Die Äbtissin in der deutschen Landesgeschichte (21)
Abenberg (Grafen). Die Grafen von A., die
vermutlich um 1040 erstmals erwähnt werden (Abinberch), waren im 11. und 12.
Jahrhundert Grafen im Radenzgau und im Rangau und - sicher seit 1108 - Vögte des
Hochstiftes Bamberg sowie Vögte verschiedener Klöster (u. a. Banz) und stellten
eine Reihe von Bischöfen und Äbtissinnen. Ihre
Güter fielen 1189 zu einem Teil an das Hochstift Bamberg und nach ihrem
Aussterben um 1199/1200 durch Heirat an die Burggrafen von Nürnberg aus dem
Hause Zollern (Hohenzollern), die den Ort A. 1296 an das Hochstift Eichstätt
verkauften.
L.: Wolff 106; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain,
1927, Neudruck 1966; Schreibmüller, H., Der Ausgang des fränkischen Grafengeschlechts
von Abenberg, Schwabacher Heimatbuch 3 (1933); Buchner, F., Die Grafen von
Abenberg, (in) Sperber, J., St. Stilla und Abenberg, 1950; Ulsamer, W., 100
Jahre Landkreis Schwabach, 1964; Seitz, F., Grenzsteine des eichstättischen
Pflegeamts Abenberg, 1988; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern,
Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2005, 213; Dopsch, H./Machilek,
F., Erzbischof Konrad I. von Salzburg und seine Familie, Mitt. der Gesellschaft
für Salzburger Landeskunde 146 (2006), 9.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde und
Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so
dass sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg.
Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold
Patriarch von Aquileja und Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits verloren
die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der Ermordung
Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen Güter mit
A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft Istrien an
Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol. Andererseits
gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin Kaiser
Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch der
Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die Herzöge
von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere Schwester) an
die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg (Lichtenfels)
sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von
Dießen-Andechs, 1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994;
Katalog der Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka,
E./Hlawitschka-Roth, E., Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik
und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller, T., Die
Heiratspolitik, 2004.
Bayerischer Reichskreis. Der bayerische Reichskreis
wurde im Jahre 1500 eingerichtet und seit 1538 um kleinere Reichsstände
erweitert. Das Direktorium führten abwechselnd der Erzbischof von Salzburg und
der Herzog von Bayern. Von den am Ende des 18. Jahrhunderts vorhandenen 20
Einzelstimmen verfügte Bayern nach 1792 über neun. Die acht geistlichen
Kreisstände waren der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Freising,
Regensburg und Passau, der gefürstete Propst von Berchtesgaden, der Abt von
Regensburg-Sankt Emmeram und die Äbtissinnen von
Regensburg-Niedermünster und Regensburg-Obermünster in Regensburg. Von den
zwölf weltlichen Stimmen führte zuletzt Bayern die von Bayern, Pfalz-Neuburg,
Pfalz-Sulzbach, Leuchtenberg, Haag, Ehrenfels, Sulzbürg und Pyrbaum,
Hohenwaldeck und Breiteneck (Breitenegg). Daneben hatten noch Störnstein
(Sternstein), Ortenburg und die Reichsstadt Regensburg eine Stimme. Zwischen
1521 und 1793 hielt der bayerische Reichskreis 252 Tagungen ab.1806 wurde der
Reichskreis aufgelöst.
L.: Gumpelzhaimer 41; Wolff 131; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v.
Spindler, M., Bd. 3,3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 1995; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997.
Buchau (Reichsstift, Residenz). Um 770 gründete
eine fränkische (?) Adlige (Adelinde, Gemahlin Graf Warins) auf einer Insel im
Federsee das Damenstift B. 819 erhielt es von Kaiser Ludwig dem Frommen Güter.
