Die Familie in der deutschen Landesgeschichte (302)
Zugleich hatte gerade diese Hinwendung zu übernationalen Aufgaben aber die Schwächung des deutschen Herrschers zur Folge. Zwar gelang es dem König im Laufe des 12. Jahrhunderts, die mit ihm seit dem Zerfall des fränkisch-karolingischen Gesamtreiches um die Herrschaft wetteifernden herzoglichen Geschlechter zu überwinden, aber fast im gleichen Atemzug traten in den der Schwächeperiode nach 1198 folgenden Jahren landesherrliche Familien an der Stelle der früheren Stammesführer in diesen Wettbewerb um die Macht ein.
Das damit in seinen Grundzügen festgelegte «Historische Lexikon der deutschen Länder» will - ausgehend von der Reichsunmittelbarkeit im Heiligen Römischen Reich (deutscher Nation) - in erster Linie in notwendiger Kürze alle wichtigeren Länder und Herrschaften der Deutschen im Sinne historischer, in ihrem Gewicht ganz unterschiedlicher Bausteine der gesamtdeutschen Entwicklung erfassen. Es nimmt dabei als seinen Ausgangspunkt, wie schon der Titel zeigt, den Begriff des Landes, wie er das Verfassungsrecht der Gegenwart kennzeichnet. Schon die verhältnismäßig wenigen Länder aber beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall in vielfacher Hinsicht ganz unterschiedlich. Diese Verschiedenheit nimmt zu, wenn man die weiteren deutschen oder deutschsprachigen Länder oder Staaten einbezieht und sie vervielfacht sich darüber hinaus, wenn man die tatsächliche geschichtliche Entwicklung berücksichtigt. Weil die gegenwärtigen Länder aus ganz unterschiedlichen, in mannigfaltiger Weise in der Dimension Zeit zugleich auch personengebundenen Ansatzpunkten (Herzogtümern, Fürstentümern, Grafschaften, Herrschaften, Herrlichkeiten, Gerichten, Städten, Dörfern, Tälern und Bünden) entstanden und von ganz verschiedenen Familien und Einzelmenschen geprägt sind, kann an dem formellen namengebenden Begriff des Landes nicht wirklich festgehalten werden. Vielmehr müssen inhaltlich zahllose weitere Gegebenheiten berücksichtigt werden, welche nicht selbst zum Land geworden, sondern in einem Land aufgegangen sind, ohne dass dies in jedem Zeitpunkt der geschichtlichen Entwicklung absehbar gewesen wäre. Über diesen noch immer engen und nicht immer leicht handhabbaren Rahmen hinaus sollen zahlreiche zusätzliche Artikel das Gesamtverständnis erleichtern. Bedeutsamere Einheiten sind dabei in der Regel ausführlicher, unbedeutendere kürzer beschrieben, gelegentlich sogar überhaupt nur ohne weitere Angaben aufgeführt, so unbefriedigend dies im Einzelfall auch sein mag.
Zeitliche Anfangsgrenze dieser neuen, erstmals vom Territorium ausgehenden Übersicht war dabei fast ausnahmslos das Jahr 1180, in welchem durch den Sturz Heinrichs des Löwen und die grundsätzliche Auflösung des Stammesherzogtums die Territorialisierung des Reiches unübersehbar eingeleitet wurde, so dass die etwa 500 für die Zeit bis 1100 bezeugten und zu etwa einem Drittel mit dem Wort -gau gebildeten Landschaftsbezeichnungen (Gaunamen) bisher grundsätzlich ebenso wenig berücksichtigt wurden wie die bereits für die Karolingerzeit erarbeiteten 42 hochadeligen Familien, obgleich beide wichtige Wurzeln für die Entwicklung vieler Länder gebildet haben dürften. Bei dieser (für die Artikelauswahl verwendeten) strikten zeitlichen Grenzziehung, in deren Umfeld sich zwischen 1150 und 1230 der Reichsfürstenstand augenfällig aussondert, wurde zwar keineswegs übersehen, dass die Bestimmung an Hand einer einzigen genauen Jahreszahl, welche ein Zurückgehen innerhalb der ausgewählten Einheiten auf die älteren Verhältnisse keineswegs verbietet, der Komplexität eines derart vielfältigen Vorganges, wie ihn die allmähliche Verdichtung unterschiedlichster Rechte (Eigengut, Grundherrschaft, Gerichtsrechte, Regalien, Vogteien usw.) zur Landesherrschaft im späten Mittelalter und zur Landeshoheit in der frühen Neuzeit darstellt, nicht völlig gerecht werden kann, doch kann hierauf grundsätzlich nicht allgemein sondern nur im Rahmen der jeweiligen individuellen Einheit eingegangen werden. Die zeitliche Endgrenze ergab sich demgegenüber (trotz eines damit zwangsläufig verbundenen relativen Schematismus‘) naturgemäß aus der unmittelbaren Gegenwart, weil nur so eine vollständige Verknüpfung von Vergangenheit und eigener Zeit möglich erschien.
Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erstmals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender König Chlodwig ([* um 466] 481-511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau sowie 507 die Westgoten in Südgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die Thüringer, 532/534 die Burgunder und wenig später die um 550 erstmals genannten Bayern im nördlichen Voralpengebiet unter ihre Abhängigkeit. 732 gelang dem fränkischen König durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Abwehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber.
Weniger bedeutsam waren gegenüber Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten und Reichsstädten die seit dem Spätmittelalter (1422, 1495) erkennbaren, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem seit etwa 1540, deutlicher sichtbaren, zu einem großen Teil den Reichsdienstmannen entstammenden Reichsritter, denen allmählich die Errichtung einer eigenen Organisation neben der am Beginn der Neuzeit (1500 bzw. 1512) getroffenen Einteilung des Reiches in Reichskreise gelang. Innerhalb dieser umfasste der Ritterkreis Schwaben (schwäbischer Ritterkreis) mit Sitz in Ehingen die Kantone Donau (Ehingen), Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) mit Hegau bzw. Hegau-Bodensee (Radolfzell) und Allgäu bzw. Allgäu-Bodensee (Wangen), Neckar(-Schwarzwald, Ort Ortenau) bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau (Tübingen), Kocher (Esslingen) und Kraichgau (Heilbronn), der Ritterkreis Franken (fränkischer Ritterkreis) die Kantone Odenwald (Heilbronn, dann Kochendorf), Steigerwald (Erlangen), Gebirg (Bamberg), Altmühl (Wilhermsdorf), Baunach (Nürnberg) und Rhön-Werra (Schweinfurt) sowie der Ritterkreis Rhein (rheinischer Ritterkreis) (am Rheinstrom) die Kantone Oberrheinstrom (Mainz), Mittelrheinstrom (Friedberg) und Niederrheinstrom (Koblenz), neben denen sich auch die Ritter im Unterelsass und im Vogtland als zusammengehörig verstanden. Die nicht unbeträchtliche Bedeutung der Reichsritter lässt sich dabei daraus ersehen, dass in der erheblich fluktuierenden, literarisch noch nicht wirklich befriedigend aufgearbeiteten Reichsritterschaft, für die allein die Nennung der Familien schon über den allgemein bekannten Literaturstand hinausführt und die Aufführung aller territorialen Einheiten erstrebenswert erscheint, zum Jahre 1790 für Schwaben bzw. den schwäbischen Ritterkreis etwa 670 ritterschaftliche Territorien mit 140 Familien und 160000 Einwohnern sowie 70 Quadratmeilen, für Franken bzw. den fränkischen Ritterkreis etwa 700 ritterschaftliche Territorien mit 150 Familien und 200000 Einwohnern sowie 80 Quadratmeilen und für Rhein bzw. den rheinischen Ritterkreis etwa 360 ritterschaftliche Territorien mit 60 Familien und 90000 Einwohnern sowie 40 Quadratmeilen genannt werden, so dass auf der Grundlage dieser Zahlen insgesamt von etwa (1475 bis) 1730 Territorien mit etwa 450000 Einwohnern und knapp 200 Quadratmeilen Gebiet (nach anderer Schätzung: 200000 Einwohnern mit mehr als 100 Quadratmeilen) ausgegangen werden kann, die überwiegend erst 1805/1806 mediatisiert wurden. Sie alle bildeten trotz Fehlens der Reichsstandschaft eigene, dem Reich unmittelbar verbundene Herrschaftsgebiete, die - so unvollkommen dies auf der Grundlage der vorliegenden allgemeinen Literatur auch nur geschehen kann - es verdienen, in einer Übersicht über die deutschen Länder - sei es von territorialer Seite, sei es von personaler Seite her - aufgenommen zu werden.
Komaszynski, M., Deutschland im 17. Jh. nach den Reisebeschreibungen der königlichen Familie Sobieski, Archiv für Kulturgeschichte 71 (1989)
Reitzenstein, C. Frhr. v., Der reichsfreie Adel bei Auflösung des alten Deutschen Reiches, welcher bei der Reichsritterschaft zu Schwaben, Franken und am Rheinstrom immatrikuliert war, Vierteljahresschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde 3 (1875)
Stendell, E., Die Familien der ehemaligen unmittelbaren Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein, Jber. d. Realschule Eschwege 1887, 1ff., 1901, 3ff.
Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach einer 870
erstmals erwähnten Burg benannte Grafschaft A. gehörte über die Grafschaft
Flandern zum burgundischen Reichskreis. Sie war bereits 1056 als Reichslehen an
die Grafen von Flandern (Reichsflandern) gekommen, die 1166 die ab 964
bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte Familie
der Grafen von A. beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund und 1477 mit
diesem an Habsburg. 1794 fiel es an Frankreich, 1814 an die Niederlande und
1830 an Belgien.
L.: Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel
voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5.
Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die
vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12.
Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte
des Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener Klöster (u. a. Banz) und
stellten eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen. Ihre Güter fielen 1189 zu
einem Teil an das Hochstift Bamberg und nach ihrem Aussterben um 1199/1200
durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Zollern
(Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift Eichstätt verkauften.
L.: Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen
Grafengeschlechts von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F.,
Die Grafen von Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950;
Ulsamer, W., 100 Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des
eichstättischen Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch,
H./Machilek, F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der Gesellschaft für Salzburger
Landeskunde 146 (2006), 9.
Altshausen (Reichsdorf, Deutschordenskommende bzw.
Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen, Alschhausen, Aschhausen. A.
nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser Heinrich II. mit der Grafschaft
im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft seiner an Donau und in Oberschwaben
reich begüterten Familie ist ungeklärt. Seit
etwa 1134 nannten sich die Grafen von A. nach Veringen. Um 1170 begründeten sie
die Grafen von Nellenburg. A. kam 1245 über die Grafen von Grüningen-Landau an
den Reichskämmerer Heinrich von Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A.
wurde die reichste der 16 Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund. Seit
dem 15. Jahrhundert war A. Sitz des Landkomturs, der den Rang eines
Reichsgrafen hatte. Zur Herrschaft A. zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die
Herrschaften Arnegg, Illerrieden, Ellenhofen, Achberg, Hohenfels und
Rohr-Waldstetten (1673). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte A. als Komturei
des Deutschen Ordens mit einem Gebiet von etwa 3,5 Quadratmeilen dem
schwäbischen Reichskreis an. Über Württemberg kam A. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Elsaß und Burgund (Ballei des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Ameiden (Herrschaft). Die ursprünglich brederodische Herrschaft A. in den Niederlanden kam 1687 von der Familie Dohna an die Grafen von Lippe (Lippe-Detmold). S. Niederlande.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum, Markgrafschaft).
A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort um 748
gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228 gelangte A.
von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an die Grafen
von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die Grafen von
Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen von Nürnberg waren und durch
Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200) und Andechs-Meranien (1248)
reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der Aisch, Windsheim, Creußen
[1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie erwarben außerdem das
Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach [1338, Erbe der
Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim, Feuchtwangen,
Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das seit 1323 den
Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385 wurde A. Residenz.
1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach, seit
1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging nach
dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch auf die
Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis 1486
bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf Friedrich
VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang der
Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603 traten
beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei märkische
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften an, wobei
Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth verlegte.
1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden nach dem
Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher Linie
regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener Güter
(Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum Kanton
Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der
Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und
den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog.
Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter
Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg und der späteren
Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die
Ansbacher Oberämter und Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk.
Landesforschung 5 (1939); Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt
Gunzenhausen. Ein Beitrag zur Entstehung der Territorialhoheit im südlichen
Franken, Diss. phil Erlangen 1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der
Schöpfer der ersten Ansbachischen Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb.
für fränk. Landesforschung 12 (1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.;
Endres, R., Ansbach-Bayreuth, (in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,1 3. A. 1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und
Regierungsstruktur in Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer
Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren
(1486-1515), 1985; Geschichte und ausführliche Beschreibung der
markgräflich-brandenburgischen Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v.
Fischer, J., 1986; Schmid, A., Fränkisches Adelskloster – staufische
Territorialstadt – hohenzollersche Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59
(1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof und
Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das
Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
Appold (Reichsritter). Die Familie A. zählte im 18. Jahrhundert wegen Trendel zum
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Riedenauer 122.
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich die 1117-1129 erschließbare,
erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A.
(Heinrich von A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im
Westerwald reich begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln
ausübte (1279 Verkauf an den Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland
ab. Die Hauptlinie erlosch im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später
reichsunmittelbaren Güter kamen durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an
die Grafen von der Mark, welche die zweite Linie der Herren von A. begründeten.
Sie erwarb Güter in Belgien, den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich
aber in mehrere Linien (Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem
Aussterben der Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und Herrschaft A. durch
Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die Linie Barbançon der
1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm und in den
Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete Grafschaft)
erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die Herrschaft Enghien
und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum Aarschot (Aerschot) in
Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese dritte Linie für Treue
zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das südwestlich von Bonn
gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige Herzogtum mit 4 Quadratmeilen
und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde sie für den Verlust ihrer -
linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus dem Erzstift Köln) und dem Amt
Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift Münster) entschädigt (660
Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen das neue Herzogtum A.
(Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund beitrat und dabei die
Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte. Recklinghausen kam 1810 zum
Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen wurde 1810 von Frankreich
annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt das standesherrliche
Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung Herzogtum Arenberg-Meppen.
1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die standesherrlichen Rechte
ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arnegg (Herrschaft). A. an der Blau westlich
von Ulm war vermutlich ursprünglich Lehen der Grafen von Dillingen. Die um die
Burg gebildete Herrschaft wurde 1338 durch die Grafen von Württemberg und den
Ulmer Bürger Hans von Stein, der seinen Anteil später an Württemberg
veräußerte, von der Ulmer Familie Seveler
erworben. Später wurde die Herrschaft an die Stein von A. und 1410 an die
Herren von Stadion verpfändet, die sie 1470 erwarben. 1700 kam sie an die
Deutschordenskommende Altshausen der Ballei Elsass und Burgund, 1806 an
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Fink, H., Markbronn und seine Geschichte, 1969.
Arnstein-Barby (Grafen)(, Barby). Die Burg Barby an der
Elbe bei Magdeburg ist 814 erstmals erwähnt und 961 als Burgward bezeugt. 974
gab Kaiser Otto II. die Burg an das Stift Quedlinburg. DDas engere Gebiet um
Barby wurde spätestens am Ende des 12. Jahrhunderts durch Walther III. von
Arnstein (um 1150-nach 1196), der mit der Askanierin Gertrud von Ballenstedt
verheiratet war, unter Ausnutzung Quedlinburger Vogteirechte erworben. Er
gründete die Linie der Grafen von A. (Barby). Sein Sohn Walther IV. vereinigte
Magdeburger, Nienburger und askanische Lehen. Das engere Herrschaftsgebiet lag
um Barby, Calbe, Mühlingen (Grafschaft Mühlingen) und Schönebeck. Dazu kamen
Rosenburg, Walternienburg (Walter-Nienburg) und Zerbst (1264-1307). 1497 wurde
die Herrschaft durch König Maximilian I. zur Reichsgrafschaft erhoben. 1540
wurde die Reformation eingeführt. Kurzzeitig gehörte die Familie dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an.
1659 starb die Familie aus. Sachsen-Weißenfels,
Anhalt-Zerbst und Magdeburg teilten sich das Gebiet. Das Amt Barby fiel als
erledigtes Lehen an Sachsen-Weißenfels, das Arnstein-Barbys (Barbys) Stimme im
Reichstag führte, 1746 an Sachsen (Kursachsen) und 1815 an Preußen. Rosenburg
kam als früheres Lehen Magdeburgs an Brandenburg, die übrigen Güter gelangten
als Lehen Sachsens an Anhalt-Zerbst. 1800 umfasste das Gebiet etwa 2
Quadratmeilen (Stadt Barby und einige Dörfer). Das Amt Rosenburg gelangte als
ehemals magdeburgisches Lehen an Brandenburg, die Ämter Walternienburg
(Walter-Nienburg) und Mühlingen als sächsische Lehen an Anhalt-Zerbst. 1807
kamen die sächsischen und preußischen Teile zum Königreich Westphalen, 1815
wieder an Preußen. Barby gelangte von dort an Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417f.; Wallner 710 ObersächsRK 26; Stegmann, E., Burg und Schloss
Barby, Magdeburger Geschichtsblätter 66/67 (1931/32), 40ff.; Heinrich, G., Die
Grafen von Arnstein, 1961; Heinrich, G., Barby, LexMA 1 1980, 1448.
Asseburg (Herren). Die Herren von A. bei Wittmar
bzw. Wolfenbüttel sind 1089 mit Widekind von Wolfenbüttel, einem Ministerialen
des Markgrafen Ekbert von Braunschweig, erstmals nachweisbar. Um 1200 stiegen
sie in die Reichsministerialität auf und errichteten nach 1218 die Reichsfeste
A., die 1258 an Herzog Albrecht von Braunschweig übergeben werden musste. Am
Ende des 13. Jahrhunderts teilte die Familie
sich in einen westfälischen Zweig, der die Güter der Edelherren von Brakel um
die Hinnenburg bei Paderborn erheiratete, und einen ostfälischen Zweig, der
1437 die Herrschaft Falkenstein im Unterharz von den Bischöfen von Halberstadt
sowie Wallhausen 1509 als mansfeldisch-kursächsisches Lehen erhielt. 1793
gingen die westfälischen Güter durch Heirat an eine Linie der Herren von
Bocholtz (1803 Grafen von Bocholtz-Asseburg) über.
L.: Asseburger Urkundenbuch, hg. v. Bocholtz-Asseburg, Graf J.
v./Bocholtz-Asseburg, Graf E. v., Bd. 1ff. 1876ff.; Trippenbach, M., Asseburger
Familiengeschichte, 1915; Bege, C., Geschichte
einiger der berühmtesten Burgen und Familien des
Herzogthums Braunschweig, Neudruck 1979.
Auersperg (Reichsfreiherren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten). Nach A. nannte sich ein seit 1220 als Ministeriale der Herzöge
von Kärnten bezeugtes Geschlecht in Krain. In der Mitte des 15. Jahrhunderts
teilte es sich in zwei Hauptlinien. 1530 wurde es in den Reichsfreiherrenstand,
1630 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1653 erhielt der jüngere Zweig der
älteren Linie den Reichsfürstenrang und 1654 für die erworbenen schlesischen
Herrschaften Münsterberg und Frankenstein den Titel Herzog von Münsterberg. Die
Herrschaft Tengen wurde 1664 zur gefürsteten Reichsgrafschaft erhoben, die zwar
vorderösterreichischer Landstand war, zugleich aber Sitz und Stimme im
schwäbischen Reichskreis gewährte. 1791 wurden die Güter in Schlesien an
Preußen verkauft. Danach erhielten alle Mitglieder der Familie
vom Kaiser den Reichsfürstenrang, der jeweilige älteste aber den Titel eines
Herzogs von Gottschee, das 1604 erworben worden war.
L.: Zeumer 553 II b 53; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990.
Aufenau (reichsunmittelbare Herrschaft). In dem zeitweilig an die Herren von Lißberg gekommenen A. bei Gelnhausen konnten die Familie der Forstmeister von Gelnhausen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine kleine, später reichsunmittelbar gebliebene Sonderherrschaft errichten. Sie musste 1781 an das Erzstift Mainz verkauft werden, das sie 1787 mit dem Oberamt Orb vereinigte. S. Hessen.
Baar (Gau, Landgrafschaft). Die seit dem 8.
Jahrhundert urkundlich erwähnte B. (Name nicht sicher erklärt) ist die
Landschaft an der obersten Donau zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.
Schon im 6. Jahrhundert bestand ein B. genanntes Herrschaftsgebiet, das nach
Osten über die heutige B. bis über den Bussen hinausreichte und von dem
Geschlecht der Bertholde beherrscht wurde (z. B. 763 Perahtoltespara
[Bertoldsbaar], daneben Folcholtsbaar oder Albuinsbaar, zu bar, Abgabe?). Sein
Kern, die heutige B., fiel 973 an die Zähringer. Nach dem Aussterben der
Herzöge von Zähringen 1218 erscheint 1264 als Landgraf in der B. der Edelfreie
Konrad von Wartenberg, dessen Familie die
Landgrafenwürde bis 1302 innehatte. Seit 1304/1307 ist die Würde eines
Landgrafen in der B. mit den Grafen bzw. Fürsten von Fürstenberg, den
Allodialerben der Herzöge von Zähringen, verbunden. Hauptsächlicher Inhalt
dieser Stellung dürfte die Innehabung des seit dem Ende des 14. Jahrhunderts
belegten Landgerichts gewesen sein. 1318 erbten die Grafen von Fürstenberg auch
die wartenbergischen Güter, verloren aber 1305 Bräunlingen und Villingen an
Habsburg. 1403 wird dann die fürstenbergische Landgrafschaft B. genannt, 1500
auch die Landgrafschaft Fürstenberg. 1488 kam Donaueschingen, 1520/1553
Möhringen, 1537 Blumberg und 1620 Hüfingen an Fürstenberg. Bis 1744 war die B.
mehrfach unter verschiedenen Linien des Hauses Fürstenberg aufgeteilt. 1806 kam
die 10 Quadratmeilen große B. mit Fürstenberg an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Wallner 685 SchwäbRK 10; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908, 2 (Bara, Para, [Gau am Oberlauf des Neckars?], Bochingen,
Villingen, Seedorf, Epfendorf, Bösingen, Zimmern (Herrenzimmern oder Zimmern ob
Rottweil), Irslingen, Harthausen, Waldmössingen, Hochmössingen, Oberndorf);
Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, Schriften des Vereins für Geschichte der
Baar 25 (1960), 9ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
78-83, Para (Baar); Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Schäfer, V.,
Die Grafen von Sulz, Diss. Tübingen 1969; Lutz, U., Die Herrschaftsverhältnisse
in der Landgrafschaft Baar in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, 1979;
Maurer, H., Baar, LexMA 1 1980, 1319; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften
Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984, 126; .
Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in
der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) benanntes, in
Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der sorbischen Mark begütertes
Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als Popponen bezeichnet wird
(Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892), im Kampf um die Vormacht
in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906 unterlag und um 945 letztmals
bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen vielleicht die Rupertiner.
Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern ist anzunehmen, für
Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und Namenstraditionen. Als
erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als Markgraf der bayerischen
Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen Name auf das bayerische
Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein Bruder Berthold († 980)
verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen Nordgau mit Bamberg, doch
starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw. Markgrafen von Schweinfurt
1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in Schwaben war, aus, wobei die Güter
an verschiedene Familien kamen (Markgrafen von
Meißen, Bretislav von Mähren, Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw.
Pottenstein). Liutpolds Mark erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen
Enns und Tulln und wurde bald nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere
unter dem mit der Salierin Agnes verheirateten Leopold III. wurde die
babenbergische Herrschaft mit reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156
erhielten die B. als Ausgleich für den Verlust des Leopold IV. von seinem
königlichen Halbbruder Konrad III. anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156)
im sog. Privilegium minus die Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische
Markgrafschaft) zum territorialen Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim
Sturz Heinrichs des Löwen das Gebiet zwischen Haselgraben und der Großen Mühl
und vielleicht Teile des Traungaues. 1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen
Oberösterreichs auf Grund Erbvertrags von 1186 der Erwerb des Herzogtums
Steiermark. 1229 wurden Andechser Güter in Krain erworben. Das Erbe des 1246 im
Mannesstamm erloschenen Geschlechts traten nach den Wirren des Interregnums, in
denen Österreich über Margarete von Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen
gelangt war, 1282 die Grafen von Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894;
Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966;
Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau,
H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten
Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur Geschichte
der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin, M., 1976;
Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte,
M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die
Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern
und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004;
Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II.
Jasomirgott, 2012.
Babenhausen (Herrschaft, Reichsfürstentum). Um das
1237 als Burg der Pfalzgrafen von Tübingen genannte B. an der Günz bei
Illertissen lag die Herrschaft B., die sich als Lehen der Grafen von
Württemberg, die ihrerseits den Pfalzgrafen von Tübingen nachfolgten, seit 1378
in den Händen der Herren von Rechberg befand, die 1471 die Blutgerichtsbarkeit
in der Herrschaft erlangten. Sie ging 1537/1538 durch Kauf Anton Fuggers an die
Familie Fugger, welche die württembergische
Lehnshoheit ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380
Quadratkilometern und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die
Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie
der Markgrafen von B. wird erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem
Sohn Herzog Bertholds I. von Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von
Schwaben, eines nahen Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat
er offenbar als Erbe der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet
sich von der Mark Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072
als Markgraf erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B.
(Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter Fortführung des Markgrafentitels
Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II. (†1130). Er hatte die Grafschaften im
Breisgau und in der Ortenau inne und erlangte durch Heirat Güter um Backnang
(um 1100). Sein Sohn Hermann III. war vermutlich mit einer Tochter König
Konrads III. verheiratet und erlangte 1153 das ehemalige Königsgut Besigheim.
Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb Durlach und Ettlingen sowie
Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen. Mit dem Aussterben der
Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen
Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im
Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B.
(mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg
(Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen
1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die
Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann
(Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft
Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim,
Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein
fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter
Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die
luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die
breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler,
sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden.
Baden-Durlach trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten
Besigheim, Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb
aber Malsch und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach
vorübergehend an Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine
Landesordnung. 1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein.
1771 beerbte Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten
Absolutismus entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780
mit Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des
Ritterkreises Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000
Einwohnern. 1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt
Rhodt bei Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt
Gräfenstein bei Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in
Luxemburg und Teile der Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B.
ein Gebiet von 27 Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen,
Lichtental, Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter
entschädigt, wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000
Einwohnern vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas
Friedrich Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten
Teil des Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz
und die Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530
Quadratkilometern und 160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806
wurde es Großherzogtum und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen,
Krautheim (Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft
Bonndorf, das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen
Teile der Fürstentümer Wertheim und die eingeschlossenen Güter der
Reichsritterschaft. 1806 wurden einige Gebietsänderungen mit Württemberg
vereinbart. 1810 erhielt B. die seit 1805 württembergische Landgrafschaft
Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg gegen Randgebiete im Schwarzwald (an
Württemberg) und Amorbach (an Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000
Quadratkilometer mit ungefähr 975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den
Code Napoléon in der Form des Badischen Landrechts, der die Geltung des
baden-badischen Landrechts von 1588, des baden-durlachischen Landrechts von
1654, des kurpfälzischen Landrechts von 1610, der Solmser Gerichts- und
Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts von 1755, zahlreicher
vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten Gengenbachs, Offenburgs,
Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf seinem Gebiet beendete.
1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle Monarchie). Zugleich musste
es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels [Rotenfels]) im Mainkreis
und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten, erhielt aber von Österreich das
Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die Herrschaft Geroldseck
(Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling Leopold des Großherzogs
Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg (seit 1796 Reichsgräfin
von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum liberalen „Musterländle“
wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das Deutsche Reich ein. Am
22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März 1933 übernahmen die
Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das amerikanisch besetzte
Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens) mit Stuttgart als
Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit Freiburg als
Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer
geschichtlichen Entwicklung und nach geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg
1908; Gothein, E., Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910;
Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Lautenschlager, F./Schulz, W.,
Bibliographie der badischen Geschichte, Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K.,
Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und 20. Jahrhundert, 1948; Haebler,
R., Badische Geschichte. Die alemannischen und pfälzisch-fränkischen
Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E., Vom markgräflichen
Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, ZGO N.F. 62
(1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen
Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I.
(1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967,
2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung in
Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 33 (1974);
Straub, A., Das badische Oberland im 18. Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden
1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur Geschichte der älteren Markgrafen von
Baden, Württembergisch-Franken 1978, 13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1
1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration
1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land Baden-Württemberg. Amtliche
Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der staatlichen
Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.;
Hug, W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der
Monarchie, 2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg
1918-1945, 2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden
1803-1815, bearb. v. Schimke, M., 2012.
Baltenstein (Burg). 1239 erscheinen erstmals
Dienstmannen des Klosters Kempten, die sich nach der Burg B. bei Kempten
nennen. B. kam 1366 erbweise an Hainz den Raunzer von Raunzenried, 1370 durch
Verkauf an die Familie Schellang und 1479 durch
weiteren Verkauf an das Spital zu Kempten. Das Schloss B. löste das Stift
Kempten 1551 von einem Augsburger Patrizier als Lehen wieder aus. S. Bayern.
L.: Ruch Anhang 80.
Bassenheim (Herrschaft[, Reichsgrafen,
Reichsfürsten]). B. bei Koblenz war Lehen der Erzbischöfe von Köln, seit 1373
der Grafen von Wied an die Grafen von Isenburg-Braunsberg. Von deren
Afterlehnsträgern gelangte die Familie Waldbott
durch Erbschaft und Kauf allmählich in den alleinigen Besitz der Herrschaft,
die von 1729 bis 1801 reichsunmittelbar war. (Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf von B. wegen
Pyrmont und Olbrück [Ollbrück] die Abtei Heggbach [ohne Mietingen und Sulmingen
und den Zehnten zu Baltringen] und eine Rente von 1300 Gulden von Buxheim. 1806
wurden die Waldbott-Bassenheim [Waldbott von Bassenheim] in Bayern und
Württemberg mediatisiert.)
L.: Koops, T., Passenheim und Bassenheim. Ein Blick in 600 Jahre Geschichte,
Jb. für westdeutsche LG. 12 (1986).
Bastheim (Reichsritter). Seit 1185 erscheint das
Geschlecht der B. bei Mellrichstadt. Sie trugen das Schloss als Lehen des
Hochstifts Würzburg. Vom 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert gehörte die Familie der B. mit B. zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Außerdem war sie anscheinend von etwa 1600 bis etwa 1750
im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 350; Riedenauer 122;
Winkelmann-Holzapfel 141; Bechtolsheim 14; Rahrbach 10.
Battenberg (Grafen). Die Söhne des zwischen oberer
Lahn und oberer Eder begüterten Grafen Werner I. von Wittgenstein, der
wahrscheinlich mit den Edelherren von Grafschaft stammverwandt war, nannten
sich Grafen von B. 1223 erkannten sie die Lehnshoheit des Erzbischofs von Mainz
an, 1234 bzw. 1238 trugen sie auch Burg und Stadt B. mit dem zugehörigen Teil
der Grafschaft an Mainz zu Lehen auf. 1291 wurde die Grafschaft B. mit Mainz
real geteilt. Kurz vor dem Aussterben der Familie
im Jahre 1314 verkaufte Graf Hermann seinen Anteil an Mainz. 1322 verzichteten
die Grafen von Wittgenstein auf Erbansprüche. 1564/1583 kam das Amt B. an
Hessen, 1648 an Hessen-Darmstadt. (1851/)1858 wurde der Titel Fürsten von B.
für die Kinder aus der morganatischen Ehe des Prinzen Alexander von Hessen
geschaffen.
L.: Wolff 255; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein,
1927; Jacob, B., Battenberg und Battenfeld, (in) Unsere Heimat N.F. 10 (1937);
Patze, H., Battenberg, LexMA 1 1980, 1551f.; 750 Jahre Battenberg. Die Bergstadt
im Walde, hg. v. Magistrat der Stadt Battenberg, 1984; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 53.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An
seiner Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg bis zu den Alpen (Bozen).
Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts christianisierten Stammes wurde in
der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743). Am Ende der Karolingerzeit
erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis Friaul, Istrien und
Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum Arnulf 907-937, Sohn des
Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I. entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des
Herzogtums und übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin
(Luitpoldingerin) Judith verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn
Heinrich (II.) dem Zänker erhielt B. seine größte Ausdehnung (952
Markgrafschaft Verona, Marken Krain und Istrien bis 976). Kaiser Otto II.
setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und trennte die bayerische Ostmark, den
Nordgau und Kärnten mit den italienischen Marken von B., das Heinrich 985
wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B. meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070
Welf I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze,
der zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180
unter Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark,
Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte
mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und
Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen
Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren
Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214 die
Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere Güter
(u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München. 1242
beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die älteren
Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg. 1254/1255
wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu dem der
Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,) und einen
größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham, Freising
und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der Oberpfalz
und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg, Hohenstein, Vilseck
[Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in der Oberpfalz,
Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in geringem Ausmaß
auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg [Adelnburg]) zugute kam.
1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die Pfalz von Oberbayern
gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum deutschen König gewählt
(1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V. die durch das Aussterben
der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch die 1331 dreigeteilte
niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern, für das Kaiser Ludwig
1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte Ludwig selbst im
Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz (Rheinpfalz) und
einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten (einschließlich der
Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine sechs Söhne
1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433 Grafschaften
Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363]) auf. Ludwig
V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und Otto V.
gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern, Wilhelm I.
und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt
(Teilherzogtümer Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog
Johann II. erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten werden. 1445/1447 starb mit
Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt aus. Ihre Güter fielen an
Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei Drittel Bayerns beherrschte
und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die Universität Ingolstadt
gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut im Erdinger Vertrag
seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab. Gleichzeitig gewann
Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck, Wemding und Weißenhorn.
1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft Abensberg ein. Von 1487
bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt Regensburg seiner
Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut mit Georg dem
Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der Georgstochter Elisabeth
verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV. von Bayern-München kam es
zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin eingesetzt hatte, obwohl nach
dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger Vertrag von 1450 beim Aussterben
der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das Erbe erhalten sollte. Gegen das
Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt Albrecht IV. die Unterstützung König
Maximilians. Im Kölner Schied König Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das
Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet zugefügt und damit die Einheit
Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste aber 1505 verstreute Gebiete
zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg, Hilpoltstein, Heideck,
Burglengenfeld, Sulzbach) zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen
Fürstentums der „Jungen Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser
(Gerichte Kufstein, Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und
Weißenhorn,), an die Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an
Württemberg (Heidenheim) abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft
gesetzt, das die Einheit des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land
erhielt 1516 eine Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine
Gerichtsordnung und 1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein
Landrecht. 1623 gewann der Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616
Mindelheim und 1628 die Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691
Statthalter der spanischen Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an
Österreich. Karl VII. Albrecht erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften
Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und Pyrbaum und erhielt 1742 die
Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete sich B. der Aufklärung. 1758
stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die Akademie der Wissenschaften
in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die völlig zersplitterte
Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das bayerische Recht
kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis 7. 10. 1751, Codex
Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis 2. 1.
1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus und wurden durch die
wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt, so dass - abgesehen
von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die getrennten
wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das bayerische Innviertel an
Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische Gebiet an Frankreich. Beim
Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian IV. Josef von der Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und vereinigte so die gesamten
wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph (1799-1825), seit 1806 König
Maximilian I., und sein Minister Freiherr Maximilian Joseph von Montgelas
(1799-1817) schufen dann den modernen Staat B. 1801 umfasste das Herzogtum B.
mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei Passau, Cham und Hohenschwangau
sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590 Quadratmeilen mit 880000
Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des Reichsdeputationshauptschlusses als
Entschädigung für die linksrheinischen Güter (Pfalz [Rheinpfalz],
Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich, Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz,
Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in Franken die Hochstifte Würzburg
und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg, Weißenburg, Windsheim und
Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die Reichsdörfer Gochsheim und
Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter Sandsee, Wernfels-Spalt,
Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg (/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das
Hochstift Augsburg, eine Reihe von Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen,
Elchingen, Ursberg, Roggenburg, Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt
Ulrich und Afra in Augsburg) und die Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren,
Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm, Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch
sowie vor allem in Altbayern selbst die Hochstifte Freising und Passau
diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische Pfalz kam aber an Baden. 1805
erlangte B. in den Verträgen von Brünn und Pressburg die Reichsstadt Augsburg,
die Markgrafschaft Burgau, habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg,
Passau, Eichstätt und Tirol mit Brixen und Trient (im Austausch gegen
Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum Königreich auf. Nach dem Beitritt zum
Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es Ansbach (im Austausch gegen Berg) und
zahlreiche kleine Herrschaften, die Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des
Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es auf Kosten Österreichs das Innviertel
und das Hausruckviertel, Salzburg und Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und
Regensburg, musste aber Südtirol an Italien und einen Teil Mainfrankens an das
Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag mit Württemberg ließ im Westen die
Iller zur Grenze werden und Ulm an Württemberg übergehen. 1808 wurde eine
Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4. 1816) musste B. Tirol, Vorarlberg,
Salzburg, das Innviertel und das Hausruckviertel an Österreich zurückgeben,
erhielt aber seinerseits das Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu
die linksrheinische Pfalz zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern
wurde 1816 gegen Marktredwitz an Österreich gegeben. Die verschiedenen
verbliebenen, zwischen 1803 und 1816 die Länder von etwa 230 ehemaligen
Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden unter dem leitenden Minister
Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit vereinigt, die am 10. 6. 1815 als
drittgrößter Staat widerstrebend dem Deutschen Bund beitrat, 1808 eine
Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine Verfassung und 1813 ein einheitliches
modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch) erhielt und die Universitäten Bamberg,
Altdorf, Dillingen, Innsbruck und Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde
München, das 1826 auch die 1800 schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte
Universität gewann. 1837 wurde das Land neu in sieben Regierungsbezirke
(Schwaben, Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken
Unterfranken) gegliedert, zu denen noch die Pfalz als achter Regierungsbezirk
trat. Durch preußisches Gesetz vom 24. 12. 1866 wurde das bisherige bayerische
Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der früheren Herrschaft Gersfeld und der
ehemals fuldischen Ämter Weyhers, Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und
der bisher bayerische Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem
Großherzogtum Frankfurt an B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23.
11. 1870 schloss B. als letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag
über den Eintritt in das Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von
1871 als Reservatrechte eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und
Branntweinsteuer sowie beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief
der Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus.
König Ludwig III. ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung.
Gleichwohl wandelte sich das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19.
8. 1919). Auf Grund der neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle
Sonderrechte. Ein Teil der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920
wurde Sachsen-Coburg mit B. vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des
Ministerpräsidenten Held (Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten
verdrängt. 1934 verlor B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945
Gebietskörperschaft des Reiches. 1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone,
doch wurden Lindau und die Pfalz der französischen Besatzungszone zugeteilt.
Umgekehrt kam das zuvor thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem
wiederbegründeten) B. getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert.
Lindau kam 1956 zu B. zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung.
1949 lehnte der Landtag Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland
wegen unzureichender Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde
B. Land der Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
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Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
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Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
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und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
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Kirchengeschichte, hg. v. Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische
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Auseinandersetzungen um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000;
Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u.
a., 2001ff.; Franz, M., Die Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752;
Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
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H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Beckers zu Westerstetten (Freiherren,
Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren B. mit einem Zehntel
der um 1700 erworbenen Ganerbschaft Bechtolsheim zum Kanton Oberrheinstrom des
Ritterkreises Rhein sowie von 1743 bis 1776 Heinrich Anton von B. zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben. 1742 wurde die Familie
in den Reichsgrafenstand erhoben.
L.: Zimmermann 63; Winkelmann-Holzapfel 141f.; Schulz 258.
