).
1572 entstand durch Erbteilung der ernestinischen Linie Sachsens
Sachsen-Coburg-Eisenach und daraus 1596 durch Teilung S., das 1638 erlosch,
wobei zwei Drittel der Güter an Sachsen-Weimar kamen und ein Drittel an
Sachsen-Altenburg fiel. 1641 spaltete sich von Sachsen-Weimar wieder eine Linie
S. ab, die 1644 ausstarb. 1672 teilte Sachsen-Weimar erneut eine Linie S. ab.
Sie starb 1741 aus. Ihre Güter kamen an Sachsen-Weimar
(Sachsen-Weimar-Eisenach.) Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten Sachsen-Weimar
und das 30000 Einwohner und 8 Quadratmeilen umfassende S. der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrats des Reichstags und dem obersächsischen Reichskreis an und
zählte S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Sachsen-Weimar-Eisenach ging am 1. 5. 1920 in Thüringen, dessen Gebiet von 1949
bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte, auf.
L.: Wolff 396; Zeumer 553 II b 10; Wallner 710 ObersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129.
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die
Herrschaft Coburg, die Grafen von Henneberg-Schleusingen (1316) und die
Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es 1374 mit dem Amt Heldburg durch Heirat an
die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen. Hier fiel es 1572 innerhalb
des Hauses Wettin/Sachsen an die Linie Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben
1638-1640 an Sachsen-Altenburg und 1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es
bei der Teilung nach Ernst dem Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem
Bestand Sachsen-Coburgs Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg
[1683] und die Klosterämter Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg
das Amt Behrungen [, 1714]), das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas
stand, aber 1702 volle Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands musste
1769 die kaiserliche Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher
Erbfolge erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten
der Niederlande verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und
Baunach des Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der
sächsischen Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954; Heyn, O., Das Militär des Fürstentums
Sachsen-Hildburghausen 1680-1806.
Sachsen-Römhild (Fürstentum).
Römhild im südlichen Vorland des Thüringer Waldes gehörte im 9. Jahrhundert dem
Kloster Fulda, später den Grafen von Henneberg (1274-1379
Henneberg-Hartenberg-Römhild). Beim Aussterben der Linie Henneberg-Aschach 1549
kam es durch Erbschaft an die Grafen von Mansfeld, die es 1555 an das Haus
Wettin (Sachsen) vertauschten. 1680 wurde es nach der Aufteilung Sachsen-Gothas
Residenz des Fürstentums S. (ohne Landeshoheit),
das 1710 unter Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen geteilt wurde,
aber 1826 ganz an Sachsen-Meiningen kam. Um 1800 zählte S. zu den
Kantonen Rhön-Werra und Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 129; Siegfried, A., Aus Römhilds vergangenen Zeiten, 1906.
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum,
Herzogtum). Saalfeld an der Saale wird 899 erstmals genannt. Es war
ursprünglich Königshof und wurde im 10. Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014
kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen und über dessen Tochter Richenza 1056
an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die Burg bezeugt. Sie und die zugehörige
Siedlung wurden 1167/1188 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückerworben.
1208 verpfändete König Otto IV. den Ort an die Grafen von Schwarzburg. 1389
kaufte ihn das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund
der Aufteilung Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum S., seit 1735 das Herzogtum
Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Saalfeld und Coburg (Fürstentum) s. Sachsen-Coburg-Saalfeld
Sachsen-Weimar (Fürstentum).
975 erscheint erstmals die Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an der
Ilm bei Erfurt. Nach ihr nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren Aussterben
kam Weimar an die Grafen von Orlamünde. Nach deren Aussterben um 1373 fiel
Weimar an das Haus Wettin (Sachsen), 1485 an dessen ernestinische Linie. Nach
Teilungen von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um Güter
Sachsen-Altenburgs (Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums S., 1741
nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit Goethe und
Schiller), 1815 des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800 umfasste
das Gebiet des Fürstentums Weimar ein Gebiet von
24 Quadratmeilen und hatte 64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der freie
Volksstaat Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen Hauptstadt
Weimar wurde. 1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im ehemaligen
Hoftheater in Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
Sagan (Herzogtum, Residenz), Żagań.
Durch Teilung des schlesischen Herzogtums Glogau entstand von 1273/1274 bis
1304, von 1322 bis 1394 und von 1413 bis 1472 ein selbständiges Fürstentum S. mit Sitz in dem 1252 zum Herzogtum
Glogau gelangten, vor 1260 um eine deutsche Stadt erweiterten S. Dieses stand
seit 1329 unter der Lehnshoheit Böhmens. 1472 kam es durch Kauf an Wettin
(Sachsen). 1504 starben die Herzöge von Glogau-Sagan aus. 1549 wurde die
Reformation eingeführt. 1549 gab es Moritz von Sachsen gegen böhmische Exklaven
an König Ferdinand I. (Habsburg). Von 1627 bis 1634 stand es Wallenstein zu und
kam 1646 an die Fürsten Lobkowitz. 1742 musste
Österreich S. an Preußen abgeben. In Preußen wurde S. 1785 von Herzog Peter
Biron von Kurland gekauft und 1845 an seine mit Edmund von Talleyrand-Périgord
verheiratete Tochter Dorothea vererbt. 1945 kam S. unter die Verwaltung Polens
und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S.
Glogau-Sagan.
L.: Wolff 486; Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums
Sagan, 1911; Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992; Menzel, J., Sagan,
LexMA 7 1995, 1254; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 507.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten, Fürstentum).
1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von Luxemburg
die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S. ab, die
sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg S. bei Vielsalm in der späteren
belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit Hermann von S. 1081-1088 einen
deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten. 1163/1165/1204 teilte sich das
Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm) mit Alfter und Gütern in den
Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im Unterelsass sowie der
Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und
Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie
Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des
letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem
Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in mehrere Linien
(1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß], Raitz [in
Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand
aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an
Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg
kam und beerbte 1888 die Linie Dyck. Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den
preußischen Fürstentitel. Obersalm kam nach dem
Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch Heirat an
die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw. Rheingrafen), die auch
den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die lothringische Herrschaft
Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller (Eigenweiler) erlangten
(1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere Linien. Die jüngere
Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun (bis 1750). Davon
wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erhielt 1654
(immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden
(Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria
Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene
Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum
Arches-Charleville (die Fürstentümer Arches und
Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm erloschenen Linie S. folgte
Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel eines Fürsten
von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die niederländischen Fürstentümer Horn (Hornes) (westlich Roermonds) und
Overijse (Overisque) (in Limburg). Die zum oberrheinischen Reichskreis
zählenden katholischen Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg erhielten für den
Verlust ihrer linksrheinischen Güter an Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des
Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für
Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für
Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen, Anholt), insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000
Einwohnern (als Fürstentum). Hauptstadt dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum
Hochstift Münster gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war
Ahaus. 1810/1811 kam das seit 1806 souveräne Fürstentum
an Frankreich, 1815 an Preußen. Die jüngere lutherische Linie der Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach) erhielt 1802 die ehemals münsterische
Herrschaft Horstmar und nannte sich seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an
Berg. 1816 wurden die Grafen von Salm-Grumbach Fürsten
von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm,
1866; Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815,
1912; Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J., Dictionnaire
de géographie historique, 1972, 244.
Salm-Anholt (Grafen, Fürsten). 1641 gewannen die Grafen von Salm durch Heirat über Maria Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen. Nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Güter 1793/1801 machten sie das ein Gebiet von einer Quadratmeile umfassende Anholt zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande. 1810 gelangte Anholt mit Salm an Frankreich, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Anholt.
Salm-Grumbach (Grafen, Fürsten). Die jüngere lutherische Linie S. der Fürsten von Salm erhielt 1802 Horstmar. S. Rheingrafen, Salm, Salm-Horstmar.
Salm-Horstmar (Fürsten).
Nachdem die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Wildgrafen und Rheingrafen zu
Grumbach, Fürsten von Salm) 1803 für ihre
linksrheinischen Verluste an Frankreich unter anderem mit Horstmar entschädigt
worden waren, nannten sie sich (bzw. nannte sich eine Linie von Salm-Grumbach) Fürsten von S. 1816 wurden sie (bzw. die Grafen von
Salm-Grumbach) Fürsten von Salm-Horstmar in
Preußen
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm,
1866.
Salm-Kyrburg (Grafen, Fürsten).
S. ist ein (dem Geschlecht der Wild- und Rheingrafen entstammender) Zweig der
1165 entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Er zählte zum
oberrheinischen Reichskreis. 1742 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben.
1763 gewannen die Fürsten die Fürstentümer Horn (Hornes) westlich Roermonds und
Overijse (Overisque) in Limburg in den Niederlanden. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst als
Entschädigung für die linksrheinischen Verluste an Frankreich je ein Drittel
der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster als Fürstentum
mit der Residenz Ahaus.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803)
B1; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm,
1866; Schaudal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid (Grafen, Fürsten).
Nach dem Aussterben der Linie Niedersalm der Grafen von Salm 1416 erlangten die
Herren von Reifferscheid 1455 die Erbschaft und nannten sich seitdem S. Sie
teilten sich 1639 in mehrere Linien (Bedburg nordwestlich Kölns, Dyck
südwestlich von Neuss, Raitz in Mähren), die fast ausnahmslos im 18.
Jahrhundert in den Reichsfürstenstand aufgenommen wurden. 1792 waren die Grafen
zu S. wegen der Herrschaft Dyck Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenratss des Reichstags. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von S. für die
verlorene Grafschaft Niedersalm eine immerwährende Rente von 12000 Gulden auf
die Abtei Schöntal, der Graf von Salm-Reifferscheid-Dyck für die Feudalrechte
seiner Grafschaft eine immerwährende Rente von 28000 Gulden auf die Besitzungen
der Frankfurter Kapitel, das Haus Salm-Reifferscheid-Bedburg von Mainz das
Oberamt Krautheim, von Würzburg das Amt Grünsfeld und das Priorat Gerlachsheim
als neues Fürstentum Krautheim sowie eine
beständige, auf Amorbach ruhende Rente von 32000 Gulden und nannte sich seitdem
Fürst von Salm-Krautheim (Salm-Reifferscheid-Krautheim).
L.: Zeumer 552ff. II b 63, 30; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de
Salm, 1921.
Salm-Reifferscheid-Krautheim (Fürstentum).
1803 wurde für die Linie Salm-Reifferscheid-Bedburg aus den Fürsten von Salm-Reiferscheid. zur Entschädigung für
linksrheinische Verluste an Frankreich (neben einer Geldrente aus Amorbach) aus
Gütern des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Würzburg (Krautheim, Grünsfeld,
Gerlachsheim) das Fürstentum S. mit Sitz in
Krautheim an der Jagst gebildet. 1806 fiel Krautheim an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm,
1866; Schandal, L., Les comtes de Salm, 1921.
Salm-Salm (Grafen). S. ist ein dem Geschlecht der
Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Rheingrafen) entstammender Zweig der 1165
entstandenen Linie Obersalm der Grafen von Salm. Die Fürsten
von S. folgten der 1738 erloschenen Hauptlinie der Fürsten
von Salm. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst als Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Güter an
Frankreich je zwei Drittel der Ämter Ahaus und Bocholt des Hochstifts Münster
als Fürstentum mit der Residenz in Anholt.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes de
Salm, Nancy 1921.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784) rasch Aufschwung nahm und 798 zum
bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den Bistümern Passau, Regensburg,
Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802 Neuburg/Donau) erhoben wurde,
wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich Erzbischof war. Der Name S.
erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita sancti Bonifatii. 816 wurde
die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der Aufbau eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert gründeten die Erzbischöfe die
salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau (1218), Chiemsee (1216) und
Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines weltlichen Herrschaftsgebiets
um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (Schweiz) (1200-1246), dem der
Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau und Pongau gelang. Hinzu kam
die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift
eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint erstmals das Land S. 1490 gingen
Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in Kärnten verloren. 1535 musste
auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in Kärnten, der Steiermark und
Österreich verzichtet werden. Die um 1520 eingedrungene Reformation wurde
1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten, etwa 10500
Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete Erzbischof Paris Graf von Lodron
die bis 1818 bestehende Universität. 1750 wurde der seit 1529 angenommene, vom
Erzbischof von Magdeburg bis 1648 bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein
anerkannt. Das Gebiet des zum bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts
teilte sich in einen nördlichen (oberhalb des Gebirgs) und einen südlichen
(innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das nördliche Erzstift umfasste die Stadt S.
und die Pflegämter Laufen, Staufeneck, Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf,
Mattsee, Straßwalchen, Altentann (Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan),
Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels), Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und
Golling (Gölling). Das südliche Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen,
Bischofshofen (Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau, Lichtenberg, Lofer,
Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei, Mittersill, Rauris, Gastein,
Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt, Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und
Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte
Sachsenburg an der Drau, Feldsperg, Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und
Guttaring, die Städte Friesach, Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft
Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg
(Deutschlandberg), die Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der
Steiermark) und im Land unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen,
der Markt Oberwölbling (Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie
einige andere Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum
mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000 Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern
säkularisiert und fiel als Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden,
Passau und Eichstätt an Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit
Berchtesgaden gegen Würzburg an Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816
ohne Berchtesgaden und den westlichen Flachgau an Österreich. Die
Suffraganbistümer wurden 1817 München-Freising unterstellt, doch kam 1825
Trient neu an das Erzbistum S. (bis 1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924
verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von Oberösterreich getrennten
österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der
spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die
Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA
7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F.,
Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel,
1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484,
1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes
696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H.,
2006.
Sankt Gallen (Reichsabtei, Kanton; Residenz).
612/613 gründete der heilige Gallus eine Niederlassung iroschottischer Mönche
im Steinachtal, die 719/720 in ein Kloster verwandelt wurde (Neugründung,
747/748 Benediktinerkloster). 818 löste Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster
vom Hochstift Konstanz (endgültige Zinsfreiheit 854) und erhob es unter
Verleihung der Immunität zum königlichen Kloster. Dieses wurde eine der
wichtigsten Stätten früher deutscher Kultur (Notker von S., umfassende
Bibliothek), der reiche Güter zuflossen (160000 Morgen Land). Seit 1180 hatte
das Reich die Vogtei. 1206 wurde der Abt zum Reichsfürsten erhoben. In der
Folge gewann die Abtei ein ansehnliches Herrschaftsgebiet mit der Stadt S., dem
sog. Fürstenland und Appenzell (bis zum Anfang
des 15. Jahrhunderts), wozu 1468 durch Kauf noch die Grafschaft Toggenburg kam.
1345/1379 erwarb sie die Vogtei in den Niedergerichtsbezirken des Klosters.
Zwischen 1401 und 1408/1411 errangen die Untertanen in Appenzell mit
Unterstützung der Eidgenossen der Schweiz ihre Unabhängigkeit. 1437 schloss der
Abt ein Landrecht mit Schwyz. 1451 wurde der Fürstabt durch Vertrag mit Zürich,
Luzern, Schwyz und Glarus zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1457
verzichtete er auf die Herrschaft in der Stadt S. 1521 verlegte er seinen Sitz
nach Rorschach. In der seit 1524 eindringenden Reformation erwarb die Stadt S.
rechtswidrig (von Zürich und Glarus) alle Klosterrechte und verlor Toggenburg,
doch wurde das damit säkularisierte Kloster 1531/1532 mit Toggenburg
wiederhergestellt. 1798 wurde das Stift, dessen Abt an der Stellung als
Reichsfürst festhielt und das wegen Mooweiler (Untermooweiler, Unter-Mooweiler,
Mohweiler) zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben zählte, säkularisiert und zur Helvetischen Republik
geschlagen (Kantone Säntis, Linth). Die Herrschaft Neuravensburg in
Oberschwaben, über die das Kloster 1699 den Blutbann erlangt hatte, fiel 1803
als Entschädigung für Tarasp an den Fürsten
Dietrichstein und kam 1806 an Württemberg und das Gebiet damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. Am 3. 5. 1805 wurde das Kloster vom großen Rat (Parlament)
des 1803(/1815) gebildeten Kantons S. aufgehoben. Der Kanton S. bestand aus den
Herrschaftsgebieten der Abtei S., der Stadt S., den gemeinen Herrschaften bzw.
Landvogteien Uznach und Gaster mit Gams (gemeine Herrschaft von Schwyz und
Glarus seit 1436), Sargans (gemeine Herrschaft von Zürich, Luzern, Uri, Schwyz,
Unterwalden, Zug und Glarus seit 1482/1483 sowie von Bern seit 1712),
Werdenberg mit Wartau (Herrschaft von Glarus seit 1517), Sax (Herrschaft
Zürichs seit 1615), Rheintal mit Rheineck (gemeine Herrschaft von Zürich,
Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus seit 1491 sowie von Appenzell
seit 1500 und Bern seit 1712) sowie der autonomen Stadt Rapperswil, die seit
1464 unter der Schutzherrschaft von Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus sowie
seit 1712 von Glarus, Zürich und Bern gestanden hatte.
L.: Wolff 532; Ruch Anhang 82; Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen, hg. v.
Wartmann, H. u. a., Bd. 1ff. 1863ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Sankt
Gallen, hg. v. Gmür, M. u. a., Bd. 1ff. 1903ff.; Ehrenzeller, W., Sankt Galler
Geschichte, Spätmittelalter und Reformation, Bd. 1f. 1931ff.; Thürer, G., Sankt
Galler Geschichte, Bd. 1f. 1953ff.; Duft, J., Die Stiftsbibliothek Sankt
Gallen, 1961; Chartularium Sangallense, hg. v. d. Herausgeber- und
Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, bearb. v. Clavadetscher, O., Bd.
3 1983; Duft, J./Gössi, A., Die Abtei St. Gallen, 1986; Rösener, W., Der
Strukturwandel der St. Galler Grundherrschaft vom 12.-14. Jahrhundert, ZGO 137
(1989); Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der
Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 1993; Robinson, P., Die Fürstabtei St.
Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Vogler, W., Sankt Gallen, LexMA 7
1995, 1153ff.; Das Kloster St. Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P.,
1999; St. Gallen, hg. v. Wunderlich, W., 1999; Schaab, R., Mönch in Sankt
Gallen, 2003.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 689, 1, 2, 545; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007; Vita sancti Galli
vetustissima, hg. v. d. Stiftsbibliothek, 2012.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534
eroberten die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806
Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum
deutschen Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf
Humbert Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das
obere Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft
Turin (1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen
Chambéry und machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269
drangen sie ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. 1361 trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen
Arelat, unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten
Norditaliens, die ihren Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten.
1512/1521 wurden sie dem oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536
bis 1559 war S. von Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry
nach Turin verlegt wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen,
Waadtland, Gex und Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen
Verzicht auf Genf, Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen
Gebiete Bresse, Bugey (Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von
Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an
Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand
sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter
Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden
musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und
Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich
aus. 1860 wurden das Stammland S. sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung
für die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens, dessen Könige die
Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.;
Just, L., Das Haus Savoyen, 1940; Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward,
F., Histoire de la maison de Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la
Savoie, 1963; Lequin, C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie,
hg. v. Gichonnet, P., 1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire
1678-1979, 1978; Boutier, R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u.
a., La Savoie, 1984; Demotz, B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 105; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003;,
1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle, 2000.
Sayn-Wittgenstein (Grafen, Fürsten).
1357/1358/1361 fielen die Güter der Grafen von Wittgenstein an die Grafen von
Sayn, die sich seitdem Grafen von Sayn-Wittgenstein nannten. 1605/1607 wurde
die Grafschaft S. in die drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg,
Sayn-Wittgenstein-Sayn und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (später zeitweise
auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein) geteilt. Am Ende des 18. Jahrhunderts
umfasste die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Grafschaft 5
Quadratmeilen und 24000 Einwohner. Nach § 23 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 sollten die als rechtmäßig
anerkannten Ansprüche des Hauses S. auf die Grafschaften Sayn-Altenkirchen und
Sayn-Hachenburg durch eine Übereinkunft zwischen den Markgrafen von Baden, den Fürsten von Nassau und den Grafen von Wittgenstein
befriedigt werden. S. Sayn.
L.: Wolff 285; Wallner 697 OberrheinRK 27; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 476.
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Grafen, Fürsten).
1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Sie hatte von 1649 bis 1699 die Herrschaften
Lohra und Klettenberg am Harz innerhalb der Grafschaft Hohnstein als Lehen
Brandenburgs, nannte sich deswegen auch S. und gehörte mit Teilen der
Reichsgrafschaft Wittgenstein zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium und zum
oberrheinischen Reichskreis. Sie wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben.
1806 wurde ihr Gebiet von Hessen-Darmstadt annektiert und 1815 an Preußen
abgetreten. S. Sayn-Wittgenstein, Wittgenstein, Nordrhein-Westfalen.
L.: Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874; Klein, E., Studien zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
1936.
Sayn-Wittgenstein-Sayn (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein (neben Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein) die Linie S. Als sie 1632 ausstarb, fiel nach langwierigen Erbstreitigkeiten die Grafschaft Hachenburg (Sayn-Hachenburg) über Manderscheid-Blankenheim an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 an Nassau-Weilburg, die Grafschaft Altenkirchen (Sayn-Altenkirchen) an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741 an Brandenburg-Ansbach, 1791 mit diesem an Preußen und 1803 an Nassau-Usingen.
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Grafen, Fürsten).
1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein die Linie
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein. Wegen der von 1649 bis 1699 als Lehen
Brandenburgs innegehabten Herrschaften Lohra und Klettenberg innerhalb der
Grafschaft Hohnstein am Harz nannte sie sich auch Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
Mit Teilen der Reichsgrafschaft Wittgenstein zählte sie zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium und wurde 1801 in den Reichsfürstenstand erhoben. Das
Gebiet des fürstlichen Hauses S. umfasste drei Fünftel der Grafschaft
Wittgenstein mit Schloss Wittgenstein, die Stadt Laasphe, vier Viertel Banfe
bzw. Banf, Feudingen (bzw. Faidingen), Arfeld (bzw. Altfelden) und Vogtei
Elsoff (bzw. Elhoff) und die unter Oberhoheit Triers stehende Herrschaft
Vallendar. S. Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein.
L.: Wolff 285.
Schad, Schade (Reichsritter). Im 16.
Jahrhundert waren die S. im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. S. Schadt.
L.: Seyler 381; Stetten 33; Riedenauer 126; Neumaier 73, 141; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Schade von Leibolds?, 16. Jh. ausgestorben.
Schadeck (Herrschaft). Die Burg S. an der unteren
Lahn wurde 1288 durch Heinrich von Westerburg als Gegenstück zur Burg Runkel
errichtet. 1321 ließ sich das Erzstift Trier sie zu Lehen auftragen und behielt
in der Folge die Oberhoheit. 1467 kam S. an die Grafen von
Leiningen-Westerburg. Daher zählte die zugehörige Herrschaft S. am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen (Leiningen-Grünstadt) zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 282; Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 110.
Schaumburg (Herrschaft, Schauenburg). Die
Herrschaft S. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken der Pfalz zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 249, 305.
Schaumburg-Lippe (Grafschaft, Fürstentum).
1640/1647 erhielt Graf Philipp von Lippe-Alverdissen (Lippe) über seine Schwester
(und Mutter des letzten, 1640 gestorbenen Grafen von Schaumburg) einen Teil der
Grafschaft Schaumburg (Ämter Bückeburg, Stadthagen, Arensburg, Hagenburg,
Steinhude und Sachsenhagen [teilweise]) und vereinigte sie unter nomineller
Oberhoheit Hessen-Kassels mit seinen lippischen Besitzungen Lipperode und
Alverdissen zum Fürstentum S., während Pinneberg
an Dänemark, Lauenau und ein Teil von Hameln an Braunschweig-Lüneburg sowie die
Reste der Grafschaft Schaumburg (Schaumburg, Rinteln, Rodenberg, Sachsenhagen
[teilweise]) an Hessen-Kassel kamen. Nach seinem Tode begründeten seine Söhne
die Hauptlinie Lippe-Bückeburg (Bückeburg) mit der Residenz in Bückeburg und
die Nebenlinie Lippe-Alverdissen (Alverdissen). 1748 musste das Amt Blomberg an
Lippe-Detmold abgetreten werden. 1777 ging die Grafschaft S. von der
Bückeburger Hauptlinie an die ohne Landeshoheit abgezweigte Alverdissener
Nebenlinie über. Sie musste das Amt Schieder an Lippe-Detmold abtreten, das
1812 auch Alverdissen kaufte. 1807 trat der regierende Graf dem Rheinbund bei
und nahm den Fürstenrang an. 1815 schloss er
sich dem Deutschen Bund an. 1816 gab er eine landständische Verfassung. Durch
rechtzeitige Anlehnung an Preußen rettete das Fürstentum
1866 seinen Fortbestand. 1871 wurde es zweitkleinster Bundesstaat des Deutschen
Reiches. Im lippischen Erbfolgestreit von 1895 bis 1905 vermochte der Fürst
seine Ansprüche auf Lippe nicht durchzusetzen. Am 15. 9. 1918 trat er zurück.
Am 16. 11. 1918 wurde S. Freistaat und erhielt am 24. 2. 1922 eine neue Verfassung.
Der aus wachsenden finanziellen Schwierigkeiten sinnvolle Anschluss an Preußen
scheiterte in Abstimmungen von 1926 und 1930. Von 1933 bis 1945 unterstand S.
(1939 340 Quadratkilometer, 53200 Einwohner) einem Reichsstatthalter, blieb
aber verwaltungsmäßig selbständig. Am 1. 11./23. 11. 1946 kam es zu
Niedersachsen. Ein Volksentscheid vom 19. 1. 1975 forderte ein selbständiges
Land S., wirkte sich rechtlich aber nicht aus.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D2; Bauer 1, 665; Schmidt, G.,
Die alte Grafschaft Schaumburg, 1920; Maack, W., Die Grafschaft Schaumburg, 2.
A. 1964; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Knake, G., Preußen und
Schaumburg-Lippe 1866-1933, 1970; Wiegmann, W., Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe, 1990; Meien, J.,
Kleinststaat und Weltkrieg, 2012.
Schelm von Bergen (Reichsritter). Bis ins frühe
18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
Im späten 17. Jahrhundert waren sie im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Im 18.
Jahrhundert waren sie Mitglied des Ritterkreises Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Stetten 33; Riedenauer 126; Neumaier 66f.,
70, 73; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Bergen).
Schenk von Schweinsberg, Schenk zu
Schweinsberg, Schenk von Warnsdorf (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis ins
19. Jahrhundert zählten die nach Schweinsberg bei Kirchhain benannten
Freiherren S. mit Buchenau (seit 1692), Bodes, Branders, Erdmannrode
(Erdmannsrode), Fischbach, Giesenhain, Schwarzenborn und Soislieden zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 381f.; Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 126; Pfeiffer
212; Rahrbach 213; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Buchenau).
Schenkenzell (Herrschaft). S. bei Rottweil wird
erstmals um 1244 als cella pincernae erwähnt. Die Burg S. war Mittelpunkt einer
Herrschaft der Herren von S. Diese kam nach dem Aussterben des Geschlechts 1327
an die Herren von Geroldseck, 1481/1498/1500 an Fürstenberg.
1806 fiel S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Fautz, H., Die Schenkenburg und die Herrschaft Schenkenzell, 1954.
Schlatt (am Randen) (Herrschaft). Die Herrschaft
S. am Randen wurde 1749 innerhalb Schwäbisch-Österreichs von den Fürsten von Fürstenberg
erworben. Über Baden gelangte S. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Schleiffraß, Schleifraß (Reichsritter). Im frühen
18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 382; Riedenauer 127; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 357 Schleiffras (Eichenzell 1761-1716).
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen
Siedlung erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta
nordwestlich von Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im
Erbstreit zwischen Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang
des 14. Jahrhunderts an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an die Herren Reuß von
Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie Reuß-Gera (Reuß).
Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis gehörigen Herrschaft
Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum aufstieg.
Dieses wurde 1848 mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw. Reuß-Lobenstein-Ebersdorf
zum Fürstentum Reuß jüngere Linie vereinigt, das
1919 Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen aufging. Damit kam S., dessen
Schloss mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört wurde, von 1945 bis 1949 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen
Slawen ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien
bzw. Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit
Ratibor, Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide,
seit 1202 unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf
von Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich,
nachdem schon Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer
hatte verfügen können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die
1353 durch Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung
förderten, zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich
gehörigen Krone von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war
(1327 Teschen, Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und
Breslau, 1329 Sagan, Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336
Münsterberg [, 1342 das Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten
die Könige von Polen 1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das
nunmehr nicht mehr über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 -
über Böhmen dem Reich verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei
lehnsrührige schlesische Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone
Böhmens (1462 Troppau, Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf,
1551 Beuthen). Im 15. Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482
Crossen an Brandenburg und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde
Troppau neu zu S. gezählt. 1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an
Habsburg bzw. Österreich, das seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522
bis 1555 zu neun Zehnteln protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei
waren Schweidnitz-Jauer, Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen,
Neiße und seit 1544 Glogau Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen
Herzogtümer nur in Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines
1537 geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße,
Troppau und Jägerndorf und die Fürstentümer
Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und zunächst als
Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von 1782 bis 1849
mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein durch einen
Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland S.
(Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die Teilungen
Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen preußischen
Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen Gebieten und
der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der Oberlausitz
erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der reichsten Provinzen
und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1918/1919 kam das
Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien), vergrößert um das bis dahin
preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner Ländchen) und verkleinert um den
1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener Gebiets (Ostoberschlesien) an die
Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland. An Polen fielen Gebiete der
niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß Wartenberg (Großwartenberg)
und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000 Einwohnern) und Teile
Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919 bestehenden preußischen
Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981 Quadratkilometer, 3,204
Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und Liegnitz) vereinigt. 1939
wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere Grenzgebiete Polens S.
eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen Oberschlesien und
Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen Gebiets westlich
der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das von 1949 bis 1990
an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Die deutsche
Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen, Bielitz, Breslau,
Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin (Hultschiner Ländchen),
Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch, Münsterberg, Neiße,
Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless, Ratibor, Sagan,
Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau, Wartenberg,
Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte
der deutschen Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, III, 27; Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.;
Niederschlesien unter polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967;
Rückert, H., Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart
im Mittelalter, 1971; Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg.
Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in)
Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W.,
1975f.; Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999;
Weber, M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit,
1989; Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das
Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N.,
1994; Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J.,
Schlesien, LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke,
J., 1996; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000;
Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 895; Filip, V. u.
a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische Kurie, 2005; Rüther, A.,
Region und Identität, 2010.
Schleswig (Herzogtum, Residenz). Seit
karolingischer Zeit war das Gebiet an Eider und Schlei zwischen Dänemark und
dem fränkisch-deutschen Reich umstritten. Zwischen 1025 und 1035 verzichtete
Kaiser Konrad II. hierauf. Etwa zu dieser Zeit übernahm die nördlich der Schlei
gelegene Siedlung S. die vorher dem südlich der Schlei gelegenen Handelsplatz
Haithabu zugekommene Vorortstellung. Seit Ende des 11. Jahrhunderts/Anfang des
12. Jahrhunderts setzte der König von Dänemark Verwandte als Statthalter (lat.
praefectus, dän. jarl) für dieses Gebiet (Südjütland) ein. Dem Statthalter Knut
Laward (1115-1131) gelang es seit 1115, seine Herrschaft auch über die
slawischen Abodriten im östlichen Holstein (Wagrien) auszudehnen. Schon im 12.