857 war es Eigenkloster Ludwigs des Deutschen, der es seiner Tochter Irmengard
übertrug. 902 wurde es durch Adelindis, der Tochter des Grafen des Eritgaus neu
gegründet. Es galt im Spätmittelalter als reichsunmittelbar. Seit 1347 hatte
die Äbtissin fürstlichen Rang. Seit 1264 hatte
B. niemals mehr als 10 Stiftsdamen. Das vor 1415 in einen Säkularstift
umgewandelte Kloster erwarb durch Erweiterung seines Stiftungsgutes und nach
1625 durch Heimfall der Lehnsherrschaft Straßberg ein kleines
Herrschaftsgebiet, zu dem Dürnau (1387) und Kappel (1391), Grodt
(1427/1645-1788, dann an die Grafen von Königsegg-Aulendorf), Kanzach (1442),
Betzenweiler (1510), Streitberg (1700), die Herrschaft Oggelsbeuren mit Rupertshofen
und Ellighofen (1695), das Amt Bierstetten (1788), Moosburg (1792) und einige
Ämter zu Mengen und Saulgau gehörten. Nach 1648 wurde es geschwächt. Es hatte
Sitz auf dem Reichstag und dem schwäbischen Kreistag. 1803 fiel es, 2
Quadratmeilen groß, an Thurn und Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der
Reichsstadt B. zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg
und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam. Straßberg gelangte an
Hohenzollern-Sigmaringen und damit über Württemberg-Hohenzollern 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 169; Zeumer 553 II a 37, 11, II b 61, 2; Wallner 688 SchwäbRK 53;
Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Schöttle, J.,
Geschichte von Stadt und Stift Buchau, 1884; Erzberger, M., Die Säkularisation
in Württemberg 1802-1810, 1902; Beschreibung des Oberamtes Riedlingen, 2. A.
1928; Hölzle, E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938;
Baumann, T., Buchau am Federsee, 1955; Theil, B., Das Damenstift Buchau am
Federsee zwischen Kirche und Reich im 17. und 18. Jahrhundert, Bll. f. dt. LG.
125 (1989), 189ff.; Theil, B., Das (freiweltliche) Damenstift Buchau, 1994;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 704, 1, 2, 94; Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, hg.
v. Seigel, R. u. a., 2009 (1041 Regesten); Adelige Damenstifte Oberschwabens,
hg. v. Schiersner, D., 2011.
Burtscheid (Reichsabtei, Reichsstift). Die Abtei B.
bei Aachen wurde nach 996 und vor 1000 (997 ?) durch Otto III. als
benediktinisches Reichskloster gegründet und 1018 durch Heinrich II. aus
Aachener Reichsgut ausgestattet. 1138 beurkundete Konrad III. ihre
Reichsunmittelbarkeit. 1220 wurde B. in ein Zisterzienserinnenstift
umgewandelt. B. beherrschte ein kleines Gebiet. Vögte waren die Herren von
Merode, bis 1649 die Äbtissin die Vogtei erwarb.
B. hatte zwar Reichsstandschaft, war aber keinem Reichskreis eingegliedert.
1802 wurde das Stift aufgehoben. Über Preußen kam B. 1946 zu
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 495; Zeumer 553 II a 37, 17; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) B2; Germania Benedictina VIII, 1980, 232ff.; Wurzel, T., Die Reichsabtei
Burtscheid von der Gründung bis zur frühen Neuzeit, 1985; Escher, M. u. a., Die
urbanen Zentren, 2005, 2, 108.
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von
Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die
Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur Reichsabtei gewordene Stift, dessen
Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die Grafen von der Mark (1288), die
Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit 1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg
waren, eine kleine Herrschaft zwischen Emscher und Ruhr (seit etwa 1300
Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die Stadt Essen, deren Bestrebungen um
Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig 1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt
hatte E., dessen Äbtissin 1228 als Reichsfürstin
bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest Recklinghausen, am
Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen Erbvogteivertrag mit den
Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von diesen abhängig.
1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen große Abtei nach der Säkularisation an
Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel
E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte).