Beilstein (Herrschaft). B. bei Zell an der Mosel
wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689 zerstört. B. war Mittelpunkt
einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und Trier sowie der Fürsten von
Jülich gebildeten Reichsherrschaft der seit 1068 nachgewiesenen Herren von
Braunshorn. Nach dem Aussterben der Familie im
Mannesstamm kam die Herrschaft 1362 in weiblicher Erbfolge an die Herren von
Winneburg, 1637 an das Erzstift Trier und von dort 1652 als Reichsafterlehen an
die Freiherren von Metternich. Zusammen mit Winneburg war B. die Grundlage
ihrer 1679 erfolgten Aufnahme in das westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg
und B. gehörten zuletzt 17 Orte. Am Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an
Frankreich, wofür die Fürsten Metternich mit Ochsenhausen entschädigt wurden,
1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
Benediktbeuern (reichsunmittelbares Kloster, Residenz).
B. nordöstlich des Kochelsees wurde 739 von vier vielleicht agilolfingischen
Verwandten Karl Martells aus der Familie Huosi
gestiftet. Es wurde von Karl dem Großen besonders gefördert. Seit der Mitte des
11. Jahrhunderts versuchten die Hochstifte Freising und Augsburg das 954
zerstörte und 1031/1032 wiedererrichtete Benediktinerkloster für sich zu
gewinnen. 1133 sicherte der Kaiser die Freiheit. Vögte waren danach die Grafen
von Andechs und seit 1248 die Herzöge von Bayern. 1275 wurde das Kloster mit
der Reichsunmittelbarkeit privilegiert. Unter Ludwig dem Bayern verlor es den
mit der Reichsunmittelbarkeit verbundenen fürstlichen Rang. Seit 1422 wurde es
nicht mehr in der Reichsmatrikel geführt. 1803 wurde es in Bayern
säkularisiert.
L.: Fleischer, B., Das Verhältnis der geistlichen Stifte Oberbayerns zur
entstehenden Landeshoheit, Diss. Berlin 1934; Mindera, K., Benediktbeuern. Kulturland
und Kirchen, 1957; Jarnut, J., Benediktbeuern, LexMA 1 1980, 1869; Hemmerle,
J., Die Benediktinerabtei Benediktbeuren, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 642, 1, 2, 44.
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg B. auf einem schon von den
Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte nordwestlich von Münster
nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem Schwager, dem Grafen Otto von
Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von Northeim 1154 als Gräfin von
B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses Geschlechts gelangte die Grafschaft
B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege der weiblichen Erbfolge Sophies von
Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen von Holland, die sich als Grafen von
B. benannte. 1178/1196 wurde die Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des
12. Jahrhunderts erhielten die Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten
(Niedergrafschaft B.), das noch 1131 Teil der zu Utrecht gehörigen Twente
gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und
Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die meisten adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in
ihre Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von
Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem
durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft)
Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen
die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und
erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die
Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. (†
1606) die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische
Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg,
(Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt
(Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5
Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699
zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem
Rechtsstreit an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729
verzichteten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf
Tecklenburg, behielten aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg
(Hohenlimburg). Die ebenfalls 1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte
sich in die Linien Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim,
das dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753
schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an
Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17
Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810
an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als
Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817
wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und Steinfurt)
in den Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115 (2010),
29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a., 2011.
Bentzel zu Sternau (Freiherren, Reichsritter,
Reichsgrafen). Das angeblich schwedische, nach dem Dreißigjährigen Krieg in die
Dienste des Erzstifts Mainz getretene katholische Adelsgeschlecht der B. wurde
1732 in den rittermäßigen Adelsstand aufgenommen und 1746 mit dem Beinamen
Sternau in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Seit 1743 war die Familie dem Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises
Rhein inkorporiert. 1790 gewann sie den Reichsgrafenstand. 1793 wurde Johann
Baptist Graf B. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben, 1797 sein Vetter Christian Joseph Graf B. Beide waren
noch 1805 als Personalisten Kantonsmitglieder.
L.: Hellstern 201.
Berlepsch (Reichsritter). 1369 erbauten die von
ihrer Stammburg Barlissen vertriebenen B. die Burg B. nördlich der Werra und
trugen sie den Landgrafen von Hessen, deren Erbkämmerer sie wurden, zu Lehen
auf. 1399 kam die Burg an Hessen, 1461 aber gegen Burg Sensenstein wieder an
die B. Bis etwa 1760 gehörte die Familie zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 351; Riedenauer 122; Rahrbach 15; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Eichenzell 17. Jh.).
Bicken (Reichsritter). Nach dem 1218 erstmals
erwähnten B. im Aartal östlich von Herborn nannten sich Edelherren von B. 1352
wurde Burg B. zerstört. Die Edelherren zogen sich nach Wolkersdorf in Hessen
zurück. 1664 wurde die Familie
reichsunmittelbar. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
Außerdem waren sie um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 162.
Bilstein (Grafen). Seit 1145 nannte sich eine Familie von Grafen nach der westlich von Albungen bei
Eschwege gelegenen Burg B. Auf Grund von Leitnamen und Grafschaftsrechten im
Eichsfeld, bei Langensalza, Mühlhausen, Schlotheim, Frieda, Eschwege und
weiteren Orten lässt sie sich bis zum Jahre 967, möglicherweise sogar bis zum
Beginn des 9. Jahrhunderts zurückverfolgen. Vielleicht sind die Grafen mit
Grafen von Bilstein, die bei Braubach am Rhein begütert sind, verwandt, sicher
jedenfalls mit den Grafen von Wartburg bei Eisenach. 1301 verkaufte der letzte
Graf von B. die bilsteinischen Lehen an Hessen.
L.: Wolff 254; Kollmann, K., Die ”Grafen Wigger” und die Grafen von Bilstein,
1980, Diss. phil. Göttingen 1978; Patze, H., Bilstein, LexMA 2 1983, 195.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344 waren Burg B. und die seit
1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311 galten
gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen Eigengüter
und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der Reichsstifte
Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im 13. und 14.
Jahrhundert war die Familie zeitweise in die
Linien Blankenburg, Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in
der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt.
Gegenüber dem Hochstift Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren
nicht durchzusetzen. 1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der
Linie Heimburg) an Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als
postulierten Bischof von Halberstadt heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von
Halberstadt Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an
Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B.,
das zeitweilig dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum
Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte
der Landkreis B. von Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach der
1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle nannte sich eine Familie von Edelherren. Sie bildete um die Burg
allmählich eine reichsunmittelbare Herrschaft von 25 Flecken und Dörfern aus.
1380 wurde sie in den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft kam nach dem
Aussterben des Hauses in männlicher Linie 1406 im Jahre 1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an die Grafen von
Manderscheid. Sie erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein, Kronenburg, Dollendorf,
Jünkerath, Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller, Erp (Erb) und Daun und
Kyll, Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der Eifel. Von Manderscheid
spaltete sich 1488 der Zweig B. (Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die
Linien B. und Gerolstein zerfiel. Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das
Grafenhaus Manderscheid im Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die
Güter an böhmische Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein
waren 1792 die Grafen von Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von Frankreich
besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von
Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf mit den
Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an
Preußen., 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2.
Bode (Reichsritter). 1726-1746 waren
Angehörige der Familie B. Personalisten im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Schulz 259.
Bodman, Bodmann (reichsritterschaftlicher Ort,
reichsritterschaftliche Herrschaft, Freiherren, Reichsritter). Die Familie der Freiherren von B., die bereits 1488
Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil Hegau und
am Bodensee war, ist seit dem 15. Jahrhundert in die Linie B. zu Bodman
(Bodman, Espasingen, Wahlwies, Kargegg, Mooshof, 1786 Kauf Liggeringens, 1790
Kauf der Herrschaft Schlatt, davon Bodman, Espasingen und Wahlwies im 17. Jh.
an die Linie B. zu Kargegg) und die Linie B. zu Möggingen (1752 mit Möggingen,
Liggeringen, Güttingen und Wiechs, Aufspaltung in die Zweige B. zu Güttingen,
B. zu Möggingen, B. zu Wiechs).geteilt. Der Ort Bodman und die Familie B. zählten zum Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee
(Hegau) des Ritterkreises Schwaben. 1806 fielen die Güter an Württemberg, das
sie 1810 an Baden abtrat, über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg
gelangten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 530; Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2,
592; Ruch, Anhang 3, 79; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild
in Schwaben, 1941, 34; Flohrschütz, G., Zur ältesten Geschichte der Herren von
Bodmann, Diss. phil. München 1951; Danner, W., Studien zur Sozialgeschichte
einer Reichsritterschaft in den Jahren der Mediatisierung. Entwicklung der
politischen und wirtschaftlichen Stellung der Reichsfreiherren von und zu
Bodmann 1795-1815, (in) Hegau 17/18 (1972/1973), 91ff.; Bodman. Dorf,
Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., Bd. 1 1977, Bd. 2 1985; Gräflich von
Bodmansches Archiv, bearb. v. Halbekann, J., 2001.
Bodman zu Kargegg, Bodmann (Reichsritter). Nach
dem Verzicht eines Mitglieds der Familie Bodman
zu Bodman auf die Herrschaft über Bodman, Espasingen und Wahlwies zugunsten der
Familie B. im 17. Jahrhundert war diese mit
diesen Gütern Mitglied der Ritterschaft (Kanton Hegau, Ritterkreis Schwaben).
L.: Hölzle, Beiwort 60; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Bodman zu Möggingen, Bodmann (Freiherren,
Reichsritter). 1752 gehörten die Freiherren von B. mit Möggingen, Liggeringen,
Güttingen und Wiechs zum Ritterkreis Schwaben (Kanton Hegau). Zu Beginn des 18.
Jahrhunderts teilte sich die Familie in die
Zweige Bodman zu Güttingen, Bodman zu Möggingen und Bodman zu Wiechs.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Danner, W., Die Reichsritterschaft im
Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert,
1969.
Bolanden (Herren, Reichsgrafen). Die Herren von
B. sind ein vermutlich aus der Dienstmannschaft des Erzstifts Mainz
hervorgegangenes, seit 1128 mit Werner I. nachweisbares Geschlecht von
Reichsministerialen im rheinhessisch-pfälzischen Raum. Zentren der verstreuten
Güter waren Lehen - 45 verschiedener Herren - und Vogteien der
Reichsgutsbezirke um die Stammburg Donnersberg, um Nierstein, Gernsheim und
Ingelheim. Die Familie erlangte 1212 die
Reichstruchsessenwürde, 1246 die Reichskämmererwürde. Zugleich spaltete sie
sich in die Linien B., Hohenfels und Falkenstein auf. Die Hauptlinie erlosch im
Mannesstamm 1376, die 1199/1241 abgespaltete, in Reipoltskirchen ansässige Seitenlinie
Hohenfels 1602, die 1241 gebildete Seitenlinie Falkenstein, die 1255/1288 die
Ministerialen von Münzenberg beerbte, die Landvogtei der Wetterau und die
Reichsvogtei im Forst Dreieich innehatte und 1398 in den Reichsgrafenstand
aufstieg, bis 1407/1418. Das 1333 erstmals erwähnte Dorf B. kam 1709 von der
Pfalz durch Tausch an Nassau-Weilburg, danach über Bayern 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Jacob, E., Untersuchungen über Herkunft und Aufstieg des
Reichsministerialengeschlechtes Bolanden, Diss. phil. Gießen 1936; Engels, O.,
Bolanden, LexMA 2 1983, 356f.; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Bolchen (Herrschaft, Grafschaft). Im 12.
Jahrhundert erscheint B. als Lehnsgut der Herren von Fels (Feltz) von Seiten
der Herren von Finstingen, nach dem sich die Herren von Feltz benannten. Sie
bildeten durch Erwerb von Vogteien und Pfandschaften eine ansehnliche, aber
nicht zusammenhängende Herrschaft. Im 14. Jahrhundert begegnet B. als Burglehen
von Falkenberg (bis 1342), später als Lehen des Herzogs von Luxemburg (nach
1384). Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fiel B. über Irmgard von B. an die Familie von Rodemachern, vor 1462 über Elisabeth von
Rodemachern an Friedrich Graf von Moers. 1492 zog König Maximilian alle
Rodemachernschen Güter wegen Felonie ein. Zwischen 1488 und 1503 kaufte der
Herzog von Lothringen alle Rechte an B. auf. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Guir, F., Histoire de Boulay, 1933; Hermann, H., Bolchen, LexMA
2 1983, 357.
Boul (Reichsritter), Buol. 1752 zählte die Familie der Freiherren von B. mit Mühlingen,
Hotterloch, Etschreute, Haldenhof und Reichlishardt (Reichlinshard) zum Kanton
Hegau im Ritterkreis Schwaben. Ihre Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie
1810 an Baden abtrat, über das sie 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangten.
L.: Hölzle, Beiwort 60; Ruch 82 und Anhang 79.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark B. wurde nach dem Abzug der
Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen, Heveller, Wilzen, Ukrer
(Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich I. die Slawen an der
Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete slawische Burg an der
Havel, die vielleicht schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts
zurückgeht und bildete 931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand
von 983 ging das Gebiet wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von
Süpplingenburg den Askanier Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen
Teilen der Altmark. Albrecht eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland
hinzu und erscheint erstmals (in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in
bewusster Erinnerung an die Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf
von Brandenburg, das er wegen seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger
Fernstraßen über die Havel anstelle von Stendal zum festen Sitz erhob und zum
Vorort dieser neuen Mark ausbaute, wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach
dem Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause
Wittelsbach die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als
erledigtes Lehen ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und
ließ durch Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen.
Unter dieser wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum
anerkannt. 1373 zog allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen
Auseinandersetzungen die Mark B. im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das
Haus Luxemburg (Residenz Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die
verbliebenen Rechte und Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur
Teilung der Mark (Kurmark d. h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an
Siegmund, Neumark an den jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an
Siegmund), zu großen Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388
Verpfändung, 1397 Veräußerung der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung
der Neumark an den Deutschen Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf
Bitten der brandenburgischen Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der
Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst Friedrich II. erzwang die
Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448), festigte allmählich die
Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht für die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann die Uckermark und
Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft. Außerdem wurden die
Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz (1488) erworben. In
der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles von 1473 wurde
die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen Lande geregelt und die
Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den zweiten und dritten
Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden im Glogauer
Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen (Crossen, Züllichau,
Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als erster Hohenzoller
ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft Zossen, gewann die
Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen Städte. Zwischen
1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die Universität Frankfurt an
der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin eingerichtet. Die sog.
Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer einheitlichen Rechtsprechung
in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen eingezogen und 1529
das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in Pommern gesichert, das sich
1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des Landes in die Kurmark
(Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von Küstrin kam. Hiervon
bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der Altmark, Mittelmark,
Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark umfasste ein Gebiet von 82
Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und Arneburg, Seehausen,
Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem Flächeninhalt von 250
Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst Neumark hieß, enthielt die
Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den Städten und Ämtern
Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland und Fehrbellin, den
Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und Friesack), die Kreise
Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim, Teltow, Lebus, Zauche,
Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der Lausitz erworben) und die
Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61 Quadratmeilen große Prignitz
oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg, Pritzwalk, Wittstock, Kyritz,
Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die Uckermark, 68 Quadratmeilen
groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem stolpischen Kreis zusammen. Die
220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der eigentlichen Neumark nördlich
der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin, Königsberg, Landsberg, Friedeberg,
Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen umfassenden Herzogtum Crossen und den
Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach 1535 begann die Einführung der
Reformation, in deren Gefolge der größte Teil der Kirchengüter (Havelberg,
Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen umgewandelt und die Bistümer B.,
Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537 konnten folgenreiche
Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und Wohlau abgeschlossen
werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt. Johann Georg
(1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische Gebiet wieder zu vereinigen
und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu erwerben. 1603 überließ Joachim
Friedrich die gerade angefallenen fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth
seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten 1604 den Geheimen Rat als oberste
Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit
Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619
der endgültige erbweise Erwerb des Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der
große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648 Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt
mit Hohnstein und Mansfeld (1680), Kammin (Cammin) und Minden sowie die
Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg (Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg,
Bütow und Draheim als Lehen Polens, kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691
Tauroggen und Serrey und begründete den brandenburg-preußischen Staat im
modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich
III. von B., der 1694 die Universität Halle gründete, führte seit 1701 den
Titel König in Preußen. Das 1800 664 Quadratmeilen große B. (Prignitz,
Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und ohne Altmark [zur Provinz Sachsen]
und nordöstliche Teile der Neumark) mit 980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945
eine preußische Provinz, aus der 1920 Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938
gelangten die Kreise Friedeberg und Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von
der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin,
Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt. 1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen
Besatzungszone (Provinz Mark Brandenburg), östlich der Oder unter Polens
Verwaltung. Seit 1947 war B., das nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine
Verfassung erhielt, Land (Mark Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone,
seit 1949 Gliedstaat der Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952
bzw. 1958 ging es in den Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus
der Deutschen Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der
Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das
Land Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam)
wieder (ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und
Weißwasser [Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau
[Uckermark] und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der
Bundesrepublik und zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer
Vereinigung mit Berlin scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S.
Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von Brandenburg
aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.; Holtze, F.,
Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung des
brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und
ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen 1258-1317,
1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist. Kommission
für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, 1929ff., N. F.
1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und
Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der amtlichen
Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der Friderizianischen Zeit,
1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Atlas
östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger,
H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989,
3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas von Brandenburg und Berlin, hg.
v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches Ortslexikon für die Mark Brandenburg,
bearb. v. Enders, L., 1962ff., Veröffentl. des Brandenburgischen
Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und Personenregister, 1995; Schulze, H.,
Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Preußens Epochen und Probleme
seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R., 1964ff.; Bratring, F. A.,
Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten Mark Brandenburg.
Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und die Provinz
Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Grassmann,
A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W., Topographische
Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands
18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der Mark
Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft,
2005; Brandenburg an der Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006;
Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die
Mark Brandenburg im 14. Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie
die Mark entstand, hg. v. Müller, J. u. a., 2009.
Breiteneck (Herrschaft), Breitenegg. Im 12.
Jahrhundert unterstand B. nordwestlich von Kelheim den Herren von Laaber,
später den Familien Hirschberg, Gumppenberg,
Pappenheim und Wildenstein. Kurz vor 1600 kam die Herrschaft teils an
Pfalz-Neuburg, teils an Bayern. 1611 kaufte Bayern den Anteil Pfalz-Neuburgs.
1624 gab Bayern B. an den 1623 zum Reichsgrafen erhobenen Johann Tserclaes
Tilly, der 1631 auch die Landeshoheit und 1635 die kaiserliche Bestätigung der
Reichsunmittelbarkeit erhielt. Seit 1649 gehörte die Herrschaft dem bayerischen
Reichskreis an. Mit dem Erlöschen der Grafen von Tilly fielen 1724 die Lehen
(drei getrennte Teile, Freystadt an der Schwarzach, Schloss und Markt Holnstein
und der Marktflecken Hohenfels) an Bayern, die Eigengüter (zwei getrennte Teile
mit Schloss und Markt Breitenbrunn und Schloss Helfenberg) 1732 über die Gräfin
von Montfort, eine Schwester des Grafen Tilly, an die Freiherren von
Gumppenberg (Gumpenberg). 1792 wurde B. von Pfalz/Bayern gekauft.
L.: Wolff 151; Wallner 712 BayRK 16.
Breitschwert von Buchenbach (Reichsritter),
Breitschwerdt von und zu Buchenbach. Die Familie
war 1486 von König Maximilian I. in den Adelsstand erhoben worden. Johann
Leonhardt B. war 1663 Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Von
1659 bis 1711 zählten die B. wegen Buchenbach zum Kanton Kocher.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 201; Schulz 259.
Brochenzell (Herrschaft). 861 ist die Zelle
Eigelsweiler am Bodensee erstmals bezeugt. Vor 1274 kam die zugehörige, seit
1274 B. (gebrochene Zelle) benannte Herrschaft mit 8 Weilern an die Grafen von
Heiligenberg, dann an die Grafen von Werdenberg, vor 1439 an die Grafen von
Montfort und von diesen an die Familie Humpiß
von Ravensburg. 1721 wurde die seit 1400 als Reichslehen geltende Herrschaft
vom Kloster Weingarten erworben und gelangte 1803 an Nassau-Oranien, 1804 an
Österreich und 1805 an Württemberg und damit B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Wallner 686 SchwäbRK 20; Der Kreis Tettnang, 1969.
Brockdorff (Reichsgrafen). Die Familie B. ist seit 1220 als holsteinisches
Adelsgeschlecht nachweisbar. Eine (fränkische) Linie wurde 1706 in den
Reichsgrafenstand erhoben. Wegen Unterleiterbach (Unterlettenbach) zählten die
B. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem erscheinen sie seit
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Kanton Baunach.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Brühl (Reichsgrafen). Die Familie B. ist seit 1344 als thüringisches Adelsgeschlecht bezeugt. Sie wurde 1737/1738 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Bubenhofen (Reichsritter, Personalist). Die B., die
bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar,
waren, zählten seit 1548 mit den Rittergütern Leinstetten und Bettenhausen
sowie der Burg Lichtenfels zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Nach
dem Verkauf dieser Güter im Jahre 1784 an die Frank (Franck) gehörte Johann
Wilhelm von B. dem Kanton bis 1805 als Personalist an. Die Familie war auch mit dem 1575 erworbenen Kleinsüßen,
dem 1621 erworbenen Winzingen und dem 1789 an die Rechberg verkauften Gut
Mösselhof im Kanton Kocher immatrikuliert. Die Familie
hatte außerdem Ramsberg (1550-1682), Krummwälden (1550-1805), Steinbach
(1653-1666) und Eislingen (Großeislingen) (1744-1765).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Hellstern 201f.;
Kollmer 369, 375; Schulz 259.
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem ehemaligen Limes
genannten Familie der edelfreien Herren von B.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts (um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben
der Herren von B. an die vielleicht stammesgleichen Grafen von Isenburg über,
die bis 1376 den gesamten Reichswald, 1377 Wächtersbach, 1420/1433 aus der
Erbschaft der Falkensteiner unter anderem die Hälfte von Offenbach erhielten,
die Burg Birstein und die Vogtei Reichenbach von Fulda kauften und 1442 den
Reichsgrafentitel erlangten. 1517/1521 wurde das geschlossene isenburgische
Territorium vom Vogelsberg bis über den Main geteilt. B. war von 1517 bis 1806
mit Unterbrechungen Sitz der Linie Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei
erneut eine Aufteilung in die Linien Birstein (Isenburg-Birstein) und B.
(Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen) teilte sich 1687 in B.
(Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis
1929) und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger
Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt. 1945 kam B. zu Hessen. S.
Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen), Isenburg-Büdingen-Meerholz,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und
Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß, P., Büdingen, 1951; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Demandt, K., Die Herren
von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit, Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49;
Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956; Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983,
904; Bilder erzählen aus der Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker,
K./Großmann, G., Schloss Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 291.
Bünau (Reichsritter). Im späten 16.
Jahrhundert und im 18. Jahrhundert zählten die aus der
bischöflich-naumburgischen Ministerialität aufsteigenden, um 1408 mit der
Herrschaft Weesenstein belehnten Herren von B. zum Kanton Gebirg im Ritterkreis
Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122; Die Familie von
Bünau, hg. v. Schattkowsky, M., 2008; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Friedberg).
Burgberg (Herrschaft). Die Burg Berg über der Hürbe wird 1209 erstmals erwähnt. Wohl um 1270 kam die Burg zur Hälfte von den Rittern von Berg an die Grafen von Helfenstein, die ihre Lehnsrechte 1328 an Oettingen vertauschten. Die andere Hälfte war Allod derer von Böbingen, die 1339 das Ganze von Oettingen zu Lehen nahmen. Über die Familien Fetzer bzw. Vetzer, von Stein und Gräter kam die inzwischen verfallene Burg 1442 durch Kauf an die Leimberg, 1459 an die Grafeneck. Bei deren Aussterben fiel 1728 B. an Oettingen-Wallerstein zurück, das auch die allodialen Teile erwarb. 1806 kam es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort). Nach B.
an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts
nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B. teilweise Teil
der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall, teilweise Lehen der
Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen des Hochstifts Augsburg an die Familie Burggraf. Diese verkaufte 1532 ihre Güter an
den Söldnerführer Sebastian Schertel (von Burtenbach) (Schertlin von
Burtenbach), der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit
eine geschlossene ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet
die 1546 reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen
evangelischen Gemeinde, 1951.
Buseck (Ganerbschaft, Reichsritter). Das die
Orte Alten-Buseck (Altenbuseck), Großen-Buseck (Großenbuseck), Rödgen,
Reiskirchen, Beuern, Bersrod, Oppenrod, Burkhardsfelden und Albach umfassende
Busecker Tal östlich von Gießen wird erstmals am 2. 10. 1340 genannt.
Wahrscheinlich war es zunächst konradinisches Reichslehngut, kam dann an die
Grafen von Gleiberg, von diesen an die Grafen von Cleeberg bzw. Kleeberg und
durch deren Erbtochter Gertrud an die Grafen von Peilstein, ehe es 1218 an das
Reich zurückfiel. Vermutlich unmittelbar danach wurden die
reichsministerialischen Familien von Buseck und
Trohe vom Reich gemeinsam mit dem Gericht - und wohl dem Tal - zu B. belehnt.
Im Jahre 1265 erwarb der Landgraf von Hessen die Grafschaft Gießen und war von
da an am Erwerb des Busecker Tales interessiert. 1398 belehnte König Wenzel den
Landgrafen mit dem Buseckertal (Busecker Tal), widerrief die Belehnung aber
noch im gleichen Jahr. 1480 anerkannten die Ganerben des Busecker Tales den
Landgrafen als Landesherren. Seit etwa 1544 waren die Ganerben des Busecker
Tals (Trohe, Merle bzw. Mörlau, Schwalbach, Buseck, Schenk zu Schweinsberg),
die sich zwischenzeitlich in vielfache lehnsrechtliche Abhängigkeiten zu Hessen
begeben hatten, Mitglieder des Kantons Wetterau der Reichsritterschaft, seit
1550 des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken (bis etwa 1700) und seit der
Gefangennahme Landgraf Philipps des Großmütigen des Kantons Mittelrheinstrom
des Ritterkreises Rhein. 1561 bestätigte Kaiser Ferdinand I. die
Reichsunmittelbarkeit des Tales. 1576 unterwarfen sich die Ritter dem
Landgrafen (von Hessen-Marburg) als Landesherrn, erst 1724/1725 jedoch gewann
Hessen auf Grund des Gutachtens des 1702 angerufenen Reichshofrats endgültig
die Lehnshoheit über das am Ende des 18. Jahrhunderts etwa 800 Personen
umfassende Busecker Tal (Buseckertal), wobei die Ganerben die Lehnsoberhoheit
des Reiches und ausgedehnte Gerichtsrechte wahren konnten.
L.: Wolff 255; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Rahrbach 33;
Neumaier 79, 162; Lindenstruth, W., Der Streit um das Busecker Tal, Mitteil. d.
oberrhein. Geschichtsvereins N.F. 18 (1910), 85ff., 19 (1911), 67ff.;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Stetten 32; Becker, C.,
Die Busecker Ritterschaft zwischen Territorium und Reich, Magisterarbeit Gießen
1975 (ungedruckt); Jendorff, A., Condsominium, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Buseck, 1576/1824 an Hessen).
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von
Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben
des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50 (1978); Lange, U., Landtag und
Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Calw (Grafen, Herrschaft). C. wird erstmals
1075 erwähnt. Nach ihm nennen sich die 1037 nachweisbaren Grafen von C., die im
Murrgau, Zabergau, Ufgau, Enzgau, Glemsgau und Würmgau begütert waren (Zentren
in Ingersheim, Löwenstein und Sindelfingen, Vogtei über Hirsau, Lorsch und
Sindelfingen) und verwandtschaftliche Beziehungen zu den Saliern gehabt haben
dürften. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verlegten sie ihren Sitz nach C.
1113 gewannen sie die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Nach 1131 kam es zu
Erbstreitigkeiten und Güterverlusten. Der Hauptzweig der Familie erlosch vor 1282. Ihre Güter kamen vor allem
an die Pfalzgrafen von Tübingen. Die Linie Calw-Löwenstein erlosch nach 1277.
Ihre Güter gingen kaufweise an die mittleren Grafen von Löwenstein, eine
nichteheliche Nebenlinie der Grafen von Habsburg. Die weitere Seitenlinie der
Grafen von Calw-Vaihingen starb 1361 aus. Ihre Güter kamen an die Grafen von
Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Rheinwald, E./Rieg, G., Calw, 1952; Jänichen, H., Herrschafts-
und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12.
Jahrhundert, 1964; Greiner, S., Beiträge zur Geschichte der Grafen von Calw,
Zs. f. württemberg. LG. 25 (1966), 35ff.; Quarthal, F., Calw, LexMA 2 1983,
1404f.; Der Kreis Calw, hg. v. Zerr, H., 1986.; Bergmann, H., Der Löwe von
Calw, 2006
Clodt zu Ehrenberg (Freiherren, Reichsritter).
Bis zum Tod ihres letzten Familienmitgliedes
1789 gehörten die Freiherren C. mit Teilen der Herrschaft Ehrenburg
(Ehrenberg), nämlich Karbach samt Hirzenach (Oberhirzenach), zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Ihre Güter fielen 1789 an die
Freiherren vom Stein an der Lahn zu Nassau.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 546; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Winkelmann-Holzapfel 144.
Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des
Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger
Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards hervorgegangen. 1147
gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich von Schwaben. Dieser
nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des
Pleißenlandes ans Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm
gegründete Familie spaltete im letzten Viertel
des 13. Jahrhunderts die Nebenlinien Breitenhain und Wolkenburg ab. Die
Hauptlinie erwarb am Anfang des 14. Jahrhunderts die Herrschaft Graupen in
Böhmen, 1378 die Herrschaft Eilenburg, 1379 die Pfandschaft Pirna und 1382
Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde die ausgedehnte Herrschaft an das Haus Wettin
verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der schwäbische
Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine, nach der sich die Familie nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie
sich in eine 1693 erloschene Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und
eine Weikardische Linie. 1591 wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von
Waldsee (Wallsee) an der Ach in Oberschwaben vereinigt, von denen die C.
fälschlich ihren Ursprung herleiteten. 1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724
das Gesamthaus den Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Der 1788 vom älteren Sohn weitergeführte
fürstliche Zweig nannte sich seit 1789 Colloredo-Mannsfeld bzw.
Colloredo-Mansfeld. Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806
in Österreich und Württemberg mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza,
G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von
Colloredo, 1889.
Correggio (Grafschaft, Fürstentum). Die Familie C. erscheint im frühen 11. Jahrhundert mit
Frogerius da C. in C. in der Emilia. Im 13. Jahrhundert erlangte sie vor allem
die Führung von Parma. Im 14. Jahrhundert wurde sie auf C. beschränkt. Dieses
wurde 1452 Grafschaft, 1616 Fürstentum, musste aber 1634 an die Este abgetreten
werden. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts starb die Familie
aus.
L.: Tiraboschi, G., Memorie storiche modenesi, 1793-95; Finzi, R., Azzo da
Correggio, 1928; Conti, P., Coreggio, LexMA 3 1986, 279f.
Dagstuhl (Herrschaft). Um die spätestens 1290
südöstlich von Trier erbaute Burg D. der Edelherren von Saarbrücken entstand
eine Herrschaft mit den Hochgerichten Wadern, Schwarzenberg, Primsweiler und
Neunkirchen an der Nahe, die nach 1375 durch weibliche Erbfolge
gemeinschaftlich an vier ritterschaftliche Familien
(Pittingen, Rollingen, Brücken [Brucken], Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die
Hoheit des Erzstifts Trier nachweisbar. Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof
von Trier (Philipp Christoph von Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und
Weierweiler (Weierweiher) am Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für
seine Familie die Fideikommissherrschaft D. Sie
kam 1697 durch Einheirat an die Grafen von Oettingen-Baldern
(Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand nach dem Tod des Grafen Josef
Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in dem die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in Schwaben als Entschädigung ihrer 1789
an Frankreich verlorenen Rechte erhielten. 1801 gehörte die Herrschaft der
Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum
Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
Dahn (Herrschaft). Nach dem vermutlich im 10.
Jahrhundert entstandenen D. bei Pirmasens nannte sich eine Familie von Reichsministerialen. Bei ihrem Erlöschen
1603 fiel die Herrschaft D. (D., Geisburg, Burrweiler und Birlenbach) an das
Hochstift Speyer zurück. 1789 kam D. an Frankreich, von 1814 bis 1816 unter
Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 an Bayern und damit 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 235, 261; Schmid, E., Führer durch Dahn und Umgebung, 1951.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare Herrschaft (mit D., Wallhausen,
Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst] Aschborn [Eschborn], Oberhub,
Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach]) mit ihrem Namen 1315/1318/1325
erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren verwandten Kämmerer von
Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen durch die Öffnung der D. Einfluss auf die
mit Lehnsrechten des Hochstifts Speyer belastete Herrschaft. Die D. gehörten
zum Ritterkreis Rhein der Reichsritterschaft und wurden 1653/1654 in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Familie
zerfiel in zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw. Dalberg-Dalberg bis 1848,
Dalberg zu Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis 1833). Um 1790 waren die D.
zu D. mit Aschborner Hof bzw. Aschborn, D., Münchwald, Oberhub, Schlierschied
(wüst), Sommerloch, Spabrücken, Unterhub, Wallhausen und der Hälfte von
Wald-Erbach (Walderbach) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra (von etwa 1650 bis
1806) und im Kanton Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. Die D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel zum Kanton
Niederrheinstrom und mit Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und Kropsburg zum
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch (Haßloch)
rechneten um 1790 mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim, einem Achtel
der Ganerbschaft Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt Hospitalhof
ebenfalls zum Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch
(Dalberg-Haßloch) war seit 1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl
Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte
Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und
Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg,
aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Daun (Reichsritter, Reichsgrafen). In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint ein mittelrheinisches, aus Burgmannen erwachsenes Adelsgeschlecht, das zur Reichsritterschaft gehörte und mit den namengebenden altgräflichen Dienstherren nicht verwandt war. 1655 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach übersiedelte es nach Österreich. 1710 erlangte es den Titel eines Fürsten von Thiano. 1896 starb die Familie aus.
Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D.
bei Bogen nannte sich ein Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der
Grafen von Bogen (1242) von den Herzögen von Bayern einen großen Teil des
Bogener Erbes erhielt. 1348 wurden die Güter in die Herrschaften Degenberg,
Altnussberg und Weißenstein geteilt. Bei dem Aussterben der 1465 in den
Freiherrenstand erhobenen Familie fielen sie
1602 an Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962.
Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die
nach der auf altrechbergischem Gut liegenden Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd
benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte zur
Dienstmannenschaft der Herren von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg und
Dorf D. (1597 zur Hälfte an Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen Hälfte
unter Lehnshoheit Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und am
Ende des 16. Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die
Linien Eybach und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1716 in
der Linie Eybach in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie erbte 1719 die
deutschen Güter des mit einer Tochter Karl Ludwigs von der Pfalz und Marie
Susanne Luises von D. (seit 1667 Raugräfin) verheirateten Herzogs Meinhard von
Schomburg (Schonburg) und nannte sich seitdem Degenfeld-Schomburg
(Degenfeld-Schonburg). Die Freiherren von D. zählten seit etwa 1700 mit Rothenberg
(Rotenberg) und dem 1797 an den Grafen Erbach-Fürstenau verkauften Finkenbach
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, dem der Graf D. als Personalist
angehörte. Außerdem waren sie zur gleichen Zeit wegen Vollmerz mit Ramholz und
Steckelberg im Kanton Rhön-Werra, mit dem 1684 an Bayern verkauften, 1711/1771
wieder erworbenen Dürnau, und Gammelshausen, mit den 1696 von den von
Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen von Essingen, Eybach (seit 1456), den
1776 von den von Welden erworbenen Teilen von Eislingen (Großeislingen),
Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt Salach (seit 1665) seit 1542 im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie mit Altdorf samt Freisbach und
Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56,
58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260;
Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen
Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
Degenfeld-Schonberg (Ramholz 1677, Rothenberg 1792).
Deggendorf (Grafen). An einem wichtigen
Donauübergang bestand schon früh ein nach dem Personennamen Tekko benannter
Herzogshof, der 788 Königsgut wurde. Im 10. Jahrhundert gab Herzogin Judith von
Bayern den Hof an das Stift Niedermünster in Regensburg. Im 11. Jahrhundert
legten daneben die Babenberger eine Siedlung an und übertrugen den Ort einer
adligen Familie, die sich später Grafen von D.
nannte. Diese verloren 1220 ihre Güter. Im Streit zwischen den 1242
ausgestorbenen Grafen von Bogen, den 1246 ausgestorbenen Babenbergern und den
Herzögen von Bayern gewannen diese die Güter. 1255 kam D. zu Niederbayern. Von
1331 bis 1333 war es Sitz einer Linie Bayern-Deggendorf.
L.: Wolff 137; Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der unmittelbaren Stadt
Deggendorf, 1950.
Diemantstein (Freiherren, Herrschaft). Um 1260
errichtete Tiemo von dem Stein, der mit den Familien
der Edelfreien der Hohenburg und zu Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im
Tal der Kessel bei Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von
Diemantstein (Stein) Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des
Geschlechts folgten 1730 die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift
Sankt Ulrich und Afra zu Augsburg und 1777 die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542 dem Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an Bayern.
L.: Schulz 260.
Diepoldinger, Rapotonen (Geschlecht). Das durch die
Leitnamen Diepold und Rapoto gekennzeichnete Geschlecht stellte ursprünglich
die Grafen im Traungau und Augstgau ( Diepold 955 †, 977 Rapoto).
Wahrscheinlich nach 1060 wurde es mit den Marken Cham (1073) und Nabburg (1077)
im Nordgau belehnt. Diepold III. († 1146) baute die Herrschaft im Egerland aus
(1118 Reichenbach, um 1132 Waldsassen). 1146 wurde das Egerland an das Reich
gezogen. Cham und Vohburg fielen 1204 von der gleichzeitig entstandenen älteren
Linie an den verschwägerten Herzog von Bayern. Die Familie
erlosch in ihrer jüngeren Linie mit den Staufern um 1257 in Italien. Damit
kamen auch die Güter um Nabburg sowie das inzwischen erlangte Hohenburg an
Bayern.
L.: Doeberl, M., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Dipoldinger
Markgrafen auf dem Nordgau, 1893; Doeberl, M., Die Markgrafschaft und die
Markgrafen auf dem baierischen Nordgau, 1894; Bosl, K., Die Markengründungen
Kaiser Heinrichs III., Zs. f. bay. LG. 14 (1944), 189; Throner, C., Die
Diepoldinger und ihre Ministerialen, 1944; Spindler, M., Handbuch der
bayerischen Geschichte, Bd. 1ff. 1967ff.; Kirch, K., Die Diepoldinger in der
Oberpfalz, Oberpfälzer Heimat 12 (1967); Schmid, A., Diepoldinger, LexMA 3
1986, 1009; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Diersburg, Dierspurg (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Nach der Burg D. bei Hohberg in der Ortenau nannte sich erstmals
1197 ein Walther de Tirsperc, der mit den Grafen von Geroldseck verwandt war.
1279 kam die Burg erbweise an die Ritter von Schwarzenberg, am Ende des 14.
Jahrhunderts je zur Hälfte an die Markgrafen von Baden und an die Ritter Hummel
von Stauffenberg, die ihre Hälfte im 15. Jahrhundert an Baden verkauften. 1463
belehnte Baden den Ritter Andreas Röder mit Burg und Herrschaft. Im 18.
Jahrhundert gehörte die Familie der D. (Röder
von D.) mit D. und Reichenbach zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben sowie zum Ritterkreis Unterelsass.
D. gelangte über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Röder von Diersburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Dietrichstein (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1136 erscheint in Kärnten das Geschlecht der (Grafen von) D. Es teilte sich in
mehrere Linien (u. a. Dietrichstein-Dietrichstein,
Dietrichstein-Hollenburg,Dietrichstein-Nikolsburg [Dietrichstein-Niclasburg],
Dietrichstein-Rabenstein, Dietrichstein-Weichselstädt), die in der Steiermark,
in Niederösterreich und in Mähren begütert waren. 1506 stellten sie die
Erbmundschenken in Kärnten. 1514 wurden sie Freiherren, 1578 (Adam von D.) bzw.
