Die Burg in der deutschen Landesgeschichte (1466)
Die reichste Beute in dieser Wanderungsbewegung errangen dabei die 258 n. Chr. erstmals am Niederrhein bezeugten Franken. Ihr sie gewaltsam einender König Chlodwig ([* um 466] 481-511) aus der Familie der Merowinger schlug 486 den römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien, 496 die Alemannen am oberen Rhein und an der oberen Donau sowie 507 die Westgoten in Südgallien (Aquitanien). Seine Nachfolger brachten 531 die Thüringer, 532/534 die Burgunder und wenig später die um 550 erstmals genannten Bayern im nördlichen Voralpengebiet unter ihre Abhängigkeit. 732 gelang dem fränkischen König durch den arnulfingischen Hausmeier Karl Martell bei Tours und Poitiers die dauerhafte Abwehr des Ansturms der von Nordafrika nach Spanien vorgedrungenen Araber.
Allerdings gliederten bereits die Enkel Karl des Großen nach merowingischen Vorbildern 843, 870 und 879/880 das Gallorömer, Burgunder, Alemannen, Friesen, Sachsen, Thüringer Bayern, Langobarden und Italoromanen einschließende, mit Hilfe von Herzögen in Herzogtümern und Grafen in Grafschaften oder Gauen verwaltete Reich der Franken in mehrere Teile. Dabei wurden im östlichen Teil zwischen Rhein und Elbe, Nordsee und Alpen vor allem die Menschen (Franken, Alemannen, Bayern, Thüringer, Sachsen und Friesen) vereinigt, welche die (germanisch/)germanistische Volkssprache (ahd. diotisk, zu ahd. diot „Volk“) verwendeten und sich dadurch von den (französischen) Romanen im Westen (Gallien) und den (italienischen) Romanen im Süden (Italien) deutlich unterschieden. Bei der Aufteilung des lotharingischen Mittelreiches wurde das Ostreich in den Westen (und das Westreich in den Osten) bis Maastricht, Trier und Metz ausgedehnt.
Mit dem Übergang von den 911 ausgestorbenen ostfränkischen Karolingern über den Franken Konrad I. auf die sächsischen Ottonen (Heinrich I. 919) erwuchs aus dieser Teilung in kurzer Zeit die um die erste Jahrtausendwende als solche erkennbare neue politische Einheit deutsches Reich, die zwar das fränkische Durchgangsland Gallien/Frankreich nicht mehr einschloss, aber schon unter Heinrich I. die Westgrenze an Schelde und oberer Maas sicherte, unter Otto dem Großen 955 die Ungarn auf dem Lechfeld zurückschlug und 962 das langobardische Königreich bzw. Italien bis nach Rom (Reichsitalien) zurückgewann, in der Folge letztlich dauerhaft in den nach dem Abzug der Germanen (Goten, Wandalen) zwischenzeitlich slawisch besiedelten Osten jenseits der Elbe ausgriff und unter Konrad II. (1032/1033) Burgund als (drittes) Königreich anschloss.
Hauptgegenstand ihrer Interessen war demgemäß nicht mehr das Reich. Vielmehr wurde die Mehrung ihrer eigenen Güter ihr wichtigstes Anliegen. Als bedeutsamste Entscheidungen in dieser Richtung erwiesen sich auf Dauer dabei die Belehnung der eigenen Söhne mit dem Herzogtum Österreich durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1282 und die Belehnung des königlichen Feldherren und Rates Burggraf Friedrich von Zollern (Hohenzollern) mit der kurberechtigten Markgrafschaft Brandenburg durch den habsburgischen König Sigmund im Jahre 1417, während der Übergang Thüringens von den Ludowingern (1247/1264) und Sachsens von den Askaniern (1423) an die Wettiner wegen deren zahlreichen Erbteilungen ohne allgemeinere Auswirkungen blieb.
Nicht ganz so bedeutsam und wohl auch nicht so zahlreich waren demgegenüber die meist aus altem Reichsgut stammenden, trotz Fehlens der Reichsstandschaft dem Reich ebenfalls unmittelbar verbundenen Reichsdörfer, von denen sich für das Hochmittelalter einschließlich der Reichsflecken, Reichshöfe und freien Leute etwa 120 mit einiger Sicherheit ermitteln lassen. Sie gingen zudem schon seit dem 13. Jahrhundert dem Reich allmählich verloren. Einige von ihnen (u. a. Gochsheim, Holzhausen [Burgholzhausen], Sennfeld, Soden, Sulzbach, Leutkircher Heide) vermochten sich aber gleichwohl bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs zu erhalten.
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten.
37. (Rheinische Prälaten): 1. Abt von Kaisheim, 2. Ballei Koblenz, 3. Ballei Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Äbte und Prälaten von 4. Odenheim (Odenheim und Bruchsal), 5. Werden, 6. Sankt Ulrich und (Sankt) Afra in Augsburg, 7. Sankt Georg(en) in Isny, 8. Kornelimünster, 9. Sankt Emmeram in bzw. zu Regensburg, und die Äbtissinnen von 10. Essen, 11. Buchau, 12. Quedlinburg, 13. Herford, 14. Gernrode, 15. Niedermünster in Regensburg, 16. Obermünster in Regensburg, 17. Burtscheid, 18. Gandersheim und 19. Thorn.
61. (Schwäbische Grafen) (von): 1. Fürst zu Fürstenberg als Graf zu Heiligenberg und Werdenberg, 2. Gefürstete Äbtissin zu Buchau, 3. Komtur der Ballei Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund als Komtur zu Altshausen, 4. Fürsten und Grafen zu Oettingen, 5. Österreich wegen der Grafschaft Menthor (Montfort), 6. Kurfürst in Bayern wegen der Grafschaft Helfenstein, 7. Fürst von Schwarzenberg wegen der Landgrafschaft Klettgau und der Grafschaft Sulz, 8. Grafen von Königsegg, 9. Truchsessen von Waldburg, 10. Markgraf von Baden-Baden wegen der Grafschaft Eberstein, 11. Graf von der Leyen wegen Hohengeroldseck, 12. Grafen Fugger, 13. Österreich wegen der Grafschaft Hohenems, 14. Grafen von Traun wegen der Herrschaft Eglofs, 15. Fürst und Abt zu Sankt Blasien wegen der Grafschaft Bonndorf, 16. Graf von Stadion wegen Thannhausen, 17. Fürst von Thurn und Taxis wegen der Herrschaft Eglingen, 18. Grafen von Khevenhüller, Personalisten, 19. Grafen von Kuefstein, 20. Fürst von Colloredo, Personalist, 21. Grafen von Harrach, 22. Grafen von Sternberg, 23. Graf von Neipperg, 24. Grafen von Hohenzollern, (fälschlich aufgenommen)
63. (Westfälische Grafen) (von): 1. Markgraf von Ansbach wegen Sayn-Altenkirchen, 2. Burggraf von Kirchberg wegen Sayn-Hachenburg, 3. König in Preußen wegen der Grafschaft Tecklenburg, 4. Wied-Runkel wegen der oberen Grafschaft Wied, 5. Fürst zu Wied-Neuwied (Direktor dieses Kollegiums), 6. Landgraf von Hessen-Kassel und Graf zu Lippe-Bückeburg wegen der Grafschaft Schaumburg, 7. Herzog zu Holstein-Gottorp-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorf wegen Oldenburg und Delmenhorst, 8. Grafen von der Lippe, 9. Graf von Bentheim, 10. König von England wegen der Grafschaft Hoya, 11. König von England wegen der Grafschaft Diepholz, 12. König von England wegen der Grafschaft Spiegelberg, 13. Fürst und Grafen von Löwenstein bzw. Löwenstein-Wertheim wegen Virneburg, 14. Fürst von Kaunitz wegen Rietberg, 15. Fürst von Waldeck wegen der Grafschaft Pyrmont, 16. Graf von Törring wegen der Grafschaft Gronsveld bzw. Gronsfeld, 17. Graf von Aspremont wegen der Grafschaft Reckheim oder Reckum, 18. Fürsten zu Salm wegen der Grafschaft Anholt, 19. Grafen von Metternich wegen der Herrschaft(en) Winneburg und Beilstein, 20. Fürst zu Anhalt-Bernburg-Schaumburg wegen der Grafschaft Holzappel, 21. Grafen von Sternberg wegen der Grafschaft(en) Blankenheim und Gerolstein, 22. Grafen von Plettenberg wegen Wittem, 23. Grafen von Limburg-Styrum wegen der Herrschaft Gemen, 24. Graf von Wallmoden wegen der Herrschaft Gimborn und Neustadt bzw. Gimborn-Neustadt, 25. Graf von Quadt wegen der Herrschaft Wickrath, 26. Grafen von Ostein wegen der Herrschaft Millendonk bzw. Myllendonk, 27. Grafen von Nesselrode wegen der Herrschaft Reichenstein, 28. Grafen zu der Mark wegen der Grafschaft Schleiden, 29. Grafen von Schaesberg wegen der Grafschaft Kerpen und Lommersum bzw. Kerpen-Lommersum 30. Grafen zu Salm-Reifferscheid wegen der Herrschaft Dyck, 31. Grafen zu der Mark wegen Saffenburg (Sassenburg), 32. Grafen von Platen wegen Hallermunt, 33. Grafen von Sinzendorf wegen Rheineck.
2. Burgundischer Reichskreis: Herzogtum Brabant, Herzogtum Limburg, Herzogtum Luxemburg, Grafschaft Flandern, Grafschaft Hennegau, Grafschaft Namur, Oberquartier des Herzogtums Geldern.
3. Kurrheinischer Reichskreis: Mainz (Kurmainz), Trier (Kurtrier), Köln (Kurköln), Pfalz (Kurpfalz), Fürstentum Arenberg, Thurn und Taxis, Deutscher Orden: Ballei Koblenz, Herrschaft Beilstein, Grafschaft Niederisenburg, Burggrafentum Rheineck.
6. Schwäbischer Reichskreis: Hochstift Konstanz, Hochstift Augsburg, fürstliche Propstei Ellwangen, fürstliche Abtei Kempten, Herzogtum Württemberg und Teck, obere Markgrafschaft Baden (Baden-Baden), untere Markgrafschaft Baden (Baden-Durlach), Markgrafschaft Hachberg, gefürstete Grafschaft Hohenzollern-Hechingen, Grafschaft Hohenzollern-Sigmaringen, gefürstete Frauenabtei Lindau, gefürstete Frauenabtei Buchau, gefürstete Grafschaft Tengen bzw. Thengen, Grafschaft Heiligenberg, Grafschaft Oettingen, gefürstete Landgrafschaft im Klettgau, Fürstentum Liechtenstein, Abtei Salem (bzw. Salmansweiler bzw. Salmannsweiler), Abtei Weingarten, Abtei Ochsenhausen, Abtei Elchingen, Abtei Irsee, Abtei Ursberg, Abtei Kaisheim (Kaisersheim), Abtei Roggenburg, Abtei Rot, Abtei Weißenau, Abtei Schussenried, Abtei Marchtal bzw. Obermarchtal, Abtei Petershausen, Propstei Wettenhausen, Abtei Zwiefalten, Abtei Gengenbach, Abtei Heggbach, Abtei Gutenzell, Abtei Rottenmünster, Abtei Baindt, Deutscher Orden: Kommende Mainau (Teil der Ballei Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund [bzw. Elsass und Burgund]), Landgrafschaft Stühlingen, Landgrafschaft Baar, Herrschaft Wiesensteig, Herrschaft Hausen, Herrschaft Messkirch, Herrschaften Tettnang und Argen, Lande des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und Waldburg-Zeil-Wurzach, Lande der Erbtruchsessen Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Scheer-Scheer und Waldburg-Trauchburg (Waldburg-Zeil-Trauchburg), Grafschaft Rothenfels und Herrschaft Stauffen (bzw. Staufen), Grafschaft Königsegg und Herrschaft Aulendorf, Herrschaften Mindelheim und Schwabegg, Herrschaft Gundelfingen, Grafschaft Eberstein, Lande der Grafen Fugger, Grafschaft Hohenems, Herrschaft Justingen, Grafschaft Bonndorf, Herrschaft Eglofs, Herrschaft Thannhausen, Grafschaft Hohengeroldseck bzw. Geroldseck, Herrschaft Eglingen, Reichsstadt Augsburg, Reichsstadt Ulm, Reichsstadt Esslingen, Reichsstadt Reutlingen, Reichsstadt Nördlingen, Reichsstadt Schwäbisch Hall, Reichsstadt Überlingen, Reichsstadt Rottweil, Reichsstadt Heilbronn, Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt Memmingen, Reichsstadt Lindau, Reichsstadt Dinkelsbühl, Reichsstadt Biberach, Reichsstadt Ravensburg, Reichsstadt Kempten, Reichsstadt Kaufbeuren, Reichsstadt Weil (der Stadt), Reichsstadt Wangen, Reichsstadt Isny, Reichsstadt Leutkirch, Reichsstadt Wimpfen, Reichsstadt Giengen, Reichsstadt Pfullendorf, Reichsstadt Buchhorn, Reichsstadt Aalen, Reichsstadt Bopfingen, Reichsstadt Buchau, Reichsstadt Offenburg, Reichsstadt Gengenbach, Reichsstadt Zell am Harmersbach bzw. Zell.
Der Kaiser, als Erzherzog zu Österreich: für Steiermark eine, für Krain eine, für Kärnten eine und für Tirol eine (insgesamt 4 Stimmen); der Kurfürst von der Pfalz, als Herzog von Bayern: für das Herzogtum Berg eine, für Sulzbach (Pfalz-Sulzbach) eine, für Niederbayern eine und für Mindelheim eine (insgesamt 4 Stimmen); der König von Preußen, als Herzog von Magdeburg: für Erfurt eine und für das Eichsfeld eine (insgesamt 2 Stimmen); der Kurerzkanzler bzw. Kurfürst (von Mainz) Reichserzkanzler: für das Fürstentum Aschaffenburg eine (1 Stimme); der Kurfürst von Sachsen: als Markgraf zu Meißen eine, für die Burggrafschaft Meißen eine und für Querfurt eine (insgesamt 3 Stimmen); der Kurfürst von Sachsen, wechselweise mit den Herzögen von Sachsen-Weimar und von Sachsen-Gotha: für Thüringen eine (1 Stimme); der König von England, als Herzog von Bremen: für Göttingen (Braunschweig-Göttingen) eine (1 Stimme); der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel: für Blankenburg eine (1 Stimme); der Markgraf von Baden: für Bruchsal anstatt Speyer eine, und für Ettenheim anstatt Straßburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Württemberg: für Teck eine, für Zwiefalten eine und für Tübingen eine (insgesamt 3 Stimmen); der König von Dänemark, als Herzog von Holste(in) für Plön eine (1 Stimme); der Landgraf von Hessen-Darmstadt: für das Herzogtum Westfalen eine und für Starkenburg eine (insgesamt 2 Stimmen); der Landgraf von Hessen-Kassel: für Fritzlar eine und für Hanau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Modena: für den Breisgau eine und für die Ortenau eine (insgesamt 2 Stimmen); der Herzog von Mecklenburg-Strelitz: für Stargard eine (1 Stimme); der Herzog von Arenberg: seine auf diesseitige Lande versetzte Virilstimme (1 Stimme); der Fürst von Salm-Salm: eine eigene Stimme, die vorher mit Salm-Kyrburg gemeinschaftlich war (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Usingen eine (1 Stimme); der Fürst von Nassau-Weilburg eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen eine (1 Stimme); der Fürst von Salm-Kyrburg eine (1 Stimme); der Fürst von Fürstenberg: für Baar und Stühlingen eine (1 Stimme); der Fürst von Schwarzenberg: für Klettgau eine (1 Stimme); der Fürst von Thurn und Taxis: für Buchau eine (1 Stimme); der Fürst von Waldeck eine (1 Stimme); der Fürst von Löwenstein-Wertheim eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Spielberg eine (1 Stimme); der Fürst von Oettingen-Wallerstein eine (1 Stimme); der Fürst von Solms-Braunfels eine (1 Stimme); die Fürsten von Hohenlohe-Neuenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst eine (1 Stimme); der Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein eine (1 Stimme); der Fürst von Isenburg-Birstein eine (1 Stimme); der Fürst von Kaunitz: für Rietberg eine (1 Stimme); der Fürst von Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz eine (1 Stimme); der Fürst von Leiningen eine (1 Stimme); der Fürst von Ligne: für Edelstetten eine (1 Stimme); der Herzog von Looz bzw. Looz-Corswarem: für Wolbeck eine (1 Stimme).
1. Österreich, 2. Oberbayern, 3. Steiermark (Österreich), 4. Magdeburg (Preußen), 5. Salzburg, 6. Niederbayern, 7. Regensburg, 8. Sulzbach (Pfalz-Sulzbach), 9. Deutscher Orden, 10. Neuburg (Pfalz-Neuburg), 11. Bamberg, 12. Bremen, 13. Markgraf von Meißen, 14. Berg (Bayern, Pfalz), 15. Würzburg, 16. Kärnten (Österreich), 17. Eichstätt, 18. Sachsen-Coburg, 19. Bruchsal (Baden), 20. Sachsen-Gotha, 21. Ettenheim (Baden), 22. Sachsen-Altenburg, 23. Konstanz, 24. Sachsen-Weimar, 25. Augsburg, 26. Sachsen-Eisenach, 27. Hildesheim, 28. Brandenburg-Ansbach, 29. Paderborn, 30. Brandenburg-Bayreuth, 31. Freising, 32. Braunschweig-Wolfenbüttel, 33. Thüringen (Sachsen bzw. Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha), 34. Braunschweig-Celle, 35. Nassau, 36. Braunschweig-Calenberg, 37. Trient, 38. Braunschweig-Grubenhagen, 39. Brixen, 40. Halberstadt, 41. Krain (Österreich), 42. Baden-Baden, 43. Württemberg, 44. Baden-Durlach, 45. Osnabrück, 46. Verden, 47. Münster, 48. Baden-Hachberg, 49. Lübeck, 50. Württemberg (Teck) bzw. Teck (Württemberg), 51. Hanau (Hessen-Kassel), 52. Holstein-Glückstadt, 53. Fulda, 54. Holstein-Oldenburg bzw. Holstein-Gottorp bzw. Holstein-Gottorf, 55. Kempten, 56. Mecklenburg-Schwerin, 57. Ellwangen, 58. Mecklenburg-Güstrow, 59. Malteserorden, 60. Hessen-Darmstadt, 61. Berchtesgaden, 62. Hessen-Kassel, 63. Westfalen (Hessen-Darmstadt), 64. Vorpommern, 65. Holstein-Plön (Dänemark), 66. Hinterpommern, 67. Breisgau (Modena), 68. Sachsen-Lauenburg, 69. Corvey, 70. Minden, 71. Burggraf von Meißen (Sachsen), 72. Leuchtenberg, 73. Anhalt, 74. Henneberg, 75. Schwerin, 76. Cammin bzw. Kammin, 77. Ratzeburg, 78. Hersfeld (Hirschfeld), 79. Tirol (Österreich), 80. Tübingen (Württemberg), 81. Querfurt (Sachsen), 82. Arenberg, 83. Hohenzollern-Hechingen, 84. Fritzlar (Hessen-Kassel), 85. Lobkowitz, 86. Salm-Salm, 87. Dietrichstein, 88. Nassau-Hadamar, 89. Zwiefalten (Württemberg), 90. Nassau-Dillenburg, 91. Auersperg, 92. Starkenburg (Hessen-Darmstadt), 93. Ostfriesland, 94. Fürstenberg, 95. Schwarzenberg, 96. Göttingen (Braunschweig-Göttingen), 97. Mindelheim (Bayern), 98. Liechtenstein, 99. Thurn und Taxis, 100. Schwarzburg, 101. Ortenau (Modena), 102. Aschaffenburg (Mainz) (bzw. Kurerzkanzler), 103. Eichsfeld (Preußen), 104. Braunschweig-Blankenburg bzw. Blankenburg (Braunschweig-Wolfenbüttel), 105. Stargard (Mecklenburg-Strelitz), 106. Erfurt (Preußen), 107. Nassau-Usingen, 108. Nassau-Weilburg, 109. Hohenzollern-Sigmaringen, 110. Salm-Kyrburg, 111. Fürstenberg-Baar bzw. Baar (Fürstenberg), 112. Schwarzenberg-Klettgau bzw. Klettgau (Schwarzenberg), 113. Taxis-Buchau (Thurn und Taxis), 114. Waldeck, 115. Löwenstein-Wertheim, 116. Oettingen-Spielberg, 117. Oettingen-Wallerstein, 118. Solms-Braunfels, 119. Hohenlohe-Neuenstein, 120. Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst bzw. Hohenlohe-Schillingsfürst, 121. Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein bzw. Hohenlohe-Bartenstein, 122. Isenburg-Birstein, 123. Kaunitz-Rietberg bzw. Kaunitz (Rietberg), 124. Reuß-Plauen-Greiz bzw. Reuß-Greiz, 125. Leiningen, 126. Ligne (Edelstetten), 127. Looz bzw. Looz-Corswarem (Wolbeck), 128. Schwäbische Grafen, 129. Wetterauische Grafen, 130. Fränkische Grafen, 131. Westfälische Grafen.
Die Bundesrepublik Deutschland (357092 Quadratkilometer, 82,4 Millionen Einwohner, davon mehr als ein Zehntel Ausländer) setzt sich aus den Bundesländern Baden-Württemberg (Stuttgart), Bayern (München), Brandenburg (Potsdam), Bremen (Bremen), Hamburg (Hamburg), Hessen (Wiesbaden), Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin), Niedersachsen (Hannover), Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf), Rheinland-Pfalz (Mainz), Saarland (Saarbrücken), Sachsen (Dresden), Sachsen-Anhalt (Magdeburg), Schleswig-Holstein (Kiel), Thüringen (Erfurt) sowie Berlin zusammen. Österreich (83871 Quadratkilometer, 8,26 Millionen Einwohner) besteht aus den 9 Bundesländern Niederösterreich (seit 1986 Sankt Pölten), Steiermark (Graz), Tirol (Innsbruck), Oberösterreich (Linz), Kärnten (Klagenfurt), Salzburg (Salzburg), Burgenland (Eisenstadt), Vorarlberg (Bregenz) und Wien (Wien). Die zu rund 75 % deutschsprachige Schweiz (41285 Quadratkilometer, 7,48 Millionen Einwohner) gliedert sich in die (bis 1999 23, seitdem) 26 Kantone (davon 6 Halbkantone) Aargau (Aarau), Appenzell-Außerrhoden (Herisau), Appenzell-Innerrhoden (Appenzell), Basel-Stadt (Basel), Basel-Land bzw. Basel-Landschaft (Liestal), Bern (Bern), Freiburg (Freiburg), Genf (Genf), Glarus (Glarus), Graubünden (Chur), Jura (seit 1979) (Delsberg/Delémont), Luzern (Luzern), Neuenburg (Neuenburg), Sankt Gallen (Sankt Gallen), Schaffhausen (Schaffhausen), Schwyz (Schwyz), Solothurn (Solothurn), Tessin (Bellinzona), Thurgau (Frauenfeld), Unterwalden nid dem Wald bzw. Unterwalden-Nidwalden (Stans), Unterwalden ob dem Wald bzw. Unterwalden-Obwalden (Sarnen), Uri (Altdorf), Waadt (Lausanne), Wallis (Sitten), Zug (Zug) und Zürich (Zürich).
Bg = Burg
BgG = Burggraf(en)
BgGt = Burggrafschaft
rriBg = reichsritterschaftliche Burg
Baudisch, S., Burgen und Herrensitze in Nordwestsachsen, 1886
Tillmann, C., Lexikon der deutschen Burgen und Schlösser, Bd. 1ff., Bd. 4 Atlas mit 67 Karten, 1958ff.
Aalst, Alst (Grafschaft). Die nach einer 870
erstmals erwähnten Burg benannte Grafschaft A.
gehörte über die Grafschaft Flandern zum burgundischen Reichskreis. Sie war
bereits 1056 als Reichslehen an die Grafen von Flandern (Reichsflandern)
gekommen, die 1166 die ab 964 bekannte, seit 1117-1145 als comes titulierte
Familie der Grafen von A. beerbten. 1384/1385 gelangte Flandern an Burgund und 1477 mit diesem an Habsburg. 1794 fiel es
an Frankreich, 1814 an die Niederlande und 1830 an Belgien.
L.: Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Warlop, E., De Vlaamse adel
voor 1300, Bd. 1ff. 1968; Blok, D., Aalst, LexMA 1 1980, 5.
Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die
vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12.
Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte
des Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener Klöster (u. a. Banz) und
stellten eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen. Ihre Güter fielen 1189 zu
einem Teil an das Hochstift Bamberg und nach ihrem Aussterben um 1199/1200
durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg aus
dem Hause Zollern (Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift
Eichstätt verkauften.
L.: Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen
Grafengeschlechts von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F.,
Die Grafen von Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950;
Ulsamer, W., 100 Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des
eichstättischen Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch,
H./Machilek, F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 146 (2006), 9.
Achalm (Grafen, Reichsdorf?). A. bei Reutlingen
wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Danach benannte Grafen starben 1098
aus. Ihre Burg, im 13. Jahrhundert Sitz eines
Reichsvogts, gelangte 1330 als Reichspfandschaft an Württemberg. A. war
möglicherweise Reichsdorf.
L.: Dacheröden 102; Hugo 474; Brustgi, F., Eningen unter Achalm, 1976.
Achberg (Herrschaft, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Burg und Herrschaft A. südlich von
Wangen werden erstmals 1194 genannt. Sie gelangten von den Herren von A. im 14.
Jahrhundert an die Truchsessen von Waldburg, 1335 an die Herren von
Molpertshaus, die A. 1352 Habsburg zu Lehen auftrugen, 1412 an die Herren von
Königsegg, 1530 erbweise an die Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein),
1691 als zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben steuernd durch Verkauf von
den Herren von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein) an den Deutschen Orden
(Landkomtur zu Altshausen), 1805/1806 an Bayern, dann durch die Rheinbundakte
von 1806 an Hohenzollern-Sigmaringen und mit diesem 1850 an Preußen. Bis 1854
war A. Sitz eine Oberamtes. 1947 kam es zu Württemberg-Hohenzollern, 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Eisele, F., Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave
Achberg, 1922.
Adelmann von Adelmannsfelden (Reichsritter,
Reichsfreiherren, Reichsgrafen). Adelmannsfelden westlich von Ellwangen wird
erstmals 1113 genannt. Seit dem zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts sind
Herren (später Reichsministeriale) von Adelmannsfelden nachgewiesen. Um die
Mitte des 14. Jahrhunderts gaben sie die namengebende Burg
auf und ließen sich seit 1385/1407 in Neubronn nieder. Später wurden sie mit
dem 1530 erworbenen Hohenstadt, dem im 15. Jahrhundert erlangten Schechingen
und den 1657 an die Lang verkauften Gütern Dewangen, Reichenbach, Faulherrnhof
und Rodamsdörfle Mitglied im Kanton Kocher der schwäbischen Reichsritterschaft.
1680 wurden sie in den Reichsfreiherrenstand, 1790 in den Reichsgrafenstand
erhoben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Kollmer 375; Schulz
257.
Adelmannsfelden (Herrschaft). A. westlich von Ellwangen
wird erstmals 1113 erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren Adelmann von
Adelmannsfelden, die um die Mitte des 14. Jahrhundert die namengebende Burg aufgaben. A. selbst fiel nach dem Interregnum an
die Grafen von Oettingen und von dort durch Verkauf 1361 an das Kloster
Ellwangen, 1380 an die Schenken von Limpurg und 1493 an Georg von Vohenstein.
1806 kam die zuletzt 46 Dörfer umfassende, zum Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben zählende Herrschaft an Württemberg und damit A. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Adelmannsfelden, F. G. Frhr. v., Zur Geschichte von
Adelmannsfelden, 1948; Der Ostalbkreis, 1978; Franz, G. Frhr. v., Zur
Geschichte von Adelmannsfelden, 1984.
Aerschot (Herzogtum), Aarschot. Das 1612 aus dem
Erbgut der Herzöge von Croy an Arenberg gekommene Herzogtum A. in Brabant
gehörte zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 14.
Ahrental (reichsritterschaftliche Herrschaft),
Ahrenthal. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichteten die Herren von Sinzig auf
Reichsgut die Burg A. südwestlich von Sinzig,
nach der sie sich benannten. Im 16. Jahrhundert gingen die Reichslehnrechte
verloren. Die Herrschaft kam im Erbgang an die Herren Wildberg (Wiltberg), an
die Effern, an die Freiherren von Meerscheid genannt Hillesheim und schließlich
an die Grafen von Spee (Spe). 1702 wurde die Herrschaft reichsritterschaftlich
(Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein). S. Rheinland-Pfalz.
L.: Bruchhäuser, K., Heimatbuch der Stadt Sinzig, 1953.
Albeck (Herrschaft). Seit 1107 ist ein hochadliges
Geschlecht nachweisbar, das sich nach dem „Eck“ am Albrand nördlich von Ulm
nannte. A. wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die um 1250 beim Erlöschen der
Herren bzw. Grafen von A. über die Erbtochter an die Markgrafen von Burgau, 1293 ebenfalls über die Erbtochter an die
Grafen von Werdenberg(-Sargans) fiel. 1381 erwarb die Reichsstadt Ulm von dem
verschuldeten Grafen von Werdenberg-Albeck die Burg
und die Herrschaft diesseits der Lone, 1385 den Rest. Von 1802 bis 1810 kam das
Gebiet an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 211; Geschichte von Städtle und Schloss - ein Spaziergang durch die
Zeit, hg. v. d. Stadt Langenau, 1989.
Altena (Grafen). A. bei Arnsberg wird erstmals
zum Ende des 10. Jahrhunderts erwähnt. Die 1122 genannte Burg war von 1161 bis 1200 Sitz der Grafen von A.,
eines Zweiges der Grafen von Berg. Am Anfang des 13. Jahrhunderts verlegten die
Grafen ihren Sitz nach Burg Mark, von wo aus sie
das Herrschaftsgebiet Mark ausbauten. A. selbst war seit etwa 1188 Lehen Kölns.
L.: Wolff 319; Flebbe, H., Quellen und Urkunden zur Geschichte der Stadt
Altena, 1967; Droege, G., Altena, LexMA 1 1980, 466.
Altenburg (Fürstentum, Residenz). Von 1603 bis
1672 war A. (1146/1147 Burggrafschaft, 1324
Verpfändung an die Markgrafen von Meißen) bei Leipzig Sitz einer Linie der
Ernestiner. S. Sachsen-Altenburg, Thüringen.
L.: Wolff 398; Roubitscheck, W., Die Altenburger Landesvermessung und die von
ihr abgeleiteten Kartenwerke, Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ.
Halle-Wittenberg Math.-nat. Reihe 7 (1958); Thieme, A., Die Burggrafschaft Altenburg, 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 4.
Altenburg (Reichsstadt). In A. bei Leipzig wurde
ein slawischer Rundwall (um 800) festgestellt, an dessen Stelle im 10.
Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, die
Kaiser Otto II. 976 an den Bischof von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war die
Pfalz A. Mittelpunkt des staufischen Reichsterritoriums Pleißenland und erhielt
Stadtrecht. 1290 wurde A. reichsunmittelbar, kam aber schon 1311/1328 unter die
Herrschaft der Wettiner. 1485 fiel es an die ernestinische Linie. Von 1603 bis
1672 war es Residenz einer nach ihm benannten Linie der Ernestiner
(Sachsen-Altenburg). Zu Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es,
bis es von 1826 bis 1918 Residenz des jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg
wurde. 1920 kam es im Freistaat A. (Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Altenmuhr (reichsritterschaftliche Herrschaft). Mure an der mittleren Altmühl wird 893 erstmals als vicus genannt. Seit 1169 sind dort Ministeriale des Hochstifts Eichstätt bezeugt. Seit 1383 gingen die zunehmend den Burggrafen von Nürnberg aufgetragenen Güter allmählich an die Lentersheim über. 1538 starben die Muhr (Mur) aus. Seitdem überwog die Oberlehnsherrlichkeit der Markgrafen von Ansbach. Seit 1752 hatten die Lentersheim die Güter als reichsritterschaftliche Mediatherrschaft. Mit dem Aussterben der Lentersheim fielen sie 1799 an die Hardenberg. S. Bayern.
Althohenfels (Herrschaft). Die Burg A. am Bodensee bei Sipplingen bildete den
Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1479 von der Reichsstadt Überlingen erworben
wurde. S. Baden-Württemberg.
L.: Lachmann, T., Alt- und Neuhohenfels, 1967.
Altkirch (Herrschaft). A. in der Burgundischen Pforte gehörte zunächst den Grafen von
Mömpelgard, seit 1103 den Grafen von Pfirt. 1324 kam die Herrschaft A. an
Habsburg, 1648 an Frankreich.
L.: Wolff 300 ; Specklin, R., Altkirch, type de petite ville, Paris 1953;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 18.
Altleiningen (Burg).
Vermutlich zwischen 1110 und 1120 erbaute Graf Emich II. die Burg Leiningen bei Frankenthal, die seit 1242 A.
genannt wurde, um sie von der neuen Burg
Neuleiningen zu unterscheiden. 1317 fiel A., an dem durch Erbschaft auch die
Grafen von Sponheim (bis 1532) und von Nassau (bis etwa 1429) Rechte erlangt
hatten, an Leiningen-Dagsburg, im 15. Jahrhundert in weiblicher Erbfolge an
Leiningen-Westerburg. S. Leiningen-Westerburg-Altleiningen.
L.: Wolff 282.
Altmark (Mark). Die A. ist der seit dem 14.
Jahrhundert als A. bezeichnete, nördliche, bis zur Elbe reichende Teil
(Nordmark) des 965 gedrittelten Herrschaftsgebiets des Markgrafen Gero († 965),
der 1134 an Albrecht den Bären (Askanier) kam. Die Askanier verdrängten die Burggrafen von Arneburg und die Grafen von Osterburg,
Gardelegen und Hillersleben. 1316 wurde der Südteil um Wolmirstedt an das
Erzstift Magdeburg abgetreten. Nach dem Aussterben der brandenburgischen
Askanier (1317/1319) fiel die restliche A. durch Heirat der Witwe des letzten
Markgrafen an Herzog Otto von Braunschweig, kam aber später weitgehend ans
Reich zurück und von dort 1415 an die Burggrafen
von Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg. Von 1807 bis 1813 war sie Teil des
Elbdepartements des Königreichs Westphalen Frankreichs. 1816 wurde sie als Teil
des Regierungsbezirks Magdeburg Preußens in die Provinz Sachsen eingegliedert.
S. Brandenburg, Preußen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 385; Schultze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963;
Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark
Brandenburg, 1975; Wohlbrück, S., Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der
Markgrafen aus ballerstädtischem Hause, 1975; Zahn, W., Der Drömling, 1986;
Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2006.
Altshausen (Reichsdorf, Deutschordenskommende bzw.
Kommende des Deutschen Ordens), Altschhausen, Alschhausen, Aschhausen. A.
nordwestlich von Ravensburg kam 1004 von Kaiser Heinrich II. mit der Grafschaft
im Eritgau an Wolfrad von A. Die Herkunft seiner an Donau und in Oberschwaben
reich begüterten Familie ist ungeklärt. Seit etwa 1134 nannten sich die Grafen
von A. nach Veringen. Um 1170 begründeten sie die Grafen von Nellenburg. A. kam
1245 über die Grafen von Grüningen-Landau an den Reichskämmerer Heinrich von
Bigenburg, der sie dem Deutschen Orden gab. A. wurde die reichste der 16
Kommenden der Ballei Elsass-Schwaben-Burgund.
Seit dem 15. Jahrhundert war A. Sitz des Landkomturs, der den Rang eines
Reichsgrafen hatte. Zur Herrschaft A. zählten 9 Dörfer, zur Kommende auch die
Herrschaften Arnegg, Illerrieden, Ellenhofen, Achberg, Hohenfels und
Rohr-Waldstetten (1673). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte A. als Komturei
des Deutschen Ordens mit einem Gebiet von etwa 3,5 Quadratmeilen dem
schwäbischen Reichskreis an. Über Württemberg kam A. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Elsaß und Burgund (Ballei
des Deutschen Ordens).
L.: Hugo 474; Wolff 195, 505; Zeumer 553 II b 61, 3; Wallner 687 SchwäbRK;
Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1935.
Amavengau (Gau in Burgund,
Amavorum pagus, Amous [Dôle, Gray])
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 18, Amavorum
pagus, Burgund; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 13 Amous.
Amavorum pagus (Gau in Burgund
um Amous [Dôle, Gray]). S. Amavengau
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 18, Amavorum
pagus, Burgund; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 13 Amous.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und
Heinrich Sophie von Weichselburg. Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen,
Berthold Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft
Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol.
Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin
Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge von Bayern, die
Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift
Bamberg (Lichtenfels) sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
Anhalt (Grafen, Fürstentum, Herzogtum,
Freistaat, Landesteil). Im 11. Jahrhundert beherrschte das seit etwa 1000
erkennbare Geschlecht der Askanier, das sich zeitweise Grafen von Ballenstedt
nannte, das Gebiet zwischen Harzvorland und Fläming. Dem 1170 verstorbenen
Albrecht dem Bären folgten die Söhne Otto und Bernhard. Von ihnen erlangte
Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen den Titel Herzog von Sachsen sowie
den an der unteren Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen
und gewann dazu das rechtselbische Gebiet um Wittenberg. Bei seinem Tode (1218)
erhielt sein ältester Sohn Heinrich I. (1212-1244) die eigentlichen Hausgüter
zwischen Ostharz (Unterharz) und Mittelelbe (unterer Elbe) (Aschersleben
[(Andersleben], Ballenstedt, Bernburg, Köthen, Dessau). Er nannte sich nach der
vielleicht um 1050 von Esiko von Ballenstedt nach der Umwandlung Ballenstedts
in ein Stift errichteten Burg über dem Selketal
und gehörte als einziger Graf seit 1218 dem Reichsfürstenstand an, wobei der
Fürstentitel erstmals 1223 urkundlich erscheint, ohne dass Nachrichten über
eine Verleihung vorliegen. 1252 entstanden nach seinem Tod durch Erbteilung im
später stets von Brandenburg-Preußen und Sachsen eingeengten Hause Anhalt die
Linien Anhalt-Aschersleben (bis 1315), Anhalt-Bernburg ältere Linie (bis 1468)
und Anhalt-Köthen (später Anhalt-Zerbst ältere Linie). Ansprüche auf
askanisches Erbe in Brandenburg und Wittenberg konnten 1319 bzw. 1422 nicht
durchgesetzt werden. Die Linie Aschersleben starb 1315 aus. Ihr Gebiet fiel
1322, soweit es nicht wie Ascherleben selbst an das Hochstift Halberstadt (1648
an Brandenburg-Preußen) verloren ging, an die Linie Anhalt-Bernburg. 1307/1319
erwarb die Linie Anhalt-Köthen von den Grafen von (Arnstein-)Barby die
Herrschaft Zerbst (ältere Zerbster Linie). 1396 zerfiel Anhalt-Köthen (bzw. Zerbst,
ältere Linie) in die Siegmundische Linie (rechtes Elbeufer, Zerbst) und die
Albrechtsche Linie (linkes Elbeufer, Köthen). Die Siegmundische Linie erlangte
Teilbesitz der Albrechtschen Linie sowie 1468 mit dem Aussterben der Bernburger
Linie deren Güter. 1474 spaltete sie sich erneut in die ältere Köthener Linie
(Anhalt-Köthen) und die ältere Dessauer Linie (Anhalt-Dessau). Die ältere
Köthener Linie erwarb 1508 einen Teil der Zerbster Lande. Ihre Güter fielen bei
ihrem Aussterben 1562 an die Dessauer Linie. Diese teilte sich 1546 in die
Linien Zerbst, Plötzkau und Dessau. Infolge der seit 1526 in Anhalt-Köthen, bis
1534 aber auch in Anhalt-Dessau eingeführten Reformation konnten die Güter der
unter anhaltischer Vogtei stehenden Klöster Nienburg an der Saale, Gernrode und
Hecklingen erworben werden. 1547 gingen Zerbst und Köthen an Sigismund von
Lodron ( Ladrona) verloren, kamen aber nach Veräußerung an Reuß 1552 durch
Vertrag zurück. 1570 vereinigte Fürst Joachim Ernst (1561-1586) aus der älteren
Dessauer Linie infolge verschiedener Erbfälle alle anhaltischen Gebiete mit
einem Umfang von 40,8 Quadratmeilen vorübergehend und erließ für sie 1572 eine
umfassende Landes- und Kirchenordnung. 1603 entstanden nach vorübergehender
gemeinsamer Regierung der 5 Söhne durch Erbteilung die jüngere Linien
Anhalt-Dessau (bis 1918), Anhalt-Bernburg (bis 1863), Anhalt-Köthen (bis 1665),
Anhalt-Zerbst (bis 1793) und Anhalt-Plötzkau (bis 1818/1847). Seit 1635 wurde
für gemeinsame Angelegenheiten eine Senioratsverfassung eingeführt, wonach der
jeweils älteste die Mehrheitsbeschlüsse aller durchführte. Alle Fürsten hatten
eine gemeinsame Stimme im Reichsfürstenrat und vertraten außerdem die Stimme
der Reichsabtei Gernrode. Innerhalb der Reichskreise gehörten sie zum
obersächsischen Reichskreis. Von den fünf Linien erlosch Anhalt-Köthen 1665.
Die Güter dieser Linie wurden mit Anhalt-Plötzkau vereinigt, das sich seitdem
Anhalt-Köthen nannte. Anhalt-Zerbst erlangte 1667 durch Erbgang die Herrschaft
Jever. Als die Linie 1793 ausstarb, fielen ihre Güter an Anhalt-Dessau,
Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen. Jever kam an Katharina II. von Russland, die
Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst. Von Anhalt-Bernburg spaltete
sich die Linie Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, die bis 1709 bestand. 1707 kam es
weiter zur Abteilung der Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Schaumburg, die das Erbe
der Grafen von Holzappel und Schaumburg erhielt. Ihre anhaltischen Landesteile
fielen nach ihrem Erlöschen 1812 an Anhalt-Bernburg zurück. Anhalt-Dessau war von
1632 bis 1643 geteilt. 1702 fiel Fürst Leopold, dem „alten Dessauer“, von
seiner oranischen Mutter eine reiche Erbschaft an. Von 1726 bis 1823 bestand
die aus einer heimlichen standeswidrigen Ehe hervorgegangene Linie der Grafen
von Anhalt. 1806 wurde Anhalt-Bernburg, 1807 auch Anhalt-Dessau und
Anhalt-Köthen (-Plötzkau), das 1808 den Code Napoléon einführte, mit dem
Eintritt in den Rheinbund Herzogtum. 1815 traten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen
und Anhalt-Dessau, die zusammen um 1800 ein Gebiet von 48 Quadratmeilen mit
118000 Einwohnern umfassten, als souveräne Staaten dem Deutschen Bund bei. 1847
fiel Anhalt-Köthen an Anhalt-Dessau. 1849 erhielt ganz Anhalt eine Verfassung.
1863 kam auch Anhalt-Bernburg an Anhalt-Dessau, so dass nunmehr alle sich auf
mehrere Landesteile an mittlerer Elbe, unterer Saale und im Unterharz
erstreckenden anhaltischen Lande vereinigt waren. Am 12. 11. 1918 dankte der
Herzog von Anhalt ab. Der neue Freistaat Anhalt umfasste 2326 Quadratkilometer
mit 432000 Einwohnern (1939) und erhielt am 18. 7. 1919 eine Verfassung.
Hauptstadt war Dessau. 1933 wurde A. mit Braunschweig einem gemeinsamen
Reichsstatthalter unterstellt. Am 9. 7. 1945 wurde A. innerhalb der
sowjetischen Besatzungszone mit den aus der Provinz Sachsen am 1. 7. 1944 gebildeten
Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg Preußens vereinigt und 1947 dem Land
Sachsen-Anhalt eingegliedert, das am 23. 7. 1952/8. 12. 1958 aufgelöst wurde
(str.). Der größere Teil kam zum Bezirk Halle, der kleinere zum Bezirk
Magdeburg. Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland entstand das Land Sachsen-Anhalt am 3.10.1990
wieder.
L.: Wolff 406; Zeumer 553 II b 38; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 88;
Heinemann, O. v., Codex diplomaticus Anhaltinus, 1867ff.; Weyhe, E.,
Landeskunde des Herzogtums Anhalt-Dessau, Bd. 1f. 1907; Wäschke, H.,
Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.; Schröder, A., Grundzüge der
Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2
(1926), Diss. phil. Berlin 1927; Specht, A., Bibliographie zur Geschichte von
Anhalt, 1930, Nachtrag 1935; Wütschke, J., Zur Territorialentwicklung Anhalts,
(in) Anhalt. Geschichtsbll. 13 (1937), 90; Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 11 Provinz Sachsen/Anhalt, hg. v. Schwineköper, B., 1977;
Klein, T., Anhalt, 1981; Schlenker, G./Lehmann, G./Wille, M., Geschichte in
Daten, 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter,
1997; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Die Fürsten von Anhalt, hg. v.
Freitag, W., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 742; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund,
2012.
Anhalt-Bernburg (Grafen, Fürstentum, Herzogtum). Nach
dem erstmals 1138 als Burg erwähnten Bernburg an
der unteren Saale nannten sich verschiedene Linien des Hauses Anhalt. Die
ältere Linie entstand 1252 und wurde, nachdem sie 1315/1322 einen Teil der
Güter der Linie Anhalt-Aschersleben geerbt hatte, 1468 von der Siegmundischen
Linie Anhalt-Köthens beerbt. Die jüngere Linie entstand 1603 . Sie erhielt
unter anderen die Ämter Ballenstedt, Hecklingen, Plötzkau, Hoym, Gernrode,
Harzgerode und Bernburg. Hiervon spaltete sich 1630 die Linie
Anhalt-Bernburg-Harzgerode ab, deren Güter 1709 beim Aussterben zurückkamen.
1707 kam es zur Abtrennung von Anhalt-Bernburg-Schaumburg(-Hoym) (bis 1812).
1793 wurden aus dem Erbe von Anhalt-Zerbst die östlichen Ämter Coswig und
Mühlingen erworben. 1863 fiel A., das 1806 zum Herzogtum erhoben wurde, 1807
dem Rheinbund und 1815 dem Deutschen Bund als Land beitrat, beim Aussterben des
Hauses an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 407f.; Bauer 1, 137; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff.
1912f.; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Köthen (Fürstentum, Herzogtum). Die nach dem
1115 erstmals erwähnten slawischen Orte Köthen, an dem die Askanier eine Burg erbauten, benannte ältere Linie A. entstand 1252.
1307/1319 erwarb sie die Herrschaft Zerbst von den Grafen von Arnstein-Barby
(Barby). 1396 zerfiel sie in die Siegmundische Linie mit Zerbst und die
Albrechtsche Linie mit Köthen. Nach der Vereinigung der anhaltischen Lande
(1570) entstand unter dem jüngsten Sohn Joachim Ernsts 1603 die jüngere Linie
A. Das Gebiet der Linie umfasste die Städte und Ämter Köthen und Nienburg, das
Amt Wulfen und die Grafschaft Warmsdorf. Sie wurde mit ihrem Aussterben 1665
von Anhalt-Plötzkau beerbt, das sich nun seinerseits A. nannte. 1793 erbte
(dieses) A. beim Aussterben von Anhalt-Zerbst dessen mittleren Teil um Roßlau.
1795 spaltete es eine Nebenlinie in Pless ab. 1807 wurde A. Herzogtum und trat
dem Rheinbund bei. 1810 führte A. den Code Napoléon als Gesetzbuch ein und
erließ 1811 eine 1812 wieder beseitigte Verfassung. 1815 trat es dem Deutschen
Bund bei. Unter der zur Regierung gelangten Nebenlinie Pless trat es 1828 dem
preußischen Zollsystem bei. 1846 verkaufte es Pless. Nach dem Tod des letzten
Fürsten 1847 kam A. unter die gemeinsame Verwaltung von Anhalt-Bernburg und
Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg ganz an Anhalt-Dessau.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anhalt-Plötzkau (Anhalt-Köthen[-Plötzkau]) (Fürsten). Nach dem 1049 als Burg erstmals erwähnten, 1435 an Anhalt gekommenen Plötzkau bei Bernburg nannte sich die 1603 entstandene Linie der Fürsten von Anhalt. Sie erlangte 1665 durch Erbfall die Güter der Linie Anhalt-Köthen und nannte sich seitdem Anhalt-Köthen.
Anhalt-Zerbst (Fürsten). Zerbst an der Nuthe zwischen
Elbe und Fläming wird 948 erstmals als slawische Siedlung erwähnt. Nach der
später angelegten Burg, die 1307/1319 an die
Linie Anhalt-Köthen fiel, nannte sich die ältere Linie A. (Anhalt-Köthen). Nach
der Vereinigung aller anhaltischen Lande 1570 entstand 1603 unter dem vierten
Sohn Joachim Ernsts die jüngere Linie A., die 1667 erbweise die Herrschaft
Jever erwarb und deren Güter (Stadt und Amt Zerbst, Walternienburg, Dornburg,
Roßlau und Coswig [Koswig] und das Amt Mühlingen) 1793 an Anhalt-Dessau
(nördlicher Teil mit Zerbst), Anhalt-Bernburg (östlicher Teil mit Coswig und
Mühlingen), Anhalt-Köthen (mittlerer Teil mit Roßlau) sowie über Katharina II.
an Russland (Jever) fielen.
L.: Wolff 408; Wäschke, H., Anhaltische Geschichte, Bd. 1ff. 1912f.;
.Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert,
hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 101ff.
Anholt (reichsunmittelbare Herrschaft).
Vermutlich im 12./13. Jahrhundert erbauten die Ritter von Zuylen (Sulen) die Burg A. bei Borken, neben der eine 1347 als Stadt
bezeichnete Siedlung erscheint, die 1349 volles Stadtrecht erhielt. 1380 kam
die um A. gebildete, zwischen den Hochstiften Köln, Münster und Utrecht
liegende Herrschaft im Umfang eines Kirchspiels durch Heirat der Erbtochter der
Herren von Zuylen (Sulen) an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die
Herren von (Bronkhorst-Batenburg bzw.) Bronckhorst-Batenburg, die sich 1431 von
Kaiser Sigmund mit A. belehnen ließen und ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern
und den Generalstaaten zu wahren verstanden. 1641 ging die dem
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis angehörige Herrschaft durch Heirat an
die Fürsten von Salm (später Salm-Salm), die nach dem Verlust ihrer
linksrheinischen Güter 1793/1801 das ein Gebiet von einer Quadratmeile
umfassende A. zum Verwaltungssitz ihrer münsterischen Entschädigungslande
erhoben. 1810 gelangte A. mit dem Fürstentum Salm an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 360f.; Zeumer 554 II b 63, 18; 600 Jahre Stadt Anholt (1347-1947),
1947; Zelzner, M., Geschichte von Schloss und Stadt Anholt, 1954; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 171.
Ansbach, Brandenburg-Ansbach (Fürstentum,
Markgrafschaft). A. wird erstmals zum Jahre 786 erwähnt (Onoldisbach). Das dort
um 748 gegründete Benediktinerkloster kam an das Hochstift Würzburg. 1228
gelangte A. von den Herren von Dornberg, ehemaligen Untervögten der Staufer, an
die Grafen von Oettingen. Die Vogtei über Stadt und Stift A. kauften 1331 die
Grafen von Hohenzollern/Zollern, die seit 1192 Burggrafen
von Nürnberg waren und durch Beerbung der Grafen von Abenberg (um 1199/1200)
und Andechs-Meranien (1248) reiche Güter (Abenberg-Cadolzburg, Neustadt an der
Aisch, Windsheim, Creußen [1251 Lehen], Bayreuth [1260]) erlangt hatten. Sie
erwarben außerdem das Sechsämterland im Fichtelgebirge (1292 Arzberg), Kulmbach
[1338, Erbe der Grafen von Weimar-Orlamünde], Erlangen, Uffenheim, Crailsheim,
Feuchtwangen, Wassertrüdingen [1368], Gunzenhausen, Schwabach [1364] und das
seit 1323 den Vögten von Weida zugeordnete Gebiet um Hof [Kauf 1373]. 1385
wurde A. Residenz. 1398 wurde die Herrschaft in das Gebiet „ob dem Gebirg“ (Kulmbach,
seit 1604/1662 Bayreuth) und „unter dem Gebirg“ (A.) geteilt. 1411/1415 ging
nach dem Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg der Titel Markgrafschaft auch
auf die Fürstentümer Ansbach-Bayreuth über. Von 1415 bis 1440 und von 1470 bis
1486 bestand eine Personalunion mit Brandenburg. 1486 kam A. an Markgraf
Friedrich VII., Bayreuth an Sigmund, fiel aber 1495 (bis 1515) an A. 1525 zwang
der Markgraf Rothenburg zur Abgabe zahlreicher Dörfer. Seit 1521 wurde die
Reformation eingeführt. 1557 kam das Fürstentum Kulmbach wieder zu A. 1603
traten beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern zwei
märkische Hohenzollern die vertragliche Erbfolge in den beiden Markgrafschaften
an, wobei Markgraf Christian seine Residenz von der Plassenburg nach Bayreuth
verlegte. 1741 fiel die Grafschaft Sayn-Altenkirchen an A. Seit 1769 wurden
nach dem Aussterben der Bayreuther Linie A. und Bayreuth von der Ansbacher
Linie regiert. 1791 wurden die wegen einiger 1783 von den Hutten erworbener
Güter (Asbachhof, Gollachostheim teilweise und Pfahlenheim teilweise) auch zum
Kanton Odenwald sowie außerdem zu den Kantonen Altmühl und Steigerwald des
Ritterkreises Franken zählenden Lande (A. 68 Quadratmeilen mit 195000/200000
Einwohnern, Bayreuth 72 Quadratmeilen mit 186000/250000 Einwohnern) an Preußen
verkauft, das die Rechte der Reichsritterschaft, des Deutschen Ordens und der
Hochstifte Bamberg und Eichstätt in den eingeschlossenen Gebieten aufhob und
den Reichsstädten Windsheim, Weißenburg und Nürnberg das Landgebiet entzog.
Durch (den Schönbrunner) Vertrag kam A. 1805 an Bayern, Bayreuth (Tilsiter
Frieden) 1807 an Frankreich, 1810 an Bayern, Sayn-Altenkirchen 1802 an Nassau
(Nassau-Usingen) und 1815 an Preußen (Rheinprovinz) (sowie 1946 an
Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 106; Zeumer 553 II b 14, 554 II b 63, 1; Riedenauer 128;
Winkelmann-Holzapfel, 141; Stetten 183; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft
Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen
von Nürnberg in Franken, 1930; Herding, O., Die Ansbacher Oberämter und
Hochgerichte im 18. Jahrhundert, Jb. für fränk. Landesforschung 5 (1939);
Bergler, K. A., Das markgräfliche Oberamt Gunzenhausen. Ein Beitrag zur
Entstehung der Territorialhoheit im südlichen Franken, Diss. phil Erlangen
1951; Hauck, K., J. Vetter (1681-1745). Der Schöpfer der ersten Ansbachischen
Oberamtsbeschreibungen und Landkarten, Jb. für fränk. Landesforschung 12
(1953); Franken hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Endres, R., Ansbach-Bayreuth,
(in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3,1 3. A.
1997; Foerster, R., Herrschaftsverständnis und Regierungsstruktur in
Brandenburg-Ansbach 1648-1703, 1975; Schuhmann, G., Die Markgrafen von
Brandenburg-Ansbach, 1980; Seyboth, R., Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach
unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515), 1985;
Geschichte und ausführliche Beschreibung der markgräflich-brandenburgischen
Haupt- und Residenzstadt Anspach, hg. v. Fischer, J., 1986; Schmid, A.,
Fränkisches Adelskloster – staufische Territorialstadt – hohenzollersche
Residenz, Jb. f. fränk. Landesforschung 59 (1999), 23; Nolte, C., Familie, Hof
und Herrschaft, 2004; Jehle, M., Ansbach. Die markgräflichen Oberämter Ansbach,
Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das
Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, 2009
Ansbach (Residenz der Burggrafen
von Nürnberg bzw. Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 13.
Antwerpen (Mark, Markgrafschaft), frz. Anvers. Das
schon römisch besiedelte A. an der Schelde wird 726 erstmals erwähnt.
Spätestens 1008 wurde es Sitz eines Markgrafen. Am Ende des 11. Jahrhunderts
kam es an Brabant, 1357/1430 an das Herzogtum Burgund.
Teile der Markgrafschaft gehörten über Brabant und Burgund/Spanien
dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 61; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 3, 4, 7, 19
(Antwerpa, Antwerpha, Antwerf, Ansguers); Moreau, J., .Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 16 Anversois; Voet, L./Verhulst, A., De stad
Antwerpen, 1978; Andriessen, J., Antwerpen, hg. v. Becker, K. v., 1986; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 28.
Aosta (Herzogtum). Das in den Westalpen
gelegene, zunächst von keltisch-ligurischen Salassen bewohnte Aostatal wurde im
Jahre 25 v. Chr. von den Römern erobert, die den Ort Aosta gründeten. Über
Ostgoten, Oströmer und Langobarden kam es zum Königreich Burgund und 1025 an das Grafengeschlecht der
Humbertiner, das sich seit 1125 nach Savoyen benannte. 1191 erhielt es eine
Freiheitsurkunde, auf Grund deren A. eine im frühen 16. Jahrhundert vertiefte,
bis 1773 währende Autonomie gewann. Im frühen 19. Jahrhundert bildete das
Herzogtum A. eine Art Brücke zwischen dem Stammland Savoyen und Piemont mit der
Hauptstadt Turin. Mit dem Anfall Savoyens an Frankreich wurde A. 1860 in
Italien zum von Turin aus verwalteten Grenzgebiet. 1926 entstand innerhalb
Italiens die Provinz A. mit einem Präfekten an der Spitze und Autonomie für die
teilweise französischsprachige Bevölkerung.
L.: Tibaldi, T., Storia della valle d’Aosta, Bd. 1ff. 1902ff.; Zanotto, A.,
Histoire de la vallée d’Aoste, 1968; Omezzoli, T., Prefetti e fascismo, 1999.
Are (Grafen, Grafschaft). Die Burg A. bei Altenahr in der Eifel war der Sitz der
Grafen von A., die um 1070 das Kloster Steinfeld gründeten. Sie sind 1087
zuerst bezeugt und stammen aus dem Hause Limburg. Sie hatten die Grafschaft im
Zülpichgau und im Eifelgau, die Vogtei von Prüm sowie Allodialgut im nördlichen
Limburg und in der Eifel. Sie zerfielen seit etwa 1140 in die Linien
Are-Hochstaden (bis 1246) und Are-Nürburg, die sich um 1200 weiter aufspalteten
(Are-Wickrath und Are-Neuenahr). Von ihnen starb Are-Hochstaden 1246 und 1589
als letzte die Linie Are-Neuenahr aus.
L.: Bader, U., Geschichte der Grafen von Are, 1979.
Are-Hochstaden (Grafen). Die Grafen von Are-Hochstaden sind eine nach der Burg Hochstaden bei Grevenbroich benannte, um 1140 entstandene Linie der Grafen von Are. Sie starb 1246 aus. Ihre Güter gelangten zum Teil an die Herren von Bergheim und über sie 1312 an die Grafen von Jülich.
Arenberg, Aremberg (Herren, Grafen, Herzöge).
Wahrscheinlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstand im Ahrgau bei
Antweiler die Burg A. an der Ahr, nach der sich
die 1117-1129 erschließbare, erstmals 1166 erwähnte edelfreie Familie von A.
(Heinrich von A.) nannte, die an der oberen Ahr, an Erft, Sieg und im
Westerwald reich begütert war und zeitweilig das Amt des Burggrafen von Köln ausübte (1279 Verkauf an den
Erzbischof). Von ihr spaltete sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
das Geschlecht Wildenburg (Wildenfels) im Rheinland ab. Die Hauptlinie erlosch
im Mannesstamm um 1280 (vor 1281). Ihre später reichsunmittelbaren Güter kamen
durch Heirat der Erbtochter Mechthild (1299) an die Grafen von der Mark, welche
die zweite Linie der Herren von A. begründeten. Sie erwarb Güter in Belgien,
den Niederlanden und in Lothringen, verzweigte sich aber in mehrere Linien
(Neufchateau, Rochefort, Herzöge von Bouillon). Nach dem Aussterben der
Hauptlinie im Jahre 1547 kamen Burg und
Herrschaft A. durch Heirat der Schwester des letzten Grafen von der Mark an die
Linie Barbançon der 1480 Barbançon erbenden Ligne, die 1549 den Namen A. annahm
und in den Reichsgrafenstand sowie 1576 in den Reichsfürstenstand (gefürstete
Grafschaft) erhoben wurde. 1606 gewann diese Linie von Frankreich die
Herrschaft Enghien und 1612 aus Erbgut der Herzöge von Croy das Herzogtum
Aarschot (Aerschot) in Brabant. Dazu kamen weitere Güter. 1644 erhielt diese
dritte Linie für Treue zum Haus Habsburg den Herzogstitel. 1801 verlor sie das
südwestlich von Bonn gelegene, dem kurrheinischen Reichskreis angehörige
Herzogtum mit 4 Quadratmeilen und 2.900 Einwohnern an Frankreich. 1803 wurde
sie für den Verlust ihrer - linksrheinischen - Güter mit Recklinghausen (aus
dem Erzstift Köln) und dem Amt Meppen an der mittleren Ems (aus dem Hochstift
Münster) entschädigt (660 Quadratkilometer mit 76.000 Einwohnern), aus denen
das neue Herzogtum A. (Arenberg-Meppen) gebildet wurde, das 1806 dem Rheinbund
beitrat und dabei die Souveränität auch über das Herzogtum Croy erlangte.
Recklinghausen kam 1810 zum Großherzogtum Berg und 1815 zu Preußen. Meppen
wurde 1810 von Frankreich annektiert und 1815 Hannover zugewiesen. 1826 erhielt
das standesherrliche Gebiet Meppen innerhalb Hannovers die Bezeichnung
Herzogtum Arenberg-Meppen. 1866 fiel es mit Hannover an Preußen, das 1875 die
standesherrlichen Rechte ablöste. S. Niedersachsen.
L.: Wolff 91; Zeumer 553 II b 46; Wallner 700 KurrheinRK 6; Großer Historischer
Weltatlas 38 (1789) B2; Bödiker, A., Das herzogliche Haus Arenberg, 1904;
Kleinschmidt, A., Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Neu,
H., Das Herzogtum Arenberg, 2. A. 1940; Neu, H., Die Anfänge des herzoglichen
Hauses Arenberg, 1942; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte des
Herzogtums Arenberg-Meppen 1850-1860, hg. v. Niedersächs. Landesvermessungsamt
1977 ff.; Die Arenberger in der Eifel, hg. v. Heyen, F., 1987; Heyen, F., Die
Arenberger im Emsland und in Westfalen, 1989; Neu, P., Die Arenberger und das
Arenberger Land, 1989; Inventar des herzoglich arenbergischen Archivs in
Edingen/Enghien (Belgien) bearb. v. Renger, C., 1990ff.
Arenfels, Ahrenfels (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Die Burg A. am rechten Rheinufer
gegenüber von Sinzig wurde 1258/1259 Sitz der Linie Isenburg-Arenfels in der
Vogtei Hönningen. Nach dem Aussterben der Linie (1371) erwarb das Erzstift
Trier als Lehnsherr Burg und Herrschaft von den
beiden Schwiegersöhnen des letzten Herren (Graf Wilhelm von Wied und Salentin
von Isenburg). 1504 kamen Burg und Herrschaft
wieder an Isenburg (Isenburg-Grenzau). 1664 zog Trier A. nach dem Aussterben
der Grafen von Isenburg-Grenzau als heimgefallenes Lehen ein und gab es 1670 an
die von der Leyen als Unterherrschaft aus. A. steuerte zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1815 kam A. zu Preußen, 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515.
Arles (Reichsstadt). A. an der unteren Rhone
kam über die keltischen Saluvier und das griechische Massilia an Rom, das unter
Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gründete. Seit dem 3.
Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es Hauptort Galliens und um 400 Sitz
eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die Franken und wurde 879 Hauptort des
Königreiches Provence. Mit dem im 10. Jahrhundert hinzutretenden Königreich Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das Reich. Die
Bürger von A. schüttelten 1220 die seit 921 bestehende Herrschaft des
Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern (1237) Reichsstadt. Bereits
1239 endete die Freiheit der Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf Karl von
Anjou unterwerfen und kam 1481 mit der Grafschaft Provence an Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Arnegg (Herrschaft). A. an der Blau westlich
von Ulm war vermutlich ursprünglich Lehen der Grafen von Dillingen. Die um die Burg gebildete Herrschaft wurde 1338 durch die Grafen
von Württemberg und den Ulmer Bürger Hans von Stein, der seinen Anteil später
an Württemberg veräußerte, von der Ulmer Familie Seveler erworben. Später wurde
die Herrschaft an die Stein von A. und 1410 an die Herren von Stadion
verpfändet, die sie 1470 erwarben. 1700 kam sie an die Deutschordenskommende
Altshausen der Ballei Elsass und Burgund, 1806
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195; Fink, H., Markbronn und seine Geschichte, 1969.
Arnsberg (Grafschaft, Residenz). Um die Mitte des
11. Jahrhunderts errichtete Bernhard II. von Werl am Schnittpunkt der Straßen
von Köln nach Paderborn und von Essen nach Kassel die „Alte Burg“ bei A. in Westfalen. Nachdem Lupold von Werl (†
1089) die Alte Burg zusammen mit seinem Erbteil
dem Erzstift Köln vermacht hatte, baute Konrad von Werl um 1060 eine neue Burg an der oberen Ruhr, die nach dem Ort A. benannt
wurde. Nach ihr nannte sich vor der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert (1082
Konrad von A.) die Hauptlinie der Grafen von Werl. 1102 verlor Graf Friedrich
der Streitbare die halbe Grafschaft A. mit der Burg
A. an das Erzstift Köln, so dass sich die Grafschaft A. auf das nördliche
Sauerland - einschließlich des reichen Klosters Meschede - beschränkte.
1124/1139 fiel sie über die Erbtochter im Erbweg an die niederländischen Grafen
von Cuyk (Cuijk, Cuyck), die sich von da an nach A. nannten und die jüngere
Linie der Grafen von A. begründeten. Im 12. Jahrhundert spalteten sie die
Grafen von Rietberg ab. 1167 wurden sie vom Erzstift Köln lehnsabhängig. Ehe
sie 1371 ausstarben, verkaufte der letzte Graf Gottfried 1368 die Grafschaft A.
an das Erzstift Köln. Sie bildete seitdem den wichtigsten Bestandteil des
Herzogtums Westfalen der Erzbischöfe von Köln. A. wurde dessen Hauptstadt. 1803
kam A. an Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Arnsberg - 700 Jahre Stadt - hg. v. d. Stadtverwaltung Arnsberg,
1938; 150 Jahre Regierungsbezirk Arnsberg. Westfalen zwischen Lippe, Ruhr und
Sieg, 1964; Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl,
1965; Hömberg, A. K., Die Grafen von Arnsberg, 1967; 750 Jahre Arnsberg, hg. v.
Arnsberger Heimatbund, 1989; Klueting, H., Arnsberg als Hauptstadt und
Wechselresidenz in der Zeit der Kölner Kurfürsten (1371-1802), 1989; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
17; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 423, 2, 36; Leidinger, P.,
Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980-1124). (in) Das Herzogtum
Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von Arnsberg und ihre Grafschaft,
(in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
Arnsburg (Kloster). 1151 gründete Konrad von
Hagen das Kloster Altenburg. Nach 1197 wurde es um etwa 1 Kilometer in das Tal
der Wetter verlegt und wohl nach einer 1984 wieder ergrabenen neuen Burg A. genannt. 1802 fielen die Güter an
Solms-Laubach, danach an Hessen. S. Hessen.
L.: Küther, W., Das ehemalige Zisterzienserkloster Arnsburg, 1979; Kloster
Arnsburg in der Wetterau, hg. v. Gärtner, O., 1989; Kuczera, A., Grangie und
Grundherrschaft. Zur Wirtschaftsverfassung des Klosters Arnsburg zwischen
Eigenwirtschaft und Rentengrundherrschaft 1174-1400, 2003.
Arnstein (Grafen, Herrschaft). 1135 errichteten
die von dem schwäbischen Geschlecht der Herren von Steußlingen abstammenden
edelfreien Herren von Arnstedt bei Harkerode südöstlich von Aschersleben die Burg A. und nannten sich seit dem 13. Jahrhundert
Grafen von A. Ihre zwischen 1080 und 1180 am Nordharz auf der Grundlage von
Kirchenlehen, Vogteirechten, Rodungsrechten, Bergbaurechten, Münzrechten und
Gerichtsrechten aufgebaute Herrschaft gilt als typische „Allodialgrafschaft“.
Im 12. Jahrhundert bildeten sich mehrere Seitenlinien aus. Die Hauptlinie
erlosch um 1292/1296 mit dem Eintreten dreier Brüder in den Deutschen Orden. Burg und Herrschaft A. kamen 1294 an die mit ihnen
verschwägerten Grafen von Falkenstein, in der Mitte des 14. Jahrhunderts an die
Grafen von Regenstein, 1387 an die Grafen von Mansfeld, 1786 an die Freiherrn
von Knigge. Die reichsunmittelbaren Linien Ruppin (Arnstein-Ruppin) und Barby
(Arnstein-Barby) starben 1524 bzw. 1659 aus.
L.: Wolff 414; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961.
Arnstein (Kloster). 1139 schenkte der letzte,
seit 1052 nach seiner Burg A. an der unteren
Lahn genannte Graf im Einrichgau die Burg den
Prämonstratensern für eine Abtei. Diese gehörte um 1790 wegen Seelbach und
Winden mit Weinähr zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1803
kam sie an Nassau (Nassau-Weilburg) und damit 1866 an Preußen, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 493; Winkelmann-Holzapfel 141; Krings, B., Das Prämonstratenserstift
Arnstein a. d. Lahn im Mittelalter, 1990.
Arnstein-Barby (Grafen)(, Barby). Die Burg Barby an der Elbe bei Magdeburg ist 814 erstmals
erwähnt und 961 als Burgward bezeugt. 974 gab
Kaiser Otto II. die Burg an das Stift
Quedlinburg. DDas engere Gebiet um Barby wurde spätestens am Ende des 12.
Jahrhunderts durch Walther III. von Arnstein (um 1150-nach 1196), der mit der
Askanierin Gertrud von Ballenstedt verheiratet war, unter Ausnutzung
Quedlinburger Vogteirechte erworben. Er gründete die Linie der Grafen von A.
(Barby). Sein Sohn Walther IV. vereinigte Magdeburger, Nienburger und
askanische Lehen. Das engere Herrschaftsgebiet lag um Barby, Calbe, Mühlingen
(Grafschaft Mühlingen) und Schönebeck. Dazu kamen Rosenburg, Walternienburg
(Walter-Nienburg) und Zerbst (1264-1307). 1497 wurde die Herrschaft durch König
Maximilian I. zur Reichsgrafschaft erhoben. 1540 wurde die Reformation
eingeführt. Kurzzeitig gehörte die Familie dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium an. 1659 starb die Familie aus. Sachsen-Weißenfels,
Anhalt-Zerbst und Magdeburg teilten sich das Gebiet. Das Amt Barby fiel als
erledigtes Lehen an Sachsen-Weißenfels, das Arnstein-Barbys (Barbys) Stimme im
Reichstag führte, 1746 an Sachsen (Kursachsen) und 1815 an Preußen. Rosenburg
kam als früheres Lehen Magdeburgs an Brandenburg, die übrigen Güter gelangten
als Lehen Sachsens an Anhalt-Zerbst. 1800 umfasste das Gebiet etwa 2
Quadratmeilen (Stadt Barby und einige Dörfer). Das Amt Rosenburg gelangte als
ehemals magdeburgisches Lehen an Brandenburg, die Ämter Walternienburg
(Walter-Nienburg) und Mühlingen als sächsische Lehen an Anhalt-Zerbst. 1807
kamen die sächsischen und preußischen Teile zum Königreich Westphalen, 1815
wieder an Preußen. Barby gelangte von dort an Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 417f.; Wallner 710 ObersächsRK 26; Stegmann, E., Burg und Schloss Barby, Magdeburger Geschichtsblätter
66/67 (1931/32), 40ff.; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961; Heinrich,
G., Barby, LexMA 1 1980, 1448.
Artois (Gau, Grafschaft). Das Gebiet um Arras
zwischen Picardie und Flandern kam 932 von fränkischen, in Arras sitzenden
Grafen an die Grafen von Flandern und 1180/1191 als Mitgift Elisabeths von
Hennegau bei ihrer Verheiratung mit König Philipp II. August an Frankreich,
welches das A. 1237 in verändertem Umfang zugunsten einer Nebenlinie zur
Grafschaft erhob, die es nach dem Rückfall (1362) 1384/1385 an die Herzöge von Burgund ausgab. 1477 fiel es als burgundisches Erbe an
Habsburg, blieb aber zwischen Frankreich und Habsburg umstritten. Später wurde
es Teil der habsburg-spanischen Niederlande. 1659 musste es teilweise, 1678
vollständig Frankreich überlassen werden.
L.: Wolff 64; Großer Historischer Weltatlas III 2 (1519-56) C3; Dhondt, J., Les
origines de la Flandre et de l‘Artois, Arras 1944; Polenz, P. v., Landschafts-
und Bezirksnamen, 1961, II, 18 Atrebatensis; Lestocquoy, J., Histoire de la
Flandre et de l‘Artois, 2. A. Paris 1966; Histoire des Pays-bas français, hg.
v. Trenard, L., 1972; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972
24 ; Fossier, R., Artois, LexMA 1 1980, 1072f.
Asch (Herrschaft). A. im Nordwesten Böhmens
gehörte ursprünglich zum Reichsland Eger. Nach dem Sturz der Staufer (um 1254)
wurde es Mittelpunkt einer um die Burg Neuberg
gebildeten eigenen Herrschaft. Sie kam 1400 an die Herren von Zedtwitz und
umfasste A. und 18 Dörfer. Sie war reichsunmittelbares Lehen der Krone Böhmens
und gehörte keinem Reichskreis an. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr
die Reformation bestätigt. Nach vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde
sie 1806 erfolgreich Böhmen eingegliedert. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 492f.; Alberti, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des
Ascher Bezirkes, Bd. 1ff., 1935ff.
Askanier (Geschlecht). Die A. sind ein
ursprünglich aus dem alemannisch-fränkischen Raum stammendes, nach einer
mythologisierenden Anknüpfung an den Äneassohn Ascanius seit dem frühen 13.
Jahrhundert als A. benanntes Geschlecht, das im 6. Jahrhundert in den
Schwabengau am Nordostrand des Harzes eingewandert sein soll und sich zunächst
nach der Alten Burg bei Ballenstedt (Grafen von
Ballenstedt) benannte. Der erste erschließbare A. dürfte ein Adalbert (um 1000)
gewesen sein. Eine sehr erfolgreiche Heiratspolitik verschaffte den Askaniern
im 11. Jahrhundert größere Anteile an verschiedenen Erbschaften. Aus der
Erbschaft des Markgrafen Gero erhielten sie Teile des Schwabengaus, die sie mit
eigenen Gütern zur Grafschaft Aschersleben (Ascharien) verbanden, nach der sie
sich dann benannten. Über eine Erbtochter der Billunger gewann Otto der Reiche
(† 1123) Teile der billungischen Güter. Um 1060 stießen sie über die Saale nach
Osten vor. Unter Albrecht dem Bären (Markgraf der Nordmark 1134-1170, 1140/1142
Markgraf von Brandenburg) betrieben sie planmäßig die deutsche Ostsiedlung.
Albrecht dem Bären folgten 1170 die Söhne Bernhard, der 1180 nach dem Sturz
Heinrich des Löwen den Titel des Herzogs von Sachsen und den an der unteren
Elbe bei Lauenburg befindlichen Teil des Herzogtums Sachsen erhielt, und Otto,
der die neuerworbenen Gebiete im Osten (Brandenburg) erlangte. Bernhard folgten
1212 die Söhne Albrecht († 1260) und Heinrich I. (1212-1244), von denen
Heinrich die askanischen Hausgüter zwischen Ostharz und Mittelelbe erbte und
Albrecht die Gebiete um Lauenburg und das neu gewonnene Gebiet um Wittenberg
erlangte. Heinrich begründete das Haus Anhalt, Albrechts Söhne Johann († 1285)
und Albrecht II. († 1298) die askanischen Linien Lauenburg (mit Lauenburg
rechts der unteren Elbe, Neuhaus elbaufwärts und dem Land Hadeln) und
Wittenberg, so dass seit 1226 askanische Linien in Brandenburg (Stendal und
Salzwedel bis 1317/1319), Lauenburg (bis 1689) und Wittenberg (bis 1422)
nebeneinander bestanden. Die brandenburgischen Güter fielen 1319 an die
Wittelsbacher (und 1411ff. an die Hohenzollern/Burggrafen
von Nürnberg), die wittenbergischen 1422 an die Markgrafen von Meißen, die
lauenburgischen 1689 an die Welfen.
L.: Hirschfeld, G. v., Geschichte der sächsischen askanischen Kurfürsten, 1884;
Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, VuG 28 (1938); Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, E., Die Mark
Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Heinrich, G., Askanier, LexMA 1 1980,
1109; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2. A. 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, Teilband 1 Dynastien und Höfe, hg. v. Paravicini,
W. u. a., 2003, 1, 1, 31; Askanier-Studien der lauenburgischen Akademie, hg. v.
Opitz, E., 2010.
Asseburg (Herren). Die Herren von A. bei Wittmar
bzw. Wolfenbüttel sind 1089 mit Widekind von Wolfenbüttel, einem Ministerialen
des Markgrafen Ekbert von Braunschweig, erstmals nachweisbar. Um 1200 stiegen
sie in die Reichsministerialität auf und errichteten nach 1218 die Reichsfeste
A., die 1258 an Herzog Albrecht von Braunschweig übergeben werden musste. Am Ende
des 13. Jahrhunderts teilte die Familie sich in einen westfälischen Zweig, der
die Güter der Edelherren von Brakel um die Hinnenburg bei Paderborn
erheiratete, und einen ostfälischen Zweig, der 1437 die Herrschaft Falkenstein
im Unterharz von den Bischöfen von Halberstadt sowie Wallhausen 1509 als
mansfeldisch-kursächsisches Lehen erhielt. 1793 gingen die westfälischen Güter
durch Heirat an eine Linie der Herren von Bocholtz (1803 Grafen von
Bocholtz-Asseburg) über.
L.: Asseburger Urkundenbuch, hg. v. Bocholtz-Asseburg, Graf J.
v./Bocholtz-Asseburg, Graf E. v., Bd. 1ff. 1876ff.; Trippenbach, M., Asseburger
Familiengeschichte, 1915; Bege, C., Geschichte einiger der berühmtesten Burgen und Familien des Herzogthums Braunschweig,
Neudruck 1979.
Atoariorum pagus (Gau bzw. Gebiet in Burgund)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Atoariorum
pagus; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 27 Atuyer.
Auburg (Herrschaft). Um 1512 bauten die
Edelherren von Diepholz ein Vorwerk an der Aue zu einer Burg um, die sie 1521 dem Landgrafen von Hessen als Mannlehen
auftrugen. 1585 zog Hessen sie beim Aussterben des Geschlechts zusammen mit
einigen beigefügten Ortschaften ein. 1588 kam A. an Landgraf Wilhelms von
Hessen nichtehelichen Sohn Phillipp Wilhelm von Cornberg. Als dessen Nachkommen
anfangs des 18. Jahrhunderts die Reichsunmittelbarkeit anstrebten, verloren sie
durch Prozess vor dem Reichskammergericht ihre fast landesherrliche Stellung.
1801 zählte das zwei Quadratmeilen große A. zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Nach Abfindung der Freiherren von Cornberg fiel es 1816 an
Hannover und mit diesem 1866 an Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Wallner 704 WestfälRK 39.
Aufkirchen (Reichsdorf, Reichsstadt). A. an der
Wörnitz südöstlich Dinkelsbühls erscheint 1188 als burgum Ufkirchen. 1251
hatten die Staufer dort ein Pflegamt und eine Zollstelle. Konrad IV.
verpfändete den Zehnten an die Grafen von Oettingen. 1290 wurde der Ort als
Stadt bezeichnet, doch war das Schultheißenamt an die Burggrafen
von Nürnberg und seit 1295 an die Grafen von Oettingen verpfändet. Die
1334/1367 erneuerte Verpfändung wurde nicht mehr eingelöst. Nach Einführung der
Reformation (1558) wurde A. Sitz eines Oberamtes Oettingen-Spielberg(s). Mit
der Mediatisierung fiel der dörfliche Ort an Bayern.
L.: Dacheröden 126; Hugo 451; Wolff 177; Festschrift zum Festjahr 800 Jahre
Aufkirchen (1188-1988), 1988.
Autenried (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Das 1368 erstmals urkundlich erwähnte A. (zum Personennamen Uto) an der Kötz
bzw. am Kötzbach bei Günzburg war innerhalb der Markgrafschaft Burgau Mittelpunkt einer vom Hochstift Augsburg
lehnbaren Herrschaft, zu der noch Oxenbronn und Anhofen gehörten. Sie kam von
den Ministerialen von Utenried (A.) an die Herren von Bühel (Bühl) (1368), 1509
an die Rechberg, 1599 an das Hochstift Augsburg, 1649 an den
Generalwachtmeister von Lapière, 1684 an den mit der Witwe Lapières
verheirateten Josef Anton Lasser von der Halden, 1798 an die Lassberg und 1805
an die Reck. 1806 fiel sie an Bayern.
L.: Wolff 157.
Babenberger (Geschlecht). Die älteren B. sind ein in
der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg
Babenberg (Bamberg) benanntes, in Ostfranken (Volkfeld) und zeitweise der
sorbischen Mark begütertes Adelsgeschlecht, das wegen seiner Leitnamen auch als
Popponen bezeichnet wird (Poppo I. 819-840 [im Grabfeld], Poppo II. 880-892),
im Kampf um die Vormacht in Franken den rheinfränkischen Konradinern 906
unterlag und um 945 letztmals bezeugt wird. Zu seinen Vorfahren zählen
vielleicht die Rupertiner. Verwandtschaft mit den Liudolfingern und Hennebergern
ist anzunehmen, für Abkunft der jüngeren B. sprechen Güter im Grabfeld und
Namenstraditionen. Als erster jüngerer B. wird 976 ein marchio Liutpaldus als
Markgraf der bayerischen Mark an der Donau (Ostmark) urkundlich erwähnt, dessen
Name auf das bayerische Herzogsgeschlecht des 10. Jahrhunderts deutet. Sein
Bruder Berthold († 980) verwaltete im königlichen Auftrag den bayerischen
Nordgau mit Bamberg, doch starb die von ihm gegründete Linie der Grafen bzw.
Markgrafen von Schweinfurt 1057 mit Otto von Schweinfurt, der Herzog in
Schwaben war, aus, wobei die Güter an verschiedene Familien kamen (Markgrafen
von Meißen, Bretislav von Mähren, Andechs, Habsberg-Kastl, Potenstein bzw.
Pottenstein). Liutpolds Mark erstreckte sich beiderseits der Donau zwischen Enns
und Tulln und wurde bald nach 1000 bis zur Leitha erweitert. Insbesondere unter
dem mit der Salierin Agnes verheirateten Leopold III. wurde die babenbergische
Herrschaft mit reichem Königsgut weiter ausgebaut. 1156 erhielten die B. als
Ausgleich für den Verlust des Leopold IV. von seinem königlichen Halbbruder
Konrad III. anvertrauten Herzogtums Bayern (1139-1156) im sog. Privilegium
minus die Erhebung der Mark (Ostmark, österreichische Markgrafschaft) zum
territorialen Herzogtum. 1180 gewann das Geschlecht beim Sturz Heinrichs des
Löwen das Gebiet zwischen Haselgraben und der Großen Mühl und vielleicht Teile
des Traungaues. 1192 erfolgte nach dem Gewinn von Teilen Oberösterreichs auf
Grund Erbvertrags von 1186 der Erwerb des Herzogtums Steiermark. 1229 wurden
Andechser Güter in Krain erworben. Das Erbe des 1246 im Mannesstamm erloschenen
Geschlechts traten nach den Wirren des Interregnums, in denen Österreich über
Margarete von Babenberg an König Ottokar II. von Böhmen gelangt war, 1282 die
Grafen von Habsburg an.
L.: Juritsch, G., Geschichte der Babenberger und ihrer Länder, 1894;
Guttenberg, E., Frhr. v., Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966;
Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, bearb. v. Fichtenau,
H./Zöllner, E., Bd. 1-4,1 1950ff.; Geldner, F., Zur Genealogie der ”alten
Babenberger”, Hist. Jb. 84 (1964), 257f.; Geldner, F., Neue Beiträge zur
Geschichte der alten Babenberger, 1971; Babenberger-Forschungen, hg. v. Weltin,
M., 1976; Das babenbergische Österreich, hg. v. Zöllner, E., 1978; Borgolte,
M./Scheibelreiter, G., Babenberger, LexMA 1 1980, 1321; Lechner, K., Die
Babenberger, 4. A. 1985; Faußner, H., Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern
und Herkunft der Wittelsbacher, 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Scheibelreiter,
G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II. Jasomirgott, 2012.
Babenhausen (Herrschaft, Reichsfürstentum). Um das
1237 als Burg der Pfalzgrafen von Tübingen genannte
B. an der Günz bei Illertissen lag die Herrschaft B., die sich als Lehen der
Grafen von Württemberg, die ihrerseits den Pfalzgrafen von Tübingen
nachfolgten, seit 1378 in den Händen der Herren von Rechberg befand, die 1471
die Blutgerichtsbarkeit in der Herrschaft erlangten. Sie ging 1537/1538 durch
Kauf Anton Fuggers an die Familie Fugger, welche die württembergische
Lehnshoheit ablöste. 1803 wurde B. Reichsfürstentum, 1806 kam es mit 380
Quadratkilometern und etwa 11000 Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 205; Wallner 686 SchwäbRK 16 a; Hölzle, Beiwort 45; Lieb, N., Die
Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance, 1958.
Babonen (Geschlecht). Die B. (Pabonen, Paponen)
sind ein seit dem Ende des 10. Jahrhunderts erkennbares, in seiner Herkunft
ungeklärtes, im Raum Regensburg (Landgrafen von Stefling, Burggrafen von Regensburg) begütertes Adelsgeschlecht
(Babo, † um 1001). Später erlangten sie Güter im Bayerischen Wald und im
Altmühlgebiet. Nach dem Aussterben beider um 1175 entstandenen Linien 1185/1196
setzten die Grafen von Wittelsbach Erbansprüche durch, die sich auf die Heirat
Adelheids von Wittelsbach mit dem B. Otto († um 1175) gründeten.
L.: Mayer, M., Geschichte der Burggrafen von
Regensburg, Diss. phil. München 1883; Wegener, W., Genealogische Tafeln zur
mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff., 165ff.; Prinz, F., Bayerns Adel im
Hochmittelalter, Z. f. bay. LG. 30 (1967); Störmer, W., Babonen, LexMA 1 1980,
1322f.
Baden (Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Großherzogtum, Land, Landesteil, Residenz). Das römische Aquae Aureliae
(220/221 Civitas Aurelia Aquensis) im Oostal wurde im 3. Jahrhundert von den
Alemannen zerstört. Erst 987 erscheint dann wieder ein B., das zum
Stammesherzogtum Schwaben gehört. Die Familie der Markgrafen von B. wird
erkennbar mit Markgraf Hermann (1040-1074), einem Sohn Herzog Bertholds I. von
Zähringen und einem Enkel Herzog Hermanns IV. von Schwaben, eines nahen
Verwandten der Salier. Seine Güter im Nordschwarzwald hat er offenbar als Erbe
der Grafen von Calw erlangt. Der Markgrafentitel leitet sich von der Mark
Verona des Herzogtums Kärnten ab, in der Hermann I. vor 1072 als Markgraf
erscheint. Nach der von Markgraf Hermann I. erheirateten Burg B. (Baden-Baden) nannte sich erstmals 1112 unter
Fortführung des Markgrafentitels Hermanns gleichnamiger Sohn Hermann II.
(†1130). Er hatte die Grafschaften im Breisgau und in der Ortenau inne und
erlangte durch Heirat Güter um Backnang (um 1100). Sein Sohn Hermann III. war
vermutlich mit einer Tochter König Konrads III. verheiratet und erlangte 1153
das ehemalige Königsgut Besigheim. Hermann V. erbte 1219 Pforzheim und erwarb
Durlach und Ettlingen sowie Pfandschaften über Lauffen, Sinsheim und Eppingen.
Mit dem Aussterben der Staufer (um 1254) rückte die Familie im heutigen
Mittelbaden in deren Stellung ein, die auf Lehnsgut des Klosters Weißenburg im
Elsass beruhte. Die Güter der 1190 von der Hauptlinie der Markgrafen von B.
(mit der Ortenau um Offenburg) abgespalteten Linie der Markgrafen von Hachberg
(Hochberg im Breisgau) und ihrer 1297 gebildeten Nebenlinie Sausenberg kamen
1415 durch Kauf (Hachberg) bzw. 1503 durch Erbrecht (Sausenberg) wieder an die
Hauptlinie zurück, die zudem im 14. und 15. Jahrhundert weitere Güter gewann
(Sponheim, Lahr und Mahlberg [Lahr-Mahlberg] zur Hälfte, 1387 die Grafschaft
Eberstein zur Hälfte), im Raum um Stuttgart (u. a. 1504/1595 Besigheim,
Mundelsheim) aber den Grafen von Württemberg weichen musste, so dass B. ein
fast ausschließlich oberrheinisches Herrschaftsgebiet wurde, das hinter
Habsburg und Württemberg zurückstand. 1515 erhielt Bernhard III. von B. die
luxemburgischen und sponheimischen Güter (Baden-Baden), Ernst die
breisgauischen Güter (Hachberg bzw. Hochberg, Sausenberg, Rötteln, Badenweiler,
sog. Markgräflerland [Baden-Durlach]) und Philipp die restlichen Güter. Dazu
kamen 1535 aus dem Anteil Philipps Stadt und Schloss Baden, das Gebiet südlich
des Flusses Alb, die Herrschaft Beinheim und die Vogtei über Herrenalb und
Frauenalb für Bernhard III. sowie Pforzheim, Durlach, Altensteig, Liebenzell
und das Gebiet nördlich der Alb für Ernst, so dass sich (von 1515/1535 bis
1771) eine obere Markgrafschaft Baden-Baden und eine untere Markgrafschaft
Baden-Durlach (Residenz in Pforzheim, seit 1724 in Karlsruhe) gegenüberstanden.
Baden-Durlach wurde 1556 evangelisch, Baden-Baden nach 1555 (später aber
rekatholisiert). Von 1594 bis 1622 besetzte Baden-Durlach Baden-Baden. Baden-Durlach
trat zwecks Aufbringung der bei der Besetzung entstandenen Kosten Besigheim,
Mundelsheim, Altensteig und Liebenzell an Württemberg ab, erwarb aber Malsch
und Langensteinbach. Von 1635 bis 1648 kam Baden-Durlach vorübergehend an
Baden-Baden. 1654 erließ Baden-Durlach ein Landrecht und eine Landesordnung.
1666/1667 erwarb Baden-Baden Teile der Grafschaft Eberstein. 1771 beerbte
Baden-Durlach, das sich zum Musterstaat des aufgeklärten Absolutismus
entwickelt hatte, Baden-Baden. Um 1785 umfasste B. - das um 1780 mit
Argenschwang und einem Teil Weilers auch Mitglied des Kantons Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein und außerdem des Kantons Odenwald des Ritterkreises
Franken war - 3500/3600 Quadratkilometer mit etwa 174000/190000 Einwohnern.
1796 verlor es seine linksrheinischen Gebiete an Frankreich (Amt Rhodt bei
Landau [Baden-Durlach], Herrschaft Beinheim im Unterelsass, Amt Gräfenstein bei
Pirmasens, Herrschaften Hesperingen und Rodemachern in Luxemburg und Teile der
Grafschaft Sponheim im Hunsrück). Um 1800 umfasste B. ein Gebiet von 27
Quadratmeilen. Am 25. 2. 1803 wurde B. durch § 5 des
Reichsdeputationshauptschlusses zum Kurfürstentum erhoben und durch die
rechtsrheinischen Teile der Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Ladenburg, Bretten)
und die Hochstifte Konstanz, Basel (teilweise), Straßburg (teilweise), Speyer
(teilweise), die hanau-lichtenbergischen bzw. hessen-darmstädtischen Ämter
Lichtenau und Willstätt, die nassau-usingische Herrschaft Lahr, die
Reichsabteien Petershausen, Gengenbach, Odenheim und Salem (ohne Ostrach), die
Reichsstädte Offenburg, Pfullendorf, Gengenbach, Biberach (1806 an
Württemberg), Zell am Harmersbach, Überlingen, Wimpfen (später an Hessen), das
Reichstal Harmersbach und die Klöster Schwarzach, Frauenalb, Allerheiligen, Lichtental,
Ettenheimmünster, Öhningen und Reichenau sowie kleinere Güter entschädigt,
wodurch sich sein Umfang auf 7200 Quadratkilometer mit 445000 Einwohnern
vermehrte (Februar-Mai 1803 13 Organisationsedikte Johann Niklas Friedrich
Brauers). 1805 erwarb es vom Herzog von Modena/Österreich den größten Teil des
Breisgaues, die Ortenau, die Baar mit Villingen, die Stadt Konstanz und die
Kommende Mainau des Deutschen Ordens mit insgesamt 2530 Quadratkilometern und
160000 Einwohnern. Durch den Beitritt zum Rheinbund 1806 wurde es Großherzogtum
und erhielt die Fürstentümer Fürstenberg, Leiningen, Krautheim
(Salm-Krautheim), die Landgrafschaft Klettgau, die Reichsgrafschaft Bonndorf,
das Johanniterpriorat Heitersheim, die südlich des Mains gelegenen Teile der Fürstentümer
Wertheim und die eingeschlossenen Güter der Reichsritterschaft. 1806 wurden
einige Gebietsänderungen mit Württemberg vereinbart. 1810 erhielt B. die seit
1805 württembergische Landgrafschaft Nellenburg und obere Grafschaft Hohenberg
gegen Randgebiete im Schwarzwald (an Württemberg) und Amorbach (an
Hessen-Darmstadt). Damit umfasste es etwa 15000 Quadratkilometer mit ungefähr
975000 Einwohnern. Zum 1. 1. 1810 übernahm B. den Code Napoléon in der Form des
Badischen Landrechts, der die Geltung des baden-badischen Landrechts von 1588,
des baden-durlachischen Landrechts von 1654, des kurpfälzischen Landrechts von
1610, der Solmser Gerichts- und Landesordnung von 1571, des Mainzer Landrechts
von 1755, zahlreicher vorderösterreichischer Verordnungen und der Statuten
Gengenbachs, Offenburgs, Pfullendorfs, Überlingens und Zells am Harmersbach auf
seinem Gebiet beendete. 1818 erhielt es eine Verfassung (konstitutionelle
Monarchie). Zugleich musste es an Bayern das Amt Steinfeld (bis 1810 Rothenfels
[Rotenfels]) im Mainkreis und Tauberkreis und Teile Leiningens abtreten,
erhielt aber von Österreich das Fürstentum von der Leyen. 1819 konnte es die
Herrschaft Geroldseck (Hohengeroldseck) erwerben. 1830 wurde der Abkömmling
Leopold des Großherzogs Karl Friedrich von B. mit Luise Geyer von Geyersberg
(seit 1796 Reichsgräfin von Hochberg) Großherzog in B., das allmählich zum
liberalen „Musterländle“ wurde. 1870 trat B. in den Norddeutschen Bund bzw. das
Deutsche Reich ein. Am 22. 11. 1918 dankte Großherzog Friedrich II. ab. Im März
1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. 1945 wurde B. in das
amerikanisch besetzte Nordbaden (wie Nordwürttemberg Teil Württemberg-Badens)
mit Stuttgart als Hauptstadt und das französisch besetzte Südbaden (B.) mit
Freiburg als Hauptstadt geteilt, 1951/1952 ging es im neuen Baden-Württemberg
auf.
L.: Wolff 163; Winkelmann-Holzapfel 141; Riedenauer 128; Die Territorien des
Reichs 5, 124; Beschreibung des Oberamtes Besigheim, hg. v. kgl. stat.-top.
Bureau, 1853, Neudruck 1962; Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891; Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, bearb. v. Fester,
R./Witte, H., 1892ff.; Fester, R., Markgraf Bernhard I. und die Anfänge des
badischen Territorialstaates, 1896; Krieger, A., Topographisches Wörterbuch des
Großherzogtums Baden, 1903-1905; Curtaz, L., Die Autonomie der
standesherrlichen Familien Badens in ihrer geschichtlichen Entwicklung und nach
geltendem Recht, Diss. jur. Heidelberg 1908; Gothein, E., Die badischen
Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, 1910; Krieger, A., Badische Geschichte,
1921; Lautenschlager, F./Schulz, W., Bibliographie der badischen Geschichte,
Bd. 1ff. 1929ff.; Gärtner, K., Heimatatlas der Südwestmark Baden, 1937; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Baden im 19. und
20. Jahrhundert, 1948; Haebler, R., Badische Geschichte. Die alemannischen und
pfälzisch-fränkischen Landschaften am Oberrhein in ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung, 1951, Neudruck 1987; Arndt, E.,
Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat
Baden, ZGO N.F. 62 (1953); Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der
badischen Markgrafschaft in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf
Bernhards I. (1250-1431), Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte
Badens, 1967, 2. A. 1968; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche
Landesbeschreibung in Baden-Württemberg, Zeitschrift für württembergische
Landesgeschichte 33 (1974); Straub, A., Das badische Oberland im 18.
Jahrhundert, 1977; Stiefel, K., Baden 1648-1952, Bd. 1, 2 1978; Wunder, G., Zur
Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württembergisch-Franken 1978,
13ff.; Schwarzmaier, H., Baden, LexMA 1 1980, 1337f.; Das Großherzogtum Baden
zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Das Land
Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. v. der
staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1983; Müller, H., Das
Großherzogtum Baden und die deutsche Zolleinigung 1819-1835/36, 1984; Sauer,
P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Wunder, G.,
Die ältesten Markgrafen von Baden, ZGO 135 (1987); Schwarzmaier, H., Von der
Fürsten Tailung. Die Entstehung der Unteilbarkeit fürstlicher Territorien und
die badischen Teilungen des 15. und 16. Jahrhunderts, Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 161ff.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d.
Komm. f. geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Hug,
W., Geschichte Badens, 1992; Schmid, K., Baden-Baden und die Anfänge der
Markgrafen von Baden, ZGO 140 (1992), 1; Eibach, J., Der Staat vor Ort, 1994;
Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 208; Schnabel, T.
Geschichte von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; … so geht hervor’ ein
neue Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Andermann, K., Die Markgrafen von
Baden und der Adel im südlichen Ufgau und in der nördlichen Ortenau, ZGO 151
(2003), 93; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 37, 748; Engehausen, F., Kleine Geschichte
des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 500, 2, 41; Kohnle, A., Kleine
Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2006; Die Protokolle der Regierung von
Baden, Bd. 1 bearb. v. Hochstuhl, K., 2006; 1806 – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, A. u. a., 2007;
Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797),
2007; Laufs, A., Das Eigentum an badischen Kulturgütern aus der Zeit der Monarchie,
2008; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945,
2008; Regierunsakten dies Kurfürstentums und Großherzogtums Baden 1803-1815,
bearb. v. Schimke, M., 2012.
Badenweiler (Herrschaft). Bereits in römischer Zeit
bestand in B. bei Müllheim eine Siedlung. Das 1028 Baden genannte B. war Sitz
einer um die 1122 zähringische Burg gelegenen
Herrschaft, die um 1368 an die Grafen von Freiburg überging. 1444 kam es an die
Markgrafen von Hachberg (Baden-Hachberg), 1503 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Mylius, H./Nierhaus, R., Badenweilers
Kurbad zu römischer Zeit, 1953.
Baldenstein (Burg) s. Baltenstein
Baldern (Herrschaft). B. am Westrand des Rieses
erscheint erstmals 1153. 1215 ging die Burg
durch Tausch vom Hochstift Regensburg an die Abtei Ellwangen. 1250 wurde die
Herrschaft B. von den Grafen von Oettingen als Ellwanger Vögten zu Lehen
erworben. Nach Teilung des Stammhauses 1662 war sie Residenz der Linie
Oettingen-Baldern-Katzenstein. 1798 kam B. im Erbgang an Oettingen-Wallerstein,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Wedel, G. Graf, Schloss Hohenbaldern, 1975; Der Ostalbkreis, 1978.
Baltenstein (Burg).
1239 erscheinen erstmals Dienstmannen des Klosters Kempten, die sich nach der Burg B. bei Kempten nennen. B. kam 1366 erbweise an
Hainz den Raunzer von Raunzenried, 1370 durch Verkauf an die Familie Schellang
und 1479 durch weiteren Verkauf an das Spital zu Kempten. Das Schloss B. löste
das Stift Kempten 1551 von einem Augsburger Patrizier als Lehen wieder aus. S.
Bayern.
L.: Ruch Anhang 80.
Balzheim (Herrschaft). Unter der Landeshoheit Österreichs gehörte die Herrschaft B. an der Iller in Burgau den Herren von B. (Ehinger von B. † 1734). S. Baden-Württemberg.
Banzgau (Gau um die Burg
Banz nördlich Bambergs, Banzgouwe),
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 2 (Rattelsdorf);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 33, IV, 9, 14,
Banzgouwe, rus Banzense; Polenz, P. v., Germanisch-deutsche Landschafts- und
Bezirksnamen vom 7. bis 11. Jahrhundert, Teil I B. Alphabetisches Namenbuch, 1.
Lieferung Achilgouwe-Borhtergo, 48 Banzgouwe.
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von
Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum
Ducis (Bar-le-Duc). Die umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II.
1033 über eine Tochter an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten
Bar-le-Duc, Gondrecourt, die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance,
Mousson an der Mosel sowie Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg
kam. Nachdem 1284 Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich
III. 1301 die Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen
auftragen. Am 13. 3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV.
die beim Reich verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft
Pont-à-Mousson zusammen, womit die Grafen von B. als Herren der Stadt
Pont-à-Mousson Reichsfürsten wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den
Herzogstitel an. 1415 fiel das Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Barchfeld (Ort, Herrschaft). B. nahe der Werra an
der Kreuzung der Straßen von Nürnberg nach Niederdeutschland und von Frankfurt
nach Erfurt wird 933 erstmals genannt. 1330 kam es von den Frankenstein an die
Grafen von Henneberg, die es nach mehreren Verpfändungen (1350 an Fulda, dann
an die Herren von Stein (Stein-Liebenstein) sowie die Landgrafen von Hessen) ab
1521 dauernd mit Hessen teilen mussten. 1583 fiel es ganz an Hessen. Auf der
seit 1690 erbauten Burg Wilhelmsburg hatte die
Linie Hessen-(Philippstal-)Barchfeld ihren Sitz. S. Hessen-Barchfeld.
L.: Volkmar, K., Tausend Jahre Barchfeld, 1933.
Bärnegg (Herrschaft). Die Burg B. in der Elsenau wurde vermutlich von Gottfried
von Schildgraben im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie wurde
Mittelpunkt einer geschlossenen Rodungsherrschaft und erscheint urkundlich
erstmals 1316. Im 15. Jahrhundert wurde die Herrschaft B. von Österreich
abgetrennt und mit der Steiermark verbunden. 1490 entzog sie der Kaiser den
Pernern, gab sie aber 1529 wieder zurück. 1550/1571 kam sie erbweise an die
Rindsmaul.
L.: Hofer, E., Die Herrschaft Bärnegg in der Elsenau, Diss. phil. Graz 1967.
Bartenstein (Herrschaft). In dem 1247 erstmals
genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg
von den Herren von Stein errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350
Lehnsmannen des Reiches und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und Hohenloher
Lehen sowie Allodien entwickelte sich eine Herrschaft, die zwischen 1438 und
1475 allmählich von den Grafen von Hohenlohe erworben und dann dem Bischof von
Würzburg zu Lehen aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, danach an die Linie Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein,
1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof
Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von in B. residierenden Bischöfen
ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon untersteht und vielleicht am Anfang
des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst (Augusta Rauracorum) nach B. übertragen
wurde. 1033 wurde B. durch Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es
seit 912 angehörte, in das Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft
der Bischöfe wurde vor allem durch die Schenkung Moutier-Grandvals
(Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III. von Burgund
(999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter (Grafschaft
Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass 1163), die
aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die Stadt). Im
13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck (Reichslehen),
Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne),
Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse,
Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben
bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin),
Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich
allerdings gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen
Stadtherren, die seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B.
selbst aber noch 1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene
Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche
Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss
der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog
die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich.
Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach Pruntrut (Porrentruy) und
verband sich 1577 mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft. Zum
Hochstift gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die Herrschaften Erguel,
Ilfingen (Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen), Pruntrut, Zwingen,
Birseck (Reichslehen), Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen (Reichslehen) und
Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen und 60000
Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum Reich
gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont Terrible).
1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel
überall, 2006.
Battenberg (Grafen). Die Söhne des zwischen oberer
Lahn und oberer Eder begüterten Grafen Werner I. von Wittgenstein, der
wahrscheinlich mit den Edelherren von Grafschaft stammverwandt war, nannten
sich Grafen von B. 1223 erkannten sie die Lehnshoheit des Erzbischofs von Mainz
an, 1234 bzw. 1238 trugen sie auch Burg und
Stadt B. mit dem zugehörigen Teil der Grafschaft an Mainz zu Lehen auf. 1291
wurde die Grafschaft B. mit Mainz real geteilt. Kurz vor dem Aussterben der
Familie im Jahre 1314 verkaufte Graf Hermann seinen Anteil an Mainz. 1322
verzichteten die Grafen von Wittgenstein auf Erbansprüche. 1564/1583 kam das
Amt B. an Hessen, 1648 an Hessen-Darmstadt. (1851/)1858 wurde der Titel Fürsten
von B. für die Kinder aus der morganatischen Ehe des Prinzen Alexander von
Hessen geschaffen.
L.: Wolff 255; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein,
1927; Jacob, B., Battenberg und Battenfeld, (in) Unsere Heimat N.F. 10 (1937);
Patze, H., Battenberg, LexMA 1 1980, 1551f.; 750 Jahre Battenberg. Die
Bergstadt im Walde, hg. v. Magistrat der Stadt Battenberg, 1984; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 53.
Batthyány (Reichsfürst). Die seit dem ausgehenden
14. Jahrhundert erwähnten, im heutigen Burgenland
und Niederösterreich begüterten B. erlangten 1630 den ungarischen Grafenstand.
Am 3. 1. 1764 wurde Carl Graf von B., Obersthofmeister Josefs II., für den
jeweiligen Erstgeborenen der B. zum Reichsfürsten erhoben.
L.: Klein 176; Bogyay, T. v., Batthyány, LexMA 1 1980, 1552.
Bayern (Herzogtum, Kurfürstentum, Königreich,
Freistaat). Die B. (Baiern) werden erstmals um die Mitte des 6. Jahrhunderts
bei Jordanes (Getica c. 55 Baibari) erwähnt. Sie setzen sich vor allem aus
Germanen böhmischer, westlicher und östlicher Herkunft sowie Romanen zusammen,
wobei - vielleicht den Alemannen besonderes Gewicht zukommt, aber - die aus
Böhmen stammenden Einwanderer namengebend wurden (Boio-varii, Baju-warii) und
der neue Stamm im Gebiet der römischen Provinz Noricum ripense und im Flachland
der Raetia secunda im Wesentlichen zu Beginn des 6. Jahrhunderts entstand. An seiner
Spitze stehen die seit dem Tode Theoderichs des Großen (526) von dem
Merowingerkönig Theudebald eingesetzten und von den Franken abhängigen
(fränkischen?, burgundischen?) Agilolfinger (Garibald I. 550-590, Sitz in
Regensburg), von denen nach dem Aufbau eines Königreichs (regnum) Tassilo III.
788 von Karl dem Großen abgesetzt wurde. Der Siedlungsraum reichte vom Lech bis
zur Enns und von Premberg(/Burglengenfeld)/Nabburg
bis zu den Alpen (Bozen). Das Recht des zu Beginn des 8. Jahrhunderts
christianisierten Stammes wurde in der Lex Baiwariorum aufgezeichnet (vor 743).
Am Ende der Karolingerzeit erscheint erneut ein Herzog der bis zur Raab und bis
Friaul, Istrien und Dalmatien ausgreifenden B. (rex in regno Teutonicorum
Arnulf 907-937, Sohn des Markgrafen Liutpold, Luitpold). Kaiser Otto I.
entsetzte 947 die Familie der Liutpoldinger (Luitpoldinger) des Herzogtums und
übertrug es mit Friaul seinem mit der Liutpoldingerin (Luitpoldingerin) Judith
verheirateten Bruder Heinrich. Unter dessen Sohn Heinrich (II.) dem Zänker
erhielt B. seine größte Ausdehnung (952 Markgrafschaft Verona, Marken Krain und
Istrien bis 976). Kaiser Otto II. setzte aber Heinrich den Zänker 976 ab und
trennte die bayerische Ostmark, den Nordgau und Kärnten mit den italienischen
Marken von B., das Heinrich 985 wieder erhielt, ab. Unter den Saliern wurde B.
meist an Familienmitglieder gegeben, von 1070 bis 1139 an die Welfen (1070 Welf
I., 1101 Welf II., 1120 Heinrich der Schwarze, 1126 Heinrich der Stolze, der
zugleich Sachsen erbte), 1139 an die Babenberger und von 1156 bis 1180 unter
Abtrennung der den Babenbergern verbleibenden Mark an der Donau (Ostmark,
Herzogtum Österreich) erneut an die Welfen (Heinrich den Löwen). 1180 gelangte
mit der Absetzung Heinrichs des Löwen das noch um Oberösterreich, Traungau und
Steiermark verkleinerte bayerische Herzogtum an Otto von Wittelsbach, einen
Nachkommen der seit der Mitte des 11. Jahrhunderts urkundlich nachweisbaren
Grafen von Scheyern(-Wittelsbach), die seit etwa 1120 das bayerische Pfalzgrafenamt
innehatten. Die mit der Belehnung durch das Herzogtum B. neu begründete
Dynastie der Wittelsbacher, die eine straffe Verwaltung in B. ausbildete (34
Landgerichte bzw. Pflegämter), wurde rasch in Auseinandersetzungen mit den
bayerischen Großen verstrickt. Stadt und Hochstift Regensburg lösten sich
ebenso wie das Erzstift Salzburg vom Herzogtum. Landesfürsten wurden auch die
Bischöfe von Bamberg, Brixen, Freising und Passau sowie die Grafen von Tirol,
das die Herzoginwitwe Margarethe 1363 an Herzog Rudolf IV. von Österreich
übergeben hatte, und die Landgrafen von Leuchtenberg. Umgekehrt erhielt der
Herzog 1208 die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen
des Pfalzgrafen Otto VIII. und des Andechser Grafen Heinrich von Istrien, 1214
die Belehnung mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein und etwa gleichzeitig weitere
Güter (u. a. Aibling). 1240 erlangte er die vordem freisingische Stadt München.
1242 beerbte er die Grafen von Bogen, 1248 die Grafen von Andechs und die
älteren Grafen von Ortenburg und vertrieb den letzten Grafen von Wasserburg.
1254/1255 wurde B. dann in einen kleineren westlichen Teil („Oberbayern“, zu
dem der Nordgau und die Pfalzgrafschaft bei Rhein sowie die Kurwürde kamen,)
und einen größeren östlichen Teil („Niederbayern“ zwischen Reichenhall, Cham,
Freising und Landshut) geteilt. 1268 erhielt es das konradinische Erbe in der
Oberpfalz und am Lech (Landsberg), was besonders Oberbayern (Amberg,
Hohenstein, Vilseck [Vogtei], Auerbach, Plech, Hersbruck, Neuhaus, Neumarkt in
der Oberpfalz, Berngau, Donauwörth, Mering, Schwabegg, Schongau) und nur in
geringem Ausmaß auch Niederbayern (Floß, Parkstein, Weiden, Adelburg
[Adelnburg]) zugute kam. 1289 verlor B. die Kurwürde an Böhmen. 1294 wurde die
Pfalz von Oberbayern gelöst. 1314 wurde Ludwig IV. (von Oberbayern) zum
deutschen König gewählt (1328 Kaiser). Er verlieh 1323 seinem Sohn Ludwig V.
die durch das Aussterben der Askanier erledigte Mark Brandenburg. 1340 erlosch
die 1331 dreigeteilte niederbayerische Linie. Ihre Güter fielen an Oberbayern,
für das Kaiser Ludwig 1335/1346 ein Landrecht erließ, zurück. Schon 1329 hatte
Ludwig selbst im Hausvertrag von Pavia den Söhnen seines Bruders die Pfalz
(Rheinpfalz) und einen Teil des Nordgaus, die Oberpfalz, abgetreten
(einschließlich der Kurwürde). Gegen Ludwigs des B. Pläne teilten dann seine
sechs Söhne 1349/1351/1353 B. und weitere hinzuerworbene Güter (1346-1433
Grafschaften Holland, Seeland, Friesland, Hennegau, außerdem Tirol [1342-1363])
auf. Ludwig V. (Bayern-München) erhielt Oberbayern mit Tirol, Ludwig VI. und
Otto V. gemeinsam die Mark Brandenburg, Stephan II. fast ganz Niederbayern,
Wilhelm I. und Albrecht I. das Gebiet um Straubing (Bayern-Straubing) sowie die
Niederlande. Hiervon fiel 1363 Oberbayern an Stephan II. von Niederbayern, der
aber 1369 Tirol, das die Herzoginwitwe Margarethe (1363) an Herzog Rudolf IV.
von Österreich übergeben hatte, an Habsburg abtreten musste. Brandenburg musste
1373 an Karl IV. abgegeben werden. 1392 wurde B. zum drittenmal geteilt (Teilherzogtümer
Bayern-München, Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt). Herzog Johann II.
erhielt den südwestlichen Teil Oberbayerns und den südlichen Nordgau
(Bayern-München), Herzog Friedrich Niederbayern (Bayern-Landshut), Herzog
Stephan III. Streubesitz an der oberen Donau und im Alpenvorland
(Bayern-Ingolstadt). 1425 erlosch die in der zweiten Teilung 1349ff.
entstandene Straubinger Linie im Mannesstamm. Nach dem Pressburger Schied von
1429 fiel das 1425 rasch vom Kaiser an Habsburg verliehene Straubinger Land zur
Hälfte an die beiden Münchener Herzöge (Bayern-München) und zu je einem Viertel
an Bayern-Landshut und Bayern-Ingolstadt. 1433 musste die Herrschaft über die
Niederlande an den Herzog von Burgund abgetreten
werden. 1445/1447 starb mit Ludwig dem Buckligen die Linie Bayern-Ingolstadt
aus. Ihre Güter fielen an Heinrich XVI. von Bayern-Landshut, der nunmehr zwei
Drittel Bayerns beherrschte und dessen Nachfolger Ludwig der Reiche 1472 die
Universität Ingolstadt gründete. 1450 trat Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut
im Erdinger Vertrag seinem Münchener Vetter einen kleinen Teil des Erbes ab.
Gleichzeitig gewann Bayern-Landshut die Herrschaften Heidenheim, Heideck,
Wemding und Weißenhorn. 1485 zog Albrecht IV. von Bayern-München die Grafschaft
Abensberg ein. Von 1487 bis 1492 unterstellte sich die verschuldete Reichsstadt
Regensburg seiner Landeshoheit. Am 1. 12. 1503 starb die Linie Bayern-Landshut
mit Georg dem Reichen in männlicher Linie aus. Zwischen dem mit der
Georgstochter Elisabeth verheirateten Ruprecht von der Pfalz und Albrecht IV.
von Bayern-München kam es zum Erbfolgekrieg, da Georg Elisabeth zur Erbin
eingesetzt hatte, obwohl nach dem Teilungsvertrag von 1392 und dem Erdinger
Vertrag von 1450 beim Aussterben der Linie Bayern-Landshut Bayern-München das
Erbe erhalten sollte. Gegen das Versprechen von Gebietsabtretungen erhielt
Albrecht IV. die Unterstützung König Maximilians. Im Kölner Schied König
Maximilians vom 30. 6. 1505 wurde das Landshuter Erbe dann dem Münchener Gebiet
zugefügt und damit die Einheit Bayerns wiederhergestellt. Albrecht IV. musste
aber 1505 verstreute Gebiete zwischen Fichtelgebirge und oberer Donau (Neuburg,
Hilpoltstein, Heideck, Burglengenfeld, Sulzbach)
zur Bildung des für die Kinder Ruprechts geschaffenen Fürstentums der „Jungen
Pfalz“ (Pfalz-Neuburg) sowie andere Güter an den Kaiser (Gerichte Kufstein,
Rattenberg, Kitzbühel, das Zillertal sowie Kirchberg und Weißenhorn,), an die
Reichsstadt Nürnberg (Altdorf, Hersbruck) und an Württemberg (Heidenheim)
abtreten. 1506 wurde ein Primogeniturgesetz in Kraft gesetzt, das die Einheit
des Landes sichern sollte. Dieses so gefestigte Land erhielt 1516 eine
Landesordnung, 1518 ein reformiertes Landrecht, 1520 eine Gerichtsordnung und
1616 durch Herzog Maximilian (1597-1651) erneut ein Landrecht. 1623 gewann der
Herzog den Kurfürstenstand, 1607 Donauwörth, 1616 Mindelheim und 1628 die
Oberpfalz. Maximilian II. Emanuel wurde 1691 Statthalter der spanischen
Niederlande, verlor aber von 1704 bis 1714 B. an Österreich. Karl VII. Albrecht
erwarb 1734 und 1740 die Herrschaften Hohenwaldeck, Wartenberg, Sulzbürg und
Pyrbaum und erhielt 1742 die Kaiserkrone. Unter Maximilian III. Joseph öffnete
sich B. der Aufklärung. 1758 stiftete er auf Betreiben Ickstatts und Loris die
Akademie der Wissenschaften in München. Zugleich wurde durch Ickstatt die
völlig zersplitterte Staatsverwaltung neu organisiert und durch Kreittmayr das
bayerische Recht kompiliert bzw. kodifiziert (Codex Juris Bavarici Criminalis
7. 10. 1751, Codex Juris Bavarici Judiciarii (1753), Codex Maximilianeus
Bavaricus Civilis 2. 1. 1756). 1777 starben die bayerischen Wittelsbacher aus
und wurden durch die wittelsbach-pfälzischen Kurfürsten (Karl Theodor) beerbt,
so dass - abgesehen von Pfalz-Zweibrücken(-Birkenfeld) - erstmals seit 1329 die
getrennten wittelsbachischen Lande (einschließlich Pfalz, Jülich, Berg,
Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach) wieder vereinigt wurden. 1779 ging das
bayerische Innviertel an Österreich verloren, 1797/1801 das linksrheinische
Gebiet an Frankreich. Beim Tod des kinderlosen Karl Theodor gelangte Maximilian
IV. Josef von der Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld an die Herrschaft und
vereinigte so die gesamten wittelsbachischen Lande. Maximilian IV. Joseph
(1799-1825), seit 1806 König Maximilian I., und sein Minister Freiherr
Maximilian Joseph von Montgelas (1799-1817) schufen dann den modernen Staat B.
1801 umfasste das Herzogtum B. mit den Reichsgrafschaften Valley, Hals bei
Passau, Cham und Hohenschwangau sowie der Reichspflege Donauwörth (Wörth) 590
Quadratmeilen mit 880000 Einwohnern. 1803 gewann B. durch § 2 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Entschädigung für die linksrheinischen
Güter (Pfalz [Rheinpfalz], Pfalz-Zweibrücken, Pfalz-Simmern, Jülich,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz, Bergen-op-Zoom [Bergen op Zoom], Ravenstein) in
Franken die Hochstifte Würzburg und Bamberg sowie die Reichsstädte Rothenburg,
Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt, die Abteien Waldsassen und Ebrach, die
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld sowie aus dem Hochstift Eichstätt die Ämter
Sandsee, Wernfels-Spalt, Abenberg, Arberg-Ornbau und Wahrberg
(/Vahrnberg)-Herrieden, in Schwaben das Hochstift Augsburg, eine Reihe von
Klöstern (Kempten, Irsee, Wengen, Söflingen, Elchingen, Ursberg, Roggenburg,
Wettenhausen, Ottobeuren, Kaisheim, Sankt Ulrich und Afra in Augsburg) und die
Reichsstädte Dinkelsbühl, Kaufbeuren, Kempten, Memmingen, Nördlingen, Ulm,
Bopfingen, Buchhorn, Wangen, Leutkirch sowie vor allem in Altbayern selbst die
Hochstifte Freising und Passau diesseits von Inn und Ilz. Die rechtsrheinische
Pfalz kam aber an Baden. 1805 erlangte B. in den Verträgen von Brünn und
Pressburg die Reichsstadt Augsburg, die Markgrafschaft Burgau,
habsburgische Güter in Oberschwaben, Vorarlberg, Passau, Eichstätt und Tirol
mit Brixen und Trient (im Austausch gegen Würzburg). Am 1. 1. 1806 stieg es zum
Königreich auf. Nach dem Beitritt zum Rheinbund am 12. 7. 1806 gewann es
Ansbach (im Austausch gegen Berg) und zahlreiche kleine Herrschaften, die
Reichsstadt Nürnberg sowie Gebiete des Deutschen Ordens. 1809/1810 erlangte es
auf Kosten Österreichs das Innviertel und das Hausruckviertel, Salzburg und
Berchtesgaden, außerdem Bayreuth und Regensburg, musste aber Südtirol an
Italien und einen Teil Mainfrankens an das Großherzogtum Würzburg abgeben. Ein Vertrag
mit Württemberg ließ im Westen die Iller zur Grenze werden und Ulm an
Württemberg übergehen. 1808 wurde eine Konstitution erlassen. 1815/1816 (14. 4.
1816) musste B. Tirol, Vorarlberg, Salzburg, das Innviertel und das
Hausruckviertel an Österreich zurückgeben, erhielt aber seinerseits das
Maingebiet von Würzburg bis Aschaffenburg und dazu die linksrheinische Pfalz
zurück. Das 1805/1806 erlangte Vils im Außerfern wurde 1816 gegen Marktredwitz
an Österreich gegeben. Die verschiedenen verbliebenen, zwischen 1803 und 1816
die Länder von etwa 230 ehemaligen Reichsständen aufnehmenden Gebiete wurden
unter dem leitenden Minister Montgelas zu einer straff verwalteten Einheit
vereinigt, die am 10. 6. 1815 als drittgrößter Staat widerstrebend dem
Deutschen Bund beitrat, 1808 eine Konstitution bzw. am 26. 5. 1818 eine
Verfassung und 1813 ein einheitliches modernes Strafrecht (Kriminalgesetzbuch)
erhielt und die Universitäten Bamberg, Altdorf, Dillingen, Innsbruck und
Salzburg aufhob. Alleiniger Mittelpunkt wurde München, das 1826 auch die 1800
schon von Ingolstadt nach Landshut verlegte Universität gewann. 1837 wurde das
Land neu in sieben Regierungsbezirke (Schwaben, Oberbayern, Niederbayern,
Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken Unterfranken) gegliedert, zu denen noch
die Pfalz als achter Regierungsbezirk trat. Durch preußisches Gesetz vom 24.
12. 1866 wurde das bisherige bayerische Bezirksamt Gersfeld, das aus Orten der
früheren Herrschaft Gersfeld und der ehemals fuldischen Ämter Weyhers,
Bieberstein und Oberamt Fulda bestand, und der bisher bayerische
Landgerichtsbezirk Orb mit Orten, die 1815 aus dem Großherzogtum Frankfurt an
B. gelangt waren, mit Preußen vereinigt. Am 20./23. 11. 1870 schloss B. als
letzter süddeutscher Staat in Versailles den Vertrag über den Eintritt in das
Deutsche Reich ab, bei dem es nach der Verfassung von 1871 als Reservatrechte
eigene Diplomatie, Post, Eisenbahn, Bier- und Branntweinsteuer sowie
beschränkte Wehrhoheit behielt. Im November 1918 rief der Führer der
Unabhängigen Sozialdemokratie Eisner in B. die Republik aus. König Ludwig III.
ging außer Landes, verweigerte aber jede Abdankung. Gleichwohl wandelte sich
das Königreich zum Freistaat (Verfassung vom 12./19. 8. 1919). Auf Grund der
neuen Verfassung verlor B. im Deutschen Reich fast alle Sonderrechte. Ein Teil
der Pfalz Bayerns kam zum Saargebiet. Am 1. 7. 1920 wurde Sachsen-Coburg mit B.
vereinigt. Am 9. 3. 1933 wurde die Regierung des Ministerpräsidenten Held
(Bayerische Volkspartei) durch die Nationalsozialisten verdrängt. 1934 verlor
B. seine Eigenstaatlichkeit und wurde bis 1945 Gebietskörperschaft des Reiches.
1945 kam es zur amerikanischen Besatzungszone, doch wurden Lindau und die Pfalz
der französischen Besatzungszone zugeteilt. Umgekehrt kam das zuvor
thüringische Ostheim zu B. Die Pfalz wurde von (dem wiederbegründeten) B.
getrennt und 1946 dem Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Lindau kam 1956 zu B.
zurück. Am 1. 12. 1946 erhielt B. eine neue Verfassung. 1949 lehnte der Landtag
Bayerns das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wegen unzureichender
Berücksichtigung bayerischer Sonderrechte ab, doch wurde B. Land der
Bundesrepublik Deutschland. S. Pfalz, Wittelsbach.
L.: Wolff 134; Zeumer 553 II b1, II b 61, 6; Wallner 711 BayRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 78 (bis 1450) G4, II 22 (1648)
F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 56; Monumenta Boica, ed.
Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Buchner, A., Geschichte von
Bayern, 1820-1855; Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen
Geschichte, hg. v. d. hist. Komm. bei der bay. Akad. d. Wiss. Bd. 1ff. 1856ff.;
Riezler, S. v., Geschichte Bayerns, 1878ff., z. T. 2. A. 1927ff., Neudruck
1964; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation
Bayerns, Bd. 1, 2 1889ff., Neudruck 1968; Götz, W., Geographisch-historisches
Handbuch von Bayern, Bd. 1-2, 1895ff.; Doeberl, M., Entwicklungsgeschichte
Bayerns, Bd. 1 1906, 3. A. 1916, Bd. 2 2. A. 1928, Bd. 3 1931; Ortsbuch von
Bayern 1932, hg. v. Reichspostzentralamt, 1932, mit Nachtrag von 1933;
Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937; Kornrumpf,
M., Atlas Bayerische Ostmark, 1939; Keyser, E./Stoob, H., Deutsches Städtebuch
1939-1974, Bd. 5; Bauerreiß, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1-7, 1949ff. z.
T. 3. A.; Historischer Atlas von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1950ff. (Verzeichnis der bis 1980 erschienenen Hefte in Zs.
f. bay. LG. 43 (1980), 799ff.); Hiereth, S., Die bayerische Gerichts- und
Verwaltungsorganisation vom 13. bis 19. Jahrhundert, 1950; Simon, M.,
Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2. A. 1952; Rall, H., Kurbayern in der
letzten Epoche der alten Reichsverfassung 1745-1801, 1952; Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern, hg. von der Kommission für bayerische
Landesgeschichte, 1952ff.; Zimmermann, W., Bayern und das Reich 1918-23, 1953;
Reindel, K., Die bayerischen Luitpoldinger, 1953; Historisches
Gemeindeverzeichnis von Bayern, Beiträge zur Statistik Bayerns 192 (1954);
Schwend, K., Bayern zwischen Monarchie und Diktatur 1918-33, 1954;Schmidt,
W./Reng, A., Straubinger Atlas, Straubinger Hefte 8 (1958); Bosl, K.,
Bayerische Geschichte, 7. A. 1990; Hubensteiner, B., Bayerische Geschichte, 10.
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1985ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 51,
52, 91, 94, III, 18, 19, 26, 27, Peiera, Volksname, Peigirolant, Landname,
Baivarii, Baioaria, Beiaro riche, Beireland; Werner, H., Die Herkunft der
Bajuwaren und der „östlich-merowingische“ Reihengräberkreis, FS Wagner, F.,
1962; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau
und Kranzberg im Hoch- und Spätmittelalter sowie in der frühen Neuzeit, 1962;
Hubensteiner, B., Bayern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Finsterwalder, R., Zur Entwicklung der bayerischen Kartographie von ihren
Anfängen bis zum Beginn der amtlichen Landesaufnahme, 1967; Apian, P., 24
baierische Landtafeln von 1568, hg. v. Fauser, A./Stetten, G., 1968; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1968ff., 2. A.
1981ff., z. T. 3. A. 1995ff.; Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Spindler, M.,
1969; Buzas, L./Junginger, F., Bavaria Latina. Lexikon der lateinischen geographischen
Namen in Bayern, 1971; Weis, E., Montgelas, Bd. 1f. 1971f.; Altbayern im
Frühmittelalter bis 1180, hg. v. Ay, K., 1974; Rall, H., Zeittafeln zur
Geschichte Bayerns, 1974; Riedenauer, E., Das allgemeine Ortsregister zum
Historischen Atlas von Bayern, Z. f. bay. LG. 39 (1976); Schwaben von
1268-1803, bearb. v. Blickle, P./Blickle, R., 1979; Wittelsbach und Bayern, hg.
v. Glaser, H., Bd. 1ff. 1980; Fried, P., Vorstufen der Territorienbildung in
den hochmittelalterlichen Adelsherrschaften Bayerns, (in) FS Kraus, A., 1982,
33ff.; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/08 bis 1817, 1983,
Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 76; Handbuch der bayerischen
Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Land und Reich,
Stamm und Nation. Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte, FS
Spindler, M., 1984; Die Bayern und ihre Nachbarn, hg. v. Wolfram, H. u. a.,
1985; Hausberger, K./Hubensteiner, B., Bayerische Kirchengeschichte, 1985;
Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und
Bedeutung, 2. A. 1991; Zorn, W., Bayerns Geschichte im 20. Jahrhunderts, 1986;
Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 16.-18. Jahrhundert, 1988; Bosl, K.,
Die bayerische Stadt in Mittelalter und Neuzeit. Altbayern, Franken, Schwaben,
1988; Bosls Bayerische Biographie, 1980ff., Ergbd. 1000 Persönlichkeiten aus 15
Jahrhunderten, hg. v. Bosl, K., 1988; Neuanfang in Bayern, 1945-1949. Politik
und Gesellschaft in der Nachkriegszeit, hg. v. Benz, W., 1988; Handbuch der bayerischen
Geschichte, Bd. 2 Das alte Bayern, hg. v. Kraus, A., 2. A. 1988; Volkert, W.,
Die bayerischen Kreise. Namen und Einteilung zwischen 1808 und 1838, (in) FS
Bosl, K., Bd. 2, 1988; Lieberich, H., Die bayerischen Landstände 1313-1807,
Einleitung und Verzeichnisse, 1988; Wolff, H., Cartographia Bavaricae. Bayern
im Bild der Karte, 1988; Riepertinger, R., Typologie der Unruhen im Herzogtum
Bayern 1525, Zs. f. bay. LG. 51 (1988); Hartmann, P., Bayerns Weg in die
Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 2. A. 1992; Franz, E. u.
a., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20.
Jahrhundert, 1989; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das Herzogtum
Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 1989; Liebhart, W., Bayern zur Zeit König Ludwigs,
Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 185ff.; Störmer, W:, Die oberbayerischen Residenzen
der Herzöge von Bayern, Bll. f. dt. LG. 123 (1987), 1ff.; Ziegler, W., Die
niederbayerischen Residenzen im Spätmittelalter, Bll. f. dt. LG. 123 (1987),
25ff.; Götschmann, D., Altbayern vor 1806, 1979-1986 (Sammelbericht), Bll. f.
dt. LG. 123 (1987), 711ff.; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum. Das bairische
Herzogtum der Agilolfinger, 1991; Typen der Ethnogenese unter besonderer
Berücksichtigung der Bayern, hg. v. Wolfram, H./Pohl, W., 1993; Kraus, A.,
Geschichte Bayerns, 3. A. 2004; Tremel, M., Geschichte des modernen Bayern,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Regierungsakte des
Kurfürstentums und Königreichs Bayern, hg. v. Schimke, M., 1996; Prinz, M., Die
Geschichte Bayerns, 1997; Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, hg. v.
Brandmüller, W., 1998; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern,
1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Kremer, R., Die Auseinandersetzungen um das
Herzogtum Bayern-Ingolstadt 1438-1450, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns,
2001; Bayern im Bund, hg. v. Schlemmer, H. u. a., 2001ff.; Franz, M., Die
Landesordnungen von 1516/1520, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 752; Krey, H.,
Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und
Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Körner,
H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten,
Bayern, 3. A., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Die Protokolle des bayerischen
Staatsrats 1799 bis 1817, bearb. v. Stauber, R., Bd. 1f. 2006ff.; Deutsches
Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2, 2007 (z. B. 1042
Besitzergreifungspatent zur Vollziehung des mit der Krone Württemberg
abgeschlossenen Grenzvertrags vom 2. November 1810); Grundlagen der modernen
bayerischen Geschichte, hg. v. Willoweit, D., 2007; Paulus, C., Das
Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007.
Bayern-Burghausen (Herzogtum). Burghausen an der Salzach gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Witwengut. 1164 kam es an die Grafen von Wittelsbach, 1255 an deren niederbayerische Linie. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322 das Recht Landshuts. 1331 entstand durch Teilung Niederbayerns das Herzogtum B., das aber 1334 wieder erlosch. 1392 fiel Burghausen an Bayern-Landshut.
Bayern-Straubing (Herzogtum). 1349/1351/1353 entstand
durch Erbteilung unter Kaiser Ludwigs des Bayern Söhnen das Herzogtum B., zu
dem Güter in den Niederlanden gehörten (Straubing-Holland). 1425 erlosch die
Linie im Mannesstamm. Ihre Güter gab der Kaiser an Habsburg. 1429 mussten sie
zur Hälfte an Bayern-München und zu je einem Viertel an Bayern-Landshut und
Bayern-Ingolstadt zurückgegeben werden. Die niederländischen Güter kamen 1433
an den Herzog von Burgund. S. Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1978) G4.
Bayreuth, Brandenburg-Bayreuth (Fürstentum,
Markgrafschaft, Residenz). B. wird erstmals 1194 urkundlich erwähnt
(Baierrute). Es ist eine Gründung der Grafen bzw. Herzöge von Andechs(-Dießen),
die 1057 nach dem Aussterben; der Markgrafen von Schweinfurt am Obermain die
Herrschaft antraten. 1248 wurde es von den Grafen von Andechs an die Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern
vererbt. Bei der Teilung im Hause Hohenzollern von 1398 gehörte es zu dem
Gebiet ”ob dem Gebirg” mit dem Vorort Kulmbach (Plassenburg). Von 1486 bis 1495
war es verselbständigt, kam dann aber bis 1515 wieder zu Ansbach, wohin es auch
1557 wieder fiel. Seit 1521 wurde die Reformation eingeführt. 1542 wurde die
Kanzlei von Kulmbach nach Bayreuth verlegt. 1603 trat in B. wie auch in Ansbach
beim Aussterben der älteren Linie der fränkischen Hohenzollern ein märkischer
Hohenzollern die vertragliche Erbfolge an. 1603/1662 wurde B. nach dem
Aussterben der älteren fränkischen (Ansbacher) Linie, an die es 1557 gelangt
war, unter dem märkischen Hohenzollern Christian anstelle Kulmbachs Residenz
des entsprechenden Fürstentums (Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth), das auf Grund
des hohenzollerischen Erwerbs der Markgrafschaft Brandenburg den Titel
Markgrafschaft führte. 1743 wurde die Universität Erlangen gegründet. Seit 1769
wurde die Markgrafschaft B. nach dem Aussterben der Bayreuther Linie in
Personalunion mit der Markgrafschaft Ansbach regiert, 1791 mit 72 Quadratmeilen
und 186000/250000 Einwohnern an Preußen verkauft. B. teilte sich in das
Oberland und das Unterland. Das Oberland umfasste die Amtshauptmannschaften
Bayreuth, Kulmbach und Wunsiedel, die Oberämter Schauenstein, Helmbrechts,
Lichtenberg, Thierbach, Lauenstein, Münchberg, Stockenroth, Gefrees, Berneck,
Goldkronach, Stein, Creußen, Pegnitz, Schnabelwaid, Osternohe und Neustadt am
Kulm und die Landeshauptmannschaft Hof. Das Unterland enthielt die Amtshauptmannschaft
Erlangen, die Landeshauptmannschaft Neustadt an der Aisch und die Oberämter
Baiersdorf, Hoheneck, Ipsheim und Neuhof. Um 1800 war B. Mitglied der Kantone
Altmühl, Steigerwald und Gebirg des Ritterkreises Franken. 1806 wurde die
Markgrafschaft von Frankreich besetzt. 1807 kam B. im Tilsiter Frieden an
Frankreich, 1810 an Bayern.
L.: Wolff 102; Zeumer 553 II b 15; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 1, 10;
Meyer, G., Geschichte der Burggrafschaft
Nürnberg und der späteren Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, 1908;
Guttenberg, E., Frh. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck
1966; Schwammberger, A., Die Erwerbspolitik der Burggrafen
von Nürnberg in Franken, 1930; Hofmann, M., Die Außenbehörden des Hochstifts
Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für fränk. Landesforschung 3, 4
(1937, 1938); Guttenberg, E. Frh. v., Kulmbach, (in) Historisches Ortsnamenbuch
von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG. 1952ff.; Dietrich, K.,
Territoriale Entwicklung, Verfassung und Gerichtswesen im Gebiet um Bayreuth
bis 1603, 1958, Schr. d. Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 7;
Gebeßler, A., Stadt und Landkreis Bayreuth, 1959; Endres, R., Ansbach-Bayreuth,
(in) Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 3. A.
1997; Vollet, H., Abriss der Kartographie des Fürstentums Kulmbach-Bayreuth,
1978, Die Plassenburg 38; Wendehorst, A., Bayreuth, LexMA 1 1980, 1719;
Wiedemann, W., Bayreuth im ausgehenden Mittelalter. Untersuchungen zur
politischen Struktur und Sozialgeschichte einer landesherrlichen Stadt, 1989;
Endres, R., Auf- und Ausbau des Bayreuther Territoriums, Archiv f. Gesch. v.
Oberfranken 74 (1994) 55; Bayreuth, hg. v. Endres, R., 1995; Pöhlmann, T., Zur
mittelalterlichen Territorialstruktur des Amtes Bayreuth, Archiv f. Gesch. v.
Oberfranken 76 (1996), 85; Bayreuth, bearb. v. Winkler, R., 1999 Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 42.
Bebenhausen (Reichskloster). Kurz vor 1187 gründete
Pfalzgraf Rudolf von Tübingen auf vom Hochstift Speyer eingelöstem Grund und
Boden in B. nördlich von Tübingen ein Prämonstratenserkloster, das 1190 mit
Zisterziensern besetzt wurde. Von 1280 bis zum Verkauf der Stadt Tübingen 1342
versuchten die Pfalzgrafen entgegen der Stiftungsurkunde des Klosters, dieses
ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Im 14. Jahrhundert kam die Vogtei an das
Reich. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwarb Württemberg als
Nachfolger der Pfalzgrafen von Tübingen allmählich die Herrschaft über das
Reichskloster. Seit 1498 besuchte der Abt den württembergischen Landtag. 1535
wurde die Reformation eingeführt. 1623 gehörten zum Kloster noch 14 Dörfer und
Weiler, acht Höfe, ein Schloss, ein Burgstall
und 876 Untertanen. 1807 wurde die Klosterverwaltung aufgelöst. S.
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Großer Historischer Weltatlas II 66 E4; Paulus, E., Die
Cisterzienserabtei Bebenhausen, 1886; Brand, H./Krins, H./Schiek, S., Die
Grabdenkmale im Kloster Bebenhausen, 1989; Köhler, M., Die Bau- und
Kunstgeschichte, 1994.
Beeskow (Herrschaft). Vermutlich im Zusammenhang
mit einer slawischen Burg auf einer Spreeinsel
entstand in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts B. Es wurde ein Mittelpunkt der
Herrschaft Beeskow-Storkow der Ministerialen von Strehla, die 1382 an die
Herren von Biberstein kam. 1490 wurde sie an die Herzöge von Sachsen, 1518 an
das Hochstift Lebus verpfändet. 1556 fiel sie an Markgraf Johann von Küstrin,
1575 an Brandenburg. Sie gehörte dem obersächsischen Reichskreis an und stand
bis 1742 unter Lehnshoheit Böhmens. S. Brandenburg.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Petersen, C., Geschichte des Kreises
Beeskow-Storkow, 1922; Urkunden der Stadt Beeskow in Regesten (1271-1649), hg.
v. Beck, F., 2003.
Beichlingen (Grafen). 1014 wird erstmals die Burg B. bei Kölleda erwähnt. Nach ihr nannte sich ein
Grafengeschlecht, das seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts in mehrere Linien
aufgespalten aus Alloden, Reichslehen und Landgrafenlehen ansehnliche Güter
zwischen Finne, Kelbra und Frankenhausen ansammelte (Kölleda, Kelbra,
Frankenhausen, Worbis, Brücken, Vogtei über Oldisleben), diese aber im 14.
Jahrhundert an die Grafen von Schwarzburg und die Wettiner verpfändete und
verkaufte. S. Thüringen.
L.: Wolff 377; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Leitzmann, L., Diplomatische Geschichte der Grafen von Beichlingen,
Zs. d. Vereins f. thür. Gesch. und Altertumskunde 8 (1871), 177ff.; Mascher,
K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Kempen, W. van, Schlösser und
Herrensitze, 1961; Patze, H., Beichlingen, LexMA 1 1980, 1812.
Beier von Boppard (Reichsritter). Von 1234 bis
1236 war Conrad Beyer Reichsschultheiß der Reichsstadt Boppard. 1331 bestellte
der Erzbischof von Trier die Beier, die verschiedentlich auch den Bischofsthron
zu Metz einnahmen, zu erblichen Burggrafen des
zu Boppard gelegenen sog. Königshauses. 1464 gewann die jüngere Linie über
weibliche Erbfolge Anteile an der Ganerbschaft Schornsheim, die sie bis zu
ihrem Aussterben 1507 behielt. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum
Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 64.
Beilstein (Herrschaft). B. bei Zell an der Mosel
wird erstmals 1129 erwähnt. Die Burg wurde 1689
zerstört. B. war Mittelpunkt einer aus Lehen des Reichs, der Erzstifte Köln und
Trier sowie der Fürsten von Jülich gebildeten Reichsherrschaft der seit 1068
nachgewiesenen Herren von Braunshorn. Nach dem Aussterben der Familie im
Mannesstamm kam die Herrschaft 1362 in weiblicher Erbfolge an die Herren von
Winneburg, 1637 an das Erzstift Trier und von dort 1652 als Reichsafterlehen an
die Freiherren von Metternich. Zusammen mit Winneburg war B. die Grundlage
ihrer 1679 erfolgten Aufnahme in das westfälische Grafenkollegium. Zu Winneburg
und B. gehörten zuletzt 17 Orte. Am Ende des 18. Jahrhunderts kam B. an
Frankreich, wofür die Fürsten Metternich mit Ochsenhausen entschädigt wurden,
1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 57.
Beilstein (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
die Burg B. im Westerwald in die Verwaltung des
Reichs übernommen und in der Mitte des 12. Jahrhunderts an die Landgrafen von
Thüringen und von diesen an die Grafen von Nassau verliehen, die nach 1226 die
vom Hochstift Worms berechtigten Herren von B. verdrängten. Seit 1341 nannte
sich eine Linie des Hauses Nassau nach B. 1561 kam B. an Nassau-Dillenburg.
1607 wurde es erneut Residenz einer Nebenlinie Nassau-Beilstein, die 1620
Nassau-Dillenburg erbte und bei ihrem Aussterben 1739 von Nassau(-Diez)-Oranien
beerbt wurde. Die Herrschaft bestand aus den Ämtern B. mit der gleichnamigen
Stadt und Marienberg und umfasste etwa 5 Quadratmeilen. Sie gehörte über
Nassau(-Diez)-Oranien dem kurrheinischen Reichskreis an. S. Nassau-Beilstein.
L.: Wolff 94; Wallner 700 KurrheinRK 5; Sauer, W., Die Herren von Beilstein und
Greifenstein, Nassauische Annalen 28/29 (1896/97).
Belfort (Residenz [Witwensitz Katharinas von Burgund])
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 44.
Belgien ist der zwischen Frankreich, Luxemburg,
Deutschland und den Niederlanden liegende, nordwesteuropäische Staat, der 1830
durch Abspaltung französischsprachiger und flämischsprachiger Gebiete von den
Niederlanden entstand. Durch den Vertrag von Versailles wurden 1919 B.
deutschsprachige Gebiete Preußens zugeteilt. B. ist Bundesstaat und Monarchie.
Sein Recht ist stark von Frankreich beeinflusst. B. ist Gründungsmitglied der
Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union. Im Zuge der
Föderalisierung Belgiens ist die deutschsprachige Gemeinschaft
(Deutschsprachige Gemeinschaft) Belgiens zu einem eigenen Bundesland geworden.
S. Brabant, Burgund, Eupen, Eupen-Malmedy,
Flandern, Habsburg, Hennegau, Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Niederlande, Stablo
(und Malmedy)
L.: Beck, V., Belgien, 1992, 6. A. 2004; Koll, J., Die belgische Nation, 2003;
Hecking, C., Das politische System Belgiens, 2003; Lejeune, C., Die Säuberung,
Bd. 1ff. 2005ff.: Rechtsgrundlagen der deutschsprachigen Gemeinschaft
(Belgiens), 4. A. 2010; Hermanns, O., Die Kooperation der deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens mit Deutschland, 2011.
Bentheim (Grafschaft). Vermutlich zwischen 1126
und 1137 übertrug Lothar von Süpplingenburg die Burg
B. auf einem schon von den Römern militärisch verwandten Felsberg an der Vechte
nordwestlich von Münster nahe dem 1050 erstmals erwähnten Dorf B. seinem
Schwager, dem Grafen Otto von Salm-Rheineck (Rieneck), dessen Witwe Gertrud von
Northeim 1154 als Gräfin von B. bezeugt ist. Nach dem Aussterben dieses
Geschlechts gelangte die Grafschaft B. (Obergrafschaft) 1154/1165 auf dem Wege
der weiblichen Erbfolge Sophies von Rheineck an eine jüngere Linie der Grafen
von Holland, die sich als Grafen von B. benannte. 1178/1196 wurde die
Lehnshoheit Utrechts aufgehoben. Am Ende des 12. Jahrhunderts erhielten die
Grafen das Gebiet um Uelsen und Hilten (Niedergrafschaft B.), das noch 1131
Teil der zu Utrecht gehörigen Twente gewesen war. Die wichtigsten Güter lagen um
Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus und Nordhorn. Bis um 1300 zwangen die Grafen die
meisten adligen Familien in der Obergrafschaft und Untergrafschaft in ihre
Abhängigkeit. 1421 erlosch die männliche Linie der Grafen. Eine neue Linie
gründete sich auf den Enkel der Schwester des letzten Grafen Everwin von
Götterswick aus dem klevischen Geschlecht von Güterwyk († 1454), der zudem
durch Heirat 1421 die benachbarte Herrschaft (seit 1495 Reichsgrafschaft)
Steinfurt erwarb. Beide Herrschaften wurden 1454 wieder geteilt. 1486 trugen
die Grafen ihre Grafschaft zur Abwehr Münsteraner Ansprüche dem Kaiser auf und
erhielten sie als Lehen zurück. Durch Heirat Everwins III. († 1562) kamen die
Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda, durch Heirat Arnolds II. († 1606)
die neuenahrische Grafschaft Hohenlimburg (Limburg) und die rheinische
Herrschaft Alpen zu B. 1606 wurde B. in die Linien Bentheim-Tecklenburg,
(Tecklenburg, Rheda, Limburg [Hohenlimburg]), B. und Steinfurt
(Bentheim-Steinfurt) geteilt(, von denen Bentheim-Tecklenburg und
Bentheim-Steinfurt noch bestehen). Durch weitere Teilung entstanden insgesamt 5
Linien. Die 1622 gegründete ältere Linie Bentheim-Tecklenburg-Rheda verlor 1699
zwei Drittel von Tecklenburg und die Hälfte von Rheda nach längerem Rechtsstreit
an Solms, das diese 1707 an Preußen verkaufte. 1707/1729 verzichteten die
Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zugunsten Preußens auf Tecklenburg, behielten
aber die Herrschaft Rheda (teilweise) und Limburg (Hohenlimburg). Die ebenfalls
1622 gegründete Linie Bentheim-Steinfurt teilte sich in die Linien
Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Bentheim. Bentheim-Bentheim, das dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, verpfändete 1752/1753
schuldenhalber seine Güter an Hannover und erlosch 1803. 1804 kam B. an
Steinfurt, 1806 an Frankreich. 1806 fielen alle Teile von B. mit insgesamt 17
Quadratmeilen und 28000 Einwohnern an das Großherzogtum Berg, am 10. 12. 1810
an Frankreich. 1815 kamen Rheda und Limburg (Hohenlimburg) als
Standesherrschaften zu Preußen, B. zu Hannover und Steinfurt zu Preußen. 1817
wurden die Linien Bentheim-Tecklenburg und Bentheim-Steinfurt (B. und
Steinfurt) in den Fürstenstand Preußens erhoben. B. fiel 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 350f.; Zeumer 554 II b 63, 9; Wallner 702 WestfälRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Jung, J. H., Historia comitatus Benthemiensis
libri tres, 1773; Müller, J. C., Geschichte der vormaligen Grafschaft Bentheim,
1879; Greinwing, J., Der Übergang der Grafschaft Bentheim an Hannover, Diss.
phil. Münster 1934; Niedersachsen um 1780, Lief. 1, hg. v. Prinz, J., u. a.,
Bentheim, 1938; Sager, L., Die Grafschaft Bentheim in der Geschichte, 2. A.
1952; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, bearb. v. Specht, H., 1953; Edel, L.,
Neue Bibliographie des landes- und heimatgeschichtlichen Schrifttums über die
Grafschaft Bentheim, 1962; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der
Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967 (=
Osnabrücker Mitteilungen 75 [1968], 1); Veddeler, P., Die territoriale
Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970;
Gauß'sche Landesaufnahmen der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v.
Engel, F., 6. Emsland, 1977; Topographische Karte der Grafschaft Bentheim, hg.
v. Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Schoppmeyer, H., Bentheim, LexMA
1 1980, 1919f.; Der Landkreis Grafschaft Bentheim, 1986; Guttmann, H., Emsland,
Grafschaft Bentheim, 1989; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006; Veddeler, P.,
Die mittelalterlichen Grafen von Bentheim (in) Osnabrücker Mitteilungen 115
(2010), 29ff.Een cronike van den greven van Benthem, hg. v. Roolfs, F. u. a.,
2011.
Berg (Grafen, Herzöge, Grafschaft, Herzogtum,
Großherzogtum). In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erscheint am
Niederrhein ein Geschlecht mit den Leitnamen Adolf, Eberhard und Engelbert, das
sich nach dem Stammsitz B. an der Dhün (Altenberg, vor 1152 als
Zisterzienserabtei gestiftet) benannte, um 1150 ansehnliche Güter (Allod,
Vogtei über die Klöster Werden, Deutz, Siegburg) zwischen Sieg und Lippe
innehatte und in enger Verbindung zum Erzstift Köln stand. Um 1100 erwarb es
Güter aus dem Erbe der Grafen von Werl. Seit 1101 führte es den Grafentitel.
Von 1133 bis 1288 war der Hauptsitz B. (= Burg
an der Wupper), das bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Residenz blieb.
1160/1161/1163 teilten sich die Grafen von B. in eine rheinische (B.) und eine
westfälische Linie (Berg-Altena[-Mark], Altena), diese sich am Ende des 12.
Jahrhunderts in einen märkischen und einen isenbergischen Zweig, von denen
Isenberg rasch bedeutungslos wurde, die Grafen von Mark dagegen erhebliches
Gewicht gewannen. Die Grafen von B., die 1176 Güter um Hilden und Haan und
vielleicht um Duisburg und 1189 um Düsseldorf erwarben und mehrfach den Kölner
Erzbischofsstuhl besetzten, starben 1225 in der Hauptlinie (rheinische Linie)
aus. Sie wurden über Irmgard von B. von dem Haus Limburg beerbt, dessen
Angehörige Güter um Duisburg, Mettmann und Remagen gewannen (Hauptort war seit
1280 Düsseldorf). Diese wurden 1348 über die Schwestertochter Margarete von B.
und Ravensberg von dem Haus Jülich beerbt, das die letzten fremden Exklaven
beseitigte (1355 Hardenberg, 1359 Solingen). Seit 1380 war B. Herzogtum. Ihm
wurde die von Margarete von B. vom Vater ererbte Grafschaft Ravensberg
angegliedert. 1423 vereinigte sich B. durch Erbfall mit dem Herzogtum Jülich.
1427 wurde Elberfeld gewonnen. 1511 starb das Haus Jülich (Jülich-Hengebach)
aus und wurde durch die Grafen von der Mark beerbt, die seit 1368 auch in Kleve
(Herzöge von Kleve) herrschten (Vereinigung von Jülich-Berg-Ravensberg mit dem
Herzogtum Kleve-Mark). 1609 erlosch der märkische Zweig (Kleve-Mark) des alten
bergischen Grafenhauses. Nach dem Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam 1614
(endgültig 1666) das katholisch gebliebene B. (mit den Städten Düsseldorf,
Lennep, Wipperfürth, Ratingen,Radevormwald [Rade vor dem Wald], Solingen,
Gerresheim, Blankenberg und Elberfeld, den Ämtern Düsseldorf, Angermund und
Landsberg, Mettmann, Elberfeld, Barmen und Beyenburg, Solingen und Burg, Schöller, Hilden und Haan [Hahn], Bornefeld und
Hückeswagen, Monheim, Mieseloh [Meiseloh], Porz und Mülheim [Mühlheim],
Odenthal [Odendahl], Scheiderhöh [Scheidenhöh], Lülsdorf [Lüstorf], Steinbach,
Löwenburg bzw. Löwenberg [Leuenberg], den freien Herrschaften Hardenberg und
Broich [Bruck] und der Herrschaft Schöller) mit Jülich an Pfalz-Neuburg, 1685
an Kurpfalz, womit B. Nebenland wurde, und 1777 mit der Pfalz an Bayern.
1805/1806 an Napoléon I. abgetreten wurde B. unter dessen Schwager Joachim
Murat zusammen mit nassauischen und preußischen Gebieten Großherzogtum (mit
Herzogtum Münster, Grafschaft Mark, Tecklenburg, Lingen, Reichsabtei Essen,
Elten und Werden, insgesamt 315 Quadratmeilen mit 878000 Einwohnern). Dieses
wurde in die vier Departements Rhein, Sieg, Ruhr und Ems eingeteilt und erhielt
Verfassung und Verwaltung nach dem Muster des napoleonischen Frankreich. Auch
der Code Napoléon wurde in Kraft gesetzt. 1809 wurde B. praktisch ein Teil
Frankreichs, an das am 10. 12. 1810 Münster, Bentheim, Tecklenburg und Rheda
mit insgesamt 87 Quadratmeilen ganz abgetreten werden mussten. 1813/1814 wurden
die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 kam B. an Preußen
(Rheinprovinz), 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 323ff.; Wallner 701 WestfälRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3; Die Territorien des Reichs 3, 86;
Goecke, R., Das Großherzogtum Berg 1806-13, 1877; Hengstenberg, H., Das
ehemalige Herzogtum Berg und seine nächste Umgebung, 2. A. 1897; Ilgen, T., Die
ältesten Grafen von Berg und deren Abkömmlinge, die Grafen von Altena
(Isenberg-Limburg und Mark), Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 36 (1903), 14ff.;
Schönneshofer, B., Geschichte des Bergischen Landes, 2. A. 1912; Melchers, B.,
Die ältesten Grafen von Berg bis zu ihrem Aussterben, Zs. d. Berg.
Geschichtsvereins 45 (1912), 5ff.; Somya, J., Die Entstehung der Landeshoheit
in der Grafschaft Berg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1926; Lülsdorff, J.
v., Zur Entwicklung der Landeshoheit in den einzelnen Teilen des Herzogtums
Berg, Zs. d. Berg. Geschichtsvereins 70 (1949), 255ff.; Hömberg, A., Geschichte
der Comitate des Werler Grafenhauses, WZ 100 (1950), 9ff.; Hashagen, J. u. a.,
Bergische Geschichte, 1958; Wisplinghoff, E./Dahn, H., Die Rheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmale, F., Die Anfänge der Grafen von
Berg, FS Bosl, K., 1974; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der
Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, 1981; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die
Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, 3. A. 1985; Regierungsakte des Großherzogtums
Berg, hg. v. Rob, K., 1992; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte im
Großherzogtum, 1995; Engelbrecht, J., Das Herzogtum Berg, 1996; Repertorium der
Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3
1999; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 162; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 814 (Jülich und Berg); Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 422; Severin-Barboutie, B., Französische
Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Geschichte des Bergischen Landes,
hg. v. Gorißen, S. u. a., 2014.
Berg (Herrschaft). Nach B. an der Donau bei
Ehingen nannten sich Grafen von B., die mit den Staufern verwandt waren und im
12. Jahrhundert drei Töchter mit den Herzögen von Böhmen, Mähren und Polen
verheirateten. Graf Heinrich III. erhielt 1212 Burgau
zu Lehen und übertrug hierauf den erheirateten Titel eines Markgrafen (von
Ronsberg). Diese Linie starb 1301 aus. Von der 1346 aussterbenden Hauptlinie
der Grafen von Wartstein erwarb Österreich 1343 die Herrschaft B. Unter der
Landeshoheit Österreichs hatten in der Landvogtei Schwaben die Grafen (Schenk)
von Castell die Herrschaft. S. Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1.
Bergheim (Herrschaft). Beim Tod des Grafen
Wilhelm III. von Jülich (1219) erhielt sein zweiter Sohn Walram die aus
pfalzgräflichen Lehen und Alloden zusammengesetzte Herrschaft B. Nach 1233
errichtete er die Burg B. um das fränkische,
1028 erstmals erwähnte Dorf B. (altes Königsgut?) an der Erft und vergrößerte
die Herrschaft um beträchtliche Teile der Erbschaft der 1246 ausgestorbenen
Grafen von Are-Hochstaden. Nach dem Aussterben der Linie fiel die Herrschaft um
1312 wieder an die Hauptlinie zurück.
L.: Wolff 322; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg. v. Köhler, H., 1954; 150
Jahre Landkreis Bergheim, 1966; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeck, A., Bd.
1, 1971; Droege, G., Bergheim, LexMA 1 1980, 1956f.; Graumann, S., Preußische
Verwaltung im Kreis Bergheim um 1840, 2015.
Berghes (Fürstentum), Grimbergen. Das Fürstentum
B. gehörte über Brabant und Burgund zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 700 BurgRK 1.
Berleburg (Burg,
Herrschaft). 1258 verkaufte das Kloster Grafschaft die neuerrichtete civitas B.
an Adolf von Grafschaft und Siegfried von Wittgenstein. 1322 gewannen die von
Wittgenstein die alleinige Herrschaft. 1493 wurde Wittgenstein Mannlehen
Hessens. Nach Einführung der Reformation wurde Wittgenstein geteilt in
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (mit Laasphe) und Sayn-Wittgenstein-Berleburg.
1792 wurden die Wittgensteiner Reichsfürsten und 1806 in Hessen-Darmstadt
mediatisiert. 1806 kam das Gebiet zur Provinz Westfalen Preußens, 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285; 700jähriges Berleburg, 1958; 150 Jahre Landkreis Wittgenstein,
1966; Bruns, A., Berleburger Stadtrechte und Bürgerbuch, 1985; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 64.
Berlepsch (Reichsritter). 1369 erbauten die von
ihrer Stammburg Barlissen vertriebenen B. die Burg
B. nördlich der Werra und trugen sie den Landgrafen von Hessen, deren
Erbkämmerer sie wurden, zu Lehen auf. 1399 kam die Burg
an Hessen, 1461 aber gegen Burg Sensenstein
wieder an die B. Bis etwa 1760 gehörte die Familie zum Kanton Rhön-Werra des
Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Seyler 351; Riedenauer 122; Rahrbach 15; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
(Eichenzell 17. Jh.).
Berlin (Stadt, Residenz, Land, Bundesland). In
einem eiszeitlichen, von Havel, Spree und Panke durchflossenen Urstromtal
entstanden im 12. Jahrhundert die Burgen und
Siedlungen Köpenick, Spandau und Kölln, von denen Kölln 1232 Stadtrecht hatte.
Zwischen 1230 und 1240 gründeten daneben die Markgrafen von Brandenburg B., das
schon früh zunächst wirtschaftlich, dann politisch eine führende Stellung
innerhalb Brandenburgs gewann. 1709 wurden B., Kölln und weitere Orte gegen
ihren Willen zur Residenzstadt B. der Markgrafen vereinigt (56600 Einwohner,
1800 172000, 1860 548000, 1880 1315000). Sie erhielt 1809/1810 eine Universität
und wurde 1871 Hauptstadt des Deutschen Reiches. 1920 wurde sie mit umliegenden
Dörfern und Städten zu Groß-Berlin umgestaltet. Dieses wurde 1945 in vier
Besatzungszonen aufgeteilt und von Frankreich, Großbritannien, der Sowjetunion
und den Vereinigten Staaten von Amerika in einer Alliierten Kommandantur für B.
zunächst gemeinsam verwaltet, bis sich die Sowjetunion am 16. 6. 1948 hieraus
zurückzog. Im September 1948 war B. tatsächlich politisch gespalten. 1949
erklärte die Deutsche Demokratische Republik Ost-Berlin zu ihrer Hauptstadt,
ohne dass dies von den Westalliierten und der Bundesrepublik Deutschland
anerkannt wurde. Nach seiner eigenen Verfassung des Jahres 1950 war Berlin-West
ein Land der Bundesrepublik, doch wurde die entsprechende Bestimmung nicht als
geltendes Recht angesehen. Die Hoheitsgewalt wurde von den drei westlichen
Alliierten ausgeübt. Dementsprechend hatte West-B. ein eigenes Abgeordnetenhaus
und einen eigenen Senat mit einem Regierenden Bürgermeister an der Spitze und
entsandte nur Vertreter ohne volles Stimmrecht in den Bundesrat. Gesetze der
Bundesrepublik Deutschland mussten durch Zustimmung des Abgeordnetenhauses
übernommen werden. Der Einigungsvertrag zwischen Bundesrepublik Deutschland und
Deutscher Demokratischer Republik vom 31. 8. 1990 bestimmte B. (an der Stelle
Bonns) zur Hauptstadt der (erweiterten) Bundesrepublik Deutschland
(Inkrafttreten 29. 9. 1990). Mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen
Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand zum 3. 10. 1990 das Land B.,
für das zum 11. 1. 1991 die bisherige (West-)Berliner Verfassung in Kraft
gesetzt wurde. Am 20. 6. 1991 beschloss der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen,
den Sitz des Bundestags und der Bundesregierung binnen 4 bis 8 Jahren von Bonn
in die Stadt B. zu verlegen. Eine Verbindung Berlins mit Brandenburg scheiterte
am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung.
L.: Wolff 387; Quirin, H., Berlin, LexMA 1 1980, 1965f.; Geschichte Berlins,
hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f., 1987; Fritze, W., Die Spandauer Stadtrechtsurkunden
von 1232 und 1240 und die Anfänge Berlins, Jb. für brandenburgische LG. 38
(1987); Schich, W., Das mittelalterliche Berlin. Geschichte Berlins 1, 1987;
Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987; Schütte, D., Geschichte der
Berliner Verwaltungsbezirke, Bd. 1 Charlottenburg, 1988; Rechtsentwicklungen in
Berlin, 8 Vorträge, gehalten anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, hg. v.
Ebel, F./Randelzhofer, A., 1988; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992;
Creutz, U., Geschichte der ehemaligen Klöster im Bistum Berlin, 1995; Krätke,
S./Borst, R., Berlin, 1999; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000;
Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 50 (Berlin/Cölln); Thies, R.,
Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von
Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499), bearb. v. Huch, G./Ribbe, W.,
2010; Geraubte Mitte – Die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums im
Berliner Stadtkern, hg. v. Nentwig, F., 2013; Rudolph, H., Berlin, 2014.
Bern (Reichsstadt, Kanton). B., dessen Name
wohl dem vorher zähringischen Verona nachgebildet ist, wurde 1160/1191 von
Herzog Berthold V. von Zähringen auf ursprünglich burgundischem, später
deutschem Königsgut gegründet. Nach dem Aussterben der Herzöge fiel es 1218 an
das Reich zurück und erlangte von Rudolf von Habsburg 1274 die Anerkennung der
Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt). Im 14. Jahrhundert erwarb die Stadt Güter
im Umland (1323 Thun, 1324 Laupen, 1334 Reichsvogtei über Hasli, außerdem durch
Schutzverträge 1265/1323 Interlaken, 1317 Sumiswald, 1329 Buchsee bzw.
Münchenbuchsee). 1353 verbündete sie sich in einem ewigen Bund mit der
innerschweizerischen Eidgenossenschaft. Vor allem im 15. Jahrhundert baute sie
ihr Gebiet durch Kauf und Eroberung vom Oberland bis zum Jurasüdfuß zum größten
Stadtstaat nördlich der Alpen aus (1377 Aarberg, 1382/1384 Burgdorf und Thun, 1388 Nidau und Büren, 1400
Frutigen, 1406 Landgrafschaft Burgund, 1413 Bipp
bzw. Oberbipp, 1415 Aargau, 1535/1536 von Savoyen die Waadt [1564 Verzicht auf
Gex und Thonon], insgesamt 100000 Untertanen bei 5000 Einwohnern). 1528 führte
B. die Reformation ein. Sein Gebiet umfasste schließlich mit 13000
Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz. 1798 verlor es Waadt, Aargau
und Oberland an die Helvetische Republik, wurde aber deren Hauptstadt.
1814/1815 erhielt B. als Entschädigung für die Verselbständigung des Aargaus
und der Waadt große Teile des Hochstifts Basel. Seit 1848 ist die Stadt B.
Hauptstadt der Schweiz.
L.: Wolff 519f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) C3; Die
Rechtsquellen des Kantons Bern, Bd. 1ff. 1902ff.; Rennefahrt, H., Grundzüge der
bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1928; Strahm, H., Studien zur
Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Feller, R., Geschichte Berns, Bd.
1ff. 1946ff.; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Planungsatlas Kanton
Bern. Historische Planungsgrundlagen, hg. v. Grosjean, G., 1963; Ortsnamenbuch
des Kantons Bern (Alter Kantonsteil), Bd. 1 Dokumentation und Deutung, T. 1f.,
hg. v. Zinsli, P. u. a., 1976ff.; Junker, B., Geschichte des Kantons Bern seit
1798, Bd. 1ff. 1982ff.; Gerber, B., Öffentliches Bauen im mittelalterlichen
Bern, 1994; Pfister, M., Im Strom der Modernisierung, 1995; Gerber, R., Gott
ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg.
v. Schwinges, R., 2003; Studer Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation
und Tradition, 2006.
Bernburg (Burg, Herrschaft, Residenz [Anhalt-Bernburg]). Das im 12. Jahrhundert gegründete B. an der Saale kam beim Tode Herzog Bernhards von Sachsen 1218 an seinen Sohn Heinrich von Anhalt. 1252 entstand die ältere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1468), 1603 die jüngere Linie Anhalt-Bernburg (bis 1863). S. Anhalt-Bernburg, Sachsen-Anhalt.
Besançon (freie Reichsstadt), mhd. Bisanz. An
einer wichtigen Straßenkreuzung (Rhone-Rhein, Oberitalien-Nordgallien) ist
schon 58 v. Chr. ein oppidum maximum der Sequaner bezeugt (Vesontio). Seit Ende
des 5. Jahrhunderts gehörte der Ort zum Burgunderreich,
870 wurde er Karl dem Kahlen zugeteilt. Seit etwa 900 unterstand er den Königen
von Burgund (Hochburgund) bzw. den Grafen von Burgund und kam 1032/1034 an die deutschen Könige.
Unter Friedrich I. Barbarossa, der die Stadt 1184 zur Reichsstadt erhob,
verstärkte sich der deutsche Einfluss. 1290 gelang es der Stadt, sich im Kampf
gegen den Erzbischof die Reichsunmittelbarkeit bestätigen zu lassen. Erst seit
1493 war B. aber eine tatsächlich auch von lokalen Gewalten unabhängige
Reichsstadt. Später kam es zum Herzogtum Burgund,
dann an Habsburg (, 1653 gegen Frankenthal an Spanien),
1665/1668/1674/1678/1679 durch Eroberung mit der Freigrafschaft Burgund an Frankreich, das wenig später in B. eine
Universität einrichtete.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs
6, 198; Niewisch, M., Beiträge zur Geschichte der Erzbischöfe von Besançon,
Diss. phil. Breslau 1936; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund,
Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Fohlen, C., Histoire de Besançon
Bd. 1, 2 1964f.; Ammann, H., Besançon im Mittelalter, SchweizZG 17 (1967),
482ff.; Fiétier, R., La cité de Besançon, 1978; Kaiser, R., Besançon, LexMA 1
1980, 2052ff.
Beuthen (Herzogtum). In der Mitte des 11.
Jahrhunderts ist in B. eine Burg bezeugt. 1254
wurde dort eine Stadt mit deutschem Recht gegründet. Nach dem Tod des
oberschlesischen Piasten Ladislaus von Oppeln 1281 wurde sie Sitz eines eigenen
Herzogtums B., zu dem 1286 Cosel kam und das sich 1289 unter Lehnshoheit
Böhmens stellte. Nach Aussterben des Herrscherhauses 1355 wurde Beuthen-Cosel
nach einem Erbstreit zwischen Oels und Teschen geteilt. Beide Landesteile
fielen 1475 an König Matthias Corvinus von Ungarn, 1498 an Oppeln, 1531 mit
Jägerndorf pfandweise an Georg von Brandenburg-Ansbach und 1603 nach dem
Aussterben der Ansbacher Hohenzollern an Preußen. Nach der Ächtung Johann
Georgs von Brandenburg belehnte Kaiser Ferdinand II. 1623 Lazarus Henckel von
Donnersmarck mit B. und Oderberg. 1742 kam die 14 Quadratmeilen große
Herrschaft (1697 freie Standesherrschaft) an Preußen. 1945 fiel B. unter
Verwaltung Polens sowie 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 481f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Perlick, A.,
Geschichte der Stadt Beuthen in Oberschlesien, 1927.
Bevern (Burg,
Herren). Nach B. bei Holzminden nannte sich ein seit 1258 nachweisbares
Dienstmannengeschlecht der Grafen von Everstein. Die freigewordenen Lehen
fielen nach dem Aussterben 1588 im Jahre 1594 an Statius von Münchhausen, der
vor 1663 B. an den Herzog von Braunschweig übertrug. Seit 1667 war es Sitz der
Linie Braunschweig-Bevern. S. Hannover, Preußen, Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Steinacker, K., Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises
Holzminden, 1907.
Bicken (Reichsritter). Nach dem 1218 erstmals
erwähnten B. im Aartal östlich von Herborn nannten sich Edelherren von B. 1352
wurde Burg B. zerstört. Die Edelherren zogen
sich nach Wolkersdorf in Hessen zurück. 1664 wurde die Familie
reichsunmittelbar. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum Ritterkreis Rhein.
Außerdem waren sie um 1700 im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 162.
Bickenbach (Herren, Herrschaft). Die seit etwa 1130
nachweisbaren Herren von B. bei Darmstadt, die über die weibliche Erbfolge die
1365 dem Hochstift Würzburg zu Lehen aufgetragenen Güter der Herren von Homburg
an der Wern gewonnen hatten, verkauften die Herrschaft 1469 an das Hochstift
Würzburg. 1497 starben die Herren von B. aus. Die um 1230 erbaute Burg B. wurde 1310 Mainz zu Lehen aufgetragen und kam
1484 an Erbach, 1504 an Hessen. Die Herrschaft B. wurde 1255 durch Aussterben
der Herren von Münzenberg Ganerbschaft und gelangte 1714 durch Kauf von Erbach
an Hessen-Darmstadt. B. kam damit 1945 an Hessen.
L.: Reeg, W., Die alten Namen der Gemarkungen Hähnlein, Bickenbach und Alsbach
an der Bergstraße, 1935; Feineis, D., Die Bickenbacher und die Herrschat
Hohenberg, Würzburger Diözesangeschichtsbll. 64 (2002), 159.
Bilstein (Grafen). Seit 1145 nannte sich eine
Familie von Grafen nach der westlich von Albungen bei Eschwege gelegenen Burg B. Auf Grund von Leitnamen und Grafschaftsrechten
im Eichsfeld, bei Langensalza, Mühlhausen, Schlotheim, Frieda, Eschwege und
weiteren Orten lässt sie sich bis zum Jahre 967, möglicherweise sogar bis zum
Beginn des 9. Jahrhunderts zurückverfolgen. Vielleicht sind die Grafen mit
Grafen von Bilstein, die bei Braubach am Rhein begütert sind, verwandt, sicher
jedenfalls mit den Grafen von Wartburg bei Eisenach. 1301 verkaufte der letzte
Graf von B. die bilsteinischen Lehen an Hessen.
L.: Wolff 254; Kollmann, K., Die ”Grafen Wigger” und die Grafen von Bilstein,
1980, Diss. phil. Göttingen 1978; Patze, H., Bilstein, LexMA 2 1983, 195.
Bingenheim (Burg,
Herrschaft). 951 kam der Wildbann zwischen Nidda und Horloff bei Echzell an
Fulda. Im 12. Jahrhundert waren die Herren von Münzenberg, seit 1255 die
Falkenstein, seit 1311 die Grafen von Ziegenhain teilweise damit belehnt. 1423
verkaufte Fulda, das die 1357 erlangte Verleihung des Stadtrechts von Friedberg
für B. nicht ausnützte, die Hälfte der Burg B.,
die Mittelpunkt dieses seit 1320 als fuldische Mark bezeichneten Gebiets war,
an die Grafen von Nassau-Saarbrücken. 1435 gelangten die Rechte der Grafen von
Ziegenhain an die Landgrafen von Hessen. 1570 verkaufte Nassau-Saarbrücken
seine Hälfte an Hessen-Marburg. Von 1648 bis 1681 war B. Residenz der Linie
Hessen-Bingenheim. S. Hessen-Bingenheim, Hessen.
L.: Wolff 255; Knaus, H., Die königlichen Forstprivilegien für die Abtei Fulda,
Diss. phil. Gießen 1938.
Binningen (reichsritterschaftlicher Ort). B.
westlich von Singen ist seit dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelt. Bis 1623
erwarben die Herren von Hornstein die auf dem Hohenstoffeln errichteten Burgen. Das 1706 erbaute Schloss B. diente den
Freiherren von Hornstein-Hohenstoffeln-Binningen als Sitz. S. Baden,
Baden-Württemberg.
L.: Ruch 18 Anm. 2; Hornstein-Grüningen, E. Frhr. v., Die von Hornstein und von
Hertenstein, 1911.
Birstein (Burg, Herrschaft). 1279 erscheint die Burg B. am Südhang des Vogelsberges als Lehen Fuldas an die Herren von Trimberg, nachdem sie zuvor wohl von den Herren von Büdingen innegehabt worden war. 1335 hatten die Herren von Isenburg dort ebenfalls Rechte. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (1458) kauften sie alle Lehnsrechte an B. und der Gerichtsvogtei Reichenbach (Reichenberg). Seit dem 16. Jahrhundert war B. unter Verdrängung Reichenbachs Sitz der Grafen, seit 1744 Fürsten von Isenburg-Birstein. S. Isenburg-Birstein, Hessen.
Bitsch, Pitsch (Herrschaft). Die Burg B. in Lothringen wird erstmals 1098 erwähnt. Bei
einer Erbteilung im oberlothringischen Herzogshaus fiel sie 1179 dem jüngeren
Sohn Friedrich zu, der sich manchmal Herzog von B. nannte und dessen Sohn das
Herzogtum Lothringen erbte. Nach dessen Tod kam sie bei einer erneuten Teilung
an eine Linie, die durch Heirat auch die Grafschaft Blieskastel erhielt und
1274 ausstarb. Herzog Friedrich III. von Lothringen gab B. unter Vorbehalt
seiner Lehnshoheit 1297 und 1302 an die Grafen von Zweibrücken gegen Güter in
Linder, Mörsberg und Saargemünd. Als Folge hiervon wurde B. Sitz der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch, die 1394 Allode der Linie Zweibrücken erbten. Innerhalb
ihrer Güter bildete B. eine zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Herrschaft, deren Reichsunmittelbarkeit von Lothringen bestritten wurde. 1570
starben die Grafen von Zweibrücken-Bitsch aus. B. fiel an Frankreich (Bitche).
L.: Wolff 305; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der Grafen Hanau-Lichtenberg, Bd. 2 1863; Pöhlmann, C.,
Abriss der Geschichte der Herrschaft Bitsch, 1911; Herrmann, H., Die Grafschaft
Zweibrücken-Bitsch, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2, 1977,
323ff.; Herrmann, H., Bitsch, LexMA 2 1983, 254f.
Blankenburg (Burg,
Residenz). B. am Rande des Thüringer Waldes kam vermutlich 1208 durch
Verpfändung seitens König Ottos IV. an die Grafen von Schwarzburg. Dort fiel es
1231 an Graf Günther VII. und nach Rückkehr zur Hauptlinie (1259) 1274 an
Schwarzburg-Blankenburg. S. Schwarzburg-Blankenburg, Thüringen.
L.: Wolff 412¸ Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2,. 61.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am
Nordrand des Ostharzes in der Hand des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128
wird ein welfischer Ministeriale Poppo von B., der über die Grafen von Northeim
mit Lothar von Süpplingenburg verschwägert war, als Graf über den östlichen
Harzgau zwischen Ilse und Bode genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
(1180) wurden die Grafen Vasallen des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und
1344 waren Burg B. und die seit 1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen gegebene Lehen. 1311
galten gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt. Örtlich lagen
Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums Halberstadt und der
Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim nördlich und südlich des Harzes. Im
13. und 14. Jahrhundert war die Familie zeitweise in die Linien Blankenburg,
Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in der Mitte des 14.
Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt. Gegenüber dem Hochstift Halberstadt
vermochten sich die Grafen als Landesherren nicht durchzusetzen. 1599 fiel das
Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der Linie Heimburg) an Herzog Heinrich
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als postulierten Bischof von Halberstadt
heim. 1626 verlieh der letzte Bischof von Halberstadt Regenstein an den Grafen
von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel, das seit 1648/1649 das
Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von Braunschweig-Wolfenbüttel an
einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum Fürstentum erhoben, das 1731 wieder
mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel verbunden wurde, aber bis 1806
selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte der Landkreis B. von
Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Blankenhain (Herrschaft). B. bei Weimar wurde 1252
erstmals erwähnt und entstand in Anlehnung an eine Burg.
Die Herrschaft B. (B., Berka, Remda) stand unter Mainzer Lehnshoheit den Herren
von Melsungen-Blankenhain zu. 1415 kam sie an die Grafen von Gleichen, von 1631
bis 1704 an die Grafen von Hatzfeld, 1815 an Sachsen-Weimar. S. Thüringen.
L.: Wolff 399; Wallner 710 ObersächsRK 23; Facius, F., Die Herrschaften
Blankenhain und Kranichfeld in der ernestinischen Politik vom 17. bis zum 20.
Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u. Altertumskunde N.F. 35 (1941), 49.
Blankenheim (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach der
1115 erstmals erwähnten Burg B. an der Ahrquelle
nannte sich eine Familie von Edelherren. Sie bildete um die Burg allmählich eine reichsunmittelbare Herrschaft von
25 Flecken und Dörfern aus. 1380 wurde sie in den Grafenstand erhoben. Die
Grafschaft kam nach dem Aussterben des Hauses in männlicher Linie 1406 im Jahre
1415 an die Familie von Loen und 1468/1469 an die Grafen von Manderscheid. Sie
erfasste im Laufe der Zeit Gerolstein, Kronenburg, Dollendorf, Jünkerath,
Meerfeld, Bettingen, Heistart und Schüller, Erp (Erb) und Daun und Kyll,
Neuerburg und andere Herrschaften im Gebiet der Eifel. Von Manderscheid
spaltete sich 1488 der Zweig B. (Manderscheid-Blankenheim) ab, der 1524 in die
Linien B. und Gerolstein zerfiel. Von ihnen gehörte Blankenheim-Gerolstein dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium an. 1780 erlosch die Linie B. und damit das
Grafenhaus Manderscheid im Mannesstamm. Über Augusta von Manderscheid kamen die
Güter an böhmische Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft B. und Gerolstein
waren 1792 die Grafen von Sternberg Mitglied der westfälischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. 1794 wurde die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Grafschaft von Frankreich
besetzt. 1801 umfasste sie 4 Quadratmeilen mit 8000 Einwohnern. Die Grafen von
Sternberg wurden 1803 wegen B., Jünkerath, Gerolstein und Dollendorf mit den
Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt. 1813/1814 fiel die Grafschaft an
Preußen., 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen. S. Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 363; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2.
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam,
Castel) an der unteren Blies im Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11.
Jahrhunderts von den Grafen von Metz-Lunéville abgespaltete lothringische
Adelsfamilie, die ihrerseits im 12. Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg,
Lützelstein (1172-1460) und Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur
Mosel mit Allod (Achtelsbach, Bubenhausen, Reichweiler [Reichsweiler],
Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der Erzbischöfe von Trier (Hunolstein,
Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun (Schamburg [Schaumberg])
begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B. (1237) behielt seine
älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald von Lothringen-Bitsch
verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum Blieskasteler
Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg, Blankenberg,
Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof von Metz einerseits und den Herzögen
von Lothringen und Grafen von Saarbrücken andererseits, der nach
vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs, Püttlingens, Bernkastels und
Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit der Aufteilung des Erbes
zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft Schaumburg), dem Bischof von
Metz (1284 B., ohne Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von
Salm (Püttlingen) endete. Die Burg B. verkaufte
der Bischof von Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel
erworben hatte. 1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773
ihre Residenz dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. 1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern,
1919/1920 und 1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
Blumberg (Herrschaft). B. an der Schwäbischen Alb
entstand als Burg. Sie war Sitz der Herren von
B. 1536/1537 kam B. an die Fürsten von Fürstenberg, 1806 an Baden und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Bader, K., Burg, Dorf, Stadt und
Herrschaft Blumberg, 1950.
Bödigheim, Bödikeim, Bödigkheim (Reichsritter). B.
bei Buchen erscheint um 1100 in den Händen des Klosters Amorbach. Dieses gab
1286 an Wiprecht Rüdt ein Felsplateau zur Errichtung einer Burg ab. Um 1550 zählten die B. zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1806 kam B. an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Vorburger zu B., Rüdt von Collenberg.
L.: Stetten 32; Riedenauer 122; Ulrichs 209; Neumaier 75.
Boitzenburg (Herrschaft). Die Burg B. nördlich von Templin wurde bald nach 1252
angelegt und 1276 als Mittelpunkt einer 10 Dörfer umfassenden Herrschaft der
Kerkow erstmals erwähnt. 1330 übernahmen die Wittelsbacher B., das zeitweise an
die Lochen (Locken), Cottbus, Holtzendorff, Bredow und Maltzan gelangte. 1415
löste es Friedrich I. von Brandenburg aus der Pfandschaft Pommerns und gab es
1416 an die Bredow. Schon 1427, endgültig 1528 gelangte B. mit mehr als 20
Dörfern und Feldmarken als Lehen an die Arnim, die 1538/1539 auch Güter des aufgelösten
Klosters B. von Brandenburg erwarben. Über Brandenburg kam B. von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 389; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968.
Boizenburg (Land, Grafschaft). König Waldemar II.
von Dänemark teilte zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Grafschaft Ratzeburg auf
und gab das Land Wittenburg und das Land B., das nach einer alten Burg an einem Elbübergang benannt wurde, an die Grafen
von Schwerin. Von 1247 bis 1349 war B. Residenz einer Nebenlinie der Grafen.
1358 kam es an Mecklenburg und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 443; Fabri, J. E., Boizenburg. Abriss einer Geschichte der Stadt
Boizenburg nebst einer Beschreibung derselben von 1154-1789. Neudruck 1924;
Boizenburg. Beiträge zur Geschichte der Stadt, hg. v. Rat der Stadt Boizenburg,
1980.
Bolchen (Herrschaft, Grafschaft). Im 12.
Jahrhundert erscheint B. als Lehnsgut der Herren von Fels (Feltz) von Seiten
der Herren von Finstingen, nach dem sich die Herren von Feltz benannten. Sie
bildeten durch Erwerb von Vogteien und Pfandschaften eine ansehnliche, aber
nicht zusammenhängende Herrschaft. Im 14. Jahrhundert begegnet B. als Burglehen von Falkenberg (bis 1342), später als Lehen
des Herzogs von Luxemburg (nach 1384). Zu Anfang des 15. Jahrhunderts fiel B.
über Irmgard von B. an die Familie von Rodemachern, vor 1462 über Elisabeth von
Rodemachern an Friedrich Graf von Moers. 1492 zog König Maximilian alle
Rodemachernschen Güter wegen Felonie ein. Zwischen 1488 und 1503 kaufte der
Herzog von Lothringen alle Rechte an B. auf. S. Frankreich.
L.: Wolff 305; Guir, F., Histoire de Boulay, 1933; Hermann, H., Bolchen, LexMA
2 1983, 357.
Bönnigheim (Reichsstadt, Ganerbiat, Ganerbschaft,
reichsritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre 793 gab die Nonne Hiltpurg B. bei
Ludwigsburg an das Kloster Lorsch. Die Burg B.
gehörte 1183 den Staufern. Im 13. Jahrhundert ging die Lehnsabhängigkeit von
Lorsch an das Erzstift Mainz über. Spätestens um 1280 wurde der Ort zur Stadt
erhoben, aber bald dem Reich entfremdet. 1288 kaufte ihn König Rudolf von
Habsburg, der ihn seinem natürlichen Sohn Albrecht von Löwenstein überließ. Von
dessen Witwe fiel er 1330 an Friedrich von Sachsenheim. Durch Teilverkäufe kam
es zu einer Ganerbschaft (Ganerbiat) zwischen Sachsenheim, Gemmingen, Neipperg
und dem Erzstift Mainz. Bis 1750 setzte sich das Erzstift Mainz durch. 1785
verkaufte es das zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende B. mit
Cleebronn und Erligheim an Württemberg, über das B. 1951/1952 an
Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 510; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schulz
275; Zipperlen, E./Schelle, D., Bönnigheim. Stadt zwischen Neckar und
Stromberg, 1970.
Bopfingen (Reichsstadt). B. bei Aalen kam um 1150
zusammen mit der zugehörigen Burg Flochberg an
die Staufer. In der Reichssteuerliste von 1241 erscheint der vielleicht um 1230
von den Staufern ausgebaute Ort als Stadt (Reichsstadt). 1384 erwarb die Stadt
das Reichsammannamt. 1546 führte sie die Reformation ein. Ihr Herrschaftsgebiet
blieb klein. 1802/1803 kam das 0,8 Quadratmeilen große B. mit 2000 Einwohnern
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 225; Zeumer 555 III b 37; Wallner 689 SchwäbRK 81; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Schroeder 221ff.;
Schwab, C., Kurzer Abriss der ehemals freien Reichsstadt Bopfingen, 1872.
Bouillon (Herrschaft, Herzogtum). B. an der
Semois in Lothringen (Niederlothringen) wird 988 erstmals erwähnt (Bullio). Die
zugehörige, vielleicht auf einer älteren Befestigungsanlage um 1100 errichtete Burg wurde Mittelpunkt einer Herrschaft aus Gütern des
Hauses Ardenne (Paliseul, Jéhonville, Fays-les-Veneurs, Sensenruth
[Sensenstruth]), zu denen Reimser Vogteilehen um Douzy kamen. 1096 verpfändete
Gottfried von B. zur Finanzierung eines Kreuzzuges die Herrschaft an das
Hochstift Lüttich. Seit 1330 wurde die Herrschaft wegen des Herzogstitels des
Hauses Ardenne in Lothringen in offiziellen Quellen als Herzogtum bezeichnet.
Seit 1430 gewannen die Grafen von der Mark (de la Marck-Arenberg) in B. an
Bedeutung. 1482 entriss der Graf von der Mark dem Hochstift Lüttich das Land
und übte von 1483 bis 1529 die Herrschaft aus. 1521 gab Kaiser Karl V. das
Herzogtum an Lüttich zurück, doch nannten sich die Grafen weiter Herzöge von B.
Seit 1548 hatten die Grafen von der Mark erneut das Herzogtum inne. Ihre Rechte
gingen 1591 durch Heirat an das Haus Latour d'Auvergne über. 1672 wurde B. von
Frankreich erobert, 1678 aber den Latour d'Auvergne zuerkannt. 1693 kam es
unter den Schutz Frankreichs, 1814/1821 als Standesherrschaft der Fürsten Rohan
an Luxemburg (Niederlande), 1830/1837 an Belgien.
L.: Wolff 307; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, III 38 (1789) A3;
Ozeray, Histoire de la ville et du duché de Bouillon, Bd. 1f. 2. A. 1864;
Vannerus, H., Le château de Bouillon, quelques pages de son histoire, Ardenne et
Gaume 10 (1955) 5ff.; Muller, J., Bouillon. Duché-Ville-Chateau, 1974; Petit,
R., Bouillon, LexMA 2 (1982), 496ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 81
Bournonville (Fürstentum). Das Fürstentum B. gehörte
über das Herzogtum Brabant und das Herzogtum Burgund
zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Boyneburg, Boineburg (Freiherren, Reichsritter). Im
17. und 18. Jahrhundert waren die Freiherren von B. u. a. mit einem Teil von
Stadtlengsfeld, Gehaus und Weilar (insgesamt 13 Dörfern) Mitglied des Kantons
Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Außerdem zählten sie zum Ritterkreis
Rhein sowie vielleicht zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 354-356;
Winkelmann-Holzapfel 143; Riedenauer 122; Strickhausen, G., Die Boyneburg bei
Eschwege, 1993; Rahrbach 28; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Großenlüder, Burghaun).
Boyneburg, Boineburg, Bomeneburg (Herren, Grafen,
Herrschaft). Vielleicht schon der Sohn Siegfried (1082) Ottos von Northeim,
jedenfalls Ottos Enkel Siegfried III. nannte sich 1123 nach der die
Werralandschaft beherrschenden Burg B.
(Boumeneburc) bei Eschwege. Nach seinem Tod (1144) fiel die Burg an die Grafen von Winzenburg bzw. das Reich und
wurde nach einem Ausbau durch den Abt von Fulda durch Ministeriale verwaltet.
1292 übertrug König Adolf die B. und die Stadt Eschwege Landgraf Heinrich von
Hessen als Reichslehen. Die Reichsministerialen von B. und die von B.-Honstein,
die sich inzwischen eine eigene Herrschaft um die Burg
aufgebaut hatten, trugen ihre Burgsitze bereits
um 1370 von Hessen zu Lehen und nahmen „das Schloss“ 1460 als gemeinsames Lehen
von Hessen. Zum Gericht B. gehörten am Ende des 16. Jahrhunderts die 16
Dörfer Bischhausen, Datterode, Grandenborn, Hoheneiche, Jestädt, Kirchhosbach,
Motzenrode, Netra, Neuerode, Oetmannshausen, Rechtebach, Reichensachsen,
Rittmannshausen, Röhrda, Thurnhosbach und Wichmannshausen (mit rund 900
Hausgesessenen). Später kamen zum nunmehrigen Amt Bischhausen auch die von
Boyneburg--Honsteinschen Dörfer Oberdünzebach und Niederdünzebach und
Langenhain hinzu, während Datterode seit 1615 zum Amt Eschwege gehörte. Seit
1660 stand die zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählende
Herrschaft im Kondominat Hessens und Boyneburgs. Nach dem Aussterben der Linie
Boyneburg-Hornstein zog Hessen deren Lehnsanteil ein, kaufte einen weiteren und
fand 1803 die übrigen Berechtigten ab.
L.: Wolff 254; Reimer, H., Historisches Ortslexikon für Kurhessen, 1926, 40
(Bischhausen); Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 18 Gräfliche Häuser A3,
1958; Eckhardt, K., Eschwege als Brennpunkt, 1964, 151ff.; Lange, K., Der
Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Schoppmeyer, H.,
Bomeneburg, LexMA 2 1983, 390; Heinemeyer, K., Boyneburg, Die deutschen
Königspfalzen 1, 1983 24ff.; Demandt, K. Regesten der Landgrafen von Hessen,
Bd. 2, 1990, Nr. 162 Ziffer 2, 4, 5;Strickhausen, G., Die Boyneburg bei
Eschwege, 1993; Eckhardt, W., Hess, Jb. Landesgeschichte 51 (2001), 75ff.; Diehl,
T., Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg, 2010.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit Lotharingien
an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum Niederlothringen.
Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die Grafschaft Brüssel und
entrissen 1013 dem Bischof von Lüttich die Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw.
Bruningerode. 1106 verlieh ihnen Heinrich V. die Würde des Herzogtums
Lothringen und die kaiserliche Mark Antwerpen. Danach gelang der Erwerb
Toxandriens, so dass sie insgesamt die Herrschaft über das Gebiet der
belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der holländischen Provinz Nordbrabant
erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae)
und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet. In ihrem Gebiet verlor der Kaiser
seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas
(Maastricht) erreicht worden war, gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg
bei Worringen über die Grafen von Geldern und den Erzbischof von Köln auch das
Herzogtum Limburg zwischen Aachen und Maastricht und die Herrschaft
Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und
Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von
Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel
vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und
Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde Residenz. Im
Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten Nordbrabant
und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während Südbrabant (Löwen,
Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit 1713/1714
österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814 gehörte das um
600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu Frankreich und wurde
in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der Niederlande, 1830 nach
einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien, dessen Thronerbe seit
1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3;
Pirenne, H., Geschichte Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere,
L., La formation territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff.
1902; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant,
Bragbantinse, Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik
bzw. Zellick, Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie
der Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof,
F., Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age, 1975 ;
Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Thomas,
H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und Comitatus
in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen
Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts,
1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon
(1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 437;
Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Brake (Burg,
Herrschaft). Die Burg B. bei Lemgo wird erstmals
1306 erwähnt. Zeitweise diente sie als Residenz. Von 1613 bis 1709 war sie Sitz
der mit den Ämtern B., Barntrup, Blomberg und Schieder ausgestatteten
Nebenlinie Lippe-Brake. Über Lippe kam B. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 349; Süvern, W., Brake, 1960.
Brakel (Herren). B. an der Nethe östlich von Paderborn wird 836 erstmals genannt. Im 13. Jahrhundert hatten zunächst die Herren von B. als Vögte des Stifts Neuenheerse die Herrschaft inne. Zwischen 1289 und 1384 ging B. von den Herren von B., die Vögte des Klosters Neuenheerse und Besitzer dreier Burgen waren, auf die Bischöfe von Paderborn über. S. Brakel (reichsunmittelbare Stadt?).
Brandenburg (Hochstift, Residenz). Am Übergang
wichtiger Fernstraßen über die Havel entstand nach Abzug der germanischen
Semnonen in Gebiete westlich der Saale nach einer älteren Siedlung des 6.
Jahrhunderts im 7. Jahrhundert eine slawische Burg,
die vielleicht mit der zu 789 erwähnten civitas Dragowiti identisch ist. Am 1.
10. 948 gründete bei ihr König Otto I. das bis 968 Mainz, dann Magdeburg
unterstellte Bistum B. mit dem Gebiet zwischen Elbe, Schwarzer Elster, Oder und
Ostsee. Von 983 bis 1150/1157 war B. wieder slawisch, fiel dann aber an den
Askanier Albrecht den Bären. 1161/1165 wurde von Leitzkau aus das Bistum B.
erneut errichtet, wenn auch in erheblich verkleinertem Umfang. Die Bischöfe
verfügten nur über wenige Güter, die sie von den vier Ämtern Ziesar,
Brandenburg, Ketzin und Teltow aus verwalten ließen. Der Aufbau einer eigenen
Landesherrschaft gelang nur in Ansätzen. Dennoch war das Bistum, das unter
Kaiser Karl IV. nach 1373 faktisch zur Landsässigkeit gezwungen wurde,
rechtlich reichsunmittelbar. Nach der Reformation (1539) wurde das Bistum 1544
der Mark Brandenburg einverleibt und 1598 formell aufgelöst. Das Kapitel
bestand als evangelisches Stift fort.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G2; Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., I, VII 1848, I, IX, 1ff. 1849; Curschmann,
F., Die Diözese Brandenburg, 1906; Jablonski, L., Geschichte des
fürstbischöflichen Delegaturbezirks Brandenburg und Pommern, 1929; Das Bistum
Brandenburg. Teil 1 hg. v. Abb, G./Wentz, G., 1929, Teil 2 hg. v. Bünger,
F./Wentz, G., 1941, Neudruck 1963, Germania Sacra; Kahl, H., Slawen und
Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, Bd. 1, 2
1964; Grebe, K., Die Brandenburg (Havel) – Stammeszentrum und Fürstensitz der
Heveller, Ausgrabungen 21 (1976), 156ff.; Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983,
551ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 506, 1, 2, 68; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände,
bearb. v. Schößler, W., 2005.
Brandenburg (Mark, Markgrafschaft, Kurfürstentum,
Provinz, Land, Bundesland, Residenz). Das zunächst von Semnonen, Langobarden
und Burgundern bewohnte Gebiet der späteren Mark
B. wurde nach dem Abzug der Germanen in der Völkerwanderung von Slawen (Liutizen,
Heveller, Wilzen, Ukrer (Uker), Obotriten) besetzt. 927 schlug König Heinrich
I. die Slawen an der Elbe, eroberte 928/929 die deutsch Brennaburg bezeichnete
slawische Burg an der Havel, die vielleicht
schon auf eine slawische Siedlung des 6. Jahrhunderts zurückgeht und bildete
931 die Mark Nordsachsen (Nordmark). Im Slawenaufstand von 983 ging das Gebiet
wieder verloren. 1134 belehnte Kaiser Lothar von Süpplingenburg den Askanier
Albrecht den Bären mit den deutsch verbliebenen Teilen der Altmark. Albrecht
eroberte die Prignitz, erbte 1150 das Havelland hinzu und erscheint erstmals
(in einer Urkunde vom 3. Oktober) 1157 in bewusster Erinnerung an die
Markgrafschaft Geros von Nordsachsen als Markgraf von Brandenburg, das er wegen
seiner günstigen Lage am Übergang wichtiger Fernstraßen über die Havel anstelle
von Stendal zum festen Sitz erhob und zum Vorort dieser neuen Mark ausbaute,
wobei der königliche Burggraf auf der
Brandenburger Dominsel rasch ausgeschaltet wurde. Nach dem Tod Albrechts wurde
die Mark B. von den askanischen Stammlanden am Harz getrennt. Albrechts Sohn
Otto I. gewann 1181 die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern. Johann I.,
der 1252 erstmals als Kurfürst fungierte, und Otto III. († 1266/1267) erwarben
Stargard, die Uckermark, Barnim, Teltow, Lebus und Zehden (Neumark), die Mark
Landsberg und die Oberlausitz (1255) und wehrten Ansprüche des Erzbischofs von
Magdeburg ab. Andererseits wurde das Geschlecht bei ihrem Tod 1267 in zwei
gemeinsam regierende Linien mit Regierungssitzen in Stendal und Salzwedel
gespalten, bis es unter Waldemar wieder vereinigt wurde. Mit seinem Tod erlosch
1319 der brandenburgische Zweig der Askanier, der als Reichskämmerer von der
Ausbildung des Kurfürstenkollegiums an zu den Kurfürsten gezählt hatte. Nach dem
Aussterben der Askanier zog König Ludwig der Bayer aus dem Hause Wittelsbach
die Mark B. 1320 in an den Grenzen verkleinertem Umfang als erledigtes Lehen
ein, übertrug sie 1323 seinem achtjährigen Sohn Ludwig und ließ durch
Beauftragte die wittelsbachischen Formen der Verwaltung einführen. Unter dieser
wenig effektiven Herrschaft wurde 1356 B. als Kurfürstentum anerkannt. 1373 zog
allerdings Kaiser Karl IV. nach langjährigen Auseinandersetzungen die Mark B.
im Vertragsweg gegen 200000 Goldgulden an das Haus Luxemburg (Residenz
Tangermünde) und ließ 1375/1376 im Landbuch die verbliebenen Rechte und
Aufgaben registrieren. Nach seinem Tod kam es zur Teilung der Mark (Kurmark d.
h. Altmark und Gebiete zwischen Elbe und Oder an Siegmund, Neumark an den
jüngsten Sohn Johann von Görlitz, 1386 ebenfalls an Siegmund), zu großen
Adelsunruhen und zahlreichen Veräußerungen (1388 Verpfändung, 1397 Veräußerung
der Kurmark an Jobst von Mähren, 1402 Veräußerung der Neumark an den Deutschen
Orden). Am 8. 7. 1411 setzte König Sigmund auf Bitten der brandenburgischen
Stände seinen Feldherren und Rat, den Burggrafen
Friedrich VI. von Nürnberg zum Verweser über die nach dem Tod Jobsts wieder
angefallene Mark ein. Am 30. 4. 1413 übertrug er ihm für 400000 Gulden das
Kurfürstentum und am 18. 8. 1417 belehnte er ihn mit der Mark. Als über B.,
Altmark und Teile der Uckermark herrschender Kurfürst Friedrich I. brach der Burggraf die Macht des Adels. Sein Sohn Kurfürst
Friedrich II. erzwang die Unterwerfung der Städte (u. a. Berlin 1447/1448),
festigte allmählich die Herrschaft wieder, erlangte 1447 das Besetzungsrecht
für die Bistümer B., Havelberg und Lebus, kaufte 1450 Wernigerode und gewann
die Uckermark und Prignitz zurück. 1455 wurde die Neumark zurückgekauft.
Außerdem wurden die Herrschaften Cottbus (1445) und Peitz in der Niederlausitz
(1488) erworben. In der sog. dispositio Achillea des Markgrafen Albrecht
Achilles von 1473 wurde die Erbfolge im Sinne der Unteilbarkeit der märkischen
Lande geregelt und die Abtrennung der Mark von den fränkischen Gütern, die den
zweiten und dritten Söhnen zufielen (Ansbach, Bayreuth), gefördert. 1482 wurden
im Glogauer Erbfolgestreit große Teile des Herzogtums Crossen gewonnen
(Crossen, Züllichau, Sommerfeld, Bobersberg). Kurfürst Johann Cicero, der als
erster Hohenzoller ständig in der Mark residierte, kaufte 1486 die Herrschaft
Zossen, gewann die Lehnsherrschaft über Pommern und unterwarf die altmärkischen
Städte. Zwischen 1499 und 1535 wurde Roppen eingezogen. 1506 wurde die
Universität Frankfurt an der Oder gegründet, 1516 das Kammergericht in Berlin
eingerichtet. Die sog. Constitutio Joachimica bildete die Grundlage einer
einheitlichen Rechtsprechung in B. 1524 wurde die Grafschaft Ruppin als
erledigtes Lehen eingezogen und 1529 das vertraglich erworbene Erbfolgerecht in
Pommern gesichert, das sich 1637/1648 realisierte. 1535 kam es zur Teilung des
Landes in die Kurmark (Joachim II.) und die Neumark, die bis 1571 an Hans von
Küstrin kam. Hiervon bestand die 444 Quadratmeilen umfassende Kurmark aus der
Altmark, Mittelmark, Prignitz oder Vormark und der Uckermark. Die Altmark
umfasste ein Gebiet von 82 Quadratmeilen (die Kreise Stendal, Tangermünde und
Arneburg, Seehausen, Arendsee, Salzwedel-Gardelegen). Die Mittelmark mit einem
Flächeninhalt von 250 Quadratmeilen, die bis ins 15. Jahrhundert zunächst
Neumark hieß, enthielt die Landschaft Havelland (mit der Stadt Brandenburg, den
Städten und Ämtern Potsdam, Spandau, Nauen, den Ämtern Königshorst, Fahrland
und Fehrbellin, den Städten Rathenow und Pritzerbe, den Ländchen Rhinow und
Friesack), die Kreise Glien-Löwenberg, Ruppin, Oberbarnim und Niederbarnim,
Teltow, Lebus, Zauche, Beeskow-Storkow (letzterer erst im Jahr 1575 von der
Lausitz erworben) und die Herrschaft Teupitz (Wusterhausen-Teupitz). Die 61
Quadratmeilen große Prignitz oder Vormark wurde aus den Kreisen Berleberg,
Pritzwalk, Wittstock, Kyritz, Havelberg, Plattenburg und Lenzen gebildet. Die
Uckermark, 68 Quadratmeilen groß, setzte sich aus dem uckermärkischen und dem
stolpischen Kreis zusammen. Die 220 Quadratmeilen große Neumark bestand aus der
eigentlichen Neumark nördlich der Warthe mit den Kreisen (Ämtern) Soldin,
Königsberg, Landsberg, Friedeberg, Arnswalde, Dramburg, dem 30 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtum Crossen und den Herrschaften Cottbus und Peitz. Bald nach
1535 begann die Einführung der Reformation, in deren Gefolge der größte Teil
der Kirchengüter (Havelberg, Lehnin, Chorin) in landesherrliche Domänen
umgewandelt und die Bistümer B., Havelberg und Lebus eingezogen wurden. 1537
konnten folgenreiche Erbverbrüderungen mit den Herzögen von Liegnitz, Brieg und
Wohlau abgeschlossen werden. 1569 wurde B. von Polen mit dem Herzogtum Preußen
belehnt. Johann Georg (1571-1598) gelang es, das gesamte brandenburgische
Gebiet wieder zu vereinigen und die böhmischen Lehen Beeskow und Storkow zu
erwerben. 1603 überließ Joachim Friedrich die gerade angefallenen fränkischen
Fürstentümer Ansbach und Bayreuth seinen Brüdern. In B. schuf er Weihnachten
1604 den Geheimen Rat als oberste Verwaltungsbehörde. 1614 erfolgte im
Jülich-Klevischen Erbfolgestreit mit Pfalz-Neuburg der Erwerb von Kleve, Mark,
Ravensberg und Ravenstein, 1618/1619 der endgültige erbweise Erwerb des
Herzogtums Preußen. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst (1640-1688) gewann 1648
Hinterpommern, die Bistümer Halberstadt mit Hohnstein und Mansfeld (1680),
Kammin (Cammin) und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg
(Anfall 1680), erhielt 1657 Lauenburg, Bütow und Draheim als Lehen Polens,
kaufte 1686 Schwiebus, erwarb 1691 Tauroggen und Serrey und begründete den
brandenburg-preußischen Staat im modernen Sinn, der das ältere B. vom neuen
Preußen scheidet. Kurfürst Friedrich III. von B., der 1694 die Universität
Halle gründete, führte seit 1701 den Titel König in Preußen. Das 1800 664
Quadratmeilen große B. (Prignitz, Uckermark, Mittelmark, mit Niederlausitz und
ohne Altmark [zur Provinz Sachsen] und nordöstliche Teile der Neumark) mit
980000 Einwohnern war von 1815 bis 1945 eine preußische Provinz, aus der 1920
Groß-Berlin ausgesondert wurde. 1938 gelangten die Kreise Friedeberg und
Arnswalde zu Pommern, wofür die Mark B. von der aufgelösten Provinz Grenzmark
Posen-Westpreußen die Kreise Schwerin, Meseritz und Bomst (teilweise) erhielt.
1945 kam B. westlich der Oder zur sowjetischen Besatzungszone (Provinz Mark
Brandenburg), östlich der Oder unter Polens Verwaltung. Seit 1947 war B., das
nach Wahlen im Jahre 1946 im Jahre 1947 eine Verfassung erhielt, Land (Mark
Brandenburg) in der sowjetischen Besatzungszone, seit 1949 Gliedstaat der
Deutschen Demokratischen Republik. (Am 23. 7.) 1952 bzw. 1958 ging es in den
Bezirken Potsdam, Frankfurt an der Oder und Cottbus der Deutschen
Demokratischen Republik auf (str.). Mit dem Beitritt der Deutschen
Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland entstand das Land
Brandenburg (ohne Berlin) am 3. 10. 1990 (mit der Hauptstadt Potsdam) wieder
(ohne die Kreise Hoyerswerda [Sachsen], Jessen [Sachsen-Anhalt] und Weißwasser
[Sachsen], aber mit den Kreisen Perleberg [Westprignitz], Prenzlau [Uckermark]
und Templin [Uckermark]). Es ist das fünftgrößte Land der Bundesrepublik und
zählt rund 2 600 000 Einwohner. Der Versuch einer Vereinigung mit Berlin
scheiterte am 5. 5. 1996 an einer Volksabstimmung. S. Berlin.
L.: Wolff 382; Zeumer 552 I 7; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648)
F2, III 38 (1789) E1; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 34; Mylius, C. O., Corpus
constitutionum Marchicarum Bd. 1ff. Berlin u. Halle 1737ff.; Bekmann,
J./Bekmann, L., Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg, Bd. 1f.
1751ff., Neudruck 2004; Codex diplomaticus Brandenburgensis, hg. v. Gercken, P.
W., Teil I-VII 1769; Codex diplomaticus Brandenburgensis continuatus, ed.
Raumer, G. W. v., Teil I, II 1831ff.; (Novus) Codex diplomaticus
Brandenburgensis, hg. v. Riedel, A., 1838ff.; Voigt, E., Historischer Atlas der
Mark Brandenburg, 1846; Fidicin, E., Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.
1ff. 1857ff.; Stölzel, A., Brandenburg-preußische Rechtsverwaltung und
Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Landeskunde der Provinz Brandenburg, hg. v.
Friedel, E./Mielke, R., Bd. 1ff. 1909ff.; Regesten der Markgrafen von
Brandenburg aus dem askanischen Hause, hg. v. Krabbo, H./Winter, G., 1910ff.;
Holtze, F., Geschichte der Mark Brandenburg, 1912; Tümpel, L., Die Entstehung
des brandenburg-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern
und ihr Werk, 3. A. 1916; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen
1258-1317, 1928; Historischer Atlas der Provinz Brandenburg, hg. v. der hist.
Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin,
1929ff., N. F. 1962ff.; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in
Brandenburg und Pommern 1809-1818, 1931; Hanke, M./Degener, H., Geschichte der
amtlichen Kartographie Brandenburg-Preußens bis zum Ausgang der
Friderizianischen Zeit, 1935; Das Handbuch der Mark Brandenburg, hg. v.
Schultze, J., 1940; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v. Kraus, T./Meynen,
E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze,
J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Historischer Handatlas
von Brandenburg und Berlin, hg. v. Quirin, H., 1962ff.; Historisches
Ortslexikon für die Mark Brandenburg, bearb. v. Enders, L., 1962ff.,
Veröffentl. des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Teil 11 Orts- und
Personenregister, 1995; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft,
1963; Preußens Epochen und Probleme seiner Geschichte, hg. v. Dietrich, R.,
1964ff.; Bratring, F. A., Statistisch-topographische Beschreibung der gesamten
Mark Brandenburg. Neuausgabe bearb. v. Büsch, O./Heinrich, G., 1968; Berlin und
die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Herzfeld, H., 1968;
Grassmann, A., Preußen und Habsburg im 16. Jahrhundert, 1968; Scharfe, W.,
Topographische Aufnahmen in Brandenburg 1816-1821, Jb. f. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 18 (1969); Schreckenbach, H., Bibliographie zur Geschichte der
Mark Brandenburg, Bd. 1ff. 1970ff.; Brandenburgische Jahrhunderte. Festgabe
Schultze, J., hg. v. Heinrich G./Vogel, W., 1971; Scharfe, W., Abriss der
Kartographie Brandenburgs 1771-1821, 1972, Veröff. der Hist. Kommission zu
Berlin Bd. 35; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern 1134-1320,
1973; Bohm, E., Teltow und Barnim. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte und
Landesgliederung brandenburgischer Landschaften im Mittelalter, 1978,
Mitteldeutsche Forschungen Bd. 83; Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen
Geschichte, hg. v. Benninghoven, F./Löwenthal-Hensel, C., 1979; Dralle,
L./Ribbe, W., Brandenburg, LexMA 2 1983, 554ff.; Ständetum und Staatsbildung in
Brandenburg-Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1983; Schindling, A., Kurbrandenburg
im System des Reiches während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert, (in)
Preußen, Europa und das Reich 1987; Mittenzwei, I., Brandenburg-Preußen
1648-1789. Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild 1988 (1987);
Hansische Stadtgeschichte – Brandenburgische Landesgeschichte, hg. v. Engel,
E., 1989; Ahrens, K., Residenz und Herrschaft, 1990; Brandenburgische
Geschichte, hg. v. Materna, I., 1994; Assing, H., Brandenburg, Anhalt und
Thüringen im Mittelalter, 1997; 1050 Jahre Brandenburg, hg. v. Domstift, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000;
Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001; Neugebauer, W., Zentralprovinz im
Absolutismus, 2001; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 117, 454, 773, 1, 2, 64; Membra unius capitis, hg. v. Kaiser, M. u.
a., 2005; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2005; Brandenburg an der
Havel und Umgebung, hg. v. Kinder, S. u. a., 2006; Partenheimer, L., Die
Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Griesa, S., Die Mark Brandenburg im 14.
Jahrhundert, Jb. f. brandenb. LG. 57 (2006), 32; Wie die Mark entstand, hg. v.
Müller, J. u. a., 2009.
Brauneck, Hohenlohe-Brauneck (Herren, Grafen). Nach der Burg B. bei Creglingen an der Tauber nannte sich von 1243 bis 1434 ein Zweig der Herren von Hohenlohe (Hohenlohe-Brauneck). Über die Erbtochter des letzten Grafen kamen Burg und Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg und durch Verkauf seitens des Enkels des letzten Grafen (Michael von Hardeck) 1448 an die Markgrafen (von Brandenburg-Ansbach bzw.) Ansbach. S. Hohenlohe-Brauneck.
Braunfels (Burg,
Herrschaft, Grafschaft). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg B. westlich von Wetzlar errichtet. Sie wurde Sitz
einer Linie der Herren (seit 1223 Grafen) von Solms. B. kam 1806 an Nassau,
1815 an Preußen und 1945 an Hessen. S. Solms-Braunfels, Hessen.
L.: Wolff 273.
Braunsbach (ritterschaftlicher Ort). B. am Kocher
wird vermutlich verhältnismäßig lange nach seiner Gründung 1255 erstmals
erwähnt. Ortsherren waren meist Lehnsleute der von Limpurg und von Hohenlohe
(1471-1549 Spieß, 1549-1637 Crailsheim). 1640 fiel es im Erbgang an die von Burglayen (Layen), 1644 an die von Lichtenstein und
1666 an die Wolfskehl von Reichenberg. Sie verkauften den zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken steuernden Ort 1673 an Franz Johann Wolfgang von
Vorburg, der ihn dem Hochstift Würzburg zu Lehen auftrug. 1737 kam B. als Pfand
an das Domkapitel Würzburg. 1802 fiel es als Entschädigung an
Hohenlohe-Jagstberg, 1806 an Württemberg und gelangte damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Braunschweig (reichsstadtähnliche Stadt). Das 1031
erstmals urkundlich erwähnte, aus Altstadt, Neustadt, Sack, Hagen und Altewiek
zusammengewachsene, bei der um 1000 erbauten, 1134 genannten Burg Tanquarderoth (Dankwarderode) liegende B. (Brunesguik)
wurde im 15. Jahrhundert wie eine Reichsstadt zu Reichstagen geladen,
unmittelbar zur Reichssteuer herangezogen und unterhielt enge Beziehungen zum
Kaiser, war aber nie Reichsstadt, sondern einer der Mittelpunkte des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, bis es 1671 an Braunschweig-Wolfenbüttel überging. 1946
kam es zu Niedersachsen.