Essen (Reichsstadt). Im Anschluss an die
Reichsabtei Essen am Hellweg entstand seit dem 11. Jahrhundert die Siedlung E.,
die 1041 Marktrecht erhielt. Sie erlebte allmählich einen, nicht zuletzt auch
durch den seit 1317 bezeugten Kohleabbau begünstigten wirtschaftlichen
Aufschwung. 1377 erteilte Kaiser Karl IV. der Stadt die erstrebte
Reichsunmittelbarkeit. 1380 bestätigte er aber der Reichsabtei die Herrschaft
über die Stadt, die diese 1399 anerkannte. Zu dieser Zeit umfasste E. etwa 680
Häuser auf einer Fläche von knapp 700 Hektar. Seit etwa 1563 bildeten sich eine
reformierte und eine lutherische Gemeinde. Der Rat erklärte sich als
evangelischer Reichsstand. 1670 wurde der Stadt statt Reichsunmittelbarkeit
politische und wirtschaftliche Selbständigkeit unter der Äbtissin zugestanden. 1803 kam E. mit der
Säkularisation der Reichsabtei an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813
zum Großherzogtum Berg. 1946 fiel sie an Nordrhein-Westfalen.
L.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, Bd. 1 1915; Jahn, R., Essener
Geschichte, 2. A. 1957; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek,
W., 1966; Schneider, W., Essen, Abenteuer einer Stadt, 3. A. 1971; Sellmann,
W., Essener Bibliographie, 1574-1960, Bd. 1 1980; Bettecken, W., Stift und
Stadt Essen, ”Coenobium Astnide” und Siedlungsentwicklung bis 1244, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 1989, 23; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, 2002;
Essen und die sächsischen Frauenstifte im Frühmittelalter, hg. v. Gerchow, J.
u.a., 2003; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 186.
Gandersheim (Reichsstift, Residenz) (seit 1932 Bad
Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der Kreuzung mit
der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine Burg. 852
gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift G., in dem in der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit wirkte. Das Stift war
reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit vom Bischof von Hildesheim
eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt (1208). Vögte waren seit der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen, doch vermochte die Äbtissin ihre Stellung als Reichsfürstin und ihren
Sitz auf der rheinischen Prälatenbank bis zur freiwilligen Aufgabe 1802 zu
behaupten. Die Ausbildung eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber nicht,
so dass sich das Reichsstift im Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte.
1568/1589 wurde G. ein evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig.
1810 wurde es aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205.
Geseke (Stift). Um die Mitte des 10.
Jahrhunderts wurde auf dem am Hellweg gelegenen Königshof des 833 erstmals
erwähnten Dorfes G. ein 952 von König Otto I. bestätigtes Kanonissenstift
gegründet, das 1823 aufgehoben wurde (Tod der letzten Äbtissin
1829) und über Preußen 1946 zu Nordrhein-Westfalen gelangte.
L.: Wolff 86; Pohlmeier, K., 1000 Jahre Geseke 952-1952, 1952; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 228; Löer, U., Das adlige Kanonissenstift St.
Cyriakus zu Geseke, 2007.
Hohenburg (Kloster, königliches Kloster,
Residenz), Sankt Odilienberg-Hohenburg. Das urkundlich seit 783 bezeugte
Nonnenkloster H. auf einem die Hochebene beherrschenden 763 Meter hohen Berg im
Elsass (seit dem 17. Jahrhundert Odilienberg) geht vielleicht (auf die heilige
Odilia, eine Tochter des Herzogs Eticho, und damit auf das 8. Jahrhundert oder)
auf Herzog Eticho und damit das Ende des 7. Jh.s zurück. 839 stellte es Kaiser
Ludwig der Fromme unter seinen Schutz. Im Hochmittelalter stand es unter der
Vogtei der Staufer. 1246 oder 1249 wurde die Äbtissin
erstmals als Prinzessin tituliert. Das Kloster war sehr begütert, hatte aber
keine eigentliche Territorialherrschaft. In der Reformationszeit verfiel es
weitgehend. 1546 brannten die Konventsgebäude ab. Die Gemeinschaft wurde
aufgelöst. Ihre weltlichen Güter fielen an den Bischof von Straßburg.