1612 Reichsgrafen. In zwei Ästen der Linie Hollenburg wurden sie 1624 und 1648
in den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt der Fürst von D. durch § 11 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für die Herrschaft Tarasp
(Trasp) in Graubünden die Herrschaft Neuravensburg. 1880 erlosch die Familie im Mannesstamm.
L.: Zeumer 553 II b 50; Klein 150.
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von
Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische
Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der vermutlich
ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht Hupalds (†
909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die Grafschaft Kiburg
(Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die Grafschaft Kiburg
(Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt 1180, in der Linie
der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die schwäbischen Lehen fielen
1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter an die Grafen von
Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29. 12. 1258) kam D.
durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15.
Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis
1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143.
Döben (Burggrafschaft). Vermutlich im
ausgehenden 10. Jahrhundert wurde die 1117 erstmals erwähnte Burg D. an der
Mulde bei Grimma errichtet, in der 1181/1185 ein Reichsburggraf eingesetzt
wurde. Seit 1198 kam er aus der Familie der
Erkenbertinger (von Tegkwitz). Nach deren Aussterben fiel die Burggrafschaft
wohl schon 1286 an die Markgrafen von Meißen und als deren Lehen später an die
Burggrafen von Leisnig. S. Sachsen.
L.: Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dohna (Reichsburggrafschaft). 1040 wird die am
Weg nach Böhmen auf einer vorgeschichtlichen Anlage wohl schon im 10.
Jahrhundert errichtete Burg D. bei Dresden erstmals erwähnt. 1086 kam sie unter
der Herrschaft Böhmens an Wiprecht von Groitzsch. 1127 erscheint ein edelfreies
Geschlecht von Rotowe bzw. Rötha (Röda bei Altenburg?) im Pleißner Land, das
(1144 oder) 1156 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit der
Reichsburggrafschaft über das 1152 von Böhmen an das Reich zurückgefallene
Donin (seit dem 15. Jh. D.) als Reichslehen belehnt wurde. Sich nach D.
benennend breitete es sich im 13. und 14. Jahrhundert über Böhmen, die Lausitz
und Schlesien aus. 1402 wurde die Familie durch
die Markgrafen von Meißen gewaltsam aus der Burggrafschaft vertrieben. Die
Hauptlinie starb 1415 aus. 1423, 1558 und 1648 bestätigten die Kaiser
gleichwohl die Reichsunmittelbarkeit. Außerdem erhielt die Familie 1648 die kaiserliche Anerkennung als
Reichsburggrafen und Grafen, ohne dass dadurch Reichsstandschaft verliehen
worden wäre. Die in der Lausitz, in Schlesien, Böhmen und Preußen begüterte Familie teilte sich seit 1649 in eine 1711 erloschene
schlesisch-katholische Linie und eine ostpreußisch-protestantische Linie mit
den Zweigen Lauck, Reichertswalde, Schlobitten und Schlodien (seit 1619) sowie
Dohna-Glodin und Dohna-Wartenberg.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Dohna, S. Graf
v., Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie
Dohna, 1876; Dohna, S. Graf v., Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna, Bd. 1ff. 1877ff.; Kekulé v. Stradonitz,
S., Die staatsrechtliche Stellung der Grafen zu Dohna am Ende des 17. und
Anfang des 18. Jahrhunderts, 1896; Meiche, A., Historisch-topographische
Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 2. A. 1980.
Dönhoff (Reichsgrafen). 1282 wird das
westfälische, in der Grafschaft Mark ansässige Adelsgeschlecht erstmals
erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde ein D. in Livland ansässig und erwarb in
Ostpreußen ansehnliche Güter. 1632 wurde diese Familie
in den Reichsgrafenstand erhoben. 1696 teilte sich die Familie
in Zweige zu Friedrichstein, Dönhofstädt (Dönhoffstädt) (bis 1816) und
Beinuhnen (Beinunnen) (bis 1838).
L.: Dönhoff, M. Gräfin, Namen, die keiner mehr nennt, 1962.
Dortmund (Reichshof, Reichsstadt). Zwischen 881
und 884 wird an einer wichtigen Straßenkreuzung des Rhein und Weser
verbindenden Hellwegs der vielleicht in Anlehnung an einen karolingischen
Königshof und späteren Grafenhof entstandene Ort Throtmanni, Trutmundi, Trutmania,
erwähnt. 990 besaß er Marktrecht. Bereits 1152 war er vielleicht befestigt
(lat. Tremonia). Seit 1226 ist D. als einzige westfälische Reichsstadt bezeugt.
Sie wurde Mitglied der Hanse und unter Überflügelung Soests Vorort des gemeinen
Kaufmanns von Westfalen. Sie erwarb, nachdem die Familie
der Grafen von D. 1316 in männlicher Linie erloschen war, 1343 und 1504 jeweils
eine Hälfte der umliegenden Grafschaft mit 1,5 Quadratmeilen bzw. 77
Quadratkilometern und 80 Dörfern, geriet 1388/1389 aber (nach 1248 wie 1301
erfolgten Verpfändungen an das Erzstift Köln und die Grafen von der Mark) in
Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark
(Große Dortmunder Fehde), durch die sie wirtschaftlich erheblich geschwächt
wurde. 1514 bestätigte Kaiser Maximilian I. die Reichsunmittelbarkeit. Von 1523
bis 1570 drang die Reformation ein. 1567 ging Brackel (Brakel) an Kleve-Mark
verloren. 1803 kam das 2,3 Quadratmeilen große zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende D. mit 6.000 Einwohnern an
Nassau bzw. Nassau-Oranien (Nassau-Oranien-Fulda), 1808 zum Großherzogtum Berg
(Sitz des Präfekten des Ruhrdepartements), 1815 zu Preußen (Provinz Westfalen),
das schon lange den Erwerb angestrebt hatte, und damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 371; Zeumer 552ff. III a 12; Wallner 704 WestfälRK 38; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Mallinckrodt, A., Versuch über die Verfassung der
kayserlichen und des Heiligen Römischen Reiches freyer Stadt Dortmund, Bd. 1f.
1795; Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. Rübel, K., Geschichte der Grafschaft
und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Heimatatlas für Dortmund, hg.
v. Frommberger, A., 1961; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und
Hansestadt Dortmund, 7. A. 1981; Mämpel, A., Bergbau in Dortmund, 1963;
Dortmund. Westfälische Großstadt im Revier. Bilder aus und über Dortmund,
Westfalen und das Ruhrgebiet 1947-67, bearb. v. Bieber, H./Hüser, F., 2. A.
1968; Dortmund. 1100 Jahre Stadtgeschichte, hg. v. Luntowski, G./Reimann, N.,
1982; Reimann, N., In burgo Tremonia. Pfalz und Reichsstadt Dortmund in der
Stauferzeit, Bll. f. dt. LG. 120 (1984); Thier, D., Melius Hereditati, 1987;
Zeit-Räume, bearb. v. Schilp, T., 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 158; Stadtführer Dortmund im Mittelalter, hg. v. Schilp, T./Welzel,
B., 2. A. 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012.
Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das 944 erstmals erwähnte Gersfeld in der
Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von Schneeberg, das nach der Eroberung
durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12. Jahrhundert nachweisbaren Herren
E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der Rhön in staufischer Zeit
errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von Fulda zerstört, 1396 als Ganerbenburg
unter Lehnshoheit Fuldas wieder aufgebaut. 1435 entstand im Anschluss daran die
reichsunmittelbare Herrschaft der Herren von E. 1460 wurde die Burg erneut von
Fulda erobert. Seit dem 16. Jahrhundert zählte die in 3 Linien geteilte Familie der E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken (im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof,
Dammelhof, Diesgraben, Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn],
Kippelbach, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers,
Sandberg und Schachen). Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton
Baunach an. Ernst Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den
Ganerbschaften Bechtolsheim und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter
Hinzufügung des Namens und Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard
Freiherr von Leyen in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Freiherren E.
waren bis zum 1790 erfolgten Verkauf von einem Zehntel der Ganerbschaft
Bechtolsheim und einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim an den Freiherren von
Wallbrunn zu Nieder-Saulheim (Niedersaulheim) Mitglied des Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1785 heiratete die letzte, in Gersfeld
lebende Erbin den Grafen Johann Wilhelm von Froberg-Montjoie (Montjoye).
Gersfeld kam 1816 an Bayern, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel,
A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite,
1924; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Gersfeld bis 1785).
Eckbrecht von Dürckheim, Eckbrecht von Dürkheim
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum Ritterkreis Rhein. 1773
gehörten sie zu den bereits 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten Familien des
Ritterkreises Unterelsass, am Ende des 18. Jahrhunderts auch zum Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 123.
Eggenberg (Freiherren, Fürsten, Reichsfürsten).
Johann Ulrich E. (1568-1634) entstammte einer protestantischen steirischen
Kaufmannsfamilie. Als enger Vertrauter Ferdinands II. wurde er 1598 Freiherr,
1623 Reichsfürst und 1628 Herzog von Krumau. 1717 erlosch die neufürstliche Familie. Ihre Güter in Böhmen fielen an die Fürsten
Schwarzenberg, das Schloss E. bei Graz an die Grafen von Herberstein.
L.: Klein 150; Heydendorff, W., Die Fürsten und Freiherren zu Eggenberg und
ihre Vorfahren, 1965.
Einsiedel (Reichsgrafen). Das nach E. bei Chemnitz
benannte, 1299 erstmals erwähnte Ministerialengeschlecht Meißens wurde 1745 in
der Linie Einsiedel-Scharfenstein-Wolkenburg in den Reichsgrafenstand erhoben.
Die E. gehörten zu den reichsten und einflussreichsten Familien
des niederen Adels Sachsens.
L.: Genealogisches Handbuch der gräflichen Häuser, A Bd. 1 1942, Bd. 3 1958.
Elben (Ganerbschaft). Das 1074 erstmals
erwähnte E. südlich von Wolfhagen gehörte nachweislich seit 1361 den seit 1235
genannten Herren von E., die es 1386 dem Stift Sankt Alban bei Mainz zu Lehen
auftrugen. Nach dem Aussterben der Familie kam
E. 1537 über die Taubenheim an eine Ganerbschaft der Boyneburg und Buttlar.
Über Preußen (Hessen-Nassau) gelangte E. 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Eltz (Herrschaft, Herren, Grafen,
Reichsritter). Nach der im 12. Jahrhundert kurz vor dem Einfluss der Elz in die
Mosel entstandenen Burg E. nannten sich seit 1150/1157 Herren von E. Durch
allmähliche Aufspaltung des Geschlechts in mehrere Linien wurde die Burg
Ganerbenburg. 1331/1336 erzwang der Erzbischof von Trier die Übergabe. Die
Herren von E. wurden Lehnsleute des Erzstifts Trier. Die Burg war Mittelpunkt
einer kleinen Herrschaft der später in den Reichsgrafenstand erhobenen Familie. Im 18. Jahrhundert waren die Grafen zu E. mit
einem Drittel Burg-Gräfenrode (Burggräfenrode) im Kanton Mittelrheinstrom, mit
einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Leyen) und einem Viertel
Rümmelsheim im Kanton Niederrheinstrom und mit Vendersheim im Kanton Oberrheinstrom
des Ritterkreises Rhein immatrikuliert. Ab etwa 1760 gehörten E. auch zum
Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. 1815 kam Eltz zu Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Faust von Stromberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Zimmermann 66f.; Winkelmann-Holzapfel 147; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Hohlenfels, Gräfenrode 1792).
Eppan (Grafen), ital. Appiano. Nach der
südwestlich von Bozen in Südtirol gelegenen Burg Hocheppan nannten sich die
1116 erstmals erwähnten Grafen von E., die mit den Welfen verwandt waren und um
1165 die Grafen von Morit-Greifenstein beerbten und damit die Vogtei der
Bischöfe von Brixen gewannen. Sie hatten den nördlichen Teil der Grafschaft
Trient bis Marling (Merling) bei Meran. Nach dem Ableben des letzten Familienmitgliedes weltlichen Standes (1248) verloren
sie 1253 die Grafschaft E. an die Grafen von Tirol und starben nach 1250 im
Mannesstamm und insgesamt um 1300 aus.
L.: Buch, A., Eppaner Höhenburgen und Schlösser und Begebenheiten um und in
Eppan aus der Geschichte Tirols, 1903; Mahlknecht, B., Burgen, Schlösser und
Ansitze in Eppan, 1980; Nössing, J., Eppan, LexMA 3 1986, 2091; Riedmann, J.,
Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Eppan - Geschichte und Gegenwart, hg. v.
Mahlknecht, B., 1990; Mahlknecht, B., Die Grafen von Eppan, Der Schlern 72
(1998), 675; Landi., W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von
Hagen-Arnsburg-Münzenberg zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das
Vogteirechte (?) der Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs
in der Mark Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König
Heinrichs (VII.) innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die
Pfalzgrafen bei Rhein. Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die
Reichsministerialität erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das
Erbschenkenamt der Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13.
Jahrhundert entstand dann in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im Besitz
der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend auf
Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im östlichen
Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und Reichelsheim. Um
1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis 1503),
Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste das
Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der Nutzung
in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war nur
vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie Reichenberg
wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die
Reichsstandschaft erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft
Bickenbach wurde 1704 wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde
die Gerichtsexemtion, 1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der
Grafschaft aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war,
teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die
Linien Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie
Erbach-Schönberg. 1801 gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg
mit 10,5 Quadratmeilen und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an.
1804 übernahm die Linie Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der
aussterbenden Grafen von Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526
Quadratkilometern und rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560
erworbene Amt Wildenstein an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth) wurde an Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Erthal (Reichsritter). Die Familie E. ist bereits im 12. Jahrhundert (1133) in
Franken nachweisbar. 1553/1555 teilte sie sich in eine Fuldaer, 1640
ausgestorbene Linie und eine fränkische Linie, die sich 1626 in eine
Leuzendorfer Linie (bis 1764) und eine Elfershauser Linie spaltete. Mit Teilen
von Elfershausen und Obererthal (Obertal) samt Hetzlos und Untererthal
(Untertal) zählten die E. (vom 16. Jahrhundert bis 1806) zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken, mit Schloss Gochsheim und Schwarzenau (von etwa 1610
bis 1806) zum Kanton Steigerwald und (von etwa 1560 bis 1802) zum Kanton
Baunach sowie mit Teilen der Herrschaft Binzburg samt Hofweier und Schutterwald
zum Ort (Bezirk, Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1805 erlosch das
Geschlecht.
L.: Stieber (zum Kanton Baunach); Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 362;
Hölzle, Beiwort 66; Winkelmann-Holzapfel 147f.; Pfeiffer 211; Riedenauer 123;
Bechtolsheim 12, 18; Rahrbach 66.
Eschweiler (Edelherren). E. bei Aachen wird 828/830
erstmals als zur Pfalz Aachen gehöriger Königshof Ascivilaris genannt. Es kam
später an das Domstift Köln und war Sitz einer Familie
von Edelherren. 1420 fiel es durch Verkauf an das Herzogtum Jülich. Über
Preußen kam E. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Kaemmerer, W., Eschweiler in seiner Geschichte, Bd. 1, 2 1964ff.
Esens (Herrschaft). E. an der Nordsee hatte
bereits vor 1156 (Eselinge) eine Kirche und war seit 1300 Vorort des
Harlingerlandes. Es kam durch Heirat an Ulrich I. Cirksena, der es an Sibet
Attena zu Lehen gab. Unter der Familie Attena
behauptete das Harlingerland seine Selbständigkeit gegenüber Ostfriesland. 1540
wurde es über die Schwester des letzten Häuptlings mit der Grafschaft Rietberg
und 1581/1600 ebenfalls durch Heirat mit Ostfriesland vereinigt. 1776 gehörte
es als Herrschaft über Ostfriesland dem niederrheinisch- westfälischen Reichskreis
an. 1815 kam es an Hannover, 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Gumpelzhaimer, 151 (Westfälischer Reichskreis); Wolff 339; Reimers, H.,
Esens als Mittelpunkt des Harlingerlandes, 1924; Killisch, W., Die
oldenburgisch-ostfriesischen Geestrandstädte, 1976.
Este (Burg, Geschlecht). E. bei Padua geht
auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter zurück, das 49 v. Chr. römisches
Munizipium wurde, nach der Verlagerung der Etsch aber verödete. Kaiser Otto I.
gab es an eine ursprünglich fränkische, dann langobardische, in Markgraf Otbert
(† 975) erstmals nachweisbare Familie, die sich
nach ihrer 1056 erbauten Burg E. benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte
bald mehrere Grafschaften inne. Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit
der Welfin Kunizza die beiden Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in
Italien. Seit 1171 ist die Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen
die Welf-Este (Heinrich der Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die
italienischen Güter den Fulc-Este beließ. Die italienische Linie Fulc-Este
setzte sich in Ferrara, Modena und Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405
mit Padua an Venedig fallen konnte. 1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III.
die Herzogtümer Modena und Reggio als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das
Herzogtum Ferrara. 1593 starb die Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie
verlor Ferrara und musste ihren Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena
und Reggio an die Zisalpinische Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die
Familie E. 1801 den Breisgau und die Ortenau.
1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn Ferdinand Kaiser Franz'
II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die Güter an das neugegründete
Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau und Ortenau, erhielt aber
1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861 Italien) fiel. Die Familie E. erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im
Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Esterházy (Geschlecht). Die ungarische
Adelsfamilie E. von Galantha ist 1238 erstmals belegt. Sie war im nördlichen
Burgenland sehr begütert. 1671 erwarb sie die Güter der Familie Nadasdy, nachdem sie schon 1648 Eisenstadt erlangt hatte.
Zu den wichtigsten Gütern gehörten Kobersdorf, Kittsee, Hornstein,
Deutschkreutz (Deutschkreuz), Lockenhaus, Forchtenstein, Gattendorf, Lackenbach
und Dörfl. 1687 gelangte in der Forchtensteiner Linie Graf Paul IV. in den
Reichsfürstenstand. 1712 wurde dies auf den Erstgeborenen, 1783 auf alle
Nachkommen ausgedehnt. 1804 erwarb das Haus die gleichzeitig zur erblichen
Grafschaft erhobene ehemalige Abtei Edelstetten, wurde aber nicht mehr in den
Reichsfürstenrat aufgenommen
L.: Klein 175f.
Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten)
bei Holzminden nannten sich seit 1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die Familie, die sich seit etwa 1200 in mehrere (1217
vier) Linien teilte, baute sich zwischen Höxter/Holzminden und Hameln eine
Herrschaft auf, zu der noch Güter an der Diemel, im Eichsfeld, Vogtland sowie
in Pommern kamen. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den
Verkauf der Burg. Die Linien Ohsen (bei Hameln) und Holzminden starben im 14.
Jahrhundert aus, eine weitere Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende
des 14. Jahrhunderts, in ihrem dänischen Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene
Gebiet durch Heirat mit der Erbtochter der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie
an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer pommerischen Seitenlinie aus.
1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v.,
Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte
2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg,
1922, Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch,
F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden, H. bei der, Die Grafen von Everstein,
FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit
genealogischer Übersicht).
Falkenstein (Herrschaft, Ganerbschaft). Nach der
erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg Nürings errichteten Burg
Neu-Falkenstein wurde die Herrschaft F. im Taunus benannt, die nach dem
Aussterben der Reichsministerialen von Münzenberg (1255) an die Linie F. der
reichsministerialischen Herren von Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht
auf der Burg, die sich bald zu einer Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete
sich die Familie in die Linien Butzbach und
Lich. Kurz nach 1350 gingen in Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hanau um
das Münzenberger Erbe Güter verloren. Die Burg befand sich 1350 im Besitz der
Herren von Sponheim, die sie an die Grafen von Hohenlohe vererbten. Im späten
14. Jahrhundert (1385) kam die Herrschaft über die Erbtochter unter die
Lehnshoheit der Grafen von Nassau-Weilburg, die den Ganerben, den Herren von
Kronberg und den Hattstein, ihre ererbten Teile neu verlehnten. 1418 erlosch
das Geschlecht F. Die Güter Königstein, Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain,
Anteile an der Burg Kalsmunt bei Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen
kamen an die Grafen von Solms und die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg
F., die 1679 an die Herren von Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an
Nassau zurück. Über Nassau kam F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg Falkenstein im Taunus,
1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von Falkenstein, 1994; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 308.
Fechenbach (Freiherren, Reichsritter, Warrenbach?,
Wehrenbach?, Wehrn?). Von etwa 1550 bis um 1800 zählten die 1215 erstmals
genannten Freiherren von F. mit dem 1315 erworbenen Laudenbach (Lundenbach) und
Sommerau (im Landkreis Miltenberg) zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Bis etwa 1760 waren sie außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert.
Weitere Güter der auch als Geistliche hervortretenden F. lagen in Dieburg. Die
Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Aschaffenburg. F. selbst gelangte 1450
durch Kauf zusammen mit Reistenhausen, wo vorher die Herren von Grumbach Rechte
gehabt hatten, als Eigengut an die Rüdt von Collenberg, die 1635 ausstarben.
Die Herrschaft kam dann an die Grafen Reigersberg, 1803 an Aschaffenburg
(Dalberg) und 1814 (Sommerau) bzw. 1816 (Laudenbach über Baden und Hessen) an
Bayern. Bis 1848 konnte die Familie über
Laudenbach und Sommerau die patrimoniale Gerichtsbarkeit ausüben. Mit Karl von
F. zu Laudenbach (1836-1907) erlosch die Fechenbacher Linie im Mannesstamm.
1969 kam das Archiv an Bayern. S. Wehen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 593; Seyler 363; Hölzle, Beiwort 56; Riedenauer
123; Winkelmann-Holzapfel 148; Stetten 32, 33 Warrenbach, Wehrenbach, 35, 188;
Riedenauer 128 Wehrenbach, Wehrn; Rahrbach 71; Ulrichs 209; Neumaier, 72, 150,
153; Rüdt von Collenberg, Geschichte der Familie
Rüdt von Collenberg, 1937 (masch. schr.); Archiv der Freiherren von Fechenbach
zu Laudenbach, bearb. v. Kallfelz, H., Bd. 1f. 1988ff.; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Schackau seit 1540)
Ferrara (Stadtkommune, Herzogtum). Das
vielleicht im frühen 7. Jahrhundert gegründete, 757 erstmals erwähnte F. am Po
di Volano wurde gegen Ende des 10. Jahrhunderts vom Papst an die Markgrafen der
Toskana gegeben. Im 12. Jahrhundert war es freie Stadt. 1208 kam F. an die Familie Este. 1240 entstand in F. unter den Este die
erste städtische Signorie. 1471 wurde F. Herzogtum. 1597/1598 wurde es vom
Papst eingezogen.
L.: Raccolta ferrarese, 1869; Fontana, B., Documenti vaticani di un plebiscito
in Ferrara sul principio del secolo XIV, 1887; Facchini, G., La storia di
Ferrara, 1933; Visconti, A., La Storia dell'Università di Ferrara 1391-1950,
1950; Castagnetti, A., Società e politica a Ferrara, 1985; Bocchi, F., Ferrara,
LexMA 4 1989, 385ff.; Emich, B., Territoriale Integration in der frühen
Neuzeit, 2005.
Finale, Finale Ligure (Herrschaft). F. an der
Riviera di Ponente ist 1190/1193 Herrschaftsgebiet der Familie
Del Carretto. Die Eigenständigkeit wurde von Genua bestritten. 1598 wurde die
Herrschaft von Sforza Andrea del Carretto an Spanien verkauft. 1713 wurde F.
vom Reich, an das es gelangt war, für 3 Millionen Gulden an Genua verkauft, das
1815 mit dem Königreich Sardinien (1861 Italien) vereinigt wurde.
L.: Lessico
universale Italiano, Bd. 7 Rom 1971, S. 713f.; Enciclopedia Italiana, Bd. 15
1932, S. 384-386; Edelmayer, F., Maximilian II., Philipp II. und Reichsitalien.
Die Auseinandersetzung um
das Reichslehen Finale in Ligurien, 1988.
Finstingen (reichsunmittelbare Herrschaft), frz.
Fénétrange. Die Herren von F. stammen von den Herren von Malberg in der Eifel
ab. Aus Vogteigütern der Abtei Remiremont und Lehen des Hochstifts Metz
entstand um F. in Lothringen im 12. Jahrhundert eine reichsunmittelbare
Herrschaft. Die Rechte an ihr waren später stark aufgesplittert. Seit 1751
standen sie Lothringen und damit Frankreich zu. Die Familie
erlosch 1467/1500 im Mannesstamm.
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Herrmann, H.,
Finstingen, LexMA 4 1989, 485.
Flachslanden (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von F. mit dem im 18. Jahrhundert erworbenen
halben Mackenheim und dem 1726 erworbenen Stützheim zur Reichsritterschaft
Unterelsass. Sie gehörten zu den bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit
ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Familien.
Sie erloschen am Ende des 18. Jahrhunderts.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8. Jahrhundert
erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert an eine
Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der Balduine (Kronflandern bzw.
Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn Karls des Kahlen war, und
reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der Nordseeküste bis Boulogne. Unter
Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056 belehnte Kaiser Heinrich III. Graf
Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier Ambachten und der Landschaft Aalst
östlich der Schelde (Reichsflandern bzw. Reichs-Flandern), wovon das
Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen behauptet wurden. 1107
gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das Hochstift Cambrai. 1191 ging
F. über die Erbtochter an einen Grafen des Hennegaus über. Der Versuch des
französischen Königs, F. nach 1214 fester an sich zu binden, scheiterte 1302
(Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die Grafen von F. die Grafschaft Namur.
1384/1385 kam F. mit Artois nach dem Aussterben der hennegauischen Grafen bzw.
des seit 1278 regierenden Hauses Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum
Burgund und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois
zwischen Habsburg und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen
Linie Habsburgs zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten
Niederlande (Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den
Städten Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem
Teil der Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel
Cadzand (Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet
und das Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678
an Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) B3; Vanderkindere, L., La formation territoriale des principautés
belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert,
1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935,
Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg. v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff.
1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx, J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun, Flamingun, Bevölkerungsname;
Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964; Roosbroeck, R. van,
Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue Ausgabe), Bd. 1ff.
1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.; Nicholas, D., Medieval
Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der Grafschaft Flandern, 1994.
Flersheim (Reichsritter), Flörsheim. Die aus
Nieder-Flörsheim bzw. Niederflörsheim (zwischen Alzey und Worms) stammende Familie erlosch 1655 in der Hauptlinie. Im 18.
Jahrhundert zählten die F., die Ganerben zu Gundheim und Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim) waren, zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 68.
Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital.
Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich
im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um
200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz eines Herzogs und unter den
Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der Kampf um die
Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules (Konsuln)
nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer bedeutenden
Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien und zählte 1348 etwa 120000
Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt fl.)
Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno
erworben. 1434 kam die Familie Medici an die
Macht, die 1531 von Kaiser Karl V. zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das
Herzogtum an Österreich, 1801 als Hauptstadt an das Königreich Etrurien
Frankreichs, von 1808 bis 1814 an Frankreich, von 1814 bis 1859 an Österreich
und schließlich an Sardinien bzw. 1861 an das Königreich Italien, dessen
Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn,
R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R., Firenze dalla decadenza
di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.;
Panella, A., Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di
Firenze, 1958; Lopes Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962;
Bargellini, P., La splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz,
Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor
der Renaissance. Der Weg einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die
Medici und Florenz, 1979; Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la
Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A.,
Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986;
Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989;
Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit
der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C.,
Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence
1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006;
Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P.,
Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009.
Formbach (Grafen) (, Vornbach). Im 9. bzw. 10.
Jahrhundert erscheinen mit einem Meginhard Grafen von F., die außer mit den
Liutpoldingern bzw. Luitpoldingern, Brunonen und Wettinern mit den Grafen von
Wels-Lambach verwandt waren und die Grafschaft im Traungau innehatten. 1158
erlosch die im 11. Jahrhundert in den Linien Formbach-Neuburg (Ekbert),
Vichtenstein und Windberg-Ratelberg bzw. Windberg-Radlberg (Winzenburg)
sichtbare Familie, die gestützt auf mehr als
hundert Edelfreienfamilien und Ministerialenfamilien zwischen Isar, Hausruck,
Rott und Böhmen begütert war und zeitweise die Grafschaft im Schweinachgau und
im Künzinggau (zwischen Isar und Vils) sowie die Vogtei über die Hochstifte
Regensburg, Passau und Bamberg und die Klöster Göttweig, Niederaltaich und
Sankt Nikola bei Passau innehatte und 1040/1094 das Kloster Vornbach (Formbach)
am Inn stiftete. Erben waren vor allem die Babenberger und Otakare sowie die
Grafen von Andechs, Bogen und Ortenburg.
L.: Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Das babenbergische Österreich
(976-1246), hg. v. Zöllner, E., 1978; Jungmann-Stadler, F., Formbach, LexMA 4
1989, 645; Lashofer, C., Die Formbacher als Vögte des Stiftes Göttweig, (in)
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 221;
Loibl, R., der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach, 1997.
Franken (Ritterkreis), fränkischer Ritterkreis.
Der Ritterkreis F. (fränkische Ritterkreis) war wie der Ritterkreis Schwaben
(schwäbische Ritterkreis) und der Ritterkreis Rhein(strom) (rheinische
Ritterkreis) eine Untergliederung der Reichsritterschaft. Seine Geschäfte
wurden von jeweils derjenigen Kantonskanzlei erledigt, auf die das
Generaldirektorium turnusgemäß entfiel (z. B. Schweinfurt). Im frühen 16.
Jahrhundert zählten zu ihm vielleicht 481 Familien
(Odenwald 132, Gebirg 123, Rhön-Werra 86, Steigerwald 37, Altmühl 62, Baunach
41), zu denen später zumindest zeitweise 572 Familien
hinzukamen, so dass einschließlich verschiedener Zweifelsfälle mit einer
Gesamtzahl von knapp 1100 zugehörigen, nicht unbeträchtlich wechselnden Familien gerechnet werden kann. Um 1790 umfasste der
Ritterkreis rund 700 Gebiete mit etwa 200000 Einwohnern und 150 Ritterfamilien.
Er gliederte sich in die Kantone Odenwald (Heilbronn, seit 1764 Kochendorf),
Gebirg (Bamberg), Rhön-Werra (Schweinfurt), Steigerwald (Erlangen), Altmühl
(Wilhermsdorf) und Baunach (Baunach, seit 1778 Nürnberg). (Um 1800 zählte die
Reichsritterschaft F. (selbst) zu den Mitgliedern des Kantons Steigerwald des
Ritterkreises F.)
L.: Stieber; Biedermann; Wolff 511; Riedenauer 87ff.; Die Territorien des
Reichs 4, 182; Bundschuh, M., Versuch einer
historisch-topographisch-statistischen Beschreibung der unmittelbaren freyen
Reichsritterschaft in Franken, 1801.
Frankenstein (Fürstentum, Herrschaft). F. bei Breslau
wurde um 1280 durch Herzog Heinrich IV. von Schlesien an der Straße von Breslau
nach Prag gegründet. Seit etwa 1300 war es Sitz eines Fürstentums, das in der
Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Oberhoheit Böhmens kam. Zeitweise war es
mit Münsterberg vereinigt. Die Herrschaft F. war von 1654 bis 1791 durch
kaiserliche Verleihung in der Hand der Familie
Auersperg. 1742 fiel F. an Preußen. 1791 wurde die Herrschaft an Preußen
verkauft. 1990 kam F. als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 477; Kopitz, A., Geschichte der deutschen Kultur und ihrer
Entwicklung in Frankenstein und im Frankensteiner Lande, 1910.
Freiberg, Freyberg (Freiherren, Reichsritter). Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren von F. mit Teilen des 1662 erworbenen
Wäschenbeuren (außerdem 1534-1569 Beihingen, 1557-1594 Neidlingen, 1608-1665
Salach, 1608-1653 Steinbach) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben. Seit
1609 (Konrad-Siegmund von Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen bzw.
Conradt-Sigmundt v. Freyberg-Eisenberg zu Wellendingen) waren sie Mitglied des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau. 1802 übten sie über die dem
Kanton Neckar inkorporierte Ortschaft Wellendingen (Eigengut unter
Territorialhoheit Österreichs) die Herrschaft aus. Außerdem zählte die Familie im 18. Jahrhundert wegen Worndorf zum Kanton
Hegau und wegen Allmendingen (1593), Altheim (1512), Griesingen (1503) und
Öpfingen, Hürbel, Knöringen mit Wiblishausen, Landstrost (1659) mit Offingen
und Waldkirch (1506) zum Kanton Donau. S. Hohenfreyberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Freyberg-Eisenberg, M. Frhr. v., Genealogische Geschichte des Geschlechts der
Freiherren von Freyberg, (handschriftlich), (o. O.) 1884; Hölzle, Beiwort 58,
60, 62, 64; Ruch 18 Anm., Anhang 78, 80; Hellstern 204, 219; Schulz 261; Archiv
der Freiherren von Freyberg Schloss Allmendingen Urkundenregesten 1367-1910,
bearb. v. Steuer, P., 2010.
Fronhausen (Ganerbschaft). F. zwischen Gießen und
Marburg ist 1159 als Gut des Stiftes Essen bezeugt. Die Vogtei hatte seit 1199
eine Linie der Schenken zu Schweinsberg. Nach deren Aussterben kam die Oberburg
an die Schenken von Schweinsberg. Die 1367 erbaute Unterburg wurde Hessen zu
Lehen aufgetragen, an verschiedene Familien
vererbt und 1589 von Hessen als erledigtes Lehen eingezogen.
L.: Wolff 255; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schenk zu
Schweinsberg, G., Aus der Geschichte der Fronhauser Burg 1367-1917, 1917;
Schröder, F., Der Oberhof Fronhausen an der Lahn, 1931; Fronhausen an der Lahn,
1989.
Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1367 erscheint der Webermeister Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in
Augsburg. Seine Nachkommen wurden bereits in der nächsten Generation ratsfähig.
Während die von Andreas Fugger († 1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in
Bankrott geriet, erlangte die von Jakob Fugger begründete Linie F. von der
Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere †
1469), das Kupfermonopol (Jakob Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den
Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste
und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit
1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete König Maximilian I. der Familie die Grafschaft Kirchberg und die Stadt
Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533
erwarben die F. die Herrschaft Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551
Kirchheim, 1580 Nordendorf, 1595 Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die
Herrschaft Hausen (bis 1756). Nach dem Tod Georg Fuggers († 1506) gründeten
seine beiden Söhne Raimund († 1525) und Anton († 1560), der König der
Kaufleute, der bei seinem Tode 6 Millionen Goldkronen bares Vermögen
hinterließ, zwei Linien. Von Raimund stammen zwei Äste ab, von denen sich der
eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen (bis 1738) und Adelshofen (bis 1795), der
andere in Weißenhorn (früh erloschen) und Kirchberg teilte. Von den Söhnen
Anton Fuggers leiten sich die Linien Markus (mit Nordendorf, bis 1671), Johann
und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische Linie teilte sich in einen Ast, der die
Herrschaft Nordendorf der Markusschen Linie erbte und deswegen - fälschlich -
als Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet wurde (mit der Herrschaft Nordendorf,
den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn [Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein],
Demmingen [Diemingen], Wagenhofen [Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit
Kirchheim, Eppishausen [Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]),
den mickhausischen (mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und Schwindegg)
und den glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg], Oberndorf
und Ellgau [Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig
Babenhausen (mit Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg
(mit Wellenburg, Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz).
Im 18. Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim,
Mickhausen (Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und
Boos. Der Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand
erhoben (Reichsfürstentum Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött
wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F. wegen
der 1551 erworbenen Herrschaften Niederalfingen und Stettenfels (bis 1747) zum
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der
Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J.,
Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990;
Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der
Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des
Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989,
1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch)
1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006.
Fürstenberg (Reichsritter). Seit dem 13. Jahrhundert
ist eine im Sauerland beheimatete Ministerialenfamilie des Erzstifts Köln
nachweisbar. Sie nannte sich seit 1295 nach der an der Ruhr gelegenen, im
letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbauten, aber wohl kurz nach 1326 wieder
zerstörten Burg F. bei Neheim. Sie stammte wahrscheinlich von dem Geschlecht der
Binolen ab. Am Anfang des 15. Jahrhunderts hatte sich die Familie in die drei Hauptlinien Waterlappe,
Höllinghofen-Hörde-Livland und Neheim-Neufürstenberg verzweigt. Güter hatte sie
vor allem im nordwestlichen Teil des Herzogtums Westfalen, aber auch im südwestlichen
Sauerland, im Märkischen, Münsterischen, Paderbornschen, am Nieder- und
Mittelrhein (Geldern, Mainz) und in Livland. Sie war Mitglied des Ritterkreises
Rhein. Seit 1572 hatte sie die Vogtei über Kloster Grafschaft inne.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte,
Bd. 1 1939; Klocke, F. v. u. a., Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.;
Fürstenberger Skizzen, hg. v. Gosmann, M., 1995.
Gail (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die G. mit Altdorf (Altorff), Mühlhausen und Staffelfelden zum Ort
(Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben. 1773 gehörten sie zu den bereits im Stichjahr 1680
angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Familien des Ritterkreises Unterelsass.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 532; Roth von Schreckenstein 2, 592.
Gaildorf (Herrschaft). Nach G. am Kocher südlich
von Schwäbisch Hall nannten sich seit 1255 Herren von G., die im Dienst der
Schenken von Limpurg standen. Bei Teilungen in der Familie
der Schenken seit 1441 fiel der 1404 zur Stadt erhobene Ort bis 1552 einer Linie
zu und wurde später geteilt. Nach 1690 stand die Herrschaft der Linie
Limpurg-Sontheim zu (Aussterben in männlicher Linie 1713). 1806 fiel G. mit der
Herrschaft Limpurg an Württemberg, wo es bis 1938 Sitz eines Oberamtes war.
1951/1952 gelangte es damit zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 124; Hölzle, Beiwort 49.
Gaisberg (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von G. mit Teilen von Helfenberg (seit
1740), Schloss und Gut Hohenstein (1678-1738), Gut Schnait (seit 1633) und dem
Rittergut Kleinbottwar und Schaubeck (Schabeck) (1645-1765) zum Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben. Wegen graneckischer Güter gehörte die Familie seit 1599 zum Kanton Neckar. 1805 waren Kantonsmitglieder
Carl Ludwig, Ludwig-Heinrich und Ludwig von G. zu Schöckingen. Um 1785 bis 1800
gehörte Benjamin von G. als Personalist dem Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 62; Hellstern 204; Stetten
39, 183; Riedenauer 123; Kollmer 370, 376f.; Schulz 262;
Gaisberg-Schöckingensches Archiv Schöckingen. Urkundenregesten 1365-1829,
bearb. v. Müller, P., 1993 (141 Urkunden).
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um
ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg entstand eine kleine
Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen Kleves auch die Vogtei
über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere zwischenzeitlich erworbene
Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen) nicht hatte halten können,
aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von Holstein-Schaumburg, nach
1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor allem gegen das Hochstift
Münster die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit (1700) und die Aufnahme in
das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten sie die südlich gelegene
Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560 protestantisch gewordene Herrschaft
Burg und Ort G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie
gehörte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den
westfälischen Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von
Boyneburg-Bömelberg. Am 12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von
Salm-Kyrburg. Am 13. 12. 1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an
Preußen. 1822 wurde G. von der Familie
Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft
über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später weitverzweigten
Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15.
Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg) geteilte Familie G. war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser.