Jahrhundert und dann seit 1232 trug der Statthalter den Titel Herzog (lat. dux)
und behauptete mit Hilfe der seit 1237 verschwägerten Grafen von Holstein aus
dem Haus Schauenburg (Schaumburg) die relative Selbständigkeit Schleswigs
gegenüber Dänemark (1261 Erblichkeit als Fahnenlehen Dänemarks). 1326 erzwang
Graf Gerhard III. von Holstein den Ausschluss der einheitlichen Herrschaft über
Dänemark und S. und sicherte sich 1330 eine Anwartschaft auf das
(staatsrechtlich) damit von Dänemark getrennte S. 1375 starb das
dänisch-schleswigsche Herzogshaus aus. 1386 erlangte der Graf von Holstein das
Herzogtum S. als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben S. und das vom Reich lehnbare
Holstein in fester staatsrechtlicher Verbindung (Schleswig-Holstein). 1440
musste der König von Dänemark den Grafen von Holstein die erbliche Belehnung
mit dem Herzogtum S. Dänemarks zugestehen. 1448 veranlasste der Graf von
Holstein die Wahl seines Neffen Christian von Oldenburg zum König von Dänemark
(Christian I.). Als mit Adolf VIII. das Haus Schauenburg (Schaumburg) der
Grafen von Holstein und Herzöge von S. 1459 ausstarb, wählten die Stände am 2.
3. 1460 König Christian I. von Dänemark, Graf von Oldenburg, zum Herzog von
Schleswig (Personalunion Dänemarks mit Schleswig-Holstein). 1474 erhob Kaiser
Friedrich III. Holstein, Dithmarschen, Wagrien und Stormarn zum
reichsunmittelbaren Herzogtum. Nach Christians Tode 1481 wählten die Stände
seine beiden Söhne (König Johann von Dänemark und Friedrich) zu Landesherren.
1490 teilten beide das Land bei ideeller Einheit in einen königlichen
(Segeberger) Anteil und einen herzoglichen (Gottorper [Gottorfer]) Anteil in
bunter Gemengelage. Friedrich wurde 1524 zum König von Dänemark gekrönt und
vereinigte die Herzogtümer Schleswig und Holstein wieder.
L.: Falck, N., Das Herzogtum Schleswig in seinem gegenwärtigen Verhältnis zu
dem Königreich Dänemark und zu dem Herzogtum Holstein, 1816, Neudruck 2008;
Sach, A., Geschichte der Stadt Schleswig nach urkundlichen Quellen, 1875;
Philippsen, H., Kurzgefasste Geschichte der Stadt Schleswig, 1926; Brandt, O.,
Geschichte Schleswig-Holsteins, 6. A. 1966; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Greve, K., Zentrale Orte im Herzogtum
Schleswig, 1987; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 47; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 905;
Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von
Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Schleswig-Holstein-Eutin (Herzöge). S. war eine nach der
Reformation des Hochstifts Lübeck gebildete Linie der Herzöge von
Schleswig-Holstein, die dadurch entstand, dass seit 1586 die nunmehr weltlichen
Fürstbischöfe von Lübeck aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorp (Gottorf)
kamen. 1773 wurde das Hochstift mit dem Herzogtum Oldenburg vereinigt, 1803
säkularisiert und Oldenburg zugeteilt. 1937 kam der oldenburgische Landesteil
Eutin/Lübeck an die Provinz Schleswig-Holstein Preußens. S. Eutin, Lübeck.
L.: Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958.
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schleswig-Holstein-Plön (Herzogtum). Um
1156 gründete Graf Adolf II. von Holstein bei der ehemaligen slawischen
Wasserburg Plune, die wohl seit dem 9. Jahrhundert slawischer Fürstensitz gewesen war, eine deutsche Siedlung. Die
1173 errichtete landesherrliche Burg war von 1290 bis 1390 Sitz einer Linie der
Grafen von Schauenburg, (Schaumburg) von 1623/1636 bis 1761 Residenz des
kleinen Herzogtums S., dessen Gebiet bei ihrem Aussterben 1761 an Dänemark
zurückfiel, bei dem es mit Schleswig-Holstein bis 1864 blieb. 1866/1867 kam es
zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Der Landkreis Plön, 2. A. 1964; Klüver, W., Plön. Grundzüge
und Hauptdaten einer Stadtgeschichte, 2. A. 1964.
Schlitz genannt von Görtz (Herren,
Reichsfreiherren, Reichsritter, Reichsgrafen). Schlitz im Nordosten des
Vogelsberges erscheint anlässlich der Weihe der Kirche im Jahre 812. Nach
Schlitz nannten sich die 1116 erstmals bezeugten ministerialischen Herren von
S., die in Lehnsabhängigkeit von der Abtei Fulda um Schlitz eine Herrschaft
aufbauten. Seit 1218 führten sie den Namen S., seit 1408 in einer Linie S.
genannt von Görtz (Gerisrode?). Als Anhänger der Reformation (1563) lösten sie
sich vor allem seit dem Dreißigjährigen Krieg aus der Landesherrschaft Fuldas,
zu dessen Erbmarschällen sie 1490 erhoben worden waren. Nach 1612 setzten sie
die Aufnahme ihrer Herrschaft (mit Bernshausen, Nieder-Stoll (Niederstoll),
Ützhausen, Hutzdorf, Fraurombach, Queck, Rimbach, Sandlofs, Sassen, Wehnerts,
Pfordt, Hartershausen, Hemmen, Üllershausen, Schlitz, Hallenburg, Wegfurth,
Berngerod, Ober-Wegfurth (Oberwegfurth), Richthof, Unter-Schwarz
(Unterschwarz), Unter-Wegfurth (Unterwegfurth) und Willofs) in den Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken und damit die Befreiung von der
Landstandschaft Fuldas durch. 1677 wurden sie Reichsfreiherren, 1726
Reichsgrafen. 1804 erreichten sie nach dem Wegfall der Oberlehnsherrschaft
Fuldas die Aufnahme in das wetterauische Reichsgrafenkollegium des Reichstags.
Bei der Mediatisierung fiel ihr Gebiet (mit Schlitz, den Gerichten Hutzdorf,
Pfordt, Bernshausen und der Herrschaft Wegfurth) 1806 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: (Wolff 514;) Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 382f.; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 161; Riedenauer 127(; 1100 Jahre Schlitzer Geschichte,
1912; Schlitz genannt von Görtz, E., Gräfin v., Schlitz und das Schlitzer Land,
1936) ; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357
„Schlitzerland“.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert
verlagerte es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von
Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als Folge hiervon
erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene Stellung. 1663
wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben. Wegen
der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen von S. zu den
fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid und damit
eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald, Steigerwald,
Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa 1790)
immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie Schönborn-Heusenstamm
erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid zweigten sich 1801 und
1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und die Grafen von S. in
Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm, Gravenbruch (Grafenbruch),
Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S., Huckelheim,
Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl, Großlaudenbach,
Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen, Krombach, Langenborn,
Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof, Schneppenbach, Unterschur,
Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen und Michelbach zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und Zeilitzheim waren sie im
Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie mit der Hälfte von
Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton Mittelrheinstrom und mit
Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Michelbach fiel
1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern, Schöllkrippen,
Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an Bayern. Die
Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch Mediatisierung
an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an Hessen, 1803 an
Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
Schönburg (Herren, Grafen, Fürsten). Im ehemaligen Reichsland an Pleiße und Mulde stieg das
ursprünglich edelfreie, dann reichsministerialische, aus dem Saalegebiet um
Naumburg stammende und 1166 erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von S. zu
selbständiger Stellung empor. Um 1170 begründeten sie, vermutlich auf Grund des
Wild- und Forstbannes, die reichsunmittelbaren Herrschaften Glauchau,
Lichtenstein und Geringswalde. Später erwarben sie die Herrschaft Meerane (um
1300), die Herrschaft Waldenburg (1375/1378) und 1406/1439 die Reichsgrafschaft
Hartenstein. Um 1300/1305 trugen die Herren von S. ihre reichslehnbaren
Herrschaften Glauchau und Lichtenstein zum Schutz vor Wettin (Meißen) als
Reichsafterlehen an Böhmen auf. Die Ende des 13. Jahrhunderts erworbene
Herrschaft Crimmitschau ging 1413 mit dem Aussterben der dortigen, 1301
begründeten Seitenlinie an die Markgrafen von Meißen verloren. Später
beanspruchte Sachsen die Landeshoheit über die Herrschaften Glauchau,
Waldenburg, Lichtenstein und Hartenstein, ohne die Reichsstandschaft der zur
Reformation übergetretenen Grafen beseitigen zu können. 1543 erwarben diese
nach Aufgabe ihrer verstreuten Güter im Egerland und in der Lausitz von Sachsen
die Herrschaften Penig, Wechselburg, Remse (Remissau) und Rochsburg als Lehen,
wodurch sie unter verstärkten Druck Sachsens gerieten. 1559 mussten sie,
nachdem 1556 eine Teilung in die Linie Glauchau (1620 erloschen), die obere
Linie mit den Ästen Waldenburg (1700 Reichsgrafen, 1790 Reichsfürsten) und
Hartenstein sowie die untere Linie Penig (in der Hauptlinie 1900 erloschen)
erfolgt war, die obere Grafschaft Hartenstein an Sachsen verkaufen. 1740 traten
die Grafen die Landeshoheit (über die sog. Schönburgischen Lande) an das
Kurfürstentum Sachsen ab, das 1779 über Bayern von Österreich die
Oberlehnshoheit erhielt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die Herrschaften
der Grafen von S., die ein Gebiet von 25 Quadratmeilen umfassten
(Schönburg-Waldenburg mit Waldenburg, Stein und Lichtenstein und der Grafschaft
Hartenstein, Schönburg-Glauchau mit den Herrschaften Glauchau, Remissau
[Remse], Penig, Rochsburg und Wechselburg), zum obersächsischen Reichskreis.
1792 zählten die Grafen zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 ging mit der Auflösung des Reiches die
Reichsstandschaft verloren, doch hatten die S. bis 1878 eine autonome
Gerichtsbarkeit und damit eine Sonderstellung innerhalb Sachsens. Von 1949 bis
1990 kamen die Güter mit Sachsen zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 421f.; Zeumer 553 II b 60, 23; Wallner 709 ObersächsRK 10 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Posse, O., Die Urahnen des
fürstlichen und gräflichen Hauses Schönburg, 1914; Müller, K., Geschichte des
Hauses Schönburg bis zur Reformation, 1931; Schlesinger, W., Grundzüge der
Geschichte der Stadt Glauchau, 1940; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der
Herren von Schönburg, 1954; Blaschke, K., Schönburg, LexMA 7 1995, 1531.
Schrautenbach, Schrautenbach genannt Weitolsheim,
Weitolshausen genannt Schrautenbach, Weitelshausen genannt Schrautenbach
(Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 127; Stetten 33; Neumaier 78; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Lindheim 18. Jh.).
Schütz von Holzhausen (Reichsritter). Das
Geschlecht der S. ist seit dem 13. Jahrhundert bezeugt. Im 18. Jahrhundert
zählten die S. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 78; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Friedberg).
Schutzbar genannt Milchling, Schutzbar genannt
Burgmilchling (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert waren die S. Mitglied in den
Kantonen Altmühl, Rhön-Werra und Steigerwald (?) des Ritterkreises Franken. Im
18. Jahrhundert zählten sie zum Ritterkreis Rhein und nur zeitweise noch zum
Kanton Rhön-Werra.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 127;
Rahrbach 229; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Trais 1550).
Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet
zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen
die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste
1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten:
Konstanz, Augsburg, Ellwangen und Kempten; Weltliche Fürsten:
Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach und Baden-Hachberg),
Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen), Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen,
Schwarzenberg (für Klettgau), Liechtenstein und Thurn und Taxis (für
Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee,
Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal
(Marchtal), Petershausen, Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim,
Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny; Grafen und
Herren: Landkomtur der Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw.
Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für
Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf,
Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern),
Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang (seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit
1645 Bayern), Eglingen (seit 1726 Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob
Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759 Österreich), Rechberg (von der
Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit 1751 Württemberg), Bonndorf
(seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs, Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck
(Hohengeroldseck) (seit 1711 von der Leyen) und Sickingen; Reichsstädte:
Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen,
Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl,
Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt, Wangen, Isny,
Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen, Bopfingen, Buchau,
Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88
auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden,
Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der
Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und
Kreisdirektoren waren der Bischof von Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog
von Württemberg. Tagungsort war meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der
Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im
Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische
Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733),
1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab
und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001;
Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und
Kriegsbeendigung, 2010.
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530
entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z.
B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer
Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im
Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das
Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.)
Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg,
Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein), die Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil,
Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg, Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf,
Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit 1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769
wegen Wiesensteig und Mindelheim), Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger
(seit 1654/1708), Württemberg (seit 1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654
wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662 wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708
wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck
[Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis (seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf,
Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit 1737), Colloredo (seit 1653/1741),
Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752), Neipperg (seit 1766),
Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff (seit 1779) und
Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches (deutscher
Nation) 1806 löste sich das schwäbische Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag
dem Corpus Catholicorum zugerechnet wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.
Schwalbach (Ganerben, Reichsritter). Die aus S. im
Taunus stammende Familie war von 1463 bis nach 1516 an der Ganerbschaft
Schornsheim beteiligt. Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. S. Carben (Karben).
L.: Zimmermann 78; Stetten 33; Riedenauer 127; Neumaier 78, 80, 83, 126, 147,
156, 166; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Schwalbach,
Niederholzheim) um 1650 ausgestorben.
Schwarzburg (Grafen, Fürsten).
Vermutlich ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der
1071 erstmals erwähnten Burg S. an der Schwarza in der Landgrafschaft Thüringen
benannten sich Grafen von S., die den seit Anfang des 11. Jahrhunderts
auftretenden Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den Grafentitel (des
thüringischen Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um Käfernburg, Remda,
Ilmenau, Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten nach der Doppelwahl
von 1198 gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen (S., Königsee,
Ehrenstein) weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212 Blankenburg,
1310-1383 Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an Arnstadt, 1333
erwarben sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334 Rudolstadt von den
Grafen von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten Grafen von
Beichlingen sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von Hohnstein.
Seit der Zeit Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und bis 1708 das
Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts
mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg, Güter dann an
die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde [1302] und an S.
[1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten die Grafen von S.
seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und waren damit von der
Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand ausgeschlossen. Seit dem 15.
Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in die seit 1485 unter der
Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um Sondershausen und die
unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit Reichsstandschaft begabte
Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch Schwarzburg-Schwarzburg und
wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt. 1571/1584/1599 entstanden nach kurzer
Vereinigung der gesamten Lande unter Graf Günther XL. († 1552) und Einführung
der Reformation (1535/1545) sowie dem Erwerb von Leutenberg (1564) die
Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw. Schwarzburg-Sondershausen, das ein
Drittel der oberen südthüringischen Güter (Arnstadt) und zwei Drittel der
unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und Schwarzburg-Rudolstadt, das
unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534 aufgehobene Kloster
Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem
Rheinbund, 1815 dem Deutschen Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871
dem Deutschen Reich bei. 1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch
Schwarzburg-Sondershausen eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen 1909 wurde
Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in Personalunion
vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach vorhandenen beiden
Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990
aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d.
Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung
der Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U.,
Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7
1995, 1620.
Schwarzburg-Rudolstadt (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Rudolstadt an der Saale wird zu Anfang des 9. Jahrhunderts erstmals
erwähnt. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts unterstand es den Grafen von Orlamünde.
1326 erhielt es Stadtrecht und kam 1340 an die Grafen von Schwarzburg. Seit
1599 war es Hauptort der Grafschaft, seit 1710 des Fürstentums
S. Die Grafschaft erhielt 1571 zwei Drittel der mit Reichsstandschaft begabten
Oberherrschaft Schwarzburg mit Rudolstadt und Stadtilm, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und 1598 das zur Unterherrschaft gehörige
Drittel Frankenhausen. Am 3. 9. 1697 und endgültig 1710 gewann S. die
Reichsfürstenwürde. 1754 wurde das zum obersächsischen Reichskreis zählende S.
nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen Geldentschädigung zum
Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund bei. 1816/1821 erhielt es eine 1854 umgestaltete Verfassung. 1866 trat es
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. S. umfasste (1910) 941
Quadratkilometer mit 100700 Einwohnern und wurde beim Aussterben des Fürstenhauses von Schwarzburg-Sondershausen (1909) mit
diesem in Personalunion vereinigt. Nach Abdankung des Fürsten
am 22. 11. 1918 verselbständigte sich S. als Freistaat. Dieser ging am 1. 5.
1920 im Land Thüringen auf. Das Geschlecht der S. starb 1971 in männlicher
Linie aus.
L.: Wolff 412f.; Wallner 710 ObersächsRK 14; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Bauer 1, 701; Statistisches Universal-Handbuch, Ortslexikon und
Landeskunde für das Fürstenthum
Schwarzburg-Rudolstadt, bearb. v. Thieme, A., 1880; Herrmann, K., Die
Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Trinckler, H.,
Entstehungsgeschichte und Häuserchronik von Alt-Rudolstadt, 1939; Handbuch der
historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968, 2. A.
1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt, 1994.
Schwarzburg-Sondershausen (Grafen, Fürsten,
Freistaat). Sondershausen an der Wipper wird 1125 erstmals erwähnt. Es war
vermutlich ursprünglich Reichsgut, dann Sitz mainzischer Ministerialen. Über
die Ludowinger und die Grafen von Hohnstein kam es 1356 an die Grafen von
Schwarzburg. 1571/1599 entstand durch Teilung des Hauses Schwarzburg die Linie
der Grafen von S. mit zwei Dritteln der Unterherrschaft im Norden Thüringens um
Sondershausen und Ebeleben und einem Drittel der Oberherrschaft mit Arnstadt,
Käfernburg und Gehren. 1631 gelang der Erwerb der unteren Grafschaft Gleichen.
1651 spaltete das zum obersächsischen Reichskreis gehörige S. die Linien
Schwarzburg-Ebeleben (bis 1681) und Schwarzburg-Arnstadt (bis 1669) ab. Die
überlebende Linie S. wurde 1681 erneut geteilt (Schwarzburg-Arnstadt bis 1716).
Am 3. 9. 1697 wurde S. (wie Schwarzburg-Arnstadt) in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1754 wurde S. nach Ablösung der Lehnsrechte Sachsens gegen
Geldentschädigung zum Reichsfürstenrat zugelassen. 1807 trat es dem Rheinbund
und 1815 dem Deutschen Bund bei. Bis 1819 bereinigte es durch Verträge mit
Preußen, Sachsen-Weimar-Eisenach (Sachsen-Weimar) und Sachsen-Gotha-Altenburg
(Sachsen-Gotha) sein stark zersplittertes Herrschaftsgebiet. 1819 vereinbarte
es in einem Zollvertrag mit Preußen den zollrechtlichen Anschluss der von
Preußen eingeschlossenen Oberherrschaft. 1841 erhielt es eine 1849 und 1857 revidierte
Verfassung. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen Reich bei.
1910 umfasste S. 862 Quadratkilometer mit 89900 Einwohnern. Nach dem Aussterben
des Hauses (1909) vereinigte der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt beide Fürstentümer in Personalunion. Nach seiner Abdankung
am 22. 11. 1918 entstand der Freistaat S., der am 1. 5. 1920 im Land Thüringen
aufging, das seinerseits 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis
1990 zur Deutschen Demokratischen Republik kam, in der es am 23. 7. 1952
aufgelöst (str.), zum 3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 412; Wallner 710 ObersächsRK 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D2; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen,
1920; Herrmann, K., Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle
1920; Eberhardt, H., Die Geschichte der Behördenorganisation in
Schwarzburg-Sondershausen, 1943; Eberhardt, H., Zur Geschichte der Stadt
Sondershausen im Mittelalter, FS F. Lammert, 1954.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten).
Seit 1155 ist das edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim
nachweisbar. Es erwarb 1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg
von den Castell die Burg und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und
benannte sich seitdem nach dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch
Auftragung Reichslehen. 1429 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566
bzw. 1599 (Stephansberger Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben.
1511 musste es die Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine
Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch
die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in
zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb
von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite
Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als
Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der
Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in
Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare,
1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau
(1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat,
1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz
(1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft
Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden
Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für seine fränkischen Güter
die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der
Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S.
zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach, Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach
mit Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes
16. Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl
(16. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und
Gnötzheim im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert).
Die oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an
Baden (1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der
früheren Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848
standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns
bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schweidnitz (Fürstentum,
Residenz des Fürsten), poln. Świdnica. S.
an der Weistritz in Niederschlesien entstand in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts (vor 1243 bzw. vor 1249) bei einer gleichnamigen slawischen
Siedlung. 1260 erhielt es Neumarkter Recht. 1290/1291 wurde es Sitz des Fürstentums S. einer Nebenlinie der niederschlesischen
Piasten, die auch das 1278 entstandene Fürstentum
Jauer bis 1301 besaß. 1301 wurde in S., Jauer (1312) und Münsterberg (1322)
aufgeteilt. 1346 wurde S. mit dem Fürstentum
Jauer (ohne Münsterberg) vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von
Schweidnitz-Jauer mit Kaiser Karl IV. kam es 1368/1369/1392 an Böhmen und 1526
an Habsburg bzw. Österreich. 1742 fiel es an Preußen. Das Fürstentum war 45 Quadratmeilen groß und in die Kreise
S., Striegau, Bolkenhain-Landeshut (Bolkenhain-Landshut) und Reichenbach
gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 476; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H3; Schirrmann, W.,
Chronik der Stadt Schweidnitz, 1908/1909; Heimatkunde von Schweidnitz und
Umgebung, hg. v. Friedrich, G., 1925; Schweidnitz, bearb. v. Franke, 1929;
Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt
Schweidnitz, 1935; Bein, W./Schmilewski, U., Schweidnitz im Wandel der Zeiten,
1990; Gawlas, S., Schweidnitz, LexMA 7 1995, 1638; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 526.
Schweidnitz-Jauer (Fürstentum). Von 1290/1291 bis 1301 und von 1346 bis 1918 bildeten Schweidnitz und Jauer in Niederschlesien das Fürstentum S. S. Jauer, Schweidnitz.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites
Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge
der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr
Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte
König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg,
die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen
erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige
Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben gelegenen
Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und Unterwalden
(Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen Bündnis gegen die
Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche Einmischung zusammen. König
Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden
aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner wurde ein einem Reichsvogt
unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von Österreich aus dem Hause
Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf Kloster Einsiedeln gegen die
Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15. 11. 1315 bei Morgarten
besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und Unterwalden (Waldstätte),
auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses, Swicenses, Anfang 14.
Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren Bund. 1318 begaben
sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt seine
Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie Reichsstadt
Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene Bern
(achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als Orte
seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut
geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens
entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland
einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin
aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der
Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich
binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen
sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort aufgenommen.
1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von Bern das
Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin) drohende
Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell gespalten,
wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die Eidgenossenschaft mit 13
Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt Sankt Gallen, Biel,
Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel [1579], Wallis,
Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden Gebiet nur noch
der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel angehörten. Die
einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend eine
aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die
von Frankreich entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift
Basel fiel an Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone
auf 22. 1815 wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten
lockeren Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S.
zu einem Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt.
1978 spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26
Kantone und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Hochstift, Fürstentum,
Residenz des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals
erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde nach einem
ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die Mission unter
den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160
nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171
ausgestattet (Burg und Land Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180
waren die Bischöfe (wieder) reichsunmittelbar, doch war diese Stellung
streitig. Seit 1239 hatten sie ihren Sitz in Bützow. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts konnten sie die Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15.
Jahrhundert wurden sie von den Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568
wurde das Bistum protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches
Lehen an Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit
1561 vom Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung
von Wismar an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum
dem Herzogtum Mecklenburg (Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat und im niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800
umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 14
Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die Landstände in den
Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Seifriedsberg (Herrschaft). 1751 wurde die zum
österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft S. südwestlich Augsburgs von
den Fürsten von Oettingen-Wallerstein erworben.
Später fiel sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 51, 4.
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren,
Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz
der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten
Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und
den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb
Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich
zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig
sind die späteren Fürsten zu Schwarzenberg,
denen Freiherr Ludwig von S. die Güter 1655 überlassen hatte, nachdem die 1573
gekaufte, innerhalb Bayerns landsässige Herrschaft Sünching an der Großen
Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S. gehörten im frühen 16. Jahrhundert
mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg und Marktbreit
dem Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18.
Jahrhundert zeitweise in den Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie
zählten seit 1590 zur Grafenbank des fränkischen Reichskreises und seit 1598
zum fränkischen Reichsgrafenkollegium, doch gingen diese Rechte bis 1655 durch
Verkauf an die Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft wurden die Freiherren
von S. 1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft
S. ein Gebiet von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und
Vogtamt Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Selboldsche Burg) 1575 ausgestorben?
Senft von Suhlburg (Reichsritter), Senft von
Sulburg. Vom frühen 16. Jahrhundert bis zu ihrem Aussterben 1803 zählten die S.
mit dem 1802 an den Fürsten von Hohenlohe
gefallenen Suhlburg mit Untermünkheim und Enslingen zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Mit dem 1524 erworbenen Matzenbach waren sie Mitglied des Kantons
Kocher des Ritterkreises Schwaben. 1808 fielen diese Güter an Württemberg.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 57, 62; Winkelmann-Holzapfel 163; Kollmer 365,
372; Pfeiffer 210; Stetten 33, 37, 185; Riedenauer 127; Schulz 271; Neumaier
149f.; .
Seyring (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts stand die Herrschaft S. in Niederösterreich den Fürsten Auersperg zu.
Sickingen (Herren, Reichsritter). Nach S. bei
Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der Reichsritter
Franz von S. (1481-1523) hervor, der durch Fehden und Kriegszüge ansehnliche
Güter am Mittelrhein erwarb und die Hoffnung der Reichsritterschaft auf eine
eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten und Reichsstädten
verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren Landstuhl und Ebernburg. Im 16. und
17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken,
im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton Kraichgau, zum Kanton Rhön-Werra, mit
Sauerburg, Hof Oders (Aders) und Sauerthal (Sauertal) zum Kanton
Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit Schallodenbach, Heimkirchen,
Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein sowie mit einem Viertel von Obenheim zum Ritterkreis Unterelsass. S.
selbst kam 1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78;
Winkelmann-Holzapfel 163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150;
Langbrandtner, H., Die sickingische Herrschaft Landstuhl, 1991; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Oberkainsbach 1550).
Siebenbürgen (Fürstentum,
Großfürstentum, Kronland). Das Gebiet im Karpatenbogen wurde 107 n. Chr. von
den Römern, nach 274 von den Ostgoten und Gepiden sowie später von den
Petschenegen besetzt, ehe es an Ungarn kam. König Geisa II. (1141-1161) rief
(2000 bis 3000) moselfränkische Siedler ins Land. König Andreas II. schenkte
zunächst 1211 dem Deutschen Ritterorden das Land Burza (Burzenland), entriss es
ihm jedoch 1225 wieder, nachdem er die deutschen, bald meist als Sachsen
bezeichneten Siedler 1224 mit umfassenden Freiheiten ausgestattet hatte. Zur
Abwehr der Türkengefahr wurden zahlreiche befestigte Kirchenburgen errichtet.
1520 setzte sich die Reformation durch. Nach dem Zusammenbruch Ungarns und dem
teilweisen Anfall an Habsburg bzw. Österreich 1526 hielten sich die Fürsten von S. geschickt zwischen Habsburg/Österreich
und den Türken und waren faktisch unabhängig, seit 1541 aber zu Tribut an die
Türken verpflichtet. 1567 gewann der Fürst die Krone von Polen. 1583 gewährte
er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1595 anerkannte er die Oberherrschaft des
Reiches und übergab 1597 dem Kaiser S. 1604/1605 wurden die kaiserlichen Amtsträger
vertrieben. 1622 wurde Fürst Bethlen als deutscher Reichsfürst anerkannt und
erhielt bis 1624/1626 mehrere Herzogtümer in Schlesien. 1686 erkannte Kaiser
Leopold die von den Türken eingesetzten Apafi als Fürsten
an. 1687 besetzte Herzog Karl V. von Lothringen das Land. 1691 verzichtete der
Fürst zugunsten Habsburgs auf die Herrschaft, so dass S. habsburgisches Gebiet
wurde. 1765 wurde S. zum Großfürstentum erhoben. Kaiser Joseph II. vereinigte
S. bis 1790 mit Ungarn. 1848 wurde S. eigenes Kronland Österreichs, 1867 aber
Ungarn eingegliedert. Am 8. 1. 1919 schloss es sich Rumänien an (1920
verwirklicht), kam 1940 in seiner nördlichen Hälfte mit dem ungarisch
besiedelten Szeklerland (unter Bevölkerungsumsiedlungsmaßnahmen) an Ungarn und
1944/1947 wieder an Rumänien zurück. Unter der Herrschaft des Sozialismus
siedelten zahlreiche Rumäniendeutsche aus.
L.: Hermann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Marienburg, L.,
Die Geographie des Großfürstentums Siebenbürgen, 1813, Neudruck 1986; Urkundenbuch
zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen, Bd. 1ff. 1892ff.; Teutsch, G./Teutsch,
F., Geschichte der Siebenbürger Sachsen Bd. 1ff. 1907ff.; Depner, M., Das Fürstentum Siebenbürgen im Kampf gegen Habsburg, 1938;
Matthiae, A., Siebenbürgen, 3. A. 1962; Teutsch, F., Kleine Geschichte der
Siebenbürger Sachsen, 3. A. 1965; Kutschera, R., Landtag und Gubernium in
Siebenbürgen, 1985; Verus, S., Siebenbürgen, 1986; Gündisch, G., Aus Geschichte
und Kultur der Siebenbürger Sachsen, 1987; Forschungen über Siebenbürgen und
seine Nachbarn, hg. v. Glassl, H./Benda, K., 1987/1988; Horedt, K., Das
frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Schaser, A., Siebenbürgen unter der
Habsburger Herrschaft im 18. Jahrhundert, Siebenbürgische Semesterblätter 3
(1989); Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Schenk, A., Deutsche
in Siebenbürgen, 1992; Lexikon der Siebenbürgener Sachsen, hg. v. Myß, W.,
1993; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte, 1993; Siebenbürgen
zur Zeit der Römer, hg. v. Schuller, W., 1994; Siebenbürgen zwischen den beiden
Weltkriegen, hg. v. König, W., 1995; Göckenjan, H., Siebenbürgen, LexMA 7 1995,
1840; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Roth, H., Kleine
Geschichte Siebenbürgens, 2. A. 2003, 3. A. 2007, Siebenbürgisch-sächsisches
Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen
Siebenbürgen, 2008.
Siegen (Burg, Herrschaft). Zwischen 1079 und
1089 erscheint S. an der Sieg erstmals (Sigena). 1224 gab der Graf von Nassau
die Hälfte seiner 1303 mit dem Recht von Soest begabten Stadt S. an das
Erzstift Köln. Die Doppelherrschaft währte bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts
(1421). Seit 1607 war S. Sitz des Hauses Nassau-Siegen, das sich 1621 weiter
teilte und 1652 in den Fürstenstand erhoben
wurde. Seit 1742 war S. nur noch Sitz eines Amtes. Über Nassau, Berg
(1806-1813, Unterpräfektur) und Preußen (1815/1816) kam es 1946 an
Nordrhein-Westfalen. S. Nassau-Siegen.