L.: Wolff 438; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, hg. v. Hänselmann, L./Mack,
H., Bd. 1ff. 1872ff.; Achilles, H., Die Beziehungen der Stadt Braunschweig zum
Reich im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit, 1913; Germer, H.,
Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15.
Jahrhunderts, 1937; Moderhack, R., Braunschweigische Landesgeschichte im
Überblick, 1976; Last, M., Braunschweig, LexMA 2 1983, 584ff.; Braunschweig.
Das Bild der Stadt in 900 Jahren, hg. v. Spies, G., Bd. 1f. 1985; Rat und
Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, hg. v. Garzmann, M., 1986;
Ehlers, J., Historiographie, Geschichtsbild und Stadtverfassung im spätmittelalterlichen
Braunschweig, (in) Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986;
Testamente der Stadt Braunschweig, hg. v. Mack, D., 1988f.; Kintzinger, M., Das
Bildungswesen in der Stadt Braunschweig im hohen und späten Mittelalter, 1990;
Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000.
Braunschweig-Celle (Fürstentum). Celle an der Aller wird
990 erstmals erwähnt (Altencelle). 1292 verlegte der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
die daraus vor 1249 entstandene Stadt 3 Kilometer allerabwärts. 1371 wurde
Celle nach der Zerstörung der herzoglichen Burg
auf dem Kalkberg in Lüneburg Sitz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. 1569
spaltete sich die jüngere Linie des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit dem
größten Teil des lüneburgischen Territoriums ab. Durch die Gründung des Neuen
Hauses Braunschweig-Lüneburg erhielt B. das gesamte Fürstentum Lüneburg (1671
dannenbergische Ämter von Herzog Rudolf-August). Das Fürstentum umfasste die
Städte Lüneburg, Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte
Bardowick und Ramelsloh (Rammelslohe), die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen,
Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die landesherrschaftlichen Ämter Harburg,
Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe, Bütlingen (Büttlingen),
Scharnebeck, Lüne, Garze (Gartze), Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow,
Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen,
Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf,
Ahlden und Rethem, die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome,
Fahrenhorst und Wathlingen. Es ging 1705 bei der Vereinigung
Braunschweig-Lüneburgs mit Braunschweig-Calenberg im Kurfürstentum Hannover
(1692) auf. Über Hannover kam das Gebiet 1866 an Preußen und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 434ff.; Zeumer 553 II b 16; Pröve, H./Ricklefs, J., Heimatchronik der
Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959; Ricklefs, J., Geschichte der Stadt
Celle, 1961.
Braunschweig-Grubenhagen (Fürstentum). 1263 wird die Burg Grubenhagen bei Einbeck erstmals erwähnt. Seit
1285/1286 war sie Sitz des Fürstentums B., einer Linie des alten Hauses
Braunschweig, das seinerseits 1267/1269 durch Aufteilung des 1235 geschaffenen
Herzogtums Braunschweig-Lüneburg entstanden war. B. umfasste vor allem alte
katlenburgische Güter am südlichen Harzrand (Einbeck, Osterode, Katlenburg,
Lauterberg-Scharzfeld, Duderstadt, Grubenhagen, Salzderhelden, Westerhof).
1342/1358 musste die Mark Duderstadt an das Erzstift Mainz verkauft werden.
1596 erlosch die Linie. B. fiel an das mittlere Haus Braunschweig-Wolfenbüttel.
1617 kam es durch kaiserliche Entscheidung an das mittlere Haus
Lüneburg(-Celle), 1665 an Calenberg/Hannover. Über Preußen gelangte das Gebiet
1946 zu Niedersachsen. S. Grubenhagen.
L.: Zeumer 552ff. II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, Bd.
1f. 1862ff.; Zimmermann, P., Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine,
M., Das Gebiet des Fürstentums Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942.
Braunschweig-Lüneburg (Herzogtum, Fürstentum). Um die
Jahrtausendwende wurde an der Kreuzung der Straßen Hildesheim-Magdeburg und
Goslar-Lüneburg die Burg Dankwarderode
(Tanquarderoth 1134) errichtet. In Anlehnung an sie entstand auf älterem
Siedlungsboden Braunschweig (1031 Brunesguik). Dieses bildete bald einen Vorort
im Stammesherzogtum Sachsen, das 1106 an Lothar von Süpplingenburg fiel, der
durch Vermählung mit der Erbtochter des Grafen von Northeim, Richenza, die
Erbgüter der Brunonen um Wolfenbüttel und Braunschweig erlangt hatte und sie
über seine Tochter Gertrud an die Welfen weiterleitete. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen (1180) wurde das verbliebene Eigengut unter den Söhnen
1202/1203 geteilt (erste Teilung). Heinrich († 1218), Pfalzgraf bei Rhein,
erhielt den westlichen Teil (Lüneburg von Hannover bis Göttingen und
Dithmarschen), Wilhelm († 1215) den östlichen Teil (Lüneburg), König Otto IV.
(† 1218) Braunschweig bis zum Unterharz. Otto verstarb 1218 kinderlos.
Heinrichs Erbe kam von seinen Töchtern an Kaiser Friedrich II. Dieser erhob am
21. 8. 1235 nach der Übertragung der welfischen Eigengüter an das Reich B. als
Reichslehen des Gesamthauses zum Herzogtum. Für dieses erwarb Herzog Otto das
Kind († 1252), der Sohn Herzog Wilhelms, 1246 von der Landgrafschaft Thüringen
das Werratal und Münden (Hannoversch-Münden) zurück und verband die aus dem
billungischen Erbe um Lüneburg, aus dem brunonischen Erbe um Braunschweig und
aus dem northeimischen Erbe zwischen Harz und oberer Leine gekommenen Güter zu
einer Einheit. Verloren gingen allerdings 1236 die Grafschaft Stade und 1264
das Amt Gieselwerder. 1267/1269 wurde das Land von seinen Söhnen geteilt
(zweite Teilung). Albrecht der Lange († 1279) wurde Herzog im Landesteil
Braunschweig (Altes Haus Braunschweig, Gebiete um Braunschweig-Wolfenbüttel,
Einbeck-Grubenhagen und Göttingen-Oberwald), Johann († 1277) Herzog im
Landesteil Lüneburg (Altes Haus Lüneburg). Gemeinsam blieb die Stadt
Braunschweig. Von dieser Teilung an standen mit Ausnahme der Jahre 1400 bis
1409 mindestens immer die beiden Häuser Braunschweig und Lüneburg, zeitweilig
sogar vier oder fünf Linien nebeneinander. Dabei wurden nach Hameln (1261) noch
Teile der Grafschaft Dassel (1269/1272), Güter im nördlichen Harz und um
Calenberg gewonnen, 1352 das Untereichsfeld um Duderstadt aber verloren. Das
Fürstentum Lüneburg wurde unter Otto dem Strengen 1303/1321 um die Grafschaften
Dannenberg, Lüchow und Wölpe erweitert. 1369 starb die Linie mit Herzog Wilhelm
aus. Es kam zum Lüneburger Erbfolgekrieg, an dessen Ende Lüneburg in der Auseinandersetzung
mit den Askaniern an die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel fiel. Das
Fürstentum Braunschweig, das seit 1279 der Vormundschaft Ottos des Strengen von
(Braunschweig-)Lüneburg unterstand, wurde schon 1285/1286 unter den Söhnen
Heinrich I. († 1322), Albrecht II. († 1318) und Wilhelm (†1292) weiter
aufgeteilt in die Linien Grubenhagen (bis 1596), Göttingen (mit Münden bis
1463) und Braunschweig (dritte Teilung). Hiervon starb Wilhelm 1292 und seine
Güter kamen an die Linie Göttingen. Diese teilte sich 1345 in die Linien
Göttingen (Ernst I. † 1367) und Braunschweig(/Wolfenbüttel) (Magnus I. † 1369)
(fünfte Teilung). Von diesen erhielt die Braunschweig/Wolfenbütteler Linie 1388
nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg das Lüneburger Erbe Herzog Wilhelms. Sie
führte aber neben dem Fürstentum Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig(/Wolfenbüttel) in einer Nebenlinie (Friedrich) bis 1400 fort
(sechste Teilung), so dass Grubenhagen, Göttingen, Braunschweig-Wolfenbüttel
und Lüneburg nebeneinander standen. Nach der Ermordung Herzog Friedrichs von
Braunschweig im Jahre 1400 erbten die Herzöge von Lüneburg das Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1409 teilten sie erneut in Braunschweig und Lüneburg
(mittleres Haus Lüneburg bis 1592 [siebente Teilung, achte Teilung]), wobei sie
das braunschweigische Fürstentum (mittleres Haus Braunschweig bis 1634) um das
Land zwischen Deister und Leine (Calenberg) vergrößerten (Revision der Teilung
1428). 1432 entstanden durch Teilung die Fürstentümer Braunschweig und
Calenberg (neunte Teilung), von denen Calenberg 1447/1494 die Grafschaft
Wunstorf erlangte und 1442/1463 durch Kauf das Fürstentum Göttingen (mit
Münden) und 1473 durch Erbfolge das Fürstentum Braunschweig erwarb, 1481 und
1483 aber wieder teilte (zehnte, elfte Teilung). 1495 wurde das Fürstentum
Braunschweig-Calenberg-Göttingen wieder geteilt (zwölfte Teilung). Herzog
Heinrich erhielt Braunschweig, für das die neue Residenz Wolfenbüttel
namengebend wurde. Herzog Erich I. bekam Calenberg-Göttingen. Beide teilten
sich das in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 eroberte Gebiet des
Hochstifts Hildesheim (Hunnesrück [Hunsrück], Grohnde,Aerzen [Ärzen],
Lauenstein, Gronau, Hallerburg, Poppenburg, Ruthe, Koldingen, Hameln [zur
Hälfte], Bodenwerder, Dassel, Elze, Sparstedt an
Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Winzenburg, Wohldenburg [Woldenberg],
Steinbrück, Lutter, Woldenstein, Schladen, Liebenburg, Wiedelah, Vienenburg,
Westerhof, Alfeld, Bockenem, Lamspringe und Salzgitter an
Braunschweig-Wolfenbüttel). Um die Mitte des 16. Jahrhunderts traten die
welfischen Herzöge der Reformation bei. Herzog Julius von
Braunschweig-Wolfenbüttel gründete 1576 die Universität Helmstedt. Er erbte
1584 das Fürstentum Calenberg-Göttingen und erlangte 1596 (bis 1617) das
Fürstentum Grubenhagen. 1582 erwarb er die Reichsgrafschaft Hoya, 1599 die
Reichsgrafschaft Regenstein mit Blankenburg und Hartingen im Harz. Kurz nach
dieser Vereinigung der südlichen welfischen Lande starb 1634 die Wolfenbütteler
Linie des mittleren Hauses Braunschweig aus. Ihr Land fiel an Lüneburg. Statt
zur Bildung eines einheitlichen Landes kam es aber 1635 zu einer erneuten
Gründung eines Neuen Hauses Braunschweig durch die Linie Dannenberg des
Herzogtums Lüneburg. Sie erhielt das Fürstentum Wolfenbüttel (ohne Calenberg
und Grubenhagen) samt Regenstein und gegen Hitzacker, Dannenburg, Lüchow und
Scharnebeck noch Walkenried im Harz. Getrennt durch die Hochstifte Hildesheim
und Halberstadt bestand es aus den Distrikten Wolfenbüttel, Schöningen, Harz
und Weser und den Städten Braunschweig, Wolfenbüttel, Schöppenstedt, Helmstedt,
Schöningen, Königslutter, Gandersheim, Seesen, Holzminden und Stadtoldendorf
und residierte ab 1753 wieder in Braunschweig. Das Lüneburger Gebiet (Neues
Haus Lüneburg, Residenz seit 1636 in Hannover) mit Calenberg, Göttingen und
Grubenhagen und 1665 um die Grafschaft Diepholz erweitert wurde 1692 zum
Herzogtum/Kurfürstentum Hannover erhoben (Kurbraunschweig). 1705 wurde an
Hannover das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya angegliedert. 1714
wurde Kurfürst Georg Ludwig von Hannover König von England. Von 1807 bis 1813
gehörte Braunschweig zum Königreich Westphalen. Am 6. 11. 1813 entstand es
ungefähr in den Grenzen des Fürstentums Wolfenbüttel neu, nannte sich aber
Herzogtum Braunschweig. 1815 trat es dem Deutschen Bund bei und erhielt 1820
eine Verfassung, die 1829 von Herzog Karl aufgehoben, 1832 aber erneuert wurde.
1867 trat das Herzogtum Braunschweig dem norddeutschen Bund, 1871 dem Deutschen
Reich bei. 1884 erlosch das Haus Braunschweig. Da das erbberechtigte Haus
Hannover, das 1866 Hannover an Preußen verloren hatte, die Reichsverfassung
nicht anerkannte, bestand bis 1906 eine Regentschaft durch Prinz Albrecht von
Preußen und bis 1913 durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg. Der seit
1913 nach Anerkennung der Reichsverfassung regierende Herzog Ernst August
dankte 1918 ab. Auf eine kurzlebige Räterrepublik folgten ab Dezember 1918
sozialdemokratische bzw. bürgerliche Regierungen des Freistaates Braunschweig,
der sich am 6. 1. 1922 eine Verfassung gab. 1930 trat die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in die Regierung ein. 1940 wurde
der Kreis Holzminden gegen Goslar ausgetauscht (Preußen). 1945 wurde
Braunschweig wiederhergestellt. Durch die Zonengrenzziehung wurde der größte
Teil des Kreises Blankenburg (1990 Sachsen-Anhalt) und Calvörde der
sowjetischen Besatzungszone zugeteilt. Im Übrigen ging Braunschweig am 1. 11.
1946 durch Anordnung der britischen Militärregierung (mit Ausnahme der durch
die Zonengrenze abgetrennten Gebiete) im Land Niedersachsen auf. S. a.
Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 432; Zeumer 552 I 8; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4,
III 22 (1648) E3; Die Territorien des Reichs 3, 8; Havemann, W., Geschichte der
Lande Braunschweig und Lüneburg, Bd. 1ff. 1853ff.; Sudendorf, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (bis 1407), Bd. 1-11
1859ff.; Max, G., Geschichte des Fürstentums Grubenhagen, 1862; Heinemann, O.
v., Geschichte von Braunschweig und Hannover, Bd. 1ff. 1882ff.; Krieg, M., Die
Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg,
1922; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen. Die territoriale
Grundlage des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, 1927; Pröve, H., Dorf und Gut im
alten Herzogtum Lüneburg, 1929; Schnath, G., Die Gebietsentwicklung
Niedersachsens, 1929; Beckurts, B., Grundriss der Braunschweiger Geschichte, 3.
A. 1931; Schnath, G., Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Karte des
Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert, bearb. v. Kleinau, H. u. a., 1956;
Patze, H., Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, VuF 14, 1971;
Kleinau, H., Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Braunschweig,
Braunschweig. Jb. 53 (1972); Boshof, E., Die Entstehung des Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg, (in) Heinrich der Löwe, hg. v. Moormann, D., 1980;
Weitkamp, S., Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte,
Braunschweigisches Jb. 67f. (1986f.); Pischke, G., Die Landesteilungen der
Welfen, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 70; Brück, A., Die
Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618,
2003.
Braunschweig-Wolfenbüttel (Fürstentum, Herzogtum). Wolfenbüttel an
der Oker im nördlichen Harzvorland wird 1118 erstmals erwähnt, ist aber
vermutlich erheblich älter (10./11. Jh.). Die Burg
Wolfenbüttel unterstand zunächst den Herren von Asseburg (Gunzelin von
Wolfenbüttel), die am Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts zwischen
Peine, Elm und Asse eine Herrschaft errichteten, und wurde nach der Zerstörung
der Herrschaft durch die Welfen (1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. Seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts war es Sitz verschiedener aufeinanderfolgender
Linien des Hauses Braunschweig, seit 1432 Hauptsitz der Herzöge von B. Nach der
Teilung von 1495 wurde durch Herzog Heinrich den Älteren († 1514) das
eigentliche Fürstentum B., dessen Name zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel
wechselte, begründet. Dieses erlangte 1523 Teile des Hochstifts Hildesheim,
führte die Reformation ein, erbte 1584 Braunschweig-Calenberg sowie von 1596
bis 1617 Braunschweig-Grubenhagen und gewann 1568 die Verwaltung des Hochstifts
Halberstadt sowie 1593/1599 die Güter der Grafschaften Hohnstein und
Blankenburg-Regenstein, so dass es von Hoya bis Halberstadt herrschte. Nach
Aussterben der Wolfenbütteler Linie (1634) kam es in drei getrennten Teilen
(Braunschweig, Wolfenbüttel und Helmstedt, Gandersheim und Holzminden, Blankenburg,
insgesamt zwei Siebtel der welfischen Güter) 1635 an die Linie
Lüneburg-Dannenberg (Neues Haus Braunschweig). 1636 fiel Dannenberg an, 1651
Blankenburg und Regenstein, 1671 Braunschweig, doch musste 1643 der Anteil des
Großen Stiftes an das Hochstift Hildesheim zurückgegeben werden. Von 1735 bis
1884 kam B. an die 1666 begründete Nebenlinie Braunschweig-Bevern. 1753/1754
wurde die zu europäischer Bedeutung aufgestiegene Residenz von Wolfenbüttel
nach Braunschweig verlegt. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte B. zur
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 erhielt es die Abteien
Gandersheim und Helmstedt. 1807 kam es zum Königreich Westphalen und wurde 1813
wiederhergestellt. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Herzogtum
Braunschweig für Wolfenbüttel durch. Am 1. 11. 1946 ging Braunschweig in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 438; Zeumer 553 II b 19; Wallner 706 NiedersächsRK 8; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 21 (1618-1648) E2, III 22 (1648)
D/E2/3, III 38 (1789) C/D1/2; Bauer 1, 139; Germer, H., Die Landgebietspolitik
der Stadt Braunschweig bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts, 1935; Spiess, W.,
Die Heerstraßen auf Braunschweig um 1550, 1937; Barner, W., Heimatatlas des
Kreises Alfeld für Schule und Haus, 1953; Karte des Landes Braunschweig im 18.
Jahrhundert, hg. v. Kleinau, H./Penners, T./Vorthmann, A., 1956; Historischer
Atlas der Stadt Braunschweig, bearb. v. Vermessungsamt der Stadt, 1958ff.;
Kühlhorn, E., Ortsnamenlexikon für Südniedersachsen, 1964; Karpa, O.,
Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Kleinau, H., Land Braunschweig, (in) Geschichtliches
Ortsverzeichnis von Niedersachsen, 3 Teile 1967; Thöne, F., Wolfenbüttel, Geist
und Glanz einer alten Residenz 1963, 2. A. 1968; Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Kraatz, H., Die
Generallandesvermessung des Landes Braunschweig von 1746-1784, 1975; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das
territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Medefind, H., Die
Kopfsteuerbeschreibung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678,
2001; Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574, hg. v. Ohainski,
U. u. a., 2012.
Breda (Herrschaft). B. am Zusammenfluss von
Mark und Aa südöstlich von Rotterdam wird als Burg
erstmals 1198 genannt. Die sich um B. ausbildende Herrschaft zählte zum
Herzogtum Brabant. Von den Herren von B. ging sie um 1175 auf die van Schoten
über, 1287 an die Gavere-Liederkerke und 1327 durch Verkauf an den Herzog von
Brabant. Über die von ihm belehnten van Duvenvoorde (1339) und van Polanen
(1353) gelangte B. 1404 durch Heirat (als deren erstes niederländisches Gut) an
die Grafen von Nassau-Dillenburg und damit später an Nassau-Oranien. S.
Niederlande.
L.: Wolff 54; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3; Cerutti, F. u. a.,
Geschiedenis van Breda, 1952; Herborn, W., Breda, LexMA 2 1983, 598; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 87.
Brehna (Grafen). Vor 1053 ließ Graf Thiemo I.
in B. bei Bitterfeld eine Burg errichten. Die
daneben vor 1274 entstandene Stadt und die Grafschaft B. wurden 1290 als
Reichslehen an das Herzogtum Sachsen-Wittenberg vergeben. Sie kamen 1423 an
Sachsen (Kursachsen, Wettin) und wurden 1815 an Preußen abgetreten (Provinz
Sachsen, s. Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 377; Schmidt, A., Bilder aus der Geschichte der Grafschaft und der
Stadt Brehna, 1931.
Breidenbach (Reichsritter). Um 1700 zählten die B.
(genannt Breidenstein) zum Kanton Baunach und im frühen 18. Jahrhundert zum
Kanton Rhön-Werra sowie vielleicht auch zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. S. Breitenbach.
L.: Riedenauer 122; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 Breidenbach bzw. Breidbach (Lindheim),
Breidenbach von Bürresheim (Burggraf Friedberg).
Breisach (Reichsstadt). In B. an einem wichtigen
Rheinübergang am Kaiserstuhl sind frühgeschichtliche Siedlungsspuren, ein
Stützpunkt Ariovists (mons Brisiacus) und ein spätrömisches Kastell (369)
nachgewiesen. 938/939 wird ein castrum (Burg)
bzw. castellum genannt, das 1002 in die Hand der Bischöfe von Basel kam. Im 12.
Jahrhundert gründeten die inzwischen ebenfalls berechtigten Staufer und die
Bischöfe von Basel gemeinsam eine Stadt, die Heinrich VI. 1185 privilegierte.
Die Lehen der Herzöge von Zähringen fielen 1218 bei deren Aussterben an die Staufer
zurück. (Graf) Rudolf von Habsburg entriss 1262 B. dem Hochstift Basel und
gewährte der Stadt als König 1275 neues Recht (Reichsstadt). Kaiser Ludwig der
Bayer verpfändete sie 1331/1335 an Habsburg. 1469 ging die Pfandschaft an Burgund, 1474 wieder an Habsburg. 1639/1648 kam B. an
Frankreich, 1697/1700 an Österreich. Von 1703 bis 1714, von 1744 bis 1748 und
von 1801 bis 1805 war es wieder bei Frankreich. 1805 gelangte es an Baden und
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Rosmann, P./Ens, T., Geschichte der Stadt Breisach, 1861;
Poinsignon, G., Die Urkunden des Stadtarchivs zu Breisach, Mitt. d. bad. hist.
Kommission 11 (1889), 1ff.; Beyerle, F., Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG
GA 39 (1918), 318ff.; Schmidlin, J., Breisacher Geschichte, 1936; Haselier, G.,
Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, Bd. 1 1969, Bd. 3 1985; Schwineköper,
B., Eine neue Geschichte Breisachs, Zs. d. Breisgau-Gesch. Vereins
(Schauinsland) 94/95 (1976/1977), 363; Schmid, K., Breisach, LexMA 2 1983,
600f. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 89
Breisgau (Gau, Grafschaft, Landgrafschaft,
Landvogtei). Der aus dem Keltischen kommende Name der Landschaft zwischen
Oberrhein und Schwarzwald wird um 400 erstmals genannt (7. Jh. Brisachgowe).
Die karolingische Grafschaft des alemannisch besiedelten Breisgaues ist seit
dem 11. Jahrhundert in den Händen der Zähringer belegt. 1064 ging sie an die
verwandten Markgrafen von Baden, 1190 an deren Teillinie der Markgrafen von
Hachberg. Nach dem Untergang der Staufer erlangten die Grafen von Habsburg
einen Teil der Güter. 1269 fielen ihnen weitere Teile durch das Erlöschen der
Grafen von Kiburg (Kyburg) zu, die 1218 einen Teil der Güter der Herzöge von Zähringen
geerbt hatten. Während der südliche Teil des Breisgaus bei den Markgrafen
verblieb (Markgräfler Land) und am Beginn der Neuzeit aus dem B. ausschied,
wurde der nördliche „niedere“ B. als Landgrafschaft 1318 an die Grafen von
Freiburg (Urach-Freiburg) verpfändet und kam durch Erwerb der Landgrafschaft
und der Schirmherrschaft über Freiburg 1368 von den Grafen von Freiburg
überwiegend an Habsburg, das 1331 Breisach und Neuenburg sowie 1365 Kirnberg
(Kürnberg) mit Kenzingen gewonnen hatte. Von 1469 bis 1474 wurde der B. von dem
Habsburger Sigmund von Tirol an Burgund
verpfändet. 1478 ließ sich Habsburg mit der Landgrafschaft im Breisgau
belehnen. Seit dieser Zeit hatte der B. (mit Freiburg, Breisach, Villingen,
Neuenburg, Burkheim [Burgheim], Waldkirch,
Fricktal und Grafschaft Hauenstein) eigene Verwaltung (in Ensisheim) und
Landstände. Im Frieden von Lunéville des Jahres 1801 bzw. dem
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 fiel er an den Herzog von Modena,
1803 als Erbe an Österreich-Este, 1805 an Baden und Württemberg. 1810 trat
Württemberg seinen Anteil an Baden ab. Das Fricktal (Herrschaften Rheinfelden
und Laufenburg) kam 1801 an Frankreich, 1802 an die Helvetische Republik und
1815 an die Schweiz. Der übrige B. fiel 1951/1952 mit Baden an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 40; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D5, III 22 (1648) C5, III 38 (1789) B4; Fehr, H., Die Entstehung der
Landeshoheit im Breisgau, 1904; Windelband, W., Der Anfall des Breisgaus an
Baden, 1907; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3
([Brisehguue, Prisekeuue, Prisecgeuue, Brisiggouue, Brisachgowe, Prisagouue,
Brisikgowe, Brisikgouui, Brysichkowe, Brisihgowi, Prisgauue, Prisegouue,
Brisiggowe, Brisichgowe, Prisichgowe, in Mittelbaden,] Sulzburg, Waldkirch,
Königschaffhausen bzw. Königsschaffhausen, Riegel, Endingen, Wendlingen,
Kenzingen, Teningen bzw. Theningen, Bahlingen, Burkheim bzw. Burgheim, Oberrotweil bzw. Rottweil, Betzenhausen,
Oberbergen, Vogtsburg, Kirchzarten, Liel, Tutschfelden, Oberbirken,
Unterbirken, Haslach, Bellingen bzw. Bad Bellingen, Opfingen, Kirchen,
Malterdingen, Ihringen, Wyhl bzw. Wyl, Richtlingen, Mauracherhof, Neuershausen,
Buggingen); Der Breisgau, hg. v. Busse, H. u. a., 2. A. 1941; Stolz, O., Geschichtliche
Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Länder, 1945; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950, Neudruck
1978; Creutzburg, N. u. a., Freiburg und der Breisgau, 1954; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 1, 8, II, 16, 30, 31, 32, III, 31, IV,
8, S. 263, Brisihgouwe, pagus Brisiaguensis, pagus Brisacensis, finis
Prisegauginsis, Brisigavi; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 66 Brisgau; Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. v.
Metz, F., 3. A. 1978; Wogau, K. v., Die landständische Verfassung des
vorderösterreichischen Breisgaues 1679-1752, 1973; Zotz, T., Der Breisgau und
das alemannische Herzogtum, 1974; Kageneck, A. Graf v., Das Ende der
vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau, 1981; Zotz, T., Breisgau, LexMA
2 1983, 601f.; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 56, 111 (Binzen, Rümmingen, Steinenstadt, Tumringen,
Wollbach, Haltingen, Eimeldingen) ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 531.
Breitenstein (Herrschaft). Vermutlich im 12.
Jahrhundert wurde die Burg B.
(Altenbreitenstein) nördlich von Sulzbach-Rosenberg erbaut. In der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts wird Hermann von B. genannt, der Reichslehen
innehatte. 1356 unterwarfen sich die Herren von B. mit ihrer bis dahin
unabhängigen Herrschaft Kaiser Karl IV. bzw. den Königen von Böhmen und
erhielten 1361 die Hälfte von Königstein. 1373 kam die Hälfte der Herrschaft
von Karl IV. an die Herzöge von Bayern. 1571 bejahte Kaiser Maximilian II. die
Unterstellung unter Bayern. 1623/1627/1666 fiel die verschuldete Herrschaft mit
dem Aussterben derer von B. ganz an Pfalz-Sulzbach und mit der Pfalz an Bayern.
L.: Schwemmer, W., Die ehemalige Herrschaft Breitenstein-Königstein, 1937.
Breslau (Herzogtum, Residenz der Piasten). Nach
älteren Siedlungsspuren erscheint an einer wichtigen Straßenkreuzung an der
oberen Oder im 8./9. Jahrhundert eine slawische Burg,
die nach dem slawischen Personennamen Vratislav benannt ist. Kurz nach 990 wird
dort ein Bistum eingerichtet. 1214 finden sich deutsche Siedler, 1261 erhält B.
(vielleicht zum zweitenmal) deutsches Recht. Bei der Teilung der
niederschlesischen Piasten von 1248/1254 erlangte Heinrich III. Breslau, seine
Brüder Glogau und Liegnitz. 1280 wurde sein Sohn Heinrich IV. von König Rudolf
von Habsburg als Reichsfürst belehnt. 1290 setzte sich nach dem Tod Heinrichs
IV. Heinrich V. von Liegnitz durch, musste aber Schweidnitz und Münsterberg an
Jauer und Oels an Glogau abgeben. 1311 kam B. bei der Teilung von Liegnitz an
Heinrich VI., umfasste aber im Wesentlichen nur noch die Städte und Weichbilder
B., Neumarkt und Namslau. 1327 übertrug Heinrich VI. es mit Wirkung von 1335 an
den König von Böhmen. Zwischen 1346 und 1356 erhielt es auf der Grundlage des
Sachsenspiegels ein Landrecht. Von 1469 bis 1490 unterstand es dem König von
Ungarn, um danach wieder zu Böhmen zurückzukehren. 1526 fiel es mit Böhmen an
Habsburg bzw. Österreich. 1702 erhielt es von dort eine Universität. Das
Herzogtum hatte einen Flächeninhalt von 42 Quadratmeilen und war in die Kreise
B., Namslau und Neumarkt-Kanth eingeteilt. 1742 kam es an Preußen. Seit 1945
stand B. unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 474; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Breslauer
Urkundenbuch, bearb. v. Korn, G., 1870; Markgraf, H., Geschichte Breslaus in
kurzer Übersicht, 2. A. 1913; Stein, R., Der Rat und die Ratsgeschlechter des
alten Breslau, 1963; Menzel, J., Breslau, LexMA 2 1983, 610ff.; Brunzel, K.,
Breslauer Lebensbilder aus drei Jahrhunderten, 1990; Rabe, C., Alma mater
Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wroclawia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v.
Harasimowicz, J., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Bresau 1702
bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau,
2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 79.
Bretzenheim (Herrschaft, Grafen, Reichsritterschaft,
Fürsten). Die Reichsherrschaft B. mit Winzenheim an der unteren Nahe war
kölnisches Lehen der Grafen von Daun (Dhaun) und Falkenstein, von denen sie
1662 Graf Alexander von Velen/Vehlen erwarb. Er erhielt 1664 von Kaiser Leopold
I. die Reichsunmittelbarkeit. B. wurde Mitglied des westfälischen
Reichsgrafenkollegiums. 1733 nach dem Aussterben der Grafen zog das Erzstift
Köln das Lehen ein, gab es aber 1734 an den Grafen von Virmond/Virmont und 1747
an den Freiherrn von Roll (zu Bernau). 1772/1773 wurde B. von Kurfürst Karl
Theodor von Pfalz-Bayern (Pfalz/Bayern) für seinen nichtehelichen, von der
Schauspielerin Seyffert (später Gräfin Heideck) geborenen Sohn Karl August
erworben, der sich seitdem Graf von B. nannte. Dazu kamen weitere
zusammengekaufte kleinere Herrschaften an der unteren Nahe. Mit der halben
Ganerbschaft Burglayen (Burg
Layen), dem 1786 von den Freiherren von Dalberg zu Herrnsheim gekauften Mandel
und drei Vierteln Rümmelsheim zählten die Grafen zum Kanton Niederrheinstrom
des Ritterkreises Rhein, mit dem 1791 von der Abtei Sankt Jakobsberg bei Mainz
erlangten Planig zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1790
erhielt der Graf von B. von Joseph II. den Fürstentitel verliehen. Das
Fürstentum gehörte zum oberrheinischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1801 fiel B. mit 1,5 Quadratmeilen und 3000 Einwohnern
an Frankreich. 1802/1803 erhielt der Fürst durch § 22 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 für B. und Winzenheim die
Reichsstadt Lindau und das gefürstete Damenstift Lindau. Sie vertauschte er
1804 gegen ungarische Güter um Regez an Österreich, das Lindau 1805 an Bayern
verlor. B. kam 1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 288f.; Wallner 699 OberrheinRK 49; Bechtolsheimer, H. u. a., Beiträge
zur rheinhessischen Geschichte, 1916; Winkelmann-Holzapfel 143; Klein 190.
Breuberg (Herrschaft). B. an der unteren Mümling
wurde im 12. Jahrhundert als Vogteiburg der Abtei Fulda gegründet. Vögte waren
bis 1323 die im späten 12. Jahrhundert erscheinenden, dem Stande nach
reichsministerialischen Herren von B. Bei ihrem Aussterben 1323 folgten
allmählich die Grafen von Wertheim, die 1497 die Alleinherrschaft bei
fuldischer Lehnshoheit erreichten. Bei ihrem Aussterben 1556 fiel das Erbe mit
den drei Zenten Höchst, Lützelbach und Kirch-Brombach (Kirchbromberg) und dem
Gericht Neustadt je zur Hälfte an die Grafen von Erbach und von
Stolberg-Königstein bzw. am Anfang des 17. Jahrhunderts die Grafen von
Löwenstein. Das nur in den Nutzungen geteilte Kondominium, aus dem 1790 die
Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg zum fränkischen Kreis steuerten, kam
1806 an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 121, 123; Wallner 692 FränkRK 10, 11; Hölzle, Beiwort 50; Weber,
H./Röder, A., Burg Breuberg, 1951; Wackerfuß,
W., Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Odenwaldes, 1991; Das
Zinsbuch der Herrschaft Breuberg von 1426, bearb. v. Wackerfuß, W., 2004;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 161.
Broich (Herren, freie Herrschaft). 1093
erscheinen erstmals Herren/Grafen von B., die sich nach der vielleicht in der
zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts gegründeten Burg
B. bei Mülheim nennen. Beim Aussterben ihrer Linie 1372 gingen ihre Güter an
die Grafen von Limburg über. Landesherren wurden die Grafen und Herzöge von
Berg, die 1377 Schloss B. in ihre Lehnsabhängigkeit brachten. Seit Ende des 14.
Jahrhunderts mussten die Herzöge von Berg das Kirchspiel Mülheim an die Herzöge
von Kleve und danach an das Erzstift Köln verpfänden. Köln gab seinen
Pfandbesitz an Wilhelm II. von Limburg-Broich weiter. Da die Verpfändung nicht
mehr eingelöst wurde, erlangten die Inhaber von Schloss B. im Kirchspiel
Mülheim eine nahezu landesherrschaftliche Stellung. Die Burg B. blieb bis 1508 bei den Grafen von Limburg-Broich. Ihnen
folgten die Grafen von Daun-Falkenstein und 1605 die Grafen von
Leiningen-Dagsburg, die den Schutz Bergs anerkennen mussten. Seit 1766 stand
die Unterherrschaft B. unter Verwaltung Hessen-Darmstadts. 1806 wurde sie dem
Großherzogtum Berg eingegliedert. 1815 kam B. an Preußen, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Wallner 701 WestfälRK 2; Redlich, O., Mülheim an der Ruhr. Seine
Geschichte von den Anfängen bis zum Übergang an Preußen 1815, 1939; Binding,
G., Die spätkarolingische Burg Broich in Mülheim
an der Ruhr, 1968; Binding, G., Broich, LexMA 2 1983, 710f.; Keller, C., Die
bergische Unterherrschaft Broich, Diss. Bonn 2003.
Brünn (Reichsstadt, Residenz der Grafen von
Luxemburg). B. (alttschechisch brn, Ton, Lehm?) an der Mündung der Zittawa in
die Schwarzawa wird 1091 erstmals erwähnt. Die Burg
war Vorort eines mährischen Teilfürstentums bzw. Mährens. 1243 erhielt B.
eigenes Recht. Unter König Rudolf von Habsburg wurde es zur Reichsstadt
erhoben, doch hat sich dies faktisch nicht ausgewirkt. S. Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Rössler, E., Die Stadtrechte von Brünn aus dem 13. und 14.
Jahrhundert, 1852, Neudruck 1963; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, Bd.
1 1911; Hlavácek, I., Brünn, LexMA 2 1983, 762ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 87.
Bubenhofen (Reichsritter, Personalist). Die B., die
bereits 1488 Mitglied der Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil am Neckar,
waren, zählten seit 1548 mit den Rittergütern Leinstetten und Bettenhausen
sowie der Burg Lichtenfels zum Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. Nach dem Verkauf dieser Güter im Jahre 1784 an die
Frank (Franck) gehörte Johann Wilhelm von B. dem Kanton bis 1805 als
Personalist an. Die Familie war auch mit dem 1575 erworbenen Kleinsüßen, dem
1621 erworbenen Winzingen und dem 1789 an die Rechberg verkauften Gut Mösselhof
im Kanton Kocher immatrikuliert. Die Familie hatte außerdem Ramsberg
(1550-1682), Krummwälden (1550-1805), Steinbach (1653-1666) und Eislingen
(Großeislingen) (1744-1765).
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 61; Hellstern 201f.;
Kollmer 369, 375; Schulz 259.
Büdingen (Herren, Grafen). In B. bestanden in
fränkischer Zeit ein Königshof und danach im 12. Jahrhundert (1180/1190) eine
Wasserburg der erstmals 1131 als Verwalter des mehr als 10000 Hektar
umfassenden Reichswaldes zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem ehemaligen Limes
genannten Familie der edelfreien Herren von B. In der Mitte des 13.
Jahrhunderts (um 1245)/1327 ging es nach dem Aussterben der Herren von B. an
die vielleicht stammesgleichen Grafen von Isenburg über, die bis 1376 den
gesamten Reichswald, 1377 Wächtersbach, 1420/1433 aus der Erbschaft der
Falkensteiner unter anderem die Hälfte von Offenbach erhielten, die Burg Birstein und die Vogtei Reichenbach von Fulda
kauften und 1442 den Reichsgrafentitel erlangten. 1517/1521 wurde das
geschlossene isenburgische Territorium vom Vogelsberg bis über den Main
geteilt. B. war von 1517 bis 1806 mit Unterbrechungen Sitz der Linie
Isenburg-Büdingen. 1684 erfolgte dabei erneut eine Aufteilung in die Linien
Birstein (Isenburg-Birstein) und B. (Isenburg-Büdingen) B.(Isenburg-Büdingen)
teilte sich 1687 in B. (Isenburg-Büdingen-Büdingen) (bis 1941), Wächtersbach
(Isenburg-Büdingen-Wächtersbach), Meerholz (Isenburg-Büdingen-Meerholz) (bis
1929) und Marienborn (Isenburg-Marienborn) (bis 1725). 1806 fiel es an
Isenburg-Birstein (Isenburg-Offenbach-Birstein), das 1812 den Büdinger
Reichswald allodifizierte, 1816 an Hessen-Darmstadt. 1945 kam B. zu Hessen. S.
Isenburg-Büdingen (Isenburg-Büdingen-Büdingen), Isenburg-Büdingen-Meerholz,
Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277; Simon, H., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und
Büdingen, Bd. 1ff. 1864ff.; Nieß, P., Büdingen, 1951; Philippi, H.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954; Demandt, K., Die Herren
von Büdingen und das Reich in staufischer Zeit, Hess. Jb. f. LG. 5 (1955), 49;
Kreis Büdingen. Wesen und Werden, 1956; Fahlbusch, F., Büdingen, LexMA 2 1983,
904; Bilder erzählen aus der Vergangenheit, hg. v. Heuson, H., 1988; Decker,
K./Großmann, G., Schloss Büdingen, 1999; Handbuch der hessischen Geschichte Bd.
3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 291.
Büren (Herrschaft). Seit dem 12. Jahrhundert
sind Edelherren von B. bei Paderborn bezeugt. Ihre um die Burg gelegene Herrschaft kam im 14. Jahrhundert (1355)
zu zwei Dritteln, 1660 auch im Übrigen an das Hochstift Paderborn. 1802/1815
fiel B. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326; Wallner 702 WestfälRK 6; Heimatbuch des Kreises Büren, hg. v.
Schnettler, W./Pagendarm, P., 1930; Oberschelp, R., Die Edelherren von Büren,
1963; Schmidt, A., Der Kreis Büren in Westfalen, (in) Ber. z. dt. Landeskunde
32 (1964), 44; 150 Jahre Landkreis Büren, bearb. v. Pohlmeier, H., 1966;
Schoppmeyer, H., Büren im Mittelalter, Westfäl. Zs. 138 (1988) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 106.
Burg s. Ebinger von der B.
Burg an der Wupper (Residenz der Herren von Berg)
Burgau (Markgrafschaft). Im Gebiet zwischen
Donau, Lech, Wertach, Schwabegg und Leipheim-Weißenhorn sind im 12. Jahrhundert
die mit den Staufern verwandten Grafen von Berg (ab 1132/1160) begütert. Sie
übernahmen nach dem Aussterben der Markgrafen von Ronsberg 1212/1213 deren
Titel und übertrugen ihn auf den 1147 erstmals erwähnten B. Nach dem Erlöschen
des burgauischen Zweiges der Grafen von Berg zog König Albrecht I. 1301 die aus
Adelsgut und Reichsgut locker zusammengefügte Markgrafschaft 1301 als
Reichslehen ein. Danach gelangte B. an Habsburg, das vor allem in den Orten B.,
Günzburg, Scheppach und Hochwang grundherrliche und niedergerichtliche Rechte,
im Übrigen Geleit, Zoll, Forst und Hochgericht hatte. Im 14. und 15.
Jahrhundert war B. an die Westernach, Ellerbach und Knöringen, 1450 an
Bayern-Landshut, 1485 an das Hochstift Augsburg und von 1486 bis 1492 an Bayern
verpfändet. 1492 löste König Maximilian den B. mit Hilfe der Fugger, der
Reichsstädte Augsburg und Ulm sowie der ”Insassen” aus. Von 1498 bis 1559 war
der B. an Augsburg verpfändet. Zwischen 1564 und 1665 war er der Tiroler
Nebenlinie des Hauses Habsburg zugeordnet, kam dann aber an die Hauptlinie. Der
Landvogt residierte in Günzburg. 1805 trat Österreich den B. an Bayern ab.
L.: Wolff 42; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Sartori, J. v., Staatsgeschichte der Markgrafschaft Burgau, 1788; Kolleffel, J. L., Schwäbische Städte und
Dörfer um 1750. Geographische und topographische Beschreibung der
Markgrafschaft Burgau 1749-1753, hg. v. Pfand,
R., 1976ff.; Nebinger, G., Entstehung und Entwicklung der Markgrafschaft Burgau, (in) Vorderösterreich. Eine geschichtliche
Landeskunde, hg. v. Metz, 3. A. 1978, 753ff.; Schulz, A., Burgau. Das Bild einer schwäbischen Stadt, 1983; Wüst,
W., Die Markgrafschaft Burgau, 1988, (in)
Heimatverein für den Landkreis Augsburg, Jber. 1985/1986; Schiersner, D.,
Politik, Konfession und Kommunikation, 2005.
Burgberg (Herrschaft). Die Burg Berg über der Hürbe wird 1209 erstmals erwähnt. Wohl um 1270 kam die Burg zur Hälfte von den Rittern von Berg an die Grafen von Helfenstein, die ihre Lehnsrechte 1328 an Oettingen vertauschten. Die andere Hälfte war Allod derer von Böbingen, die 1339 das Ganze von Oettingen zu Lehen nahmen. Über die Familien Fetzer bzw. Vetzer, von Stein und Gräter kam die inzwischen verfallene Burg 1442 durch Kauf an die Leimberg, 1459 an die Grafeneck. Bei deren Aussterben fiel 1728 B. an Oettingen-Wallerstein zurück, das auch die allodialen Teile erwarb. 1806 kam es an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Burgdorf wurde von den Herzögen von Zähringen gegründet und fiel 1218 an die Grafen von Kiburg (Kyburg), die es zu ihrem Sitz erhoben. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Habsburg, von denen B. 1384 an Bern gelangte.
Burgenland (Bundesland). Der Name B. leitet sich
von der Endung -burg der ungarischen Komitate Eisenburg, Ödenburg, Pressburg
und Wieselburg her. 1919 wurde das meist zu Ungarn gehörige, seit dem elften
Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte Gebiet (ohne Moson, Vasvar und
Pressburg) Österreich zugesprochen. 1920 hielt es amtlich den Namen B. Nach
einer nicht einwandfreien Volksabstimmung vom 14. 12. 1921 fiel Ödenburg an
Ungarn. Von 1938 (22. 5. 1938) bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer
umfassende Bundesland B. mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen
Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing,
Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von
Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs
oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje)
rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten
Zivilverwaltung des Deutschen Reiches. 1945 wurde B. als Bundesland wieder
hergestellt.
L.: Allgemeine Bibliographie des Burgenlandes,
1956ff.; Guglia, O., Das Werden des Burgenlandes,
1961; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2.
A. 1991.
Burger (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die B. mit einem Sechstel Hipsheim zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 67.
Burgfarrnbach s. Kresser von (bzw. zu) B.
Burgfriede (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Der aus den Dörfern Kronweiler, Dorweiler und Mannebach bei Simmern im Hunsrück
bestehende sog. Burgfriede Waldeck zählte zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. S. Waldeck
reichsritterschaftliche Herrschaft.
L.: Wolff 515.
Burggraf zu Heppenheim (Reichsritter). Von etwa
1650 bis etwa 1720 zählten die H. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Burghaslach (ritterschaftlicher Ort). B. südwestlich
von Schlüsselfeld im Steigerwald erscheint erstmals 1317 als Lehen der
Hohenlohe-Speckfeld an die Vestenberg. Nach deren Aussterben 1687 fiel die zum
Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken steuernde Herrschaft an die Grafen
von Castell und damit 1806 an Bayern.
L.: Wolff 512; Stein, F., Geschichte der Grafen und Herren zu Castell bis 1528,
1892.
Burghausen (Grafen, Residenz). B. an der Salzach
gehörte 1025 der Kaiserin Kunigunde als Wittum und befand sich vielleicht seit
der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in den Händen der von den Sighardingern
kommenden Grafen von B. Um 1130 heißt es urbs. 1168 kam es an die Grafen von
Wittelsbach, 1255 an Niederbayern. 1309 erhielt es einen Freiheitsbrief, 1322
das Recht Landshuts. Von 1331 bis 1334 war es Sitz der Linie Bayern-Burghausen. 1392 gelangte es an Bayern-Landshut. S.
Bayern.
L.: Auer, L., Burghausen, LexMA 2 1983, 1053f.;
Buchleitner, A., Burghausen, 3. A. 1993; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 2, 97; Kupfer, E., Die Machtstellung der Sieghardinger, 2004.
Burghausen, (Kloster) s. Mariaburghausen.
L.: Winkelmann-Holzapfel 144, Riedenauer 122.
Burghausen (Reichsritter). Die B. zählten im frühen
17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald und zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 122.
Burgheim (Reichsdörfer Oberburgheim,
Niederburgheim). Ludwig der Bayer verpfändete am 29. 1. 1343 dem Viztum Rudolf
von Andlau (Andeld) die Reichsdörfer Gertweiler und B. bei Schlettstadt im Elsass.
Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei
Rhein, die von demselben eingelösten Reichsdörfer Gertweiler und B. nebst
mehreren anderen als Reichspfandschaften zu besitzen.
L.: Hugo 470, 472.
Burgholzhausen (Reichsdorf) s. Holzhausen
Burgk (Burg,
Herrschaft). B. bei Schleiz wurde vermutlich im 12. Jahrhundert errichtet. 1365
war es unter der Lehnshoheit der Wettiner in den Händen der Vögte von Gera, in
die es wohl durch Heirat von den Herren von Lobdeburg gelangte. Zwischen 1366
und 1390 kam es durch Verkauf kurzzeitig an das Deutsche Haus in Schleiz. 1425
entstand durch Erbteilung die Herrschaft B. (bis 1452). Später kam B. unter der
Lehnshoheit Böhmens (1547) an die Linie Reuß-Lobenstein, 1550 an die Burggrafen von Meißen und 1562/1590 an die Reuß von
Plauen, 1594 mit Dörflas, Erkmannsdorf, Crispendorf, Grochwitz, Mönchgrün,
Möschlitz, Neundorf (Neuendorf), Pahnstangen, Plothen, Remptendorf und Röppisch
an Reuß-Greiz. Bis 1640 bestand ein älteres Haus Reuß-Greiz-Burgk (Reuß-Greiz-Burg),
bis 1697 ein jüngeres Haus. Danach kam B. an Reuß-Obergreiz, seit 1748 Reuß
ältere Linie. S. Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Thüringen.
L.: Wolff 419f.; Mendner, R., Die Herrschaft Burgk
bis zu ihrer Angliederung an das Haus Reuß-Greiz 1596/1616, Diss. phil.
Erlangen, 2. A. 1917.
Burglayen s. Layen
Burgrain (Herrschaft). B. war von (811 bzw. vom
8.10.) 1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag vom 8. 10. 1284 zwischen
dem Bischof von Freising und dem Herzog von Bayern begründeten Herrschaft des
Hochstiftes Freising, die mit diesem zum bayerischen Reichskreis gehörte und an
Bayern fiel( 1803 2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische
Herrschaft Burgrain, 1911.
Burgschwalbach s. Roth von B.
Burgsinn (ritterschaftliche Herrschaft). Im Jahre
1001 erscheint Sinna in einem Tausch des Hochstifts Würzburg. Im 12.
Jahrhundert errichteten die Grafen von Rieneck dort eine Wasserburg, die am
Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft des Hochstifts Würzburg stand.
1405 erwarb der Würzburger Ministeriale Wilhelm von Thüngen die Burg. 1438 wurde sie den Markgrafen von Brandenburg
als Mannlehen aufgetragen. Mit Altengronau, Obersinn und einigen weiteren
Dörfern zählte sie über die Thüngen zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. S. Bayern.
L.: Wolff 513.
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft).
Der Name B. für die Landschaft zwischen Saône und oberer Loire geht auf die
ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen
400 bzw. 413 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das
Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich
gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. B. bezeichnet danach
zunächst das fränkische Teilreich B. um Orléans und Chalon-sur-Saône, später
das Reich des Sohnes Karl (855-863) Kaiser Lothars I. (Niederburgund d. h.
Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebiets
den Grafen Boso († 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König
von B. (spätere Franche-Comté, Chalon [Chalons], Mâcon, Vienne, Lyon,
Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich,
das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense,
Arelat genannt wurde. 888 riss der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren
Franche-Comté und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an
sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich
der Saône (Mâcon, Chalon [Chalons], Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres)
als Herzogtum B. an sich zog, so dass Bosos Sohn nur den südlichen Rest
behielt. 934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet
als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum
B. dadurch, dass Richards Sohn Rudolf 923 König von Frankreich wurde, seitdem
an Frankreich kam. 1016 sprach Rudolf III. von B. das Land Kaiser Heinrich II.
als Erbe zu. Nach seinem Tod setzte Kaiser Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf
das Königreich B. durch, doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und
Kirche von Anfang an gering, so dass dieses Gebiet nur unter Kaiser Friedrich
I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von B., der Erbtochter der Grafen von
B. verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer Saône und Jura zur
reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350
Franche-Comté) mit Dole als Hauptort erhob, und Karl IV., der 1378 den
französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das
Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an
die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im Übrigen (Lyon, Dauphiné, Provence,
Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für das vom 11. Jahrhundert an drei
Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt
hatten. Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam das
Herzogtum B. im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns
II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1369 mit
Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die
weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft B., die
über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-1248), die Grafen von Chalon
(1248-1295) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d.
Ä.) gekommen war, Rethel, Nevers, Salins und Mecheln sowie 1390 durch Kauf die
Grafschaft Charolles (Charolais). Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die
Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg
durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt. Im
Frieden von Arras erhielt er 1435 die Gebiete von Mâcon, Auxerre und einen Teil
der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel
sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem
Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs B. erörtert hatte, im Kampf
gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die
Nebenlinie im Mannesstamm aus. Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg
vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria († 1482) gelangte das Herzogtum B. mit
der Freigrafschaft B. an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das
burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum B.), die
Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von
Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548
vereinte Kaiser Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum schon
1512/1521 angestrebten burgundischen Reichskreis, der später fast
ausschließlich aus Ländern (einer Vielzahl von Ländern und Herrschaften) eines
einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund)
bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen
[ausgenommen die 1713 als Ersatz für Oranien an Preußen gelangten Teile des
Oberquartieres Geldern]). Die Freigrafschaft B. wurde nach mehrfacher Besetzung
durch Frankreich 1678 endgültig an Frankreich abgetreten. S. Niederlande,
Belgien, Burgundischer Reichskreis.
L.: Zeumer 552 III a 2, 37, 3; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254)
F4, II 66 (1378) C5, II 78 (1450) F4; Die Territorien des Reichs 6, 198; Petit,
E., Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, Bd. 1ff. 1885ff.;
Berthaut, H., La carte de France 1750-1898, 1899; Cartellieri, O., Geschichte
der Herzöge von Burgund, 1910; Hofmeister, A.,
Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter,
1914; Febvre, L., Histoire de la Franche Comté, 7. A. 1922; Préchin, E., Histoire de la
Franche-Comté, 1947; Meyer, W., Burgund, 2. A.
1965; Richard, J., Histoire de la Bourgogne, 1957; Calmette, J., Le grands ducs
de Bourgogne, 3. A. 1959;
Kaughan, R., Philip the Bold. The formation of the Burgundian
State, 1962; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund,
Savoyen und die Reichsstadt Besançon im Verbande des mittelalterlichen
deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106ff.; Bittmann, K., Ludwig XI. und Karl
der Kühne, Bd. 1ff. 1964ff.; Boehm, L., Geschichte Burgunds,
1971, 2. A. 1979; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 58
Bourgogne, 122 Franche-Comté; Duranthon, M., La carte de France, son histoire
1678-1974, 1978; Werner, K. u. a., Burgund,
LexMA 2 1983, 1062ff.; Calmette, J., Die großen Herzöge von Burgund, 1987; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 37; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 49, 789; Ehm, P., Burgund
und das Reich, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder,
2004; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIVe et XVe
siècles, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 470 (Herzogtum),
472 (Grafschaft); Kamp, H., Burgund, 2007;
Rauzier, J., La Bourgogne au XIVe siècle, 2009; La Franche-Comté et les anciens
Pays-Bas, hg. v. Delobette, L. u. a., 2010.
Burgundischer Reichskreis. 1512/1521 sollten die
Herzöge von Burgund, die Grafen von Nassau und
die Grafen und Herren von Breda, Horn (Hein), Egmond und Bergen
(Bergen-op-Zoom) den burgundischen Reichskreis bilden. 1548 wurde für die Güter
Habsburgs in den Niederlanden die Zugehörigkeit zum B.R. geklärt und ein
Schutzverhältnis vereinbart. 1551 gehörten dem burgundischen Reichskreis der
Herzog von Burgund, die Grafen von Nassau, Breda
und Dillenburg sowie die Herren von Hoya, Egmond, Bergen (Bergen-op-Zoom) und
Walem (Wahlen) an. 1648 wurde die Zugehörigkeit des burgundischen Reichskreises
- ohne die inzwischen verselbständigten Niederlande - zum Reich bestätigt. 1654
kam das 1651 vom Kaiser an Spanien abgetretene Besançon hinzu. 1678 gingen die
Freigrafschaft Burgund und andere Teile an
Frankreich verloren. 1713 kamen die verbliebenen spanischen Niederlande an
Österreich, 1801 an Frankreich. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste der
burgundische Reichskreis nominell folgende Gebiete: Aarschot (Aerschot)
(Herzogtum, Burgund, Croy), Antwerpen
(Markgrafschaft, Brabant, Burgund), Grimbergen
(Berghes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Bournonville (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Brabant (Herzogtum, Burgund), Burgund (Herzogtum), Comines (Flandern, Burgund), Dalhem (Grafschaft, Limburg, Burgund), (Doornik/)Tournai (Herrschaft, Burgund), Enghien (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Flandern (Reichsgrafschaft), Gaveren
(Fürstentum, Flandern, Burgund), Geldern
(Herzogtum, Burgund), Gent (Burggrafschaft, Flandern, Burgund),
Havre (Herzogtum, Hennegau, Burgund), Hennegau
(Reichsgrafschaft, Burgund), Herzogenrath
(Hertogenrade) (Herrschaft, Limburg, Burgund),
Hoogstraten (Herzogtum, Burgund, Salm-Salm),
Horn (Hornes) (Fürstentum, Brabant, Burgund),
Izegem (Iseghem) (Fürstentum, Flandern, Burgund),
Ligne (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Limburg
(Herzogtum, Burgund), Luxemburg (Herzogtum, Burgund), Mecheln (Burgund),
Namur (Reichsgrafschaft),Rebecq (Rebecque) (Fürstentum, Hennegau, Burgund), Rubempré-Everberg (Fürstentum, Brabant, Burgund), Steenhuize (Steenhuysen) (Fürstentum,
Flandern, Burgund), Tour et Tassis/Thurn und
Taxis (Fürstentum, Hennegau, Burgund),
Valkenburg (Grafschaft, Limburg, Burgund),
insgesamt 600 Quadratmeilen. S. Niederlande, Belgien.
L.: Gumpelzhaimer 11, Wolff 50.
Bürresheim (Herrschaft, Ganerbschaft,
Reichsritterschaft). Im 12. Jahrhundert entstand auf vielleicht ursprünglich
gräflichem Gut am Einfluss des Nitzbaches in das Nettetal die 1157 genannte Burg B. (Burchenesem). Im 14. Jahrhundert war das
Erzstift Köln infolge Kaufs alleiniger Lehnsherr. Zu den Ganerben der Burg zählten die Leutesdorf, Schöneck, Bell, Plieck
von Lichtenberg und Kempenich. Vom 15. Jahrhundert bis 1679 erlangten nach
Einheirat allmählich die Breidbach (Breitbach) das Schloss und die dem Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein angehörige Herrschaft B.
L.: Wolff 515; Bornheim gen. Schilling, W., Zur Geschichte der von Bürresheim
im Mittelalter, Niederrhein. Annalen 158 (1956); Geschichtlicher Atlas von
Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Burtenbach (reichsritterschaftlicher Ort). Nach B.
an der Mindel bei Günzburg nannte sich ein seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts
nachweisbares Adelsgeschlecht. Seit dem 14. Jahrhundert war B. teilweise Teil
der von Bayern lehnbaren Herrschaft Eberstall, teilweise Lehen der
Markgrafschaft Burgau und teilweise Lehen des
Hochstifts Augsburg an die Familie Burggraf.
Diese verkaufte 1532 ihre Güter an den Söldnerführer Sebastian Schertel (von
Burtenbach) (Schertlin von Burtenbach), der später auch die Lehen Bayerns und Burgaus erwarb und damit eine geschlossene
ritterschaftliche Adelsherrschaft begründete, die zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben zählte und 1806 an Bayern fiel. 1818 geriet die 1546
reformierte Herrschaft in Konkurs. S. Schertel von B.
L.: Wolff 508; Brüderlein, A., Burtenbach. Geschichte einer schwäbischen
evangelischen Gemeinde, 1951.
Bußmannshausen (Herrschaft). B. an der Rot bei Biberach wird 1083 erstmals erwähnt (Burmundeshusen). 1290 erscheinen Edelfreie von B. Ortsherren sind im 14. Jahrhundert die Ulmer Besserer, seit 1434 die Herren von Rodt, später in der Markgrafschaft Burgau die Freiherren Roth von Bußmannshausen (von Roth-Bußmannshausen), seit 1800 die Freiherren von Hornstein. Über Württemberg kam B. 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Roth von Bußmannshausen
Cadolzburg (Residenz der Burggrafen
von Nürnberg/Markgrafen von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 100.
Calenberg (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Kurz vor 1300 errichteten die Welfen im Kampf gegen das
Hochstift Hildesheim die Grenzburg C. östlich der Leine und südlich von
Hannover. Seit der siebenten Teilung von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1409
wurde sie namengebend für ein welfisches Teilfürstentum zwischen Leine und
Deister, zwischen 1432 und 1473 für das Fürstentum der Hauptlinie des mittleren
Hauses Braunschweig, die 1432 die westlichen welfischen Güter erhalten hatte.
In der Teilung von 1495 wurde C., seit 1513 verbunden mit dem Fürstentum
Göttingen, unter Herzog Erich I. erneut verselbständigt. 1584 fiel beim
Aussterben der Linie das Fürstentum Calenberg-Göttingen an
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1636 verlegte Herzog Georg von
Braunschweig-Lüneburg, der 1635/1636 Calenberg-Göttingen nach dem Aussterben
des mittleren Hauses Braunschweig geerbt hatte und das neue Haus Lüneburg
begründete, seine Residenz nach Hannover. Die Feste C. verfiel (1690
abgerissen). In der Folge erhielt das Land den Namen Hannover und 1692 die
Kurfürstenwürde. 1705 wurde das Fürstentum Lüneburg mit der Grafschaft Hoya
angeschlossen. Um 1800 umfasste das Fürstentum ein Gebiet von 48 Quadratmeilen.
Es zerfiel in das hannoverische Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Altstadt-Hannover, Neustadt-Hannover, Münder, Wunstorf, Pattensen, Eldagsen,
den Stiften Loccum [Lockum] und Wunstorf, den Klöstern Marienrode, Mariensee,
Wennigsen, Barsinghausen, Wülfinghausen und Marienwerder, den Kammerämtern
Calenberg, Wittenburg,Koldingen [Coldingen], Langenhagen, Ricklingen, Neustadt
am Rübenberge, Rehburg, Wölpe [Welpe] und Blumenau, den adligen Gerichten
Linden, Rössing [Rössin], Bredenbeck und den kanzleisässigen Städten Hameln und
Bodenwerder, dem Stift Sankt Bonifacii zu Hameln, den Kammerämtern Springe,
Lauenstein, Ohsen, Grohnde, Polle, Aerzen [Ärzen], Lauenau, Bokeloh und Lachem,
den adligen Gerichten Limmer, Dehnsen, Banteln, Hastenbeck [Hastenbek], Ohr und
Hämelschenburg) und das göttingensche Quartier (mit den kanzleisässigen Städten
Göttingen, Northeim, Münden, Dransfeld, Moringen, Uslar und Hardegsen, den
Klosterämtern des Stifts Sankt Blasii in Northeim, den ehemaligen Klöstern
Wiebrechtshausen, Fredelsloh oder Fredesloh, Marienstein, Weende, Mariengarten,
Bursfelde und Hilwartshausen [Hildewardeshausen], den Kammerämtern Münden,
Brackenberg, Friedland, Reinhausen [Rheinhausen], Niedeck, Brunstein,
Westerhof, Moringen, Hardegsen, Harste, Uslar, Lauenförde, Nienover und
Erichsburg, den Gerichten Hardenberg, Geismar, Adelebsen, Altengleichen,
Imbsen, Gartedörfer, Waake, Imbshausen, Jühnde, Üssinghausen [Ueßinghausen] und
Oldershausen). Über Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. 2011
verkauft Erbprinz Ernst August von Hannover die von der Familie nicht mehr
bewohnte Domäne C. „aus strategischen Gründen“.
L.: Wolff 436f.; Zeumer 553 II b 17; Wallner 706 NiedersächsRK 9; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Calenberger Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., 1855ff., Register
1938; Havemann, W., Geschichte des Landes Braunschweig und Lüneburg, 2, 1855,
Neudruck 1975; Spiess, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Burchard, M., Die
Bevölkerung des Fürstentums Calenberg-Göttingen gegen Ende des 16.
Jahrhunderts, 1935; Pischke, G., Calenberg, LexMA 2 1983, 1395; Kalthoff, E.,
Die Geschichte der Burg Calenberg, Nds. Jb. 50
(1978); Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge von 1616, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 103.
Cappenberg (Propstei). In C. nördlich von Lünen
wurde 1122 von den seit 1092 sich so nennenden, nur in drei Generationen
erkennbaren Grafen von C. (Gottfried von C.) an Stelle der Burg ein Prämonstratenserdoppelkloster errichtet. Seit
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich hieraus ein
Adelsstift. Das Frauenkloster verschwand nach der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Propstei C. zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen. Am 18. 12. 1802 wurde die Propstei aufgehoben, nachdem sie bei
den Entschädigungsverhandlungen nach dem Frieden von Lunéville irrig als
reichsunmittelbar behandelt und Preußen zugesprochen worden war. 1816/1819
wurde sie vom Freiherren vom Stein erworben und 1826 zu einer Standesherrschaft
erhoben. Über Preußen fiel C. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 494; Schnieder, S., Cappenberg, 1949; Petry, M., Die ältesten
Urkunden und die frühe Geschichte des Prämonstratenserstifts Cappenberg in
Westfalen, Archiv für Diplomatik 18/19 (1972/3); Schoppmeyer, H., Cappenberg,
LexMA 2 1983, 1487f.; Leistikow, A., Die Geschichte der Grafen von Cappenberg
und ihrer Stiftsgründungen Cappenberg, Varlar und Ilbenstadt, 1999; Die Viten
Gottfrieds von Cappenberg, hg. v. Niemeyer, G. u. a., 2005.
Carben (Reichsritter), Karben. Im 18.
Jahrhundert gehörten die C. (Karben) zum Ritterkreis Rhein, außerdem die C.
(Karben) zu Staden im 16 und 17. Jahrhundert zum Kanton Odenwald und zum Kanton
Rhön-Werra (bis etwa 1610) des Ritterkreises Franken. S. Wetzel genannt von
Karben (Carben).
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Riedenauer 122; Neumaier 66;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 356 (Burg Gräfenrode,
Staden) 1729 ausgestorben.
Carrara (Herrschaft). Das nach der Burg C. bei Padua benannte Geschlecht besaß von 1319
bis 1405 Padua.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H6; Kohl, B., Padua unter den
Carrara, 1998; I luoghi dei Carraresi, hg. v. Banzato, D. u. a., 2006.
Celle (Stadt, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). 1292 verlegte Herzog Otto der Strenge von Lüneburg C.
(10./11. Jahrhundert Kellu) drei Kilometer allerabwärts von Altencelle nach
Nigencelle (Neucelle). 1301 verlieh er dem Ort das Stadtrecht von Braunschweig.
1378 wurde die Stadt nach Zerstörung der herzoglichen Burg
in Lüneburg Sitz des Fürstentums Lüneburg. 1705 verlor C. bei der Vereinigung
von Lüneburg mit Hannover die Stellung als Residenz, erhielt aber 1711 ein
Oberappellationsgericht. 1946 kam C. über Preußen an Niedersachsen. S.
Braunschweig-Celle, Braunschweig-Lüneburg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Cassel, C., Geschichte der Stadt Celle, Bd. 1f. 1930ff.; Pröve,
H./Ricklefs, J., Heimatchronik der Stadt und des Landkreises Celle, 2. A. 1959;
Ricklefs, J., Geschichte der Stadt Celle, 1961; Busch, S., Hannover,
Wolfenbüttel und Celle. Stadtgründungen und -erweiterungen in drei welfischen
Residenzen vom 16. bis 18. Jahrhundert, 1969; Last, M., Celle, LexMA 2 1983,
1606f.; Celler Chronik, Beiträge zur Geschichte und Geographie der Stadt und
des Landkreises Celle, hg. v. Museumsverein Celle, 1983ff.; Brosius, D.,
Urkundenbuch der Stadt Celle, 1996; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,105.
Chalon (Reichsfürstentum). Grafen von C.
entstanden bereits in karolingischer Zeit (unter Pippin). Die Grafenwürde wurde
945-978 erblich. Zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten der pagus
Cabilonensis (Chaunois, Chalonnais) und die Grafschaft Charolles. 1237 gab Graf
Johann die Grafschaft gegen die Herrschaft Salins an den Herzog von Burgund. Mit dem Tod Karls des Kühnen von Burgund kam die Grafschaft 1477 an Frankreich.
L.: Bazin, J., Les comtes héréditaires de Chalon-sur-Saône, 1911; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 791.
Chalon-sur-Saône (Residenz des Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 107.
Cham (Mark, Markgrafen). Die Cham-Furter
Senke war in agilolfingischer Zeit Herzogsland und wurde 788 nach dem Sturz des
Herzogs durch König Karl den Großen Königsland. Seit ottonischer Zeit wurde um
die 976 genannte, auf Königsland errichtete Burg
Camma eine Grenzsicherungsorganisation errichtet. Die danach geschaffene, 1055
erstmals genannte Mark C. (Böhmische Mark) um die Burg
fiel 1204 nach dem Aussterben der Markgrafen (Rapotonen, Diepoldinger) an das
Haus Wittelsbach (Bayern). 1255 gelangte C. bei der Teilung Bayerns an
Niederbayern und wurde 1352 an die Pfalzgrafen verpfändet. 1621/1625/1648 kam
es wieder an Bayern, bei dem es bis auf die Jahre 1708-1714 (Pfalz) verblieb.
L.: Wolff 137; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, J., Geschichte der Stadt Cham,
1919; Piendl, M., Das Landgericht Cham, 1955, (in) Historischer Atlas von
Bayern, Teil Altbayern 8; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
IV, 3, 4, 7, 9, Chamba, Champie marcha; Schmid, A., Cham, LexMA 2 1983, 1670;
Bosl, K., Cham. Die Geschichte der Stadt und ihres Umlandes in 1200 Jahren,
1989; Haering, S., Die Mark Cham, (in) Beiträge zur Geschichte im Landkreis
Cham 11 (1994), 5.
Chutizi (Gau zwischen Saale und Zschopau, links
zur Freiberger Mulde, Chuntici, Schutizi, Scuntiza). Nach Ludwig erstreckte
sich der Gau Chutizi über das Gebiet zwischen Saale und vereinigter Mulde, die
Siedlungsinseln um Rochlitz und Colditz beiderseits der Zwickauer Mulde sowie
die weiter östlich gelegenen Offenlandschaften um die 1046 als solche bezeugten
Burgwarde Polkenberg und Leisnig beiderseits der
Freiberger Mulde, im Nordosten bis zum Mutzschener Wasser. Der am weitesten im
Osten nachweisbare Ort Chutizis ist Göttwitz. Nördlich des Unterlaufs der
Freiberger Mulde scheint die Grenze zwischen Chutizi und Daleminze etwa der
Wasserscheide zwischen Mulde und Elbe gefolgt zu sein.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 Schutizi
(Zwenkau, Wechselburg, Lastau, Nerchau), Scuntica (Prießnitz bzw. Prissnitz);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 19,
116 Chutizi (Böhlitz, Colditz, Göttwitz, Grottewitz, Lastau, Leipzig, Leisnig, Liebertwolkwitz,
Lößnig, Magdeborn, Mutzschen, Nauberg, Nerchau, Prießnitz, Rochlitz, Schkölen,
Taucha, Taucha am Rippach, Wechselburg, Zwenkau); Wagner, G., Die
Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963, 10; Ludwig, T., Die
Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2008, 257.
Clam (Herrschaft). Die Burg C. in Oberösterreich war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese kam 1523 an die aus Kärnten stammenden Perger von Höhenperg. Sie wurden 1655 in den Freiherrenstand und 1759 in den Grafenstand erhoben. 1778 erhielten sie durch Erbeinsetzung Namen und Gut der Grafen Gallas mit der Herrschaft Friedland und Reichenberg.
Cleeberg, Kleeberg (Herrschaft, Grafen). Die Burg C. war seit dem 12. Jahrhundert Mittelpunkt einer
Herrschaft, die aus dem Erbe der Konradiner an eine Linie der Grafen von
Luxemburg und von dieser an eine Linie der Grafen von Peilstein in
Niederösterreich gefallen war, die sich Grafen von C. nannte. 1218 gelangte sie
beim Erlöschen dieser Linie an die Herren von Isenburg. Später kam sie an
mehrere Ganerben (u. a. Isenburg-Limburg, Eppstein, Nassau). C. wurde Stadt.
Seit 1716 bestand nur noch eine Gemeinschaft zwischen Nassau-Weilburg (Nassau)
und Hessen-Darmstadt. 1802 fiel das wieder dörfliche C. insgesamt an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 255, 265; Jendorff, A., Condominium, 2010.
Cloppenburg (Herrschaft). An der Kreuzung alter
Handelsstraßen gründeten die Grafen von Tecklenburg vor 1297 die Burg C. Burg und
Herrschaft kamen 1400 an Münster, 1803 an Oldenburg und 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festbuch 500 Jahre Stadt Cloppenburg, hg. v. Ottenjahn, H.,
1935; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und Verwaltungsgebiete, Lief. 1.,
hg. v. Prinz, J., 1938; Kuropka, J., 550 Jahre Cloppenburg. Jubiläum und
historische Erinnerung, 1985, Beiträge zur Geschichte der Stadt Cloppenburg 1.
Cochem (Reichsgut). Das auf altem Siedlungsland
gelegene C. wird 866 erstmals genannt. Auf dem ihnen verliehenen ehemaligen
Reichsgut errichteten die Pfalzgrafen bei Rhein wahrscheinlich um 1020 die Burg C. 1151 wurde C. wieder Reichsgut. 1294 kam es,
zunächst als Pfand, an das Erzstift Trier, bei dem es bis 1794 verblieb. 1689
wurde es weitgehend zerstört, von 1794 bis 1815 von Frankreich besetzt. Danach
gelangte es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Pauly, N., Stadt und Burg Cochem,
1883; Heimatbuch des Kreises Cochem, 1926; Krämer, C./Spieß, K., Ländliche
Rechtsquellen aus dem kurtrierischen Amt Cochem, 1986; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 123.
Colditz (Herrschaft, Herren, Residenz des
Markgrafen von Meißen/Kurfürsten von Sachsen). C. bei Grimma an der Freiberger
Mulde ist aus einem 1046 genannten Vorort eines Burgwards
hervorgegangen. 1147 gelangte C. mit Leisnig und Groitzsch an Herzog Friedrich
von Schwaben. Dieser nahm als Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Burg C. mit 20 Dörfern als Teil des Pleißenlandes ans
Reich und übertrug sie dem Ministerialen Thimo. Die von ihm gegründete Familie
spaltete im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die Nebenlinien Breitenhain
und Wolkenburg ab. Die Hauptlinie erwarb am Anfang des 14. Jahrhunderts die
Herrschaft Graupen in Böhmen, 1378 die Herrschaft Eilenburg, 1379 die Pfandschaft
Pirna und 1382 Neuseeberg in Böhmen. 1396 wurde die ausgedehnte Herrschaft an
das Haus Wettin verpfändet, 1404 verkauft. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Truöl, K., Die Herren von Colditz und ihre Herrschaft, Diss.
phil. Leipzig 1914; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 307ff.; 700
Jahre Stadt Colditz, hg. v. Naumann, H., 1965; Blaschke, K., Colditz, 1984;
Patze, H., Colditz, LexMA 3 1986, 29f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 117.
Colloredo (Fürst). 1302 erbaute der schwäbische
Adlige Wilhelm von Mels die Burg C. bei Udine,
nach der sich die Familie nunmehr benannte. Bei seinem Tod spaltete sie sich in
eine 1693 erloschene Asquinische Linie, eine Bernhardinische Linie und eine
Weikardische Linie. 1591 wurde das Haus mit den schwäbischen Grafen von Waldsee
(Wallsee) an der Ach in Oberschwaben vereinigt, von denen die C. fälschlich
ihren Ursprung herleiteten. 1629 erhielt die Asquinische Linie, 1724 das
Gesamthaus den Reichsgrafenstand, 1763 den Reichsfürstenstand. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte der Fürst von C. als Personalist zu den schwäbischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags und zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Der 1788 vom älteren Sohn weitergeführte
fürstliche Zweig nannte sich seit 1789 Colloredo-Mannsfeld bzw.
Colloredo-Mansfeld. Colloredo-Mannsfeld bzw. Colloredo-Mansfeld wurde 1805/1806
in Österreich und Württemberg mediatisiert.
L.: Zeumer 554 II b 61, 20; Klein 179; Stetten 39; Riedenauer 123; Crollalanza,
G. v., Das Adelsgeschlecht der Waldsee-Mels und insbesondere der Grafen von
Colloredo, 1889.
Comburg, Komburg (Abtei). Die Benediktinerabtei
C. bei Schwäbisch Hall am Kocher wurde 1079 an Stelle einer gräflichen Burg gegründet. Von den Gründern kam die Vogtei an die
Staufer. Von 1265 bis 1317 war das Kloster ohne Vogt. Danach gab der König die
Vogtei an die Stadt Schwäbisch Hall. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verlor die
zeitweise völlig darniederliegende Abtei einen großen Teil ihrer beträchtlichen
Güter. 1488 wurde sie weltliches Chorherrenstift, das 1521 in der
Reichsmatrikel aufgeführt wird, und kam 1541 unter die Hoheit des Bischofs von
Würzburg. Das Ritterstift, das ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3700
Einwohnern hatte, fiel 1802 an Württemberg. Zu seinen Gütern gehörten die
Dörfer Steinbach, Großallmerspann und Hausen an der Rot, das Amt Gebsattel bei
Rothenburg ob der Tauber, Lehnsgüter in Ingersheim, Enslingen und Reinsberg,
Vasallenlehen und Rittermannslehen in Michelbach, im Hardter Holz oberhalb des
Weilers Klingen bei Steinbach (Vorderholz ob Klingen), Anteile an Schloss
Bartenau (Bardenau) in Künzelsau, die Obermühle in Jagstheim, ein Anteil an
Nagelsberg, Morsbach (Moosbach) und Künzelsau, Heimbach, Tüngental
(Thüngental), Blindheim, Untermünkheim, Arnsdorf (Arndorf) und Neunkirchen, 295
Erblehen, in 70 Orten die Zehntrechte sowie 30-40000 Morgen Waldungen. Mit
Teilen von Enslingen und von Künzelsau war es um 1800 Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810, 1902; Lamey, B., Die Comburg
in Geschichte und Gegenwart, 2. A. 1956; Krüger, E., Comburg. Ein Gang durch
Geschichte und Kunst, 1967; Germania Benedictina 5 1975, 351ff.; Jooss, R.,
Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und
Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, 2. A. 1987; Schraut, E.,
Die Comburg, 1989; Eberl, I., Komburg, LexMA 5 1990, 1275f.
Cottbus, Kottbus (Herrschaft). C. wird erstmals
1156 als Burg an einem Spreeübergang erwähnt. Zu
Anfang des 13. Jahrhunderts erhielt der Ort wohl durch die Herren von C. das
Stadtrecht Magdeburgs. C. stand unter der Lehnshoheit der Wettiner (bis 1304),
der Askanier (bis 1319) und danach wechselnd Meißens, Sachsens, der
Wittelsbacher und der Luxemburger. 1445/1455 verkauften die Herren von C. die
Herrschaft C. an Markgraf Friedrich II. von Brandenburg, dessen Rechte unter
der Lehnshoheit Böhmens 1462 anerkannt wurden. Am Ende des 18. Jahrhunderts
zählte das zusammen mit Peitz ein Gebiet von 16 Quadratmeilen umfassende C. zum
obersächsischen Reichskreis. 1807 an Sachsen abgetreten, kehrte die Herrschaft
schon 1815 mit der gesamten Niederlausitz an Preußen zurück. Von 1949 bis 1990
gehörte D. (über Brandenburg) der Deutschen Demokratischen Republik an.
L.: Wolff 392; Wallner 708 ObersächsRK 1; Krüger, G., Die Geschichte der Stadt
Cottbus, 1930, 2. A. 1941; 800 Jahre Stadt Cottbus, 1956; Ribbe, W., Cottbus,
LexMA 3 1986, 304f.
Crailsheim (Reichsstadt?). C. an einer Jagstfurt
wurde wohl im sechsten Jahrhundert gegründet. Wichtige Rechte gehörten im 12.
Jahrhundert den Herren von Lohr, nach deren Aussterben den Herren von
Oettingen, nach deren Ächtung 1310 dem Reich (?) und lehnsweise den verwandten
Herren von Hohenlohe. Von 1323 bis 1336 verpfändete König Ludwig der Bayer C.
mit Burgstall Lohr und Dorf Honhardt an die
Hohenlohe. 1323 war der Ort Stadt. 1387 verpfändeten die Hohenlohe C. an
benachbarte Reichsstädte, 1388 und 1390 an die Landgrafen von Leuchtenberg, die
das Pfand 1399 als verfallen an die Burggrafen
von Nürnberg verkauften. Über die Markgrafen von Ansbach kam C. 1791 an
Preußen, 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. 1945 wurde es stark zerstört.
L.: Wolff 108; Heimatbuch Crailsheim, hg. v. Schumm, J./Hummel, F., 1928;
Dienel, W., Crailsheim, 1967/1968; Schneider, W., Die Wirtschaftsgeschichte der
Stadt Crailsheim, 1990.
Dachau (Grafen). Um 1100 errichtete eine
Seitenlinie der Grafen von Scheyern auf einer Anhöhe an der Amper die Burg D. neben einer älteren Siedlung. Seit etwa 1120
nannte sich Graf Arnold von Scheyern nach D. 1152/1153 wurde Graf Konrad II.
von D. Herzog von Meranien, Dalmatien und Kroatien, 1182 starb das Geschlecht
aber aus. Die Witwe verkaufte D. an die Grafen von Wittelsbach und damit an
Bayern.
L.: Wolff 136; Fried, P., Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1958, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Heft 11/12; Fried, P.,
Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg im
Hoch- und Spätmittelalter, 1962.
Dachstetten (Reichsdorf), Oberdachstetten. Am 24. 9. 1300 verpfändete König Albrecht dem Albrecht von Hohenlohe zur Sicherung von 200 Mark Burglehen die Dörfer Westheim, Urfersheim und D.
Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor 1000 durch
Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in
Lothringen lag die Grafschaft D. der Grafen von D., die auf die Etichonen (und
Eberhardiner) zurückgehen und außer dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von
Egisheim an der oberen Saar ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe,
Stadtgrafschaft Metz, Vogtei über das Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus.
Ihre Güter (11 Burgen, Vogtei über 9 Klöster)
fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um D.) an Leiningen, waren zeitweise
aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen die Markgrafen von Baden als
Miterben ihre Rechte überlassen hatten, umstritten. Der Bischof von Metz zog
die heimgefallenen Lehen ein. Moha und Waleffe kamen an das Hochstift Lüttich.
Von 1317 bis 1467 bestand eine besondere Linie Leiningen-Dagsburg. 1792/1801
kam das Gebiet an Frankreich. S. Leiningen-Dagsburg,
Leiningen-Dagsburg-Hartenburg., Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998.
Dagstuhl (Herrschaft). Um die spätestens 1290
südöstlich von Trier erbaute Burg D. der
Edelherren von Saarbrücken entstand eine Herrschaft mit den Hochgerichten
Wadern, Schwarzenberg, Primsweiler und Neunkirchen an der Nahe, die nach 1375
durch weibliche Erbfolge gemeinschaftlich an vier ritterschaftliche Familien
(Pittingen, Rollingen, Brücken [Brucken], Fleckenstein) kam. Seit 1600 ist die
Hoheit des Erzstifts Trier nachweisbar. Von 1616 bis 1625 erwarb der Erzbischof
von Trier (Philipp Christoph von Sötern) die zum oberrheinischen Reichskreis
gehörige Herrschaft mit den Hochgerichten Dagstuhl, Schwarzenberg und
Weierweiler (Weierweiher) am Oberlauf der Prims und bildete daraus 1634 für
seine Familie die Fideikommissherrschaft D. Sie kam 1697 durch Einheirat an die
Grafen von Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein). 1788 entstand
nach dem Tod des Grafen Josef Anton von Oettingen und Sötern ein Erbstreit, in
dem die Fürsten von Oettingen-Wallerstein 1803 Kirchengut in Schwaben als
Entschädigung ihrer 1789 an Frankreich verlorenen Rechte erhielten. 1801
gehörte die Herrschaft der Fürstin Colloredo. 1815 kam D. an Preußen
(Rheinprovinz), 1919 und 1945 zum Saargebiet und 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 289; Wallner 698 OberrheinRK 46.
Dalberg (Herren, Reichsritter, Freiherren,
Herrschaft). Seit 1132 ist in D. bei Kreuznach eine begüterte Edelherrenfamilie
(von Stein, von Weierbach) nachweisbar. Sie übertrug ihre um die etwa 1170
erbaute Burg errichtete reichsunmittelbare
Herrschaft (mit D., Wallhausen, Sommerloch, Spabrücken, Schlierschied [wüst]
Aschborn [Eschborn], Oberhub, Unterhub, Münchwald und Wald-Erbach [Walderbach])
mit ihrem Namen 1315/1318/1325 erbweise an die seit dem 12. Jahrhundert
nachweisbaren verwandten Kämmerer von Worms. 1367 erlangten die Pfalzgrafen
durch die Öffnung der D. Einfluss auf die mit Lehnsrechten des Hochstifts
Speyer belastete Herrschaft. Die D. gehörten zum Ritterkreis Rhein der
Reichsritterschaft und wurden 1653/1654 in den Reichsfreiherrenstand erhoben.
Die Familie zerfiel in zahlreiche Zweige (Dalberg zu Dalberg bzw.
Dalberg-Dalberg bis 1848, Dalberg zu Herrnsheim bzw. Dalberg-Herrnsheim bis
1833). Um 1790 waren die D. zu D. mit Aschborner Hof bzw. Aschborn, D.,
Münchwald, Oberhub, Schlierschied (wüst), Sommerloch, Spabrücken, Unterhub,
Wallhausen und der Hälfte von Wald-Erbach (Walderbach) Mitglied des Kantons
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein sowie außerdem im Kanton Rhön-Werra
(von etwa 1650 bis 1806) und im Kanton Baunach (von etwa 1700 bis 1806) des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Die D. zu Herrnsheim zählten mit Mandel
zum Kanton Niederrheinstrom und mit Essingen, Herrnsheim samt Abenheim und
Kropsburg zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Die D. zu Heßloch
(Haßloch) rechneten um 1790 mit einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim,
einem Achtel der Ganerbschaft Mommenheim, Gabsheim und Heßloch (Haßloch) samt
Hospitalhof ebenfalls zum Kanton Oberrheinstrom. Die Linie Dalberg-Heßloch
(Dalberg-Haßloch) war seit 1810 als Grafen von Ostein in Böhmen begütert. Karl
Theodor von Dalberg (8. 2. 1744-10. 2. 1817) war seit Juli 1802 der letzte
Kurfürst von Mainz (1803 Fürstentum Regensburg mit Fürstentum Aschaffenburg und
Wetzlar) und von Juni 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt (ohne Regensburg,
aber mit Fulda und Hanau).
L.: Wolff 515; Seyler 358; Hölzle, Beiwort 58; Winkelmann-Holzapfel 144;
Riedenauer 123; Rahrbach 41, 43; Fabricius, N., Die Herrschaften des unteren
Nahegebietes, 1914; Bilz, B., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, 1968;
Battenberg, F., Dalberger Urkunden. Regesten zu den Urkunden der Kämmerer von
Worms gen. von Dalberg und der Freiherren von Dalberg 1165-1823, Bd. 1ff.
1981ff.; Färber, K., Der Übergang des Dalbergischen Fürstentums Regensburg an
das Königreich Bayern - zum 175jährigen Jubiläum, 1985, Verh. d. hist. Vereins
f. Oberpfalz und Regensburg 125; Carl von Dalberg, hg. v. Spies, H., 1994; Carl
von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995.
Dalhem (Grafschaft). 1801 gehörte die
Grafschaft D. über das Herzogtum Limburg und den Herzog von Burgund bzw. Österreich zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1.
Danckelmann, Dankelmann (Reichsritter). Von 1694 bis
zu dem 1702 erfolgten Verkauf des Gutes Burggrub
zählten die D. zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 14 und Anm. 760; Riedenauer 123.
Dannenberg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schwerin bzw. Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). Nach der Burg D. kurz
vor der Mündung der Jeetze in die Elbe nannten sich Grafen von D., die
Lehnsträger der Welfen und Askanier waren. 1203 fiel D. innerhalb der ersten
welfischen Teilung an Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1303
kam D. beim Aussterben der Grafen an Herzog Otto den Strengen von
Braunschweig-Lüneburg (Lüneburg). 1569 wurde D. Sitz der Linie
Braunschweig-Dannenberg. 1671 kam es wieder an Braunschweig-Lüneburg in Celle.
S. Braunschweig-Dannenberg, Niedersachsen.
L.: Wolff 434; Meyer-Seedorf, W., Geschichte der Grafen von Ratzeburg und
Dannenberg, Diss. phil. Berlin 1910; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 120.
Dannenfels, Tannenfels (Herrschaft). D. bei
Kirchheimbolanden war ursprünglich Teil der Herrschaft Kirchheim (Bolanden).
Die um 1270 erbaute Burg wurde Sitz der von
einer Linie der Grafen von Sponheim aus Gütern derer von Bolanden gebildeten
Herrschaft D. (Tannenfels). Nach Zerstörung der Burg
1525 kam D. von 1574 bis 1797 an Nassau-Weilburg. 1815 fiel D. (über Nassau) an
Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Döhn, H., Kirchheimbolanden, 1968.
Daun (Herren, Reichsritter). Die Burg D. am Oberlauf der Lieser in der Eifel war ein
Reichslehen der seit 1136 nachweisbaren Herren von D. 1356 kam D. an das
Erzstift Trier, so dass die Herren von D. nunmehr Afterlehnsträger des
Erzstifts Trier waren. Bis zum 18. Jahrhundert starben alle Linien der Herren
von D. aus. Burg und Herrschaft wurden vom
Erzstift Trier teilweise als erledigtes Lehen eingezogen, teilweise an die von
Manderscheid verlehnt, wodurch diese Teile 1780 mit Blankenheim und Gerolstein
an die Grafen von Sternberg kamen. Nach 1797 wurde D. Sitz einer
Kantonsverwaltung Frankreichs, fiel 1815 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83, 363; Blum, P., Geschichte der Stadt Daun in ihren Grundzügen, 2.
A. 1954.
Daun (Reichsritter, Reichsgrafen). In der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint ein mittelrheinisches, aus Burgmannen erwachsenes Adelsgeschlecht, das zur Reichsritterschaft gehörte und mit den namengebenden altgräflichen Dienstherren nicht verwandt war. 1655 wurde es in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach übersiedelte es nach Österreich. 1710 erlangte es den Titel eines Fürsten von Thiano. 1896 starb die Familie aus.
Dauphiné (Fürstentum). Die zum Königreich Burgund gehörige Grafschaft Vienne zwischen Alpen und
Rhone wurde seit Burgunds Angliederung an das
Reich im Jahre 1032 als Reichslehen angesehen. Der angelsächsisch geprägte
Leitname des Grafengeschlechts Dolphinus ergab die französische Bezeichnung D.
für die Grafschaft, die von 1029 bis 1349 als eigenständiges Fürstentum
bestand. 1349 übergab der letzte Graf Humbert II. († 1355) die Grafschaft an
Frankreich. Damit verlor das Reich das Gebiet, obgleich es zunächst weiter eine
formelle Oberhoheit beanspruchte.
L.: Fournier, P., Le royaume d'Arles et de Vienne, 1891; Grieser, R., Das
Arelat in der europäischen Politik, 1925; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 100; Giordanengo, G., Dauphiné, LexMA Bd. 3 1984,
586f.; Lemonde, A., Le temps des libertés en Dauphiné, 2002.
Degenberg (Herren, Grafschaft). Nach der Burg D. bei Bogen nannte sich ein
Ministerialengeschlecht, das nach dem Aussterben der Grafen von Bogen (1242)
von den Herzögen von Bayern einen großen Teil des Bogener Erbes erhielt. 1348
wurden die Güter in die Herrschaften Degenberg, Altnussberg und Weißenstein
geteilt. Bei dem Aussterben der 1465 in den Freiherrenstand erhobenen Familie
fielen sie 1602 an Bayern.
L.: Bleibrunner, H., Der Landkreis Bogen, 1962.
Degenfeld (Herren, Freiherren, Reichsritter). Die
nach der auf altrechbergischem Gut liegenden Stammburg D. bei Schwäbisch Gmünd
benannte Familie erscheint 1270. Sie gehörte zur Dienstmannenschaft der Herren
von Rechberg, hatte im 14. Jahrhundert Burg und
Dorf D. (1597 zur Hälfte an Württemberg, 1791 zur rechbergischen anderen Hälfte
unter Lehnshoheit Württembergs) und erwarb unter anderem 1456 Eybach und am
Ende des 16. Jahrhunderts Neuhaus im Kraichgau. 1604 teilte sie sich in die
Linien Eybach und Neuhaus. 1625 wurde sie in den Reichsfreiherrenstand, 1716 in
der Linie Eybach in den Reichsgrafenstand erhoben. Diese Linie erbte 1719 die
deutschen Güter des mit einer Tochter Karl Ludwigs von der Pfalz und Marie
Susanne Luises von D. (seit 1667 Raugräfin) verheirateten Herzogs Meinhard von
Schomburg (Schonburg) und nannte sich seitdem Degenfeld-Schomburg
(Degenfeld-Schonburg). Die Freiherren von D. zählten seit etwa 1700 mit
Rothenberg (Rotenberg) und dem 1797 an den Grafen Erbach-Fürstenau verkauften
Finkenbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, dem der Graf D. als
Personalist angehörte. Außerdem waren sie zur gleichen Zeit wegen Vollmerz mit
Ramholz und Steckelberg im Kanton Rhön-Werra, mit dem 1684 an Bayern
verkauften, 1711/1771 wieder erworbenen Dürnau, und Gammelshausen, mit den 1696
von den von Wöllwarth-Lauterburg erworbenen Teilen von Essingen, Eybach (seit
1456), den 1776 von den von Welden erworbenen Teilen von Eislingen
(Großeislingen), Rechberghausen (seit 1789) und Staufeneck samt Salach (seit
1665) seit 1542 im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben sowie mit Altdorf
samt Freisbach und Gommersheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein
immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 592; Seyler 358f.; Hölzle, Beiwort 56,
58, 61; Stetten 35, 39; Winkelmann-Holzapfel 145; Kollmer 359; Schulz 260;
Riedenauer 123; Thürheim, A. Graf, Christoph Martin von Degenfeld und dessen
Söhne, 1881; Lange, L., Raugräfin Louise, 1908; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355
Degenfeld-Schonberg (Ramholz 1677, Rothenberg 1792).
Delmenhorst (Grafschaft). Die von den Grafen von
Oldenburg an der Straße Lübeck-Bremen-Brügge errichtete Burg D. wird 1254 erstmals erwähnt. Sie war seit Ende des 13.
Jahrhunderts zeitweise Sitz einer jüngeren Linie der Grafen von Oldenburg mit
der um D. gebildeten Herrschaft als eigener Grafschaft. Die ältere Linie
(Oldenburg-) D. begann 1281 und endete 1447. Die mittlere Linie wurde 1463
gegründet, währte aber nur bis 1464. Von 1482 bis 1547 gehörte D. durch
Eroberung zum Hochstift Münster. 1577 stiftete Graf Anton II. die jüngere Linie
D. (Oldenburg-Delmenhorst). 1647 kam die 12 Quadratmeilen große Grafschaft D.,
die dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, endgültig zu Oldenburg
(1667 Dänemark, 1774 Holstein-Gottorp bzw. Gottorf), das am 1. 11. 1946 in
Niedersachsen aufging.
L.: Wolff 343; Zeumer 554 II b 63, 7; Wallner 703 WestfälRK 17; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Grundig, E., Geschichte der Stadt Delmenhorst,
Bd. 1ff. 1953ff.; Grundig, E., Geschichte der Stadt Delmenhorst bis 1848, 1979;
Die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744,
hg. v. Krüger, K., Teil 1 Berufliche Gliederung und Veranlagung der
Steuerpflichtigen, Teil 2 Namenslisten der Steuerpflichtigen, 1988; Mehrtens,
J./Müsegades, K./Schröer, F., Delmenhorst im Wandel der Zeit, 1989.
Den Haag (Residenz des Grafen von Holland
bzw. Herzogs von Burgund bzw. Habsburgs)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 127.
Derenburg (Herrschaft). 937 wird die Burg D. an der Holtemme bei Wernigerode am Harz
erstmals erwähnt. Die im 12. Jahrhundert zerstörte Reichsburg wurde seit der
Mitte des 13. Jahrhunderts Hauptort der Grafschaft Regenstein des Hochstifts
Halberstadt. 1599 fiel Regenstein an das Hochstift Halberstadt heim, dieses
1648 an Brandenburg. 1801 gehörte die Herrschaft D. über die Altmark der
Markgrafschaft Brandenburg dem obersächsischen Reichskreis an. S. Preußen
(Provinz Sachsen), Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wallner 708 ObersächsRK 1.
Dernbach (Herren, Reichsritter). Nach der wüst
gewordenen Burg D. (Altdernbach) nördlich der
Aar nordöstlich von Herborn nannten sich seit 1247 Herren, die ab 1230 mit den
Grafen von Nassau in Streit um die Mark Herborn gerieten. 1327 wurde ihre Burg Altdernbach zerstört. Am 21. 5. 1333 mussten die
Ganerben ihre Güter, die sie am 9. 11. 1309 schon an die Landgrafen von Hessen
aufgetragen und als Erbburglehen erhalten hatten, an Nassau verkaufen, das es
als Lehen Hessens erhielt. Die 1333/1336 errichtete Burg
D. (Neudernbach) im Gericht Gladenbach verfiel nach 1540, als der Landgraf von
Hessen eine Hälfte erworben hatte. Im 18. Jahrhundert zählten die D. zum
Ritterkreis Rhein sowie im späten 17. Jahrhundert zu den Kantonen Rhön-Werra,
Baunach und Steigerwald des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 359; Bechtolsheim 21;
Riedenauer 123; Rahrbach 44; Renkhoff, O., Die Grundlagen der
nassau-dillenburgischen Territorialentwicklung, Korrespondenzbl. d. Gesamtver.
d. dt. Gesch. u. Altertumsver. 80 (1932); Kaminsky, H., Burg Vetzberg und ihre Ritter im 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f. LG.
52 (2002), 1; Becker, H., Neue Untersuchungen zur Dernbacher Fehde, Nass. Ann.
119 (2008) 49 (Karte 51).
Deutscher Orden, Deutscher Ritterorden, (Orden,
Reichsfürst [Deutschmeister seit 1494 Reichsfürst, Hochmeister nicht belehnbar,
aber den Reichsfürsten gleichgestellt]). Eine im dritten Kreuzzug 1190 von
Lübecker und Bremer Bürgern vor Akkon gebildete Spitalbruderschaft, die nach
eigenem Anspruch aus einem deutschen, 1143 vom Papst der Oberhoheit des
Johanniterordens unterstellten deutschen Hospital in Jerusalem hervorgegangen
sein soll, wurde am 5. 3. 1199 (1198) nach dem Vorbild des Templerordens wie
des Johanniterordens zu einem geistlichen Ritterorden (homines imperii) mit
Sitz in Montfort bei Akkon umgeformt. 1211 wurde der Orden in Siebenbürgen
(Burzenland) gegen die heidnischen Kumanen eingesetzt. 1216 erhielt er von
Kaiser Friedrich II. Ellingen an der schwäbischen Rezat, das später Sitz der
Ballei Franken wurde (1796 an Preußen, 1806 an Bayern). 1225/1226 rief ihn
Herzog Konrad von Masowien mit dem Versprechen des (Culmer Landes, Kulmer
Landes bzw.), Kulmerlands gegen die heidnischen baltischen Pruzzen zu Hilfe. Im
März 1226 gab Kaiser Friedrich II. dem Hochmeister des Ordens für dieses
Ordensland reichsfürstliche Rechte und begriff ihn in die Herrschaft des
Reiches ein, ohne den nicht lehnsfähigen geistlichen Ordensobersten in die
Lehnsverfassung des Reiches einzubeziehen. 1230 überließ Herzog Konrad dem
Orden das Kulmer Land (Kulmerland). 1231 wurde das Gebiet der Pruzzen erobert,
1243 die Bistümer Kulm (Culm), Pomesanien, Samland und Ermland errichtet. 1290
wurde die Grenze gegen Litauen erreicht. Infolge der weiteren Erwerbung Danzigs
und Pommerellens (1309), Kurlands, Nordestlands (1346), der Besetzung Gotlands
(1398) und der Pfandnahme der Neumark (1402) erreichte der Orden, dessen
Hochmeister nach dem Fall Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach
Marienburg in Westpreußen und 1457 nach Königsberg verlegte, anfangs des 15.
Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Zugleich gewann er vor allem in den alten
salisch-staufischen Königslandschaften des Reiches zahlreiche Häuser,
Hospitäler und Pfarreien, auf deren Grundlage ihm allmählich der Aufbau von
allerdings nur selten geschlossenen Herrschaften um mehrere Mittelpunkte
gelang, wobei organisatorisch zwischen den Hochmeister bzw. Landmeister
einerseits und die einzelnen Ordenshäuser (Komtureien, Kommenden) andererseits
die (wieder in Komtureien und Ämter untergliederten) Balleien eingefügt wurden.
Nach der vernichtenden Niederlage des Ordens gegen den seit 1386 übermächtigen
feindlichen König von Polen (und Litauen) bei Tannenberg (1410) musste der
Hochmeister 1466 nach dem Verlust Westpreußens (Pommerellen, Kulm, Ermland mit
Danzig, Elbing, Marienburg [1457]) im zweiten Thorner Frieden die
Schirmherrschaft des Königs von Polen anerkennen. Der Deutschmeister, der über
12 Balleien deutschen Gebiets verfügte (Thüringen, Österreich, Hessen
[Marburg], Franken [Mergentheim], Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Bozen [an der Etsch], Utrecht [bis 1637],
Altenbiesen [bei Maastricht], Lothringen, Sachsen, Westfalen), wurde 1494 als
Reichsfürst mit den Regalien belehnt. 1527/1530 erhielt er, nachdem der
Hochmeister am 8. 4. 1525 das inzwischen protestantisch gewordene Preußen
(trotz Nichtanerkennung durch Kaiser und Papst) als Herzogtum von Polen zu
Lehen genommen hatte, die Administration des Hochmeistertums in Preußen und
damit vor allem den Anspruch auf das alte Ordensland. 1525/1526 verlegte er
seinen Sitz von Horneck am Neckar nach (Bad) Mergentheim, das Mittelpunkt der
Güter an Tauber, Neckar und in Franken wurde (insgesamt rund 2200
Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern). Das Deutschmeistertum des Ordens
gehörte mit Mergentheim und den zwei Komtureien Virnsberg und Ellingen der
Ballei Franken (10 Quadratmeilen mit 32000 Einwohnern [u. a. 1250 Gundelsheim
und Horneck, 1506 Hohenfels]) dem fränkischen Reichskreis, mit der Ballei
Koblenz, die trotz reicher Güter kein eigenes Gebiet besaß und durch den Komtur
der Ballei vertreten wurde, dem kurrheinischen Reichskreis an. Wegen der Hälfte
von Berlichingen und wegen Teilen von Gollachostheim zählte der Deutsche Orden
zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, wegen Teilen von Volkershausen
zum Kanton Rhön-Werra. Außerdem war er um 1800 in den Kantonen Altmühl, Baunach
und Steigerwald immatrikuliert. 1803 blieb der Orden bestehen und erhielt durch
§ 26 des Reichsdeputationshauptschlusses für den Verlust seiner drei
linksrheinischen Balleien als Entschädigung die mittelbaren Stifter, Abteien
und Klöster in Vorarlberg, in dem österreichischen Schwaben
(Schwäbisch-Österreich) und überhaupt alle Mediatklöster der Augsburger und
Konstanzer Diözesen in Schwaben, über die nicht disponiert worden war, mit
Ausnahme der im Breisgau gelegenen. 1805 schuf das Haus Habsburg das Fürstentum
Mergentheim als österreichische Sekundogenitur. 1809 wurde dieses durch
Napoléon zugunsten der Rheinbundstaaten (Württemberg) beseitigt. Der Orden
behielt nur noch die in Österreich liegenden mittelbaren Balleien Österreich
und Bozen (Etsch). In Österreich wurde der Deutsche Orden 1834 durch Franz I. unter
Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. 1845 erhielt auf Grund
eines Vertrages zwischen dem Deutschen Orden, der freien Stadt Frankfurt am
Main und Österreich das Deutschordenshaus in Sachsenhausen (bei Frankfurt)
durch die Fiktion der Zugehörigkeit zur diplomatischen Mission Österreichs
völkerrechtliche Privilegien. 2000 wurde der 65. Hochmeister des zu dieser Zeit
rund 1000 Mitglieder zählenden Ordens gewählt. S. Fränkischer Reichskreis.
L.: Wolff 111; Zeumer 552 II a 5; Wallner 692 FränkRK 12; Großer Historischer
Weltatlas III 39 (1803) D3; Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 145f.;
Forstreuter, K., Deutschordensland Preußen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 224; Voigt, J., Geschichte Preußens
von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens,
Bd. 1ff. 1827ff.; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritterordens in seinen 12
Balleien in Deutschland, 1857; Scriptores rerum Prussicarum (Die
Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der
Ordensherrschaft), hg. v. Hirsch, T. u. a., Bd. 1ff. 1861ff., Neudruck 1965;
Preußisches Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F. u. a., Bd. 1ff. 1882ff., Neudruck
1960; Perlbach, M., Die Statuten des Deutschen Ordens, 1890; Pettenegg, E. Graf
v., Die Privilegien des Deutschen Ritter-Ordens, 1895; Prutz, H., Die
geistlichen Ritterorden, 1908; Krollmann, C., Politische Geschichte des
Deutschen Ordens in Preußen, 1932; Maschke, E., Der deutsche Ordensstaat, 1935,
3. A. 1943; Haaf, R. ten, Kurze Bibliographie zur Geschichte des Deutschen
Ordens, 1949; Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 2. A.
1965; Forstreuter, K., Vom Ordensstaat zum Fürstentum, 1951; Quellen zur
Geschichte des Deutschen Ordens, hg. v. Hubatsch, W., 1954; Tumler, M., Der
deutsche Orden, 1955; Grill, R., Die Deutschordens-Landkommende Ellingen, Diss.
phil. Erlangen 1958; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden in Siebenbürgen, 1957,
2. A: 2011; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1962; Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens, 1965; Acht
Jahrhunderte Deutscher Orden, hg. v. Wieser, K., 1967; Forstreuter, K., Der
Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Militzer, K., Die Entstehung der
Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Favreau, M., Studien zur
Frühgeschichte des Deutschen Ordens, 1974; Lampe, K., Bibliographie des
Deutschen Ordens bis 1954, bearb. v. Wieser, K., 1975; Von Akkon nach Wien.
Studien zur Deutschordensgeschichte, FS Tumler, M., hg. v. Arnold, U., 1978;
Wippermann, W., Der Ordensstaat als Ideologie, 1979; Die geistlichen
Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J./Hellmann, M., 1980; Tumler,
M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden,
1981; Boockmann, H., Die Vorwerke des Deutschen Ordens in Preußen, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983;
Diefenbacher, M., Territorienbildung des Deutschen Ordens am unteren Neckar im
15. und 16. Jahrhundert, 1985; Beiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens,
hg. v. Arnold, U., 1986; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden. Von seinem
Ursprung bis zur Gegenwart, 4. A. 1986; Neitmann, K., Die Staatsverträge des
Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, Studien zur Diplomatie eines spätmittelalterlichen
deutschen Territorialstaates, 1986; Arnold, U., Deutschsprachige Literatur zur
Geschichte des Deutschen Ordens 1980-1985. Ein Bericht, 1987, Zs. f. hist.
Forschung 14; Seiler, A., Der Deutsche Orden. Geschichte und Ideologie, 1988;
Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 12 Kapitel aus seiner Geschichte, 3. A.
1989; Grzegorz, M., Die territorialen Erwerbungen des Deutschen Ordens in
Pommerellen vor 1308, Zs. f. Ostforschung 38 (1989); 800 Jahre Deutscher Orden,
1990; Diefenbach, M., Der Deutsche Orden in Bayern, 1990; Beiträge zur
Geschichte des Deutschen Ordens, 2 1993; Die Hochmeister des Deutschen Ordens
1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg,
1999; Biskup, M./Labuda, G., Die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen,
2000; Klebes, B., Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim im Mittelalter,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 727; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen
und Beziehungen in Europa, 2004; Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen
und Livland, hg. v. Biskup, R. u. a., 2004; Militzer, K., Die Geschichte des
Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des
Deutschen Ordens, 2006.
Dhaun (Grafen, Wildgrafschaft, Wild- und
Rheingrafen). Die Burg D. an der Nahe wurde von
den Wildgrafen als den Vögten von Sankt Maximin in Trier auf Klostergrund
erbaut. 1221 erscheint ein Graf von D. (Dune), das seit 1215 als Lehen des
Erzstifts Trier galt. Nach der Teilung von 1263 nannte sich ein Hauptzweig des Geschlechtes
nach D. 1350 traten die Rheingrafen das Erbe der Wildgrafen in der Herrschaft
D. an. Seit 1499 und 1561 nannten sich jüngere Seitenlinien der Wild- und
Rheingrafen (Rheingrafen) nach D. Beim Aussterben der rheingräflichen Linie D.,
welche die Wildgrafschaft D., das Hochgericht Rhaunen, das Ingrichtsamt Hausen,
die Hälfte der Stadt Kirn und der Oberschultheißerei Meddersheim, das Amt
Flonheim und ein Viertel der Herrschaft Diemeringen/Dimringen besessen hatte,
beanspruchten die Linien Grumbach und Rheingrafenstein (Stein) die Hälfte, die
Häuser Salm das Ganze. Die Wild- und Rheingrafschaft von D. gehörte dem
wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. S. Oberrheinischer Reichskreis.
L.: Wolff 280; Salden-Lunkenheimer, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949.
Dieburg (Burg,
Herrschaft). In römischer Zeit lag am Schnittpunkt wichtiger Straßen im
Gersprenztal der Mittelpunkt der civitas Auderiensium. Im Frühmittelalter
gehörte das Gebiet zum Reichsforst Dreieich. Am Ende des 12. Jahrhunderts war
D. in den Händen der Bolanden, 1239 der Münzenberg. Als deren Erben verkauften
die Isenburg und Hohenlohe-Brauneck Burg und
Stadt D. an das Erzstift Mainz, von dem es 1803 an Hessen-Darmstadt kam. Nach
D. nannten sich die Groschlag von D. S. Groschlag von (und zu) Dieburg, Hessen,
Ulner von Dieburg.
L.: Wolff 80; Hoch, G., Territorialgeschichte der östlichen Dreieich, Diss.
phil. Marburg 1953; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 140.
Diede zum Fürstenstein (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die D. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Burggraf Friedberg).
Diedenhofen (Reichsgut ?), frz. Thionville. In D. an
der Mosel nördlich von Metz erscheint nach älteren Siedlungsspuren 751 eine
Königspfalz (Theodonis villa). 930 wurde die Kirche von D. an das Kloster Sankt
Maximin zu Trier gegeben. Dessen Vögte waren die Grafen von Luxemburg, die auch
die umliegende Grafschaft innehatten. Sie eigneten sich das Königsgut an.
Immerhin kam, nachdem das deutsche Königtum an die Grafen von Luxemburg
gefallen war, D. zur Reichskammer. 1441/1461 gelangte es an Burgund, 1477 an Habsburg, später an Frankreich.
L.: Wolff 58; Joset, C., Les villes au pays de Luxembourg, 1940; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 142.
Diemantstein (Freiherren, Herrschaft). Um 1260 errichtete
Tiemo von dem Stein, der mit den Familien der Edelfreien der Hohenburg und zu
Fronhofen verwandt gewesen sein dürfte, im Tal der Kessel bei Dillingen die Burg D. Seit 1712 waren die Freiherren von
Diemantstein (Stein) Reichsgrafen (von Diemenstein). Beim Aussterben des
Geschlechts folgten 1730 die Elster, 1756 die Schaudi, 1758 das Reichsstift
Sankt Ulrich und Afra zu Augsburg und 1777 die Fürsten von
Oettingen-Wallerstein. D. gehörte seit 1542 dem Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben an. Über Oettingen gelangte D. an Bayern.
L.: Schulz 260.
Diepholz (Herren, Grafschaft). Edelfreie Herren
von D., die aus dem Land Hadeln stammen, sind erstmals 1085 belegt. Sie
erbauten zwischen 1120 und 1160 an der oberen Hunte eine 1160 erstmals bezeugte
Burg, die zum Vorort ihrer von Mooren
geschützten, zwischen den Hochstiften von Minden, Osnabrück und Münster
gelegenen Herrschaft zwischen Wildeshausen und Bassum bzw. Levern und Rahden
wurde. Wichtige Rechte gingen um 1300 von den Welfen bzw. den Askaniern sowie
den Grafen von Ravensberg zu Lehen. Weitere Rechte bestanden im friesischen
Küstenraum (Midlum), doch blieb das Herrschaftsgebiet insgesamt bescheiden.
1512 nahmen die Herren zum Schutz gegen Minden die Lehnshoheit des Reiches,
1531 der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an. 1521 trugen sie das Amt Auburg
im Südwesten den Landgrafen von Hessen als Mannlehen auf. 1531 erwarben sie
(wohl zusammen mit der Reichslehnbarkeit) den Grafenrang. 1585 starb das
Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel auf Grund einer Anwartschaft von 1517 an
Braunschweig-Lüneburg (bis 1665 Braunschweig-Celle, dann Calenberg), Auburg
(trotz eines 1606 vor dem Reichskammergericht angestrengten, zweihundert Jahre
währenden Rechtsstreits mit den Welfen) an Hessen. 1593 wurden die Welfen vom
Kaiser belehnt. Die Grafschaft gehörte dem westfälischen Reichsgrafenkollegium
an. 1685/1723 ging sie, um 9 (bzw. 11,5) Quadratmeilen groß, mit den Ämtern D.
(mit den Vogteien Barnstorf und Drebber) und Lemförde (mit dem Flecken Lemförde
und acht Dörfern) in Hannover auf (1823 zusammen mit der Grafschaft Hoya
Landdrostei Hannover). 1816 kam nach Abfindung der Freiherren von Cornberg auch
Auburg an Hannover. Über Hannover fiel D. 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen. S. Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 11; Wallner 703 WestfälRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F.,
Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Moormeyer, W., Die
Grafschaft Diepholz, 1938; Guttzeit, E., Geschichte der Stadt Diepholz, Teil 1
1982; Dienwiebel, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und
Diepholz, A-K, 1989; Die Grafschaften Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe,
2000.
Diersburg, Dierspurg (reichsritterschaftliche
Herrschaft). Nach der Burg D. bei Hohberg in der
Ortenau nannte sich erstmals 1197 ein Walther de Tirsperc, der mit den Grafen
von Geroldseck verwandt war. 1279 kam die Burg
erbweise an die Ritter von Schwarzenberg, am Ende des 14. Jahrhunderts je zur
Hälfte an die Markgrafen von Baden und an die Ritter Hummel von Stauffenberg,
die ihre Hälfte im 15. Jahrhundert an Baden verkauften. 1463 belehnte Baden den
Ritter Andreas Röder mit Burg und Herrschaft. Im
18. Jahrhundert gehörte die Familie der D. (Röder von D.) mit D. und
Reichenbach zum Ort (Kanton) Ortenau des Kantons Neckar bzw.
Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben sowie zum Ritterkreis
Unterelsass. D. gelangte über Baden 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Röder
von Diersburg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 531.
Dillenburg (Burg,
Herrschaft). Wohl schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbauten die
Grafen von Laurenburg/Nassau an der Dill die Burg
D., die 1255 an die ottonische Linie der Grafen von Nassau fiel. Seit 1290 war
sie Sitz der Grafen. S. Nassau-Dillenburg, Hessen.
L.: Wolff 337; Becker, E., Schloss und Stadt Dillenburg, 1950, Neudruck 1983.
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von
Augsburg). D. an der Donau, das als Siedlung bis in die alemannische Landnahmezeit
zurückgehen dürfte, ist seit 973 als Burg der
vermutlich ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem Geschlecht
Hupalds († 909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat die
Grafschaft Kiburg (Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die
Grafschaft Kiburg (Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt
1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die
schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter
an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29.
12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof von Augsburg war
und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg. Vom 15.
Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554 eine bis
1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143.
Dilsberg (Grafen). 1208 ist die Burg D. am Neckar bei Heidelberg als Sitz der Grafen
des Elsenzgaues (Grafen von Lauffen) belegt. Um 1220 fiel sie über eine
Erbtochter an die Herren von Dürn (Walldürn), die sich Grafen von D. nannten.
1286 wurde sie an König Rudolf von Habsburg verkauft, etwa um 1330 an die
Pfalzgrafen bei Rhein veräußert. 1803 fiel sie an Baden. Damit gelangte D. 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Bernhard, J., Die Bergfeste Dilsberg, 1961; Lenz, R., Kellerei und Unteramt
Dilsberg. Entwicklung einer regionalen Verwaltungsinstanz im Rahmen der
kurpfälzischen Territorialpolitik am unteren Neckar, 1989.
Dinklage (Herren, Herrlichkeit). Seit dem 13.
Jahrhundert sind die nach der Burg D. bei Vechta
benannten Herren von D. nachweisbar. Ihre 1279 zu Lehen genommenen Güter kamen
im 17. Jahrhundert an die Galen. 1827 fielen sie an Oldenburg und damit 1946 an
Niedersachsen.
L.: Niemann, C., Das Oldenburger Münsterland, Bd. 1f. 1889ff.
Dinslaken (Herren, Herrschaft). Die Burg D. am Nordwestrand des Ruhrgebiets wird 1163
(Dincelachen) zuerst genannt. Nach 1220 fiel sie durch Heirat der Erbtochter
der Herren von D. an die Grafen von Kleve. Mit Kleve kam sie 1368 durch Heirat
an die Grafen von der Mark (1368-1406 selbständig) und 1609/1614/1666 erbweise
an Brandenburg. 1946 fiel D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Triller, A., Stadtbuch von Dinslaken, 1959; Dinslaken zwischen
gestern und morgen, 1970; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 152.
Döben (Burggrafschaft).
Vermutlich im ausgehenden 10. Jahrhundert wurde die 1117 erstmals erwähnte Burg D. an der Mulde bei Grimma errichtet, in der
1181/1185 ein Reichsburggraf eingesetzt wurde. Seit 1198 kam er aus der Familie
der Erkenbertinger (von Tegkwitz). Nach deren Aussterben fiel die Burggrafschaft wohl schon 1286 an die Markgrafen von
Meißen und als deren Lehen später an die Burggrafen
von Leisnig. S. Sachsen.
L.: Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dohna (Reichsburggrafschaft). 1040 wird die am
Weg nach Böhmen auf einer vorgeschichtlichen Anlage wohl schon im 10.
Jahrhundert errichtete Burg D. bei Dresden
erstmals erwähnt. 1086 kam sie unter der Herrschaft Böhmens an Wiprecht von
Groitzsch. 1127 erscheint ein edelfreies Geschlecht von Rotowe bzw. Rötha (Röda
bei Altenburg?) im Pleißner Land, das (1144 oder) 1156 von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa mit der Reichsburggrafschaft über das 1152 von Böhmen an das Reich
zurückgefallene Donin (seit dem 15. Jh. D.) als Reichslehen belehnt wurde. Sich
nach D. benennend breitete es sich im 13. und 14. Jahrhundert über Böhmen, die
Lausitz und Schlesien aus. 1402 wurde die Familie durch die Markgrafen von
Meißen gewaltsam aus der Burggrafschaft
vertrieben. Die Hauptlinie starb 1415 aus. 1423, 1558 und 1648 bestätigten die
Kaiser gleichwohl die Reichsunmittelbarkeit. Außerdem erhielt die Familie 1648
die kaiserliche Anerkennung als Reichsburggrafen und Grafen, ohne dass dadurch
Reichsstandschaft verliehen worden wäre. Die in der Lausitz, in Schlesien,
Böhmen und Preußen begüterte Familie teilte sich seit 1649 in eine 1711
erloschene schlesisch-katholische Linie und eine ostpreußisch-protestantische
Linie mit den Zweigen Lauck, Reichertswalde, Schlobitten und Schlodien (seit
1619) sowie Dohna-Glodin und Dohna-Wartenberg.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Dohna, S. Graf
v., Aufzeichnungen über die erloschenen Linien der Familie Dohna, 1876; Dohna,
S. Graf v., Aufzeichnungen über die Vergangenheit der Familie Dohna, Bd. 1ff.
1877ff.; Kekulé v. Stradonitz, S., Die staatsrechtliche Stellung der Grafen zu
Dohna am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts, 1896; Meiche, A.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927;
Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980.
Dölau (Burg,
Herrschaft). D. westlich von Halle war zeitweise Sitz der Linie Reuß-Dölau. S.
Reuß-Dölau.
L.: Wolff 420.
Dole (Residenz des Grafen von Chalon bzw.
Herzogs von Burgund)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 147.
Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D.
(894/930 Stufo) lag im königlichen Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem
Hochstift Regensburg gab. Dieses konnte die sich um D. bildende Herrschaft
gegen Bayern behaupten, musste sie aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden.
Seitdem kam es zu mehrfachem Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg,
Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis zählende D.
1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm fiel es 1803 an den
Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des Großherzogtums
Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Dorpat (Hochstift, Residenz), russ. Jurev,
estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach als
Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in Leal das Bistum D. in einer
schon für die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends nachgewiesenen
estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen
erobert worden war, begründet. Es war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit
1245 dem Erzbischof von Riga unterstellt. Das Territorium wurde zwischen
Bischof und Deutschem Orden aufgeteilt. Am 6. 11. 1225 wurde der Bischof durch
König Heinrich (VII.) mit dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten
erhoben. Seit 1525 drang die Reformation durch. Mit der Verschleppung des
letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G.
v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524,
1, 2, 150.
Drachenfels (Herrlichkeit). Die im 12. Jahrhundert
entstandene Festung D. des Erzstifts Köln wurde vor 1149 an das Kassiusstift in
Bonn übertragen. Die bis 1530 nachweisbaren Burggrafen
von D. gewannen gegenüber dem Kassiusstift Unabhängigkeit, wurden Lehnsleute
des Erzstifts Köln und begründeten als Kölner Unterherrschaft 1402 das
Drachenfelser Ländchen mit neun Dörfern auf der gegenüberliegenden Rheinseite.
Die Herrlichkeit D. gelangte 1803 an Nassau-Usingen, 1806 an das Großherzogtum
Berg, 1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Biesing, W., Drachenfelser Chronik, 1980.
Duisburg (Reichsstadt). 883/884 wird D., das auch
mit dem vormerowingischen Dispargum verknüpft wird und dessen Name zum
Personennamen Thio gestellt wird, als einem römischen Militärposten auf dem Burgberg folgende fränkische Königspfalz bei Regino
von Prüm erwähnt. Im 12. Jahrhundert entwickelte es sich allmählich zur Stadt
(regia villa, 1129?). Eine Verlagerung des Rheins kurz nach 1200 ließ den
wirtschaftlichen Aufschwung abbrechen. 1290 wurde D. von König Rudolf von
Habsburg an das Herzogtum Kleve verpfändet und kam mit diesem zusammen 1614 an
Preußen. Von 1543 an setzte sich die Reformation durch, 1655 wurde durch den
Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine bis 1818 als klevische
Landesuniversität bestehende Universität gegründet. 1946 fiel D. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 316; Averdunk, H., Geschichte der Stadt Duisburg bis zum Jahre 1666,
1894; Averdunk, H./Ring, W., Geschichte der Stadt Duisburg, 2. A. 1949; Ring,
W., Heimatchronik der Stadt Duisburg, 1954; Domke, H., Duisburg, 1960; Bätz,
H./Steeger, H., Heimatatlas Duisburg, 1968; Roden, G. v., Geschichte der Stadt
Duisburg, Bd. 1 1970; Milz, J./Pietsch, H., Duisburg im Mittelalter, 1986;
Bergmann, W. u. a., Urkundenbuch der Stadt Duisburg, Bd. 1 904-1350, 1989; Born,
G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Jägers, R., Duisburg
im 18. Jahrhundert, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 167;
Milz, J., Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs, 2008; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 107.
Dyck (Reichsherrschaft). 1094 werden Herren
von D. zwischen Rheydt und Grevenbroich erstmals genannt. Ihnen gelang es, um
ihre Burg D. aus den Kirchspielen Bedburdyck,
Hemmerden und der Herrlichkeit Schelsen eine Herrschaft zu errichten. Die
Reichsherrschaft D. kam 1394/1395 beim Erlöschen der Herren an das Haus
Salm-Reifferscheid, das 1628 den Titel Altgraf erhielt, dem westfälischen
Reichsgrafenkollegium angehörte und 1804 in den Reichsfürstenstand erhoben
wurde. 1813/1815 fiel die 1 Quadratmeile große Herrschaft an Preußen, 1946 kam
D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 497; Zeumer 554 II b 63, 30; Bremer, J., Die reichsunmittelbare
Herrschaft Dyck, 1959.
Eberbach (Reichsstadt). Auf altem Siedlungsland
am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das Hochstift Worms kam,
errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste
der Bischof die Burg gegen eine Geldentschädigung
an König Heinrich VII. zu Lehen geben. Gleich danach errichteten die Staufer
die Stadt E. Sie wurde nach dem Untergang der Staufer (um 1255) Reichsstadt und
hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert
wurde sie wiederholt verpfändet und kam 1330 als Pfand an die Pfalz, 1410 an
Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die Kurpfalz. 1803 fiel sie an Leiningen und
1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Ebersberg genannt von Weyhers (Reichsritter,
Freiherren, Herrschaft), Ebersberg. Das 944 erstmals erwähnte Gersfeld in der
Rhön war fuldaisches Lehen der Herren von Schneeberg, das nach der Eroberung
durch Würzburg 1402/1428 an die schon im 12. Jahrhundert nachweisbaren Herren
E. kam. Die unterhalb der Wasserkuppe in der Rhön in staufischer Zeit
errichtete Burg Ebersberg wurde 1271 vom Abt von
Fulda zerstört, 1396 als Ganerbenburg unter Lehnshoheit Fuldas wieder
aufgebaut. 1435 entstand im Anschluss daran die reichsunmittelbare Herrschaft
der Herren von E. 1460 wurde die Burg erneut von
Fulda erobert. Seit dem 16. Jahrhundert zählte die in 3 Linien geteilte Familie
der E. zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken (im 17. und 18.
Jahrhundert mit der Herrschaft Gersfeld, Bodenhof, Dammelhof, Diesgraben,
Dörrenhof, Dresselhof, Holenbrunn [Hohlenbrunn], Kippelbach, Maiersbach,
Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers, Sandberg und Schachen).
Im frühen 17. Jahrhundert gehörten sie auch dem Kanton Baunach an. Ernst
Friedrich von E. erlangte 1732 einen Anteil an den Ganerbschaften Bechtolsheim
und Mommenheim (bis 1790) und wurde 1733 unter Hinzufügung des Namens und
Wappens seines Schwiegervaters Hans Eberhard Freiherr von Leyen in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. Die Freiherren E. waren bis zum 1790 erfolgten
Verkauf von einem Zehntel der Ganerbschaft Bechtolsheim und einem Achtel der
Ganerbschaft Mommenheim an den Freiherren von Wallbrunn zu Nieder-Saulheim
(Niedersaulheim) Mitglied des Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
1785 heiratete die letzte, in Gersfeld lebende Erbin den Grafen Johann Wilhelm
von Froberg-Montjoie (Montjoye). Gersfeld kam 1816 an Bayern, 1866 an Preußen
und 1945 an Hessen. S. Weyhers.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 546; Seyler 360; Pfeiffer 198;
Winkelmann-Holzapfel 146f.; Zimmermann 66; Riedenauer 123; Rahrbach 48; Abel,
A., Der Kreis Gersfeld nach seiner erdkundlichen und geschichtlichen Seite,
1924; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Gersfeld bis 1785).
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal
benennen. Sie stifteten um die Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb
und Frauenalb und bauten eine bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem
Hauptort Gernsbach auf (nach 1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer
um Rotenfels am Unterlauf der Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13.
Jahrhundert (vor 1251) zogen sie in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach.
1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283 erwarben die Markgrafen von Baden die
Hälfte der namengebenden Burg. 1387 musste der
größte Teil der Grafschaft an die Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660
erlosch das Geschlecht im Mannesstamm, der ebersteinische Anteil an Gernsbach
fiel an Speyer als Lehnsherren, 1803 an Baden, das 1666/1667 bereits andere
Teile der Güter erhalten hatte. Die dem schwäbischen Reichskreis angehörige
Grafschaft, die um 6 Quadratmeilen groß war und unter anderem Schloss und
Flecken E., die Stadt Gernsbach, die Abtei Frauenalb und den Marktflecken
Muggensturm umfasste, hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau vom 11.
bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im Murgtal, 2006.
Eberstein (Reichsritter). 1116 erscheint ein
ostfränkisch-thüringisches Geschlecht, das sich nach der 1282 vom Bischof von
Würzburg zerstörten Burg E. in der vorderen Rhön
benannte. Es gehörte im 16. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton
Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 51; Eberstein, L. F. Frhr. v.,
Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechts Eberstein vom
Eberstein auf der Rhön, Bd. 1ff. 2. A. 1889; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau
1540).
Ebing s. Ebinger (von der Burg)
Ebinger von der Burg,
Ebing von der Burg (Freiherren, Reichsritter).
Vom 16. Jahrhundert bis um 1800, seit 1672 mit Steißlingen zählten die nach dem
793 erstmals erwähnten Ebingen (Ebinga) in der schwäbischen Alb benannten
Freiherren E. zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm. 2 und
Anhang 77.
Ebringen (reichsritterschaftliche Herrschaft). E.
am Schönberg im Breisgau wird 716/720 erstmals erwähnt. Es war später
Verwaltungsmittelpunkt der Güter des Klosters Sankt Gallen im Breisgau. 1349
belehnte das Stift den Ritter Werner von Hornberg gegen Auftragung seiner Burg Schneeburg (Schneeberg) auf dem Schönberg mit der
Herrschaft E. Später wechselten die Lehnsleute mehrfach, bis seit 1621 Sankt
Gallen das zurückerworbene Lehen wieder selbst verwaltete. Die geistlichen
Statthalter wurden bezüglich der Herrschaft als Mitglieder der breisgauischen
Ritterschaft betrachtet. Über Baden kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wohleb, J., Die Sankt Gallische Herrschaft Ebringen im Breisgau,
Bodenseebuch 1941; Rößler, K., Geschichte des Dorfes Ebringen, 1959;
Förderverein Dorfarchiv, Ebringen im Wandel der Zeit, 1988; Ebringen.
Herrschaft und Gemeinde, hg. v. Schott, C./Weeger, E., Bd. 1 1992.
Écuens (Gau Écuens in Burgund
um Lons-le-Saunier, Scodingorum pagus)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Scodingorum;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 109 Écuens.
Eger (Reichsstadt), tschech. Cheb. Das Gebiet
an der E. (Egerland) kam nach der allmählichen Eindeutschung des nach dem Abzug
der Germanen im Frühmittelalter slawisch besiedelten Raumes vor 1167 an die
Staufer, die neben dem 1061 erstmals erwähnten Dorf E. die Stadt E. gründeten.
1277 wurde E. Reichsstadt. 1322 verpfändete König Ludwig der Bayer nach
mehreren früheren Verpfändungen E. mit dem Egerland an Böhmen. 1353 übernahm
Karl IV. als König von Böhmen das Pfand. Die Pfandschaft wurde bis 1806 nicht
eingelöst. Mit dem Egerland wurde dann E. Böhmen staatsrechtlich eingegliedert.
1918 kam es an die Tschechoslowakei. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Schürer, O., Geschichte der Burg
und Pfalz Eger, 1934; Sturm, H., Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951.
Egerland (Reichsland). Eger an der Eger wird 1061
erstmals erwähnt. Die historische Landschaft E. ist der nördliche Teil des
mittelalterlichen Banngebiets auf dem bayerischen Nordgau mit Fichtelgebirge
und Egerer Becken. Im frühen 12. Jahrhundert wurde es von der bayerischen
Besiedlung erfasst (Bau einer Burg durch den
Diepoldinger Markgrafen Diepold III. von Vohburg) und erscheint seit 1135 als
Region Eger. Sie wurde nach 1146 und vor 1167 auf Grund der Heirat Kaiser
Friedrichs I. Barbarossa mit Adela von Vohburg dem Reich unmittelbar
unterstellt und von Friedrich I. Barbarossa zu einer straff organisierten
Herrschaft mit dem Vorort Eger ausgebaut (provincia Egrensis, 1261 Egerlant).
Nach dem Sturz der Staufer (um 1254) wurde das bis 1266 reichsunmittelbare Land
aufgeteilt. Der Süden wurde vom Kloster Waldsassen zum Stiftland (Stiftsland)
zusammengefasst, das 1411 unter den Schutz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts
unter die Landeshoheit der Pfalz und 1628 unter die Landeshoheit Bayerns kam.
Den Westen zogen die Burggrafen von Nürnberg an
sich und bildeten vom 15. Jahrhundert an um Wunsiedel die sechs Ämter auf dem
Gebirg (Sechsämterland), die mit der Markgrafschaft Bayreuth 1810 an Bayern
kamen. Im Norden fielen Teile an das meißnische Vogtland, wobei die
Reichsherrschaft Asch entstand. Den Rest erwarb Böhmen, das den Erwerb aber
1276 dem Reich zurückgeben musste. 1322 gewann Johann von Luxemburg dieses
Gebiet als Gegenleistung für die böhmische Stimme bei der Wahl Ludwigs des
Bayern zum König (neben 20000 Mark Silber) als Reichspfandschaft Eger. Diese
wurde bis 1806 nicht eingelöst und erst in diesem Zeitpunkt staatsrechtlich
Böhmen eingegliedert. 1945 wurde die fast rein deutsche Bevölkerung aus der
1918 entstandenen Tschechoslowakei weitgehend ausgewiesen. S. Tschechien.
L.: Wolff 465; Gradl, H., Geschichte des Egerlandes bis 1437, 1893; Bergmann,
A., Das heutige Egerland, 1957; Käubler, R., Das Alter der deutschen Besiedlung
des Egerlandes, 1958; Sturm, H., Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder,
Bd. 2 1967f.; Sturm, H., Districtus Egranus, Historischer Atlas von Bayern,
Altbayern 2,2 1981; Pscheidt, E., Eger. Ehemals eine freie Reichsstadt,
Ausstellungskatalog o. J. (1984); Ambronn, K./Hlavácek, I., Eger, LexMA 3 1986,
1604ff.
Egisheim (Grafen), frz. Eguisheim. Die nach der
von Herzog Eberhard erbaute Burg E. südlich von
Colmar benannten Grafen von E. stammen wie die Grafen von Habsburg von den
Herzögen im Elsass (Etichonen) ab. Herzog Hugo II. begründete im 10.
Jahrhundert die Linie Egisheim-Dagsburg. 1144 starben die Grafen von E. aus und
wurden von den Grafen von Dagsburg beerbt. Bei deren Aussterben 1225 kam die
Grafschaft an das Hochstift Straßburg (obere Mundat). S. Dagsburg, Staufer.
L.: Wolff 236; Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 2 1901ff.; Legl, F.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim, 1998; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 174.
Egloffstein (Freiherren, Grafen, Reichsritter). 1190
erscheinen die nach der Burg E. bei Forchheim
benannten Herren von E. (Hegelofveste). 1509/1515 wurde die Burg Lehen des Hochstifts Bamberg. Von etwa 1600 bis
1806 gehörten die E. mit dem Rittergut Mühlhausen zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie im Kanton Gebirg immatrikuliert. Nach
1650 gehörten sie auch dem Kanton Odenwald, um 1780 auch dem Kanton Altmühl zu.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 196, 199, 208; Bechtolsheim
12, 18, 63; Riedenauer 123; Rahrbach 56; Egloffstein, G. Frhr. von und zu,
Chronik der Grafen und Freiherren von Egloffstein, 1894.
Ehrenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde am Ehrbach bei
Brodenbach die E. erbaut, die das Erzstift Mainz den Pfalzgrafen bei Rhein zu
Lehen gab. Nach der E. nannten sich seit 1189 Ritter von E., die Lehnsleute der
Pfalz waren. Um 1399 zog die Pfalz die Herrschaft als erledigtes Lehen ein,
teilte aber 1413 mit Schönenburg und Pyrmont. 1426 erbte Pyrmont den Anteil
Schönenburgs. 1545 kamen die Güter durch Erbfolge von Pyrmont-Ehrenburg an
Eltz-Pyrmont, 1561 an Quadt von Landskron, 1668 an die Freiherren Clodt zu
Ehrenberg (E.) und 1789 an den Freiherren vom Stein. Die aus den Dörfern
Brodenbach und Karbach und der Vogtei Hirzenach (Oberhirzenach) bestehende
Herrschaft zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Über
Preußen gelangten die Gebiete 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 515; Skiba, W., Die Burg in
Deutschland. Aufzeichnung und Analyse der Ehrenburg auf dem Hunsrück, Darmstadt
1962 (masch. schr.).
Ehrenfels (Herrschaft). Die Burg E. nordwestlich von Regensburg an der Schwarzen
Laber (Laaber) war Mittelpunkt einer Herrschaft (u. a. Beratzhausen), die seit
1256 denen von E. (Hohenfels) unterstand. Im 14. Jahrhundert ging sie erbweise
an die Herren von Stauf über. 1567 wurde E. an die Pfalzgrafen (Pfalz-Neuburg)
verkauft. 1801 gehörte die Herrschaft dem bayerischen Reichskreis an und befand
sich im Besitz der Pfalz bzw. Bayerns, die aber Sitz und Stimme bei dem
Reichskreis wie im Reichsfürstenrat nicht wahrnahmen.
L.: Wolff 149; Wallner 713 BayRK 18.
Ehrenstein (Herren). Um 1330 erbauten die
edelfreien Herren von Ütgenbach bzw. Uetgenbach, die als Zeugen in saynischen
Urkunden und als Prümer sowie Schwarz-Rheindorfer (Schwarzrheindorfer) Vögte
erscheinen, die Burg E. bei Neuwied, nach der
sich seit 1331 Herren von E. nennen. 1449 verkauften sie die Herrschaft E. den
verschwägerten Herren von Nesselrode. 1524 kam sie über die Erbtochter an die
Rennenberg, die 1526 von Köln damit belehnt wurden. Später fiel sie an Preußen
und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 202ff., 319f.
Eilenburg (Herrschaft), Eulenburg. Vermutlich ließ
Heinrich I. an der Stelle einer sorbischen Feste die 961 erstmals genannte Burg E. bei Leipzig errichten. Burg und Umland kamen vor 1000 als Reichslehen an die Wettiner, von
diesen im 12. Jahrhundert an die 1170 erstmals erwähnten ministerialischen
Vögte und Herren von E. (Ileburg) bzw. Eulenburg. 1364 geriet die Herrschaft
unter die Lehnshoheit Böhmens, wurde aber 1402 vom Markgrafen von Meißen
zurückgekauft. 1815 fiel E. an Preußen. S. Eulenburg.
L.: Wolff 378; Diplomatarium Ileburgense, hg. v. Mülverstedt, A. v., Bd. 1f.
1877ff.; Platen, P., Die Herrschaft Eilenburg von der Kolonisationszeit bis zum
Ausgang des Mittelalters, 1914; Büchting, W., Geschichte der Stadt Eilenburg,
1923.
Eisenburg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Um
1288 erscheint erstmals die auf welfischem Gut um Memmingen in staufischer Zeit
errichtete Burg E. Sie wurde um 1300 Mittelpunkt
einer von den Herren von E. unter der Landvogtei Oberschwaben errichteten
Herrschaft, zu der Amendingen, E., Grünenfurt, Schwaighausen, Trunkelsberg und
Unterhart gehörten. Seit 1455 war die dem Kanton Donau des Ritterkreises
Schwaben angehörige Herrschaft in den Händen der patrizischen Settelin von
Memmingen. 1580 kam sie an das Unterhospital Memmingen, 1601 an die Neubronner
von E. 1671 erfolgte eine Zwölfteilung (Wachter, Zoller, Ebertz (Eberz),
Schermar, Lupin). 1803 fiel die 1801 über die Reichstadt Memmingen zum
schwäbischen Reichskreis gerechnete Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 217, 508; Wallner 688 SchwäbRK 57.
Eisenstadt (Herrschaft). E. am Südostrand des
Leithagebirges wird nach älteren Vorläufern 1264 als minor Martin (Kleinmartin)
erwähnt. Die um die im 14. Jahrhundert entstandene Burg
gebildete Herrschaft gehörte zunächst den Kanizsay bzw. Kanizsai. 1445/1491
fiel sie an Habsburg und wurde verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt.
1647 kam E. wieder unter die Verwaltungs Ungarns, 1919 zu Österreich (Burgenland).
L.: Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes,
Bd. 2: Der Verwaltungsbezirk Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust,
1963.
Elbingerode (Herren). 1008 gab Kaiser Heinrich II.
E. im nordwestlichen Unterharz an das Kloster Gandersheim. Von dort kam E.,
nach dessen Burg sich Herren von E. nannten,
über mehrere Hände 1422 an die Welfen und damit 1705 an Hannover, 1866 an
Preußen (1932 Provinz Sachsen) und 1946 zur Provinz bzw. 1947 zum Land
Sachsen-Anhalt.
L.: Lindemann, G., Geschichte der Stadt Elbingerode, 1909.
Elchingen (Reichsabtei, Reichsstift). Kurz nach
1100 gründeten Graf Albert von Ravenstein (Graf von Dillingen ?) und seine
Gattin (?) Bertha auf dem Grund der Burg E. bei
Neu-Ulm ein Benediktinerkloster. Nach einem Brand von 1134 wurde es vor 1142
von Berthas Tocher Luitgard und ihrem Gemahl Markgraf Konrad von Meißen
neugegründet. 1225 kam es unter den Schutz des Papstes. Die Vogtei gelangte
links der Donau 1396 an die Reichsstadt Ulm, rechts der Donau über die Markgrafen
von Burgau an Habsburg. 1484/1495 wurde E. zum
freien Reichsstift erhoben, das dann dem schwäbischen Reichskreis angehörte.
1802 wurde es säkularisiert, sein weitgehend geschlossenes Stiftsgebiet
(Oberamt E. und Pflegämter Fahlheim, Stoffenried und Tomerdingen, insgesamt 2,5
Quadratmeilen und 4200 Einwohnern) kam 1803 an Bayern. Mit der Abtretung des
größten Teil des Ulmer Gebiets 1810 an Württemberg fiel der von diesem Gebiet
eingeschlossene nördliche Teil von E. ebenfalls an Württemberg und gelangte
damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 184; Zeumer 552 II a 36, 4; Wallner 688 SchwäbRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Dirr, A., Die Reichsabtei Elchingen,
1926; Hagel, F., Kloster Elchingen, 1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Konrad, A., Die Reichsabtei Elchingen, 1965;
Hemmerle, J., Die Benediktinerklöster in Bayern, 1970.
Elkerhausen, Elkershausen (Herren, Reichsritter).
Nach der 1191 erwähnten Wasserburg E. südlich von Weilburg nannten sich Herren
von E., die Lehnsleute des Erzstifts Trier und des Stifts Wetzlar waren. 1352
wurde ihre Burg von Trier, 1396 Neuelkerhausen
von Nassau zerstört. Im 18. Jahrhundert zählten die E. zum Ritterkreis Rhein.
1718 verkauften sie ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1725 starben die Herren aus.
Über Preußen (Hessen-Nassau) kam E. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 356 Klüppel von
Elkerhausen (Elkerhausen) 1752 ausgestorben.
Ellrichshausen, Ellrichhausen, Ellershausen
(Freiherren, Reichsritter). Die Burg E. bei
Schwäbisch Hall erscheint erstmals 1240 (Oulrichshausen). Von etwa 1550 bis um
1806 zählten die Freiherren von E. mit der 1676 erworbenen Herrschaft
Assumstadt, Ziegelhütten, Züttlingen und Maisenhälden (Maisenhelden), Teilen
von Jagstheim, Teilen von Satteldorf, Teilen von E. und bis 1788 auch mit
Neidenfels zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Ihre Güter
(Neidenfels und Jagstheim, Züttlingen mit Assumstadt, Ziegelhütten und
Maisenhälden) fielen später an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Im 16. Jahrhundert waren die E. auch im Kanton Altmühl immatrikuliert.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Hölzle, Beiwort 56; Pfeiffer 211;
Winkelmann-Holzapfel 147; Stetten 32, 35, 183, 185; Riedenauer 123; Rahrbach
62; Neumaier 72, 149f., 152.
Elsass (Gau?, Landschaft, Landgrafschaft), frz.
Alsace. Das etwa 190 Kilometer lange und 50 Kilometer breite, rund 8280
Quadratkilometer umfassende, zunächst keltisch besiedelte E. (ahd. ali-saz,
Fremdsitz) zwischen Oberrhein und Vogesen (Wasgenwald), das nur von 640 bis
740, von 1680 bis 1789, von 1871 bis 1918 und ab 1973 eine politische Einheit
bildet(e), wurde 58 v. Chr. von Cäsar erobert (82/90 n. Chr. Germania superior,
Obergermanien). Von 260 n. Chr. an wurde es allmählich von Alemannen besetzt,
die 496 den Franken unterlagen. Zum Jahre 610 (um 613) erscheint bei Fredegar
der Name Alesaciones. Bis 740 war das Gebiet zeitweise eigenes fränkisches
Herzogtum der Etichonen (Herzog Eticho 673), das nach der Wiedereingliederung
des alemannischen ostrheinischen Herzogtums in das Frankenreich nicht wieder
besetzt wurde. E. wird in die Grafschaften Nordgau und Sundgau geteilt. 843 kam
E. zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. 925 wurde es Teil des
Herzogtums Schwaben. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an wurde es zunächst
ein Kerngebiet der königlichen Herrschaft, kam 1079 an Friedrich von Staufen,
zerfiel aber nach dem Untergang der Staufer um 1254 in zahlreiche einzelne
Herrschaften. Der 1273 zum König gewählte Rudolf von Habsburg richtete zur
Wiedergewinnung und Verwaltung des Reichsgutes unter anderem die
Reichslandvogteien Oberelsass und Unterelsass (Niederelsass) ein, die noch zu
seinen Lebzeiten (vor 1291) in Hagenau zusammengelegt wurden. Die
Landgrafschaft im Oberelsass (Sundgau), die seit 1135/1268 den Grafen von
Habsburg zustand, ließ Habsburg zum wichtigsten weltlichen Landesherren werden.
Ausgangspunkt waren dabei Güter um Ottmarsheim, zu denen 1130 Güter um Landser
und Ensisheim kamen, sowie die Vogtei über Murbach. 1224 erwarb Habsburg die
Herrschaft Rothenberg bzw. Rotenberg (Rougemont), 1283 die Herrschaft
Dattenried (Delle) von den Grafen von Mömpelgard, 1324 durch die Heirat mit der
Erbtochter der Grafen von Pfirt die Grafschaft Pfirt mit den Herrschaften
Altkirch, Pfirt, Blumenberg (Florimont), Thann und Sennheim, 1347 die
Herrschaft Rosenfels (Rosemont), 1350/1361 die Herrschaft Belfort. 1354
schlossen sich die zehn elässischen Reichsstädte zum Zehnstädtebund (Dekapolis)
zusammen. Die Landgrafschaft im Unterelsass (Niederelsass), dem früheren
Nordgau, die zuerst von den Grafen von Hünenburg, dann von den Grafen von Werd
ausgeübt wurde, kam 1359/1362 an das Hochstift Straßburg. 1469 verpfändete die
Tiroler Linie Habsburgs ihre elsässischen Gebiete an Burgund,
doch wurden die burgundischen Herrscher 1475 vertrieben und fiel Burgund seinerseits über Maria von Burgund an Habsburg zurück, das 1504 die
Reichslandvogtei (in Hagenau) von der Pfalz zurückgewinnen konnte. Bei der
Einteilung in Reichskreise kam das habsburgische Oberelsass zum
österreichischen Reichskreis, das Unterelsass zum oberrheinischen Reichskreis.
Wichtige Herren neben Habsburg waren die Pfalz (Grafschaft Rappoltstein,
Herrschaft Rappoltsweiler), Württemberg (Grafschaft Horburg, Herrschaft
Reichenweier) sowie die Reichsgrafen von Hanau-Lichtenberg, Leiningen und Salm.
1648/1684/1697 wurden der Sundgau Habsburgs und die Vogtei über die zehn in der
Reformation protestantisch gewordenen, 1674 besetzten Reichsstädte Weißenburg,
Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Schlettstadt, Kaysersberg, Türkheim, Colmar
(Kolmar), Münster, Landau und Straßburg an Frankreich abgetreten. 1681 wurde
Straßburg von Frankreich besetzt und bis 1697 verleibte sich Frankreich den
größten Teil des restlichen E. ein. Der Conseil Souverain d'Alsace trat als
oberste Behörde Frankreichs an die Stelle der Regierung Österreichs in
Ensisheim. Gleichwohl blieb das E. bis 1789/1790, als die Provinz E. durch die
Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin ersetzt wurde und Frankreich die deutschen
Reichsgesetze offiziell aufhob und die Reichsgrafschaften und
Reichsherrschaften annektierte, deutschsprachig und geistig-kulturell (mit
wachsendem Abstand) dem Reich verbunden. Danach wurde es vor allem durch Napoleon,
dessen Regelungen bis 1982 Bestand behielten, zunehmend in Frankreich
integriert, wobei ein einflussreicher frankophoner Bevölkerungsteil einem
konservativem deutschsprachigen Bevölkerungsteil gegenübertrat. Nach 1918 trieb
die Verwaltung Frankreichs 110000 Menschen unter Beschlanahme ihres Vermögens
aus dem Lande. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurde ein Drittel der
Bevölkerung nach Südwestfrankreich evakuiert, wovon zwei Drittel 1940 in das
von Deutschland besetzte Land zurückkehrten. Am Ende des 20. Jh.s spricht
weniger als ein Drittel der Schüler noch Elsässisch und die deutsche Sprache
verschwindet aus dem öffentlichen Leben. S. a. Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 293ff.; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Stoffel,
G., Topographisches Wörterbuch des Oberelsass, 2. A. 1876; Clauss, J.,
Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsass, Lief. 1-15 (A-St) 1895ff.;
Die alten Territorien des Elsass nach dem Stand vom 1. Januar 1648, 1896
(Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 27); Jacob, K., Die
Erwerbung des Elsass durch Frankreich im Westfälischen Frieden, 1897; Jacob,
K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Die alten Territorien
des Bezirks Lothringen nach dem Stande vom 1. Januar 1648, Teil 1 1898 ( Statistische
Mitteilungen über Elsass-Lothringen, Heft 28); Berthaut, H./Berthaut, A., La
carte de France 1750-1848, 1899; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im
Elsass 1273-1648, 1905; Müller, F., Die elsässischen Landstände, 1907; Curs,
O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6 (Alsatia, Alsaciensis,
Helisaze, Elisadiun, Colmar, Hüttenheim, Selz, Sermersheim, Lupstein,
Schweighausen, Wittersheim, Reichshofen, Altdorf bzw. Altorf, Brumath,
Ebersheim, Andlau, Schlettstadt, Künheim bzw. Kühnheim, Winzenheim,
Morschweiler, Balzenheim, Hindisheim, Illkirch bzw. Illenkirchen, Offenheim,
Hessenheim bzw. Heßheim, Ostheim, Feldkirch[, nicht Badelsbach bzw. Bohlsbach
in Baden]); Vildhaut, H., Politische Strömungen und Parteien im Elsass von 1871
bis 1911, 1911; Schott, K., Die Entwicklung der Kartographie des Elsasses,
Mitt. d. Ges. für Erdkunde und Kolonialwesen zu Straßburg, 1913; Wackernagel,
R., Geschichte des Elsass, 1919; Elsass-Lothringen-Atlas, 1935; Büttner, H.,
Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Marichal, P., Dictionnaire topographique du
département des Vosges, comprenant les noms de lieu anciens et modernes, Paris
1941; Fallex, M., L'Alsace, la Lorraine et les Trois-Evêchés, du début du 18.
siècle à 1789, Paris 1941; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 313;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 9, 13, 21, 22,
23, 41, III, 11, 14, 16, 30, Elisazun, Elisaz, Alisatia, pagus Alisacensis,
Helisaze, Hillisazaas, Illisacia, Alesaciones, Alisanzgouwe, Elisgaugium, Elsass;
Himly, F., Atlas des villes médievales d'Alsace, 1970; Moreau, J., Dictionnaire
de géographie historique, 1972, 11 Alsace;Histoire de l’Alsace, hg. v. Rapp,
F., Bd. 1ff. 1976ff.; Paroisses et communes de France. Dictionnaire d'histoire
administrative et demographique: Kintz, J., Bas-Rhin, 1977; Duranthon, M., La
carte de France, son Histoire 1678-1979, 1978; Dreyfus, F., Histoire de
l'Alsace, 1979; Seidel, K., Das Oberelsass vor dem Übergang an Frankreich.
Landesherrschaft, Landstände und fürstliche Verwaltung in Alt-Vorderösterreich
(1602-1638), 1980; Dollinger, P., Histoire de l'Alsace, 4. A. 1984;
Encyclopédie de l’Alsace, Bd. 1ff. 1982ff.; Dollinger, P., Elsass, LexMA 3
1986, 1852ff.; Hiery, H., Reichstagswahlen im Reichsland, 1986; Vogler, B., Das
Elsass zur Zeit des französischen Ancien Régime (1648-1789), Alemannisches Jb.
1987/88 (1988); Ebert, K., Das Elsass, 1989; Das Elsass und Tirol, hg. v.
Thurnher, E., 1994; Seiler, T., Die frühstaufische Territorialpolitik im
Elsass, 1995; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 528 (Unterelsass), 530 (Oberelsass); Hummer, H., Politics and
Power in Early Medieval Europe, 2005; Bornert, R., Les monastères d’Alsace, Bd.
1ff. 2009; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Vogler,
B., Geschichte des Elsass, 2012.
Elsass-Burgund s. Elsass-Schwaben-Burgund
Elsass-Schwaben-Burgund
(Ballei des Deutschen Ordens), Elsass und Burgund.
Die Ballei E. (Elsass und Burgund) war eine der
12 Balleien des Deutschen Ordens im Reich. Zu ihr gehörten die Kommenden
Kaysersberg (vor 1295), Straßburg (1278), Mülhausen (1227), Suntheim (1278),
Gebweiler (nach 1270) und Andlau (1268), Sumiswald (1225), Köniz bzw. Könitz
bei Bern (1226), Basel (1293), Hitzkirch (1237) und Bern (1226), Beuggen (1226)
(Dorf Beuggen bei Rheinfelden und die Schaffnereien Frick im südlichsten
Breisgau und Rheinfelden), Freiburg im Breisgau (1260/1263) (mit den Dörfern
Wasenweiler, Walddorf, Unterschwandorf und Vollmaringen, Rexingen bzw.
Räxingen, Ihlingen bzw. Illingen, Rohrdorf und Hemmendorf), Mainau (um 1270)
(mit der Insel Mainau, Ämtern in der Stadt Immenstadt und der Reichsstadt
Überlingen sowie dem Amt Blumenfeld mit mehreren Dörfern) sowie Altshausen
(1264) (mit dem Schloss Altshausen und einigen Dörfern), Zur Kommende
Altshausen zählten auch die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten (mit den Flecken Rohr bzw. Unterrohr und Waldstetten und dem Dorf
Bleichen bzw. Unterbleichen), das Schloss Arnegg bzw. Arneck, das Kastenamt in
der Reichsstadt Ravensburg, Schloss und Herrschaft Achberg und das Bergschloss
Hohenfels mit mehreren Dörfern. Als Folge der Verpfändung der Ballei durch den
Deutschmeister an den Hochmeister (1394/1396) erlangte die Ballei weitgehende
Selbständigkeit. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte sie zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Zugleich
war ihr Komtur zu Altshausen Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Sitz des Landkomturs war von 1410
bis 1806 Altshausen bei Saulgau.
L.: Wolff 195 (dort fälschlich die Herrschaft Rohr-Waldstetten bzw. Rohr und
Waldstetten als eigene Kommende geführt und der reichsritterschaftliche
Marktflecken Herrlingen der Freiherren von Bernhausen im Kanton Donau
aufgenommen); Zeumer 552 II a 37, 3; Rueß, B., Geschichte von Altshausen, 1932;
Haaf, R. ten, Deutschordensstaat und Deutschordensballeien, 1951; Tumler, L.,
Der deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400, 1954; Müller, K.,
Beschreibung der Kommenden der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund im Jahre 1393, 1958; Millitzer, K., Die Entstehung
der Deutschordensballeien im Deutschen Reich, 1970; Der Deutsche Orden und die
Ballei Elsass-Burgund, hg. v. Brommer, H., 1996.
Elstra (Herrschaft). Vermutlich um 1200
entstand das erstmals 1248 bezeugte Kolonistendorf E. bei Dresden. Es wurde
bald Vorort der unbedeutenden Herrschaft E., die vielleicht auf die Burggrafen von Strehla zurückgeht. 1635 kam es an
Sachsen (Kursachsen).
L.: Wolff 470; Nachrichten über die Stadt Elstra, 1929; Helbig, H., Die
Oberlausitz im 13. Jahrhundert. Herrschaften und Zuwanderung des Adels, Jb. f.
Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 5 (1956), 59.
Elten (Stift, Damenstift, Frauenstift,
Reichsstift, Residenz). 967 gründete Graf Wichmann von Hamaland auf den
Eltenberg bei E. am Niederrhein, auf dem 944 erstmals eine Burg erwähnt wird, ein adliges Damenstift. Dieses
wurde 968 von Kaiser Otto I. bestätigt und erhielt 973 von Kaiser Otto II.
königlichen Schutz. Bald ging es an das Reich über. 1473 überließ der Herzog
von Burgund den Herzögen von Kleve die Vogtei
über E. und seine umfangreichen Güter (1469 Hektar). 1802 wurde E. von Preußen
in Besitz genommen. 1806/1807 kam es an das Großherzogtum Berg, 1815 erneut an
Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Am 23. 4. 1949 wurde es mit etwa 20
weiteren deutschen Gemeinden (rund 70 Quadratkilometer mit etwa 10000
Bewohnern) bis zu einer endgültigen Friedensregelung mit dem Deutschen Reich
vorläufig dem Hoheitsgebiet der Niederlande zugeschlagen, am 1. 8. 1963 aber
wieder zurückgeführt. Der Ort E. wurde 1975 in Emmerich eingemeindet.
L.: Wolff 494f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Gies, L., Elten,
1958; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS
Schmelzeisen, G., 1980, 177; Binding, G., Hochelten, LexMA 5 1990, 57; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 706,
1, 2, 176.
Eltz (Herrschaft, Herren, Grafen,
Reichsritter). Nach der im 12. Jahrhundert kurz vor dem Einfluss der Elz in die
Mosel entstandenen Burg E. nannten sich seit
1150/1157 Herren von E. Durch allmähliche Aufspaltung des Geschlechts in
mehrere Linien wurde die Burg Ganerbenburg.
1331/1336 erzwang der Erzbischof von Trier die Übergabe. Die Herren von E.
wurden Lehnsleute des Erzstifts Trier. Die Burg
war Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft der später in den Reichsgrafenstand
erhobenen Familie. Im 18. Jahrhundert waren die Grafen zu E. mit einem Drittel Burg-Gräfenrode (Burggräfenrode)
im Kanton Mittelrheinstrom, mit einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Leyen)
und einem Viertel Rümmelsheim im Kanton Niederrheinstrom und mit Vendersheim im
Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein immatrikuliert. Ab etwa 1760
gehörten E. auch zum Kanton Baunach des Ritterkreises Franken. 1815 kam Eltz zu
Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Faust von Stromberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544, 545; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Zimmermann 66f.; Winkelmann-Holzapfel 147; Riedenauer 123; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 355 (Hohlenfels, Gräfenrode 1792).
Enghien (Herzogtum). 1801 gehörte das Herzogtum
E. über die Reichsgrafschaft Hennegau zum burgundischen Reichskreis
Österreichs.
L.: Wolff 62; Wallner 701 BurgRK 1.
Enzberg (Herrschaft). E. an der Enz wird
erstmals 1100 erwähnt. Nach ihm nannte sich seit 1236 ein
Ministerialengeschlecht. Ort und Burg wurden
1324 Lehen Badens. Nach 1384 siedelten die Herren nach Mühlheim an der Donau
über, das sie 1409 von den Weitingen kauften. 1438 erwarb Kloster Maulbronn ein
Viertel des im Übrigen ritterschaftlichen Ortes. 1544 wurde die hohe und
fürstliche Obrigkeit der Herrschaft E. durch Vertrag der Grafschaft Hohenberg
und damit Habsburg/Österreich übertragen. 1685 kam das ritterschaftliche E. an
Württemberg, 1806 auch Mühlheim. Die Freiherren von E. waren 1488 Mitglied der
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild in Schwaben, Teil im Hegau und am
Bodensee, seit dem 16. Jahrhundert mit Mühlheim an der Donau und Bronnen
Mitglied des Kantons Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1951/1952 gelangte E. zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 509; Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 60; Ruch 18 Anm.
2, Anhang 4, 81; Bauser, F., Mühlheim und die Herren von Enzberg, 1909;
Wissmann, F., Das ehemalige Städtchen Enzberg, 1952.
Eppan (Grafen), ital. Appiano. Nach der
südwestlich von Bozen in Südtirol gelegenen Burg
Hocheppan nannten sich die 1116 erstmals erwähnten Grafen von E., die mit den
Welfen verwandt waren und um 1165 die Grafen von Morit-Greifenstein beerbten
und damit die Vogtei der Bischöfe von Brixen gewannen. Sie hatten den
nördlichen Teil der Grafschaft Trient bis Marling (Merling) bei Meran. Nach dem
Ableben des letzten Familienmitgliedes weltlichen Standes (1248) verloren sie
1253 die Grafschaft E. an die Grafen von Tirol und starben nach 1250 im
Mannesstamm und insgesamt um 1300 aus.
L.: Buch, A., Eppaner Höhenburgen und Schlösser und Begebenheiten um und in
Eppan aus der Geschichte Tirols, 1903; Mahlknecht, B., Burgen,
Schlösser und Ansitze in Eppan, 1980; Nössing, J., Eppan, LexMA 3 1986, 2091;
Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Eppan - Geschichte und Gegenwart,
hg. v. Mahlknecht, B., 1990; Mahlknecht, B., Die Grafen von Eppan, Der Schlern
72 (1998), 675; Landi., W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Eppenstein (Burg,
Herrschaft, Herzöge). Nach dem Aussterben der seit 916 als Grafen im
Viehbachgau nachgewiesenen, den Leitnamen Markwart führenden, in der
Karantanischen Mark bzw. in Kärnten amtierenden Eppensteiner (1122) erbauten
die Traungauer als Erben die Burg E. an der
Handelsstraße von Judenburg nach Kärnten. Die um 1135 erstmals genannte Burg war von 1242 bis etwa 1300 in den Händen der
Wildon, dann über den Landesfürsten in den Händen der Lobming, Teuffenbach und
Wallsee (Walsee). Von 1482 bis 1489 war sie von Ungarn besetzt. 1608 kam die
Herrschaft durch Kauf an die Freiherren von Schrottenbach. S. Karantanische
Mark, Kärnten, Sponheim (Spanheim), Steiermark, Traungauer.
L.: Keller, P., Eppenstein, 1956; Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in
Kärnten, Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61 (1966);
Dopsch, H., Eppensteiner, LexMA 3 1986, 2091f.; Hochmittelalterliche
Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a.,
2005, 41ff.
Eppstein (Herren). In E. im Taunus wurde im
10./11. Jahrhundert eine 1122 erstmals erwähnte, seit 1124 zur Hälfte dem
Erzstift Mainz gehörige Reichsburg erbaut, mit der 1183/1190 die in der Mitte
des 12. Jahrhunderts erstmals belegten Edelherren von Hainhausen bei Seligenstadt
belehnt wurden, die sich von nun an Herren von E. nannten und in enger
Beziehung zum Erzstift Mainz standen, für das die Herren von E. im 13.
Jahrhundert vier Erzbischöfe stellten. Ihre Herrschaft (1418 Königstein) setzte
sich aus Eigen und Lehen vorwiegend des Reiches und des Erzstifts Mainz
zusammen und reichte vom Odenwald bis zur Lahn. 1264 gelangten beim Aussterben
einer Linie Teile der Güter an die verschwägerten Grafen von Katzenelnbogen und
die Grafen von Nassau. 1433 erfolgte eine Teilung in die Linien
Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein. 1492 wurde der Westteil der
Herrschaft Eppstein-Münzenberg an die Landgrafen von Hessen verkauft. Das Erbe
des 1505 die Grafenwürde erlangenden, 1535 in den Hauptlinien Münzenberg und
Königstein erloschenen, zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hauses fiel
an Stolberg und 1581 an Mainz. 1803 kam E. an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 256, 275; Wallner 695 OberrheinRK 2; Pietsch, W., Die Entwicklung des
Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert, Hess. Jb. f.
LG. 12 (1962), 15ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Picard,
E., Eppstein im Taunus. Geschichte der Burg, der
Herren und der Stadt, 1968; Gerlich, A., Eppstein, LexMA 3 1986, 2092; Schäfer,
R., Die Herren von Eppstein, 2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 315.
Erbach (Herrschaft). E. (1254 Erlbach) an der
Donau war Lehen der Grafen von Berg-Schelklingen, das nach deren Aussterben
1345 an Habsburg fiel. Ortsherren waren die Herren von Ellerbach. Durch Kauf
und Erbschaft kam E. an die Lochen und Stadion, an die Stein zum Rechtenstein
(1348), Schenk (1400), Villenbach und Westernach (1466), von denen es der
Herzog von Bayern-Landshut 1488 kaufte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg
1503/1505 forderte Kaiser Maximilian das Lehen zurück, das nach mehreren
Verpfändungen 1535 an den Augsburger Bürger Hans Baumgartner (Hans von
Baumgarten) den Jüngeren zu Lehen gegeben wurde. Nach dem Aussterben der
Baumgartner (Baumgarten) 1610 zog Österreich das Lehen ein und gab es zunächst
als Pfand, 1622 als Lehen an den in den Reichsfreiherrenstand erhobenen Reichsvizekanzler
Hans Ludwig von Ulm zu Erbach. E. gehörte zur Markgrafschaft Burgau, als deren Landvögte die Herren von Ulm zu
Erbach (Ulm-Erbach) im 18. Jahrhundert zeitweise in Günzburg residierten. 1805
fiel es mit Burgau an Bayern, 1810 an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Ulm zu E.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK 1; Konrad, A. H., Schloss Erbach, 1968.
Erbach (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). E. im Odenwald wird erstmals zu 1148 (Eberhard von Ertbach)
erwähnt. Etwa gleichzeitig wird in einer Lorscher Handschrift von 1165/1170 ein
rheinfränkisches, möglicherweise auf die Reichsministerialen von Hagen-Arnsburg-Münzenberg
zurückführbares Ministerialengeschlecht sichtbar, das Vogteirechte (?) der
Reichsabtei Lorsch wahrnahm bzw. als villici Güter Lorschs in der Mark
Michelstadt verwaltete und um 1218/1220 das Schenkenamt König Heinrichs (VII.)
innehatte. 1223 überantwortete der König sie an die Pfalzgrafen bei Rhein.
Vermutlich zwecks Verhinderung des Aufstiegs in die Reichsministerialität
erhielt es um 1226 oder um die Mitte des 13. Jh.s das Erbschenkenamt der
Pfalzgrafen bei Rhein. Im späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert entstand dann
in E. eine Burg, die als Lehen der Pfalz im
Besitz der Schenken zu E. war. Die Herrschaft E. beruhte im Übrigen weitgehend
auf Gütern des 1232 an das Erzstift Mainz fallenden Klosters Lorsch im
östlichen Odenwald um Michelstadt, dazu Beerfelden (Lehen der Pfalz) und
Reichelsheim. Um 1270 entstanden durch Teilung die Linien Erbach-Erbach (bis
1503), Erbach-Michelstadt und Erbach-Fürstenau (bis 1534). Bis 1307/1311 musste
das Geschlecht alle Güter der Pfalz zu Lehen auftragen. Eine Aufteilung der
Nutzung in die Linien Erbach und Reichenberg mit der Nebenlinie Michelstadt war
nur vorübergehend von Bedeutung, da die Güter 1503 bzw. 1531 in der Linie
Reichenberg wiedervereinigt wurden. 1422 (Reichstag von Nürnberg) wurde die Reichsstandschaft
erlangt. Die im 15. Jahrhundert erworbene Herrschaft Bickenbach wurde 1704
wieder verkauft und dafür Rothenberg erworben. 1531 wurde die Gerichtsexemtion,
1541 das Münzrecht gewonnen. 1529 wurde das Landrecht der Grafschaft
aufgezeichnet, 1532 wurden die Schenken von E. zu Reichsgrafen. Etwa
gleichzeitig wurde die Reformation eingeführt. 1556 erlangten die Grafen durch
Heirat wichtige Güter aus dem Erbe der Grafen von Wertheim (u. a. Breuberg).
Georg Albrechts († 1647) Söhne teilten die Nutzung unter den Hauptlinien
Erbach-Erbach und Erbach-Fürstenau. Nachdem Erbach-Erbach 1721 erloschen war,
teilte sich die Familie 1717/1719/1748 in die Linien Erbach-Erbach und
Erbach-Fürstenau und die von dieser abgespaltete Linie Erbach-Schönberg. 1801
gehörte die Reichsgrafschaft samt Herrschaft Breuberg mit 10,5 Quadratmeilen
und 24000 Einwohnern dem fränkischen Reichskreis an. 1804 übernahm die Linie
Erbach-Erbach durch Adoption Namen und Gut der aussterbenden Grafen von
Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth). 1806 kam E. mit 526 Quadratkilometern und
rund 33000 Einwohnern an Hessen-Darmstadt, das 1560 erworbene Amt Wildenstein
an Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Rot (Wartenberg-Roth) wurde an
Württemberg veräußert und gelangte damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 123; Zeumer 552 II b 62, 3; Wallner 692 FränkRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Simon, G., Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach, 1858; Mornewag,
K., Stammtafeln des mediatisierten Hauses Erbach, 2. A. 1908; Müller, C.,
Geschichte des Hauses Erbach-Erbach von 1818 bis zur Gegenwart, 1955;
Kleberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958, Neudruck
1987; Erbach im Odenwald, 1959; Landkreis Erbach im Odenwald, hg. v. Mushake,
A., 1960; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 1 (1966); Fahlbusch, F.,
Erbach, LexMA 3 1986, 2100; Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen
Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach, hg. v. Beck, F., 1989; Steinmetz, T.,
Die Schenken von Erbach, 2000; Scholz, S., Die Schenken von Erbach, Archiv f.
hess. Gesch. N. F. 62 (2004), 27ff.; Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Steiger, U., Die Schenken und Herren von
Erbach, 2007; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 173.
Erfurt (Reichsstadt). Das Gebiet von E. in
Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 706 wurde von
Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster (Peterskloster)
angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der Furt der Straße
Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742 Erphesfurt,
Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des Erzbistums Mainz
aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum Erzstift Mainz
erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs der königlichen
Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?). Um 1066 und
1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts übernahm der 1217
(consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte der gemeinsamen
königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von den Grafen von Gleichen,
1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera durch Sachsen, 1485 an
Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwarb E. ein großes,
teilweise aus Reichslehen bestehendes Landgebiet mit rund 900 Quadratkilometern
(Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw. Schlossvippach,
Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und Burgen.
Der Rat strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit an
(zwischen 1279 und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete Papst Clemens
VII. die Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501 Luther), die bis 1812
Bestand hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab das Erzstift Mainz
seine Rechte an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt
wieder in den Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde
E. mit 25 Städten, 3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen
abgetreten, bildete aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte
Domäne. 1815 fiel E. an Preußen zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach,
Azmannsdorf (Atzmannsdorf) und Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am
1. 4. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der
Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der
preußischen Provinz Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der
Kapitulation am 8. 5. 1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in
der Deutschen Demokratischen Republik aufging (str.). Das Bistum E. wurde
1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Erkenbrechtshausen (reichsritterschaftlicher Ort). Die Wasserburg E. bei Crailsheim gehörte zur Herrschaft Lobenhausen, die 1399 über die Hohenlohe an die Burggrafen von Nürnberg (Ansbach) kam. Seit 1647 teilten sich als Nachfolger der Crailsheim die Rüdt von Collenberg, Seckendorff und Leubelfing (Leubelfingen) Burg und Herrschaft. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hatten die Seckendorff (Seckendorf) den zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählenden Ort allein inne. Über Württemberg kam E. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Ervendorf, Erbendorf (Reichsdorf). Am 8. 9. 1281
verpfändete König Rudolf von Habsburg E.(Erbendorf) für 300 Mark an den Burggrafen von Nürnberg. Am 15. 5. 1300 bestätigte
König Albrecht die Verpfändung. S. Bayern.
L.: Hugo 456.
Eschenlohe (Grafen). An einer natürlichen Straßensprerre im Loisachtal entstand im 12. Jahrhundert die Burg E. Nach ihr benannten sich von den Edelfreien von Iffeldorf ausgehende Grafen, die im Oberinntal und in Südtirol begütert waren. 1294 kamen die Güter durch Verkauf an das Hochstift Freising, E. selbst wenig später in das Hochstift Augsburg. Kaiser Ludwig der Bayer erwarb E. und gab es 1332 an das Kloster Ettal. Bei dessen Säkularisierung fiel es an Bayern. S. a. Hörtenberg.
Este (Burg,
Geschlecht). E. bei Padua geht auf das antike Ateste an der Etsch der Veneter
zurück, das 49 v. Chr. römisches Munizipium wurde, nach der Verlagerung der
Etsch aber verödete. Kaiser Otto I. gab es an eine ursprünglich fränkische,
dann langobardische, in Markgraf Otbert († 975) erstmals nachweisbare Familie,
die sich nach ihrer 1056 erbauten Burg E.
benannte (Albert Azzo II, † 1097). Sie hatte bald mehrere Grafschaften inne.
Nach 1097 entstanden aus der Ehe Azzos II. mit der Welfin Kunizza die beiden
Linien Welf-Este in Deutschland und Fulc-Este in Italien. Seit 1171 ist die
Führung des Titels Markgraf belegt. 1154 schlossen die Welf-Este (Heinrich der
Löwe) mit den Fulc-Este einen Vergleich, der die italienischen Güter den Fulc-Este
beließ. Die italienische Linie Fulc-Este setzte sich in Ferrara, Modena und
Reggio fest, so dass E. 1275 an Padua, 1405 mit Padua an Venedig fallen konnte.
1452 erhielt sie von Kaiser Friedrich III. die Herzogtümer Modena und Reggio
als Reichslehen, 1471 von Papst Paul II. das Herzogtum Ferrara. 1593 starb die
Hauptlinie aus. Die nachfolgende Nebenlinie verlor Ferrara und musste ihren
Sitz nach Modena verlegen. 1796 kamen Modena und Reggio an die Zisalpinische
Republik. Als Entschädigung hierfür erhielt die Familie E. 1801 den Breisgau
und die Ortenau. 1803 erlosch sie im Mannesstamm. Über die mit dem Sohn
Ferdinand Kaiser Franz' II. verheiratete Erbtochter Maria Beatrix kamen die
Güter an das neugegründete Haus Österreich-Este. Dieses verlor 1805 Breisgau
und Ortenau, erhielt aber 1814 Modena zurück, das 1859 an Sardinien (1861
Italien) fiel. Die Familie E. erlosch zu Beginn des 19. Jahrhunderts im
Mannesstamm.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Chiappini, L., Gli Estensi,
1967; Bocchi, F., Este, LexMA 4 1989, 27.
Esterházy (Geschlecht). Die ungarische
Adelsfamilie E. von Galantha ist 1238 erstmals belegt. Sie war im nördlichen Burgenland sehr begütert. 1671 erwarb sie die Güter
der Familie Nadasdy, nachdem sie schon 1648 Eisenstadt erlangt hatte. Zu den
wichtigsten Gütern gehörten Kobersdorf, Kittsee, Hornstein, Deutschkreutz
(Deutschkreuz), Lockenhaus, Forchtenstein, Gattendorf, Lackenbach und Dörfl.
1687 gelangte in der Forchtensteiner Linie Graf Paul IV. in den
Reichsfürstenstand. 1712 wurde dies auf den Erstgeborenen, 1783 auf alle
Nachkommen ausgedehnt. 1804 erwarb das Haus die gleichzeitig zur erblichen
Grafschaft erhobene ehemalige Abtei Edelstetten, wurde aber nicht mehr in den
Reichsfürstenrat aufgenommen
L.: Klein 175f.
Eutin (Burg,
Fürstentum, Residenz des Bischofs von Lübeck). In der Mitte des 12.
Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) den
slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein Dorf übernahm den Namen Utin.
1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck, der 1257 Eutin mit dem
Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden die Bischöfe Lübecks
weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus Holstein-Gottorp (Gottorf)
kamen. Nach 1689 bauten sie die bisherige Burg
E. zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem Herzogtum Oldenburg
vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil Oldenburgs der Provinz
Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck (Hochstift, Fürstentum),
Holstein-Eutin, Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Everstein (Grafen). Nach der Burg E. (Eversten) bei Holzminden nannten sich seit
1116/1126 Edelherren/Grafen von E. Die Familie, die sich seit etwa 1200 in
mehrere (1217 vier) Linien teilte, baute sich zwischen Höxter/Holzminden und
Hameln eine Herrschaft auf, zu der noch Güter an der Diemel, im Eichsfeld,
Vogtland sowie in Pommern kamen. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die
Welfen 1284 den Verkauf der Burg. Die Linien
Ohsen (bei Hameln) und Holzminden starben im 14. Jahrhundert aus, eine weitere
Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14. Jahrhunderts, in ihrem
dänischen Zweig 1453. 1408 fiel das verbliebene Gebiet durch Heirat mit der
Erbtochter der vor 1429 ausgestorbenen Poller Linie an die Herzöge von
Braunschweig-Lüneburg. 1663 starb die Familie auch in ihrer pommerischen
Seitenlinie aus. 1946 kam E. zu Niedersachsen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2/3; Spilcker, B. v.,
Geschichte der Grafen von Everstein, Beiträge zur älteren deutschen Geschichte
2 (1883); Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg,
1922, Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas von Niedersachsen 7; Fahlbusch,
F., Everstein, LexMA 4 1989, 142; Wieden, H. bei der, Die Grafen von Everstein,
FS R. Schmidt, 1995, 269; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 28 (mit
genealogischer Übersicht).
Falkenberg (Herrschaft, Herzogtum). F. an der
Steinau bei Oppeln erscheint 1224 als slawisches Dorf (Nemodlin) bei einer Burg. Dort wurde vor 1283 eine deutsche Stadt
(Valkenberch) gegründet. Sie gehörte zum Herzogtum Oppeln und war von 1313 bis
1382 Sitz eines eigenen Herzogtums, das 1327 Böhmen huldigte. 1532 kam F. mit
Oppeln an Böhmen, 1740 an Preußen, 1945 unter Verwaltung Polens, an das es 1990
als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 479; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) J3; Praschma, H.
Graf, Geschichte der Herrschaft Falkenberg in Oberschlesien, 1929; Heimatbuch
des Kreises Falkenberg in Oberschlesien, 1971; Marsch, A., Oppeln – Falkenberg
– Groß-Strehlitz, 1998.
Falkenstein (Herrschaft). Nach der Burg F. im unteren Inntal südlich von Flintsbach bzw.
Rosenheim nannte sich eine seit Anfang des 12. Jahrhunderts durch Heirat und
Lehen rasch aufsteigende Grafenfamilie, deren Stammsitz zuvor Weyarn und dann
Neuburg gewesen war. Sie unterlag im 13. Jahrhundert den benachbarten Grafen
von Wasserburg. Mit Wasserburg kam F. 1247 an Bayern. Der nach F. benannte
Codex Falkensteiniensis ist das einzige mittelalterliche Handbuch adliger
Wirtschaftsführung.
L.: Freed, J.,
The Counts of Falkenste(in) Noble Self-Consciousness in Twelfth-Century
Germany, 1984; Böck, F., Falkenstein, LexMA 4 1986, 240.
Falkenstein (Herrschaft). In der Mitte des 12.
Jahrhunderts wird erstmals die Burg F. an der
Brenz erwähnt. Sie kam um 1260 über die Erbtochter von den Herren von F. an die
Faimingen, 1349 als Pfand an den Herzog von Teck und über die Grafen von
Helfenstein ganz an den Herzog von Teck. Dieser verkaufte 1390 F. mit
Bindsteinmühle und Gütern in Dettingen, Heuchlingen, Ballendorf und Mehrstetten
an Albrecht von Rechberg. 1531 erlangte die Herrschaft Heidenheim die
Obrigkeit. 1593 kaufte Württemberg die zum schwäbischen Reichskreis gehörige
Herrschaft, womit F. 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wallner 684 SchwäbRK 1.
Falkenstein (Herrschaft, Ganerbschaft). Nach der
erstmals 1330 erwähnten, anstelle der Burg
Nürings errichteten Burg Neu-Falkenstein wurde
die Herrschaft F. im Taunus benannt, die nach dem Aussterben der
Reichsministerialen von Münzenberg (1255) an die Linie F. der
reichsministerialischen Herren von Bolanden fiel. Die Herren von F. saßen nicht
auf der Burg, die sich bald zu einer
Ganerbenburg entwickelte. 1271 spaltete sich die Familie in die Linien Butzbach
und Lich. Kurz nach 1350 gingen in Auseinandersetzungen mit den Grafen von
Hanau um das Münzenberger Erbe Güter verloren. Die Burg
befand sich 1350 im Besitz der Herren von Sponheim, die sie an die Grafen von
Hohenlohe vererbten. Im späten 14. Jahrhundert (1385) kam die Herrschaft über
die Erbtochter unter die Lehnshoheit der Grafen von Nassau-Weilburg, die den
Ganerben, den Herren von Kronberg und den Hattstein, ihre ererbten Teile neu
verlehnten. 1418 erlosch das Geschlecht F. Die Güter Königstein,
Neufalkenstein, Vilbel, Dreieichenhain, Anteile an der Burg
Kalsmunt bei Wetzlar, Butzbach, Lich, Münzenberg, Hungen kamen an die Grafen
von Solms und die Herren von Eppstein. 1773 fiel die Burg
F., die 1679 an die Herren von Bettendorf gelangt war, als erledigtes Lehen an
Nassau zurück. Über Nassau kam F. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3; Uhlhorn, F., Geschichte der
Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Hasselbach, W., Burg
Falkenstein im Taunus, 1962; Löffler, A., Die Herren und Grafen von
Falkenstein, 1994; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 308.
Falkenstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1120
gründeten die Edlen von Konradsburg nach Umwandlung ihrer Stammburg in ein
Kloster auf einem Felsen über dem Selketal am Rand des Harzes die Burg F. Seit 1155 nannten sie sich Grafen von F. Um
1200 erhielten sie die Vogtei über Quedlinburg. Graf Hoyer von F. († 1250/1251)
veranlasste um 1220 die Abfassung des Sachsenspiegels durch Eike von Repgow.
Durch Heirat wurde um 1292 die Grafschaft Arnstein erworben. 1386/1437 kam F.,
das 1332 an das Hochstift Halberstadt gelangt war, von diesem als Lehen bzw.
durch Verkauf an die Herren von Asseburg. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440; Ledebur, L. v., Die Grafen von Valkenstein, 1847; Wäscher, H.,
Die Baugeschichte der Burg Falkenstein im
Selketal, 1955.
Farnroda (Herrschaft). F. bei Eisenach erscheint
seit 1260 als Sitz einer Ritterfamilie, die sich nach ihm benannte. Die
zugehörige kleine Herrschaft kam um 1400 in andere Hände und 1461 schließlich
bis 1799 an die Burggrafen von Kirchberg. 1801
gehörte sie über das Fürstentum Sachsen-Weimar-Eisenach zum obersächsischen
Reichskreis. 1920 kam F. zu Thüringen.
L.: Wolff 396; Wallner 710 ObersächsRK 19.
Feuchtwangen (Reichsabtei). Das wahrscheinlich im 8.
Jahrhundert von einem Grundherren gegründete und dann an Karl den Großen
gegebene Benediktinerkloster F. (fiuhtin-wang) bei Ansbach wird 817 erstmals
erwähnt. Es wurde zur Reichsabtei, erscheint aber ab 1197 nur noch als ein
Kollegiatstift. Die Vogtei verlieh der Bischof von Augsburg im Namen des
Königs, unter anderem an die Grafen von Oettingen. 1376 verpfändete Kaiser Karl
IV. Stift und Vogtei an die Burggrafen von
Nürnberg. 1563 wurde das Stift aufgehoben.
L.: Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen,
1927; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964.
Feuchtwangen (Reichsstadt). F. bei Ansbach wird als
Benediktinerkloster 817 erstmals genannt. Der seit der Jahrtausendwende daneben
entstandene Ort wurde 1285 Reichsstadt. Sie wurde 1376 an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet und gehörte
dementsprechend tatsächlich zur Markgrafschaft Ansbach, seit 1791 zu Preußen.
1806 kam F. an Bayern.
L.: Wolff 108; Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes
Feuchtwangen, 1927; Funk, W., Feuchtwangen. Werden und Wachsen einer
fränkischen Stadt, 1954; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964; Die
Urkunden der Stadt Feuchtwangen 1284-1700(-1772), bearb. v. Hörber, W., 1979.
Finsterwalde (Herrschaft). F. auf der Südseite des
Lausitzer Landrückens (Oberlausitz) und an der Salzstraße
Lüneburg-Magdeburg-Liegnitz-Breslau entstand in Anlehnung an eine vermutlich
kurz nach 1200 errichtete, 1301 erstmals erwähnte deutsche Burg. Sie gehörte nacheinander den Landsberg,
Biterolf, Eulenburg bzw. Ileburg, Rodstock, Gorenz bzw. Gorenc, Polenz sowie
Hans Pack. 1425 kam die Herrschaft F. durch Kauf an Sachsen, das 1422/1423 an
die Markgrafen von Meißen gefallen war. 1815 gelangte sie an Preußen. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 378; Schlobach, O./Riedbaum, W., Zur Geschichte der Stadt
Finsterwalde, 2. A. 1930; Gericke, W., Geschichte der Stadt Finsterwalde, 1936.
Flandern (Grafschaft). Der im frühen 8.
Jahrhundert erstmals belegte Name F. (Flachland) bezeichnete vom 9. Jahrhundert
an eine Grafschaft zwischen Schelde, Canche und Nordsee. 843 kam das Gebiet zum
westfränkischen Reich. Die Grafschaft war französisches Lehen der Familie der
Balduine (Kronflandern bzw. Kron-Flandern), von denen Balduin I. Schwiegersohn
Karls des Kahlen war, und reichte im Osten bis Gent und Kortrijk, an der
Nordseeküste bis Boulogne. Unter Arnulf I. (918-965) kam Artois hinzu. 1056 belehnte
Kaiser Heinrich III. Graf Balduin V. mit dem nördlichen Land der vier Ambachten
und der Landschaft Aalst östlich der Schelde (Reichsflandern bzw.
Reichs-Flandern), wovon das Mündungsgebiet der Schelde und die Mark Antwerpen
behauptet wurden. 1107 gewannen die Grafen die Schutzherrschaft über das
Hochstift Cambrai. 1191 ging F. über die Erbtochter an einen Grafen des
Hennegaus über. Der Versuch des französischen Königs, F. nach 1214 fester an
sich zu binden, scheiterte 1302 (Niederlage von Kortrijk). 1262 erlangten die
Grafen von F. die Grafschaft Namur. 1384/1385 kam F. mit Artois nach dem
Aussterben der hennegauischen Grafen bzw. des seit 1278 regierenden Hauses
Dampierre über die Erbtochter an das Herzogtum Burgund
und 1477 mit Burgund über Maria von Burgund an Habsburg, wobei Artois zwischen Habsburg
und Frankreich umstritten blieb. 1556 wurde F. der spanischen Linie Habsburgs
zugeteilt. Der Norden fiel 1648 an die Republik der Vereinigten Niederlande
(Generalstaaten, (Staatsflandern: Das freie Land von Sluis mit den Städten
Sluis, Aardenburg und Oostburg (Dostburg), dem Amt Aardenburg, einem Teil der
Grafschaft Middelburg und dem Amt Oostburg (Dostburg), der Insel Cadzand
(Razand), Stadt und Amt Ysendyk (Ijzendijke) und der Stadt Biervliet und das
Hulsteramt). Artois und andere flandrische Gebiete kamen 1659/1668/1678 an
Frankreich (das Quartier des Freilandes mit den Städten und Kastellaneien
Grevelingen [Gravelingen], Bourbourg und Bergues, das Quartier Cassel mit der
Stadt und Kastellanei Cassel und der Kastellanei Bailleul und das Quartier oder
Land l'Isle oder Lille mit der Stadt und Kastellanei Lille und den Ämtern
Orchies und Douai [Donay]). 1714 gelangte das verbliebene F. mit einem Teil der
spanischen Erbschaft an Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die Niederlande
und 1830 überwiegend an Belgien.
L.: Wolff 58f.; Wallner 701 BurgRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges, Bd. 1f. 2. A. 1902; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Veltem); Sproemberg, H., Die Entstehung
der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Geschiedenis van Vlaanderen, hg.
v. Roosbroeck, R. van, Bd. 1ff. 1936ff.; Flandria nostra, redigiert v. Broeckx,
J. u. a. Bd. 1ff. 1957ff.; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 1, 3, 27, Flandrun,
Flamingun, Bevölkerungsname; Domke, H., Flandern, das burgundische Erbe, 1964;
Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 117; Allgemene Geschiedenis der Nederlanden (neue
Ausgabe), Bd. 1ff. 1980ff.; Berings, G., Flandern, LexMA 4 1989, 514ff.;
Nicholas, D., Medieval Flanders, 1992; Mohr, W., Die Vorgeschichte der
Grafschaft Flandern, 1994.
Flochberg (Burg,
Herrschaft). Die Burg der 1138 erstmals
erwähnten Herren von F. war 1145 castrum regis. 1330 verlehnte Kaiser Ludwig
der Bayer die zerstörte Burg an die Grafen von
Oettingen. 1347 verpfändete König Karl IV. F. an die Grafen. 1806 kam es mit
Oettingen an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Oettingen-Flochberg.
L.: Wolff 177; Der Ostalbkreis, 1978.
Forchtenstein (Herrschaft). Um 1300 erbauten die Grafen von Mattersdorf die Burg F. im Burgenland. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1455 an Habsburg kam und 1491 verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt wurde. Seit 1622 war sie im Besitz der Esterházy. 1647 wurde F. der Verwaltung Ungarns unterstellt. 1919 fiel es an Österreich.
Forster, Vorster (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die F. mit der Herrschaft Burghausen
(Hausen) zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken.
L.: Stieber; Hölzle, Beiwort 55; Riedenauer 128.
Franche-Comté (Freigrafschaft), Franche Comté, s. Burgund
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) B/C5.
Franken (Ballei [des Deutschen Ordens]). Zur
Ballei F. des Deutschen Ordens zählten ursprünglich 23 im 13. Jahrhundert
gegründete Komtureien (u. a. Nürnberg, Regensburg, Mergentheim, Würzburg, Ulm).
Seit 1444 war sie mit dem Meistertum des Deutschen Ordens sehr eng verknüpft.
Vor 1796 bestand sie noch aus den zum fränkischen Reichskreis gehörigen
Komtureien Ellingen, Virnsberg, Nürnberg, Würzburg und Münnerstadt, den zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Komtureien Heilbronn, Oettingen, Kapfenburg
und Ulm, den zum bayerischen Reichskreis gehörigen Komtureien Donauwörth,
Blumenthal in Oberbayern, Gangkofen in Niederbayern und Regensburg sowie den
Komtureien Fritzlar (kurrheinischer Reichskreis) und Kloppenheim im Gebiete der
Burg Friedberg (oberrheinischer Reichskreis).
Die Ballei war innerhalb Bayerns landsässig. 1796 kamen verschiedene Güter an Preußen
(Ansbach), das übrige wenig später an Bayern.
L.: Wolff 113; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Weiß, D., Die
Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter, 1991.
Frankenberg (reichsritterschaftlicher Ort). In F.
nördlich von Uffenheim erbaute der Bischof von Würzburg um 1200 eine Burg, die seit 1554 verfiel. Eine von den Burggrafen von Nürnberg 1254 errichtete weitere Burg (Vorderfrankenberg) wurde 1284 den Hohenlohe
verpfändet und von diesen 1362 Böhmen zu Lehen aufgetragen. Um 1390 wurde sie
als Herrschaft an die Seckendorff verkauft. 1429 erwarb Würzburg die
Herrschaft, verpfändete sie aber bald an die Heßberg. 1452/1445 kam die
allodiale Ganerbenburg an die Absberg, die sie 1464 den Markgrafen von Ansbach
auftrugen. 1520 fiel sie an die Hutten, die sie 1630 durch Konfiskation
verloren, 1638/1639 aber wieder zurückgewannen. Nach deren Aussterben 1783 kam
es zu einem Streit zwischen Schwarzenberg und Pölnitz (Pöllnitz). Einzelne
Güter zog Ansbach ein. 1796 wurde der zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken steuernde Ort von Preußen in Besitz genommen, 1806 fiel er an Bayern.
L.: Wolff 511.
Frankfurt (Reichsstadt, Großherzogtum, freie
Stadt). Im verkehrsgünstig gelegenen Stadtgebiet von F. am Main fanden sich
Siedlungsreste aller seit der jüngeren Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet
nachgewiesenen Kulturen. In römischer Zeit bestand unter anderem die Siedlung
Nida zwischen Heddernheim und Praunheim, die vielleicht eine keltische Siedlung
fortsetzte. Der Name F. wird dann erstmals 794 erwähnt (Franconofurt). Aus der
damit bezeichneten karolingischen Pfalz nördlich des Mains entwickelte sich bis
zum 12. Jahrhundert eine Marktsiedlung, zu der umfangreiches Königsgut gehörte
(z. B. die Dreieich südlich des Maines), in der eine Herbstmesse stattfand und
die um die Mitte des 12. Jahrhunderts ummauert wurde (1189 Schultheiß, 1194
Schöffen [iudicii]. Schon 856 und 887 und häufig seit dem 12. Jahrhundert war
F., das bis 1378 etwa 300mal vom König aufgesucht wurde, Ort von Königswahlen
(zwischen 1147 und 1356 15 von 20 Wahlen, zwischen 1356 und 1806 alle Wahlen
bis auf 5), seit 1563 auch Ort der Krönung. Das Recht der Stadt F., deren
älteste überlieferte gerichtliche Entscheidung aus dem Jahre 1222 stammt, war
vorbildlich für das Umland (Friedberg, Gelnhausen, Hanau, Limburg, Wetzlar),
wurde aber erst 1297 (Weistum über Pfahlbürger für Weilburg) aufgezeichnet. Seit
1300 entwickelte sich der Ort zu einem zentralen europäischen Handelsplatz, dem
1330 eine Frühjahrsmesse verliehen wurde. Seit 1372 war F. Reichsstadt. Das
Herrschaftsgebiet der Stadt blieb aber klein (zwölf Dörfer, fünf Burgen bzw. Burganteile
einschließlich der betreffenden Herrschaften, ein befestigter Hof und der
Stadtwald, wovon auf Dauer aber nur 13 dieser 19 Güter verblieben). Die
Einwohnerzahl betrug 1400 etwa 10000, 1475 etwa 15000. 1509 und 1578 wurde das
Frankfurter Recht durch eine romanisierende Reformation erneuert. 1535 schloss
sich F. dem lutherischen Bekenntnis an. 1726/1732 wurde die Stadtverfassung
durch Kaiser Karl VI. neugeordnet. 1792 und 1796 wurde F. von Frankreich
besetzt. Nach § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 blieb F.
Reichsstadt und wurde für den Verlust seines Anteils an Soden und Sulzbach
entschädigt. Durch Art. 22 der Rheinbundakte (1806) wurden F. und sein 100
Quadratkilometer umfassendes Gebiet dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg
(1755-1817), dem letzten Kurfürsten von Mainz und Reichserzkanzler, der einen
aus den Territorien von Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar gebildeten Staat
geschaffen hatte, zugesprochen. Mit dem Fürstentum Fulda ohne Herbstein und dem
Fürstentum Hanau ohne die Ämter Babenhausen, Dorheim, Heuchelheim, Münzenberg,
Ortenberg und Rodheim wurde es mit 95 Quadratmeilen und 302000 Einwohnern am
10./16./19. 2. 1810 unter Verzicht Dalbergs auf Regensburg zum Großherzogtum F.
(mit den Departements F., Hanau, Aschaffenburg, Fulda sowie der Hauptstadt F.)
unter Dalberg vereinigt. Der Thronfolger sollte Napoleons Stiefsohn Eugène de
Beauharnais sein. Am 16. 8. 1810 wurde eine Verfassung erlassen, 1811 der Code
Napoléon eingeführt. Am 28. 10.1813 dankte Dalberg ab. Das Großherzogtum wurde
am bzw. ab 6. 11. 1813 zusammen mit dem Fürstentum Isenburg und der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen in ein Generalgouvernement übergeleitet. Am 14.
12. 1813 wurde F. dank der Vermittlung des Freiherrn vom Stein eine freie
Stadt, die sich eine neue Verfassung gab, und danach Sitz der Bundesversammlung
des Deutschen Bundes (Constitutions-Ergänzungs-Acte vom 19. 7. 1816). Auf dem
Wiener Kongress 1815 wurde das Großherzogtum F. aufgelöst. Fulda (teilweise)
und Wetzlar kamen an Preußen, das Fulda 1816 an das Kurfürstentum Hessen-Kassel
überließ, Hanau an das Kurfürstentum Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern.
1848 war F. Sitz der Nationalversammlung. 1856 erhielt es eine neue Verfassung.
Am 18. 7. 1866 wurde es von Preußen besetzt und am 17. 8./22. 9./3. 10. 1866
mit 78000 Einwohnern und einschließlich der Dörfer Bonames, Bornheim, Hausen,
Oberrad, Niederrad und einem Anteil an Niederursel mit Preußen vereinigt. 1914
gründete die Frankfurter Bürgerschaft eine Universität. Im zweiten Weltkrieg
wurde die Innenstadt fast völlig zerstört. Am 19. 9. 1945 kam F. an Großhessen,
das sich seit 1. 12. 1945 Land Hessen nannte. Hier wurde es zu einem führenden
europäischen Bankenplatz und Messeort (u. a. Buchmesse).
L.: Wolff 291; Zeumer 554 III a 6; Wallner 699 OberrheinRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F3,
III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 93ff.; Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus. Urkundenbuch der
Reichsstadt Frankfurt, hg. v. Böhmer, J. 1836, neubearb. v. Lau, F., 1901ff.;
Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt am Main, hg. v. Euler, L., 1841; Kriegk,
F., Geschichte von Frankfurt am Main in ausgewählten Darstellungen, 1871;
Darmstädter, P., Das Großherzogtum Frankfurt, 1901; Horne, A., Geschichte von
Frankfurt am Main, 4. A. 1902; Schwemer, R., Geschichte der Freien Stadt
Frankfurt am Main 1814-1866, Bd. 1ff. 1910ff.; Dietz, A., Frankfurter
Handelsgeschichte, Bd. 1ff. 1910ff.; Bothe, F., Geschichte der Stadt Frankfurt
am Main, 3. A. 1929, Neudruck 1966; Kracauer, I., Geschichte der Juden in
Frankfurt am Main 1150-1824, Bd. 1f. 1925ff.; Coing, H., Die Rezeption des
römischen Rechts in Frankfurt am Main, 1939; Hertel, W., Karl Theodor von
Dalberg zwischen Reich und Rheinbund, Diss. phil. Mainz 1952; Die Bürgerbücher
der Reichsstadt Frankfurt am Main 1311-1400, bearb. v. Andernacht, D./Stamm,
O., 1955; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und Landeskunde von
Hessen, Bd. 1 1965, 771ff.; Berichte zur deutschen Landeskunde 37, 2 (1966);
Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg
1968; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Kropat, W.,
Frankfurt zwischen Provinzialismus und Nationalismus. Die Eingliederung der
”Freien Stadt” in den preußischen Staat (1866-1871), 1971; Schneidmüller, B.,
Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft am
Beispiel von Frankfurt am Main, Bll.f.dt. LG. 118 (1982), 115ff.; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Koch, R., Grundlagen
bürgerlicher Herrschaft. Verfassungs- und sozialgeschichtliche Studien zur
bürgerlichen Gesellschaft in Frankfurt/Main (1612-1866), 1983; Reformacion der
Stadt Franckenfort am Meine des heiligen Romischen Richs Cammer anno 1509, hg.
v. Köbler, G., 1984; Die deutschen Königspfalzen, Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.;
Klötzer, W., Frankfurt ehemals, gestern und heute. Eine Stadt im Wandel, 3. A.
1985; Koch, R., Grundzüge der Frankfurter Verfassungsgeschichte bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, (in) Wahl und Krönung in Frankfurt am Main, 1986; Bund,
K., Findbuch zum Bestand Ratswahlen und Ämterbestellungen in der Reichs- und
Freien Stadt Frankfurt am Main, (1193)-1887, 1989; Gimbel, R., Die Reichsstadt
Frankfurt am Main, 1990; Schwind, F., Frankfurt, LexMA 4 1989, 735ff.;
Frankfurt am Main, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1991;
Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des
Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt, hg. v. Rob, K., 1995;
Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Roth, R.,
Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main, 1996; Weber, M., Verfassung und
Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996;
Holtfrerich, C., Finanzplatz Frankfurt, 1999; Dzeja, S., Die Geschichte der
eigenen Stadt, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 200;
Wintergerst, M., Franconofurt, 2007; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a.,
2010; Mayer-Wegelin, E., Das alte Frankfurt am Main 1855-1890, 2014.
Frankreich ist der aus den karolingischen Teilungen
(843/887) des in der Völkerwanderungszeit entstandenen fränkischen Reichs im
10. Jahrhundert erwachsende Staat westlich Deutschlands, der im
Hochmittelalter, unter König Ludwig XIV. und unter Napoleon Bonaparte kulturell
und politisch führend in Europa wird. Nach 1945 macht er den Oberrhein zur
Sprachgrenze. Seit 1951/1952 verbündet er sich mit der Bundesrepublik
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien zur die deutsche
Rüstungsindustrie kontrollierenden Gemeinschaft für Kohle und Stahl
(Montanunion), der eine europäische Atomunion und eine europäische
Wirtschaftsgemeinschaft folgen. 1993 erwächst hieraus die Europäische Union mit
(1995) 15 bzw. (2004) 25 bzw. (2007) 27 Mitgliedstaaten. S. u. a. Andlau
(Reichsabtei), Arenberg, Artois, Bar, Berg, Besançon, Bitsch, Bremen, Burgund, Cambrai, Dauphiné, Elsass, Flandern, Freiburg
im Breisgau, Geldern, Germersheim, Hamburg, Hanau-Lichtenberg, Hannover,
Homburg, Kaiserslautern, Lauenburg, Lautern, Leiningen, Lothringen, Lübeck,
Lützelstein, Luxemburg, Metz, Mömpelgard, Murbach (Reichsabtei), Namur,
Niederlande, Oldenburg, Pfalz, Prüm (Reichsabtei), Provence, Rheingrafen,
Saarbrücken, Salm, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Simmern, Speyer, Sponheim,
Straßburg, Toul, Trier, Veldenz, Verdun, Westphalen, Zweibrücken.
L.: Sieburg, H., Grundzüge der französischen Geschichte, 1966; Sieburg, H.,
Geschichte Frankreichs, 4. A. 1989; Koeller, H./Töpfer, B., Frankreich. Ein
historischer Abriss, 3. A. Teil 1.2 1976; Bertier de Sauvigny, G. de, Die
Geschichte der Franzosen (Histoire de France), deutsche Übers. v. Sontheimer,
K., 1980; Mueller, B., Précis d'histoire de France. Abriss der französischen
Geschichte, 2. A. 1981; Sauvigny, G. de Bertier de, Die Geschichte der
Franzosen, 1986; Schreiber, H., Frankreichs große Jahrhunderte, 1986; Ehlers,
J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, 1987; Frankreich-Ploetz.
Französische Geschichte zum Nachschlagen, bearb. v. Loth, W., 2. A. 1988;
Contamine, P., Frankreich, LexMA 4 1989, 747ff.; Grüner, S./Wirsching, A.,
Frankreich, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 469.
Fredeburg (Herrschaft, Land). Die Burg F. an der oberen Wenne am Nordostabhang des
Sauerlandes entstand im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts als Mittelpunkt der
östlichen Hälfte der Herrschaft Bilstein (Wormbach, Berghausen, Dorlar-Ilpe,
Kirchrarbach [Kirchrahrbach], Eslohe, Reiste, Schliprüthen, Cobbenrode
[Kobbenrode]). 1367 musste Graf Gottfried IV. von Arnsberg die Burg an die Grafen von der Mark abtreten. 1444 wurde
das Land F., dessen Bauern weitgehend persönlich frei waren und zur Hälfte ihre
Höfe zu Erbeigentum (Freigut) hatten, in der Soester Fehde vom Erzbischof von
Köln erobert und (1449) dem erzstiftischen Herzogtum Westfalen eingegliedert.
1815 fiel F. an Preußen, 1946 das Gebiet an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87; Hömberg, A., Geschichte der Stadt Fredeburg, 1962.
Freiburg ([Grafen,] Stadt, Reichsstadt, Residenz
Habsburgs), Freiburg im Breisgau. Vermutlich 1120 gründeten die Herzöge
Berthold III. und Konrad II. von Zähringen am Handelsweg von Schwaben nach Burgund im Anschluss an ältere Siedlungen den Marktort
Freiburg. Nach ihrem Aussterben fiel er 1218 an die Grafen von Urach, die sich
seitdem Grafen von F. (Urach-Freiburg) nannten und auf der vielleicht von
Berthold II. am Ende des 11. Jahrhunderts erbauten Burg
auf dem Schlossberg saßen (Egino I. bis 1236/1237, Konrad I. 1236/1237-1271,
Egino II. 1271-1316, Konrad II. 1316-1350, Friedrich 1350-1356, Egino III.
1358-1385, Konrad III. 1385-1424, Johann 1424-1444). 1368 unterstellte sich F.
im Kampf mit seinen Grafen Habsburg. Unter dessen Herrschaft hatte es von 1415
bis 1427 während der Reichsacht Herzog Friedrichs die Stellung einer
Reichsstadt und erwarb später die Dörfer Herdern, Betzenhausen, Lehen, Zarten,
Kirchzarten, Horben sowie die Güter und die Vogtei des Klosters Sankt Märgen im
Schwarzwald. Die Grafen von F. herrschten nur noch auf ihren südlich Freiburgs
gelegenen Gütern auf Burg Neuenfels in
Badenweiler. Der letzte Graf gab 1444 seine Herrschaft Badenweiler an die
Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, die durch den Zusammenschluss der
Herrschaftsgebiete Rötteln, Sausenberg und Badenweiler das Markgräflerland
entstehen ließen. F. kam 1678 an Frankreich, 1697 wieder an Österreich und 1805
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. a. Urach-Freiburg.
L.: Wolff 41; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Schreiber, H.,
Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau, Bd. 1ff. 1857ff.;
Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg, Bd. 1f. 1882ff.; Albert, P., 800
Jahre Freiburg, 1920; Hefele, F., Freiburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1938ff.;
Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd.
1 1965; Freiburg im Mittelalter, hg. v. Müller, W., 1970; Freiburg in der
Neuzeit, hg. v. Müller, W., 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger
Gründungsurkunde aus dem Jahre 1120?, 1973; Keller, H., Über den Charakter
Freiburgs in der Frühzeit der Stadt, (in) FS Schwineköper, B., hg. v. Maurer,
H./Patze, H., 1982; Scott, T., Die Territorialpolitik der Stadt Freiburg im
Breisgau im ausgehenden Mittelalter, Schauinsland 102 (1983), 7ff.; Schott, C.,
Die Zugorte des Freiburger Oberhofes, FS Thieme, H., 1986, 157; Nüwe
Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg im Pryszgow gelegen, hg.
v. Köbler, G., 1986; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der
Zähringer, Diss. Freiburg 1988; Boehm, L., Freiburg im Breisgau, LexMA 4 1989,
888ff.; Nassall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Geschichte der
Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 2 1994; Freiburg 1091-1120, hg.
v. Schadek, H. u. a., 1995; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher
Freiheit, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 192; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 204.
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt,
Kanton, Residenz). 1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032 an das Reich gelangtem Gebiet die Stadt
F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von Zähringen an die Grafen von Kiburg
(Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg. 1452 unterwarf sie sich Savoyen.
1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit. 1481/1506 wurde sie als neunter Ort in
die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte
sie von Savoyen Romont (Romort), Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die
gesamte Grafschaft Greyerz (Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs
von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons Freiburg,
hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U., Bürgerschaft im
mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im Üchtland, LexMA 4
1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 2, 193.
Freies Land (das freie Land) an der
flandrischen Küste. 1792 gehörte das Freie Land an der flandrischen Küste zum
burgundischen Reichskreis Österreichs.
L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem
Personennamen Frigis). 724 rief Herzog Grimoald den heiligen Korbinian († 725)
nach F., der dort die Anfänge des 1020 erneuerten Klosters Weihenstephan
begründete. Um 738/739 errichtete der heilige Bonifatius das Bistum F. (Bischof
Erimbert), welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels)
umfasste und zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat
gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische Synonymenlexikon mit
dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen lassen (erstes
erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen Reichskreis
gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der Grafen von
Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern
die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet
um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem
Hochstift die Zollstelle in Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973
erlangte Grafschaft Cadore im Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig
annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten.
1802/1803 fielen die Güter an Bayern (mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels
[einschließlich Reichsgrafschaft Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15 Quadratmeilen, 11919
Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt, 1964; Stahleder, H.,
Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg.
v. Verein für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das
Bistum Freising im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg.
v. Schwaiger, G., 1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989,
903ff.; Freising, hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung
des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in
Freising, hg. v. Gössl, H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen
Königtum und Adel, 1995; Bauer, R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches
Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Fresenburg (Herrschaft). 1226 wird die vermutlich schon im 12. Jahrhundert von Ravensberg errichtete Burg F. im Emsland an der Grenze zu Friesland erwähnt. 1252 ging sie mit der zugehörigen Herrschaft an das Hochstift Münster über. Über Preußen gelangte F. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Freudenberg, Freudenburg (Burggrafschaft
bzw. Burggrafentum, Herrschaft). Die Herrschaft
F. an der Saar kam durch Kauf vom letzten Burggrafen
von F. an die Abtei Sankt Maximin in Trier. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde
sie von Frankreich besetzt und dem Departement Saar (Saardepartement)
zugeteilt. 1815 fiel F. an Preußen (Rheinprovinz), 1919 kam es zum Saargebiet.
L.: Wolff 493f.
Freudenberg (Burg,
Herrschaft). Um 1190 erbaute der Bischof von Würzburg die Grenzburg F. am Main.
Als Lehen des Hochstifts Würzburg kam sie dann an die Grafen von Wertheim. Nach
deren Aussterben 1556 zog Würzburg F. als erledigtes Lehen ein. 1802 fiel es an
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Löwenstein-Wertheim-Freudenberg), 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
L.: Wolff 100; Mai, E., Geschichte der Stadt Freudenberg am Main, 1908.
Freusburg (Herrschaft). Die Herrschaft F. (914,
1048 Froudesbrahderofanc) mit Betzdorf fiel 1220 von den seit 1131
nachweisbaren Herren/Grafen von F. über Eberhard Burggraf
von Arenberg an die Grafen von Sayn. Betzdorf gehörte von 1661 bis 1741 zu
Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741-1791 zu (Brandenburg-)Ansbach, 1791-1802 zu
Preußen, 1802-06 zu Nassau-Usingen, 1806-1815 zum Herzogtum Nassau und
1815-1945 zu Preußen. Das 1376 dem Hochstift Trier zu Lehen aufgetragene F.
wurde 1606 eingezogen, musste aber 1652 an die Erbtöchter Sayns zurückgegeben
werden. Über Sayn-Altenkirchen kam es 1802 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Semmelroth, R., Die Freusburg, 1930; Neu, H./Laux, J.,
Heimatchronik des Kreises Altenkirchen, 1956.
Friaul (Herzogtum). Das im östlichen
Norditalien (Pordenone, Udine, Görz, Triest) zwischen Karnischen Alpen,
Julischen Alpen und Adria gelegene, zunächst keltisch besiedelte F. ist nach
der römischen Stadt Forum Iulii (zu Ehren Julius Cäsars) benannt. Im 6.
Jahrhundert war es das erste langobardische Herzogtum in Italien, seit 776
fränkische, 828 in vier Grafschaften aufgeteilte Markgrafschaft. Otto der Große
vereinigte 976 einen Teil Friauls (Gebiet von Cividale) mit der Mark Kärnten,
das übrige Friaul kam mit Krain und Istrien 1077 unter die Herrschaft der
Patriarchen von Aquileja. 1420 wurde es mit Ausnahme vor allem der Güter der
Grafen von Görz, die 1500 an Habsburg fielen, von Venedig erobert. Mit Venedig
kam es 1797 an Österreich, 1866 an Italien. Die Grafschaft Görz fiel 1919 an
Italien. 1947 wurde der östliche, von Slowenen besiedelte Teil Friauls
Jugoslawien zugeteilt.
L.: Wolff 33; Storm, K., Burgen und Städte im
mittelalterlichen Friaul, 1940; Paschini, P., Storia del Friuli, Bd. 1f. 2. A.
1981; Leicht, P., Studi di storia friulana, 1955; Leicht, P., Breve storia di
Friuli, 4. A. 1970; Valussi, G., Friuli, Venezia Giulia, 1955; Gentilli, J., Il
Friuli, i climi, 1964; Brozzi, M., Il ducato del Friuli, 2. A. 1981; Cervani,
R., Friaul, LexMA 4 1989, 915f.; Wakounig, M., Dalmatien und Friaul, 1990;
Krahwinkel, H., Friaul im Frühmittelalter, 1992; Venetien Istituto regionale
per la storia del movimento di liberazioni nel Friuli-Venezia Giulia: Friuli e
Venezia Giulia, 1997.
Friedberg (Burggrafschaft).
Nach römischer und vermutlich auch fränkischer Besiedlung errichtete um 1170
Kaiser Friedrich Barbarossa zur Sicherung der Güter des Reiches in der Wetterau
die 1216 erstmals erwähnte Reichsburg F. Die reichsunmittelbare Burgmannschaft erwarb seit dem 15. Jahrhundert eine
eigene Herrschaft in der Wetterau (1455 Reichsstadt F. als Pfandschaft, 1475
Grafschaft Kaichen). 1806 kam sie an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 503; Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und
der dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Dieffenbach, P., Geschichte der
Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau, 1857;
Roth, H., Burg und Stadt Friedberg, 2. A. 1959;
Schilp, T., Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter, 1982; Schilp, T., Die
Reichsburg Friedberg im Mittelalter, Regesten der Urkunden 1216-1410, 1987;
Rack, K., Die Burg Friedberg im Alten Reich,
Studien zu ihrer Verfassungs- und Sozialgeschichte zwischen dem 15. und 19.