Das später der Reichsritterschaft Schwaben und Franken aufgeschworene
Geschlecht bildete die Linien (Steineck bzw.) Steinegg, G., Mühlhausen,
Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg (Homberg) aus. Zu ihren Gütern
zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im Kanton Neckar Hamberg (Homberg)
(Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Hohenwart (Lehen Badens, v. G. zu
Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v. G. zu Mühlhausen), Mühlhausen an
der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen), Neuhausen im Hagenschieß (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg,
1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1407), Tiefenbronn (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher Ganerbschaft Bönnigheim
(Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit 1675), Filseck
(1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim teilweise, im
Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof, Bonfeld mit (dem
1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld, Rappenau,
Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert
waren, drei Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau,
Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit
Rodensteinschen Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622),
Hoffenheim (1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg
(1334), Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss
Hornberg (1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15.
Jh.), Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh.,
gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde
in G. die Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
(Am Beginn des 21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972; Andermann, K., In Angelegenheiten
der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die Urkunden des Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar, 1990; Andermann,
K., .Die Urkunden der Freiherrlich von Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen
und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011; Archive der Freiherren von
Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt - Urkundenregesten 1439-1902,
bearb. v. Burkhardt, M., 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Fränkisch Crumbach 1792).
Genua (Stadtkommune, Republik). G. am
südlichen Steilabfall der ligurischen Alpen war schon im Altertum ein
bedeutendes Handelszentrum. Seit 218 v. Chr. stand es unter römischem Einfluss
und behielt die zu unbestimmtem Zeitpunkt erlangte römische Munizipalverfassung
bis zur Völkerwanderungszeit bei. Über Ostgoten, Byzantiner (554) und
Langobarden (641) kam es an die Franken, die es zum Mittelpunkt einer
Grafschaft erhoben. Seit dem 10. Jahrhundert erlangte G. (958 Privileg für die
habitatores in civitate Ianuensi) eine eigene, seit etwa 1100 von drei oder
mehr Konsuln als Compagna ausgeübte Verwaltung, die Friedrich I. Barbarossa
beließ. Zusammen mit Pisa gewann die durch Handel reich gewordene Stadt
Sardinien und Korsika und setzte sich 1284 auch gegen Pisa und 1298 gegen
Venedig durch. Gleichzeitig wurde G. durch heftige innere Auseinandersetzungen
der Familien der Doria, Fieschi, Grimaldi und
Spinola erschüttert. 1380 unterlag es bei Chioggia gegen Venedig. Von 1396 bis
1409 stand es unter der Herrschaft Frankreichs, von 1421 bis 1436 unter der
Herrschaft Mailands und von 1458 bis 1461 wieder unter der Herrschaft
Frankreichs. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 gingen alle östlichen
Niederlassungen verloren (1471 Trapezunt, 1475 Kaffa [Caffa], 1566 Chios).
Mehrfach geriet die Stadt unter die Herrschaft Mailands und Frankreichs. 1768
trat Genua Korsika an Frankreich ab. Am 6. 6. 1797 wurde Genua von Frankreich
als Ligurische Republik eingerichtet, 1805 nach einem Volksentscheid von
Frankreich annektiert. 1815 wurde G. mit dem Königreich Sardinien vereint, das
1861 im Königreich Italien aufging.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Storia di Genova dalle
origini al tempo nostro, Bd. 1ff. 1941f.; Cozzani, E., Genova, 1961; Le ville
genovosi, hg. v. De Negri, E. u. a., 1967; Costantini, C., La repubblica di
Genova nell'età moderna, 1978; Piergiovanni, V., Lezioni di storia giuridica
genovese, 1983; Petti Balbi, G., Genua, LexMA 4 1989, 1251ff.; Kurowski, F.,
Genua aber war mächtiger, 1990; Schweppenstette, F., Die Politik der
Erinnerung, 2003.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg G. (Hohengeroldseck) bei Lahr
erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit Anfang des 12. Jahrhunderts in
der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie bauten um die im 13. Jahrhundert
genannte Burg H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel
der Ortenau an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter
Helika von Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu
Erbstreitigkeiten und Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz
[bis 1440] mit den Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie
Lahr-Mahlberg fallende Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden
vererbt und kam 1442/1497 an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an
Heinrich, der mit Agnes von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz
nannte. 1504 begab sich G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem
Aussterben der Grafen (1634) belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen
die Grafen von Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer
Besetzung durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der
Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis
zählende Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner.
1806 wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden
Fürstentum erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt
(mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G. 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker Herrschaft,
Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte
des mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler,
C., Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer
Zusammensetzung und zur Familiengeschichte der
Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Geroldseck (Herren). G. bei Straßburg ist die Stammburg der Herren von G., die ab 1120 erscheinen. Sie waren im Unterelsass sehr begütert. 1387 erlosch die Familie im Mannesstamm. Name und Wappen wurden 1414 von den Herren von Wangen aufgenommen.
Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276
vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei
Weißenburg, nach der sich die von den Grafen von Hirschberg mit dem Amt der
Schenken des Hochstifts Eichstätt begabten Ministerialen von Hochstetten bald
nannten. Über eine Erbtochter fielen drei Viertel ihrer Güter an die Ehenheim.
Als Afterlehen der Markgrafen von Ansbach hatten beide Familien
das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen. 1599 folgten den Ehenheimern die
Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen die Huldigung seitens der dem
Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von G. auf Syburg (1470
erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107.
Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen
Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G.
an der Brenz, nach der sich eine Familie von G.
benannte. Nach 1147 wurde der durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer Enkelin
Diepolds II. von G., an die Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer Güter im
Brenztal. 1307 zählte G. zu den zwölf alten schwäbischen Reichsstädten. 1332
wurde es von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von Helfenstein verpfändet,
kaufte sich 1368 aber frei. 1481 erhielt es von Kaiser Friedrich III. den
Blutbann. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang nicht. 1556 wurde
die Reformation in der zum schwäbischen Reichskreis zählenden Stadt eingeführt.
1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen an
Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Glaubitz (Reichsritter). 1773 zählten die G. zu den bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Familien des Ritterkreises Unterelsass.
Gleiberg (Grafen). Nach der wohl im 10.
Jahrhundert bei Gießen von den Konradinern als Grafen des Lahngaus erbauten
Burg G. nannten sich seit 1045/1062/1064 Grafen von G., die von den Grafen von
Luxemburg und den Grafen der Wetterau abstammten. Am Ende des 12. Jahrhunderts
starb die Familie in männlicher Linie aus und
vererbte ihre reichen Güter an die Herren von Merenberg, die Pfalzgrafen von
Tübingen und vermutlich die Grafen von Solms. Die merenbergischen Güter fielen
1328 durch Erbfolge an die Grafen von Nassau-Weilburg, die tübingischen Güter
1265 durch Verkauf an die Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 265; Jendorff, A., Condominium, 2010.
Glogau-Steinau, (Steinau) (Herzogtum). Neben einem 1202
bezeugten Dorf wurde vor 1248 die deutsche Stadt Steinau an der Oder in
Niederschlesien gegründet. Von 1274 bis 1289 und von 1319 bis 1365 war sie Sitz
verschiedener piastischer Familien, zeitweilig
ein eigenes Herzogtum. 1329 kam G. unter die Lehnshoheit Böhmens. Seit 1945
stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte. S. Steinau.
L.: Schubert, H., Urkundliche Geschichte der Stadt Steinau, 1885.
Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua
benannte sich ein seit dem 12. Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht
(Corradi di G.). Es gewann 1328 die Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser
Ludwig dem Bayern mit dem Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch
den Kaiser zu Grafen, 1433 zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen von Mantua
erhoben. 1536 erwarb es die Markgrafschaft Montferrat. Die Hauptlinie erlosch
1627 (mantuanischer Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara
1728, Guastalla 1746 und Luggara 1794.
L.: Klein 164;
Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v.
Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.;
Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga,
LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie,
Verwandtschaft und Karriere bei den Gonzaga, 2002.
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater
Meginhard [Meinhard] von Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, † 1011)
Grafen von G., die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen Lurngaugrafen
ererbten Güter um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal und Drautal)
mit Vogteirechten des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um 1122) als
Lehnsleute der Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120 Görz?,
1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die
Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253
erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der
Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie
die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die
Görzer Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie
Allod im Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere
Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie
entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern
verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch
Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um
Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz,
Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum
österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca
zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816
wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und Istrien die
Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und
Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an
Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil des
Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002), 293; Da Ottone
III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medioevo, hg. v.
Cavazzo, S., 2004.
Greifenclau, Greiffenclau zu Vollrads (Freiherren,
Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von G. mit Gereuth,
Hafenpreppach und Albersdorf (Aldersdorf) zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken. Seit 1750 waren sie (als Personalisten) Mitglieder des Kantons
Odenwald. Von 1723 bis 1738 war Lothar von Greiffenclau-Vollrads wegen
Eislingen (Großeislingen) im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
immatrikuliert. Bis 1764 waren Familienangehörige
dort Personalisten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Riedenauer 124; Stetten 39; Schulz
262; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 (Vollrads 1550).
Grempp von Freudenstein (Reichsritter). Joachim
G., Burgvogt auf Zollern, zählte seit 1548 zum Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben. Die Familie war bis etwa 1628
Kantonsmitglied. 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und
mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten G. zum Ritterkreis Unterelsass.
Sie erloschen männlicherseits im 20. Jahrhundert.
L.: Hellstern 204.
Guastalla (Stadtkommune, Stadtstaat, Signorie,
Grafschaft, Herzogtum). G. am Po wird im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt (864
curtis Wardistalla). Seit Anfang des 11. Jahrhunderts unterstand es den
Canossa. Danach wurde es Streitobjekt verschiedener Stadtstaaten (Cremona,
Piacenza). Seit 1307 stand es den Correggio und seit 1335 den Visconti zu. 1406
wurde es mit dem umliegenden Gebiet als Lehen der Visconti Signorie der Torelli
und 1428 Grafschaft. 1539 kam es durch Verkauf an die Familie
Gonzaga. 1621 wurde G. Herzogtum. 1729 wurde es nach dem Aussterben der
Herrscherfamilie eingezogen. 1746 fiel es an Österreich und wurde 1748 dem
gegen Neapel und Sizilien an Österreich gelangten und an Karls III. Bruder
Philipp überlassenen Herzogtum Parma und Piacenza einverleibt. 1805 wurde es an
Napoleons Schwester Pauline Borghese gegeben, fiel aber wenig später an das
Königreich Italien bzw. Parma. 1815 kam es mit Parma und Piacenza an die
Gemahlin Napoleons, 1848 an das Herzogtum Modena und 1860 an das Königreich
Sardinien bzw. 1861 Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas III, 12 D2; Aff'ò, J., Istoria della città e
ducato di Guastalla, o. J. (1785ff.); Il tempo dei Gonzaga, 1985; Bocchi, F.,
Guastalla, LexMA 4 1989, 1761f.
Gültlingen (Reichsritter). Vom 16. Jahrhundert bis
1805 zählten die erstmals um 1100 genannten, 1488 an der Rittergesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil Neckar, beteiligten und 1495 zu Erbkämmerern der
Herzöge von Württemberg ernannten G. mit Pfäffingen (bis 1699) und Deufringen
und am Ende des 18. Jahrhunderts mit Berneck samt Überberg und Zumweiler
(Zinnweiler), Garrweiler, Gaugenwald, Heselbronn und Lengenloch zum Kanton
Neckar des Ritterkreises Schwaben. Seit 1762 war die Familie
wegen erheirateter Anteile an Adelmannsfelden auch im Kanton Kocher
immatrikuliert. Die Oberherrlichkeit über den schon im frühalemannischer Zeit
besiedelten Ort G. kam 1363 mit der Herrschaft Wildberg von den Grafen von
Hohenberg an die Pfalz und 1440 an Württemberg. Damit gelangte G. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 154, 205,
218; Schulz 263; Nagolder Heimatbuch, hg. v. Wagner, G., 1925.
Gundheim (Ganerbschaft). G. bei Worms wird 774
erstmals erwähnt (Guntheim). Im Mittelalter hatten die Hohenfels das Lehen, das
1306 an die Grafen von Leiningen verpfändet wurde, von denen es eine Familie von Meckenheim übernahm. Zusammen mit den
Kämmerern von Worms, später den Oberstein und Flersheim (Flörsheim) bildeten
sie eine Ganerbschaft. Diese erlangte G. zeitweise als Lehen der Pfalz, an die
der Ort im 15. Jahrhundert gelangt war. Nach dem Aussterben des letzten
Ganerbenstammes stand das Dorf wieder der Pfalz zu, die 1700 die Freiherren
Greiffenclau zu Vollraths (Greifenclau) belehnte. Diese hatten G. bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts. Über die Pfalz gelangte G. an Hessen (Hessen-Darmstadt)
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Gurk (Hochstift). Das schon vorrömisch
besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an einen vornehmen
Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein
Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5. 1072 gründete der Erzbischof von Salzburg
ein Eigenbistum G., das mit den Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt
G. eine kleine Diözese im Gurktal und Metnitztal. Residenz wurde nach dem
Verlust von Friesach die 1147 errichtete Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem
14. Jahrhundert gewann Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden
Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger
Eigenbistum Gurk, 2009.
Gut von Sulz (Reichsritter). Die Familie G. war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft
Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis etwa 1614 zählte sie zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 205.
Hafner, Haffner (von Bittelschieß), Hafner von
Büttelschieß (Reichsritter). Nach Bittelschieß bei Sigmaringen nannten sich
seit 1083 Herren von Bittelschieß (Butelsciez), denen der Ort bis zur Wende des
14. Jahrhunderts gehörte. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert zählte die Familie der H. zum Kanton Hegau des Ritterkreises
Schwaben. Über Hohenzollern, Preußen und Württemberg-Hohenzollern kam
Bittelschieß 1951/1952 zu Baden-Württemberg
L.: Ruch 18 Anm. 2 und Anhang 78.
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister nannten sich seit dem 12. Jahrhundert
Grafen von H. Sie bildeten um Springe (Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig) aus
Allod (Springe) und Lehen des Hochstifts Minden ein kleines Herrschaftsgebiet
aus. 1282 ergriffen die Herzöge von Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von
der Hälfte der Güter. 1411 verkaufte der letzte Graf († 1436) die auf Springe
beschränkte Grafschaft gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die Burg
abgerissen. 1704 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz
Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens in den
Reichsgrafenstand wiedererrichtet. Daraufhin wurde die Familie
Platen 1709 in das westfälische Grafenkollegium des Reichstags und den
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und
Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
Harmersbach (Reichstal). Das seit 1139 genannte
Reichstal H. in der Ortenau gehörte ursprünglich zur Reichslandvogtei Ortenau
und danach zur Reichsstadt Zell am Harmersbach. Als Kaiser Ludwig der Bayer
1330 dem Hochstift Straßburg und der Pfalz die Ortenau verpfändete, brach er
das Tal H. heraus und gab es als Pfand an Fürstenberg, das sich Einlösungsversuchen
widersetzte. 1367 kam H. als eigene Pfandschaft an das Hochstift Straßburg und
von dort 1401 an die Familie Bock. 1689 löste
der Kaiser das Pfand ein. 1718 wurde die Reichsunmittelbarkeit der allmählich
eigenständig gewordenen Bauerngemeinde anerkannt. 1803 fiel H., 1,5
Quadratmeilen groß, mit rund 2000 Einwohnern an Baden und kam damit 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 227; Wallner 689 SchwäbRK 73; Handbuch der historischen Stätten,
Baden-Württemberg, Oberharmersbach.
Harrach (Reichsfreiherren, Reichsgrafen). Das in
Böhmen und Oberösterreich begüterte Adelsgeschlecht H. wird 1195 erstmals
erwähnt. Zunächst erwarb es Güter in Kärnten und in der Steiermark, 1524 die
Herrschaft Rohrau in Niederösterreich. 1550 wurde es in den Stand der
Reichsfreiherren erhoben, 1627 in den Stand der Reichsgrafen. 1620 erhielt es
aus der böhmischen Konfiskationsmasse reiche Güter. Im Reichsfürstenrat wurde
die Familie zu den schwäbischen Grafen
gerechnet.
L.: Zeumer 554 II b 61, 21.
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg H. an der oberen
Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts
teilte sie sich in zwei Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen zu
Lehen auftragen, erwarb aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft
Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die
Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die
Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie
H. in den Reichsgrafenstand erhoben. 1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse
des Grafen Schaffgotsch die freie Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg)
in Niederschlesien(, die 1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639
Belehnung mit den Teilen Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück],
1641 Herrschaften Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin
zurück], Rosenberg, Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei
Weikersheim). Außerdem gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere
Herrschaft Kranichfeld und die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen
Reichskreis. Mit Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637
erworbenen, 1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen
zählten die H. im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken (außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel
Friesenhagen und mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei
Friesenhagen)sowie Wissen rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie
Hatzfeld-Wildenburg (Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der
Linie Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben
(1794) wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt,
dem 1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete
Linie Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von
Trachenberg. Der Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische
Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004.
Hatzfeld-Trachenberg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten). Die Familie H. ist eine nach der 1641 erlangten Herrschaft Trachenberg in Niederschlesien benannte Linie der Familie Hatzfeld, die 1635/1640 zu Reichsgrafen und 1748 zu Reichsfürsten erhoben wurde. Sie starb 1794 aus, wurde aber durch den Erben, Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein, neu begründet.
Hatzfeld-Wildenburg (Herren, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
Die Familie H. ist eine nach der 1380 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Wildenburg benannte Linie der Familie Hatzfeld. Sie zählte zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Haxthausen, Harxthausen (Freiherren, Reichsritter).
Die aus dem Hochstift Paderborn stammende, dessen Erbhofmeisteramt tragende Familie gelangte im 17. Jahrhundert an den Rhein. 1670
gewann sie erbweise von den Rodenstein den unter der Herrschaft der Pfalz
stehenden Häuserhof bei Ingelheim. Im 18. Jahrhundert waren die Freiherren von
H. mit Dilshofen und Georgenhausen Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken und mit einem Siebtel der Ganerbschaft Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim) im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert. Ihre Güter im Kanton Odenwald fielen 1808 an Hessen-Darmstadt
und gelangten damit 1945 zu Hessen.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595; Zimmermann 72;
Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten 36, 187; Riedenauer 124; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Georgenhausen, Dislhofen 1792).
Henckel von Donnersmarck (Freiherren, Grafen).
Aus einem vielleicht ursprünglich aus Geldern (von Kell), danach aus der Zips
stammenden, nach der Burg Donnersmarck (Quintoforo, Donnerstagsmarkt) im Bezirk
Leutschau genannten Geschlecht erwarb Lazarus H. (1551-1624) 1623 die
Herrschaft Beuthen und Oderberg in Schlesien. 1636 wurde die Familie in den Freiherrenstand, 1651 in den
Grafenstand erhoben. Später hatte die ältere katholische Linie die Herrschaft
Beuthen, die jüngere evangelische Linie Güter in Tarnowitz, Neudeck, Zyglin und
Alt Repten (Repten).
L.: Perlick, A., Oberschlesische Berg- und Hüttenleute, 1953.
Hessen (Grafschaft, Landgrafschaft, Land,
Bundesland). In unsicherem Zusammenhang mit dem zwischen Lahn, Main, Werra,
Fulda und Eder bezeugten germanischen Stamm der (fränkischen?) Chatten
erscheint im 8. Jahrhundert für einen kleinen Stamm an der unteren Fulda der
Name Hessi (738). Unabhängig hiervon geriet dieser Raum seit dem 4. Jahrhundert
in den Einflussbereich der Franken, die seit dem 6. Jahrhundert in das von
ihnen bald dicht besiedelte Rhein-Main-Gebiet eindrangen und anschließend unter
Übernahme und Ausbau der Festungen Glauburg, Amöneburg, Christenberg und
Büraburg nach Nordosten gegen die Sachsen vorstießen. Durch Bonifatius wurde
das Gebiet seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts christianisiert (723
Fällung der Donareiche bei Hofgeismar). Die drei wichtigsten Klöster Fritzlar,
Hersfeld und Fulda wurden noch im 8. Jahrhundert Reichsabteien. Das den
Rupertinern um die Mitte des 9. Jahrhunderts folgende Grafenhaus der Popponen
oder Konradiner stand so fest in karolingischer Tradition, dass es nach erfolgreicher
Auseinandersetzung mit den Babenbergern beim Aussterben der Karolinger 911 mit
Konrad I. für kurze Zeit zur Königswürde gelangte. Unter den sächsischen
Ottonen wurde das Gebiet durch Grafen verschiedener Herkunft im Auftrag des
Königs verwaltet und die konradinische Stellung vermindert. Unter den Saliern
hatten die aus dem schwäbisch-alemannischen Raum kommenden Grafen Werner, die
als Bannerträger des Reichsheeres eine hohe Reichsstellung einnahmen, die
Grafschaft inne (1024-1121). Seit Anfang des 12. Jahrhunderts trat der
Erzbischof von Mainz mit immer größeren Erwerbungen hervor, brachte Amöneburg,
Fritzlar und Hofgeismar an sich und war Lehnsherr der Grafschaft H. 1121
übernahmen als Erben der Grafen Werner die Gisonen (Grafen von Gudensberg), 1122
über die gisonische Erbtochter Hedwig die Ludowinger die Grafschaft. 1130
wurden die Ludowinger Landgrafen von Thüringen und behandelten H. (Gebiet um
Gudensberg südwestlich von Kassel und Maden, dem Sitz des Hauptgerichts der
Grafschaft H., im Gegensatz zum Gebiet um Marburg, das zunächst Land an der
Lahn hieß,) als Nebenland, so dass im Norden allmählich eine Reihe
verhältnismäßig selbständiger Herrschaften und Grafschaften entstehen konnte
(Ziegenhain, Waldeck, Wittgenstein, Nassau, Diez, Runkel, Limburg,
Katzenelnbogen, Eppstein), während im Rhein-Main-Gebiet die Staufer eine
unmittelbare Reichsherrschaft aufzubauen versuchten, die nach dem Interregnum
(1254-1273) in zahlreiche Kleinherrschaften zerfiel (u. a. Hanau, Solms,
Büdingen). 1247 starben die ludowingischen Landgrafen von Thüringen mit
Landgraf Heinrich Raspe im Mannesstamm aus. Landgräfin Sophie (Tochter Landgraf
Ludwigs von Thüringen, Gemahlin Heinrichs von Lothringen und Brabant, Nichte
Landgraf Heinrich Raspes) vermochte im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg
(1247-1264) mit dem Hause Wettin (Markgrafen von Meißen) und gegen den
Widerstand des Erzbischofs von Mainz H. als eigene Landgrafschaft mit Sitz in
Kassel von Thüringen zu lösen und mit den Werrastädten Eschwege und
Witzenhausen für ihren 1244 geborenen Sohn Heinrich das Kind zu behaupten, der
1265 zu den bisherigen Gütern zwischen Wolfhagen, Zierenberg, Eschwege,
Wanfried, Alsfeld, Grünberg, Frankenberg und Biedenkopf einen Teil der
Grafschaft Gleiberg mit Gießen von den Pfalzgrafen von Tübingen erwarb und sich
seinerseits in langen Kämpfen gegen den Erzbischof von Mainz durchsetzte. Am
11. 5. 1292 wurden die Landgrafen von H. durch König Adolf von Nassau auf Grund
der Eschweger Güter in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach zahlreichen
kleineren Erwerbungen im 13. Jahrhundert (1294 Schartenberg, 1297 Grebenstein)
und im 14. Jahrhundert (1305 Trendelburg, 1306 Wanfried, 1330 (Hofgeismar)
Geismar, 1350 Kirchhain, 1350 Spangenberg, 1358 Romrod, 1365 Tannenberg) erlitt
der Aufstieg Hessens, das 1308 bis 1311 kurzfristig in Oberhessen und
Niederhessen geteilt war, im 14. Jahrhundert durch andauernde Kämpfe mit dem
Adel einen schweren Rückschlag, dem es durch die von Kaiser Karl IV. bestätigte
Erbverbrüderung mit den Markgrafen von Meißen (Kursachsen) vom 9. 6. 1373
begegnete, durch welche die ganze Landgrafschaft reichslehnbares Fürstentum
wurde. Zugleich wurden die H. durchsetzenden Gebiete der Grafen von Dassel,
Bilstein, Everstein und Itter und der Herren von Treffurt allmählich aufgesogen.
Unter Landgraf Ludwig I. (1413-1458) gelang es 1439, die Erbvereinigung mit der
Grafschaft Wittgenstein zu vollziehen, die Grafschaften Waldeck (1431/1438),
Lippe (1449) und Rietberg in Westfalen (1456) zu hessischen Lehen zu machen,
die Herrschaft Schöneberg zu erwerben sowie die Grafschaft Ziegenhain an der
mittleren Schwalm und der oberen Nidda, die zwischen den hessischen Gütern
(Oberhessen um Marburg, Niederhessen um Kassel) gelegen hatte, zu erwerben
(1437/1450). Nach der Mainzer Stiftsfehde von 1461 bis 1463 musste der
Erzbischof von Mainz die mainzischen Güter (Hofgeismar, Schöneberg,
Gieselwerder, Battenberg, Kellerberg, Rosenthal (Rosental), Mellnau (Melnau),
halb Wetter) an H. verpfänden und 1583 außer Amöneburg-Neustadt und
Fritzlar-Naumburg aufgeben. 1432 geriet die Reichsabtei Hersfeld, 1438 Fritzlar
und 1434 Corvey unter hessische Schutzherrschaft. Bis ins 16. Jahrhundert kamen
auch Fulda und Arnsburg unter kaiserliche Vormundschaft. 1479 fiel durch Heirat
die Grafschaft Katzenelnbogen an, durch die H. den Rhein (Rheinfels, Sankt
Goar, Braubach) und den Main (Rüsselsheim, Darmstadt) erreichte. Die 1458
erfolgte Teilung Hessens in Hessen-Marburg und Hessen-Kassel, während der das
große hessische Landgesetz von 1497 (Hessen-Marburg) und 1500 (Hessen-Kassel)
aufgezeichnet wurde, war nur vorübergehend (bis 1500). 1524 trat Philipp der
Großmütige zum Luthertum über, 1526 wurde die Reformation eingeführt, 1527 die
Universität Marburg als erste protestantische Universität gegründet und wurden
zugleich die hessischen Klöster säkularisiert. Nach dem Tode Philipps des
Großmütigen (1567) wurde allerdings H. unter seine vier Söhne aufgeteilt.
Wilhelm IV. erhielt Hessen-Kassel mit rund 88 Quadratmeilen (etwa die Hälfte
Hessens), Ludwig IV. Hessen-Marburg (etwa ein Viertel Hessens), Philipp der
Jüngere mit ca. 1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern Hessen-Rheinfels
und Georg I. Hessen-Darmstadt (etwa je ein Achtel Hessens). Philipp der Jüngere
starb 1583 erbenlos. Seine Güter wurden unter Hessen-Kassel (Niedergrafschaft
Katzenelnbogen), Hessen-Marburg (Lissberg, Ulrichstein, Itter) und
Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg vor der Höhe) aufgeteilt. 1604
starb Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Von seinen Gütern fiel nach langjährigen
Auseinandersetzungen 1648/1650 die nördliche Hälfte mit Marburg an
Hessen-Kassel, die südliche an Hessen-Darmstadt. Hessen-Kassel erhielt den
Vorrang im Reichstag. Hessen-Darmstadt, das 1607 die Landesuniversiät Gießen
gründete und von dem sich von 1609 bis 1643 Hessen-Butzbach und 1622 das 1866
erloschene Hessen-Homburg abzweigten, erwarb 1736 die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, überzog aber durch prunkvolle Hofhaltung bei weitem seine
Mittel. 1803 erreichte es im Reichsdeputationshauptschluss zum Ausgleich des
Verlustes von Hanau-Lichtenberg (40 Quadratmeilen mit 100000 Einwohnern) Teile
des Erzstiftes Mainz und der Pfalz, das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum
Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815) sowie Friedberg (insgesamt 100
Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das Land nunmehr 175
Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es Wimpfen
ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche Gebiete an
das in die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte Land. Der
Beitritt zum Rheinbund brachte 1806 die Erhebung zum Großherzogtum. 1815
erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das Fürstentum
Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die Festung Mainz.
Insgesamt umfasste das Land damit 152,75 Quadratmeilen mit 720000 Einwohnern.
Seit 1816 nannte sich der Landesherr Großherzog von H. und bei Rhein. 1866
musste Hessen-Darmstadt das seit 1622 einer Nebenlinie zugehörige
Hessen-Homburg sowie die Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und
sich dem Norddeutschen Bund anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des
Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945 war Hessen-Darmstadt unter dem Namen
Volksstaat H. ein Freistaat, in dem 1933 die Nationalsozialisten die Macht
übernahmen. Das unter dem Sohn Wilhelms IV., Moritz, 1604 calvinistisch
gewordene Hessen-Kassel, von dem sich Hessen-Rotenburg, Hessen-Eschwege (bis
1655), Hessen-Philippsthal (1686-1713) und Hessen-Barchfeld abzweigten, erwarb
1647/1648 die Grafschaft Schaumburg, 1648 Hersfeld sowie 1736 die Grafschaft
Hanau-Münzenberg. Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erlangte es
außer der Kurfürstenwürde (Kurhessen) nur einzelne mainzische Güter. 1807 wurde
es mit 145 Quadratmeilen und 393000 Einwohnern von Frankreich besetzt und
weitgehend dem Königreich Westphalen einverleibt. 1813/1815 wurde es
wiederhergestellt und erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das
Hochstift Fulda und 1816 Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der
Landesherr trotz Untergangs des Heiligen römischen Reiches und der dazu
gehörigen Kaiserwahl bei. Am 1. 8. 1866 wurde Hessen-Kassel infolge seines
Übertritts auf die österreichische Seite von Preußen annektiert
(Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau). Am 19. 9. 1945 wurden die preußischen
Provinzen Nassau (Hessen-Nassau) und Kurhessen (ohne die Kreise Sankt
Goarshausen, Unterlahn [Unterlahnkreis], Unterwesterwald [Unterwesterwaldkreis]
und Oberwesterwald [Oberwesterwaldkreis], die zu Rheinland-Pfalz kamen,) auf
eigenen Wunsch durch Proklamation der amerikanischen Militärregierung mit den
rechtsrheinischen Teilen des Volksstaates H. zu Großhessen vereinigt.
Großhessen wurde am 1. 12. 1946 in Land H. umbenannt. Die Familie der Landgrafen von Hessen erlosch 1875 im
Zweig Hessen-Kassel und 1968 im Zweig Hessen-Darmstadt, lebt aber in den Linien
Hessen-Rumpenheim und Battenberg/Mountbatten fort.
L.: Wolff 251ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66
(1378) E3, II 78 (1450) F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte
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Landesgeschichte, Bd. 1ff. 1783ff.; Rommel, C. v., Geschichte von Hessen, Bd.
1-10 1820ff.; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, Bd.
1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Rehm, F., Handbuch der Geschichte beider Hessen,
1842ff.; Baur, L., Urkunden aus dem großherzoglich hessischen Haus- und
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und der Landgrafen von Hessen, Teil 1f. Bd. 1ff. 1918ff.; Karte vom
Großherzogtum Hessen 1823-1850.-Niveaukarte vom Kurfürstentum Hessen
1840-1861,-Karte vom Kurfürstentum Hessen, 1840-1855, neu hg. v. Hess.
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Alt-Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung,
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und Verkaufspolitik in Kurhessen von 1815 bis 1840, 1931; Gundlach, F., Die
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Reich (1806) 1815 bis 1945, Seier, H. u. a., Lieferung 1ff. 1998ff.; Handbuch
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Reich (1806) 1815 bis 1945 Teilband 2 Berding, H., Die hessischen Staaten bis
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Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca.
900-1806, hg. V. Speitkamp, W. , 1014.
Heyenheim (Reichsdorf) Heichelheim? Am 25. 1. 1374
erlaubte Kaiser Karl IV. der Reichsstadt Friedberg, die seitens des Reiches der
Familie von Karben verpfändeten Gerichte und
Dörfer Ockstadt, Hollar (Heller), Melbach und H. südlich Melbachs einzulösen.
Die Erlaubnis wurde aber nicht verwirklicht.
L.: Hugo 461, 462.
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im
Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg H. im Priental. Sie wurde Sitz
einer auf die Vogteirechte der Grafen von Falkenstein über Güter des Erzstifts
Salzburg gestützten Herrschaft, die auch nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand
behielt. 1276 erkannten die Herzöge von Bayern proprietas, feodum, advocatia,
districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14.
Jahrhunderts kam die Herrschaft an die mit den Herren von Aschau verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren von Freyberg
(Freiberg), die 1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu allodifizieren vermochten,
1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach gelangte H. 1805/1808 an Bayern.
1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und
Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay.
LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau,
Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung
und gute Policey in Bayern, 2008, 229.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg
H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen Reichsdienst erlangten sie 1232/1235
Langenburg und 1250 Öhringen, später Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an
Pfalz) und Waldenburg sowie den Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den
Deutschen Orden (1219) und mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe
[bis 1412], Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim)
gelang ihnen die Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um
Kocher und Tauber. Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten,
aber tatsächlich nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain
und Nidda) als Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im
Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die
Teilung des erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764
gefürstete Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische,
1744 gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts
Regensburg erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall benannte Linie
Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich dann in die
Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Kirchberg und
Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen) (bis 1805). Sie erwarb
1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit Ohrdruf. Die Linie
Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728) und
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst, das sie
beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und Hohenlohe-Schillingsfürst
aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten Anfalls des Erbes des letzten
Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels] preußische Herzöge von Ratibor und
Fürsten von Corvey). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurden die Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg,
Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum
fränkischen Reichskreis zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32
Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa
250 Dörfer und Weilern umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an
Bayern (Kirchberg [1810 an Württemberg], Schillingsfürst). S.
Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie
Hohenlohe - Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Brauneck (Herren). Nach der Burg Brauneck bei Creglingen an der Tauber nannte sich seit 1243 ein Zweig der Herren von Hohenlohe. Den Herren von H. gehörte im 14. Jahrhundert unter anderem das erstmals 1045 genannte Creglingen. 1434 erlosch die Familie im Mannesstamm. Durch die Erbtochter kam die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an den Sohn (Michael von Hardegg [Hardeck]). Dieser verkaufte die Güter 1448 an die Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach). 1810 kam Creglingen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenlohe-Jagstberg (Fürsten). Nach Jagstberg an der Jagst nannte sich eine edelfreie Familie. 1340 kam Jagstberg von Hohenlohe-Brauneck an Bayern, 1387 an Würzburg. Die Familie H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802 fiel Jagstberg an Prinz Karl Joseph zu Hohenlohe-Bartenstein, der sich Fürst von H. nannte. S. Hohenlohe.
Hohenlohe-Weikersheim (Grafen). Weikersheim an der Tauber war
altes Reichsgut. Im 9. Jahrhundert erhielt dort das Kloster Fulda, im 12.
Jahrhundert das Kloster Comburg Güter. Seit 1153 erscheinen Herren von
Weikersheim, die sich später nach der Burg Hohlach Herren von Hohenlohe
nannten. Sie erwarben 1244 die Güter von Comburg zurück. Im 13. Jahrhundert
entstanden die Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis
1434) und die beide beerbende Linie H. Die letzte in Weikersheim residierende Familie erlosch 1756, ihre Güter kamen zunächst an
Hohenlohe-Neuenstein (Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen), von 1805 bis 1861 an
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg, 1861 an Hohenlohe-Langenburg.
Kirchberg fiel 1810 an Württemberg, das bereits 1806 die meisten hohenlohischen
Güter erlangt hatte, und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe
seit 1153, 1926; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950.
Hohenstadt (reichsritterschaftlicher Ort). Um 1147
erscheint das Dorf H. (Hummstat) am Kocher südwestlich von Ellwangen. Am Ende
des 13. Jahrhunderts hatten es die Grafen von Oettingen, die es von 1361 bis
1367 den Herren von Westerstetten und von 1376 bis 1407 den Wöllwarth zu Lehen
gaben. 1407 kam es an Conz Adelmann aus Schwäbisch Hall bzw. Adelmannsfelden.
Er gab 1407 die Hälfte an seine Tochter als Mitgift und veräußerte 1408 die
andere Hälfte an seinen Schwiegersohn Georg Schenk von und zu Schenkenstein
(Schenk von Schenkenstein). 1530 kaufte Hieronymus Adelmann von Adelmannsfelden
Burg und Dorf. 1680 wurde die Familie, die auch
Schechingen und Rechberghausen hatte, zu Reichsfreiherren, 1790 zu Reichsgrafen
erhoben. Der zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende Ort kam 1806
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Kaißer, B., Geschichte und Beschreibung der Marktflecken Hohenstadt
und Schechingen, 1867; Mangold, M., Heimatbuch von Hohenstadt, 1953.
Holstein (Gau, Herzogtum). H. erscheint um 800
als nördlicher Teil des Stammesgebiets der Sachsen (Nordalbingien). Es setzte
sich zusammen aus Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden, H. (Holsten,
Holsaten = Waldsassen) im Norden und Wagrien im Osten. Es wurde von Karl dem
Großen mit Hilfe der slawischen Abodriten unterworfen, denen er dafür Wagrien
überließ. Die holsteinischen Gebiete waren im allgemeinen ein Teil des
Herzogtums Sachsen, doch gehörte Dithmarschen zur Grafschaft Stade, später zum
Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen). Herzog Lothar von Süpplingenburg ernannte
1110/1111 Adolf von Schauenburg (Schaumburg) zum Grafen von H. und Stormarn.
Adolf II. eroberte Wagrien. Adolf III. erlangte nach dem Sturz seines
Lehnsherren Heinrich des Löwen (1180) auch die Herrschaft über Dithmarschen,
verlor die Güter aber 1201/1214 an Dänemark. Adolf IV. gelang die Wiedereroberung
mit dem Sieg von Bornhöved (1227). Dithmarschen fiel allerdings an das Erzstift
Bremen zurück. Nach 1261 teilte sich die Familie
in mehrere Linien (1272/1273, 1294/1297). Die Schauenburger (Schaumburger)
Linie, welche die Stammgrafschaft Schaumburg und die Herrschaft Pinneberg
innehatte, erlosch 1640. Die Rendsburger Linie vereinigte nach und nach die
übrigen Güter (1316 Holstein-Segeberg, 1390 Holstein-Plön), erwarb Schleswig
zeitweise faktisch, 1375/1386 nach dem Aussterben des dänisch-schleswigschen Herzogshauses
als Lehen Dänemarks. Seitdem blieben Schleswig und H. in fester
staatsrechtlicher Verbindung. Als 1459 die Linie ausstarb, kamen Schleswig und
H. auf Grund des Vertrages von Ripen (1460) in Personalunion an das Haus
Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. 1474 wurde H. mit
Stormarn, Wagrien und Dithmarschen, das endgültig aber erst 1559 einverleibt
wurde, durch Kaiser Friedrich III. zum reichsunmittelbaren Herzogtum erhoben
(und damit von Sachsen bzw. Sachsen-Lauenburg bzw. seit 1434 den Bischöfen von
Lübeck gelöst). Eine Teilung von 1490 schuf einen königlichen Segeberger Anteil
und einen herzoglichen Gottorper (Gottorfer) Anteil. 1524 wurde Friedrich zum
König von Dänemark (Friedrich I.) gekrönt und wurden damit Schleswig und H.
wieder vereint. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft H. wurde nach
dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den König von
Dänemark verkauft). Am Ende des 18. Jahrhunderts bestanden auf dem Gebiet
Holsteins die Herzogtümer Holstein-Glückstadt und Holstein-Gottorp
(Holstein-Gottorf). Der Wiener Kongress des Jahres 1815 erklärte H. zum
Mitglied des Deutschen Bundes. S. Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 444ff.; Wallner 706 NiedersächsRK 6, 7; Großer Historischer Weltatlas
II 34 (1138-1254) F3, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) C1; Geerz, F., Geschichte
der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Schott, C., Beiträge zur Landeskunde
von Schleswig-Holstein, 1953; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 9, II, 39, 40, 49, 72, III, 11, 14, 24, 33, Holcetae, Holzeten,
Holsati, Holtsatia, Holzatenses, Holstenland, ‚Holstein‘; Dankwerth, C., Die
Landkarten von Joh. Meyer, Husum, aus der Neuen Landesbeschreibung der zwei
Herzogtümer Schleswig und Holstein 1652, neu hg. v. Domeiner, K./Haack, M.,
1963; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966; Kahlfuss, H.,
Landesaufnahme und Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein,
Lauenburg vor 1864, 1969; Brandt, O./Klüver, W., Geschichte
Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Kramer, K., Volksleben in Holstein
(1550-1800), 1987; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Hoffmann, E., Holstein,
LexMA 5 1990, 100ff.; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 180; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 812; Die Fürsten
des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v.