L.: Wolff 337; Achenbach, H. v., Geschichte der Stadt Siegen, Bd. 1f. 1954,
Neudruck 1978; Güthling, W., Geschichte der Stadt Siegen im Abriss, 1955;
Bingener, A./Fouquet, G., Die Stadt Siegen im Spätmittelalter, Nassauische
Annalen 105 (1994), 103; Fuhrmann, B., Siegen, LexMA 7 1995, 1862; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 559; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland
und Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
Siggen (Herrschaft). S. bei Ravensburg
erscheint erstmals 1094 (ze demo Siggun) in einer Vergabung an das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen. 1128 und 1372 begegnen Herren von S. Die vier
Dörfer umfassende Herrschaft, die wohl seit Ende des 13. Jahrhunderts Lehen des
Stifts Kempten war, kam am Ende des 14. Jahrhunderts an die Sürg(en) (Syrg) von
Sürgenstein (Syrgenstein), dann an die Praßberg, Schellenberg, Heimenhofen,
Schellenberg zu Kißlegg und 1433 an die Familie Humpiß. Nach deren Aussterben
1730 verkaufte das Stift Kempten 1764 die zum Ritterkanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben steuernde Herrschaft an die
Grafen Traun (Traun und Abensberg). Zusammen mit deren Grafschaft Eglofs kam
sie 1804 an die Fürsten Windischgrätz und 1806
an Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 42.
Sinsheim (Reichsstadt). S. an der Elsenz ist eine
fränkische Siedlung an der Straße von Frankreich zur Donau, die 770 erstmals
erwähnt wird (Sunnisheim). Im 10. Jahrhundert wurde es Sitz der Grafen des
Elsenzgaues. Zwischen 1092 und 1100 wurde auf dem Michaelsberg eine
Benediktinerabtei gegründet. 1192/1324 erhielt S. Stadtrecht. Die Stadt wurde
vom Reich mehrfach verpfändet und kam 1338/1362 zur Pfalz (Kurpfalz). Von 1803
bis 1806 gehörte S. zum Fürstentum Leiningen,
1806 fiel es an Baden und gelangte damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wilhelmi, K., Geschichte der großherzoglich-badischen Amtsstadt Sinsheim,
1856; Kirstein, E., Sinsheim an der Elsenz, Diss. phil. Heidelberg 1947;
Rommel, G., Sinsheim. Ein geschichtlicher Überblick, 1954; Der Kreis Sinsheim,
hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 563.
Sinzendorf (Grafen). 1665 erwarben die Grafen S.
das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen Thannhausen an der Mindel und
erlangten nach Lösung aus der Reichsritterschaft Zugang zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Grafschaft von
den 1705 zu Reichsgrafen erhobenen Stadion erworben. 1792 gehörten die Grafen
von S. wegen der 1654 von den Freiherren von Warsberg erworbenen Burggrafschaft
Rheineck bei Niederbreisig zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust
der 165 Hektar großen, knapp 100 Einwohner zählenden Burggrafschaft Rheineck
als Burggrafschaft das Dorf Winterrieden des Amtes Tannheim der Abtei
Ochsenhausen sowie eine Rente von 1500 Gulden. Hiermit war die Fürstenwürde für Graf Prosper verbunden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 33.
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird anlässlich
der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg das
edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht der
Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms (1160)
westlich Wetzlars erstmals erwähnt. Es erlangte vermutlich über die Herren von
Merenberg, Grafen von Gleiberg und Grafen von Luxemburg Güter der Konradiner.
Seit 1226 erscheinen Grafen von S., die Güter an der Lahn und in Oberhessen
hatten, sich aber nur in schweren Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von
Hessen behaupten konnten. Um 1250/1260 spalteten sich die Grafen in die Linien
Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms, bis 1363, Güter
an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420 erlangten die
Grafen das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg gekommene
Erbe der Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an Eppstein) in der
Wetterau (Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen, Laubach, Butzbach),
konnten es aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von Solms-Braunfels
leiteten sich 1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels und Solms-Lich ab,
von denen Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde. Solms-Braunfels zerfiel 1602
in Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit Wölfersheim) und Solms-Hungen.
Davon erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal gewann, 1693 (an Solms-Greifenstein) und
Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein und Solms-Braunfels).
Solms-Greifenstein nannte sich Solms-Braunfels und wurde 1742 Reichsfürstentum.
Seine Ämter Greifenstein und Braunfels kamen 1806 an Nassau, 1815 an Preußen
und 1945 an Hessen, seine Ämter Hungen, Gambach und Wölfersheim, Anteile an
Grüningen, Münzenberg und Trais-Münzenberg fielen 1806 an Hessen-Darmstadt.
Solms-Lich teilte sich in Solms-Lich und Solms-Laubach. Hiervon spaltete sich Solms-Lich,
das 1461 durch Heirat Güter Kronbergs aus der Falkensteiner Erbschaft
(Rödelheim, Assenheim, Niederursel) erbte sowie 1479 Nieder-Weisel
(Niederweisel) erlangte, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im
obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnewalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch
bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich von Berlin
sowie 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich von Zwickau) gewann, 1628 aber
Königsberg verlor, in das 1718 erloschene Solms-Lich und in Solms-Hohensolms,
das sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms (Solms-Lich und Hohensolms) nannte.
Seit 1792 war es Reichsfürstentum (Solms-Hohensolms-Lich). Seine Ämter Lich und
Nieder-Weisel (Niederweisel) kamen 1806 an Hessen-Darmstadt, sein Amt
Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen. Solms-Laubach
teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde (bis 1615) und Solms-Laubach. Dieses
zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit Assenheim (bis 1640), Solms-Laubach (bis
1676), Solms-Sonnewalde (mit Sonnewalde, Groß Leipe (Großleipa) und Schköna)
und Solms-Baruth. Solms-Baruth spaltete sich in Solms-Baruth, Solms-Rödelheim
und Solms-Laubach. Solms-Rödelheim zerfiel in Solms-Rödelheim (bis 1722) und Solms-Assenheim,
dessen Ämter Rödelheim und Nieder-Wöllstadt (Niederwöllstadt) mit einem Anteil
an Assenheim 1806 an Hessen-Darmstadt kamen. Solms-Laubach fiel mit Laubach,
Utphe und Anteilen an Münzenberg und Trais-Münzenberg 1806 an Hessen-Darmstadt
und durch Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld, Solms-Baruth, Solms-Wildenfels)
mit Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg 1806 ebenfalls an
Hessen-Darmstadt. Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle solmischen Lande die
Gerichtsordnung und Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften Münzenberg,
Wildenfels und Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hatten die Fürsten und Grafen zu S., die im frühen 18.
Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken gewesen
waren, für die Herrschaften Rohrbach, Scharfenstein und Hirschfeld sowie für
ihre Ansprüche auf die Abtei Arnsburg und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien
Arnsburg und Altenberg (Altenburg) erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung,
1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b 60, 4-8; Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30,
37, 38; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier 47, 99; Solms-Laubach, R. Graf zu,
Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms,
1865; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505;
Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser
Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms, LexMA 7 1995, 2036; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 376.
Solms-Braunfels (Grafen, Fürsten).
Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1420/1436 die Linie der Grafen von
S. Sie erlangte 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder Gerichtsbarkeit und
1495 das Bergregal. Um 1550 führte sie die Reformation ein. 1571 schuf sie das
Solmser Landrecht. Sie teilte sich 1602 in die Zweige (Solms-Braunfels)
Braunfels, (Solms-Greifenstein) Greifenstein (mit Wölfersheim) und (Solms-Hungen)
Hungen auf. S. erlosch 1693 und fiel an Solms-Greifenstein. Dieses nannte sich
S. und wurde 1742 ohne Virilstimme in den Reichsfürstenstand erhoben. Das Fürstentum S. fiel 1806 mit etwa 7 Quadratmeilen (das
Amt Braunfels mit den Städten Braunfels und Leun, das Amt Greifenstein mit der
gleichnamigen Stadt und einem Anteil an der ehemaligen Herrschaft Münzenberg,
Städte und Ämter Hungen und Wölfersheim, Amt Gambach, Gemeinschaft Münzenberg
[10/48 der Stadt Münzenberg und die Hälfte des Dorfes Trais-Münzenberg])
teilweise an Nassau und teilweise an Hessen-Darmstadt. 1815 kam Braunfels an
Preußen, 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273f.; Zeumer 553 II b 60, 4; Wallner 696 OberrheinRK 19; Uhlhorn,
F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Platte, H., Das
fürstliche Haus Solms-Braunfels, 2002; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 385.
Solms-Hohensolms (Grafen, Fürsten).
Solms-Lich spaltete sich in die Zweige Solms-Lich (1718 erloschen) und S., der
sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 gehörten die Grafen von S.
nach ihrer Erhebung zu Reichsfürsten (1792) zu den wetterauischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum oberrheinischen
Reichskreis. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste 4 Quadratmeilen (Ämter Hohensolms
mit Hohensolms, Lich, Nieder-Weisel [Niederweisel] und 5/48 von Münzenberg). S.
Solms-Lich (Solms-Lich und Hohensolms).
L.: Wolff 274; Zeumer 553 II b 60, 6; Wallner 697 OberrheinRK 30.
Solms-Lich (Grafen, Fürsten).
Durch Teilung der Grafschaft Solms entstand 1409/1420/1436 die Linie der Grafen
von S.(, die sich später S. und Hohensolms nannte). Sie erbte 1461 durch Heirat
Kronberger Güter aus der Falkensteiner Erbschaft (Rödelheim, Assenheim,
Niederursel), erlangte 1479 Nieder-Weisel, 1494 die kaiserliche Befreiung von
fremder Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im
obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnenwalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch
bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich Berlins,
1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich Zwickaus). 1628 verlor sie das Amt
Königsberg. 1562/1563 führte sie die Reformation ein. Sie spaltete sich in die
Linie S. (1718 erloschen) und in die Linie Solms-Hohensolms, die sich nach 1718
Solms-Lich-Hohensolms nannte. 1792 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben
und gehörte zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. 1806 fiel das Fürstentum
an Hessen-Darmstadt. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich und Hohensolms
(Solms-Lich-Hohensolms).
L.: Zeumer 553 II b 60, 5; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im
Mittelalter, 1931; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 389.
Solms-Rödelheim (Grafen). Die Grafschaft S. entstand
1607 bei der Teilung Solms-Laubachs. Sie zerfiel später in S. und
Solms-Assenheim mit den Ämtern Rödelheim, Assenheim und Nieder-Wöllstadt. 1806
kam die Grafschaft S., welche die Städte und Ämter Rödelheim und Assenheim
umfasste, an Hessen-Darmstadt und damit das Gebiet 1945 an Hessen. S. Solms.
L.: Wolff 274; Zeumer 552ff. II b 60, 7; Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von
Solms im Mittelalter, 1931; Busch, T., Herrschen durch Delegation, 2008Adel in
Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 401.
Specht von Bubenheim (Reichsritter). Von 1685,
mit dem bis dahin zum Ritterkreis Rhein gehörenden Georg Wilhelm S., bis etwa
1760 waren die S. mit den Rittergütern Unterboihingen, Oberdettingen und
Unterdettingen Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. Mit der 1680 durch weibliche Erbfolge nach den Wernau
zur Hälfte erworbenen und 1795/1797 an den Freiherrn von Rechberg gelangten
Herrschaft Donzdorf waren sie im Kanton Kocher immatrikuliert. Wegen Lindheim
waren sie Mitglied des Kantons Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Winkelmann-Holzapfel 163; Hellstern 214; Schulz 271;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Lindheim).
Spinola (Reichsfürst). 1696 erhob Kaiser Leopold
I. Giambattista S. zum Reichsfürsten und sein Reichslehen Vergagni vom
Marchesat zum Fürstentum.
L.: Klein 167.
Sprottau (Herzogtum), poln. Szprotawa. An der
Mündung der Sprotte in den Bober wurde neben einem slawischen Markt um 1254 die
deutsche Stadt S. gegründet. Sie gehörte seit 1253 zum Fürstentum
Glogau. Nach dem Tode Herzog Konrads von Glogau 1273/1274 entstand das
Herzogtum S., das bald an Glogau zurückkam und 1526 mit diesem an Österreich
und 1742 an Preußen fiel. 1945 gelangte S. unter die Verwaltung Polens und
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485; Matuszkiewicz, F., Geschichte der Stadt Sprottau, 1908; Handke,
K./Steller, G., Beschreibung der schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968;
Sagan und Sprottau, hg. v. Bein, W., 1992.
Stablo (Fürstabtei, Residenz des Fürstabts),
frz. Stavelot. Kurz vor 650 (648?) (bzw. 650/651) gründete der heilige Remaclus
unter Ausstattung durch den merowingischen Hausmeier Grimoald und König
Sigibert III. die Benediktinerabtei S. in den Ardennen bei Lüttich. Sie war von
Anfang an durch Personalunion mit dem ebenfalls von Grimoald (auf Königsgut)
gestifteten Malmedy verbunden. Sie wurde Hauptort eines geschlossenen
Herrschaftsgebiets. Als gefürstete Reichsabtei nahm sie seit dem 12.
Jahrhundert eine bedeutende Stellung im Reich ein. Sie gewann (wie Malmedy)
Sitz und Stimme im Reichstag und später im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Das Gebiet beider Abteien umfasste das Fürstentum
Stablo mit den Klöstern und Städten Stablo und Malmedy und die Grafschaft Logne
mit dem Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. 1794 verloren
beide Abteien die Reichsunmittelbarkeit. Mit ihrem Gebiet (17 Quadratmeilen)
kam die Abtei S. (mit Malmedy) am 1. 10. 1795 an Frankreich, das sie 1796 mit
Malmedy aufhob. 1815 fiel Malmedy an Preußen, S. an die Niederlande und 1830 an
Belgien. Malmedy kam am 24. 7. 1920/20. 9. 1920 nach Volksabstimmung an
Belgien, war aber von 1940 bis 1945 von Deutschland besetzt.
L.: Wolff 333; Zeumer 552 II a 34; Wallner 702 WestfälRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, D3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) B2;
Villiers, F., Histoire chronologique des abbés-princes de Stavelot, Bd. 1ff.
1878ff.; Halkin, J./Roland, C., Recueil des chartes de Stablo-Malmédy, Bd. 1f.
1909ff.; Boix, F., Étude sur l’abbaye et principauté de Stavelot-Malmédy (bis
1021), 1924; Legrand, W., L’église abbatiale de Stavelot, (in) Bulletin de la
Société d’art et d’histoire du diocèse de Liège 43 (1963), 183ff.; George, P.,
Stablo, LexMA 7 1995, 2163; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 693, 1, 2, 547.
Stablo-Malmédy, (Fürstabtei, Residenz), Stablo und
Malmedy (Fürstabteien). Die beiden Abteien Stablo und Malmedy waren von ihrer
Gründung unter dem merowingischen Hausmeier Grimoald bis zur Aufhebung durch
Frankreich 1796 durch Personalunion miteinander verbunden. Das Gebiet beider
Abteien umfasste das Fürstentum Stablo mit den
Klöstern und Städten Stablo und Malmédy und die Grafschaft Logne mit dem
Schloss Logne und den Gebieten Xhignesse und Hamoir. S. Stablo, Malmédy.
L.: Wolff 333; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 693., 1, 2, 547
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Hattstein, Falkenstein). 1683 ausgestorben?
Stargard (Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei
Neubrandenburg war Mittelpunkt des nach ihr benannten umliegenden Landes S.,
das von slawischen Redariern besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte.
1236 wurde es vom Herzog von Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg
abgetreten. 1298/1299/1304 kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen
Brandenburgs an die Fürsten von Mecklenburg.
1347 erhob König Karl IV. zum Dank für Unterstützung das Land S. unter Lösung
der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs zu Sachsen und Brandenburg zum erblichen
Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin dieses 1348 die Herzogswürde erlangte. Von
1352 bis 1471 gehörte es zur Linie Mecklenburg-Stargard, die außerdem die Länder
Sternberg und Eldenburg sowie zeitweise brandenburgisches Pfandgut innehatte,
von 1701 bis 1934 zur Linie Mecklenburg-Strelitz. Über diese zählte es zum
niedersächsischen Reichskreis. Mit Mecklenburg kam es 1945 in die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard (; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Starhemberg (Grafen, Fürsten).
Seit 1236/1240 nannte sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert
als Dienstmannen der steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der
um 1170 erbauten Burg S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu reichen Gütern
in Oberösterreich und Niederösterreich erbte es 1559/1572 von den Grafen von
Schaunberg deren Güter um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei Linien
aufgeteilte, der Reformation folgende Familie in den zwei weiblichen Linien in
den Reichsgrafenstand, 1765 in einer Linie (Georg Adam von S., Erzieher Josephs
II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
Starkenburg (Fürstentum,
Provinz). 1065 erbaute die Abtei Lorsch auf einem Bergvorsprung über Heppenheim
die Burg S. Im 13. Jahrhundert kam sie an das Erzstift Mainz, 1803 als Ruine an
Hessen-Darmstadt. Dieses benannte sein Gebiet zwischen Rhein und Main als Fürstentum bzw. Provinz S. Über Hessen-Darmstadt
gelangte S. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; 900 Jahre Starkenburg, hg. v. Koob, F., 1965.
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren
(Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren († 1055) benannte, der durch
seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile
des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich († 1105) erhielt als
Schwiegersohn König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das
Herzogtum Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf auf dem Hohenstaufen
bei Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die 1108 letztmals
genannten Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der Salier, 1138 mit
Konrad III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I. Barbarossa wurden
Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken, Oberpfalz, Egerland
(Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland, das nördliche
Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In Schwaben fielen
zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von Pfullendorf
(1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit Konstanze von
Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs VI. (1197) und
der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV. nach der
Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft dann allerdings
zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches Erbgut in einen
zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber durch die Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus
ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der
Landesherren festigte. Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes
Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der Staufer in Deutschland. Bei
ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des Sohnes Konrads IV., in
Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969;
Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer,
1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer,
T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA
8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u.
a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige,
hg. v. Seibert, H. u. a., 2007.
Steenhuize s. Steenhuysen (Fürstentum).
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Steenhuysen, Steenhuize (Fürstentum).
Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum
S. über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Stein (Herrschaft). Seit 1233 nannten sich
Herren von S. nach der vermutlich noch im 12. Jahrhundert erbauten Burg S. an
der Zwickauer Mulde. Als Lehen der Grafen von Hartenstein/Burggrafen von Meißen
hatten sie Beierfeld, Sachsenfeld, Grünhain, Holzenhain (Holzenheim) und Westerfeld.
1406/1439 ging S. mit Hartenstein an die Schönburg über. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft über die Fürsten
Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam S. von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Friedberg).
Steinau genannt Steinrück (Reichsritter). Vom
16. bis ins frühere 18. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im 17. Jahrhundert im Kanton
Steigerwald und vielleicht auch im Kanton Baunach immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 387; Pfeiffer 198, 211;
Bechtolsheim 14, 17; Riedenauer 127; Rahrbach 250; Neumaier 64; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Poppenhausen) 1734 ausgestorben?.
Stockheim (Reichsritter). Im 17. Jahrhundert
zählten die S. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie
vielleicht im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken immatrikuliert.
L.: Bechtolsheim 15; Hellstern 214; Riedenauer 127; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Stockheim, Lindheim) Ende 17. Jh. ausgestorben?.
Stolberg (Grafen, Grafschaft [, Fürsten9). In S. am Südharz bei Sangerhausen wurde
vermutlich im 10./11. Jahrhundert eine Burg und im 12. Jahrhundert eine
Bergbausiedlung begründet. Nach S. benannten sich seit 1210 (Stalberg) die von
den Grafen von Hohnstein oder den Grafen von Kirchberg abstammenden Grafen von
S., die um 1200 erstmals bezeugt sind. Ihre Güter lagen vornehmlich östlich des
Harzes (S., Hayn, 1341 Rossla, Bennungen, 1417 untere Grafschaft Hohnstein,
1413/1417 Kelbra und Heringen gemeinsam mit Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465
Questenberg). 1548 teilte sich das Haus nach der 1539 eingeführten Reformation
in eine rheinische, 1631 erloschene Linie und eine Harzer Linie. Diese zerfiel
1645 in die sich nach dem von ihnen 1429 erlangten Wernigerode nennende Linie
Stolberg-Wernigerode und in die Linie Stolberg-Stolberg. Von
Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677 die 1742 zu Reichsfürsten erhobene, 1804
erloschene Linie Stolberg-Gedern ab, von Stolberg-Stolberg 1706
Stolberg-Rossla, das 1893 gefürstet wurde. Das Gebiet der etwa 5,5
Quadratmeilen großen Grafschaft S. teilten sich im 18. Jahrhundert die Linien
Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S., Amt Hayn) und Stolberg-Rossla (Ämter
Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode [Berenrode] und Wolfsberg). Die
Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im Wetterauer Reichsgrafenkollegium und
im obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie eine Oberhoheit und
Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für die Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche
auf Königstein eine Rente von 30000 Gulden. 1803 wurden die Grafen von S.
mediatisiert. Ihre Güter kamen an Sachsen (Kursachsen), 1807 an das Königreich
Westphalen, (Stolberg-Stolberg) 1815 zu Preußen (Provinz Sachsen) und 1945
(sowie erneut 1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode,
B. Graf zu, Geschichte des Hauses Stolberg, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1883;
Regesta Stolbergica, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1885; Katalog der fürstlich
Stolberg-Stolbergischen Leichenpredigtsammlungen, hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff.
1927ff.; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode, 1929;
Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8
1996, 190.
Stolberg-Gedern (Grafen, Fürsten,
Reichsfürsten). Gedern bei Büdingen kam 780 an Lorsch. Die Burg Gedern wurde
von den von den Herren von Büdingen abstammenden Herren von Ortenberg
errichtet. Ihre Güter fielen an die Herren von Breuberg, die 1316 dem Erzstift
Trier die Hälfte Gederns zu Lehen auftrugen, 1323 an die Trimberg, 1376 an die
Eppstein-Königstein und 1535 an Stolberg. Seit 1677 war Gedern Sitz der 1742
gefürsteten Linie S., die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt wurde. 1806 kam
Gedern zu Hessen-Darmstadt und von dort zu Isenburg, 1816 wieder zu
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Stolberg.
L.: Zeumer 553 II b 60, 11; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 322.
Stolberg-Ortenberg (Grafen, Fürsten). Nach Ortenberg bei Büdingen nannte sich eine Linie der Grafen Stolberg, die 1806 in Hessen-Darmstadt mediatisiert wurde. S. Stolberg, Ortenberg, Hessen.
Stolberg-Rossla (Grafen, Fürsten,
Grafschaft), Stollberg-Roßla. Von der 1645 gebildeten Linie Stolberg-Stolberg
zweigte sich 1706 das nach Rossla (Roßla) bei Sangerhausen benannte S. ab. Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste die Grafschaft zusammen mit Stolberg-Stolberg und
Stolberg-Wernigerode ein Gebiet von etwa 11 Quadratmeilen. Rossla kam über die
Provinz Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 378, 416.
Stolp („Pfosten, Wehr“) (Land, Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am
Anfang des 13. Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge
von Pommern, beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von Danzig. Burg und Siedlung S. an der Stolpe
wurden erstmals 1236/1269 erwähnt. Das Land fiel 1307/1309 an Markgraf Waldemar
von Brandenburg, der dem Ort S. 1310 Stadtrecht Lübecks verlieh. 1317 kam das
Land an Pommern, das die Stadt S. mehrfach an den Deutschen Orden verpfändete
und das zeitweise unter einer Teillinie Pommern-Wolgasts verselbständigte Land
1459/1463 zwischen Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S.
an Brandenburg. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910;
Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W.,
Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche
Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 557.
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward
Sturkuowe am Storkower See südlich Fürstenwaldes
erstmals erwähnt. Er wurde bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S. der
Ministerialen von Strehla an der Elbe, die 1382 an die Herren von Biberstein
kam, die auch die Herrschaft Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die Herzöge von
Sachsen verpfändet, 1518 für 45000 Gulden an das Hochstift Lebus verkauft.
1556/1557 veräußerte der Administrator des Hochstifts sie an den verwandten
Markgrafen Johann von Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg. Sie gehörte dem
obersächsischen Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer Aufteilung
von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg Frankenburg mit neun Dörfern,
das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit drei Dörfern zu, dem Bischof
die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau
(Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei Obersulz und
die Lehen Freundstein (Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass sowie
rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der
Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die
linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen
Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum
Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Strehlitz, Groß Strehlitz (Fürstentum) s. Oppeln, Schlesien
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3.
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte
Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren
von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des
Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche die Burg Hohenlupfen
nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S. Hauptort der seit
dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten Landgrafschaft S., in der 1524
der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis hatte, an die
Marschälle von Pappenheim und 1639 über die Erbtochter des letzten Pappenheim
aus der Linie S. zusammen mit der Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6 Quadratmeilen bzw. 330
Quadratkilometern Gebiet, das die eigentliche Landgrafschaft S. mit Stadt und
Schloss S. und die Herrschaft Hewen mit dem Schloss Hohenhewen und Engen
umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle
benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt.
1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg Albeck oberhalb Sulzs
saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen großen Teil ihrer
Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des letzten Grafen von
Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der unteren Wutach.
1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift Konstanz Schloss und Stadt Tiengen
und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die Herrschaften Vaduz, Schellenberg und
Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern Jestetten und Tiengen bestehende
Landgrafschaft über die Erbtochter an die Fürsten
von Schwarzenberg, 1805/1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
S. selbst stand schon 1251 infolge Erbanfalls den Herren von Geroldseck zu, von
denen es bis 1473 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz
im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss.
phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg S., nach der sich
seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger Herzog Ernst I. von
Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und deren Stammvater
Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie Lehen Bambergs im westlichen
Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über das Hochstift Bamberg. 1057
gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der ausgestorbenen Grafen von
Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen genannt. 1188 erlosch das
Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und verwandte bayerische
Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg. Die Grafschaft S. kam
1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg 1305 vollständig
an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329 an deren pfälzische Linie.
Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV. Hauptort der luxemburgischen Güter
der Krone Böhmens in der Oberpfalz (Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern
zurück. 1505 wurde es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von
1610/1616/1656 bis 1742 Sitz des Fürstentums
Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis zählende) S.
infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch Pfalz-Sulzbach 1742
und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777 (Pfalz-Sulzbach) wieder mit
Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in
Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Tann, Thann (Reichsritter). Vom 16. bis ins
18. Jahrhundert waren die nach T. an der Ulster benannten von und zu der T. mit
T., Altschwambach (Altschwammbach) und Aura, Dietgeshof, Dippach, Esbachsgraben
(Esbachgraben), Friedrichshof, Günthers, Habel, Herdathurm (Herdaturm),
Hundsbach, Kleinfischbach, Knottenhof, Lahrbach, Meerswinden, Neuschwambach
(Neuschwammbach), Neustädges, Oberrückersbach, Schlitzenhausen, Schwarzenborn,
Sinswinden, Theobaldshof, Unterrückersbach, Wendershausen, Huflar, Teilen von
Nordheim/Rhön und Oberwaldbehrungen Mitglied im Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Im 16. Jahrhundert waren sie auch im Kanton Steigerwald
(?) und im Kanton Odenwald immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538, 539; Stieber; Wolff 514; Roth von
Schreckenstein 2, 594; Seyler 387; Winkelmann-Holzapfel 165; Pfeiffer 198;
Riedenauer 127; Stetten 33; Rahrbach 261; Neumaier 66; Eckhardt, K., Fuldaer
Vasallengeschlechter im Mittelalter, 1968; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 358 (Tann, Schackau).
Tarasp, Trasp, Trafft (Herrschaft). Die Burg T.
im Unterengadin stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie war Mittelpunkt der im 13.
Jahrhundert den Grafen von Tirol zugeordneten Herrschaft T. Sie gehörte nach
mehrfachem Herrschaftswechsel seit 1464 zu Tirol bzw. Österreich und kam mit
diesem zum österreichischen Reichskreis. 1684 erwarben die Fürsten von Dietrichstein die 1,5 Quadratmeilen große,
als reichsunmittelbar geltende, katholisch gebliebene Herrschaft und erlangten
für sie 1686 Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1803 fiel T. von Österreich an
Graubünden in der Schweiz.
L.: Gumpelzhaimer 5; Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E5; Poeschel, E., Das Burgenbuch von Graubünden, 1929;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
322.
Teck (Herzöge). Die Burg T. in der
Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor 1187
entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa 1186
bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge von
Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13.
Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit
Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an
den König zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte
der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften
die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie
Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise
und 1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der
Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365
die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft
Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von
Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen
der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von
T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von
Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische
Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der
Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A.,
Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 40; Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009.
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine Stadt zu deutschem Recht
angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen Herzogtums Oppeln das
Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis 1454/1457 eine Teillinie in
Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges Herzogtum. 1327 unterstellte es
sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen Böhmens. Um 1550 wurde die
Reformation eingeführt, durch Gegenreformation später aber wieder beseitigt.
1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der Teschener Piasten als erledigtes
Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg bzw. Österreich. Seit 1742 war es
mit einem Flächeninhalt von etwa 26 Quadratmeilen Teil des bei Österreich
verbliebenen Kronlands Schlesien (Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822
besaß Sachsen auf Grund einer Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das
Gebiet um T. ohne Befragung der Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und
der Tschechoslowakei aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český
Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums
Teschen an das Haus Lothringen, Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A.,
Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 580.
Thorn (Abtei, Frauenstift). 902 (bzw. bor 992)
gründete die Gräfin Hilswind von Stryen bzw. Strien auf ihrem von König
Zwentibold gegebenen Eigengut in T. (in der Diözese Lüttich) an der Maas ein
Stift. 1292 bestätigte König Adolf von Nassau die Freiheit dieses Stifts. 1494
nahm es König Maximilian in seinen Schutz. 1521 wurde T. als
reichsunmittelbares Stift in die Reichsmatrikel aufgenommen, doch übernahmen
seit 1602 die Grafen von Lippe die Matrikularbeiträge. Seit 1665 versuchten die
spanischen Niederlande, die Reichsfreiheit einzuschränken. 1792 gehörte das
etwa 1,5 Quadratmeilen große, rund 3400 Einwohner zählende Stift zu den
rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Am Ende des 18. Jahrhunderts war es dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zugeordnet, zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 mit Echternach
zu den ungangbaren Posten und wurde mit 1 zu Pferd bzw. 12 Gulden in Anschlag
gebracht. Die beiden letzten Äbtissinnen waren zugleich Äbtissinnen von Essen
und führten den Fürstentitel. Im Gefolge der
Revolution in Frankreich wurde das Stift aufgehoben.
L.: Gumpelzhaimer 150; Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 19; Wallner 704 WestfälRK
40; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 608; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw.
1159 sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T.
und zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg
trugen sie ihre Güter um T. Böhmen, an anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf.
Die in mehrere Linie aufgespaltete Familie nahm in der fränkischen Reichsritterschaft
eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende des 15. bis ins 18. Jahrhundert zählte
sie mit Burgsinn, Dittlofsroda, der Hälfte von Gräfendorf, Hessdorf mit
Höllrich, drei Vierteln T. mit einem Viertel Hesslar, der Hälfte von
Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts, Heiligkreuz, Rossbach, Rupboden,
Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton Steigerwald und im frühen 19.
Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises Franken immatrikuliert. Mehrere
Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis
1709 zählte Hans Karl von T., der 1708 die Reichsgrafenwürde gewann, wegen des
1696 erworbenen Freudental zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince,
2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell,
Steckelberg).
