Der Bischof in der deutschen Landesgeschichte (362)
Reichsfürstenrat: a) Geistliche Bank: 1. Herzog von Österreich (seit 1477/1493 Erbe Burgunds [ohne Provence und Dauphiné], seit 1526 auch König von Böhmen und Ungarn), 2. Herzog von Burgund, 3. Erzbischof von Salzburg, 4. Erzbischof von Besançon, 5. Hoch- und Deutschmeister, Bischöfe (bzw. Bischof) von: 6. Bamberg, 7. Würzburg, 8. Worms, 9. Eichstätt, 10. Speyer, 11. Straßburg, 12. Konstanz, 13. Augsburg, 14. Hildesheim, 15. Paderborn, 16. Freising, 17. Regensburg, 18. Passau, 19. Trient, 20. Brixen, 21. Basel, 22. Münster, 23. Osnabrück, 24. Lüttich, 25. Lübeck, 26. Chur, 27. Fulda, 28. Abt von Kempten, 29. Propst von Ellwangen, 30. Johanniter-Meister, 31. Propst von Berchtesgaden, 32. Propst von Weißenburg, Äbte (bzw. Abt) von 33. Prüm, 34. Stablo, 35. Corvey, 36. Schwäbische Prälaten, 37. Rheinische Prälaten.
Merzbacher, F., Die Bischofsstadt, 1961
Aach (Herrschaft). A. an der Quelle der
Radolfzeller Aach entstand vielleicht im 6. Jahrhundert und wird erstmals 1158
erwähnt. Es wurde Mittelpunkt einer Herrschaft der Herren von A., von denen
diese um 1200 an das Hochstift Konstanz gelangte, dessen habsburgischer Bischof sie wohl kurz nach 1273 an die Grafen von
Habsburg gab. Als Teil der österreichischen Vorlande (Vorderösterreich) wurde
sie oft verpfändet. 1543 wurde sie der Landgrafschaft Nellenburg Österreichs
zugeteilt. Am 26. 12. 1805 bzw. 1806 gelangte sie an Württemberg, 1810 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 43; Mayer, A., Aus der Geschichte der Stadt Aach, 1911; Keller, E.,
Marktrecht und Markttreiben in der Stadt Aach, 1985.
Aachen (Reichsstadt). Die warmen Quellen von A.
wurden schon in vorrömischer Zeit genutzt. Unter den Römern entwickelte sich
dort seit dem Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts ein Militärbad,
später ein militärischer Stützpunkt mit ziviler Ansiedlung, dessen antiker Name
vielleicht Aquae Granni lautete und sich von dem keltischen Heilgott Grannus
ableitete. Ohne bestimmt nachweisbare Siedlungskontinuität findet sich in
merowingischer Zeit ein Königshof (765 Pfalz, 766 villa regia bezeugt), den
Karl der Große bis 789 ausbaute und mit reichem Königsgut versah. Im Vertrag
von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer districtus Aquensis genannt.
Seit 936 war A. (972 Aquisgrani vulgari vocabulo Ahha) Krönungsstätte der
deutschen Könige (bis 1531). Allerdings schmolz das um A. gelegene Königsgut
durch zahlreiche Vergabungen auf ein sich nach Nordosten erstreckendes Gebiet
zusammen. Unter Friedrich I. Barbarossa erhielt A. 1166 besondere Rechte
(Karlsprivileg und Barbarossaprivileg). 1171 bis 1175 wurde es ummauert, von
der Mitte des 13. Jahrhunderts bis gegen 1330 wurde der Mauerring erweitert.
Besondere Bedeutung erlangten das Tuchmachergewerbe und das Messinggewerbe. Das
1192 neben der universitas der Bürger nachgewiesene Schöffenkolleg wurde
Ansatzpunkt eines bedeutenden Oberhofes. 1250 erscheinen Stadtrat und
Bürgermeister. Bis zum Ende der Stauferzeit wurde A. freie Reichsstadt. 1336
bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer das zur Stadt gehörige Gebiet (Aachener
Reich), 1356 legte die Goldene Bulle A. als Krönungsort rechtlich fest. Seit
1530 wurde A. allmählich protestantisch (Aachener Streit), 1614 durch die
Erzbischöfe von Köln wieder katholisiert. 1656 vernichtete ein Stadtbrand etwa
90 % der Stadt. 1794 wurde A. von Frankreich besetzt und 1801 an Frankreich
abgetreten. Von 1798 bis 1814 war es Sitz der Verwaltung des Roerdepartements,
von 1802 bis 1814/1815 auch Sitz eines Bischofs.
Um 1800 hatte die Stadt eine Größe von etwa 1,5 Quadratmeilen und 18000
Einwohner. 1815 fiel A. an Preußen. 1944 wurde es fast völlig vernichtet. 1946
kam es zu Nordrhein-Westfalen. S. niederrheinisch-westfälischer Reichskreis.
L.: Wolff 370; Zeumer 554 III a 2; Wallner 704 WestfälRK 47; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B2;
Loersch, H., Aachener Rechtsdenkmäler, 1871; Regesten der Reichsstadt Aachen,
Bd. 1 1937, Bd. 2 (1301-50) hg. v. Mummenhoff, W., 1961, Bd. 3 bearb. v. Kraus,
T., 1999; Huyskens, A., Das alte Aachen 1953; Geschichte Aachens in Daten hg.
v. Poll, B., 2. A. 1965; Aachener Urkunden 1101-1250, bearb. v. Meuthen, E.,
1972; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener
Reichsguts von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1976;
Meuthen, E., Aachen, LexMA 1 1980, 1; Schmitz, W., Die Aachener Wirren im Spiegel
der kaiserlichen Politik (1550-1616), 1983; Nonn, U., Pagus und Comitatus in
Niederlothringen, 1983, 189; Kulmbach, H. v., Aachen, 1985; Krumbach, K., Die
Ratspräsenzen der Reichsstadt Aachen 1622-1756, 1985; Erdmann, C., Aachen im
Jahre 1812, 1986; Wynands, D., Kleine Geschichte Aachens, 2. A. 1986; Kraus,
T., Jülich, Aachen und das Reich. Studien zur Entstehung einer Landesherrschaft
im Westen des Reiches, 1988; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 9;
Schaub, A:, Gedanken zur Siedlungskontinuität in Aachen zwischen römischer und
karolingischer Zeit, Bonner Jbb. 208 (2008), 161.
Altenburg (Reichsstadt). In A. bei Leipzig wurde
ein slawischer Rundwall (um 800) festgestellt, an dessen Stelle im 10.
Jahrhundert eine Burg errichtet wurde, die Kaiser Otto II. 976 an den Bischof von Zeitz gab. Im 12. Jahrhundert war die
Pfalz A. Mittelpunkt des staufischen Reichsterritoriums Pleißenland und erhielt
Stadtrecht. 1290 wurde A. reichsunmittelbar, kam aber schon 1311/1328 unter die
Herrschaft der Wettiner. 1485 fiel es an die ernestinische Linie. Von 1603 bis
1672 war es Residenz einer nach ihm benannten Linie der Ernestiner
(Sachsen-Altenburg). Zu Sachsen-Gotha bzw. Sachsen-Gotha-Altenburg gehörte es,
bis es von 1826 bis 1918 Residenz des jüngeren Herzogtums Sachsen-Altenburg
wurde. 1920 kam es im Freistaat A. (Sachsen-Altenburg) zum Freistaat Thüringen.
L.: Wolff 398; Schneider, K., Geschichte der Stadt Altenburg und ihrer nächsten
Umgebung, 1923; Altenburger Urkundenbuch 975-1350, bearb. v. Patze, H., 1955;
Fuchs, W., Heimatgeschichtliche Materialsammlung. Das Pleißener Land und die
Stadt Altenburg im Mittelalter, 1956; Gessner, A., Die Entwicklung der Stadt
Altenburg bis zum Ausgang des Mittelalters, 1925; Die deutschen Königspfalzen,
hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 2 1984, 39ff.
Andechs (Grafen, Herzöge). Die Grafen von A. (um
1060 Andehsa „Platz, der sich aus dem Strauchwerk der Umgebung abhebt“) am
Ammersee sind ein Zweig der vielleicht von den Rapotonen stammenden und mit
einem Grafen Berthold um 990 an der oberen Isar bei Wolfratshausen erstmals
nachweisbaren Grafen von Dießen, die sich zunächst nach Dießen am Ammersee
(Berthold II. 1025-1060), unter Umwandlung der allodialen Stammburg in ein
Augustinerchorherrenstift aber seit 1132 nach A. benannten (1521 erscheinen
aber noch Grafen von Dießen in der Reichsmatrikel), in dessen Raum altes
Reichslehngut und Reichsvogtei sicher sind. Im 11. Jahrhundert griff das
Geschlecht nach Westen in den Augstgau zwischen Lech und Ammersee aus, gewann
die Isargrafschaft um Wolfratshausen mit den Klöstern Tegernsee und Schäftlarn,
die Grafschaft um den Würmsee (Starnberger See) sowie die Huosigaugrafschaft
der Sigimare. Mit dem Aussterben der jüngeren Markgrafen bzw. Grafen von
Schweinfurt (1058) erlangte Arnold von Dießen über seine Frau Gisela reiche
Güter am oberen Main (Kulmbach, 1135 Errichtung der Plassenburg, Ende des 12.
Jahrhunderts Gründung von Bayreuth, Vogtei der Klöster Banz und Langheim), die
durch die Ehen Bertholds II. mit einer Tochter des Grafen von Weimar-Orlamünde
und Boppos von A. mit Kunigunde von Giech planmäßig erweitert wurden (Giech,
Lichtenfels). Vom Hochstift Brixen erhielten die Grafen am Ende des 11.
Jahrhunderts die Grafschaften Unterinntal (1180 Gründung Innsbrucks) und
Pustertal zu Lehen und hatten die Hochstiftsvogtei und die Vogtei über
Neustift. 1158 erbten sie von den Grafen von Formbach die Grafschaften Neuburg
am Inn, Schärding am Inn und Windberg an der Donau. 1173 übertrugen ihnen die
Staufer für treue Dienste die Markgrafschaft Istrien zu Lehen. 1180/1181 wurden
sie Herzöge von Meranien (am Guarnero um Fiume) (Kroatien und Dalmatien), so dass
sie neben den Welfen zum bedeutendsten süddeutschen Geschlecht aufsteigen
konnten. Von den Kindern Herzog Bertholds heiratete Agnes den König von
Frankreich, Gertrud den König von Ungarn, Hedwig den Herzog von Schlesien, Otto
die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und Heinrich Sophie von Weichselburg.
Mechthild wurde Äbtissin von Kitzingen, Berthold Patriarch von Aquileja und
Ekbert Bischof von Bamberg. 1208 bereits
verloren die Grafen von A. allerdings infolge angeblicher Beteiligung an der
Ermordung Philipps von Schwaben durch Otto von Wittelsbach ihre oberbayerischen
Güter mit A. an die wittelsbachischen Herzöge von Bayern, die Markgrafschaft
Istrien an Aquileja und die Hochstiftsvogtei Brixen an die Grafen von Tirol.
Andererseits gewann Graf Otto I. († 1234) durch Vermählung mit einer Enkelin
Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Pfalzgrafschaft von Burgund. 1248 erlosch
der Mannesstamm mit Pfalzgraf Otto II. von Burgund. Das Erbe fiel an die
Herzöge von Bayern, die Grafen von Tirol, (über Graf Ottos II. jüngere
Schwester) an die Burggrafen von Nürnberg (Bayreuth), das Hochstift Bamberg
(Lichtenfels) sowie an die Grafen von Orlamünde und Truhendingen.
L.: Oefele, E., Frhr. v., Geschichte der Grafen von Andechs, 1877; Herlitz, G.,
Geschichte der Herzöge von Meran aus dem Hause Andechs, Diss. phil. Halle 1909;
Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955, Neudruck 1973;Bosl, K.,
Europäischer Adel im 12./13. Jahrhundert. Die internationalen Verflechtungen
des bayerischen Hochadelsgeschlechts der Andechs-Meranier, Zs .f.bay.LG. 30
(1967), 20ff.; Tyroller, F., Die Grafen von Andechs, (in) Bayerische Streifzüge
durch 12 Jahrhunderte, hg. v. Fink, A., 1971, 19ff.; Auer, L., Andechs, LexMA 1
1980, 593f.; Fried, P./Winterholler, H./Mülbe, W. v. d., Die Grafen von Dießen-Andechs,
1988; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994; Katalog der
Ausstellung Die Andechs-Meranier, 1998; Hlawitschka, E./Hlawitschka-Roth, E.,
Andechser Anfänge, 2000; Frenken, A., Hausmachtpolitik und Bischofsstuhl, Z. f. bay. LG. 63 (2000), 711; Weller,
T., Die Heiratspolitik, 2004.
Apremont (Herrschaft). Die Herren von A. in
Lothringen stiegen im 13. Jahrhundert infolge Heirat und Belehnung zu Grafen
auf. Sie besetzten den Bischofsstuhl in Metz und
Verdun. Die Herrschaft A. gehörte im 14. Jahrhundert zum Herzogtum Bar. S. a.
Aspremont
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Parisse, M., Apremont, LexMA
1 1980, 811; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 462, 3, 32.
Arco (Grafschaft). Nach A. am Nordende des
Gardasees nannte sich ein 1124 erstmals bezeugtes, zum vornehmsten bayerischen
Adel (romanischer Herkunft?) zählendes Geschlecht, das dem Bischof von Trient lehnspflichtig war. 1413 erhielt es
von Kaiser Sigmund den Reichsgrafenstand verliehen. Bis 1614 verlor es nach
heftigen Kämpfen unter Beibehalt des Reichslehnscharakters die
Reichsunmittelbarkeit an die Landesherren von Tirol.
L.: Aretin, E. v., Werden und Vergehen der Grafschaft Arco, Adler 5 (1943);
Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco im Mittelalter, 1971;
Rill, G., Geschichte der Grafen von Arco 1487-1614. Reichsvasallen und
Landsassen, 1975.
Arezzo (Stadtstaat). Dem 225 v. Chr. von Rom
eroberten Arretium am oberen Arno folgte nach der Herrschaft langobardischer
Gastalden, fränkischer Grafen sowie des Bischofs
seit 1098 allmählich die Stadtrepublik A. Schon 1337 und dann erneut 1384 kam
sie durch Verkauf an Florenz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Pasqui, U., Documenti per la
storia della città di Arrezzo, Bd. 1ff. 1899ff.; Verger, J., Arezzo, LexMA 1
1980, 920f.
Arles (Reichsstadt). A. an der unteren Rhone
kam über die keltischen Saluvier und das griechische Massilia an Rom, das unter
Cäsar die Colonia Julia Paterna Arelate Sextanorum gründete. Seit dem 3.
Jahrhundert war es Bischofssitz, 395 wurde es
Hauptort Galliens und um 400 Sitz eines Erzbischofs. 536 fiel der Ort an die
Franken und wurde 879 Hauptort des Königreiches Provence. Mit dem im 10.
Jahrhundert hinzutretenden Königreich Burgund kam es - im Arelat - 1033 an das
Reich. Die Bürger von A. schüttelten 1220 die seit 921 bestehende Herrschaft
des Erzbischofs ab. Damit wurde A. unter den Staufern (1237) Reichsstadt.
Bereits 1239 endete die Freiheit der Stadtgemeinde. 1251 musste sie sich Graf
Karl von Anjou unterwerfen und kam 1481 mit der Grafschaft Provence an
Frankreich.
L.: Benoit, F., Arles, 1928; Benoit, F., Histoire municipale d‘Arles, 1935;
Engelmann, E., Zur städtischen Volksbewegung in Südfrankreich. Kommunefreiheit
und Gesellschaft, Arles 1200-1250, 1959; Kaiser, R., Arles, LexMA 1 1980,
953ff.
Arnstadt (Herrschaft). An der Mündung der Weiße
in die Gera bestand nach älteren Siedlungen ein Hof, den Heden 704 an den Bischof von Utrecht gab. Dieser übertrug ihn 726 an
Echternach. Von dort kam A. später an Hersfeld. Vögte waren wohl die Grafen von
Käfernburg, die A. dem Landgrafen von Thüringen zu Lehen auftrugen. 1302
belehnte der Landgraf die Grafen von Hohnstein. 1306 verkauften die mit Käfernburg
verschwägerten Grafen von Orlamünde, 1332 die Grafen von Hohnstein A. an die
Grafen von Schwarzburg. Später galt die Herrschaft A. als weimarisches Lehen
der Grafen von Schwarzburg. S. Schwarzburg-Arnstadt, Thüringen.
L.: Wolff 396, 412.
Asti (Stadtkommune). Dem antiken Hasta folgte
A. am Tanaro, das seit dem 10. Jahrhundert vom Bischof
von A. beherrscht wurde, danach sich aber von dieser Herrschaft löste
(bürgerliche Magistratur 1095 bezeugt). Im 13. Jahrhundert konnte A. seine
Macht vergrößern. 1312 unterwarf es sich Robert von Anjou. Nach mehrfachem
Herrschaftswechsel kam es 1387 an die Herzöge von Orléans, danach an
Frankreich, 1529 an Spanien (Karl V.) und 1575 an Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Vergano, L., Storia di Asti,
Bd. 1ff. Asti 1951ff.; Bordone, R., Asti, LexMA 1 1980, 1129f.
Augsburg (Hochstift, Residenz). Das Bistum A.
wird, obwohl sichere Quellenbelege fehlen, für das 4. Jahrhundert als bestehend
angenommen. Es war der Kirchenprovinz Mailand (bis 539) und dann Aquileja
zugeordnet und könnte 450 nach Säben (bzw. später Brixen) verlegt worden sein.
Unter den Merowingern (709) könnte es neu gegründet (Bischof
Wicterp 738, Bischof Rozilo 745) und (spätestens
829) der Kirchenprovinz Mainz angegliedert worden sein. Um 800 ging in ihm das
733-748 für seinen bayerischen Teil gegründete Bistum Neuburg-Staffelsee auf.
Es reichte von der Iller bis zu Ilm und Walchensee sowie im Norden bis nach
Feuchtwangen. Die an sich nicht geringen, aber zerstreuten Güter des Hochstifts
lagen vor allem im Oberallgäu zwischen Iller und Lech. 1258 kam Dillingen hinzu
und wurde zu seinem Mittelpunkt bestimmt (seit Anfang des 15. Jh.s Residenz,
1544 theologisch-philosophische Universität). Allmählich löste sich das
Hochstift von der Vogtei, die im 12. Jahrhundert den Herren von Schwabegg
(Schwabeck) und nach 1167 den Staufern zustand und schließlich 1273 König
Rudolf von Habsburg überlassen wurde. Schon seit 1156 ging aber die Herrschaft
über die Stadt A. verloren. 1802/1803 wurde das Hochstift mit 43 Quadratmeilen
(2365 Quadratkilometern), 100000 Einwohnern, 16 Pflegeämtern, 1 Rentamt, den
Städten Dillingen und Füssen und 19 Ämtern des Domkapitels sowie 450000 Gulden
jährlichen Einkünften säkularisiert und ging überwiegend in Bayern auf. Das
Bistum wurde 1817 der Kirchenprovinz München-Freising zugeordnet und 1821 im
Verhältnis zu Rottenburg, Brixen und Konstanz neu umschrieben.
L.: Wolff 156; Zeumer 552 II a 13; Wallner 689 SchwäbRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1815-1866) D3; Die
Territorien des Reichs 6, 8; Steichele, A./Schröder, A./Zoepfl, A., Das Bistum
Augsburg, Bd. 1-10 1861ff.; Bauerreiss, R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff.
1949ff., 2. A. 1958ff.; Zoepfl, F., Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe,
1955; Fried, P., Augsburg, LexMA 1 1980, 1211ff.; Seiler, J., Das Augsburger
Domkapitel vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation, 1989; Böhm, C., Die
Reichsstadt Augsburg, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 496, 1, 2, 22.
Augsburg (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Nach
der Eroberung Rätiens durch die Römer bestand zwischen 15 v. Chr. und 14-16 n.
Chr. links der Wertach (in Augsburg-Oberhausen) an der Kreuzung wichtiger
Straßen ein römisches Legionslager. Um 45 n. Chr. wurde auf einem Bergsporn
zwischen Lech und Wertach Augusta Vindelicum als Vorort der römischen Provinz
Rätien gegründet, der nach der Teilung der Provinz Vorort der Provinz Raetia
secunda blieb. Die Christianisierung der Bewohner ist durch eine
frühchristliche Basilika beim Dom und den Märtyrertod der heiligen Afra bezeugt.
Eine gewisse Siedlungskontinuität kann angenommen werden. Bischöfe von A.
werden für das 4. Jahrhundert angenommen und sind seit 738 nachgewiesen. 807
wird der Dom geweiht, 933-973 die 832 Augustburc genannte Siedlung um den Dom
ummauert. 1156 grenzte eine Urkunde Kaiser Friedrich I. Barbarossas die Rechte
des Bischofs und die Rechte der Bürger von
einander ab. 1167/1168 ließ sich Friedrich I. Barbarossa die Hochstiftsvogtei
und die Blutgerichtsbarkeit in A. übertragen. 1250 erhoben sich die Bürger
gegen den Bischof. Nach dem Untergang der
Staufer (um 1254) kam die Vogtei 1273 durch König Rudolf von Habsburg an das
Reich. 1276 schuf sich A. ein eigenes Stadtrecht, das Rudolf von Habsburg
bestätigte (Reichsstadt). 1316 sicherte König Ludwig der Bayer, für den A.
Partei ergriffen hat, volle Reichsfreiheit zu. Das zur Reichsstadt gehörige
Landgebiet blieb auffällig klein. 1368 erkämpften sich die Zünfte die Teilnahme
am Stadtregiment. Gewerbe und Fernhandel (Fugger, Welser) begünstigten
Augsburgs Aufstieg zu einer der wichtigsten europäischen Handelsstädte, die um
1500 etwa 18000 Einwohner zählte, 1523/1524 zur Reformation überging und durch
den Dreißigjährigen Krieg schwer geschädigt wurde. 1803 noch als Reichsstadt
erhalten und durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 mit
den Gütern des Hochstifts und des Reichsstifts Sankt Ulrich und Afra
entschädigt, ging das etwa 1 Quadratmeile große A. 1805/1806 an Bayern über.
L.: Wolff 210; Zeumer 555 III b 2; Wallner 689 SchwäbRK 76; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F5, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Schroeder 93ff.;
Die Territorien des Reichs 6, 8; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der
Stadt Augsburg, 1879; Meyer, C., Geschichte der Stadt Augsburg, 1907; Eberlein,
H., Augsburg, 1939; Zorn, W., Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 1955,
2. A. 1972; Augusta 955-1955, hg. v. Rinn, H., 1955; Schleiermacher, W.,
Augusta Vindelicum, (in) Germania Romana 1, 1960; Batori, I., Die Reichsstadt
Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg, 1975, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben 10; Warmbrunn, P., Zwei
Konfessionen in einer Stadt. Das Zusammenleben von Katholiken und Protestanten
in den paritätischen Reichsstädten Augsburg, Biberach, Ravensburg und Dinkelsbühl
von 1548-1648, 1983; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 1984;
Fried, P., 2000 Jahre Augsburg, (in) Schwalbe, Hauszeitschrift der BRZ und der
BayWA, 1985; Augsburger Stadtlexikon. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Recht,
Wirtschaft, hg. v. Baer, W. u. a., 1985; Steuer, P., Die Außenverflechtung der
Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620, 1988; Fassl, P., Konfession,
Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, B., Eine Stadt in Krieg und Frieden.
Studium zur Geschichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und
Parität, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs, 1993; Augsburg in der
frühen Neuzeit, hg. v. Brüning, J., 1995; Böhm, C., Die Reichsstadt Augsburg,
1997; Möller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die
Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg 1156-1548, 2000; Roeck, B.,
Geschichte Augsburgs, 2005; Adelige Damenstifte Oberschwabens, hg. v.
Schiersner, D., 2011.
Augsburg, Sankt Ulrich und Afra (Reichsstift).
Die Märtyrerin Afra lebte in A. und wurde wohl 304 als Christin dort
hingerichtet und auf dem römischen Friedhof bei der heutigen St. Ulrichs- und
Afra-Basilika bestattet. Ihre Verehrung in A. ist seit dem 8. Jahrhundert
vielfach bezeugt. Bereits König Pippin bedachte St. Afra mit reichen Gütern.
Jedenfalls um 800 bestand beim Grab der heiligen Afra ein Kloster. Vermutlich
war der Bischof von Augsburg anfangs zugleich
Abt des Kanonikerstiftes St. Afra, bis dieses 1012/1013 von Bischof Bruno durch ein Benediktinerkloster ersetzt
wurde, für das dann zusätzlich Bischof Udalrich
(Ulrich) (923-973) namengebend wurde. 1156 wurde das Kloster unter den Schutz
des Papstes, 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern unter den Schutz des Kaisers
gestellt. 1577 erhielt das Stift von Kaiser Rudolf II. Reichsunmittelbarkeit
und Reichsstandschaft, was vom Hochstift Augsburg erst nach jahrzehntelangen
Prozessen 1643 gegen eine Entschädigung anerkannt wurde. Nach diesem Urteil
wurde das Stift weiterhin von der Reichsstadt Augsburg bedrängt. Der Abt
gehörte im Reichstag zu den rheinischen Reichsprälaten, war aber im
schwäbischen Reichskreis nicht vertreten. Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an
war das Stift stark verschuldet. Seine weit gestreuten Güter kamen 1802/1803
bei seiner Aufhebung an die Reichsstadt Augsburg und an Bayern, 1805/1806 mit
Augsburg ganz an Bayern.
L.: Wolff 228; Zeumer 552 II a 37, 6; Wallner 690 SchwäbRK 103; Hartig, M., Das
Benediktiner-Reichsstift Sankt Ulrich und Afra in Augsburg, 1923; Zoepfl, F.,
Die heilige Afra von Augsburg, Bavaria Sancta 1, 1970, 51ff.; Die Ausgrabungen
in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-68, hg. v. Werner, J., Bd. 1f. 1977;
Liebhart, W., Die Reichsabtei Sankt Ulrich und Afra in Augsburg: Studien zu
Besitz und Herrschaft (1006-1803), 1982; Müntefering, R., Die Traditionen des
Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, 1985; Seiler, J., Die Abtei St.
Ulrich und Afra in Augsburg, Münchener Theologische Zs. 46 (1995), 37.
Auhausen (Kloster) an der Wörnitz, wo im beginnenden 12. Jahrhundert von den Herren von A. bzw. Lobdeburc in Thüringen ein päpstliches Eigenkloster des Benediktinerordens gegründet wurde, wurde 1297 von König Adolf (von Nassau) an den Bischof von Würzburg verpfändet. 1534 wurde das Kloster von den Markgrafen von Ansbach als den Schutzvögten eingezogen. 1797 vorübergehend an Oettingen vertauscht, kam A. 1806 an Bayern.
Bamberg (Hochstift, Residenz). Das schon in der
Hallstattzeit und wieder seit dem 8. Jahrhundert besiedelte B., in dem 741/742
eine Missionskirche gegründet wurde, wird seit Beginn des 10. Jahrhunderts als
Castrum Bavenberg, Babenberg - auf dem Domberg - benannt (902 castrum
Babenberh). Es war in karolingischer Zeit und nach dem Untergang der nach ihm
benannten, im Volkfeld begüterten Babenberger 906 Königsgut, kam von Kaiser
Otto II. 973 an Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, von dessen Sohn Heinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, die es als Morgengabe erhalten hatte, 1007
an die in B. seit 1002 errichtete Kirche, die 1007 zur Bischofskirche
der Slawenmission erhoben wurde. Das neue, bald dem Papst unmittelbar
unterstellte Bistum wurde kaiserliches Stift und erhielt vor allem Würzburger
und Eichstätter Gebiete (Fürth, Hersbruck, Erlangen, Vilseck, Forchheim [1062],
Höchstadt [1157], Reichenhall). Die Zahl der Pfarreien vermehrte sich von etwa
30 bei der Gründung im Laufe des Mittelalters auf mehr als 200, doch blieb das
Bistum, eingeengt von Würzburg (Banz, Ebrach), Eichstätt (Nürnberg) und
Regensburg (Egerland), insgesamt klein. Die Grundlage des Hochstifts bildeten
reiche Gaben König Heinrichs II. im Volkfeldgau und Radenzgau (u. a. Theres aus
dem 906 von den älteren Babenbergern an das Reich gelangten Gut), in Bayern und
(vor allem zur Sicherung von Alpenübergängen in) Kärnten, sowie auch der
Steiermark, Oberösterreich und Tirol (Villach mit Tarvis und Pontafel,
Wolfsberg und Bleiberg, Sankt Veit an der Glan, Rottenmann, Gleink, Kirchdorf,
Schlierbach, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Attersee, Frankenburg, Kammer,
Kogl, Sankt Georgen im Attergau, Friedburg, Mattighofen, Weilbach, Ebbs,
Kitzbühel, Gais, Neuhaus, Sankt Georgen in Taufers sowie Wiesing,
Antiesenhofen, Aschach, Wiesenberg, Erding, Wien - unter - St. Veit, Hainburg,
Attegau – Hausruck, Geboldskirchen, Allhaming, Haag, Sankt Georg am Ybbsfeld,
Sankt Martin im Lungau, Kuenburg, Wasserleonburg, Villach – Kanaltal,
Feldkirchen, Lavanttal, Griffen, Mahrenberg., die danach noch abgerundet werden
konnten) und später auch im Westen des Reiches. Trotz etwa der Verluste von
Gütern im Nordgau (Hersbruck, Velden, Auerbach) gelang es den Bischöfen,
begünstigt durch das Aussterben der Grafen von Schweinfurt, der Grafen von
Abenberg, der die Vogtei innehabenden Grafen von Andechs (1248 Lichtenfels) und
der Herren von Schlüsselberg bis zum Ende des 14. Jahrhunderts durch Erbschaft
und Kauf ihre weltliche Herrschaft auf etwa die Hälfte des Bistums auszudehnen,
wobei sie sich auch auf mehrere Grafschaften und seit 1248 auf das kaiserliche
Landgericht B. stützen konnten. 1435 setzten sich die Bischöfe im Kampf um die
Stadt B. gegen die Bürger durch. 1507 entstand die Bamberger
Halsgerichtsordnung, die zum Vorbild für die Constitutio Criminalis Carolina
von 1532 wurde. In der Reformation verlor das Bistum zwei Drittel aller
Pfarreien, wurde aber teilweise rekatholisiert. 1631 wurde es durch Gustav
Adolf von Schweden erobert und dem Herzogtum Franken zugeteilt, 1648 aber
wiederhergestellt. 1647 erhielt es eine Hochschule, die 1735/1772
Volluniversität wurde (bis 1803). 1759 kamen die Kärntner Güter durch Kauf an
Österreich. Am 9. 11. 1769 erlässt der Bischof
ein Landrecht (nur Teil 1 Civil- oder sogenannte bürgerliche Sachen
betreffend). Um 1800 war B. Mitglied der Kantone Gebirg, Steigerwald und
Baunach des Ritterkreises Franken. 1803 fiel das Fürstbistum mit etwa 65
Quadratmeilen bzw. 3580 Quadratkilometern Fläche, 220000 Einwohnern und 1,5
Millionen Gulden Einkünften an Bayern. 1817 wurde eine neue Kirchenprovinz B.
mit den Bistümern Würzburg, Eichstätt und Speyer als Suffraganen geschaffen.
L.: Wolff 97; Zeumer 552 II a 6; Riedenauer 128; Die Territorien des Reichs 4,
146; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Looshorn, J., Die Geschichte
des Bistums Bamberg Bd. 1ff. 1886ff., Neudruck 1967; Knochenhauer, T./Chroust,
A., Chroniken der Stadt Bamberg, 1907ff.; Wretschko, A. v., Skizzen zur
bambergischen Zentralverwaltung in Kärnten, FS Zeumer 1909; Guttenberg, E.,
Frhr. v., Die Territorienbildung am Obermain, 1927, Neudruck 1966; Guttenberg,
E. Frhr. v., Die Regesten der Bischöfe von Bamberg, 1932ff.; Hofmann, M., Die
Außenbehörden des Hochstifts Bamberg und der Markgrafschaft Bayreuth, Jb. für
fränk. Landesforschung 3, 4 (1937, 1938); Neukamm, W., Territorium und Staat
der Bischöfe von Bamberg, 84. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1949);
Heinhold-Fichtner, K., Die Bamberger Oberämter Kronach und Teuschnitz, 1951,
Schr. des Inst. für fränk. Landesforschung, Hist. Reihe Bd. 3; Mayer, T., Die
Anfänge des Bistums Bamberg, FS Stengel, E., 1952; Kist, J., Fürst- und
Erzbistum Bamberg, 3. A. 1962; Henberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das Bistum
Bamberg, Bd. 1ff. Germania Sacra II, 1, 1, Neudruck 1963; Schimmelpfennig, B.,
Bamberg im Mittelalter, 1964; Guttenberg, E. Frhr. v./Wendehorst, A., Das
Bistum Bamberg 2, Germania Sacra II, 1, 2, 1966; Ragger, M., Die Organisation
der bambergischen Verwaltung in Kärnten, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.);
Weiss, H., Bamberg, 1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken
Reihe I, 21; Berbig, H., Das kaiserliche Hochstift Bamberg und das Heilige
Römische Reich vom westfälischen Frieden bis zur Säkularisation, Bd 1f. 1976;
Caspary, H., Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg
(1672-1693), 1976; Schwarz, K./Geldner, F., Bamberg, LexMA 1 1980, 1394ff.;
Bibliographie zur Geschichte von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975, hg. v.
Grimm, C., Bd. 1ff. 1985; Nöth, S., Urbare und Wirtschaftsordnungen des
Domstifts Bamberg, T. 2 Die Grundherrschaft des Domstifts Bamberg im späteren
Mittelalter, 1986; Rössler, W., Landkreis Bamberg, 1988; Zimmermann, G., Das
Hochstift Bamberg und seine Anrainer. Grundzüge der Territorialstruktur im
westlichen Oberfranken, (in) Weltbild und Kartographie im Hochstift Bamberg,
1988; Das Bistum Bamberg in Geschichte und Gegenwart, 1992; Urban, J.,
Pfarreien, Klöster und Stifte, 1994; Register zu Johann Looshorns Geschichte
des Bistums Bamberg, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 498, 1, 2, 31; Kropf, E., Spurensuche.
Bamberger Rechte und Einflüsse in Österreich, Italien, Slowenien und der
Schweiz, 2004; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, Franken und das Reich in der
Stauferzeit, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006;
Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v.
Bergmann, R. u. a., 2007; Bradford Smith, W., Reformation and the German
Territorial State Upper Franconia 1300-1630, 2008.
Bar (Grafen, Herzöge, Residenz). Das Gebiet
an der oberen Maas stand seit etwa 959 unter der Herrschaft der Herzöge von
Lothringen (Oberlothringen). Um 960 errichtete Herzog Friedrich I. an der
Grenze Lothringens zur Champagne die Burg Barrum Ducis (Bar-le-Duc). Die
umliegenden Güter fielen beim Tod Herzog Friedrichs II. 1033 über eine Tochter
an die späteren Grafen von B. Zu ihren Gütern gehörten Bar-le-Duc, Gondrecourt,
die Vogtei über Saint-Mihiel (Saint Mihiel), Amance, Mousson an der Mosel sowie
Briey mit Diedenhofen (Thionville), das später an Luxemburg kam. Nachdem 1284
Frankreich die Champagne erlangt hatte, musste Graf Heinrich III. 1301 die
Güter links der Maas mit B. dem König von Frankreich zu Lehen auftragen. Am 13.
3. 1354, an dem Luxemburg Herzogtum wurde, fasste Karl IV. die beim Reich
verbliebenen Gebiete der Grafschaft zur Markgrafschaft Pont-à-Mousson zusammen,
womit die Grafen von B. als Herren der Stadt Pont-à-Mousson Reichsfürsten
wurden. Noch im gleichen Jahr nahmen sie den Herzogstitel an. 1415 fiel das
Herzogtum an Ludwig, Bischof von Verdun, der
seinen Großneffen René d'Anjou adoptierte, so dass B. 1420 mit Lothringen
vereinigt wurde. Mit dem Reich war das Herzogtum B. nur nominell verbunden. In
Verfassung und Sprache neigte es Frankreich zu, von dem es 1634 besetzt wurde.
1659 wurde es Lehen Frankreichs. Am 5. 10. 1735 kam es (für den Verzicht auf
Polen) an Stanislaus Leszczynski, 1738 tatsächlich und 1766 auch formell an
Frankreich.
L.: Wolff 303; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) B4; Servais, V., Annales historiques du Barrois de 1352 à 1411,
Bd. 1, 2 1865ff.; Grosdidier de Matons, M., Le Comté de Bar, 1921; Grosdidier
de Matons, M., Catalogue des actes de Bar de 1022 à 1239, 1922; Bichelonne, F.,
Le comté de Bar après le traité de Bruges, Diss. masch.schr. 1962 (Ec. de
Chartes); Actes des comtes de Bar, I, 1033-1190, hg. v. Parisse, M., 1972
(masch.); Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium. Die Fürstentümer Bar und
Lothringen zur Zeit Kaiser Karls IV., 1973; Poull, G., La maison de Bar, Bd. 1
(bis 1239), 1977; Thomas, H./Parisse, M., Bar, LexMA 1 1980, 1427f. ;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 156 (Pont-à-Mousson und Bar);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u.
a., 2003, 1, 1, 43; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 458, 2, 43.
Bartenstein (Herrschaft). In dem 1247 erstmals
genannten B. bei Schwäbisch Hall wurde eine Burg von den Herren von Stein
errichtet. Ritter von B. sind zwischen 1247 und 1350 Lehnsmannen des Reiches
und derer von Hohenlohe. Aus Mainzer und Hohenloher Lehen sowie Allodien entwickelte
sich eine Herrschaft, die zwischen 1438 und 1475 allmählich von den Grafen von
Hohenlohe erworben und dann dem Bischof von
Würzburg zu Lehen aufgetragen wurde. 1533/1555 fiel B. an die Linie
Hohenlohe-Waldenburg, danach an die Linie Hohenlohe-(Waldenburg-)Bartenstein,
1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S.
Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein.
L.: Wolff 119; Muntsch, H., Geschichte der Stadtgemeinde Bartenstein, 1872.
Basel (Fürstbistum, Hochstift, Residenz). B.
wird erstmals durch Ammianus Marcellinus zum Jahre 374 bezeugt, ist aber sowohl
urnenfelderzeitlich wie auch keltisch und römisch (ca. 15 v. Chr.) besiedelt.
Im 5. Jahrhundert erscheinen die ersten alemannischen, im 6. Jahrhundert die
ersten fränkischen Gräber. Um die Mitte des 8. Jahrhunderts setzt mit Bischof Wala eine einigermaßen durchgehende Liste von
in B. residierenden Bischöfen ein, deren Bistum dem Erzbistum Besançon
untersteht und vielleicht am Anfang des 7. Jahrhunderts von (Basel-)Augst
(Augusta Rauracorum) nach B. übertragen wurde. 1033 wurde B. durch
Eingliederung des Königreichs Hochburgund, dem es seit 912 angehörte, in das
Reich reichsunmittelbar. Die weltliche Herrschaft der Bischöfe wurde vor allem
durch die Schenkung Moutier-Grandvals (Münster-Granfelden) seitens Rudolfs III.
von Burgund (999/1000) begründet. Dazu kamen verschiedenartige Rechte und Güter
(Grafschaft Härkingen bzw. Herkingen 1080, Herrschaft Rappoltstein im Elsass
1163), die aber teilweise rasch wieder vorloren gingen (z. B. Vogtei über die
Stadt). Im 13. Jahrhundert wurden die Herrschaften und Vogteien Birseck
(Reichslehen), Asuel, Ajoi (= Elsgau), Sornegau, Saint-Ursanne (Saint Ursanne),
Moutier-Grandval, Biel, La Neuveville, Montagne de Diesse (Montagne de Disse,
Tessenberg), Erguel und die Grafschaften Homberg und Pfirt (bis 1324) erworben
bzw. gesichert, im 14./15. Jahrhundert die Herrschaften Chauvilier (Chauvelin),
Hartmannsweiler, Buchegg und Franquemont. Seit dem 13. Jahrhundert begann sich
allerdings gleichzeitig die Stadt aus der Herrschaft der bischöflichen
Stadtherren, die seit 1395 meist in Pruntrut oder Delsberg residierten, in B.
selbst aber noch 1460 eine neue Universität gründeten, zu lösen und eine eigene
Herrschaft aufzubauen (endgültige Ablösung der Ansprüche 1585). Der südliche
Jura geriet seit der Mitte des 14. Jahrhunderts allmählich unter den Einfluss
der Eidgenossenschaft. 1528 verbot die Reichsstadt B. den Katholizismus und zog
die hochstiftischen Güter im Sornegau, Buchsgau, Sisgau und Frickgau an sich.
Der Bischof verlegte seinen Sitz bleibend nach
Pruntrut (Porrentruy) und verband sich 1577 mit den katholischen Kantonen der
Eidgenossenschaft. Zum Hochstift gehörten schließlich Biel, Neuenstadt und die
Herrschaften Erguel, Ilfingen (Illfingen), Tessenberg, Delsberg (Reichslehen),
Pruntrut, Zwingen, Birseck (Reichslehen), Pfeffingen (Reichslehen), Schliengen
(Reichslehen) und Freibergen (Freienberge) (Reichslehen) mit 20 Quadratmeilen
und 60000 Einwohnern. 1792 besetzen Revolutionstruppen Frankreichs die zum
Reich gehörigen Teile Basels, verwandelten sie in eine Raurakische Republik und
gliederten sie am 23. 3. 1793 Frankreich ein (Departement du Mont Terrible).
1793 wurden die eidgenössischen Teile Basels annektiert. Der kleine
rechtsrheinische Teil des Hochstifts kam 1803 an Baden. Der Wiener Kongress
(1815) bestätigte im Übrigen die Zugehörigkeit zur Schweiz (Kantone Bern [als
Ausgleich für die Verselbständigung des Aargaus und der Waadt], Basel [Birseck]
und Neuenburg) und zu Frankreich.
L.: Wolff 237, 539; Zeumer 552 II a 21; Wallner 695 OberrheinRK 8; Zeumer
552ff. II a 21; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
C1, III 38 (1789) C5; Trouillat, J., Monuments de l'ancien évêché de Bâle, Bd.
1ff. 1825ff.; Vautrey, L., Histoire des évêques de Bâle, Bd. 1f. 1884ff.; Rohr,
H., Die Entstehung der weltlichen Gewalt der Bischöfe von Basel, 1915; Gaus,
K., Geschichte der Landschaft Basel und des Kantons Basel, 1932; Hieronymus,
K., Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter, 1938; Mayer-Edenhauser, T.,
Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, ZGO N.F. 52 (1939); Seith, G.,
Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Basel und ihr Übergang an Baden,
Diss. jur. Freiburg 1950; Fellmann, R., Basel in römischer Zeit, 1955; Bühler,
M., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel,
1972; Marchal, G. u. a., Basel, LexMA 1 1980, 1505ff.; Kümmell, J., Bäuerliche
Gesellschaft und städtische Herrschaft im Spätmittelalter. Zum Verhältnis von
Stadt und Land im Fall Basel/Waldenburg 1300-1535, 1983; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 503, 1, 2, 39;
Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Meyer, W., Da verfiele Basel überall,
2006.
Basel (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Das im
5. Jahrhundert erstmals genannte B. (voridg. „Eberstadt“) stand anfangs ganz
unter der bischöflichen Stadtherrschaft und gehörte seit 870 zum ostfränkischen
Reich und von 912 bis 1032 zu Hochburgund. Der wachsende Reichtum der Stadt
ermöglichte es ihr bei gleichzeitigem Fortschreiten der Zerrüttung der
bischöflichen Finanzen, allmählich alle wichtigen Herrschaftsrechte an sich zu
bringen. Seit 1362 zählte sich B. selbst zu den „fryen stetten“ und wurde,
nachdem dem Erwerb der Reichsvogtei durch Habsburg (1376) die Verjagung der
Habsburger gefolgt war, 1387 als freie Stadt vor den Reichsstädten genannt. Der
Erwerb Klein-Basels 1392 und der Sisgauer Herrschaften 1400 schuf die Grundlage
zu einem eigenen Territorium. Am 13. 7. 1501 schloss sich B. widerstrebend als
neunter Ort der Eidgenossenschaft der Schweiz an. 1521/1585 wurde endgültig der
Einfluss des Bischofs auf die Stadt beseitigt,
1528 die Reformation durchgeführt. Seit 1531 erschien die Stadt nicht mehr auf
dem Reichstag. 1798 gründete Basels Oberzunftmeister Ochs mit Unterstützung
Frankreichs die Helvetische Republik, doch erhielt der Kanton B. die dabei
verlorene Autonomie 1815 zurück und wurde 1830 in zwei Halbkantone geteilt. S.
Basel-Landschaft, Basel-Stadt.
L.: Wolff 524; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, II 72 (bis 1797)
D1, II 78 (1450) F4; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im
Mittelalter, 1860; Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. Wackernagel, R., Bd.
1-11, 1899ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel (bis 1529), Bd. 1ff.
1906ff.; Burckhardt, P., Geschichte der Stadt Basel von der Reformation bis zur
Gegenwart, 1943; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 6. A. 1969; Hagemann,
H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Berner, H., ”Die gute
Correspondenz”, 1986; Rosen, J., Finanzgeschichte Basels im späten Mittelalter,
1989; Sarasin, P., Stadt der Bürger, 1990; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 49; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Berner, H. u.
a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2009.
Beier von Boppard (Reichsritter). Von 1234 bis
1236 war Conrad Beyer Reichsschultheiß der Reichsstadt Boppard. 1331 bestellte
der Erzbischof von Trier die Beier, die verschiedentlich auch den Bischofsthron zu Metz einnahmen, zu erblichen
Burggrafen des zu Boppard gelegenen sog. Königshauses. 1464 gewann die jüngere
Linie über weibliche Erbfolge Anteile an der Ganerbschaft Schornsheim, die sie
bis zu ihrem Aussterben 1507 behielt. Im 18. Jahrhundert zählten die B. zum
Ritterkreis Rhein.
L.: Roth von Schreckenstein 2, 594; Zimmermann 64.
Berchtesgaden (Fürstpropstei, Residenz). Zwischen 1102
und 1105 gründeten Irmgard und Berengar von Sulzbach die Zelle B. Sie wurde
1120 erneuert und war seit 1142 päpstliches Eigenkloster. Friedrich I. Barbarossa
verlieh ihr 1156 Forstfreiheit und Schürffreiheit nach Salz und Metall (und
damit Landeshoheit bzw. Reichsunmittelbarkeit). Heinrich VI. bestätigte ihr
1194 das Bergregal, Rudolf von Habsburg 1290 die Reichsunmittelbarkeit und
Adolf von Nassau 1294 den Blutbann. 1380 erhielt der Propst von König Wenzel B.
als Reichslehen, doch wurde B. wegen hoher Verschuldung von 1393 bis 1404/1407
in das Erzstift Salzburg inkorporiert. Seit 1558/1559 war der Propst
Reichsfürst mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Von 1594 bis 1723 waren
Wittelsbacher Fürstpröpste von B. 1803 wurde B., dem außer Stift und Markt B.
der Marktflecken Schellenberg (Marktschellenberg), die Pfarrei Ramsau, die acht
Gnodschaften (= Genossenschaften) Schönau, Ramsau, Bischofswiesen
(Bischofwies], Gern, Scheffau, Au, Salzberg
(Berg], Ettenberg (Ottenberg]) und bedeutende mittelbare Herrschaften in
Österreich, Bayern und Salzburg gehörten, mit insgesamt 14 Quadratmeilen und
18000 Einwohnern säkularisiert und kam an Erzherzog Ferdinand von Toskana, 1805
an Österreich und 1809/1810/1816 an Bayern.
L.: Wolff 145; Zeumer 552ff. II a 31; Wallner 712 BayRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G5, III 38 (1789) E3; Albrecht, D., Fürstpropstei
Berchtesgaden, 1954; Martin, F., Berchtesgaden. Die Fürstpropstei der
regulierten Chorherren 1923, 2. A. 1970; Dopsch, H., Berchtesgaden, LexMA 1
1980, 1932; Geschichte von Berchtesgaden, hg. v. Brugger, W. u. a., Bd. 1f.
1991ff.; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 643,
1, 2, 46.
Bergrheinfeld (Ganerbschaft). Nachdem ursprünglich der
König, das Kloster Fulda, dann die Markgrafen von Schweinfurt und als ihr Erbe Bischof Eberhard von Eichstätt (1098-1112) in B. bei
Schweinfurt begütert waren, erscheint anfangs des 16. Jahrhunderts B. als
ritterschaftliche Ganerbschaft der Herren von Schaumberg (Schaumburg), von
Thüngen und Grumbach. 1631 fiel das Bergrheinfelder Lehen an das Hochstift
Eichstätt heim, das 1664 seine Rechte an das Juliusspital Würzburg veräußerte.
Dieses erwarb dort weitere Güter des Hochstifts Würzburg und des Domkapitels.
S. Bayern.
L.: Geschichtlicher Atlas von Hessen, Inhaltsübersicht 33.
Bischofsheim (Reichsritter). Vielleicht zählten die
B. zum Kanton Rhön-Werra im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 122.
Bischofsheim, Neckarbischofsheim
(reichsritterschaftlicher Ort). B. (Neckarbischofsheim) südöstlich von
Waibstadt zählte zum Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben. S. Baden
(Neckarbischofsheim), Baden-Württemberg.
L.: Wolff 510.
Blâmont, Blankenberg bzw. Blankenburg
(Herrschaft, Grafen). Der Ort B. (Blankenberg) kam im 12. Jahrhundert
wahrscheinlich durch die Heirat Konrads von Salm mit Hadwid von Türkstein an
die Grafen von Salm. 1225 beauftragte Heinrich II. von Salm seinen Sohn
Friedrich mit der Verwaltung Blâmonts (Blankenbergs). 1247 erreichte dieser die
Belehnung mit diesen Gütern durch den Bischof
von Metz. Im Laufe der Zeit entstand aus der Vogtei über Güter der Abtei
Senones und Metzer wie Lothringer Lehen eine reichsunmittelbare Herrschaft über
rund ein Dutzend Dörfer. Ehe das Geschlecht der Grafen bzw. Herren von B. 1506
ausstarb, verkaufte Ulrich von B. 1499 eine Hälfte der Güter dem Herzog von
Lothringen und vermachte ihm 1504 die zweite Hälfte. 1546 und 1561 verzichteten
die Bischöfe von Metz zugunsten der Herzöge von Lothringen auf ihre
Lehnsherrschaft. S. Frankreich.
L.: Wolff 304; Großer Historischer Weltatlas II 66 D4; Martimprey de Romecourt,
E. Comte de, Les sires et comtes de Blâmont, Mémoires de la Société
d'Archéologie Lorraine 1890, 76ff.; Dedenon, A., Histoire du Blamontois des
origines à la renaissance, 1931; Herrmann, H., Blâmont, LexMA 2 1983, 256f.;
Blâmont et les Blâmontois, hg. v. Andriot, C. u. a., 2009.
Blankenburg (Grafschaft, Fürstentum). 1123 ist die
nach einem Kalkfelsen benannte Burg B. am Nordrand des Ostharzes in der Hand
des Herzogs von Sachsen bezeugt. Seit 1128 wird ein welfischer Ministeriale
Poppo von B., der über die Grafen von Northeim mit Lothar von Süpplingenburg
verschwägert war, als Graf über den östlichen Harzgau zwischen Ilse und Bode
genannt. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) wurden die Grafen Vasallen
des Bischofs von Halberstadt. 1202/1203 und 1344
waren Burg B. und die seit 1167 erwähnte Burg Regenstein von den Welfen
gegebene Lehen. 1311 galten gräfliche Rechte als Lehen des Bistums Halberstadt.
Örtlich lagen Eigengüter und Lehen des Reiches, der Welfen, des Bistums
Halberstadt und der Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim nördlich und
südlich des Harzes. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Familie zeitweise in die
Linien Blankenburg, Regenstein und Blankenburg-Heimburg geteilt, wurde aber in
der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Linie Heimburg wieder vereinigt.
Gegenüber dem Hochstift Halberstadt vermochten sich die Grafen als Landesherren
nicht durchzusetzen. 1599 fiel das Lehnsgut beim Aussterben des Hauses (in der
Linie Heimburg) an Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als
postulierten Bischof von Halberstadt heim. 1626
verlieh der letzte Bischof von Halberstadt
Regenstein an den Grafen von Tattenbach, von dem es 1670 an Brandenburg fiel,
das seit 1648/1649 das Hochstift Halberstadt beherrschte. B., das zeitweilig
dem westfälischen Reichsgrafenkollegium angehörte, kam 1690 von
Braunschweig-Wolfenbüttel an einen nachgeborenen Sohn, wurde 1707 zum
Fürstentum erhoben, das 1731 wieder mit dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
verbunden wurde, aber bis 1806 selbständiger Reichsstand blieb. 1945 gelangte
der Landkreis B. von Braunschweig an Sachsen-Anhalt (Provinz Sachsen) und damit
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik. S. Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 453; Wallner 707 NiedersächsRK 17; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) F3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schmidt, G., Zur Genealogie der
Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Zs.
d. Harzvereins f. Gesch. und Altertumskunde 22 (1889), 1ff.; Steinhoff, R.,
Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Blankenburg, der Grafschaft
Regenstein und des Klosters Michaelstein, 1891; Petke, W., Blankenburg, LexMA 2
1983, 262; Casemir, K./Ohainski, U., Das Territorium der Wolfenbütteler Herzöge
um 1616, 1996.
Blieskastel, Castel (Herrschaft, Grafen). Nach der
1098 erwähnten Burg B. (castellum ad Blesam, Castel) an der unteren Blies im
Saarland nannte sich eine gegen Ende des 11. Jahrhunderts von den Grafen von
Metz-Lunéville abgespaltete lothringische Adelsfamilie, die ihrerseits im 12.
Jahrhundert die Linien der Grafen von Homburg, Lützelstein (1172-1460) und
Saarwerden abspaltete und von der Blies bis zur Mosel mit Allod (Achtelsbach, Bubenhausen,
Reichweiler [Reichsweiler], Ormesheimer Berg, B.) sowie Lehen der Erzbischöfe
von Trier (Hunolstein, Bernkastel) und der Bischöfe von Metz und Verdun
(Schamburg [Schaumberg]) begütert war. Nach dem Tod des letzten Grafen von B.
(1237) behielt seine älteste Tochter Elisabeth, die in zweiter Ehe mit Rainald
von Lothringen-Bitsch verheiratet war, die Güter. Nach ihrem Tod kam es zum
Blieskasteler Erbfolgekrieg (1276-1291) zwischen denen von Salm, Limburg,
Blankenberg, Zweibrücken und Sponheim sowie dem Bischof
von Metz einerseits und den Herzögen von Lothringen und Grafen von Saarbrücken
andererseits, der nach vorübergehendem Gewinn Blieskastels, Liebenbergs,
Püttlingens, Bernkastels und Hunolsteins durch die Grafen von Salm (1278) mit
der Aufteilung des Erbes zwischen dem Herzog von Lothringen (Grafschaft
Schaumburg), dem Bischof von Metz (1284 B., ohne
Hunolstein, Schaumburg und Püttlingen) und dem Grafen von Salm (Püttlingen)
endete. Die Burg B. verkaufte der Bischof von
Metz 1337 an das Erzstift Trier, das bereits 1280 Bernkastel erworben hatte.
1456/1660 erwarben die Grafen von Leyen B. und verlegten 1773 ihre Residenz
dorthin. B. zählte zum Kanton Niederrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
1798/1802 kam es an Frankreich, 1815 an Preußen, 1816 an Bayern, 1919/1920 und
1945/1946 an das Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 515; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) B3; Pöhlmann, C.,
Der Bliescasteler Erbfolgekrieg, Z. f. bay. LG. 8 (1935), 450ff.; Herrmann, H.,
Die Grafen von Blieskastel, (in) Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes 2
(1977), 254ff.; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 3 1979, 102ff.;
Herrmann, W., Blieskastel, LexMA 2 1983, 278.
Bogen (Grafen). Nach 1125 erscheinen nördlich
der Donau nahe Straubing in der Nachfolge der Babenberger Grafen von B., die
sich zu Beginn des 12. Jahrhunderts noch Grafen von Windberg genannt hatten.
Den Kern der Grafschaft bildete (seit der Mitte des 11. Jahrhunderts?) der
östliche Donaugau. Dazu kamen 1158 von den Grafen von Formbach die Grafschaft
im Künzinggau, 1230 große Lehen des Bischofs von
Passau und des Herzogs von Böhmen sowie die Grafschaft Deggendorf. Mit Graf
Albrecht IV., starb 1242 das Geschlecht aus. Die Grafschaft fiel an Herzog Otto
II. von Bayern, den Stiefbruder Albrechts IV. aus der zweiten Ehe seiner Mutter
Ludmilla von Böhmen mit Herzog Ludwig I. von Bayern. Die blauweißen Rauten der
Grafen von B. gingen in das Wappen Bayerns ein.
L.: Piendl, M., Die Grafen von Bogen, Jber. des hist. Vereins Straubing 55
(1953)-57 (1955); Piendl, M., Bogen, LexMA 2 1983, 317.
Böhl (Reichsdorf). König Wilhelm verpfändete
am 20. 3. 1252 dem Bischof von Speyer die Dörfer
Hassloch und Böhl (Bohelen) bei Neustadt an der Weinstraße (Hardt). Am 22. 1.
1330 verpfändete Ludwig der Bayer unter anderem beide Dörfer an die Pfalzgrafen
bei Rhein. Dort verblieben sie, so dass sie über Bayern 1946 an Rheinland-Pfalz
kamen.
L.: Hugo 463.
Bohlingen (Herrschaft). B. westlich von Radolfzell
am Bodensee wird 733 erstmals erwähnt. Im 9. Jahrhundert war der dortige Kelhof
in der Hand des Bischofs von Konstanz. Nach 1300
stand die um B. gebildete Herrschaft den Herren von Homburg zu, die seit 1426
auch die Blutgerichtsbarkeit ausübten. Ihnen folgten von 1456 bis 1469 das
Kloster Salem und von 1469 bis 1497 die Grafen von Sulz. Von diesen gelangte
die Herrschaft mit 5 Dörfern 1497 an das Hochstift Konstanz und mit diesem 1803
an Baden und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156; Waßmann, H., Geschichte des Dorfes und der ehemaligen Herrschaft
Bohlingen, 2. A. 1951.
Brabant (Großgau, Herzogtum). Der am Ende des 7.
Jahrhunderts erstmals belegte fränkische Gau Bracbantum fiel 870 mit
Lotharingien an das ostfränkische Reich und gehörte seit 959 zum Herzogtum
Niederlothringen. Im 11. Jahrhundert erwarben die Grafen von Löwen die
Grafschaft Brüssel und entrissen 1013 dem Bischof
von Lüttich die Lehnsgrafschaft Brunengeruuz bzw. Bruningerode. 1106 verlieh
ihnen Heinrich V. die Würde des Herzogtums Lothringen und die kaiserliche Mark
Antwerpen. Danach gelang der Erwerb Toxandriens, so dass sie insgesamt die
Herrschaft über das Gebiet der belgischen Provinzen Antwerpen und B. und der
holländischen Provinz Nordbrabant erlangt hatten. Seitdem nannten sie sich
Herzöge von B. (1188 dux Brabantiae) und wurden zu den Reichsfürsten gerechnet.
In ihrem Gebiet verlor der Kaiser seit dem frühen 13. Jahrhundert fast jede
Obergewalt. Nachdem schon 1204 die Maas (Maastricht) erreicht worden war,
gewann Herzog Johann I. 1288 durch den Sieg bei Worringen über die Grafen von
Geldern und den Erzbischof von Köln auch das Herzogtum Limburg zwischen Aachen
und Maastricht und die Herrschaft Herzogenrath sowie die Burgen Wassenberg und
Kerpen (zwischen Köln und Düren). 1371 wurden die Herzöge von den Herzögen von
Jülich und Geldern vernichtend geschlagen. Die mit dem Luxemburger Wenzel
vermählte Erbtochter Johanna Johanns III. († 1355) übertrug B., Limburg und
Luxemburg 1390/1400/1430 unter Ausschaltung der Luxemburger an die Herzöge von
Burgund. 1477/1482 kam B. über Maria von Burgund an Habsburg. Brüssel wurde
Residenz. Im Achtzigjährigen Krieg eroberten die holländischen Generalstaaten
Nordbrabant und verwalteten es seit 1648 als Generalitätslande, während
Südbrabant (Löwen, Brüssel, Antwerpen, Mecheln) bei den spanischen, seit
1713/1714 österreichischen Niederlanden verblieb. Von 1794/1801 bis 1814
gehörte das um 600 Quadratmeilen große B. mit den übrigen Niederlanden zu
Frankreich und wurde in drei Departements eingeteilt. 1815 wurde es Teil der
Niederlande, 1830 nach einem Aufstand Kernland des neuen Königreichs Belgien,
dessen Thronerbe seit 1840 den Titel Herzog von B. führt. Nordbrabant verblieb
bei den Niederlanden.
L.: Wolff 53; Wallner 700 BurgRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34
(1138-1254) E3, II 66 (1378) C3, II 78 (1450) E3; Pirenne, H., Geschichte
Belgiens (bis 1648), Bd. 1ff. 1899ff.; Vanderkindere, L., La formation
territoriale des principautés belges au moyen-âge, Bd. 1ff. 1902; Curs, O.,
Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 3 ([Breibant, Bragbantinse,
Brabantinse, Brachbant, Bracbantus], Lennik bzw. Lennick, Zellik bzw. Zellick,
Krombrugge bzw. Crumbrugge); Knetsch, K., Das Haus Brabant. Genealogie der
Herzöge von Brabant und Landgrafen von Hessen, Bd. 1-13 1918ff.; Ganshof, F.,
Brabant, Rheinland und Reich im 12., 13. und 14. Jahrhundert, 1938 ;
Martens, M., L’administration du domaine ducal en Brabant, 1954 ;
Gysseling, M., Toponymisch Woordenboek, 1960, 179 ; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 23, 75, 77, 96, III, 31, 32, 33
Brakbant I; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 60;
Uytterbrouck, A., Le gouvernement du duché de Brabant au bas Moyen Age,
1975 ; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, Bd. 1ff. 1974ff.;
Thomas, H./Houtte, J. van, Brabant, LexMA 2 1983, 529ff.; Nonn, U., Pagus und
Comitatus in Niederlothringen, 1983, 110; Nikolay, W., Die Ausbildung der
ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14.
Jahrhunderts, 1985 ; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de
Philippe le Bon (1430-1467), 1999 ; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 45, 764;
Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 437; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006.
Bremen (freie Reichsstadt, Republik, Land,
Bundesland). B. (and. „an den Rändern“) wird erstmals 781/782 genannt. Seit
787/789 entstand auf einem Dünenhügel zwischen Weser und Balge der Dom des Bischofssitzes B. (845/847 Erzbistum). 937 übertrug
König Otto I. die königliche Grundherrschaft an den Erzbischof von B. und
gewährte 965 Marktrecht. Von 1186 an erlangten die Bürger vom König und vom
Erzbischof verschiedene Privilegien. Unter dem 1225 zuerst erwähnten Rat
erkämpfte sich die Stadt Unabhängigkeit vom erzbischöflichen Stadtherren. Von
1303 bis 1308 zeichnete sie unter Anlehnung an den Sachsenspiegel ihr Recht
auf. Als Mitglied der Hanse (seit 1358) erlebte sie um 1400 eine
wirtschaftliche Blütezeit. In der ”Eintracht” von 1433 und der ”Neuen
Eintracht” kam es zur Festigung des patrizischen Stadtregimentes, das zunehmend
die Stellung einer freien Stadt mit unmittelbarer Bindung an das Reich
anstrebte. 1436 kam nach dem Aussterben der Ritter von Oumund deren Herrschaft
Blumenthal gegen Geldzahlungen von den Erben an B. 1522 wurde die Reformation
eingeführt, die bald calvinistische Züge annahm. 1541/1666 wurde die
Reichsfreiheit errungen und 1741 gefestigt, doch ging Blumenthal mit 9 Dörfern
an Hannover über und kam erst 1939 von Preußen wieder an Bremen zurück. Im 18.
Jahrhundert erlebte B. infolge des Amerikahandels eine neue Blüte, behielt dann
durch § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 Bestand und
konnte sogar sein Gebiet vergrößern (u. a. Domimmunität). Seit 1806 bezeichnete
sich B. als Freie Hansestadt B. Von 1810 bis 1813 war es als Teil Frankreichs
(10. 12. 1810) Hauptstadt des französischen Weserdepartements (Departements
Wesermündungen). 1815 wurde es Mitglied des Deutschen Bundes. 1827 erwarb es
das hannoversche Gebiet von Bremerhaven. 1849 gab es sich eine demokratische,
1854 eine konservative Verfassung. 1866 wurde es Mitglied des Norddeutschen
Bundes, 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Nach der Novemberrevolution
1918 und einer kurzen Sozialistischen Republik B. (10. 1. 1919 - 4. 2. 1919)
gab sich B. am 18. 5. 1920 eine demokratische Verfassung. Im Dritten Reich
unterstand B. mit rund 256 Quadratkilometern und 340000 Einwohnern gemeinsam
mit Oldenburg einem Reichsstatthalter. 1939 erhielt es preußische Gemeinden
eingegliedert (Blumenthal, Grohn, Hemelingen), 1945 den restlichen Landkreis B.
Gleichzeitig wurde 1939 die Stadt Bremerhaven (ohne das Hafengebiet) aus Bremen
ausgegliedert und der 1924 aus Geestemünde (Geestmünde) und Lehe gebildeten
Stadt Wesermünde in Preußen zugeteilt. In diesem Umfang gehörte B. seit Mai
1945 zur amerikanischen Besatzungszone. Am 23. 1. 1947 wurde rückwirkend zum 1.
1. 1947 das Land B. proklamiert. Am 7. 2. 1947 wurde Wesermünde mit dem
Hafengebiet Bremerhaven vereinigt und als Stadt Bremerhaven dem Land B.
zugeteilt, das 1949 Bestandteil der Bundesrepublik Deutschland wurde.
L.: Wolff 460; Zeumer 554 III a 8; Wallner 707 NiedersächsRK 23; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, II 78 (1450) F3, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und
Bremen, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs
3, 44; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 141; Bremisches Urkundenbuch, hg. v. Ehmck,
D./Bippen, W. v., Bd. 1ff. 1873ff.; Bippen, W. v., Geschichte der Stadt Bremen,
Bd. 1ff. 1892ff.; Lehe, E. v., Grenzen und Ämter im Herzogtum Bremen, 1926;
Gildemeister, J./Heineken, C., Das Gebiet der freien Hansestadt Bremen in 28
Kartenblättern nach den Originalaufnahmen, 1928; Doerries, H., Studien zur
älteren bremischen Kartographie, Bremische Jb. 31, 32 (1928-29); Die
mittelalterlichen Geschichtsquellen der Stadt Bremen, hg. v. Eckhardt, K. A.,
1931; Allmers, C., Geschichte der bremischen Herrschaft Bederkesa, 1933;
Buchenau, F., Die Freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet, 4. A. 1934; Deutsches
Städtebuch, hg. v. Keyser, E./Stoob, H., Band 3 Teilband 1 1939ff.; Kasten, H.,
Freie Hansestadt Bremen 1564-1947, 1947; Haase, C., Untersuchungen zur
Geschichte des Bremer Stadtrechts im Mittelalter, 1953; Schwarzwälder, H.,
Entstehung und Anfänge der Stadt Bremen, 1955; Bessel, G., Bremen. Geschichte
einer deutschen Stadt, 3. A. 1955; Spitta, T., Kommentar zur Bremer Verfassung
von 1947, 1960; Schomburg, D., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes
Bremen, 1964; Die Chroniken der niedersächsischen Städte - Bremen, bearb. v.