Rasmussen, C. u. a., 2008; Eick, S., Die Kanzlei und das Urkundenwesen der
Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen 1189 und 1209, 2008; Risch, H., Der
holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010.
Hornbach (Kloster). Um (737 bzw.) 740 gründete
der heilige Pirmin auf altem Königsland des fränkischen Adligen Warnharius aus
der Familie der Widonen das Kloster H. bei
Zweibrücken. Über die Widonen kam es an die Salier. 1087 gab Kaiser Heinrich
IV. das Kloster dem Hochstift Speyer. Vögte wurden am Anfang des 12.
Jahrhunderts die Grafen von Saarbrücken, dann 1182/1188 als ihre Nachfolger die
jede Weiterentwicklung des Klosters früh unterbindenden Grafen von Zweibrücken,
seit 1394 die Kurfürsten von der Pfalz, 1410 die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken,
die es 1558 aufhoben. Über Bayern kam H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 249; Neubauer, A., Regesten des ehemaligen Benediktinerklosters
Hornbach, 1904; Drumm, E., Geschichte der Stadt Hornbach, 1952; Hermann, H.,
Hornbach, LexMA 5 1990, 126f.; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
271.
Humpiß von Waltrams (zu Wellendingen)
(Reichsritter). Im 16. und 17. Jahrhundert zählte die Familie
H. mit Wellendingen zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 207.
Hutten (Reichsritter). Beim Zerfall der
Herrschaft Steckelberg im oberen Kinzigtal kam Ramholz im späten 13.
Jahrhundert an die Familie H., die sich dort
gegen die Grafen von Hanau behauptete. Vom 16. bis 18. Jahrhundert gehörten die
H. zum Ritterkreis Franken der Reichsritterschaft. Sie waren in den Kantonen
Rhön-Werra, Baunach (, Steigerwald?) und Odenwald immatrikuliert. Ihr
bekanntester Angehöriger war Ulrich von H. (1488-1523), der Anhänger der
Reformation war, 1519/1520 umfassende Reichsreformpläne erarbeitete, die auf
ein gegenüber den Fürsten starkes, auf die Reichsritterschaft gestütztes
Kaisertum zielten, und 1521 vergeblich Privatfehden gegen Geistliche in
Raubritterart zu führen versuchte. (1642 kam Ramholz an die Freiherren von
Landas, 1677 an die Freiherren und späteren Grafen von Degenfeld. 1803 fiel es
an Hessen-Kassel. Über Preußen gelangte es 1945 zu Hessen.)
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 369; Pfeiffer 196, 197, 212; Riedenauer 124; Stetten 11, 23, 33;
Rahrbach 131; Neumaier 149, 153; Strauß, D., Ulrich von Hutten, 1858ff., hg. v.
Clemen, O., 3. A. 1938; Steinfeld, L., Die Ritter von Hutten, 1988; Körner, H.,
Die Anfänge der Fränkischen Reichsritterschaft und die Familie
v. Hutten, (in) Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen anlässlich des
500. Geburtstages, 1988; Körner, H., Die Familie
v. Hutten, (in) Ulrich von Hutten, Katalog des Landes Hessen anlässlich des
500. Geburtstages, 1988; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 (Huttischer Grund, Ramholz).
Hutten von Frankenberg (Reichsritter), Hutten
zu Frankenberg. Bis zu ihrem Aussterben 1783 waren die Freiherren von H. mit
dem 1783 an Ansbach heimgefallenen Asbachhof, Bullenheim, Teilen der 1520 an
die Familie gefallenen Herrschaft Frankenberg,
Geckenheim, Ippesheim mit Reusch und Nenzenheim Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 153; Rahrbach 133.
Ifflinger von Graneck (Freiherren, Reichsritter).
Die Freiherren I. waren von 1548 bis 1805 Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. 1802 übte die Familie über Lackendorf, das Lehen Württembergs und
dem Kanton Neckar inkorporiert war, die Ortsherrschaft aus.
L.: Hölzle, Beiwort 64; Hellstern 207, 218; Kollmer 377.
Isenburg-Büdingen-Büdingen (Grafen), Isenburg-Büdingen. Die Grafen
von I. sind eine 1687 entstandene Linie der Grafen von Isenburg, deren zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Güter, 3,5 Quadratmeilen Gebiet mit 10500
Einwohnern (Stadt und Gericht Büdingen, Gerichte Düdelsheim und Mockstadt),
1806 unter die Hoheit Isenburg-Birsteins und damit 1815/1816 an
Hessen-Darmstadt bzw. 1945 Hessen fielen.
L.: Wolff 277; Wallner 698 OberrheinRK 34; Philippi, H., Territorialgeschichte
der Grafschaft Büdingen, 1954; Ackermann, J., Verschuldung,
Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2002; Mutschler, T., Haus, Ordnung, Familie, 2004; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 233.
Italien (Halbinsel, Königreich). Der 768 von
König Karl dem Großen den Langobarden abgewonnene Teil Italiens, den König bzw.
Kaiser Otto der Große 951/962 wieder an das deutsche Reich zog und in dem sich
seit dem 11. Jahrhundert nach Selbständigkeit strebende Kommunen entwickelten,
zerfiel seit dem hohen Mittelalter in zahlreiche Reichslehen (10 größere
Herzogtümer und 250 kleine Lehen). Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen
Imperiums unter der Herrschaft der Staufer stand I. für drei Jahrhunderte im
Zeichen verhältnismäßig selbständiger Mittelstaaten mit teils fürstlicher oder
quasifürstlicher Spitze (Visconti, Este, Gonzaga), teils republikanischer
Gestaltung (Venedig, Genua, Lucca, Siena), denen der Kirchenstaat und das
Königreich (beider) Sizilien (mit Neapel) im Süden gegenüberstanden. Als dem
Heiligen Römischen Reich angehörige Teile Italiens galten vor allem: Fürstentum
Carrara, Fürstentum Castiglione, Fürstentum Comacchio, Fürstentum Correggio,
Fürstentum Doria, Herzogtum Ferrara, Herzogtum Finale, Herzogtum Florenz
(Toscana), Herzogtum Genua (leugnete Reichszugehörigkeit wurde aber zu
Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Guastalla, Lucca (leugnete die Reichszugehörigkeit,
wurde aber zu Reichssteuern herangezogen), Herzogtum Mailand (Modena-Reggio),
Herzogtum Mantua, Herzogtum Massa, Herzogtum Mirandola, Herzogtum Modena,
Herzogtum Monaco, Herzogtum Montferrat, Neapel, Herzogtum Novellara, Herzogtum
Parma, Herzogtum Piacenza, Savoyen (Savoyen-Piemont, Reichsstand, der nicht
mehr zu den Reichstagen erschien, weil er sich für souverän hielt), Sizilien,
Soramo, Herzogtum Spinola, Toscana/Toskana sowie Venedig. Mit dem Zug
Frankreichs gegen die auf die Anjou gefolgte aragonesische Seitenlinie in
Neapel (1494) wurde I., in dem es in der Neuzeit 137 Bistümer gab, zum
Streitobjekt zwischen Frankreich und Spanien/Habsburg, in dem Spanien/Habsburg
die Vorherrschaft gewann. Nach dem Aussterben der spanischen Habsburger (1700) erhielt
nach dem spanischen Erbfolgestreit (1701-1713/1714) die spanische Linie der
französischen Bourbonen den Süden (Neapel, Sizilien), Österreich den Norden
(Mailand). Infolge des Aussterbens einheimischer Dynastien fielen Toskana und
Mantua an Österreich, Parma-Piacenza dagegen an Frankreich. Die verbleibenden
Herzöge von Savoyen-Piemont gewannen 1713 den Königstitel mit Sizilien, das sie
1720 gegen Sardinien tauschten (Königreich Sardinien). 1731 bestanden 13
lombardische Reichslehen (u. a. Mailand, Mantua, Montferrat, Mirandola,
Gonzagische Fürstentümer), 19 ligurische Reichslehen (u. a. Gebiete der Doria),
20 bononesische Reichslehen (u. a. Modena, Ferrara, Gebiete der Spinola und der
Doria), 10 toskanische Reichslehen (u. a. Florenz, Piombino, Soramo, Comacchio)
und 11 tirnisanische Reichslehen (u. a. Fürsten von Massa, Malaspina). Zwischen
1734 und 1737 brach die Reichsitalienpolitik zusammen (vgl. Calice, Veppo,
Avulla, Spigno, Novi, Gavi, Palladio, Val di Taro, Albano bzw. Albanum, Pavia,
Angleria, Castro, Malgrate, Siena). Seit 1796 drang wiederum Frankreich in I.
ein und errichtete verschiedene Republiken, die später teils Frankreich
eingegliedert wurden (Doria, Ferrara, Finale, Lucca, Mirandola, Neapel,
Novellara, Spinola, Soramo), teils in französisch beherrschte Königreiche
umgewandelt wurden. 1815 wurden Österreich (Lombardo-Venetien, Toskana, Modena)
und die Bourbonen (Neapel-Sizilien, Lucca, 1847 Parma-Piacenza) wieder nach I.
zurückgeführt. Piemont-Savoyen gewann Genua. Als Folge des erwachenden
Nationalgefühls und des sog. risorgimento kam es 1859 zum
sardinisch-piemontesisch-französischen Feldzug gegen Österreich, das 1859 die
Lombardei räumen musste. 1860 wurden Toskana, Modena, Parma und die Romagna an
Sardinien (Sardinien-Piemont, Piemont) angeschlossen, das seinerseits Savoyen
an Frankreich abgeben musste. Danach wurden die Bourbonen aus Neapel-Sizilien
vertrieben. Auch die Marken und Umbrien wurden Sardinien (Sardinien-Piemont,
Piemont) angegliedert. Viktor Emanuel II. nahm 1861 den Titel eines Königs von
I. an. 1866 wurde Venetien (Österreichs) gewonnen und 1860/1870 der
Kirchenstaat bis auf geringe Reste eingezogen. Am 23. Mai 1915 erklärte I.
seinem Verbündeten Österreich-Ungarn den Krieg und gewann danach Südtirol. S.
a. Lombardei.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 92ff.; Punti essenziali toccanti la Commissione
Imperiale in Italia im Akt Plenipotenz 3 des Haus-, Hof- und Staatsarchivs
Wien; Moser, J., Compendium juris publici moderni imperii Romani oder Grundriß
der heutigen Staatsverfassung des Römischen Kayserthums, 1729; Overmann, A.,
Die Besitzungen der Großgräfin Mathilde von Tuscien nebst Regesten ihrer
Urkunden, 1892 (Diss.); Croce, B., Storia dell‘età barocca in Italia, 1929;
Goez, W., Italien im Mittelalter, Bd. 1f. 1942; Pieri, P., Il Rinascimento e la
crisi militare italiana, 1952; Landogna, F., Storia d‘Italia, 1957; Waley, D.,
Die italienischen Stadtstaaten, 1960; Storia d‘Italia, ed. Valeri, N. F., 2. A.
Bd. 1ff. 1965ff.; Kramer H., Geschichte Italiens, Bd. 1f. 1968; Volpe, Storia
d‘Italia, Bd. 1f. 1968ff.; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in
Reichsitalien, 1970f.; Storia d'Italia, Bd. 1ff. 197ff.; Keller, H.,
Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien (9.-12.
Jahrhundert), 1979; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Goez, W.,
Grundzüge der Geschichte Italiens in Mittelalter und Renaissance, 1984;
Fellner, F., Die österreichische Geschichtsforschung über Italien, 1985;
Italien-Ploetz. Italienische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Schwarzkopf,
J., 1986; Haverkamp, A., Italien im hohen und späten Mittelalter, 1056-1454,
Handbuch der europäischen Geschichte, 2. A. 1987; Lill, R., Geschichte Italiens
in der Neuzeit, 4. A. 1988; Seidlmayer, M., Geschichte Italiens, 2. A. 1989;
Haverkamp, A., Italien, LexMA 5 1990, 705ff.; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice
biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 2ff. 1993; Chielloni, C. u. a.,
Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche
und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Chittolini,
G., Città, comunità e feudi regali, 1996; Pauler, R., Die deutschen Könige und
Italien, 1997; Jones, P., The Italian city-State, 1997; Reinhardt, V.,
Geschichte Italiens, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v.
Abulafia, D., 2004; Weber, C., Episcopus et princeps- italienische Bischöfe als
Fürsten, Grafen und Barone vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
Janowitz (Reichsritter). Um 1581 war Hermann von
J. zu Ditzingen, Obervogt zu Sachsenheim, wegen Ditzingen, das 1951/1952 über
Württemberg zu Baden-Württemberg kam, Mitglied des Kantons Neckar (bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau) des Ritterkreises Schwaben. Zeitweise war die Familie auch in dem Kanton Kocher immatrikuliert.
L.: Hellstern 207; Schulz 265.
Jungen (Ganerben). Die aus Mainz stammende Familie zum J. hatte von 1521 bis vor 1544 Anteile an
der Ganerbschaft Mommenheim.
L.: Zimmermann 73.
Kaisheim, Kaisersheim (Reichsstift). 1133 (bzw.
1135) gründeten die Grafen von Lechsgemünd (Lechsgemünd-Graisbach) auf ihrem Familiengut das Zisterzienserkloster K. (Kegesheim)
bei Donauwörth. 1135 bestätigte der König, 1147/1185 der Papst die Stiftung.
Obwohl Kaiser Karl IV. 1363 die Reichsunmittelbarkeit gewährte und 1370 die
Vogtfreiheit bekräftigte, konnte die sich zur Festigung ihrer Stellung auch
Kaisersheim nennende Abtei nur nach langem Ringen (1656/1757) die
Reichsunmittelbarkeit gegenüber dem seit 1342 den Grafen von Graisbach (bzw.
Lechsgemünd-Graisbach) folgenden Herzog von Bayern (1505 Pfalz-Neuburg)
durchsetzen. Das Gebiet des Stiftes (3-6 Quadratmeilen Streubesitz mit 9537
Bewohnern) umfasste unter anderem die Pflegeämter Biberachzell mit den
Herrschaften Biberachzell (Biberach Zell), Biberberg und Oberhausen, Lauingen,
Nördlingen und Stotzingen. 1802/1803 kam K. zu Bayern und wurde säkularisiert.
L.: Wolff 186; Zeumer 552ff. II a 36, 7/37, 1; Wallner 687 SchwäbRK 41; Reindl,
L., Geschichte des Klosters Kaisheim, 1926; Huber, K., Die Zisterzienserabtei
Kaisheim, Diss. Erlangen 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Hoffmann, H., Die ältesten Urbare des Reichsstiftes Kaisheim
1319-1352, 1959; Morimond et son Empire, 1994, 175; Maier, B., Kloster
Kaisheim, 1999.
Kaltental (Reichsritter), Kaltenthal. Im 18.
Jahrhundert zählten die K. unter anderem mit dem 1722 verkauften Hofgut
Steinächle (Steinachlin) zum Ritterkreis Schwaben. Wegen Aldingen (14.
Jh.-1746), Mühlhausen am Neckar (bis 1582) und Oßweil (bis 1647) war die Familie im Kanton Kocher immatrikuliert. An der Wende
vom 17. zum 18. Jahrhundert gehörte sie auch zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Kollmer 378; Riedenauer 124; Schulz 265.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102
Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt) erbaut. Nach ihr nannten sich
möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau südlich des Neckars seit 1138
die Grafen von K., die vielleicht aus dem Erzstift Köln stammen (Diether 1066),
zunächst als nobiles oder liberi bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in
verwandtschaftliche Beziehung zu den Staufern traten. Sie hatten anfangs die
Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz
im Gebiet südlich der Lahnmündung. Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie,
erwarben aber um 1160 mit den Grafen von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich,
um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen
Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw. Großgerau. Sie eigneten sich im
Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei Trebur, nach 1255 Dreieich) an.
Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an auf zwei Linien verteiltes, 1402
aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn. Es
bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang des Taunus um Rheinfels (Braubach,
Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt
(Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch
Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten
Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren
Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur
geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht
und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von
Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um
1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der
Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der Familie in männlicher Linie das später zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Gut an Hessen (nach langem Streit mit
Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das den hessischen Anteil an der
Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,] endgültig 1557). 1567 kam die
Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt, Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg,
Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg, die Gemeinschaft Umstadt, der
hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft Eppstein, das Amt Braubach und
das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige, aber von Hessen-Darmstadt erworbene
und zur oberen Grafschaft geschlagene Kirchspiel K. gehörten, an
Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die Ämter Rheinfels, Reichenberg
und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld auf dem linken Rheinufer mit
acht Dörfern und die Hälfte des so genannten Vierherrischen umfasste, wurde
Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei Aussterben des Hauses 1583 an
Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie Hessen-Rotenburg mit ihr
ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das Herzogtum Nassau und fiel
1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Khevenhüller (Freiherren, Grafen, Fürsten).
Vielleicht im 11. Jahrhundert zog das nach Kevenhüll bei Beilngries benannte,
1330 zuerst genannte Adelsgeschlecht aus dem bayerisch-fränkischen
Begegnungsraum nach Kärnten, wo es erstmals 1396 urkundlich bezeugt ist. Seit
der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es um Villach reich begütert. Zu
Beginn des 16. Jahrhunderts (1519) erfolgte eine Aufteilung in eine
österreichische Linie (Khevenhüller-Frankenburg) und eine Kärntner Linie
(Khevenhüller-Hochosterwitz). Die österreichische Linie erwarb 1581 drei
Herrschaften in Oberösterreich, wurde 1593 zu Reichsgrafen von Frankenburg
erhoben und erlosch 1817/1884. Die Linie in Kärnten nannte sich seit 1571 nach
Hochosterwitz (Hohenosterwitz), wurde 1673 zu österreichischen Grafen, 1725 zu
Reichsgrafen von Hardegg ernannt und 1764 in den Reichsfürstenstand erhoben.
Johann Joseph von Khevenhüller-Hochosterwitz (1706-1776) war verheiratet mit
der Erbgräfin Metsch und nannte sich daher seit 1751 Khevenhüller-Metsch. Als
Khevenhüller-Metsch gehörte die Familie dem
schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags am
Ende des 18. Jahrhunderts als Personalist an.
L.: Zeumer 554 II b 61, 18.
Kirchberg (Grafschaft). 1507 verpfändete Kaiser
Maximilian I. an die Familie Fugger die
Grafschaft K. Nach ihr benannte sich die von Raimund Fugger († 1535)
abstammende Linie der Fugger von K. und Weißenhorn
(Fugger-Kirchberg-Weißenhorn). Die Grafschaft gehörte am Ende des 18.
Jahrhunderts zum österreichischen Reichskreis. 1805/1806 wurden die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (in Württemberg) mediatisiert. 1951/1952 kam K. in
Württemberg zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 4, 45.
Kirchheim (am Lettenbach in Schwaben)
(Herrschaft). K. bei Mindelheim wurde bereits im Frühmittelalter auf Reichsgut
gegründet und kam im 10. Jahrhundert an das Hochstift Augsburg. Danach bildete
es den Mittelpunkt einer Herrschaft, die später zum schwäbischen Reichskreis
zählte. 1329 veräußerte die Augsburger Familie
Onsorg die Herrschaft an die Herren von Freyberg (Freiberg), die 1343 die hohe
Gerichtsbarkeit erlangten. 1484 kam sie an die Herren von Hürnheim, 1551 an die
Fugger und 1806 an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 685 SchwäbRK 15 a; Stauber, A., Das Haus Fugger von
seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900; Der Landkreis Mindelheim, 1968.
Klettenberg (Herrschaft, Grafschaft). Die nach der
Burg Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von Hohnstein, welche die
älteren, 1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei Walkenried benannten
Grafen von K., die vielleicht von der edelfreien Familie
von Ballhausen abstammten und zwischen Walkenried und Nordhausen sowie am
südlichen Rand der Goldenen Aue begütert waren, von 1238 bis 1253/1267
allmählich verdrängten, spalteten um 1315 die Linie K. ab. Sie starb nach
weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum obersächsischen Reichskreis zählende
Grafschaft fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das sie als Lehen an die
Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702
wieder einzog. Um 1800 umfasste ihr Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7
bzw. 8 Quadratmeilen. Die Grafschaft K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa,
die Ämter K., Fronderode (Frohnderode), Mauderode, Woffleben und Benneckenstein
(Beneckenstein) und eine Anzahl Dörfer. In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen
und nach 1945 zu Thüringen (ausgenommen Sachsa [zu Niedersachsen]).
Benneckenstein gelangte zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und
Reichsgut im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke,
K., Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K.
in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen um. Zu ihren Stammgütern um K.
und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360 Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte
Herrschaft Staufen und im Jahre 1565 von Montfort-Tettnang die Grafschaft
Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie Freiherren und schlossen sich 1488 der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588
teilte sich die zum schwäbischen Reichskreis zählende Familie
in die Linien Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und Rothenfels
(Königsegg-Rothenfels). Königsegg-Aulendorf hatte die alten Hausgüter (Aulendorf,
K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute, Hosskirch und Grodt inne
und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite Linie erhielt Rothenfels
und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629 wurden die K. Reichsgrafen,
die zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804
wurde Rothenfels an Österreich verkauft. 1806 fiel K. an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die
Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.
Königswusterhausen (Schloss). 1320 erscheint am Übergang
über die versumpfte Notteniederung in Brandenburg neben älteren slawischen
Siedlungen die Burg Wusterhausen (Wosterhusen). Am Ende des 14. Jahrhunderts
gelangte das Schloss von den Markgrafen von Brandenburg als Lehen an die Herren
von Schlieben, am Ende des 15. Jahrhunderts an die Schenken von Landsberg als
Herren der Herrschaft Teupitz (Schenken von Teupitz), in der Mitte des 17.
Jahrhunderts infolge Verschuldung an die Markgrafen von Brandenburg und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik (1990 Brandenburg).
Sie zählte zum obersächsischen Reichskreis. S. Teupitz.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Kindler, K., Chronik von
Königswusterhausen, 2. A. 1908; Rocca, F., Geschichte und Verwaltung der
königlichen Familiengüter, 1913; Metsk, F., Der
kurmärkisch-wendische Distrikt, 1965.
Kuenringer (Geschlecht). Die Familie der K., die vermutlich freier Abkunft ist und
vielleicht aus Sachsen stammt, erscheint 1056 (Azzo, serviens des Markgrafen)
erstmals in Österreich. Namengebend wurde das 1056 erlangte Königsgut zu
Hetzmannswiesen, das seit etwa 1120 Kuenring (Kühnring bei Eggenburg in
Niederösterreich) genannt wurde. Im 12. Jahrhundert stieg die Macht der Familie infolge von Herrendienst und Rodungstätigkeit
stark an. Heinrich I. wurde 1233 oberster Schenk, Albero III. 1246/1247
capitaneus Austriae. Im 14. Jahrhundert trat die in einen Zweig Dürnstein (bis
1355) und einen Zweig Weitra (seit 1217)-Seefeld (seit 1292/1295 bis 1594)
geteilte, im 16. Jahrhundert protestantisch gewordene Familie
an Bedeutung zurück.
L.: Friess, G., Die Herren von Kuenring, 1874; Lechner, K., Das Waldviertel,
1937; Lechner, K., Die Babenberger, 1976; Hellbling, E., Die Kuenringer, 1975;
Brunner, K., Die Kuenringer, 1980; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Laaber (Reichsherrschaft). Nach der Burg L. an
der schwarzen Laber (Schwarzen Laber) nannten sich im 12. Jahrhundert Herren
von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft mit reichslehnbarem Gericht auf. Diese
kam 1435 mit 19 Dörfern durch Verkauf an Bayern-Landshut, wurde 1461
zurückgekauft, aber 1463 nach dem Aussterben der Familie
von Bayern eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und wurde Pflegamt bis
1802. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laaber
1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).
Lambach (Abtei). Nahe der Einmündung der Ager in
die Traun erbauten die (von den Grafen von Formbach und den Aribonen
abstammenden oder mit den Liutpoldingern, der bayerischen Pfalzgrafenfamilie
und der Familie Odalberts von Salzburg
verwandten) Grafen von Wels-Lambach die Burg L., in der sie ein Kanonikerstift
einrichteten. 1056 wandelte der letzte dieses Geschlechts die Burg in ein
Kloster um. Die Erbvogtei erhielten die Otakare (Markgrafen von Steyr) und nach
ihrem Aussterben 1192 die Babenberger. Um 1220 kaufte der Herzog von Österreich
die Güter vom Hochstift Würzburg. S. Wels-Lambach.
L.: Wolff 27; Eilenstein, E., Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob
der Enns und ihre Mönche, 1936; Stelzer, W., Lambach, LexMA 5 1991, 1623;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Grafen von Lambach und ihre
verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Liutpoldingern, der bayerischen
Pfalzgrafenfamilie und der Familie Odalberts von
Salzburgs, (in).Jb. des oberösterreich. Musealvereines 154/155 (20120), 7.
Langenau (Herrschaft, Ganerbschaft). Die Burg L.
an der Lahn wird erstmals 1243 genannt. Vermutlich über Mechthild von Sayn kam
sie an das Erzstift Köln, von dem sie die L. zu Lehen hatten. Neben vielen ihrer
verschiedenen Linien hatten in weiblicher Erbfolge auch andere Familien als Ganerben Anteile. Im Spätmittelalter
erwarben die Ganerben für den engsten Bereich ihrer Burg Landeshoheit. 1693
vereinigten die Eltz-Langenau alle Anteile und vererbten sie an die
Eltz-Rübenach, die sie 1635 an die Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff genannt
Metternich von Gracht) verkauften. Diese veräußerten sie 1696 an die Marioth
aus Lüttich. 1946 kam L. an Rheinland-Pfalz. S. Marioth zu L.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
Laymingen (Reichsritter). Die aus Bayern
emigrierten L. waren wegen des württembergischen Lehens Lindach seit 1592 im
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. 1616 wurde die Familie, die 1679 erlosch, mit Bodelshofen belehnt.
Von etwa 1628 bis 1727 waren L. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 208; Schulz 266.
Leisnig (Burggrafschaft, Residenz des Markgrafen
von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der Freiberger Mulde erscheint
erstmals 1046 als Burgward. Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls
vor 1081, auf einem Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L. kam 1084
vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den bambergischen
Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I. Barbarossa (1158
Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158 nachweisbaren
Burggrafschaft L. Ihr unter edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde
1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen, 1485 an ernestinische Linie)
erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch Burggraf Heinrich III. von L.).
1538 starb die damit bedeutungslos gewordene Familie
aus. Die Burggrafschaft zählte zum obersächsischen Reichskreis. L. kam mit
Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334; Kunze, J.,
Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Lenzburg (Grafen). Von den Grafen des Aargaus
fiel die L. 976 an den Reichsvogt von Zürich, dessen Familie
sich später nach der L. nannte. Sie hatte die Vogtei über Schänis (Schännis),
Beromünster, Zürich, Säckingen und Einsiedeln und die Grafschaft im Zürichgau.
Die 1101 durch Teilung entstandene, 1172 ausgestorbene Linie Baden der Grafen
von L., die von den Staufern die Grafschaften Blenio und Leventina erhalten
hatten, vererbte ihre Güter (Reichsvogtei von Zürich, Grafschaft im Zürichgau)
über die Erbtochter Richenza an die Grafen von Kiburg (Kyburg) die 1173
ausgestorbene Linie L. durch Testament an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der
Teile der Reichslehen an die Grafen von Habsburg und an seinen Sohn Pfalzgraf
Otto sowie an die Herzöge von Zähringen (Kirchenvogtei in Zürich) gab. Von ihm
kamen die Güter an die Grafen von Habsburg und Kiburg (Kyburg).
L.: Wolff 519; Attenhofer, E., Die Grafen von Lenzburg, Lenzburger
Neujahrsblätter 1943, 5ff.; Kläui, H., Das Aussterben der Grafen von Lenzburg
und die Gründung der Stadt Winterthur, Winterthurer Jb. 1973, 39ff.; Eberl, I.,
Lenzburg, LexMA 5 1991, 1874.
Leyen (Reichsritter, Freiherren, Grafen,
Fürsten [von der Leyen]). 1158 erscheint an der Mosel ein edelfreies
Adelsgeschlecht, das sich nach Gondorf (Cunthereve) benennt, seit 1300/1375
aber als von der L. (mhd. lei, Fels) auftritt. Seine Angehörigen waren
Erbtruchsessen des Erzstifts Trier. Am Ende des Mittelalters erheiratet Georg
I. Güter der Ministerialen Mauchenheimer in Zweibrücken. 1653 wurden die Ritter
Reichsfreiherren und erwarben zu verstreuten reichsritterschaftlichen Gütern
1667 vom Erzstift Trier die Herrschaften Blieskastel und Bürresheim/Burrweiler
(Burresheim/Burrweiler), wobei sie um 1760 Blieskastel zur Residenz ausbauten.
Dazu kamen Adendorf bei Bonn, die Herrschaft Leiningen auf dem Hunsrück, die
Herrschaft Arenfels nordwestlich von Neuwied und Sankt Ingbert. 1697/1705
erhielten sie als Lehen Österreichs die seit 1504 österreichische, zum
schwäbischen Reichskreis steuernde, 170 Quadratkilometer umfassende Grafschaft
Geroldseck (Hohengeroldseck) bei Lahr. 1711 wurden sie Reichsgrafen
(schwäbische Bank), erwarben in Nassau, Schwaben und Bayern insgesamt 450
Quadratkilometer Güter und wurden wegen ihrer vorteilhaften
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Karl Theodor von Dalberg und Josephine
Napoleon mit dem Beitritt zum Reichsbund 1806 Fürsten mit Souveränität über
Geroldseck (Hohengeroldseck). Mit Nievern, Fachbach, Hohenmalberg, Hühnerberg
(Hünerberg), Lindenbach, Miellen und den vier Potaschhöfen Büchelborn,
Dachsborn, Erlenborn und Neuborn waren die Grafen Mitglied des Kantons
Mittelrheinstrom, mit Otterbach Mitglied des Kantons Niederrheinstrom und mit
Burrweiler und Modenbacherhof des Kantons Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Das Fürstentum wurde 1815 unter Österreich und 1819 unter Baden
mediatisiert.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3;
Zimmermann 76; Winkelmann-Holzapfel 155; Kleinschmidt, A., Geschichte von
Arenberg, Salm und Leyen 1789 bis 1815, 1912; Krämer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des mediatisierten Hauses von der
Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Inventar der mittelalterlichen Urkunden des
Archivs der Fürsten von der Leyen im Landeshauptarchiv Koblenz, bearb. v.
Ostrowitzki, A., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Kettenbach 1550).
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1286
erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich eine Familie, die um Buchsweiler im Unterelsass eine
Herrschaft ausbildete. Seit 1249 hatte sie die Vogtei des Hochstifts Straßburg.
Nach 1250 erwarb der ihr entstammende Straßburger Bischof Konrad von L. das
ursprünglich zur alemannischen Grafschaft Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische
Gebiet zwischen Lichtenau und Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an
seine Familie zu Lehen gegeben wurde. 1458 wurde
die Herrschaft zur Grafschaft erhoben. Als die Familie
1480 in männlicher Linie ausstarb, fielen die Güter an die Gatten der Nichten
des letzten Grafen, die Grafen von Hanau (Amt Willstätt) und die Grafen von
Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau). Sie wurden überwiegend von Hanau aus als
Kondominat verwaltet. Beim Aussterben der Grafen von Zweibrücken-Bitsch kamen
ihre Güter 1570 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg. (Sie tauschten 1606 von
Lothringen ein Gebiet um Pirmasens ein. 1680/1697 kamen die elsässischen Güter
[Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim, Offendorf] an Frankreich, so
dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen
mussten. Um 1800 war die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft 5
Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner. S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg,
1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938;
Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem Weg zum
Territorialstaat, 1993.
Liechtenstein (Fürstentum). Vielleicht
ministerialischer, vielleicht auch hochfreier Herkunft lassen sich im früheren
12. Jahrhundert Ministeriale bzw. Edelherren von L. südlich von Wien
nachweisen. Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark, in Kärnten und in
Mähren. Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie
Nikolsburg wurde 1608/1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und erwarb 1613
die schlesische Herrschaft Troppau und 1623 das Herzogtum Jägerndorf. 1699/1712
kaufte sie die reichsunmittelbare, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis
1507/1510 den Freiherren von Brandis (, die bis etwa 1435 auch die letzten
Teile der Herrschaft Schellenberg erwarben,) bis 1613 den Grafen von Sulz und
dann durch Verkauf den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712,
für 290000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115000 Gulden) und erhielt dafür
(gegen ein Darlehen von 250000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank
des schwäbischen Reichskreises und 1713 (unter dem Obersthofmeister Anton
Florian von L., dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. Am 23. 1.
1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen L. zu einem
reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag
erhielt. 1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das
Fürstentum L. mit dem Großteil der österreichischen und schlesischen
Herrschaften und Güter übernahm. 1806 wurde das 3 Quadratmeilen bzw. 160
Quadratkilometer große L. mit 5000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund
gezwungen und danach souverän. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei. 1862
erlangte es eine Verfassung. 1866 wurde es gänzlich unabhängig, blieb aber
durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion
mit der Schweiz auswechselte. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche
Reich 1938 verlegte der Fürst seinen Wohnsitz von Wien nach Vaduz. 1945 gingen
die Güter in Mähren (Tschechoslowakei) und Schlesien (Polen) verloren. Das
Fürstentum umfasst in der Gegenwart 160 Quadratkilometer mit (1984 26680, 2005)
34600 Einwohnern und (1984) knapp 50000 Gesellschaften.
L.: Wolff 178; Zeumer 553 II b 57; Wallner 687 SchwäbRK 40; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Falke, J. v., Geschichte des
fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1868ff.; Biermann, G., Geschichte
der Herrschaften Troppau und Jägerndorf, 1874; Umlauft, F., Das Fürstentum
Liechtenstein, 1891; Kaiser, P., Geschichte von Liechtenstein-Vaduz, 2. A.
1923; Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis 1260, hg. v. Helbok, A.,
1925; Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein, 1938; Steger, C., Fürst und
Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1950;
Seger, O., Überblick über die liechtensteinische Geschichte, 2. A. 1965; Raton,
P., Liechtenstein. Staat und Geschichte, 1969; Dopsch, H., Der Dichter Ulrich
von Liechtenstein und die Herkunft seiner Familie,
(in) FS F. Hausmann, 1977, 93ff.; Liechtenstein - Fürstliches Haus und
staatliche Ordnung, 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v.
Oberhammer, E., 1990; Csendes, P., Liechtenstein, LexMA 5 1991, 1968; Geiger,
P., Kriegszeit. Lichtenstein 1939 bis 1945, 2010; Zehetmayr, R., Urkunde und
Adel, 2010; 1712 - Das Werden eines Landes - Begleitbuch zur Ausstellung, 2012.
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im Vesdretal bei Eupen südwestlich von
Aachen war die Stammburg der von den Ardennengrafen abstammenden Grafen, später
Herzöge von L. (Herzogstitel auf Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des
Herzogtums Niederlothringen durch Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die
östlich der Maas zwischen Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel
über die Erbtochter (Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und
Arlon]). 1113 wurde durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath
gewonnen. 1214 gelang durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und
Luxemburg, 1225/1226 durch eine Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen
Grafschaft Berg. Arlon kam 1214 an Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L.
geteilt. 1280 starb die Familie im Mannesstamm
aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter
(Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch
den Sieg bei Worringen an die Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund
und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477)
1493 an Habsburg kam, so dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im
Westfälischen Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den
Generalstaaten der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener
Kongress den Namen L. für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten
Niederlande. Diese wurde nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von
diesem beansprucht und 1839 geteilt in die östlich der Maas gelegene
niederländische Provinz L. mit Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich
für das an Belgien gelangte Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund
gehörte, und die westlich der Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst,
H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff. 1837ff.; Coenen, J., Limburgische
oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G., Das Werden des neuen Süd-Limburg,
1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz Limburg im Deutschen Bund,
1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der deutsch-niederländischen Grenze 1813-15,
1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte einer deutsch-niederländischen
Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas, 1942; Limburgs verleden, hg. v.
Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur verfassungsrechtlichen Stellung der
Herzöge von Limburg im 12. und 13. Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973),
169ff.; Munier, W., Historische Atlas van Limburg en aangrenzende Gebieden,
1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte der niederländischen Provinz
Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im Bereich des Herzogtums Limburg, hg.
v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg, LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei
Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit Allodialgütern an der Grenze
zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt. Wichtigstes Gut waren die
von den Staufern übertragenen Reichsforste am mittleren Kocher. Die Güter um
die Burg L. gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die
Herrschaft Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit
Sommerhausen in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483
Sontheim (Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg
(Komburg), teilte sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische Familie, die seit 1356 als Afterlehen Böhmens das Amt
des Reichserbschenken innehatte, in die Linien Limpurg-Gaildorf
(Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die Linie Limpurg-Speckfeld
(Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und die Linie
Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten die L. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert zum Kanton
Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den Grafentitel.
Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien (Limpurg-Gaildorf,
Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns und Württembergs
eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen auf Grund einer
Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen zehn Töchter.
Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung 1772/1774) aus
den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische Landesteil und
der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der Limpurg-Sontheimer Linie die
Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach, Obersontheim und Schmiedelfeld,
und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder Linie die Herrschaft Speckfeld mit
den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und Gollhofen, deren jeweilige Inhaber
fortwährend wechselten. Seit 1780 begann Württemberg die einzelnen Teile
aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in sämtlichen Linien ein Gebiet
von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404) Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an
Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg Hohenstaufen, Z. f.
württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg, LexMA 5 1991, 1995.
Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen
9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der
Burcharde (Burchardinger) gegründetes, 822 erstmals genanntes, 839 mit
Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe Frau unter den Linden) gegründet.
Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich entstandene Stadt in langwierigen
Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft. 1466 wurde die Äbtissin gefürstet.
Seit dem 16. Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen
Reichskreis. Es hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe
(Kelhöfe) und zahlreiche Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es
als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und damit 1804 im
Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff.; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Lindau (Reichsstadt). L. am Bodensee erscheint
erstmals 822 als Damenstift, das vermutlich von Graf Adalbert von Rätien aus
der Familie der Burcharde (Burchardinger) im
frühen 9. Jahrhundert gegründet wurde. Um 1079 verlegte das Reichsstift den Markt
vom gegenüberliegenden Festland auf die Bodenseeinsel. Vor 1216 wurde L. Stadt.