Jahrhundert 1988; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f. 1997ff.;
Zieg, M., Die Selbolder - Geschichte einer Friedberger Burgmannenfamilie
in den Jahren 1200-1578, 2007.
Friedberg (Reichsstadt). F. in Hessen war bereits
römisch (civitas Taunensium bis etwa 260), vermutlich auch fränkisch besiedelt.
Um 1170 errichtete Kaiser Friedrich I. Barbarossa zur Sicherung der Güter des
Reichs in der Wetterau die 1216 erstmals erwähnte Burg
F. Um 1200 entstand vor der Burg die 1219
erstmals sicher bezeugte Stadt, die seit 1252 Reichsstadt war. 1347 wurde sie,
vielleicht 3000 Einwohner zählend, erstmals, seit 1349 öfter an verschiedene Herren,
seit 1455 zumeist an die Burggrafschaft F.
verpfändet. 1541 wurde sie evangelisch. 1802/1803 kam die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Stadt, die ohne weiteres Gebiet war, mit 2000 Einwohnern
an Hessen-Darmstadt. 1834 wurden Burg und Stadt
vereinigt und gelangten 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 292; Zeumer 554 III a 13; Wallner 699 OberrheinRK 56; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C2; Die Territorien des Reichs 4, 40;
Schroeder 386ff.; Urkundenbuch der Stadt Friedberg, Bd. 1, hg. v. Ropp,
G./Foltz, M., 1904; Waas, C., Die Chroniken von Friedberg, Bd. 1ff. 1937ff.;
Dreher, F., Friedberg in Hessen, 1938; Roth, H., Burg
und Stadt Friedberg, 2. A. 1959; Friedberg in der Wetterau. Vergangenheit und
Gegenwart, Teil 1, 1966; Braun, W., Friedberg im Spätmittelalter (1250-1500),
Wetterauer Geschichtsblätter 15 (1968), 59ff.; Schilp, T., Die Reichsburg
Friedberg im Mittelalter, 1982, Wetterauer Geschichtsblätter 31; Heitzenröder,
W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schartl, R., Das Privatrecht
der Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, 1987 (Diss. Gießen); Schwind, F.,
Friedberg, LexMA 4 1989, 918; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., Bd. 1f.
1997ff. ; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 209; Olschewski, B.,
Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009.
Friedland (Herrschaft, Herzogtum). In F. in
Nordböhmen erscheint im 13. Jahrhundert eine Burg.
Die Herrschaft F., ursprünglich in der Lausitz gelegen, kam vor 1278 vom
Hochstift Meißen an Böhmen, gehörte von 1278 bis 1551 den Herren von Biberstein
(Bieberstein), die 1534 die Reformation einführten, und dann vor 1620 Herren
von Redern. Nach 1620 wurde sie eingezogen, fiel 1621/1622 an Albrecht von
Wallenstein und gab dessen auf etwa 1200 Quadratkilometern erweitertem
Herzogtum (1625/1627-1634) den Namen. Nach 1634 kam F. mit der Herrschaft
Reichenberg an die Grafen Gallas. Der letzte Graf übertrug die Güter 1757 dem
Grafen Clam. 1918/1919 kam F. zur Tschechoslowakei, 1938 im Sudetengebiet zum
Deutschen Reich und 1945 wieder an die Tschechoslowakei.
L.: Wolff 467; Schicketanz, A., Die Geschichte des Kreises Friedland, 1965.
Friesack (Herrschaft, Ländchen). In dem
vermutlich von den Ministerialen von Jerichow angelegten F. bei Potsdam bestand
früh eine Burg der Askanier. Burg, Stadt und Herrschaft F. gehörten im 13.
Jahrhundert den Herren von F. 1335 kamen sie als Lehen der Markgrafen von
Brandenburg an die Herren von Bredow. Von 1949 bis 1990 zählte F. mit
Brandenburg zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Bardey, E., Geschichte von Stadt und Ländchen Friesack, 1894;
Koss, H. v., Das Ländchen Friesack und die Bredows, 1965.
Friesenfeld (Gau nördlich der Unstrut, Uresinauelde,
Friesonoueld, Frisenafeld)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 7 (Osterhausen,
Amsdorf, Wanzleben, Hornburg, Rothenschirmbach, Sittichenbach);
(Hosgau-Friesenfeld); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen
Mittelalters, 1957, 126 (Allstedt, Asendorf, Benkendorf, Bornstedt, Burgsdorf, Dornstedt, Eisleben, Geusa, Goseck, Gröst,
Helfta, Holleben, Hornburg, Oberklobikau, Niederklobikau, Knapendorf,
Lauchstädt, Liederstädt, Lobitzsch, Merseburg, Morungen, Mücheln, Müllersdorf,
Beyernaumburg, Neehausen, Obhausen, Osterhausen, Querfurt, Reinsdorf, Riestedt,
Oberröblingen, Oberröblingen an der Helme, Klosterrohrbach, Rossleben,
Salzmünde, Sangerhausen, Schaftstädt, Burgscheidungen,
Großschierstedt, Oberschmon, Schortau, Schraplau, Seeburg, Sittichenbach,
Spergau, Vitzenburg, Burgwerben, Wippra,
Wormsleben, Wünsch, Zeuchfeld).
Friesonoueld s. Friesenfeld
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 58, 61, 62,
III, 28, 29; (Hosgau-Friesenfeld) Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen
und hohen Mittelalters, 1957, 63 Hosgau und Friesenfeld, 126 Hosgau-Friesenfeld
(Allstedt, Asendorf, Benkendorf, Bornstedt, Burgsdorf,
Dornstedt, Eisleben, Geusa, Goseck, Gröst, Helfta, Holleben, Hornburg,
Oberklobikau, Niederklobikau, Knapendorf, Lauchstädt, Liederstädt, Lobitzsch,
Merseburg, Morungen, Mücheln, Müllersdorf, Beyernaumburg, Neehausen, Obhausen,
Osterhausen, Querfurt, Reinsdorf, Riestedt, Oberröblingen, Oberröblingen an der
Helme, Klosterrohrbach, Rossleben, Salzmünde, Sangerhausen, Schaftstädt, Burgscheidungen, Großschierstedt, Oberschmon,
Schortau, Schraplau, Seeburg, Sittichenbach, Spergau, Vitzenburg, Burgwerben, Wippra, Wormsleben, Wünsch, Zeuchfeld). S.
Hosgau-Friesenfeld.
Frisenafeld s. Friesenfeld
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 35, 58, 61, 62,
III, 28, 29; (Hosgau-Friesenfeld) Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen
und hohen Mittelalters, 1957, 63 Hosgau und Friesenfeld, 126 Hosgau-Friesenfeld
(Allstedt, Asendorf, Benkendorf, Bornstedt, Burgsdorf,
Dornstedt, Eisleben, Geusa, Goseck, Gröst, Helfta, Holleben, Hornburg,
Oberklobikau, Niederklobikau, Knapendorf, Lauchstädt, Liederstädt, Lobitzsch,
Merseburg, Morungen, Mücheln, Müllersdorf, Beyernaumburg, Neehausen, Obhausen,
Osterhausen, Querfurt, Reinsdorf, Riestedt, Oberröblingen, Oberröblingen an der
Helme, Klosterrohrbach, Rossleben, Salzmünde, Sangerhausen, Schaftstädt, Burgscheidungen, Großschierstedt, Oberschmon,
Schortau, Schraplau, Seeburg, Sittichenbach, Spergau, Vitzenburg, Burgwerben, Wippra, Wormsleben, Wünsch, Zeuchfeld). S.
Hosgau-Friesenfeld.
Fronhausen (Ganerbschaft). F. zwischen Gießen und
Marburg ist 1159 als Gut des Stiftes Essen bezeugt. Die Vogtei hatte seit 1199
eine Linie der Schenken zu Schweinsberg. Nach deren Aussterben kam die Oberburg
an die Schenken von Schweinsberg. Die 1367 erbaute Unterburg wurde Hessen zu
Lehen aufgetragen, an verschiedene Familien vererbt und 1589 von Hessen als
erledigtes Lehen eingezogen.
L.: Wolff 255; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33; Schenk zu
Schweinsberg, G., Aus der Geschichte der Fronhauser Burg
1367-1917, 1917; Schröder, F., Der Oberhof Fronhausen an der Lahn, 1931;
Fronhausen an der Lahn, 1989.
Fugger (Grafen, Reichsgrafen, Reichsfürsten).
1367 erscheint der Webermeister Hans Fugger aus Graben bei Schwabmünchen in
Augsburg. Seine Nachkommen wurden bereits in der nächsten Generation ratsfähig.
Während die von Andreas Fugger († 1457) begründete Linie F. vom Reh rasch in
Bankrott geriet, erlangte die von Jakob Fugger begründete Linie F. von der
Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft (Jakob Fugger der Ältere †
1469), das Kupfermonopol (Jakob Fugger der Reiche 1459-1525) und auch den
Ablasshandel Weltgeltung. Seit 1504 waren die rasch zu den Bankiers der Päpste
und der Habsburger aufsteigenden F. adlig, seit 1511 Grafen und seit
1514/1525/1530 Reichsgrafen. 1507 verpfändete König Maximilian I. der Familie
die Grafschaft Kirchberg und die Stadt Weißenhorn, 1514 Biberbach in Burgau sowie 1536 die sog. Reichspflege. 1533 erwarben
die F. die Herrschaft Oberndorf, 1537 Babenhausen und Glött, 1551 Kirchheim,
1580 Nordendorf, 1595 Wellenburg, 1597 Welden und 1682 die Herrschaft Hausen
(bis 1756). Nach dem Tod Georg Fuggers († 1506) gründeten seine beiden Söhne
Raimund († 1525) und Anton († 1560), der König der Kaufleute, der bei seinem
Tode 6 Millionen Goldkronen bares Vermögen hinterließ, zwei Linien. Von Raimund
stammen zwei Äste ab, von denen sich der eine in Pfirt (bis 1846), Sulmetingen
(bis 1738) und Adelshofen (bis 1795), der andere in Weißenhorn (früh erloschen)
und Kirchberg teilte. Von den Söhnen Anton Fuggers leiten sich die Linien
Markus (mit Nordendorf, bis 1671), Johann und Jakob ab. Die Johann-Fuggerische
Linie teilte sich in einen Ast, der die Herrschaft Nordendorf der Markusschen
Linie erbte und deswegen - fälschlich - als Markus-Fuggerischer Ast bezeichnet
wurde (mit der Herrschaft Nordendorf, den Dörfern Ehingen, Lauterbrunn
[Lauterbronn], Duttenstein [Dutenstein], Demmingen [Diemingen], Wagenhofen
[Wangerhof]), in den kirchheimischen Ast (mit Kirchheim, Eppishausen
[Eppichhausen], Türkenfeld und Schmiechen [Schmüchen]), den mickhausischen
(mückenhausischen) Ast (mit Mickhausen [Mückenhausen] und Schwindegg) und den
glöttischen Ast (mit Glött, Hilgartsberg [Hilgartschberg], Oberndorf und Ellgau
[Elgau]). Die Jakob-Fuggerische Linie zerfiel in den Zweig Babenhausen (mit
Babenhausen und Boos) und den Zweig Wasserburg bzw. Wellenburg (mit Wellenburg,
Gablingen [Gaiblingen], Biberbach und Rettenbach an der Günz). Im 18.
Jahrhundert bestanden danach vor allem F. zu Nordendorf, Kirchheim, Mickhausen
(Mückenhausen), Wasserburg oder Wellenburg, Glött, Babenhausen und Boos. Der
Zweig Fugger von Babenhausen wurde 1803 in den Reichsfürstenstand erhoben
(Reichsfürstentum Babenhausen). Die Fugger-Babenhausen und Fugger-Glött wurden
1805/1806 in Bayern mediatisiert, die Fugger-Nordendorf und
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn in Württemberg. Von 1560 bis 1805 zählten die F.
wegen der 1551 erworbenen Herrschaften Niederalfingen und Stettenfels (bis
1747) zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Wolff 203; Zeumer 553 II b 61, 12; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E4, III 38 (1789) D3; Schulz 261; Ehrenberg, R., Das Zeitalter der
Fugger, Bd. 1f. 3. A. 1922; Studien zur Fuggergeschichte, hg. v. Strieder, J.,
Bd. 1-8 1907ff.; Stauber, A., Das Haus Fugger von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, Neudruck 1990;
Unger, E. E., Die Fugger in Hall in Tirol, 1967; Fried, P., Die Fugger in der
Herrschaftsgeschichte Schwabens, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des
Hauses Fugger von der Lilie, 1978; Kellenbenz, H., Fugger, LexMA 4 1989,
1010f.; Mandrou, R., Die Fugger als Grundbesitzer in Schwaben, (1969, deutsch)
1997; Häberlein, M., Die Fugger, 2006.
Fulda (Abtei, Reichsabtei, Hochstift,
Fürstentum, Residenz). Das Kloster F. (zu ahd. feld?, aha) an der Fulda wurde
am 12. 3. 744 durch Bonifatius' Schüler Sturmi (Sturmius) auf altem, durch
Einfälle der Sachsen um 700 aber verödetem Siedlungsgebiet, das Bonifatius sich
743 von dem merowingischen Hausmeier Karlmann aus Königsgut hatte übertragen
lassen, als Benediktinerabtei gegründet. 751 wurde es unmittelbar dem Papst
unterstellt, 765 von König Pippin zur Reichsabtei erhoben und 774 von König Karl
dem Großen mit der Immunität versehen. Im 9. Jahrhundert wurde F. einer der
wichtigsten deutschen Schreiborte (Hildebrandslied, Muspilli, Tatian), durch
dessen Bibliothek wichtige Texte überliefert wurden. 968 erhielten die Äbte den
päpstlichen Primat vor allen Äbten Germaniens und Galliens und 1170 den Titel
Reichsfürsten. Der im 9. Jahrhundert von den Alpen bis zur Nordsee reichende
Streubesitz, der für das 12. Jahrhundert noch auf 15000 Hufen bzw. 450000
Morgen geschätzt wurde, schrumpfte (z. B. durch den Verlust von Breuberg im
Odenwald) bis zum 13. Jahrhundert auf eine kleine Herrschaft in der Rhön und
über Brückenau bis Hammelburg in Franken, die aber als geschlossenes Gebiet an
Umfang immer noch die Herrschaftsgebiete anderer Abteien des Reiches übertraf.
Im 15. Jahrhundert gingen die Fuldische Mark und Gersfeld verloren. 1487 musste
fast das gesamte Stiftsgebiet an Mainz und Hessen verpfändet werden. Bei der
Reichskreiseinteilung kam F. zum oberrheinischen Reichskreis. 1626 wurde das
Kloster innerlich erneuert. Von 1632 bis 1634 war es Wilhelm V. von
Hessen-Kassel als Fürst von Buchen übertragen. 1648 verlor F. das letzte
Drittel von Vacha an Hessen-Kassel. Am 5. 10. 1752 wurde für das Stiftsland ein
selbständiges Fürstbistum (1829 als Bistum neu errichtet) eingerichtet. Um 1790
zählte F. wegen Burghaun, Großenmoor,
Marbachshöfe (Marbachshof) und Mahlertshof (Mahlertshöfe), Rothenkirchen,
Steinbach, Dalherda, Eichenzell, Welkers, Geroda, Langenschwarz,
Hechelmannskirchen, Köhlersmoor, Schlotzau, Lütter mit Altenfeld und
Hettenhausen, Mansbach, Glaam, Oberbreitzbach, Wenigentaft, Poppenhausen,
Eichenwinden, Farnlieden (Farnliede), Gackenhof, Hohensteg, Kohlstöcken, Remerz
(Remerts), Rodholz, Sieblos, Steinwand, Tränkhof, Schmalnau, Weyhers, Zillbach und
Sannerz mit Weiperz zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. 1802 wurde
F. mit 33/37 Quadratmeilen und 90000 Einwohnern säkularisiert und wenig später
die 1723/1734 gegründete Universität aufgehoben. 1803 fiel das Fürstbistum an
Nassau-Oranien, 1806 an Frankreich, 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und
1813 unter die Verwaltung Österreichs. 1815 kam es teilweise an Preußen, das es
1816 als Großherzogtum an Hessen-Kassel überließ, 1866 mit diesem wieder an
Preußen, das zugleich von Bayern die Ämter Gersfeld, Hilders und Weyhers
erhielt, 1945 zu Groß-Hessen bzw. zu dem Land Hessen. Die südlichen Gebiete
gelangten 1815 an Bayern, die östlichen an sächsisch/thüringische Länder,
Johannisberg (Johannesberg) im Rheingau an den Fürsten Metternich. Das Bistum
F. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 238; Zeumer 552 II a 27; Wallner 695 OberrheinRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Riedenauer 129; Die Territorien des Reichs 4, 128; Winkelmann-Holzapfel
149;Kalkoff, P., Die Reichsabtei Fulda am Vorabend der Reformation, Archiv f.
Reformationsgeschichte 22 (1925); Werner-Hasselbach, T., Die älteren
Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Fuldaer Äbte
und die Fürstäbte des Mittelalters, 1952; Hilpisch, S., Die Bischöfe von Fulda,
1957; Hoffmann, A., Studien zur Entstehung und Entwicklung des Territoriums der
Reichsabtei Fulda und seiner Ämter, 1958; Stengel, E., Urkundenbuch des
Klosters Fulda, 1958; Stengel, E., Die Reichsabtei Fulda in der deutschen
Geschichte, 1948, 1960; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte
des Landes Hessen, 1961; Der Landkreis Fulda, hg. v. Stieler, E., 1971; Die
Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter, hg. v. Schmid, K., Bd.
1ff. 1978; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft 1510-1656, 1982; Hussong, K.,
Studien zur Geschichte der Reichsabtei Fulda bis zur Jahrtausendwende, Arch. f.
Diplomatik 31 (1985), 1ff., 32 (1986), 129ff.; Jäger, B., Das geistliche
Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Raab, H., Das Fürstbistum Fulda
(1752-1802/03), 1989, Archiv. f. mittelrheinische Kirchengeschichte 41;
Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Hahn, H., Kleine Fulda-Chronik,
1989; Leinweber, J., Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, 1989; Weidinger, U.,
Untersuchung zur Grundherrschaft des Klosters Fulda in der Karolingerzeit, (in)
Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989; Sandmann, M.,
Fulda, LexMA 4 1989, 1020ff.; Fulda im alten Reich, hg. v. Jäger, B., 1994; Fulda
in seiner Geschichte, 1995; Geuenich, D., Die Stellung der Abtei Fulda, Fuldaer
Geschichtsblätter 7 (1995); Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi, Bd.
1ff. 1995ff.; Kloster Fulda, hg. v. Schrimpf, G., 1996; Witzel, W., Die
fuldischen Ministerialen, 1998; Früh, M., Die Lehnsgerichtsbarkeit der Abtei
Fulda, Hess. Jb. f. LG. 49 (1999), 39; Theisen, F., Mittelalterliches
Stiftungsrecht, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 657, 1, 2, 198; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u.
a., 2010; Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v.
Zwies, S., 2014.
Fürstenau (Burg,
Herrschaft). Um 1300 errichtete das Erzstift Mainz die Wasserburg F. bei
Erbach. 1317 erlangten die Grafen von Erbach ein Burglehen,
um 1350 den Pfandbesitz. Danach wurde F. zeitweise Sitz der Linie
Erbach-Fürstenau. 1806 kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 123.
Fürstenberg (Grafen, Fürsten, Fürstentum). Die
Grafen und Fürsten von F. leiteten sich von einer fränkischen Grafenfamilie in
Innerschwaben ab, die seit 1070 als Grafen von Urach bezeugt ist. 1218 erbten
sie über Agnes von Zähringen die Güter der Herzöge von Zähringen um Freiburg im
Breisgau sowie in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald (Haslach, Steinach,
Biberach im Kinzigtal) und nannten sich zunächst nach Freiburg und seit etwa
1250 nach der zähringischen, 1175 erstmals erwähnten Burg
Fürstenberg (fürdersten Berg) bei Neudingen in der Nähe von Donaueschingen.
Weiter erhielten sie Lehen der Bischöfe von Straßburg. 1265 mussten sie aus dem
Zähringer Erbe die Grafschaft Urach Württemberg überlassen. Heinrich I. von F.
gewann 1278 Villingen, die Feste F. und die Herrschaft Dornstetten und erhielt
1283 als Vetter König Rudolfs von Habsburg durch königliche Belehnung die
Landgrafschaft Baar. Von 1286 bis 1386 teilte sich eine jüngere Linie mit
Residenz in Haslach im Kinzigtal ab. Nach 1408 spaltete sich von der Linie Baar
die ältere Linie Kinzigtal ab (bis 1490). 1305 ging Bräunlingen, 1325/1326
Villingen, später außerdem Freiburg an Habsburg, 1320 Dornstetten an
Württemberg verloren, doch wurde 1488 Eschingen bzw. Donaueschingen gewonnen.
Der Verlust von Reichslehen im Renchtal sowie der Herrschaft Dornstetten wurde
durch den Erwerb der Herrschaft Wolfach ausgeglichen. 1509 reichte die Grafschaft
F., die zeitweise durch mehrere Linientrennungen aufgespalten war, dann aber
wieder zusammenkam, vom Feldberg bis zum Kniebis und von der Donau (Möhringen)
bis zum Schönenberg. Durch Heirat fiel 1534 aus werdenbergischem Erbe die
Landgrafschaft Heiligenberg an, 1627 von den Grafen von Helfenstein die
Herrschaften Wildenstein, Messkirch, Gundelfingen und Neufra, 1636 ein Anteil
an Wiesensteig sowie 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft
Hewen (Hohenhewen), so dass sich die Güter innerhalb von hundert Jahren
insgesamt vervierfachten. Nach dem Tod Graf Friedrichs II. († 1559) entstanden
aus der Baarer Linie die jüngere Kinzigtaler Linie, von der sich 1614 eine
Messkircher und eine Stühlinger Linie abspalteten und eine Heiligenberger Linie
(bis 1716). 1664 wurde die (1716 ausgestorbene und von der Linie Messkirch
beerbte) Linie Heiligenberg in den Reichsfürstenstand erhoben (1667 Sitz und
Stimme in der Reichsfürstenbank), 1716 das ganze Haus. 1744 wurden die Güter
nach Aussterben der Messkircher Linie durch die Stühlinger Linie in dem
Fürstentum F. mit Residenz in Donaueschingen zusammengefasst. Am Ende des 18.
Jahrhunderts hatten die Fürsten zu F. weiter die Herrschaften Hausen,
Wartenberg, Prechtal, Romberg, Lenzkirch, Schenkenzell, Waldsberg, Schlatt am
Randen, Aulfingen und Hausen vor Wald, die Stadt Hüfingen, die Obervogteiämter
Blumberg, Engen, Haslach, Löffingen, Möhringen, Neufra, Neustadt, Stühlingen
und Trochtelfingen und die Oberämter Heiligenberg, Hüfingen, Jungnau, Messkirch
und Wolfach. Wegen Waldsberg und Stetten zählten die Fürsten, die bereits 1488
als Grafen Mitglieder der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau
und am Bodensee gewesen waren, zum Kanton Hegau und wegen Kluftern und
Efrizweiler zum Bezirk (Quartier) Allgäu-Bodensee des Ritterkreises Schwaben.
1804 erlosch die fürstliche Hauptlinie. Titel und Gut kamen an eine
österreichisch-böhmische Nebenlinie. 1806 wurde F. mit 20000 Quadratkilometern
und 100000 Einwohnern unter Baden, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen
aufgeteilt. Auf 1945 verlorenen böhmischen Nebengütern und in Österreich waren
im 19. Jahrhundert neue Seitenlinien entstanden.
L.: Wolff 171; Zeumer 553 II b 55, 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38 (1789) C4; Ruch Anhang 3, 77, 82;
Fürstenbergisches Urkundenbuch, hg. v. Riezler, S./Baumann, F., Bd. 1ff.
1877ff.; Riezler, S., Geschichte des fürstlichen Hauses Fürstenberg bis 1509,
1883; Tumbült, G., Das Fürstentum Fürstenberg von seinen Anfängen bis zur
Mediatisierung im Jahre 1806, 1908; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende
des alten Reiches, 1938; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum
Fürstenberg in den letzten Jahrzehnten vor der Mediatisierung (1744-1806),
Diss. phil. Freiburg, 1942; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialgeschichtlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Vetter, A., Geschichte
der Stadt Fürstenberg, 1960; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet
des Fürstentums Fürstenberg (15.-17. Jahrhundert), FS G. Schmelzeisen, 1980, 9;
Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R.,
Verwaltung und Beamtentum der gräflich-fürstenbergischen Territorien vom
Ausgang des Mittelalters bis zum schwedischen Krieg (1490-1632), 1986; Eberl, I.,
Fürstenberg, LexMA 4 1989, 1037; Die Fürstenberger, 1994; Mauerer, E.,
Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001.
Fürstenberg (Reichsritter). Seit dem 13. Jahrhundert
ist eine im Sauerland beheimatete Ministerialenfamilie des Erzstifts Köln
nachweisbar. Sie nannte sich seit 1295 nach der an der Ruhr gelegenen, im
letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erbauten, aber wohl kurz nach 1326 wieder
zerstörten Burg F. bei Neheim. Sie stammte
wahrscheinlich von dem Geschlecht der Binolen ab. Am Anfang des 15.
Jahrhunderts hatte sich die Familie in die drei Hauptlinien Waterlappe,
Höllinghofen-Hörde-Livland und Neheim-Neufürstenberg verzweigt. Güter hatte sie
vor allem im nordwestlichen Teil des Herzogtums Westfalen, aber auch im
südwestlichen Sauerland, im Märkischen, Münsterischen, Paderbornschen, am
Nieder- und Mittelrhein (Geldern, Mainz) und in Livland. Sie war Mitglied des
Ritterkreises Rhein. Seit 1572 hatte sie die Vogtei über Kloster Grafschaft
inne.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte,
Bd. 1 1939; Klocke, F. v. u. a., Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.;
Fürstenberger Skizzen, hg. v. Gosmann, M., 1995.
Fürstenberg-Weitra (Fürsten, Landgrafen). Weitra in Österreich entstand am Ende des 12. Jahrhunderts im Zuge der Besiedlung des Grenzraumes gegen Böhmen. Die Burg war bald Mittelpunkt eines reichsunmittelbaren Gebiets (districtus Witrensis) der Kuenringer. 1278/1295/1296 kam Weitra an Habsburg, das es als Pflegschaft oder Pfand an Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg, Hardegg, Prag, Breuner und Greiß (Gree?)ausgab. 1581 belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn von Willroß mit der Herrschaft, die 1592 allodialisiert wurde. Seine Witwe heiratete Graf Friedrich zu Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte Weitra einer eigenen landgräflichen Linie F. 1848 verlor das Haus Fürstenberg die Herrschaft.
Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein wurde um 1200 vom Bischof von
Passau errichtet. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese gehörte 1801 über
das Hochstift Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Fürstenstein (Burg,
Herrschaft). Vermutlich errichteten die Grafen von Bilstein im 13. Jahrhundert
bei Albungen an der Werra die Burg F. Um 1301
kam sie durch Kauf oder Heimfall an Hessen. Von 1344 an waren die vielleicht
ursprünglich zu den Burgmannen von Boyneburg
gehörigen Diede von F. an der vielfach verpfändeten Burg
berechtigt. Seit 1596 waren sie bis zu ihrem Aussterben 1807 die alleinigen
Herren. S. Diede von Fürstenstein.
L.: Wengel, E., Der Fürstenstein, Burgwart 13
(1912).
Fürstenwärther (Freiherren, Reichsritter). Die
Freiherren von F. waren wegen dem halben Duchroth mit dem halben Oberhausen und
einem Viertel der Ganerbschaft Burglayen (Burg Layen) Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des
Ritterkreises Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 148.
Furtenbach (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert (um
1760) zählten die F. mit den Rittergütern Schnodsenbach, Burgambach und Zeisenbronn zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.
L.: Bechtolsheim 15, 414; Riedenauer 123.
Gams (Reichsdorf), Gambs. G. in der Schweiz
im heutigen Kanton Sankt Gallen?). Campesias wird 835 erstmals genannt.
Zunächst gehörte es zur Herrschaft Sax. Nach einer Erbteilung um 1360 bildete
es eine eigene Herrschaft. 1393 verkaufte Eberhard der Ältere von Sax G. mit Burg Hohensax für 20000 Gulden an die Herzöge von
Österreich. 1398 erhielt sein Neffe Eberhard der Jüngere von Sax die Herrschaft
als Lehen Österreichs. Über eine Erbtochter kam sie an Kaspar von Bonstetten.
Auf Bitte der Leute von Gams kauften Schwyz und Glarus 1497 die Herrschaft, die
in der Reformation katholisch blieb. Als Reichsdorf erschien Gams erstmals 1609
bei dem 1603-1605 als Erzieher im Dienst der Herren von Sax/Hohensax stehenden
Melchior Goldast von Haiminsfeld (Haimisfeld). 1797 kam Gams zum Kanton Linth,
1803 zum Kanton Sankt Gallen der Schweiz.
L.: Goldast, Reichshandlung 1609, Einleitung; Jenichen 12; Hugo 475;
Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz Bd. 3 (1926), 388.
Gandersheim (Reichsstift, Residenz) (seit 1932 Bad
Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der Kreuzung mit
der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine Burg. 852 gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das
Stift G., in dem in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin
Hrotsvit wirkte. Das Stift war reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit
vom Bischof von Hildesheim eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt
(1208). Vögte waren seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen,
doch vermochte die Äbtissin ihre Stellung als Reichsfürstin und ihren Sitz auf
der rheinischen Prälatenbank bis zur freiwilligen Aufgabe 1802 zu behaupten.
Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber nicht, so dass sich
das Reichsstift im Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte. 1568/1589
wurde G. ein evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig. 1810 wurde
es aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205; Schröder-Stapper,
T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Gardelegen (Grafen). Nach der 1133 erwähnten Burg G. an der Mulde, die zeitweise dem Kloster Corvey
und dann dem Erzstift Magdeburg gehört hatte, nannten sich Grafen von G.
Spätestens 1196 kam G. an die Markgrafen von Brandenburg.
L.: Wolff 386.
Gaveren (Fürstentum, Roede). Das Fürstentum (Roede) G. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern und das Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
Gebsattel (Reichsritter, Freiherren). Vielleicht
kurz vor 1100 entstand an einer Tauberfurt als Witwensitz einer Gräfin von
Rothenburg G. Als Folge der Ausdehnung Rothenburgs verlegten die G. ihren Sitz
nach Acholshausen, später nach Trennfeld. Im 16. bis 18. Jahrhundert zählten
die Freiherren G. mit Teilen von Haselbach, der Hälfte von Burglauer, Lebenhan und Teilen von Leutershausen zum
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken. Im frühen 16. Jahrhundert waren
sie auch im Kanton Baunach, im 17. Jahrhundert auch im Kanton Odenwald
immatrikuliert.
L.: Genealogischer Kalender, 1753, 538; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
593; Seyler 364; Winkelmann-Holzapfel 149; Pfeiffer 198, 211; Riedenauer 123;
Rahrbach 88; Neumaier 90.
Gedern (Burg,
Herrschaft). G. bei Büdingen kam 780 an Lorsch. Die von den Herren von Büdingen
stammenden Herren von Ortenberg errichteten dort eine Burg.
Von ihnen fiel G. an die Herren von Breuberg, die 1316 die Hälfte des Ortes dem
Erzstift Trier zu Lehen auftrugen. 1323 gingen ihre Rechte an die Trimberg,
1376 an die Eppstein-Königstein und 1535 an die Grafen von Stolberg über. Diese
führten die Reformation ein. Seit 1677 war G. Sitz einer eigenen, 1742
gefürsteten Linie Stolberg-Gedern, die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt
wurde. 1806 fiel G. an Hessen-Darmstadt, dann an Isenburg und 1816 wieder an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 275; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956.
Gehren (Herrschaft). G. bei Suhl am Rand des
Thüringer Waldes wird 1299 erstmals genannt. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts
gehörten Burg und Dorf G. den Rittern von
Berlstedt. Sie verkauften G. an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen, über
die G. 1920 zu Thüringen kam.
L.: Wolff 412.
Geisingen (Herrschaft). G. bei Donaueschingen wird
764 (Chisincas) erstmals erwähnt. Die Herren von G., die sich auch nach der um
1100 erbauten nahen Burg Wartenberg nannten,
gründeten neben dem Dorf zwischen 1250 und 1300 eine Stadt. 1318 kam G. mit
Wartenberg über die Grafen von Freiburg-Badenweiler erbweise an das
rivalisierende Fürstenberg, 1806 an Baden und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Barth, J., Geschichte der Stadt Geisingen an der Baar, 1880;
Vetter, A., Geisingen. Eine Stadtgründung der Edelfreien von Wartenberg, 1964.
Geldern (Grafschaft, Herzogtum, Residenz). Am
Ende des 11. Jahrhunderts (Gerhard Flamens 1033-1057, Graf Gerhard 1061-1067,
nach Lieven Gerhard I. † nach 1033, Gerhardus Flamens † 1082, Gerhard I. von
Wassenberg-Geldern um 1060-um 1129) erscheinen im Raum des Herzogtums
Niederlothringen als Nachkommen der Konradiner die Grafen von G. (1085-1118
auch von Wassenberg bei Erkelenz) mit Sitz in der Burg
G. (1096 de Gelre) an der Niers. Sie hatten Vogteien in G., Erkelenz und
Roermond sowie Eigengut östlich der unteren Maas (Obergeldern). Um 1120
erheiratete Graf Gerhard II. über Irmgard von Zutphen die durch die Grafschaft
Kleve hiervon getrennte Grafschaft Zutphen an der Yssel/Ijssel und die
Herrschaft Arnheim. Später erlangten die Grafen die Vogtei des Utrechter
Marienstifts. 1247 erzwangen sie gegenüber König Wilhelm von Holland die
Verpfändung der Reichsvogtei Nimwegen mit der Reichsstadt Nimwegen (Nijmwegen)
(sog. Nimwegener Reich) und Emmerich, so dass die Grafen ein bedeutendes
Herrschaftsgebiet zwischen Maas und Roer bis zur Zuidersee hatten. Nach der im
Kampf um das schwiegerväterliche Herzogtum Limburg gegen Brabant 1288
erlittenen Niederlage von Worringen wurden die Grafen von den Ständen abhängig.
1339 erhielt Graf Reinald II. den Herzogstitel. 1371 starb das Geschlecht im
Mannesstamm aus. Im geldrischen Erbfolgekrieg (1371-1379) fiel G. (1377/1379)
an die durch Heirat verbundenen Grafen bzw. Herzöge von Jülich, wurde nach dem
Erlöschen Jülich-Gelderns im Mannesstamm im Erbwege 1423 unter den von den
Ständen gewählten Grafen von Egmond/Egmont aber wieder selbständig. 1472
verpfändete Arnold von Egmond das Herzogtum an Karl den Kühnen von Burgund, der es 1473 eroberte, vom Kaiser belehnt
wurde und Teile Gelderns an Kleve (u. a. Goch [1614 Preußen]) gab. Mit Burgund fiel G. nach dem Aussterben der 1492 wieder
selbständig gewordenen Grafen von Geldern (1538) mit den vier Quartieren
Arnheim, Roermond, Zutphen und Nimwegen letztlich an Habsburg, das G. 1543 nach
zeitweiliger Lösung (seit 1538 unter Jülich-Kleve-Berg) den habsburgischen
Niederlanden im burgundischen Reichskreis einverleibte und 1548 dem burgundischen
Reichskreis zuteilte. 1578/1579 löste sich unter dem Statthalter Johann von
Nassau der größte Teil Gelderns (Nimwegen, Zutphen, Arnheim) von Habsburg und
schloss sich den Generalstaaten als Provinz Gelderland an (Utrechter Union).
Der südliche Teil (Oberquartier G. südlich von Kleve um G. und Venlo,
Obergeldern) fiel nach dem 1702 erfolgten Aussterben der Prinzen von Oranien
(König Wilhelm III. von England) als Ersatz für Oranien) 1713 im Frieden von
Utrecht an Preußen (G., Straelen, Wachtendonck bzw. Wachtendonk, Kessel,
Kriekenbeck [Kriekenbeek]). 1715 erwarben die Generalstaaten noch Venlo,
Stevensweert und Montfoort (Montfort), 1719 nahm Pfalz-Neuburg Erkelenz, so
dass bei den österreichischen Niederlanden nur Roermond und die Herrschaften
Daelenbroeck (Dalenbroek), Swalmen, Wessem und Elmpt verblieben. Der
österreichische Teil wurde 1801, der preußische Teil 1795/1801 an Frankreich
abgetreten. 1815 kam der österreichische Teil an die Niederlande. Der
preußische Teil ging bis auf einige Stücke, die an die Niederlande fielen
(Kessel, alles Land eine halbe Meile landeinwärts vom Maasufer), 1946 in
Nordrhein-Westfalen auf.
L.: Wolff 66; Wallner 701 BurgRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 6 (1378) C2, II 78 (1450) F3, III 38 (1789) B2;
Nettesheim, L., Geschichte von Stadt und Amt Geldern, 1863, Neudruck 2. A.
1963; Sloet v. de Beele, L., Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen,
Teil 1ff. 1872ff.; Heidrich, P., Der geldrische Erbfolgestreit 1537-43, 1896;
Gouda Quint, P./Gouda Quint, S., Bibliographie van Gelderland, Bd. 1ff.
1910ff.; Holthausen, H., Verwaltung und Stände des Herzogtums Geldern
preußischen Anteils im 18. Jahrhundert, Diss. phil. Bonn 1916; Heimatbuch des
Landkreises Geldern, 1964; Ebe-John, E., Geldern, eine niederrheinische Festung,
1966; Jappe Alberts, W., Geschiedenis van Gelderland, 1966; Der Landkreis
Geldern, hg. v. Ebbert, F., 1967; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen
Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985;
Frankewitz, S., Die geldrischen Ämter Geldern, Goch und Straelen im späten
Mittelalter, 1986; Hövelmann, G., Geldern - Preußens Maasprovinz (1713-1794),
Rhein. Vjbll. 50 (1986); Schiffer, P., Die Grafen von Geldern im
Hochmittelalter (1085-1229), 1988; Venner, G., Die Grafschaft Geldern vor und
nach Worringen, Bll. f. dt. LG. 124 (1988), 267ff.; Herborn, W., Geldern, LexMA
4 1989, 1198 ff; Nijsten, G., Het hof van Gelre, Diss. phil. Nimwegen 1992;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 130; Gelre - Geldern -
Gelderland, hg. v. Stinner, J. u. a., 2001; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 71, 793,
1, 2, 207; Nijsten, G., In the Shadow of Burgundy,
2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 401, 2, 217; Geldern, hg.
v. Landschaftsverband Rheinland, 2006; Lieven, J., Adel, Herrschaft und
Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 289.
Gemen, Gehmen (Herrschaft). Mit dem Königshof
bei G. nahe Borken stattete Königin Mathilde (in Engern um 895-Quedlinburg 968)
das Stift Nordhausen aus. Edelherren von G. werden 1092 erstmals genannt. Um
ihre um 1250 dem Herzog von Kleve aufgetragene Burg
entstand eine kleine Herrschaft. 1492 starb das Geschlecht, das als Lehen
Kleves auch die Vogtei über das Stift Vreden innegehabt hatte und weitere
zwischenzeitlich erworbene Güter (Bredevoort, Pfandschaft an Recklinghausen)
nicht hatte halten können, aus. Es folgten in weiblicher Linie die Grafen von
Holstein-Schaumburg, nach 1635 die Grafen von Limburg-Styrum. Ihnen gelang vor
allem gegen das Hochstift Münster die Durchsetzung der Reichsunmittelbarkeit
(1700) und die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1733 erbten
sie die südlich gelegene Herrschaft Raesfeld. 1784 umfasste die 1560
protestantisch gewordene Herrschaft Burg und Ort
G. sowie zwei Bauerschaften mit insgesamt 0,5 Quadratmeilen. Sie gehörte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, ihre Inhaber zu den westfälischen
Reichsgrafen. 1801 kam sie an die Reichsfreiherren von Boyneburg-Bömelberg. Am
12. 7. 1806 fiel sie mediatisiert an die Fürsten von Salm-Kyrburg. Am 13. 12.
1810 erfolgte der Anschluss an Frankreich, 1815 an Preußen. 1822 wurde G. von
der Familie Landsberg-Velen erworben. 1946 kam G. zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 364; Zeumer 554 II b 63, 23; Wallner 705 WestfälRK 54; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Landsberg-Velen, F. Graf v.,
Geschichte der Herrschaft Gemen, 1884; Köbler, G., Gericht und Recht in der
Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G., 1980, 171.
Gemmingen (Herren, Reichsritter). G. (Gemmincheim)
bei Sinsheim im Kraichgau wird 769 anlässlich einer Gabe an Lorsch erstmals
erwähnt (768 Gemminisheim?). 1233 bzw. 1275 erscheinen (wohl mit Allodialgut)
Herren von G., die sich später mit den Grafen von Neipperg in die Herrschaft
über G. teilten. Die seit der Wende des 13. Jh.s in die später weitverzweigten
Hauptstämme Guttenberg (1449, Zweigstamm Steinegg-Hagenschieß Beginn des 15.
Jh.s, später Bessenbach) und Hornberg (1612, vorher Bürg) geteilte Familie G.
war bereits 1488 Mitglied der Gesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil am Neckar.
Zeitweise bestanden in G. drei Schlösser. Das später der Reichsritterschaft
Schwaben und Franken aufgeschworene Geschlecht bildete die Linien (Steineck
bzw.) Steinegg, G., Mühlhausen, Presteneck, Horneck, Tiefenbronn und Hamberg
(Homberg) aus. Zu ihren Gütern zählten innerhalb des Ritterkreises Schwaben im
Kanton Neckar Hamberg (Homberg) (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457),
Hohenwart (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Lehningen (Lehen Badens, v.
G. zu Mühlhausen), Mühlhausen an der Würm (Erblehen von G. zu Mühlhausen),
Neuhausen im Hagenschieß (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), Schellbronn (Lehen
Badens, v. G. zu Steinegg, 1457), Steinegg (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg,
1407), Tiefenbronn (Lehen Badens, v. G. zu Steinegg), im Kanton Kocher Ganerbschaft
Bönnigheim (Bennigheim) mit Erligheim, Beihingen teilweise (seit 1675), Filseck
(1593-1597), Neubronn teilweise, Hochberg (1684-1779), Talheim teilweise, im
Kanton Kraichgau Erligheim, Guttenberg, Adersbach mit Rauhof, Bonfeld mit (dem
1732 von Gemmingen-Hornberg erworbenen) Babstadt, Fürfeld, Rappenau,
Treschklingen, fünf Achtel Gemmingen, Hüffenhardt mit Kälbertshausen,
Neckarmühlbach, Wollenberg und Michelfeld sowie im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken, in dem sie von den Anfängen bis 1806 immatrikuliert
waren, drei Viertel Crumbach (Fränkisch-Crumbach), Bierbach, Eberbach, Erlau,
Freiheit, Hof Güttersbach, Michelbach, Hof Rodenstein (17. Jh.) mit
Rodensteinschen Waldungen, Altenberg (Schloss und Gut mit Niedersteinach 1622),
Hoffenheim (1771), Teile von Sachsenflur, Unterheimbach mit Oberheimbach, Bürg
(1334), Ilgenberg, Leibenstadt, Lobenbacherhof, Neckarzimmern mit Schloss
Hornberg (1612), Steinbach, Stockbronn (Stockbrunn), Teile von Widdern (15.
Jh.), Kochendorf teilweise (1749), Herrschaft Maienfels und Neuhütten (16. Jh.,
gemeinschaftlich mit den Weiler) sowie Schloss Presteneck teilweise. 1520 wurde
in G. die Reformation eingeführt. Um 1790 waren die G. auch im Kanton Baunach
immatrikuliert. 1806 kam G. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
(Am Beginn des 21. Jh.s sind noch rund 200 Namensträger bezeugt.)
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 56, 59, 62-64;
Winkelmann-Holzapfel 150; Hellstern 204, 218, 219; Schulz 262; Riedenauer 123;
Stetten 32, 36; Rahrbach 90; Neumaier 72, 149f., 151f.; Fleck, A., Die
Mediatisierung der Reichsfreiherrn von Gemmingen beim Übergang in die badischen
Souveränitätslande, Diss. jur. Mainz 1972; Andermann, K., In Angelegenheiten
der Ritterschaft, 1986; Andermann, K., Die Urkunden des Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archivs auf Burg Guttenberg über
dem Neckar, 1990; Andermann, K., .Die Urkunden der Freiherrlich von
Gemmingen’schen Archive auf Gemmingen und Fürfeld - Regesten 1331-1849, 2011;
Archive der Freiherren von Degenfeld-Neuhaus und Gemmingen-Hornberg-Babstadt -
Urkundenregesten 1439-1902, bearb. v. Burkhardt, M., 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Fränkisch Crumbach 1792).
Generalstaaten (Provinzen). G. waren seit etwa 1506 die
von Herzog Philipp dem Guten von Burgund seit
1464 nach französischem Vorbild an wechselnde Orte berufenen allgemeinen
Landesvertretungen und davon abgeleitet später die nördlichen Provinzen der
Niederlande, die sich während des niederländischen Aufstandes auf Betreiben des
Statthalters Johann VI. von Nassau am 23. 1. 1579 zur Utrechter Union
zusammenschlossen und am 26. 7. 1581 von Spanien lossagten. 1609 wurden Spanien
durch militärische Eroberung weitere große Teile Flanderns, Brabants und
Gelderns entrissen. Seit 1648 wurden die G. ohne förmliche Loslösung vom
Deutschen Reich als souverän angesehen. Am 26. 1. 1795 wurde mit Unterstützung
Frankreichs die Batavische Republik ausgerufen, die Maastricht, Venlo,
Staatsflandern und Limburg an Frankreich abtreten musste. 1806 wurden die G.
auf Geheiß Napoleons in das Königreich Holland seines Bruders Ludwig
umgewandelt. 1810 wurde dieses Königreich Holland mit Frankreich vereinigt.
1815 wurden die Niederlande wieder selbständig.
L.: Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1935ff.; Geyl,
P., Geschiedenis van de niederlandse stam, Bd. 1f. 2. A. 1948f.; 500 Jaren
Staten-Generaal, 1964.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G.,
dessen Diözese sich bis zum Mont Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland
erstreckte. Von 443 bis 461 war an seinem Sitz der Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter die Herrschaft
der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887 zum Königreich Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der
Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei über das Hochstift von
den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die Herzöge von Zähringen,
welche die Rechte des Bischofs minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die
Grafen von Savoyen in gleicher Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen
zu Reichsvikaren und leitete damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich
ein. Nachdem der Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit Bern
und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum Wechsel
nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift seinen Sitz
im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Gent (Burggrafschaft).
G. am Zusammenfluss von Schelde und Leie, dessen aus dem Keltischen kommender
Name Ganda Mündung bedeutet, wird schon im 8. Jahrhundert genannt (Abteien Sint
Baafs, Sint Pieters). Bereits im 12. Jahrhundert erlangten die dort seit dem
10. Jahrhundert siedelnden Kaufleute besondere Rechte gegenüber den Grafen von
Flandern. Im 13. Jahrhundert erwarb G. als Stadt der Tuchmacher europäische
Geltung. Im 14. Jahrhundert erhob sich die mehr als 56000 Einwohner zählende
Stadt, deren wirtschaftliche Bedeutung unter der wachsenden englischen
Konkurrenz litt, gegen die Grafen von Flandern, verlor aber 1540 alle
besonderen Rechte. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Burggrafschaft G. über die Grafschaft Flandern und das
Herzogtum Burgund zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 60; Wallner 701 BurgRK 1; Fris, V.,
Histoire de Gand depuis les origines jusqu'en 1913, 2. A. 1930; Werveke, H.
van, Kritische Studien betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent,
1933; Dumont, M., Gent. Een stedenaardrijkskundige studie, Bd. 1, 2 1951;
(Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 18, 32, IV, 20,
pagus Gandensis, zum Ortsnamen Gent;) Verhulst, A./Ryckaert, M. u. a., Gent,
LexMA 4 1989, 1237ff.; Vleeschouwers, C., De oorkonden van de Sint-Baafs-abdij,
Bd. 1f. 1990f.
Gera (Gau [999,] Herren, Herrschaft). G. in
Thüringen wird 995 erstmals als Bezeichnung eines Gaues (terminus Gera)
genannt, den Kaiser Otto III. 999 dem Stift Quedlinburg gab. Vögte des Klosters
wurden vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts die Herren von Weida. Sie
erhoben die Siedlung G. vor 1237 zur Stadt mit dem Recht Magdeburgs. Seit 1238
benannte sich eine ihrer Linien nach G. Diese dehnte ihr Herrschaftsgebiet
durch Heiraten geschickt aus (Schleiz, Mühltroff, Lobenstein, Saalburg).
Infolge des vogtländischen Kriegs stand die Herrschaft G. seit 1358 unter der
Oberhoheit des Hauses Wettin, an welches das Stift Quedlinburg die Vogtei
übertragen und die Herrschaft G. verlehnt hatte. 1425 teilte sich G. in die
Linien G., Schleiz und Lobenstein (seit 1371 Lehen Böhmens), doch wurden die
Güter 1497 wieder vereinigt. 1547 fiel infolge Verzichts Sachsens zugunsten des
Kaisers die Oberhoheit an Böhmen, 1550 bei dem Aussterben der Vögte die
Herrschaft G. an die Burggrafen von Meißen, 1562
an die jüngere Linie des Hauses Reuß, die 1616 noch Schleiz erhielt und bis
1918 in G. residierte. Seit 1920 gehörte G. zu Thüringen, seit 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Reuß-Gera.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 b; Urkundenbuch der Vögte von Weida,
Gera und Plauen, bearb. v. Schmidt, B., Bd. 1f. 1885ff.; Kretzschmer, E.,
Geschichte der Stadt Gera und ihrer nächsten Umgebung, Bd. 1 1926; Beiträge zur
Geschichte der Stadt Gera. Festgabe zur 700-Jahrfeier, bearb. v. Auerbach, A.,
1937; Gerisch, P., Gera und Umgebung, 1956; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue
des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 122 (Cretzschwitz, Geißen, Groitschen,
Nauendorf, Negis, Röpsen, Roschütz, Söllmnitz); Gera, hg. v. Ebersmann, H.,
1987.
Germersheim (Reichsstadt). Vermutlich stand an der
Mündung der Queich in den Rhein bei Speyer in römischer Zeit das Kastell vicus
Iulius. G. selbst wird erstmals 1055 genannt. Es war königliche Zollstätte und Burg. 1276 verlieh ihm König Rudolf von Habsburg das
Recht der Reichsstadt Speyer und damit die Stellung einer Reichsstadt. 1330
verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer G. an die Pfalz. 1792 wurde es von
Frankreich besetzt und kam zum Departement Donnersberg. Von 1814 bis 1816 stand
es unter Verwaltung Österreichs und Bayerns, 1816 fiel es an Bayern, 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Probst, J., Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, 1898;
Reinert, F., Streifzug durch die Geschichte der Rheinstadt Germersheim, 1955;
Hehr, E., (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33, 1 (1964) ; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 224.
Gernrode (Reichsabtei). 959 gründete Markgraf
Gero in seiner am Rande des Harzes gelegenen Burg
G. das Kanonissenstift Sankt Cyriakus. König Otto I. nahm die reich
ausgestattete Abtei G. 961 in den königlichen Schutz auf. Allmählich wurde sie
Mittelpunkt einer kleinen Herrschaft, zu der auch der Ort G. gehörte, der
1539/1549 Stadtrecht erhielt. Bis 1544 schrumpfte die Herrschaft auf G. und
fünf Dörfer zusammen. Stiftsvögte waren seit Mitte des 12. Jahrhunderts die
Askanier bzw. Fürsten von Anhalt. Die Abtei behielt auch nach der etwa 1525
erfolgten Umwandlung in ein evangelisches Damenstift ihre Reichsstandschaft und
ihre Zugehörigkeit zum obersächsischen Reichskreis. 1610/1614 wurde das um 2
Quadratmeilen große Stift durch die Fürsten von Anhalt aufgehoben. Über Anhalt
gelangte G. 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 553 II a 37, 14; Wallner 710 ObersächsRK 25; Schulze,
H. u. a., Das Stift Gernrode, 1965; Beumann, H., Gernrode, LexMA 4 1989, 1348;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Geroldseck, Hohengeroldseck (Grafschaft,
Herrschaft, Reichsgrafschaft). 1139 wird die Burg
G. (Hohengeroldseck) bei Lahr erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die seit
Anfang des 12. Jahrhunderts in der Ortenau nachweisbaren Herren von G. Sie
bauten um die im 13. Jahrhundert genannte Burg
H. eine Herrschaft auf. Walter von G. band fast den gesamten Adel der Ortenau
an sich und erlangte 1246/1247 durch Heirat mit der Erbtochter Helika von
Mahlberg die Stadt Lahr. Nach seinem Tod (1277) kam es zu Erbstreitigkeiten und
Teilungen (Linien Lahr-Mahlberg [bis 1426] und Veldenz [bis 1440] mit den
Zweigen Hohengeroldseck und Sulz). Die an die Linie Lahr-Mahlberg fallende
Hälfte wurde 1426 an die Grafen von Moers-Saarwerden vererbt und kam 1442/1497
an Baden. Die übrigen Güter (Herrschaft G.) fielen an Heinrich, der mit Agnes
von Veldenz verheiratet war und sich Graf von Veldenz nannte. 1504 begab sich
G. unter die Lehnshoheit Österreichs. Nach dem Aussterben der Grafen (1634)
belehnte der Kaiser mit dem heimgefallenen Lehen die Grafen von
Kronberg/Cronenberg, nach deren Aussterben (1692) entgegen einer Besetzung
durch Baden 1697/1705 die Freiherren und späteren Grafen von der Leyen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Grafschaft ein Gebiet von 2,3 Quadratmeilen und hatte 4000 Einwohner. 1806
wurde die Herrschaft zu einem souveränen, dem Rheinbund beitretenden Fürstentum
erhoben, 1815 aber wieder der Lehnshoheit Österreichs unterstellt
(mediatisiert). 1819 trat Österreich G. an Baden ab. Damit gelangte G.
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 553 II b 61, 11; Wallner 688 SchwäbRK 52; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Fickler, C., Kurze Geschichte der Häuser Geroldseck
und von der Leyen, 1844; Kohler, O., Die letzten 150 Jahre Geroldsecker
Herrschaft, Alemann. Jb. 1957; Kramer, W., Beiträge zur Familiengeschichte des
mediatisierten Hauses von der Leyen und zu Hohengeroldseck, 1964; Bühler, C.,
Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung
und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter, 1981.
Gerolstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1355 wurde
die Burg Gerhardstein in der Eifel gegründet.
Gerhard VI. von Blankenheim stiftete danach die Linie Blankenheim-Gerolstein
(Blankenheim-Kasselberg). 1403 konnte Gerhard VIII. die 1380 in den Grafenstand
erhobene Linie Blankenheim beerben und den Grafentitel erwerben. Nach seinem
Tod kam die um G. entstandene Herrschaft 1406 mit Blankenheim an die Grafen von
Loen, 1468/1469 an die Grafen von Manderscheid und 1488 deren Linie
Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524 war G. unter einer Blankenheimer Nebenlinie
(bis 1697) selbständig. Nach dem Aussterben Manderscheid-Blankenheims 1780 fiel
es an die in Böhmen begüterten Grafen von Sternberg. Wegen der Grafschaft
Blankenheim und G. waren die Grafen von Sternberg 1797 Mitglied des
westfälischen Grafenkollegiums der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des
Reichstags sowie des niederrheinisch-westfälischen Reichskreises. 1794 wurde G.
von Frankreich besetzt. Die Grafschaft umfasste 1801 4 Quadratmeilen mit 8000
Einwohnern. 1815 kam sie an Preußen und damit 1946 G. zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 363f.; Zeumer 554 II b 63, 21; Wallner 704 WestfälRK 32; Kroner, G.,
(in) Berichte zur deutschen Landeskunde 33 (1964); Dohm, B., Gerolstein in der
Eifel, 2. A. 1965.
Gertweiler (Reichsdorf). Am 29. 1. 1343 verpfändete
Ludwig der Bayer die Reichsdörfer G. und Burgheim
bei Schlettstadt im Elsass an den Viztum Rudolf von Andlau (Andeld) für 100
Mark Silber. Am 6. 6. 1409 erlaubte König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen
Ludwig bei Rhein, unter anderem, diese von Pfalzgraf Ludwig eingelösten
Reichsdörfer als Reichspfandschaft zu besitzen.
L.: Hugo 470.
Geuder von Heroldsberg, Geuder (Reichsritter).
1391 erwarben die in Nürnberg sitzenden Patrizier Geuder das Reichslehen
Heroldsberg, das vor ihnen die Nassauer und von diesen über die Burggrafen von Nürnberg Herzog Swantibor von Pommern
innegehabt hatte. Im 17. Jahrhundert zählten die G. zum Kanton Gebirg des
Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert wegen Stein (Kanton Altmühl) und
anderer Güter (Kanton Baunach) zum Ritterkreis Franken (Geuder-Rabenstein). S.
Heroldsberg.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593; Pfeiffer 196;
Riedenauer 123.
Geyern (reichsritterschaftlicher Ort). 1276
vergaben die Herzöge von Bayern die ihnen als Reichsgut zugefallene Burg G. bei Weißenburg, nach der sich die von den
Grafen von Hirschberg mit dem Amt der Schenken des Hochstifts Eichstätt
begabten Ministerialen von Hochstetten bald nannten. Über eine Erbtochter
fielen drei Viertel ihrer Güter an die Ehenheim. Als Afterlehen der Markgrafen
von Ansbach hatten beide Familien das reichslehnbare Halsgericht Nennslingen.
1599 folgten den Ehenheimern die Markgrafen von Ansbach. 1796 erzwang Preußen
die Huldigung seitens der dem Ritterkanton Altmühl aufgeschworenen Schenken von
G. auf Syburg (1470 erworben). 1806 fiel G. an Bayern. S. Schenk von G.
L.: Wolff 107.
Giech (Reichsritter, Reichsgrafen). Seit 1125
erscheint die Burg G. bei Bamberg, nach der sich
seit 1137 eine ministerialische Adelsfamilie G. aus dem Hause der Grafen von
Wertheim benannte, die in den Diensten der Grafen von Andechs und der Bischöfe
von Bamberg stand. Sie erwarb Güter um Bamberg und Würzburg, in der Oberpfalz
und in Böhmen. Um 1350 teilte sie sich in die bald ausgestorbene Linie
Oberbrunn (Brunn) und in die Linie Ellern-Kröttendorf. Die G. waren zunächst
fränkische Reichsritter (Kanton Gebirg „Thurnau, Buchau“, im frühen 16.
Jahrhundert auch Kanton Steigerwald, außerdem im frühen 16. und späten 18.
Jahrhundert Kanton Baunach), seit 1680 Reichsfreiherren und seit 1695
Reichsgrafen. Von 1564/1731 bis 1796 hatten sie die Herrschaft Thurnau der
Ministerialenfamilie Förtsch von Thurnau. 1726 erlangten sie Sitz und Stimme im
fränkischen Reichsgrafenkollegium und im fränkischen Reichskreis. 1740 beerbten
sie zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg die Grafen von Wolfstein. 1796 wurden sie
von Preußen gewaltsam mediatisiert, behielten aber ihr Stimmrecht im
Reichsgrafenkollegium und im Reichskreis. Von 1806 bis 1810 stand G. mit
Bayreuth unter der Herrschaft Frankreichs, 1810 fiel G. mit Bayreuth an Bayern.
Die Burg G. kam schon in der Mitte des 12.
Jahrhunderts durch Heirat an die Grafen von Andechs, bei deren Aussterben 1248
an die Truhendingen und die Burggrafen von
Nürnberg, 1390 durch Kauf von den Truhendingen an das Hochstift Bamberg.
L.: Wolff 98; Zeumer 554 II b 62, 8, 62, 15; Pfeiffer 196, 208, 214; Riedenauer
123; Bechtolsheim 2; Rahrbach 96; Guttenberg, E., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Pezolt, U. v., Die Herrschaft Thurnau im 18. Jahrhundert,
1968; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003.
Giengen (Reichsstadt). Neben einem alemannischen
Reihengräberfeld erscheint um 1077 eine von den Hupaldingern eroberte Burg G. an der Brenz, nach der sich eine Familie von
G. benannte. Nach 1147 wurde der durch Mitgift Adelas von Vohburg, einer
Enkelin Diepolds II. von G., an die Staufer gelangende Ort Mittelpunkt ihrer
Güter im Brenztal. 1307 zählte G. zu den zwölf alten schwäbischen
Reichsstädten. 1332 wurde es von Kaiser Ludwig dem Bayern an die Grafen von
Helfenstein verpfändet, kaufte sich 1368 aber frei. 1481 erhielt es von Kaiser
Friedrich III. den Blutbann. Der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang
nicht. 1556 wurde die Reformation in der zum schwäbischen Reichskreis zählenden
Stadt eingeführt. 1802/1803 fiel sie mit etwa 1600 Einwohnern und 0,5 Quadratmeilen
an Württemberg, wo G. bis 1810 Oberamt war und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 223; Zeumer 555 III b 31; Wallner 690 SchwäbRK 89; Schroeder 358ff.;
Magenau, R., Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Giengen, 1830;
900 Jahre Giengen an der Brenz. Beiträge zur Stadtgeschichte, 1978.
Glarus (Kanton). Das ursprünglich rätisch, seit
dem 6. Jahrhundert alemannisch besiedelte Tal der Linth kam vermutlich im 9. Jahrhundert
an das Kloster Säckingen, dessen Schutzpatron, der heilige Fridolin, es
christianisiert haben soll. Im späten 13. Jahrhundert wurde es durch die den
Grafen von Lenzburg (bis 1173), Otto von Burgund
und den Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 folgenden habsburgischen Vögte
(Habsburg) bedroht. Deshalb verband sich die erstmals 1289 fassbare Talschaft
1323 mit Schwyz und 1352 mit den Eidgenossen der Schweiz und erlangte durch den
eidgenössischen Sieg bei Näfels 1388 die Unabhängigkeit. 1395 kaufte der Ort G.
sämtliche Rechte von Säckingen, 1415 erlangte er vom König die
Reichsunmittelbarkeit sowie den Blutbann. Daneben beteiligte sich G. an der
Eroberung des Aargaus, bekam Anteil an den sog. gemeinen Herrschaften, nahm
1436 zusammen mit Schwyz Toggenburg ins Landrecht auf und sicherte sich die
Pfandschaft über Uznach und Gaster. 1473 wurde G. vollberechtigtes Mitglied der
Eidgenossenschaft. 1517 kaufte es die Herrschaft Werdenberg und die Herrschaft
Wartau (Untertanenlande). 1528 trat es überwiegend zur Reformation über. 1798
wurde G. mit den gemeinen Herrschaften, den Untertanenlanden, dem Rheintal und
dem Oberen Toggenburg als Kanton Linth Teil der Helvetischen Republik.
1803/1815 wurde das ehemalige Glarner Gebiet als Kanton anerkannt. 1836 gab es
sich eine am 22. 5. 1887 abgeänderte Verfassung mit Landsgemeinde, Landrat,
Landammann und Obergericht.
L.: Wolff 523f.; Spälti, H., Geschichte der Stadt Glarus, 1911; Thürer, G.,
Kultur des alten Landes Glarus, 1936; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des
Landes Glarus, 1936; Winteler, J., Geschichte des Landes Glarus, Bd. 1f.
1952ff.; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., 1984;
Steinmüller, J., Glarus um 1800, 1989; Hauser, W., Die Entwicklung der
Zivilrechtspflege des Kantons Glarus, 1989; Tremp, E., Glarus, LexMA 4 1989,
1476f.
Glatt (Herrschaft). 731/736 erscheint G. bei
Sulz am Neckar in einer Urkunde Sankt Gallens. Am Ende des 13. Jahrhunderts
gehörte es mit dem halben Dürrenmettstetten und einem Sechstel Dettingen den
Herren von Neuneck. Nach deren Aussterben (1678) kam es durch Testament an das
Domstift Trier, durch Verkauf an den Freiherren von Landsee und 1706 an das
Stift Muri im Aargau, das Dettingen, Dießen (bei Horb), Dettlingen (Dettensee)
und Neckarhausen anfügte. Nach der Säkularisation fiel die Herrschaft G. an
Hohenzollern-Sigmaringen und bildete bis 1854 ein Oberamt. Über Preußen und
Württemberg-Hohenzollern kam G. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wetzel, J., Das hohenzollerische Schwarzwalddorf Glatt und das
Adelsgeschlecht von Neuneck, Bll. d. württemberg. Schwarzwaldvereins 19 (1911),
Neudruck 1966; Ottmar, J., Geschichte der Burg
Neuneck, 1963; Hermann, W., Die niederadelige Herrschaft Glatt vom Ende des 15.
bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Zs. f. hohenzollerische Geschichte 24
(1988).
Glatz (Grafschaft). G. an der Neiße in
Schlesien ist als Burg Böhmens an der Grenze zu
Polen erstmals 981 (Cladsko) bezeugt. Seit dem 12. Jahrhundert wurde G. deutsch
besiedelt (1223 deutsche Namensform G.) und erhielt Magdeburger Recht. Es war
Mittelpunkt der Grafschaft G. (G., Habelschwerdt, Neurode), die ursprünglich zu
Böhmen gehörte, nach der Niederlage König Ottokars II. von Böhmen 1278 aber
längere Zeit böhmisches Lehen schlesischer Fürsten wurde (1278-1290, 1327-1335
Breslau, 1336-1341 Münsterberg, 1351 Glogau-Sagan, E. 14. Jh. Troppau-Ratibor).
1440-1454 waren G. und Münsterberg in Händen der Kruschina von Leuchtenburg
(Lichtenberg), 1454-1501 der Podiebrad, 1501-1534 der Grafen von Hardegg
(Hardeck). 1554/1560 kam die 1636 Quadratkilometer große Grafschaft G. wieder
an Böhmen bzw. Habsburg, das sie aber 1742 an Preußen abtreten musste. Die
Grafschaft war in die Distrikte G., Landeck, Habelschwerdt, Hummel,
Wünschelburg und Neurode geteilt. Seit 1945 war G. unter Verwaltung Polens, an
das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 490; Kutzen, J., Die Grafschaft Glatz, 1873; Geschichtsquellen der
Grafschaft Glatz, hg. v. Volkmer, F. u. a., Bd. 1ff. 1883ff.; Ludwig, F., Die
Grafschaft Glatz in Wort und Bild, 1897; Klemenz, P., Die Literatur der Landes-
und Volkskunde der Grafschaft Glatz, 2. A. 1924; Fogger, J., Das Glatzer Land
und Volk in der Geschichte, 1956/1958; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1, Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, 1961; Bernatzky,
A., Landeskunde der Grafschaft Glatz, 1988.
Glauberg (Reichsburg). Der am Ostrand der
Wetterau am Einfluss des Seemenbachs in die Nidder liegende G. mit einer Höhe
von 271 Metern über dem Meeresspiegel wurde schon um 4500 v. Chr. besiedelt und
um 500 v. Chr. befestigt (Grab eines Keltenfürsten). Nach alemannischer
Besiedlung im 4. bis 5. Jh. n. Chr. errichteten die Franken vom 7. bis 9. Jh.
eine Burg. Eine staufische Burg wurde wahrscheinlich 1256 n. Chr. zerstört.
L.: Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, 2002
Glauchau (Herrschaft). Um 1170 errichteten die
Herren von Schönburg auf dem Hochufer der Zwickauer Mulde die Burg G., die Mittelpunkt ihrer Herrschaft G. wurde.
Später gelangte G. mit Schönburg an Sachsen.
L.: Wolff 422; Schlesinger, W., Grundzüge der Geschichte der Stadt Glauchau,
1940.
Gleiberg (Grafen). Nach der wohl im 10.
Jahrhundert bei Gießen von den Konradinern als Grafen des Lahngaus erbauten Burg G. nannten sich seit 1045/1062/1064 Grafen von
G., die von den Grafen von Luxemburg und den Grafen der Wetterau abstammten. Am
Ende des 12. Jahrhunderts starb die Familie in männlicher Linie aus und
vererbte ihre reichen Güter an die Herren von Merenberg, die Pfalzgrafen von
Tübingen und vermutlich die Grafen von Solms. Die merenbergischen Güter fielen
1328 durch Erbfolge an die Grafen von Nassau-Weilburg, die tübingischen Güter
1265 durch Verkauf an die Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 265; Jendorff, A., Condominium, 2010.
Gleichen (Grafen). Die Grafen von G. bei Erfurt
in Thüringen sind 1099 als Grafen von Tonna erstmals nachweisbar (Graf Erwin
I.). Im Dienst der Erzbischöfe von Mainz erlangten sie die Vogtei über Erfurt
(1120) und umfangreiche Güter im Eichsfeld. Seit 1162 nannten sie sich nach der
Burg G., die Graf Erwin II. als Lehen von Mainz
erhalten hatte, an das sie von den Askaniern gelangt war. 1290 verkauften sie
die Vogtei über Erfurt an die Stadt, 1294 die Güter im Eichsfeld an das
Erzstift Mainz. 1342 wurde Ohrdruf erworben, dessen Vogtei die Grafen seit 1170
innehatten. Zur selben Zeit wurden die Grafen Lehnsleute der Markgrafen von
Meißen, doch erschienen sie bis 1521 in der Reichsmatrikel. 1550 verlegten sie
die Residenz nach Ohrdruf. 1631 starben die dem obersächsischen Reichskreis
angehörigen Grafen völlig verschuldet aus. Von den verbliebenen Gütern kam die
Obergrafschaft (Ohrdruf, Emleben, Schwabhausen, Petriroda, Wechmar, Pferdingsleben,
Werningshausen) an die Grafen von Hohenlohe-Langenburg, die 2,5 Quadratmeilen
große Untergrafschaft (G., Wandersleben, Günthersleben, Sülzenbrücken,
Ingersleben, Stedten) an die Grafen von Schwarzburg-Sondershausen
(Schwarzburg-Arnstadt), die Herrschaft Tonna an den Schenken von Tautenburg,
1638/1640 an Waldeck und 1677 durch Kauf an Sachsen-Gotha, das auch die
Landeshoheit über die gesamte Grafschaft behauptete. Die Burg G. wurde 1639 den Grafen von Hatzfeld verliehen
(seit 1640 Hatzfeld-Gleichen).
L.: Wolff 398f.; Wallner 710 ObersächsRK 8; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D2; Tümmler, H., Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem
Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes (1100-1294), 1929; Zeyß, E., Beiträge
zur Geschichte der Grafen von Gleichen und ihres Gebiets, 1931; Gauß'sche
Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., 2.
Gericht Gleichen, 1977; Gleichen, hg. v. Janner, O., 1988; Plümer, E.,
Gleichen, LexMA 4 1989, 1494f.
Glogau-Sagan, (Sagan) (Herzogtum, Herrschaft). Sagan
am Bober in Niederschlesien wird 1202 erwähnt. Vor 1280 wurde bei der dortigen Burg eine Stadt zu deutschem Recht angelegt. Sie war
von 1273/1397 bis 1472 Residenz eines Teilherzogtums der schlesischen Piasten.
1329 kam G. unter die Lehnshoheit Böhmens. 1472 wurde Sagan an das Haus Wettin
verkauft. 1504 starben die Herzöge von G. aus. 1549 kam G. an Habsburg, 1740 an
Preußen. Von 1628 bis 1634 war die Herrschaft Sagan im Besitz Wallensteins, von
1646 bis 1786 der Fürsten Lobkowitz. Nach dem Verkauf durch diese kam Sagan mit
20 Quadratmeilen Gebiet (den Städten Sagan, Priebus, Naumburg und Freiwaldau)
als preußisches Lehnsfürstentum 1786 an Herzog Peter Biron von Kurland, über
dessen Tochter Dorothea an das Haus Talleyrand-Périgord. 1929 erlosch der Titel
eines Herzogs von Sagan. 1945 fiel Sagan unter die Verwaltung Polens und damit
1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen. S. Sagan
L.: Wolff 486; Leipelt, A., Geschichte der Stadt und des Herzogtums Sagan,
1853; Wolff, O., Kritische Sichtung der Geschichte der Stadt und des Herzogtums
Sagan, wie sie namentlich von A. Leipelt dargestellt worden ist, 1859;
Heinrich, A., Geschichte des Fürstentums Sagan, 1911; Sieber, H., Schlösser und
Herrensitze in Schlesien, 1957; Handke, K./Steller, G., Beschreibung der
schlesischen Kreise Sagan und Sprottau, 1968.
Glött (Herrschaft). G. an der Glött südlich
Dillingens wird im 12. Jahrhundert als Sitz eines Adelsgeschlechts erstmals
erwähnt. Im 14. Jahrhundert unterstand es den Herren von Knöringen-Burgau als Ministerialen der Markgrafen von Burgau. 1537 kaufte es Anton Fugger und verwandelte
das Lehen der Grafen zu Fürstenberg in Allod. Später gelangte es an die Linie
Fugger-Kirchberg. Die dem schwäbischen Reichskreis zugehörigen Fugger-Glött
wurden 1805/1806 in Bayern mediatisiert.
L.: Wolff 205; Lieb, N., Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen
Renaissance, 1958.
Glücksburg (Burg).
An der Stelle des 1210 gegründeten Rudeklosters ließ Herzog Johann der Jüngere,
der Sonderburg, Aerösköbing (Aeroeskoebing), Norburg, Plön und Ahrensbök sowie
später die Klöster Rudekloster und Reinfeld sowie weitere Güter erhalten hatte,
1582 das Schloss G. erbauen. Sein Sohn Philipp machte G. zur Hauptstadt des ihm
vererbten Herzogtums Schleswig-Holstein(-Sonderburg)-Glücksburg, das beim
Aussterben der Linie 1779 vom König von Dänemark als Herzog von
Schleswig-Holstein übernommen wurde. S. Holstein-Glücksburg,
Schleswig-Holstein.
L.: Kruse, H., Aus der Vergangenheit Glücksburgs, 1925.
Gonzaga (Fürsten). Nach der Burg G. bei Mantua benannte sich ein seit dem 12.
Jahrhundert nachweisbares Fürstengeschlecht (Corradi di G.). Es gewann 1328 die
Signorie Mantua und wurde 1329 von Kaiser Ludwig dem Bayern mit dem
Reichsvikariat Mantua belehnt. 1362 wurde es durch den Kaiser zu Grafen, 1433
zu Markgrafen und 1530 zu Herzögen von Mantua erhoben. 1536 erwarb es die
Markgrafschaft Montferrat. Die Hauptlinie erlosch 1627 (mantuanischer
Erbfolgekrieg), die Nebenlinien Bozzolo 1703, Novellara 1728, Guastalla 1746
und Luggara 1794.
L.: Klein 164;
Brinton, S., The Gonzaga-Lords of Mantua, 1927; Mantova, 1: La storia, hg. v.
Coniglio, G., Bd. 1ff. 1958ff.;
Coniglio, G., I Gonzaga, 1967; Il tempo dei Gonzaga, 1985; Biondi, A., Gonzaga,
LexMA 4 1989, 1556f.; Severidt, E., Familie, Verwandtschaft und Karriere bei
den Gonzaga, 2002.
Görlitz (Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen
von Stettin nach Frankfurt an der Oder bzw. Prag und von Leipzig nach Breslau
wird 1071 die wendische villa G. an der Neiße anlässlich der Vergabung seitens
des Königs an den Bischof von Meißen erstmals erwähnt. 1126 erscheint eine Burg, 1210/1220 die Stadt G., die 1259 an Brandenburg
(Askanier) kam, 1268 Sitz eines eigenen Landes wurde und innerhalb der
Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329 gehörte
G. zum Herzogtum Jauer, danach zu Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G. Residenz des
eigenen Herzogtums G. des dritten Sohnes Kaiser Karls IV. 1635/1648 fiel G. an
Sachsen, 1815 an Preußen, 1945 in die sowjetische Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik, 1990 in der
Bundesrepublik Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
Gotha (Herren, Residenz des Landgrafen von
Thüringen). G. in Thüringen gehörte vermutlich zum alten thüringischen, von den
Franken übernommenen Königsgut. 775 (Gothaha) gab es Karl der Große an das
Stift Hersfeld. 1109 erscheinen Herren von G., die Burgmannen
der ludowingischen Landgrafen von Thüringen gewesen sein dürften. 1247 kam G.
an die Markgrafen von Meißen, galt von 1287 bis ins 15. Jahrhundert als Lehen
Mainz´ und fiel 1640 an die ernestinische Linie des Hauses Wettin (Sachsen).
1640 wurde es Residenz des Fürstentums Sachsen-Gotha. Das Gebiet des
Fürstentums umfasste Stadt und Amt Gotha, die Ämter Tenneberg, Reinhardsbrunn,
Georgenthal, Schwarzwald oder Zella, Wachsenburg, Volkenroda und Tonna, die
obere Herrschaft Kranichfeld und den unter gothaischer Oberhoheit stehenden
Teil der Grafschaft Gleichen (1681-1825 Sachsen-Gotha-Altenburg, 1826-1918
Sachsen-Coburg-Gotha). Es zählte zum obersächsischen Reichskreis. 1920 kam G.
zu Thüringen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen Besatzungszone
bzw. zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Gotha,
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha (Sachsen-Coburg-Gotha)
L.: Wolff 397f.; Beck, A., Geschichte der Stadt Gotha, 1870; Strenge, K.
v./Devrient, E., Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, 1909;
Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Schmidt, K., Bd. 1f. 1927ff.;
Schmidt, K., Gotha im heimatkundlichen Schrifttum, 1939; Uhlig, L., Gotha.
Stadt und Umland. Ihr Struktur- und Funktionswandel, Diss. Leipzig 1967;
Steguweit, W., Geschichte der Münzstätte Gotha vom 12. bis zum 19. Jahrhundert,
1987; Raschke, H., Residenzstadt Gotha 1640-1918, 1990; Klinger, A., Der
Gothaer Fürstenstaat, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 218.
Göttingen (reichsunmittelbare Stadt?). G. an der
Leine wird 953 (Gutingi) anlässlich der Gabe der Güter des Vasallen Billung
durch Kaiser Otto den Großen an das Moritzkloster (Erzstift) Magdeburg erstmals
erwähnt. 1371/1372 erwarb die im 13. Jahrhundert entstandene Stadt die Pfalz
Grona (Grone), 1372 Herberhausen, 1380 Omborne (Omborn) und Roringen sowie
Renshausen. 1387 schlugen die Bürger Herzog Otto den Quaden und zerstörten
seine Burg in der Stadt. Von 1446 bis 1536
erlangten sie die Pfandschaft über Geismar, von 1424 bis 1530 über Burg und Amt Friedland. 1521 erscheint G. in der
Reichsmatrikel unter den freien und Reichsstädten. Die Wirren des 16. und 17.
Jahrhunderts führten dann aber wieder zur Eingliederung in das Herzogtum (1584
Braunschweig-Wolfenbüttel, 1635 Calenberg, 1692 Hannover). 1734 wurde in G.
eine Universität geschaffen, die zwischen Halle (1694) und Berlin (1810) den
Typus der modernen Universität bildete. 1866 kam die Stadt mit Hannover an
Preußen, 1946 an Niedersachsen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Saathoff, A., Geschichte der Stadt Göttingen, Bd. 1f.
1937ff.; Fahlbusch, O., Topographie der Stadt Göttingen, 1952; Fahlbusch, O.,
Göttingen im Wandel der Zeiten, 6. A. 1966; Göttingen. Geschichte einer
Universitätsstadt, hg. v. Denecke, D., Bd. 1 1987; Sachse, W., Göttingen im 18.
und 19. Jahrhundert, 1987; Göttingen 1690-1755, hg. v. Wellenreuther, H., 1988;
Steenweg, H., Göttingen, LexMA 4 1989, 1609; Steenweg, H., Göttingen um 1400,
1994; Göttingen, hg. v. Böhme, E. u. a., Bd. 2 2002; Butt, A., Die Stadt
Göttingen und ihre Rechte im ländlichen Raum, 2012.
Gottorf s. Gottorp (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp)
Gottorp, Gottorf (Burg,
Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von
Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand im
innersten Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von Schleswig.
Vor 1268 kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf von
Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit
etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war
das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S.
Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver,
W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 223.
Goxweiler (Reichsdorf). Am 6. 6. 1409 erlaubte
König Ruprecht seinem Sohn, dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein, die von demselben
eingelösten Reichsdörfer Barr, Heiligenstein, Gertweiler, G. und (Ober- und
Nieder-)Burgheim (Oberburgheim und Niederburgheim)
als Reichspfandschaften zu besitzen.
L.: Hugo 471.
Grabow (Land). G. in Mecklenburg wurde in
Anlehnung an eine slawische Burg 1252 von den
Grafen von Dannenberg gegründet. Das Land G. kam 1288 an Brandenburg und 1320
an Mecklenburg.
L.: Wolff 443.
Gradisca, Gradiska (Grafschaft). 1471-1481
erbaute Venedig am rechten Ufer des unteren Isonzo gegen die Türken die Festung
G. (d'Isonzo), deren Name slawischen Ursprungs (slaw. grad Burg) ist. 1521 kam sie als Grenzfestung gegen Venedig
an Österreich. Dieses vereinigte die Stadt G. mit dem Umland zu einer dem
österreichischen Reichskreis angehörigen Grafschaft, die 1647 den Fürsten von
Eggenberg übertragen wurde. 1717 fiel sie nach deren Aussterben wieder an
Österreich. 1754 wurde sie mit Görz zur gefürsteten Grafschaft Görz und
Gradisca vereinigt.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1.
Gräfenberg (Grafen). Seit dem 12. Jahrhundert
erscheint die Burg G. an der Straße von Nürnberg
nach dem Vogtland, nach der sich die Grafen von G. benennen. Im 16. Jahrhundert
erlangte die Reichstadt Nürnberg G. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Wolff 128; Breuer, T., Stadt- und Landkreis Forchheim, 1961.
Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach
der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der
1248 zerstörten Burg Lechsgemünd bei Marxheim -
benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de Lecheskemundi). Sie hielten das
Hochgericht im Gau Sualafeld, das als kaiserliches, später bayerisches
Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der Burg
hatte, und hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304 verkauften
sie das Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches an den Grafen
von Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von Bayern erbten. 1327 starb das
Geschlecht mit Bischof Gebhart von Eichstätt in der Manneslinie aus. Die
verbliebenen Güter kamen an Bertold IV. von Neuffen, wurden aber 1342 nach
Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern zugunsten Bayerns eingezogen. 1550
wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten,
Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637.
Grandson (Herrschaft). Nach der um 1000
gegründeten Burg G. am südwestlichen Neuenburger
See nannten sich Herren von G. Die zugehörige Herrschaft kam 1389 zu Savoyen
und wechselte 1475/1476 mehrfach zwischen Bern und Freiburg. 1815 gelangte G.
zum Kanton Waadt.
L.: Wolff 530; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Michaud, L.,
Grandson, 1957.
Greifenstein (Herrschaft). Die kurz nach 1226 von den
Grafen von Nassau aus Beilstein verdrängten Herren errichteten oder erneuerten
noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts die Burg
G. bei Wetzlar. 1298 zerstörten die Grafen von Nassau die Burg, doch blieb die Ruine mit der zugehörigen
Herrschaft zwischen Nassau, Solms und Hessen umstritten. 1382 erbauten die
Grafen von Solms-Burgsolms zusammen mit den
Grafen von Nassau-Sonnenberg die Burg wieder.
1395 verkaufte Nassau-Dillenburg die Herrschaft an Solms-Burgsolms. Beim Aussterben von Solms-Burgsolms 1415 kam G. an Solms-Braunfels. Mit diesem
fiel die zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft 1806 an Nassau,
1815 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 273; Wallner 696 OberrheinRK 19; Himmelreich, F., Greifensteiner
Chronik, 2. A. 1903.
Greiffenstein (Herrschaft). Die Burg G. bei Greiffenberg in Schlesien war Mittelpunkt
der Herrschaft G. Sie wurde 1392/1395 von König Wenzel IV., an den sie mit
Schweidnitz-Jauer und Böhmen gelangt war, an Seyfried von Raußendorf gegeben
und befand sich seit 1399/1419 in der Hand der Herren von Schaffgotsch.
L.: Winkler, B. v., Greiffenstein, Geschichte der Burg
und Herrschaft, 3. A. bearb. v. Herbig, A., o. J. (1923).
Greiz (Burg,
Herrschaft). Die Burg G. (zu slaw. grad Burg) an der Weißen Elster erscheint 1209, dürfte aber
als deutsche Siedlung nach slawischen Vorgängern im 12. Jahrhundert angelegt
worden sein. Sie unterstand den Vögten von Weida, von denen sich Heinrich V.
seit 1238 Vogt von G. nannte. 1240 kam G. an Heinrich I. von Plauen. Heinrich
II. begründete 1306 die Linie Reuß von Plauen, die ihren Sitz in G. nahm.
Seitdem war G. bis 1918 Sitz einer Linie des Hauses Reuß und gelangte 1920 an
Thüringen. S. Reuß-Greiz.
L.: Wolff 419; Thoß, A., Die Geschichte der Stadt Greiz bis zum Ausgang des 17.
Jahrhunderts, 1933; Werner, M., „pars nemoris prope Graitz“, 2009.
Grempp von Freudenstein (Reichsritter). Joachim
G., Burgvogt auf Zollern, zählte seit 1548 zum
Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Die Familie war bis etwa 1628
Kantonsmitglied. 1773 gehörten die bereits im Stichjahr 1680 angesessenen und
mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikulierten G. zum Ritterkreis
Unterelsass. Sie erloschen männlicherseits im 20. Jahrhundert.
L.: Hellstern 204.
Grenzau (Burg).
Kurz vor 1213 erbaute Heinrich von Isenburg auf einem von dem Abt von Laach
(Maria Laach), der Abtei Siegburg und dem Marienstift Utrecht erworbenen Berg
im Brextal im Westerwald die Burg Gransioie. Sie
wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, die nach einer zwischen 1304 und 1310
erfolgten Abteilung von Gütern an Isenburg-Arenfels über Isenburg-Büdingen 1342
an die mittlere Linie Isenburg-Grenzau kam. Von 1439 bis 1446 waren die Grafen
von Nassau-Beilstein an der Herrschaft beteiligt. Beim Aussterben der Grafen
von Isenburg-Grenzau fiel G. als heimgefallenes Lehen an das Erzstift Trier,
1803 an Nassau-Weilburg (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
S. Isenburg-Grenzau.
L.: Wolff 95.
Greyerz (Grafen), frz. Gruyères. Nach der seit
1073 bezeugten Burg G. südöstlich von Bulle an
der Saane nannten sich Grafen, deren Grafschaft in der Mitte des 13.
Jahrhunderts neben G. unter anderem Saanen und Château-d'Oex umfasste. Diese
beiden Orte schlossen 1401 Burgrecht mit Bern,
die übrige Grafschaft 1474 mit Freiburg im Üchtland. Die ursprünglich nach
Savoyen ausgerichteten Grafen näherten sich vor 1475 der Eidgenossenschaft der
Schweiz. Nach dem Konkurs der Grafen von 1554 kamen Saanen und Château-d'Oex an
Bern, das übrige Gebiet an Freiburg im Üchtland.
L.: Wolff 525; Hisely, J., Histoire du comté de Gruyère, 1851ff.; Naef, H.,
Gruyère, 1954; Gremaud, H., Gruyère, 1963; Carlen, L., Greyerz, LexMA 4 1989,
1702f.
Gronau (Herrschaft). 1371 erscheint die Burg G. bei Ahaus. Die 1435 durch Güter Gisbertas von
Bronkhorst (Bronckhorst) aus der Erbschaft Solms-Ottenstein erweiterte
Herrschaft G. war zwischen dem Bischof von Münster als Lehnsherren und den
Grafen von Bentheim-Steinfurt, an die sie über Steinfurt (bis 1421) und
Bentheim gelangt war, bzw. seit 1638 den Bentheim-Tecklenburg-Rheda als ihren
Erben, umstritten. 1699 wurde G. durch Vergleich Unterherrlichkeit des
Hochstifts Münster. Nach 1803 wechselte die Herrschaft mehrfach (1803-1806 mit
Horstmar Wild- und Rheingrafen zu Grumbach [Wildgrafen und Rheingrafen von
Salm-Grumbach], 1806-1810 Großherzogtum Berg, 1811-1813 Frankreich). 1815 kam
G. mit Münster an Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Jesse, O., Geschichte der Herrschaft und Stadt Gronau, 1925; Gronau und
Epe. Landschaft, Geschichte, Volkstum, hg. v. Bremer, H., 1939.
Gröningen (Herrschaft). Nach der Burg G. nördlich von Crailsheim nannten sich gegen
1300 Ritter von G. Die zugehörige Herrschaft gehörte ursprünglich der Linie
Limpurg-Sontheim, nach deren Aussterben bis 1804 den Grafen von
Hohenlohe(-Waldenburg)-Bartenstein, danach den Fürsten von Colloredo-Mansfeld.
S. Gröningen (Ganerbschaft).
L.: Hölzle, Beiwort 49.
Grubenhagen (Herzogtum, Fürstentum, Residenz der
Herzöge von Braunschweig-Lüneburg). Die nach dem Ministerialengeschlecht der
Grube benannte, 1263 erstmals bezeugte Burg G.
südlich Einbecks war seit 1285/1286 (, spätestens seit Anfang 1291) Sitz einer
Linie (des alten, 1267/1269 durch Teilung des 1235 geschaffenen Herzogtums
Braunschweig-Lüneburg entstandenen Hauses) der Herzöge von Braunschweig. Die
Herrschaft des Fürstentums G. umfasste vor allem alte (katlenburgische) Güter
am südlichen Rand des Harzes. 1342/1358 musste G. die Mark Duderstadt an das
Erzstift Mainz verkaufen. 1596 erlosch die Grubenhagener Linie der Welfen. Das
aus zwei räumlich getrennten Teilen bestehende, zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel
besetzte, aber 1617 an Lüneburg abgetretene und 1665 an Calenberg fallende
Fürstentum G. umfasste die Städte Einbeck und Osterode, die
landesherrschaftlichen Kammerämter Rotenkirchen (Rothenkirchen), Salzderhelden,
Katlenburg, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Radolfshausen und Elbingerode, das
Gericht Rüdigershagen (Rüdigershausen) und den Harz und seine Bergwerke. Über
Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946 zu Niedersachsen. (S.
Braunschweig-Grubenhagen.)
L.: Wolff 435; Zeumer 553 II b 18; Wallner 707 NiedersächsRK 15; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F 3; Max, G., Geschichte des Fürstentums
Grubenhagen, Bd. 1f. 1862f.; Max, G., Urkundenbuch zur Geschichte des
Fürstenthums Grubenhagen, 1863, hg. v. Ohainski, U, 2001; Zimmermann, P., Das
Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911; Heine, M., Das Gebiet des Fürstentums
Braunschweig-Grubenhagen und seine Ämter, 1942; Schnath, G./Lübbing, H./Engel,
F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Heimatchronik
des Kreises Einbeck, 1955; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im
Mittelalter, 1987; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler
Herzöge um 1616, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 237.
Gudensberg (Grafschaft). Die Burg G. (1121 Udenesberc, d.h. Wodansberg) zwischen
Fritzlar und Kassel war im 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Hessen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft G. über die Landgrafen von
Hessen-Kassel zum oberrheinischen Reichskreis. G. gelangte über Preußen (1866)
1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254.
Gundelfingen (Herren, reichsunmittelbare Herrschaft).
Nach der Burg G. an der Lauter nannten sich 1105
erscheinende hochadlige Herren, die bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts um
Lauter und Donau ein kleines Herrschaftsgebiet errichteten, das durch
Erbteilungen aber bald wieder zerfiel. Der letzte Freiherr von G. vererbte G.
1546 an die Grafen von Helfenstein, von denen es 1627 an Fürstenberg fiel
(Linie Messkirch, 1744 Linie Stühlingen). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
die freie Herrschaft G. mit einer Quadratmeile (66 Quadratkilometer, 2800
Einwohner) über die Fürsten von Fürstenberg zum schwäbischen Reichskreis sowie
zum schwäbischen Reichsgrafenkollegium. 1806 fiel sie an Württemberg. Damit
gelangte G. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 175; Uhrle, A., Regesten zur Geschichte der Edelherren von
Gundelfingen, von Justingen, von Steußlingen und von Wildenstein, Diss. phil.
Tübingen 1962.
Güns (Herrschaft). Bei einer vermutlich auf das 9. Jahrhundert zurückgehenden Burg der Grafen von Güssing wurde im 13. Jahrhundert die Stadt G. gegründet. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft, die 1491 verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt, 1647 aber wieder der Verwaltung Ungarns unterstellt wurde. 1921 kam G. zu Ungarn.
Günzburg (Herrschaft). An der Stelle von G. an
der Günz stand 77/78 n. Chr. ein römisches Kastell, zu dem eine zivile Siedlung
hinzutrat. In karolingischer Zeit lag dort vermutlich Königsgut. 1274
verpfändete der Bischof von Augsburg G. dem Markgrafen von Burgau. 1805/1806 gelangte G. an Bayern. Die davon
verschiedene Herrschaft Obergünzburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
die Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis
L.: Wolff 43; Edlhard, F., Chronik der unmittelbaren Stadt Günzburg an der
Donau, 1894.
Gurk (Hochstift). Das schon vorrömisch
besiedelte G. kam 898 von Kaiser Arnulf von Kärnten an einen vornehmen
Schwaben. Dessen Familie errichtete 1043 ein Benediktinerinnenkloster. Am 6. 5.
1072 gründete der Erzbischof von Salzburg ein Eigenbistum G., das mit den
Klostergütern ausgestattet wurde. 1131 erhielt G. eine kleine Diözese im
Gurktal und Metnitztal. Residenz wurde nach dem Verlust von Friesach die 1147
errichtete Burg Straßburg (in Kärnten). Seit dem
14. Jahrhundert gewann Habsburg als Landesherr von Kärnten zunehmenden
Einfluss. Sitz des Bistums G. wurde 1787 Klagenfurt.
L.: Wolff 133; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Die Gurker
Geschichtsquellen 864-1269, Bd. 1f. hg. v. Jaksch, A. v., 1896ff.; Maier, A.,
Kirchengeschichte von Kärnten, Bd. 1ff. 1951ff.; Obersteiner, J., Die Bischöfe
von Gurk 1072-1822, 1969; Festgabe zum 900-Jahrjubiläum des Bistums Gurk
1072-1972, hg. v. Neumann, W. 1971/1972; Dopsch, H., Gurk, LexMA 4 1989, 1796;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 538; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger
Eigenbistum Gurk, 2009.
Güstrow (Burg,
Stadt, Residenz des Herzogs von Mecklenburg). G. südlich von Rostock war bis
1695 Sitz der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow. S. Mecklenburg-Güstrow,
Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 443; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 239.
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor
1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet,
nach der sich ein Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien
nannte, das seit 1149 als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für
die Burggrafen von Nürnberg sowie die Hochstifte
Würzburg und Bamberg. Innerhalb der Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen
Rhön-Werra (1650-1801/1802 mit Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert,
1750-1806 mit Kirchlauter), Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17.
Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16. Jahrhundert bis 1805/1806) des
Ritterkreises Franken an. Die Linie Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das
Amt des Obermarschalls des Hochstifts Würzburg inne. 1700 stieg es in den
Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die Güter von Bayern besetzt und 1804 an
Preußen übertragen. Später kamen sie an Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach
113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J., Genealogie der Ministerialen von
Blassenberg und der Freiherren von und zu Guttenberg, 1966; Rupprecht, K.,
Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, 1994.
Gützkow (Grafschaft). Die Burg G. bei Greifswald war Sitz einer slawischen
Grafschaft zwischen Peene und Ryck in Pommern. Die slawischen Grafen von G.
bewahrten auch nach der deutschen Besiedlung des Landes ihre Selbständigkeit,
hatten aber seit 1233 Stadt und Land G. als Lehen der Herzöge von Pommern. 1357
fiel die Grafschaft an die Herzöge von Pommern. S. Mecklenburg-Vorpommern.
L.: Wolff 404; Ewert, W., Gützkow, die Grafenstadt an der Peene, 1935.
Haag (Herrschaft, Reichsgrafschaft). Die Burg H. nördlich von Wasserburg am Inn in Oberbayern
wird erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt. Sie war Mittelpunkt einer ehemals
freien Herrschaft zwischen Hohenlinden, Inn und der Salzstraße. Diese stand
zunächst den Gurre (Gürre) von H. zu und wurde nach deren Aussterben von Kaiser
Friedrich II. 1245 den aus der herzoglich bayerischen Ministerialität
stammenden Fraunberg verliehen (seit 1434 nachweisbar Reichslehen). Sie mussten
zwar 1469 die Oberhoheit Bayerns anerkennen, konnten sich später hiervon aber
wieder befreien. 1509 wurden sie zu Grafen erhoben. Der letzte Graf trat zum
Protestantismus über. Nach seinem Tod fiel die Grafschaft 1566 an Bayern, das
sie rekatholisierte. 1567 wurde Bayern vom Reich belehnt und hatte zeitweise
einen eigenen Sitz unter den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags. Über Bayern gehörte H. zum bayerischen
Reichskreis. Im Jahre 1800 umfasste das Gebiet der Grafschaft 8 Quadratmeilen.
L.: Wolff 146; Wallner 712 BayRK 9; Borch, L. Frhr. v., Die Rechtsverhältnisse
der Besitzer der Grafschaft Haag, 1884; Schlereth-Weber, E., Die ehemalige
Grafschaft Haag, Inn-Isengau, 1926; Trautner, A., Tausend Jahre Haager
Geschichte, 1955; Janker, S., Grafschaft Haag, 1993.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof Werner von Straßburg und
Förderer von Muri errichteten Burg H.
(Habichtsburg) an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten
sich erstmals 1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus
dives) nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des
Elsass, den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren
im Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß
begütert. Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre
Güter weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im
oberen Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im
Aargau, Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten
süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die
1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die
meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die
Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an
die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung.
Nach dem Interregnum wurde Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich
II. Pate geworden war, 1273 zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen
von Kiburg (Kyburg) bei Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar
II., und belehnte 1282 seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und
Steiermark. 1306 gewann sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus
Luxemburg überging. Im zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und
den Wittelsbachern wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im
Breisgau und 1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter
Urkunden (sog. privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in
Anspruch genommen. 1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs
IV. in die albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und
Oberösterreich und die leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich
(Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411
die Leopoldiner Linie in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol,
Vorderösterreich). Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine
Ehe mit Elisabeth von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder
verlorengingen. 1438 wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als
Albrecht II. König. Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen
leopoldinischen Linie gewann erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone.
Außerdem erwarb er zu den ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457
nach dem Tod seines Neffen Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach
dem Tod seines Bruders Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der
nicht zu den Kurfürsten gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten
anerkannt. 1490 trat Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und
Vorderösterreich an Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so
dass dieser nach dem Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie
wieder die Gebiete aller Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat
(1477) mit Maria von Burgund († 1482)
angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie
1500 Görz und 1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die
Landvogtei Hagenau (von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie
Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15.
Jahrhundert der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz
verlorengegangen (1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn
Philipp der Schöne († 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von
Spanien), so dass Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp
die ehemals burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen
Großvaters, Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit
Neapel/Sizilien und den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die
österreichischen Lande erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem
jüngeren Bruder Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und
eine Linie Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte. Ferdinand eroberte als Schwager des
letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526 Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und
wurde damit Begründer der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564
teilte sich das Haus Österreich (Maximilian II. erhielt Niederösterreich und
Oberösterreich, Böhmen und Ungarn, Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl
Innerösterreich mit Steiermark, Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter
Ferdinand II. (1619-1637) von der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt,
da die von Maximilian II. gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen
Ferdinands aus morganatischer Ehe stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande
an Ferdinands Bruder Leopold Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese
Linie bereits 1665 im Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701
starben die Habsburger in Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb
Joseph I. 1711, so dass der verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die
spanischen Güter erlangen konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg
(1701-1714) im Ergebnis aber auf den Erwerb der meisten spanischen Nebenländer
(Neapel-Sizilien, Mailand, um die Generalstaaten geschmälerte spanische
Niederlande) beschränkt wurde. Als letzter Habsburger im Mannesstamm regelte
Karl VI. 1713 in der Pragmatischen Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben
im Mannesstamm und legte die Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm
1718 die endgültige Bannung der seit dem 15. Jahrhundert entstandenen
Türkengefahr, doch musste er Sizilien, das soeben durch Heirat gewonnene
Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die Walachei (1736-1739) aufgeben.
Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor in den schlesischen Kriegen
(1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa und die Grafschaft Glatz an
Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von Lothringen wurde die Dynastie
von nun an als Haus Habsburg-Lothringen bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe
stammten Joseph II., Leopold II. und Ferdinand, der Gründer des Hauses
Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875). Joseph II. vollendete im Geiste der
Aufklärung die schon von Maria Theresia begonnene Umformung der Erblande zu
einem modernen absolutistischen und zentralistischen Staat und erreichte zudem
Landgewinne aus dem 1778/1779 ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der
ersten Teilung Polens. Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches (deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion
auf die Selbsternennung Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von
Österreich an. Am 6. 8. 1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds
auf den deutschen Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von
1801/1805/1809 wurden 1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die
Habsburg-Lothringer Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die
im Zuge der Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich
auch die Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten
Weltkrieges verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.) Österreich
hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer
österreichischen Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte
Österreichs, Bd. 1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. 1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte
Österreich-Ungarns, 2. A. 1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin,
1964; Randa, A., Österreich in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der
habsburgischen Macht, 1966; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978;
Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger.
Das Reich und Europa im 13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984; Brauneder, W.,
Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Die Habsburger, Ein biographisches Lexikon, hg. v.
Hamann, G., 1988; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Habsburg, 1988; Evans, R.,
Das Werden der Habsburgermonarchie 1550-1700, 1989; Scheibelreiter, G.,
Habsburger, LexMA 4 1989, 1815f.; Kann, R., Geschichte des Habsburgerreiches,
1990; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994; Bérenger, J., Die
Geschichte des Habsburgerreiches, 1995; Die Habsburger im deutschen Südwesten,
hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002;
Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2,
245; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein
Königshaus aus der Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee,
hg. v. Niederhäuser, P., 2010.
Hachberg, Hochberg (Herren, Herrschaft,
Markgrafschaft). Nach der Burg H. (Hochberg) bei
Emmendingen nannte sich eine von Markgraf Hermann († 1074), dem Sohn Herzog
Bertholds I., begründete Adelslinie. Seit 1112 benannte sie sich nach der Burg Baden bei Oos (s. Baden). Von diesen Markgrafen
von Baden spaltete sich nach 1197 die Linie (Baden-Hachberg bzw.) H. und von
dieser 1297 die Nebenlinie (Baden-Sausenberg bzw.) Sausenberg ab. H. kam 1415
durch Kauf wieder an die Hauptlinie zurück. Die sausenbergische Linie, die 1306
Rötteln, später Lörrach und verschiedene Dörfer, 1444 Badenweiler und 1457 die
Grafschaft Neuenburg (Neuchâtel) erwarb, erlosch 1503. Ihre Güter kamen an
Baden, Neuenburg über eine Tochter an den Herzog von Orléans-Longueville
(Longueville). 1535 fiel H. an Baden-Durlach. Für die Herrschaften Badenweiler,
Rötteln und Sausenberg kam im 16. Jahrhundert die Bezeichnung Markgräflerland
auf (im Gegensatz zum Breisgau Österreichs). Über Baden gelangten die meisten
Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. a. Hochberg.
L.: Wolff 165; Zeumer 553 II b 31; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4; Weech, F. v., Die Zähringer in Baden, 1881; Regesten
der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. Fester, R./Witte, H./Krieger, A.,
Bd. 1ff. 1892ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Merkel, R., Studien zur Territorialgeschichte der badischen Markgrafschaft
in der Zeit vom Interregnum bis zum Tode Markgraf Bernhards I. (1250-1431),
Diss. phil. Freiburg 1953; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Wunder, G.,
Zur Geschichte der älteren Markgrafen von Baden, Württemberg. Franken 1978,
13ff.; Treffeisen, J., Das Abgabenverzeichnis der Markgrafschaft Hachberg und
der Herrschaft Üsenberg, Jb. des Landkreises Emmendingen 1994, 147.
Hachenburg (Grafschaft). Vermutlich am Ende des 12.
Jahrhunderts errichteten die Grafen von Sayn an der späteren Straße von Köln
nach Leipzig die 1222 zuerst genannte Burg H. im
Westerwald. Über eine Erbtochter kam H. 1606 an Sayn-Wittgenstein-Sayn
(Sayn-Wittgenstein). Die Grafschaft H. fiel 1632/1649/1652 beim Aussterben der
Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn über Sayn-Hachenburg und Manderscheid-Blankenheim
bis 1714 an die Burggrafen von Kirchberg, 1799
an Nassau-Weilburg. Über Nassau und Preußen (1866) kam H. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346; Söhngen, W., Geschichte der Stadt Hachenburg, 1914; 650 Jahre
Stadt Hachenburg, 1964; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 241.
Hadmersleben (Grafen). H. wird erstmals 961 erwähnt. Die Burg H. am Übergang der Straße von Halberstadt nach Magdeburg über die Bode war Stammsitz der Grafen von H. (1144-1416). Der Ort H. fiel 1367/1372 an das Erzstift Magdeburg, 1680 an Brandenburg.
Hagenau (Landvogtei, Reichslandvogtei). Um die Burg H. im Unterelsass lag umfangreiches Königsgut
(Hagenauer Forst). Unter den Staufern wurde das mit staufischen Gütern
verschmolzene Königsgut von der zur Pfalz erweiterten Burg
verwaltet. In staufischer Nachfolge bestellten die Grafen von Habsburg seit
1280 einen Reichslandvogt als königlichen Verwalter der zehn elsässischen
Reichsstädte, der Reichslandvogtei Kaysersberg und des Hagenauer Forstes. Seit
1341 wurde die Reichslandvogtei verpfändet (Bayern, Pfalz, Habsburg, Luxemburg,
Mähren), seit 1408/1413 an die Pfalz. 1504 musste die Pfalz H. nach dem
bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg an Habsburg abtreten, das sie von 1530
bis 1558 erneut an die Pfalz verpfändete. Das Gebiet der Landvogtei umfasste etwa
35 Dörfer. Nach 1633/1634 richtete Frankreich eine französische Verwaltung ein,
die 1648 bestätigt wurde. Ludwig XIV. verlieh H. 1659 dem Kardinal und 1661 dem
Herzog von Mazarin, dann dem Hause Chatillon und nach dessen Aussterben dem
Herzog von Choiseul. 1678/1697 kam die Landeshoheit rechtlich an Frankreich.
L.: Wolff 294f.; Becker, J., Die Reichsdörfer der Landvogtei und Pflege
Hagenau, ZGO N.F. 14 (1899), 207; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei
im Elsass, 1905.
Hagenau (Reichsstadt). H. im Unterelsass
entstand um 1035 um eine Burg des Grafen Hugo
IV. von Egisheim im Hagenauer Forst. Seit 1153 bestand eine Pfalz, in der bis
1208 die Reichskleinodien aufbewahrt wurden. Kaiser Friedrich I. Barbarossa
erteilte dem Ort 1164 Stadtrecht. 1260 wurde die Stadt Reichsstadt. Diese
umfasste noch 3 Dörfer. Im 14. Jahrhundert war sie Hauptort des elsässischen
Städtebundes und Sitz der aus dem Königshof in Schweighausen hervorgegangenen
kaiserlichen Landvogtei. Ihre Einwohnerzahl betrug etwa 3000. 1648 fiel H. an
Frankreich.
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Guerber, V.,
Histoire politique et religieuse de Haguenau, 1876; Schrieder, E.,
Verfassungsgeschichte von Hagenau im Mittelalter, 1909; Schlag, G., Die
Kaiserpfalz Hagenau. (in) Oberrhein. Kunst 10 (1942), 14; Gromer, G., Über die
Entwicklung des engeren Stadtgebiets der ehemaligen Reichsstadt Hagenau, (in)
Oberrhein. Kunst 10 (1942); Burg, A., Haguenau,
1950; Schuler, P., Hagenau, LexMA 4 1989, 1838; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 242.
Hagenbach (Reichsstadt). H. bei Germersheim wird
erstmals in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen erwähnt. Später stand die
Vogtei über das Reichsgut dem Kloster Weißenburg im Elsass zu. 1281 erteilte
König Rudolf von Habsburg Stadtrechte. 1353 überließ Kaiser Karl IV. Burg, Stadt, Kellerei und Vogtei der Pfalz. 1358 wurde
H. der Landvogtei H. zugeteilt. Die Vogtei Weißenburgs kam 1361/1384 an die
Pfalz. 1768 trat die Pfalz das 1674 von Frankreich besetzte Amt H. an
Zweibrücken ab. Dieses erhielt 1774 von Frankreich zur Sicherung seiner Rechte
einen offenen Brief. 1815 kam H. zu Bayern und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967,
101.
Haigerloch (Herrschaft). 1095 wird die Burg H. an der Eyach erstmals erwähnt. Die Grafschaft
H. gehörte den um 1162 aussterbenden Grafen von H., denen die um 1170 von den
Grafen von Zollern abgespalteten Grafen von Hohenberg nachfolgten. 1381
verkauften die Grafen die gesamte Grafschaft Hohenberg mit H. an Habsburg, das
die Herrschaft mehrfach verpfändete. 1488 kam H. an die Grafen von Zollern, die
es 1497 gegen die Herrschaft Rhäzüns in Graubünden (an Österreich)
eintauschten. 1575/1576 wurde H. Sitz einer Linie der Zollern bzw. Hohenzollern
(Hohenzollern-Haigerloch). Nach dem Aussterben der Linie 1634 fiel die
Herrschaft an Hohenzollern-Sigmaringen. 1801 gehörte die Herrschaft
Haigerloch-Wehrstein (Haigerloch-Wöhrstein) mit 3 Quadratmeilen und 7000
Einwohnern unter den Hohenzollern zum schwäbischen Reichskreis. Mit
Hohenzollern-Sigmaringen kam H. am 7. 2. 1849 an Preußen, 1945 an
Württemberg-Hohenzollern und 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 168; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Blessing, E., Stadt und Herrschaft
Haigerloch im Mittelalter, 1974; Bumiller, C., Historiographische Probleme um
die Grafen von Haigerloch und Wiesneck, ZGO 146 (1998), 1V 245.
Hallermunt, Hallermund, Hallermünde (Grafschaft).
Nach der Burg H. an der Haller im Deister
nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Grafen von H. Sie bildeten um Springe
(Hallerspringe, 10. Jh. Hellereisprig) aus Allod (Springe) und Lehen des
Hochstifts Minden ein kleines Herrschaftsgebiet aus. 1282 ergriffen die Herzöge
von Braunschweig durch Pfandnahme Besitz von der Hälfte der Güter. 1411
verkaufte der letzte Graf († 1436) die auf Springe beschränkte Grafschaft
gänzlich an die Welfen. 1434/1435 wurde die Burg
abgerissen. 1704 belehnte Hannover den Geheimen Rat und Erbpostmeister Franz
Ernst von Platen mit H. 1706 wurde die Grafschaft unter Erhebung Platens in den
Reichsgrafenstand wiedererrichtet. Daraufhin wurde die Familie Platen 1709 in
das westfälische Grafenkollegium des Reichstags und den niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis aufgenommen. Über Hannover und Preußen (1866) kam das Gebiet 1946
an Niedersachsen.
L.: Wolff 368f.; Zeumer 554 II b 63, 32Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg,
1933; Hartmann, W., Geschichte der Stadt Springe am Deister, 1954.
Hals (Grafschaft). Nach der Burg H. an der Ilz benannte sich ein seit 1112
urkundlich bezeugtes Geschlecht, dessen Reichslehen 1190 an die Herren von Kamm
(Cambe) übergingen, die sich die Halser nannten. 1207 wurde das Reichslehen den
Bischöfen von Passau zugesprochen. 1279 erhob König Rudolf von Habsburg die
Halser zu Grafen. Sie vererbten 1375 ihre Güter an die Landgrafen von
Leuchtenberg, die H. 1485 an die Aichberg verkauften. Nach deren Aussterben kam
es 1511 an Hans von Degenberg (Hans den Degenberger), der die zum bayerischen
Reichskreis zählende Grafschaft 1517 an die Herzöge von Bayern verkaufte.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Brunner, L., Die Grafen von Hals, 1857;
Wagner, W., Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals, 2003.
Hammerstein (Burggrafen,
Herrschaft). Im 10. Jahrhundert erbauten die Konradiner die Burg H. bei Neuwied. 1020 wurde sie als Folge der
kirchlich verbotenen Ehe des Engersgaugrafen Otto von H. mit seiner Verwandten
Irmingard von Kaiser Heinrich II. erobert. Als Reichsburg war sie Sitz der
Herrschaft H. 1374 fiel die Lehnshoheit an das Erzstift Trier, das nach dem
Erlöschen der beiden Linien der Burggrafen von
H. 1405/1419 die Güter als heimgefallenes Lehen einzog. 1803 kam H. an
Nassau-Weilburg, 1815 an Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Hanau (Grafen). H. wird erstmals 1143 als
Wasserburg der Herren von Buchen (Stammburg Wachenbuchen [Wasserbuchen] bei
H.), die Vögte des Mariengredenstifts in Mainz waren, auf einer Kinziginsel
erwähnt (Hagenowa). 1166/1168 erscheint als Erbe eine Adelsfamilie, die sich
zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden bei Frankfurt am Main, 1191 nach der Burg H. benannte und Mainz rasch weitgehend aus dem
Gebiet der unteren Kinzig verdrängte. Im 13. Jahrhundert erwarb sie zu ihrer
gräflichen Stellung und zu Gütern um Schlüchtern durch Heirat und Erbschaft
Güter in der Wetterau (Beerbung Ulrichs II. von Münzenberg 1255, ein Sechstel
Münzenberg, ein Sechstel Assenheim), im Rhein-Main-Gebiet (Babenhausen) und im
Spessart (kurz nach 1272 Steinau). Im 14. Jahrhundert gewann sie die Vogtei
Schlüchtern und war mehrfach Inhaber der Reichslandvogtei in der Wetterau.
1320/1364 erlangte sie die Pfandschaft des Gerichts Bornheimerberg (Bornheimer
Berg), 1429 die Reichsgrafenwürde. 1436 erhob sie H. zur ständigen Residenz.
1458 wurde in die Linien Hanau-Münzenberg (mit dem Sitz Hanau und den Gütern
nördlich des Mains) und Hanau-Babenhausen (mit den Gütern südlich des Mains)
geteilt. 1480 fiel der Linie Hanau-Babenhausen die halbe Grafschaft Lichtenberg
mit Gütern im Unterelsass sowie um Kehl (Hanauer Land) an. Seitdem nannte sie
sich Hanau-Lichtenberg. Um 1530 traten die Grafen zur Reformation über. 1570
beerbten die Grafen von Hanau-Lichtenberg die Grafen von Zweibrücken-Bitsch,
1642 die Grafen von Hanau-Münzenberg. Zweifelhaft ist, ob sie 1696 die seit
1685 angestrebte Erhebung in den Reichsfürstenrat gewannen. 1697 fielen die
elsässischen Güter an Frankreich. Nach dem Aussterben Hanau-Lichtenbergs 1736
kam Hanau-Münzenberg mit H. durch Erbvertrag an Hessen-Kassel,
Hanau-Lichtenberg (unter Landeshoheit Frankreichs) an Hessen-Darmstadt. Von
1806 bis 1810 war H. von Frankreich besetzt und wurde dann mit Ausnahme der
Ämter Rodheim, Dorheim, Ortenberg, Babenhausen und des Dorfes Heuchelheim, die
an Hessen-Darmstadt gelangten, zu dem neugegründeten Großherzogtum Frankfurt
geschlagen. 1815 fiel die Grafschaft an Hessen-Kassel, 1866 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau) und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) C2;
Rathgeber, J., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Reimer, H., Urkundenbuch
zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau, Bd. 1ff.
1891ff.; Suchier, R., Genealogie des Hanauer Grafenhauses, 1894; Zimmermann,
J., Hanau. Stadt und Land, 2. A. 1920; Cramer, K., Landesgeschichte der
Obergrafschaft Hanau, Diss. phil. Marburg 1944; Lübbeck, F., Hanau, Stadt und
Grafschaft, 1951; Hanau, Stadt und Land. Ein Heimatbuch, 1954; Schwind, F., Die
Landvogtei in der Wetterau, 1972; 675 Jahre Altstadt Hanau, hg. v. Hanauer
Geschichtsverein, 1978; Schwind, F., Hanau, LexMA 4 1989, 1893; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 248; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 198.
Harburg (Burg,
Residenz des Erzbischofs von Bremen bzw. nach 1236 des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg, Linie Lüneburg). 1142 erscheint in einer sumpfigen
Niederung der Süderelbe H. (Horeburg) erstmals. 1297 wurde die anschließende
Siedlung von den welfischen Herzögen zur Stadt erhoben. Von 1527 bis 1642 war
sie Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg zu Celle. 1866 kam H.
zu Preußen, 1937 zu Hamburg.
L.: Wolff 434; Matthes, D., Die welfische Nebenlinie in Harburg, 1962; Harburg.
Von der Burg zur Industriestadt, hg. v.
Ellermeyer, J., 1988; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 254.
Harburg (Reichsstadt/Reichsdorf). H. an der
Wörnitz wird als Burg erstmals 1093 erwähnt.
1150 war es in den Händen der Staufer. Die unter der Burg
gelegene Siedlung wurde vor 1250 Markt. Am 7. 10. 1251 verpfändete König Konrad
IV. die Städte H. und Dinkelsbühl, die Burg
Gosheim (Sorheim) und die Vogtei des Klosters Mönchsroth (Rot) sowie den
Zehnten zu Aufkirchen an den Grafen von Oettingen. 1295 wurden Burg und Ort vom Reich erneut an die Grafen von
Oettingen verpfändet, die von 1493 bis 1549 dort residierten. In einer
Bestätigung König Ruprechts vom 24. 2. 1407 wird H. Markt genannt. 1731 kam H.
an Oettingen-Wallerstein. 1806 fiel es an Bayern.
L.: Hugo 452; Wolff 177; Rieser Kirchenbuch, 1954.
Hardegg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die im
12. Jahrhundert errichtete Burg H. an der Thaya
in Niederösterreich war Sitz der Grafen von H., die sich vor 1187 Grafen von
Plain (bei Salzburg bzw. Reichenhall) nannten. 1278 verlieh König Rudolf von
Habsburg die dem Reich 1260 durch Aussterben des Mannesstammes heimgefallene
Grafschaft an den dritten Gemahl der Witwe des letzten Grafen Berthold von Rabenswald
(Rabenswalde). 1481 fiel die bedeutende, seit dem Ende des 15. Jahrhunderts
reichsunmittelbare Grafschaft (mit Hardegg, Pulkau und Retz [1280]) durch
Erbvertrag und Verzicht an Kaiser Friedrich III. und damit an Österreich. Dort
kam H. 1495 ohne Retz an die Prüschenk, die gleichzeitig zu Reichsgrafen von H.
erhoben wurden.
L.: Wolff 26; Jordan, R./Helmreich, J., Hardegg, 1964; Hardegg und seine
Geschichte, 1976; Weltin, M., Böhmische Mark, Reichsgrafschaft Hardegg und die
Gründung der Stadt Retz, Retzer Heimatbuch Bd. 1 2. A. 1984, 7ff.; Das Urbar
des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363, hg.v.
Zehetmayer, R., 2001; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Hardenberg (Herrschaft). Die Burg H. bei Düsseldorf bildete den Mittelpunkt der
Herrschaft H. der 1145 erstmals genannten Herren von H. Sie gelangte 1355 durch
Verkauf an die Grafen von Berg und gehörte dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis an. 1808 kam H. an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen und 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Ophüls, W., Altlangenberg, 1936; Aders, G., Quellen zur
Geschichte der Städte Langenberg und Neviges, 1967.
Hardheim (Herren). Nach dem vielleicht schon im
8. Jahrhundert besiedelten, 996 erwähnten H. im südöstlichen Odenwald nannten
sich Herren von H. Die seit dem 14. Jahrhundert belegten beiden Burgen kamen nach langem Streit mit dem Erzstift Mainz
1656 an das Hochstift Würzburg und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 100.
Hartenberg (Burg). Nach der Burg H. bei Römhild nannten sich 1276/1278 erstmals Herren, die vermutlich Burggrafen von Henneberg waren. Nach H. benannte sich auch eine 1274 gebildete Linie der Grafen von Henneberg. Beim Aussterben der Linie kam H. durch Erbvertrag, Verkauf und Vergleich 1378/1380 an Henneberg-Aschach. H. gelangte 1920 zu Thüringen. S. Henneberg-Hartenberg-Römhild.
Hartenstein (Herrschaft, Grafschaft). Um 1170 wurde
von Meinher von Werben (Burgwerben) die Burg H. bei Zwickau als Stützpunkt der deutschen
Besiedlung des westlichen Erzgebirges errichtet. Sie wurde Mittelpunkt der
Herrschaft H. Diese wurde 1406 von den verwandten Burggrafen
von Meißen an Schönburg verkauft. Ein Teil der zum obersächsischen Reichskreis
zählenden Grafschaft kam 1559 an Sachsen.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Harthausen (reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft). H. bei Günzburg bildete mit Rettenbach und Remshart innerhalb der Markgrafschaft Burgau eine reichsunmittelbare ritterschaftliche Herrschaft. Sie gehörte im 14. Jahrhundert den Ploss (Blossen). Rettenbach kam 1432 von denen von Rothenbach (Rettenbach) an die von Knöringen und 1440 an die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. H. gelangte 1492 an Veit von Schwendi zu Klingenstein, 1570 an, die Herren bzw. Freiherren von Riedheim. 1806 fiel H. an Bayern.
Hattstein (Ganerbschaft, Herrschaft). In H. im
Taunus südlich von Altweilnau wurde vermutlich am Ende des 12. Jahrhunderts von
den 1226 erstmals bezeugten Herren von H. eine Burg
erbaut. Sie wurde vom Erzstift Mainz erobert. 1432 wurde eine Ganerbschaft
eingerichtet. Bis 1467 hatte Frankfurt die Vorherrschaft innerhalb der
Ganerben, danach waren H., Nassau und Eppstein berechtigt. Seit der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts lag die Herrschaft bei den Reifenberg, von denen
sie 1686 mit Reifenberg an die Waldbott von Bassenheim kam. 1806 gelangte H. an
Nassau, 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Hatzfeld, Hatzfeldt (Herren, Reichsgrafen,
Reichsfürsten, Reichsritter). Nach der 1282 erwähnten Burg
H. an der oberen Eder benannte sich eine seit 1138/1145 nachweisbare edelfreie
Familie (Hepisvelt). Zu Anfang des 14. Jahrhunderts teilte sie sich in zwei
Hauptlinien. Sie musste 1311 ihre Burg an Hessen
zu Lehen auftragen, erwarb aber um 1380/1430 die reichsunmittelbare Herrschaft
Wildenburg bei Altenkirchen sowie 1387 Bringhausen und 1503 Eifa. Die
Herrschaft H. kam nach dem Aussterben einer Linie 1570, 1588 und 1772 an die
Landgrafen von Hessen. 1635/1640 wurde die Familie H. in den Reichsgrafenstand
erhoben. 1641 erlangte sie aus der Konfiskationsmasse des Grafen Schaffgotsch
die freie Standesherrschaft Trachenberg (Drachenberg) in Niederschlesien(, die
1741 Fürstentum wurde). Dazu kamen weitere Güter (1639 Belehnung mit den Teilen
Mainz‘ der Grafschaft Gleichen [1794 an Mainz zurück], 1641 Herrschaften
Haltenbergstetten [vom Hochstift Würzburg, 1794 dorthin zurück], Rosenberg,
Waldmannshofen, Pfand der Herrschaft Laudenbach bei Weikersheim). Außerdem
gehörte zu den Ländereien der Fürsten die niedere Herrschaft Kranichfeld und
die Herrschaft Blankenhain im obersächsischen Reichskreis. Mit
Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten,
Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und dem 1637 erworbenen,
1806 an Bayern und 1810 an Württemberg fallenden Waldmannshofen zählten die H.
im 17. und 18. Jahrhundert zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
(außerdem um 1700 zum Kanton Rhön-Werra), mit dem Kirchspiel Friesenhagen und
mit den Schlössern Wildenburg und Krottorf (bei Friesenhagen)sowie Wissen
rechts der Sieg, Schönstein und Merten in der Linie Hatzfeld-Wildenburg
(Hatzfeld-Wildenberg) zum Kanton Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch König Friedrich den Großen von Preußen wurde der Linie
Hatzfeld-Trachenberg der Fürstenstand verliehen. Bei ihrem Aussterben (1794)
wurde sie von Graf Franz Ludwig von Hatzfeld-Werther-Schönstein beerbt, dem
1803 der preußische Fürstenstand bestätigt wurde. Die von ihm begründete Linie
Hatzfeld-Trachenberg erhielt 1900 den Titel eines Herzogs von Trachenberg. Der
Linie Hatzfeld-Wildenburg wurde 1870 die preußische Fürstenwürde verliehen.
L.: Wolff 398ff.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Roth von
Schreckenstein 2, 595; Hölzle, Beiwort 56; Winkelmann-Holzapfel 152; Stetten
183; Riedenauer 124; Neumaier 149, 173; Genealogischer Kalender 1753, 547;
Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Bd. 1 1951, 485ff.;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Kloft, J.,
Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeld, 1975; Friedhoff, J., Die
Familie von Hatzfeldt, 2004.
Hauenstein (Grafschaft). An einem alten
Rheinübergang bei Laufenburg erlangten die Grafen von Habsburg als Nachfolger
der Grafen von Lenzburg (1173) bzw. Kiburg (Kyburg) 1264 mit der Vogtei über
Sankt Blasien die Burg H. (Houwinstein), die sie
zeitweilig an die Herren von Schönau zu Lehen gaben bzw. der Linie
Habsburg-Laufenburg überließen. Nach deren Aussterben 1408 kam die Herrschaft,
seit 1562 Grafschaft H. an Habsburg zurück. 1806 fiel sie mit rund 500
Quadratkilometern und etwa 25000 Einwohnern an Baden, 1951/1952 H. mit diesem
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978.
Haun, Hune (Reichsritter). Im 16. und 17.
Jahrhundert zählten die H. zum Kanton Rhön-Werra und vielleicht zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken. Die von ihnen vermutlich im 14. Jahrhundert
bei Hünfeld erbaute Burg Hauneck musste bereits
1409 an Hessen gegeben werden. Zwischen Hessen und Fulda war noch im 18.
Jahrhundert das links der Haune gelegene Rothenkirchen streitig, das über die
H. in die Matrikel der Reichsritterschaft gelangt war und von Fulda bis zur
Säkularisation erfolgreich gegen Hessen verteidigt wurde, danach aber über
Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) 1945 zu Hessen kam.
L.: Stieber; Seyler 367, Riedenauer 124; Rahrbach 117; Ulrichs 209; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 356 (Burghaun 1550) 1628
ausgestorben?.
Haunsberg (Herren). Nach ihrer Burg auf dem H. bei Salzburg nannte sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts ein hochfreies Geschlecht. Ihm gehörten Linz (bis 1207) und bedeutende Gebiete westlich der Salzach (Gerichte H., Unterlebenau). 1211 wurde die Burg H. vom Erzstift Salzburg gekauft, an das 1229 von den Grafen von Lebenau auch die übrigen Güter des 1211 erloschenen Geschlechts kamen. Über Salzburg gelangten die Güter 1803/1816 an Österreich.
Hausen (Herrschaft). Im 11. Jahrhundert wurde
in H. im Tal bei Beuron eine Burg errichtet. Sie
war bis 1648 Sitz der Grundherrschaft H. in der Grafschaft Hohenberg. 1682 kam
die zum österreichischen Reichskreis zählende, außerdem Stetten am kalten
Markt, Nusplingen, Oberglashütte, Unterglashütte, halb Neidingen (Neidlingen)
und weitere Güter umfassende Herrschaft H. über Berthold von Stein zu
Klingenstein und Kaiser Leopold I. durch Verkauf an die
Fugger-Kirchberg-Weißenhorn (Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn), 1735 an die
Grafen Schenk von Castell, 1756 als Pfand an das Kloster Salem und 1803 an
Baden sowie damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Wallner 714 ÖsterreichRK1; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg
und ihr Übergang an Württemberg (1806), 1950.
Havré (Herzogtum). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte das Herzogtum H. über die Grafschaft Hennegau zum
burgundischen Reichskreis. S. Hennegau, Niederlande, Belgien.
L.: Wolff 62; Wallner 701 BurgRK 1.
Hechingen (Burg,
Herrschaft). Bei dem 786 erstmals erwähnten H. (Hahhingum) an der Starzel
errichteten die Grafen von Zollern (Hohenzollern) eine Burg.
Später wurde H. Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft Zollern. Danach war es
Sitz der Linie Hohenzollern-Hechingen. 1849 kam H. mit dem 1806 voll souverän
gewordenen, wirtschaftlich aber kaum lebensfähigen Fürstentum an Preußen,
1951/1952 über Württemberg-Hohenzollern zu Baden-Württemberg. S.
Hohenzollern-Hechingen.
L.: Wolff 168; Bauer, W., Die Stadt Hechingen, 2. A. 1955; Eisele, K., Studien
zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Kuhn-Rehfus, M., Streifzüge durch
die Geschichte Hechingens, (in) 1200 Jahre Hechingen, 1987; Mors, K., Hechingen
und Burg Hohenzollern, 1989.
Hegau (Gau, Landgrafschaft). Der H. (zu *kev-
Bergrücken?) zwischen Konstanz, Schaffhausen, Geisingen, Immendingen,
Überlingen, Neuhausen ob Eck (Egg) und Randen wird als Grafschaft erstmals 787
erwähnt. Er war eine Kernlandschaft des Herzogtums Schwaben. Um 1180 fiel er
von den Grafen von Pfullendorf an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und damit an
die Staufer. Er ging dann mit Nellenburg in der Landgrafschaft Hegau auf, die
1422 an die Herren von Tengen, von 1465 bis 1805 durch Kauf als Landgrafschaft
Nellenburg zu Habsburg/Österreich, 1805 zu Württemberg und 1810 zu Baden kam.
Von dort gelangte das Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Gerber, H., Der Hegau,
Landschaft zwischen Rhein, Donau und Bodensee, 1970; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Hegouue, Heuugowe, Gau am Bodensee,
Singen, Stein); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9,
Hegouwe,Hegau’; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens in
fränkischer Zeit, 1984, 59, 198 (Merishausen, Öhningen, Kirchen im Aitrachtal);
Tumbült, G., Die Grafschaft des Hegaus, 1984, (in) MIÖG Ergbd. 3; Kiewat, R.,
Ritter, Bauern und Burgen im Hegau, 1986.
Heideck (Herrschaft). Die um 1250 entstandene Burg H. bei Hilpoltstein in Mittelfranken war Sitz der
Herren von H., die aus dem Anlautertal stammten und sich im 11. Jahrhundert von
Arnsberg und 1129 von Erlingshofen nannten. Sie waren Leute der Bischöfe von
Eichstätt und erlangten am Ende des 12. Jahrhunderts Eigengüter. 1288 erbten
sie Güter der Schalkhausen-Dornberg. Im 14. Jahrhundert wurde ihre Herrschaft
reichsunmittelbar, 1360 Lehen Böhmens. 1437 wurde H. geteilt und 1445 an
Bayern-Landshut verpfändet. 1472 kam es nach dem Tod Konrads II. von H. an
Bayern-Landshut, 1505 an Pfalz-Neuburg und damit später wieder an Bayern. Von
1542 bis 1585 hatte Nürnberg die Pfandherrschaft und führte für diese Zeit die
Reformation in der zum bayerischen Reichskreis zählenden Herrschaft ein. S.
Erlingshofen.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F4; Schöffel, P., Die Herren von Heideck, (in) Frankenkalender 1940; Neuburg,
die junge Pfalz, hg. v. Heider, J., 1955; Deeg, D., Die Herrschaft der Herren
von Heideck, 1968.
Heiligenberg (Grafen, Grafschaft, Landgrafschaft).
Nach der Burg H. bei Überlingen nannten sich die
im 10. Jahrhundert erwähnten Grafen von H., welche die Vogtei über das
Hochstift Konstanz hatten. Die räumlich dem vorangehenden Linzgau entsprechende
Grafschaft kam 1277 durch Verkauf seitens des letzten Grafen an die Grafen von
Werdenberg und 1534 im Erbgang an die Grafen von Fürstenberg. 1664 wurde sie
gefürstete Grafschaft. Innerhalb Fürstenbergs gehörte sie von 1562 bis 1716 zur
Linie Heiligenberg, dann zu den Linien Messkirch und Stühlingen und seit 1744
zur Linie Messkirch. Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1806 fiel sie mit
rund 5 Quadratmeilen bzw. 270 Quadratkilometern an Baden. Damit gelangte ihr
Gebiet 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Zeumer 553 II b 61, 1; Wallner 687 SchwäbRK 28; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Berenbach, E., 800 Jahre Grafen von
Heiligenberg, 1936; Überlingen und der Linzgau am Bodensee, hg. v. Schleuning,
H., 1972; Himmelheber, G., Schloss Heiligenberg, 14. A. 1977; Himmelheber, G.,
Schloss Heiligenberg, 5. A. 1986.
Heimbach (Herren, Herrschaft). Im 11. Jahrhundert
erscheint erstmals die Burg Hengebach bei Düren.
Nach ihr benannte sich ein seit 1085 erwähntes Edelherrengeschlecht, das
vermutlich von den Grafen von Are-Hochstaden abstammt. Dieses erlangte
1207/1208 beim Aussterben der Grafen von Jülich durch Erbschaft die Grafschaft
Jülich. Ihre Herrschaft wurde danach ein Jülicher Amt. Ansprüche des Erzstifts
Köln wurden erfolgreich abgewiesen.
L.: Wolff 322; Die schöne Eifel, 1956.
Heinsberg (Herren, Grafen). In H. bei Jülich
erscheint 1085 eine Burg. Nach ihr nannten sich
die Herren von H. 1190 kamen die Güter über die Erbtochter an Arnold von Kleve,
1233 über dessen Enkelin an Graf Heinrich von Sponheim, 1469 über eine
Erbtochter an Johann II. von Nassau-Saarbrücken und 1472/1483 über eine
Erbtochter und die Abfindung der zweiten Erbtochter an Jülich und damit 1614 an
Pfalz-Neuburg, 1742 an Pfalz-Sulzbach, 1814 an Preußen und 1946 H. an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3; Mirbach, W. v.,
Zur Territorialgeschichte des Herzogtums Jülich, 1874ff.; Corsten, S., Das
Heinsberger Land im frühen Mittelalter, 1959; Viendenbantt, Forschungen zur
Geschichte des ersten heinsberg-valkenbergischen Dynastengeschlechts, 1965;
Herborn, V., Heinsberg, LexMA 4 1989, 2111; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 410, 2, 256.
Heldburg (Herrschaft). H. bei Hildburghausen wird
erstmals 837 anlässlich einer Übertragung an Fulda genannt (Helidberga). Zu
Beginn des 14. Jahrhunderts war die Burg Sitz
der Grafen von Henneberg. 1353 gelangte sie mit der zugehörigen Herrschaft
durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg,
1374 an Sachsen. 1826 fiel das bis 1806 über Sachsen-Hildburghausen zum
oberrsächsischen Reichskreis zählende H. an Sachsen-Meiningen und kam damit
1920 zu Thüringen.
L.: Wolff 397; Bießmann, K., Das fürstlich-sächsische Amt Heldburg in der Mitte
des 16. Jahrhunderts, Diss. phil. Jena, 1936.
Heldrungen (Herren). H. bei Halle wird 786 erstmals
erwähnt. Bis 1480 war die Burg H. Sitz der
Herren von H. Später kam H. zu Preußen (Provinz Sachsen) und damit 1945 zu
Sachsen-Anhalt, 1990 zu Thüringen.
L.: Wolff 401; Naumann, L., Geschichte des Kreises Eckartsberga, 1927;
Heldrungen um 1500, hg. v. d. Heldrunger Museumskommission, 1955.
Helfenstein (Grafen). Um 1100 wurde die Burg H. bei Geislingen an der Steige errichtet. Nach
ihr nannten sich die im staufischen Reichsdienst bedeutenden, seit 1113
bezeugten Grafen von H., die um 1258 Teile der Güter der Grafen von Dillingen
erbten. Sie hatten Güter um Geislingen/H., Wiesensteig, Blaubeuren (nach 1267)
und Heidenheim (1351), die vielfach geteilt wurden. Die Linie Wiesensteig erwarb
1546 Gundelfingen und 1594 Messkirch. Seit 1396 und nach dem Aussterben der
Wiesensteiger Linie (1627) kamen diese Güter an die Reichsstadt Ulm (Güter der
Wiesensteiger Linie ohne Wiesensteig), an die Grafen von Fürstenberg
(Messkirch, Gundelfingen, Neufra), an Württemberg (1447/1448) und Bayern
(1642), 1806/1810 fast ganz an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Wiesensteig.
L.: Zeumer 553 II b 61, 6; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4;
Kerler, H., Geschichte der Grafen von Helfenstein, 1840; Eberl, I.,
Helfenstein, LexMA 4 1989, 2118f.
Henckel von Donnersmarck (Freiherren, Grafen).
Aus einem vielleicht ursprünglich aus Geldern (von Kell), danach aus der Zips
stammenden, nach der Burg Donnersmarck
(Quintoforo, Donnerstagsmarkt) im Bezirk Leutschau genannten Geschlecht erwarb
Lazarus H. (1551-1624) 1623 die Herrschaft Beuthen und Oderberg in Schlesien.
1636 wurde die Familie in den Freiherrenstand, 1651 in den Grafenstand erhoben.
Später hatte die ältere katholische Linie die Herrschaft Beuthen, die jüngere
evangelische Linie Güter in Tarnowitz, Neudeck, Zyglin und Alt Repten (Repten).
L.: Perlick, A., Oberschlesische Berg- und Hüttenleute, 1953.
Henneberg (Grafschaft). Seit dem Ende des 11.
Jahrhunderts (Juli 1096) nannte sich ein aus dem Grabfeld stammendes, in enger
Verbindung zur Abtei Fulda stehendes und 1037 (Poppo I. † 1078) erstmals
urkundlich bezeugtes Geschlecht, das zwischen Thüringer Wald, Rhön und
Hassbergen begütert war, nach der Burg H.
(Hainberg, mit Laubwald bedeckter Berg) im Grabfeld zehn Kilometer südwestlich
Meiningens. Es trat nach schweren Niederlagen durch die Bischöfe von Würzburg,
deren Reichsvögte, Burggrafen (1091) und
Marschälle das Geschlecht stellte, in deren Lehnsdienst ein. 1230 verlor es das
Burggrafenamt von Würzburg sowie Meiningen,
Mellrichstadt und Stockheim und wurde mit dem Kern seiner Herrschaft nach
Thüringen abgedrängt, 1310 aber in den gefürsteten Grafenstand erhoben. Im
thüringischen Erbfolgestreit erhielt es 1249 für seine Ansprüche Schmalkalden
(„neue Herrschaft“, die 1291 in weiblicher Linie vorübergehend an Brandenburg
fiel). 1274 erfolgte eine Teilung in die drei Linien Henneberg-Schleusingen
(bis 1583, 1310 Fürstengenossen), Henneberg-Aschach (bis 1549, 1486 in den
Reichsfürstenstand erhoben) und Henneberg-Hartenberg(-Römhild) (bis 1378/1379,
Güter durch Verkauf an Henneberg-Aschach). Die sog. „neue Herrschaft“ (Coburg,
Sonneberg), die Heinrich VIII. über Jutta von Brandenburg zurückgewonnen hatte,
ging 1353 über drei Erbtöchter als Frauenlehen größtenteils an das Haus Wettin
(Sachsen), teilweise (um Königshofen) an Würzburg verloren. 1542 wurde
Meiningen im Tauschwege vom Hochstift Würzburg erworben. Wilhelm V. schloss
1554 infolge Verschuldung eine Erbverbrüderung mit dem Haus Wettin (Meißen,
Sachsen). Nach dem Tode des letzten Grafen (1583) verwalteten auf Grund der
Erbverbrüderung von 1554 die beiden wettinischen Linien (Sachsen) die Güter
gemeinsam bis 1660. Bei der Teilung fiel der Hauptteil an das ernestinische
Sachsen-Meiningen (bis 1920), der Rest an (das albertinische) Sachsen
(Kursachsen). Die Herrschaft Schmalkalden musste Hessen-Kassel überlassen
werden. Am Ende des 18. Jahrhunderts war die ursprünglich 28 Quadratmeilen
große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit etwa 74000
Einwohnern wie folgt aufgeteilt: Sachsen hatte ein Gebiet von 8,5 Quadratmeilen
mit 22000 Einwohnern (die Ämter Schleusingen, Suhl, Kühndorf, Benshausen und
die Kammergüter und Vorwerke Veßra und Rohr [Rohra]), Sachsen-Weimar-Eisenach
5,3 Quadratmeilen mit 15000 Einwohnern (die Ämter Ilmenau, Lichtenberg oder
Ostheim und Kaltennordheim), Sachsen-Meiningen 10 Qadratmeilen mit 26000
Einwohnern (Stadt Meiningen und die Ämter Meiningen und Untermaßfeld (Maßfeld),
Wasungen, Sand, Frauenbreitungen und Römhild), Sachsen-Coburg-Saalfeld 2,7
Quadratmeilen mit 7600 Einwohnern, Sachsen-Gotha-Altenburg 0,6 Quadratmeilen
mit 1800 Einwohnern (das Amt Themar) und Sachsen-Hildburghausen 0,75
Quadratmeilen mit 1800 Einwohnern (das Amt Behrungen). Der kursächsische Teil
kam 1815, der hessische 1866 an Preußen. Sachsen-Meiningen ging 1920 in
Thüringen auf.
L.: Wolff 114; Zeumer 553 II b 39; Wallner 691 FränkRK 6 a-f, 16, 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) D2; Schultes, J. A., Die
Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg, Teil 1f. 1788ff.; Hennebergisches
Urkundenbuch, hg. v. Schöppach, K./Brückner, G., Teil 1ff. 1842ff.; Füsslein,
W., Berthold VII. Graf von Henneberg, 1905, Neudruck 1984; Zickgraf, E., Die
gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und
seiner Organisation, 1944; Hess, U., Die Verwaltung der gefürsteten Grafschaft
Henneberg, Diss. phil. Würzburg 1944 (ungedruckt); Henning, E./Jochums, G.,
Bibliographie zur Hennebergischen Geschichte 1976; Wendehorst, A., Henneberg,
LexMA 4 1989, 2130; Wölfling, G., Geschichte des Henneberger Landes zwischen
Grabfeld, Rennsteig und Rhön, 1992; Mötsch, J./Witter, K., Die ältesten
Lehnsbücher der Grafen von Henneberg, 1996; Wagner, H., Entwurf einer
Genealogie der Grafen von Henneberg, Jb. d. hennebergisch-fränk.
Geschichtsvereins 11 (1996), 33; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 96, 798; Regesten des Archivs
der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006.
Hennegau (Gau bzw. Grafschaft), frz. Hainaut. Der
erstmals 750 (Hainoavio) genannte, karolingische, nach dem Flüsschen Haine
benannte, den Süden des damaligen Bistums Cambrai östlich der oberen und
mittleren Schelde umfassende Gau H. fiel mit den Reichsteilungen des 9.
Jahrhunderts an Lothringen. In spätkarolingischer Zeit war der H. eine
Grafschaft um Mons, welche die in weiblicher Linie von Kaiser Lothar I.
abstammenden Reginare innehatten, die von 911 bis 939/944 Herzöge von
Niederlothringen waren und sich nach 998 in Bergen (Mons) eine Residenz
schufen. 1051 fiel der H. nach dem Aussterben der Reginare (1030) über die
Gräfin Richilde an die Grafen von Flandern und wurde von 1070 bis 1191 von
einer Nebenlinie der Balduine beherrscht. 1188 belehnte Kaiser Friedrich I.
Barbarossa die Grafen mit der Grafschaft Namur. 1191 wurde die Grafschaft durch
die Heirat Graf Balduins V. von H. mit Margarete von Flandern, der Schwester
Philipps von Elsass, wieder mit Flandern verbunden. Nach dem Tode der Töchter
Johanna (1205-1244) und Margarethe von Flandern (1244-1280) kam es zu
Erbstreitigkeiten zwischen den Häusern Avesnes (Graf Johann von Avesnes war illegitimer
Enkel Margarethes) und Dampierre. H. fiel an Avesnes, das 1299 auch die
Grafschaft Holland erhielt und 1323 Seeland besetzte. Über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin und Johann von Avesnes' Enkelin Margarethe fielen die
Grafschaft H. und Holland 1346 an das Haus Wittelsbach (Bayern) und von diesem
durch Verzicht der Urenkelin Ludwigs des Bayern 1433 an die Herzöge von Burgund. Seit 1477 gehörten sie auf Grund der Heirat
des Habsburgers Maximilian mit Maria von Burgund
zu Habsburg, dessen spanische Linie (Spanien) von 1555 bis 1701/1713 und dessen
österreichische Linie (Österreich) von 1713 bis 1792/1794 herrschte. 1678 wurde
allerdings der südliche Teil an Frankreich abgetreten. Vergrößert um Teile der
Provinzen Brabant und Lüttich sowie um Stadt und Land Tournai wurde der übrige
Teil 1794 zum französisch beherrschten Département Jemappes, das als H. 1815 an
das Königreich der Vereinigten Niederlande und 1830 an Belgien kam.
L.: Wolff 61; Wallner 701 BurgRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3, II 78 (1450) E3; Gislebert von Mons:
Chronicon Hanoniense (1068-1195), hg. v. Arndt, W. 1869, hg. v. Vanderkindere,
L., 1904; Vanderkindere, L., Histoire de la formation territoriale des
principautés belges au moyen-âge, Bd. 1f. 1902f.; Curs, O., Deutschlands Gaue
im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Haginao, Heinia, Heinau, Gau um Valenciennes,
Wambaix, Douchy-les-Mines bzw. Douchy, Buvrinnes, Haine-Saint-Pierre bzw.
Hayna); Dony, E., Histoire du Hainaut de 1433 á nos jours, 1925; Gysseling, M.,
Toponymisch Woordenboek, 1960, 436 Hainaut; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 17, 21, 22, 24, 41, 45, 47, III, 32, Hainau,
Heinegouwe, Heinia, Haginao, pagus Hainensis, pagus Hainoensis, Hennegau;
Hainaut d'hier et d'aujourd'hui, l 1962; Bruwier, M., Le passé économique du
Hainaut, (in) Le Hainaut français et belge, 1969, 71ff.; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 139 Hainaut; Mohr, W., Geschichte
des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.; Cauchies, J., La législation princière
pour le comté de Hainaut (1427-1506), 1982; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 121; Cauchies, J., Hennegau, LexMA 4 1989, 2131ff.
Heppenheim, genannt Saal (Reichsritter). Im frühen
17. Jahrhundert zählten die H. genannt Saal zum Kanton Steigerwald des
Ritterkreises Franken.( S. Burggraf zu H.)
L.: Bechtolsheim 15; Riedenauer 124.
Heroldsberg (reichsritterschaftlicher Ort). Am Ende
des 13. Jahrhunderts war das im Reichswald Sankt Sebalds bei Nürnberg gelegene
H. Mittelpunkt eines an Nassau verpfändeten, von diesem über die Burggrafen von Nürnberg an Herzog Swantibor von
Pommern gelangten Reichsamts. 1391 erwarben die Patrizier Geuder aus Nürnberg
das Reichslehen. Ihre Linie Geuder-Rabenstein (seit 1649) zählte zur
Reichsritterschaft, innerhalb deren H. dem Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken angehörte. 1806 fiel es an Bayern. S. Geuder.
L.: Wolff 512.
Hertogenrade (Herrschaft, Herzogenrath). Die
Herrschaft H. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg
dem burgundischen Reichskreis an. S. Herzogenrath.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 265).
Herxheim (Herren). Auf älterem Siedlungsland wird
in den 70er Jahren des 8. Jahrhunderts in Urkunden Weißenburgs und Lorschs H.
bei Landau erwähnt. 1057 gab König Heinrich IV. sein Gut in H. an das Hochstift
Speyer. Nach der Burg H. nannten sich dann seit
dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts Herren von H., denen vom 15. bis 18.
Jahrhundert die reich begüterten Ritter Holzapfel von H. folgten, die als Vögte
des Hochstifts in Madenburg und Lauterburg amteten. S. Holzapfel von H.
L.: Deutsch, A., Aus der Geschichte der Gemeinde Herxheim, 1934.
Herzogenrath (Herrschaft, Hertogenrade). Die
Herrschaft H. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das Herzogtum Limburg
dem burgundischen Reichskreis an.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 265).
Hessen-Darmstadt (Landgrafschaft, Großherzogtum).
Darmstadt geht vermutlich auf ein karolingisches Jagdhaus im geschlossenen
Reichsgut um Frankfurt zurück und erscheint im 11. Jahrhundert als Darmundestat
in der Grafschaft Bessungen des Hochstifts Würzburg. 1256 belehnte das
Hochstift die Grafen von Katzenelnbogen mit der Grafschaft. 1479 fiel
Katzenelnbogen nach dem Aussterben der Grafen an Hessen. 1567 wurde Darmstadt
bei der Erbteilung nach Philipp dem Großmütigen unter Georg I. Residenz der
lutherischen Linie Hessen-Darmstadt der Landgrafen von Hessen, die mit rund
1300 Quadratkilometern und 20000 Einwohnern etwa ein Achtel Hessens geerbt
hatte. H. gewann erbweise 1583 von Hessen-Rheinfels Schotten, Stornfels und
Homburg vor der Höhe, kaufte 1600 Mörfelden und erbte 1604 die südliche Hälfte
Hessen-Marburgs (mit Gießen), die ihr nach heftigsten Auseinandersetzungen mit
Hessen-Kassel endgültig aber erst 1648/1650 zugesprochen wurde. 1607 gründete
H. die lutherische Landesuniversität Gießen. Von 1609 bis 1643 zweigte sich
Hessen-Butzbach, 1622 das 1866 erloschene Hessen-Homburg ab. 1736 erwarb H. die
Grafschaft Hanau-Lichtenberg (mit Pirmasens), überzog aber durch prunkvolle
Hofhaltung bei weitem seine Mittel. Um 1806 zählte es zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 gewann H. zum Ausgleich für die Grafschaft Hanau-Lichtenberg und die
Aufhebung von Rechten über Wetzlar und Frankfurt sowie für die Abtretung der
Ämter Lichtenau und Willstädt an Baden und von Katzenelnbogen, Braubach, Ems,
Cleeberg bzw. Kleeberg, Eppstein und des Dorfes Weiperfelden an Nassau-Usingen
das zum Erzstift Köln gehörige Herzogtum Westfalen (Brilon, Arnsberg, bis 1815)
mit Volkmarsen, die mainzischen Ämter Gernsheim, Bensheim, Heppenheim, Lorsch,
Fürth im Odenwald, Steinheim, Alzenau, Vilbel, Rockenberg, Hassloch, Astheim,
Hirschhorn, die mainzischen Güter Mönchhof, Gundhof und Klaraberg (Klarenberg),
die pfälzischen Ämter Lindenfels, Umstadt, Otzberg, Alzey (teilweise) und
Oppenheim (teilweise), den Rest des Hochstifts Worms, die Abteien Seligenstadt
und Marienschloss bei Rockenburg, die Propstei Wimpfen und die Reichsstadt
Friedberg (insgesamt 100 Quadratmeilen mit 218000 Einwohnern), so dass das (in
die Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Westfalen gegliederte) Land nunmehr
175 Quadratmeilen mit 520000 Einwohnern umfasste. Von Baden tauschte es (die
Reichsstadt) Wimpfen ein. 1806 fielen die Grafschaft Erbach und reichsritterschaftliche
Gebiete an. Außerdem umfasste das bisherige Gebiet Hessen-Darmstadts die
Oberämter Gießen (mit den Städten Gießen und Staufenberg, den Gerichten Lollar,
Heuchelheim und Steinbach) und Nidda, die Ämter und Städte Allendorf, Grünberg,
Homberg/Ohm, Alsfeld, Grebenau, Lauterbach, Ulrichstein, Schotten, Rosbach
(Roßbach), Butzbach, Königsberg, Biedenkopf und Battenberg, die Ämter Burg-Gemünden (Burggemünden),
Stornfels, Bingenheim, Petterweil (Peterweil), Cleeberg, Hüttenberg,
Blankenstein, Itter und Breidenbacher Grund (Grund Breidenbach), einige adlige
Besitzungen (die Zent Lauterbach, die Gerichte Engelrod und Ober-Ohmen
[Oberohm], den rabenauischen oder Londorfer Grund, das Busecker Tal
(Buseckertal) mit 9 Dörfern und das Gericht [Gebiet] Frohnhausen mit 2
Dörfern). 1806 wurde die Landgrafschaft anlässlich des Beitrittes zum Rheinbund
zum Großherzogtum erhoben. Außerdem mediatisierte sie bis 1815 Hessen-Homburg.
1815 erhielt Hessen-Darmstadt für die Abgabe Westfalens an Preußen das
Fürstentum Isenburg-Birstein (Offenbach), Worms, Alzey und Bingen, 1816 die
Festung Mainz. Pirmasens kam an Bayern. Insgesamt umfasste das Land damit
152,75 Quadratkilometer mit 720000 Einwohnern. Seit 1816 nannte sich der
Landesherr von H. Großherzog von Hessen und bei Rhein. 1866 musste H. das seit
1622 einer Nebenlinie zugehörige, 1866 zurückgefallene Hessen-Homburg sowie die
Kreise Biedenkopf und Vöhl an Preußen abtreten und mit Preußen eine
Militärkonvention eingehen, die faktisch den Verlust der politischen und militärischen
Selbständigkeit bedeutete. Außerdem musste es sich dem Norddeutschen Bund
anschließen. 1871 wurde es Bundesstaat des Deutschen Reiches. Von 1918 bis 1945
folgte dem Großherzogtum der Volksstaat Hessen, in dem 1933 die
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei die Macht übernahm und der mit
seinen rechtsrheinischen Gebieten am 19. 9. 1945 in Großhessen aufging, das
sich seinerseits seit 1. 12. 1946 Land Hessen nannte. 1968 erlosch die Linie
Darmstadt der ehemaligen Landgrafen von Hessen.
L.: Wolff 255; Zeumer 553 II b 28; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C2; Hof- und
Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen, 1835ff.; Hattemer, K.,
Entwicklungsgeschichte Darmstadts, 1913; Blass, G., Das Stadtbild von Darmstadt
und seine Entwicklung, 1927; Müller, A., Aus Darmstadts Vergangenheit, 3. A.
1939; Das Rhein-Maingebiet vor 150 Jahren, 1787, entworfen v. Strecker, K., hg.
v. Wagner, W., 1939; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des
Landes Hessen, 1961; Nahrgang, K., Stadt- und Landkreis Offenbach am Main,
1963; Schmidt, K., Darmstädter Bürgerbuch, 1964; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kromphardt, D., Hessen-Darmstadt in
der Rheinbundzeit, Magisterarbeit Geschichtswissenschaft Gießen 1979; Knodt,
M., Die Regenten von Hessen-Darmstadt, 1989; Schulz A., Herrschaft durch
Verwaltung, 1991; Lange, T., Hessen-Darmstadts Beitrag, 1993.
Hessen-Kassel (Landgrafschaft, Kurfürstentum
Kurhessen). Kassel erscheint als Chassalla, Chassella (zu lat. castellum)
erstmals 913 und ist vermutlich wenig früher von den Konradinern gegründet
worden. König Heinrich II. schenkte 1008 den Königshof seiner Gemahlin
Kunigunde, die damit das Kloster Kaufungen ausstattete. Noch 1154 wurde Kassel
als Reichsgut bezeichnet. Bald danach unterstand es den Landgrafen von
Thüringen. 1189 wurde Kassel civitas genannt. 1277 wurde es Sitz der Landgrafen
von Hessen, die in Kassel eine neue Burg
errichteten. 1373 wurden Altstadt, Unterneustadt und Freiheit vereinigt. In der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Kassel Sitz der Landgrafschaft H.
(1458-1500), die wieder in Hessen aufging. Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts
war es Verwaltungsmittelpunkt Hessens. Bei der Erbteilung nach Landgraf Philipp
dem Großmütigen 1567 erhielt Wilhelm IV. etwa die Hälfte Hessens mit Kassel als
Residenz. 1571 gewann er die Herrschaft Plesse, 1582 die Hoyaer Ämter Uchte und
Freudenberg. 1583 erwarb H. von Hessen-Rheinfels die Niedergrafschaft
Katzenelnbogen. 1604 wurde Landgraf Moritz unter dem Einfluss Graf Johanns von
Nassau-Dillenburg calvinistisch. Deswegen kam es beim Tode Ludwigs IV. von
Hessen-Marburg 1604 zum hessischen Erbfolgestreit, in dessen Folge unter
anderem in Gießen eine lutherische Universität als Nachfolgerin des
calvinistisch gewordenen Marburg gegründet wurde. Im Ergebnis behielt
Hessen-Kassel 1648/1650 den nördlichen Teil Hessen-Marburgs mit Marburg und
erlangte endgültig Hersfeld. Zuvor hatte es 1640 die Grafschaft Schaumburg
erworben. 1736 fiel ihm die Grafschaft Hanau-Münzenberg an (u. a. mit Nauheim).
1800 umfasste es ein Gebiet von etwa 170 Quadratmeilen. Mit Völkershausen,
Martinroda, Willmanns, Wölferbütt und Altengronau gehörte Hessen-Kassel dem
Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken, mit dem Lindentaler Hof dem Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein an. Außerdem war es um 1806 Mitglied
im Kanton Odenwald. Durch § 7 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 erlangte es für Sankt Goar und Rheinfels sowie seine Ansprüche auf Corvey
außer der Kurwürde nur einzelne mainzische Güter (Ämter Fritzlar, Naumburg,
Neustadt und Amöneburg, Kapitel Fritzlar und Amöneburg, die Klöster in diesen
Kapiteln) sowie die (Reichs-)Stadt Gelnhausen und das Reichsdorf Holzhausen (Burgholzhausen). Danach nannte sich der Landgraf von
H. Kurfürst von Hessen. 1806/1807 wurde H., da es nicht dem Rheinbund
beigetreten war, von Frankreich besetzt und dem Königreich Westphalen
(Hauptstadt Kassel) einverleibt. 1813/1815 wurde es wiederhergestellt und
erhielt für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen das Großherzogtum Fulda und
Teile Isenburgs. Den Titel Kurfürst behielt der Landesherr (trotz Untergangs
des Heiligen Römischen Reichs und seines Wahlrechts [Kurrechts der Kurfürsten])
bei. 1831 wurde eine Verfassung erlassen. Durch preußisches Gesetz vom 20. 9.
1866 wurde H. wegen der Unterstützung Österreichs in der misslungenen
Bundesexekution des Jahres 1866 gegen Preußen von Preußen annektiert und Teil
der preußischen Provinz Hessen-Nassau wurde (Hauptstadt Kassel). Die damit
preußischen Gebiete gingen am 19. 9. 1945 im Wesentlichen in Großhessen und
damit in Hessen auf. Die Linie Hessen-Kassel erlosch 1875.
L.: Wolff 254; Zeumer 553 II b 27; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D3, III 38 (1789) C1; Winkelmann-Holzapfel
152f.; Riedenauer 129; Landau, G., Die hessischen Ritterburgen und ihre
Besitzer, Bd. 1ff. 1832ff., Neudruck 2000; Piderit, F., Geschichte der Haupt-
und Residenzstadt Cassel, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt
Cassel, 1913; Losch, P., Geschichte des Kurfürstentums Hessen 1803-66, 1922;
Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg. Geschichte seiner Gerichte, Herrschaften und
Ämter von der Urzeit bis ins 19. Jahrhundert, 1928; Meisenträger, M./Krug, E.,
Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Schröder-Petersen, A., Die
Ämter Wolfhagen und Zierenberg. Ihre territoriale Entwicklung bis ins 19.
Jahrhundert, 1936; Stengel, E., Johann Georg Schleensteins Landesaufnahme der
Landgrafschaft Hessen-Kassel, Hessenland 44 (1933), und (in) Stengel, E.,
Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte, 1960; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Kissel, O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Speitkamp,
W., Restauration als Transformation. Untersuchungen zur kurhessischen
Verfassungsgeschichte 1813-1830, 1986; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments-
und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hollenberg, G.,
Die hessen-kasselischen Landstände im 18. Jahrhundert, 1988, Hessisches Jb. f.
LG. 38 (1988); Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996;
Wegner, K., Kurhessens Beitrag für das heutige Hessen, 1999; Philippi, H., Die
Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ebert, J., Domänengüter im
Fürstenstaat, 2013.
Hessen-Marburg (Landgrafschaft). In Marburg an der Lahn
wurde am Übergang einer West-Ost-Straße über die Lahn vermutlich schon im 11.
Jahrhundert von den Grafen Werner oder von den Gisonen eine Burg errichtet. Sie wurde nach 1122 von den als Grafen
nachfolgenden Landgrafen von Thüringen auf den Schlossberg verlegt. Die in
ihrem Schutz entstandene Siedlung war von Anfang an landgräflich. Seit dem 13.
Jahrhundert war Marburg Verwaltungsmittelpunkt des sog. Landes an der Lahn, des
„Oberfürstentums“ Hessen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde
Marburg Sitz der Teillinie H. (1458-1500), die aber wieder in Hessen aufging.
1527 gründete Landgraf Philipp der Großmütige in Marburg die erste
protestantische Universität. Bei Philipps Tode (1567) fiel Marburg an seinen Sohn
Ludwig IV. (H.). Er starb 1604 ohne erbberechtigte Nachkommen. Die Güter fielen
1605/1650 an die Linien Hessen-Kassel (nördliche Hälfte einschließlich
Marburgs) und Hessen-Darmstadt (südliche Hälfte einschließlich Gießens).
L.: Küch, F., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Bd.1f. 1918ff.;
Lotzenius, L., Geschichte der hessischen Ämter Battenberg und Wetter, 1931;
Kürschner, W., Geschichte der Stadt Marburg, 1934; Diefenbach, H., Der Kreis
Marburg, 1943; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck
1980.
Hessen-Rheinfels (Landgrafschaft). Die Burg Rheinfels bei Sankt Goar wurde um 1245 von den
Grafen von Katzenelnbogen errichtet. Sie diente ihnen bald als Residenz. 1479
kam sie mit der Grafschaft an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1500 in der
Landgrafschaft Hessen aufging. 1567 wurde Rheinfels unter Philipp dem Jüngeren
Sitz der mit etwa einem Achtel der hessischen Güter ausgestatteten Linie H. der
Landgrafen von Hessen. Sie starb 1583 aus. Ihre Güter fielen 1583/1599 an die
Linien Hessen-Darmstadt (Schotten, Stornfels, Homburg v. d. Höhe),
Hessen-Marburg (Lißberg, Ulrichstein, Itter) und vor allem Hessen-Kassel
(Niedergrafschaft Katzenelnbogen). 1648/1649 kam Hessen-Kassels Anteil unter
Vorbehalt der Landesherrschaft bis 1815/1822 an Hessen-Rotenburg
(Hessen-Rotenburg-Rheinfels).
L.: Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen,
1961; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980.
Hessen-Rotenburg (Hessen-Rotenburg-Rheinfels)
(Landgrafschaft). Rotenburg an der Fulda wurde um 1200 neben einer 1150
erbauten Burg Rotenberg als Burg und später Stadt von den Landgrafen von Thüringen
errichtet. H. ist eine durch die Söhne Landgraf Moritzs von Hessen-Kassel aus
zweiter Ehe 1627 begründete Nebenlinie der Landgrafen von Hessen-Kassel, der
ein Viertel des Landes (Rotenburger Quart) hinsichtlich der Einkünfte, nicht
aber der Landeshoheit zustand (Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Rheinfels,
Ämter und Städte Rotenburg, Wanfried, Eschwege, Treffurt, Ludwigstein, Amt
Neuengleichen [Gleichen], Herrschaft Plesse). Sie erhielt 1815/1822 als Ersatz
für an Preußen abgetretene Güter (Niederkatzenelnbogen, Plesse, Neuengleichen)
die schlesische Herrschaft Ratibor als Mediatfürstentum und das Stift Corvey,
starb 1834 aus und wurde von Hessen-Kassel beerbt. Das preußische
Mediatfürstentum kam an Hohenlohe-Schillingsfürst.
L.: Wolff 256; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948;
Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961;
Schellhase, K., Territorialgeschichte des Kreises Rotenburg an der Fulda und
des Amtes Friedewald, hg. v. Lachmann, H., 1971.
Hessengau (Gau um Kassel und um die Diemel [in
Franken], Hessiun, Hassia, provincia Hassorum, Hassiae, Hassim, Hessia,
Hasagovue, Hessi, Hassia, Hessiga, pagus Hassonum, Hassim, Hassi, Hesse, Gau um
die Diemel)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Viermünden,
Solz bzw. Salz, Hersfeld, Hundshausen, Marzhausen, Kassel, Oberkaufungen,
Niederkaufungen, Vollmarshausen, Uschlag?, Wolfsanger, Görzhausen bzw.
Herbertshausen, Rhöda, Rommershausen, Großeneder, Rösebeck, Westuffeln, Burguffeln, Gottsbüren bzw. Gottesbüren, Bühne,
Oberelsungen und Niederelsungen bzw. Elsungen, Stammen, Hümme, Escheberg,
Obermeiser und Niedermeiser bzw. Meiser, Helmarshausen, Hilwartshausen);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 126
(Bebra, Braach, Heinebach, Hersfeld, Solz, Velmeden); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, 12, 26, II, 13, 15, 21, 22, 35, 41,
50, III, 10, 27, 33, IV, 8, Hessiun, Hassia, pagus Hassensis, marca Hassorum,
Hessiga; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968, 143.
(L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 [Wiederstedt, Asendorf, Lobitzsch, Dornstedt, Oberschmon, Niederschmon, Geusa, Allstedt, Osterhausen, Riestedt, Klobikau, Möckerling, Memleben, Liederstädt, Vitzenburg, Schortau, Gröst, Zeuchfeld, Reinsdorf, Kuckenburg, Obhausen, Schierstedt bzw. Groß Schierstedt, Burgsdorf, Bauna, Merseburg, Wormsleben]).
Heuchlingen (Herrschaft). Nach der Burg H. bei Heilbronn nannten sich bereits 1222 Herren
von H. (Huchelheim). Im 15. Jahrhundert ging die Burg
von der Propstei Ellwangen zu Lehen. 1466 und 1502 erwarb der Deutsche Orden
die Anteile der Wittstadt und Capler von Oedheim bzw. Cappler von Oedheim, 1590
die Propstei Ellwangen die gesamte zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
zählende Herrschaft. Über Württemberg gelangte H. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Hölzle, Beiwort 80; Schulz 275.
Hewen (Herrschaft). Auf dem schon
vorgeschichtlich besiedelten Hohenhewen bei Engen im nach H. benannten Hegau
wurde schon früh eine Burg errichtet. Sie war
der Mittelpunkt der Herrschaft der Edelfreien von H., zu der auch Engen
gehörte. Diese stand seit 1398 unter der Oberherrschaft Habsburgs. 1404 kam sie
an die Grafen von Lupfen, dann an die Erbmarschälle von Pappenheim, 1639 an die
Grafen von Fürstenberg. Sie gehörte zum schwäbischen Reichskreis. Über
Württemberg und Baden gelangte H. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 22; Sandermann, W., Die Herren von Hewen
und ihre Herrschaft, 1952; Gut, T., Hohenhewen, 2001.
Hildburghausen (Herrschaft). H. an der Werra dürfte in
fränkischer Zeit gegründet worden sein, erscheint aber erstmals 1234
(Hilteburgehusin), als Graf Otto von Henneberg-Bodenlauben (Henneberg-Botenlauben)
seine Güter in H. an das Hochstift Würzburg übertrug. Von 1270 bis etwa 1304
gab Würzburg es als Lehen an die Herren von Wildberg. Danach kam es kurz an die
Markgrafen von Brandenburg und dann an die Herrschaft Coburg, die Berthold VII.
von Henneberg-Schleusingen 1316 erwarb. 1353 fiel H. an die Burggrafen von Nürnberg und 1374 mit Heldburg durch
Heirat an die Landgrafen von Thüringen. Innerhalb des Hauses Wettin kam es 1572
an Sachsen-Coburg-Eisenach (Sachsen-Coburg) 1638/1640 an Sachsen-Altenburg und
von 1672 bis 1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es Sitz des (aus H., Heldburg,
Eisfeld, Veilsdorf, Schalkau, seit 1683 Königsberg, seit 1705 Sonnefeld und
seit 1714 Behrungen gebildeten) Herzogtums Sachsen-Hildburghausen. 1920
gelangte H. an Thüringen. S. Sachsen-Hildburghausen.
L.: Wolff 397; Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886.
Hilpoltstein (Herrschaft, Reichsritter). 1264 wird
erstmals die Burg H. (Stein) bei Roth in Mittelfranken
genannt. Sie gehörte den Reichsrittern von Stein. 1385/1386 kam sie beim
Aussterben dieser Herren durch Kauf an Bayern, 1505 nach dem bayerischen
(Landshuter) Erbfolgekrieg an Pfalz-Neuburg. Von 1542 bis 1578 war sie an
Nürnberg verpfändet, das die 1627 wieder beseitigte Reformation einführte. Von
1619 bis 1644 war H. Residenz des Pfalzgrafen Johann Friedrich. 1742 kam
Pfalz-Neuburg an Pfalz-Sulzbach, das 1777 auch Bayern erbte.
L.: Wolff 140; Wallner 712 BayRK 4; Mader, F., Bezirksamt Hilpoltstein, 1929.
Hirschhorn (Herren, Reichsritter,
reichsritterschaftlicher Ort). Vermutlich um 1200 entstand die Burg H. am Neckar. Die danach benannten Herren von H.
hatten Pfandschaften über Mosbach, Sinsheim und Weißenburg sowie weitere Güter.
1317 wurde die Burg H. dem Erzstift Mainz
geöffnet. H. zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, doch waren
die Herren von H. bis etwa 1650 auch im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1803 kam H. von Mainz an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen.
L.: Wolff 80, 511; Riedenauer 124; Neumaier 66, 73, 150, 153; Kissinger, F.,
Aus Hirschhorns Geschichte, 1900; Stetten 33; Irschlinger, R., Zur Geschichte
der Herren von Hirschhorn, 1986; Lohmann, E., Die Herrschaft Hirschhorn, 1986:
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 168. 356 (Hirschhorn 1550) ausgestorben?.
Hochberg (reichsritterschaftliche Herrschaft). Zwischen 1231 und 1270 ist die Burg H. am Neckar bei Ludwigsburg bezeugt. Den Herren von H. folgte die württembergische Dienstmannenfamilie Nothaft, die 1684 die dem Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben eingegliederte Herrschaft über die Erbtochter den von Gemmingen zubrachte. Diese verkauften 1779 H. mit Hochdorf und Kirschenhardthof (Kirschenhardshof) an Württemberg. S. Baden-Württemberg.
Hochkönigsburg, Hohkönigsburg (Herrschaft). Die Burg H. bei Schlettstadt erscheint 1147 als Gut der
Staufer. Im Mittelalter umfasste die Herrschaft H. die Dörfer Sankt Pilt und
Orschweiler (1790 an die Grafen von Dürckheim bzw. Türkheim) sowie Zoll und Geleit
durch das Lebertal und Weilertal. Mit dem Elsass kam H. an Frankreich.
L.: Ebhardt, B., Die Hohkönigsburg im Elsass, 1908.
Hochseegau s. Hosgau, Hosgau-Friesenfeld
L.: Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
126 (Allstedt, Asendorf, Benkendorf, Bornstedt, Burgsdorf,
Dornstedt, Eisleben, Geusa, Goseck, Gröst, Helfta, Holleben, Hornburg,
Oberklobikau, Niederklobikau, Knapendorf, Lauchstädt, Liederstädt, Lobitzsch,
Merseburg, Morungen, Mücheln, Müllersdorf, Beyernaumburg, Neehausen, Obhausen,
Osterhausen, Querfurt, Reinsdorf, Riestedt, Oberröblingen, Oberröblingen an der
Helme, Klosterrohrbach, Rossleben, Salzmünde, Sangerhausen, Schaftstädt, Burgscheidungen, Großschierstedt, Oberschmon,
Schortau, Schraplau, Seeburg, Sittichenbach, Spergau, Vitzenburg, Burgwerben, Wippra, Wormsleben, Wünsch, Zeuchfeld);
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 295 Hosgau-Friesenfeld.
Höchst (Ganerbschaft). H. an der Nidder bei
Büdingen wird erstmals 1245 als Ganerbschaft der Büches und der Karben erwähnt.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts ging die nach einer Niederlegung neu erbaute Burg über die Erbtochter als Lehen Isenburgs auf die
Stockheim über. Nach deren Erlöschen im Mannesstamm erlangten nach längeren
Erbstreitigkeiten 1589 die Karben die Burg. Bei
ihrem Aussterben kam H. 1729 an die Bernstein, durch Verkauf 1791 an die
Mansbach und 1756 an die Günderode. 1762 wurde das Lehen gelöst. 1806 fiel H.
an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Hochstaden (Grafen). Die Burg (Motte) Husterknupp bei dem inzwischen wegen Tagebergbaus verschwundenen Dorf Frimmersdorf westlich von Köln war Stammsitz der 1080 erstmals erwähnten, 1261 mit dem Kölner Erzbischof Konrad von H. ausgestorbenen Grafen von Are-Hochstaden (Hochstaden), deren Grafschaft 1246 durch Schenkung an das Erzstift Köln kam. S. Are-Hochstaden.
Hohenaschau (reichsfreie Herrschaft). In der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts errichteten die mit den Grafen von Falkenstein im
Inntal verwandten Herren von Hirnsberg die Burg
H. im Priental. Sie wurde Sitz einer auf die Vogteirechte der Grafen von
Falkenstein über Güter des Erzstifts Salzburg gestützten Herrschaft, die auch
nach dem Sturz der Lehnsherren Bestand behielt. 1276 erkannten die Herzöge von
Bayern proprietas, feodum, advocatia, districtus (Eigen, Lehen, Vogtei und
Bann) als bestehend an. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam die Herrschaft an
die mit den Herren von Aschau verschwägerte Familie Mautner, 1400 an die Herren
von Freyberg (Freiberg), die 1529 Lehen des Erzstifts Salzburg zu
allodifizieren vermochten, 1610 durch Heirat an das Haus Preysing. Danach
gelangte H. 1805/1808 an Bayern. 1848 fiel auch die mit der Burg verbundene Gerichtsbarkeit an Bayern.
L.: Wolff 136; Wallner 712 BayRK 1; Beckmann, G., Die Herrschaften Aschau und
Hirnsberg-Wildenwart bis zum Aussterben der Freyberg (1276-1603), Zs. f. bay.
LG. 1 (1928), 14; Sandberger, A., Die Entstehung der Herrschaft Aschau,
Wildenwart, Zs. f. bay. LG. 11 (1938), 362; Sandberger, A., Die Herrschaften
Hohenaschau und Wildenwart, (in) Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978, 119ff.;
Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit, 1985;
Breit, S., Polizeigesetzgebung in einer adeligen Herrschaft (in) Landesordnung
und gute Policey in Bayern, 2008, 229.
Hohenberg (Grafschaft). Die Burg Oberhohenberg im Kreis Rottweil war der Stammsitz
der 1170 erstmals erwähnten, vom Haus Zollern/Hohenzollern abstammenden Grafen
von H. Sie verkauften ihr im 12. und 13. Jahrhundert erworbenes Gebiet
(Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen, Haigerloch) 1380/1381 an Habsburg,
unter dem die zum österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft H. mit dem
Verwaltungsmittelpunkt Rottenburg einen wesentlichen Bestandteil
Schwäbisch-Österreichs (Österreichisch-Schwabens) bis zum Ende des alten Reiches
bildete. Verwaltungssitz war Fridingen an der Donau. 1497 fiel Haigerloch an
die Grafen von Zollern/Hohenzollern. 1805 kam H. mit rund 750 Quadratkilometern
und rund 48000 Einwohnern an Württemberg. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 44; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E4; Hagen, K., Die Entwicklung des Territoriums der Grafen von
Hohenberg, 1914, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 15;
Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg, 1950;
Müller, K., Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft
Hohenberg, 1953.
Hohenburg (Grafschaft, Reichsherrschaft). Vermutlich
um die Jahrtausendwende entstand an einer wichtigen Handelsstraße von Magdeburg
nach Regensburg die Burg H. auf dem Nordgau im
Lauterachtal. Sie wurde Mittelpunkt einer Grafschaft, die schon 1142 für den
Fall des söhnelosen Todes des Inhabers an das Hochstift Regensburg vergeben
wurde. Nach dem Anfall (1248) verblieb sie bis 1810 als zum bayerischen
Reichskreis zählende Reichsherrschaft bei Regensburg und kam dann an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10.
Hohenegg (Herrschaft), Hoheneck. Die Burg H. bei Lindau war Mittelpunkt der Herrschaft H.
im westlichen Allgäu. 1359 fiel sie von den Herren von H., die 1300 Vils (1327
Stadt) von der Abtei Kempten zu Lehen erhielten, an die Grafen von
Montfort-Bregenz, 1451 an Habsburg. 1805 kam H. an Bayern.
L.: Wolff 39.
Hohenfels (Herrschaft). Nach der Burg H. bei Sipplingen am Bodensee nannten sich seit
1148 Herren von H. 1352 kam die Herrschaft an die Herren von Jungingen zu
Jungnau. Nach ihrem Aussterben wurde sie 1506 an den Deutschen Orden verkauft.
1806 fiel H. an Hohenzollern-Sigmaringen und kam damit über
Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 195.
Hohenlohe (Grafschaft, Fürstentum). Die erstmals
1153 bezeugten Herren (Konrad, Heinrich) von Weikersheim nannten sich seit
1178/1198 nach der die Straße Frankfurt-Würzburg-Augsburg beherrschenden Burg H. (Hohlach) bei Uffenheim. Im staufischen
Reichsdienst erlangten sie 1232/1235 Langenburg und 1250 Öhringen, später
Neuenstein, Möckmühl (1445 Verkauf an Pfalz) und Waldenburg sowie den
Grafenrang. Trotz der Gabe Mergentheims an den Deutschen Orden (1219) und
mehrfacher Erbteilung (1215/1254 Hohenlohe-Hohenlohe [bis 1412],
Hohenlohe-Brauneck [bis 1390/1434] und Hohenlohe-Weikersheim) gelang ihnen die
Errichtung eines fast geschlossenen Herrschaftsgebiets um Kocher und Tauber.
Seit 1530 wurden sie (wegen der erbrechtlich begründeten, aber tatsächlich
nicht umsetzbaren Belehnung mit den Grafschaften Ziegenhain und Nidda) als
Reichsgrafen anerkannt, waren etwa zu dieser Zeit aber auch im Kanton Altmühl
des Ritterkreises Franken immatrikuliert. 1551/1553 erfolgte die Teilung des
erst 1551 wieder vereinigten Gebiets in die protestantische, 1764 gefürstete
Linie Hohenlohe-Neuenstein und die (seit 1667 wieder) katholische, 1744
gefürstete, nach der (erstmals 1253 erwähnten, als Lehen des Hochstifts Regensburg
erlangten) Burg Waldenburg bei Schwäbisch Hall
benannte Linie Hohenlohe-Waldenburg. Die Linie Hohenlohe-Neuenstein teilte sich
dann in die Zweige Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen,
Hohenlohe-Kirchberg und Hohenlohe-Öhringen (Hohenlohe-[Neuenstein-]Öhringen)
(bis 1805). Sie erwarb 1631 durch Erbschaft die halbe Grafschaft Gleichen mit
Ohrdruf. Die Linie Hohenlohe-Waldenburg zerfiel 1615 in Hohenlohe-Pfedelbach
(bis 1728) und Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) sowie Hohenlohe-Schillingsfürst,
das sie beerbte, sich aber wiederum in die Linien Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst aufteilte (seit 1840 infolge des 1834 erfolgten
Anfalls des Erbes des letzten Landgrafen von Hessen-Rotenburg[-Rheinfels]
preußische Herzöge von Ratibor und Fürsten von Corvey). Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurden die Fürsten von
Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und
Hohenlohe-Neuenstein entschädigt. 1806 fielen die zum fränkischen Reichskreis
zählenden hohenlohischen Gebiete, die etwa 32 Quadratmeilen mit rund 100000
Einwohnern in 17 Städten, 7 Marktflecken und etwa 250 Dörfer und Weilern
umfassten, überwiegend an Württemberg, im Übrigen an Bayern (Kirchberg [1810 an
Württemberg], Schillingsfürst). S. Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 1; Wallner 692 FränkRK 7 a-d, 9 a, b; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Fischer, A., Geschichte des Hauses Hohenlohe, Bd. 1f. 1868ff.; Hohenlohisches
Urkundenbuch (1153-1375), hg. v. Weller, K./Belschner, C., Bd. 1ff. 1899ff.;
Weller, K., Geschichte des Hauses Hohenlohe (bis Mitte des 14. Jahrhunderts),
Bd. 1f. 1904ff.; Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses
Hohenlohe seit 1153, 1926; Engel, W., Würzburg und Hohenlohe, 1949; Fischer,
W., Das Fürstentum Hohenlohe im Zeitalter der Aufklärung, 1958; Schremmer, E.,
Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Genealogisches Handbuch des Adels,
Fürstliche Häuser, Bd. 9 1971; Thumm, A., Die bäuerlichen und dörflichen
Rechtsverhältnisse des Fürstentums Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971;
Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K./Schumm, M., 1985; Seibold,
G., Die Radziwillsche Masse, 1988; Wendehorst, A., Hohenlohe, LexMA 5 1990, 82;
Kleinehagenbrock, F., Die Grafschaft Hohenlohe im Dreißigjährigen Krieg, 2003;
Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v.
Kramer, F. u. a., 2005, 563; Die Familie Hohenlohe - Eine europäische Dynastie
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013.
Hohenlohe-Bartenstein(, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein)
(Fürsten). Die 1247 genannte Burg Bartenstein
bei Schwäbisch Hall war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines Amtes der Grafen
von Hohenlohe. 1688 errichteten die Reichsgrafen von H.
(Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein) dort ihre Residenz. Die Linie H. ist ein
1635 entstandener Zweig der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst, die von
Hohenlohe-Waldenburg abstammt. 1728 bererbte sie die erloschene Linie
Hohenlohe-Pfedelbach. Um 1800 umfasste das zum fränkischen Reichskreis zählende
Gebiet von H. zusammen mit Hohenlohe-(Waldenburg-)Schillingsfürst etwa 12
Quadratmeilen. H. hatte die Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter
Herrenzimmern, Sindringen, Schnelldorf und Mainhardt. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, der auch zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte, für die kurz zuvor ererbte Herrschaft Oberbronn
(im Elsass) die Ämter Haltenbergstetten, Laudenbach, Jagstberg und Braunsbach,
den Würzburger Zoll im Hohenlohischen, Anteil am Dorf Neunkirchen, das Dorf
Münster und den östlichen Teil des Gebiets von Karlsberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 a; Neumaier 66.
Hohenlohe-Brauneck (Herren). Nach der Burg Brauneck bei Creglingen an der Tauber nannte sich seit 1243 ein Zweig der Herren von Hohenlohe. Den Herren von H. gehörte im 14. Jahrhundert unter anderem das erstmals 1045 genannte Creglingen. 1434 erlosch die Familie im Mannesstamm. Durch die Erbtochter kam die Herrschaft an die Grafen von Schwarzburg, dann an den Sohn (Michael von Hardegg [Hardeck]). Dieser verkaufte die Güter 1448 an die Markgrafen von Ansbach (Brandenburg-Ansbach). 1810 kam Creglingen an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Hohenlohe-Ingelfingen (Grafen, Fürsten). Das 1080 erstmals
genannte Ingelfingen bei Künzelsau kam 1287 mit der Burg
Lichteneck an die Grafen von Hohenlohe. Durch Teilung der Linie
Hohenlohe-Langenburg entstand 1699 die Nebenlinie H. Von 1701 bis 1805 war
Ingelfingen Residenz der zum fränkischen Reichskreis zählenden Fürsten zu H. Um
1800 umfasste das Gebiet der H. zusammen mit Hohenlohe-Kirchberg,
Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Öhringen etwa 22 Quadratmeilen. In Besitz
der Linie H. befanden sich Ingelfingen, das Amt Schrozberg und das Salinenamt
Weißbach (Weisbach). H. zählte auch zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt
der Fürst von H. für seine Rechte und Ansprüche auf die 7 Dörfer Gaukönigshofen
(Königshofen), Tauberrettersheim (Rettersheim), Rinderfeld (Reiderfeld),
Wermutshausen, Neubronn, Streichental und Oberndorf das Dorf Nagelsberg. 1805
erbte H. Hohenlohe-Öhringen. Ingelfingen fiel 1806 an Württemberg und kam damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wallner 692 FränkRK 7 c; Riedenauer 129.
Hohenlohe-Neuenstein (Grafen, Fürsten). In Neuenstein bei
Öhringen bestand im 13. Jahrhundert eine Burg
der Herren von Neuenstein. Sie kam nach 1300 an die Grafen von Hohenlohe. Von
1553 bis 1698 war sie Sitz der 1551 entstandenen protestantischen Hauptlinie H.
Sie teilte sich 1610 in die 1698 ausgestorbene Linie H., die Linie
Hohenlohe-Öhringen und die Linie Hohenlohe-Langenburg, die ihrerseits die
Nebenlinien Hohenlohe-Langenburg, Hohenlohe-Ingelfingen und Hohenlohe-Kirchberg
hervorbrachte. 1764 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. Durch § 18 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Fürst von H. für
die Abtretung des Dorfes Münster und des östlichen Teiles des Gebiets von
Karlsberg das Dorf Amrichshausen und die Mainzer, Würzburger und Comburger
Anteile an Künzelsau.
L.: Wolff 119; Klein 184.
Hohenlohe-Schillingsfürst (Grafen, Fürsten). Das im Jahre 1000 in
der Hand von Reichsministerialen erwähnte Schillingsfürst bei Rothenburg kam
aus deren Erbe an die Herren von Hohenlohe. 1615 entstanden durch Teilung der
Hauptlinie Hohenlohe-Waldenburg die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728),
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und H. 1679 beerbte H. die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, teilte sich aber wieder in die Nebenlinien
Hohenlohe-Bartenstein und H. 1723 errichtete Graf Philipp von
Hohenlohe-Waldenburg als Residenz seiner Hauptlinie einen dreigliedrigen
Palast. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die zum fränkischen Reichskreis
zählende Linie H. die Stadt Waldenburg und die Ämter Schillingsfürst,
Adolzfurt, Kupferzell, und Ohrntal mit einer Anzahl Dörfer. Zusammen mit
Hohenlohe-Bartenstein (Hohenlohe-[Waldenburg-]Bartenstein) umfasste ihr Gebiet
etwa 12 Quadratmeilen). Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 erhielten die Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von
600 Gulden auf Comburg. 1806 kam Schillingsfürst an Bayern. 1840 erhielt Prinz
Viktor von H. den Titel Herzog von Ratibor für das 1834 erbweise erlangte
Ratibor.
L.: Wolff 119; Wallner 692 FränkRK 9 b; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938; Hofmann, H., Burgen,
Schlösser und Residenzen in Franken, 1961.
Hohenlohe-Waldenburg (Reichsgrafen). An einer wichtigen
Fernstraße vom Rhein zur Donau erscheint 1253 die vermutlich in staufischer
Zeit als Reichsburg ausgebaute Burg Waldenburg
als Lehen des Hochstifts Regensburg der Herren von Hohenlohe, welche die Vogtei
über Öhringen hatten. 1551/1555 wurde Waldenburg Sitz der 1551 entstandenen
Hauptlinie H., die 1615 in die Linien Hohenlohe-Pfedelbach (bis 1728),
Hohenlohe-Waldenburg (bis 1679) und Hohenlohe-Schillingsfürst weiter aufgeteilt
wurde. Die Linie H. wurde 1667 rekatholisiert und (1679) von
Hohenlohe-Schillingsfürst beerbt, das sich in Hohenlohe-Bartenstein und
Hohenlohe-Schillingsfürst teilte. 1744 wurden die Grafen zu Reichsfürsten
erhoben. Um 1800 umfasste H. mit Hohenlohe-Schillingsfürst etwa 12
Quadratmeilen. 1806 kam Waldenburg an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (Reichsgrafen, Fürsten). Die 1247
genannte Burg Bartenstein bei Schwäbisch Hall
war seit dem 15. Jahrhundert Sitz eines hohenlohischen Amtes. 1688 errichteten
die Reichsgrafen von H., die 1744 zu Reichsfürsten erhoben wurden, dort ihre
Residenz, 1756 ein Schloss. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Linie die
Oberämter Bartenstein und Pfedelbach und die Ämter Mainhardt und Sindringen.
Durch § 18 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die
Häupter der beiden Linien Hohenlohe-Waldenburg (Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst,
H.) für ihren Anteil am Bopparder Zoll Renten von 600 Gulden auf Comburg. 1806
ging H. an Württemberg über. S. Baden-Württemberg.
L.: Klein 184; Der Landkreis Crailsheim, 1953.
Hohenlohe-Weikersheim (Grafen). Weikersheim an der Tauber war
altes Reichsgut. Im 9. Jahrhundert erhielt dort das Kloster Fulda, im 12.
Jahrhundert das Kloster Comburg Güter. Seit 1153 erscheinen Herren von
Weikersheim, die sich später nach der Burg
Hohlach Herren von Hohenlohe nannten. Sie erwarben 1244 die Güter von Comburg
zurück. Im 13. Jahrhundert entstanden die Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis
1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die beide beerbende Linie H. Die
letzte in Weikersheim residierende Familie erlosch 1756, ihre Güter kamen
zunächst an Hohenlohe-Neuenstein (Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen), von 1805 bis
1861 an Hohenlohe-Langenburg und Hohenlohe-Kirchberg, 1861 an
Hohenlohe-Langenburg. Kirchberg fiel 1810 an Württemberg, das bereits 1806 die
meisten hohenlohischen Güter erlangt hatte, und gelangte damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Belschner, C., Die verschiedenen Linien und Zweige des Hauses Hohenlohe
seit 1153, 1926; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950.
Hohenschwangau (Herren, Herrschaft). 1090 erscheint die
Burg Schwangau am Austritt des Lechs aus den
Alpen. Die zugehörige Herrschaft kam 1191 von den Welfen an die Staufer und
nach deren Ende ans Reich. Die Herren von Schwangau hatten die Herrschaft noch
am Ende des 15. Jahrhunderts inne. 1535 kam sie an die Augsburger
Patrizierfamilie Baumgartner, 1561 pfandweise an Brandenburg, das seine Rechte
1567 an Bayern verkaufte. 1603/1604 erlangte Bayern eine Anwartschaft, 1670 das
zum bayerischen Reichskreis zählende Reichslehen selbst. Von 1705 bis 1714 und
1778/1779 war H. kurzfristig beim Reich.
L.: Wolff 136; Wallner 711 BayRK 1; Knussert, R., Das Füssener Land in früher
Zeit, 1955.
Hohensolms (Burg,
Grafen). Kurz vor 1323 erbauten die Grafen von Solms-Burgsolms-Braunfels
auf dem Altenberg bei Wetzlar die Burg H., die
1349 von Hessen zerstört wurde. 1351 errichteten sie mit Einverständnis der
Landgrafen von Hessen auf dem zwei Kilometer entfernten Ramsberg eine neue Burg H. Sie war vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis
1718 Sitz der Linie Solms-Hohensolms. H. kam über Nassau und Preußen (Provinz
Hessen-Nassau) 1945 zu Hessen. S. Solms-Hohensolms, Solms-Lich-Hohensolms,
Hessen.
L.: Wolff 274.
Hohenstadt (reichsritterschaftlicher Ort). Um 1147
erscheint das Dorf H. (Hummstat) am Kocher südwestlich von Ellwangen. Am Ende
des 13. Jahrhunderts hatten es die Grafen von Oettingen, die es von 1361 bis
1367 den Herren von Westerstetten und von 1376 bis 1407 den Wöllwarth zu Lehen
gaben. 1407 kam es an Conz Adelmann aus Schwäbisch Hall bzw. Adelmannsfelden.
Er gab 1407 die Hälfte an seine Tochter als Mitgift und veräußerte 1408 die
andere Hälfte an seinen Schwiegersohn Georg Schenk von und zu Schenkenstein
(Schenk von Schenkenstein). 1530 kaufte Hieronymus Adelmann von Adelmannsfelden
Burg und Dorf. 1680 wurde die Familie, die auch
Schechingen und Rechberghausen hatte, zu Reichsfreiherren, 1790 zu Reichsgrafen
erhoben. Der zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben zählende Ort kam 1806
an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510; Kaißer, B., Geschichte und Beschreibung der Marktflecken
Hohenstadt und Schechingen, 1867; Mangold, M., Heimatbuch von Hohenstadt, 1953.
Hohenzollern (Grafen, gefürstete Grafschaft). 1061
erscheinen Burchard und Wezil de Zolorin, seit 1111 Graf Friedrich von Zollern
(Zolre), die sich nach der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Zollern (seit 1350 H., aus lat. [mons] solarius?,
Sonnenberg) bei Hechingen nannten und vielleicht von den Burchardingern, die im
10. Jahrhundert das schwäbische Herzogtum innehatten, abstammten. Graf Burchard
eröffnete um 1170 eine 1486 erloschene Linie Hohenzollern-Hohenberg. Graf
Friedrich III. erlangte 1191 durch Heirat mit Sophie von Raabs neben Gütern in
Österreich die Burggrafschaft Nürnberg. Seine
Söhne teilten um 1204/1227 die Güter. Konrad erhielt die Burggrafschaft Nürnberg und begründete die fränkische,
später evangelische Linie, Friedrich erhielt die schwäbischen Stammgüter und
begründete die schwäbische, katholisch bleibende Linie (Hechingen, Haigerloch,
Sigmaringen). Innerhalb der fränkischen Linie heiratete Konrad die Erbtochter
der Grafen von Abenberg und erwarb Friedrich III. († 1297) durch Heirat aus dem
Erbe der Herzöge von Andechs-Meranien Bayreuth und Kulmbach. Friedrich IV. (†
1332) kaufte 1331 Ansbach. Friedrich V. wurde 1363 in den Reichsfürstenstand
erhoben. 1364 wurde Schwabach, 1368 Gunzenhausen erworben, um 1400
Wassertrüdingen, Feuchtwangen, Uffenheim, Crailsheim und Erlangen. 1403 wurden
die Güter in die Gebiete auf dem Gebirg um Kulmbach, Bayreuth und Hof mit dem
Vogtland sowie in die Gebiete unter dem Gebirg um Ansbach geteilt, fielen 1420
aber wieder zusammen. 1411/1415/1417 wurde außerdem von König Sigmund das
Kurfürstentum Brandenburg erlangt, womit zugleich der Rückzug aus Nürnberg
begann. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte 1473 durch die sog. dispositio
Achillea die fränkischen Fürstentümer zu einer Sekundogenitur Brandenburgs.
1791 fielen die zwischenzeitlich mehrfach vereinigten und wieder
verselbständigten fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth durch
Abtretung seitens Markgraf Alexanders, mit dem die fränkischen Nebenlinien 1806
erloschen, an Preußen. Die schwäbische Linie erwarb 1497 durch Tausch gegen
ihre erheiratete Herrschaft Rhäzüns in Graubünden von Österreich die Herrschaft
Haigerloch, 1534 durch Erbschaft von den Grafen von Werdenberg Österreichs
Lehngrafschaften Sigmaringen und Veringen sowie 1552 die Herrschaft Wehrstein.
1576 wurden die Güter zwischen den Linien Hohenzollern-Hechingen (Eitel
Friedrich II.) und Hohenzollern-Sigmaringen (Karl II.) geteilt. Eitel Friedrich
IV. erhielt die alte Grafschaft Zollern (bzw. seit Mitte des 16. Jahrhunderts
H.) mit Hechingen und den Klöstern Rangendingen, Sankt Luzen (Sankt Lutzen) in
Hechingen und Stetten (Hohenzollern-Hechingen), Karl II. die Grafschaft
Sigmaringen mit den Klöstern Hedingen und Inzigkofen sowie die Grafschaft
Veringen, zu denen noch die Herrschaft Haigerloch mit Kloster Gruol und die
Herrschaft Wehrstein kamen (Hohenzollern-Sigmaringen). 1623 erlangten beide
Linien die Reichsfürstenwürde, 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenkollegium.
1800 umfassten die zum schwäbischen Reichskreis zählenden Grafschaften ein
Gebiet von 4,5 Quadratmeilen mit 12000 Einwohnern. 1803/1806 blieben sie von
der Mediatisierung verschont und erlangten ihrerseits weitere Güter
(Hirschlatt, Glatt, Beuron u. a.). Am 7. 12. 1849 dankten die Fürsten beider
Linien zugunsten Preußens, mit dem seit 1695/1707 Erbverträge bestanden, ab
(preußischer Regierungsbezirk Sigmaringen bzw. hohenzollerische Lande). Die
Linie Hohenzollern-Hechingen starb 1869 aus. Seitdem nannte sich die Linie Hohenzollern-Sigmaringen
Fürsten von H. 1926 erhielten die H. als Enteignungsentschädigung für alle ihre
Güter rund 100000 Hektar Land, 15 Millionen Reichsmark und einige Schlösser.
1945 wurde der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen dem Land Württemberg-Hohenzollern
zugeteilt. 1951/1952 kamen die Kreise Hechingen und Sigmaringen mit 1142
Quadratkilometern und 86000 Einwohnern an Baden-Württemberg. S. Ansbach,
Bayreuth, Brandenburg, Nürnberg, Preußen, Württemberg-Hohenzollern,
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Zeumer 553 II b 47, 554 II b 61,24; Wallner 687 SchwäbRK 30;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Faden, E.,
Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Monumenta Zollerana,
hg. v. Graf Stillfried, R./Märcker, T., Bd. 1ff. 1852ff.; Cramer, J., Die
Grafschaft Hohenzollern 1400-1850, 1873; Graf Stillfried, R., Stammtafel des
Gesamthauses Hohenzollern, 1879; Schmid, L., Die älteste Geschichte des
Gesamthauses der Hohenzollern, Bd. 1ff. 1884ff.; Hohenzollersche Forschungen,
hg. v. Meyer, C., Bd. 1ff. 1891ff.; Kessler, H., Beschreibung der
Hohenzollernschen Lande, 1893; Quellen und Forschungen zur deutschen,
insbesondere hohenzollernschen Geschichte, 1905ff.; Rogge, B., Fünf
Jahrhunderte Hohenzollernherrschaft in Brandenburg-Preußen, 1915; Hintze, O.,
Die Hohenzollern und ihr Werk, 3. A. 1916, Neudruck 1987; Hodler, F.,
Geschichte des Oberamtes Haigerloch, 1928; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg und
Franken, 1932; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern und
ihrer Nachbarn, 1956; Kallenberg, F., Die Fürstentümer Hohenzollern am Ausgang
des alten Reichs, 1962; Bernhardt, W./Seigel, R., Bibliographie der
Hohenzollerischen Geschichte, 1975; Seyboth, R., Die Markgrafentümer Ansbach
und Bayreuth unter der Regierung Markgraf Friedrichs des Älteren (1486-1515),
1985; Schuhmann, G., Residenzen der fränkischen Hohenzollern, Bll. f. dt. LG.
123 (1987) 67ff.; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und
Hohenzollern, 1987; Mast, P., Die Hohenzollern in Lebensbildern, 1988; Kiel,
R., Die Hauschronik der Grafen Zollern. Eine Prachthandschrift im Bestand der
Kanzleibibliothek Bayreuth, 1988; Bumiller, C., Studien zur Sozialgeschichte
der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter, 1990; Massenbach, H. Frhr. v., Die
Hohenzollern einst und jetzt, 1990; Wendehorst, A., Hohenzollern, LexMA 5 1990,
83f.; Stamm-Kuhlmann, D., Die Hohenzollern, 1995; Hohenzollern, hg. v.
Kallenberg, F., 1996; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1ff. 1996ff.; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a.,
2003, 1, 1, 112, 117; Spälter, O., Frühe Etappen der Zollern auf dem Weg zur
Territorialherrschaft in Franken, 2005; Schönpflug, D., Die Heiraten der
Hohenzollern, 2013.
Hohlenfels (Ganerbschaft). Zur Sicherung der von
den Grafen von Weilnau erworbenen Güter erbaute Graf Johann von
Nassau-Merenberg 1355-1363 die Burg H. Seit 1363
war die Burg Lehen Nassau-Weilburgs in der Hand
der Langenau. 1464 wurden 7 Ganerben genannt. 1564 waren alle Anteile bei den
Mudersbach vereinigt. Nach deren Aussterben 1604 kam H. an die Kronberg, nach
deren Aussterben 1704 an die Waldecker zu Kaimt (Kempt). 1753 fiel das Lehen an
Nassau-Weilburg (Nassau) heim und kam über Preußen (1866) an Hessen (1945).
L.: Schmidt, H., Burg Hohlenfels, 1908;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Hohnstein, Hohenstein, Honstein (Grafschaft). Nach
der vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert bei Neustadt bei Nordhausen
errichteten, 1130 erstmals genannten Burg H.
nannten sich seit 1182/1188 die seit 1154 (comes Adalger) nachweisbaren,
vielleicht von König Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut
ausgestatteten, mit den ludowingischen Landgrafen von Thüringen verwandten
Grafen von Ilfeld (dort vor 1190 ein Stift). Sie gewannen rasch umfangreiche
Güter zwischen Wipper und Oberharz, verloren aber den Osten des Gebiets, als
sich um 1200 (1201) die Linie der Grafen von Stolberg abzweigte. Die vielleicht
schon von König Lothar III. von Süpplingenburg eingerichtete Grafschaft H.
erwarb zwischen 1238 und 1267 stückweise als Lehen Halberstadts die Grafschaft
Klettenberg mit der Vogtei über Kloster Walkenried, 1268 Sömmerda und im 14.
Jahrhundert die Grafschaft Lohra. Die 1289 abgetrennte Linie Sondershausen
drang nach Thüringen vor und wurde 1356 von den Grafen von Schwarzburg beerbt.
Eine weitere Teilung erfolgte 1315. Ein Zweig erhielt 1481 die Herrschaft
Schwedt an der Oder als Lehen, starb aber 1609 aus. Die Hauptlinie Klettenberg
starb nach verschiedenen Teilungen 1593/1633 aus. Von den Gütern ging die nach
1253 erlangte Reichsvogtei über Nordhausen an Sachsen-Weimar, andere Teile an
Braunschweig sowie vor allem an das Hochstift Halberstadt und damit 1648 an
Brandenburg, das sie von 1653 bis 1702 an die Grafen von
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (Sayn-Wittgenstein) gab. Um 1800 umfasste die
zum obersächsischen Reichskreis zählende Grafschaft ein Gebiet von 5 bzw. 7
Quadratmeilen, die sich wie folgt aufteilten: Um 1 bzw. 2 Quadratmeilen
gehörten dem König von Großbritannien, 3 Quadratmeilen den Grafen
Stolberg-Stolberg und 1 bzw. 2 Quadratmeilen den Grafen Stolberg-Wernigerode.
Das über Braunschweig an Hannover gelangte Gebiet fiel 1866 an Preußen. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 422ff.; Wallner 711 ObersächsRK 22, 27, 28; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Meyer, K., Die Grafen von Hohnstein, Zs. d. Harzvereins 28
(1895); Meyer, K., Die Burg Hohnstein, 1897;
Reichardt, R., Die Grafschaft Hohenstein im 16. und 17. Jahrhundert, 1900;
Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter, 1957;
Blaschke, K., Hohnstein, LexMA 5 1990, 86; Casemir, K./Ohainski, U., Das
Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996.
Holland (Grafschaft). Seit dem 10. Jahrhundert
sind im zunächst friesischen, seit 689 fränkischen Gebiet der Maasmündungen um
Dordrecht die friesischen Grafen von H. (Holtland, seit 1101 Bezeichnung der
Grafschaft) bezeugt. Gefördert von den deutschen Königen begannen die Grafen um
1000 ihre gegen die Herzöge von Niederlothringen und die Bischöfe von Utrecht
gerichtete Erweiterungspolitik. Hauptort der Grafschaft wurde Leiden, später
‚’s-Gravenhage (Den Haag). 1289 konnte Nordholland angegliedert werden. Beim
Aussterben des Geschlechts (1299) fielen die Güter (Amsterdam, Rotterdam,
Delft, Leiden, Alkmaar) an die verwandten Grafen von Hennegau, die Seeland
(Maasinseln und Scheldeinseln) hinzugewannen, von dort über Kaiser Ludwig des
Bayern Gemahlin Margarethe 1345 an das Haus Wittelsbach (Straubing-Holland),
von dort durch Abtretung nach langem Widerstand 1433 an die Herzöge von Burgund, 1477 über Maria von Burgund
schließlich an Habsburg. 1579 entstand nach dem niederländischen Aufstand gegen
Habsburg/Spanien die Vereinigte Republik der Niederlande, die dann vielfach
auch als H. bezeichnet wurde. Während der ganzen Zeit der Generalstaaten war H.
führend. 1796 wurde es Mittelpunkt der Batavischen Republik und gab von 1806
bis 1810 dem von Napoleon für seinen Bruder errichteten Königreich H. den
Namen. 1810 wurde das Gebiet Teil Frankreichs, 1815 Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 69; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) E3, II 66 (1378)
C2, II 78 (1450) E3; Oppermann, O., Untersuchungen zur nordniederländischen
Geschichte, 1921f.; Blok, P., Geschiedenis van het Nederlandsche Volk, Bd. 1ff.
3. A. 1923ff.; Geschiedkundiger Atlas van Nederland, hg. v. Beekman, A.,
1913-1938; Reese, W., Die Niederlande und das deutsche Reich, 1941; Deventer,
J. van, De Kaarten van de nederlandsche provincien in de zestiende eeuw, hg. v.
Hoff, B. van t', 1941; Gosses, I., De vorming van het graafschap Holland, 1946;
De Genealogie der graven van Holland, 1954; Heger, E., Alfabetische
Plaatsnamenlijst van Nederland, 1958; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek,
1960, 504; Koeman, C., Collections and maps and atlases in the Netherlands:
their history and present state, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und
Bezirksnamen, 1961, II, 48, 52, 55, 72, 74, 96, III), 23, 32, Holtland,
Hollandri, Hollandrenses Bevölkerungsname; Pannekoek, A. u. a., Atlas of the
Netherlands, 1963ff.; Koch, A./Kruisheer, J., Oorkondenboek van Holland end
Zeeland tot 1299, 1970ff.; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 1ff. 1949ff.,
Neue Ausgabe 1980ff.; Cordfunke, Gravinnen van Holland, 1987; De Hollandse stad
in de dertiende eeuw, hg. v. Cordfunke u. a., 1988; De Nederlanden in de late
middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Blok, D./Blockmans, W.,
Holland, LexMA 5 1990, 90f.; Price, L., Holland, 1994; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 398.
Holstein-Rendsburg (Grafen). In Rendsburg an der Eider
wurde nach älteren Vorläufern um 1150 eine Burg
(Reinholdsburg) der Grafen von Schauenburg (Schaumburg) errichtet. Unter Graf
Heinrich I. († 1304) wurde Rendsburg Sitz des Hauptzweiges der Grafen von
Schauenburg (Schaumburg) (Rendsburger Linie). 1386 siedelten die Grafen nach
Gottorp (Gottorf) über. 1459 starb die Linie aus. Schleswig und Holstein kamen
auf Grund des Vertrages von Ripen (1460) an das Haus Oldenburg, das 1448 den
Thron in Dänemark bestiegen hatte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E/F1/2.
Holstein-Segeberg (Grafen). Auf einem Kalkberg an der
Trave wurde durch (Kaiser) Lothar von Süpplingenburg eine Burg angelegt (Sigeburg). Um 1273 kam die Burg an die Kieler Linie der Grafen von Schauenburg
(Schaumburg) und wurde Mittelpunkt eines besonderen Segeberger Landesteils.
1316 fiel dieser an Holstein-Rendsburg zurück. Später gehörte Segeberg zum
königlichen Anteil an Holstein.
L.: Rieken, A., Das Amt Segeberg, Diss. phil. 1963.
Holzappel (Reichsgrafschaft). 1643 erwarb der aus
armer reformierter westerwäldischer Bauernfamilie stammende, 1641 in den
Reichsgrafenstand erhobene kaiserliche Feldmarschall Peter Melander (gräzisiert
aus Eppelmann) von den Grafen von Nassau-Hadamar, die seit dem 10. Jahrhundert
den Herren von Laurenburg, den späteren Grafen von Nassau, gehörige
Grundherrschaft Esterau an der Lahn mit der Ruine Laurenburg und der Vogtei
Isselbach und Eppenrod mit insgesamt 16 Ortschaften (Hauptort Esten), auf Grund
deren Kaiser Leopold I. die Reichsgrafschaft H. mit Sitz und Stimme im
westfälischen Grafenkolleg des Reichstags bildete. Melanders Witwe erlangte
dazu durch Kauf 1656 Burg und Herrschaft
Schaumburg von Leiningen-Westerburg. Die reichen Güter kamen durch die Ehe der
Tochter mit einem Grafen von Nassau-Dillenburg an Nassau (Nassau-Schaumburg)
und in weiblicher Erbfolge 1707 an Anhalt-Bernburg
(Anhalt-Bernburg-Schaumburg), von 1812 bis 1867 an eine erzherzogliche Linie
des Hauses Österreich, dann an Oldenburg und 1888 an Waldeck. Mit Waldeck kam
das 1806 in Nassau mediatisierte H. am 1. 4. 1929 an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau).
L.: Wolff 361f.; Zeumer 554 II b 63, 20; Wallner 704 WestfälRK 35; Laut, R.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg,
Schaumburg und Holzappel, 1943; Weiler, C., (in) Nassauische Annalen 63 (1952).
Holzhausen (Reichsdorf). H. (Burgholzhausen bei Friedberg) kam über die Herren von
Eppstein im Erbwege an die Grafen von Stolberg, die es 1578/1595 an die Grafen
von Hanau verkauften. Vor 1645 belehnte der Kaiser den mainzischen Kanzler
Reigersberger mit zwei Dritteln. 1649 kaufte dieser das letzte Drittel von
Hanau. Seine Nachkommen veräußerten H. an die Herren von Ingelheim, die seit
1702 für H. 1 Gulden und 30 Kreuzer an den oberrheinischen Reichskreis
leisteten. 1741 besetzte der Landgraf von Hessen-Kassel als Erbe
Hanau-Münzenbergs wegen seiner Ansprüche auf zwei Drittel den Ort. 1765
verzichteten die Ingelheim auf ihre Rechte. Mit dem 27. 4. 1803 genehmigte der
Kaiser in § 6 des Reichsdeputationshauptschlusses den Verzicht. Über
Hessen-Kassel kam Burgholzhausen 1945 zu Hessen.
L.: Hugo 461; Wolff 506; Eckhardt, W., Das Reichsdorf Holzhausen, Z. d. V. f.
hess. Gesch. 92 (1987), 155.
Homburg (Grafen). Nach älteren Siedlungsspuren
erscheint im 12. Jahrhundert an der Blies die Burg
H. Nach ihr benannten sich als Seitenlinie der Grafen von Metz Grafen von H.
Ihr Gebiet an der mittleren Blies verlor durch Veräußerungen allmählich an
Bedeutung. Die Reste fielen 1449 beim Aussterben der Grafen an die Grafen von
Nassau-Saarbrücken. In den Reunionskriegen war H. seit 1679 von Frankreich
besetzt. 1714 kam es wieder an Nassau-Saarbrücken, 1755 durch Tausch an
Pfalz-Zweibrücken und damit später zu Bayern und 1919/1920 bzw. 1945/1946 zum
Saargebiet und damit 1957 zum Saarland (sowie z. T. zu Rheinland-Pfalz).
L.: Wolff 249, 266; Hoppstädter, K., Burg und
Festung Homburg, Rhein. Vjbll. 19 (1954), 370ff.; Homburg (Saar) 1558-1958, hg.
v. d. Stadt Homburg, 1958.
Homburg (Herrschaft) (seit 1912 Bad Homburg vor
der Höhe). Um 1180 erscheint die Burg H. am
Taunus, nach der sich Herren von Hohenberg und Steden nannten. Seit etwa 1200
war sie in den Händen der Herren von Eppstein bzw. Eppstein-Münzenberg, unter
denen sie Mittelpunkt einer Herrschaft war. 1487 kam H. durch Kauf als Lehen
der Pfalz an Hanau. 1502 wurde es von Hessen gewonnen. 1567 fiel es an
Hessen-Rheinfels, 1583 an Hessen-Darmstadt. 1622 wurde es Sitz einer bis zum
24. 3. 1866 bestehenden Nebenlinie Hessen-Homburg Hessen-Darmstadts. 1866
musste es an Preußen abgegeben werden. 1945 kam es zu Hessen.
L.: Wolff 255; Lotz, F., Geschichte der Stadt Homburg, Bd. 1 1964; Demandt, K.,
Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Krüger, A., Die
Bedeutung Wortwins von Steden/Hohenberg für die Geschichte der Burg Homburg und ihrer Umgebung, Nass. Annalen 119
(2008), 75.
Homburg (Herrschaft). Vermutlich zum Schutz des
1129 gestifteten Klosters Amelungsborn wurde von Siegfried IV. von
Northeim-Boyneburg die Burg H. bei Stadtoldendorf
errichtet. 1150 musste sie von den Grafen von Winzenburg als Erben dem
Hochstift Hildesheim zu Lehen aufgetragen werden, dem sie von 1152 bis 1180
Heinrich der Löwe auf Grund von Erbansprüchen entzog. Seit 1250 war die Burg als Lehen des Hochstifts ungeteilt in den Händen
der Edelherren von H. Ihre 6 Burgen, 3 Städte
und rund hundert Dörfer umfassende, seit etwa 1140 aufgebaute Herrschaft
zwischen oberer Weser und mittlerer Leine (1225-1238 Spiegelberg, 1245
Bodenwerder, 1355 Hohenbüchen) wurde 1409 durch Erbkauf und Heirat der Witwe
des letzten Grafen mit Herzog Otto von Grubenhagen (1415) von den Welfen
(Braunschweig) geerbt. 1428 kam Homburg an Braunschweig-Wolfenbüttel und damit
1946 zu Niedersachsen.
L.: Schnath, G., Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922.
Homburg (Herrschaft, Reichsherrschaft). Vor 1259
erlangte Gottfried von Sayn durch Heirat Juttas von Isenberg (Isenburg) Güter
im Oberbergischen, die er durch die Burg H. bei
Marienberghausen sicherte. 1276 übertrug er sie als Eigengut an König Rudolf
von Habsburg und erhielt sie als Lehen zurück. 1385 wurde die Vogtei Wiehl
hinzuerworben. 1361 gewann Sayn durch Heirat die Grafschaft Wittgenstein. Den
Grafen von Sayn-Wittgenstein gelang auf Dauer die Behauptung der Herrschaft,
obwohl diese von Gütern Bergs eingeschlossen war. 1635 wurde H. für ein
Jahrhundert Sitz einer Seitenlinie Sayn-Wittgenstein-Berleburgs. 1815 kam es an
Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 285, 499f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Heckmann,
K., Geschichte der ehemaligen Reichsherrschaft Homburg an der Mark, 1938.