Meinert, H., 1968; Wilmanns, M., Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um
1400, 1973; Schwarzwälder, H., Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Bd.
1ff. 1975ff.; Meyer, H., Die vier Gohe um Bremen, Diss. phil. Hamburg, 1977;
Heineken, C., Geschichte der Freien Hansestadt Bremen von der Mitte des 18.
Jahrhunderts bis zur Franzosenzeit, 1983; Hoffmann, H., Bremen, Bremerhaven und
das nördliche Niedersachsen, 1986; Schwarzwälder, H., Reise in Bremens
Vergangenheit, 1989; Tügel, G., Die Senate der Hansestädte Hamburg und Bremen,
1989; Schwarzwälder, H., Das große Bremen-Lexikon, 2000; Schulz, A.,
Vormundschaft und Protektion, 2001; 700 Jahre Bremer Recht 1303-2003, hg. v.
Elmshäuser, K. u. a., 2003; Elmshäuser, K., Geschichte Bremens, 2007.
Breslau (Fürstbistum, Residenz). Kurz nach 990
wurde in B. an der oberen Oder ein Bistum eingerichtet, das im Jahre 1000 als
Suffraganbistum Gnesens erwähnt wird. 1155/1245 umfasste seine Diözese ganz
Schlesien (ohne Glatz und Lausitz). Der Bischof
gehörte nicht zu den Reichsfürsten und war seit Anfang des 14. Jahrhunderts mit
seinen sehr reichen Gütern (1290 Bistum Neiße von Heinrich IV. von Breslau,
1344 Grottkau von den Herzögen von Brieg) von den luxemburgischen Königen von
Böhmen abhängig. 1810/1811 wurden die Güter unter der Herrschaft Preußens
säkularisiert. S. Polen.
L.: Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des
Breslauer Bistumslandes, Bd. 1 1926; Seppelt, F., Geschichte des Bistums
Breslau, 1929; 950 Jahre Bistum Breslau, 1951; Marschall, W., Geschichte des
Bistums Breslau, 1980; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 506, 1, 2, 76.
Brixen (Hochstift, Residenz). Seit 559/575 ist
ein Bischof von Säben für das Eisacktal nördlich
von Klausen, das Pustertal, das Wipptal und das Inntal vom Reschen bis zum
Ziller nachgewiesen, der 798 dem Erzbischof von Salzburg unterstellt wurde. Er
erhielt 892 von Kaiser Arnulf den Reichsforst Pustertal und 901 von König
Ludwig dem Kind den Hof Prichsna (B., 828 locus Pressene), an den seit etwa 960
der Sitz des Bistums verlegt wurde. Unter den Ottonen erlangten die Bischöfe
den später wieder verlorenen Hof Villach und die Herrschaft Bled (Veldes) in
Krain. König Konrad II. übertrug 1027 die Grafschaftsrechte im Eisacktal und
Inntal (Norital, Unterinntal), Kaiser Heinrich IV. 1091 die Grafschaft
Pustertal. Landesherrliche Gewalt entwickelten die Bischöfe in und um B., im
Pustertal sowie um Veldes, während im Übrigen Bistum die Hochstiftsvögte die
Herrschaft ausübten (Grafen von Morit, dann die Grafen von Andechs, um 1210 die
Grafen von Tirol). Mit der Übergabe Tirols an Habsburg (1363) verlor das Bistum
gegenüber dem Tiroler Landesfürsten an Bedeutung (seit 1363 Tirol
”konföderiert”) und behielt nur wenige Güter um Brixen und Bruneck. Das
Pustertal kam über Bayern, Tirol und Görz 1500 an Österreich. 1803 wurde das 17
Quadratmeilen (900 Quadratkilometer) große Hochstift mit 26000-30000 Einwohnern
(Brixen mit Stadtgericht und Hofgericht, Klausen mit den Gerichten Feldthurns,
Latzfons, Verdings, Bruneck mit Stadtgericht und Amtsgericht, Herrschaft
Buchenstein, Gerichte Thurn an der Gader, Antholz, Anras, Niedervintl, Salern
mit Schlanders, Pfeffersberg, Lüsen, Albeins, Tiers und Fassa, Herrschaft
Veldes in Krain, Amt Teugn bei Regensburg und einige Küchenmayerhöfe)
säkularisiert, Österreich einverleibt und zu Tirol geschlagen. 1919 wurde B.
mit Südtirol an Italien angeschlossen.
L.: Wolff 48; Zeumer 552 II a 20; Wallner 714 ÖsterreichRK 3; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III
38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Sinnacher, F., Beyträge zur
Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen, Bd. 1-9 1821ff.; Tinkhauser,
G., Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diözese Brixen, Bd.
1ff. 1861ff.; Redlich, O., Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, 1888;
Huter, F., Säben, Ursprung der bischöflichen Kirche Brixen. Der Schlern 51
(1927), 6ff.; Santifaller, L., Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive
845-1295, 1929; Granichstädten-Czerva, R., Brixen. Reichsfürstentum und
Hofstaat, 1948; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der
Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Sparber, A., Kirchengeschichte Tirols,
1957; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Sparber, A., Die Brixner
Fürstbischöfe im Mittelalter, 1968; Dörrer, F., Der Tiroler Anteil des
Erzbistums Salzburg, 1969; Riedmann, J., Brixen, LexMA 2 1983, 704f.; Riedmann,
J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Riedmann, J., Säben-Brixen als bairisches
Bistum, 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 514, 1, 2, 83; Brixen, hg. v. Fuchs, B. u. a., 2004.
Burgrain (Herrschaft). B. war von (811 bzw. vom
8.10.) 1284 bis 1802 Mittelpunkt einer durch Vertrag vom 8. 10. 1284 zwischen
dem Bischof von Freising und dem Herzog von
Bayern begründeten Herrschaft des Hochstiftes Freising, die mit diesem zum
bayerischen Reichskreis gehörte und an Bayern fiel( 1803 2162 Einwohner).
L.: Wolff 139; Wallner 712 BayRK 7; Heilmaier, L., Die ehemalige freisingische
Herrschaft Burgrain, 1911.
Bützow (Residenz des Bischofs
von Schwerin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 99.
Buxheim (Abtei, Reichskartause). 1402 gründete
Heinrich von Ellerbach mit Unterstützung des Bischofs
von Augsburg bei Memmingen die Kartause B. Als 1546 die Reichsstadt Memmingen
in der Kartause die Reformation einführte, wurde ihr die Schutz- und
Schirmgerechtigkeit entzogen und der Landvogtei Schwaben für Österreich
übertragen. Damit konnte B. zur Reichsunmittelbarkeit aufsteigen. Mit drei
Dörfern und drei Weilern gehörte B. zum schwäbischen Reichskreis. Durch § 24
des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 erhielten die Grafen von
Ostein für den Verlust der Herrschaft Millendonk/Mylendonk/Myllendonk die Abtei
B. (ohne Pleß und belastet mit verschiedenen Renten). Das Dorf Pleß kam an den
Grafen von Wartenberg. 1810 erbten die Grafen Waldbott von Bassenheim B., das
danach an Bayern gelangte. S. Bayern.
L.: Wolff 45, 228; Arens, F./Stöhlker, F., Die Kartause Buxheim in Kunst und
Geschichte, 1962; Faust, U., Zur Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims
(in) Suevia Sacra, hg. v. Liebhart, W. u. a. 2001.
Cambrai (Hochstift, Erzstift, Residenz), mhd.
Kamerich. Um 500 oder am Ende des 6. Jahrhunderts entstand an der Straße von
Tournai zum Pariser Becken das zum Erzbistum Reims gehörige Bistum C. (Bischof Vedastus, Bischof
Gaugericus 585-624/627), das bis Antwerpen reichte (pagus Cambricinsis 663
belegt). Bei dem karolingischen Teilungen kam es zum Ostreich. 1093 wurde von
ihm das Bistum Arras abgetrennt. Trotz langanhaltender
Eingliederungsbestrebungen Frankreichs hielt sich das Bistum, das 1559 zum
Erzbistum (mit Arras, Tournai, Saint-Omer [Sankt Omer) und Namur) erhoben
wurde, als Reichsfürstentum bis 1678/1679, als es im Frieden von Nimwegen
(Nijmegen) an Frankreich fiel. Noch die Reichsmatrikel von 1776 zählte es zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.
L.: Wolff 65; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) B3; Glay, A.,
Glossaire topographique de l'ancien Cambrésis, 1845; Destouches, C., Histoire
de l'église de Cambrai, Bd. 1ff. 1890ff.; Schieffer, T., Reichsbistum Cambrai,
Rhein. Vjbll. 6 (1936); Fossier, R., Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.; (Nonn, U.,
Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 118;) Bauer, T., Lotharingien
als historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 516, 2, 2, 104.
Cambrai (freie Reichsstadt), mhd. Kamerich. C.
war bereits in frühfränkischer Zeit Vorort eines Teilkönigtums. Im Jahre 1077
erzwangen die Einwohner vom Bischof erste
Rechte, die später erweitert wurden. Im Hochmittelalter wurde es Reichsstadt.
1543 kam C. an Habsburg. 1679 fiel die Reichsstadt C. an Frankreich.
L.: Wolff 65; Reinecke, S., Geschichte der Stadt Cambrai, 1896; Fossier, R.,
Cambrai, LexMA 2 1983, 1407ff.
Cammin (Hochstift, Fürstentum), Kammin. C.
(Kammin) in Pommern wird 1107 als pommersche Herzogsburg der Wilzen erwähnt. Um
1175 wurde dort nach einer von Otto von Bamberg errichteten Kirche ein Dom für
den Bischof von Pommern erbaut und 1182
übersiedelte der seit 1140 in Wollin amtierende Bischof
von Wollin nach C. (Kammin). Der Sprengel des 1188 dem Papst unmittelbar
unterstellten, nach Mainz größten deutschen Bistums umfasste fast ganz Pommern,
Teile Ostmecklenburgs, der Neumark und der Uckermark. 1240 überließ der Herzog
dem Bischof das Land Stargard, 1248 im Tausch
hierfür das Land Kolberg. 1276 musste das Hochstift das Land Lippehne und
Schildberg (Schiltberg) an Brandenburg verkaufen, gewann aber dafür Kolberg.
Daraufhin verlegte der Bischof seinen Sitz nach
Kolberg, die Verwaltung des Hochstifts nach Köslin. Vor 1321 erlangte der Bischof das Land Bublitz. Seit dem Eintritt Pommerns
in das Reich im 14. Jahrhundert wurde der Bischof
als Reichsfürst angesehen, 1345, endgültig 1417 und 1521 in die Reichsmatrikel
aufgenommen. 1542 wurde die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. Nach der
Einführung der Reformation (1534/1544) und dem Tode des letzten Bischofs amtierten bis 1556 protestantische
Titularbischöfe unter der Hoheit des Herzogs. Danach war das Stift praktisch eine
Sekundogenitur der Herzöge von Pommern. 1648 wurde es säkularisiert und fiel
zur östlichen, 1679 auch zur westlichen Hälfte an Brandenburg. Das
protestantische Domkapitel wurde 1810 aufgelöst. Das Bistum besaß seit dem 13.
Jahrhundert neben Streubesitz um C. (Kammin) zusammenhängende Gebiete um
Kolberg, Köslin und Bublitz, die Brandenburg 1650 gegen eine Abfindung in
Verwaltung übernahm. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste es ein Gebiet von 43
Quadratmeilen. S. Pommern, Polen.
L.: Zeumer 553 II b 41; Wallner 709 ObersächsRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) H/I1; III 22 (1648) G/H1; Die Territorien des Reichs 2,
182; Wehrmann, M., Geschichte Pommerns, 2. A. 1919ff.; Spuhrmann, R.,
Geschichte der Stadt Cammin in Pommern und des Camminer Domkapitels, 2. A.
1924; Müller, G., Das Fürstentum Kammin, 1929; Schulze, B., Besitz- und
siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte
1540-1800, Beiband zu Schulze, B., Brandenburg, Ämterkarte, 1935; Heyden, H.,
Kirchengeschichte Pommerns, 2. A. 1957; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979;
Urkunden und Regesten zur Geschichte des Templerordens im Bereich des Bistums
Cammin und der Kirchenprovinz Gnesen, neu bearb. v. Irgang, W., 1987; Schmidt,
R., Kammin, LexMA 5 1990, 891f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 519.
Carrara (Stadtkommune). Obwohl bereits in
römischer Zeit die Marmorsteinbrüche von C. in der Toskana bekannt waren,
dürfte die Stadt C. in ihren Anfängen nur bis in die zweite Hälfte des 10.
Jahrhunderts zurückgehen. Am 19. 5. 963 gab Kaiser Otto I. einen Hof in C. an
den Bischof von Luni. In der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts löste sich die Stadt von der Herrschaft des Bischofs. Danach gelangte sie unter die Herrschaft
Pisas sowie zeitweise der Visconti.. S. Italien.
L.: Repetti, E., Compendio storico di Carrara, 1821; Lupo Gentile, M.,
L'origine del comune di Carrara, 1910; Polica, S., Carrara, LexMA 2 1983, 1525.
Castell (im Thurgau) (Residenz des Bischofs von Konstanz), s. a. Schenk von Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2,230.
Chiemsee (Hochstift). Die Inseln des zum
Personennamen Chiemo zu stellenden Chiemsees waren schon spätsteinzeitlich
besiedelt. Vor 770 wurde auf Herrenchiemsee ein Männerkloster gegründet, das
König Karl der Große 788 an den Bischof von Metz
und König Arnulf 891 an den Erzbischof von Salzburg gab. Auf Frauenchiemsee
wurde (vor) 782 ein Frauenkloster gestiftet, das Kaiser Otto I. 969 dem
Erzbischof von Salzburg übertrug. Nach der Zerstörung durch die Ungarn im 10.
Jahrhundert wurde 1130 auf Herrenchiemsee ein Augustinerchorherrenstift neu
begründet. 1216 (Beurkundung des Vollzugs am 30. 12. 1217) errichtete Erzbischof
Eberhard von Salzburg mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs II. hieraus ein Bistum C.
mit dem 1130 entstandenen Regularkanonikerstift Herrenchiemsee als Bischofskirche, das nur zehn Altpfarreien umfasste.
Zum Hochstift C. gehörte das Amt Sachrang (1216), die Pfarrei Sankt Johann in
Tirol sowie Güter außerhalb des Bistumssprengels. 1305 verlegte der
Fürstbischof seinen Sitz nach Salzburg. 1803/1805/1807/1817/1818 wurde das
Hochstift/Bistum innerhalb Bayerns aufgehoben.
L.: Geiss, E., Geschichte des Benediktinernonnenklosters Frauenwörth,
Deutingers Beiträge 1 (1850), 271ff.; Seidenschnur, W., Die Salzburger
Eigenbistümer in ihrer reichs-, kirchen- und landesrechtlichen Stellung, ZRG KA
40 (1919), 177ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen Bistümer Freising, Passau
und Regensburg zwischen Säkularisation und Konkordat, 1959; Wallner, E., Das
Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967; Moy, J. Graf v., Das Bistum
Chiemsee, Mitt. d. Ges. für Salzburger LK 122 (1982), 1ff.; Störmer,
W./Wallner, E., Chiemsee, LexMA 2 1983, 1812ff.; Kloster Frauenchiemsee
782-2003, hg. v. Brugger, W. u. a., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 522;
Herrenchiemsee, hg. v. Brugger, W. u. a., 2011; Adelige Damenstifte
Oberschwabens, hg. v. Schiersner, D., 2011.
Chiemseehof (Residenz des Bischofs
von Chiemsee in der Stadt Salzburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2,112.
Chur (Hochstift, Residenz). Der Ursprung von
C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in vorrömischer
Zeit. Nach 310 war C. Sitz des Präses der Provinz Raetia prima. Um 300 entstand
ein Römerkastell (Curia Raetorum), vermutlich seit dem 4. Jahrhundert war der
Ort Sitz eines 451 erstmals sicher erwähnten Bischofs
(Asinio). Sein Sprengel gehörte bis zur Zuteilung an das ostfränkische Reich
843 zur Kirchenprovinz Mailand, dann bis 1803 zur Kirchenprovinz Mainz. Er
umfasste den rätischen Teil des heutigen Kantons Sankt Gallen, den nördlichsten
Teil von Glarus, fast ganz Graubünden, den Vinschgau bis Meran, Liechtenstein
und Vorarlberg (Anfang des 9. Jahrhunderts etwa 230 Kirchen und Klöster). Die
Bischöfe übten bis zur Trennung von Bistum und Grafschaft durch König/Kaiser
Karl den Großen (799/806/807) auch die weltlichen Herrschaftsrechte des
Gebiets, dessen Recht im 8. Jahrhundert in der Lex Romana Curiensis
aufgezeichnet wurde, aus. Im 10./11. Jahrhundert wurden sie ihnen vom König
erneut zugeteilt. 955 erhielt der Bischof den
halben Ort C., 958 das Münzrecht und 1055 die Reichsvogtei mit dem Blutbann.
Seit dem 12. Jahrhundert umfasste die Herrschaft des Bischofs
C., die Talschaften „Vier Dörfer“, Bergell, Oberhalbstein, Oberengadin,
Domleschg und Münstertal sowie die niedere Gerichtsbarkeit im Unterengadin und
im Vinschgau. Im 15. Jahrhundert wurden die bischöflichen Rechte durch
Landesherren und vor allem die freiheitliche Entwicklung der Drei Bünde wieder
eingeengt und im Gefolge der Reformation 1526 durch Graubünden aufgehoben.
Zwischen 12991489 und 1526 verlor der Bischof
auch schrittweise die Herrschaft über die (Reichs-)Stadt C. Dessen ungeachtet
blieb er weiter, auch noch über 1648 hinaus, als Fürstbischof Mitglied des
Reichsfürstenrates.
L.: Wolff 533; Zeumer 552 II a 26; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378)
E5; Planta, Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im Mittelalter, 1878; Mayer,
J., Geschichte des Bistums Chur, Bd. 1f. 1907ff.; Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr im Mittelalter, 1910;
Bündner Geschichte, 1945; Bistum Chur 1500 Jahre, 1950; Pieth, F., Helvetia
Sacra, Bd. I, 1 1972, 449ff.; Affentranger, U., Die Bischöfe von Chur in der
Zeit von 1122 bis 1250, Diss. Salzburg 1975; Sennhausen, H./Meyer-Marthaler,
E., Chur, LexMA 2 1981, 2058; Studien zur Geschichte des Bistums Chur, hg. v.
Durst, M., 2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 522, 1, 2, 113; Marquardt, B., Die alte
Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich, 2007.
Chur (Reichsstadt, Reichsvogteistadt). Der
Ursprung von C. (zu kelt. kora, korja, Stamm, Sippe) in Graubünden liegt in
vorrömischer Zeit. Um 300 entstand dort ein Römerkastell (Curia Raetorum). Der
Ort war nach 310 Vorort der Provinz Raetia prima. 614 wurde er erstmals als
civitas bezeichnet. 831 erhielt der Bischof von
C. einen Immunitätsbrief, 951 Steuerrechte, 952 den Zoll von C., 958 Münze und
halbe civitas und 960 den Königshof. Die Stadt erwuchs unter der Herrschaft des
Bischofs. Seit 1299 befand sie sich in ständigem
Streit mit dem Bischof um die Selbständigkeit
und löste sich allmählich aus der Herrschaft. 1489 erwarb sie mit der
Reichsvogtei, die der Bischof 1299 vom König erlangt
hatte, die Stellung einer freien Reichsstadt bzw. verhielt sich jedenfalls
dementsprechend. 1498 verbündete sie sich als zugewandter Ort mit der
Eidgenossenschaft der Schweiz. Mit dem Übertritt zur Reformation im Jahre 1526
löste sie sich völlig von der bischöflichen Herrschaft.
L.: Wolff 533; Planta, P. C., Verfassungsgeschichte der Stadt Chur im
Mittelalter, 1878; Bernhard, H., Chur, 1937; Kellias, H., Zur Entstehung der
Churer Stadtverfassung, 1949; Simonett, C., Geschichte der Stadt Chur, Bd. 1 1976;
Ludwig, A., Die deutsche Urkundensprache Churs im 13. und 14. Jahrhundert,
1989.
Comacchio (freie Kommune, Fürstentum). C. in der
Provinz Ferrara wurde von den Etruskern gegründet. Zu Beginn des 8.
Jahrhunderts ist erstmalig eindeutig ein Bischof
belegt (Vincentius). 971 kam C. an die römische Kirche und von dort als Lehen
an den Erzbischof von Ravenna. Im 11. Jahrhundert wurde es freie Kommune,
gelangte 1245 aber wieder an das Erzstift Ravenna und 1299 an das Haus Este,
1598 erneut an den Kirchenstaat des Papstes.
L.: Maestri, C.,
Storia di Comacchio dalle origini al 1860, 1978; Pauler, R., Comacchio, LexMA 3
1986, 68.
Comburg, Komburg (Abtei). Die Benediktinerabtei
C. bei Schwäbisch Hall am Kocher wurde 1079 an Stelle einer gräflichen Burg
gegründet. Von den Gründern kam die Vogtei an die Staufer. Von 1265 bis 1317
war das Kloster ohne Vogt. Danach gab der König die Vogtei an die Stadt
Schwäbisch Hall. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert verlor die zeitweise völlig
darniederliegende Abtei einen großen Teil ihrer beträchtlichen Güter. 1488
wurde sie weltliches Chorherrenstift, das 1521 in der Reichsmatrikel aufgeführt
wird, und kam 1541 unter die Hoheit des Bischofs
von Würzburg. Das Ritterstift, das ein Gebiet von 1,5 Quadratmeilen mit 3700
Einwohnern hatte, fiel 1802 an Württemberg. Zu seinen Gütern gehörten die
Dörfer Steinbach, Großallmerspann und Hausen an der Rot, das Amt Gebsattel bei
Rothenburg ob der Tauber, Lehnsgüter in Ingersheim, Enslingen und Reinsberg,
Vasallenlehen und Rittermannslehen in Michelbach, im Hardter Holz oberhalb des
Weilers Klingen bei Steinbach (Vorderholz ob Klingen), Anteile an Schloss
Bartenau (Bardenau) in Künzelsau, die Obermühle in Jagstheim, ein Anteil an
Nagelsberg, Morsbach (Moosbach) und Künzelsau, Heimbach, Tüngental
(Thüngental), Blindheim, Untermünkheim, Arnsdorf (Arndorf) und Neunkirchen, 295
Erblehen, in 70 Orten die Zehntrechte sowie 30-40000 Morgen Waldungen. Mit
Teilen von Enslingen und von Künzelsau war es um 1800 Mitglied des Kantons
Odenwald des Ritterkreises Franken.
L.: Wolff 101; Winkelmann-Holzapfel 155; Riedenauer 129; Erzberger, M., Die
Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810, 1902; Lamey, B., Die Comburg
in Geschichte und Gegenwart, 2. A. 1956; Krüger, E., Comburg. Ein Gang durch
Geschichte und Kunst, 1967; Germania Benedictina 5 1975, 351ff.; Jooss, R.,
Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und
Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei, 2. A. 1987; Schraut, E.,
Die Comburg, 1989; Eberl, I., Komburg, LexMA 5 1990, 1275f.
Cremona (Stadtkommune). C. am Po kam 218 v. Chr.
von den gallischen Cenomanen an Rom. 451 war es bereits Sitz eines Bischofs. 603 wurde es von den Langobarden erobert,
geriet danach aber unter die Herrschaft der Bischöfe. Im 12. Jahrhundert war es
freie Kommune (1112-1166 consules). Im Kampf gegen Mailand war es mit Kaiser
Friedrich I. Barbarossa verbündet. 1334/1344 wurde es von den Visconti
(Mailand) unterworfen und gelangte 1441 an die Sforza. Mit dem Herzogtum
Mailand kam es 1797 unter die Herrschaft Frankreichs. 1815 fiel es an
Österreich, 1859 an Sardinien (1861 Italien).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Signori, E., Cremona, 1928;
Montorsi, W., Cremona. Dalla cittá quadrata alla città nova, 1981; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Storia di Cremona, hg.
v. Andenna, G., 2004; Il codice diplomatico della cattedrale di Cremona, hg. v.
Leoni, V., 2010.
Culm (Land), Kulmerland. Im Zuge der
deutschen Ostsiedlung ging das Gebiet um C. bzw. Kulm (Culmer Land, Kulmerland)
1230 durch Verträge zwischen Konrad von Masowien und Bischof
Christian von Preußen an den Deutschen Orden über (Deutschordensland Preußen).
1466 wurde es an Polen abgetreten. 1772 kam es zu Preußen, 1807 (ohne Graudenz)
an das Herzogtum Warschau, 1814 wieder an Preußen, 1920 an Polen.
L.: Schulz, F., Geschichte der Stadt Culm, 1871; Brauns, Geschichte des Culmer
Landes bis zum Thorner Frieden, 2. A. 1881.
Dagsburg (Grafschaft). Um die kurz vor 1000 durch
Heirat erworbene Burg D. (frz. Dabo) in Lothringen lag die Grafschaft D. der
Grafen von D., die auf die Etichonen (und Eberhardiner) zurückgehen und außer
dem Erbe der 1144 ausgestorbenen Grafen von Egisheim an der oberen Saar
ansehnliche Güter hatten (Moha, Waleffe, Stadtgrafschaft Metz, Vogtei über das
Hochstift Metz). Sie starben 1225 aus. Ihre Güter (11 Burgen, Vogtei über 9
Klöster) fielen 1241 über die Erbtochter teilweise (um D.) an Leiningen, waren
zeitweise aber mit den Bischöfen von Straßburg, denen die Markgrafen von Baden
als Miterben ihre Rechte überlassen hatten, umstritten. Der Bischof von Metz zog die heimgefallenen Lehen ein.
Moha und Waleffe kamen an das Hochstift Lüttich. Von 1317 bis 1467 bestand eine
besondere Linie Leiningen-Dagsburg. 1792/1801 kam das Gebiet an Frankreich. S.
Leiningen-Dagsburg, Leiningen-Dagsburg-Hartenburg.,
Leiningen-Hardenburg-Dagsburg.
L.: Wolff 282; Legl, F., Studien zur Geschichte der Grafen von
Dagsburg-Egisheim, 1998.
Delsberg (Residenz des Bischofs
von Basel), Delémont
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 125.
Deventer (Reichsstadt, Residenz des Bischofs von Utrecht). D. an der Ijissel erscheint
anlässlich einer Kirchengründung Lebuins kurz vor 776. 952 gab König Otto I.
seine von den Karolingern ererbten Güter in D. an das Mauritiuskloster in
Magdeburg, 1046 König Heinrich III. Münzregal und Grafschaft an den Bischof von Utrecht. 1123 erließ der Kaiser den
Bewohnern Hauszinse an das Lebuinsstift. Später war D. Reichsstadt und Mitglied
der Hanse. 1528 kam es vom Hochstift Utrecht an Kaiser Karl V. 1591 wurde es
den spanischen Habsburgern durch die Generalstaaten der Niederlande entrissen.
L.: Wolff 75; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967, 201; Koch, A., Die Anfänge der Stadt Deventer, WF 10 (1975),
167; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 141.
Die (Grafen). Nach D. in der Dauphiné
nannten sich seit dem 11. Jahrhundert Grafen. Graf Wilhelm von D. unterstützte
als Vasall König Heinrichs IV. 1073 den Bischof
von D. gegen den Legaten Gregors VII. Am Ende des 12. Jahrhunderts verschwanden
die Grafen. Ihre Güter kamen zumeist an die Artaud de Montauban.
L.: Roman, J., Les derniers comtes de Die et la famille Artaud de Montauban,
Bull. de la Soc. d'archéologie et de statistique de la Drôme 20 (1886).
Die (Hochstift). 325 erscheint erstmals ein Bischof der gallorömischen civitas Dea Augusta
Voconciorum. Im Streit um die Metropolitanzugehörigkeit zwischen Vienne und
Arles entschied Papst Calixt II. am 15. 2. 1120 zugunsten von Vienne. Am 30. 7.
1178 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bestand des Bistums und
seinen Rang im Königreich Arelat. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die
weltliche Herrschaft des Bischofs von D., der
seit 1275 zugleich Bischof von Valence war,
durch den Dauphin Ludwig II. empfindlich beschränkt. S. Dauphiné.
L.: Bligny, B., L'Eglise et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne
aux XIe et XIIe siècle, 1960.
Dieulouard (Residenz des Bischofs
von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 141.
Dillingen (Grafen, Residenz des Bischofs von Augsburg). D. an der Donau, das als
Siedlung bis in die alemannische Landnahmezeit zurückgehen dürfte, ist seit 973
als Burg der vermutlich ursprünglich in Wittislingen ansässigen Grafen aus dem
Geschlecht Hupalds († 909) bezeugt. Um 1070 erwarben die Grafen durch Heirat
die Grafschaft Kiburg (Kyburg). Seit 1111 werden sie Grafen von D. genannt. Die
Grafschaft Kiburg (Kyburg) vererbten sie nach mehrfachen Teilungen, zuletzt
1180, in der Linie der Grafen von Kiburg (Kyburg) 1264 an Habsburg. Die
schwäbischen Lehen fielen 1261 an Bayern, andere Güter vermutlich über Töchter
an die Grafen von Helfenstein und die Pfalzgrafen von Tübingen. 1248/1258 (29.
12. 1258) kam D. durch Graf Hartmann V. († 1286), der Bischof
von Augsburg war und mit dem die Familie ausstarb, an das Hochstift Augsburg.
Vom 15. Jahrhundert an wurde es Residenz der Bischöfe von Augsburg, die 1554
eine bis 1804 bestehende Universität gründeten. 1802 fiel D. an Bayern.
L.: Wolff 156; Layer, A., Dillingen an der Donau, 1961; Stadt Dillingen an der
Donau, bearb. v. Meyer, W./Schädler, A., 1964; Seitz, R. H., Dillingen, (in)
Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, hg. v. der Kommission für bay.
Landesgesch. 1966; Eberl, I., Dillingen, LexMA 3 1986, 1053ff.; Holzfurtner,
L., Die Grafschaft Dillingen, Zs. f. bay. LG. 57 (1994), 321; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003,
1, 2, 143.
Doberan (Abtei). 1171 gründete auf Anregung Bischof Bernos von Schwerin der Abodritenfürst
Pribislaw von Rostock die Zisterzienserabtei D. bei Rostock. Sie erwarb eine
bedeutende Grundherrschaft. 1552 wurde sie in Mecklenburg aufgehoben.
L.: Wolff 443; Compart, F., Geschichte des Klosters Doberan bis 1300, 1872;
Gloede, G., Das Doberaner Münster, 1963.
Donaustauf (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg), mhd. Tumbstauf. Die Burg D.
(894/930 Stufo) lag im königlichen Forst Sulzbach, den König Konrad I. 914 dem
Hochstift Regensburg gab. Dieses konnte die sich um D. bildende Herrschaft
gegen Bayern behaupten, musste sie aber 1355 an Kaiser Karl IV. verpfänden.
Seitdem kam es zu mehrfachem Herrschaftswechsel (Reichsstadt Regensburg,
Hochstift Regensburg, Bayern), bis das zum bayerischen Reichskreis zählende D.
1715 endgültig von Bayern an das Hochstift kam. Mit ihm fiel es 1803 an den
Staat Karl Theodors von Dalberg, 1810 bei Schaffung des Großherzogtums
Frankfurt aber an Bayern.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883ff.; Schratz, W., Geschichte der Walhalla und des Marktes
Donaustauf, 1926; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 148.
Dorpat (Hochstift, Residenz), russ. Jurev,
estn. Tartu. Am 21. 7. 1224 wurde für Estland am rechten Ufer des Embach als
Nachfolger des Bischofs von Estland mit Sitz in
Leal das Bistum D. in einer schon für die Mitte des ersten nachchristlichen
Jahrtausends nachgewiesenen estnischen Burg, die 1224 von den Deutschen erobert
worden war, begründet. Es war zunächst dem Erzbischof von Lund, seit 1245 dem
Erzbischof von Riga unterstellt. Das Territorium wurde zwischen Bischof und Deutschem Orden aufgeteilt. Am 6. 11. 1225
wurde der Bischof durch König Heinrich (VII.)
mit dem Bistumsgebiet belehnt und zum Reichsfürsten erhoben. Seit 1525 drang
die Reformation durch. Mit der Verschleppung des letzten Bischofs 1558 nach Russland erlosch das Bistum.
L.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat bis zur Ausbildung
der Landstände, 1896; Koch, F., Livland und das Reich bis 1225, 1943; Rauch, G.
v., Stadt und Bistum Dorpat zum Ende der Ordenszeit, ZOF 24 (1975); Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 524,
1, 2, 150.
Dülmen (Grafschaft). D. im westlichen
Münsterland wird als ein aus dem Fronhof des Bischofs
von Münster erwachsenes Dorf 889 in einer Urkunde für Werden erstmals erwähnt
(Dulmenni). 1802/1803 kam das Amt D. Münsters als Grafschaft D. an die Herzöge
von Croy (Croy-Solre). 1806 wurde es dem Herzog von Arenberg zugesprochen, 1811
kam es zu Frankreich. 1815 fiel es an Preußen, 1946 D. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Glässer, E., Der Dülmener Raum, 1968; 650 Jahre Stadt Dülmen.
Festschrift, hg. v. Brathe, H., 1961; Dülmen. Von der Bauerschaft zum zentralen
Ort, hg. v. Brathe, H., 1986; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2,
162.
Eberbach (Reichsstadt). Auf altem Siedlungsland
am unteren Neckar, das 988/1011/1012 vom König an das Hochstift Worms kam,
errichteten die Bischöfe die Burg E. 1227 musste der Bischof
die Burg gegen eine Geldentschädigung an König Heinrich VII. zu Lehen geben.
Gleich danach errichteten die Staufer die Stadt E. Sie wurde nach dem Untergang
der Staufer (um 1255) Reichsstadt und hatte das Stadtrecht von Wimpfen. Seit
der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert wurde sie wiederholt verpfändet und kam
1330 als Pfand an die Pfalz, 1410 an Pfalz-Mosbach und 1499 wieder an die
Kurpfalz. 1803 fiel sie an Leiningen und 1806 an Baden und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Weiß, J., Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar, 2. A. 1927; Vetter, R.,
Alt-Eberbach 1800-1975, 1981; Schwarzmaier, H., Geschichte der Stadt Eberbach
am Neckar bis zur Einführung der Reformation (1556), 1986.
Eberstein (Grafschaft). 1085/1120 erscheinen
Edelfreie, die sich nach der Burg E. im Murgtal benennen. Sie stifteten um die
Mitte des 12. Jahrhunderts die Klöster Herrenalb und Frauenalb und bauten eine
bedeutende Herrschaft im Nordschwarzwald mit dem Hauptort Gernsbach auf (nach
1102 unter anderem Lehen des Bischofs von Speyer
um Rotenfels am Unterlauf der Murg). Um 1200/1270 wurden sie Grafen. Im 13.
Jahrhundert (vor 1251) zogen sie in das neuerbaute Schloss E. bei Gernsbach.
1219 erfolgte eine Erbteilung. 1283 erwarben die Markgrafen von Baden die
Hälfte der namengebenden Burg. 1387 musste der größte Teil der Grafschaft an
die Markgrafen von Baden verkauft werden. 1660 erlosch das Geschlecht im
Mannesstamm, der ebersteinische Anteil an Gernsbach fiel an Speyer als
Lehnsherren, 1803 an Baden, das 1666/1667 bereits andere Teile der Güter
erhalten hatte. Die dem schwäbischen Reichskreis angehörige Grafschaft, die um
6 Quadratmeilen groß war und unter anderem Schloss und Flecken E., die Stadt
Gernsbach, die Abtei Frauenalb und den Marktflecken Muggensturm umfasste, hatte
Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium des Reichsfürstenrates
und im schwäbischen Reichskreis.
L.: Wolff 166, 202f.; Zeumer 553 II b 61, 10; Wallner 686 SchwäbRK 23; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4; Krieg v. Hochfelden, G., Geschichte der
Grafen von Eberstein in Schwaben, 1836; Neuenstein, K. Frhr. v., Die Grafen von
Eberstein in Schwaben, 1897; Langenbach, H., Gernsbach im Murgtal, 1919;
Langenbach, H., Schloss Eberstein im Murgtal, 1953; Schäfer, A., Staufische
Reichslandpolitik und hochadlige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau vom 11.
bis 13. Jahrhundert, ZGO 117 (1969); Grafen und Herren in Südwestdeutschland,
hg. v. Andermann, K u. a., 2006; Heinl, R., Gernsbach im Murgtal, 2006.
Eberstein (Reichsritter). 1116 erscheint ein
ostfränkisch-thüringisches Geschlecht, das sich nach der 1282 vom Bischof von Würzburg zerstörten Burg E. in der
vorderen Rhön benannte. Es gehörte im 16. Jahrhundert zum Kanton Rhön-Werra und
zum Kanton Baunach im Ritterkreis Franken.
L.: Stieber; Riedenauer 123; Rahrbach 51; Eberstein, L. F. Frhr. v.,
Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechts Eberstein vom
Eberstein auf der Rhön, Bd. 1ff. 2. A. 1889; Handbuch der hessischen Geschichte
Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W., 2014, 355 (Schackau
1540).
Echternach (Reichsabtei, Residenz). Auf römischen
Siedlungsresten errichtete 698 der heilige Willibrord, Bischof
von Utrecht, eine Benediktinerabtei auf Land der heiligen Irmina und ihrer
Tochter Plektrudis. Seit 751 war die Abtei reichsfrei. Am Ende des 12.
Jahrhunderts musste gegen Trier die Unabhängigkeit verteidigt werden. Die
Reichsmatrikel von 1776 verzeichnete das Kloster im Erzstift Trier und im
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis mit einer Last von 2 zu Pferd und 18
zu Fuß bzw. 96 Gulden. 1797 wurde die Abtei durch Frankreich aufgehoben. 1815
kam sie zu Luxemburg.
L.: Wolff 57; Wampach, C., Geschichte der Grundherrschaft Echternach im
Frühmittelalter, Bd. 1f. 1929f.; Metz, P., Das Goldene Evangelienbuch von
Echternach, 1956; Metzler, J./Zimmer, J./Bakker, L., Die römische Villa
Echternach und die Anfänge der mittelalterlichen Grundherrschaft, 1982;
Schroeder, J./Trauffler, H., Die Anfänge der Abtei Echternach, 1996; Die Abtei
Echternach, hg. v. Ferrari, M. u. a., 1999; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 650, 1, 2, 157;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 172.
Eichsfeld (Gau [im Quellgebiet der Leine],
Landschaft, Fürstentum). Das zwischen oberer Leine und Harz gelegene E. wird
als Gau nördlich und westlich von Mühlhausen 897 erstmals genannt. Vom 11.
Jahrhundert an gewann das Erzstift Mainz auf der Grundlage der Mission um
Heiligenstadt im Obereichsfeld umfangreiche Güter (Hanstein 1209,
Gleichenstein-Dingelstädt 1294, Bischofstein
1329/1440, Greifenstein 1420, Scharfenstein 1294, Harburg 1130/1137, Worbis
1342/1375, Bodenstein 1573, Westernhagen 14. Jahrhundert, Gerode 1124/1431).
Das nordwestlich von Duderstadt gelegene Untereichsfeld war zunächst
liudolfingisches Hausgut und ottonisches Reichsgut, kam im 10. Jahrhundert an
das Stift Quedlinburg und fiel 1247 an Braunschweig-Lüneburg. Dessen Linie
Grubenhagen verpfändete es 1342/1358 mit Duderstadt und Gieboldehausen, 1434
mit Lindau an das Erzstift Mainz. 1802/1803 kam das zunächst protestantisch
gewordene, am Ende des 16. Jahrhunderts rekatholisierte E. als Fürstentum an
Preußen. Von 1806/1807 bis 1813 war es Teil des Königreiches Westphalen
(Harzdepartement). 1813 gelangte das E. an Preußen, 1815 das Obereichsfeld zur
Provinz Sachsen und damit von 1945/1949 bis 1990 zur sowjetischen
Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik. Das Untereichsfeld
wurde von Preußen an Hannover abgetreten, kam mit diesem aber 1866 an Preußen
zurück und gehört damit seit 1946 zu Niedersachsen. S. Kurrheinischer
Reichskreis.
L.: Wolff 80; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) F3; Wolf, J., Politische Geschichte des Eichsfelds 1792, neu bearb. v.
Löffler, K., 1921; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten Jahrhundert, 1908, 6
(Geisleden); Aus der Geschichte der Goldenen Mark, bearb. v. Otto, B., Teil 1
1949; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters, 1957,
120 (Ammern, Dachrieden, Diedorf, Geisleden, Görmar, Lengefeld); Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, II, 58, 61, 62, III, 30; Riese, W.,
Das Eichsfeld. Entwicklungsprobleme einer Landschaft, 1977; Fahlbusch, F. B.,
Eichsfeld, LexMA 3 1986, 1670f.
Eichstätt (Hochstift, Residenz). Um 741/745
gründete Bonifatius das Bistum E. an der Altmühl, setzte den Angelsachsen
Willibald als Bischof ein und unterstellte das
von der Donau bis zu den späteren Orten Nürnberg, Erlangen und Sulzbach
reichende Bistum der Erzdiözese Mainz. Erste Güter wurden von einem gewissen
Suidger gegeben. 888 kam die Abtei Herrieden an der oberen Altmühl hinzu. Durch
die Gründung des Bistums Bamberg (1007) verlor es Gebiete im Norden zwischen
Schwabach, Pegnitz und Regnitz, durch die Reformation Nürnberg, Weißenburg,
Ansbach und das Oberstift Öttingen (Oettingen). Das Gebiet des Hochstifts, das
um 1800 im Kanton Altmühl des Ritterkreises Franken immatrikuliert war, war
verhältnismäßig klein und zersplittert (Oberstift mit Herrieden, Ornbau,
Sandsee, Wernfels-Spalt [1304/1305], Pleinfeld; Unterstift mit Eichstätt,
Greding [11. Jh.], Beilngries, Hirschberg) und wurde mit rund 20 Quadratmeilen
und 62000 Einwohnern 1802 säkularisiert und von Bayern annektiert, nachdem
schon 1794 Preußen die Enklaven in Franken eingezogen hatte. Von 1802/1803 bis
1805 wurde es zum größten Teil des Unterstifts als Sekundogenitur Österreichs
dem Großherzogtum Toskana zugeteilt, während der Rest an Bayern kam. 1805 fiel
auch der größere Teil an das Königreich Bayern. Teile des Oberstifts kamen 1803
an Preußen (Ansbach), 1806 ebenfalls an Bayern. Von 1817 bis 1832/1834/1855
errichtete Bayern aus einem Teil des Hochstifts das Herzogtum Leuchtenberg als
freie Standesherrschaft für Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg.
L.: Wolff 105; Zeumer 552 II a 9; Wallner 692 FränkRK 8; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Die Territorien des Reichs 4, 166; Heidingsfelder, F., Die Regesten der
Bischöfe von Eichstätt 741-1324, 1915ff.; Sax, J. v./Bleicher, J., Die Bischöfe
und Reichsfürsten von Eichstätt, Bd. 1, 2 (2. A.) 1927; Buchner, F., Das Bistum
Eichstätt, historisch-statistische Beschreibung, Bd. 1, 2 1937ff.; Bauerreiß,
R., Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1 1949; Hirschmann, G., Eichstätt, 1959,
(in) Historischer Atlas von Bayern 1, 6; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 1 1971; Sage, W./Wendehorst, A., Eichstätt, LexMA 3
1986, 1671ff.; Röttel, K., Das Hochstift Eichstätt, 1987; Schuh, R., Territorienbildung
im oberen Altmühlraum. Grundlagen und Entwicklung der eichstättischen
Herrschaft im 13. und 14. Jh., Zs. f. bay. LG. 50 (1987); Weinfurter, S., Die
Grundlagen der geistlichen Landesherrschaft in Eichstätt um 1300, Bll. f. dt.
LG. 123 (1987), 137; Schindling, A., Das Hochstift Eichstätt im Reich der
frühen Neuzeit. Katholisches Reichskirchen-Fürstentum im Schatten Bayerns,
1988, Sammelblätter Hist. Verein Eichstätt 80; Buchholz-Johanek, I., Geistliche
Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt,
1988; Flachenecker, H., Eine geistliche Stadt, 1988; Lengenfelder, B., Die
Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, 1990; Braun, H., Das
Domkapitel zu Eichstätt, 1991; Arnold, B., Count and Bishop, 1991; Beiträge zur
Eichstätter Geschichte, hg. v. Flachenecker, H./Littger, K., 1999; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 526,
1, 2, 161; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im
Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2009; Lullies, E., Die ältesten
Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012.
Ellwangen (Fürstpropstei, fürstliche Propstei,
Fürstentum, Residenz). Das Benediktinerkloster E. („Elch-wangen“) an der Jagst
wurde um 764 (750 ?) im Grenzwald Virgunna zwischen Franken und Schwaben von
den fränkischen Herren Hariolf und Erlolf (Bischof
von Langres) gegründet. Seit 817 erschien das 812 erstmals genannte Kloster
unter den Reichsabteien. Seine staufertreuen Äbte waren seit 1215
Reichsfürsten. Die Vogtei hatten zuerst die Grafen von Oettingen, seit etwa
1370 die Grafen von Württemberg. 1460 wurde es in ein exemtes weltliches
Chorherrenstift mit einem Fürstpropst und einem Stiftskapitel (12 adlige
Kanoniker, 10 Chorvikare) umgewandelt. Zu den 1337 bestehenden Ämtern E.,
Tannenburg und Kochenburg kamen 1471 Rötlen, 1545 Wasseralfingen und 1609
Heuchlingen. Um 1800 war es im Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken
immatrikuliert. E. stellte die bedeutendste geistliche Herrschaft in
Württemberg dar, die bei der Säkularisation 1802 etwa 20000 Menschen umfasste.
Das Herrschaftsgebiet von etwa 500 Quadratkilometern (7 Quadratmeilen)
gliederte sich in die sechs fürstlichen Oberämter und ein Oberamt des
Stiftskapitels. 1802/1803 kam E. an Württemberg und damit 1951/1952 zu
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 157; Zeumer 552 II a 29; Wallner 686 SchwäbRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Beschreibung des Oberamts Ellwangen, 1886; Die Ellwanger und Neresheimer
Geschichtsquellen, 1888, Anhang zu Württemberg. Vierteljahreshefte; Hutter, O.,
Das Gebiet der Reichsabtei Ellwangen, 1914 (Diss. phil. Tübingen); Häcker, E.,
Ellwangen an der Jagst, 1927; Schefold, M., Stadt und Stift Ellwangen, 1929;
Hölzle, E., der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Pfeifer,
H., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Fürstpropstei Ellwangen, 1959;
Ellwangen 764-1964. Beiträge und Untersuchungen zur 1200-Jahrfeier, hg. v.
Burr, V., Bd. 1f. 1964; Ellwangen, Germania Benedictina V: Baden-Württemberg,
1975; Seiler, A., Ellwangen. Von der Klostersiedlung zur modernen Flächenstadt,
1979; Fahlbusch, F., LexMA 3 1986, 1850; Schulz, T., Das Fürststift Ellwangen
und die Ritterschaft am Kocher, 1986, Ellwanger Jb. 31 (1986); Stievermann, D.,
Das geistliche Fürstentum Ellwangen im 15. und 16. Jh., Ellwanger Jb. 32
(1988); Pfeifer, H., Das Chorherrenstift Ellwangen, FS H. Maurer, 1994, 207;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 654, 1, 2, 173; Das älteste Urbar der Abtei, bearb. v. Häfele, H.,
2008.
Erfurt (Reichsstadt). Das Gebiet von E. in
Thüringen war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Um 706 wurde von
Weißenburg im Elsass aus auf dem Petersberg ein Kloster (Peterskloster)
angelegt. 741 errichtete Bonifatius auf dem Domhügel an der Furt der Straße
Frankfurt-Breslau über die Gera (Erpha ?) das Bistum E. (742 Erphesfurt, Bischof Willibald ?), das 746 oder 752 zugunsten des
Erzbistums Mainz aufgehoben wurde, woraus zugleich eine Verbindung Erfurts zum
Erzstift Mainz erwuchs. 802 erscheint eine Pfalz. Der Zeitpunkt des Übergangs
der königlichen Rechte an den Erzbischof von Mainz ist unklar (vor 1021/1031?).
Um 1066 und 1167 wurde der Ort ummauert. Seit Anfang des 13. Jahrhunderts
übernahm der 1217 (consiliarii, 1239 consilium) erstmals genannte Rat Rechte
der gemeinsamen königlichen und mainzischen Vögte (1299 Blutgerichtsbarkeit von
den Grafen von Gleichen, 1315 Verpfändung der Grafschaft an der schmalen Gera
durch Sachsen, 1485 an Sachsen zurück). Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts
erwarb E. ein großes, teilweise aus Reichslehen bestehendes Landgebiet mit rund
900 Quadratkilometern (Kapellendorf, Sömmerda, Tonndorf, Mühlberg, Vippach bzw.
Schlossvippach, Großvargula) und mehr als 80 Dörfern und Burgen. Der Rat
strebte, zeitweise nicht ohne Erfolg, Reichsunmittelbarkeit an (zwischen 1279
und 1290 quasiautonome Stadt). Am 16. 9. 1379 gestattete Papst Clemens VII. die
Gründung einer 1392 eröffneten Universität (1501 Luther), die bis 1812 Bestand
hatte. 1493 zählte E. 18680 Einwohner. 1592 gab das Erzstift Mainz seine Rechte
an Mühlberg und Tonna an Sachsen. 1664 setzte es sich mit Gewalt wieder in den
Besitz der etwa 13500 Einwohner zählenden Stadt. 1802/1803 wurde E. mit 25
Städten, 3 Flecken und 72 Dörfern sowie 46000 Einwohnern an Preußen abgetreten,
bildete aber vom 16. 10. 1806 bis 1813 eine Napoleon reservierte Domäne. 1815
fiel E. an Preußen zurück, wobei die Ämter Schloss Vippach, Azmannsdorf
(Atzmannsdorf) und Tonndorf an Sachsen-Weimar abgegeben wurden. Am 1. 4. 1944
wurde der Reichsstatthalter in Thüringen mit der Wahrnehmung der Aufgaben und
Befugnisse des Oberpräsidenten in der staatlichen Verwaltung des
Regierungsbezirks Erfurt beauftragt (und zugleich der Kreis Schmalkalden der
preußischen Provinz Hessen-Nassau einbezogen) (RGBl. 1944 I, 111). Nach der
Kapitulation am 8. 5. 1945 kam E. an Thüringen, das von 1952/1958 bis 1990 in
der Deutschen Demokratischen Republik aufging (str.). Das Bistum E. wurde
1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 80; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, II 78 (1450) G3;
Horn, W., Erfurts Stadtverfassung und Stadtwirtschaft, Bd. 1 1903; Becker,
K./Haetge, E., Die Stadt Erfurt, Bd. 1ff. 1929ff.; Beyer, C./Biereye, J.,
Geschichte der Stadt Erfurt, 1935; Schultze, J., Die Stadt E., (Manuskript,)
1948; Beiträge zur Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Wiegand, F./Gutsche, W.,
Bd. 1 1955; Schlesinger, W., Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe,
(in) Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens, 1958, 297ff.;
Wiegand, F., Erfurt 1964; Piltz, G./Hege, F., Erfurt. Stadt am Kreuzweg, 1955;
Kleineidam, E., Universitas studii Erfordensis, 1964, Teil 1 2. A. 1985; Die
deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte Bd. 2 1984,
103ff.; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, Habilschr. Stuttgart 1985;
Boehm, L., Erfurt, LexMA 3 1986, 2131ff.; Weiß, U., Die frommen Bürger von
Erfurt, 1988; Geschichte der Stadt Erfurt, hg. v. Gutsche, W., 1989; Erfurt
742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte, hg. v. Weiß, U., 1992;
Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Erfurt – Geschichte und
Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005.
Ermland (Hochstift, Fürstbistum). Das dem
altpreußischen Gau Warmien entsprechende E. in Ostpreußen erstreckt sich
dreieckig vom Frischen Haff nach Südosten bis zur Masurischen Seenplatte. Das
am 28./29. 7. 1243 gegründete Bistum Warmien/E. reichte darüber hinaus vom
Pregel im Osten bis zur Drausensee im Westen. Ein Drittel des Bistums
(Braunsberg, Heilsberg, Rößel, Allenstein) kam 1251 durch Vertrag mit dem
Deutschen Orden, von dem die Bischöfe bis 1464 in weltlichen Angelegenheiten
abhängig waren, unter die Herrschaft des Bischofs
(in Braunsberg, später Heilsberg) und des Domkapitels (in dem kleinen
Frauenburg). Das Bistum selbst unterstand von 1245 bis 1566 dem Erzbistum Riga.
Seit 1478/1479 musste jeder Bischof dem König
von Polen einen Treueid leisten. Im zweiten Thorner Frieden von 1466 und
endgültig 1479 fiel das E. unter die Herrschaft Polens, 1772 gelangte es an
Preußen. Dass das Ermland bei dem Übertritt des letzten Hochmeisters des
Deutschen Ordens zum Protestantismus katholisch blieb, beruhte darauf, dass der
Bischof nicht im Deutschen Orden inkorporiert
war, also - anders als die anderen drei Bischöfe von Culm, Pomesanien und
Samland - dem Hochmeister in dieser Frage keinen Gehorsam schuldete. Bis 1918
war das Bistum E. exemt, danach Suffragan von Breslau. 1945 wurden von den acht
Domherren sechs erschossen oder nach Russland verschleppt, der Bischof von Kardinal Hlond aus dem Bistum gelockt.Seit
1945 stand E. unter der Verwaltung Polens, an das es 1990 als politische Folge
der deutschen Einheit kam. Das Bistum wurde zum Erzbistum mit Sitz in Allenstein
(Olsztyn) erhoben.
L.: Die Territorien des Reichs 2, 206; Monumenta historiae Warmiensis, Bd. 1ff.
1861ff.; Röhrich, V., Geschichte des Fürstbistums Ermland, 1925; Perk, H.,
Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Schmauch, H.,
Das staatsrechtliche Verhältnis des Ermlandes zu Polen, Altpreuß. Forsch. 11
(1934), 153; Schumacher, B., Geschichte Ost- und Westpreußens, 7. A. 1987;
Unser Ermlandbuch, 1967; Poschmann, B., Ermland, LexMA 3 1986, 2159; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 530.
Erstein (Reichsabtei). Die 849/850 von der
Etichonin Irmingard, der Gattin Kaiser Lothars I., bei Schlettstadt gegründete
Abtei ging nach einer rechtswidrigen Vergabung Kaiser Heinrichs VI. an den Bischof von Straßburg (1191), 1437 an das Domkapitel
von Straßburg über. Mit dem Elsass gelangte E. an Frankreich.
L.: Friedel, R., Geschichte des Fleckens Erstein, 1927; Barth, M., Handbuch der
elsässischen Kirchen im Mittelalter, 1960; Felten, F., Erstein, LexMA 3 1986,
2189; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 185.
Essen (Reichsabtei, gefürstete Abtei,
Residenz). E. wird anlässlich der Errichtung des adligen Damenstifts Maria,
Cosmas und Damian auf einem ehemaligen Königshof durch (Bischof) Altfrid (von Hildesheim) um 846 (?) (860 ?) erstmals
erwähnt (Asnidi). Gefördert durch die Ottonen schuf sich das seit 874/947 zur
Reichsabtei gewordene Stift, dessen Vögte nacheinander die Grafen von Berg, die
Grafen von der Mark (1288), die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg und seit
1609/1648 die Markgrafen von Brandenburg waren, eine kleine Herrschaft zwischen
Emscher und Ruhr (seit etwa 1300 Mittelpunkt in Borbeck). Zu ihr gehörte die
Stadt Essen, deren Bestrebungen um Reichsunmittelbarkeit 1399 und endgültig
1670 zunichtegemacht wurden. Insgesamt hatte E., dessen Äbtissin 1228 als
Reichsfürstin bezeichnet wurde, rund 3000 Bauernhöfe um E., im Vest
Recklinghausen, am Hellweg um Breisig und bei Godesberg. Durch einen
Erbvogteivertrag mit den Herzögen von Kleve-Mark (1495) wurde E. politisch von
diesen abhängig. 1802/1803 kam die 3 Quadratmeilen bzw. 1,5 bis 2
Quadratkilometer große Abtei, in deren Verfassung das Damenkapitel den ersten
Stand bildete, das Herrenkapitel den zweiten und die umliegenden Adelsfamilien
den dritten, mit dem Ländchen Breisig bzw. Breisich am Rhein nach der
Säkularisation an Preußen, gehörte aber von 1806/1807 bis 1813 zum
Großherzogtum Berg. 1946 fiel E. an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 335; Zeumer 553 II a 37, 10; Wallner 704 WestfälRK 33; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2;
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Jg. 1, 1881ff.; Hoederath,
H., Die Landeshoheit der Fürstäbtissinnen von Essen, Beiträge zur Geschichte
von Stadt und Stift Essen 43 (1926); Schulteis, K., 5 Karten zur Geschichte von
Altenessen und seiner Umgebung, 1928; Hübinger, P., 1100 Jahre Stift und Stadt
Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 68 (1952); Zimmermann,
W., Das Münster zu Essen, 1956; Weigel, H., Studien zur Verfassung des
Frauenstifts Essen, 1960; Küppers, L./Mikat, P., Der Essener Münsterschatz,
1966; Historischer Atlas der Stadt Essen, hg. v. Bronczek, W., 1966; Brand, J.,
Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit
von 1806-1813 unter besonderer Berücksichtigung der großherzoglich-bergischen
Justiz und Verwaltung, 1971; Bettecken, W., Stift und Stadt Essen, 1988;
Schoppmeyer, H., Essen, LexMA 4 1989, 22; 1150 Jahre Stift und Stadt Essen,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 708, 1, 2, 183; Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005;
Essener Urkundenbuch. Regesten der Urkunden des Frauenstifts Essen im
Mittelalter, Bd. 1 bearb. v. Schilp, T., 2010 (697 Regesten, 13 Volltexte);
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Ettenheimmünster (Kloster). Vermutlich wurde bereits um
728/734 von Bischof Widegern von Straßburg eine
kleine Mönchsgemeinschaft gegründet, die Bischof
Eddo 762 als monachorum cella E. bei Ettenheim mit Gütern in der Ortenau, dem
Breisgau, im Elsass und in der Schweiz erneuerte. Im 11. und 12. Jahrhundert
verlor die Straßburg gehörende Abtei die meisten Güter außerhalb der Ortenau,
in der ihr Münchweier, Münstertal (E.), Schweighausen, Dörlinbach und
Wittelbach gehörten. 1803 kam die Abtei an Baden und damit E. 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 41; Kürzel, A., Benediktinerabtei Ettenheimmünster, 1870; Heizmann,
L., Das Benediktinerkloster Ettenheimmünster, 1932; Die Klöster der Ortenau,
hg. v. Müller, W., (1987], 150ff.; Felten, F., Ettenheimmünster, LexMA 4 1989,
60.
Eutin (Burg, Fürstentum, Residenz des Bischofs von Lübeck). In der Mitte des 12.
Jahrhunderts besiedelte Graf Adolf II. von Schauenburg (Schaumburg) den
slawischen pagus Utinensis durch Holländer. Ein Dorf übernahm den Namen Utin.
1156 kam das Gebiet an den Bischof von Lübeck,
der 1257 Eutin mit dem Stadtrecht Lübecks begabte. Nach der Reformation wurden
die Bischöfe Lübecks weltliche Fürstbischöfe, die seit 1586 aus dem Haus
Holstein-Gottorp (Gottorf) kamen. Nach 1689 bauten sie die bisherige Burg E.
zum Schloss aus. 1773 wurde das Hochstift Lübeck mit dem Herzogtum Oldenburg
vereinigt, 1803 säkularisiert. 1937 wurde der Landesteil Oldenburgs der Provinz
Schleswig-Holstein Preußens eingegliedert. S. Lübeck (Hochstift, Fürstentum),
Holstein-Eutin, Schleswig-Holstein-Eutin.
L.: Wolff 451; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums Lübeck,
1901; Peters, G., Geschichte von Eutin, 1958; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 185.
Fegefeuer (Residenz des Bischofs
von Reval), Kiviloo, estn. Väägevere
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 187.
Feuchtwangen (Reichsabtei). Das wahrscheinlich im 8.
Jahrhundert von einem Grundherren gegründete und dann an Karl den Großen
gegebene Benediktinerkloster F. (fiuhtin-wang) bei Ansbach wird 817 erstmals
erwähnt. Es wurde zur Reichsabtei, erscheint aber ab 1197 nur noch als ein
Kollegiatstift. Die Vogtei verlieh der Bischof
von Augsburg im Namen des Königs, unter anderem an die Grafen von Oettingen.
1376 verpfändete Kaiser Karl IV. Stift und Vogtei an die Burggrafen von
Nürnberg. 1563 wurde das Stift aufgehoben.
L.: Schaudig, W., Geschichte der Stadt und des ehemaligen Stiftes Feuchtwangen,
1927; Ramisch, H., Landkreis Feuchtwangen, 1964.
Fischhausen (Residenz des Bischofs
von Samland), Primorsk
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 187.
Florenz (Stadt, Stadtkommune, Herzogtum), ital.
Firenze. Nach prähistorischen und etruskischen Vorläufern entstand vermutlich
im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das römische Florentia am Arno, das um
200 n. Chr. vielleicht 10000 Einwohner hatte. Im 4. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs, in langobardischer Zeit Sitz
eines Herzogs und unter den Ottonen Sitz eines Grafen. Noch vor 1115 setzte der
Kampf um die Selbständigkeit ein. 1125 unterwarf F. Fiesole. 1138 sind consules
(Konsuln) nachweisbar. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde die Stadt mit ihrer
bedeutenden Tuchherstellung führende Macht im mittleren Italien und zählte 1348
etwa 120000 Einwohner. Ihre Währung (Florentiner) gewann als Gulden (abgekürzt
fl.) Bedeutung weit über Florenz hinaus. 1406 wurde Pisa erobert, 1421 Livorno
erworben. 1434 kam die Familie Medici an die Macht, die 1531 von Kaiser Karl V.
zu Herzögen erhoben wurde. 1737 fiel das Herzogtum an Österreich, 1801 als
Hauptstadt an das Königreich Etrurien Frankreichs, von 1808 bis 1814 an
Frankreich, von 1814 bis 1859 an Österreich und schließlich an Sardinien bzw.
1861 an das Königreich Italien, dessen Hauptstadt es von 1865 bis 1879 war.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3, II 78 (1450) G5; Davidsohn,
R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1969; Caggese, R., Firenze dalla decadenza
di Roma al Risorgimento, Bd. 1ff. 1912ff.;
Panella, A., Storia di Firenze, 1949; Nardi, J., Istorie della città di
Firenze, 1958; Lopes Pegna, M., Firenze dalle origini al medioevo, 1962;
Bargellini, P., La splendida storia di Firenze, 1966; Grote, A., Florenz,
Gestalt und Geschichte eines Gemeinwesens, 2. A. 1968; Raith, W., Florenz vor
der Renaissance. Der Weg einer Stadt aus dem Mittelalter, 1976; Hale, J., Die
Medici und Florenz, 1979; Brucker, G., Firenze 1138-1737, 1983; Firenze e la
Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A.,
Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medievo, 1986;
Cardini, F., Florenz, LexMA 4 1989, 554ff.; Bouboullé, G., Florenz, 1989;
Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Reinhardt, V., Florenz zur Zeit
der Renaissance, 1990; Cohn, S., Creating the Florentine State, 1999; Zumhagen,
O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; La Roncière, C.,
Firenze e le sue campagne nel Trecento, 2005; Najemy, J., A History of Florence
1200-1575, 2006; Klapisch-Zuber, C., Retour à la cité. Les magnats de Florence 1340-1440, 2006;
Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009; Gualtieri, P.,
Il Commune die Firenze tra Due e Trecento, 2009.
Franken (Herzogtum). Nach dem Zerfall des
karolingischen Reiches konnte sich in dem Gebiet zwischen Neckar und Eder,
Thüringerwald und Rhein ein fränkisches Stammesherzogtum, wie sich dies
angeboten hätte, nicht ausbilden. 939 wurde das Land unmittelbar dem König
unterstellt. Im 12. Jahrhundert entstanden im Westen zahlreiche kleinere Herrschaften
(Pfalz, Nassau, Hessen, Katzenelnbogen, Hanau, Mainz, Worms, Speyer), so dass
der Name F. rasch verschwand. Im Osten beanspruchte der Bischof von Würzburg seit Anfang des 12. Jahrhunderts herzogliche
Rechte. Auf Grund gefälschter Urkunden wurden sie ihm von Kaiser Friedrich I.
1168 bestätigt. In der Folge festigte sich für dieses östliche Gebiet der Name
F., obwohl der Bischof von Würzburg die Herzogsgewalt
nicht über das Hochstift hinaus auf Bamberg, Fulda, Henneberg, Castell,
Nürnberg und Hohenlohe auszudehnen vermochte. Erst in der Errichtung des
fränkischen Reichskreises wurde dieses östliche F. lose vereint. 1633 wurden
die Hochstifte Würzburg und Bamberg als Herzogtum F. an Herzog Bernhard von
Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits 1634 wieder verselbständigt.
1803/1806 kamen die fränkischen Herrschaften überwiegend an Bayern, das 1837
drei Regierungsbezirke als Unterfranken (Würzburg), Oberfranken (Bayreuth) und
Mittelfranken (Ansbach) benannte.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4; Zimmermann, G.,
Franken, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Stein, F., Geschichte
Frankens, Bd. 1f. 1885f., Neudruck 1966; Wittmann, L., Landkarten von Franken
aus der Zeit von 1490-1700, 4. Lief. 1940-42, 1952; Historischer Atlas von
Bayern, hg. v. d. hist. Komm. f. bayer. Landesgeschichte, Teil Franken, Reihe I
1952ff., Reihe II 1954ff.; Hofmann, H., Franken am Ende des alten Reichs
(1792), 1954/6; Hofmann, H., Franken seit dem Ende des alten Reiches
(1790-1945), (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe II, 1, 1a,
1955/6; Franken, hg. v. Scherzer, C., 1959ff.; Brod, W., Frankens älteste
Landkarte. Ein Werk Sebastians von Rotenhan, Mainfränk. Jb. 11 (1959);
Bonacker, W., Grundriss der fränkischen Kartographie des 16. und 17.
Jahrhunderts, Mainfränk. Hefte 33 (1959); Spindler, M., Franken 1500-1818, (in)
Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. 3, 1 3. A. 1997; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 22, 30, 27, 51, 52, 77, 94; Moraw, P.,
Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, Bll. f. dt. LG. 122
(1976), 123ff.; Wendehorst, A., Die geistliche Grundherrschaft im
mittelalterlichen Franken, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd.
1-2, hg. v. Patze, H., 1983; Fried, P., Die Entstehung der Landesherrschaft in
Altbayern, Franken und Schwaben im Lichte der historischen Atlasforschung, (in)
Land und Reich, Stamm und Nation, FS M. Spindler, 1984; Friedrich der Große,
Franken und das Reich, hg. v. Duchhardt, H., 1986; Fränkische Reichsstädte, hg.
v. Buhl, W., 1987; Wendehorst, A., Franken, LexMA 4 1989, 728ff.; Pleticha, H.,
Franken und Böhmen, 1990; Guth, K., Konfessionsgeschichte in Franken 1555-1955,
1990; Lubich, G., Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“, 1996; Franken von der
Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und
Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Tittmann,
A., Der ehemalige Landkreis Hassfurt, 2003; Franken im Mittelalter, hg. v.
Merz, J. u. a., 2004; Nachdenken über fränkische Geschichte, hg. v. Schneider,
E., 2005; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine
Geschichte Frankens, 2008.