L.: Albrecht, D., History von Hohenburg oder Sankt Odilien, 1751; Barth, M.,
Die heilige Odilia, 1938; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 143; Fischer, M., Treize siècles d’histoire au Mont Sainte-Odile, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 725, 1, 2,547.
Isny (Sankt Georg bzw. Sankt Jörgen)
(Reichsabtei). In dem vielleicht zu 1042 oder 1096 erstmals erwähnten I. im
Allgäu (villa Isinensis) stiftete Graf Wolfrad von Veringen-Altshausen 1042
eine Jakobus und Georg geweihte Pfarrkirche. 1096 übergab sie Graf Mangold
Mönchen aus Hirsau zur Gründung eine Benediktinerklosters, in dem neben dem
Männerkloster auch ein Frauenkonvent eingerichtet wurde. Dieser wurde 1189 nach
Rohrdorf verlegt, dessen Pfarrei kurz vorher Kaiser Friedrich I. Barbarossa an
I. gegeben hatte, und hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand. Das 1106 vom Papst
bestätigte Kloster kam 1306 an die Truchsessen von Waldburg. Sie erweiterten
ihre Vogteirechte allmählich zur völligen Herrschaft über das Kloster und seine
Güter. Seit 1693 gelang der Abtei die Einschränkung dieser Rechte und am 4. 10.
1781 die vollständige Ablösung. Damit war I. reichsunmittelbar. Der Abt von
Sankt Georg in I. zählte am Ende des 18. Jahrhunderts zu den rheinischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrates, die Äbtissin von St. Jörgen zu den schwäbischen Prälaten.
Die Güter der Abtei umfassten die vier Pfarreien Unterreitnau, I., Rohrdorf und
Menelzhofen und die Filialkirche Weiler. Ein eigenes Herrschaftsgebiet bestand
nicht. 1803 kam die Abtei zusammen mit der Reichsstadt I. als Grafschaft I. an
die Grafen von Quadt (Quadt-Wickrath), 1806 an Württemberg.
L.: Zeumer 552ff. II a 36, 23/37, 7; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) D4; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg 1802-1810, 1902;
Kammerer, I., Isnyer Regesten, 1953; Kammerer, I., Isny im Allgäu. Bilder aus
der Geschichte einer Reichsstadt, 1956; Eisele, K., Stadt- und Stiftsgebiet
Isny in den Jahren 1803-10, Ulm und Oberschwaben, 38 (1967); Isny, 1975, (in)
Germania Benedictina Bd. 5 Baden-Württemberg; Reichsabtei St. Georg in Isny,
hg. v. Reinhardt, R., 1996.
Lindau (Reichskloster, Reichsstift). Im frühen
9. Jahrhundert (810/820) wurde in L. am Bodensee ein vermutlich von Graf
Adalbert von Rätien aus der Familie der Burcharde (Burchardinger) gegründetes,
822 erstmals genanntes, 839 mit Immunität begabtes Damenstift (Unsere liebe
Frau unter den Linden) gegründet. Im 13. Jahrhundert löste sich die allmählich
entstandene Stadt in langwierigen Auseinandersetzungen aus seiner Herrschaft.
1466 wurde die Äbtissin gefürstet. Seit dem 16.
Jahrhundert war das Stift reichsunmittelbar und zählte zum schwäbischen
Reichskreis. Es hatte kein eigenes Herrschaftsgebiet, sondern nur vier Kellhöfe
(Kelhöfe) und zahlreiche Güter, aus denen es seine Einkünfte bezog. 1803 kam es
als Teil des Fürstentums L. an die Fürsten von Bretzenheim und damit 1804 im
Tausch gegen Güter in Ungarn an Österreich und 1805 an Bayern.