Bereits um 1240 galt diese als reich. Infolge der wirtschaftlichen Notlagen des
Reichsstifts verstärkte sich im 13. Jahrhundert die allmähliche Loslösung aus
der Herrschaft des Stiftes. Unter König Rudolf von Habsburg erlangte die Stadt
(1264 Ratsherren) die Stellung einer Reichsstadt (1274/1275 Freiheit von
fremden Gerichten, Schutz vor Verpfändung der Vogtei). In den
Auseinandersetzungen mit dem Kloster vermochte sie bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts im Wesentlichen sich durchzusetzen. 1396 erlangte sie den Blutbann
und die Befreiung vom stiftischen Hochgericht. 1430/1648 gewann sie die
Pfandschaft der Reichsvogtei über die Kelhöfe des Stifts. Kurz vor 1530 trat
sie zur Reformation über. 1803 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Stadt mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 5000-6000 Einwohnern an die Fürsten von
Bretzenheim (Fürstentum L.), dann an Österreich, 1805 an Bayern. Zwischen 1945
und 1955 nahm L. wegen seiner Zugehörigkeit zur französischen Besatzungszone
einerseits und zu Bayern andererseits eine Sonderstellung ein.
L.: Wolff 217; Zeumer 555 III b 15; Wallner 689 SchwäbRK 71; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Schroeder 427ff.; Wolfart, K., Geschichte
der Stadt Lindau, 1909, Neudruck 1979; Müller, K., Die oberschwäbischen
Reichsstädte, 1912; Cranach-Sichart, E. v., Lindau, 1929; Horn, A./Meyer, W.,
Stadt- und Landkreis Lindau, 1954; Schneiders, T., Lindau im Bodensee, 4. A.
1965; Rieger, I., Landschaft am Bodensee, 1967; Ott, M., Lindau, 1968, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Eitel, P., Die oberschwäbischen
Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft. Untersuchungen zu ihrer
politischen und sozialen Struktur unter besonderer Berücksichtigung der Städte
Lindau, Memmingen, Ravensburg und Überlingen, 1970; Dobras, W., Bibliographie
zur Geschichte der Stadt Lindau, 1972, Neujahrsbl. des Museumsvereins Lindau
22; Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich III. und Lindau, 1986; Tönsing, M.,
Lindau, LexMA 5 1991, 1998; Burmeister, K., Die Lindauer Stadtrechtsfamilie,
Der Geschichtsfreund 152 (1999), 85.
Lobositz (Herrschaft). L. in Nordböhmen war
Mittelpunkt der Herrschaft L. Sie unterstand ehemals der Familie Schwarzenberg und gelangte 1918 zur
Tschechoslowakei (1993 Tschechische Republik).
L.: Wolff 465.
Lothringen (Herzogtum). Bei der Aufteilung des
karolingischen Frankenreiches 843 erhielt Lothar, der älteste Sohn Ludwigs des
Frommen, ein die Moselgegend mit den Bistümern Metz, Toul und Verdun
umfassendes Länderband zwischen Nordsee und Mittelitalien als eigenes Reich
(Francia media). Dieses beim Übergang auf Lothar II. 855 auf den Raum zwischen
Schweizer Jura, Nordsee, Rhein, Maas und Schelde begrenzte Gebiet (ohne Elsass
und Worms, Speyer, Mainz) wurde als Lothari(i) regnum bezeichnet. Bei seiner
Aufteilung 870 kamen Metz und Diedenhofen an das Ostreich, Toul und Verdun an
das Westreich (Westfranzien, Frankreich), 879/880 aber ebenfalls an das
Ostreich. Im Jahre 900 endete das eigenständige, 895 nochmals begründete
lotharingische Königtum. 911, bestätigt 921, brachte es Graf Reginar an das
Westreich, seit 925 war es Lehen des deutschen Reiches (Ostreichs). König
Heinrich I. belehnte 929 seinen Schwiegersohn mit dem Herzogtum L., König Otto
I. gab es zunächst an seinen Schwager, 944 an seinen Schwiegersohn (bis 953),
dann an seinen Bruder, der zur Vorbeugung gegen eine mögliche
Königsfeindlichkeit das Herzogtum 959 in Oberlothringen an der Mosel, das den
Namen L. fortführte, und Niederlothringen, das sich bald aufgliederte, teilte.
Niederlothringen (Niederrheingebiet und Maasgebiet) kam an die Herzöge von
Limburg und Brabant, Oberlothringen (Mosellanien) als Herzogtum und
Markgrafentum L. an einen bei Bar-le-Duc begüterten Großen. Nach dem Aussterben
dieser Dynastie 1033 belehnte Kaiser Konrad II. den Herzog (von
Niederlothringen) und Grafen von Verdun mit (Ober-)L., so dass von 1033 bis
1044 die beiden L. nochmals vereinigt waren. 1048 kam das Land zwischen
Andernach, Prüm, oberer Mosel und Maas nach Absetzung dieser Familie kurz an Adalbert von Metz und dann an Gerhard
von Elsass, der Begründer der im Nordgau, Bliesgau und Saargau erheblich
begüterten und früh in Nancy (Nanzig) residierenden, bis 1736 bestimmenden
Dynastie wurde. Neben sie traten sowohl die Grafen von Vaudémont (1070) und die
Grafen von Bar-Mousson wie auch die Hochstifte Metz, Toul und Verdun, die vom
König als Gegengewicht gefördert wurden. Seit 1190 war die Herzogswürde in
Niederlothringen lediglich ein von den Herzögen von Brabant fortgeführter
Titel. Nach Kaiser Friedrich II. schwand der Einfluss des Reiches, während
Frankreich an Bedeutung gewann. 1301 mussten die Grafen von Bar den
französischen König als Lehnsherr der westlich der Maas gelegenen Güter
anerkennen, wenig später Toul und Verdun Schutzverträge mit Frankreich
abschließen. 1354 wurden die Grafen von Bar durch die Errichtung der
Markgrafschaft Pont-à-Mousson (Mussenbrück) lehnsrechtlich an das Reich
gebunden. Sie erhielten den Titel Herzog und waren Reichsfürsten. 1361 wurde
dem Herzog von L. von Kaiser Karl IV. die Lehnspflicht wegen des Herzogtums
erlassen. Nach dem Aussterben der Herzöge von L. in der männlichen Linie (1431)
kam das Herzogtum L. über die Erbtochter Isabella an die Herzöge von Bar (René
d'Anjou), nach deren Aussterben in männlicher Linie unter René II. (1473-1509)
an die Grafen von Vaudémont. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen
Frankreich und dem deutschen Reich wurde L. 1542 zum freien Herzogtum erklärt,
das weder an das Reich noch an Frankreich fallen sollte. Lehnsabhängig war der
Herzog lediglich für die 1354 errichtete Markgrafschaft Pont-à-Mousson sowie
für kleinere Grafschaften und Herrschaften, auf denen seine Reichsstandschaft
beruhte. 1567 erfolgte die Errichtung der Markgrafschaft Nomeny und
Hattonchâtel, unter der die Herzöge von L. von nun an Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat hatten. Schon 1552 allerdings hatte Frankreich Metz, Toul und
Verdun durch Truppen besetzt und begonnen, sie ungeachtet ihrer formell
fortdauernden Eigenschaft als Reichsstädte in die französische Monarchie
einzugliedern. 1633 besetzte Frankreich das gesamte Herzogtum L. Während Metz,
Toul und Verdun dann 1648 auch rechtlich zu Frankreich kamen, erhielt der
Herzog von L. 1661 das Herzogtum zurück. 1662 trat er es an Frankreich ab,
kündigte 1670 aber den Vertrag, woraufhin Frankreich das Land besetzte. 1697
wurde das Herzogtum wiederhergestellt. Von 1702 bis 1714 wurde es erneut von
französischen Truppen besetzt. 1735 erhielt der von seinem Schwiegersohn, dem
König von Frankreich unterstützte König von Polen, Stanislaus Leszczynski, für
seinen Verzicht auf Polen L. und Bar, der Herzog Franz Stephan, seit 1736
Gemahl der Kaisertochter Maria Theresia, für seinen Verzicht auf Lothringen das
frei gewordene Großherzogtum Toskana. Damit schied L. aus dem Reich aus und kam
1738 tatsächlich, nach dem Tode Stanislaus Leczczynskis (1766) auch formell zu
Frankreich, behielt aber - unter Nomeny - bis 1766 weiter Sitz und Stimme im
oberrheinischen Reichskreis und bis 1801 im Reichsfürstenrat. 1801 gelangte L.
auch völkerrechtlich an Frankreich. 1870/1871 fiel sein nördlicher Teil mit
Metz zusammen mit Elsass an das Deutsche Reich (Elsass-Lothringen), 1919 aber
wieder an Frankreich zurück.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 96;
Calmet, A., Histoire ecclésiastique et civile de la Lorraine, 1728, 2. A. 1745;
Warnkönig, L./Warnkönig, T./Stein, L., Französische Staats- und
Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1875, Neudruck 1968; Derichsweiler, H., Geschichte
Lothringens, Bd. 1-2, 1901; Derichsweiler, H., Geschichte Lothringens, 1905;
Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen seit dem
Jahr 1542, 1891; Die alten Territorien des Bezirks Lothringen nach dem Stande
vom 1. Jan. 1648, Teil 1 (in) Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen
Heft 28 (1898); Parisot, R., Histoire de Lorraine, Bd. 1ff. 1915ff., Bd. 1 2.
A. 1926; Hübinger, P., Oberlothringen, Rhein und Reich im Hochmittelalter, Rhein.
Vjbll. 7 (1937); Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein,
Mittel- und Niederrhein, hg. v. Niessen, J., 1950; Opel, H., Die Rechtsstellung
der mit dem Anschluss Lothringens zum Deutschen Reich gekommenen Franzosen,
Diss. jur. Göttingen 1954; Aimond, C., Histoire des Lorrains, 1960; Schneider,
J., Histoire de la Lorraine, 1967; Hlawitschka, F., Die Anfänge des Hauses
Habsburg-Lothringen, 1969; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die
Fürstentümer Bar und Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Mohr, W.,
Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1 1974; Parisse, M., Les Ducs et le
duché de Lorraine au XIIe siècle 1048-1206, Bll. f. dt. LG. 111 (1975), 86ff.;
Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983; Lothringen - Geschichte
eines Grenzlandes, hg. v. Parisse, M. u. a., deutsche Ausgabe hg. v. Herrmann,
H., 1984; Geiben, K., Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Lothringen unter
seinem letzten Herzog und einstigen König der Polen Stanislaus Leszczynski,
1989; Babel, R., Zwischen Habsburg und Bourbon, 1989; Parisse, M., Austrasie,
Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10.
Jahrhundert, 1990; Parisse, M., Lotharingien, LexMA 5 1991, 2128; Parisse, M.,
Lothringen, LexMA 5 1991, 2134; Werner, M., Der Herzog von Lothringen in
salischer Zeit, (in) Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1
1991; Despy, G., Niederlothringen, LexMA 6 1993, 1142; Lotharingia, hg. v.
Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien im 10.-12. Jahrhundert, 1996;
Le pouvoir et les libertés en Lotharingie, hg. v. Trauffler, H., 1997; Bauer,
T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 146, 832;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 461; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2009.
Löw von Steinfurth (Reichsritter), Löw von
und zu Steinfurt. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren L. mit Steinfurth
(Steinfurt) und der Vogtei zu Oberstraßheim, Staden, Florstadt, Stammheim und
Wisselsheim zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 547; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 155; Löw, W. Frhr. v., Notizen über die Familie derer Freiherrn Löw von und zu Steinfurth,
1868; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 357 (Steinfurth, Staden).
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie
(1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg)
benannte. 1019 spaltete dieses Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12.
Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136 erloschen die Grafen im Mannesstamm.
Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen Heinrich von Namur († 1196).
Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über Echternach und Stablo fielen
an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214 Theobald von Bar und 1226
Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe Ermensindes von Luxemburg
gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als Mitgift an Luxemburg. Wenig
später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu. 1270 wurde Sankt Vith
gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg 1288 Heinrich VI. bei
Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich die Grafen auf L. und
Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308 König und 1312 Kaiser.
1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den Blinden ab, der
gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein Sohn, Karl IV.,
verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die Grafschaft L. 1353
seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte Wenzel
L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen, erwarb
1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete wieder
ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder von L.
getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen Vetter
Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von Görlitz
und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443 an
Philipp von Burgund verkauften, wobei es als Reichslehen im Reich verblieb. Die
Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb
1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg mit Burgund an
Habsburg bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als
Teil des burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von
Diedenhofen bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet
besetzte. Dieses kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an
Frankreich. 1814 wurde das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen
zugeteilt (Bitburg, Sankt Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des
Deutschen Bundes, blieb jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der
nassauischen Erblande mit dem Königreich der Niederlande in Personalunion
verbunden und wurde trotz seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz
regiert. Mit L. wurden Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das
Herzogtum Bouillon vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen
Revolution, der sich L. anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil
Luxemburgs mit Arel bzw. Arlon an Belgien abgetreten, das östliche
deutschsprachige Gebiet im Vertrag von London als Großherzogtum
wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856
und 1868 revidierte demokratische Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis
1919 dem Deutschen Zollverein angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde
L. unter Zustimmung der europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890
starb die ottonische Linie des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog
Adolf aus der 1866 in Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg,
womit die Personalunion mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die
walramische Linie im Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits
die weibliche Erbfolge eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin
Charlotte verheiratet mit Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte
sich der Einfluss Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) A/B3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der,
Les Cartes géographiques du Duché de Luxembourg, o. J.; Schötter, J.,
Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.; Hansen, J., Carte historique du
Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der
altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C.,
Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H., Das erste Luxemburger Grafenhaus
963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des Luxemburger Landes, 3. A. 1948;
Schoos, J., Le développement politique et territorial du pays de Luxembourg
dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950; Meyers, J., Geschichte Luxemburgs,
Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv
12 (1956); Gerlich, A., Habsburg - Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die
deutsche Königskrone, 1960; Weber, P., Histoire du Grand-Duché de Luxembourg,
1961; Goedert, J., La formation territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas
du Luxembourg, hg. v. Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das
römische Luxemburg, 1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und
nationaler Selbstaufgabe, 1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer,
P., Überlegungen zu einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes,
C., Die Geschichte des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im
späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der
Luxemburger, (in) Die Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA
6 1992, 28; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W.,
Landesherrschaft zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt
und Rezeption, 1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die
Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen
von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
Lynar (Reichsritter). Im späten 16.
Jahrhundert zählten die L. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 125; Familienarchiv der Grafen zu
Lynar auf Lübbenau, hg. v. Neitmann, K., 2006.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof (erster sicher belegter
Bischof um 200) bzw. Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet
es unter die Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569
der Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz
eines Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch
König Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien
erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024
zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu
Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im
Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte
an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen
Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen
zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der
Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des
Reiches anerkennen. 1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische
Familia della Torre an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274
von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der
ghibellinischen Familie Visconti gestürzt, die
1294 das Reichsvikariat bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft
in ganz Mittelitalien und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi,
Siena, Pisa, Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch
Kauf die Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen
große Teile verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen,
zum Teil selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft nach dem
Aussterben der Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494 verlieh
König Maximilian I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M. von
Frankreich, das Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das
1505 mit ihm belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin
und Chiavenna von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515
aber nur den Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl
V., dann an die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben
der Sforza als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn
Philipp II. und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714
fiel M. nach dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und
Angleria sowie den Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen
Habsburger in Österreich. 1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara,
Tortona) an Savoyen abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter
Reformen rasch auf. 1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik,
1805 Königreich Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde
es mit Venedig als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches
Königreich) Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen
Österreich. 1859 musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben.
M. kam zu Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse
Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale
(1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni,
C. u. a., 2004.
Malaspina (Reichsfürst). Seit 1124 sind als
Nachkommen der Otbertiner in Oberitalien Mitglieder einer Familie belegt, die sich später M. nannte. 1221 teilte
das Geschlecht die Güter längs der Magra. Seine Ländereien zählten trotz
weiterer Teilungen zu den am längsten lehnrechtlich eingebundenen Gebieten
Italiens und waren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichsunmittelbar. 1693
erhob Kaiser Leopold I. Carlo M. zum Reichsfürsten. 1714 verkaufte das Reich
die den Doria entzogenen Herrschaften Calice und Veppo an M. Hinzu kam die
eingezogene Herrschaft Avulla (Malaspina-Podenzana).
L.: Klein 167;
Porcacchi, T., Historia dell’origine et successione dell’illustrissima famiglia
Malaspina, 1585; Conti, P., Malaspina, LexMA 6 1992, 163.
Manderscheid (Herren, Grafen[, Herrschaft,
Grafschaft]). In M. bei Wittlich in der Eifel gab es eine Oberburg, die vor
1147 an das Erzstift Trier kam, und eine Unterburg, die Sitz der Herren von M.
war. Die Herren von M. hatten die Vogtei des Klosters Echternach und waren
Lehnsleute der Grafen von Luxemburg. Ihre Herrschaft fiel nach dem Aussterben
der Familie um 1200 an die Herren von Kerpen bei
Daun, die um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen gründeten. Die
Herren von Kerpen beerbten im 15. Jahrhundert die Familien
Schleiden (1435/1450 bzw. um 1440, Gewinn u. a. Jünkeraths) und Blankenheim
(1468/1469, Gewinn u. a. Gerolsteins). 1457 wurde M. Reichsgrafschaft. 1487
erlangten die Herren seitens Virneburgs Neuerburg und Kronenburg, um 1500 Teile
von Kerpen, Virneburg und Dollendorf. 1488 teilte sich das Haus M. (und
Blankenheim) in den Zweig Manderscheid-Blankenheim (Blankenheim), den Zweig
Manderscheid-Schleiden ( Schleiden) und den Zweig Manderscheid-Kail (Kail). Der
Zweig Manderscheid-Blankenheim zerfiel 1524 in die Linien
Manderscheid-Blankenheim (mit Blankenheim, Jünkerath und einem Anteil an der
Herrschaft Mechernich) und Manderscheid-Gerolstein (mit Gerolstein [bis 1697]).
Zu Manderscheid-Schleiden gehörten Kasselburg, Kerpen (1525), M., Schleiden und
Kronenburg sowie Neuerburg und seit 1545/1554 die Grafschaft Virneburg und die
Herrschaft Saffenburg. Der Zweig Manderscheid-Kail hatte Dorf Salm, Vogtei
Lüxem (Luxem) und seit 1527 die Herrschaft Dollendorf in der Eifel sowie seit
1593 Neuerburg. Nach dem Aussterben der Linie Manderscheid-Schleiden kam es zu
langwierigen Erbstreitigkeiten. Der 1780 erlöschenden Linie
Manderscheid-Blankenheim, die 1742 die Linie Manderscheid-Kail beerbt hatte,
folgten die Grafen von Sternberg. 1794 wurde M. von Frankreich besetzt. 1814
kam es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Neu, P., Geschichte und Struktur der Eifelterritorien des Hauses
Manderscheid, Rhein. Archiv 80 (1972); Neu, P., Manderscheid und das Reich,
Rhein. Vjbll. 36 (1972), 53ff.; Die Manderscheider, 1990 (Katalog); Janssen,
W., Manderscheid, LexMA 6 1992, 186.
Manteuffel (Reichsgrafen). 1759 wurde der livländische Zweig der aus dem Hochstift Bremen stammenden, seit 1325 in Estland, Kurland und Livland begegnenden adligen Familie Zoege von M. (M. genannt Szoege) als Grafen von M. in den Reichsgrafenstand erhoben.
Maxlrain (Herrschaft). M. (813 Mahsminreini) bei
Bad Aibling war vermutlich altes Königsgut, das zumindest teilweise an das
Hochstift Freising kam. Die Familie, die sich
seit 1080 nach M. nannte, erwarb im 16. Jahrhundert die reichsfreie Herrschaft
Hohenwaldeck und wurde 1548 zu Reichsfreiherren erhoben. Nach dem Aussterben
der Familie 1734 gelangte M., das die
Reichsmatrikel von 1776 im bayerischen Reichskreis aufführt, an die Sazenhofen
bzw. Satzenhofen, Lamberg, Reinstein-Tattenbach (Rheinstein-Tattenbach),
Arco-Valley, Lodron, Radali, Leyden, Arco-Zinneberg, Hohenthal und Bergen. Die
Lehnshoheit Freisings wurde 1523 im Tausch gegen Wallenburg erneuert, im 18.
Jahrhundert aber abgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 50; Demmel, K., Die Hofmark Maxlrain. Ihre rechtliche und
wirtschaftliche Entwicklung, 1941.
Meinerzhagen, Meinertzhagen (Reichsritter). 1748 wurde
Gerhard M., dessen Familie Hauptinhaber des
Bleibergwerks in Mechernich war, in den Reichsritterstand erhoben. Später kamen
die Güter an die verwandten Grafen zu Lippe.
L.: Wolff 319.
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg
Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz der Markgrafen von M. Die 1046
erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis) geht auf eine deutsche, nach
dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete Markgrafschaft zurück, als deren
erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft
Merseburg, Zeitz und M.) und unterstand Markgrafen aus den Häusern der
Ekkehardiner (Ekkehardinger) (985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der
Brunonen (1067-1088) und seit 1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger
(Heinrich I. von Eilenburg) bzw. Wettiner, die ursprünglich als Grafen im
Schwabengau und Hosgau saßen und deren Stammarkgrafschaft Wettin mit der
gleichnamigen Burg an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg
(Eulenburg, Eilenberg) und Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark),
das Land Bautzen, die Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und
Groitzsch sowie die Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz)
und die Klöster Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des
Kaisers die Mark als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf
Heinrich III. erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft
Sachsen (1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit
Altenburg, Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und Familienzwisten, welche die Bedeutung der
Markgrafschaft erheblich minderten. 1300 zog König Adolf von Nassau das Land
als erledigtes Lehen ein, doch konnte Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie
Thüringen zurückgewinnen. Unter den Nachfolgern gelangen Erwerbungen im
Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um Dohna und Pirna. Kernland der
Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von Markgraf Friedrich dem
Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423 erlangten die Markgrafen
von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von Sachsen-Wittenberg.
Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis zählende Markgrafschaft
M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund und wurde unter Sachsen
mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten meißnischen, Leipziger
und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis enthielt die Ämter M.,
Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein) und Lohmen, Stolpen,
Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit Moritzburg, Senftenberg,
Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der Leipziger Kreis umfasste die
Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit Düben, Grimma, Mutzschen
(Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz (Kolditz), Borna, Pegau und
das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis zerfiel in die Ämter Freiberg,
Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen, Grillenburg mit Tharandt,
Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit Rauenstein, Grünhain mit
Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf (Krottendorf), Wiesenburg
und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren Teilungen fiel der Hauptteil
(Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie des späteren Königreichs
Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Merxheim (Ganerbschaft). Aus dem 11. Jahrhundert
sind Güter mehrerer ritterlicher Familien in M.
(Merkedesheim) bei Bad Kreuznach bekannt. Von 1358 bis 1442 bildete M. eine
selbständige Herrschaft. Deren Inhaber wechselten mehrfach, bis um 1789 die
Selbständigkeit verlorenging. S. Preußen (Rheinprovinz), Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Mespelbrunn (Burg, Herrschaft). 1412 übertrug das
Erzstift Mainz der den Schenken von Erbach und dem Erzstift zu Diensten
verbundenen Familie Echter die Wüstung Espelborn
in einem Seitental der Elsava im Spessart. 1665 erlosch die Familie, die seit 1430 M. zu ihrem Stammsitz ausgebaut
hatte, und wurde von den Ingelheim beerbt. S. Echter von M., Bayern.
L.: Kittel, A., Beiträge zur Geschichte der Freiherren Echter von Mespelbrunn,
1882.
Metternich (Grafen, Reichsgrafen, Fürsten). Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts nannte sich ein Zweig des rheinischen
Adelsgeschlechts Hemberg (Hemmerich bei Bonn) nach dem Dorf M. westlich von
Bonn. Er hatte die Erbkämmererwürde des Erzstifts Köln inne, stellte zahlreiche
Bischöfe und Erzbischöfe und teilte sich in insgesamt 12 Linien. 1652 erhielt
Philipp Emmerich vom Erzstift Trier die heimgefallenen Herrschaften Winneburg
und Beilstein an der unteren Mosel zu Reichsafterlehen. 1635 wurde die Familie reichsfreiherrlich und 1679 reichsgräflich. Im
18. Jahrhundert zählte sie als Metternich-Winneburg mit dem Hofgut Denzerheide
samt Sporkentaler Mühle zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Außerdem war sie im früheren 18. Jahrhundert im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1803 erlangte sie als Entschädigung für
ihre linksrheinischen Güter Winneburg und Beilstein, über die sie Sitz und
Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium hatte, die Reichsabtei
Ochsenhausen in Schwaben (ohne das Amt Tannheim und mit verschiedenen Renten
belastet) als Fürstentum (Winneburg), das 1806 aber von Württemberg
mediatisiert und 1825 gekauft wurde. Klemens Wenzel Lothar M., der zum
Staatskanzler Österreichs (1821) aufstieg, erhielt 1813 vom Kaiser von
Österreich Schloss Johannisberg im Rheingau verliehen.
L.: Stieber; Zeumer 554 II b 63, 19; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 157; Riedenauer 125; Klein 188.
Montecuccoli (Reichsfürst). 1651 wurde der kaiserliche
Feldmarschall Raimund M., dessen Familie aus
Modena stammte, zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 152; Senesi, J., Raimund Montecuccoli, 1933; Leisching, P., Hohenegg.
Das Werden des montecuccolischen Herrschafts-Fideikommisses in Niederösterreich,
Innsbrucker Historische Studien 10/11 (1988); Schreiber, G., Montecuccoli,
Raimondo, 2000.
Mueg von Boofzheim (Reichsritter). Die 1684
ausgestorbene Familie M. gehörte zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160 erbaute
der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165
bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der sich die Familie danach benannte. Sie war Mittelpunkt der
1155/1156 bezeugten Herrschaft M. Zu ihr kam nach 1170 ein Teil der Grafschaft
Nürings. Nach dem Aussterben der Herren von M. gelangte die später zum
oberrheinischen Reichskreis zählende, M., Assenheim, Königstein,
Dreieichenhain, Babenhausen und rund hundert weitere Orte umfassende Herrschaft
1255 zum größten Teil (40/48) an die Herren von Falkenstein, die weitere
Anteile von Weinsberg (1270), Schönberg (1272) und Pappenheim (1286) erwarben,
im Übrigen (8/48) an Hanau. Das Erbe der Herren von Falkenstein fiel 1418 an
die Grafen von Solms, die zuletzt 20/48 hatten, und Eppstein. Für die Grafen
von Eppstein traten 1581 Stolberg (10/48) und das Erzstift Mainz (10/48) ein.
Die mainzischen Güter kamen 1684 an die Grafen von Hanau und damit 1736 an
Hessen-Kassel, die Solmser Güter im frühen 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt.
Der Anteil Hessen-Kassels fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a.
Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G., Burg Münzenberg, 2.
A. 1965; Gruber, K./Küther, W., Minzinberg - Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz,
H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 284.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N.
(Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit 1159/1160 ein Grafengeschlecht, das
sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert (1079-1089) und dessen Sohn Graf
Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals sicher bezeugt), 1122/1124 den
Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und nach 1124 Vogt des Hochstifts
Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main,
Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen
mit den Grafen von Katzenelnbogen von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den
Grafen von Arnstein zustehende Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark,
Kalenberger Zent, Westerwald, Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein,
Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200) mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie
den Landgrafen von Hessen als Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von
N. die Güter längs der Lahn in die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren
Gebiete mit Siegen, Herborn und Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und
Ems (ottonische [jüngere] Linie) und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete
mit den Herrschaften Wiesbaden und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und
Bleidenstadt (walramische [ältere] Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am Unterlauf
der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig wurde die
Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus) eingeführt. 1559
erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen (Nassau-Oranien) und die
rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561 beerbte Nassau-Dillenburg
Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in die Linien
Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit Dillenburg,
Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich seitdem
nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den Reichsfürstenstand
erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand erhoben) mit Hadamar
und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel Nassau-Dillenburg mit der
Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen gelangte 1742/1743 an
Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der nassau-ottonischen
Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die linksrheinischen
Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die Linie Fürsten von
Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag und regierte das
Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg. 1795/1797/1801 verlor sie
alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt hierfür das Hochstift
Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei Östrich-Winkel), Corvey und
Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen),
Dietkirchen und Bendern (in Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien
(insgesamt 46 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die
Rheinbundakte auch die rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez
an das Herzogtum Nassau und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der
französischen Vorherrschaft ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12.
1813 von seinen Ländern wieder Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau
an Nassau-Oranien das Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag
vom 31. 5. 1815 trat der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der
Niederlande geworden war, alle deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung
für das ihm durch den Wiener Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab.
Preußen gab seinerseits einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar,
Dillenburg) an das Herzogtum Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König
Wilhelm III. von den Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die
ältere walramische Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte,
gewann 1328/1333 die Herrschaft (Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft
Lichtenstein und weitere Güter (pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb
außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach
ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und
Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602
von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie
Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der
Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit
Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und
Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit
Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu
Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721
aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das
außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit
Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie)
teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und
1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und
die Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797
von Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine
linksrheinischen Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an
Preußen kam, erhielt dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz
im Rheingau und am unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg),
aus dem Erzstift Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil
an der Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das
1816 ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten
Herzogtum N. zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft
Wied-Neuwied, das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein, Schönborn, Waldbott von Bassenheim
[Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und des Freiherren vom Stein zu
beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten eine landständische Verfassung.
1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen umfangreiche Gebiete (ehemals
hessen-kasselische Niedergrafschaft Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar
[gegen die späteren Kreise Neuwied, Altenkirchen, Wetzlar und den
rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]). Seit 1815 war das Herzogtum
Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte Nassau-Weilburg allein. 1836
trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12. 1849 wurde eine liberale
Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder aufgehoben wurde. Am 8.
10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung Österreichs von Preußen (in die
Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch 8,5 Millionen Taler und die
Schlösser Weilburg und Biebrich (Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf
von Nassau (aus der walramischen Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg.
1912 starb das Haus N. aus. 1945 kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen
Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd. 1ff. 1880ff.;
Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd. 1ff. 1885ff.,
Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts Frankfurt am
Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff.
1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des
Oberlahnkreises, 1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen
Behördenorganisation der Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt
am Main 1943; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987;
Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980;
Oestreich, G., Grafschaft und Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen
Kriege, (in) Bll. f. dt. LG. 96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur
Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante,
G. W., Strukturen, Funktionen und Wandel eines historischen Raumes: Nassau,
(in) Nassauische Annalen 85 (1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866.
Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine Ausstellung des Landes Hessen und der
Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog), Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in
politischen Konstellationen am Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof
Gerlach (1292-1346), Nassauische Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O.,
Nassauische Biographie, 1986; Steubing, J., Kirchen- und Reformationsgeschichte
der Oranien-nassauischen Lande, 1987; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum
Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im
Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991;
Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035; Jäger, W., Staatsbildung und
Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 166;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479; Schüler, W., Das Herzogtum
Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte Nassau im 18. Jh.).
Nierstein (Reichsdorf). N. am Rhein bei Oppenheim
war vorgeschichtlich und römisch besiedelt und erscheint bereits in einer Gabe
Karlmanns an Würzburg zu Beginn des 8. Jahrhunderts. Am 16. 1. 1315 verpfändete
König Ludwig der Bayer unter anderem N. an den Erzbischof von Mainz. Am 25. 12.
1356 verpfändete Kaiser Karl IV. den Ort an die Stadt Mainz. Am 12. 2. 1375
verpfändete er ihn Ruprecht von der Pfalz. König Wenzel bestätigte dies am 7.
7. 1376. Am 23. 8. 1402 verpfändete König Ruprecht den Ort seinem Sohn Ludwig von
der Pfalz. 1752 gehörten die Güter neunzehn adligen Familien
und mehreren Kirchen. Danach kam er an Hessen-Darmstadt und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 467, 466; Wolff 91.
Nothaft, Notthaft (Herren, Reichsritter). Die
vielleicht aus dem Raum um Regensburg kommenden N. sind 1163 erstmals mit
Adalbertus de Egre (1166 Adelbertus N.) im Egerland nachweisbar. Später saßen
sie auf den Burgen Thierstein, Weißenstein im Steinwald (von etwa 1300 bis
1381), Wernberg, Runding, Bodenstein bei Nittenau (von etwa 1400 bis 1539),
Aholming (bei Deggendorf und an vielen anderen Orten. Im frühen 16. Jahrhundert
zählten die N. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. In mehrere Linien
verzweigt, standen die N. in Wien, München, Kaiserswerth und Münster in hohen
Diensten. 1718 beerbte die Linie Bodenstein die 1638 zu Grafen erhobene Linie
Weißenstein, 1734 die Linie Wernberg. 1881 endete ihre letzte Herrschaft. Im
20. Jahrhundert starb die Linie Bodenstein im Mannesstamm aus.
L.: Riedenauer 125; Stark, H., Die Stammlehen der Familie
Nothaft im Egerland, Archiv f. d. G. v. Oberfranken 75 (1995), 39; Singer, F.,
Das Nothaftische Lehensbuch von 1360, 1996; Stark, H., Die Familie Nothaft, (in) Der Dohlenturm 1 (1997), 1;
Stark, H., Die adeligen Forstmeister im Egerer Reichsforst, Archiv f. d. G. v.
Oberfranken 77 (1997), 207; Rahrbach 172
Olbrück, Ollbrück (Herrschaft,
Reichsherrschaft). Die Burg O. im oberen Brohltal bei Ahrweiler westlich von
Andernach wurde vermutlich um 1100 durch die Grafen von Wied erbaut. 1190
trugen die Grafen sie dem Erzstift Köln zu Lehen auf. Die Burg, die nach dem
Aussterben der Grafen von Wied Ganerbschaft zahlreicher Familien (Eppstein, Braunsberg, Eich, Waldbott [Waldpod] von
Bassenheim) war, bildete den Mittelpunkt der Reichsherrschaft O., zu der etwa
zehn Dörfer der nächsten Umgebung zählten. 1555 gelangte der Wieder Anteil als
Lehen Kölns an die drei Linien der Waldbott von Bassenheim. 1735 löste die Familie Waldbott von Bassenheim die Ganerbschaft auf
und teilte O. unter den Linien Bassenheim und Bornheim. Die Herrschaft O.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 1600 bzw.
3000 Einwohnern zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel O. an Preußen und
kam von dort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Wallner 699 OberrheinRK 50; Gerhards, H., Burg Olbrück, (in)
Heimatkalender für den Landkreis Ahrweiler, 1961; Pracht, H., Burg Olbrück und
das Zissener Ländchen, 1981.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh.
Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie
Widukinds von Sachsen ab. Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im
Osnabrücker Nordland. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108)
erscheint um 1100 (1108) als comes in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem
(frühen) 12. Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe
die Vogtei ihres Hausklosters Rastede (1124) und des Stiftes Wildeshausen (um
1100) inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen.
Vielleicht schon um 1150 wurde die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit
Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der
Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie (mit O., Landwürden und
Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau)
abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von Oldenburg-Bruchhausen abspalteten.
Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster
(Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen (Wildeshausen), die Grafen von
Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den
Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land
(Süderbrok [Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel
1278/1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim
Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen
(1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser
hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein
drei Söhne, von denen der älteste (Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen
und Schweden wurde und 1459 das Herzogtum Schleswig und die Grafschaften
Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft O. erlangte.
Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an Münster (bis zur Eroberung von 1547) und
1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft
Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531
wurde O. geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die
Reformation ein. 1667 kam die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende
Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen
Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an
Dänemark (und bis 1676 Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt
Traventhal [Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an
Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst,
Varel sowie die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als
Fideikommiss an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen
von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O.
(unter Holstein-Gottorp [Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O.
umfasste zu dieser Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen
Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst mit rund 70000 Einwohnern. Durch
Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam die von Statthaltern Dänemarks
regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an Holstein-Gottorp (Gottorf),
das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und innerhalb dieses Hauses an
(die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum Lübeck(-Eutin), wofür
Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde die Grafschaft
Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O. Residenz. 1803
erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für
den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether Weserzoll und
einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg und Vechta aus
dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche Wildeshausen. Am
10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von Frankreich annektiert
(bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die
Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen Fürstentum
Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in Personalunion, so dass das
Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823 erlangte es durch Abtretung die
Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2. 1849 erhielt es eine
Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen
veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete
O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler
abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim Eintritt in den Norddeutschen
Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer. 1918
wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die Nationalsozialisten die Mehrheit. Das
Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen (Rheinprovinz). Ebenso gelangte
Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853 erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der
Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk in Niedersachsen auf. S. a.
Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409; Corpus
constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd. 1ff.
Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd. 1ff.
1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f. 1911ff.;
Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die territoriale
Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte der Stadt
Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in) Oldenburger
Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a. Emden-Oldenburg, hg.
v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische Landesgeschichte, 1953; Boy,
H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek, G., Oldenburger Land, 1956;
Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956; Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg,
(in) Niedersächsischer Städteatlas, hg. v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt
Oldenburg im 19. Jahrhundert, 1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg
während des Mittelalters, 1969; Hülle, W., Geschichte des höchsten
Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1974; Seeber, E., Die Oldenburger
Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen Selbstverwaltung in der Grafschaft
Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches Gemeindeverzeichnis für das
Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981; Parteien und Wahlen in
Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die Entwicklung der
kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985; Koolman, E.,
Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des Landes
Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die Wirtschaft
des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v. Krüger, K., 1988;
Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland, 1989; Friedl, H.,
Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, 1992; Schmidt, H.,
Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt
durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp,
J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Oppurg (Herrschaft). 1074 gab Erzbischof Anno
von Köln unter aus Reichsgut stammenden Ländereien O. (Opult) bei Pössneck an
die Abtei Saalfeld. Über weitergegebene Vogteirechte der Grafen von Schwarzburg
und der Grafen von Orlamünde über die Abteigüter erlangten die Ritter von
Brandenstein die Herrschaft O. Da sie infolge zahlreicher Erbteilungen und
sonstiger Umstände im 17. Jahrhundert verarmten, musste die Herrschaft 1672 an
Graf Johann Albrecht von Ronow verkauft werden. 1703 kam sie an die Familie Einsiedel, 1745 an die Grafen Hoym, 1782
erbweise an die Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen. Sie gehörte über die
Markgrafschaft Meißen Sachsens dem obersächsischen Reichskreis an. Über
Thüringen (1920) fiel O. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik.
L.: Wolff 380; Wallner 708 ObersächsRK 2; Dedié, F., Oppurg und seine Besitzer
im Laufe der Jahrhunderte, 1939.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530
mit weiteren Gütern in der Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge
einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.).
1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte
es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von
Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572
zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579
gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen
Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und
von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen
der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als
Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der
Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten
von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O.
verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten
von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679
und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen
Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte
Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an.
Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713
erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern).
1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890
erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993,
1424; Oranien und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994;
Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995;
Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997.
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen
stammte vielleicht von den Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10.
Jahrhunderts in Kärnten Fuß, erweiterte die Güter durch Heiraten Graf
Siegfrieds mit Richgard von Lavant und Engelberts mit der Schwester des Herzogs
von Kärnten, gewann 1090 die Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170),
erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.) und wurde 1122
zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an König Ottokar von
Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg). Außerdem erwarb
sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen von Formbach) und
stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum mächtigsten bayerischen
Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und Chiemgau) auf. Nördlich der
Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer Wald gewonnen. Nach
1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete jüngere Linie gewann
das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft Kraiburg/Inn) und erbaute
vor 1190 die Burg O. (Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau.
1208/1209/1210 wurde das Amt der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den
Erbstreitigkeiten nach Erlöschen der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248)
verloren die Grafen alle Güter bis auf die vom Reich zu Lehen gehende
Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O. in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit
1530 nannten sich die Grafen von Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der
Grafen von O. in Kärnten beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit
wurde von Bayern erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht
anerkannt. 1563 wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch
Bayern die Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen
Reichskreis und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an.
1805 setzte Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern
umfassenden Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach
bei Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach
durch Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam
Seßlach zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten
wurden die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von
Görz zu den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde
die Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus.
Die Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden,
nach ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam
die Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen
Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von
Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen
Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der
Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen von Ortenburg
in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte des
reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd. 1, 2
1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch der
bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg, LexMA
6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F., Die
Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36 (1994), 9.