Frankenberg (reichsritterschaftlicher Ort). In F.
nördlich von Uffenheim erbaute der Bischof von
Würzburg um 1200 eine Burg, die seit 1554 verfiel. Eine von den Burggrafen von
Nürnberg 1254 errichtete weitere Burg (Vorderfrankenberg) wurde 1284 den
Hohenlohe verpfändet und von diesen 1362 Böhmen zu Lehen aufgetragen. Um 1390
wurde sie als Herrschaft an die Seckendorff verkauft. 1429 erwarb Würzburg die
Herrschaft, verpfändete sie aber bald an die Heßberg. 1452/1445 kam die
allodiale Ganerbenburg an die Absberg, die sie 1464 den Markgrafen von Ansbach
auftrugen. 1520 fiel sie an die Hutten, die sie 1630 durch Konfiskation
verloren, 1638/1639 aber wieder zurückgewannen. Nach deren Aussterben 1783 kam
es zu einem Streit zwischen Schwarzenberg und Pölnitz (Pöllnitz). Einzelne
Güter zog Ansbach ein. 1796 wurde der zum Kanton Odenwald des Ritterkreises
Franken steuernde Ort von Preußen in Besitz genommen, 1806 fiel er an Bayern.
L.: Wolff 511.
Freiburg (Freiburg im Üchtland) (Reichsstadt,
Kanton, Residenz). 1157 gründete der Herzog von Zähringen auf mit Burgund 1032
an das Reich gelangtem Gebiet die Stadt F. Sie fiel 1218 von den Herzögen von
Zähringen an die Grafen von Kiburg (Kyburg), von diesen 1264/1277 an Habsburg.
1452 unterwarf sie sich Savoyen. 1478 erhielt sie Reichsunmittelbarkeit.
1481/1506 wurde sie als neunter Ort in die Eidgenossenschaft der Schweiz
aufgenommen. Zwischen 1536 und 1538 eroberte sie von Savoyen Romont (Romort),
Estavayer und Bulle, 1544 kaufte sie fast die gesamte Grafschaft Greyerz
(Gruyères). Die Stadt wurde 1613 Sitz des Bischofs
von Lausanne und Mittelpunkt der Gegenreformation in der Schweiz.
L.: Wolff 525; Großer Historischer Weltatlas II 72 b (bis 1797) C3; Castella,
G., Histoire du Canton de Fribourg, 1892; Zurich, P. de, Les origines de
Fribourg et le quartier du Bourg au XVe et XVe siècles, 1924; Gedenkband zur
800-Jahrfeier-Freiburg, Freiburg im Üchtland, 1957; Geschichte des Kantons
Freiburg, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1f. Freiburg 1981; Portmann, U.,
Bürgerschaft im mittelalterlichen Freiburg, 1984; Carlen, L., Freiburg im
Üchtland, LexMA 4 1989, 891f.; Die Freiburger Handfeste, hg. v. Foerster, H. u.
a., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 193.
Freising (Hochstift, Residenz). Auf dem Boden des
heutigen F. bestand vermutlich schon eine römische Siedlung. Um 700 erbauten
die agilolfingischen Herzöge auf dem Domhügel links der Isar eine 744 erstmals
erwähnte Burg (castrum Frigisinga zu dem Personennamen Frigis). 724 rief Herzog
Grimoald den heiligen Korbinian († 725) nach F., der dort die Anfänge des 1020
erneuerten Klosters Weihenstephan begründete. Um 738/739 errichtete der heilige
Bonifatius das Bistum F. (Bischof Erimbert),
welches das obere Isargebiet (Landshut, Inn, Ammersee, Werdenfels) umfasste und
zunächst Mainz, seit 798 Salzburg unterstellt war. Vermutlich hat gegen 765 Bischof Arbeo von F. das lateinisch-lateinische
Synonymenlexikon mit dem Anfangswort Abrogans ins Althochdeutsche übertragen
lassen (erstes erhaltenes althochdeutsches Buch). Das zum späteren bayerischen
Reichskreis gehörige Hochstift hatte grundherrschaftliche, unter Vogtei der
Grafen von Wittelsbach stehende Güter in Bayern, Tirol (Pustertal), Österreich,
Steiermark, Kärnten und Krain, erlangte im Ringen mit den Herzögen von Bayern
die Landesherrschaft (1220 Reichsunmittelbarkeit) aber nur für das Kerngebiet
um F. (F., Grafschaften Ismaning [um 1294], Werdenfels mit Garmisch, Herrschaft
Burgrain). 1156 entriss Heinrich der Löwe dem Hochstift die Zollstelle in
Oberföhring (Föhring) zugunsten Münchens. Die 973 erlangte Grafschaft Cadore im
Osten der Dolomiten wurde 1510 von Venedig annektiert. Seit dem 13. Jahrhundert
zählten die Bischöfe zu den Reichsfürsten. 1802/1803 fielen die Güter an Bayern
(mit Reichsgrafschaft Ismaning, Werdenfels [einschließlich Reichsgrafschaft
Partenkirchen-Mittenwald] und der Herrschaft Burgrain bei Wasserburg, 15
Quadratmeilen, 11919 Einwohner).
L.: Wolff 138; Zeumer 552 II a 16; Wallner 712 BayRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) F4; III 38 (1789) D3; Meichelbeck, C.,
Historia Frisingensis, Bd. 1f. 1724ff.; Deutinger, M. v., Beiträge zur
Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, Bd.
1-13 1850ff.; Mayer, A./Westermayer, G., Statistische Beschreibung des
Erzbistums München-Freising, Bd. 1ff. 1874ff.; Bitterauf, T., Die Traditionen
des Hochstifts Freising, Bd. 1f. 1905ff.; Ammer, A., Der weltliche Grundbesitz
des Hochstiftes Freising, (in) FG zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des
heiligen Korbinian, hg. v. Schlecht, J., 1924, 299ff.; Kriechbaum, E., Zur
Kulturgeographie des Freisinger Landes, Dt. Archiv f. Landes- u. Volksforschung
6 (1942), 310; Albrecht, D., Hochstift Freising. Die Grafschaft Werdenfels,
(in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1955; Alckens, A.,
Freising, Geschichte einer altbayerischen Bischofsstadt,
1964; Stahleder, H., Hochstift Freising, Freising, Ismaning, Burgrain, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, 1974; Beitrag zur Geschichte,
Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising, hg. v. Verein
für Diözesangeschichte München und Freising, 1988; Maß, J., Das Bistum Freising
im Mittelalter, 1988; Das Bistum Freising in der Neuzeit, hg. v. Schwaiger, G.,
1989; Das Erzbistum München und Freising im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v.
Schwaiger, G., 1989; Stahleder, H., Freising, LexMA 4 1989, 903ff.; Freising,
hg. v. Fahr, F., 1989; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes
für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising, hg. v. Gössl,
H, 1989; Hagen, D., Herrschaftsbildung zwischen Königtum und Adel, 1995; Bauer,
R., Monachium Frisingense, Oberbayerisches Archiv 126 (2002), 1;
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/
(Cozroh-Codex); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 535, 1, 2, 194.
Freudenberg (Burg, Herrschaft). Um 1190 erbaute der Bischof von Würzburg die Grenzburg F. am Main. Als
Lehen des Hochstifts Würzburg kam sie dann an die Grafen von Wertheim. Nach
deren Aussterben 1556 zog Würzburg F. als erledigtes Lehen ein. 1802 fiel es an
Löwenstein-Wertheim-Virneburg (Löwenstein-Wertheim-Freudenberg), 1806 an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. S. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
L.: Wolff 100; Mai, E., Geschichte der Stadt Freudenberg am Main, 1908.
Fürstenau (Residenz des Bischofs
von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 200.
Fürsteneck (Herrschaft). Die Burg F. bei Wolfstein
wurde um 1200 vom Bischof von Passau errichtet.
Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft. Diese gehörte 1801 über das Hochstift
Passau zum bayerischen Reichskreis. 1805 fiel F. an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Fürstenwalde (Residenz des Bischofs von Lebus)
Füssen (Residenz des Bischofs
von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 204.
Gandersheim (Reichsstift, Residenz) (seit 1932 Bad
Gandersheim). Am Übergang des Hellweges über die Gande und an der Kreuzung mit
der Straße Frankfurt-Lübeck errichteten die Liudolfinger eine Burg. 852
gründete Herzog Liudolf von Sachsen dort das Stift G., in dem in der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts die Dichterin Hrotsvit wirkte. Das Stift war
reichsunmittelbar (877) und nach langem Streit vom Bischof
von Hildesheim eximiert und dem Papst unmittelbar unterstellt (1208). Vögte
waren seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Welfen, doch vermochte
die Äbtissin ihre Stellung als Reichsfürstin und ihren Sitz auf der rheinischen
Prälatenbank bis zur freiwilligen Aufgabe 1802 zu behaupten. Die Ausbildung
eines eigenen Herrschaftsgebiets gelang aber nicht, so dass sich das
Reichsstift im Wesentlichen auf die Stiftskirche beschränkte. 1568/1589 wurde
G. ein evangelisches Damenstift. 1803 fiel es an Braunschweig. 1810 wurde es
aufgelöst. 1946 kam G. zu Niedersachsen.
L.: Wolff 439; Zeumer 553 II a 37, 18; Curs, O., Deutschlands Gaue im zehnten
Jahrhundert, 1908,7; Rippel, J./Thilo, G., Der Landkreis Gandersheim,
1958/1960; Goetting, H., Das reichsunmittelbare Kanonissenstift Gandersheim,
1973; Kronenberg, K., Chronik der Stadt Bad Gandersheim, 1978; Fahlbusch, F.,
Gandersheim, LexMA 4 1989, 1102ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 713, 1, 2 205;
Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015.
Genf (Grafen, Grafschaft). Obgleich der Bischof von Genf mit Grafschaftsrechten nie formal
belehnt wurde, erscheint der comitatus G. bereits 839. Begründer des Hauses der
Grafen von G. wurde Gerold (um 1030). Der Ausweitung der Rechte stellte sich
schon 1124 der Bischof entgegen. Im 13.
Jahrhundert verloren die Grafen ihre Güter am rechten Rhoneufer und nördlich
des Genfer Sees weitgehend an die Grafen von Savoyen. Mit Graf Robert, der 1378
zum Papst gewählt wurde, erlosch 1394 das Geschlecht. Die Erben verkauften die
Grafschaft 1402 an Savoyen, was 1422 vom Kaiser anerkannt wurde.
L.: Duparc, P.,
Le Comté de Genève IXe-XVe siècle, 2. A.
1977; Santschi, C., Genf, LexMA 4 1989, 1228ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 212.
Genf (Hochstift). Gegen 400 erscheint in dem
ehemaligen Hauptort der keltischen Allobroger am Ausfluss der Rhone aus dem von
ihr gebildeten See ein seit 450 zur Erzdiözese Vienne gehöriger Bischof von G., dessen Diözese sich bis zum Mont
Cenis, Großen Sankt Bernhard und Waadtland erstreckte. Von 443 bis 461 war an
seinem Sitz der Hauptort des Reiches der Burgunder. 534 geriet das Gebiet unter
die Herrschaft der Franken. Beim Zerfall des karolingischen Reiches kam G. 887
zum Königreich Burgund und damit 1032 an das deutsche Reich. Der Bischof galt als Reichsfürst. 1156 gelangte die Vogtei
über das Hochstift von den Grafen von G. durch Friedrich I. Barbarossa an die
Herzöge von Zähringen, welche die Rechte des Bischofs
minderten. Seit dem 13. Jahrhundert wirkten die Grafen von Savoyen in gleicher
Richtung. 1365 erhob Kaiser Karl IV. die Grafen zu Reichsvikaren und leitete
damit die völlige Lösung des Hochstifts vom Reich ein. Nachdem der Bischof, weil er die Herrschaft über die seit 1526 mit
Bern und Freiburg verbündete Stadt an Savoyen übertragen wollte, 1533 zum
Wechsel nach Annecy gezwungen worden war, verlor das Bistum bzw. Hochstift
seinen Sitz im Reichsfürstenrat.
L.: Wolff 538; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Geisendorf, P.,
Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, Paris 1967; Binz, L., Le
diocèse de Genève, 1980; Le diocèse de Genève-Annecy, hg. v. Baud, H., 1985;
Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 3. A. 1986; Santschi, C., Genf,
LexMA 4 1989, 1228ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 537, 1, 2, 211.
Genf (Kanton). Nach der 1533 erfolgten
Vertreibung des Bischofs von G. aus der Stadt G.
wurde in der seit 1526 mit Bern und Freiburg (im Üchtland) verbündeten Stadt
die Reformation eingeführt. 1584 schloss sich G. mit Bern und Zürich, später
auch mit Frankreich gegen Savoyen zusammen, das 1603 Genfs Unabhängigkeit
anerkannte. Nach der vorübergehenden Eingliederung in Frankreich (1798-1815)
wurde G. nach gewissen gebietsmäßigen Abrundungen am 19. 5. 1815 als 22. Kanton
der Eidgenossenschaft der Schweiz aufgenommen.
L.: Wolff 538; Histoire de Genève, hg. v. d. Société d' Histoire, Bd. 1f. Genf
1951ff.; Geisendorf, P., Bibliographie raisonée de l'histoire de Genève, 1967;
Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 131 Genevois ;
Poncet, A., Châtelains et sujets dans la campagne genevoise (1536-1792), 1973;
Eidgenössische Grenzfälle, hg. v. Kaiser, W. u. a., 2001.
Gochsheim (Reichsdorf). Das vielleicht im 6.
Jahrhundert entstandene G. bei Schweinfurt wird 796 erstmals genannt. Am 23.
11. 1234 behielt sich König Heinrich die Rechte seiner Vorfahren u. a. in G.
vor. Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die Schutz- und
Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer G. und Sennfeld, die Schweinfurt 1572
an das Hochstift Würzburg abtrat. 1575 wurde der Bischof
durch Vertrag als Reichsvogt, Schutzherr und Schirmherr anerkannt. Die 1637 vom
Kaiser bestätigte Würzburger Landesherrschaft wurde 1649 wieder beseitigt. 1802
kam G. an Bayern.
L.: Wolff 505f.; Hugo 457; Segnitz, S., Geschichte und Statistik der beiden
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der
fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Zeilein, F., Das freie
Reichsdorf Gochsheim, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Göritz (Residenz des Bischofs
von Lebus)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 217.
Görlitz (Herzogtum). An der Kreuzung der Straßen
von Stettin nach Frankfurt an der Oder bzw. Prag und von Leipzig nach Breslau
wird 1071 die wendische villa G. an der Neiße anlässlich der Vergabung seitens
des Königs an den Bischof von Meißen erstmals
erwähnt. 1126 erscheint eine Burg, 1210/1220 die Stadt G., die 1259 an
Brandenburg (Askanier) kam, 1268 Sitz eines eigenen Landes wurde und innerhalb
der Oberlausitz 1303 Magdeburger Recht bestätigt erhielt. Von 1319 bis 1329
gehörte G. zum Herzogtum Jauer, danach zu Böhmen. Von 1377 bis 1396 war G.
Residenz des eigenen Herzogtums G. des dritten Sohnes Kaiser Karls IV.
1635/1648 fiel G. an Sachsen, 1815 an Preußen, 1945 in die sowjetische
Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische
Republik, 1990 in der Bundesrepublik Deutschland an Sachsen.
L.: Wolff 470; Jecht, R., Geschichte der Stadt Görlitz, 1922ff.; Lemper, E.,
Görlitz, 1959, 4. A. 1980; Heyde, W./Piltz, G., Görlitz, 2. A. 1972; Blaschke,
K., Görlitz, LexMA 4 1989, 1560f.; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1998;
Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000;
Görlitz – Ansichten eines Denkmals, 2000.
Görz (Grafschaft). 1101 gab Kaiser Otto III.
G. (ital. Gorizia) am Isonzo in Oberitalien an Aquileja. Seit 1107 erscheinen
aus der Familie der Meinhardiner (?) (Stammvater Meginhard [Meinhard] von
Gilching ?, Vogt des Bischofs von Brixen, †
1011) Grafen von G., die ihre teilweise von den um 1125 ausgestorbenen
Lurngaugrafen ererbten Güter um Lienz in Osttirol (Pustertal, Gailtal, Mölltal
und Drautal) mit Vogteirechten des Patriarchats Aquileja am Isonzo, die sie (um
1122) als Lehnsleute der Grafen von Peilstein erlangten, vereinigten (um 1120
Görz?, 1146/1147 Benennung nach Görz). Im 13. Jahrhundert vergrößerten sie die
Grafschaft zu Lasten des Patriarchats von der Wippach bis zum Isonzo. 1249/1253
erbten sie über die Tochter Albrechts III. von Tirol die südliche Hälfte der
Grafschaft Tirol (Etschtal und Eisacktal) und im späten 13. Jh. erlangten sie
die Pfalzgrafenwürde von Kärnten. 1267/1271 wurden die Güter in die 1335/1363
ausgestorbene Tiroler (Meinhard) und die Görzer Linie (Albert) geteilt. Die Görzer
Linie erhielt die Grafschaft G., Gebiete in Istrien und Friaul sowie Allod im
Pustertal von der Haslacher Klause abwärts und in Oberkärnten (vordere
Grafschaft G.), vermochte aber infolge starker Schwächung durch weitere
Teilungen von 1303 und 1323 die 1335/1363 beim Aussterben der Tiroler Linie
entstandenen Ansprüche auf Tirol nicht gegen Habsburg durchzusetzen, sondern
verlor trotz der 1365 erfolgten Anerkennung als Reichsfürsten schon 1374 auch
Gebiete in Inneristrien (Grafschaft Mitterburg), in der Windischen Mark und um
Möttling an Habsburg. 1500 erlosch die Görzer Linie. Ihre Güter (Lienz,
Pustertal) kamen auf Grund von Erbverträgen an Habsburg und damit zum
österreichischen Reichskreis. 1754 erfolgte die Vereinigung von G. mit Gradisca
zu einer gefürsteten Grafschaft. Von 1809 bis 1814 war G. bei Frankreich. 1816
wurde nach der Rückkehr zu Österreich aus Görz, Triest und Istrien die
Verwaltungseinheit Küstenland geschaffen. 1861 erhielt das Kronland Görz und
Gradisca innerhalb Österreichs eigene Verwaltungszuständigkeit. 1919 fiel G. an
Italien. Nach dem zweiten Weltkrieg (1947) musste Italien einen Teil des
Gebiets an Jugoslawien abtreten.
L.: Wolff 34; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G6, III 22 (1648) F5; Czoernig, C. v., Das Land Görz und Gradiska, Bd.
1f. 1873ff.; Mell, A., Görz, (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer, 1914; Leicht, P., Breve storia del Friuli, 2. A.
1930; Klebel, E., Die Grafen von Görz als Landesherren in Oberkärnten,
Carinthia 125 (1935); Wiesflecker, H., Die politische Entwicklung der
Grafschaft Görz und ihr Erbfall an Österreich, MIÖG 56 (1948); Wiesflecker, H.,
Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Bd. 1f. 1949ff.; Weingartner, J.,
Die letzten Grafen von Görz, 1952; Gorizia nel medioevo, Görz 1956; Bozzi, C.,
Gorizia e la provincia isontina, Görz 1965; Pizzinini, M., Die Grafen von Görz
in ihren Beziehungen zu den Mächten im nördlichen Italien 1264-1358, Diss.
Innsbruck 1968 masch.schr.; Dopsch, H., Görz, LexMA 4 1989, 1564; Stih, P.,
Studien zur Geschichte der Grafen von Görz, 1996; Wiesflecker, H., Die
Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, Veröff. Des Tiroler Landesmuseums 78
(1998), 131; Härtel, R., Görz und die Görzer im Hochmittelalter, MIÖG 110
(2002), 1; Dopsch, H. u. a., Von Bayern nach Friaul, Z. f. bay. LG. 65 (2002), 293; Da Ottone
III a Massimiliano I. Gorizia e i conti die Gorizia nel Medioevo, hg. v.
Cavazzo, S., 2004.
Gorze (Abtei). Die wohl 757 von Bischof Chrodegang von Metz südwestlich von Metz
gegründete Benediktinerabtei G. verfiel schon nach kurzer Zeit, erlebte aber
933 durch Bischof Adalbero I. eine bedeutende
Reform. 1453 verlor sie ihre Selbständigkeit und wurde 1572 säkularisiert.
L.: Hallinger, K., Gorze-Kluny, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1971; Jäschke, K., Zur
Eigenständigkeit einer Junggorzer Reformbewegung, Zs. f. Kirchengeschichte 81
(1970); Parisse, M., Gorze, LexMA 4 1989, 1566f.; L´ abbaye de Gorze, hg. v.
Parisse, M. u. a., 1993.
Gottlieben (Residenz des Bischofs von Konstanz)
Gottorf s. Gottorp (Burg, Herzöge [,Herzogtum], Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp)
Gottorp, Gottorf (Burg, Herzöge [,Herzogtum],
Residenz des Bischofs von Schleswig bzw. Herzogs
von Schleswig bzw. Schleswig-Holstein-Gottorp). Zwischen 1161 und 1268 entstand
im innersten Wasserwinkel der Schlei die Wasserburg G. der Bischöfe von
Schleswig. Vor 1268 kam sie an Herzog Erik Abelson, 1340 an die Grafen von
Schauenburg (Schaumburg), 1459 an den König von Dänemark. Unter Herzog Adolf
von Holstein-Gottorp (Schleswig-Holstein-Gottorf, Holstein-Gottorf) begann seit
etwa 1565 die selbständige Entwicklung eines eigenen Herzogtums. Seit 1713 war
das Schloss G. Sitz des Statthalters des Königs von Dänemark. S.
Holstein-Gottorp(-Oldenburg) bzw. Holstein-Gottorf.
L.: Brandt, O., Geschichte Schleswig-Holsteins, 5. A. 1957; Brandt, O./Klüver,
W., Geschichte Schleswig-Holsteins, 8. A. 1981; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2, 223.
Gottschee, Gotschee (Herrschaft, Grafschaft, Land,
Ländchen), slowen. Kočevje. Das Kulpatal an der kroatischen Grenze wurde
im 14. Jahrhundert seitens der Kärntner Grafen von Ortenburg durch deutsche
Bauern besiedelt. 1363 wird in diesem Zusammenhang G. erstmals genannt. Die
zugehörige Herrschaft mit etwa 3000 Einwohnern kam nach dem Aussterben der
Grafen von Ortenburg 1418 über Bischof Albrecht
von Trient, die Grafen von Cilli und Ladislaus Postumus an Habsburg
(1456-1641), das sie meist verpfändete. 1641 gelangte das 1623 zur Grafschaft
erhobene Gebiet an die Grafen bzw. Fürsten Auersperg. 1791 wurde es Herzogtum
und folgte Krain. Mit diesem kam es 1918 an Jugoslawien. Die deutschen Siedler
wurden 1941 umgesiedelt und 1945 aus Jugoslawien vertrieben.
L.: Wolff 31; Dimitz, A., Geschichte Krains, Bd. 1ff. 1874ff.; Hauptmann, L.,
Entstehung und Entwicklung Krains, 1929; Widmer, G., Urkundliche Beiträge zur
Geschichte des Gottscheer Landes (1406-1627), 1931; Kundegraber, M.,
Bibliographie zur Gottscheer Volkskunde, 1962/3; Hödl, G., Gottschee, LexMA 4
1989, 1612.
Graisbach, Lechsgemünd-Graisbach (Grafen). Nach
der Burg G. bei Donauwörth - aber auch nach der 1248 zerstörten Burg
Lechsgemünd bei Marxheim - benannten sich Grafen von G. (1091 Kunrad de
Lecheskemundi). Sie hielten das Hochgericht im Gau Sualafeld, das als
kaiserliches, später bayerisches Landgericht bis 1523/1550 seinen Sitz auf der
Burg hatte, und hatten reiche Güter zwischen Wörnitz und Donau. 1302/1304
verkauften sie das Landgericht außerhalb ihres eigenen Herrschaftsbereiches an
den Grafen von Hirschberg, von dem es 1305 die Herzöge von Bayern erbten. 1327
starb das Geschlecht mit Bischof Gebhart von
Eichstätt in der Manneslinie aus. Die verbliebenen Güter kamen an Bertold IV.
von Neuffen, wurden aber 1342 nach Bertolds Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern
zugunsten Bayerns eingezogen. 1550 wurde das Landgericht nach Monheim verlegt.
L.: Wolff 140; Tyroller, F., Die Grafen von Lechsgemünd und ihre Verwandten,
Neuburger Kollektaneenblatt 107 (1953), 9ff.; Pohl, W., LexMA 4 1989, 1637.
Graubünden (Kanton). Das ursprünglich von den
Rätern bewohnte Gebiet im Südosten der heutigen Schweiz wurde 15 v. Chr. von
den Römern unterworfen (Provinz Raetia prima). Seit 536/539 gehörte es zum
fränkischen Reich, seit 843 zu dessen ostfränkischem Teil. Wichtigste Herren
waren der Bischof von Chur und der Abt von
Disentis. Seit 1200 sind Gemeinden von Freien nachweisbar, zu denen freie
Rodungssiedler (Walser) kamen. Gegen Versuche der Grafen von Habsburg, ihre
Herrschaft auszudehnen, entstand 1367 der Gotteshausbund der Talschaften
Domleschg, Oberhalbstein, Bergell und Engadin sowie der Stadt Chur und des
Domkapitels. 1395 vereinigte sich u. a. das Vorderrheintal (Disentis, Rhäzüns,
Sax, 1395 Gruob, 1399 Hohentrins, 1406 Schams, 1441 Cazis, 1480 Misox, Calanca)
zum Oberen oder (vielleicht wegen der grauen Bekleidung der bäuerlichen
Einwohner seit 1442) Grauen Bund (1424 erneuert), am 8. 6. 1436 die ehemals
toggenburgischen Gemeinden im Prätigau (Prättigau) zum Zehngerichtenbund
(Belfort, Davos, Klosters, Castels, Schiers, Schanfigg, Langwies, Churwalden,
Maienfeld, Malans-Jenins). Diese Bünde bzw. deren Orte verbanden sich 1471
untereinander. 1470 wurden sechs Gerichte im Prättigau durch Kauf erworben.
1497/1498 gingen Gotteshausbund, Grauer Bund und Zehngerichtenbund ein Bündnis
mit den Eidgenossen der Schweiz ein. 1499 wurden die Grafen von Tirol bzw.
Erzherzöge von Österreich besiegt. 1512 eroberten die Drei Bünde (Gemeine drei
Bünde) Chiavenna, Veltlin und Bormio. Wenig später fand die Reformation
Eingang. Am 23. 9. 1524 schlossen sich die drei Bünde eng zum Freistaat der
drei Bünde zusammen. Namengebend wurde dabei der Graue Bund. Von 1649 bis 1652
wurden die letzten Rechte Österreichs im Zehngerichtenbund und im Engadin
abgelöst. Im Gegenzug gab der Bischof von Chur
seine Leute im Vinschgau an die Grafen von Tirol bzw. Erzherzöge von
Österreich. Im 17. Jahrhundert besetzten Frankreich und Österreich/Spanien
abwechselnd das Gebiet, doch gelang Georg Jenatsch die Sicherung der
Unabhängigkeit. 1797 gingen Chiavenna, das Veltlin und Bormio an die
Zisalpinische Republik verloren. 1798/1799 wurde G. als Kanton Rätien mit der
Helvetischen Republik vereinigt, 1803/1815 fünfzehnter, um Tarasp vergrößerter
Kanton der Eidgenossenschaft. 1814 gab sich G. eine neue Verfassung.
L.: Wolff 533ff.; Plattner, W., Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde,
1895; Heierli, J./Oechsli, W., Urgeschichte Graubündens, 1903; Planta, P. v.,
Geschichte von Graubünden, 3. A. 1913; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft
Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Heuberger, R., Raetien im Altertum und
Frühmittelalter, 1932; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936;
Müller, I., Die Entstehung des Grauen Bundes, Zs. f. schweizer. Geschichte 21
(1941); Kern, W., Graubünden, Bd. 1f. 1944ff.; Pieth, F., Bündnergeschichte,
1945; Bündner Urkundenbuch, bearb. v. Meyer-Marthaler, E./Perret, F., 1947ff.;
Jenny, R., Historisches über den Freistaat Graubünden, Bd. 1ff. 1964; Festschrift
600 Jahre Gotteshausbund, 1967; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und
Wirtschaftsgeschichte Graubündens im Mittelalter, 1982; Bischofberger, H., Graubünden, LexMA 4 1989, 1659; Jahrzeitbücher,
Urbare und Rödel Graubündens, Band 1 Die Kreise Disentis und Ruis, Band 2 Die
Kreise Ilanz, Lugnez und Trins, bearb. v. Brunold, U. u. a., 1999ff.R; athgeb,
C., Die Verfassungsentwicklung Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003.
Gronau (Herrschaft). 1371 erscheint die Burg G.
bei Ahaus. Die 1435 durch Güter Gisbertas von Bronkhorst (Bronckhorst) aus der
Erbschaft Solms-Ottenstein erweiterte Herrschaft G. war zwischen dem Bischof von Münster als Lehnsherren und den Grafen von
Bentheim-Steinfurt, an die sie über Steinfurt (bis 1421) und Bentheim gelangt
war, bzw. seit 1638 den Bentheim-Tecklenburg-Rheda als ihren Erben, umstritten.
1699 wurde G. durch Vergleich Unterherrlichkeit des Hochstifts Münster. Nach
1803 wechselte die Herrschaft mehrfach (1803-1806 mit Horstmar Wild- und
Rheingrafen zu Grumbach [Wildgrafen und Rheingrafen von Salm-Grumbach],
1806-1810 Großherzogtum Berg, 1811-1813 Frankreich). 1815 kam G. mit Münster an
Preußen und 1946 zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Jesse, O., Geschichte der Herrschaft und Stadt Gronau, 1925; Gronau und
Epe. Landschaft, Geschichte, Volkstum, hg. v. Bremer, H., 1939.
Gröningen (Reichskloster, Residenz des Bischofs von Halberstadt)
934 schenkte König Heinrich I. dem Grafen
Siegfried, einem Bruder des Markgrafen Gero, den Königshof Groningen östlich
der Bode (bei Oschersleben). 936 stiftete Graf Siegfried das dem heiligen Vitus
geweihte Kloster G. (Klostergröningen). Im 13. gelangte das Kloster an den Bischof von Halberstadt. Im 19. Jh. verfielen die
Gebäude.
L.: Fleckenstein, J., Die Gründung des Klosters Walsrode im Horizont ihrer
Zeit, (in) 1000 Jahre Kloster Walsrode, 29; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 2,235.
Grottkau (Herzogtum, Residenz). Neben einem
slawischen und deutschen, 1210 genannten Dorf (Grodcovichi) nahe der Glatzer
Neiße wurde 1268 die deutsche Stadt G. in Oberschlesien angelegt. Sie war
später Mittelpunkt eines Herzogtums G. Dieses gehörte infolge Verkaufs seitens
des Herzogs von Brieg von 1344 bis zur Säkularisation im Jahr 1810 dem Bischof von Breslau, der den Titel Fürst von Neiße und
Herzog von G. führte. Über Preußen kam G. zu Polen.
L.: Wolff 477; Chronik der Stadt Grottkau, 1867; Wilczek, G., Heimatbuch des
Kreises Grottkau in Oberschlesien, 1967; Wilczek, G., Das Grottkau-Ottmachauer
Land, 1970; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 408 (Neiße-Grottkau).
Gülzow (Residenz des Bischofs
von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.
u. a., 2003, 1, 2, 239.
Günzburg (Herrschaft). An der Stelle von G. an
der Günz stand 77/78 n. Chr. ein römisches Kastell, zu dem eine zivile Siedlung
hinzutrat. In karolingischer Zeit lag dort vermutlich Königsgut. 1274
verpfändete der Bischof von Augsburg G. dem
Markgrafen von Burgau. 1805/1806 gelangte G. an Bayern. Die davon verschiedene
Herrschaft Obergünzburg gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über die
Fürstabtei Kempten zum schwäbischen Reichskreis
L.: Wolff 43; Edlhard, F., Chronik der unmittelbaren Stadt Günzburg an der
Donau, 1894.
Guttenberg (Freiherren, Reichsritter). Kurz vor
1320 wurde die Burg G. am Obermain errichtet, nach der sich ein
Ministerialengeschlecht der Herzöge von Andechs-Meranien nannte, das seit 1149
als von Plassenburg greifbar ist. Es war Lehnsträger für die Burggrafen von
Nürnberg sowie die Hochstifte Würzburg und Bamberg. Innerhalb der
Reichsritterschaft gehörte es den Kantonen Rhön-Werra (1650-1801/1802 mit
Kleinbardorf), Baunach (spätes 16. Jahrhundert, 1750-1806 mit Kirchlauter),
Steigerwald (1700, 1790), Odenwald (17. Jahrhundert) und Gebirg (frühes 16.
Jahrhundert bis 1805/1806) des Ritterkreises Franken an. Die Linie
Steinenhausen hatte seit 1691 erblich das Amt des Obermarschalls des Hochstifts
Würzburg inne. 1700 stieg es in den Reichsfreiherrenstand auf. 1802 wurden die
Güter von Bayern besetzt und 1804 an Preußen übertragen. Später kamen sie an
Bayern zurück.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 593;
Seyler 367; Pfeiffer 196, 208; Bechtolsheim 15, 20; Riedenauer 124; Rahrbach
113; Neumaier 119, 183; Guttenberg, E. Frhr. v., Die Territorienbildung am
Obermain, 1927, Neudruck 1966; Bischoff, J.,
Genealogie der Ministerialen von Blassenberg und der Freiherren von und zu
Guttenberg, 1966; Rupprecht, K., Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in
Franken, 1994.
Habsburg (Grafen, Residenz). Nach der um 1020 vom
ihnen verwandten (oder verschwägerten) Bischof
Werner von Straßburg und Förderer von Muri errichteten Burg H. (Habichtsburg)
an der Aare im heutigen schweizerischen Kanton Aargau nannten sich erstmals
1090 (urkundlich 1108 comes de Hauichburch) seit 952 (Guntramus dives)
nachweisbare Grafen (Eberhardiner), die vielleicht von den Herzögen des Elsass,
den Etichonen, abstammen und mit den Welfen verwandt waren. Sie waren im
Elsass, am Oberrhein (Grafschaft Klettgau) und zwischen Aare und Reuß begütert.
Durch Beerbung anderer schwäbischer Geschlechter vermehrten sie ihre Güter
weiter. Seit Kaiser Heinrich V. (1125) hatten sie die Grafschaft im oberen
Elsass inne, seit 1170 auch die Grafschaften im Zürichgau und später im Aargau,
Frickgau und Thurgau, so dass sie bereits in der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts das wichtigste südwestdeutsche und eines der bedeutendsten
süddeutschen Geschlechter waren. Zwischen 1232 und 1238 spaltete sich die
1408/1415 erloschene Linie Habsburg-Laufenburg von der Hauptlinie, welche die
meisten Eigengüter im Elsass, die Grafenrechte im Aargau und Zürichgau und die
Landgrafschaft im Oberelsass behielt, ab. Seit dieser Zeit verlor die dabei an
die ältere Linie gelangte Burg H. ihre Bedeutung. Nach dem Interregnum wurde
Graf Rudolf von Habsburg, für den Kaiser Friedrich II. Pate geworden war, 1273
zum deutschen König gewählt. Er beerbte die Grafen von Kiburg (Kyburg) bei
Zürich, besiegte 1278 den König von Böhmen, Ottokar II., und belehnte 1282
seine beiden Söhne mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. 1306 gewann
sein Sohn Rudolf Böhmen, das jedoch 1308 an das Haus Luxemburg überging. Im
zähen Ringen mit den 1438 aussterbenden Luxemburgern und den Wittelsbachern
wurden 1335 Kärnten und Krain, 1363 Tirol, 1368 Freiburg im Breisgau und
1382/1383 Triest gewonnen. Seit 1359 wurde auf Grund gefälschter Urkunden (sog.
privilegium maius) der Titel eines (Pfalz-)Erzherzogs in Anspruch genommen.
1379 teilte sich das Geschlecht unter den Brüdern Rudolfs IV. in die
albertinische Linie (Albertiner) in Niederösterreich und Oberösterreich und die
leopoldinische Linie (Leopoldiner) in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten,
Krain, Istrien, Görz, Tirol, Vorderösterreich), 1409/1411 die Leopoldiner Linie
in eine jüngere steirische und eine Tiroler Linie (Tirol, Vorderösterreich).
Aus der albertinischen Linie erwarb Albrecht V. durch seine Ehe mit Elisabeth
von Luxemburg 1437 Böhmen und Ungarn, die 1457 aber wieder verlorengingen. 1438
wurde Albrecht V., der Schwiegersohn König Sigmunds, als Albrecht II. König.
Sein Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen leopoldinischen Linie gewann
erneut und auf Dauer für H. die deutsche Krone. Außerdem erwarb er zu den
ererbten Ländern Steiermark, Kärnten und Krain 1457 nach dem Tod seines Neffen
Ladislaus Postumus Niederösterreich und 1463 nach dem Tod seines Bruders
Oberösterreich. Zugleich wurde 1453 der Vorsitz der nicht zu den Kurfürsten
gezählten Habsburger im Rat der übrigen Reichsfürsten anerkannt. 1490 trat
Friedrichs III. kinderloser Vetter Siegmund Tirol und Vorderösterreich an
Maximilian I., den einzigen Sohn Friedrichs III., ab, so dass dieser nach dem
Aussterben der Albertiner Linie und der Tiroler Linie wieder die Gebiete aller
Linien vereinigte. Hinzu kamen die durch die Heirat (1477) mit Maria von
Burgund († 1482) angefallenen Lande der Herzöge von Burgund sowie 1500 Görz und
1505 nach dem bayerischen (Landshuter) Erbfolgekrieg die Landvogtei Hagenau
(von der Pfalz), die schwäbische Herrschaft Weißenhorn sowie Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel (von Bayern), doch waren im 14. und 15. Jahrhundert
der Tiroler Linie die althabsburgischen Güter in der Schweiz verlorengegangen
(1415 Aargau, 1450 Zürich, 1460 Thurgau). Maximilians Sohn Philipp der Schöne
(† 1506) heiratete die Thronerbin Spaniens (Johanna von Spanien), so dass
Maximilians Enkel Karl V. nach dem Tod seines Vaters Philipp die ehemals
burgundischen Niederlande, nach dem Tod seines mütterlichen Großvaters,
Ferdinand des Katholischen von Spanien, 1516 Spanien mit Neapel/Sizilien und
den in Amerika neu gewonnenen Kolonien sowie 1519 die österreichischen Lande
erben konnte. Diese überließ er 1521/1522/1526 seinem jüngeren Bruder
Ferdinand, so dass sich das Haus H. in eine Linie Spanien und eine Linie
Österreich (ohne Niederlande, Freigrafschaft Burgund und Mailand) teilte.
Ferdinand eroberte als Schwager des letzten Königs von Ungarn und Böhmen 1526
Böhmen (mit Schlesien) und Ungarn und wurde damit Begründer der
österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. 1564 teilte sich das Haus Österreich
(Maximilian II. erhielt Niederösterreich und Oberösterreich, Böhmen und Ungarn,
Ferdinand Tirol und Vorderösterreich, Karl Innerösterreich mit Steiermark,
Kärnten und Krain), wurde aber 1598/1619 unter Ferdinand II. (1619-1637) von
der jüngeren steirischen Linie wieder vereinigt, da die von Maximilian II.
gegründete Linie ausstarb und die Nachkommen Ferdinands aus morganatischer Ehe
stammten. 1623 kamen Tirol und die Vorlande an Ferdinands Bruder Leopold
Wilhelm und dessen Nachkommen, doch starb diese Linie bereits 1665 im
Mannesstamm aus und kam Tirol 1705 zurück. 1700/1701 starben die Habsburger in
Spanien aus. Von Leopolds I. beiden Söhnen verstarb Joseph I. 1711, so dass der
verbleibende Karl VI. von Rechts wegen auch die spanischen Güter erlangen
konnte, durch den spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) im Ergebnis aber auf den
Erwerb der meisten spanischen Nebenländer (Neapel-Sizilien, Mailand, um die
Generalstaaten geschmälerte spanische Niederlande) beschränkt wurde. Als
letzter Habsburger im Mannesstamm regelte Karl VI. 1713 in der Pragmatischen
Sanktion die Thronfolge nach dem Aussterben im Mannesstamm und legte die
Unteilbarkeit der Güter fest. Weiter gelang ihm 1718 die endgültige Bannung der
seit dem 15. Jahrhundert entstandenen Türkengefahr, doch musste er Sizilien,
das soeben durch Heirat gewonnene Lothringen (faktisch) sowie Serbien und die
Walachei (1736-1739) aufgeben. Seine Tochter Maria Theresia (1740-1780) verlor
in den schlesischen Kriegen (1740/1742, 1744, 1756/1763) Schlesien bis zur Oppa
und die Grafschaft Glatz an Preußen. Wegen ihrer Heirat mit Franz Stephan von
Lothringen wurde die Dynastie von nun an als Haus Habsburg-Lothringen
bezeichnet. Aus der kinderreichen Ehe stammten Joseph II., Leopold II. und
Ferdinand, der Gründer des Hauses Österreich-Este (Modena, bis 1859/1875).
Joseph II. vollendete im Geiste der Aufklärung die schon von Maria Theresia
begonnene Umformung der Erblande zu einem modernen absolutistischen und
zentralistischen Staat und erreichte zudem Landgewinne aus dem 1778/1779
ausgefochtenen bayerischen Erbfolgekrieg und der ersten Teilung Polens.
Leopolds II. Sohn Franz II. war letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
(deutscher Nation). Am 11. 8. 1804 nahm er als Reaktion auf die Selbsternennung
Napoleons zum Kaiser der Franzosen den Titel Kaiser von Österreich an. Am 6. 8.
1806 verzichtete er infolge der Bildung des Rheinbunds auf den deutschen
Kaiserthron. Die schweren Territorialverluste von 1801/1805/1809 wurden
1814/1815 wieder ausgeglichen. In Italien begründeten die Habsburg-Lothringer
Sekundogenituren und Tertiogenituren (Toskana, Modena), die im Zuge der
Einigung Italiens 1860 abgesetzt wurden. 1859 verlor Österreich auch die
Lombardei und 1866 Venetien an Italien. Als Folge des ersten Weltkrieges
verzichtete Kaiser Karl I. am 11. 11. 1918 auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften, ohne abzudanken. Die dadurch entstehende, im Wesentlichen auf
deutschsprachige Gebiete beschränkte Republik (Deutschösterreich bzw.)
Österreich hob durch Gesetz vom 3. 4. 1919 alle Herrscherrechte des Hauses
Habsburg-Lothringen auf. In Ungarn verloren die Habsburger durch Gesetz vom 6.
11. 1921 den Thron.
L.: Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd.
1; Monumenta Habsburgica, Bd. 1ff. 1854ff.; Schulte, A., Geschichte der
Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten, 1887; Luschin v. Ebengreuth, A.,
Österreichische Reichsgeschichte, Bd. 1f. 1895; Tezner, F., Der österreichische
Kaisertitel, seine Geschichte und seine politische Bedeutung, (Grünhuts)
Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart 25 (1898),
351ff.; Koehler, C., Stammtafel des Hauses Habsburg und Habsburg-Lothringen,
1900; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts in allen habsburgischen
Ländern, 1903; Regesta Habsburgica. Bd. 1,1ff. Die Regesten der Grafen von
Habsburg bis 1281, bearb. v. Steinacker, H., 1905ff.; Kahler, E. v., Das
Geschlecht Habsburg, 1919; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, 1931;
Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA
67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer österreichischen
Dynastie, 2. A. 1968; Hellbling, E. C., Österreichische Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte, Wien 1956; Hantsch, H., Die Geschichte Österreichs, Bd.
1 4. A. 1959, Bd. 2 2. A. 1953; Zöllner, E., Geschichte Österreichs, 8. A.
1990; Uhlirz, K./Uhlirz, M., Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns, 2. A.
1963; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Appennin, 1964; Randa, A., Österreich
in Übersee, 1966; Stadtmüller, G., Geschichte der habsburgischen Macht, 1966;
Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 3. A. 1978; Wandruszka, A., Das Haus
Habsburg, 1978; Wachter, D., Aufstieg der Habsburger. Das Reich und Europa im
13./14. Jahrhundert, 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg
und Habsburg, 1984; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 10.
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Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F. u. a., 1999; Nuss,
P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Sauter, A., Fürstliche
Herrschaftsrepräsentation, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2003, 1, 1, 85, 1, 2, 245; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 503; Meier, B., Ein Königshaus aus der
Schweiz, 2008; Die Habsburger zwischen Aare und Bodensee, hg. v. Niederhäuser,
P., 2010.
Halberstadt (Hochstift, Fürstentum, Residenz). Karl
der Große errichtete ein von Bischof Hildegrim
von Châlons-sur-Marne geleitetes Missionsbistum für das südliche Sachsenland,
das bis 818/820 seinen Sitz in Seligenstadt, dem heutigen Osterwieck, hatte. An
seine Stelle trat (vor 814 ? oder um) 827 das Bistum H., das dem Erzbistum
Mainz unterstellt wurde. Durch die Errichtung des Erzbistums Magdeburg wie des
Bistums Merseburg verlor es seine östlichen Gebiete. 989 erwarb es Markt, Zoll
und Bann des Ortes H. Von Heinrich III. erhielt es umfangreiche Grafenrechte
(1052 Grafschaft im Harzgau), die es aber nur im engen Umkreis von H. zur
Errichtung eines Herrschaftsgebiets (bis Osterwieck, Oschersleben, Ermsleben
[1332] und Aschersleben [1322]) nutzen konnte. Von 1479 bis 1566 war es mit
Magdeburg verbunden, wobei es 1541 zur Reformation übertrat. Danach fielen die
Grafschaften Hohnstein und Regenstein heim. 1648 wurde das Bistum aufgehoben
und das Hochstift als Fürstentum an Brandenburg übertragen. Das Fürstentum
umfasste den halberstädtischen Kreis (mit der Stadt H., den Ämtern H.,
Gröningen, Kloster Gröningen und Schlanstedt, der Grafschaft Regenstein und
acht adligen Gerichten), den ascherslebenschen Kreis (mit der Stadt
Aschersleben, den Gerichten Gatersleben, Hausneindorf, Ermsleben und Konradsburg,
dem Domkapitelsamt Schneidlingen und den Ämtern Winningen [Wieningen] und
Falkenstein [Freckenstein]), den oschersleben-weferlingenschen Kreis (mit den
Ämtern Oschersleben, Krottorf (im Kreis Börde), Emmeringen und Weferlingen),
den osterwieck-hornburgischen Kreis (mit der Stadt Osterwieck, dem
Domkapitelamt Zilly und den Ämtern Hornburg, Wülperode, Stötterlingen und
Dardesheim) und die Herrschaft Derenburg. 1807 kam H., das mit der
Reichsgrafschaft Regenstein zusammen 31 Quadratmeilen umfasste, zum Königreich
Westphalen, 1815 zur preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 440f.; Zeumer 553 II b 20; Wallner 706 NiedersächsRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F3, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D2;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd.
1ff. 1883ff.; Brackmann, A., Geschichte des Halberstädter Domkapitels, 1898;
Fritsch, J., Die Besetzung des Halberstädter Bistums, 1913; Schmidt-Ewald, W.,
Die Entstehung des weltlichen Territoriums der Bischöfe von Halberstadt, 1916;
Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl dem
Großen, 1938; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972;
Schrader, F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den
Hochstiften Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen
Frieden, 1977; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, Bürgertum und Rat.
Halberstadt und Quedlinburg bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1980; Maseberg,
G., Halberstadt zur Zeit der Befreiungskriege, 1988; Bogumil, K., Halberstadt,
LexMA 1989, 1870ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg.
v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 538, 1, 2, 246.
Hamburg (freie Reichsstadt, freie Stadt, Land,
Bundesland). H. erscheint erstmals anlässlich des karolingischen Vorstoßes in
das nordelbingische Sachsen. Nach Ausgrabungen der Jahre 2005f. könnte die
Hammaburg im 8. Jahrhundert auf dem späteren Domplatz zwischen Elbe und
Mönckebergstraße am Übergang von der Marsch zur Geest mit einem Durchmesser von
50 Metern errichtet worden sein. Vermutlich ordnete schon Kaiser Karl der Große
804 die Anlegung eines Königshofes und 811 nahe der Mündung der Alster in die
Elbe die Errichtung einer Taufkirche (in Holz) an. Um 825 ließ Kaiser Ludwig
der Fromme das Kastell Hammaburg (auf dem heutigen Domplatz?) erbauen. 831
wurde H. Bischofssitz, 834 Erzbischofssitz des
heiligen Ansgar. 845/847 wurde der Sitz des Erzbistums nach verschiedenen
Brandschatzungen durch die Wikinger von H. nach Bremen verlegt. Im 11. Jh.
wurde ein Dom aus Stein errichtet. Unter den Grafen von Schauenburg
(Schaumburg), die 1111 durch Herzog Lothar von Süpplingenburg bzw. Sachsen mit
der Grafschaft Holstein und der Grafschaft Stormarn belehnt wurden, erfolgte
der Ausbau zu einem wichtigen Handelsplatz. Am 7. 5. 1189 erhielt die seit 1188
von Wirad von Boizenburg als Leiter einer Siedlergruppe planmäßig errichtete,
1216 mit der Altstadt vereinigte Neustadt H. um St. Nikolai Handelsrechte,
Zollrechte und Schifffahrtsrechte durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa
bestätigt. Etwa zur gleichen Zeit erscheint in H. erstmals ein Rat. 1228
übertrug der Erzbischof von Bremen seine Rechte an der Altstadt auf den Grafen
von Schaumburg (Schauenburg). Unter seiner Herrschaft entwickelte sich H. rasch
zu einem großen Ausfuhrhafen und zeichnete 1270 sein Stadtrecht im sog.
Ordeelbook auf. Um 1300 war bei einer Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen
weitgehende Unabhängigkeit vom gräflichen Stadtherren, der 1292 der Stadt das
Recht der eigenen Rechtssetzung (kore) verliehen hatte, erreicht. Im 14.
Jahrhundert errang die Stadt besonderen Ruhm im Kampf gegen die Seeräuberei auf
der Nordsee (1400 Hinrichtung Klaus Störtebekers) und wurde als eines der
ersten Mitglieder der Hanse zu deren wichtigstem Umschlagplatz zwischen Nordsee
und Ostseeraum (um 1430 etwa 16000 Einwohner). 1392 gelang zunächst pfandweise
der Erwerb der Vogtei über die Stadt. 1375 wurde im Zuge einer selbständigen
planmäßigen Territorialpolitik die Moorburg und 1393 die Feste Ritzebüttel
(Cuxhaven) mit der Insel Neuwerk erlangt. 1420 musste Herzog Emil von
Sachsen-Lauenburg Bergedorf und die Vierlande an H. und Lübeck abgeben, die das
Gebiet bis 1868, als es H. durch Vertrag allein übernahm, gemeinsam
verwalteten. Unter Kaiser Sigmund wurde die Stadt erstmals als
reichsunmittelbar bezeichnet. Seit 1460, als die Könige von Dänemark an die
Stelle der Grafen von Schauenburg traten, galt sie als Reichsstadt. 1510 wurde
sie auf dem Reichstag zu Augsburg für eine Reichsstadt im niedersächsischen
Reichskreis erklärt. 1618 bestätigte das Reichskammergericht Hamburgs
Selbständigkeit und 1768 erkannte auch der König von Dänemark H. als
kaiserliche Reichsstadt an. 1528/1529 wurde in H. die Reformation eingeführt.
Zugleich kam es zu einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung. 1603 wurde das
schon 1497 in einer Bilderhandschrift neu gefasste Recht unter Verwendung der
Reformation der Stadt Nürnberg und verschiedener anderer Quellen reformiert. Im
Schutze einer starken Befestigung blieb die Stadt vom Dreißigjährigen Krieg
weitgehend verschont. Seit 1770 hatte H. Sitz und Stimme im Städtekolleg des
Reichstags. § 27 des Reichsdeputationshauptschlusses erhielt sie 1803 als
Reichsstadt. Die Besetzung durch Dänemark (1801-1806) und durch Frankreich
(1806) und die Kontinentalsperre führten zu einem gewichtigen Rückschlag für
die sich seit 1806 als freie Hansestadt bezeichnende Stadt, die wenig später
ihren Dom abriss. Von 1810 bis 1814 war die Stadt als Hauptstadt des
Elbe-Departements in das französische Reich eingegliedert. 1813/1814 verstand
sich H. als selbständiger Einzelstaat. 1815 trat es als Freie und Hanse-Stadt
dem Deutschen Bund bei. Am 28. 9. 1860 gab es sich – nach älteren Rezessen
zwischen Rat und Bürgerschaft von 1410, 1529 und 1712 und einem gescheiterten
Verfassungsversuch vom 11. 7. 1849 – eine Verfassung mit Senat und
Bürgerschaft. 1867 trat es dem Norddeutschen Bund bei und übertrug 1868 die
Wehrhoheit auf Preußen, doch erst 1881/1888 wurde es Mitglied im deutschen
Zollverein. 1871 schloss es sich dem Deutschen Reich an. 1919 gründete H. eine
Universität. 1921 erhielt es eine neue Verfassung. 1933 wurde die Bürgerschaft
aufgelöst und wurde ein Reichsstatthalter eingesetzt. Am 16. 1./9. 12. 1937
wurden die preußischen Städte Altona mit Blankenese, Wandsbek und
Harburg-Wilhelmsburg sowie 27 Landgemeinden im Austausch gegen Cuxhaven (mit
der Insel Neuwerk), Geesthacht und einige kleinere Orte eingegliedert. Nach dem
Gesetz über die Verfassung und Verwaltung der Hansestadt H. stellte diese einen
staatlichen Verwaltungsbezirk mit einer Einheitsgemeinde als
Selbstverwaltungskörperschaft dar. Am 3. 5. 1945 wurde H. von Großbritannien
besetzt und der britischen Besatzungszone zugeteilt. Am 6. 6. 1952 erhielt die
seit 1949 der Bundesrepublik Deutschland zugehörige Freie und Hansestadt
Hamburg (Stadtstaat) eine neue Verfassung. 1969 erlangte H. durch Vertrag mit
Niedersachsen zur Schaffung eines Vorhafens wieder einen Teil des
Elbemündungsgebiets mit der Insel Neuwerk.
L.: Wolff 458; Zeumer 554 III a 9; Wallner 707 NiedersächsRK 18; Großer
Historischer Weltatlas II 78 (1450) F/G3, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) C/D1;
Kellenbenz, H., Die Hanse und die Städte Lübeck, Hamburg und Bremen, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Schroeder 89ff.; Bauer 1, 177; Die
Territorien des Reichs 6, 114; Anderson, C., Hamburgisches Privatrecht, Teil
1ff. 1782ff.; Hamburgisches Urkundenbuch, Bd. 1 (786-1300), hg. v. Lappenberg,
J., 1842, Bd. 2 (1301-1336), hg. v. Stadtarchiv Hamburg, Bd. 3 (Register zu Bd.
2), bearb. v. Nirrnheim, H., 1953, Bd. 4 (1337-1350), bearb. v. Reetz, J.,
1967; Lappenberg, J., Die ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs,
1845; Westphalen, N., Hamburgs Verfassung und Verwaltung in ihrer allmählichen
Entwicklung bis auf die neueste Zeit, Bd. 1f. 2. A. 1846; Baumeister, H., Das
Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Stubbe, E.,
Verfassung und Verwaltung der hamburgischen Marschgemeinden, Diss. jur. Hamburg
1922; Baasch, E., Geschichte Hamburgs 1814-1918, Bd. 1f. 1924f.; Wölfle, K.,
Hamburger Geschichtsatlas, 1926; Schöffel, J., Kirchengeschichte Hamburgs, Bd.
1 1929; Reincke, H., Hamburgs Geschichte, 1933; Reincke, H., Das Amt
Ritzebüttel, Diss. phil. Hamburg 1935; Bolland, G., Hamburg, 1938; Bücherkunde
zur hamburgischen Geschichte, hg. v. Möller, K./Tecke, A. Teil 1,2 1939, 1956;
Studt, B., Hamburg 1951; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur hamburgischen
Geschichte, 1951 (mit Karte der mittelalterlichen Stadtentwicklung); Drexelius,
W./Weber, R., Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg vom 6. 6. 1952,
1953; Bolland, J., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG
GA 72 (1956), 83ff.; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung von Weimar
bis Bonn, 1956; Johansen, P., Grundzüge der geschichtlichen Entwicklung der
Freien und Hansestadt Hamburg, 2. A. 1967; Bolland, J., Die Hamburger
Bürgerschaft in alter und neuer Zeit, 1959; Hamburgische Burspraken 1346 bis
1594, bearb. v. Bolland, J., 1960; Die Bilderhandschrift des Hamburger
Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Grundmann, G., Hamburg gestern und
heute, 1972; Hamburg, Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner, 1888-1980, hg.
v. Jochmann, W., Bd. 1f. 1982ff.; Hanf, M., Hamburgs Weg in die praktische
Unabhängigkeit vom schauenburgischen Landesherrn, 1986; Postel, R., Die
Reformation in Hamburg, 1986; Stadt und Hafen, hg. v. Ellermeyer, J., 1986;
Hamburg im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Stephan, J./Winter, H., 1989; Das
alte Hamburg (1500-1848/49), hg. v. Herzig, A., 1989; Seegrün, W., Hamburg-Bremen,
LexMA 4 1989, 1885ff.; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990;
Postel, R., Hamburg-Bremen 1974-1989 (Sammelbericht), Bll. f. dt. LG. 126
(1990), 625ff.; Klessmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 7. A. 1994; Die
Stadt im westlichen Ostseeraum, Bd. 1 1995, 93; Hamburg-Lexikon, hg. v.
Kopitzsch, F. u. a., 1998; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006.
Hanau-Lichtenberg (Grafen). Das Gebiet rechts des Rheins
zwischen Willstätt (Willstädt) und Lichtenau kam nach 1250 durch den Bischof Konrad von Lichtenberg an das Hochstift
Straßburg. 1299 hinterließ der Bischof seinen
Neffen als Lehen 26 Dörfer um Willstätt und Lichtenau. Erben des 1480 im
Mannesstamm ausgestorbenen letzten Herren von Lichtenberg waren zwei Nichten,
die mit Grafen von Hanau-Münzenberg und Zweibrücken-Bitsch verheiratet waren.
Willstätt kam an Hanau, Lichtenau an Zweibrücken, doch bildeten beide Ämter ein
von Hanau aus gemeinsam regiertes Land. Seitdem nannten sich die Grafen von
Hanau-Babenhausen Grafen von H. Sie hatten Sitz und Stimme auf dem Reichstag
und im oberrheinischen Reichskreis. Beim Aussterben der Grafen von
Zweibrücken-Bitsch fielen deren Güter im Elsass und um Lichtenau an die Grafen
von H. 1606 tauschten diese ein Gebiet um Pirmasens von Lothringen ein.
1680/1697 fielen die im Elsass gelegenen Güter (Buchsweiler, Pfaffenhofen,
Westhofen, Wolfisheim, Offendorf) an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz
von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Die übrigen Güter (die
Ämter Lichtenau, Willstätt, Hatten, Ingweiler, Kutzenhausen [Kuzenhausen],
Lemberg mit Pirmasens, Schaafheim, Wörth) kamen 1736 an Hessen-Darmstadt. 1803
fiel das sog. Hanauer Land um Lichtenau und Willstädt über Karoline Luise von
Hessen-Darmstadt an Baden. Über Baden kam es 1951/1952 zu Baden-Württemberg.
Pirmasens gelangte 1815 an Bayern und damit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 272; Rathgeber, L., Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, 1876; Beinert,
J., Geschichte des badischen Hanauer Landes, 1909; Eigler, F., Das Territorium
der Herren von Lichtenberg 1202-1480, 1938; Lübbeck, F., Hanau. Stadt und
Grafschaft, 1951; Lichtenberger Urkunden, hg. v. Battenberg, F., 1994.
Hapsal (gegenüber der Insel Dagö in der
nordöstlichen Ostsee) (Residenz des Bischofs von
Ösel-Wieck)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 253.
Härkingen (Grafschaft, Herkingen). Am 7. 12. 1080 gab Kaiser Heinrich IV. die Grafschaft Härkingen mit Neuendorf und Egerkingen an den Bischof von Basel.
Hassloch (Reichsdorf). H. bei Neustadt an der
Weinstraße wird 773 erstmals erwähnt. Wie Böhl und Iggelheim war es Reichsdorf
und bildete mit diesen zusammen die Pflege H. Am 20. 3. 1252 verpfändete König
Wilhelm dem Bischof von Speyer die Dörfer H. und
Böhl. Am 22. 1. 1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer den Pfalzgrafen Rudolf
und Ruprecht neben fünf Reichsstädten die Dörfer H. und Böhl. 1379 kamen drei
Viertel der Pflege H. als Mannlehen der Pfalz an die Grafen von Leiningen. Nach
langjährigen Streitigkeiten erhielt 1517 in einem Vergleich die Pfalz die
Oberherrlichkeit über die Pflege, gab diese aber an Leiningen zu Lehen. 1815
kam H. zu Bayern, 1945 zu Rheinland-Pfalz.
L.: Hugo 464f., Wolff 465; Wenz, G., Beiträge zur Geschichte der Pflege
Hassloch, 2. A. 1925; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der
Haardt, 1960.
Hattonchâtel (Residenz des Bischofs
von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 256.
Heidingsfeld (Reichsdorf, Reichsstadt). H.
(Heitingsveldono) bei Würzburg wird 779 in der Würzburger Markbeschreibung erstmals
genannt. Um 849 ist dort zu Lehen ausgegebenes Königsgut nachweisbar, das an
Fulda und von dort als Lehen an die Grafen von Rothenburg und damit an die
Staufer kam. Am 18. 11. 1297 verkündigte König Adolf den Männern in H. und
Lützelfeld (Lutzelenvelt), dass er sie an den Bischof
von Würzburg verpfändet habe. Im 14. Jahrhundert war der Ort durch Einlösung
der Pfandschaft seitens (Kaiser) Karls IV. bei Böhmen und erhielt 1368 das
Stadtrecht von Sulzbach. Von 1431 bis 1488 war H. bei Nürnberg und seit dem
Anfang des 16. Jahrhunderts bzw. endgültig seit 1628 bei dem Hochstift
Würzburg, mit dem er später an Bayern gelangte. 1930 wurde H. in Würzburg
eingemeindet.
L.: Dacheröden 232; Hugo 458; Wolff 100; Mathes, W. S., Heidingsfeld, Diss.
phil. Würzburg 1956; Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld, hg. v. Leng, R.,
2005.
Heilsberg (Residenz des Bischofs
von Ermland 1315-1320, 1350-1795)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 262.
Helmarshausen (Reichsabtei). H. an der Diemel bei
Hofgeismar ist vor 944 (Helmerateshusa) als Königshof bezeugt. Zu Ende des 10.
Jahrhunderts entstand vermutlich durch Graf Eckhard von Reinhausen ein
Benediktinerkloster, das vor 997 zur Reichsabtei mit Freiheit wie Corvey
erhoben wurde. 1017 gab Kaiser Heinrich II. H. an den Bischof
von Paderborn. 1220 übernahm das Erzstift Köln den Schutz der Abtei gegen
Paderborn. Von 1479 bis 1597/1617 kam H. durch Unterstellung an Hessen. Die
Reichsabtei wurde 1536 aufgehoben. 1597 verzichtete Paderborn nach langem
Rechtsstreit auf seine Rechte. Später gelangte H. an Preußen (Provinz
Hessen-Nassau).
L.: Wolff 254; Pfaff, F., Die Abtei Helmarshausen, Zs. d. Ver. f. hess. Gesch.
u. Landeskunde 44 (1910), 188ff., 45 (1911); Heinemeyer, W., Ältere Urkunden
und ältere Geschichte der Abtei Helmarshausen, Arch. f. Diplomatik 9/10
(1963/1964); Fahlbusch, F., Helmarshausen, LexMA 4 1989, 2123f.; Helmarshausen,
hg. v. Baumgärtner, I., 2003.
Hildesheim (Hochstift, Residenz). Vermutlich
bestand bereits im 8. Jahrhundert am Übergang des Hellweges über die Innerste
eine Siedlung, die dann nach dem Personennamen Hiltwin benannt wurde. Um 815
gründete Ludwig der Fromme das Bistum H. (Bischof
Gunthar), das zur Kirchenprovinz Mainz gehörte. Im Frühmittelalter gewann es
durch königliche Gunst reiche Güter (u. a. an der Mosel, im Odenwald, an der
Bergstraße, Grafschaft im Harzgau). Im Süden des Bistums erlangten die Bischöfe
im 13. Jahrhundert an Leine und Oker die Landeshoheit (Dassel am Solling,
daneben Peine). In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verloren sie die
meisten Güter an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Während diese Güter
protestantisch wurden, behauptete sich im verbliebenen sog. Kleinen Stift
(Stadt H., Ämter Peine und Steuerwald, Domkapitelamt Marienburg, 9
Propsteidörfer, 12 landtagsfähige Güter) mit Ausnahme der Stadt H. und des
Amtes Peine der Katholizismus. 1643 durch Spruch des Reichshofrates wieder auf
den alten Umfang vergrößert, wurde das Hochstift nun meist mit Köln und den
westfälischen Bistümern in die Pfründenkombination des Hauses Wittelsbach
einbezogen. Nach der Säkularisation gehörte es mit 32 Quadratmeilen und 132000
Einwohnern von 1802 bis 1807 zu Preußen, von 1807 bis 1813 zum Königreich
Westphalen und seit 1813 zu Hannover. Mit diesem kam es 1866 an Preußen. Seit
1. 11. 1946 ist das Gebiet Teil des Landes Niedersachsen. Das Bistum H. kam
1992/1994 zur Erzdiözese Hamburg.
L.: Wolff 447f.; Zeumer 552 II a 14; Wallner 706 NiedersächsRK 11; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 8; Bauer 1, 271; Doebner, R.,
Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, Bd. 1-8 1881ff.; Janicke, K./Hoogeweg, H.,
Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe, Bd. 1ff. 1896ff.;
Bertram, A., Geschichte des Bistums Hildesheim, Bd. 1ff. 1899ff.; Müller, O.,
Die Entstehung der Landeshoheit der Bischöfe von Hildesheim, 1908; Gebauer, J.,
Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd.1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur
territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Seeland, H., Kurzer
Abriss der Geschichte des Bistums Hildesheim, 1948; Gebauer, J., Die Stadt
Hildesheim, 1950; Niedersächsischer Städteatlas Abt. 2, Einzelne Städte, 1953;
Peters, W., Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte, 1964; Jan, H. v.,
Hildesheim, 1967; Das Bistum Hildesheim 1933-1945. Eine Dokumentation, hg. v.
Engfer, H., 1971; Gauß‘sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen
Gebiete, bearb. v. Engel, F., 1. Fürstentum Hildesheim (Bl. 15), 1977; Die
Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 3: Die
Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984,; Quellen zur
Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, hg. v. Borck, H., 1986; Heinemann,
E., Im alten Hochstift, 1987; Plümer, I., Hildesheim, LexMA 5 1990, 16ff.;
Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit,
2002; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 543, 1, 2, 272; Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung,
2005; Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim Bd. 4: Die
Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006;
Zachlod, C., Die Staatsfinanzen des Hochstifts Hildesheim vom Ende des
siebenjährigen Krieges bis zur Säkularisation, 2007; Pischke, G. u. a.,
Hildesheim – von der Domburg zur Großstadt, 2014.
Hirschberg (Grafen, Herrschaft, Residenz des Bischofs von Eichstätt). Seit Anfang des 13.
Jahrhunderts erscheinen Grafen von H. in Altmühltal, die seit dem 11.
Jahrhundert als Grafen von Grögling, Dollnstein und Ottenburg aufgetreten waren
und verwandtschaftliche Beziehungen mit Sulzbach, Oettingen, Tirol, Württemberg
und Wittelsbach aufweisen. Diese Grafen waren Vögte des Hochstifts Eichstätt.