L.: Wolff 169; Wallner 690 SchwäbRK 100; Wolfart, K., Geschichte der Stadt
Lindau, 1909; Ott, M., Lindau, 1968, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil
Schwaben; Löffler, H., Lindau, (in) Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg.
v. der Kommission für bayerische Landesgeschichte, 1952ff. ; Adelige
Damenstifte Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011
Nivelles (Reichsabtei?, Residenz). Die königliche
Abtei N. (nahe Lüttichs) wurde im 7. Jh. in einer villa der Pippiniden
gegründet. Das Doppelkloster folgte nacheinander der columbano-benediktinischen
und schließlich der kanonischen Regel von Aachen. Seit dem 13. Jh. nahm der
Herzog von Brabant die Stadt N. in Beschlag und bestritt die
Reichsunmittelbarkeit der Abtei. Bis 1795-1798 führte die Äbtissin den Titel einer Prinzessin des Reiches und
von Nivelles, den die Regierung der Niederlande Habsburgs bestritt, der Rat von
Brabant aber 1669 anerkannte. Die Güter der Abtei bildeten niemals ein geschlossenes
Gebiet und waren über Seeland, Rheinland und Brabant verstreut.
L.: Hoebanx, J.,
L’abbaye de Nivelles, 1952; Collet, E., Sainte Gertrude de Nivelles, 1985;
Douxchamps, J., Chanoinesses et chanoines nobles, 4. A., 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 717, 1, 2, 422.
Quedlinburg (Abtei, Residenz). In Q. an der Bode im
nordöstlichen Harzvorland bestand schon in karolingischer Zeit neben einer
vermutlich am Ende des 8. Jahrhunderts errichteten Hersfelder Missionskirche
eine Burg, die König Heinrich I. zu seiner wichtigsten Pfalz ausbaute. 922 ist
ein daran anschließender Ort mit Königshof (Quitilingaburg) erstmals erwähnt.
936/7 gründete die Königinwitwe Mathilde mit Zustimmung ihres Sohnes Otto des
Großen auf der Burg das Kanonissenstift Sankt Servatius, das mit bedeutenden
Privilegien ausgestattet wurde (994 Marktprivileg, Münzprivileg und
Zollprivileg für die Kaufleute, Güter bis ins Eichsfeld, Vogtland und
Havelland) und dem eine besondere Stellung als fürstliche Reichsabtei zugedacht
war. Der Ort Q. stand unter der Herschaft der Äbtissin,
die nach einem Verzicht auf die Herrschaftsrechte über die Stadt (1358) 1477
den Versuch der zu dieser Zeit etwa 5000 Einwohner zählenden Stadt vereitelte,
die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Die Vogtei über das Stift gewannen in
der Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafen des Harzgaus, 1273 die Grafen von
Regenstein und 1477 die Wettiner (Sachsen), deren albertinische Linie 1485 die
Schutzherrschaft erhielt. 1539 wurde Q., das zum obersächsischen Reichskreis
zählte, ein evangelisches freies weltliches Stift. 1697 trat Sachsen
(Kursachsen) die Rechte der Schutzvogtei an Brandenburg ab, an das 1648 das
umgebende Hochstift Halberstadt gekommen war. 1803/1813 fiel das Fürstentum Q.,
dessen Äbtissin zu den rheinischen Prälaten
zählte, (mit der Stadt Q. und dem Flecken Ditfurt bzw. Dithfurth ein Gebiet von
2 Quadratmeilen,) an Preußen. Von 1807 bis 1813 gehörte Q., dessen Stift 1810
aufgelöst wurde, zum Königreich Westphalen, nach 1815 zur preußischen Provinz
Sachsen. Von 1949 bis 1990 kam es damit in Sachsen-Anhalt zur Deutschen
Demokratischen Republik.
L.: Wolff 408f.; Zeumer 552ff. II a 37, 12; Wallner 710 ObersächsRK 24; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) E3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer,
H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg, Bd. 1f. 1922; Lorenz,
H./Kleemann, S., Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Lorenz, H.,
Werdegang der 1000jährigen Kaiserstadt Quedlinburg, 1925; Kleemann, S.,
Quedlinburg, 10. A. 1927; Weirauch, H., Der Grundbesitz des Stiftes Quedlinburg
im Mittelalter, Sachsen und Anhalt 14 (1938); Speer, E., Quedlinburg, 2. A.