Ostein (Grafen). Die Grafen von O. sind ein
Zweig der Familie Dalberg (Dalberg-Heßloch,
Dalberg-Hassloch). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die auch zum
Ritterkreis Rhein zählenden Grafen von O. wegen der Herrschaft Millendonk(,
Myllendonk, Mylendonk) zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust
der Herrschaft die Abtei Buxheim (ohne Pless und belastet mit verschiedenen
Renten). Die O. waren um 1700 auch Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. 1696 war der würzburgische Domherr Johann Heinrich von
O. wegen des 1694 erworbenen, 1698 aber wieder veräußerten Ebersberg im Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Seit 1810 hatten die O. Güter
in Böhmen.
L.: Zeumer 554 II b 63, 26; Roth von Schreckenstein 2, 595; Riedenauer 126;
Schulz 268.
Osterberg (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von O. bei Illertissen mit dem 1647
erworbenen Bühl und dem 1679/1680 erworbenen O. mit Weiler zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. Sie waren am 2. 3. 1712 zu Reichsfreiherren erhoben
worden (zuvor Mayer von Röfingen auf Bühl). Das Schloss O. gelangte 1816 als
Teil eines Familienfideikommisses an den
Freiherren von Ponickau und wurde 1995 verkauft. S. Meyer zu O.
L.: Wolff 508; Hölzle, Beiwort 59.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum
zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit
besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod.
Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet christianisiert.
843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum ostfränkischen Reich.
Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in O. mehrere selbständige
Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland, Emsigerland, Harlingerland u.
a.), die im Hochmittelalter von consules regiert wurden und sich im sog.
Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz südlich Aurichs) in einer Art
Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327 verfiel dieser Verband der
friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete gerieten unter die Herrschaft
von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok auf der Oldeborg im Brokmerland
bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich in zahlreichen Fehden
gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht tom Brok (1361 Keno Hilmersna)
eine gewisse Führung erlangt hatte (1371 Häuptling des Brokmerlandes
(Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland, Harlingerland und
Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II. 1417-1427 Häuptling in
O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard Cirksena und dann
seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13. Jahrhundert in führender
Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren Familie
Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen hatte, die
Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems unter einer
Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich Cirksena als
Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen (Grafschaft zu
Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die Weser), was zur
Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das schon früh in der
Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge bis zur Zuidersee
und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und das
Groningerland, über das Herzogtum Burgund an die sich seit 1571
verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen blieben Jever,
Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland, Hauptstadt
wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches Landrecht.
Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es zum
achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte
(Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei
Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich
Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J.,
Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses,
1955; Lang, A., Die älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur
Neudruckausgabe der Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer
von 1584, 1957; Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De
grenzen van Frisia tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des
Namens Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und
vaterländ. Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur
Sozial- und Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter,
1966; Wiemann, H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands,
1974; Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft, 1982;
Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen
und Klöster im Mittelalter, hg. v. Barlage, D., 1989; Deeters, W., Geschichte
der Grenze zwischen Drenthe und dem Emsland und Groningen und Ostfriesland,
(in) Rondom Eems en Doolard, 1992, 59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6
1993, 1529; Ostfriesland, hg. v. Lengen, H. van, 1995; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H.,
Ostfriesland, 2013.
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das
Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde
das Stift 972 von allen Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz
des Papstes gestellt. 1299 wurde der Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang aber
im 15. Jahrhundert, nachdem 1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei erworben
hatte. 1626 verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund eines Spruches des
Reichskammergerichts von 1624 auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch
verbliebenen Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat
angehörte, aber weder beim schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem
weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und
Anteilen an den Herrschaften Stein, Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen
oberer Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991;
Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur
Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a. 2001.
Paar (Reichsfürst). 1769 wurde Wenzel Johann
Graf von P., dessen Familie sich um den Aufbau
des österreichischen Postwesens verdient gemacht hatte, zum Reichsfürsten
erhoben.
L.: Klein 180.
Palm (Grafen, Fürsten, Reichsritter). Die dem
Patriziat der Reichsstadt Esslingen entstammende Familie
P. wurde 1711 (Reichsritterstand) geadelt. Eine katholisch gewordene Linie
erwarb unter anderem die Herrschaften Illereichen (1771, von den Grafen
Limburg-Styrum, 1788 Verkauf) und Hohengundelfingen (1774, von den
Reichsfreiherren von Landsee) in Schwaben und wurde 1729 in den Reichsfreiherrenstand,
1750 in den Grafenstand und am 24. 7. 1783 (Carl Josef II., gegen hohe
finanzielle Leistungen) in den Fürstenstand erhoben. Die evangelisch
gebliebenen Linien gehörten mit dem 1728 erworbenen Mühlhausen/Neckar, dem 1740
erlangten Bodelshofen und dem 1744 erworbenen Rittergut Steinbach von 1722 bis
1805 zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 363, 375, 379; Schulz 268.
Pappenheim (Herrschaft, Grafschaft, Reichsritter).
Am Beginn des 11. Jahrhunderts erscheinen die nach der Burg P. (801 Pappinheim)
an der Altmühl bei Weißenburg benannten Reichsministerialen von P. Seit 1193
waren sie erbliche Träger des Reichsmarschallamts, das nach 1214 die mit ihnen
verwandten Herren von Biberbach unter den Namen P. übernahmen und seit 1356 bei
der Kaiserkrönung für den Kurfürsten von Sachsen ausübten. Im 15. Jahrhundert
gewannen sie neben Eichstätt das Reichsforstmeisteramt und
Reichsjägermeisteramt im bayerischen Nordgau. Neben der reichsunmittelbaren
Herrschaft P. hatten die im 16. und 17. Jahrhundert der Reichsritterschaft
(Kanton Altmühl bis etwa 1650, Kanton Steigerwald 17. Jahrhundert) im
Ritterkreis Franken angehörigen, mehrfach in Linien aufgespaltenen P.
verschiedene Güter inne (Stühlingen von 1582 bis ins 17. Jahrhundert, Biberbach
nördlich Augsburgs bis 1514, Hohenreichen und Wertingen bis 1700). Nach 1539
drang die Reformation in ihren Gebieten ein. 1628/1740 wurden sie zu
Reichsgrafen in der schwäbischen Grafenbank erhoben. Wegen Ramsberg (bis 1550)
und Wildenstein (1549-1605) waren die P. von 1542 bis 1805 im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Ihre reichsunmittelbare Grafschaft im
Altmühltal kam unter Druck am 1. 6. 1806 durch Mediatisierung an Bayern. 1815
erhielt die Familie als Entschädigung für das
Reichsmarschallamt kurzzeitig auf dem Papier zugedachte, nie übertragene Güter
im ehemaligen Saardepartement (im Umfang von 9000 Seelen), die bald danach an
Preußen fielen. Am 8. 8. 1816 von Preußen als Ausgleich versprochene Domänen im
Regierungsbezirk Köln gab die Familie gegen
Weingüter und Jagdgüter am Rhein auf, deren Erhalt sie gutgläubig vorab
quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126;
Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12.
bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der
Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H., Graf zu, Geschichte des gräflichen
Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940; Hofmann, H., Gunzenhausen - Weißenburg,
1960, Historischer Atlas von Bayern; Arnold, B., Count and Bishop in Medieval
Germany, 1991; Wendehorst, A., Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666; Strauch, D.,
Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die
Wissenschaft, 2007, 487.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom Niederrhein
(Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über Trier und
Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von
Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des letzten
lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156
Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob
ihn zum Reichsfürsten. Zur Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und
Vogteirechte über Speyer, Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel
die P. über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug
sie König Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des
Jüngeren (1213) an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die
welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb.
(Pforzheim gelangte über eine weitere Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des
Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König
erhalten). Vom Bischof von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von
Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die
Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung Lorschs
(1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern (westliche Teile
mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit
Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben. Ludwig II. war
somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits 1257 als Kurfürst mit. 1329
bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die Trennung der (unteren)
P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau (Oberpfalz) zwischen Regensburg und
Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von
Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde
zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene Bulle 1356 zugunsten
der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach, Sinsheim, Neckargemünd,
Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter anderem 1349 Bretten,
1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim, Nierstein und
Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile
der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386 wurde die Universität
Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog. Rupertinischen
Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des 1400 zum König
gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen Teile der Oberpfalz
zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück sowie (die Vordere
Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei im Elsass (1408)
erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz (Heidelberg, Amberg,
Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz), Pfalz-Simmern (bzw.
Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (bis
1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb die Linie
Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und
Pfalz-Simmern beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der
Kurpfalz beerbt. Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am
Oberrhein (Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der
Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe
und Bergstraße [1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die
Kurpfalz modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter
im Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten
Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte
Linie Kurpfalz aus und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken
(Wolfgang) und in den Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als
mittlerer Kurlinie beerbt. Der neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus
ein. Infolge der Wahl zum König des aufständischen Böhmen (1619) verlor
Friedrich V. Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt
1648 die P. und eine neue achte Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte
Kurwürde bei Bayern verblieben. 1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr
folgte die aus Pfalz-Zweibrücken hervorgegangene katholische Linie
Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die Frau seines
Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf Simmern, Kaiserslautern,
Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/1697)
und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und
Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg vermochte sich - mit
Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden die alten Kurrechte
und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P. dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach
Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz in dem 1200
erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie Pfalz-Neuburg. Sie
wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt, der durch Tausch
die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur Finanzierung seiner
Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die P. seit
1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel ihm Bayern
an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach München verlegt. Der
Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an Österreich abzugeben,
scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand Preußens. Am Ende seines
Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter Gemengelage mit anderen
Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis
Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden P. 8200
Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund 300000 Einwohnern. 1801
musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792 besetzten
Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die
Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren
Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E.,
Die Siedlungsnamen der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale
Entwicklung der rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955;
Vogt, W., Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der
benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F.,
Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W.,
Pfälzische Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen
Geschichte, 1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt,
1960; Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und
Sulzbach 1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht
und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962;
Pfalzatlas, hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale
Entwicklung der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine
Palatinate in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von Rheinland-Pfalz
172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968; Weiden, A. v. d.,
Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und Veröffentlichung des danach
gefertigten topographischen Kartenwerks aus den Jahren 1804-1820,
Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz 12
(1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und
Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische Aufnahme
pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes 1836-1837,
hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K., Lehnsrecht,
Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M., Pfalzgrafschaft
bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997;
Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz 1156-1505, hg. v.
Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20. Jahrhundert, hg. v.
Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue Zeit, hg. v. Kohnle,
A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche
Autorität versus städtische Autonomie, 2012; Peltzer, J., Der Rang der
Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 156.
Piombino (Fürstentum). P. gegenüber von Elba
wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gegründet und ist
als Kastell seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts bezeugt. Seit 1115/1135 war es
von Pisa abhängig. 1399 wurde es bei der Unterstellung Pisas unter die Visconti
(Mailand) mit Elba in den Händen der Familie
Appiano vereinigt. 1594 wurde es zu einem besonderen Fürstentum erhoben, das
mehrfach den Inhaber wechselte (18. Jahrhundert Reichslehen). 1801 kam es zu
Frankreich, 1815 an Toskana, 1861 zu Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) G5; Aretin, Das alte Reich 2,
370ff.; Cappelletti, L., Storia della città e stato di Piombino. Dalle origine fino all’anno
1814, 1897, Neudruck 1969; Rodriguez, E., Piombino, 1955; Ceccarelli Lemut, M.,
Piombino, LexMA 6 1993, 2165.
Pückler-Limpurg (Grafen). Ein seit 1676 in Franken ansässiger Zweig der Reichsfreiherren von Pückler erwarb nach der 1690 erfolgten Erhebung in den Reichsgrafenstand 1437/1464 durch Einheiraten in Familien der Limpurgschen Allodialerben Anteile an der Grafschaft Limpurg. Seit 1740 gehörten die P. dem fränkischen Reichsgrafenkollegium an.
Putbus (Land, Herren, Reichsgrafen). Das im
Südwesten von Rügen liegende Land P. gehörte seit 1249 einer Nebenlinie der
1325 ausgestorbenen slawischen Fürsten von Rügen. Diese wurden 1727
Reichsgrafen. 1858 erlosch die Familie im
Mannesstamm. Innerhalb Mecklenburgs gehörte P. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Nach einer Entscheidung des Jahres 1998 verloren die
Erben durch die Sowjetunion als Besatzungsmacht ihr Eigentum (14500 Hektar Land
bzw. ein Sechstel von Rügen) durch Enteignung. S. Pommern,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Loebe, V., Mitteilungen zur Genealogie und Geschichte des Hauses Putbus,
1895; Kausch, D., Geschichte des Hauses Putbus und seines Besitzes im
Mittelalter, 1937; Kausch, D., Regesten und Urkunden zur Geschichte der Herren
von Putbus, 1940.
Quitzow (Herren). 1261 erscheint das sich nach
Q. bei Perleberg nennende brandenburgische Adelsgeschlecht Q. erstmals. Es
stammte vielleicht aus Franken und war wahrscheinlich unter den Gans von
Putlitz vor 1150 an der Besiedlung der Prignitz maßgeblich beteiligt. In
mehrere Zweige geteilt, erwarb es in den brandenburgischen Wirren unter den
wittelsbachischen und luxemburgischen Markgrafen die Burgen und Herrschaften
Kletzke, Rühstedt, Quitzöbel, Stavenow und Eldenburg und zählte 1373 mit den
Gans von Putlitz bzw. den Putlitz, Rohr und Bosel zu den Edlen (nobiles) des
Prignitz. Ihre Stammburg Q. bei Perleberg kam am Ende des 14. Jahrhunderts an
die Platen. Seit 1404 gewannen sie in zahlreichen Fehden die tatsächliche
Herrschaft über das von den luxemburgischen Markgrafen vernachlässigte Land.
Zwischen 1411 und 1417 wurden sie von Friedrich I. von Hohenzollern
unterworfen. In der Mark starb die Familie 1824
im Mannesstamm aus. S. Brandenburg.
L.: Klöden, K. v., Die Quitzows und ihre Zeit, Bd. 1ff. 3. A. 1890; Hoppe, W.,
Die Quitzows, 1930; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Warnstedt, C. Frhr. v.,
Das Geschlecht von Quitzow, Zs. f. ndt. Familienkunde
45 (1970), 69ff.; Escher, F., Quitzow, LexMA 7 1994, 376.
Rantzau (reichsunmittelbare Grafschaft,
Reichsgrafen). R. bei Plön wird erstmals 1226 erwähnt (Rantzow). Es war
Stammsitz eines 1226/1236 erstmals sicher bezeugten, in mehreren Linien im
deutschen, dänischen und niederländischen Raum verbreiteten holsteinischen
Adelsgeschlechts. Seine Güter lagen um Breitenburg bei Itzehoe und im Südosten
Kiels. 1649 verkaufte Herzog Friedrich III. von Holstein-Gottorp (Gottorf) den
1640 beim Aussterben der Linie Pinneberg der Grafen von Schauenburg
(Schaumburg) an ihn gelangten Anteil der Herrschaft Pinneberg (Barmstedt,
Elmshorn) an den königlichen Statthalter Christian R. 1650/1651 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach hatte
sie bis 1726 das Amt Barmstedt als reichsunmittelbare, zum niedersächsischen
Reichskreis und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige Grafschaft
inne. Die Reichsgrafschaft wurde 1726 auf Grund eines Erbvertrages von
1669/1671 von Dänemark eingezogen, nachdem Wilhelm Adolf R. seine älteren kinderlosen
Brüder hatte ermorden lassen. 1734 gelangte R. endgültig an Dänemark. Die
Allodialgüter kamen 1726 an Katharina Hedwig R. 1739 begann Hans Graf zu R. in
Gut Ascheberg bei Plön mit der Abschaffung der Leibeigenschaft
(Bauernbefreiung, Agrarreform). Um 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft R.
4,5 Quadratmeilen. (1865 kam Barmstedt zu Preußen, 1946 zu Schleswig-Holstein.)
L.: Wolff 454; Wallner 707 NiedersächsRK 21; Großer Historischer Weltatlas II
22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Ranert, M., Die Grafschaft Rantzau, 1840;
Barmstedt. Stadt und Kirchspiel. Eine geschichtliche Schau, hg. v. Dössel, H.,
Teil 1ff. 1936ff.; Hoffmann, E., Rantzau, LexMA 7 1994, 440.
Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre.
Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut der Salier an das Hochstift Basel erstmals
erwähnten Burg bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von
Schlettstadt im Elsass nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren
von R., die 1022 erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen
und Güter in weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R.
gehörten der Familie die Ende des 13.
Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft
Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar. 1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig
geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die zwischen Landsässigkeit (1495) und
Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der habsburgischen Landgrafschaft
(Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an Frankreich und gehörte danach einem
deutschen Reichsstand unter Oberhoheit Frankreichs. Beim Aussterben der
jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam die Herrschaft R., die einen
Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um Rappoltsweiler (Maursmünster
1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734
an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern. 1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4;
Rappoltsteinisches Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff.
1891ff.; Brieger, R., Die Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig
1906); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan,
B., La noblesse d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre
1451-1585, 1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
Raugrafen (Grafen). Aus der Familie der Emichonen (Wildgraf Emich 1102-1135), die
seit 960 die Grafschaft des Nahegaus innehatte, zweigte sich um 1140 das
Geschlecht der R. (1148 comes hirsutus, Rügegraf?) des Nahegebiets ab. Dieses
hatte seinen Stammsitz auf der 1129 erstmals erwähnten Altenbaumburg (bei
Altenbamberg) bei Bad Münster am Stein-Ebernburg und war im Alsenztal begütert.
Die R. waren Vasallen der Pfalzgrafen und deren Vögte im Gericht Alzey. 1253
entstanden durch Teilung die Linien Altenbamberg (Altenbaumburg, Altenbaumberg)
(bis 1385) und Neu-Bamberg (Neuenbaumburg bzw. Neuenbaumberg) sowie Stolzenberg
(bis 1358). Bis 1457, zuletzt durch Verkauf seitens Neu-Bambergs
(Neuenbaumburgs), kamen die verstreuten Güter größtenteils an die Pfalz
(Kurpfalz). Im 15. Jahrhundert gewann die Neuenbaumburger Linie über die Heirat
einer Erbtochter einen neuen Herrschaftsschwerpunkt in Luxemburg. Am Anfang des
16. Jahrhunderts starb die Familie aus. 1667
erneuerte Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz (Kurpfalz) den Titel für seine
morganatische Gattin Louise von Degenfeld und die Nachkommen aus dieser Ehe.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schneider, C., Geschichte
der Raugrafen, (in) Wetzlarer Beiträge, hg. v. Wiegand, P., Bd. 2 1845;
Schnepp, P., Die Raugrafen, Mitt. d. hist. Ver. Pfalz 37/38 (1918); Moeller, W.,
Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922;
Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Spieß, K., Raugrafen, LexMA 7
1994, 477.
Rechberg (Herrschaft, Herren, Reichsritter,
Grafen). Die Burg Hohenrechberg am nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb
wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Nach ihr nannten sich seit 1179 (Rehperc)
die vielleicht von einer Linie der Familie
Pappenheim abstammenden Herren von R., die als staufische Ministeriale 1179
erstmals erscheinen, 1194 das Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten und
um ihren Stammsitz eine kleine reichsritterschaftliche Herrschaft (u. a. 1401
Weißenstein) behaupteten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden die
Hauptlinien Unter den Bergen (in Bargau, Bettringen, Rechberghausen, bis 1413)
und Auf den Bergen. Diese teilte sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis
1585) und Illereichen. Bereits 1488 waren die R. Mitglied der
Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. 1607 wurde
die Familie in den Grafenstand erhoben, doch
blieb die namengebende Herrschaft wegen des Widerstandes der Reichsritterschaft
im reichsritterschaftlichen Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (R. und
Rothenlöwen mit Hohenrechberg, Weißenstein, Donzdorf, Treffelhausen
[Traffelhausen], Böhmenkirch [Böhmenkirchen]). Dorthin steuerten die R. auch
mit dem 1789 von den Bubenhofen erworbenen Gut Mösselhof und bis 1789 mit der
Herrschaft Kellmünz. Außerdem gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17.
Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie
endgültig als Grafen anerkannt. Die Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach,
Winzingen, Donzdorf, Wäschenbeuren, Hohenrechberg, Eislingen bzw.
Großeislingen, Straßdorf, Wißgoldingen, Waldstetten [Unterwaldstetten],
Rechberghausen, Weißenstein, Böhmenkirch [Böhmenkirchen], Degenfeld,
Schnittlingen) umfassten zuletzt rund 220 Quadratkilometer und kamen 1805 an
Württemberg (Rechberg) und Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380;
Stetten 33; Riedenauer 126; Schulz 269, Rahrbach 180; Maurer, H., Der
Hohenstaufen, 1977; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.
Reckheim, Reckum (Herrschaft, Grafschaft). Die
westlich der Maas und nördlich von Maastricht gelegene Herrschaft R. im
Hochstift Lüttich stand zunächst der Familie
Quadt zu. 1556 kam sie an Hermann von Linden und danach erbweise an die Grafen
von Aspremont/Aspermont. 1623 wurde die aus drei Kirchdörfern bestehende
Herrschaft Grafschaft und zählte zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der am Ende des 18.
Jahrhunderts erfolgten Besetzung durch Frankreich kam die 1,5 Quadratmeilen
große, 1300 Einwohner umfassende Grafschaft 1815 an die Niederlande. 1830/1839
fiel sie an die Provinz Limburg in Belgien.
L.: Wolff 360; Zeumer 554 II b 63, 17; Wallner 704 WestfälRK 43.
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230
war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts
Bamberg in den Händen der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam
die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R.
mit Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug der Bischof von Würzburg Johann
Philipp von Schönborn seinem Bruder die Herrschaft. 1678 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in
das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7
Quadratmeilen große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reipoltskirchen (Reichsherrschaft). Die 1276 erstmals
genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich Meisenheims war Sitz der ebenfalls
1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen von Hohenfels. Sie waren eine 1199
abgespaltete Seitenlinie der Herren von Bolanden, die 1602 erlosch. Danach
kamen die Güter an die Familie von Löwenhaupt
und die Familie von Manderscheid, die drei
Viertel an einen Grafen von Hillesheim verkaufte. Trotz mehrfachen
Besitzerwechsels (u. a. Ellroth) blieb die 2 Quadratmeilen große, 15 Orte
umfassende und (bis 1602 mit Sitz und Stimme) zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft R. mit 3000 Einwohnern bis zur Besetzung durch Frankreich
1792/1801 reichsunmittelbar. Über Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) B3.
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft, Herrschaft).
Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg R. zwischen Brohl und Breisig (Bad
Breisig) nannte sich eine der Kölner Ministerialität entstammende Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom Erzstift
Köln zu Lehen hatte. Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich zwischen
Koblenz und Sinzig. Als sie 1539 ausstarb, kam das Lehen an die Freiherren von
Warsberg. Diese verkauften die Burggrafschaft an die Grafen von Sinzendorf aus
Österreich, die mit ihr Sitz und Stimme im westfälischen Reichsgrafenkollegium
des Reichsfürstenrates des Reichstags und im kurrheinischen Reichskreis
erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und knapp 100 Einwohnern an Frankreich,
1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995.
Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete
Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint erstmals 1179
(Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie
der Burggrafen von Mainz einheiratenden Grafen von (Loon oder) Looz aus Brabant
bzw. Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des 12. Jahrhunderts) und
Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern zusammengesetzten Grafschaft
R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach Lohr verlegt wurde.
1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´. Nach dem Aussterben der zum Kanton Odenwald
der fränkischen Ritterschaft zählenden Grafen 1559 fielen die Lehen an das
Hochstift Würzburg (die Ämter Rothenfels, Schönrain, Aura im Sinngrunde), die
Pfalz (das Amt Wildenstein) und zum größten Teil an das Erzstift Mainz heim.
Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg und Stadt R. an die böhmischen Grafen von
Nostitz zu Falkenau (Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806 Sitz und Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im fränkischen Reichskreis hatten.
Nach der Mediatisierung (1806) fiel das 12 Quadratmeilen große R. zunächst an
Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und 1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197;
Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3,1 3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und
Territorienbildung, 1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000.
Röder von Diersburg (Freiherren,
Reichsritter). Das Ministerialengeschlecht der Röder. aus der Ortenau erscheint
am Ende des 12. Jahrhunderts erstmals im Umfeld der Markgrafen von Baden. 1455
kaufte Andreas Röder die Hälfte von Burg und Herrschaft Diersburg. Seitdem
wirkte die Familie vor allem im Kinzigtal und im
Schuttertal. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. mit Diersburg zum Ort
(Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Ferdinand R., Philipp Friedrich Karl
Ludwig August R., Georg R., Ludwig R., Egenolf Christian R., Herren zu
Diersburg und Reichenbach). 1773 gehörten sie - als bereits im Stichjahr 1680
angesessen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikuliert - dem
Ritterkreis Unterelsass an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Burkhardt, M. u. a.,
Archiv der Freiherren von Diesburg, 2007.
Rohrau (Herrschaft). R. bei Bruck an der Leitha
in Niederösterreich gehörte im 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der
Markgrafen von Cham. Um 1230 erscheinen Herren von R. (Rorav) aus der Familie Liechtenstein (Lichtenstein), die 1278 über
ihre Erbtochter die zugehörige Herrschaft an die Stadeck gaben. Bei deren
Aussterben bis 1400 fielen die Güter bis auf die Feste R. an die Herzöge von
Österreich. Die Feste wurde als Reichslehen an die Grafen von Cilli übertragen,
denen 1404 die Grafen von Montfort-Bregenz folgten. 1524 kam R. als Lehen
Österreichs an die Familie Harrach, die 1627 zu
Reichsgrafen erhoben wurde.
L.: Harrach, O. Graf, Geschichtsskizze der Grafschaft, Bd. 1 1906.
Ronneburg (Herrschaft). 1209 wird die R. westlich
Geras als Gut der Herren von Weida erstmals genannt. Bei der Teilung der Familie kam sie mit der zugehörigen Herrschaft an die
Linie Plauen. Diese musste sie 1349 von den Markgrafen von Meißen zu Lehen
nehmen. Von 1358 bis 1398 war R. Sitz einer eigenen Linie. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte die Herrschaft über (das Fürstentum Sachsen-Altenburg
Sachsen-Gothas bzw.) Sachsen-Gotha-Altenburg zum obersächsischen Reichskreis.
Über Thüringen (1920) gelangte R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 398; Wallner 709 ObersächsRK 9; Dobenecker, R., Aus der Vergangenheit
von Stadt und Pflege Ronneburg, 1844.
Rospigliosi (Reichsfürst). 1688 wurde Giovanni
Battista R. aus einer aus Pistoia stammenden Familie
zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 167.
Rot (an der Rot), Roth, Münchroth
(Reichsstift, Reichsabtei). Um 1130 (1126?) wurde von Hemma von Wildenberg in
Graubünden, die vielleicht dem oberschwäbischen Geschlecht der Herren von
Wolfertschwenden entstammte, in R. (Rota) bei Biberach das älteste
Prämonstratenserkloster Schwabens gegründet, das vermutlich von Anfang an dem
Papst unmittelbar unterstellt und keinem Vogt untergeben war (1140 Abtei), so
dass es 1179 Kaiser Friedrich I. Barbarossa in seine Vogtei nehmen konnte. Es
war seit 1376 reichsunmittelbar (Reichsstift) und erlangte 1619 auch die
Hochgerichtsbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium des Reichstags und im schwäbischen Reichskreis. 1803
kam es mit Gütern in 15 Dörfern und Weilern und der 1604 erworbenen Herrschaft
Kirchdorf (insgesamt 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 2871 Einwohnern in 456 Familien und einem geschätzten Ertrag von 58000 Gulden
jährlich) an die Grafen von Wartenberg, welche die Abtei für ihre Grafschaft in
der Pfalz erhielten und das Gebiet zur Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot
(Wartenberg-Roth) erhoben, 1806 an Württemberg (und 1909 im Erbgang an die
Grafen von Erbach) sowie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44, 187; Zeumer 552 II a 36, 9; Wallner 689 SchwäbRK 65; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Walser, A., Das Prämonstratenserkloster Rot,
1926; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Nuber, W., Studien zur Besitz- und Rechtsgeschichte des Klosters Rot an der
Rot, Diss. phil. Tübingen 1960; Tüchle, H./Schahl, A., 850 Jahre Rot an der
Rot, Geschichte und Gestalt, 1976; Eberl, I., Rot an der Rot, LexMA 7 1995,
1048.
Rotenhan (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis
zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. (bei Ebern) zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken. Im 16. Jahrhundert waren sie auch in den
Kantonen Altmühl und Gebirg, im 17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
Von etwa 1661 bis 1800 waren sie Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben. 1769 verkauften sie die Rittergüter Neuhausen und Pfauhausen an den
Speyerer Bischof von Hutten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542, 543; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Pfeiffer 196, 213; Hellstern 212; Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer 126;
Rahrbach 199; Rotenhan, G. Frhr. v., Die Rotenhan. Genealogie einer fränkischen
Familie von 1229 bis zum Dreißigjährigen Krieg,
1985.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war
ihre Burg Lehen des Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts Mainz. Als freies
Allod erwarben sie durch Kauf 1450 Fechenbach und Reistenhausen. 1635 starben
die R., die zum Kanton Odenwald und im späten 16. Jahrhundert auch zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten, aus, so dass das Erzstift die
Burg einzog. Die Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an
die Grafen Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein
Viertel Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die übrigen Güter
fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Sachsenheim (Reichsritter). Die Familie zählte bereits 1488 zur Gesellschaft Sankt
Jörgenschild, Teil am Neckar. Bis etwa 1630 war sie Mitglied des Kantons Neckar
bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 212.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder dort an. 534 eroberten
die Franken das Reich der Burgunder. Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia)
zu Hochburgund, seit 934 zum Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen
Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert
Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere
Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin
(1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und
machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie
ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361
trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen Teil von Montferrat auch Pinerolo
(Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an Frankreich abgetreten werden.
1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand sowie das Königreich Sizilien
gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter Beibehaltung des Königstitels
gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden musste (Königreich Sardinien
bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und Tortona (Tartona), 1748 weitere
Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich aus. 1860 wurden das Stammland S.
sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung für die Hilfe gegen Österreich und
für die Einigung Italiens, dessen Könige die Familie
seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P.,
1973; Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier,
R., Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz,
B., Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe
au XVe siècle, 2000.
Sayn (Grafen, Grafschaft). Nach der im
10./11. Jahrhundert erbauten Burg S. bei Bendorf nannten sich aus dem Auelgau
erwachsene, seit 1139 belegte Grafen von S. Von S. aus erwarb die Familie Güter im Westerwald, an der Sieg (Herrschaft
Freusberg) und am Niederrhein (spätestens 1174 Vogtei über Bonn). Nach dem
Aussterben der älteren Grafen von S. (1246) kamen die meisten Güter über
Adelheid von S. 1247 an die Grafen von Sponheim, die sie teilten. Dabei
erhielten die jüngeren Grafen von S. vor allem Güter im Westerwald und im
bergischen Land (Homburg). 1294 wurde weiter geteilt. Eine Linie
(Engelbertlinie) beerbte infolge Heirat 1357/1358/1361 die Grafschaft
Wittgenstein an der oberen Lahn (Sayn-Wittgenstein). 1605/1607 teilte sich das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Haus Sayn-Wittgenstein
in die drei Hauptlinien Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein). 1606 beerbte die
Engelbertlinie auch die andere Linie (Johannlinie) des Hauses S.
L.: Wolff 345ff.; Zeumer 554 II b 60, 14, 15; Wallner 703 WestfälRK 28 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789)
B2; Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874, Neudruck 1972; Wrede,
G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Sayn-Wittgenstein-Sayn, A.,
Fürst zu, Sayn, 1979; Spies, H., Sayn, LexMA 7 1995, 1423f.; Halbekann, J., Die
älteren Grafen von Sayn, 1997; Bohn, T., Gräfin Mechthild von Sayn
(1200/03-1285), 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 478.
Schauenburg (Freiherren, Reichsritter). Die wohl der
Dienstmannenschaft der Herzöge von Zähringen entstammenden von S. saßen
mindestens seit dem 12. Jahrhundert auf dem Schloss S. oberhalb Gaisbachs
(Oberkirch). Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von S. mit Gaisbach samt
Sohlberg zum Ort (Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben (1802 Franz Joseph
Wilhelm Eusebius S., Karl S., Johann Wilhelm Jakob S.). 1773 gehörten die
bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der
Ritterschaft immatrikulierten S. zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Schauenburg, R. Frhr.
v., Familiengeschichte der Reichsfreiherren von
Schauenburg, 1954; Archiv der Freiherren von Schauenburg, Oberkirch –
Urkundenregesten 1188-1803, bearb. v. Fischer, M., 2007.
Schenk von Castell (Reichsritter, Grafen). Die
S. entstammen einer im Thurgau ansässigen, 1681 in den Reichsgrafenstand
erhobenen Familie. 1663 erwarben sie durch
Heirat die Herrschaft Dischingen, die sie 1734 an Anselm Franz von Thurn und
Taxis verkauften. Bis zum frühen 18. Jahrhundert zählten die S. (von Hohenberg,
Schenkenstein) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Außerdem gehörten
sie mit Oberdischingen (1661) und Bach (1721) zum Kanton Donau (des
Ritterkreises Schwaben) sowie zum (Kanton) Hegau (bzw. Kanton
Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Franz Ludwig Graf S. baute die
1764 erlangte Herrschaft Oberdischingen zu einer Residenz aus und errichtete in
Oberdischingen ein Zuchthaus. 1785 wurde von Kloster Urspring Wernau (Kanton
Donau) übernommen. 1806 wurden die S. in Württemberg mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 58; Ruch Anhang 78;
Riedenauer 126; Arnold, E., Der Malefizschenk, 1911.
Schenk von Schmidtburg, Schenk zu Schmidburg,
(Reichsritter). Um 1790 waren die Freiherren S. mit Iben Mitglied im Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1773 zählten sie als bereits im
Stichjahr 1680 angesessene und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierte Familie zum Ritterkreis
Unterelsass.
L.: Winkelmann-Holzapfel 161.
Schenk von Stauffenberg (Reichsritter,
Freiherren, Grafen). Die Schenken von Stauffenberg sind ein schwäbisches
Adelsgeschlecht, das möglicherweise von den Schenken von Kiburg (Kyburg) abstammt
und seit 1317 unter dem Namen S. (bei Hechingen) auftritt (1251 Schenken von
Zell, 1262-1291 Truchsessen von Stauffenberg). Sie erwarben 1471 Wilflingen.
Sie wurden 1698 in den Freiherrenstand und in ihrem Wilflinger Zweig 1791 in
den Grafenstand erhoben. Die Familie gehörte
bereits 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar, an. Von
1548 bis 1805 waren die Schenken von Stauffenberg mit Baisingen, Eutingertal,
Geislingen, Lautlingen und Margrethausen Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises
Schwaben. Mit Risstissen bzw. Rißtissen (1613) und Schatzberg, mit Egelfingen
und Wilflingen waren sie im Kanton Donau, mit dem 1527/1566 durch Heirat
erworbenen Amerdingen im Kanton Kocher immatrikuliert. Von 1572 bis 1589 hatten
sie infolge Heirat halb Katzenstein. Außerdem gehörten sie dem Ritterkreis
Franken in den Kantonen Gebirg (ab etwa 1720), Odenwald (um 1720 bis 1750),
Altmühl (um etwa 1650 bis 1680) und Steigerwald an. Wichtige weitere Güter
waren Greifenstein (1691) und Jettingen (1747) in Bayern. 1833 starb die
Wilflinger Linie aus und wurde von der Amerdinger Linie beerbt, die 1874 zu
Grafen in Bayern erhoben wurde.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 533; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle,
Beiwort 59, 62, 65; Pfeiffer 197; Hellstern 212, 218; Bechtolsheim 13;
Riedenauer 126; Schulz 270; Rahrbach 215; Wunder, G., Die Schenken von
Stauffenberg, 1972.
Schilling von Cannstatt, Schilling von Cannstadt
(Freiherren, Reichsritter). Von 1701 bis 1805 waren die Freiherren S. mit dem
1725 erworbenen Hohenwettersbach Mitglied im Kanton Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben, von 1542 bis 1659 und
1722 im Kanton Kocher (bis 1616 wegen Bodelshofen, in der Mitte des 17.
Jahrhunderts wegen Sulzburg)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 213; Schulz
271; Schilling v. Cannstadt, C., Geschlechtsbeschreibung derer Familien von Schilling, 1807.
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg
S. der Edelherren von Blankenheim in der nördlichen Eifel erstmals erwähnt.
Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140 Herren von S., die von den Herren von
Blankenheim abstammten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Herrschaft
Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die Grafen von Luxemburg als
Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie
im Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von
Nassau-Diez bzw. von Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter
an die Herren von Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die
1487 durch Heirat Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall
die Grafschaft Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16.
Jahrhunderts die Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten
Grafen von der Mark (1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773
bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es
wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5
Quadratmeilen Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen.
S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des
Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981.
Schlüsselberg (Herrschaft). Eine edelfreie, zunächst
nach Adelsdorf, Creußen (1135-1151) und Greifenstein (1172-1233) benannte, mit
denen von Andechs-Meranien, Truhendingen, Zollern (Hohenzollern), Wertheim und
Leuchtenberg verwandte Familie nannte sich seit
1219 nach der Burg S. bei Ebermannstadt. Sie erwarb umfangreiche Güter
(Herrschaft Waischenfeld 1216, Gößweinstein 1243, Güter zu Vilseck, Auerbach,
Eggolsheim, Reifenberg 1249). 1347 starb die Familie
aus. S. kam zunächst an Bamberg, 1390 an Würzburg und mit diesem 1810 an
Bayern, andere Güter an die Burggrafen von Nürnberg und die Bischöfe von
Bamberg und Würzburg.
L.: Kraft, W., Geschichte Frankens, 1959; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Zs. f. bay. LG. 31 (1986), 380; Schmid, A.,
Schlüsselberg, LexMA 7 1995, 1493f.; Bacigalupo, I., Die Chorturmkirche in
Oberhöchstädt und die Schlüsselberger, Bericht d. hist. Ver. Bamberg 145
(2009), 15.
Schöller (Herrschaft). S. bei Düsseldorf
erscheint erstmals 1182 (Schonlare) in einer Urkunde des Stifts Sankt Gereon in
Köln. Über die Erbtochter Wolfgang Wilhelms von S. kam es um 1700 an die Grafen
von Schaesberg. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft S. über das
Herzogtum Berg der Pfalz zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1946
gelangte S. über Preußen zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Schoeller, A., Geschichte der Familie
Schöller, 1894; Schoeller, H., Beiträge zur Geschichte der Familie Schöller, 1910.
Schönstadt (Ganerbschaft). In S. nordöstlich von
Marburg bestand eine Ganerbschaft der Familie
Milchling von S., die 1344 ihre Burg dem Landgrafen von Hessen zu Lehen
auftrug. Über Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam S. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 255; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Schüpfer Grund (Reichsherrschaft, Ganerbschaft).
Der aus dem Marktflecken Unterschüpf und fünf Dörfern nordwestlich Mergentheims
bestehende S. gehörte ursprünglich einem namengebenden
Reichsministerialengeschlecht und dann den Herren von Rosenberg. Später war er
eine Ganerbschaft, an der die Grafen von Hatzfeld, die Herren von Hoheneck und
einige weitere Familien beteiligt waren. Er war
nicht eingekreister Reichsteil. 1803 fiel er an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 504.