Hönningen (Herrschaft). Die Herrschaft H. gehörte im 11. Jahrhundert dem Stift Sankt Simeon in Trier. Dessen Vögte waren die Herren von Isenburg. Sie legten auf dem Gebiet der Vogtei die Burg Arenfels an und gewannen volle Landeshoheit. Über Preußen gelangte H. 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Hoogstraten, Hoogstraaten (Herzogtum). Das Herzogtum
H. gehörte über das Herzogtum Brabant zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 701 BurgRK 1(; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 268).
Hörde (Herren). Nach der Burg H. bei Dortmund benannten sich seit 1198 die
Herren von H. Von ihnen kam die Burg 1296 gegen
den Widerstand des Erzstifts Köln an die Grafen von der Mark und damit später
an Brandenburg bzw. Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Brockpähler, W., Hörde, 1928.
Horn (Herrschaft). H. in Niederösterreich am
Zusammenfluss von Mödringbach und Taffa wird erstmals um 1050 anlässlich der
Schenkung der Kirche durch Graf Gerold an den Bischof von Passau genannt. Die
dort im 12. Jahrhundert errichtete Burg wurde
Mittelpunkt einer Herrschaft, die vor 1210 von den Grafen von Poigen bzw.
Wildberg-Hohenburg an den Landesfürsten (Babenberger) und von ihm an die Grafen
von Vohburg kam. Im Interregnum (1254-1273) fiel sie als Eigen an die Freien
und späteren Ministerialen von Maissau, welche die Güter 1430 als Lehen nahmen.
Nach ihrem Aussterben 1440 kam sie 1441 durch Erbvertrag an die später
lutherischen Herren von Puchheim und von diesen 1622 nach Entziehung an Vinzenz
Muschinger, der sie an seinen Schwiegersohn, Reichsgraf Kurz, vererbte. 1659
erbte dessen Schwiegersohn Graf von Sprinzenstein, 1679 die verschwägerten
Grafen Hoyos.
L.: Wolff 26; Liebleitner, K., Die Entwicklung der Stadt Horn vom Ausgang des
Mittelalters bis zum Weltkrieg, 1929 (Gymn.-Progr.).
Hornberg (Herrschaft). Um 1100 wurde die Burg H. im Gutachtal bei Wolfach erbaut. Sie war Sitz
der Herren von H. Von ihnen kam die Herrschaft H. mit der im 13. Jahrhundert
entstandenen Stadt H. 1423/1448 nach und nach an Württemberg, 1810 an Baden und
damit H. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 167; Hitzfeld, K., Die Schlösser zu Hornberg, zugleich die
Entwicklung des Hornberger Stadtbildes, (in) Ortenau 45 (1965), 189ff.
Hornberg (reichsritterschaftlicher Ort). Die Burg H. am Neckar war im 12. Jahrhundert Sitz der
Herren von H. Danach wechselte sie mehrfach den Berechtigten. 1517 kam sie an
Götz von Berlichingen. Sie zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken. 1806 kam H. zu Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 511.
Hornes (Fürstentum) s. . Hoorn, Horn.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Hornstein (Freiherren, Reichsritter). Nach der Burg H. am Laucherttal bei Sigmaringen nannten sich
seit 1244 Herren. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von H., die bereits
1488 Mitglied der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am
Bodensee waren, mit der 1579/1623 von Werner von Reischach erworbenen
Herrschaft Hohenstoffeln zum Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. Mit dem
im 14. Jahrhundert erworbenen Göffingen und Grüningen waren sie im Kanton Donau
immatrikuliert. Nachdem sie 1773 von den Freiherren von Rost Göttelfingen und
Vollmaringen und 1770 das halbe Zimmern unter der Burg
erlangt hatten, waren sie damit dem Kanton Neckar inkorporiert. Nach der
Erbteilung 1686 entstanden mehrere Linien (Binningen, Grüningen, Weiterdingen).
Die Linie Binningen hatte Hinterstoffeln, Mittlerstoffeln (Mittelstoffeln) und
Binningen, die Linie Weiterdingen Vorderstoffeln, Schloss und Dorf
Weiterdingen, Bietingen und Gut Homboll, die 1805 an die Linie Binningen
gelangten. Die Güter fielen 1806 an Württemberg, das sie 1810 größtenteils an
Baden gab. Damit gelangte das Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg. Vielleicht
waren die H. am Ende des Heiligen Römischen Reiches auch im Ritterkreis Franken
immatrikuliert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592;Schweizer, Geschichte des freiherrlichen
Hauses Hornstein, (in) Archiv für Geschichte, Genealogie, Diplomatik 1846;
Hölzle, Beiwort 59, 60, 64; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St.
Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Ruch Anhang 4, 77-80; Riedenauer 124;
Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau in der zweiten
Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, 1969.
Hornstein (Herrschaft). Die Burg H. am Leithagebirge wurde um 1341 als ungarische Grenzburg gegen Österreich errichtet. 1364 verkauften sie die Wolfart an die Kanizsay, welche die Herrschaft H. schufen. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. 1647 kam H. unter die Verwaltung Ungarns. 1702 wurde die Herrschaft von den Esterházy gekauft. 1919 fiel H. an Österreich.
Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11.
Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten sich seit 1092 edelfreie Herren von
H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die Grafen von Rietberg, welche die
Lehnshoheit des Bischofs von Münster anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11.
11. 1269 kam die Herrschaft H. durch Verkauf an das Hochstift Münster und wurde
bis 1635 bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803 ging das münsterische Amt H. an
die Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach [Rheingrafen]
), die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H.
zusammen mit den Grafschaften Lingen und Tecklenburg an Berg, 1810 an
Frankreich (Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus fiel es
1815 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172.
Hörtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der vermutlich karolingischen Burg H. in Tirol nannten sich seit 1239 Grafen von Eschenlohe. Von 1281 bis 1291 ging H. mit den zugehörigen Herrschaftsrechten um Telfs durch Kauf an die Grafen von Tirol über. S. a. Eschenlohe.
L. Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 9 (Klein-Wiederstadt bzw. Wiederstedt, Asendorf, Lobitzsch bzw. Lobitsch, Dornstedt, Oberschmon, Niederschmon, Geusa, Allstedt, Osterhausen, Riestedt, Oberklobikau und Niederklobikau bzw. Klobikau, Meinrichsdorf, Wenigen-Memleben bzw. Memleben, Liederstädt, Vitzenburg, Schortau, Gröst, Zeuchfeld, Reinsdorf, Kuckenburg, Obhausen, Groß Schierstedt bzw. Schierstedt, Burgsdorf, Beuna bzw. Bauna, Merseburg, Wormsleben); Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 63, 126 Hosgau und Friesenfeld, (Allstedt, Asendorf, Benkendorf, Bornstedt, Burgsdorf, Dornstedt, Eisleben, Geusa, Goseck, Gröst, Helfta, Holleben, Hornburg, Oberklobikau, Niederklobikau, Knapendorf, Kuckenburg, Lauchstädt, Lettin, Liederstädt, Lobitzsch, Merseburg, Morungen, Mücheln, Müllerdorf bzw. Müllersdorf, Beyernaumburg, Neehausen, Obhausen, Osterhausen, Querfurt, Reinsdorf, Riestedt, Oberröblingen am See bzw. Oberröblingen, Oberröblingen an der Helme, Klosterrohrbach, Roßleben bzw. Rossleben, Salzmünde, Sangerhausen, Schaftstädt, Burgscheidungen, Groß Schierstedt bzw. Großschierstedt, Oberschmon, Schortau, Schraplau, Seeburg, Sittichenbach, Spergau, Vitzenburg, Burgwerben, Wippra, Wormsleben, Wünsch, Zeuchfeld); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 35, 69, III, 10, 28-31 Hassega. s. Frisenafeld.
Hoya (Grafschaft). Nach der Burg H. (urspr. Hoch) an der Weser nannten sich seit
1202 Grafen (de Hogen), die sich zuvor als Edelherren von Stumpenhausen
bezeichnet hatten oder aus dem Friesischen zugewandert waren. Sie bauten von
dieser Burg aus eine Grafschaft auf (1215
Grafschaft Nienburg, 1326/1384 Grafschaft Bruchhausen). 1302 erlangten sie von
Braunschweig das Amt Drakenburg und die Vogtei zu Bücken als Lehen. Vielleicht
von 1299 bis 1311 und 1343/1346 wurde das Gebiet in eine obere Grafschaft (um
Nienburg) und eine niedere Grafschaft mit Sitz in H. aufgeteilt. Von 1345 bis
1503 war H. Sitz der Niedergrafschaft H., nach dem Aussterben ihrer Linie
Residenz der Obergrafschaft. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Grafen
zur Anerkennung der Lehnshoheit Braunschweig-Lüneburgs gezwungen. Beim
Aussterben der Grafen (H. 1503, Nienburg 1534/1582) wurde die Grafschaft als
Reichslehen unter die Linien des welfischen Hauses (Calenberg, Wolfenbüttel und
Celle) aufgeteilt. Calenberg und Wolfenbüttel erhielten die obere Grafschaft
mit den Ämtern Stolzenau, Ehrenburg (Ehrenberg), Syke, Steyerberg (Steierberg),
Siedenburg, Diepenau, Harpstedt und Barenburg und dem Stift Bassum. Celle
erlangte die untere Grafschaft mit den Ämtern H., Nienburg, Liebenau, Westen,
Altbruchhausen, Neubruchhausen und Thedinghausen. Diese Güter fielen 1584 an
Wolfenbüttel allein und 1634 an Celle. Die Ämter Uchte mit den Vogteien Uchte
und Kirchdorf und Freudenberg mit den Flecken Bassum, Freudenberg und Loge und
siebzehn Dörfern, die 1526/1527 an Hessen zu Lehen aufgetragen worden waren,
waren als hessische Lehnsstücke (1582) an Hessen-Kassel zurückgefallen. 1705,
nach Aussterben der Häuser Calenberg und Wolfenbüttel, war Celle (Hannover) im
Besitz der gesamten, zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählenden Grafschaft. Um 1800 umfasste sie
ein Gebiet von etwa 45 Quadratmeilen mit 60000 Einwohnern. Von 1810 bis 1813
fiel ^pIH. an Frankreich, danach (einschließlich Uchtes und Freudenbergs) an
Hannover, 1866 an Preußen und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 354f.; Zeumer 554 II b 63, 10; Wallner 702 WestfälRK 8, 704, 31;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378), III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Hoyer Urkundenbuch, hg. v. Hodenberg, W. v., Teil 1-8 1855ff.;
Gade, W., Historisch-statistisch-topographische Beschreibung der Grafschaften
Hoya und Diepholz, Bd. 1f. 1901; Hellermann, F., Die Entstehung der
Landeshoheit der Grafen von Hoya, 1912; Erler, G., Das spätmittelalterliche Territorium
Grafschaft Hoya (1202-1582), Diss. Göttingen 1972; Dienwiebel, H.,
Geschichtliches Ortsverzeichnis der Grafschaften Hoya und Diepholz, A-K, 1989;
Fahlbusch, F., Hoya, LexMA 5 1990, 143f.; Hucker, B., Die Grafen von Hoya,
1993; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um
1616, 1996; Hucker, B., Der Ursprung der Grafen von Hoya, (in) Die Grafschaften
Bruchhausen, Diepholz, Hoya und Wölpe, 2000.
Hummel (Herrschaft). Nach einer älteren
Befestigung des 11. Jahrhunderts wurde im 13. Jahrhundert an der Straße von
Prag nach Glatz und Breslau auf dem Hummel eine Burg
errichtet. Sie bildete den Mittelpunkt einer böhmischen Herrschaft, die im 14.
Jahrhundert den Pannwitz gehörte. Danach fiel sie an Dietrich von Janowitz
(1392-1411), Heinrich von Lazan (1411-1414), Boczek von Kunstadt/von Podiebrad
(1415-1454) sowie Georg von Podiebrad (1454-1477), den späteren König von
Böhmen. Durch dessen Sohn Herzog Heinrich von Münsterberg kam die Herrschaft H.
1477 zur Grafschaft Glatz, die 1742 an Schlesien fiel. Seit 1559 wurde die
Herrschaft durch Verkauf einzelner Dörfer allmählich aufgelöst. Seit 1945 war
das Gebiet unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als Folge der deutschen
Einheit gelangte.
L.: Wolff 491; Albert, D., Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer
Nachbargebiete, Teil 1 (bis 1477), 1932.
Hungen (Burg,
Herrschaft). H. bei Gießen nahe dem römischen Limes erscheint 782 (Houngun,
Hoingen) in einer Urkunde Karls des Großen für die Abtei Hersfeld. Als deren
Vögte erlangten die Falkenstein die Herrschaft und errichteten eine 1383
erwähnte Burg. 1419 kam H. durch Erbschaft an
die Grafen von Solms, deren Linie Solms-Hungen von 1602 bis 1678 in H. ihren
Sitz hatte. 1806 fiel H. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Das Buch der Stadt Hungen, 1961.
Ichenhausen (reichsritterschaftlicher Ort). I. an
der unteren Günz gehörte vom 14. Jahrhundert bis 1574 überwiegend den Herren
von Roth als Lehen Burgaus. 1574 verkauften die
Roth an Bernhard vom Stein zum Rechtenstein (Stain von Rechtenstein) zu
Niederstotzingen und Harthausen. Von dessen Nachkommen fiel das zum Kanton
Donau des Ritterkreises Schwaben zählende I. 1806 an Bayern.
L.: Wolff 508; Sinz, H., Geschichtliches vom ehemaligen Markt und der
nunmehrigen Stadt Ichenhausen, 1926, Ergänzungsband 1935.
Ilbenstadt (Stift, Abtei). In dem schon 818
besiedelten I. an der Nidda errichteten vermutlich an Stelle eines Adelshofes
1123 die Grafen von Cappenberg (Kappenberg) auf Anregung des Erzbischofs von
Mainz 1123 ein Prämonstratenserstift. Das 1657 zur Abtei gewandelte Stift
erstrebte die Reichsunmittelbarkeit, konnte diese aber nicht erreichen.
Andererseits gelang es auch der Burggrafschaft
Friedberg nicht, das Kloster und seine reichen, vielleicht letztlich von den
Konradinern stammenden Güter zu gewinnen. 1803 kam I. (unter Auflösung des
Stiftes) an Leiningen-Westerburg-Altleiningen (Leiningen-Westerburg) 1806 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Heinemeyer, L., Ilbenstadt, LexMA 5 1990, 377.
Ilfeld (Kloster). Seit 1154 erscheint eine
vielleicht von (Kaiser) Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut
ausgestattete Adelsfamilie, die sich nach der Burg
I. bei Nordhausen nannte. 1190 gründete sie dort ein Stift, das 1247 in
Appenrode, Auleben, Girbuchsrode, Niederspier, Wasserthalleben (Thalleben),
Otterstedt, Westerengel, Niedersachswerfen (Sachswerfen), Baldenrode, Woffleben
(Wolffleben), Espe, Kirchengel und Oberilfeld begütert war. 1252 erklärte König
Wilhelm von Holland, I. sei von den Grafen von Hohnstein, die auch die Vogtei
hatten, auf Reichsboden gegründet worden. Über Hohnstein und Preußen (1866
Provinz Hannover, 1932 Provinz Sachsen) gelangte I. 1946 zur Provinz
Sachsen-Anhalt bzw. 1947 zum Land Sachsen-Anhalt. Der südliche Teil des Landkreises
I. fiel zum 1. 10. 1932 an den Landkreis Grafschaft Hohenstein.
L.: Wolff 424; Meyer, K., Kloster Ilfeld, 1897; Köhler, C., Ilfelder Regesten,
Bd. 1 1932; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter,
1957.
Immenstadt (Reichsgrafschaft). I. zu Füßen der Burg Rothenfels im Allgäu kam von den Staufern als
Lehen an die Herren von Schellenberg. 1332 erwarben die Grafen von Montfort die
Herrschaft Rothenfels mit dem Mittelpunkt Immendorf (Imdorf). 1565 kam
Rothenfels durch Kauf an die Freiherren von Königsegg. Seit 1629 war I. (so
seit 1618) Reichsgrafschaft. 1804 fiel es an Österreich, 1805 an Bayern.
L.: Wolff 201; Baumann, F., Geschichte des Allgäus, Bd. 1ff. 1883ff.;
Heimatbuch der Stadt Immenstadt (1360-1960), 1960.
Ingelfingen (Burg,
Herrschaft). I. gehörte zunächst den Herren von Stein und danach im 13.
Jahrhundert den Krautheim-Boxberg, seit 1287 den Herren von Hohenlohe. 1701
wurde der Ort Sitz der von Hohenlohe-Langenburg abgespalteten Linie
Hohenlohe-Ingelfingen. 1806 kam I. an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Rauser, J., Regestenchronik von Ingelfingen 1550-1650, 1968.
Inhausen, Innhausen (Freiherren, Reichsgrafen). Um 1350 erbaute Ino Tiarkesna die Burg I. (bei Wilhelmshaven), die Mittelpunkt einer Herrschaft vom Umfang des Kirchspiels Sengwarden wurde. Im 15. Jahrhundert erwarb ein edelfreies friesisches Häuptlingsgeschlecht, dessen Stammreihe mit Grote Onneken († um 1405) beginnt, die Herrschaft I. Seit 1495 war sie selbständig. 1496 wurde sie mit der Herrschaft Kniphausen (Knyphausen) vereint. Dazu kam im 16. Jahrhundert die Herrlichkeit Lütetsburg in Ostfriesland. 1588 wurde das Geschlecht in den Freiherrenstand, 1694 in einer älteren, 1737 ausgestorbenen Linie in den Reichsgrafenstand erhoben. (Kniphausen kam 1623 an Oldenburg und damit 1946 zu Niedersachsen.)
Iseghem, Izegem (Fürstentum). Das Fürstentum I.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis. S. Izegem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Isenberg (Grafen). Bei Hattingen an der Ruhr
erbaute Graf Arnold von Altena vor 1200 die Burg
I. und nannte sich nach ihr. Seine Nachfolger hatten die Vogtei über die Güter
des Stiftes Essen. Nach einem Überfall auf den Erzbischof von Köln 1225 wurde
Graf Friedrich hingerichtet. Seinem Sohn Dietrich blieb nach 13jährigem Kampf
gegen die Grafen von Altena-Mark ein etwa 120 Quadratkilometer großes Gebiet.
Seit 1247 nannte er sich Graf von Limburg. S. Altena, Limburg.
L.: Der Ennepe-Ruhr-Kreis, 1954.
Isenburg, Ysenburg (Grafen, Grafschaft,
Fürstentum). Zunächst nach Rommersdorf, dann nach der 1103 erstmals erwähnten Burg I. bei Neuwied nannten sich die seit 1098
bezeugten Grafen von I. (Rembold I. † 1121), die vermutlich zu einem seit dem
9./10. Jahrhundert auftretenden edelfreien mittelrheinischen Geschlecht
gehören. Sie waren Vögte der Reichsabtei Fulda und Grafen im Gau Einrich links
der unteren Lahn sowie Grafen von Arnstein, von 1232 bis 1414 Grafen von
Limburg und von 1326 bis 1462 Grafen von Wied. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts teilten sie sich in (die Linien Kobern an der unteren Mosel [bis
1301], Grenzau [mit den Abspaltungen Limburg vor 1249, Büdingen und Arenfels
vom Ende 13. Jahrhundert bis 1373] und Braunsberg [seit 1340 Grafen von Wied]
bzw.) den gerlachschen und den remboldschen Stamm und erbauten bis zum Ende des
12. Jahrhunderts in vier Linien die vier Häuser der Burg
(Runkeler Haus 1373 an Wied, Wiedisches Haus, Kobernhaus 1344 an salentinische
Linie, viertes Haus im 16. Jahrhundert an Isenburg-Neumagen). Der gerlachsche
Stamm (Niederisenburg) erlosch 1664 mit der Linie Niederisenburg
(Isenburg-Grenzau), die Lehen teils des Erzstifts Trier, teils des Erzstifts
Köln hatte. Beim Aussterben zog Trier die Lehen ein. Die Grafen von Wied
beanspruchten das Erbe, erlangten aber zusammen mit den Freiherren von
Walderdorff (Walderdorf), die sich vom letzten Grafen eine Anwartschaft auf die
Lehen hatten erteilen lassen, nur Isenburg, Großmaischeid (Großmeyscheid) und
Meud, während Grenzau und Hersbach (Herschbach) bei Trier blieben und 1803 an
Nassau-Weilburg kamen. Dieses erhielt 1806 auch die wiedschen Teile und gab das
ehemals niederisenburgische Gut 1815 überwiegend an Preußen (Regierungsbezirk
Koblenz) ab. Herschbach (Hersbach) kam 1866 mit Nassau an Preußen. Der
remboldsche Stamm (Oberisenburg) beerbte um 1213/1245 (vor 1247) mit anderen
(Eberhard von Breuberg, Konrad von Hohenlohe-Brauneck, Rosemann von Kempenich
und Albert von Trimberg) die Herren/Grafen von Büdingen zwischen Nidder,
Kinzig, Salz und Limes (Herrschaft Büdingen [1324 fünf Achtel], Grafschaft
Cleeberg) und baute im Reichsforst Büdingen eine Herrschaft auf. Sie wurde seit
1335 auf Birstein und seit 1412/1419/1486 auf Offenbach ausgedehnt. 1442 wurde
wegen Büdingen von der Linie Isenburg-Birstein der Reichsgrafenstand erworben.
Im 16. Jahrhundert erfolgte der Übertritt zum Calvinismus und eine Aufspaltung
in zahlreiche Linien (1517 Linien Isenburg-Ronneburg, Isenburg-Birstein). Von
1601 bis 1628 wurde das Haus nochmals vereinigt (u. a. erlosch 1625
Isenburg-Marienborn). 1628 teilte es sich jedoch erneut in fünf Linien (u. a.
Isenburg-Offenbach bis 1718, Isenburg-Birstein, Isenburg-Philippseich bis
1920). 1635 kam es zur vorübergehenden Sequestrierung der Grafschaft an den
Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Seit 1684 bestanden die Hauptlinien
Isenburg-Büdingen und Isenburg-Birstein. Isenburg-Birstein wurde 1744 in den
Reichsfürstenstand erhoben. Im 18. Jahrhundert zählte die Fürstin von I.,
geborene Gräfin von Parkstein, wegen Altenbamberg, (Altenbaumburg) Alte
Baumburg und Steigerhof zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
Durch § 19 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der
Fürst von I. für die Abtretung des Dorfes Okriftel das Dorf Geinsheim
(Gainsheim) am Rhein mit gewissen Resten der Abtei Sankt Jakobsberg
(Jakobsburg) auf der rechten Rheinseite sowie das Dorf Bürgel bei Offenbach,
die Fürstin zu I., Gräfin von Parkstein, für ihren Anteil an der Herrschaft
Reipoltskirchen und anderen Herrschaften am linken Rheinufer eine Rente von
23000 Gulden. 1806 trat Isenburg-Birstein dem Rheinbund bei, erlangte die Güter
von Isenburg-Philippseich und die Hälfte der Herrschaft der Grafen
Schönborn-Heusenstamm, sicherte sich die Hoheit über die gräflich gebliebenen
Linien (u. a. Isenburg-Büdingen, Isenburg-Wächtersbach, Isenburg-Meerholz) und
vereinigte so alle isenburgischen Güter mit 190 Quadratkilometern und etwa
58000 Einwohnern. 1815 wurde es aber mediatisiert und kam zunächst an
Österreich und 1816 teils an Hessen-Darmstadt, teils an Hessen-Kassel und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S. a. Niederisenburg, Oberisenburg.
L.: Wolff 94f., 276f.; Wallner 697ff. OberrheinRK 20, 34, 42, 48; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Winkelmann-Holzapfel 154; Fischer, C. v., Isenburg. Geschlechts-Register der
uralten deutschen Reichsständischen Häuser Isenburg, Wied und Runkel samt einer
Nachricht von deren theils ehehin besessenen, theils noch besitzenden Landen
und der Erbfolge-Ordnung aus Urkunden und Geschichtsschreibern, 1775; Simon,
G., Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 1ff.
1864f.; Isenburg, Prinz W. v., Meine Ahnen, 1925; Isenburg, Prinz W. v.,
Isenburg-Ysenburg, Stammtafeln, 1941; Philippi, H., Territorialgeschichte der
Grafschaft Büdingen, 1954; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2.
A. 1987; Isenburger Urkundenregesten 947-1500, bearb. v. Battenberg, F., 1976;
Decker, K., Isenburg, LexMA 5 1990, 673f.
Isenburg-Grenzau (Herren, Grafen). Die kurz vor 1213 von den Herren von Isenburg errichtete Burg Grenzau östlich von Neuwied im Westerwald wurde Sitz einer kleinen Herrschaft, von der nach einer Erbteilung zwischen 1304 und 1310 Teile an Isenburg-Büdingen kamen. Sie spaltete die Linie I. ab. Vorübergehend waren von 1439 bis 1446 die Grafen von Nassau-Beilstein an Burg und Herrschaft Grenzau beteiligt, doch fiel sie dann ganz an die salentinische Linie Isenburgs. 1664 zog das Erzstift Trier die Herrschaft nach dem Aussterben Isenburgs (Niederisenburgs) als heimgefallenes Lehen ein. 1803 kam Grenzau an Nassau und damit 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Grenzau, Niederisenburg
Itter (Herrschaft). Die Burg I. bei Frankenberg war Sitz einer Herrschaft -
einer älteren, 1123 ausgestorbenen und dann - einer jüngeren, 1167 erstmals
nachweisbaren, 1441 erloschenen Linie der Herren von I., zu deren Gütern neben
I. Ossenbühl mit Lotheim und Vöhl sowie Höringhausen mit Eimelrod zählten, die
vermutlich über eine Erbtochter von der älteren Linie erlangt worden waren.
1356/1357 eroberten die Landgrafen von Hessen, das Erzstift Mainz und die
Grafen von Waldeck Burg und Herrschaft I. und
teilten sie unter sich auf. 1562/1588 kam die zum oberrheinischen Reichskreis
zählende Herrschaft, die 1383 als Pfand an die Wolff von Gudenberg (Gudensberg)
gelangt war, unmittelbar an Hessen, 1648/1650 an Hessen-Darmstadt. Über
Hessen-Kassel und Preußen (1866, Provinz Hessen-Nassau) gelangte Dorfitter 1945
zu Hessen.
L.: Wolff 255; Wallner 695 OberrheinRK 2; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C2; Kopp, J., Kurze historische Nachricht von den Herren zu Itter,
Kassel 1751.
Izegem (Fürstentum, Iseghem). Das Fürstentum I.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis. S. Iseghem.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Jagstheim (Ganerbschaft), Jaxtheim. Nach der Burg J. bei Crailsheim nannten sich seit 1443 die Zehe
von Bödigheim. Sie starben 1443 aus. Dorfherren waren 1533 Ansbach,
Ellrichshausen, Vellberg und Dinkelsbühl. 1806 kam J. an Württemberg und damit
1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Jaxtheim.
L.: König, H., Aus der Vergangenheit des Dorfes Jagstheim, (in) Frankenspiegel
19/20 (1967/1968).
Jauer (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). Neben Burg und Dorf Alt-Jauer in
Niederschlesien wurde vermutlich vor 1242 die Stadt J. nach Magdeburger Recht
gegründet. Seit 1278 war J. Sitz des im Wege der Teilung des Herzogtums
Liegnitz geschaffenen Fürstentums J., zu dem 1286 Löwenberg hinzukam. Durch
Vereinigung mit Teilen des Fürstentums Breslau (Schweidnitz, Münsterberg) wurde
es von 1291/1292 bis 1301 vergrößert, dann aber erneut geteilt. Von 1346 an
waren Schweidnitz und J. erneut vereinigt. Durch die Heirat der Erbin Anna von
Schweidnitz mit Kaiser Karl IV. kamen diese Gebiete 1368/1392 an Böhmen. 1474
fiel J. an Ungarn, 1526 an Österreich, 1742 an Preußen. Das Fürstentum hatte
einen Flächeninhalt von etwa 56 Quadratmeilen und war in die Kreise J.,
Hirschberg und Bunzlau-Löwenberg gegliedert. 1945 kam es (als Jawor) unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen.
L.: Wolff 483; Schönaich, G., Die alte Fürstentumshauptstadt Jauer, 1903;
Stamm- und Übersichtstafeln der schlesischen Fürsten, hg. v. Wutke, K., 1911;
Koischwitz, O., Jauer, 1930; Heimatbuch des schlesischen Kreises
Jauer-Bolkenhain, hg. v. Tost, A., 1956; Geschichte Schlesiens, hg. v. d. Hist.
Komm. f. Schlesien, Bd. 1 5. A. 1988; Menzel, J., Jauer, LexMA 5 1990, 309f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003,
1, 2, 283.
Jerichow (Land). Nach der schon 1144 bezeugten Burg J. am Elbeufer wurde das zugehörige Umland
zwischen Elbe und Havel bis zum Plauer See als Land J. bezeichnet. Es war
zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und den Markgrafen von Brandenburg
umstritten. 1680 fiel es mit dem Hochstift an Brandenburg und gehörte damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik (Stadt J. in
Sachsen-Anhalt).
L.: Wolff 428f.; Eiteljörge, A., Jerichow, die alte Klosterstadt, 2. A. 1925.
Jettingen (reichsritterschaftliche Herrschaft). J.
an der Mindel bei Günzburg unterstand ursprünglich dem Hochstift Augsburg und
den Markgrafen von Burgau. Als deren Lehen kam
es im 13. Jahrhundert an die Ministerialen von J. (Uettingen). Ihnen folgten
von 1351 bis 1469 die Knöringen, dann bis 1747 die Stein zu Ronsberg (Stain zu
Ronsberg), welche die Herrschaft Eberstall mit Oberwaldbach, Ried und
Freihalden hinzuerwarben, und ab 1748 die Schenk Freiherren von Stauffenberg.
Die reichsritterschaftliche Herrschaft zählte zum Kanton Donau des
Ritterkreises Schwaben. 1806 fiel J. an Bayern.
L.: Wolff 508; Hartmann, C., Ortsgeschichte der Marktgemeinde Jettingen, 1953.
Jever (Herrschaft). Die alte friesische
Siedlung J., die ursprünglich einen Zugang zur Jade hatte und in deren Nähe
1850 etwa 5000 römische Münzen der Kaiserzeit gefunden wurden, erscheint seit
dem 11. Jahrhundert selbst als Münzstätte (Gefri denarii) der Billunger Herzöge
von Sachsen und entwickelte sich im Mittelalter zum Hauptort der friesischen
Landschaft Östringen. Durch Zusammenschluss der Landschaften Östringen und
Wangerland sowie Teilen von Rüstringen um 1370 entstand die von Sachsen wie von
Oldenburg gelöste Herrschaft J., deren ständiger Sitz J. im 15. Jahrhundert
war. 1517 gewann Ostfriesland eine Anwartschaft auf J. 1532 suchte die Regentin
Schutz bei Kaiser Karl V. und erkannte die Lehnshoheit Burgunds
an. 1536 erhob sie J. zur Stadt. 1575 fiel im Streit zwischen Oldenburg und
Ostfriesland die Herrschaft J. infolge testamentarischer Bestimmung an
Oldenburg. 1667 kam sie nach dem Aussterben der Hauptlinie der Grafen von
Oldenburg an Anhalt-Zerbst und bei der Aufteilung der Anhalt-Zerbster Güter
1793 über Katharina II., die Schwester des letzten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
von Anhalt-Zerbst an Russland. Die Herrschaft war 6 Quadratmeilen groß. 1818
übertrug Kaiser Alexander I. von Russland J. wieder an die verwandten Herzöge
von Oldenburg, wodurch es 1946 an Niedersachsen gelangte.
L.: Wolff 495f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B1; Bauer 1, 287;
Riemann, F., Geschichte des Jeverlandes, Bd. 1f. 1896ff.; Sello, G.,
Territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1917; Sello, G., Östringen
und Rüstringen, 1928; Niedersachsen um 1780. Landschaftsbild und
Verwaltungsgebiete, 1. Lief., Prinz, J., Norden-Jever, 1938; Fissen, K., Burg und Schloss von Jever, 2. A. 1963; Rogowski, H.,
Verfassung und Verwaltung der Herrschaft und Stadt Jever bis zum Jahre 1807,
1967.
Jungnau (Herrschaft). Um 1230 wird der neben der
Burg Schiltau bei Sigmaringen bestehende Ort
erwähnt (Jungnow). Nach diesem nannte Ritter Burkhard von Jungingen eine zweite
Burg, die er auf 1316 von Berthold vom Schiltau
erworbenen Gebiet errichtete. 1367 kauften die Herren von Reischach die
Herrschaft, 1418 erwarben die Grafen von Werdenberg Feste und Städtlein. Nach
ihrem Aussterben 1534/1535 fiel die aus dem Flecken J. und einigen Dörfern
bestehende, zum schwäbischen Reichskreis zählende Herrschaft an die Grafen von
Fürstenberg. 1806 wurde J. mediatisiert und 1840 von Hohenzollern-Sigmaringen
erworben. Über Preußen (1849) kam J. 1945 zu Württemberg-Hohenzollern und
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 172; Wallner 687 SchwäbRK 28.
Jüterbog (Land). J. an der oberen Nuthe wird
vermutlich als Dorf und Burg erstmals 1007
genannt. Es bildete den Mittelpunkt des zwischen Zauche, Teltow, Baruth und
Lausitz gelegenen Landes (1174/1185) J. (Luckenwalde, J., Jessen und 60
Dörfer). Bis 1635 gehörte J. zum Erzstift Magdeburg, von 1635 bis 1815 zu
Sachsen, dann zu Preußen (Brandenburg) sowie von 1945 bis 1990 zur sowjetischen
Besatzungszone/Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 401; Brandt, J., Geschichte der Kreisstadt Jüterbog, 1826ff.;
Heffter, C., Urkundliche Chronik der alten Kreisstadt Jüterbog und ihrer
Umgebungen, 1851; Sturtevant, E., Chronik der Stadt Jüterbog, 1936.
Käfernburg (Grafen). Nach der Burg K. südöstlich von Arnstadt nannten sich
abwechselnd mit der Burg Schwarzburg Grafen, die
vielleicht bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden können und im
letzten Viertel des 11. Jahrhunderts die Grafschaft im Längwitzgau innehatten.
1160/1221 erfolgte eine Teilung in die Linien Schwarzburg und K. Die rasch
bedeutungslos gewordene Linie K., die sich 1249 den Landgrafen von Thüringen
unterwarf, starb nach weiteren Teilungen 1385 aus. S. Schwarzburg-Käfernburg,
Schwarzburg, Thüringen.
L.: Wolff 396, 412; Wittmann, H., Zur Frühgeschichte der Grafen von
Käfernburg-Schwarzburg, Zs. d. V. f. thür. Gesch. 51 (1997), 9.
Kaichen (Grafschaft, Freigericht). K. bei
Friedberg in Hessen war seit dem 13. Jahrhundert Mittelpunkt der zwischen
Vogelsberg und Taunus gelegenen Grafschaft K. (1293 comitia in Kouchene). Zu
dem unter der Linde in Kaichen tagenden Freigericht gehörten 18 Orte
(Rodenbach, Altenstadt, Oberau, Rommelhausen, Heldenbergen, Büdesheim, Rendel,
[Groß-Karben bzw. Großkarben,] Klein-Karben [Kleinkarben], K., Burg-Gräfenrode [Burggräfenrode],
Okarben, Kloppenheim und Ilbenstadt sowie vier Wüstungen, die Burgen Assenheim, Höchst, Dorfelden und das Kloster
Naumburg). Seit 1467 gelangte es allmählich unter die Herrschaft der Burggrafschaft Friedberg und damit 1806 an
Hessen-Darmstadt und 1945 an Hessen.
L.: Mader, F., Sichere Nachrichten von der Reichsburg Friedberg und der
dazugehörigen Grafschaft, Bd. 1ff. 1766ff.; Wolff 504; Thudichum, F.,
Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Hardt-Friederichs, F., Das
königliche Freigericht Kaichen, 1975.
Kaiserswerth (Reichsstadt). Ursprünglich auf einer
ihm von Hausmeier Pippin überlassenen Rheininsel (wert) Rinhusen bei Düsseldorf
gründete der angelsächsische Missionar Suitbert 695 ein Benediktinerkloster.
Daneben bestand ein fränkischer Königshof, den Kaiser Heinrich III. zu einer
Pfalz ausbaute. Wahrscheinlich 1181 erhielt der Ort Stadtrecht und wurde im 13.
Jahrhundert Reichsstadt. 1235 verlor er durch Versanden seine Insellage. Seit
Ende des 13. Jahrhunderts war K. mehrfach verpfändet, seit 1424 an das Erzstift
Köln. 1772 kam es nach längerem Rechtsstreit an den Herzog von Jülich und damit
an die Pfalz. Das Stift wurde 1803 aufgelöst. 1806 fiel K. an das Großherzogtum
Berg und 1815 an Preußen. 1946 kam es zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth, hg. v. Kelleter, H., 1904; Redlich,
O., Die Bedeutung von Stift und Burg
Kaiserswerth für Kirche und Reich, Ann. d. hist. Vereins NdRhein 115 (1929);
Heck, K., Geschichte von Kaiserswerth, 1936; Kaiserswerth, hg. v. Zimmermann,
C./Stöcker, H., 2. A. 1981; Struve, T., Kaiserswerth, LexMA 5 1990, 860f.;
Grossmann, K., Die mittelalterliche Gerichtsverfassung und
Verwaltungsorganisation in Kaiserswerth nach dem Stadtrecht aus dem 14.
Jahrhundert, 1992; Lorenz, S., Kaiserswerth, (in) Staufische Pfalzen, 1994, 99;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 291.
Kaltenburg (reichsritterschaftliche Burg). Die Burg K. am Übergang einer Römerstraße über die Lone bei Niederstotzingen wird um 1240 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich ministerialische Herren von K. Um 1349 saß auf der Burg ein Vogt der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich der Jüngere verkaufte K. als Inhaber der Herrschaft Heidenheim an die Riedheim, die sie 1393 Bayern-Ingolstadt zu Lehen auftrugen. Von 1496 bis 1821 war die zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben zählende Burg in Händen der Riedheim-Remshart. 1806 kam sie an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Kamenz (Herren, Herrschaft). Gegen 1200
gründeten die Herren von Vesta die Burg K. (zu
tschech. kamen, Stein) an der Schwarzen Elster nördlich von Dresden. Sie
machten sie zum Mittelpunkt eines ausgedehnten Herrschaftsbereichs in der
späteren Oberlausitz und benannten sich seitdem nach K. K. gelangte später zu
Sachsen.
L.: Wolff 470; Muhle, W., Die Kamenzer Landschaft im Wandel der Zeit, 1924;
Kühne, G., Die Stadt Kamenz, 1937; Kubasch, H., Heimatbuch Kreis Kamenz, 1954.
Kamenz (Stift). 1096 erbaute der Herzog von
Böhmen im Überschwemmungsgebiet der Neiße die Burg
K. (zu tschech. kamen, Stein). 1210 errichteten dort die Herren von Pogrell
(Pogarell) mit dem Bischof von Breslau das Stift K. Dieses kam 1742 an Preußen
und wurde 1810 mit der Herrschaft über 31 Dörfer aufgehoben.
L.: Wolff 477; Knauer, P., Kloster Kamenz/Schlesien. Zeit- und Lebensbilder aus
seiner Geschichte 1210-1810, 1932.
Kassel (Burg,
Stadt, Residenz des Landgrafen von Hessen). K. an der Fulda (zu lat. castellum Burg, oder „Haus an einer Mulde“?) erscheint erstmals
913 (Chassella). Im Jahre 1008 gab Kaiser Heinrich II. den dortigen Königshof
an seine Gemahlin Kunigunde, die ihn zur Ausstattung des Klosters Kaufungen
verwendete. Nach ihrem Tod fiel K. an das Reich zurück, wurde aber von Kaiser
Heinrich III. an Kunigundes Bruder gegeben. Von dort gelangte K. über den Erzbischof
von Mainz 1039/1040 tauschweise wieder an Kaufungen. Nachdem zuletzt 1154 in K.
Reichsgut erwähnt wurde, machte Landgraf Heinrich I. von Hessen 1277 den Ort,
dem 1239 die Stadtrechte bestätigt wurden, zum Mittelpunkt der Landgrafschaft
Hessen. 1391 endeten die Versuche des Patriziats ergebnislos, größere
Unabhängigkeit vom Stadtherrn zu erlangen. Nach 1567 wurde die etwa 5000
Einwohner zählende Stadt Sitz bzw. später Hauptstadt der Landgrafen von
Hessen-Kassel (1807-1813 zu Westphalen). Mit Hessen-Kassel kam sie 1866 zu
Preußen und 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 254; Piderit, F., Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Cassel,
1844, 2. A. 1882; Brunner, H., Geschichte der Residenzstadt Cassel, 1913;
Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935;
Cosanne, A., Kassel, LexMA 5 1990, 1034f.; Kassel im 18. Jahrhundert, hg. v.
Wunder, H. u. a., 2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 289.
Kastelberg (Herren, Herrschaft). Die Burg K. bei Emmendingen wurde um 1283 als Sitz der Herren von K., der älteren Linie der Herren von Schwarzenberg, erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft K. Diese kam 1354 an die Freiburger Ritterfamilie Malterer, 1396 (endgültig 1565) an Habsburg, 1805 an Baden und damit K. 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Katzenelnbogen (Grafschaft). Um 1095 wurde südwestlich
von Limburg an der Lahn auf Bleidenstädter Vogteigut die Burg K. (1102 Cazeneleboge, sichere Deutung fehlt)
erbaut. Nach ihr nannten sich möglicherweise im Zusammenhang mit dem Kraichgau
südlich des Neckars seit 1138 die Grafen von K., die vielleicht aus dem
Erzstift Köln stammen (Diether 1066), zunächst als nobiles oder liberi
bezeichnet wurden (Edelfreie) und um 1130 in verwandtschaftliche Beziehung zu
den Staufern traten. Sie hatten anfangs die Vogteien der Klöster Prüm, Siegburg
und Bleidenstadt sowie des Erzbistums Mainz im Gebiet südlich der Lahnmündung.
Die Grafschaft im Kraichgau verloren sie, erwarben aber um 1160 mit den Grafen
von Nassau die Grafschaft auf dem Einrich, um 1185 St. Goar mit dem Rheinzoll
sowie seit dem 12. Jahrhundert Lehen Würzburgs um Darmstadt und Groß-Gerau bzw.
Großgerau. Sie eigneten sich im Interregnum umfangreiches Reichsgut (1249 bei
Trebur, nach 1255 Dreieich) an. Danach erstreckte sich ihr seit etwa 1260 an
auf zwei Linien verteiltes, 1402 aber wieder vereinigtes Herrschaftsgebiet vom
Odenwald bis zur unteren Lahn. Es bestand aus der Niedergrafschaft am Nordhang
des Taunus um Rheinfels (Braubach, Sankt Goar, Bad Schwalbach, Burgschwalbach) und der Obergrafschaft um Darmstadt
(Rüsselsheim, Groß-Gerau bzw. Großgerau, Darmstadt, Zwingenberg), die durch
Mainzer und Nassauer Gebiet von einander getrennt waren, sowie verstreuten
Gütern in der Wetterau, im östlichen Taunus, auf dem Westerwald, an der unteren
Lahn und zahlreichen Rheinzöllen vom Oberrhein bis Holland. Hiervon waren nur
geringe Güter allodial, doch gelang auch auf der Grundlage der durch Pfandrecht
und Lehnrecht gebotenen rechtlichen Möglichkeiten die Entstehung von
Landesherrschaft. Die wachsenden Gegensätze zu den Grafen von Nassau führten um
1400 zu einem Bündnis mit den Landgrafen von Hessen und 1457 zur Heirat der
Erbtochter Anna mit Landgraf Heinrich III. 1479 fiel beim Aussterben der
Familie in männlicher Linie das später zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Gut an Hessen (nach langem Streit mit Jülich-Berg [bis 1520] und Nassau [, das
den hessischen Anteil an der Grafschaft Diez und 450000 Gulden erhielt,]
endgültig 1557). 1567 kam die Obergrafschaft, zu der die Ämter Darmstadt,
Kelsterbach, Rüsselsheim, Dornberg, Jägersburg, Zwingenberg und Lichtenberg,
die Gemeinschaft Umstadt, der hessen-darmstädtische Anteil an der Herrschaft
Eppstein, das Amt Braubach und das eigentlich zur niederen Grafschaft gehörige,
aber von Hessen-Darmstadt erworbene und zur oberen Grafschaft geschlagene
Kirchspiel K. gehörten, an Hessen-Darmstadt. Die Niedergrafschaft, welche die
Ämter Rheinfels, Reichenberg und Hohenstein, das Amt oder die Vogtei Pfalzfeld
auf dem linken Rheinufer mit acht Dörfern und die Hälfte des so genannten
Vierherrischen umfasste, wurde Teil von Hessen-Rheinfels und fiel bei Aussterben
des Hauses 1583 an Hessen-Kassel. 1648 wurde dessen Nebenlinie Hessen-Rotenburg
mit ihr ausgestattet. 1815 kam die Niedergrafschaft an das Herzogtum Nassau und
fiel 1866 mit Nassau an Preußen und 1945 an Hessen. S. Nassau-Katzenelnbogen.
L.: Wolff 255; Wallner 694 OberrheinRK 1, 2; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D3, III 38 (1789) B2; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Landrecht der oberen Grafschaft
Katzenelnbogen (von 1591), o. J. (1795, Verlag Stahl-Caselmann); Selchow, C.
v., Magazin für die deutschen Rechte und Geschichte, Bd. 1 (1779) 475ff.
(Erstdruck des Landrechts); Meinardus, O., Der Katzenelnbogener Erbfolgestreit,
1899ff.; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen,
1932; Demandt, K., Die Anfänge des Katzenelnbogener Grafenhauses und die
reichsgeschichtlichen Grundlagen seines Aufstieges, Nassauische Annalen 63
(1952), 17; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Bd.
1ff. 1953ff.; Demandt, K., Die letzten Katzenelnbogener und der Kampf um ihr
Erbe, Nassauische Annalen 66 (1955), 98ff.; Demandt, K., Die Grafschaft
Katzenelnbogen und ihre Bedeutung für die Landgrafschaft Hessen, Rhein. Vjbll.
29 (1964) 73ff.; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen,
1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft
Katzenelnbogen im 14. und 15. Jahrhundert, 1980; Reichert, W., Finanzpolitik
und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis
14. Jahrhundert, 1985; Demandt, K., Katzenelnbogener Urkunden, 1989; Gerlich,
A., Katzenelnbogen, LexMA 5 1990, 1080; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 481; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 128.
Katzenstein (Herrschaft). Nach der Burg K. bei Heidenheim nannten sich seit Anfang des
12. Jahrhunderts Vasallen der Grafen von Dillingen, die später nach Dillingen
wechselten, seit 1252 ein Zweig der Edlen von Hürnheim, der 1354 K. an die
Grafen von Oettingen verkaufte. Sie verpfändeten K. zeitweise an die Grafen von
Helfenstein und belehnten 1382 Berthold von Westerstetten, wozu 1453/1469
Dunstelkingen kam. 1572/1589 verkauften die Erben der Linie
Westerstetten-Katzenstein die zum Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben
zählenden Eigengüter an Oettingen, an das 1632 auch die Lehen zurückfielen.
Zeitweilig war K. nach 1662 Sitz einer Seitenlinie Oettingen-Balderns
(Oettingen-Baldern-Katzenstein). Mit Erlöschen der Linie Oettingen-Baldern kam
K. 1798 an Oettingen-Wallerstein, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 177; Hölzle, Beiwort 52; Seitz, A., Zur Entstehungsgeschichte von Burg Katzenstein, Jb. d. hist. Ver. Dillingen 72
(1970).
Kaysersberg, Kaisersberg (Reichsstadt). Am Eingang
des Weißtals im Elsass erwarb der Hagenauer Schultheiß im Namen Heinrichs
(VII.) 1227 Land von den Herren von Horburg und von Rappoltstein zur Errichtung
einer Burg. 1247 kam der vor 1230 civitas
genannte Ort an die Gegner der Staufer und war seit dem Untergang der Staufer
Reichsstadt. Als solche gehörte K. 1354 dem elsässischen Zehnstädtebund und
später dem oberrheinischen Reichskreis an. 1648 gelangte es unter die Vogtei
Frankreichs und mit dem Elsass an Frankreich.
L.: Wolff 298; Becker, J., Geschichte der Reichsvogtei Kaysersberg, 1902;
Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit. Entstehung und Aufstieg der elsässischen
Hohenstaufenstädte, 1972; Sittler, L., Kaysersberg, 1979; Rapp, F.,
Kaysersberg, LexMA 5 1990, 1092; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 299.
Kerpen (Herrschaft). Nach der 1136 erstmals erwähnten Burg K. nördlich von Daun in der Eifel nannten sich Herren von K., die um 1200 die Herrschaft Manderscheid erlangten. Sie errichteten in K. um 1250 eine besondere Linie Manderscheid-Kerpen. Die Herrschaft K. wurde im 14. Jahrhundert in drei Zweige aufgeteilt und gelangte nach 1450 durch Heirat und Kauf an die Sombreffe (Sombreff) und von diesen von 1506 bis 1518 an die Grafen von Manderscheid-Schleiden. Nach deren Aussterben 1593 war K. lange umstritten zwischen den Grafen von der Mark (bzw. ab 1679 den Grafen von Löwenstein-Wertheim-Rochefort als ihren Rechtsnachfolgern) und den Herzögen von Arenberg (Aremberg), die seit 1674 die Herrschaft tatsächlich innehatten. 1795 kam K. zu Frankreich, 1815 zu Preußen und ihr Gebiet 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Kerpen (Herrschaft, Reichsgrafschaft
[Kerpen-Lommersum]). 871 gab König Ludwig der Deutsche K. an der Erft zwischen
Köln und Euskirchen (villa Kerpinna) an das Kloster Prüm. 1122 zerstörte der
Kölner Erzbischof die dortige Reichsburg. 1282 kam die zugehörige Herrschaft an
die Herzöge von Brabant (Bau der Burg K. durch
Johann I. von Brabant), 1404 als Erbschaft an Burgund
und von dort über Maria von Burgund (1477) an
Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Kerpen, Mödrath, Langenich sowie die
Gutshöfe Haus und Hof Hahn, Lörsfeld, Dürsfeld, Brüggen bei Mödrath und die
Broichmühle. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Lommersum mehrfach
an die Grafen von Jülich und Nassau sowie den Erzbischof von Köln verpfändet,
bis 1704 aber grundsätzlich vom brabantischen Brüssel aus regiert. 1710 wurde
sie durch König Karl VI. aus der Zugehörigkeit zu Spanien an Pfalz-Neuburg
übertragen, das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von
der Pfalz bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf
Schaesberg. (1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften K. und
Lommersum [Kerpen-Lommersum] zu einer Reichsgrafschaft, die 1786 die
Reichsunmittelbarkeit erreichte und am Ende des 18. Jahrhunderts zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium gehörte. 1795 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und
3000 Einwohnern zu Frankreich, 1815 zu Preußen und 1946 ihr Gebiet zu
Nordrhein-Westfalen. Die Grafen von Schaesberg erhielten durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hierfür das Amt
Tannheim/Thannheim der Abtei Ochsenhausen.)
L.: (Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29; Wallner 704 WestfälRK 46;)
Festschrift Sankt Martinus in Kerpen, 1953; Der Landkreis Bergheim (Erft), hg.
v. Köhler, H., 1954; Kreis Bergheim, hg. v. Ohm, A./Verbeek, A., Bd. 1 1971;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 303.
Kiburg, Kyburg (Grafen). 1027 ist die Burg K. südlich von Winterthur erstmals bezeugt. Nach
1030 wurde sie vom König eingezogen. Sie fiel 1065 über die Erbtochter Adelheid
von Winterthur aus dem Geschlecht der Udalrichinger an die Grafen von
Dillingen, die sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts Grafen von K. nannten.
1172/1173 erlangten die Grafen von K. beim Aussterben der Grafen von Lenzburg
die Grafenrechte im Zürichgau. 1180 wurde in einen schwäbisch-dillingischen und
einen schweizerisch-kiburgischen Zweig (schweizerisch-kyburgischen Zweig)
geteilt. Weitere linksrheinisch gelegene Güter kamen 1218 aus dem Erbe der
verschwägerten Herzöge von Zähringen hinzu. Um 1255 wurde geteilt. Beim
Aussterben der Grafen von K. 1264 fiel das Erbe (u. a. Grafenamt im Thurgau,
Reichsvogteien Glarus und Zürich, nach 1273 [Verheiratung der Erbtochter Anna
mit Eberhard von Habsburg-Laufenburg] Güter im Aargau, Zürichgau und den
späteren Waldstätten) an Graf Rudolf von Habsburg. 1419 starb die Habsburger
Linie Kiburg (Neukiburg [Neukyburg], Kiburg-Burgdorf
[Kyburg-Burgdorf]) aus. 1452/1460 ging die
Grafschaft K. über eine Verpfändung an die Eidgenossenschaft der Schweiz
verloren.
L.: Wolff 519; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brun, D.,
Geschichte der Grafen von Kyburg bis 1264, Diss. phil. Zürich 1913;
Dürr-Baumgartner, M., Der Ausgang der Herrschaft Kyburg, 1918/1919; Feldmann,
M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet 1218-26, 1926;
Largiadèr, A., Die Kyburg, 1946; Die Grafen von Kyburg, 1981; Rieger, E., Das
Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1984, Archiv für Diplomatik Beiheft
5; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, hg. v.
Härtel, R., 1986; Eberl, I., Kiburg, LexMA 5 1990, 1119; Marquardt, B., Die
alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Kiel (Burg,
Stadt, Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. des Herzogs von
Holstein-Gottorp). Zwischen 1233 und 1242 gründete Adolf IV. von Schauenburg,
(Schaumburg), Graf von Holstein, auf einer Halbinsel der Förde die nach der
keilförmigen Förde benannte Stadt Kiel (tom Kyle). 1250 wurde die Burg Hauptsitz der Grafen, später Sitz der Linie
Holstein-Gottorp (Holstein-Gottorf). S. Holstein-Kiel, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 446Klose, O./Sedlmaier, R., Alt-Kiel und die Kieler Landschaft, 2. A.
1962; Hoffmann, E., Kiel, LexMA 5 1990, 1120; Feiler, A., Die Entwicklung
Kiels, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 294.
Kinsky, Kinski (Grafen, Reichsfürsten). Das
urkundlich erstmals 1237 genannte böhmische Adelsgeschlecht K. hatte seine
Stammsitze auf den Burgen Wchinitz (Vchynice,
auch Kinz) bei Lobositz und Tettau im Böhmerwald. 1676 wurde es in den
Reichsgrafenstand, 1747 in einer jüngeren Linie in den Reichsfürstenstand
erhoben.
L.: Klein 179.
Kirchberg (Burggrafen).
In der Zeit König Konrads III. erscheinen auf dem alten Königsgut Kirchberg bei
Jena edelfreie Burggrafen. Sie hatten Güter
zwischen Weimar-Apolda und Jena und gründeten 1253 das Kloster Kapellendorf.
Seit 1304 verloren sie ihre älteren Güter und mussten 1398 die wettinische
Landeshoheit (der Markgrafen von Meißen) anerkennen. Im 14. Jahrhundert
gewannen sie durch Heirat Oberkranichfeld und im 15. Jahrhundert vorübergehend
auch Niederkranichfeld (Unterkranichfeld). 1714 erbten die Burggrafen von K. die Grafschaft Hachenburg der Linie
Sayn-Wittgenstein-Sayn. Ihretwegen gehörten die Burggrafen
von K. am Ende des 18. Jahrhunderts dem westfälischen Reichsgrafenkollegium des
Reichsfürstenrates des Reichstags an. (1799 kam Hachenburg an Nassau-Weilburg,
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.)
L.: Zeumer 554 II b 63, 2; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, 1962.
Kirchberg (Herrschaft). K. an der Jagst entstand
seit dem 14. Jahrhundert um die im 12./13. Jahrhundert angelegte Burg der Herren von K. Nach deren Aussterben am Anfang
des 14. Jahrhunderts gelangte die Burg an die
Fürsten von Hohenlohe, die sie zur Siedlung ausbauten, 1398 an die Reichsstädte
Rothenburg, Dinkelsbühl und Schwäbisch Hall verkauften und nach dem Rückerwerb
1562 zu ihrem Amtssitz machten. 1701 gab die Herrschaft den Namen für die 1764
in den Reichsfürstenstand erhobene, 1861 ausgestorbene Linie
Hohenlohe-Kirchberg. K. fiel 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Sandel, T., Kirchberg an der Jagst, hg. v. Schaeff-Scheefen, Bd.
1 1936; Wunder, G., Das Kondominium der drei Reichsstädte Rothenburg, Hall und
Dinkelsbühl in Kirchberg an der Jagst 1398-1567, Jb. f. fränk. Landesforschung
34/35 (1974/1975).
Kirchheim, Kirchheimbolanden (Herrschaft). K. am
Donnersberg wird 774 (als Kirchheim) erstmals erwähnt. Es kam im frühen 13.
Jahrhundert an die Herren von Bolanden, dann über die von einer Linie der
Grafen von Sponheim gebildeten Herren von Dannenfels und die Hohenlohe vor
1393/1394 an Nassau-Saarbrücken, 1574 an Nassau-Weilburg. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte es zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel es an Bayern,
wurde im 19. Jahrhundert Kirchheimbolanden genannt und kam 1945/1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Köllner, A., Geschichte der
Herrschaften Kirchheimbolanden und Stauf, 1854; Hopp, K., Geschichte der
Herrschaft Kirchheim auf dem Gau, 1900; Schreibmüller, H., Burg und Herrschaft Stauf, 1913/1914; Döhn, H.,
Kirchheimbolanden, 1968f.
Kisslegg (Herrschaft), Kißlegg. K. im Allgäu
wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts als Ratboticella
gegründet. Im 9. Jahrhundert war dort der Haupthof des Klosters Sankt Gallen im
Nibelgau. 1227 nannten sich die 1135 bezeugten klösterlichen Meier nach der
hier erbauten Burg von K. (Kiselegge). Sie
erlangten die Klostergüter und das Niedergericht über K., Immenried, Waltershofen
und Eintürnen als Lehen. Um 1300 wurden sie von den Herren von Schellenberg
beerbt, die hier eine Linie begründeten. 1381 wurde die Herrschaft geteilt. Ein
Teil kam 1708 an Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee). Der andere Teil
gelangte über die Sulzberg (1428), Freyberg (1525), Paumgarten (1592),
Khuen-Belasi und Waldburg-Trauchburg (1669) 1793 an Waldburg-Zeil-Wurzach. Die
Herrschaft war dem Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee)
des Ritterkreises Schwaben der Reichsritterschaft steuerbar. 1806 fiel K. an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 200, 509; Wallner 685f. SchwäbRK 12, 26 a; Der Kreis Wangen, 1962;
Müller, S., Kißlegg im Allgäu, 1974.
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K.
(748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf
Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei königlichen Rechts, die von König
Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben wurde. Die Vogtei übten seit dem
elften Jahrhundert die späteren Grafen von Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert
teilten sich Bischof von Würzburg und Burggrafen
von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw. Brandenburg-Ansbach) die
Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel. 1544 wurde die Reformation
eingeführt und 1802/1803 kam K. von Würzburg an Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Klettenberg (Herrschaft, Grafschaft). Die nach der Burg Hohnstein bei Nordhausen benannten Grafen von
Hohnstein, welche die älteren, 1187 erstmals bezeugten, nach der Burg K. bei Walkenried benannten Grafen von K., die vielleicht
von der edelfreien Familie von Ballhausen abstammten und zwischen Walkenried
und Nordhausen sowie am südlichen Rand der Goldenen Aue begütert waren, von
1238 bis 1253/1267 allmählich verdrängten, spalteten um 1315 die Linie K. ab.
Sie starb nach weiteren Teilungen 1593/1633 aus. Die zum obersächsischen
Reichskreis zählende Grafschaft fiel 1648 mit Halberstadt an Brandenburg, das
sie als Lehen an die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein
(Sayn-Wittgenstein) ausgab, aber 1702 wieder einzog. Um 1800 umfasste ihr
Gebiet zusammen mit der Herrschaft Lohra 7 bzw. 8 Quadratmeilen. Die Grafschaft
K. enthielt die Städte Ellrich und Sachsa, die Ämter K., Fronderode
(Frohnderode), Mauderode, Woffleben und Benneckenstein (Beneckenstein) und eine
Anzahl Dörfer. In Preußen kam K. zur Provinz Sachsen und nach 1945 zu Thüringen
(ausgenommen Sachsa [zu Niedersachsen]). Benneckenstein gelangte zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 424f.; Wallner 710 ObersächsRK 20; Mascher, K., Reichsgut und Komitat
am Südharz im Hochmittelalter, 1957, 17ff.; Eberhardt, H., Landgericht und
Reichsgut im nördlichen Thüringen, Bll. f. dt. LG. 95 (1959), 74ff.; Blaschke,
K., Klettenberg, LexMA 5 1990, 1211.
Kleve (Grafschaft, Herzogtum, Residenz).
Wahrscheinlich im 9. Jahrhundert wurde auf einer beherrschenden Anhöhe im
niederrheinischen Tiefland die Burg K. (Clive,
Kliff) errichtet. Sie war infolge der Gründung einer Grafschaft am linken
Rheinufer durch Kaiser Heinrich II. (um 1020) ab der Mitte des 11. Jahrhunderts
Sitz der Grafen von K., deren älteste Grafen zugleich auch Grafen von
Teisterbant, das im 11. Jahrhundert an Utrecht fiel, gewesen sein sollen. Als
erster der Grafen ist (nach Rutger I. † 1051 und Rutger II. von Tomburg
1051-1075) 1092 ein comes Thiedericus de Cleve (Dietrich I. von Tomburg-Kleve
bis1118 urkundlich) belegt. Die Grafen erweiterten den im südlichen Teil des
Nimwegener Reichswaldes gelegenen Kern der ursprünglichen Grafschaft (K.,
Kalkar, [Monreberg] Monterberg) auf Kosten des Reiches und des Erzstifts Köln.
Spätestens im 13. Jahrhundert griffen sie auf das rechte Rheinufer über (Wesel
[1233], Duisburg, Herrschaft Dinslaken), im 14. Jahrhundert nach Emmerich.
Zugleich betrieben sie mit großem Eifer die Binnensiedlung. Nach dem Aussterben
der Grafen 1368 setzte sich Graf Adolf III. von der Mark, der die Nichte des
letzten Grafen geheiratet hatte, durch. Er gewann 1392 Rees und Aspel, verlor
aber Linn bei Krefeld an Köln. 1398 wurde die Herrschaft über K. und Mark sowie
Ravensberg und Ravenstein in einer Hand vereinigt. 1417 wurde das bis 1461 in
seinen beiden Teilen getrennt verwaltete K. zum Herzogtum erhoben. 1424 wurde
Gennep, 1429 Emmerich und der östliche Teil des Reichswaldes gewonnen. Die enge
Verbindung mit Burgund im 15. Jahrhundert
ermöglichte Gebietsgewinne auf Kosten Gelderns (1473 Goch, Aspenden, Weeze,
Wachtendonk, Düffel, Vogtei über Elten). In der Soester Fehde erwarb K. Soest
und Xanten (1444-1449) vom Erzstift Köln. 1521 wurden die Herzogtümer K. (Mark)
und Jülich(-Berg-Ravensberg) infolge der 1496 erfolgten Heirat Johanns III. mit
der Erbin von Jülich(-Berg-Ravensberg) in Personalunion vereinigt. Kleves
Landstände gingen früh zum Luthertum und später teilweise zum Calvinismus über.
1609 starb das Grafenhaus aus. 1614 fielen K. und Mark im Jülicher
Erbfolgestreit an das calvinistische Brandenburg. Im 18. Jahrhundert umfasste
K. etwa 40 Quadratmeilen mit rund 100000 Einwohnern. Das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Herzogtum enthielt den so
genannten steuerrätlichen Städtekreis und den landrätlichen Kreis. Ersterer
bestand aus dem Städtekreis westseits des Rheines unterwärts mit den Städten
K., Emmerich, Kranenburg (Cranenburg), Zevenaar, Huissen, Gennep, Griethausen
und Goch, dem Städtekreis westseits des Rheines oberwärts mit den Städten
Xanten, Orsoy, Kalkar, Sonsbeck, Uedem, Büderich, Kervenheim und Grieth und dem
Städtekreis ostwärts des Rheines mit den Städten Wesel, Duisburg, Rees,
Dinslaken, Ruhrort, Schermbeck, Holten und Isselburg. Letzterer umfasste den
klevisch landrätlichen Kreis (die Richterämter K., Kleverhamm [Kleverham,
Kleveham], Kalkar, Grieth, Goch, Asperden, Gennep, Kranenburg [Cranenburg],
Düffel [Duiffeld], Uedem, Sonsbeck, Schravelen, die Jurisdiktionen Huisberden,
Halt, Hoennepel [Hönnepel, Hennepel], Niedermörmter, Moyland, Till, Heyen,
Mook, Kessel, Mörmter und die adligen Herrlichkeiten Appeldorn, Weeze [Wees],
Zyfflich-Wyler und Wissen), den weselschen landrätlichen Kreis (Richterämter
Wesel, Brünen, Bislich, Büderich, Wallach, Xanten, Winnenthal, Dinslaken,
Götterswickerhamm [Götterwickerhamm, Gotteswickerham], Spellen, Holten, Beeck,
Schermbeck und die adligen Herrlichkeiten Hamminkeln, Meiderich, Diersfordt
[Diersfort], Gahlen, Bühl, Hünxe [Hünke], Voerde, Haffen, Mehr, Borth, Veen mit
der Freiheit Winnenthal) und den emmerichschen landrätlichen Kreis (Ämter
Emmerich, Lobith, Rees, Hetter, Grietherbusch [Grieterbusch], Lymers bzw.
Lijmers, Huissen und Malburgen [Malburg], Jurisdiktionen Millingen und Hurl,
Sonsfeld, Haldern [Halderen], Offenberg, Bienen, Wehl [Weel], Hüllhausen bzw.
Hulhuizen und Groin). 1795 verzichtete Preußen im Frieden von Basel zugunsten
Frankreichs auf das linksrheinische K., 1805 verlor es den Rest an Frankreich,
welches das Gebiet mit dem Großherzogtum Berg vereinigte und Wesel zu
Frankreich schlug. 1815 erhielt Preußen den größten Teil zurück (Provinz
Jülich-Kleve-Berg 1816-1821, 1822 Rheinprovinz), während Zevenaar, Huissen und
Malburgen (Malburg) an die Niederlande kamen. Von Preußen gelangten die Güter
1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 314ff.; Wallner 710 WestfälRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 78
(1450) F3; Die Territorien des Reichs 3, 86; Char, Geschichte des Herzogtums
Cleve, 1845; Schottmüller, K., Die Organisation der Zentralverwaltung in
Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, 1897; Beiträge zur
Geschichte des Herzogtums Kleve, hg. v. Herrmann, A., 1909; Quellen zur inneren
Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve, hg. v. Ilgen, T., Bd.
1ff. 1921ff.; Geschichte des Rheinlandes, hg. v. Aubin, H./Frings, T., Bd. 1f.
1922; Geschichtlicher Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und
Niederrhein, bearb. v. Niessen, J., 1950; Oediger, F., Die ältesten Grafen von
Cleve, Ann. d. hist. Vereins f. d. Nied.Rhein 153/154 (1953); Rheinischer
Städteatlas I, H. 1 Kleve, 1952-1956; Kastner, D., Die Territorialpolitik der
Grafen von Kleve, 1972; Flink, K., Kleve im 17. Jahrhundert. Studien und
Quellen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen
(1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Glezerman, A./Harsgor, M., Cleve -
ein unerfülltes Schicksal. Aufstieg, Rückzug und Verfall eines
Territorialstaates, (o. J.); Kraus, T., Studien zur Frühgeschichte der Grafen
von Kleve und die Entstehung der klevischen Landesherrschaft, Rhein. Vbjll. 46
(1982), 1ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve,
Berg, 3. A. 1985; Schleidgen, W., Das Kopiar der Grafen von Kleve, 1986;
Aymans, G., Das Clevische Kataster der Jahre 1731-1738, 1986; Klevische
Städteprivilegien (1241-1609), hg. v. Flink, K., 1989; Die klevischen
Hofordnungen, hg. v. Flink, C., 1997; Repertorium der Policeyordnungen der
frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 168; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 820 (Kleve und
Mark), 1, 2, 297; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 405, 2, 308;
Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Verortete Herrschaft, hg. v.
Lieven, J., 2014, 289.
Kniphausen, Knyphausen (Herrlichkeit,
Reichsherrschaft). 1496 erwarb Fulf von Inhausen die um die Burg K. nordwestlich von Wilhelmshaven gelegene
Herrschaft K. (Kirchspiele Accum, Sengwarden, Fedderwarden) in Oldenburg. Nach
Verlust an Jever 1547 und Rückgewinn kam K. 1623/1624 durch Entscheidung des
Reichskammergerichts an Oldenburg als Nachfolger Jevers. 1667 erlangte es
infolge eines Fideikommisses für Graf Anton von Aldenburg zusammen mit Varel
wieder Selbständigkeit. Im 18. Jahrhundert wurde es infolge Testaments Anton
Günthers von Oldenburg eine Reichsherrschaft (1737) der Grafen von Bentinck.
Von 1808 bis 1813 unterstand es Frankreich und danach der Hoheit Oldenburgs.
1828 umfasste die Herrlichkeit K. etwa 2800 Einwohner. Nach einem 1835
entbrannten Erbstreit kam sie 1854 zusammen mit Varel durch Verkauf wieder an
Oldenburg und damit K. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 496f.; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Zimmerli, G.,
Kulturbilder aus der friesischen Vergangenheit, 1905; Grundig, E., Der Kampf um
Kniphausen 1836, Oldenburg. Jb. 51 (1951).
Kobern (Herrschaft). Nach der Burg K. an der unteren Mosel nannten sich seit dem 12.
Jahrhundert Herren von K. Ihre Güter kamen am Ende des 12. Jahrhunderts über
die Erbtochter an die Grafen von Isenburg, die eine Linie Isenburg-Kobern
gründeten. 1195 nahm Gerlach von Isenburg die Herrschaft vom Erzbischof von
Trier zu Lehen. (Nach Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm [1301]
verkauften die Töchter 1347 und 1351 die Herrschaft an das Erzstift Trier, das
dadurch eine Verbindung zum Rhein erhielt.) In Triers linksrheinischen Gütern
fiel K. 1794 an Frankreich, 1815 an Preußen und damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 311.
Kobersdorf (Herrschaft). Am Anfang des 13. Jahrhunderts gehörte K. im mittleren Burgenland einem Pousa, Sohn des Botus de genere Szak. Wenig später gelangte es an die Atyinay. 1280 wurde es durch König Ladislaus IV. dem Geschlecht Csák verliehen. Nach 1291 gab es König Andreas III. von Ungarn dem Grafen Lamberg (Lamperg), doch kam es vor 1319 an die Grafen von Mattersdorf, die um 1300 die Burg Forchtenstein errichteten. Von den Forchtenstein erwarb 1447 der Herzog von Österreich die Herrschaft K. und gab sie 1451 an König Friedrich III. weiter. 1491 wurde sie verwaltungsmäßig mit Niederösterreich vereinigt. Allerdings wurde sie von Habsburg/Österreich vielfach verpfändet. Zu ihr gehörten neben K. Stoob, Kalkgruben, Weppersdorf und Oberpetersdorf, später Tschurndorf, Lindgraben und Neudorf. 1626 kam sie an Ungarn zurück, 1704 an die Esterházy. Mit dem Burgenland gelangte das Gebiet 1919 zu Österreich.
Kolberg (Burg,
Stadt). In K. an der Persante bestand bereits im 9. Jahrhundert eine slawische Burg. 1255 erhielt die deutsche Siedlung nördlich der
slawischen Siedlung Stadtrecht von Lübeck. 1648 kam K. von Pommern an
Brandenburg. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens und gelangte 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 485; Riemann, R., Geschichte der Stadt Kolberg, 1873; Völker, J.,
Geschichte der Stadt Kolberg, 1964; Tepp, P., Untersuchungen zur Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte der Hanse- und Salzstadt Kolberg im Spätmittelalter,
1980; Schmidt, R., Kolberg, LexMA 5 1990, 1252.
Königsbronn (Kloster). Die um 1240 erstmals erwähnte
Burg Herwartstein an der Brenz war Mittelpunkt
einer ursprünglich staufischen Herrschaft. Sie gelangte später an die Grafen
von Helfenstein, die sie 1302 an König Albrecht verkauften. Er ließ 1308 dort
ein Kloster gründen, das nach schwierigen Anfängen allmählich ein kleineres
Herrschaftsgebiet erwarb (Oberkochen, Schnaitheim, Albuch, Söhnstetten).
1353/1425 erlangten die Grafen von Helfenstein die Vogtei. 1552/1553 wurde
durch Württemberg die Reformation eingeführt. Die Anspüche Habsburgs wurden
abgegolten. Noch 1776 erscheint K. innerhalb des schwäbischen Reichskreises in
der Reichsmatrikel. Über Württemberg kam der Ort K. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 1776, 62; Wolff 162; Heusel, K., Königsbronn, Das Kloster und
die Eisenwerke, 1937.
Königsegg (Grafschaft, Reichsgrafschaft). Nach K.
in Oberschwaben benannten sich seit 1250 Herren von K., die von
welfisch-staufischen Dienstmannen (Herren von Fronhofen) abstammen. 1311
wandelten sie das Lehen an der Burg K. in Eigen
um. Zu ihren Stammgütern um K. und Aulendorf (1381) erwarben sie 1360
Immenstadt, 1440 die 1451 allodifizierte Herrschaft Staufen und im Jahre 1565
von Montfort-Tettnang die Grafschaft Rothenfels im Allgäu. 1470 wurden sie
Freiherren und schlossen sich 1488 der Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild,
Teil im Hegau und am Bodensee an. 1588 teilte sich die zum schwäbischen
Reichskreis zählende Familie in die Linien Aulendorf (Königsegg-Aulendorf) und
Rothenfels (Königsegg-Rothenfels). Königsegg-Aulendorf hatte die alten
Hausgüter (Aulendorf, K. und Ebenweiler) und die Neuerwerbungen Hüttenreute,
Hosskirch und Grodt inne und nannte sich zu Königsegg und Aulendorf. Die zweite
Linie erhielt Rothenfels und nannte sich danach Königsegg-Rothenfels. 1629
wurden die K. Reichsgrafen, die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Herrschaft K. Reichsgrafschaft. 1804 wurde Rothenfels an Österreich verkauft.
1806 fiel K. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 201; Zeumer 553 II b 61, 8; Wallner 688 SchwäbRK 45; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mau, H., Die
Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Heimatbuch der Stadt Immenstadt im Allgäu, 1960; Boxler, H., Die
Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg, 2005.
Königsegg-Rothenfels (Grafen, Reichsritter). (Die Burg Rothenfels [Rotenfels) bei Immenstadt unterstand
am Ende des 11. Jahrhunderts den Grafen von Buchhorn, nach denen sie die Welfen
beanspruchten, aber an die Grafen von Kirchberg herausgeben mussten. 1243
kaufte Kaiser Friedrich II. die gesamte Albgaugrafschaft und überließ
vermutlich den Herren von Schellenberg Rothenfels als Reichslehen. 1332 kam die
Burg an die Grafen von Montfort-Tettnang, unter
denen 1471 Rothenfels zur Grafschaft erhoben wurde.) Die Grafschaft K. wurde
1565 an die Herren von Königsegg verkauft, die dort 1588 die Linie K.
gründeten. Sie umfasste Rothenfels und die Herrschaften Staufen und Werdenstein
(1785). Herrschaftsmittelpunkt war Immenstadt. Wegen Stein und Bräunlings
(Breunlings) zählten die Grafen zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk
Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Die Güter der Rothenfelser Linie
wurde 1804 gegen Güter in Ungarn an Österreich gegeben. Durch den Frieden von
Pressburg kamen sie an Bayern.
L.: Ruch Anhang 82; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild in
Schwaben, 1941, 34; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978.
Königstein (Grafschaft). 1225 erscheint die
vermutlich von den Staufern errichtete Burg K.
im Taunus. Bis 1255 unterstand sie den Herren von Münzenberg, die K. 1313 zur
Stadt erhoben, bis 1418 den Herren von Falkenstein, danach den Herren von
Eppstein, von denen sich 1433 die Linie Eppstein-Königstein abspaltete. Nach
dem Erlöschen des Hauses 1535 fiel K. in weiblicher Erbfolge an die Grafen von
Stolberg, welche die Reformation einführten. 1581 wurden sie vom Erzstift
Mainz, das K. rekatholisierte, unter der Behauptung der Lehnserledigung aus dem
größten Teil der Herrschaft verdrängt, doch wurde die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende, 7 Quadratmeilen umfassende Grafschaft K. noch am Ende des
Heiligen Römischen Reiches als teils stolbergisch, teils mainzisch bezeichnet.
Die Grafschaft umfasste einen kurmainzischen Anteil mit den Städten K. und
Oberursel und den Kellereien Neuenhain, Vilbel, Eppstein und Rockenberg und
einen stolbergischen Anteil mit Schloss und Flecken Gedern und einigen Dörfern
(die fürstlich stolberg-gedernschen Teile), zwei Drittel von Stadt und Schloss
Ortenberg, zwanzig Achtundvierzigstel der Stadt Münzenberg und eine Anzahl
Dörfer (die gräflich stolberg-rosslaischen Teile). 1803 kam K. an
Nassau-Usingen (Nassau) und damit 1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 274; Wallner 697 OberrheinRK 31, 32 a, b; Königstein in Vergangenheit
und Gegenwart, 1963; Handwerk und Gewerbe in Königstein, 1994; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 322.
Königswusterhausen (Schloss). 1320 erscheint am Übergang
über die versumpfte Notteniederung in Brandenburg neben älteren slawischen
Siedlungen die Burg Wusterhausen (Wosterhusen).
Am Ende des 14. Jahrhunderts gelangte das Schloss von den Markgrafen von
Brandenburg als Lehen an die Herren von Schlieben, am Ende des 15. Jahrhunderts
an die Schenken von Landsberg als Herren der Herrschaft Teupitz (Schenken von
Teupitz), in der Mitte des 17. Jahrhunderts infolge Verschuldung an die
Markgrafen von Brandenburg und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik (1990 Brandenburg). Sie zählte zum obersächsischen
Reichskreis. S. Teupitz.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Kindler, K., Chronik von
Königswusterhausen, 2. A. 1908; Rocca, F., Geschichte und Verwaltung der
königlichen Familiengüter, 1913; Metsk, F., Der kurmärkisch-wendische Distrikt,
1965.
Köthen (Burg,
Herrschaft, Residenz). Nach dem 1115 erstmals erwähnten slawischen Ort K. am
Rande der Leipziger Bucht benannte sich seit 1252 eine ältere und seit 1603
eine jüngere Linie Anhalt-Köthen. Nach dem Tod des letzten Fürsten 1847 kam
Anhalt-Köthen an Anhalt-Bernburg und Anhalt-Dessau, 1863 mit Anhalt-Bernburg an
Anhalt-Dessau. Von 1949 bis 1990 gehörte Anhalt innerhalb Sachsen-Anhalts
(1945) zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Anhalt-Köthen, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 408; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 310.
Kotzau (Herren, Reichsritter). Nach der 1234
erstmals erwähnten Burg K. in Oberfranken
nannten sich seit 1172 erscheinende Herren. Im 16. Jahrhundert zählten die K.
zum Kanton Gebirg, zum Kanton Rhön-Werra und zum Kanton Baunach des
Ritterkreises Franken sowie zur vogtländischen Ritterschaft (Vogtland). Als sie
um die Mitte des 17. Jahrhunderts ausstarben, fielen ihre Güter an die
Markgrafschaft Bayreuth (Brandenburg-Bayreuth). 1810 kam Oberkotzau mit der Markgrafschaft
Bayreuth an Bayern.
L.: Stieber; Pfeiffer 209; Riedenauer 125; Sieghardt, A., Die Herren von Kotzau
und ihr Schloss, (in) Siebenstern, 1936; Gebessler, A., Stadt und Landkreis
Hof, 1960.
Kranichfeld (Herrschaft). K. im mittleren Ilmtal ist
seit 1143 bezeugt. Es gehörte zunächst den von den Grafen von Käfernburg
abstammenden Herren von K. 1172 wurde die zugehörige Herrschaft in die obere
und die niedere Herrschaft geteilt. Das größere Oberkranichfeld kam als Eigen
beim Aussterben seiner Herren an die Burggrafen
von Kirchberg, die 1398 unter die Landeshoheit der Wettiner (Meißen) gerieten,
1453 an die Herren Reuß von Plauen, 1615 an Sachsen-Weimar, 1620 an die Grafen
von Schwarzburg, 1663 an Sachsen-Gotha, 1704-28 an Sachsen-Weimar, 1728-1826 an
Sachsen-Gotha-Altenburg (Sachsen-Gotha) und 1826-1920 an Sachsen-Meiningen. Das
kleinere Niederkranichfeld (Unterkranichfeld) unterstand spätestens seit 1233
der Lehnshoheit des Erzstifts Mainz und geriet als Pfand an die Grafen von
Schwarzburg, die es auch nach dem Aussterben der Herren von Niederkranichfeld
(um 1310) behielten. 1412 kam es an die Burggrafen
von Kirchberg, 1455 an die Grafen von Gleichen-Blankenhain, 1631 an die Grafen
von Mörsberg und von 1675 bis 1794 an die Grafen von Hatzfeld. 1794 wurde es
vom Erzstift Mainz als erledigtes Lehen eingezogen. 1803 fiel es an Preußen,
1806 an Frankreich, 1813 an Preußen, 1815 an Sachsen-Weimar-Eisenach
(Sachsen-Weimar) und 1912 tauschweise an Sachsen-Meiningen, unter dem es mit
Oberkranichfeld wiedervereinigt wurde. 1920 kam es zu Thüringen und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. Beide Herrschaften zählten
bis 1806 zum obersächsischen Reichskreis.
L.: Wolff 397; 399; Wallner 709 ObersächsRK 8 (Oberkranichfeld); Wallner 710
ObersächsRK 23 (Unterkranichfeld); Kleinteich, H., Kranichfeld und seine
Umgebung, Heft 1 1901, Supplement 1902.
Krautheim (Herrschaft, Fürstentum). Um 1200
entstand die Burg K. an der Jagst, nach der sich
die Herren von K. benannten. Die Herrschaft kam mit der Stadt K., die 1306
Rothenburger Stadtrecht erhielt, über Hohenlohe (1239), Eberstein (vor 1250),
Würzburg (1346)/Mainz (1365) 1389 ganz an das Erzstift Mainz . (1803 wurde sie
unter dem Fürsten von Salm-Reifferscheid-Bedburg Fürstentum [Salm-Krautheim] ).
1806 fiel K. an Baden, Alt-Krautheim an Württemberg. Damit kam K. 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 80; Schönhuth, O., Crautheim sammt Umgebungen, 1846; Dunkhase, H.,
Das Fürstentum Krautheim, 1969; John, H., Krautheim, 1977.
Krenkingen (Herrschaft). K. nordöstlich Waldshuts
wird 1152 erstmals erwähnt. Nach ihm nannten sich Herren von K., die nach 1100
(1102) im Alpgau (Albgau) und Klettgau erscheinen und die im Albgau die vier Burgen Weißenburg bei Weisweil, Neukrenkingen bei
Riedern (zu Eigen) und Schwarzwasserstelz und Weißwasserstelz (zu Lehen) und im
Albgäu die Burgen Krenkingen, Gutkrenkingen,
Isnegg, Gutenburg, Steinegg und Roggenbach sowie außerdem die Vogtei über Sankt
Blasien, Rheinau, Reichenau, Berau und Riedern innehatten. Sie eigneten sich
die Güter Rheinaus im Klettgau und Thurgau an. Sie teilten sich spätestens im
13. Jahrhundert in zwei Linien. Bald nach 1260 musste die Gutenburg verpfändet
und verkauft werden. 1275 kamen Gutkrenkingen und Isnegg an die Abtei Sankt
Blasien, die bis 1480 alle albgauischen Güter der Herren erwarb, deren ältere Linie
am Anfang des 15. Jahrhunderts (1414/1418) und deren jüngere Linie 1508
ausstarb. 1803 fiel Sankt Blasien an den Malteserorden (Johanniterorden), 1806
an Baden und damit K. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 82; Mayer, H., Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut,
1926; Maurer, H., Die Herren von Krenkingen und das Land zwischen Schwarzwald
und Randen, 1967.
Kresser von Burgfarrnbach
(Reichsritter), Kresser zu Burgfarrnbach. Im 17.
Jahrhundert zählten die später erloschenen K. zum Kanton Altmühl des
Ritterkreises Franken.
L.: Biedermann, Altmühl; Pfeiffer 197; Riedenauer 125.
Kronberg, Cronberg (reichsritterschaftliche
Herrschaft), Kronenburg. 1230 erscheint die nordwestlich Frankfurts am Main im
Taunus gelegene Burg K. (Cronenberg) erstmals.
Sie wurde vermutlich im Auftrag der Staufer von den reichsministerialischen
Herren von Eschborn errichtet, die sich nach ihr nannten. Die K./Cronberg
zählten zum Ritterkreis Rhein, die Herrschaft zum oberrheinischen Reichskreis.
1704 starben die Herren aus. Das Reichslehen K. und Eschborn kamen an Mainz.
Die Herrschaft K. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Gebiet von
etwa 3 Quadratmeilen über die Grafen von Solms-Rödelheim zum oberrheinischen
Reichskreis. Solms-Rödelheim fiel 1806 an Hessen-Darmstadt. Über Preußen
(Hessen-Nassau) kam K. 1945 zu Hessen.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Wolff 79; Wallner 698 (OberrheinRK 37;
Uhlhorn, F., Geschichte der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Gensicke,
H., Die von Kronberg, 1987, Nassauische Annalen 98 (1987) ; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 356 (Kronberg, Lindheim).
Kronenburg (Herrschaft). Die 1277 erstmals erwähnte
Burg K. bei Schleiden war Mittelpunkt der
Herrschaft K. Seit 1327 gab es eine eigene Linie von K. Zu ihr kamen die
Herrschaften Gladbach, Neuerburg und Esch an der Sauer. Im 15. Jahrhundert
gelangte K. unter die Oberherrschaft Luxemburgs und fiel in weiblicher Erbfolge
an Bolchen-Rodemachern (1414-1467), Virneburg (1467-1487),
Manderscheid-Schleiden (1487-1598), Gerolstein (1603-1697),
Königsegg-Rothenfels (1697-1719), bis es an Manderscheid-Blankenheim verkauft
wurde. 1794 wurde es von Frankreich besetzt, 1815 kam es an Preußen und von
dort am 23. 8. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 58, 364; Kronenburg, ein Führer durch das alte Kronenburg, 1956;
Olessak, E., Kronenburg, 1956.
Krottorf (Burg,
Herrschaft). Nach der Burg K. bei Oschersleben
nannten sich seit dem 12. Jahrhundert Herren von K. Die Burg kam später an die Grafen von Regenstein und dann an die Herren
von Asseburg. Über Preußen (Provinz Sachsen) gelangte K. 1945 zu
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 441; Wäscher, H., Feudalburgen, Bd. 1,2 1962.
Krumau (Herrschaft, Herzogtum), tschech.
Český Krumlov. K. an der Moldau in Südböhmen wird als Stadt 1274 genannt.
Es wurde Mittelpunkt der Güter der Rosenberg (Rosenberger) und der Eggenberg
(Eggenberger). 1718/1719 fiel es an die Fürsten von Schwarzenberg (Herzogtum
K.), 1918 an die Tschechoslowakei (1993 Tschechien).
L.: Wolff 464; Tannich, K., Die Burg Krummau,
(in) Bohemia, Jb. des Collegium Carolinum 4 (1963); Himl, P., Die ,armben
Leüte’ und die Macht. Die Untertanen der südböhmischen Herrschaft Český
Krumlov/Krumau, 2003.
Kulmbach (Burg,
Stadt, Residenz des Burggrafen von Nürnberg bzw.
Markgrafen von Brandenburg). Das 1028/1040 erstmals erwähnte K. (Kulma) befand
sich zunächst in den Händen der Grafen von Dießen bzw. Andechs, von denen sich
Berthold II. 1135 nach der Plassenburg nannte. 1248/1260 kam K. mit Plassenburg
an die Grafen von Orlamünde, 1338/1340 an die Burggrafen
von Nürnberg. 1398 wurde innerhalb der Burggrafschaft
das Land auf dem Gebirg mit K., das 1397 Sitz des Hofes geworden war, von dem
Land unterhalb des Gebirgs getrennt, 1457 aber wieder mit ihm vereinigt. 1603
kam K. an Brandenburg, das den Hof von K. nach Bayreuth verlegte. 1791 fiel
Bayreuth nach erneuter Verselbständigung mit K. an Preußen, 1807 an Frankreich
und 1810 an Bayern. S. Bayreuth.
L.: Wolff 104; Hundt, M., Chronik der Stadt Kulmbach, 1951; Stößlein,
H./Lenker, R., Kulmbach. Merkmale zur frühen Stadtentwicklung, 1978; Herrmann,
E., Geschichte der Stadt Kulmbach, (in) Die Plassenburg 45 (1985); Fahlbusch,
F., Kulmbach, LexMA 5 1991, 1564; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 314.
Kurrheinischer Reichskreis. Seit dem 14. Jahrhundert
traten die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln mit dem Pfalzgrafen bei Rhein
vielfach gemeinsam auf. Hieraus erwuchs 1512 der kurrheinische Reichskreis mit
dem Erzbischof von Mainz als Kreisdirektor und kreisausschreibendem Fürsten.
Mitglieder waren 1801: Kurfürstentum Mainz (insgesamt ca. 170 Quadratmeilen mit
400000 Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Mainz, der zugleich Direktor
des Kurfürstenkollegiums war); Kurfürstentum Trier (zugleich mit Teilen der
Herrschaften Vallendar, Rhaunen, Camberg und Wehrheim, insgesamt 150
Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Trier); Kurfürstentum Köln (zugleich
umfassend das Vest Recklinghausen, das Herzogtum Westfalen, 4 westfälische
Reichsgrafschaften und die Reichsgrafschaft Arnsberg, insgesamt 130
Quadratmeilen im Besitz des Kurfürsten von Köln); Kurfürstentum Pfalz
(Pfalzgrafschaft am Rhein) (insgesamt umfassend 76 Quadratmeilen mit 310000
Einwohnern, im Besitz des Kurfürsten von Pfalz-Bayern); Herzogtum Arenberg (4
Quadratmeilen südwestlich von Bonn mit 2000 Einwohnern im Besitz des Herzogs
von Arenberg); Thurn und Taxis (die Mitgliedschaft war gegründet nicht auf ein
Gebiet, sondern auf ein Kapital von 80000 Reichstalern, das dem Kaiser geliehen
war); Ballei Koblenz des Deutschen Ordens (Deutschen Ritterordens) (sie
umfasste zwar reiche Besitzungen, aber kein eigenes Gebiet und wurde vertreten
durch den Komtur der Ballei); Herrschaft Beilstein (5 Quadratmeilen
nordwestlich Wetzlars im Besitz von Nassau-Oranien [Nassau-Diez-Oranien] in den
Niederlanden); Teile der Reichsgrafschaft Niederisenburg (2 Quadratmeilen
nördlich von Koblenz im Besitz von Trier); Burggrafschaft
Rheineck (0,5 Quadratmeilen am linken Rheinufer bei Andernach mit 1600
Einwohnern im Besitz von Sinzendorf[-Ernstbrunn]. (Die im Besitz von
Wied-Runkel und Walderdorff befindlichen Teile der Reichsgrafschaft
Niederisenburg mit 1,5 Quadratmeilen gehörten zum kurrheinischen Reichskreis,
waren aber nicht vertreten.)
L.: Gumpelzhaimer 137; Wolff 78; Loch, G., Der kurrheinische Reichskreis
1697-1714, Diss. phil. Bonn 1951; Dotzauer, W., Der Kurrheinische Reichskreis
in der Verfassung des Alten Reiches, Nassauische Annalen 98 (1987).
Kyrburg (Burg,
Grafen). Vermutlich von den Emichonen stammten Grafen ab, die sich nach 1100
nach der auf dem Kyrberg bei Kirn an der Nahe errichteten Burg K. Wildgrafen von K. nannten. 1350 kam die
Grafschaft K. mit Dhaun und Grumbach und 1408/1409 mit Kyrburg-Schmidtburg an
die Rheingrafen. 1459 erheiratete Wildgraf Johann V. die halbe Grafschaft
Obersalm, Johann VI. 1478 die Herrschaften Moers, Saarwerden mit Finstingen,
Diemeringen und Eigenweiler. Ein Zweig nannte sich später Salm-Kyrburg. Seine
Güter zählten zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 279; Wallner 698 OberrheinRK 43 a; Die Grafen von Kyrburg, 1981.
Laaber (Reichsherrschaft). Nach der Burg L. an der schwarzen Laber (Schwarzen Laber)
nannten sich im 12. Jahrhundert Herren von L. Sie bauten um L. eine Herrschaft
mit reichslehnbarem Gericht auf. Diese kam 1435 mit 19 Dörfern durch Verkauf an
Bayern-Landshut, wurde 1461 zurückgekauft, aber 1463 nach dem Aussterben der
Familie von Bayern eingezogen. 1505 fiel L. an Pfalz-Neuburg und wurde Pflegamt
bis 1802. Über Pfalz-Sulzbach (1742) kam L. 1777 wieder zu Bayern.
L.: Wolff 141; Neudegger, M. J., Zur Geschichte der Reichsherrschaft Laaber
1118-1802, Verh. d. hist. Ver. von Oberpfalz und Regensburg 54 (1902).
Lahr-Mahlberg (Herrschaft). 1246/1247 besetzten die
Herren von Geroldseck die aus dem Erbe der Herzöge von Zähringen stammende
Reichsstadt Mahlberg und errichteten am Ausgang des Tales der Schutter zum
Rhein die Burg Lahr (1250). Bei Teilung der
Güter der Herren von Geroldseck 1277 entstand die Herrschaft L. mit dem
Hauptort Lahr. 1422 wurde Baden Pfandherr der Hälfte der Herrschaft und 1497
durch Kauf Eigentümer. Die übrige Hälfte war zunächst in Händen der Grafen von
Moers-Saarwerden, denen 1527 Nassau-Saarbrücken folgte. 1558 wurde die
Reformation eingeführt. Bei Auflösung des badisch-nassauischen Kondominates
1629 durch Teilung der Herrschaft L. bekam Baden-Baden (Baden) die Herrschaft
Mahlberg( und Nassau-Saarbrücken die Herrschaft Lahr, die 1803 ebenfalls an
Baden fiel).
L.: Binz, G., Die Stadt Mahlberg, 1923; Roth, K., Die Stadt Lahr, 1961.
Lambach (Abtei). Nahe der Einmündung der Ager in
die Traun erbauten die (von den Grafen von Formbach und den Aribonen
abstammenden oder mit den Liutpoldingern, der bayerischen Pfalzgrafenfamilie
und der Familie Odalberts von Salzburg verwandten) Grafen von Wels-Lambach die Burg L., in der sie ein Kanonikerstift einrichteten.
1056 wandelte der letzte dieses Geschlechts die Burg
in ein Kloster um. Die Erbvogtei erhielten die Otakare (Markgrafen von Steyr)
und nach ihrem Aussterben 1192 die Babenberger. Um 1220 kaufte der Herzog von
Österreich die Güter vom Hochstift Würzburg. S. Wels-Lambach.
L.: Wolff 27; Eilenstein, E., Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob
der Enns und ihre Mönche, 1936; Stelzer, W., Lambach, LexMA 5 1991, 1623;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Grafen von Lambach und ihre
verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Liutpoldingern, der bayerischen
Pfalzgrafenfamilie und der Familie Odalberts von Salzburgs, (in).Jb. des
oberösterreich. Musealvereines 154/155 (20120), 7.
Landau (in der Pfalz) (Reichsstadt). Das
vielleicht in der Mitte des 13. Jahrhunderts nahe einer Burg in den Queichniederungen gegründete L. in der Pfalz bzw. im
Nordelsass wird erstmals 1268 als Gut des Grafen Emich IV. von Leiningen
genannt. 1274 erhielt es durch König Rudolf von Habsburg das Stadtrecht von
Hagenau. 1290 schied es aus der Herrschaft der Grafen von Leiningen aus und
wurde 1291 Reichsstadt. Seit 1317 wurde es mehrfach verpfändet, darunter von
1324 bis 1511 an das Hochstift Speyer. 1511 wurde es durch Kaiser Maximilian I.
ausgelöst. 1517 wurde es der Landvogtei Elsass zugewiesen. 1521 wurde es
Mitglied des elsässischen Zehnstädtebundes. 1648/1678/1713 fiel es an
Frankreich (Reichslandvogtei über 10 elsässische Städte, 1688-1691 Umbau zu
einer Festung durch Vauban), 1815 an Österreich. 1816 kam es an Bayern (1830
Bundesfestung), 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4; Lehmann, J.,
Urkundliche Geschichte der freien Reichsstadt und jetzigen Bundesfestung
Landau, 1851; Hagen, J., Urkundliche Geschichte des Landauer Gebietes, Bd. 1
1937; Pemöller, A., (in) Berichte zur Deutschen Landeskunde 33, 1 (1964);
Landkreis Landau, hg. v. Mushake, A., 1964; Staab, F., Quod pro nobis et
imperio, Geschichtliche Landeskunde 42 (1995), 85; Imhoff, A., Wirtschaft und
Gesellschaft in einer Garnisonsstadt, 1996; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 333.
Landsberg (Mark, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen). Die Burg L. (1174
Landesberc) am Strengbach an der Schnittstelle der Straßen Halle-Wittenberg und
Leipzig-Magdeburg wurde kurz nach der Mitte des 12. Jahrhunderts (1170) von
Graf (Markgraf) Dietrich von Meißen in dem 1156 durch Teilung erlangten Gebiet
auf einem Felsen, auf dem sich schon eine große slawische Wallanlage befunden
hatte, erbaut. Seit 1174 nannte er sich Graf oder auch Markgraf von L., wobei
L. nur einen Teil der Ostmark (Niederlausitz) umfasste. Nach seinem Tode wollte
Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ostmark mit L. einziehen, doch kaufte sie
der Wettiner Dedo V. 1261 gab Markgraf Heinrich der Erleuchtete von Meißen die
Mark L. (ein nicht zusammenhängendes Gebiet zwischen Saale und Mulde, dazu
Sangerhausen, Eckartsberga) ohne königliche Erlaubnis seinem Sohn Dietrich dem
Weisen als eigenes Fürstentum (Reichsfürstentum). Dessen nördliche Hälfte (nördlich
der Elster) wurde 1291 an die brandenburgischen Askanier verkauft, von denen
sie 1347 als Lehen des Hochstifts Magdeburg über eine Erbtochter an
Braunschweig fiel. Von Braunschweig kaufte Markgraf Friedrich der Ernsthafte
von Meißen († 1349) L. nach Streit noch im gleichen Jahr zurück. Im Hause
Wettin (Sachsen) gehörte L. von 1657 bis 1731 zur albertinischen Nebenlinie
Sachsen-Weißenfels. Bis 1815 blieb es bei Sachsen (Kursachsen), danach gehörte
es zur preußischen Provinz Sachsen. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 378; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Giese, W., Die Mark Landsberg bis
zu ihrem Übergang an die brandenburgischen Askanier im Jahre 1291,
Thüring.-sächs. Zs. f. Geschichte 8 (1918), 1ff., 105ff.; Helbig, H., Der
Wettinische Ständestaat, 1980; Blaschke, K., Landsberg, LexMA 5 1991, 1674;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 203.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 826, 1, 2, 316.
Landshut (Burg,
Residenz). Um 1150 erscheint L. an der Isar. 1204 errichtete der Herzog von
Bayern dort eine Burg (im Innenhof wurde 2005 in
drei Metern Tiefe ein Holzkeller des frühen elften Jh.s entdeckt), die schon
unter seinem Sohn Otto II. 1225 Sitz des Herzogtums, seit 1255 Sitz des durch
Teilung entstandenen Herzogtums Niederbayern wurde. 1475 feierte hier Herzog
Georg der Reiche von Bayern-Landshut († 1503) Hochzeit mit Hedwig von Polen.
1505 kam L. nach dem Landshuter Erbfolgekrieg zu Bayern-München. 1799 verlor es
das Viztumamt, erhielt aber 1802 die 1472 in Ingolstadt gegründete Universität
(1826 nach München verlegt) und 1839 (bis 1932) und 1956 die Regierung
Niederbayerns innerhalb Bayerns. S. Bayern-Landshut.
L.: Wolff 136; Landshuter Urkundenbuch, 1959ff.; Heindl, Geschichte der Stadt
Landshut, 1959; Kleinräumige Gliederung des Stadtgebietes (Stadt Landshut), hg.
v. d. Stadt Landshut, 1984; Spitzlberger, G., Landshut in Geschichte und Kunst,
1987; Spitzlberger, G., Landshut, LexMA 5 1991, 1678; 1204 und die Folgen, hg.
v. Niehoff, F., 2002; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 319.
Landstuhl (Herrschaft). L. bei Kaiserslautern wird
als Königsgut Nannenstul zu Anfang des 9. Jahrhunderts im Reichsurbar Lorschs
erstmals erwähnt. Mit der um 1160 erbauten Burg
Nannenstein wurde L. dann Mittelpunkt einer Herrschaft, die als Reichslehen an
verschiedene Inhaber gegeben wurde. Am Ende des 15. Jahrhunderts kam sie an die
Sickingen, die sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts innehatten. In der
Reichsmatrikel von 1776 wird das zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein zählende L. im schwäbischen Reichskreis genannt. 1815 fiel es an Bayern,
1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 92; Wolff 516; Knocke, T., Landstuhl in Vergangenheit und
Gegenwart, 1951.
Langenau (Herrschaft, Ganerbschaft). Die Burg L. an der Lahn wird erstmals 1243 genannt.
Vermutlich über Mechthild von Sayn kam sie an das Erzstift Köln, von dem sie
die L. zu Lehen hatten. Neben vielen ihrer verschiedenen Linien hatten in
weiblicher Erbfolge auch andere Familien als Ganerben Anteile. Im
Spätmittelalter erwarben die Ganerben für den engsten Bereich ihrer Burg Landeshoheit. 1693 vereinigten die Eltz-Langenau
alle Anteile und vererbten sie an die Eltz-Rübenach, die sie 1635 an die
Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff genannt Metternich von Gracht) verkauften.
Diese veräußerten sie 1696 an die Marioth aus Lüttich. 1946 kam L. an
Rheinland-Pfalz. S. Marioth zu L.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 327.
Langenburg (Herrschaft). 1226 trugen die Herren von
L., die vielleicht mit den Herren von Hohenlohe verwandt waren, die Burg L. an der Jagst dem Bischof von Würzburg zu Lehen
auf. 1232 erlangten die Hohenlohe die zugehörige Herrschaft, die im 13./14.
Jahrhundert L., Bächlingen, Nesselbach, Dünsbach, Großforst (Forst), Gerabronn
(später an Brandenburg-Ansbach), Lindenbronn, Atzenrod, Eberbach, Oberregenbach
und Unterregenbach umfasste. 1610 kam sie an die Linie Hohenlohe-Langenburg
(Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Langenburg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schlauch, R., Langenburg, 1951.
Langenegg (Herrschaft). Nach der Burg L. an der Iller nannten sich Herren von L. Als
sie um 1415 ausstarben, kam die zugehörige Herrschaft über die Erbtochter an
die Herren von Rauns zu L. Kurz vor ihrem Aussterben im Mannesstamm verkauften
sie 1513 einen Teil der Burg an den
verschwägerten Kemptener Patrizier Winter, der sich fortan von L. nannte. 1647
fiel L. als erledigtes Lehen an die Abtei Kempten, die 1803 an Bayern kam.
L.: Hölzle, Beiwort 80.
Lauenburg (Herzogtum, Residenz des Herzogs). Das
an der Niederelbe gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im
Frühmittelalter von wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von
den Welfen erobert. 1142 wurde Heinrich von Badwide mit der Grafschaft
Ratzeburg belehnt, die den größten Teil des späteren L. einnahm. Nach dem Sturz
Heinrichs des Löwen 1180 fiel das Gebiet an die Askanier (Bernhard II.), die
1182 die Burg L. erbauten und nach dem
Aussterben der Badewider die Grafschaft Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des
askanischen Hauses entstand 1260 das Herzogtum Sachsen-Lauenburg (L. und
Hadeln), das an die ältere Linie fiel. Nach dem Aussterben der protestantisch
gewordenen Askanier (1689) setzte Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle
seinen Erbanspruch auf das zum niedersächsischen Reichskreis zählende
Herzogtum, zu dem auch die Stadt Ratzeburg ([bis 1. 10. 1937] mit Ausnahme der
Dominsel) gehörte, durch. 1705 kam L. mit Celle durch Erbfall an Hannover. 1815
wurde es von Hannover mit Ausnahme von Hadeln an Preußen abgetreten. Preußen
überließ es 1815/1816 gegen Schwedisch-Vorpommern an Dänemark, das es 1864
zusammen mit Holstein im Wiener Frieden an Österreich und Preußen abtrat. 1865
wurde es durch die Konvention von Gastein gegen Entschädigung Österreichs in
Personalunion mit Preußen verbunden. 1866 trat es dem Norddeutschen Bund bei,
1870 in das Deutsche Reich ein. Am 1. 7. 1876 wurde es als Kreis Herzogtum L.
der Provinz Schleswig-Holstein Preußen eingegliedert und kam damit 1946 zu
Schleswig-Holstein. Der Titel Herzog von L. wurde von Wilhelm II. an Bismarck
verliehen. S. Sachsen-Lauenburg.
L.: Wolff 449f.; Zeumer 552ff. II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E2, III 38 (1789) E2; Geerz, F.,
Geschichte der geographischen Vermessungen und der Landkarten Nordalbingiens
vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859, 1859; Lammert, F., Die
älteste Geschichte des Landes Lauenburg, 1933; Hellwig, L., Grundriss der
Lauenburger Geschichte, 3. A. 1927; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes
Lauenburg im Mittelalter, 1960 (Diss. phil. Kiel); Nissen, N., Festschrift 700
Jahre Lauenburg, 1960; Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 8: Provinz im
Königreich Preußen, hg. v. Hauser, O., 1966; Kahlfuss, H., Landesaufnahme und
Flurvermessung in den Herzogtümern Schleswig, Holstein, Lauenburg vor 1864,
1969; Stadtchronik zur 725-Jahr-Feier der Stadt Lauenburg/Elbe, hg. v.
Magistrat der Stadt Lauenburg, 1985; Neuschäffer, H., Schlösser und
Herrenhäuser im Herzogtum Lauenburg, 1987; Ländliche Siedlungs- und
Verfassungsgeschichte des Kreises Herzogtum Lauenburg, hg. v. Jürgensen, J.,
1990; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235; Kleinfeld, M., Die
wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lauenburg/Elbe, 2000; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 321; Meding,
W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Die Fürsten des Landes. Herzöge und
Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008;
Meding, W. v., Lauenburg - zur Geschichte des Ortes, Amtes, Herzogtums, 2008.
Lauenstein (Herrschaft). Die Burg L. im Osterzgebirge wurde vermutlich im 12.
Jahrhundert von den Markgrafen von Meißen erbaut. Im 14. Jahrhundert war sie
vorübergehend an die Burggrafen von Leisnig und
von Meißen und an die Bergau verlehnt. Von 1517 bis 1821 war die Herrschaft
(L., Neugeising, Zinnwald, 9 Dörfer) in den Händen der Bünau, von 1821 bis 1945
der Grafen von Hohenthal. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte sie (über
Sachsen-Wittenberg) zum obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen fiel L. von
1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Wallner 708 ObersächsRK 2; Brandner, F., Lauenstein, seine
Vorzeit, früheren Schicksale und jetzige Beschaffenheit, 1845.
Laufenburg (Herrschaft, Grafen). Schon 1173 trug
eine Linie der Grafen von Habsburg die Burg L.
am Rhein bei Waldshut vom Kloster Säckingen zu Lehen. 1232/1238 spaltete sich
von Habsburg eine Linie Habsburg-Laufenburg ab. 1306 verkaufte der letzte Graf
die Herrschaft an die Grafen von Habsburg (und Herzöge von Österreich). Damit
zählte sie später zum österreichischen Reichskreis. 1408/1415 erlosch die Linie
endgültig. 1801 kam L. zum Aargau der Schweiz. Das rechtsrheinische
Kleinlaufenburg/L. in Baden fiel 1805 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Hölzle, Beiwort 1; Wernli, F., Die
Stadt Laufenburg von 1386-1496, 1912; Schib, K., Geschichte der Stadt
Laufenburg, 1951; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 339.
Lauffen (Reichsstadt). Neben einem älteren Dorf
mit karolingischem Königshof auf dem linken Ufer des Neckar wird eine Burg, nach der sich seit 1127 im Kochergau, im Maulachgau,
im Remstalgau, im Elsenzgau, im Kraichgau (Bretten) und im Enzgau sowie in
Hornberg, Eberbach und Dilsberg begüterte Grafen von L. nannten und 1234 die
Stadt L. rechts des Neckars erwähnt. Nach dem Aussterben der Grafen von L. um
1219, bei dem viele Güter an die Staufer fielen, verpfändete Kaiser Friedrich
II. L. an die Markgrafen von Baden. Im 14. Jahrhundert kam es an Württemberg
und war bis 1808 Amtsstadt. 1951/1952 gelangte L. zu Baden-Württemberg.
L.: Bauer, H., Die Grafen von Lauffen, Württemberg. Franken 7 (1865-1867),
467ff.; Klunzinger, K., Geschichte der Stadt Lauffen, 1846; Die Stadt Lauffen,
1934; Heimatbuch Lauffen, 1956; Jehle, F., Die gemeinsame Stadt, 1979;
Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 1986, 30ff.; Lorenz,
S., Lauffen, LexMA 5 1991, 1756.
Laupen (Reichsstadt). 1310 verpfändete König
Heinrich VII. die Reichsstadt L. im ostjuranischen Burgund
an Otto von Grandson (Granson). Später kam L. zum Kanton Bern.
L.: Wolff 519.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund
an das Reich und wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum
angesehen. Die weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung
der Grafschaft Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden
kamen. Die Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen,
dann Grafen von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende
Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der
Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und seinen Sitz im
Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im Üchtland. 1798
wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des Kantons Waadt der
Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323.
Lauterecken (Burg,
Herrschaft). 1343 wird die Burg L. als Lehen der
Grafen von Veldenz seitens Verdun erstmals genannt. Über die Veldenzer
Erbtochter kam das Erbe 1409 an die Pfalz und 1543 an die Nebenlinie
Pfalz-Veldenz, die in L. ihre Residenz errichtete. 1697/1733 fielen ihre Güter
an die Pfalz zurück. 1776 erscheint L. im oberrheinischen Reichskreis in der
Reichsmatrikel. 1815 kam L. an Bayern und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 114; Wolff 247.
Lauterstein (Herrschaft). Um 1320 erbaute der Markgraf von Meißen an der schwarzen Pockau (Schwarzen Pockau) die Burg L. Sie wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Burggrafen von Leisnig, die 1434 mit Zöblitz und 15 Dörfern an die Berbisdorf verkauft wurde. 1559 erzwang Kurfürst August von Sachsen den Verkauf der Herrschaft. Mit Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Layen, Burglayen
(Ganerbschaft). In L. (Burglayen) bei Bingen
bestand eine Ganerbschaft an der um 1200 in den Händen der Herren von Bolanden
erstmals erwähnten Burg. 1772 kam die
Ganerbenburg mit Rümmelsheim zur Herrschaft Bretzenheim und mit dieser
1815/1816 zu Preußen und 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von
Magdeburg, doch kam das Gebiet vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw
III. wohl 1123/1124 in L. ein bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von
Rotrussland (Güter um Lemberg, Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum
errichtete, 1230 an den Herzog von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch
Eroberung an den Erzbischof von Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg,
die es spätestens 1287 allein erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach
Göritz verlegt (bis 1326), 1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14.
Jahrhunderts drückten die Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien,
Großpolen und Kleinpolen begüterte Hochstift in die 1447 anerkannte
Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum Magdeburg unterstellt. 1518 wurde
für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow gekauft, 1566/1567 vom Administrator
des Hochstifts aber wieder an Markgraf Johann von Küstrin verkauft. Unter
Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550) wurde die Reformation eingeführt,
1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg säkularisiert und auch das
Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3
(1956), 7 (1962), 13 (1968), 14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine
Vogteien westlich der Oder, JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5
1991, 1783; Willich, C., Die Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558,
1, 2 325.
Lehnhaus (Herrschaft), poln. Wlénski Gródek. Die Burg L. am Bober in Niederschlesien entstand
vermutlich im 11. Jahrhundert zur Sicherung der Grenze Polens gegen Böhmen. Sie
wurde Mittelpunkt einer Herrschaft, zu der die vielleicht vom Herzog von
Liegnitz um 1250 gegründete Stadt Lähn gehörte. Seit dem 14. Jahrhundert wurde
sie vielfach verpfändet.
L.: Wolff 483; Knoblich, A., Chronik von Lähn und Burg
Lähnhaus am Bober, 1863.
Leisnig (Burggrafschaft,
Residenz des Markgrafen von Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). L. an der
Freiberger Mulde erscheint erstmals 1046 als Burgward.
Die vielleicht schon im 10. Jahrhundert, jedenfalls vor 1081, auf einem
Bergsporn errichtete reichsunmittelbare Burg L.
kam 1084 vom Kaiser an Wiprecht von Groitzsch, 1143 als Erbe an den
bambergischen Stiftsvogt Rapoto von Abenberg und 1147 an Friedrich I.
Barbarossa (1158 Reichsgut). Unter ihm wurde sie Mittelpunkt einer seit 1158
nachweisbaren Burggrafschaft L. Ihr unter
edelfreien Burggrafen aufgebautes Gebiet wurde
1329/1365 gewaltsam vom Haus Wettin (Meißen, 1485 an ernestinische Linie)
erworben (1365 Verkauf der Burggrafschaft durch Burggraf Heinrich III. von L.). 1538 starb die damit
bedeutungslos gewordene Familie aus. Die Burggrafschaft
zählte zum obersächsischen Reichskreis. L. kam mit Sachsen von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2; Schellenberg, F., Chronik der Stadt
Leisnig und ihre Umgebung, 1842; Grimmer, M., Leisnig in 900jähriger
Geschichte, 1946; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 229ff.;
Blaschke, K., Leisnig, LexMA 5 1991, 1863; Lück, H., Die kursächsische
Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,334; Kunze, J.,
Das Amt Leisnig im 15. Jahrhundert, 2007.
Lembeck (Herrlichkeit). Seit 1177 begegnen
Herren von L. bei Recklinghausen als Dienstmannen des Hochstifts Münster.
Vermutlich im 14. Jahrhundert errichteten sie eine Burg.
Sie wurde Mittelpunkt einer seit 1467 bezeugten Herrlichkeit L. Diese fiel 1526
an die Westerholt, 1702 an die Merveldt und 1803 mit Ahaus an Salm-Salm
(Salm-Anholt), 1815 an Preußen und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck, 1925ff.
Lemberg (Herrschaft). Um 1200 erbauten die
Grafen von Zweibrücken die Burg L. bei
Pirmasens. Sie wurde Mittelpunkt der Herrschaft L., die 1570 von
Zweibrücken-Bitsch an die Grafen von Hanau-Lichtenberg kam. Diese verlegten
1636/1697 ihren Amtssitz von L. nach Pirmasens. Über Bayern fiel L. 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 271; Geschichte der Burg Lemberg,
1950; Anschütz, F., Das Dorf Lemberg im Pfälzer Wald, 1952.
Lengsfeld, Stadtlengsfeld (reichsritterschaftlicher
Ort, reichsfreies Gericht). L. westlich von Salzungen erscheint 1235 als Lehen
Fuldas in der Hand der Herren von Frankenstein. 1326 mussten diese Burg und Stadt an Fulda verkaufen. Um 1523 erwarben
nach zahlreichen Verpfändungen die Boyneburg (Boineburg) die Herrschaft, die
zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählte und wohl deswegen als
reichsfreies Gericht galt. 1806 kam L. zu Sachsen-Weimar-Eisenach, 1820 zu
Sachsen-Weimar (1896 in Stadtlengsfeld umbenannt), 1920 zu Thüringen und damit
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 513.
Leuchtenberg (Landgrafschaft, gefürstete
Landgrafschaft, Residenz). Am Anfang des 12. Jahrhunderts (1118) erscheint ein
edelfreies Geschlecht, das seit 1158 den Grafentitel führte und sich nach dem
Aussterben der ihm verwandten Babonen bzw. Paponen (Burggrafschaft
Regensburg, Grafschaft Stefling) seit 1196 als Landgrafen von L. (Liukenberge,
seit dem 14. Jahrhundert L.) an der Luhe bei Weiden benannte. Dieses beerbte
über eine Erbtochter teilweise die 1119 ausgestorbenen Herren von
Lengenfeld-Pettendorf (Waldeck). Seine an Luhe, Naab und Pfreimd gelegene
Herrschaft bestand im Kern aus dem Landrichteramt L., dem Stadtrichteramt
Pfreimd, dem Pflegamt Wernberg und dem Richteramt Miesbrunn. Hierzu kam schon
im 12. Jahrhundert die Herrschaft Waldeck (Kemnath [Kemnat], Erbendorf). 1332
gewann es durch Tausch die Stadt Pfreimd. 1283 mussten die staufertreuen
Landgrafen Landgericht und Geleit auf dem Nordgau mit weiteren Gütern
(Herrschaft Waldeck, Steflinger Landgrafenamt) an die Herzöge von Bayern
veräußern, 1353 die Mehrzahl der Herrschaften König Karl IV. zu Lehen Böhmens
auftragen. 1421 kam Grafenwöhr als Sitz einer leuchtenbergischen Herrschaft zu
Pfalz-Neumarkt (Pfalz-Oberpfalz). In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die
(jüngeren) Landgrafen von L. zwar Reichsfürsten mit Sitz und Stimme im
Reichstag, gerieten aber in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Bei ihrem
Aussterben 1646 fiel L. mit den verbliebenen Gütern um das 1332 gewonnene
Pfreimd als Reichslehen an das Haus Wittelsbach (Albrecht VI. von Bayern, 1650
im Tausch an Maximilian I. von Bayern) und wurde, nachdem es 1705 von Kaiser
Joseph I. nochmals an die Grafen Lamberg verliehen worden war, 1712/1714 Teil
Bayerns (L., Pfreimd, Wernberg und Miesbrunn). Um 1800 war die Landgrafschaft 4
Quadratmeilen groß und hatte 7000 Einwohner.
L.: Wolff 143; Zeumer 553 II b 37; Wallner 712 BayRK 11; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4; Wittmann, F., Geschichte der Landgrafen von
Leuchtenberg, Bd. 1ff. 1851f.; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der
Leuchtenberger, 1893; Wagner, I., Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg,
Bd. 1ff. 1940ff.; Berndt, D., Leuchtenberg, 1977, Historischer Atlas von
Bayern; Ambronn, K., Leuchtenberg, LexMA 5 1991, 1915; Schlinker, S.,
Fürstenamt und Rezeption, 1999, 215 Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 140, 828,
1, 2, 335.
Leuchtenburg (Herrschaft). Die Burg L. an der mittleren Saale gehörte seit Mitte des
12. Jahrhunderts den Herren von Lobdeburg. Sie verpfändeten die zugehörige
Herrschaft 1332 an die Grafen von Schwarzburg, die sie von den Wettinern
(Meißen) unter Wiederkaufsvorbehalt zu Lehen nehmen mussten. 1389 mussten sie
die Herrschaft an den Erfurter Bürger Heinrich von dem Paradis
weiterverpfänden. Seit 1396 stand die Herrschaft den Markgrafen von Meißen
allein zu.
L.: Wolff 393; Träger, R., Das Amt Leuchtenburg im Mittelalter, 1941; Kaiser,
U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011; Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg,
2012.
Lichtel, Liental (Herrschaft). Die Burg L. bei Creglingen an der Tauber war im 13.
Jahrhundert in den Händen der Herren von Hohenlohe, die sie 1235 dem Erzstift
Köln zu Lehen auftrugen. 1324 kam die Herrschaft von Hohenlohe an den Deutschen
Orden in Mergentheim, der sie 1340/1349 an das Hochstift Würzburg veräußerte,
das sie seinerseits 1399 an die Reichsstadt Rothenburg verkaufte. 1803 kam L.
an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 90.
Lichtenau (Burg).
Die Burg L. bei Rastatt wurde 1293/1296 vom
Bischof von Straßburg erbaut. Sie kam später mit der zugehörigen Herrschaft an
Hanau-Lichtenberg. Von Hessen-Darmstadt, das L. 1736 erbte, fiel es 1803 an
Baden, 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Lichtenberg (Fürstentum). (Die Burg L. [Lichtenburg] bei Birkenfeld erscheint 1214
als Gut der Grafen von Veldenz. 1444 wurde sie vom Herzog von Pfalz-Zweibrücken
geerbt.) Am 9. Juni 1815 wies der Wiener Kongress dem Herzog von
Sachsen-Coburg-Saalfeld als Entschädigung für die bei dem Krieg gegen
Frankreich geleisteten Dienste ein Gebiet von 20000 Seelen zu, das einstweilen
von Preußen verwaltet werden sollte. Durch Vertrag vom 3./20. 11. 1815 übernahm
es Preußen, Sachsen-Coburg aus seinem linksrheinischen Erwerbungen zu
entschädigen. Der Herzog erreichte in Verhandlungen eine Erhöhung der
Seelenzahl auf 25000. Am 9. 9. 1816 gab Preußen ein ursprünglich für den Herzog
von Oldenburg vorgesehenes Gebiet um Sankt Wendel, Baumholder und Grumbach
(ohne die der bayerischen Rheinpfalz zufallenden Orte Saal, Niederkirchen,
Bubach, Marth, Hoof und Osterbrücken aus dem Kanton Sankt Wendel) an den Herzog
von Sachsen-Coburg-Saalfeld (Sachsen-Coburg), das seit (24. 2. bzw.) 6. 3. 1819
Fürstentum L. hieß. Es wurde wegen innerer Unruhen am 31. 5. 1834 für letztlich
2,1 Millionen Taler in preußischen Staatsschuldscheinen wieder an Preußen
(Rheinprovinz) verkauft (Kreis Sankt Wendel). Der südliche Teil gehörte seit
1919 bzw. 1945/1946 zum Saargebiet (1957 Saarland), der Rest blieb bei Preußen
und gelangte 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Haarbeck, W., Burg Lichtenburg, 1927, neu
hg. 1964; Fischer, W., Das vormals sachsen-coburgische Fürstentum Lichtenberg,
Heimatkalender des Kreises Birkenfeld 1956; Düwell, K., Sachsen-Coburg-Gotha
linksrheinisch, FS Gerlich, A., 1995, 335; Strauch, D., Birkenfeld,
Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft,
2007, 487.
Lichtenberg (Herrschaft). Nach der 1197 erstmals erwähnten Burg L. bei Ludwigsburg nannten sich die Herren Hummel von L., die im 13. Jahrhundert eine kleine Herrschaft mit der von ihnen gegründeten Stadt Großbottwar errichteten. 1357 verkauften sie Burg und Herrschaft an Württemberg, das 1361 die Burg und das Dorf Großbottwar Böhmen (bis 1805) zu Lehen auftrug. Über Württemberg kamen die Güter 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Lichtenberg (Herrschaft). Die aus einstigem
Königsgut erwachsene Herrschaft L. bei Naila, als deren Mittelpunkt im 12. oder
13. Jahrhundert die Burg L. errichtet worden
war, unterstand im 14. Jahrhundert den Grafen von Orlamünde, im 15. Jahrhundert
nach Verkauf den Herren von Waldenfels. 1628 kam sie an die Hohenzollern bzw.
die Markgrafen von Bayreuth und damit 1791 an Preußen und 1810 an Bayern.
L.: Wolff 104; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Seiffert, H., Burgen und Schlösser im Frankenwald und seinem
Vorland, 1951.
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1286
erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte
sich eine Familie, die um Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft
ausbildete. Seit 1249 hatte sie die Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250
erwarb der ihr entstammende Straßburger Bischof Konrad von L. das ursprünglich
zur alemannischen Grafschaft Mortenau (Ortenau) gehörige rechtsrheinische
Gebiet zwischen Lichtenau und Willstätt mit insgesamt 26 Dörfern, das 1299 an
seine Familie zu Lehen gegeben wurde. 1458 wurde die Herrschaft zur Grafschaft
erhoben. Als die Familie 1480 in männlicher Linie ausstarb, fielen die Güter an
die Gatten der Nichten des letzten Grafen, die Grafen von Hanau (Amt Willstätt)
und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau). Sie wurden überwiegend
von Hanau aus als Kondominat verwaltet. Beim Aussterben der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch kamen ihre Güter 1570 an die Grafen von Hanau-Lichtenberg.
(Sie tauschten 1606 von Lothringen ein Gebiet um Pirmasens ein. 1680/1697 kamen
die elsässischen Güter [Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim,
Offendorf] an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz von Buchsweiler nach
Rheinbischofsheim verlegen mussten. Um 1800 war die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft 5 Quadratmeilen groß und hatte 15000 Einwohner.
S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem
Weg zum Territorialstaat, 1993.
Lichtenstein (Herrschaft). Die Burg L. bei Glauchau an der Straße von Chemnitz nach
Zwickau wurde vermutlich noch im 12. Jahrhundert von den Herren von Schönburg
errichtet. 1740 mussten diese die landesherrlichen Rechte über die zugehörige
Herrschaft an das Kurfürstentum Sachsen abtreten. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte L. über die Fürsten von Schönburg-Waldenburg zum obersächsischen
Reichskreis. Über Sachsen kam L. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Liebenscheid (Burg). 1341/1343 fiel das Haus L. bei Haiger im Westerwald innerhalb Nassaus an Nassau-Beilstein. Zeitweise war die Burg Sitz einer Nebenlinie (Nassau-Liebenscheid) der Grafen von Nassau-Beilstein. Über Preußen (Provinz Hessen-Nassau) gelangte L. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Liebenscheid.
Liegnitz (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Schlesien). 1149 wird die wohl im 11. Jahrhundert erbaute Burg L. an der Hohen Straße in Niederschlesien
erstmals erwähnt. Nach Heinrich II. aus dem Hause der schlesischen Piasten
(1241) entstand durch Erbteilung des Herzogtums Niederschlesien das Herzogtum
L. (1251) um die zwischen 1242 und 1252 zu deutschem Recht neu gegründete Stadt
L., von dem sich 1251 Glogau sowie 1278 Jauer und Löwenberg abspalteten. Von
1290 bis 1311 war es mit Breslau vereinigt. Nach 1311 wieder selbständig wurde
es zeitweise durch Landesteilung um das Fürstentum Brieg vermindert. 1329
geriet es unter Lehnshoheit Böhmens. 1419 starb die Linie L. der Piasten aus.
L. kam an Brieg. 1532 erwarb es Wohlau. Nach zwischenzeitlichen Trennungen war
L. seit 1663/1664 mit Brieg und Wohlau wieder vereinigt. Als 1675 die
schlesischen Piasten ausstarben, wurden L., Wohlau und Brieg als erledigte
Lehen Erbfürstentümer Österreichs. Seit 1681 erhob Preußen unter Berufung auf
einen 1546 von König Ferdinand für ungültig erklärten Erbverbrüderungsvertrag
Friedrichs II. von L. mit Joachim II. von Brandenburg vom 19. 10. 1537
Ansprüche auf die drei Fürstentümer. 1742 kamen sie nach dem ersten
schlesischen Krieg mit 34 Quadratmeilen Gebiet an Preußen. Seit 1945 wurde L.
von Polen verwaltet, an das es 1990 als politische Folge der deutschen Einheit
fiel.
L.: Wolff 483; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3; Sammler,
A./Kraffert, A., Chronik von Liegnitz, Bd. 1ff. 1861ff.; Urkundenbuch der Stadt
Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455, hg. v. Schirrmacher, F.,
1866; Liegnitz, siebenhundert Jahre eine Stadt deutschen Rechts, hg. v.
Schönborn, T., 1942; Unser Liegnitz und sein Landkreis, hg. v. Hantschke, H.,
1960; Bahr, E./König, K., Ostdeutschland unter fremder Verwaltung, Bd. 5:
Niederschlesien, 1967; Finke, F., Aus dem Lebenslauf der Stadt Liegnitz, 1986;
Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537 in der
brandenburgisch-preußischen Politik bis zum Frieden von Hubertusburg 1763,
1988; Menzel, J., Liegnitz, LexMA 5 1991, 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 336.
Ligne (Reichsgrafen, Reichsfürsten). 1047
erscheint erstmals die nach L. bei Tournai benannte Hennegauer Adelsfamilie L.
Sie wurde 1545 in den Reichsgrafenstand, 1601 in den Reichsfürstenstand erhoben
und gehörte dem burgundischen Reichskreis an. 1788 erlangte sie Sitz und Stimme
im Kollegium der westfälischen Grafen des Reichstags. 1803/1804 hatte sie auf
Grund des § 11 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 als
Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete (Fagnolles [Fagnolle]) das
schwäbische Reichsstift Edelstetten unter dem Namen einer Grafschaft inne. (Die
Grafschaft Edelstetten fiel später an Bayern.)
L.: Wolff 62; Wallner 710 BurgRK 1.
Limburg (Herzogtum, Provinz). Die um (1020?
oder) 1064 auf durch Heirat mit einer Tochter des Herzogs von Niederlothringen
gewonnenem Gut (Baelen) erbaute Burg L. im
Vesdretal bei Eupen südwestlich von Aachen war die Stammburg der von den
Ardennengrafen abstammenden Grafen, später Herzöge von L. (Herzogstitel auf
Grund kurzzeitiger Verleihung [1101-1106] des Herzogtums Niederlothringen durch
Kaiser Heinrich IV., Anerkennung 1165), die östlich der Maas zwischen
Maastricht-Lüttich und Aachen begütert waren. Sie fiel über die Erbtochter
(Judith) 1065 an die Grafen von Arlon (bzw. Limburg [und Arlon]). 1113 wurde
durch Heirat Wassenberg, wenig später (1136) Herzogenrath gewonnen. 1214 gelang
durch Heirat der Erwerb der Gebiete von Namur und Luxemburg, 1225/1226 durch
eine Nebenlinie der Gewinn der ostrheinischen Grafschaft Berg. Arlon kam 1214
an Luxemburg. Nach 1247 wurde in Berg und L. geteilt. 1280 starb die Familie im
Mannesstamm aus. 1283 starb die mit dem Grafen von Geldern vermählte Erbtochter
(Ermengarde). Das Herzogtum L. fiel 1288 im anschließenden Erbfolgekrieg durch
den Sieg bei Worringen an die Herzöge von Brabant, über die es 1430 an Burgund und damit infolge der Ehe Marias von Burgund mit Maximilian von Habsburg (1477) 1493 an
Habsburg kam, so dass es zum burgundischen Reichskreis zählte. Im Westfälischen
Frieden von 1648 wurde es zwischen Spanien bzw. Habsburg und den Generalstaaten
der Niederlande geteilt. 1815 übernahm man auf dem Wiener Kongress den Namen L.
für eine Provinz des Königreiches der Vereinigten Niederlande. Diese wurde nach
der Unabhängigkeitserklärung Belgiens (1830) von diesem beansprucht und 1839
geteilt in die östlich der Maas gelegene niederländische Provinz L. mit
Maastricht, die von 1839 bis 1866 im Ausgleich für das an Belgien gelangte
Luxemburg als Herzogtum L. zum Deutschen Bund gehörte, und die westlich der
Maas gelegene belgische Provinz L. mit Hasselt.
L.: Wallner 701 BurgRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) C3; Ernst, H., Histoire du Limburg (- 1447), Bd. 1ff.
1837ff.; Coenen, J., Limburgische oorkunden, Bd. 1ff. 1932ff.; Schrijen, G.,
Das Werden des neuen Süd-Limburg, 1937; Grochtmann, H., Die niederländische Provinz
Limburg im Deutschen Bund, 1937; Klingenberg, E., Die Entstehung der
deutsch-niederländischen Grenze 1813-15, 1940; Niessen, J., Limburg, Geschichte
einer deutsch-niederländischen Grenzlandschaft, (in) Zwischen Rhein und Maas,
1942; Limburgs verleden, hg. v. Batta, E. u. a., 1960ff.; Erkens, F., Zur
verfassungsrechtlichen Stellung der Herzöge von Limburg im 12. und 13.
Jahrhundert, Rhein. Vjbll. 43 (1973), 169ff.; Munier, W., Historische Atlas van
Limburg en aangrenzende Gebieden, 1976ff.; Munier, W., Ein Atlas zur Geschichte
der niederländischen Provinz Limburg, 1976; Weistümer und Rechtstexte im
Bereich des Herzogtums Limburg, hg. v. Wintgens, L., 1988; Kupper, J., Limburg,
LexMA 5 1991, 1986; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 39; Weller,
T., Die Heiratspolitik, 2004.
Limburg an der Lahn (Herrschaft). An der
Kreuzung der Straßen Frankfurt-Siegen und Koblenz-Wetzlar sowie dem Übergang
über die Lahn befand sich wohl schon in merowingischer Zeit eine Siedlung. 910
wird L. anlässlich der Errichtung des Kollegiatstiftes Sankt Georg durch die
Grafen des seit 821 genannten Niederlahngaus aus dem Geschlecht der Konradiner
erstmals erwähnt. Das Stift erhielt reiche Schenkungen der sächsischen und
salischen Könige und wurde aus der Grafschaft eximiert. Stiftsvögte waren nach
dem Erlöschen der Konradiner die Pfalzgrafen bei Rhein und seit etwa 1180 die
Grafen von Leiningen. Um 1220 übernahmen die Herren von Isenburg als Erben der
Grafen von Leiningen die Vogtei und die Herrschaft L. (Burg
und Stadt zu je einem Drittel vom Reich, vom Erzstift Mainz und von den
Landgrafen von Hessen zu Lehen). Seit 1232 nannten sie sich Isenburg-Limburg.
Zwischen 1322 und 1332 erlangte das Erzstift Trier die Lehnshoheit über die
Vogtei und kaufte 1344 die Hälfte der Herrschaft L. Nach 1420 errang es die
Landesherrschaft. 1624 erwarb es von Hessen die zweite Hälfte. 1802/1803 fiel
L. bei der Säkularisierung des Erzstifts Trier an Nassau (Nassau-Usingen und
Nassau-Weilburg), wobei 1821 für die Katholiken des Herzogtums das Bistum L.
errichtet wurde, und mit Nassau 1866 an Preußen. Am 19. 9. 1945 kam es zu
Groß-Hessen, das sich am 1. 12. 1946 in Land Hessen umbenannte. S.
Isenburg-Limburg.
L.: Wolff 84; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Hillebrand,
A., Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Limburg, 1883ff.; Höhler, J.,
Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, 1935; Laut, R., Territorialgeschichte
der Grafschaft Diez samt den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943;
Schirmacher, E., Limburg an der Lahn, Enstehung und Entwicklung der
mittelalterlichen Stadt, 1963; Füldner, E., (in) Berichte zur deutschen
Landeskunde 37 (1966); Großmann, G., Limburg an der Lahn, 1987; Wolf, K.,
Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg im Mittelalter, Diss.
jur. Gießen 1988; Struck, W., Zur Verfassung der Stadt Limburg an der Lahn im
Mittelalter, Nassauische Annalen 99 (1988); Schwind, F., Limburg a. d. Lahn,
LexMA 5 1991, 1989; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 347;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 104.
Limpurg (Schenken, Grafschaft). 1230/1234 wird
die nach der von den 1144 erstmals genannten, aus der staufischen
Reichsministerialität hervorgegangenen, schon vor 1146 das Amt des königlichen
Schenken ausübenden Schenken von Schüpf (Oberschüpf) errichteten Burg L. bei Schwäbisch Hall benannte Grafschaft L. mit
Allodialgütern an der Grenze zwischen Württemberg und Franken erstmals erwähnt.
Wichtigstes Gut waren die von den Staufern übertragenen Reichsforste am
mittleren Kocher. Die Güter um die Burg L.
gingen weitgehend an Schwäbisch Hall verloren. 1335 wurde die Herrschaft
Welzheim als Lehen Württembergs gewonnen, 1411/1435 Speckfeld mit Sommerhausen
in Mainfranken, 1436 Gröningen, vor 1437 Schmiedelfeld und 1483 Sontheim
(Obersontheim). 1441, mit dem Verkauf ihrer Stammburg Comburg (Komburg), teilte
sich die ursprünglich staufisch-reichsministerialische Familie, die seit 1356
als Afterlehen Böhmens das Amt des Reichserbschenken innehatte, in die Linien
Limpurg-Gaildorf (Limpurg-Gaildorf-Schmiedelfeld), die 1690, die Linie
Limpurg-Speckfeld (Limpurg-Speckfeld-Obersontheim), die 1705/1713, und die
Linie Limpurg-Sontheim, die 1713 im Mannesstamm ausstarb. Um 1550 zählten die
L. zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken, im frühen 17. Jahrhundert zum
Kanton Steigerwald. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts führten sie den
Grafentitel. Die Grafschaft zählte zum fränkischen Reichskreis und zum
fränkischen Reichsgrafenkollegium. Die letzten Grafen beider Hauptlinien
(Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld), nach deren Tod 1713 die Lehen Bayerns
und Württembergs eingezogen und die Lehen des Reiches von Brandenburg/Preußen
auf Grund einer Anwartschaft aus dem Jahre 1693 bestritten wurden, hinterließen
zehn Töchter. Danach bildeten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts (Realteilung
1772/1774) aus den Gütern der Limpurg-Gaildorfer Linie der Solms-Assenheimische
Landesteil und der Wurmbrandsche Landesteil, aus den Gütern der
Limpurg-Sontheimer Linie die Herrschaften Gaildorf, Gröningen, Michelbach,
Obersontheim und Schmiedelfeld, und aus den Gütern der Limpurg-Speckfelder
Linie die Herrschaft Speckfeld mit den Ämtern Sommerhausen, Einersheim und
Gollhofen, deren jeweilige Inhaber fortwährend wechselten. Seit 1780 begann
Württemberg die einzelnen Teile aufzukaufen. Um 1800 umfasste die Grafschaft in
sämtlichen Linien ein Gebiet von 6,8 Quadratmeilen mit 11000 (1785 14404)
Einwohnern. 1806 fiel Gaildorf an Württemberg. Über Württemberg kamen die Güter
1951/1952 an Baden-Württemberg. Speckfeld gelangte bei der Mediatisierung an
Bayern.
L.: Wolff 124; Zeumer 554 II b 62, 5; Wallner 693 FränkRK 17 a-h; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Stetten 33; Riedenauer 125; Prescher, H., Geschichte und Beschreibung der zum
fränkischen Kreis gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg, Bd. 1f. 1789ff., Neudruck
1978; Müller, K., Das Geschlecht der Reichserbschenken zu Limburg bis zum
Aussterben des Mannesstammes, Z. f. württemberg. LG. 5 (1941); Wunder,
G./Schefold, M./Beutter, H., Die Schenken von Limpurg und ihr Land, 1982;
Maurer, H., Die Schenken von Schüpf-Limpurg und die Burg
Hohenstaufen, Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 294ff.; Eberl, I., Limpurg,
LexMA 5 1991, 1995.
Lindau (Grafschaft). Nach der Burg L. an der Nuthe bei Zerbst nannte sich im 12. Jahrhundert ein Ministerialengeschlecht der Askanier. 1274 unterstand die Burg den Herren bzw. Grafen von Arnstein. 1577 ging die Grafschaft L. an die Fürsten von Anhalt über.
Lindheim (ritterschaftliche Ganerbschaft,
Reichsganerbschaft). Das 930 erstmals erwähnte L. an der Nidder bei Büdingen
gehörte ursprünglich zu einem größeren Reichsgutkomplex um den Glauberg. Nach
Zerstörung der Burg in L. (1241) wurde seit 1289
mit Erlaubnis des Königs (Rudolf von Habsburg) von den Herren von Büches eine
neue Burg errichtet. Seit dem 14. Jahrhundert
war L. eine ritterschaftliche Ganerbenburg, deren Inhaber sich im ausgehenden
15. Jahrhundert in Fehden mit der Stadt Frankfurt am Main verstrickten. Von
1535 bis 1542 schlossen sie sich der wetterauischen Reichsritterschaft an. Von
1632 bis 1672/1673 war L. Amtleuten überlassen, ehe die Oeynhausen in
Auseinandersetzung mit den Rosenbach und Schlitz genannt Görtz den Ort
allmählich für sich allein gewannen und an die von 1723 bis 1783 in L.
herrschenden Herren von Schrautenbach vererbten. Zwischen 1784 und 1787 ging
die Herrschaft an die Specht von Bubenheim über und fiel 1805 an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Demandt, K., Die Reichsganerbschaft Lindheim, Hess. Jb. f. LG. 6 (1956), 10
(1960), 36 (1987).
Lingen (Grafschaft). Vor 1150 erbauten die
Grafen von Tecklenburg in L. am Übergang wichtiger Straßen über die Ems eine Burg. Die sich im Anschluss hieran entwickelnde
Siedlung wurde zum Vorort der Grafschaft Tecklenburg. 1493/1496 entstand durch
Teilung dieser Grafschaft die dem niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zugeteilte Niedergrafschaft L. (Stadt L., die Ämter Lengerich, Freren, Thuine
[Thüne] und Schapen), die von 1509 bis 1541 mit der Obergrafschaft L.
(Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen, Recke) verbunden war. Sie wurde nach dem
Schmalkaldischen Krieg (1547) von Karl V. eingezogen und 1555 Philipp von
Spanien überlassen. 1597 besetzte sie Moritz von Nassau-Oranien. Von 1605 bis
1632 kam sie wieder an Spanien, 1632 erneut an Nassau-Oranien. 1697 wurde in
der Stadt L. ein bis 1819 bestehendes Gymnasium academicum (Universität)
eingerichtet. 1702 gelangte die Grafschaft im Erbstreit nach dem Aussterben der
Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England) von Nassau-Oranien an
Preußen und wurde verwaltungsmäßig mit Tecklenburg verbunden. Seit 1705
beantragte Preußen die Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. Von
1808 bis 1810 gehörte L. zum Großherzogtum Berg und von 1811 bis 1813 zu
Frankreich. 1815 trat Preußen die Niedergrafschaft als Landverbindung zu
Ostfriesland an Hannover ab, behielt aber die Obergrafschaft. 1866 fiel mit
Hannover auch die Niedergrafschaft wieder an Preußen. Am 1. 11. 1946 kam L. zum
Land Niedersachsen.
L.: Wolff 353f.; Wallner 703 WestfälRK 16;Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) C2; III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182; Goldschmidt,
B., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1850; Lingen. Die 600jährige Stadt an der
Ems, 1928; Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen im 16. und 17.
Jahrhundert besonders in wirtschaftskundlicher Hinsicht, 1940; Tenfelde, W., Bibliographie
über Lingen, 1948; Der Landkreis Lingen (Regierungsbezirk Osnabrück), bearb. v.
Pohlendt, H. u. a., 1954; Topographische Karte der Grafschaft Lingen, hg. v.
Niedersächs. Landesvermessungsamt, 1977ff.; Gauß'sche Landesaufnahme der durch
Hannover erworbenen Gebiete, bearb. v. Engel, F., Emsland, 1977.
Linz (an der Donau) (Bistum, Residenz des
Erzherzogs von Österreich). 1783/1785 wurde innerhalb der Kirchenprovinz Wien
für Oberösterreich in dem nach einer keltisch-römischen Siedlung (Lentia) und
einer um 800 erwähnten Burg und Kirche (Linze)
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts unter den babenbergischen Herzögen
von Österreich zur Stadt entwickelten L. das Bistum L. eingerichtet.
L.: Ferihumer, H., Die kirchliche Gliederung des Landes ob der Enns im
Zeitalter Kaiser Josephs II., 1952; Ruhsam, O., Historische Bibliographie der
Stadt Linz, 1989; Mayrhofer, F./Katzinger, W., Geschichte der Stadt Linz, 1990;
Marckhgott, G., Linz, LexMA 5 1991, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 338.
Lippehne (Land), poln. Lipiany. In L. am
Wendelsee bestand früh eine Burg. Sie war Mittelpunkt
eines 1337 24 Orte umfassenden Landes, welches das Hochstift Cammin (Kammin)
1276 an Brandenburg verkaufen musste. 1945 kam L. unter Verwaltung Polens und
gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 390; Stöhr, G., Chronik der Stadt Lippehne und der umliegenden
Ortschaften, hg. v. Winter, A., 1883; Biens, P., Chronik der Stadt Lippehne,
1905.
Litschau (Grafschaft). Die um 1215 erstmals
erwähnte Burg L. in Niederösterreich war
Mittelpunkt der aus der Reichsgrafschaft Raabs erwachsenen Grenzgrafschaft L.
Sie kam beim Aussterben der Grafen von Raabs 1191/1192 über eine Erbtochter an
die Grafen von Hirschberg, dann an die Grafen von Plain-Hardegg und an die
Grafen von Rosenberg und war bis Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbar.
1297 fiel sie an Österreich.
L.: Wolff 26; Zimmel, K., Die Stadt Litschau, 1912; Hauer, R., Heimatkunde des
Bezirkes Gmünd, 2. A. 1951.
Lobenhausen (Herrschaft). Seit 1085 sind Edle bzw.
Grafen von L. nachweisbar, die das Erbe der Grafen des Maulachgaues übernommen
zu haben scheinen. Ihre Burg kam als Mittelpunkt
einer Herrschaft über die wesentliche Teile der ursprünglichen Herrschaft
behaltenden Grafen von Hohenlohe (1298), die Bebenburg und die Landgrafen von
Leuchtenberg 1399 an die Burggrafen von Nürnberg
und damit an die Markgrafen von Ansbach bzw. Preußen. 1797 trat Preußen Burg und Ort L. an Hohenlohe-Kirchberg ab. Von dort
kam L. an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 108.
Lobenstein (Burg,
Herrschaft). Die Burg L. an der Straße von
Bamberg nach Leipzig erscheint erstmals 1250. Vor 1280 kam sie vermutlich durch
Heirat von den Herren von Lobdeburg an die Vögte von Gera. Seit 1371 stand die
Herrschaft unter Lehnshoheit Böhmens. Nach dem Aussterben der Vögte von Gera
1550 fiel die zum obersächsischen Reichskreis gehörige Herrschaft an die Vögte
von Plauen, 1572 an die Reuß zu Greiz (Reuß-Greiz) und 1597 an Reuß jüngere
Linie (Reuß-Gera). Seit 1647 war L. Sitz der Linie Reuß-Lobenstein(, das 1848
als Reuß-Ebersdorf-Lobenstein mit Reuß-Greiz und Reuß-Schleiz zum Fürstentum
Reuß jüngere Linie vereinigt wurde. Dieses ging 1920 in Thüringen auf). S.
Reuß-Lobenstein.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 d, e.
Lobkowitz (Freiherren, Reichsfürsten). Nach der Burg L. bei Prag nannte sich seit 1410 ein böhmisches
Adelsgeschlecht der Ujezd, das 1459 in den Reichsfreiherrenstand und 1624
(Linie Chlumez [Chlumetz] in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Seine Güter
wurden wiederholt geteilt (1440 Linien Popel - mit den Nebenlinien Bilin und
Chlumez [Chlumetz] - und Hassenstein). Eine Linie nahm nach dem Verkauf des
1646 erworbenen schlesischen Herzogtums Sagan 1786 den Titel eines Herzogs zu
Raudnitz an. Die durch Heirat erlangte Herrschaft Neustadt an der Waldnaab
wurde 1641 zur gefürsteten Grafschaft Sternstein (Störnstein) erhoben und 1653
in die Reichsfürstenbank aufgenommen. 1722 erlosch die ältere Linie
Popel-Bilin, an deren Stelle die neue fürstliche Linie Hořin (Horcin)
trat. Die jüngere Linie Popel-Chlumez (Popel-Chlumetz) spaltete sich 1715 in
eine ältere und eine jüngere Linie, die beide seit 1807 den Titel Herzog von
Raudnitz und Fürst von L. führten. 1789 starb die Linie Hassenstein aus. (Die
Grafschaft Sternstein fiel 1807 an Bayern.)
L.: Zeumer 553 II b 48.
Lommersum (Herrschaft[, Reichsgrafschaft
Kerpen-Lommersum]). L. an der Erft zwischen Köln und Euskirchen wird 1047
erstmals erwähnt (Lomundesheim) und dürfte ursprünglich Königsgut gewesen sein.
In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts fiel es als Mittelpunkt einer Herrschaft
an das Erzstift Köln, das diese 1288/1289 an die Herzöge von Brabant verlor.
1404 kam sie an Burgund, 1477 an
Habsburg/Spanien. Um 1587 umfasste sie Lommersum, Derkum, Bodenheim und
Hausweiler sowie die Gutshöfe Schneppenheim, Diefenthal (Dieffental) und
Ottenheim. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie wie Kerpen mehrfach an
die Grafen von Jülich und Nassau sowie an den Erzbischof von Köln verpfändet.
1710 wurde sie durch König Karl VI. von Spanien an Pfalz-Neuburg übertragen,
das 1614 Jülich und Berg erlangt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz
bzw. Jülich-Berg überließ die Herrschaften 1710 seinem Minister Graf
Schaesberg. 1712 erhob Kaiser Karl VI. die vereinigten Herrschaften Kerpen und
L. zu einer Reichsgrafschaft (Kerpen-Lommersum), die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte. 1795 kam sie zu Frankreich,
1815 zu Preußen, 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Kerpen, Kerpen-Lommersum.
L.: Wolff 367; Zeumer 552ff. II b 63, 29.
Looz-Corswarem (Grafen, Fürsten, Herzöge). Die Grafen
von L. sind eine im 12. Jahrhundert entstandene Linie der Grafen von Looz. Sie
erlangte 1106/1108 die Burggrafschaft und die
Erzstiftsvogtei von Mainz und spaltete noch im 12. Jahrhundert die Grafen von
Rieneck ab. Die Linie L. bestand auch in der Neuzeit fort. Ihre
reichsunmittelbare Grafschaft gehörte zum burgundischen Reichskreis. Durch
Maximilian I. wurden die Grafen mit Virilstimme in den Reichsfürstenstand,
durch Kaiser Karl VI. 1734 zu Herzögen erhoben. Bereits im 17. Jahrhundert
teilten sie sich in drei Linien. 1794/1801 verloren sie ihre linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und erhielten dafür 1803 die Reste der früher zum
Hochstift Münster gehörigen Ämter Rheine (Rheina) (Bevergern) und Wolbeck
zwischen Greven und Meppen als Reichsfürstentum Rheina-Wolbeck mit 830
Quadratkilometern und 18000 Einwohnern. (1806 wurde dieses Fürstentum dem
Großherzogtum Berg zugeteilt, 1810/1811 Frankreich einverleibt. 1815 kam das
Fürstentum in seinem südlichen Teil an Preußen, im nördlichen Teil an Hannover
und damit 1866 ebenfalls an Preußen, 1946 das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.)
L.: Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) B1; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962.
Losenstein (Herren). Die sich seit etwa 1170 nach
der Burg L. im Ennstal benennenden Herren von L.
in Niederösterreich sind in die Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen. Die
Herrschaft L., der 1750 216 Untertanen angehörten, kam beim Aussterben der
Herren 1692 mit Losensteinleithen und Gschwendt an die mit ihnen verwandten
Fürsten Auersperg.
L.: Aschauer, F., Losenstein einst und jetzt, 1958.
Löwenstein (Grafschaft, Grafen, Fürsten). Nach der Burg L. an der Sulm bei Heilbronn nannte sich seit dem
12. Jahrhundert ein 1099 bzw. um 1146 abgeteilter Zweig der Grafen von Calw,
der nach 1277 erlosch. Die Güter gingen 1277 kaufweise an das Hochstift
Würzburg, 1281 kaufweise an König Rudolf von Habsburg und 1282/1283 an den
unehelichen Sohn Rudolfs, Albrecht von Schenkenberg, der die mittlere Linie der
Grafen von L. begründete (bis 1464). 1441 erwarb die Pfalz durch Kauf die
Grafschaft. Ab 1488/1494 nannte sich nach L. eine durch Verbindung Friedrichs
I. von der Pfalz mit der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin)
begründete Seitenlinie der Pfalzgrafen bei Rhein. 1504/1510 wurde die zum
schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft L. (rund 2 Quadratmeilen bzw. 140
Quadratkilometer mit etwa 5700 Einwohnern) nach kriegerischer Eroberung Lehen
Württembergs. Nach dem Erwerb der Grafschaft Wertheim nannte sich das Haus seit
etwa 1600 Löwenstein-Wertheim. L. kam über Württemberg 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 162; Zeumer 5524 II b 62, 4, 63, 13; Wallner 684 SchwäbRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Rommel, K., Chronik
der Stadt Löwenstein, 1893; Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein
und der Grafen von Löwenstein-Habsburg vom späten 13. bis zur Mitte des 15.
Jahrhunderts, 1986; Eberl, I., Löwenstein, LexMA 5 1991, 2145; Stockert, H.,
Adel im Übergang, 2000.
Löwenstein-Wertheim (Fürsten, Fürstentum, Reichsritter).
Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz hinterließ aus einer morganatischen Ehe mit
der Augsburger Patriziertochter Klara Tott (Dettin) einen zur Versorgung mit
der Herrschaft Scharfeneck ausgestatteten Sohn Ludwig, dem sein Vetter Kurfürst
Philipp die für einen natürlichen Sohn König Rudolfs von Habsburg gebildete,
1287 mit dem Titel der erloschenen Grafen von Löwenstein begabte, um die an der
Sulm bei Heilbronn gelegene Burg Löwenstein
liegende, 1441 von der Pfalz gekaufte reichsständische Grafschaft Löwenstein
1448 verlieh. 1494 wurde Ludwig in den Reichsgrafenstand erhoben. 1510 musste
als Folge des bayerischen Erbfolgekriegs die Lehnsherrschaft Württembergs
anerkannt werden. Ludwigs Enkel Ludwig III. erlangte durch Heirat einer Gräfin
von Stolberg die Grafschaft Wertheim mit den Herrschaften Rochefort, Montaigu
(Montaigne), Herbeumont (Herbemont), Chassepierre und Breuberg (alleinige
Inhaberschaft 1598) und nahm um 1600 den Namen Graf von L. an. 1604 wurde die
Grafschaft Virneburg erworben. 1607 gingen die wertheimischen Lehen von
Würzburg an das Hochstift verloren. Ludwigs III. Söhne gründeten 1611 die
Linien Löwenstein-Wertheim-Virneburg und Löwenstein-Wertheim-Rochefort, wobei
1648 der Kondominat der Stammgrafschaft Wertheim festgelegt wurde. Im 18.
Jahrhundert erwarb Löwenstein-Wertheim-Virneburg Anteile an der Grafschaft
Limpurg. (Löwenstein-Wertheim-Rochefort kaufte 1730 von Hatzfeld die
reichsritterschaftliche, zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
steuernde Herrschaft Rosenberg, mit der es noch 1805 zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken zählte.) Die ältere evangelische Linie (Grafen von
Löwenstein-Wertheim-Virneburg) erhielt 1803 als Entschädigung für den Verlust
der in der Eifel gelegenen Grafschaft Virneburg (1801) von Würzburg das Amt
Freudenberg, die Kartause Grünau, das Kloster Triefenstein und die Dörfer Mondfeld
(Montfeld), Rauenberg, Wessental und Trennfeld, nannte sich seitdem
Löwenstein-Wertheim-Freudenberg mit Residenz in Kreuzwertheim und wurde 1812
gefürstet. Die jüngere, seit 1621 katholische, 1711 in den Reichsfürstenstand
erhobene Linie (1713 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat) bekam für ihre
linksrheinischen Güter (Rochefort, Chassepierre, Herbeumont [Herbemont),
Agimont [Agimbat), Neufchâteau (Neufchateau) und Cugnon in den Ardennen,
Scharfeneck und Grafschaft Püttlingen) das Amt Rothenfels, von Mainz die Dörfer
Wörth und Trennfurt, von Würzburg die Ämter Rothenfels und Homburg sowie die
Abteien Bronnbach, Neustadt und Holzkirchen (Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).
Beide Linien wurden 1806 mediatisiert. Die noch vorhandenen Güter wurden erst
unter Bayern, dann die Großherzogtümer Würzburg und Frankfurt und schließlich
unter Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Die
Restitutionsbemühungen blieben erfolglos. Bestehende Vorrechte wurden 1848 und
1919 beseitigt.
L.: Stetten 39; Riedenauer 125; Kienitz, O., Die Löwenstein-Wertheimschen
Territorien und ihre Entwicklung, Jb. d. hist. Ver. Alt-Wertheim, 1919;
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II, 2 1955;Hutt, C., Maximilian
Carl Graf zu Löwenberg-Wertheim-Rosenberg und der fränkische Kreis, Diss. phil.
Würzburg 1969; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Gläser, S., Die
Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006 (mit Übersichtskarte).
Lübbenau (Herrschaft). 1301 erscheint erstmals
die Burg L. (Lubbenowe) an der Spree, die den
Herren von Ileburg (Eilenburg, Eulenburg) gehörte. Sie verkauften sie mit 7
Dörfern an die Langen. Im Spätmittelalter war die Stadt L. Mittelpunkt der
Herrschaft L. der Köckritz (1419-1456), Kalkreuth (Kalckreuth), Polenz,
Köckritz (1496-1503) und Schulenburg. 1621 kam sie an die Grafen zu Lynar. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 471; Fahlisch, J., Geschichte der Spreewaldstadt Lübbenau, 2. A.
1928; Lehmann, R., Die Herrschaften in der Niederlausitz, 1966.
Lübeck (Reichsstadt). Der Name L. (Liubice,
Schönort?) erscheint erstmals in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts für
eine am Unterlauf der Trave bei Bad Schwartau gelegene slawische Siedlung mit Burg und Handelsniederlassung. Nach ihrer Zerstörung
(1127/1138) wurde ihr Name 1143 auf eine 6 Kilometer traveaufwärts von Graf
Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) am Zusammenfluss von Trave und Wakenitz
angelegte deutsche Siedlung, die eine ältere slawische Siedlung Buku
fortsetzte, übertragen. Sie ging nach einem Brand (1157) 1158 an den an ihr
sehr interessierten Herzog Heinrich den Löwen über, der sie (1159) erneuerte
und um 1161/1163 mit besonderen, in einer wohl etwas verfälschten Fassung von
1226 überlieferten Rechten ausstattete. 1160 (1163?) wurde das Bistum
Oldenburg/Holstein nach L. verlegt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180)
fiel L. an Kaiser Friedrich I. Barbarossa und erhielt 1181 und in erweitertem
Umfang 1188 eine Bestätigung seiner Rechte. Durch Eroberung kam es von
1201/1202 bis 1225 an Dänemark. Durch Privileg vom 14. 6. 1226 wurde es
Reichsstadt (specialis civitas et locus imperii), erlangte aber niemals die
eigentliche Reichsstandschaft. Die welfische Burg
wurde geschleift. Infolge seiner verkehrsgünstigen Lage zwischen Nowgorod und
Brügge wurde es bald einer der wichtigsten Handelsplätze Europas (1350 18000
Einwohner, 1400 20000, 1502 25444). Im 14. Jahrhundert wurde L. Führerin der
1282 erstmals erwähnten Hanse. Sein besonderes Recht (1188 ius Lubicense, um
1225 lateinisch, um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet) wurde an mehr als
100 Städte zwischen Tondern und Narwa verliehen. 1329 erwarb es Travemünde,
1359 das Pfand an Mölln (bis 1683). 1420 wurden mit Sachsen-Lauenburg und
Hamburg Bergedorf und die Vierlande erobert. 1529 wurde die Reformation
eingeführt. In der Grafenfehde gegen Dänemark (1534-1536) verlor das seit 1512
zum niedersächsischen Reichskreis zählende L. seine führende Stellung, in die
Hamburg eintrat. Die schwere Schädigung des Handels im Dreißigjährigen Krieg
führte zu weiterem wirtschaftlichem Niedergang. Um 1800 war die Stadt 5
Quadratmeilen groß und hatte 45000 Einwohner. Durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 wurde L. als Reichsstadt
erhalten und für die Abtretung der von ihrem Hospital abhängenden Dörfer und
Weiler in Mecklenburg mit Gütern des Hochstifts entschädigt. Von 1811 bis 1813
gehörte L. zu Frankreich. 1815 wurde es als Freie und Hansestadt des Deutschen Bundes
anerkannt. Am 18. 4. 1848 erhielt diese eine neue, 1851 und 1875 revidierte
Verfassung. 1866 trat L. dem Norddeutschen Bund und 1868 dem Deutschen
Zollverein bei. 1918/1919 erfolgte der Übergang zum parlamentarischen System.
Am 1. 4. 1937 verlor L. durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit und ging an
Preußen (Schleswig-Holstein) über. 1946 kam es an Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 455f.; Zeumer 552ff. III a 3; Wallner 707 NiedersächsRK 20; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E2, III
38 (1789) D1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Bauer 1, 307; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, hg.
v. Verein für Lübeck. Geschichte, Bd. 1-11 1843ff.; Hoffmann, M., Geschichte
der freien und Hansestadt Lübeck, Bd. 1f. 1889ff.; Rörig, F., Der Markt von
Lübeck, 1922; Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hg. v. Endres, F.,
1926; Fink, G., Lübecks Stadtgebiet, FS Rörig, F., 1953; Brandt, A. v., Geist
und Politik in der lübeckischen Geschichte, 1954; Ebel, W., Lübecker
Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Schönherr, Lübeck - einst und jetzt, 1959;
Krabbenhöft, G., Verfassungsgeschichte der Hansestadt Lübeck, 1969; Raiser, E.,
Städtische Territorialpolitik im Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung
ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs, 1969; Ebel, W.,
Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im
mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980;
Ebel, W., Jurisprudencia Lubicensis. Bibliographie des lübischen Rechts, 1980;
Neue Forschungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, hg. v. Graßmann, A.,
1985; Hoffmann, E., Der Aufstieg Lübecks zum bedeutendsten Handelszentrum an
der Ostsee in der Zeit von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13.
Jahrhunderts, Zs. d. Vereins f. Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 66
(1986); Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien
und Hansestadt Lübeck und seine Folgen, 1986; Falk, A./Hammel, R.,
Archäologische und schriftliche Quellen zur spätmittelalterlich-neuzeitlichen
Geschichte der Hansestadt Lübeck, 1987; Prange, W., Der Landesteil Lübeck
1773-1937, (in) Geschichte des Landes Oldenburg, 1987; Friederici, A., Das
Lübecker Domkapitel im Mittelalter. 1160-1400, 1987; Lübeckische Geschichte,
hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 4. A. 2008; Hammel-Kiesow, R., Lübeck,
LexMA 5 1991, 2146; Die Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 263;
Demski, R., Adel und Lübeck, 1996; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck,
2002.
Ludowinger (Geschlecht) s. Thüringen, Hessen
L.: Petersohn, J., Die Ludowinger, Bll. f. dt. LG. 129 (1993), 1; Strickhausen,
G., Burgen der Ludowinger, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 149; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von
Verden bzw. des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort
Hliuni an der Ilmenau genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg
(um 950/951) entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen
Stadtrecht (1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269
erwuchs durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum
L., das seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien
Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das
Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes
Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim
und Verden aus (Burg Hallermunt 1282, Grafschaft
Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe
Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm. Im
Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses
Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf Grund des Versäumnisses, eine
Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg
durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt
L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg
auf dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der
Braunschweiger Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere
Haus L., dem das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard
zunächst Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor
1443 einen angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand
an das Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der
1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und
Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die
Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn
Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete
und 1635 das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als
neues Haus L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L.
(oder Celle [Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die
Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel
durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635
(Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie
des mittleren Hauses L. gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die
Fürstentümer L. und Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das
Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme
von Soldaten. Das 200 Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die
Städte L., Uelzen, Celle, Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und
Ramelsloh, die Klöster Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und
Walsrode, die landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an
der Luhe, Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg,
Lüchow, Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich,
Isenhagen, Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und Rethem (Rethen), die Großvogtei
Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome, Fahrenhorst und Wathlingen. Aus
dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover
hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es
als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg
des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. Die landesherrliche Verwaltung wurde
in Hannover verbunden, doch blieb Celle Sitz der lüneburgischen Landschaft und
erhielt 1711 das Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946
das preußische Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G., Geschichtlicher
Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der Stadt Lüneburg mit
ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte des
Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger
Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik der Stadt
Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964; Arnswaldt, C.
v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v. Aufgebauer,
P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lupfen (Herren, Grafen). Die 1065 erstmals
genannten Herren von L. hatten die Herrschaft um die Burg
L. bei Tuttlingen an der oberen Donau inne. 1251 erbten sie von den Grafen von
Küssaberg Stühlingen. Nach 1256 teilten sie sich in die Linien Lupfen-Lupfen
(bis 1439) und Lupfen-Stühlingen (bis 1582). Lupfen-Lupfen verkaufte 1437 die
Stammgüter um L. an Rudolf von Fridingen, der sie 1444 an Württemberg gab. 1404
erwarb die Linie Lupfen-Stühlingen die Herrschaft Hewen als Afterpfand
Habsburgs. 1582 starben die Grafen aus und vererbten ihre zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Güter (Stühlingen, Hewen) an die 1637 aussterbenden
Erbmarschälle von Pappenheim. Über diese fielen 1639 Landgrafschaft Stühlingen
und die Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. Nach der Mediatisierung
kam L. über Baden zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Wilhelm, L., Unsere Trossinger Heimat,
1927; Wais, R., Die Herren von Lupfen-Stühlingen bis 1384, 1961; Oka, H., Die
Erbschaftsteilung der Grafen von Lupfen, ZGO 144 (1996), 215.
Lure (Abtei, Residenz), Lüders,
Luthera, Lothera. Die
vielleicht 613 durch den von König Theuderich aus Luxeuil vertriebenen heiligen
Deicolus an einer Martinskapelle auf einem Hügel in den Wäldern nahe Luxeuils
errichtete Abtei L. bei Luxeuil gehörte 817 zu den von den Abgaben an das Reich
befreiten Abteien. 959 befahl Kaiser Otto I. die Zusammenlegung mit den Gütern
des Klosters Lavensberg (auch Kahlenberg bzw. Kallenberg bei Rasteig im Unterelsass)
und gewährte Unabhängigkeit gegenüber jedermann außer Kaiser und Papst. Stück
für Stück erwarben die Äbte weitere Rechte. 1232 wurde L. als Reichsfürstentum
bezeichnet. Innerhalb der Freigrafschaft Burgund
war das Herrschaftsgebiet ständig von den Grafen bedroht. Der Prälat war
Reichsfürst.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Locatelli, R., Sur les
chemins de la perfection, 1992; Moraw, P., TRE 11, 711; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 675, 1, 2, 347.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof die Lehnsgerichtsbarkeit
und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große förderte das Bistum
nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich. 925 kam L. zum
ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des Hochstifts der
weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden, mit den Ottonen
nahe verwandten Bischof Notker (972-1008) erwarb das Hochstift 985 die
Grafschaften Huy und (987) (Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde
später mit dem pagus Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der
Herrschaft Bouillon (1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der
Grafschaft Looz (1366) und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz
allmählich zum mächtigsten Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich
längs der Maas und der unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb
des Herzogtums Bouillon. 1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort)
und Kessel an Geldern. 1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14.
Jahrhundert wurde es Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser
Karl V. gab dem Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig eingeäschert worden war, das 1482 von
den Grafen von der Mark entrissene Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später
verlor das Bistum einen großen Teil der Diözese infolge der Reformation wie der
Neuerrichtung der Bistümer Mecheln, Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch
(Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang Frankreich die Abtretung Bouillons.
1795/1801 kam das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende
Hochstift mit 105 Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum
an die Niederlande, 1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Lützelstein (Grafschaft). Die um 1200 errichtete Burg L. nördlich von Zabern und südöstlich von
Saarwerden gehörte zunächst Graf Hugo, dem Sohn Hugos von Blieskastel und
Kunigundes von Kiburg bzw. Kyburg, musste aber 1223 dem Hochstift Straßburg zu
Lehen aufgetragen werden. 1447/1452 wurde die 1403 bereits zu einem Viertel
pfälzisch gewordene Grafschaft von den Pfalzgrafen eingezogen. In der Pfalz kam
die 1560 reformiert gewordene Grafschaft 1553 an Pfalz-Zweibrücken, 1566 an
Pfalz-Veldenz (Pfalz-Veldenz-Lützelstein), später an Pfalz-Birkenfeld. 1680
wurde sie als Lehen Straßburgs von Frankreich annektiert, blieb aber bis 1790
unter der Oberhoheit Frankreichs Gut Pfalz-Birkenfelds. 1801 kam sie an
Frankreich (frz. La Petite-Pierre).
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Gümbel, T.,
Geschichte des Fürstentums Pfalz-Veldenz, 1900.
Luxemburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum,
Residenz). Der nacheinander keltisch, römisch und fränkisch besiedelte Raum an
der Mosel kam 843 zum Reich Kaiser Lothars I. und 959 zum Herzogtum
(Ober-)Lothringen. 963 erwarb Graf Siegfried I. († 997/998) aus dem an der
Mittelmosel beheimateten Adelsgeschlecht der Herzöge von Lothringen (vielleicht
Vater der Kaiserin Kunigunde) von der Trierer Abtei Sankt Maximin die
Lucilinburhuc, nach der sich die Familie (1060/)1083 (Konrad I.) als Grafen von
L. (bis ins 19. Jahrhundert Lützelburg) benannte. 1019 spaltete dieses
Geschlecht die Linien Gleiberg (im 12. Jahrhundert erloschen) und Salm ab. 1136
erloschen die Grafen im Mannesstamm. Ihre Güter kamen an den verwandten Grafen
Heinrich von Namur († 1196). Luxemburg, La Roche, Durbuy und die Vogteien über
Echternach und Stablo fielen an seine spätgeborene Tochter Ermensinde, die 1214
Theobald von Bar und 1226 Walram III. von Limburg heiratete. Durch die Ehe
Ermensindes von Luxemburg gelangten Ort und Markgrafschaft Arlon (Arel) als
Mitgift an Luxemburg. Wenig später kam durch Heirat die Grafschaft Ligny hinzu.
1270 wurde Sankt Vith gekauft. Als im Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg
1288 Heinrich VI. bei Worringen fiel, ging Limburg an Brabant und mussten sich
die Grafen auf L. und Arlon beschränken. Gleichwohl wurde Heinrich VII. 1308
König und 1312 Kaiser. 1310 trat er die Grafschaft an seinen Sohn Johann den
Blinden ab, der gleichzeitig durch Heirat das Königreich Böhmen erwarb. Sein
Sohn, Karl IV., verpfändete sein Stammland 1349 an Trier, übertrug die
Grafschaft L. 1353 seinem Bruder Wenzel und erhob sie 1354 zum Herzogtum. 1355 vereinigte
Wenzel L. durch Heirat mit Brabant, Limburg und der Markgrafschaft Antwerpen,
erwarb 1364 durch Kauf die Grafschaft Chiny und löste die verpfändeten Gebiete
wieder ein. Nach seinem Tod 1388 wurden Brabant, Limburg und Antwerpen wieder
von L. getrennt. Als Herzog in L. folgte König Wenzel, der L. 1388 an seinen
Vetter Jobst von Mähren verpfändete, über den das Pfandrecht an Elisabeth von
Görlitz und Herzog Anton von Brabant und Limburg kam, die es aus Geldnot 1443
an Philipp von Burgund verkauften, wobei es als
Reichslehen im Reich verblieb. Die Familie der Grafen bzw. Herzöge von L. starb
1437 im Mannesstamm aus. Es folgte der mit König Sigmunds Tochter Elisabeth
verheiratete Habsburger Albrecht (V. bzw.) II., der 1437 König von Ungarn und
Böhmen und 1438 König des Heiligen Römischen Reichs wurde. 1477/1493 kam L.
über die Heirat Marias von Burgund mit
Maximilian von Habsburg mit Burgund an Habsburg
bzw. Österreich, 1555 an die spanischen Habsburger, blieb aber als Teil des
burgundischen Reichskreises beim Reich. 1659 fiel Südluxemburg von Diedenhofen
bis Montmédy an Frankreich, das 1684 auch das restliche Gebiet besetzte. Dieses
kam 1714 wieder an Österreich, 1795/1797 aber erneut an Frankreich. 1814 wurde
das Gebiet östlich von Mosel, Sauer und Our Preußen zugeteilt (Bitburg, Sankt
Vith). 1815 wurde L. Großherzogtum und Mitglied des Deutschen Bundes, blieb
jedoch bis 1890 als Entschädigung für den Verlust der nassauischen Erblande mit
dem Königreich der Niederlande in Personalunion verbunden und wurde trotz
seiner Souveränität wie eine niederländische Provinz regiert. Mit L. wurden
Teile des früheren Hochstifts Lüttich und 1821 das Herzogtum Bouillon
vereinigt. 1830/1839 wurde im Gefolge der belgischen Revolution, der sich L.
anschloss, der westliche größere (wallonische) Teil Luxemburgs mit Arel bzw.
Arlon an Belgien abgetreten, das östliche deutschsprachige Gebiet im Vertrag
von London als Großherzogtum wiederhergestellt. 1841 erhielt L. eine
landständische, am 9. 7. 1848 eine 1856 und 1868 revidierte demokratische
Verfassung. 1866 schied L., das von 1842 bis 1919 dem Deutschen Zollverein
angehörte, aus dem Deutschen Bund aus. 1867 wurde L. unter Zustimmung der
europäischen Mächte gänzlich unabhängiger Staat. 1890 starb die ottonische Linie
des Hauses Nassau-Oranien aus. Es folgte Großherzog Adolf aus der 1866 in
Nassau entthronten walramischen Linie Nassau-Weilburg, womit die Personalunion
mit den Niederlanden beendet war. 1912 erlosch auch die walramische Linie im
Mannesstamm, doch hatte ein Hausgesetz von 1907 bereits die weibliche Erbfolge
eröffnet (Großherzogin Maria Adelheid, Großherzogin Charlotte verheiratet mit
Prinz Felix von Bourbon-Parma). Seit 1918 verstärkte sich der Einfluss
Frankreichs zusehends.
L.: Wolff 56; Wallner 701 BurgRK1; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) F3, II 66 (1378) C/D 3/4, II 78 (1450) F3,
III 38 (1789) A/B3; Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Vekene, E. van der, Les Cartes géographiques du Duché de
Luxembourg, o. J.; Schötter, J., Geschichte des Luxemburger Landes, 1882ff.;
Hansen, J., Carte historique du Luxembourg, Paris 1930; Urkunden- und
Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur
burgundischen Zeit, hg. v. Wampach, C., Bd. 1-10 Luxemburg 1935ff.; Renn, H.,
Das erste Luxemburger Grafenhaus 963-1136, 1941; Weber, P., Geschichte des
Luxemburger Landes, 3. A. 1948; Schoos, J., Le développement politique et
territorial du pays de Luxembourg dans la premiére moitiè du 13e siècle, 1950;
Meyers, J., Geschichte Luxemburgs, Luxemburg 1952; Uhlirz, M., Die ersten
Grafen von Luxemburg, Deutsches Archiv 12 (1956); Gerlich, A., Habsburg -
Luxemburg - Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Weber, P.,
Histoire du Grand-Duché de Luxembourg, 1961; Goedert, J., La formation
territoriale du pays de Luxembourg, 1963; Atlas du Luxembourg, hg. v.
Nationalen Erziehungsministerium, 1971; Ternes, C., Das römische Luxemburg,
1974; Dostert, P., Luxemburg zwischen Selbstbehauptung und nationaler Selbstaufgabe,
1985; Festschrift Balduin von Luxemburg, 1985; Hamer, P., Überlegungen zu
einigen Aspekten der Geschichte Luxemburgs, 1986; Calmes, C., Die Geschichte
des Großherzogtums Luxemburg, 1989; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter,
Diss. phil. Trier 1990; Twellenkamp, M., Das Haus der Luxemburger, (in) Die
Salier, Bd. 1 1991, 475ff.; Margue, M., Luxemburg, LexMA 6 1992, 28; Pauly, M.,
Luxemburg im späten Mittelalter, 1992ff.; Reichert, W., Landesherrschaft
zwischen Reich und Frankreich, 1993; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption,
1999, 151; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Franz, N., Die Stadtgemeinde
Luxemburg, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 154, 839, 1, 2, 351; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 453, 2, 373; Weber-Krebs, F., Die Markgrafen von
Baden im Herzogtum Luxemburg (1487-1797), 2007.
Luxeuil (Reichsabtei, Residenz). L. am Westrand
der Vogesen wurde um 590 von dem Iren Columban nahe dem im 4. Jahrhundert oder
erst um 450 zerstörten römischen Luxovium gegründet. Vom 11. bis 16.
Jahrhundert war es Reichsabtei. Es hatte Güter im Rhonetal, in der Provence, im
Elsass, in der Champagne und in Ponthieu (im 10. Jahrhundert möglicherweise
15000 Hufen), die sich im 11. Jahrhundert verminderten. 1248 unterstellte es
sich dem Schutz des Herzogs von Lothringen, 1258 dem der Grafen von Champagne.
1534 wurde das Land der Abtei Burgund förmlich
einverleibt. 1790 wurde L. in Frankreich aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Prinz, F., Frühes Mönchtum
in Frankreich, 1965; Moyse, G., Luxeuil, LexMA 6 1992, 34; Cugnier, G.,
Histoire du monastère de Luxeuil, Bd. 1 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 677, 1, 2, 353;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 377.
Mägdeberg (Herrschaft). Der schon vorgeschichtlich
besiedelte M. bei Singen kam vermutlich als alemannisches Herzogsgut bzw.
fränkisches Königsgut im 8. Jahrhundert an Sankt Gallen und um 920 wohl durch
Tausch an die Abtei Reichenau. 1343 wurde die zugehörige Herrschaft an die
Reichenauer Ministerialen von Dettingen/Tettingen verpfändet und 1358 an die
habsburgischen Herzöge von Österreich verkauft. Das Pfand kam 1359 von den
Dettingen an Württemberg. 1481 musste Württemberg M. an Habsburg/Österreich
herausgeben. Von 1518 bis 1528 als Pfand, dann als Erblehen kam die Burg M. an die Herren von Reischach, 1622-1638 an
Johann Eggs, 1649-1656 an Hans Jakob von Buchenberg, 1657-1762 an die
Freiherren bzw. Grafen von Rost und 1774-1840 an die Grafen von Enzenberg
(Enzberg). M. gelangte über Baden 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 10; Dobler, E., Burg und
Herrschaft Mägdeberg, 1959.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach
einer Zerstörung am Beginn des 10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut
der Gemahlin Ottos des Großen erscheint, um 936 durch König Otto den Großen
erneuert (937 Königshof, 942 Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein
Domstift umgewandelte Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968
gründete er das ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof Abt Adalbert
von Weißenburg) als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich der Elbe, zu
dem die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen
(bis etwa 1000), Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der
Einrichtung des Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die
Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten beseitigt. Unter erzbischöflicher
Herrschaft blühte der Ort als wichtiger Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte
das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192)
wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der Pfalzgrafen von
Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes Recht
aufgezeichnet, das später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde, für
die M. meist auch die Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12. Jahrhundert
begann eine gewisse Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240 Rat, 1294
faktischer Erwerb des Schultheißenamtes, jedoch 1331 Huldigungspflicht), die
aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000 Einwohner zählenden Ortes
führte. Die Einführung der Reformation (1524) vertiefte den Gegensatz zwischen
Stadt und Erzbischof, der seine Residenz 1503 nach Halle (bis 1714) verlegt
hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt bei der Eroberung durch Tilly fast
vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf um das Erzstift, dessen Herrschaft
die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow (zwischen Elbe und Havel bis zum
Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von Halle umfasste, wurde 1635 die Überlassung
Magdeburgs an Prinz August von Sachsen erreicht, dann aber 1648 der Übergang
Magdeburgs an Brandenburg/Preußen bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten
Administrators 1680 gegen Sachsen (Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung
die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg
erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In Brandenburg war
das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen Reichskreis. 1807 kam
M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen) und 29 Städten zum
Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements. 1814 fiel es an
Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen Preußens und Sitz
des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7. 1945 gehörte M.,
das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen Truppen
eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der Bezirke der
Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land Sachsen-Anhalt
aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg – Burgstadt –
Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v.
Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova metropolis,
2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479, 1, 2, 355.
Maienfels (reichsritterschaftliche Burg). Auf der 1302 erstmals genannten Burg M. an der Brettach bei Heilbronn saß zunächst ein
Zweig der Herren von Neudeck. Nach deren Aussterben war M. Ganerbengut (1426
Weiler, Urach, Venningen, Sickingen, später auch Schott von Schottenstein,
Rauch von Winnenden, Gültlingen, Remchingen, Freyberg, Vellberg). Dieses wurde
1464 der Pfalz zu Lehen aufgetragen. 1505 gingen die Lehnsrechte weitgehend an
Württemberg über. Nach 1500 erwarben die Gemmingen zwei Ganerbenanteile der
Adelsheim und Vellberg. M. zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
1806 kam es an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. 1938
erwarben die Gemmingen von den Weiler den letzten fremden Ganerbenanteil am
Schloss.
L.: Wolff 512.
Maifeld (Gau) s. Meinefeld
L.: ;Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 13 Meinefeld
(Kesselheim, Andernach, Kaifenheim, Reil, Gillenfeld, Lay, Waldesch, Winningen,
Bisholder, Trimbs, Urmitz); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 649;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961; II, 16, 18, 23, 30, 32, 58,
61f., IV 22 Meinefeld, pagus Maginensis, Magicampus, Maifeld um Mayen; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 176 Mayen; Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Andernach, Plaidt, Fressenhof, Ochtendung,
Kottenheim, Urmitz, Kettig, Kesselheim, Rübenach, Güls, Retterath, Gillenfeld,
Polch, Rüber, Mertloch, Küttig, Münstermaifeld, Kaifenheim, Hambuch, Burgen, Pommern, Cond, Bruttig, Winningen, Gondorf,
Lehmen, Oberfell an der Mosel, Moselsürsch, Alken an der Mosel, Boppard, Ediger
an der Mosel, Merl, Briedel, Reil, Kröv).
Mainau (Deutschordenskommende, Kommende des
Deutschen Ordens). M. am Bodensee kam 724 aus konfisziertem alemannischem
Herzogsgut bzw. fränkischem Königsgut bzw. alemannischem Herzogsgut an die
Abtei Reichenau. Seit 1241 nannten sich Ministeriale nach M. Aus deren Erbe
überließ Arnold von Langenstein 1271 die Insel und das davor gelegene
Bodenseeufer unter Eintritt in den Deutschen Orden dem Deutschordenshaus
Sandegg im Thurgau. Von 1272 bis 1805 gehörte sie mit der um 1500 erworbenen
Herrschaft Blumenfeld im Hegau als Teil der Ballei Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund)
dem Deutschen Orden. Sie zählte zum schwäbischen Reichskreis. 1805 fiel sie an
Baden. Von Großherzog Friedrich II. kam das Eigentum an M. 1928 an seine
Schwester Königin Viktoria von Schweden und 1930 an deren Enkel Graf Lennart
Bernadotte.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34; Roth von Schreckenstein, K., Die Insel
Mainau, 1873; Babo, W. Frhr. v., Die Deutschordenskommende Mainau in den
letzten Jahrzehnten vor der Säkularisation und ihr Übergang an Baden, 1952;
Feger, O., Die Deutschordenskommende Mainau, 1958; Egg, E., Geschichte der
Insel Mainau, 1958; Das Urbar der Deutschordenskommende Mainau von 1394, bearb.
v. Diefenbacher, M., 1989.
Mainbernheim (Reichsdorf). Am 19. 4. 1172 nahm Kaiser
Friedrich I. Barbarossa das bisher freie, 889 erstmals erwähnte Dorf Bernheim
bei Kitzingen gegen Entrichtung von jährlich 25 Scheffel Weizen in den
Reichsschutz. Später wurde es an die Grafen von Castell verpfändet. König
Rudolf von Habsburg willigte am 9. 2. 1282 in die Verpfändung durch Graf
Heinrich von Castell an Bernhard Kilotho ein, weitere Verpfändungen folgten.
1525 kam es an die Burggrafen von Nürnberg bzw.
Markgrafen von Ansbach. 1628 wurde aus der Pfandschaft Böhmens ein Lehen. Seit
dem 16. Jahrhundert wurde der Name M. üblich. Mit Ansbach kam der Ort über
Preußen (1791) 1805 an Bayern.
L.: Dacheröden 255; Wolff 108; Hugo 458.
Malberg (Herren). Nach der Burg M. bei Bitburg nannten sich seit 1008 bezeugte, um 1280 ausgestorbene Herren von M.
Manderscheid-Gerolstein (Grafen). Die Burg
Gerhardstein in der Eifel fiel mit der zugehörigen Herrschaft 1469 an die
Grafen von Manderscheid und 1488 die Linie Manderscheid-Blankenheim. Seit 1524
war Gerolstein eine selbständige Nebenlinie (bis 1697). Sie gehörte nach der
Reichsmatrikel von 1776 zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794
wurde Gerolstein von Frankreich besetzt. 1815 kam es an Preußen und 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Gumpelzhaimer 160; Dohm, B., Gerolstein in der Eifel, 2. A. 1965.
Mannheim (Stadt). M. erscheint erstmals 776
(Mannenheim) in der Überlieferung Lorschs. Mit der Burg
Rheinhausen an der Einmündung des Neckars in den Rhein kam es im
Hochmittelalter von den Herren von Husen (Hausen) an Markward von Annweiler.
1250 zogen die Pfalzgrafen bei Rhein alle Rechte an sich. 1606 gründete
Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz die Festung Friedrichsburg und schloss
daran eine rational geplante neue handelsstädtische Siedlung M. an. 1720
verlegte Kurfürst Karl Philipp die Residenz von Heidelberg nach M., wo sie bis
zum dem Erbanfall Bayerns folgenden Wechsel nach München (1778) verblieb.
1802/1803 kam M. an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 90; Feder, H. v., Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1ff. 1875ff.;
Pleve, E., Zur Entwicklungsgeschichte der Stadt Mannheim, 1955; Mannheim im Kaiserreich,
hg. v. Lindemann, A., 2. A. 1988; Geschichte der Stadt Mannheim, Bd. 1
1607-1801, hg. v. Nieß, U. u. a., 2007; Kreutz, W. u. a., Kleine Geschichte der
Stadt Mannheim, 2008.
Mansfeld (Grafen, Grafschaft). Um 1060 (1063)
werden Grafen sichtbar, die sich bald nach der etwa 1075 erbauten, 1229
genannten Burg M. an der Wipper am Ostrand des
Harzes nannten und (als Nachfolger der Wettiner?) zwischen Wipper, Saale und
Unstrut (Hassegau bzw. Hosgau) in Eisleben, Hettstedt, Querfurt sowie
Sangerhausen begütert waren. Das Geschlecht verlor nach einer Niederlage 1115
erheblich an Bedeutung und erlosch 1229 im Mannesstamm. Die Grafschaft kam
durch weibliche Erbfolge an die Herren (Burggrafen)
von Querfurt, die sich seit 1262/1264 Grafen von M. nannten, die Güter
erheblich vermehrten (u. a. Kupferbergbau) und 1432 in der Reichsmatrikel
erschienen. Infolge starker Verschuldung wie mehrfacher Teilung seit
1420/1475/1501 (1475 Mansfeld-Vorderort, Mansfeld-Hinterort, hiervon
Mansfeld-Mittelort [bis 1567]) ging die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
zwischen Selke, Saale und unterer Helme im 15. Jahrhundert verloren. Die
Grafschaft wurde 1484 hinsichtlich des kaiserlichen Bergregals Lehen Sachsens
(Kursachsens) (und hinsichtlich andere Güter Lehen der Bischöfe von Halberstadt
und Magdeburg). 1570/1573 kam M. schuldenhalber unter die Verwaltung Sachsens
und Magdeburgs (bzw. 1680 Brandenburgs bzw. Preußens [1716 aufgehoben]). Als
die letzte der auf Grund der seit 1420/1475 erfolgten Teilungen entstandenen
Linien, die 1600 in den Reichsfürstenstand erhobene, katholische, 1502 von
Mansfeld-Vorderort abgespaltete und seit 1710 allein bestehende Linie
Mansfeld-Bornstedt 1738/1780 erlosch, wurde die 20 Quadratmeilen große, dem
obersächsischen Reichskreis angehörige Grafschaft zwischen Preußen (zwei
Fünftel) und Sachsen (drei Fünftel) geteilt. Der preußische Anteil der
Grafschaft enthielt den Kreis M. mit den Städten M. und Leimbach und den Ämtern
Klostermansfeld (Kloster M.), Unteramt Friedeburg (Unterfriedeburg), Gerbstedt
(Gerbstädt), Großörner, Neu Asseburg (Neuasseburg), Hedersleben, Leimbach,
Helmsdorf, Burgörner, Polleben und Helbra, und
den Kreis Schraplau mit den Ämtern Friedeburg, Helfta, Holzzelle, Schraplau,
Bennstedt (Benstedt), Seeburg und Erdeborn. Der sächsische Anteil umfasste die
Städte Eisleben und Hettstedt und die Ämter Eisleben, Wimmelburg, Bornstedt,
Arnstein-Endorf, Walbeck, Oberwiederstedt, Rammelburg, Leiningen-Morungen,
Artern und Voigtstedt (Bockstedt). Die von der Linie Bornstedt zwischenzeitlich
erworbenen böhmischen Allodialgüter, deretwegen sie als Fürsten von Fondi 1600
den Reichsgrafenstand erlangt hatten, und der Name gingen über die Erbtochter
Maria Isabella an das österreichische Haus Colloredo (Colloredo-Mansfeld). Der
preußische Anteil gehörte von 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen, kam dann
aber wieder an Preußen zurück. Der sächsische Anteil fiel 1815 ebenfalls an
Preußen und wurde der Provinz Sachsen eingegliedert. 1945 kam M. an die
sowjetische Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 413f.; Wallner 710 ObersächsRK 13 a, b; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die
Territorien des Reichs 6, 78; Krumhaar, K., Die Grafen von Mansfeld und ihre
Besitzungen, 1872; Leers, R., Geschichtskunde der Grafen von Mansfeld,
Mansfelder Bll. 21 (1907); Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine
Geschichte, 1914; Hempel, E., Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich,
1917; Schmidt, K., Die Grundlagen der Entwicklung des Territoriums der
Grafschaft Mansfeld, 1923, Mansfelder Blätter 36/37 (1930); Brandenburg, E.,
Die Ahnen Augusts des Starken, 1937; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
2. A. 1980, 114ff.; Mansfelder Land. Ergebnisse der heimatkundlichen
Bestandsaufnahme, bearb. v. Neuß, E./Zühlke, D., 1982; Blaschke, K., Mansfeld,
LexMA 6 1992, 201; Vötsch, J., Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit (in)
Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Rogge, J. u. a., 2003.
Marburg (Burg,
Residenz des Landgrafen von Hessen). An einem wichtigen Übergang über die Lahn
entstand wohl schon im 10. Jahrhundert eine Burg.
Sie fiel an die 1122 die Grafschaft Hessen erbenden Ludowinger (1131 Landgrafen
von Thüringen). Urkundlich erscheint diese nach dem nahen Grenzbach (Markbach)
benannte Burg 1138/1139. 1228/1231 wirkte hier
die Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Wenig später wurde M.
Verwaltungsmittelpunkt des Landes an der Lahn. 1527 gründete Landgraf Philipp
der Großmütige in M., die erste lutherische (protestantische) Universität. 1567
wurde M. Sitz der Linie Hessen-Marburg, deren Güter aber bereits 1604 zwischen
Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt aufgeteilt wurden. Mit Hessen-Kassel fiel
das reformiert gewordene M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. S.
Hessen-Marburg.
L.: Küch, F., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Bd. 1f. 1918ff.;
Kürschner, W., Geschichte der Stadt Marburg, 1934; Marburger Geschichte, hg. v.
Dettmering, E./Grenz, R., 2. A. 1982; Verscharen, F., Gesellschaft und
Verfassung der Stadt Marburg beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, 1985;
Großmann, G., Marburg an der Lahn, 1987; Schwind, F., Marburg, LexMA 6 1992,
218; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 359; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 387; Stösser,
A., Marburg im ausgehenden Mittelalter, 2011.
Margrethausen, Margaretenhausen (Kloster). 1338
entstand neben einer älteren Siedlung und nach einer Vorgängerin eine Klause in
M. zwischen Balingen und Ebingen. Das Gebiet dieses späteren
Franziskanerinnenklosters bestand am Ende des 18. Jahrhunderts aus den beiden
Meiereihöfen Oberwannental (Oberwannenthal) und Unterwannental
(Unterwannenthal) und einzelnen Rechten und Gütern zu M., Bitz, Bronnhaupten, Burgfelden, Ebingen, Messstetten, Ägelkofen
(Aeggelkofen) bei Oberdigisheim, Pfeffingen, Tailfingen, Truchtelfingen und
Zillhausen. 1803 fiel es an Württemberg. 1805 kam auch das ritterschaftliche
Dorf an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902.
Mariaburghausen, Kloster, Burghausen,
Kloster Sankt Maria. Um 1800 zählte das Kloster M. wegen Teilen Volkershausens
zum Kanton Rhön-Werra und außerdem zum Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken.
L.: Riedenauer 129; Winkelmann-Holzapfel 144.
Mark (Grafschaft, Grafen). Um 1160 (1161?)
spaltete sich von den Grafen von Berg eine mit deren Allodialgut im westlichen
Sauerland an der mittleren Ruhr (einschließlich Hamm) ausgestattete Linie ab,
die sich nach der Burg Altena an der Lenne
Grafen von Altena nannte. Seit 1202 wurde zur Unterscheidung von der um 1175
abgespalteten Linie Isenberg-Limburg die 1198 erworbene Burg M. bei Hamm namengebend. Diese Grafen von der M. schufen aus
verschiedenartigen Bestandteilen (Vogtei über Essen [1288] und Werden, 1243
Königshof Unna) und in Auseinandersetzung vor allem mit dem Erzstift Köln (1288
Schlacht von Worringen) ein geschlossenes Herrschaftsgebiet von Lippe und
Emscher bis zum Ebbegebirge und Rothaargebirge (1318 Herrschaft Ardey), wobei
sich das 1226/1227 gegründete Hamm allmählich zum Vorort entwickelte (bis
1809). 1368 misslang der Erwerb der Grafschaft Arnsberg. 1392 kam es zur durch
Heirat Adolfs III., der deswegen 1364 das Amt des Kölner Erzbischofs aufgab,
ermöglichten Vereinigung mit der Grafschaft Kleve am Niederrhein. 1444 schloss
sich in der Soester Fehde Soest mit der Soester Börde der Grafschaft an.
Andererseits verlor die Grafschaft die Herrschaft Bilstein und Fredeburg an
Köln. Seit 1461 wurden M. und Kleve gemeinsam verwaltet. 1511 wurden sie durch
Heirat in Personalunion mit Jülich, Berg und Ravensberg verbunden. Im nach
Aussterben der Grafen 1609 ausbrechenden jülich-klevischen Erbfolgestreit
(1609-1614) wurden diese Länder wieder getrennt, wobei Kleve und M. (mit 50
Quadratmeilen und den Kreisen Hamm, Altena, Hörde und Wetter sowie der Stadt
Soest, der Reichsgrafschaft Limburg und der Hälfte von Lippstadt) an Brandenburg
fielen. Brandenburg überließ 1630 die 1614 erlangte Herrschaft Gimborn-Neustadt
den Grafen von Schwarzenberg. Seit 1705 beantragte Preußen wegen M. die
Aufnahme in das westfälische Reichsgrafenkollegium. 1807 wurde die Grafschaft
M. mit rund 100000 Einwohnern und einer seit 1750 stark geförderten Industrie
an Frankreich abgegeben und 1808 dem Großherzogtum Berg zugeschlagen, 1813 aber
wieder von Preußen besetzt. 1815 bezog Preußen M. in die Provinz Westfalen ein.
1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen. Den Titel Grafen von der Mark
erhielten zwei Nachkommen Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin von
Lichtenau.
L.: Wolff 318f.; Zeumer 554 II b 63, 28, 31; Wallner 701 WestfälRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C3, III
38 (1789) B2; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Drachenhausen, A. Frhr., Stammtafeln der Grafen von
der Mark, 1908; Die Grafschaft Mark. Festschrift, hg. v. Meister, A., Bd. 1f.
1909; Rothert, H., Kirchengeschichte der Grafschaft Mark, 1913; Frisch, M., Die
Grafschaft Mark. Der Aufbau und die innere Gliederung, 1937; Zeittafel der
Grafschaft Mark, 1948; Vahrenhold-Huland, U., Grundlagen und Entstehung des
Territoriums der Grafschaft Mark, 1968; Stoob, H., Westfälische Beiträge zum
Verhältnis von Landesherrschaft und Städtewesen, Westfäl. Forsch. 21 (1969), 6;
Reimann, N., Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner
Kirchenprovinz (1313-1368), 1973; Schleidgen, W., Kleve-Mark. Urkunden
1223-1368, 1983; Timm, W., Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486, 1986; Der Tag
bei Worringen, hg. v. Janssen, W./Stehkämper, H., 1988, 407ff.; Kupper, J.,
Mark, LexMA 6 1992, 297; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Ribhegge, W., Die Grafen von der
Mark, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 160, 820 (Kleve und Mark); Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 1, 431; Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft
Mark im Mittelalter, hg. v. Pätzold, S., 2009.
Markgröningen (Herrschaft, Reichsstadt). 779 wird M.
(Gröningen) an der Glems bei Ludwigsburg erstmals erwähnt. Die Burg und Stadt M. wurden um 1240 von Kaiser Friedrich
II. auf seit 1189 staufischem Boden gegründet. Die Reichsstadt (13. Jh.) kam
1336 als Reichslehen endgültig an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Roemer, H., Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte, Bd.
1f. 1930ff.; Roemer, H., Führer durch Markgröningen, 1949; Roemer, H., Die
Anfänge der Stadt Markgröningen, (in) Schwäb. Heimat 1 (1950); Markgröningen in
alten Bildern, hg. v. Sieb, E., 1988.
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 13 (Tucheim bzw. Großtuchheim, Brietzke, Möser, Nedlitz, Pöthen, Lübs, Diederitz, Möckern, Dretzel, Neblitz, Büden, Nitzahme, Werbirg, Lietzow, Trippehna, Ziepel, Tröbnitz, Grebs, Krüssau, Loburg), s. a. Morazani; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 34, 135 Moraciani (Biederitz, Brietzke, Büden, Burg, Dretzel, Gommern, Grabow, Leitzkau, Loburg, Lübs bzw. Großlübs, Lüttgenziatz, Möckern, Möser, Nedlitz, Pechau, Pothen bzw. Pöthen, Schartau, Tryppehna bzw. Trippehna, Tucheim, Wörmlitz, Ziepel); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 50, III 25, Morazani, s. a. Moresceni.
Marstetten (Herrschaft), Mauerstetten. M. bei
Wangen erscheint um 1100 (Marstetin). Die Burg
und engere Herrschaft M. waren seit dem 14. Jahrhundert (1351) in den Händen
der Herren von Königsegg. 1566 kam die zum schwäbischen Reichskreis zählende
Herrschaft an die Truchsessen von Waldburg, 1601 an die Linie Zeil und 1675 an
die Linie Zeil-Wurzach. Um 1800 umfasste sie mit der Herrschaft Wurzach ein
Gebiet von 5,5 Quadratmeilen und 10000 Einwohnern. 1806 fiel sie an Bayern,
1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45, 199; Wallner 686 SchwäbRK 26 b; Der Kreis Wangen, 1962.
Martinstein (Ganerbschaft). In M. an der Nahe
errichtete das Erzstift Mainz 1340 eine Burg,
die mehrfach an Ritter verpfändet und verliehen wurde. 1716 kauften die
Markgrafen von Baden die zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein
zählende Herrschaft. 1815 kam M. an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516; Lunkenheimer-Salden, E., Besitzungen des Erzstiftes Mainz im
Naheraum, Diss. phil. Mainz 1949; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 33.
Mattersdorf (Grafen). 1202 erscheint Martinsdorf im Burgenland. Es wurde später M. genannt (1924
Mattersburg). Es war Sitz der Grafen von M., die 1291 ihre Burg schleifen mussten und darauf Forchtenstein
erbauten.
L.: Pados, D., Studien zur Ortsgeschichte von Mattersburg, Diss. phil. Wien
1962.
Mattsee (Herrschaft). Wahrscheinlich stiftete Herzog
Tassilo III. von Bayern 777 das 783/784 erstmals belegte Kloster, das 817
königliche Abtei war und 907 zusammen mit Altötting dem Hochstift Passau
übertragen wurde. 1390/1398 verkauften die Bischöfe von Passau die schon
mehrfach verpfändete, von der Burg M. aus
verwaltete Herrschaft M. mit Straßwalchen an das Erzstift Salzburg, das 1803 an
Toskana und 1805 an Österreich kam.
L.: Wolff 133; Erben, W., Quellen zur Geschichte des Stiftes und der Herrschaft
Mattsee, 1896; 1200 Jahre Stift Mattsee, Festschrift, 1977.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit
der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich und nach dem
Aussterben der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof von Lüttich
ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an Flandern und von
dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von
Cambrai verselbständigtes Bistum errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte
die Herrschaft M. zum burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J.,
Geschiedenis van Mechelen, 2. A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke,
R., 1938f.; Aerts, J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De
Geschiedenis van Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van,
Mecheln, LexMA 6 1992, 436.
Mecklenburg (Fürsten, Herzogtum, Land, Landesteil).
Das schon in der Mittelsteinzeit besiedelte, naturräumlich nicht stark
ausgegrenzte Gebiet zwischen Pommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein war
bis etwa 500 n. Chr. von Germanen (Langobarden, Sachsen, Semnonen, Angeln)
bewohnt. Um 600 besiedelten die slawischen Abodriten und Liutizen, Kessiner und
Zirzipanen das freigewordene Land. Ihre unter König Karl dem Großen (789ff.)
und König Heinrich I. (928-934) hergestellte Abhängigkeit vom fränkischen bzw.
deutschen Reich war jeweils nur von kürzerer Dauer. Das um 1060 auf der 995
erstmals erwähnten Burg M. (Michelenburg) bei
Wismar, die im 10./11. Jahrhundert Hauptfürstensitz der abodritischen Wenden
war, gegründete Bistum M. ging im Slawenaufstand von 1066 unter. Erst unter
Herzog Heinrich dem Löwen gelang die dauerhafte Eingliederung. Dabei geriet
seit 1142 der Westen in die Hand der Grafen von Ratzeburg und Dannenberg. 1154
wurde das Bistum Ratzeburg, nach 1160 das Bistum Schwerin gegründet. Heinrich
der Löwe besiegte 1160 den im Osten herrschenden abodritischen Fürsten Niklot
aus dem Haus der Nakoniden, das die Abodriten im 11./12. Jahrhundert geeint
hatte. 1167 gab er aber das Gebiet mit Ausnahme der neugeschaffenen Grafschaft
Schwerin (Länder Wittenburg, Boizenburg) an Niklots Sohn Pribislaw, den Gründer
der bis 1918 regierenden Dynastie, als Lehen Sachsens zurück. Bald nach
Heinrichs des Löwen Sturz (1180) kam das Gebiet bis 1227 unter die
Oberherrschaft Dänemarks, unter der das Land Gadebusch (Gadelsbusch) aus der
Grafschaft Ratzeburg M. zugeschlagen wurde (1203). 1256 wurde M. als
Fürstensitz von Wismar abgelöst, doch wurde der Ortsname Landesname. 1229/1238
teilten die vier Urenkel Pribislaws M. in die vier Linien
Mecklenburg(-Schwerin, das Land um die Wismarbucht und den Schweriner See),
Werle (mit Güstrow, Land Wenden), Rostock und Parchim (Parchim-Richenberg), die
sich ihrerseits weiter verzweigten. Die Fürstentümer Parchim (1256), Rostock
(1314/1323) und Werle (1436) fielen bei ihrem Erlöschen an M. zurück, das
außerdem 1298/1300 durch Heirat Stargard als Lehen Brandenburgs (mit Lychen und
Wesenberg), 1320 Grabow, 1350 Stadt und Land Fürstenberg, zwischen 1343 und
1358 Schwerin (Verdrängung der Grafen von Schwerin nach Tecklenburg) und 1372
von den Herzögen von Sachsen Stadt und Land Dömitz erlangte, 1347 nach Ablösung
der Lehnshoheit Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs Reichsunmittelbarkeit
erwarb und am 8.7.1348 von König Karl IV. zum Herzogtum (Reichslehen) erhoben
wurde. Als 1471 die 1352 von Mecklenburg-Schwerin erneut abgezweigte Linie
Stargard ausstarb, lag die Herrschaft über ganz M., das später zum
niedersächsischen Reichskreis zählte, bei der Hauptlinie Mecklenburg-Schwerin,
die 1442 den Markgrafen von Brandenburg Erbhuldigung leistete und Erbanwartschaft
zugestehen musste. Neue Teilungen (nach der schon 1534 erfolgten tatsächlichen
Trennung einer 1503/1520 vereinbarten Samtherrschaft) von 1555 (bis 1610) und
1621 führten zur Bildung der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin im Westen und
Mecklenburg-Güstrow im Osten, doch blieben die Landstände, die Stadt Rostock
und die 1419 gegründete Universität Rostock, das Hofgericht und - nach
Einführung der Reformation - das Konsistorium gemeinsam. 1610 fiel
Mecklenburg-Schwerin an Mecklenburg-Güstrow. Nach der erneuten Teilung (1621)
verloren die Herzöge 1628/1629-1631 ihre Länder über das Reich an Wallenstein,
1648 Wismar, Poel und Neukloster an Schweden (bis 1803/1903), erhielten aber
andererseits die säkularisierten Hochstifte Schwerin und Ratzeburg und die
Komtureien Mirow (Mecklenburg-Schwerin) und Nemerow (Mecklenburg-Güstrow). Nach
dem Erlöschen der Güstrower Linie (1695) bildeten sich am 8. 3. 1701 die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, das im Wesentlichen aus dem
Fürstentum Ratzeburg (ohne Stadt Ratzeburg [ausgenommen die Dominsel]), der
Herrschaft Stargard und den Komtureien Mirow und Nemerow bestand, wobei
Landstände, Landtage und Gerichte gemeinsam blieben. 1755 schloss der Herzog
von Mecklenburg-Schwerin mit den Ständen einen landesgrundgesetzlichen
Vergleich. 1808 traten beide Herzöge dem Rheinbund bei und wurden 1815 zu
Großherzögen erhoben. Mecklenburg-Strelitz erhielt außerdem noch ein Gebiet
(drei Kreise) in der Eifel mit etwa 10000 Einwohnern, das es 1819 an Preußen
verkaufte. Eine am 3. 8. 1849 eingeführte liberale Verfassung wurde auf
Einspruch Mecklenburg-Strelitzs und der Ritterschaft 1850 aufgehoben.
1866/18677 traten beide Großherzogtümer auf preußischen Druck dem Norddeutschen
Bund und 1868 dem Deutschen Zollverein bei. Der Großherzog von
Mecklenburg-Strelitz beging am 29. 2. 1918 Selbstmord, der Großherzog von
Mecklenburg-Schwerin dankte am 14. 11. 1918 für beide Länder ab. Durch die
Verfassung vom 17. 5. 1920 wurde der Freistaat Mecklenburg-Schwerin, durch das
Landesgrundgesetz vom 29. 1. 1919/24. 5. 1923 Mecklenburg-Strelitz
parlamentarisch-demokratische Republik. Zum 1. 1. 1934 wurden beide Länder
durch Gesetz zum Land M. mit Regierungssitz in Schwerin vereinigt. 1937
erfolgte ein Gebietsaustausch, in dem die ratzeburgisch-mecklenburgischen
Enklaven Breitenfelde, Mannhagen und Althorst zu Preußen und die bis dahin
lübeckische Gegend um Schattin zu M. gelangten. 1945 kam M., um Vorpommern
westlich der Oder (mit Rügen, aber ohne Stettin) vergrößert, jedoch um ein der
Stadt Ratzeburg nach Osten hin vorgelagertes Gebiet um Ziethen, Bäk und Mechow
(britische Besatzungszone) verkleinert, zur sowjetischen Besatzungszone (22938
Quadratkilometer, 2,109 Millionen Einwohner). Es erhielt am 16. 1. 1947 eine
neue Verfassung. 1949 wurde M. ein Land der Deutschen Demokratischen Republik.
Durch Gesetz vom 23. 7. 1952 wurde das Land aufgelöst (str.) und zusammen mit
Teilen Brandenburgs (Uckermark, Westprignitz) auf die Bezirke Schwerin, Rostock
und Neubrandenburg aufgeteilt, zum 3.10.1990 aber als Mecklenburg-Vorpommern
wiederhergestellt (Hauptstadt Schwerin), wobei 8 Gemeinden des Amtes Neuhaus
1990 den Landkreis Hagenow verließen, um sich in Niedersachsen eingliedern zu
lassen.
L.: Wolff 441; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Die Territorien des Reichs 2, 166;
Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Strecker, W./Cordshagen, C.,
Mecklenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Böhlau, H.,
Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Büsing, O., Staatsrecht der
Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1884; Buchka, G.
v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz, 1905; Sachsse, H., Die landständische Verfassung
Mecklenburgs, 1907; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, Bd. 1f. 1909ff.;
Vitense, O., Geschichte von Mecklenburg, 1920; Krause, H., System der
landständischen Verfassung Mecklenburgs in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts, 1927; Endler, E., Geschichte von Mecklenburg-Strelitz 1701-1933,
1935; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs, Bd. 1ff. 1935ff.; Engel,
F./Schmidt, R., Historischer Atlas von Mecklenburg, 1935ff.; Heeß, W.,
Geschichtliche Bibliographie von Mecklenburg, Bd. 1ff. 1944; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Hofer, E., Die Beziehungen Mecklenburgs zu Kaiser und Reich (1620-1683),
1956; Steinmann, P., Bauer und Ritter in Mecklenburg, 1960; Hamann, M., Das
staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte.
Von den Anfängen bis zur Landständischen Union von 1523, 1968; Pagel, K.,
Mecklenburg. Biographie eines deutschen Landes, 1969; Geschichte der
Universität Rostock 1419-1969, hg. v. Heitz, G., Bd. 1f. 1969; Wieden, H. bei
der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XIII
(Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum im
kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis
13. Jahrhundert, 1979; Beiträge zur pommerischen und mecklenburgischen
Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1981; Wieden, H. bei der, Mecklenburg, LexMA 6
1992, 439; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und
Vorpommern, 1995; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 12
Mecklenburg-Vorpommern, 1995; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 166, 844; Die früh- und hochmittelalterliche
Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v.
Foster, E. u. a., 2007; .Buddrus, M. u. a., Landesregierungen und Minister in
Mecklenburg 1871-1952, 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder
im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 153ff.
Meinefeld (Gau zwischen Rhein und Mosel um Mayen,
Meiniueld, Meinifelt, Meinefelt, Moeniuelt, Meinefeld, Meinuelt, Maifeld,)
L.: ;Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 13 Meinefeld
(Kesselheim, Andernach, Kaifenheim, Reil, Gillenfeld, Lay, Waldesch, Winningen,
Bisholder, Trimbs, Urmitz); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 649;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961; II, 16, 18, 23, 30, 32, 58,
61f., IV 22 Meinefeld, pagus Maginensis, Magicampus, Maifeld um Mayen; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 176 Mayen; Bauer, T., Die
mittelalterlichen Gaue, 2000 (Andernach, Plaidt, Fressenhof, Ochtendung,
Kottenheim, Urmitz, Kettig, Kesselheim, Rübenach, Güls, Retterath, Gillenfeld,
Polch, Rüber, Mertloch, Küttig, Münstermaifeld, Kaifenheim, Hambuch, Burgen, Pommern, Cond, Bruttig, Winningen, Gondorf,
Lehmen, Oberfell an der Mosel, Moselsürsch, Alken an der Mosel, Boppard, Ediger
an der Mosel, Merl, Briedel, Reil, Kröv).
Meißen (Burggrafschaft).
Die 929 von König Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im
eroberten Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni
auf einem Hügel über der Elbe war seit 968 Sitz der Bischöfe von M. und eines
Markgrafen, seit 1046 der Markgrafen von M. und seit 1086 der Burggrafen von M. Das Amt des königlichen Burggrafen, der in einem weiteren Gebiet auch
richterliche Aufgaben hatte, wurde im 13. Jahrhundert unter den Meinheringern
erblich. Diese vermochten es nicht, aus den weit verstreuten Gütern ein
geschlossenes Herrschaftsgebiet zu bilden. Nach langem Streit mussten sie die Burggrafschaft von den Markgrafen von M. zu Lehen
nehmen. Nach ihrem Aussterben (1426) kam die Burggrafschaft
1426 an die Vögte von Plauen, 1439 an das Haus Wettin.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Das Burggrafenthum
Meißen, 1842; Riehme, E., Markgraf, Burggraf und
Hochstift Meißen, Diss. phil. Leipzig 1907; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 216; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 562.
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I.
968 von Papst Johannes XIII. gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster
Bischof Burkhard) zwischen Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde
und mittlerer Spree, das dem gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg
unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen
(1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber
trotz der äußerlich weiter bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in
Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa
1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen, seit etwa 1500 meist in Wurzen
auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar unterstellt und nach der 1539
erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben. Das Hochstift kam (zur
Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die Stiftslande dem
Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das Bistum M. als
exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen fiel das
Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der
Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach, R./Seifert,
S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A., Das
Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs
1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478;
Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA
88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen
und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Meißen (Markgrafschaft). Die 929 von Heinrich
I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten Mittelelbegebiet an der
Einmündung der Triebisch in die Elbe oberhalb des Meisabaches angelegte Burg Misni wurde 968 Sitz eines Markgrafen, 1046 Sitz
der Markgrafen von M. Die 1046 erstmals so genannte Mark M. (marchia Misnensis)
geht auf eine deutsche, nach dem Tod Markgraf Geros (965) abgespaltete
Markgrafschaft zurück, als deren erster Inhaber 968 Wigbert erscheint. Sie
hatte wechselnden Umfang (982 Markgrafschaft Merseburg, Zeitz und M.) und
unterstand Markgrafen aus den Häusern der Ekkehardiner (Ekkehardinger)
(985-1046), Weimar-Orlamünde (1046-1067), der Brunonen (1067-1088) und seit
1089/1125 zusammen mit M. der Eilenburger (Heinrich I. von Eilenburg) bzw.
Wettiner, die ursprünglich als Grafen im Schwabengau und Hosgau saßen und deren
Stammarkgrafschaft Wettin mit der gleichnamigen Burg
an der Saale lag. Sie gewannen bis 1156 Eilenburg (Eulenburg, Eilenberg) und
Camburg, die Mark Niederlausitz (sächsische Ostmark), das Land Bautzen, die
Gegend um Dresden, die Grafschaften Rochlitz und Groitzsch sowie die
Kirchvogteien über das Hochstift Naumburg (Naumburg/Zeitz) und die Klöster
Pegau, Chemnitz und Bosau. Der 1195 unternommene Versuch des Kaisers die Mark
als erledigtes Reichslehen einzuziehen scheiterte. Markgraf Heinrich III.
erwarb die Landgrafschaft Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen
(1247/1274), sein Sohn das Reichsland Pleißen (Pleißenland) mit Altenburg,
Chemnitz und Zwickau. Bei seinem Tode kam es zu Landesteilungen und
Familienzwisten, welche die Bedeutung der Markgrafschaft erheblich minderten.