1954; Speer, E., Quedlinburg und seine Kirchen, 3. A. 1972; Militzer,
K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat. Halberstadt und
Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Schauer, H., Quedlinburg.
Das städtebauliche Denkmal und seine Fachwerkbauten, 1990; Blaschke, K.,
Quedlinburg, LexMA 7 1994, 359; Deutsche Königspfalzen, Bd. 4, 1996; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 720,
1, 2, 469; Reuling, U., Quedlinburg, 2006; Kayserlich - frey - weltlich, hg. v.
Bley, C., 2009; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird erstmals
um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I.
reiche Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar
(Immunität, Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz
des Papstes. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin
gefürstet. Nach 1654 gehörte sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an
und war im bayerischen Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im
Regensburger Burgfrieden gelegene reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der
Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg, den Reichsstiften Sankt
Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land und Reichsstadt Regensburg,
Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte
Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die Reichsstifte Nieder- und Obermünster
bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A., 1992, 51; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421.
Regensburg, Obermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). Das im Südwesten des ehemaligen römischen Legionslagers
nahe dem Benediktinerkloster Sankt Emmeram gelegene Frauenstift Obermünster in
Regensburg wurde vermutlich im 8. Jahrhundert gegründet und ist 866 erstmals
sicher bezeugt. Nach 1002 erhielt es Königsschutz, 1229 päpstlichen Schutz. In
der Mitte des 12. Jahrhunderts stand die Vogtei den Grafen von
Scheyern-Wittelsbach zu. Nach 1654 gehörte die Fürstäbtissin zu den rheinischen
Reichsprälaten und zum bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde das im
Burgfrieden Regensburgs gelegene reichsunmittelbare Gebiet des Reichsstifts mit
der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg. und den Reichsstiften
Sankt Emmeram und Niedermünster zum Fürstentum Regensburg vereinigt. 1810 kam
es an Bayern.
L.: Wolff 149; Zeumer 553 II a 37, 16; Wallner 713 BayRK 21; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt
Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und
Regensburg 97 (1956); Hable, G., Geschichte Regensburgs, 1970; Hausberger, K.,
Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A.,
1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 719, 1, 2, 428.
Remiremont (Reichsabtei, Residenz). R. (Romarici
mons) in den Vogesen wurde um 620 durch den austrasischen Adeligen Romaric und
den Einsiedler Amé gegründet. Am Ende des 10. Jh.s kam R. unter der Herrschaft
des Kaisers an die Grafen von Metz, die im 11. Jh. Herzöge von Oberlothringen
wurden, Seit dem 11. Jh. wurde R. Stift für adlige Damen. 1307 wurde die Äbtissin von König Albrecht I. zur Reichsfürstin
ernannt. Seit 1415 wurde der Titel von allen Äbtissinen
getragen. 1556 unterstellte Karl III. die Güter seiner Herrschaft. Die in 52
bans (Sprengel) eingeteilten weltlichen Güter blieben bis zum Ende unverändert.
L.: Hlawitschka, E., Studien zur Äbtissinnenreihe
von Remiremont, 1963; Remiremont, 1985; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 722, 1, 2, 478.
Säckingen (Abtei, Residenz). 522 (?, 7. Jh.?)
gründete der irische Mönch Fridolin auf einer später abgegangenen Insel des
Hochrheins nördlich Basels auf altem Siedlungsboden eine klösterliche, wohl von
Poitiers beeinflusste Zelle, die älteste mönchische Niederlassung bei den
Alemannen. 878 erscheint die Frauenabtei Seckinga. Ihre Laienäbte erweisen S.
zu dieser Zeit als Königskloster. Umfangreiche Güter bestanden in Churrätien
und in Glarus. Im 11. Jahrhundert wurde S. Kanonissenstift. 1173 kam S. nach dem
Aussterben der Grafen von Lenzburg unter die Oberherrschaft (Vogtei) der Grafen
von Habsburg. Die 1307 gefürstete Äbtissin blieb
aber Herrin des Ortes, der vor 1250 Stadtrecht erhalten hatte. Bis 1805 war S.
eine der vier vorderösterreichischen Waldstädte. 1805/1806 wurde die Abtei
aufgehoben und S. kam an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Waldstädte.