Schwaben (Herzogtum, Reichslandvogtei
Oberschwaben und Niederschwaben). Das nach der germanischen Völkerschaft der
Sweben bezeichnete S. umfasste ursprünglich die (spätere) deutsche Schweiz, das
Elsass, Südbaden, Südwürttemberg und das Gebiet bis zum Lech und wurde zunächst
von den swebischen Alemannen besiedelt und nach ihnen benannt. Das ältere, seit
dem 6. Jahrhundert ausgebildete Herzogtum der Alemannen wurde 746 von den
Franken beseitigt. 843 kam Alemannien zum ostfränkischen Reich, in dem es
zunehmend als S. bezeichnet wurde. Mehrere Geschlechter rangen miteinander um die
Macht (Hunfridinger, Alaholfinger). Nach dem Aussterben der ostfränkischen
Karolinger wechselte die Würde des Herzogs von S. zwischen verschiedenen Familien (Hunfridinger/Burchardinger, Konradiner,
Babenberger/Liudolfinger). Heinrich IV. übertrug sie 1079 seinem Schwiegersohn
Friedrich von Büren bzw. Staufen, dessen Geschlecht die durch Anfall
welfischer, Pfullendorfer, Lenzburger und zähringischer Güter vermehrte Würde
bis 1268 (Herzog Konradin) innehatte. Nach Aussterben der Familie bereicherten sich die Großen des Landes, vor
allem die Grafen von Württemberg, am Reichsgut und Herzogsgut und verhinderten
die Wiederherstellung des Herzogtums S. durch König Rudolf von Habsburg, der
zwar das Herzogtum seinem Sohn Rudolf († 1290) verlieh, unter dessen Enkel Johann
Parricida aber der Titel erlosch. Immerhin vereinigte Rudolf von Habsburg die
Reste des Reichsgutes in Reichslandsvogteien. Von diesen verlor die nördlich
der Donau gelegene Reichslandvogtei Niederschwaben rasch an Bedeutung. Dagegen
vermochte die südlich der Donau gelegene Reichslandvogtei Oberschwaben,
gestützt auf ursprünglich welfisch-staufische Rechte um Ravensburg und seit
1415 auf das Gebiet der sog. Freien auf der Leutkircher Heide, sich zu
behaupten. 1378 wurde ihr die Reichslandvogtei Niederschwaben zugeschlagen.
Sitz der Landvogtei (Reichslandvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben) war
die Ravensburg, seit 1647 Altdorf (Weingarten). Eine umfassende Wiedergewinnung
der alten Reichsrechte gelang freilich nicht. Lediglich um Altdorf (Weingarten)
blieb ein bescheidenes Herrschaftsgebiet bestehen. Die Landvogtei wurde
mehrfach verpfändet. 1541 kam sie als Reichspfandschaft endgültig an Österreich
(Schwäbisch-Österreich). Ihre Landeshoheit erfasste rund 25000 Einwohner, doch
bestanden Geleitsrechte, Forstrechte, Gerichtsrechte und Vogteirechte auch
gegenüber vielen anderen oberschwäbischen Reichsständen. 1805 kam die zum
österreichischen Reichskreis zählende Vogtei an Württemberg. Das Gebiet der
Freien auf der Leutkircher Heide (Amt Gebrazhofen) fiel 1805 an Bayern und 1810
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43, 136; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II
34 (1138-1254) F4; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882ff.; Baumann, F.,
Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1898; Schröder, A./Schröder, H., Die
Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg nach dem
Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und Neuburg 32 (1906); Schröder,
A., Die staatsrechtlichen Verhältnisse im Bayerischen Schwaben um 1801, Jb.
Hist. Ver. Dillingen 19 (1906); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG
54 (1934); Ernst, F., Zur Geschichte Schwabens im ausgehenden Mittelalter, (in)
Festgabe Bohnenberger, 1938; Weller, K./Weller, A., Besiedlungsgeschichte
Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1f. 1950ff.; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Komm. f. bay. LG. (1952ff.), Teil
Schwaben; Zorn, W., Historischer Atlas von Schwaben, Schwäbische Bll. 4 (1953);
Historischer Atlas von Bayerisch Schwaben, hg. v. Zorn, W., 1955; Gönner,
E./Müller, M., Die Landvogtei Schwaben, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F.,
3. A. 1978; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 51, 52,
94, III, 27, Swabun, Volksname, Landname, Swabolant, Svavaland, Swabo richi,
Suevia, Schwaben; Lautenbacher, G., Bayerisch Schwaben, 1968; Weller,
K./Weller, A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 8. A.
1975; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Blickle, P./Blickle, R.,
Schwaben von 1268 bis 1803, 1979; Hofacker, H., Die schwäbischen
Reichslandvogteien im späten Mittelalter, 1980; Fried, P./Lengle, P., Schwaben
von den Anfängen bis 1268, 1988; Früh- und hochmittelalterlicher Adel in
Schwaben und Bayern, hg. v. Eberl, I., 1988; Graf, K., Das Land Schwaben im
späten Mittelalter, (in) Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen
Mittelalter, 1992, 127; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Zotz,
T., Schwaben, LexMA 7 1995, 1598ff.; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg.
v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1997; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Zettler, A., Geschichte des
Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters
und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Adel im Wandel, hg. v.
Bumiller, C. u. a., 2006; Die Integration in den modernen Staat, hg. v.
Hoffmann, C. u. a., 2007.
Schwalbach (Ganerben, Reichsritter). Die aus S. im
Taunus stammende Familie war von 1463 bis nach
1516 an der Ganerbschaft Schornsheim beteiligt. Im 16. Jahrhundert zählten die
S. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. S. Carben (Karben).
L.: Zimmermann 78; Stetten 33; Riedenauer 127; Neumaier 78, 80, 83, 126, 147,
156, 166; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten
hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Schwalbach, Niederholzheim) um 1650
ausgestorben.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg
und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald und benannte sich seitdem nach
dieser. 1428 wurden Burg und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429
wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger
Linie) in den Grafenstand und 1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf
der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die
Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach) zu
Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine Reichsstandschaft bei.
1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch die Gegenreformation
wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit
1437 in zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch
Erwerb von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach,
zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau
als Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der
Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in
Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare,
1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau
(1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat,
1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz
(1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft
Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden
Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das
Haus für seine fränkischen Güter die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende
des 18. Jahrhunderts zählte der Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim
oder der gefürsteten Grafschaft S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach,
Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit Zeisenbronn war er im Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16. Jahrhundert, ab 1785)
immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16. Jahrhundert, frühes 19.
Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim im Kanton Odenwald
(spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die oberschwäbischen Güter,
insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden (1812 Verkauf an
Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der früheren Herrschaft
blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848 standesherrliche
schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns bestehen. Die Güter in
Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000 Einwohner umfassten, wurden
nach 1918 durch die Bodenreform verringert und gingen 1945 an die
Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Seckendorff (Herren, Reichsritter, Freiherren). Bis
zur Mitte des 13. Jahrhunderts lässt sich die in Franken begüterte Familie zurückverfolgen. Sie teilte sich früh in die
Zweige Aberdar, Gutend (Gudent) und Rinhofen. Von etwa 1402 bis um das Jahr
1800 gehörten die S. mit Teilen der Herrschaft Erkenbrechtshausen, neun
Zehnteln Gröningen, Schainbach, Teilen von Burleswagen (Burleswangen), Teilen
von Satteldorf, Elpershofen, Heinkenbusch (Hinkenbusch) und Oßhalden
(Osthalten) zu den bedeutenden fränkischen Rittern bzw. zum Kanton Odenwald
(18. Jahrhundert) des Ritterkreises Franken. Mit Teilen von Hüttenheim, den
Rittergütern Sugenheim, Weingartsgreuth und Rockenbach waren sie außerdem noch
im Kanton Steigerwald (16. bis 19. Jahrhundert) immatrikuliert. Mit Teilen der
Herrschaft Obernzenn (Oberzenn), Unternzenn (Unterzenn) und Empel waren sie
Mitglied im Kanton Altmühl. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten sie auch noch
dem Kanton Baunach (ab etwa 1760) an. Weitere ritterschaftliche Güter waren
Oberaltenbernheim, Unteraltenbernheim, Egenhausen, Trautskirchen, Urphetshofen
(Urphetshof) und Ermetzhofen. Vielfach standen sie im Dienst der Hohenzollern,
an die sie auch Güter abgaben. 1530 führten sie die Reformation ein. 1706 wurde
die Linie Aberdar in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ihre Güter im Kanton
Odenwald fielen außer Gröningen, Schainbach und Burleswagen (Burleswangen) 1808
an Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 540, 541; Stieber; Roth
von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 55, 57; Winkelmann-Holzapfel 163;
Pfeiffer 196, 197, 198, 212; Bechtolsheim 12, 18, 63; Stetten 11, 22, 37, 183;
Riedenauer 127;Neumaier 83, 102, 160, 191, 192, 194, 199, 239; Meyer, J., Die
Seckendorffer, 1907; Richter, G., Die Seckendorff, Bd. 1ff. 1987ff.
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren,
Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz
der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten
Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und
den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb
Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich
zu Lehen auf und wurde 1429 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig
sind die späteren Fürsten zu Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die
Güter 1655 überlassen hatte, nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns
landsässige Herrschaft Sünching an der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden
war. Die S. gehörten im frühen 16. Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim,
Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken an. Weiter waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den
Kantonen Odenwald und Gebirg immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur
Grafenbank des fränkischen Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen
Reichsgrafenkollegium, doch gingen diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die
Schwarzenberg über. Ohne Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S. 1705 in
den Reichsgrafenstand erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet
von 3 Quadratmeilen (Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt
Hüttenheim). 1912 starb die Familie aus. S.
Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
Siggen (Herrschaft). S. bei Ravensburg
erscheint erstmals 1094 (ze demo Siggun) in einer Vergabung an das Kloster
Allerheiligen in Schaffhausen. 1128 und 1372 begegnen Herren von S. Die vier
Dörfer umfassende Herrschaft, die wohl seit Ende des 13. Jahrhunderts Lehen des
Stifts Kempten war, kam am Ende des 14. Jahrhunderts an die Sürg(en) (Syrg) von
Sürgenstein (Syrgenstein), dann an die Praßberg, Schellenberg, Heimenhofen,
Schellenberg zu Kißlegg und 1433 an die Familie
Humpiß. Nach deren Aussterben 1730 verkaufte das Stift Kempten 1764 die zum
Ritterkanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben steuernde
Herrschaft an die Grafen Traun (Traun und Abensberg). Zusammen mit deren
Grafschaft Eglofs kam sie 1804 an die Fürsten Windischgrätz und 1806 an
Württemberg und damit das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 42.
Stadion (Herren, Freiherren, Grafen). Nach
Oberstadion (Stadegun) bei Ehingen nannten sich die aus der
Reichsministerialität hervorgegangenen, aus Graubünden (Prätigau) stammenden
schwäbischen Herren von S., die 1197 erstmals erscheinen (1270 Walter von S.)
und deren Stammsitz 1352 zerstört wurde. 1392 entstanden durch Teilung eine
schwäbische und eine elsässische Linie, die um 1700 die Güter vereinigte. 1488
waren die Herren von S. Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee. Von 1603 bis 1651 waren die S. wegen Magolsheim
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Sie wurden 1686 in
den Reichsfreiherrenstand und 1693/1705 in den Reichsgrafenstand erhoben. 1700
erwarben sie die Herrschaft Warthausen bei Biberach. Wegen der 1708 erworbenen
reichsunmittelbaren Herrschaft Thannhausen zählten sie zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Im 18.
Jahrhundert teilte sich die wegen Hallburg zum Kanton Steigerwald und wegen
weiterer Güter zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im Übrigen zum
Ritterkreis Schwaben zählende Familie. Die
ältere fridericianische Linie Warthausen verkaufte ihre 1806 von Württemberg
annektierten Güter an Württemberg, starb 1890 aus und wurde von der jüngeren
philippinischen Linie Thannhausen beerbt, die 1908 ausstarb und von den Grafen
von Schönborn-Buchheim beerbt wurde, die damit die Standesherrschaft
Thannhausen in Bayern, Oberstadion, Moosbeuren, Alberweiler und Emerkingen in
Württemberg (etwa 8000 Einwohner) und große Gebiete in Böhmen um Kauth bei Taus
erhielten. S. Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Zeumer 553 II b 61, 16; Roth von Schreckenstein 2, 592;
Winkelmann-Holzapfel 164; Bechtolsheim 16, 196; Schulz 271; Riedenauer 127;
Rössler, H., Graf Johann Philipp Stadion, Bd. 1f. 1966.
Starhemberg (Grafen, Fürsten). Seit 1236/1240 nannte
sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert als Dienstmannen der
steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der um 1170 erbauten Burg
S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu reichen Gütern in Oberösterreich und
Niederösterreich erbte es 1559/1572 von den Grafen von Schaunberg deren Güter
um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei Linien aufgeteilte, der Reformation
folgende Familie in den zwei weiblichen Linien
in den Reichsgrafenstand, 1765 in einer Linie (Georg Adam von S., Erzieher
Josephs II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
Stein, Stein zu Nassau (reichsunmittelbare
Herrschaft). Seit 1234 nannte sich eine als Burgmannen im Dienste der Grafen
von Nassau stehende Freiherrenfamilie nach ihrer Burg S.(im Stadtgebiet von
Nassau) an der unteren Lahn. Sie bildete aus den südwestlich und westlich von
Nassau gelegenen Dörfern Schweighausen (belegt mit Landeshoheit vor 1361, seit
1427 Lehen Nassaus mit Landeshoheit und Grundherrlichkeit) und Frücht (1613 von
Nassau-Diez und Nassau-Saarbrücken erworben) eine kleine Herrschaft mit Gütern
in fast 50 Orten. Sie war reichsritterschaftliches Gebiet im Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1806 fiel sie an Nassau-Usingen und
damit S. 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. 1831 starb die Familie mit Friedrich Karl Freiherr vom und zum S.
aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 164.
Steinegg (Herrschaft), Steineck. Herren von Stein
erscheinen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Ihre Burg mit zugehöriger
Herrschaft bei Pforzheim gelangte über die Gemmingen an den Markgrafen von
Baden, der die Gemmingen seit 1448 mit S. belehnte. Hinzu kam die Herrschaft
Hagenschieß. Das sog. Gemmingensche Gebiet gehörte zum Ritterkanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Innerhalb Badens war es bei Baden-Durlach. 1839
verkauften die Freiherren das Gebiet an Baden, mit dem es 1951/1952 zu
Baden-Württemberg kam.
L.: Roemer, H., Steinegg, ein Familienbuch,
1934; Hölzle, Beiwort 38.
Steinkallenfels (Reichsritter). Die im Hahnenbachtal bei
Kirn an der Nahe gelegenen Burgen Stein und Kallenfels erscheinen erstmals
1211. Im 14. Jahrhundert gehörten sie zusammen mit der Burg Stock
ritterschaftlichen Ganerben. Im 18. Jahrhundert zählte die nach S. benannte Familie wegen Dörrmoschel mit Teschenmoschel zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Der letzte Freiherr von und zu
S. starb 1778.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Ohlmann, M., Die Ganerbenburg
Steinkallenfels, 1930, Beiträge zur Geschichte des Nahegaues Nr. 2.
Sternberg (in Mähren) (Reichsgrafen). Die seit dem
Anfang des 12. Jahrhunderts belegte Familie
teilte sich im 13. Jahrhundert in eine böhmische und eine im 16. Jahrhundert
ausgestorbene mährische Linie. Seit 1752 waren die Grafen Mitglied im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium. Die böhmische Linie erbte 1780 von den
Grafen von Manderscheid die Grafschaften Blankenheim und Gerolstein
(Sternberg-Manderscheid). 1792 waren die Grafen Mitglied im westfälischen
Reichsgrafenkollegium.
L.: Zeumer 554 II b 61, 22, 63, 21; Palacky, F., Die Grafen von Sternberg,
1842; Polivka, M., Sternberg, LexMA 8 1996, 131.
Sternenfels (Reichsritter). Nach S. (1232
Sterrenvils) bei Maulbronn nannte sich ein Zweig der edelfreien Herren von
Kürnbach. Die Familie war bereits 1488 Mitglied
der Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar. Von 1548 bis 1663 und im
18. Jahrhundert zählte sie zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Im
späteren 17. Jahrhundert gehörte sie zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Der Ort S. kam 1391 an Württemberg, wurde an Adelsfamilien ausgegeben
und fiel 1749 erneut an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 214; Riedenauer 127.
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich
Osnabrücks im westlichen Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den
Grafen von Zutphen erbaut. 1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet
stammende, aus der Familie der die Grafen von
Zutphen beerbenden Grafen von Saarbrücken kommende Graf Ekbert bzw. Egbert,
1184 der Name T. bezeugt. 1184 wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft
und als Lehen zurückgenommen. Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster
und 1236 die seit etwa 1180 gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück
aufgegeben werden mussten, gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft
zwischen Hunte und Ems (1189 Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im
Emsland an das Hochstift Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen
Grafen von T. aus. Ihre Güter fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere
Linie der Grafen von Holland, die sich seit dem Erwerb der Obergrafschaft
Bentheim 1154/1165 Grafen von Bentheim nannte und vor 1309 das Recht ihrer
Dienstmannen besonders aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die landfremden
verwandten Grafen von Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an
Mecklenburg verkauften und den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste das
Herrschaftsgebiet neben der an der oberen Ems gesondert liegenden, 1365
erworbenen Grafschaft Rheda südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf
dem rechten Emsufer zwischen Münster und Lingen und Gebiete des südlichen
Oldenburg mit Cloppenburg, Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des
Hümmlings. 1385 wurde Iburg gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen
mit den Hochstiften Münster und Osnabrück und dem Erzstift Köln mit
Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern bei Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets
an Münster und wurde auf zwei nur durch einen schmalen Landstreifen verbundene
Teile um Lingen und um T. beschränkt. 1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen
geteilt. 1548 wurde wegen der Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner
Linie zum Schmalkaldischen Bund Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als
Herzog von Geldern gegeben (1632/1633 an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557
kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende T. (mit Rheda)
über eine Erbtochter wieder an Bentheim. Dieses wurde 1606/1610 in die Linien
Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und Limburg (Hohenlimburg) und Bentheim und
Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem
Reichskammergericht begonnenen Erbstreitigkeiten mit den Grafen von
Solms-Braunfels, die durch Urteil den größten Teil der Grafschaft T. erhielten.
1707/1729 fiel das zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende T.
(Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der Grafen von Solms-Braunfels und der
Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die Herrschaft Rheda verblieb, an
Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von
14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern umfasste (die Städte T., Lengerich und
Kappeln (Westerkappeln) und die Kirchspiele Lengerich, Kappeln (Westerkappeln),
Lienen [Linen], Ladbergen, Wersen, Lotte, Leeden, Ledde und Schale), zum
Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu Frankreich. Danach fiel es mit der
Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz Westfalen) zurück und damit 1946 an
Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft Lingen gelangte über Hannover 1866 an
Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg,
1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum
Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der
Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte Grafschaft
Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre Landkreis
Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse des
Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle des
Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln Westfalen
1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850 Jahre
Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit genealogischer
Übersicht).
Tessin (Reichsritter). Von 1711 (Erwerb des
Ritterguts Hochdorf durch den württembergischen Kammerpräsidenten Philipp
Heinrich von T.) bis 1804 (Tod Ferdinands von T. zu Hochdorf und Kilchberg) war
die Familie T. Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben und übte die Herrschaft
über die Orte Hochdorf (Lehen Württembergs) und Kilchberg (sieben Achtel
Eigengut, ein Achtel Lehen Württembergs) aus. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 65; Hellstern 215, 218.
Thon (Reichsritter). Um 1790 zählte die Familie T. mit Hinterweimarschmieden zum Kanton
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 165.
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren, Grafen).
T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw. 1159
sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T. und
zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg trugen
sie ihre Güter um T. Böhmen, an anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf. Die in
mehrere Linie aufgespaltete Familie nahm in der
fränkischen Reichsritterschaft eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende des 15.
bis ins 18. Jahrhundert zählte sie mit Burgsinn, Dittlofsroda, der Hälfte von
Gräfendorf, Hessdorf mit Höllrich, drei Vierteln T. mit einem Viertel Hesslar,
der Hälfte von Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts, Heiligkreuz,
Rossbach, Rupboden, Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken. Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton
Steigerwald und im frühen 19. Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Mehrere Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und
Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis 1709 zählte Hans Karl von T., der 1708 die
Reichsgrafenwürde gewann, wegen des 1696 erworbenen Freudental zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince,
2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell, Steckelberg).
Tittmoning (Grafschaft). T. an der Salzach kam um
700 (Titamaninga) durch den Herzog von Bayern an den Bischof von Salzburg. Im
13. Jahrhundert gehörte es zur Grafschaft T. westlich der unteren Salzach. Nach
dem Aussterben dieser mit den Grafen von Peilstein verbundenen Familie (Grafen von Lebenau) 1227 fiel die Grafschaft
an das Erzstift Salzburg (endgültig 1254). Dieses kam 1803 an den Großherzog
von Toskana, 1805 an Österreich, 1809/1810 an Bayern. 1816 gelangte Salzburg an
Österreich zurück, T. blieb aber wie Waging, Laufen und Teisendorf bei Bayern.
L.: Wolff 133; Widmann, H., Geschichte Salzburgs, Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F.,
Tittmoning und Umgebung, 1922.
Troppau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs). T. an der Oppa in Oberschlesien entstand im 11. Jahrhundert. Um 1200
trat im Zuge der deutschen Ostsiedlung eine Stadt hinzu. Um 1269 übertrug König
Ottokar II. von Böhmen einem seiner natürlichen Söhne die sog. Troppauer Provinz
um T. 1318 wurde dieses zu Mähren zählende Oppaland selbständiges Fürstentum
(Herzogtum) unter einer přemyslidischen (przemyslidischen) Nebenlinie. Von
1336 bis 1365 stand es in Personalunion mit dem Herzogtum Ratibor, womit der
Anschluss an Schlesien eingeleitet wurde. 1377 wurde es in die Fürstentümer
Jägerndorf und T. geteilt, wovon Jägerndorf 1384 an Oppeln fiel. 1460 kam T.,
das nunmehr zu Schlesien gezählt wurde, durch Kauf an die Familie Podiebrad, 1485 durch Tausch an Matthias
Corvinus, von 1490 bis 1501 an dessen Sohn Johann, von 1501 bis 1511 durch Kauf
an Sigismund von Polen und 1526 mit Böhmen unter die Oberhoheit Habsburgs bzw.
Österreichs. Von 1614 bis 1781 hatten es Herzöge aus dem Haus Liechtenstein als
Lehen Österreichs. 1742 kam es entlang der Oppa zur Teilung. Der nördliche Teil
fiel an Preußen, der südliche Teil bildete bis 1918 einen Teil des Kronlands
Schlesien Österreichs (Österreichisch-Schlesiens) und kam 1918/1919 an die
Tschechoslowakei. Das Gebiet Preußens gelangte 1945/1990 an Polen.
L.: Wolff 480, 488; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Biermann,
G., Geschichte der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf, 1874; Troppau.
Schlesische Hauptstadt zwischen Völkern und Grenzen, hg. v. Schremmer, E.,
1984; Seidl, E., Das Troppauer Land, 1992; Menzel, J., Troppau, LexMA 8 1996,
1045; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 590.
Udenheim (Ganerben). Die nach U. bei Alzey
benannte Familie war von 1370 bis 1464 an der
Ganerbschaft Schornsheim und 1366 an der Ganerbschaft Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim) beteiligt.
L.: Zimmermann 79.
Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw.
Unterelsässische Ritterschaft). Von 1651 bis 1678/1681 war auch Unterelsass
(die unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft) der
Reichsritterschaft angeschlossen, ehe sie 1680 unter die Herrschaft Frankreichs
geriet. 1773 zählten zum Kanton U. (der Reichsritterschaft) 40 Familien (Andlau, Berkheim [Berckheim], Bernhold von
Eschau [1775/1816], Berstett [1893/1970], Bettendorf [Bettendorff], Birkenwald
[Birckenwald] [1783], Bock von Bläsheim und Gerstheim [1791/1792], Bodeck von
Ellgau [1907], Böcklin von Böcklinsau, Dettlingen, Eckbrecht von Dürckheim,
Flachslanden [Ende 18. Jh.], Gail, Gailing [Gayling von Altheim] [1940/1987],
Glaubitz, Gohr zu Nahrstett [1936], Grempp von Freudenstein [Gremp von
Freudenstein] [20. Jh.], Haffner von Wasselnheim [Wasslenheim] [1800],
Albertini [1808], Joham von Mundolsheim [1820], Kageneck, Landsberg [Landsperg]
[1837/1842], Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch [1882/um 1930], Rathsamhausen
[1819/1890], Röder von Diersburg, Schauenburg, Schenk zu [von] Schmidtburg,
Schönau [Schönau-Zell] [1847], Streit von Immendingen [1858], Ulm zu Erbach,
Volz von Altenau [Voltz von Altenau] [1757/1807], Wangen [zu Geroldseck am
Wasichen], Weitersheim [1839], Wetzel von Marsilien [1797/1810], Wurmser von
Vendenheim [1844/1851], Zorn von Bulach, Zorn von Plobsheim [nach 1860],
Zuckmantel von Brumath [1781/1789]).
L.: Wolff 296; Kageneck, A. Graf v., Über die Anerkennung des Freiherrenstandes
elsässisch-deutscher Familien durch König Ludwig
XV. im Jahre 1773, Deutsches Adelsarchiv 1963/1964 (1965), 15ff.
Urbach, Aurbach (Reichsritter). Von 1581 bis
1593 zählten die U. zum Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben, 1542 bis 1607
wegen Hohenstein (bis 1564) und Bönnigheim (bis 1607) auch zum Kanton Kocher.
L.: Hellstern 215; Schulz 273; Regesten zur Geschichte der Herren von Urbach,
bearb. v. Uhland, R., 1958; (Böhringer, W.,) Aus der Vergangenheit von Urbach,
hg. v. Familienarchiv Hornschuch, (1959).
Vetzberg (Ganerbschaft). Die Burg V. (d. h.
Vogtsberg) bei Gießen wird 1152 erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert verbanden
sich die Burgmannen von V. zu einer großen Ganerbschaft. 1765 bestand diese nur
noch aus vier adligen Familien. Sie verkaufte
ihre Rechte an Nassau-Weilburg und löste sich auf. Über Nassau kam V. 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Kellner, W., Der Vetzberg, (in) Heimatkalender des Kreises Wetzlar, 1952;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34; Jendorff, A.,
Condominium, 2010.
Waldbott (Herren). Die Familie W. nannte sich seit dem Erwerb der Herrschaft Bassenheim Waldbott von Bassenheim (Waldbott-Bassenheim).
Waldbott von Bassenheim, Waldbott-Bassenheim
(Reichsgrafen). Die Familie Waldbott war
Afterlehnsträger der Grafen von Isenburg-Braunsberg. Durch Erbschaft und Kauf
erlangte sie allmählich die Herrschaft Bassenheim bei Koblenz von ihren
Lehnsherren. Diese war seit 1729 reichsunmittelbar. Um 1790 zählten die Grafen
mit Arnoldshain und Schmitten, Kransberg (Kronsberg), Friedrichsthal
(Friedrichstal), Pfaffenwiesbach und Wernborn zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 wurde der Graf W. wegen Pyrmont und Olbrück durch die Abtei Heggbach (ohne
Mietingen und Sulmingen und den Zehnten von Baltringen) und eine Rente von 1300
Gulden von Buxheim entschädigt. 1806 wurden die W. in Bayern und Württemberg
mediatisiert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 167; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 (Arnoldshain, Schmitten 1792), Waldbott von Pfaffendorf
(Waldmannshausen 1792).
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch) östlich von Ravensburg auf der
höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in den
Händen eines welfischen, später staufischen Ministerialengeschlechts, das um
1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens 1214 im Amt und in den Gütern die
1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an der schwäbischen Ach bei Wolfegg,
die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten und zunächst Schenken des Herzogtums
Schwaben gewesen waren. Sie waren Ministeriale der Staufer, die ihnen 1214 das
Amt des Reichstruchsessen übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu
Reichsministerialen aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um
1200 Wolfegg, um 1240 Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337
Herrschaft Zeil, von 1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte,
1386 Pfand der Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der
Herrschaft Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452
Friedberg-Scheer [bis 1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429
zerfiel die Familie in mehrere Linien. Die
jakobische (Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später auch Scheer erlosch
1772, die eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und Wolfegg wurde 1463
mit der Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und erlosch 1511. Die
georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der eberhardischen Linie
Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und
Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich Waldburg-Wolfegg 1672 in
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und Waldburg-Wolfegg-Waldsee,
Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach (1903
erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als Anhänger Habsburgs zu
Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien Waldburg-Wolfegg
(Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und Waldburg-Friedberg-Scheer
(Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen Territorien Wolfegg, Zeil,
Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der Verlust der
Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn kleinerer
Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475 Quadratkilometer mit
28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien Waldburg-Wolfegg-Waldsee und
Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806 wurde bei der Gründung des
Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern
unter Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Walldorf (Ganerbschaft). 982 gab Kaiser Otto II.
Gut in Meiningen und W. (Walachdorf) bei Meiningen an das Petersstift in
Aschaffenburg, 1009 König Heinrich II. an das Hochstift Würzburg. Nach W.
benannte sich eine 1176 erstmals bezeugte Familie.
Am Anfang des 15. Jahrhunderts kam W. als Lehen an die Marschalk von
Guthmannshausen. 1920 fiel W. an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Wallenstein (Reichsfürst). 1617 wurde Albrecht von
W., der vom Angehörigen eines kleineren alten böhmischen Adelshauses (Waldstein)
zum kaiserlichen Heerführer aufstieg, Reichsgraf, 1623 Reichsfürst. Seine Güter
wurden 1624 zu dem Fürstentum Friedland in Böhmen zusammengefasst, dessen
erblicher Herzog er 1625 wurde. 1627 erhielt er das Herzogtum Sagan, 1627/1629
das unmittelbare Reichslehen Mecklenburg. Nach seinem Sturz und der Ermordung
am 25. 2. 1634 blieben seine Familienangehörigen
Grafen von Waldstein und fanden 1654 im schwäbischen Reichsgrafenkollegium
Aufnahme.
L.: Klein 150.
Waltenhausen (Herrschaft). Die 1541 erworbene
Herrschaft W. südlich Krumbachs war gemeinsamer Besitz der alle Linien der
Fugger umschließenden Familienstiftung. 1806 kam
sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 45; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978,
135.
Weikersheim (Burg, Herrschaft). Nach dem im 9.
Jahrhundert in der Überliefung Fuldas bezeugten Reichsgut W. an der mittleren
Tauber nannten sich seit 1153 Herren von W., die seit 1178 nach Hohenlohe
hießen. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die Linien Hohenlohe-Hohenlohe
(bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die allein verbliebene Linie
Hohenlohe-Weikersheim. Beim Erlöschen der letzten in W. residierenden Familie 1756 kamen die Güter an
Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen. W. selbst war im 14. und 15. Jahrhundert
vielfach verpfändet, erhielt zwischen 1595 und 1603 ein Renaissanceschloss und
wurde später zu einer glanzvollen Barockresidenz ausgestaltet. Über Württemberg
kam es 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Weikersheim.
L.: Wolff 119; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950; Merten, K.,
Schloss Weikersheim, 1976.
Wellenburg, Wöllenburg (Herrschaft). Um 1200 wird
die W. südwestlich Augsburgs erstmals erwähnt. Sie war Amtssitz des Kämmerers
des Hochstifts Augsburg und kam am Ende des 13. Jahrhunderts an die ritterliche
Augsburger Familie Portner, danach an die Familie Onsorg und dann durch Vererbung teilweise an
den Augsburger Patriziersohn und Erzbischof von Salzburg Matthäus Lang und
durch Kauf teilweise an Kaiser Maximilian. 1595 ging die Herrschaft W. an die
Grafen Fugger-Babenhausen (Fugger in ihrer Linie Babenhausen) über. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörte sie über die Fugger-Wasserburg zum schwäbischen
Reichskreis. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 b.
Wernau, Werdenau (Reichsritter). Von 1548 bis
1696 waren die W. (bei Erbach an der Donau) Mitglied des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Sie hatten seit 1400
etwa ein Drittel von Pfauhausen (bei Esslingen am Neckar) erworben. 1696 kam
bei ihrem Aussterben Pfauhausen an die Rotenhan in Neuhausen, 1769 durch
Verkauf an das Hochstift Speyer. Im Kanton Kocher war 1542 Wolf Heinrich von W.
zu Bodelshofen Mitglied, 1578 Veit von W. zu Unterboihingen. 1599 erbte die Familie halb Donzdorf, 1639 erhielt sie das Würzburger
Lehen Eislingen (Großeislingen) und 1666 erwarb sie Steinbach. 1684 erlosch die
im Kanton Kocher immatrikulierte Linie. Im 17. Jahrhundert zählten die W. zum
Kanton Odenwald und vielleicht zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken.
L.: Riedenauer 128; Hellstern 217; Schulz 273f; Reichardt, L., Ortsnamenbuch
des Alb-Donau-Kreises, 1986, 328
Wessobrunn (Kloster). Das nach 740 (nach 750?, 753 ?)
südwestlich des Ammersees von der Familie der
Huosi gegründete Benediktinerkloster wurde nach dem Sturz des vielleicht an der
Gründung auch beteiligten Herzogs Tassilo III. (788) 817 Reichskloster, im 10.
Jahrhundert aber vom Herzog vieler Güter beraubtes, 955 von den Ungarn
zerstörtes Eigenkloster des Hochstifts Augsburg. 1065 wurde es den
Benediktinern zurückgegeben (7-14 Mönche). 1302 wurde es landsässig. 1803 wurde
es in Bayern aufgehoben.
L.: Höppl, R., Die Traditionen des Klosters Wessobrunn, 1984; Winhard, W., Die
Benediktinerabtei Wessobrunn im 18. Jahrhundert, 1988; Prinz, F., Wessobrunn,
LexMA 9 1998, 21; Die Benediktinerabtei Wessobrunn, bearb. v. Andrian-Werburg,
I. v., 2001.
Westerstetten (Reichsritter). Seit 1264 erscheinen
Herren von W., die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert W. innehatten, sich im 14.
Jahrhundert in mehrere Linien teilten und unter anderem um Drackenstein,
Dunstelkingen, Dillingen und Ellwangen Güter erwarben. Von etwa 1562 (Ulrich
Dietdegen von W. zu Lautlingen und Margrethausen) bis etwa 1624 waren die W.
Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises
Schwaben und von 1542 bis 1637 wegen Ballhausen, Dunstelkingen und Katzenstein Mitglied
des Kantons Kocher. 1637 starb die Familie aus.
Das Dorf W. wurde 1432 vom Kloster Elchingen erworben und fiel über ein
Kondominat mit Ulm (bis 1773) 1803 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 217; Schulz 274; Heisler, E., Westerstetten, Chronik eines Dorfes
der Ulmer Alb, 1974.
Wetzhausen (Herrschaft). W. bei Hofheim war der
Stammsitz der von den Grafen von Henneberg mit dem Truchsessenamt
ausgestatteten ministerialischen Truchsessen von W., die im ausgehenden
Mittelalter mehrere adlige Familien (Flieger,
Zollner) beerbten und die Güter meist dem Hochstift Würzburg zu Lehen
auftrugen. In W. hatten sie seit dem 15. Jahrhundert die Hochgerichtsbarkeit.
1806 kamen die verschiedenen Linien (Bettenburg, Bundorf, Oberlauringen) an
Bayern. S. Truchsess von W.
L.: Zeißner, S., Hassbergland in vergangenen Tagen, 1924; Hessberg, H. v., Wie
Wetzhausen an die Truchsesse kam, Frankenwarte 1938 Nr. 42.
Windeck (Herrschaft). Nach der Burg W.
(Kappelwindeck bei Bühl) nannten sich vermutlich seit dem 13. Jahrhundert
Herren von W., die Ministeriale des Bischofs von Straßburg waren. 1309 mussten
sie Stollhofen mit Söllingen und Hügelsheim an Baden verkaufen. 1592 starb die
wohl zeitweise in die Linien Altwindeck und Neuwindeck gespaltete Familie im Mannesstamm aus. Die Herrschaft W. wurde im
17. Jahrhundert von Baden-Baden erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 39; Glaubitz, T. v., Die Burgen Alt- und Neuwindeck mit den
Bühler Edelhöfen, 1960.
Winnenberg (Ganerben). Die nach W. bei dem Dorf
Weinheim bei Alzey benannte Familie hatte 1440
bzw. 1354 Anteile an den Ganerbschaften Schornsheim und Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim).
L.: Zimmermann 80f.
Wohlau (Fürstentum, Herzogtum, Residenz des
Herzogs), Wolów. W. an der mittleren Oder in Niederschlesien wurde um 1285
neben einem slawischen Dorf als Stadt zu deutschem Recht gegründet. Bis 1248
war das Gebiet mit dem Fürstentum Breslau, von 1248 bis 1312 mit Glogau und von
1312 bis 1471 mit Oels verbunden. Von 1495 bis 1504 war W. selbständiges
Herzogtum, das 1504 an Münsterberg fiel und 1517 mit Steinau an die Familie Thurzo, die nach ihrer Übersiedelung von
Ungarn nach Krakau zusammen mit den Fuggern im Bergbau reich geworden war,
verkauft wurde, die es 1523 an die Herzöge von Liegnitz weiterveräußerte. Von
1653/1654 bis 1664 war es erneut selbständiges Herzogtum, wurde dann aber
wieder mit Liegnitz und Brieg vereinigt. 1675 fiel es nach dem Aussterben der
Liegnitzer Piasten als seit 1329 zur Krone Böhmens gehörig an
Habsburg/Österreich, 1742 an Preußen. W. hatte einen Flächeninhalt von 23
Quadratmeilen und war in die Kreise W. und Steinau-Raudten gegliedert. Seit
1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 484; Heyne, J., Urkundliche Geschichte der Stadt und des Fürstentums
Wohlau, 1867; Juhnke, R., Wohlau, 1965; Chroniken aus dem Kreise Wohlau
(Niederschlesien), hg. v. Hoppe, R., (1983); Velsen, D. v., Die
Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz-Brieg-Wohlau, 1971; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
639.
Wurmser von Vendenheim (Freiherren, Grafen,
Reichsritter). 1773 zählten die im Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren
Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten Grafen W. mit dem 1612 erworbenen
Sundhausen und dem 1456 erworbenen Vendenheim zum Ritterkreis Unterelsass. Mit
Meißenheim (Meisenheim) waren sie außerdem Mitglied des Ortes (Bezirks) Ortenau
des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Sie erloschen männlicherseits 1844 und weiblicherseits 1851.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 66, 67; Wolf, J., Familienarchiv v. Wurmser, Urkunden und Akten (Abt. B
23 und F 26) 1398-1843, 1988.
Zorn von Bulach (Freiherren, Reichsritter).
Die Z. sind eines der ältesten Adelsgeschlechter des Elsass. Im 18. Jahrhundert
und frühen 19. Jahrhundert zählten die Freiherren Z. zum Ort (Bezirk) Ortenau
des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben
(1802 Anton Joseph Z., Herr zu Grol [Groll]) sowie als bereits im Stichjahr
1680 angesessene und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierte Familie mit der Hälfte Enzheim, der Hälfte Gerstheim
und Osthausen zum Ritterkreis Unterelsass. S. Zorn.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 67; Neumaier 73.
Buchenberg (Familie) Mägdeberg
Châtillon (Familie) Hagenau
Griesbach (Familie) (Waxenberg-Ottensheim,) Waxenberg
Hagen (Familie) (im Westhavelland) Rhinow
Hagen (Familie bei Braunschweig) Schwein
Langenau (Familie) Goschütz
Prag (Familie in Böhmen) Fürstenberg-Weitra, Weitra
Rohr (Familie) Meyenburg, Quitzow
Rohrbach (Familie in Niederösterreich) Neuburg
Starkenberg (Familie) Rettenberg
Sternberg (Familie) Cilli, Fürstenberg-Weitra, Weitra
Stetten (Familie in Augsburg) Gailenbach
Waldenburg (Familie) Berwartstein