Thüringen (Landgrafschaft, Land, Freistaat). Das
Gebiet zwischen Harz, Thüringer Wald, (Unstrut,) Werra und Saale wurde in der
Nachfolge anderer germanischer Völkerschaften im 5. Jahrhundert n. Chr. von den
vielleicht im Namen an die Hermunduren anknüpfenden Thüringern eingenommen, die
erstmals im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts (um 400 bei Vegetius) als (von
Grahn-Hoek auf die gotischen Terwinger zurückgeführte) Toringi erscheinen. Ihr
sich noch darüberhinaus erstreckendes Reich zwischen Donau, Main, Werra und
Elbe wurde 531/533/534 von den Franken und Sachsen vernichtet und seine
Angehörigen unter fränkische Herrschaft gebracht (634-717/719 Herzogtum) und
christianisiert. Die Klöster Fulda und Hersfeld sowie das Erzstift Mainz
(Erfurt) erwarben umfangreiche Güter. Mit dem Übergang des deutschen Königtums
auf die sächsischen Liudolfinger und der Bildung weiter östlich liegender
Marken wurde T. vom Grenzland zu einem Kerngebiet des Reiches mit Pfalzen in
Nordhausen, Merseburg, Arnstadt, Ohrdruf, Wechmar, Heiligenstadt, Mühlhausen?,
Gebesee, Saalfeld, Dornburg, Kirchberg (bei Jena), Erfurt, Tilleda, Wallhausen
und Allstedt. Unter den gräflichen Geschlechtern gewannen die aus einer
Seitenlinie der Grafen von Rieneck in Mainfranken stammenden, auf der 1044
erbauten Schauenburg bei Friedrichroda ansässigen, am Pass der Hohen Sonne des
Thüringerwaldes sowie um Sangerhausen begüterten Ludowinger (1039 Ludwig der
Bärtige) die Vorherrschaft und wurden von König Lothar III. um 1130 (1130/1131)
mit dem Titel Landgrafen ausgezeichnet. 1122/1137 erlangten sie aus der Heirat
mit der Erbtochter (Hedwig) der Gisonen (Grafen von Gudensberg) Güter in Hessen
um Marburg und Gudensberg südwestlich von Kassel. 1180 erwarben sie beim Sturz
Heinrichs des Löwen zu ihren thüringischen und hessischen Gütern die
Pfalzgrafschaft Sachsen (Hosgau bzw. Hassegau) als Reichslehen und Güter an der
Werra, oberen Weser und Leine (bis 1247). Sie erbauten schon vor 1080 auf
fuldisch-hersfeldischem Gut die Wartburg, später die Neuenburg (Neuburg) an der
unteren Unstrut, die Runneburg (Weißensee) und die Marburg an der Lahn, doch
gelang ihnen die Zusammenfassung ihrer Güter nicht. 1247 starben sie mit
Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. T. fiel (endgültig 1263/1264) über eine
Schwester Heinrich Raspes auf Grund einer Eventualbelehnung von 1243 an die in
weiblicher Linie mit den Ludowingern verwandten wettinischen Markgrafen von
Meißen, Hessen über eine Erbtochter (Sophie) an die Grafen von Brabant
(Landgrafen von Hessen), womit einerseits die Trennung von Thüringen und Hessen
und andererseits die Aufgabe der selbständigen Einheit T. eingeleitet wurde.
1265 überließ der Wettiner Heinrich der Erlauchte T. an seinen Sohn Albrecht
den Entarteten. 1293/1294 verkaufte Markgraf Albrecht der Entartete von Meißen
T. an König Adolf von Nassau, doch konnten die Markgrafen von Meißen 1307 in
der Schlacht bei Lucka die Mark Meißen und T. zurückgewinnen. Seitdem
erweiterten sie ihre Herrschaft in T. zu Lasten der Grafen und des Reichs
(Vogtei über die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, Erwerb der Herrschaft
Coburg 1347/1353 sowie von fünf hennebergischen Ämtern mit Hildburghausen 1374
und des Pleißenlandes mit Altenburg 1310/1372/1373), doch blieben die
Herrschaftsgebiete von Schwarzburg, Henneberg, Gleichen und Reuß (Vögte von
Weida, Gera und Plauen), Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen sowie die Güter des
Deutschen Ordens bestehen. Dementsprechend hatten die Markgrafen von Meißen,
die von 1379 bis 1440 einen eigenen landgräflich-thüringischen Zweig abteilten,
im Norden einen langen Streifen von der Elster über Weißenfels und Freyburg bis
Langensalza, weiter ein Gebiet um Eisenach, Salzungen, Gotha und Zella-Mehlis
und schließlich fast den gesamten Süden des Landes. 1423 gewann die Meißener
Linie der Wettiner das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene
Kurfürstenwürde. Seitdem nannten sich alle Wettiner Herzöge (von Sachsen), wie
dies auch Herzog Wilhelm tat, unter dem T. nochmals von 1445 bis 1482
eigenständig wurde. 1485 teilte das Haus Wettin in die Kurlinie der Ernestiner,
die das südliche Gebiet zwischen Eisenach, Sonnewalde, Zwickau, Coburg und
Wittenberg bzw. Buttstädt erhielt, und die Linie der Albertiner, an die das
nördliche Gebiet von Groitzsch bis Treffurt (Weißensee, Freyburg, Sangerhausen,
Langensalza, Tennstedt, Thamsbrück, Laucha, Nebra) fiel. 1547 verlor die
ernestinische Linie die Kurwürde an die albertinische Linie und wurde auf das
inzwischen zur Reformation übergetretene Gebiet von T. beschränkt, für das sie
1548 die Universität Jena gründete. Seit 1572 wurde T. bzw. Sachsen immer
weiter aufgeteilt und zersplitterte allmählich vollständig. Nach dem Aussterben
der verschuldeten Grafen von Henneberg verwalteten die Albertiner und
Ernestiner deren Gebiete zunächst gemeinsam, teilten sie aber 1660 auf. Von
1657 bis 1746 bildete der sog. Thüringer Kreis um Weißenfels den
Hauptbestandteil von Sachsen-Weißenfels, von 1657 bis 1718 das 1564 gewonnene
Hochstift Naumburg mit den ehemals hennebergischen Gütern (Schleusingen, Suhl)
den Hauptbestandteil von Sachsen-Zeitz. Am Ende des 17. Jahrhunderts bestanden
im Rahmen des obersächsischen Reichskreises zehn Linien der Ernestiner, neun
der Reuß und drei der Schwarzburg in T. Außerdem hatte das Erzstift Mainz die
Herrschaft über Erfurt und einen Teil des Eichsfeldes gewonnen und war
Brandenburg mit dem Saalkreis nach T. vorgedrungen. 1803 fielen Erfurt, das
Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen, 1806 die albertinischen Teile an Preußen.
1807 verlor Preußen alle linkselbischen Gebiete. Von 1807 bis 1813 gehörten
Mühlhausen, Nordhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, Erfurt mit
seinem Gebiet zu Frankreich. 1815 erlangte Preußen die verlorenen Gebiete
zurück und gewann die albertinischen Teile Thüringens, die es 1816 auf die
Bezirke der Regierung in Thüringen zu Erfurt (Weißensee, Langensalza,
Tennstedt) und der Regierung des Herzogtums Sachsen zu Merseburg (Weißenfels,
Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg, Sittichenbach, Wendelstein,
Sangerhausen) aufteilte (1. 4. 1816 preußische Provinz Sachsen mit Herzogtum
Magdeburg, Altmark, Fürstentum Halberstadt,
Wernigerode, Hohnstein, Mansfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Eichsfeld, Erfurt,
Wittenberg, Torgau, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Stolberg, Querfurt, Barby,
Ziegenrück, Schleusingen, Heringen, Kelbra, Hauptstadt Magdeburg, Sitz der
Provinzialselbstverwaltung in Merseburg, Gliederung in die Regierungsbezirke
Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Insgesamt bestanden 1815 im thüringischen
Raum neben umfangreichen Gütern Preußens und Exklaven und Enklaven die zwölf
kleinen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg,
Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld,
Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie, Reuß
jüngere Linie zu Gera (Reuß-Gera), Ebersdorf (Reuß-Ebersdorf), Schleiz
(Reuß-Schleiz) und Lobenstein (Reuß-Lobenstein). Am 13. 11. 1826 erfolgte, nachdem
Sachsen-Weimar-Eisenach bereits 1815 zum Großherzogtum erhoben worden war (seit
1877 Großherzogtum Sachsen), durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts I. von
Sachsen die Neugliederung in die sächsischen Herzogtümer Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Altenburg sowie Sachsen-Coburg und Gotha. Nach Abdankung der Fürsten im November 1918 entstanden acht Freistaaten
(vier der Ernestiner, zwei der Schwarzburg, zwei der Reuß). Sie schlossen sich
mit Ausnahme Coburgs, das zu Bayern kam, am 30. 4./1. 5. 1920 entgegen den
Wünschen Preußens zum Land T. mit der Hauptstadt Weimar zusammen, das sich am
11. 2. 1921 eine Verfassung gab. Der Name T. begann nunmehr über das
ursprüngliche Gebiet zwischen Werra, Saale, Harz und Thüringer Wald hinaus
Gebiete östlich der Saale und südlich des Thüringer Waldes zu umfassen
(Herrschaftsgebiete der ernestinischen Wettiner). 1933 wurde die
Landesregierung einem Reichsstatthalter unterstellt. Am 1. 7. 1944 wurde der
bisher zur Provinz Hessen-Nassau (Preußens) gehörige Kreis Schmalkalden in den
Regierungsbezirk Erfurt umgegliedert und der Reichsstatthalter in Thüringen mit
der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der
staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. In diesem
Umfang fiel T. im April 1945 unter amerikanische, am 1. 7. 1945 unter
sowjetische Besatzungsverwaltung. Am 17. 9. 1945 kamen auf Grund des sog.
Wanfrieder Abkommens zur Sicherung von Transporten auf der Eisenbahnlinie
Göttingen-Bebra die hessischen Dörfer Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach
und Hennigerode östlich der Bahnlinie an die sowjetische Besatzungszone
(Thüringen), Werleshausen und Neuseesen westlich der Bahnlinie samt einem
östlich der Bahnlinie verlaufenden Geländestreifen an die amerikanische
Besatzungszone (Hessen). Am 20. 12. 1946 erhielt T. eine Verfassung. 1948 wurde
der Regierungssitz von Weimar nach Erfurt verlegt. Von 1949 bis 1990 war T.
Teil der Deutschen Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 ging es in den
Bezirken Erfurt, Gera und Suhl auf (str.), wurde aber am 3. 10. 1990 (mit rund
2700000 Einwohnern) wiederhergestellt (einschließlich der Kreise Altenburg,
Artern und Schmölln). Hauptstadt wurde Erfurt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
G3, II 66 (1378) F3; Eberhardt, H., Thüringen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 8; Thüringische Geschichtsquellen,
Bd. 1ff. 1854ff.; Cassel, P., Thüringische Ortsnamen, 1856 und 1858, Neudruck
1983; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von Sachsen und
Thüringen, 1861f.; Werneburg, A., Die Namen der Ortschaften und Wüstungen
Thüringens, 1884, Neudruck 1983; Regesta diplomatica necnon epistolaria
historiae Thuringiae, bearb. v. Dobenecker, O., Bd. 1ff. 1896ff.; Hantzsch, V.,
Die ältesten gedruckten Karten der sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593,
1906; Beschorner, H., Oeder und Thüringen, Beitr. Thür.-sächs. Gesch., FS O.
Dobenecker, 1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die thüringische
Geschichte, 1931; Kaiser, E., Landeskunde von Thüringen, 1933; Pasold, A.,
Geschichte der reußischen Landesteilungen von der Mitte des 16. Jh. bis zur
Einführung der Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Mentz, G., Ein Jahrhundert
thüringischer Geschichtsforschung, 1937; Maschke, E., Thüringen in der
Reichsgeschichte, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde 32 (1937);
Lauter, K., Die Entstehung der Exklave Ostheim vor der Rhön, 1941; Lehmann, J.,
Beiträge zu einer Geschichte der thüringischen Kartographie bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1932, und Jb. der Kartographie 1941 (1942);
Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts,
1951; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v. Schlüter, O./August,
O., Teil 1ff. 2. A. 1959ff.; Koerner, F., Die Lage und die Besitzstetigkeit der
Machtkerne in Thüringen während des ausgehenden Mittelalters, 1960; Patze, H.,
Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Patze, H.,
Bibliographie zur thüringischen Geschichte, Bd. 1f. 1965ff.; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Handbuch der
historischen Stätten: Thüringen, hg. v. Patze, H., 1968; Klein, T., Thüringen,
1983; Geschichte Thüringens. Politische Geschichte der Neuzeit, hg. v. Patze, H.,
1984; Hess, U., Geschichte Thüringens 1866-1914, hg. v. Wahl, V., 1991;
Historische Landeskunde Mitteldeutschlands – Thüringen, hg. v. Heckmann, H., 3.
A. 1991; Bühner, P., Kurzer Abriss über die Geschichte des albertinischen
Thüringen, Mühlhäuser Beiträge 14 (1991), 31; Petersohn, J., De ortu principum
Thuringie, DA 48 (1992), 585; Hessen und Thüringen, 1992; Hess, U., Geschiche
der Behördenorganisation der thüringischen Staaten, 1993; Kleinstaaten und
Kultur in Thüringen, hg. v. John, J., 1994; Werner, M., Thüringen, LexMA 8
1996, 747ff.; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Assing, H.,
Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter, 1997, Thüringen-Handbuch, hg.
v. Post, B. u. a., 1999; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer,
Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Müller, C., Landgräfliche Städte
in Thüringen, 2003; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Hoffmann,
R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Landstände in Thüringen, hg, v.
Thüringer Landtag, 2008; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2008 (Herren
von Heldrungen, Grafen von Buch, Grafen von Wartburg-Brandenburg)Fleischhauer,
M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2009; .Zusammenschlüsse und Neubildungen
deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a.,
2013, 125ff.
Thurn und Taxis (Fürsten),
Tour et Tassis. Die ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre
benannte, dann nach der Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg
Tasso (Taxis) bei Bergamo angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de
Tassis aus Cornello bei Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer
Botenlinie von Innsbruck nach Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von
Taxis 1500 maitre der Posten Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich
(1478-1506, 1481 Regent Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann
Baptista von Taxis 1518 von König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt
hatte und Leonhard von Taxis 1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters
bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat betraut
worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht der
Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649 in
Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung zur Führung des Doppelnamens T.
1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie erblichen Adel. 1597 wurde die von
ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal erklärt. 1608 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand,
1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den Reichsfürstenstand erhoben
(Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in den spanischen Niederlanden
und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt des Prinzipalkommissariats
beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben reichsritterschaftlichen Gebieten
(1647 wegen des erheirateten und später an die Reichlin von Meldegg [Meldegg]
vererbten Horn im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel
Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die reichsständische Herrschaft Eglingen. Im
kurrheinischen Reichskreis hatte sie seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines
Darlehens von 80000 Reichstalern. 1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787
gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises. 1802
verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber am 25. 2. 1803
durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt Buchau, die
Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu Salem gehörige
Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen
(Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in
Ennetach und Sießen mit insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000
Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat.
1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens
mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die Deutsche Bundesakte eine
reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie die gesamte
Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899 erhielt sie
den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz der
fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von Sankt
Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273; Lohner, B., Geschichte und
Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und
Taxis, 1895; Ohmann, F., Die Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold,
F., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f.
württemberg. LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M.,
1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und
Taxis 1517-1867, Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen
zur Geschichte des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche
Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T.,
Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R.,
Die fürstlich Thurn und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R.,
Gloria von Thurn und Taxis, 2003.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Trachenberg, Drachenberg (Herrschaft, Fürstentum), poln. Zmigrod. T. an der Bartsch in
Niederschlesien wird erstmals 1155 erwähnt (slawisches Dorf Zunigrod,
Drachenburg, Otternburg). Mit Urkunde vom 15. 5. 1253 gründete Herzog Heinrich
III. von Schlesien eine Stadt nach deutschem Recht, die 1287 als Trachinburg
erscheint. Über die Herzöge von Breslau, Glogau (1290) und Oels (1312) kam die
freie Standesherrschaft beim Heimfall von Oels unter Abtrennung von Oels 1492
an die Freiherren von Kurzbach, von 1592 bis 1635 an die 1174 erstmals als Scof
erwähnten Freiherren von Schaffgotsch und 1641 nach Konfiskation an die Grafen
von Hatzfeld, die 1741 in den preußischen Fürstenstand
erhoben wurden. 1937 umfasste die Herrschaft, über die 1742 Preußen die Hoheit
gewann, 15941 Hektar. 1945 fiel T. unter die Verwaltung Polens und gelangte
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. a.
Hatzfeld-Trachenberg.
L.: Wolff 486; Trachenberg in Schlesien, 700 Jahre deutsche Stadt,
zusammengestellt v. Samulski, R., 1962; Der Kreis Militsch-Trachenberg an der
Bartsch, zusammengest. v. Glatz, W., 1965.
Triberg (Herrschaft). Das zwischen drei Bergen
liegende T. an der Gutach nordöstlich von Freiburg wird erstmals 1239 bezeugt.
Es gehörte anfangs zur Herrschaft Hornberg, kam aber 1325 nach Aussterben der
Triberger Linie an die Grafen von Hohenberg. 1355 wurde die Herrschaft von
Habsburg gekauft und fiel 1654 endgültig an Österreich (Vorderösterreich). In
der Zwischenzeit war sie unter anderem 1372 an die Markgrafen von Baden, 1493
an die Grafen von Fürstenberg und im 16.
Jahrhundert an den Freiburger Juristen Zasius und den Feldhauptmann Lazarus von
Schwendi verpfändet. 1805/1807 kam die Herrschaft vom Breisgau Österreichs zum
größeren Teil an Baden, im Übrigen an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Hölzle, Beiwort 2; Maier, W./Lienhard, K., Geschichte der Stadt
Triberg im Schwarzwald, 1964; Hohkamp, M., Herrschaft in der Herrschaft, 1998.
Trochtelfingen (Herrschaft). 1161 erscheint erstmals T.
südlich Reutlingens, das gegen Ende des 13. Jahrhunderts Mittelpunkt einer
Herrschaft wurde. Sie kam nach dem Aussterben der Grafen von Gammertingen im
13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen von Tübingen, dann an die Grafen von
Württemberg und als Aussteuer an die Grafen von Werdenberg, die 1349 eine
eigene Linie Werdenberg-Trochtelfingen gründeten, die bis 1534 in T. saß.
1534/1535 fiel die Herrschaft T. erbweise an die Grafen von Fürstenberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie
über die Fürsten von Fürstenberg
zum schwäbischen Reichskreis. 1806 kam T. an Hohenzollern-Sigmaringen, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 687 SchwäbRK 28; Eisele, F., Zur Geschichte von
Trochtelfingen, Teil 1f. 1903ff.
Trohe (Reichsritter). Nach T. bei Gießen
nannten sich Reichsritter. Sie zählten im 18. Jahrhundert zum Ritterkreis
Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 im 17. Jh. ausgestorben?.
Troppau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im
11. Jahrhundert. Um 1200 trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt
hinzu. Um 1269 übertrug König Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen
Söhne die sog. Troppauer Provinz um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende
Oppaland selbständiges Fürstentum (Herzogtum)
unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von 1336 bis
1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der Anschluss
an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer
Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T.,
das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad,
1485 durch Tausch an Matthias Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn
Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen
unter die Oberhoheit Habsburgs bzw. Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es
Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang
der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil fiel an Preußen, der südliche Teil
bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands Schlesien Österreichs
(Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die Tschechoslowakei. Das
Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
Troppau-Jägerndorf (Fürstentum) s. Troppau, Jägerndorf
Trümbach, Trübenbach, Trubenbach (Reichsritter).
Die T. waren mit Wehrda, Schloss Hohenwehrda (Hohenwerda), Rhina, Schletzenrod
und Wetzlos im 17. und 18. Jahrhundert Mitglied des Kantons Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 392; Winkelmann-Holzapfel 166; Pfeiffer 198; Riedenauer
127; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Trümbach,
Wehrda).
Uckermark (Landschaft, Verwaltungseinheit). Das
Gebiet zu beiden Seiten der Ucker bzw. Uecker (zu slaw. vikru, schnell) war
ursprünglich von slawischen Ukranen bewohnt. Um 1172 überließ es Herzog
Heinrich der Löwe von Sachsen den Fürsten von
Pommern. Um 1230 brachten die Markgrafen von Brandenburg den Barnim und das
Flussgebiet der Finow unter ihre Herrschaft. 1250 trat ihnen der Herzog von
Pommern das übrige Gebiet (terra Ukera) ab. Seit dem 14. Jahrhundert wurde von
U. gesprochen. Von 1354 bis 1472 fiel der Nordteil um Pasewalk wieder an
Pommern zurück. Über Brandenburg zählte die U. zum obersächsischen Reichskreis.
Sie blieb bis 1816 Verwaltungseinheit in Preußen. 1950 wurde in der Deutschen
Demokratischen Republik ein Teil der U. mit Teilen Pommerns und Mecklenburgs im
Kreis Strasburg (Straßburg) und in Neubrandenburg vereinigt. 1990 wurden die
1952/1958 aufgelösten (str.) Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Bruhns-Wüstefeld, Die Uckermark in
slawischer Zeit, ihre Kolonisation und Germanisierung, 1919; Lippert, W.,
Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, hg. v. Heinrich,
G., 1968; Historisches Ortslexikon von Brandenburg, hg. v. Enders, L., 1986;
Enders, L., Die Uckermark, 1992; Escher, F., Uckermark, LexMA 8 1996, 1172.
Ulner von Dieburg, Ulmer (Reichsritter). Um
1550 zählten die U. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 18.
Jahrhundert gehörten sie dem Ritterkreis Rhein an.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 127; Stetten 33;
Neumaier 67, 72, 132, 150; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
358 (Reichenbach, Winterkasten).
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge
von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen
Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg
teilten, oder um 1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem
Aussterben der Linie Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg
planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie
Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600.
Urach-Freiburg (Grafen). Bei der Aufspaltung der Grafen
von Urach 1248 erhielt die Linie Freiburg den Breisgau mit Freiburg und der
Herrschaft Hausach im Kinzigtal. Die Grafen von U. gaben 1328 Hausach an Fürstenberg und 1368 gegen Entschädigung Freiburg an
Habsburg. 1395 erbten sie die Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel). Beim Aussterben
der Linie 1457 kamen die verbliebenen Güter im Wesentlichen an die Markgrafen
von Hachberg, von denen die Grafen von 1318 bis 1395 die Landgrafschaft
Breisgau als Pfand innegehabt hatten.
L.: Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939.
Vaduz (Grafschaft). V. am oberen Rhein wird
1150 erstmals erwähnt. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war das Schloss V.
Sitz der Grafen von V. Bis 1392 stand die Grafschaft den Grafen von Werdenberg
zu. 1396 erlangte die Grafschaft Reichsunmittelbarkeit. Bis 1507 kam sie an die
Freiherren von Brandis, bis 1613 mit Schellenberg und Blumenegg an die Grafen
von Sulz. 1613 fielen Grafschaft V. und Herrschaft Schellenberg an die Grafen
von Hohenems, 1699/1712 an die Fürsten von
Liechtenstein. 1719 wurden V. und Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu
einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben,
das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
L.: Wolff 179; Umlauft, F., Das Fürstentum
Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A.
1923; Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen
Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990.
Valangin, Valengin (Grafschaft). Die Grafen von
V. waren eine 1584 zurückkehrende Nebenlinie der Grafen von
Neuenburg/Neuchâtel. Deren Fürstentum kam nach
dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1707 durch Wahl der Stände an
König Friedrich I. in Preußen als testamentarischen Erben des 1702 mit Wilhelm
III. von England ausgestorbenen Hauses Oranien. 1805 überließ König Friedrich
Wilhelm III. Neuenburg/Neuchâtel gegen Hannover an Napoleon und dieser es 1806
an seinen Marschall Berthier. 1814 kam es an Preußen zurück und wurde als 21.
Kanton in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Am 1. 3. 1848 sagte es
sich von Preußen los. Am 20. 4. 1857 verzichtete Preußen endgültig auf seine
Rechte. 1861 gab der König von Preußen auch den Titel Graf von V. auf.
L.: Wolff 538; Thévenaz, L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Stribrny, W.,
Die Könige von Preußen als Fürsten von
Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Veldenz (Grafen, Fürstentum).
Nach V. bei Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit
1115 (1134?) ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw.
Wildgrafen, Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters
Tholey und als Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des
Klosters Saint Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift
Verdun sowie Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu.
Herrschaftsmittelpunkte waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und Meisenheim am
Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die Grafschaft V., die
sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der Erbtochter Agnes
1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von Geroldseck
(Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte und wieder
vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur Landesherrschaft erweitern
und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren Grafschaft Sponheim
gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter Anna an Pfalz-Simmern
bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694 bestand die Linie
Pfalz-Veldenz, deren Burg V. 1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns
aufgriff, zerstört wurde. Die Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils
an die Pfalz (Kurpfalz). Um 1800 war das Fürstentum
etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Verden (Hochstift, Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810 erstmals als Ferdi
(Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später von König Karl dem
Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz unterstellte und seit
849 nachweisbare Bischof die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und
Münzrecht für V., das 1192 erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12.
Jahrhundert erkennbare Diözese reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12.
und 13. Jahrhundert entstandene weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende
des 12. Jahrhunderts in Rotenburg residierenden Bischöfe war sehr klein und
umfasste an geschlossenem Gut nur V., einige Dörfer der Umgebung (1283/1288
Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede, Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und
Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg an der Wümme. 1566 wurde das Bistum
reformiert. Das Hochstift, das seit 1512 zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis gehörte, kam unter lutherische Administration erst
Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens (1632). 1648 fiel es
als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes Herzogtum an Schweden, wurde
1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von Dänemark an Hannover verkauft und
1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es (mit 24 Quadratmeilen mit 20000
Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von Frankreich, das es 1810 annektierte.
1813/1815 kam es wieder an Hannover und damit 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums
Verden, Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die
Entwicklung der Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums
Verden bis 1586, 1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen
Bistümer unter Karl dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die
Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948);
Der Landkreis Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum
Verden, 1970; Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung,
bearb. v. Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F.,
1972; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K.,
Verden unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der
Herzogtümer Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr,
D., Bistum und Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und
Weser, Bd. 2 1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Vergagni (Markgrafschaft, Fürstentum). 1696 erhob Kaiser Leopold I. das Reichslehen V. vom
Marchesat zum Fürstentum.
L.: Klein 167.
Wagrien (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Kieler Förde und Neustädter Bucht wurde nach dem Abzug der Germanen von den
slawischen wendischen (abodritischen) Wagriern (Buchtleuten) besiedelt. Fürstensitz war Starigard/Oldenburg. Die unter Kaiser
Otto I. begonnene Christianisierung und Germanisierung Wagriens erlitt bis ins
12. Jahrhundert zahlreiche Rückschläge. 1138/1139 gewann Heinrich von Badwide
(Bodwide), den der Askanier Albrecht der Bär mit Stormarn-Holstein belehnt
hatte, die slawischen Gebiete. 1142 musste er die Grafschaft wieder an die Grafen
von Schauenburg (Schaumburg) zurückgeben. Seit 1143 begann unter Graf Adolf II.
von Schauenburg (Schaumburg) die deutsche Besiedlung des meist in die Bereiche
Oldenburg, Lütjenburg und Plön geteilten Gebiets. Seitdem wurde W. unter
Holstein miterfasst. Bis zum frühen 15. Jahrhundert gingen die Wagrier in der
deutschen Bevölkerung auf. S. Holstein.
L.: Ohnsorge, W., Der Umfang Wagriens, Zs. f. lüb. Geschichte 10 (1908);
Boettger, F., Heimatkunde des Kreises Oldenburg, 1950; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 18, 19, Wagira, Volksname (Waghere,
Waigiri, *Wagwarjoz), Wagrier; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange,
U., 1996; Bünz, E., Wagrien, LexMA 8 1996, 1908.
Waldbott von Bassenheim, Waldbott-Bassenheim
(Reichsgrafen). Die Familie Waldbott war Afterlehnsträger der Grafen von
Isenburg-Braunsberg. Durch Erbschaft und Kauf erlangte sie allmählich die
Herrschaft Bassenheim bei Koblenz von ihren Lehnsherren. Diese war seit 1729
reichsunmittelbar. Um 1790 zählten die Grafen mit Arnoldshain und Schmitten,
Kransberg (Kronsberg), Friedrichsthal (Friedrichstal), Pfaffenwiesbach und
Wernborn zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde der Graf W. wegen Pyrmont
und Olbrück durch die Abtei Heggbach (ohne Mietingen und Sulmingen und den
Zehnten von Baltringen) und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim entschädigt.
1806 wurden die W. in Bayern und Württemberg mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 167; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Arnoldshain, Schmitten 1792), Waldbott von
Pfaffendorf (Waldmannshausen 1792).
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg, die
sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des Herzogtums
Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die ihnen 1214 das
Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu
Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um
1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337
Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte,
1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der
Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429
zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit
Trauchburg und später auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische
(Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft
Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die georgische (Zeiler)
Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie Wolfegg und teilte
sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil).
Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798
erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil
und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als
Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806
wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750
Quadratkilometern unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldburg-Scheer (Grafen, Truchsessen),
Waldburg-Friedberg-Scheer. Scheer an der Donau bei Sigmaringen kam 1267 an den
Grafen von Montfort, der es 1289 an König Rudolf von Habsburg verkaufte. 1314
verpfändete Habsburg Scheer an die Grafen von Montfort, seit 1369 vereinigt mit
der Grafschaft Friedberg. Beide kamen 1452-1454 an die Truchsessen von Waldburg.
Scheer wurde bald Sitz einer eberhardischen, später einer jakobischen Linie.
1786 wurde Friedberg-Scheer, das über die Truchsessen zum schwäbischen
Reichskreis zählte und seit 1680 nur noch Mannlehen Österreichs war, durch die
Erben der 1772 ausgestorbenen Linie Waldburg-Trauchburg an die Fürsten von Thurn und Taxis verkauft. Deren 1787
geschaffene reichsunmittelbare gefürstete Grafschaft kam 1806 an Württemberg
und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 85; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; Der Kreis Saulgau, 1971.
Waldburg-Trauchburg (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Trauchburg nördlich von Isny fiel von den
Herren von Trauchburg, einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die
Grafen von Veringen und 1306 durch Verkauf an Waldburg. 1429 kam Trauchburg an
die 1772 erloschene jakobische Linie W. der Truchsessen von Waldburg, von
diesen an Waldburg-Zeil-Zeil. 1806 wurde Waldburg-Zeil-Trauchburg
(Waldburg-Zeil-Zeil) in Württemberg mediatisiert. Trauchburg kam 1810 an
Bayern. Wegen einer Hälfte Kissleggs zählten die Truchsessen zum Kanton
(Bezirk) Allgäu-Bodensee (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. S.
Waldburg-Zeil-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Zeil).
L.: Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in
Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit 1100 erscheinenden Herren von Tanne
nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg Waldburg östlich von Ravensburg. Um 1200
erwarben sie Wolfegg, um 1240 Waldsee. 1429 erhielt die jakobische Linie
Wolfegg, die eberhardische Linie, die 1511 erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später
an die georgische Linie, die sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg)
und Waldburg-Zeil (Zeil) teilte. Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das
1798 erloschene Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft
bzw. Grafschaft Waldsee, die Herrschaften Winterstetten, Schwarzach,
Eberhardzell und Schweinhausen und das Gericht Reute. 1798 beerbte sie
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den Reichsfürstenstand erhoben, 1806
aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978.