L.: Wolff 41; Malzacher, J., Geschichte von Säckingen, 1911; Vorderösterreich,
hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Jehle, F., Die Geschichte des Stiftes Säckingen,
2.A 1984; Zotz, T., Säckingen, LexMA 7 1995, 1244f. ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 723, 1, 2, 503;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 542.
Söflingen (Reichsabtei). 1258 verlegte ein um 1237
in Ulm gegründeter Klarissenkonvent seinen Sitz nach S. Die Vogtei über dieses
vor allem von den Grafen von Dillingen rasch Güter erwerbende Kloster gab
Kaiser Karl IV. 1357 an die Reichsstadt Ulm. Nach langen Auseinandersetzungen
löste die Abtei 1773 durch Güterabtretungen die Rechte Ulms ab und wurde
reichsunmittelbar. Seit 1775 gehörte die Äbtissin
des den Bettelorden zuzurechnenden Klarissenklosters zu den schwäbischen
Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags und zum
schwäbischen Reichskreis. Das Gebiet der Abtei umfasste 2 Quadratmeilen bzw.
rund 110 Quadratkilometer mit 4000 Einwohnern. Dazu gehörten die Orte S.,
Harthausen, Ermingen, Eggingen, Schaffelkingen, Burlafingen und einzeln
stehende Häuser und Höfe. 1802 kam es an Bayern, 1810 (bis auf Burlafingen) an
Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Zeumer 552 II a 36, 22; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C3;
Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810, 1902; Hölzle,
E., Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miller, M., Die
Söflinger Briefe und das Klarissenkloster Söflingen bei Ulm im Spätmittelalter,
1940; Frank, K., Das Klarissenkloster Söflingen, 1980.
Thorn (Abtei, Frauenstift). 902 (bzw. bor 992)
gründete die Gräfin Hilswind von Stryen bzw. Strien auf ihrem von König
Zwentibold gegebenen Eigengut in T. (in der Diözese Lüttich) an der Maas ein
Stift. 1292 bestätigte König Adolf von Nassau die Freiheit dieses Stifts. 1494
nahm es König Maximilian in seinen Schutz. 1521 wurde T. als
reichsunmittelbares Stift in die Reichsmatrikel aufgenommen, doch übernahmen
seit 1602 die Grafen von Lippe die Matrikularbeiträge. Seit 1665 versuchten die
spanischen Niederlande, die Reichsfreiheit einzuschränken. 1792 gehörte das
etwa 1,5 Quadratmeilen große, rund 3400 Einwohner zählende Stift zu den
rheinischen Prälaten der geistlichen Bank des Reichsfürstenrats des Reichstags.
Am Ende des 18. Jahrhunderts war es dem niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zugeordnet, zählte nach der Reichsmatrikel von 1776 mit Echternach
zu den ungangbaren Posten und wurde mit 1 zu Pferd bzw. 12 Gulden in Anschlag
gebracht. Die beiden letzten Äbtissinnen waren
zugleich Äbtissinnen von Essen und führten den
Fürstentitel. Im Gefolge der Revolution in Frankreich wurde das Stift
aufgehoben.
L.: Gumpelzhaimer 150; Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 19; Wallner 704 WestfälRK
40; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 608.
Zürich, Fraumünster Frauenmünster (Reichsabtei,
Residenz). Am Ort des römischen Turicum gründete Ludwig der Deutsche 853 die
Reichsabtei Fraumünster (Frauenmünster). Sie stand später bis 1218 unter der
Vogtei der Herzöge von Zähringen. Danach wurde die Äbtissin
Reichsfürstin. Am Ende des 13. Jahrhunderts geriet die Abtei unter die
Herrschaft der Reichsstadt Zürich.
L.: Escher, K., Die beiden Zürcher Münster, 1928; Gabathuler, M., Die Kanoniker
am Großmünster und Frauenmünster, 1998; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 712, 1, 2, 187.