Ihre Güter um H. kamen 1304/1305 testamentarisch an das Hochstift Eichstätt,
das Landgericht H. an Bayern. 1806 fiel H. an Bayern.
L.: Wolff 106; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG
GA 34 (1913), 141; Mader, F., Geschichte des Schlosses und Oberamts Hirschberg,
1940; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 273.
Hohenburg (Kloster, königliches Kloster,
Residenz), Sankt Odilienberg-Hohenburg. Das urkundlich seit 783 bezeugte
Nonnenkloster H. auf einem die Hochebene beherrschenden 763 Meter hohen Berg im
Elsass (seit dem 17. Jahrhundert Odilienberg) geht vielleicht (auf die heilige
Odilia, eine Tochter des Herzogs Eticho, und damit auf das 8. Jahrhundert oder)
auf Herzog Eticho und damit das Ende des 7. Jh.s zurück. 839 stellte es Kaiser
Ludwig der Fromme unter seinen Schutz. Im Hochmittelalter stand es unter der
Vogtei der Staufer. 1246 oder 1249 wurde die Äbtissin erstmals als Prinzessin
tituliert. Das Kloster war sehr begütert, hatte aber keine eigentliche
Territorialherrschaft. In der Reformationszeit verfiel es weitgehend. 1546
brannten die Konventsgebäude ab. Die Gemeinschaft wurde aufgelöst. Ihre
weltlichen Güter fielen an den Bischof von
Straßburg.
L.: Albrecht, D., History von Hohenburg oder Sankt Odilien, 1751; Barth, M.,
Die heilige Odilia, 1938; Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique,
1972, 143; Fischer, M., Treize siècles d’histoire au Mont Sainte-Odile, 2001;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 725, 1, 2,547.
Horn (Herrschaft). H. in Niederösterreich am
Zusammenfluss von Mödringbach und Taffa wird erstmals um 1050 anlässlich der
Schenkung der Kirche durch Graf Gerold an den Bischof
von Passau genannt. Die dort im 12. Jahrhundert errichtete Burg wurde
Mittelpunkt einer Herrschaft, die vor 1210 von den Grafen von Poigen bzw.
Wildberg-Hohenburg an den Landesfürsten (Babenberger) und von ihm an die Grafen
von Vohburg kam. Im Interregnum (1254-1273) fiel sie als Eigen an die Freien
und späteren Ministerialen von Maissau, welche die Güter 1430 als Lehen nahmen.
Nach ihrem Aussterben 1440 kam sie 1441 durch Erbvertrag an die später
lutherischen Herren von Puchheim und von diesen 1622 nach Entziehung an Vinzenz
Muschinger, der sie an seinen Schwiegersohn, Reichsgraf Kurz, vererbte. 1659
erbte dessen Schwiegersohn Graf von Sprinzenstein, 1679 die verschwägerten
Grafen Hoyos.
L.: Wolff 26; Liebleitner, K., Die Entwicklung der Stadt Horn vom Ausgang des
Mittelalters bis zum Weltkrieg, 1929 (Gymn.-Progr.).
Horstmar (Herrschaft, Grafschaft). Im frühen 11.
Jahrhundert ist H. bei Steinfurt erstmals bezeugt. Nach der Burg H. benannten
sich seit 1092 edelfreie Herren von H. Über eine Erbtochter gelangte H. an die
Grafen von Rietberg, welche die Lehnshoheit des Bischofs
von Münster anerkennen mussten. Durch Vertrag vom 11. 11. 1269 kam die
Herrschaft H. durch Verkauf an das Hochstift Münster und wurde bis 1635
bevorzugte Residenz der Bischöfe. 1803 ging das münsterische Amt H. an die
Wild- und Rheingrafen zu Grumbach (Grafen von Salm-Grumbach [Rheingrafen] ),
die sich seitdem Grafen von Salm-Horstmar nannten. Vom 12. 7. 1806 an kam H.
zusammen mit den Grafschaften Lingen und Tecklenburg an Berg, 1810 an Frankreich
(Oberemsdepartement im Gouvernement Hamburg). Von hier aus fiel es 1815 an
Preußen und 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312; Börsting, H., Geschichte der Stadt Horstmar, 1928; Köbler, G.,
Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS Schmelzeisen, G.,
1980, 172.
Iburg (Residenz des Bischofs
von Osnabrück)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 276.
Ivrea (Stadt, Markgrafschaft). I. am Austritt
der Dora Baltea aus dem Aostatal wurde 100 v. Chr. als römische Kolonie
Eporedia gegründet. Später war es Sitz eines Herzogs der Langobarden, dann
Mittelpunkt einer Piemont und Ligurien umfassenden Mark eines Markgrafen der
Franken. 1015 ging die Macht an den Bischof
über. Im 12. und 13. Jahrhundert erlangte I. Selbständigkeit und wurde von
kaiserlichen Vikaren und italienischen Potentaten beherrscht. 1238 nahm Kaiser
Friedrich II. die Stadt ein. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam I.
formell zur Markgrafschaft der Markgrafen von Montferrat. Nach mehrfachem
Herrschaftswechsel fielen Stadt und Markgrafschaft seit dem 14. Jahrhundert
(1313) an die Grafen von Savoyen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48a (1815-1866) B2; Hofmeister, A., Marken
und Markgrafschaften im italienischen Königreich, 1906, MIÖG-Ergänzungsbd. 7;
Carandini, F., Vecchia Ivrea, 3. A. 1963; Sergi, G., Ivrea, LexMA 5 1990, 841.
Kamenz (Stift). 1096 erbaute der Herzog von
Böhmen im Überschwemmungsgebiet der Neiße die Burg K. (zu tschech. kamen,
Stein). 1210 errichteten dort die Herren von Pogrell (Pogarell) mit dem Bischof von Breslau das Stift K. Dieses kam 1742 an
Preußen und wurde 1810 mit der Herrschaft über 31 Dörfer aufgehoben.
L.: Wolff 477; Knauer, P., Kloster Kamenz/Schlesien. Zeit- und Lebensbilder aus
seiner Geschichte 1210-1810, 1932.
Kastell (im Thurgau) (Residenz des Bischofs von Konstanz). S. Castell.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 290.
Kitzingen (Kloster, Reichsabtei?). Das Kloster K.
(748 Chittzinga) wurde vielleicht schon in vorbonifatianischer Zeit auf
Reichsgut gegründet. 1007 war es eine Abtei königlichen Rechts, die von König
Heinrich II. dem Hochstift Bamberg gegeben wurde. Die Vogtei übten seit dem
elften Jahrhundert die späteren Grafen von Hohenlohe aus. Im 14. Jahrhundert
teilten sich Bischof von Würzburg und Burggrafen
von Nürnberg (später die Markgrafen von Ansbach bzw. Brandenburg-Ansbach) die
Herrschaft. 1521 erscheint K. in der Reichsmatrikel. 1544 wurde die Reformation
eingeführt und 1802/1803 kam K. von Würzburg an Bayern.
L.: Wolff 100; Bachmann, L., Kitzinger Stadtgeschichte, 1929; Apud Kizinga
monasterium, hg. v. Walter, H., 1995.
Kolberg (Bistum). Bei der Gründung des
Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wird K. (Salsa Cholbergiensis) als Bistum
genannt, später aber nicht mehr erwähnt. 1248 überließ der Herzog von Pommern
dem Bischof von Cammin (Kammin) das Land K.
L.: Wolff 405.
Köln (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). In
K., das 50/38 v. Chr. als oppidum Ubiorum und 50 n. Chr. als Colonia Claudia
Ara Agrippinensium erscheint, ist erstmals 313/314 ein Bischof
(Maternus) bezeugt. Nach der Eroberung Kölns durch die Franken 459 n. Chr.
wurde das Bistum 794/795 zum Erzbistum (Erzbischof Hildebold) erhoben. Ihm
gehörten die Bistümer Utrecht (bis 1559), Lüttich, Münster, Osnabrück, Minden
und (Hamburg-)Bremen (bis 834/843/864) an. 953 übertrug König Otto der Große
seinem Bruder Brun das Erzbistum (mit der Stadt) sowie das Herzogtum
Lothringen, von dem ein schmaler 100 Kilometer langer und 25 Kilometer breiter
linksrheinischer Streifen von Rheinberg bis Rolandseck (Andernach 1167 aus
Reichsgut erhalten, dazu Deutz, Linz, Altenwied, Godesberg) die Grundlage
weltlicher Herrschaft des Erzstifts K. bildete. 1028 erhielt der Erzbischof das
Recht der Salbung und Krönung des deutschen Königs in Aachen, 1031 die Würde
des Reichskanzleramtes in Italien. 1180 erwarb Erzbischof Philipp von
Heinsberg, der sich auf vielleicht 2000 hofrechtlich und dienstrechtlich
verpflichtete Ministeriale stützen konnte, im Zusammenhang mit dem Sturz
Heinrichs des Löwen als Lohn für seine Kaisertreue das Herzogtum Westfalen (und
Engern), dessen Mittelpunkt später die erworbene Grafschaft Arnsberg und dessen
Vorort im 15. Jahrhundert Brilon wurde. Erzbischof Heinrich I. (1225-1238)
gewann das Vest Recklinghausen aus der Erbschaft der dortigen Grafen. Wenig
später kamen Güter um Altenahr, Nürburg und Hardt von Seiten Konrad von
Hochstadens hinzu. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof einer der Kurfürsten
(Kurköln). 1288 verlor allerdings Siegfried von Westerburg im limburgischen
Erbfolgestreit mit Jülich und Brabant durch die Niederlage von Worringen die
Herrschaft über die Stadt K. Obwohl dann im 14. Jahrhundert außer der
Grafschaft Arnsberg (1368) die Grafschaft Hülchrath und das Land Linn mit
Uerdingen hinzukamen, brachte doch die Soester Fehde (1444-1449) mit Kleve den
weiteren Verlust von Soest und Xanten sowie tiefgreifende wirtschaftliche Zerrüttung.
Die Bemühungen, in der Reformation das Erzstift in ein protestantisches
weltliches Herrschaftsgebiet umzuwandeln, blieben erfolglos. Seit 1525 wurde
Bonn Hauptstadt des Erzstifts (1663 Gymnasium, 1786 Universität). Unter
wittelsbachischen Erzbischöfen (1583-1761) schloss sich das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Erzstift der antihabsburgischen, frankreichfreundlichen
Haltung Bayerns an. Am Ende des 18. Jahrhunderts umfasste das in das südlich
von K. gelegene Oberstift, das nördlich von K. gelegene Unterstift und das
Herzogtum Westfalen geteilte Erzstift 130 Quadratmeilen mit 230000 Einwohnern.
1801 annektierte Frankreich den linksrheinischen Teil des Erzstifts und schuf
hierfür kirchenrechtlich das Bistum Aachen. Der rechtsrheinische Teil wurde 1803
säkularisiert und an Wied-Runkel (Altenwied, Neuerburg [Neuenburg]),
Nassau-Usingen, Arenberg (Recklinghausen) und Hessen-Darmstadt (Westfalen)
aufgeteilt. 1806 musste Nassau Teile an das Großherzogtum Berg abgeben, das
auch 1810 von Arenberg das Vest Recklinghausen erhielt. 1814 kam das Gebiet
ohne die nassauischen Teile an Preußen (Provinz Westfalen), 1946 an
Nordrhein-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 84; Zeumer 552 I 3; Wallner 700 KurrheinRK 3; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F3, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C4, III 38
(1789) D2; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 3, 58; Walter, F., Das alte
Erzstift und die Reichsstadt Köln, 1886; Regesten der Erzbischöfe von Köln im
Mittelalter (313-1332), bearb. v. Knipping, R./Kisky, W./Oediger, F., Bd. 1ff.
1901ff.; Fabricius, W., Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der
Rheinprovinzen, Bd. 1 1909; Braubach, M., Kurköln, 1949; Geschichtlicher
Handatlas der deutschen Länder am Rhein, Mittel- und Niederrhein, bearb. v.
Niessen, J., 1950; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter
Dietrich v. Moers 1414-1436, 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des
Westerwaldes, 2. A. 1987; Handbuch des Erzbistums Köln, hg. v. Erzbischöflichen
Generalvikariat Köln, Bd. 1f. 26. A. 1966; Geschichte des Erzbistums Köln (bis
1189), hg. v. Neuss, W./Oediger, F., Bd. 1 2. A. 1972, Neudruck 1991; Picot,
S., Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden,
1977; Hegel, E., Das Erzbistum Köln zwischen Barock und Aufklärung (1688-1814),
1979; Janssen, W., Die mensa episcopalis der Kölner Erzbischöfe im
Spätmittelalter, (in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter Bd. 1, hg. v.
Patze, H., 1983; Winterling, A., Der Hof des Kurfürsten von Köln 1688-1794,
1986; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln im
Spätmittelalter, 1987; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., 1991 2,
1ff., 267ff.; Seibert, H., Köln, LexMA 5 1991, 1261ff.; Ritzerfeld, U., Das
Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert, 1994; Höroldt, U., Studien zur politischen
Stellung des Kölner Domkapitels, 1994; Janssen, W., Das Erzbistum Köln im
späten Mittelalter, 1995ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Deeters,
J. u. a., Bd. 2ff. 1996ff. ; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Prössler, R., Das Erzstift
Köln, 1997; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Fuhrmann, H.,
Das Urkundenwesen der Erzbischöfe von Köln im 13. Jahrhundert, 2000; Janssen,
W., Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
300; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich
Barbarossas, 2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 411, 2, 316;
Werres, C., Der Landkreis Köln um 1825, 2007.
Köln (freie Reichsstadt). Der Raum um Köln
war seit der Altsteinzeit besiedelt. 50/38 v. Chr. siedelte Agrippa am linken
Rheinufer die germanischen Ubier an (oppidum Ubiorum). 50 n. Chr. erhielt die
erweiterte Siedlung italisches Stadtrecht und zu Ehren der Kaiserin Agrippina
den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (verkürzt Colonia Agrippinensis,
Colonia). Sie wurde rasch Vorort Niedergermaniens und wies bereits im 3.
Jahrhundert christliche Gemeinden und im 4. Jahrhundert (313/314) einen Bischof auf. Nach dem Tod des Aetius wurde K. als
letzte römische Festung am Rhein fränkisch und zeitweise Vorort des
ripuarischen und austrasischen Teilreiches (460, 561). Später bewirkte vor
allem die günstige Verkehrslage seine wirtschaftliche Vorrangstellung. Dazu kam
794/795 die Errichtung eines Erzbistums in K. Vielleicht schon im 9.
Jahrhundert, jedenfalls 953 ging K. an den Erzbischof über. Hieraus
entwickelten sich schwere Auseinandersetzungen zwischen der entstehenden Stadt
und dem Erzbischof. 1074 kam es dabei zum Aufstand gegen den Erzbischof, 1112
zur Bildung einer Schwurgemeinschaft (coniuratio pro libertate). Bis 1180
erreichte die Stadt durch Einbeziehung der Rheinvorstadt (vor 989), von
Oversburg und Niederich (E. 11. Jh.) sowie von St. Severin, St. Gereon und St.
Ursula ihre bis ins 19. Jahrhundert währende Ausdehnung. 1140/1142 erscheint
das Schöffenkolleg, im 13. Jahrhundert der Rat. 1259 gewann K. das Stapelrecht.
Der Sieg von Worringen (1288) brachte der Stadt eine weitgehend unabhängige,
reichsunmittelbare Stellung, wenngleich die Erzbischöfe die Hochgerichtsbarkeit
und verschiedene andere Rechte behaupten konnten. Innerhalb der Stadt wurde
1371/1396 das Patriziat von den Zünften aus seiner beherrschenden Stellung
verdrängt. Dessen ungeachtet wurde gleichzeitig 1388 in Köln auf Betreiben des
Rates die erste deutsche Stadtuniversität gegründet, die bis 1798 Bestand
hatte. 1437 erfasste eine Statutensammlung beinahe den gesamten Bereich
städtischer Rechtspraxis. Am 19. 9. 1475 erhob Kaiser Friedrich III. die Stadt,
die mit rund 40000 Einwohnern auf einem Gebiet von rund 800 Hektar größte
deutsche Stadt war, zur freien Reichsstadt, bestätigte aber gleichzeitig dem
Erzbischof alle überkommenen Rechte. Rechtsstreite vor Reichskammergericht und
Reichshofrat über die Stellung der Stadt wurden bis zum Ende des alten Reiches
(1806) nicht entschieden. 1794 wurde die zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende Stadt von Frankreich besetzt, 1801 annektiert, wobei 1797
die französische Munizipalverwaltung und 1798 die Departementsverwaltung und
eine einheitliche Gerichtsverfassung eingeführt wurden. 1815 fiel sie an
Preußen, unter dem 1919 die Universität neu begründet wurde, 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 369; Zeumer 554 IIIa, 1; Wallner 705 WestfälRK 58; Großer
Historischer Weltatlas III 22 (1648) C3, III 38 (1789) B2; Die Territorien des
Reichs 3, 58; Ennen, L., Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1. ff.
1860ff.; Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1ff. 1863ff.; Stein, W.,
Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. und
15. Jahrhundert, Bd. 1f. 1893ff.; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen, Bd.
1f. 1897ff.; Lau, F., Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung
Kölns von den Anfängen bis 1396, 1898; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln
im Mittelalter, Bd. 1f. 1910; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934;
Planitz, H./Buyken, T., Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts,
1937; Schmitz, H., Colonia Claudia Ara Agrippinensium, 1956; Ausgewählte
Quellen zur Kölner Stadtgeschichte, hg. v. Frohn, R./Güttsches, A., Bd. 1ff.
1958ff.; Signon, H., Die Römer in Köln, 2. A. 1971; Klein, A., Vom Praetorium
zum Paragraphenhochhaus, 1986; Schäfke, W., Köln - zwei Jahrtausende Kunst,
Geschichte und Kultur, 1988; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S.,
1991, 3, 75ff.; Grotefend, M., Köln, LexMA 5 1991, 1256ff.; Groten, M., Köln im
13. Jahrhundert, 1995; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, Ulf,
Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg.
v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg,
2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 316.
Konstanz (Hochstift, Residenz). Nach Verlegung
des Bistums Aventicum von Avenches nach Windisch (Vindonissa) wurde im
alemannisch gewordenen Teil des Bistums vielleicht zwischen 550 und 590 in K.,
wo vermutlich nach 300 (Constantius II. [337-361]) ein römisches Kastell mit
dem im 6. Jahrhundert überlieferten Namen Constantia errichtet worden war, ein
Bistum eingerichtet (Bischof Gaudentius †613),
das sich bald zum größten deutschen Bistum entwickelte (Breisgau, Waiblingen,
Ulm, Oberstdorf, Bodensee, Glarus, Brienz, Thun, Aarau, genauer Umfang erst
1275 beschrieben). Es unterstand zunächst Besançon, seit der Mitte des 8.
Jahrhunderts Mainz. Ihm gelang zwar die Eingliederung der Propstei Öhningen
(1155), doch verlor es schon 1192 die Herrschaft über die Stadt K. Insgesamt
glückte ihm im Wettbewerb mit Habsburg (Österreich) und Wittelsbach (Bayern)
nur der Ausbau eines kleinen, zeitweise stark verschuldeten Hochstifts zu
beiden Seiten des Bodensees (am Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 22
Quadratmeilen mit 50000 Einwohnern). Altes Bischofsgut
waren neben Meersburg (1113 Merdesburch, vor dem 12. Jahrhundert an das
Hochstift) das in der Gegenwart auf der schweizerischen Seite liegende
Gottlieben sowie Bischofszell und Horn. Dazu
kamen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Händen Gaienhofen, die
Herrschaft Bohlingen, die Obervogtei Güttingen, die Herrschaft Homburg mit
Stahringen, Ittendorf und Ahausen, Klingnau und Zurzach, Markdorf (1354 Kauf),
die Obervogtei Öhningen, die Herrschaft Rosenegg, die Herrschaft Konzenberg in
der östlichen Baar und die Herrschaft Liebburg. Die Reformation führte bald zu
schweren Einbußen der Diözese (Schweiz, Württemberg, Ulm, Esslingen [Eßlingen],
Reutlingen). 1540 gewann K. das Kloster Reichenau. Von 1526 bis 1803 residierte
der zum schwäbischen Reichskreis gehörige Bischof
in Meersburg. Im 18. Jahrhundert zählte er wegen Homburg und Stahringen zum
Kanton Hegau des Ritterkreises Schwaben. 1803 fielen die rechtsrheinischen
Gebiete des Hochstifts an Baden. Das Bistum wurde 1821 zugunsten des neuen
Erzbistums Freiburg im Breisgau aufgelöst.
L.: Wolff 155; Zeumer 552 II a 12; Wallner 686 SchwäbRK 27; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E5, III 22 (1648) D5, III 38
(1789) C4; Ruch Anhang 77; Regesta episcoporum Constantiensium, hg. v. d. Bad.
hist. Komm. Bd. 1ff. 1886ff.; Ahlhaus, J., Die Landdekanate des Bistums
Konstanz im Mittelalter, 1929, Neudruck 1961; Isele, E., Die Säkularisation des
Bistums Konstanz, 1933; Fleischhauer, M., Das geistliche Fürstentum Konstanz
beim Übergang an Baden, 1934; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums
Konstanz, 1943; Dann, W., Die Besetzung des Konstanzer Bischofsstuhls
von der Gründung des Bistums bis zur Reformation, Diss. phil. Heidelberg 1950;
Tüchle, H., Kirchengeschichte Schwabens, Bd. 1 1950; Reinhardt, Die Beziehungen
von Hochstift und Diözese Konstanz zu Habsburg-Österreich in der Neuzeit, 1966;
Burbach, R., Die Reformation in den freien Reichsstädten Lindau und Konstanz,
1983; Die Bischöfe von Konstanz, hg. v. Kuhn, L. u. a., Bd. 1f. 1988; Bischof, F., Das Ende des Bistums Konstanz. Hochstift
und Bistum im Spannungsfeld von Säkularisation und Suppression, 1989; Maier,
K., Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen, 1990; Zimpel, D.,
Die Bischöfe von Konstanz im 13. Jahrhundert (1206-1274), 1990; Maurer, H.,
Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Degler-Spengler, B., Der schweizerische Teil
der ehemaligen Diözese Konstanz, 1994; Derschka, H., Die Ministerialen des
Hochstifts Konstanz, 1999; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts
bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 548, 1, 2, 306;
Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14.
Jahrhundert, 2005.
Konstanz (Reichsvogteistadt). K. war bereits in
der Jungsteinzeit besiedelt. Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) wurde an dem
verkehrsgünstig liegenden Ort am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee ein
römischer Stützpunkt angelegt, vermutlich nach 300 ein Kastell, dessen im 6.
Jahrhundert überlieferter Name Constantia war. Vielleicht zwischen 550 und 590
wurde K. Bischofssitz (bis 1821), um 900 erhielt
es vom Bischof Marktrecht. 1192 wird in einem
Privileg Kaiser Heinrichs VI. die Ablösung der Herrschaft des Bischofs sichtbar. Im ersten Viertel des 13.
Jahrhunderts erscheint der Rat. (Kaiser) Friedrich II. wandelte die Vogtei über
K. in eine Reichsvogtei um. 1237 wurde K. als Reichsstadt bezeichnet und führte
seit 1388 den Bund der Reichsstädte am Bodensee an. Von 1414 bis 1418 war es
Sitz des 16. allgemeinen Konzils zur Überwindung des abendländischen Schismas.
1417 gelang die Pfandnahme des Landgerichts im Thurgau aus der Hand König
Sigmunds, doch musste 1460/1499 der Thurgau den Eidgenossen der Schweiz
überlassen werden. 1510/1511 wurde K. zum Abschluss eines Schirmvertrages mit
Habsburg gezwungen. Durch den Schmalkaldischen Krieg verlor die 1526
protestantisch gewordene Stadt, aus welcher der Bischof
1527 nach Meersburg übersiedelte, die Reichsfreiheit und kam von 1548 bis 1805
unter die Herrschaft Österreichs, unter der sie wieder katholisch wurde.
1805/1806 fiel sie an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 46; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789) C4; Marmor, J.,
Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz, 1860; Konstanzer Häuserbuch, hg.
v. Hirsch, F./Beyerle, K./Maurer, A., Bd. 1f. 1906ff.; Laible, J., Geschichte
der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, 1921; Hofmann, A. v., Die Stadt
Konstanz, 1922; Rüster, Die Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 1ff. 1958ff.;
Feger, O., Konstanz, 1961; Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung,
Bd. 1 1968ff.; Feger, O., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 3. A. 1972;
Maurer, H., Konstanzer Stadtgeschichte im Überblick, 1979; Maurer, H., Konstanz
im Mittelalter, Bd. 1f. 1989; Stahter, H., Das römische Konstanz und sein
Umfeld, 1990; Maurer, H., Konstanz, LexMA 5 1991, 1399ff.; Burkhardt,
M./Dobras, W./Zimmermann, W., Konstanz in der frühen Neuzeit, 1991; Burkhardt,
M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht,
1999; Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A. 2013; Crivellari, F. u. a., Vom
Kaiser zum Großherzog, 2007; Zang, G., Kleine Geschichte der Stadt Konstanz, 2010;
Rügert, W., Konstanz zur Zeit des Konzils, 2014.
Köslin (Residenz des Bischofs
von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 310.
Kremsier (an der March) (Residenz des Bischofs von Olmütz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 312.
Kreuzlingen (Reichskloster, geistliches
Reichsfürstentum, Residenz). K. wurde 1125 als Eigenkloster des Bischofs von Konstanz vor der Stadt auf später
Schweizer Boden gegründet und bildete mit vor 1150 erworbenen Gütern um Hirschlatt
nördlich Friedrichshafens eine kleine Herrschaft, die das Augustinerkloster zum
Reichsstand erhob. 1460 geriet K. unter die Herrschaft der Eidgenossen der
Schweiz, die dem 1638 das Augustinerstift Riedern am Wald (bei
Ühlingen-Birkendorf/Baden-Württemberg) inkorporierenden Kloster ab etwa 1650
die Teilnahme an den Reichstagen untersagten. 1803 und 1806 verlor K. seine
Güter jenseits des Rheins und des Bodensees an Hohenzollern-Hechingen,
Fürstenberg und Württemberg und damit auch die Reichsstandschaft. 1848 wurde es
im Thurgau aufgelöst.
L.: Raimann, A. u. a., Kreuzlingen, 1986; Hopp, A., Das Chorherrenstift Sankt
Ulrich und Afra zu Kreuzlingen, 1990; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 672, 1, 2, 313.
Kurland (Hochstift). Das in den Rigaischen
Meerbusen ragende, im Norden von der Düna (Daugava), im Süden von Schamaiten
begrenzte Kurland war zunächst von baltischen Kuren bewohnt. 1234 wurde zur
Christianisierung ein Bistum Selonien-Semgallen mit dem Sitz in Pilten
errichtet. Nach der Aufhebung des Bistums Semgallen wurde 1251 das Bistum K.
(Kurland-Pilten) eingerichtet. Nach der endgültigen Eroberung Kurlands durch
den Deutschen Orden erhielt das Bistum ein Drittel des eroberten Gebiets in
drei voneinander getrennten Teilen (Stift Pilten). Die Reformation ermöglichte
es dem Bischof, 1520 Reichsfürst zu werden. 1558
verkaufte der Bischof das Hochstift an den König
von Dänemark, der es 1598 an Brandenburg verpfändete, das es 1609/1612 wieder
an Kurland abtrat. Das Bistum erlosch.
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 554.
Ladenburg (Residenz des Bischofs von Worms)
Langenburg (Herrschaft). 1226 trugen die Herren von
L., die vielleicht mit den Herren von Hohenlohe verwandt waren, die Burg L. an
der Jagst dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf.
1232 erlangten die Hohenlohe die zugehörige Herrschaft, die im 13./14.
Jahrhundert L., Bächlingen, Nesselbach, Dünsbach, Großforst (Forst), Gerabronn
(später an Brandenburg-Ansbach), Lindenbronn, Atzenrod, Eberbach, Oberregenbach
und Unterregenbach umfasste. 1610 kam sie an die Linie Hohenlohe-Langenburg
(Hohenlohe-Neuenstein-Langenburg), 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 an
Baden-Württemberg. S. Hohenlohe-Langenburg.
L.: Wolff 119; Hölzle, Beiwort 46; Schlauch, R., Langenburg, 1951.
Lausanne (Hochstift, Residenz). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Noch in römischer Zeit wurde in
Aventicum (Aventiacum, Avenches) südwestlich von Bern ein Bistum gegründet, das
beim Vordringen der Alemannen zunächst nach Windisch (Vindonissa) und um 600
(585-594) in das sicherere L. verlegt wurde. Es unterstand dem Erzbischof von
Besançon (bis 1801, seitdem exemt), gelangte 1032 mit Burgund an das Reich und
wurde bis in das 13./14. Jahrhundert als Reichsfürstentum angesehen. Die
weltliche Herrschaft beruhte auf der 1011 erfolgten Verleihung der Grafschaft
Waadt, zu der 1079 Teile der Güter Rudolfs von Rheinfelden kamen. Die
Herrschaft wurde durch die Vögte (bis 1218 Herzöge von Zähringen, dann Grafen
von Savoyen) allmählich entfremdet. Die Stadt L. gewann weitgehende
Selbständigkeit. 1536 eroberte Bern Waadt und führte die Reformation ein. Der Bischof verlor 1538 seine weltlichen Rechte in L. und
seinen Sitz im Reichsfürstenrat. Seit 1613 hatte er seinen Sitz in Freiburg im
Üchtland. 1798 wurde die Berner Herrschaft beseitigt und L. Hauptstadt des
Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Maillefer, P./Boissonas, F.,
Lausanne, Genf 1923; Hüffer, H., Die Territorialmacht der Bischöfe von Lausanne
in ihrer Entwicklung bis zum Ende der Zähringer 1218, Zs. f. schweiz.
Geschichte 4 (1924); Biaudet, J./Biaudet, E., Lausanne, 1947¸; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 555,
1, 2, 323.
Lausanne (Reichsstadt). Nach vorrömischen
Vorläufern entstand auf einem Bergsporn über dem Genfer See die römische
Siedlung Lousanna (Lousonna) (108 v. Chr.). Unter der Herrschaft des um (bzw.
kurz vor) 600 von Aventicum (Aventiacum, Avenches) über Windisch nach L.
gezogenen Bischofs, dessen Bistum im
Wesentlichen das ehemalige helvetische Siedlungsgebiet umfasste, entwickelte
sich eine Siedlung, die 1224 in den Mauerring einbezogen wurde. 1334 erklärte
Kaiser Ludwig der Bayer L. unter dem Vorbehalt der bischöflichen Rechte zur
freien Reichsstadt. 1434 wurde dies von Kaiser Sigmund anerkannt. 1536 kam L.
mit Waadt unter die Herrschaft Berns. 1798 wurde L. Hauptstadt des von Bern
verselbständigten Kantons Waadt der Schweiz.
L.: Wolff 520 ; Guex-Rolle, H./Guex-Rolle, A., Lausanne d'hier à
aujourd'hui, 1964; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965; Histoire de
Lausanne, hg. v. Cabanis, J., 1982; Coutaz, G., Lausanne, LexMA 5 1991, 1762.
Lavant (Bistum). 1226 gründete der Erzbischof
von Salzburg in Sankt Andrä im schon 860 von König Ludwig dem Deutschen an das
Erzstift Salzburg gelangten unteren Lavanttal in Kärnten auf Eigengut das
kleine Eigenbistum L., das in der Reichsmatrikel von 1521 aufgenommen ist.
Seine Ausstattung umfasste 1244 die Pfarren St. Andrä und Lavamünd sowie 5
anschließende Pfarren in der Steiermark. In der Mitte des 15. Jahrhunderts
erhielt der Bischof den Titel Fürstbischof. 1786
kamen an Stelle der steirischen Pfarren der Kreis Völkermarkt und der Kreis
Cilli mit 94 Pfarren an L. 1857 wurde das Bistum nach Marburg übertragen.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Kovacic, F., Geschichte der
Lavanter Diözese, Marburg 1928; Maier, A., Kirchengeschichte von Kärnten, Bd.
1ff. 1951ff.; Drexler, H., Beiträge zur Geschichte der Bischöfe von Lavant im
Mittelalter, Diss. Wien 1952; Festschrift 750 Jahre Bistum Lavant (1228-1978),
1978; Dopsch, H., Lavant, LexMA 5 1991, 1770; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Leal (in Estland) Residenz des ersten Bischofs der Esten
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 325.
Lebus (Land, Hochstift, Residenz). Das Land zu
beiden Seiten der unteren Oder bewohnten nach dem Abzug der Germanen in der
Völkerwanderung zunächst die slawischen Leubuzzi. Zwar übertrug Kaiser Heinrich
V. 1110 die spätestens im 9. Jahrhundert errichtete, gerade eroberte
altslawische Burg L. an den Erzbischof von Magdeburg, doch kam das Gebiet
vermutlich bald an Polen, für das Herzog Boleslaw III. wohl 1123/1124 in L. ein
bis 1424 Gnesen unterstelltes, vielleicht von Rotrussland (Güter um Lemberg,
Przemysl und Halitsch) hierher verlegtes Bistum errichtete, 1230 an den Herzog
von Schlesien, um 1250 (1249/1250) durch Eroberung an den Erzbischof von
Magdeburg und die Markgrafen von Brandenburg, die es spätestens 1287 allein
erlangten. 1276 wurde der Sitz des Bischofs nach
Göritz verlegt (bis 1326), 1373/1376 nach Fürstenwalde. In der Mitte des 14.
Jahrhunderts drückten die Markgrafen von Brandenburg das in Schlesien,
Großpolen und Kleinpolen begüterte Hochstift in die 1447 anerkannte
Landsässigkeit hinab. 1424 wurde das Bistum Magdeburg unterstellt. 1518 wurde
für 45000 Gulden die Herrschaft Storkow gekauft, 1566/1567 vom Administrator
des Hochstifts aber wieder an Markgraf Johann von Küstrin verkauft. Unter Bischof Georg von Blumenthal (1524-1550) wurde die
Reformation eingeführt, 1555/1598 wurde das Hochstift in Brandenburg
säkularisiert und auch das Domkapitel aufgelöst.
L.: Wolff 388; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H2; Wohlbrück, S.,
Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus, Bd. 1ff. 1829ff.; Historischer Atlas
der Provinz Brandenburg. Kirchenkarten 1 und 2, bearb. v. Wentz, G., 1929ff.;
Fischer, G., Das Land Lebus, 1936; Ludat, H., Bistum Lebus, 1942; Ludat, H.,
Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965; Unverzagt, W., Ausgrabungen in der
Burg von Lebus/Oder, (in) Ausgrabungen und Funde 3 (1956), 7 (1962), 13 (1968),
14 (1969); Bohm, E., Das Land Lebus und seine Vogteien westlich der Oder,
JGMODtl 25 (1976), 42ff.; Bohm, E., Lebus, LexMA 5 1991, 1783; Willich, C., Die
Ortsnamen des Landes Lebus, 1994; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558, 1, 2 325.
Leibnitz-Seggau (bei Knittelfeld in der Obersteiermark)
(Residenz des Erzbischofs von Salzburg bzw. Bischofs
von Seckau))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 329.
Leiningen (Fürstentum). Der Fürst von Leiningen-Dagsburg-Hardenburg erhielt 1803 durch § 20 des Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen Güter (Grafschaft L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim, Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) von Mainz die Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), von Würzburg die Ämter Grünsfeld (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben), Lauda, Hardheim und Rippberg sowie von der Pfalz die Ämter Boxberg und Mosbach, von Mainz die Abtei Amorbach sowie von Würzburg das Priorat Gerlachsheim (1803 an Salm-Reifferscheid-Bedburg gegeben). Das daraus gebildete Fürstentum L. (Residenz in Amorbach, 25 Quadratmeilen bzw. 1600 Quadratkilometer, etwa 95000 bis 100000 Einwohner) fiel 1806 an Baden. 1810 kamen die Ämter Amorbach und Miltenberg im Pariser Vertrag an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil an Bayern gab.
Leiningen (Grafen, Grafschaft, Fürstentum). Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts (1086 Emich I. Graf im Wormsgau) sind fränkische
Grafen nachgewiesen, die sich möglicherweise von einem Ahnherren Amicho (780,
Emichonen) herleiten lassen und im Wormsgau und Nahegau begütert waren
(Landgerichte auf dem Stahlbühl [Stahlbühel] bei Frankenthal, auf dem
Kaldenberg [Kaltenberg] bei Wachenheim an der Pfrimm und auf dem Stamp). Ihre
Hauptburg (Alt-Leiningen) entstand zwischen 1110 und 1120. 1128 wird Graf Emich
II. als erstes gesichertes Mitglied der Grafen von L. genannt. 1204 erlangten
die Grafen die Landvogtei über den Speyergau und die Vogtei über Kloster
Limburg an der Haardt. Als sie 1220 in männlicher Linie ausstarben, fielen die
Güter über die Erbtochter Liutgard (Lukardis) erbweise an den Schwestersohn des
letzten Grafen, an Graf Friedrich von Saarbrücken, der Namen und Wappen der Grafen
von L. annahm und aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg
(Hartenburg) erhielt. Das neue Haus erwarb durch mütterliche Erbschaft
(Mitgift) zu Beginn des 13. Jahrhunderts (1224/1234) die Reichsgrafschaft
Dagsburg in den Vogesen als Lehen des Bischofs
von Straßburg, 1242 Ormes und Rixingen (Rickingen, Rikingen, Réchicourt) sowie
1312 das Amt des Landvogts im Unterelsass und teilte sich 1317/1318 in eine
1467 erloschene ältere landgräfliche Linie (Leiningen-Dagsburg, friedrichsche
Linie mit Oggersheim, Gräfenstein [Grevenstein), Madenburg [Magdeburg],
Dürkheim [zur Hälfte], Grünstadt [Grünheim], Herxheim [Hornheim], Freinsheim,
Sülzen [Salzen], Tiefenthal, Lautersheim, Asselheim, Ebertsheim, Boßweiler
[Bossweiler], Niefernheim, Dagsburg und Ormes) und eine jüngere Linie
(gottfriedische Linie) Leiningen-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg)
(Herrschaft Hardenburg im Wormsgau, Guttenburg [Gutenburg], Falkenburg,
Guntersblum).-----Der größere Teil der Güter (Altleiningen zur Hälfte, Neuleiningen
zu einem Viertel, Grünstadt, Asselheim, Sausenheim, Obrigheim, Kirchheim,
Tiefenthal, Ebertsheim, Lautersheim, Boßweiler [Bossweiler], Albsheim,
Bissersheim, Hertlingshausen, Wattenheim, Seckenhausen, Wachenheim an der
Pfrimm, Mertesheim [Mertelsheim], Quirnheim) der älteren Hauptlinie, die 1444
von König Friedrich III. die Würde eines Landgrafen im Elsass erlangt hatte,
gelangte 1467/1468 beim Aussterben der Linie über die Schwester (Margarethe)
des letzten Grafen an die verschwägerten Herren von (Runkel-) Westerburg (und
Schaumburg), die sich darauf Grafen zu Leiningen-Westerburg (und Landgrafen im
Elsass) nannten. Sie mussten zur Durchsetzung ihrer Rechte 23 Orte an die Pfalz
abtreten. Ein kleinerer Teil der Güter mit Dagsburg fiel an Emich VII. aus der
gottfriedischen Linie, die sich seitdem Leiningen-Dagsburg-Hardenburg nannte.
Die Grafen von Leiningen-Westerburg spalteten sich 1695/1705 in die Linien
Leiningen-Westerburg-Altleiningen und Leiningen-Westerburg-Neuleiningen. 1801
gingen alle linksrheinischen Güter an Frankreich verloren.
Leiningen-Westerburg-Altleiningen wurde 1803 mit der Abtei Ilbenstadt in der
Wetterau entschädigt, Leiningen-Westerburg-Neuleiningen mit der Abtei
(Engeltal) Engelthal in der Wetterau. Diese Güter kamen 1806 an die Großherzogtümer
Berg, Hessen-Darmstadt und die Fürstentümer Nassau-Weilburg und
Nassau-Usingen.-----Die jüngere gottfriedische Linie teilte sich 1343 in Linien
zu Leiningen-Rixingen (Rickingen) (Rixingen), das 1506 an Zweibrücken und
später an Leiningen-Westerburg fiel, und Leiningen-Hardenburg. Diese jüngere
Linie Leiningen-Hardenburg erwarb 1466 die Herrschaft Apremont (Aspremont) in
Lothringen, erhielt 1467 erbweise Dagsburg und nannte sich seitdem
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (Leiningen-Dagsburg). Weiter erlangte sie im
15./16. Jahrhundert Weißenburger Lehen mit Grünstadt, die Herrschaft Pfeffingen
mit Kallstadt und Ungstein sowie das Amt Hassloch. 1560 teilte sie sich in die
zwei Zweige Leiningen-Hardenburg-Dagsburg (Leiningen-Dagsburg-Hardenburg) (Hardenburg,
Hausen, Dürkheim, Kallstadt, Ungstein, Pfeffingen, Herxheim, Leistadt
[Leystadt], Weisenheim [Weißenheim], Bobenheim, Battenberg, Kleinkarlbach,
Erpolzheim u. a.) und Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (Falkenburg, Eischweiler
(Thaleischweiler), Einöd (Höheinöd), Herschberg, Werschhausen, Horstal
[Horsel], Mühlhausen [Mülhausen], Reinheim, Heidesheim, Kindenheim, Büdesheim,
Guntersblum). Der ältere Zweig Leiningen-Dagsburg-Hardenburg geriet mit der
Grafschaft Dagsburg 1681 unter die Hoheit Frankreichs, verlegte 1725 die
Residenz von der Hardenburg nach Dürkheim und wurde 1779 (ohne Virilstimme) in
den Reichsfürstenstand erhoben. 1803 erhielt er durch § 20 des
Reichsdeputationshauptschlusses für seine 1801 verlorenen linksrheinischen
Güter (Fürstentum L., Grafschaft Dagsburg, Herrschaft Weyersheim [Weikersheim],
Ansprüche auf Saarwerden, Lahr und Mahlberg, insgesamt 2,5 Quadratmeilen) die
mainzischen Ämter Miltenberg, Buchen, Seligental, Amorbach und Bischofsheim (Tauberbischofsheim), die würzburgischen
Ämter Grünsfeld, Lauda, Hardheim und Rippberg/Rückberg sowie die pfälzischen
Ämter Boxberg und Mosbach und die Abteien Gerlachsheim (Würzburg) und Amorbach
(Mainz), die zu dem neuen rechtsrheinischen Fürstentum L. mit der Residenz in
Amorbach sowie (25 Quadratmeilen bzw.) 1600 Quadratkilometern Fläche und etwa
85000 bis 90000 Einwohnern zusammengefasst wurden. Unter dessen Landeshoheit
bekamen die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum die zuvor
mainzische Kellerei Billigheim, die Grafen von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim
die zuvor mainzische Kellerei Neudenau. Das Fürstentum L. fiel 1806 mit den
Grafschaften Leiningen-Billigheim und Leiningen-Neudenau an Baden. Der Zweig
Leiningen-Dagsburg-Heidesheim-Falkenburg blieb gräflich. Er spaltete sich 1657
in die Zweige Dagsburg (bis 1706), Heidesheim (bis 1766) und Guntersblum (bis
1774, Anfall Dagsburgs an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg). Davon erwarb
Heidesheim im Erbgang die Herrschaften Broich, Oberstein und Reipoltskirchen
(Reichholdskirchen). Bei seinem Aussterben fielen die Güter 1766 an
Leiningen-Guntersblum, 1774 an Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Beim Aussterben
der Linie Guntersblum Leiningen-Dagsburg-Falkenburgs 1774 kam Dagsburg an
Leiningen-Dagsburg-Hardenburg. Die übrigen Güter fielen 1774/1787 an zwei
Nebenlinien (Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum,
Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Heidesheim), die ihre Güter 1801 an Frankreich
verloren. Leiningen-Dagsburg-Falkenburg-Guntersblum bzw. Leiningen-Guntersblum
und Leiningen-Heidesheim erhielten Sitz und Stimme im wetterauischen
Grafenkollegium. 1810 fielen im Pariser Vertrag die Ämter Amorbach und
Miltenberg von Baden an Hessen-Darmstadt, das sie 1816 zum überwiegenden Teil
Bayern abtrat. 1910 bzw. 1935 starb Leiningen-Dagsburg-Falkenburg mit den Ästen
Leiningen-Neudenau und Leiningen-Billigheim aus.
L.: Wolff 280ff.; Wallner 698 OberrheinRK 35 a, b, 40 a, b; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Lehmann, J., Urkundliche
Geschichte des gräflichen Hauses Leiningen-Hardenburg und -Westerburg in dem
ehemaligen Wormsgau, 1865; Brinckmeier, E., Genealogische Geschichte des Hauses
Leiningen und Leiningen-Westerburg, Bd. 1. 1890ff.; Kind, K., Fürst Karl
Friedrich Wilhelm zu Leiningen als Landesherr 1803-06, Diss. phil. Erlangen
1949 (masch.schr.); Wild, G., Das Fürstentum Leiningen vor und nach der
Mediatisierung, Diss. jur. Mainz 1954; Vocke, R., Die Entwicklung der
herrschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse im Landkreis Miltenberg bis zum
Übergang an Bayern, Diss. phil. Würzburg 1959 (masch.schr.); Kaul, T., Das
Verhältnis der Grafen von Leiningen zum Reich und ihr Versuch einer
Territorienbildung im Speyergau im 13. Jahrhundert, Mitt. d. hist. Vereins
Pfalz 68 (1970); Toussaint, I., Die Grafen von Leiningen, 1982; Zotz, T., Die
Grundherrschaft der Grafen von Leiningen, (in) Die Grundherrschaft im späten
Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Toussaint, I., Die Grafschaften Leiningen,
(in) Pfalzatlas Karten 67, 68, Textband 2 1056ff.; Herrmann, H., Leiningen,
LexMA 5 1991, 1860.
Lichtenau (Burg). Die Burg L. bei Rastatt wurde
1293/1296 vom Bischof von Straßburg erbaut. Sie
kam später mit der zugehörigen Herrschaft an Hanau-Lichtenberg. Von
Hessen-Darmstadt, das L. 1736 erbte, fiel es 1803 an Baden, 1951/1952 an
Baden-Württemberg.
L.: Wolff 272.
Lichtenberg (Herrschaft, Grafschaft). Nach der 1286
erneuerten Burg L. in den Nordvogesen benannte sich eine Familie, die um
Buchsweiler im Unterelsass eine Herrschaft ausbildete. Seit 1249 hatte sie die
Vogtei des Hochstifts Straßburg. Nach 1250 erwarb der ihr entstammende
Straßburger Bischof Konrad von L. das
ursprünglich zur alemannischen Grafschaft Mortenau (Ortenau) gehörige
rechtsrheinische Gebiet zwischen Lichtenau und Willstätt mit insgesamt 26
Dörfern, das 1299 an seine Familie zu Lehen gegeben wurde. 1458 wurde die
Herrschaft zur Grafschaft erhoben. Als die Familie 1480 in männlicher Linie ausstarb,
fielen die Güter an die Gatten der Nichten des letzten Grafen, die Grafen von
Hanau (Amt Willstätt) und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch (Amt Lichtenau).
Sie wurden überwiegend von Hanau aus als Kondominat verwaltet. Beim Aussterben
der Grafen von Zweibrücken-Bitsch kamen ihre Güter 1570 an die Grafen von
Hanau-Lichtenberg. (Sie tauschten 1606 von Lothringen ein Gebiet um Pirmasens
ein. 1680/1697 kamen die elsässischen Güter [Buchsweiler, Pfaffenhofen,
Westhofen, Wolfisheim, Offendorf] an Frankreich, so dass die Grafen ihren Sitz
von Buchsweiler nach Rheinbischofsheim verlegen mussten. Um 1800 war die zum
oberrheinischen Reichskreis zählende Herrschaft 5 Quadratmeilen groß und hatte
15000 Einwohner. S. Hanau-Lichtenberg.)
L.: Wallner 697 OberrheinRK 26; Rathgeber, L., Die Grafschaft
Hanau-Lichtenberg, 1876; Eyer, F., Das Territorium der Herren von Lichtenberg
1202-1480, 1938; Weber, P., Lichtenberg - eine elsässische Herrschaft auf dem
Weg zum Territorialstaat, 1993.
Liverdun (Residenz des Bischofs
von Toul)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 341.
Löbau (Residenz des Bischofs
von Culm), Lubawa
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 342.
Löbnitz (Residenz des Bischofs
von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 344.
Lodi (Stadtkommune). L. an der Adda, das in
römischer Zeit Laus Pompeia hieß, war seit dem 4. Jahrhundert Bischofssitz. In den Kämpfen des späteren 12.
Jahrhunderts stand das 1158 neugegründete L. auf Seiten Kaiser Friedrichs I.
Barbarossa. Später fiel es unter die Herrschaft der Visconti.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) C2; Codice Diplomatico
Laudense, hg. v. Vignati, C., 1879ff.; Albini, G., Lodi, LexMA 5 1991, 2068.
Lorsch (Reichsabtei, Residenz der Erzbischöfe
von Mainz). Nach einer Schenkung eines Hofgutes durch die Rupertiner
(Williswind, Cancor) an Bischof Chrodegang von
Metz um 764 (762/763) wurde in Altenmünster mit Hilfe von Mönchen aus Gorze ein
Kloster gegründet, das der erste Abt 772 König Karl dem Großen unterstellte
(Reichsabtei). Seit 774 war dieses Kloster in L. (Lauresham) an der Weschnitz
und wurde von Karl dem Großen besonders begünstigt. Es erhielt 773 die Mark
Heppenheim im südwestlichen Odenwald. Durch weitere Gaben erlangte es Güter von
den Niederlanden (bei Utrecht) bis zur Schweiz (bei Basel). 981 stellte es für
das Reichsaufgebot 50 Panzerreiter und damit 10 mehr als das Bistum Worms und
die Hälfte des Erzbistums Mainz. Sein Herrschaftsgebiet lag in der Rheinebene
und im Odenwald, wo es von Heinrich II. den Wildbann erhalten hatte. 1170/1175
begann es mit der genauen Verzeichnung seiner Güter im Codex Laureshamensis,
nachdem es 1147 Oppenheim, Wieblingen und Giengen an König Konrad hatte
überlassen müssen. Weitere Güter entfremdeten die Pfalzgrafen bei Rhein aus dem
Hause Wittelsbach als Klostervögte. 1232 übertrug Kaiser Friedrich II. das
Kloster dem Erzbischof von Mainz. 1463 wurde L. von Mainz an die Pfalz
verpfändet und 1555 aufgehoben. Die ehemalige Klosterbibliothek, die eine der
größten mittelalterlichen Bibliotheken überhaupt gewesen sein dürfte, kam nach
Heidelberg und wurde 1623 mit der Heidelberger Bibliothek von Tilly dem Papst
geschenkt. 1621 brannten die Gebäude fast vollständig nieder (erhalten blieb
vor allem die karolingische Torhalle). 1623 kam L. von der Pfalz an das
Erzstift Mainz zurück, 1803 an Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Hülsen, F., Die Besitzungen des Klosters Lorsch in der Karolingerzeit,
1913, Neudruck 1965; Glöckner, K., Codex Laureshamensis, Bd. 1ff. 1929ff.,
Neudruck 1968; Minst, K. S., Das Königskloster zu Lorsch, 1949; Selzer, W., Das
karolingische Reichskloster Lorsch, 1955; Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift
zum Gedenken an ihre Stiftung 764, 1964, 1973; Laurissa jubilans. Festschrift
zur 1200-Jahrfeier von Lorsch, hg. v. Selzer, W., 1964; Wehlt, H., Reichsabtei
und König. Dargestellt am Beispiel der Abtei Lorsch mit Ausblicken auf
Hersfeld, Stablo und Fulda, 1970; Beiträge zur Geschichte des Klosters Lorsch,
2. A. 1980; Bischoff, B., Die Abtei Lorsch im
Spiegel ihrer Handschriften, 1989; Seibert, H., Libertas und Reichsabtei, (in)
Die Salier und das Reich, Bd. 2 1991, 503ff.; Seibert, H., Lorsch, LexMA 5
1991, 2117; Häse, A., Mittelalterliche Bücherverzeichnisse aus Kloster Lorsch,
2002; Felten, F., Das Kloster Lorsch in der Karolingerzeit, Archiv f.
mittelrhein. KirchenG 55 (2003), 9; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 673, 1, 2, 345;
Freudenberg, S., Trado et dono. Die frühmittelalterliche private
Grundherrschaft in Franken, 2013.
Lübeck (Hochstift, Fürstentum). 1160 (Domweihe
1163) wurde durch Herzog Heinrich den Löwen das 948 in Oldenburg im östlichen
Holstein, dem Starigard der slawischen Wagrier, gegründete, zum Erzbistum
Bremen-Hamburg gehörige, im 11. Jahrhundert wie im 12. Jahrhundert (1149)
erneuerte Bistum in das von Heinrich dem Löwen 1158 übernommene L. verlegt. Um
1185 erlangte das Bistum die Reichsunmittelbarkeit. Als Hochstift umfasste es
nur die Ämter Eutin (1156 an Oldenburg/Lübeck gelangt) und Schwartau sowie 46
Domkapitelgüter. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts verlegte der Bischof seinen Sitz nach Eutin (um 1350). 1530/1535 wurde
die Reformation eingeführt. Seit 1555 regierten protestantische Administratoren
(Fürstbischöfe, seit 1586 aus dem Hause Holstein-Gottorp [Gottorf]), die 1774
zu Herzögen und 1815 zu Großherzögen ernannt wurden. Residenz war zwischen 1689
und 1773 Eutin. 1773 erhielt Bischof Friedrich
August von Holstein-Gottorp (Gottorf) durch Vertrag die Grafschaften Oldenburg
und Delmenhorst. 1803 wurde das 9,5 Quadratmeilen umfassende Gebiet des
Hochstiftes mit 22000 Einwohnern säkularisiert und als weltliches Erbfürstentum
(Fürstentum L. mit Hauptstadt Eutin) mit Oldenburg verbunden. Von 1810 bis 1814
gehörte es zu Frankreich. Seit 1919 war Eutin Hauptstadt des oldenburgischen
Landesteils L., der 1937 an Preußen (Schleswig-Holstein) kam.
L.: Wolff 451f.; Zeumer 552 II a 25 ; Wallner 707 NiedersächsRK 16; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F1, III 22 (1648) E1; Die Territorien des
Reichs 6, 114; Bauer 1, 295; Illigens, E., Geschichte der lübeckischen Kirche
von 1530-1896, 1896; Kollmann, P., Statistische Beschreibung des Fürstentums
Lübeck, 1901; Schubert, H. v., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 1
1907; Schwentner, B., Die Rechtslage der katholischen Kirche in den
Hansestädten, 1931; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
1933; Suhr, W., Die Lübecker Kirche im Mittelalter, 1938; Dieck, A., Die
Errichtung der Slawenbistümer unter Otto dem Großen, Diss. phil. Heidelberg
1944 (masch.schr.); Urkundenbuch des Bistums Lübeck, hg. v. Leverkus, W., Bd. 1
1956; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im Mittelalter, Diss. phil. Kiel
1957; Peters, G., Geschichte von Eutin, 2. A. 1971; Radtke, W., Die Herrschaft
des Bischofs von Lübeck, 1968; Ende, B. am,
Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975;
Wülfing, J., Grundherrschaft und städtische Wirtschaft am Beispiel Lübecks,
(in) Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983;
Gabriel, I./Kempke, T./Prummel, W. u. a., Starigard/Oldenburg. Hauptburg der
Slawen in Wagrien, Bd. 1ff. 1984ff.; Friederici, A., Das Lübecker Domkapitel im
Mittelalter, 1988; Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen
Mittelalters in Ostholstein, hg. v. Müller-Wille, M., 1991; Höfe und Residenzen
im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 558.
Lüneburg (Fürstentum, Residenz des Bischofs von Verden bzw. des Herzogs von
Braunschweig-Lüneburg). 795 wird erstmals der Ort Hliuni an der Ilmenau
genannt. L. ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/951)
entstanden und erhielt vermutlich durch Herzog Heinrich den Löwen Stadtrecht
(1247 und 1401 erweitert aufgezeichnet, 1239 Ratsherren). 1267/1269 erwuchs
durch Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das Fürstentum L., das
seine Residenz bis 1371 in L. hatte, das bis 1639 eine einer freien Reichsstadt
ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm. Das Herzogtum
bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet
zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus
(Burg Hallermunt 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303,
Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die
Linie im Mannesstamm. Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die
Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. auf
Grund des Versäumnisses, eine Gesamtbelehnung zu gewinnen, allein belehnten
Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, musste jedoch die Residenz nach Celle
verlegen, nachdem die Stadt L. 1371 in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf
dem Kalkberg entrissen hatte. Von 1400 bis 1409 war L. bei der Braunschweiger
Hauptlinie. 1409/1428 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus L., dem
das Fürstentum L. zugeordnet wurde, wobei 1409 Herzog Bernhard zunächst
Wolfenbüttel erhalten, 1428 aber Lüneburg gewählt hatte. L. verlor 1443 einen
angefallenen Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das
Hochstift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520
abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527 bis 1642) und Franz die
Nebenlinie Gifhorn (bis 1549), während Ernst der Bekenner die Hauptlinie
fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die
Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635
das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus
L. das zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum L. (oder Celle
[Lüneburg-Celle]) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und
1585 die Grafschaft Diepholz als erledigte Lehen. 1617 fiel durch
Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz
genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an L., 1635 (Braunschweig-)Calenberg,
1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses L.
gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer L. und
Calenberg-Göttingen, die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel.
1639 zwang der Landesherr die Stadt L. zur Aufnahme von Soldaten. Das 200
Quadratmeilen ausmachende Fürstentum L. umfasste die Städte L., Uelzen, Celle,
Harburg, Dannenberg, Lüchow, die Stifte Bardowick und Ramelsloh, die Klöster
Lüne, Ebstorf, Medingen, Wienhausen, Isenhagen und Walsrode, die
landesherrlichen Ämter Harburg, Wilhelmsburg, Moisburg, Winsen an der Luhe,
Bütlingen, Scharnebeck, Lüne, Garze, Bleckede, Hitzacker, Dannenberg, Lüchow,
Wustrow, Schnackenburg, Oldenstadt, Medingen, Ebstorf, Bodenteich, Isenhagen,
Knesebeck, Klötze, Fallersleben, Gifhorn, Meinersen, Burgdorf, Ahlden und
Rethem (Rethen), die Großvogtei Celle und die adligen Gerichte Gartow, Brome,
Fahrenhorst und Wathlingen. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging
1692 das Kurfürstentum Hannover hervor. Das Fürstentum L. endete 1705 mit dem
Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter
Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde.
Die landesherrliche Verwaltung wurde in Hannover verbunden, doch blieb Celle
Sitz der lüneburgischen Landschaft und erhielt 1711 das
Oberappellationsgericht. 1866 kam Hannover an Preußen, 1946 das preußische
Gebiet an Niedersachsen. S. Braunschweig-Lüneburg.
L.: Wolf 434f.; Wallner 705 NiedersächsRK 1; Großer Historischer Weltatlas III
38 (1789) D1; Schnath, G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte
der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig und
Lüneburg, Bd. 1ff. 1859f.; Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, hg. v. Volger, W.,
Bd. 1ff. 1872ff.; Krieg, M., Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im
ehemaligen Fürstentum Lüneburg, 1922; Büttner, E., Geschichte Niedersachsens,
1931; Reinecke, W., Geschichte der Stadt Lüneburg, Bd. 1f. 1933; Busch, F.,
Bibliographie der niedersächsischen Geschichte, 1938ff.; Schnath, G.,
Geschichtlicher Handatlas Niedersachsens, 1939; Friedland, K., Der Kampf der
Stadt Lüneburg mit ihren Landesherren, 1953; Franz, G., Verwaltungsgeschichte
des Regierungsbezirks Lüneburg, 1955; Thurich, E., Die Geschichte des
Lüneburger Stadtrechts im Mittelalter, 1960; Behr, H., Die Pfandschlosspolitik
der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Hamburg 1964;
Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter.
Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300
und 1500, 1969; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter,
1987; Reinbold, M., Die Lüneburger Sate, 1987; Hergemöller, B., Lüneburg, LexMA
6 1992, 9; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, hg. v.
Aufgebauer, P., 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 345, 346; Przybilla, P., Die Edelherren von
Meinersen, 2007.
Lüttich (Hochstift, Residenz) frz. (Liége bzw.)
Liège. Das (seit dem frühen 9. Jahrhundert?) dem Erzbistum Köln unterstellte
Bistum L. entstand aus dem im 4. Jahrhundert (?) gegründeten, 346 erstmals
genannten Bistum Tongern, dessen Sitz im 6. Jahrhundert (vor 535) nach
Maastricht und seit 720 nach L. verlegt wurde. Der karolingische Hausmeier Karl
Martell des merowingischen Königs verlieh dem Bischof
die Lehnsgerichtsbarkeit und Grafschaftsrechte. Auch König Karl der Große
förderte das Bistum nachhaltig. 870/879 wurde es Grenzbistum gegen Frankreich.
925 kam L. zum ostfränkischen Reich. Kaiser Otto II. entzog 980 die Güter des
Hochstifts der weltlichen Gerichtsbarkeit. Unter dem aus Schwaben stammenden,
mit den Ottonen nahe verwandten Bischof Notker
(972-1008) erwarb das Hochstift 985 die Grafschaften Huy und (987)
(Bruningerode Brunnengeruut,) Brunengeruuz und wurde später mit dem pagus
Hasbanien (1047, Hasbengau, Haspinga, Hasbania), der Herrschaft Bouillon
(1096), der Stadt Saint-Trond (Saint Trond) (1227), der Grafschaft Looz (1366)
und den Markgrafschaften Franchimont und Condroz allmählich zum mächtigsten
Hochstift im Westen, dessen Herrschaftsgebiet sich längs der Maas und der
unteren Sambre erstreckte. 1095 gelang der Pfanderwerb des Herzogtums Bouillon.
1274 verlor L. die Grafschaften Montfoort (Montfort) und Kessel an Geldern.
1356 kaufte es das Stammschloss der Bouillons. Im 14. Jahrhundert wurde es
Fürstentum mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Kaiser Karl V. gab dem
Hochstift, dessen Hauptort L. 1468 von Karl dem Kühnen von Burgund völlig
eingeäschert worden war, das 1482 von den Grafen von der Mark entrissene
Herzogtum Bouillon zurück. Wenig später verlor das Bistum einen großen Teil der
Diözese infolge der Reformation wie der Neuerrichtung der Bistümer Mecheln,
Namur, Antwerpen, ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch) und Roermond. 1678 erzwang
Frankreich die Abtretung Bouillons. 1795/1801 kam das zum
niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 105
Quadratmeilen an Frankreich, 1815 als souveränes Fürstentum an die Niederlande,
1830/1831 zu Belgien.
L.: Wolff 326ff.; Zeumer 552 II a 24; Wallner 702 WestfälRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) C3, III 22 (1648) B3, III 38 (1789) A3; Die
Territorien des Reichs 3, 200; Daris, J., Histoire du diocèse et de la
principauté de Liége, 1863ff.; Lejeune, J., La principauté de Liége, 1948, 3.
A. 1980; Werner, M., Der Lütticher Raum in frühkarolingischer Zeit, 3. A. 1980;
Dirsch-Wiegand, A., Stadt und Fürstentum in der Chronistik des
Spätmittelalters, 1991, 109ff.; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991;
Kupper, J., Lüttich, LexMA 6 1992, 26; Bauer, T., Lotharingien als historischer
Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 559, 1, 2, 349; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 449, 2, 366.
Lützelfeld, Lutzelenvelt (Reichshof). Am 18. 11.
1297 teilte König Adolf den Leuten von Heidingsfeld bei Würzburg und L. mit,
dass er sie an den Bischof von Würzburg
verpfändet habe.
L.: Hugo 458.
Maastricht (Reichsstadt). M. an der Maas geht auf
das römische Traiectum (Überfahrt) ad Mosam zurück. Seine nach dem ersten, in
M. 384 verstorbenen Bischof von Tongern benannte
Servatiuskirche stammt aus dem sechsten Jahrhundert. Bis zur Verlegung nach
Lüttich im frühen 8. Jahrhundert war M. Sitz des Bischofs
von Tongern. Im Vertrag von Meersen (Meerssen) wird 870 ein besonderer
districtus Trectis erwähnt. Das 889 dem Erzstift Trier gegebene Stift nahm
Kaiser Otto I. 966 wieder an das Reich zurück. 1174 verpfändete Kaiser
Friedrich I. Barbarossa das dortige Reichsgut an den Bischof
von Lüttich. Später (1284 festgelegt) stand M. unter der gemeinsamen Herrschaft
der Bischöfe von Lüttich und der Herzöge von Brabant, die bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts beansprucht wurde. 1632 fiel M. durch Eroberung an die
Niederlande, innerhalb deren es Hauptstadt der Provinz Limburg wurde.
L.: Wolff 54; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im
Mittelalter, 1967; Deeters, J., Servatiusstift und Stadt Maastricht, 1970;
Ubachs, P., Twe heren, twee confessies. De verhouding van Staat en Kerk te
Maastricht, 1975; Nonn, U., Pagus und Comitatus in Niederlothringen, 1983, 189;
Deeters, J., Maastricht, LexMA 6 1992, 53; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 379.
Magdeburg (Erzstift, Herzogtum, Residenz). An
einem Übergang wichtiger Straßen über die Elbe (Brücke um 1260 nachweisbar)
wird 805 erstmals M. (slaw. Medeburu, Honigheide?, oder zu as. magath und as.
burg) als Burg und Handelsplatz genannt. Nach einer Zerstörung am Beginn des
10. Jahrhunderts wurde M., das 929 im Heiratsgut der Gemahlin Ottos des Großen
erscheint, um 936 durch König Otto den Großen erneuert (937 Königshof, 942
Pfalz bezeugt). 937 stiftete er das 968 in ein Domstift umgewandelte
Moritzkloster, 965 verlieh er das Marktrecht und 968 gründete er das
ungewöhnlich kleine Erzbistum M. (erster Bischof
Abt Adalbert von Weißenburg) als kirchliches Zentrum für die Gebiete östlich
der Elbe, zu dem die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg,
Posen (bis etwa 1000), Zeitz(-Naumburg) und Lebus (ab 1420) gehörten. Mit der
Einrichtung des Erzbistums Gnesen im Jahre 1000 wurden die
Ausdehnungsmöglichkeiten nach Osten beseitigt. Unter erzbischöflicher
Herrschaft blühte der Ort als wichtiger Osthandelsplatz rasch auf. 1128 kaufte
das Erzstift die Grafschaft Alsleben/Saale. Unter Erzbischof Wichmann
(1152-1192) wurde 1166 die Reichsabtei Nienburg und durch Kauf das Gut der
Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1179) erworben und wurde 1188 Magdeburgs besonderes
Recht aufgezeichnet, das später auf zahlreiche Ostsiedlungen übertragen wurde,
für die M. meist auch die Funktion als Oberhof übernahm. Schon im 12.