1300 zog König Adolf von Nassau das Land als erledigtes Lehen ein, doch konnte
Markgraf Friedrich I. 1307 M. wie Thüringen zurückgewinnen. Unter den
Nachfolgern gelangen Erwerbungen im Reichsland Pleißen (Pleißenland) sowie um
Dohna und Pirna. Kernland der Markgrafen blieb das Gebiet um M. 1409 wurde von
Markgraf Friedrich dem Streitbaren die Universität Leipzig gegründet. 1422/1423
erlangten die Markgrafen von M. Land, Herzogstitel und Kurwürde der Herzöge von
Sachsen-Wittenberg. Damit trat die später zum obersächsischen Reichskreis
zählende Markgrafschaft M. gegenüber dem Herzogtum Sachsen in den Hintergrund
und wurde unter Sachsen mitverstanden. Sie umfasste das Gebiet der sogenannten
meißnischen, Leipziger und erzgebirgischen Kreise. Der meißnische Kreis
enthielt die Ämter M., Dresden, Dippoldiswalde, Pirna, Hohnstein (Hohenstein)
und Lohmen, Stolpen, Radeberg mit Laußnitz (Lausnitz), Großenhain mit
Moritzburg, Senftenberg, Finsterwalde, Mühlberg, Torgau und Oschatz. Der
Leipziger Kreis umfasste die Ämter Leipzig, Delitzsch, Zörbig, Eilenburg mit
Düben, Grimma, Mutzschen (Mutschen), Leisnig und Döbeln, Rochlitz, Colditz
(Kolditz), Borna, Pegau und das Stiftsamt Wurzen. Der erzgebirgische Kreis
zerfiel in die Ämter Freiberg, Augustusburg (Augustenburg), Chemnitz, Nossen,
Grillenburg mit Tharandt, Frauenstein, Altenberg, Lauterstein, Wolkenstein mit
Rauenstein, Grünhain mit Stollberg (Stolberg), Schwarzenberg mit Crottendorf
(Krottendorf), Wiesenburg und Zwickau mit Werdau (Werda). Bei späteren
Teilungen fiel der Hauptteil (Dresden, Freiberg, M.) an die albertinische Linie
des späteren Königreichs Sachsen. Sachsen kam von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 378f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G3, II 66 (1378) G3; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen
und die Lausitzen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Posse, O., Die
Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Großen, 1881;
Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1, 2 1935, Neudruck
1965; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat bis 1485, Bd. 1f. 2. A. 1980;
Pannach, H., Das Amt Meißen vom Anfang des 14. bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts, 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III,
25, IV, 5, Misner Bevölkerungsname; Mark Meißen, hg. v. Weise, H., 1989;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Blaschke, K., Meißen,
LexMA 6 1992, 476ff.; Rupp, G., Die Ekkehardiner, 1996; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von
Thüringen 1196-1234, Register bearb. v. Baudisch, S. u. a., 2009.
Merenberg (Herren). Die im Auftrag des Reichs
errichtete Burg M. bei Weilburg an der Straße
von Köln nach Frankfurt wird 1129 erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich die
nach 1050 als Vögte des Stiftes Limburg zu Neunkirchen und Camberg
nachweisbaren Herren von M. Ihre um M. und Gleiberg südlich der unteren Lahn
und um Wetzlar gelegenen, durch die Vogtei über Wetzlar ergänzten Güter fielen
bei ihrem Aussterben (1328) über eine Erbtochter gegen die Heiratsansprüche der
Herren von Westerburg an die Grafen von Nassau-Weilburg (Nassau-Weilburg-Merenberg)
und kamen 1355 an Nassau-Weilburg. Die Herrschaft zählte zum oberrheinischen
Reichskreis. Über Nassau fiel M. 1866 an Preußen und 1945 an Hessen. Von 1868
bis 1965 nannte sich eine Nebenlinie der Herzöge von Nassau Grafen von M.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 122.
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M.
(slaw. Mesibor, Mittenwalde) auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen
(von M.). Sie fiel durch die Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die
Liudolfinger. Neben der von Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto
der Große (962/968) unter Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum
M. (erster Bischof Boso von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur Erzdiözese
Magdeburg gehörte. Bekanntester Bischof des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich
kleinen Bistums (Landschaft Chutizi zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen
Streifen östlich der Mulde) war Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche
Herrschaft beschränkte sich auf die Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung,
ein 974 von Kaiser Otto II. erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und
Mulde (Schkeuditz, Lützen) und die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523
eindringenden Reformation brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als
Administrator ab 1545/1561 das zum obersächsischen Reichskreis gehörige
Stiftsgebiet, das die Ämter M., Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt
(Lauchstedt) umfasste, in seine Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von
1657 bis 1731 bestand eine wettinische Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg,
bis 1815 eine besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu
Preußen, 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378.
Mespelbrunn (Burg,
Herrschaft). 1412 übertrug das Erzstift Mainz der den Schenken von Erbach und
dem Erzstift zu Diensten verbundenen Familie Echter die Wüstung Espelborn in
einem Seitental der Elsava im Spessart. 1665 erlosch die Familie, die seit 1430
M. zu ihrem Stammsitz ausgebaut hatte, und wurde von den Ingelheim beerbt. S.
Echter von M., Bayern.
L.: Kittel, A., Beiträge zur Geschichte der Freiherren Echter von Mespelbrunn,
1882.
Meyenburg (Herrschaft). Eine Burg der Markgrafen von Brandenburg bildete den Mittelpunkt
einer Herrschaft, die 1319 an Mecklenburg fiel, 1329 aber an die Markgrafen von
Brandenburg zurückkam. Nach mehrfachen Verpfändungen gelangte sie vor 1364 an
die Herren von Rohr. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Seehaus, F., Meyenburger Chronik, 1929.
Mittelrheinstrom (Kanton, Ritterkanton). M. war ein
Kanton des Ritterkreises Rhein der Reichsritterschaft. Die Kanzlei des in einen
wetterauischen, rheingauischen, einrichschen und westerwaldischen Sonderort
gegliederten Kantons war in der Burg Friedberg.
L.: Wolff 515; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 369.
Moers, Mörs (Grafen, Fürstentum). M. am
Niederrhein wird erstmals im 9. Jahrhundert in Heberegistern der Abtei Werden
genannt. Am Ende des 12. Jahrhunderts (1186) erscheinen Herren von M., die sich
seit 1228 auch und seit etwa 1375 nur noch Grafen nannten. Sie hatten um M. und
Krefeld ein Herrschaftsgebiet, das sie gegen Kleve, das Erzstift Köln sowie
Geldern erhalten konnten. Allerdings ging die Grafschaft seit 1250 von Kleve zu
Lehen. 1376/1397 erheirateten die Grafen die Grafschaft Saarwerden, 1417
teilten sie in Moers und Moers-Saarwerden. Im Kampf gegen Burgund verlor M. im späten 15. Jahrhundert fast alle
Güter. 1493 fiel M. an Wied-Runkel und 1519 an die Grafen von Neuenahr. Sie
führten die Reformation ein und vererbten die Güter 1600 testamentarisch an das
Haus Oranien (Nassau-Oranien). 1702 nahm (Brandenburg bzw.) Preußen M. im Zuge
des nach dem Erlöschen der Prinzen von Oranien (König Wilhelm III. von England)
entstehenden Erbfolgestreits als Erbe und als Herzog von Kleve in Besitz.
Zwischen 1705 und 1707 beantragte Preußen die Aufnahme von M. in das
westfälische Reichsgrafenkollegium. 1707 wurde M. vom Kaiser in ein Fürstentum
umgewandelt. Seit 1723 war M. Sitz einer Regierung. Um 1800 hatte es 39000
Einwohner bei 6 Quadratmeilen Gebiet und zählte zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Von 1801 bis 1814 gehörte es zu Frankreich, danach zur
Rheinprovinz Preußens und kam damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 340f.; Wallner 703 WestfälRK 24; Henrichs, L., Geschichte der
Grafschaft Moers, 1914; Ottsen, O., Die Geschichte der Stadt Moers, 1950;
Roewer, H., Linksrheinische städtische Siedlungen, 1954; Der Landkreis Moers,
hg. v. Brües, O., 1963; Barkhausen, M., Die Grafen von Moers als Typus
kleinerer Territorialherren des späteren Mittelalters, (in) Barkhausen, M., Aus
Territorial- und Wirtschaftsgeschichte, 1963, 56ff.; Hübner, W., Der Landkreis
Moers. Geschichte, Landwirtschaft, Wirtschaft, 1965; Paravicini, W., Croy und Burgund, AHVN 179 (1977), 7ff.; Janssen, W., Moers,
LexMA 6 1992, 714; Moers, hg. v. Wensky, M., 2000.
Molsberg (Herrschaft). Die Burg M. im Westerwald an der Straße von Köln nach
Frankfurt wird 1116 erstmals genannt. Sie gehörte Edelherren, die bereits vor
1048 die Vogtei von Sankt Maximin zu Trier um Niederbrechen innehatten. 1273
trugen sie ihren ausgedehnten Streubesitz dem Erzstift Trier zu Lehen auf. 1364
verpfändeten und 1365 verkauften sie die Güter an Trier, das 1657 den
Walderdorff die Güter als trierische Unterherrschaft überließ. Über
Nassau-Weilburg (Nassau) (1803) und Preußen (1866) kam M. 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987.
Mömpelgard (Grafschaft, Reichsgrafschaft,
Residenz), frz. Montbéliard. Das nach der Burg
Mons Biliardi benannte M. an der Allaine war seit dem 10. Jahrhundert Hauptort
einer 1070 erstmals erwähnten Grafschaft, die mit der Teilung des Reiches der
Lothare (Lotharingiens) 870 zum Ostreich gelangt war. Vermutlich kurz vor 1044
kam sie vom König an die Mousson, 1162 an die Montfauçon. Seit König Rudolf von
Habsburg (1273-1291) war sie reichsunmittelbar (Reichskunkellehen), wobei die
Herrschaften Granges, Clerval und Passavant den Grafen von Burgund (Freigrafschaft, Franche-Comté) lehnrührig
waren. Nachdem die Grafen von Württemberg 1324 bereits die Herrschaften Horburg
und Reichenweier gekauft hatten, fiel M. mit Clerval, Etobon, Granges, Saulnot
(Saulmont), Passavant, etwa 50 Dörfern und Pruntrut 1397/1409 durch Heirat der
Erbtochter (Henriette) an sie. Weiter erwarben sie die Herrschaften Blamont
(1506), Clémont, Héricourt, Châtelot (1561) und Franquemont (1595). In
Württemberg wurde M. immer wieder Nebenlinien zugeteilt (u. a. 1617-1723). 1534
wurde die Reformation eingeführt. Von 1674/1476 bis 1679/1697 und 1793 wurde
M., das seit 1654 Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatte, aber keinem
Reichskreis angehörte, von Frankreich, dessen Oberhoheit Württemberg 1748
anerkennen musste, besetzt. 1796/1801 wurde es Frankreich einverleibt.
L.: Wolff 491f.; Zeumer 553 II b 45; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
D5, III 38 (1789) B4; Tuefferd, P., Histoire des comtes souverains de
Montbéliard, 1877; Viellard, L., Documents et mémoire pour servir à l’histoire
du territoire de Belfort, 1884; Adam, A., Mömpelgard und sein staatsrechtliches
Verhältnis zu Württemberg und dem alten deutschen Reiche, Württemberg. Vjh. f.
LG. 7 (1884), 181ff., 278ff.; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1887;
Duvernoy, C., Montbéliard au XVIIIe siècle, 1891; Pigallet, M., Le Comté de
Montbéliard et ses dependances, 1915; Renard, L., Nouvelle histoire du pays de
Montbéliard, 1950; Grube, W., Mömpelgard und Altwürttemberg, Alem. Jb. 7
(1959), 135ff.; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau,
1960; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1960, 185 Montbéliard;
Bühler, H., Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten,
Z. f. württemberg. LG. 43 (1984), 7ff.; Eberl, I., Montbéliard, LexMA 6 1992,
780; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 384; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505, 2, 420.
Monschau (Herrschaft). Die Burg M. an der Rur wird 1217 erstmals erwähnt. Sie
bildete den Mittelpunkt der Herrschaft M. Diese fiel 1434 an die Herzöge von
Jülich und kam damit über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 322; Prümmer, H., Das Monschauer Land, historisch und geographisch
gesehen, 1955; Pilgram, H., Der Landkreis Monschau, 1957.
Montfort (Grafen). Nach der um 1200 erbauten Burg M. bei Götzis in Vorarlberg nannte sich seitdem
ein schwäbisches, die um 1160 ausgestorbenen Grafen von Bregenz (Udalrichinger)
bzw. Pfalzgrafen von Tübingen um 1200 (nach 1182) beerbendes Grafengeschlecht.
1258 spalteten sich die Grafen von Werdenberg (mit Bludenz) ab. 1258/1260 bzw.
1267/1270 teilte sich M. in die Linien Montfort-Feldkirch (bis 1390),
Montfort-Bregenz (bis 1338, beerbt von Montfort-Tettnang) und
Montfort-Tettnang, von der 1354 eine jüngere Linie Tettnang (bis 1574) und eine
jüngere Linie Bregenz (bis 1787) ausgingen. Die Grafen zählten 1488 zur
Rittergesellschaft Sankt Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee, später
wegen Schomburg zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk
Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben. Von den umfangreichen Gütern am
Bodensee und Alpenrhein sowie im Voralpengebiet gingen die meisten an die
Grafen von Habsburg (Feldkirch 1375/1379, Bregenz 1451/1523). 1565 wurde
Rothenfels an Königsegg veräußert, 1779/1780 Tettnang an Österreich verkauft.
1787 starben die Grafen aus. Wegen der Grafschaft M. (Menthor) zählte
Österreich am Ende des 18. Jahrhunderts zu den schwäbischen Grafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. 1816 ernannte der König
von Württemberg seinen Schwiegersohn (Jerôme Bonaparte 1784-1860), dessen Nachkommen
in der Gegenwart in Frankreich leben, zum Fürsten von M.
L.: Wolff 39; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Ruch Anhang 3, 82;
Vanotti, J. v., Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg, 1845;
Roller, O., Die Stammtafel der Grafen von Montfort bis zum Anfang des 15.
Jahrhunderts, ZGO 53 (1899); Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff.
1971ff.; Die Montforter, 1982 (Katalog); Burmeister, K., Montfort, LexMA 6
1992, 805; Burmeister, K., Die Grafen von Montfort, 1997.
Morazani (Murizzi, Marscinerland) s. Moresceni
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 13 (Tucheim bzw.
Großtuchheim, Brietzke, Möser, Nedlitz, Pothen, Lübs, Diederitz, Möckern,
Dretzel, Neblitz, Büden, Nitzahme, Werbirg, Lietzow, Tryppehna, Ziepel,
Tröbnitz, Grebs, Krüssau, Loburg), s. a. Morazani; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 34, 135 Moraciani (Biederitz,
Brietzke, Büden, Burg, Dretzel, Gommern, Grabow,
Leitzkau, Loburg, Lübs bzw. Großlübs, Lüttgenziatz, Möckern, Möser, Nedlitz,
Pechau, Pothen bzw. Pöthen, Schartau, Tryppehna bzw. Trippehna, Tucheim,
Wörmlitz, Ziepel); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13,
II, 50, III 25, Morazani, s. a. Moresceni.
Moresceni (Moroszanorum pagus, Mrocini, Moriziani,
Morazena, Morazani, Morozini, Mrozani, Gau zwischen Havel und Elbe östlich
Magdeburgs)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 13 (Tucheim bzw.
Großtuchheim, Brietzke, Möser, Nedlitz, Pöthen, Lübs, Diederitz, Möckern,
Dretzel, Neblitz, Büden, Nitzahme, Werbirg, Lietzow, Trippehna, Ziepel,
Tröbnitz, Grebs, Krüssau, Loburg), s. a. Morazani; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 34, 135 Moraciani (Biederitz,
Brietzke, Büden, Burg, Dretzel, Gommern, Grabow,
Leitzkau, Loburg, Lübs bzw. Großlübs, Lüttgenziatz, Möckern, Möser, Nedlitz,
Pechau, Pothen bzw. Pöthen, Schartau, Tryppehna bzw. Trippehna, Tucheim,
Wörmlitz, Ziepel); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13,
II, 50, III 25, Morazani, s. a. Moresceni.
Mosbach, Mospach, Moßbach, Mussbach, M. von
Lindenfels, M. zu Mosau, M. zu Reinheim, M. zu Rheinheim (Reichsritter). Die M.
stammten aus M. bei Heidelberg und erbauten später die Burg
Lindenfels im Odenwald. Von 1544 bis vor 1688 gehörten die M. von Lindenfels
zur Ganerbschaft Mommenheim. Bis ins frühe 18. Jahrhundert zählten die M. zum
Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Pfeiffer 212; Stetten 33; Zimmermann 76; Riedenauer 125; Neumaier 72
(Mosbach von Lindenfels); Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 (bei Kirchbrombach) 1550)
ausgestorben.
Mühlhausen (Reichsstadt). Das (775 anlässlich der
Übertragung eines Zehnten an Hersfeld oder) 967 erstmals erwähnte M.
(Molinhusen) an der Unstrut in Thüringen (war seit karolingischer Zeit?)
Mittelpunkt eines fränkischen Reichsgutes mit franci homines. Die zugehörige
Pfalz wurde von den Kaisern und Königen des 10. und 11. Jahrhunderts häufig
besucht. Bei ihr entwickelte sich eine Siedlung, die schon 974 hervorgehoben
wurde. 1188 wurde M. civitas imperatoris, 1206 civitas regia und um 1220 des
richis stad genannt. Um 1225 wurde ihr Recht im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
aufgezeichnet. 1231/1337 wurde die Gerichtsbarkeit des Reichsburggrafen von der
Stadt erworben. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Vor 1290
wurde die kaiserliche Burg zerstört. Ab 1311
wurden Statuten aufgezeichnet. 1336 wurde das Reichsschultheißenamt erlangt.
Seit 1348 galt M. als freie Reichsstadt., Bis 1370 gewann M. ein
Herrschaftsgebiet mit 19 Dörfern sowie etwa 220 Quadratkilometern. 1418 trat
die Stadt der Hanse bei. Bis 1450 wuchs die Stadt auf rund 8000 Einwohner. 1483
wurde M. Schutzstadt des Hauses Wettin. Zwischen dem Bauernkrieg (1524/1525)
und 1548 ging die Reichsfreiheit als Folge des Wirkens Thomas Müntzers (1524)
vorübergehend verloren zugunsten eines jährlich wechselnden Regiments durch
Sachsen und Hessen. 1542 wurde die Stadt gewaltsam reformiert. 1710 wurde das
zum niedersächsischen Reichskreis zählende M. Schutzstadt
Braunschweig-Lüneburgs (Hannovers). 1802/1803 fiel es mit 4 Quadratmeilen
Gebiet und 9000 Einwohnern an Preußen (1807-1813 Teil des Harzdepartements des
Königreiches Westphalen). 1815 wurde M. der preußischen Provinz Sachsen
angeschlossen. Am 1. 7. 1944 wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der
Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen
Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam M. 1945
zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik. S. Thüringen.
L.: Wolff 457f.; Zeumer 554 III a 10; Wallner 707 NiedersächsRK 22; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III
38 (1789) D2; Herquet, K., Urkundenbuch der ehemaligen Freien Reichsstadt
Mühlhausen, 1874; Jordan, R., Chronik der Stadt Mühlhausen, Bd. 1ff. 1900ff.;
Jordan, R., Der Übergang der Reichsstadt Mühlhausen an das Königreich Preußen
1802, 1902; Steinert, R., Das Territorium der Reichsstadt Mühlhausen in
Thüringen, 1910; Weißenborn, F., Mühlhausen in Thüringen und das Reich, 1911;
Bemmann, R., Die Stadt Mühlhausen im späteren Mittelalter, 1915; Das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 3. A. 1936; Günther, G., Mühlhausen in
Thüringen. 1200 Jahre Geschichte der Thomas-Müntzer-Stadt, 1975; Günther,
G./Korf, W., Mühlhausen Thomas-Müntzer-Stadt, 1986; Gockel, M., Mühlhausen oder
Mölsen, Mühlhauser Beiträge 11 (1988), 26; Blaschke, K., Mühlhausen, LexMA 6
1992, 891; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der
Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003.
Münden, Hannoversch Münden (Burg, Herrschaft, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg in der Linie Calenberg-Göttingen). Um 800 gab der
Missionsbischof Erkanbert dem Kloster Fulda M. (Gemundi) am Zusammenfluss von
Fulda und Werra. Vermutlich über die Grafen von Northeim und Winzenburg kam es
an Heinrich den Löwen und fiel spätestens 1183 an die Landgrafen von Thüringen.
1246 wurde nach deren Aussterben der Herzog von Braunschweig-Lüneburg mit dem
Reichslehen M. belehnt. Über Hannover gelangte M. 1866 an Preußen und 1946 zu
Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolff 437; Lotze, W., Geschichte der Stadt Münden, 2. A. 1909; Beuermann,
A., Hannoversch-Münden, Diss. phil. 1951; Eckhardt, K., Heinrich der Löwe an
Werra und Oberweser, 1958; Festschrift zur 800-Jahrfeier der Stadt Münden, hg.
v. d. Stadt Münden, 1983; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 251.
Münster (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis
zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von M. mit Euerbach, M.,
Niederwerrn, Kleineibstadt, Pfändhausen, Teilen von Burglauer,
Rannungen und Teilen von Poppenlauer zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken. Außerdem waren sie seit dem 17. Jahrhundert mit Lisberg (Lissberg,
Lißberg) im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Im späten 16. Jahrhundert
gehörten sie auch dem Kanton Baunach an.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538ff.; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Seyler 375f.; Winkelmann-Holzapfel 157; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 12, 17,
63, 306; Riedenauer 125; Rahrbach 166.
Münzenberg (Herren, Herrschaft). Vor 1160 erbaute
der Reichsministeriale Kuno I. von Hagen/Arnsburg die vielleicht 1165
bezugsfertige Burg M. in der Wetterau, nach der
sich die Familie danach benannte. Sie war Mittelpunkt der 1155/1156 bezeugten
Herrschaft M. Zu ihr kam nach 1170 ein Teil der Grafschaft Nürings. Nach dem
Aussterben der Herren von M. gelangte die später zum oberrheinischen
Reichskreis zählende, M., Assenheim, Königstein, Dreieichenhain, Babenhausen
und rund hundert weitere Orte umfassende Herrschaft 1255 zum größten Teil
(40/48) an die Herren von Falkenstein, die weitere Anteile von Weinsberg
(1270), Schönberg (1272) und Pappenheim (1286) erwarben, im Übrigen (8/48) an
Hanau. Das Erbe der Herren von Falkenstein fiel 1418 an die Grafen von Solms,
die zuletzt 20/48 hatten, und Eppstein. Für die Grafen von Eppstein traten 1581
Stolberg (10/48) und das Erzstift Mainz (10/48) ein. Die mainzischen Güter
kamen 1684 an die Grafen von Hanau und damit 1736 an Hessen-Kassel, die Solmser
Güter im frühen 18. Jahrhundert an Hessen-Darmstadt. Der Anteil Hessen-Kassels
fiel 1810 über Frankreich an Hessen-Darmstadt. S. a. Hanau-Münzenberg, Hessen.
L.: Wolff 270ff.; Wallner 698 OberrheinRK 19, 30, 37, 38, 42; Ködding, H.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Münzenberg, 1933; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Staufer, Bd. 1 1950; Binding, G., Burg Münzenberg, 2. A. 1965; Gruber, K./Küther, W.,
Minzinberg - Burg, Stadt, Kirche, 1968; Hinz,
H., Münzenberg, LexMA 6 1992, 931; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 445; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 284.
Munzingen (Herren). M. bei Freiburg im Breisgau wird 1003 erstmals erwähnt. Die Burg M. war Sitz der Herren von M. Über die Grafen von Kageneck und die Landgrafschaft Breisgau kam M. 1805 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Muskau (Herrschaft). M. an der Lausitzer Neiße
war im 12. Jahrhundert ein kirchlicher Mittelpunkt. Später war es Sitz der
Herrschaft M., zu der 1361 eine Wasserburg zählte. Die 27000 Hektar umfassende
Standesherrschaft in Sachsen gehörte nacheinander Boto von Eilenburg bzw.
Eulenburg (1361), Heinrich von Kittlitz, den Penzig bzw. Pentzig (1390), den
Biberstein (Bieberstein) (vor 1444), Böhmen, den Schönaich bzw. Schöneich
(1558), Böhmen bzw. dem Reich (zweiter Heimfall des Lehens an die Krone
Böhmens), den Burggrafen von Dohna (1597), den
Grafen von Callenberg (1644), den Grafen von Pückler (1785 [, Errichtung eines
vorbildlichen Landschaftsparkes, vgl. Pückler-Muskau, Hermann von, Andeutungen
über Landschaftsgärtnerei, 1834]) dem Prinzen Friedrich der Niederlande
(1846-1861) sowie zuletzt bis 1945 den Grafen von Arnim. S. Polen.
L.: Wolff 470; Arnim, S. Gräfin v., Der Landvogt von Callenberg, 1934;
Arnim-Muskau, H. v./Boelcke, W., Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und
Neiße, 1978, Neudruck 1992.
Namur (Gau, Grafschaft, Markgrafschaft), fläm.
Namen. Im Gebiet der Mündung der Sambre in die Maas lag wahrscheinlich schon im
ersten vorchristlichen Jahrhundert das oppidum Aduatucorum bzw. Aduaticorum. Im
7. Jahrhundert erscheint hier die Münzstätte N. Um die Burg
entwickelten sich Stadt und Grafschaft (832 Gau Namucensis). Die um 930 den
Grafen von Lomme (um 1150 Heinrich der Blinde Graf von Namur, Laroche, Durbuy,
Longwy und Luxemburg, Vogt von Stablo, Sankt Maximin und Echternach) und 1188
den verwandten Grafen bzw. Markgrafen von Hennegau (und Flandern) zustehende
Grafschaft fiel 1213 an die Courtenay und durch Verkauf 1263 an die Grafen von
Flandern, 1421/1429 durch Verkauf seitens des erbenlosen Grafen Johann III. an
Philipp von Burgund. Mit Burgund kam sie 1477/1493 an Habsburg und zählte zum burgundischen
Reichskreis. 1692 wurde N. von Ludwig XIV. von Frankreich, 1695 von Wilhelm von
Oranien erobert. Von 1715 bis 1781 gehörte N. zu den Barrierefestungen der
(österreichischen) Niederlande. 1815 fiel es an die Niederlande. 1830/1831 kam
es bei der Lösung Belgiens vom Königreich der Niederlande an Belgien.
L.: Wolff 63; Wallner 701 BurgRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Curs, O., Deutschlands
Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 15 Namucensis (Brogne); Vanderkindere, L.,
La formation territoriale des principautés belges, Bd. 1f. 1909; Actes des
comtes de Namur, hg. v. Rousseau, 1936f.; Brouette, E., Introduction aux études
historiques, archéologiques et folkloriques du Namurois, 1947; Balon, J., La
maison de Namur sur la scène de la grande histoire, 1950; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Namurensis,
pagus Namucensis; Genicot, L., Le Namurois politique, 1964; Genicot, L., Études
sur les principautés lotharingiennes, 1975; Bovesse, J., La maison comtale
namuroise (Xe s.-1429), 1979; Nonn, U., Pagus und comitatus in
Niederlothringen, 1983, 147, 205 ?; Namur. Le site, les hommes. De
l’époque romaine au XVIIIe siècle, 1988; Genicot, L., Namur, LexMA 6 1992,
1011; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 53; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 1, 452, 2, 448.
Nassau (Grafschaft, Herzogtum). Nach der um
1125 von den Grafen von Laurenburg an der unteren Lahn erbauten,
lehnshoheitlich im 12. Jahrhundert von Trier auf das Reich übergehenden Burg N. (Ort 915 erstmals erwähnt) nannte sich seit
1159/1160 ein Grafengeschlecht, das sich von dem Vogt Mainzs in Siegen Ruppert
(1079-1089) und dessen Sohn Graf Dudo von Laurenburg herleitete (1117 erstmals
sicher bezeugt), 1122/1124 den Grafen Udalrich von Idstein-Eppstein beerbte und
nach 1124 Vogt des Hochstifts Worms in Weilburg wurde. Durch gezielte
Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein
schmales Herrschaftsgebiet (um 1160 zusammen mit den Grafen von Katzenelnbogen
von den Grafen von Isenburg die ursprünglich den Grafen von Arnstein zustehende
Grafschaft auf dem Einrich, Herborner Mark, Kalenberger Zent, Westerwald,
Lipporn, Miehlen, Marienfels, Idstein, Bleidenstadt, Ems, Wiesbaden um 1200)
mit den Erzstiften Mainz und Trier sowie den Landgrafen von Hessen als
Nachbarn. Am 16. 12. 1255 teilten die Grafen von N. die Güter längs der Lahn in
die nördlich der Lahn gelegenen, wertvolleren Gebiete mit Siegen, Herborn und
Dillenburg sowie den Vogteien Dietkirchen und Ems (ottonische [jüngere] Linie)
und in die südlich der Lahn gelegenen Gebiete mit den Herrschaften Wiesbaden
und Idstein sowie den Vogteien Weilburg und Bleidenstadt (walramische [ältere]
Linie). Gemeinsam blieben die Burg N., der
Einrich zwischen unterer Lahn und Taunus, die Laurenburg, die Pfandschaften und
die Lehen. ----- Die jüngere ottonische Linie, die unter Heinrich († 1343) die
Vogteien und Gerichte Dernbach, Eibelshausen (Eibelsberg, Haiger und Ewersbach
[Ebersbach]) hinzuerwarb, spaltete sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar
(ältere Linie, bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg.
Nassau-Dillenburg fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg Hauptort.
Die Linie teilte sich 1343 in Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere
Linie bis 1561). Nassau-(Siegen-)Dillenburg beerbte 1394 Nassau-Hadamar und
gewann durch Heiraten 1376/1378 die Reichsgrafschaft Diez, 1403/1404 Polanen,
Leck, Breda und weitere Güter im Gebiet der heutigen Niederlande sowie
1416/1420 die gemeinsam mit Brüdern beherrschte Grafschaft Vianden im Herzogtum
Luxemburg. Diese Gebiete wurden im 15. Jahrhundert mehrfach geteilt (1416 vier
Linien, 1425 drei Linien: Nassau-Dillenburg-Diez [bis 1443],
Nassau-Haiger-Siegen [bis 1429] und Nassau-Herborn-Breda), doch waren die
nassau-dillenburgischen Güter von 1451 bis 1472 und von 1504 bis 1516 wieder
vereinigt. Seit 1507 nannte sich die Linie wegen ihrer vergeblich geltend
gemachten Erbansprüche auf Katzenelnbogen auch Nassau-Katzenelnbogen und wegen
der Heirat mit der Erbtochter des Prinzen/Fürsten von Chalon und Oranien am
Unterlauf der Rhone (1515, Erbfall 1530) auch Nassau-Oranien. Etwa gleichzeitig
wurde die Reformation (zunächst das Luthertum, dann der Calvinismus)
eingeführt. 1559 erfolgte eine erneute Teilung in die linksrheinischen
(Nassau-Oranien) und die rechtsrheinischen (Nassau-Dillenburg) Güter. 1561
beerbte Nassau-Dillenburg Nassau-Beilstein. 1601/1607 erfolgte eine Teilung in
die Linien Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nassau-Beilstein, Nassau-Siegen
(1652 in den Reichsfürstenstand erhoben) und Nassau-Diez. Nassau-Dillenburg mit
Dillenburg, Haiger und Herborn wurde 1620 von Nassau-Beilstein beerbt, das sich
seitdem nach Dillenburg Nassau-Dillenburg nannte (1652 in den
Reichsfürstenstand erhoben). Nassau-Hadamar (1650 in den Reichsfürstenstand
erhoben) mit Hadamar und Rennerod kam 1711/1717 an Nassau-Diez. 1739 fiel
Nassau-Dillenburg mit der Herrschaft Schaumburg an Nassau-Diez. Nassau-Siegen
gelangte 1742/1743 an Nassau-Diez, das damit alle rechtsrheinischen Güter der
nassau-ottonischen Linie in sich vereinigte. Weil Nassau-Diez außerdem 1702 die
linksrheinischen Güter der Linie Nassau-Oranien erlangt hatte, nannte sich die
Linie Fürsten von Nassau-Oranien. 1747 verlegte sie ihre Residenz nach Den Haag
und regierte das Stammland über das deutsche Kabinett in Dillenburg.
1795/1797/1801 verlor sie alle linksrheinischen Güter an Frankreich und erhielt
hierfür das Hochstift Fulda, das Schloss Johannisberg (Vollrads bei
Östrich-Winkel), Corvey und Höxter, Dortmund, Weingarten, Sankt Gerold (in
Vorarlberg), Hofen (bei Friedrichshafen), Dietkirchen und Bendern (in
Liechtenstein) als neues Fürstentum Oranien (insgesamt 46 Quadratmeilen mit
120000 Einwohnern). 1806 verlor es durch die Rheinbundakte auch die
rechtsrheinischen Güter, vor allem das Fürstentum Diez an das Herzogtum Nassau
und das Großherzogtum Berg. Nach dem Ende der französischen Vorherrschaft
ergriff der Prinz von Nassau-Oranien am 20. 12. 1813 von seinen Ländern wieder
Besitz. Am 14. 7. 1814 gab das Herzogtum Nassau an Nassau-Oranien das
Fürstentum Diez und weitere Güter zurück. Durch Vertrag vom 31. 5. 1815 trat
der Fürst von Nassau-Oranien, der 1815 König der Niederlande geworden war, alle
deutschen Gebiete an Preußen als Gegenleistung für das ihm durch den Wiener
Kongress zugesprochene Großherzogtum Luxemburg ab. Preußen gab seinerseits
einen Teil der Gebiete (Fürstentum Diez, Hadamar, Dillenburg) an das Herzogtum
Nassau (1806-1866) weiter. 1890 erlosch mit König Wilhelm III. von den
Niederlanden die ottonische Linie im Mannesstamm.-----Die ältere walramische
Linie, aus der König Adolf von N. (1292-1298) stammte, gewann 1328/1333 die Herrschaft
(Reichsgrafschaft) Merenberg, die Herrschaft Lichtenstein und weitere Güter
(pfandweise Neuweilnau, Burg und Stadt
Katzenelnbogen, Altenkirchen, Dietenhausen [Diedenshausen]). 1355 teilte sie
sich in die Linien Nassau-Idstein (mit Idstein und Wiesbaden) und
Nassau-Weilburg (1366 gefürstete Grafen) mit Weilburg und Bleidenstadt. 1381
erlangte die Linie Nassau-Weilburg infolge Heirat die Grafschaft Saarbrücken,
1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (Kauf), Bingenheim,
Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg, Sonnenberg, Cleeberg
bzw. Kleeberg und Mensfelden. 1429/1442 teilte sie sich in die Linien
Nassau-Saarbrücken und die Neue Linie Nassau-Weilburg, wobei die Linie
Nassau-Saarbrücken die meisten linksrheinischen Güter erhielt. Sie erwarb
außerdem 1527 die Grafschaft Saarwerden und das Oberamt Lahr und Mahlberg. Nach
ihrem Aussterben (1574) kamen ihre Güter an die 1561 in Nassau-Weilburg und
Nassau-Weilnau geteilte neue Linie Nassau-Weilburg. Nassau-Weilnau wurde 1602
von Nassau-Weilburg beerbt. 1605 kam es durch Aussterben der Linie
Nassau-Idstein zur Wiedervereinigung aller nassau-walramischen Güter in der
Linie Nassau-Weilburg. Diese wurde 1629/1651 aufgeteilt in Nassau-Idstein mit
Idstein, Wiesbaden und Lahr, Nassau-Weilburg mit Weilburg, Merenberg und
Kirchheim und Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie, 1659 dreigeteilt, mit
Saarbrücken, Saarwerden und Usingen). 1688/1737 wurden die Grafen zu
Reichsfürsten erhoben. Von den verschiedenen Linien starb Nassau-Idstein 1721
aus und vererbte die Güter an Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen), das
außerdem 1723 Nassau-Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken-Saarbrücken) und 1728
Nassau-Ottweiler (Nassau-Saarbrücken-Ottweiler) beerbte. Nassau-Weilburg
erheiratete 1799 den größten Teil der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg. 1801
verlor es alle linksrheinischen Gebiete an Frankreich, wurde aber dafür mit
Gütern aus dem Erzstift Trier entschädigt. Nassau-Saarbrücken (mittlere Linie)
teilte sich 1659 in die Linien Nassau-Ottweiler, Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Usingen. Dieses beerbte 1723 Nassau-Saarbrücken, 1721 Nassau-Idstein und
1728 Nassau-Ottweiler. 1735 wurde es erneut in Nassau-Saarbrücken (jüngere
Linie) und Nassau-Usingen, das 1744 die Residenz von Usingen nach Biebrich und die
Regierung nach Wiesbaden verlegte, geteilt. Nassau-Saarbrücken wurde 1797 von
Nassau-Usingen beerbt. 1793/1801 verlor Nassau-Usingen seine linksrheinischen
Güter, von denen die alte Grafschaft Saarbrücken 1815 an Preußen kam, erhielt
dafür aber Entschädigung vor allem aus dem Erzstift Mainz im Rheingau und am
unteren Main, aus dem Erzstift Trier (Montabaur, Limburg), aus dem Erzstift
Köln (u. a. Deutz, Königswinter), aus Hessen-Darmstadt (Anteil an der
Niedergrafschaft Katzenelnbogen um Braubach), aus Sayn-Altenkirchen und
verschiedenen Klöstern und Stiften sowie Virilstimme im Reichsfürstenrat.-----
Am 30. 8. 1806 schlossen sich die am 31. 7. 1806 dem Rheinbund unter Erhöhung
zu Herzögen beigetretenen Fürsten von Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, das 1816
ausstarb, zu einem vereinten, für unteilbar und souverän erklärten Herzogtum N.
zusammen. Sie bekamen die Grafschaft Wied-Runkel, die Grafschaft Wied-Neuwied,
das Fürstentum Nassau-Oranien mit Grafschaft Diez, die Grafschaft
Solms-Braunfels und andere Güter (Bassenheim, Grafschaft Holzappel, Herrschaft
Schaumburg, Herrschaft Reifenberg, Herrschaft Kransberg, Gebiete der
Reichsritterschaft), mussten aber die ehemals kölnischen Gebiete an das
Großherzogtum Berg sowie Kastel (Mainz-Kastel) und Kostheim an Frankreich
abtreten (Gesamtgebiet 103 Quadratmeilen mit 270000 Einwohnern). 1813 mussten
sie Güter an Nassau-Oranien zurückgeben. Am 1./2. 9. 1814 erhielt das
Herzogtum, um den Widerspruch verschiedener mediatisierter Familien (Ostein,
Schönborn, Waldbott von Bassenheim [Waldbott-Bassenheim], von der Leyen) und
des Freiherren vom Stein zu beseitigen, vor allen anderen deutschen Staaten
eine landständische Verfassung. 1815 tauschte das Herzogtum N. mit Preußen
umfangreiche Gebiete (ehemals hessen-kasselische Niedergrafschaft
Katzenelnbogen, Diez, Dillenburg, Hadamar [gegen die späteren Kreise Neuwied,
Altenkirchen, Wetzlar und den rechtsrheinischen Teil des Kreises Koblenz]).
Seit 1815 war das Herzogtum Mitglied des Deutschen Bundes. Seit 1816 regierte
Nassau-Weilburg allein. 1836 trat N. dem Deutschen Zollverein bei. Am 28. 12.
1849 wurde eine liberale Verfassung erlassen, die im November 1851 aber wieder
aufgehoben wurde. Am 8. 10. 1866 wurde N. wegen seiner Unterstützung
Österreichs von Preußen (in die Provinz Hessen-Nassau) einverleibt und durch
8,5 Millionen Taler und die Schlösser Weilburg und Biebrich
(Wiesbaden-Biebrich) abgefunden. Herzog Adolf von Nassau (aus der walramischen
Linie) wurde 1890 Großherzog von Luxemburg. 1912 starb das Haus N. aus. 1945
kam der größte Teil Hessen-Nassaus an Hessen.
L.: Wolff 263, 336; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, II 78 (1450)
F3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 234; Arnoldi, J., Geschichte der
oranien-nassauischen Länder, Teil 1ff. 1799ff.; Vogel, C., Beschreibung des
Herzogtums Nassau, 1843; Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau
walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Roth, F., Fontes rerum Nassoicarum, Bd.
1ff. 1880ff.; Codex diplomaticus Nassoicus, hg. v. Menzel, K./Sauer, W., Bd.
1ff. 1885ff., Neudruck 1969; Düssell, H., Rechtskarte des Oberlandesgerichts
Frankfurt am Main, hg. v. Sayn, O., 1902; Spielmann, C., Geschichte von Nassau,
Bd. 1ff. 1909ff.; Renkhoff, O., Die Grundlagen der nassau-dillenburgischen
Territorialentwicklung, Korr. Bl. Gesamtverein. 80 (1932); Kleinfeldt,
G./Weirich, H., Die mittelalterliche Kirchenorganisation im
oberhessisch-nassauischen Raum, 1937; May, K., Territorialgeschichte des Oberlahnkreises,
1939; Fritzemeyer, J., Die Ausbildung einer zentralen Behördenorganisation der
Grafen bzw. Fürsten von Nassau, Diss. phil. Frankfurt am Main 1943; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Demandt, K., Geschichte des
Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980; Oestreich, G., Grafschaft und
Dynastie Nassau im Zeitalter der konfessionellen Kriege, (in) Bll. f. dt. LG.
96 (1960); Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9,
Territorialname; Demandt, K., Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen
Landeskunde von Hessen, Bd. 1ff. 1965f.; Sante, G. W., Strukturen, Funktionen
und Wandel eines historischen Raumes: Nassau, (in) Nassauische Annalen 85
(1974), 151ff.; Herzogtum Nassau: 1806-1866. Politik, Wirtschaft, Kultur. Eine
Ausstellung des Landes Hessen und der Landeshauptstadt Wiesbaden (Katalog),
Neudruck 1981; Gerlich, A., Nassau in politischen Konstellationen am
Mittelrhein von König Adolf bis Erzbischof Gerlach (1292-1346), Nassauische
Annalen 95 (1984), 1ff.; Renkhoff, O., Nassauische Biographie, 1986; Steubing,
J., Kirchen- und Reformationsgeschichte der Oranien-nassauischen Lande, 1987;
Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von
Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren, 1990; Treichel, E.,
Der Primat der Bürokratie, 1991; Gerlich, A., Nassau, LexMA 6 1992, 1035;
Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Nassauische Parlamentarier,
hg. v. Rösner, C., 1997; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 232;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 166; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 479;
Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus
Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 3 (mit Übersichtskarte
Nassau im 18. Jh.).
Nassau-Beilstein (Grafen). Die Burg
Beilstein am oberen Ulmbach wurde um 1320 von den Grafen von Nassau erbaut. Die
ottonische Linie der Grafen von Nassau spaltete sich 1303 in Nassau-Hadamar,
Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Nach der Vereinigung von Nassau-Siegen und
Nassau-Dillenburg teilte sich Nassau-Dillenburg 1343 in Nassau-Dillenburg und
N. 1561 wurde N. von Nassau-Dillenburg beerbt. Von 1607 bis 1620 war Beilstein
Residenz des Grafen Georg von N. Er beerbte 1620 Nassau-Dillenburg und nannte
seine Linie fortan nach Dillenburg.
L.: Wolff 337; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Handbuch
der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp,
W., 2014, 61, 81
Nassau-Idstein (Grafschaft). Die Burg Idstein im Taunus wird 1102 erstmals erwähnt
(Etichestein). Um 1120 ging das Reichslehen auf die Erzbischöfe von Mainz über,
die es den Grafen von Nassau zu Lehen gaben. 1355 wurde Idstein Sitz der Linie
N. der walramischen Linie der Grafen von Nassau. Bei ihrem Aussterben 1605
fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg. 1629/1651 entstand durch Teilung erneut
N. (mit Idstein, Wiesbaden und Lahr). Diese Linie vererbte 1721 ihre Güter an
Nassau-Usingen (Nassau-Saarbrücken-Usingen).
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Spielmann, C., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Schmidt,
W., Territorialgeschichte der Herrschaft Nassau-Idstein und der angrenzenden
Ämter, 1954; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 23.
Nassau-Liebenscheid (Grafen). 1341/1343 erhielt die von der ottonischen Linie der Grafen von Nassau über Nassau-Dillenburg abgespaltete Linie Nassau-Beilstein die Burg Liebenscheid bei Haiger. Sie war zeitweise Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Nassau-Beilstein.
Nassau-Ottweiler (Grafschaft). In Ottweiler bei
Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof vom Metz ein Stift. Als
dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die Burg Ottweiler errichteten. Über Saarbrücken kam
Ottweiler 1381 an Nassau-Weilburg. 1659 wurde Ottweiler bei einer Teilung Sitz
der von der walramischen Linie der Grafen von Nassau-Saarbrücken abgespalteten
Grafen von N. Sie starben 1728 aus und vererbten ihre Güter an Nassau-Usingen.
Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste die Herrschaft Ottweiler ein Gebiet von
etwa 5 Quadratmeilen.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Ottweiler, 1909.
Nassau-Saarbrücken (Grafschaft). Saarbrücken wird nach dem
römischen vicus Saravus 999 erstmals erwähnt. Die Burg
Saarbrücken war seit dem 12. Jahrhundert Sitz der Grafen von Saarbrücken. 1381
fiel Saarbrücken über die Erbtochter Johanna von Saarbrücken an die walramische
Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau. Hinzu kam 1386 von Hohenlohe
Kirchheim mit Stauf in der Pfalz. 1442 wurde Saarbrücken Sitz der Linie N.
Diese Linie erbte 1527 die Grafschaft Saarwerden und die (Hälfte der)
Herrschaft Lahr-Mahlberg (Lahr) von den Grafen von Moers-Saarwerden und
vererbte nach einer 1547 erfolgten Teilung in die Linien Nassau-Saarbrücken
(Saarbrücken) und Nassau-Ottweiler (Ottweiler) bei ihrem Aussterben 1574 ihre
Güter Saarbrücken, Kirchheim (Kirchheimbolanden) und Lahr an ihre Stammlinie
Nassau-Weilburg. Die Grafschaft Saarwerden wurde wegen Einführung der
Reformation (1.1.1574) von Lothringen als erledigtes Lehen eingezogen.
1629/1651 entstand durch Teilung erneut die Linie N. Diese teilte sich 1659 in
die Linien Nassau-Ottweiler (bis 1728), N. und Nassau-Usingen. 1688 erfolgte
die Erhebung in den Reichsfürstenstand ohne Sitz im Reichsfürstenrat. 1723
starb die Linie N. aus und vererbte ihre Güter an Nassau-Usingen. 1735 wurde
Nassau-Usingen in Nassau-Usingen und N. geteilt. 1797 beerbte Nassau-Usingen N.
1793/1801 kam das 14 Quadratmeilen große, zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. mit 40000 Einwohnern an Frankreich, Nassau-Usingen wurde 1803
entschädigt. 1815 fiel die Grafschaft Saarbrücken durch Vertrag (als
Gegenleistung für Luxemburg) an Preußen, das es seiner Rheinprovinz zuteilte.
Von 1919 bis 1935 und von 1945 bis 1957 unterstanden die Güter im Saargebiet
Frankreich. S. Saarland.
L.: Zeumer 553 II b 60, 3; Wallner 696 OberrheinRK 13; Schliephake, F./Menzel,
K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864ff.; Ruppersberg,
A., Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Geck, E., Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert, 1953;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 31, 40.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift
Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel der Ort als Reichslehen an den Bischof von
Worms. Nach 1124 wurden die Grafen von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255
wurde Weilburg an die Grafen von Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf
von Nassau erworben. 1355 wurde Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen
Linie der Grafen von Nassau. 1381 erlangte es infolge Heirat die Grafschaft
Saarbrücken, 1393 die Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch
Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg,
Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N.
und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die
Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602
fielen die Güter der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die
Güter der Linie Nassau-Idstein an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in
Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und
Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach weitere Aufteilung). Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg, Weilmünster, Löhnberg,
Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den Flecken Reichelsheim
sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit
Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft Saarwerden und das Amt
Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an Frankreich. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums
(Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit den Abteien Arnstein,
Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus Nassau-Saarbrücken 1735
entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen und beerbte 1816
Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Nassau-Weilnau (Grafschaft). Weilnau bei Usingen wird
1208 erstmals erwähnt (Altweilnau). Nach der dortigen Burg
nannten sich gelegentlich die Grafen von Diez. 1302 erbauten sie die Burg Neuweilnau und teilten ihre Herrschaft.
Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von Nassau erworben, Altweilnau kam 1370
zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im Übrigen 1388 nach dem Aussterben der
Grafen von Diez (1386) im Erbwege an Nassau-Dillenburg. 1561 wurde Weilnau Sitz
der von Nassau-Weilburg abgespalteten Linie N. der walramischen Linie der Grafen
von Nassau. 1602 fielen ihre Güter an Nassau-Weilburg zurück.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.
Naugard (Grafschaft). 1274 übergab der Bischof
von Cammin (Kammin) dem Grafen von Everstein (Eberstein) die Burgsiedlung N. in Hinterpommern als Lehen. 1663/1684
fiel die danach benannte Grafschaft beim Aussterben der Grafen von Everstein
(Eberstein) an Brandenburg. 1945 kam N. unter die Verwaltung Polens, an das es
1990 als politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 405; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G2.
Naumburg (Grafen). 1182 wird die Burg N. im Habichtswald erstmals erwähnt. Nach ihr
nannten sich 1170 erstmals bezeugte Grafen, die zuvor auf der Weidelsburg
saßen. 1265 verkaufte der letzte Graf seine Güter an Hessen, 1266 an das
Erzstift Mainz. 1345 verpfändete Mainz einen Teil an die Grafen von Waldeck,
den anderen an Thilo von Elben, von dem er 1384 an die Hertinghausen
(Hertingshausen) überging. Waldeck verpfändete seinen Teil an die
Hertinghausen, löste 1544 die Pfandschaft aus, musste sie aber 1588 an Mainz
zurückgeben. 1802/1803 kam N. an Hessen-Kassel (Fürstentum Fritzlar) und damit
1866 an Preußen und 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg). Um
1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968 von
Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer und
oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und wenig
später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N. verlegt. Die
sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei
über N. hatten die Markgrafen von Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts die Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe
wurden im 13. Jahrhundert (1296) Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz,
Krossen (Crossen) und Strehla an der Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus.
Beginnend bereits zu dieser Zeit gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des
Hauses Wettin, das aus der Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon
vor 1541 drang die Reformation ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das
dem obersächsischen Reichskreis angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk
Sachsens umgewandelt, der bis 1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand.
Das Hochstift umfasste die Ämter und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes
N. (Stadt und Amt N., Amt St. Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg]
mit der Stadt Krossen [Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld)
und die Ämter und Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt
Zeitz und Gericht Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens
zugeschlagen und kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen
Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im
Spätmittelalter, 1988; Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die
Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter,
Bll. f. d. LG. 127 (1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
Bd. 1 1993; Wiessner, H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg,
bearb. v. Wiessner, H., 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neckarsteinach (Reichsritter, reichsritterschaftliche
Herrschaft). Kurz nach 1100 wurde in N. am Neckar östlich von Heidelberg die
Hinterburg erbaut. Von ihr aus brachte das fränkische Rittergeschlecht der
Landschad (Landschwalbe) von Steinach die 1142 erstmals bezeugte Vorderburg,
die nach 1165 errichtete Mittelburg und die vielleicht im zweiten Viertel des
13. Jahrhunderts geschaffene Burg Schadeck (Schwalbennest)
1428 von unterschiedlichen Berechtigten (Helmstadt, Worms, Erbach, Mainz,
Speyer, Handschuhsheim) an sich. 1653 starb das damit N. beherrschende
Geschlecht aus. Es folgten die Metternich zu Burscheid und Müllenark und die
Freiherren von Dorth. N. zählte zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken.
1806 kam N. an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 512; Möller, W./Kraus, K., Neckarsteinach, seine Herren, die Stadt
und die Burgen, 1928.
Neidenfels (Burg, reichsritterschaftliches Gut). Die Burg N. (1391 Nidenfels [= Kampffels]) bei Schwäbisch Hall gehörte vom Ende des 14. Jahrhunderts an den Fuchs von Neidenfels (Dornheim). 1788 kam sie von den Ellrichshausen an die Freiherren bzw. Grafen von Soden, 1810 an Württemberg. Sie war dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken inkorporiert. S. Fuchs von N., Steinheuser von N.
Neipperg (Herren, Reichsritter, Grafen,
Reichsgrafen). Von dem 1120 erstmals bezeugten Birtilo von Schwaigern leitet
sich das seit 1241 nach der Burg N. (Niberch)
bei Brackenheim benannte fränkisch-schwäbische Geschlecht N. her, dem die 1302
erworbene Herrschaft Schwaigern im Kraichgau gehörte. Es wurde 1726 zu
Reichsgrafen erhoben und gelangte 1766 in der schwäbischen Reichsgrafenbank als
Personalist zur Reichsstandschaft. Den Grafen gehörten neben Schwaigern das
1407 erworbene Klingenberg, das 1737 erworbene Massenbachhausen, Adelshofen und
halb bzw. drei Achtel Gemmingen. Alle diese Güter steuerten zum Kanton
Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. Die Stammherrschaft N. fiel 1806 an
Württemberg und Baden und kam über Württemberg 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
S. Neitperger?
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Zeumer 554 II b 61, 23; Hölzle, Beiwort 51;
Winkelmann-Holzapfel 157; Klunzinger, K., Die Edlen von Neipperg, 1840; Eberl,
I., Die Herren und Grafen von Neipperg, (in) Schwaigern, 1994, 385; Archiv der
Grafen von Neipperg 1280-1881, bearb. v. Kraus, D., 1997.
Nellenburg (Grafen, Landgrafschaft). Die Burg N. bei Stockach war Sitz der mit den
Burchardingern und Udalrichingern verwandten, seit 889 erkennbaren Grafen von
N., die als Stifter des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen hervortraten.
Um 1050 wechselten die Grafen vom Zürichgau an den oberen Rhein. 1077/1078
verloren sie die Grafschaft im Zürichgau. Seit 1080 nannten sie sich nach N.
1100/1105 starben die älteren Grafen von N. aus und vererbten Herrschaft und
Namen auf die Grafen von Bürglen, um 1170 auf die Grafen von Veringen. Vor 1256
vereinigten diese das zu N. und Stockach gehörige Gebiet mit dem Hegau
(Landgrafschaft). 1422 kamen die Landgrafschaft und die Grafschaft an die
Herren von Tengen. Von 1465 bis 1805 gehörte N. durch Kauf zu
Habsburg/Österreich und bildete einen Teil Schwäbisch-Österreichs. 1805 kam die
zum österreichischen Reichskreis zählende, von mehreren adligen Herrschaften
und Städten durchsetzte Landgrafschaft N. mit rund 25000 Einwohnern an
Württemberg, 1810 an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Berner, H., Die Landgrafschaft Nellenburg, (in) Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Hils, K., Die Grafen von Nellenburg im 11.
Jahrhundert, 1967; Der Landkreis Konstanz, Bd. 1 1968, 293ff.; Schib, K.,
Geschichte der Stadt und der Landschaft Schaffhausen, 1972; Seibert, H.,
Nellenburg, LexMA 6 1992, 1087.
Nesselrode (Grafen). Seit dem 11. Jahrhundert ist
ein niederrheinisches Adelsgeschlecht bezeugt, das sich nach der Stammburg N.
an der Wupper bei Solingen benannte. Dessen ältere Linie
Nesselrode-Reichenstein (Nesselrode-Reichenstein-Landskron) wurde 1652 in den
Reichsfreiherrenstand und 1710 in den Reichsgrafenstand erhoben, die jüngere
Linie Nesselrode-Ehreshoven 1705 in den Reichsgrafenstand. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafen von N. wegen der Herrschaft Reichenstein zu
den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf
von Nesselrode-Reichenstein für Burgfrey (Burgfrei) und Mechernich eine Rente von 260 Gulden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 27.
Neu-Bamberg, Neubamberg (Herrschaft). Nordwestlich
von Alzey gründeten die Raugrafen um 1250 bei Sarlesheim die Burg N. (neue Boinburg). In der zugehörigen Herrschaft
bestand ein Kondominat des Erzstifts Mainz und der Pfalz. 1663 hatte das
Erzstift Mainz drei Viertel zu Pfand, 1717 erlangte es den Rest sowie die Orte
Volxheim und Siefersheim und drei Viertel der Herrschaft Wöllstein mit
Gumbsheim, Pleitersheim und Desenheim (ein Viertel bei Nassau-Weilburg
[Nassau]). 1803 kam N. an Hessen-Darmstadt, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 80; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18.
Neuburg (Fürstentum, seit etwa 1700 Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Bayern bzw. Pfalzgrafen bei Rhein). Nach keltischen
und römischen Siedlungen errichteten die Herzöge der Bayern in der
Landnahmezeit auf einem Jurarücken an der Donau die schon bei dem Geographen
von Ravenna (7. Jh.) bezeugte civitas nova (N.). 742 wurde sie Sitz eines bis
801/807 bestehenden Bistums. N. selbst fiel 788 an den König, im 10.
Jahrhundert aber wieder an die Herzöge von Bayern. Seit dem 12. Jahrhundert kam
N. an die Pappenheim (Heinrich von Kalendin), 1247 gewaltsam wieder an Bayern.
1392 wurde es Bayern-Ingolstadt zugeteilt, 1445 Bayern-Landshut. Nach dem
bayerischen Erbfolgekrieg 1505 wurde es Sitz des räumlich nicht geschlossenen,
aus Teilen Bayern-Landshuts (Niederbayerns) und Bayern-Münchens (Oberbayerns)
gebildeten Fürstentums (N. bzw.) Pfalz-Neuburg (Höchstädt, Monheim, Graisbach,
Neuburg, Reichertshofen, Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Burglengenfeld, Sulzbach, Schwandorf, Parkstein,
Weiden, Regenstauf, Kallmünz, Hemau, Lupburg und Laaber), dessen erster Fürst
Ottheinrich war. Ihm folgte 1557 nach dem Wechsel Ottheinrichs in die Pfalz
Wolfgang von Zweibrücken-Veldenz und diesem sein Sohn Philipp Ludwig, der
zweien seiner Brüder für deren Lebzeiten unselbständige Teilfürstentümer
einrichtete. Über die Heirat Pfalzgraf Philipp Ludwigs mit Anna von
Jülich-Kleve-Berg wurden 1609/1614/1666 Jülich und Berg sowie 1670 Ravenstein
gewonnen. 1614 wurde beim Tod Philipp Ludwigs in N., Neuburg-Sulzbach und
Neuburg-Hilpoltstein (1644 an N. zurück) geteilt. 1685 fiel die Pfalz an. Beim
Erlöschen Neuburgs (Pfalz-Neuburgs) erbte 1742 Neuburg-Sulzbach die Stammlande
Neuburgs, Jülich-Berg und die Pfalz, 1777 folgte Neuburg-Sulzbach bzw.
Pfalz-Sulzbach auch in Bayern nach. S. Pfalz-Neuburg.
L.: Wolff 140; Beitelrock, A. v., Geschichte des Herzogtums Neuburg oder der
Jungen Pfalz, 1858ff.; Heider, J., Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten,
1955; Kaess, F./Seitz, R., Neuburg an der Donau. Stadt der Renaissance und des
Barock, 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 410.
Neuburg (am Inn) (Herrschaft). Im 11.
Jahrhundert gründeten die Grafen von Formbach nach Umwandlung ihrer Stammburg
in ein Kloster die Burg N. am Inn. Nach
Aussterben der Grafen 1158 kam N. an die Grafen von Andechs. Nach deren
Aussterben gab sie Kaiser Friedrich II. 1248 an den Herzog von Bayern, später
fiel sie mit der zugehörigen Herrschaft an Habsburg. 1463 belehnte Kaiser
Friedrich III. Hans von Rohrbach mit der Burg.
1473 kam sie pfandweise an Bayern-Landshut, nach der Rückkehr zu Habsburg 1528
als Lehen an die Grafen von Salm und von 1664 bis 1680 an die Grafen von
Sinzendorf. 1719 erwarb der Graf von Lamberg-Sprinzenstein die Burg. 1730/1739 fiel sie durch Kauf an das Hochstift
Passau und 1802/1803 an Bayern.
L.: Wolff 144.
Neuenahr (Grafschaft) (seit 1927 Bad Neuenahr).
Die um 1220 errichtete Burg N. wurde 1372
zerstört. Sie war Mittelpunkt der nach ihr benannten Grafschaft, zu der die
Dörfer Wadenheim, Hemmessen und Beuel (Beul) gehörten. Sie war Lehen der
Pfalzgrafen, die sie an die Grafen von Jülich weiterverliehen und zählte zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1545 zog Jülich nach dem Aussterben
der Virneburg die Grafschaft als erledigtes Lehen ein. Über Preußen kam N. 1946
an Rheinland-Pfalz. S. Are-Neuenahr.
L.: Wolff 322; Wallner 701 WestfälRK 2; Frick, H., Quellen zur Geschichte von
Bad Neuenahr, der Grafschaft Neuenahr und der Geschlechter Ahr, Neuenahr und
Saffenburg, 1933.
Neuenburg (Grafschaft, Fürstentum), frz.
Neuchâtel. An der Stelle vorgeschichtlicher Siedlungen und einer älteren
Grafenburg wurde 1011 eine neue Burg (novum
castellum) errichtet. 1032 (1032/1033) kam das im 9. Jahrhundert an das
Königreich Burgund gefallene Gebiet um N. zum
Deutschen Reich. Die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts fassbaren, seit 1196
als Grafen auftretenden Herren von N. stammten von den Grafen von Fenis ab.
1214 wurde geteilt. 1218 wurden die Grafen nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen reichsunmittelbar. 1226 wurde in die Linien Nidau, Straßberg und
Aarberg-Valangin geteilt. Seit 1288 waren die Grafen von Chalon (und später die
Oranier) Oberlehnsherren. Nach dem Aussterben der Grafen von N. 1373 kamen ihre
Güter erbweise 1395 an die verwandten Grafen von Urach-Freiburg und 1458 an die
Markgrafen von Hachberg. 1406 ging N. mit Bern ein ewiges Burgrecht ein. 1504 fiel die Grafschaft über eine
Erbtochter von den Hachberg an das Haus Orléans-Longueville (bourbonische
Nebenlinie der Ducs de Longueville). Um 1530 wurde die Reformation eingeführt.
1579/1592 erwarb das Haus Orléans-Longueville die Rechte über Valangin. 1643
nahm es den Titel eines Fürsten von N. an. 1648 wurde die Grafschaft zum
souveränen, unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stehenden Fürstentum
erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Orléans-Longueville 1694/1707 ging das
Fürstentum durch Wahl der Stände an Friedrich I. von Preußen als testamentarischen
Erben des Hauses Oranien, das die 1530 ausgestorbenen Grafen von Chalon beerbt
hatte. 1713 wurde dies von Frankreich anerkannt. 1805 kam N. (wie Kleve) durch
von Napoleon erzwungene Abtretung seitens Preußens (gegen Hannover) an
Frankreich bzw. 1806 dessen Marschall Berthier. Nach der Wiedervereinigung mit
Preußen (1814) gab König Friedrich Wilhelm III. dem Fürstentum eine Verfassung
(charte constitutionelle vom 18. 6. 1814), erklärte es als einen souveränen
Staat und bewirkte, dass es am 12. 9. 1814 als 21. Kanton in die
Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen wurde. In Bezug auf seine inneren
Angelegenheiten blieb N. Fürstentum des Königs von Preußen. Die vom König von
Preußen als persönlicher Besitz vorbehaltenen Hoheitsrechte wurden am 1. 3. 1848
revolutionär durch eine republikanische Verfassung aufgehoben und die Monarchie
abgeschafft. Am 26. 5. 1857 verzichtete der König von Preußen auf alle Rechte,
behielt aber den Titel Fürst von N. und Graf von Valangin, den er 1861 aufgab.
S. Neuenburg (Kanton).
L.: Wolff 537; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 b (bis
1797) B2/3; Chambrier, F. de, Histoire de Neuchâtel et Valangin, 1840, Neudruck
1984; Oppinger, E., Neuenburg, die Schweiz und Preußen 1798 bis 1806, 1915;
Bonjour, E., Preußen und Österreicher im Neuenburger Konflikt, 1931; Thévenaz,
L., Histoire du pays de Neuchâtel, 1948; Bonjour, E., Der Neuenburger Konflikt,
1957; Neuchâtel et la Suisse, hg. v. Montandon, L. u. a., 1969; Histoire du
Pays de Neuchâtel, Bd. 1 1989; Bibliographie neuchâteloise, hg. v. Froidevaux,
A., 1990; Koler-Weiß, K., Neuenburg, LexMA 6 1992, 1100; Bachmann, A., Die
preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen
als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel, 1998.
Neuengleichen (Herrschaft). Die beiden Burgen Gleichen südlich von Göttingen wurden um 1100
von den Grafen von Reinhausen erbaut. Über das Kloster Reinhausen kamen sie an
das Erzstift Mainz, wurden 1152 aber von Herzog Heinrich dem Löwen eingezogen.
1270 gaben sie die Welfen gegen Güter im Solling an die Herren von Uslar. Diese
teilten sich zu Anfang des 14. Jahrhunderts in die Linie Altengleichen und N.
Die Linie N. verkaufte 1451 ihre Güter an die Landgrafen von Hessen, die sie
von 1455 bis 1578 an die Herren von Bodenhausen verpfändeten. 1816 gab Hessen
das Amt N. tauschweise an Hannover ab. Damit kam N. 1866 an Preußen und 1946 an
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Karte 18; Lücke, H., Burgen, Amtssitze und Gutshöfe um Göttingen, 1952.
Neuenstein (Burg,
Herren). Nach der Burg N. bei Künzelsau nannten
sich seit 1230 von den Edelfreien von Stein stammende Herren von N. Nach 1300
erwarben die Hohenlohe ihre Güter. 1551/1555 wurde N. bis 1698 Sitz der Linie
Hohenlohe-Neuenstein. 1806 fiel es an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 119; Weller, K., Aus Neuensteins Vergangenheit, 1908; Schumm, K., Zur
600-Jahrfeier der Verleihung des Stadtrechtes, 1951.
Neuenstein (Freiherren, Reichsritter). (Um 1550
waren N. Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.) Im 18.
Jahrhundert zählten die Freiherren von N. mit dem 1799 an Truchsess von
Waldburg-Zeil-Trauchburg gelangten halben Zimmern unter der Burg zum Kanton Neckar, Ort Neckar-Schwarzwald und Ort
Ortenau bzw. Kanton Neckar-Schwarzwald-Ortenau (1802 Leopold Joseph Andreas N.
[Herr zu Rodeck], Johann Baptist N., Joseph Franz Xaver N., Karl N. [Herren zu
Hubacker]) des Ritterkreises Schwaben. Außerdem gehörten die bereits im
Stichjahr 1680 angesessenen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft
immatrikulierten N. 1773 zum Ritterkreis Unterelsass.
L.: Hölzle, Beiwort 64; (Stetten 33; Riedenauer 125;) Kollmer 379.
Neuhaus (reichsritterschaftlicher Ort). Die Burg N. bei Sinsheim kam 1333 von Württemberg als Lehen an die Massenbach, 1580/1582 nach dem Aussterben der M. an die Degenfeld. N. war bis 1805 dem Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben inkorporiert und fiel dann an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Neuleiningen (Burg,
Herrschaft). Zwischen 1238 und 1241 erbauten die Grafen von Leiningen die Burg Neuleiningen bei Frankenthal, die von
Leiningen-Dagsburg bei dessen Erlöschen an Leiningen-Westerburg kam. 1308 war
sie Lehen des Hochstifts Worms, mit dem 1508 ihr Gebiet geteilt werden musste.
S. Leiningen-Westerburg-Neuleiningen.
L.: Wolff 232, 282.
Neustadt an der Aisch (Residenz des Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von
Brandenburg- Kulmbach)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 416.
Neustift (Kloster). 1142 gründete der Burggraf von Säben das Augustinerchorherrenkloster
Maria zur Gnade bei Brixen. 1807 wurde es aufgehoben, 1816 aber erneuert. 1919
kam N. mit Südtirol zu Italien.
L.: Sparber, A., Das Chorherrenstift Neustift in seiner geschichtlichen
Entwicklung, 1953; Peintner, M., Kloster Neustift. Augustiner-Chorherren in
Südtirol, 1985.
Nidda (Grafen, Reichslehen). N. an der N. bei
Büdingen wird im 10. Jahrhundert anlässlich einer Übertragung an Fulda erstmals
erwähnt. Es gehörte ursprünglich den zuerst 1104 belegten Grafen von N., die
vor allem im oberen Niddatal und Niddertal begütert waren, dann nach ihrem
Aussterben vor 1206 den Grafen von Ziegenhain, welche die Grafschaft als Lehen
Fuldas, Burg und Stadt (Stadtrechte seit 1311)
als Reichslehen hatten. 1437 wurde Hessen das Afterlehen aufgetragen. 1450/1495
fiel N. beim Aussterben der Grafen von Ziegenhain an Hessen, 1604 an
Hessen-Darmstadt. Die Grafschaft zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1945
kam N. an Hessen.
L.: Wolff 255; Roth, K., Beitrag zur Geschichte der Stadt Nidda, 1898; Kraft,
K., Die Grafschaft Nidda, Büdinger Geschichtsbll. 1.
Niederbayern (Herzogtum). Das durch die Landesteilung
von 1255 geschaffene Herzogtum N. lag innerhalb Bayerns etwa zwischen
Reichenhall, Cham, Freising und Landshut. 1309 übernahm Ludwig IV. von
Oberbayern zeitweise vormundschaftlich die Herrschaft. 1331 wurde N. in drei
Teile geteilt, doch fielen Bayern-Deggendorf 1333 und Bayern-Burghausen 1334 an die verbleibende dritte Linie
zurück. 1340 kam es nach dem Aussterben der Herzöge wieder an Oberbayern. 1349
gelangte N. an Herzog Stephan II., der 1353 neben Lehen in Holland auch das
Gebiet um Straubing (Straubinger Ländchen) an seine Halbbrüder Wilhelm I. und
Albrecht I. überließ, das restliche Niederbayern aber 1363 wieder mit Oberbayern
vereinigte. 1392 kam Niederbayern-Landshut an Herzog Friedrich. 1425/1429 wurde
ein Teil Bayern-Straubings beim Aussterben der dortigen Linie hinzuerworben.
1447 gewann Bayern-Landshut (Niederbayern-Landshut) auch das wesentliche Erbe
Bayern-Ingolstadts. Nach dem Aussterben Bayern-Landshuts 1503 kam N. 1505 zu
Oberbayern, doch wurden einige Gebiete zur Bildung des Fürstentums
Pfalz-Neuburg verwandt. S. Bayern, Bayern-Burghausen,
Bayern-Deggendorf, Bayern-Landshut, Bayern-Straubing
L.: Wolff 136; Schnurrer, L., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der
Herzöge von Niederbayern 1255-1340, 1972; Pietrusky, U., Niederbayern im 19.
Jahrhundert, 1988; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Stauber, R., Das Herzogtum Niederbayern, (in) Sammelblatt des hist. Ver.
Ingolstadt 102/103 (1993/1934), 169.
Niederburgheim s. Burgheim
Niederlande (Staat). Bei der karolinigischen
Reichsteilung 843 fiel Flandern westlich der Schelde an das westfränkische
Reich (Westfranzien, Frankreich), der übrige Raum um Maas, Schelde und Rhein an
das mittlere Reich Kaiser Lothars und 879/925 an das ostfränkische Reich.
1477/1493 kam das sich (seit etwa 1200 oder 1540?) sprachlich
verselbständigende Gebiet der späteren N. über Maria von Burgund von Burgund an
Habsburg, das die von Burgund zusammengefassten
Gebiete hausmachtpolitisch gegenüber dem Reich zu verselbständigen suchte.
Kaiser Karl V. fügte durch Kauf 1524 Friesland, durch Säkularisation 1528
Utrecht und Overijssel mit Deventer sowie 1538 Groningen und 1543 Geldern dem
1512/1548 gebildeten burgundischen Reichskreis hinzu, so dass insgesamt ein
Komplex von 17 Gebieten entstand (Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern,
Flandern, Artois [mit Arras], Hennegau, Holland, Seeland, Namur, Friesland,
Rijssel [Lille], Doornik [Tournai], Mecheln, Utrecht, Overijssel und
Groningen), und übertrug 1555 die Nachfolge an Philipp II. von Spanien (spanische
N.). Seit 1565 wehrten sich Adlige in dem seit etwa 1540 zunehmend
calvinisierten Gebiet gegen die von Philipp II. seiner Statthalterin Margarete
von Parma (1559) in Auftrag gegebene Steigerung der königlichen Macht, mit der
eine starke Erhöhung finanziellen wie religiösen Druckes einherging. Nach
Ablehnung einer Bittschrift bildeten sie einen Bund des als Geusen verhöhnten
Adels, der von den calvinistischen Religionsführern unterstützt wurde. 1567
wurde Margarete von Parma durch Herzog Alba als Statthalter abgelöst, der den
Aufstand zunächst niederschlug. Am 1. 4. 1571 besetzten die Meergeusen Brielle
(Briel) an der Maasmündung. Danach erhoben sich Seeland und Holland. Am 18. 7.
1572 wählten zwölf Städte in Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zum königlichen
Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht. Am 8. 11. 1576 schlossen sich
weitere Gebiete an. Am 23. 1. 1579 einigte Oranien in der Union von Utrecht die
sieben nördlichen Provinzen Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Groningen,
Overijssel (mit Drente) und Friesland, zu denen noch Flandern und Brabant
kamen. 1581 setzte die Utrechter Union Philipp II. ab und schloss sich in den
Generalstaaten zu einem losen Staatenbund zusammen (Republik der Vereinigten
N.). Die südlichen N. wurden von Spanien erneut unterworfen. Nach weiteren
schweren Kämpfen, in denen die seit 1635 mit Frankreich verbündeten
Generalstaaten 1629-1637 den nördlichen Teil Brabants als Generalitätslande
eroberten, wurden die Generalstaaten 1648 als eigener vom Reich gelöster Staat
anerkannt. Ihr Interesse verlagerte sich rasch vom Reich auf die überseeischen
Kolonien. Von 1590 bis 1700 waren die von 1572 bis 1650, von 1672 bis 1702
sowie von 1742 bis 1795 unter einem Statthalter handelnden N. das am stärksten
urbanisierte und wirtschaftlich fortgeschrittenste Land Europas. Die südlichen
(spanischen) Niederlande (Hennegau, Flandern, Artois, Namur, Luxemburg) kamen
nach dem spanischen Erbfolgekrieg 1713/1714 von Spanien an Österreich. 1794
wurden sie von Frankreich erobert. Sie blieben Teil des deutschen Reiches.
1797/1801 musste Österreich sie an Frankreich abtreten. 1806 machte Napoleon
die Generalstaaten zum Königreich Holland und vereinigte dieses 1810 mit
Frankreich. 1814 wurde nach der Vertreibung der französischen Truppen die Vereinigung
der nördlichen und südlichen N. sowie Lüttichs als Königreich der Vereinigten
N. beschlossen. Dieses gehörte dem Deutschen Bund durch Personalunion mit
Luxemburg an. 1830 wurde mittels der belgischen Revolution die Verbindung der
sich benachteiligt fühlenden südlichen N. mit den nördlichen N. gelöst und
Belgien von den N. getrennt. 1866 schieden Limburg und Luxemburg mit der
Auflösung des Deutschen Bundes aus diesem aus. S. Flandern, Brabant, Hennegau,
Namur, Limburg, Lüttich, Holland, Utrecht, Seeland, Geldern, Cambrai,
Niederlothringen.
L.: Die Territorien des Reichs 3, 200; Blok, P., Geschichte des
niederländischen Volkes, Bd. 1ff. 1901ff.; Geschiedkundige Atlas van Nederland,
hg. v. Beekman, A., 1911ff.; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1926;
Geschiedenis van Nederland, hg. v. Brugmans, H., Bd. 1ff. 1933ff.; Reese, W.,
Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 3. A. 1943; Allgemene geschiedenis der
Nederlanden, hg. v. Niermeyer, J. u. a., Bd. 1ff. 1949ff., Neue Ausgabe
1980ff.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Buck, H.
de, Bibliografie der geschiedenis van Nederland, Leiden 1968; Prevenier,
W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; De Nederlanden in de
late middeleeuwen, hg. v. Boer, D. de/Marsilje, J., 1987; Schepper, H. de,
Belgium Nostrum, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988;
Blockmans, W., Niederlande, LexMA 6 1993, 1141; Lademacher, H., Die
Niederlande, 1993; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997; Mörke, O.,
Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003;
Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Verortete
Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 211.
Niederösterreich (Land, Ländergruppe, Bundesland). Das
Gebiet zwischen Enns und March war südlich der Donau römische Provinz, nördlich
der Donau germanischer Siedlungsraum. Nach Abzug der Römer drangen Bayern im
Westen und Slawen im Osten ein. Um 790 wurde das ganze Gebiet dem Frankenreich
eingegliedert und einem Markgrafen unterstellt. Von 905/907 bis 955 kam es
unter die Herrschaft der Ungarn. Danach entstand wieder eine bayerische Mark an
der Donau (Ostmark), die Kaiser Otto II. 976 den Babenbergern verlieh und in
der 996 erstmals (Neuhofen an der Ybbs in) Ostarrichi genannt wurde. 1156 wurde
diese Markgrafschaft Herzogtum. 1180 kam das Land von der Hasel bis zur großen
Mühl hinzu, 1254 das Gebiet zwischen Enns und Hausruck und zwischen Pitten und
Wiener Neustadt. Nach dem Aussterben der Babenberger 1246 nahm 1251 der König
von Böhmen das Herzogtum in Besitz, teilte das Land längs der Enns (östlich der
Enns, Österreich [unter der Enns], 1264 N. [Austria inferior]), verlor es aber
1278 an König Rudolf von Habsburg. Dieser verlieh es 1282 seinen Söhnen. In
einem erweiterten Sinn umfasste N. (Ländergruppe) im ausgehenden 14.
Jahrhundert die Länder N., Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain.
Dieses N. wurde von König Maximilian I. dem österreichischen Reichskreis
zugeteilt. Seit 1564 galten nur noch das Land N. und das Land Oberösterreich
als „niederösterreichische Länder“. N. im engeren Sinn war als Land unter der
Enns mit Wien als Zentrum bis 1918 das führende Erbland der Habsburger. Seit
der Verfassung Österreichs vom 1. 10. 1920 gibt es das Bundesland N. (seit 1986
Sitz in Sankt Pölten), innerhalb dessen Wien als eigenes Bundesland
verselbständigt wurde.
L.: Wolff 25; Lechner, K., Niederösterreich (Österreich unter der Enns), (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118;
Topographie von Niederösterreich, hg. v. Verein für Landeskunde von
Niederösterreich, Bd. 1ff. 1871-1915; Vancsa, M., Historische Topographie mit
besonderer Berücksichtigung Niederösterreichs, Dt. Geschichtsblätter 3 (1902);
Vancsa, M., Geschichte von Niederösterreich und Oberösterreich (bis 1526), Bd.
1f. 1905ff.; Grund, A., Beiträge zur Geschichte der hohen Gerichtsbarkeit in
Niederösterreich, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte Band 99 (o. J.); Hassinger, H./Bodo,
F., Burgenland, ein deutsches Grenzland im
Südosten, 1941; Atlas von Niederösterreich, hg. v. d. Kommission für
Raumforschung und Wiederaufbau der österr. Akademie d. Wiss., 1951ff.;
Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes,
bearb. v. Burgenländischen Landesarchiv, Bd. 1:
Bezirk Neusiedl, 1954, Bd. 2: Bezirk Eisenstadt, 1962; Regele, O., Beiträge zur
Geschichte der staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis
1918, 1955; Grund, A./Giannoni, K. u. a., Niederösterreich I, II 1910, 1957;
Wolf, H., Niederösterreich, 1956, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer; Bernleithner, E., Die Entwicklung der
Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959); Thenius, E.,
Niederösterreich, 1962; Vorberg, G., Zur Struktur des landesfürstlichen
Besitzes in Niederösterreich, Diss. phil. Wien 1965 (masch.schr.); Winner, G.,
Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, 1967; Österreichisches
Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1ff. 1968ff.; Handbuch der historischen
Stätten. Österreich Bd. 1, hg. v. Lechner, K., 1970; Gutkas, K., Geschichte des
Landes Niederösterreich, Bd. 1ff. 1957ff., 6. A. 1983; Zöllner, E., Geschichte
Österreichs, 8. A. Wien 1990; Lechner, K., Die Babenberger. Markgrafen und
Herzöge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Berthold, W., Bibliographie zur
Landeskunde von Niederösterreich, 1988; Friesinger, H./Vacha, B., Römer -
Germanen - Slawen in Österreich, Bayern und Mähren, 1988; Feigl, H., Recht und
Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Urkunde und Geschichte.
Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines
Landesarchivs, bearb. v. Weltin, M., 2004; Niederösterreich im 20. Jahrhundert,
hg. v. Eminger, S. u. a., Bd. 1ff. 2008; Niederösterreichisches Urkundenbuch,
Bd. 1 ff. 2008ff.; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v.
Brauneder, W., 2014.
Niefern (Herren). 1186 begegnen Herren von N.
Sie sind nach der 1276 belegten Burg (Hohen-)N.
bei Pforzheim benannt. Mit der unteren Burg fiel
N. nach dem Aussterben der Herren von N. um 1500 an Baden, das zunächst auch
drei Viertel des Dorfes von Kloster Maulbronn und Georg von Bach und wenig
später das vierte Viertel von Konrad von Wallstein kaufte. 1951/1952 kam N. zu
Baden-Württemberg.
L.: Langbein, E., Bilder aus der Vergangenheit des Dorfes Niefern, 1906.
Nordendorf, Norndorf (Herrschaft). Im N. am unteren
Lech bei Donauwörth erscheinen seit 1264 die Herzöge von Bayern als Lehnsherren
zahlreicher Rechte, die zunächst die Herren von Donnersberg, seit 1290 die
verwandten Marschälle von Oberndorf, seit 1455 die Marschälle von Affing, seit
1492 Ritter Mang von Hohenreichen, seit 1498 Ehrentraut von Seyboldsdorf
(Ehrentraut die Seyboltsdorferin), seit 1506 Walter von Gumppenberg, seit 1517
Ernst Marschall zu Oberndorf, seit 1528 die Pimmel von Augsburg, 1548 die
Rehling von Augsburg und seit 1580 durch Kauf die Fugger in der Linie N. (Fugger-Nordendorf)
innehatten. Daneben gab es im 13. Jahrhundert Herren von N. mit eigenen
Rechten. Über die Fugger zählte die Herrschaft N. innerhalb Burgaus zum schwäbischen Reichskreis. N. fiel bei der
Mediatisierung an Bayern.
L.: Wolff 205; Hölzle, Beiwort 45; Franken, M., Die Alemannen zwischen Iller
und Lech, 1944.
Nordhausen (Reichsstadt). Bei einer um 910 an
wichtigen Straßenkreuzungen errichteten Burg
erscheint 927 erstmals der Ort N. als Gut König Heinrichs I., der dieses 929
seiner Frau Mathilde als Wittum gab. 961 gründete sie in N. ein
Kanonissenstift, dem der Ort gehörte. 972 gab König Otto II. N. als Mitgift
seiner Gemahlin Theophanu. 1220 löste Kaiser Friedrich II. N. aus der Abhängigkeit
des in ein Domstift umgewandelten Stiftes. 1277 wurde der Reichsvogt vertrieben
und die Reichsburg zerstört. König Rudolf von Habsburg stärkte gleichwohl 1290
die Stellung der Bürger. Von 1312 bis 1594 waren die Grafen von Hohnstein,
danach das Haus Wettin, seit 1697 Brandenburg Reichsvogt. 1524 wurde die
Reformation eingeführt. Von 1703 bis 1714 besetzte Brandenburg N. 1716 gewann
die zum niedersächsischen Reichskreis zählende Stadt das Amt des Reichsvogtes
und Reichsschultheißen gegen 50000 Taler für sich. 1802 kam N. an Preußen,
wurde von 1807 bis 1813 dem Harzdepartement des Königreichs Westphalen
eingefügt und 1815 der Provinz Sachsen Preußens eingegliedert. Am 1. 7. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt. Mit Thüringen kam N. 1945 zur sowjetischen
Besatzungszone und fiel damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische
Republik. S. Thüringen
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 11; Wallner 707 NiedersächsRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3; Silberlath, H.,
Geschichte der freien Reichsstadt Nordhausen, 1927; Das tausendjährige
Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927; Döring, O., Nordhausen, 1929;
Heineck, H., Chronik der Stadt Nordhausen, 1930; Nordhausener Urkundenbuch,
bearb. v. Lücke, G./Meissner, G., Bd. 1f. 1936ff.; Silberborth, H., Preußen und
Hannover im Kampf um die freie Reichsstadt Nordhausen, 1936; Blaschke, K.,
Nordhausen, LexMA 6 1993, 1236.
Nordhausen (reichsunmittelbares Stift). Bei einer
um 910 errichteten Burg erscheint 927 erstmals
der Ort N. als Gut König Heinrichs I., in dem Königin Mathilde 961 ein
Kanonissenstift gründete. 1220 löste Kaiser Friedrich II. den Ort aus der
Abhängigkeit des Stiftes, das reichsunmittelbares Domherrenstift wurde. 1802
wurde das Stift säkularisiert und kam an Preußen (Provinz Sachsen).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38
(1789), D2; Das tausendjährige Nordhausen, hg. v. Magistrat, Bd. 1f. 1927;
Wand, A., Der Dom zum Heiligen Kreuz Nordhausen, 1986.
Nothaft, Notthaft (Herren, Reichsritter). Die
vielleicht aus dem Raum um Regensburg kommenden N. sind 1163 erstmals mit
Adalbertus de Egre (1166 Adelbertus N.) im Egerland nachweisbar. Später saßen
sie auf den Burgen Thierstein, Weißenstein im
Steinwald (von etwa 1300 bis 1381), Wernberg, Runding, Bodenstein bei Nittenau
(von etwa 1400 bis 1539), Aholming (bei Deggendorf und an vielen anderen Orten.
Im frühen 16. Jahrhundert zählten die N. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises
Franken. In mehrere Linien verzweigt, standen die N. in Wien, München,
Kaiserswerth und Münster in hohen Diensten. 1718 beerbte die Linie Bodenstein
die 1638 zu Grafen erhobene Linie Weißenstein, 1734 die Linie Wernberg. 1881
endete ihre letzte Herrschaft. Im 20. Jahrhundert starb die Linie Bodenstein im
Mannesstamm aus.
L.: Riedenauer 125; Stark, H., Die Stammlehen der Familie Nothaft im Egerland,
Archiv f. d. G. v. Oberfranken 75 (1995), 39; Singer, F., Das Nothaftische
Lehensbuch von 1360, 1996; Stark, H., Die Familie Nothaft, (in) Der Dohlenturm
1 (1997), 1; Stark, H., Die adeligen Forstmeister im Egerer Reichsforst, Archiv
f. d. G. v. Oberfranken 77 (1997), 207; Rahrbach 172
Nürburg (Burg). Nach der auf dem Noreberg (mons Nore) errichteten Burg N. bei Ahrweiler nannten sich Grafen von Are-Nürburg. Ihre Burg gehörte zunächst zum Reich, seit 1254 als Lehen zum Erzstift Köln. Beim Aussterben der Grafen kam N. ganz an das Erzstift Köln, 1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. S. Are-Nürburg.
Nürings (Grafen). Nach der Burg N. bei Falkenstein im Taunus nannten sich von 1103 bis 1171 nachweisbare, von der Mosel stammende Grafen (992 Graf Berthold). Sie waren im 11. Jahrhundert im Einrich (dem linken Ufer der unteren Lahn zwischen Diez und Nassau) und in der Wetterau begütert und hatten später die Grafschaft der Wetterau und der Nidda. Ihre Güter fielen teilweise an die Herren von Münzenberg.
Nürnberg (Burggrafen,
Burggrafschaft, Residenz). Die vermutlich um
1000 entstandene Reichsburg N. war Mittelpunkt umfangreichen Reichsgutes. Als Burggrafen wurden um 1105 die Edelfreien bzw. Grafen
von Raabs (in Österreich) eingesetzt. Nach ihrem Aussterben 1191/1192 folgten
ihnen die ihnen in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern
(Hohenzollern). Ihnen gelang trotz der allmählichen Einschränkung ihrer Rechte
in N. selbst der Aufbau eines umfangreichen Herrschaftsgebiets im späteren
Mittelfranken und Oberfranken (Bayreuth, Kulmbach, Arzberg [1292], Hof
[1323/1373], Ansbach, Schwabach [1364], Uffenheim [1349], Erlangen [1402 Kauf
des 1361 von Karl IV. vom Hochstift Bamberg erworbenen Ortes], Fürth
[Geleitsrechte seit 14. Jh.]). Nach der Belehnung Burggraf
Friedrichs VI. mit der Mark Brandenburg 1417 gaben sie die Bezeichnung Burggrafschaft N. zugunsten der Benennung
Markgrafschaft Ansbach bzw. Bayreuth auf. 1420 wurde die Burg in Nürnberg zerstört, nachdem die Burggrafen schon um 1350 ihren Sitz und das zwischen
1249 und 1265 gewonnene Landgericht nach Cadolzburg und 1385 nach Ansbach
verlegt hatten. 1427 verkauften sie die Burg und
die meisten ihrer Rechte in N. an die Reichsstadt. Sie zählten später zum
fränkischen Reichskreis. Ihre fränkische Güter kamen 1791 an Preußen.
L.: Wolff 102; Wallner 691 FränkRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F4; Monumenta Zolleriana, Bd. 1ff. 1852ff.; Meyer, C., Geschichte der Burggrafschaft Nürnberg, 1908; Schwammberger, A., Die
Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg,
1932; Schnelbögl, F./Hofmann, H., Gelegenhait der landschaft mitsampt den
furten und hellten darinnen. Eine politisch-statistische, wehr- und
verkehrsgeographische Beschreibung des Großraums Nürnberg zu Beginn des 16.
Jh., 1952; Pfeiffer, G., Comicia burcgravie in Nurenberg, Jb. f. fränk.
Landesforschung 11/12 (1953), 45ff.; Wendehorst, A., Nürnberg Burggrafschaft, LexMA 6 1993, 1322; Twellenkamp,L.,
Die Burggrafen von Nürnberg, 1994; Schlinker,
S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 228; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 246.
Nürnberg (Reichsstadt, Residenz des Königs und
der Burggrafen von Nürnberg). (Im Jahre 2011
werden bei Bauarbeiten an der Bärenschanzstraße in Gostenhof etwa 14000 Jahre
alte Keuperhornsteine als älteste Spuren menschlichen Lebens in bzw. bei N.
entdeckt.) An wichtigen Handelsstraßen entstand auf ursprünglich bayerischem
Siedlungsboden auf einem 351 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden
Sandsteinfelsen vermutlich um 1000 (1040/1041) die anscheinend vorsalische (und
damit vor 1024 entstandene) Baureste aufweisende Reichsburg N. (Felsberg?), die
1050 anlässlich eines Hoftags erstmals erwähnt wird. Vor 1062 war N. Sitz einer
Reichsmünzstätte, vor 1122 Zollstätte. Seit 1163 hatte es einen Schultheißen,
seit 1200 Stadtrecht. 1219 erhielt es Privilegien Kaiser Friedrichs II. 1256
traten Ratsherren (consules) und Stadtgemeinde (universitas civium) hervor.
Unter König Rudolf von Habsburg begann der Aufstieg zur Reichsstadt (1320
Hochgerichtsbarkeit). Ludwig der Bayer hielt sich dort vierundsiebzigmal, Karl
IV. mehr als fünfzigmal auf. In der Goldenen Bulle belohnte Kaiser Karl IV.
1356 die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs,
seinen ersten Reichstag in N. abzuhalten. Vom 22. 3. 1424 bis 1796 und von 1938
bis 1945 war N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien. Um 1400 war die streng
patrizische Ratsverfassung voll entwickelt. Bis 1427 konnte N. durch Kauf der Burg und Kauf von Rechten den Druck seiner Burggrafen teilweise beseitigen. Durch Kauf von
Hiltpoltstein mit Wildenfels und Strahlenfels (1503) sowie von Gräfenberg
(1520/1548) und durch seine Eroberungen im Landshuter Erbfolgekrieg (1504-1506)
gewann es das größte Herrschaftsgebiet einer Reichsstadt (Hersbruck, Lauf,
Altdorf, Reicheneck, Velden, Betzenstein, Stierberg), doch blieb das Gebiet
unmittelbar vor der Stadt umstritten. 1479/1484 erneuerte N. durch die
römisches Recht gemäßigt rezipierende (Neue) Reformation sein Stadtrecht, das
schon zuvor auf etwa 22 Orte übertragen worden war. 1524/1525 führte es die
Reformation ein und erreichte im Zusammenhang mit seinem von Handwerk und Handel
getragenen wirtschaftlichen Aufschwung auch eine kulturelle Blüte (Albrecht
Dürer, Veit Stoß, Willibald Pirckheimer, Martin Behaim, Hans Sachs). Im
Reichstag gehörte N. zum schwäbischen Reichsstädtekollegium, im fränkischen
Reichskreis führte es die Ausschreibung durch. 1578/1623 gründete es in Altdorf
eine Akademie bzw. Universität. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es stark
geschwächt. 1792 und 1796 musste es die Beschlagnahme eines Teils seines
Landgebiets durch Bayern und Preußen dulden, blieb aber 1803 durch § 27 des
Reichsdeputationshauptschlusses als Reichsstadt erhalten. Zu dieser Zeit
gehörte es den Kantonen Gebirg, Steigerwald und Altmühl des Ritterkreises
Franken an. Durch die Rheinbundakte von 1806 fiel es an Bayern, das es am
6./15. 9. 1806 mit rund 23 Quadratmeilen bzw. rund 1500 Quadratkilometern
(Sebalder Wald, Lorenzer Wald, Pflegämter Wöhrd, Gostenhof, Altdorf, Lauf,
Hersbruck, Reicheneck, Engelthal, Hohenstein, Velden, Betzenstein,
Hiltpoltstein, Gräfenberg und Lichtenau) und insgesamt 80000 Einwohnern
offiziell in Besitz nahm.
L.: Wolff 127; Zeumer 555 III b 3; Wallner 691 FränkRK 5; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 38 (1789) E4; Die Territorien
des Reichs 1, 32; Riedenauer 129; Schroeder 93ff.; Reicke, E., Geschichte der
Reichsstadt Nürnberg, 1896; Schrötter, G., Geschichte der Stadt Nürnberg, 1909;
Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg,
1928; Liermann, H., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jb. f.
fränk. Landesforschung 2 (1936), 1ff.; Otremba, E., Nürnberg, 1949; Hofmann,
H., Nürnberg-Fürth, 1954, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4;
Gagel, E./Schnelbögl, F., Pfinzing, der Kartograph der Reichsstadt Nürnberg
1554-1599, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, Bd. 1
1959; Fehring, G./Ress, A., Die Stadt Nürnberg, 1961; Schultheiss, W., Kleine
Geschichte Nürnbergs, 2. A. 1987; Ammann, H., Die wirtschaftliche Stellung der
Reichsstadt Nürnberg im Spätmittelalter, 1970; Wüllner, W., Das Landgebiet der
Reichsstadt Nürnberg, 1970; Nürnberg. Geschichte einer europäischen Stadt, hg.
v. Pfeiffer, G., Bd. 1f. 1971ff.; Schultheiss, W., Geschichte des Nürnberger
Ortsrechts, 2. A. 1972; Schneider-Hiller, G., Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg,
1976; Schnurrer, L., Das Territorium der Reichsstadt Nürnberg, Jb. d. hist.
Ver. f. Mittelfranken 89 (1977-1981), 91ff.; Boener, J., Die Reichsstadt
Nürnberg und ihr Umland um 1700, 1981; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v.
Köbler, G., 1984; Tiggesbäumker, G., Die Reichsstadt Nürnberg und ihr
Landgebiet im Spiegel alter Karten und Ansichten, Ausstellung der
Stadtbibliothek Nürnberg, 1986; Hirschmann, G., Aus sieben Jahrhunderten
Nürnberger Stadtgeschichte, 1988; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten,
hg. v. Imhoff, C. v., 1989; Wendehorst, A., Nürnberg, LexMA 6 1993, 1317;
Endres, R., Grundzüge der Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Nürnberg, ZRG
GA 111 (1994), 405; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der
spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Vogel, T., Fehderecht und
Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Schubert,
A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Bühl-Gramer, C., Nürnberg 1850 bis
1892, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 424.
Oberbayern (Herzogtum). 1255 entstand durch
Landesteilung innerhalb Bayerns im Raum zwischen Kufstein und Ingolstadt bzw.
dem Nordgau O. 1329 wurden Gebiete im Nordgau zugunsten der Pfalz abgetrennt,
doch blieben Lengenfeld (Burglengenfeld),
Schwandorf, Kallmünz und die Burggrafenrechte
von Regensburg bei O. 1340 gewann O. den niederbayerischen Landesteil, doch
erfolgte 1349 eine erneute Teilung, die bis 1363 währte. 1392 wurde nochmals
geteilt. Dabei zerfiel O. in Bayern-Ingolstadt und Bayern-München. Nach dem
Aussterben der Linie Bayern-Ingolstadt 1447 gelangte deren Gebiet im
Wesentlichen an (Nieder-)Bayern-Landshut, das seinerseits aber 1503/1505
weitgehend an Bayern-München (O.) kam. S. Bayern, Bayern-Ingolstadt,
Bayern-München.
L.: Wolff 136; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 2. A. 1992;
Oberbayerisches Landrecht von 1346, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2000.
Oberburgheim (Reichsdorf) s. Burgheim
Oberkirch (Herrschaft). Um 1225 erscheint O. an
der Rench erstmals (Obirnkirchen). 1303 verkauften die Grafen von Fürstenberg,
die 1218 die Herzöge von Zähringen beerbt hatten, O. an das Hochstift
Straßburg. 1316 verzichtete König Friedrich der Schöne auf die Reichsdörfer
Sasbach, Renchen und das Oppenauer Tal, die zu der sich um O. bildenden
Herrschaft hinzukamen. 1604-1634 und 1649-1654 wurde die Herrschaft an
Württemberg verpfändet. 1802 kam sie an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 236; Bader, J., Die ehemalige Straßburger Herrschaft Oberkirch, 1840;
Schaz, F., Stadt O. und die Burgen des vorderen
Renchtales, 1898; Heizmann, L., Der Amtsbezirk Oberkirch in Vergangenheit und
Gegenwart, 1928; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 472.
Obernberg (Herrschaft, freie Reichsherrschaft). O.
am Inn wird um 1160 erstmals erwähnt. 1250 erhielt das Hochstift Passau, das
1199 hier eine Burg errichtete, in O. die Maut,
1407 die Blutgerichtsbarkeit. 1782 ging die Landeshoheit über die zum
bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft durch Vertrag an Österreich über.
Von 1810 bis 1816 stand O. mit dem übrigen Innviertel nochmals unter der
Verwaltung Bayerns.
L.: Wolff 144; Meindl, K., Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen
freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg, Bd. 1, 2 1875.
Oberösterreich (Fürstentum, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Donau, Inn und Enns gehörte zunächst zum keltischen Königreich
Noricum, seit 15 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum ripense. Seit dem 6.
Jahrhundert wurde es von Bayern besiedelt (748 Mondsee, 777 Kremsmünster). Die
wichtigste Stellung errangen die Grafen von Traungau. 1058 folgten ihnen die Burggrafen (Otakare, Ottokare) von Steyr. 1156/1192
kamen die Güter an die Babenberger, die 1189 Regauer Güter mit Vöcklabruck,
1216 die Herrschaft Wels, 1224 die Herrschaft Waxenberg und 1271 die Herrschaft
Linz, erwarben. Seit 1254/1261/1264 erscheint nach dem Aussterben der
Babenberger und der Lösung der Verbindung des Traungaus mit der Steiermark
durch König Ottokar von Böhmen Austria superior (O., 1264) als politische und
gerichtliche Verwaltungseinheit. Nach Übergang an die Grafen von Habsburg
(1282) kam 1289 das Land westlich der Großen Mühl hinzu. In kriegerischen
Auseinandersetzungen unterwarf Habsburg 1380/1390 die Grafen von Schaunberg
(bzw. Schaunburg). Seit 1453 wurden die Gebiete bzw. Güter der Hochstifte Salzburg,
Regensburg, Freising, Eichstätt und Bamberg zu Landständen herabgedrückt. Von
1456 bis 1483 wurde O. eigenes Fürstentum, um 1466 auch so genannt. 1506 wurde
im bayerischen Erbfolgekrieg die Herrschaft Wildenegg (Wildeneck) mit dem Land
Mondsee (Mondseeland) und Wolfgangsee von Bayern für O. erworben. Das früh
verbreitete Luthertum wurde durch die Gegenreformation beseitigt. 1554/1559
setzte sich das Fürstentum Österreich ob der Enns endgültig gegen Österreich
unter der Enns (Niederösterreich) durch. Im Übrigen wurden in der frühen
Neuzeit als (Ländergruppe) O. verschiedentlich auch Tirol und Vorderösterreich
bezeichnet. 1765 kam es zu einem Gebietsaustausch zwischen O. und Passau. 1779
fiel das Innviertel an O., 1782 Obernberg und Vichtenstein. 1809 an Bayern
verlorene Gebiete kamen 1816 zurück. Ab 1784/1804/1815 war O. Herzogtum, von
1849 bis 1918 selbständiges Kronland (1861 Erzherzogtum), seit 1920 Bundesland
Österreichs, von 1938 bis 1945 Hauptteil des Reichsgaus Oberdonau. In der
frühen Neuzeit wurden auch Tirol und die Vorlande verschiedentlich als O.
bezeichnet.
L.: Wolff 26; Lechner, K., Oberösterreich, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 1, 118; Pritz, F., Geschichte des
Landes ob der Enns, Bd. 1f. 1847; Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. 1ff.
1852ff.; Vancsa, M., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1f. 1905ff.;
Straßmayr, E., Bibliographie zur oberösterreichischen Geschichte, Bd. 1ff.
1929ff.; Schiffmann, K., Historisches Ortsnamenlexikon des Landes
Oberösterreich, Bd. 1f. 1935ff.; Regele, O., Beiträge zur Geschichte der
staatlichen Landesaufnahme und Kartographie in Österreich bis 1918, 1955;
Strnadt, J., Österreich ob der Enns, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer 1917, 1956; Ferihumer, H., Oberösterreich,
(in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer
1917, 1956; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 2. A. 1956; Atlas
von Oberösterreich, hg. i. A. der oberösterr. Landesregierung v. Inst. für
Landeskunde von Oberösterreich, Leitung Pfeffer, F./Burgstaller,
E., 1958ff.; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Bernleithner, E., Die
Entwicklung der Kartographie in Österreich, Ber. zur dt. Landeskunde 22 (1959);
Hageneder, O., Die Geschichte des „Landes“ Oberösterreich, (in)
Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., Bd. 1 1968; Hageneder, O.,
Die Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Kulturzs. Oberösterreich 18/2
(1968); Österreichisches Städtebuch, hg. v. Hoffmann, A., 1968ff.; Haider, S.,
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der
Enns, hg. v. Strätz, H., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche
Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014.
Oberpfalz (Pfalzgrafschaft, Herzogtum). Das
ursprünglich zur bayerischen Nordmark, dann zur bayerischen Markgrafschaft
Nordgau gehörige Gebiet fiel 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern. Bei der
Teilung innerhalb der Wittelsbacher von 1329 kamen diese Güter an die Pfalz
(größerer Teil des Viztumamtes Burglengenfeld
mit dem Hauptort Amberg). Diese verpfändete sie 1353 weitgehend an König Karl
IV., gewann sie aber seit 1373 zurück. 1410 fiel das Gebiet etwas verkleinert
an König Ruprechts von der Pfalz Sohn Johann (Pfalz-Neumarkt), 1448 an
Pfalz-Mosbach (und teilweise kurzfristig an Pfalz-Simmern), 1499 wieder an die
Hauptlinie Pfalz. Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der
Name O. durch. 1621 wurde das früh lutherisch gewordene Gebiet von Bayern
besetzt und seit 1625 rekatholisiert. 1628 gab es der Kaiser mit Ausnahme
einiger an Pfalz-Neuburg gefallener Ämter an Bayern als Kriegsentschädigung.
1631 erhielt Bayern die Belehnung mit Gütern Böhmens. Bayern unterwarf die O.
der katholischen Gegenreformation und bezog sie in seinen zentralisierenden
Frühabsolutimsus ein. Die zum bayerischen Reichskreis zählende O. bestand aus
zwei getrennten Hauptteilen zwischen denen das Fürstentum Sulzbach, das bambergische
Amt Vilseck, die Grafschaft Sternstein (Störnstein) und die Landgrafschaft
Leuchtenberg lagen. Zum südlichen Hauptteil gehörten die Pfleggerichte Amberg,
Pfaffenhofen, Haimburg, Rieden, Freudenberg, Hirschau, Nabburg, Neunburg vor
dem Wald, Wetterfeld, Bruck, Rötz (Retz) Waldmünchen, Obermurach (Murach) und
Treswitz-Tännesberg (Treswitz-Tenesberg), zum nördlichen Teil die Pfleggerichte
Bärnau (Bernau), Eschenbach, Grafenwöhr, Hollenberg (Holnberg), Kirchenthumbach
(Kirchentumbach), Auerbach und Hartenstein, das Kastenamt Kemnath (Kemnat), das
Landgericht Waldeck und die Herrschaft Rothenberg. Darüber hinaus befanden sich
noch kleinere Teile innerhalb des nürnbergischen Gebiets. 1677 kam das 1614
abgetrennte Sulzbach wieder zu O. zurück. 1803 wurden das bambergische Amt
Vilseck und das Kloster Waldsassen und 1806 Sternstein (Störnstein). S.
Bayern-Oberpfalz, Neuburg.
L.: Wolff 138; Wallner 712 BayRK 3; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F/G4; Die Territorien des Reichs 5, 8; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium
”Obere Pfalz”, Zs. f. bay. LG. 26 (1963); Bosl, K., Die Oberpfalz und ihre
junge Hauptstadt, 1980; Emmerig, E., Die Regierung der Oberpfalz. Geschichte
einer bayerischen Mittelbehörde, 1981; Ambronn, K., Landsassen und
Landsassengüter des Fürstentums der oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, 1982;
Ackermann, K., Die Oberpfalz, 1987; Fuchs, A./Ambronn, K., Die Oberpfalz in
alten Ansichten, 1988; Schaub, M., Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 1988;
Ambronn, K., Oberpfalz, LexMA 6 1993, 1332; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des
bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten
Reich, 2005.
Obersulmetingen (freie Herrschaft). O. an der Riss
zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt (Sunnimuotingen). 973
hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die dortige Burg inne, später wohl die Grafen des Rammachgaues,
die sich zeitweise nach Sulmetingen, seit Ende des 12. Jahrhunderts aber nach
Neuffen nannten und um 1240 die Grafschaft Marstetten erwarben. Neben ihnen
erscheinen von 1225 bis 1528 niederadlige Herren von Sulmetingen. 1508/1555
erwarben die Schad von Mittelbiberach als Lehen des Reiches bzw. Österreichs
alle Anteile der zum schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft. 1699
vererbten sie sie an das Kloster Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von Thurn
und Taxis den Ort. Über Württemberg kam er 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Ochsenhausen (Reichsabtei, reichsunmittelbare Abtei[,
Reichsfürstentum]). Um 1093 stiftete der welfische Ministeriale von
Wolfertschwenden das Benediktinerkloster O. (um 1100 Ohsinhusin) bei Biberach
in Oberschwaben, das vom Kloster Sankt Blasien aus besetzt und ihm als Priorat
unterstellt wurde. 1388 löste es sich von Sankt Blasien, wurde 1391 Abtei,
erlangte 1397 die freie Vogtwahl und 1488 den Blutbann und damit
Reichsunmittelbarkeit. Es hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Sein Herrschaftsgebiet
umfasste im 18. Jahrhundert das Oberamt O., die Pflegämter Sulmetingen
(1699/1735), Tannheim (freie Reichsherrschaft) und Ummendorf (1565) sowie
Schloss Hersberg am Bodensee mit 3,5 Quadratmeilen und 6000 bzw. 11000
Einwohnern. 1802/1803 wurde die Reichsabtei säkularisiert. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam O. an den Fürsten
Metternich als Fürstentum Winneburg (Metternich-Winneburg), das Amt Tannheim
ohne Winterrieden an die Grafen von Schaesberg und das Dorf Winterrieden als Burggrafschaft an die Grafen von
Sinzendorf(-Rheineck). 1806 fielen die Anteile Metternich und Schaesberg an
Württemberg, Sinzendorf an Bayern. O. wurde 1825 an Württemberg verkauft und
kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 182; Zeumer 552 II a 36, 3; Wallner 687 SchwäbRK 33; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Geisenhof, G., Kurze
Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen, 1829, Neudruck 1975;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Gruber, E., Geschichte des
Klosters Ochsenhausen, Diss. phil. Tübingen 1956; Ochsenhausen, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Das Nekrolog des Klosters
Ochsenhausen von 1495, red. v. Bigott, B., 2010.
Oebisfelde (Herrschaft). Nach einem Dorf (zwischen
1014 und 1073 Ysfelde) und neben einer Burg
(castrum 1263) entstand im 13. Jahrhundert die Stadt O. an der Aller. 1369 fiel
sie an das Erzstift Magdeburg. Seit 1680 gehörte sie als Immediatstadt mit dem
Erzstift zu Brandenburg,. Von 1949 bis 1990 kam O. über die Provinz Sachsen
(1815) Preußens zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 428; Müller, T., Geschichte der Stadt und des Amtes Oebisfelde, 1914.
Oettingen (Grafen, Fürsten). 987 wird ein
Fridericus comes und 1007 dessen Sohn Sigehardus comes in pago Riezzin
(Riesgau) erwähnt. Von ihnen leiten sich möglicherweise Grafen von O. ab, die
1147/1150 (um 1140) als staufische Grafen im Eichstätter Bannforst erstmals
genannt wurden. Vielleicht sind sie aber auch von den Riesgaugrafen
verschiedene edelfreie Amtsträger der Staufer. Sie gewannen mittels des
Landgerichts im Riesgau und des Erwerbs wichtiger Regalien vom 12. bis 14.
Jahrhundert das größte weltliche Herrschaftsgebiet in Ostschwaben, das sie
zeitweise bis an den oberen Main auszudehnen vermochten. 1418 schwächte eine
Teilung (Oettingen-Wallerstein [bis 1486], Oettingen-Flochberg [bis 1549],
Oettingen-Oettingen) das politische Gewicht, doch gelang im Zuge der
reformatorischen Säkularisation die vorteilhafte Abrundung der Güter. 1442 und
1485 wurde ebenfalls geteilt. 1522 erfolgte die Teilung der zum schwäbischen
Reichskreis zählenden Grafen in die evangelische Linie Oettingen-Oettingen
(sieben Zwölftel der Güter) und die katholische Linie Oettingen-Wallerstein
(fünf Zwölftel der Güter und das Erbe von Oettingen-Flochberg). 1623/1694
teilte sich Oettingen-Wallerstein in Oettingen-Spielberg (1734 gefürstet), Oettingen-Wallerstein
(1774 gefürstet) und Oettingen-Baldern (bis 1798). Nach dem Aussterben
Oettingen-Oettingens (1731) fielen dessen Güter überwiegend an
Oettingen-Wallerstein sowie zu einem Drittel an Oettingen-Spielberg, das durch
Heirat 1689 auch die Herrschaft Schwendi erwarb. Weitere Erwerbungen waren die
Herrschaften Bissingen (1661), Burgberg,
Seifriedsberg (Seifridsberg) (1667) und Diemantstein (1777) (Vorderösterreich,
österreichischer Reichskreis, Reichsritterschaft), Hochaltingen (1764) und
Altenberg (1799). 1764 verzichteten die Fürsten auf die Vogtei über Kloster
Neresheim. Oettingen-Wallerstein erlangte 1798 auch die Güter der Linie
Oettingen-Baldern. Oettingen-Spielberg kam 1796 zu einem Gebietsausgleich mit
Preußen in Franken und erhielt 1802 fünf Klöster als Entschädigung für seine
verlorenen elsässischen Güter. 1806 fiel O. mit insgesamt 17 Quadratmeilen (850
Quadratkilometern) und rund 60000 Einwohnern an Bayern. Bayern musste 1810 den
westlichen Teil (Grafschaft Baldern und weitere Teile) an Württemberg abtreten,
der damit 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 176; Zeumer 553 II b 61, 4; Wallner 685 SchwäbRK 8, 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4; Lang, K., Beiträge
zur Kenntnis des öttingischen Vaterlands, 1786; Löffelholz von Kolberg,
Oettingiana, 1883; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reichs,
1938; Grünenwald, E., Oettingen, 1962; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Z. f. bay. LG. 31 (1968); Hopfenzitz, J., Kommende
Öttingen Teutschen Ordens, Diss. Würzburg 1973 (masch.schr.); Grünenwald, E.,
Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, Einleitung, 1975; Kudorfer, D.,
Die Grafschaft Oettingen, 1985; Kudorfer, D., Die Entstehung der Grafschaft Oettingen,
(in) Rieser Kulturtage, Dokumentation 6,1, 1987; Wendehorst, A., Oettingen,
LexMA 6 1993, 1365; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2
1995, 395; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg. v.
Kiessling, R. u. a., 2005.
Oettingen-Baldern (Grafen). Nach der Burg Baldern am Westrand des Ries nannte sich seit
1153 eine Adelsfamilie. 1215 ging die Burg durch
Tausch vom Hochstift Regensburg an den Abt von Ellwangen, der sie 1250 als
Lehen an die Grafen Oettingen gab. Von 1602 bis 1798 war sie Sitz der Linie O.
1798 fiel sie an die Fürsten von Oettingen-Wallerstein, 1806 an Bayern, 1810 an
Württemberg und kam damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg. S. Baldern.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Flochberg (Grafen). Die Burg
Flochberg bei Bopfingen, nach der sich 1138 Herren von Flochberg nannten, wird
1145 als castrum regis erwähnt. 1188 überließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa
Bopfingen und Flochberg seinem Sohn. 1330 gab Kaiser Ludwig der Bayer die
zerstörte Burg an die Grafen von Oettingen, die
1347 pfandweise die wiedererrichtete Burg von
König Karl IV. erhielten. Nach ihr nannte sich später eine Linie der Grafen.
1806 kam Flochberg an Bayern, 1810 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Der Ostalbkreis, 1978.
Oettingen-Wallerstein (Grafen, Fürsten). O. ist eine 1522
entstandene, 1774 gefürstete katholische, dem schwäbischen Reichskreis
zugezählte Linie der Grafen von Oettingen, die 1731 die meisten Güter
Oettingen-Oettingens erbte. 1790 gehörten ihr die Oberämter Alerheim, Bissingen
mit der Herrschaft Hohenburg und der Gemeinde Fronhofen mit Verwalteramt
Diemantstein, Harburg, Hochhaus, Marktoffingen, Neresheim und Wallerstein, die
Herrschaften Burgberg und Seifriedsberg und
schließlich die Landeshoheit über Aufhausen bei Christgarten. Nach § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt sie für die Herrschaft
Dagstuhl die Abtei Heiligkreuz (Heiligenkreuz) zu Donauwörth, das Kapitel Sankt
Magnus zu Füssen und die Klöster Kirchheim, Mönchsdeggingen (Deggingen) und
Maihingen. 1806 fiel das etwa 16 Quadratmeilen große Fürstentum mit 40000
Einwohnern an Bayern.
L.: Wolff 177; Wallner 685 SchwäbRK 8; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am
Ende des alten Reiches, 1938.
Offenbach (Burg,
Herrschaft, Stadt). Das 977 erstmals erwähnte O. im Reichsforst Dreieich
gelangte über die Herren von Münzenberg und Falkenstein 1418/1486 allmählich
ganz an die Grafen von Isenburg. 1556 erhob es der Graf von Isenburg-Büdingen
zur Residenz. 1816 fiel es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S.
Isenburg, Isenburg-Offenbach.
L.: Wolff 277; Pirazzi, E., Bilder und Geschichten aus Offenbachs
Vergangenheit, 1879.
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von
Straßburg zur Donau und von Basel zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser
Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und
an den Bischof von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und
Fürstenberg. 1504 erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König
Maximilian ein kleines Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es
die Reformation, 1530 die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung
kam es zum schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des
Reichsguts in der Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen
Landvogtei Ortenau sowie des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
Seit 1575 hatte O. zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen
gemeinsamen Gesandten am Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert.
Mit O. wurden von 1701 bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771
fiel O. an Österreich als Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3
Quadratmeilen Gebiet und rund 2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die
Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f.
Mittelbaden, 1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R.,
Offenburg 1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg.
v. Eisele, K. u. a., 2004.
Olbrück, Ollbrück (Herrschaft,
Reichsherrschaft). Die Burg O. im oberen
Brohltal bei Ahrweiler westlich von Andernach wurde vermutlich um 1100 durch
die Grafen von Wied erbaut. 1190 trugen die Grafen sie dem Erzstift Köln zu
Lehen auf. Die Burg, die nach dem Aussterben der
Grafen von Wied Ganerbschaft zahlreicher Familien (Eppstein, Braunsberg, Eich,
Waldbott [Waldpod] von Bassenheim) war, bildete den Mittelpunkt der
Reichsherrschaft O., zu der etwa zehn Dörfer der nächsten Umgebung zählten.
1555 gelangte der Wieder Anteil als Lehen Kölns an die drei Linien der Waldbott
von Bassenheim. 1735 löste die Familie Waldbott von Bassenheim die Ganerbschaft
auf und teilte O. unter den Linien Bassenheim und Bornheim. Die Herrschaft O.
gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet und 1600 bzw.
3000 Einwohnern zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 fiel O. an Preußen und
kam von dort 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Wallner 699 OberrheinRK 50; Gerhards, H., Burg Olbrück, (in) Heimatkalender für den Landkreis
Ahrweiler, 1961; Pracht, H., Burg Olbrück und
das Zissener Ländchen, 1981.
Oldenburg (Grafschaft, Herzogtum, Großherzogtum).
Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von O. 1108 wird O.
(urspr. Ommeresburg, Ammerburg) erstmals erwähnt (str., erste Hälfte 12. Jh. Burg entstanden?). Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte
Siedlung, die 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts war O. Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen
Grafschaft O., die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte. Die
Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab.
Viele ihrer später sichtbaren Güter lagen im Osnabrücker Nordland. Ihr erster
bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 (1108) als comes
in confinio Saxoniae et Frisiae. Seit dem (frühen) 12. Jahrhundert hatten die
Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede
(1124) und des Stiftes Wildeshausen (um 1100) inne. 1180 erhielten sie die
Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Vielleicht schon um 1150 wurde die
Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und
Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie
(mit O., Landwürden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180
Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt, von der sich um 1220 Grafen von
Oldenburg-Bruchhausen abspalteten. Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen
1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1270/1355/1384 an das Erzstift Bremen
(Wildeshausen), die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von
Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/1259 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land (Süderbrok
[Söderbrok], Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel 1278/1281 an die
Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst, kam aber 1436/1447 beim Erlöschen der Linie
trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-1434) bzw. Braunschweig-Lüneburg
an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner
Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste
(Christian) 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das
Herzogtum Schleswig und die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während
der jüngste die Grafschaft O. erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst an
Münster (bis zur Eroberung von 1547) und 1500 Dithmarschen, gewann bis
1514/1523 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575
wieder Ostfriesland überlassen werden musste. 1531 wurde O. geringeres
Reichslehen. Graf Anton I. (1529-1573) führte die Reformation ein. 1667 kam die
zum westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft beim Tod des ohne
erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag
von 1649 unter Aufgabe von O. als Residenz an Dänemark (und bis 1676
Holstein-Gottorp [Gottorf] dann Abfindung durch das Amt Traventhal
[Travendahl]), doch fiel die 1575 erworbene Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst
und über Katharina II. (1793) an Russland und gingen Delmenhorst, Varel sowie
die 1623/1624 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen als Fideikommiss an den
Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733
durch Heirat an die Grafen von Bentinck. 1774 wurde O. (unter Holstein-Gottorp
[Gottorf] in den Reichsfürstenstand erhoben. O. umfasste zu dieser Zeit die
beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften O. und Delmenhorst
mit rund 70000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp (Gottorf) kam
die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaft O. 1773/1777 von Dänemark an
Holstein-Gottorp (Gottorf), das 1762 den Thron in Russland bestiegen hatte, und
innerhalb dieses Hauses an (die jüngere Linie bzw.) das reformierte Fürstbistum
Lübeck(-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1774 wurde
die Grafschaft Herzogtum. Von 1774 bis 1918/1919 war wieder die Stadt O.
Residenz. 1803 erhielt O. durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.
2. 1803 für den verlorenen, 1623 gegen Bremen eingerichteten Elsflether
Weserzoll und einige Dörfer (das Erbfürstentum Lübeck) die Ämter Cloppenburg
und Vechta aus dem Niederstift Münster und das seit 1700/1719 hannoversche
Wildeshausen. Am 10. 12. 1810 wurde es bis auf das Fürstentum Lübeck von
Frankreich annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde
geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach
überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20000 Einwohner) trat es in
Personalunion, so dass das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/1823
erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von Russland zurück. Am 18. 2.
1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um
Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen
erworben. 1864 verzichtete O. auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und
Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1867 beim
Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich
auf die Elbherzogtümer. 1918 wurde O. Freistaat. 1932 erhielten die
Nationalsozialisten die Mehrheit. Das Fürstentum Birkenfeld kam 1937 an Preußen
(Rheinprovinz). Ebenso gelangte Lübeck an Preußen, das seinerseits das 1853
erhaltene Wilhelmshaven abgab. Der Freistaat O. ging 1946 als Verwaltungsbezirk
in Niedersachsen auf. S. a. Holstein-Oldenburg, Holstein-Gottorp-Oldenburg.
L.: Wolff 341ff.; Zeumer 554 II b 63,7; Wallner 702 WestfälRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III
38 (1789) C1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 6, 130; Bauer 1, 409;
Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. v./Schloifer, H., Bd.
1ff. Oldenburg 1792ff.; Halen, G. v., Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd.
1ff. 1794ff., Neudruck 1974; Rüthning, G., Oldenburger Geschichte, Bd. 1f.
1911ff.; Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Sello, G., Die
territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923; Kohl, D., Geschichte
der Stadt Oldenburg, 1925; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in)
Oldenburger Jahrbuch 34 (1930); Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a.
Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz, J., 1938; Lübbing, H., Oldenburgische
Landesgeschichte, 1953; Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954; Wietek,
G., Oldenburger Land, 1956; Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
Oldenburgische Städte, A1-5 Oldenburg, (in) Niedersächsischer Städteatlas, hg.
v. Lübbing, H./Harms, O., 1960-1968; Hanisch, W., Südoldenburg, 1962;
Knollmann, W., Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert,
1969; Last, M., Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935),
1974; Seeber, E., Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen
Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975; Historisches
Gemeindeverzeichnis für das Oldenburger Land, bearb. v. Raykowski, H., 1981;
Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die
Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung im Großherzogtum Oldenburg, 1985;
Koolman, E., Oldenburgische Bibliographie (16. Jh.-1907), 1987; Geschichte des
Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 3. A. 1988; Hinrichs, E., Die
Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit, 1988; Die
Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst nach der Steuererhebung von 1744, hg. v.
Krüger, K., 1988; Hummerich, A., Historische Streifzüge durch das Ammerland,
1989; Friedl, H., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg,
1992; Schmidt, H., Oldenburg, LexMA 6 1993, 1390; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 170; Harms, H., Oldenburgische
Kartographie, 2004; Pauly, M., Stammtafeln der Großherzöge von Oldenburg und
verwandter Fürstenhäuser in Europa, 2004; Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg,
Meisenheim etc. (in) Engagierte Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487;
Schmidt, H., Oldenburg 1108, Oldenburger Jb. 107 (2007), 11ff. (Aldenburg 1108
auf eine Wallanlage in Drielake bezogen?); Dee Gerichtsbarkeit wird ausgeübt
durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp,
J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2011.
Oldenburg-Wildeshausen (Grafen). Wildeshausen am Übergang einer
Straße von Westfalen nach Bremen über die Hunte wird 851 erstmals erwähnt
(Wigaldinghus). Graf Waltbert, Enkel des sächsischen Herzogs Widukind, gab den
Ort 872 an das von ihm dort gegründete Alexanderstift. Im 11. Jahrhundert
unterstand der Ort den Billungern, welche die Vogteirechte um 1100 den Grafen
von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem Domkapitel von Bremen das
Propsteigut überließen. Um 1150 gründete Graf Heinrich von Oldenburg die Burg Wildeshausen. Eine der Linien der Grafen wurde in
Wildeshausen ansässig und verband mit ihrem Amt Wildeshausen vorübergehend die
Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. Nach dem Aussterben der Grafen
1270/1335/1384 ergriff das Erzstift Bremen 1270 Besitz von Wildeshausen,
während andere Güter an die Grafen von Hoya fielen. W. zählte zum
niedersächsischen Reichskreis. Im Dreißigjährigen Krieg kam es an Schweden,
1700 an Hannover, 1803 mit 2,3 Quadratmeilen Gebiet an Oldenburg und 1946 mit
diesem zu Niedersachsen. S. Wildeshausen.
L.: Wallner 707 NiedersächsRK 25; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der
Stadt Wildeshausen, 1953; 1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v.
Boning, H., 1970; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen,
1970.
Oppenheim (Reichsstadt). O. am Mittelrhein bei
Mainz wird 765 erstmals erwähnt. 774 gab König Karl der Große den Königshof an
die Abtei Lorsch. 1147 fiel der Ort von Lorsch an das Reich zurück. 1225/1226
erhielt er Stadtrecht (Reichsstadt). 1254 war O. Mitglied des rheinischen
Städtebundes. Von 1315 bis 1353 wurde O. an das Erzstift Mainz, 1375 an die
Pfalz verpfändet und gehörte seit 1398 tatsächlich, seit 1648 endgültig zur
Pfalz. Später fiel O. an Hessen-Darmstadt. 1946 kam es an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 90; Franck, W., Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim am
Rhein, 1859; Wernher, C., Oppenheim, 1925; Krause, P., Oppenheim unter der
Verwaltung des Reichs, 1927; Neue Forschungen zur Geschichte Oppenheims und
seiner Kirche, hg. v. Jungkenn, E., 1938; Leiwig, H., (in) Berichte zur
deutschen Landeskunde 33, 1 1964; 1200 Jahre Oppenheim am Rhein, Festschrift,
hg. v. Albrecht, J./Licht, H., 1965; Reifenberg, W., Die kurpfälzische
Reichspfandschaft Oppenheim, Gau-Odernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Oppenheim.
Geschichte einer alten Reichsstadt, hg. v. Licht, A., 1975; Rödel, V.,
Oppenheim als Burg und Stadt des Reiches, Beitr.
z. mittelrhein. Gesch. 21 (1980), 60ff.; Kraft, R., Das Reichsgut von
Oppenheim, HJL 11 (1981), 20ff.; Festschrift St. Katharinen zu Oppenheim, hg.
v. Servatius, C./Steitz, H./Weber, F., 1989; Seibert, H., Oppenheim, LexMA 6
1993, 1417; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 481.
Oranien (Grafschaft, Fürstentum). Im 11.
Jahrhundert verselbständigte sich die in der burgundischen Rhoneebene gelegene,
vielleicht bereits von Karl dem Großen errichtete Grafschaft Orange. Nach
verschiedenen Teilungen wurde 1163 ein Teil (mit Orange, Jonquières und
Courthezon) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Fürstentum erhoben. Dieses
fiel 1174 in weiblicher Erbfolge (über die Erbtochter Tiburge) an ein anderes
Geschlecht (Baux). Nach einer Unterbrechung kam Orange um 1300 (1308 über den
Johanniterorden [Orden der Johanniter] und Karl von Anjou) wieder zurück. 1393
gelangte Orange beim Aussterben der Fürsten über eine Erbtochter an die Grafen
von Chalon, nach dem Aussterben der Familie 1530 mit weiteren Gütern in der
Provence, Burgund und Neuenburg-Valangin infolge
einer Heirat von 1515 über die Erbtochter im Erbwege an Nassau-Dillenburg (O.).
1544 nahm Nassau-Dillenburg den Titel eines Prince d’Orange an. 1560 erlangte
es das von Frankreich besetzte Fürstentum. Wenig später wurde der Fürst von
Nassau-Oranien zum Führer des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien und 1572
zum königlichen Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht gewählt. 1579
gründete Johann der Ältere die Utrechter Union der nördlichen niederländischen
Provinzen. Im Jahre 1600 kam Moers testamentarisch an O., von 1597 bis 1605 und
von 1632/1633 bis 1702 auch die Grafschaft Lingen. 1702 entstand nach Erlöschen
der Linie der Prinzen von O. (König Wilhelm III. von England, 1688 als
Schwiegersohn des 1672 katholisch konvertierten Königs Jakob II. von der
Opposition nach England berufen) aus den erbrechtlichen Ansprüchen der Fürsten
von Nassau-Diez und Nassau-Siegen, des Enkels des mit Henriette von O.
verheirateten Großen Kurfürsten von Brandenburg (bzw. Preußen) und des Fürsten
von Conti der oranische Erbfolgestreit. 1713 wurde das schon von 1672 bis 1679
und 1701/1702 von Frankreich besetzte O. dem Fürsten von Conti als Lehen
Frankreichs zugesprochen. Frankreich erkannte auch die 1707 erfolgte
Entscheidung Neuenburg-Valangins (Neuenburg-Valengins) zugunsten Preußens an.
Dieses hatte bereits 1702 die Reichsgrafschaft Moers und Lingen besetzt. 1713
erhielt es als Ausgleich für O. auch den oberen Teil von Geldern (Obergeldern).
1815 gab Wilhelm I. als König der Niederlande die deutschen Güter auf. 1890
erlosch das Haus in männlicher Linie. S. Nassau-Oranien.
L.: Pontbriant, Histoire de la principauté l’Orange, 1891; Meister, R., Das
Fürstentum Oranien, 1930; Geyl, P., Orange and Stuart, 1969; Dek, A.,
Genealogie von het vorstenhuis Nassau, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 203 Orange; Gasparri, F., Orange, LexMA 6 1993, 1424; Oranien
und das deutsche Reich, hg. v. Lademacher, H., 1994; Oranien-Nassau, die
Niederlande und das Reich, hg. v. Lademacher, H., 1995; Mörke, O., Stadtholder
oder Staetholder?, 1997.
Orlamünde (Grafen). 1071 wird erstmals eine an der
Mündung der Orla in die Saale vielleicht um 900 erbaute Burg O. der Grafen von Weimar, die von 1046 bis 1067 auch
Markgrafen von Meißen waren, erwähnt. Beim Aussterben der Grafen 1060/1067/1112
gingen die Güter (Weimar und O.) nach längeren Auseinandersetzungen an die
Askanier über, von denen Albrecht der Bär seinen zweiten Sohn Hermann, der sich
Graf von O. nannte, damit ausstattete. 1248 wurde das Grafenhaus in eine
thüringische und eine osterländische Linie geteilt. Die Grafschaft kam durch
Kauf (1344) und Krieg allmählich an die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von
Meißen. Die Weimarer Linie musste 1347 die Landesherrschaft der
Landgrafen/Markgrafen anerkennen. Um 1373 starb die Weimarer Linie, 1486 das
Geschlecht aus. Zuletzt gehörte das Gebiet bis 1920 zu Sachsen-Altenburg, das
in Thüringen aufging. Andere Güter, die durch Erbe der 1248 ausgestorbenen
Herzöge von Andechs-Meranien vermehrt wurden, gelangten 1341 an die Burggrafen von Nürnberg (Kulmbach, Plassenburg).
L.: Wolff 398; Posse, O., Die Markgrafen von Meißen und das Haus Wettin, 1881;
Lommer, V., Beiträge zur Geschichte der Stadt Orlamünde-Naschhausen, 1906;
Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar-Orlamünde,
1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd. 1 1941; Helbig,
H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980, 96ff.; Blaschke, K., Orlamünde,
LexMA 6 1993, 1459.
Ortenberg (Grafschaft). O. bei Büdingen wird 1176
erstmals als Burg erwähnt. Sie gehörte einer
Linie der vor 1245 ausgestorbenen Herren von Büdingen, denen eine Ganerbschaft
nachfolgte (Kempenich bis etwa 1260, Breuberg, Trimberg, Hohenlohe-Brauneck,
1357/1358 Trimberg, Weinsberg, Eppstein-Königstein, Nassau, 1460
Eppstein-Königstein, Eppstein-Münzenberg [1476 Hanau], Hanau, Isenburg [1466
Eppstein-Königstein]). 1535 traten nach dem Aussterben von Eppstein-Königstein
die Grafen von Stolberg(-Königstein) an ihre Stelle. 1601 gehörte der Ort zu
zwei Dritteln Stolberg (1645 Stolberg-Stolberg) und zu einem Drittel Hanau
(1736 Hessen-Kassel). 1806 kam O. an Frankreich, 1810 an Hessen-Darmstadt und
damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 270, 276; Heusohn, K., Ortenberg, Burg,
Stadt und Landgericht unter der Linde, 1927; Junker, H., Die Stadt Ortenberg im
Zeitalter des 30jährigen Krieges, 1936.
Ortenberg (Burg, Grafschaft) s. Ortenburg
Ortenburg (reichsunmittelbare Grafschaft). Die
Familie der Grafen von O. (Ortenberg) bei Vilshofen stammte vielleicht von den
Grafen von Sponheim ab, fasste am Ende des 10. Jahrhunderts in Kärnten Fuß,
erweiterte die Güter durch Heiraten Graf Siegfrieds mit Richgard von Lavant und
Engelberts mit der Schwester des Herzogs von Kärnten, gewann 1090 die
Markgrafschaft von Istrien (1090-1096, 1103-1170), erbaute die Burg O. in Kärnten (1093 von O., 1141 Grafen von O.)
und wurde 1122 zu Herzögen von Kärnten erhoben (1276 Verlust des Herzogtums an
König Ottokar von Böhmen bzw. der Güter an die Grafen von Görz bzw. Habsburg).
Außerdem erwarb sie in Bayern Güter von Tirol bis zur Donau (u. a. der Grafen
von Formbach) und stieg nach den Grafen von Andechs und Wittelsbach zum
mächtigsten bayerischen Geschlecht (Herrschaft im Rottgau (Rottachgau) und
Chiemgau) auf. Nördlich der Donau wurde Obermurach bzw. Murach (Murau) im Oberpfälzer
Wald gewonnen. Nach 1190 erfolgte eine Teilung. Die von Rapoto I. gegründete
jüngere Linie gewann das Erbe der Grafen von Frontenhausen (Markgrafschaft
Kraiburg/Inn) und erbaute vor 1190 die Burg O.
(Ortenberg) bei Vilshofen südwestlich von Passau. 1208/1209/1210 wurde das Amt
der Pfalzgrafen von Bayern erworben. In den Erbstreitigkeiten nach Erlöschen
der jüngeren Linie im Mannesstamm (1241/1248) verloren die Grafen alle Güter
bis auf die vom Reich zu Lehen gehende Grafschaft O. an Bayern. 1521 wurde O.
in die Reichsmatrikel aufgenommen. Seit 1530 nannten sich die Grafen von
Ortenberg, die 1456 vergeblich das Erbe der Grafen von O. in Kärnten
beansprucht hatten, von O. Ihre Reichsunmittelbarkeit wurde von Bayern
erfolglos bestritten und 1573 durch das Reichskammergericht anerkannt. 1563
wurde die Reformation in O. eingeführt. 1602 erkannte auch Bayern die
Reichsunmittelbarkeit an. O. hatte Sitz und Stimme im bayerischen Reichskreis
und gehörte seit 1698 dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium an. 1805 setzte
Bayern den Tausch der 2 Quadratmeilen mit 2000 Einwohnern umfassenden
Grafschaft O. gegen das ehemals dem Kloster Langheim gehörige Amt Tambach bei
Coburg und das Würzburger Amt Seßlach durch. 1806 wurde Bayern in Tambach durch
Mediatisierung der Grafen von Ortenburg-Tambach Landesherr. 1807 kam Seßlach
zum Großherzogtum Würzburg, 1814/1815 ebenfalls zu Bayern. In Kärnten wurden
die Ortenburger neben den Erzbischöfen von Salzburg und den Grafen von Görz zu
den mächtigsten Herren in der ehemaligen Grafschaft Lurn. 1417 wurde die
Grafschaft als Reichslehen anerkannt. 1418/1419 starb das Geschlecht aus. Die
Güter fielen an die Grafen von Cilli, die 1420 vom Kaiser belehnt wurden, nach
ihrem Aussterben an Habsburg/Österreich. Nach mehrfacher Verpfändung kam die
Grafschaft O. 1529 als Mannlehen an König Ferdinands aus Spanien gekommenen
Schatzmeister Gabriel von Salamanca. Nach dem Aussterben der Grafen von
Salamanca-Ortenburg (1639) gingen die Güter als freies Eigen an die Grafen
Widmann, 1622 an die Fürsten von Portia über, die bis 1918 in Spittal an der
Drau residierten.
L.: Wolff 147; Zeumer 553 II b 60, 24; Wallner 712 BayRK 14; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648), III 38 (1789) E3; Tangl, K., Die Grafen
von Ortenburg in Kärnten, 1864ff.; Ortenburg-Tambach, E. Graf zu, Geschichte
des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg, Bd.
1, 2 1931 ff; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken II 2, 1955; Handbuch
der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1 2. A. 1981; Archiv der
Grafen zu Ortenburg, bearb. v. Hausmann, F., Bd. 1 1984; Hausmann, F.,
Wittelsbacher und Ortenburger, (in) FS K. Bosl, Bd. 2 1988; Lackner, C., Zur
Geschichte der Grafen von Ortenburg in Kärnten und Krain, Carinthia 181 (1991),
181ff.; Schmid, A., Der Einbau des Raumes Vilshofen in den Territorialstaat der
frühen Wittelsbacher, Vilshofener Jb. 1992, 15ff.; Störmer, W., Ortenburg,
LexMA 6 1993, 1481; Dopsch, H., Ortenburg, LexMA 6 1993, 1482; Hausmann, F.,
Die Grafen von Ortenburg und ihre Vorfahren, Ostbairische Grenzmarken 36
(1994), 9.
Osterburg (Grafen). Der Burgward
O. bei Magdeburg war im 12. und 13. Jahrhundert Sitz der Grafen von O. Über
Brandenburg/Preußen gelangte O. zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 386; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963.
Österreich (Mark, Herzogtum, Kaisertum, Republik).
Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen (sowie Inn und March bzw. Leitha)
wurde zunächst von Kelten, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum), seit dem 5.
Jahrhundert von durchziehenden Stämmen der Germanen, dann zumindest teilweise
von Slawen und spätestens seit dem 8. Jahrhundert von den 788 unter die
Herrschaft der Franken gelangten Bayern (um 660 im Wienerwald) beherrscht. Nach
dem Tod des bayerischen praefectus Gerold 799 wurde der Kern des späteren Ö.
(zwischen Enns und Wienerwald) als Mark eingerichtet, neben der es eine Mark
Oberpannonien gab. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts (881) wurden die
karolingischen Marken im Südosten von den Ungarn angegriffen und beseitigt
(907). Nach der Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) erscheint 970
erneut ein Markgraf im Südosten. 976 wird die Mark (Markgrafschaft) den
Babenbergern gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. vom 1. 11. 996 für das
Hochstift Freising begegnet Ö. (Ostarrichi, 998 Ostarriche) erstmals als Name
für ein um Neuhofen an der Ybbs liegendes, nicht sicher bestimmbares Gebiet
(„Ostland“, Ostreich, Osten). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die
Mark Thaya und Leitha. Ab 1147 wurde die Mark auch als Austria bezeichnet.
Hauptort wurde zwischen 1141 und 1177 Wien. 1139 entzog der 1138 im Wettbewerb
mit dem welfischen Herzog der Bayern und Sachsen zum deutschen König gewählte
Staufer Konrad III. den übermächtigen Welfen (Heinrich dem Stolzen) das
Herzogtum der Bayern mit der Begründung, dass kein Herzog zwei Herzogtümer
gleichzeitig haben könne, und gab es als Lehen an seinen Stiefbruder, den
babenbergischen Markgrafen Leopold IV., der damit vom Grafen einer Mark zum
Herzog des gesamten Herzogtums (Stammesherzogtums) der Bayern aufstieg. Als
sich der seinen Vater Heinrich den Stolzen beerbende Welfe Heinrich der Löwe
mit diesem Verlust nicht abfinden wollte, gab sein um Ausgleich bemühter
Vetter, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, 1156 das Herzogtum Bayern an die Welfen
zurück (bis 1180), löste aber im seit dem 19. Jahrhundert so genannten
privilegium minus die Mark vom Herzogtum Bayern und erhob sie zum eigenen,
dadurch von Bayern getrennten Herzogtum (Territorialherzogtum) Ö.
(Weiberlehen), in dem der Herzog die grundsätzlich oberste Gerichtsgewalt
innehatte. 1180 wurde auch die karantanische Mark ein Herzogtum (Steiermark). 1192
fiel durch Erbvertrag (Georgenberger Handfeste) von 1186 das Herzogtum
Steiermark von den Traungauern (Otakaren) an die Babenberger. 1246 starben die
Babenberger im Mannesstamm aus. Der mit einer Erbtochter verheiratete Ottokar
II. von Böhmen und Bela IV. von Ungarn teilten sich 1254 das Erbe. Dabei
gelangten Ö. und der Traungau an Böhmen. Seit etwa dieser Zeit (1252/1254/1264)
wurde von der provincia super Anasum (Land ob der Enns) oder von der Austria
superior gesprochen, von wo aus es allmählich zur Benennung des Herzogtums Ö.
als Land unter der Enns (Niederösterreich) kam, obwohl beide Länder bis 1806
nur ein einheitliches Reichslehen bildeten und weitgehend gemeinsame Wege
gingen. Über diese beiden Länder hinaus errang Ottokar II. von Böhmen 1260 die
Steiermark sowie 1269 Kärnten und Krain, nachdem schon 1192 und 1198 unter den
Babenbergern eine Personalunion zwischen Ö. und Steiermark bestanden hatte.
Nach dem Sieg über Ottokar 1276/1278 belehnte König Rudolf von Habsburg 1282
seine Söhne mit Ö., das während des 13. Jahrhunderts zwei eigene Landrechte
erhielt, Steiermark und Krain, von denen Krain aber bis 1335/1374 als
Pfandschaft an die in Friaul, Istrien und Krain sowie in Tirol (1248)
begüterten Grafen von Görz kam, die auch das Herzogtum Kärnten erhalten hatten.
Von diesen übernahmen die Herzöge von Ö., die (durch Rudolf IV.) 1358/1359
zwecks Angleichung ihrer minderen Rechtsstellung an diejenige der Kurfürsten
das im 19. Jahrhundert sog. privilegium maius als Fälschung herstellen ließen
und 1365 in Wien eine Universität gründeten, 1335 Kärnten, Teile Krains und der
Windischen Mark, 1363/1364 Tirol, 1374 Istrien und weitere Teile Krains sowie
1500 schließlich die vordere und hintere Grafschaft Görz. Dazu kamen 1368 der
Breisgau mit Freiburg sowie die Reichslandvogtei in Schwaben und die
Reichsgrafschaft Hohenberg, 1375 Herrschaften westlich des Arlbergs (Feldkirch,
Bregenz), 1382 Triest und 1471 Sankt Veit/Pflaum (Fiume). 1379 wurden diese
Gebiete zwischen Herzog Albrecht III. (Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns,
außer Pitten-Wiener Neustadt) und seinem Bruder Leopold II. (übrige Länder
Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Gebiete vor dem Arlberg) geteilt. Die
leopoldinische Linie wurde ab 1396 mehrmals geteilt, wobei eigene Linien für
Tirol (und das Gebiet westlich vor dem Arlberg, Vorderösterreich) und die
schwäbisch-alemannischen Herrschaften entstanden. Albert VII. (als König [1438]
Albrecht II.) erlangte als Schwiegersohn und Erbe König Sigmunds dessen Güter
und den Königsthron. Unter Friedrich III. wurde infolge Anerkennung des
gefälschten privilegium maius Ö. Erzherzogtum bzw. Pfalzerzherzogtum. 1457 kam
das albertinische Erbe an die Leopoldiner, die aber im Westen (Schweiz), im
Süden (Friaul) und vorübergehend im Osten (Böhmen, Ungarn, 1485/1487-1490 Wien
und Niederösterreich) Güter verloren. Nach dem Aussterben der übrigen Linien
vereinigte die leopoldinische Linie unter Maximilian I. alle Herrschaften
(einschließlich Burgunds mit rund 2000
Quadratmeilen), die nunmehr in ”niederösterreichische” Länder (Ö. ob der Enns
und Ö. unter der Enns, Steiermark, Kärnten, Krain) und ”oberösterreichische”
Länder (Tirol, Vorderösterreich) eingeteilt wurden, mit denen Württemberg (von
1519 bis 1534) und das 1477 erworbene Burgund in
Personalunion verbunden waren. Dazu kamen 1500 Görz, um 1505 als Gewinn aus dem
bayerischen Erbfolgekrieg die drei unterinntalischen Gerichte Rattenberg,
Kufstein, Kitzbühel, Landvogtei Hagenau und Ortenau (1551/1556 Lösung des
Pfands Fürstenbergs) sowie 1516 venetianische Gebiete (Ampezzo, Rovereto u.
a.). 1519/1521/1522 fiel der Herrschaftskomplex dieses Hauses Ö.
(Oberösterreich und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol,
Vorderösterreich, Württemberg), der im Wesentlichen den 1512 geschaffenen
österreichischen Reichskreis bildete, vertraglich (von Karl V.) an Ferdinand I.
Dieser erwarb gemäß dem Hausgrundsatz bella gerant alii, tu felix Austria nube
(Mögen andere Kriege führen, du, glückliches Ö., heirate) nach dem Tod des
Königs von Ungarn 1526 das Königreich Böhmen mit seinen Nebenländern sowie
einen Teil Ungarns. 1564 wurde dann weiter aufgeteilt in eine
oberösterreichische Ländergruppe (mit Tirol, Vorderösterreich) mit der Residenz
Innsbruck, eine innerösterreichische Ländergruppe (Steiermark, Kärnten, Krain)
mit der Residenz in Graz sowie Ö. ob der Enns und Ö. unter der Enns mit Böhmen
und dem restlichen Ungarn und der Residenz in Prag bzw. Wien. 1648 gingen das
Elsass an Frankreich und die Lausitz an Sachsen verloren. Mit dem Aussterben
der jüngeren Tiroler Linie, die in der oberösterreichischen Ländergruppe
nachgefolgt war, kamen deren Güter 1665 an die innerösterreichische Linie. Ihr
gelangen in den Türkenkriegen 1683-1699 und 1715-1718 erhebliche Erweiterungen
(Ungarn, Siebenbürgen, Banat, Kleine Walachei, Teile Serbiens mit Belgrad). Am
Ende des um das Erbe der spanischen Habsburger (Karl II. † 1. 11. 1700)
geführten spanischen Erbfolgekriegs erhielt Karl (VI.) 1713/1714 bei Verzicht
auf Spanien, das an Philipp V. von Frankreich fiel, die (Reste der) spanischen
Niederlande, Mailand (mit den Grafschaften Pavia und Angleria und den
Markgrafschaften Castro und Malgrate), Mantua, Mirandola, Neapel und Sardinien,
das er 1720 gegen Sizilien, das an Savoyen gefallen war, tauschte. 1735/1738
wurde Neapel-Sizilien gegen das 1748 zusammen mit dem 1729 eingezogenen
Guastalla wieder verlorene Parma-Piacenza ausgetauscht sowie das Herzogtum
Lothringen, das Franz Stefan, der Gemahl Maria Theresias, eingebracht hatte,
gegen die Toskana, wobei die Niederlande, Ungarn, Siebenbürgen, die
Militärgrenzbezirke sowie die ab 1713 in Italien erworbenen Gebiete
(beansprucht u. a. Mailand, Generalvikariat Siena, Finale, Piombino mit Elba,
Correggio) nicht dem Heiligen Römischen Reich angehörten. 1713 erhielt die sog.
monarchische Union in der Pragmatischen Sanktion erstmals ein Grundgesetz, das
die unteilbare Einheit (unio indivisibilis et inseparabilis), die
Primogeniturnachfolge und die subsidiäre weibliche Erbfolge festschrieb. Erster
gemeinsamer Landesfürst war Karls VI. Tochter Maria Theresia (1740-1780), unter
der als Auswirkung des Absolutismus das Behördenwesen in der Form sachlich
gegliederter Zentralbehörden reformiert wurde, zugleich aber im schlesischen
Erbfolgekrieg Schlesien mit Ausnahme Jägerndorf-Teschens an Preußen verloren ging.
Unter ihren Nachfolgern, Joseph II. und Leopold II., wurde aus der
monarchischen Union, die vor allem als Folge der Aufteilung Polens 1772 um
Ostgalizien mit Lodomerien, 1775 um die Bukowina, 1779 um das Innviertel und
1795 um Westgalizien erweitert wurde, ein Staat im Sinne des aufgeklärten
Absolutismus, in dem bisher von den Ländern ausgeübte Hoheitsrechte der
Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtsprechung auf Zentralbehörden übergingen.
Folgerichtig entstanden ein einheitliches Strafgesetzbuch (1787) und ein für
die deutschen Erbländer gültiges Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (1811).
1804 erhielt der Staat nach dem Vorbild Frankreichs auch durch die Annahme des
Titels eines erblichen Kaisers von Ö. einen einheitlichen, in seinem Umfang
aber bis 1867 nicht ganz klaren Namen. Infolge der Kriege mit Frankreich gingen
1797 die (verbliebenen) österreichischen Niederlande und die Lombardei
verloren, doch wurden von der 1797 durch Frankreich aufgelösten Republik
Venedig Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien erworben. Im § 1
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt Ö. für die
Abtretung der Landvogtei Ortenau die Bistümer Trient und Brixen und die in
beiden Bistümern gelegenen Kapitel, Abteien und Klöster. Weiteres kam an Toskana
und Modena. 1805 musste auf Venetien, das istrianische Küstenland und Dalmatien
bzw. Vorderösterreich und Tirol (zu Bayern) verzichtet werden, doch konnte das
1803 an Toskana gelangte Erzstift Salzburg mit Berchtesgaden eingegliedert
werden. 1809 mussten Salzburg, Westgalizien, Teile Österreichs ob der Enns und
Kärntens, Krain und das Küstenland mit Triest abgegeben werden. 1815 wurde dann
der Stand von 1797 mit Ausnahme der Niederlande, Vorderösterreichs und
Westgaliziens wiederhergestellt. Zugleich begann die Mitgliedschaft Österreichs
mit seinen ehemaligen Reichsländern im Deutschen Bund als Präsidialmacht. 1816
wurde von Bayern gegen Marktredwitz Vils im Außerfern gewonnen. Im Gefolge der
Unruhen von 1848 erhielt Ö. am 25. 4. 1848 eine vom Kaiser durch Oktroi in
Kraft gesetzte Verfassung, die abgelehnt und am 31. 12. 1851 unter Rückkehr zum
Absolutismus (Neoabsolutismus) wieder aufgehoben wurde. Nach § 1 der
österreichischen oktroyierten Verfassung vom 4. 3. 1849 bestand zu dieser Zeit
das Kaisertum Ö. aus folgenden Kronländern: Erzherzogtum Ö. ob der Enns, Ö.
unter der Enns, Herzogtum Salzburg, Herzogtum Steiermark, Königreich Illyrien
(Herzogtum Kärnten, Herzogtum Krain, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca
[Gradiska], Markgrafschaft Istrien und Stadt Triest mit ihrem Gebiet),
gefürstete Grafschaft Tirol und Vorarlberg, Königreich Böhmen, Markgrafschaft
Mähren, Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien (Schlesien), (Königreich
Galizien und Lodomerien [mit den Herzogtümern Auschwitz und Zator und dem
Großherzogtum Krakau], Herzogtum Bukowina, Königreich Dalmatien, Kroatien,
Slawonien, Ungarn, Großfürstentum Siebenbürgen, Militärgrenzbezirke,
lombardisch-venetianisches Königreich (lombardo-venezianisches Königreich),
wobei nach dem 5. 3. 1860 diese strikte Terminologie zugunsten von Königreichen
und Ländern aufgegeben wurde. 1859 ging infolge der Niederlage gegen Sardinien
und Frankreich die Lombardei an Sardinien (1861 Italien) verloren. 1861 wurde
erneut eine wenig eindrucksvolle Verfassung geschaffen. 1866 fiel infolge der
Niederlage gegen Preußen und Italien Venetien an das 1861 aus Sardinien neu
entstandene Italien. Außerdem musste Ö. der Auflösung des Deutschen Bundes und
der Begründung des Norddeutschen Bundes zustimmen. 1867 mussten im sog. Ausgleich
Ungarn besondere Rechte zugestanden werden, so dass aus dem Kaisertum Ö. die
österreichisch-ungarische Doppelmonarchie (Transleithanien und Zisleithanien,
seit 1915 Ungarn und Ö.) erwuchs. Da Ungarn seit 1848 eine Verfassung hatte,
führte dies im Dezember 1867 zugleich in Erweiterung der Reichsverfassung von
1861 zu einer konstitutionellen Verfassung. Die weitere Entwicklung wurde von
den Nationalitätenproblemen bestimmt. Die sich aus der fehlenden
Übereinstimmung von Staat und Nation ergebenden Spannungen verschärften sich
durch die Okkupation (1878) und die Annexion (1908) Bosniens und der
Herzegowina aus dem zuvor osmanisch-türkischen Herrschaftsbereich. Sie führten
schließlich in den durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger
Franz Ferdinand (Sarajewo 18. 6. 1914) ausgelösten ersten Weltkrieg. Nach der
militärischen Niederlage und nach dem missglückten Versuch der Umwandlung
Zisleithaniens in einen Nationalitätenstaat (17. 10. 1918) verzichtete der
Kaiser von Ö. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Schon
zuvor hatten sich nichtdeutsche nationale Bestandteile von Ö. abgelöst
(Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien). Neben Tschechen, Südslawen und
Ukrainern begründeten am 21. 10. 1918 auch die deutschen Abgeordneten des
Reichsrates als provisorische Nationalversammlung den eigenen Staat
Deutschösterreich (Deutsch-Österreich), in den die deutschen Siedlungsgebiete
Österreich-Ungarns einbezogen werden sollten, dem Deutsch-Böhmen, Sudetenland,
Südtirol sowie kleinere Teile Kärntens und Deutsch-Westungarns aber verloren
gingen und der auf Druck der nichtdeutschen Mächte auf die Verbindung mit dem
Deutschen Reich verzichten und den Namen Ö. annehmen musste. Am 1. 10. 1920
erhielt die neue Republik Ö. eine Verfassung. 1933/1934 kam es in ihr zu einem
schrittweisen Staatsstreich durch das Kabinett Dollfuß, das am 1. 5. 1934 eine
neue Verfassung (ständischer Bundesstaat) erließ, und am 11. 3. 1938 zum 1918
von den Alliierten verwehrten, von dem in Braunau am Inn in Oberösterreich
geborenen deutschen Reichskanzler Adolf Hitler ultimativ geforderten Anschluss
an das Deutsche Reich, dem in einer Volksabstimmung vom 10. 4. 1938 99,73% der
Österreicher zustimmten. Durch das Ostmarkgesetz vom 14.4.1939 wurde Ö. bis
1945 in die sieben Reichsgaue Wien, Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg,
Steiermark und Tirol gegliedert. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Ö.
wiederhergestellt und wurde durch Verfassungsüberleitungsgesetz vom 1. 5. 1945
am 19. 12. 1945 die Verfassung von 1920 wieder in Kraft gesetzt. 1955 endete
mit dem Abschluss eines Staatsvertrages (15. 5. 1955) mit den alliierten
Siegermächten gegen Zusicherung der Neutralität die Besatzungszeit.
Wirtschaftlich an Deutschland orientiert trat Ö. unter äußerlicher Wahrung der
Neutralität zum 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei. S. a. Habsburg,
Ostarrihhi II.
L.: Wolff 23; Zeumer 552 II a 1, II b 61, 5, 61, 13; Wallner 713 ÖsterreichRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) H4, II 66 (1378) G/I4, II 78
(1450) H4, III 22 (1648) F-H4, III 38 (1789) E3/4; Lechner, K., Österreich,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wurzbach, K. v., Biographisches
Lexikon des Kaisertums Österreich, Bd. 1-60 1856ff.; Huber, A./Redlich, O.,
Geschichte Österreichs (bis 1740), Bd. 1ff. 1885ff., Neudruck 1968; Werunsky,
E., Österreichische Reichs- und Rechtsgeschichte, Wien 1894-1938
(Lieferungswerk); Luschin v. Ebengreuth, A., Österreichische Reichsgeschichte.
Geschichte der Staatsbildung, der Rechtsquellen und des öffentlichen Rechts,
Bd. 1f. 1895, 2. A. 1918; Beidtel, I., Geschichte der österreichischen
Staatsverwaltung 1740-1848, bearb. v. Huber, A., 2 Bde Innsbruck 1896ff.,
Neudruck 1968; Historischer Atlas der österreichischen Alpenländer, 1906f.;
Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 16 (Osterriche,
Ostarike, Ostarriche, [Gau um die Donau?,] Nöchling, Neuhofen an der Ybbs,
nicht Enzersdorf?); Luschin v. Ebengreuth, A., Handbuch der österreichischen
Rechtsgeschichte, Bd. 1 Österreichische Reichsgeschichte des Mittelalters, 2.
A. 1914; Stolz, O., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Österreichs, 1951; Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950, 1954ff.;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 12, II, 22, 36, 50, 94,
IV, 5, Ostarrichi, Oriens, orientales partes, orientalis plaga, terra
australis; Goldinger, W., Geschichte der Republik Österreich, Wien 1962;
Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Brunner, O., Land
und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs
im Mittelalter, 6. A. 1973; Hohenecker, L./Otruba, G., Von Saint Germain zum
Staatsvertrag. Österreich 1918-1955, Wien 1967; Lhotsky, A., Geschichte
Österreichs seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 1967; Grass, N., Der Wiener
Dom, die Herrschaft zu Österreich und das Land Tirol, 1968; Österreich im Jahre
1918, hg. v. Neck, R., 1968; Bauer, R., Österreich. Ein Jahrtausend Geschichte
im Herzen Europas, 1970; Walter, F., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte von 1500-1955, 1972; Hellbling, E., Österreichische
Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. Wien 1974; Lechner, K., Die
Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien 1976; Weltin,
M., Das österreichische Land des 13. Jahrhunderts im Spiegel der
Verfassungsentwicklung, (in) Vorträge und Forschungen 23, hg. v. Classen, P.,
1977, 381ff.; Sturmberger, H., Land ob der Enns und Österreich, 1979; Zöllner,
E., Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 8. A. 1990; Autriche
(Österreich), bearb. v. Grass, N., 1979, (in) Introduction bibliographique à
l’histoire du droit et à l’ethnologie juridique, hg. v. Gilissen, J., D/4;
Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10. A. 2005; Simon, W.,
Österreich 1918-1938, 1984; Bibliographie zur Geschichte der Städte
Österreichs, hg. v. Rausch, W., 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und
Vogtei. Zur Vorgeschichte des spätmittelalterlichen Ständestaates im Herzogtum
Österreich, 1985; Österreich im Europa der Aufklärung, Bd. 1, 2 hg. v.
Plaschke, R./Klingenstein, G., 1985; Bruckmüller, E., Sozialgeschichte
Österreichs, 1985; Baltl, H./Kocher, G., Österreichische Rechtsgeschichte, 10.
A. 2004; Dieman, K., Geschichten vom ”Haus Österreich”, 1986; Good, D., Der
wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750-1914, 1986; Glatz,
F./Melville, R., Gesellschaft, Politik und Verwaltung in der
Habsburgermonarchie, 1830-1918, 1987; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas,
1987; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Hödl, G., Habsburg und
Österreich 1273-1493, 1988; Bihl, W., Von der Donaumonarchie zur Zweiten
Republik, 1989; Dienst, H., Regionalgeschichte und Gesellschaft im
Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Dienst, H., Regionalgeschichte
und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs, 1990; Österreich
im Hochmittelalter, hg. v. Drabek, A., 1991; Rauchensteiner, M., Der Tod des
Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der erste Weltkrieg, 1993; Scheibelreiter,
G., Österreich, LexMA 6 1993, 1520; Österreichische Geschichte in 10 Bänden,
hg. v. Wolfram, H., 1994ff.; Brunner, K., Österreichiche Geschichte 907-1156,
1994; Wolfram, H., Salzburg, Bayern, Österreich, 1996; Dopsch, H., Die Länder
und das Reich, 1999; Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19.
und 20. Jahrhundert, hg. v. Eigner, P. u. a., 1999; Wiesflecker, H., Österreich
im Zeitalter Maximilians I., 1999; Scheuch, M., Österreich im 20. Jahrhundert,
2000; Brauneder, W., Deutschösterreich 1918, 2000; Urban, O., Der lange Weg zur
Geschichte, 2000; Vocelka, K., Geschichte Österreichs, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 846;
Kulenkampff, A., Österreich und das alte Reich, 2005; Beller, S., Geschichte
Österreichs, 2007; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007.
Ostfriesland (Reichsgrafschaft, Fürstentum). Der Raum
zwischen Dollart, Jadebusen, Oldenburg und Nordsee war schon in der Steinzeit
besiedelt. Um 700 bildete sich dort ein Reich der Friesen unter Herzog Radbod.
Noch vor 800 wurde dieses 785 von den Franken unterworfene Gebiet
christianisiert. 843 kam es zum Mittelreich Kaiser Lothars I., 870 zum
ostfränkischen Reich. Nach dem Zerfall des Karolingerreiches bildeten sich in
O. mehrere selbständige Länder (terrae) (Brokmerland bzw. Brookmerland,
Emsigerland, Harlingerland u. a.), die im Hochmittelalter von consules regiert
wurden und sich im sog. Upstalsboom (benannt nach einem Versammlungsplatz
südlich Aurichs) in einer Art Landfriedensbund zusammenschlossen. Nach 1327
verfiel dieser Verband der friesischen Freiheit und die einzelnen Gebiete
gerieten unter die Herrschaft von Häuptlingen (u. a. das Geschlecht tom Brok
auf der Oldeborg im Brokmerland bzw. Brookmerland, später in Aurich), die sich
in zahlreichen Fehden gegenseitig bekämpften. Nach dem zunächst das Geschlecht
tom Brok (1361 Keno Hilmersna) eine gewisse Führung erlangt hatte (1371
Häuptling des Brokmerlandes (Brookmerlandes), 1376ff. Norderland, Emsigerland,
Harlingerland und Auricherland, 1413 Emden, westliches Friesland, Okko II.
1417-1427 Häuptling in O.), gelang es seit 1427/1430/1441 dem Häuptling Edzard
Cirksena und dann seinem Bruder Ulrich Cirksena aus der seit dem 13.
Jahrhundert in führender Stellung der Norder Landesgemeinde nachweisbaren
Familie Cirksena, die ihren Namen und ihr Erbe in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts über die Erbtochter an die Häuptlinge von Greetsiel übertragen
hatte, die Fehden zu beenden und den größten Teils des Landes östlich der Ems
unter einer Herrschaft zu vereinigen (1453 Emden). 1464 ließ sich Ulrich
Cirksena als Ulrich I. vom Kaiser mit der Reichsgrafschaft (in) O. belehnen
(Grafschaft zu Norden, Emden, Emisgonien in O., von der Westerems bis an die
Weser), was zur Folge hatte, dass O. beim Reich verblieb und nicht, wie das
schon früh in der Grafschaft Holland aufgegangene Gebiet von Sinkfal bei Brügge
bis zur Zuidersee und später das westerlauwersche Friesland (Westfriesland) und
das Groningerland, über das Herzogtum Burgund an
die sich seit 1571 verselbständigenden Niederlande gelangte. Ausgenommen
blieben Jever, Butjadingen östlich des Jadebusens, Harlingerland und Stadland,
Hauptstadt wurde Emden, 1561 Aurich. 1511 entstand ein eigenes ostfriesisches
Landrecht. Seit 1519 drang die Reformation ein. Zwischen 1568 und 1648 kam es
zum achtzigjährigen Krieg, in dem sich der lutherische Landesherr und die unter
Führung der calvinistischen, 1595 verloren gegangenen Stadt Emden (Genf des
Nordens) stehenden Stände gegenübertraten. Die Gewinnung Jevers misslang
1529/1575. 1600 wurde durch Heirat das Harlingerland mit O. vereinigt.
1654/1662 wurde Graf Enno Ludwig in den Fürstenstand erhoben (Reichsfürstentum
O., 1677 Sitz und Stimme auf dem Reichstag, Einführung in den Reichsfürstenrat
1677, Entstehung des Titels Fürstentum O. durch Observanz und Verjährung,
Zugehörigkeit zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, nur zeitweilige
Zugehörigkeit zum westfälischen Reichsgrafenkollegium). 1682 verlegte
Brandenburg Truppen in das faktisch selbständige Emden. 1744 starb das
Geschlecht Cirksena aus. König Friedrich der Große von Preußen besetzte das an
sich den Generalstaaten vermachte, von diesen aber nicht angenommene Land auf
Grund einer kaiserlichen Anwartschaft von 1694 und machte es zu einer Provinz
Preußens mit der Hauptstadt Aurich. Das Fürstentum enthielt die Städte und
Ämter Aurich, Norden, Emden, Berum, Greetsiel, Pewsum, Leer, Stickhausen und
Friedeburg und die adligen Herrschaften Dornum, Lütetsburg, Jennelt (Jindelt),
Rysum (Risum), Petkum und Gödens. 1807 verlor Preußen das 60 Quadratmeilen
große O. (ohne Rheiderland bzw. Reiderland) mit 110000 Einwohnern an Napoleon
I., der es dem Königreich Holland, 1810 Frankreich unmittelbar einverleibte
(Département Ost-Ems). 1813 kam O. an Preußen, 1815 an Hannover (Landdrostei
Aurich), 1866 mit diesem an Preußen. 1946 wurde es als Regierungsbezirk Aurich
Teil Niedersachsens.
L.: Wolff 338ff.; Zeumer 553 II b 54; Wallner 702 WestfälRK 5; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Möhlmann, G.,
Ostfriesland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 3, 162; Wiarda, T., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1-10 1792ff., Neudruck
1968; Ostfriesisches Urkundenbuch, hg. v. Friedländer, E., Bd. 1f. 1878ff.,
Neudruck 1968; Klinkenborg, M., Geschichte der tom Broks, 1895; Reimers, H.,
Ostfriesland bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1925; Koolmann,
A./Wiemann, H., Ostfriesische Geschichte, Bd. 1ff. 1951; König, J., Verwaltungsgeschichte
Ostfrieslands bis zum Aussterben seines Fürstenhauses, 1955; Lang, A., Die
älteste gedruckte Seekarte der Ems, Erläuterungen zur Neudruckausgabe der
Beschreibungen der ostfriesischen Küste des L. Waghenaer von 1584, 1957;
Möhlmann, G., Geschichte Ostfrieslands, 1962; Baker, G., De grenzen van Frisia
tussen 600 en 1150, 1962; Lengen, H. van, Zur Geschichte des Namens
Ostfriesland im Mittelalter, Jb. d. Ges. für bildende Kunst und vaterländ.
Altertümer zu Emden 42 (1962), 5ff.; Teschke, G., Studien zur Sozial- und
Verfassungsgeschichte Frieslands im Hoch- und Spätmittelalter, 1966; Wiemann,
H., Die Grundlagen der landständischen Verfassung Ostfrieslands, 1974;
Ostfriesland, hg. v. Möhlmann, G., 3. A. 1975; Schmidt, H., Politische
Geschichte Ostfrieslands, (in) Ostfriesland im Schutze des Deiches 5 (1975),
86ff.; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft,
1982; Lamschus, C., Emden unter der Herrschaft der Cirksena, 1984; Burgen, Siedlungen und Klöster im Mittelalter, hg. v.
Barlage, D., 1989; Deeters, W., Geschichte der Grenze zwischen Drenthe und dem
Emsland und Groningen und Ostfriesland, (in) Rondom Eems en Doolard, 1992,
59ff.; Lengen, H. van, Ostfriesland, LexMA 6 1993, 1529; Ostfriesland, hg. v.
Lengen, H. van, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 856; Haefs, H., Ostfriesland, 2013.
Ottweiler (Herrschaft). In O. bei Neunkirchen an
der Blies begründete 871 der Bischof von Metz ein Stift. Als dessen Obervögte
wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt, welche die Burg O. erbauten. Über Saarbrücken kam O. 1381 an
Nassau-Weilburg und wurde 1659 Sitz der Grafen von Nassau-Ottweiler, über die
es zum oberrheinischen Reichskreis zählte. Über Preußen gelangte O. 1919/1920
sowie 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. S.
Nassau-Ottweiler.
L.: Wolff 266; Wallner 697 OberrheinRK 25; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte
der Stadt und Grafschaft Ottweiler, 1909; Landkreis Ottweiler, hg. v. Landkreis
1963.
Pappenheim (Herrschaft, Grafschaft, Reichsritter).
Am Beginn des 11. Jahrhunderts erscheinen die nach der Burg
P. (801 Pappinheim) an der Altmühl bei Weißenburg benannten Reichsministerialen
von P. Seit 1193 waren sie erbliche Träger des Reichsmarschallamts, das nach
1214 die mit ihnen verwandten Herren von Biberbach unter den Namen P.
übernahmen und seit 1356 bei der Kaiserkrönung für den Kurfürsten von Sachsen
ausübten. Im 15. Jahrhundert gewannen sie neben Eichstätt das
Reichsforstmeisteramt und Reichsjägermeisteramt im bayerischen Nordgau. Neben
der reichsunmittelbaren Herrschaft P. hatten die im 16. und 17. Jahrhundert der
Reichsritterschaft (Kanton Altmühl bis etwa 1650, Kanton Steigerwald 17.
Jahrhundert) im Ritterkreis Franken angehörigen, mehrfach in Linien
aufgespaltenen P. verschiedene Güter inne (Stühlingen von 1582 bis ins 17.
Jahrhundert, Biberbach nördlich Augsburgs bis 1514, Hohenreichen und Wertingen
bis 1700). Nach 1539 drang die Reformation in ihren Gebieten ein. 1628/1740
wurden sie zu Reichsgrafen in der schwäbischen Grafenbank erhoben. Wegen
Ramsberg (bis 1550) und Wildenstein (1549-1605) waren die P. von 1542 bis 1805
im Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Ihre
reichsunmittelbare Grafschaft im Altmühltal kam unter Druck am 1. 6. 1806 durch
Mediatisierung an Bayern. 1815 erhielt die Familie als Entschädigung für das
Reichsmarschallamt kurzzeitig auf dem Papier zugedachte, nie übertragene Güter
im ehemaligen Saardepartement (im Umfang von 9000 Seelen), die bald danach an
Preußen fielen. Am 8. 8. 1816 von Preußen als Ausgleich versprochene Domänen im
Regierungsbezirk Köln gab die Familie gegen Weingüter und Jagdgüter am Rhein
auf, deren Erhalt sie gutgläubig vorab quittierte, aber nie erhielt.
L.: Wolff 510; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D3; Riedenauer 126;
Schulz 268; Pappenheim, H. Graf zu, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom 12.
bis zum 16. Jahrhundert, Bd. 1f., 1927; Kraft, W., Das Urbar der
Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Pappenheim, H., Graf zu, Geschichte des
gräflichen Hauses zu Pappenheim 1739-1939, 1940; Hofmann, H., Gunzenhausen -
Weißenburg, 1960, Historischer Atlas von Bayern; Arnold, B., Count and Bishop
in Medieval Germany, 1991; Wendehorst, A., Pappenheim, LexMA 6 1993, 1666;
Strauch, D., Birkenfeld, Lichtenberg, Meisenheim etc. (in) Engagierte
Verwaltung für die Wissenschaft, 2007, 487.
Parchim (Herrschaft). P. an der Elde in
Mecklenburg geht auf eine wendische Burg zurück.
1225/1226 erhielt der bei ihr erwachsene Ort Stadtrecht. 1229 entstand durch
Teilung des Fürstentums Mecklenburg die Teilherrschaft P. Nach 1256 wurde sie
unter den Nachbarn aufgeteilt. Von 1949 bis 1990 kam P. in Mecklenburg zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte. Von den Anfängen bis
zur landständischen Union von 1523, 1968.
Peitz (Herrschaft). 1301 erscheint die Burg Peitz (Pizne) im Glogau-Baruther Urstromtal im
Spreewald erstmals, als der Landgraf von Thüringen das Gebiet an den Erzbischof
von Magdeburg verkaufte. Im 14. und 15. Jahrhundert kam die zugehörige
Herrschaft als Lehen oder Pfand an verschiedene Herren (Mager von Ronow, Schenk
von Landsberg, Waldow, Cottbus). 1462 fiel sie endgültig an Brandenburg.
Zusammen mit der Herrschaft Cottbus umfasste sie ein Gebiet von 16
Quadratmeilen. 1807 wurde P. an Sachsen abgetreten, fiel aber bereits 1815 mit
der gesamten Niederlausitz an Preußen (Brandenburg) zurück. Von 1949 bis 1990
kam das Gebiet der früher zum obersächsischen Reichskreis gezählten Herrschaft
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 392; Groger, F., Urkundliche Geschichte der Stadt und ehemaligen
Festung Peitz, Bd. 1 1913.
Perg (Hochfreie). P. an der Naarn wird
erstmals 1050 als Burg (Perga) erwähnt. Es wurde
Hauptort des Machlandes (Marchlandes) (Mühlviertel). 1191/1194 erwarben die
Babenberger als Herzöge von Steiermark durch Erbvertrag die Güter der sich seit
etwa 1100 nach P. nennenden Hochfreien von P.
L.: Eibensteiner, F./Eibensteiner, K., Das Heimatbuch von Perg, 1933;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Herren von Perg und die Herren von Machland,
Jb. d. oberöst. Musealvereins 150 (2005), 35.
Pettau (Mark). Nach älteren Siedlungsspuren
erscheint in römischer Zeit das Legionslager Poetovio an der Drau. Im
Frühmittelalter war der Ort ein Mittelpunkt der Herrschaft Salzburgs im
Draugebiet. Die Mark P. mit dem Vorort Marburg ist vielleicht im 11.
Jahrhundert entstanden. Herren von P., die vergeblich Herrschaft, Burg und Stadt zu gewinnen versuchten, erloschen 1438.
Nach einem Verzicht der Schaunberger (1445) unterstand P. uneingeschränkt
Salzburg. 1555 kam das Gebiet zur Steiermark, 1918 zu Jugoslawien (Ptuj), 1991
zu Slowenien.
L.: Wolff 28; Die mittelalterlichen Stiftsurbare der Steiermark, hg. v.
Pirchegger, I., Bd. 1: Seckau, Pettau, hg. v. Pirchegger, I./Roth, B./Sittig,
W., 1955; Saria, B., Pettau, Entstehung und Entwicklung einer Siedlung im
deutsch-slowenischen Grenzraum, 1965; Pickl, O., Der Funktionswandel der Stadt
Pettau, 1985; Hödl, G., Pettau, LexMA 6 1993, 1989; Kranjc, J., Die Einflüsse
des römischen Rechts auf das Statut von Ptuj (Pettau), FS K. Kroeschell, 1997,
545; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz. Bei der Absetzung der
Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an die Herzöge von Bayern,
1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an Bayern-Landshut. Als Folge des
Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus Gütern Bayern-Landshuts sowie
Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in Neuburg und Gütern um
Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld
(Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es
im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz
1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch
Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die
jüngere Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um
Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden
abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach
Beendigung des jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp
Ludwigs († 1614) mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670
Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den Sohn
Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte, Teile davon als Pfalz-Sulzbach
an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich (1644 an P.
zurück). 1685 wurde P. nach dem Aussterben der mittleren pfälzischen Kurlinie
(Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P., das seit etwa 1700 als
Herzogtum bezeichnet wurde, bei seinem Aussterben von Pfalz-Sulzbach beerbt.
1803 erhielt P. innerhalb Bayerns eine eigene Provinzialregierung und wurde
seit 1805 Provinz Neuburg genannt. 1808 kam es zum neugeschaffenen
Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen Reichskreis zählende Fürstentum P.
war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich Regensburgs zwischen
dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der Oberpfalz, der zweite
Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der Stadt Neuburg, der
dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet,
und der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das
Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen,
Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg
(Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und
Neuburg (letzteres mit den Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen],
Reichertshofen, Velburg und Schwandorf) und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger
Kollektaneenblatt 113 (1960); Press, V., Fürstentum und Fürstenhaus
Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die Heimat, hg. v. Ackermann, K. u.
a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3
Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3.A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfalz-Sulzbach (Fürstentum). Die seit 1071 nach der zu
Anfang des 11. Jahrhunderts errichteten Burg
Sulzbach benannten Grafen von Sulzbach vererbten 1188 Sulzbach an die Grafen
von Hirschberg. Über diese kam die Grafschaft Sulzbach 1269/1305 an Bayern,
1329 an die pfälzische Linie. Von 1569 bis 1604 war P. Teilfürstentum des
Pfalzgrafen Otto Heinrich unter der Landeshoheit Pfalz-Neuburgs. 1610/1614
entstand durch Teilung Pfalz-Neuburgs das Fürstentum P. mit Sulzbach, Floß und
Vohenstrauß und einem Anteil an Parkstein-Weiden. 1656 verzichtete
Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit über das 1649 endgültig reformierte Gebiet.
Der Pfalzgraf von P. war beim bayerischen Reichskreis, nicht aber beim
Reichstag vertreten. 1742 erbte Karl Theodor von P. die Pfalz (Kurpfalz) und
Pfalz-Neuburg sowie 1777 Bayern, in das danach P. eingegliedert wurde. Das 19
Quadratmeilen große Fürstentum P., das die beiden Hauptteile der Oberpfalz
voneinander trennte und selbst durch das Amt Vilseck Bambergs geteilt wurde,
umfasste das Landgericht Sulzbach mit der Stadt und die sogenannten hinteren
Lande mit den Pflegämtern Weiden und Floß und den Ämtern Parkstein und Floss.
1799 gelangte P. in Bayern an Maximilian I. Joseph von Pfalz-Birkenfeld.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648)
E/F4, III 38 (1789) D3, III 39 E3; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, 1847, Neudruck 1988; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz,
Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck 1970; Piendl, M., Sulzbach, 1957, (in)
Historischer Atlas von Bayern, hg. v. der Kommission für bay. LG., Teil
Altbayern; Sturm, H., Sulzbach im Wandel der Jahrhunderte, (in) Oberpfälzer
Heimat 14 (1970); Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen Reichskreises, 3. A. 1995;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999.
Pfirt (Grafschaft), frz. Ferrette. Die Burg P. am Elsässer Jura war vom 11. Jahrhundert bis
1324 Sitz der Grafen von P., denen das südliche Oberelsass unterstand. 1324 kam
die Grafschaft (mit Thann) durch Heirat an Habsburg. 1325 wurde Habsburg vom
Bischof von Basel mit der Grafschaft belehnt. 1648 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 300; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
Pilten (Stift, Residenz des Bischofs von
Kurland). Um 1330 wurde die Burg P. am Unterlauf
der Windau in Kurland angelegt. 1585 erwarb Preußen das Stift P., trat es
1609/1612 aber wieder an Kurland ab.
L.: Mühlen, H. v. zur, Pilten, LexMA 6 1993, 2160; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Plain (Grafschaft). Nach der um 1000 erbauten Burg P. östlich Salzburgs nannten sich seit 1108
Grafen von P. Sie hatten als Nachfolger der Peilsteiner Vogteirechte
(Frauenchiemsee, Michaelbeuern [Michaelbeuren]) und Grafschaftsrechte
(Kuchltal, Chiemgau, Unterpinzgau) inne. Bei ihrem Aussterben fiel 1260 die
Grafschaft an das Erzstift Salzburg und über dieses 1805 an Österreich. Ein
Teil der Erbgüter kam an die Schaunberger.
L.: Thaller, C., Die Grafen von Plain und Hardeck, (in) Genealogisches Handbuch
zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931, 66ff.; Gründler, J., Die
Herkunft der Grafen von Plain, Unsere Heimat 57 (1986), 219ff.; Dopsch, H.,
Plain, LexMA 6 1993, 2195.
Plauen (Herrschaft). An dem Übergang alter
Straßen über die Weiße Elster entstand neben einer slawischen Siedlung Plawe
(Ort der Überschwemmung) gegen 1220 die Stadt P. sowie eine 1222/1224 bezeugte Burg der Grafen von Everstein. Nach P. nannte sich
dann bald eine Linie der Herren bzw. Vögte von Weida (Reuß), die sich 1306 in
die Linien P. und Plauen-Greiz teilte. 1466 fielen Stadt und Herrschaft P. an
das Haus Wettin (Markgrafen von Meißen, Herzöge von Sachsen-Wittenberg). 1572
erlosch die Linie der Vögte von P. Über Sachsen kam P. 1945 an die sowjetische
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 380; (Zeumer 552ff. II b 60, 22;) Bachmann, W., Das alte Plauen,
1954; Plauen. Ein kleines Stadtbuch, 1963.
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an der oberen Leine bei Göttingen,
die 1015 durch Bischof Meinwerk aus Hausgut der Immedinger an das Hochstift
Paderborn kam, war seit 1150 Mittelpunkt der Herrschaft der Edelherren von P.
Sie trugen P. zum Schutz vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den
Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die
zum oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen.
1816 kam sie an Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete,
bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte
der Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Plön (Herrschaft, Grafschaft, Herzogtum,
Residenz des Grafen von Holstein-Schauenburg bzw. Holstein-Plön). An der Stelle
einer 1139 durch Heinrich von Badwide zerstörten wendischen Burg erbaute Graf Adolf II. von Schauenburg
(Schaumburg) seit 1156/1158 die Burg P. (Plune
„eisfreies Wasser“) am Plöner See südöstlich Kiels. Von 1290 bis 1390 war P.
Sitz einer Nebenlinie der Grafen von Schauenburg (Schaumburg). 1460 kam P. beim
Aussterben der Schauenburger (Schaumburger) an Dänemark und 1564 von König
Friedrich II. von Dänemark an Johann den Jüngeren. 1623 wurde es bei der
Teilung Holstein-Sonderburgs (Schleswig-Holstein-Sonderburgs) Sitz der Linie
Holstein-Sonderburg-Plön (Schleswig-Holstein-Plön) und gelangte bei deren
Aussterben 1761 an Dänemark zurück. 1864/1866 fiel Holstein an Preußen, 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Sonderburg-Plön.
L.: Wolff 445; Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Klüver, W., Plön. Grundzüge und Hauptdaten einer
Stadtgeschichte, 2. A. 1964; Neumann, J., Das Herzogtum Plön unter Herzog
Johann Adolf 1671-1704, (in) ZSHG 93 (1968), 49ff., 94 (1969), 121ff.; Schulze,
T., Die Herzogszeit in Plön 1564-1761, 1983; Freytag, H., Die Lage der
slawischen und frühen deutschen Burg Plön, ZSHG
110 (1985), 27ff.; Plön: 1000 Jahre Plön, 750 Jahre lübisches Stadtrecht, hg.
v. d. Stadt Plön, 1986; Stender, F., Geschichte der Stadt Plön, 1986; Willert,
H., Anfänge und frühe Entwicklung der Städte Kiel, Oldesloe und Plön, 1990;
Gabriel, I., Plön, LexMA 7 1994, 23; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 456; Die
Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg,
hg. v. Rasmussen, C. u. a., 2008.
Plötzkau (Grafen). Die Burg
P. bei Bernburg wird erstmals 1049 erwähnt. Sie war Sitz der Grafen von P. 1435
gehörte sie den Fürsten von Anhalt und wurde später Sitz einer ihrer Linien. S.
Anhalt-Plötzkau, Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 407.
Portensis (Gau um Vesoul in Burgund, benannt nach Port-sur-Saône, Portois). S.
Portois.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Offonis villa
= Vellefaux, nicht Schuttern); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 18; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 221.
Portois (Gau um Vesoul in Burgund, benannt nach Port-sur-Saône, Portensis). S.
Portensis.
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 17 (Offonis villa
= Vellefaux bei Vesoul); Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im
frühmittelalterlichen Deutschland, 1961, II, 18; Moreau, J., Dictionnaire de
géographie historique, 1972, 221.
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der
Herzöge von Polen, die sich nach 963 für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich
als tributpflichtig unterstellt hatten, und wahrscheinlich seit 968
Bischofssitz im Erzbistum Magdeburg, seit 1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand
die Neustadt nach deutschem Recht. 1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807
wurde aus den Erwerbungen Preußens in der zweiten (1793) und dritten (1795)
Teilung Polens (Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau
gebildet, das 1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und
Preußen geteilt wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von
Südpreußen bis zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund
an. Das Culmer Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt.
Das Restgebiet wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern
(davon etwa ein Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.)
Provinz Preußens, die vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund angehörte.
1867 wurde die Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871 dem Deutschen
Reich. 1919 kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200
Quadratkilometer, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an
Polen. Von 1939 bis 1945 war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel
1945/1990 aber wieder an Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und
Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner
Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976;
Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848),
1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994,
124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005.
Potsdam (Herrschaft). P. gegenüber der Mündung
der Nuthe in die Havel erscheint 993 erstmals (Poztupimi, Ort des Postampim) in
einer Urkunde König Ottos III. für das Stift Quedlinburg. Seit dem 12.
Jahrhundert war es eine Burg der Markgrafen von
Brandenburg, die den Mittelpunkt einer vielfach verpfändeten Herrschaft in
Brandenburg bildete. 1660 wurde das Städtchen kurfürstliche Residenz der Markgrafen.
Von 1949 bis 1990 kam es über Preußen (Brandenburg) an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 387; Geschichte der Stadt Potsdam, hg. v. Haeckel, J./Boschan, R. u.
a., 1912; Jänckel, R., Der Atlas der Herrschaft Potsdam (1679-1683), 1968; Potsdam,
hg. v. Maassen, H., 2. A. 1972; Potsdam. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
hg. v. Uhlemann, M., 1986; Bohm, E., Potsdam, LexMA 7 1994, 134; Potsdam, hg.
v. Hahn, P. u. a., 1995; Hahn, P., Geschichte Potsdams, 2003.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und
Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof Dietmar). Die Bischöfe
waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198 Lehnsleute des sie
seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen. König Karl IV. ließ
1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben (Suffragane Olmütz und
Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt der böhmischen Länder
zur Residenz und gründete 1348 dort die erste deutsche Universität. Der Bischof
bzw. Erzbischof zählte zu den Reichsfürsten. Das Erstarken des Tschechentums
führte dann zur Bewegung des Jan Hus mit dem ersten Prager Fenstersturz vom 30.
6. 1419, der Säkularisierung der weltlichen Güter des Erzstiftes und zum
böhmischen Aufstand der Protestanten mit dem zweiten Prager Fenstersturz (23.
5. 1618), der den Dreißigjährigen Krieg einleitete. 1918 wurde die Stadt P.
Hauptstadt der durch Lösung Böhmens und Mährens von Österreich entstandenen
Tschechoslowakei bzw. 1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Přemysliden (Geschlecht) Przemysliden. Die sich
selbst auf einen Přemysl (Przemysl) zurückführende, zunächst in Levý
Hradec ansässige, gegen Ende des 9. Jahrhunderts nach Prag wechselnde, mit dem
um 890 (874?, 882-884?) getauften Prager Burgherren
Boriwoi sichtbar werdende böhmische Adelsfamilie gewann im beginnenden 10.
Jahrhundert die Herrschaft in Böhmen. 1040 erhielt Bretislaw I. Böhmen als
Reichslehen und setzte 1055 eine 200 Jahre beachtete Senioratserbfolge (mit
zeitweisen Nebenlinien in Olmütz, Brünn, Znaim, Lundenburg und Jamnitz) durch.
Wartislaw II. erlangte 1075 die sächsische Ostmark und 1076 die Mark Meißen als
Reichslehen sowie 1085/1086 für sich den Königstitel. 1198 wurde die erbliche
Königswürde und 1212 wurden zusätzliche Privilegien gewonnen. Unter dem mit
Margarete von Babenberg verheirateten Ottokar II. erlitten die P., die auf dem
Höhepunkt ihrer Macht Böhmen, Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain
beherrschten, gegen Rudolf von Habsburg 1278 eine schwere Niederlage, erlangten
aber 1300 über die Erbtochter das Königreich Polen und 1301 über Kunigunde von
Ungarn das Königreich Ungarn. Mit der Ermordung Wenzels III./Ladislaus’ V.
erloschen sie 1306. Über die Tochter Elisabeth kamen die Güter an Johann von
Luxemburg. Eine von Ottokar II. begründete bzw. von Herzog Nikolaus von Troppau
abstammende uneheliche Linie starb 1521 aus.
L.: Wegener, W., Die Premysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen
Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Stillfried, A., Die Premysliden und der
Ursprung des Hauses Stillfried, 2. A. 1973; Zemlicka, J., Premysl Otakar I.,
1990; Zemlicka, J., Premysliden, LexMA 7 1994, 186; Clemens, E.,
Luxemburg-Böhmen, Wittelsbach-Bayern, Habsburg-Österreich, 2001; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 183.
Pückler (Reichsfreiherren, Grafen). Das
schlesische Adelsgeschlecht P. erscheint erstmals 1306. 1655 wurde es in den
Reichsfreiherrenstand und 1690 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im 17.
Jahrhundert spaltete es eine (seit 1676 in Franken ansässige,) fränkische Linie
ab. Diese erwarb 1737/1764 durch Heiraten Anteile an der Grafschaft Limpurg.
1740 wurde sie in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen (Grafen
Pückler-Limpurg, Grafen von P. und Limpurg) 1792 gehörten die Grafen von P. als
Personalisten den fränkischen Grafen in der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates des Reichstags an. Wegen Burgfarrnbach,
Brunn und Tanzenhaid (Tantzenheid) zählten die Grafen P. seit dem frühen 18.
Jahrhundert zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. Die betreffenden
Güter gelangten bei der Mediatisierung zu Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Zeumer 554 II b 62, 17; Riedenauer 126.
Purschenstein, Porschenstein (Herrschaft). Der
böhmische Adlige Borso von Riesenburg legte die 1289 erstmals bezeugte Burg P. bei Neuhausen an. Sie wurde im 15. Jahrhundert
Mittelpunkt der Herrschaft P. Die Herrschaft P. zählte am Ende des 18.
Jahrhunderts über Sachsen-Wittenberg (bzw. Sachsen) zum obersächsischen
Reichskreis. Bis 1918 gehörte P. den Herren von Schönberg. S. Sachsen.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Pyrbaum (Reichsherrschaft). Im 12. Jahrhundert
erscheinen Herren von P. (Birnbaum) bei Neumarkt. Ihre Burg
kam bis zum 14. Jahrhundert an die Herren von Wolfstein. P. bildete zusammen
mit Sulzbürg eine reichsunmittelbare, später dem bayerischen Reichskreis
zugeordnete Herrschaft der Herren von Wolfstein, die 1561 reformiert wurde und
1740 an Bayern gelangte. S. Aurach, Sulzbürg.
L.: Wolff 150; Wallner 715 BayRK 15.
Pyrmont (Herrschaft, Grafschaft). Kurz nach 1180
ließ der Erzbischof von Köln zur Sicherung des Herzogtums Westfalen an der
Emmer die Burg P. (Petri mons) errichten und gab
sie den Grafen von Schwalenberg zu Lehen. Von ihnen spalteten sich 1194 Grafen
von P. mit einer besonderen Herrschaft über rund zehn Dörfer ab. Ihre Güter
fielen bei ihrem Aussterben 1494 an die Grafen von Spiegelberg (bis 1557), an
Lippe (bis 1523), Gleichen (bis 1625) und die Grafen von Waldeck (bis 1918).
Die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft umfasste um 1800 ein Gebiet von 1,5
Quadratmeilen und 4500 Einwohnern. 1922 kam P. von Waldeck an Preußen und damit
1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 359; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 704 WestfälRK 42; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) C1; Schwanold, H., Pyrmont, 1924; Goette,
R., Pyrmonts Vergangenheit, Bd. 1ff. 1960ff.; Garfs, J., Begegnung mit Bad
Pyrmont, 1988.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner
wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist ein daran anschließender Ort mit Königshof
(Quitilingaburg) erstmals erwähnt. 936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit
Zustimmung ihres Sohnes Otto des Großen auf der Burg
das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden Privilegien
ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und Zollprivileg für die
Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und Havelland) und dem eine
besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht war. Der Ort Q. stand
unter der Herschaft der Äbtissin, die nach einem Verzicht auf die
Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477 den Versuch der zu dieser Zeit
etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte, die Reichsunmittelbarkeit zu
erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in der Mitte des 12. Jahrhunderts
die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von Regenstein und 1477 die Wettiner
(Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die Schutzherrschaft erhielt. 1539
wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis zählte, ein evangelisches freies
weltliches Stift. 1697 trat Sachsen (Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an
Brandenburg ab, an das 1648 das umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war.
1803/1813 fiel das Fürstentum Q., dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten
zählte, (mit der Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von
2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810
aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz
Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S.,
Quedlinburg, 10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg
im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A.
1954; Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer,
K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und Quedlinburg
bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg. Das
städtebauliche Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K.,
Quedlinburg, LexMA 7 1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720,
1, 2, 469; Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v.
Bley, C., 2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Querfurt (Fürstentum). Q. an der Querne
südwestlich Halles wird als Burg (Curnfurdeburg)
erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis von 880/9 erwähnt. Nach ihr nannten
sich seit etwa 1000 nachweisbare Herren von Q., die seit 1136 als Lehnsleute
der Erzbischöfe von Magdeburg Burggrafen waren,
1229 die jüngere Linie der Grafen von Mansfeld (1262/1264) bildeten und deren
Güter 1496 nach ihrem Aussterben als erledigtes Lehen an das Erzstift Magdeburg
fielen. 1635/48 kamen Q. mit 8 Dörfern, Jüterbog mit 20 Dörfern, Dahme mit 12
Dörfern und Burg an Sachsen. 1656 gelangte Q. an
Sachsen-Weißenfels, 1687 kam Burg in einem
Vergleich wegen der 1648 nicht entschiedenen Landeshoheit über Q. an
Brandenburg zurück. Später wurde Heldrungen an der Unstrut gewonnen. Von 1663
bis 1746 bestand innerhalb Sachsens das reichsunmittelbare Fürstentum
Sachsen-Querfurt, dessen Verwaltung von Weißenfels aus geführt wurde und das
beim Aussterben der Linie (1746) an Sachsen zurückfiel. Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörte es mit etwa 15 Quadratmeilen (Ämter Q., Heldrungen,
Jüterbog und Dahme) über Sachsen zum obersächsischen Reichskreis. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam Q. 1945 an Sachsen-Anhalt und von 1949 bis 1990 an
die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 400f.; Wallner 710 ObersächsRK 16; Großer Historischer Weltatlas III
39 D2; Kretzschmar, H., Herrschaft und Fürstentum Querfurt 1496-1815, (in) FS
Tille, 1930; Ihle, E., Querfurt, Heimat- und Geschichtsbuch, 1938; Wäscher, H.,
Feudalburgen in den Bezirken Halle und Magdeburg, 1962; Glatzel, K., Burg Querfurt, 1979; Helbig, H., Der wettinische
Ständestaat, 2. A. 1980, 117ff.; Blaschke, K., Querfurt, LexMA 7 1994, 376.
Quitzow (Herren). 1261 erscheint das sich nach
Q. bei Perleberg nennende brandenburgische Adelsgeschlecht Q. erstmals. Es
stammte vielleicht aus Franken und war wahrscheinlich unter den Gans von
Putlitz vor 1150 an der Besiedlung der Prignitz maßgeblich beteiligt. In
mehrere Zweige geteilt, erwarb es in den brandenburgischen Wirren unter den
wittelsbachischen und luxemburgischen Markgrafen die Burgen
und Herrschaften Kletzke, Rühstedt, Quitzöbel, Stavenow und Eldenburg und
zählte 1373 mit den Gans von Putlitz bzw. den Putlitz, Rohr und Bosel zu den
Edlen (nobiles) des Prignitz. Ihre Stammburg Q. bei Perleberg kam am Ende des
14. Jahrhunderts an die Platen. Seit 1404 gewannen sie in zahlreichen Fehden
die tatsächliche Herrschaft über das von den luxemburgischen Markgrafen
vernachlässigte Land. Zwischen 1411 und 1417 wurden sie von Friedrich I. von
Hohenzollern unterworfen. In der Mark starb die Familie 1824 im Mannesstamm
aus. S. Brandenburg.
L.: Klöden, K. v., Die Quitzows und ihre Zeit, Bd. 1ff. 3. A. 1890; Hoppe, W.,
Die Quitzows, 1930; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Warnstedt, C. Frhr. v.,
Das Geschlecht von Quitzow, Zs. f. ndt. Familienkunde 45 (1970), 69ff.; Escher,
F., Quitzow, LexMA 7 1994, 376.
Raabs (Grafen). R. (zu ahd. Ratgoz?) an der
Thaya in Niederösterreich war Mittelpunkt einer im 11. Jahrhundert entstandenen
(, angeblich erst nachträglich dem Herzogtum Österreich angegliederten und bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts reichsunmittelbaren) Grafschaft. Die sich seit
1144 nach R. (Rachz) nennenden Herren bzw. Grafen wurden um 1150 Burggrafen von Nürnberg. Bei ihrem Aussterben
1191/1192 folgten ihnen als Burggrafen die ihnen
in weiblicher Linie verwandten Grafen von Zollern (Hohenzollern). 1200
verkaufte Konrad von Zollern seinen Anteil an der Grafschaft R. an Herzog
Leopold VI. von Österreich, 1297 verkauften die Grafen von Hirschberg den an
sie über die jüngere Erbtochter (Litschau-Heidenreichstein) gelangten Rest
ebenfalls an die habsburgischen Herzöge von Österreich.
L.: Lechner, K., Die Grafschaft R., Monatsblatt des Vereins für Landeskunde von
Niederösterreich 21 (1928); Barta, K., Heimatbuch der Stadt Raabs, 1965;
Tepperberg, C., Die Herren von Puchheim im Mittelalter, Diss. Wien 1978;
Rigele, B., Die Maissauer, Diss. Wien 1990; Weltin, M., Raabs, LexMA 7 1994,
379.
Ranis (Herren, Herrschaft). Vermutlich kam R.
bei Pössneck, das 1085 unter Wiprecht von Groitzsch erscheint, als Teil des
Orlalandes vom Erzstift Köln an Friedrich I. Barbarossa. 1198 gab König Otto
IV. das Gebiet an Köln zurück. 1199 belehnte König Philipp den Landgrafen von
Thüringen mit dem Gebiet Orla und der Reichsburg R., nach der sich bereits 1194
Herren nannten. Im 13. und 14. Jahrhundert erscheint sie wiederholt in
Landesteilungen der Grafen von Schwarzburg. 1418 ging sie vermutlich durch Kauf
als Reichslehen auf Sachsen über, das R. 1465 den verschwägerten Herren (1495
Reichsfreiherren) von Brandenstein gab, die R. 1571 den Breitenbauch (seit 1902
Breitenbuch) verkaufte (obersächsischer Reichskreis). 1815 fiel R. an Preußen
(Provinz Sachsen), und wurde am 1. 4. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt zum
1. 7. 1944 dem Reichsstatthalter von Thüringen unterstellt. Nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 gelangte es zu Thüringen und mit diesem 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. 1952 kam es zum Bezirk Gera. Bei der
Wiederherstellung (str.) der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen blieb R. bei
Thüringen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Gumpelzhaimer, 176; Wolff 380; Schache, K., Burg Ranis, 1989.
Rannariedl (Herrschaft). Die Burg R. bei Rohrbach war Mittelpunkt einer Herrschaft. 1258 gehörte die Burg den Falkenstein. 1358/1359 kam sie an das Hochstift Passau, 1506 über die Herzöge von Bayern an Habsburg. 1581 wurde sie an die Khevenhüller verkauft, 1590 an die Salburger. 1725 gingen Burg und Herrschaft mit 862 Untertanen an die Grafen Clam über, 1765 ohne Landeshoheit an das Hochstift Passau und 1802/1803 an Österreich.
Rappoltstein (Herrschaft), frz. Haut-Ribeaupierre.
Nach einer im 11. Jahrhundert (1084) anlässlich des Überganges vom Familiengut
der Salier an das Hochstift Basel erstmals erwähnten Burg
bei Rappoltsweiler (frz. Ribeauville) südwestlich von Schlettstadt im Elsass
nannten sich seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts Herren von R., die 1022
erstmals erscheinen und um 1156 (1157) ausstarben, aber Namen und Güter in
weiblicher Erbfolge an die Urslingen weitergaben. Außer R. gehörten der Familie
die Ende des 13. Jahrhunderts vielleicht von den Grafen von Pfirt erworbene Burg und Herrschaft Hohnack bzw. Hohenack sowie Gemar.
1298, 1373 und 1419 wurde kurzfristig geteilt. 1648 fiel die Herrschaft, die
zwischen Landsässigkeit (1495) und Reichsstandschaft (1554) schwankte, mit der
habsburgischen Landgrafschaft (Sundgau), an die R. 1547 gelangt war, an
Frankreich und gehörte danach einem deutschen Reichsstand unter Oberhoheit
Frankreichs. Beim Aussterben der jüngeren Herren von R. im Mannesstamm 1673 kam
die Herrschaft R., die einen Teil des Markircher Tals sowie einige Orte um
Rappoltsweiler (Maursmünster 1484-1665) umfasste, über die Erbtochter an
Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler, 1734 an Pfalz-Birkenfeld und 1777 an Bayern.
1789/1801 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 250; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Rappoltsteinisches
Urkundenbuch 759-1500, hg. v. Albrecht, K., Bd. 1ff. 1891ff.; Brieger, R., Die
Herrschaft Rappoltstein, 1907 (Diss. phil Leipzig 1906); Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 227; Jordan, B., La noblesse
d’Alsace entre la gloire et la vertu. Les sires de Ribeaupierre 1451-1585,
1991; Spieß, K., Rappoltstein, LexMA 7 1994, 444.
Ratibor (Herzogtum, Residenz), poln. Racibórz.
An der Furt der Straße von Böhmen nach Polen über die Oder erscheint 1108 die Burg R. in Oberschlesien. Bereits im 12. Jahrhundert
(1163) war sie ein Hauptsitz der piastischen Herzöge Schlesiens. 1202 kam sie
zum Herzogtum Oppeln. Als dieses 1281 geteilt wurde, entstand das Herzogtum R.
Seit 1327 unterstand es der Lehnshoheit Böhmens. 1336 bildete es eine Union mit
dem přemyslidischen (przemyslidischen) Herzogtum Troppau, wurde aber 1365
unter einer Nebenlinie wieder selbständig. 1521 kam es an die piastischen
Herzöge von Oppeln. Die Lehnsherrschaft fiel 1526 mit Böhmen an
Habsburg/Österreich. 1531/1532 kam R. durch Erbvertrag an Habsburg/Österreich,
das es bis 1551/1552 an Brandenburg verpfändete und dann einlöste. Von 1645 bis
1666 war es bei der Krone Polens. 1742 fiel es mit 18 Quadratmeilen Gebiet an
Preußen. Aus 1810 säkularisiertem Kirchengut und Resten des Fürstentums wurde
am Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue Standesherrschaft R. gebildet. Sie kam
1822 als Ersatz für an Preußen abgetretene Güter in Hessen als Mediatfürstentum
an Landgraf Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg, 1834 erbweise an Prinz Viktor
von Hohenlohe-Schillingsfürst, der 1840 den Titel Herzog von R. erhielt. 1945
gelangte R. unter Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der
deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 480; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) K3; Weltzel, A.,
Geschichte der Stadt und Herrschaft Ratibor, 2. A. 1881; Mosler, J., Ratibor
und das Ratiborer Land im Schrifttum der Jahrhunderte, 1938; Kuhn, W.,
Siedlungsgeschichte Oberschlesiens, 1954; Hyckel, G., Geschichte der Stadt
Ratibor, 1956; Hyckel, G., Geschichte und Besiedlung des Ratiborer Landes, 3.
A. 1961; Hupka, H., Ratibor, Stadt im schlesischen Winkel, 1962; Ratibor. Stadt
und Land an der oberen Oder, hg. v. Kosler, A., Teil 1 1980; Menzel, J.,
Ratibor, LexMA 7 1994, 458; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 470.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel
im Ratzeburger See anlässlich der Übertragung vom Reich an den Herzog von
Sachsen. Sie war Sitz eines durch Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und
den slawischen Fürsten Gottschalk zur Missionierung der slawischen Abodriten
1062 auf einem Teilgebiet des Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses
ging im Slawenaufstand von 1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher
Ausstattung durch Heinrich von Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das
westliche Mecklenburg erobert und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R.
eingerichtet hatte, zwischen Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof
Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten.
Die Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der
Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier)
und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert
erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg
zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die
Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem Herzog von Mecklenburg. Von 1554
an herrschten Administratoren über das Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert
und kam als zum niedersächsischen Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an
Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an
der mecklenburgischen Verfassung. 1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große,
durch Mecklenburg-Schwerin vom übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte
Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen eigenen Landtag, der aber erst nach einer
Verfassungsänderung 1906 zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R.
(Mecklenburg) durch das sog. Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R.
(Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg, Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Rau von Holzhausen (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die R. mit Beienheim zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. Der nach ihnen benannte Ort Rauischholzhausen wird zu
Unrecht verschiedentlich mit dem Reichsdorf Holzhausen (Burgholzhausen) bei Friedberg in Hessen verwechselt.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 357 (Nordeck, Beienheim).
Ravensburg (Reichsstadt). Das 1152 erstmals
genannte R. an der Schussen entstand auf Altsiedelland bei einer um 1020/1080
erbauten Burg der welfischen Herzöge von Bayern.
1179/1180 kam der Ort an die Staufer. Vielleicht schon vor 1276 wurde R.
Reichsstadt (1286 Recht Überlingens, 1296 Recht Ulms), jedenfalls war mit dem
Erwerb des Blutbannes 1396 der Aufstieg zur Reichsstadt abgeschlossen. Die
Stadt erreichte ihre höchste Blüte in der Zeit der großen Ravensburger
Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat (1380-1530), die
Leinwandhandel in ganz Südeuropa und Westeuropa betrieb. Vor 1546 wurde die
Reformation eingeführt, aber bis 1649 teilweise wieder rückgängig gemacht. 1647
brannte die Burg R. ab. Die Stadt hatte Sitz und
Stimme auf dem Reichstag und im schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 kam R. mit
den Ämtern Bavendorf, Bitzenhofen, Hinzistobel, Mochenwangen, Schmalegg,
Winterbach und Wolpertswende, einem Gebiet von 2,5 Quadratmeilen bzw. 130
Quadratkilometern mit 5000-6000 Einwohnern an Bayern, 1810 an Württemberg, wo
es Sitz eines Oberamtes wurde. 1951/1952 gelangte es mit Württemberg an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 219; Zeumer 555 III b 18; Wallner 688 SchwäbRK 51; Großer
Historischer Weltatlas III (1648) D5; Schroeder 195ff.; Müller, K., Die
oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Schulte, A., Geschichte der großen
Ravensburger Handelsgesellschaft 1380-1530, Bd. 1ff. 1923; Müller, K., Die
älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, 1924; Hölzle, E., Der deutsche
Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Dreher, A., Das Patriziat der
Reichsstadt Ravensburg, 1966; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im
Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt
Ravensburg und ihrer Landschaft von den Anfängen bis zur Mediatisierung 1802,
Bd. 1f. 1972; Der Kreis Ravensburg, hg. v. Sailer, O., 1976; Warmbrunn, P.,
Zwei Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und
Protestanten in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg
und Dinkelsbühl von 1548-1648, 1983; Gutermann, F., Die alte Rauenspurc
(Ravensburg), das Stammschloss der Welfen, seine Umgebung und sein Geschlecht,
1986; Klauser, H., Ravensburg, 1987; Schuler, P., Ravensburg, LexMA 7 1994,
486; Die Zeit der Händler, hg. v. Schmauder, A., 2002; Lutz, A., Zwischen
Beharrung und Aufbruch, 2005.
Rechberg (Herrschaft, Herren, Reichsritter,
Grafen). Die Burg Hohenrechberg am
nordwestlichen Rand der Schwäbischen Alb wurde im 12. Jahrhundert errichtet.
Nach ihr nannten sich seit 1179 (Rehperc) die vielleicht von einer Linie der
Familie Pappenheim abstammenden Herren von R., die als staufische Ministeriale
1179 erstmals erscheinen, 1194 das Marschallamt im Herzogtum Schwaben erhielten
und um ihren Stammsitz eine kleine reichsritterschaftliche Herrschaft (u. a.
1401 Weißenstein) behaupteten. In der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden die
Hauptlinien Unter den Bergen (in Bargau, Bettringen, Rechberghausen, bis 1413)
und Auf den Bergen. Diese teilte sich 1326 in die Linien Hohenrechberg (bis
1585) und Illereichen. Bereits 1488 waren die R. Mitglied der
Rittergesellschaft St. Jörgenschild, Teil im Hegau und am Bodensee. 1607 wurde
die Familie in den Grafenstand erhoben, doch blieb die namengebende Herrschaft
wegen des Widerstandes der Reichsritterschaft im reichsritterschaftlichen
Kanton Kocher des Ritterkreises Schwaben (R. und Rothenlöwen mit Hohenrechberg,
Weißenstein, Donzdorf, Treffelhausen [Traffelhausen], Böhmenkirch
[Böhmenkirchen]). Dorthin steuerten die R. auch mit dem 1789 von den Bubenhofen
erworbenen Gut Mösselhof und bis 1789 mit der Herrschaft Kellmünz. Außerdem
gehörten sie vielleicht bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken. 1810 wurden sie endgültig als Grafen anerkannt. Die
Güter (Staufeneck bzw. Stauffeneck, Salach, Winzingen, Donzdorf, Wäschenbeuren,
Hohenrechberg, Eislingen bzw. Großeislingen, Straßdorf, Wißgoldingen,
Waldstetten [Unterwaldstetten], Rechberghausen, Weißenstein, Böhmenkirch
[Böhmenkirchen], Degenfeld, Schnittlingen) umfassten zuletzt rund 220
Quadratkilometer und kamen 1805 an Württemberg (Rechberg) und Bayern.
L.: Wolff 510; Ruch Anhang 3; Hölzle, Beiwort 62; Kollmer 371, 375, 380; Stetten
33; Riedenauer 126; Schulz 269, Rahrbach 180; Maurer, H., Der Hohenstaufen,
1977; Konzen, N., Aller Welt Feind, 2013.
Rechnitz (Herrschaft). R. im südlichen Burgenland wird 1238 erstmals genannt. 1289 eroberte Herzog Albrecht von Österreich die Burg des Grafen von Güssing, gab sie aber 1291 an Ungarn zurück. 1441 wurde R. tatsächlich an das Reich gezogen, 1478 aber von Matthias Corvinus zurückerobert. 1527 kam die Herrschaft durch Ferdinand I. an Franz Batthyány. 1919 gelangte R. zum Burgenland.
Recklinghausen (Vest). Das auf einen karolingischen
Königshof zurückgehende R. (Ricoldinchuson) wird 1071 (vielleicht schon 965) erstmals
genannt. Wohl seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das 1228
erstmals erwähnte Gogericht (Vest) R., das sich westlich Recklinghausens und
südlich der Lippe erstreckte, Grundlage einer Herrschaft des Erzstifts Köln.
Das Vest wurde von 1446 bis 1576 an die Herren von Gemen und ihre Erben, die
Grafen von Schaumburg verpfändet. Ende 1802/1803 kam es an den Herzog von
Arenberg, 1811 an das Großherzogtum Berg, 1815 an Preußen (Provinz Westfalen)
und 1946 R. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Ritz, L., Die ältere Geschichte des Vestes und der Stadt
Recklinghausen, 1903; Körner, J./Weskamp, A., Landkreis Recklinghausen, 1929;
Pennings, H., Geschichte der Stadt Recklinghausen, Bd. 1f. 1930ff.; Dorider,
A., Geschichte der Stadt Recklinghausen 1577-1933, 1955; Der Landkreis
Recklinghausen, hg. v. Lübbersmann, H., 1966; Der Kreis Recklinghausen, hg. v.
Kreis Recklinghausen, 1979; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz
Westfalen 1815-1945, FS G. K. Schmelzeisen, 1980, 169; 750 Jahre Stadt Recklinghausen,
1236-1986, hg. v. Burghardt, W., 1986; Koppe,
W., Stadtgeschichte im Unterricht, Recklinghausen 900-1950, 1986; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 501.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein
Kohortenkastell und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum,
das sie um 400 unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in
Besitz. Ihre agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in
Nachfolge von Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788
fiel bei der Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den
König. Von 918 bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König.
Infolge seiner günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden
Handelsstadt. Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern, dessen Vorort es
bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor allem nach dem
1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen
von R. aus dem Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der
Stadtherrschaft, doch blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und
1245 erhielt R. von König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II.
wichtige Privilegien, so dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien
Städte aufsteigen konnte, die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben
noch Huldigung zu leisten hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen
Städtebund bei. Im 14. und 15. Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg,
Nürnberg und Wien Regensburgs wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es
sogar vorübergehend an Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der
freien Stadt eine kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde
durch Zuwanderung später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es
der Tagungsort des immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen
Prinzipalkommissärs Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der
schwäbischen Städtebank des Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem
bayerischen Reichskreis an. 1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem
Hochstift sowie den Klöstern und Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und
Niedermünster unter Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5 Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den Donauinseln
Obererer Wöhrd bzw. Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw. Unterer
Wörth [Niederwörth]) an Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die Reichsstadt
Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg,
1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird
erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I.
reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar
(Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz
des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach
1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im
bayerischen Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare Stiftsgebiet
mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an
Bayern. 1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare
Gebiet des Reichsstifts mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift
Regensburg. und den Reichsstiften Sankt Emmeram und Niedermünster zum
Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A.,
1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Regenstein, Reinstein, Rheinstein (Grafen). Nach
der Burg R. bei Blankenburg im Harzvorland
nannten sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts Grafen von R., welche die Burg von dem mit ihnen verwandten Lothar von
Süpplingenburg erhalten hatten und nach dem Sturz Herzog Heinrichs des Löwen
(1180) ihre Güter mehrten. 1599 fiel die Burg an
das Hochstift Halberstadt. 1648/1662 kam sie an Brandenburg/Preußen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts zählte die Grafschaft zum niedersächsischen Reichskreis
und zum westfälischen Reichsgrafenkollegium. Das mit dem Fürstentum Halberstadt
zusammen 31 Quadratmeilen umfassende Gebiet um R. bildete bis 1945 eine Exklave
Preußens (Provinz Sachsen) im Kreis Blankenburg Braunschweigs. 1945 kam es in
Sachsen-Anhalt zur sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 440; Arndt 219; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stolberg, F., Befestigungsanlagen im
und am Harz, 1968; Fenske, L./Schwarz, U., Das Lehnsverzeichnis Graf Heinrichs
I., 1990; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Reginbodone sind vielleicht ein fränkisches
Adelsgeschlecht des 12. Jahrhunderts mit dem Leitnamen Reginbodo.