Waldburg-Zeil (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die Burg Zeil bei Leutkirch war 1123 ein
Sitz der Grafen von Bregenz, im 13. Jahrhundert Reichsburg. 1337 fiel sie an
die Truchsessen von Waldburg und kam 1595 an die Linie W. Wegen Altmannshofen
und Vogelsang zählte sie zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben. 1792 gehörten die Lande der Erbtruchsessen zu
Waldburg-Zeil-Zeil und zu Waldburg-Zeil-Wurzach zum schwäbischen Reichskreis.
1803 wurden die Truchsessen von Waldburg in den Fürstenstand
erhoben, 1806 mediatisiert.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des
fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldburg-Zeil-Wurzach (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Wurzach am Südrand des Wurzacher Rieds in
Oberschwaben wird 810/819 erstmals genannt. 1218 kam es an das Geschlecht
Tanne/Waldburg. Die Truchsessen von Waldburg teilten sich 1429 in mehrere
Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595 teilte sie sich in
die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Die Linie Zeil
spaltete sich 1674/1675 in Zeil-Zeil und Zeil-Wurzach. Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatten die Grafen von W. die Herrschaft Wurzach zusammen mit der
Herrschaft Marstetten und der Grafschaft Zeil, ein Gebiet von 5,5 Quadratmeilen
mit 10000 Einwohnern. 1806 erhielten die Truchsessen im Zuge der Säkularisation
die Franziskanerinnenklöster Kisslegg und Wurzach und das Paulanerkloster
(Paulanerbruderkloster) in Wurzach. Die Grafen von W. wurden 1806 mediatisiert,
wobei Wurzach an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg fiel. Die
Linie erlosch 1903.
L.: Wallner SchwäbRK 26 b; Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses
Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.; Vogel, A., Bad Wurzach. Seine
Geschichte und sein Recht, 1959.
Waldburg-Zeil-Zeil (Truchsessen, Grafen, Fürsten). Die Truchsessen von Waldburg teilten sich
1429 in mehrere Linien. Die georgische Linie erhielt Waldsee und Zeil. 1595
teilte sie sich in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil
(Zeil). Die Linie Waldburg-Zeil (Zeil) spaltete sich 1674/1676 in Waldburg-Zeil-Wurzach
(Zeil-Wurzach) und W. (Zeil-Zeil). Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten die
Grafen von W. die Grafschaften Zeil und Trauchburg und die Herrschaften Herrot,
Kisslegg (teilweise) und Aichstetten. Wegen Trauchburg nannten sie sich auch
Waldburg-Zeil-Trauchburg. Wegen Altmannshofen zählten sie zum Kanton Hegau
(Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben, 1803 wurde die Linie W. in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1805 fiel ihr das Kollegiastift Zeil zu. 1806
wurde sie in Württemberg mediatisiert. Trauchburg wurde 1810 von Württemberg an
Bayern abgegeben.
L.: Vochezer, R., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum,
Freistaat). Die Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten Stammesherzogtum
Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain an die seit
Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg (südöstlich
Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch Heirat von
den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts Paderborn
gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des Löwen 1180
nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219 bzw.
1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der Grafschaft
Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den Erzstiften
Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels
mit Fürstenberg und Sachsenberg, 1414/1415
Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und damit als
reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397 entstandenen Linien
Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und Lehnshoheit Hessens
(später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie Landau. Danach
wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507 drei Linien, 1607
zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625 durch Erbvertrag
die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige, ursprünglich
schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und 1639/1648 die
Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und Tonna sowie 1648
die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v. W.)/1711 (Hauptlinie) die
Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und wurde beim
Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692 vereinigt (seit
1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den Reichsfürstenrat. Es
zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank).
Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von
1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten
geschaffene Fürstentum Waldeck-Pyrmont, 1807 die
Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem Land eine Verfassung, die
jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in Kraft trat. Nach Beitritt
zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4. 1816 eine neue Verfassung.
Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach,
Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau,
Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg,
Altwildungen und Arolsen und die Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen
und Lichtenfels. 1847 wurde durch Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig
Hessen-Kassels Lehnshoheit aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W.
Preußen, auf das es in einem Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die
Verwaltung des Landes (z. B. der Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad
Wildungen und Korbach sowie dem zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht
in Kassel) übertrug, so dass neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst
nur den Ertrag der Domänen, das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein
Zustimmungsrecht zu Gesetzen des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin
Emma von W. heiratete den letzten König der Niederlande aus dem Hause Oranien.
Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat (Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen
Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde Pyrmont mit der Provinz Hannover
Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens Preußens erfolgten Kündigung des
Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund einer Volksabstimmung auch das
Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund 60000 Einwohnern) in die Provinzen
Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu
Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums
Waldeck, 1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer,
U., Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und
Perseveranz kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K.,
Vom Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8
1996, 1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G.,
Waldeck im Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 425.
Waldeck-Pyrmont (Fürstentum, Freistaat). Von 1805 bis 1813 wurde in Waldeck für Georg von Waldeck ein eigenes Fürstentum W. geschaffen. 1919 entstand der Freistaat W., von dem 1922 Pyrmont zur Provinz Hannover Preußens kam. S. Waldeck.
Walderdorff, Walderdorf, Waldendorf, Walderndorf,
Wallendorf, Wallerdorf (Reichsritter). Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten
die 1211 erstmals erwähnten, 1660 mit dem Reichsfreiherrenstand und 1767 mit
dem Reichsgrafenstand begabten W. zum Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken.
L.: Riedenauer 128; Neumaier 66, 149, 151f.; Gensicke, H., Die von Walderdorff,
Nassauische Annalen 106 (1995), 241; Die von Walderdorff, hg. v. Jürgensmeier,
F., 1998; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (ein Hof in
Bensheim).
Waldsberg (Herrschaft). Die Herrschaft W. wurde 1656
von den Fürsten zu Fürstenberg
erworben und zählte über sie zum schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 175; Wallner 687 SchwäbRK 29.
Wallbrunn, Walbrunn (Freiherren, Reichsritter).
Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die Freiherren von W. zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Um 1550 waren sie Mitglied im Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Wallbrunn zu Gauersheim, Wallbrunn zu
Nieder-Saulheim (Niedersaulheim), Wallbrunn zu Partenheim.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 58; Zimmermann 80;
Hellstern 216; Stetten 33, 38; Kollmer 382; Neumaier 66f., 70, 73, 151;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 Walbrunn (bei
Pfungstadt, um Frankfurt am Main).
Wallenstein (Reichsfürst). 1617 wurde Albrecht von
W., der vom Angehörigen eines kleineren alten böhmischen Adelshauses
(Waldstein) zum kaiserlichen Heerführer aufstieg, Reichsgraf, 1623 Reichsfürst.
Seine Güter wurden 1624 zu dem Fürstentum
Friedland in Böhmen zusammengefasst, dessen erblicher Herzog er 1625 wurde.
1627 erhielt er das Herzogtum Sagan, 1627/1629 das unmittelbare Reichslehen Mecklenburg.
Nach seinem Sturz und der Ermordung am 25. 2. 1634 blieben seine
Familienangehörigen Grafen von Waldstein und fanden 1654 im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium Aufnahme.
L.: Klein 150.
Wallenstein, Waldstein (Reichsritter). Im 16. und
17. Jahrhundert zählten die W. zeitweise zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 394; Riedenauer 128; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 358 (Lindheim 1550).
Wallmoden (Grafen). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörten die Grafen von W. wegen der 1782 von den Fürsten
von Schwarzenberg erworbenen Herrschaft Gimborn-Neustadt zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und nannten
sich Wallmoden-Gimborn. S. Gimborn, Gimborn-Neustadt, Neustadt.
L.: Zeumer 554 II b 63, 24.
Wallmoden-Gimborn (Grafen). 1782 erwarben die Grafen von Wallmoden von den Fürsten von Schwarzenberg die reichsunmittelbare Herrschaft Gimborn-Neustadt und nannten sich W. S. Wallmoden.
Wambolt von Umstadt (Freiherren, Reichsritter),
Wambolt von und zu Umstadt. Vom frühen 16. Jahrhundert bis um 1800 zählten die
Freiherren W., die ursprünglich aus dem Niddagau stammten, mit der 1721
erworbenen Herrschaft Birkenau, Hasselhof (Hasselhöfe,) Kallstadt und Rohrbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Mit zwei Dritteln Partenheim und
Weitersweiler waren sie auch Mitglied des Kantons Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Birkenau und Kallstadt fielen 1808 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 57; Zimmermann 80;
Winkelmann-Holzapfel 168; Stetten 33, 38, 187; Riedenauer 128; Neumaier 67, 70,
73, 132, 151; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Birkenau).
Warnsdorf, Warndorf (Reichsritter). Um 1790
zählten die W. mit Buchenau, Bodes, Branders, Erdmannrode (Erdmannsrode),
Fischbach, Giesenhain, Schwarzenborn und Soislieden zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 168; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
358 Warndorf (Buchenau 1792(.
Wartenberg (Herrschaft). Die Herrschaft W. wurde
1307 von den Fürsten zu Fürstenberg
erworben.
L.: Hölzle, Beiwort 44.
Wartenberg (Herrschaft, freie Herrschaft). Die
freie Standesherrschaft W. in Niederschlesien mit den Städten W. und Bralin
gehörte ursprünglich zum Fürstentum Oels, wurde
aber nach dem Aussterben der Fürsten durch
Verkauf 1492 seitens Böhmens verselbständigt. 1606 erwarb sie der Burggraf zu
Dohna, 1734 Herzog Biron von Kurland. Sie umfasste 8 Quadratmeilen. 1945/1990
gelangte Groß Wartenberg (Deutsch-Wartenberg) zu Polen.
L.: Wolff 478.
Wechmar (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis
zum frühen 19. Jahrhundert zählten die Freiherren von W. mit der Hälfte von
Rossdorf zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Früh waren sie auch
im Kanton Odenwald (Wechinger?), im Kanton Gebirg, im Kanton Baunach (?) und im
17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Von 1799 bis 1805 waren
sie Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Stieber; Seyler 394f.; Winkelmann-Holzapfel
168; Pfeiffer 198; Hellstern 216; Bechtolsheim 14, 17; Riedenauer 128; Stetten
33; Rahrbach 288; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Mittelkalbach, Mitte?, 17. Jh. ausgestorben).
Weimar (Grafen, Fürstentum,
Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W.
an der Ilm ist erstmals (899 Viugmara? oder) 975 erwähnt. Sie war Sitz von nach
ihr benannten Grafen im Dreieck zwischen Ilm und Saale, die 949 im Thüringgau
erschienen, 1043 die Pfalzgrafschaft in Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das
Osterland erhielten und auch die Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie
starben 1112 in männlicher Linie aus. Ihnen folgten über die Erbtochter
Adelheid die askanischen Grafen von Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen
durch Heirat um Güter der Grafen von Andechs erweiterten Güter teilten
(osterländische Linie um Orlamünde, thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt
und Kulmbach) und ihrerseits 1373 ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus Wettin
und wurde 1382 Sitz einer Linie. Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen Linie
und wurde 1552 wieder Residenz. Das Fürstentum
bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf (Kramsdorf),
Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf, Heusdorf
(Häußdorf), Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen Denstedt,
Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten
Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen
(Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt),
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda
(Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu
Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 615.
Weiß von Feuerbach (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die W. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 Waise von Fauerbach (Dorheim, Staden).
Weitra (Herrschaft). 1208 gründeten die
Kuenringer neben dem 1185 erstmals erwähnten Dorf W. an der Lainsitz in
Niederösterreich eine Burg. Sie wurde Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets.
1278/1295 kam W. an Habsburg. Dieses gab W. nacheinander an die Wallsee,
Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß.
Über die Witwe des Oberstkämmerers Wolf Rumpf von Willross kam W. an Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte es der
Linie Fürstenberg-Weitra. S. Fürstenberg-Weitra.
L.: Wolff 26; Knittler, H./Bichler, F., 100 Jahre Sparkasse der Stadt Weitra
1869-1969, 1969.
Wels-Lambach (Grafen). Nach der bei dem römischen
Ovilava entstandenen, 776 belegten ursprünglich königlichen Burg Wels nannten
sich Grafen, die 1091 mit Bischof Adalbero von Würzburg ausstarben. Ihre Güter,
darunter das Kloster Lambach (1056), fielen an die Grafen von Formbach, die Grafen
von Regau, die Otakare und das Hochstift Würzburg und um 1220 durch Kauf an die
Babenberger. 1653 gab König Ferdinand IV. die Burgvogtei Wels an die Fürsten von Auersperg.
L.: Wolff 27; Meindl, K., Geschichte der Stadt Wels, 1878; Dungern, O. v.,
Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931;
Tyroller, F., Die Grafen von Wels-Lambach, (in) Wegener, W., Genealogische
Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff.; Ebner, H., Wels-Lambacher,
LexMA 8 1996, 2155.
Wenden (Fürstentum).
Das aus der Herrschaft der Herren von Werle seit 1418 erwachsene Fürstentum W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts
über die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow zum niedersächsischen
Reichskreis. S. Werle.
L.: Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5.
Werdenberg (Grafschaft). Nach W. bei Sankt Gallen
nannten sich seit 1264 Grafen von W. Ihre Burg stammt bereits aus dem 12.
Jahrhundert. Sie beerbten als (um 1258 entstandener) Zweig der Grafen von
Montfort über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von Bregenz (Bregenzer
Linie der Udalrichinger) und hatten Güter um den Alpenrhein und im südlichen
Teil des späteren Vorarlberg. 1277 erwarben sie die Grafschaft Heiligenberg und
begründeten die Linie Werdenberg-Heiligenberg (bis 1428), die 1394 Bludenz an
Habsburg verkaufte und 1404 W. an Montfort verpfändete. Daneben entstand die
Linie Werdenberg-Sargans, die sich später in Werdenberg-Sargans-Vaduz (bis
1416), Werdenberg-Sargans-Vaz (bis 1504) und Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen
teilte. Diese erhielt 1399 von Württemberg die Grafschaft Sigmaringen mit den
Herrschaften Trochtelfingen, Jungnau und Veringen, beerbte 1434 Werdenberg-Heiligenberg
und starb 1534 aus. Die Eigengüter und Heiligenberg kamen an Fürstenberg, Sigmaringen als erledigtes Reichslehen an
das Reich und von dort an die Grafen von Hohenzollern. Bereits 1396/1398 waren
Blumenegg und Vaduz von Werdenberg-Sargans an die Herren von Brandis verpfändet
und 1455 Sonnenberg an Waldburg und 1482 Sargans an die Eidgenossen der Schweiz
verkauft worden. 1792 war der Fürst zu Fürstenberg
als Graf zu Heiligenberg und W. Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
L.: Wolff 172, 524; Zeumer 553 II b 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, II 72 b (bis 1797) G2; Krüger, F., Die Grafen von
Werdenberg-Heiligenberg und von Werdenberg-Sargans, Mitt. zur vaterländ. Gesch.,
hg. v. hist. Ver. Sankt Gallen 21 (1887); Beusch, H., Rechtsgeschichte der
Grafschaft Werdenberg, 1918; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes
Werdenberg, 1919; Broder, L., Schloss und Städtchen Werdenberg, 1957;
Schindler, D., Werdenberg als Glarner Landvogtei, 1986; Eberl, I., Werdenberg,
LexMA 8 1996, 2197; Burmeister, K., Die Grafen von Werdenberg, Montfort 58
(2006), 121ff.; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
328.
Werle (Herren, Fürstentum).
Die Burg W. der Abodriten in Mecklenburg wurde bei der Teilung Mecklenburgs um
1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese durch Teile des Landes
Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim, 1273 durch Parchim selbst
erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg,
bzw. Parchim [1316-1374] und Waren [1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug
1415 sein Land dem Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten
sich die Herren von W. Fürsten von Wenden und
bereiteten durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor. 1426 fielen
die werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser Linie an
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442 durch
Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in
Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff.
Wernigerode (Grafschaft). 1121 verlegten die aus dem
Süden stammenden Grafen von Haimar (Haymar) bei Hildesheim, die neben
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes am Nordostharz
innehatten, ihren Sitz auf die 1213 erstmals genannte, einer bedeutsamen
Straßenkreuzung benachbarte Burg W. am nördlichen Harz. Sie erlangten die Vogtei
über die Klöster Drübeck und Ilsenburg und 1343 von den Grafen von Regenstein
die Grafschaftsrechte um W. 1268 trugen sie W. den Markgrafen von Brandenburg
zu Lehen auf, 1381 dem Erzstift Magdeburg. 1429 ging die Grafschaft nach dem
Aussterben des Geschlechts an die Grafen von Stolberg über. 1449 kam die
Lehnsherrschaft von Magdeburg wieder an Brandenburg. Seit 1645 nannte sich eine
der Linien der früh der Reformation angeschlossenen Grafen von Stolberg
Stolberg-Wernigerode. Nach 1680 kamen die landesherrlichen Rechte mehr und mehr
an Brandenburg/Preußen. 1714 wurden die zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Grafen durch Übergang der Militär- und Steuerhoheit zugunsten
Preußens mediatisiert, behielten aber zunächst noch einige Hoheitsrechte. 1807
kam die Grafschaft an das Königreich Westphalen, 1814/1822 wieder an Preußen.
Bis 1876/1869/1931 behielten die 1890 in den Fürstenstand
erhobenen Grafen, deren Grafschaft 1876 Preußen gänzlich inkorporiert wurde,
standesherrliche Vorrechte. W. fiel über die Provinz Sachsen Preußens von 1949
bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik. S. a.
Stolberg-Wernigerode.
L.: Wolff 415ff.; Wallner 710 ObersächsRK 17 c; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Drees, H., Geschichte der
Grafschaft Wernigerode, 1916; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Blaschke, K.,
Wernigerode, LexMA 9 1998, 11.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg Walm am Untermain? und)
seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten und nach der Niederlage
der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg von diesem die zuvor in
den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als Lehen erhielten, bauten
auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine ansehnliche Herrschaft
beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und legten zwischen 1192
und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der Herrschaft Breuberg, die
1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie zugeteilt wurde. Unter
Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von Böhmen zu Lehen. Unter
Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation ein. Nach dem Aussterben
des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen Geschlechts 1556/1574
fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten Erbach, zum größeren Teil
an die verschwägerten Grafen von Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren
jüngste Erbtochter Anna kam die Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach
Jahren gemeinsamer Herrschaft (seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden
Grafen von Löwenstein, die sich seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten,
aber in schweren Kämpfen mit dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen
Güter außerhalb der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die
Stadt W., jeweils einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter
Königheim, Laudenbach, Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die
Grafschaft, die Sitz und Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium und beim
fränkischen Reichskreis hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener
Gebiete 5 Quadratmeilen oder 282 Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803]
in der Stadt Wertheim und knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern
links des Mains (W.) an Baden, im Übrigen an das Fürstentum
Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a.
Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950;
Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4
(1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979;
Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim,
LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe
von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft
Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine
Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Wertingen (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das 1208 als Wertung urkundlich greifbare W. an der Zusam gehörte den Staufern.
1269 gelangte es erbweise an die Wittelsbacher, welche die Truchsessen zu
Hohenreichen belehnten. Sie verkauften W. 1348 an die Augsburger Patrizier
Langenmantel, von denen es 1469 mit eigener Hochgerichtsbarkeit an die
Marschälle von Pappenheim zu Hohenreichen kam. Nach ihrem Erlöschen fielen W.
und Hohenreichen als reichsritterschaftliche Lehnsherrschaft im Kanton Donau
des Ritterkreises Schwaben an Bayern zurück. 1705 zog sie der Kaiser ans Reich,
verlieh sie 1710 den Fürsten Lobkowitz, gab sie
aber 1714 wieder an Bayern.
L.: Wolff 509; Gerblinger, A., Geschichte der Stadt Wertingen, 1910.
Westfälisches Reichsgrafenkollegium (Grafenkollegium).
Zu dem 1653 aus dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium mit Genehmigung des Fürstenrats entstehenden W. gehörten schließlich
Sayn-Altenkirchen (1741 Ansbach bzw. 1791 Preußen), Sayn-Hachenburg (Burggraf
von Kirchberg, danach [1799] Nassau-Weilburg), Tecklenburg (Preußen), Wied,
Schaumburg (Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe), Oldenburg (Gottorp, Gottorf)
(Delmenhorst, [Gottorp, Gottorf]) Lippe, Bentheim, (Steinfurt,) Hoya
(Hannover), Diepholz, Spiegelberg, Virneburg (Löwenstein-Wertheim), Rietberg
(Kaunitz), Pyrmont (Waldeck), (Gronsfeld) Gronsveld (Törring-Jettenbach),
Reckheim (Aspremont), Anholt (Salm-Salm), Winneburg und Beilstein (Metternich),
Holzappel (Anhalt-Bernburg), Blankenheim und Gerolstein (Sternberg
[Sternberg-Manderscheid]), Wittem (Plettenberg), Gemen (Limburg-Styrum, 1801
Bömelberg bzw. Boyneburg-Bemelberg), Gimborn-Neustadt (Wallmoden), Wickrath
(Quadt), Millendonk (Myllendonk) (Ostein), Reichenstein (Nesselrode), Schleiden
(Mark, 1773 Arenberg), Kerpen und Lommersum (Schaesberg), Dyck
(Salm-Reifferscheid), Saffenburg (Mark, 1773 Arenberg), Hallermunt (Platen),
Rheineck (Sinzendorf) sowie Bretzenheim und Regenstein (Rheinstein).
L.: Zeumer 553 II b 63; Kesting, H., Geschichte und Verfassung des
niedersächsisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums, Westfäl. Zs. 106 (1956);
Arndt, J., Hochadel in Nordwestdeutschland. Die Mitglieder des
niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums zwischen individuellem
Aufstieg und korporativer Selbstbehauptung (1653-1806), Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 185ff.; Arndt, J., Das niederrheinisch-westfälische
Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder 1653-1806, 1991.
Wetterauisches Reichsgrafenkollegium (Grafenkollegium).
Das seit dem 15. Jahrhundert allmählich entstandene wetterauische
Reichsgrafenkollegium umfasste ursprünglich nur die (wetterauischen) Grafen von
Nassau, Hanau, Solms, Stolberg, Isenburg, (linksrheinisch) die Rheingrafen, die
Grafen von Leiningen und Falkenstein sowie die Grafen von Sayn, Wied und
Waldeck. Nach 1579 wurden weiter entfernt aufgenommen die Grafen Bergen-op-Zoom
(Bergen op Zoom), Schaumburg, Bentheim, Oldenburg, Lippe, Ostfriesland,
Hohenlohe, Erbach, Schenk von Limpurg, Löwenstein-Wertheim und Castell, doch
wurden die westfälischen Grafen 1653 im westfälischen Reichsgrafenkollegium
verselbständigt. Das Direktorium stand bis 1754 Hanau, danach Isenburg und
Solms-Laubach zu. Am Ende des alten Reiches waren außer den alten Wetterauer
Grafen noch Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt als Erben von Hanau, die Grafen
von Reuß, von Schönburg, von Ortenburg und von Wied-Runkel als Nachfolger der
Grafen von Kriechingen Mitglied des wetterauischen Reichsgrafenkollegiums.
Dieses erlosch 1806.
L.: Zeumer 553 II b 60; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein. Organisation
und Politik einer Reichskorporation zwischen Reformation und Westfälischem
Frieden, 1989; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 328.
Wetzel genannt von Karben Wetzel genannt von
Carben (Freiherren, Reichsritter). Um 1790 zählte der Freiherr von W. mit
Melbach zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 168; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014,
358 (Melbach 1792).
Wied (Grafschaft, Fürstentum).
Vor 1129 gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg (Alt-)W.
nördlich von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer nördlich der
Lahn wie links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut. 1244 starb das
nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel über die
Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der andere Teil an
die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann an die Grafen
von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg) vereinigten 1338
die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem Grafen von W. 1462
erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in weiblicher Erbfolge an eine
Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel, die sich danach Grafen von
W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die Grafschaft Leiningen erbten.
1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene Gebiet geteilt. Die obere
Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf blieb nach neuen Erbstreitigkeiten
seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel. Die untere Grafschaft W. mit W.
und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an die jüngere Linie Wied-Neuwied.
Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in den Reichsfürstenstand erhoben. Um
1800 umfassten die obere und untere Grafschaft, die beide zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
gehörten, zusammen ein Gebiet von 6 Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die
kölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar.
1806 kamen beide Grafschaften an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens.
1824 erlosch die Linie Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946
kam das Gebiet der alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Wied-Runkel (Grafschaft, Fürstentum).
W. ist die ältere Linie des Hauses Wied. Ihr unterstand seit 1698 die obere
Grafschaft Wied mit der Residenz Dierdorf und der Herrschaft Runkel. Sie zählte
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1791 wurde sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Durch
§ 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
W. für die Grafschaft Kriechingen (Créhange) von Köln die Ämter Neuerburg und
Altenwied (Altwied) und von Trier die Kellerei Villmar. 1806 kam die Grafschaft
an Nassau, 1815 an Preußen. 1824 wurde die Linie von Wied-Neuwied beerbt.
L.: Wolff 344; Zeumer 554 II b 63, 4; Wallner 703 WestfälRK 25 a; Wirtz, L.,
Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 114.
Wiesbaden (Herrschaft, Reichsstadt). Im Bereich
von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14 n. Chr. römische Lager
und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete Zivilsiedlung
Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der Ort
alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt. Zwischen 1242 und 1281 kam es als
Reichslehen an die walramische Linie der Grafen von Nassau. Die Burg wurde
Nebenresidenz der Grafen von Nassau-Idstein. 1744 wurde W. Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen, 1806 Hauptstadt des
Herzogtums Nassau. 1866 fiel es an Preußen, 1945 an Hessen, dessen Hauptstadt
es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und
Hessischer Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A.,
Von der Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae
Mattiacae. Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit, 1974;
Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd. 2
1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Wiesensteig (reichsunmittelbare Herrschaft). 861
wird das Benediktinerkloster Sankt Cyriacus (Cyriakus) in W. (Wisontesteiga) an
der Fils bei Göppingen erstmals erwähnt. Die zugehörige Siedlung unterstand
ursprünglich den Herzögen von Teck, seit dem 12. Jahrhundert den Grafen von
Helfenstein. Seit 1396 war sie Hauptort der helfensteinischen Grafschaft W. Die
Herrschaft hatte Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und beim
schwäbischen Reichskreis. Sie fiel 1627 über die drei Erbtöchter an Bayern (Kauf
von zwei Dritteln) und Fürstenberg (ein
Drittel), 1752 durch Erwerb des Anteils Fürstenbergs
ganz an Bayern, 1806 mit 3 Quadratmeilen und 6000 Einwohnern (Stadt W.,
Marktflecken Deggingen [Deggringen] und einige Dörfer) an Württemberg und damit
W. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 136, 197; Wallner 687 SchwäbRK 43; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C3; Wurm, T., Chronik der Stadt Wiesensteig 1953/4; Klaiber, G.,
Kloster und Stift St. Cyriacus von Wiesensteig, Diss. phil. Tübingen 1954.
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[, Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der Mosel
gelegenen Burg nannten sich die Herren von W., die um die Burg eine kleine
Herrschaft errangen. Sie erbten 1362 in weiblicher Erbfolge die Herrschaft
Beilstein nördlich Zells an der Mosel. 1637 zog das Erzstift Trier nach
Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488 Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben
der Herren W. und Beilstein an sich. 1652 übertrug es sie mit 17 Orten als
Reichsafterlehen an die Freiherren von Metternich, die 1679 in den Grafenstand
erhoben wurden und sich deswegen von Metternich-Winneburg und Beilstein
nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten Teil ihrer Herrschaft als sog.
Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem Erzstift Trier und der
Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von Metternich wegen W. und
Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank
des Reichsfürstenrates des Reichstags. Die Herrschaften W. und Beilstein
zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500 Einwohnern zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der Besetzung durch Frankreich
wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815 kamen sie an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174 erscheint die Burg Widechinstein bei
Laasphe an der oberen Lahn. Nach ihr nannten sich die Grafen von W., denen ab
1258 teilweise, ab 1322 gänzlich auch Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das
Erzstift Mainz die Hälfte der Güter der kurz zuvor abgeteilten Linie
Battenberg, die es aber 1461/1463 an Hessen verlor. Die Linie W. unterstellte
sich 1295 der Lehnshoheit des Erzbischofs von Köln. Nach dem Erlöschen der
Hauptlinie im Mannesstamm 1357 fiel der größte Teil der Grafschaft mit der Burg
W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen von Sayn und seitdem Grafen von
Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie mussten ihre Güter den Grafen von
Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und schlossen deshalb 1436 eine
Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen, denen sie 1439 ihre Güter zu
Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation eingeführt und in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte Bekenntnis überführt. 1603 wurde
die zum oberrheinischen Reichskreis und zum wetterauischen
Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft in das nördliche
Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel der Grafschaft W. mit Berleburg, der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft Neumagen und der Herrschaft
Homburg) und das südliche Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei Fünftel der
Grafschaft W. mit Schloss W., Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe, Feudingen,
Arfeld und Elsoff sowie der unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft
Vallendar) geteilt. 1792 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1806
fielen beide Fürstentümer an das Großherzogtum
Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen (Provinz Westfalen) und damit ihr Gebiet 1946
überwiegend an Nordrhein-Westfalen (Neumagen und Vallendar an Rheinland-Pfalz).
S. Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 466.
Wlaschim, Wlaschitz (Herrschaft). Die Herrschaft W. in Böhmen gehörte den Fürsten Auersperg. S. Tschechoslowakei.
Wohlau (Fürstentum,
Herzogtum, Residenz des Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in
Niederschlesien wurde um 1285 neben einem slawischen Dorf als Stadt zu
deutschem Recht gegründet. Bis 1248 war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und
von 1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie
Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von Ungarn nach Krakau zusammen mit den
Fuggern im Bergbau reich geworden war, verkauft wurde, die es 1523 an die
Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von 1653/1654 bis 1664 war es erneut
selbständiges Herzogtum, wurde dann aber wieder mit Liegnitz und Brieg
vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der Liegnitzer Piasten als seit
1329 zur Krone Böhmens gehörig an Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W.
hatte einen Flächeninhalt von 23 Quadratmeilen und war in die Kreise W. und
Steinau-Raudten gegliedert. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965;
Chroniken aus dem Kreise Wohlau (Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983);
Velsen, D. v., Die Gegenreformation in den Fürstentümern
Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
Wolbeck (Burg). An dem 1185 erstmals erwähnten
Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von Münster vor der Mitte des 13.
Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg (castrum 1242) an, der eine Stadt
folgte. Seit 1275 wurde W. ein bevorzugter Aufenthaltsort der Bischöfe. Das
zugehörige, von der Lippe bei Dolberg bis Hembergen nördlich Grevens reichende
Amt bildete zusammen mit dem Amt Rheine 1803 das Fürstentum
Rheina-Wolbeck des Herzogs Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem. 1806 kam es zum
Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und
W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. S. Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686.