Jahrhundert begann eine gewisse Lösung der Stadt vom Stadtherrn (seit ca. 1240
Rat, 1294 faktischer Erwerb des Schultheißenamtes, jedoch 1331
Huldigungspflicht), die aber nie zur Reichsstandschaft des um 1400 etwa 30000
Einwohner zählenden Ortes führte. Die Einführung der Reformation (1524)
vertiefte den Gegensatz zwischen Stadt und Erzbischof, der seine Residenz 1503
nach Halle (bis 1714) verlegt hatte. Am 10. 5. 1631 verbrannte die Stadt bei
der Eroberung durch Tilly fast vollständig. Im schon 1545 beginnenden Kampf um
das Erzstift, dessen Herrschaft die Magdeburger Börde, die Länder Jerichow (zwischen
Elbe und Havel bis zum Plauer See) und Jüterbog sowie die Gegend von Halle
umfasste, wurde 1635 die Überlassung Magdeburgs an Prinz August von Sachsen
erreicht, dann aber 1648 der Übergang Magdeburgs an Brandenburg/Preußen
bestimmt, das sich nach dem Tod des letzten Administrators 1680 gegen Sachsen
(Kursachsen) durchsetzte, das als Abfindung die Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme
und Burg erhielt, das letztere aber 1687 an Brandenburg veräußerte. In
Brandenburg war das Erzstift Herzogtum und zählte zum niedersächsischen
Reichskreis. 1807 kam M. mit (1773) 5400 Quadratkilometern (91 Quadratmeilen)
und 29 Städten zum Königreich Westphalen und wurde Sitz des Elbdepartements.
1814 fiel es an Preußen zurück. 1815 wurde M. Hauptstadt der Provinz Sachsen
Preußens und Sitz des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks M. Seit 1. 7.
1945 gehörte M., das 1945 stark zerstört und im April 1945 von amerikanischen
Truppen eingenommen wurde, zur sowjetischen Besatzungszone bzw. seit 1949 zur
Deutschen Demokratischen Republik. Seit 1952 war es Hauptstadt eines der
Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik, der 1990 wieder im Land
Sachsen-Anhalt aufging. Das Bistum M. wurde 1992/1994 Suffragan von Paderborn.
L.: Wolff 427f.; Zeumer 553 II b 2; Wallner 706 NiedersächsRK 4; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2, III 38 (1789) D1;
Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 68; Regesta archiepiscopatus
Magdeburgensis, Bd. 1ff. 1876ff.; Opel, J., Die Vereinigung des Herzogtums
Magdeburg mit Kurbrandenburg, 1880; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg, hg. v.
Hertel, G., Bd. 1ff. 1892ff.; Wolter, F., Geschichte der Stadt Magdeburg, 1902;
Kehr, P., Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen
Kirche in Polen, 1920; Brackmann, A., Magdeburg als Hauptstadt des deutschen
Ostens, 1931; Bauermann, J., Umfang und Einteilung der Erzdiözese Magdeburg,
Zs. d. Vereins f. Kirchengesch. der Provinz Sachsen 29 (1933); Urkundenbuch des
Erzstifts Magdeburg, Bd. 1 (937-1192), hg. v. Israel, F./Möllenberg, W., 1937;
Wiebeck, G., Zur Methodik des Kartenvergleichs, 1938, Mitt. d. Reichsamts f.
Landesaufnahme, Sonderheft 16; Rörig, F., Magdeburgs Entstehung und die ältere
Handelsgeschichte, 1952; Schwineköper, B., Die Anfänge Magdeburgs, (in)
Vorträge und Forschungen 4 (1958), 389ff.; Schlesinger, W., Kirchengeschichte
Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Fischer, E., Magdeburg zwischen
Spätabsolutismus und Bürgerlicher Revolution, Diss. Halle-Wittenberg 1966;
Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Bd.
1 1972ff.; Geschichte der Stadt Magdeburg, hg. v. Asmus, H., 1975; Schrader,
F., Ringen, Untergang und Überleben der katholischen Klöster in den Hochstiften
Magdeburg und Halberstadt von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden,
1977; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, F., Stadt,
Kloster und Seelsorge, 1988; Kintzinger, M., Magdeburg, LexMA 6 1992, 71; Burg
– Burgstadt – Stadt, 1994; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 2 1998; Beumann, H., Theutonum nova
metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 479,
1, 2, 355.
Mailand (Stadtkommune, Stadtstaat, Herzogtum).
Kaiser Diokletian († 313) erhob das vielleicht schon etruskische, danach auf
einer Gründung der Insubrer beruhende, seit 222 v. Chr. römische Mediolanum in
der Poebene, das schon in der Spätantike einen Bischof
(erster sicher belegter Bischof um 200) bzw.
Erzbischof beherbergte, 286 zur Residenzstadt. 489 geriet es unter die
Herrschaft der Goten, nach schweren Zerstörungen (493, 539) 569 der
Langobarden, unter denen es hinter Pavia zurücktrat, gleichwohl aber Sitz eines
Herzogtums wurde. Nach Unterwerfung des langobardischen Reiches durch König
Karl den Großen 774 wurde M. Teil des fränkischen Reiches und Sitz eines
Grafen. 951 kam es unter König Otto dem Großen mit dem Königreich Italien
erneut an das Reich und überflügelte allmählich Pavia, dessen Königspfalz 1024
zerstört wurde. Um 1050 kam es zu einer (ersten) Pataria, 1120/1130 zu
Ausläufern (einer zweiten Pataria). Im 12. Jahrhundert wurde es mit seinen im
Jahre 1097 nachweisbaren consules, die im 12. Jahrhundert die Grafschaftsrechte
an sich zogen, Führer der gegen den Kaiser gerichteten lombardischen
Städtebewegung, so dass es Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1162 vollkommen
zerstören ließ. 1167 begann der Wiederaufbau. 1183 musste der Kaiser nach der
Niederlage von Legnano die städtische Selbstregierung unter der Oberhoheit des
Reiches anerkennen. 1225 entstand ein Liber statutorum. 1240 kam die guelfische
Familia della Torre an die Macht, ging 1259 zur Signorie über und erhielt 1274
von König Rudolf von Habsburg das Reichsvikariat. 1277 wurde sie von der
ghibellinischen Familie Visconti gestürzt, die 1294 das Reichsvikariat
bestätigt bekam. Sie erlangte allmählich die Herrschaft in ganz Mittelitalien
und Oberitalien (Verona, Vicenza, Padua, Perugia, Assisi, Siena, Pisa,
Bologna), 1380 das Reichsvikariat der Lombardei und 1395 durch Kauf die
Erhebung der Herrschaft zum Herzogtum M. Im 15. Jahrhundert gingen große Teile
verloren (Verona, Parma, Piacenza), die zum Teil an Venedig fielen, zum Teil
selbständig wurden. 1447/1450 gelangte die Herrschaft nach dem Aussterben der
Visconti (1447) über die Erbtochter an die Sforza. 1494 verlieh König Maximilian
I. das Herzogtum an Lodovico il Moro. 1499 wurde M. von Frankreich, das
Erbansprüche nach den Visconti geltend machte, erobert, das 1505 mit ihm
belehnt wurde. 1512 wurde es ihm mit dem Tessin, Bormio, Veltlin und Chiavenna
von der Schweiz entrissen, die nach dem Sieg Frankreichs 1515 aber nur den
Tessin halten konnte. 1521 und erneut 1525 kam es an Kaiser Karl V., dann an
die Sforza, 1529 wieder an Frankreich und 1535 nach dem Aussterben der Sforza
als erledigtes Lehen wieder an das Reich, das es an Karls V. Sohn Philipp II.
und damit an die spanischen Habsburger (Spanien) ausgab. 1713/1714 fiel M. nach
dem spanischen Erbfolgekrieg mit den Grafschaften Pavia und Angleria sowie den
Markgrafschaften Castro und Malgrate an die deutschen Habsburger in Österreich.
1735 und 1748 mussten verschiedene Teile (Novara, Tortona) an Savoyen
abgetreten werden, doch blühte M. infolge aufgeklärter Reformen rasch auf.
1797/1801 kam M. an Frankreich (Zisalpinische Republik, 1805 Königreich
Italien), womit die Zugehörigkeit zum Reich erlosch. 1815 wurde es mit Venedig
als Lombardo-Venetianisches Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich)
Österreich zugeteilt. 1848 erhob sich M. vergeblich gegen Österreich. 1859
musste Österreich nach der Niederlage von Magenta M. aufgeben. M. kam zu
Sardinien (Sardinien-Piemont) und damit zu Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E6, II 78 (1450) F4, III 22
(1648) D6; Cusani, F., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1861f.; Anemüller, E., Geschichte der
Verfassung Mailands in den Jahren 1075-1117, 1881; Ady, C., History of Milano
under the Sforza, 1907; Muir, D., History of Milano under the Visconti, 1924;
Visconti, A., Storia di Milano, 1937, Neudruck 1979; Cazzamini-Mussi, F.,
Milano durante la dominazione spagnola, 1947; Bosisio, A., Storia di Milano,
1958; Verri, P., Storia di Milano, Bd. 1ff. 1962; Benedikt, H., Kaiseradler über dem Apennin (!), 1964;
Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Ferria, A., I
terribili Sforza, 1970; Keller, H., Senioren und Vasallen. Untersuchungen über
die Führungsschicht in den lombardischen Städten des 9.-12. Jahrhunderts, unter
besonderer Berücksichtigung Mailands, 1972; Keller, H., Adelsherrschaft und
städtische Gesellschaft in Oberitalien, 9.-12. Jh., 1979; Castellaneta, C.,
Storia di Milano, 2. A. 1976; Visconti, A., Storia di Milano, 1979;
Blastenbrei, P., Die Sforza und ihr Heer, 1987; Ambrosiani, A./Chittolini, G.,
Mailand, LexMA 6 1992, 106; Hermes, R., Totius libertatis patrona, 1999;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 191; Zumhagen, O., Religiöse
Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano in età comunale
(1183-1276), 2001; I notai della curia arcivescovile di Milano, hg. v. Belloni,
C. u. a., 2004.
Mainz (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz). M.
am verkehrsgünstig gelegenen Einfluss des Mains in den Rhein geht auf eine
keltische, vielleicht nach dem Gott Mogon(tius) benannte Siedlung zurück, der
um 15 (18–13) v. Chr. die Errichtung eines römischen Militärlagers folgte, das
44 n. Chr. als Mogontiacum erstmals bezeugt ist. Infolge seiner günstigen Lage
entwickelte es sich als Handelsplatz so gut, dass es im 3. Jahrhundert
ummauert, um 297 v. Chr. civitas genannt und dann zum Vorort der neugebildeten
Provinz Germania prima gemacht wurde. Seit 346 (gesichert seit etwa 540/550, Bischof Sidonius) sind Bischöfe von M. erwähnt. Seit
dem Ende des 5. Jahrhunderts (um 500) war der in der Völkerwanderung stark
zerstörte Ort fränkisch. 746/747-754 hatte Bonifatius als Erzbischof das
Bistum, dem er die Bistümer Büraburg und Erfurt eingliederte, inne. 780/781
oder 782 wurde das Bistum endgültig zum Erzbistum erhoben. Dieses Erzbistum
reichte von Chur über Konstanz, Augsburg, Straßburg, Eichstätt, Speyer,
Würzburg, Paderborn, Verden und Hildesheim bis Brandenburg und Havelberg, von
M. und Worms bis Prag und Olmütz (bis 1344), wurde aber 968 durch die
Errichtung Magdeburgs und später durch die Errichtung Prags (1343/1344) sowie
die Abtrennung Verdens und Halberstadts (1648) verkleinert. Der Erzbischof war
Primas Germaniae, hatte das Recht der Krönung des König (1054 Köln), war seit
965 ständig Erzkanzler des Reiches (mit dem Recht der Berufung zur Königswahl
und der Leitung der Wahl) und wurde als solcher im 13. Jahrhundert einer der
sieben Kurfürsten. Die Schwerpunkte der Güter des Hochstifts lagen im Rheingau
(983 Algesheim bzw. Gaualgesheim, Bingen, sog. Unterstift), am Main
(Aschaffenburg u. a.), im Taubertal (Tauberbischofsheim), im Spessart (Lorsch
1232), im Kinzigtal, in Hessen (1114-1137 Amöneburg, ursprünglich Reichsgut
Kirchhain, Fritzlar, Naumburg), in Thüringen (Erfurt) und auf dem Eichsfeld
(seit 1100), auf dem 1342 noch das Untereichsfeld (Duderstadt) durch Kauf
erworben wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde das Erzstift immer stärker von
den Landgrafen von Hessen und den Pfalzgrafen bei Rhein bedrängt. Von 1244 bis
1462 gewann die Stadt M. faktisch weitgehende Unabhängigkeit vom Erzbischof
(1331 freie Stadt des Reiches) und zwang ihn zur Verlegung seines Sitzes nach
Eltville bzw. Aschaffenburg. Anlässlich einer der zahlreichen Doppelwahlen auf
den Erzbischofsstuhl kam es 1461 zur Mainzer Stiftsfehde, in deren Folge das
Erzstift seine wichtigsten Stellungen in Hessen an die Landgrafen von Hessen
und im Rhein-Odenwald-Gebiet (Lorsch, Güter an der Bergstraße) an die
Pfalzgrafen verlor, aber die Herrschaft über die Stadt M. wieder gewann.
1476/1477 wurde in M. von Erzbischof Diether von Isenburg eine bis
1792/1814/1816 bestehende Universität begründet. Durch die Reformation wurde
das zum kurrheinischen Reichskreis zählende Erzstift M. weiterer Gebiete
beraubt, konnte aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (1648) einige
früher verlorene Güter an der Bergstraße sowie 1664 Erfurt zurückgewinnen. Am
1. 1. 1756 wurde das Mainzer Landrecht vom 24. 7. 1755 in Kraft gesetzt. Im
ausgehenden 18. Jahrhundert zählte der Erzbischof wegen Kronberg mit Eschborn
und Niederhöchstadt sowie wegen des 1781 von den Forstmeister von Gelnhausen
erworbenen Aufenau, mit Neudorf und Schloss Kinzighausen zum Kanton
Mittelrheinstrom des Ritterkreises Rhein. Außerdem war er etwa zu dieser Zeit
auch Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste das Erzstift nach Erwerbung des Amts Kronberg im Taunus
etwa 170 Quadratmeilen (8260 Quadratkilometer) mit 400000 Einwohnern und 1,4
Millionen Gulden Einkünften. 1792/1793 fielen die linksrheinischen Güter an
Frankreich (M. wurde von 1801 bis 1814 Hauptstadt des Departements
Donnersberg), das 1804 den Code civil einführte. 1803 erhielt Preußen Erfurt
(11,75 Quadratmeilen), das Eichsfeld (36 Quadratmeilen, Untereichsfeld an
Hannover abgetreten) und weitere Güter in Thüringen. Andere Güter fielen an
Hessen-Darmstadt (Oberstift, Ämter an der Bergstraße und im Odenwald, 11,25
Quadratmeilen), Hessen-Kassel (Ämter in Hessen) und Nassau-Usingen (Nassau)
(Rheingau, 18 Quadratmeilen). Den Rest des Erzstifts, die Fürstentümer
Aschaffenburg, Regensburg (mit Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster),
die Grafschaft Wetzlar und mehrere Ämter (Aufenau, Lohr, Orb, Prozelten
[Stadtprozelten] Klingenberg, Aura [Aurach]) wurden durch § 25 des
Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 zum Staat des Kurerzkanzlers
Karl Theodor von Dalberg (1806 Fürstprimas des Rheinbunds) zusammengefasst
(1810 Großherzogtum Frankfurt). 1816 kam M. als Hauptstadt der neugeschaffenen
Provinz Rheinhessen an Hessen-Darmstadt. Das Bistum M. wurde 1821 Suffragan der
Erzdiözese Freiburg. 1949 wurde das 1942/1945 stark zerstörte M., in dem 1946
erneut eine Universität eingerichtet worden war, Hauptstadt von
Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 79; Zeumer 552 I 1; Wallner 699 KurrheinRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E3, II 78 (1450) F4, III 22 (1648)
D4, III 38 (1789) B3; Winkelmann-Holzapfel 156; Riedenauer 129; Neumaier 14,
132, 224; Demandt, K., Die Mittelrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 60; Schwab, K., Geschichte der
Stadt Mainz, Bd. 1ff. 1841ff.; Böhmer, J., Regesta archiepiscoporum
Maguntiensium (bis 1374), Bd. 1f. 1877ff., Neudruck 1966; Hegel, C.,
Verfassungsgeschichte von Mainz im Mittelalter, 1882; Monumenta Moguntina, hg.
v. Jaffe, P., (in) Bibliotheca rerum Germanicarum 3, 1886; Goldschmidt, H.,
Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert, 1908; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das
Jahr 1600, 1909; Bockenheimer, K., Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, Bd.
1ff. 1910ff.; Humpert, T., Die territoriale Entwicklung von Kurmainz, 1913;
Vigener, F., Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1286-1396, Bd. 1f. 1913ff.;
Schrohe, H., Mainz in seinen Beziehungen zu den deutschen Königen und den
Erzbischöfen der Stadt bis zum Untergang der Stadtfreiheit (1462), 1915;
Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz,
1915; Schrohe, H., Die Stadt Mainz unter kurfürstlicher Verwaltung (1467-1792),
1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in
Hessen, 1925; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M./Acht, P., Bd. 1f.
1932ff.; Kissel, O., Neuere Territorial- und Rechtsgeschichte des Landes
Hessen, 1961; Dertsch, A., Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Regesten 635-1400,
Teil 1ff. 1962ff.; Erler, A., Die Mainzer Stiftsfehde 1459-1463 im Spiegel
mittelalterlicher Rechtsgutachten, 1963; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v.
Brück, A. P./Falck, L., Bd. 1ff. 1972ff.; Demandt, D., Stadtherrschaft und
Stadtfreiheit im Spannungsfeld von Geistlichkeit und Bürgerschaft in Mainz (11.
bis 15. Jahrhundert), 1977; Gerlich, A., Der Aufbau der Mainzer Herrschaft im
Rheingau, Nassauische Annalen 96 (1985); Rödel, W., Mainz und seine Bevölkerung
im 17. und 18. Jahrhundert, 1985; Fischer, W., Die verfassungsgeschichtlichen
Grundlagen des Mainzer Oberstifts, T. 1f., Aschaffenburger Jb. 10ff. (1986ff.);
Jürgensmeier, F., Das Bistum Mainz, 1988; Mathy, H., Tausend Jahre St. Stephan
in Mainz, 1990; Hollmann, M., Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter
(1306-1476), 1990; Falck, L./Corsten, S./Gerlich, A., Mainz, LexMA 6 1992, 131;
Heinemeyer, K., Territorien ohne Dynastie, Hess. Jb. f. LG. 44 (1994), 1;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Erzstift und Erzbistum Mainz, hg. v. Jürgensmeyer,
F., 1997; Mainz, hg. v. Dumont, F. u. a., 1998; Semmler, J., Series episcoporum
Moguntinorum, Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 50 (1998), 423;
Rettinger, E., Die Umgebung der Stadt Mainz, 2002; Waldecker, C., Zwischen
Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien, 2002; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,418;, 1, 2, 355
Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2004; May, G., Die Organisation
von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz vom hohen
Mittelalter bis zum Ende der Reichskirche, 2004; Voss, W., Dietrich von Erbach,
2004; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 485; Grathoff, S.,
Mainzer Erzbischofsburgen, 2005.
Marienburg (bei Hildesheim an der Innerste)
(Residenz des Bischofs von Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 361.
Marienwerder (an der Weichselniederung) (Residenz des
Bischofs von Pomesanien), Kwidzyn
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 365.
Marktoberdorf (anfangs Oberdorf, 1898 Markt Oberdorf,
1954 M.) (Residenz des Bischofs von Augsburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 366.
Massow (Residenz des Bischofs
von Cammin)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 368.
Maulbronn (Kloster). 1138 übergab Walter von
Lomersheim sein Erbgut in Eckenweiher dem Zisterzienserkloster Neuburg im
Elsass zur Anlage eines Tochterklosters. 1147 stellte der Bischof von Speyer hierfür M., ein Lehen Speyers, als
geeigneten Platz zur Verfügung. 1148 gab der Papst eine Schutzbulle, 1156
Kaiser Friedrich I. Barbarossa ein Schutzprivileg. Zu Schutzherren des bald in
mehr als 100 Orten begüterten Klosters erhoben sich nach 1231 die Bischöfe von
Speyer (1237-1270), in deren Namen die Herren von Enzberg und seit etwa 1370
(1372) durch kaiserliche Übertragung die Pfalzgrafen. 1504 eroberte Württemberg
das zum schwäbischen Reichskreis zählende Kloster, führte 1534-1537 die
Reformation ein und hob es 1557/1558 auf. Über Württemberg kam der Ort
1951/1952 zu Baden-Württemberg.
L.: Reichsmatrikel 1521, 314 (Prälat); Gumpelzhaimer 60 (schwäbischer
Reichskreis); Wolff 161;Klunzinger, K., Urkundliche Geschichte der vormaligen
Zisterzienserabtei Maulbronn, 1854; Dörrenberg, I., Das Zisterzienserkloster
Maulbronn, Diss. phil. München, 2. A. 1938; Linck, O., Kloster Maulbronn, 1938,
11. A. 1965; Classen, C., Die Zisterzienserabtei Maulbronn im 12. Jahrhundert
und der bernhardische Klosterplan, Diss. phil. Kiel 1956; Kloster Maulbronn
1178-1978, 1978; Anstett, P., Kloster Maulbronn, 1989; Frank, G., Das
Zisterzienserkloster von Maulbronn, Diss. phil. Freiburg 1989 masch.schr.;
Eberl, I., LexMA 6 1992, 409; Morimond et son Empire, 1994, 175; Knapp, U., Das
Kloster Maulbronn, 1997; Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg.
v. Rückert, P. u. a., 1998.
Mecheln (Herrschaft), niederl. Mechelen. Im
Jahre 870 wird Malinas als Standort einer Abtei erstmals erwähnt. Es kam mit
der umliegenden Grundherrschaft an das Hochstift Lüttich und nach dem
Aussterben der die tatsächliche Herrschaft für den Bischof
von Lüttich ausübenden Berthout (1331) nicht an Brabant, sondern 1357 an
Flandern und von dort 1369 an Burgund. 1559 wurde in M. ein von Cambrai
verselbständigtes Bistum errichtet. Am Ende des 18. Jahrhunderts zählte die
Herrschaft M. zum burgundischen Reichskreis. 1830 kam M. an Belgien.
L.: Wolff 55; Wallner 701 BurgRK 1; Laenen, J., Geschiedenis van Mechelen, 2.
A. 1934; Mechelen de Heerlijke, hg. v. Foncke, R., 1938f.; Aerts,
J./Raymackers, R., Het arrondissement Mechelen, 1961; De Geschiedenis van
Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991; Uytven, R. van, Mecheln, LexMA 6 1992,
436.
Meersburg (Residenz des Bischofs von Konstanz)
Meißen (Hochstift, Residenz). Die 929 von König
Heinrich I. als Stützpunkt der deutschen Herrschaft im eroberten
Mittelelbegebiet angelegte Burg Misni an der Einmündung der Triebisch in die
Elbe war Sitz des auf Vorschlag Kaiser Ottos I. 968 von Papst Johannes XIII.
gegen die Slawen eingerichteten Bistums M. (erster Bischof
Burkhard) zwischen Bober, Queis, Erzgebirge, Lausitzer Gebirge, Mulde und
mittlerer Spree, das dem gleichzeitig eingerichteten Erzbistum Magdeburg
unterstellt wurde. Die Bischöfe vermochten als Reichsfürsten (1230) ein kleines
Herrschaftsgebiet um das 1184 gegründete Stift Wurzen (Land Wurzen), Stolpen
(1222) und im sog. Eigenschen Kreis in der Oberlausitz zu bilden, gerieten aber
trotz der äußerlich weiter bestehenden Reichsunmittelbarkeit mehr und mehr in
Abhängigkeit der Markgrafen von M. bzw. des Hauses Wettin (1485). Seit etwa
1400 hielt sich der Bischof meist in Stolpen,
seit etwa 1500 meist in Wurzen auf. Das Bistum wurde 1399 dem Papst unmittelbar
unterstellt und nach der 1539 erfolgten Reformation faktisch 1581 aufgehoben.
Das Hochstift kam (zur Administration) an Sachsen (1587/1666). 1818 wurden die
Stiftslande dem Staatsgebiet Sachsens endgültig einverleibt. 1921 wurde das
Bistum M. als exemtes Bistum mit Sitz in Bautzen wiederhergestellt. Mit Sachsen
fiel das Gebiet von 1949 bis 1990 in die Deutsche Demokratische Republik.
L.: Wolff 378; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) G3; Codex
diplomaticus Saxoniae regiae II: Urkundenbuch des Hochstifts Meißen, hg. v.
Gersdorf, E., Bd. 1ff. 1864ff.; Kötzschke, R., Das Domstift Meißen in der
Landesgeschichte, (in) Der Dom zu Meißen, Festschrift des Hochstifts Meißen,
1929; Dittrich, P., Die Diözese Meißen unter der Kirchenpolitik der
Landesherren des 16. und 17. Jahrhunderts, 1961; Schlesinger, W.,
Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1f. 1962; Rittenbach,
R./Seifert, S., Geschichte der Bischöfe von Meißen 968-1581, 1965; Lobeck, A.,
Das Hochstift Meißen im Zeitalter der Reformation bis zum Tode Herzog Heinrichs
1541, 1971; Huth, J., Der Besitz des Bistums Meißen, (in) Jb. f. dt.
Kirchengeschichte 1973, 77ff.; Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg
und Meißen zwischen Reichsstandschaft und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche
Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Blaschke, K., Meißen, LexMA 6 1992, 478;
Ludwig, T., DO I. 406 und die Zugehörigkeit der Niederlausitz zum Bistum
Meißen, DA 56 (2000), 171; Scharz, B., Die Exemtion des Bistums Meißen, ZRG KA
88 (2002), 294; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005 (2008);
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 371; Wejwoda, M.Kirche und Landesherrschaft - das Hochstift Meißen
und die Wettiner im 13. Jahrhundert, 2007 (Magisterarbeit).
Merseburg (Hochstift, Herzogtum, Residenz). Schon
in karolingischer Zeit (um 850) war die Burg M. (slaw. Mesibor, Mittenwalde)
auf einem Hügel westlich der Saale Sitz von Grafen (von M.). Sie fiel durch die
Gemahlin (Hatheburg) König Heinrichs I. an die Liudolfinger. Neben der von
Heinrich I. errichteten Pfalz gründete Kaiser Otto der Große (962/968) unter
Auslösung aus der Diözese von Halberstadt das Bistum M. (erster Bischof Boso von Sankt Emmeram in Regensburg), das zur
Erzdiözese Magdeburg gehörte. Bekanntester Bischof
des von 981 bis 1004 aufgelösten, ziemlich kleinen Bistums (Landschaft Chutizi
zwischen Saale und Mulde mit einem schmalen Streifen östlich der Mulde) war
Thietmar von M. (1008-1018). Die weltliche Herrschaft beschränkte sich auf die
Stadt M. mit ihrer unmittelbaren Umgebung, ein 974 von Kaiser Otto II.
erhaltenes großes Waldgebiet zwischen Saale und Mulde (Schkeuditz, Lützen) und
die Lehnshoheit über Leipzig. Nach der seit 1523 eindringenden Reformation
brachte das Haus Wettin (Sachsen, Albertiner) als Administrator ab 1545/1561
das zum obersächsischen Reichskreis gehörige Stiftsgebiet, das die Ämter M.,
Lützen mit Zwenkau, Schkeuditz und Lauchstädt (Lauchstedt) umfasste, in seine
Gewalt. Dies wurde 1635/1648 anerkannt. Von 1657 bis 1731 bestand eine
wettinische Nebenlinie der Herzöge von Sachsen-Merseburg, bis 1815 eine
besondere Verwaltung. 1815 kam das Gebiet ganz überwiegend zu Preußen, 1945 zur
sowjetischen Besatzungszone und damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen
Republik. S. Sachsen-Merseburg.
L.: Wolff 380f.; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3, III 38 (1789) D2; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Württemberg, (in)
Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg,
hg. v. Kehr, P., Teil 1 (bis 1357), 1899; Bönhoff, L., Das Bistum Merseburg,
seine Diözesangrenzen und seine Archidiakonate, Neues Archiv f. Sächsische
Geschichte 32 (1911); Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifte
Preußens, insbesondere Brandenburg, Merseburg, Zeitz, 1924; Holtzmann, R., Die
Aufhebung und Wiederherstellung des Bistums Merseburg, Sachsen und Anhalt 2
(1926); Schlesinger, W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Streich, B.,
Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft und
Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988; Gemeinde
auf dem Weg durch die Zeit, hg. v. Steenhoff, T., 1989; Blaschke, K., Die
Christianisierung des Landes östlich des Saale, Jb. f. dt. Kirchengeschichte 17
(1989/90), 63ff.; Blaschke, K., Merseburg, LexMA 6 1992, 546; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 564,
1, 2378.
Metz (freie Reichsstadt). In keltischer Zeit
war Divodurum Hauptort der Mediomatriker. Die Römer erbauten an der wichtigen
Kreuzung der Straßen nach Reims, Trier, Straßburg und Mainz das Kastell
Mediomatricum (später Mettis). Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.)
Jahrhundert wurde dort ein Bischofssitz
eingerichtet. Zeitweise war der Ort Mittelpunkt des später Austrasien genannten
fränkischen Reichsteils. 843 kam M., obwohl es dem romanisch-französischen
Sprachraum zugehörig war, zu Lotharingien, 870 zum ostfränkischen Reich. Seit
dem späten 12. Jahrhundert (1189) löste sich die Stadt aus der Abhängigkeit der
Bischöfe, die ihren Sitz nach Vic verlegten, und stieg von 1180 bis 1210 zur
Reichsstadt auf. Sie schuf sich ein Herrschaftsgebiet (Pays Messin), das im 14.
Jahrhundert mit mehr als 130 Dörfern das größte aller Reichsstädte war, und
verteidigte es gegen alle Angriffe der Herzöge von Lothringen. Nachdem 1551 die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zugesprochen hatten, besetzte der König von Frankreich 1552 die Stadt.
1648 wurde sie endgültig an Frankreich abgetreten. Als Hauptstadt des Bezirks
Lothringen des Reichslandes Elsass-Lothringen gehörte M. von 1871 bis 1918 zum
Deutschen Reich und war von 1940 bis 1944 deutsch besetzt.
L.: Wolff 308; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378)
D4; Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. 1-3 1875ff.; Albers, J., Geschichte
der Stadt Metz, 1902; Zeller, G., La réunion de Metz á la France de 1552 a
1648, Bd. 1f. Paris 1926; Schneider, J., La ville de Metz aux XIIIe et XVe
siècles, Nancy 1950; Hocquard, G. u. a., Metz, 1961; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, pagus Mettensis, zum
Ortsnamen Metz; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 2, 408; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Metz (Hochstift, Fürstbistum, Residenz).
Vermutlich im ausgehenden 3. (oder 4.) Jahrhundert wurde im römischen
Mediomatricum (später Mettis) ein seit 535 sicher feststellbarer Bischofssitz (u. a. Arnulf von Metz 617-639)
eingerichtet, der zur Erzdiözese Trier gehörte. Bei den karolingischen
Reichsteilungen kam M. zu Lothringen, 870 zum ostfränkischen Reich. Die im
Frühmittelalter beträchtlichen weltlichen Güter, die anfangs vom Chiemsee bis
zu den Cevennen und von Lüttich bis ins Elsass streuten und ein Gegengewicht
zum Herzogtum Lothringen bilden sollten (u. a. [1005?] Grafschaft M., 1065
Grafschaft Saarbrücken, Seillegau bzw. Saulnois von Vic bis Dieuze, Epinal,
Senones, Neuweiler [Neuviller], Maursmünster, Saint-Trond [Saint Trond], Dugny,
Commercy), gingen besonders durch Verselbständigung der Stadt M. (1180-1210,
1189) seit dem 12. Jahrhundert stark zurück (u. a. Verlust der Grafschaft
Dagsburg an die Grafen von Leiningen, weitere Verluste an den Herzog von
Lothringen). 1296 wurde der Bischof Lehnsmann des
Königs von Frankreich. 1357 sicherte Kaiser Karl IV. den Bestand des
Hochstifts, dessen wichtigste Stützpunkte nun Chaligny, Epinal, Rambervillers,
Moyen, Deneuvre, Senones-Salm, Vic und Metz waren. 1551 sprachen die
protestantischen deutschen Reichsfürsten dem König von Frankreich für dessen
Hilfe gegen Kaiser Karl V. das Reichsvikariat über die Bistümer M., Toul und
Verdun zu. 1552 besetzte Frankreich die Stadt M. und erhielt im Vertrag von
Chaumont (1552) das bisher zum oberrheinischen Reichskreis zählende
Hochstiftsgut. 1613 erzwang Frankreich die Huldigung im Hochstift. 1648 wurde
das Fürstbistum M. endgültig an Frankreich abgetreten. Allerdings nannten sich
die Bischöfe von M. bis 1790 Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Im 18.
Jahrhundert umfasste das Gebiet des Bistums die bischöflichen Lehnsherrschaften
Helflingen (Helfedange), Habudingen (Habondange) und Hingsingen (Hinguezange),
die Herrschaften Lagarde (La Garde), Türkstein und Chatillon, die Grafschaft
Rixingen, die Kastellaneien Rémilly, Vic, Freiburg, Baccarat und Rambervillers.
In den Wirren der französischen Revolution von 1789 ging das Bistum unter,
wurde aber 1801 mit veränderten Grenzen wiederhergestellt, 1802 dem Erzbistum
Besançon unterstellt und 1874 eximiert.
L.: Wolff 300f.; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Histoire générale de Metz par des religieux Bénédictins de la
Congrégation de Saint-Vannes, 1769ff.; Dorvaux, N., Les anciens pouilles du
diocèse de Metz, 1902; Bourgeat, G./Dorvaux, N., Atlas historique du diocèse de
Metz, 1907; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun im Mittelalter, 1911; Meyer, A., Der politische Einfluss Deutschlands
und Frankreichs auf die Metzer Bischofswahlen im
Mittelalter, 1916; Zeller, G., La réunion de Metz à la France, Bd. 1, 2 1926;
Herrmann, W., Zum Stande der Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen
Geschichte des Bistums Metz, Rhein. Vjbll. 28 (1963); Tribout de Morembert, H.,
Le diocèse de Metz, 1970; Gauthier, N., L’evangélisation des pays de la
Moselle, 1980; Histoire de Metz, 1986; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie,
Lorraine, 1990; Parisse, M., Metz, LexMA 6 1992, 585; Müller, M., Am
Schnittpunkt von Stadt und Land, 1993; Die alte Diözese Metz, hg. v. Herrmann,
H., 1993; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
379; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 463.
Minden (Hochstift, Fürstbistum, Fürstentum,
Residenz). M. an einem wichtigen Übergang über die Weser wird erstmals 796
genannt (Minda). Um 803/804 (?) wurde dort durch Kaiser Karl den Großen unter
dem um 790 zum Bischof ernannten Erkanbert (von
Fulda) ein Bistum mit der Diözese zwischen Hunte und Aller (Hannover, Celle,
Soltau, Dümmersee, Polle, Nienburg) eingerichtet, das zur Erzdiözese Köln
gehörte. 961 erhielt es die Immunität, 977 Markt, Münze und Zoll. Vögte waren
seit etwa 1073/1080 die billungischen Herzöge von Sachsen bzw. seit etwa 1096
bis 1398 die Herren vom Berge (Hausberge). M. gewann ein kleines
Herrschaftsgebiet (etwa ein Viertel der Diözese), für das es 1180 nach dem
Sturz Herzog Heinrichs des Löwen die Herzogsgewalt erhielt. Es entsprach nach
dem vorübergehenden Erwerb Hamelns von Fulda (1259-1277, dann an die Welfen)
und der Grafschaft Stemwede (Stenvede), dem Verlust Stolzenaus an die Grafen
von Hoya (1336) sowie nach dem Anfall der Herrschaft der Edlen von (Haus-)Berg
(Hausberge) 1398 etwa den Kreisen Lübbecke und M. (Schlüsselburg, Hausberge,
Rahden, Bünde, Oldendorf (Preußisch Oldendorf), Löhne) und war damit eines der
kleinsten geistlichen Fürstentümer des Reiches. Seine Vogtei stand bis 1397 den
Edlen vom Berge zu. Im Hochstift erlangte die Stadt M. schon in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit. Im 16. Jahrhundert
kam das früh von der Reformation erfasste, zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählende M. unter den Einfluss der Herzöge von
Braunschweig-Wolfenbüttel. 1661 starb der letzte Bischof.
1648 wurde es gegen Abfindung der Lüneburger Welfen mit Osnabrück als
Entschädigung für Vorpommern Brandenburg zugesprochen, das es in ein weltliches
Fürstentum umwandelte und 1719 verwaltungsmäßig mit der Grafschaft Ravensberg
verband. Das Domkapitel bestand bis 1810 fort. Das Fürstentum enthielt die
beiden unmittelbaren Städte M. und Lübbecke und die Ämter Hausberge,
Petershagen, Reineberg, Rahden und Schlüsselburg. 1807/1808 ging es im Königreich
Westphalen auf, das 1811 die Teile links der Weser mit der Stadt M. an
Frankreich verlor. 1813/1814 nahm es Preußen wieder in Besitz und gliederte es
1815 der Provinz Westfalen an. 1946 kam das Gebiet zu Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 330f.; Zeumer 553 II b 34; Wallner 702 WestfälRK 12; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1;
Ledebur, L. v., Das Fürstentum Minden und die Grafschaft Ravensberg, 1825,
Neudruck 2009; Richtering, H./Kittel, E., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Holscher, L., Beschreibung des vormaligen Bistums
Minden nach seinen Grenzen, Archidiakonaten, Gauen und alten Gerichten, 1877,
Nachdruck o. J.; Spannagel, K., Minden-Ravensberg unter brandenburgisch-preußischer
Herrschaft 1648-1719, 1894; Hoogeweg, H., Die Urkunden des Bistums Minden bis
1300, 1898; Frie, B., Die Entwicklung der Landeshoheit der Mindener Bischöfe,
1909; Mindener Geschichtsquellen, hg. v. Löffler, K., Bd. 1ff. 1917ff.;
Blotevogel, H., Die älteste brauchbare Karte des ehemaligen Fürstentums Minden.
Die Schloenbachsche Handschriftenkarte von 1772, Mindener Heimatblätter 6
(1937); Blotevogel, H., Studien zur territorialen Entwicklung des ehemaligen
Fürstentums Minden, Diss. phil. Münster 1939; Krieg, M., Kleine Chronik von
Minden, 1950; Dammeyer, W., Der Grundbesitz des Mindener Domkapitels, 1957;
Scriverius, D., Die weltliche Regierung des Mindener Stifts von 1140 bis 1397,
Bd. 1f. 1966ff.; Assmann, H., Beiträge zur Geschichte des Kreises Minden 1816-1945,
(in) Mitt. des Mindener Geschichtsvereins 40 (1968), 79; Köbler, G., Gericht
und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), FS G. Schmelzeisen, 1980, 172;
Ausgrabungen in Minden, hg. v. Trier, B., 1987; Leutheusser, H.,
Rechtsanwaltschaft und Justiz in Minden, (1989); Brandt, H./Hengst, K., Victrix
Mindensis ecclesia, 1990; Hemann, F., Minden, LexMA 6 1992, 631; Linnemeier,
B., Jüdisches Leben im alten Reich, 2000: Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 570, 1, 2, 382;
Die Lehnsregister der Bischöfe von Minden bis 1324, bearb. v. Kemkes, H. u. a.,
2010 (768 Belehnungen); Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit,
2015.
Modena (Stadtkommune, Herzogtum). M. geht auf
das römische Mutina zurück, das seinerseits einer ligurischen und keltischen
Siedlung folgte. In der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde es Sitz eines Bischofs. In langobardischer und fränkischer Zeit war
es Sitz eines Grafen. 961 unterstand es dem Haus Canossa. Danach erlangte es
Selbständigkeit (1135 Konsuln). Von 1288 bis 1306 und von 1335/1336 bis 1796
stand es unter der Herrschaft der Este, die 1471 vom Papst auch mit Ferrara
belehnt wurden. 1452 wurde es durch Kaiser Friedrich III. zusammen mit Reggio
nell’Emilia zum Herzogtum erhoben. Beim Erlöschen der Hauptlinie zog der Papst
1597 Ferrara ein. 1628/1631 konnte Correggio erworben werden, 1711 Mirandola
und 1728/1737 Novellara. Nach der Besetzung durch Frankreich wurde am 16. 10.
1796 in M. die Vereinigung des Herzogtums mit Bologna, Ferrara und Reggio zur
Zispadanischen Republik beschlossen, die 1797 in der Zisalpinischen Republik
und 1805 im Königreich Italien Frankreichs aufging. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss vom 25. 2. 1803 gelangten Breisgau und Ortenau
als Entschädigung an den Herzog von M. (Modena-Breisgau) bzw. das verschwägerte
Haus Österreich-Este, fielen aber 1805/1806 an Baden. 1814 kam das Herzogtum M.
an Österreich-Este (zurück). 1859/1860 wurde es mit dem Königreich Italien
(1861) vereinigt. Das Haus Österreich-Este starb 1875 aus.
L.: Collana di storiografia modenese, 1964ff.; Barbieri, A., Modena ieri e
oggi, 1965; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983;
Storia illustrata di Modena, hg. v. Golinelli, P./Muzzioli, G., 1990f.;
Golinelli, P., Modena, LexMA 6 1992, 708; Rölker, R., Adel und Kommune in
Modena, 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 193.
Mügeln (Residenz des Bischofs von Meißen)
München (Stadt, Residenz des Herzogs von Bayern
[Alter Hof] und neue Residenz). 1157/1158 zerstörte Heinrich der Löwe, der seit
September 1156 Herzog von Bayern war, die über die Isar führende Zollbrücke des
Bischofs von Freising in Oberföhring und
verlegte gegen Abfindung den Markt von Oberföhring nach M. (Munichen), dessen
ältere Geschichte (Funde 4000 Jahre alter Tongefäßbruchstücke in der Nähe des
Kultusministeriums 2003) weitgehend unbekannt ist. 1180 kam M. beim Sturz
Heinrichs des Löwen wieder an das Hochstift Freising, 1240 erneut an Bayern.
Seit 1255 wurde es zunächst neben Donauwörth, Dachau, Neuburg und
Wolfratshausen, später allein Sitz des Herzogtums Oberbayern (seit 1392
Bayern-Münchens). S. Bayern-München.
L.: Wolff 136; Solleder, F., München im Mittelalter, 1938, Neudruck 1952;
Schattenhofer, M., Die Anfänge Münchens, (in) Abensberger Vorträge, hg. v.
Bosl, K., 1978, 7ff.; München, Musenstadt mit Hinterhöfen. Die
Prinzregentenzeit 1886-1912, hg. v. Prinz, F./Kraus, M., 1988; Maier, L., Stadt
und Herrschaft, 1989; Schmid, A., München, LexMA 6 1992, 897; Geschichte der
Stadt München, hg. v. Bauer, R., 1992; Fenzl, F., Münchner Stadtgeschichte,
1994; Zerback, R., München und sein Stadtbürgertum, 1997; Bauer, R., Geschichte
Münchens, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 2, 392, 394; Hartmann, P., Münchens Weg in die
Gegenwart, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg.
v. Seibert, H. u. a., 2008.
Münster (Hochstift, Residenz). Am Schnittpunkt
zweier wichtiger Straßen mit der Aa errichtete König Karl der Große an der
Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen
Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Liudger
unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission machte
(805 Weihe zum Bischof). Der Name Mimigernaford
(819) wich später dem 1068 bezeugten Namen Monastere (lat. monasterium,
Kloster). Das dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen
dem Oberlauf der Issel, Lippe und Ems sowie fünf/sieben friesische Gaue, die
1659 an Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswijk [Winterswyk])
verloren gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von M. gelöst
wurde. Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen
Großkirchspielen aus. Dazu kam 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg, der
Erwerb der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau),
der zuvor ravensbergischen Güter Vechta und Aschendorf (1252), von Horstmar
(1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1393/1400), Ahaus (1406) und Ottenstein
(1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482-1547) und Wildeshausen
(1428-1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung
nördlich der Lippe im späteren 14. Jahrhundert. 1173 wurde die Stiftsvogtei der
Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter König Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner
endgültigen Gestalt war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis
gehörige Hochstift (1559) in das Oberstift (Ämter Wolbeck [mit der Hauptstadt
M. und den Städten Beckum, Ahlen, Telgte, Sendenhorst und Steinfurt],
Sassenberg [mit der Stadt Warendorf], Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen,
Ahaus und auf der Bram [mit den Städten Ahaus, Borken, Vreden, Stadtlohn], Horstmar
[mit den Städten Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen
Borghorst, Holthausen], Rheine [Rheina], Laer, Bevergern und Bocholt [mit den
Städten Bocholt und Werth]) (Regierungsbezirk M.) und das damit nur über eine
schmale Landbrücke bei Lingen verbundene, ab 1252 entstandene, aber erst
1667/1676 auch geistlich dem Bistum M. unterstellte Niederstift (Meppen,
Cloppenburg, Vechta, Bersenbrück) geteilt. Vom Umfang her war es das größte
geistliche Fürstentum in Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofsstuhl in der münsterschen Stiftsfehde
umkämpft. 1534/1535 errichteten die Täufer in M. ein
demokratisch-sozialistisches Reich. Der Versuch des Bischofs,
M. in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. Am 3. 10. 1571
verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine
Hofgerichtsordnung. Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth gingen zum
Luthertum bzw. Calvinismus über. 1773 wurde in der Stadt M. eine Universität
gegründet. 1802/1803 wurde das Hochstift (Fürstentum) mit 194 Quadratmeilen und
310000 Einwohnern unter Preußen, das den östlichen Teil (die Ämter Sassenberg,
Stromberg, Werne, Lüdinghausen und Teile der Ämter Wolbeck, Dülmen, Horstmar,
Rheine [Rheina] und Bevergern) mit der Stadt M. erhielt, Oldenburg (die Ämter
Vechta und Cloppenburg), Arenberg (Amt Meppen), Looz-Corswarem (Amt Rheine bzw.
Rheina und Teile des Amtes Wolbeck), Wild- und Rheingrafen zu Grumbach
(Salm-Grumbach) (Teile des Amtes Horstmar), Salm-Salm (Ämter Bocholt und Ahaus
und zwar zu zwei Dritteln an Salm-Salm und zu einem Drittel an Salm-Kyrburg)
und Croy (Teil des Amtes Dülmen) aufgeteilt. 1806 sogen Arenberg und Salm die
bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Teile auf, kamen bald aber selbst an
Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt
und gelangte am 10. 12. 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift
größtenteils an Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (1866
Preußen) und Oldenburg und damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 311ff.; Zeumer 552 II a 22; Wallner 701 WestfälRK 1; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C2, III 38 (1789) B1;
Richtering, H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 108; Bauer 1, 395; Westfälisches
Urkundenbuch, Bd. 1, 2, 3, 8 1847ff.; Olfers, C. v., Beiträge zur Geschichte
der Verfassung und Zerstückelung des Oberstifts Münster, 1848; Die
Geschichtsquellen des Bistums Münster, Bd. 1ff. 1851ff.; Brand, A., Geschichte
des Fürstbistums Münster, 1925; Braubach, M./Schultze, E., Die politische
Neugestaltung Westfalens 1795-1815, 1934; Friemann, H., Die Territorialpolitik
des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen
1310-1357, 1937; Handbuch des Bistums Münster, hg. v. Börsting, H./Schröer, A.,
Bd. 1f. 1946ff.; Westfalia sacra, Bd. 1 1948; Rothert, H., Westfälische
Geschichte, Bd. 1f. 1949f.; Börsting, H., Geschichte des Bistums Münster, 1951;
Hömberg, A., Studien zur mittelalterlichen Kirchenorganisation in Westfalen,
1953; Engel, J., Die Karten des Johannes Gigas vom Fürstbistum Münster, Westf.
Fgn. 12 (1959); Theuerkauf, G., Land und Lehenswesen vom 14. bis zum 16.
Jahrhundert. Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts Münster und zum
norddeutschen Lehensrecht, 1961; Weiers, H., Studien zur Geschichte des Bistums
Münster im Mittelalter, 1984; Germania Sacra N. F., Bd. 17, 2: Die Bistümer der
Kirchenprovinz Köln: Das Bistum Münster; Bockhorst, W., Geschichte des
Niederstifts Münster bis 1400, 1985; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte
von Stadt und Stift Münster, 1988; Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum
Münster, hg. v. Galen, H., 1989; Fahlbusch, F./Hergemöller, U., Münster, LexMA
6 1992, 914; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, F., 1993; Das Bistum
Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999ff.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 574, 1, 2, 398;
Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 424, 2, 438; Balzer, E., Adel -
Kirche - Stiftung. Studien zur Geschichte des Bistums Münster im 11.
Jahrhundert, 2006; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des
Kreises Warendorf, 2011.
Murbach (reichsunmittelbares Kloster,
Reichsabtei, Residenz [auch Schloss Hugstein und Gebweiler/Neuenburg]).
Vermutlich (um) 727 gründete der irische Wanderbischof Pirmin auf Eigengut des
Herzogs Eberhard aus dem Geschlecht der Etichonen nordwestlich von Gebweiler im
Elsass die Benediktinerabtei M., in der wenig später die althochdeutschen
Murbacher Hymnen entstanden. Sie erhielt früh bedeutende königliche Privilegien
(727 Immunität) und gewann reiche Güter vom Breisgau bis zur Schweiz. Nach der
Zerstörung durch die Ungarn (926) wurde sie 959 erneuert. 1228 ist der
reichsfürstliche Rang des königlich gewordenen Klosters erstmals bezeugt. Er
blieb trotz der zeitweilig von Habsburg beanspruchten Vogtei bewahrt. 1214
gingen Mainzer Güter verloren, 1291 Luzerner Güter, 1456 das Kloster Luzern und
dann auch das Kloster Sankt Amarin, doch wurde 1554 Kloster Lure (Lüders,
Luders) gewonnen. 1536 musste sich M. dem Schutz Habsburgs unterstellen,
wodurch es die Reichsstandschaft verlor. Obwohl 1648 die Reichszugehörigkeit
bekräftigt wurde, ging M. an Frankreich über, das es 1759/1764 in ein
weltliches Ritterstift in Gebweiler umwandelte und 1789 aufhob. Die Abtei
bestand aus den drei Vogteien Gebweiler (mit der Stadt Gebweiler und 5 Dörfern),
Wattweiler (Watweiler) (mit der Stadt Wattweiler [Watweiler] und dem Flecken
Uffholz [Ufholz]) und Sankt Amarin (mit der Stadt Sankt Amarin und 14 Dörfern).
L.: Wolff 297; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5, III 22 (1648) C5;
Gatrio, A., Die Abtei Murbach im Elsass, 1895; Büttner, H., Murbacher Besitz im
Breisgau, Els.-lothring. Jb. 18 (1939); Beyerle, F., Bischof
Pirmin und die Gründung der Abteien Murbach und Reichenau, Zs. f. schweizer.
Geschichte 27 (1947); Barth, M., Handbuch der elsässischen Kirchen im
Mittelalter, 1960; Bischoff, G., Recherches sur
la puissance temporelle de l’abbaye de Murbach (1229-1525), 1975; Seibert, H.,
Murbach, LexMA 6 1992, 939; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 679, 1, 2, 401.
Murrhardt (Kloster). In M. an der Murr bestand in
römischer Zeit ein Limeskastell. In dessen Nähe erwuchs im 7. Jahrhundert eine
fränkische Siedlung, die vor 750 eine Holzkirche erhielt. In dem vermutlich 788
erstmals als Murrahart genannten Ort gründete der einer Hochadelsfamilie
angehörige, wahrscheinlich mit Bischof Megingoz
von Würzburg und vielleicht auch mit Kaiser Ludwig dem Frommen verwandte
Waltrich am Anfang des 9. Jahrhunderts das Benediktinerkloster St. Januarius,
dessen Ausstattung auf Königsgut beruhte (verschollene echte Dotationsurkunde
Ludwigs des Frommen von mutmaßlich 816, gefälschte Gründungsurkunde von
angeblich 817). 993 errang das Hochstift Würzburg die Eigenklosterherrschaft.
Die Vogtei über das Kloster stand als Reichslehen den hessonischen Herren bzw.
seit 1180 Grafen von Wolfsölden und seit 1230 über die Erbtochter den Grafen
von Löwenstein zu, deren Rechte 1277 durch Verkauf an das Hochstift Würzburg,
1281 aus Geldmangel über König Rudolf von Habsburg an die neuen Grafen von
Löwenstein und 1388/1395 an Württemberg kamen. Im späten 15. Jahrhundert wurde
M. in Württemberg landsässig. 1525 gingen die Urkunden durch Plünderung
verloren. 1552 wurde die Reformation durchgeführt. Das Kloster wurde
aufgehoben. 1808 gingen Stadt M. und das Kloster M. im Oberamt Backnang
Württembergs auf. 1951/1952 kam M. zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 161; Schöpfer, R., Geschichte Murrhardts bis 1900, (in) Backnanger
Heimatbuch 2 (1936); Jäger, G., Murrhardt einst und jetzt, 1955; Störmer, W.,
Schäftlarn, Murrhardt und die Waltriche des 8. und 9. Jahrhunderts, (in) Zs. f.
bay. LG. 28 (1965); Fritz, G., Kloster Murrhardt im Früh- und Hochmittelalter,
1982; Fritz, G., Stadt und Kloster Murrhardt im Spätmittelalter und in der
Reformationszeit, 1990; Eberl, I., Murrhardt, LexMA 6 1992, 994; Wagner, H.,
Die Privilegierung des Klosters Murrhardt durch Ludwig den Frommen, DA 57
(2001), 421.
Nassau-Ottweiler (Grafschaft). In Ottweiler bei
Neunkirchen an der Blies begründete 871 der Bischof
vom Metz ein Stift. Als dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken
genannt, welche die Burg Ottweiler errichteten. Über Saarbrücken kam Ottweiler
1381 an Nassau-Weilburg. 1659 wurde Ottweiler bei einer Teilung Sitz der von
der walramischen Linie der Grafen von Nassau-Saarbrücken abgespalteten Grafen
von N. Sie starben 1728 aus und vererbten ihre Güter an Nassau-Usingen. Am Ende
des 18. Jahrhunderts umfasste die Herrschaft Ottweiler ein Gebiet von etwa 5
Quadratmeilen.
L.: Schliephake, F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd.
1ff. 1864ff.; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte der Stadt und Grafschaft
Ottweiler, 1909.
Nassau-Weilburg (Grafschaft). Weilburg an der Lahn war
seit merowingischer Zeit Königsgut. 906 errichteten die konradinischen Grafen
des Lahngaues eine Burg, 912 ein Kollegiatstift Sankt Walpurgis. Nach 939 fiel
der Ort als Reichslehen an den Bischof von
Worms. Nach 1124 wurden die Grafen von Nassau Vögte des Hochstifts Worms. 1255
wurde Weilburg an die Grafen von Nassau verpfändet, nach 1292 von König Adolf
von Nassau erworben. 1355 wurde Weilburg Sitz der Linie N. der walramischen
Linie der Grafen von Nassau. 1381 erlangte es infolge Heirat die Grafschaft
Saarbrücken, 1393 die Herrschaften Kirchheim und Stauf, 1405 Neuweilnau (durch
Kauf), Bingenheim, Reichelsheim, Elkerhausen und Teile von Homburg, Löhnberg,
Sonnenberg, Cleeberg und Mensfelden. Sie teilte sich 1442 in die neue Linie N.
und in die Linie Nassau-Saarbrücken. 1561 teilte sich die neue Linie N. in die
Linien N. und Nassau-Weilnau. Diese beerbten 1574 Nassau-Saarbrücken. 1602
fielen die Güter der Linie Nassau-Weilnau an N. zurück. 1605 kamen auch die
Güter der Linie Nassau-Idstein an N. zurück. 1629 wurde N. wieder aufgeteilt in
Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Lahr, 1629-1721), N. (1629-1806) und
Nassau-Saarbrücken (1629-1642, danach weitere Aufteilung). Am Ende des 18.
Jahrhunderts umfasste ihr Gebiet die Ämter Weilburg, Weilmünster, Löhnberg,
Merenberg, Cleeberg (Kleeberg), Atzbach, Miehlen und den Flecken Reichelsheim
sowie das Amt Kirchheim umfassend die Herrschaften Kirchheim und Stauf (mit
Kirchheim [Kirchheimbolanden]) (sowie die Grafschaft Saarwerden und das Amt
Alsenz). 1799 erheiratete N. den größten Teil der Reichsgrafschaft
Sayn-Hachenburg. 1801 verlor es alle linksrheinischen Güter an Frankreich. Am
25. 2. 1803 erhielt der Fürst von N. durch § 12 des
Reichsdeputationshauptschlusses für den dritten Teil der Grafschaft Saarwerden
und die Herrschaft Kirchheim (Kirchheimbolanden) den Rest des Fürstentums
(Erzstifts) Trier (Ämter Montabaur und Limburg) mit den Abteien Arnstein,
Schönau und Marienstatt (Marienstadt). Das zum oberrheinischen Reichskreis
zählende N. schloss sich am 30. 8. 1806 mit dem aus Nassau-Saarbrücken 1735
entstandenen Nassau-Usingen zum Herzogtum Nassau zusammen und beerbte 1816
Nassau-Usingen. Die Linie N. starb 1912 aus.
L.: Wolff 265; Zeumer 553 II b 60, 2; Wallner 696 OberrheinRK 12; Schliephake,
F./Menzel, K., Geschichte von Nassau walramischen Teils, Bd. 1ff. 1864 ff;
Struck, W. H., Die Kollegiatstifte Dietkirchen, Diez, Gemünden, Idstein und
Weilburg, 1959.
Naugard (Grafschaft). 1274 übergab der Bischof von Cammin (Kammin) dem Grafen von Everstein
(Eberstein) die Burgsiedlung N. in Hinterpommern als Lehen. 1663/1684 fiel die
danach benannte Grafschaft beim Aussterben der Grafen von Everstein (Eberstein)
an Brandenburg. 1945 kam N. unter die Verwaltung Polens, an das es 1990 als
politische Folge der deutschen Einheit gelangte.
L.: Wolff 405; Großer Historischer Weltatlas III 22 (1648) G2.
Naumburg (Hochstift, Residenz). An der Mündung
der Unstrut in die Saale erbaute vermutlich Markgraf Ekkehard I. von Meißen in
der Nähe slawischer Vorsiedlungen um 1000 bzw. um 1010 die Burg N. (neue Burg).
Um 1012 wurde das Hauskloster der Markgrafen, zwischen 1028 und 1030 das 968
von Kaiser Otto dem Großen in Zeitz gegründete Bistum (zwischen N., mittlerer
und oberer Weißer Elster, oberer Zwickauer Mulde, Plauen und Erzgebirge) und
wenig später die in Kleinjena bestehende Kaufmannsniederlassung nach N.
verlegt. Die sich entwickelnde Stadt stand unter der Herrschaft des Bischofs. Die Vogtei über N. hatten die Markgrafen von
Meißen, bis die Bischöfe in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die
Landeshoheit erwerben konnten. Die Bischöfe wurden im 13. Jahrhundert (1296)
Reichsfürsten. Sie bildeten um N., Zeitz, Krossen (Crossen) und Strehla an der
Elbe ein eigenes Herrschaftsgebiet aus. Beginnend bereits zu dieser Zeit
gerieten sie zunehmend in Abhängigkeit des Hauses Wettin, das aus der
Schirmvogtei Landesherrlichkeit entwickelte. Schon vor 1541 drang die Reformation
ein. 1564 wurde anlässlich der Reformation das dem obersächsischen Reichskreis
angehörige Stift N. in einen Verwaltungsbezirk Sachsens umgewandelt, der bis
1718 unter der Nebenlinie Sachsen-Zeitz stand. Das Hochstift umfasste die Ämter
und Gerichtsbarkeiten des eigentlichen Stiftes N. (Stadt und Amt N., Amt St.
Georgenkloster, Justizamt Haynsburg [Hainsburg] mit der Stadt Krossen
[Crossen], Propsteigericht N. mit der Stadt Osterfeld) und die Ämter und
Gerichtsbarkeiten des zeitzischen Anteils (Stadt und Amt Zeitz und Gericht
Breitingen). 1815 wurde N. der neuen Provinz Sachsen Preußens zugeschlagen und
kam damit von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik. S.
Sachsen-Anhalt.
L.: Wolff 381; Wallner 708 ObersächsRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) G3; Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, hg. v. Rosenfeld, F., Bd. 1
1925; Borkowsky, E., Naumburg an der Saale. Eine Geschichte deutschen
Bürgertums 1028 bis 1928, 1928; Mitteldeutscher Heimatatlas, 1935ff.; Kaiser,
B., Die Entstehung der Stadt Naumburg an der Saale, 1949 (Mskr.); Schlesinger,
W., Kirchengeschichte Sachsens, Bd. 1f. 1962; Steinberg, H., Funktionswandel
und räumliche Entwicklung der Städte im mittleren Saaletal bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts, (in) Berichte zur deutschen Landeskunde 30 (1963), 256;
Blaschke, K. u. a., Die Kirchenorganisation in Naumburg um 1500, 1969; Hermann,
B., Die Herrschaft des Hochstifts Naumburg an der mittleren Elbe, 1970;
Streich, B., Die Bistümer Merseburg, Naumburg und Meißen zwischen Reichsstandschaft
und Landsässigkeit, (in) Mitteldeutsche Bistümer im Spätmittelalter, 1988;
Schubert, E./Hege, F., Naumburg, 1989; Wiessner, H., Die Anfänge der Stadt
Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter, Bll. f. d. LG. 127
(1991), 115; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H., Bd. 1 1993; Wiessner,
H., Naumburg, LexMA 6 1992, 1055; Das Bistum Naumburg, bearb. v. Wiessner, H.,
1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 577, 1, 2, 404.
Neckarbischofsheim (reichsritterschaftlicher Ort) s. Bischofsheim.
Neiße (Fürstentum, Residenz), poln. Nysa. Das
aus einem älteren slawischen Dorf Nyza hervorgegangene, schon im 12.
Jahrhundert in den Händen der Bischöfe von Breslau befindliche, vor 1223
Vorortaufgaben erhaltende N. in Schlesien erlangte im frühen 13. Jahrhundert
flämisches Stadtrecht. Kurz vor dem 23. 6. 1290 räumte der Herzog von Breslau
dem Hochstift Breslau auf seinen Gütern um N. und Ottmachau beschränkte
Landesherrschaft ein, die spätestens 1333 zur vollen Landesherrschaft
erstarkte. 1342 nahmen die Bischöfe dieses Bistumsland von Böhmen zu Lehen,
erweiterten es 1344 durch den Kauf des Herzogtums Grottkau und nannten sich
seitdem Fürsten von N. und Herzöge von Grottkau. N. hatte einen Flächeninhalt
von 41 Quadratmeilen und war in die Kreise N. und Grottkau gegliedert. 1742
wurde N. zwischen Preußen und Österreich geteilt. Der zu Preußen gehörige
Anteil wurde 1810 säkularisiert, der zu Österreich gehörige Anteil fiel
1918/1919 an die Tschechoslowakei. N. gelangte 1945 unter die Verwaltung
Polens, 1990 als politische Folge der deutschen Wiedervereinigigung an Polen.
L.: Wolff 477f., 488; Kastner, A., Geschichte der Stadt Neiße mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Lebens in der Stadt und dem Fürstentum Neiße,
Bd. 1f. 1854ff.; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und
Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Schönaich, G., Die
alte Bischofsstadt Neiße, 1935; Keblowski, J.,
Nysa, 1972; Klose, A., ”Festung Neisse”, 1980; Neiße, hg. v. d. Stiftung
Kulturwerk Schlesien, 1988; Bein, W./Schmilewski, U., Neiße - das Schlesische
Rom im Wandel der Jahrhunderte, 1988; Menzel, J., Neiße, LexMA 6 1992, 1086;
Jarczyk, F., Neisse, 1996; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 406; Scholz, B., Das geistliche Fürstentum
Neisse, 2011.
Neuenheerse (Kloster). Um 868 gründete Bischof Liuthard von Paderborn das Kanonissenstift
Heerse an der Nethequelle. 871 nahm König Ludwig der Deutsche die Stiftung in
seinen Schutz. Die Vogtei hatten im 12. Jahrhundert die Edelherren von
Eberschütz-Schöneberg als Lehen des Stiftes inne. Bei ihrem Aussterben 1429
ging sie auf einen Herzog von Braunschweig-Lüneburg und 1438 auf die Landgrafen
von Hessen über. 1810 wurde das 1803 in Preußen umgewandelte Stift im
Königreich Westphalen aufgehoben. 1815 kam N. an Preußen und 1946 an
Nordrhein-Westfalen.
L.: Gemmeke, A., Geschichte des adeligen Damenstifts zu Neuenheerse, 1931.
Neuhaus (in Paderborn) (Residenz des Bischofs von Paderborn)
Niederrheinisch-westfälischer Reichskreis, westfälischer Reichskreis.
Der häufig nur westfälischer Reichskreis genannte, 1500 geschaffene
niederrheinisch-westfälische Reichskreis umfasste die Gebiete zwischen Weser
und späterer Grenze der Niederlande, in dem aber auch Teile des zum
kurrheinischen Reichskreis gehörigen Erzstifts Köln lagen. Kreisstände waren
nach der 1548 vertragsweise erfolgten Ausgliederung Utrechts, Gelderns und
Zütphens Kleve-Mark-Ravensberg, Jülich-Berg, die Hochstifte Münster, Paderborn,
Lüttich, Osnabrück, Minden und Verden, die Abteien Corvey, Stablo und Malmédy,
Werden, Kornelimünster, Essen, Thorn, Herford, die Grafschaften und
Herrschaften Nassau-Diez, Ostfriesland, Moers, Wied, Sayn, Schaumburg,
Oldenburg und Delmenhorst, Lippe, Bentheim, Steinfurt, Tecklenburg, Hoya,
Virneburg, Diepholz, Spiegelberg, Rietberg, Pyrmont, Gronsfeld (Gronsveld),
Reckheim, Anholt, Winneburg, Holzappel, Witten, Blankenheim und Gerolstein,
Gemen, Gimborn-Neustadt, Wickrath, Millendonk (Myllendonk), Reichenstein,
Kerpen-Lommersum, Schleiden, Hallermunt sowie die Reichsstädte Köln, Aachen und
Dortmund. Kreisausschreibender Reichsstand (seit dem 17. Jahrhundert
Kreisdirektor) war zunächst der Herzog von Jülich, seit dem Anfang des 17.
Jahrhunderts der Bischof von Münster, der das
Amt nach dem jülich-klevischen Erbfolgestreit mit Brandenburg und Pfalz-Neuburg
teilen musste. Im 18. Jahrhundert wurde der niederrheinisch-westfälische
Reichskreis, dessen wenige Kreistage in Köln stattgefunden hatten und dessen
Kreisarchiv in Düsseldorf lag, weitgehend handlungsunfähig. 1806 löste er sich
auf.
L.: Gumpelzhaimer 145; Wolff 310; Casser, P., Der Niederrheinisch-westfälische
Reichskreis, 1934, (in) Der Raum Westfalen 2, 2; Hastenrath, W., Das Ende des
Niederrheinisch-westfälischen Reichskreises, 1949; Der Kulturraum Niederrhein,
1996.
Nördlingen (Reichsstadt). Nach römischen und
alemannischen Siedlungen erscheint 898 der Königshof N. im Ries anlässlich der
Übertragung an den Bischof von Regensburg. 1215
gewann König Friedrich II. durch Tausch N. für das Reich zurück. Vergeblich
versuchten die Grafen von Oettingen und die Herzöge von Bayern die Herrschaft
zu erlangen. Spätestens 1290 (Stadtrecht) ist N. als Stadt bezeugt. In der
Folge war es Reichsstadt (1323 Ammannamt). 1522/1555 schloss es sich der
Reformation an. Es gehörte dem schwäbischen Reichsstädtekollegium und dem
schwäbischen Reichskreis an. 1803 kam es mit 7000-8000 Einwohnern und 1,5 Quadratmeilen
Gebiet (Enkingen, Teile von Nähermemmingen und Herkheim, Goldburghausen,
Schweindorf u. a.) an Bayern.