L.: Hartmann, W., Vom Main zur Burg Trifels, vom
Kloster Hirsau zum Naumburger Dom, 2004
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg,
Herrschaft). 1230 war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen
des Hochstifts Bamberg in den Händen der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15.
Jahrhundert kam die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669
vereinigte Würzburg R. mit Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug der
Bischof von Würzburg Johann Philipp von Schönborn seinem Bruder die Herrschaft.
1678 wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das
fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7 Quadratmeilen
große, zum fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reichenstein (Herrschaft). 1698 wurde aus der
Obergrafschaft Wied nominell die von den 1511/1529 ausgestorbenen Walpoden von
der Neuerburg/Herren von R., die 1331 ihre soeben erbaute Burg R. den Grafen zu Wied zu Lehen hatten auftragen
müssen, 1527/1528 erworbene Burgruine R.
zwischen Isenburg und Altenkirchen im Westerwald als reichsunmittelbares Allod
an Franz Freiherrn von Nesselrode(-Trachenfels bzw. Nesselrode-Drachenfels)
verkauft. Dieser wurde 1698 in den Reichsgrafenstand erhoben. Danach wurde er
in den niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und das westfälische
Grafenkollegium (1698) aufgenommen. 1805 kam die Herrschaft an Nassau, 1815 an
Preußen, 1946 R. an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 367; Zeumer 5524 II b 63, 27; Wallner 705 WestfälRK 56; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 233, 318.
Reichskreise. Nach bereits im späten 14. Jahrhundert
(1389) beginnenden Versuchen, Frieden, Gericht, Verteidigung und Steuern im
Reich gebietsweise zu organisieren, wurden 1500 sechs Kreise als
Herkunftsbezirke der sechs ritterlichen bzw. gelehrten Mitglieder des zwanzigköpfigen
Regiments des 1495 geschaffenen Reichskammergerichts eingerichtet (Franken,
Bayern, Schwaben, Oberrhein, Niederrhein-Westfalen, Niedersachsen). 1512 kamen
vier weitere derartige R. hinzu (österreichischer, burgundischer,
kurrheinischer und obersächsischer Kreis). S. Einzelartikel Bayerischer
Reichskreis, Burgundischer Reichskreis,
Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis,
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis,
Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer
Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis.
L.: Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise in der Verfassung des Alten
Reiches und ihr Eigenleben (1500-1806), 1989; Heinig, P., Reichskreise, LexMA 7
1994, 629; Hartmann, P., Zur Bedeutung der Reichskreise, FS Gerlich, A., 1995,
305.
Reichsritterschaft. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
schlossen sich entgegen den Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 Edelfreie
und frühere Ministeriale vor allem in Schwaben, Franken und dem Rheingebiet zu
Einungen zusammen. 1422 wurden sie durch Kaiser Sigmund anerkannt. 1495
wendeten sie sich gegen die Heranziehung zum gemeinen Pfennig. Seit etwa 1530
leisteten sie stattdessen freiwillige Subsidien und gewannen zunehmend an
Geschlossenheit. 1577 vereinigten sich der Schwäbische Ritterkreis, der
Fränkische Ritterkreis und der Rheinische Ritterkreis mit insgesamt 14 Kantonen
zum Bund der freien R., zu dem von 1651 bis 1678/1681 auch die unterelsässische
Ritterschaft kam. Die Reichsritter waren reichsunmittelbar, wenn sie auch keine
Reichsstandschaft hatten. Voraussetzung für die Aufnahme in die
Ritterschaftsmatrikel war der Besitz eines Rittergutes, doch wurden später auch
Personalisten zugelassen. 1805/1806 wurden die vielfachen Fluktuationen
unterworfenen Reichsritter und ihre etwa 1730 Rittergüter und 450000 Einwohner
umfassenden Territorien mediatisiert. Die Geschichte der R. ist bislang
wissenschaftlich noch nicht völlig befriedigend bearbeitet.
L.: Wolff 15, 506; Die Territorien des Reichs 4, 182; Burgermeister,
J., Graven- und Ritter-Saal, 1715; Roth von Schreckenstein, Geschichte der
ehemaligen freien Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrome, 2. A.
1886; Müller, H., Der letzte Kampf der Reichsritterschaft 1790-1815, 1910;
Press, V., Kaiser Karl V., König Ferdinand und die Entstehung der
Reichsritterschaft, 2. A. 1980; Press, V., Kaiser und Reichsritterschaft, (in)
Adel in der Frühneuzeit, hg. v. Endres, R., 1992, 163ff.; Andermann, K.,
Reichsritterschaft, LexMA 7 1994, 636; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3
Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 350.
Reifenberg, Reiffenberg (Herrschaft, Freiherren,
Reichsritter). Nach der vermutlich im 12. Jahrhundert errichteten Burg R. am Feldberg im Taunus nannten sich die seit
1234 bekannten Herren von R. Sie zerfielen bald in verschiedene Linien. 1384
gehörte die Burg einem Ganerbenverband aus den
R., Hatzfeld, Cleeberg/Kleeberg, Kronberg, Stockheim, den Burggrafen von Friedberg und anderen. 1665 erlosch die
Wäller Linie, 1686 die Wetterauer Linie, 1745 die Linie Horchheim. Das Erbe der
Wetterauer Linie fiel trotz mainzischer Besetzung an die Grafen Waldbott von
Bassenheim (von Bassenheim) und kam 1802/1803 an Nassau und damit 1866 an
Preußen bzw. 1945 an Hessen. Um 1790 waren die Erben der Freiherren von R. mit
Teilen von Siebenborn Mitglied des Kantons Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Winkelmann-Holzapfel 159; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter,
Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 357 Reiffenberg (Reiffenberg,
Langenbach 1550).
Reifferscheid, Reifferscheidt (Herren). Nach der Burg R. bei Schleiden nannten sich seit der Mitte des
12. Jahrhunderts die Herren von R. Sie spalteten sich möglicherweise 1128 von
den Herzögen von Limburg ab. 1354 erwarben sie die Herrschaft Bedburg (an der
Erft), 1394/1395 die Reichsherrschaft Dyck bei Grevenbroich, 1445 Alfter und
Hackenbroich sowie 1455 die Grafschaft Salm (Niedersalm). Seitdem nannten sie
sich Salm-Reifferscheid und teilten sich bald in mehrere Linien. 1790 erhielt
eine jüngere Linie die Reichsfürstenwürde und die Aufnahme in den
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, 1804 auch die ältere Linie
Salm-Reifferscheid-Bedburg, die 1803 für die 1801 an Frankreich verlorenen
linksrheinischen Güter die ehemals mainzischen Ämter Krautheim und Gerlachsheim
(bei Mosbach) erlangt hatte (Salm-Reifferscheid-Krautheim). 1806 wurden diese
Ämter von Baden annektiert. Das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
zählende R. fiel über Preußen 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Salm-Reifferscheid, Salm-Reifferscheid-Krautheim.
L.: Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Schaudal, L., Les comtes
de Salm, 1921; Andermahr, H., Die Edelherren von Reifferscheid als Herren von
Bedburg, 2010.
Reinsberg (Herrschaft). 1197 ist R. bei Freiberg und Chemnitz erstmals bezeugt. Es war Mittelpunkt einer ausgedehnten Herrschaft. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts gehörte die Burg den Schönberg. Über Sachsen kam R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Reipoltskirchen (Reichsherrschaft). Die 1276 erstmals
genannte Burg R. im Pfälzer Bergland südlich
Meisenheims war Sitz der ebenfalls 1276 erstmals erwähnten Herren bzw. Grafen
von Hohenfels. Sie waren eine 1199 abgespaltete Seitenlinie der Herren von
Bolanden, die 1602 erlosch. Danach kamen die Güter an die Familie von
Löwenhaupt und die Familie von Manderscheid, die drei Viertel an einen Grafen
von Hillesheim verkaufte. Trotz mehrfachen Besitzerwechsels (u. a. Ellroth)
blieb die 2 Quadratmeilen große, 15 Orte umfassende und (bis 1602 mit Sitz und
Stimme) zum oberrheinischen Reichskreis gehörige Herrschaft R. mit 3000
Einwohnern bis zur Besetzung durch Frankreich 1792/1801 reichsunmittelbar. Über
Bayern kam R. 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 286f.; Wallner 698 OberrheinRK 44; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) B3.
Rendsburg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. Holstein). Um 1150 wurde
unter Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) bzw. Holstein die Burg R. (Reinholdsburg) an einem alten Übergang über
die Eider errichtet. Unter Graf Heinrich I. wurde R. Sitz der Linie R.
(Holstein-Rendsburg). 1386 siedelten die Grafen nach der Belehnung mit
Schleswig nach Gottorp (Gottorf) um. Über Preußen (1866) kam R. 1946 an
Schleswig-Holstein. S. Holstein-Rendsburg.
L.: Wolff 445; Müller, K., Rendsburg, 1961; Hemann, F., Rendsburg, LexMA 7,
1995, 727; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 478.
Rennenberg (Herrschaft). Seit 1217 war die 1250
über Mechthild von Sayn an das Erzstift Köln gelangte Burg
R. im Westerwald Sitz eines nach ihr benannten Edelherrengeschlechts. Um 1560
kam die zugehörige kleine Herrschaft durch die Erbtochter an die Laleing. Sie
nannten sich Grafen von R. (und Grafen von Hoogstraten [Hochstraten]). 1765
erbten die Grafen von Salm/Fürsten von Salm-Kyrburg R. 1946 kam dieses an
Rheinland-Pfalz.
L.: Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987, 320.
Rettenberg (Herrschaft). Nach der Burg R. im Oberallgäu nannten sich seit 1130 edelfreie
Herren von R., die um 1290 die Besiedlung des Walsertales und des Tannberges
unternahmen. 1348 starben sie im Mannesstamme aus. 1350 teilten die beiden
Erbtöchter. 1351 wurde die dabei an Waldburg gelangte obere Mark mit Burgberg an die Herren von Heimenhofen und die an die
Starkenberg gelangte untere Mark um R. an das Hochstift Augsburg verkauft.
L.: Herrmann, N., Kempten und das Oberallgäu, 2. A. 1984, 72ff.
Reuß (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Die
einst zu Thüringen zuzuordnenden reichsministerialischen Herren von Weida, die
von einem bei Mühlhausen ansässigen Geschlecht abstammten, um 1180 mit der
Verwaltung von Reichsgütern an der Elster betraut wurden und vermutlich schon
vor 1193, jedenfalls nachweislich seit 1209 den Titel Vogt (advocatus) führten,
der die Benennung ihres Herrschaftsgebiets als Vogtland (mit Weida, Plauen,
Voigtsberg [Vogtsberg], Ziegenrück, Triptis, Auma, Hof, Ronneburg u. a.) begründete,
spalteten sich 1244 in die Vögte von Weida (bis 1531/1535), die Vögte von Gera
(1550 erloschen) und die Vögte von Plauen. Die Vögte von Plauen teilten sich
1306 in die Linien Plauen und Reuß von Plauen. Die ältere Linie der Vögte von
Plauen, die von 1426 bis 1439 als Lehen die Burggrafschaft
Meißen und damit die Reichsfürstenwürde erhielt und den Titel auch nach dem
Verlust der Burggrafschaft Meißen fortführte,
erlosch 1572. Die jüngere Linie der Vögte von Plauen wurde von dem 1292/1294
verstorbenen Henricus Ruthenus, deutsch Heinrich R., der eine Enkelin König
Daniels von Galizien in Russland geheiratet hatte und sich deswegen R. nannte,
begründet. Sie erwarb unter anderem 1451 Oberkranichfeld und 1492 Zeulenroda.
Insgesamt gehörten ihr Güter im Umfang von 21 Quadratmeilen, die aus einem
südlichen, bei weitem größeren und einem nördlichen, kleineren Teil bestanden.
1535 wurde die Reformation durchgeführt. Die Linie teilte sich nach dem Verlust
aller böhmischen und wettinischen Lehen 1535/1564 in eine ältere Linie
Reuß-Untergreiz (mit der Hälfte von Greiz und den Ämtern Untergreiz und Burgk [Burg]), eine
mittlere, 1616 ausgestorbene Linie Reuß-Obergreiz und eine jüngere Linie
Reuß-Gera. 1572 fielen die Güter der älteren Linie der Vögte von Plauen an. 1616
wurden Untergreiz und Obergreiz vereint, woraus Reuß-Greiz entstand. Seit 1668
führten die R. die Bezeichnung der Heinriche mit römischen Nummern ein.
Reuß-Greiz und Reuß-Gera wurden 1673 in den Grafenstand (wetterauische
Reichsgrafen) erhoben und 1778 (Reuß-Greiz) bzw. 1790 (Reuß-Lobenstein) bzw.
1806 (Reuß-Schleiz) gefürstet. Reuß-Greiz unterteilte sich weiter in Reuß-Greiz
(Obergreiz und Untergreiz), Reuß-Burgk (Reuß-Burg) und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die
Güter später wieder an den sich seit 1616 Reuß-Greiz nennenden ursprünglichen
Zweig Untergreiz (1768). Reuß-Gera spaltete sich in Reuß-Gera (mit Gera,
Langenberg [Längenberg], 78 Dörfern sowie dem Amt Saalburg) (bis 1802),
(Reuß-Saalburg), Reuß-Schleiz (mit Schleiz, Tanna und Reichenfels),
Reuß-Köstritz (mit Reichenfels) sowie Reuß-Lobenstein, das 1678 weiter zerfiel
in Reuß-Hirschberg (bis 1711), Reuß-Lobenstein (mit Lobenstein und Hirschberg)
(bis 1824) und Reuß-Ebersdorf (mit Ebersdorf) (bis 1853). Als Reuß-Gera 1802
erlosch, fielen die Güter zur einen Hälfte an Reuß-Schleiz, zur anderen Hälfte
an Reuß-Lobenstein und Reuß-Ebersdorf, doch gelangten sie später überwiegend an
Reuß-Schleiz. 1807 traten alle reußischen Linien dem Rheinbund bei. Reuß-Greiz
(bzw. Reuß-Untergreiz) (R. ältere Linie) schloss sich nach dem Untergang des
Deutschen Bundes 1866 dem Norddeutschen Bund an, erhielt 1867 eine Verfassung
und trat 1871 dem Deutschen Reich bei. Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf, das
1824 beim Erlöschen von Reuß-Lobenstein dieses beerbte, vereinigten sich nach
Abdankung des Fürsten von Reuß-Ebersdorf bzw. Reuß-Lobenstein am 1. 10. 1848 zu
Reuß jüngere Linie mit der Hauptstadt Gera. Dieses Fürstentum erhielt 1849 eine
1852 revidierte Verfassung und schloss sich 1866 Preußen an. 1902 übernahm Reuß
jüngere Linie die Vormundschaft über Reuß ältere Linie, das 1927 überhaupt
ausstarb. Am 10. 11. 1918 dankte Heinrich XXVII. von R. (R. jüngere Linie, seit
1930 R.) ab. Zusammen zählten die beiden verbleibenden Fürstentümer (317
Quadratkilometer, 827 Quadratkilometer) 212000 Einwohner. Am 4. 4. 1919 wurde
die Verwaltungsgemeinschaft beider Territorien zu einem Volksstaat
zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Land Thüringen aufging. Das Land
Thüringen kam 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und damit 1949 zur Deutschen
Demokratischen Republik. 1952 wurde es aufgelöst (str.), 1990 aber wieder
begründet.
L.: Wolff 417ff.; Zeumer 553 II b 60, 22; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3, III 38 (1789) D2; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f.
1923ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Pasold, A., Geschichte der reußischen
Landesteilungen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Einführung der
Primogenitur im Jahre 1690, 1934; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u.
a., Bd. 2,1 1974; Querfeld, W., Forschungen zur Geschichte des ehemaligen
Reußenlandes, FS H. Eberhardt, 1993, 93.
Reuß-Burgk,
Reuß-Burg (Herrschaft). R. zählte zum
obersächsischen Reichskreis. S. Reuß.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a.
Reuß-Greiz (Grafen, Fürstentum, Herrschaft). Das
zum obersächsischen Reichskreis zählende R. entstand 1564 als ältere Linie der
Grafen von Reuß. Sie spaltete sich später in R. (Obergreiz und Untergreiz),
Reuß-Burgk bzw. Reuß-Burg
und und Reuß-Dölau und Rothenthal, doch fielen die Güter später wieder an den
Zweig Reuß-Obergreiz. Im 19. Jahrhundert umfasste Reuß ältere Linie mit Greiz
als Hauptstadt 317 Quadratkilometer. Seit 1871 war es das kleinste Land des
Deutschen Reiches. 1918 erlosch das Fürstentum und wurde mit Reuß-Gera zu einem
Volksstaat zusammengefasst, der am 30. 4./1. 5. 1920 im Lande Thüringen
aufging.
L.: Wallner 709 ObersächsRK 7 a; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, Bd.
1f. 1923ff.
Reutlingen (Reichsstadt). Das auf altem
Siedlungsland erbaute R. nahe der unter Friedrich II. beim Reich befindlichen Burg Achalm an der Echaz wird 1089/1090 erstmals
erwähnt. Um 1182 wurde R. Markt. Es lag auf Reichsgut und erhielt durch Kaiser
Otto IV. (um 1209) und Kaiser Friedrich II. (zwischen 1215 und 1240)
Stadtrechte (1250 civitas). Zunächst ernannte der Vogt der Reichsburg Achalm
den Schultheißen und verwaltete die Reichsrechte. Nach 1268 wurde R.
Reichsstadt und wehrte sich erfolgreich gegen Württemberg, das von 1335 bis
1360 und von 1376 bis 1500 das Pfandrecht der Reichsburg Achalm erlangte. 1456
erhielt die Stadt, die um 1400 etwa 4000 Einwohner hatte, die Pacht und 1500
das Pfand dieser Rechte. 1519 führte R. die Reformation ein. 1726 wurde es
durch Brand weitgehend zerstört. R. hatte Sitz und Stimme auf dem Reichstag und
beim schwäbischen Reichskreis. 1803 fiel es mit 0,7 Quadratmeilen bzw. 44
Quadratkilometern Gebiet (Betzingen, Herrschaft Alteburg, Spitaldörfer
Ohmenhausen, Stockach und Wannweil) und etwa 10500 Einwohnern an Württemberg,
innerhalb dessen es Sitz eines Oberamts wurde. Mit Württemberg kam es 1951/1952
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 212; Zeumer 555 III b 6; Wallner 689 SchwäbRK 83; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) D4; Schroeder 350ff.; Jäger, W., Die freie Reichsstadt
Reutlingen, 1940; Schwarz, P., Die Grundherrschaft der freien Reichsstadt
Reutlingen, Diss. phil. Tübingen 1953; Rommel, K., Reutlinger Heimatbuch, 6. A.
1954; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen. Die Verfassung ab 1500 und
das Strafrecht, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt
Reutlingen, 1961; Jänichen, H., Zur Frühgeschichte der Stadt Reutlingen, Z. f.
württemberg. LG. 22 (1961); Reutlingen. Aus der Geschichte einer Stadt, 1973;
Der Kreis Reutlingen, hg. v. Müller, G., 1975; Stähle, S., Verfassung und Verwaltung
der Reichsstadt Reutlinger zwischen 1740 und 1770, Reutlinger Gbll. N.F. 23
(1984); Reutlingen 1930-1950, hg. v. Böttcher, K. u. a., 1995; Fahlbusch, F.,
Reutlingen, LexMA 7 1995, 769.
Rheda (Herrschaft). Die um R. (Burg im 11. Jahrhundert?) an der Ems südwestlich
Bielefelds gebildete Herrschaft kam nach 1190 erbweise von den um 1170
erscheinenden Herren von R., die das Freigericht bei R. und die Vogtei über die
Klöster Freckenhorst und Liesborn hatten, an Bernhard II. zur Lippe. 1365 fiel
sie über die Erbtochter an die Grafen von Tecklenburg. Durch Heirat Everwins
III. von Bentheim (1562) kam die Herrschaft R. wie Tecklenburg 1557 an die
Grafen von Bentheim. 1565 gewannen die Grafen nach langem Grenzstreit die
Herrschaft über das vorher fürstbischöflich-osnabrückische Gütersloh. 1606/1609
fiel R. der Linie Bentheim-Tecklenburg(-Rheda) zu. Diese erbte 1618 die
Grafschaft Limburg, verlor aber um 1700 Tecklenburg. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte R., für das die Inhaber 1770 die Aufnahme in das westfälische
Reichsgrafenkollegium beantragten, mit einem Gebiet von 3 Quadratmeilen (160
Quadratkilometer, 1786 mit 9674 Einwohnern, Kirchspiele Rheda, Clarholz,
Herzebrock, Gütersloh, Lette) zu den nicht eingekreisten Reichsteilen des
Heiligen Römischen Reiches. 1808 wurde R. dem Großherzogtum Berg einverleibt.
1813/1815 kam R. an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
Das Grafenhaus gewann 1817 den Fürstenstand in Preußen.
L.: Wolff 495; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3;
Eickhoff, H., Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart, 1921;
Richter, H., Chronik der Stadt Gütersloh, 1933; Aders, G., Urkunden und Akten
der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich,
Helpenstein, Linnep, Wevelingshoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln,
1977; Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 500; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre
Residenzstadt, 2006.
Rheineck, Reineck (Burggrafschaft,
Herrschaft). Nach der ursprünglich pfalzgräflichen Burg
R. zwischen Brohl und Breisig (Bad Breisig) nannte sich eine der Kölner
Ministerialität entstammende Familie, die sie seit dem 12. Jahrhundert vom
Erzstift Köln zu Lehen hatte. Ihre verstreuten Güter lagen hauptsächlich
zwischen Koblenz und Sinzig. Als sie 1539 ausstarb, kam das Lehen an die
Freiherren von Warsberg. Diese verkauften die Burggrafschaft
an die Grafen von Sinzendorf aus Österreich, die mit ihr Sitz und Stimme im
westfälischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates des Reichstags und
im kurrheinischen Reichskreis erhielten. 1803 kam R. mit 165 Hektar und knapp
100 Einwohnern an Frankreich, 1815 an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 95; Zeumer 554 II b 63, 33; Wallner 700 KurrheinRK 9; Kossin, W., Die
Herrschaft Rheineck, 1995.
Rheinfelden (Reichsstadt, Herrschaft). Um 1130
gründeten die Herzöge von Zähringen als Erben älterer, von den Königen von Burgund abstammender Herren bzw. Grafen von R. im
Aargau die Stadt R. Nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen (1218) wurde R.
Reichsstadt. Später wurde es an Habsburg verpfändet. Zur Grafschaft R., die am
Ende des 18. Jahrhunderts über den Breisgau Österreichs zum österreichischen
Reichskreis zählte, gehörte seit dem 14. Jahrhundert auch Wyhlen. Napoleon I.
vereinigte 1802 das Fricktal samt R. und Laufenburg mit dem Aargau. Am 9. 2.
1803 wurden die Gebiete dem Aargau und damit der Schweiz eingegliedert.
L.: Wolff 41; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Schib, K., Stadtgeschichte von
Rheinfelden, 1961; Die Salier und das Reich, Bd. 1 1991; Struve, T.,
Rheinfeldener, LexMA 7 1995, 783; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 517.
Rheinfels (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Katzenelnbogen bzw. des Landgrafen von
Hessen). 1245 erbaute Graf Dieter V. von Katzenelnbogen zur Sicherung des
Rheinzolls die Burg R. bei Sankt Goar. 1479 kam
sie mit dem Erbe der Grafen von Katzenelnbogen an die Landgrafen von
Hessen-Kassel (Hessen). 1567 wurde sie Sitz der Linie Hessen-Rheinfels, fiel
nach deren Aussterben aber an Hessen-Kassel (1583/1648). S. Hessen-Rheinfels.
L.: Wolff 256; Grebel, A., Das Schloss und die Festung Rheinfels, 1844;
Demandt, K., Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen
als Residenzen, Verwaltungszentren und Festungen 1350-1650, 1990; Großmann, D.,
Burg und Festung Rheinfels, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
483.
Rheingrafen (Grafen). Das vielleicht bis in das 10.
Jahrhundert zurückreichende fränkische Adelsgeschlecht, das die Grafschaft im
Rheingau innehatte und auf der Burg Rheinberg
bei Lorch saß, im Anfang des 12. Jahrhunderts aber in Lehnsabhängigkeit vom
Erzstift Mainz geraten war, wurde 1170/1196 infolge Verheiratung von den
verschwägerten, linksrheinischen Herren von Rheingrafenstein (Stein) mit dem
Stammsitz Stein (Rheingrafenstein) an der Nahe, die ebenfalls Lehnsleute Mainzs
waren, beerbt. 1279/1281 verloren die R. infolge einer Niederlage gegen Mainz
die Güter im Rheingau, behielten aber linksrheinisch Güter um Bad Kreuznach und
nannten ihre Burg Rheingrafenstein. Um 1350/1409
traten sie infolge Verheiratung in den Herrschaften Dhaun (vor 1350) und
Kyrburg (1409) das Erbe der aussterbenden Wildgrafen (comites silvatici), die
von den Grafen des Nahegaues (Emichonen) abstammten, an und nannten sich
seitdem Wild- und R. (Wildgrafen und R.). 1459/1475 erlangten sie durch Heirat
das Erbe der Grafen von Salm (Obersalm) in den Vogesen und nannten sich seitdem
Grafen von Salm. 1478 gewannen sie die Herrschaften Moers, Saarwerden und
Finstingen an der Saar. Einzelne der in mehrfachen Teilungen gebildeten Linien
(1515 Kyrburg, Dhaun) erloschen 1688 (Kyrburg) und 1750. Kyrburgs Erbe kam 1701
an Salm. 1623 wurden die Grafen in den Reichsfürstenstand erhoben. Am Ende des
18. Jahrhunderts gehörten der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Grumbach und der Wild- und Rheingraf (Wildgraf und Rheingraf) zu
Rheingrafenstein zu den wetterauischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrates sowie zum oberrheinischen Reichskreis. Das 4 Quadratmeilen
große Gebiet mit etwa 11000 Einwohnern teilte sich wie folgt auf: Die Güter der
fürstlich-salmischen Linie umfasste die gefürstete Grafschaft Salm, das Oberamt
Kyrburg und ein Viertel der Ämter Flonheim, Dhronecken (Tronecken), Wildenburg
und (Dimringen) Diemeringen sowie ein Viertel von Wörrstadt (Wörstadt). Das Gebiet
der rheingräflich grumbachischen Linie umfasste Herrschaft und Amt Grumbach,
einen Teil des Eßweiler Tales, die Herrschaft Dhronecken (Tronecken), je ein
Viertel von Wörrstadt (Wörstadt) und (Dimringen) Diemeringen und folgende bis
1792 der Linie Grumbach-Stein gehörige Güter: (die Rheingrafschaft zum Stein
oder) die Grafschaft Rheingrafenstein, Herrschaft und Amt Wildenburg auf dem
Hunsrück, ein Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen und drei Achtel
vom Flecken Wörrstadt (Wörstadt). Die Güter der rheingräflichen Linie Dhaun
schließlich bestanden aus der Wildgrafschaft Dhaun, dem Oberamt Rhaunen, dem
Ingerichtsamt Hausen, der Stadt Kirn (zur Hälfte), der Oberschultheißerei
Meddersheim, dem Amt Flonheim, einem Viertel der Herrschaft (Dimringen) Diemeringen
und der Herrschaft Püttlingen (frz. Puttelange-aux-Lacs) in Lothringen. 1803
erhielt der Rheingraf als Entschädigung für die 1797/1801 erfolgten
linksrheinischen Verluste an Frankreich die Reste des ehemals münsterschen
Amtes Horstmar und nannte sich seitdem Fürst von Salm-Horstmar. Als das linke
Rheinufer 1814/1815 von Frankreich an die deutschen Staaten zurückkam, fielen
Grumbach, Kyrburg, Dhronecken, Dhaun, Hausen, Meddersheim und Löllbach an
Preußen. Wildenburg wurde mit dem neuen Fürstentum Birkenfeld vereinigt. Die
Grafschaft Rheingrafenstein (Rheingrafschaft zum Stein) kam teils (Grehweiler
bzw. Gaugrehweiler) an Bayern, teils (Rheingrafenstein) an Preußen. Flonheim
und Wörrstadt (Wörstadt) gelangten an Hessen-Darmstadt.
L.: Gumpelzhaimer 121; Bauer 1, 567; Wolff 278ff.; Zeumer 553 II b 60, 16, 17;
Wallner 697 OberrheinRK 33; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D 4;
Schneider, C., Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und
Landes auf dem Hundsrücken, 1854, Neudruck 1926; Fabricius, W.,
Güterverzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafschaft, 1911, Trierer
A. 4, Ergänzungsheft 12; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 1 1922; Dotzauer, W., Geschichte des
Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Rheinisches Reichsprälatenkollegium sind die im
Reichstag des Heiligen Römischen Reiches gemeinsam eine Kuriatstimme führenden
Prälaten (Reichsfürsten) von Kaisheim, (Ballei) Koblenz, (Ballei) Elsass und Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund),
Odenheim und Bruchsal (Odenheim), Werden, (Augsburg, Sankt Ulrich und Afra in)
Augsburg, (Isny, Sankt Georg in) Isny, Kornelimünster, (Regensburg, Sankt
Emmeram zu) Regensburg, Essen, Buchau, Quedlinburg, Herford, Gernrode,
(Regensburg, Niedermünster in) Regensburg, (Regensburg, Obermünster in)
Regensburg, Burtscheid, Gandersheim und Thorn.
L.: Zeumer 552 II a, 37; Reichsprälat. Staatsrecht, hg. v. Held, W., 1782ff.
Richold (reichsunmittelbare Herrschaft),
niederländ. Rijckholt. Am Anfang des 14. Jahrhunderts trennte sich von
Gronsfeld bzw. Gronsveld südöstlich von Maastricht im Herzogtum Limburg die aus
Burg und Dorf R. bestehende Herrschaft R. ab.
1496 wurde sie von ihren Schöffen zum sog. Sonnenlehen erklärt. Im 16.
Jahrhundert wurde sie zur Baronie erhoben. Die vielfach den Besitzer wechselnde
Herrschaft gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten
Reichsteilen des Heiligen Römischen Reiches. 1806 verlor sie durch Frankreich
die Selbständigkeit. 1815/1839 kam sie zur Provinz Limburg (Südlimburg) der
Niederlande.
L.: Wolff 498.
Rieder zu Kornburg, Rieter von Kornburg
(Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei Schwabach gelangte 1364 durch Verkauf
von den Grafen von Nassau an die Burggrafen von
Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen
Herren von Kornburg kam nach ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und
Seckendorff 1447 an die Nürnberger Patrizier Rieter, die sich seitdem R.
nannten. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. von und zu
Kornburg mit dem in der Mitte des 15. Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg
und mit Kornburg zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1753 fiel
Kornburg erbweise an das Heiliggeistspital in Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an
Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197;
Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum
Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis
Schwabach, hg. v. Ulsamer, W., 1964.
Rieneck (Grafschaft). Die um 1168 errichtete Burg R. im Ostspessart nördlich von Gemünden erscheint
erstmals 1179 (Rienecke). Sie war Sitz der beim Aussterben der Familie der Burggrafen von Mainz einheiratenden Grafen von (Loon
oder) Looz aus Brabant bzw. Westfalen/Grafen von R. (Linienbildung am Ende des
12. Jahrhunderts) und Mittelpunkt der aus Reichslehen und Eigengütern
zusammengesetzten Grafschaft R., deren Sitz im ausgehenden 13. Jahrhundert nach
Lohr verlegt wurde. 1366/1408 wurde R. Lehen Mainz´. Nach dem Aussterben der
zum Kanton Odenwald der fränkischen Ritterschaft zählenden Grafen 1559 fielen
die Lehen an das Hochstift Würzburg (die Ämter Rothenfels, Schönrain, Aura im
Sinngrunde), die Pfalz (das Amt Wildenstein) und zum größten Teil an das
Erzstift Mainz heim. Mainz verkaufte 1673 Amt, Burg
und Stadt R. an die böhmischen Grafen von Nostitz zu Falkenau
(Nostitz-Rieneck), die damit bis 1806 Sitz und Stimme im fränkischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im fränkischen Reichskreis hatten.
Nach der Mediatisierung (1806) fiel das 12 Quadratmeilen große R. zunächst an
Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg und 1814/1815 an Bayern. S. Voit von R.
L.: Wolff 122, 270; Zeumer 554 II b 62, 6; Wallner 692f. FränkRK 15, 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Pfeiffer 197;
Neumaier 27, 41, 66, 105; Schecher, O., Die Grafen von Rieneck, Diss. phil.
Würzburg 1963; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd.
3,1 3. A. 1997; Ruf, T., Die Grafen von Rieneck. Genealogie und
Territorienbildung, 1984; Gerlich, A., Rieneck, LexMA 7 1995, 839f.; Bachmann,
M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel
Rieneck, Wertheim und Castell, 2000.
Rietberg, Rittberg (Grafschaft). Im Sumpf der oberen
Ems nordwestlich Paderborns errichteten die Grafen von (Werl-)Arnsberg im 12.
Jahrhundert die Burg R. (Rietbike), nach der
sich seit 1237 eine jüngere, mit Gütern nördlich der Lippe abgefundene Linie
Grafen von R. nannte. 1353 wurde die kleine Grafschaft durch Lehnsauftragung an
das Reich reichsunmittelbar. 1456 trug der Graf sie den Landgrafen von Hessen
zu Lehen auf, behielt aber die Reichsstandschaft im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1533 wurde die Reformation
eingeführt. Beim Aussterben der Grafen kam die Grafschaft 1562/1577 über die
Erbtochter an die Grafen von Ostfriesland (Cirksena). 1600 verzichtete Enno
III. zugunsten seiner Töchter auf R. und erhielt dafür das mit der Grafschaft
seit 1540 in Personalunion verbundene Harlingerland. R. wurde der
Gegenreformation unterzogen. 1690/1702 kam es in weiblicher Erbfolge an die
Grafen von Kaunitz, die damit seit 1699 zu den westfälischen Reichsgrafen der
weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags zählten. 1807 wurde das
etwa 5,5 Quadratmeilen große R. dem Königreich Westphalen einverleibt und fiel
1815 an Preußen (Standesherrschaft), 1946 an Nordrhein-Westfalen. Der letzte
Graf von Kaunitz verkaufte 1820/1821 die verbliebenen Rechte an bürgerliche
Käufer.
L.: Wolff 358; Zeumer 554 II b 63, 14; Wallner 703 WestfälRK 26; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Walter, F., Paladine der Kaiserin, 1959; Scherl, H., Die Grafschaft Rietberg
unter dem Geschlecht der Kaunitz, Diss. phil. Innsbruck 1962; Leesch, W., Die
Grafen von Rietberg aus den Häusern Arnsberg und Ostfriesland, (in)
Westfälische Zeitschrift 113 (1963), 283; Klingenstein, G., Der Aufstieg des
Hauses Kaunitz, 1975; Köln-Westfalen 1180-1190, hg. v. Berghaus, P. u. a.,
1980; Hanschmidt, A., 750 Jahre Grafschaft Rietberg, Heimat-Jb. Kreis Gütersloh
1987 (1986); Janssen, W., Rietberg, LexMA 7 1995, 841; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 521.
Rieter von Kornburg, Rieder zu Kornburg
(Freiherren, Reichsritter). Kornburg bei Schwabach gelangte 1364 durch Verkauf
von den Grafen von Nassau an die Burggrafen von
Nürnberg. Die Burg der reichsministerialischen
Herren von Kornburg kam nach ihrem Aussterben 1404 über die Hohenfels und
Seckendorff 1447 an die Nürnberger Patrizier Rieter, die sich seitdem R.
nannten. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. von und zu
Kornburg mit dem in der Mitte des 15. Jahrhunderts erworbenen Kalbensteinberg
und mit Kornburg zum Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken. 1753 fiel
Kornburg erbweise an das Heiliggeistspital in Nürnberg und mit Nürnberg 1806 an
Bayern.
L.: Biedermann, Altmühl; Genealogischer Kalender 1753, 541; Pfeiffer 197;
Riedenauer 126; Wich, H., Geschichte Kornburgs unter Einbeziehung der zum
Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Orte, 1911; 100 Jahre Landkreis
Schwabach, hg. v. Ulsamer, W., 1964.
Rinck von Baldenstein, Reich von Baldenstein
(Freiherren, Reichsritter). 1752 zählten die aus der Burg
Passel im Dorf Ringgenberg bei Truns in Graubünden stammenden, 1383 erwähnten,
1412 durch Heirat des Symon Ringg mit Margaretha von Stein Baldenstein
erlangenden Freiherren R. zum (Kanton) Hegau bzw. Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Ruch Anhang 80f.; Adelslexikon 11 (2000), 424.
Rochsburg (Herrschaft). Die Herrschaft R. mit den
Städten Lunzenau und Burgstädt (Burgstädtel) gehörte als Lehen Sachsens den Grafen von
Schönburg-Glauchau. Bei der Mediatisierung kam sie an Sachsen.
L.: Wolff 422.
Roden (Grafen). Die nach der Burg Lauenrode an der Leine als Grafen von R. oder nach anderen Gütern als Grafen von Limmer bzw. Grafen von Wunstorf bezeichnete, kurz nach 1100 nachweisbare Adelsfamilie hatte Vogtei- und Gerichtsrechte zwischen Hannover und der mittleren Weser. 1215 verlor sie die Grafschaft Nienburg an die Grafen von Hoya, 1241 Hannover und die Vogtei Lauenrode an die welfischen Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1446 durch Verkauf Wunstorf über das Hochstift Hildesheim ebenfalls an die Welfen. 1533 erlosch das Geschlecht.
Röder von Diersburg (Freiherren,
Reichsritter). Das Ministerialengeschlecht der Röder. aus der Ortenau erscheint
am Ende des 12. Jahrhunderts erstmals im Umfeld der Markgrafen von Baden. 1455
kaufte Andreas Röder die Hälfte von Burg und
Herrschaft Diersburg. Seitdem wirkte die Familie vor allem im Kinzigtal und im
Schuttertal. Im 18. Jahrhundert zählten die Freiherren R. mit Diersburg zum Ort
(Bezirk) Ortenau des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des
Ritterkreises Schwaben (1802 Philipp Ferdinand R., Philipp Friedrich Karl
Ludwig August R., Georg R., Ludwig R., Egenolf Christian R., Herren zu
Diersburg und Reichenbach). 1773 gehörten sie - als bereits im Stichjahr 1680
angesessen und mit ihren Gütern bei der Ritterschaft immatrikuliert - dem
Ritterkreis Unterelsass an.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hölzle, Beiwort 66; Burkhardt, M. u. a.,
Archiv der Freiherren von Diesburg, 2007.
Rohr-Waldstetten (Herrschaft). Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte die Herrschaft R. des Deutschen Ordens mit verstreuten Gütern in
Oberschwaben über den Landkomtur der Deutschordensballei Elsass-Schwaben-Burgund (Elsass und Burgund)
dem schwäbischen Reichskreis an.
L.: Wolff 195; Wallner 687 SchwäbRK 34.
Rosenegg (Herrschaft). Die Burg R. bei Konstanz wurde von den seit der Mitte des
13. Jahrhunderts nachweisbaren Freiherren von R. erbaut. Nach ihrem Aussterben
1480 kam die zugehörige Herrschaft mit Rielasingen an die verschwägerten Grafen
von Lupfen, 1583 an die Freiherren von Mörsberg-Belfort, 1608 an Württemberg,
1610 an das Hochstift Konstanz, 1803 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 71; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978, 141; Schneider, E., Die
Flurnamen der Gemarkung Rielasingen mit Arlen, 1963; Götz, F., Untersee und
Hochrhein, 1971.
Rossdorf (Ganerbschaft, Herrschaft). R. an der
Rosa östlich von Hünfeld erscheint in karolingischen Zeugnissen Fuldas. Um die
Mitte des 13. Jahrhunderts war es in den Händen der Grafen von
Henneberg-Schleusingen, 1419 in den Händen von Henneberg und Thüringen. Die Burgmannen beider Herrschaften bildeten eine
Ganerbschaft. Sie gehörte der Reichsritterschaft an und war von 1710 bis 1803
eine eigene Herrschaft in Sachsen-Meiningen. 1920 kam R. zu Thüringen.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Rostock (Fürstentum, Residenz des Fürsten). Um
1160 (1161) wurde eine wendische Burg und
Siedlung R. (Roztoc, Auseinanderfließen) auf dem rechten Ufer der Warnow durch
Waldemar I. von Dänemark zerstört. Gegenüber entstand auf dem linken Ufer um
1200 eine deutsche Kaufleutesiedlung, die den Namen fortführte und 1218 von
Heinrich Borwin I. lübisches Recht erhielt. Sie war seit der Erbteilung
Mecklenburgs von 1229 Sitz des Fürstentums R. Nach 1300 geriet sie unter die
Hoheit Dänemarks, musste aber 1314/1323 an Mecklenburg zurückgegeben werden.
Durch den Seehandel blühte die Stadt R. rasch auf und erhielt 1419 die erste
Universität Norddeutschlands mit zwölf Professoren in vier Fakultäten, blieb
aber immer unter der Landesherrschaft der Herzöge von Mecklenburg bzw.
Mecklenburg-Schwerin, unter der R. zum niedersächsischen Reichskreis zählte,
kam in Mecklenburg 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 442f.; Wallner 706 NiedersächsRK 2, 5; Die Territorien des Reichs 6,
114; Koppmann, K., Geschichte der Stadt Rostock, 1887; Frankenberg, E.,
Rostock, 1935; Sedlmaier, R., Rostock, 2. A. 1943; Lachs, J./Raif, F., Rostock,
2. A. 1967; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967;
Olechnowitz, K., Rostock, von der Stadtrechtsbestätigung 1218 bis 1848/49,
1968; Kretschmann, P., Universität Rostock 1969; Geschichte der Universität
Rostock 1419-1969, Festschrift, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969;
Schultz, H./Witt, H./Kleinpeter, O., Rostock, 1980; 777 Jahre Rostock, hg. v.
Pelc, O., 1995; Hergemöller, P., Rostock, LexMA 7 1995, 1046f.; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
495; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007.
Rotenburg (Burg,
Herrschaft, Landgrafen). Um 1150 errichteten die Landgrafen von Thüringen und
Hessen an der Grenze zum Gebiet der von ihnen bevogteten Abtei Hersfeld die Burg R. an der Fulda, der um 1200 die Stadt R. folgte.
Von 1627 bis 1834 residierten hier die Landgrafen von Hessen-Rotenburg, deren
Güter (Rotenburger Quart) unter der Oberhoheit Hessen-Kassels standen. Der Ort
Rotenburg fiel über Preußen (1866) 1945 an Hessen.
L.: Wolff 254; Festschrift zur 700-Jahr-Feier der Stadt Rotenburg, 1948.
Rotenburg (Herrschaft, Residenz des Bischofs von
Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195 der Bischof von Verden die Burg R. In der Folge wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber.
Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das
Fürstentum Verden des Königs von Großbritannien zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam
R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg
und Bürger, 1966; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 496.
Roth von Burgschwalbach
(Reichsritter). Im 18. Jahrhundert zählten die R. zum Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192
mehrere Angehörige des staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie
möglicherweise den Anspruch auf das Herzogtum Franken, das schon kurz nach
seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich V. an den späteren König Konrad III.
(1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14.
Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später
an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rothenburg, Rothenburg ob der Tauber (Reichsstadt).
Auf der Bergnase oberhalb des 970 von den Grafen von Comburg (Komburg) mit
einer Kirche versehenen Dorfes Detwang (Dettwang) im Taubertal errichteten die
Grafen von Comburg (Komburg) die rothe Burg,
nach der sie sich im 11. Jahrhundert ebenfalls benannten. Beim Aussterben der
Grafen von Rothenburg-Comburg (Rothenburg-Komburg) 1116 fiel sie zusammen mit
dem Herzogtum Franken und der Grafschaft im Kochergau an die Staufer, als deren
Gut sie 1144 erstmals genannt wird (Reichsburg nach 1142?). Vor 1241 erhielt
der sich anschließende Ort Stadtrecht (1172?). 1273 zog König Rudolf von
Habsburg ihn an das Reich. Ab 1274 war er Reichsstadt und löste sich von der
Reichslandvogtei. R. gewann trotz zeitweiliger Verpfändung an die Herren von
Hohenlohe vom 14. bis zum 16. Jahrhundert ein ansehnliches, auf drei Seiten
eingezäuntes und befestigtes Landgebiet (Landhege), wurde aber wegen des
Widerstands des Patriziats nie Fernhandelsstadt. 1355 gab Kaiser Karl IV. das
Privileg der Unverpfändbarkeit. 1544 wurde die Reformation eingeführt. Die
Herrschaft der mit Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsstädtekollegiums des
Reichstags und im fränkischen Reichskreis vertretenen Stadt umfasste am Ende
des 18. Jahrhunderts die Landvogtei im Gau rechts der Tauber und die kleine
Landvogtei links der Tauber (Teile von Gebsattel, Herrschaft Nordenberg mit
Reichsamt Detwang [Dettwang] und der Hinterburg, Bannerschaft Endsee, Burgen Gammesfeld [Gammersfeld] und Insingen
[Inzingen] mit Zubehör, Burg und Herrschaft
Lichtel [Liental], Burg und Vogtei Seldeneck, Burg und Herrschaft Gailnau mit Vogtei Wettringen und
Gericht zu Brettheim, Oberstetten, Oestheim, Teile von Archshofen, Burg Diebach und das Deutschordenshaus Rothenburg mit
Gütern). Mit Teilen von Pfahlenheim war R. im Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. 1802/1803 kam es mit 5 Quadratmeilen bzw. 370
Quadratkilometern Gebiet, 180 Ortschaften und 24000 Einwohnern an Bayern, 1810
der westliche Teil des Landgebiets an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 128; Zeumer 555 III b 8; Wallner 693 FränkRK 18; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3;
Winkelmann-Holzapfel 160; Riedenauer 129; Schroeder 241ff.; Bensen, W.,
Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg, 1856; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Bosl, K., Rothenburg im
Stauferstaat, 1947; Holstein, K., Rothenburger Stadtgeschichte, 1953;
Woltering, W., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und ihre Herrschaft
über die Landwehr, Bd. 1 1965, Bd. 2 1971; Schnelbögl, F., Die fränkischen
Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968); Schnurrer, L., Rothenburg im
schwäbischen Städtebund, 1969, Esslinger Studien 15; Ziegler, P., Die
Dorfordnungen im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg, Diss. jur. Würzburg, 1977;
Fränkische Reichsstädte, hg. v. Buhl, W., 1987, 187; Borchardt, K., Die
geistlichen Institutionen in der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber und dem
zugehörigen Landgebiet von den Anfängen bis zur Reformation, 1988; Wendehorst,
A., Rothenburg, LexMA 7 1995, 1050.
Rothenfels (Herrschaft, Grafschaft,
Reichsgrafschaft). Die um die Burg R. liegende
Herrschaft R. war ursprünglich Teil der Grafschaft im Allgäu, die Kaiser
Friedrich II. 1243 durch Kauf von den Grafen von Kirchberg erwarb. 1332 kam sie
von den Herren von Schellenberg, die sie als Reichslehen erlangt hatten, durch
Verkauf an das Haus Montfort-Tettnang. 1471 erhob der Kaiser in Abänderung
zweier Verleihungen von 1447 und 1463 die Herrschaft zur Reichsgrafschaft. 1360
wurde das Herrschaftsgebiet um Immenstadt, 1440 um Staufen und 1785 um
Werdenstein erweitert. 1565 erwarben die Herren von Königsegg in Oberschwaben
durch Kauf die Grafschaft (Linie Königsegg-Rothenfels). Am Ende des 18.
Jahrhunderts gehörten die Grafschaft und die Herrschaft Staufen, die zusammen
13 Quadratmeilen umfassten, zum schwäbischen Reichskreis und zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags. 1804 vertauschten die 1629 zu
Reichsgrafen aufgestiegenen Herren von Königsegg R. gegen ungarische Krongüter
an Österreich. 1805 fiel R. an Bayern.
L.: Wolff 201; Wallner 685 SchwäbRK 9; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E5, III 38 (1789) D4; Crämer, U., Das Allgäu, 1954; Heimatbuch der Stadt
Immenstadt im Allgäu, 1960.
Rothenstein (Herrschaft). Die Burg R. bei Memmingen war Sitz der um 1180
auftretenden Dienstmannen von R. des Stifts Kempten, die 1384 die Herrschaft
Grönenbach erwarben. Beim Aussterben der Hauptlinie 1482 kamen die Güter im
Allgäu über die Schwesterkinder an die Marschälle von Pappenheim
(Pappenheim-Rothenstein). 1692 fiel R. an die Fürstabtei Kempten und gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts über diese dem schwäbischen Reichskreis an. Mit
Kempten kam R. an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7; Sedelmeyer, Geschichte des Marktfleckens
Grönenbach, 1910.
Rötteln (Herrschaft, Residenz des Markgrafen von
Hachberg bzw. Baden). Nach der im frühen 11. Jahrhundert bei der 751 erstmals
erwähnten Siedlung R. (Raudinleim, roter Lehm) errichteten Burg R. bei Lörrach wurde eine Herrschaft nördlich von
Basel benannt. Nach 1306 fiel sie über die Erbtochter an die Markgrafen von
Hachberg (Hachberg-Sausenberg). 1503 kam sie durch Erbvertrag von 1490 an die
Markgrafschaft Baden. Über Baden zählte sie zum schwäbischen Reichskreis.
1951/1952 gelangte R. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 166; Wallner 685 SchwäbRK 5; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B4; Herbster, K., Die Burg Rötteln und
das Dorf Lörrach, 1958; Heimgartner, H., Die Burg
Rötteln, 1964; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 498.
Rottweil (Reichsstadt). R. am obersten Neckar
liegt auf dem Gebiet des römischen, um 73 n. Chr. an wichtigen Straßen
angelegten Ortes Arae Flaviae. 771/887 wird die vielleicht aus einem
alemannischen Herzogshof bzw. merowingischen Königshof des 8. Jahrhunderts
entstandene Pfalz Rotumvila (roter Hof) erwähnt, deren Vögte seit dem 11.
Jahrhundert die Herzöge von Zähringen waren. Vermutlich um die Mitte des 12.
Jahrhunderts (1140?) entwickelte sich daneben auf einem nordwestlich gelegenen
Bergsporn eine Siedlung zum Markt, die im 14. Jahrhundert Reichsstadt (1299
Freiheit von auswärtigen Gerichten, 1358 Kauf des Königshofs, 1359 Erwerb des
Blutbanns, 1383/1401 Erwerb des Reichsschultheißenamtes) wurde. Von 1463/1519
bis 1802/1803 war R., das im 15. und 16. Jahrhundert ein ansehnliches
Herrschaftsgebiet mit 28 Dörfern vor allem aus den Gütern der 1594
ausgestorbenen Grafen von Zimmern gewann, zugewandter Ort der Eidgenossenschaft
der Schweiz. Bis 1784 bestand das seit dem 13. Jahrhundert überlieferte
kaiserliche Hofgericht zu R. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt
das Obervogteiamt (Dietingen und Irslingen, Dunningen, Böhringen, Göllsdorf,
Villingendorf und Talhausen, die Burg
Schenkenberg mit Epfendorf, Herrenzimmern und Seedorf), das Pürschvogteiamt
(Teile von Zimmern, Horgen, Hochmössingen und Winzeln, Bösingen, Stetten,
Niedereschach, Fischbach, Neufra, Sinkingen und Bettlinsbad), das
Bruderschaftsoberpflegamt (Deißlingen, Dauchingen, Mühlhausen und Weilersbach),
das Spitaloberpflegamt (Feckenhausen) und die unmittelbar unter dem
Stadtmagistrat stehenden Orte Altstadt, Bernburg, Eckhof, Harthausen [Harthaus],
Hochwald, Hohenstein und Wildeck. 1802/1803 fiel das 4 Quadratmeilen bzw. 220
Quadratkilometer große und rund 13600 Einwohner umfassende R. noch vor
Verkündigung des Reichsdeputationshauptschlusses an Württemberg und wurde Sitz
eines Oberamts. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 215; Zeumer 555 III b 10; Wallner 687 SchwäbRK 32; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 72b (bis 1797) B1, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3; Schroeder 339ff.; Die Territorien des
Reichs 5, 214; Ruckgaber, H., Geschichte der Frei- und Reichsstadt Rottweil,
1835ff.; Thudichum, F., Geschichte der Reichsstadt Rottweil und des
kaiserlichen Hofgerichts daselbst, 1911; Merkle, J., Das Territorium der
Reichsstadt Rottweil, 1913, Darstellungen aus der württembergischen Geschichte
11; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Steinhauser, A., Officina Historiae Rottwilensis, 1950; Leist, J., Reichsstadt
Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil
1650-1806, 1963; Der Kreis Rottweil, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1963;
Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Planck, D., Arae
Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil, Teil 1f.
1975; Burgstahler, F., Rottweil im 19.
Jahrhundert, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen,
1992; Fahlbusch, F., Rottweil, LexMA 7 1995, 1055; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 529; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und
das Heilige römische Reich, 2007.
Rubempré-Everbergh (Fürstentum). Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte das Fürstentum R. über das Herzogtum Brabant zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 700 BurgRK 1.
Rüdesheim (Burg,
Herrschaft). R. am Rhein erscheint 1090 erstmals. Vermutlich gehörte es seit
karolingischer Zeit zum Erzstift Mainz. Mainzer Ministeriale errichteten in R.
verschiedene Adelsburgen. 1803 kam es an (Nassau-Usingen) Nassau, 1866 an
Preußen und 1945 an Hessen. S. Brömser von R.
L.: Schmelzeis, J., Rüdesheim im Rheingau von seinen Anfängen bis zur
Gegenwart, 1881.
Rüdt von Collenberg, Rud (Reichsritter). Im
13. Jahrhundert dürfte die Kollenburg bei Fechenbach als einer der Stammsitze
der R.-Bödigheim entstanden sein, die zu den reichsten ritterschaftlichen
Familien um Miltenberg und Amorbach zählten. 1342 war ihre Burg Lehen des Deutschen Ordens, 1483 des Erzstifts
Mainz. Als freies Allod erwarben sie durch Kauf 1450 Fechenbach und
Reistenhausen. 1635 starben die R., die zum Kanton Odenwald und im späten 16.
Jahrhundert auch zum Kanton Rhön-Werra des Ritterkreises Franken zählten, aus,
so dass das Erzstift die Burg einzog. Die
Herrschaft über die Orte Fechenbach und Reistenhausen kam an die Grafen
Reigersberg. Um 1790 gehörten Bödigheim, Eberstadt, Waldhausen, ein Viertel
Hainstadt, Sennfeld, Sindolsheim, halb Untereubigheim und ein Viertel
Waldstetten dazu. Fechenbach und Reistenhausen kamen 1803 unter die Oberhoheit
des Fürstentums Aschaffenburg und damit 1814 an Bayern. Die übrigen Güter
fielen 1808 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Bödigheim.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 536; Roth von Schreckenstein 2, 594; Pfeiffer
197, 210; Stetten 33, 37, 186; Winkelmann-Holzapfel 160f.; Riedenauer 126;
Hölzle, Beiwort 57; Rahrbach 204; Ulrichs 209; Neumaier 4, 72, 149, 152, 230;
Bethmann, K. v., Reistenhausen und Fechenbach, Archiv des hist. Vereins für
Unterfranken und Aschaffenburg 30 (1887); Collenberg, R. v., Geschichte der
Familie Rüdt v. Collenberg, 1937 (masch.schr.).
Rümmelsheim (Ganerbschaft). In R. bei Burg Layen bzw. Burglayen
bestand eine Ganerbschaft. 1815 kam R. an Preußen (Rheinprovinz).
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Runkel (Herrschaft). Die Burg R. an einer vermutlich schon früher befestigten
Furt über die Lahn wurde wahrscheinlich vor 1159 von den edelfreien Herren von
R. auf Geheiß des Königs erbaut und ist seit 1159 bezeugt. Sie war Mittelpunkt
einer kleinen Herrschaft, die noch im 12. Jahrhundert durch die Herrschaften
zum Westerwald und Westerburg erweitert wurde. Im 13. Jahrhundert spaltete sich
das Haus R. ab. Die Linie R. erbte 1454/1462 durch Heirat die Grafschaft Wied,
die 1244 von den älteren, im Mannesstamm erloschenen Grafen von Wied in
weiblicher Erbfolge an Graf Bruno von Isenburg und das von ihm begründete neue
Haus Wied gelangt war. Die Linie Westerburg erbte 1468 die Grafschaft
Leiningen. R. kam über Nassau 1866 an Preußen (Hessen-Nassau) und 1945 zu
Hessen. S. Wied-Runkel.
L.: Wolff 344; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 2. A. 1972, Neudruck
1980; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 110.
Ruppin (Herrschaft, Grafen). Wahrscheinlich um
1214 bildete sich unter Graf Gebhard I. von Arnstein am Nordostharz durch
Erwerb von Seiten der verschwägerten Askanier die Herrschaft R. mit Sitz auf Burg Altruppin nördlich des Ruppiner Sees. Mittelpunkt
war das umliegende Gebiet am Rhin. Dazu kamen die Gebiete Gransee und
Wusterhausen. In planmäßiger Erwerbspolitik wurde das Gebiet zwischen Dosse,
Havel und den mecklenburgischen Seen bis etwa 1330 zu einer geschlossenen
Herrschaft ausgebaut. Die Grafen waren reichsunmittelbar, gerieten aber
allmählich unter die Lehnshoheit der Markgrafen von Brandenburg. Nach dem
Aussterben der Herren von Arnstein und Grafen von Lindow-Ruppin
(Arnstein-Lindow-Ruppin) 1524 fiel das zum obersächsischen Reichskreis gehörige
R. durch Einzug an Brandenburg, das die Grafschaft der Mark Brandenburg als
eigene Einheit eingliederte und den Titel Grafen von R. fortführte. Mit
Brandenburg kam R. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 387; Wallner 708 ObersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961; Historisches
Ortslexikon für Brandenburg II. Ruppin, bearb. v. Enders, L., 1970, Veröff. des
Staatsarchivs Potsdam Bd. 7; Heinrich, G., Ruppin, LexMA 7 1995, 1108.
Saalburg (Burg,
Herrschaft). Vor 1216 errichteten die Herren von Lobdeburg am Übergang der
Straße von Nürnberg nach Leipzig über die Saale die Burg
S. Sie kam von einer Linie Lobdeburg-Saalburg in der Mitte des 13. Jahrhunderts
an Lobdeburg-Arnshaugk und 1289/1320 mit der Herrschaft Schleiz an die Vögte
von Gera, 1550 an die Burggrafen von Meißen aus
dem Hause Plauen und 1589 an Reuß. Bis 1647 blieb S. mit Schleiz verbunden. Von
1647 bis 1666 war es Sitz der Linie Reuß-Saalburg. Danach kam es an die Linie
Gera (Reuß-Gera), 1920 an Thüringen und von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Reuß-Saalburg.
L.: Wolff 420.
Saarbrücken (Grafschaft). Die im ersten
nachchristlichen Jahrhundert an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen an einem
Saarübergang beginnenden Siedlungsspuren (vicus Saravus) endeten im 5.
Jahrhundert. 999 wurde die Burg S. anlässlich
der Übertragung durch Kaiser Otto III. an das Hochstift Metz erstmals erwähnt.
Sie war seit dem 12. Jahrhundert Sitz der mit ihr durch die Bischöfe von Metz
belehnten, 1080 anlässlich des Empfanges des Königshofs Wadgassen erstmals
genannten Grafen (Graf Sigibert im Saargau). Sie nannten sich, nachdem 1120 die
Güter im Elsass von den Gütern an Saar und Rhein getrennt worden waren, seit
1123 nach S. Sie waren mit den Staufern verschwägert, hatten zeitweise die
Vogtei über das Hochstift Worms inne und waren vor allem zu beiden Seiten der
Saar sowie im Elsass begütert. 1180/1190 wurden die Güter an Saar und Rhein auf
die Linien S. und Zweibrücken verteilt. Von der Linie S. spaltete sich 1214
Leiningen ab, von Zweibrücken (1385/1394 an die Pfalzgrafen) 1297 die Linie
Bitsch (1570 an Lothringen). Die dadurch auf Güter um S. beschränkten Grafen
von S. starben 1274 aus und wurden infolge Verheiratung Mathildes von S. mit
Simon von Commercy von den Grafen von Saarbrücken-Commercy beerbt. Bei deren
Aussterben fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge 1381 an die walramische
Linie Nassau-Weilburg der Grafen von Nassau, welche die Güter an Saar und Blies
mit den nassauischen Gütern an Lahn und Main verband. 1442 wurde in eine
linksrheinische Linie (Nassau-Saarbrücken) und eine rechtsrheinische Linie
(Neue Linie Nassau-Weilburg) geteilt. 1527 erbte Nassau-Saarbrücken die
Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr von den Grafen von
Moers-Saarwerden. 1574 zog Lothringen die Grafschaft Saarwerden als wegen
Einführung der Reformation (1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein. Ebenso gingen die
Lehen des Hochstifts Metz verloren. Von 1574 an war die seit 1442 abgeteilte
Grafschaft wieder mit Nassau-Weilburg vereinigt. Danach kam sie an die Linie
Ottweiler (Nassau-Ottweiler). 1629 wurde erneut geteilt. Nach vorübergehender
Besetzung von 1681 bis 1697 und Grenzbereinigungen von 1766 kam S. 1793/1801 an
Frankreich, 1815/1816 zu Preußen (Rheinprovinz), 1919 und 1945/1946 zum
Saargebiet sowie 1957 zum Saarland. S. Nassau-Saarbrücken.
L.: Wolff 265; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C4; Ruppersberg, A.,
Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, Teil 1ff. 2. A. 1908ff.;
Werke, H., Die Machtstellung des Saarbrücker Hauses am Mittel- und Oberrhein im
12. Jahrhundert, Saarbrücker Hefte 5 (1957); Festschrift zur 650jährigen
Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann, hg. v. Herrmann,
H./Klein, H., 1971; Geschichtliche Landeskunde des Saarlands, Bd. 2 1977;
Thomes, P., Kommunale Wirtschaft, 1995; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7
1995, 1210; Burg, P., Saarbrücken 1789-1860,
1999; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 535.
Saarbrücken (Stadt, freie Stadt?, Reichsstadt?).
Nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren erscheint 999 die vielleicht
bereits um 850 bestehende Burg S., die Kaiser
Otto III. dem Bischof von Metz gab. An sie lehnte sich eine spätestens im 11.
Jahrhundert entstandene Siedlung an, die im 13. Jahrhundert faktisch Stadt
wurde und 1321 ein Stadtrecht erhielt. Sie strebte bis zum 16. Jahrhundert die
Reichsunmittelbarkeit an.
L.: Wolff 266; Ruppersberg, A., Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 1,2 2. A.
1913; Ried, H., Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken,
1958; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7 1995, 1210f.; Geschichte der Stadt
Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999; Burg,
P., Saarbrücken 1789-1860, 2000.
Saarland (Land, Bundesland). Am 1. 1. 1957 kam
das 1945/1946 um 142 Gemeinden vergrößerte, aus der Besatzungszone Frankreichs
ausgegliederte und dem Zollgebiet Frankreichs eingefügte Saargebiet nach einer
Ablehnung der Europäisierung in einer Volksabstimmung zu Deutschland zurück
(Gesetz vom 23. 12. 1956). Seitdem bildet das S. ein 2547 Quadratkilometer und
etwa 1,1 Millionen Einwohner umfassendes Land der Bundesrepublik Deutschland,
dessen Hauptstadt Saarbrücken ist und dessen Verfassung vom 29. 9. 1960 stammt.
Die wirtschaftliche Eingliederung wurde am 5. 7. 1959 vollzogen. S. Saargebiet.
L.: Saaratlas, hg. v. Overbeck, H./Sante, G., 1934; Gemeinde- und Ortslexikon
des Saarlandes, Lieferungen 1ff. (A-D) 1957; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz
- Das Saarland, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Das Saarland, hg.
v. Altmeyer, K. u. a., 1958; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und
Frankreich, 1959; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, hg. v. Hoppenstädter,
K./Hermann, H., 1960; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II,
50; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Bd. 4 Teilband 3 1964;
Geschichtlicher Atlas für das Land an der Saar, hg. v. Ammann, A./Meynen, E. u.
a., 1965ff.; Herrmann, H./Sante, G., Geschichte des Saarlandes, 1972; Hellwig,
F., Zur älteren Kartographie der Saargegend, Jb. f. westdt. LG. 3 (1977);
Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone, 1986; Saarländische
Geschichte, hg. v. Klimt, R. u. a., 1995; Hahn, M., Das Saarland im doppelten
Strukturwandel 1956-1970, 2003; Burgard, P.,
Kleine Geschichte des Saarlands, 2010.
Saarwerden (Grafschaft), frz. Sarre-Union. Die
kleine Grafschaft S. an der oberen Saar war zunächst in den Händen der 1131
erstmals nachweisbaren Grafen von S., einer Zweiglinie der Grafen von
Metz-Lunéville bzw. der Grafen von Blieskastel. Sie bestand aus dem Reichslehen
Kirkel, S. und Bockenheim als Lehen des Bischofs von Metz und der Vogtei über
Klostergut von Weißenburg und Herbitzheim an der oberen Saar. Vom Anfang des
13. Jahrhunderts bis 1251 nannten sie sich nach der Burg
Kirkel, dann nach S. 1397/1399 kam die Grafschaft über die Schwester des
letzten Grafen an die Herren von Moers, welche die Linie Moers-Saarwerden
(1418-1527) begründeten. Als 1527 die Grafen von Moers-Saarwerden ausstarben,
fielen die Grafschaft Saarwerden und ihre Herrschaft Lahr (ohne Finstingen und
die niederrheinischen Gebiete) als Erbteil aus einer Heirat des Jahres 1507
(Katharina von Moers-Saarwerden mit Johann Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken) an
Nassau-Saarbrücken. Beim Aussterben Nassau-Saarbrückens (1574) zog Lothringen
S. als wegen Einführung der Reformation (zum 1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein.
Auf Grund eines Urteils des Reichskammergerichts erhielt Nassau-Weilburg als
Erbe Nassau-Saarbrückens 1629 die Grafschaft S. (verkleinert um die bei
Lothringen verbleibenden Dörfer Saarwerden und Bockenheim sowie das Schloss S.)
zurück. 1745 kam das Dorf Herbitzheim dazu. Ebenfalls bereits im 18.
Jahrhundert gehörten Diemeringen mit Altmatt, Neumatt und dem Eisenhammer des
Dorfes Griesbach zu S. Innerhalb Nassaus erhielt 1629 die Linie Nassau-Weilburg
ein Drittel, die Linie Nassau-Usingen zwei Drittel. 1793 wurde die dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige Grafschaft von Frankreich besetzt und
durch Aufsplitterung ihrer Bestandteile aufgelöst. S. Moers-Saarwerden.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Herrmann, H., Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957; Herrmann, H., Saarwerden, LexMA 7 1995,
1211.
Sachsen (Herzogtum, [Kurfürstentum,] Königreich,
Land, Freistaat). Bei den wohl für das Gebiet nördlich der unteren Elbe um 150
n. Chr. erstmals erwähnten, danach sich nach Südosten und gemeinsam mit den
Angeln auch nach Westen (Britannien) ausbreitenden, von (König) Karl dem Großen
(772-804) unterworfenen westgermanischen S. (germ. *sahsaz, Schwert, Messer) in
Nordalbingien, Westfalen, Engern und Ostfalen gewannen im 9. Jahrhundert die
zwischen Harz und Weser begüterten Liudolfinger (Liudolf † 868) die Stellung
eines Stammesherzogs der Sachsen. Nach der Wahl der Liudolfinger zum
sächsischen Königshaus des Reiches (919, Heinrich I., 936ff. Otto I., Otto II.,
Otto III., Heinrich II.) wurden 966 die Billunger (Hermann Billung † 973) mit
der Wahrnehmung des von der Elbe-Saale bis zum Rhein reichenden sächsischen
Herzogtums betraut, doch beherrschten sie nur die nördlichen Teile des
Herzogtums wirklich. Im südlichen Teil des Herzogtums richtete Otto I. die
Pfalzgrafschaft S. ein, die 1088 bei den Grafen von Sommerschenburg und 1180
bei den Landgrafen von Thüringen lag und auch später häufig den Inhaber
wechselte, bis sie 1356 zum Zubehör des Herzogtums S. bestimmt wurde. Nach dem
Aussterben der Billunger 1106 kam das Herzogtum nicht an die askanischen bzw.
welfischen Schwiegersöhne sondern an Lothar von Süpplingenburg, dessen Macht
auf dem ihm angefallenen Erbe der Brunonen und Ottos von Northeim († 1083)
beruhte, 1137 aber an die Askanier und 1142 an Lothars Schwiegersohn Heinrich
den Stolzen aus dem Hause der Welfen, neben denen jedoch vor allem der
Erzbischof von Magdeburg und die Askanier eigene Herrschaftsbereiche ausbauten.
Der Welfe Heinrich der Löwe erweiterte Sachsen um Mecklenburg und das westliche
Pommern. Mit seinem Sturz 1180 endete das alte Herzogtum der Sachsen. An seine
Stelle trat neben dem Herzogtum (Engern und) Westfalen der Erzbischöfe von
Köln, dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) der Welfen zwischen Elbe und
Weser sowie den Hochstiften Münster und Osnabrück und mehreren Grafschaften
(Oldenburg, Hoya, Diepholz, Schaumburg, Bentheim u. a.) im Westen das um diese
Gebiete verkleinerte, aus nicht zusammenhängenden Gebieten bestehende neue
Herzogtum S. der Askanier (Bernhard von Anhalt) in Ostsachsen (Ostfalen).
Dieses gründete sich auf das Land Hadeln zwischen Unterweser und Unterelbe, auf
einst billungisches Gebiet an der Unterelbe (Lauenburg) und Gebiete um Neuhaus
sowie altes askanisches Gut um Wittenberg an der mittleren Elbe. 1260/1296
teilte sich dieses verbleibende Herzogtum S., das 1227 die Grafschaft Ratzeburg
erworben hatte, in die Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg. Das
Herzogtum Sachsen-Wittenberg erlangte 1356 durch die Goldene Bulle die
sächsische Kurwürde. Nach dem Aussterben der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
fielen Land, Herzogstitel und Kurwürde 1422/1423 für ihre Hilfe im Kampf gegen
die Hussiten als Lehen an die in der Markgrafschaft Meißen seit 1089/1125
herrschenden Markgrafen von Meißen (Haus Wettin), die 1247 schon die
Landgrafschaft Thüringen erlangt hatten. Damit wurde der Name S. auf die
wettinischen Gebiete (Meißen, Lausitz, Thüringen) übertragen (Obersachsen im
Gegensatz zu dem seitdem als Niedersachsen bezeichneten, ursprünglichen
sächsischen Stammesgebiet). 1423 wurde die Herrschaft Stollberg im Erzgebirge
gewonnen, 1427 die Herrschaft Weida in Thüringen. 1443 und 1451 wurden die
Herrschaften Hohnstein und Wildenstein gekauft. 1439 erwarb S. im
meißnisch-thüringischen Raum die Burggrafschaft
Meißen, 1466 von den Grafen von Reuß die Herrschaft Plauen und damit den Kern
des Vogtlandes. Mit dem Kauf von Finsterwalde 1425, Senftenberg 1448, Beeskow,
Storkow 1477 (Wiederkauf) und Sagan 1472 drang S. nach Osten vor. Von 1440 bis
1445 und von 1482 bis 1485 wurden die zwischenzeitlich entstandenen
Teilherrschaften wieder zusammengeführt. 1485 kam es zur Teilung in die
ernestinische Linie und die albertinische Linie, die nicht mehr rückgängig
gemacht wurde. Kurfürst Ernst (Ernestiner) erhielt das Kurland S.
(Sachsen-Wittenberg), kleine Teile der Mark Meißen und des Osterlandes und
Pleißenlandes (Eilenburg, Grimma, Borna, Leisnig, Altenburg, Zwickau, Plauen,
Schwarzenberg), den größten Teil Thüringens (Weimar, Gotha, Eisenach) und die
Pflege Coburg, das fränkische Königsberg, die Schutzherrschaft über das Bistum
Naumburg und die Reichsgrafschaft von Gleichen, Kirchberg und Reuß sowie zum
Teil Schwarzburg. Herzog Albrecht (Albertiner) erlangte die Markgrafschaft
Meißen mit den Hauptorten Dresden und Freiberg, die Ämter Leipzig,
Delitzsch-Landsberg, Zörbig, die Pfalzgrafschaft S. nebst Sangerhausen, Ämter
im nördlichen Thüringen, die Schutzherrschaft über das Bistum Merseburg und
über die Reichsgrafen und Herren von Stolberg-Hohnstein, Mansfeld, Arnstein,
Beichlingen, Leisnig, Querfurt und Schönburg. Gemeinsam blieben die Herrschaft
in Schlesien und den Lausitzen sowie die Schutzherrschaft über Erfurt,
Nordhausen, Mühlhausen, Görlitz und das Hochstift Meißen. Die ernestinische
Linie stiftete 1502 für das verloren gegangene Leipzig die Universität
Wittenberg, von der die Reformation ihren Ausgang nahm und förderte Luther und
die Reformation. 1547 unterlag Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige Kaiser
Karl V., der daraufhin das Kurland S. (Sachsen-Wittenberg) der albertinischen
Linie übertrug, die seitdem die Kurwürde führte. Die ernestinische Linie
behielt nur die Ämter Weimar, Jena, Saalfeld, Weida, Gotha und Eisenach sowie
Coburg und erhielt 1554 noch die Ämter Sachsenburg, Altenburg, Herbsleben und
Eisenberg. ----- Das 1531 einen Hof von schätzungsweise 500 Personen umfassende
ernestinische Herzogtum teilte sich 1572 weiter auf. Die zahlreichen
Erbteilungen zersplitterten es in eine Vielzahl kleiner Länder. Dabei
entstanden 1572 Sachsen-Coburg-Eisenach (1572-1596) und Sachsen-Weimar
(1572-1603). Sachsen-Coburg-Eisenach teilte sich 1596 in Sachsen-Coburg
(1596-1633) und Sachsen-Eisenach (1596-1638). Die Linie Coburg erlosch 1633 und
vererbte die Güter an Sachsen-Eisenach. Die Linie Eisenach endete 1638. Ihre
Güter fielen zu zwei Dritteln an die Linie Sachsen-Weimar und zu einem Drittel
an die Linie Sachsen-Altenburg, die 1603 durch Teilung aus Sachsen-Weimar
entstanden war(en). Sachsen-Weimar zerfiel weiter 1640(/1641) in die Linien
Sachsen-Weimar (1640-1672), Sachsen-Eisenach (1640-1644) und Sachsen-Gotha
(1640-1680). Hiervon starb Sachsen-Eisenach 1644 aus, wobei die Güter je zur
Hälfte an Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha kamen. Die Güter Sachsen-Altenburgs
fielen bei dessen Aussterben 1672 zu drei Vierteln (darunter Coburg) an
Sachsen-Gotha, zu einem Viertel an Sachsen-Weimar. Im gleichen Jahr teilte sich
Sachsen-Weimar in Sachsen-Weimar (1672-1918), Sachsen-Eisenach (1672-1741) und
Sachsen-Jena (1672-1690), wovon Sachsen-Jena 1690 erlosch und seine Güter an
Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach vererbte, Sachsen-Eisenach wiederum fiel
1741 an Sachsen-Weimar, das bald Mittelpunkt der klassischen deutschen
Literatur wurde, brachte. 1680/1681 zerfiel Sachsen-Gotha in die sieben Linien
Sachsen-Gotha-Altenburg (1681-1825), Sachsen-Coburg (1681-1699),
Sachsen-Meiningen (1681-1826), Sachsen-Römhild (ohne Landeshoheit) (1680-1710),
Sachsen-Eisenberg (ohne Landeshoheit) (1680-1807), Sachsen-Hildburghausen
(1680-1826) und Sachsen-Saalfeld (ohne Landeshoheit) (1680-1735,
Sachsen-Coburg-Saalfeld). Sachsen-Coburg erlosch 1699 und fiel an
Sachsen-Saalfeld und Sachsen-Meiningen, Sachsen-Eisenberg 1707 und gelangte an
Sachsen-Altenburg. Sachsen-Römhild endete 1710 und fiel an
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Meiningen und
Sachsen-Hildburghausen. 1741 starb Sachsen-Eisenach aus und kam an
Sachsen-Weimar (Sachsen-Weimar-Eisenach), wobei die beiden Landesteile
verfassungsmäßig bis 1809, verwaltungsmäßig bis 1849 getrennt blieben. 1806
traten die sächsischen Herzogtümer dem Rheinbund bei. 1815 gewann
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe, das es am 31.
5. 1834 an Preußen verkaufte. Sachsen-Weimar-Eisenach wurde Großherzogtum,
erhielt einen Teil des Erfurter Gebiets, das vorher fuldische Amt Dermbach
(Dernbach) und die königlich-sächsischen Orte Weida und Neustadt an der Orla
(Neustadt-Orla) und gab sich 1816 eine Verfassung. Als 1825
Sachsen-Gotha-Altenburg ausstarb, wurden die vier Herzogtümer
Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Saalfeld und
Sachsen-Meiningen am 12. 11. 1826 durch Schiedsspruch König Friedrich Augusts
I. von S. in die Herzogtümer Sachsen-Meiningen (1826-1918), Sachsen-Altenburg
(1826-1918) sowie Sachsen-Coburg und Gotha (1826-1918) neu gegliedert, wobei
der Herzog von Sachsen-Hildburghausen unter Verzicht auf dieses
Sachsen-Altenburg übernahm, Sachsen-Meiningen Sachsen-Hildburghausen und das zu
Sachsen-Coburg gehörige Sachsen-Saalfeld erhielt und Sachsen-Coburg mit
Sachsen-Gotha in Personalunion vereinigt wurde. Die(se) vier sächsischen
Herzogtümer (Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg und Gotha), von denen Coburg 1821, Meiningen 1829 und Altenburg
1831 eine Verfassung erhielten, traten 1833/1834 dem Deutschen Zollverein, 1867
dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. 1877/1903 wurde
Sachsen-Weimar-Eisenach in Großherzogtum S. umbenannt. Vom 9. bis 14. 11. 1918
dankten die Fürsten ab. Aus den damit entstandenen Freistaaten bildete sich von
1918 bis 1921 das Land Thüringen (so ab 1. 5. 1920). Lediglich Coburg fiel an
Bayern. ----- Das seit 1547 albertinische Kursachsen, das 1499 die
Primogeniturerbfolge einführte, Beeskow, Storkow und Sorau (1515 an
Brandenburg), Sagan (bis 1547) und Friedland (bis 1515) erwarb, 1547 einen
Großteil der Gebiete der ernestinischen Linie erhielt, 1539/1541 zur
Reformation übertrat und 1572 in den Kursächsischen Konstitutionen sein Recht
zu vereinheitlichen versuchte, erlangte 1559/1591 die evangelisch gewordenen
Hochstifte Meißen, Merseburg und Naumburg sowie 1556/1569 das Vogtland und
Teile der Herrschaft Schönburg sowie 1583 Teile der Grafschaft Henneberg,
näherte sich im Dreißigjährigen Krieg an Österreich/Habsburg an und erlangte
dafür 1620/1635 die Niederlausitz, die Oberlausitz und das Erzstift Magdeburg,
das 1648/1680 aber an Brandenburg kam. Von der Hauptlinie spalteten sich 1657
die Nebenlinien Sachsen-Weißenfels (bis 1746), Sachsen-Merseburg (bis 1738) und
Sachsen-Zeitz (bis 1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl) ab,
fielen aber bis 1746 wieder zurück. Unter August dem Starken setzte sich der
Absolutismus durch. Dresden wurde als Hauptstadt ein Kulturzentrum. Der
Kurfürst trat zum Katholizismus über und gab die Rechte an Sachsen-Lauenburg an
Hannover, die Erbvogtei über Quedlinburg, das Reichsschulzenamt über Nordhausen
und die Ämter Lauenburg (Lauterberg), Seweckenberge (Sevenberg), Gersdorf
(Gersdorff) und Petersberg (bei Halle) an Brandenburg, um die Königskrone
Polens zu gewinnen (1697). Danach bestand eine Personalunion mit Polen bis
1763. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste S. 450 Quadratmeilen mit 1,35
Millionen Einwohnern. 1806 wurde Kurfürst Friedrich August III. Mitglied des
Rheinbunds, musste Gebiete an das Königreich Westphalen abtreten, erhielt dafür
den Königstitel und wurde 1807 in Personalunion Herzog des Herzogtums Warschau.
Nach der an der Seite Frankreichs erlittenen Niederlage in der Völkerschlacht
von Leipzig kam S. 1813 zunächst unter die Verwaltung eines russischen, dann
eines preußischen Gouverneurs. Am 12. 5. 1815 musste S. seine nördlichen
Gebiete ([Kurkreis mit Wittenberg, Stiftsgebiete von Merseburg und Naumburg,
thüringischer Kreis, Mansfeld, Stolberg, Barby, Querfurt], insgesamt 20000
Quadratkilometer, 860000 Einwohner, 57,5 Prozent der Fläche und 42,2 Prozent
der Einwohner) an Preußen abtreten (Ämter Wittenberg [mit den Städten
Wittenberg, Kemberg, Zahna und Schmiedeberg], Gräfenhainichen, Belzig [mit den
Städten Belzig, Brück <Bruck> und Niemegk <Niemeck>], Gommern mit
Elbenau [Burggrafschaft Magdeburg mit der Stadt
Gommern], Seyda, Annaburg, Schweinitz [mit den Städten Schweinitz, Jessen,
Schönewalde <Schönwalde>, Herzberg und Prettin], Pretzsch, Schlieben [mit
der Stadt Schlieben und den Herrschaften Baruth und Sonnewalde], Liebenwerda
und Bitterfeld). Dabei kam die Ostoberlausitz (Görlitz, Lauban) zur preußischen
Provinz Schlesien, die Niederlausitz und der erst 1807 von Preußen übernommene
Kreis Cottbus gelangten zur Provinz Brandenburg und das Gebiet des ehemaligen
Herzogtums Sachsen-Wittenberg mit der Grafschaft Brehna, die Hochstifte
Merseburg und Naumburg (Naumburg-Zeitz), die Grafschaft Barby, der Thüringer
Kreis, ein Teil des Neustädter Kreises (Ziegenrück) sowie Teile der Grafschaft
Henneberg bildeten zusammen mit Altmark, Erzstift Magdeburg, Hochstift
Halberstadt (mit Aschersleben), den Grafschaften Hohnstein, Wernigerode,
Stolberg, Querfurt und Mansfeld, Stift Quedlinburg, Mühlhausen, Nordhausen,
Erfurt und dem Eichsfeld sowie der Ganerbschaft Treffurt die neue Provinz S.
(1. 4. 1816, Verordnung vom 30. 4. 1815) mit der Hauptstadt Magdeburg, die den
Rang eines Herzogtums hatte (Gliederung in drei Regierungsbezirke Magdeburg,
Merseburg und Erfurt, Sitz der Provinzialselbstverwaltung in Merseburg). 1866
kamen Schmalkalden und Ilfeld hinzu. Am 1. 4. 1944 wurde zum 1. 7. 1944
bezüglich dieser durch das Fürstentum Anhalt in zwei Teile geteilten und durch
mehrere Exklaven und Enklaven aufgesplitterten Provinz S. mit den
Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg und Erfurt der Reichsstatthalter in
Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und Befugnisse des Oberpräsidenten
in der staatlichen Verwaltung des Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (nach der
Kapitulation vom 8. 5. 1945 an Thüringen) und die Provinz in die Provinzen
Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. 1945 gelangte nach dem Rückzug der
Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika, die das Gebiet bis zur Elbe
besetzt hatten, das Land Anhalt zu diesen beiden Provinzen und bildete mit
ihnen vom 5. 7. 1945 bis 1952 (str.) das Land (Provinz) Sachsen-Anhalt, das vom
23. 7. 1952 bis 3.10.1990 auf die Bezirke Magdeburg und Halle aufgeteilt, mit
dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik aber
wiederhergestellt wurde. ----- Das 1813/1815 nach der Abtretung des nördlichen
Teiles an Preußen (Provinz Sachsen) verbliebene Gebiet des Königreiches S.
(Riesa, Löbau, Bautzen, Kamenz, Zittau, Königstein, Marienberg, Plauen, Zwickau,
Crimmitschau, Leipzig, Chemnitz, Meißen, Dresden, Großenhain, Oschatz, Grimma,
Borna, Rochlitz, Glauchau, Auerbach, Oelsnitz, Schwarzenberg, Annaberg,
Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna, Döbeln, Flöha, Stollberg) umfasste etwa 15000
Quadratkilometer mit 1183000 Einwohnern und wurde rasch zum ausgeprägten
Industriestaat. 1831 erhielt er eine Verfassung mit Zweikammersystem. 1848/1849
schlug S. mit Hilfe Preußens einen Aufstand blutig nieder. 1863 gab es sich ein
Bürgerliches Gesetzbuch. 1866 blieb S. trotz der Niederlage des Deutschen
Bundes gegen Preußen auf Betreiben Bismarcks erhalten, musste aber dem
Norddeutschen Bund beitreten. 1903 errangen die Sozialdemokraten fast alle
sächsischen Reichstagssitze (rotes S.). Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden von den
Arbeiterräten und Soldatenräten die Republik S. ausgerufen. Am 13. 11. 1918
verzichtete der König auf den Thron. Am 1. 11. 1920 wurde eine Landesverfassung
des Freistaats S. in Kraft gesetzt. 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die
Macht. 1939 umfasste das Land S. 14995 Quadratkilometer mit 5230000 Einwohnern.
1945 kam auch der zuerst von amerikanischen Truppen besetzte Westen Sachsens
zur sowjetischen Besatzungszone. Die westlich der Oder-Neiße liegenden Gebiete
der preußischen Provinz Niederschlesien (Hoyerswerda, Görlitz) wurden dem Land
S. eingegliedert. Die östlich der Neiße gelegene Hälfte des sächsischen Kreises
Zittau mit Kleinschönau, Reichenau, Zittau-Poritsch, Seitendorf, Weigsdorf und
den später im Tagebau untergegangenen Dörfern Reibersdorf und Friedersdorf kam
unter die Verwaltung Polens und damit 1990 an Polen. Am 28. 2. 1947 erließ der
Landtag eine Landesverfassung. 1949 wurde das Land ein Teil der Deutschen
Demokratischen Republik. Am 23. 7. 1952 wurde es aufgelöst (str.) und auf die
Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig aufgeteilt, zum 3. 10. 1990
wiederbegründet (ohne die Kreise Altenburg und Schmölln, aber mit den Kreisen
Hoyerswerda und Weißwasser). Hauptstadt des rund 4900000 Einwohner zählenden
Landes wurde wieder Dresden. Am 1. 4. 1992 kamen zehn Gemeinden (Elsterberg,
Mühltroff, Pausa, Ebersgrün, Görschnitz, Langenbach [Lengenbach], Ranspach
[Ransbach], Thierbach, Unterreichenau, Cunsdorf) mit 12000 Einwohnern von
Thüringen wieder an Sachsen zurück.
L.: Wolff 374ff., 392ff.; Zeumer 552ff. I 6; Großer Historischer Weltatlas II
34 F3, II 66 (1378) F3, II 78 E2, III 21 (1648) F3, III 22 F3, III 38 (1789)
E2; Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 8; Die
Territorien des Reichs 4, 8; Bauer 1, 569; Historischer Atlas von Sachsen
(950-1815), 1816; Süssmilch-Hörnig, M. v., Historisch-geographischer Atlas von
Sachsen und Thüringen, 1861f.; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Bd. 1ff.
1864ff.; Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hg. v.
d. hist. Komm. d. Provinz Sachsen 1870ff.; Oeder, M., Die erste
Landesvermessung des Kurstaates Sachsen, hg. v. Ruge, S., 1889; Kirchhoff, A.,
Karte der territorialen Zusammensetzung der Provinz Sachsen, 1891; Beschorner,
H., Denkschrift über die Herstellung eines historischen Ortsverzeichnisses für
das Königreich Sachsen, 1903; Hantzsch, V., Die ältesten gedruckten Karten der
sächsisch-thüringischen Länder 1550-1593, 1906; Beschorner, H., Geschichte der
sächsischen Kartographie im Grundriss, 1907; Hänsch, E., Die wettinische
Hauptteilung von 1485 und die aus ihr folgenden Streitigkeiten bis 1491, Diss.
phil. Leipzig 1909; Bibliographie der sächsischen Geschichte, hg. v. Bemmann,
R./Jatzwauk, J., Bd. 1ff. 1918ff.; Friedensburg, W., Die Provinz Sachsen, ihre
Entstehung und Entwicklung, 1919; Treitschke, C., Die Landesaufnahmen Sachsens
von 1780-1921, Beiträge zur deutschen Kartographie, hg. v. Praesent, H., 1921;
Kessler, E., Die Ämter und Kreise im Gebiete des Kurfürstentums Sachsen mit
Einschluss der Lausitzen von den Anfängen bis 1815, 1921; Kretzschmar, H.,
Historisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. 1
1926; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der
Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Beschorner, H., Der geschichtliche Atlas von
Sachsen, 1931, Amt und Volk 5; Schnath, G., Hannover und Westfalen in der
Raumgeschichte Nordwestdeutschlands, 1932; Mörtzsch, O.,
Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Großenhain,
1935; Kötzschke, R./Kretzschmar, H., Sächsische Geschichte, Bd. 1f. 1935,
Neudruck 1965; Mitteldeutscher Heimatatlas, hg. v. d. Hist. Kommission für die
Provinz Sachsen, 1935-1943; Mentz, G., Weimarische Staats- und Regentengeschichte
1648-1750, 1936; Flach, W., Die staatliche Entwicklung Thüringens in der
Neuzeit, Zs. d. V. f. thür. G. N.F. 35 (1941); Freytag, H., Die Herrschaft der
Billunger in Sachsen, 1951; Brather, H., Die ernestinischen Landesteilungen des
16. und 17. Jahrhunderts, 1951; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955;
Blaschke, K., Historisches Ortsnamensverzeichnis von Sachsen, 1957; Lütge, F.,
Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 2. A. 1957; Hessler, W., Mitteldeutsche
Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957; Hömberg, A., Westfalen und das
sächsische Herzogtum, 1958; Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, hg. v.
Schlüter, O./August, O., 1959f.; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen,
1961, I, 12, II, 22, 51, 52, III, 30, Sahsonolant, Saxonia, Saxones Volksname,
Sachsen; Schnath, G./Lübbing, H./Möhlmann, G./Engel, F., Geschichte des Landes
Niedersachsen, 1962; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens im
Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Sächsische Bibliographie, hg. v. d. Sächsischen
Landesbibliothek, 1962ff.; Handbuch der historischen Stätten, Bd. 8, hg. v.
Schlesinger, W., 1965; Schmidt, G., Die Staatsreform in Sachsen in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, 1966; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze,
H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.; Blaschke, K., Sachsen im Zeitalter der
Reformation, 1970; Klein, T., Provinz Sachsen, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Klein, T.,
Sachsen, 1982; Geschichte Sachsens, hg. v. Czok, K., 1989; Blaschke, K.,
Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Sachsen. Eine politische Landeskunde,
hg. v. Gerlach, S., 1993; Sachsen und Mitteldeutschland, hg. v. Hess, U. u. a.,
1995; Meyn, J., Vom spätmittelalterlichen Gebietsherzogtum zum
frühneuzeitlichen ”Territorialstaat”, 1995; Ehlers, J. u. a., Sachsen, LexMA 7
1995, 1231ff.; Sachsen 1763-1832, hg. v. Schirmer, U., 1996; Schirmer, U., Das
Amt Grimma, 1996; Becher, M., Rex, Dux und Gens, 1996; Lück, H., Die
kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Landesgeschichte in Sachsen,
hg. v. Aurig, S. u. a., 1997; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller,
K. u. a., 1997; Held, W., August der Starke und der sächsische Adel, 1999;
Gross, R., Geschichte Sachsens, 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack,
J., 2000; Sächsische Parlamentarier, bearb. v. Dröscher, E. u. a., 2001;
Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen
in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Keller, K., Landesgeschichte
Sachsen, 2002; Vötsch, J., Kursachsen, das Reich und der mitteldeutsche Raum zu
Beginn des 18. Jahrhunderts, 2003; Diktaturdurchsetzung in Sachsen, hg. v.
Behring, R. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 446, 880; Richter, M., Die Bildung des
Freistaates Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004;
Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K.
u. a., Bd. 1-3, 2006; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656),
2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Moritz von
Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft. Das
albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16.
Jahrhundert, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E.,
2008; .Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20.
Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013, 51ff.
Sachsen-Hildburghausen (Herzogtum). Hildburghausen an der Werra
dürfte in fränkischer Zeit gegründet worden sein und wird 1234 erstmals
erwähnt. Über die Grafen von Henneberg-Bodenlaube (Henneberg-Botenlauben) (bis
1234), das Hochstift Würzburg (bis 1304), die Markgrafen von Brandenburg, die
Herrschaft Coburg, die Grafen von Henneberg-Schleusingen (1316) und die Burggrafen von Nürnberg (1353) kam es 1374 mit dem Amt
Heldburg durch Heirat an die Landgrafen von Thüringen/Markgrafen von Meißen.
Hier fiel es 1572 innerhalb des Hauses Wettin/Sachsen an die Linie
Sachsen-Coburg, nach deren Aussterben 1638-1640 an Sachsen-Altenburg und
1672-1680 an Sachsen-Gotha. 1680 wurde es bei der Teilung nach Ernst dem
Frommen Residenz des Herzogtums S. (aus dem Bestand Sachsen-Coburgs
Hildburghausen, Heldburg, Eisfeld, 1683 Königsberg [1683] und die Klosterämter
Veilsdorf, und 1705 Sonnefeld [1705], aus Henneberg das Amt Behrungen [,
1714]), das zunächst unter der Aufsicht Sachsen-Gothas stand, aber 1702 volle
Landeshoheit erhielt. Infolge übergroßen Aufwands musste 1769 die kaiserliche
Zwangsschuldenverwaltung hingenommen werden. Das in weiblicher Erbfolge
erlangte Cuylenburg bzw. Culemborg wurde 1720 an die Generalstaaten der Niederlande
verkauft. Um 1800 zählte S. zu den Kantonen Rhön-Werra und Baunach des
Ritterkreises Franken. 1826 kam bei der umfassenden Neuordnung der sächsischen
Herzogtümer die Linie S. nach Sachsen-Altenburg. Die Güter
Sachsen-Hildburghausens fielen bis auf die Ämter Königsberg und Sonnefeld an
Sachsen-Meiningen.
L.: Wolff 397; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Riedenauer 129;
Human, A., Chronik der Stadt Hildburghausen, 1886; Hildburghausen 1324-1924.
Festschrift zur 600-Jahr-Feier der Stadt, 1924; Kaiser, E., Südthüringen, 2. A.
1954.
Sachsen-Lauenburg (Herzogtum). Das an der Niederelbe
gelegene Land wurde nach dem Abzug der Germanen im Frühmittelalter von
wendischen Polaben besiedelt, im 12. Jahrhundert aber von den Welfen erobert.
1142/1143 belehnte Herzog Heinrich der Löwe Heinrich von Badwide mit der
Grafschaft Ratzeburg, die den größten Teil des späteren Lauenburg einnahm. Nach
dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) fiel das Gebiet an Dänemark und durch
Eroberung (1227) an die Askanier, die 1182 die Burg
Lauenburg erbauten und nach dem Aussterben der Badewider die Grafschaft
Ratzeburg einzogen. Bei der Teilung des askanischen Herzogtums Sachsen
1260/1295/1296 erhielt die ältere Linie das Herzogtum S. (verstreute Güter an
der unteren Elbe) mit Hadeln. 1302/1303 wurde in drei Linien geteilt. Später
gingen umfangreiche Güter an Lübeck und Hamburg verloren (1359 Mölln, 1370
Bergedorf). 1683 konnte Mölln zurückerworben werden. Bei dem Aussterben der
Herzöge kam das zum niedersächsischen Reichskreis gehörige Herzogtum 1689 nach
längerem Streit erbweise an Herzog Georg-Wilhelm von Lüneburg-Celle (Hannover).
S. behielt aber eine eigene Verwaltung. Das Gebiet des ca. 28 Quadratmeilen
umfassenden Herzogtums enthielt neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg,
Lauenburg (beide mit den gleichnamigen Ämtern) und Mölln, die Ämter Neuhaus,
Schwarzenbek (Schwarzenbeck) und Steinhorst und 27 adlige Güter. 1803 kam es an
Frankreich, dann an Preußen, Schweden und 1810 wieder an Frankreich. 1815 wurde
das Land nördlich der Elbe Dänemark zugesprochen, 1864/1865 aber nach dem
deutsch-dänischen Krieg an Preußen gegeben und dort 1876 der Provinz
Schleswig-Holstein angegliedert. S. Lauenburg.
L.: Wolff 449ff.; Zeumer 553 II b 33; Wallner 707 NiedersächsRK 13; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2; Lammert, F., Die älteste Geschichte des
Landes Lauenburg, 1933; Kersten, K., Vorgeschichte des Kreises Herzogtum
Lauenburg, 1951; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im
Mittelalter, 1960; Blaschke, K., Sachsen-Lauenburg, LexMA 7 1995, 1235;
Kenzler, C., Die Ritter- und Landschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg in der
frühen Neuzeit, 1997; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen
der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 884.
Sachsen-Saalfeld (Fürstentum, Herzogtum). Saalfeld an der
Saale wird 899 erstmals genannt. Es war ursprünglich Königshof und wurde im 10.
Jahrhundert zur Pfalz ausgebaut. 1014 kam es an Pfalzgraf Otto von Lothringen
und über dessen Tochter Richenza 1056 an den Erzbischof von Köln. 1057 ist die Burg bezeugt. Sie und die zugehörige Siedlung wurden
1167/1188 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückerworben. 1208 verpfändete
König Otto IV. den Ort an die Grafen von Schwarzburg. 1389 kaufte ihn das Haus
Wettin (Markgrafen von Meißen). Seit 1680 bestand auf Grund der Aufteilung
Sachsen-Gothas das zum obersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum S., seit
1735 das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld. 1826 kam es an Sachsen-Meiningen.
L.: Wallner 710 ObersächsRK 18; Wagner, C./Grobe, L., Chronik der Stadt
Saalfeld, 1874; Richter, R., Saalfeld und Umgebung, 1874; Krauß, E., Die
städtebauliche Entwicklung der Stadt Saalfeld an der Saale, 1934; Geschichte
Thüringens, hg. v. Patze, H./Schlesinger, W., Bd. 1ff. 1967ff.
Sachsen-Weimar (Fürstentum). 975 erscheint erstmals die
Burg Weimar (ahd. wih heilig, mari Wasser) an
der Ilm bei Erfurt. Nach ihr nannten sich Grafen von Weimar. Nach deren
Aussterben kam Weimar an die Grafen von Orlamünde. Nach deren Aussterben um
1373 fiel Weimar an das Haus Wettin (Sachsen), 1485 an dessen ernestinische
Linie. Nach Teilungen von 1572/1603, 1641 und 1672 war es Sitz des 1672 um
Güter Sachsen-Altenburgs (Dornburg, Allstedt, Rossla) erweiterten Herzogtums
S., 1741 nach dem Anfall Sachsen-Eisenachs Sitz des zum obersächsischen
Reichskreis zählenden Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimarer Klassik mit
Goethe und Schiller), 1815 des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1800
umfasste das Gebiet des Fürstentums Weimar ein Gebiet von 24 Quadratmeilen und
hatte 64000 Einwohner. Am 1. 5. 1920 ging der freie Volksstaat
Sachsen-Weimar-Eisenach im Land Thüringen auf, dessen Hauptstadt Weimar wurde.
1919 tagte die (Weimarer) Nationalversammlung im ehemaligen Hoftheater in
Weimar.
L.: Wolff 396; Zeumer 552ff. II b 9; Wallner 709 ObersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2; Bauer, 1, 643; Tille, A., Die Anfänge
der Stadt Weimar, FS O. Dobenecker, 1929; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.; Neue Beiträge zur Geschichte der
Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1934ff.; Mentz, G., Weimarische Staats-
und Regentengeschichte 1648-1750, 1936; Diezel, R., die Ämterbezirke in
Sachsen-Weimar seit dem 16. Jahrhundert, 1943; Patze, H., Bibliographie zur
thüringischen Geschichte, 1965; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther,
G./Wallraf, L., 2. A. 1976.
Sachsen-Weißenfels (Herzogtum). Die Burg Weißenfels an der Saale kam 1136 an das Haus Wettin (Meißen),
das dort eine deutsche Siedlung einrichtete, die 1185 Stadtrecht erhielt. 1485
fiel Weißenfels an die albertinische Linie. Diese spaltete von 1657 bis 1746
eine Linie S. ab (Weißenfels, Freyburg, Eckartsberga, Heldrungen, Sachsenburg,
Sittichenbach, Wendelstein, Weißensee, Langensalza, Tennstedt, Sangerhausen).
Bei ihrem Aussterben fiel Weißenfels an Sachsen zurück, 1815 an Preußen
(Provinz Sachsen). 1952 kam es in der Deutschen Demokratischen Republik zum
Bezirk Halle, 1990 zu Sachsen-Anhalt zurück.
L.: Wolff 378; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) D2;
Gerhardt, F., Geschichte der Stadt Weißenfels an der Saale, 1907.
Sachsen-Wittenberg (Herzogtum, Kurfürstentum). 1180 erhielt
der Askanier Bernhard nach dem Sturz Heinrichs des Löwen Wittenberg und
Lauenburg als Herzogtum Sachsen, wodurch sich der alte Stammesname der Sachsen
an die mittlere Elbe verlagerte. 1260/1296 entstanden durch Teilungen des
Herzogtums Sachsen die Linien Sachsen-Lauenburg und S. (zwischen dem Hohen
Fläming um Belzig und der Elbe bei Torgau, zwischen Bitterfeld an der Mulde und
Schlieben und Liebenwerda). Zu S. kamen 1269 Gebiete der Burggrafschaft Magdeburg, 1288 die Pfalzgrafenwürde
und 1290 der größte Teil der Grafschaft Brehna. 1319 scheiterte der Ausgriff
auf die Mark Brandenburg. Das 1369 verliehene Gebiet des älteren Hauses
Lüneburg konnte nicht bewahrt werden, sondern ging 1388 wieder verloren. 1356
erlangte das Herzogtum durch die Goldene Bulle die sächsische, von
Sachsen-Lauenburg bestrittene Kurwürde (Erzmarschall, Reichsvikar). 1360 wurde
die Herrschaft Liebenwerda erworben. 1422 starb das Haus aus. Herzogtum und
Kurwürde kamen gegen Ansprüche Sachsen-Lauenburgs und Brandenburgs 1423 als
Lehen des Reiches an den Wettiner Friedrich den Streitbaren von Meißen. Damit
verlagerte sich der Name Sachsen elbaufwärts auf das Gebiet zwischen
Erzgebirge, Thüringer Wald, Harz und Fläming. Innerhalb der Wettiner fiel S. 1485
an die ernestinische Linie, 1547 an die albertinische Linie. Es zählte zum
obersächsischen Reichskreis. 1815 kam es an Preußen (Provinz Sachsen), 1945 in
die sowjetische Besatzungszone(1947 Teil Sachsen-Anhalts und Brandenburgs) und
damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. Sachsen,
Sachsen-Anhalt.
L.: Wallner 708 ObersächsRK 2; Blaschke, K., Sachsen-Wittenberg, LexMA 7 1995,
1235f.; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg
(1212-1422), 2000.
Sachsen-Zeitz (Herzogtum). Die ursprünglich slawische Burg Zeitz an einem alten Übergang über die Weiße
Elster wird erstmals 967 genannt. 968 gründete Kaiser Otto I. in Zeitz ein
Bistum für die Slawenmission. 1228/30 wurde dessen Sitz nach Naumburg verlegt.
1140 kam die Vogtei über Zeitz an die Markgrafen von Meißen. 1286 nahmen die
Bischöfe von Naumburg ihren Sitz in Zeitz. Von 1663 bis 1718 war Zeitz Residenz
der albertinischen, zum obersächsischen Reichskreis zählenden Linie S.
(1657-1718, Naumburg, Zeitz, Neustadt, Schleusingen, Suhl). 1815 fiel Zeitz an
Preußen und damit innerhalb Sachsen-Anhalts (1947) von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Wilcke, M.,
Zeitzer Heimatbuch, Bd. 1f. 1925; Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens
im Mittelalter, Bd. 1ff. 1962; Müller, A., Geschriebene und gedruckte Quellen
zur Geschichte von Zeitz, 1967; Pappe, O., Tausend Jahre Stadt und Kirche
Zeitz, 1967.
Saffenburg (Herren, Herrschaft, Reichsherrschaft).
Um die wohl am Ende des 11. Jahrhunderts (um 1080) erbaute Burg S. an der Ahr bei Ahrweiler bildete sich eine aus
wenigen Orten (u. a. Mayschoß) bestehende Reichsherrschaft der Herren von S.,
die sich bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts (1081, 1094 Grafen)
zurückverfolgen lassen und die bis 1172 die Vogtei über das Erzstift Köln
innehatten. Nach deren Aussterben wurde die Herrschaft geteilt. Am Ende des 12.
Jahrhunderts gehörte die Burg je zur Hälfte
Albert II. und seiner Base Agnes. Über ihre Tochter Adelheid kam die eine
Hälfte an die Grafen von Sponheim und von diesen infolge Verheiratung an
Dietrich VI. von Kleve bzw. Mark. Die andere Hälfte gelangte infolge
Verheiratung über die Herren von Heinsberg an Wilhelm von Arenberg, danach an
Johann von Neuenahr. 1424 fiel die Herrschaft an die Herren bzw. Grafen von
Virneburg, um 1546 an das Haus Manderscheid-Schleiden, 1593 an die Grafen von
der Mark (Mark-Schleiden) und 1773 an die Herzöge von Arenberg, wobei die Burg bereits 1704 geschleift wurde. Am Ende des 18.
Jahrhunderts ergriff Frankreich den Besitz der Herrschaft, wegen der die Grafen
von der Mark (Mark-Schleiden) und später Arenberg zu den westfälischen Grafen
der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags zählten. 1815 kam das
Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 500; Zeumer 554 II b 63, 31; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher
Adelsgeschlechter im Mittelalter, Bd. 2 1933; Walter, H., Saffenburg, LexMA 7
1995, 1250.
Salins (Grafschaft). Innerhalb der
Freigrafschaft Burgund bestand die Grafschaft S.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D5.
Salm (Grafen, gefürstete Grafschaft, Fürsten,
Fürstentum). 1019 spaltete das an der Mosel begüterte Geschlecht der Grafen von
Luxemburg die Grafen von Gleiberg (im 12. Jh. erloschen) und die Grafen von S.
ab, die sich nach der in den Ardennen gelegenen Burg
S. bei Vielsalm in der späteren belgischen Provinz Luxemburg benannten und mit
Hermann von S. 1081-1088 einen deutschen Gegenkönig zu Heinrich IV. stellten.
1163/1165/1204 teilte sich das Geschlecht in die Linien Niedersalm (Altsalm)
mit Alfter und Gütern in den Ardennen und Obersalm mit der Burg S. bei Schirmeck im Unterelsass sowie der
Grafschaft S. in den Vogesen, den Herrschaften Mörchingen, Püttlingen und
Warsberg in Lothringen sowie Rotselaar (Rotzlar) in Brabant. Die Linie
Niedersalm (Altsalm) starb 1416 aus. Ihr Gebiet kam (1455) über den Neffen des
letzten Grafen an die Herren von Reifferscheid (und Dyck), die sich seitdem
Salm-Reifferscheid nannten. Dieses Haus teilte sich bald in mehrere Linien
(1639 Bedburg [nordwestlich Kölns], Dyck [südwestlich von Neuß], Raitz [in
Böhmen]), die fast ausnahmslos im 18. Jahrhundert in den Reichsfürstenstand
aufgenommen wurden. Als Personalisten hatten sie Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Salm-Reifferscheid-Bedburg erhielt
1803 als Entschädigung für den Verlust der linksrheinischen Gebiete an
Frankreich das aus mainzischen und würzburgischen Ämtern gebildete Fürstentum
Krautheim, das 1806/1826/38 an Württemberg kam und beerbte 1888 die Linie Dyck.
Salm-Reifferscheid-Dyck erhielt 1816 den preußischen Fürstentitel. Obersalm kam
nach dem Aussterben im Mannesstamm mit der Hälfte seiner Güter 1459/1475 durch
Heirat an die Wild- und Rheingrafen (Wildgrafen und Raugrafen bzw.
Rheingrafen), die auch den Namen S. übernahmen und um 1500 noch die
lothringische Herrschaft Diemeringen mit Finstingen (Fénétrange) und Ogéviller
(Eigenweiler) erlangten (1793 an Frankreich). Durch Teilung entstanden mehrere
Linien. Die jüngere Linie Dhaun teilte sich 1574/1588 in S., Grumbach und Dhaun
(bis 1750). Davon wurde die Linie S. 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben und
erhielt 1654 (immer für denjenigen, der das Land erbte,) Sitz und Stimme im
Reichsfürstenrat. Die Linie Salm-Kyrburg mit Gütern in den Niederlanden
(Belgien) wurde 1743 reichsfürstlich. 1641 gewann S. durch Heirat mit Maria
Anna von Bronckhorst die Herrschaft Anholt in Westfalen und Güter in den
Niederlanden, vor 1676 das 1740 zum niederländischen Herzogtum erhobene
Hoogstraten (Antwerpen) und 1700 das Fürstentum Arches-Charleville (die
Fürstentümer Arches und Charleville) in den Ardennen. Der 1738 im Mannesstamm
erloschenen Linie S. folgte Fürst Nikolaus Leopold mit dem Titel eines Fürsten
von Salm-Salm. 1763 gewann Salm-Kyrburg die niederländischen Fürstentümer Horn
(Hornes) (westlich Roermonds) und Overijse (Overisque) (in Limburg). Die zum
oberrheinischen Reichskreis zählenden katholischen Linien Salm-Salm und
Salm-Kyrburg erhielten für den Verlust ihrer linksrheinischen Güter an
Frankreich (1793, 1801) 1803 Teile des Hochstifts Münster (Amt Ahaus [zwei
Drittel für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Amt Bocholt [zwei Drittel
für Salm-Salm, ein Drittel für Salm-Kyrburg], Herrschaft Gemen, Anholt),
insgesamt 39 Quadratmeilen mit 59000 Einwohnern (als Fürstentum). Hauptstadt
dieses Fürstentums S. war von 1803 bis 1805 das vorher zum Hochstift Münster
gehörige Borken, dann Bocholt, Hauptstadt Salm-Kyrburgs war Ahaus. 1810/1811
kam das seit 1806 souveräne Fürstentum an Frankreich, 1815 an Preußen. Die
jüngere lutherische Linie der Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Salm-Grumbach)
erhielt 1802 die ehemals münsterische Herrschaft Horstmar und nannte sich
seitdem Salm-Horstmar. Horstmar kam 1806 an Berg. 1816 wurden die Grafen von
Salm-Grumbach Fürsten von Salm-Horstmar in Preußen. S. a. Salm-Salm.
L.: Wolff 57, 262; Zeumer 553 II b 49 (, 554 II b 63, 18); Wallner 696
OberrheinRK 16; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D3, III 38 (1789)
A/B2; Fahne, A., Die Grafen und Fürsten zu Salm, 1866; Kleinschmidt, A.,
Geschichte von Arenberg, Salm und Leyen 1789-1815, 1912; Schaudal, L., Les
comtes de Salm, 1921; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 244.
Saluzzo (Markgrafschaft). S. an einem Ausläufer
des Monte Viso in Piemont wird im 11. Jahrhundert als Burg
der Markgrafen von Turin erstmals genannt. Von 1142 bis 1548 war es Mittelpunkt
einer besonderen, von den Markgrafen Del Vasto abgespalteten Markgrafschaft.
Nach dem Aussterben der Markgrafen Del Vasto wurde die Markgrafschaft 1548 von
Frankreich in Besitz genommen, 1601 aber an Piemont bzw. Savoyen überlassen.
Damit kam S. 1718/1720 zu Sardinien (1861 Italien).
L.: Muletti, D., Memorie, 1829ff.; Savio, C., Saluzzo e i suoi vescovi, 1911;
Provero, L., Saluzzo, LexMA 7 1995, 1321; Ludovico I marchese di Saluzzo, hg.
v. Comba, R., 2003.
Salzburg (Ganerbschaft). Die Burg S. östlich Bad Neustadts ist erstmals 1161
bezeugt. Sie war von Lehnsleuten des Hochstifts Würzburg besetzt, die eine
Ganerbschaft bildeten. Unter ihnen hatten die Voite von S. als Vögte der S. und
des Salzforstes die größte Bedeutung. S. Voit von Salzburg, Vogt von und zu
Salzburg.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Sankt Egidien, Sankt Aegidien (Kloster). Das
Kloster S. in Nürnberg, bei dem sich ursprünglich der Wirtschaftshof der Burg des Königs befand, erscheint in der
Reichsmatrikel von 1521.
L.: Reichsmatrikel 1521.
Sankt Moritz, Saint-Maurice (Stift), lat.
Agaunum. Der burgundische König Sigismund gründete 515 am Grab des heiligen
Mauritius (Ende des 3. Jahrhunderts) am Großen Sankt Bernhard eine Abtei mit
reichen Gütern im Wallis, Waadtland und in Burgund.
830 wurde das Kloster in ein Chorherrenstift verwandelt. Im späten 8.
Jahrhundert kam S. an Hochburgund und 1034 an Savoyen. 1128 wurden
Regularkanoniker eingesetzt. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts wurde S.
Kollegiatstift. 1457/1536 wurden die Rechte durch Bern und Freiburg im Üchtland
eingeschränkt.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Coutaz, G., Saint
Maurice d’Agaune, LexMA 7 1995, 1182f.
Savoyen (Grafen, Herzöge), frz. La Savoie. Das
Gebiet zwischen Genfer See, Rhone und der Mont-Cenis-Gruppe war zunächst von
den keltischen Allobrogern bewohnt, die 121 v. Chr. von den Römern unterworfen
wurden, die es der Provinz Gallia Narbonensis bzw. Viennensis zuteilten. Im 4.
Jahrhundert (um 390) wurde es Sapaudia (kelt., Waldland) genannt. 443 siedelten
die Römer die Reste der von den Hunnen geschlagenen Burgunder
dort an. 534 eroberten die Franken das Reich der Burgunder.
Seit 838 gehörte das Gebiet (806 Saboia) zu Hochburgund, seit 934 zum
Königreich Burgund, das 1032/1033 zum deutschen
Reich kam. Das burgundische Grafengeschlecht der Humbertiner (Graf Humbert
Weißhand 1003-1048) erwarb 1025 das Aostatal, um 1033 das Chablais, das obere
Isèretal, das obere Wallis und um 1050 durch Heirat die Markgrafschaft Turin
(1091). Seit 1125 nannte es sich nach S. 1232 erlangten die Grafen Chambéry und
machten es zur Hauptstadt sowie Pinerolo bzw. Pignerolo. 1268/1269 drangen sie
ins Waadtland vor. 1310/1313 wurden die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1361
trennte Kaiser Karl IV. S. vom 1349 an Frankreich gefallenen Arelat,
unterstellte es unmittelbar dem Reich und ernannte den Grafen 1365 zum
Reichsvikar im Arelat. 1388 erwarben die Grafen Nizza, 1401 die Grafschaft Genf
(ohne die Stadt). 1416 erhob der spätere Kaiser Sigmund die Grafen zu Herzögen
und belehnte sie 1422 mit der Reichsgrafschaft Genf. Im 15. Jahrhundert waren
die Herzöge von S. die mächtigsten Fürsten Norditaliens, die ihren
Machtschwerpunkt zunehmend nach Piemont verlagerten. 1512/1521 wurden sie dem
oberrheinischen Reichskreis eingegliedert. Von 1536 bis 1559 war S. von
Frankreich besetzt, weshalb die Hauptstadt von Chambéry nach Turin verlegt
wurde. 1534/1536 gingen Genf und Wallis an die Eidgenossen, Waadtland, Gex und
Chablais an Bern verloren, doch kam Chablais 1564 gegen Verzicht auf Genf,
Waadtland und Wallis zurück. 1601 mussten die westlichen Gebiete Bresse, Bugey
(Burgey), Valromey und Gex, 1631 gegen einen
Teil von Montferrat auch Pinerolo (Pignerolo) und Perosa (Perusa) (bis 1696) an
Frankreich abgetreten werden. 1713 wurden Teile von Montferrat und Mailand
sowie das Königreich Sizilien gewonnen, das jedoch bereits 1719/1720 unter
Beibehaltung des Königstitels gegen Sardinien (an Österreich) abgegeben werden
musste (Königreich Sardinien bzw. Sardinien-Piemont). 1738 wurden Novara und
Tortona (Tartona), 1748 weitere Gebiete erlangt. 1801 schied S. aus dem Reich
aus. 1860 wurden das Stammland S. sowie Nizza an Frankreich als Gegenleistung
für die Hilfe gegen Österreich und für die Einigung Italiens, dessen Könige die
Familie seit 1861 stellte, überlassen.
L.: Zeumer 553 II b 36; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II
66 (1378) D6, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) C6; Berthaut, H., La carte de
France 1750-1898, 1899; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen und das Reich bis
zum Ende der staufischen Periode, 1900; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im
Dienst der Westmächte, Bd. 1ff. 1924ff.; Just, L., Das Haus Savoyen, 1940;
Bohner, T., Das Haus Savoyen, 1941; Hayward, F., Histoire de la maison de
Savoie, Bd. 1ff. 1941; Avezou, R., Histoire de la Savoie, 1963; Lequin,
C./Mariotte, J., La Savoie du moyen âge, 1970; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 248; Histoire de la Savoie, hg. v. Gichonnet, P., 1973;
Duranthon, M., La carte de France, son histoire 1678-1979, 1978; Boutier, R.,
Atlas historique français, 1979; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; Demotz, B.,
Savoyen, LexMA 7 1995, 1415ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
105; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003;, 1, 187, 890; Demotz, B., Le comté de Savoie du XXe au XVe siècle,
2000.
Sayda (Herrschaft). Um 1200 wurde von Slauko
von Riesenburg die Burg S. bei Brand-Erbisdorf
an der Fernhandelsstraße aus Böhmen erbaut. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft
S. Diese kam 1352 von den Markgrafen von Meißen an die Herren von Schönberg.
Über Sachsen fiel S. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Diener von Schönberg, A., Geschichte des Saydaer Berglandes,
1927.
Sayn (Grafen, Grafschaft). Nach der im
10./11. Jahrhundert erbauten Burg S. bei Bendorf
nannten sich aus dem Auelgau erwachsene, seit 1139 belegte Grafen von S. Von S.
aus erwarb die Familie Güter im Westerwald, an der Sieg (Herrschaft Freusberg)
und am Niederrhein (spätestens 1174 Vogtei über Bonn). Nach dem Aussterben der
älteren Grafen von S. (1246) kamen die meisten Güter über Adelheid von S. 1247
an die Grafen von Sponheim, die sie teilten. Dabei erhielten die jüngeren
Grafen von S. vor allem Güter im Westerwald und im bergischen Land (Homburg).
1294 wurde weiter geteilt. Eine Linie (Engelbertlinie) beerbte infolge Heirat
1357/1358/1361 die Grafschaft Wittgenstein an der oberen Lahn
(Sayn-Wittgenstein). 1605/1607 teilte sich das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Haus Sayn-Wittgenstein in die drei Hauptlinien
Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Sayn und
Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein). 1606 beerbte die
Engelbertlinie auch die andere Linie (Johannlinie) des Hauses S.
L.: Wolff 345ff.; Zeumer 554 II b 60, 14, 15; Wallner 703 WestfälRK 28 a, b;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789)
B2; Dahlhoff, M., Geschichte der Grafschaft Sayn, 1874, Neudruck 1972; Wrede, G.,
Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H.,
Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Sayn-Wittgenstein-Sayn, A.,
Fürst zu, Sayn, 1979; Spies, H., Sayn, LexMA 7 1995, 1423f.; Halbekann, J., Die
älteren Grafen von Sayn, 1997; Bohn, T., Gräfin Mechthild von Sayn
(1200/03-1285), 2002; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 478.
Sayn-Hachenburg ([Grafen,] Grafschaft). Vermutlich am
Ende des 12. Jahrhunderts errichteten die Grafen von Sayn zum Schutz einer
alten Handelsstraße die 1222 erstmals genannte Burg
Hachenburg im Westerwald. Sie war bald Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft.
Nach dem Erlöschen der älteren Linie der Grafen 1606 kam Hachenburg über eine
Erbtochter an die stammverwandten Grafen von Sayn-Wittgenstein-Sayn. Bei deren
Aussterben im Mannesstamm 1636 fiel es nach langem Streit mit dem Erzstift Köln
1649/1652 über eine Erbtochter an die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, von
dort über eine Erbtochter 1714 an die Burggrafen
von Kirchberg und 1799 über eine Erbtochter an Nassau-Weilburg. Um 1800
umfasste die zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum
westfälischen Reichsgrafenkollegium zählende Grafschaft S. zusammen mit
Sayn-Altenkirchen ein Gebiet von 5 Quadratmeilen und hatte 12000 Einwohner. Das
Gebiet von S. enthielt die Stadt Hachenburg, die Vogtei Roßbach (Rossbach,
Rosbach), die Kirchspiele Alpenrod, Kirburg, Altstadt, Birnbach, Kroppach,
Flammersfeld, Hamm, Höchstenbach, Schöneberg, den sogenannten Bann Maxsain
(Maxsayn), den mit Nassau-Siegen gemeinschaftlichen Grund Burbach (Freier
Grund, Hickengrund) und die Zisterzienserabtei Marienstatt. Über Nassau kam
Hachenburg 1866 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 346f.; Zeumer 554 II b 63, 2; Wallner 703 WestfälRK 28 b; Söhngen,
W., Geschichte der Stadt Hachenburg, 1914; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; 650 Jahre Stadt Hachenburg, Festschrift 1964; Müller,
M., Gemeinden und Staat in der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg 1652-1799,
2005.
Sayn-Hachenburg-Kirchberg (Grafen). Die Burggrafen von Kirchberg bei Jena erbten 1714 die Grafschaft Hachenburg der Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn und gehörten dann den westfälischen Reichsgrafen des Reichstags an.
Sayn-Wittgenstein-Sayn (Grafen, Fürsten). 1605/1607 entstand durch Teilung der Grafschaft Sayn-Wittgenstein (neben Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein) die Linie S. Als sie 1632 ausstarb, fiel nach langwierigen Erbstreitigkeiten die Grafschaft Hachenburg (Sayn-Hachenburg) über Manderscheid-Blankenheim an die Burggrafen von Kirchberg und 1799 an Nassau-Weilburg, die Grafschaft Altenkirchen (Sayn-Altenkirchen) an Sachsen-Weimar-Eisenach, 1741 an Brandenburg-Ansbach, 1791 mit diesem an Preußen und 1803 an Nassau-Usingen.
Schadeck (Herrschaft). Die Burg S. an der unteren Lahn wurde 1288 durch Heinrich
von Westerburg als Gegenstück zur Burg Runkel
errichtet. 1321 ließ sich das Erzstift Trier sie zu Lehen auftragen und behielt
in der Folge die Oberhoheit. 1467 kam S. an die Grafen von
Leiningen-Westerburg. Daher zählte die zugehörige Herrschaft S. am Ende des 18.
Jahrhunderts über die Grafen von Leiningen (Leiningen-Grünstadt) zum
oberrheinischen Reichskreis.
L.: Wolff 282; Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 110.
Schalksburg (Herrschaft). Vermutlich um 1100 wurde die Burg S. auf der schwäbischen Alb errichtet. Die zugehörige Herrschaft kam um 1250 an die Grafen von Zollern (Hohenzollern) 1403 fiel die Herrschaft Schalksburg-Balingen an Württemberg und damit ihr Gebiet 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Scharfenstein (Burg).
Um 1215 errichtete das Erzstift Trier die Burg
S. bei Kiedrich. Zu den Burgmannen zählten die
Craatz/Kratz von S., die 1721 ausstarben. S. Craatz von S. (Kratz von S.).
L.: Witte, B., Herrschaft und Land Rheingau, 1959.
Scharzfeld (Reichsburg)). Die 952 erstmals genannte
Burg S. am Harz war Sitz der vielleicht von
Lothar von Süpplingenburg (1125-1137) mit Reichsgut ausgestatteten Grafen von
S. (1131) und im 13. Jahrhundert Reichsburg. Über Preußen (Provinz Hannover)
kam S. 1946 zu Niedersachsen.
L.: Wolff 435; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Nück, W.,
Graf Sigebodo II. von Scharzfeld/Lauterberg, 2008.
Schaumberg,Schaumburg (Herrschaft). Die Herren von S. gewannen
im 13. Jahrhundert im östlichen Frankenwald eine Herrschaft. Zu ihr gehörten
Schauenstein und Sonneberg (1310-1317). In der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts erlangten, vermutlich durch Heirat, die Wolfstriegel die
verbliebenen Güter und verkauften sie 1386/1368 an die Burggrafen
von Nürnberg.
L.: Kolb, F., Herrschaft und Amt Schauenstein, (in) Heimatbilder aus
Oberfranken, 1913/14; Schaumberg, O. Frhr. v. u. a., Regesten des fränkischen
Geschlechts von Schaumberg, 1930ff.
Schaumberg (Reichsritter). Vom 16. bis zum 19.
Jahrhundert zählten die S. mit Strössendorf (Strösendorf), Altenkunstadt
(Altenburg ob Burgkunstadt), Weidnitz und Hof an
der Steinach (bzw. Hofsteinach), Kleinziegenfeld und Rauenstein zum Kanton
Gebirg des Ritterkreises Franken. Vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts waren sie im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert, im 17. Jahrhundert
im Kanton Steigerwald und im Kanton Odenwald, im 16. und 18. Jahrhundert auch
im Kanton Baunach.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 535, 536; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Seyler 381; Pfeiffer 198, 209, 211; Bechtolsheim 13; Riedenauer 126;
Rahrbach 207.
Schaumburg (Grafschaft). Die Burg S. oder Schauenburg bei Rinteln an der mittleren
Weser wurde am Anfang des 12. Jahrhunderts von einem vielleicht aus dem
Magdeburger Raum (Sandersleben) stammenden Grafengeschlecht erbaut, das um 1030
mit der Grafschaft zwischen Rinteln und Hameln belehnt war und sich nach der Burg nannte, jedenfalls bereits seit Jahren bzw.
Jahrzehnten im Mindener Raum bzw. an der Mittelweser verwurzelt erscheint. 1110
(1111) wurden die Grafen von S. nach dem gewaltsamen Tode des Grafen Gottfried
von dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg mit der Grafschaft
Holstein und Stormarn (Nordalbingien) belehnt. Zwischen 1201/1205 und 1224/1247
mussten die Grafen zugunsten Dänemarks auf Holstein verzichten. 1241/1273
teilte sich das Haus in eine Kieler, vor allem in Holstein und Stormarn
begüterte, 1315 ausgestorbene Linie und eine Itzehoer Linie. 1295/1297 wurden
die Grafschaften S. und Holstein der Itzehoer Linie auf zwei Linien verteilt,
neben denen noch eine 1390 ausgestorbene Linie Plön bestand. Die holsteinische
bzw. Rendsburger Linie (Herzogslinie) vereinigte nach und nach alle Güter mit
Ausnahme der Stammgrafschaft S. und der Herrschaft Pinneberg und erwarb
zeitweise Schleswig tatsächlich, 1375/1386 als Lehen Dänemarks. Bei ihrem
Aussterben 1459 kamen Schleswig und Holstein auf Grund des Vertrages von Ripen
an das Haus Oldenburg, das 1448 den Thron in Dänemark bestiegen hatte. Die
Schauenburger (Schaumburger) bzw. Holstein-Schauenburger
(Holstein-Schaumburger) Linie (jüngeres Haus S.), welche die zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende, sich am Ende des 14.
Jahrhunderts zwischen Steinhuder Meer, Weserbergland, Weser und Deister
erstreckende Stammgrafschaft S. und 1307/1314 die holsteinische Herrschaft
Pinneberg erhalten, 1377 die seit 1399 an Lippe verpfändete, im 16. Jahrhundert
endgültig verlorene Grafschaft Sternberg, 1492 durch Heirat bzw. Erbfall die
bis 1635 gewahrte Herrschaft Gemen mit dem Pfand am Vest Recklinghausen (bis
1573) und 1573 durch Erbfall die Herrlichkeit Bergen in Nordholland erworben
hatte (1641 verkauft), starb 1622 in der Hauptlinie und 1640 in der Nebenlinie
Gemen kurz nach der Gründung der Universität Rinteln (1619 Stadthagen, 1621
Rinteln, 1810 aufgehoben) und der Verlegung der Residenz nach Bückeburg aus.
Ihre Ansprüche auf die Güter der 1390 ausgestorbenen Linie von Plön bzw. auf
Holstein waren 1459 durch Geldleistungen und den Behalt von Pinneberg
abgefunden worden. (Die neben dem Herzogtum H. bestehende Grafschaft Holstein
wurde nach dem Aussterben der Grafen von Holstein und Stormarn 1640 an den
König von Dänemark verkauft). 1643 kam die Herrschaft Pinneberg an die
Landesherren von Holstein, König Christian IV. von Dänemark und Herzog Friedrich
III. von Holstein-Gottorp (Gottorf). Die Grafschaft S. wurde 1647/1648
aufgeteilt, wobei Braunschweig-Lüneburg einige Vogteien mit Lauenau und
Bokeloh, Hessen-Kassel als in Personalunion verbundene Grafschaft S. die Ämter
S., Rodenberg und das halbe Amt Sachsenhagen (insgesamt 8,5 Quadratmeilen
Gebiet) sowie das Haus Lippe-Alverdissen (Lippe) über die Mutter des letzten
Grafen von S. die übrigen Gebiete (Bückeburg, Stadthagen, Hagenburg, Arensburg
und das halbe Amt Sachsenhagen, insgesamt 8 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern)
unter nomineller Oberhoheit Hessen-Kassels erhielt (Schaumburg-Lippe). Der
hessische Anteil mit Rinteln, der seit 1821 als Exklave der Provinz
Niederhessen zugeteilt war, kam 1866 an Preußen (Provinz Hessen-Nassau, 1932
Provinz Hannover) und 1946 an Niedersachsen. Schaumburg-Lippe bestand bis 1946.
Zum 1. 11. 1946 ging das Gebiet der gesamten alten Grafschaft S., die dem
westfälischen Reichsgrafenkollegium angehört hatte, über Preußen in
Niedersachsen auf.
L.: Wolff 347f.; Zeumer 554 II b 63, 6; Wallner 703 WestfälRK 19, 22; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38
(1789) C1; Die Territorien des Reichs 6, 152; Schmidt, G., Die alte Grafschaft
Schaumburg, 1920; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der
„Schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Engel, F., Geschichte der
Grafschaft Schaumburg, (in) Geschichte des Landes Niedersachsen, ein Überblick,
1962; Busch, F., Schaumburgische Bibliographie, 1964; Maack, W., Die Grafschaft
Schaumburg, 2. A. 1964; Wieden, H. bei der, Schaumburgische Genealogie, 1966;
Maack, W., Die Geschichte der Grafschaft Schaumburg, 1986; Steinwascher, G.,
Die frühe Geschichte des Klosters Rinteln und ihre Bedeutung für den Aufbau der
Grafschaft Schaumburg, Niedersächs. Jb. f. LG. N.F. 58 (1986); Laur, W., Die
Ortsnamen in Schaumburg, 1993; Hemann, F., Schaumburg, LexMA 7 1995, 1443;
Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Eick, S.,
Die Kanzlei und das Urkundenwesen der Grafen von Holstein-Schaumburg zwischen
1189 und 1209, 2008; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013.
Schaumburg (Herrschaft). 1197 wird die Burg S. bei Diez an der Lahn erstmals erwähnt. 1656
erwarb die Witwe Peter Eppelmanns (Melanders), des Grafen der 1643 entstandenen
Reichsgrafschaft Holzappel, Burg und Herrschaft
S. von den Grafen von Leiningen-Westerburg. Später fiel sie an ihre Erben
(Österreich, danach Waldeck). S. Preußen, Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 362, 500; Laut, R., Territorialgeschichte der Grafschaft Diez samt
den Herrschaften Limburg, Schaumburg, Holzappel, 1943; Weiler, C., Nassauische
Annalen 63 (1952).
Schaunberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die Mitte
des 12. Jahrhunderts wurde die Burg S. bei
Aschach in Oberösterreich errichtet. Nach ihr nannten sich dann Herren bzw.
seit 1316 Grafen, die vermutlich von den hochfreien Herren von Julbach (am Inn)
abstammten oder mit ihnen identisch oder mit den Grafen von Formbach verwandt
waren, im 13. Jahrhundert zwischen Traun und Salletwald bedeutende Güter
gewannen und im 14. Jahrhundert versuchen konnten, ihr Herrschaftsgebiet in ein
unabhängiges Land zu verwandeln. Sie mussten sich jedoch trotz Einräumung einer
Sonderstellung 1390 dem Herzog von Österreich unterwerfen. Zu Beginn des 16.
Jahrhunderts erhoben sie das 1367 gekaufte Eferding zur Residenz. In der
Reformation wurden sie lutherisch. 1559 starb der letzte Graf. 1572 kamen die
Güter in Österreich an die Grafen von Starhemberg.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G/H 4/5; Kühne, M., Die Häuser
Schaunberg und Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation,
1880; Stowasser, O., Zwei Studien zur österreichischen Verfassungsgeschichte,
ZRG GA 44 (1924), 114; Hageneder, O., Die Grafschaft Schaunberg, Mitt. des
oberösterr. Landesarchivs 5 (1957); Hageneder, O., Das Land der Abtei und der
Grafschaft Schaunberg, Mitt. des oberösterr. Landesarchivs 7 (1960); Haider, S.
Geschichte Oberösterreichs, 1987; Haider, S., Schaunberg, LexMA 7 1995, 1444;;
Hintermayer-Wellenberg, M., Die Anfänge der Herren von Schaunberg, Jb. d.
oberösterreich. Mueselvereins 153 (2008), 23; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel,
2010.
Scheer (Burg,
Herrschaft). Vor 1267 kam die Burg S. an der
Donau bei Sigmaringen an den Grafen von Montfort, der S. 1289 an König Rudolf
von Habsburg verkaufte, es aber 1314 wieder als Pfand erhielt. Seit 1368 war S.
mit der Grafschaft Friedberg vereinigt und kam 1452/1454 an die Truchsessen von
Waldburg, unter denen es Sitz einer eigenen Linie wurde. Über Württemberg fiel
S. 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Friedberg-Scheer, Scherra, Waldburg.
L.: Wolff 180; Großer Historischer Weltatlas III 39 (1803) C3; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 305, s. Scherra; Der Kreis Saulgau,
1971.
Schenkenzell (Herrschaft). S. bei Rottweil wird
erstmals um 1244 als cella pincernae erwähnt. Die Burg
S. war Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von S. Diese kam nach dem
Aussterben des Geschlechts 1327 an die Herren von Geroldseck, 1481/1498/1500 an
Fürstenberg. 1806 fiel S. an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Fautz, H., Die Schenkenburg und die Herrschaft Schenkenzell, 1954.
Schertel von Burtenbach, Schertlin zu Burtenbach,
Schertlein zu Burtenbach (Reichsritter, Freiherren). 1532 kaufte der 1496 in
Schorndorf geborene Landsknechtsführer Sebastian Schertlin das Schloss
Burtenbach in der Markgrafschaft Burgau. 1532
wurde er zum Ritter und 1534 zum Freiherrn erhoben. Im 17. und 18. Jahrhundert
zählten die S. zu den Kantonen Neckar und Kocher des Ritterkreises Schwaben
(1560-1568 wegen des 1557 erworbenen Hohenburg, 1597-1795 wegen Zazenhausen,
Stammheim und Beihingen). Ihre Güter waren bis 1669 Schlossgut Bittenfeld, bis
1682 das an die Eyb verkaufte Gut Burtenbach, bis 1686 das an die Schaffalitzky
von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell) gelangte Oberöwisheim, Teile von
Unterriexingen, bis etwa 1700 Gut Heutingsheim, bis 1737 Stammheim und
Rittergut Zazenhausen und bis 1782 Gut Geisingen (Geislingen) und halb
Beihingen. Im späten 17. Jahrhundert waren die S. auch Mitglied in den Kantonen
Steigerwald und Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Hellstern 212; Kollmer 372, 380f.; Stetten
33; Riedenauer 126; Schulz 270; Rexroth, F. v., Der Landsknechtsführer
Sebastian Schertlin, 1940.
Scheyern (Kloster). Nach der Burg S. im Hügelland der Ilm nannten sich seit 1079
Grafen von S., die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Vogtei über
das Hochstift Freising erhielten. Seit 1115 gab die Burg
Wittelsbach ihnen den Namen. 1119/1123 wurde S. Benediktinerkloster. Dieses
wurde 1803 aufgehoben, 1838 aber wiederhergestellt.
L.: Hartig, M., Scheyern, 1939; Stephan, M., Die Traditionen des Klosters
Scheyern, 1986; Stephan, M., Die Urkunden und die ältesten Urbare des Klosters
Scheyern, 1988; Reichhold, A., Das Kloster Scheyern als Grundherr, (in) Studien
und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 106 (1995), 247;
Störmer, W., Scheyern, LexMA 7 1995, 1452.
Schillingsfürst (Burg).
Das im Jahre 1000 erstmals erwähnte S. an der Wörnitzquelle kam von den
reichsministerialischen Herren von S. (belegt 1129-1260/1262) erbweise an die
Hohenlohe. 1723 wurde es Sitz der Linie Hohenlohe-Schillingsfürst
(Hohenlohe-Waldenburg). S. Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Hofmann, H., Burgen, Schlösser,
Residenzen in Franken, 1961; Borchardt, K., Die Herren von Schillingsfürst, Jb.
d. Ver. Alt-Rothenburg 1999, 7.
Schlawe (Land). S. links der Wipper entstand als
deutsche Siedlung an der Straße von Wollin nach Danzig südlich der slawischen Burg und wurde Mittelpunkt eines Landes. 1347 kam es
an die Herzöge von Pommern, 1945 fiel es unter die Verwaltung Polens und
gelangte damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 405; Stoebbe, A., Chronik der Stadtgemeinde Schlawe, 1897; Rosenow,
K., Heimatkunde des Kreises Schlawe, Teil 1ff. 1924ff.
Schleiden (Herren, Grafschaft). 1121 wird die Burg S. der Edelherren von Blankenheim in der
nördlichen Eifel erstmals erwähnt. Nach ihr nannten sich seit 1115 bzw. 1140
Herren von S., die von den Herren von Blankenheim abstammten, in der Mitte des
13. Jahrhunderts die Herrschaft Jünkerath durch Heirat erlangten und 1271 die
Grafen von Luxemburg als Lehnsherren anerkannten. 1435 starb die Familie im
Mannesstamm aus. Die Töchter des letzten Herren von S. waren mit Grafen von
Nassau-Diez bzw. von Manderscheid verheiratet. S. kam 1435 über eine Erbtochter
an die Herren von Manderscheid, 1488 an die Linie Manderscheid-Schleiden, die
1487 durch Heirat Kronenburg und Neuerburg, 1525 Kerpen und 1545 durch Erbfall
die Grafschaft Virneburg (bis 1600/15/23) erwarb und am Ende des 16.
Jahrhunderts die Reformation einführte. 1593 kam S. an die verschwägerten
Grafen von der Mark (1602 Reichsgrafschaft mit Sitz und Stimme im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis sowie später im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), wobei 1610 Luxemburg die Lehnshoheit gewann, sowie 1773
bis 1794 durch weibliche Erbfolge an die Herzöge von Arenberg. 1794 wurde es
wie schon von 1682 bis 1697 von Frankreich besetzt. 1814 kam es mit 5
Quadratmeilen Gebiet an Preußen (Rheinprovinz), 1946 S. an Nordrhein-Westfalen.
S. a. Manderscheid-Schleiden.
L.: Wolff 368; Zeumer 554 II b 63, 28; Wallner 704 WestfälRK 30; Virmond,
Geschichte des Kreises Schleiden, 1898; Janssen, J., Das mittelalterliche
Schleiden, 1927; Möller, W., Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im
Mittelalter 3, 1936; Neu, H., Der Kreis Schleiden, 1951; Heimatchronik des
Kreises Schleiden, bearb. v. Neu, H. u. a., 1954; Schüttler, A., Der Landkreis
Schleiden und seine geographische Struktur, Berichte zur deutschen Landeskunde
19 (1957), 111; Guthausen, K., Die Siedlungsnamen des Kreises Schleiden, 1967;
Schleiden. Geschichte - Sehenswürdigkeiten - Landschaft, 1981.
Schleiz (Herrschaft). Nach einer sorbischen Siedlung
erscheint 1232 der deutsche Ort S. (Slewitz) an der Wisenta nordwestlich von
Plauen, der zunächst den Herren von Lobdeburg zustand. Im Erbstreit zwischen
Wettin (Sachsen) und den Vögten von Gera kam er am Anfang des 14. Jahrhunderts
an die Vögte von Gera, in der Mitte des 16. Jahrhunderts an die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen, 1590 an
die Herren Reuß von Plauen und bei der Teilung von 1616 an die (jüngere) Linie
Reuß-Gera (Reuß). Seit 1666 war S. Sitz der zum obersächsischen Reichskreis gehörigen
Herrschaft Reuß-Schleiz, die 1806 zum Fürstentum aufstieg. Dieses wurde 1848
mit Reuß-Ebersdorf-Lobenstein bzw. Reuß-Lobenstein-Ebersdorf zum Fürstentum
Reuß jüngere Linie vereinigt, das 1919 Volksstaat wurde und 1920 in Thüringen
aufging. Damit kam S., dessen Schloss mit Archiv und Bibliothek 1945 zerstört
wurde, von 1945 bis 1949 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990
zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 420; Wallner 709 ObersächsRK 7 c; Schmidt, B., Geschichte der Stadt
Schleiz, Bd. 1ff. 1908ff.; Schmidt, B., Geschichte des Reußenlandes, 1923ff.
Schleswig-Holstein-Sonderburg (Herzogtum). Sonderburg auf der Insel
Alsen erscheint 1253 als Burg und 1257 als Ort.
1461 erhielt es Stadtrecht. Bei der Teilung von 1564 kam es mit Norburg, Arrö
(Aerö), Plön und Ahrensbök an Herzog Johann den Jüngeren, den Stammvater der
Sonderburger Linien, dem zwar die Stände die Huldigung verweigerten, so dass er
nur abgeteilter Herr und nicht an der gemeinschaftlichen Regierung
Schleswig-Holsteins beteiligt war, der aber in seinem Sonderburger Herzogtum
alle Rechte eines regierenden Herren wahrnahm.( Er erwarb 1581 bei der
Aufteilung Schleswig-Holstein-Haderslebens Reinfeld in Holstein, den Sundewitt
sowie die Güter des Rudeklosters und erbaute das Schloss Glücksburg.) Bei
seinem Tod (1622) begründete sein Sohn Alexander die Sonderburger Linie
(Schleswig-Holstein-Sonderburg), Friedrich die Norburger Linie
(Schleswig-Holstein-Norburg), Philipp der Ältere die Glücksburger Linie
(Schleswig-Holstein-Glücksburg) und Joachim Ernst die Plöner Linie
(Schleswig-Holstein-Plön). Das Sonderburger Haus
(Schleswig-Holstein-Sonderburg) spaltete sich weiter auf in fünf Linien, von
denen nur Schleswig-Holstein-Augustenburg (Augustenburg) und
Schleswig-Holstein-Beck (Beck) Bedeutung bekamen. 1667/1668 zog König Friedrich
III. von Dänemark das verschuldete Herzogtum Sonderburg ein. 1866 kam
Sonderburg mit Schleswig zu Preußen, 1871 zum Deutschen Reich. 1920 fiel es mit
Nordschleswig an Dänemark.
L.: Sønderborg slot, hg. v. Norn, O. u. a., Kopenhagen 1963.
Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schleswig-Holstein-Plön (Herzogtum). Um
1156 gründete Graf Adolf II. von Holstein bei der ehemaligen slawischen
Wasserburg Plune, die wohl seit dem 9. Jahrhundert slawischer Fürstensitz
gewesen war, eine deutsche Siedlung. Die 1173 errichtete landesherrliche Burg war von 1290 bis 1390 Sitz einer Linie der Grafen
von Schauenburg, (Schaumburg) von 1623/1636 bis 1761 Residenz des kleinen
Herzogtums S., dessen Gebiet bei ihrem Aussterben 1761 an Dänemark zurückfiel,
bei dem es mit Schleswig-Holstein bis 1864 blieb. 1866/1867 kam es zu Preußen,
1946 zu Schleswig-Holstein.
L.: Hanssen, P., Kurzgefasste zuverlässige Nachricht von den
Holstein-Plönischen Landen, 1759; Kinder, J., Urkundenbuch zur Chronik der
Stadt Plön, 1890; Der Landkreis Plön, 2. A. 1964; Klüver, W., Plön. Grundzüge
und Hauptdaten einer Stadtgeschichte, 2. A. 1964.
Schleusingen (Burg,
Amt, Residenz des Grafen von Henneberg-Schleusingen). Das vermutlich weit
ältere S. an der oberen Schleuse erscheint erstmals 1232 (Slusungen). Bei der
Landesteilung der Grafen von Henneberg wurde es Sitz der von Graf Berthold V.
(† 1284) begründeten Linie Henneberg-Schleusingen (mit Henneberg, Wasungen,
Themar), die rasch viele Güter erwarb (Belrieth 1323, Bettenhausen, Seeba,
Friedelshausen 1297, Rossdorf 1317, Tambach, Schmalkalden, Barchfeld, Maßfeld
(Untermaßfeld) 1325, Coburg). 1310 wurden ihre Angehörigen zu gefürsteten
Grafen erhoben. 1583 kam S. an das Haus Wettin (Sachsen, Kursachsen), 1920 an
Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Henneberg-Schleusingen.
L.: Wolff 115; Lorentzen, T., Ursprung und Anfänge der Stadt Schleusingen,
1932; Mauersberg, H., Besiedlung und Bevölkerung des ehemaligen hennebergischen
Amtes Schleusingen, 1938; Füßlein, W., Berthold VII. Graf von Henneberg. Ein
Beitrag zur Reichsgeschichte des 14. Jahrhunderts, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 519,.
Schlotheim (Herren). Die Burg
S. an der Notter bei Mühlhausen ist 874 erstmals bezeugt. Seit dem 13.
Jahrhundert war sie Sitz der seit der Mitte des 12. Jahrhunderts belegten
Herren von S., der Truchsessen der Landgrafen von Thüringen. 1323/1330 kam sie
durch Verkauf an die Grafen von Hohnstein, 1338/1340/1356 an Schwarzburg (1571
Schwarzburg-Frankenhausen, 1599 Schwarzburg-Rudolstadt), 1920 an Thüringen und
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 412; Wagner, A., Schlotheim, Diss. math.-nat. Jena 1932.
Schlüsselberg (Herrschaft). Eine edelfreie, zunächst
nach Adelsdorf, Creußen (1135-1151) und Greifenstein (1172-1233) benannte, mit
denen von Andechs-Meranien, Truhendingen, Zollern (Hohenzollern), Wertheim und
Leuchtenberg verwandte Familie nannte sich seit 1219 nach der Burg S. bei Ebermannstadt. Sie erwarb umfangreiche
Güter (Herrschaft Waischenfeld 1216, Gößweinstein 1243, Güter zu Vilseck,
Auerbach, Eggolsheim, Reifenberg 1249). 1347 starb die Familie aus. S. kam
zunächst an Bamberg, 1390 an Würzburg und mit diesem 1810 an Bayern, andere
Güter an die Burggrafen von Nürnberg und die
Bischöfe von Bamberg und Würzburg.
L.: Kraft, W., Geschichte Frankens, 1959; Hofmann, H., Territorienbildung in
Franken im 14. Jahrhundert, Zs. f. bay. LG. 31 (1986), 380; Schmid, A.,
Schlüsselberg, LexMA 7 1995, 1493f.; Bacigalupo, I., Die Chorturmkirche in
Oberhöchstädt und die Schlüsselberger, Bericht d. hist. Ver. Bamberg 145
(2009), 15.
Schmalegg (Herrschaft). Nach der 1171 bezeugten Burg S. (Smalunegge) bei Ravensburg nannten sich die
seit etwa 1140 bekannten ministerialischen Herren von S., die das Schenkenamt
des Herzogtums Schwaben erlangten. 1293/1294 verkauften sie ihre Stammburg an
die Grafen von Werdenberg-Sargans, 1413 die Burg
und Herrschaft an die Reichsstadt Ravensburg, die 1802/1803 an Bayern und 1810
an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Hölzle, Beiwort 89; Dreher, A., Geschichte der Reichsstadt Ravensburg,
1972; Der Kreis Ravensburg, 1976.
Schmalkalden (Herrschaft). S. (Smalacalta) an der
Schmalkalde in Thüringen wird 874 anlässlich der Übertragung an das Kloster
Fulda erstmals erwähnt. 1057 gehörte es zum Hochstift Würzburg, um 1100 den
ludowingischen Landgrafen von Thüringen. 1247 fiel es bei deren Aussterben in
weiblicher Erbfolge an die Grafen von Henneberg (Henneberg-Schmalkalden)und von
dort vorübergehend (1291-1311/1317) an die Markgrafen von Brandenburg. 1353
gelangte es infolge einer Heirat über eine hennebergische Erbtochter an die Burggrafen von Nürnberg, wurde aber 1360 von Elisabeth
von Henneberg und dem Landgrafen von Hessen je zur Hälfte zurückgekauft. 1544
wurde die Reformation in der in real nicht geteiltem Gesamteigentum stehenden
Herrschaft eingeführt. 1583/1619 fiel beim Aussterben der Grafen von Henneberg
auf Grund eines Erbvertrages die zweite Hälfte gegen den Widerstand
wettinischer Miterben an Hessen-Kassel. Von 1627 bis 1648 gehörte S. zu
Hessen-Darmstadt. 1866 wurde es mit Hessen-Kassel (Kurhessen)Teil Preußens
(1867 Regierungsbezirk Kassel). Am 1. 4. 1944 wurde es zum 1. 7. 1944 dem
Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und mit diesem dem Reichsstatthalter in
Thüringen unterstellt. Nach der Kapitulation am 8. 5. 1945 kam es zu Thüringen
und damit zur sowjetischen Besatzungszone. Am 25. 7. 1952 ging Thüringen in der
1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik auf (str.), wurde aber am 3.
10. 1990 wieder begründet.
L.: Wolff 115; Wagner, J., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden,
1849; Geisthirt, J., Historia Schmalcaldica, 1881ff.; Lohse, H., Schmalkalden.
Die historische Konventsstadt, 1927; Heinemeyer, K., Schmalkalden, LexMA 7
1995, 1501.
Schönberg (Burg,
Herrschaft). 1303 erscheint die Burg S. bei
Bensheim der Schenken von Erbach, die diese von der Pfalz zu Lehen hatten. 1510
kam das Lehnsrecht an Hessen. 1717 wurde S. Sitz der Linie Erbach-Schönberg.
1806 kam es an Hessen-Darmstadt und damit 1945 zu Hessen. S. Erbach-Schönberg.
L.: Wolff 123; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 523.
Schönstadt (Ganerbschaft). In S. nordöstlich von
Marburg bestand eine Ganerbschaft der Familie Milchling von S., die 1344 ihre Burg dem Landgrafen von Hessen zu Lehen auftrug. Über
Hessen-Kassel und Preußen (1866) kam S. 1945 an Hessen.
L.: Wolff 255; Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Schott von Schottenstein (Freiherren,
Reichsritter). Nach der Burg Schottenstein bei
Staffelstein nannten sich die S. (Stein an der Itz). Vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert zählten sie zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken. Früh gehörten
sie auch dem Kanton Rhön-Werra sowie vielleicht dem Kanton Gebirg an. Außerdem
waren sie mit dem 1787 von den Hopffer (Hopfer) erworbenen Bläsiberg
(Blasiberg) Mitglied im Kanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Schottenstein
selbst war nach der Zerstörung der Burg durch
Bamberg und Würzburg Ganerbendorf der Greiffenclau zu Vollrads (Greiffenclau),
Lichtenstein, Hendrich und des Hochstifts Würzburg.
L.: Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Hölzle, Beiwort 65; Riedenauer
127; Rahrbach 222.
Schramberg (Herrschaft). S. an der Schiltach im
Schwarzwald wird 1293 als Burgsiedlung erstmals
erwähnt. Die Herrschaft S. geht zurück auf die mittelalterliche Herrschaft
Falkenstein, deren Zweig Ramstein seine Güter um 1448 an Hans von Rechberg von
Hohenrechberg veräußerte. Nach Ausbau der Burg
S. und Bildung der Herrschaft S. verkaufte der Enkel 1526 die Herrschaft an
seinen Schwager Hans von Landenberg von Breitenlandenberg, die Nachkommen 1547
an Rochus Merz von Staffelfelden, dessen Nachfolger Gottfried Zotter von
Berneck 1583 für 15000 Gulden an Habsburg/Österreich. Von 1594 bis 1806 war S.
Mittelpunkt einer zum österreichischen Reichskreis zählenden, 1648 von den aus
Sachsen kommenden Freiherren von Bissingen-Nippenburg erworbenen Herrschaft in
Vorderösterreich. Danach fiel es an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Dambach, O., Ort und Herrschaft
Schramberg, 1904; Stemmler, E., Die Grafschaft Hohenberg, 1905; Forderer, J.,
Schramberg, 1958; Vorderösterreich an oberem Neckar und oberer Donau, hg. v.
Zekorn, A. u. a., 2002; Schramberg, hg. v. Museums- und Geschichtsverein
Schramberg e. V. u. a., 2004; Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg
Hohenstein, bearb. v. König, J., 2005.
Schraplau (Herren). Im 10. Jahrhundert wird die Burg S. bei Querfurt erstmals erwähnt. Sie war bis
etwa 1200 Sitz der Herren von S. Danach fiel die Herrschaft als Lehen des
Erzstifts Magdeburg an die Burggrafen von
Querfurt und 1335 an die Grafen von Mansfeld. Diese verkauften sie 1732/1742 an
Preußen. 1945 kam S. zur sowjetischen Besatzungszone (Sachsen-Anhalt) und damit
von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 415; Burkhardt, F., Schraplau. Beiträge zur Geschichte der Stadt und
Herrschaft Schraplau, o. J. (1935).
Schrems (Herrschaft). Die Burg S. (1179 Schremelize, slaw. Kieselbach) in
Niederösterreich gehörte vermutlich zur Grafschaft Raabs-Litschau. 1253/1260
kam sie zur Grafschaft Hardegg (Plain-Hardegg). Seit 1471/1490 war S. eine
eigene Herrschaft. Diese fiel 1515 an die Herren von Greiß und später an die
Freiherren von Puchheim, von Bartenstein und die Grafen Falkenhayn und
Thurn-Valsassina.
L.: Lukas, H., Der Markt Schrems und seine Geschichte, 1933.
Schrozberg, Schrotzberg, Schletzberg
(Reichsritter). Die seit 1249 nachweisbaren Herren von S. bei Schwäbisch Hall
saßen zunächst vermutlich auf der Burg Leineck
und dann bis 1521 auf S. Im 16. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton Altmühl,
vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zum Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken. S. kam 1558/1609 an die Hohenlohe und von dort an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Schrozberg
(Herrschaft).
L.: Biedermann, Altmühl; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Stetten 33;
Riedenauer 127, Rahrbach 228; Neumaier 72.
Schulers (Reichsritter). Die S. zählten mit der Burg Weltersburg zum Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein der Reichsritterschaft.
L.: Winkelmann-Holzapfel 162, 177.
Schussenried (Kloster, Reichsabtei) (seit 1966 Bad
Schussenried). In dem bereits jungsteinzeitlich besiedelten und um 700 erstmals
erwähnten Ort errichteten Konrad und Berengar von S. 1183 bei ihrer Burg ein Prämonstratenserkloster, das 1183 die
Bestätigung des Kaisers und 1215 des Papstes erhielt. König Heinrich (VII.)
nahm es 1227 in den Schutz des Reiches. Das 1376 reichsunmittelbar gewordene
Kloster, das im 14. und 15. Jahrhundert durch Kauf und Inkorporation 14
Pfarreien gewann, wurde 1440 Abtei. 1487 gewährte Kaiser Friedrich III.
Freiheit von fremden Gerichten, 1512 verlieh Kaiser Maximilian I. den Blutbann
im Niedergerichtsbezirk. Die Abtei erlangte die Herrschaft über die Ortschaften
S., Michelwinnaden, Otterswang, Reichenbach, Stafflangen, Winterstettendorf und
Allmannsweiler, insgesamt einem Gebiet von 2,6 Quadratmeilen Größe mit rund
3400 Einwohnern. Sie hatte Sitz und Stimme im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium und beim schwäbischen Reichskreis. 1803 wurde S.
säkularisiert und kam durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2.
1803 an die Grafen von Sternberg (Sternberg-Manderscheid), 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 188; Zeumer 552 IIa 36,11; Erzberger, M., Die Säkularisation in
Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des
alten Reiches, 1938; Erler, B., Das Heimatbuch von Schussenried, 1950; Kasper,
A., Die Bau- und Kunstgeschichte des Prämonstratenserstifts Schussenried, Teil
1f. 1957/1960; Koupen, H., Die Anfänge des schwäbischen Prämonstratenserstifts
Schussenried, Analecta Praemonstratentsia 85 (2009) 31ff.
Schutzbar genannt Milchling, Schutzbar genannt Burgmilchling (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert waren
die S. Mitglied in den Kantonen Altmühl, Rhön-Werra und Steigerwald (?) des
Ritterkreises Franken. Im 18. Jahrhundert zählten sie zum Ritterkreis Rhein und
nur zeitweise noch zum Kanton Rhön-Werra.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 127;
Rahrbach 229; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Trais 1550).
Schwäbisch Hall (Reichsstadt). Das Gebiet von S. am
Kocher war seit der mittleren Steinzeit besiedelt. Bereits die Kelten beuteten
die dortige Salzquelle aus. 1037 wird der Ort erstmals erwähnt (Halle). Von den
Grafen von Comburg (Komburg) kam er im 12. Jahrhundert (um 1116) erbweise an
die Staufer, von denen ihm Friedrich I. Barbarossa Stadtrecht verlieh. Schon zu
ihrer Zeit wurde S. eine der wichtigsten Münzprägestätten des Reiches (Heller
um 1200 erstmals bezeugt). 1276 wurde die Stadt mit der Befreiung von
auswärtigen Gerichten Reichsstadt. 1280 setzte sie ihre Selbständigkeit
gegenüber den Schenken von Limpurg (Schüpf) durch. 1382 erwarb sie das
Schultheißenamt. Die von ihr ausgehende Münze erlangte als Heller erhebliche
Verbreitung. 1484 erhielt sie allgemein den seit 1191 aufkommenden Namen S. Im
14. bis 16. Jahrhundert erwarb sie ein verhältnismäßig großes, im 15.
Jahrhundert mit einer Heeg umgebenes Herrschaftsgebiet (Kirchberg, Ilshofen,
Teile von Künzelsau, Honhardt, Vellberg, 1541 Burg
Limpurg. Seit dem 15. Jahrhundert rechnete sich S. zu dem schwäbischen
Reichskreis (bzw. Schwaben). Von 1522 bis 1534 führte es die Reformation ein.
Um 1800 zählte es zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. 1802/1803 kam
S. mit 6 Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometer Gebiet und 21000 Einwohnern an
Württemberg, das 1804 die Salzquellen verstaatlichte und 1812/1827 die Rechte
der Siederfamilien gegen Rente abkaufte. In Württemberg wurde die Stadt Sitz
eines Oberamts. 1934 wurde der Name S. amtlich eingeführt. 1951/1952 kam die
Stadt mit Württemberg an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 213; Zeumer 552ff. III b 9; Wallner 686 SchwäbRK 24; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22 (1648) D4, III
38 (1789) C4; Riedenauer 129; Schroeder 369ff.; Gmelin, J., Die Hällische
Geschichte, 1896; Swiridoff, P., Schwäbisch Hall. Die Stadt. Das Spiel auf der
Treppe, 1955; Wunder, G./Lenckner, G., Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall
von 1395 bis 1600, 1956; Die Urkunden des Archivs der Reichsstadt Schwäbisch
Hall, Bd. 1 (1156-1399), bearb. v. Pietsch, F., 1967; Der Kreis Schwäbisch
Hall, hg. v. Biser, R., 1968, 2. A. 1976; Wunder, G., Probleme der Haller
Geschichte, 1974; Wunder, G., Die Bürger von Hall, 1980; Studien zur Geschichte
der Stadt Schwäbisch Hall, hg. v. hist. Verein für Württembergisch Franken,
1980; Döring, W., Die Mediatisierung der ehemaligen Reichsstadt Hall durch
Württemberg 1802/03, 1982; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und
Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert,
2. A. 1986; Hall in der Napoleonzeit, hg. v. Akermann, M. u. a., 1987; Dürr,
R., Mägde in der Stadt, 1995; Lorenz, S., Schwäbisch Hall, LexMA 7 1995, 1605;
Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Iländer, B., Verfassung und
Verwaltung der Reichsstadt Hall vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum
Ende der Reichsstadtzeit (1648-1806), Diss. jur. Tübingen 2000.
Schwäbisch-Österreich (Verwaltungseinheit). S. umfasste als
zum österreichischen Reichskreis zählender Teil Vorderösterreichs die
habsburgischen Donaustädte (1282/1331) Mengen, Munderkingen, Riedlingen,
Saulgau und Waldsee, die Markgrafschaft Burgau
(1301/1304), die Grafschaft Hohenberg (1381), die Landgrafschaft Nellenburg
(1465) und die Landvogtei Schwaben (1486/1541), jeweils mit den ihnen
unterstellten Herrschaften. Um 1750 wurde es bis 1752 in vier Oberämter
eingeteilt (Günzburg, Rottenburg, Stockach, Altdorf) und 1759/1763 der neu
errichteten Regierung Vorderösterreichs in Freiburg unterstellt. Nicht
zugehörig waren die Stadt Konstanz (1548) und die Grafschaft Tettnang (1780).
Insgesamt umfasste S. 3300 Quadratkilometer mit etwa 120000 Einwohnern.
1805/1806 kam es zu Baden, Bayern, Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 42; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und
Landtage im 16. Jahrhundert, 1965.
Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet
zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen
die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste 1792
folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und
Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach
und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für
Tengen), Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für
Klettgau), Liechtenstein und Thurn und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten:
Salem, Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim,
Roggenburg, Rot, Weißenau, Schussenried, Obermarchtal (Marchtal), Petershausen,
Wettenhausen, Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Gutenzell,
Rottenmünster, Baindt, Söflingen und Isny; Grafen und Herren: Landkomtur der
Deutschordensballei Elsass und Burgund bzw.
Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch
und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von
Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang
(seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726
Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759
Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit
1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs,
Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit 1711 von der
Leyen) und Sickingen; Reichsstädte: Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen, Nördlingen,
Schwäbisch Hall, Überlingen, Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Memmingen,
Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil der Stadt,
Wangen, Isny, Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen,
Bopfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88
auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden,
Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der
Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von
Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog von Württemberg. Tagungsort war meist
Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im
Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische
Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733),
1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab
und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001;
Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung,
2010.
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium. Um 1530
entwickelte sich aus älteren Vereinigungen schwäbischer Herren und Grafen (z.
B. 21. 11. 1407 Rittergesellschaft mit Sankt Jörgenschild, 1488 Schwäbischer
Bund, Ende 15. Jahrhundert Grafenverein) ein Kollegium, das seit etwa 1540 im
Reichsfürstenrat eine Kuriatstimme hatte. Mitglieder waren (um 1795) das
Reichsstift Buchau, der Landkomtur der Ballei (Elsass und Burgund bzw.) Elsass-Schwaben-Burgund
als Komtur zu Altshausen, Fürstenberg, Oettingen-Wallerstein,
Oettingen-Spielberg, Oettingen-Baldern (Oettingen-Baldern-Katzenstein), die
Truchsessen von Waldburg (Zeil-Zeil, Zeil-Wurzach, Wolfegg-Wolfegg,
Wolfegg-Waldsee), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Österreich (seit
1782 wegen Tettnang), Bayern (seit 1769 wegen Wiesensteig und Mindelheim),
Baden (seit 1747 wegen Eberstein), Fugger (seit 1654/1708), Württemberg (seit
1754 wegen Justingen), Traun (seit 1654 wegen Eglofs), Sankt Blasien (seit 1662
wegen Bonndorf), Stadion (seit 1708 wegen Thannhausen [Tannhausen]), von der
Leyen (seit 1710/1711 wegen Geroldseck [Hohengeroldseck]), Thurn und Taxis
(seit 1727 wegen Eglingen), Sinzendorf, Khevenhüller (seit 1737), Kuefstein (seit
1737), Colloredo (seit 1653/1741), Harrach (seit 1752), Sternberg (seit 1752),
Neipperg (seit 1766), Waldstein-Wartenberg (seit 1774/1775), Trauttmannsdorff
(seit 1779) und Sickingen (seit 1791). Mit dem Ende des Heiligen Römischen
Reiches (deutscher Nation) 1806 löste sich das schwäbische
Reichsgrafenkollegium, das im Reichstag dem Corpus Catholicorum zugerechnet
wurde, auf.
L.: Zeumer 553 II b 61; Hoffmann, M., Versuch einer Theorie von der inneren
Collegialverfassung des schwäbischen Reichsgrafenstandes, 1788.
Schwabsburg (Burg,
Reichsdorf [Reichsgut]). S. bei Nierstein südwestlich von Mainz erscheint als Burg erstmals 1257. Am 16. 1. 1315 verpfändete König
Ludwig der Bayer dem Erzbischof von Mainz unter anderem S. Am 25. 12. 1356
verpfändete Kaiser Karl IV. S. an die Stadt Mainz, am 12. 2. 1375 an Kurfürst
Ruprecht von der Pfalz. Über die Pfalz und Hessen-Darmstadt kam es wie
Oppenheim 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 468, 466; Zimmermann, W., Zur Geschichte Schwabsburgs (ungedruckt).
Schwalenberg (Grafen, Grafschaft). Nach der von
Oldenburg an die obere Weser verlegten, 1225 zuerst genannten Burg S. nannte sich seit 1127 ein seit 1101 fassbares
Adelsgeschlecht (Widukind I.), das vermutlich aus einem engrischen
Grafengeschlecht hervorging. Es hatte Eigen und Lehen zwischen Herford und
Höxter sowie um Korbach und Waldeck. Es erwarb neben anderen Rechten die Vogtei
über das Hochstift Paderborn (1124-1189), die Vizevogtei über das Stift Corvey
und die Vogtei über Höxter. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 gewann es
eine beherrschende, fast reichsunmittelbare Stellung zwischen Herford und
Höxter. Wenig später spaltete es die Linien Pyrmont (1194-1494), Waldeck (1219
bzw. 1228/1229 bzw. vor 1231) und Sternberg (um 1240, 1243-1377) ab. Das gegen
1300 in zwei Teile zerfallene restliche Herrschaftsgebiet (u. a. Schieder)
gelangte 1365 nach dem Aussterben des Hauses an Lippe (drei Viertel) und
Paderborn (ein Viertel). Bis 1762 wurde S. von lippischen Nebenlinien genutzt.
1808 kam S. an Lippe, Oldenburg und Stoppelberg an das Königreich Westphalen
als Nachfolger des Hochstifts Paderborn. Mit Lippe fiel S. 1947 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 326,349; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 38 (1789)
B3; Rasch, H., Stadt und Land Schwalenberg, 1957; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963;
Johanek, P., Schwalenberg, LexMA 7 1995, 1610; Zunker, D., Adel in Westfalen,
2003, 146 (mit genealogischer Übersicht).
Schwanberg (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert entstanden Burg und Herrschaft S. in der Steiermark. Die Herrschaft stand den Pettau (bis 1438), dann den Spangstein (1501) und danach den Galler (1570) zu.
Schwarzburg (Grafen, Fürsten). Vermutlich
ursprünglich nach der Käfernburg bei Arnstadt, seit 1123 nach der 1071 erstmals
erwähnten Burg S. an der Schwarza in der
Landgrafschaft Thüringen benannten sich Grafen von S., die den seit Anfang des
11. Jahrhunderts auftretenden Sizzonen entstammten und seit 1059/1072 den
Grafentitel (des thüringischen Längwitzgaues) führten. Ihre Güter lagen um
Käfernburg, Remda, Ilmenau, Stadtilm und Plaue. Durch geschicktes Verhalten
nach der Doppelwahl von 1198 gewannen die Grafen zu ihren älteren Reichslehen
(S., Königsee, Ehrenstein) weitere Reichsgüter (1208-1389 Saalfeld, 1208/1212
Blankenburg, 1310-1383 Stadtroda). 1332 kauften sie den Anteil Hersfelds an
Arnstadt, 1333 erwarben sie die Herrschaft Leuchtenburg und erlangten 1334
Rudolstadt von den Grafen von Orlamünde, 1340 Frankenhausen von den verwandten
Grafen von Beichlingen sowie 1356 Sondershausen von den verwandten Grafen von
Hohnstein. Seit der Zeit Karls IV. bekleideten sie das Erzstallmeisteramt und
bis 1708 das Reichserbjägeramt. Allerdings kam es seit dem Ende des 12.
Jahrhunderts mehrfach zu Erbteilungen (1160/1184-1385 Schwarzburg-Käfernburg,
Güter dann an die Markgrafen von Meißen, an die Grafen von Weimar-Orlamünde
[1302] und an S. [1315], 1276/1349 Schwarzburg-Blankenburg). Außerdem galten
die Grafen von S. seit 1342/1344 als Vasallen des Hauses Wettin (Meißen) und
waren damit von der Reichsunmittelbarkeit bzw. vom Reichsfürstenstand
ausgeschlossen. Seit dem 15. Jahrhundert gliederte sich das Gebiet S. auf in
die seit 1485 unter der Oberhoheit der Albertiner stehende Unterherrschaft um
Sondershausen und die unter Oberhoheit der Ernestiner stehende, mit
Reichsstandschaft begabte Oberherrschaft am Thüringer Wald. 1564 erlosch
Schwarzburg-Schwarzburg und wurde von Schwarzburg-Blankenburg beerbt.
1571/1584/1599 entstanden nach kurzer Vereinigung der gesamten Lande unter Graf
Günther XL. († 1552) und Einführung der Reformation (1535/1545) sowie dem
Erwerb von Leutenberg (1564) die Hauptlinien Schwarzburg-Arnstadt bzw.
Schwarzburg-Sondershausen, das ein Drittel der oberen südthüringischen Güter
(Arnstadt) und zwei Drittel der unteren Grafschaft (Sondershausen) erhielt, und
Schwarzburg-Rudolstadt, das unter anderem S., Rudolstadt, Blankenburg, das 1534
aufgehobene Kloster Paulinzella und Frankenhausen gewann (1571-1594 Nebenlinie
Schwarzburg-Frankenhausen). Beide zählten zum obersächsischen Reichskreis. Sie
wurden unter Beseitigung der Oberherrschaft Sachsens (Kursachsens) 1697 bzw.
1710 in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben und 1754 zum Reichsfürstenrat
zugelassen. Beide Fürstentümer traten 1807 dem Rheinbund, 1815 dem Deutschen
Bund, 1866/1867 dem Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei.
1816/1821 erhielt Schwarzburg-Rudolstadt, 1841 auch Schwarzburg-Sondershausen
eine Verfassung. Nach dem Aussterben der Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen
1909 wurde Schwarzburg-Sondershausen mit Schwarzburg-Rudolstadt in
Personalunion vereinigt. Am 22. 11. 1918 dankte der Fürst ab. Die danach
vorhandenen beiden Freistaaten gingen am 1. 5. 1920 im Land Thüringen auf, das
1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik kam und am 25. 7. 1952 in dieser aufgelöst (str.), zum
3. 10. 1990 aber wieder begründet wurde.
L.: Wolff 410; Zeumer 553II b 59; Wallner 710 ObersächsRK 14, 15; Großer
Historischer Weltatlas II (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Heydenreich, L., Historia des ehemals Gräf. nunmehro Fürstl. Hauses
Schwarzburg, 1743; Dobenecker, O., Regesta Thuringiae, Bd. 1ff. (bis 1288)
1896ff.; Erichsen, J., Die Anfänge des Hauses Schwarzburg, 1909; Herrmann, K.,
Die Erbteilungen im Hause Schwarzburg, Diss. phil. Halle 1920; Lammert, F.,
Verfassungsgeschichte von Schwarzburg-Sondershausen, 1920; Rein, B., Die
Rudolstädter Fürsten im 19. Jahrhundert, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. u.
Altertumskunde, 1939; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, Bd.
1 1941; Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Thüringen, hg. v.
Patze, H., 1968, 2. A. 1989; Hess, U., Geschichte der Schwarzburg-Rudolstadt,
1994; Bünz, E., Schwarzburg, LexMA 7 1995, 1620.
Schwarzenberg (Grafschaft, Fürsten). Seit 1155 ist das
edelfreie fränkische Geschlecht der Saunsheim/Seinsheim nachweisbar. Es erwarb
1405/1421 durch Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg von den Castell die Burg und Herrschaft S. bei Scheinfeld am Steigerwald
und benannte sich seitdem nach dieser. 1428 wurden Burg
und Herrschaft durch Auftragung Reichslehen. 1429 wurde das Geschlecht in den
Freiherrenstand, 1566 bzw. 1599 (Stephansberger Linie) in den Grafenstand und
1670 in den Fürstenstand (1696 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des
schwäbischen Reichskreises) erhoben. 1511 musste es die Burg und die Herrschaft den Markgrafen von Ansbach
(Brandenburg-Ansbach) zu Lehen auftragen, behielt aber dessenungeachtet seine
Reichsstandschaft bei. 1524 führte es die Reformation ein, die aber 1623 durch
die Gegenreformation wieder beseitigt wurde. Die Familie zerfiel seit 1437 in
zahlreiche Linien (u. a. Hohenlandsberg bis 1646, Stephansberg). Durch Erwerb
von Gütern in Franken (1662/1664 reichsunmittelbare Herrschaft Erlach, zweite
Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium), Südböhmen (1660 Wittingau als
Erbschaft der von Eggenberg, Krumau 1719 [1723 Herzogtum]), in der
Obersteiermark (1617 durch Heirat Murau), in Krain, in den Niederlanden, in
Westfalen (1550 Gimborn, 1621 Neustadt, beide bildeten eine reichsunmittelbare,
1782 an Wallmoden verkaufte Herrschaft, Stimme im westfälischen
Reichsgrafenkollegium), der Grafschaft Sulz (1687), der Landgrafschaft Klettgau
(1687 Stimme im schwäbischen Reichskreis, jedoch nicht im Reichsfürstenrat,
1689 gefürstete Landgrafschaft), der am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis zählenden Herrschaften Illereichen (1788) und Kellmünz
(1789) am Mittellauf der Iller sowie der Hoheitsrechte in der Landgrafschaft
Stühlingen und der Herrschaft Lichteneck im Breisgau stieg sie zu den führenden
Familien des Reiches auf. 1654 erreichte das Haus für seine fränkischen Güter
die Exemtion von allen Landgerichten. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte der
Fürst von S. wegen der Herrschaft Seinsheim oder der gefürsteten Grafschaft S.
zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. Mit Burggrub, Unterlaimbach,
Appenfelden, Schnodsenbach und Burgambach mit
Zeisenbronn war er im Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken (frühes 16.
Jahrhundert, ab 1785) immatrikuliert, mit Ermetzhofen im Kanton Altmühl (16.
Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert) und mit Teilen von Bullenheim und Gnötzheim
im Kanton Odenwald (spätes 17. Jahrhundert, frühes 19. Jahrhundert). Die
oberschwäbischen Güter, insgesamt 10 Quadratmeilen Gebiet, fielen 1806 an Baden
(1812 Verkauf an Baden), die fränkischen Güter an Bayern. Als Rest der früheren
Herrschaft blieben in Scheinfeld, Seehaus und Marktbreit bis 1848
standesherrliche schwarzenbergische Gerichte unter Staatsaufsicht Bayerns
bestehen. Die Güter in Böhmen, die ursprünglich 600000 Hektar und 230000
Einwohner umfassten, wurden nach 1918 durch die Bodenreform verringert und
gingen 1945 an die Tschechoslowakei und damit 1993 an Tschechien.
L.: Wolff 116; Zeumer 553 II b 56, 61,7, 554 II b 62, 7; Wallner 692 FränkRK
13; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38
(1789) D3; Klein 157; Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 65, 197;
Riedenauer 127; Fugger, E., Die Seinsheims und ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg,
K. zu, Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, 1963.
Schwarzenberg (Herrschaft). Im ausgehenden 12.
Jahrhundert (um 1170) wurde die Burg S. am
Schwarzwasser im Erzgebirge errichtet. Sie war Mittelpunkt der Herrschaft S.
(mit Eibenstock, Jugel, Rittersgrün, Sosa, Crandorf, Breitenbrunn, Grünstädtel,
Pöhla (Kleinpöhla), Bermsgrün und S.), die vielleicht von den Herren von
Lobdeburg-Elsterberg errichtet wurde und 1382 Lehen der Burggrafen von Leisnig seitens der Markgrafen von Meißen und, als
formeller Oberlehnsherren, der Könige von Böhmen war. 15331535 kam S. an
Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379; Fröbe, W., Herrschaft und Stadt Schwarzenberg bis zum 16.
Jahrhundert, 1930; Fritschen, W. v., (in) Sächs. Heimatblätter 7 (1961).
Schwedt (Herrschaft, Markgrafschaft). Im 12.
Jahrhundert wurde am Rande der Uckermark zum Schutz eines Oderüberganges die Burg S. südlich von Stettin erbaut. 1464-1472 wurde
sie im Stettiner Erbfolgestreit Pommern von Brandenburg abgewonnen. 1481 wurde
das um S. entstandene Land Schwedt-Vierraden von den Grafen von Hohnstein
gekauft. 1670 erwarb es Kurfürstin Sophie Dorothea von Brandenburg und erhob es
zur Markgrafschaft. Diese Markgrafschaft S. wurde 1689 mit einigen Ämtern in
Hinterpommern ohne Landeshoheit dem ältesten Sohn des Großen Kurfürsten aus dessen
zweiter Ehe verliehen. Diese nicht souveräne Nebenlinie Brandenburgs hatte in
S. bis zu ihrem Erlöschen 1788 ihren Sitz. S. Brandenburg-Schwedt.
L.: Wolff 389; Probst, F. v., Die Stadt und Herrschaft Schwedt, 2. A. 1834;
Thomae, G., Geschichte der Stadt und Herrschaft Schwedt, 1873; Westermann, E.,
700 Jahre Stadt und Herrschaft Schwedt, 1936; Festschrift Schwedt 1265-1965,
1965.
Schweinfurt (Reichsstadt). Eine an einer Mainfurt
vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Siedlung erscheint 791 als Suinvurde.
Im 10./11. Jahrhundert tritt eine Burg S. auf,
nach der sich wohl mit den älteren Babenbergern verwandte, reich begüterte
(Ammerthal, Creußen, Kronach) Markgrafen von S. benannten, die 1057 ausstarben
und ihre Güter vor allem (1100) dem Erzstift Magdeburg und (1112) dem Hochstift
Eichstätt (sowie etwa den 1108 und 1149 nachweisbaren Herren von Wonsees)
hinterließen. Die danach auf Reichsboden entstandene Siedlung unterhalb der Burg war am Anfang des 13. Jahrhunderts Stadt und
wurde spätestens 1254 Reichsstadt. Nach einer Zerstörung wurde sie 1259 neu
erbaut und von den Grafen von Henneberg und dem Hochstift Würzburg in Besitz
genommen. Allerdings konnte sie sich allmählich dem Zugriff des Hochstifts
Würzburg und auch der Hochstiftsvögte (Grafen von Henneberg) entziehen. 1282
befreite König Rudolf von Habsburg sie von fremder Gerichtsbarkeit. 1361 und
1386 löste sie sich aus der 1354 nach mehreren früheren Verpfändungen erfolgten
Verpfändung an Würzburg. 1362 erhielt sie das Recht der freien Ammannwahl
(Reichsvogtswahl), 1443 den Blutbann. 1542 schloss sie sich der Reformation an.
1554 wurde die Stadt, die Sitz und Stimme im fränkischen Reichskreis hatte und
im schwäbischen Reichsstädtekollegium des Reichstags vertreten war, völlig
zerstört. 1802/1803 kam sie mit 2 Quadratmeilen Gebiet und 6000 Einwohnern an
Bayern, von 1810 bis 1814 zum Großherzogtum Würzburg, 1814 wieder an Bayern.
L.: Wolff 130; Zeumer 555 III b 19; Wallner 693 FränkRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2;
Schroeder 245ff.; Stein, F., Monumenta Suinfurtensia, 1875; Dirian, H., Das
Schweinfurter Stadtregiment während der Reichsstadtzeit, 1954; 700 Jahre Stadt Schweinfurt
1254-1954, 1954; Holzner, L., Schweinfurt am Main, 1964; Fuchs, A.,
Schweinfurt. Die Entwicklung einer fränkischen villula zur Reichsstadt
Schweinfurt, 1972; Reichsstädte in Franken, hg. v. Müller, R., 1987; Bundschuh,
J., Beschreibung der Reichsstadt Schweinfurt, 1989; Schweinfurt im 19.
Jahrhundert, 1991; Fahlbusch, F., Schweinfurt, LexMA 7 1995, 1640; Vor 1000
Jahren. Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain, hg. v.
Schneider, E. u. a., 2004.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich.
1032/1033 kam das Königreich Burgund zum Reich.
1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des Investiturstreites
Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem Aussterben 1218 zerfiel ihr
Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare Teilherrschaften. 1231 kaufte
König Heinrich (VII.) zur Sicherung des Gotthardpasses den Grafen von Habsburg,
die über die Grafen von Kiburg (Kyburg) das Erbe der Herzöge von Zähringen
erlangt hatten, die Leute von Uri ab und versprach ihnen ewige
Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von Schwyz ein ähnliches
Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen Habsburg nicht
durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich wenige Tage nach
dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum Schwaben
gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz und
Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der
Reichsvogt seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die
freie Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt
gewordene Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte,
Bezeichnung als Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels
erneut geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt
Gallens entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als
Untertanenland einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental
und dem Tessin aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg
ausgelösten Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen
Erzherzog von Tirol der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn
aufgenommen, womit die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen
Raum hinausgriff. 1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die
sie mit der Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an
das Reich binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501
zwangen sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13.
Ort aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563
von Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof von Basel
angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert überwiegend
eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete wie die ihnen
gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798 griff auf Ruf der
Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und errichtete die Helvetische
Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone. Mülhausen, das Hochstift Basel,
Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich, das Veltlin zur Zisalpinischen
Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon am 19. 2. 1803 eine neue
Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt Gallen, Graubünden,
Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde verselbständigt und 1810
Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813 ein Fürstentum des
französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich entrissenen
Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an Bern. Genf,
Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815 wurde die
dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren Staatenbundes
anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem Bundesstaat.
Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978 spaltete sich
von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone und
Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für Verfassungsabstimmungen erforderlichen
sog. Ständemehr (Mehrheit der Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt
sich die S. verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde
die Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Grafschaft, Residenz des Grafen). 1018
wird die wendische Burg S. (Zuarin) erstmals
erwähnt. Nach der Eroberung durch Heinrich den Löwen 1160 wurde die Burg Sitz der mit Gunzelin von Hagen einsetzenden
Grafen von S. 1167 wurde die Grafschaft S. gefestigt. 1203 konnten die Länder
Wittenburg und Boizenburg als Lehen Dänemarks erworben werden. 1227 nahm der
Graf sein Land wieder vom Herzog von Sachsen zu Lehen. 1230 legte eine
Vereinbarung die Grenze zu Mecklenburg fest. 1279 entstand eine Linie
Wittenburg, von der sich 1323 eine Linie Boizenburg abzweigte. 1344 starben die
Linie S., 1349 die Linie Wittenburg und Boizenburg aus. 1358 erlagen die Grafen
dem Druck der Herzöge von Mecklenburg, welche die Grafschaft durch Kauf von den
ihrerseits in das durch Heirat erlangte Tecklenburg wechselnden Erben erwarben.
Die lehnsrechtlichen Ansprüche der Grafen erloschen erst 1557 endgültig. Die
Herzöge von Mecklenburg teilten ihr Haus 1555/1621 in die Linien
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow (bis 1695) bzw. 1701
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Vom Ende des 15. Jahrhunderts
bis 1764 und von 1837 bis 1918 war S. Residenz des zum niedersächsischen
Reichskreis zählenden Herzogtums, von 1918 bis 1934 Hauptstadt des Freistaats
Mecklenburg-Schwerin und von 1934 bis 1952 des Landes Mecklenburg. S.
Mecklenburg-Schwerin.
L.: Wolff 442; Wallner 706 NiedersächsRK 2; Schwebel, O., Die Herren und Grafen
von Schwerin, 1885; Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Jesse, W.,
Geschichte der Stadt Schwerin, 1960; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi,
H., 1960; Krieck, M. u. a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild,
1985; Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 530
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des
Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S.
(Zuarin) erstmals erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S.
wurde nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für
die Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet
(Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von Heinrich dem Löwen nach
S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land
Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder)
reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren
Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die
Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den
Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568 wurde das Bistum
protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an
Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom
Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar
an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg
(Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im
niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Schwörstadt (Burg,
Herrschaft). S. bei Lörrach unterstand im 14. Jahrhundert den Truchsessen von
Rheinfelden als Lehnsleuten Habsburgs und den Rittern von Wieladingen. 1316
erwarb Rudolf von Schönau (im Elsass) durch Heirat Burg
und Herrschaft. Seit 1608 war sie Teil der Herrschaft Wehr der Herren (seit
1668 Freiherren) von Schönau (Schönau-Wehr), die Mannlehen Österreichs wurde.
1805 fiel die Herrschaft Schönau-Schwörstadt mit der Landgrafschaft Breisgau
Österreichs an Baden und kam damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11.
Scodingorum pagus (Gau Écuens in Burgund um Lons-le-Saunier)
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Scodingorum;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 109 Écuens.
Sechsämterland (Verwaltungsgebiet, Herrschaft). Das S.
im ehemaligen bayerischen Nordgau umfasste die zwischen 1285 und 1416 von den Burggrafen von Nürnberg/Grafen von Hohenzollern im
Reichsland Eger erworbenen Ämter Wunsiedel, Hohenberg, Weißenstadt,
Kirchenlamitz, Thierstein und Selb unter der Amtshauptmannschaft Wunsiedel
(1613-1797). Über Bayreuth (bzw. Brandenburg-Bayreuth) kam es 1810 an Bayern.
L.: Stadelmann, W., Kurze Geschichte der Sechsämter, Archiv f. Gesch. und
Altertumskunde von Oberfranken 8 (1860); Sturm, H., Oberpfalz und Egerland,
1964.
Seefeld (Herrschaft). S. bei Hollabrunn in
Niederösterreich war im Hochmittelalter Sitz des im 12. Jahrhundert erstmals
erwähnten, ursprünglich hochfreien, vermutlich aus der bayerischen Oberpfalz
stammenden Geschlechts der Kadolte (Kadolz), das sich seit etwa 1160 nach S.
nannte. Um die neu errichtete Burg S. erwarben
sie ein ansehnliches Herrschaftsgebiet, zu dem andere Güter kamen (1192 vom
Hochstift Passau Feldsberg). Nach dem Tod des letzten der Kadolte kurz nach
1268 zog König Rudolf von Habsburg die Güter größtenteils ein und übertrug sie
vor 1282 - vielleicht wegen der verwandtschaftlichen Bindungen der Burggrafen von Nürnberg/Raabs - an die Burggrafen von Nürnberg und damit später an die
Markgrafen von Brandenburg. Diese Reichslehen, die von den Burggrafen von Nürnberg bzw. den Markgrafen von
Brandenburg von 1292 bis 1594 an die Kuenringer weiterverliehen und danach an
Johann Wilhelm von Schönkirchen und 1629 an die Grafen zu Hardegg gegeben
wurden, kamen innerhalb Brandenburgs später an Ansbach. Trotz gegenteiliger
Bestrebungen Österreichs blieben die Güter Reichslehen. 1779 verzichtete
Preußen auf die Lehnsherrlichkeit zugunsten Österreichs. 1834 umfasste die
Herrschaft 2273 untertänige Objekte mit über 10000 Personen in 29 Orten.
L.: Herold, P., Die Herren von Seefeld-Feldsberg, 2000; Zehetmayr, R., Urkunde
und Adel, 2010.
Seeheim (Herrschaft). 874 gab König Ludwig der
Deutsche seine Güter zu S. bei Darmstadt dem Kloster Lorsch. 1239 war die dort
errichtete Burg in der Hand der Herren von
Münzenberg. Später kauften die Grafen von Erbach die Anteile der Ganerben von
Tannenberg an S. auf, mussten S. aber 1510 den Landgrafen von Hessen zu Lehen
auftragen. 1711/1714 verkauften sie das Amt S. an Hessen-Darmstadt, über das S.
1945 zu Hessen kam.
L.: Hölzle, Beiwort 41.
Seeland (Grafschaft). Das Mündungsgebiet von
Schelde, Rhein und Maas mit den vorgelagerten Inseln war schon in römischer
Zeit besiedelt. Im späten 7. Jahrhundert verstärkte sich die Einbeziehung in
das fränkische Reich. 1012 erhielten die Grafen von Flandern das Land westlich
der Osterschelde als Reichslehen. Um 1090 verliehen sie die Inseln zwischen den
Scheldearmen an die Grafen von Holland weiter. 1323 verzichtete Flandern
gegenüber Holland auf die Lehnshoheit. Von 1345/1358 bis 1428 war die
Grafschaft S. bei Wittelsbach (Bayern). Mit Holland war S. Führer im Kampf
gegen Spanien, an das Flandern 1556 über Habsburg (1477) und Burgund (1384) gekommen war. 1587 schloss sich S. der
Republik der Vereinigten Niederlande an. Der festländische Teil Seelands wurde
von den Niederlanden 1577 erobert, ihnen 1648 überlassen und bildete bis
1795/1796 als Staatsflandern ein Generalitätsland. Danach wurde es, 1810 auch
das übrige Seeland, von Frankreich annektiert. 1814 wurden S. und
Staatsflandern (Seeländisch Flandern) als Provinz S. Teil des Königreiches der
Vereinigten Niederlande.
L.: Wolff 71; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Empel, M.
van/Pieters, H., Zeeland door de eeuwen heen, 1931ff.; Lemmink, F., Het
ontstaan van de staten van Zeeland, Diss. Nimwegen 1951; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, (I, 50,) II, 23, 48, 55, 96, Seoland*,
Zeeland; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, Bd. 4 1980; Sicking, L.,
Seeland, LexMA 7 1995, 1674f.
Segeberg (Burg,
Herrschaft, Residenz des Grafen von Schaumburg bzw. Holstein-Segeberg). 1137
(?) errichtete Kaiser Lothar von Süpplingenburg auf einem Kalkberg an der Trave
die Burg S. (Sigeberg). 1273 kam sie an die
Kieler Linie des Schauenburger (Schaumburger) Grafenhauses Holstein und wurde
Sitz einer besonderen Linie Holstein-Segeberg. 1316 fiel sie an die Rendsburger
Linie (Holstein-Rendsburg). Bei den Landesteilungen Schleswig-Holsteins blieb
sie beim königlichen Anteil.
L.: Wolff 445; Rieken, A., Das Amt Segeberg, innerer Aufbau und
siedlungsgeschichtliche Grundlagen, Diss. 1963; 850 Jahre Bad Segeberg, hg. v.
Segeberg, 1984; Erdmann-Degenhardt, A., Im Schatten des Kalkbergs. Geschichte
von Burg, Kloster und Stadt Segeberg, 1988; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
2, 532.
Seillegau (Gau um die Seille rechts der Mosel
zwischen Niedgau, Itongau, oberem Saargau, Kalmenzgau bzw. Chaumontois und
Scarponagau, Salingouue)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 (Juvrecourt,
Bessingen); Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 891 Saulnois; Polenz,
P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 17, 18, 24, 27, V, 2,
Salingouwe, pagus Salinensis, pagus Seline, ‚Seillegau‘, Le Saulnois; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 247 Saulnois; Puhl, R., Die
Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 324
(682/683 pago Salininse), Namensherkunft ungewiss, zwischen Niedgau, Itongau,
oberem Saargau, Kalmenzgau/Chaumontois und Scarponagau (Almerichshofen bzw.
Amelécourt, Amenoncourt, Autrepierre, Bassing/Bessingen, Bermeringen bzw.
Bermering, Kleinbessingen bzw. Bezange-la-Petite, Bionshofen bzw.
Bioncourt-sur-Seille, Burgaltdorf bzw.
Borgaltroff, Buchingen bzw. Buchy, Dürkastel bzw. Château-Voué, Schersingen
bzw. Chérisey, Kuttingen bzw. Cutting, Kubern bzw. Cuvry, Destry/Destrich, Duß
bzw. Dieuze, Dombasle, Domjevin, Domnom-lès-Dieuze/Dommenheim,
Einville-au-Jard, Gerbertshofen bzw. Gerbécourt, Val-de-Guéblange/Geblingen,
Gisselfingen, Habudingen bzw. Haboudange, Handorf bzw. Hannocourt, Linhofen
bzw. Liocourt?, Niederum bzw. Many/Merchen, Marsal, Marthil bzw. Marthille,
Moivrons, Morsweiler an der Nied bzw. Morville-sur-Nied, Medewich bzw.
Moyenvic, Racrange/Rakringen, Salzdorf bzw. Salonnes, Seraincourt, Sionviller,
Sotzeling, Dinkrich bzw. Tincry, Torcheville/Dorsweiler, Warnhofen bzw.
Vannecourt, Wich bzw. Vic-sur-Seille).
Seinsheim, Saunsheim (Herrschaft, Freiherren,
Grafen). S. bei Kitzingen wird 1155 (Sovensheim) erstmals erwähnt. Es war Sitz
der seit 1172 bezeugten ministerialischen, westlich Ochsenfurts begüterten
Herren von S., die von den Hochstiften Bamberg und Würzburg Lehen hielten und
den Herren von Hohenlohe sowie den Grafen von Castell dienten. 1420 erwarb
Erkinger von S. die Burg Schwarzenberg bei
Scheinfeld, trug sie 1428 dem Reich zu Lehen auf und wurde 1429 in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. Ein Zweig sind die späteren Fürsten zu
Schwarzenberg, denen Freiherr Ludwig von S. die Güter 1655 überlassen hatte,
nachdem die 1573 gekaufte, innerhalb Bayerns landsässige Herrschaft Sünching an
der Großen Laaber neuer Stammsitz geworden war. Die S. gehörten im frühen 16.
Jahrhundert mit Seehaus, Hohenkottenheim, Erlach, Schwarzenberg, Hohenlandsberg
und Marktbreit dem Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken an. Weiter
waren sie im 18. Jahrhundert zeitweise in den Kantonen Odenwald und Gebirg
immatrikuliert. Sie zählten seit 1590 zur Grafenbank des fränkischen
Reichskreises und seit 1598 zum fränkischen Reichsgrafenkollegium, doch gingen
diese Rechte bis 1655 durch Verkauf an die Schwarzenberg über. Ohne
Reichsstandschaft wurden die Freiherren von S. 1705 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Um 1800 umfasste die Herrschaft S. ein Gebiet von 3 Quadratmeilen
(Verwalterämter Wässerndorf und Gnötzheim und Vogtamt Hüttenheim). 1912 starb
die Familie aus. S. Bayern.
L.: Stieber; Wolff 125; Zeumer 554 II b 62, 7; Wallner 693 FränkRK 20; Pfeiffer
198, 213; Bechtolsheim 2, 14; Riedenauer 127; Neumaier 48, 51, 54, 69, 96, 98,
100, 102, 107, 160, 192, 194, 195, 199, 202; Fugger, E. v., Die Seinsheims und
ihre Zeit, 1893; Schwarzenberg, K. Fürst zu, Geschichte des reichsständischen
Hauses Schwarzenberg, 1963; Wendehorst, A., Seinsheim, LexMA 7 1995, 1721;
Rahrbach 237.
L.: Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Selboldsche Burg) 1575 ausgestorben?
Senftenberg (Herren). In S. an der Schwarzen Elster erscheint
im 13. Jahrhundert eine Burg. Sie war Sitz der
Herren von S., deren Herrschaft rund 30 Dörfer umfasste. 1448 kam sie an das
Haus Wettin, später von Sachsen an Brandenburg Preußens und damit von 1949 bis
1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Lehmann, R., Bilder aus Senftenbergs Vergangenheit, 1932;
Lehmann, R., Senftenberg, 1986, Jb. f. brandenburgische Geschichte 37 (1986).
Serimunt (Gau zwischen Saale und Mulde,
Serimuntilante, Serimode, Sirmuntus, Serimuntus, Seremode, Zirmuti, Sirmutus,
Sirimuntus, Seromuntus, Zirimuodis,)
L.: Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 19 (Burg-Kühnau bzw. Kühnau, Klein Rosenburg bzw.
Rosenburg, Wisegk bzw. Wieskau, Biendorf, Grimschleben bzw. Grimsleben,
Weddegast, Roschwitz, Wispitz, Wedlitz, Dröbel, Libbersdorf, Trebbichau);
Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957, 32,
151 (Biendorf, Grimschleben, Pobzig, Klein Rosenburg bzw. Kleinrosenburg,
Weddegast, Wedlitz, Wispitz, Wohlsdorf bzw. Wahlsdorf); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, II, 50, Serimunt, Sirmuti,
Serimuntilant; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich,
1963, 10.
Sickingen (Herren, Reichsritter). Nach S. bei
Karlsruhe nannten sich Herren von S. Von ihnen trat besonders der Reichsritter
Franz von S. (1481-1523) hervor, der durch Fehden und Kriegszüge ansehnliche Güter
am Mittelrhein erwarb und die Hoffnung der Reichsritterschaft auf eine
eigenständige Stellung im Reich neben Reichsfürsten und Reichsstädten
verkörperte. Seine wichtigsten Burgen waren
Landstuhl und Ebernburg. Im 16. und 17. Jahrhundert zählten die S. zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken, im 18. Jahrhundert mit S. zum Kanton
Kraichgau, zum Kanton Rhön-Werra, mit Sauerburg, Hof Oders (Aders) und
Sauerthal (Sauertal) zum Kanton Mittelrheinstrom, mit Köngernheim zum Kanton
Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein und (die Sickingen-Schallodenbach) mit
Schallodenbach, Heimkirchen, Schneckenhausen und Wörsbach zum Kanton
Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein sowie mit einem Viertel von Obenheim
zum Ritterkreis Unterelsass. S. selbst kam 1368 an die Pfalz (Kurpfalz), 1806
an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Stieber; Seyler 384; Hölzle, Beiwort 63; Zimmermann 78;
Winkelmann-Holzapfel 163; Stetten 23; Riedenauer 127; Neumaier 150;
Langbrandtner, H., Die sickingische Herrschaft Landstuhl, 1991; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 358 (Oberkainsbach 1550).
Siegburg (Unterherrschaft). Die S. an der Sieg
wird 1065 erstmals erwähnt (Sigeburch). Um 1064 gründete Erzbischof Anno II.
von Köln dort eine Benediktinerabtei, der er die Burg,
die angrenzende Siedlung und weitere Güter (u. a. Troisdorf) übertrug. König
Heinrich IV. gewährte für den Ort S. Marktrecht, Münzrecht und Zollrechte. 1182
war S. Stadt unter dem Abt als Stadtherrn. 1676 wurden Abtei und Stadt eine
Unterherrschaft des Herzogtums Berg. Das Kloster wurde 1803 aufgehoben, jedoch
1914 wieder Benediktinerabtei. 1815 kam S. an Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 324; Schwaben, P., Geschichte der Stadt, Festung und Abtei Siegburg
im Herzogthum Berg, 1826, Neudruck 1987; Lau, F., Quellen zur Rechts- und
Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte, 1907; Hottes, K., Die zentralen
Orte im Oberbergischen Lande, 1954; Roggendorf, H., Bibliographie von Stadt und
Abtei Siegburg, 1963; Heimatbuch der Stadt Siegburg, hg. v. Roggendorf, H., Bd.
1ff. 1964ff.; Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg,
hg. v. Wisplinghoff, E., Bd. 1 1964; Nölle, F., Siegburg und Troisdorf, 1975;
Das Erzbistum Köln, Teil 2: Die Benediktinerabtei Siegburg, bearb. v.
Wisplinghoff, E., 1975; Herborn, W., Der Besitz der Benediktinerabtei Siegburg
in der Stadt Köln, (in) Siegburger Studien 25 (1995); Groten, M., Siegburg,
LexMA 7 1995, 1846; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 557.
Siegen (Burg,
Herrschaft). Zwischen 1079 und 1089 erscheint S. an der Sieg erstmals (Sigena).
1224 gab der Graf von Nassau die Hälfte seiner 1303 mit dem Recht von Soest
begabten Stadt S. an das Erzstift Köln. Die Doppelherrschaft währte bis zum
Beginn des 15. Jahrhunderts (1421). Seit 1607 war S. Sitz des Hauses
Nassau-Siegen, das sich 1621 weiter teilte und 1652 in den Fürstenstand erhoben
wurde. Seit 1742 war S. nur noch Sitz eines Amtes. Über Nassau, Berg
(1806-1813, Unterpräfektur) und Preußen (1815/1816) kam es 1946 an
Nordrhein-Westfalen. S. Nassau-Siegen.
L.: Wolff 337; Achenbach, H. v., Geschichte der Stadt Siegen, Bd. 1f. 1954,
Neudruck 1978; Güthling, W., Geschichte der Stadt Siegen im Abriss, 1955;
Bingener, A./Fouquet, G., Die Stadt Siegen im Spätmittelalter, Nassauische
Annalen 105 (1994), 103; Fuhrmann, B., Siegen, LexMA 7 1995, 1862; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 559; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010.
Sigmaringen (Grafschaft). S. an der oberen Donau
wird 1077 als Burg eines unbekannten,
möglicherweise mit den Grafen von Pfullendorf und Altshausen-Sulmetingen
verwandten, 1083 bezeugten Hochadelsgeschlechts erstmals erwähnt. Die am Fuße
der Burg entstehende Siedlung wurde im 13.
Jahrhundert Stadt und erhielt 1362 das Stadtrecht Pfullendorfs. Über die Grafen
von Helfenstein (um 1272) und die Grafen von Montfort kam S. um 1290 an König
Rudolf von Habsburg und vor 1325 (1323?) als Pfand an die Grafen von
Württemberg sowie von dort 1399 als Pfand an die Grafen von Werdenberg. Seit
1460 galt S. als reichslehnbare Grafschaft. 1482 erlangte Habsburg einen
Anspruch auf S. für den Fall des Aussterbens der Grafen von Werdenberg. 1534
fiel beim Aussterben der Grafen von Werdenberg die Grafschaft S. an Habsburg
bzw. Österreich und von dort 1535 als Lehen Österreichs an die schwäbische
Linie der Grafen von Hohenzollern (S. und Veringen) Seitdem nannte sich die
Linie Hohenzollern-Sigmaringen. Das Gebiet kam über Preußen (1849) 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenzollern-Sigmaringen.
L.: Wolff 46, 168; Mayer, D., Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im
16. Jahrhundert, 1959; 900 Jahre Sigmaringen, 1977; Kaufhold, W./Seigel, R.,
Schloss Sigmaringen und das fürstliche Haus Hohenzollern, 2. A. 1978; Richter,
G. u. a., Der Landkreis Sigmaringen. Geschichte und Gestalt, 1981; Schöntag,
W., Sigmaringen im 19. und 20. Jahrhundert, Blätter des Schwäbischen Albvereins
93 (1987); Sigmaringen, hg. v. Kuhn-Rehfus, M., 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376; Lorenz, S., Sigmaringen,
LexMA 7 1995, 1886f.
Simmern (Burg,
Herrschaft). S. an der Straße von Trier nach Mainz wird 840 (Simera) erstmals
erwähnt. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts war es in den Händen der 1330 von
Kaiser Ludwig dem Bayern ein Stadtrecht erwirkenden Raugrafen, kam aber schon
1359 an die Pfalz. Dort war es von 1410 bis 1598 und von 1610 bis 1673 Sitz der
Linie Pfalz-Simmern. Über die Pfalz und Preußen (1815) gelangte es 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. Pfalz-Simmern.
L.: Wolff 243; Wagner, K., Simmern im Wandel der Zeiten, 1930; 650 Jahre Stadt
Simmern im Hunsrück, hg. v. d. Stadt Simmern, 1980; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 562.
Sinzendorf (Grafen). 1665 erwarben die Grafen S.
das zur Reichsgrafschaft erhobene Reichslehen Thannhausen an der Mindel und
erlangten nach Lösung aus der Reichsritterschaft Zugang zum schwäbischen
Reichsgrafenkollegium. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Grafschaft von
den 1705 zu Reichsgrafen erhobenen Stadion erworben. 1792 gehörten die Grafen
von S. wegen der 1654 von den Freiherren von Warsberg erworbenen Burggrafschaft Rheineck bei Niederbreisig zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags. Durch § 24 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten sie für den Verlust
der 165 Hektar großen, knapp 100 Einwohner zählenden Burggrafschaft
Rheineck als Burggrafschaft das Dorf
Winterrieden des Amtes Tannheim der Abtei Ochsenhausen sowie eine Rente von
1500 Gulden. Hiermit war die Fürstenwürde für Graf Prosper verbunden.
L.: Zeumer 554 II b 63, 33.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz.
Sion. Das schon am Ende des 4. Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum)
(Martigny/Martinach) an der oberen Rhone bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S.
(Sedunum) verlegt, das nach den von Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt
ist und im 5. Jahrhundert an die Burgunder
gefallen war. 999 gab der König von Burgund
(Hochburgund) wohl auf Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des Großen
dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8. Jahrhundert zum
Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der
Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit seinem weltlichen
Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von Zähringen
Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift allmählich in
den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon König
Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam
imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel
eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der
Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und Luzern. 1475 erkämpfte er
die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück. 1513 wurde S. exemtes
Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der Bischof im zunehmend
romanisierten Hochstift nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit
der Festigung der Schweiz die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich 1798
auch die weltliche Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534.
Soest (freie Stadt, Residenz des Erzbischofs
von Köln). In S. in Westfalen ist eine Besiedlung bereits um 600 wahrscheinlich
und im 8. Jahrhundert nachweisbar. An der Kreuzung des Hellweges mit einer
Nord-Süd-Straße wird S. (zu) 836 erstmals genannt (villam Sosat,
„Siedlungsstelle“?). Im 10. Jahrhundert errichtete der Erzbischof von Köln in
S. eine Pfalz. Um 1000 besaß die Siedlung das Münzrecht und um 1100 das
Marktrecht. Sein im 12. Jahrhundert ausgebildetes Recht wurde an etwa 60
westfälische Städte weitergegeben und hat auch das Stadtrecht von Lübeck
beeinflusst. Auf Grund seiner günstigen wirtschaftlichen Bedingungen
(Verkehrslage, Salzquellen) wurde S. eine bedeutende Handelsstadt und einer der
vier westfälischen Vororte der Hanse. 1225 zerstörten die Bürger die
erzbischöflich-kölnische Burg. 1279 übernahmen
sie die Stadtvogtei von den Grafen von Arnsberg. 1444 lehnte sich S., um sich
von Köln zu lösen, vertraglich an den Herzog von Kleve an. Die dadurch ausgelöste
Soester Fehde endete 1449 mit der Trennung der Stadt S. und ihres seit 1274
erworbenen Herrschaftsgebiets von zehn Kirchspielen (49 Dörfer, 220
Quadratkilometer) in der Soester Börde vom Erzstift Köln. Der damit erreichten
Selbständigkeit folgte ein wirtschaftlicher Niedergang. 1531 wurde die
Reformation eingeführt. 1645/1669 kam S. als Folge des Überganges Kleves
(1609/1666) an Brandenburg bzw. Preußen, 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Klocke, F. v., Studien zur Soester Geschichte, Bd. 1f. 1927ff.;
Schwartz, H., Kurze Geschichte der ehemals freien Hansestadt Soest, 1949; Deus,
W., Die Soester Fehde, 1949; Rothert, H., Das älteste Bürgerbuch der Stadt
Soest, 1958; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde,
Diss. jur. Münster 1962, (in) Westfäl. Zs. 115 (1965), 101; Stech, A., Die
Soester Stadtrechtsfamilie, 1965; Deus, W., Soester Recht, 1969ff.; Soest,
Stadt - Territorium - Reich, hg. v. Köhn, G., 1981; Dösseler, E., Soests
auswärtige Beziehungen, T. 1f. 1988; Wenzke, B., Soest, Diss. phil. Bonn 1990;
Soest, hg. v. Widder, E. u. a., 1995; Fahlbusch, F., Soest, LexMA 7 1995;
2021ff.; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 536; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 568; Jülich, S., Die frühmittelalterliche
Saline von Soest im europäischen Kontext, 2007; Flöer, M./Korsmeier, C., Die
Ortsnamen des Kreises Soest, 2009; Soest, hg. v. Ehbrecht, W., Bd. 1 2010.
Solms (Herren, Grafen). 1129 wird anlässlich
der Stiftung des Klosters Schiffenberg durch die Gräfin von Gleiberg das
edelfreie, im Lahngau beiderseits der mittleren Lahn begüterte Geschlecht der
Herren von S. (Sulmese) mit Sitz in Solms-Oberdorf, dann in Burgsolms (1160) westlich Wetzlars erstmals erwähnt.
Es erlangte vermutlich über die Herren von Merenberg, Grafen von Gleiberg und
Grafen von Luxemburg Güter der Konradiner. Seit 1226 erscheinen Grafen von S.,
die Güter an der Lahn und in Oberhessen hatten, sich aber nur in schweren
Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von Hessen behaupten konnten. Um
1250/1260 spalteten sich die Grafen in die Linien Solms-Burgsolms (bis 1415), Solms-Königsberg (bzw. Hohensolms, bis 1363,
Güter an Hessen) und das verbleibende Solms-Braunfels. 1417/1418/1420 erlangten
die Grafen das von den Herren von Hagen bzw. Arnsburg bzw. Münzenberg gekommene
Erbe der Herren von Falkenstein (zwei Drittel, ein Drittel an Eppstein) in der
Wetterau (Münzenberg, Lich, Wölfersheim, Södel, Hungen, Laubach, Butzbach),
konnten es aber nicht mit den Stammgütern vereinigen. Von Solms-Braunfels
leiteten sich 1420/1436 die beiden Hauptlinien Solms-Braunfels und Solms-Lich
ab, von denen Solms-Lich seit 1461 bedeutender wurde. Solms-Braunfels zerfiel
1602 in Solms-Braunfels, Solms-Greifenstein (mit Wölfersheim) und Solms-Hungen.
Davon erloschen Solms-Braunfels, das 1471 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit und 1495 das Bergregal gewann, 1693 (an Solms-Greifenstein) und
Solms-Hungen 1678 (an Solms-Greifenstein und Solms-Braunfels).
Solms-Greifenstein nannte sich Solms-Braunfels und wurde 1742 Reichsfürstentum.
Seine Ämter Greifenstein und Braunfels kamen 1806 an Nassau, 1815 an Preußen
und 1945 an Hessen, seine Ämter Hungen, Gambach und Wölfersheim, Anteile an
Grüningen, Münzenberg und Trais-Münzenberg fielen 1806 an Hessen-Darmstadt.
Solms-Lich teilte sich in Solms-Lich und Solms-Laubach. Hiervon spaltete sich
Solms-Lich, das 1461 durch Heirat Güter Kronbergs aus der Falkensteiner
Erbschaft (Rödelheim, Assenheim, Niederursel) erbte sowie 1479 Nieder-Weisel
(Niederweisel) erlangte, 1494 die kaiserliche Befreiung von fremder
Gerichtsbarkeit, 1507 das Bergregal und seit 1537 Herrschaften im
obersächsischen Reichskreis (1537 Sonnewalde in der Niederlausitz, 1544 Pouch
bei Bitterfeld an der Mulde, 1596 Baruth in Brandenburg südöstlich von Berlin
sowie 1602 Wildenfels in Sachsen südöstlich von Zwickau) gewann, 1628 aber
Königsberg verlor, in das 1718 erloschene Solms-Lich und in Solms-Hohensolms, das
sich nach 1718 Solms-Lich-Hohensolms (Solms-Lich und Hohensolms) nannte. Seit
1792 war es Reichsfürstentum (Solms-Hohensolms-Lich). Seine Ämter Lich und
Nieder-Weisel (Niederweisel) kamen 1806 an Hessen-Darmstadt, sein Amt
Hohensolms 1806 an Nassau, 1815 an Preußen und 1945 an Hessen. Solms-Laubach
teilte sich 1561 in Solms-Sonnewalde (bis 1615) und Solms-Laubach. Dieses
zerfiel 1607 in Solms-Rödelheim mit Assenheim (bis 1640), Solms-Laubach (bis
1676), Solms-Sonnewalde (mit Sonnewalde, Groß Leipe (Großleipa) und Schköna)
und Solms-Baruth. Solms-Baruth spaltete sich in Solms-Baruth, Solms-Rödelheim
und Solms-Laubach. Solms-Rödelheim zerfiel in Solms-Rödelheim (bis 1722) und
Solms-Assenheim, dessen Ämter Rödelheim und Nieder-Wöllstadt (Niederwöllstadt)
mit einem Anteil an Assenheim 1806 an Hessen-Darmstadt kamen. Solms-Laubach
fiel mit Laubach, Utphe und Anteilen an Münzenberg und Trais-Münzenberg 1806 an
Hessen-Darmstadt und durch Solms-Wildenfels (Solms-Sachsenfeld, Solms-Baruth,
Solms-Wildenfels) mit Engelthal (Engeltal) und der Abtei Arnsburg 1806
ebenfalls an Hessen-Darmstadt. Am 4. 4. 1571 war als Gesetz für alle solmischen
Lande die Gerichtsordnung und Landordnung der Grafschaft S. und Herrschaften
Münzenberg, Wildenfels und Sonnewalde erlassen worden. Durch § 16 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 hatten die Fürsten und Grafen
zu S., die im frühen 18. Jahrhundert auch Mitglied im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken gewesen waren, für die Herrschaften Rohrbach,
Scharfenstein und Hirschfeld sowie für ihre Ansprüche auf die Abtei Arnsburg
und das Amt Cleeberg/Kleeberg die Abteien Arnsburg und Altenberg (Altenburg)
erhalten.