Wolfach (Herrschaft). W. an der Kinzig wird 1030
erstmals erwähnt. Nach der Burg W. nannten sich Herren von W. Graf Friedrich I.
von Fürstenberg († 1296) erwarb die Herrschaft,
zu der kaum mehr als das Tal der W. gehörte, durch Heirat. 1806 fiel W. an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Disch, F., Chronik der Stadt Wolfach, 1920; Veltzke, G., Der
gebundene bäuerliche Besitz in der fürstenbergischen Gesetzgebung, 1938; Der
Kreis Wolfach, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1966; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 687.
Wolfenbüttel (Fürstentum,
Residenz des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel).
W. an der Oker im nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte,
wird 1118 erstmals erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter
(7./8.?, 10./11. Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst den
brunonisch-welfischen, später reichsministerialischen Herren von Asseburg
(Gunzelin von W.) und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen
(1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange
bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete
um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis
1292 gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen
Linie. 1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge
von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von
W. nach Braunschweig verlegt. 1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur Geschichte
der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig
1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F., Wolfenbüttel,
Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel,
hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur Stadtgeschichte
Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001;
Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit,
2002; Auf dem Weg zur herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
639.
Wolfskehl, Wolfskeel (Reichsritter). 1475 waren
die reich begüterten ministerialischen, nach ihrer rechtsrheinischen Stammburg
Wolfskehlen benannten W. wohl auf Grund einer Erbschaft an der Ganerbschaft
Schornsheim beteiligt. S. Wolfskehl von Reichenberg.
L.: Stetten 38, 188; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358
(Lindheim).
Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg). W. an der Donau bei Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788
eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram
erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete
W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam
die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812
erwarb Thurn und Taxis W. und richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches
Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf
dem Rotenberg zwischen Esslingen und Cannstatt im alten Stammesherzogtum
Schwaben. Nach ihr nannten sich (fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad
von Kärnten abstammende?) Herren von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus
de Wirtineberc), die seit 1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal)
auftraten, zunächst im mittleren Neckartal und Remstal begütert waren und -
vielleicht nach einer Unterbrechung um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts
das ganze mittlere und untere Remstal mit Waiblingen und Schorndorf erlangt
hatten. Wichtigste Grundlagen der Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft,
Mannsteuer, Ortsherrschaft und Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von
den Markgrafen von Baden Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321)
Sitz des Hofes und Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt
und Residenzstadt wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen
Straßen wie der Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer
rissen sie Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde
Graf Ulrich I. Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die
Grafschaft Urach (Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann
1298 die Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die
Hälfte (Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319],
Dornstetten [1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit
Hohenasperg). 1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass,
1330 Landvogtei Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit
dem Reichsforst Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden,
die Grafschaft Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck
(Verkauf der zweiten Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die
Herrschaft Schalksburg mit Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von
Bietigheim. Eberhard IV. erwarb durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard
(bis 1796/1802). 1420 umfasste W. als die größte Grafschaft des Reiches nach
einem Verzeichnis der württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen
die Grafschaft W. mit den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt),
Leonberg, Waiblingen und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft
Aichelberg mit der Stadt Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum
Teck mit den Städten und Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und
Hahnenkamm, die Grafschaft Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach,
Wittlingen und Münsingen, die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten
Tübingen, Herrenberg, Böblingen, Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die
Grafschaft Calw mit Stadt Calw, Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen
mit den Städten Vaihingen, Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach
(Haslach), die Herrschaft Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt
Markgröningen als ein Fahnlehen, die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg
und die Grafschaft Wickisau (Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass,
die auf der rechten Rheinseite oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck,
die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten
Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen
Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und
die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu
Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein,
Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und
Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels,
Bilstein bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein,
Bittenfeld, Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim,
Blankenstein, halb Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm,
Hohenstaufen, Lauterburg, Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck.
Dazu kamen als Lehen von der Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein, Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar)
und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit
bereits große, aber in sich noch recht uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I.
begründete die Linie Urach, Ulrich V. die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit
Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab 1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte).
1471/1473 wurde der Erwerb der Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte
Eberhard V. im Bart von der Uracher Linie (1450-1496), der Gründer der
Universität Tübingen (1477), die Einheit des Landes wieder her (Vertrag von
Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und erreichte 1495 vom Kaiser für
die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum Herzog und die Einordnung des
Landes als Reichslehen, womit zugleich eine Vereinheitlichung der
unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem Tode gewann zwar W.
1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft Löwenstein und die
Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und Heidenheim, doch erlangte
der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen der Annexion Reutlingens
von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522) bzw. Österreich und musste
danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs (Reichsafterlehen) anerkennen. Um
1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555 ein romanistisch geprägtes
Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das zum schwäbischen
Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor (zeitweilig ein Drittel
seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen 450000 Einwohner und
geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde in eine Hauptlinie
und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674
entstandene Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen
Hauptlinie. Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie
die halbe Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr
9400 Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war
der Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer
Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass [Horburg,
Reichenweier], Freigrafschaft Burgund, 7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern)
bekam er 1803 durch § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage
verschiedener Renten die Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und
Zwiefalten, fünf Klöster und Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal,
Oberstenfeld, Margarethausen) sowie die neun Reichsstädte Reutlingen,
Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen, Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall
und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf Dürrenmettstetten, insgesamt 29
Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem erhielt W. an geistlichen
Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch Gmünd, Kloster Gotteszell, das
Karmeliterkloster in Heilbronn und das Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei
Klöster in Rottweil und das Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804
fielen das Kapuzinerkloster in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden
Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil und Dätzingen und die Deutschordenskommende
Heilbronn an W. 1806 folgten die Deutschordenskommenden Altshausen und
Kapfenburg, das Kapuzinerkloster Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das
Dominikanerinnenkloster Binsdorf, das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das
Kollegiatstift und das Dominikanerinnenkloster in Horb, die
Dominikanerinnenklöster Kirchberg, Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und
Oberndorf, das Wilhemiten- bzw. Benediktinerkloster in Mengen, die
Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg), Pfedelbach und Rottenburg, das
Karmelitenkloster in Rottenburg, die Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee,
das Benediktinerkloster Wiblingen und das Benediktinerinnenkloster Urspring.
1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster Neuhausen, 1809 das gleiche
Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim, die Kapuzinerklöster in
Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die Kapuzinerklöster in
Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das Klarissinnenkloster in
Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die Kapuzinerklöster in
Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster in Wiesensteig und
schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen, Riedlingen und Wangen. Mit
der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die Königswürde (30. 12. 1805),
die österreichischen Güter in Oberschwaben (Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und
mehrere Grafschaften gewonnen. Der König trat dem Rheinbund bei und
verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte. 1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet
von Mergentheim, 1810 Ulm und andere Reichsstädte, so dass das Land nach
verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit Baden, Bayern und
Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit 1,1 Millionen
Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung scheiterte. 1816
trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger gewährte am 25. 9. 1819
eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870 wurde der Beitritt zum
Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für Post, Eisenbahn, Biersteuer
und Branntweinsteuer vorbereitet und bald vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der
König die Krone nieder (Erlöschen der Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919
trat eine neue Verfassung in Kraft. Im März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten
die Regierung. Im September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder
Württemberg-Hohenzollern (französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden
(amerikanische Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12.
1951 gingen beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff. 1841ff.;
Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.; Gaisberg-Schöckingen, F.
v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910; Wirtembergisches
Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bd. 1ff. 1849ff.;
Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.; Württembergische
Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1894ff.;
Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W., Bd. 1ff.
1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg,
1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff. 1928ff.; Veeck,
W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die Grafschaft Württemberg
und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg. Vierteljahreshefte
für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons,
1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs, 1938; Bader,
K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger, A., Württembergs
Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, Bd. 1f. 1950ff.;
Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974, Bd. 4 Teilband 2;
Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller, M./Sauer, P., Die
württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis heute, 1971; Jänichen,
H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in Baden-Württemberg,
Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller, A., Württembergische
Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989; Philippe, R., Württemberg und
der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The Making of a State: Württemberg
1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das Königreich Württemberg im ersten
Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg, hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985;
Vann, J., Die Entwicklung eines Staates, Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl.
übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986; Barth, C., Geschichte von
Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine Herren! Ein Streifzug durch
die württembergische Geschichte, 1986; Buszello, H., Der Oberrhein in
Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur Gründung des Landes
Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der Landkreise in Baden und
Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987; Saurer, P., Napoleons
Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Gerner, J., Vorgeschichte
und Entstehung der württembergischen Verfassung im Spiegel der Quellen
(1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989;
Stievermann, D., Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen
Württemberg, 1989; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Holzgerlingen, 1995; Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995;
Eberl, I., Württemberg, LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von
Württemberg 1325-1392, 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 182; Keitel, C.,
Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte von Baden und
Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der württembergischen
Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen
Reich, 2005; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Württemberg-Oels (Fürsten[,
Fürstentum]). Über die Erbtochter des letzten
Herzogs von Oels aus der Linie Münsterberg des Hauses Podiebrad fiel Oels als
Lehnsfürstentum Österreichs 1647/1649 an eine Nebenlinie des Hauses Württemberg
(Württemberg-Weiltingen), die sich daraufhin W. nannte. Sie gelangte 1742 unter
die Landeshoheit Preußens. 1792 erlosch sie. Ihre Güter kamen 1792 in
weiblicher Erbfolge an die Herzöge von Braunschweig und bei deren Aussterben an
Sachsen. Die Lehen wurden als an Preußen heimgefallen erklärt und dem
jeweiligen deutschen Kronprinzen zugeordnet. S. Oels.
L.: Häusler, W., Geschichte des Fürstentums
Oels, 1883.
Ysenburg (Grafschaft, Fürstentum) s. Isenburg
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs
bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden
(vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078 erbauten Burg Z. bei
Gundelfingen nahe Freiburg im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser
(1098) bauten die Herzöge durch den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter,
Sankt Georgen, Sankt Blasien, Hochstift Bamberg), des Rektorats über Burgund
(1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne
und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen
Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im
Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz
reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes
Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187
spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über
Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im
Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg,
Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg
(Kyburg) und die Herzöge von Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste
Nachfolgeherrschaften waren danach Fürstenberg,
Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue Forschungen,
hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U.,
Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 31; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
Zerbst („Insektenlandschaft“, Burg, Stadt,
Residenz des Fürsten von Anhalt-Zerbst). Z. (948
provintia Cieruisti, 1007 urbs Zirwisti) an der Nuthe wurde vor 1200 als
deutsche Stadt gegründet. 1307/1319 kam es an die Askanier. Von 1603 bis 1793
war es Sitz der Linie Anhalt-Zerbst Anhalts. Mit Anhalt gelangte es in
Sachsen-Anhalt von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Zerwisti.
L.: Wolff 408; Neumeister, P., Zerbst, LexMA 9 1998, 545; Specht, R.,
Geschichte der Stadt Zerbst, hg. v. d. Stadt Zerbst, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 655.
Ziegenhain (Grafschaft). An einem Übergang über die
mittlere Schwalm zwischen Burgwald und Knüll entstand im 10. oder 11.
Jahrhundert die Burg Z. Nach ihr nannte sich seit 1144 ein seit dem 9.
Jahrhundert nachweisbares, ab 1090 sicher bezeugtes Geschlecht (Grafen von
Reichenbach und Wegebach, 1062 Gozmar, 1101 Graf Rudolf). Im 12. Jahrhundert
bauten die Grafen von Z. auf der Grundlage einer Stiftsvogtei Fuldas sowie von
Allod, Reichsgut und Mainzer, Fuldaer und Hersfelder Lehen ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und Knüll auf, das Niederhessen (um Kassel)
fast völlig von Oberhessen (um Marburg) trennte. Um 1200 (vor 1206) erbten sie
die Grafschaft Nidda in der Wetterau. Von 1258 bis 1311 war die Grafschaft
geteilt. 1279 ging die Vogtei über Fulda an Fulda und 1294 das Amt Neustadt
östlich von Marburg an das Erzstift Mainz verloren. Nach dem Sieg Hessens über
Mainz 1427 musste der Graf 1437 die Grafschaft von Hessen zu Lehen nehmen. Nach
seinem erbenlosen Tod fiel die Grafschaft 1450 an Hessen heim und verband
Niederhessen mit Oberhessen. Bis 1495 war Hessen allerdings in
Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hohenlohe verstrickt, denen Kaiser
Friedrich III. Z. als Reichslehen verliehen hatte. Über Hessen-Kassel und
Preußen (1866) kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Z. 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Heußner, R., Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain, 1888;
Wolff, W., Zur Geschichte der Stadt Ziegenhain in Hessen, 1907; Brauer, F., Die
Grafschaft Ziegenhain, 1934; Heinemeyer, K., Ziegenhain, LexMA 9 (1998), 603;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 404.
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der Grafen von Saarbrücken. Sie
war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von Saarbrücken abgeteilten Grafschaft
Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von der früheren Grafschaft Veldenz,
Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens [1182-1570], Vogtei über Hornbach und
Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem Erbe der Grafen von Eberstein Stauf
am Donnersberg und die sog. Rheindörfer. Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg,
Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen
gegeben. 1333 wurde geteilt (Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt
Bergzabern] und Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen
1385 vom letzten Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz
(Kurpfalz), Allode an das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in
der Pfalz durch Erbteilung das Fürstentum
Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393 verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde
Z. Residenz der Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation
ein. Von 1676/1677 bis 1697 war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel
Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654 in Schweden regierende
Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis 1718 unterstand es seitens
Schwedens dem vertriebenen König von Polen Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es
an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern erbte. 1793/1801 kam das zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen
Gebiet und 60000 Einwohnern an Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946
teilweise (ohne Stadt Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu
Rheinland-Pfalz. S. a. Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885;
Zweibrücken. 600 Jahre Stadt 1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine
Meister, hg. v. Dahl, J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der
Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde
des Saarlandes Bd. 2 1977; Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H.,
Zweibrücken, LexMA 9 1998, 717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
Zwingenberg (am Neckar) (Herrschaft). Die Herrschaft
Z. am Neckar mit zehn Dörfern und einigen Weilern zählte zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1746 kaufte sie der Kurfüst von der Pfalz. 1779 gab
er sie seinem natürlichen Sohn als Fürsten von
Bretzenheim. Später kam sie an Baden und damit Z. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512.
Adelshofen (zu Fürstenfeldbruck) Fugger
Allgäu-Bodensee* (Qu) Fürstenberg, Hegau-Allgäu-Bodensee, Horben, Kempten (gfAbtei), Kisslegg, Lenz von Lenzenfeld, Leupolz, Königsegg-Rothenfels, Montfort, Ratzenried, Reutner von Weil, Sankt Gallen, Schwäbischer Ritterkreis, Traun, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Werdenstein, Westernach
Aulfingen* (Ht) Freyberg, Fürstenberg, Wessenberg
Baar* (LGt) Baden (MkGt), Fürstenberg, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzach, Zähringen
Baden* (Gt, MkGt, GroßHztm) Aach, Adelsheim, Adelsreut (Adelsreuth), Allerheiligen, Allmut bzw. Almut, Altensteig, Amorbach, Baar, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Württemberg, Badenweiler, Basel (FBtm, Hochstift), Bauerbach, Bayern, Beinheim, Bellheim, Berlichingen, Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Biberach, Binningen, (Bischofsheim), Blumberg, Blumenfeld, Bödigheim, Bodman, Bohlingen, Bonndorf, Buol (Boul), Breisach, Breisgau, Bretten, Bronnbach, Burkheim, Dagsburg, Deuring, Deutscher Bund, Diersburg, Dilsberg, Durlach, Eberbach (RS), Eberstein, Ebringen, Edelfingen, Elsass-Lothringen, Elsenz, Emmendingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Flehingen, Frauenalb, Freiburg (G), Freudenberg, Fürstenberg, Gailingen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbtei), Gengenbach (RS), Geroldseck, Grafenhausen, Gräfenstein, Hachberg, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hegau (LGt), Heidelsheim, Heiligenberg, Heinsheim, Heitersheim, Helmstadt, Herdwangen, Herrenalb, Hesperingen, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hewen, Hilzingen, Hochberg, Hochburg, Hoffenheim, Hohenbodman, Holdermann zu Holderstein, Hoppetenzell, Hornberg, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Ittendorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kastelberg, Katzental, Kehl, Kinzigtal, (Kirnberg,) Klettgau, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Konstanz (RVS), Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kürnberg, Lahr, Lahr-Mahlberg, Laufenburg, Lauffen, Leiningen, Leiningen-Billigheim, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Neudenau, Lenzburg, Lenzkirch, Leyen, Lichtenau (Bg), Lichteneck, Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Mahlberg, Mainau, Mannheim, Martinstein, Mengen, Menzingen, Meßkirch, Modena, Modena-Breisgau, Mosbach, Münchhöf, Münchwald, Munzingen, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neipperg, Nellenburg, Neuenburg (RS), Neuhaus, Neuweier, Niefern, Nimburg, Norddeutscher Bund, Oberkirch (Ht), Oberschefflenz, Odenheim (und Bruchsal), Offenburg, Ortenau, Petershausen, Pfalz, Pforzheim, Pfullendorf, Prechtal, Ramsberg, Reibeld, Reichenau, Reifferscheid, Reischach, Rheinbund, Richen, Rodemachern, Rosenegg, Rötteln, Rüdt von Collenberg, Säckingen, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim, Sankt Blasien, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Sausenberg, Sayn-Wittgenstein, Schenkenzell, Schlackenwerth, Schlatt am Randen, Schüpfer Grund, Schuttern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Österreich, Schwarzach (RAbt), Schwarzenberg, (Gt, F), (Schweigern,) Schwetzingen, Schwörstadt, Sennfeld, Sickingen, Singen, Sinsheim, Speyer, Sponheim, Sponheim-Starkenburg, Staufen, Steinegg, Stotzingen, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzburg, Sulzfeld (H, rriOrt), Tengen, Tennenbach, Tiefenbach, Triberg, Überbruck (Überbrick) von Rodenstein, Überlingen, Üsenberg, Vorderösterreich, Waibstadt, Waldburg, Waldkirch, Waldstädte, Walldorf (RDorf), Walldürn, Wehr, Weil der Stadt, Weißenstein, Wellendingen, (Wenkheim,) Wertheim, Widdern, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Wolfach, Worms (Hochstift), Württemberg, Zähringen, Zell am Harmersbach, Zobel zu Giebelstadt, Zwingenberg
Bayerischer Reichskreis* Breiteneck bzw. Breitenegg, Burgrain, Donaustauf, Eggmühl, Ehrenfels, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freising, Fürsteneck, Haag, (Hafner-Obernzell,) Hals, Heideck, Hohenburg, Hohenschwangau, Hohenwaldeck, Ismaning, Leoprechting, Maxlrain, Obernberg, Obernzell, Oberpfalz, Ortenburg, Österreichischer Reichskreis, Partenkirchen-Mittenwald, Passau, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt, (Pfalz-Oberpfalz), Pfalz-Sulzbach, Pyrbaum, Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichskreise, Riedenburg bzw. Riedernburg, Rothenberg, Salzburg (EStift), Störnstein (Sternstein), Sulzbach (G), Sulzbürg, Valley, Vichtenstein, Wegscheid, Werdenfels, Wolfstein, Wörth
Bayern* (Hztm, KgR) (Abensberg,) Absberg, Achberg, Aislingen, Albeck, (Altaich,) Altenmuhr, Amerdingen, Amorbach, Andechs, Annweiler, Ansbach (Ftm), Aquileja, Aschaffenburg, Aufkirchen, Aufsess, Augsburg (Hochstift), Augsburg (RS), Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Auhausen, Aura, (Auritz,) Autenried, Babenberger, Babenhausen, Bächingen, Baden, Baldern, Baltenstein (Baldenstein), Bamberg (Hochstift), Baunach, Bayerischer Reichskreis, Bayern-Deggendorf, Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München, Bayern-Straubing, Bayreuth, Bellheim, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Berg, Bergrheinfeld, Bergzabern, Berlichingen, (Berlichingen-Rossach,) Bernegger, Berwartstein, Biberachzell, Biberbach, Biberberg, Bibra, Billigheim, Bissingen, Blieskastel, Bogen, Böhl, Bolanden, Boos, Bopfingen, Breiteneck, Breitenstein, Bretzenheim, Brixen, Buchau (riHt), Buchhorn, Burgau, Burgberg, Burghaslach, Burghausen (G), Burgrain, Burgsinn, Burrweiler, Burtenbach, Buxheim, Castell, Cham, Chiemsee, Coburg, Crailsheim (RS), Dachau, Dahn, Dannenfels, Degenberg, Degenfels, Deggendorf, Deutscher Bund, Deutscher Orden, Diemantstein, Diepoldinger, Dierbach, Dießen (G), Dietenheim, Dillingen (G), Dinkelsbühl, Dischingen, Donaustauf, Donauwörth (Reichspflege), Donauwörth (RS), Dörrenbach, Ebersberg (RKl, RRi), Ebrach, Edelstetten, Egerland, Eggmühl, Eglingen, Ehrenfels, Ehrensberg, Eichstätt, Eisenburg, Elchingen, Ellgau, Ellingen, Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbendorf, Erkheim, Erlenbach, Eschenlohe, Euerbach, Falken (Ht), Falkenstein (Ht, Gt), Fechenbach, Feuchtwangen, Finningen, Flochberg, Forstner, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Frankenthal, Frankfurt am Main, Fraunhofen, Freckenfeld, Freiberg (Ht), Freisbach, Freising, Fugger, Fulda, Fürsteneck, Gablingen, Gailenbach, Gailnau, Gebsattel (RDorf), Geisenfeld, Germersheim, Gersfeld, Geyern, Giech, Ginolfs, Glött, Gochsheim, Godramstein, Gommersheim, Gräfenberg, Graisbach, Grettstadt, Grönenbach, Gröningen (Ganerbschaft), Grünenbach, Günzburg, Guttenberg, Haag, Habsburg, Hafenpreppach, (Hafner-Obernzell,) Hagenau (RLV), Hagenbach, Hals, Hanau-Lichtenberg, Harburg (RS), Harthausen, Hassloch, Hatzfeld, Hausen (Ht), Heideck (Ht), Heidenheim (Ht), Heidingsfeld, Heimertingen, Helfenstein (G), Hennegau, Heroldsberg, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Hilgartsberg, Hilpersdorf, Hilpoltstein, Hirschberg (G), Hochaltingen, Höchstädt, Hohenaschau, Hohenburg (Gt), Hoheneck (Ht), Hohenems (RRt), Hohenlohe, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenschwangau, Hohentann, Hohenwaldeck, Holland, Homburg (G), Horbach, Hornbach (Kl), Huckelheim, Hürnheim, Ichenhausen, Iggelheim, Illereichen, Illertissen, Immenstadt, Impflingen, Ingolstadt, Innviertel, Ippesheim, Irsee, Ismaning, Istrien, Jettingen, Jülich, Kaiserslautern, Kaisheim, Kaltenburg, Kandel, Kärnten, Kaufbeuren, Kellmünz, Kemnat (Kemnath), Kempten (gfAbtei), Kempten (RS), Kettershausen, Kirchberg (Ht), Kirchheim am Lettenbach, Kirchheim, Kirchheimbolanden, Kirchlauter, Kitzingen, Klingen, Köln, Königsegg-Rothenfels, Kotzau, Krain, Kulmbach, Küps, Kurfürstenkollegium, Laaber, Landau in der Pfalz, Landshut, Landstuhl, Langenegg, Lasser genannt von Halden, Lauingen, Lauterecken, Laymingen, Leiningen (Gt), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Leoprechting, Leuchtenberg (LGt), Leutkirch, Leutkircher Heide, Leyen, Lichtel, Lichtenberg (Ht), Limpurg, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Löwenstein-Wertheim, Lustenau, Mainberg, Mainbernheim, Mannheim, Markt Taschendorf, Marstetten (Ht, Gt), Medelsheim, Memmingen, Mengersdorff, Mengersreuth, Meranien, Mespelbrunn, Mindelheim, Minfeld, Mistelbach, Mohrenhausen, Mondsee, Mückenhausen, München, Münchweiler, Mundatwald, Münster (Dorf), Neresheim, Neuburg am Inn, Neuburg (Ftm), Neuffen, Neumarkt, Neunhof, Niederaltaich, Niederbayern, Norddeutscher Bund, Nordenberg, Nordendorf, Nordgau, Nördlingen, Northeim, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Nürnberg (RS), Obenhausen, Oberbayern, Oberhausen, Obernberg, Oberndorf, Obernzell, Oberösterreich, Oberpfalz, Oberrheinfeld, Oberschwaben, Ochsenhausen, Oeffingen, (Öttinger bzw.) Oetinger, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Wallerstein, Ortenburg, Osterberg, Österreich (Mk), Ostheim (Ganerbschaft), Ottobeuren, Pappenheim, Partenkirchen-Mittenwald, Passau (Hochstift), Peißenberg, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Zweibrücken, Pinzgau, Pleystein (Bleistein), Pöllnitz, Preußen, Pückler, Pyrbaum, Rannariedl, Rannungen, Rappoltstein, Raubersried, Raunau, Ravensburg, Rechberg, Redwitz, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichhartshausen, Reichelberg, Reigersberg, Reipoltskirchen, Remigiusland, Remlingen, Rettenbach, Rheinbund, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rheinland-Pfalz, Rhodt, Riedheim, Rieneck, Rieter von Kornburg (Rieder zu Karnburg), (Robesreut,) Roggenburg, Rohrbach, Roman, Ronsberg, Rothenberg, Rothenburg bzw. Rothenburg ob der Tauber (RS), Rothenfels, Rothenstein, Rottenbuch, Rottershausen bzw. Ratershausen, Rüdt von Collenberg, Rügland, Saargebiet, Sachsen-Coburg und Gotha, Salzburg (EStift), Sandizell, Schafstal, Scharfeneck, Schenk von Stauffenberg, Schlüsselberg, Schmalegg, Schmiechen, Schnodsenbach, Schönborn, Schönborn-Wiesentheid, Schönburg, Schönegg, Schwabegg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenberg (Gt), Schweigen, Schweinfurt, Schwindegg, Sechsämterland, Seckendorff, Seeland, Seifriedsberg bzw. Seifridsberg, Seinsheim, Sennfeld, Söflingen, Speckfeld, Speyer, Spielberg, Spitz, Sponheim, Stadion, Stauf, Steingaden, Steinweiler, (Sternstein,) Steyr (Ht), Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Störnstein (Sternstein), Stotzingen, Straubing, Streitberg, Sugenheim, Sulzbach (G), Sulzberg, Sulzbürg, Sulzfeld (RDorf), Tann (rriHt), Taschendorf (Markt Taschendorf), Tegernsee, Tettnang, Thannhausen, Thüringen, Thurn und Taxis, Thurnau, Tirol, Tittmoning, Tölz, Toskana, Trauchburg, Trient, Trifels, Trimberg, Truhendingen, Türkenfeld, Tutzing, Ulm, Umpfenbach, Urfersheim, Ursberg, Utzwingen, Valley, Veldenz, Verona, Vestenberg, Vichtenstein, Vils, Voit von Salzburg bzw. Vogt von und zu Salzburg, Vohburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Wachau, Wagegg, Waizenbach (Damenstift), Wald, (Waldbott-Bassenheim bzw.) Waldbott von Bassenheim(, Wallbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldsassen, Wallerstein, Waltenhausen, Wangen, Wartenberg, Wasserburg, Wegscheid, Weißenburg, Weißenhorn, Weißenstein, Welden, Welfen, Wellenburg, Wemding (Ht), Werdenfels, Werdenstein, Wertheim, Wertingen, Wessobrunn, Westerried, Westerstetten, Westheim, Wettenhausen, Wetzhausen, Weyhers, Wiesensteig, Wiesentheid, Wilgartswiesen, Wilhermsdorf (Ht), Windsheim, Winterrieden, Wittelsbach, Wittislingen, Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein (H, Ht, RS), Worms (Hochstift), Worms (RS), Wörth, Wullenstetten, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zweibrücken