L.: Wolff 213; Zeumer 554 III b 7; Wallner 689 SchwäbRK 70; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
210ff.; Müller, K., Nördlingen. Stadtrechte des Mittelalters, 1933; Puchner,
K./Wulz, G., Die Urkunden der Stadt Nördlingen 1233-1449, Bd. 1ff. 1952ff.;
Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu, Reichsstädte, 1965; Rabe, H., Der Rat der
niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Berger, H., Nördlingen. Die Entwicklung
einer Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der sechziger Jahre des 20.
Jahrhunderts, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1969; Kudorfer, D., Nördlingen,
1974, (in) Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Rublack, H., Eine
bürgerliche Reformation: Nördlingen, 1982; Voges, D., Die Reichsstadt
Nördlingen, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989, 24ff.; Kießling,
R., Nördlingen, LexMA 6 1993, 1236; Voges, D., Nördlingen seit der Reformation,
1998.
Nossen (Residenz des Bischofs von Meißen)
Novara (Stadtkommune). Das aus einer
ligurisch-keltischen Siedlung hervorgegangene antike N. in der westlichen
Poebene wurde unter Cäsar römisches Munizipium und im vierten nachchristlichen
Jahrhundert Bischofssitz. Im 11. Jahrhundert
gewann es Selbständigkeit, wurde aber 1110 von Kaiser Heinrich V. zerstört. Im
14. Jahrhundert (1322) fiel es an die Visconti. Mit dem Herzogtum Mailand kam
es von 1500 bis 1524 an Frankreich, 1535 an Spanien, 1714 an Österreich, 1735
an Sardinien und damit 1861 an Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Novara e il suo territorio,
1952; Cognasso, F., Storia di Novara, 1971; Andenna, G., Novara, LexMA 6 1993,
1300; Behrmann, T., Domkapitel und Schriftlichkeit in Novara, 1994.
Oberrheinischer Reichskreis. Der 1500 geschaffene O.
reichte von Savoyen bis Hessen-Kassel, war aber durchsetzt mit Gebieten
Habsburgs (österreichischer Reichskreis) und der rheinischen Kurfürstentümer
(kurrheinischer Reichskreis). 1552 schieden die lothringischen Bistümer (Metz,
Toul, Verdun), in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die elsässischen
Gebiete (Reichsstädte) tatsächlich aus. Lothringen, Savoyen und das Hochstift
Basel zählten sich nur bedingt zum Kreis. Im Übrigen gehörten ihm unter dem
Direktorat des Bischofs von Worms und der
Pfalzgrafen die Bischöfe von Worms, Speyer (mit Weißenburg), Straßburg und
Basel, die Äbte von Fulda und Prüm, der Johanniterorden (Johannitermeister) in
Heitersheim, der Propst von Odenheim, die Reichsstädte Worms, Speyer,
Friedberg, Frankfurt und Wetzlar, die Fürstentümer Pfalz-Simmern,
Pfalz-Lautern, Pfalz-Veldenz und Pfalz-Zweibrücken, die Landgrafschaft
Hessen-Darmstadt, die Markgrafschaft Nomeny, die Fürstentümer Nassau (Weilburg,
Usingen, Idstein, Saarbrücken, Ottweiler) und Solms (Braunfels, Lich, Laubach,
Hohensolms, Rödelheim), die Grafschaften Sponheim, Salm-Salm, Salm-Kyrburg,
Waldeck, Hanau (Münzenberg, Lichtenberg), Königstein, Oberisenburg (Isenburg)
(Birstein, Büdingen mit Wächtersbach, Marienborn, Meerholz, Offenbach),
Leiningen (Hardenburg [Hartenburg], Westerburg), Sayn-Wittgenstein (Berleburg,
[Homburg,] Wittgenstein), Falkenstein, Kriechingen und Wartenberg sowie die
Herrschaften Reipoltskirchen, Bretzenheim und Olbrück (Ollbrück) an. Die
Kreistage fanden in Frankfurt statt, das Archiv war in Worms.
L.: Gumpelzhaimer 107; Wolff 230; Süß, A., Geschichte des oberrheinischen
Kreises und der Kreisassoziationen in der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs
1697-1714, ZGO 103 (1955), 104 (1956).
Oberschlesien (Herzogtum, Provinz). Bei der Teilung
Schlesiens 1173 erhielt Mesko Ratibor und Teschen. Er erwarb nach 1177 die zum
Großfürstentum Krakau gehörenden Gebiete Beuthen, Auschwitz, Zator, Sewerien
und Pless und eroberte 1202 Oppeln. Nach 1281 zerfiel O. in Oppeln (mit
Oberglogau, Falkenberg und Groß Strehlitz [Groß-Strelitz, Großstrehlitz], bis
1532), Beuthen (mit Cosel, Tost und Gleiwitz, bis 1355), Ratibor (mit Rybnik,
Sohrau [Sorau] und Pless, bis 1336) und Teschen mit Auschwitz (bis 1625). 1457
fielen Auschwitz an Polen, 1494 Zator, 1443 Sewerien an den Bischof von Krakau. Für die bei Schlesien verbliebenen
Gebiete sowie Troppau bürgerte sich seit der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts die Bezeichnung O. ein. Von 1919 bis 1938 war O. eine eigene
Provinz Preußens. Nachdem sich am 20. 3. 1921 bei einer Volksabstimmung 59,6%
für den Verbleib bei Deutschland entschieden hatten, wurde O. am 20. 10. 1921
geteilt. Der größte Teil des Industriegebiets fiel an Polen. S. Schlesien.
L.: Triest, F., Topographisches Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck
1984; Karzel, O., Die Reformation in Oberschlesien, 1979; Fuchs, K.,
Wirtschaftsgeschichte Oberschlesiens: 1871-1945, 1981; Oberschlesien im 19. und
20. Jahrhundert, hg. v. Bein, W., 1984; Oberschlesien 1815-1945, Landschaft,
Geschichte, Kultur, hg. v. Bein, W., o. J.; Oberschlesien im späten
Mittelalter, hg. v. Wünsch, T., 1993; Stadtgeschichte Oberschlesiens, hg. v.
Wünsch, T., 1995.
Obersulmetingen (freie Herrschaft). O. an der Riss
zwischen Biberach und Memmingen wird 853 erstmals erwähnt (Sunnimuotingen). 973
hatte ein Neffe Bischof Ulrichs von Augsburg die
dortige Burg inne, später wohl die Grafen des Rammachgaues, die sich zeitweise
nach Sulmetingen, seit Ende des 12. Jahrhunderts aber nach Neuffen nannten und
um 1240 die Grafschaft Marstetten erwarben. Neben ihnen erscheinen von 1225 bis
1528 niederadlige Herren von Sulmetingen. 1508/1555 erwarben die Schad von
Mittelbiberach als Lehen des Reiches bzw. Österreichs alle Anteile der zum
schwäbischen Reichskreis gehörigen Herrschaft. 1699 vererbten sie sie an das
Kloster Ochsenhausen. 1805 kaufte der Fürst von Thurn und Taxis den Ort. Über
Württemberg kam er 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 183; Wallner 687 SchwäbRK 33.
Offenburg (Reichsstadt). O. an der Kinzig wird
erstmals 1101 genannt. Der Ort war vermutlich eine Gründung der 1218
aussterbenden Herzöge von Zähringen (Grafen der Mortenau [Ortenau],
Gerichtsvögte von Gengenbach) bei der um 1100 errichteten und seit 1148
belegten Burg an der Kreuzung der Straßen von Straßburg zur Donau und von Basel
zum unteren Neckar. 1235 wurde O. von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt
erhoben. Im 14. Jahrhundert war O. an Baden und an den Bischof
von Straßburg verpfändet, später auch an die Pfalz und Fürstenberg. 1504
erhielt es nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von König Maximilian ein kleines
Herrschaftsgebiet aus Gütern der Pfalz. 1525 führte es die Reformation, 1530
die Gegenreformation durch. Bei der Reichskreiseinteilung kam es zum
schwäbischen Reichskreis. Um 1550 fiel es infolge Einzugs des Reichsguts in der
Ortenau an Österreich und wurde Sitz der kaiserlichen Landvogtei Ortenau sowie
des Ritterkantons Ortenau des Ritterkreises Schwaben. Seit 1575 hatte O.
zusammen mit Gengenbach und Zell am Harmersbach einen gemeinsamen Gesandten am
Reichstag. 1635 wurde die Reichsstandschaft erneuert. Mit O. wurden von 1701
bis 1771 die Markgrafen von Baden-Baden belehnt. 1771 fiel O. an Österreich als
Schutzherren zurück. 1803 kam es mit etwa 0,3 Quadratmeilen Gebiet und rund
2400 Einwohnern an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 226; Zeumer 555 III b 27; Wallner 690 SchwäbRK 94; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) B3;
Schroeder 310ff.; Walter, K., Abriss der Geschichte der Reichsstadt Offenburg,
1895; Kähni, O., Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, 1951; Die Stadt-
und Landgemeinden des Kreises Offenburg, hg. v. Hist. Verein f. Mittelbaden,
1964; Kähni, O., Offenburg und die Ortenau, 1976; Schimpf, R., Offenburg
1802-1847, 1997; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele, K. u. a., 2004; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 478; Offenburg 1919-1949, hg. v. Eisele,
K. u. a., 2004.
Olmütz (Bistum, Erzbistum, bischöfliche
Residenz, fürstliche Residenz), Olomouc. Nach älteren slawischen Siedlungsspuren
des 7. Jahrhunderts wurde in O. an der March(in Mittelmähren) in der zweiten
Hälfte des 10. Jahrhunderts ein Stützpunkt der Přemysliden (Przemysliden)
errichtet, der seit 1019/1020 planmäßig gefördert wurde. Vermutlich im Jahre
1063 wurde das seit 976 bezeugte Landesbistum Mähren nach O. verlegt. Das
Bistum unterstand wohl (seit 976) dem Erzbischof von Mainz und von 1344 bis
1421 dem Erzbischof von Prag. Kaiser Karl IV. verlieh dem Bischof Fürstenrang. 1777 wurde O. zum Erzbistum
erhoben, zu dem als Bistum Brünn gehörte. S. Tschechoslowakei, Tschechien.
L.: Wolff 467; d’Elvert, C., Zur Geschichte des Erzbistums Olmütz, 1895;
Zemlicka, J., Olmütz, LexMA 6 1993, 1401; Metropolen im Wandel, 1995, 233;
Spacil, V., Sbirka listin archivu mesta Olomouce 1261-1793, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580,
1, 2, 430, 432.
Ösel (Bistum), Ösel-Wieck. 1227 eroberten
deutsche Siedler von Livland aus die schon vor der Zeitenwende von
ugrofinnischen Esten besiedelte Insel Ö. vor der Rigaer Bucht. 1228 gründete Bischof Albert von Buxhöveden ein zunächst exemtes,
seit 1246/1255 Riga unterstelltes, auch estländische Gebiete (Wieck [Wiek])
umfassendes Bistum mit wechselndem Sitz (Alt-Pernau [Altpernau], Hapsal,
Arensburg). Der Bischof wurde 1521 Reichsfürst.
1559 verkaufte er die Insel an Dänemark. Sein Bruder wurde erster
protestantischer Bischof von Ö. Mit seiner
Erhebung zum König in Livland durch den einen Ostseezugang anstrebenden Zaren
Iwan IV. ging das Bistum in Livland bzw. Estland auf. 1654 kam Ö. an Schweden.
1710/1721 fiel Ö. an Russland (Gouvernement Livland). 1918 gelangte es an
Estland.
L.: Stackelberg, F. v., Die Verwaltung des Bistums Ösel-Wiek im 16.
Jahrhundert, SB Riga 1926; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H.
v. zur, Ösel, LexMA 6 1993, 1492; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 580.
Osnabrück (Hochstift, Residenz). In O. an der Hase
wurde im Zuge der Christianisierung Sachsens vor 787 (780?, 785?) eine dem
Bistum Lüttich unterstehende Kirche und vor 803 (?) ein der Erzdiözese Köln
zugehöriges, 803 erstmals genanntes Bistum (Bischof
Wiho) gegründet, das zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald von der Ems
bis zur Hunte und von Oldenburg bis zum Weserbergland reichte (Tecklenburg,
Ravensburg, Niederstift Münster) und das besonders durch den Streit mit Corvey
und Herford um den Zehnten (1068) und die hierfür erstellten
Urkundenfälschungen hervortrat. 1236 gelang dem Bischof
der Rückkauf der Vogtei über das Kirchengut einschließlich der Stadt O. von den
Grafen von Tecklenburg, die seit etwa 1180 die Vogtei innegehabt hatten. Die
weltliche Herrschaft erlangten die Bischöfe vor allem im frühen 13. Jahrhundert
in der Umgebung Osnabrücks, im sog. Osnabrücker Nordland mit Fürstenau und
Bersenbrück sowie um Iburg und Wiedenbrück (Amt Reckenberg). Gegenüber dem
größten Umfang um 1250 traten Verluste des um 1400 in die Ämter Fürstenau,
Vörden, Hunteburg, Wittlage, Grönenberg (Grönenburg), Iburg und Reckenberg
gegliederten Hochstifts dadurch ein, dass das Niederstift Münster (1667) an
Münster fiel und Grafschaften unabhängig wurden. Die Stadt O. löste sich
teilweise aus der Herrschaft des Bischofs und
konnte bis in das 17. Jahrhundert ihre Stellung einer fast reichsunmittelbaren
Stadt bewahren. Im Wesentlichen verblieb dem Hochstift der südöstliche Teil der
Diözese (Osnabrück, Bersenbrück, Melle, Wittlage sowie die Exklave Reckenberg).
1543 führte der Bischof eine lutherische
Kirchenordnung ein, Residenz wurde Fürstenau. 1559 wurde die Diözese durch
Zuweisung der Grafschaft Lingen an das Bistum Deventer und 1667 durch
Abtrennung der zum Niederstift Münster gehörigen Gebiete verkleinert. Auf Grund
des westfälischen Friedens wurden die Pfarreien des Hochstifts 1650 auf die
lutherische (20 Pfarreien) und die katholische (30 Pfarreien und 6 Klöster)
Konfession verteilt. Im Hochstift, das zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis zählte, regierten seit 1648 abwechselnd ein katholischer
Fürstbischof und ein lutherischer Prinz aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg.
1802/1803 fiel das Hochstift mit 56 Quadratmeilen und 116000 Einwohnern an
Hannover, das Bistum wurde aufgelöst, 1824/1857 in größerem Umfang neu
errichtet und 1929 Köln unterstellt. 1807 kam O. an das Königreich Westphalen
und am 10. 12. 1810 zu Frankreich. 1813/1815 fiel es wieder an Hannover zurück
(1823 Landdrostei O. einschließlich der ehemals münsterischen Güter im Emsland,
der Grafschaft Bentheim und der Niedergrafschaft Lingen). Mit Hannover kam O.
1866 an Preußen, das 1885 einen Regierungsbezirk O. bildete. Dieser ging 1946
im Land Niedersachsen auf. 1824 wurde erneut ein Bistum O. eingerichtet, das
1929 Köln unterstellt wurde.
L.: Wolff 329; Zeumer 552 II a 23; Wallner 702 WestfälRK 7; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) C/E3, III 38 (1789) B/C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Die Territorien des Reichs 2, 130; Bauer 1, 429; Möser, H.,
Osnabrücksche Geschichte, fortges. v. Stüve, C., (unter dem Titel) Geschichte
des Hochstifts Osnabrück, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1970; Osnabrücker
Geschichtsquellen, hg. v. hist. Verein zu Osnabrück, Bd. 1-15 1891ff.;
Osnabrücker Urkundenbuch, hg. v. Philippi, F./Bär, M., Bd. 1ff. 1892ff.;
Düring, A., Ortschaftsverzeichnis des ehemaligen Hochstifts Osnabrück, Mitt.
Ver. Gesch. Osnabrück 21 (1897); Hoffmeyer, L., Chronik der Stadt Osnabrück,
Bd. 1ff. 1918ff.; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Bär,
M., Abriss einer Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirkes Osnabrück, 1934;
Rothert, H., Geschichte der Stadt Osnabrück im Mittelalter, Bd. 1f. 1937ff.;
Niedersachsen um 1780, Lief. 1, Prinz, J., Bentheim-Osnabrück u. a., 1938;
König, J., Das fürstbischöfliche Osnabrückische Amt Reckenberg in seiner
territorialen Entwicklung, 1939; Berning, W., Das Bistum Osnabrück vor
Einführung der Reformation, 1940; Schröder, A., Geschichte der Stadt Fürstenau,
1951; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2, Einzelne Städte, u. a. Osnabrück,
1953; Du Plat, J., Die Landesvermessung des Fürstentums Osnabrück 1784-1790,
hg. v. Wrede, W., 1955ff.; Das Osnabrücker Land in alten Karten, Plänen und
Bildern. Katalog Städt. Museum Osnabrück, 1959; Hillebrand, W., Die Besitz- und
Standesverhältnisse des Osnabrücker Adels 800-1300, 1962; Jäschke, K., Studien
zu Quellen und Geschichte des Osnabrücker Zehntstreits unter Heinrich IV., DA
9/10 (1963/1964), 112ff., 11/12 (1965/19666), 280ff.; Hoffmeyer, L./Bäte, L.,
Chronik der Stadt Osnabrück, 4. A. 1982; Handbuch des Bistums Osnabrück, 1968;
Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum im Hochstift Osnabrück im
16. und 17. Jahrhundert, 1971; Wrede, G., Fürstbistum Osnabrück, 2 Teile, (in)
Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 1975-1977; Heuvel, Chr. van
den, Beamtenschaft und Territorialstaat: Behördenentwicklung und Sozialstruktur
der Beamtenschaft im Hochstift Osnabrück 1550-1800, 1984; Schindling, A.,
Westfälischer Frieden und Altes Reich. Zur reichspolitischen Stellung
Osnabrücks in der frühen Neuzeit, Osnabrücker Mitteilungen 90 (1985); Haack,
G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Boeselager, J. Frhr. v., Die Osnabrücker
Domherren des 18. Jahrhunderts, 1990; Fahlbusch, F., Osnabrück, LexMA 6 1993,
1509; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Steinert, M., Die
alternative Sukzession im Hochstift Osnabrück, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 582, 1, 2, 436; Der
Dom als Anfang, hg. v. Queckenstedt, H., 2005; Heuvel, G. van den, Adlige
Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialgeschichtliche Souveränität,
2011 (Freiheit Gesmold).
Österreichischer Reichskreis. 1512/1521 wurden die
Erbländer Habsburgs zu einem Reichskreis zusammengefasst, um dem Haus
Österreich die Teilnahme an der Exekutionsordnung des Reiches zu ermöglichen.
Zu diesem Reichskreis zählten die vorderösterreichischen Enklaven im Gebiet des
schwäbischen und oberrheinischen Reichskreises, nicht dagegen die Länder
Böhmens. Hinzu kamen die Bischöfe vin Trient und brixen, der Deutsche Orden
wegen der österreichischen Balleien, der Fürst von Dietrichstein wegen der
Grafschaft Tarasp und der Bischof von Chur.
Kreisausschreibender Fürst und Kreisdirektor war der Erzherzog von Österreich.
Kreistage gab es nicht. Nach 1803 kamen die ehemaligen geistlichen Fürstentümer
Salzburg und Berchtesgaden aus dem bayerischen Reichskreis hinzu. Am 6. 8. 1806
endete mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. der Ö.
L.: Gumpelzhaimer 1; Wolff 22; Mally, A. K., Der österreichische Kreis in der
Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967.
Ottobeuren (Abtei, Reichsstift). Das
Benediktinerkloster O. südöstlich Memmingens wurde vielleicht 764 als
Familienstiftung begründet. Durch Kaiser Otto I. wurde das Stift 972 von allen
Reichslasten befreit. 1152 wurde es unter den Schutz des Papstes gestellt. 1299
wurde der Abt Reichsfürst, verlor diesen Rang aber im 15. Jahrhundert, nachdem
1356 das Hochstift Augsburg die Vogtei erworben hatte. 1626 verzichtete der Bischof von Augsburg auf Grund eines Spruches des
Reichskammergerichts von 1624 auf seine Ansprüche und veräußerte 1710 die noch
verbliebenen Schirmgerechtigkeiten an den Abt, der zwar dem Reichsfürstenrat
angehörte, aber weder beim schwäbischen Reichskreis noch im schwäbischen
Reichsprälatenkollegium Sitz und Stimme hatte. 1802/1803 kam O. mit einem
weitgehend geschlossenen Stiftsgebiet (3,3 Quadratmeilen, 12000 Einwohner) und
Anteilen an den Herrschaften Stein, Ronsberg und Erkheim an Bayern.
L.: Wolff 227; Wallner 687 SchwäbRK 38; Großer Historischer Weltatlas III 38 (1789)
D4; Schwarzmaier, H., Königtum, Adel und Klöster im Gebiet zwischen oberer
Iller und Lech, 1961; Ottobeuren 764-1964, 1964; Kolb, Ä./Tüchle, H.,
Ottobeuren, Festschrift, 1964; Blickle, P., Memmingen, 1967, (in) Historischer
Atlas von Bayern, Teil Schwaben; Ottobeuren, hg. v. Kolb, A., 1986; Die
Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991;
Sreenivasan, G., The Peasants of Ottobeuren 1487-1726, 2004; Faust, U., Zur
Reichsunmittelbarkeit Ottobeurens und Buxheims (in) Suevia Sacra, hg. v.
Liebhart, W. u. a. 2001.
Ottweiler (Herrschaft). In O. bei Neunkirchen an
der Blies begründete 871 der Bischof von Metz
ein Stift. Als dessen Obervögte wurden 1186 die Grafen von Saarbrücken genannt,
welche die Burg O. erbauten. Über Saarbrücken kam O. 1381 an Nassau-Weilburg
und wurde 1659 Sitz der Grafen von Nassau-Ottweiler, über die es zum
oberrheinischen Reichskreis zählte. Über Preußen gelangte O. 1919/1920 sowie
1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland. S. Nassau-Ottweiler.
L.: Wolff 266; Wallner 697 OberrheinRK 25; Schmidt, W./Schmidt, F., Geschichte
der Stadt und Grafschaft Ottweiler, 1909; Landkreis Ottweiler, hg. v. Landkreis
1963.
Overijssel (Herrschaft). Im Gebiet östlich des
Ijsselmeeres, das seit Ende des 8. Jahrhunderts fest dem karolingischen Reich
eingefügt war, hatte der Bischof von Utrecht im
10. Jahrhundert Güter (das sogenannte Oberstift). Im 12. Jahrhundert nahm der
Graf von Geldern die Landschaft Veluwe in Besitz, die Utrecht von diesem
Gebiet, das seit der Mitte des 15. Jahrhunderts O. genannt wurde, trennte.
1527/1528 kam O. an Habsburg, wurde aber 1591-1597 durch Moritz von Oranien für
die Generalstaaten der Niederlande erobert.
L.: Wolff 74; Großer Historischer Weltatlas III 2 E3; Nagge, W., Historie van
Overijssel, Bd. 1, 2 1908ff.; Overijssel, hg. v. Wiersma, H. u. a., 1965.
Paderborn (Hochstift, Fürststift, Residenz). An
den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich (neben
Keramikscherben wohl des 4. Jh.s in einer Schwemmsandschicht des westlichen
Kirchenvorplatzes der späteren Klosterkirche Abdinghof) eine sächsische
Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch König Karl den Großen seit 777 Ort
mehrerer Reichstage war. Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger
Missionsstützpunkt (beim Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo III.
799) zum Bischofssitz (Bischof
Hathumar 806-815) erhoben. Das Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz
zugeordnet. Dem bedeutenden Bischof Meinwerk
(1009-1036) gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der
Diemel bis zur Werre längs der Weser erstreckenden Diözese (spätere Gebiete von
Lippe, Waldeck, Ravensberg, Hessen und Braunschweig). Danach standen die Welfen
und die Erzbischöfe von Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert
wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/1358) sowie der
Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das (um Brakel und die
Grafschaft Dringen erweiterte) weltliche Herrschaftsgebiet um P. (Büren,
Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden. Der Übergang zum Luthertum durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/1532)
wurde 1601-1604 rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der
Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts
der Weser. 1614 gründete der die Gegenreformation erfolgreich als Kampf um die
Landesherrschaft verwendende Bischof (Dietrich
von Fürstenberg) eine bis 1844 bestehende Universität in P. 1802/1803 fiel das
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54
Quadratmeilen, 96000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Schloss
Neuhaus, Delbrück, Boke [Böke], Lichtenau, Wewelsburg [Wevelsburg], Wünnenberg
[sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt] und der oberwaldische
Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der
Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien
Borgentreich [Borgentrick], Borgholz [Borchholz], Nieheim [Neheim], der Vogtei
Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lügde [Lüdge], [gemeinsam mit
Lippe], die Ämter Oldenburg, Stoppelberg [Stapelberg], Schwalenberg, die
Gerichte Hagedorn [Hagendorf] und Ottenhausen [Odenhausen] und die Propstei
Sankt Jakobsberg, die dem Domkapitel gehörigen Städte Lippspringe und
Bredenborn und das adlige Gericht Holzhausen und Erwitzen) an Preußen. Von 1807
bis 1813 wurde es vorübergehend in das Königreich Westphalen einbezogen. 1946
kam es von Preußen (Provinz Westfalen) an Nordrhein-Westfalen. Das Bistum wurde
1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und
der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen
Hildesheim und Fulda erhoben. 1992/1994 wurden Erfurt, Fulda und Magdeburg
Diözesen.
L.: Wolff 325; Zeumer 552 II a 15; Wallner 702 WestfälRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) E3, III 22 (1648) D3, III 38 (1789) B3; Richtering,
H./Kittel, F., Westfalen-Lippe, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1;
Die Territorien des Reichs 3, 148; Bauer 1, 451; Bessen, G., Geschichte des
Bistums Paderborn, Bd. 1f. 1820; Holscher, L., Die ältere Diözese Paderborn
nach ihren Grenzen, 1886; Rechter, W., Geschichte der Stadt Paderborn, 1889ff.;
Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar, 1900; Schultz,
F., Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts, 1903; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des
Fürstbistums Paderborn im Mittelalter, 1911; Deppe, H., Die Paderbornschen
Besitzungen in Südhannover, Westfäl. Zs. 90/2 (1934), 171ff.; Die Erzdiözese
Paderborn, 1930; Jacobs, F., Die Paderborner Landstände im 17. und 18.
Jahrhundert, 1937; Klasen, T., Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn
und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1940; Schoppe, K., Das
karolingische Paderborn, 1967; Schoppmeyer, H., Der Bischof
von Paderborn und seine Städte, 1968; Leesch, W. u. a., Heimatchronik des
Kreises Paderborn, 1970; Winkelmann, W., Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts in
Paderborn, Frühmittelalterliche Studien 4 (1970), 398ff.; Paderborn, hg. v.
Spörhase, R. u. a., 1972; Heggen, Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn
im 18. Jahrhundert, 1978; Westfälisches Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5, 1,) 9:
Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lief. 3
1982; Schoppmeyer, H., Die Entstehung der Landstände im Hochstift Paderborn,
Westf. Zs. 136, (1986); Meier, G., Die Bischöfe von Paderborn und ihr Bistum im
Hochmittelalter, 1987; Brandt, H. u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989;
Schoppmeyer, H., Paderborn, LexMA 6 1993, 1613; Paderborn, hg. v. Jarnut, J.,
1999; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999; Splendor palatii,
hg. v. Fenske, L. u. a., 2002; Brandt, H. u. a., Das Bistum Paderborn im
Mittelalter, 2002; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die
Landesherrschaft, 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 587, 1, 2, 439; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 427, 2, 484.
Padua (Stadtkommune). P. am Bacchiglione in
der nördlichen Poebene, dem das 601 von den Langobarden zerstörte römische, 301
v. Chr. erstmals erwähnte Patavium (um 200 n. Chr. 50000 Einwohner) voranging,
wurde in der Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs
und im 10. Jahrhundert Mittelpunkt einer von Otto I. eingerichteten Grafschaft.
1164 erlangte es Selbständigkeit. An die Stelle der 1137 erstmals genannten
Konsuln traten im 13. Jahrhundert als Leitungsorgan(e) Podestà. 1222 erhielt es
eine Universität. Im 13. und 14. Jahrhundert (1318-1405 unter der Herrschaft
der Carrara, 30000 Einwohner, 63000 Bewohner außerhalb der Mauern) erlangte es
die Herrschaft über Vicenza, Bassano und Feltre. 1405/1406 geriet es selbst
unter die Herrschaft Venedigs. 1797 fiel es mit Venetien an Österreich, 1815 an
das Lombardo-Venetianische Königreich (Lombardo-Venezianisches Königreich)
Österreichs, das 1866 an das neue Königreich Italien (1861) abgetreten werden
musste.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Cappelletti, G., Storia di
Padova, Bd. 1f. 1874ff.; Zorzi, E., Il territorio padovano nel periodo di
traspasso da comitato a comune, 1930; Gasparotto, C., Padua, 1973; Castagnetti,
A., I conti di Vincenza e di Padova dall’età ottoniana al Comune, 1981; Collodo,
S., Una società in trasformazione, Padova tra XI e XV secolo, 1990; Gaffuri,
L., Padua, LexMA 6 1993, 1617; Tilatti, A., Istituzioni e culto dei santi a
Padova, 1997; Kohl, G., Padua unter den Carrara, 1998; Rippe, G., Padoue et son
contado, 2003.
Passau (Hochstift, Residenz). Nach einer
keltischen Siedlung Boiodorum am Zusammenfluss von Donau, Inn und Ilz
errichteten die Römer um 90 n. Chr. (seit 15 n. Chr. ?) ein um 130 n. Chr.
erstmals bezeugtes gleichnamiges Kastell. Um 150 n. Chr. gründeten sie ein
zweites Lager mit dem Name Batavis für die hier stationierte 9. Bataverkohorte.
453 erbaute der heilige Severin jenseits des Inns ein Kloster. Im 7.
Jahrhundert war in P. ein agilofingischer Herzogshof vorhanden, 737 ein Bischof (Vivilo), den Bonifatius 739 bestätigte. Das
Bistum reichte von der Isar bis zur Enns sowie im Norden bis zum Arber und
wurde 804 bis zur Raab, 874 bis zur March (907-955 wieder eingeschränkt) und
1043 bis zur Leitha erweitert, doch gingen Ungarn und Böhmen durch die
Errichtung von Gran, Kálocsa, Prag und Olmütz wieder verloren. Seit 798
unterstand es Salzburg. 886 gewann es Immunität. Kaiser Otto III. verlieh 999
dem Bischof Markt, Zoll und Bannrechte in P.
1161/1193 erwarb der Bischof die durch Gaben
König Heinrichs II. (1010 Nordwald zwischen Ilz, Rodl [Rottel] und Donau) reich
gewordene königliche Abtei Niedernburg am Ostende der Passauer Landzunge. Durch
die Belehnung mit dem Ilzgau wurde P. 1217 Fürstbistum. Güter in Sankt Pölten
und Mattsee konnten nicht gehalten werden. 1298, 1367 und 1394 erhoben sich die
Bürger vergeblich gegen die bischöfliche Stadtherrschaft. Durch die Abtrennung
der Bistümer Wien (1468/1469), das 28 der insgesamt 835 Pfarreien Passaus erhielt,
Linz (1783) und Sankt Pölten (1784/1785) wurde das zunehmend von Österreich
bestimmte Bistum P., das 1728 als Gegenleistung für die Errichtung des
Erzbistums Wien die Exemtion von Salzburg erreichte, erheblich verkleinert. Das
Hochstift konnte allerdings die Herrschaft Neuburg am Inn erwerben und die in
der Mitte des 14. Jahrhunderts erlangte, 1487/1506 an Kaiser Friedrich III.
veräußerte Herrschaft Rannariedl zurückgewinnen. Außerdem gehörten ihm die
Stadt P., das Landgericht Oberhaus, die Herrschaften Vichtenstein (1227),
Hafnerzell oder Obernzell, Leoprechting, Wegscheid, Riedenburg (1436),
Obernberg (1407), das Richteramt Waldkirchen, die Schlösser Starhemberg
[Stahrenberg] und Pürnstein [Pihrenstein] und eine Anzahl Dörfer. 1803 kam das
dem bayerischen Reichskreis zugehörige Hochstift mit 18 Quadratmeilen und 55600
Einwohnern in seinen westlich von Ilz und Inn gelegenen Teilen zu Bayern, im
Übrigen zunächst an Ferdinand von Salzburg-Toskana, 1805 ebenfalls an Bayern.
Das Bistum P. wurde 1817/1821 unter veränderter Grenzziehung dem Erzbistum
München-Freising unterstellt.
L.: Wolff 144; Zeumer 552 II a 18; Wallner 712 BayRK 6; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) E3; Die Territorien
des Reichs 6, 58; Buchinger, J., Geschichte des Fürstentums Passau, Bd. 1,2
1816ff.; Heuwieser, M., Die Traditionen des Hochstifts Passau, 1930, Neudruck
1988; Maidhof, A., Passauer Urbare, Bd. 1 1933; Oswald, J., Das alte Passauer
Domkapitel, 1933; Heuwieser, M., Geschichte des Bistums Passau, Bd. 1 1939;
Oswald, J., Der organisatorische Aufbau des Bistums Passau im Mittelalter und
in der Reformationszeit, ZRG KA 61 (1941); Schneider, R., Passau. Werden,
Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944; Bauerreiss, R.,
Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1949ff.; Schwaiger, G., Die altbayerischen
Bistümer Freising, Passau und Regensburg, 1959; Ott, G., Das Bürgertum der
geistlichen Residenz Passau in der Zeit des Barock und der Aufklärung, 1961;
100 Jahre Landkreis Passau. Heimatbuch, 1963; Die Passauer Bistumsmatrikeln,
hg. v. Zinnhobler, R., 1972ff.; Veit, L., Hochstift Passau, 1977, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Hartmann, P., Das Hochstift
Passau und das Erzstift Salzburg, Ostbairische Grenzmarken 30 (1988); Zurstraßen,
A., Die Passauer Bischöfe des 12. Jahrhunderts, 1989; Leidl, A., Kleine
Passauer Bistumsgeschichte, 1989; 1250 Jahre Bistum Passau 739-1989, Symposion
des Institutes für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau
anlässlich des 1250jährigen Bistumsjubiläums 1989, 1989; Die Regesten der
Bischöfe von Passau, Bd. 1 739-1206, bearb. v. Boshof, E., 1992, Bd. 2
1207-1253, 2000, Bd. 3 1254-1282, 2007; Zurstraßen, A., Passau, LexMA 6 1993,
1756; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 591, 1, 2, 441; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des
Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006.
Passau (Stadt). Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert
(1298, 1367, 1394) versuchte die Stadt P. vergeblich, die Herrschaft des Bischofs abzuschütteln und Reichsfreiheit zu erlangen.
S. Passau (Hochstift).
L.: Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, 1862, Neudruck 1983; Schneider,
R., Passau. Werden, Antlitz und Wirksamkeit der Dreiflüssestadt, 1944;
Schäffer, G., Passau, 1986; Hartmann, P., Die Beziehungen der Stadt Passau zum
Fürstbischof von 1298-1535, Ostbairische Grenzmarken 28 (1986); Passau in der
Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt
Passau, hg. v. Boshof, E. u. a., 1999.
Pavia (Stadtkommune). Die römische Gründung
Ticinum (49 v. Chr.) am unteren Tessin wurde vermutlich im 4. Jahrhundert Sitz
eines Bischofs und im ausgehenden 5. Jahrhundert
(nach 493) eine der Residenzen Theoderichs des Großen. 572 fiel sie an die
Langobarden, die P. zur Hauptstadt erhoben, 774 aber an die Franken verloren,
unter denen P. bis 1024 Krönungsstadt für die Krönung zum König der Langobarden
blieb. Bereits am Ende des 11. Jahrhunderts war es freie Kommune (1112
Konsuln). 1359 fiel es an Mailand. 1361 errichtete Kaiser Karl IV. auf der
Grundlage der älteren Rechtsschule die Universität. 1713/1714 gelangte P. mit
der Lombardei an Österreich. 1859 kam P. mit der Lombardei (Mailand) an
Sardinien und damit 1861 an das neue Königreich Italien.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Hoff, E., Pavia und seine
Bischöfe im Mittelalter, 1943; Vaccari, P., Pavia nell’alto medioevo e nell’età
comunale, 1956; Schmid, E., Pavia und Umgebung, 1958; Storia di Pavia, Bd. 2
L’alto Medioevo, 1987, Bd. 3 Dal libero comune alla fine del principato
indipendente, 1992; Soldi Rondini, G., Pavia, LexMA 6 1993, 1831; Majocchi, P.,
Pavia città regia, 2008.
Petershagen (Residenz des Bischofs von Minden)
Petershausen (reichsunmittelbare Abtei, Reichsstift).
Das Benediktinerkloster P. auf dem rechten Rheinufer gegenüber Konstanz wurde
(kurz vor) 983 von Bischof Gebhard II. von
Konstanz gegründet. Es war seit dem 13. Jahrhundert (1214) reichsunmittelbar,
gehörte seit dem 16. Jahrhundert zum schwäbischen Prälatenkollegium des
Reichstags und zur Prälatenbank im schwäbischen Reichskreis und besaß die
Herrschaften Hilzingen und Herdwangen, die Landeshoheit über Ebratsweiler und
den Schopflocherhof (Hof Schopfloch) bei Engen. Außerdem waren der Abtei seit
1583 die Abtei Sankt Georgen zu Stein am Rhein mit der Propstei Klingenzell im
Thurgau einverleibt. 1802/1803 kam P. mit einem Gebiet von etwa 2,5
Quadratmeilen an Baden und wurde aufgehoben. Über Baden gelangten die Güter 1951/1952
zu Baden-Württemberg.
L.: Wolff 189; Zeumer 552 II a 36, 13; Wallner 688 SchwäbRK 50; Hölzle, E., Der
deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Miscoll-Reckert, I.,
Kloster Petershausen als bischöflich-konstanzisches Eigenkloster, 1973; Walther,
H., Gründungsgeschichte und Tradition im Kloster Petershausen vor Konstanz,
Schr. d. Ver.f. Gesch. des Bodensees 96 (1978), 31ff.; St. Gebhard und sein
Kloster Petershausen, 1979; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und
Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock,
1982; 1000 Jahre Petershausen, 1983; Maurer, H., Petershausen, LexMA 6 1993,
1941.
Pfalz (Pfalzgrafschaft bei Rhein,
Kurfürstentum, Regierungsbezirk, Landesteil). Die P. (Kurpfalz, Rheinpfalz,
untere Pfalz) entstand durch die Verlagerung der wohl spätestens im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen vom
Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und Vogteirechten über
Trier und Jülich) über die Mosel zum Mittelrhein und Oberrhein. 1093 wird
Heinrich von Laach, der dritte Gatte der Witwe (Adelheid von Orlamünde) des
letzten lothringischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden (Hermann), nach
kaiserlicher Übertragung des Pfalzgrafenamtes (1085) als comes palatinus Rheni
(Pfalzgrafschaft bei Rhein) erstmals genannt. Mit dieser an wechselnde Familien
gelangten Pfalzgrafschaft belehnte 1155/1156 Kaiser Friedrich I. Barbarossa
seinen Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten. Zur
Pfalzgrafschaft kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer, Worms
und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die P. über Konrads Tochter
Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214 übertrug sie König Friedrich II. nach
dem kinderlosen Tod des Welfen Heinrich des Jüngeren (1213) an Ludwig I. von
Bayern, dessen Sohn (Otto II.) über die welfische Erbtochter Agnes auch die
Eigengüter der Pfalzgrafen erwarb. (Pforzheim gelangte über eine weitere
Erbtochter an Baden.) Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13.
Jahrhundert) und Alzey (1214 vom König erhalten). Vom Bischof
von Speyer nahm der Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof
von Worms Heidelberg (1225) zu Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über
die Klöster Schönau und Otterberg. Andere Güter wurden nach der Aufhebung
Lorschs (1232) 1247/1344 gewonnen. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern
(westliche Teile mit München) und die P. an Herzog Ludwig von Bayern, während
Niederbayern mit Landshut an Heinrich XIII. fiel. 1266/1268 wurden die
staufischen Güter um Sulzbach, 1277/1289 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll
erworben. Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits
1257 als Kurfürst mit. 1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia
die Trennung der (unteren) P. und der oberen P. im bayerischen Nordgau
(Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren pfälzischen
Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die jüngere bayerische Hauptlinie
kam, wobei die Kurwürde zwischen P. und Bayern wechseln sollte, was die Goldene
Bulle 1356 zugunsten der P. aufhob. Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die
Pfalz, die 1329 die Pfandschaft der Stadt Mosbach (1330 Mosbach, Eberbach,
Sinsheim, Neckargemünd, Germersheim, Annweiler, Trifels) erlangt hatte, unter
anderem 1349 Bretten, 1354 Simmern, 1375 Ingelheim, Kaiserslautern, Odernheim,
Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern,
gab aber 1355 Teile der Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen (Neuböhmen). 1386
wurde die Universität Heidelberg gegründet. Ruprecht II. strebte in der sog.
Rupertinischen Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen gegebenen
Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaften Kirchberg am Hunsrück
sowie (die Vordere Grafschaft) Sponheim (zu einem Fünftel) und die Reichsvogtei
im Elsass (1408) erlangte, wurde die P. in die vier Linien Kurpfalz
(Heidelberg, Amberg, Nabburg), Pfalz-Neumarkt (restliche Oberpfalz),
Pfalz-Simmern (bzw. Pfalz-Zweibrücken-Simmern) (bis 1685) mit der Nebenlinie
Pfalz-Zweibrücken (bis 1731) und Pfalz-Mosbach geteilt. Von diesen Linien starb
die Linie Pfalz-Neumarkt (Oberpfalz) 1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern
beerbt. 1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach und wurde von der Kurpfalz beerbt.
Unter Friedrich I. (1449-1476) wurde die Vormacht der P. am Oberrhein (Erwerb
der Reichsgrafschaft Lützelstein [1492] und Rappolstein, der Reichslandvogtei
Hagenau, von Bischweiler, Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße
[1462], der Grafschaft Löwenstein [1461/1464]) begründet und die Kurpfalz
modern organisiert. 1503 gingen im bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im
Elsass an Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue Linie
Pfalz-Neuburg 1508 noch mit Gütern Bayern-Landshuts ausgestattet. 1556 führte
Otto Heinrich (Ottheinrich) die Reformation in seinem sehr zersplitterten Herrschaftsgebiet
ein. 1559 starb mit Ottheinrich von Pfalz-Neuburg die alte Linie Kurpfalz aus
und wurde (1556) in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken (Wolfgang) und in den
Kurlanden von Pfalz-Simmern (Friedrich III.) als mittlerer Kurlinie beerbt. Der
neue Kurfürst führte dort sofort den Calvinismus ein. Infolge der Wahl zum
König des aufständischen Böhmen (1619) verlor Friedrich V. Land und Kurwürde
1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei weitere Güter an Habsburg und
Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs Sohn erhielt 1648 die P. und eine neue achte
Kurwürde, während die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben.
1685 erlosch die Linie Pfalz-Simmern. Ihr folgte die aus Pfalz-Zweibrücken
hervorgegangene katholische Linie Pfalz-Neuburg. Da auch König Ludwig XIV. von
Frankreich für die Frau seines Bruders, Liselotte von der P., Erbansprüche auf
Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es zum pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688/1697) und der Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich,
das Straßburg und Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. Pfalz-Neuburg
vermochte sich - mit Ausnahme Germersheims - zu behaupten. Vorübergehend wurden
die alten Kurrechte und die Oberpfalz zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die P.
dem Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken an. 1720 wurde die Residenz von
Heidelberg nach Mannheim verlegt und zwischen 1743 und 1748 eine Sommerresidenz
in dem 1200 erlangten Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie
Pfalz-Neuburg. Sie wurde von Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach beerbt,
der durch Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und zur
Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrie förderte. Wegen Udenheim gehörte
unter ihm die P. seit 1788 zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein.
1777 fiel ihm Bayern an. Als Folge hiervon wurde der Hof von Mannheim 1778 nach
München verlegt. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen Niederlande an
Österreich abzugeben, scheiterte 1778/1779 und 1784/1785 an dem Widerstand
Preußens. Am Ende seines Bestehens umfasste das niemals geschlossene, in bunter
Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von Germersheim bis Bacharach
und von Kaiserslautern bis Mosbach reichende Gebiet der zum kurrheinischen
Reichskreis zählenden P. 8200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund
300000 Einwohnern. 1801 musste Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen, seit 1792
besetzten Gebiete an Frankreich (Departement Donnersberg) anerkennen. Das
rechtsrheinische Gebiet wurde 1803 an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau-Usingen
(Nassau) und Leiningen verteilt. 1815 kamen die linksrheinischen Teile von
Frankreich zurück und fielen 1816 weitgehend und um Gebiete Sickingens,
Nassaus, von der Leyens, Leiningens usw. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im Übrigen an Hessen und Preußen. Der
bayerische Teil bildete zunächst die königlich bayerischen Lande am Rhein, seit
1836 den bayerischen, von Speyer aus verwalteten Regierungsbezirk P. (seit 1838
Rheinpfalz). Von Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz von Frankreich
besetzt. (1919 bzw.) 1920 gelangten Teile der Westpfalz (Homburg, Sankt
Ingbert, Blieskastel, insgesamt 418 Quadratkilometer mit 100000 Einwohnern) zum
Saargebiet. Bereits 1940 wurde die P. aus der Verwaltung Bayerns gelöst und kam
nicht mehr zurück. 1945 gehörte die P. zur französischen Besatzungszone und
wurde 1946 wie Rheinhessen und Koblenz-Trier Teil des Landes Rheinland-Pfalz,
wobei sie bis 1968 eigener Regierungsbezirk war (seit 1968 Rheinhessen-Pfalz).
L.: Wolff 88; Zeumer 552 I 5; Wallner 699 KurrheinRK 4; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Winkelmann-Holzapfel 158; Riedenauer 129; Neumaier 49f., 125, 127,
140; Haselier, G./Sante, G., Die Pfalz - Das Saarland, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 8; Tolner, C., Codex
diplomaticus palatinus, 1700; Widder, J., Versuch einer vollständigen
geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine,
1786ff.; Frey, M., Versuch einer geographisch-historisch-statistischen
Beschreibung des königlich baierischen Rheinkreises, Bd. 1ff. 1836ff.; Häusser,
L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 1845, 2. A. 1856, Neudruck 1970;
Koch, A. u. a., Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1f. 1894ff.; Haberle,
D., Pfälzische Bibliographie, Bd. 1ff. 1907ff.; Schreibmüller, H., Bayern und
Pfalz 1816-1916, 1916; Raumer, K. v., Die Zerstörung der Pfalz 1689, 1930;
Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. v. Winkler, W., 1935; Stamer, C.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Zimmermann, F., Die Weistümer
und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gerstner, R., Die Geschichte
der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur
Ausbildung des Kurterritoriums Pfalz, 1941; Christmann, E., Die Siedlungsnamen
der Pfalz, Bd. 1ff. 1952ff.; Schütze, C., Die territoriale Entwicklung der
rheinischen Pfalz im 14. Jh., Diss. phil. Heidelberg 1955; Vogt, W.,
Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten
Territorien im frühen und hohen Mittelalter, 1956; Böhm, G. F., Beiträge zur
Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, 1956; Weizsäcker, W., Pfälzische
Weistümer, 1957ff.; Trautz, F., Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte,
1959; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960;
Schmidt, H., Die Kurpfalz unter den Kurfürsten der Häuser Neuburg und Sulzbach
1665-1799, (in) Mannheimer Hefte 1962; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik
Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Pfalzatlas,
hg. v. Alter, W., 1963ff. (u. a. Schaab, M./Moraw, P., Territoriale Entwicklung
der Kurpfalz von 1156-1792); Cohn, H., The Government of the Rhine Palatinate
in the 15th century, 1965; Territorialverhältnisse der Gemeinden in
Rheinland-Pfalz von 1789 bis zur Bildung des Landes, Statistik von
Rheinland-Pfalz 172 (1967); Haas, R., Die Pfalz am Rhein, 1967, 2. A. 1968;
Weiden, A. v. d., Erste Landesaufnahme in unserem Landesgebiet und
Veröffentlichung des danach gefertigten topographischen Kartenwerks aus den
Jahren 1804-1820, Nachrichtenblatt der Vermessungs- und Katasterverwaltung
Rheinland-Pfalz 12 (1969); Press, V., Calvinismus und Territorialstaat.
Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619, 1970; Topographische
Aufnahme pfälzischer Gebiete durch Offiziere des kgl. bayerischen Generalstabes
1836-1837, hg. v. Landesvermessungsamt des Saarlandes, 1973-197474; Spieß, K.,
Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafschaft bei Rhein im
Spätmittelalter, 1978; Spieß, K., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei
Rhein vom Jahr 1401, 1981; Haas, R./Probst, H., Die Pfalz am Rhein, 4. A. 1984;
Moersch, K., Geschichte der Pfalz, 1987; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz,
Bd. 1f. (Mittelalter) 1988ff.; Hesse, W., Hier Wittelsbach, hier Pfalz. Die
Geschichte der pfälzischen Wittelsbacher von 1214 bis 1803, 1989; Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Komm.f. gesch. Landeskunde in
Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Maier, F., Die baierische Unterpfalz,
1990; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Schaab, M.,
Pfalzgrafschaft bei Rhein, LexMA 6 1993, 2013; Kurpfalz, hg. v. Schweickert,
A., 1997; Ausgewählte Urkunden zur Territorialgeschichte der Kurpfalz
1156-1505, hg. v. Schaab, M., 1998; Repertorium der Policeyordnungen der frühen
Neuzeit, hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Die Pfalz im 20.
Jahrhundert, hg. v. Schwarzmüller, T. u. a., 1999; … so geht hervor’ ein neue
Zeit, hg. v. Kohnle, A. u. a, 2003; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 440; Kohnle, A.,
Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 1, 497; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie,
2012; Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Handbuch der
hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v. Speitkamp, W.,
2014, 156.
Pfalz-Neuburg (Fürstentum, Herzogtum). Neuburg an der
Donau wird 680 erstmals genannt. Es war Herzogssitz der bayerischen
Agilolfinger, von 739/742 bis 801/807 auch Bischofssitz.
Bei der Absetzung der Agilolfinger (788) wurde es Königsgut. 1247 fiel es an
die Herzöge von Bayern, 1392 an die Linie Bayern-Ingolstadt, 1445 an
Bayern-Landshut. Als Folge des Landshuter Erbfolgekriegs wurde 1505/1509 aus
Gütern Bayern-Landshuts sowie Bayern-Münchens das Fürstentum P. mit Residenz in
Neuburg und Gütern um Neuburg, Höchstädt, Sulzbach, Weiden und Burglengenfeld
(Lengenfeld) gebildet. 1542/1552 wurde die Reformation eingeführt. 1556 kam es
im Zusammenhang mit dem Erlöschen der alten Linie Kurpfalz, bei dem die Pfalz
1559 an Pfalz-Simmern gelangte, an Pfalz-Zweibrücken. 1569 entstand durch
Teilung von Pfalz-Zweibrücken neben Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Birkenfeld die
jüngere Linie P., von der sich zwei unselbständige Teilfürstentümer um
Hilpoltstein und Sulzbach sowie um Floss, Vohenstrauß und Parkstein-Weiden
abspalteten, die aber schon 1604 bzw. 1597 zurückfielen. 1614 erhielt P. nach
Beendigung des jülich-klevischen Erbfolgestreits infolge der Heirat Philipp
Ludwigs († 1614) mit Anna von Jülich-Kleve Berg und Jülich sowie 1670
Ravenstein und errichtete die Residenz in Düsseldorf (bis 1716). P. kam an den
Sohn Wolfgang Wilhelm, der sein Land rekatholisierte, Teile davon als
Pfalz-Sulzbach an Pfalzgraf August und Hilpoltstein an Pfalzgraf Johann Friedrich
(1644 an P. zurück). 1685 wurde P. nach dem Aussterben der mittleren
pfälzischen Kurlinie (Pfalz-Simmern) neue Kurlinie der Pfalz. 1742 wurde P.,
das seit etwa 1700 als Herzogtum bezeichnet wurde, bei seinem Aussterben von
Pfalz-Sulzbach beerbt. 1803 erhielt P. innerhalb Bayerns eine eigene
Provinzialregierung und wurde seit 1805 Provinz Neuburg genannt. 1808 kam es
zum neugeschaffenen Altmühlkreis. Das insgesamt zum bayerischen Reichskreis
zählende Fürstentum P. war in vier Teile getrennt: der größte Teil lag nördlich
Regensburgs zwischen dem Herzogtum Bayern, dem Hochstift Regensburg und der
Oberpfalz, der zweite Teil erstreckte sich zu beiden Seiten der Donau bei der
Stadt Neuburg, der dritte Teil befand sich auf dem linken Donauufer zwischen
der Markgrafschaft Burgau, dem Fürstentum Oettingen und dem Ulmer Gebiet, und
der vierte Teil lag zwischen der Oberpfalz und dem Fürstentum Ansbach. Das
Fürstentum enthielt die Pflegämter Neuburg, Monheim, Lauingen, Gundelfingen,
Heideck, Hilpoltstein, Allersberg, Hemau, Beratzhausen, Laaber und Lupburg
(Luppurg), Regenstauf, Kallmünz die Landrichterämter Graisbach und
Burglengenfeld, die Landvogteiämter Höchstädt und Neuburg (letzteres mit den
Pflegämtern Rennertshofen [Rennerzhofen], Reichertshofen, Velburg und Schwandorf)
und das Pfleggericht Burgheim.
L.: Wolff 140f.; Zeumer 553 II b 5; Wallner 712 BayRK 4; Großer Historischer
Weltatlas III 22 (1648) E4; III 38 (1789) D3; Die Territorien des Reichs 1, 44;
Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, Bd. 1f. 2. A. 1856, Neudruck
1970; Schröder, A., Die Herrschaftsgebiete im heutigen Regierungsbezirk
Schwaben und Neuburg nach dem Stand von Mitte 1801, Z. hist. Ver. Schwaben und
Neuburg 32 (1906); Neuburg, die junge Pfalz und ihre Fürsten, hg. v. Heider,
J., 1955; Scherl, A., Die pfalzneuburgische Landesaufnahme unter Philipp
Ludwig. Zum 350. Todestag des Kartographen Christoph Vogel, Archivalische Zs.
56 (1960); Heider, F., Landvogteiamt und Landgericht Neuburg a. d. Donau. Seine
Hofmarken, gefreiten Sitze und Dorfgerichte, mit bes. Berücksichtigung von
Strass, Burgheim und Oggermühle, Neuburger Kollektaneenblatt 113 (1960); Press,
V., Fürstentum und Fürstenhaus Pfalz-Neuburg, (in) Gustl Lang, Leben für die
Heimat, hg. v. Ackermann, K. u. a., 1989; Handbuch der bayerischen Geschichte,
hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 Geschichte der Oberpfalz und des bayerischen
Reichskreises, 3.A. 1995; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit,
hg. v. Härter, K./Stolleis, M., Bd. 3 1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 859.
Pfirt (Grafschaft), frz. Ferrette. Die Burg P.
am Elsässer Jura war vom 11. Jahrhundert bis 1324 Sitz der Grafen von P., denen
das südliche Oberelsass unterstand. 1324 kam die Grafschaft (mit Thann) durch
Heirat an Habsburg. 1325 wurde Habsburg vom Bischof
von Basel mit der Grafschaft belehnt. 1648 fiel sie an Frankreich.
L.: Wolff 300; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 505.
Philippsburg (Residenz des Bischofs
von Speyer) s. Udenheim
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 452.
Piacenza (Stadtkommune). P. nahe dem mittleren Po
wurde 218 v. Chr. am nördlichen Endpunkt der römischen Via Aemilia als Colonia
Placentina, Placentia, gegründet. Seit dem 4. Jahrhundert war es Sitz eines Bischofs. Im 6. Jahrhundert fiel es an die
Langobarden, 724 an die Franken. 996/997 verlieh Kaiser Otto III. den Ort dem Bischof. Am Ende des 11. Jahrhunderts wurde P.
Stadtkommune (Konsuln 1126). Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte P. dem
lombardischen Städtebund an. 1313/1336 kam es an die Visconti von Mailand,
erlangte aber mehrfach zeitweise republikanische Selbständigkeit. 1512 fiel es
an den Kirchenstaat, unter dem es 1545 dem Herzogtum Parma und Piacenza
zugeteilt wurde. 1860 kam es an Sardinien, 1861 an Italien. S. Parma und
Piacenza.
L.: Cerri, L., Piacenza ne’suoi monumenti, 1908; Ottolenghi, E., Storia di
Piacenza dalle origini sono all’anno 1918, 1947; Panorami di Piacenza, hg. v.
Nasalli Rocca, E., 1955; Storia di Piacenza, Bd. 1f. 1984ff.; Il registrum
Magnum, hg. v. Falconi, E. u. a., Bd. 1ff. 1984ff.; Racine, P., Piacenza, LexMA
6 1993, 2123; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung,
2001; Storia della diocesi di Piacenza, hg. v. Ceriotti, L. u. a., 2004.
Pilten (Stift, Residenz des Bischofs von Kurland). Um 1330 wurde die Burg P. am
Unterlauf der Windau in Kurland angelegt. 1585 erwarb Preußen das Stift P.,
trat es 1609/1612 aber wieder an Kurland ab.
L.: Mühlen, H. v. zur, Pilten, LexMA 6 1993, 2160; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 452.
Pisa (Stadtkommune, Stadtstaat). Das aus
einer (ligurischen?) vielleicht schon griechischen, im Übrigen etruskischen
Siedlung hervorgegangene P. am Arno kam 180 v. Chr. an Rom. Seit dem 4.
Jahrhundert war es Sitz eines Bischofs (1092
Erzbischofs). Durch Sarazeneneinfälle veranlasst, begann es den Aufbau einer
bedeutenden Flotte, mit deren Hilfe im 11. Jahrhundert Sardinien und Korsika
erobert werden konnten. Im 12. Jahrhundert wurde P. (1155 etwa 50000 Einwohner,
1156-1160 Constitutum usus, 1165-1167 Constitutum legis) freie Kommune
(1080/1085 erstmals Konsuln). Nach der Niederlage von Meliora (1284) ging
(1299) Korsika an Genua und wenig später (1323/1326) Sardinien an die Könige
von Aragon (Aragonien) verloren. 1399 unterstellte sich P. den Visconti
(Mailand). 1406 fiel P. an Florenz, unter dessen Herrschaft es mit Ausnahme der
Jahre 1494 bis 1509 verblieb, bis es an das neue Königreich Italien (1861) kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Borchardt, R., Pisa, 1938;
Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa, Bd. 1f. 2. A. 1962; Sardo, R., Cronaca
di Pisa, 1963; Masetti, A. R., Pisa. Storia urbana, 1964; Guerra, G. del, Pisa
attraverso i secoli, 1967; Benvenuti, G., Storia della repubblica di Pisa,
1968; Bragadin, M., Le repubbliche marinare, 1974; Banti, G., Breve storia di
Pisa, 1989; Garzella, G., Pisa com’era, 1990; Redi, F., Pisa com’era, 1991;
Tolaini, E., Pisa, 1992; Luzzati, M., Pisa, LexMA 6 1993, 2177; Storti Storchi,
C., Intorno ai costituti pisani delle legge e dell’uso, 1998; Ceccarelli Lemut,
M. u. a., I vescovi di Pisa, Rivista di storia della chiesa in Italia 58
(2004), 3; Mitterauer, M./Morrissey, J., Pisa, 2007.
Pistoia (Stadtkommune). P. am Südfuß des
etruskischen Apennins hieß in römischer Zeit Pistoria. Im 5. Jahrhundert war es
Sitz eines zunächst exemten, 1420 Florenz unterstellten Bischofs, seit 1115 freie Kommune. 1329 geriet es unter den
Einfluss, 1401 unter die Herrschaft von Florenz.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D3; Chiti, A., Pistoia, 2. A.
1956; Paolini, P., Pistoia e il suo territorio nel corso dei secoli, 1962;
Savino, G., Breve storia di Pistoia, 1965; Herlihy, D., Pistoia nel Medioevo e
nel Rinascimento (1200-1430), 1972; Luzzati, M., Pistoia, LexMA 6 1993, 2187;
Liber hominum et personarum comitatus Pistorii (1293-1294), hg. v. Francesconi,
G., 2010.
Pless, Pleß (Herrschaft, Fürstentum). 1517
wurde die Herrschaft P. in Schlesien aus dem Herzogtum Teschen ausgegliedert
und von Bischof Johann Thurzo von Breslau
käuflich erworben. 1542/1548 kam sie an die Freiherren von Promnitz, 1742 unter
die Landeshoheit Preußens, 1765 mit einem Gebiet von 18 Quadratmeilen an eine
Nebenlinie der Fürsten von Anhalt-Köthen und 1846 durch Verkauf an die Grafen
von Hochberg zu Fürstenstein, die 1850 preußische Fürsten von P. wurden.
1918/1922 fiel der größte Teil der Herrschaft an Polen.
L.: Wolff 481; Zivier, E., Geschichte des Fürstentums Pleß, 1906; Musiol, L.,
Pszczyna, 1936; Musiol, L., Bilder aus der Geschichte, 1941; Vier
oberschlesische Urbare des 16. Jahrhunderts, hg. v. Kuhn, W., 1973; Skibicki,
K., Industrie im oberschlesischen Fürstentum Pless, 2002.
Plesse (Herrschaft). Die Burg P. (die Helle) an
der oberen Leine bei Göttingen, die 1015 durch Bischof
Meinwerk aus Hausgut der Immedinger an das Hochstift Paderborn kam, war seit
1150 Mittelpunkt der Herrschaft der Edelherren von P. Sie trugen P. zum Schutz
vor den Herzögen von Braunschweig-Göttingen 1446 den Landgrafen von Hessen zu
Lehen auf. Beim Aussterben der Herren 1571 fiel die zum oberrheinischen
Reichskreis zählende Herrschaft zum größten Teil an Hessen. 1816 kam sie an
Hannover und damit 1866 an Preußen, 1946 die Güter zu Niedersachsen.
L.: Wolff 254; Wallner 694 OberrheinRK 1; Großer Historischer Weltatlas III 22
(1648) E3; Scherwatzky, R., Die Herrschaft Plesse, 1914; Reuther, H., Land am
Harz, 1966; Gauß’sche Landesaufnahme der durch Hannover erworbenen Gebiete,
bearb. v. Engel, F., Herrschaft Plesse, 1977; 450 Jahre Reformation in der
Herrschaft Plesse, bearb. v. Buitkamp, W., 1986; Urkundenbuch zur Geschichte
der Herrschaft Plesse, bearb. v. Dolle, J., 1998.
Pomesanien (Hochstift). Das ursprünglich slawisch,
zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert pruzzisch besiedelte Gebiet zwischen Nogat,
Sorge, Drewenz, Weichsel und dem Drausensee wurde zwischen 1233 und 1236 vom
Deutschen Orden erobert. 1243 wurde infolge einer Verfügung Papst Innozenz’ IV.
P. als eines der vier Bistümer des Deutschen Ordens begründet. Das bischöfliche
Herrschaftsgebiet umfasste seit 1255 etwa ein Drittel der Diözese (zwei Drittel
fielen an den Deutschen Orden), zu der die alten pruzzischen Gaue P. und Pogesanien
sowie das Marienburger Werder zählten. Bei der Aufteilung des Landes 1250
wählte der Bischof das Gebiet um Marienwerder.
1255 wurde P. dem Erzbistum Riga unterstellt. 1410 huldigte der Bischof dem König von Polen. 1466 fiel Marienburg an
Polen, doch blieb das weltliche Herrschaftsgebiet im Ordensbereich. Der letzte
katholische Bischof huldigte Albrecht von
Brandenburg als Herzog, trat zum Luthertum über und verzichtete 1527 auf die
weltliche Herrschaft. Aus dem Hochstiftsgebiet wurden in Preußen die Ämter
Marienwerder und Riesenburg und das Erbhauptamt Schönberg (Schöneberg)
gebildet. Nach 1587 wurde als Ersatz für den Bischof
ein Konsistorium zu Saalfeld (Salfeld) eingesetzt, das 1751 zugunsten des
Konsistoriums zu Königsberg aufgehoben wurde. Die kirchliche Aufsicht und
später auch den Titel des Bischofs von P. nahm
bis 1821 der katholische Bischof von Culm wahr.
S. Polen.
L.: Cramer, H., Geschichte des vormaligen Bistums Pomesanien, 1884; Boockmann,
H., Pomesanien, LexMA 7 1994, 82; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen
Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 596.
Pommern (Herzogtum, Provinz). Das beiderseits
der Odermündung liegende P. (seit etwa 1000 Pomorje, Land am Meer, 1046) wurde
nach Abzug der Germanen im 6./7. Jahrhundert von Slawen (Liutizen im Westen,
Pomoranen im Osten) besiedelt. Während im Osten (Pommerellen) am Ende des 12.
Jahrhunderts (um 1180) das Geschlecht der Samboriden zur Herrschaft kam, gelang
im Westen dem westslawischen, vermutlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg
hervorgegangenen, seit 1214 einen Greifen im Wappen führenden und seit dem 15.
Jahrhundert sich auch danach benennenden Fürstenhaus der Greifen der Aufbau
eines bis Demmin, Wolgast und die Uckermark reichenden Herrschaftsgebiets mit
Stettin als Mittelpunkt. Sein erster sicher bekannter Herrscher (Wartislaw I.)
leitete nach einer Zeit polnischer Oberherrschaft (1121-1138) zusammen mit Bischof Otto von Bamberg die Christianisierung ein (1140
Gründung des Bistums Wollin Cammin (Kammin] [1176]). Daraufhin erfolgte der
Zuzug zahlreicher deutscher Siedler. Seit etwa 1175 führten die Herrscher in
Urkunden den Titel Herzog. 1181 erkannte Kaiser Friedrich I. Barbarossa Herzog
Bogislaw I. als Herzog der Slawen und als Reichsfürsten an, womit die seit etwa
1000 von Polen immer wieder erneuerte Oberherrschaft über P. beendet wurde. Um
1195 wurde P. geteilt, aber 1264 wieder vereinigt. Von 1185 bis 1227 hatte
Dänemark die Oberherrschaft (über Vorpommern). Beim Aussterben einer um Schlawe
und Stolp herrschenden Nebenlinie 1228 gelangte deren Gebiet an die Askanier.
1231 sprach Kaiser Friedrich II. Brandenburg die Lehnshoheit über das übrige P.
zu. 1236 kam das Land Stargard, 1250 die Uckermark an Brandenburg. 1295
erfolgte (bis 1478) eine Teilung in die Herzogtümer Pommern-Stettin (Stettin,
Odergebiet) und Pommern-Wolgast (Wolgast, Küstengebiet) entsprechend dem
Geltungsbereich des lübischen und magdeburgischen Stadtrechts. 1317 fielen die
Länder Schlawe und Stolp an P. (Pommern-Wolgast), 1325 das Fürstentum Rügen.