L.: Deren Graveschafften Solms unnd Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung,
1571; Wolff 273; Zeumer 552ff. II b 60, 4-8; Wallner 696f. OberrheinRK 19, 30,
37, 38; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38
(1789) B3; Riedenauer 129; Neumaier 47, 99; Solms-Laubach, R. Graf zu,
Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms, 1865; Uhlhorn, F., Geschichte
der Grafen von Solms im Mittelalter, 1931; Kissel, O., Neuere Territorial- und
Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Demandt, K., Geschichte des Landes
Hessen, 2. A. 1972, Neudruck 1980, 505; Rupp, J., Kleine Geschichte des Solmser
Landes, 1985; Battenberg, F., Solmser Urkunden, Bd. 5 1986; Schwind, F., Solms,
LexMA 7 1995, 2036; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und
Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 376.
Solms-Assenheim (Grafen). Assenheim am Einfluss der
Wetter in die Nidda erscheint 1193 anlässlich des Erwerbs Fuldaer Güter durch
die Herren von Münzenberg. Nach dem Aussterben der Herren von Münzenberg war
die dortige Burg Ganerbenburg zuletzt der Falkenstein
und der Hanau. Der Falkensteiner Anteil fiel 1418 an die Gräfin Sayn und an
Isenburg-Büdingen, danach an Isenburg und Solms (Isenburg-Wächtersbach
[Isenburg-Büdingen-Wächtersbach], Solms-Rödelheim), der Hanauer Anteil 1736 an
Hessen-Kassel und 1810 an Hessen-Darmstadt, dem 1815 auch der andere Teil
zukam. Nach der Reichsmatrikel von 1776 zählten die S. (wegen der Herrschaft
Assenheim) zum oberrheinischen Reichskreis.
L.: Reichsmatrikel 1776, 128; Wolff 270, 274, 277; Wallner 697f. OberrheinRK
37, 42.
Solothurn (Reichsstadt, Kanton). An der Stelle
einer bisher archäologisch nicht erwiesenen keltischen Siedlung errichteten die
Römer das keltisch bezeichnete Kastell Salodurum. Das danach im Osten von
Alemannen und im Westen von Burgundern besetzte
Gebiet kam 888 an das Königreich Burgund und
1032 mit diesem an das Reich. Seit 1127 unterstand es der Vogtei der Herzöge
von Zähringen und wurde nach deren Aussterben 1218 Reichsstadt. Von 1295 an
verbündete diese sich mit Bern und erwarb seit 1389 Gebiete im Aaretal und im
Jura (Herrschaften Buchegg 1391, Falkenstein 1402/1420, Olten 1426, Gösgen
[Obergösgen, Niedergösgen] 1458), nachdem sie von Kaiser Ludwig dem Bayern 1344
das Stadtschultheißenwahlrecht und die Verfügung über Münze und Zoll sowie von
Kaiser Karl IV. 1360 das Stadtschultheißenamt und 1365 die Hochgerichtsbarkeit
erworben hatte. 1481 wurde S. in die Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen,
nachdem es 1353 durch den Eintritt Berns in die Eidgenossenschaft bereits
zugewandter Ort geworden war. 1803 wurde das stets katholisch und
aristokratisch-oligarchisch gesinnte, territorial zerrissene S. Kanton der
Schweiz (791 Quadratkilometer). Verfassungsänderungen erfolgten 1814, 1830, 1856,
1875 und 1887.
L.: Wolff 525f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D2; Meyer, K.,
Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B.,
Die solothurnische Territorialpolitik von 1344 bis 1532, 1929; Amiet, B., Solothurnische
Geschichte, Bd. 1ff. 1952ff.; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A.,
Bd. 1, 2 1952ff.; Sigrist, H. u. a., Solothurn, 3. A. 1972; Solothurn, bearb.
v. Schubinger, B., 1990; Noser, O., Solothurn, LexMA 7 1995, 2038f.
Sommerschenburg (Pfalzgrafen). Seit 1129 nannten sich
die Pfalzgrafen von Sachsen nach der Burg S.
(Somerischenborg) südöstlich Helmstedts. Sie hatten Eigengut an der oberen
Aller und am Lappwald, Grafenrechte im Hosgau (Hassegau) und um Seehausen sowie
die Vogtei u. a. über Helmstedt (1145), Schöningen (1120), Quedlinburg (vor
1137-1179) und Gandersheim (nach 1152). Als Anhänger Heinrichs des Löwen
verloren die Pfalzgrafen 1180 ihre Rechte an Wettin (Seehausen) und an die
Landgrafen von Thüringen (Pfalzgrafschaft, Hassegaugrafschaft) bzw. verkauften
sie 1179 an den Erzbischof von Magdeburg (S.).
L.: Wolff 428; Petke, W., Sommerschenburg, LexMA 7 1995, 2042.
Sonderburg (Burg, Herzogtum) s. Schleswig-Holstein-Sonderburg
Sondershausen (Burg,
Stadt, Herrschaft). Das vermutlich ältere S. an der Wipper wird 1125 erstmals
genannt (Sundershusen). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts lassen sich dort die
Grafen von Hohnstein nachweisen. 1356 kam es an die Grafen von Schwarzburg und
wurde 1571/1599 Sitz der Linie Schwarzburg-Sondershausen. Über diese kam S.
1920 zu Thüringen. S. Schwarzburg-Sondershausen.
L.: Wolff 378, 412; Lammert, F., Verfassungsgeschichte von
Schwarzburg-Sondershausen, 1920.
Sonnenberg (Herrschaft, Grafschaft). Um die Burg S. bei Nüziders bildete sich eine Herrschaft aus,
die von Frastanz bis zum Arlberg reichte. 1455 kam sie von den Werdenbergern an
die Truchsessen von Waldburg, die 1463 mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. den
Titel Grafen von S. annahmen. 1473/1474 gewann der Herzog von Tirol im Kampf
gegen die durch die Eidgenossenschaft unterstützten Truchsesse die später zum
österreichischen Reichskreis zählende Herrschaft.
L.: Wolff 39; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Sander, H., Die Erwerbung der
vorarlbergischen Grafschaft Sonnenberg durch Österreich, 1888; Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff.
Sonnewalde (Burg,
Herrschaft). S. südlich Luckaus in der Niederlausitz erscheint 1255 als
Herrschaft, 1301 als Burg. Von etwa 1328 an saß
dort ein Zweig der Eulenburg.(Eilenburg) 1447 verkauften die Eulenburg
(Eilenburg) die Herrschaft mit Schloss, Stadt und 16 Dörfern an die Herzöge von
Sachsen. Seit 1477 ging sie bei der Markgrafschaft Meißen zu Lehen, später beim
Kurkreis Sachsen. 1486 belehnte der Herzog von Sachsen die Minkwitz (Minckwitz)
mit der Herrschaft. 1537 gelangte sie an die Grafen von Solms, welche die
Herrschaft bis 1945 behaupteten. Mit Brandenburg kam S. 1945 an die sowjetische
Besatzungszone und von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 377, 471; Zahn, G., Chronik von Kirchhain und Dobrilugk, Grafschaft
und Stadt Sonnewalde, 1926.
Sooneck (Ganerbschaft). Die Burg S. am Soonwald wurde wahrscheinlich im 11.
Jahrhundert von den Vögten der Abtei Kornelimünster erbaut. 1270 erwarb das
Erzstift Mainz das Gebiet von Kornelimünster und belehnte 1346 den Marschall zu
Waldeck. 1444 nahmen die Waldeck die mit ihnen durch Heirat verbundenen
Breidbach auf. Am Anfang des 17. Jahrhunderts erlangten die
Breidbach-Bürresheim die Güter.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34.
Spiegelberg (Grafschaft). Die 1217 erstmals
erwähnten, mit 1132 genannten Grafen von Poppenburg gleichen Grafen von S. bei
Salzhemmendorf südöstlich Hamelns konnten trotz Verlustes ihrer namengebenden Burg an die Edelherren von Homburg (1238) um
Coppenbrügge östlich von Hameln eine kleine Herrschaft mit fünf Dörfern
einrichten. Mit dem Erlöschen des Geschlechts fiel sie 1557 an
Braunschweig-Calenberg als Lehnsherrschaft heim. Das Lehen wurde unter
Vorbehalt der Landeshoheit bis 1583 an eine Nebenlinie Lippes, von 1584 bis
1631 der Grafen von Gleichen und danach an Nassau-Oranien ausgegeben. 1792
gehörte der König von England bzw. Hannover wegen der etwa 1,3 Quadratmeilen
großen Grafschaft S. zu den westfälischen Grafen der weltlichen Bank des
Reichsfürstenrats des Reichstags und zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. 1819 verkaufte Nassau-Oranien S. an Hannover. Mit diesem kam es
1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 357f.; Zeumer 554 II b 63, 12; Wallner 705 WestfälRK 49; Schnath, G.,
Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg, 1922; Hartmann, P., Die
Grafen von Poppenburg-Spiegelberg, Nds. Jb. f. LG. 18 (1941), 117; Vogell, H.,
Geschichte und Beschreibung der alten Grafschaft Spiegelberg älterer und
neuerer Zeit, 1976.
Spielberg (Burg,
Herrschaft). Die Burg S. am Hahnenkamm kam von
den (vielleicht um 1235 erwerbenden) Herren von Truhendingen in weiblicher
Erbfolge an die Grafen von Schaunberg (Schaumburg), die sie 1360 mit
Hohentrüdingen an die Grafen von Oettingen verkauften. Unter ihnen wurde sie
Sitz der Linie Oettingen-Spielberg. Später kam S. zu Bayern.
L.: Wolff 177; Buchner, S., Besitz und Herrschaft der Edelherren von Spielberg
(in) Altgunzenhausen 59 (2004), 70.
Sponheim (Grafschaft). 1044 erscheinen erstmals
Grafen von S. (ursprünglich Spanheim), die sich seit der ersten Hälfte des 12.
Jahrhunderts nach der Burg S. westlich (Bad)
Kreuznachs benannten und vermutlich mit den karolingischen Hererichen und den
Saliern verwandt waren. Sie bauten im 12. Jahrhundert zwischen Nahe und Mosel
ein ansehnliches Herrschaftsgebiet auf (u. a. seit Anfang des 12. Jhs.
Kreuznach). Graf Meginhard (um 1118-1155) erbte infolge Heirats mit Mechthild
von Mörsberg die halbe Grafschaft Nellenburg bei Schaffhausen mit Erbgütern der
Grafen von Bar und der einstigen Herzöge von Lothringen. 1223/1233 (vor 1237)
wurde (bis auf die Burgen Sponheim und Dill) die
Grafschaft nach dem Tod des mit der Erbtochter (Adelheid) der Grafen von Sayn
verheirateten Grafen Gottfried III. (1218) geteilt. Der älteste Sohn Johann I.
erhielt die Hintere Grafschaft S. (Sponheim-Starkenburg, Güter an der Mosel und
Birkenfeld, Sitz in Starkenburg an der Mosel, später Grevenburg an der Mosel).
Der zweite Sohn Heinrich, der über seine Frau Agnes von Heinsberg die
Herrschaft Heinsberg erhielt, begründete die Geschlechter der Herren von Heinsberg,
Grafen von Looz bzw. Loon und Blankenheim (bis 1469) und der Herren von
Löwenburg im Siebengebirge (bis zum Ende des 14. Jahrhunderts). Der jüngste
Sohn Simon erhielt die Vordere Grafschaft S. um Kreuznach. Simons Sohn Heinrich
erwarb durch Heirat die Güter der Herren von Bolanden um Kirchheim und
Dannenfels am Donnersberg (Kirchheim[bolanden], Seitenlinie bis 1397) und
verkaufte Böckelheim (Schlossböckelheim) an das Erzstift Mainz. Außerdem
erwarben die Grafen von Sponheim-Kreuznach 1348 durch Heirat die Herrschaft
Vianden. 1414 starb die Linie Vordere Grafschaft aus. Die Vordere Grafschaft S.
gelangte zu vier Fünfteln an die Hintere Grafschaft S., zu einem Fünftel an die
Pfalz. Beim Erlöschen der Linie Hintere Grafschaft 1437 teilten sich nach einem
Vertrag von 1425 die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden in die
Güter, doch blieb das Erbe real ungeteilt. Veldenz wurde 1444 von
Pfalz-Zweibrücken beerbt, das 1559 auch den Anteil der Pfalz an der Vorderen
Grafschaft erhielt. 1707 wurde die Vordere, 1776 die Hintere Grafschaft S.
zwischen Pfalz-Zweibrücken und Baden real geteilt. S. zählte zum
oberrheinischen Reichskreis. --- Mit den Grafen von S. verwandt waren die
Spanheimer, die um 1020 über die Erbtochter der Sighardinger Lavant (Lavanttal)
und andere Güter in Kärnten erheirateten und zeitweise als Herzöge von Kärnten
wirkten, und deren Seitenlinie, die zur Zeit der salischen Könige bzw. Kaiser
(Heinrich IV. und Heinrich V.) aus Kärnten nach Bayern gekommenen Grafen von
Ortenburg. Die herzogliche Linie erlosch 1279, die der Grafen von Lebenau 1229,
die der Grafen von (Ortenburg-)Kraiburg 1248.
L.: Wolff 166, 259; Wallner 696 OberrheinRK 15, 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B3; Lehmann, J., Die
Grafschaft und die Grafen von Spanheim, 1869; Fabricius, W., Erläuterungen zum
geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 6 1914; Dotzauer, W., Die Vordere
Grafschaft Sponheim als pfälzisch-badisches Kondominium 1437-1707/08, 1963
(Diss. phil. Mainz 1962); Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A. 1990,
81ff.; Mötsch, J., Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, T. 1
1987; Mötsch, J., Genealogie der Grafen von Sponheim, Jb. f. westdeutsche LG.
13 (1987); Dopsch, H., Spanheimer, LexMA 7 1995, 2076; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
482.
Staden (Ganerbschaft). 1156 trug Wortwin von
Büdingen die Wasserburg S. an der Nidda der Abtei Fulda zu Lehen auf. Nach dem
Aussterben der Herren von Büdingen fiel S. an die Linie Isenburg-Limburg. 1404
verkaufte sie die zugehörige Herrschaft mit Florstadt und Stammheim an die
Ganerbschaft der Löw von Steinfurth (Löw von Steinfurt), Wais von Fauerbach,
von Kleen, von Büches und von Stockheim. Infolge Vererbung waren Ganerben der
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Ganerbschaft später die Löw von
Steinfurth (Löw von Steinfurt), Isenburg-Büdingen und die Burg Friedberg. 1806 kam der Anteil der Löw an
Hessen-Darmstadt, der Isenburg-Büdingens an Isenburg-Birstein, das zugunsten
Hessen-Darmstadts verzichtete. Die Burg
Friedberg trat ihren Anteil 1817 an Hessen-Darmstadt ab. Über Hessen-Darmstadt
fielen die Güter 1945 an Hessen.
L.: Wolff 504; Wallner 698 OberrheinRK 34; Geschichtlicher Atlas von Hessen,
Inhaltsübersicht 34; Zimmermann, F., Geschichte der Ganerbschaft Staden, Archiv
f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872); Wagner, F., Geschichte der
Ganerbschaft Staden, Archiv f. hess. Geschichte und Altertumskunde 13 (1872).
Stargard (Herrschaft, Land, Residenz des Fürsten
bzw. Herzogs von Mecklenburg). Die Burg S. bei
Neubrandenburg war Mittelpunkt des nach ihr benannten umliegenden Landes S.,
das von slawischen Redariern besiedelt war und zunächst zu Pommern gehörte.
1236 wurde es vom Herzog von Pommern-Stettin an die Markgrafen von Brandenburg
abgetreten. 1298/1299/1304 kam es vergrößert im Wege der Mitgift als Lehen
Brandenburgs an die Fürsten von Mecklenburg. 1347 erhob König Karl IV. zum Dank
für Unterstützung das Land S. unter Lösung der Lehnsverhältnisse Mecklenburgs
zu Sachsen und Brandenburg zum erblichen Reichslehen Mecklenburgs, woraufhin
dieses 1348 die Herzogswürde erlangte. Von 1352 bis 1471 gehörte es zur Linie
Mecklenburg-Stargard, die außerdem die Länder Sternberg und Eldenburg sowie
zeitweise brandenburgisches Pfandgut innehatte, von 1701 bis 1934 zur Linie
Mecklenburg-Strelitz. Über diese zählte es zum niedersächsischen Reichskreis.
Mit Mecklenburg kam es 1945 in die sowjetische Besatzungszone und damit von
1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S. a. Mecklenburg-Stargard
(; Mecklenburg-Vorpommern).
L.: Wolff 443; Wallner 706 NiedersächsRK 10; Witte, H., Mecklenburgische
Geschichte, 1909; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 549.
Starhemberg (Grafen, Fürsten). Seit 1236/1240 nannte
sich ein oberösterreichisches, seit dem 12. Jahrhundert als Dienstmannen der
steirischen Otakare begegnendes Adelsgeschlecht nach der um 1170 erbauten Burg S. (Storchenberg) bei Haag am Hausruck. Zu
reichen Gütern in Oberösterreich und Niederösterreich erbte es 1559/1572 von
den Grafen von Schaunberg deren Güter um Eferding. 1643 wurde die 1560 in drei
Linien aufgeteilte, der Reformation folgende Familie in den zwei weiblichen
Linien in den Reichsgrafenstand, 1765 in einer Linie (Georg Adam von S.,
Erzieher Josephs II.) in den jüngeren Reichsfürstenstand erhoben.
L.: Wolff 144; Zeumer 554 II b 62, 13; Kühne, M. J., Die Häuser Schaunberg und
Starhemberg im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation, 1880.
Starkenburg (Burg, Herrschaft). Seit 1190 hatten die Grafen von Sponheim die S. bei Zell zu Lehen von Trier und Corvey. Nach der um 1237 abgeschlossenen Teilung wurde sie Sitz der Hinteren Grafschaft Sponheim. 1437 starben die Grafen aus. (S. Sponheim-Starkenburg.)
Starkenburg (Fürstentum, Provinz). 1065 erbaute die
Abtei Lorsch auf einem Bergvorsprung über Heppenheim die Burg S. Im 13. Jahrhundert kam sie an das Erzstift
Mainz, 1803 als Ruine an Hessen-Darmstadt. Dieses benannte sein Gebiet zwischen
Rhein und Main als Fürstentum bzw. Provinz S. Über Hessen-Darmstadt gelangte S.
1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; 900 Jahre Starkenburg, hg. v. Koob, F., 1965.
Stauf (Herrschaft). S. bei Kirchheimbolanden
kam noch in merowingischer Zeit vom König an die Erzbischöfe von Trier, von
denen es als Lehen an die Herren von S. gelangte. Von ihnen fiel die Herrschaft
im 13. Jahrhundert an die Grafen von Eberstein, dann an die Grafen von Sponheim
und über die Herren von Dannenfels 1393/1394 an Nassau-Saarbrücken und
Nassau-Weilburg. S. zählte zum oberrheinischen Reichskreis. 1815 kam es an
Bayern, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 265; Schreibmüller, H., Burg und
Herrschaft Stauf in der Pfalz, 1913f.
Staufen (Herrschaft). S. im Breisgau wird 770
erstmals genannt (Stoufen). 1248 wird erstmals die aus dem 12. Jahrhundert
stammende Burg S. der Herren von S. erwähnt, die
den Mittelpunkt der aus Lehen der Üsenberg und der Grafen von Freiburg bzw.
Habsburgs gebildeten Herrschaft S. mit Silbergruben im Münstertal bildete. 1602
kam S. beim Aussterben der Herren an Österreich, 1806 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Noack, W., Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, 1941;
Geiges, L. u. a., Staufen und der obere Breisgau, 1967; Staufen im Breisgau.
Geschichte und Gegenwart, hg. v. Erdmann, E., 1989.
Staufer (Geschlecht). Die Anfänge der vielleicht
im Ries beheimateten und zeitweilig mit der Würde der Pfalzgrafen von Schwaben
bekleideten (oder vielleicht auch aus dem Elsass stammenden) S. reichen bis in
die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Stammsitz war zunächst Büren
(Wäschenbeuren), nach dem sich Friedrich von Büren († 1055) benannte, der durch
seine Heirat mit Hildegard von Egisheim Güter im Elsass (Schlettstadt, Teile
des Hagenauer Forstes) gewann. Sein Sohn Friedrich († 1105) erhielt als
Schwiegersohn König Heinrichs IV. 1079 im Gefolge des Investiturstreites das Herzogtum
Schwaben und erbaute die namengebende Burg Stauf
auf dem Hohenstaufen bei Göppingen. 1125/1138 erlangten die S., die auch die
1108 letztmals genannten Grafen von Comburg (Komburg) beerbten, das Erbe der
Salier, 1138 mit Konrad III. den deutschen Thron. Unter (Kaiser) Friedrich I.
Barbarossa wurden Schwaben, Elsass, das Rhein-Maingebiet, Ostfranken,
Oberpfalz, Egerland (Aussterben der Diepoldinger 1146), Vogtland, Pleißenland,
das nördliche Thüringen und der Harzraum um Goslar Königslandschaften. In
Schwaben fielen zusätzlich die Güter Welfs VI. (1179/1191) und der Grafen von
Pfullendorf (1180) an. 1184/1186 gelang die Eheverbindung Heinrichs VI. mit
Konstanze von Sizilien, das 1189/1194 gewonnen wurde. Der frühe Tod Heinrichs
VI. (1197) und der Thronstreit Philipps von Schwaben mit dem Welfen Otto IV.
nach der Doppelwahl von 1198 erschütterten die staufische Herrschaft dann
allerdings zutiefst. Hinzu kam, dass Friedrich II. zwar sein normannisches
Erbgut in einen zentralistischen Beamtenstaat umwandelte, in Deutschland aber
durch die Fürstengesetze von 1220 (Confoederatio cum principibus
ecclesiasticis) bzw. 1231/1232 (Statutum in favorem principum) die Rechte der
Landesherren festigte. Nach Friedrichs II. Tod (1250) sowie seines Sohnes
Konrad IV. Tod (1254) zerfiel die Herrschaft der Staufer in Deutschland. Bei
ihrem Aussterben 1268 (Enthauptung Konradins, des Sohnes Konrads IV., in
Neapel) fielen die Güter in verschiedene Hände.
L.: Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, Württemberg. Vjh.
N.F. 1930; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Steuermann, H., Die
Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III.
1079-1152, 1939; Maschke, E., Das Geschlecht der Staufer, 1943; Bosl, K., Die
Reichsministerialität der Salier und Staufer, 1950/19511, Neudruck 1968/1969;
Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994; Schwarzmaier, H., Die Heimat der Staufer,
1976; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer,
T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Engels, O., Staufer, LexMA
8 1996, 76; Staufische Stadtgründungen am Oberrhein, hg. v. Reinhardt, E. u.
a., 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 195; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher,
M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v.
Seibert, H. u. a., 2007.
Steckelberg (Herren). Die seit 1131 nachweisbaren Herren von S. errichteten um die Burg S. bei Vollmerz eine stattliche Herrschaft, die seit 1276 an die Hanau sowie die Hutten und Thüngen kam. 1383 starben die Herren aus.
Steenhuize s. Steenhuysen (Fürstentum).
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Steenhuysen, Steenhuize (Fürstentum). Am Ende des
18. Jahrhunderts zählte das Fürstentum S. über die Grafschaft Flandern zum
burgundischen Reichskreis.
L.: Wallner 701 BurgRK 1.
Steiermark (Mark, Herzogtum, Bundesland). In das
Gebiet zwischen den nördlichen Kalkalpen, dem oststeirischen Hügelland und dem
pannonischen Tiefland, das schon in der Altsteinzeit besiedelt war, wanderten
im 1. Jahrtausend n. Chr. die Noriker ein, mit denen sich später die keltischen
Taurisker vermischten. 15 v. Chr./45 n. Chr. wurde das Land von den Römern
erobert und als römische Provinz Noricum eingegliedert. Nach dem Durchzug
verschiedener Germanenstämme während der Völkerwanderung wurde es seit 582
weitgehend von Slawen (Slowenen) besiedelt. 772 wurde es von Bayern besetzt und
788 dem fränkischen Reich einverleibt. Nach zeitweiliger Herrschaft der Ungarn
wurde nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) 976 das Herzogtum Kärnten
gebildet. Die zu Kärnten gehörige Kärntnermark (Mark an der Mur 970, marchia
Carantana, karantanische Mark mit dem Mittelpunkt Hengistburg bei Wildon)
unterstand zunächst bis 1035 den Grafen von Eppenstein, dann den Grafen von
Wels-Lambach und seit etwa 1050/1056 den Markgrafen aus dem Geschlecht der
Grafen von Traungau (Otakare) mit dem Sitz Steyr (Styraburg). 1122 wurde sie
mit der Obersteiermark verbunden. Die Markgrafen Leopold (1122-1129) und
Ottokar III. (1129-1164) setzten unter Beerbung der Grafen von Eppenstein
(1122), Sponheim (1147, u. a. Mark an der Drau) und Formbach-Pitten (1158) ihre
Herrschaft durch und schufen die nun nach der Burg
Steyr benannte Markgrafschaft S. 1180 wurden beim Sturz Heinrichs des Löwen
Obersteiermark und Mittelsteiermark zum Herzogtum erhoben und damit
lehnsrechtlich von Bayern, zu dem sie zwischenzeitlich gelangt waren, gelöst.
1186/1192 fiel dieses Herzogtum nach dem Aussterben der Traungauer auf Grund
eines Erbvertrages von 1186 (Georgenberger Handfeste) an die verwandten
Babenberger. Nach deren Aussterben 1246 kam die 1236 als Reichsland bezeichnete
S. 1251 an König Ottokar II. von Böhmen, 1254 nach Aufteilung durch
Vereinbarung an Ungarn (Gebiete zwischen Enns und Hausruck sowie um
Pitten-Wiener Neustadt an Österreich), von 1260 bis 1276 an Böhmen und 1282
durch König Rudolf von Habsburg an Habsburg. Etwa zu dieser Zeit war auch der
innere Ausbau durch deutsche Siedler vollendet. 1311 kam das Sanntal hinzu.
1379 gelangte die S. an die leopoldinische Nebenlinie Habsburgs, 1411 an den
steirischen Zweig mit Sitz in Graz (S., Kärnten, Krain, Inneristrien, Triest).
Dieser gewann bis 1493 alle habsburgischen Länder, von denen die 1456 um die
Grafschaft Cilli und 1482 um das Gebiet von Windischgraz vermehrte S. durch
zahlreiche Einfälle der Türken (seit 1471) und Ungarn verwüstet wurde. Von 1564
bis 1619 gehörte die S. zu den innerösterreichischen Ländern (Innerösterreich)
mit weitgehender Selbständigkeit. 1585 gründete Erzherzog Karl die Universität
Graz. Im 18. Jahrhundert wurden die Reste der innerösterreichischen
Sonderstellung beseitigt. 1919/1920 kam das südliche, zu 86% von Slowenen
besiedelte Drittel der S. (Untersteiermark) an Jugoslawien, während die übrige
S. als Bundesland bei der Republik Österreich verblieb. Von 1938 (22. 5. 1938)
bis 1945 war das 3965 Quadratkilometer umfassende Bundesland Burgenland mit der Hauptstadt Eisenstadt zwischen
Niederösterreich (Niederdonau) und Steiermark (Südburgenland mit Güssing,
Jennersdorf, Oberwart) aufgeteilt. Ab April 1941 unterstand die 1918 von
Österreich getrennte Untersteiermark (erweitert um die Save-Gebiete und sechs
oberkrainische Gemeinden sowie verringert um das Gebiet Prekmurje)
rechtstatsächlich dem Gauleiter der Steiermark als dem Leiter der eingesetzten
Zivilverwaltung des Deutschen Reiches und war damit vorübergehend wieder der S.
eingegliedert.
L.: Wolff 27; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) G4, II 66 (1378) H5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) F5; Lechner,
K., Steiermark (Karantanische Mark), (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Schmutz, K., Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark, Bd. 1ff.
1822f.; Urkundenbuch des Herzogthums Steiermark, hg. v. Zahn, J. v., Bd. 1ff. 1875ff.;
Zahn, J. v., Ortsnamenbuch der Steiermark im Mittelalter, 1893; Pirchegger, H.,
Die Pfarren als Grundlage der politisch-militärischen Einteilung der
Steiermark, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen
Alpenländer, (in) Archiv für österr. Gesch. 102 (1913); Mell, A./Pirchegger,
H., Steirische Geschichtsbeschreibungen als Quellen zum historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, Beitr. z. Erforschung steirischer
Geschichtsquellen 37-40 (1914); Pirchegger, H., Steiermark, (in) Erläuterungen
zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1917, 1957; Mell, A.,
Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark, Bd.
1f. 1929; Heimatatlas der Steiermark, hg. v. hist. Ver. d. Steiermark, 1946-1949;
Mayer, F./Kaindl, R./Pirchegger, H., Geschichte der Steiermark, Bd. 1ff. 4./5.
A. 1958ff.; Atlas der Steiermark, hg. v. d. steiermärkischen Landesregierung,
Redaktion Morawetz, S./Straka, M., 1949-1970, Erläuterungen 1973; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50, III, 25, 31, Steiermark,
Landname, Stirlant; Pirchegger, H., Die Untersteiermark in der Geschichte ihrer
Herrschaften und Gülten, Städte und Märkte, 1962; Stock, K., Bibliographien,
Sammelbibliographien und andere geographische Hilfsmittel der Steiermark, 1969;
Die Steiermark. Land, Leute, Leistung, hg. v. Sutter, B., 1971; Paschinger, H.,
Steiermark, 1974; Das Werden der Steiermark, hg. v. Pferschy, G., 1980;
Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg.
v. Pickl, O., 1992; Amon, K./Liebmann, M., Kirchengeschichte der Steiermark,
1993; Obersteiner, G., Theresianische Verwaltungsreformen im Herzogtum
Steiermark, 1993; Ebner, H., Steiermark, LexMA 8 1996, 95ff.; Karner, S., Die
Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark,
2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004; Moll, M., Die
Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014.
Stein (Herrschaft). Seit 1233 nannten sich
Herren von S. nach der vermutlich noch im 12. Jahrhundert erbauten Burg S. an der Zwickauer Mulde. Als Lehen der Grafen
von Hartenstein/Burggrafen von Meißen hatten sie
Beierfeld, Sachsenfeld, Grünhain, Holzenhain (Holzenheim) und Westerfeld.
1406/1439 ging S. mit Hartenstein an die Schönburg über. Am Ende des 18.
Jahrhunderts zählte die Herrschaft über die Fürsten Schönburg-Waldenburg zum
obersächsischen Reichskreis. Über Sachsen kam S. von 1949 bis 1990 zur
Deutschen Demokratischen Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a.
Stein, Stein zu Nassau (reichsunmittelbare
Herrschaft). Seit 1234 nannte sich eine als Burgmannen
im Dienste der Grafen von Nassau stehende Freiherrenfamilie nach ihrer Burg S.(im Stadtgebiet von Nassau) an der unteren
Lahn. Sie bildete aus den südwestlich und westlich von Nassau gelegenen Dörfern
Schweighausen (belegt mit Landeshoheit vor 1361, seit 1427 Lehen Nassaus mit
Landeshoheit und Grundherrlichkeit) und Frücht (1613 von Nassau-Diez und
Nassau-Saarbrücken erworben) eine kleine Herrschaft mit Gütern in fast 50
Orten. Sie war reichsritterschaftliches Gebiet im Kanton Mittelrheinstrom des
Ritterkreises Rhein. 1806 fiel sie an Nassau-Usingen und damit S. 1866 an
Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz. 1831 starb die Familie mit Friedrich Karl
Freiherr vom und zum S. aus.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Winkelmann-Holzapfel 164.
Steinegg (Herrschaft), Steineck. Herren von Stein
erscheinen in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Ihre Burg
mit zugehöriger Herrschaft bei Pforzheim gelangte über die Gemmingen an den
Markgrafen von Baden, der die Gemmingen seit 1448 mit S. belehnte. Hinzu kam
die Herrschaft Hagenschieß. Das sog. Gemmingensche Gebiet gehörte zum
Ritterkanton Neckar des Ritterkreises Schwaben. Innerhalb Badens war es bei
Baden-Durlach. 1839 verkauften die Freiherren das Gebiet an Baden, mit dem es
1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.
L.: Roemer, H., Steinegg, ein Familienbuch, 1934; Hölzle, Beiwort 38.
Steinfurt (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1129
erwähnten Burg S. (Stenvorde, Burgsteinfurt) an der Aa im Norden der Münsterschen
Bucht nannten sich Edelherren von S., die eine aus Grundrechten, Vogteirechten
und Gerichtsrechten bestehende Herrschaft aufbauten (Kirchspiel Steinfurt,
Vogtei über Borghorst ab 1270, Freigrafschaft Laer, Amt Rüschau ab 1279, Gronau
1365). 1357 wurde Laer an das Reich aufgetragen. Nach dem Aussterben der Herren
fiel die Herrschaft S. über die Erbtochter 1421 an Everwin von Götterswick, der
im gleichen Jahr die Grafschaft Bentheim erbte, und damit an die Grafen von
Bentheim. 1454 wurden Bentheim und S. in zwei Linien verselbständigt. 1495
wurde S. zum Schutz vor dem Hochstift Münster dem Reich als Lehen aufgetragen
und zur Reichsgrafschaft erhoben. Sie zählte, vermindert um das im 16.
Jahrhundert an das Hochstift Münster gelangte Amt Rüschau, zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis und zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium. 1716 wurde sie nach einem 1547 eingeleiteten Prozess auf
Stadt und Kirchspiel Burgsteinfurt beschränkt.
1804 wurde Bentheim durch die Linie S. (Bentheim-Steinfurt) wieder mit ihr
vereinigt. 1806 kam sie mit 1,5 Quadratmeilen Gebiet zum Großherzogtum Berg,
1811 an Frankreich, 1815 an Preußen. 1946 gelangte Burgsteinfurt
an Nordrhein-Westfalen. S. Bentheim-Steinfurt.
L.: Wolff 312, 351f.; Wallner 704 WestfälRK 41; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die Territorien des Reichs 3, 182;
Castelle, F., Unse stat to Stenvorde, 1947; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1981, 171; Steinfurt.
Bibliographie, hg. v. Pries, H., 1989; Hemann, F., Steinfurt, LexMA 8 1996, 99.
Steinkallenfels (Burgen,
Ganerbschaft). Die im Hahnenbachtal bei Kirn an der Nahe gelegenen Burgen Stein und Kallenfels erscheinen erstmals 1211.
Im 14. Jahrhundert gehörten sie zusammen mit der Burg
Stock ritterschaftlichen Ganerben.
L.: Ohlmann, M., Die Ganerbenburg Steinkallenfels, 1930, Beiträge zur
Geschichte des Nahegaues Nr. 2.
Steinkallenfels (Reichsritter). Die im Hahnenbachtal bei
Kirn an der Nahe gelegenen Burgen Stein und
Kallenfels erscheinen erstmals 1211. Im 14. Jahrhundert gehörten sie zusammen
mit der Burg Stock ritterschaftlichen Ganerben.
Im 18. Jahrhundert zählte die nach S. benannte Familie wegen Dörrmoschel mit
Teschenmoschel zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Der letzte
Freiherr von und zu S. starb 1778.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Ohlmann, M., Die Ganerbenburg
Steinkallenfels, 1930, Beiträge zur Geschichte des Nahegaues Nr. 2.
Sternberg (Grafschaft). Nach der spätestens um
1240 erbauten Burg S. im Extertal östlich Lemgos
bei Lippe nannte sich von 1243 bis 1377 eine Nebenlinie der Grafen von
Schwalenberg, die um 1240 die Güter im Nordwesten der Grafschaft Schwalenberg
zwischen Rinteln und Detmold, Herford und Pyrmont einschließlich der
Klostervogteien über Herford und Möllenbeck sowie Kölner Lehen und Pfänder
übernommen hatte. Die Grafschaft S. mit dem Hauptort Bösingfeld wurde 1370 von
den letzten Grafen von S. an die verwandten Grafen von Schaumburg veräußert und
von diesen 1400 teilweise (Barntrup, Salzuflen) und 1405 ganz an Lippe verpfändet.
1640 starb das Haus Schaumburg aus. Oberlehnsherrliche Rechte, die das
Hochstift Paderborn in Anspruch nahm, konnten erst nach einem langwierigen
Prozess 1788 durch Vergleich von Lippe abgefunden werden. Lippe selbst hatte
das Amt S. von 1733 bis 1771 an Hannover verpfändet. Innerhalb Lippes gehörte
S. zu Lippe-Detmold. S. a. Schwalenberg.
L.: Wolff 349; Weber, W., Die Grafschaft Sternberg, 1928; Forwick, F., Die
staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963.
Sternberg (Land). Nach 1250 erbaute das Erzstift
Magdeburg am Schnittpunkt alter Straßen im Land Lebus die 1300 erstmals
erwähnte Burg S. Das umliegende Gebiet kam 1287
pfandweise an Brandenburg und von dort um 1450 bis 1724 an die Winning. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte das 42 Quadratmeilen umfassende Land S., das die
unmittelbaren Städte Drossen und Reppen, die Ämter Frauendorf, Bischofsee und
Neuendorf, das Johanniterritterordensherrenmeistertum Sonnenburg, die
Kommenturei Lagow und die Lehnstädte S. und Königswalde umfasste, über die
Markgrafen von Brandenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Brandenburg
kam S. 1945 (Verwaltung) bzw. als Folge der deutschen Einheit 1990
(vollständig) an Polen. S. Polen.
L.: Wolff 390f.; Wallner 708 ObersächsRK 1; Freier, W., Das Land Sternberg,
1892.
Sterneck (Herrschaft). Bald nach 1250 erbauten
die Herren von Brandeck die Burg S. bei
Freudenstadt. Sie wurde Mittelpunkt einer zum schwäbischen Reichskreis
gehörigen Herrschaft. Diese kam 1750 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Schlumpberger, E., Die Geschichte der
Herrschaft Sterneck von ihren Anfängen bis 1806, 1952.
Stettenfels (Herrschaft). Die Burg S. bei Heilbronn war Mittelpunkt einer Herrschaft
der Grafen von Calw, die nach 1140 an Weinsberg kam. 1277 wurden die Güter der
Pfalz zu Lehen aufgetragen. Über die Hirschhorn, Sturmfeder, Helmstadt,
Adelsheim, Thumb von Neuburg und Hürnheim gelangte sie 1351 durch Kauf an die
Grafen Fugger, denen gegenüber nach 1504 wieder 1556 Württemberg als Lehnsherr
auftrat. 1747 wurde die zum schwäbischen Reichskreis gehörige Herrschaft (mit
Obergruppenbach, Untergruppenbach, Donnbronn, Wüstenhausen) an Württemberg
verkauft, über das die Güter 1951/1952 an Baden-Württemberg kamen.
L.: Wolff 161; Wallner 684 SchwäbRK 1; Frank, J. R., Burg
Stettenfels, 1958.
Stettin (Herzogtum, Residenz des Herzogs von
Pommern). In S. an der Odermündung reichen slawische Siedlungsspuren bis in die
zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Im 11. Jahrhundert entwickelte sich
der Ort mit Burg und Markt zur größten Siedlung
Pommerns, in der die Herzöge aus dem Haus der Greifen ihren Sitz nahmen. Ab
1124/1128 wurde das zu dieser Zeit erstmals auch in der Überlieferung genannte
S. christianisiert. Dem folgte der Zuzug zahlreicher deutscher Siedler.
1237/1243 erhielt S. Magdeburger Stadtrecht. 1295 entstand durch Erbteilungen
Pommerns das Herzogtum S. (1478 war Pommern wieder vereinigt, wurde aber 1523
wieder geteilt.) 1529 wurde in S. die Reformation eingeführt. Im
Dreißigjährigen Krieg fiel S. an Schweden, 1720 mit Vorpommern, das 1815 den
Regierungsbezirk S. bildete, an Preußen. 1945 wurde es stark zerstört und kam
unter Verwaltung Polens, an das S. 1990 als politische Folge der deutschen
Einheit gelangte. S. a. Pommern-Stettin.
L.: Wolff 404; Wehrmann, M., Geschichte der Stadt Stettin, 1911; Wehrmann, M.,
Geschichte von Pommern, 2. A. 1921; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A.
1965; Kunkel, O./Reichow, H., Stettin, so wie es war, 1975; Völker, E.,
Stettin, 1986; Zilm, F., Geschichte der Festung und Garnison Stettin, 1988;
Piskorski, J., Stettin, 1994; Piskorski, J./Wachowiak, B./Wlodarczyk, S.,
Stettin, LexMA 8 1996, 140; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 554.
Steyr (Herrschaft). An der Mündung der S. in
die Enns wurde auf altem Siedlungsboden zur Sicherung des Reiches gegen die
Ungarn eine um 972/985 erstmals genannte Burg
(Stirapurhc) errichtet. Sie unterstand den Grafen von Traungau und wurde
zusammen mit der Herrschaft S. 1180 von Bayern gelöst und als Reichslehen mit
dem Herzogtum Steiermark verbunden, das 1186/1192 auf die babenbergischen
Herzöge von Österreich überging.
L.: Wolff 27; Pritz, F., Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer, 1837;
Ofner, J., Die Eisenstadt Steyr, 1956; Ennsthaler, W., Steyr, 1966; Doppler,
C., Reformation und Gegenreformation in ihrer Auswirkung auf das Steyrer
Bürgertum, 1977; Brandl, M., Neue Geschichte von Steyr vom Biedermeier bis
heute, 1980; Ofner, J., Steyr. Kurzer geschichtlicher und kultureller
Überblick, 1980.
Stolberg (Grafen, Grafschaft [, Fürsten9). In S.
am Südharz bei Sangerhausen wurde vermutlich im 10./11. Jahrhundert eine Burg und im 12. Jahrhundert eine Bergbausiedlung
begründet. Nach S. benannten sich seit 1210 (Stalberg) die von den Grafen von
Hohnstein oder den Grafen von Kirchberg abstammenden Grafen von S., die um 1200
erstmals bezeugt sind. Ihre Güter lagen vornehmlich östlich des Harzes (S.,
Hayn, 1341 Rossla, Bennungen, 1417 untere Grafschaft Hohnstein, 1413/1417
Kelbra und Heringen gemeinsam mit Schwarzburg, 1443 Heringen, 1465
Questenberg). 1548 teilte sich das Haus nach der 1539 eingeführten Reformation
in eine rheinische, 1631 erloschene Linie und eine Harzer Linie. Diese zerfiel
1645 in die sich nach dem von ihnen 1429 erlangten Wernigerode nennende Linie
Stolberg-Wernigerode und in die Linie Stolberg-Stolberg. Von
Stolberg-Wernigerode zweigte sich 1677 die 1742 zu Reichsfürsten erhobene, 1804
erloschene Linie Stolberg-Gedern ab, von Stolberg-Stolberg 1706
Stolberg-Rossla, das 1893 gefürstet wurde. Das Gebiet der etwa 5,5
Quadratmeilen großen Grafschaft S. teilten sich im 18. Jahrhundert die Linien
Stolberg-Stolberg (Stadt und Amt S., Amt Hayn) und Stolberg-Rossla (Ämter
Rossla, Questenberg, Ebersburg, Bärenrode [Berenrode] und Wolfsberg). Die
Grafen von S. (Stolberg-Stolberg) waren im Wetterauer Reichsgrafenkollegium und
im obersächsischen Reichskreis. 1738 mussten sie eine Oberhoheit und
Lehnshoheit Sachsens anerkennen. Nach § 17 des Reichsdeputationshauptschlusses
vom 25. 2. 1803 erhielten sie für die Grafschaft Rochefort und ihre Ansprüche
auf Königstein eine Rente von 30000 Gulden. 1803 wurden die Grafen von S.
mediatisiert. Ihre Güter kamen an Sachsen (Kursachsen), 1807 an das Königreich
Westphalen, (Stolberg-Stolberg) 1815 zu Preußen (Provinz Sachsen) und 1945
(sowie erneut 1990) zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 416; Wallner 710 ObersächsRK 17 a, b; Gringmuth-Dallmer, H.,
Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Stolberg-Wernigerode,
B. Graf zu, Geschichte des Hauses Stolberg, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1883;
Regesta Stolbergica, hg. v. Mülverstedt, G. v., 1885; Katalog der fürstlich
Stolberg-Stolbergischen Leichenpredigtsammlungen, hg. v. Wecken, F., Bd. 1ff.
1927ff.; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode, 1929;
Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Zöllner, W., Stolberg, LexMA 8
1996, 190.
Stolberg-Gedern (Grafen, Fürsten, Reichsfürsten). Gedern
bei Büdingen kam 780 an Lorsch. Die Burg Gedern
wurde von den von den Herren von Büdingen abstammenden Herren von Ortenberg
errichtet. Ihre Güter fielen an die Herren von Breuberg, die 1316 dem Erzstift
Trier die Hälfte Gederns zu Lehen auftrugen, 1323 an die Trimberg, 1376 an die
Eppstein-Königstein und 1535 an Stolberg. Seit 1677 war Gedern Sitz der 1742
gefürsteten Linie S., die 1804 von Stolberg-Wernigerode beerbt wurde. 1806 kam
Gedern zu Hessen-Darmstadt und von dort zu Isenburg, 1816 wieder zu
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen. S. Stolberg.
L.: Zeumer 553 II b 60, 11; Thomée, H., Chronik der Stadt Gedern, 1956;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 322.
Stollberg (Herrschaft). Um die am Ende des 12.
Jahrhunderts errichtete Burg Hoheneck am
Erzgebirge entstand die Herrschaft S. südlich von Chemnitz. Nach 1300 gelangte
sie von den Herren von Tegkwitz/Burggrafen von
Starkenberg an die Herren von Schönburg, 1367 an Böhmen, 1397 an Schwarzburg
und 1423 an die Markgrafen von Meißen, die sie von 1437 bis 1564 in fremde
Hände gaben. Über Sachsen kam S. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik.
L.: Wolff 379; Löscher, H./Voigt, J., Heimatgeschichte der Pflege Stollberg,
1931ff.
Stolp („Pfosten, Wehr“) (Land, Herzogtum,
Residenz des Herzogs von Pommern). Das Gebiet zwischen Stolpe und Leba wurde am
Anfang des 13. Jahrhunderts von den Ratiboriden, einer Nebenlinie der Herzöge
von Pommern, beherrscht und kam nach deren Aussterben 1228 an die Fürsten von
Danzig. Burg und Siedlung S. an der Stolpe
wurden erstmals 1236/1269 erwähnt. Das Land fiel 1307/1309 an Markgraf Waldemar
von Brandenburg, der dem Ort S. 1310 Stadtrecht Lübecks verlieh. 1317 kam das
Land an Pommern, das die Stadt S. mehrfach an den Deutschen Orden verpfändete
und das zeitweise unter einer Teillinie Pommern-Wolgasts verselbständigte Land
1459/1463 zwischen Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin aufteilte. 1648 fiel S.
an Brandenburg. Seit 1945 stand es unter Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 406; Bonin, R., Geschichte der Stadt Stolp, Bd. 1 (bis 1550), 1910;
Laudan, O., Geschichte des Grundbesitzes der Stadt Stolp, 1925; Kuschfeldt, W.,
Herzogthum zur Stolpe, 1960; Pagel, K., Stolp in Pommern - eine ostdeutsche
Stadt, 1977; Schmidt, R., Stolp, LexMA 8 1996, 192; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 557.
Storkow (Herrschaft). 1209 wird der Burgward Sturkuowe am Storkower See südlich
Fürstenwaldes erstmals erwähnt. Er wurde bald ein Mittelpunkt der Herrschaft S.
der Ministerialen von Strehla an der Elbe, die 1382 an die Herren von
Biberstein kam, die auch die Herrschaft Beeskow hatten. 1490 wurde sie an die
Herzöge von Sachsen verpfändet, 1518 für 45000 Gulden an das Hochstift Lebus
verkauft. 1556/1557 veräußerte der Administrator des Hochstifts sie an den
verwandten Markgrafen Johann von Küstrin. 1575 kam sie an Brandenburg. Sie
gehörte dem obersächsischen Reichskreis an. Über Brandenburg fiel S. von 1949
bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Wallner 708 ObersächsRK 1; Schultze, W., Chronik der Stadt
Storkow, 1897; Petersen, C., Geschichte des Kreises Beeskow-Storkow, 1922.
Stotel (Grafen). Die Burg
S. an der Lune war Sitz der Grafen von S. Nach deren Aussterben um 1350 fiel S.
an das Hochstift Bremen, wurde aber häufig verpfändet. Über Hannover und
Preußen (1866) kam S. an Niedersachsen.
L.: Wolff 431.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die
Römer errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das Lager
Argentorate, aus dem sich ein bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit
dem 4. Jahrhundert, urkundlich seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in Zabern, von 1789 bis 1803 in
Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen Amtes gewesen war,
residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass (Unterelsass) den Titel
Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen nach einer
Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld, Dachstein, Kochersberg,
Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern im Unterelsass, das Amt
Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein (Freudstein) und
Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter Ettenheim, Oberkirch
und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit
Frankreichs über die linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen
die linksrheinischen Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert.
Die rechtsrheinischen Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit
6,5 Quadratmeilen und 60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946;
Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F.,
1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615, 1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 494.
Straubing (Burg,
Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz des Herzogs von Bayern). Auf älterem
Siedlungsland am römischen Limes wurde im früheren keltorömischen Sorviodurum
vermutlich um 550 eine neue Siedlung der Bayern errichtet, die über den Herzog
von Bayern 788 an den König der Franken fiel. 1029 kam der Königshof von
Bischof Bruno von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet erhob
der Herzog von Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des
Herzogtums Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von
1353 bis 1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in
dem Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute
Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die
letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und
alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die
Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 566.
Streitberg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
zählten die S. zum Kanton Gebirg des Ritterkreises Franken. Außerdem waren sie
im 17. Jahrhundert im Kanton Baunach und im Kanton Steigerwald immatrikuliert.
Die vor 1124 errichtete Burg S. bei
Ebermannstadt war 1285 in Händen der Schlüsselberg, 1347/1360 bei Bamberg und
Würzburg, doch hatten die Ritter von S. 1350 bereits wieder einen Anteil
erlangt. 1460 kam ein Teil als Lehen an Kloster Saalfeld, ein weiterer an die
Markgrafen von Ansbach und Bayreuth (endgültig 1538). Später fiel S. an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 109; Rahrbach 259; Pfeiffer 196, 209; Bechtolsheim 14;
Riedenauer 127.
Strelitz (Burg,
Herrschaft) s. Mecklenburg-Strelitz.
L.: Wolff 443.
Stromberg s. Faust von S. S. (1177 Edelherren von
Rüdenberg Burggrafen) gelangte später an den
Bischof von Münster.
L.: Leidinger, P., Zur Geschichte von Burg und Burggrafschaft Stromberg. Eine um 1082 im salischen
Reichsinteresse erbaute Landesfestung?, Westfäl. Zs. 157 (2007), 9ff.
Stuben (Reichsritter). Von 1640 bis 1737
(zuletzt mit dem württembergischen Geheimen Rat Johann Joseph Anton von S.,
Herrn zu Zimmern unter der Burg und Hausen am
Tann) waren die S. Mitglied des Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau
des Ritterkreises Schwaben.
L.: Hellstern 215.
Stubenberg (Grafen). Nach der um 1160 angelegten Burg S. bei Hartberg in Österreich nannten sich die
Grafen von S., die im 16. Jahrhundert als Feinde des Kaisers ihre Güter
verloren. 1632 kam S. an die Herberstein, im 19. Jahrhundert an die Wurmbrand.
L.: Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte Herrschaft der Herren bzw. Grafen von
S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren von Küssaberg,
nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des Bischofs von Konstanz
an die Herren von Lupfen, welche die Burg
Hohenlupfen nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war S.
Hauptort der seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten
Landgrafschaft S., in der 1524 der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die
Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und
beim schwäbischen Reichskreis hatte, an die Marschälle von Pappenheim und 1639
über die Erbtochter des letzten Pappenheim aus der Linie S. zusammen mit der
Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6
Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern Gebiet, das die eigentliche
Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die Herrschaft Hewen mit dem
Schloss Hohenhewen und Engen umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Sulau (Minderherrschaft). Die freie
Minderherrschaft S. in Niederschlesien war ursprünglich ein Teil von Militsch.
1595 gelangte sie an die Burggrafen zu Dohna,
dann über die Freiherren von Maltzan und die Grafen Burghaus
an die Troschke. 1742 fiel sie an Preußen (Provinz Niederschlesien). 1945/1990
kam Sulau zu Polen.
L.: Wolff 487.
Sulz (Grafen). Das nach einer Salzquelle
benannte S. am Neckar wurde 790 in einer Gabe an Sankt Gallen erstmals erwähnt.
1095 wurden Grafen von S. genannt, die auf der Burg
Albeck oberhalb Sulzs saßen, die 1688 zerstört wurde. Sie verloren rasch einen
großen Teil ihrer Güter. 1408 erwarb Graf Rudolf von S. als Schwiegersohn des
letzten Grafen von Habsburg-Laufenburg die Landgrafschaft im Klettgau an der
unteren Wutach. 1482/1497 erlangten die Grafen vom Hochstift Konstanz Schloss
und Stadt Tiengen und die Küssaburg, 1510 durch Kauf die Herrschaften Vaduz,
Schellenberg und Blumenegg. 1687 fiel die aus den Ämtern Jestetten und Tiengen
bestehende Landgrafschaft über die Erbtochter an die Fürsten von Schwarzenberg,
1805/1806 an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. selbst stand
schon 1251 infolge Erbanfalls den Herren von Geroldseck zu, von denen es bis
1473 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Zeumer 553 II b 61, 7; Schöpfer, K., Solbad und Luftkurort Sulz
im württembergischen Schwarzwald, 1928; Schäfer, V., Die Grafen von Sulz, Diss.
phil. Tübingen 1969; Sulz, 1984; Eberl, I., Sulz, LexMA 8 1996, 304.
Sulzbach (Grafen, Grafschaft). Zu Anfang des 11.
Jahrhunderts entstand auf einem felsigen Kalkberg die Burg
S., nach der sich seit 1071 Grafen von S. nannten, die von dem Babenberger
Herzog Ernst I. von Schwaben († 1015) und der Konradinerin Gisela abstammen und
deren Stammvater Berengar 1003 Graf im Nordgau war. Neben Eigen hatten sie
Lehen Bambergs im westlichen Nordgau und in Österreich sowie die Vogtei über
das Hochstift Bamberg. 1057 gewannen sie weitere Güter aus dem Erbe der
ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt. 1071 wurden sie erstmals als Grafen
genannt. 1188 erlosch das Geschlecht. Seine Güter fielen an die Staufer und
verwandte bayerische Adelsgeschlechter, vor allem die Grafen von Hirschberg.
Die Grafschaft S. kam 1269 teilweise, nach dem Aussterben der Grafen von
Hirschberg 1305 vollständig an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, 1329
an deren pfälzische Linie. Von 1349/1353 bis 1373 war S. unter Karl IV.
Hauptort der luxemburgischen Güter der Krone Böhmens in der Oberpfalz
(Neuböhmen), kam dann aber wieder an Bayern zurück. 1505 wurde es nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg Teil Pfalz-Neuburgs, von 1610/1616/1656 bis 1742 Sitz
des Fürstentums Pfalz-Sulzbach. Danach fiel das zum bayerischen Reichskreis
zählende) S. infolge (der Beerbung der Pfalz bzw. Pfalz-Neuburgs durch
Pfalz-Sulzbach 1742 und) der Beerbung Bayerns durch die Pfalz 1777
(Pfalz-Sulzbach) wieder mit Bayern zusammen. S. Pfalz-Sulzbach.
L.: Wolff 141; Wallner 712 BayRK 5; Gack, G., Geschichte des Herzogthums
Sulzbach, Neudruck 1988; Pfeiffer, R./Wiedemann, H., Sulzbach in der deutschen
Geschichte, 1965; Piendl, M., Herzogtum Sulzbach, Landrichteramt Sulzbach,
Oberpfälzer Heimat 14 (1970); Sturm, H., Das wittelsbachische Herzogtum
Sulzbach, 1980; Schmid, A., Sulzbach, LexMA 8 1996, 304; Dendorfer, J., Adelige
Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2004; Hochmittelalterliche Adelsfamilien
in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005.
Sundgau (Gau, Grafschaft, Sundgouwe). Vermutlich
schon in merowingischer Zeit wurde zwischen Vogesenkamm, Rhein, Thur und Birs
der 899 erstmals genannte S. (Südgau, im Gegensatz zum Nordgau, Grenze bei
Schlettstadt, seit dem 8. Jahrhundert Landgraben nördlich von Colmar) gebildet,
in dem wahrscheinlich zu Beginn des 9. Jahrhunderts eine Grafschaft entstand.
Diese Grafschaft S. (Grafschaft Oberelsass im Gegensatz zur nördlich der Thur
gelegenen Landgrafschaft Oberelsass) war vielleicht schon im 11. Jahrhundert
bei den Vorfahren der Grafen von Habsburg. 1135 erwarben die Grafen von
Habsburg die Landgrafschaft, 1324 die Grafschaft Pfirt. Später blieben nur
Horburg, Reichenweier (1324 durch Kauf an Württemberg), die Rufacher Mundat
(Hochstift Straßburg), Mülhausen und die Abtei Murbach außerhalb der Herrschaft
Habsburgs, die seit 1250 ihren Sitz in Ensisheim hatte. Danach wurde S. die
Bezeichnung für die Güter Habsburgs im Elsass. Von 1469 bis 1474 ließ sich das
Herzogtum Burgund die Grafschaft S. von Habsburg
verpfänden, 1648 kam sie an Frankreich.
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Die alten
Territorien des Elsass (Statistische Mitteilungen über Elsass-Lothringen, 27
[1896]); Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 3 1901ff.; Müller, C.,
Mittelalterliche Städte im Sundgau und Elsgau, Alemann. Jb. 1958; Polenz, P.
v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 9, 36, 37, S. 255, Sundgouwe,
Sundgau, Oberelsass; Reinhard, E., Die Siedlungen im Sundgau, 1965; Moreau, J.,
Dictionnaire, de géographie historique, 1972, 262; Stintzi, P., Die
habsburgischen Güter im Elsass, (in) Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A.
1978; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Schuler, P., Sundgau,
LexMA 8 1996, 323f.
Tänzl von Tratzberg, Tenzel, Tandlin
(Freiherren, Reichsritter). Die aus dem Innsbrucker Bürgertum stammenden Tänzl
waren spätestens seit 1441 Gewerken im Silberbergbau von Schwaz. Um 1500
erwarben sie die schon am Ende des 13. Jahrhunderts urkundlich erwähnte,
1490/1491 abgebrannte Burg Tratzberg bei Schwaz,
gaben die Burg nach eindrucksvollem Wiederaufbau
1554 aber an die Augsburger Patrizier Ilsung. Im 18. Jahrhundert zählten die
Freiherren T. mit halb Bissingen zum Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Vorübergehend
gehörten sie auch dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an.
L.: Hölzle, Beiwort 59; Riedenauer 127; Enzenberg, S. Graf, Tratzberg, 2000.
Tarasp, Trasp, Trafft (Herrschaft). Die Burg T. im Unterengadin stammt aus dem 12.
Jahrhundert. Sie war Mittelpunkt der im 13. Jahrhundert den Grafen von Tirol
zugeordneten Herrschaft T. Sie gehörte nach mehrfachem Herrschaftswechsel seit
1464 zu Tirol bzw. Österreich und kam mit diesem zum österreichischen
Reichskreis. 1684 erwarben die Fürsten von Dietrichstein die 1,5 Quadratmeilen
große, als reichsunmittelbar geltende, katholisch gebliebene Herrschaft und
erlangten für sie 1686 Sitz und Stimme auf dem Reichstag. 1803 fiel T. von Österreich
an Graubünden in der Schweiz.
L.: Gumpelzhaimer 5; Wolff 49; Wallner 714 ÖsterreichRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E5; Poeschel, E., Das Burgenbuch
von Graubünden, 1929; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige
römische Reich, 2007, 322.
Tautenburg (Herrschaft). Wohl im 12. Jahrhundert
wurde inmitten ausgedehnter Wälder die Burg T.
bei Jena angelegt. 1243 belehnte Kaiser Friedrich II. die Schenken von Vargula
mit T. Seitdem nannte sich eine ihrer Linien wegen des thüringischen
Erbschenkenamtes Schenken von T. Sie erwarb im 13. und beginnenden 14.
Jahrhundert ansehnliche Güter an der mittleren Saale und der unteren Unstrut.
1343 musste T. von den Grafen von Schwarzburg, 1345 von den Markgrafen von
Meißen zu Lehen genommen werden. Nach dem Erlöschen der in T. verbliebenen
Linie 1640 zogen die albertinischen Wettiner die Herrschaft als erledigtes
Lehen ein. Nach der Reichsmatrikel von 1776 gehörte die Grafschaft T. zum
obersächsischen Reichskreis. 1815 kam die Herrschaft T. an Sachsen-Weimar. 1920
gelangte T. an Thüringen und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Gumpelzhaimer 171; Wolff 377.
Teck (Herzöge). Die Burg
T. in der Schwäbischen Alb ist erstmals 1152 bezeugt. Sie war Sitz einer vor
1187 entstandenen Nebenlinie der Herzöge von Zähringen, die sich seit (etwa
1186 bzw.) 1187 Herzöge von T. nannte, sich 1218 beim Aussterben der Herzöge
von Zähringen mit einer Geldabfindung zufriedengab und sich am Ende des 13.
Jahrhunderts in die Linien Oberndorf mit Gütern im Neckargau und Owen mit
Gütern um T. teilte. Schon früh musste die Vogtei über das Reichsgut Rottweil an
den König zurückgegeben werden. 1303 verkaufte die Linie Oberndorf ihre Hälfte
der Herrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Im Wettstreit mit Habsburg kauften
die Grafen von Württemberg 1317 die Herrschaft Rosenfeld von der Linie
Oberndorf, die 1363 verarmt ausstarb, und gewannen von 1319 bis 1323 pfandweise
und 1381/1386 endgültig das Gebiet um T. (T., Kirchheim, Verkauf der Hälfte der
Herrschaft T. durch die jüngere Linie 1381/1385). Die Linie Owen erwarb 1365
die Herrschaft Mindelheim und veräußerte 1374 die 1363 ererbte Herrschaft
Oberndorf an die Grafen von Hohenberg. Mit Ludwig von T., Patriarch von
Aquileja, starb das Geschlecht 1439 aus. 1495 verlieh König Maximilian I. wegen
der von den T. stammenden Güter den Grafen von Württemberg den Titel Herzog von
T. Das Herzogtum Württemberg und T. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts zum
schwäbischen Reichskreis. Der Sohn Alexanders von Württemberg, Graf Franz von
Hohenstein (1837-1900) erhielt 1863 den Titel Fürst von T., 1871 Herzog von T.
L.: Wolff 159; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Die schwäbische
Alb, hg. v. Wagner, G., 1958; Gründer, I., Studien zur Geschichte der
Herrschaft Teck, 1963; Wolf, A., König für einen Tag, 2. A. 1995; Wolf, A.,
Teck, LexMA 8 1996, 517f.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 40;
Götz, R., Die Herzöge von Teck, 2009.
Tecklenburg (Grafschaft). Die Burg T. südwestlich Osnabrücks im westlichen
Teutoburger Wald wurde um 1100 vermutlich von den Grafen von Zutphen erbaut.
1129 ist der vielleicht aus dem Mittelrheingebiet stammende, aus der Familie
der die Grafen von Zutphen beerbenden Grafen von Saarbrücken kommende Graf
Ekbert bzw. Egbert, 1184 der Name T. bezeugt. 1184 wurde die Burg T. an das Erzstift Köln verkauft und als Lehen
zurückgenommen. Obwohl 1173 die Vogtei über das Hochstift Münster und 1236 die
seit etwa 1180 gehaltene Vogtei über das Hochstift Osnabrück aufgegeben werden
mussten, gewannen die Grafen eine ansehnliche Herrschaft zwischen Hunte und Ems
(1189 Ibbenbüren). 1248 wurden Güter um Vechta und im Emsland an das Hochstift
Münster verkauft. 1263 starben die ekbertinischen Grafen von T. aus. Ihre Güter
fielen über eine Erbtochter (Heilwig) an die jüngere Linie der Grafen von Holland,
die sich seit dem Erwerb der Obergrafschaft Bentheim 1154/1165 Grafen von
Bentheim nannte und vor 1309 das Recht ihrer Dienstmannen besonders
aufzeichnete. 1327/1328 kam T. an die landfremden verwandten Grafen von
Schwerin, die (zwischen 1343 und) 1358 Schwerin an Mecklenburg verkauften und
den Namen T. fortführten. Um 1375 umfasste das Herrschaftsgebiet neben der an
der oberen Ems gesondert liegenden, 1365 erworbenen Grafschaft Rheda
südwestlich Bielefelds einen breiten Streifen auf dem rechten Emsufer zwischen
Münster und Lingen und Gebiete des südlichen Oldenburg mit Cloppenburg,
Friesoythe einschließlich des Saterlandes und des Hümmlings. 1385 wurde Iburg
gewonnen. Um 1400 verlor T. in Auseinandersetzungen mit den Hochstiften Münster
und Osnabrück und dem Erzstift Köln mit Cloppenburg, Friesoythe und Bevergern
bei Rheine etwa die Hälfte seines Gebiets an Münster und wurde auf zwei nur
durch einen schmalen Landstreifen verbundene Teile um Lingen und um T.
beschränkt. 1493 wurde in T. (mit Rheda) und Lingen geteilt. 1548 wurde wegen
der Zugehörigkeit des letzten Grafen der Schweriner Linie zum Schmalkaldischen
Bund Lingen entzogen und an Kaiser Karl V. als Herzog von Geldern gegeben
(1632/1633 an Oranien, 1702 an Brandenburg). 1557 kam das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende T. (mit Rheda) über eine Erbtochter wieder an Bentheim.
Dieses wurde 1606/1610 in die Linien Bentheim-Tecklenburg mit T., Rheda und
Limburg (Hohenlimburg) und Bentheim und Steinfurt geteilt. 1696 kam es zur
Wiederaufnahme von bereits 1576 vor dem Reichskammergericht begonnenen
Erbstreitigkeiten mit den Grafen von Solms-Braunfels, die durch Urteil den
größten Teil der Grafschaft T. erhielten. 1707/1729 fiel das zum westfälischen
Reichsgrafenkollegium zählende T. (Bentheim-Tecklenburg) unter Abfindung der
Grafen von Solms-Braunfels und der Grafen von Bentheim-Tecklenburg, denen die
Herrschaft Rheda verblieb, an Preußen. 1807/1808 kam T., das mit der
Reichsgrafschaft Lingen ein Gebiet von 14 Quadratmeilen mit 45000 Einwohnern
umfasste (die Städte T., Lengerich und Kappeln (Westerkappeln) und die
Kirchspiele Lengerich, Kappeln (Westerkappeln), Lienen [Linen], Ladbergen,
Wersen, Lotte, Leeden, Ledde und Schale), zum Großherzogtum Berg, 1810-1813 zu
Frankreich. Danach fiel es mit der Obergrafschaft Lingen an Preußen (Provinz
Westfalen) zurück und damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. Die Niedergrafschaft
Lingen gelangte über Hannover 1866 an Preußen (Provinz Hannover) und damit 1946
zu Niedersachsen.
L.: Wolff 352f.; Zeumer 554 II b 63, 3; Wallner 703 WestfälRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D2, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1; Die
Territorien des Reichs 3, 182; Holsche, A. K.,
Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg,
1788; Reismann-Grone, T., Geschichte der Grafschaft Tecklenburg bis zum
Untergang der Egbertiner 1263, 1894; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der
Grafen von Tecklenburg, Diss. jur. Münster 1907; Gertzen, B., Die alte
Grafschaft Tecklenburg 1400, 1939 (Diss. phil. Münster); Hunsche, F., 250 Jahre
Landkreis Tecklenburg, 1957; Hillebrand, W., Besitz- und Standesverhältnisse
des Osnabrücker Adels, 1961; Gladen, A., Der Kreis Tecklenburg an der Schwelle
des Zeitalters der Industrialisierung, 1970; Köbler, G., Gericht und Recht in
der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G. 1980, 169; Köln
Westfalen 1180-1980, 1980; Mersiowsky, M., Tecklenburg, LexMA 8 1996, 518; 850
Jahre Ibbenbüren, 1996; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003, 198 (mit
genealogischer Übersicht).
Tengen (Herren, Herrschaft, gefürstete
Grafschaft). T. bei Konstanz wird 1112 erstmals erwähnt. Es wurde Mittelpunkt
der vorderen und hinteren Herrschaft der Herren, seit 1422 Grafen von T. Die
hintere Herrschaft T. kam 1305 an Habsburg, 1488 an die Kommende Mainau des
Deutschen Ordens und 1806 an Baden. Die vordere Herrschaft mit Vorderstadt und
der Burg des 12. Jahrhunderts wurde 1522 von
Österreich gekauft und 1534 mit der zu Österreich gehörenden Landgrafschaft
Nellenburg, die 1422 an die Herren von T. und 1465 durch Kauf an Habsburg bzw.
Österreich gekommen war, vereinigt. 1663 erhielt sie Weikhard von Auersperg als
Mannlehenpfand von Österreich. 1664 wurde sie gefürstete Grafschaft, wodurch
die Auersperg Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis erhielten. Da die Landeshoheit weiter bei Nellenburg blieb, war die
Grafschaft zugleich reichsunmittelbar und landsässig. Um 1800 umfasste sie ein
Gebiet von 1,5 Quadratmeilen bzw. 70 Quadratkilometern. 1806/1811 kam sie an
Baden und damit T. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 170; Baumann, F., Die Territorien des Seekreises 1800, Bad.
Neujahrsbl. 4 (1894).
Teschen (Herzogtum, Residenz des Herzogs),
Cieszyn. T. an der Olsa in Oberschlesien ist 1155 erstmals als Kastellanei bzw.
Burg erwähnt. Vor 1284 (um 1260) wurde dort eine
Stadt zu deutschem Recht angelegt. 1281 entstand durch Teilung des piastischen
Herzogtums Oppeln das Herzogtum T. mit Ratibor und Auschwitz, von dem bis
1454/1457 eine Teillinie in Auschwitz bestand. 1290 wurde T. selbständiges
Herzogtum. 1327 unterstellte es sich der Oberhoheit Böhmens und wurde Lehen
Böhmens. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, durch Gegenreformation
später aber wieder beseitigt. 1625/1653 fiel es nach dem Aussterben der
Teschener Piasten als erledigtes Lehen in der Nachfolge Böhmens an Habsburg
bzw. Österreich. Seit 1742 war es mit einem Flächeninhalt von etwa 26
Quadratmeilen Teil des bei Österreich verbliebenen Kronlands Schlesien
(Österreichisch-Schlesien). Von 1766 bis 1822 besaß Sachsen auf Grund einer
Mitgift T. als Lehen Habsburgs. 1920 wurde das Gebiet um T. ohne Befragung der
Bevölkerung entlang der Olsa zwischen Polen und der Tschechoslowakei
aufgeteilt. T. wurde zu Cieszyn bzw. Český Těšín.
L.: Wolff 488f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I/K4; Biermann, G.,
Geschichte des Herzogtums Teschen, 2. A. 1894; Witt, K., Die Teschener Frage,
1935; Landwehr von Pragenau, M./Kuhn, W., Geschichte der Stadt Teschen, 1976;
Conrads, N., Der Übergang des Fürstentums Teschen an das Haus Lothringen,
Oberschlesisches Jb. 1 (1985); Wedzki, A., Teschen, LexMA 8 1996, 563; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
580.
Thoire-Villars (Herrschaft). Die Herrschaft T. westlich
Genfs lag zwischen der Freigrafschaft Burgund
und der Grafschaft Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 C5.
Thüngen, Tüngen (Reichsritter, Freiherren,
Grafen). T. kam schon früh als Reichsgut (788 Tungide) an Fulda. Seit 1100 bzw.
1159 sind Ritter von T. nachweisbar. Seit 1333 erscheinen erneut Ritter von T.
und zwar als Ministeriale Hennebergs. Zum Schutz vor dem Hochstift Würzburg
trugen sie ihre Güter um T. Böhmen, an anderen Orten Brandenburg zu Lehen auf.
Die in mehrere Linie aufgespaltete Familie nahm in der fränkischen
Reichsritterschaft eine bedeutsame Stellung ein. Vom Ende des 15. bis ins 18.
Jahrhundert zählte sie mit Burgsinn, Dittlofsroda,
der Hälfte von Gräfendorf, Hessdorf mit Höllrich, drei Vierteln T. mit einem
Viertel Hesslar, der Hälfte von Völkersleier, Weißenbach mit Detter, Eckarts,
Heiligkreuz, Rossbach, Rupboden, Trübenbrunn und Zeitlofs zum Kanton Rhön-Werra
des Ritterkreises Franken. Außerdem war sie im 16. Jahrhundert im Kanton
Steigerwald und im frühen 19. Jahrhundert im Kanton Baunach des Ritterkreises
Franken immatrikuliert. Mehrere Angehörige wurden zu Reichsfreiherren und
Reichsgrafen erhoben. Von 1697 bis 1709 zählte Hans Karl von T., der 1708 die
Reichsgrafenwürde gewann, wegen des 1696 erworbenen Freudental zum Kanton
Kocher des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 538; Großer Historischer Weltatlas III 39
(1803) C2; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594; Seyler 389ff.;
Winkelmann-Holzapfel 165f.; Pfeiffer 198, 211; Bechtolsheim 15; Riedenauer 127;
Schulz 272; Rahrbach 265; Thüngen, R. Frhr. v., Das reichsritterliche
Geschlecht der Freiherren von Thüngen, Lutzische Linie, 1926; Thüngen, H. Frhr.
v., Das Haus Thüngen 788-1988, 1988; Morsel, J., La noblesse contre le prince,
2000; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg.
v. Speitkamp, W., 2014, 358 (Ürzell, Steckelberg).
Thurn und Taxis (Fürsten), Tour et Tassis. Die
ursprünglich aus der Lombardei stammende, de la Torre benannte, dann nach der
Vertreibung aus Mailand durch die Visconti am Berg Tasso (Taxis) bei Bergamo
angesiedelte Adelsfamilie Taxis (1251 Omodeo de Tassis aus Cornello bei
Bergamo), die 1489/1490 mit der Errichtung einer Botenlinie von Innsbruck nach
Brüssel beauftragt worden war, aus der Franz von Taxis 1500 maitre der Posten
Erzherzogs Philipps des Schönen von Österreich (1478-1506, 1481 Regent Burgunds, 1505 Regent Aragons) geworden war, Johann
Baptista von Taxis 1518 von König Karl (V.) das Postmonopol in Spanien erlangt
hatte und Leonhard von Taxis 1595 den Titel eines Reichsgeneralpostmeisters
bekommen hatte und die 1615 mit dem erblichen Reichspostgeneralat betraut
worden war, erhielt von König Philipp IV. von Spanien 1635 das Recht der
Führung des Titels und Wappens der Grafen de la Tour et Valsassina und 1649 in
Spanien sowie 1650 im Reich die Genehmigung zur Führung des Doppelnamens T.
1512 wurde sie geadelt, 1515 erlangte sie erblichen Adel. 1597 wurde die von
ihr als Lehen innegehabte Post zum Regal erklärt. 1608 wurde sie in den
Reichsfreiherrenstand, 1624 in den Reichsgrafenstand und 1695 in den
Reichsfürstenstand erhoben (Virilstimme 1754). 1701 verlor sie Gut und Amt in
den spanischen Niederlanden und siedelte 1702 nach Frankfurt über, nach Erhalt
des Prinzipalkommissariats beim Reichstag nach Regensburg (1748). Neben
reichsritterschaftlichen Gebieten (1647 wegen des erheirateten und später an
die Reichlin von Meldegg [Meldegg] vererbten Horn im Kanton Kocher des
Ritterkreises Schwaben, 1648 ein Viertel Wäschenbeuren) kaufte sie 1723 die
reichsständische Herrschaft Eglingen. Im kurrheinischen Reichskreis hatte sie
seit 1724 Sitz und Stimme auf Grund eines Darlehens von 80000 Reichstalern.
1785/1786 wurde sie Inhaber der 1787 gefürsteten Reichsgrafschaft
Friedberg-Scheer. 1797 kam sie auf die Fürstenbank des schwäbischen
Reichskreises. 1802 verlor sie alle linksrheinischen Posten, erhielt dafür aber
am 25. 2. 1803 durch § 13 des Reichsdeputationshauptschlusses die Reichsstadt
Buchau, die Reichsabteien Buchau, Obermarchtal (Marchtal), Neresheim, das zu
Salem gehörige Amt Ostrach mit der Herrschaft Schemmerberg und den Weilern Tiefenhülen
(Tiefental), Frankenhofen und Stetten und die Dominikanerinnenklöster in
Ennetach und Sießen mit insgesamt 530 Quadratkilometern und etwa 17000
Einwohnern als Reichsfürstentum Buchau mit Virilstimme im Reichsfürstenrat.
1806 wurde sie zugunsten Bayerns, Württembergs und Hohenzollern-Sigmaringens
mediatisiert, erhielt jedoch 1815 durch die Deutsche Bundesakte eine
reichsunmittelbare Stellung. Am 1. 7. 1867 musste sie die gesamte
Postorganisation gegen 3 Millionen Taler an Preußen abtreten. 1899 erhielt sie
den bayerischen Titel eines Herzogs zu Wörth und Donaustauf. Sitz der
fürstlichen Hauptlinie blieb Regensburg. 2000 erfolgte eine Verlegung von Sankt
Emmeram in Regensburg nach Prüfening.
L.: Wolff 92; Zeumer 553 II b 58; Wallner 701 BurgRK
1; Großer Historischer Weltatlas II 39 (1803) C3; Klein 161; Schulz 273;
Lohner, B., Geschichte und Rechtsverhältnisse des Fürstenhauses Thurn und
Taxis, 1895; Ohmann, F., Die Anfänge des Postwesens unter den Taxis, 1909;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Herberhold,
F., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Oberschwaben, (in) Zs. f.
württemberg. LG. 13 (1954); Thurn und Taxis-Studien, hg. v. Piendl, M.,
1961ff.; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 2. A. 1964; Piendl, M., Thurn und
Taxis 1517-1867, Archiv für dt. Postgeschichte 1 (1967); Dallmeier, M., Quellen
zur Geschichte des europäischen Postwesens, 1977; Piendl, M., Das fürstliche
Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Szabo, T.,
Taxis, LexMA 8 1996, 515f.; Reiser, R., Die Thurn und Taxis, 1998; Ruhnau, R.,
Die fürstlich Thurn und Taxissche Privatgerichtsbarkeit, 1998; Schröck, R.,
Gloria von Thurn und Taxis, 2003.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
Tölz (Herren). 1182 erscheinen Herren von T.
(Tolnze) an der hier über die Isar führenden Salzstraße. Nach dem Aussterben
des Geschlechtes 1265 nahm der Herzog von Bayern das Gebiet zu Lehen.
L.: Wolff 136; Westermayer, G., Chronik der Burg
und des Marktes Tölz, 2. A. 1893.
Torgau (Grafschaft, Residenz des Markgrafen von
Meißen bzw. Herzogs von Sachsen). In T. („Marktort“) an der mittleren Elbe wird
973 wohl eine zur Sicherung des Elbübergangs angelegte deutsche Burg (Turguo) erwähnt. Die zugehörige Grafschaft T.
gehörte seit dem Ausgreifen der Wettiner in die Niederlausitz zum
Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. 1485 kam T. zur ernestinischen,
1547 zur albertinischen Linie Sachsens. 1815 fiel es an Preußen (Provinz
Sachsen), über das es in Sachsen von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik kam.
L.: Wolff 378; Urkundenbuch von Torgau, hg. v. Knabe, C., 1902; Henze, E.,
Geschichte der ehemaligen Kur- und Residenzstadt Torgau, 1925; Blaschke, K.,
Torgau, 1979; Blaschke, K., Torgau, LexMA 8 1996, 875; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,582.
Tost (Herrschaft). T. in Oberschlesien ist
erstmals 1201 bezeugt. Um die spätestens im 13. Jahrhundert errichtete Burg entstand eine Herrschaft. Sie gehörte von 1791
bis 1797 den Freiherren von Eichendorff. 1945 kam T., das 1202 mit Oppeln an
Ratibor, dann an Cosel-Beuthen, Teschen (1355/1357), Auschwitz (1414) und 1532
wieder von Oppeln an Böhmen gefallen war, unter Verwaltung Polens und gelangte
damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an Polen.
L.: Wolff 479f.; Chrzaszcz, J., Geschichte der Städte Peiskretscham und Tost
sowie des Kreises Tost-Gleiwitz, 1937; Stutzer, D., Die Güter der Herren von
Eichendorff in Oberschlesien und Mähren, 1974.
Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im 2.
Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene Turris
Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430 wurde
es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu Beginn des 6. Jahrhunderts
Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon). Seit dem 9. Jahrhundert
gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern. 1188 konnte sich die
Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und damit zur freien Stadt
aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg
und wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden
angeschlossen. 1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam
1714 aber wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt,
gehörte aber noch zum burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an
die Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1;
Hymans, H., Gent und Tournai, 1902; Rolland, P., Les origines de la commune de
Tournai, 1931; Vercauteren, F., Etude sur les civitates de la Belgique Seconde,
1934; Rolland, P., Histoire de Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai.
Renaissance d’une ville, 1963; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai, hg. v. Thomas, F. u. a., 1995;
Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
Trauchburg (Herrschaft, Grafschaft). Die Herrschaft
T. nördlich von Isny kam zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Herren von T.,
einer Nebenlinie der Freiherren von Rettenberg, an die Grafen von Veringen, die
sie den Truchsessen von Waldburg zu Lehen gaben und 1306 zusammen mit Stadt und
Kloster Isny verkauften. 1429 fiel die Herrschaft an die jakobische Linie
Waldburg-Trauchburg (T.) der Truchsessen, 1772 an Waldburg-Zeil-Zeil aus der
georgischen Linie. Die über Waldburg-Zeil-Trauchburg, am Ende des 18.
Jahrhunderts zum schwäbischen Reichskreis zählende Grafschaft wurde 1806 von
Württemberg mediatisiert. 1810 trat Württemberg den südöstlichen Teil mit der Burg T. an Bayern ab.
L.: Wolff 200; Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Vochezer, J., Geschichte des Hauses
Waldburg, 1888; Rauh, R., Inventar des Archivs Trauchburg, 1968.
Treffen (Herrschaft). Die Gegend von T. (878
Trebina) bei Villach in Kärnten war schon in keltisch-römischer Zeit besiedelt.
In karolingischer Zeit bestand dort Königsgut. Auf dieses gründete sich
vermutlich die Herrschaft T. Seit 1125 erscheinen Grafen von T. Vielleicht 1163
kam T. an Aquileja, 1361 an den Herzog von Österreich.
L.: Kohla, F., Kärntens Burgen, 1953; Meyer, T.
u. a., Besitz und Herrschaft im Raum Treffen am Beispiel der Eppensteiner und
ihrer Nachfolger, der Grafen von Treffen, Carinthia I 199 (2009), 103.
Treffurt (Herrschaft, Ganerbschaft). T. (drei
Furten) an der Werra ist vermutlich spätestens im 11. Jahrhundert entstanden.
Wenig später errichteten die seit 1104 nachweisbaren Herren von T. eine Burg. Später wurde T. von Sachsen, Mainz und Hessen
erobert und war danach eine Ganerbschaft, wobei jeder der drei Ganerben nach
der Eroberung der Burg einen Turm besaß und
später je einen Bürgermeister und Kämmerer bestellte. Die Landeshoheitsrechte
Sachsens und Hessens gingen im 18. Jahrhundert an Mainz über und kamen mit
diesem 1802 an Preußen. 1815 fiel die gesamte Ganerbschaft an Preußen. Über die
Provinz Sachsen Preußens kam T. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 80, 254, 377; Höppner, A., Chronik der Stadt Treffurt (Werra), 1927;
Jendorff, A., Condominium, 2010.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt
nördlich der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof Agricius).
475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur Pfalz
umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum ostfränkischen
Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück ausgestattet. 902
erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum Erzbischof (Suffragane
Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof die Herrschaft über die 882/892 von
Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht der Königskrönung. 973 gewann er
einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er den Königshof Koblenz und Güter
im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt Maximin vor T. 1197 verzichtete der
Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die Hochstiftsvogtei. Im 13.
Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der Kurfürsten aufgenommen. Am
Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang es, eine Landverbindung
zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und dem mittleren Rhein um
Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard und Oberwesel zu
gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452 Manderscheid, 1545
die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion) erlangt. 1473 gründete
der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in T. 1669 wurde ein
Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen Reichskreis
zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern. 1794/1801 fielen
die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die rechtsrheinischen
Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam hiervon einiges an
das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln, 1815 Köln
unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder 1866 über
Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und damit 1946
an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas
(1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im
16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier
im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg
und Herrschaft. Zur Territorial- und Burgenpolitik
der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis zum Tod Dieters von Nassau (†
1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995;
Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.; Repertorium der Policeyordnungen
der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz
und Trier, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 421, 1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 474; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Trifels (Reichsburg). Die Burg T. bei Landau in der Pfalz wird 1081 erstmals
genannt. Seit Kaiser Heinrich V. (1113) war sie die festeste Reichsburg.
Friedrich I. Barbarossa erhob sie zu einem Verwaltungsmittelpunkt staufischen
Reichsgutes, nach dem sich ein Geschlecht von Reichsministerialen benannte.
1330 kam T. vom Reich an die Pfalz (Kurpfalz), 1410 an Pfalz-Zweibrücken und
1946 über Bayern zu Rheinland-Pfalz. 1602 verbrannte die Burg teilweise und wurde bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts abgebrochen.
L.: Biundo, G., Zur Bibliographie der Reichsfeste Trifels, 1939; Sprater, F.,
Der Trifels, die deutsche Gralsburg, 9. A. 1971; Gerlich, A., Trifels, LexMA 8
1996, 1004.
Trimberg (Herrschaft). Nach der Burg T. an der fränkischen Saale nannten sich seit dem
12. Jahrhundert vielleicht mit den Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal
und im Werntal begüterte Herren von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift Würzburg auf. 1279 gaben sie Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift.
Nach längerem Streit wurde der Sohn des Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim
vor der Rhön abgefunden. 1376 erlosch das Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg
an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der
Reichsdynasten von Trimberg, 1792.
Truhendingen (Grafen), Trüdingen. 1248/1260 erlangten
die im Schwäbischen begüterten Grafen (seit 1264) von T. (Altentrüdingen), die
möglicherweise am Ende des 11. Jahrhunderts auf Grund des Hochstifts Eichstätt
die Stammburg Hohentrüdingen bei Gunzenhausen erbauten und seit 1129 in
Eichstätter und Würzburger Urkunden häufig auftraten, beim Aussterben der ihnen
verschwägerten Herzöge von Andechs-Meranien das Gebiet um Scheßlitz und Baunach
am oberen Main (Giech, Staffelstein). 1390 wurden diese Güter an das Hochstift
Bamberg verkauft. Die Stammgüter an Altmühl und Wörnitz (Altentrüdingen,
Hohentrüdingen, Pfäfflingen, Dürrenzimmern, Wechingen), zu denen noch die
Vogtei über Solnhofen, über Heidenheim und über Güter des Hochstifts Eichstätt
und des Klosters Ellwangen gekommen waren, wurden von den Burggrafen von Nürnberg gekauft, die schon Markt
Bergel (Marktbergel) und Burg Colmberg an sich
gebracht hatten. Im 15. Jahrhundert (1458) starb das Geschlecht aus. Die Güter
kamen später zu Bayern.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3/4; Scherzer, C., Franken,
1959; Ruß, H., Die Edelfreien und Grafen von Truhendingen, 1992; Wendehorst,
A., Truhendingen, LexMA 8 1996, 1071.
Tübingen (Grafen, Pfalzgrafen, Residenz des
Grafen bzw. Pfalzgrafen). In der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestand an
der Stelle von T. ein alemannisches Dorf. Ihm folgte ein Herrenhof mit
Pfarrkirche. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde eine 1078 Castrum Twingia
genannte Burg errichtet, nach der sich die
Grafen im Nagoldgau und Sülchgau am Ende des 11. Jahrhunderts Grafen von T.
nannten. Sie waren um T., im Nagoldgau und um Blaubeuren begütert. Spätestens
seit 1146 waren diese Grafen an Stelle der Grafen von Dillingen Pfalzgrafen von
Schwaben. Um 1150/1167 beerbten sie die Grafen von Bregenz (Bregenzer Linie der
Udalrichinger), von denen sie die Grafschaften Bregenz (überwiegend) und
Churrätien (bis 1167?) erlangten, die aber am Beginn des 13. Jahrhunderts durch
die Teilung in eine pfalzgräfliche Linie und eine Linie Montfort wieder
getrennt wurden. Zu ihren weiteren Gütern zählten außer T. Herrenberg,
Böblingen, Sindelfingen sowie der alte Reichsforst Schönbuch, die Vogtei über
Blaubeuren (bis 1277) und außerdem auf Grund weiblicher Erbfolge Gießen, das
1265 an die Landgrafen von Hessen verkauft wurde. Mit weiteren Teilungen nach
1219 (Linien Horb bis 1293 [um 1294], Herrenberg bis um 1391 bzw. 1667, Asperg
bis nach 1357, Böblingen bis 1377) kamen diese Güter an das Kloster Bebenhausen
und vor allem an die Grafen von Württemberg (Asperg 1308, Beilstein 1340). 1342
fiel T. durch Kauf für 20000 Pfund Heller an Württemberg, das 1477 die
Eberhard-Karls-Universität in T. gründete. 1381 wurde die letzte der alten Herrschaften
(Herrenberg) veräußert. 1634 starb die letzte Linie auf der in der Mitte des
14. Jahrhunderts erheirateten Burg Lichteneck im
Breisgau aus. Von 1945 bis 1952 war T. Hauptstadt des Landes
Württemberg-Hohenzollern, mit dem es 1951/1952 an Baden-Württemberg kam.
L.: Wolff 161; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Schmid, L.,
Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, 1853; Beschreibung des Oberamts
Tübingen, 1867; Stälin, P., Geschichte Württembergs, Bd. 1 1882; Haller, J.,
Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, 1927ff.; Eimer, M., Tübingen. Burg und Stadt bis 1600, 1945; Herding, O./Zeller, B.,
Grundherrn, Gerichte und Pfarreien im Tübinger Raum zu Beginn der Neuzeit,
1954; Seigel, R., Gericht und Rat in Tübingen, 1960; Huber, R., Die
Universitätsstadt Tübingen, 3. A. 1968; Jänichen, H., Herrschafts- und
Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert,
1964; Der Landkreis Tübingen, Bd. 1ff. 1967ff.; Sydow, J., Geschichte der Stadt
Tübingen, Bd. 1ff. 1974ff.; Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität
Tübingen 1477-1977, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1ff. 1977ff.; Sydow, J.,
Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen, 1980; Die Pfalzgrafen von Tübingen.
Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v.
Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Tübingen 1995; Eberl, I., Tübingen, LexMA 8 1996,
1075ff.; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a.,
2000; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 592.
Turin (Markgrafschaft). Die am Zusammenfluss
von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung colonia Iulia Augusta
Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im frühen 5. Jahrhundert
von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über Goten und Burgunder kam es 568 an die Langobarden und 773/774 an die Franken.
827 und 880 sind fränkische Grafen von T. nachgewiesen. Zunächst unter den
Markgrafen von Ivrea wurde T. um 950 Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten
Markgrafen (1091) bestehenden Mark. Danach traten Bischof und Stadt hervor
(1147/1149 consules). 1280 kam T. an Savoyen (1418 endgültig eingegliedert).
Nach 1418 wurde es Sitz der Hauptlinie der Grafen (1536 Vorherrschaft
Frankreichs). 1861 gelangte es in Sardinien-Piemont zum neuen Königreich
Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.; Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin,
LexMA 8 1996, 1100.; Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2
(1280-1536) hg. v. Comba, R., 1997.
Turnhout (Herzogtum). Das Herzogtum T. (Turnhout
im Kempenland erstmals 1021 erwähnt) gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über
das Herzogtum Brabant Österreichs zum burgundischen Reichskreis.
L.: Wolff 54; Wallner 710 BurgRK 1; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 624.
Überackern (Gau rechts der Salzach nordöstlich Burghausens, Uparacha).
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 10, 11, Uparacha,
pagus Uparacha, zum Ortsnamen Überackern.
Uparacha (Gau rechts der Salzach nordöstlich Burghausens). S. Überackern.
L.: Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 10, 11, Uparacha,
pagus Uparacha, zum Ortsnamen Überackern.
Urach (Grafen, Grafschaft, Herrschaft,
Residenz des Grafen bzw. ab 1495 Herzogs von Württemberg). U. an der Elsach bei
Reutlingen wird im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt. Es wurde um 1225 von den
am Anfang des 12. Jahrhunderts erscheinenden Grafen von U., die durch Heirat
Eginos IV. mit Agnes von Zähringen die Güter der 1218 ausgestorbenen Herzöge
von Zähringen im Breisgau und Schwarzwald erbten und sich auf dieser neuen
Grundlage 1248 in die Linien (U.-)Freiburg und Fürstenberg teilten, oder um
1265 von den Grafen von Württemberg, an die es nach dem Aussterben der Linie
Urach (1261) spätestens 1264 gelangte, bei einer Burg
planmäßig neu als Stadt angelegt. Von 1442 bis 1482/1484 war es Sitz der Linie
Württemberg-Urach. Über Württemberg kam U. (Bad Urach) 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Beschreibung des Oberamtes Urach, 2. A. 1909; Schwenkel, H.,
Heimatbuch des Bezirks Urach, 1933; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der
Erbe der Zähringer, 1939; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978; Lorenz, S., Urach, LexMA 8
1996, 1279f.; Kittelberger, G., Urach, 1997; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 600.
Urfersheim (Reichsdorf). Am 24. 9. 1300 verlieh
König Albrecht dem Albert von Hohenlohe 200 Mark als Burglehen
und verpfändete ihm dafür unter anderem das Reichsdorf U. Dieses kam später an
Bayern.
L.: Hugo 460.
Ursberg, Ursperg (Abtei, Reichsstift, Kloster).
Zwischen 1119 und 1125 gab Werner IV. von Schwabegg U. an der Mindel bei
Bayersried dem Prämonstratenserorden, der dort (als Doppelstift) sein erstes,
bereits 1143 in den Schutz des Königs aufgenommenes Kloster in Deutschland
gründete, in dem 1229/1230 Burchard von U. seine Chronik verfasste und das um
1350 zur Abtei erhoben wurde. Die Vogtei war seit dem 13. Jahrhundert
Reichslehen. Seit 1301 gehörte U. zur Markgrafschaft Burgau.
1792 zählte U., das ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit 10 Dörfern (1775
Tiefenried) mit etwa 17,5 Quadratmeilen und 3500 Einwohnern hatte, zu den
schwäbischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags
und zum schwäbischen Reichskreis. 1802/1803 wurde U. von Bayern säkularisiert.
L.: Wolff 185; Zeumer 552 II a 36, 6; Prim, F., Das Reichsgotteshaus Ursberg,
1960; Peters, W., Die Gründung des Prämonstratenserstifts Ursberg, Zs. f. bay.
LG. 43 (1980), 575; Lohmüller, A., Das Reichsstift Ursberg, 1987; Seibert, U.,
Ursberg, LexMA 8 1996, 1329f.; Kreuzer, G., Das Prämonstratenserstift Ursberg
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a., 2001.
Usingen (Burg,
Stadt, Herrschaft). An alten Handelswegen im Taunus erscheint zwischen 750 und
802 in Urkunden Fuldas U. an der Usa. 1207 kam es an die Grafen von Diez, 1302
an deren Linie Neuweilnau, 1326 an die Grafen von Nassau. Dort wurde es Sitz
der Linie Nassau-Usingen, deren nach 1651 geschaffene Residenz 1744 nach
Wiesbaden und Biebrich verlegt wurde. Das Residenzgebäude brannte 1873 ab. U.
kam über Nassau und Preußen (1866) 1945 zu Hessen.
L.: Wolff 265.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift,
Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen römischen Militärstation
Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren erfolglosen Versuchen (1.
Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts
ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von Köln untergeordnet war und das
Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der Waal bis fast zur Ems umfasste.
Unter Bischof Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von
Groningen gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026,
Grafschaft am Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046,
Westfriesland 1064, Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau)
1086, Ijsselgau 1086). Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe
zunehmend dem königlichen Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche
Interessen, zu denen allerdings die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie
die Grafen von Geldern in Wettbewerb traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in
die nach 1108 durch Geldern getrennten Teile um U. im Westen (später sog.
Niederstift mit U. zwischen Rhein und Zuiderzee) sowie im Osten das Land
zwischen Deventer und Groningen (später sog. Oberstift bzw. Overijssel,
zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439 beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich
und Cambrai). 1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern, der sich mit
Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen Herrschaftsgebiet
gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das
Herrschaftsgebiet. Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland
vereinigt und damit vom Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als
Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen,
Wijk-bij-Duurstede bzw. Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier,
Niederquartier, Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande
(Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit
der Union der Niederlande (Generalstaaten) vom Reich. Am Ende des 18.
Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft Frankreichs mit einem Teil
Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam 1815 aber wieder zum Königreich
Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg.
v. Lieven, J., 2014, 133.
Vaihingen (Grafen). 779 wird V. an der Enz
(Feinga) in Fuldaer Überlieferung erstmals erwähnt. Die Burg V. war Sitz der Grafen von V. (ältere Linie bis 1175, jüngere,
den Grafen von Calw-Löwenstein verwandte Linie ab 1189), die zu Beginn des 13.
Jahrhunderts die Stadt V. gründeten. 1339 fiel V. durch Verkauf an Württemberg.
Die Grafen starben 1364 aus. Mit Württemberg kam V. 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. a. Calw.
L.: Wolff 161; Feil, W., Geschichte der Oberamtsstadt Vaihingen im Rahmen der
Landesgeschichte, Bd. 1f. 1933ff.; Der Kreis Vaihingen, 1962; Rombach, O.,
Vaihingen an der Enz. Stadt aus vielen Orten, 1979; Elias, O., Vaihingen/Enz
als Oberamtsstadt (1806-1938), (in) 750 Jahre Stadtrecht Vaihingen an der Enz,
1989.
Vallendar (Herrschaft). V. am unteren Mittelrhein
gegenüber von Koblenz wird anlässlich der Kirchenweihe 836 erstmals genannt.
1052 gab Kaiser Heinrich III. seinen Königshof zu V. an das Stift Sankt Simon
und Judas in Goslar. Am Ende des 13. Jahrhunderts war der Hof in den Händen der
Herren von Tomburg, im 15. Jahrhundert kam er durch Heirat an die Burggrafen von Rheineck und die Waldbott von Bassenheim.
Im Dorf V. erlangte 1232 der Graf von Sayn die Herrschaft. Bei der Teilung
Sayns 1294 fiel die Herrschaft V. an Graf Engelbert, dessen Enkel durch Heirat
vor 1345 die Grafschaft Wittgenstein erbte. Durch Verkauf und Rückkauf
1392/1441 kam es zur gemeinsamen Herrschaft von Sayn-Wittgenstein mit dem
Erzstift Trier. In dem daraus erwachsenden Rechtsstreit erlangte Trier 1681
durch Vergleich die Landeshoheit über die gesamte Herrschaft und belehnte die
Grafen von Sayn mit der Hälfte, die es 1767 durch Kauf aber wieder erwarb. Über
Trier gehörte V. zum kurrheinischen Reichskreis. Über Nassau und Preußen kam es
1946 an Rheinland-Pfalz. S. a. Sayn-Vallendar.
L.: Wolff 83, 285; Graafen, R., Vallendar, (in) Berichte zur Deutschen
Landeskunde 33/1 (1964); Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 629.
Valois/Burgund
(Geschlecht bzw. Dynastie)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 1, 199.
Varel (Häuptlinge, Herrschaft). 1124 wird V.
am Jadebusen erstmals erwähnt. Es war Hauptort des friesischen Rüstringer Landesviertels
Bovenjadingen, später selbständiger Häuptlingssitz. 1386 unterwarf sich V. den
Grafen von Oldenburg. Bis 1465 konnte es eine gewisse Selbständigkeit wahren.
Von 1577 bis 1647 kam es an die Linie Delmenhorst. 1651 ließ Graf Anton Günther
von Oldenburg seinen unehelichen Sohn Anton zum Freiherren von Aldenburg und
edlen Herren von V. erheben. 1663 wurde die edle Herrschaft V. mit Kniphausen
zu einem Fideikommiss vereinigt. 1667 wurde Anton von Aldenburg Statthalter
Dänemarks in Oldenburg und Delmenhorst, weswegen Dänemark nach seinem Tode von
1680 bis 1693 V. beschlagnahmte. 1693 wurde V., das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählte, der Landeshoheit Oldenburgs
unterstellt. 1733 kam V. über die Erbtochter der Grafen von Aldenburg an die Reichsgrafen
von Bentinck, 1815 wieder unter die Oberhoheit von Oldenburg und damit 1946 zu
Niedersachsen.
L.: Wolff 342; Wallner 702 WestfälRK 9; Jürgens, A., Wirtschafts- und
Verwaltungsgeschichte der Stadt Varel, 1908; Henk, P., Allgemeine und gemeindepolitische
Geschichte der Stadt Varel, 1920; Janssen, W., Burg
und Schloss Varel, 1989.
Vaudémont (Grafen). Die schon vor 1000 erbaute Burg V. südlich von Nancy war seit dem 11. Jahrhundert
(von 1070 bis 1314) und seit dem 14. Jahrhundert (bis 1473) Sitz einer
Zweiglinie der Herzöge von Lothringen. Unter René II. erlangten diese Grafen
von V. (1473) erbweise die Herrschaft in Lothringen und vereinigten V. mit
Lothringen.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C/D4; François, M.,
Histoire des comtes et du comté de Vaudémont, 1934; Parisse, M., Vaudémont,
LexMA 8 1996, 1436.
Vechta (Herrschaft). V. am Moorbach bzw.
Mühlbach (Vechte) bei Oldenburg wird erstmals 1189 erwähnt. Spätestens um 1150
hatten die Grafen von Kalvelage (Calveslage), die sich später nach V. oder
Ravensberg nannten, die Burg V. an der Straße von
Bremen bis Westfalen errichtet. 1252 gelangte die zugehörige Herrschaft durch
Kauf seitens des Bischofs an das Hochstift und bildete den Grundstein zur
Entstehung des späteren Niederstifts Münster. 1803 fiel V. an Oldenburg und
damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festschrift zur Heimatwoche des Landkreises Vechta, 1954;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Der Landkreis Vechta. Geschichte, Landschaft,
Wirtschaft, hg. v. Bitter, W., 1969; Vechta. Beiträge zur Geschichte der Stadt
Vechta, hg. v. Hanisch, W., o. J. (1974ff.); Driver, F., Beschreibung und
Geschichte der vormaligen ”Graffschaft”, nun des Amts Vechte im Niederstift
Münster, 1979; Hellbernd, F./Kuropka, J., Geschichte der Stadt Vechta, 1993;
Hucker, B., Vechta, LexMA 8 1996, 1440f.
Veldenz (Grafen, Fürstentum). Nach V. bei
Bernkastel, einem Lehen des Hochstifts Verdun, nannte sich seit 1115 (1134?)
ein um 1113/1134 gegründeter Zweig der Grafen des Nahegaus (bzw. Wildgrafen,
Emichonen). Ihm standen die Vogtei über die Güter des Klosters Tholey und als
Lehen der Pfalzgrafen bei Rhein die Vogtei über die Güter des Klosters Saint
Remi in Reims (Remigiusland bei Kusel) und über das Hochstift Verdun sowie
Lehen des Erzstifts Mainz und des Hochstifts Worms zu. Herrschaftsmittelpunkte
waren die Burg Lichtenberg bei Kusel und
Meisenheim am Glan. Die Grafen von V. starben 1259 im Mannesstamm aus. Die
Grafschaft V., die sich bis zu Nahe und Glan erstreckte, fiel durch Heirat der
Erbtochter Agnes 1268/1270 gegen Ansprüche der Wildgrafen an die Herren von
Geroldseck (Hohengeroldseck) (jüngere, 1343/1377, 1387/1393 mehrfach geteilte
und wieder vereinte Linie der Grafen von V.), die ihr Lehen zur
Landesherrschaft erweitern und außerdem 1425/1437 noch Anteile an der hinteren
Grafschaft Sponheim gewinnen konnten, und 1419/1438/1444 über die Erbtochter
Anna an Pfalz-Simmern bzw. 1444/1459 Pfalz-Zweibrücken. Von 1543 bis 1694
bestand die Linie Pfalz-Veldenz, deren Burg V.
1680 von Frankreich, das alte Rechte Verduns aufgriff, zerstört wurde. Die
Güter von Pfalz-Veldenz kamen 1733 größtenteils an die Pfalz (Kurpfalz). Um
1800 war das Fürstentum etwa 5 Quadratmeilen groß. Über Bayern kam V. 1946 zu
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 246; Wallner 697 OberrheinRK 23; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) D4, III 38 (1789) B3; Fabricius, W., Die Grafschaft Veldenz, ein Beitrag
zur geschichtlichen Landeskunde des ehemaligen Nahegaus, Mitt. d. hist. Ver. d.
Pfalz 33 (1913); Pöhlmann, C., Regesten der Lehensurkunden der Grafen von
Veldenz, 1928; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun
zu den Rheinlanden, 1935; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Bd. 2
1977, 332; Andermann, K., Veldenz, LexMA 8 1996, 1450; Dotzauer, W., Geschichte
des Nahe-Hunsrück-Raumes, 2001.
Velen (Herren). Im 13. Jahrhundert entstand die Burg V. bei Borken. Den am Ende des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Edelherren von V. folgte eine von Simon von Bermentfelde begründete jüngere Linie, die 1371 V. Münster zu Lehen auftragen musste. Später wurden Papenburg (1630), Ahlde (Ahlen) (1676), Engelrading (1698), Rölinghoff (Röhlinghof) (1729), Botzlar (1739), Barnsfeld und Dücking (1748) erworben. 1756 fiel V. über die Erbtochter an die Landsberg. Mit Münster kam V. 1802/1803 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
Veltheim (Grafen). Nach der Burg V. am Elm nannten sich die Grafen von V. 1494 ging
die Burg V. an die Honrodt über. 1832 kauften
sie die V. innerhalb Braunschweigs zurück. Über Braunschweig kam V. 1946 an
Niedersachsen.
L.: Kempen, W. van, Schlösser und Herrensitze in Niedersachsen, 1960.
Veluwe (Grafschaft südlich der Zuidersee). Die
Grafschaft V. (zu fahl im Sinne von unfruchtbar) südlich der Zuidersee bzw. des
Ijsselmeeres gehörte zum Herzogtum Geldern, das 1377/1379 an Jülich kam, 1423
aber wieder selbständig wurde, bis es 1472/1473 an Burgund
und damit später (1477) an Habsburg fiel. 1578/1579 löste sich der größte Teil
Gelderns von Habsburg bzw. Spanien und schloss sich den Generalstaaten der
Niederlande an.
L.: Wolff 68; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 22 (Uelue) südlich der
Zuidersee; Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 1002; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 45, 47, 96 Feluwa; Jappe Alberts, W.,
Geschiedenis van Gelderland, 1966; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000
(Azewijn, Elten, Emmerich, Voorst?).
Venaissin (Grafschaft). 1229 trat Graf Raimund
VII. von Toulouse das V. in der Provence links der unteren Rhone (Carpentras,
Venasque, Avignon) im Königreich Burgund an den
Papst ab. 1234 erhielt er es als Lehen der Kirche zurück. Nach dem Aussterben
der Grafen beanspruchte Frankreich die Grafschaft. Dem Papst gelang es aber
1274, die Ansprüche abzuwehren. 1791 annektierte Frankreich die Grafschaft.
1797 erklärte sich der Papst mit der Entziehung einverstanden.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F5; Moreau, J.,
Dictionnaire de géographie historique, 1972, 286.
Veringen (Grafschaft). Veringendorf bei
Sigmaringen war Sitz eines Adelsgeschlechts, das später die Burg über Veringenstadt erbaute. Die Grafschaft V. kam
am Ende des 13. Jahrhunderts (1280) an Habsburg. 1534/1535 fiel sie lehnsweise
an die schwäbischen Hohenzollern, 1575/1576 an Hohenzollern-Sigmaringen. 1805
erlosch die Lehnshoheit Österreichs. Über Preußen (1849) kamen V. und
Veringenstadt 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Gumpelzhaimer 73; Wolff 46; Zillenbiller, E., Stadt Veringen, 1963;
Kerkhoff, J., Die Grafen von Altshausen-Veringen, 1964; Genitz, F., Dorf und
Stadt Veringen, 1972; Stadtwerdung im Landkreis Sigmaringen, Burg und Stadt Veringen, hg. v. Zillenbiller, E.,
1985; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2 1995, 376.
Vestenberg (Reichsritter). Im 16. Jahrhundert
zählten die V. (bei Ansbach) zum Kanton Odenwald, Kanton Altmühl und Kanton
Steigerwald des Ritterkreises Franken. Im 17. Jahrhundert waren sie mit Burghaslach und Breitenlohe im Kanton Steigerwald
immatrikuliert. V. kam 1288 von den Ansbacher Vögten von Dornberg erbweise an
die Herren von Heideck (Heydeck), 1435 an die Eyb, die es 1724 an die
Markgrafen von Ansbach verkauften. S. Preußen, Bayern.
L.: Stieber; Bechtolsheim 13, 18, 194; Riedenauer 128; Stetten 33; Rahrbach
279.
Vetzberg (Ganerbschaft). Die Burg V. (d. h. Vogtsberg) bei Gießen wird 1152
erstmals erwähnt. Im 13. Jahrhundert verbanden sich die Burgmannen von V. zu einer großen Ganerbschaft. 1765 bestand diese
nur noch aus vier adligen Familien. Sie verkaufte ihre Rechte an
Nassau-Weilburg und löste sich auf. Über Nassau kam V. 1866 an Preußen und 1945
an Hessen.
L.: Kellner, W., Der Vetzberg, (in) Heimatkalender des Kreises Wetzlar, 1952;
Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 34; Jendorff, A.,
Condominium, 2010.
Vianden (Grafen). Nach der Burg V. an der Our nannten sich von den Grafen von
Sponheim abstammende, seit 1090 bezeugte Grafen (seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts). 1264 wurden sie nach zahlreichen Fehden Vasallen der Grafen von
Luxemburg. 1331 heiratete Adelheid von V. Graf Otto II. von Nassau
(Nassau-Dillenburg) und vererbte die Hälfte des Gutes an ihren Sohn Johann. Die
andere Hälfte gelangte 1417/1420 von Simon von Sponheim an Johanns Sohn
Engelbert I. von Nassau in Breda. Die nassauische Grafschaft umfasste die
Herrschaften Bütgenbach und Sankt Vith (Vith) (im heutigen Belgien), die
Herrschaft Dasburg (mit zeitweise Pronsfeld) und V. Nach der Besetzung durch
Frankreich kam 1815 der größte Teil Viandens an Preußen. V. fiel an Luxemburg.
L.: Wolff 57; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Schuppener, U.,
Die Grafschaft Vianden und ihre Zugehörigkeit zu Nassau, Nassauische Annalen
107 (1996), 7ff.; Herborn, W., Vianden, LexMA 8 1996, 1611ff.
Vichtenstein, Viechtenstein (Herrschaft). Nach der Burg V. an der Donau nannten sich um 1097 erstmals
erwähnte, wohl mit den Grafen von Formbach verwandte Grafen. 1144 kam V.
erbweise an den Hallgrafen von Wasserburg, der die zugehörige Herrschaft 1218
dem Hochstift Passau verpfändete. 1254 erlangte Passau sie endgültig und gewann
1410 von Bayern die Landesherrschaft hierfür. V. kam durch Vertrag 1782 an
Österreich, das 1803 bei der Säkularisation des Hochstifts Passau die zum
bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft V. einzog.
L.: Wolff 144; Wallner 712 BayRK 6.
Vienne (Erzstift). V. an der Rhone kam als
Hauptort der keltischen Allobroger 121 v. Chr. an die Römer (Vienna). 314 war
es Vorort der diokletianischen Diözese Viennensis und Sitz eines Bischofs (Ende
des 3. Jahrhunderts?), seit 430 eines Erzbischofs. Um 468 wurde es Hauptort der
Burgunder. 534 fiel es an die Franken. 879
bestimmte Graf Boso von V. es zum Hauptort des von ihm gegründeten Königreichs
Niederburgund, das 928 in Hochburgund aufging. 1023 wurden die Erzbischöfe
Grafen, verloren aber die Grafschaft im 12. Jahrhundert an die Grafen der
Dauphiné. 1448 erreichte Frankreich in der Nachfolge der Grafen der Dauphiné
die Anerkennung als Lehnsherr. 1730/1801 wurde das Erzstift aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 6 c (7./8. Jh.) A1; Faure, C., Histoire de
la réunion de Vienne á la France, 1907; Clément, P., Vienne sur le Rhône. La
ville et les habitants, 1955; Cavard, P., Vienne, 1975; Chomel, V., Vienne,
LexMA 8 1996, 1646ff.
Vilbel (Reichsritter). Im 18. Jahrhundert
zählten die V. zum Ritterkreis Rhein. Das 774 in Lorscher Quellen erwähnte V.
selbst gehörte zuerst den Herren von Münzenberg. 1255 fiel es zur Hälfte an
Falkenstein, 1419 an Eppstein, 1581 an Mainz, 1803 an Hessen-Darmstadt, zur
anderen Hälfte an Hanau, Hessen-Kassel (1736), Großherzogtum Frankfurt (1810)
und Hessen-Darmstadt (1816). Über Hessen-Darmstadt kam V. 1945 an Hessen. Die
Rechte an der Burg waren nach den Herren von
Falkenstein sehr zersplittert.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 595; Wolff 270, 275; Usener, Beiträge zur
Geschichte der Ritter und Bergschlösser in der Umgegend von Frankfurt, 1952;
Giegerich, W., Bad Vilbel. Landschaft, Geschichte, Kultur, 1986.
Vils (Herrschaft). Das Tal V. mit dem Ort V.
(1200 Filis) bildeten eine aus der Grafschaft Keltenstein ausgeschiedene
Hofmark der Reichsabtei Kempten. Diese belehnte um 1270 die Herren von
Hohenegg. 1408 ging die Lehnshoheit von Kempten an Habsburg über. 1594/1671
starben die Herren von Hohenegg aus. Von 1805/1806 bis 1816 kam V.
vorübergehend zu Bayern, dann wieder an Österreich.
L.: Wolff 37; Stolz, O., Geschichte der Stadt, Vils, 1927; Bitschnau, M. u. a.,
Vilseck, Tiroler Burgenbuch, Bd. 7 1986,
307-316.
Virneburg (Grafen, Grafschaft). Die nach der Burg V. am Nitzbach benannte Grafschaft V. in der
Eifel gehörte den Pfalzgrafen. Die Pfalzgrafen gaben die Grafschaft den Grafen
von Sayn zu Lehen. Als Afterlehen übertrugen die Grafen von Sayn die Güter den
seit der Mitte des 11. Jahrhunderts belegten Herren und späteren Grafen (um
1100) von V., welche die Herrschaft im 13. Jahrhundert durch den Erwerb
zahlreicher Vogteien erweiterten. 1445 kam es zu einer Teilung. Nach dem
Aussterben der Grafen von V. 1545 fiel die Grafschaft in weiblicher Erbfolge an
die Grafen von Manderscheid-Schleiden, die 1554 Monreal an der Elz (Eltz) und
die sog. große und kleine Pallenz bzw. Pellenz um Mayen an das Erzstift Trier
abgeben und das restliche Herrschaftsgebiet in der Eifel westlich von Mainz als
Lehen Triers nehmen mussten. 1600/1615/1623 kam die Grafschaft erbweise an die
Grafen von Löwenstein-Wertheim. Um 1790 war die im westfälischen
Reichsgrafenkollegium des Reichstags und im niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis vertretene Grafschaft 1,3 Quadratmeilen groß und hatte 2600
Einwohner. Mit der Besetzung durch Frankreich ging sie 1794 unter. Die 1684
zerstörte Burg fiel 1815 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz. S. a. Löwenstein-Wertheim-Virneburg.
L.: Wolff 356; Zeumer 554 II b 63, 13; Wallner 705 WestfälRK 48; Großer
Historischer Weltatlas III 38 (1789) B2; Iwanski, W., Geschichte der Grafen von
Virneburg, Diss. phil. Bonn 1912; Klapperich, K., Die Geschichte des
Grafengeschlechtes der Virneburger, Diss. phil. Bonn 1920; Herborn, W.,
Virneburg, LexMA 8 1996, 1713; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000;
Löwenstein-Wertheim-Freudenbergsches Archiv, Grafschaft Virneburg, Inventar des
Bestands F US 6, bearb. v. Eder-Stein, I. u. a., 2000.
Vogt von Hunolstein, Vogt von Hunoltstein
genannt von Steinkallenfels (Freiherren, Reichsritter). Der V. ist 1239
erstmals belegt, doch gingen die bis zum Ende des 13. Jahrhunderts gewonnenen
Güter um die Burg Hunolstein durch Fehden mit
den Grafen von Salm, Sponheim und der Reichsstadt Speyer wieder verloren. Im
18. Jahrhundert zählten die Freiherren V. mit Abtweiler, drei Achteln von Boos,
Teilen von Staudernheim, Merxheim und Teilen von Weiler sowie Dörrmoschel mit
Teschenmoschel zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Mit Nack
und Nieder-Wiesen (Niederwiesen) waren sie im Kanton Oberrheinstrom
immatrikuliert. Außerdem gehörten sie im späteren 17. Jahrhundert zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken sowie 1802 zum Ort (Bezirk) Ortenau des
Kantons Neckar bzw. Neckar-Schwarzwald-Ortenau des Ritterkreises Schwaben.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 544; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 166; Uhrmacher, M., dilecti fideles nostri? (in )
Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, hg. v. Henn, V. u. a.,
2001; Grimbach, J., Zur Territorialpolitik der Vögte von Hunolstein im
Spätmittelalter (in) Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft, 2001.
Vogtland (Reichsland). Das Gebiet an der oberen
Weißen Elster zwischen oberer Saale und dem Quellgebiet der Zwickauer Mulde,
das nach dem Abrücken der Germanen vom 6. bis 9. Jahrhundert von Sorben besetzt
wurde, wurde seit dem 10. Jahrhundert als Teil des Reiches angesehen. 1122
wurde Plauen kirchlicher Mittelpunkt. Vermutlich setzte bereits Kaiser
Friedrich I. Barbarossa Vögte (Vogtei über Kirchengut Quedlinburgs um Gera?)
als Verwalter ein. Seit 1209 nannte sich ein Geschlecht, das vielleicht aus der
Gegend von Mühlhausen (oder aus der Gegend von Zeitz) stammte, ursprünglich zur
Ministerialität der Welfen gehörte und bereits seit 1122 in Weida die
Reichsrechte verwaltete, Vögte (advocati) von Weida. Die von den Vögten
geleitete Ansiedlung ostfränkischer, bayerischer und thüringischer Bauern nahm
die slawische Vorbevölkerung in sich auf. Den Vögten gelang die allmähliche
Umwandlung ihres Reichsamts in Reichslehen. Ihr Herrschaftsgebiet um Pausa,
Voigtsberg (Vogtsberg), Weida, Gera und Plauen erhielt den Namen V. (1317 woyte
lande, 1343 terra advocatorum). Es erstreckte sich zwischen der oberen Saale
(Ziegenrück, Saalburg, Lobenstein), der Regnitz (Hof), dem Egerland (Asch,
Selb, Adorf), der Pleiße (Werdau, Schmölln), Gera und Ronneburg. In ihm lagen
auch Güter etwa der Grafen von Everstein, der Grafen von Lobdeburg, der Grafen
von Orlamünde und der Markgrafen von Meißen. Seit der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts strebten sowohl die Markgrafen von Meißen wie auch die Könige von
Böhmen nach der Herrschaft über das Gebiet. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
gingen die Güter dem durch häufige Erbteilungen geschwächten Geschlecht
zunehmend verloren (Voigtsberg [Vogtsberg] 1357, Mylau 1367, Wiesenburg bis
1394, Schönfels-Werdau bis 1398, Weida 1404-1427). 1373 wurden Hof und das Regnitzland
an die Burggrafen von Nürnberg verkauft,
1459/1466 nahmen die Wettiner (Kursachsen) das V. vom König von Böhmen zu
erblichem Lehen. 1466 zogen sie die Herrschaft Plauen von einer als Burggrafen von Meißen titulierten Linie der Vögte an
sich. 1485 kam das V. an die ernestinische Linie der Wettiner. Nur Güter um
Greiz, Schleiz und Lobenstein blieben in der Hand der von den Vögten
abstammenden Grafen von Reuß. 1547 musste Plauen von der ernestinischen Linie
mit anderen böhmischen Lehen an Burggraf
Heinrich IV. von Meißen aus dem Hause Plauen (Heinrich V. von Plauen, Kanzler
von Böhmen) zurückgegeben werden, fiel aber 1559 als Pfand, 1575 endgültig beim
Aussterben der Burggrafen an Sachsen (seit 1602
vogtländischer Kreis) und kam damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) F/G3;
Biedermann, J., Geschlechts-Register der loeblichen Ritterschafft im
Voigtlande, 1752, Neudruck 1989; Vogel, W., Über den Titel ”Advocatus” der
Herren von Weida, Gera und Plauen, Diss. phil. Jena 1905; Schmid, B.,
Geschichte des Reußenlandes, Bd. 1f. 1923ff.; Leipoldt, J., Die Geschichte der
ostdeutschen Kolonisation im Vogtland, Diss. phil. Leipzig 1927, Mitt. d. Ver.
f. vogtländ. Gesch. und Altertumskunde 26 (1928); Flach, W., Die Urkunden der
Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930;
Schlesinger, W., Egerland, Vogtland, Pleißenland, (in) Forschungen zur
Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. v. Kötzschke, R., 1937; Kötzschke, R., Das
Vogtland als Grenzraum in der deutschen Geschichte, 1940; Wille, H./Pritsche,
W., Vogtland, 1961; Werner, M., Vogtland, LexMA 8 1996, 1815; Neumeister, P.,
Beobachtungen und Überlegungen zur Herkunft der Vögte, N. A. f. sächs. Gesch.
68 (1997), 1; Billig, G., Pleißenland – Vogtland, 2002; Das nördliche Vogtland
um Greiz, hg. v. Hempel, G. u. a., 2006.
Volmarstein (Herren). 1100 wurde die Burg V. (1050 Folmudestede) an der Ruhr von Köln
erbaut. Sie war 1288 Sitz der Herren von V. 1324 fiel die Burg durch Eroberung an die Grafen von der Mark. Über
Preußen (Provinz Westfalen) gelangte V. 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 319; Schnettler, O., Alt-Volmarstein, 1961.
Vorarlberg (Landvogtei, Bundesland). Das Gebiet
zwischen Bodensee und Arlberg wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und
der Provinz Raetia eingegliedert. Seit 500 wurde es von Alemannen beherrscht
und kam 536 zum fränkischen Reich (um 610 Christianisierung), 843 zu dessen
ostfränkischem Teil. Seit 917 war Bregenz Sitz der mit Grafenrechten begabten
Udalrichinger. 1160 ging das Erbe der ausgestorbenen Udalrichinger an die
Grafen von Pfullendorf und Pfalzgrafen von Tübingen über, deren einer Zweig
sich nach der um 1200 erbauten Burg Montfort
Grafen von Montfort nannte. 1258/1260 spaltete er sich in die Linien Montfort
und Werdenberg. Sie lösten sich mit Bludenz (Werdenberg), Bregenz und Feldkirch
(Montfort) vom Herzogtum Schwaben. 1363 gewannen die Habsburger die
reichsritterschaftliche Herrschaft Neuburg. 1375/1379/1390 erwarb Herzog
Leopold III. von Österreich die Herrschaft Feldkirch, 1394/1418/1420 die
Grafschaft Bludenz mit dem Tal Montafon, 1473/1474 Erzherzog Sigmund von Tirol
von dem Truchsess von Waldburg die 1463 zur Reichsgrafschaft erhobene
Herrschaft Sonnenberg mit Nüziders, 1451/1523 Erzherzog Sigmund von Tirol bzw.
Ferdinand I. je eine Hälfte der Grafschaft Bregenz. Damit war seit dem
ausgehenden 15. Jahrhundert die Landesbildung weitgehend abgeschlossen. Kaiser
Maximilian I. unterstellte diese Erwerbungen (bis 1752 und nach 1782 [,
dazwischen Freiburg im Breisgau]) der Verwaltung der Regierung in Innsbruck.
1765 erwarb Österreich die Grafschaft Hohenems der 1560 zu Reichsgrafen
aufgestiegenen Ritter von Ems (Hohenems) und erlangte auch das politische
Protektorat über deren 1719 an Liechtenstein veräußerte reichsunmittelbare
Herrschaft Vaduz und Schellenberg. (Erzherzogin) Maria Theresia fasste
sämtliche Herrschaften mit 78000 Einwohnern unter der neuen Landvogtei V., zu
der 1780 noch Tettnang kam, zusammen. 1782 wurde sie von Vorderösterreich
gelöst und Tirol angegliedert. 1804 kam noch die Herrschaft Blumenegg, welche
die Grafen von Montfort an die Grafen von Sulz und diese an das Kloster
Weingarten gegeben hatten, hinzu. Von 1805/1806 bis 1816 fiel V. an Bayern, kam
dann aber bis auf die Westallgäuer Teile (jedoch mit Vils) an Österreich
zurück. 1861 erhielt V. einen eigenen Landtag. Nach 1918 verblieb V. bei
Österreich, obwohl sich am 11. 5. 1919 80 Prozent der Bevölkerung für einen
Anschluss an die Schweiz aussprachen. Immerhin wurde V. aber von Tirol gelöst
und als Bundesland verselbständigt. Dieses erhielt am 17. 9. 1923 eine
Verfassung. Von 1938 bis 1945 war V. ein Teil des Reichsgaues Tirol.
L.: Wolff 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Lechner, K.,
Vorarlberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Quellen zur Geschichte
Vorarlbergs und Liechtensteins, hg. v. Helbok, A., Bd. 1 1920ff.; Helbok, A.,
Geschichte Vorarlbergs, 1925; Schwarz, A., Heimatkunde von Vorarlberg, 1948;
Stolz, O., Verfassungsgeschichte des Landes Vorarlberg, Montfort 78 (1950); Bilgeri,
B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1-4,1 2. A. 1971ff.; Burmeister, K.,
Grundlinien der Rechtsgeschichte Vorarlbergs, Montfort 39 (1987); Bilgeri, B.,
Geschichte Vorarlbergs, Bd. 2, Bayern, Habsburg, Schweiz - Selbstbehauptung,
1987; Niederstätter, A., Beiträge zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte
Vorarlbergs (14.-16. Jh.), Montfort 39 (1987); Held, H., Vorarlberg und
Liechtenstein, 1988; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998;
Burmeister, K., Vorarlberg, LexMA 8 1996, 1846; Die Integration in den modernen
Staat, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2007; Nachbaur, U., Vorarlberger
Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Niederstätter, A., Herrschaftliche
Raumorganisation im nachmaligen Vorarlberg während des Mittelalters (in)
Montfort 61 (2009), 231.
Vorderösterreich (Herrschaftsgruppe, Güterkomplex). Zu
dem ursprünglichen Hausgut der Grafen von Habsburg (in der Schweiz und) im
Elsass erwarben die Habsburger, von denen sich schon (König) Rudolf I. um eine
Erneuerung des 1268 erloschenen Herzogtums Schwaben bemüht hatte, 1368 Freiburg
im Breisgau und die Landgrafschaft Breisgau, 1381 die Landvogtei in Schwaben
und die Gebiete der Grafen von Hohenberg, 1398 Sargans, 1403 von Habsburg-Laufenburg
Laufenburg und Säckingen, 1504/1505 die Landvogtei Hagenau im Elsass
(1551/1556/1771) und die Ortenau (1551/1556) sowie verschiedene 1369 an
Wittelsbach verlorene Gebiete. 1379 fielen diese Güter an die leopoldinische
Linie Habsburgs (bis 1490). Seit dem 15. Jahrhundert (1444) kam für sie der
Name vordere Lande (vor dem Arlberg) auf, später die Bezeichnung V. Bis 1499
gingen die südwestlichen Güter an die Eidgenossenschaft der Schweiz verloren.
Seit 1536 wurden aus dem Elsass die Landgrafschaft Oberelsass mit Sitz in
Ensisheim und die Reichslandvogtei im Elsass mit der Schutzvogtei über 40
Reichsdörfer und die elsässischen Reichsstädte außer Straßburg, aus dem
Breisgau die Grafschaft Hauenstein und Herrschaft Laufenburg sowie die
Herrschaften Kastelberg und Schwarzenberg, Kürnberg (Kirnberg), Rheinfelden und
Triberg, aus Schwäbisch-Österreich die Markgrafschaft Burgau,
die Reichsgrafschaft Hohenberg, die Landgrafschaft Nellenburg (Stockach) und
die Landvogtei in Oberschwaben und Niederschwaben, die Stadt Konstanz (1548),
aus Vorarlberg die Herrschaft Hohenems (1765) und die Grafschaft Feldkirch
sowie von sonstigen Gütern die Landvogtei Ortenau (Offenburg), die
Reichsgrafschaft Tettnang (1780) mit der Herrschaft Argen und Wasserburg und
die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz (1745/1765) sowie Lindau (1804)
und Rothenfels (1804) als V. bezeichnet. Dieses gehörte größtenteils dem
österreichischen Reichskreis an. Von 1564 bis 1665 standen die Güter innerhalb
Habsburgs der Tiroler Linie zu. 1648 gingen das Gebiet im Elsass und Breisach
an Frankreich über, 1679 auch Freiburg im Breisgau. 1697 kamen Breisach und
Freiburg im Breisgau zurück. Zuletzt umfasste V. 9000 bzw. 25000
Quadratkilometer mit 400000 bzw. 670000 Einwohnern und 161000 Gulden Einkünften.
Die Verwaltung erfolgte zunächst in Innsbruck und für Elsass und Breisgau in
Ensisheim (seit 1651 Freiburg im Breisgau), seit 1752/1759 in Freiburg im
Breisgau, seit 1782 aber wieder (für Vorarlberg) in Innsbruck. 1803 musste der
Breisgau an den Herzog von Modena abgetreten werden. 1804 kam er, verkleinert
um das an die Schweiz gefallene Fricktal, an seinen Schwiegersohn Ferdinand von
Österreich-Este. 1805 fielen Breisgau und Ortenau an Baden, die übrigen Teile
Vorderösterreichs an Württemberg (, Hohenzollern) und Bayern, die auch die 1804
erworbenen Gebiete von Lindau und die Reichsgrafschaft Königsegg-Rothenfels
erhielten. 1810 tauschten Baden, Württemberg und Bayern untereinander Gebiete
aus. 1814/1816 fiel Vorarlberg außer einigen Teilen der Reichsgrafschaft
Bregenz und Hohenems an Österreich zurück.
L.: Wolff 40; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) D5; Haselier, G., Die
Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien
des Reichs 4, 256; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reiches, 1938; Stolz, O., Geschichtliche Beschreibung der ober- und
vorderösterreichischen Länder, 1943; Feine, H., Die Territorialbildung der
Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950); Bader, K., Der deutsche
Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A. 1978;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1959, 3. A. 1978, 4. A. 2000;
Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H./Press, V., 1989;
Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände im 15. und 16. Jahrhundert,
1989; Baum, W., Die Habsburger in den Vorlanden, 1993; Scheibelreiter, G.,
Vorderösterreich, LexMA 8 1996, 1848; Vorderösterreichische Regierung und
Kammer 1753-1805, Bd. 1ff. 1998ff.; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg.
v. Quarthal, F. u. a., 1999; Vorderösterreich am oberen Neckar und oberer
Donau, hg. v. Zekorn, A. u. a. 2002; Vorderösterreichisches Appellationsgericht
und vorderösterreichische Landrechte, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2012.
Waadt, Waadtland (Herrschaft, Grafschaft,
Kanton), franz. Vaud. Das Gebiet zwischen Jura, Neuenburger See, Genfer See,
Alpen und Saane gehörte in römischer Zeit zur Provinz Helvetia und wurde um 470
von den Burgundern besetzt. 515 heißt es pagus
Juranensis, 756 pagus Valdensis (Waldgau). 839 gab Kaiser Ludwig der Fromme das
Gebiet als Grafschaft W. seinem Sohn Lothar. Danach fiel es an Hochburgund und
mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. Um 1100 wurden Greyerz (Gruyères) und Neuenburg
abgetrennt. Seit 1207 und vor allem nach dem Aussterben der Herzöge von
Zähringen 1218 drangen die Grafen von Savoyen vor und eroberten im 13. und 14.
Jahrhundert fast das gesamte Gebiet (Baronie de Vaud). 1475 erlangten Bern und
Freiburg im Üchtland durch Eroberung Grandson, Murten, Orbe und Echallens und
machten sie zu gemeinen Herrschaften beider Orte. 1530 wurde die Reformation
eingeführt. 1536 besetzte Bern die W. und das Hochstift Lausanne und verwaltete
sie nach Abtretung einiger Teile an Freiburg im Üchtland und Wallis als
Herrschaft. 1555 erwarb es Greyerz, 1701 Aubonne. 1564 verzichtete Savoyen auf
die W., die 1616 ein eigenes Landrecht erhielt. Am 23./24. 1. 1798 löste sich
W. als République Lémanique von Bern und wurde am 30. 3. 1798 als Kanton Léman
der Helvetischen Republik eingegliedert. 1803 wurde es Kanton der Schweiz (3219
bzw. 1996 3212 Quadratkilometer). Seine Verfassung stammt vom 1. 3. 1885.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) B3; Mottaz, E., Dictionnaire
historique et statistique du Canton de Vaud, Bd. 1,2 1914ff.; Olivier, J., Le
Canton du Vaud, sa vie et son histoire, Bd. 1,2 2. A. 1938; Paquier, R., Le
pays de Vaud des origines à la conquête bernoise, Bd. 1,2 1942; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 13, Waldensis, comitatus, Waadt,
Vaud ; Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois,
888-1250, 1963; Encyclopédie illustrée du Pays de Vaud, hg. v. Galland, B., Bd.
1,2 1970ff.; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 285 Vaud;
La maison de Savoie en Pays de Vaud, hg. v. Andenmatten, B. u. a., 1990;
Durussel, V./Morerod, J., Le Pays de Vaud, 1990; Hubler, L., Histoire du Pays
de Vaud, 1991; Le Pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1992; Coutaz,
G., Vaud, LexMA 8 1996, 1435f.
Wächtersbach (Burg,
Herrschaft). Vielleicht schon am Ende des 12. Jahrhunderts, jedenfalls aber vor
1236 wurde zur Überwachung des Büdinger Waldes die Wasserburg W. im mittleren
Kinzigtal erbaut. Seit 1324 war sie als Reichslehen aus dem Erbe der Herren von
Büdingen nebeneinander und nacheinander in den Händen der Ganerben Brauneck,
Trimberg und Isenburg, die bis 1458 alle Rechte gewannen. Seit 1685 war W. Sitz
der Linie Isenburg-Büdingen-Wächtersbach. Über Hessen-Kassel und Hessen-Nassau
Preußens (1866) kam es 1945 an Hessen. S. Isenburg-Büdingen-Wächtersbach.
L.: Wolff 277.
Wagegg (Herrschaft). Nach der Burg W. bei Kempten nannten sich Edle von W., die um
1170 erstmals erwähnt werden. Um 1350 mussten sie die Burg
verpfänden, 1374 starben sie aus. Ihre damit als erledigtes Lehen an das Stift
Kempten zurückfallende Herrschaft kam nach verschiedenen anderen Verleihungen
1469 an die zuletzt stark verschuldeten Herren von Laubenberg, von denen sie
nach Befriedigung des Hauptgläubigers 1581 wieder an das auslösende Stift
Kempten fiel, über das es zum schwäbischen Reichskreis zählte. 1803 gelangte
die Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 158; Wallner 685 SchwäbRK 7.
Waldburg (Herren, Truchsessen, Grafen), Truchsess
von Waldburg. Die Burg W. (1152 Walpurch)
östlich von Ravensburg auf der höchsten Erhebung Oberschwabens war seit der
Mitte des 12. Jahrhunderts in den Händen eines welfischen, später staufischen
Ministerialengeschlechts, das um 1210 ausstarb. Ihnen folgten wohl spätestens
1214 im Amt und in den Gütern die 1179 erstmals erwähnten Herren von Tanne an
der schwäbischen Ach bei Wolfegg, die sich seit 1219 nach dem Lehen W. nannten
und zunächst Schenken des Herzogtums Schwaben gewesen waren. Sie waren
Ministeriale der Staufer, die ihnen 1214 das Amt des Reichstruchsessen
übertrugen. Im Laufe der Zeit erwarben die zu Reichsministerialen
aufgestiegenen W. ein ansehnliches Herrschaftsgebiet (um 1200 Wolfegg, um 1240
Waldsee, 1306 Stadt Isny und Herrschaft Trauchburg, 1337 Herrschaft Zeil, von
1384/1386 bis 1680 Pfandschaft der sog. 5 Donaustädte, 1386 Pfand der
Herrschaft Waldsee, 1387 der Herrschaft Bussen, 1401-1695 der Herrschaft
Kallenberg, 1415-1416 Landvogtei in Oberschwaben, 1452 Friedberg-Scheer [bis
1786], 1455-1474 Grafschaft Sonnenberg). Seit 1429 zerfiel die Familie in
mehrere Linien. Die jakobische (Trauchburger) Linie mit Trauchburg und später
auch Scheer erlosch 1772, die eberhardische (Sonnenberger) Linie mit Scheer und
Wolfegg wurde 1463 mit der Grafschaft Sonnenberg in den Grafenstand erhoben und
erlosch 1511. Die georgische (Zeiler) Linie mit Zeil erlangte 1508 von der
eberhardischen Linie Wolfegg und teilte sich 1595 in die Linien
Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und Waldburg-Zeil (Zeil). Hiervon spaltete sich
Waldburg-Wolfegg 1672 in Waldburg-Wolfegg-Wolfegg (1798 erloschen) und
Waldburg-Wolfegg-Waldsee, Waldburg-Zeil 1674 in Waldburg-Zeil-Zeil und
Waldburg-Zeil-Wurzach (1903 erloschen). 1525 wurden die Truchsessen als
Anhänger Habsburgs zu Reichserbtruchsessen und 1628 in den Linien
Waldburg-Wolfegg (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Zeil und
Waldburg-Friedberg-Scheer (Waldburg-Wurzach) wegen der reichsständischen
Territorien Wolfegg, Zeil, Trauchburg und Friedberg-Scheer zu Reichsgrafen im
schwäbischen Reichsgrafenkollegium erhoben. Ihr Herrschaftsgebiet, für das der
Verlust der Donaustädte (1680) und Friedberg-Scheers (1786) durch den Gewinn
kleinerer Herrschaften im Allgäu ausgeglichen wurde, umfasste 475
Quadratkilometer mit 28000 Einwohnern. 1803 wurden die Linien
Waldburg-Wolfegg-Waldsee und Waldburg-Zeil-Zeil zu Reichsfürsten erhoben. 1806
wurde bei der Gründung des Rheinbunds ihr zum schwäbischen Reichskreis
zählendes Fürstentum mit rund 750 Quadratkilometern unter Baden, Württemberg
und Bayern aufgeteilt.
L.: Wolff 198; Zeumer 553 II b 61, 9; Wallner 685 SchwäbRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D/E5, III 38 (1789) C4;
Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff.
1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen von Waldburg, Bd. 1 1971; Der
Kreis Ravensburg 1976; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2,
1995, 350.
Waldburg-Wolfegg-Waldsee (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die seit
1100 erscheinenden Herren von Tanne nannten sich seit 1170 nach ihrer Burg Waldburg östlich von Ravensburg. Um 1200 erwarben
sie Wolfegg, um 1240 Waldsee. 1429 erhielt die jakobische Linie Wolfegg, die
eberhardische Linie, die 1511 erlosch, Waldsee. Wolfegg kam später an die
georgische Linie, die sich 1595 in die Linien Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) und
Waldburg-Zeil (Zeil) teilte. Waldburg-Wolfegg (Wolfegg) zerfiel 1672 in das
1798 erloschene Waldburg-Wolfegg-Wolfegg und in W. 1790 hatte W. die Herrschaft
bzw. Grafschaft Waldsee, die Herrschaften Winterstetten, Schwarzach,
Eberhardzell und Schweinhausen und das Gericht Reute. 1798 beerbte sie
Waldburg-Wolfegg-Wolfegg. 1803 wurde W. in den Reichsfürstenstand erhoben, 1806
aber mediatisiert.
L.: Vochezer, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd.
1ff. 1888ff.; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches,
1938; Klocker, H., 650 Jahre Stadt Waldsee, 1978.
Waldburg-Zeil (Grafen, Truchsessen, Fürsten). Die Burg Zeil bei Leutkirch war 1123 ein Sitz der Grafen
von Bregenz, im 13. Jahrhundert Reichsburg. 1337 fiel sie an die Truchsessen
von Waldburg und kam 1595 an die Linie W. Wegen Altmannshofen und Vogelsang
zählte sie zum Kanton Hegau (Hegau-Allgäu-Bodensee) des Ritterkreises Schwaben.
1792 gehörten die Lande der Erbtruchsessen zu Waldburg-Zeil-Zeil und zu
Waldburg-Zeil-Wurzach zum schwäbischen Reichskreis. 1803 wurden die Truchsessen
von Waldburg in den Fürstenstand erhoben, 1806 mediatisiert.
L.: Wallner 686 SchwäbRK 26 a; Ruch Anhang 82; Vochezer, J., Geschichte des
fürstlichen Hauses Waldburg in Schwaben, Bd. 1ff. 1888ff.
Waldeck (Grafschaft, Fürstentum, Freistaat). Die
Burg W. (1120 Waldekke) über der Eder im alten
Stammesherzogtum Sachsen kam vor 1180 vermutlich von den Grafen von Ziegenhain
an die seit Anfang des 11. Jahrhunderts nachweisbaren Grafen von Schwalenberg
(südöstlich Detmolds). Sie wurde Mittelpunkt von Gütern um Arolsen, die durch
Heirat von den Herren von Itter angefallen oder aus der Vogtei des Hochstifts
Paderborn gewonnen worden waren. Nach dem Sturz des Lehnsherren Heinrich des
Löwen 1180 nannten sich die Grafen auch Grafen von W. Für eine Linie wurde 1219
bzw. 1228/1229 das Gebiet an der mittleren Eder um W. und Korbach von der
Grafschaft Schwalenberg (Schwalenberg-Sternberg) abgetrennt. Umgeben von den
Erzstiften Köln und Mainz sowie der Landgrafschaft Hessen gelang den zum
wetterauischen Reichsgrafenkollegium zugeordneten Grafen bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts der Ausbau der Herrschaft (1263/1294 Gericht Wildungen, 1288 Burg Lichtenfels mit Fürstenberg und Sachsenberg,
1414/1415 Gogericht Flechtdorf von den Padberg). 1349 wurde W. Reichslehen und
damit als reichsunmittelbar anerkannt. 1431/1438 kam es in den 1397
entstandenen Linien Landau (südöstlich Arolsens) und W. unter Landeshoheit und
Lehnshoheit Hessens (später Hessen-Kassels). 1495 beerbte die Linie W. die Linie
Landau. Danach wurde das seit 1525 allmählich lutherische W. mehrfach (1507
drei Linien, 1607 zwei Linien) (Eisenberg, Wildungen) geteilt, errang aber 1625
durch Erbvertrag die zum westfälischen Reichsgrafenkollegium gehörige,
ursprünglich schwalenbergische Grafschaft Pyrmont an der mittleren Weser und
1639/1648 die Herrschaften Cuylenburg (Kuilenburg, niederl. Culemborg) und
Tonna sowie 1648 die Landeshoheit und 1682 (Georg Friedrich v. W.)/1711
(Hauptlinie) die Reichsfürstenwürde (1719 Virilstimme im Reichsfürstenrat) und
wurde beim Aussterben der Linie Eisenberg unter der Linie Wildungen 1692
vereinigt (seit 1728 Residenz in Arolsen). Das Haus kam nicht in den
Reichsfürstenrat. Es zählte zum oberrheinischen Reichskreis (Fürstenbank).
Durch den Beitritt zum Rheinbund erhielt es, ebenso wie das für die Zeit von
1805/1806-1813 für einen Bruder des Fürsten geschaffene Fürstentum
Waldeck-Pyrmont, 1807 die Souveränität. Im Januar 1814 gab Fürst Friedrich dem
Land eine Verfassung, die jedoch infolge des Widerspruchs der Stände nicht in
Kraft trat. Nach Beitritt zum Deutschen Bund am 8. 6. 1815 erhielt W. am 19. 4.
1816 eine neue Verfassung. Das Fürstentum umfasste die 13 Städte Korbach,
Niederwildungen, Mengeringhausen, Sachsenhausen, Rhoden, Sachsenberg, Landau,
Freienhagen, Waldeck, Züschen, Fürstenberg, Altwildungen und Arolsen und die
Ämter Eisenberg, Arolsen, Waldeck, Wildungen und Lichtenfels. 1847 wurde durch
Schiedsspruch des Deutschen Bundes endgültig Hessen-Kassels Lehnshoheit
aufgehoben. Im Krieg von 1866 unterstützte W. Preußen, auf das es in einem
Akzessionsvertrag 1867 zum 1. 1. 1868 auch die Verwaltung des Landes (z. B. der
Justiz mit Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie dem
zuständigen Landgericht und Oberlandesgericht in Kassel) übertrug, so dass
neben einem preußischen Landesdirektor der Fürst nur den Ertrag der Domänen,
das Begnadigungsrecht, das Kirchenregiment und ein Zustimmungsrecht zu Gesetzen
des fortbestehenden Landtags behielt. Prinzessin Emma von W. heiratete den letzten
König der Niederlande aus dem Hause Oranien. Am 13. 11. 1918 wurde W. Freistaat
(Waldeck-Pyrmont) mit einer vorläufigen Verfassung vom 15. 4. 1919. 1922 wurde
Pyrmont mit der Provinz Hannover Preußens vereinigt, nach der 1926 seitens
Preußens erfolgten Kündigung des Akzessionsvertrags am 1. 4. 1929 auf Grund
einer Volksabstimmung auch das Hauptland W. (mit drei Landkreisen und rund
60000 Einwohnern) in die Provinzen Hannover bzw. Hessen-Nassau Preußens
eingegliedert. 1945 kam W. als Kreis zu Hessen.
L.: Wolff 268; Zeumer 554 II b 63, 15; Wallner 695 OberrheinRK 9; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3;
Klein 160; Curtze, C., Geschichte und Beschreibung des Fürstentums Waldeck,
1850; Schultze, V., Waldeckische Landeskunde, 2. A. 1929; Bockshammer, U.,
Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, 1958; Kissel, R. O.,
Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes Hessen, 1961; Engelhard,
K., Die Entwicklung der Kulturlandschaft des nördlichen Waldeck seit dem späten
Mittelalter, 1967; Waldeckische Landeskunde, hg. v. Martin, B./Wetekam, R.,
1971; Klein, T., Waldeck, (in) Mitteldeutschland, hg. v. Klein, T., 1981; Menk,
G., Grundzüge der Geschichte Waldecks in der Neuzeit, Perspektiven und Perseveranz
kleinstaatlicher Politik, Hess. Jb. für LG. 37 (1987); Murk, K., Vom
Reichsterritorium zum Rheinbundstaat, 1995; Murk, K., Waldeck, LexMA 8 1996,
1946; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 433; Menk, G., Waldeck im
Dritten Reich, 2010; Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen
und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 425.
Waldeck (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Der aus den Dörfern Korweiler, Dorweiler und Mannebach bei Simmern bestehende
sog. Burgfriede W. (der Freiherren Boos von
Waldeck) im Hunsrück zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises
Rhein.
L.: Wolff 515; Hoppstädter, K., Burg und Schloss
Waldeck im Hunsrück, 1957; Böhn, G., Inventar des Archivs der niederrheinischen
Reichsritterschaft, 1971, 110.
Waldeck-Wildungen (Grafen). Die Burg
Wildungen gehörte seit etwa 1270 als Mainzer Lehen den Grafen von Waldeck. Im
16. Jahrhundert wurde Wildungen Residenz einer Linie der Grafen. 1692 beerbte
W. Waldeck-Eisenberg.
L.: Reichard, C., Geschichte von Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Waldenburg (Burg,
Herrschaft). Vermutlich als Reichsburg entstand in der Zeit der Staufer an
einer Fernstraße vom Rhein zur Donau die Burg W.
1253 war sie Lehen des Hochstifts Regensburg an die Herren von Hohenlohe.
1551/1555 wurde sie Sitz der Linie Hohenlohe-Waldenburg. S.
Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein,
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
L.: Wolff 119; Schumm, K., 700 Jahre Stadt Waldenburg, 1954.
Waldenburg (Herrschaft). Gegen 1165/1172 wurde von
den Reichsministerialen Hugo von Wartha und Rudolf von Brand an einem Übergang
über die Zwickauer Mulde die Burg W. errichtet.
Sie war Mittelpunkt der Herrschaft W. der von Hugo von Wartha abstammenden
Herren von W. Sie kam 1375/1378 durch Verkauf an die Herren von Schönburg. Mit
Sachsen fiel W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 422; Wallner 709 ObersächsRK 10 a; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G3; 700 Jahre Töpferstadt Waldenburg, hg. v. Rat der Stadt, 1954.
Wallerstein (Burg,
Herrschaft). Auf einer schon in römischer Zeit befestigten Felsrippe im Ries
wurde eine Burg errichtet, die 1188 den Staufern
und 1261 den Grafen von Oettingen gehörte. Seit 1550 residierte hier die
katholisch gebliebene, 1774 gefürstete Linie Oettingen-Wallerstein. 1806 kam W.
an Bayern. S. Oettingen-Wallerstein.
L.: Wolff 177.
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in
den unteren Teil (Unterwallis), später Alemannen in den oberen Teil
(Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die Franken, 843 an Lotharingien, 888
an das Königreich Hochburgund, in dem König Rudolf II. dem Bischof von Sitten
Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. 1403
schloss der Bischof von Sitten, der damit als Graf von W. reichsunmittelbar
geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die bis 1260 das Unterwallis
erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden oberwallisischen Bauern einen
Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern, Uri, Unterwalden). Seit 1475 war
das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. 1475/1476 eroberten Bischof und
Oberwallis Unterwallis und verwalteten es als gemeine Herrschaft. 1528
verzichtete Savoyen auf dieses Gebiet. Die Reformation wurde unterdrückt.
1613/1634 verzichtete der Bischof unter Druck auf seine Rechte als Landesherr.
1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der Helvetischen Republik),
1802 zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen der Alpenübergänge mit
Frankreich vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es als Kanton in die
Schweiz aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es eine Oberwallis
bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839, 1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und
Zukunft, 1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher,
A., Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis
1500-1800, 1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8
1996, 1985ff.; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613),
2002.
Wallsee (Herren). Die ursprünglich dem Kloster
Weißenburg, den Welfen und den Staufern dienenden, zwischen Donau und Iller
begüterten ministerialischen Herren von W. (Waldsee, Bad Waldsee in
Oberschwaben) kamen vermutlich mit König Rudolf von Habsburg oder Albrecht I.
aus Schwaben in das Ennstal (W. bei Amstetten). 1331 verkauften sie ihre
Stammherrschaft an Habsburg bzw. Österreich. Sie erwarben in verschiedenen
Linien (Linz bis 1400, Enns bis 1483, Graz bis 1363, Drosendorf) Herrschaften
in Oberösterreich, wo sie das Amt der Hauptmannschaft innehatten,
Niederösterreich und der Steiermark. 1383-1388 errichteten sie die Burg Neuen Wallsee (Neuenwallsee). 1471 erkauften sie
Fiume. 1483 starb das Geschlecht mit der Ennser Linie im Mannesstamm aus. Nach
dem Tod der letzten, mit Siegmund von Schaunberg verheirateten Wallseerin kam
W. 1506 an die Grafen von Reichenberg, danach an die Weltzer-Spiegelfeld bzw.
Welzer-Spiegelfeld (1570), Kölnpöck (1576), Weiß (1614), Saint-Julien (Saint
Julien) (1630), Daun (1757) und Grafen von Stechinelli-Wieckenberg (1810). S.
Waldsee.
L.: Samwer, C., Geschichte von Wallsee, 1889; Doblinger, M., Die Herren von
Wallsee, Arch. f. österr. Geschichte 95 (1906); Hruza, K., Die Herren von
Wallsee, 1995; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010.
Warburg (Reichsstadt?, freie Stadt?). Die Burg W. (Wartberghi) an der Diemel unterstand 1018 dem
Grafen des Hessengaus, Ittergaus und Nethegaus und kam bei seinem Tod 1020 an
das Hochstift Paderborn. Bei dieser Burg
entstand bis zum Ende des 12. Jahrhunderts eine Stadt. 1521 erscheint sie in
der Reichsmatrikel. 1802 fiel sie mit dem Hochstift Paderborn an Preußen, 1946
an Nordrhein-Westfalen.
L.: Reichsmatrikel 1521; Wolff 326; Gottlob, A., Geschichte der Stadt Warburg,
1936; Der Landkreis Warburg, 1966; Schoppmeyer, H., Warburg im Mittelalter und
Neuzeit, Herrschaftssitz, Doppelstadt, territorialer Vorort, (in) Geschichte
der Stadt Warburg, 1986; 950 Jahre Warburg, hg. v. Heimat- und Verkehrsverein
Warburg, 1986; Die Stadt Warburg, 1036-1986, hg. v. Mürmann, F., Bd. 1f. 1986.
Wartenberg (Ganerben, Grafen). Die schon im 12.
Jahrhundert bestehende Burg W. bei
Kaiserslautern war 1382 in den Händen mehrerer ritterschaftlicher Ganerben.
1522 wurde die Burg zerstört. Die Wartenberger
saßen später in Wachenheim, Kaiserslautern und Mettenheim. 1699 erlangte Johann
Casimir II. die Grafenwürde und fasste seine Güter in der Pfalz und in
Rheinhessen 1707 in der Grafschaft W. zusammen (Mettenheim, Ellerstadt,
Kastenvogtei Marienthal, Grafschaft Falkenstein und eine Anzahl Dörfer in der Gegend
von Kaiserslautern). Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft W. zum
oberrheinischen Reichskreis. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses
erhielt der Graf von W. für W. die Abtei Rot sowie eine Rente von 8150 Gulden,
für Sickingen wegen Ellerstadt, Aschbach (Aspach) und Oranienhof das Dorf Pless
der Abtei Buxheim. 1818 starb das Geschlecht aus. Von 1801 bis 1814 gehörte die
Grafschaft zu Frankreich (Departement Donnersberg) und wurde nach ihrer
Rückkehr unter deutsche Herrschaft größtenteils zur Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
geschlagen. Geringe Teile (Mettenheim) gelangten zu Rheinhessen. 1946 kamen die
Güter über Bayern zu Rheinland-Pfalz. S. Kolb von Wartenberg.
L.: Wolff 287f.; Wallner 698 OberrheinRK 39; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten
am Ende des alten Reiches, 1938; Weber, F., Graf Ludwig, der letzte Kolb von
Wartenberg, 1988.
Wartenberg (Herrschaft, freie Herrschaft). Die
freie Standesherrschaft W. in Niederschlesien mit den Städten W. und Bralin
gehörte ursprünglich zum Fürstentum Oels, wurde aber nach dem Aussterben der
Fürsten durch Verkauf 1492 seitens Böhmens verselbständigt. 1606 erwarb sie der
Burggraf zu Dohna, 1734 Herzog Biron von
Kurland. Sie umfasste 8 Quadratmeilen. 1945/1990 gelangte Groß Wartenberg
(Deutsch-Wartenberg) zu Polen.
L.: Wolff 478.
Wartenstein (Herrschaft). Um 1357 erbaute Tilmann
aus dem Ganerbengeschlecht der Ritter von Stein und Kallenfels/Steinkallenfels
bei Hennweiler die Burg W. und trug sie dem
Erzstift Trier zu Lehen auf. Später kam die Herrschaft W. mit Weiden,
Hahnenbach, Herborn und Anteilen an Niederhosenbach (alle an bzw. bei der Nahe)
durch Vererbung, Kauf und Übertragung an die Löwenstein, Manderscheid,
Nassau-Saarbrücken, Flach von Schwarzenberg, Daun-Falkenstein-Oberstein
(Dhaun-Falkenstein-Oberstein) u. a. 1583 musste das Erzstift Trier Johann von
Warsberg, den Schwiegersohn Ludwig Flachs von Schwarzenberg (Ludwigs von
Schwarzenberg), der den letzten Anteil gehalten hatte, mit der gesamten zum
Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein zählenden Herrschaft belehnen.
1946 kamen die Güter an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 516.
Waxenberg, Waxenberg-Ottensheim (Herrschaft). Um 1110 erbauten die Wilhering-Waxenberg die Burg W. bei Stamering im oberen Mühlviertel. Nach ihr nannten sich seit 1150 ihre Erben, die Herren von Griesbach. Um 1220/1224 erwarben die babenbergischen Herzöge von den Hochfreien von Schleunz die Herrschaft W. Nach dem Aussterben der Babenberger zogen die mit den Herren von Griesbach verwandten Schaunberger die Herrschaft an sich, doch wurden sie 1291 gezwungen, sie an die Herzöge von Österreich herauszugeben. Diese verpfändeten sie vielfach. 1614 verkaufte Österreich W., das als Burg neu erbaut worden war, an die Gera, die sie 1644 an die Starhemberg veräußerten. Um 1750 zählte die Grafschaft 745 Untertanen.
Weesenstein (Herrschaft). Vermutlich um 1200 entstand an der Straße von der Elbe nach Böhmen die Burg W. an der Müglitz. 1318 war sie in den Händen der Burggrafen von Meißen, von denen sie 1402 an die Markgrafen von Meißen fiel. Diese verlehnten sie an die Herren von Bünau, die später die Herrschaften Lauenstein und Tetschen hinzuerwarben. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik.
Wehr (Herrschaft). Vor 1100 wurde die Burg Werrach bei Waldshut erbaut. 1272 wurde sie in
einem Streit zwischen dem Bischof von Basel, dem das mit dem Ort begabte
Kloster Klingental unterstand, und Rudolf von Habsburg zerstört. Durch Verkauf
erwarb Habsburg die Güter und gab sie zu Lehen aus. Über die Herren von Stein
(Altenstein bei Schönau) gelangten sie durch Heirat an die Herren von Schönau
im Elsass. 1806 fiel die Herrschaft der Freiherren von Schönau-Wehr an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11; Allgeier, Wehr, (in) Geschichte und Gegenwart, 1918.
Weida (Vögte, Herrschaft). 1122 wird die Burg W. (Withaa) an der Weida bei Gera erstmals
erwähnt. Sie war Sitz der von W. im Unstrutgebiet kommenden, bald aber an die
mittlere und obere Elster wechselnden, zunächst
herzoglich-sächsisch-ministerialischen, seit 1220 reichsministerialischen
Herren von W., die sich seit 1209 wohl nach Quedlinburger Vogteirechten um Gera
als Vögte benannten, sich (1209 sowie) 1244 in die Vögte von W. mit Sitz in W.
(bis 1531/1535), die Vögte von Gera (bis 1550) und die Vögte von Plauen teilten
und deren sämtliche männliche Abkömmlinge zu Ehren Kaiser Heinrichs VI. ausschließlich
den Namen Heinrich erhielten. 1329 bestätigte ihnen Kaiser Ludwig der Bayer
Reichsunmittelbarkeit und fürstengleichen Rang. Seit der zweiten Hälfte des 14.
Jahrhunderts begann ein unaufhaltsamer Niedergang der Vögte von W. Dabei ging
das Gebiet um Hof an die Burggrafen von Nürnberg
verloren (1373 Verkauf des nach 1193 erworbenen Landes an der Regnitz). 1354
mussten die Vögte von W. die Lehnshoheit des Hauses Wettin, an das dann
Triptis, Ronneburg, Werdau, Schmölln und andere Güter gelangten, für das Stammland
anerkennen. 1427 kam die Herrschaft W. durch Verkauf an das Haus Wettin, 1485
an dessen ernestinische Linie, 1567/1571 an die albertinische Linie, 1815 an
Preußen, 1816 an Sachsen-Weimar-Eisenach und 1920 an das Land Thüringen. Dieses
gehörte 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und wurde am 23. 7. 1952 innerhalb
der 1949 entstandenen Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (str.), zum
3. 10. 1990 mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur
Bundesrepublik Deutschland aber wieder begründet. Die übrigen Güter der Vögte
von W. fielen 1531 bei ihrem Aussterben an die Vögte von Gera und die Vögte von
Plauen.
L.: Wolff 380; Geschichte der Stadt Weida in Einzeldarstellungen, Bd. 1ff.
1926ff.; Flach, W., Die Urkunden der Vögte von Weida, Gera und Plauen bis zur
Mitte des 14. Jahrhunderts, 1930; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat,
1955; Geschichte Thüringens, hg. v. Patze, H. u. a., Bd. 2,1 1974; Blaschke,
K., Geschiche Sachsens, 1990.
Weikersheim (Burg,
Herrschaft). Nach dem im 9. Jahrhundert in der Überliefung Fuldas bezeugten
Reichsgut W. an der mittleren Tauber nannten sich seit 1153 Herren von W., die
seit 1178 nach Hohenlohe hießen. Sie teilten sich im 13. Jahrhundert in die
Linien Hohenlohe-Hohenlohe (bis 1412), Hohenlohe-Brauneck (bis 1434) und die
allein verbliebene Linie Hohenlohe-Weikersheim. Beim Erlöschen der letzten in
W. residierenden Familie 1756 kamen die Güter an Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen.
W. selbst war im 14. und 15. Jahrhundert vielfach verpfändet, erhielt zwischen
1595 und 1603 ein Renaissanceschloss und wurde später zu einer glanzvollen
Barockresidenz ausgestaltet. Über Württemberg kam es 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Weikersheim.
L.: Wolff 119; Dürr, E., Weikersheim im Laufe der Zeiten, 1950; Merten, K.,
Schloss Weikersheim, 1976.
Weilburg (Burg,
Herrschaft). In W. an der Lahn lag vermutlich schon in merowingischer Zeit
Königsgut. Die Konradiner, die Grafen des Lahngaus waren, erbauten eine 906
erstmals genannte Burg. Nach ihnen kam das
Gebiet 993/1002 als Reichslehen an das Hochstift Worms. Dieses verlor seine
Güter 1195/1294 an die Grafen von Nassau, die seit 1124 Vögte des Hochstifts
waren. 1355 wurde W. Sitz der Linie Nassau-Weilburg. 1816 wurde die Residenz
Nassaus nach Wiesbaden verlegt. W. kam 1866 an Preußen, 1945 an Hessen. S.
Nassau-Weilburg.
L.: Wolff 265; Schaal, K., Weilburg, LexMA 8 1996, 2115; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 661.
Weilnau (Herrschaft). W. bei Usingen wird 1208
erstmals erwähnt. Die Herrschaft W. (Altweilnau) gehörte im 13. Jahrhundert den
Grafen von Diez, die 1302 die Burg Neuweilnau
erbauten und die Herrschaft teilten. Neuweilnau wurde 1326 von den Grafen von
Nassau erworben. Altweilnau kam 1370 zur Hälfte als Pfand an Kronberg, im
Übrigen nach dem Aussterben der Grafen von Diez (1386) 1388 im Erbwege an
Nassau-Dillenburg. Dort wurde W. 1561 Sitz einer eigenen Linie Nassau-Weilnau
(bis 1602). Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Herrschaft über
Nassau-Weilburg (Nassau-Usingen) zum oberrheinischen Reichskreis. Über Nassau
und Preußen (1866) gelangte W. 1945 zu Hessen. S. Nassau-Weilnau.
L.: Wallner 695 OberrheinRK 10.
Weimar (Grafen, Fürstentum, Residenz des
Markgrafen von Meißen bzw. des Herzogs von Sachsen). Die Burg W. an der Ilm ist erstmals (899 Viugmara? oder)
975 erwähnt. Sie war Sitz von nach ihr benannten Grafen im Dreieck zwischen Ilm
und Saale, die 949 im Thüringgau erschienen, 1043 die Pfalzgrafschaft in
Sachsen, 1046 die Mark Meißen und das Osterland erhielten und auch die
Markgrafschaft in Krain verwalteten. Sie starben 1112 in männlicher Linie aus.
Ihnen folgten über die Erbtochter Adelheid die askanischen Grafen von
Orlamünde, die nach 1247 die inzwischen durch Heirat um Güter der Grafen von
Andechs erweiterten Güter teilten (osterländische Linie um Orlamünde,
thüringische Linie um Weimar, Rudolstadt und Kulmbach) und ihrerseits 1373
ausstarben. Damit kam W. (1346) an das Haus Wettin und wurde 1382 Sitz einer Linie.
Seit 1485 gehörte es zur ernestinischen Linie und wurde 1552 wieder Residenz.
Das Fürstentum bestand aus Stadt und Amt W., den Ämtern Oberweimar, Kromsdorf
(Kramsdorf), Berka an der Ilm, Rossla, Brembach und Hardisleben, Kapellendorf,
Heusdorf (Häußdorf), Dornburg, Bürgel und Oldisleben, den adligen Pflegen
Denstedt, Schwerstedt, Neumark, Synderstedt, dem Amt Apolda und den Gerichten
Buttelstedt, Bösleben (Bößleben), Tannroda, Flurstedt (Fluhrstedt), Graitschen
(Groitschen), Wormstedt, Oßmannstedt (Ossmanstedt, Osmanstedt),
Guthmannshausen, Stedten, Wallichen (Walichen), Tromlitz und Mechelroda
(Michelroda). Um 1775 zählte die Stadt W. etwa 6000 Einwohner. 1920 kam W. zu
Thüringen. S. Orlamünde, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach.
L.: Wolff 396; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar, FS Dobenecker, O.,
1929; Schneider, F./Tille, A., Einführung in die Geschichte Thüringens, 1931;
Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1ff. 1931ff.;
Neue Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Fink, F., Bd. 1f.
1934ff.; Tille, A., Die Anfänge der Stadt Weimar und die Grafen von Weimar und
Orlamünde, 1939; Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günther, G./Wallraf, L.,
2. A. 1976; Bibliographie zur Geschichte der Stadt Weimar, hg. v. Günter,
G./Wallraf, L., 1982; Gräbner, K., Die großherzogliche Haupt- und Residenzstadt
Weimar, 1988; Pretzsch, A./Hecht, W., Das alte Weimar skizziert und zitiert, 4.
A. 1990; Lange, P., Zur Geschichte der Grafschaft Weimar-Orlamünde, (in)
Thüringen im Mittelalter, 1995, 183; Bünz, E., Weimar, LexMA 8 1996, 2115f.;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 615.
Weinsberg (Herrschaft). Die bei dem 1147 erstmals
erwähnten W. im nördlichen Neckarbecken gelegene Burg
war vor 1000 Reichsgut. Über die Grafen von Calw kam sie in weiblicher Erbfolge
an die Welfen und danach an die Staufer (Schlacht von W. 1140). Die zugehörige
Herrschaft war unter den Staufern Lehen der Herren von W. 1450 kam sie an die
Pfalz, 1504 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960;
Fuhrmann, B., Konrad von Weinsberg, 2004.
Weinsberg (Reichsstadt). Das Gebiet um W. bei
Heilbronn war altes Reichsgut, auf dem wohl im 10. Jahrhundert die Reichsburg
W. errichtet wurde. 1140 wurde die damals calwisch-welfische Burg von König Konrad III. erobert (Bericht von den
Weibern von W.). Nach der staufischen Burg
nannten sich ministerialische Herren von W., denen aber nach dem Untergang der
Staufer die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht gelang. 1428
erreichte die Stadt W. ihr Ziel, als Reichsstadt anerkannt zu werden. 1440
wurde W. nach gewaltsamer Einnahme an die Pfalz verpfändet. 1450 kam die Burg mit der Stadt an die Pfalz, 1504 durch Eroberung
mit der Stadt, die in jahrelangem, vergeblichem Kampf mit den Herren von W. die
Reichsunmittelbarkeit wiederzugewinnen versuchte, an Württemberg. 1525 wurde
sie niedergebrannt. Über Württemberg fiel sie 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Weismann, E., Zur Geschichte der Stadt Weinsberg, 1960; Burg und Stadt Weinsberg, Quellen und Zeugnisse ihrer
Geschichte im Mittelalter, hg. v. d. Stadt Weinsberg, 1977; Schuler, P.,
Weinsberg, LexMA 8 1996, 2133f.
Weißenstein (Herrschaft). Die 1241 erstmals erwähnte
Burg W. bei Göppingen bildete den Mittelpunkt
einer Herrschaft, die bis 1401 Ministerialen der Grafen von Helfenstein
unterstand. Danach kam sie an verschiedene Linien der Herren von Rechberg. 1806
wurde sie in Bayern mediatisiert, 1810 aber an Württemberg abgetreten, mit dem
W. 1951/1952 an Baden-Württemberg gelangte.
L.: Wolff 510; Fischer, I., Heimatbuch für Weißenstein und Umgebung, 1927/1928.
Weitra (Herrschaft). 1208 gründeten die
Kuenringer neben dem 1185 erstmals erwähnten Dorf W. an der Lainsitz in
Niederösterreich eine Burg. Sie wurde
Mittelpunkt eines Herrschaftsgebiets. 1278/1295 kam W. an Habsburg. Dieses gab
W. nacheinander an die Wallsee, Oettingen, Schaunberg, Maissau, Sternberg,
Hardegg, Prag, Breuner und Greiß. Über die Witwe des Oberstkämmerers Wolf Rumpf
von Willross kam W. an Fürstenberg-Heiligenberg. Seit 1755 gehörte es der Linie
Fürstenberg-Weitra. S. Fürstenberg-Weitra.
L.: Wolff 26; Knittler, H./Bichler, F., 100 Jahre Sparkasse der Stadt Weitra 1869-1969,
1969.
Welden (reichsritterschaftliche Herrschaft,
Freiherren, Reichsritter), Walden. Das wohl im 9. Jahrhundert durch Rodung
entstandene, 1156 genannte Dorf W. (Waeldiu) bei Augsburg war Lehen der
Markgrafen von Burgau an die Herren von W., die
1402 die Blutgerichtsbarkeit erlangten. 1597 verkauften sie die
reichsritterschaftliche Herrschaft an die Grafen Fugger. 1764 kam W. ganz an
Österreich (Schwäbisch-Österreich), 1805/1806 an Bayern. 1582 erwarben die W.
das 778 erstmals erwähnte, über Staufer, die Truchsessen von Waldburg und die
Herren von Waldsee 1331 an Habsburg gelangte Laupheim von den Ellerbach, die es
1362 (Pfand) bzw. 1407 (Lehen) von Habsburg erhalten hatten. Im 18. Jahrhundert
zählten die Freiherren von W. außer mit Laupheim, mit den 1765 erworbenen und
1796 an den Freiherren Reuttner von Weyl gelangten Teilen von Achstetten zum
Kanton Donau des Ritterkreises Schwaben. Außerdem waren sie wegen des 1585 von
den Hürnheim erheirateten und 1764 an Oettingen verkauften Hochaltingen und
wegen Eislingen (Großeislingen) (1765-1776) von 1588 bis 1805 im Kanton Kocher
des Ritterkreises Schwaben immatrikuliert. Vielleicht zählten die W. auch zum
Kanton Odenwald im Ritterkreis Franken. 1806 fiel W. an Bayern. Laupheim kam an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 529, 533; Wolff 509; Roth von Schreckenstein
2, 592; Hölzle, Beiwort 5, 59; Riedenauer 128; Schulz 273; Auch, J., Laupheim 1570-1870,
3./4. A. 1921; Schenk, G., Laupheim, 1976; Diemer, K., Laupheim, 1979.
Welfen (Geschlecht). Die W. sind ein
fränkisches (bayerisches, Wurzeln am Lech aufweisendes?, schwäbisches?), in
karolingischer Zeit um Maas und Mosel bzw. Metz begütertes, seit dem 12.
Jahrhundert als W. bezeichnetes Adelsgeschlecht, das seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts nördlich des Bodensees um Altdorf/Weingarten Güter erlangte. Mit
Graf Welf I. († 820/825) beginnt die gesicherte Stammreihe des bald in
verschiedene (westfränkische [bis 887/888], burgundische, alemannische) Linien
aufgeteilten Geschlechts. Seine Tochter Judith († 843) war mit Kaiser Ludwig
dem Frommen, seine Tochter Emma († 876) mit König Ludwig dem Deutschen
verheiratet. Von seinem Sohn Konrad († 863) stammen über Konrad den Jüngeren
die burgundische, 1032 ausgestorbene Linie der Rudolfinger, die 888 die
Herrschaft über das Königreich Burgund
(Hochburgund) erlangte, und über Welf II. die schwäbische Linie ab, die seit
König Konrad I. umfangreiche Allodialgüter und Lehnsgüter in Schwaben, Rätien
und Bayern (u. a. der Grafen von Bregenz) erlangte. Sie erlosch mit Welf III.,
1047 Herzog von Kärnten, 1055 im Mannesstamm. Das Erbe ging über auf den Sohn
seiner (nach Italien verheirateten) Schwester Kunigunde (Kunizza) und des aus
langobardisch-oberitalienischem Haus stammenden Markgrafen Albrecht (Azzo) II.
von Este, Welf IV. (1030/1040-1107), denen Heinrich IV. 1070 mit dem Herzogtum
Bayern (Welf I.) belehnte. Sein Sohn Heinrich der Schwarze (um 1074-1126)
heiratete Wulfhild, eine der beiden Erbtöchter des 1106 ausgestorbenen
sächsischen Herzogshauses der Billunger. 1137 erlangten die W. unter Heinrich
X. dem Stolzen (um 1100-1139), der Gertrud, die Tochter Kaiser Lothars III.,
ehelichte, auch die Würde des Herzogs von Sachsen. 1180 verlor deren mit
Mathilde von England verheirateter Sohn Heinrich der Löwe (1129-1191) die
Herzogtümer Bayern und Sachsen, nicht aber das Eigengut Braunschweig-Lüneburg,
das – nach dem glücklosen Zwischenspiel Ottos IV. als deutscher König und
Kaiser - 1235 zum Herzogtum (Ottos des Kinds) erhoben wurde, aber durch
zahlreiche Erbteilungen seit 1267 zersplitterte (Grubenhagen, Wolfenbüttel,
Göttingen, Calenberg, Lüneburg, Dannenberg). Der Linie Calenberg des Neuen
Hauses Lüneburg gelang 1692 der Aufstieg zum Kurfürstentum Hannover (1714-1837
Personalunion mit England), das 1866 von Preußen einverleibt wurde. 1918 verlor
das älteste noch bestehende europäische Adelsgeschlecht auch Braunschweig.
L.: Krüger, E., Der Ursprung des Welfenhauses und seiner Verzweigungen in
Süddeutschland, 1898; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Bader, K., Der
deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. unv. A.
1978; Fleckenstein, J., Die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in
Süddeutschland, (in) Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, hg. v. Tellenbach, G., 1957; Schnath, G., Das
Welfenhaus als europäische Dynastie, (in) Schnath, G., Streifzüge durch
Niedersachsens Vergangenheit, 1968; Schmid, K., Welfisches Selbstverständnis,
(in) FS G. Tellenbach, 1968; Zillmann, S., Die welfische Territorialpolitik im
13. Jahrhundert, 1975; Geschichte der Welfen, hg. v. Heine, A., 1986; Pischke,
G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg.
v. Luckhardt, J. u. a., Bd. 1ff. 1995; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof,
hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996;
Schneidmüller, B., Welfen, LexMA 8 1996, 2147ff.; Seibert, H., Heinrich der
Löwe und die Welfen, HZ 268 (1998), 375; Die Welfen, hg. v. Ay, K. u. a., 1998;
Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 204;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004;
Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011.
Wels-Lambach (Grafen). Nach der bei dem römischen
Ovilava entstandenen, 776 belegten ursprünglich königlichen Burg Wels nannten sich Grafen, die 1091 mit Bischof
Adalbero von Würzburg ausstarben. Ihre Güter, darunter das Kloster Lambach
(1056), fielen an die Grafen von Formbach, die Grafen von Regau, die Otakare
und das Hochstift Würzburg und um 1220 durch Kauf an die Babenberger. 1653 gab
König Ferdinand IV. die Burgvogtei Wels an die
Fürsten von Auersperg.
L.: Wolff 27; Meindl, K., Geschichte der Stadt Wels, 1878; Dungern, O. v.,
Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931;
Tyroller, F., Die Grafen von Wels-Lambach, (in) Wegener, W., Genealogische
Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff.; Ebner, H., Wels-Lambacher,
LexMA 8 1996, 2155.
Weltersburg (Herrschaft). Die Burg W. im Westerwald wird 1220 erstmals genannt. Sie
gehörte gemeinsam den Herren von Isenburg und den Grafen von Sayn. Der Anteil
Sayns kam 1356 durch Heirat an die Grafen von Wied. 1488 erlangten die Grafen
von Leiningen-Westerburg den Anteil der Grafen Wied. Mit der Herrschaft
Westerburg kam die Herrschaft W., die am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Grafen von Leiningen-Westerburg zum oberrheinischen Reichskreis zählte, 1806 an
das Großherzogtum Berg, 1815 an Nassau, 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Wallner 698 OberrheinRK 40 a; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987.
Werdenberg (Grafschaft). Nach W. bei Sankt Gallen
nannten sich seit 1264 Grafen von W. Ihre Burg
stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. Sie beerbten als (um 1258 entstandener)
Zweig der Grafen von Montfort über die Pfalzgrafen von Tübingen die Grafen von
Bregenz (Bregenzer Linie der Udalrichinger) und hatten Güter um den Alpenrhein
und im südlichen Teil des späteren Vorarlberg. 1277 erwarben sie die Grafschaft
Heiligenberg und begründeten die Linie Werdenberg-Heiligenberg (bis 1428), die
1394 Bludenz an Habsburg verkaufte und 1404 W. an Montfort verpfändete. Daneben
entstand die Linie Werdenberg-Sargans, die sich später in
Werdenberg-Sargans-Vaduz (bis 1416), Werdenberg-Sargans-Vaz (bis 1504) und
Werdenberg-Sargans-Trochtelfingen teilte. Diese erhielt 1399 von Württemberg
die Grafschaft Sigmaringen mit den Herrschaften Trochtelfingen, Jungnau und
Veringen, beerbte 1434 Werdenberg-Heiligenberg und starb 1534 aus. Die
Eigengüter und Heiligenberg kamen an Fürstenberg, Sigmaringen als erledigtes
Reichslehen an das Reich und von dort an die Grafen von Hohenzollern. Bereits
1396/1398 waren Blumenegg und Vaduz von Werdenberg-Sargans an die Herren von
Brandis verpfändet und 1455 Sonnenberg an Waldburg und 1482 Sargans an die
Eidgenossen der Schweiz verkauft worden. 1792 war der Fürst zu Fürstenberg als
Graf zu Heiligenberg und W. Mitglied der schwäbischen Grafen der weltlichen
Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags.
L.: Wolff 172, 524; Zeumer 553 II b 61, 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5, II 72 b (bis 1797) G2; Krüger, F., Die Grafen von
Werdenberg-Heiligenberg und von Werdenberg-Sargans, Mitt. zur vaterländ.
Gesch., hg. v. hist. Ver. Sankt Gallen 21 (1887); Beusch, H., Rechtsgeschichte
der Grafschaft Werdenberg, 1918; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes
Werdenberg, 1919; Broder, L., Schloss und Städtchen Werdenberg, 1957;
Schindler, D., Werdenberg als Glarner Landvogtei, 1986; Eberl, I., Werdenberg,
LexMA 8 1996, 2197; Burmeister, K., Die Grafen von Werdenberg, Montfort 58
(2006), 121ff.; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter, 2007;
Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007,
328.
Werdenfels (Grafschaft). Im Loisachbecken bei
Garmisch wurde angeblich von Herzog Otto I. von Bayern die Burg W. errichtet. Sie wurde Mittelpunkt eines
Herrschaftsgebiets des Hochstifts Freising, das 1249 die Burg sowie unter anderem Garmisch mit Burg Falkenstein und dem Eibsee sowie 1294 von
Berthold von Eschenlohe Partenkirchen und Mittenwald erlangte. Die Grafschaft
verlor an Bayern und Tirol Güter und war im 15. Jahrhundert zeitweise
verpfändet. Nach 1632 verfiel die Burg. Seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts erhob Bayern Ansprüche auf die Grafschaft, die 1768
vom Reichshofrat zurückgewiesen wurden. Die zum bayerischen Reichskreis
zählende, im 18. Jahrhundert in die Untergerichte Garmisch, Partenkirchen und
Mittenwald gegliederte Grafschaft Freisings kam 1802 mit Garmisch, Wank,
Farchant, Rieß, Hammersbach, Obergrainau, Eibsee, Untergrainau, Partenkirchen,
Wamberg, Graseck, Reintal (Reinthal), Schlattan, Mittenwald, Lautersee, Klais,
Gerold, Kaltenbrunn, Wallgau, Krün, Elmau und Barmsee an Bayern.
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
F5, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Prechtl, J., Chronik der ehemals
bischöflich freisingischen Grafschaft Werdenfels, 1850; Hibler, J., Geschichte
des oberen Loisachtales, 1908; Albrecht, D., Grafschaft Werdenfels, 1955 (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer,
E., 1994; Störmer, W., Werdenfels, LexMA 8 1996, 2197f.
Werdenstein (Freiherren, Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die nach der Burg W. bei
Sonthofen benannten, seit 1239 nachweisbaren Freiherren von W. zum (Kanton)
Hegau bzw. (Kanton Hegau-Allgäu-Bodensee, Bezirk Allgäu-Bodensee) des
Ritterkreises Schwaben.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 592; Ruch Anhang 82.
Werdenstein (reichsritterschaftliche Herrschaft).
Die Burg W. bei Sonthofen war Allod der 1239
erscheinenden Herren von W., die später Erbkämmerer des Stifts Kempten waren.
Sie nahmen in der früheren Neuzeit ihre Güter von Habsburg zu Lehen. 1659
erwarben sie die Herrschaft Dellmensingen bei Ulm. 1785 verkaufte der letzte
Baron von W. die Herrschaft W. an die Grafen von Königsegg-Rothenfels. Von
ihnen kam sie an Bayern.
L.: Hölzle, Beiwort 47; Ullrich, A./Rottenkolber, J., Geschichte der
Reichsritter von Werdenstein, Allgäuer Heimatbücher 3 (1927).
Werl (Grafen). Die reichsunmittelbaren, aus
dem Raum Meschede stammenden Grafen von W. (spätestens 1024 Sitz in W., 1116
Werle) in Westfalen hatten im 10. und 11. Jahrhundert Grafschaftsrechte vom
Sauerland bis nach Friesland sowie Vogteirechte über das Hochstift Paderborn
und das Stift Werden an der Ruhr inne. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts
wurden sie auf Westfalen beschränkt. Dort errichteten sie um 1060 die Burg Arnsberg an der Ruhr. 1102 verloren sie im
engeren Gebiet um Werl, am Hellweg und im Sauerland die halbe Grafschaft an das
Erzstift Köln. Beim Erlöschen der Grafen 1124 kam Arnsberg in weiblicher
Erbfolge an die Grafen von Arnsberg. W. selbst gelangte 1802 an
Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 86; Mehler, F., Geschichte der Stadt Werl, 1891, Neudruck 1983, 1988;
Hömberg, A., Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses, Westfäl. Zs. 100
(1950); Leidinger, P., Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl, 1965;
Wouters, S., Bibliographie zur Werler Stadtgeschichte, 1981; Halekotte, W.,
Stadt und Kreuz, 1987; Werl, hg.v. Roher, A. u. a., 1994; Janssen,W., Werl,
LexMA 8 1996, 2208; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 668;
Leidinger, P., Die Grafen von Werl und Werl-Arnsberg (ca. 980-1124). (in) Das
Herzogtum Westfalen 2009, 119; Gosmann, M., Die Grafen von Arnsberg und ihre
Grafschaft, (in) Das Herzogtum Westfalen, 2009, 119.
Werle (Herren, Fürstentum). Die Burg W. der Abodriten in Mecklenburg wurde bei der
Teilung Mecklenburgs um 1230 (1229?) Sitz einer Herrschaft. 1236 wurde diese
durch Teile des Landes Zirzipanien, 1256 durch Teile der Herrschaft Parchim,
1273 durch Parchim selbst erweitert. Seit 1316 war W. seinerseits in
Teilherrschaften (Güstrow, Goldberg, bzw. Parchim [1316-1374] und Waren
[1347-1426]) aufgeteilt. Werle-Waren trug 1415 sein Land dem Markgrafen von
Brandenburg zu Lehen auf. Seit 1418 nannten sich die Herren von W. Fürsten von
Wenden und bereiteten durch einen Erbvertrag die Vereinigung der Güter vor.
1426 fielen die werlischen Güter an Werle-Güstrow, 1436 beim Aussterben dieser
Linie an Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Stargard. Brandenburg wurde 1442
durch Geldleistungen, Pfandrückgabe und Einräumung eines Eventualerbrechts in
Mecklenburg abgefunden. S. Mecklenburg.
L.: Witte, H., Mecklenburgische Geschichte, 1909; Ruchhöft, F., Das Territorium
der Herrschaft Werle, Mecklenburgische Jbb. 121 (2006), 7ff.
Wernigerode (Grafschaft). 1121 verlegten die aus dem
Süden stammenden Grafen von Haimar (Haymar) bei Hildesheim, die neben
Grafschaftsrechten auch die Verwaltung des Reichsforstes am Nordostharz
innehatten, ihren Sitz auf die 1213 erstmals genannte, einer bedeutsamen
Straßenkreuzung benachbarte Burg W. am
nördlichen Harz. Sie erlangten die Vogtei über die Klöster Drübeck und
Ilsenburg und 1343 von den Grafen von Regenstein die Grafschaftsrechte um W.
1268 trugen sie W. den Markgrafen von Brandenburg zu Lehen auf, 1381 dem
Erzstift Magdeburg. 1429 ging die Grafschaft nach dem Aussterben des
Geschlechts an die Grafen von Stolberg über. 1449 kam die Lehnsherrschaft von
Magdeburg wieder an Brandenburg. Seit 1645 nannte sich eine der Linien der früh
der Reformation angeschlossenen Grafen von Stolberg Stolberg-Wernigerode. Nach
1680 kamen die landesherrlichen Rechte mehr und mehr an Brandenburg/Preußen.
1714 wurden die zum obersächsischen Reichskreis zählenden Grafen durch Übergang
der Militär- und Steuerhoheit zugunsten Preußens mediatisiert, behielten aber
zunächst noch einige Hoheitsrechte. 1807 kam die Grafschaft an das Königreich
Westphalen, 1814/1822 wieder an Preußen. Bis 1876/1869/1931 behielten die 1890
in den Fürstenstand erhobenen Grafen, deren Grafschaft 1876 Preußen gänzlich
inkorporiert wurde, standesherrliche Vorrechte. W. fiel über die Provinz
Sachsen Preußens von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche
Demokratische Republik. S. a. Stolberg-Wernigerode.
L.: Wolff 415ff.; Wallner 710 ObersächsRK 17 c; Großer Historischer Weltatlas
II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Drees, H., Geschichte der
Grafschaft Wernigerode, 1916; Grosse, W., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Wernigerode, 1929; Oelsner, M. u. a., Wernigerode, 2. A. 1964; Blaschke, K.,
Wernigerode, LexMA 9 1998, 11.
Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt
Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das Haus W. bei Borken sowie einen
schmalen Streifen Landes an der Issel für rückständigen Sold als Lehen. 1316
hatte sich das Haus zu einer Burg entwickelt,
die 1344 durch Heirat an die Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg) bzw. Culemborg
fiel. 1504 kam W. über eine Erbtochter an die Pallant (Palant), die 1639
ausstarben. Danach fiel die 1567 reformierte Herrschaft an die Grafen von
Waldeck und durch Heirat an Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000
Reichstaler an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation
durchführte. Die Herrschaft W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das
Hochstift Münster zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über Preußen
(1802/1803) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wertheim (Grafschaft). 779/795 erscheint das
rechtsmainische Dorf Kreuzwertheim (W.) am Main, das 1009 ein Marktprivileg
erhielt. Die in ihrer Herkunft ungewissen, 1132 erstmals bezeugten Grafen von
W., die sich (ursprünglich vielleicht nach einer Burg
Walm am Untermain? und) seit 1132 nach der linksmainischen Höhenburg W. nannten
und nach der Niederlage der Grafen von Henneberg gegen das Hochstift Würzburg
von diesem die zuvor in den Händen der Henneberger befindliche Grafschaft als
Lehen erhielten, bauten auf Zentrechte und Vogteirechte gegründet eine
ansehnliche Herrschaft beiderseits des Mains und an der unteren Tauber auf und
legten zwischen 1192 und 1244 die Stadt W. an. 1327 gewannen sie Teile der
Herrschaft Breuberg, die 1407 einer 1497 die Hauptlinie beerbenden Nebenlinie
zugeteilt wurde. Unter Kaiser Karl IV. nahmen die Grafen 1362 ihre Güter von
Böhmen zu Lehen. Unter Graf Georg II. (1521-1530) führten sie die Reformation
ein. Nach dem Aussterben des zum fränkischen Reichsgrafenkollegium gehörigen
Geschlechts 1556/1574 fielen die Güter zum kleineren Teil an die verwandten
Erbach, zum größeren Teil an die verschwägerten Grafen von
Stolberg(-Königstein-Rochefort). Über deren jüngste Erbtochter Anna kam die
Grafschaft 1598/1600 großenteils an die nach Jahren gemeinsamer Herrschaft
(seit 1574) ihre Mitregenten ausschaltenden Grafen von Löwenstein, die sich
seitdem Grafen von Löwenstein-Wertheim nannten, aber in schweren Kämpfen mit
dem Hochstift Würzburg bis 1670/1667 fast alle wertheimischen Güter außerhalb
der Grafschaft verloren. Sie besaßen in der Grafschaft die Stadt W., jeweils
einen Teil der Ämter Remlingen und Schwanberg, die Ämter Königheim, Laudenbach,
Kleinheubach und die Herrschaft Breuberg. 1806 kam die Grafschaft, die Sitz und
Stimme beim fränkischen Reichsgrafenkollegium und beim fränkischen Reichskreis
hatte und etwa 12 Quadratmeilen (abzüglich umstrittener Gebiete 5 Quadratmeilen
oder 282 Quadratkilometer) und 13739 Einwohner [1803] in der Stadt Wertheim und
knapp 30 Dörfern und Flecken umfasste, mit den Gütern links des Mains (W.) an
Baden, im Übrigen an das Fürstentum Aschaffenburg, 1810 an das Großherzogtum
Frankfurt und 1814 an Bayern. S. a. Löwenstein-Wertheim.
L.: Wolff 121; Zeumer 554 II b 62, 4; Wallner 692 FränkRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Die Territorien des
Reichs 4, 214; Ortmann, W., Die Stadt Wertheim am Main, Diss. Darmstadt, 1950;
Mader, K., Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim, Mainfrk. Jb. 4
(1952); Friese, A., Der Lehenhof der Grafen von Wertheim im späten Mittelalter,
Mainfränk. Hefte 21 (1955); Ehmer, H., Wertheim im Großherzogtum Baden, 1979;
Ehmer, H., Geschichte der Grafschaft Wertheim, 1989; Wendehorst, A., Wertheim,
LexMA 9 1998, 12; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe
von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter. Das Beispiel Rieneck,
Wertheim und Castell, 2000; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft
Wertheim, 2006; Rückert, P., Stadt - Land - Heimat. Wertheim und seine
Grafschaft, Wertheimer Jb. 2006/2007, 17ff.
Westfälisches Reichsgrafenkollegium (Grafenkollegium).
Zu dem 1653 aus dem wetterauischen Reichsgrafenkollegium mit Genehmigung des
Fürstenrats entstehenden W. gehörten schließlich Sayn-Altenkirchen (1741
Ansbach bzw. 1791 Preußen), Sayn-Hachenburg (Burggraf
von Kirchberg, danach [1799] Nassau-Weilburg), Tecklenburg (Preußen), Wied,
Schaumburg (Hessen-Kassel und Schaumburg-Lippe), Oldenburg (Gottorp, Gottorf)
(Delmenhorst, [Gottorp, Gottorf]) Lippe, Bentheim, (Steinfurt,) Hoya
(Hannover), Diepholz, Spiegelberg, Virneburg (Löwenstein-Wertheim), Rietberg
(Kaunitz), Pyrmont (Waldeck), (Gronsfeld) Gronsveld (Törring-Jettenbach),
Reckheim (Aspremont), Anholt (Salm-Salm), Winneburg und Beilstein (Metternich),
Holzappel (Anhalt-Bernburg), Blankenheim und Gerolstein (Sternberg
[Sternberg-Manderscheid]), Wittem (Plettenberg), Gemen (Limburg-Styrum, 1801
Bömelberg bzw. Boyneburg-Bemelberg), Gimborn-Neustadt (Wallmoden), Wickrath
(Quadt), Millendonk (Myllendonk) (Ostein), Reichenstein (Nesselrode), Schleiden
(Mark, 1773 Arenberg), Kerpen und Lommersum (Schaesberg), Dyck
(Salm-Reifferscheid), Saffenburg (Mark, 1773 Arenberg), Hallermunt (Platen),
Rheineck (Sinzendorf) sowie Bretzenheim und Regenstein (Rheinstein).
L.: Zeumer 553 II b 63; Kesting, H., Geschichte und Verfassung des
niedersächsisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums, Westfäl. Zs. 106 (1956);
Arndt, J., Hochadel in Nordwestdeutschland. Die Mitglieder des
niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums zwischen individuellem
Aufstieg und korporativer Selbstbehauptung (1653-1806), Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 185ff.; Arndt, J., Das niederrheinisch-westfälische
Reichsgrafenkollegium und seine Mitglieder 1653-1806, 1991.
Westheim (Reichsdorf). Am 24. 9. 1300 verlieh
König Albrecht dem Albrecht von Hohenlohe 200 Mark als Burglehen
und verpfändete ihm dafür unter anderem die königlichen Dörfer W., Urfersheim
und Dachstetten (Oberdachstetten). Später kam W. an Bayern.
L.: Hugo 460.
Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130 wurde in
Verbindung mit der cluniazensischen Reform das Augustinerchorherrenstift W. an
der Kammel, das 982 entstanden, aber später eingegangen war, von Gertrud von
Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren
die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als
Herr von Burgau, nach der 1412 gewährten freien
Vogtwahl die Herren von Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und 1531 der Bischof von
Augsburg. 1566 wurde W. reichsunmittelbar und erhielt Sitz und Stimme im
schwäbischen Prälatenkollegium und im schwäbischen Reichskreis. Von 1671 bis
1776 hatte der Propst die hohe Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das geschlossene
Herrschaftsgebiet von 2 Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der
Markgrafschaft Burgau an Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982.
Wettiner (Geschlecht). Die W. stammen vielleicht
von einem 822 genannten Grafen Rikbert in Sachsen oder von Herzog Burchard
(Burkhard) von Schwaben ab. Sie waren vermutlich zuerst im Liesgau und im
Harzgau (erster sicherer Ahnherr Graf Friedrich im Harzgau 875, dessen Nachkommen
mit den aus Schwaben stammenden Burchardingern (Burkhardingern) im frühen 10.
Jahrhundert in Verbindung traten,) begütert, wechselten bis zur
Jahrtausendwende aber in den Hosgau an der Saale. Danach wurden Eilenburg an
der Mulde, um 1030 als Lehen die Ostmark (Niederlausitz) und um 1050 Camburg
erlangt. Noch vor 1100 nannten sie sich nach der Burg
Wettin bei Halle an der Saale. 1089 erhielt Heinrich I. von Eilenburg die
Markgrafschaft Meißen als Lehen. Seit 1123 kam das Erbe des Hauses Groitzsch hinzu
(Grafschaft Groitzsch 1143). Nach der Teilung von 1156 in die fünf
Teilherrschaften Niederlausitz (bis 1185), Wettin (bis 1217), Groitzsch (bis
1210), Brehna (bis 1290) und Meißen wurden die meisten Güter bis 1290 in der
Linie Meißen wieder vereinigt, wobei die Grafschaft Brehna aber an Sachsen, die
Grafschaft Wettin 1217 an Brehna, 1288 an das Erzstift Magdeburg und damit 1680
an Brandenburg und die Grafschaft Groitzsch durch Verkauf an das Hochstift
Merseburg kamen. Markgraf Heinrich III. gewann im thüringisch-hessischen
Erbfolgekrieg 1247/1264 Thüringen. 1307 konnte das gesamte noch vorhandene
Gebiet in der Schlacht bei Lucka gegen König Albrecht von Habsburg verteidigt
werden. 1344 wurde die Grafschaft Orlamünde erworben. 1379/1382 wurde vorübergehend
in drei Teile geteilt (Osterland[, dazu 1353 Coburg], Thüringen[, dazu 1385
Grafschaft Käfernburg sowie durch Heirat Hildburghausen und Heldburg], Meißen
[dazu der größte Teil des Vogtlands]). Hinzu kamen Gebiete in Böhmen und die
Vogtei über Quedlinburg. Friedrich (IV. bzw.) I. der Streitbare erhielt 1423
nach dem Aussterben der Askanier als Lohn für seine Hilfe gegen die Hussiten
das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kurwürde. 1446 kam es zu einer
weiteren Teilung. 1485 wurde in die ernestinische Linie und die albertinische
Linie geteilt.
L.: Blaschke, K./Kretzschmar, H., (Ober-)Sachsen und die Lausitzen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Eberhardt, H., Thüringen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Hofmeister, G., Das Haus Wettin, 1889;
Posse, O., Die Wettiner, 1897; Posse, O., Die Wettiner Genealogie, erg. v.
Kobuch, M., 1994; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Streich, B.,
Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung. Der wettinische Hof im späten
Mittelalter, 1989; Sachsen, A. Herzog zu, Die albertinischen Wettiner,
Geschichte des sächsischen Königshauses, 1763-1932, 1989; 900-Jahr-Feier des
Hauses Wettin, Regensburg 26. 4.-1. 5. 1989, 1089-1989. Festschrift des Vereins
zur Vorbereitung der 900-Jahr-Feier des Hauses Wettin, hg. v. Polenz, H.
v./Seydewitz, G. v., 1989; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen,
1989; Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; Pätzold, S., Die
frühen Wettiner, Diss. phil. Göttingen 1996; Pätzold, S., Die frühen Wettiner,
1997; Marquis, B., Meißnische Geschichtsschreibung des späten Mittelalters,
1998; Blaschke, K., Wettiner, LexMA 9 1998, 50; Leisering, E., Die Rechte der
Wettiner als Reichsfürsten, N. A. f. sächs. Gesch. 69 (1999), 233; Rogge, J.,
Herrschaftsweitergabe, 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 213; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre
Herrschaftsgebiete, bearb. v. Leisering, E., 2006; Gross, R., Die Wettiner,
2007; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen und die
Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit); Winkel, H., Herrschaft und
Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter, 2010; Kaiser, U., Das
Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2011.
Wickrath, Wickradt, Wickerad, Wykradt
(Herrschaft, freie Reichsherrschaft). 1068 wird in einer gefälschten Urkunde
die Burg W. an der oberen Niers südlich
Mönchengladbachs bzw. südwestlich Düsseldorfs erstmals genannt. Um sie entstand
eine kleine Herrschaft der Herren von W., zu der noch die Herrschaft
Schwanenberg nordwestlich von Erkelenz zählte. 1310 war sie Lehen Gelderns.
König Maximilian verlieh das Reichslehen W. seinem Rat Heinrich von Hompesch.
1502 fiel es an die Freiherren von Quadt, die 1752 in den Reichsgrafenstand
erhoben wurden. Die Reformation drang nicht völlig durch. 1792 gehörte der Graf
von Quadt wegen der Herrschaft W. (1,5 Quadratmeilen, 3000 Einwohner) zu den
westfälischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags
und zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. 1794 wurde die Herrschaft
von Frankreich besetzt. 1813/1815 kam sie an Preußen, 1946 W. an Nordrhein-Westfalen.
S. Are-Wickrath.
L.: Wolff 365f.; Zeumer 554 II b 63, 25; Wallner 704 WestfälRK 45;
Husmann-Trippel, J., Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit bzw.
Reichsgrafschaft und der Pfarre Wickrath, 1909ff.
Widdern (Ganerbschaft). In W. bei Heilbronn
(Witterheim) hatte 774 Lorsch Güter. Im 13. Jahrhundert belehnten die Bischöfe
von Würzburg die Herren von Dürn (Walldürn?), die Grafen von Wertheim und 1307
die Grafen von Eberstein mit dem Ort. 1362 kamen Burg
und Stadt je zur Hälfte an das Hochstift Würzburg und Hohenlohe. Im 18.
Jahrhundert waren Würzburg, Württemberg, Gemmingen und Züllenhard Ganerben.
1805/1806 kam das zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken zählende W. an
Württemberg und Baden, 1846 durch Tausch an Württemberg und mit diesem
1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 512; 1200 Jahre Widdern, Festbuch, 1977.
Wied (Grafschaft, Fürstentum). Vor 1129
gründete Graf Meffried die 1129 erstmals genannte Burg
(Alt-)W. nördlich von Koblenz im Engersgau. Sie wurde Mittelpunkt einer
nördlich der Lahn wie links des Rheins begüterten Herrschaft aus Reichsgut.
1244 starb das nach W. benannte Grafengeschlecht aus. Ein Teil der Güter fiel
über die Erbtochter an die Grafen von Isenburg (Isenburg-Braunsberg), der
andere Teil an die Herren von Eppstein (1306 an die Grafen von Virneburg, dann
an die Grafen von Jülich). Die Grafen von Isenburg (Wilhelm von Braunsberg)
vereinigten 1338 die gesamte Grafschaft W. erneut und nannten sich seitdem
Grafen von W. 1462 erlosch auch dieses Haus W. Die Grafschaft fiel in
weiblicher Erbfolge an eine Linie der im Lahngau begüterten Herren von Runkel,
die sich danach Grafen von W. nannten und in der Linie Westerburg 1468 die
Grafschaft Leiningen erbten. 1595 wurde das seit 1581 unter Erben umstrittene
Gebiet geteilt. Die obere Grafschaft W. mit Runkel und der Residenz in Dierdorf
blieb nach neuen Erbstreitigkeiten seit 1698 bei der älteren Linie Wied-Runkel.
Die untere Grafschaft W. mit W. und der Residenz in Neuwied (1648/1653) fiel an
die jüngere Linie Wied-Neuwied. Wied-Neuwied wurde 1785, Wied-Runkel 1791 in
den Reichsfürstenstand erhoben. Um 1800 umfassten die obere und untere
Grafschaft, die beide zum westfälischen Reichsgrafenkollegium und zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörten, zusammen ein Gebiet von 6
Quadratmeilen. Wied-Runkel erhielt 1803 die kölnischen Ämter Altenwied und
Neuerburg sowie die trierische Kellerei Villmar. 1806 kamen beide Grafschaften
an Nassau, 1815 an die Rheinprovinz Preußens. 1824 erlosch die Linie
Wied-Runkel und wurde von Wied-Neuwied beerbt. 1945/1946 kam das Gebiet der
alten Grafschaften zu Rheinland-Pfalz, Runkel zu Hessen.
L.: Wolff 343ff.; Zeumer 554 II b 63, 4(, 5); Wallner 703 WestfälRK 25 a, b;
Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Klein 185;
Wirtz, L., Die Grafen von Wied, Nassauische Annalen 48 (1927), 65; Gensicke,
H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Holbach, R., Wied, LexMA 9
1998, 78.
Wiesbaden (Herrschaft, Reichsstadt). Im Bereich
von W. wurden auf älteren Siedlungsspuren seit etwa 14 n. Chr. römische Lager
und Siedlungen errichtet. Die durch ihre Thermen gekennzeichnete Zivilsiedlung
Aquae Mattiacorum (Aquae Mattiacae) wurde von der Mitte des ersten
nachchristlichen Jahrhunderts an Vorort der Mattiaker. Um 400 wurde der Ort
alemannisch, um 500 fränkisch. 829 erscheint W. als Mittelpunkt des Gaues
Königssundern (Königssondergaus, Königssunderngaus) zwischen Walluf und
Kriftel. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts war W., dessen Badebetrieb 1233/1234
erneut hervortrat, vorübergehend Reichsstadt. Zwischen 1242 und 1281 kam es als
Reichslehen an die walramische Linie der Grafen von Nassau. Die Burg wurde Nebenresidenz der Grafen von
Nassau-Idstein. 1744 wurde W. Hauptstadt des Fürstentums Nassau-Usingen, 1806
Hauptstadt des Herzogtums Nassau. 1866 fiel es an Preußen, 1945 an Hessen,
dessen Hauptstadt es wurde.
L.: Wolff 265; Heymach, F., Geschichte der Stadt Wiesbaden, 1925; Henche, A.,
Chronik der Stadt Wiesbaden, 1937; Quetsch, J., Wiesbaden. Stadt und Landschaft
in Vergangenheit und Gegenwart, 1957; Müller, K., Preußischer Adler und Hessischer
Löwe. 100 Jahre Wiesbadener Regierung 1866-1966, 1967; Schaefer, A., Von der
Römersiedlung zur Landeshauptstadt, 2. A. 1973; Schoppa, H., Aquae Mattiacae.
Wiesbadens römische und alamannisch-merowingische Vergangenheit, 1974;
Geschichte der Stadt Wiesbaden, hg. v. Magistrat der Stadt Wiesbaden, Bd. 2
1980; Weichel, T., Die Bürger von Wiesbaden, 1997; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 677.
Wijlre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wylre).
W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040
erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W. und einigen Höfen bestehende
reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach den Inhaber. Sie gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis
1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz
Limburg (Südlimburg) der Niederlande. S. Wylre.
L.: Wolff 498.
Wildberg (Herrschaft). 1237 wird der an die Burg W. an der Nagold im Schwarzwald anschließende,
von den Grafen von Calw gegründete Ort W. erstmals erwähnt. W. war Mittelpunkt
der 1318 durch Erbschaft entstandenen Herrschaft W., zu der ursprünglich auch
Altensteig und Neubulach gehörten. Nach verschiedenen Teilungen der Herrschaft
kam W. zwischen 1364 und 1377 durch Kauf an die Pfalz und 1440 durch Kauf an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Neef, K., Das Bergstädtchen Wildberg an der Nagold, 1950;
Mantel, J., Wildberg: Eine Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung
der Stadt von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zur Mitte des 18.
Jahrhunderts, 1974.
Wildenburg, Wildenberg (reichsunmittelbare, Herrschaft).
Nach der Burg W. bei Siegen (bzw. im Kreis
Altenkirchen) nannten sich seit 1239 Herren von W., die von den Herren von
Arenberg abstammten, die Vögte der Abtei Werden waren. Ihre innerhalb der
Reichsritterschaft als reichsunmittelbar geltende, zwischen Westfalen, Siegen,
Sayn und Berg gelegene Herrschaft kam bei ihrem Aussterben 1418 über eine
Erbtochter an die Grafen von Hatzfeld. 1792 gehörte die Herrschaft W. mit
Schloss W. und einigen Dörfern zu den nicht eingekreisten Reichsteilen und zu
dem Kanton Mittelrheinstrom des Rheinischen Ritterkreises bzw. des
Ritterkreises Rhein. 1806 kam sie an das Großherzogtum Berg (Departement Sieg),
1813/1815 an Preußen und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 347, 503; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A.
1987.
Wildenegg, Wildeneck (Burg, Landgericht). 1505 fielen nach dem bayerischen Erbfolgestreit Landgericht und Burg W. mit dem Mondseeland (Mondseer Ländchen) von Bayern an Österreich.
Wildenfels (reichsunmittelbare Herrschaft). Vor
1200 wurde die Burg W. bei Zwickau errichtet.
Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft der erstmals 1222 genannten,
wahrscheinlich edelfreien Herren von W., die Reichsunmittelbarkeit erlangten
und 1521 in der Reichsmatrikel erschienen. Nach ihrem Aussterben 1602 fiel sie
mit 150 Hufen in zwei Orten und sechs Dorfanteilen an die Grafen von
Solms-Wildenfels. Diese mussten 1706 nach langwierigen Prozessen die
Landeshoheit Sachsens über die zum obersächsischen Reichskreis zählende
Herrschaft anerkennen, doch behielt W. erst 1846 beseitigte Steuervorrechte und
Zollvorrechte. Über Sachsen kam W. von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Solms-Wildenfels.
L.: Wolff 379; Wallner 708 ObersächsRK 2.
Wildeshausen (Stift, Herrschaft). W. an der Hunte
südöstlich Oldenburgs wird anlässlich der Gründung des Alexanderstifts W. durch
Graf Waltpert, einen Enkel Herzog Wídukinds von Sachsen, erstmals erwähnt
(Wigaldinghus). 855 gewährte König Ludwig der Deutsche Immunität und
königlichen Schutz. 872 gab Graf Waltpert den Ort W. an das Stift. Im 11.
Jahrhundert unterstand der Ort den Billungern, die um 1100 die Vogteirechte
einem Zweig der Grafen von Oldenburg übertrugen, während die Welfen dem
Domkapitel von Bremen das Propsteigut überließen. Um 1150 erbaute Graf Heinrich
von Oldenburg die Burg W. Eine Linie der Grafen
von Oldenburg wurde in W. ansässig (Oldenburg-Wildeshausen9 und verband mit
ihrem Amt vorübergehend die Grafschaften Vlotho und Tecklenburg. 1270 kam W.
beim Aussterben der Grafen als erledigtes Lehen an das Erzstift Bremen, während
andere Güter an die Grafen von Hoya fielen. Um 1500 gelangte W. infolge
mehrfacher Verpfändungen (1429-1465 Münster, 1493 Wilhelm von dem Bussche bzw.
Wilhelm von dem Busche) unter den Einfluss des Hochstifts Münster, (im
niedersächsischen Reichskreis) 1634 an Schweden, 1649 zum Herzogtum Bremen und
Verden Schwedens, 1675 an das Hochstift Münster, 1699 nach Ablösung erneut an
Schweden, 1700 als Pfand und 1714 zu Eigentum an Hannover sowie 1803
vorübergehend, 1813/1826 endgültig an Oldenburg und damit 1946 an
Niedersachsen. S. Oldenburg-Wildeshausen.
L.: Wolff 431; Wallner 706 NiedersächsRK 25; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) C1; Haase, C., Mittelalterliche Rechtsquellen der Stadt Wildeshausen,
1953; Lübbing, H./Jäkel, W., Geschichte der Stadt Wildeshausen, 1970;
1270-1970. 700 Jahre Stadt Wildeshausen, hg. v. Boning, H., 1970; Streich, G.,
Klöster, Stifte und Kommenden, 1986; Eckhardt, A., Beiträge zur Geschichte der
Stadt Wildeshausen, 1995; Schindler, R., Wildeshausen, LexMA 9 1998, 115; Eckhardt,
W., Wildeshausen, 1999.
Wildungen (Burg).
Am Anfang des 9. Jahrhunderts war das Kloster Hersfeld in W. nahe der Eder
begütert. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts erscheint die Burg W., die 1247 von den Landgrafen von Thüringen an
das Erzstift Mainz bzw. den ihm angeschlossenen Grafen von Waldeck kam. Seit
der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde sie Sitz der Linie Waldeck-Wildungen. Über
Waldeck und Preußen fiel W. 1945 an Hessen. S. Waldeck-Wildungen.
L.: Wolff 268; Reichardt, C., Geschichte von Stadt und Bad Wildungen, 1949.
Windeck (Herrschaft). Nach der Burg W. (Kappelwindeck bei Bühl) nannten sich
vermutlich seit dem 13. Jahrhundert Herren von W., die Ministeriale des
Bischofs von Straßburg waren. 1309 mussten sie Stollhofen mit Söllingen und
Hügelsheim an Baden verkaufen. 1592 starb die wohl zeitweise in die Linien
Altwindeck und Neuwindeck gespaltete Familie im Mannesstamm aus. Die Herrschaft
W. wurde im 17. Jahrhundert von Baden-Baden erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 39; Glaubitz, T. v., Die Burgen
Alt- und Neuwindeck mit den Bühler Edelhöfen, 1960.
Winneburg (reichsunmittelbare Herrschaft[,
Fürstentum]). Nach der bei Cochem an der Mosel gelegenen Burg nannten sich die Herren von W., die um die Burg eine kleine Herrschaft errangen. Sie erbten 1362
in weiblicher Erbfolge die Herrschaft Beilstein nördlich Zells an der Mosel.
1637 zog das Erzstift Trier nach Auseinandersetzungen mit der Pfalz (1488
Beilsteiner Krieg) und dem Aussterben der Herren W. und Beilstein an sich. 1652
übertrug es sie mit 17 Orten als Reichsafterlehen an die Freiherren von
Metternich, die 1679 in den Grafenstand erhoben wurden und sich deswegen von
Metternich-Winneburg und Beilstein nannten. Sie besaßen bis 1780 den größten
Teil ihrer Herrschaft als sog. Dreiherrisches auf dem Hunsrück zusammen mit dem
Erzstift Trier und der Grafschaft Sponheim. 1792 gehörten die Grafen von
Metternich wegen W. und Beilstein (Winneburg-Beilstein) zu den westfälischen
Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrates des Reichstags. Die
Herrschaften W. und Beilstein zählten mit 3 Quadratmeilen Gebiet und 6500
Einwohnern zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis. Nach der Besetzung
durch Frankreich wurden sie 1801 an Frankreich angegliedert. 1815 kamen sie an
Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz. (S. a. Ochsenhausen.)
L.: Wolff 361; Zeumer 554 II b 63, 19; Wallner 704 WestfälRK 34.
Winterrieden (Burggrafschaft).
Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielt der Graf
von Sinzendorf für die Burggrafschaft Rheineck
unter der Benennung einer Burggrafschaft das
Dorf W. des Amtes Tannheim der Abtei Ochsenhausen. 1806 fiel W. an Bayern. S.
Ochsenhausen.
L.: Wolff 183.
Winzenburg (Grafen). Nach der Burg W. südöstlich Alfelds benannte sich seit 1109 ein
Geschlecht, das die Grafschaft im Leinegau hatte und in Reinhausen und auf den
Gleichen saß. Nach 1130 wurde W. zerstört. 1144 erwarben die Grafen die Güter
der Boyneburg (Bomeneburg). 1150 kam die W. an sie zurück. Nach der Ermordung
des letzten, von der mittleren Leine bis ins Eichsfeld begüterten Grafen fiel
das Erbe an Herzog Heinrich den Löwen aus dem Geschlecht der Welfen.
L.: Wolff 448; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962;
Schubert, E., Geschichte Niedersachsens, 2, 1, 1997; Schoppmeyer, H.,
Winzenburg, LexMA 9 1998, 242.