Biberach (Ortenaukreis) Fürstenberg (G), Zell
Bilstein (bei Eschwege) Fürstenstein, Hessen, Waldkappel
Binolen Fürstenberg
Blumberg* (im Schwarzwald-Baar-Kreis) (Ht) Baar, Fürstenberg
Böhmen* (Hztm, KgR) Asch, Auschwitz, Bautzen, Bayern, Bayern-Deggendorf, Beeskow, Berg, Beuthen, Bleistein bzw. Pleystein, Bogen, Breitenstein, Breslau (Hzgt), Brieg, Burgk, Colditz, Cosel, Cottbus, Crossen, Dalberg, Dohna, Eger, Egerland, Eggenberg, Eilenburg bzw. Eulenburg, Falkenberg, Frankenberg (rriOrt), Frankenstein (Ftm), Friedland, Fürstenberg-Weitra, Galizien, Gera, Gerolstein, Giech, Glatz, Glogau, (Glogau-Sagan,) (Glogau-Steinau,) Görlitz, Greiffenstein, Habsburg, Harrach, Heideck, Heidingsfeld, Hohenems, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hummel, Jauer, Kamenz (Stift), Kärnten, Kaunitz, Krain, Kurfürstenkollegium, Lehnhaus, Leuchtenberg, Lichtenberg, Liegnitz, Limpurg, Lobenstein, Loslau, Löwenberg, Luxemburg, Mähren, Mainbernheim, Militsch, Münsterberg, Muskau, Namslau, Neiße, Niederlausitz, Niederösterreich, Nostitz, Oberlausitz, Oberösterreich, Oberpfalz, Oels, Oppeln, Ortenburg, Ostein, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pfalz, Pleystein, Pommerellen, Prag, Přemysliden, Priebus, Ratibor, Regensburg (Hochstift), Regensburg Sankt Emmeram, Rothenberg, Rüdt von Collenberg, Saalfeld, Sagan, Schirgiswalde, Schlackenwerth, Schlesien, Schönborn, Schönburg, Schwarzenberg (Gt), Schwarzenberg (Ht), Schweidnitz, Stadion, Steiermark, Steinau, (Sternstein,) Stollberg, Störnstein, Sulzbach (G), Teschen, Teupitz, Thüngen, Tost, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Vogtland, Waldsassen, Wartenberg, Wertheim, Wettiner, Wien (RS), Wohlau, Wolfstein, Württemberg, Zisleithanien, Zossen
Boyneburg* (FreiH, H, Ht, RRi) Elben, Fürstenstein, Northeim, Stadtlengsfeld, Winzenburg
Bräunlingen Baar, Fürstenberg
Breuner Fürstenberg-Weitra, Weitra
Burglayen* (Ga) Braunsbach, Bretzenheim, Eltz, Fürstenwärther
Diede zum Fürstenstein* (RRi)
Donaueschingen Baar, Fürstenberg
Dornstetten* (Ht) Fürstenberg, Württemberg
Duchroth Fürstenwärther
Efrizweiler Fürstenberg
Engen* (H) Fürstenberg, Stühlingen
Erbach* (Gt, Ht, RGt) Bickenbach, Breuberg, Crumbach, Erbach-Erbach, Fränkischer Reichskreis, Fürstenau, Hessen, Hessen-Darmstadt, Mespelbrunn, Michelstadt, Neckarsteinach, Rot an der Rot, Seeheim, Wertheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Erbach-Fürstenau* (G, RRitterschaft) Degenfeld, Erbach, Erbach-Schönberg, Fürstenau
Eschingen bzw. Donaueschingen Fürstenberg
Feldberg (im Schwarzwald) Fürstenberg, Sankt Blasien
Finkenbach (bei Rothenberg) Degenfeld, Erbach-Fürstenau
Franken* (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis Abenberg, Abersfeld, Absberg, Adelsheim, Adelshofen, Adler, Ahrn, Aichholzheim, Aichinger, Aisch, Albini, Albrecht, Aletzheim, Allendorf, Altenheim, Altmühl, Altschell, Ammann von der Laufenbürg (Ammann von der Laufenburg), Amorbach, Ansbach, Appold, Arnim, Arnstein, Artner, Aschaffenburg, Aschbach, Aschhausen, Auer von Aue, Auer von Herrenkirchen, Auerbach, Auerochs, Aufseß, Aulenbach, Aura, Aurach, Auritz, Autenried (RRi), Ayrer von Rosstal, Babenhausen, Bach, Bacharat, Bachstein, Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropst), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Michael bzw. Michaelsberg, Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bartenau, Bastheim, Bauer von Eiseneck, Baunach (RRi), Baunach (RiKa), (Bautz zu Oden und Willenbach,) Bayersdorf, Bayreuth, Bebendorf, Beberlohe, Beck, Behaim (bzw. Behem), Behaim von Schwarzbach, Behem, Behr, Benzenau, Berg, Berga, Bering, Berlepsch, Berlichingen, Berlichingen(-Rossach), Bernegger, Bernheim, Bernhold bzw. Bernhold von Eschau, Bernlohe, Bernstein, Bettendorf, Beulwitz, Bibereren bzw. Biberern, Bibergau, Bibra, Bibrach, Bicken, Bickenbach, (Bieber,) (Bieberehren) Biberen, Bildhausen, Birkenfels, Birkig, Bischofsheim, Blümlein, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Bödigheim, Borié, Bose, Botzheim, Bouwinghausen (bzw. Buwinghausen), Boyneburg, Brakenlohe, Bramberg, Brandenstein, Brandis, Brandt, Brandt von Neidstein, Brasseur, Braunsbach, Breittenbach, (Brend bzw.) Brende, Brendel von Homburg, Brinck, Brockdorff, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronnbach, Bronsart, Bruggen, Buchau, Buchenau, Buches von Wasserlos, Buchholz (Bucholtz), Buirette von Oehlefeld, Bunau, Bundorf, Burdian, Burghaslach, Burghausen, Burgsinn, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buttendorf, Buttlar, (Buwinghausen), Calenberg, (Cämmerer von Worms,) Cammermeister, Campo, Cappel, Cappler von Oedheim genannt Bautz (Cappler von Oedheim), Carben (Karben), Castell, Castell-Remlingen, Clebes von Nelßbach, Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Creutzburg, Cronheim, Dachröden, Dachsbach, (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Danckelmann, Dangrieß, Danndorf, Deckendorf, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Dernbach, Dettelbach, Didelzheim (Deiselzheim), Diemar, Diener, Dietenhofen, Diether von Anwanden und Schwaich, Dölau (RRi), Dörnberg, Dörzbach, Drachsdorf, Drosendorf, Dürckheim, Dürn, Dürn zu Riedsberg, Dürrigl von Riegelstein, (Dürriegel von Riegelstein), Ebenheim, Eberbach, Ebermann, Ebern, Ebers, (Ebersberg,) Ebersberg genannt von Weyhers (FreiH, RRi), Eberstein, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckbrecht von Dürckheim, Eckersberg, Ega, Egloffstein, Ehenheim, Ehrenberg, Eichelberg, Eichinger von Eichstamm, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Eltingshausen, Eltz, Ems, Enheim, Enckevoort, Ender, Endtlicher, Enßlingen, Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Erlingshofen, Ermreich, Erthal, Esch, Eschenbach, Eschwege, (Esel,) Esel von Altenschönbach, Estenfeld genannt Behaim, (Eulner,) Eyb, (Fabrici von Cleßheim,) Falkenhausen, Faulhaber, Faust von Stromberg, Fechenbach, Feilitzsch, Felberg, Finsterlohr, Fischborn, Fladungen, Fork, Forster, (Forstmeister,) Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lebenhan, Forstner, Förtsch von Thurnau, Franckenstein bzw. Frankenstein, (Franckenstein zu Ockstadt), Frankenberg, Frankenstein (FreiH, RRi), Frick von Frickenhausen, Fries, Frieß, Froberg-Montjoie, (Frohberg,) (Frohnhoffen,) Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid, Fuchsstadt, Führer von Heimendorf, Füllbach (Fulpach), Fulda, (Fulpach,) Fürbringer, Furtenbach, Gailing (Gayling), Gailing von Illesheim, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gauerstadt, (Gayling,) Gebirg, Gebsattel, Geilber, Geilsdorf (Geylstorff), Geismar (Geißmar), Geldern (RRi), Gersfeld, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geyer von Geyersberg, Geyer von Giebelstadt, Geyern, (Geylstorff,) Geypel, Geyso von Mansbach, Giech, Gießen, Gleichen, Gmund, Gnodstadt (Gnodtstatt), Gofer, Goldbach, Goldochs von Beratsweiler, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gopp(e von Marezek), Gottesfelden, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Grafeneck, Grafenreuth, Gränrodt, Grappendorf, Greck zu Kochendorf, Greifenclau, Grempp, Greul, Greusing, Grolach, Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Groß von Trockau, Grumbach, Grün, Grünau, Grünrod, Gundelsheim, Günderode, Günther von Brennhausen, Guntzenroth, Guttenberg, Habe, Haberkorn, Haberland, Habermann, Habern, Habsberg, Haideneck, Haider, Hain, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hammerstein, Hanstein, Handschuhsheim, Harant, Harda, Hardenberg, Harras, Harseldt, Harstall, Hartheim, Haslach, Hattstein, Hatzfeld, Haueisen, Haun, Haußlode (Hußlode), Hausen, Haxthausen, Hebele, Hebenhausen, Heddesdorf, Hedinghausen, Heesperg, Heilbronn, Heinold, Heinrichen, Helbe, Heldritt, Helmstadt, Heppenheim, Herbstadt, Herckam, Herda, Herdegen, Heressem, Heringen, Herold, Heroldsberg, Hessberg, Hessen-Kassel, Heßler, Hettmann, Hetzelsdorf, Heubscher, Heusenstamm, Heussen, Heußlein von Eussenheim, Heußner, Heydt, Hingka von Henneberg, Hirnsberg, (Hirsberg,) Hirschaid, Hirschberg I, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim (Hofwarth von Kirchheim,) Hoheneck, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, (Hohenlohe-Jagstberg,) Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach), Horkheim (Horchheim), Hornberg (rriOrt), Horneck von Weinheim, Hornstein (FreiH), Horschelt, Huckelheim, Hüls von Ratsberg (bzw. Hülsen von Ratsberg), (Hund,) Hund von Wenkheim, Hürnheim, (Hußlode,) Hutten, Hutten von Frankenberg (bzw. Hutten zu Frankenberg), Hutten zum Stolzenberg, Huyn von Geleen, Ilten, Imhoff, (Imhof von Merlach bzw.) Imhoff von Mörlach), Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Ippesheim, Ipt von Ipthausen, Jacob von Holach, Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim (RRi), Jahnus von Eberstätt, Jemmerer, Johanniterorden, Jöstelsberg, Kaltenbrunn, Kaltental, Kämmerer von Worms bzw. Cämmerer von Worms, (Kammermeister genannt Camerarius,) (Karben,) Karg von Bebenburg, Karspach, Kehre (Kehr), Kemnat, Kempinsky, Keudell zu Schwebda, Kirchlauter, Kitzingen (S), Kitzingen (Spital), Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Knöringen, Kolb von Rheindorf, Königsfeld, Königshofen (RRi), Könitz (Köniz), Köselin, Koßpoth, Köstner, Kotlinsky, Kötschau, Kottenheim, (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Kotzau, Kratz von Scharfenstein, Krauseneck, Krautheim, Kreß von Kressenstein (Kress von Kressenstein), Kresser von Burgfarrnbach (Kresser zu Burgfarrnbach), Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Kühdorf, Külsheim, Kunitz, Künßberg (Künsberg), (Künßberg-Thurnau,) Künzelsau, Küps, (Laineck,) Lamprecht von Gerolzhofen, Landas, Landschad von Steinach, Langen, Langenschwarz, Langheim, Laudenbach, Lauffen, Lauffenholz, (Lautenbach,) Lauter, Lay, Lechner von Lechfeld, Lehrbach, Leinach, Leineck (Laineck), Leiningen von Lemburg, (Lengsfeld,) Lentersheim, Leo, Leonrod, Lerchenfeld, Leubelfing, Leuzenbronn (Leutzenbronn), Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein, Lichtenstein zu Geiersberg, Limpurg, Lindelbach, Lindenfels, Lisberg (Lissberg), Littwag, Lochinger, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Lorsch, Loschwitz, (Löwenstein,) Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lüchau, Lutter, Maienfels, Mansbach, Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), (Markt Taschendorf,) (Marschalk,) Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebnet (Marschalk von Ebneth), Marschall von Ostheim, Masbach, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Mayerhofer, Mecherer, Meiningen, Meisenbug, Memmelsdorf, Mengersdorf, Mengersreuth, Merchingen, Merkingen, (Merlau,) Merzbach, Metsch, Metternich, Meyer zu Osterberg, Meyern, Milz, Minkwitz, Mistelbach, Mittelburg, Mock, Modschiedel (Modschiedl), Montmartin, Morgen, Mörlau genannt Böhm, Mörlau zu Münkheim, Mörlbach, Morstein, (Morstein zu Niedernhall,) Mosbach, Mudersbach, Müdesheim, Muffel, Muffelger, Müffling genannt Weiß, Muggenthal, Muhr, Müller zu Lengsfeld, Münch von Rosenberg, Münster, Mußlohe, Muth, Mutisheim, Mylius, Nankenreuth, Neideck, Neidenfels, Neitperger, Neuenstein, Neukirchen, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Niederstetten, Nordeck von Rabenau, Nothaft, Oberkamp, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Odenwald, Oepp, Oeringer, Oetinger, Offingen (RRi), Öpfner, Ostein, Ostheim (RRi), Ostheim (Ganerbschaft), Ottenberg, Pappenheim, Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Peusser von Leutershausen, Pferffelder genannt Großen, Pfersdorf, Pfraumheim genannt Klettenberg, Plankenberg, Plankenfels (Blankenfels), Plassenberg, Plittersdorf, Pöllnitz (Pölnitz), Prandtner, Pretlack, Pückler, Pünzendorf (Puntzendorf), Quadt, (Quadt-Wickrath,) Rabenhaupt, Rabenstein, Racknitz, Raithenbach, Randersacker, Ranhoff, Rapp, Rassler, Ratiborski von Sechzebuhs, Rattenheim, Ratzenberg, Rauber von Plankenstein, Rauche, Rauchhaupt, Rauenbuch, Raueneck, Rauschner, Rechenbach, Rechenberg, (Rechtern) Rechtern-Limpurg, Reck, Reckrodt, Redwitz, Reibeld, Reichenbach (RRi), Reichsritterschaft Franken, Reigersberg, Reinsbronn, Reinstein (Rheinstein), Reitzenberg, Reitzenstein, Reitzheim, Rettersbach, Retzstadt, Reurieth, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Rheinischer Ritterkreis, Rhön-Werra bzw. Rhön und Werra, Ried, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rielern, Rieneck, Rieter von Kornburg (bzw. Rieder zu Kornburg), Rimbach, Rinderbach, Rodenheim, Roder, Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rossau, Rothenburg, Rothenhausen, Rothschütz, Rottenbach (Rotenbach), Rüdt von Collenberg, (Rügheim,) Rügland, Rummerskirch (Rumerskirch), Rumrodt, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm, Rußwurm auf Greifenstein, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Saint André, Schachten, Schad, Schadt, Schaffalitzky, Schafstal, Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schauroth, Schechs von Pleinfeld (Schechse von Pleinfeld), Schefer, Schelm von Bergen, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Rossberg, Schenk von Schenkenstein, Schenk von Schweinsberg, Schenk zu Schweinsberg, Schenk von Siemau (Schenk von Symau), Schenk von Stauffenberg (Schenk von Staufenberg), Schenk von Symau, Schertel von Burtenbach, Schewen, Schirnding, Schlammersdorf, Schleiffraß, Schletten, Schletz, (Schletzberg,) Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidberg, Schmidt, Schmidt von Eisenberg, Schneeberg, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schnodsenbach, Schoder, Scholl, Schönbeck, Schönberg, Schönborn, Schönfeld, Schönstätt, Schöntal, Schott von Schottenstein, Schrautenbach, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg, Schrottenberg, Schrozberg, Schuhmacher, Schuhmann, Schütz, Schütz von Hagenbach und Uttenreut(h), Schutzbar genannt Milchling, (Schwaben,) Schwäbischer Ritterkreis, (Schwaigern,) Schwalbach, Schwarzenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Seibolstorff, Seiboth, Seinsheim, Selbitz, Senft von Suhlburg, Senftenberg, Sengelau, (Senger,) Sicherer, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden, Sommerau, Sparneck, Sparr, Specht, Speßhart, Speyer (freie RS), Spick, Spieß, Spork, Stadion, Stadtlengsfeld, Stammler, Starkh, Stauf, Steigerwald, Stein, Stein zum Altenstein, Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein zu Ostheim),Stein zu Lobelbach, Stein zu Trendel, Steinau genannt Steinrück, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser), Steinheim, Steinreut, Stepfferts, Sternberg (RRi), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, (Stibar von und zu Buttenheim bzw.) Stiebar zu Buttenheim, Stingelheim, Stockheim, Stör, Streitberg, Sugenheim, Sultzel, Sänger von Moßau, Swerts von Landas zu Weinheim, Talheim, Tann, Tanner von Reichersdorf, Tänzl von Tratzberg, (Taschendorf,) Tastungen, Tetzel, Teucher, Teufel von Pirkensee (Teufel von Birkensee), Theler, Theres, Thinheim, Thon, Thumbshirn, Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Thurn, Thurnau, (Torringer,) Trautenberg, Trebra, Treuchtlingen, Trott zu Heusenberg, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Truppach, Trütschler, (Überbrick) von Rodenstein,) (Überbruck von Rodenstein,) Überbrück von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, (Unteressfeld,) Untereßfeld, Ussigheim, Utterod, Varell, Varrenbach, Vasolt, Vestenberg, (Vogt,) Vogt von Coburg, Vogt von Hunolstein, Vogt von Kallstadt bzw. Vogt zu Kallstadt, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von Rieneck zu Urspringen bzw. Voit von Rieneck zu Urspringen, Vogt (Voit) von Salzburg, Vogt von Wallstadt, Vogtländische Ritterschaft, Vohenstein, Völderndorff, Völkershausen, Volmar, Waischenfeld, Waizenbach (Damenstift), Wald, Waldenburg genannt Schenkern, Waldenfels, Walderdorff (Waldersdorf,) Waldkirch (G), Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallenrod, Wallenstein, Wallert, Wambold von und zu Umstadt bzw. Wambolt von Umstadt, Wampach, Wangenheim, Warnsdorf, Wasdorf, Wasen, Wechinger, Wechmar, (Wehr,) Wehrenbach, Wehrn, Weibenum, Weiden, Weier, Weiler, Weingarten, Welser, Wemding, Wenk, Wenkheim, Wernau, Wernheim, Weyhers, Wichsenstein, Widdern, Wiener, (Wiesenbeck,) Wiesenfeld (bzw. Wiesenfelden), Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenfels (RRi), Wildenstein, Wildsen, Wildungen, Wilhelmsdorf (RRi), Wilhermsdorf, Wilhermsdorf (Ht), Wincler von Mohrenfels, (Windeln,) Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Windsheim, Wipfeld, Wirsberg, Wiselbeck, Wittstadt genannt Hagenbach, Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolf von Wolfsthal, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein zu Sulzbürg, (Wolfsthal,) Wölkern, Wollmershausen, Wöllwarth, Wolzogen, Worms (RS), Woyda, Wrede, Wunschel, Wurm, Wurster von Kreuzberg, Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg (Domkapitel), Würzburg (Jesuitenadministration), Würzburg (Juliusspital), Würzburg (Universität), Würzburg (Sankt Stephan), Würzburg (Stift Haug), Zedtwitz, Zeitlofs, Zeyern, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt, Zocha, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg), Zollner von Rottenstein, Zorn, Zufraß, Züllenhard, Zurhein, Zweifel, Zwingenberg am Neckar
Fränkisches Reichsgrafenkollegium* (Erbach-Fürstenau, Limpurg, Nostitz, Pückler, Reichelsberg, Rieneck, Rosenberg, Schönborn, Schwarzenberg, Seinsheim, Sulzbürg, Welzheim, Wertheim, Wiesentheid, Wolfstein, Wurmbrand)
Freiburg* (im Breisgau) (G, RS, Ka, Erzdiözese, Residenz, Kastellanei) Baden, Badenweiler, Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fürstenberg, Habsburg, Konstanz, Lenzkirch, Mainz, Österreich, Schwäbisch Österreich, Staufen, Urach, Urach-Freiburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Worms, Zähringen
Freienstein (bei Beerfelden) Erbach-Fürstenau
Fürstenau* (bei Michelstadt im Odenwald) (Bg) Erbach-Fürstenau
Fürstenau* (Residenz) Osnabrück
Fürstenberg (bei Hüfingen) * (G, F, Ftm) Aulfingen, Baar, Baden, Blumberg, Dornstetten, Engen, Fürstenberg-Haslach, Fürstenberg-Weitra, Geisingen, Glött, Gundelfingen, Harmersbach, Haslach, Heiligenberg, Helfenstein, Hewen, Hohenzollern-Sigmaringen, Jungnau, Kinzigtal, Kreuzlingen, Lenzkirch, Lupfen, Messkirch, Möhringen, Neufürstliche Häuser, Oberkirch, Offenburg, Prechtal, Romberg, Schenkenzell, Schlatt am Randen, Schwäbischer Reichskreis, Stühlingen, Triberg, Trochtelfingen, Urach, Urach-Freiburg, Waldsberg, Wartenberg, Werdenberg, Wiesensteig, Wolfach, Zähringen
Fürstenberg* (bei Arnsberg) (RRi)
Fürstenberg (an der Havel) Mecklenburg, Mecklenburg-Güstrow
Fürstenberg (bei Lichtenfels im Kreis Waldeck-Frankenberg) Waldeck
Fürstenberg-Haslach* (G) Haslach
Fürstenberg-Heiligenberg Fürstenberg-Weitra, Weitra
Fürstenberg-Kinzigtal* (G) Kinzigtal
Fürstenberg-Messkirch* (F) Messkirch
Fürstenberg-Stühlingen* (G) Kinzigtal, Meßkirch
Fürstenberg-Weitra* (F, LG) Weitra
Fürsteneck* (Ht)
Fürstenstein* (bei Eschwege) (Bg) Anhalt-Köthen-Pless, Pless, s. Diede von Fürstenberg
Fürstenwalde* (Residenz) Lebus
Fürstenwärther* (FreiH, RRi)
Gonzagische Fürstentümer Italien
Grafschaft (bei Schmallenberg) Berleburg, Fürstenberg
Greeß Fürstenberg-Weitra s. Greiß
Greiß Fürstenberg-Weitra, Schrems, Weitra
Gundelfingen* (H, ruHt) (bei Münsingen) Ehestetten, Fürstenberg, Helfenstein, Justingen, Schwäbischer Reichskreis, Sulzbürg, Württemberg
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Hainbrunn Erbach-Fürstenau
Hardegg* (ruGt) Fürstenberg-Weitra, Glatz, Hohenlohe-Brauneck, Khevenhüller, Schrems, Seefeld, Weitra
Haslach* (Ht) Fürstenberg, Kinzigtal
Hausen (Hausach) Fürstenberg, s. a. Hausach
Hegau-Allgäu-Bodensee* (Ka bzw. RiKa) Achberg, (Allgäu,) (Allgäu-Bodensee,) Altmannshofen, Beroldingen, (Bietingen,) Blumegg, Bodman, Bodman zu Bodman, (Bodman zu Kargegg,) (Bodman zu Möggingen,) (Bodman zu Wiechs,) (Boul,) Buol, Dankenschweil zu Worblingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Ebinger von der Burg, Enzberg, Fin, Freiberg bzw. Freyberg, Fürstenberg, Gailingen, Giel von Gielsberg, Greith, Gripp auf Storzeln-Freudenach, Hafner (Haffner von Bittelschieß,) Hanxleden, Hegau (Qu), Herbsthain, Horben, Hornberg, Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Humpiß, Humpiß genannt von Ratzenried, Imhoff zu Untermeitingen (Imhof zu Untermeithingen), Kisslegg, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz, Kuefstein, Lenz von Lenzenfeld, (Leupold,) Leupolz, Liebenfels, Montfort, (Nellenburg,) Pappus von Tratzberg, Pflügern auf Schrozburg (Schrotzburg), Praßberg, Ramschwag, Ratzenried, Reichlin von Meldegg, Reischach, (Reschach,) Reutner von Weil, Rinck von Baldenstein, Roll (zu Bernau,) Roth von Schreckenstein, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Sankt Gallen (RAbtei) Schellenberg, (Schellenberg zu Bach,) Schenk von Castell, Schönau, (Schönau zu Wöhr,) (Schönau zu Zell,) Schwäbischer Ritterkreis, Senger, Siegenstein, Stotzingen, Stuben zu Dauberg, Summerau, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein),Traun, Ulm (FreiH), (Ulm zu Marspach), (Ulm zu Wangen,) Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Wolfegg-Waldsee, (Waldburg-Wolfegg-Wolfegg,) Wangen, Welsberg zu Langenstein, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen)
Heiligenberg* (G, Gt, LGt) Brochenzell, Fürstenberg, Salem, Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwäbischer Reichskreis, Werdenberg
Helfenstein* (G) (bei Geislingen an der Steige) Blaubeuren, Burgberg, Dillingen, Falkenstein, Fürstenberg, Giengen, Heidenheim, Herbrechtingen, Kaltenburg, Katzenstein, Königsbronn, Leutkircher Heide, Messkirch, Neufra, Sigmaringen, Ulm, Weißenstein, Wiesensteig, Zimmern
Hessen* (Gt, LGt, L) Albini, Amorbach, Arnsburg, Auburg, Aufenau, Baden, Barchfeld, Battenberg, Berleburg, Berlepsch, Bickenbach, Bidembach von Treuenfels, Bilstein, Bingenheim, Birstein, Boyneburg, Brand, Braubach, Braunfels, Breidenbacher Grund, Breuberg, Büdingen, Burgholzhausen, Buseck bzw. Buseckertal, Butzbach, Camberg, Crumbach, Darmstadt, Dernbach, (Deutscher Orden,) Dexheim, Dieburg, Diepholz, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Dünwerde, Eberbach, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Elben, Elfershausen, Engelstadt, Eppstein, Eschwege, Falkenstein, Felsberg, Franken (Hztm), Frankfurt (am Main), Freyensee (Freienseen), Friedberg (in Hessen bzw. in der Wetterau), Fritzlar, Fulda, Fürstenau, Fürstenstein, Gedern, Gelnhausen, Ginsheim, Gleiberg, Greifenstein, Großhessen, Gudensberg, Gundheim, Hadamar, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hatzfeld, Haun, Haxthausen, Heimbach, Helmarshausen, Henneberg-Schmalkalden, Hersfeld, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Pfalz, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Hohensolms, Hohlenfels, Holzhausen bzw. Burgholzhausen, Homburg, Hungen, Hutten, Idstein, Ilbenstadt, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Itter, Kaichen, Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kirchberg, Königstein, Kronberg, Langenschwarz, Laubach, Lehrbach, Lich, Lichtenau, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lindheim, Lippe, Lissberg, Lixfeld, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Maden, Mainz, Mansbach, Marburg, Marienschloss, Meerholz, Meisenbug, Melbach, Merenberg, Meschede, Michelstadt, Mühlhausen, Münzenberg, Nassau, Nassau-Hadamar, Naumburg, Neckarsteinach, Neuengleichen, Neuenheerse, Neukirchen, Nidda, Oberhessen, Ockstadt, Offenbach, Ortenberg, Paderborn, Partenheim, Pfalz, Plesse, Preußen, Ramholz, Ratibor, Reifenberg, Reizberg, Rheinfels, Rheingau, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Riedesel, Rietberg, Rödelheim, Rotenburg, Ruchesloh, Rumrodt, Schiffelbach, Schlitz genannt Görtz, Schlüchtern, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schönstadt, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Soden, Solms, Solms-Braunfels, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Stolberg-Ortenberg, Sulzbach (RDorf), Tann, Thüringen, Treffurt, Tübingen, Usingen, Vetzberg, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, Waldkappel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wied, Wiesbaden, Wildungen, Wittgenstein, Witzenhausen, Ziegenhain, Züschen
Hessen-Darmstadt* (LGt, GroßHztm) Albini, Arnsberg, Baden, Battenberg, Bechtolsheim, Berleburg, Bickenbach, Brand, Braubach, Breidenbacher Grund, Breuberg, Broich, Büdingen, Butzbach, Darmstadt, Deutscher Bund, Dieburg, Dienheim, Engelstadt, Erbach, Erbach-Fürstenau, Eschwege, Friedberg, Fürstenau, Gedern, Greifenstein, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Gundheim, Guntersblum, Hallberg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Haun, Haxthausen, Henneberg, Henneberg-Römhild, Hessen, Hessen-Homburg, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Homburg, Hungen, Ilbenstadt, Ingelheim, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen, Isenburg-Marienborn, Itter, Kaichen, Katzenelnbogen, Kaufungen, Köln, Kronberg, Kürnbach, Langenschwarz, Laubach, Leiningen, Lich, Lichtenau, Lindheim, Lissberg, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Löwenstein-Wertheim, Maden, Mainz, Marburg, Marienschloss, Melbach, Michelstadt, Mommenheim, Münzenberg, Nassau, Neckarsteinach, Neubamberg, Nidda, Nierstein, Norddeutscher Bund, Oberhessen, Oberrheinischer Reichskreis, Ockstadt, Odernheim, Offenbach, Oppenheim, Ortenberg, Pfalz, Pfeddersheim, Raibach, Rheinbund, Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Riedesel, Rödelheim, Rumrodt, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schlitz genannt von Görtz, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schornsheim, Schwabsburg, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Solms, Solms-Assenheim, Solms-Braunfels, Solms-Hungen, Solms-Laubach, Solms-Lich, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Vilbel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Werl, Westfalen, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wetzlar, Willstätt, Wimpfen, Wittgenstein, Worms, Würzburg
Hewen* (Ht) Engen, Fürstenberg, Lupfen, Stühlingen
Hochberg zu Fürstenstein Anhalt-Köthen-Pless (Anhalt-Köthen-Pleß), Neuschloss, Pless (Pleß)
Hohenhewen Fürstenberg, Stühlingen
Hohenzollern-Sigmaringen* (G, RF) Achberg, Beuron, Deutscher Bund, Dießen, Fürstenberg, Gammertingen, Haigerloch, Heiligkreuztal, Hettingen, Hohenfels, Hohenzollern, Jungnau, Messkirch, Muri, Ostrach, Rheinbund, Schwäbisch-Österreich, Sigmaringen, Straßberg, Thurn und Taxis, Trochtelfingen, Veringen, Wehrstein
Höllinghofen-Hörde-Livland Fürstenberg
Hüfingen Baar, Fürstenberg
Jungnau* (Ht) Fürstenberg, Hohenzollern-Sigmaringen, Werdenberg
Kinzigtal* (Ht) Fürstenberg (G), Schwäbischer Reichskreis, Urach-Freiburg
Kluftern Fürstenberg
Köln* (EStift, Residenz, freie RS) Adendorf, Anholt, Arenberg, Arnsberg, Bassenheim, Bedburg, Beilstein, Berg, Bonn, Brabant, Bretzenheim, Broich, Brühl, Bürresheim, Dassel, Dortmund, Ehrenstein, Elmenhorst, Eschweiler, Fredeburg, Fürstenberg, Godesberg, Gürzenich, Gymnich, Heimbach, Herford, Hessen, Hochstaden, Hörde, Hörstgen, Hülchrath, Isenberg, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Katzenelnbogen, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Königswinter, Kurfürstenkollegium, (Kurlande,) Kurrheinischer Reichskreis, Langenau, Lichtel, Lommersum, Mark, Minden, Moers, Münster, Nassau, Nassau-Siegen, Niederisenburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nordrhein-Westfalen, Nürburg, Olbrück, Osnabrück, Padberg, Paderborn, Pfalz, Poppelsdorf, Pyrmont, Ranis, Recklinghausen, Remagen, Rennenberg, Rheineck, Rheinprovinz, Saalfeld, Sachsen, Sachsen-Saalfeld, Saffenburg, Sayn-Hachenburg, Siegen, Sinzig, Soest, Steinfeld, Sternberg, Tecklenburg, Trier, Utrecht, Volmarstein, Waldeck, Werl, Westfalen, Wittgenstein, Wolkenburg
Kortelshütte Erbach-Fürstenau
Kuenringer* (Geschlecht) Fürstenberg-Weitra, Seefeld, Spitz, Wachau, Weitra, Zöbing
Layen* (Ganerbschaft) (Braunsbach, Bretzenheim, Fürstenwärther) bzw. Burglayen
Lebus* (L, Hochstift, Residenz) Beeskow, Brandenburg, Fürstenwalde, Gnesen, Göritz, Magdeburg, Polen, Sternberg (L), Storkow