1338 wurde Pommern-Stettin aus der Lehnshoheit Brandenburgs entlassen und zum
Reichslehen gemacht. 1348 erkannte Kaiser Karl IV. die umstrittene
Reichsunmittelbarkeit Pommerns, dem er das Reichsjägeramt übertrug,
ausdrücklich an. Die Wolgaster Linie teilte 1368/1372 ihr Erbe
(Pommern-Wolgast, Pommern-Stolp). Um 1400 bestanden vorübergehend fünf
Teilherrschaften (u. a. Pommern-Barth, Pommern-Stolp, Pommern-Stargard [bis
1439]), doch blieb das Bewusstsein der Einheit vor allem unter den 1459/1463
einflussreich werdenden Ständen bestehen. 1456 wurde die Universität Greifswald
gegründet. 1466 kaufte Pommern-Stolp die Länder Lauenburg und Bütow vom
Deutschen Orden frei und behielt sie später als Pfand. Seit 1478 war, nachdem
bereits zuvor die Linie Pommern-Barth die Linien Pommern-Stettin (1464, gegen
Ansprüche Brandenburgs) und Pommern-Stargard (1459) beerbt hatte, P. in der
Nebenlinie Pommern-Rügen wieder vereinigt. Herzog Bogislaw X. (1474-1523) festigte
das Herzogtum durch eine geordnete Verwaltung, musste aber 1479 Brandenburg
huldigen und gegen Befreiung von dieser Pflicht 1493 Brandenburg Erbrecht auf
P. zugestehen. Gegen den Einspruch Brandenburgs erhielt Bogislaw X. 1521 den
kaiserlichen Lehnsbrief als Grundlage der Durchsetzung der
Reichsunmittelbarkeit gegenüber Brandenburg (1529). 1523/1532 und 1569 wurde
das dem obersächsischen Reichskreis zugehörige P. wieder geteilt
(Pommern-Stettin [bis 1600], Pommern-Wolgast [bis 1625], Pommern-Rügenwalde
[bis 1603] und Pommern-Barth). Gleichzeitig fand die Reformation Eingang. 1625
kam Pommern-Wolgast wieder an Pommern-Stettin. Wenig später wurde das Land von
Schweden besetzt. 1648 fielen der östlich der Oder gelegene Teil Pommerns
(Hinterpommern) und das bei der Verteilung der durch das Aussterben des
Herzogshauses in männlicher Linie 1637 frei gewordenen Länder seit 1556
säkularisierte Stift Cammin (Kammin) an Brandenburg, der westlich der Oder
gelegene, wertvollere Teil (Vorpommern mit Stettin und dem früher zeitweise
fast unabhängigen Stralsund, Usedom, Wollin und Rügen sowie der Stadt Cammin
[Kammin]) an Schweden, das für P. Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
1657/1658 erlangte Brandenburg (Preußen) Lauenburg und Bütow sowie die
Starostei Draheim von Polen, 1679 die östlich der Oder gelegenen Teile Pommerns
und 1720 Vorpommern bis zur Peene von Schweden. 1815 erwarb es schließlich
(gegen Sachsen-Lauenburg) das restliche, 1813/1814 von Schweden an Dänemark
gelangte pommersche Gebiet (die Distrikte Stralsund, Rügen, Franzburg-Barth,
Grimmen, Tribsees, Loitz, Wolgast und Greifswald) und gliederte P. unter
Einbeziehung des preußischen Anteils von P. (Vorpommern, die Kreise Randow,
Anklam, Demmin und Altentreptow bzw. Treptow, Usedom und Wollin umfassend und
Hinterpommern mit den Kreisen Greifenhagen, Pyritz, Saatzig [Satzig], Daber,
Labes, Greifenberg, Belgard, Neustettin, Fürstentum Schlawe, Stolp [Stolpe] und
Rummelsburg und dem flemmingschen und ostenschen Kreis) in die drei
Regierungsbezirke Stettin, Köslin und Stralsund (1932 aufgehoben). 1945 wurde
Hinterpommern mit Stettin und Swinemünde unter Verwaltung Polens gestellt und
die deutsche Bevölkerung zwangsausgesiedelt. 1990 gelangte das Gebiet als
politische Folge der deutschen Einheit an Polen. Vorpommern kam 1945 zu
Mecklenburg, das von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel
und in ihr von 1952 bis 1990 aufgelöst war (str.). Seit 1990 ist Vorpommern ein
Teil des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland.
L.: Wolff 401ff.; Zeumer 552ff. II b 21, 22; Wallner 708 ObersächsRK 3, 4;
Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G3, II 66 (1378) G1/2; Sandow,
E., Pommern, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des
Reichs 2, 182; Bauer 1, 473; Dähnert, J., Sammlung gemeiner und besonderer
pommerscher und rügischer Landesurkunden, Bd. 1ff. 1765ff.; Brüggemann, L.,
Beschreibung des preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, 1779; Berghaus,
H., Landbuch des Herzogtums Preußen, Bd. 1-13 1865ff.; Pommersches
Urkundenbuch, hg. v. Staatsarchiv Stettin und d. hist. Komm. für Pommern, Bd.
1-9 1868ff., Neudruck 1958ff.; Spahn, M., Verfassungs- und
Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478-1625, 1896; Curschmann, F.,
Die Landeseinteilung Pommerns im Mittelalter und die Verwaltungseinteilung der
Neuzeit, 1911; Wehrmann, M., Geschichte von Pommern, 2. A. 1919ff., Neudruck
1986; Drolshagen, C., Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als
ältester deutscher Kataster, 1923; Menke, K., Das Amt Wolgast, 1931; Schulze,
B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818,
1931; Historischer Atlas der Provinz Pommern, hg. v. d. Landeskundlichen
Forschungsstelle der Provinz Pommern (Curschmann, F.), 1935ff.; Curschmann, F.,
Die schwedischen Matrikelkarten von Vorpommern und ihre wissenschaftliche
Auswertung, 1935; Heuer, K., Das Amt Ueckermünde, 1935; Linke, G., Die
pommerschen Landesteilungen des 16. Jahrhunderts, 1935; Wehrmann, M.,
Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937; Hofmeister, A., Genealogische
Untersuchungen zur Geschichte des pommerschen Herzogshauses, 1938; Engel, F.,
Erläuterungen zur historischen Siedlungsformenkarte Mecklenburg und Pommern,
1953; Sandow, E., Die polnisch-pomerellische Grenze 1309-1454, 1954; Heyden,
H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1f. 2. A. 1957; Krallert, W., Atlas zur
Geschichte der deutschen Ostsiedlung, 1958; Historischer Atlas von Pommern, hg.
v. d. hist. Komm. für Pommern, 1959ff.; Atlas östliches Mitteleuropa, hg. v.
Kraus, T./Meynen, E./Mortensen, H./Schlenger, H., 1959; Engel, F., Pommern,
1959; Spruth, H., Landes- und familiengeschichtliche Bibliographie für Pommern,
Teil 1ff. 1962ff.; Eggert, O., Geschichte Pommerns, 4. A. 1965; Eggert, W.,
Geschichte Pommerns, 1974; Stüttgen, D., Pommern, (in) Grundriss der deutschen
Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976; Petersohn, J.,
Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert, 1979; Benl, R., Die Gestaltung der
Bodenrechtsverhältnisse in Pommern vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, 1986;
Becker, O., Zur Geschichte des Fürstlich hohenzollernschen Besitzes in Pommern,
1986; Slaski, K., Beiträge zur Geschichte Pommerns und Pommerellens, 1987;
Ostdeutsche Geschichts- und Kulturlandschaften, T. 3 Pommern, hg. v. Rothe, H.,
1988; Fenske, H., Die Verwaltung Pommerns 1915 bis 1945, 1993; Schmidt, R.,
Pommern, LexMA 7 1994, 84; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommern, hg. v.
Wernicke H. u. a., 1996; Pommern, hg. v. Schmidt, R., 1996; Branig, H.,
Geschichte Pommerns, Bd. 1f. 1997; Pommern, hg. v. Buchholz, W.,1999; Tausend
Jahre pommersche Geschichte, hg. v. Schmidt, R., 1999; Völker, E., Die Pommern
und Ostbrandenburger, 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 196;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 871; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007 (Aufsätze); Pommern im
19. Jahrhundert, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2007; Die Herzöge von Pommern.
Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012.
Posen (Großherzogtum, Provinz). Im 10.
Jahrhundert war P. an der Warthe, wo in der Mitte des 10. Jahrhunderts eine
erste Burg errichtet wurde, Hauptsitz der Herzöge von Polen, die sich nach 963
für ihr Gebiet links der Warthe dem Reich als tributpflichtig unterstellt
hatten, und wahrscheinlich seit 968 Bischofssitz
im Erzbistum Magdeburg, seit 1000 im Erzbistum Gnesen. 1253 entstand die
Neustadt nach deutschem Recht. 1779/1793 ging P. an Preußen über. 1807 wurde
aus den Erwerbungen Preußens in der zweiten (1793) und dritten (1795) Teilung
Polens (Westpreußen, Südpreußen, Netzedistrikt) das Herzogtum Warschau gebildet,
das 1813 von Russland besetzt und 1813/1815 zwischen Russland und Preußen
geteilt wurde. Preußen erhielt den Netzedistrikt und den Westteil von
Südpreußen bis zur Prosna, doch gehörte dieses Gebiet nicht dem Deutschen Bund
an. Das Culmer Land (Kulmerland) und Thorn wurden mit Westpreußen vereinigt.
Das Restgebiet wurde mit 29000 Quadratkilometern und etwa 847000 Einwohnern
(davon etwa ein Drittel Deutsche) als Großherzogtum P. (seit 1830 nur P.)
Provinz Preußens, die vom 5. 12. 1848 bis Mai 1851 dem Deutschen Bund
angehörte. 1867 wurde die Provinz dem Norddeutschen Bund angeschlossen, 1871
dem Deutschen Reich. 1919 kam P. bis auf geringe westliche Randgebiete (2200
Quadratkilometer, Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen) ohne Volksabstimmung an
Polen. Von 1939 bis 1945 war P. deutsch besetzt (Reichsgau Wartheland), fiel
1945/1990 aber wieder an Polen.
L.: Meyer, C., Geschichte des Landes Posen, 1881; Warschauer, A., Geschichte
der Provinz Posen in polnischer Zeit, 1914; Schütze, H., Landeskunde der
Provinz Posen, 2. A. 1914; Rauschning, H., Die Entdeutschung Westpreußens und
Posens, 1930; Sappok, G., Die Anfänge des Bistums Posen und die Reiche seiner
Bischöfe, Diss. phil. Breslau 1937; Stüttgen, D., Posen, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975-1976;
Streiter, K., Die nationalen Beziehungen des Großherzogtums Posen (1815-1848),
1986; Rauschning, H., Die Abwanderung der deutschen Bevölkerung aus Westpreußen
und Posen, 1930, hg. v. Kessler, W., 1988; Piskorski, J., Posen, LexMA 7 1994,
124; Serrier, T., Provinz Posen, 2005.
Prag (Hochstift, Erzstift, Residenz). Die
zahlreiche vorgeschichtliche und frühgeschichtliche Fundstellen aufweisende
Siedlung P. (dürre Stelle) an der Moldau bestand im 9. Jahrhundert aus vierzig
Höfen zwischen den Burgen Hradschin und Wyschehrad. Wohl vor 890 wurde in einer
zunächst hölzernen Burg ein Sitz der Přemysliden (Przemysliden)
eingerichtet. 973 (972/973) wurde dort für das von Regensburg aus
christianisierte Böhmen ein Bistum gegründet (Bischof
Dietmar). Die Bischöfe waren ursprünglich Fürsten des Reiches, wurden aber 1198
Lehnsleute des sie seit dem Investiturstreit ernennenden Herzogs von Böhmen.
König Karl IV. ließ 1344 P. unter Lösung von Mainz zum Erzbistum erheben
(Suffragane Olmütz und Leitomischl). 1346 wählte er die Stadt als Mittelpunkt
der böhmischen Länder zur Residenz und gründete 1348 dort die erste deutsche
Universität. Der Bischof bzw. Erzbischof zählte
zu den Reichsfürsten. Das Erstarken des Tschechentums führte dann zur Bewegung
des Jan Hus mit dem ersten Prager Fenstersturz vom 30. 6. 1419, der
Säkularisierung der weltlichen Güter des Erzstiftes und zum böhmischen Aufstand
der Protestanten mit dem zweiten Prager Fenstersturz (23. 5. 1618), der den
Dreißigjährigen Krieg einleitete. 1918 wurde die Stadt P. Hauptstadt der durch
Lösung Böhmens und Mährens von Österreich entstandenen Tschechoslowakei bzw.
1993 Tschechiens.
L.: Wolff 464; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Schreiber, R., Prag, 1952;
Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., 1966ff.;
Hilsch, P., Die Bischöfe von Prag in der frühen Stauferzeit, 1969; Rokyta, H.,
Die böhmischen Länder, 1970; Tausend Jahre Bistum Prag 973-1973, 1974; Die
Universität zu Prag, 1986; Hlavácek, I., Prag, LexMA 7 1994, 159; Metropolen im
Wandel, 1995, 185¸; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 461.
Prignitz (Landschaft). Die Landschaft zwischen
Elbe, Elde, Havel und Dosse wurde im 7. Jahrhundert von slawischen Liutizen
besiedelt. 928/929 wurde das Gebiet dem Deutschen Reich eingegliedert und von
dem 948 gegründeten Bistum Havelberg aus christianisiert, ging aber 983 wieder
verloren. 1147 wurde es erneut unterworfen. Die Herrschaft fiel an die
askanischen Grafen der Nordmark, den Bischof von
Havelberg und einzelne Adelsfamilien (Gans von Putlitz, Plotho bzw. Plothe,
Quitzow), kam aber bis etwa 1300 fast ganz an die Markgrafen von Brandenburg.
Nach dem Aussterben der Askanier kämpften Mecklenburg und Wittelsbach um das
1349 erstmals nach den slawischen Brizani P. (Prygnitz) genannte Gebiet, das
aber bei der Markgrafschaft Brandenburg verblieb. Der dadurch erstarkende Adel
wurde im 15. Jahrhundert (1411ff.) durch die Hohenzollern wieder
zurückgedrängt. Von 1952 bis 1990 wurde das Gebiet auf die Bezirke Schwerin und
Potsdam der Deutschen Demokratischen Republik aufgeteilt. S. Brandenburg.
L.: Wolff 386; Luck, W., Die Prignitz, ihre Besitzverhältnisse vom 12.-15.
Jahrhundert, 1917; Schultze, J., Die Prignitz, 1956; Historisches Ortslexikon
für Brandenburg, Bd. 1 Die Prignitz, bearb. v. Enders, L., 1962;
Prignitz-Kataster 1686-1687, hg. v. Vogel, W., 1986; Die Ortsnamen der
Prignitz, 1989; Escher, F., Prignitz, LexMA 7 1994, 209; Enders, L., Die
Prignitz, Jb.f. Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 60 (1995), 10;
Enders, L., Die Prignitz, 2000.
Pruntrut (Residenz des Bischofs
von Basel), Porrentruy
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 465.
Püttlingen (Herrschaft). P. bei Saarbrücken, das
1224 erstmals erwähnt wird, war im 14. Jahrhundert in den Händen der Herren von
Forbach, Johanns von Heinzenberg (Hentzenberg) und Johanns von Kriechingen
(Créhange). 1460 belehnte der Bischof von Metz
die Herren von Sierck (Sirck) mit ihm. 1648 übertrug er die Lehnsherrschaft an
die Herzöge von Lothringen, die seit 1681 die Herren von Kriechingen mit der
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Herrschaft belehnten. Diesen folgten
1726 erbweise die Grafen von Wied-Runkel, die Püttlingen 1778 an
Nassau-Saarbrücken verkauften, das bereits 1766 die Lehnsherrschaft von
Frankreich als dem Inhaber Lothringens erlangt hatte. 1815 kam P. an Preußen,
1919 und 1945/1946 zum Saargebiet und damit 1957 zum Saarland.
L.: Wolff 266; Wallner 696 OberrheinRK 13; Scherer, N., Der Ortsname
”Püttlinger” als persönlicher Eigenname, Zs.f. d. Geschichte d. Saargegend
1988; Müller, F., Die Geschichte der Herrschaft Püttlingen bei Saarbrücken,
1990.
Ratzeburg (Fürstbistum, Fürstentum, Land,
bischöfliche Residenz, weltliche Residenz des Herzogs von Sachsen-Lauenburg).
1062 erscheint an der Stelle einer alten wendischen Befestigung die wohl im 11.
Jahrhundert errichtete Burg R. auf einer Insel im Ratzeburger See anlässlich
der Übertragung vom Reich an den Herzog von Sachsen. Sie war Sitz eines durch
Erzbischof Adalbert von (Hamburg-)Bremen und den slawischen Fürsten Gottschalk
zur Missionierung der slawischen Abodriten 1062 auf einem Teilgebiet des
Bistums Oldenburg eingerichteten Bistums. Dieses ging im Slawenaufstand von
1066 unter. 1138/1154 wurde es unter reicher Ausstattung durch Heinrich von
Badwide bzw. Herzog Heinrich den Löwen, der das westliche Mecklenburg erobert
und (1143) eine Grafschaft (Polabien und) R. eingerichtet hatte, zwischen
Travemündung und Elbe neu errichtet (Bischof
Evermod). Seit 1170 wurde der Dom erbaut. Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen
1180 (bzw. 1236) wurde es reichsunmittelbar und wurden die Bischöfe Reichsfürsten.
Die Grafschaft kam nach dem Aussterben der Badwide (1199) 1201 unter der
Oberherrschaft Dänemarks an Albrecht von Orlamünde, 1227 an Sachsen (Askanier)
und wurde 1295/1296 zum Mittelpunkt Sachsen-Lauenburgs. Im 13./14. Jahrhundert
erwarben die Bischöfe ein kleines geschlossenes Herrschaftsgebiet um Schönberg
zwischen Ratzeburger See und Dassower See, wozu (anders als die Stadt R.) die
Dominsel in R. und verstreute Güter kamen. 1551/1554 wurde das Bistum
lutherisch. Der letzte Bischof überließ es dem
Herzog von Mecklenburg. Von 1554 an herrschten Administratoren über das
Hochstift. 1648 wurde es säkularisiert und kam als zum niedersächsischen
Reichskreis zählendes Fürstentum R. 1653 an Mecklenburg-Schwerin, 1701 mit an
Mecklenburg-Strelitz, jedoch ohne Anteil an der mecklenburgischen Verfassung.
1869 erhielt das 6,8 Quadratmeilen große, durch Mecklenburg-Schwerin vom
übrigen Mecklenburg-Strelitz abgetrennte Fürstentum mit 10000 Einwohnern einen
eigenen Landtag, der aber erst nach einer Verfassungsänderung 1906
zusammentrat. Am 1. 10. 1937 kam der Domhof R. (Mecklenburg) durch das sog.
Groß-Hamburg-Gesetz zur Stadt R. (Schleswig-Holstein). S. Sachsen-Lauenburg,
Hannover, Schleswig-Holstein.
L.: Wolff 453; Zeumer 553 II b 42; Wallner 707 NiedersächsRK 19; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Masch, G., Geschichte
des Bistums Ratzeburg, 1835; Hellwig, L., Chronik der Stadt Ratzeburg, 2. A.
1929; Jordan, K., Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen, 1939; Freytag, H.,
Die Bischöfe von Ratzeburg als Landesherren im Mittelalter, (in) Der Dom zu
Ratzeburg, hg. v. Schreiber, H., 1954; Ratzeburg - 900 Jahre 1062 bis 1962,
zusammengest. v. Landenheim, K./Prillwitz, K., 1962; Kaack, H., Ratzeburg,
1987; Hoffmann, E., Ratzeburg, LexMA 7 1994, 469; Ein Jahrtausend Mecklenburg
und Vorpommern, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 599, 1, 2, 471, 472.
Ravenna (Erzstift, Exarchat), mhd. Raben.
Vermutlich seit dem 2. Jahrhundert war R. an der Adria Sitz eines 344 erstmals
bezeugten Bischofs (430 Erzbischofs). Am Ende
Westroms erhoben Kaiser Honorius (402), Odoaker und die folgenden Gotenkönige
R. zur Hauptstadt. 552 wurde es Sitz des oströmischen Statthalters (Exarchen)
in Italien, 754 übertrug der fränkische König Pippin der Jüngere dem Papst den
751 von den Langobarden eroberten Exarchat. Otto der Große verbriefte zwar dem
Papst den Exarchat erneut, unterstellte ihn mindestens zum größten Teil aber
kaiserlicher Verwaltung. Erst König Otto IV. gab diese Rechte auf. König Rudolf
von Habsburg verzichtete insgesamt auf den Kirchenstaat. 1278 unterwarf sich R.
dem Papst. Von 1443 bis 1509 unterstand R. Venedig und von 1797 bis 1815
Frankreich. Mit dem Kirchenstaat kam R. 1860 zu Sardinien bzw. zu Italien
(1861).
L.: Goetz, W.,
Ravenna, 2. A. 1913; Ravenna in età veneziana, hg. v. Bolognesi, D., 1986;
Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a. Bd. 1ff. 1990ff.; Vasina, A.,
Ravenna, LexMA 7 1994, 481; Pierpaoli, M., Cronologia Ravennate, 1999; Le carte
del decimo secolo nell’archivio arcivescovile di Ravenna, Bd. 1 hg. v.
Benericetti, R., 1999; Le carte Ravennati del secolo undicesimo, Bd. 6 hg. v.
Benericetti, R., 2010.
Regensburg (freie Stadt, freie Reichsstadt). Nahe
einer älteren vermutlich Radasbona genannten keltischen Siedlung an der Mündung
von Regen (und Naab) in die Donau errichteten die Römer um 80 n. Chr. ein Kohortenkastell
und 179 n. Chr. das Legionskastell Castra Regina bzw. Reginum, das sie um 400
unzerstört wieder aufgaben. Um 535 nahmen es die Bayern in Besitz. Ihre
agilolfingischen Herzöge richteten dort eine Pfalz ein, die in Nachfolge von
Lorch Hauptsitz wurde. 739 erneuerte Bonifatius das Bistum. 788 fiel bei der
Absetzung des bayerischen Herzogs Tassilo III. die Pfalz an den König. Von 918
bis 937 kam R. nochmals an den Herzog, dann wieder an den König. Infolge seiner
günstigen Verkehrslage entwickelte sich R. zu einer bedeutenden Handelsstadt.
Der Bischof von R. und der Herzog von Bayern,
dessen Vorort es bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts war, bemühten sich vor
allem nach dem 1185/1196 erfolgten Aussterben der Burggrafen von R. aus dem
Geschlecht der Babonen (Paponen) um die Erringung der Stadtherrschaft, doch
blieb diesen Versuchen der Erfolg versagt. 1207, 1230 und 1245 erhielt R. von
König Philipp von Schwaben und Kaiser Friedrich II. wichtige Privilegien, so
dass es im Spätmittelalter zu einer der sieben freien Städte aufsteigen konnte,
die dem Reich weder Steuern noch sonstige Abgaben noch Huldigung zu leisten
hatten. 1256 trat die Stadt dem rheinischen Städtebund bei. Im 14. und 15.
Jahrhundert sank im Wettbewerb mit Augsburg, Nürnberg und Wien Regensburgs
wirtschaftliche Bedeutung. Von 1486 bis 1492 kam es sogar vorübergehend an
Bayern (Bayern-München). Maximilian I. machte aus der freien Stadt eine
kaiserliche Stadt. 1542 trat R. der Reformation bei, wurde durch Zuwanderung
später aber wieder überwiegend katholisch. Seit 1663 war es der Tagungsort des
immerwährenden Reichstags, seit 1748 Sitz des kaiserlichen Prinzipalkommissärs
Thurn und Taxis. R. führte die erste Stimme auf der schwäbischen Städtebank des
Reichsstädtekollegiums im Reichstag und gehörte dem bayerischen Reichskreis an.
1802/1803 wurde die Reichsstadt R. mit dem Hochstift sowie den Klöstern und
Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas
Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum R. vereinigt. 1810 kam sie mit 0,5
Quadratmeilen Gebiet (der Stadtmark und den Donauinseln Obererer Wöhrd bzw.
Oberer Wörth [Oberwörth] und Unterer Wöhrd bzw. Unterer Wörth [Niederwörth]) an
Bayern.
L.: Wolff 152; Zeumer 555 III b 1; Wallner 713 BayRK 17; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Schroeder
417ff.; Die Territorien des Reichs 6, 36; Gemeiner, K., Regensburger Chronik,
Bd. 1ff. 1800ff., Neudruck 1971; Walderdorff, H. Graf v., Regensburg in seiner
Vergangenheit und Gegenwart, 4. A. 1896; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 (bis
1350) 1913; Hofmann, A. v., Die Stadt Regensburg, Bd. 1f. 1922; Bastian, F.,
Regensburger Urkundenbuch, 1956; Bosl, K., Die Sozialstruktur der
mittelalterlichen Residenz- und Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; Ambronn, K.,
Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13.
Jahrhundert, 1968; Hable, H., Geschichte Regensburgs, 1970; Kreuzer, G., 2000
Jahre Regensburger Stadtentwicklung, 1972; Schmid, D., Regensburg I, 1976, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern; Albrecht, D., Regensburg im
Wandel - Studien zur Geschichte der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1984;
Regensburg. Geschichte in Bilddokumenten, hg. v. Kraus, A./Pfeiffer, W., 2. A.
1986; Bauer, K., Regensburg, 4. A. 1988; Schmid, A., Regensburg und Bayern,
1989; Kraus, A., Regensburg, ein Beispiel deutscher Stadtentwicklung, 1989;
Schmid, A., Regensburg. Die Reichsstadt und die Klöster, 1994, Historischer
Atlas von Bayern; Schmid, A., Regensburg, LexMA 7 1994, 563; Regensburg, hg. v.
Albrecht, D., 1994; Regensburg im Mittelalter, hg. v. Wanderwitz, H. u. a.,
1995; Schmid, P., Die Reichsstadt Regensburg, (in) Handbuch der bayerischen
Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3, 3 3. A. 1995, 302; Schmid, A.,
Regensburg, 1995; Mayer, S., Das Ringen Bayerns und des Kaiserhofs um die
Reichsstadt Regensburg, 1996; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt
Regensburg, 1997; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008.
Regensburg (Hochstift, Residenz). Vermutlich war
das 179 n. Chr. an der Mündung von Regen (und Naab) in die Donau errichtete
römische Castra Regina bzw. Reginum bereits Sitz eines Bischofs,
der zur Erzdiözese Aquileja gehörte. In den ersten Jahrzehnten des 8.
Jahrhunderts ließ sich dann in R. ein Landesbischof für Bayern nieder (Emmeram,
Rupert u. a.). Bonifatius erneuerte 739 das Bistum, das 798 der Erzdiözese
Salzburg zugeordnet wurde und seinen Sprengel von Niederbayern über das
Egerland bis Böhmen ausdehnte, allerdings durch die Gründung des Bistums Prag
972/973 Böhmen verlor. Das Hochstift R., dessen 810 bezeugte und um die Mitte
des 11. Jahrhunderts erblich gewordene Vogtei bis 1148 bei den Grafen von Bogen
lag, war eines der kleinsten Bayerns. In der Stadt gehörte zu ihm nur der
Dombezirk, im Land vor allem die reichsunmittelbare Herrschaften Donaustauf
(von 1481 bis 1715 an Bayern verpfändet), seit dem 10. Jahrhundert Wörth sowie
Hohenburg auf dem Nordgau (1248), wozu als mittelbare Güter noch die
Herrschaften Hohenburg/Inn, Pöchlarn (seit 832) und andere kamen. Durch die
Reformation erlitt es Verluste, die teilweise später wieder ausgeglichen
wurden. Das Hochstift hatte Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und beim
bayerischen Reichskreis. 1802/1803 wurde es (mit 330 Quadratkilometern und
11000 Einwohnern) mit der Reichsstadt Regensburg und den Klöstern und
Reichsstiften Sankt Emmeram, Obermünster und Niedermünster unter Fürstprimas
Karl Theodor von Dalberg zum Fürstentum Regensburg vereinigt und das Erzbistum
Mainz nach R. übertragen. 1810 kam es, nachdem 1809 der Code Napoléon
eingeführt worden war, an Bayern. Das Bistum wurde 1817/1821 in neuer
Umgrenzung Suffragan der Erzdiözese München-Freising.
L.: Wolff 142; Zeumer 552 II a 17; Wallner 712 BayRK 10; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) G4, III 22 (1648) F4, III 38 (1789) D3; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von Regensburg, Bd. 1ff.
1883ff.; 1200 Jahre Bistum Regensburg, hg. v. Buchberger, M., 1939; Widemann,
J., Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram,
1943; Staber, I., Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, 1966; Hausberger,
K., Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 1f. 1989; Ratisbona sacra. Das
Bistum Regensburg im Mittelalter, hg. v. Morsbach, P., 1989; Schmidt, A.,
Regensburg, 1995; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 602, 1, 2, 474.
Regensburg, Niedermünster (gefürstete Abtei,
Reichsstift, Residenz). An der Stelle einer vorkarolingischen Kirche wird
erstmals um 890 die Abtei Niedermünster in Regensburg genannt. Sie erhielt auf
Veranlassung der Herzogin Judith von Bayern vor allem durch Kaiser Otto I. reiche
Güter. Das Damenstift Niedermünster war seit 1002 reichsunmittelbar (Immunität,
Königsschutz, Vogtwahlrecht) und stand seit 1229 unter dem Schutz des Papstes.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurde die Äbtissin gefürstet. Nach 1654 gehörte
sie den rheinischen Reichsprälaten im Reichstag an und war im bayerischen
Reichskreis vertreten. 1802/1803 wurde das im Regensburger Burgfrieden gelegene
reichsunmittelbare Stiftsgebiet mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift
Regensburg, den Reichsstiften Sankt Emmeram und Obermünster zum Fürstentum R.
vereinigt. 1810 kam es an Bayern. 1821 wurde es Residenz des Bischofs.
L.: Wolff 148; Zeumer 553 II a 37, 15; Wallner 713 BayRK 20; Die Territorien
des Reichs 6, 36; Schönberger, A., Die Rechtsstellung des Reichsstifts
Niedermünster zu Papst und Reich, Bischof, Land
und Reichsstadt Regensburg, Diss. phil. Würzburg 1953; Schlaich, H., Das Ende
der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram, Ober- und Niedermünster, Verh. d.
hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97 (1956); Wanderwitz, H., Die
Reichsstifte Nieder- und Obermünster bis ins 11. Jahrhundert, FS Kraus, A.,
1992, 51; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 716, 1, 2, 421; Schröder-Stapper, T.,
Fürstäbtissinnen, 2015.
Regensburg, Sankt Emmeram (Reichsabtei, gefürstete
Abtei, Residenz). Das Kloster Sankt Emmeram in Regensburg ging aus einer
Georgskirche über einer frühchristlichen Gräberstätte hervor. Im 7. Jahrhundert
wurde hier der heilige Emmeram beigesetzt. Im 8. Jahrhundert entstand ein
Benediktinerkloster, dessen Abt von 739 bis 975 der Bischof
von Regensburg war. 972 wurde es Reichskloster. Über Chammünster trug es die
Mission nach Böhmen. Im 11. Jahrhundert war es Ausgangspunkt der gorzischen
Reform in Bayern. 1295 wurde es Reichsabtei, 1326 exemt. Nach 1654 nahm der Abt
an der Kuriatstimme der rheinischen Reichsprälaten im Reichstag teil. 1731
bestätigte der Kaiser die Fürstenwürde. Die Abtei zählte zum bayerischen
Reichskreis. Die Klostergebäude kamen 1803/1812 an die Fürsten von Thurn und
Taxis, die einzelne Teile schon seit 1748 bewohnt hatten. Das Stiftsgebiet
wurde mit der Reichsstadt Regensburg, dem Hochstift Regensburg und den
Reichsstiften Obermünster und Niedermünster 1802/1803 zum Fürstentum
Regensburg. vereinigt. 1810 kam es an Bayern.
L.: Wolff 146; Zeumer 552 II a 37, 9; Wallner 713 BayRK 19; Die Territorien des
Reichs 6, 36; Schlaich, H., Das Ende der Regensburger Reichsstifte Sankt Emmeram,
Ober- und Niedermünster, Verh. d. hist. Ver. f. Oberpfalz und Regensburg 97
(1956); Ziegler, W., Das Benediktinerkloster St. Emmeram zu Regensburg in der
Reformationszeit, 1970; Rädlinger-Prömper, C., Sankt Emmeram in Regensburg,
1987; Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters S. Emmeram,
hg. v. Widemann, J., Neudruck 1988; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 688, 1, 2, 545.
Reichelsberg, Reichelsburg (Burg, Herrschaft). 1230
war die Reichelsburg bei Aub südlich von Ochsenfurt als Lehen des Hochstifts
Bamberg in den Händen der Herren von Hohenlohe-Brauneck. Im 15. Jahrhundert kam
die Lehnsherrlichkeit an das Hochstift Würzburg. 1669 vereinigte Würzburg R.
mit Röttingen zu einem Oberamt. 1671 übertrug der Bischof
von Würzburg Johann Philipp von Schönborn seinem Bruder die Herrschaft. 1678
wurde die Familie in den Reichsgrafenstand erhoben und 1684 in das fränkische
Reichsgrafenkollegium aufgenommen. 1806 fiel die 0,7 Quadratmeilen große, zum
fränkischen Reichskreis zählende Herrschaft an Bayern.
L.: Wolff 126; Zeumer 554 II b 62, 9; Wallner 694 FränkRK 28.
Reichenau (königliches Kloster, Residenz). Um 724
stiftete der Wanderbischof Pirmin auf der ihm von Karl Martell überlassenen
Sintloozesau genannten Insel im unteren Bodensee eine Benediktinerabtei, die
bald wegen ihres Reichtums R. (Augia dives) hieß. Mit Hilfe König Karls des
Großen gelang es dem Kloster 782 sich aus der Abhängigkeit des Bischofs von Konstanz zu lösen. 981 hatte das Kloster,
das unter den Äbten Hatto (806-822), Walahfrid Strabo (839-848) und Berno
(1008-1049) eines der kulturellen Zentren des Reiches (mit insgesamt 4000
Handschriften) wurde, für den Römerzug mit 60 gepanzerten Reitern höhere
Leistungen zu erbringen als der Bischof von
Konstanz. 1123 sind die Welfen als Vögte nachweisbar, seit 1180 die Staufer,
die beträchtliche Teile der im 13. Jahrhundert zerfallenden Güter erlangten.
Die Gewinnung eines weltlichen Herrschaftsgebiets gelang der gefürsteten Abtei
nicht. 1535/1540 verzichtete der letzte Abt zugunsten des Hochstifts Konstanz
auf seine Würde, die Abtei wurde dem Hochstift Konstanz eingegliedert, 1757
aufgehoben, 1803 mit Konstanz säkularisiert und Baden einverleibt. 1951/1952
gelangte R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 156, 527; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) E5; Brandi, K.,
Die Reichenauer Urkundenfälschungen, 1890; Die Kultur der Abtei Reichenau, hg.
v. Beyerle, K., Bd. 1f. 1925; Die Reichenauer Handschriften, hg. v. Holder, A.,
Bd. 1f. 1971; Die Abtei Reichenau, hg. v. Maurer, H., 1974; Borst, A., Mönche
am Bodensee, 1978; Schmidt, R., Reichenau und Sankt Gallen, 1985; Erdmann, W.,
Die Reichenau im Bodensee, 10. A. 1988; Zettler, A., Reichenau, LexMA 7 1994,
612f.; Richter, M., Neues zu den Anfängen des Klosters Reichenau, ZGO 144
(1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 683, 1, 2, 476; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, Thomas, 2007.
Reval (Bistum, Reichsfürst, Residenz des Bischofs), Tallinn (Taani linn Dänenburg). Der Bischof des 1219 von König Waldemar II. von Dänemark
gegründeten Bistums Reval in Livland galt, obgleich er kein weltliches
Herrschaftsgebiet hatte und dem Erzbischof von Lund unterstellt war, seit 1521
als Reichsfürst. 1561 wurde die Reformation eingeführt und das Bistum
aufgelöst.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte 1180-1918, 1954; Mühlen, H. v. zur, Reval
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 1985; Mühlen, H. v. zur, Reval, LexMA 7 1995,
769f.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 604, 1, 2, 481; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013;
Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013.
Rhinow (Land, Ländchen). Das Land R. zwischen
dem Eberswalder und dem Berliner Urstromtal gehörte zwischen 1281 und 1319
Markgraf Konrad und anschließend Markgraf Waldemar von Brandenburg. 1335
verzichteten die Wildberg auf R. als Lehen der Mark Brandenburg. 1376
verzichteten die Lindow auf die Ländchen Glien und R. Seit 1386 gehörte das
Ländchen vorübergehend Bischof Dietrich von
Brandenburg, der es an Eckard Stechow und Arnd Friesack weiterverpfändete. Über
die Wuthenow kam es an die von der Hagen und deren mühlenburgische Linie. S.
Brandenburg.
L.: Wolff 387; Specht, W., Stadt und Ländchen Rhinow, 1908.
Riesenburg (Residenz des Bischofs von Pomesanien), Prabury
Riga (Erzstift, Residenz). 1180 begründete
der Augustinerchorherr Meinhard aus dem Kloster Segeberg in Holstein die
Mission unter den Liven an der Düna und wurde nach dem 1184 erfolgten Bau einer
Kirche 1186 vom Erzbischof von Bremen zum Bischof
von Uexküll bzw. Livland geweiht. Seit 1201 war R. der Bischofssitz.
1207 erhielt der Bischof das Bistum als
Reichslehen und wurde 1224/1225 mit den Regalien begabt (Reichsfürst).
1246/1255 wurde das seit 1214/1215 exemte Bistum zum Erzbistum erhoben (Bistümer
Dorpat, Oesel-Wieck [Oesel-Wiek, Ösel-Wieck], Kurland, Samland, Pomesanien,
Ermland, Kulm), nachdem 1251 bereits Selonien und Semgallen in ihm aufgegangen
waren. 1332 gewann der Deutsche Orden die Landeshoheit. 1394/1451 wurde das
Erzbistum, dessen Sitz 1418 nach Ronneburg verlegt wurde, dem Deutschen Orden
einverleibt. Nach der Einführung der Reformation (1522) ging das Erzbistum mit
dem Tod des letzten Erzbischofs, der 1551 den Dom der Stadt R. verkaufte und
sich 1562 Polen unterwerfen musste, 1563 unter. 1566 hob Polen das Domkapitel
auf. 1918 wurde ein neues Bistum R., 1923 ein Erzbistum R. geschaffen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Studien über die Anfänge der
Mission in Livland, hg. v. Hellmann, M., 1989; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7
1995, 847ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 481, 1, 2, 486; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a.,
2004; Fülberth, A., Riga, 2013.
Riga (Reichsstadt, Residenz des Deutschen
Ordens). R. an der Düna wurde 1201 von Bischof
Albert auf dem Gelände einer baltischen Siedlung gegründet. Übernommen wurde
das Recht der Deutschen auf Gotland, später das Recht Hamburgs. 1282 trat die
Stadt der Hanse bei. Von 1330 bis 1366 unterstand sie dem Deutschen Orden,
danach den Erzbischöfen von R. 1561 wurde R., das zu dieser Zeit etwa 12000
Einwohner (davon zwei Drittel Deutsche) gehabt haben dürfte, nach dem Untergang
des livländischen Ordensstaates freie Reichsstadt, huldigte aber 1581/1582
Polen und schied damit aus dem Reich aus. Von 1621 bis 1710 gehörte es nach
Eroberung zu Schweden, danach zu Russland, verlor die alte deutsche Verfassung
aber erst 1889. Von 1918 bis 1940 war R. Hauptstadt der Republik Lettland, die
1989/1991 mit der Hauptstadt Riga wiederbegründet wurde.
L.: Mettig, C., Geschichte der Stadt Riga, Riga 1897; Wittram, Zur Geschichte
Rigas, 1951; Lenz, W. jun., Riga zwischen dem Römischen Reich und Polen-Litauen
in den Jahren 1558-1582, 1968; Die Hanse und der deutsche Osten, hg. v.
Angermann, N. 1998; Mühlen, H. v. zur, Riga, LexMA 7 1995, 844; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 481,
1, 2, 488; Riga, hg. v. Oberländer E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg.
v. Misans, I. u. a., 2005.
Rotenburg (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Verden). In R. an der Wümme erbaute 1195
der Bischof von Verden die Burg R. In der Folge
wechselte die Burg mit der zugehörigen Herrschaft öfter den Inhaber. Am Ende
des 18. Jahrhunderts gehörte die ehemalige Herrschaft über das Fürstentum
Verden des Königs von Großbritannien zum niederrheinisch-westfälischen
Reichskreis. Über Hannover und Preußen (1866) kam R. 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 332; Heyken, E., Rotenburg: Kirche, Burg und Bürger, 1966; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
496.
Rotenhan (Freiherren, Reichsritter). Vom 16. bis
zum 18. Jahrhundert zählten die Freiherren von R. (bei Ebern) zum Kanton
Baunach des Ritterkreises Franken. Im 16. Jahrhundert waren sie auch in den
Kantonen Altmühl und Gebirg, im 17. Jahrhundert im Kanton Steigerwald
immatrikuliert. Von etwa 1661 bis 1800 waren sie Mitglied im Kanton Neckar des
Ritterkreises Schwaben. 1769 verkauften sie die Rittergüter Neuhausen und
Pfauhausen an den Speyerer Bischof von Hutten.
L.: Genealogischer Kalender 1753, 542, 543; Stieber; Roth von Schreckenstein 2,
594; Pfeiffer 196, 213; Hellstern 212; Bechtolsheim 13, 18; Riedenauer 126;
Rahrbach 199; Rotenhan, G. Frhr. v., Die Rotenhan. Genealogie einer fränkischen
Familie von 1229 bis zum Dreißigjährigen Krieg, 1985.
Rothenburg (Herzogtum). Nach der nach dem
Aussterben der Grafen von Comburg (Komburg) (1116) an die Staufer gelangten
Burg R. ob der Tauber nannten sich von 1150 bis 1192 mehrere Angehörige des
staufischen Hauses Herzöge von R., womit sie möglicherweise den Anspruch auf
das Herzogtum Franken, das schon kurz nach seiner Vergabe durch Kaiser Heinrich
V. an den späteren König Konrad III. (1116) 1120 an den Bischof von Würzburg gekommen war, betonen wollten. Im 14.
Jahrhundert kamen die Güter überwiegend an die Reichsstadt R. und damit später
an Bayern bzw. Baden-Württemberg.
L.: Bosl, K., Rothenburg im Stauferstaat, 1947; Schlinker, S., Fürstenamt und
Rezeption, 1999, 29.
Rottenburg (Stadt, Bistum, Residenz des Erzherzogs
von Österreich). Auf älteren Siedlungsspuren entstand in römischer Zeit am
Neckar der keltisch benannte Ort Sumelocenna, dessen Name vielleicht in dem
mittelalterlichen Sülchen überliefert ist. Seit etwa 1160 drangen die Grafen
von Hohenberg in das durch Reichsgut gekennzeichnete Gebiet ein und gründeten
um 1280 die Stadt R., die mit Hohenberg 1381 an Österreich kam, aber Verwaltungsmittelpunkt
der Grafschaft Hohenberg blieb. 1805 gelangte Hohenberg an Württemberg. 1821
wurde R. Sitz des katholischen Bischofs für die
etwa 450000 Katholiken, die in den Jahren zwischen 1802 und 1810 an Württemberg
gefallen waren. 1951/1952 kam R. an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 45; Beschreibung des Oberamtes Rottenburg, hg. v. Memminger, 1828,
Neudruck 1976; Hagen, A., Geschichte der Diözese Rottenburg, 1956ff.;
Rottenburg am Neckar, hg. v. Bilger, H., 1974; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 500.
Saarbrücken (Stadt, freie Stadt?, Reichsstadt?).
Nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren erscheint 999 die vielleicht
bereits um 850 bestehende Burg S., die Kaiser Otto III. dem Bischof von Metz gab. An sie lehnte sich eine
spätestens im 11. Jahrhundert entstandene Siedlung an, die im 13. Jahrhundert
faktisch Stadt wurde und 1321 ein Stadtrecht erhielt. Sie strebte bis zum 16.
Jahrhundert die Reichsunmittelbarkeit an.
L.: Wolff 266; Ruppersberg, A., Geschichte der Stadt Saarbrücken, Bd. 1,2 2. A.
1913; Ried, H., Die Siedlungs- und Funktionsentwicklung der Stadt Saarbrücken,
1958; Herrmann, H., Saarbrücken, LexMA 7 1995, 1210f.; Geschichte der Stadt
Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999; Burg, P., Saarbrücken
1789-1860, 2000.
Saarwerden (Grafschaft), frz. Sarre-Union. Die
kleine Grafschaft S. an der oberen Saar war zunächst in den Händen der 1131
erstmals nachweisbaren Grafen von S., einer Zweiglinie der Grafen von
Metz-Lunéville bzw. der Grafen von Blieskastel. Sie bestand aus dem Reichslehen
Kirkel, S. und Bockenheim als Lehen des Bischofs
von Metz und der Vogtei über Klostergut von Weißenburg und Herbitzheim an der
oberen Saar. Vom Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1251 nannten sie sich nach der
Burg Kirkel, dann nach S. 1397/1399 kam die Grafschaft über die Schwester des
letzten Grafen an die Herren von Moers, welche die Linie Moers-Saarwerden
(1418-1527) begründeten. Als 1527 die Grafen von Moers-Saarwerden ausstarben,
fielen die Grafschaft Saarwerden und ihre Herrschaft Lahr (ohne Finstingen und
die niederrheinischen Gebiete) als Erbteil aus einer Heirat des Jahres 1507
(Katharina von Moers-Saarwerden mit Johann Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken) an
Nassau-Saarbrücken. Beim Aussterben Nassau-Saarbrückens (1574) zog Lothringen
S. als wegen Einführung der Reformation (zum 1. 1. 1574) erledigtes Lehen ein.
Auf Grund eines Urteils des Reichskammergerichts erhielt Nassau-Weilburg als
Erbe Nassau-Saarbrückens 1629 die Grafschaft S. (verkleinert um die bei
Lothringen verbleibenden Dörfer Saarwerden und Bockenheim sowie das Schloss S.)
zurück. 1745 kam das Dorf Herbitzheim dazu. Ebenfalls bereits im 18.
Jahrhundert gehörten Diemeringen mit Altmatt, Neumatt und dem Eisenhammer des
Dorfes Griesbach zu S. Innerhalb Nassaus erhielt 1629 die Linie Nassau-Weilburg
ein Drittel, die Linie Nassau-Usingen zwei Drittel. 1793 wurde die dem
oberrheinischen Reichskreis angehörige Grafschaft von Frankreich besetzt und
durch Aufsplitterung ihrer Bestandteile aufgelöst. S. Moers-Saarwerden.
L.: Wolff 265; Wallner 696 OberrheinRK 12; Herrmann, H., Geschichte der
Grafschaft Saarwerden bis 1527, 1957; Herrmann, H., Saarwerden, LexMA 7 1995,
1211.
Saint-Mihiel (Residenz des Bischofs
von Verdun)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 510.
Salzburg (Erzstift, Bundesland, Residenz). Nach
älteren Siedlungen errichteten die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. den keltisch
benannten, nicht sicher deutbaren Ort Iuvavum, den sie im 5. Jahrhundert wieder
aufgaben. Wenig später begann die Besiedlung durch Bayern. Um 696 gründete der
heilige Rupert (von Worms) auf bayerischem Herzogsgut das Kloster Sankt Peter
und (um 712/715) das Benediktinerinnenkloster Nonnberg. 739 umgrenzte
Bonifatius das hier entstandene Bistum (östliche Traun, Inn, Rotttal, Tauern),
das vor allem unter Bischof Virgil (749-784)
rasch Aufschwung nahm und 798 zum bis zur Theiß erweiterten Erzbistum mit den
Bistümern Passau, Regensburg, Freising und Säben bzw. Brixen (sowie bis 802
Neuburg/Donau) erhoben wurde, wobei der Abt von Sankt Peter bis 987 zugleich
Erzbischof war. Der Name S. erscheint erstmals in der um 755 verfassten Vita
sancti Bonifatii. 816 wurde die Immunität bestätigt. Im Pongau gelang der
Aufbau eines geschlossenen Herrschaftsgebiets. Seit dem 11. Jahrhundert
gründeten die Erzbischöfe die salzburgischen Eigenbistümer Gurk (1072), Seckau
(1218), Chiemsee (1216) und Lavant (1226). Entscheidend für den Aufbau eines
weltlichen Herrschaftsgebiets um S. war Erzbischof Eberhard II. von Regensberg
(Schweiz) (1200-1246), dem der Erwerb von Grafschaftsrechten im Lungau, Pinzgau
und Pongau gelang. Hinzu kam die Grafschaft Chiemgau und das Landgericht
Lebenau. 1328 erhielt das Hochstift eine eigene Landesordnung. 1342 erscheint
erstmals das Land S. 1490 gingen Pettau und Rann in der Steiermark und Gmünd in
Kärnten verloren. 1535 musste auf jede Sonderstellung der Salzburge Güter in
Kärnten, der Steiermark und Österreich verzichtet werden. Die um 1520
eingedrungene Reformation wurde 1731/1733 durch zwangsweise Auswanderung
(Salzburger Exulanten, etwa 10500 Personen) rückgängig gemacht. 1622 stiftete
Erzbischof Paris Graf von Lodron die bis 1818 bestehende Universität. 1750
wurde der seit 1529 angenommene, vom Erzbischof von Magdeburg bis 1648
bestrittene Titel Primas Germaniae allgemein anerkannt. Das Gebiet des zum
bayerischen Reichskreis zählenden Erzstifts teilte sich in einen nördlichen (oberhalb
des Gebirgs) und einen südlichen (innerhalb des Gebirgs) Teil auf. Das
nördliche Erzstift umfasste die Stadt S. und die Pflegämter Laufen, Staufeneck,
Raschenberg, Tittmoning, Mühldorf, Mattsee, Straßwalchen, Altentann
(Altenthan), Lichtentann (Lichtenthan), Neuhaus, Wartenfels (Wattenfels),
Hüttenstein, Hallein, Glanegg (Glaneck) und Golling (Gölling). Das südliche
Erzstift enthielt die Pflegämter Werfen, Bischofshofen
(Bischofhofen), Taxenbach, Zell im Pinzgau,
Lichtenberg, Lofer, Itter (Ytter), Zell im Zillertal, Windisch-Matrei,
Mittersill, Rauris, Gastein, Großarl, Sankt Johann im Pongau, Radstadt,
Mauterndorf, Moosham (Mosheim) und Haus (Hauß). Außerdem gehörten dazu das
Pflegamt Stall am Mollfluss, die Märkte Sachsenburg an der Drau, Feldsperg,
Althofen (Altenhofen), Gurk, Hüttenberg und Guttaring, die Städte Friesach,
Sankt Andrä, Straßburg, die Herrschaft Rauchenkatsch (Rauchenkaitz) (im
Herzogtum Kärnten), Schloss und Markt Deutschlandsberg (Deutschlandberg), die
Orte Haus, Gröbming (Gröning) und Wolkenstein (in der Steiermark) und im Land
unter der Enns die Städte Traismauer an der Traisen, der Markt Oberwölbling
(Obergwölbing) und Unterwölbling (Untergwölbing) sowie einige andere
Ortschaften. 1803 wurde das Fürstentum mit 190 Quadratmeilen bzw. 13000
Quadratkilometern und 200000-250000 Einwohnern säkularisiert und fiel als
Kurfürstentum mit den Hochstiften Berchtesgaden, Passau und Eichstätt an
Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 mit Berchtesgaden gegen Würzburg an
Österreich, 1809/1810 an Bayern, am 1. 5. 1816 ohne Berchtesgaden und den
westlichen Flachgau an Österreich. Die Suffraganbistümer wurden 1817
München-Freising unterstellt, doch kam 1825 Trient neu an das Erzbistum S. (bis
1920). Brixen ging 1921, Lavant 1924 verloren. 1850 wurde S. Hauptstadt des von
Oberösterreich getrennten österreichischen Kronlandes S., das 1920 Bundesland
Österreichs wurde.
L.: Wolff 132; Zeumer 552 II a 3; Wallner 711 BayRK 2; Lechner, K., Salzburg,
(in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II
66 (1378) G5, III 22 (1648) F5, III 38 (1789) E4; Die Territorien des Reichs 1,
72; Richter, E., Untersuchungen zur historischen Geographie des ehemaligen
Hochstifts Salzburg und seiner Nachbargebiete, 1885 (MIÖG Ergbd. 1); Zillner,
F., Geschichte der Stadt Salzburg, Teil 1f. 1885ff.; Salzburger Urkundenbuch,
hg. v. Hauthaler, W./Martin, F., Bd. 1ff. 1898ff.; Arnold, C., Die Vertreibung
der Salzburger Protestanten und ihre Aufnahme bei den Glaubensgenossen, 1900;
Richter, E., Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, (in)
Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, (in)
Archiv für österreich. Gesch. 94 (1907); Widmann, H., Geschichte Salzburgs Bd.
1ff. 1907ff.; Martin, F., Die Regesten der Erzbischöfe von Salzburg 1247-1343,
Bd. 1ff. 1928ff.; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, Bd. 1f.
1937ff.; Salzburg-Atlas. Das Bundesland Salzburg im Kartenblatt, hg. v. Lendl,
E., 1956; Koller, H., Salzburg 1956; Richter, E./Mell, A., Salzburg, Hermann,
K., Salzburg, beide (in) Erläuterungen zum Historischen Atlas der
österreichischen Alpenländer 1917, 1957; Klebel, E., Der Lungau.
Historisch-politische Untersuchung, 1960; Beckel, L., Die Beziehungen der Stadt
Salzburg zu ihrem Umland, 1966; Martin, F., Kleine Landesgeschichte von
Salzburg, 4. A. 1971; Geschichte Salzburgs, hg. v. Dopsch, H./Spatzenberger,
H., Bd. 1f. 2. A. 1984ff.; Dopsch, H., Wandlungen und Konstanz der
spätmittelalterlichen Grundherrschaft im Erzstift Salzburg, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 2 hg. v. Patze, H., 1983; Sankt
Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, 3.
Landesausstellung 1982; Frühes Mönchtum in Salzburg, hg. v. Zwink, E., Salzburg
1983; Ortner, F., Salzburger Kirchengeschichte, 1988; Hartmann, P., Das
Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die
Salzburger Landtafeln, 1990; Salzburg zur Gründerzeit, hg. v. Haas, H., 1994;
Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Dopsch, H., Salzburg, LexMA
7 1995, 1331ff.; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F.,
Geschichte Salzburgs, 1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Domkapitel,
1998; 1200 Jahre Erzbistum Salzburg, hg. v. Dopsch, H. u. a., 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 484,
1, 2, 510; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes
696-2005, 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H.,
2006.
Samland (Bistum). 1243 gründete der päpstliche
Legat Wilhelm von Modena für die Gebiete des Deutschen Ordens nördlich des
Pregel bis zur Memel das Bistum S. mit einem in drei Teile aufgeteilten Drittel
des noch zu erobernden Gebiets als weltlichem Herrschaftsgebiet. Zwischen (1246
bzw.) 1252 und 1265 gelang die Eroberung durch den Deutschen Orden. 1255 wurde
das Bistum nach der Unterwerfung der Pruzzen durch den Deutschen Orden dem
Erzbistum Riga unterstellt. 1264 nahm der Bischof
seinen Sitz in Fischhausen. 1294 wurde die Stiftung des Domkapitels endgültig
vollzogen. 1322 wurden die Gebiete des Bischofs
(um Fischhausen, nördlich Königsbergs und nördlich Insterburgs) von den
Gebieten des dem Deutschen Orden inkorporierten Domkapitels dauerhaft getrennt.
1525 führte der Bischof die Reformation ein und
trat die weltliche Herrschaft an Herzog Albrecht von Brandenburg ab. 1587 wurde
das Bistum aufgehoben und stattdessen ein Konsistorium in Königsberg
geschaffen.
L.: Urkundenbuch des Bistums Samland, hg. v. Woelky, C./Mendthal, H., Bd. 1ff.
1891ff.; Das westliche Samland, hg. v. Schlicht, O., 1920, Neudruck 2001;
Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 50; Der Landkreis
Samland, bearb. v. Gusovius, P., 1966; Boockmann, H., Samland, LexMA 7 1995,
1342; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 605; Biskup, R., Das Domkapitel von Samland, 2007.
Sankt Andrä im Lavanttal (Residenz des Erzbischofs
von Salzburg bzw. Bischofs von Lavant) s. Lavant
(Bistum)
L.: Wolff 30; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) H5; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2,
543.
Sankt Blasien (Reichsabtei, gefürstete Abtei).
Das Benediktinerkloster S. südlich des Feldbergs im Hochschwarzwald, das
vermutlich von Rheinau aus im 9. Jahrhundert als Cella Alba gegründet wurde,
wird 858 erstmals greifbar. Am Ende des 9. Jahrhunderts erhielt es die
Reliquien des heiligen Blasius. 983 wurde es selbständig, erwarb reiche Güter
bis zur Albquelle am Feldberg und zum Schluchsee (u. a. von den Herren von
Krenkingen), erlangte 1065 ein Immunitätsprivileg König Heinrichs IV. und kam
1218, nach dem Aussterben der nach Lösung aus der Vogtei des Bischofs von Basel seit 1125 amtierenden zähringischen
Schutzvögte, unter die Schutzherrschaft des Reiches, das sie unter Konrad IV.
an Habsburg (Schutzvogtei und Kastvogtei) verpfändete. Bemühungen um die
Reichsunmittelbarkeit blieben erfolglos. 1361 fiel S. unter die Landeshoheit
Österreichs. Wegen der 1613 gekauften Herrschaft Bonndorf zählte der Abt zu den
schwäbischen Reichsgrafen. 1729 wurden Oberried und Kappel (bei Freiburg)
erworben, daneben als Lehen Österreichs die Herrschaft Staufen und Kirchhofen
in der Oberrheinebene. 1746 wurde der Abt in den Reichsfürstenstand erhoben.
Durch § 26 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 kam die Abtei an
den Johanniterorden (Malteserorden). Nach der Säkularisation fiel S. 1806 an
Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg. Der größte Teil der Mönche
übersiedelte nach Sankt Paul in Kärnten.
L.: Wolff 41; Zeumer 553 II b 61, 15; Großer Historischer Weltatlas III 38
(1789) C4; Rieder, K., Die Aufhebung des Klosters Sankt Blasien, 1907;
Schmieder, J., Das Benediktinerkloster Sankt Blasien, 2. A. 1936; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Büttner, H., Sankt
Blasien und das Elsass, 1939; Ott, H., Studien zur Geschichte des Klosters
Sankt Blasien im hohen und späten Mittelalter, 1963; Ott, H., Die
Klostergrundherrschaft Sankt Blasien im Mittelalter, 1969; Ott, H., Sankt
Blasien, 1975, (in) Germania Benedictina V: Baden-Württemberg; Ott, H., Sankt Blasien,
LexMA 7 1995, 1136f.; Urkundenbuch des Klosters St. Blasien im Schwarzwald, hg.
v. Braun, J., 2003.
Sankt Florian (Stift). Das im 8. Jahrhundert
von Passau aus im Traungau entstandene Kloster (Eigenstift des Bischofs) bei Linz wurde 1071 in ein Chorherrenstift
umgewandelt. Die Hauptvogtei übten nach den Herren von Perg die Herzöge von
Österreich aus.
L.: Wolff 27; Kirchner-Doberer, E., Stift Sankt Florian, 1948; Erbe und
Vermächtnis, 1971; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985;
Haider, S., Sankt Florian, LexMA 7 1995, 1151f.
Sankt Maximin (Reichsabtei). Um 660 entstand
neben einer angeblich um 330 gegründeten, wenig später nach dem Bischof Maximinus († 352) umbenannten Johanneskirche
etwas nördlich von Trier eine reich begüterte Benediktinerabtei. Sie war
reichsunmittelbar, wurde aber 1139 dem Erzstift Trier unterstellt, wogegen die
Abtei und seine Vögte (die Grafen von Namur, das Haus Luxemburg und das Haus
Habsburg) bis zur Aufhebung im Jahre 1802 vergeblich vorgingen.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E., Untersuchungen zur frühen Geschichte von Sankt
Maximin, 1970; Laufner, R., Geistliche Grundherren, (in) Christliche
Unternehmer, 1994, 67; Das Urbar der Abtei St. Maximin vor Trier, bearb. v.
Nolden, T., 1999; Kuhn, H./Kuhn, H., Untersuchungen zur Säkularisation der
Abtei St. Maximin, Jb. f. westdeutsche LG. 26 (2000), 99; Das älteste Necrolog
des Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2008; Roberg, F.,
Gefälschte Memoria, 2008.
Sankt Pölten (Bistum). S. geht auf ein im
Gebiet des römischen municipium Cetium (erste Hälfte des 2. Jahrhunderts) um
800 (?) von Tegernsee aus gegründetes Kloster (11. Jahrhundert Kollegiatstift,
um 1081 Augustinerchorherren) zurück. Seit etwa 1120 hatten die Babenberger die
Vogtei über das Eigenkloster des Bischofs von
Passau. Seit 1494 galt die Stadt Sankt Pölten als den Herzögen von Österreich
gehörig. Am 28. 1. 1785 wurde an Stelle des aufgehobenen Bistums Wiener
Neustadt das Bistum S. errichtet.
L.: Wolff 26; Kerschbaumer, A., Geschichte des Bistums Sankt Pölten, 1875/1876;
Wodka, J., Das Bistum Sankt Pölten, 1950; Schragl, F. Geschichte der Diözese
St. Pölten, 1985; Beiträge zur Geschichte der Diözese Sankt Pölten, Jahrbuch
für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 52 (1986); Gutkas, K., Sankt Pölten,
LexMA 7 1995, 1194f.
Sargans (Land). Das ursprünglich keltisch
besiedelte Alpenrheintal wurde 15 v. Chr. römisch. Um 850 entstand die Pfarrei
S. in dem bis ins 13. Jahrhundert romanischsprachigen Gebiet. Von 982 bis zur
Mitte des 12. Jahrhunderts unterstand S., neben dem örtliche Herrschaften von
Freudenberg, Nidberg, Flums, Tscherlach, Walenstadt und Wartau bestanden, den
Grafen von Bregenz, dann den von den Grafen von Montfort abgespalteten Grafen
von Werdenberg-Sargans bzw. S. 1396, 1406 und 1436 wurde S. an die Herzöge von
Österreich verpfändet. Hiergegen schlossen die Einwohner 1440 ein Landrecht mit
Schwyz und Glarus. 1483 wurde S. gemeine Herrschaft der sieben alten Orte der
Schweiz (bis 1798). 1803 kam S. zum Kanton Sankt Gallen.
L.: Wolff 528; Großer Historischer Weltatlas 72 (bis 1797) G2/3; Senti, A.,
Sarganserland, 1962; Bischofberger, H., Sargans,
LexMA 7 1995, 1381; Rigendinger, F., Das Sarganserland im Spätmittelalter,
2007; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige römische Reich,
2007, 324.
Schlesien (Herzogtum, Kronland). Das Gebiet an der
mittleren und oberen Oder zwischen Sudeten, Mährischer Pforte, Beskiden, der
Wasserscheide zwischen Oder und Warthe sowie der Bartsch-Obra-Niederung war
zunächst von Skythen und Kelten besiedelt, wurde aber schon vor der Zeitenwende
von den germanischen Vandalen eingenommen. Deren links der Oder um den Zobten
ansässiger Teilstamm der Silingen wurde in allmählicher Ausdehnung namengebend
für das gesamte Gebiet. Nach dem Abzug der Germanen im 5. Jahrhundert drangen Slawen
ein. Im 10. Jahrhundert unterstand S. Böhmen, seit etwa 990 (bis auf das
Glatzer Land) Polen, wobei Polen eine Art Oberhoheit des Reichs anerkannte,
wodurch S. in eine mittelbare Verbindung zum deutschen Reich kam. Im Jahre 1000
wurde unter Mitwirkung Kaiser Ottos III. das Bistum Breslau gegründet und dem
Erzbistum Gnesen unterstellt. 1138 entstand durch Erbteilung der Piasten
(Polen) das piastische Teilfürstentum (Krakau mit) S. mit einem eigenen Herzog,
der allerdings schon 1146 zu seinen staufischen Verwandten vertrieben wurde.
Von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zurückgeführt, teilte sich das Herzogshaus
1173/1202 in die zwei Linien Breslau (mit Liegnitz;, Breslau, Oppeln,
Niederschlesien;, Mittelschlesien und teilweise Oberschlesien) bzw. Schlesien bzw.
Niederschlesien und das unbedeutendere restliche Oberschlesien (mit Ratibor,
Beuthen, Teschen und Pless, 1201 Oppeln) bzw. Oppeln, wobei beide, seit 1202
unabhängige Teile dem Reich tributpflichtig waren (und König Rudolf von
Habsburg 1280 sogar die vasallitische Huldigung, die Schlesien unter die
Reichsfürstentümer einfügte, erreichte). Zahlreiche Einwanderer aus Sachsen und
Thüringen verstärkten die Beziehungen zum Reich. Seit 1249 bzw. 1251 entstanden
durch Erbteilungen in Niederschlesien die Teilherzogtümer Breslau, Liegnitz und
Glogau, 1278 Jauer, 1281 Schweidnitz. Glogau seinerseits zerfiel in Sagan,
Steinau und Oels. Dazu kamen Brieg und Münsterberg. In Oberschlesien entstanden
1281 die Herzogtümer Oppeln, Ratibor und Teschen. Weitere Teilungen und
Vereinigungen folgten ([Cosel] Kosel, Beuthen, Falkenberg, Groß Strehlitz
[Strehlitz] [1313-1460], Troppau). Daneben besaß der Bischof
von Breslau das Fürstentum Neiße. 1327/1329 unterstellten sich, nachdem schon
Wenzel III. seit 1300 über sämtliche oberschlesische Herzogtümer hatte verfügen
können, alle oberschlesischen und bis auf Schweidnitz-Jauer, die 1353 durch
Heirat Annas von Schweidnitz-Jauer an Kaiser Karl IV. kamen, alle
niederschlesischen Herzöge, die insgesamt alle die deutsche Zuwanderung förderten,
zum Schutz vor Polen der Lehnshoheit der zum deutschen Reich gehörigen Krone
von Böhmen, die 1306/1310 an das Haus Luxemburg gekommen war (1327 Teschen,
Falkenberg, Cosel-Beuthen, Auschwitz, Ratibor, Oppeln und Breslau, 1329 Sagan,
Oels, Steinau, Liegnitz-Brieg, 1331 Glogau, 1336 Münsterberg [, 1342 das
Bistumsland Neiße-Ottmachau]). Umgekehrt verzichteten die Könige von Polen
1335, 1339, 1356 und 1372 auf ihre Ansprüche auf S., das nunmehr nicht mehr
über Polen, sondern - neben den Akten von 1163 und 1280 - über Böhmen dem Reich
verbunden war. Im Verhältnis zu Böhmen standen dabei lehnsrührige schlesische
Herzöge neben eigenen Erbfürstentümern der Krone Böhmens (1462 Troppau,
Münsterberg, Oels, Glatz, 1475 Sagan, 1523 Jägerndorf, 1551 Beuthen). Im 15.
Jahrhundert fielen Teile Oberschlesiens an Polen, 1482 Crossen an Brandenburg
und 1472 Sagan an Sachsen (bis 1549). Dagegen wurde Troppau neu zu S. gezählt.
1526 gelangte ganz S. mit Böhmen im Erbwege an Habsburg bzw. Österreich, das
seit 1570/1621 die Gegenreformation des von 1522 bis 1555 zu neun Zehnteln
protestantisch gewordenen Landes durchführte. Dabei waren Schweidnitz-Jauer,
Glatz, Breslau, seit 1532 Oppeln-Ratibor, Teschen, Neiße und seit 1544 Glogau
Erbfürstentümer Österreichs, während die übrigen Herzogtümer nur in
Lehnsabhängigkeit standen. Brandenburg erhob auf Grund eines 1537
geschlossenen, 1546 aber für nichtig erklärten Erbvertrags Ansprüche auf
Liegnitz, Brieg, Wohlau und das 1621 in Vollstreckung der Reichsacht Georg von
Brandenburg entzogene Jägerndorf, wurde 1686 durch Überlassung des Kreises
Schwiebus zur Aufgabe seiner Ansprüche veranlasst, gab den Kreis aber 1695
gegen Geldentschädigung zurück. Nach dem auf dieser Grundlage zwischen König
Friedrich dem Großen von Preußen und Erzherzogin Maria Theresia von Österreich
geführten ersten schlesischen Krieg kamen (1742/1744) Niederschlesien, große
Teile Oberschlesiens und die Grafschaft Glatz Böhmens an Preußen, während die
südwestlichen Teile der Fürstentümer Neiße, Troppau und Jägerndorf und die
Fürstentümer Teschen und Bielitz (etwa ein Sechstel) bei Österreich blieben und
zunächst als Herzogtum Oberschlesien und Niederschlesien eingerichtet und von
1782 bis 1849 mit Mähren vereinigt wurden, aber ab 1849 als Herzogtum S. ein
durch einen Landespräsidenten in Troppau verwaltetes österreichisches Kronland
S. (Österreichisch-Schlesien) mit der Hauptstadt Troppau bildeten. Die
Teilungen Polens brachten eine Verbreiterung der Landbrücke zu den anderen
preußischen Ostprovinzen. 1815 wurde die aus den 1742 erworbenen schlesischen
Gebieten und der Grafschaft Glatz gebildete Provinz S. Preußens um Teile der
Oberlausitz erweitert. Durch die Industrialisierung wurde sie eine der
reichsten Provinzen und wurde 1919 in Oberschlesien und Niederschlesien geteilt.