Wittelsbach (Grafen). Vielleicht von den Aribonen,
die von 976 bis 1055 Pfalzgrafen von Bayern waren, und den Liutpoldingern
(Luitpoldingern) stammten die wahrscheinlich aus der gräflichen
Edelfreienschicht hervorgegangenen, mit Otto I. (Vogt des Hochstifts Freising)
sichtbaren, in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts urkundlich fassbaren,
wohl auch mit Welfen, Huosi, Fagana und den Grafen von Ebersberg zu
verbindenden Grafen von Scheyern (Skyrun, 1039/1047?, 1073) bei Pfaffenhofen an
der Ilm. Sie beerbten vermutlich die Grafen von Hörzhausen. Seit 1115/1116
nannten sie sich nach der Burg W. (Witilinesbac)
bei Aichach. Zwischen 1111/1116 und 1120 erhielten sie das Pfalzgrafenamt für
Bayern, 1180 die Heinrich dem Löwen abgesprochene Herzogswürde von Bayern und
nach Erlöschen des bayerischen Pfalzgrafenamts (1208) 1214 die Pfalzgrafschaft bei
Rhein. Auf der Grundlage der Eigengüter ursprünglich zwischen Paar und Ilm,
dann zwischen Lech und Isar, und begünstigt durch das Aussterben von
Nebenlinien der Grafen von Scheyern (Grafen von Dachau 1180 bzw. 1182, Grafen
von Valley 13. Jahrhundert [1238]) und anderer Geschlechter (Grafen von Bogen
1242, Grafen von Andechs 1248, Staufer 1268) errichteten sie bis zur Mitte des
13. Jahrhunderts das mächtige Territorialherzogtum Bayern, das durch
Landesteilungen von 1294/1329 bis 1799 von der Pfalz getrennt und mehrfach in
verschiedene Teile (Oberbayern, Niederbayern) aufgespaltet war. Am 15. 5. 1724
vereinbarten die Linien in der Wittelsbacher Hausunion die wechselseitige
Erbfolge der beiden katholischen Häuser, die sich 1799 verwirklichte. In Bayern
dankten die Wittelsbacher 1918 ab.
L.: Faden, E., Brandenburg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Böhmer, J., Wittelsbachische Regesten, 1854; Wittmann, F., Monumenta
Wittelsbacensia, Bd. 1f. 1857ff., Neudruck 1969; Haeutle, C., Genealogie des
erlauchten Hauses Wittelsbach, 1870; Heigel, K., Die Wittelsbacher, 1880;
Doering, O., Das Haus Wittelsbach, 1924; Tyroller, R., Genealogie des
altbayerischen Adels im Hochmittelalter, 1962; Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1./2. A. 1969ff.; Wittelsbach und
Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Das Haus Wittelsbach und die europäischen
Dynastien, 1981 (Zs. f. bay. LG. 44, [1981] 1); Boehm, L., Das Haus Wittelsbach
in den Niederlanden, Zs. f. bay. LG. 44 (1981), 93; Rall, H./Rall, M., Die
Wittelsbacher in Lebensbildern, 1986; Wittelsbacher Hausverträge des späten
Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von
1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472, 1987; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier
Pfalz. Die Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214-1803, 1989;
Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die
Wittelsbacher, 1994; Schwertl, G., Wittelsbacher, LexMA 9 1998, 270; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 1, 218; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Menzel, M., Die Wittelsbacher
Hausmachterweiterungen in Brandenburg, Tirol und Holland, DA 61 (2005), 103;
Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005.
Wittenberg (Burg,
Herrschaft, Stadt, Residenz des Herzogs von Sachsen). W. an der Elbe erscheint
1180 erstmals. Um 1200 kam es an die Askanier, von denen Albrecht II. († 1298)
1260 die Linie Sachsen-Wittenberg mit Sitz in W. begründete. Spätestens 1293
wurde es Stadt. Bis 1422 war es Sitz der Askanier, dann der Wettiner als
Herzöge von Sachsen-Wittenberg. 1485 kam es an die ernestinische Linie. 1502
gründete Kurfürst Friedrich der Weise die Universität W., an der Martin Luther
seine reformatorischen Thesen entwickelte. 1547 musste die ernestinische Linie
der Wettiner die östliche Hälfte ihres Landes an die albertinische Linie
abgeben, womit W. seine Stellung als Residenz zugunsten Dresdens verlor. 1815
fiel W. an Preußen (Provinz Sachsen) und von 1949 bis 1990 in Sachsen-Anhalt an
die Deutsche Demokratische Republik. Die Universität wurde 1817 mit der
Universität Halle vereinigt. S. Sachsen-Wittenberg.
L.: Wolff 377; Erfurth, R., Geschichte der Stadt Wittenberg, 1910; Junghans,
H., Wittenberg als Lutherstadt, (1979); Blaschke, K., Wittenberg, 4. A. 1983;
Blaschke, K., Geschichte Sachsens im Mittelalter, 1990; 700 Jahre Wittenberg,
hg. v. Oehmig, S., 1996; Rogge, J., Wittenberg, LexMA 9 1998, 273; Beck, L.,
Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg (1212-1422),
2000.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 634.
Wittgenstein (Grafen, Grafschaft, Fürsten). 1174 erscheint
die Burg Widechinstein bei Laasphe an der oberen
Lahn. Nach ihr nannten sich die Grafen von W., denen ab 1258 teilweise, ab 1322
gänzlich auch Berleburg gehörte. 1234/1238 erwarb das Erzstift Mainz die Hälfte
der Güter der kurz zuvor abgeteilten Linie Battenberg, die es aber 1461/1463 an
Hessen verlor. Die Linie W. unterstellte sich 1295 der Lehnshoheit des
Erzbischofs von Köln. Nach dem Erlöschen der Hauptlinie im Mannesstamm 1357
fiel der größte Teil der Grafschaft mit der Burg
W. an die Grafen von Sponheim, die sich Grafen von Sayn und seitdem Grafen von
Sayn-Wittgenstein (Sayn und W.) nannten. Sie mussten ihre Güter den Grafen von
Nassau-Dillenburg zu Lehen auftragen und schlossen deshalb 1436 eine
Erbverbrüderung mit den Landgrafen von Hessen, denen sie 1439 ihre Güter zu
Lehen auftrugen. Schon früh wurde die Reformation eingeführt und in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts in das reformierte Bekenntnis überführt. 1603 wurde
die zum oberrheinischen Reichskreis und zum wetterauischen Reichsgrafenkollegium
zählende Grafschaft in das nördliche Sayn-Wittgenstein-Berleburg (zwei Fünftel
der Grafschaft W. mit Berleburg, der unter Oberhoheit Triers stehenden
Herrschaft Neumagen und der Herrschaft Homburg) und das südliche
Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein (drei Fünftel der Grafschaft W. mit Schloss W.,
Stadt Laasphe, drei Vierteln Banfe, Feudingen, Arfeld und Elsoff sowie der
unter Oberhoheit Triers stehenden Herrschaft Vallendar) geteilt. 1792 wurden
die Grafen zu Reichsfürsten erhoben. 1806 fielen beide Fürstentümer an das
Großherzogtum Hessen-Darmstadt, 1816 an Preußen (Provinz Westfalen) und damit
ihr Gebiet 1946 überwiegend an Nordrhein-Westfalen (Neumagen und Vallendar an
Rheinland-Pfalz). S. Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein,
Sayn-Wittgenstein-Sayn.
L.: Wolff 284; Wallner 697f. OberrheinRK 27, 36; Großer Historischer Weltatlas
III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C2; Wrede, G., Territorialgeschichte der
Grafschaft Wittgenstein, 1927; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes,
2. A. 1987; Hartnack, W., Das Wittgensteiner Landrecht, 1960; Wittgenstein, hg.
v. Krämer, F., Bd. 1-2, 1965; Pfau, D., Zeitspuren in Siegerland und
Wittgenstein, Früh- und Hochmittelalter 750-1250, 2010; Handbuch der hessischen
Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 466.
Wohldenberg (Grafen). Nach der um 1150 erbauten
Höhenburg W. südöstlich Hildesheims nannten sich seit 1109 erkennbare Grafen an
der oberen Oker. 1275 verkauften sie Grafschaft und Burg
W. an das Hochstift Hildesheim, andere Grafenrechte zwischen oberer Oker und
Nette an den Herzog von Braunschweig. 1383 starb das Geschlecht aus.
L.: Wolff 448; Petke, W., Die Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg, 1971; Petke,
W., Wohldenberg, LexMA 9 1998, 292.
Wolbeck (Burg).
An dem 1185 erstmals erwähnten Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von
Münster vor der Mitte des 13. Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg (castrum 1242) an, der eine Stadt folgte. Seit
1275 wurde W. ein bevorzugter Aufenthaltsort der Bischöfe. Das zugehörige, von
der Lippe bei Dolberg bis Hembergen nördlich Grevens reichende Amt bildete
zusammen mit dem Amt Rheine 1803 das Fürstentum Rheina-Wolbeck des Herzogs
Wilhelm Joseph von Looz-Corswarem. 1806 kam es zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich,
1815 an Preußen (Provinz Westfalen) und W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen.
S. Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686.
Wolfach (Herrschaft). W. an der Kinzig wird 1030
erstmals erwähnt. Nach der Burg W. nannten sich
Herren von W. Graf Friedrich I. von Fürstenberg († 1296) erwarb die Herrschaft,
zu der kaum mehr als das Tal der W. gehörte, durch Heirat. 1806 fiel W. an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 174; Disch, F., Chronik der Stadt Wolfach, 1920; Veltzke, G., Der
gebundene bäuerliche Besitz in der fürstenbergischen Gesetzgebung, 1938; Der
Kreis Wolfach, hg. v. Theiss, K./Baumhauer, H., 1966; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 687.
Wolfenbüttel (Fürstentum, Residenz des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg bzw. Braunschweig-Wolfenbüttel). W. an der Oker im
nördlichen Harzvorland, der südlichste aller -büttel-Orte, wird 1118 erstmals
erwähnt (Wulferesbutle), ist aber vermutlich erheblich älter (7./8.?, 10./11.
Jahrhundert). Die Burg W. unterstand zunächst
den brunonisch-welfischen, später reichsministerialischen Herren von Asseburg
(Gunzelin von W.) und wurde nach der Zerstörung der Herrschaft durch die Welfen
(1255) 1283 von diesen wieder aufgebaut. 1267 erhielt Herzog Heinrich der Lange
bei der Teilung Braunschweig-Lüneburgs (Braunschweig-Wolfenbüttels) die Gebiete
um Braunschweig-Wolfenbüttel, Einbeck-Grubenhagen und Göttingen. Von 1279 bis
1292 gehörte W. zusammen mit Gütern um Gandersheim und Seesen einer eigenen
Linie. 1345 kam W. an Herzog Magnus I. Seit 1432 war W. Hauptsitz der Herzöge
von Braunschweig-Wolfenbüttel. 1495 gelangte es zum Fürstentum
Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1635 an die Linie Lüneburg-Dannenberg
(Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden, Blankenburg in
3 getrennten Landesteilen) und 1735 an die Linie Braunschweig-Bevern fiel.
1753/1754 wurde die Residenz des Fürstentums von W. nach Braunschweig verlegt.
1946 kam W. mit Braunschweig an Niedersachsen. S. Braunschweig-Wolfenbüttel.
L.: Wolff 438f.; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Meier, P., Untersuchungen zur
Geschichte der Stadt Wolfenbüttel, Jb. d. Geschichtsvereins für das Herzogtum
Braunschweig 1 (1902), 1; Karpa, O., Wolfenbüttel, 2. A. 1965; Thöne, F.,
Wolfenbüttel, Geist und Glanz einer alten Residenz, 2. A. 1968; Busch, S.,
Hannover, Wolfenbüttel und Celle, 1969; Beiträge zur Geschichte der Stadt
Wolfenbüttel, hg. v. König, J., 1970; Ohnesorge, K., Wolfenbüttel, 1974; Zur
Stadtgeschichte Wolfenbüttels, hg. v. Reuter, H., 1988; Casemir, K./Ohainski,
U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge um 1616, 1996; Ohainski, U.,
Wolfenbüttel, LexMA 9 1998, 304; Medefind, H., Die Kopfsteuerbeschreibung des
Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1678, 2001; Klingebiel, T., Ein Stand
für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002; Auf dem Weg zur
herzoglichen Residenz, hg. v. Schwarz, U., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 639.
Wolfskehl von Reichenberg (Reichsritter). Im 18.
Jahrhundert zählten die W. mit Allersheim, Burg
Reichenberg mit Zent Albertshausen, Fuchsstadt, Lindflur, Rottenbauer,
Uengershausen (Ungershausen), Uettingen (Üttingen) und Geroldshausen zum Kanton
Odenwald des Ritterkreises Franken. Im 17. und 18. Jahrhundert waren sie
außerdem im Kanton Rhön-Werra immatrikuliert. Ihre Güter fielen 1808 außer Allersheim
an Würzburg. S. Bayern, Wolfskehl.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 537; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 594;
Seyler 396; Hölzle, Beiwort 57; Winkelmann-Holzapfel 168; Pfeiffer 197, 210;
Riedenauer 128; Stetten 11, 33, Rahrbach 299; Neumaier 73, 149f.
Wolfstein (Herren, Freiherren, Grafen,
Reichsgrafschaft). Seit 1291 nannten sich die Reichsministerialen von Sulzbürg
nach der Burg W. bei Neumarkt, deren ältere
Herren seit etwa 1120 nachweisbar sind. Sie gewannen am Anfang des 14.
Jahrhunderts Allersberg (bis 1455/1470), vor 1346 Pyrbaum, im 14. und 15.
Jahrhundert ein geschlossenes Herrschaftsgebiet um B., um 1350 Obersulzbürg und
1403/1404 Untersulzbürg. 1460 trugen sie die Burg
und Herrschaft W. Böhmen zu Lehen auf. 1465/1466 ging W. als Lehen Böhmens
durch Kauf an Pfalzgraf Otto II. zu Neumarkt über und kam von der Pfalz 1628 an
Bayern. Seit 1607 war die Burg W. bereits
verfallen. 1522 wurden die Herren von W. in den Freiherrenstand, 1673 in den
Reichsgrafenstand erhoben. Als solche waren sie Mitglied des fränkischen
Reichsgrafenkollegiums. Ihre Erben waren die Grafen von Hohenlohe-Kirchberg und
die Grafen von Giech. S. Wolfstein zu Sulzbürg.
L.: Zeumer 554 II b 62, 8; Wappler, K., Das Sulzbürger Landl, 1957.
Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der
Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach Böhmen die Burg W. in der Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte die Herrschaft W. über das Hochstift Passau zum bayerischen
Reichskreis. 1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Wolfstein (Reichsstadt). Wahrscheinlich unter
Kaiser Friedrich I. Barbarossa entstand zur Sicherung des Reichslands bei
Kaiserslautern die Burg Altwolfstein bei Kassel.
Daneben gründete König Rudolf von Habsburg 1275 auf Reichsgut die
reichsunmittelbare Stadt W. Nach verschiedenen Verpfändungen kam sie an die
Pfalz und von 1605 bis 1673 an Pfalz-Simmern. 1815 gelangte W. zu Bayern, 1946
zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 245; Jung, O., Das alte Wolfstein (1275-1950), (1950).
Wolkenburg (Herrlichkeit). Die Burg W. (1125 Wolkenburh) wurde von Erzbischof
Friedrich von Köln als Grenzfeste gegenüber der Grafschaft Sayn errichtet. Um
1340 wurde sie Sitz eines Amtes des Erzstifts Köln. Die Herrlichkeit W.
gelangte 1803 an Nassau-Usingen, 1806 an das Großherzogtum Berg, 1815 an
Preußen und damit W. 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 87.
Wolkenstein (Herrschaft). An der Furt der Straße von
Altenburg über die Zschopau gründeten um 1200 die Reichsministerialen von
Waldenburg die Burg W., die sie samt der
zugehörigen Herrschaft (mit Scharfenstein, mindestens einem Dutzend Dörfern,
einem halben Dutzend Rittergütern mit weiteren Dörfern und Dorfanteilen sowie
den Städten Ehrenfriedersdorf, Geyer, Thum und später noch Marienberg, Jöhstadt
und Lengefeld) als Lehen der Markgrafen von Meißen innehatten. 1438/1444 kam
Scharfenstein, 1479 mit dem Aussterben der Herren von Waldenburg auch W. an die
Markgrafen von Meißen bzw. Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche
Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2.
Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er
Mittelpunkt des Reiches der 436 von den Hunnen besiegten und danach
umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496
fränkisches Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia.
Dorthin verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete,
790/803 (?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof
über. Bischof Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der
Stadt. Im Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und
erhielten dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801
fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der
Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs,
1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am
Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert,
F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms
1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs
Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die
Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die
Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die
politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum,
1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 688.
Württemberg (Grafen, Herzogtum, Königreich, Land,
Landesteil). 1081/1083/1092 erscheint die neu errichtete Burg Wirtinisberc auf dem Rotenberg zwischen Esslingen
und Cannstatt im alten Stammesherzogtum Schwaben. Nach ihr nannten sich
(fränkische?, von dem salischen Herzog Konrad von Kärnten abstammende?) Herren
von W. (1081/1083 Konrad, 1089/1092 Conradus de Wirtineberc), die seit
1135/1139 als Grafen (Grafschaft im Remstal) auftraten, zunächst im mittleren
Neckartal und Remstal begütert waren und - vielleicht nach einer Unterbrechung
um 1150 - zu Beginn des 13. Jahrhunderts das ganze mittlere und untere Remstal
mit Waiblingen und Schorndorf erlangt hatten. Wichtigste Grundlagen der
Herrschaftsbildung wurden Leibeigenschaft, Mannsteuer, Ortsherrschaft und
Steuer. Durch Heirat erwarben sie um 1245 von den Markgrafen von Baden
Stuttgart (stuot-gart), das im 14. Jahrhundert (1321) Sitz des Hofes und
Mittelpunkt der Grafschaft und ab 1482 offiziell Hauptstadt und Residenzstadt
wurde. Dazu kamen Zollrechte und Geleitsrechte an wichtigen Straßen wie der
Fernstraße von Speyer nach Ulm. Nach dem Untergang der Staufer rissen sie
Reichsgut im erheblichen Umfang an sich (Waiblingen). 1259 wurde Graf Ulrich I.
Marschall des Reiches über ganz Schwaben und kaufte die Grafschaft Urach
(Urach, Münsingen, Pfullingen, Nürtingen). Eberhard I. gewann 1298 die
Landvogtei Schwaben und vergrößerte das Herrschaftsgebiet um fast die Hälfte
(Backnang, Calw [1308], Göppingen [1319], Hohenstaufen [1319], Dornstetten
[1320], Neuffen, Rosenfeld, Neuenbürg, Glemsgaugrafschaft mit Hohenasperg).
1324/1325 kamen durch Kauf Reichenweier und Horburg im Elsass, 1330 Landvogtei
Wimpfen, 1336 Markgröningen, 1339 Vaihingen, 1343 Tübingen mit dem Reichsforst
Schönbuch, die halbe Herrschaft Teck mit Kirchheim, Winnenden, die Grafschaft
Aichelberg, Grötzingen und 1381 von den Herzögen von Teck (Verkauf der zweiten
Hälfte) Kirchheim hinzu. Eberhard III. erhielt die Herrschaft Schalksburg mit
Balingen und Onstmettingen sowie dem Rest von Bietigheim. Eberhard IV. erwarb
durch Heirat 1397/1409 die Grafschaft Mömpelgard (bis 1796/1802). 1420 umfasste
W. als die größte Grafschaft des Reiches nach einem Verzeichnis der
württembergischen Lehen und Eigengüter als Reichslehen die Grafschaft W. mit
den Städten Stuttgart, Cannstatt (Canstatt, Cannstadt), Leonberg, Waiblingen
und Schorndorf, den Zoll zu Göppingen, die Grafschaft Aichelberg mit der Stadt
Weilheim und die Vogtei zu Jesingen, das Herzogtum Teck mit den Städten und
Schlössern Kirchheim, Gutenberg, Wielandstein und Hahnenkamm, die Grafschaft
Neuffen, die Grafschaft Urach mit den Städten Urach, Wittlingen und Münsingen,
die Pfalzgrafschaft Tübingen mit den Städten Tübingen, Herrenberg, Böblingen,
Sindelfingen und dem Forst Schönbuch, die Grafschaft Calw mit Stadt Calw,
Wildbad und Zavelstein, die Grafschaft Vaihingen mit den Städten Vaihingen,
Oberriexingen (Riexingen), Horrheim und Hohenhaslach (Haslach), die Herrschaft
Magenheim mit der Stadt Brackenheim, die Stadt Markgröningen als ein Fahnlehen,
die Grafschaft Asperg, die Herrschaft Horburg und die Grafschaft Wickisau
(Willisau) mit der Stadt Reichenweier im Elsass, die auf der rechten Rheinseite
oberhalb Breisach gelegene Burgfeste Sponeck,
die Herrschaft Waldhausen bei Welzheim, die Herrschaft Nagold mit den Städten
Nagold und Haiterbach (Haitersbach), die Herrschaft Urslingen mit dem Städtchen
Rosenfeld, zeitweise die Grafschaft Sigmaringen mit der gleichnamigen Stadt und
die Feste und die Hälfte von Herrschaft und Stadt Hornberg. Eigengüter lagen zu
Tuttlingen (Wittlingen), Nürtingen, Grötzingen, Waldenbuch, Lichtenstein,
Leofels, Schiltach, Dornhan, Fautsberg (Vogtsberg), Großgartach und
Kleingartach (Gartach), Güglingen, Lauffen (Laufen), Backnang, Winnenden,
Marbach, Göppingen, Schülzburg (Schilzburg), Hundersingen, Sternenfels, Bilstein
bei Reichenweier, Ramstein, Ebersberg, Reichenberg, Waldenstein, Bittenfeld,
Hoheneck, Schalksburg, Balingen, Blankenhorn, Bietigheim, Blankenstein, halb
Rechtenstein, Ingersheim, Ebingen, Veringen, Achalm, Hohenstaufen, Lauterburg,
Rosenstein, Gundelfingen, Oberndorf und Wasseneck. Dazu kamen als Lehen von der
Krone Böhmens: Burg und Stadt Neuenbürg
(Neuenburg), Burg und Stadt Beilstein,
Lichtenberg und Großbottwar (Bottwar) und als ein Lehen des Hochstifts Bamberg
Dornstetten. 1441/1442 wurde das damit bereits große, aber in sich noch recht
uneinheitliche Land geteilt. Ludwig I. begründete die Linie Urach, Ulrich V.
die Linie Neuffen bzw. Stuttgart (mit Nebenlinie Württemberg-Mömpelgard ab
1498, die 1593 die Hauptlinie beerbte). 1471/1473 wurde der Erwerb der
Grafschaft Sulz abgeschlossen. 1482 stellte Eberhard V. im Bart von der Uracher
Linie (1450-1496), der Gründer der Universität Tübingen (1477), die Einheit des
Landes wieder her (Vertrag von Münsingen), erließ eine Landesordnung (1495) und
erreichte 1495 vom Kaiser für die größte Grafschaft des Reichs die Erhebung zum
Herzog und die Einordnung des Landes als Reichslehen, womit zugleich eine
Vereinheitlichung der unterschiedlichen Besitzrechte gegeben war. Nach seinem
Tode gewann zwar W. 1504 noch das Maulbronner Klostergut, die Reichsgrafschaft
Löwenstein und die Ämter Besigheim, Weinsberg, Neuenstadt, Möckmühl und
Heidenheim, doch erlangte der Landtag wachsenden Einfluss (1514), fiel W. wegen
der Annexion Reutlingens von 1520 bis 1534 überhaupt an das Reich (1520-1522)
bzw. Österreich und musste danach bis 1599 die Lehnshoheit Österreichs
(Reichsafterlehen) anerkennen. Um 1535 wurde die Reformation eingeführt, 1555
ein romanistisch geprägtes Landrecht erlassen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Land zweimal besetzt, verlor
(zeitweilig ein Drittel seines Gebiets und) zwei Drittel seiner ursprünglichen
450000 Einwohner und geriet danach in einen allgemeinen Niedergang. 1617 wurde
in eine Hauptlinie und die Nebenlinien Württemberg-Mömpelgard (bis 1723) und
Württemberg-Weiltingen (bis 1705) geteilt. 1649 spaltete sich
Württemberg-Neuenstadt, 1674 Württemberg-Winnental ab. Im 18. Jahrhundert
gelang die weitgehende Entmachtung des Landtags. 1733 übernahm die 1674 entstandene
Nebenlinie Württemberg-Winnental die Nachfolge der ausgestorbenen Hauptlinie.
Territorial kamen Justingen (1751), Bönnigheim und Sterneck, sowie die halbe
Reichsgrafschaft Limpurg (nach 1781) hinzu, so dass das Land nunmehr 9400
Quadratkilometer mit 620000 Einwohnern umfasste. Wegen Untereisesheim war der
Herzog Mitglied des Kantons Kraichgau des Ritterkreises Schwaben, wegen
weiterer Güter auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken.
1803 wurde der Herzog Kurfürst. Als Entschädigung für den Verlust
linksrheinischer Güter an Frankreich 1796/1801 (Mömpelgard, Gebiete im Elsass
[Horburg, Reichenweier], Freigrafschaft Burgund,
7 Quadratmeilen mit 14000 Einwohnern) bekam er 1803 durch § 6 des
Reichsdeputationshauptschlusses unter der Auflage verschiedener Renten die
Propstei Ellwangen, die Abteien Schöntal und Zwiefalten, fünf Klöster und
Stifte (Comburg, Rottenmünster, Heiligkreuztal, Oberstenfeld, Margarethausen)
sowie die neun Reichsstädte Reutlingen, Esslingen, Rottweil, Heilbronn, Giengen,
Aalen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd nebst dem Dorf
Dürrenmettstetten, insgesamt 29 Quadratmeilen mit 120000 Einwohnern). Außerdem
erhielt W. an geistlichen Gütern: Im Jahre 1803 vier Klöster in Schwäbisch
Gmünd, Kloster Gotteszell, das Karmeliterkloster in Heilbronn und das
Benediktinerinnenkloster Mariaberg, drei Klöster in Rottweil und das
Augustinerkloster in Weil der Stadt. Im Jahre 1804 fielen das Kapuzinerkloster
in Rottweil und 1805 die Johanniterkommenden Affaltrach, Hemmendorf, Rottweil
und Dätzingen und die Deutschordenskommende Heilbronn an W. 1806 folgten die
Deutschordenskommenden Altshausen und Kapfenburg, das Kapuzinerkloster
Bartenstein, das Bruderhaus in Bernstein, das Dominikanerinnenkloster Binsdorf,
das Chorherrenstift Ehingen-Rottenburg, das Kollegiatstift und das
Dominikanerinnenkloster in Horb, die Dominikanerinnenklöster Kirchberg,
Löwental (Löwenthal) bei Friedrichshafen und Oberndorf, das Wilhemiten- bzw.
Benediktinerkloster in Mengen, die Kapuzinerklöster Michaelsberg (Michelsberg),
Pfedelbach und Rottenburg, das Karmelitenkloster in Rottenburg, die
Franziskanerklöster Oeffingen und Waldsee, das Benediktinerkloster Wiblingen
und das Benediktinerinnenkloster Urspring. 1807 gelangte das Franziskanerinnenkloster
Neuhausen, 1809 das gleiche Ordenskloster in Schwäbisch Gmünd und Mergentheim,
die Kapuzinerklöster in Mergentheim und Wurmlingen an W. 1810 erhielt es die
Kapuzinerklöster in Biberach, Schwäbisch Gmünd und Weil der Stadt, das
Klarissinnenkloster in Heilbronn und das Franziskanerkloster Saulgau, 1811 die
Kapuzinerklöster in Langenargen und Neckarsulm und das Franziskanerinnenkloster
in Wiesensteig und schließlich 1830 die Kapuzinerklöster in Ellwangen,
Riedlingen und Wangen. Mit der Anlehnung an Frankreich wurden 1805/1806 die
Königswürde (30. 12. 1805), die österreichischen Güter in Oberschwaben
(Landvogtei mit Sitz in Altdorf) und mehrere Grafschaften gewonnen. Der König
trat dem Rheinbund bei und verheiratete seine Tochter 1807 an Jerôme Bonaparte.
1809 erhielt er das Deutschmeistergebiet von Mergentheim, 1810 Ulm und andere
Reichsstädte, so dass das Land nach verschiedenen Grenzausgleichsverträgen mit
Baden, Bayern und Hohenzollern-Hechingen (1806-1813) 19511 Quadratkilometer mit
1,1 Millionen Einwohnern umfasste. Eine im März 1815 erlassene Verfassung
scheiterte. 1816 trat der König dem Deutschen Bund bei. Sein Nachfolger
gewährte am 25. 9. 1819 eine Verfassung. Durch Vereinbarung vom 25. 11. 1870
wurde der Beitritt zum Deutschen Reich unter Wahrung von Sonderrechten für
Post, Eisenbahn, Biersteuer und Branntweinsteuer vorbereitet und bald
vollzogen. Am 30. 11. 1918 legte der König die Krone nieder (Erlöschen der
Hauptlinie 1921). Am 26. 4./25. 9. 1919 trat eine neue Verfassung in Kraft. Im
März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierung. Im
September/Oktober 1945 wurde W. in die Länder Württemberg-Hohenzollern
(französische Besatzungszone) und Württemberg-Baden (amerikanische
Besatzungszone) aufgeteilt. Nach der Volksabstimmung vom 9. 12. 1951 gingen
beide Länder in Baden-Württemberg auf. S. a. Neuwürttemberg.
L.: Wolff 159; Zeumer 553 II b 26; Wallner 684 SchwäbRK 1; Winkelmann-Holzapfel
169; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129; Gönner, E./Zorn, W., Schwaben,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 168;
Sattler, C., Geschichte des Herzogtums Würtenberg unter der Regierung der
Graven und Herzöge, 1777; Stälin, C., Wirtembergische Geschichte, Bd. 1ff.
1841ff.; Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen, 1844ff.;
Gaisberg-Schöckingen, F. v., Das Königshaus und der Adel von Württemberg, 1910;
Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. v. königlichen Staatsarchiv in Stuttgart,
Bd. 1ff. 1849ff.; Stälin, P., Geschichte Wirtembergs, Bd. 1f. 1882ff.;
Württembergische Geschichtsquellen, hg. v. d. Komm. f. Landesgeschichte, Bd.
1ff. 1894ff.; Bibliographie der württembergischen Geschichte, hg. v. Heyd, W.,
Bd. 1ff. 1895ff.; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von
Wirtemberg, 1927; Hertlein, F. u. a., Die Römer in Württemberg, Bd. 1ff.
1928ff.; Veeck, W., Die Alamannen in Württemberg, 1931; Weller, K., Die
Grafschaft Württemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, Württemberg.
Vierteljahreshefte für Landesgeschichte 38 (1932); Hölzle, E., Württemberg im
Zeitalter Napoleons, 1937; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten
Reichs, 1938; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 2. unv. A. 1978; Dehlinger,
A., Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute,
Bd. 1f. 1950ff.; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., 1939-1974,
Bd. 4 Teilband 2; Müller, E., Kleine Geschichte Württembergs, 1963; Miller,
M./Sauer, P., Die württembergische Geschichte. Von der Reichsgründung bis
heute, 1971; Jänichen, H./Schröder, K., 150 Jahre amtliche Landesbeschreibung
in Baden-Württemberg, Zs. für württemberg. LG. 38 (1974); Weller, K./Weller,
A., Württembergische Geschichte im südwestdeutschen Raum, 10. A. 1989;
Philippe, R., Württemberg und der westfälische Friede, 1976; Kann, J., The
Making of a State: Württemberg 1593-1793, London 1984; Wicki, H., Das
Königreich Württemberg im ersten Weltkrieg, 1984; 900 Jahre Haus Württemberg,
hg. v. Uhland, R., 3. A. 1985; Vann, J., Die Entwicklung eines Staates,
Württemberg 1593-1793 (Aus d. Engl. übers. v. Nicolai, K./Nicolai, H.), 1986;
Barth, C., Geschichte von Württemberg, 1986; Haas, E., Württemberg, oh deine
Herren! Ein Streifzug durch die württembergische Geschichte, 1986; Buszello,
H., Der Oberrhein in Geschichte und Gegenwart, Von der Römerzeit bis zur
Gründung des Landes Baden-Württemberg, 1986; Beiträge zur Geschichte der
Landkreise in Baden und Württemberg, hg. v. Landkreis Baden-Württemberg, 1987;
Saurer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987;
Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung im
Spiegel der Quellen (1815-1819), 1989; Frey, S., Das württembergische
Hofgericht (1460-1618), 1989; Stievermann, D., Landesherrschaft und
Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm. f. geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Holzgerlingen, 1995;
Molitor, S., 1495: Württemberg wird Herzogtum, 1995; Eberl, I., Württemberg,
LexMA 9 1998, 375; Regesten zur Geschichte von Württemberg 1325-1392, 1998;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999,
182; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Schnabel, T., Geschichte
von Baden und Württemberg 1900-1952, 2001; Biographisches Handbuch der
württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, bearb. v. Raberg, F., 2001; Württembergisches
Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 225, 909
(Württemberg mit Mömpelgard); Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I.,
2004; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005;
Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg, 2006; Der
württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Das
Herzogtum Württemberg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges im Spiegel von
Steuer- und Kriegsschadensberichten 1629-1655, hg. v. Hippel, W. v., 2007; 1806
– Souveränität für Baden und Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v.
Schindling, A. u. a., 2007; Weber, R., Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945, 2008; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates
Württemberg, bearb. v. Baumann, A. u.a., Bd. 1 2013.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des
Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um 700 Uburzis), dem bereits
in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische Siedlungen vorangehen, als
Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen) Herzogtums bezeugt. 741/742
richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische Talsiedlung gelegten
Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz unterstellt
wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld) bis
zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis an
Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der
Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani cives, 1147 Juden bezeugt)
und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich wendeten. 1168 bestätigte Kaiser
Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die herzogliche Gewalt in Franken, doch
kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen Entfaltung. Der Ausbau des zwischen
Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains und bis Marktheidenfeld
linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im Bauland, in Markt Bibart und
(bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a. 1297 Kissingen) erfolgte in
heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Henneberg als
Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche endgültig
unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim
fränkischen Reichskreis. Durch die Reformation erlitt das Bistum bedeutende
Verluste, die Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410
erstmals gegründeten Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg
als Herzogtum Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens
gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert
zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises Franken. Um 1790
war der Bischof Mitglied des Ritterkreises Franken und zwar außer in den
Kantonen Steigerwald und Baunach im Kanton Odenwald wegen Teilen von
Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof, Ermershausen, Eulenhof, Neubronn,
Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld, Streichental, Wermutshausen und Teilen
von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra wegen Teilen von Nordheim/Rhön,
Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn mit Aura, Teilen von Obersinn,
Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen,
Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und
Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3
Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72
Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von
Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana.
Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum
Rheinbund. Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der
Umfang des Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6.
1814 gelangte W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem
Erzbistum Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen Ostens,
1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt Würzburg,
1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl, K., Würzburg
als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960);
Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die
Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer
Würzburg und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2.
A. 1969; Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg
und des Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977;
Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978;
Würzburg, hg. v. Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des
Fürstbischofs Albrecht von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16.
Jahrhundert Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen
Bauernkrieg und fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum
Würzburg, 4 Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus
Würzburger Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v.
Wagner, U. u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen,
J./Wamser, L., 1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995;
Wendehorst, A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg.
v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
638, 1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Quellen zur
Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H.,
2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, F. u.a., 2014.
Würzburg, Sankt Stephan (Kloster). Um 1790 war
das Kloster Sankt Stephan zu W. wegen Teilen von Burglauer
und Teilen von Poppenlauer Mitglied des Kantons Rhön-Werra des Ritterkreises
Franken.
L.: Winkelmann-Holzapfel 171; Riedenauer 129.
Wurzen (Land). An dem Übergang zweier Straßen
von Magdeburg und Halle nach Böhmen und Polen über die Mulde wird 961 eine
civitas Vurcine erstmals erwähnt. Seit 1017 gehörte der östlich von Leipzig
gelegene Ort zum Einflussbereich der Bischöfe von Meißen, die ihn zunehmend
ausbauten. 1114 wurde auf der Burg ein Dom
geweiht und ein Kollegiatstift eingerichtet. Seit der Mitte des 12.
Jahrhunderts waren die Bischöfe Stadtherren in W. In Auseinandersetzung mit den
Markgrafen von Meißen gewann das Hochstift 1252/1284 das Land W., das sich
westlich der Mulde in Merseburger Diözesangebiet hineinerstreckte (56 Dörfer
mit 275 Quadratkilometern). Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts verstärkten die
Markgrafen von Meißen bzw. Kurfürsten von Sachsen ihren vorher auf Münzrecht
und Militärhoheit beschränkten Einfluss. 1581 übernahmen sie durch Vertrag die
Verwaltung, für die sie bis 1818 eine eigene weltliche Regierung des Stiftsamts
W. im obersächsischen Reichskreis einsetzten. 1818 kam das Land W. mit dem
Hochstift Meißen endgültig an Sachsen und damit von 1949 bis 1990 an die
Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 379.
Wylre (reichsunmittelbare Herrschaft, Wijlre).
W. an der Geul im Herzogtum Limburg östlich Maastrichts wird erstmals 1040
erwähnt. Um 1150 nannten sich die Scavedries nach ihm. Die aus Burg und Dorf W. und einigen Höfen bestehende
reichsunmittelbare Herrschaft wechselte vielfach den Inhaber. Sie gehörte am
Ende des 18. Jahrhunderts zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Von 1794 bis
1814 stand sie unter der Herrschaft Frankreichs. 1815/1839 kam sie zur Provinz
Limburg (Südlimburg) der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Zähringen (Herzog). Möglicherweise von den bis 746
als alemannische Herzöge auftretenden Alaholfingern (Bertholden) stammt das
alemannische Geschlecht der Bertholde (um 1000 Berthold Graf im Thurgau, 999
Marktrecht, Münzrecht und Zollrecht für Villingen, unter Kaiser Heinrich II.
Graf im Breisgau) ab, das einen Teil der Baar und Grafschaften im
Oberrheingebiet innehatte. Vermutlich war es in weiblicher Linie auch mit den
Staufern verwandt. Der um 1037/1038 in Italien in königlichem Auftrag tätige
Berthold erwarb wohl durch Heirat der Tochter (Richwara) des Herzogs von
Schwaben Güter um Weilheim/Limburg im Neckargau. Berthold I. wurde von 1061 bis
1077 Herzog von Kärnten mit der Mark Verona. Nach seinem Tode (1078) spaltete
sich unter seinem Sohn Hermann die Linie (der Markgrafen von) Baden ab.
Berthold II. († 1111) war von 1092 bis 1097/1098 Gegenherzog von Schwaben gegen
den Staufer Friedrich II. Er behielt auch nach dem 1098 gegen Überlassung
Zürichs als Reichslehen erfolgten Verzicht auf Schwaben den Titel eines Herzogs
bei, nannte sich aber nach der Übernahme des Erbes der Grafen von Rheinfelden
(vor allem in Burgund) nach der wohl nach 1078
erbauten Burg Z. bei Gundelfingen nahe Freiburg
im Breisgau. Nach der Aussöhnung mit dem Kaiser (1098) bauten die Herzöge durch
den Erwerb von Klostervogteien (Sankt Peter, Sankt Georgen, Sankt Blasien,
Hochstift Bamberg), des Rektorats über Burgund
(1127, danach Herzogstitel) (1156 Vogteien über die Hochstifte Genf, Lausanne
und Sitten), der Reichsvogtei über Zürich, durch Rodung im südlichen
Schwarzwald und Gründung von Städten (Freiburg im Breisgau 1120?, Freiburg im
Üchtland 1157, Bern 1160/1191) ein von Offenburg bis in die spätere Westschweiz
reichendes, durch Städtegründungen und Klosterstiftungen verdichtetes
Herrschaftsgebiet auf (1173 Teile des Erbes der Grafen von Lenzburg). 1187
spaltete sich die Linie der Herzöge von Teck ab. 1198 wurden die Vogtei über
Schaffhausen und die Hälfte von Breisach gewonnen. Nach dem Aussterben im
Mannesstamm 1218 fielen die Güter an die Grafen von Urach (Grafen von Freiburg,
Grafen von Fürstenberg), die Grafen von Kiburg (Kyburg) und die Herzöge von
Teck. Andere Teile wurden Reichsgut. Wichtigste Nachfolgeherrschaften waren
danach Fürstenberg, Baden, Vorderösterreich und die Eidgenossenschaft der
Schweiz.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Caspart, J., Die Urheimat der Zähringer auf der schwäbischen Alb, (in)
Württemberg. Vjh. 3 (1880); Heyck, E., Geschichte der Herzöge von Zähringen,
1891, Neudruck 1980; Krüger, E., Zur Herkunft der Zähringer, ZGO N.F. 6 (1891),
7 (1892); Heyck, E., Urkunden, Siegel und Wappen der Herzöge von Zähringen,
1892; Flamm, H., Der Titel Herzog von Zähringen, ZGO N.F. 30 (1915); Hamm, E.,
Die Städtegründungen der Herzöge von Zähringen in Südwestdeutschland, 1932;
Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Mayer, T.,
Der Staat der Herzöge von Zähringen, (1935), (in) Mayer, T., Mittelalterliche
Studien, 1959; Sütterlin, B., Geschichte Badens, Bd. 1 1965; Die Zähringer, hg.
v. Schmid, K./Schadek, H., 1986; Die Zähringer. Eine Tradition und ihre
Erforschung, hg. v. Schmid, K., 1986; Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. v.
Schadek, H./Schmid, K., 1990; Die Zähringer, Schweizer Vorträge und neue Forschungen,
hg. v. Schmid, K., 1990; Zotz, T., Zähringer, LexMA 9 1998, 466;. Parlow, U.,
Die Zähringer, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 31; Weller,
T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1,
505.
Zavelstein (Burg, Herrschaft). Die 1284 erstmals genannte Burg Z. bei Calw war Mittelpunkt einer Herrschaft der Grafen von Vaihingen. Diese kam im 14. Jahrhundert an Württemberg. Damit fiel Z. 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Zeitz (Burg,
Bistum, Residenz des Bischofs von Naumburg und des Herzogs von Sachsen-Zeitz).
Das 968 von Kaiser Otto dem Großen an der Stelle einer alten slawischen
Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster errichtete, Magdeburg unterstellte
Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida und Naumburg wurde 1028 zum Schutz
vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt (seit 1285 Sitz des Bischofs in
Z.). Von 1542 bis 1547 kam die Stiftsregierung von Naumburg nach Z. Von 1653
bis 1716 diente das Gebiet um Z. zur Ausstattung einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz
Sachsens. Über die Provinz Sachsen Preußens kam Z. von 1949 bis 1990 (in
Sachsen-Anhalt) an die Deutsche Demokratische Republik. S. Naumburg,
Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Zerbst („Insektenlandschaft“, Burg, Stadt, Residenz des Fürsten von Anhalt-Zerbst).
Z. (948 provintia Cieruisti, 1007 urbs Zirwisti) an der Nuthe wurde vor 1200
als deutsche Stadt gegründet. 1307/1319 kam es an die Askanier. Von 1603 bis
1793 war es Sitz der Linie Anhalt-Zerbst Anhalts. Mit Anhalt gelangte es in
Sachsen-Anhalt von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Zerwisti.
L.: Wolff 408; Neumeister, P., Zerbst, LexMA 9 1998, 545; Specht, R.,
Geschichte der Stadt Zerbst, hg. v. d. Stadt Zerbst, 1998; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 655.
Ziegenhain (Grafschaft). An einem Übergang über die
mittlere Schwalm zwischen Burgwald und Knüll
entstand im 10. oder 11. Jahrhundert die Burg Z.
Nach ihr nannte sich seit 1144 ein seit dem 9. Jahrhundert nachweisbares, ab
1090 sicher bezeugtes Geschlecht (Grafen von Reichenbach und Wegebach, 1062
Gozmar, 1101 Graf Rudolf). Im 12. Jahrhundert bauten die Grafen von Z. auf der
Grundlage einer Stiftsvogtei Fuldas sowie von Allod, Reichsgut und Mainzer,
Fuldaer und Hersfelder Lehen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und Knüll auf, das Niederhessen (um Kassel)
fast völlig von Oberhessen (um Marburg) trennte. Um 1200 (vor 1206) erbten sie
die Grafschaft Nidda in der Wetterau. Von 1258 bis 1311 war die Grafschaft
geteilt. 1279 ging die Vogtei über Fulda an Fulda und 1294 das Amt Neustadt
östlich von Marburg an das Erzstift Mainz verloren. Nach dem Sieg Hessens über
Mainz 1427 musste der Graf 1437 die Grafschaft von Hessen zu Lehen nehmen. Nach
seinem erbenlosen Tod fiel die Grafschaft 1450 an Hessen heim und verband
Niederhessen mit Oberhessen. Bis 1495 war Hessen allerdings in
Auseinandersetzungen mit den Grafen von Hohenlohe verstrickt, denen Kaiser
Friedrich III. Z. als Reichslehen verliehen hatte. Über Hessen-Kassel und
Preußen (1866) kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende Z. 1945 an
Hessen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E3; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Heußner, R., Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain, 1888;
Wolff, W., Zur Geschichte der Stadt Ziegenhain in Hessen, 1907; Brauer, F., Die
Grafschaft Ziegenhain, 1934; Heinemeyer, K., Ziegenhain, LexMA 9 (1998), 603;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 404.
Zimmern (Freiherren, Grafen). Die um 1080
erstmals genannten Herren von Z. (Herrenzimmern) bei Rottweil bildeten um die Burg Z. eine Herrschaft aus. Dazu erwarben sie nach
Heirat (1319) 1354 von einer Nebenlinie der Truchsessen von Waldburg die
Herrschaft Messkirch, um 1400/1462 Wildenstein sowie 1462 von Habsburg
Oberndorf als Pfand. 1538 wurden sie zu Grafen erhoben. Die Grafen von Z., über
deren ältere Geschichte die Zimmerische Chronik des gelehrten Graf Froben
Christoph (1519-1566) von 1564/1566 berichtet, gehörten dem schwäbischen
Reichskreis sowie mit der 1581 erworbenen Herrschaft Schramberg dem Kanton Neckar
des Ritterkreises Schwaben an, starben aber 1594 aus. Ihre Güter wurden von den
Erben 1595 an die Stadt Rottweil verkauft. Messkirch kam über eine Schwester
des letzten Grafen an die Grafen von Helfenstein. Über Rottweil gelangten die
Güter zuletzt 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Hellstern 148; Franklin, O., Die freien Herren und Grafen von Zimmern,
1884; Jenny, B., Graf Froben Christoph von Zimmern, 1959; Kruse, H., Zimmern,
LexMA 9 1998, 616.
Zossen (Herrschaft). Im 13. Jahrhundert wurde
die Burg Z. (slaw. sosna, Föhre) an der Notte
bei Potsdam errichtet. Sie wurde Mittelpunkt der kleinen Herrschaft Z. Diese
kam in der Mitte des 14. Jahrhunderts als Lehen der Markgrafen von Meißen an
die Herren von Torgau bzw. Torgow, 1370 mit der Lausitz an Böhmen und 1478/1490
von Georg von Stein als Nachfolger der Torgow 1490 an Brandenburg/Preußen und
damit von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 388; Spatz, W., Der Teltow, Bd. 3 1912, 344ff.
Zweibrücken (Grafschaft[, Herzogtum], Residenz des
Pfalzgrafen von Pfalz-Zweibrücken). An der Fernstraße von Lothringen zum Rhein
erscheint um 1170 die Burg Z. am Schwarzbach der
Grafen von Saarbrücken. Sie war ab 1182/1188 bzw. 1185/1190Sitz der von
Saarbrücken abgeteilten Grafschaft Z. (u. a. mit Lichtenberg und Meisenheim von
der früheren Grafschaft Veldenz, Neukastel oder Bergzabern, Pirmasens
[1182-1570], Vogtei über Hornbach und Altenmünster in Mainz). Hinzu kam aus dem
Erbe der Grafen von Eberstein Stauf am Donnersberg und die sog. Rheindörfer.
Allod in Lothringen (Linder, Mörsberg, Saargemünd) wurde 1297/1302 gegen das
Lehen Bitsch an die Herzöge von Lothringen gegeben. 1333 wurde geteilt
(Zweibrücken-Zweibrücken [mit Grafschaft Z. und Amt Bergzabern] und
Zweibrücken-Bitsch). Die Güter Zweibrücken-Zweibrückens fielen 1385 vom letzten
Grafen durch Verkauf zur Hälfte und 1394 ganz an die Pfalz (Kurpfalz), Allode an
das bis 1570 bestehende Zweibrücken-Bitsch. 1410 wurde in der Pfalz durch
Erbteilung das Fürstentum Pfalz-Simmern geschaffen, das 1416 das 1393
verpfändete Z. auslöste. 1477 wurde Z. Residenz der Pfalzgrafen von
Pfalz-Zweibrücken. 1523/1533 drang die Reformation ein. Von 1676/1677 bis 1697
war Z.von Frankreich besetzt. 1681/1697 fiel Pfalz-Zweibrücken an die seit 1654
in Schweden regierende Zweibrücken-Kleeburger Linie der Pfalz. Von 1714 bis
1718 unterstand es seitens Schwedens dem vertriebenen König von Polen
Stanislaus Leszczynski. 1734 fiel es an Pfalz-Birkenfeld, das 1799 Bayern
erbte. 1793/1801 kam das zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Pfalz-Zweibrücken mit 36 Quadratmeilen Gebiet und 60000 Einwohnern an
Frankreich, 1816 an Bayern, 1919 und 1945/1946 teilweise (ohne Stadt
Zweibrücken) zum Saargebiet und im Übrigen 1946 zu Rheinland-Pfalz. S. a.
Pfalz-Zweibrücken, Saargebiet.
L.: Wolff 247ff.; Wallner 695 OberrheinRK 3; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) D4, III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 6, 170; Molitor, L.,
Geschichte einer deutschen Fürstenstadt, 1885; Zweibrücken. 600 Jahre Stadt
1352-1952, 1952; Das barocke Zweibrücken und seine Meister, hg. v. Dahl,
J./Lohmeyer, K., 2. A. 1957; Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken,
bearb. v. Doll, A., 1962; Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes Bd. 2 1977;
Rose, M., Das Gerichtswesen, 1994; Herrmann, H., Zweibrücken, LexMA 9 1998,
717; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 658; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 484, 2, 702.
Aarschot* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Achberg* (Ht, rriHt) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenzollern-Sigmaringen, Reutner von Weil
Aerschot* (Aarschot) (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Croy
Altengronau Burgsinn, Hessen-Kassel
Altmühl* (Ka bzw. RiKa) Abenberg, Absberg, Altschell, Ammann von der Laufenburg, Ansbach, Appold, Auer von Aue, Bamberg, (Kloster Michaelsberg bzw. Sankt Michael,) Bayreuth, Beberlohe, Berga, Berlin von Waldershub, Bernheim, Bibra, Birkenfels, Brandis, Buttendorf, Buttlar, Campo, Clengel, Crailsheim, Cronheim bzw. Cronheim zu Laufenbürg, Dangrieß, Deckendorf, Dettelbach, Deutscher Orden, Diemar, Dietenhofen, Dürckheim bzw. Eckbrecht von Dürckheim, Egloffstein, Ehenheim, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Eltershofen, Ems, Erlingshofen, Eyb, Falkenhausen, Finsterlohr, Forster, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. fränkischer Ritterkreis, Fries, Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Gailing von Illesheim, Geuder von Heroldsberg, Geyer zu Giebelstadt bzw. Geyer von Giebelstadt, Geyern, Goldochs zu Beratsweiler, Gottesmann zum Thurn, Gundelsheim, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hardenberg, Hausen, Haußlode, Herckam, Hessberg, Hohenlohe, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Hürnheim, Jahnus von Eberstätt, Jaxtheim bzw. Jagstheim, Knöringen, Kreß von Kressenstein, Kresser zu Burgfarrnbach, Küdorff bzw. Kühdorf, Külsheim, Künßberg bzw. Künsberg, Langen, Lauter, Lentersheim, Leonrod, Leubelfing bzw. Leublfing, Lichtenstein, Lindenfels, Littwag, Lochinger, Löw zu Bruckberg, Lüchau (bzw. Lürchau), Merckingen bzw. Merkingen, Mittelburg, Montmartin, Muhr, Mußlohe, Nürnberg, Ottenberg, Pappenheim, Peusser von Leutershausen, Pöllnitz bzw. Pölnitz, Pückler, Rattenheim, Rauber von Plankenstein, Rauenbuch, Rechenberg, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter zu Kornburg, Rossau, Rotenhan, Rügland, Rummerskirch, Schechs von Pleinfeld bzw. Schechs von Pleinfeld, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Simau, Schenk von Stauffenberg, Schenk von und zu Schenkenstein, Schönfeld, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schutzbar genannt Milchling, Schwarzenberg, Seckendorff, Seiboth, Senger, Soden, Stauf, Stein zu Trendel, Stettner von Grabenhof, Stiebar von Buttenheim, Treuchtlingen, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Vestenberg, Völderndorff, Wald, Wemding, Westernach, Wichsenstein, Wildenstein, Wilhermsdorf, Winckler von Mohrenfels, Wolf von Wolfsthal, Wolfstein zu Sulzbürg, Wollmershausen, Wöllwarth, Wurster von Kreuzberg, Zedtwitz, Zobel von Giebelstadt, Zocha
Altshausen* (RDorf, DOKomm) Achberg, Arnegg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Rohr und Waldstetten bzw. Rohr-Waldstetten, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Württemberg
Andechs* (G, Hz) Babenberger, Bamberg, Bayern, Bayreuth, Benediktbeuern, Brixen, Burgund, Coburg, Dießen, Formbach, Giech, Krain, Kulmbach, Meranien, Neuburg am Inn, Tirol, Weimar, Windischgrätz, Wittelsbach
Andlau* (G, RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Unterelsass bzw. unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft
Antwerpen* (MkGt) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Luxemburg, Salm
Arelat Burgund, Die, Savoyen
Arles* (RS) Burgund, Die, Provence
Arneck Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Arnegg
Arnegg* (Ht) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Artois* (Gt) Burgund, Flandern, Frankreich, Niederlande
Augsburg* (Hochstift, Residenz, RLV, RS) Aislingen, Augsburg, Sankt Ulrich und Afra, Autenried, Bayern, Benediktbeuern, Burgau, Burtenbach, Buxheim, Deutscher Orden, Diemantstein, Dillingen, Eschenlohe, Feuchtwangen, Freiberg (Hohenfreyberg), Füssen, Günzburg, Herwarth von Bittenfeld, Hohenfreyberg, Jettingen, Kempten (gfAbtei), Kirchheim am Lettenbach, Mainz, Marktoberdorf, Neresheim, (Niederraunau,) Oberschwaben, Ottobeuren, Raunau, Rettenberg, Sankt Ulrich und Afra, Schönegg, Schwabegg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Straubing, Sulzberg, Volmar, Wessobrunn, Wettenhausen, Wittislingen
Auxerre Burgund
Avignon Burgund, Provence, Venaissin
Baden-Württemberg* (L) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achberg, Achstetten, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelsreute, Adelstetten, Albeck, Aldingen, Alfingen, Allerheiligen, Almut, Alpirsbach, Altburg, Altdorf (RDorf), Alteburg, Altensteig, Althohenfels, Altmannshofen, Altshausen, Argen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Aulfingen, Baar, Bachenau, Baden, Badenweiler, Baindt, Baldern, Ballmertshofen, Balzheim, Bargau, Bartenstein (Ht), Bartholomä, Bauerbach, Baumgarten-Eriskirch, Bebenhausen, Berg, Berlichingen, (Bernau,) Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Beuron, Biberach, Binningen, (Bischofsheim,) Blaubeuren, Blumberg, Blumenfeld, Böbingen, Böckingen, Bödigheim, Bodman (zu Bodman,) Bohlingen, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, Börstingen, Braunsbach, Breisach, Breisgau, Bretten, Brochenzell, Bronnbach, Bronnen, Buchau, Buchhorn, Buol, Burgberg, Burkheim, Bussen, Bußmannshausen, Calw, Crailsheim, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Diersburg, Dießen (rriOrt), Dietenheim, Dilsberg, Dischingen, Donaustädte, Dorfmerkingen, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Durlach, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberbach, Eberhardzell, Ebringen, Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellrichshausen, Ellwangen, Elsenz, Emerkingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Erbach, Erkenbrechtshausen, Eroldsheim (Erolzheim), Eschenbach (rriHt), Esslingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Flehingen, Flochberg, Frauenalb, Freiburg (G, RS), Freudenberg, Freudental (rriHt), Friedberg-Scheer, Fürfeld, Gaildorf, Gailingen, Gammertingen, Gärtringen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbt), Gengenbach (RS), Geradstetten, Geroldseck, Giengen, Glatt, Grafenhausen, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grüningen (rriOrt), Gültlingen, Gundelfingen, Gutenzell, Hachberg, Hafner, Haigerloch, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Harthausen, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hechingen, Hegau (LGt), Heggbach, Heidelsheim, Heidenheim, Heilbronn, Heiligenberg, Heiligkreuztal, Heinsheim, Heitersheim Helfenstein, Helmstadt (RRi, Ort), Herbrechtingen, Herdwangen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwart von Bittenfeld (Herwarth von Bittenfeld), Hettingen, Heuchlingen, Hewen, Hilzingen, Hirsau, Hirschlatt, Hochberg, Hofen, Hoffenheim, Hohenberg, Hohenbodman, Hohenfels, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, (Homberg,) Höpfigheim, Hoppetenzell, Hornbach (Ht), Hornberg (Ht), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RS), Ittendorf, Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Jungnau, Justingen, Kaltenburg, Kastelberg, Katzenstein, Katzental, Kehl, Kinzigtal, Kirchberg (Gt, Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg, Klettgau, Kocherstetten, Königsbach, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konstanz, Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Künzelsau, Kürnberg, Lahr, Langenburg, Laufenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Lenzkirch, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenau, Lichtenberg (Ht), Lichteneck (Liechteneck), Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Lindach, Lobenhausen, Lossburg, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Mahlberg, Maienfels, Mannheim, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten, Massenbach, Mauerstetten, Maulbronn, Mengen, Menzingen, Mergentheim, Messkirch, Michelbach (Ht), Möhringen, Moosbeuren, Mosbach (RS), Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Munderkingen, Munzingen, Murrhardt, Nagold, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg (RS), Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhaus, Neuhausen, Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuweier, Niederstetten, Niederstotzingen, Niefern, Nimburg, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschefflenz, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Odenheim, Odenheim (und Bruchsal), Odenwald, Oeffingen, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Offenburg, Oggelsbeuren, Öhringen, Orsenhausen, Ortenau, Oßweil, Ostrach, Ow, Petershausen, Pfedelbach, Pfeil, Pfullendorf, Pfullingen, Plettenberg, Prechtal, Preußen, Quadt, (Quadt-Wickrath, Quadt-Wickrath und Isny,) Racknitz, Ramsberg, Ramsenstrut, Ravensburg, Reibeld, Reichenau, Reichenbach, Reichenstein, Reinsbronn, Reiß von Reißenstein, Reutlingen, Richen, Riedlingen, Riedheim (Rietheim) (Ht), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Romberg, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein, Rothenburg ob der Tauber, (Rothenstein bzw. Rotenstein), Rott, Rötteln, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Rüdt von Collenberg, Sachsenheim, Säckingen, Saint Vincent, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim bzw. Salm-Krautheim, Sankt Gallen, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Saulgau, Sausenberg, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenkenzell, Schlat, Schlatt am Randen, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schüpfer Grund, Schussenried, Schuttern, (Schütz-Pflummern,) Schwaben, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwaigern (Schweigern), Schwarzach (RAbt), Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Schwetzingen, Schwörstadt, Seibold von Horkheim, Sennfeld (Ht), Sickingen, Siggen, Sigmaringen, Singen, Sinsheim, Söflingen, Speyer, Stadion, Stammheim, Staufen, Staufenberg, Steinegg, Sternegg, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzfeld, Talheim, Tannheim, Tengen, Tennenbach, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Tiefenbach, Törring, Triberg, Trochtelfingen, Tübingen, Überlingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmetingen, Urach, Urslingen, Urspring, Üsenberg, Uzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Veringen, Waibstadt, Waldburg-Scheer, Waldburg-Zeil-Wurzach, Walden, Waldkirch (G, RRi), Waldmannshofen, Waldsee (Ht, Gt), Waldstädte, Waldstetten, Walldorf, Walldürn, Waltershofen, Wangen (RS), Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen, Wehr, Wehrstein, Weihersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten (RStift, RAbtei), Weinsberg (Ht, RS), Weißenau, Weißenstein, Weißenstein, Wellendingen, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Widdern, Wiesensteig, Wildberg, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfach, Wolfegg, Wöllstein, Württemberg, Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern, Wurzach, Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zell am Harmersbach, Zimmern, Zobel zu Giebelstadt, Zwiefalten
Basel* (Ka, FBtm, Residenz, RS, RVS) Baden (MkGt), Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Biel, Breisach, Delsberg, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Franquemont, Geizkofler, Härkingen, Jura, Münster (RS), Oberrheinischer Reichskreis, Pfirt, Pruntrut, Rappoltstein, Sankt Blasien, Schweiz, Wehr (Ht), Zugewandte Orte, Zürich (Ka)
Bayerischer Reichskreis* Breiteneck bzw. Breitenegg, Burgrain, Donaustauf, Eggmühl, Ehrenfels, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freising, Fürsteneck, Haag, (Hafner-Obernzell,) Hals, Heideck, Hohenburg, Hohenschwangau, Hohenwaldeck, Ismaning, Leoprechting, Maxlrain, Obernberg, Obernzell, Oberpfalz, Ortenburg, Österreichischer Reichskreis, Partenkirchen-Mittenwald, Passau, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Neumarkt, (Pfalz-Oberpfalz), Pfalz-Sulzbach, Pyrbaum, Regensburg (Hochstift), Regensburg (freie RS), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichskreise, Riedenburg bzw. Riedernburg, Rothenberg, Salzburg (EStift), Störnstein (Sternstein), Sulzbach (G), Sulzbürg, Valley, Vichtenstein, Wegscheid, Werdenfels, Wolfstein, Wörth
Bayern* (Hztm, KgR) (Abensberg,) Absberg, Achberg, Aislingen, Albeck, (Altaich,) Altenmuhr, Amerdingen, Amorbach, Andechs, Annweiler, Ansbach (Ftm), Aquileja, Aschaffenburg, Aufkirchen, Aufsess, Augsburg (Hochstift), Augsburg (RS), Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Auhausen, Aura, (Auritz,) Autenried, Babenberger, Babenhausen, Bächingen, Baden, Baldern, Baltenstein (Baldenstein), Bamberg (Hochstift), Baunach, Bayerischer Reichskreis, Bayern-Deggendorf, Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut, Bayern-München, Bayern-Straubing, Bayreuth, Bellheim, Benediktbeuern, Berchtesgaden, Berg, Bergrheinfeld, Bergzabern, Berlichingen, (Berlichingen-Rossach,) Bernegger, Berwartstein, Biberachzell, Biberbach, Biberberg, Bibra, Billigheim, Bissingen, Blieskastel, Bogen, Böhl, Bolanden, Boos, Bopfingen, Breiteneck, Breitenstein, Bretzenheim, Brixen, Buchau (riHt), Buchhorn, Burgau, Burgberg, Burghaslach, Burghausen (G), Burgrain, Burgsinn, Burrweiler, Burtenbach, Buxheim, Castell, Cham, Chiemsee, Coburg, Crailsheim (RS), Dachau, Dahn, Dannenfels, Degenberg, Degenfels, Deggendorf, Deutscher Bund, Deutscher Orden, Diemantstein, Diepoldinger, Dierbach, Dießen (G), Dietenheim, Dillingen (G), Dinkelsbühl, Dischingen, Donaustauf, Donauwörth (Reichspflege), Donauwörth (RS), Dörrenbach, Ebersberg (RKl, RRi), Ebrach, Edelstetten, Egerland, Eggmühl, Eglingen, Ehrenfels, Ehrensberg, Eichstätt, Eisenburg, Elchingen, Ellgau, Ellingen, Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbendorf, Erkheim, Erlenbach, Eschenlohe, Euerbach, Falken (Ht), Falkenstein (Ht, Gt), Fechenbach, Feuchtwangen, Finningen, Flochberg, Forstner, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg, Frankenthal, Frankfurt am Main, Fraunhofen, Freckenfeld, Freiberg (Ht), Freisbach, Freising, Fugger, Fulda, Fürsteneck, Gablingen, Gailenbach, Gailnau, Gebsattel (RDorf), Geisenfeld, Germersheim, Gersfeld, Geyern, Giech, Ginolfs, Glött, Gochsheim, Godramstein, Gommersheim, Gräfenberg, Graisbach, Grettstadt, Grönenbach, Gröningen (Ganerbschaft), Grünenbach, Günzburg, Guttenberg, Haag, Habsburg, Hafenpreppach, (Hafner-Obernzell,) Hagenau (RLV), Hagenbach, Hals, Hanau-Lichtenberg, Harburg (RS), Harthausen, Hassloch, Hatzfeld, Hausen (Ht), Heideck (Ht), Heidenheim (Ht), Heidingsfeld, Heimertingen, Helfenstein (G), Hennegau, Heroldsberg, Hessen-Darmstadt, Hessen-Nassau, Hessen-Pfalz, Hilgartsberg, Hilpersdorf, Hilpoltstein, Hirschberg (G), Hochaltingen, Höchstädt, Hohenaschau, Hohenburg (Gt), Hoheneck (Ht), Hohenems (RRt), Hohenlohe, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Schillingsfürst, Hohenschwangau, Hohentann, Hohenwaldeck, Holland, Homburg (G), Horbach, Hornbach (Kl), Huckelheim, Hürnheim, Ichenhausen, Iggelheim, Illereichen, Illertissen, Immenstadt, Impflingen, Ingolstadt, Innviertel, Ippesheim, Irsee, Ismaning, Istrien, Jettingen, Jülich, Kaiserslautern, Kaisheim, Kaltenburg, Kandel, Kärnten, Kaufbeuren, Kellmünz, Kemnat (Kemnath), Kempten (gfAbtei), Kempten (RS), Kettershausen, Kirchberg (Ht), Kirchheim am Lettenbach, Kirchheim, Kirchheimbolanden, Kirchlauter, Kitzingen, Klingen, Köln, Königsegg-Rothenfels, Kotzau, Krain, Kulmbach, Küps, Kurfürstenkollegium, Laaber, Landau in der Pfalz, Landshut, Landstuhl, Langenegg, Lasser genannt von Halden, Lauingen, Lauterecken, Laymingen, Leiningen (Gt), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Leoprechting, Leuchtenberg (LGt), Leutkirch, Leutkircher Heide, Leyen, Lichtel, Lichtenberg (Ht), Limpurg, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Löwenstein-Wertheim, Lustenau, Mainberg, Mainbernheim, Mannheim, Markt Taschendorf, Marstetten (Ht, Gt), Medelsheim, Memmingen, Mengersdorff, Mengersreuth, Meranien, Mespelbrunn, Mindelheim, Minfeld, Mistelbach, Mohrenhausen, Mondsee, Mückenhausen, München, Münchweiler, Mundatwald, Münster (Dorf), Neresheim, Neuburg am Inn, Neuburg (Ftm), Neuffen, Neumarkt, Neunhof, Niederaltaich, Niederbayern, Norddeutscher Bund, Nordenberg, Nordendorf, Nordgau, Nördlingen, Northeim, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Nürnberg (RS), Obenhausen, Oberbayern, Oberhausen, Obernberg, Oberndorf, Obernzell, Oberösterreich, Oberpfalz, Oberrheinfeld, Oberschwaben, Ochsenhausen, Oeffingen, (Öttinger bzw.) Oetinger, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Wallerstein, Ortenburg, Osterberg, Österreich (Mk), Ostheim (Ganerbschaft), Ottobeuren, Pappenheim, Partenkirchen-Mittenwald, Passau (Hochstift), Peißenberg, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfalz-Birkenfeld, Pfalz-Bischweiler, Pfalz-Neuburg, Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Zweibrücken, Pinzgau, Pleystein (Bleistein), Pöllnitz, Preußen, Pückler, Pyrbaum, Rannariedl, Rannungen, Rappoltstein, Raubersried, Raunau, Ravensburg, Rechberg, Redwitz, Regensburg (Ftm), Regensburg (freie RS), Regensburg (Hochstift), Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Reichhartshausen, Reichelberg, Reigersberg, Reipoltskirchen, Remigiusland, Remlingen, Rettenbach, Rheinbund, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rheinland-Pfalz, Rhodt, Riedheim, Rieneck, Rieter von Kornburg (Rieder zu Karnburg), (Robesreut,) Roggenburg, Rohrbach, Roman, Ronsberg, Rothenberg, Rothenburg bzw. Rothenburg ob der Tauber (RS), Rothenfels, Rothenstein, Rottenbuch, Rottershausen bzw. Ratershausen, Rüdt von Collenberg, Rügland, Saargebiet, Sachsen-Coburg und Gotha, Salzburg (EStift), Sandizell, Schafstal, Scharfeneck, Schenk von Stauffenberg, Schlüsselberg, Schmalegg, Schmiechen, Schnodsenbach, Schönborn, Schönborn-Wiesentheid, Schönburg, Schönegg, Schwabegg, Schwaben (LV), Schwäbisch-Österreich, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenberg (Gt), Schweigen, Schweinfurt, Schwindegg, Sechsämterland, Seckendorff, Seeland, Seifriedsberg bzw. Seifridsberg, Seinsheim, Sennfeld, Söflingen, Speckfeld, Speyer, Spielberg, Spitz, Sponheim, Stadion, Stauf, Steingaden, Steinweiler, (Sternstein,) Steyr (Ht), Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Störnstein (Sternstein), Stotzingen, Straubing, Streitberg, Sugenheim, Sulzbach (G), Sulzberg, Sulzbürg, Sulzfeld (RDorf), Tann (rriHt), Taschendorf (Markt Taschendorf), Tegernsee, Tettnang, Thannhausen, Thüringen, Thurn und Taxis, Thurnau, Tirol, Tittmoning, Tölz, Toskana, Trauchburg, Trient, Trifels, Trimberg, Truhendingen, Türkenfeld, Tutzing, Ulm, Umpfenbach, Urfersheim, Ursberg, Utzwingen, Valley, Veldenz, Verona, Vestenberg, Vichtenstein, Vils, Voit von Salzburg bzw. Vogt von und zu Salzburg, Vohburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Wachau, Wagegg, Waizenbach (Damenstift), Wald, (Waldbott-Bassenheim bzw.) Waldbott von Bassenheim(, Wallbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldsassen, Wallerstein, Waltenhausen, Wangen, Wartenberg, Wasserburg, Wegscheid, Weißenburg, Weißenhorn, Weißenstein, Welden, Welfen, Wellenburg, Wemding (Ht), Werdenfels, Werdenstein, Wertheim, Wertingen, Wessobrunn, Westerried, Westerstetten, Westheim, Wettenhausen, Wetzhausen, Weyhers, Wiesensteig, Wiesentheid, Wilgartswiesen, Wilhermsdorf (Ht), Windsheim, Winterrieden, Wittelsbach, Wittislingen, Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein (H, Ht, RS), Worms (Hochstift), Worms (RS), Wörth, Wullenstetten, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zweibrücken
Bayern-Burghausen* (Hztm) Burghausen, Niederbayern
Bayern-Landshut* (Hztm) Bayern, Bayern-Burghausen, Bayern-Ingolstadt, Bayern-München, Burgau, Burghausen, Erbach, Heideck, Heidenheim, Laaber, Landshut, Lauingen, Neuburg am Inn, Niederbayern, Oberbayern, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfalz-Neuburg, Weißenhorn, Wemding
Belgien* Aalst, Bouillon, Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Deutscher Bund, Eupen-Malmedy, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Flandern, Havré, Hennegau, Hohenzollern-Sigmaringen, Limburg (Hztm), Lüttich, Luxemburg, Malmedy, Mecheln, Moresnet, Namur, Nassau-Dillenburg, Niederlande, Rebecq (Rebecque), Reckheim, Stablo, Stablo und Malmedy, Tournai
Berg* (G, Ht, RRi) Altena, Arenberg, Bayern, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Broich, Burg an der Wupper, Dortmund, Drachenfels, Düsseldorf, Elten, Essen (RAbt, RS), Frankreich, Gemünden, Gimborn-Neustadt, Hambach, Hardenberg, Homburg, Horstmar, Huckarde-Dorstfeld, Jülich, Jülich-Kleve-Berg, Kaiserswerth, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Köln (EStift), Königswinter, Landskron, Leiningen, Limburg, Lingen, Lommersum, Looz-Corswarem, Lüdinghausen, Mark, Münster, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neuburg, Odenthal, Pfalz-Neuburg, Recklinghausen, Remagen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Salm-Horstmar, Schöller, Siegburg, Siegen, Tecklenburg, Trier, Weltersburg, Werden, Westerburg, Westfalen, Wildenburg, Wolkenburg
Berg (bei Ehingen an der Donau) Burgau, Ehingen, Pfaffenhofen, Schelklingen, Urspring, Wettenhausen
Berg (bei Giengen) Burgberg
Bergen op Zoom*(, Berg op Zoom, Bergen-op-Zoom) Bayern, Burgundischer Reichskreis, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Berghes* (Ftm) Burgundischer Reichskreis s. Grimbergen
Bern* (Ka, RS) Aarberg, Aargau, Baden, Basel (FBtm), Biel, Burgdorf, Echallens, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Haslital, Jura, Lausanne (Hochstift), Lausanne (RS), Moutier, Murten, Neuenburg, (Neuveville,) Neuenstadt, Payerne, Rapperswil, Sankt Gallen (RAbtei), Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Schweiz, Solothurn, Waadt, Wangen, Zähringen, Zehngerichtenbund, Zürich (RS)
Bernheim* (Burgbernheim) (RRi)
Bernstein* (Burgenland) (Ht)
Besançon* (EStift, Residenz, freie RS) (Bisanz) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Konstanz, Lausanne, Metz (Hochstift), Straßburg (Hochstift)
Beuggen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Birkach (bei Burgpreppach) Truchsess von Weitzhausen
Bleichen (Unterbleichen) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Blumenfeld Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Mainau
Böbingen (an der Rems) (Ht) Burgberg, s. Unterböbingen
Böhmen* (Hztm, KgR) Asch, Auschwitz, Bautzen, Bayern, Bayern-Deggendorf, Beeskow, Berg, Beuthen, Bleistein bzw. Pleystein, Bogen, Breitenstein, Breslau (Hzgt), Brieg, Burgk, Colditz, Cosel, Cottbus, Crossen, Dalberg, Dohna, Eger, Egerland, Eggenberg, Eilenburg bzw. Eulenburg, Falkenberg, Frankenberg (rriOrt), Frankenstein (Ftm), Friedland, Fürstenberg-Weitra, Galizien, Gera, Gerolstein, Giech, Glatz, Glogau, (Glogau-Sagan,) (Glogau-Steinau,) Görlitz, Greiffenstein, Habsburg, Harrach, Heideck, Heidingsfeld, Hohenems, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hummel, Jauer, Kamenz (Stift), Kärnten, Kaunitz, Krain, Kurfürstenkollegium, Lehnhaus, Leuchtenberg, Lichtenberg, Liegnitz, Limpurg, Lobenstein, Loslau, Löwenberg, Luxemburg, Mähren, Mainbernheim, Militsch, Münsterberg, Muskau, Namslau, Neiße, Niederlausitz, Niederösterreich, Nostitz, Oberlausitz, Oberösterreich, Oberpfalz, Oels, Oppeln, Ortenburg, Ostein, Österreich, Österreichischer Reichskreis, Österreich-Ungarn, Passau (Hochstift), Pfalz, Pleystein, Pommerellen, Prag, Přemysliden, Priebus, Ratibor, Regensburg (Hochstift), Regensburg Sankt Emmeram, Rothenberg, Rüdt von Collenberg, Saalfeld, Sagan, Schirgiswalde, Schlackenwerth, Schlesien, Schönborn, Schönburg, Schwarzenberg (Gt), Schwarzenberg (Ht), Schweidnitz, Stadion, Steiermark, Steinau, (Sternstein,) Stollberg, Störnstein, Sulzbach (G), Teschen, Teupitz, Thüngen, Tost, Troppau, Tschechoslowakei, Ungarn, Vogtland, Waldsassen, Wartenberg, Wertheim, Wettiner, Wien (RS), Wohlau, Wolfstein, Württemberg, Zisleithanien, Zossen
Bolanden* (H, RG) Appenheim, Bechtolsheim, Biebelnheim, Burglayen, Dannenfels, Dieburg, Dittelsheim, Falkenstein (Ht), Kirchheim(bolanden), Osterspai, Pfeddersheim, Reipoltskirchen, Sponheim
Boulogne Burgund
Bourgogne Burgund
Bournonville* (Ftm) Burgund
Brabant* (Hztm) Aerschot bzw. Aarschot, Antwerpen, Belgien, Bergen bzw. Bergen-op-Zoom, Berghes, Brüssel, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Geldern, Generalstaaten, Grimbergen, Hessen, Hoogstraten, Jülich, Kerpen (Ht, RGt), Köln (EStift), Limburg, Lommersum, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Mecheln, Niederlande, Nivelles, Rubempré-Everbergh, Thüringen, Turnhout, Wittem
Brandenburg* (Hochstift, Mk, MkGt, KFtm, Residenzen) Absberg, Ahrensberg, Altmark, Anhalt, Anhalt-Aschersleben, Ansbach, Arnstein-Barby, Barby, Bärwalde bzw. Bärenwalde, Bayern, Bayreuth, Beeskow, Blankenburg, Boitzenburg, Brnadenburg-Schwedt, Burgsinn, Cadolzburg, Cammin (Kammin), Cottbus, Crossen, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Dinslaken, Doberlug, Draheim, Duisburg, Eldenburg, Essen (RAbtei), Friesack, Gans von Putlitz, Gardelegen, Gimborn-Neustadt, Glogau, Görlitz, Grabow, Grumbach, Hadmersleben, Halberstadt, Havelberg, Herford, Hildburghausen, Hohenschwangau, Hohenzollern, Hohnstein, Hörde, Jägerndorf, Jerichow, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Klettenberg, Kleve, Kolberg, Königsbach, Königswusterhausen, Kulmbach, Kurfürstenkollegium, Kurland (Hochstift), Kurmark, Landsberg/Warthe, Lebus, Liegnitz, Lippehne, Lychen, Magdeburg, Mainz, Mansfeld, Mark, Mecklenburg, Mecklenburg-Stargard, Meyenburg, Minden, Naugard, Neumark, Niederlausitz, Niedersächsischer Reichskreis, Nordhausen (RS), Nordmark, Nürnberg (BgG), Oberlausitz, Obersächsischer Reichskreis, Oebisfelde, Österreichisch Schlesien, Ostfriesland, Ostpreußen, Peitz, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Pommern, Pommern-Wolgast, Potsdam, Preußen, Prignitz, Quedlinburg, Ratibor, Ravensberg (Gt), Regenstein, Rhinow, Ruppin, Sachsen,-Sachsen (PfGt), Sachsen-Hildburghausen, Samland, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein, Schlesien, Schweden, Sechsämterland, Seefeld, Senftenberg, Serrey, Soest, Sonnewalde, Spandau, Stargard, Stendal, Sternberg, Stolp, Storkow, Tangermünde, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüngen, Thüringen, Uckermark, Venningen, Vierraden, Vlotho, Vorpommern, Waldmannshofen, Werden, Werle, Wernigerode, Wesenberg, Westpreußen, Wettiner, Witten, Wredenhagen, Wusterhausen, Ziesar, Zossen
Breda* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau
Breisgau* (Gt, LGt, LV) Baden, Bernau, Burkheim, Deutscher Orden, Ebringen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Este, Ettenheimmünster, Heitersheim, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Konstanz (Hochstift), Kranzenau, Lichteneck, Liechteneck, Modena, Modena-Breisgau, Munzingen, Murbach, Österreich, Rheinfelden, Schuttern, Schwörstadt, Triberg, Udalrichinger, Urach, Urach-Freiburg, Vorderösterreich, Waldstädte, Zähringen
Breitenlohe (bei Burghaslach) Castell, Castell-Remlingen, Vestenberg
Bretzenheim* (Ht, G, RRi, F) Burglayen, (Layen,) Lindau, Oberrheinischer Reichskreis, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Zwingenberg am Neckar
Buchbach (bei Burghaslach) Castell, Castell-Remlingen
Bugey (Burgey) Savoyen
Burg* (bei Magdeburg) Magdeburg (EStift, Hztm), Querfurt
Burg (Burg Friedingen) s. Ebinger von der Burg
Burg* (an der Wupper) (Residenz) (Berg) (G)
Burg Stargard s. Stargard
Burgambach Furtenbach, Schwarzenberg
Burgau* (MkGt) Albeck, Autenried, Balzheim, Bayern, Berg (Ht), Burtenbach, Bußmannshausen, Elchingen, Erbach (Ht), Fugger, Glött, Günzburg, Harthausen, Ichenhausen, Jettingen, Schwäbisch Österreich, Ursberg, Vorderösterreich, Welden, Wettenhausen
Burgberg* (bei Giengen) (Ht) Oettingen, Oettingen-Wallerstein
Burgbernheim s. Bernheim
Burgdorf (Kanton)* Bern (RS)
Burgdorf (bei Hannover)Braunschweig-Celle, Lüneburg
Burgenland* (BundesL) Batthyány, Eisenstadt, Kobersdorf, Rechnitz
Burger* (RRi)
Burgey Savoyen s. Bugey
Burgfarrnbach* (RRi) Pückler, s. Kresser von Burgfarrnbach
Burgfelden Margrethausen
Burgfey (Burgfrei) Nesselrode
Burgfriede* (rriHt) s. Waldeck (rriHt)
Burggemünden (Burg-Gemünden) Hessen-Darmstadt
Burggraf Burtenbach
Burggraf zu Heppenheim* (RRi)
Burggrafen von Nürnberg (Abenberg, Altenmuhr, Andechs, Ansbach, Aufkirchen, Bayreuth, Brandenburg, Crailsheim, Egerland, Erkenbrechtshausen, Erlendorf, Errendorf, Feuchtwangen, Frankenberg, Gender von Heroldsberg, Giech, Guttenberg, Heldburg, Heroldsberg, Hildburghausen, Hohenzollern, Kitzingen, Kulmbach, Lobenhausen, Meinbernheim, Nürnberg, Orlamünde, Raabs, Rieder zu Kornburg, Sachsen-Hildburghausen, Schaumberg, Schmalkalden, Sechsämterland, Truhendingen, Vogtland, Weida)
Burggräfenrode (Burg-Gräfenrode) Eltz, Kaichen
Burggrub (bei Geiselwind) Danckelmann, Schwarzenberg
Burggrumbach s. Grumbach
Burghaslach* (rriOrt) Vestenberg
Burghaun Fulda
Burghaus Sulau
Burghausen* (G, Residenz) Bayern-Burghausen
Burghausen (bei Windelsbach) Forster
Burghausen (Mariaburghausen) s. Mariaburghausen
Burgheim Pfalz-Neuburg
Burgheim* (im Elsass) (RDorf) Gertweiler, Goxweiler
Burgholzhausen* (RDorf) Hessen-Kassel, Rau von Holzhausen
Burgk* (Ht)
Burglauer Gebsattel, Münster (FreiH, RRi), Würzburg (Hochstift), Würzburg Sankt Stephan
Burglayen* (Ga) Braunsbach, Bretzenheim, Eltz, Fürstenwärther
Burglengenfeld Bayern, Neuburg, Oberbayern, Oberpfalz, Pfalz-Neuburg
Burgörner Mansfeld
Burgrain* (bei Isen) (Ht) Freising
Burgschwalbach* (RRi) Katzenelnbogen
Burgsinn* (riHt) Thüngen
Burgsolms Solms
Burgstädt (Burgstädtel) Rochsburg
Burgsteinfurt Steinfurt
Burgund* (KgR, Hztm, FreiGt) Aalst, Andechs, Antwerpen, Aosta, Arles, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belfort, Belgien, (Berghes,) Bern, Besançon, Bournonville, Brabant, Breisach, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Dauphiné, Den Haag, Diedenhofen, Dole, Elsass, Elten, Flandern, Franche-Comté, Frankreich, Freiburg (RS), Gaveren, Geldern, Generalstaaten, Genf (Hochstift), Gent, Grimbergen, Habsburg, Holland, Jever, Kerpen (Ht, RGt), Kleve, Laupen, Lausanne, Limburg (Hztm), Lommersum, Lure, Luxemburg, Luxeuil, Mecheln, Moers, Mömpelgard, Namur, Neuenburg, Niederlande, Österreich, Ostfriesland, Saint-Maurice, (Sankt Moritz,) Salins, Savoyen, Schweiz, Seeland, Sitten, Solothurn, Sundgau, Thoire-Villars, Tournai, Utrecht, Veluwe, Welfen, Württemberg, Zähringen
Burgundischer Reichskreis Aalst, (Berghes,) Bournonville, Burgund, Dalhem, Egmond, Enghien, Freie Land (Freies Land), Gaveren (Gavern), Geldern, Gent, Grimbergen, Havre, Hertogenrade, Hoogstraten (Hogstraaten), Horn (Hornes), Isegheim (Izegem), Ligne, Limburg (Hztm), Looz-Corswarem, Luxemburg, Mecheln, Namur, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reichskreise, Rubempré-Everbergh, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai, Turnhout, Valkenburg, Walheim (Wahlen, Walem)
Burgwerben Hartenstein
Castell* (G) Burghaslach, Castell-Remlingen, Castell-Rüdenhausen, Franken (Hztm), Fränkischer Reichskreis, Fränkisches Reichsgrafenkollegium, Mainbernheim, Remlingen,Schwarzenberg, Sugenheim, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Wiesentheid
Chalon (RFtm) Burgund, Dole, Nassau, Nassau-Oranien, Neuenburg, Oranien
Charolles (Charolais) Burgund, Chalon
Chiny* (Gt) Burgund, Looz, Luxemburg
Comines Burgundischer Reichskreis
Crispendorf Burgh
Croy* (Hz) Aerschot bzw. Aarschot, Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Dülmen, Millendonk (Myllendonk), Münster, Westfalen
Dalhem* (Gt) Burgundischer Reichskreis
Dauphiné* (Ftm) Burgund, Die (G, Hochstift), Faucigny, Frankreich, Vienne (EStift)
Deutscher Orden* (RF) Absberg, Althausen, Altshausen, Ansbach, Aschausen, Baden, (Baussau), Bayern, Brandenburg, Busau, Culm (Kulm), Danzig, Edelfingen, Elbing, Ellingen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Ermland, Etsch (BaDO bzw. DOBa), Estland, Franken (BaDO bzw. DOBa), Freudenthal, Heuchlingen, Hohenfels, Hohenzollern-Sigmaringen, Horneck, Koblenz (BaDO bzw. DOBA), Königsberg, (Kulm, Kulmerland,) Kurland, Landsberg an der Warthe, Lettland, Lichtel, Livland, Mainau, Marienburg, Memelgebiet, (Bad) Mergentheim, Neckarsulm, Neuhaus, Neumark, Obergriesheim, Offenau, Österreich (BaDO bzw. DOBa), Österreichischer Reichskreis, Ostpreußen, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Preußen, Riga, Rohr-Waldstetten, Rüdt von Collenberg, Samland, Scheuerberg, Schwertbrüderorden, Siebenbürgen, Stolp, Talheim, Templerorden, Tengen, Thüringen, Ungarn, Untergriesheim bzw. Untergrießheim, Wenden in Lettland, Westpreußen
Deutsches Reich Berlin, Bonn, Burgenland, Deutsche Demokratische Republik, Elten, Liechtenstein, Livland, Mundatwald, Norddeutscher Bund, Polen, Slowenien, Südpreußen, Tschechoslowakei
Deutschmeister Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Deutscher Orden
Dillenburg* (Bg, Ht) Burgundischer Reichskreis, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Dillenburg
Doornik* (Ht) (Burgundischer Reichskreis,) (Niederlande,) s. Tournai
Dörfl (im Burgenland) Esterházy
Dörflas (bei Crispendorf) Burgk
Dorweiler (bei Dommershausen) (Burgfriede), Waldeck (rriHt)
Ebingen Ebinger von der Burg, Margrethausen, Württemberg
Ebinger von der Burg* (FreiH, RR)
Egmond* (G, Geschlecht) Burgundischer Reichskreis, Geldern, Zutphen
Eisenburg (Westungarn) Burgenland
Eisenstadt* (Ht) Burgenland, Esterházy
Ellerbach (bei Holzheim im Kreis Dillingen) Burgau, Bussen, Dietenheim, Erbach, Kohlberg, Laupheim, Niederraunau, Pfaffenhofen, Raunau, Riedlingen, Welden
Elsass-Schwaben-Burgund* (BaDO bzw. DOBa) Altshausen, Arnegg, Deutscher Orden, Mainau, Rheinisches Reichsprälatenkollegium, Rohr-Waldstetten s. Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Elsass und Burgund* (BaDO bzw. DOBa) bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Enghien* (Hztm) Arenberg, Burgundischer Reichskreis
Eppstein* (H) Burgholzhausen, Butzbach, Cleeberg, Diez, Falkenstein, Hadamar, Hattstein, Hessen, Hessen-Darmstadt, Heusenstamm, (Holzhausen,) Homburg, Katzenelnbogen, Königstein, Münzenberg, Nassau-Usingen, Olbrück, Soden, Solms, Vilbel, Wehrheim, Wetterau, Wied
Erkmannsdorf Burgk
Erstein* (RAbtei) Straßburg s. Burger von Erstein
Fetzer von Oggenhausen* bzw. Fetzer von Ockenhausen) (RRi) Burgberg, Geispitzheim, Oggenhausen
Flandern* (Gt) Aalst, Artois, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Gaveren, Generalstaaten, Gent, Hennegau, Iseghem (Izegem), Mecheln, Namur, Niederlande, Seeland, Steenhuysen (Steenhuize), Tournai
Franche-Comté Burgund, Mömpelgard
Franken* (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis Abenberg, Abersfeld, Absberg, Adelsheim, Adelshofen, Adler, Ahrn, Aichholzheim, Aichinger, Aisch, Albini, Albrecht, Aletzheim, Allendorf, Altenheim, Altmühl, Altschell, Ammann von der Laufenbürg (Ammann von der Laufenburg), Amorbach, Ansbach, Appold, Arnim, Arnstein, Artner, Aschaffenburg, Aschbach, Aschhausen, Auer von Aue, Auer von Herrenkirchen, Auerbach, Auerochs, Aufseß, Aulenbach, Aura, Aurach, Auritz, Autenried (RRi), Ayrer von Rosstal, Babenhausen, Bach, Bacharat, Bachstein, Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropst), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Michael bzw. Michaelsberg, Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bartenau, Bastheim, Bauer von Eiseneck, Baunach (RRi), Baunach (RiKa), (Bautz zu Oden und Willenbach,) Bayersdorf, Bayreuth, Bebendorf, Beberlohe, Beck, Behaim (bzw. Behem), Behaim von Schwarzbach, Behem, Behr, Benzenau, Berg, Berga, Bering, Berlepsch, Berlichingen, Berlichingen(-Rossach), Bernegger, Bernheim, Bernhold bzw. Bernhold von Eschau, Bernlohe, Bernstein, Bettendorf, Beulwitz, Bibereren bzw. Biberern, Bibergau, Bibra, Bibrach, Bicken, Bickenbach, (Bieber,) (Bieberehren) Biberen, Bildhausen, Birkenfels, Birkig, Bischofsheim, Blümlein, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Bödigheim, Borié, Bose, Botzheim, Bouwinghausen (bzw. Buwinghausen), Boyneburg, Brakenlohe, Bramberg, Brandenstein, Brandis, Brandt, Brandt von Neidstein, Brasseur, Braunsbach, Breittenbach, (Brend bzw.) Brende, Brendel von Homburg, Brinck, Brockdorff, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronnbach, Bronsart, Bruggen, Buchau, Buchenau, Buches von Wasserlos, Buchholz (Bucholtz), Buirette von Oehlefeld, Bunau, Bundorf, Burdian, Burghaslach, Burghausen, Burgsinn, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buttendorf, Buttlar, (Buwinghausen), Calenberg, (Cämmerer von Worms,) Cammermeister, Campo, Cappel, Cappler von Oedheim genannt Bautz (Cappler von Oedheim), Carben (Karben), Castell, Castell-Remlingen, Clebes von Nelßbach, Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Creutzburg, Cronheim, Dachröden, Dachsbach, (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Danckelmann, Dangrieß, Danndorf, Deckendorf, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Dernbach, Dettelbach, Didelzheim (Deiselzheim), Diemar, Diener, Dietenhofen, Diether von Anwanden und Schwaich, Dölau (RRi), Dörnberg, Dörzbach, Drachsdorf, Drosendorf, Dürckheim, Dürn, Dürn zu Riedsberg, Dürrigl von Riegelstein, (Dürriegel von Riegelstein), Ebenheim, Eberbach, Ebermann, Ebern, Ebers, (Ebersberg,) Ebersberg genannt von Weyhers (FreiH, RRi), Eberstein, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckbrecht von Dürckheim, Eckersberg, Ega, Egloffstein, Ehenheim, Ehrenberg, Eichelberg, Eichinger von Eichstamm, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Eltingshausen, Eltz, Ems, Enheim, Enckevoort, Ender, Endtlicher, Enßlingen, Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Erlingshofen, Ermreich, Erthal, Esch, Eschenbach, Eschwege, (Esel,) Esel von Altenschönbach, Estenfeld genannt Behaim, (Eulner,) Eyb, (Fabrici von Cleßheim,) Falkenhausen, Faulhaber, Faust von Stromberg, Fechenbach, Feilitzsch, Felberg, Finsterlohr, Fischborn, Fladungen, Fork, Forster, (Forstmeister,) Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lebenhan, Forstner, Förtsch von Thurnau, Franckenstein bzw. Frankenstein, (Franckenstein zu Ockstadt), Frankenberg, Frankenstein (FreiH, RRi), Frick von Frickenhausen, Fries, Frieß, Froberg-Montjoie, (Frohberg,) (Frohnhoffen,) Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid, Fuchsstadt, Führer von Heimendorf, Füllbach (Fulpach), Fulda, (Fulpach,) Fürbringer, Furtenbach, Gailing (Gayling), Gailing von Illesheim, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gauerstadt, (Gayling,) Gebirg, Gebsattel, Geilber, Geilsdorf (Geylstorff), Geismar (Geißmar), Geldern (RRi), Gersfeld, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geyer von Geyersberg, Geyer von Giebelstadt, Geyern, (Geylstorff,) Geypel, Geyso von Mansbach, Giech, Gießen, Gleichen, Gmund, Gnodstadt (Gnodtstatt), Gofer, Goldbach, Goldochs von Beratsweiler, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gopp(e von Marezek), Gottesfelden, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Grafeneck, Grafenreuth, Gränrodt, Grappendorf, Greck zu Kochendorf, Greifenclau, Grempp, Greul, Greusing, Grolach, Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Groß von Trockau, Grumbach, Grün, Grünau, Grünrod, Gundelsheim, Günderode, Günther von Brennhausen, Guntzenroth, Guttenberg, Habe, Haberkorn, Haberland, Habermann, Habern, Habsberg, Haideneck, Haider, Hain, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hammerstein, Hanstein, Handschuhsheim, Harant, Harda, Hardenberg, Harras, Harseldt, Harstall, Hartheim, Haslach, Hattstein, Hatzfeld, Haueisen, Haun, Haußlode (Hußlode), Hausen, Haxthausen, Hebele, Hebenhausen, Heddesdorf, Hedinghausen, Heesperg, Heilbronn, Heinold, Heinrichen, Helbe, Heldritt, Helmstadt, Heppenheim, Herbstadt, Herckam, Herda, Herdegen, Heressem, Heringen, Herold, Heroldsberg, Hessberg, Hessen-Kassel, Heßler, Hettmann, Hetzelsdorf, Heubscher, Heusenstamm, Heussen, Heußlein von Eussenheim, Heußner, Heydt, Hingka von Henneberg, Hirnsberg, (Hirsberg,) Hirschaid, Hirschberg I, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim (Hofwarth von Kirchheim,) Hoheneck, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, (Hohenlohe-Jagstberg,) Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach), Horkheim (Horchheim), Hornberg (rriOrt), Horneck von Weinheim, Hornstein (FreiH), Horschelt, Huckelheim, Hüls von Ratsberg (bzw. Hülsen von Ratsberg), (Hund,) Hund von Wenkheim, Hürnheim, (Hußlode,) Hutten, Hutten von Frankenberg (bzw. Hutten zu Frankenberg), Hutten zum Stolzenberg, Huyn von Geleen, Ilten, Imhoff, (Imhof von Merlach bzw.) Imhoff von Mörlach), Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Ippesheim, Ipt von Ipthausen, Jacob von Holach, Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim (RRi), Jahnus von Eberstätt, Jemmerer, Johanniterorden, Jöstelsberg, Kaltenbrunn, Kaltental, Kämmerer von Worms bzw. Cämmerer von Worms, (Kammermeister genannt Camerarius,) (Karben,) Karg von Bebenburg, Karspach, Kehre (Kehr), Kemnat, Kempinsky, Keudell zu Schwebda, Kirchlauter, Kitzingen (S), Kitzingen (Spital), Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Knöringen, Kolb von Rheindorf, Königsfeld, Königshofen (RRi), Könitz (Köniz), Köselin, Koßpoth, Köstner, Kotlinsky, Kötschau, Kottenheim, (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Kotzau, Kratz von Scharfenstein, Krauseneck, Krautheim, Kreß von Kressenstein (Kress von Kressenstein), Kresser von Burgfarrnbach (Kresser zu Burgfarrnbach), Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Kühdorf, Külsheim, Kunitz, Künßberg (Künsberg), (Künßberg-Thurnau,) Künzelsau, Küps, (Laineck,) Lamprecht von Gerolzhofen, Landas, Landschad von Steinach, Langen, Langenschwarz, Langheim, Laudenbach, Lauffen, Lauffenholz, (Lautenbach,) Lauter, Lay, Lechner von Lechfeld, Lehrbach, Leinach, Leineck (Laineck), Leiningen von Lemburg, (Lengsfeld,) Lentersheim, Leo, Leonrod, Lerchenfeld, Leubelfing, Leuzenbronn (Leutzenbronn), Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein, Lichtenstein zu Geiersberg, Limpurg, Lindelbach, Lindenfels, Lisberg (Lissberg), Littwag, Lochinger, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Lorsch, Loschwitz, (Löwenstein,) Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lüchau, Lutter, Maienfels, Mansbach, Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), (Markt Taschendorf,) (Marschalk,) Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebnet (Marschalk von Ebneth), Marschall von Ostheim, Masbach, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Mayerhofer, Mecherer, Meiningen, Meisenbug, Memmelsdorf, Mengersdorf, Mengersreuth, Merchingen, Merkingen, (Merlau,) Merzbach, Metsch, Metternich, Meyer zu Osterberg, Meyern, Milz, Minkwitz, Mistelbach, Mittelburg, Mock, Modschiedel (Modschiedl), Montmartin, Morgen, Mörlau genannt Böhm, Mörlau zu Münkheim, Mörlbach, Morstein, (Morstein zu Niedernhall,) Mosbach, Mudersbach, Müdesheim, Muffel, Muffelger, Müffling genannt Weiß, Muggenthal, Muhr, Müller zu Lengsfeld, Münch von Rosenberg, Münster, Mußlohe, Muth, Mutisheim, Mylius, Nankenreuth, Neideck, Neidenfels, Neitperger, Neuenstein, Neukirchen, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Niederstetten, Nordeck von Rabenau, Nothaft, Oberkamp, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Odenwald, Oepp, Oeringer, Oetinger, Offingen (RRi), Öpfner, Ostein, Ostheim (RRi), Ostheim (Ganerbschaft), Ottenberg, Pappenheim, Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Peusser von Leutershausen, Pferffelder genannt Großen, Pfersdorf, Pfraumheim genannt Klettenberg, Plankenberg, Plankenfels (Blankenfels), Plassenberg, Plittersdorf, Pöllnitz (Pölnitz), Prandtner, Pretlack, Pückler, Pünzendorf (Puntzendorf), Quadt, (Quadt-Wickrath,) Rabenhaupt, Rabenstein, Racknitz, Raithenbach, Randersacker, Ranhoff, Rapp, Rassler, Ratiborski von Sechzebuhs, Rattenheim, Ratzenberg, Rauber von Plankenstein, Rauche, Rauchhaupt, Rauenbuch, Raueneck, Rauschner, Rechenbach, Rechenberg, (Rechtern) Rechtern-Limpurg, Reck, Reckrodt, Redwitz, Reibeld, Reichenbach (RRi), Reichsritterschaft Franken, Reigersberg, Reinsbronn, Reinstein (Rheinstein), Reitzenberg, Reitzenstein, Reitzheim, Rettersbach, Retzstadt, Reurieth, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Rheinischer Ritterkreis, Rhön-Werra bzw. Rhön und Werra, Ried, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rielern, Rieneck, Rieter von Kornburg (bzw. Rieder zu Kornburg), Rimbach, Rinderbach, Rodenheim, Roder, Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rossau, Rothenburg, Rothenhausen, Rothschütz, Rottenbach (Rotenbach), Rüdt von Collenberg, (Rügheim,) Rügland, Rummerskirch (Rumerskirch), Rumrodt, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm, Rußwurm auf Greifenstein, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Saint André, Schachten, Schad, Schadt, Schaffalitzky, Schafstal, Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schauroth, Schechs von Pleinfeld (Schechse von Pleinfeld), Schefer, Schelm von Bergen, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Rossberg, Schenk von Schenkenstein, Schenk von Schweinsberg, Schenk zu Schweinsberg, Schenk von Siemau (Schenk von Symau), Schenk von Stauffenberg (Schenk von Staufenberg), Schenk von Symau, Schertel von Burtenbach, Schewen, Schirnding, Schlammersdorf, Schleiffraß, Schletten, Schletz, (Schletzberg,) Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidberg, Schmidt, Schmidt von Eisenberg, Schneeberg, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schnodsenbach, Schoder, Scholl, Schönbeck, Schönberg, Schönborn, Schönfeld, Schönstätt, Schöntal, Schott von Schottenstein, Schrautenbach, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg, Schrottenberg, Schrozberg, Schuhmacher, Schuhmann, Schütz, Schütz von Hagenbach und Uttenreut(h), Schutzbar genannt Milchling, (Schwaben,) Schwäbischer Ritterkreis, (Schwaigern,) Schwalbach, Schwarzenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Seibolstorff, Seiboth, Seinsheim, Selbitz, Senft von Suhlburg, Senftenberg, Sengelau, (Senger,) Sicherer, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden, Sommerau, Sparneck, Sparr, Specht, Speßhart, Speyer (freie RS), Spick, Spieß, Spork, Stadion, Stadtlengsfeld, Stammler, Starkh, Stauf, Steigerwald, Stein, Stein zum Altenstein, Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein zu Ostheim),Stein zu Lobelbach, Stein zu Trendel, Steinau genannt Steinrück, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser), Steinheim, Steinreut, Stepfferts, Sternberg (RRi), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, (Stibar von und zu Buttenheim bzw.) Stiebar zu Buttenheim, Stingelheim, Stockheim, Stör, Streitberg, Sugenheim, Sultzel, Sänger von Moßau, Swerts von Landas zu Weinheim, Talheim, Tann, Tanner von Reichersdorf, Tänzl von Tratzberg, (Taschendorf,) Tastungen, Tetzel, Teucher, Teufel von Pirkensee (Teufel von Birkensee), Theler, Theres, Thinheim, Thon, Thumbshirn, Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Thurn, Thurnau, (Torringer,) Trautenberg, Trebra, Treuchtlingen, Trott zu Heusenberg, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Truppach, Trütschler, (Überbrick) von Rodenstein,) (Überbruck von Rodenstein,) Überbrück von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, (Unteressfeld,) Untereßfeld, Ussigheim, Utterod, Varell, Varrenbach, Vasolt, Vestenberg, (Vogt,) Vogt von Coburg, Vogt von Hunolstein, Vogt von Kallstadt bzw. Vogt zu Kallstadt, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von Rieneck zu Urspringen bzw. Voit von Rieneck zu Urspringen, Vogt (Voit) von Salzburg, Vogt von Wallstadt, Vogtländische Ritterschaft, Vohenstein, Völderndorff, Völkershausen, Volmar, Waischenfeld, Waizenbach (Damenstift), Wald, Waldenburg genannt Schenkern, Waldenfels, Walderdorff (Waldersdorf,) Waldkirch (G), Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallenrod, Wallenstein, Wallert, Wambold von und zu Umstadt bzw. Wambolt von Umstadt, Wampach, Wangenheim, Warnsdorf, Wasdorf, Wasen, Wechinger, Wechmar, (Wehr,) Wehrenbach, Wehrn, Weibenum, Weiden, Weier, Weiler, Weingarten, Welser, Wemding, Wenk, Wenkheim, Wernau, Wernheim, Weyhers, Wichsenstein, Widdern, Wiener, (Wiesenbeck,) Wiesenfeld (bzw. Wiesenfelden), Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenfels (RRi), Wildenstein, Wildsen, Wildungen, Wilhelmsdorf (RRi), Wilhermsdorf, Wilhermsdorf (Ht), Wincler von Mohrenfels, (Windeln,) Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Windsheim, Wipfeld, Wirsberg, Wiselbeck, Wittstadt genannt Hagenbach, Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolf von Wolfsthal, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein zu Sulzbürg, (Wolfsthal,) Wölkern, Wollmershausen, Wöllwarth, Wolzogen, Worms (RS), Woyda, Wrede, Wunschel, Wurm, Wurster von Kreuzberg, Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg (Domkapitel), Würzburg (Jesuitenadministration), Würzburg (Juliusspital), Würzburg (Universität), Würzburg (Sankt Stephan), Würzburg (Stift Haug), Zedtwitz, Zeitlofs, Zeyern, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt, Zocha, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg), Zollner von Rottenstein, Zorn, Zufraß, Züllenhard, Zurhein, Zweifel, Zwingenberg am Neckar
Frankreich* Aachen, Aalst, Ahaus, Altkirch, Andechs, Anholt, Annweiler, Ansbach, Aosta, Arenberg, Arles, Artois, Asti, Bar, (Barbelstein bzw. Berwartstein), Barr, Basel (FBtm, Hochstift), Basel (RS), Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Beinheim, Belgien, Bellelay, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Bentinck, Berg, Bergzabern, Berwartstein, Besançon (EStift), Besançon (RS), Biel, Birkenfeld, Blankenberg, Blankenheim, Blieskastel, Bolchen, Bonn, Boppard, Bouillon, Brabant, Breisach, Bremen, Bretzenheim, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Chablais, Chalon, Chatillon, Clermont-en-Argonne, Cochem, Colmar, Cremona, Croy, Dagsburg, Dagstuhl, Dahn, Dann, Danzig, Daun, Dauphiné, Diedenhofen, Dillingen, Dörrenbach, Dreis, Dülmen, Düren, Düsseldorf, Echternach, Eilendorf, Elsass, Elsass-Lothringen, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy, Finstingen, Flandern, Fleckenstein, Florenz, Frankfurt, Freckenhorst, Freiburg, Freudenburg, Fulda, Geizkofler, Geldern, Gemen, Generalstaaten, Genf, Genua, Germersheim, Gerolstein, Giech, Görz, Graubünden, Gronsfeld (Gronsveld), Habondange bzw. Habudingen, Hagenau, Hamburg, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hannover, Helfedange bzw. Helflingen, Hessen, Hessen-Kassel, Hohlandsburg, Holland, Homburg, Horburg, Hörstgen, Hoya, Illyrien, Istrien, Italien, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jülich, Kaiserslautern, Kärnten, Kaysersberg, Kehl, Kempfer, Kerpen, Kleve, Kobern, Köln (EStift), Köln (RS), Koßweiler, Krain, Kranichfeld, Kriechingen, Kronenburg, Kulmbach (Ht, Gt), Küstenland, Laer, Landau in der Pfalz, Leiningen, Lichtenberg, Lingen, Lombardei, Looz-Corswarem, Lothringen, Lübeck, Lüttich, Lützelstein, Luxemburg, Mailand, Mainz, Manderscheid, (Manderscheid-Gerolstein,) Mantua, Mark, Marlenheim, Mechernich, Metz (Hochstift), Metz (RS), Michelbach, Millendonk (bzw. Myllendonk), Minden, Modena, Moers, (Moers-Saarwerden,) Mömpelgard, Monaco, Mühlhausen, Munster, Münster, Münzenberg, Myllendonk, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Neuenburg, Neuwürttemberg, Niederlande, Nizza, Novara, Oberehnheim, Oberelsass, Oberstein, Oldenburg, Oranien, Ortenberg, Osnabrück, Österreich, Ostfriesland, Parma, Pfalz, Pfirt, Piemont, Piombino, Preußen, Provence, Püttlingen, Rappoltstein, Ravenna, Ravensberg, Reckenheim, Reichenweier, Reifferscheid, Reipoltskirchen, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck, Rheingrafen, Rheinischer Ritterkreis (Rhein RiKreis bzw. Ritterkreis Rhein), Rheinprovinz, Richold, Rochefort, Rosheim, Romansweiler (Rumolsweiler), Saarbrücken, Saarburg, Saargebiet, Saarwerden, Sachsen-Lauenburg, Sachsenburg, Saffenburg, Salm, Salm-Anholt, Salm(-Reifferscheid)-Krautheim, Savoyen, Schleiden, Schleithal, Schlettstadt, Schweiz, Sedan, Seeland, Selz, Spanien, Speyer, Stablo und Malmedy, Stein, Steinfeld, Steinfurt, Straßburg, Sundgau, Tecklenburg, Thüringen, Tirol, Toul, Tournai, Trier, Triest, Unterelsass (unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft), Utrecht (Ht), Utrecht (Hochstift), Venaissin, Venedig, Verdun, Vicenza, Vienne, Virneburg, Volterra, Vorderösterreich, Waldstädte, Wallis, Warspach, Wartenberg, Wasselnheim, Weilertal, Weißenburg (RS), Weißenburg (RPropstei), Werd, Westfalen, Westphalen, Wickisau (Willisau), Wickrath, (Wijlre,) Windisch Matrei, Windsheim, Winneburg, Wittem, Wolbeck, Worms, Württemberg, Wylre (Wijlre), Zürich (Ka), Zweibrücken
Freiburg* (im Breisgau) (G, RS, Ka, Erzdiözese, Residenz, Kastellanei) Baden, Badenweiler, Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fürstenberg, Habsburg, Konstanz, Lenzkirch, Mainz, Österreich, Schwäbisch Österreich, Staufen, Urach, Urach-Freiburg, Vorarlberg, Vorderösterreich, Worms, Zähringen
Freising* (Hochstift, Residenz) Bayerischer Reichskreis, Bayern, Benediktbeuern, Burgrain, Cadore, Eschenlohe, Hohenwaldeck, Ismaning, Krain, Maxlrain, Niederbayern, Oberösterreich, Österreich, Partenkirchen-Mittenwald, Regensburg, Salzburg (EStift), Scheyern, Tirol, Werdenfels, Wittelsbach
Frick Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Fugger* (G, RG, RF) Babenhausen, Biberbach (Markt Biberbach), Boos, Burgau, Dietenheim, Gablingen, Glött, Grönenbach, (Hausen,) Heimertingen, Kettershausen, Kirchberg, Kirchheim am Lettenbach, (Markt Biberbach,) Medelsheim, Mindelheim, Nordendorf, Pfaffenhoffen, Rettenbach, (Schnürpflingen,) Schwäbischer Reichskreis, Stettenfels, Wald, Waltenhausen, Wasserburg, Weilertal(, Weißenhorn, Wellenburg, Wullenstetten)
Gaveren* (Ftm, Roede) Burgundischer Reichskreis
Gebweiler Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Murbach
Geldern* (Gt, Hztm, Residenz) Anholt, Borculo bzw. Borkulo, Brabant, Burgundischer Reichskreis, Doornwaard, Drente, Frankreich, Generalstaaten, Groningen, Hamb, Hoevelaken, Hörstgen, Jülich, Kleve, Limburg, Lüttich, Millendonk bzw. Myllendonk, Moers, Niederlande, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Nimwegen, Oranien, Overijssel, Preußen, Rozendaal, Scherpenzeel, Tecklenburg, Utrecht, Veluwe, Wickrath, Zutphen
Gent* (BgGt) Burgundischer Reichskreis
Gera* (H, Ht) Burgk, Lobdeburg, Ranis, Reuß, Saalburg, Schleiz, Thüringen, Vogtland, Waxenberg bzw. Waxenberg-Ottensheim, Weida
Gersdorf (Gersdorfer Burg) (bzw. Gersdorff) Sachsen
Gertweiler* (RDorf) Barr, Burgheim, Goxweiler
Gleißenberg (bei Burghaslach) Castell, Castell-Remlingen, Dangrieß
Grafeneck* (RRi) Burgberg, Eglingen, Waldstetten
Grasmannsdorf (bei Burgebrach) Heinrichen
Gräter Burgberg, Wellendingen
Grochwitz (bei Harth-Pöllnitz) Burgk
Großenmoor (bei Burghaun) Fulda
Grumbach* (RRi) (Burggrumbach) Bergrheinfeld, Fechenbach, Schlüchtern
Günzburg* (Ht) Burgau, Schwäbisch-Österreich
Güssing Burgenland, Rechnitz, Steiermark
Habsburg* (G, Residenz) Aach (Ach), Aalst, Achberg, Altkirch, Artois, Augsburg (HStift), Augsburg (RS), Baar, Babenberger, Baden (im Aargau), Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bengel, Besançon, Blaubeuren, Bludenz, Böhmen, Bönnigheim, Brabant, Bregenz, Breisach, Breisgau, Breslau, Brieg, Brixen, Brugg, Buchhorn, Burgau, Burgdorf, Burgund, Burkheim, Bussen, Calw, Cilli, Dann, Den Haag, Deutscher Orden, Deventer, Dietenheim, Dietenhofen, Dillingen, Donauwörth, Dürmentingen, Egisheim, Ehingen, Einsiedeln, Eisenstadt, Elchingen, Elsass, Emerkingen, Engen, Ensisheim, Eppingen, Erbach, Erden (Erlen), Feldkirch, Flandern, Forchtenstein, Freiburg im Breisgau, Freistadt, Friaul, Fricktal, Friedberg-Scheer, Fürstenberg, Fürstenberg-Weitra, Gailingen, Germersheim, Gersau, Glarus, (Glogau-Sagan,) Görz, Gottschee, Graubünden, Graz, Grüningen, Hagenbach, Haigerloch, Hauenstein, Hegau, Hennegau, Hewen, Hohenberg, Hoheneck (Hohenegg), Holland, Homburg, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Innerösterreich, Italien, Kärnten, Kastelberg, Kerpen (Ht, RGt), Kiburg (Kyburg), Kinderbeuern, Kindheim, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Kobersdorf, Königsbronn, Konstanz, Königsfelden, Koßweiler, Krain, Kroatien, (Kufstein,) Kürnberg, Laax, Laufenburg, Lenzburg, Leoben, Limburg, Lommersum, Löwenstein, Lupfen, Luxemburg, Luzern, Mägdeberg, Mantua, Mengen, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münderkingen, Murbach, Namur, Nellenburg, Neuburg am Inn, Niederlande, Niederösterreich, Niederschwaben, Nivelles, Oberelsass, Oberlausitz, Obernau, Oberösterreich, Oberrheinischer Reichskreis, Oels, Oggelsbeuren, Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Overijssel, Pfaffenhofen, Pfalz, Pfirt, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Rann, Rapperswil, Ratibor, Rheinfelden, Riedlingen, Romansweiler (Rumolsweiler), Sachsen, Säckingen, Sagan, Salem, Sankt Blasien, Sankt Trudpert, Saulgau, Schaffhausen, Schelklingen, Schlesien, Schwarzenberg, Schweinfurt, Schweinhausen, Schweiz, Schwörstadt, Schwyz, Seeland, Siebenbürgen, Sigmaringen, Staufen, Steiermark, Sundgau, Teck, Tengen, Teschen, Thurgau, Tirol, Tournai, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Ungarn, Unterwalden, Urach-Freiburg, Uri, Urspring, Veluwe, Veringen, Vils, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldburg-Scheer-Scheer, Waldsee, Waldstätte, Wallsee, Warthausen, Wehr, Weilertal, Weitra, Werdenstein, Wettenhausen, Wien, Windische Mark, Winterthur, Wohlau, Zehngerichtenbund, Zips, Zug, Zürich, Zutphen, Zwickau, Zwiefalten
Hanau-Münzenberg* (G) Burgholzhausen, Hanau, Hanau-Lichtenberg, Hessen, Hessen-Kassel, Holzhausen, Münzenberg, Rodheim
Havré* (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Croy
Hegau-Allgäu-Bodensee* (Ka bzw. RiKa) Achberg, (Allgäu,) (Allgäu-Bodensee,) Altmannshofen, Beroldingen, (Bietingen,) Blumegg, Bodman, Bodman zu Bodman, (Bodman zu Kargegg,) (Bodman zu Möggingen,) (Bodman zu Wiechs,) (Boul,) Buol, Dankenschweil zu Worblingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Ebinger von der Burg, Enzberg, Fin, Freiberg bzw. Freyberg, Fürstenberg, Gailingen, Giel von Gielsberg, Greith, Gripp auf Storzeln-Freudenach, Hafner (Haffner von Bittelschieß,) Hanxleden, Hegau (Qu), Herbsthain, Horben, Hornberg, Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Humpiß, Humpiß genannt von Ratzenried, Imhoff zu Untermeitingen (Imhof zu Untermeithingen), Kisslegg, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz, Kuefstein, Lenz von Lenzenfeld, (Leupold,) Leupolz, Liebenfels, Montfort, (Nellenburg,) Pappus von Tratzberg, Pflügern auf Schrozburg (Schrotzburg), Praßberg, Ramschwag, Ratzenried, Reichlin von Meldegg, Reischach, (Reschach,) Reutner von Weil, Rinck von Baldenstein, Roll (zu Bernau,) Roth von Schreckenstein, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Sankt Gallen (RAbtei) Schellenberg, (Schellenberg zu Bach,) Schenk von Castell, Schönau, (Schönau zu Wöhr,) (Schönau zu Zell,) Schwäbischer Ritterkreis, Senger, Siegenstein, Stotzingen, Stuben zu Dauberg, Summerau, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein),Traun, Ulm (FreiH), (Ulm zu Marspach), (Ulm zu Wangen,) Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Wolfegg-Waldsee, (Waldburg-Wolfegg-Wolfegg,) Wangen, Welsberg zu Langenstein, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen)
Helfenstein* (G) (bei Geislingen an der Steige) Blaubeuren, Burgberg, Dillingen, Falkenstein, Fürstenberg, Giengen, Heidenheim, Herbrechtingen, Kaltenburg, Katzenstein, Königsbronn, Leutkircher Heide, Messkirch, Neufra, Sigmaringen, Ulm, Weißenstein, Wiesensteig, Zimmern
Hemmendorf (bei Rottenburg am Neckar) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Württemberg
Hennegau* (Gt) Bayern, Belgien, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chimay, Enghien, Fagnolle (Fagnolles), Flandern, Havré, Holland, Looz-Corswarem, Namur, Niederlande, Rebecq (Rebeque)
Herzogenrath* (Ht) Brabant, Burgundischer Reichskreis, Limburg
Hessen* (Gt, LGt, L) Albini, Amorbach, Arnsburg, Auburg, Aufenau, Baden, Barchfeld, Battenberg, Berleburg, Berlepsch, Bickenbach, Bidembach von Treuenfels, Bilstein, Bingenheim, Birstein, Boyneburg, Brand, Braubach, Braunfels, Breidenbacher Grund, Breuberg, Büdingen, Burgholzhausen, Buseck bzw. Buseckertal, Butzbach, Camberg, Crumbach, Darmstadt, Dernbach, (Deutscher Orden,) Dexheim, Dieburg, Diepholz, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Dünwerde, Eberbach, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Elben, Elfershausen, Engelstadt, Eppstein, Eschwege, Falkenstein, Felsberg, Franken (Hztm), Frankfurt (am Main), Freyensee (Freienseen), Friedberg (in Hessen bzw. in der Wetterau), Fritzlar, Fulda, Fürstenau, Fürstenstein, Gedern, Gelnhausen, Ginsheim, Gleiberg, Greifenstein, Großhessen, Gudensberg, Gundheim, Hadamar, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hatzfeld, Haun, Haxthausen, Heimbach, Helmarshausen, Henneberg-Schmalkalden, Hersfeld, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Pfalz, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Heusenstamm, Hirschhorn, Höchst, Hohensolms, Hohlenfels, Holzhausen bzw. Burgholzhausen, Homburg, Hungen, Hutten, Idstein, Ilbenstadt, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Itter, Kaichen, Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kirchberg, Königstein, Kronberg, Langenschwarz, Laubach, Lehrbach, Lich, Lichtenau, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lindheim, Lippe, Lissberg, Lixfeld, Londorf bzw. Londorfer Grund, Lorsch, Maden, Mainz, Mansbach, Marburg, Marienschloss, Meerholz, Meisenbug, Melbach, Merenberg, Meschede, Michelstadt, Mühlhausen, Münzenberg, Nassau, Nassau-Hadamar, Naumburg, Neckarsteinach, Neuengleichen, Neuenheerse, Neukirchen, Nidda, Oberhessen, Ockstadt, Offenbach, Ortenberg, Paderborn, Partenheim, Pfalz, Plesse, Preußen, Ramholz, Ratibor, Reifenberg, Reizberg, Rheinfels, Rheingau, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Riedesel, Rietberg, Rödelheim, Rotenburg, Ruchesloh, Rumrodt, Schiffelbach, Schlitz genannt Görtz, Schlüchtern, Schmalkalden, Schönberg, Schönborn, Schönstadt, Schwarz, Seeheim, Seligenstadt, Soden, Solms, Solms-Braunfels, Solms-Rödelheim, Solms-Wildenfels, Speyer, Staden, Starkenburg, Stolberg-Gedern, Stolberg-Ortenberg, Sulzbach (RDorf), Tann, Thüringen, Treffurt, Tübingen, Usingen, Vetzberg, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, Waldkappel, (Wambold bzw. Wambold von und zu Umstadt bzw.) Wambolt von Umstadt, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wied, Wiesbaden, Wildungen, Wittgenstein, Witzenhausen, Ziegenhain, Züschen
Hessen-Kassel* (LGt, KFtm, Kurhessen) Burgholzhausen (Holzhausen), Deutscher Bund, Dünwerde, Frankfurt, Fränkischer Reichskreis, Fritzlar, Fulda, Gelnhausen, Gudensberg, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hersfeld, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Marburg, Hessen-Nassau, Hessen-Philippsthal, Hessen-Rheinfels, Hessen-Rotenburg, Hessenstein, (Holzhausen bzw. Burgholzhausen), Hoya, Hutten, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Kassel, Katzenelnbogen, Kurfürstenkollegium, Lichtenau, Londorf bzw. Londorfer Grundf, Mainz, Mansbach, Marburg, Münzenberg, Naumburg, Neukirchen, Ortenberg, Preußen, Ramholz, Rotenburg, Schaumburg, Schiffelbach, Schlüchtern, Schmalkalden, Solms-Assenheim, Vilbel, Wächtersbach, Waldeck, (Westfalen,) Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, Weyhers, Witzenhausen, Ziegenhain
Hipsheim Berstett, Braun, Burger, Kageneck
Hirschbrunn (bei Burgebrach) Truchsess von Pommersfelden
Hitzkirch Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Hochmeister* (Deutscher Orden) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, s. Deutscher Orden
Hochwang Burgau
Hohenfels* (bei Konstanz) (Ht) Altshausen, Deutscher Orden, Elsass-Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenzollern-Sigmaringen
Hohenlohe-Speckfeld Burghaslach, Limpurg-Speckfeld, Niederstetten
Holland* (Gt) Bayern, Bentheim, Burgund, Den Haag, Friesland, Generalstaaten, Hagestein, Hooge-Zwaluwe, Horstmar, Isselstein (bzw. Ijsselstein), Lage-Zwaluwe, Leerdam, Nassau-Dillenburg, Niederlande, Ostfriesland, Seeland, Tecklenburg, Utrecht, Zevenbergen
Holzhausen* (Burgholzhausen) (RDorf) s. Burgholzhausen
Hoogstraten* (Hoogstraaten) (Hztm) Burgundischer Reichskreis, Rennenberg, Salm
Horn* (an der Maas in der Provinz Limburg) (Hoorn) (RGt) Burgundischer Reichskreis, Looz, Salm, Salm-Kyrburg
Hornstein* (im Burgenland) (Ht) Esterházy
Hoya* (Gt) Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Bruchhausen, Burgundischer Reichskreis, Calenberg, Diepholz, Hannover, Lüneburg, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Oldenburg, Oldenburg-Wildeshausen, Roden, Sachsen, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Wildeshausen
Ihlingen (Illingen) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Immenstadt* (RGt) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Königsegg, Rothenfels
Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn* (Freih, G, RRi) Burgholzhausen, Mespelbrunn
Iseghem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis bzw. Izegem
Izegem* (Ftm) Burgundischer Reichskreis, s. Iseghem* (Ftm)
Jennersdorf Burgenland, Steiermark
Kaysersberg* (RS) Dekapolis, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hagenau
Kiburg* (G) (Kyburg) Aargau, Breisgau, Burgdorf, Dillingen, Freiburg, Fricktal, Glarus, Habsburg, Hauenstein, Lenzburg, Lützelstein, Schweiz, Thurgau, Wangen, Winterthur, Zähringen, Zug
Knöringen* (Oberknöringen, Unterknöringen) (FreiH, RRi) Burgau,Freyberg ( Freiberg), Gablingen, Harthausen, Jettingen, Wettenhausen
Knöringen-Burgau Glött
Köniz (im Kanton Bern) (Könitz) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Kresser zu Burgfarrnbach* (RRi)
Layen* (Ganerbschaft) (Braunsbach, Bretzenheim, Fürstenwärther) bzw. Burglayen
Leimberg Burgberg
Ligne* (RG, RF) Arenberg, Burgundischer Reichskreis, Edelstetten, Fagnolle (Fagnolles)
Limburg* (an der Maas) (Hztm) Berg, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Dalhem, Deutscher Bund, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Gronsveld (Gronsfeld), Herzogenrath, Jülich-Kleve-Berg, Lothringen, Luxemburg, Maastricht, Niederlande, Reckheim (Reckum), Reifferscheid, Rheinprovinz, Richold, Salm, Salm-Kyrburg, Stein, Valkenburg, Wijlre (Wylre), Wittem
Lobdeburg* (Ht) Auhausen, Burgk, Leuchtenburg, Lobenstein, Saalburg, Schleiz, Vogtland
Lothringen* (Hztm) Apremont, Bar, Bitsch, Blankenberg, Blieskastel, Bolchen, Bouillon, Brabant, Burgund, Elsass-Lothringen, Falkenstein (Ht, Gt), Finstingen, Forbach, Frankreich, Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Hessen, Köln (EStift), Kriechingen, Lixheim, Luxemburg, Luxeuil, Metz (Hochstift), Michelbach (RDorf), Mörchingen, Nalbach, Nancy, Nassau-Saarbrücken, Nomeny, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Österreich, Pfalz, Püttlingen, Saalfeld, Saarburg, Saarwerden, Sachsen-Saalfeld, Salm, Schuttern, Sponheim, Toskana, Toul, Vaudémont, Verdun, Westrich, Zweibrücken
Luxemburg* (Gt, Hztm, GroßHztm, Residenz) Baden-Baden, Bar, Belgien, Bettlern, Böhmen, Bolchen, Bouillon, Brabant, Brandenburg, Brünn, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Chiny, Cleeberg, Cottbus, Deutscher Bund, Diedenhofen, Echternach, Egerland, Frankreich, Habsburg, Hagenau (LV), Hesperingen (Hespringen), Jülich-Kleve-Berg, Karlstein, Kronenburg, Kuttenberg, Landsberg an der Warthe, Limburg (Hztm), Manderscheid, Namur, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Neuerburg, Niederlande, Prag, Přemysliden, Raugrafen, Rheinprovinz, Rodemachern, Salm, Sankt Maximin, Schleiden, Schlesien, Semgallen, Solms, Ungarn, Vianden, Wenzelstein
Lyon Burgund,
Frankreich
Lysgau* s. Listrogouwe
Mâcon Burgund
Mainau* (DOKomm bzw. DOKommende) Baden, Blumenfeld, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Tengen
Mecheln* (Ht) Brabant, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Lüttich, Niederlande, Trier (EStift)
Meißen* (BgGt, MkGt, Hochstift, Residenz) Altzelle, Askanier, Babenberger, Bautzen, Burgk, Chemnitz (RS), Coburg, Colditz, Cottbus, Döben, Eilenburg, Einsiedel, Elchingen, Finsterwalde, Freiberg, Friedland, Gera, Gleichen, Gotha, Grimma, Hartenstein, Henneberg, Hessen, Kirchberg (BgGt), Köstritz, Kranichfeld, Landsberg, Lauenstein, Lauterstein, Leipzig, Leisnig, Leuchtenburg, Lobdeburg, Löbnitz, Magdeburg (EStift), Mügeln, Naumburg, Neschwitz, Niederlausitz, Nossen, Oberlausitz, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Plauen, Pleißen (Pleißenland), Přemysliden, Reuß, Riesenburg, Rochlitz, Ronneburg, Saalburg, Sachsen (Hztm), Sachsen-Coburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Zeitz, Sayda, Schellenberg, Schleiz, Schönburg, Schwarzburg, Schwarzenberg, Sonnewalde, Stein (Ht), Stollberg, Stolpen, Tautenburg, Teupitz, Thüringen, Torgau, Vogtland, Weesenstein, Weimar, Wettiner, Wolkenstein, Wurzen, Zossen, Zwickau
Mömpelgard* (Gt, RGt, Residenz) Altkirch, Burgund, Elsass, Frankreich, Württemberg, Württemberg-Mömpelgard
Mönchgrün Burgk
Möschlitz Burgk
Moson Burgenland
Mülhausen* (RS) Dekapolis, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Leiningen, Schweiz, Sundgau, Zugewandte Orte
Namur* (Gt) Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Flandern, Frankreich, Hennegau, Limburg (Hztm), Lüttich, Niederlande, Sankt Maximin
Nassau* (Gt, Hztm) Alsenz, Altleiningen, Ansbach, Arnstein, Beilstein, Braubach, Breidenbacher Grund, Burgundischer Reichskreis, Camberg, Cleeberg, Commercy, Dannenfels, Dernbach, Deutscher Bund, Dietkirchen, Diez, Dillenburg, Dittelsheim, Eberbach, Eppstein, Esterau, Falkenstein (Ht, Ganerbschaft), Flach von Schwarzenberg, Franken (Hztm), Freusburg, Gemünden, Geuder von Heroldsberg, Greifenstein, Grenzau, (Großhessen,) Hachenburg, Hadamar, Hattstein, Heimbach, Heroldsberg, Hessen, Hessen-Nassau, Hohensolms, Hohlenfels, Holzappel, Idstein, Isenburg, Isenburg-Grenzau, Katzenelnbogen, Kehl, Kerpen (Ht, RGt), Königstein (Gt), Lahr, Leiningen, Leyen, Liebenscheid, Limburg an der Lahn, Lommersum, Luxemburg, Mahlberg, Mainz (EStift), Meudt, Molsberg, Nassau-Liebenscheid, Nassau-Oranien, Nassau-Siegen, Neubamberg bzw. Neu-Bamberg, Neuwied, Niederisenburg, Nievern, Oberrheinischer Reichskreis, Oberstein, Ortenberg, Osterspai, Pfalz, Preußen, Reichenstein, Reifenberg, Rheingau, Rheinland-Hessen-Nassau, Rieder zu Kornburg bzw. Rieter von Kornburg, Rüdesheim, Runkel, Saarbrücken, Sayn (Abtei)Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Schönau, Schönborn, Schweighausen, Siegen, Soden, Solms, Sporkenburg, Stein (ruHt), Sulzbach (RDorf), Thüringen, Trier (EStift), Usingen, Vallendar, Vetzberg, Vianden, Wehrheim, Weilburg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetterau, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium, (Wettiner,) Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Winden
Neundorf (bei Schleiz) Burgk
Nevers Burgund, Mantua
Niederbayern* (Hztm) Bayern, Bayern-Deggendorf, Burghausen, Cham, Deggendorf, Eggmühl, Landshut, Neuburg, Pfalz, Regensburg (Hochstift), Wittelsbach
Niederburgheim*(Burgheim) (RDorf) Goxweiler, s. Burgheim
Niederdonau Burgenland, Mähren, Österreich, Steiermark
Niederlande* (Staat) Aalst, Ameiden, Artois, Bayern, Bayern-Straubing, Belgien, Bouillon, Brabant, Breda, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Cuylenburg (Culemborg), Deutscher Bund, Deventer, Drente, Egmond, Eiß, Elten, Flandern, Frankreich, Geldern, Generalitätslande, Generalstaaten, Groningen, Gronsveld (Gronsfeld), Habsburg, Havré (Havre), Hennegau, Holland, Hoorn (Horn), Jülich, Kleve, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg Hztm, Lüttich, Luxemburg, Maastricht, Moresnet, Namur, Nassau, Nassau-Dillenburg, Nassau-Hadamar, Nimwegen, Nivelles, Oranien, Österreich, Ostfriesland, Overijssel, Pfalz, Rebecq (Rebecque), Reckheim bzw. Reckenheim, Richold, Salm, Scherpenzeel, Schlenaken (Schlenacken), Schwarzenberg, Seeland, Spanien, Stablo (Stablo und Malmedy), Stein, Thorn, Thurn und Taxis, Tournai, Utrecht (Bg, S), Utrecht (Hochstift), Veluwe, Vianen, Wijlre (Wylre), Wittem, Zutphen
Niederösterreich* (L, [Ländergruppe,] BundesL) Batthyány, Bernstein (Ht) (Pernstein), Burgenland, Deutschösterreich, Dietrichstein, Eisenstadt, Forchtenstein, Güns, Habsburg, Hardegg, Harrach, Hornstein (Ht), Kobersdorf, Kuefstein, Kuenringer, Losenstein, Oberösterreich, Österreich, (Pernstein,) Reichersberg, Schrems, Seyring, Starhemberg, Steiermark, Stockerau, Ungarn, Wachau, Wallsee, Weitra, Zisleithanien
Oberburgheim (RDorf) Goxweiler, s. Burgheim
Oberrheinischer Reichskreis* Bitsch, Bretzenheim, Bundenbach, BurgholzhausenDagstuhl, Diemeringen (Dimringen), Dünwerde, Elsass, Eppstein, Falkenstein (Ht, Gt), Franken (BaDO bzw. DOBa)Franquemont, Friedberg (RS), Fulda (Abtei), Gräfenstein, Greifenstein, Grumbach, Gudensberg, Hanau-Lichtenberg, Hanau-Münzenberg, Heitersheim, Hersfeld (RAbtei),(Holzhausen), Idstein, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Itter, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kaysersberg, Kirchheim (Ht), Königstein (Gt), Kriechingen, Kriechingen-Püttlingen, Kronberg,) Kyrburg, Lahr, Lauterecken, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Heidesheim, Leiningen-Heidesheim und Oberstein, Leiningen-Westerburg, Lichtenau, Lichtenberg, Lißberg, Lothringen, Mensfelden (Münzfelden), Merenberg, Metz (Hochstift), Moers-Saarwerden, Münzenberg, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Nidda, Nomeny, Ochsenstein, Odenheim und Bruchsal (Odenheim) (RPropstei), Olbrück, Österreichischer Reichskreis, Ottweiler, Pfalz-Simmern, Plesse, Prüm, Püttlingen, Reichskreise, Reipoltskirchen, Rhaunen, Rheingrafen, Rheingrafenstein, Rixingen, Rosheim, Saarwerden, Salm, Salm-Kyrburg, Savoyen, Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Schadeck, Schaumburg (Schauenburg ), Solms-Assenheim (Assenheim), Solms-Münzenberg, Speyer (Hochstift), Speyer (freie RS), Sponheim, Staden, Stauf, Straßburg (Hochstift), Türkheim, Waldeck, Wartenberg, Weilnau, Weltersburg, Westerburg, Wetter, Wetzlar, Wild- und Rheingrafen, (Wild- und Rheingrafen zu Stein und Grehweiler), Wittgenstein, Worms (Hochstift), Worms (RS, freie S), Ziegenhain, Zweibrücken
Obersächsischer Reichskreis* Anhalt, Beeskow, Cottbus, Derenburg, Farnroda, Frohndorf, Gernrode, Gotha, Hannover, Hartenstein, Hatzfeld, Heldburg, Hinterpommern, Hohenstein, Klettenberg, Königswusterhausen, Kranichfeld, Lauenstein, Lichtenstein (Ht), Losenstein, Lohra, Mansfeld, Meißen (MkGt), Merseburg, Naumburg, Oppurg, Peitz, Pommern-Barth, (Porschenstein,) Purschenstein, Quedlinburg, Querfurt, Ranis, Rantzau, Reichenfels, Reichskreise, Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Reuß-Lobenstein, Ronneburg, Rügen, Ruppin, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Saalfeld, Sachsen-Weimar, Sachsen-Wittenberg, Sachsen-Zeitz, Schleitz, Schönburg, Schwarzburg, Schwarzburg-Arnstadt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Solms, Solms-Lich, Stein (Ht), Stolberg, (Stolberg-Rossla,) (Stolberg-Stolberg,) Storkow, Tautenburg, Teupitz, Thüringen, Uckermark, Vierraden, Walkenried, Warmsdorf, Wernigerode, Wiehe, Wildenfels, Wurzen
Obersinn Burgsinn, Würzburg (Hochstift)
Oberwart Burgenland, Steiermark
Ödenburg Burgenland
Odenwald* (Ka bzw. RiKa) Absberg, Adelsheim, Adler, Aichholzheim, Albini, Aletzheim, Altenheim, Amorbach, Ansbach, Appold, Aschaffenburg, Aschhausen, Auerbach, Aufsess, Autenried (RRi), Ayrer zu Rossbach, Babenhausen (RRi), Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bartenau, Bauer von Eiseneck (RRi), Behr, Berlichingen, Berlichingen-Rossach, Bernheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Bertram (RRi), Bertremoville, Betringen, Bettendorf, Biberern, Bicken, Bieberehren (Biberen), Bobenhausen, Bödigheim, Bohn, Botzheim, Bouwinghausen, Brasseur, Braunsbach, Brendel von Homburg, Bronnbach, Buchenau, Buches von Wasserlos, Burggraf zu Heppenheim, Burghausen, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buwinghausen (Bouwinghausen), Cammermeister, Cappler von Oedheim genannt Bautz, Carben, Chelius, Clarstein, Clebes von Nelsbach (Clebes von Nelßbach), Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Curtius zu Umstadt, Dachröden, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Deutscher Orden, Didelzheim, Dienheim, Dölau, Dörzbach, (Dürn,) Dürn zu Riedsberg, (Ebenheim,) Eberbach, Echter, Ega, Egloffstein, (Ehenheim,) Ehrenberg, Eisack, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Endtlicher, Enslingen (Enßlingen), Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Esch, Eyb, Falkenhausen, Fechenbach, Felberg, Finsterlohr, Fork, Forstner, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein (Franckenstein) (RRi, FreiH), Frieß, Fronhofen, Fuchs von Neidenfels, Führer von Heimendorf, Fürbringer, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gayling von Altheim (Gailing von Altheim), Gebsattel, Geismar (Geißmar), Gemmingen, (Geyer,) Geyer von Giebelstad (Geyer zu Giebelstadt), Geypel, Goldochs zu Beratsweiler, Göler von Ravensburg,) Gränrodt, (Grorodt,) Greck von Kochendorf (Greck zu Kochendorf), Greifenclau, Grempp (, Gremp), Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Grumbach, Grün, Grünau (Kl), Grünrod, Gundelsheim, Guntzenroth, Guttenberg (Gutenberg), Habe, Habern, Habsberg, Hamilton, Hammerstein, Handschuhsheim, Harseldt, Harstall, Hartheim, Hattstein, Hatzfeld, Hausen, Haxthausen, Hebele, Heddesdorf (Hettersdorf), Hedingshausen, Heilbronn, Helmstadt, Herda, Herold, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hettman, Heusenstamm, Heussen, Heußner, Heydt, Hildebrandt, Hirnsberg, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim, Hoheneck (RRi), Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Jagstberg, Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, (Holzschuher), Holzschuher von Aspach und Harrlach, Horkheim (Horckheim), Hornberg, (Horneck,) Horneck von Weinheim, Huckelheim, (Hund,) Hund von Wenkheim, Hutten von Frankenberg (Hutten zu Frankenberg), Imhoff (Imhof), (Ingelheim) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (FreiH, RRi), Ippesheim, Jacob von Holach (Jakob von und zu Holach), Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim, Jemmerer, Kaltenbrunn, Kaltenthal, Kammermeister genannt Camerarius (Cammermeister), Kleinschmidt, Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Koch, Kocherstetten, Kolb von Rheindorf, Kottenheim, Kottwitz, Krautheim, Kronberg zu Ladenberg, Küchenmeister, Künzelsau, (Landschad,) Landschad von Steinach, Laudenbach (Lautenbach), Lauffen, Lauter, Lay, Lehrbach, Leiningen von Lemburg, Leo, Lerchenfeld, Leuzenbronn (Leutzenbrunn), Lichtenstein (RRi), Limpurg, Lochinger, Lorsch, (Löwenstein-Wertheim,) Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Maienfels, Mainz (EStift), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayerhofer, Merchingen (Merckingen), (Merlau bzw. Mörlau zu Münkheim), Metternich, Meyer zu Osterwald, Mock (Möckh), Modschiedel, Mörlau zu Münkheim, Morstein (zu Niedernhall), Mosbach, Muggenthal, Münch von Rosenberg, Mylius, Neckarsteinach, Neideck, Neidenfels, Niederstetten, Oeringer, Oetinger (Öttinger), Offingen, Öpfner, Ostein, (Otzberg) (Gans von Otzberg), Pfalz, Pfraumheim genannt Klettenberg, Pöllnitz, Pretlack, Rabenhaupt, Racknitz, Rassler, Ratzenberg, Rauchhaupt, Rechenbach, (Rechtern,) (Rechtern-Limpurg), Reck, Redwitz, Reibeld, Reichenbach, Reigersberg, Reinstein, Reitzenberg, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Riaucour, Ried, Riedern, Riedigheim, Rielern, Rinderbach, Rodenheim, Rosenbach, Rosenberg (Ht), Rothenburg (ob der Tauber), Rothenhausen, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Saint-André (Saint André), Schad, Schaffalitzky (Schaffelitzky), Schall-Riaucour (Riaucour), Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schelm von Bergen, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Scheuring, Schletz, Schmid, Schmidberg, Schneeberg (Schneeberger), Schönberg (RRi), Schönborn, Schöntal, Schrautenbach, Schrozberg (RRi), Schwalbach, Schwarzenberg, Seckendorff, Seibolstorff, Seinsheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Senftenberg, Sicherer, Sickingen, Soden (FreiH, G, RRi), Solms, Sparr, Sparneck, Speyer (Hochstift), Speyer (RS), Spieß, Spork, Stadion, Stammler, Starkh, Stein zu Lobelbach, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser) (von Neidenfels), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, Stingelheim, Sultzel, Swerts von Landas zu Weinheim, Tann, Tänzl von Tratzberg, Thüna, Thurn, Trebra, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, (Überbrick), Überbruck von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, Utterod, Varrenbach, Vestenberg, Vogt von Kallstadt (Vogt zu Kallstadt), Voit von Rieneck, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein) (Hunolstein), Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Vogt zu Wallstadt, Vohenstein, Volmar, (Vorburger) Vorburger zu Bödigheim, Wächter, Waldenburg genannt Schenkern, Walderdorff, Waldkirch, Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallert, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warrenbach, Wasen, Wechinger, Wehrenbach, Wehrn, Weiler, Weißenbach, Welden, (Wellwarth,) Wenk, (Wenkheim,) Wernau (Werdenau), Wichsenstein, Widdern, Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolmarshausen(, Wollmarshausen), (Wollmershausen) (RRi), Wollmershausen, Wöllwarth, Worms (Hochstift), Worms (RS), Wurm, Wrede, Württemberg, Würzburg Domkapitel, Würzburg Juliusspital, Zobel (Zobel von Giebelstadt), Zorn, Züllenhard, Zwingenberg am Neckar
Oettingen* (G, F) Aalen, Adelmannsfelden, Ansbach, Aufkirchen, Auhausen, Baldern, Bissingen, Burgberg, Crailsheim, Dagstuhl, Diemantstein, Dinkelsbühl, Dischingen, Eichstätt, Ellwangen, Feuchtwangen, Flochberg, Franken (BaDO bzw. DOBa), Fürstenberg-Weitra, Harburg, Hirschberg (G, Ht), Hohenstadt, Hürnheim, Katzenstein, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Nördlingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Oettingen-Oettingen, Oettingen-Spielberg, (Öttingen,) Schwäbischer Reichskreis, Spielberg, Sulzfeld, Utzmemmingen, Wallerstein, Weitra, Wemding
Oettingen-Wallerstein* (G, F) Baldern, Bissingen, Burgberg, Dagstuhl, Diemantstein, Harburg, Katzenstein, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Oettingen, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Seifriedsberg, Wallerstein
Oranien* (Gt, Ftm) Bentinck, Burgund, Geldern, Groningen, Lingen, Moers, Namur, Nassau, Nassau-Oranien, Neuenburg (Gt), Niederlande, Overijssel, Preußen, Provence, Tecklenburg, Valangin, Waldeck
Österreich* (Mk, Hztm, Kaisertum, Rep) Angleria, Aquileja, Argen, Aschaffenburg, Auschwitz, Baden, Balzheim, Bärnegg, Bayern, Belluno, Berchtesgaden, Berg (Ht), Bergamo, Bergzabern, Bernau, Bernstein (Ht), Berwartstein, Bielitz, Böhmen, Bormio, Bregenz, Breisach, Brescia, Breslau (Hztm), Bretzenheim, Brieg, Brixen, Brochenzell, Bukowina, Burgau, Burgenland, Burgund, Burgundischer Reichskreis, Burkheim, Buxheim, Castiglione, Castro, Castua, Chiavenna, Cilli, Colloredo, Cosel, Cremona, Dahn, Dalhem, Dalmatien, Daum, Deutscher Bund, Deutschösterreich, Dietenheim, Donaustädte, Eberhardzell, Ehingen, Eichstätt, Eisenstadt, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenstein (Ht, Gt), Feldkirch, Feltre, Fischbach, Flandern, Florenz, Forchtenstein, Freiburg (G, RS), Freie Land, Freising, Friaul, Friedberg-Scheer, Fulda, Fürstenberg (G), Gailingen, Galizien, Gams, Germersheim, Geroldseck (Gt), Görz, Görz-Gradisca, Görz und Gradisca, (Gradiska) Gradisca, Graubünden, Graz, Guastalla, Gutenstein, Habsburg, Haigerloch, Hardegg, Haunsberg, Hegau, Heitersheim, Hennegau, Herzegowina, Hesperingen, Hessen-Kassel, Hilzingen, Hohenems, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holzappel, Hornstein (Ht), Hultschin (Hultschiner Ländchen), Illyrien, Immenstadt, Innsbruck, Innviertel, (Isenburg,) Isenburg-Birstein, Istrien, Italien, Jägerndorf, Jauer, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Jugoslawien, Kärnten, Kaunitz, Kechler von Schwandorf, Kirchentellinsfurt, (Kirnberg,) Klagenfurt, Kobern, Kobersdorf, Königsegg, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (RVS), Krain, Kranzenau, Kreuzburg, Kroatien, Kuenringer, Kürnberg (Kirnberg), Küstenland, Lambach, Landau in der Pfalz, Lauenburg Hztm, Laupheim, Leyen, Liechtenstein (Ftm), Liegnitz, Lindau (Ftm), Lindau (RKl), Lindau (RS), Linz, Litschau, Lombardei, Loslau, Löwenberg, Lustenau, Luxemburg, Mägdeberg, Mähren, Mailand, Malgrate, Mantua, Mattsee, Mengen, (Menthor,) Metternich, Mindelheim, Mitterburg, Mondsee, Montfort, Montfort-Feldkirch, Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Nassau, Neapel, Neiße, Nellenburg, Neuenburg (RS), Niederlande, Novara, Oberglogau, Oberlausitz, Obernau, Obernberg, Oberschwaben, Obersulmetingen, Oderberg, Oels, Offenburg (RS), Oppeln, Ortenau, Ortenburg, Orth an der Donau, Padua, Parma und Piacenza, Passau (Hochstift), Pfaffenhofen, Pfalz, Pfeddersheim, Piemont, Pinzgau, Plain, Pöchlarn, Polen, Pongau, Prag, Přemysliden, Preußen, Priebus, Raabs, Rannariedl, Ratibor, Rauchenkatsch-Gmünd, Rechnitz, Rheinbund, Riedlingen, Roggenburg, Rohrau, Rothenfels, Rottenburg, Sachsen, Sachsen-Teschen, Sachsenburg, Sagan, Salzburg (EStift), Sankt Blasien, Sankt Florian, Sankt Gerold, Sankt Pölten, Sardinien, Sargans, Saulgau, Savoyen, Schaffhausen (RS), Schaumburg, Schaunberg, Schirgiswalde, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schönborn, Schönburg, Schramberg, Schwaben (LV), Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwarzenburg (Ht), Schweidnitz, Schweiz, Schwörstadt, Seefeld, Siebenbürgen, Siena, Sigmaringen, Singen, Sizilien, Slowenien, Spanien, Spitz, Sprottau, Staufen, Steiermark, Steinau, Sternberg-Manderscheid, Stockerau, Sudetenland, Südtirol, Tarasp, Teck, Tengen, Teschen, Tettnang, Thann, Thurgau, Tirol, Tittmoning, Toskana, Tournai, Traungau, Treffen, Treviso, Triberg, Trient, Triest, Troppau, Tschechoslowakei, Turnhout, Ungarn, Veltlin, Venedig, Venetien, Veringen, Verona, Vicenza, Vils, Volterra, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waldburg-Scheer, Waldkirch, Waldsee, Waldstädte, Wallsee, Warthausen, Wasserburg, Waxenberg (Waxenberg-Ottensheim), Weingarten, Weissenau, Welden, Werenwag (Wehrwag), Wernstein, Wiblingen, Wien, Wiener Neustadt, Wildenegg, Wilhering, Winterstetten, Wohlau, Worms (RS), Wurmbrand, Württemberg, Württemberg-Oels, Zehngerichtenbund, Zell am Harmersbach, Zips, Zwiefalten
Pahnstangen Burgk
Pfalzgraf (Pfalzgraf bei Rhein) Bacharach, (Bellheim,) Billigheim, Böhl, Braunschweig-Lüneburg, Bretten, Burgheim, (Cham,) Cochem, Dalberg, (Dexheim,) (Dierbach,) Dilsberg, (Ehrenburg,) (Erbach) (Ht, Gt, RGt), Gertweiler, (Godramstein,) Goxweiler, (Hassloch,) Heidelberg, Kraichgau, Kurrheinischer Reichskreis, Limburg an der Lahn, (Lorsch, Lützelstein,) Mainz (EStift), (Mannheim,) Maulbronn, Meisenheim, Menzingen, Meudt, Mosbach, Neuburg, Neuenahr, Neumarkt, Neustadt an der Weinstraße, Nörvenich, Oberrheinischer Reichskreis, Oberschefflenz, Rappoltstein, (Raugrafen,) Richen, (Rohrbach,) Saarbrücken (Gt), Schuttern, (Schwetzingen,) (Steinweiler,) Trier (EStift), (Veldenz,) (Vorarlberg), (Walldorf), Worms (HStift), s. Pfalz
Picardie Burgund
Plauen* (Ht) Burgk, Greiz, Kranichfeld, Lobenstein, Meißen (BgGt), Reuß, Ronneburg, Saalburg, Sachsen, Schleiz, Thüringen, Vogtland, Weida
Plothen Burgk
Prekmurje Burgenland, Steiermark
Pressburg Burgenland, Slowakei, Ungarn
Preußen* (Hztm, KgR) Absberg, Adendorf, Ahaus, Altenkirchen, Altmark, Anhalt, Anholt, Ansbach, Appeldorn, Ardey, Arenberg, Arenfels, Arnsberg, Arnstein, (Arnstein-Barby bzw. Barby), Auburg, Auersperg, Baden-Württemberg, Barby, Barmstedt, Bayern, Bayreuth, Bedburg, Beilstein, Belgien, Bengel, Bentheim, Bentheim-Tecklenburg, Berg (G), Berleburg, Bettingen, Beuthen, Bevern, Birkenfeld, Blankenheim, Blieskastel, Blumenthal, Böhmen, Bonn, Boppard, Borken, Borth, Brackel, Brakel, Brand, Brandenburg (Mk), Braubach, Braunschweig-Celle, Braunschweig-Dannenberg, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Harburg, Braunschweig-Lüneburg, Braunschweig-Oels, Brehna, Breidenbacher Grund, Breisig, Bremen (EStift), Bremen (freie RS), Breslau (Hztm), Breslau (Hochstift), Bretzenheim, Brieg, Broich, Büren, Burglayen, Burtscheid, Calenberg, Camberg, Canstein, Cappenberg, Celle, Cochem, Cosel, Cottbus, Crailsheim, Croy, Culm (Btm, L), (Kulm), Dagstuhl, Dassel, Daun, Derenburg, Deutsche Demokratische Republik, Deutscher Bund, Diepholz, Dietkirchen, Dinkelsbühl, Dithmarschen, Doberlug, Dohna, Dollendorf, Dortmund (RS, G), Dörzbach, Drachenfels, Dreis, Duderstadt, Duisburg, Dülmen, Dünwerde, Düren, (Düsseldorf, Dyck, Eberbach, Ebernburg, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebstorf, Ehrenburg, Eichsfeld, Eichstätt, Eiderstedt, Eilenburg, Eilendorf, Elben, Elbing, Elbingerode, Elkerhausen, Ellingen, Elmenhorst, Elten, Eltz, Emsland, Erfurt, Ermland, Erp (Erb), Eschwege, Eschweiler, Esens, Essen (RAbtei, RS), Esterau, Eupen und Malmedy bzw. Eupen-Malmedy), Falkenberg, Falkenstein (Ht, Gt), Fehmarn, Feuchtwangen, Finsterwalde, Franken (BaDO bzw. DOBa), Frankenberg (rriOrt), Frankenstein, Fränkischer Reichskreis, Frechen, Freckenhorst, Fredeburg, Fresenburg, Freudenburg (BgGtm), Freusburg, Fritzlar, Frohndorf, Frohnenbruch, Fulda (Abtei), Gammertingen, Geilenkirchen, Geldern, Gelnhausen, Gemen, Gemünden, Gerolstein, Gersfeld, Geseke, Geyern (G), Gimborn-Neustadt, Glatt, Glatz, Glogau, Glückstadt, Goschütz, Görlitz, Goslar (RS), Goslar Sankt Peter, Goslar Sankt Simon und Judas, Göttingen (ruS), Greifswald, Grenzau, Gronau, Gröningen (Ganerbschaft), Gröningen (Ht), Grottkau, Grubenhagen, Grumbach (G), Grüssau, Gudensberg, Gürzenich, Guttenberg, Gymnich, Habsburg, Hachenburg, Hadamar, Hadeln, Haffen, Hafner, Haigerloch, Halberstadt, Hallermunt, Hamb, Hamburg, Hammerstein, Hamminkeln, Hanau, Hanau-Münzenberg, Hannover, Harburg, Hardenberg, Harlingerland, Hasserode, Hattstein, Haun, Hechingen, Heimbach, Heisterbach, Heinsberg, Heldrungen, Helgoland, Helmarshausen, Henneberg, Herford (Frauenstift, RS), Hersfeld (RAbtei), Herstal, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hessen-Kassel, Hessen-Rotenburg, Hettingen, Hildesheim, Hohensolms, Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Hohnstein, Holzappel, Holzhausen, Homburg vor der Höhe, Homburg (Ht), Hönningen, Hörde, Hörstgen, Horstmar, Hoya, Huckarde-Dorstfeld, Hückeswagen, Hülchrath, Hultschin (Hultschiner Ländchen), Hünxe, Hutten, Hüttersdorf, Idstein, Ilfeld, Isenberg-Limburg, Isenburg, Isenburg-Birstein, Isenburg-Büdingen-Meerholz, Isenburg-Büdingen-Wächtersbach, Isenburg-Grenzau, Itter, Jägerndorf, Jauer, Jennelt, Jülich, Jungnau, Jünkerath, Jüterbog, Kaiserswerth, Kamenz (Stift), Kanstein (Canstein), Kassel, Katzenelnbogen, Kaufungen, Kehdingen, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchberg, Klettenberg, Kleve, Knechtsteden, Kobern, Köln (EStift), Köln (freie RS), Königsberg, Königstein (Gt), Königswinter, Kornelimünster, Kranichfeld, Kreuzburg, Kreuznach, Kronberg, Kronenburg, Krottorf, Kröv, Kulm, Kulmbach, Kulmerland, Kurmark, Kyll, Laer, Landsberg, Landskron, Langenschwarz, Lauenburg, Lauschied, (Layen) (Burglayen), Lembeck, Leslau, Lichtenau, Lichtenberg, Liebenscheid, Liegnitz, Limburg (Gt), Limburg an der Lahn, Lindschied, Lingen, Lippe, Lixfeld, Lobenhausen, Lohra, Lommersum, Looz-Corswarem, Loslau, Löwenberg, Lübeck (Hochstift), Lübeck (RS), Lüdinghausen, Lüneburg (Ftm), Luxemburg, Machwitz, Magdeburg (EStift), Mainbernheim, Mainz (EStift), Mainz (Rep), Malmedy, Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Gerolstein, Manderscheid-Schleiden, Mansbach, Mansfeld, Marburg, Mark, Martinstein, Mechernich, Mecklenburg, Mecklenburg-Strelitz, Meerfeld, Mehr, Meiderich, Meisenbug, Memelgebiet, Mensfelden (Münzfelden), Meppen, Merseburg, Merxheim, Meschede, Messkirch, Meudt, Michelbach, Militsch, Millendonk bzw. Myllendonk, Minden, Moers, Molsberg, Monschau, Moresnet, Mühlhausen (RS), Münden, Münster (Hochstift), Münsterberg, (Münzfelden,) Myllendonk, Nalbach, Namslau, Nassau, Nassau-Diez, Nassau-Oranien, Nassau-Saarbrücken, Nassau-Siegen, Nassau-Usingen, Naumburg, Neiße, Netzedistrikt, Neuenahr, Neuenburg (Gt, Ka), Neuengleichen, Neuenheerse, Neuerburg, Neufra, Neuhaus (Amt), Neumark, Neuwied(, Niederisenburg), Niederlausitz, Niedersachsen, Nievern, Norddeutscher Bund, Nordhausen (RS, ruStift), Nordstrand, Nörvenich, Nürburg, Nürnberg (RS), Oberlausitz, Oberschlesien, Oberstein, Oberwesel, Odenthal, Oderberg, Oels, Oettingen, Olbrück, Oldenburg, Oppeln, Oranien, Osnabrück, Osterburg, Osterland-Föhr, Österreich, Österreichisch-Schlesien, Osterspai, Ostfriesland, Ostpreußen, Ostrach, Ottweiler, Padberg, Paderborn, Papenburg, Pappenheim, Peitz, Petkum, Pfalz, Pfalz-Simmern, Pinneberg, Pless, Plesse, Plön, Polen, Pomesanien, Pommerellen, Posen, Potsdam, Preetz, Preuschen, Priebus, Prüm, Quedlinburg, Ramholz, Ranis, Rantzau, Rath, Ratibor, Ratzeburg, Ravensberg, Recklinghausen, Regenstein, Reichenstein, Reifferscheid, Reizberg, Remagen, Rendsburg, (Rhade,) Rhaunen, Rheda, Rheina-Wolbeck, Rheinbund, Rheineck (BgGt), Rheingau, Rheingrafen, Rheinland-Pfalz, Rheinprovinz, Rietberg, Risum bzw. Rysum, Rödelheim, Rotenburg, Rüdesheim, Rügen, Rümmelsheim, Runkel, (Rysum,) Saarbrücken (Gt), Saargebiet, Sachsen, Sachsen (Prov), Sachsen-Anhalt, Sachsen-Lauenburg, Sachsen-Weißenfels, Saffenburg, Sagan, Salm, Salm-Anholt, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn, Scharzfeld, Schauen, Schaumburg, Schaumburg-Lippe, Schiffelbach, Schleiden, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schleswig-Holstein-Sonderburg, Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön, Schlüchtern, Schmalkalden, Schöller, Schönau (ruHt), Schönau (Kl), Schönborn, Schönstadt, Schraplau, Schüller, Schwanenberg, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzenholz, Schweden, Schweidnitz, Schweighausen, Schweppenhausen, Seefeld, Seehausen, Senftenberg, Siegburg, Siegen, Sigmaringen, Simmern bzw. Pfalz-Simmern, Sinzig, Soden, Soest, Solms, Solms-Braunfels, Spiegelberg, Sprottau, Stablo, Stablo und Malmedy, Stade, Stapelholm, Stein (ruHt), Steinau, Steinfeld, Steinfurt (Ht), Stettin, Stolberg, Stolberg-Rossla, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Stormarn, Stotel, Stralsund, Straßberg, Südpreußen, Sugenheim, Sulau, Sulzbach (RDorf), Sylt, Tann, Tauroggen, Tecklenburg, Teltow, Teupitz, Thüringen, Thurn und Taxis, Torgau, Trachenberg, Treffurt, Triebel, Trier (EStift), Trier (freie RS), Troppau, Uckermark, Ungarn, Usingen, Valangin, Vallendar, Veen, Velen, Verden, Vestenberg, Veringen, Vetzberg, Vianden, Virneburg, Volmarstein, Vorpommern, Wächtersbach, Waldeck, Waldeck-Pyrmont, Waldkappel, Warburg, Wehrheim, Wehrstein, Weida, Weilburg, Weilnau, Weißenburg (RS), Welfen, Weltersburg, Werden, Werl, Wernigerode, Werth, Westerburg, Westfalen, Westfälisches Reichsgrafenkollegium, Westhofen, Westpreußen, Wetterau, Wetzlar, Weyhers, Wickrath, Wied, Wied-Neuwied, Wied-Runkel, Wiesbaden, Wildenburg, Wildungen, Winden, Windsheim, Winneburg, Winnenthal, Witten, Wittenberg, Wittgenstein, Wittmund, Witzenhausen, Wohlau, Wolbeck, Wolgast, Wolkenburg, Wunstorf, Wursten, Württemberg-Oels, Ziegenhain, Züschen, Zyfflich-Wyler
Provence* (Gt, Lschaft) Arles, Burgund, Forcalquier, Frankreich, Luxeuil, Nizza, Venaissin
Ravensburg* (RS) Brochenzell, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Oberschwaben, Schmalegg, Schwaben (LV), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Waldsee
Räxingen s. Rexingen (Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund)
Rebecq* (bzw. Rebecque) (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Reichskreise* Bayerischer Reichskreis, Burgundischer Reichskreis, Fränkischer Reichskreis, Kurrheinischer Reichskreis, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Niedersächsischer Reichskreis, Oberrheinischer Reichskreis, Obersächsischer Reichskreis, Österreichischer Reichskreis, Schwäbischer Reichskreis
Reigersberg* (FreiH, RRi) Burgholzhausen (Holzhausen), Fechenbach, (Holzhausen,) Rüdt von Collenberg
Remptendorf Burgk
Rethel Burgund
Reuß* (G, Ftm, Ht) Anhalt, Burgk, Gera, Greiz, Köstritz, Kranichfeld, Obersächsischer Reichskreis, Pleißen bzw. Pleißenland, Reuß-Burgk (Reuß-Burg), Reuß-Ebersdorf, Reuß-Greiz, Rheinbund, Saalburg, Sachsen, Schleiz, Thüringen, Vogtland, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Reuß ältere Linie Burgk, Deutscher Bund, Norddeutscher Bund, Reuß, Thüringen
Reuß-Burgk* (Reuß-Burg) (Ht) Burgk, Reuß, Reuß-Greiz
Reuß-Greiz* (G, Ftm, Ht) Burgk, Greiz, Lobenstein, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Schleiz
Reuß-Greiz-Burgk Burgk
Reuß-Lobenstein* (Ht, Ftm) Burgk, Lobenstein, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Ebersdorf, Thüringen
Reuß-Obergreiz Burgk, Reuß, Reuß-Greiz
Rexingen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Johannitermeister bzw. Johanniterorden
Rhein* (RiKreis) (Rheinischer Ritterkreis) Adendorf, Ahrental, Angeloch, Arenfels, Arnstein, Auwach, Baden, Beckers zu Westerstetten, Beier von Boppard, Bellersheim, Bentzel zu Sternau, (Bernhold) Bernhold von Eschau, Bettendorf, Bicken, Blieskastel, Boos von Waldeck, Boos von Waldeck und Montfort, Botzheim, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidbach, Brendel von Homburg, Bretzenheim, Brömser von Rüdesheim, Burscheid, Bürresheim, Burrweiler, Buseck bzw. Buseckertal, Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Clodt zu Ehrenberg, Dalberg, Dalberg zu Dalberg, Dalberg zu Herrnsheim, Dalberg zu Heßloch (Hassloch), Degenfeld, Dernbach, Diede zum Fürstenstein, Dienheim, Dürckheim, Ebersberg bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, (Eckbrecht von Dürckheim,) Ehrenburg, Eibingen, Elkerhausen (Elkershausen), Eltz, Ernberg, Eyß, Faust von Stromberg, Flersheim (Flörsheim), Forster (FreiH, RRi), Forstmeister von Gelnhausen, Franken (RiKreis bzw. Fränkischer Ritterkreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Frentz, Fürstenberg (RRi), Fürstenwärther, Gagern, Galen, Gans von Otzberg, Geispitzheim, Greifenclau-Dehrn zu Vollrads, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Günderode, Hallberg, Handschuhsheim, Hanstein, Hattstein, Hatzfeld, Hatzfeld-Wildenburg, Haxthausen, Heddesdorf (Hedersdorf), Hees, (Hessen,) Hessen-Kassel, Heusenstamm, Hilchen von Lorch, Hohenfeld, Horneck von Weinheim (Horneck zu Weinheim), Horxheim, Hund von Saulheim, Hüttersdorf, Illingen, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn (G, RRi), Isenburg, Isenburg-Birstein, Jett von Münzenberg, (Kämmerer von Worms), Kerpen (FreiH, RRi), Kesselstatt (Kesselstadt), Knebel von Katzenelnbogen, Kolb von Wartenberg, Köth von Wanscheid, Kratz von Scharfenstein, Kronberg (RRi), Landeck, Landenberg, Landsberg (RRi), Landschad von Steinach, Landskron, Landstuhl, Langwerth zu Simmern, Lerch von Dirmstein, Leyen, Linden, Lösnich, Löw von Steinfurth (Löw von und zu Steinfurt), Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Mainz (EStift), Mainz (Dompropstei), Mansbach (RRi), Marienberg, Marioth zu Langenau, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Medelsheim, Metternich, Mittelrheinstrom, Molsberg, Münchweiler, Nassau-Usingen, Niederrheinstrom, Nievern, Oberrheinstrom, Oberstein, Ostein, Pallant, Partenheim, Pfalz, Preuschen, Quadt (Quadt-Wickrath), Rau von Holzhausen, Reck, Reichsritterschaft, Reifenberg (Reiffenberg), Requilé, Riaucour, Riedesel, Ritter zu Grünstein, Rolshausen, Roth von Burgschwalbach, Rumrodt, Sankt Jakobsberg, Scharfeneck, Schelm von Bergen, (Schenk zu Schmidtburg,) Schenk von Schmidtburg, Schilling von Lahnstein, Schmidtburg zu Weiler, Schmitz-Grollenburg, Schönberg auf Wesel, Schönborn, Schorrenburg, Schulers, Schütz von Holzhausen, Schutzbar genannt Milchling, Schwaben (RiKreis) (Schwäbischer Ritterkreis), Schweppenhausen, Sickingen, Sickingen-Schallodenbach, Sirk, Soetern, Specht von Bubenheim, Stein (ruHt), Steinkallenfels (Stein-Kallenfels), Sturmfeder (Sturmfeder von und zu Oppenweiler), Ulner von Dieburg, Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein bzw. Hunolstein), Waldbott-Bassenheim bzw. Waldbott von Bassenheim), Waldeck (rriHt), Waldecker zu Kaimt (Keimpt), Waldenburg genannt Schenkern, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Wallbrunn zu Niedersaulheim (Nieder-Saulheim), Wallbrunn zu Partenheim, Wambolt von Umstadt (Wambolt von und zu Umstadt), Warsberg, Wartenstein, Weiß von Feuerbach, Wetzel genannt von Carben (Wetzel genannt von Karben), Wildenburg, Wiltberg (Wildenberg,) Wollmerath, Wrede, Zandt von Merl, Zeiskam, Züllenhard, Zweifel (Zweiffel)
Rheinfelden* (RS, Ht) Breisgau, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Fricktal, Kempten (gfAbtei), Lausanne, Schwörstadt, Vorderösterreich, Waldstädte, Zähringen, s. Truchsess von Rheinfelden
Rheinisches Reichsprälatenkollegium* Augsburg Sankt Ulrich und Afra, Elsass-Burgund(, Elsass-Schwaben-Burgund), Gandersheim, Isny, Koblenz (BaDO bzw. DOBa), Odenheim bzw. Odenheim (und Bruchsal), Quedlinburg, Regensburg Niedermünster, Regensburg Obermünster, Regensburg Sankt Emmeram, Thorn
Rheinland-Pfalz* (L) Ahrental (Ahrenthal), Alsenz, Altenkirchen, Annweiler, Ansbach, Arenfels, Arnstein, Bayern, Bechtolsheim, Beckelnheim, Beilstein, Bellheim, Bengel, Bergzabern, Berwartstein, Bettingen, Billigheim, Birkenfeld, Boppard, Braubach, Breisig, Bretzenheim, Bundenbach, Burglayen, Burrweiler, Cochem, Dahn, Dannenfels, Daun, Dexheim, Dhronecken, Dienheim, Dierbach, Dittelsheim, Dörrenbach, Dreis, Ebernburg, Ehrenburg, Eltz, Engelstadt, Erden (Erlen), Erlenbach, Erp (Erb), Esterau, Falkenstein, Frankenthal, Freckenfeld, Freisbach, Freusburg, Gemünden, Germersheim, Gerolstein, Gommersheim, Gräfenstein, Grenzau, Großhessen, Großwinternheim bzw. Groß-Winternheim, Grumbach (G), Gundheim, Guntersblum, Guttenberg, Hachenburg, Hagenbach, Hallberg, Hammerstein, Hanau-Lichtenberg, Hassloch, Hessen, Hessen-Pfalz, Homburg, Hönningen, Horbach, Hornbach, Iggelheim, Impflingen, Ingelheim, Ippesheim, Isenburg-Grenzau, Kaiserslautern, Kandel, Kerpen (Ht), Kinderbeuern, Kinheim, Kirchheim (Kirchheimbolanden), Klingen, Kobern, Köln (EStift), Kreuznach, Kröv, Landau in der Pfalz, Landskron, Landstuhl, Langenau, Lauschied, Lauterecken, Layen (Burglayen), Leiningen-Heidesheim, Lemberg, Lichtenberg, Mainz (EStift), Manderscheid, Manderscheid-Blankenheim, Manderscheid-Schleiden, Martinstein, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meerfeld, Merxheim, Meudt, Minfeld, Molsberg, Mommenheim, Mühlenbach, Münchweiler, Neubamberg, Neuenahr, Neuwied, Nieder-Saulheim (Niedersaulheim), Nievern, Nierstein, Nürburg, Oberstein, Oberwesel, Odernheim, Olbrück, Oppenheim, Osterspai, Partenheim, Pfalz, Pfeddersheim, Preuschen, Preußen, Prüm, Reichenstein, Reil, Reipoltskirchen, Remagen, Remigiusland, Rhaunen, Rheineck (BgGt), Rheingrafenstein, Rheinland, Rheinland-Hessen-Nassau, Rhodt, Rohrbach, Saffenburg, Sayn-Altenkirchen, Sayn-Hachenburg, Sayn-Vallendar, Scharfeneck, Schaumburg, Schönborn, Schüller, Schwabsburg, Schweigen (Schweiger,) Schweighausen, Schweppenhausen, Simmern, Sinzig, Speyer, Stauf, Stein (ruHt), Steinweiler, Trier, Trifels, Vallendar, Veldenz, Virneburg, Wartenberg, Wartenstein, Weltesburg, Westerburg, Wied, Wildenburg, Wilgartswiesen, Winden, Winneburg, Winternheim (Großwinternheim), Wolfstein, Worms (RS), Zweibrücken
Rhön-Werra*(, Rhön und Werra) (RiKa) Abersfeld, Adelsheim, Allendorf, Arnstein (RRi), Auerochs, Aura, Bastheim, Behaim (Behem), Benzenau, Berg (RRi), Berlepsch, Bernstein, Bettenhausen, Bibra, (Bieber,) Bildhausen, Bischofsheim, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Borié, Bose, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidenbach, Breittenbach, Brende (Brend), Brinck, Bronsart, Buchenau, Buchholz, Burghausen, Burgsinn, Buttlar, Calenberg (RRi), Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Castell (Gt), Castell-Remlingen, Cleßheim, Creutzburg, (Dalberg), Dalberg zu Dalberg, Degenfeld, Dernbach, Deutscher Orden, Diener, Dörnberg, Drachsdorff, Dürn zu Riedsberg, Ebers, Ebersberg (FreiH, RRi) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Eberstein, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eichelberg, Elm, Eltingshausen, Erffa, Erthal, Eschwege, Exdorf, Fahnenberg, Faust von Stromberg, Fechenbach, Fischborn, Fladungen, Forstmeister von Gelnhausen (Forstmeister zu Gelnhausen), Forstmeister von Lebenhan, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein bzw. Franckenstein, Froberg-Montjoie (Frohberg), Fronhofen (Frohnhoffen), Fulda (Abtei), Gebsattel, Geismar bzw. Geißmar, Gersfeld, Geyso zu Mansbach, Gleichen genannt von Rußwurm (Gleichen) (FreiH, RRi), Gofer, Gopp von Marezek (Goppe von Marezek), Grappendorf, Greusing, Grolach, Grumbach, (Gudenberg,) Günderode, Guttenberg, Habermann, Hain, Hanstein, Hatzfeld, Haun, Hebenhausen, Heddesdorf, (Hettersdorf) Heesperg, Helbe, Heldritt, Herbstadt, Herda, Heringen, Hessen-Kassel, Heßler, (Hettersdorf,) Heußlein von Eussenheim, (Hingka bzw.)Hingka zu Henneberg, Hutten, Hutten vom Stolzenberg, Ilten, (Ingelheim,) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Jagsthausen, (Jaxthausen), Kalb von Kalbsrieth (Kalb von Kalbsried), Kämmerer von Worms, Karspach, Kere (Kehr), Kempinsky, (Kettschau,) Keudell zu Schwebda, Kotlinsky, Kötschau (Kettschau), (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Landas (Landaß), (Landschad,) Landschad von Steinach, Langenschwarz, Lauter, Leinach, (Lengsfeld),) Lochner von Hüttenbach, Lüchau, Mansbach (RRi), Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meiningen (RRi), (Merlau genannt Böhm), Metsch, Müdesheim, Mörlau (Mörlau genannt Böhm), Müller zu Lengsfeld, Münster (FreiH, RRi), Muth, Neuenburg, Neukirchen, Nordeck von Rabenau, Obernitz, Oepp, Ostheim (Ganerbschaft), Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Pfersdorf (Pferdsdorf), Plittersdorf (Plittersdorff), Quadt (Quadt-Wickrath), (Rabenau) (Nordeck von Rabenau), Rapp, Rauche, Reckrodt, Reinstein, Reitzheim, Rettersbach, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rosenberg, Rottenbach, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, (Sänger von Moßau,) Schachten, Schad, Schadt, Schaumberg, Schauroth, Schelm von Bergen, Schenk von Schweinsberg (Schenk zu Schweinsberg), Schewen, Schleiffraß, Schletten, Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schönfeld, Schott von Schottenstein, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schütz, Schutzbar genannt Milchling, Schwegerer, Seefried, Selbitz, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden (FreiH, G, RRi), Soyecourt, Specht, Speßhart, Stadtlengsfeld, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Stein zu Nord- und Ostheim, Stepfferts, Sternberg (RR), Tann (ruHt), (Tann) (RRi), Tastungen, Thon, Thumbshirn, Thüngen, Trimberg, Trott zu Heusenberg, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Ussigheim, Vasolt, Vitzehagen, Vogelius, (Vogt,) Voigt von Rieneck, Voigt von Rieneck zu Urspringen, Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Völkershausen, Waizenbach (Damenstift), Wallenstein, Wangenheim, Warnsdorf, Wechmar, Wehrn, Weibenum, Weingarten, Wenkheim, (Werdenau,), Wernau (Werdenau), Weyhers, Wiener, Wiesenfeld (Wiesenfelden), Wildungen, Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl), Wolfskehl von Reichenberg, Wolzogen, Woyda (Woyde), Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg Juliusspital, Würzburg Universität, Würzburg Sankt Stephan, Zeitlofs, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zufraß, Zurhein, Zweifel (Zweiffel)
Rieneck* (Gt, RRi) Bentheim, Bickenbach, Burgsinn, Fränkischer Reichskreis, (Geyer,) Geyer von Giebelstadt(, Geyer zu Giebelstadt), Giebelstadt, Looz-Corswarem, Nostitz, Nostitz-Rieneck, Reinhardsbrunn, Thüringen
Rohr (Unterrohr) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Rohr-Waldstetten* (Ht) Altshausen, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Rohrdorf (bei Eutingen) Elsass und Burgund, Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenberg (RRi), Johanniterorden
Ronsberg* (G) Berg (Ht), Burgau, Gammertingen, Irsee, (Jettingen,) Kempten (gfAbtei), Ottobeuren
Röppisch (bei Saalburg-Ebersdorf) Burgk
Roth von Burgschwalbach* (RRi)
Rothenkirchen (bei Burghaun) Fulda (Abtei), Haun
Rubempré-Everbergh* (Ftm) Burgundischer Reichskreis
Rümmelsheim* (Ganerbschaft) Bretzenheim, (Burglayen,) Eltz, Layen (Burglayen)
Salins* (Gt) Burgund, Chalon, Haldenstein
Salm-Salm* (G) Burgundischer Reichskreis, Frankreich, Münster (Hochstift), Oberrheinischer Reichskreis, Rhaunen, Rheinbund, Salm, Westfälisches Reichsgrafenkollegium
Savoyen* (G, Hz) Acqui, Alba, Alessandria, Aosta, Asti, Bern (RS), Burgund, Chablais, Chambéry, Faucigny, Frankreich, Freiburg im Üchtland, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Grandson, Greyerz, Italien, Ivois, Ivrea, Lausanne, Mailand, Mantua, Montferrat, Murten, Nizza, Oberrheinischer Reichskreis, Österreich, Piemont, Pinerolo, Saluzzo, Sankt Moritz (Saint-Maurice), Sitten, Susa, Thoire-Villars, Turin, Vercelli, Waadt, Wallis
Scheppach (bei Jettingen-Scheppach) Burgau
Schwaben* (RiKreis), Schwäbischer Ritterkreis Abtsgmünd, Achberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Albertini, Aldingen, Allgäu-Bodensee, Altburg, Altmannshofen, Amerdingen, Angeloch, Anweil, Arz (Arzt), Attems, Aufhausen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Barille, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Behr von Behrental, Bemelberg (Bemmelberg, Bömelburg), Bentzel zu Sternau, Berger, Berkheim, Berlichingen, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Berstett, Bertrand, Besserer, Biberachzell, Bidembach von Treuenfels, (Bietingen), (Binningen,) (Bischofsheim,) Bissingen, Bissingen-Nippenburg, Bletz von Rotenstein, Blumegg, Bock, Böcklin von Böcklinsau, Bode, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Bodman, Bodman zu Kargegg, Bodman zu Möggingen, Bodman zu Wiechs, (Bömelburg,) Bonfeld, Bönnigheim, Bose, Botzheim, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Brandenburg (rriHt), Brandenburger zu Riet, Brandenstein, Brantz, Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach (Breitschwerdt von und zu Buchenbach), Breuning von Buchenbach, Bronnen, Bubenhofen, Buchholz, Buol (Boul), Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), (Buwinghausen), Buxheim, Candel, Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Colditz, Corray, Dachenhausen, Dachröden, Dagstuhl, (Dankenschweil,) Dankenschweil zu Worblingen, Degenfeld, Degenfeld-Neuhaus, Dellmensingen, Dettingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Diemantstein, Diemar, Diersburg, Dießen (rri Ort), Donau, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dungern, Dunstelkingen, Ebersberg (rriHt), Ebinger von der Burg, Echter von Mespelbrunn, Eck und Hungersbach, Ehingen (RRi), Ehingen (RSähnliche Stadt), Eisenburg, Elster (Elstern), Eltershofen, Endingen, (Entzlin) Enntzlin, Enzberg, Erlach, (Erolzheim) Eroldsheim, Erthal, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fin, Fischer von Filseck, Flehingen, Forstner von Dambenois (Forstner-Dambenoy), Frank, Franken (Ritterkreis), Frankenberg zu Riet RRi, Franckenstein (Frankenstein) (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frauenberg, (Freiberg) (Ht), Freiberg (FreiH, RRi), Freyberg (Freiberg), Fuchs, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg, Gail, Gailing bzw. Gayling, Gailing von Altheim bzw. Gayling von Altheim, Gailingen, Gaisberg, Gaist von Wildeck, Gammertingen, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Giel von Gielsberg, Girger von Grünbühl, Göler von Ravensburg, Goll (Gollen), Göllnitz, Goßbach, Grafeneck, (Graveneck,) Grävenitz, Greifenclau, Greith, Gremlich von Jungingen, Grempp von Freudenstein, Gripp von Freudenegg, Gripp auf Storzeln-Freudenach Gripp von Storzeln-Freudenach, Grönenbach, Großaspach, Grün, Grünthal, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg, Gut von Sulz, Habsberg, Hafner, Hagenmann, Hallweil, Hanxleden, Harling, Harthausen, Hartig, Hartingshausen, Hausen, Hegau (Qu),) Hegau-Allgäu-Bodensee, Hehl, Heidenheim (RRi), Heidenopp, Heinsheim, Helmstadt, Herbrechtingen, Herbsthain, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Hettingen, Heuchlingen, Heuß, Hevel, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirschhorn, Hochaltingen, Hochberg (rriHt), Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoff, Höfingen, Hohenberg (RRi), Hoheneck (RRi), Hohenfeld, Hohenfreyberg, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Höhnstett, Holdermann von Holderstein, Holtz, Horben, Horkheim (Horckheim), Hornberg (RRi), Horneck (Horneck von Hornberg), Hornstein (FreiH, RRi), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Huldenberg, Humpiß (FreiH, RRi), Humpiß genannt von Ratzenried, Humpiß von Waltrams, Hürnheim, (Hürrlingen), Ichenhausen, Ifflinger von Graneck, Illereichen, Illertissen, Imhoff von Kirchentellinsfurt (Imhof), (Imhoff von Untermeitingen,) Imhof zu Untermeithingen, Jäger von Gärtringen, Jagstheim, Janowitz, Jettingen, Jungkenn genannt Münzer von Morenstamm, Kaltenburg, Kaltental (Kaltenthal), Karpfen (Karpffen), Katzenstein, Kechler von Schwandorf, Keller von Schleitheim (Keller von Schlaitheim), Kempten (gfAbtei), Killinger, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kisslegg, Knebel von Katzenelnbogen, Kniestedt, Knöringen, Kocher, Kolb von Rheindorf, Königsbach, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (Hochstift), Kraichgau, Kroneck, Kuefstein, Landenberg, Landsee, Lang, Lasser genannt von Halden, Laubenberg, Laupheim, Laymingen, Leiher von Talheim, Leiningen (RRi), Lemlin von Horkheim, Lenz von Lenzenfeld, Leonrod, Leupolz, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenfels, Liebenstein (FreiH, RRi), Liechtenstein, Liesch von Hornau, Linck von Kirchheim, Lindach, Linden, Lomersheim, Lützelburg, Macaire, Magolsheim, Massenbach, Megenzer von Felldorf, Mendel von Steinfels, Menzingen, Merz von Staffelfelden, (Metternich,) (Metternich zu Gracht) (Wolff-Metternich zur Gracht), Mock von Balgheim (Möckh von Balgheim), Montfort, Moser von Filseck. Mühlhausen (RDorf), Münch, Münchingen, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Neckarbischofsheim, Neidlingen, Neipperg, Neipperg zu Freudental, Nettelhorst, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neuenstein (FreiH, RRi), Neufra, Neuhaus (rriOrt), Neuhausen, Neuneck, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberdischingen, Oberkirch, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Ochsenburg, Oeffingen, Oetinger (Öttinger), Offenburg (RRi), Oggenhausen, Orsenhausen, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Oßweil, Ostein, Osterberg, Ostheim (RRi), Öttinger, Ow, Pach zu Hansenheim und Hoheneppan, Palm, Pappenheim, Pappus von Tratzberg, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg (Pfaudt von Kürnburg,) Pfeil, Pflügern auf Schrozburg, Pflummern, Pforzheim (Damenstift), Pfuel, Plato von Janersfeld, (Pletz von Rottenstein), Plieningen, Plittersdorf (Plittersdorff), Praßberg, Preysing, Pürckh, Racknitz, Rammingen, Ramschwag, Ramsenstrut, Rassler von Gamerschwang, Rathsamhausen, Ratzenried, Rauch von Winnenden, Raunau, Reckenbach, Rehlingen, (Reich von Baldenstein,) Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reischach, Reiß von Reißenstein, Remchingen, Resch von Reschenberg, Reutner von Weil, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Riedheim, (Rieppurr,) Rietheim, Rinck von Baldenstein, Rinderbach, Risstissen, (Ritterkreis,) Ritz, Rodamsdörfle, Röder, Röder von Diersburg, Roll (Roll zu Bernau), Rost, Rotenhan, Roth von Bußmannshausen, Roth von Schreckenstein, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Rüpplin von Köffikon, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Rüppurr (Rieppur), Ruß von Sulzbach, Sachsenheim, Saint-André (Saint André), Saint Vincent, Sankt Gallen (RAbtei), Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schauenburg (Schaumburg) (FreiH, RRi), Scheer von Schwarzenberg, Schell, Schellenberg, Schenk von Castell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein), Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Scheppach, Schertel von Burtenbach, Schifer von Freiling, Schilling von Cannstatt (Schilling von Cannstadt), Schlat, Schleicher von Stötten, Schleiß, Schmalegg, Schmidberg, Schmitz-Grollenburg, Schönau (FreiH, RRi), Schöner von Straubenhardt, Schönfeld (Schönfeldt,) Schott von Schottenstein, Schuttern, Schütz von Eutingertal, Schütz-Pflummern, Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern, Schwarzach, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (Senft von Sulburg), Senger (Senger zu Rickelshausen), Sickingen, Siegenstein, Sigelmann von Delsberg, Siggen, Specht von Bubenheim, Spengler von Neckarburg, Sperberseck, Speth, Speyer (Domkapitel), Spreter von Kreidenstein, Stadion, Stammheim, Starschedel, Stein (rriHt), Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinegg, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Sternenfels, Stimpfach, Stockhammer, Stockheim, Stotzingen, Streit von Immendingen, Stuben, Stuben zu Dauberg, Sturmfeder, Sulzbach (G), Sulzfeld, Summerau (Sommerau), (Sundheim) Suntheim, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Tänzl von Tratzberg, Tegernau, Tessin (RRi), Themar, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Traun, Trauschwitz, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen (RRi), Türckh, Türckheim (Türkheim), Überlingen, Ulm (FreiH, RRi), Ulmenstein, Ungelter, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Unterriexingen, (Unterwaldstetten,) Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Varnbüler von Hemmingen (Varnbühler von und zu Hemmingen), Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein), Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Vöhlin von Neuburg, Vol von Wildenau, Volland von Vollandseck, Volmar, Wächter, (Waldburg,) Waldburg-Trauchburg, (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Waldburg-Zeil-Zeil, Waldner von Freundstein, Waldstetten, Wallbrunn zu Gauersheim (Wallbrunn), Wallsee, Wallstein, Wangen, Wechmar, Weiler, Weitersheim, Weitingen, Weittershausen, Welden, Wellendingen, Wellenstein, Welsberg (Welschberg zu Langenstein), Wendler von Pregenrot (Wendler von Pregenroth), Werdenstein (FreiH, RRi), Wernau, Werneck, Wertingen, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen), Westernach, Westerstetten, Widmann von Mühringen, Wiederhold von Weidenhofen (Wiederholt von Weidenhofen), Wimpfen (Ritterstift), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wobidezgi, Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff Metternich zur Gracht, Metternich zur Gracht), Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Wurmser von Vendenheim, Wurster von Kreuzberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Yberg, Zazenhausen, (Zilhart,) Zimmern, Zobel von Giebelstadt, Zorn von Bulach, Zotter von Berneck (Zott von Perneck), Züllenhard (Zilhart), Zweifel (Zweiffel), Zwierlein
Schwäbisches Reichsgrafenkollegium* Colloredo, Eberstein (Gt), Eglingen, Eglofs, Elsass-Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund), Gundelfingen, Khevenhüller, Kinzigtal, Kuefstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, (Menthor,) Montfort (Menthor), Neipperg, Pappenheim, Rothenfels, Sankt Blasien, Sinzendorf, Stadion, Sternberg, Stühlingen, Thannhausen, Traun, Waldburg, Wallenstein, Wiesensteig
Schweiz* (L) Appenzell, Baden, Basel, Bern, Biel, Blenio, (Bollenz, )Breisgau, Burgund, Chur, Echallens, (Eidgenossenschaft,) Engelberg, Eschental, Ettenheimmünster, Freiburg im Üchtland, Fricktal, Gams, Genf (Hochstift), Genf (Ka), Gersau, Glarus, Graubünden, Greyerz, Habsburg, Haldenstein, Haslital, Jura, Kiburg (Kyburg), Klettgau, Konstanz, Konzenberg, Kreuzlingen, Lausanne (Hochstift), Lausanne (RS), Liechtenstein (Ftm), Leventina (Livinen), Locarno, Lötschental, Lugano, Luzern, (Maggia) (Maeintal), Maienfeld, Maiental, Mailand, Mendrisio, Moutier, Mülhausen, Murbach. Muri, Neuenstadt (Neuveville), Neuenburg (Ka), Neuveville, Österreich, Pfäfers, Rheineck (RS), Rheinfelden, Rheintal, Riviera, Rottweil, Sankt Gallen (RAbtei), Sankt Gallen (RS), Sargans, Sax, Schaffhausen (RS), Sitten, Solothurn, Tarasp, Tessin (Ka), Thurgau, Toggenburg, Unterwalden, Unterwallis, Uri, Urseren, Valangin, Valle Maggia, Vorarlberg, Vorderösterreich, Waadt, Waldstädte, Waldstätte, Wallis, Werdenberg, Wettingen, Zähringen, Zug, Zugewandte Orte, Zürich (Ka), Zürich (RS)
Seeland* (in den Niederlanden) (Gt) Bayern, Burgund, Hennegau, Holland, Niederlande, Nivelles, Oranien
Solms-Burgsolms Greifenstein (Ht), Solms
Solms-Burgsolms-Braunfels Hohensolms
Sommersdorf (bei Burgoberbach) Crailsheim
Spanien* (KgR) Antwerpen, Asti, Besançon (freie RS), Burgund, Burgundischer Reichskreis, Generalitätslande, Generalstaaten, Graubünden, Groningen, Habsburg, Hennegau, Holland, Italien, Kerpen (Ht, RGt), Limburg (Hztm), Lingen, Lombardei, Mailand, Mantua, Neapel, Niederlande, Novara, Oranien, Österreich, Parma und Piacenza, Seeland, Sizilien, Thurn und Taxis, Veluwe, Wittem
Stargard* (Burg Stargard) (Ht, Residenz, L) Ahrensberg, Brandenburg, Cammin (Kammin), (Kammin,) Mecklenburg, Mecklenburg-Güstrow, Mecklenburg-Strelitz
Staufer* (Geschlecht) Aalen, Annweiler, Ansbach, Arles, Aufkirchen, Augsburg (Hochstift), Baden, Bauerbach, Bellinzona, Berg, Bopfingen, Breisach, Breisgau, Buchhorn, Burgau, Comburg, Diepoldinger, Dinkelsbühl, Dischingen, Donauwörth (RPflege), Donauwörth (RS), Durlach, Eberbach, Eger, Egerland, Egisheim, Eglofs, Elsass, Esslingen, Everstein, Gengenbach (RAbtei), Giengen, Hagenau, Harburg (RS), Hegau, Heidingsfeld, Heilbronn, Hessen, Hirschlatt, Hohenburg (Kl), Hohenschwangau, Hohkönigsburg (Hochkönigsburg), Immenstadt, Italien, Kaiserslautern, Katzenelnbogen, Kaufbeuren, Kaysersberg, Kempten (gfAbtei), Königstein (Gt), Kronberg, Lauffen, Lauingen, Limpurg, Lombardei, Lustenau, Mengen, Neapel, Neumarkt, Odenheim (RPropstei) (Odenheim und Bruchsal), Oettingen, Ortenau, Pfalz, Pforzheim (Damenstift), Ravensburg (RS), Reichenau, Rosheim, Rothenburg ob der Tauber, Rottenbuch, Saarbrücken (Gt), Salem, Saulgau, Schlettstadt, Schwabegg, Schwaben (Hztm), Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Sizilien, Spanien, Sugenheim, Sulzbach (G), Ulm (RS), Waldburg, Waldenstein, Wallerstein, Wallsee, Warthausen, Weil der Stadt, Weingarten, Weinsberg, Welden, Welzheim, Wertingen, Wimpfen, Winterbach, Wittelsbach, Württemberg, Zähringen, Zwickau, Zwiefalten
Steenhuysen* (Ftm) bzw. Steenhuize Burgundischer Reichskreis
Steiermark* (Hztm, BundesL) Admont, Babenberger, Bärnegg, Bayern, Burgenland, Cilli, Deutschösterreich, Dietrichstein, Eppenstein, Freising (Hochstift), Habsburg, Harrach, Innerösterreich, Jugoslawien, Kärnten, Krain, Küstenland, Lavant, Leoben (Ht), Liechtenstein, Niederösterreich, Oberösterreich, Österreich (Mark), Österreich-Ungarn, Otokare, Perg, Pettau, Přemysliden, Salzburg (EStift), Schwanberg, Seckau, Slowenien, Stainz, Steyr, Traungau, Wallsee, Wildenstein (Ht), Windische Mark, Windischgrätz, Zisleithanien
Steigerwald* (RiKa) Abenberg, Adelshofen, Aisch, Albrecht, Ansbach, Aschbach, Aschhausen, Aurach, Bach, Bamberg Domkapitel, Bamberg Hochstift, Bamberg Kloster Michaelsberg bzw. Sankt Michael, Bamberg Sankt Stephan, Bastheim, Baunach (RiKa), Bebendorf, Bernheim, Bibergau, Bibra, Bickenbach (RRi), Blümlein, Brakenlohe, Breidenbach, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronsart, Bruggen, Burghaslach, Buttlar, Cammermeister, Chrichton, Crailsheim (FreiH, RRi), Dachröden, Dachsbach, Danckelmann, Dangrieß, Dernbach, Dettelbach, Deutscher Orden, Ebermann, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckersberg, Egloffstein, Ehenheim, Eichler von Auritz, Enckevoort (Enckevort), Erthal, Esel von Altenschönbach, Franken (RRiKreis), Frankenstein bzw. Franckenstein (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frick von Frickenhausen, Fuchs, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Wiesentheid, Furtenbach, Geldern, Giech, Gießen (RRi), Gnodstadt (Gnodtstatt), Gottesmann zum Thurn, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Haberkorn, Habermann, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Heinrichen, (Heppenheim genannt Saal,) Heppenheim, Herbstadt, Hessberg, Heußlein von Eussenheim, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach, Horschelt, Hutten, Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Jagstheim, (Johannitermeister bzw.) Johanniterorden, Jöstelsberg, Kalb von Kalbsrieth, (Kammermeister genannt Camerarius) (Cammermeister), Kere (Kehr), Kitzingen (Spital), Kitzingen (Stadt), Köstner, Krauseneck, Künßberg (Künsberg), Laihsheim, Lamprecht von Gerolzhofen, Lauffenholz, Lauter, Lechner von Lechfeld, Lentersheim, Limpurg, Lindelbach, Lisberg (Lissberg) (RRi), Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Markt Taschendorf, Marschalk von Ebneth (Marschalk von Ebnet), Marschalk von Ostheim, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Meyern, Morgen, Mörlbach, Muffel, Muffelger, Münster (FreiH, RRi), Neustetter genannt Stürmer, Nürnberg, Oberländer, Obernitz, Pappenheim, Pöllnitz, Randersacker, Ranhoff, Raueneck (Rauneck), Redwitz, Reichsritterschaft Franken, Reinsbronn, Reitzenstein, Rimbach (Rimpach), Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rotenhan, Rothschütz, Rumrodt, Schaumberg, Schefer, Schenk von Simau, Schenk von Stauffenberg, Schertel von Burtenbach, Schlammersdorf, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidt, Schnodsenbach, Schönborn, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schrottenberg, Schuhmann, Schutzbar genannt Milchling, Schwarzenberg (Gt, F), Seckendorff, Seefried, Seinsheim, Sengelau, Soden (FreiH, G), Spick, Stadion, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Steinau zu Nord- und Ostheim, Steinheim, Stiebar von Buttenheim (Stibar von und zu Buttenheim), Stockheim, Streitberg, Sugenheim, Tann, (Taschendorf,) Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Trautenberg, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Vestenberg, Voit von Rieneck (Vogt von Rieneck), Voit von Salzburg (Vogt von Salzburg,) (Vogt von und zu Salzburg), Wechmar, Weiden, Wenkheim, Wernheim, Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenstein (RRi), Winckler von Mohrenfels, Windsheim, Wirsberg, Wolf von Wolfsthal, (Wolfsthal,) Wunschel, Wurster von Kreuzberg, Würzburg (Hochstift), Würzburg Jesuiten-Administration, Würzburg Juliusspital (bzw. Julius-Hospital), Würzburg Universität), Würzburg Stift Haug, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg)
Stein zum Rechtenstein* (FreiH, G, RRi) Burgberg, Emerkingen, Erbach (Ht), Harthausen (ruHt), Hohenheim. Ichenhausen, Niederstotzingen, Stotzingen
Steinbach (bei Burghaun) Fulda (Abtei)
Steinkallenfels*(, Stein-Kallenfels) (Burgen, Ganerbschaft, RRi) Flach von Schwarzenberg, Gommersheim, Mühlenbach, Wartenstein
Steißlingen Ebinger von der Burg, Stotzingen
Stolberg* (im Harz) (G, F) Burgholzhausen (RDorf), Eppstein, Gedern, Hohnstein, (Holzhausen) (RDorf), Königstein, Löwenstein-Wertheim, Münzenberg, Neufürstliche Häuser, Obersächsischer Reichskreis, Ortenberg, Preußen, Rochefort, Römhild, Sachsen, Sachsen (Prov), Stolberg-Gedern, Stolberg-Ortenberg, Stolberg-Stolberg, Stolberg-Wernigerode, Thüringen, Wernigerode, Wertheim, Westphalen, Wetterauisches Reichsgrafenkollegium
Straßburg* (Hochstift, Residenz, freie RS) Baden, Barr, Dagsburg, Egisheim, Elsass, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Erstein, Ettenheim, Ettenheimmünster, Frankreich, Fürstenberg (G), Fürstenberg-Haslach, Gaisbach, Geizkofler, Gengenbach (RAbtei), Habsburg, Hanau-Lichtenberg, Harmersbach, Haslach, Herrenstein, Hohenburg, Kehl, Königshofen, Leiningen, Lichtenau (Bg), Lichtenberg, Lützelstein, Mainz (EStift), Marlenheim, Nimburg, Oberkirch, Oberrheinischer Reichskreis, Offenburg, Ortenau, Pfalz, Schlettstadt, Sundgau, Türkheim (Türckheim), Vorderösterreich, Wasselnheim, Werd, Windeck, Zabern
Südburgenland Burgenland, Steiermark
Sumiswald Bern (RS), Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Suntheim* (RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Thüngen* (RRi, FreiH) Bergrheinfeld, Burgsinn, Steckelberg, Würzburg (Julius Hospital bzw. Juliusspital), Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)
Thüringen* (LGt, L, FS) Allstedt, Altenburg (Ftm), Altenburg (RS), Arnstadt, Beichlingen, Beilstein (Ht), Berka, Bibra, Blankenburg, Blankenhain, Brandenburg (Ganerbschaft), Braunschweig-Lüneburg, Burgk, Deutsche Demokratische Republik, Duderstadt, Ebeleben, Ebersdorf, Eisenach, Erfurt, Ernestiner, Eschwege (RS), Farnroda, Gehren, Gera, Gotha, Greiz, Hartenberg, Heldburg, Heldrungen, Henneberg, Hersfeld (RAbtei), Hessen, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rotenburg, Hildburghausen, Hohnstein, Ilfeld, Jena, Käfernburg, Klettenberg, Kranichfeld, Lengsfeld (Stadtlengsfeld), Lobdeburg, Lobenstein, Lohra, Mainz (EStift), Meiningen, Meißen (MkGt), Mühlhausen, Münden, Nordhausen, Oppurg, Orlamünde, Osterland, Ostheim (Ganerbschaft), Paulinzella, Peitz, Pfersdorf (Pferdsdorf), Pleißen (Pleißenland), Preußen, Ranis, Reichenfels, Reinhardsbrunn, Reuß, Reuß-Gera, Reuß-Schleiz, Römhild, Ronneburg, Rossdorf, Rotenburg, Rudolstadt, Saalburg, Saalfeld, Sachsen, Sachsen (PfalzGt), Sachsen-Altenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schleiz, Schlesien, Schleusingen, Schlotheim, Schmalkalden, Schwarzburg, Schwarzburg-Käfernburg, Schwarzburg-Sondershausen, Sommerschenburg, Sondershausen, Stadtlengsfeld, Staufer, Tautenburg, Träbes, Walldorf, Wartburg, Weida, Weimar, Wettiner, Wildungen (Bg)
Thurn und Taxis* (F) Ballmertshofen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Burgundischer Reichskreis, Bussen, Demmingen, Dischingen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Eglingen, Friedberg-Scheer, Hohenzollern-Sigmaringen, Kurrheinischer Reichskreis, Marchtal, Neresheim, Neufürstliche Häuser, Ostrach, Regensburg (freie RS), Regensburg Sankt Emmeran, (Salem,) Schemmerberg, Schenk von Castell, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Stotzingen, Straßberg, Waldburg-Scheer, Wörth
Tour et Tassis (Burgundischer Reichskreis), s. Thurn und Taxis
Tournai* (Ht) Burgundischer Reichskreis, Cambrai, Hennegau, Niederlande
Treppendorf (bei Burgebrach) Schrottenberg
Überlingen* (RS) Althohenfels, Baden, Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Hohenbodman, Hoppetenzell, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kaufbeuren, Memmingen, Ramsberg, Ravensburg, Salem, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Wangen
Ulm* (RS) Albeck, Bayern, Burgau, Dinkelsbühl, Elchingen, Franken (BaDO bzw. DOBa), Helfenstein, Kempten (RS), Konstanz (Hochstift), Leutkircher Heide, Memmingen, Ravensburg, Riedheim, Roggenburg, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbischer Städtebund, Söflingen, Werenwag (Wehrwag), Westerstetten, Wettenhausen, Württemberg
Ungarn* (L) Andechs, Bernstein (Ht), Beuthen, Böhmen, Breslau (Hztm), Burgenland, Cilli, Cosel, Eisenstadt, Eppenstein, Forchtenstein, Galizien, Glogau, Güns, Habsburg, Hornstein (Ht), Jauer, Jugoslawien, Kobersdorf, Königsegg-Rothenfels, Kroatien, Löwenberg, Mähren, Murbach, Niederösterreich, Oberglogau, Oels, Österreich, Passau (Hochstift), Perényi, Přemysliden, Rechnitz, Siebenbürgen, Slowenien, Steiermark, Transleithanien, Tschechoslowakei, Wien, Wohlau, Zips
Unterbleichen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Unterelsass* bzw. unterelsässische Ritterschaft bzw. Unterelsässische Ritterschaft (RRi) Albertini, Andlau (G, RRi), Berkheim, (Bernhold,) Bernhold von Eschau, Berstett, Bettendorf, Birkenfels, Birkenwald, Bock von Gerstheim, Böcklin von Böcklinsau, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Braun, Burger, Dettlingen, Diersburg, Dürckheim (Eckbrecht von Dürckheim), Elsenheim, Flachslanden, Gail, Gailing von Altheim (Gayling von Altheim,)Glaubitz, Gohr zu Nahrstett, Grempp von Freudenstein, Haffner von Wasselnheim (Haffner von Wasslenheim), Holzapfel von Herxheim, Jacout, Joham von Mundolsheim, Kageneck, Kempfer, Landenberg, Landsberg, Mueg von Boofzheim, Müllenheim, Neuenstein, Oberkirch (FreiH, RRi), Rathsamhausen, Reichsritterschaft, Reinach-Werd, Röder von Diersburg, Schauenburg (Schaumburg), Schellenberg, Schenk von Schmidtburg (Schenk zu Schmidburg), Schönau (FreiH, RRi), Seebach, Sickingen, Streit von Immedingen, Traxdorff, Truchsess von Rheinfelden, Ulm zu Erbach, Uttenheim, Volz von Altenau, Wangen (FreiH, RRi), Warstatt, Weitersheim, Wetzel von Marsilien, Wildenstein, Wurmser von Vendenheim, Zorn von Bulach, Zorn von Plobsheim, Zuckmantel von Brumath
Unterrohr Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Unterschwandorf (bei Haiterbach) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Kechler von Schwandorf
Untersteiermark Burgenland, Rann, Steiermark
Valkenburg* (Valkenberg) (Gt) Burgundischer Reichskreis
Valois-Burgund* Geschlecht bzw. Dynastie)
Vasvar Burgenland
Vestenberg* (RRi) Burghaslach, Eyb, Rügland
Vetzer Burgberg, Geispitzheim s. Fetzer
Volkershausen (bei Maßbach) Deutscher Orden, Mariaburghausen (Burghausen), Rosenbach
Vollmaringen (Volmeringen) Hornstein (FreiH, RRi) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund, Rost, Streit von Immendingen
Volmeringen Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund s. Vollmaringen
Walddorf (Waldorf) (bei Altensteig) Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Waldgau (in Burgund) Waadt
Waldorf s. Walddorf (bei Altensteig) (Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund)
Waldstetten (im Kreis Günzburg) Elsass-Burgund (Elsass-Schwaben-Burgund)
Wasenweiler Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund
Weppersdorf (im Burgenland) Kobersdorf
Werben (Burgwerben) Hartenstein
Westernach* (bei Mindelheim) (FreiH, RRi) Burgau, Dischingen, Erbach (Ht), Leupolz, Niederstotzingen, (Stein) (FreiH, RRi), Stein zum Rechtenstein, Stotzingen (Niederstotzingen)
Wettiner* (Geschlecht) Allstedt, Altenburg, Baudissin, Beichlingen, Burgk, Coburg, Cottbus, Ebeleben, Eilenburg, Formbach, Groitzsch, Kranichfeld, Landsberg, Leuchtenburg, Mansfeld, Meißen (MkGt), Niederlausitz, Osterland, Quedlinburg, Römhild, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Tautenburg, Torgau, Vogtland, Wittenberg
Wieselburg (in Ungarn) Burgenland
Wildenroth (bei Burgkunstadt) Redwitz
Wittelsbach* (G) Askanier, Babonen, Bayern, Bayern-Burghausen, Biberachzell, Boitzenburg, Brandenburg, Burghausen, Cham, Cottbus, Dachau, Donauwörth, Ebersberg, Freising, Geisenfeld, Hennegau, Hildesheim, Hirschberg (G, Ht), Holland, Jülich, Konstanz (Hochstift), Landsberg/Warthe, Leuchtenberg, Lorsch, Neumarkt, Nordgau, Prignitz, Scheyern, Seeland, Valley, Vorderösterreich, Waldsassen, Wartenberg (G), Wertingen
Wolkersdorf (bei Burgwald) Bicken
Württemberg* (G, Hztm, KgR) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achalm, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelstetten, Aichelberg, Albeck, Aldingen, Alfingen, Alpirsbach, Altburg, Alteburg, Altensteig, Altmannshofen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Baden-Württemberg, Baindt, Baldern, Bartenstein (Ht), Bassenheim, Bayern, Bebenhausen, Beroldingen, Biberach, Bidembach von Treuenfels, Blaubeuren, Böbingen, Böckingen, Bodman, Bodman zu Bodman, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Braunsbach, Breisgau, Brochenzell, Bronnen, Buchau (RS), Buchau (Reichsstift), Buchhorn, Buol (Boul), Burgberg, Bussen, Bußmannshausen, (Buwinghausen,) Calw, Colloredo, Comburg, Crailsheim (FreiH, RRi), Crailsheim (RS), Degenfeld, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Deutscher Bund, Dietenheim, Dischingen, Dorfmerkingen, Donaustädte, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberhardzell, Ebersberg (rriHt), Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellwangen, Elsass, Emerkingen, Enzberg, Erbach (Ht), Erbach (Ht, Gt, RGt), Erbach-Wartenberg-Roth, Erkenbrechtshausen, (Erolzheim) Eroldsheim, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Freudental, Friedberg-Scheer, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg (G, F, Ftm), Gaildorf, Gärtringen, Geradstetten, Giengen, Grafenhausen, Grävenitz, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grötzingen, Grüningen, Gültlingen, Gutenzell, Harthausen, Hegau, Heggbach, Heidenheim, Heilbronn, Heiligkreuztal, Helfenstein (G), Herbrechtingen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwarth von Bittenfeld, Heuchlingen, Hewen, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirsau, Hirschberg, Hochberg, Hofen, Hohenberg, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Horburg, Horn (Hornbach), Hornberg (Ht), Hornstein, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ifflinger von Graneck, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RAbtei), Isny (RS), Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Justingen, Kaltenburg, Karpfen, Katzenstein (Ht), Kirchberg (Gt), Kirchberg (Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg (Kißlegg), Kocherstetten, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konzenberg, Krautheim (Ftm), Kreuzlingen, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Langenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenberg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Limpurg-Speckfeld, Lindach, Lobenhausen, Loßburg, Löwenstein (Gt), Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Maienfels, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten (Ht), Massenbach, Maulbronn, Mengen, Mergentheim, Metternich, Mömpelgard, Montfort, Moosbeuren, Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Munderkingen, Muri, Murrhardt, Nagold, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg, Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhausen (RDorf), Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuwürttemberg, Niederstetten, Niederstotzingen, Norddeutscher Bund, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, (Oberstotzingen,) Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Oeffingen, Oels, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Oggelsbeuren, Oggenhausen, Öhringen, Orsenhausen, Oßweil, Österreich, Ow, Pfalz, Pfedelbach, Pfeil, Plettenberg, (Quadt-Wickrath, Quadt Wickrath und Isny), Racknitz, Ramsenstrut, Ravensburg, Rechberg, Reichenbach, Reichenstein, Reichenweier, Reinsbronn, Reischach, Reutlingen, Rheinbund, Rhodt, Riedlingen, Riedheim (Rietheim), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein (Ht), Rothenburg ob der Tauber (RS), Rott, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Sachsenheim (H), Saint Vincent, Salm, Sankt Georgen im Schwarzwald, Saulgau, Schaesberg-Tannheim, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenk von Castell, Schlat, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrozberg, Schussenried, Schütz-Pflummern, Schwaben (Hztm), Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwäbisch Österreich, Schwaigern, Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Sulburg (Senft von Suhlburg), Siggen, Sigmaringen, Söflingen, Stadion, Stammheim, Sternberg-Manderscheid, Sterneck, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Stuttgart, Sulz, Sundgau, Talheim, Tannheim, Teck, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Thurn und Taxis, Törring, Trauchburg, Triberg, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmentingen, Urach, Ursberg, Urslingen, Urspring, Utzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Vorderösterreich, Waldbott-Bassenhaim (Waldbott von Bassenheim), Waldburg, Waldburg-Scheer, Waldburg-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Trauchburg, Waldburg-Zeil-Wurzach, Waldenstein, Waldmannshofen, Waldsee, Waldstetten, Waltershofen, Wangen, Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen (Alfingen), Weikersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten, Weissenau, Weinsberg, Weissenau, Weißenstein (Ht), Welden, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Wickisau (Willisau,) Widdern, Wiesensteig, Wildberg, (Willisau,) Windischgrätz, Winnenden, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfegg, Wöllstein, Wurzach, Würzburg (Hochstift), Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zwiefalten
Würzburg* (Hochstift, Residenz) Adelsheim, Amorbach, Ansbach, Aschaffenburg, Auhausen, Bamberg (Hochstift), Bartenstein, Bastheim, Bayern, Bergrheinfeld, Bibart, Bibra, Bickenbach, Braunsbach, Bronnbach, Burgsinn, Castell, Comburg, Darmstadt, Ebersberg (RRi, Ht) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Ebrach, Edelfingen, Eltmann, Franken (BaDO bzw. DOBa), Franken (Hztm), Frankenberg (rriOrt), Fränkischer Reichskreis, Freudenberg, Gersfeld, Giech, Gochsheim, Grabfeld, Groß, Grumbach, Guttenberg (FreiH, RRi), Hafenpreppach, Hardheim, Hatzfeld, Heidingsfeld, Heilbronn, Henneberg, Henneberg-Aschach, Hessen-Darmstadt, Hildburghausen, Hohenlohe-Bartenstein, Jagstberg, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Katzenelnbogen, Kirchlauter, Kitzingen, Krautheim, Kreuznach, Künzelsau, Kurfürstenkollegium, Lambach, Langenburg, Leiningen, Lichtel, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim, Lützelfeld (Lutzelenvelt), Meiningen, Mainberg, Mainz (EStift), Marktheidenfeld, Meiningen, Murrhardt, Niederstetten, Nierstein, Oberbronn, Ortenburg, Ostheim (Ganerbschaft), Paderborn, Redwitz, Reichelsberg, Rheinbund, Rieneck, Rothenburg, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Salzburg (EStift), Salzburg (Ganerbschaft), Schlüchtern, Schlüsselberg, Schmalkalden, Schönbornl, Schott von Schottenstein, Schweinfurt, Seinsheim, Seligenstadt, Sennfeld, Sommerhausen, Streitberg, Sulzfeld (RDorf), Thüngen, Toskana, Trimberg, Truhendingen, Walldorf, Walldürn, Wels-Lambach, Wertheim, Wetzhausen, Widdern, Wiesentheid, Windsheim, Winterhausen, Wolfskehl von Reichenberg, Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt)
Zähringen* (im Breisgau) (Hz) Baar, Bern (RS), Breisach, Breisgau, Burgdorf, Dornstetten, (Fraumünster Zürich,) Freiburg (G), Fürstenberg, Genf (Hochstift), (Großmünster Zürich,) Haslach (Ht), Kiburg, Kinzigtal, Lahr-Mahlberg, Lausanne (Hochstift), Lenzburg, Mahlberg, Murten, Neuenburg (Gt), Oberkirch, Offenburg (RS), Ortenau, Rheinfelden, Rottweill, Sankt Blasien, Sankt Georgen (im Schwarzwald), Sankt Peter, Sausenberg, Schaffhausen (RS), Schauenburg, Schuttern, Schwaben (Hztm), Schweiz, Sitten, Solothurn, Teck, Tennenbach, Thurgau, Urach, Uri, Waadt, Zell am Harmersbach, Zürich Fraumünster, Zürich Großmünster, Zürich (RS)
Zimmern (unter der Burg) Hornstein (FreiH, RRi), Neuenstein (FreiH, RRi), Stuben
Zutphen*( Zütphen) (Gt) Burgund, Geldern, Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, Ravensberg, Tecklenburg