Lenzkirch* (Ht) Fürstenberg (G)
Löffingen Fürstenberg (G)
Maissau Fürstenberg-Weitra, Horn, Wachau, Weitra
Messkirch* (Ht) Fürstenberg (G), Gundelfingen, Heiligenberg, Helfenstein, Hohenzollern-Sigmaringen, Salem, Schwäbischer Reichskreis, Zimmern
Michelstadt* (Ht) Erbach (Ht, Gt), Erbach-Fürstenau
Möhringen* (bei Tuttlingen) (Ht) Baar, Fürstenberg (G)
Moosbrunn Erbach-Fürstenau
Neheim-Neufürstenberg Fürstenberg (RRi)
Neufra* (bei Riedlingen) (Ht) Fürstenberg (G, F, Ftm), Helfenstein
Neustadt (im Schwarzwald) Fürstenberg
Niederrheinstrom* (Ka bzw. RiKa) Adendorf, Ahrental, Arenfels, Baden, Blieskastel, Boos von Waldeck, Boos von Waldeck und Montfort, Breidbach, Bretzenheim, Bürresheim, Clodt zu Ehrenberg (Ehrenburg), (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Dalberg zu Herrnsheim, Ehrenburg, Eltz, Eyß, Fürstenwärther, (Hedersdorf) Heddesdorf, Hees, Hüttersdorf, Illingen, Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Kerpen (FreiH), Kesselstadt (Kesselstatt), Leyen, Lösenich, Marienberg, Martinstein, Medelsheim, Münchweiler, Reiffenberg (Reifenberg), Requilé, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Scharfeneck, Schmidtburg zu Weiler, Schorrenburg (Schnorrenberg) (und Steinkallenfels), Schweppenhausen, Sickingen (Sickingen-Schallodenbach), Vogt von Hunolstein (Vogt zu Hunoltstein genannt von Steinkallenfels), Waldeck, Warsberg, Wartenstein, Wiltberg, Wollmerath, Zandt von Merl
Oberhainbrunn Erbach-Fürstenau
Oberhausen (an der Nahe) Fürstenwärther
Oberhausen* (bei Weißenborn) (Ht) Fürstenwärther, Kaisheim, Scheer von Schwarzenberg
Odenwald* (Ka bzw. RiKa) Absberg, Adelsheim, Adler, Aichholzheim, Albini, Aletzheim, Altenheim, Amorbach, Ansbach, Appold, Aschaffenburg, Aschhausen, Auerbach, Aufsess, Autenried (RRi), Ayrer zu Rossbach, Babenhausen (RRi), Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bartenau, Bauer von Eiseneck (RRi), Behr, Berlichingen, Berlichingen-Rossach, Bernheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Bertram (RRi), Bertremoville, Betringen, Bettendorf, Biberern, Bicken, Bieberehren (Biberen), Bobenhausen, Bödigheim, Bohn, Botzheim, Bouwinghausen, Brasseur, Braunsbach, Brendel von Homburg, Bronnbach, Buchenau, Buches von Wasserlos, Burggraf zu Heppenheim, Burghausen, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buwinghausen (Bouwinghausen), Cammermeister, Cappler von Oedheim genannt Bautz, Carben, Chelius, Clarstein, Clebes von Nelsbach (Clebes von Nelßbach), Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Curtius zu Umstadt, Dachröden, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Deutscher Orden, Didelzheim, Dienheim, Dölau, Dörzbach, (Dürn,) Dürn zu Riedsberg, (Ebenheim,) Eberbach, Echter, Ega, Egloffstein, (Ehenheim,) Ehrenberg, Eisack, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Endtlicher, Enslingen (Enßlingen), Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Esch, Eyb, Falkenhausen, Fechenbach, Felberg, Finsterlohr, Fork, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein (Franckenstein) (RRi, FreiH), Frieß, Fronhofen, Fuchs von Neidenfels, Führer von Heimendorf, Fürbringer, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gayling von Altheim (Gailing von Altheim), Gebsattel, Geismar (Geißmar), Gemmingen, (Geyer,) Geyer von Giebelstad (Geyer zu Giebelstadt), Geypel, Goldochs zu Beratsweiler, Göler von Ravensburg,) Gränrodt, (Grorodt,) Greck von Kochendorf (Greck zu Kochendorf), Greifenclau, Grempp (, Gremp), Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Grumbach, Grün, Grünau (Kl), Grünrod, Gundelsheim, Guntzenroth, Guttenberg (Gutenberg), Habe, Habern, Habsberg, Hamilton, Hammerstein, Handschuhsheim, Harseldt, Harstall, Hartheim, Hattstein, Hatzfeld, Hausen, Haxthausen, Hebele, Heddesdorf (Hettersdorf), Hedingshausen, Heilbronn, Helmstadt, Herda, Herold, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hettman, Heusenstamm, Heussen, Heußner, Heydt, Hildebrandt, Hirnsberg, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim, Hoheneck (RRi), Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, (Holzschuher), Holzschuher von Aspach und Harrlach, Horkheim (Horckheim), Hornberg, (Horneck,) Horneck von Weinheim, Huckelheim, (Hund,) Hund von Wenkheim, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Imhoff (Imhof), (Ingelheim) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (FreiH, RRi), Ippesheim, Jacob von Holach (Jakob von und zu Holach), Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim, Jemmerer, Kaltenbrunn, Kaltenthal, Kammermeister genannt Camerarius (Cammermeister), Kleinschmidt, Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Koch, Kocherstetten, Kolb von Rheindorf, Kottenheim, Kottwitz, Krautheim, Kronberg zu Ladenberg, Küchenmeister, Künzelsau, (Landschad,) Landschad von Steinach, Laudenbach (Lautenbach), Lauffen, Lauter, Lay, Lehrbach, Leiningen von Lemburg, Leo, Lerchenfeld, Leuzenbronn (Leutzenbrunn), Lichtenstein (RRi), Limpurg, Lochinger, Lorsch, (Löwenstein-Wertheim,) Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Maienfels, Mainz (EStift), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayerhofer, Merchingen (Merckingen), (Merlau bzw. Mörlau zu Münkheim), Metternich, Meyer zu Osterwald, Mock (Möckh), Modschiedel, Mörlau zu Münkheim, Morstein (zu Niedernhall), Mosbach, Muggenthal, Münch von Rosenberg, Mylius, Neckarsteinach, Neideck, Neidenfels, Niederstetten, Oeringer, Oetinger (Öttinger), Offingen, Öpfner, Ostein, (Otzberg) (Gans von Otzberg), Pfalz, Pfraumheim genannt Klettenberg, Pöllnitz, Pretlack, Rabenhaupt, Racknitz, Rassler, Ratzenberg, Rauchhaupt, Rechenbach, (Rechtern,) (Rechtern-Limpurg), Reck, Redwitz, Reibeld, Reichenbach, Reigersberg, Reinstein, Reitzenberg, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Riaucour, Ried, Riedern, Riedigheim, Rielern, Rinderbach, Rodenheim, Rosenbach, Rosenberg (Ht), Rothenburg (ob der Tauber), Rothenhausen, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Saint-André (Saint André), Schad, Schaffalitzky (Schaffelitzky), Schall-Riaucour (Riaucour), Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schelm von Bergen, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Scheuring, Schletz, Schmid, Schmidberg, Schneeberg (Schneeberger), Schönberg (RRi), Schönborn, Schöntal, Schrautenbach, Schrozberg (RRi), Schwalbach, Schwarzenberg, Seckendorff, Seibolstorff, Seinsheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Senftenberg, Sicherer, Sickingen, Soden (FreiH, G, RRi), Solms, Sparr, Sparneck, Speyer (Hochstift), Speyer (RS), Spieß, Spork, Stadion, Stammler, Starkh, Stein zu Lobelbach, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser) (von Neidenfels), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, Stingelheim, Sultzel, Swerts von Landas zu Weinheim, Tann, Tänzl von Tratzberg, Thüna, Thurn, Trebra, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, (Überbrick), Überbruck von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, Utterod, Varrenbach, Vestenberg, Vogt von Kallstadt (Vogt zu Kallstadt), Voit von Rieneck, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein) (Hunolstein), Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Vogt zu Wallstadt, Vohenstein, Volmar, (Vorburger) Vorburger zu Bödigheim, Wächter, Waldenburg genannt Schenkern, Walderdorff, Waldkirch, Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallert, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warrenbach, Wasen, Wechinger, Wehrenbach, Wehrn, Weiler, Weißenbach, Welden, (Wellwarth,) Wenk, (Wenkheim,) Wernau (Werdenau), Wichsenstein, Widdern, Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolmarshausen(, Wollmarshausen), (Wollmershausen) (RRi), Wollmershausen, Wöllwarth, Worms (Hochstift), Worms (RS), Wurm, Wrede, Württemberg, Würzburg Domkapitel, Würzburg Juliusspital, Zobel (Zobel von Giebelstadt), Zorn, Züllenhard, Zwingenberg am Neckar
Oettingen* (G, F) Aalen, Adelmannsfelden, Ansbach, Aufkirchen, Auhausen, Baldern, Bissingen, Burgberg, Crailsheim, Dagstuhl, Diemantstein, Dinkelsbühl, Dischingen, Eichstätt, Ellwangen, Feuchtwangen, Flochberg, Franken (BaDO bzw. DOBa), Fürstenberg-Weitra, Harburg, Hirschberg (G, Ht), Hohenstadt, Hürnheim, Katzenstein, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Nördlingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Oettingen, Oettingen-Spielberg, (Öttingen,) Schwäbischer Reichskreis, Spielberg, Sulzfeld, Utzmemmingen, Wallerstein, Weitra, Wemding
Osnabrück* (Hochstift, Residenz, fast reichsunmittelbare S) Diepholz, Fürstenau, Hannover, Iburg, Köln (EStift), Minden, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Sachsen, Tecklenburg, Westfalen, Westphalen
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Passau* (Hochstift, Residenz, S) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Bogen, Formbach, Fürsteneck, (Hafner-Obernzell,) Hals, Horn, Leoprechting, Mattsee, Neuburg am Inn, Obernzell, Oberösterreich, Rannariedl, Riedenburg, Salzburg (EStift), Sankt Florian, Sankt Pölten, Toskana, Vichtenstein, Wegscheid, Wernstein, Wien (Btm), Ebtm, Wolfstein (Ht)
Prag (Familie in Böhmen) Fürstenberg-Weitra, Weitra
Prechtal* (Ht) Fürstenberg, Kinzigtal
Renchtal Fürstenberg
Rhein* (RiKreis) (Rheinischer Ritterkreis) Adendorf, Ahrental, Angeloch, Arenfels, Arnstein, Auwach, Baden, Beckers zu Westerstetten, Beier von Boppard, Bellersheim, Bentzel zu Sternau, (Bernhold) Bernhold von Eschau, Bettendorf, Bicken, Blieskastel, Boos von Waldeck, Boos von Waldeck und Montfort, Botzheim, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidbach, Brendel von Homburg, Bretzenheim, Brömser von Rüdesheim, Burscheid, Bürresheim, Burrweiler, Buseck bzw. Buseckertal, Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Clodt zu Ehrenberg, Dalberg, Dalberg zu Dalberg, Dalberg zu Herrnsheim, Dalberg zu Heßloch (Hassloch), Degenfeld, Dernbach, Diede zum Fürstenstein, Dienheim, Dürckheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, (Eckbrecht von Dürckheim,) Ehrenburg, Eibingen, Elkerhausen (Elkershausen), Eltz, Ernberg, Eyß, Faust von Stromberg, Flersheim (Flörsheim), Forster (FreiH, RRi), Forstmeister von Gelnhausen, Franken (RiKreis bzw. Fränkischer Ritterkreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Frentz, Fürstenberg (RRi), Fürstenwärther, Gagern, Galen, Gans von Otzberg, Geispitzheim, Greifenclau-Dehrn zu Vollrads, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Günderode, Hallberg, Handschuhsheim, Hanstein, Hattstein, Hatzfeld, Hatzfeld-Wildenburg, Haxthausen, Heddesdorf (Hedersdorf), Hees, (Hessen,) Hessen-Kassel, Heusenstamm, Hilchen von Lorch, Hohenfeld, Horneck von Weinheim (Horneck zu Weinheim), Horxheim, Hund von Saulheim, Hüttersdorf, Illingen, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (G, RRi), Isenburg, Isenburg-Birstein, Jett von Münzenberg, (Kämmerer von Worms), Kerpen (FreiH, RRi), Kesselstatt (Kesselstadt), Knebel von Katzenelnbogen, Kolb von Wartenberg, Köth von Wanscheid, Kratz von Scharfenstein, Kronberg (RRi), Landeck, Landenberg, Landsberg (RRi), Landschad von Steinach, Landskron, Landstuhl, Langwerth zu Simmern, Lerch von Dirmstein, Leyen, Linden, Lösnich, Löw von Steinfurth (Löw von und zu Steinfurt), Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz (EStift), Mainz (Dompropstei), Mansbach (RRi), Marienberg, Marioth zu Langenau, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Medelsheim, Metternich, Mittelrheinstrom, Molsberg, Münchweiler, Nassau-Usingen, Niederrheinstrom, Nievern, Oberrheinstrom, Oberstein, Ostein, Pallant, Partenheim, Pfalz, Preuschen, Quadt (Quadt-Wickrath), Rau von Holzhausen, Reck, Reichsritterschaft, Reifenberg (Reiffenberg), Requilé, Riaucour, Riedesel, Ritter zu Grünstein, Rolshausen, Roth von Burgschwalbach, Rumrodt, Sankt Jakobsberg, Scharfeneck, Schelm von Bergen, (Schenk zu Schmidtburg,) Schenk von Schmidtburg, Schilling von Lahnstein, Schmidtburg zu Weiler, Schmitz-Grollenburg, Schönberg auf Wesel, Schönborn, Schorrenburg, Schulers, Schütz von Holzhausen, Schutzbar genannt Milchling, Schwaben (RiKreis) (Schwäbischer Ritterkreis), Schweppenhausen, Sickingen, Sickingen-Schallodenbach, Sirk, Soetern, Specht von Bubenheim, Stein (ruHt), Steinkallenfels (Stein-Kallenfels), Sturmfeder (Sturmfeder von und zu Oppenweiler), Ulner von Dieburg, Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein bzw. Hunolstein), Waldbott-Bassenheim bzw. Waldbott von Bassenheim), Waldeck (rriHt), Waldecker zu Kaimt (Keimpt), Waldenburg genannt Schenkern, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Wallbrunn zu Niedersaulheim (Nieder-Saulheim), Wallbrunn zu Partenheim, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warsberg, Wartenstein, Weiß von Feuerbach, Wetzel genannt von Carben (Wetzel genannt von Karben), Wildenburg, Wiltberg (Wildenberg,) Wollmerath, Wrede, Zandt von Merl, Zeiskam, Züllenhard, Zweifel (Zweiffel)
Rimhorn Erbach-Fürstenau
Romberg* (bei Bad Rippoldsau-Schapbach) (Ht) Fürstenberg, Kinzigtal
Rothenberg Degenfeld, Erbach, Erbach-Fürstenau
Sankt Jörgenschild Bodman, Ehingen, Enzberg, Fürstenberg (G), Gültlingen, (Höfingen,) Hoheneck (RRi), Hornberg (RRi), Hornstein (FreiH, RRi), Humpiß, Kechler von Schwandorf, Königsegg, Leutrum von Ertingen, Montfort, Nippenburg, Ow, Rechberg, Remchingen, Sachsenheim, Schellenberg, Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Schöner von Straubenhardt, Stadion, Stein zum Rechtenstein, Sternenfels, Stuben zu Dauberg, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Truchsess von Höfingen
Schaunberg* (Ht, Gt) Fürstenberg-Weitra, Oberösterreich, Orth an der Donau, Pettau, Plain, Spielberg, Starhemberg, Wallsee, Waxenberg, (Waxenberg-Ottensheim) (Waxenberg), Weitra, Zöbing
Schenkenzell* (Ht) Fürstenberg (G), Kinzigtal
Schlatt (am Randen)* (Ht) Bodman, Bodman zu Bodman, Fürstenberg (G), Lenz von Lenzenfeld
Schönenberg Fürstenberg
Schwaben* (RiKreis), Schwäbischer Ritterkreis Abtsgmünd, Achberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Albertini, Aldingen, Allgäu-Bodensee, Altburg, Altmannshofen, Amerdingen, Angeloch, Anweil, Arz (Arzt), Attems, Aufhausen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Barille, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Behr von Behrental, Bemelberg (Bemmelberg, Bömelburg), Bentzel zu Sternau, Berger, Berkheim, Berlichingen, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Berstett, Bertrand, Besserer, Biberachzell, Bidembach von Treuenfels, (Bietingen), (Binningen,) (Bischofsheim,) Bissingen, Bissingen-Nippenburg, Bletz von Rotenstein, Blumegg, Bock, Böcklin von Böcklinsau, Bode, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Bodman, Bodman zu Kargegg, Bodman zu Möggingen, Bodman zu Wiechs, (Bömelburg,) Bonfeld, Bönnigheim, Bose, Botzheim, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Brandenburg (rriHt), Brandenburger zu Riet, Brandenstein, Brantz, Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach (Breitschwerdt von und zu Buchenbach), Breuning von Buchenbach, Bronnen, Bubenhofen, Buchholz, Buol (Boul), Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), (Buwinghausen), Buxheim, Candel, Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Colditz, Corray, Dachenhausen, Dachröden, Dagstuhl, (Dankenschweil,) Dankenschweil zu Worblingen, Degenfeld, Degenfeld-Neuhaus, Dellmensingen, Dettingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Diemantstein, Diemar, Diersburg, Dießen (rri Ort), Donau, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dungern, Dunstelkingen, Ebersberg (rriHt), Ebinger von der Burg, Echter von Mespelbrunn, Eck und Hungersbach, Ehingen (RRi), Ehingen (RSähnliche Stadt), Eisenburg, Elster (Elstern), Eltershofen, Endingen, (Entzlin) Enntzlin, Enzberg, Erlach, (Erolzheim) Eroldsheim, Erthal, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fin, Fischer von Filseck, Flehingen, Forstner von Dambenois (Forstner-Dambenoy), Frank, Franken (Ritterkreis), Frankenberg zu Riet RRi, Franckenstein (Frankenstein) (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frauenberg, (Freiberg) (Ht), Freiberg (FreiH, RRi), Freyberg (Freiberg), Fuchs, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg, Gail, Gailing bzw. Gayling, Gailing von Altheim bzw. Gayling von Altheim, Gailingen, Gaisberg, Gaist von Wildeck, Gammertingen, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Giel von Gielsberg, Girger von Grünbühl, Göler von Ravensburg, Goll (Gollen), Göllnitz, Goßbach, Grafeneck, (Graveneck,) Grävenitz, Greifenclau, Greith, Gremlich von Jungingen, Grempp von Freudenstein, Gripp von Freudenegg, Gripp auf Storzeln-Freudenach Gripp von Storzeln-Freudenach, Grönenbach, Großaspach, Grün, Grünthal, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg, Gut von Sulz, Habsberg, Hafner, Hagenmann, Hallweil, Hanxleden, Harling, Harthausen, Hartig, Hartingshausen, Hausen, Hegau (Qu),) Hegau-Allgäu-Bodensee, Hehl, Heidenheim (RRi), Heidenopp, Heinsheim, Helmstadt, Herbrechtingen, Herbsthain, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Hettingen, Heuchlingen, Heuß, Hevel, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirschhorn, Hochaltingen, Hochberg (rriHt), Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoff, Höfingen, Hohenberg (RRi), Hoheneck (RRi), Hohenfeld, Hohenfreyberg, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Höhnstett, Holdermann von Holderstein, Holtz, Horben, Horkheim (Horckheim), Hornberg (RRi), Horneck (Horneck von Hornberg), Hornstein (FreiH, RRi), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Huldenberg, Humpiß (FreiH, RRi), Humpiß genannt von Ratzenried, Humpiß von Waltrams, Hürnheim, (Hürrlingen), Ichenhausen, Ifflinger von Graneck, Illereichen, Illertissen, Imhoff von Kirchentellinsfurt (Imhof), (Imhoff von Untermeitingen,) Imhof zu Untermeithingen, Jäger von Gärtringen, Jagstheim, Janowitz, Jettingen, Jungkenn genannt Münzer von Morenstamm, Kaltenburg, Kaltental (Kaltenthal), Karpfen (Karpffen), Katzenstein, Kechler von Schwandorf, Keller von Schleitheim (Keller von Schlaitheim), Kempten (gfAbtei), Killinger, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kisslegg, Knebel von Katzenelnbogen, Kniestedt, Knöringen, Kocher, Kolb von Rheindorf, Königsbach, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (Hochstift), Kraichgau, Kroneck, Kuefstein, Landenberg, Landsee, Lang, Lasser genannt von Halden, Laubenberg, Laupheim, Laymingen, Leiher von Talheim, Leiningen (RRi), Lemlin von Horkheim, Lenz von Lenzenfeld, Leonrod, Leupolz, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenfels, Liebenstein (FreiH, RRi), Liechtenstein, Liesch von Hornau, Linck von Kirchheim, Lindach, Linden, Lomersheim, Lützelburg, Macaire, Magolsheim, Massenbach, Megenzer von Felldorf, Mendel von Steinfels, Menzingen, Merz von Staffelfelden, (Metternich,) (Metternich zu Gracht) (Wolff-Metternich zur Gracht), Mock von Balgheim (Möckh von Balgheim), Montfort, Moser von Filseck. Mühlhausen (RDorf), Münch, Münchingen, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Neckarbischofsheim, Neidlingen, Neipperg, Neipperg zu Freudental, Nettelhorst, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neuenstein (FreiH, RRi), Neufra, Neuhaus (rriOrt), Neuhausen, Neuneck, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberdischingen, Oberkirch, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Ochsenburg, Oeffingen, Oetinger (Öttinger), Offenburg (RRi), Oggenhausen, Orsenhausen, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Oßweil, Ostein, Osterberg, Ostheim (RRi), Öttinger, Ow, Pach zu Hansenheim und Hoheneppan, Palm, Pappenheim, Pappus von Tratzberg, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg (Pfaudt von Kürnburg,) Pfeil, Pflügern auf Schrozburg, Pflummern, Pforzheim (Damenstift), Pfuel, Plato von Janersfeld, (Pletz von Rottenstein), Plieningen, Plittersdorf (Plittersdorff), Praßberg, Preysing, Pürckh, Racknitz, Rammingen, Ramschwag, Ramsenstrut, Rassler von Gamerschwang, Rathsamhausen, Ratzenried, Rauch von Winnenden, Raunau, Reckenbach, Rehlingen, (Reich von Baldenstein,) Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reischach, Reiß von Reißenstein, Remchingen, Resch von Reschenberg, Reutner von Weil, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Riedheim, (Rieppurr,) Rietheim, Rinck von Baldenstein, Rinderbach, Risstissen, (Ritterkreis,) Ritz, Rodamsdörfle, Röder, Röder von Diersburg, Roll (Roll zu Bernau), Rost, Rotenhan, Roth von Bußmannshausen, Roth von Schreckenstein, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Rüpplin von Köffikon, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Rüppurr (Rieppur), Ruß von Sulzbach, Sachsenheim, Saint-André (Saint André), Saint Vincent, Sankt Gallen (RAbtei), Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schauenburg (Schaumburg) (FreiH, RRi), Scheer von Schwarzenberg, Schell, Schellenberg, Schenk von Castell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein), Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Scheppach, Schertel von Burtenbach, Schifer von Freiling, Schilling von Cannstatt (Schilling von Cannstadt), Schlat, Schleicher von Stötten, Schleiß, Schmalegg, Schmidberg, Schmitz-Grollenburg, Schönau (FreiH, RRi), Schöner von Straubenhardt, Schönfeld (Schönfeldt,) Schott von Schottenstein, Schuttern, Schütz von Eutingertal, Schütz-Pflummern, Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern, Schwarzach, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (Senft von Sulburg), Senger (Senger zu Rickelshausen), Sickingen, Siegenstein, Sigelmann von Delsberg, Siggen, Specht von Bubenheim, Spengler von Neckarburg, Sperberseck, Speth, Speyer (Domkapitel), Spreter von Kreidenstein, Stadion, Stammheim, Starschedel, Stein (rriHt), Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinegg, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Sternenfels, Stimpfach, Stockhammer, Stockheim, Stotzingen, Streit von Immendingen, Stuben, Stuben zu Dauberg, Sturmfeder, Sulzbach (G), Sulzfeld, Summerau (Sommerau), (Sundheim) Suntheim, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Tänzl von Tratzberg, Tegernau, Tessin (RRi), Themar, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Traun, Trauschwitz, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen (RRi), Türckh, Türckheim (Türkheim), Überlingen, Ulm (FreiH, RRi), Ulmenstein, Ungelter, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Unterriexingen, (Unterwaldstetten,) Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Varnbüler von Hemmingen (Varnbühler von und zu Hemmingen), Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein), Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Vöhlin von Neuburg, Vol von Wildenau, Volland von Vollandseck, Volmar, Wächter, (Waldburg,) Waldburg-Trauchburg, (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Waldburg-Zeil-Zeil, Waldner von Freundstein, Waldstetten, Wallbrunn zu Gauersheim (Wallbrunn), Wallsee, Wallstein, Wangen, Wechmar, Weiler, Weitersheim, Weitingen, Weittershausen, Welden, Wellendingen, Wellenstein, Welsberg (Welschberg zu Langenstein), Wendler von Pregenrot (Wendler von Pregenroth), Werdenstein (FreiH, RRi), Wernau, Werneck, Wertingen, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen), Westernach, Westerstetten, Widmann von Mühringen, Wiederhold von Weidenhofen (Wiederholt von Weidenhofen), Wimpfen (Ritterstift), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wobidezgi, Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff Metternich zur Gracht, Metternich zur Gracht), Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Wurmser von Vendenheim, Wurster von Kreuzberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Yberg, Zazenhausen, (Zilhart,) Zimmern, Zobel von Giebelstadt, Zorn von Bulach, Zotter von Berneck (Zott von Perneck), Züllenhard (Zilhart), Zweifel (Zweiffel), Zwierlein
Schwarzwald (östlich des Oberrheins) Fürstenberg (G), Urach, Zähringen
Steinach (im Ortenaukreis) Fürstenberg (G)
Steinbach (bei Michelstadt) Erbach-Fürstenau
Sternberg (Familie) Cilli, Fürstenberg-Weitra, Weitra
Stetten (bei Engen) Fürstenberg
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Stühlingen* (H, LGt) Bonndorf, Fürstenberg, Grafenhausen, Gundelfingen, Heiligenberg, Lupfen, Pappenheim, Schwäbischer Reichskreis, Schwarzenberg
Trochtelfingen* (Ht) Fürstenberg, Hohenzollern-Sigmaringen, Werdenberg
Urach* (G, Gt, Ht) Dettingen, Dornstetten, Freiburg, Fürstenberg, Haslach, Maienfels, Württemberg, Zähringen
Villingen (im Schwarzwald) Baar, Baden, Biberach, Breisgau, Fürstenberg (G, F, Ftm), Bletz von Rotenstein, (Pletz von Rottenstein,) Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Zähringen
Waldsberg* (Ht) Fürstenberg, Messkirch
Wallsee* (H) Eppenstein, Freistadt, Fürstenberg-Weitra, Waldsee (Ht), Weitra, Zöbing
Wartenberg* (bei Geisingen) (Ht) Baar, Fürstenberg, Geisingen
Waterlappe Fürstenberg (RRi)
Westfalen* (Hztm) Almen, Arnsberg, Berleburg, Canstein,Düdinghausen, Everstein, Fredeburg, Fürstenberg (RRi), Gemen, Hannover, Hoya, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hundem (Hundemen), Kanstein (Canstein), Köln (EStift), Kurrheinischer Reichskreis, Limburg, Mark, Minden, Nordrhein-Westfalen, Preußen, Pyrmont, Ravensberg, Recklinghausen, Rheda, Rheina-Wolbeck (Rheina), Rietberg, Sachsen, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Schaumburg. Schwalenberg, Spiegelberg, Steinfurt, Tecklenburg, Volmarstein, Waldeck, Werl, Wittgenstein, (Wolbeck), s. a. Westphalen
Wildenstein (bei Leibertingen) Fürstenberg (G)
Willross Fürstenberg-Weitra, Weitra
Wolfach* (Ht) Fürstenberg (G), Herbrechtingen, Kinzigtal
Württemberg* (G, Hztm, KgR) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achalm, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelstetten, Aichelberg, Albeck, Aldingen, Alfingen, Alpirsbach, Altburg, Alteburg, Altensteig, Altmannshofen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Baden-Württemberg, Baindt, Baldern, Bartenstein (Ht), Bassenheim, Bayern, Bebenhausen, Beroldingen, Biberach, Bidembach von Treuenfels, Blaubeuren, Böbingen, Böckingen, Bodman, Bodman zu Bodman, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Braunsbach, Breisgau, Brochenzell, Bronnen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Buchhorn, Buol (Boul), Burgberg, Bussen, Bußmannshausen, (Buwinghausen,) Calw, Colloredo, Comburg, Crailsheim (FreiH, RRi), Crailsheim (RS), Degenfeld, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Deutscher Bund, Dietenheim, Dischingen, Dorfmerkingen, Donaustädte, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberhardzell, Ebersberg (rriHt), Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellwangen, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbach-Wartenberg-Roth, Erkenbrechtshausen, (Erolzheim) Eroldsheim, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Freudental, Friedberg-Scheer, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg (G, F, Ftm), Gaildorf, Gärtringen, Geradstetten, Giengen, Grafenhausen, Grävenitz, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grötzingen, Grüningen, Gültlingen, Gutenzell, Harthausen, Hegau, Heggbach, Heidenheim, Heilbronn, Heiligkreuztal, Helfenstein (G), Herbrechtingen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwarth von Bittenfeld, Heuchlingen, Hewen, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirsau, Hirschberg, Hochberg, Hofen, Hohenberg, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Horburg, Horn (Hornbach), Hornberg (Ht), Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ifflinger von Graneck, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RAbtei), Isny (RS), Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Justingen, Kaltenburg, Karpfen, Katzenstein (Ht), Kirchberg (Gt), Kirchberg (Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg (Kißlegg), Kocherstetten, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konzenberg, Krautheim (Ftm), Kreuzlingen, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Langenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenberg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld, Lindach, Lobenhausen, Loßburg, Löwenstein (Gt), Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Maienfels, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten (Ht), Massenbach, Maulbronn, Mengen, Mergentheim, Metternich, Mömpelgard, Montfort, Moosbeuren, Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Munderkingen, Muri, Murrhardt, Nagold, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg, Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhausen (RDorf), Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuwürttemberg, Niederstetten, Niederstotzingen, Norddeutscher Bund, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, (Oberstotzingen,) Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Oeffingen, Oels, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Oggelsbeuren, Oggenhausen, Öhringen, Orsenhausen, Oßweil, Österreich, Ow, Pfalz, Pfedelbach, Pfeil, Plettenberg, (Quadt-Wickrath, Quadt Wickrath und Isny), Racknitz, Ramsenstrut, Ravensburg, Rechberg, Reichenbach, Reichenstein, Reichenweier, Reinsbronn, Reischach, Reutlingen, Rheinbund, Rhodt, Riedlingen, Riedheim (Rietheim), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein (Ht), Rothenburg ob der Tauber (RS), Rott, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Sachsenheim (H), Saint Vincent, Salm, Sankt Georgen im Schwarzwald, Saulgau, Schaesberg-Tannheim, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenk von Castell, Schlat, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrozberg, Schussenried, Schütz-Pflummern, Schwaben (Hztm), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwäbisch Österreich, Schwaigern, Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Siggen, Sigmaringen, Söflingen, Stadion, Stammheim, Sternberg-Manderscheid, Sterneck, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Stuttgart, Sulz, Sundgau, Talheim, Tannheim, Teck, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Thurn und Taxis, Törring, Trauchburg, Triberg, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmentingen, Urach, Ursberg, Urslingen, Urspring, Utzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Vorderösterreich, Waldbott-Bassenhaim (Waldbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Scheer, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Wurzach, Waldenstein, Waldmannshofen, Waldsee, Waldstetten, Waltershofen, Wangen, Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen (Alfingen), Weikersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten, Weissenau, Weinsberg, Weissenau, Weißenstein (Ht), Welden, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Wickisau (Willisau,) Widdern, Wiesensteig, Wildberg, (Willisau,) Windischgrätz, Winnenden, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfegg, Wöllstein, Wurzach, Würzburg (Hochstift), Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zwiefalten
Zähringen* (im Breisgau) (Hz) Baar, Bern (RS), Breisach, Breisgau, Burgdorf, Dornstetten, (Fraumünster Zürich,) Freiburg (G), Fürstenberg, Genf (Hochstift), (Großmünster Zürich,) Haslach (Ht), Kiburg, Kinzigtal, Lahr-Mahlberg, Lausanne (Hochstift), Lenzburg, Mahlberg, Murten, Neuenburg (Gt), Oberkirch, Offenburg (RS), Ortenau, Rheinfelden, Rottweill, Sankt Blasien, Sankt Georgen (im Schwarzwald), Sankt Peter, Sausenberg, Schaffhausen (RS), Schauenburg, Schuttern, Schwaben (Hztm), Schweiz, Sitten, Solothurn, Teck, Tennenbach, Thurgau, Urach, Uri, Waadt, Zell am Harmersbach, Zürich Fraumünster, Zürich Großmünster, Zürich (RS)