1918/1919 kam das Kronland S. Österreichs (Österreichisch-Schlesien),
vergrößert um das bis dahin preußische Ländchen Hultschin (Hultschiner
Ländchen) und verkleinert um den 1922 an Polen fallenden Ostteil des Teschener
Gebiets (Ostoberschlesien) an die Tschechoslowakei, 1938 zum Gau Sudetenland.
An Polen fielen Gebiete der niederschlesischen Kreise Guhrau, Militsch, Groß
Wartenberg (Großwartenberg) und Namslau (512 Quadratkilometer mit 26000
Einwohnern) und Teile Oberschlesiens. 1934/1938 wurden die seit 1919
bestehenden preußischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien (26981
Quadratkilometer, 3,204 Millionen Einwohner, Regierungsbezirke Breslau und
Liegnitz) vereinigt. 1939 wurden Ostoberschlesien, das Olsagebiet und weitere
Grenzgebiete Polens S. eingegliedert. 1941 wurde S. wieder in die Provinzen
Oberschlesien und Niederschlesien geteilt. 1945 kam S. mit Ausnahme des kleinen
Gebiets westlich der Lausitzer Neiße (Hoyerswerda, Görlitz, Rothenburg), das
von 1949 bis 1990 an die Deutsche Demokratische Republik fiel, unter die
Verwaltung Polens und damit 1990 als politische Folge der deutschen Einheit an
Polen. Die deutsche Bevölkerung wurde überwiegend vertrieben. S. a. Beuthen,
Bielitz, Breslau, Brieg, Falkenberg, Glatz, Glogau, Goschütz, Hultschin
(Hultschiner Ländchen), Jägerndorf, Jauer, Kosel (Cosel), Liegnitz, Militsch,
Münsterberg, Neiße, Niederschlesien, Oberschlesien, Oels, Oppeln, Pless,
Ratibor, Sagan, Schweidnitz, Steinau, Strelitz, Teschen, Trachenberg, Troppau,
Wartenberg, Wohlau.
L.: Wolff 472ff.; Birke, E., Schlesien, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) I3, III 22 (1648) H3; Die
Territorien des Reichs 2, 102; Scriptores rerum Silesiacarum, Bd. 1ff. 1835ff.;
Codex diplomaticus Silesiae, Bd. 1ff. 1857ff.; Triest, F., Topographisches
Handbuch von Oberschlesien, 1864, Neudruck 1984; Grünhagen, C., Geschichte
Schlesiens, Bd. 1ff. 1884ff.; Schlesische Landeskunde, hg. v. Frech,
F./Kampfers, F., Bd. 1ff. 1913; Kutscha, A., Die Stellung Schlesiens zum
deutschen Reich im Mittelalter, 1922; Loewe, V., Bibliographie zur schlesischen
Geschichte, 1927; Kartographische Denkmäler der Sudetenländer, hg. v. Brandt,
B., 10 He. 1930ff.; Gierach, K./Schwarz, E., Sudetendeutsches Ortsnamenbuch,
1932ff.; Holtzmann, R., Schlesien im Mittelalter, (in) Deutschland und Polen,
hg. v. Brackmann, A., 1933; Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. d.
hist. Kommission für Schlesien, 1933; Geschichte Schlesiens, hg. v. Aubin, H.,
Bd. 1 1938; Bellée, H./Belée-Vogt, L., Oberschlesische Bibliographie, Bd. 1ff.
1938; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1 1939; Grögler, A., Das
Landkartenwesen von Mähren und Schlesien seit Beginn des 16. Jahrhunderts,
1943; Kaps, J., Die Tragödie Schlesiens 1945-46, 1952; Rister, E., Schlesische
Bibliographie, Bd. 1ff. 1953ff.; Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost- und Mitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1
1953; Sudetendeutscher Atlas, hg. v. Meynen, E., 1954; Kuhn, W., Siedlungsgeschichte
Oberschlesiens, 1954; Krallert, W., Atlas zur Geschichte der deutschen
Ostsiedlung, 1958; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, III, 27;
Schlesisches Urkundenbuch, hg. v. Appelt, H., 1963ff.; Niederschlesien unter
polnischer Verwaltung, hg. v. Bahr, E./König, K., 1967; Rückert, H., Entwurf
einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter, 1971;
Bahr, E. u. a., Oberschlesien nach dem Zweiten Weltkrieg. Verwaltung,
Bevölkerung, Wirtschaft, 1975; Stüttgen, D., Schlesien, (in) Grundriss der
deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.;
Schlesien im 18. Jahrhundert (Karte 1:500000); Menzel, J., Formen und
Wandlungen der mittelalterlichen Grundherrschaft in Schlesien, (in) Die
Grundherrschaft im späten Mittelalter, Bd. 1 hg. v. Patze, H., 1983;
Geschichtlicher Atlas von Schlesien, hg. v. Petry, L./Menzel, J., 1985; Loebel,
H., Schlesien, 1987; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Trux, E.,
Schlesien in der Biedermeierzeit, 1987; Geschichte Schlesiens, Bd. 1 Von der
Urzeit bis zum Jahre 1526, hg. v. Petry, L., 5. A. 1988, Bd. 2 Die Habsburger
Zeit 1526-1740, hg. v. Petry, L., 2. A. 1988, Bd. 3 Preußisch-Schlesien
1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45, hg. v. Menzel, J., 1999; Weber,
M., Das Verhältnis Schlesiens zum Alten Reich in der frühen Neuzeit, 1989;
Kontinuität und Wandel, hg. v. Baumgart, P., 1990; Weber, M., Das Verhältnis
Schlesiens zum Alten Reich, 1992; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994;
Schlesisches Städtebuch, hg. v. Johanek, P. u. a., 1995; Menzel, J., Schlesien,
LexMA 7 1995, 1481ff.; Schlesien und die Schlesier, hg. v. Bahlcke, J., 1996;
Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 205; Hofmann, A., Die
Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000;
Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 895; Filip, V. u. a., Schlesien, Georg von Podiebrad und die römische
Kurie, 2005; Rüther, A., Region und Identität, 2010.
Schleswig (Bistum, Residenz). Um 948 wurde unter
Kaiser Otto dem Großen ein Bistum S. eingerichtet, das nach zwischenzeitlicher
Verwüstung vom Erzbistum Bremen (Hamburg-Bremen) gelöst und 1103 Lund
unterstellt wurde. 1268 verlegte der Bischof,
dem der Erwerb eines eigenen Herrschaftsgebiets nicht gelang, seinen Sitz nach
Schwabstedt. Von 1541 an waren die Bischöfe lutherisch. Zu Beginn des 17.
Jahrhunderts zog der König von Dänemark die Güter ein und hob 1624 das Bistum
auf.
L.: Schubert, H./Feddersen, E., Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins, 1907ff.;
Boockmann, A., Geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit im mittelalterlichen
Bistum Schleswig, 1967; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 608, (1,) 2, 517.
Schlettstadt (Reichsstadt), frz. Sélestat. S. an der
Ill im Unterelsass wird 735 erstmals als Königsgut erwähnt. Es kam im 11.
Jahrhundert an das Kloster Sankt Fides in S., im 13. Jahrhundert an den Bischof von Straßburg. Nach dem Aussterben der Staufer
wurde es 1292 eigens zur Stadt erhoben (Reichsstadt). Von 1354 bis 1648 war es
Mitglied des elsässischen Zehnstädtebunds. 1634/1648 kam es mit dem Elsass an
Frankreich. Von 1871 bis 1918 gehörte es zum deutschen Reichsland
Elsass-Lothringen.
L.: Wolff 296; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4;
Gény, J., Die Reichsstadt Schlettstadt und ihr Anteil an den sozialpolitischen
und religiösen Bewegungen der Jahre 1490-1536, 1900; Gény, J., Schlettstädter
Stadtrechte, 1909; Krischer, J., Die Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt
Schlettstadt im Mittelalter, 1909; Wentzke, P., Geschichte der Stadt
Schlettstadt, 1910; Bronner, A., Stadt Schlettstadt, 1929; Witte, H.,
Schlettstadt, 1984; Rapp, F., Schlettstadt, LexMA 7 1995, 1488; Escher, M. u.
a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 549.
Schönberg (östlich Lübecks) (Residenz des Bischofs von Ratzeburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 523.
Schönborn (Reichsritter, Freiherren, Grafen). Nach
dem Ort S. bei Limburg an der unteren Lahn nannte sich ein 1284 erstmals sicher
bezeugtes rheinisches, aus der Ministerialität aufgestiegenes Adelsgeschlecht.
Seit dem späten Mittelalter gehörte es mit verschiedenen, bis zur ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts mit Ausnahme eines Zweiges aussterbenden Linien zur
rheinischen Reichsritterschaft (Ritterkreis Rhein). Im 17. Jahrhundert verlagerte
es seinen Schwerpunkt nach Franken. 1642 wurde Johann Philipp von Schönborn Bischof von Würzburg, 1647 Erzbischof von Mainz. Als
Folge hiervon erlangte das Geschlecht für längere Zeit eine hervorgehobene
Stellung. 1663 wurde es in den Freiherrenstand, 1701 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Wegen der 1671 erworbenen Herrschaft Reichelsberg gehörten die Grafen
von S. zu den fränkischen Grafen der weltlichen Bank des Reichsfürstenrats des
Reichstags. 1701/1704 erwarben sie die reichsständische Herrschaft Wiesentheid
und damit eine zweite Stimme im fränkischen Reichsgrafenkollegium. Seit der
Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Grafen von S. in den Kantonen Odenwald,
Steigerwald, Gebirg (ab Mitte des 18. Jahrhunderts) und Baunach (seit etwa
1790) immatrikuliert. Die im 18. Jahrhundert entstandene Linie
Schönborn-Heusenstamm erlosch 1801. Von den Grafen von Schönborn-Wiesentheid
zweigten sich 1801 und 1811 die Grafen von Schönborn-Buchheim in Österreich und
die Grafen von S. in Böhmen ab. Um 1800 zählten sie mit Heusenstamm,
Gravenbruch (Grafenbruch), Hausen, Obertshausen, Patershäuser Hof, Schloss S.,
Huckelheim, Bromelbergerhof, Dörnsteinbach, Großblankenbach, Großkahl,
Großlaudenbach, Hauenstein, Hauhof, Kahler Glashütte (Kahler), Königshofen,
Krombach, Langenborn, Mensengesäß, Oberschur, Oberwestern, Polsterhof,
Schneppenbach, Unterschur, Waag, Wesemichshof (Wesemichshofen), Schöllkrippen
und Michelbach zum Kanton Odenwald des Ritterkreises Franken. Wegen Gaibach und
Zeilitzheim waren sie im Kanton Steigerwald immatrikuliert. Weiter waren sie
mit der Hälfte von Dorn-Assenheim (Dornassenheim) Mitglied im Kanton
Mittelrheinstrom und mit Badenheim im Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises
Rhein. Michelbach fiel 1808 an Hessen-Darmstadt und Huckelheim, Oberwestern,
Schöllkrippen, Großlaudenbach und Kahl an Aschaffenburg und damit später an
Bayern. Die Herrschaften Wiesentheid und Reichelsberg kamen 1806/1810 durch
Mediatisierung an Bayern. Der Ort S. gelangte 1479 über Katzenelnbogen an
Hessen, 1803 an Nassau-Usingen (Nassau), 1866 an Preußen und 1946 an
Rheinland-Pfalz.
L.: Zeumer 554 II b 62, 9, 62, 10; Stieber; Roth von Schreckenstein 2, 595;
Winkelmann-Holzapfel 162; Bechtolsheim 22, 65f.; Riedenauer 127; Stetten 39,
187f.; Domarus, M., Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn, 1951;
Schröcker, A., Besitz und Politik des Hauses Schönborn vom 14. bis zum 18.
Jahrhundert, (in) Mitteilungen des österreich. Staatsarchivs 26 (1973); Die
Grafen von Schönborn, hg. v. Maué, H. u. a., 1989; Bott, K., Bibliographie zur
Geschichte des Hauses Schönborn, 1991; Schraut, S., Das Haus Schönborn, 2004;
Handbuch der hessischen Geschichte Bd. 3 Ritter, Grafen und Fürsten hg. v.
Speitkamp, W., 2014, 357 (Heusenstamm).
Schwäbischer Reichskreis. Der 1521 für das Gebiet
zwischen Rhein, Lech, Wörnitz, Philippsburg-Wimpfen-Dinkelsbühl (ausgenommen
die Reichsritterschaft und andere Reichsunmittelbare sowie die
vorderösterreichischen Gebiete) geschaffene Schwäbische Reichskreis umfasste
1792 folgende Mitglieder: Geistliche Fürsten: Konstanz, Augsburg, Ellwangen und
Kempten; Weltliche Fürsten: Württemberg, Baden (für Baden-Baden, Baden-Durlach
und Baden-Hachberg), Hohenzollern, Lindau, Stift Buchau, Auersperg (für Tengen),
Fürstenberg (für Heiligenberg), Oettingen, Schwarzenberg (für Klettgau),
Liechtenstein und Thurn und Taxis (für Friedberg-Scheer); Prälaten: Salem,
Weingarten, Ochsenhausen, Elchingen, Irsee, Ursberg, Kaisheim, Roggenburg, Rot,
Weißenau, Schussenried, Obermarchtal (Marchtal), Petershausen, Wettenhausen,
Zwiefalten, Gengenbach, Neresheim, Heggbach, Gutenzell, Rottenmünster, Baindt,
Söflingen und Isny; Grafen und Herren: Landkomtur der Deutschordensballei
Elsass und Burgund bzw. Elsass-Schwaben-Burgund (als Komtur zu Altshausen),
Oettingen-Baldern-Katzenstein (Oettingen-Baldern), Oettingen-Spielberg oder
Oettingen-Wallerstein, Fürstenberg (für Stühlingen, Kinzigtal, Baar, Messkirch
und Gundelfingen), Königsegg-Aulendorf, Königsegg-Rothenfels, Truchsessen von
Waldburg, Mindelheim (seit 1617 Bayern), Eberstein (seit 1660 Baden), Tettnang
(seit 1783 Österreich), Wiesensteig (seit 1645 Bayern), Eglingen (seit 1726
Thurn und Taxis), Hans, Marx und Jakob Fugger’sche Linien, Hohenems (seit 1759
Österreich), Rechberg (von der Reichsritterschaft bestritten), Justingen (seit
1751 Württemberg), Bonndorf (seit 1582 Abtei Sankt Blasien), Eglofs,
Thannhausen (Tannhausen), Geroldseck (Hohengeroldseck) (seit 1711 von der
Leyen) und Sickingen; Reichsstädte: Augsburg, Ulm, Esslingen, Reutlingen,
Nördlingen, Schwäbisch Hall, Überlingen, Rottweil, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd,
Memmingen, Lindau, Dinkelsbühl, Biberach, Ravensburg, Kempten, Kaufbeuren, Weil
der Stadt, Wangen, Isny, Leutkirch, Wimpfen, Giengen, Pfullendorf, Buchhorn, Aalen,
Bopfingen, Buchau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach. Durch den
Reichsdeputationshauptschluss 1803 verringerte sich die Zahl der Stände von 88
auf 41. Nachfolgestaaten waren Bayern, Württemberg, Baden,
Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein und von der
Leyen. Kreisausschreibende Fürsten und Kreisdirektoren waren der Bischof von Konstanz (seit 1803 Baden) und der Herzog
von Württemberg. Tagungsort war meist Ulm. Am 30. 4. 1808 erlosch der
Kreisverband formal.
L.: Gumpelzhaimer 53; Wolff 153; Hünlin, D., Neue Staats- und Erdbeschreibung
des Schwäbischen Kreises, 1780; Borck, H., Der Schwäbische Reichskreis im
Zeitalter der französischen Revolutionskriege, 1970; Laufs, A., Der Schwäbische
Kreis, 1971; Neipperg, R. Graf v., Kaiser und schwäbischer Kreis (1714-1733),
1991; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, 2001; Hölz, T., Krummstab
und Schwert. Die Liga und die geistlichen Reichsstände Schwabens, 2001;
Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis zwischen Konfessionskonflikt und
Kriegsbeendigung, 2010.
Schwabstedt (an der Treene südöstlich Husums)
(Residenz des Bischofs von Schleswig)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 524.
Schweiz (Land). Nach der Aufteilung des
karolingischen Reiches gehörte das Gebiet der späteren S. im westlichen Teil zu
Burgund, im östlichen Teil zum deutschen Reich. 1032/1033 kam das Königreich
Burgund zum Reich. 1127 traten die Herzöge von Zähringen, die während des
Investiturstreites Zürich als Reichslehen gewonnen hatten, als Rektoren von
Burgund die Nachfolge der ausgestorbenen Grafen von Burgund an. Bei ihrem
Aussterben 1218 zerfiel ihr Herrschaftsgebiet in teilweise reichsunmittelbare
Teilherrschaften. 1231 kaufte König Heinrich (VII.) zur Sicherung des
Gotthardpasses den Grafen von Habsburg, die über die Grafen von Kiburg (Kyburg)
das Erbe der Herzöge von Zähringen erlangt hatten, die Leute von Uri ab und
versprach ihnen ewige Reichsunmittelbarkeit. 1240 erlangten die Leute von
Schwyz ein ähnliches Privileg von Kaiser Friedrich II., konnten sich aber gegen
Habsburg nicht durchsetzen. Am Anfang des Monats August 1291 schlossen sich
wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg die drei im ehemaligen Herzogtum
Schwaben gelegenen Landschaften (Waldstätte) Uri mit Altdorf, Schwyz mit Schwyz
und Unterwalden (Nidwalden mit Stans und Obwalden mit Sarnen) in einem ewigen
Bündnis gegen die Grafen von Habsburg und jede andere herrschaftliche
Einmischung zusammen. König Heinrich VII. dehnte am 3. 6. 1309 die
Reichsunmittelbarkeit auf Unterwalden aus. Das Gebiet der drei Bündnispartner
wurde ein einem Reichsvogt unterstellter Gerichtsbezirk. Als die Herzöge von
Österreich aus dem Hause Habsburg auf Grund eines Überfalles von Schwyz auf
Kloster Einsiedeln gegen die Schwyzer militärisch vorgingen, wurden sie am 15.
11. 1315 bei Morgarten besiegt. Als Eidgenossen bekräftigten Schwyz, Uri und
Unterwalden (Waldstätte), auf die bald auch der Name der Schwyzer (Switenses,
Swicenses, Anfang 14. Jahrhundert Sweizer) allgemein überging, daraufhin ihren
Bund. 1318 begaben sich die Herzöge ihrer gräflichen Rechte. Bald verlor der Reichsvogt
seine Bedeutung. 1332 schloss sich Luzern dem Bund an, 1351 die freie
Reichsstadt Zürich, 1352 Glarus und Zug, 1353 das 1218 Reichsstadt gewordene
Bern (achtörtiger Bund, Eidgenossenschaft der acht alten Orte, Bezeichnung als
Orte seit 1426). 1386 und 1388 wurde Habsburg bei Sempach und Näfels erneut
geschlagen. 1411 schloss sich Appenzell, das der Herrschaft Sankt Gallens
entkommen wollte, an, 1415 wurde der restliche Aargau als Untertanenland
einverleibt. Im Süden griff Uri nach dem Wallis, dem Urserental und dem Tessin
aus. 1450 wurde nach einer durch den Streit um Toggenburg ausgelösten
Entfremdung Zürich zurückgewonnen, 1460 dem habsburgischen Erzherzog von Tirol
der Thurgau entrissen. 1481 wurden Freiburg und Solothurn aufgenommen, womit
die Eidgenossenschaft erstmals über den deutschsprachigen Raum hinausgriff.
1495 lehnten die Eidgenossen Beschlüsse des Reichstags, die sie mit der
Einführung des gemeinen Pfennigs und des Reichskammergerichts an das Reich
binden wollten, ab. 1499 lösten sie sich tatsächlich vom Reich. 1501 zwangen
sie Basel und Schaffhausen zum Eintritt. 1513 wurde Appenzell als 13. Ort
aufgenommen. 1512/1526 wurde ein Teil der Lombardei (Tessin, Veltlin), 1563 von
Bern das Waadtland gewonnen. Die durch die Reformation (Zwingli, Calvin)
drohende Spaltung konnte verhindert werden, doch wurde die S. konfessionell
gespalten, wobei sieben Orte katholisch blieben. 1648 schied die
Eidgenossenschaft mit 13 Orten und 10 zugewandten Orten (Reichsabtei und Stadt
Sankt Gallen, Biel, Rottweil, Mülhausen, Genf, Neuenburg, Hochstift Basel
[1579], Wallis, Graubünden) aus dem Reich aus, dem seitdem aus dem betreffenden
Gebiet nur noch der Reichsabt von Sankt Gallen und der Bischof
von Basel angehörten. Die einzelnen Orte entwickelten bis zum 17. Jahrhundert
überwiegend eine aristokratische Verfassung und verwalteten ihre Landgebiete
wie die ihnen gemeinsam gehörenden Gebiete in deutlicher Abhängigkeit. 1798
griff auf Ruf der Anhänger der revolutionären Ideen Frankreich ein und
errichtete die Helvetische Republik. Seitdem heißen die Orte Kantone.
Mülhausen, das Hochstift Basel, Biel, Neuenburg und Genf kamen zu Frankreich,
das Veltlin zur Zisalpinischen Republik. Auf Grund eines Aufstands gab Napoleon
am 19. 2. 1803 eine neue Verfassung für die 13 alten und 6 neuen Kantone (Sankt
Gallen, Graubünden, Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt). Wallis wurde
verselbständigt und 1810 Frankreich einverleibt, Neuenburg von 1806 bis 1813
ein Fürstentum des französischen Marschalls Berthier. 1814 kamen die von Frankreich
entrissenen Gebiete mit Ausnahme Veltlins zurück. Das Hochstift Basel fiel an
Bern. Genf, Wallis und Neuenburg vermehrten die Zahl der Kantone auf 22. 1815
wurde die dauernde Neutralität des am 7. 8. 1815 errichteten lockeren
Staatenbundes anerkannt. Die Verfassung vom 12. 9. 1848 machte die S. zu einem
Bundesstaat. Die Verfassung vom 29. 5. 1874 verstärkte die Bundesgewalt. 1978
spaltete sich von Bern der Kanton Jura ab, so dass seitdem insgesamt 26 Kantone
und Halbkantone bestehen. Da die Halbkantone bei dem für
Verfassungsabstimmungen erforderlichen sog. Ständemehr (Mehrheit der
Ständestimmen) nur eine halbe Stimme haben, setzt sich die S.
verfassungsrechtlich aus 23 Ständen zusammen. Zum 1. 1. 2000 wurde die
Verfassung überarbeitet (z. B. Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes).
L.: Wolff 517; Haselier, G., Die Oberrheinlande, (in) Geschichte der deutschen
Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 5, 278; Dierauer, J., Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. 4. A. 1912ff.; Heusler, A.,
Schweizerische Verfassungsgeschichte, Basel 1920; Gagliardi, E., Geschichte der
Schweiz, Bd. 1ff. 3. A. 1938; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz,
hg. v. Türler, H. u. a., Bd. 1-8 1921ff.; Gasser, A., Die territoriale
Entwicklung der Schweizer Eidgenossenschaft 1291-1797, 1932; Quellenwerk zur
Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft, Abt. 1ff. 1933ff.; Näf, W., Die
Eidgenossenschaft und das Reich, 1940; Mayer, T., Die Entstehung der Schweizer
Eidgenossenschaft und die deutsche Geschichte, DA 6 (1943); Blumer, W.,
Bibliographie der Gesamtkarten der Schweiz von Anfang bis 1802, hg. v. d.
Schweizerischen Landesbibliothek Bern, 1957; Historischer Atlas der Schweiz,
hg. v. Ammann, H./Schib, K., 2. A. 1958; Pfister, R., Kirchengeschichte der
Schweiz, 1964; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1971f.; Meyer, B.,
Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Bohnenblust, E.,
Geschichte der Schweiz, 1974; Ruffieux, R., La Suisse de l’entre-deux-guerres,
e 1974; Im Hof, U., Geschichte der Schweiz, 5. A. 1991, 7. A. 2001, 8. A: 2007;
Peyer, H. C., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, Zürich 1978, Neudruck
1980; Braun, R., Das ausgehende Ancien Régime in der Schweiz, 1984;
Schuler-Adler, H., Reichsprivilegien und Reichsdienste der eidgenössischen Orte
unter König Sigmund 1410-1437, 1985; Mattmüller, M., Bevölkerungsgeschichte der
Schweiz, Bd. 1f 1987; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen
1991; Greyerz, H. v. u. a., Geschichte der Schweiz, 1991; Schweizer Lexikon,
Bd. 1ff. 1991ff.; Handbuch der historischen Stätten der Schweiz, hg. v.
Reinhardt, V., 1996; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998;
Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Historisches Lexikon der Schweiz, hg. v. d.
Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff.
Schwerin (Hochstift, Fürstentum, Residenz des Bischofs). 1018 wird die wendische Burg S. (Zuarin)
erstmals erwähnt. Das zum Erzbistum Hamburg-Bremen gehörige Bistum S. wurde
nach einem ersten Versuch in den Jahren 1062 bis 1066 (Michelenburg) für die
Mission unter den Abodriten in den Jahren 1149 bis 1160 neu gegründet (Bischof Berno), 1160 nach der Eroberung Schwerins von
Heinrich dem Löwen nach S. verlegt und 1171 ausgestattet (Burg und Land
Bützow). Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 waren die Bischöfe (wieder)
reichsunmittelbar, doch war diese Stellung streitig. Seit 1239 hatten sie ihren
Sitz in Bützow. In der Mitte des 13. Jahrhunderts konnten sie die
Reichsunmittelbarkeit sichern. Seit dem 15. Jahrhundert wurden sie von den
Herzögen von Mecklenburg abhängig. 1533/1557/1568 wurde das Bistum
protestantisch. Von 1627/1628 bis 1633 kam S. als erbliches Lehen an
Wallenstein. 1648 wurde das Hochstift, dessen Reichsunmittelbarkeit 1561 vom
Reichskammergericht bestätigt wurde, als Ausgleich für die Abtretung von Wismar
an Schweden als weltliches säkularisiertes Fürstentum dem Herzogtum Mecklenburg
(Mecklenburg-Schwerin) mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat und im
niedersächsischen Reichskreis eingegliedert. Um 1800 umfasste das Fürstentum
ein Gebiet von 14 Quadratmeilen und hatte 25000 Einwohner. 1851 wurden auch die
Landstände in den Verband Mecklenburgs eingefügt.
L.: Wolff 452; Zeumer 553 II b 40; Wallner 707 NiedersächsRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) F2, III 22 (1648) E2; Schildt, F., Das
Bistum Schwerin in der evangelischen Zeit, Jb. d. Ver. f. meckl. Gesch. 47
(1884), 49 (1886), 51 (1888); Rische, A., Verzeichnis der Bischöfe und Domherrn
von Schwerin, (Progr. Ludwigslust) 1900; Jesse, W., Geschichte der Stadt
Schwerin, Bd. 1f. 1913ff.; Krüger, E., Die Entwicklung der Landesherrlichkeit
der Bischöfe von Schwerin, 1933; Schmaltz, K., Kirchengeschichte Mecklenburgs,
Bd. 1ff. 1935ff.; Schwerin 1160-1960, bearb. v. Leopoldi, H., 1960; Traeger,
J., Die Bischöfe des mittelalterlichen Bistums Schwerin, 1984; Krieck, M. u.
a., Schwerin. Geschichte der Stadt in Wort und Bild, 1985; Kaluza-Baumruker,
M., Das Schweriner Domkapitel, 1987; Krieck, M., Zuarin bis Schwerin, 1990;
Sander-Berke, A., Schwerin, LexMA 7 1995, 1642f.; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 610, 1, 2, 528.
Schwertbrüderorden (Orden). Der 1202 von norddeutschen
Rittern zur Unterstützung der Heidenmission in Livland gebildete, nach dem auf
den weißen Mantel aufgenähten Schwert benannte S., dem bis zu 180 Ritter und
bis zu 1600 dienende Brüder und Vasallen angehörten, erhielt 1207 von Bischof Albert von Riga die Herrschaft über ein
Drittel des nördlichen Livland. Nach einer schweren Niederlage gegen die
Litauer 1236 schlossen sich die verbliebenen Reste des Ordens 1237 dem
Deutschen Orden an.
L.: Benninghoven, F., Der Orden der Schwertbrüder, 1965.
Seligenstadt (Reichsstadt). Im Bereich des heutigen
S. am Untermain bestand nach vorgeschichtlichen Siedlungen ein römisches
Kastell der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. 815 erhielt Einhard, der
Biograph Karls des Großen, von Kaiser Ludwig dem Frommen das Königsgut
Obermühlheim am Main, wo er nach 828 die Benediktinerabtei S. (842/847
Saligunstat) gründete. Diese kam 939 an das Reich, 1002 an den Bischof von Würzburg und 1063 an das Erzstift Mainz.
In der Stauferzeit wurde die daneben entstandene Siedlung Reichsstadt. 1309
gelangte sie an das Erzstift Mainz. 1803 fiel sie bei der Säkularisation an
Hessen-Darmstadt und damit 1945 an Hessen.
L.: Wolff 80; Seibert, L., Die Verfassung der Stadt Seligenstadt im
Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1910; Koch, J., Die Wirtschafts- und
Rechtsverhältnisse der Abtei Seligenstadt im Mittelalter, 1940; Schopp, M., Die
weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 bis 1803, 1966; Müller, O.,
Die Einhard-Abtei Seligenstadt am Main, 1973; Schopp, J., Seligenstadt, 1982;
Braasch-Schwersmann, U., Seligenstadt, LexMA 7 1995, 1732ff.
Selonien (Bistum). 1218 errichtete Bischof Albert von Riga für das Gebiet südlich der
Düna das Bistum S. mit Sitz in Selburg, das trotz einer päpstlichen Bestätigung
des Jahres 1219 durch Verzicht des mit Semgallen und den bisherigen Einkünften
abgefundenen Bischofs zugunsten Rigas 1226
wieder aufgehoben wurde.
L.: Zur Mühlen, H. v., Selonien, LexMA 7 1995, 1737.
Semgallen (Bistum). 1226 weihte der Bischof von Riga den auf das Bistum Selonien zugunsten
Rigas verzichtenden Bischof Lambert zum Bischof von S. für das beiderseits der Semgaller Aa
liegende lettische Siedlungsgebiet. 1232 ernannte der Papst den Mönch Balduin
von Alna zum Bischof und verlieh ihm Kurland.
1237 wurde nach der Resignation Balduins eine neue Abgrenzung der Bistümer
Riga, S. und Kurland durchgeführt, 1251 aber das nicht existenzfähige S. Riga
einverleibt und dem amtierenden Bischof Heinrich
von Lützelburg (Luxemburg) das Bistum Kurland übertragen.
L.: Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Mühlen, H. v. zur, Semgallen,
LexMA 7 1995, 1739f.
Sennfeld (Reichsdorf). Das Reichsdorf S., in dem
kein Reichsgut nachgewiesen ist, gehörte mit Gochsheim in die Reichsvogtei
Schweinfurt. Kaiser Ferdinand I. erteilte der Reichsstadt Schweinfurt die
Schutz- und Schirmgerechtigkeit über die Reichsdörfer Gochsheim und S. Die
Reichsstadt trat am 14. 4. 1572 die Reichsvogtei über die Dörfer an das
Hochstift Würzburg ab. Kaiser Ferdinand III. unterstellte die Dörfer am 27. 11.
1637 dem Bischof von Würzburg als Landesherrn,
doch wurde 1649 die Reichsunmittelbarkeit wiederhergestellt. 1702 erhielten S.
und Gochsheim vom Reichskammergericht einen Schutzbrief. Am 8. 5. 1716 befahl
Kaiser Karl VI. dem Bischof von Würzburg, die
Dörfer in ihren Reichsfreiheiten nicht zu stören. 1802/1803 kam S. an Bayern.
L.: Hugo 457; Wolff 505f.; Geschichte und Statistik der beiden Reichsdörfer
Gochsheim und Sennfeld, 1802; Weber, F., Geschichte der fränkischen
Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Schnurrer, L., ”Verhinderte”
Reichsstädte in Franken, (in) Reichsstädte in Franken 1, 1987.
Siena (Stadtkommune). Auf den Hügeln der
Wasserscheide zwischen den Flüssen Elsa und Ombrone bestand schon eine
etruskische Siedlung, die danach unter dem lateinischen Namen Sena (1.
Jahrhundert v. Chr. Kolonie) hervortrat. Spätestens seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts
war S. Sitz eines Bischofs. Seit der Mitte des
12. Jahrhunderts drängten Konsuln der Stadtkommune die Rechte des Bischofs zurück. Die meist ghibellinische
mittelalterliche Stadt, die 1357 von Kaiser Karl IV. das Privileg einer
Universitätsgründung erhielt, stand in starkem Gegensatz zu Florenz. Nach der
endgültigen Niederlage gegen Florenz 1555 verlor sie ihre frühere hervorragende
Bedeutung. Im 18. Jahrhundert beanspruchte Österreich das Generalvikariat S.
als Reichslehen.
L.: Aretin, Das alte Reich 2, 374; Richter, L., Siena, 1915; Kirschstein, M.,
Siena, 1923; Siena e il suo territorio, hg. v. Ascheri, M. u. a., 1986;
L’università di Siena, 1991; Redon, O., L’espace d’une cité, 1994; Luzzati, M.,
Siena, LexMA 7 1995, 1878; Nardi, P., L’insegnamento superiore, 1996; Villa,
G., Siena medievale, 2004; Cammarosano, P., Siena, 2010.
Sitten (Hochstift, Residenz des Bischofs), frz. Sion. Das schon am Ende des 4.
Jahrhunderts in Octodurus (Octodurum) (Martigny/Martinach) an der oberen Rhone
bestehende, bis zum 8. Jahrhundert zum Erzbistum Vienne gehörige Bistum wurde
im 6. Jahrhundert (vor 585?/612) nach S. (Sedunum) verlegt, das nach den von
Caesar bezeugten keltischen Seduni benannt ist und im 5. Jahrhundert an die
Burgunder gefallen war. 999 gab der König von Burgund (Hochburgund) wohl auf
Grund einer umstrittenen Übertragung Karls des Großen dem Bischof die Grafschaft Wallis, die der seit dem 8.
Jahrhundert zum Erzbistum Tarentaise gehörigen Diözese in etwa entsprach. Mit
dem Übergang Burgunds an das deutsche Reich 1032/1033 wurde der Bischof wie die Bischöfe von Lausanne und Genf mit
seinem weltlichen Herrschaftsgebiet Reichsfürst. 1156 wurden die Herzöge von
Zähringen Hochstiftsvögte. Nach deren Aussterben 1218 geriet das Hochstift
allmählich in den Einflussbereich der Grafen von Savoyen, denen gegenüber schon
König Heinrich VI. 1188 die Zugehörigkeit des Hochstifts zum Reich (ad coronam
imperii) besonders betont hatte. Seit 1365 führten die Grafen/Herzöge den Titel
eines Reichsvikars für den Bereich S. (Genf und Lausanne). 1403 schloss der Bischof einen ewigen Bund mit Uri, Unterwalden und
Luzern. 1475 erkämpfte er die Unabhängigkeit und gewann das Unterwallis zurück.
1513 wurde S. exemtes Bistum. Im 16. und 17. Jahrhundert (seit 1628) verlor der
Bischof im zunehmend romanisierten Hochstift
nahezu jede weltliche Herrschaft. Zugleich endete mit der Festigung der Schweiz
die Verbindung zum Reich (1648) und schließlich 1798 auch die weltliche
Herrschaft.
L.: Wolff 536; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D5; Besson, M., Les
origines des évêches de Genève, Lausanne et Sion, 1906; Inesch, D., Das
Domkapitel von Sitten, Bll. aus der Walliser Geschichte 6 (1922); Eggs, J.,
Geschichte des Wallis, 1930; Zermatten, M., Sion, capitale aristocratique et
paysanne, 1944; Blondel, L., Les origines de Sion et son développement urbain
au cours des siècles, Valesia 8 (1953); Dubois, F./Lugon, A., Sitten, LexMA 7
1995, 1940f.; Das Bistum Sitten, bearb. v. Andenmatten, B. u. a., 2001; Höfe
und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1,
611, 1, 2, 534.
Sommerhausen (Reichsdorf). Am 28. 8. 1297 verpfändete König Adolf (von Nassau) unter anderem die zwei Dörfer S. (Bartholomäi-Ahausen) und Winterhausen (Nikolai-Ahausen) an den Bischof von Würzburg.
Speyer (Hochstift, Residenz des Bischofs). In der ursprünglich keltischen, an der
Mündung des Speyerbachs in den Rhein gelegenen Siedlung Noviomagus, die den
Hauptort der (germanischen,) um 58 v. Chr. von Caesar unterworfenen Nemeter
(civitas Nemetum) bildete, wurde vermutlich bereits im 3. oder 4. Jahrhundert
ein Bischofssitz eingerichtet, der (nach
Untergang und Erneuerung?) 614 mit Bischof
Hulderich erstmals bezeugt ist. Zunächst gehörte er zum Erzbistum Trier, seit
748/780 bis zu seiner Auflösung 1801 zum Erzbistum Mainz. Sein ursprünglich zum
alemannischen, dann zum fränkischen Stammesgebiet gezählter Sprengel reichte
von der Hauptwasserscheide im Pfälzerwald bis zum Neckartal und Murrtal und von
Selz und Oos bis zur Isenach und zum Kraichbach. Wichtigstes Kloster war
Weißenburg im Elsass, das 1546 erworben wurde. Schon im 7. Jahrhundert
erhielten die Bischöfe reiches Königsgut im Speyergau (Bienwald an der Grenze
zu Frankreich, 8. Jh.?), wozu weitere Gaben Herzog Konrads des Roten wie Kaiser
Ottos des Großen im 10. Jahrhundert kamen. 1030 wurde der Neubau des Domes
begonnen. Zwischen 1050 und 1060 gewann der Bischof
das ansehnliche Gebiet um Bruchsal (1056 Lusshardt [Lußhaardt]) und die
Grafschaften des Speyergaus und Ufgaus bzw. Uffgaus. Von 1111 an begann sich
allerdings die Stadt S. aus der Herrschaft der Bischöfe zu lösen, was ihr bis
zum Ende des 13. Jahrhunderts gelang, so dass der Bischof
1371 seinen Sitz in das 784 erstmals genannte und seit 1316 zum Hochstift
gehörige Udenheim an der Mündung des Saalbaches in einen Altrheinarm verlegte.
Das Hochstift des späteren Mittelalters bestand aus zwei Hauptgebieten
beiderseits des Rheins um Bruchsal, Deidesheim, Herxheim, Lauterburg und
Weißenburg. Von 1371 bis 1723 war Udenheim, das zur Festung Philippsburg
ausgebaut wurde, fast ständig Residenz des Bischofs.
Danach siedelte der Bischof nach Bruchsal um.
Wegen Brombach, Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal
(Langental) war der Bischof um 1790 Mitglied des
Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken(, wegen Oberöwisheim das Domkapitel
im Kanton Kraichgau des Ritterkreises Schwaben). Die linksrheinischen Teile des
zum oberrheinischen Reichskreis zählenden Hochstifts, das am Ende des 18.
Jahrhunderts 28 Quadratmeilen mit 55000 Einwohnern und 300000 Gulden Einkünfte
umfasste, kamen im 17. Jahrhundert (1681-1697) bzw. 1801 an Frankreich, 1816 an
Bayern, die rechtsrheinischen Teile (16 Quadratkilometer) 1802/1803 an Baden.
Von den ritterschaftlichen Gütern fielen Brombach 1808 an Baden und damit
1951/1952 an Baden-Württemberg, die übrigen Teile an Hessen-Darmstadt und damit
1945 an Hessen. 1817 wurde ein neues, die Pfalz (Rheinpfalz) Bayerns
umfassendes Bistum S. innerhalb des Erzbistums Bamberg errichtet.
L.: Wolff 233; Zeumer 552 II a 10; Wallner 695 OberrheinRK 5; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Winkelmann-Holzapfel 163f.; Stetten 186f.; Remling, F., Geschichte der Bischöfe
zu Speyer, Bd. 1ff. 1852ff.; Remling, F., Neuere Geschichte der Bischöfe zu
Speyer, 1867; Bühler, A., Die Landes- und Gerichtsherrschaft im
rechtsrheinischen Teil des Fürstbistums Speyer vornehmlich im 18. Jahrhundert,
ZGO N.F. 38 (1925); Maass, H., Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte des
Bistums Speyer 1743-70, Diss. phil. Göttingen 1933; Stamer, L.,
Kirchengeschichte der Pfalz, Bd. 1ff. 1936ff.; Doll, A., Das alte Speyer, 1950;
Handbuch des Bistums Speyer, 1961; Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine
Bibliographie, 1963; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands. Studien
zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Städte im rechtsrheinischen Teil des
Hochstifts Speyer bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1968; Schaab, M.,
Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms, (in) Pfalzatlas,
Textband, 20. H. (1972); Duggan, L., Bishop and Chapter, The Governance of the
Bishopric of Speyer to 1552, 1978; Meller, J., Das Bistum Speyer, 1987;
Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350-1540),
1987; Fouquet, G., Ritterschaft, Hoch- und Domstift Speyer, Kurpfalz, ZGO 137
(1989); Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den
ottonischen und salischen Königen, 1994; Andermann, K., Speyer, LexMA 7 1995,
2095f.; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. v. Schaab,
M., 1995, 481; Ehlers, C., Metropolis Germaniae, 1996;Krey, H., Bischöfliche
Herrschaft im Schatten des Königtums, 1996; Neumann, H., Sozialdisziplinierung
in der Reichsstadt Speyer, 1997; Gresser, G., Das Bistum Speyer bis zum Ende
des 11. Jahrhunderts, 1998; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 612, 1, 2, 541; Escher, M. u. a., Die urbanen
Zentren, 2005, 1, 492, 2, 572.
Speyer (Reichsstadt, freie Reichsstadt). Um 150
n. Chr. nannte Ptolemäus das ursprünglich keltische Noviomagus, das den
Hauptort der (germanischen,) 58 v. Chr. von Cäsar unterworfenen Nemeter
(civitas Nemetum) bildete. 496 wurde der Ort von den Franken erobert und im 6.
Jahrhundert erstmals als Spira bezeichnet. 614 ist S. (nach Untergang und
Erneuerung?) als Bischofssitz sicher bezeugt.
843 kam es zum Ostreich. Durch ein Privileg Kaiser Ottos I. von 969 erlangte
der Bischof die vermutlich anfänglich königliche
Stadtherrschaft. 1084 wurden aus Mainz geflohene Juden angesiedelt. Weitere
Privilegien von 1104 und 1111 führten 1294 zur Befreiung der von Saliern und
Staufern sehr häufig aufgesuchten Stadt von der bischöflichen Herrschaft. In
der Folge war S. Reichsstadt. Bereits mit den spätmittelalterlichen
Judenverfolgungen begann aber ein allmählicher Abstieg. Immerhin war S. aber
noch seit 1471 mit Peter Drach ein hervorragender Druckort und von 1526/1527
bis 1689 Sitz des Reichskammergerichtes. 1523/1538/1540 führte es die
Reformation ein. 1689 wurde S., das zum oberrheinischen Reichskreis zählte, von
Frankreich fast völlig zerstört und erst 1714 zur Wiederbesiedelung
freigegeben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken immatrikuliert. Von 1794 bis 1814 war es Sitz eines
französischen Arondissements im Département Mont-Tonnerre (Donnersberg).
1815/1816 fiel es mit 1 Quadratmeile Gebiet und 5000 Einwohnern an Bayern und
wurde Sitz der pfälzischen (rheinpfälzischen) Bezirksregierung Bayerns. 1946
kam es zu Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 5; Wallner 699 OberrheinRK 52; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, II 78 (1450), III 22 (1648) D4, III 38
(1789) C3; Weiß, C., Geschichte der Stadt Speyer, 1876; Doll, A., Das alte
Speyer, 1950; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, S. 306;)
Bohlender, R., Dom und Bistum Speyer. Eine Bibliographie, 1963; Klotz, F.,
Speyer. Kleine Stadtgeschichte, 1971; Roland, B., Speyer. Bilder aus der
Vergangenheit, 2. A. 1976; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft: Zur Geschichte
der Stadt Speyer im hohen und späten Mittelalter, 1981; Geschichte der Stadt
Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, 2. A. 1983; Andermann, K., Speyer, LexMA 7
1995, 2096ff.; Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008.
Stein (Herrschaft). Die Herrschaft S. im
Hochstift Lüttich war ein Lehen des Bischofs von
Lüttich als Grafen von Looz und gehörte dem Marquis von Westerloo. Am Ende des
18. Jahrhundert zählte sie zu den nicht eingekreisten Reichsteilen. Später kam
sie an Frankreich und 1815/1839 zur Provinz Limburg der Niederlande.
L.: Wolff 498.
Sternberg (Land). Nach 1250 erbaute das Erzstift
Magdeburg am Schnittpunkt alter Straßen im Land Lebus die 1300 erstmals
erwähnte Burg S. Das umliegende Gebiet kam 1287 pfandweise an Brandenburg und
von dort um 1450 bis 1724 an die Winning. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörte
das 42 Quadratmeilen umfassende Land S., das die unmittelbaren Städte Drossen
und Reppen, die Ämter Frauendorf, Bischofsee und
Neuendorf, das Johanniterritterordensherrenmeistertum Sonnenburg, die
Kommenturei Lagow und die Lehnstädte S. und Königswalde umfasste, über die
Markgrafen von Brandenburg zum obersächsischen Reichskreis. Über Brandenburg
kam S. 1945 (Verwaltung) bzw. als Folge der deutschen Einheit 1990
(vollständig) an Polen. S. Polen.
L.: Wolff 390f.; Wallner 708 ObersächsRK 1; Freier, W., Das Land Sternberg,
1892.
Steuerwald (bei Hildesheim) (1311-1802 Residenz des
Bischofs von Hildesheim)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 556.
Stolpen („Säulenort“ in der Lausitz) (Residenz
des Bischofs von Meißen)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 559.
Stoutenburg (Residenz des Bischofs
von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 561.
Straßburg (Hochstift, Residenz des Bischofs). Die Römer errichteten um 16 n. Chr. an der
Mündung der Ill in den Rhein das Lager Argentorate, aus dem sich ein
bedeutender Handelsort entwickelte, in dem seit dem 4. Jahrhundert, urkundlich
seit 614, ein Bischofssitz bezeugt ist. In
fränkischer Zeit kam das Bistum, welches das Unterelsass ohne Weißenburg, ein
kleines Stück des Oberelsass um Rufach sowie rechtsrheinisch das Gebiet
zwischen Elz und Baden-Baden bis zum Schwarzwaldkamm umfasste, zur Erzdiözese
Mainz, bei der es bis 1801 verblieb (1822 Besançon, 1871 exemt). Zwischen 1223
und 1260 gelang den Bischöfen die Ausbildung eines weltlichen, freilich sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiets zwischen Landau in der Pfalz und dem Bieler
See (Rufach, Zabern, Ettenheim [810 erstmals erwähnt, bald Mittelpunkt der
oberen bischöflichen Herrschaft rechts des Rheins], Oberkirch [1303]), das in
der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 1400 Quadratkilometer umfasste. 1262
verloren sie allerdings die 974/982 gewonnene Herrschaft über die Stadt S. 1359
erhielt der Bischof, der seit 1444 meist in
Zabern, von 1789 bis 1803 in Ettenheim, das schon länger Sitz des bischöflichen
Amtes gewesen war, residierte, infolge Ankaufs der Landgrafschaft Elsass
(Unterelsass) den Titel Landgraf des Elsass. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
standen nach einer Aufteilung von 1595 dem Domkapitel das Gebiet um die Burg
Frankenburg mit neun Dörfern, das Amt Börsch mit vier und das Amt Erstein mit
drei Dörfern zu, dem Bischof die Ämter Benfeld,
Dachstein, Kochersberg, Markolsheim, Schirmeck, Wanzenau (Wengenau) und Zabern
im Unterelsass, das Amt Rufach, die Vogtei Obersulz und die Lehen Freundstein
(Freudstein) und Herlisheim im Oberelsass sowie rechtsrheinisch die Ämter
Ettenheim, Oberkirch und die Herrschaft in der Oppenau. 1648 musste der Bischof die Lehnshoheit Frankreichs über die
linksrheinischen Gebiete des zum oberrheinischen Reichskreis zählenden
Hochstifts anerkennen, blieb aber Reichsfürst. 1680 kamen die linksrheinischen
Gebiete an Frankreich und wurden 1789/1792 säkularisiert. Die rechtsrheinischen
Gebiete fielen 1803 an Baden (Fürstentum Ettenheim mit 6,5 Quadratmeilen und
60000 Einwohnern) und von dort 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 235; Zeumer 552 II a 11; Wallner 697 OberrheinRK 21; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, III 22 (1648) C4, III 38 (1789) C3; Die
Territorien des Reichs 5, 72; Fritz, J., Das Territorium des Bistums Straßburg,
1885; Kiener, F., Studien zur Verfassungsgeschichte des Territoriums des
Bistums Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935;
Burg, A. M., Histoire de l’Eglise d’Alsace, 1946; Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, 1967; Strasbourg, hg. v. Rapp, F., 1982; Rapp, F., Straßburg, LexMA
8 1996, 213ff.; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 615,
1, 2, 564; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 494.
Straßburg (freie Reichsstadt). Die Römer
errichteten um 16 n. Chr. an der Mündung der Ill in den Rhein das 74 n. Chr.
erstmals auf einem Meilenstein genannte Lager Argentorate, aus dem sich ein
bedeutender Handelsort entwickelte. Im 4. Jahrhundert kam er an die Alemannen
und wurde mit diesen 496/506 dem fränkischen Reich einverleibt. Seit Ende des
6. Jahrhunderts erscheint der Name Strateburgum, Stratisburgo. 843 kam der Ort,
an dem 842 die Könige Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle die Straßburger
Eide geschworen hatten, zu Lotharingien, 870 zu Ostfranken und entwickelte sich
zu einem wichtigen Handelsplatz, über den der Bischof
974/982 die Herrschaft gewann. Um 1150 wurde das Stadtrecht aufgezeichnet. 1262
konnte sich die Stadt gewaltsam von der Herrschaft der Bischöfe befreien und
wurde Reichsstadt (1358 freie Stadt). Sie zählte etwa 10000 Einwohner und
gewann allmählich ein ansehnliches Herrschaftsgebiet. 1332 erlangten die Zünfte
die Teilnahme an der Stadtherrschaft. 1350 schloss sich S. dem elsässischen
Zehnstädtebund an. Bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl
der Einwohner auf 25000-30000. 1529/1531 nahm die Stadt die Reformation an.
1621 wandelte sie das 1538 gegründete Gymnasium zur Universität um. 1681 wurde
S. von Frankreich besetzt und in Form einer Realunion eingegliedert, seit 1780
zunehmend französisiert. Die Universität, an der Goethe studiert hatte, wurde
1793 aufgelöst. .Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten der Stadt das Amt
Illkirch (Illkirch-Grafenstaden[, Illkirch-Grafenstadten], Illwickersheim,
Niederhausbergen, Schiltigheim und Ittenheim), das Dorf Eckbolsheim des Stiftes
Sankt Thomas und die Herrschaften Barr, Marlenheim und Wasselnheim. Von 1871
bis 1918 war sie Hauptstadt des deutschen Reichslandes Elsass-Lothringen (mit
1905 nur noch 3 % französischsprachigen Bürgern), von 1940 bis 1944 deutsch
besetzt (Universität eröffnet).
L.: Wolff 295; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) D4, II 78 (1450) F4,
III 22 (1648) C4; Die Territorien des Reichs 5, 72; Urkunden und Akten der
Stadt Straßburg, bearb. v. Wiegand, M. u. a., Bd. 1-14 1879ff.; Seyboth, A.,
Das alte Straßburg vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1870, 1890; Borries, E.
v., Geschichte der Stadt Straßburg, 1909; Polaczek, E., Straßburg, 1926;
Crämer, U., Die Verfassung und Verwaltung Straßburgs 1521-1681, 1931; Hölzle, E.,
Der deutsche Südwesten am Ende des alten Reiches, 1938; Alexander, A./Wentzcke,
P., Straßburg. Bibliographie, Dt. Archiv für Landes- und Volksforschung 7
(1944); Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789,
1961; Dollinger, P., Strasbourg. Du passé au présent, 1962; Wunder, G., Das
Straßburger Gebiet, 1965 (Diss. jur. Münster 1965); Wunder, G., Das Straßburger
Landgebiet, Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen
Herrschaftsbereiches vom 13. bis 18. Jahrhundert, 1967 (Diss. phil. Straßburg
1967); Moreau, J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 261; Hertner,
P., Stadtwirtschaft zwischen Reich und Frankreich. Wirtschaft und Gesellschaft
Straßburgs 1650-1714, 1973; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a.,
1980ff.; Forstmann, W./Haug, E./Pfaehler, D./Thiel, G., Der Fall der
Reichsstadt Straßburg und seine Folgen. Zur Stellung des 30. September 1681 in
der Geschichte, 1981; Stadtsprachenforschung unter besonderer Berücksichtigung
der Verhältnisse der Stadt Straßburg im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit,
hg. v. Bauer, G., 1988; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1988;
Strasbourg, Schoepflin et l’Europa, hg. v. Vogler, B. u. a., 1996; Rapp, F.,
Straßburg, LexMA 8 1996, 213ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg,
1997; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Escher, M. u. a.,
Die urbanen Zentren, 2005, 2, 595; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte
als Geschichte administrativer Praxis, 2011.
Straßburg (Residenz des Bischofs
von Gurk), Strassburg
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 562.
Straubing (Burg, Dorf, Stadt, Herrschaft, Residenz
des Herzogs von Bayern). Auf älterem Siedlungsland am römischen Limes wurde im
früheren keltorömischen Sorviodurum vermutlich um 550 eine neue Siedlung der
Bayern errichtet, die über den Herzog von Bayern 788 an den König der Franken
fiel. 1029 kam der Königshof von Bischof Bruno
von Augsburg an das Hochstift Augsburg. Dessenungeachtet erhob der Herzog von
Bayern 1218 den Ort zur Stadt. 1353 wurde diese Sitz des Herzogtums
Straubing-Holland (bis 1425/1429, tatsächlicher Sitz in S. nur von 1353 bis
1358 und von 1387/1389 bis 1397). Danach kam S. an Bayern-München, in dem
Herzog Ernst 1435 die dem jüngeren Herzog Albrecht heimlich angetraute
Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer ertränken ließ. 1535 löste S. die
letzten grundherrschaftlichen Rechte Augsburgs ab. S. Bayern-Straubing.
L.: Wolff 137; Urkundenbuch der Stadt Straubing, hg. v. Solleder, F., 1911ff.;
Keim, J., Heimatkundliche Geschichte von Straubing, 1958; Walke, N., Das
römische Donaukastell Straubing, Sorviodurum, 1965; Straubing. Das neue und
alte Gesicht einer Stadt im altbayerischen Kernland, hg. v. Bosl, K., 1968;
Straubing. Landgericht, Rentkastenamt und Stadt, bearb. v. Fraundorfer, W.,
1974; Störmer, W., Straubing, LexMA 8 1996, 230; Forster, M., Die
Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg
1999; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini,
W., 2003, 1, 2, 566.
Stromberg s. Faust von S. S. (1177 Edelherren von
Rüdenberg Burggrafen) gelangte später an den Bischof
von Münster.
L.: Leidinger, P., Zur Geschichte von Burg und Burggrafschaft Stromberg. Eine
um 1082 im salischen Reichsinteresse erbaute Landesfestung?, Westfäl. Zs. 157
(2007), 9ff.
Stühlingen (Herren, Landgrafschaft). S. bei
Waldshut wird 1093 erstmals erwähnt (Stulinga). Die nach der Burg S. benannte
Herrschaft der Herren bzw. Grafen von S. kam mit der Burg um 1150 an die Herren
von Küssaberg, nach deren Aussterben (1250) 1251 erbweise als Lehen des Bischofs von Konstanz an die Herren von Lupfen, welche
die Burg Hohenlupfen nannten. 1261 erscheint eine Grafschaft S. Seit 1296 war
S. Hauptort der seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert so bezeichneten
Landgrafschaft S., in der 1524 der Bauernkrieg begann. 1582 fiel die
Landgrafschaft, die Sitz und Stimme im schwäbischen Reichsgrafenkollegium und
beim schwäbischen Reichskreis hatte, an die Marschälle von Pappenheim und 1639
über die Erbtochter des letzten Pappenheim aus der Linie S. zusammen mit der
Herrschaft Hewen an die Grafen von Fürstenberg. 1805 kam sie mit 6
Quadratmeilen bzw. 330 Quadratkilometern Gebiet, das die eigentliche
Landgrafschaft S. mit Stadt und Schloss S. und die Herrschaft Hewen mit dem
Schloss Hohenhewen und Engen umfasste, an Baden und damit 1951/1952 das Gebiet
an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 173; Wallner 686 SchwäbRK 2; Großer Historischer Weltatlas II 66
(1378) E5; Brandeck, H., Geschichte der Stadt und der ehemaligen Landgrafschaft
Stühlingen, 1927; Lorenz, S., Stühlingen, LexMA 8 1996, 257f.
Ter Horst (Residenz des Bischofs von Utrecht vom Anfang des 13. Jh.s bis 1459)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 579.
Tessin (Kanton). Das vom Fluss Tessin (ital.
Ticino) durchflossene Alpengebiet unterstand nacheinander den Rätern, Römern,
Ostgoten, Langobarden und Franken. Größter Grundherr war danach der Bischof von Como. Vom deutschen Reich kam das T. bis
1335 an das Herzogtum Mailand, dem es zwischen 1403 und 1516 die Eidgenossen
der Schweiz abgewannen. Sie gliederten das Untertanenland in acht Landvogteien
(Leventina [Uri], Bellinzona, Blenio, Riviera [Uri, Schwyz, Nidwalden],
Mendrisio, Locarno, Lugano, Valle Maggia [Gut der zwölf Orte]) und
unterdrückten die Reformation. 1798 wurde das bis 1755 ziemlich lose
Untertanenverhältnis beseitigt (Anschluss an die Eidgenossenschaft der Schweiz,
Kantone Lugano und Bellinzona der Helvetischen Republik, 1801 vereinigt) und
1803 der Kanton T. (2811 Quadratkilometer) mit der Hauptstadt Bellinzona
eingerichtet.
L.: Rossi,
G./Pometta, E., Geschichte des Kantons Tessin, 1944; Monumenti storici ed
artistici del Ticino, 1948; Calgari, G., Idea di una storia del Ticino, 1966;
Vismara, G./Cavanna, A./Vismara, P., Ticino medievale, 2. A. 1990.
Tirol (Grafschaft, Bundesland). Das Einzugsgebiet von Lech, Inn, Drau und Etsch in den Alpen war zunächst von Kelten bewohnt. Seit 16/15 v. Chr. gliederten es die Römer den Provinzen Rätien, Noricum (östlich des Ziller) und Venetia et Histria ein. Später drangen Alemannen, Langobarden und Slawen ein, die aber im 6. bis 8. Jahrhundert von den Bayern verdrängt wurden. 788 kam das Gebiet bis Bozen und ins Pustertal mit Bayern an die Franken und wurde eingedeutscht. 952 schuf König Otto der Große die Mark Verona und unterstellte sie dem Herzog von Bayern, der sie 976 an das Herzogtum Kärnten verlor. Cadore fiel an das Hochstift Freising (973-1510), das Unterinntal an das Hochstift Regensburg. 1004/1027/1091 kamen die Grafschaften um den Brennerpass an die Hochstifte Brixen (oberes Eisacktal, Inntal, Pustertal, vorderes Zillertal) und Trient (Etschtal, Vinschgau, unteres Eisacktal). Die Bischöfe von Brixen und Trient galten im 13. Jahrhundert als Reichsfürsten, doch verloren sie zahlreiche Rechte an ihre Vögte. Von den miteinander konkurrierenden Adelsgeschlechtern der Grafen von Eppan, Andechs und T. (ab 1141) setzten sich die nach der Burg T. (ältester erhaltener Balken von 1106, Brand um 1300) bei Meran benannten, zunächst mit der Grafschaft im Vinschgau belehnten Grafen von T. durch und erlangten in der Mitte des 12. Jahrhunderts (um 1150) die Vogtei des Hochstifts Trient und damit seit dem 13. Jahrhundert allmählich Bozen, 1210 nach den Grafen von Andechs die Vogtei des Hochstifts Brixen sowie 1248 die Grafenrechte der Grafen bzw. Herzöge von Andechs-Meranien und nach 1250 der Grafen von Eppan. 1253 starben sie aus und vererbten über die Tochter Albrechts III. von T. die Grafschaft T. an die Grafen von Görz. Diese teilten 1267/1271 ihre Güter in eine Görzer und eine Tiroler Linie. In der Tiroler Linie sicherte Graf Meinhard II. (1249-1295) mit Gewalt, Geschick, Geld und Glück eine vergrößerte Grafschaft T. zwischen Ziller, Arlberg, Avisio und Mühlbacher Klause. 1363 gab Margarete Maultasch trotz je einer Heiratsverbindung mit den Luxemburgern und Wittelsbachern das vielerseits begehrte T., das seit 1330 als Reichslehen galt, an ihren Vetter Herzog Rudolf IV. von Österreich, der zugleich die Vogtei über das Hochstift Trient gewann. 1379 kam T., das durch Salzburg und Görz von den anderen habsburgischen Ländern getrennt war, an die leopoldinische Linie der Habsburger. 1373 wurde Primiero, 1396 Lodron, 1412 Valsugana und 1440 Arco gewonnen. Bereits 1379 bzw. von 1400 ab war Schloss Tirol Sitz einer Tiroler Nebenlinie Habsburgs. 1420 verlegte Herzog Friedrich IV. von Tirol bzw. Österreich die Residenz von Meran nach Innsbruck. König Maximilian (I.), der 1490 T. von der Seitenlinie zurückerlangt hatte, erwarb 1500 das Erbe der Grafen von Görz (vordere Grafschaft Görz, Osttirol), 1504/1505 von Bayern nach dem Landshuter Erbfolgekrieg die Landgerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg sowie 1509/1511 und 1521/1523 von Venedig Ampezzo, Ala, Mori, Riva und Rovereto. Seit dem 16. Jahrhundert wurde T. vielleicht wegen des Alters seiner Grafschaften als gefürstete Grafschaft bezeichnet. 1564 bildete sich erneut eine tirolische Linie des Hauses Habsburg, die 1648 das Elsass an Frankreich verlor und bis zu ihrem Aussterben 1665, bei dem das zum österreichischen Reichskreis zählende T. wieder an die Hauptlinie Österreich bzw. Habsburg zurückfiel, in Innsbruck, das 1669 eine gegenreformatorische Universität erhielt, residierte. Im 17. Jahrhundert gab der Bischof von Chur seine Leute im Vinschgau an T. ab. Tarasp blieb bei T. (1684 Fürsten von Dietrichstein). 1803 wurden die Hochstifte Trient und Brixen säkularisiert und mit T. vereinigt. 1805 fiel T. an Bayern. Nach dem erfolglosen, in Absprache mit Habsburg erfolgten Freiheitskampf Andreas Hofers gegen Bayern und Frankreich 1809 wurde T. geteilt, wobei der Norden bis Meran und Klausen an Bayern kam, der Süden an das Königreich Italien, der Osten (östliches Pustertal, Lienz) zu den illyrischen Provinzen. 1814 fiel ganz T. wieder an Österreich. 1815 erhielt es die ehemaligen Gerichte Salzburgs im Zillertal, Brixental und Iseltal (mit Windisch-Matrei) (Matrei in Osttirol), wurde 1919 aber wieder geteilt, wobei Nordtirol und Osttirol (Lienz) zum österreichischen Bundesland T. wurden, das zu 97 % deutschsprachige Südtirol bis zum Brenner dagegen an Italien kam. Von 1938 bis 1945 umfasste der Reichsgau Tirol auch Vorarlberg und seit 1943 Bozen, Trient und Belluno, der Reichsgau Kärnten auch Osttirol.
L.: Wolff 36; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Großer Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) G4, II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5, II 78 (1450) G4, III 22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Lechner, K., Tirol, (in) Geschichte der deutschen Länder, Bd. 1; Voltelini, H. v., Immunität, grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Abhandlungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, Archiv f. österr. Geschichte 94 (1907); Stolz, O., Deutschtirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1910; Stolz, O., Geschichte der Gerichte Südtirols, Archiv f. österr. Geschichte 102 (1913); Voltelini, H. v., Welsch-Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1919; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, Archiv f. österr. Geschichte 107 (1923/26); Stolz, O., Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden, Bd. 1ff. 1927ff.; Battisti, C., Dizionario toponomastico Atesino (Oberetscher Namensbuch), 1936-1941; Tiroler Urkundenbuch, hg. v. Huter, F., 1937ff.; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol, 1937; Wiesflecker, H., Die Regesten der Grafen von Tirol, 1949ff.; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Sterner-Rainer, S., Tirol, (in) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer, 1954; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1 1955; Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge der Kulturlandschaft Oberitaliens, 1956; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, I, 9, Territorialname; Tirol-Atlas, hg. v. Troger, E./Leidlmair, A., 1969ff.; Rambold, J., Vinschgau. Landschaft, Geschichte und Gegenwart am Oberlauf der Etsch, 4. A. 1980; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Grass, N., Zur Stellung Tirols in der Rechtsgeschichte, FS H. Baltl, 1978, 229; Köfler, W., Land, Landschaft, Landtag. Geschichte der Tiroler Landtage von den Anfängen bis zur Aufhebung der landständischen Verfassung 1808, 1985; Geschichte des Landes Tirol, hg. v. Fontana, J., Bd. 1f. 1985f.; Tirol im Jahrhundert nach anno neun, hg. v. Kühebacher, E., 1986; Gelmi, J., Kirchengeschichte Tirols, 1986; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 3. A. 2001; Forcher, M., Tirols Geschichte in Wort und Bild, 3. A. 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T., 1988; Laich, M., Zwei Jahrhunderte Justiz in Tirol und Vorarlberg, 1990; Grass, N., Tirol, HRG 4, 1991, 244; Baum, W., Margarete Maultasch, 1994; Das Elsass und Tirol, hg. v. Thurnher, E., 1994; Riedmann, J., Tirol, LexMA 8 1996, 800ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999, 210; Schober, R., Von der Revolution zur Konstitution, 2000; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Heitmeier, I., Das Inntal, 2005; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff.: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba, E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009, Bd. 2 (1140-1200), 2012; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Landi, W., Die Grafen von Eppan, 2010.
Tittmoning (Grafschaft). T. an der Salzach kam um
700 (Titamaninga) durch den Herzog von Bayern an den Bischof
von Salzburg. Im 13. Jahrhundert gehörte es zur Grafschaft T. westlich der
unteren Salzach. Nach dem Aussterben dieser mit den Grafen von Peilstein
verbundenen Familie (Grafen von Lebenau) 1227 fiel die Grafschaft an das
Erzstift Salzburg (endgültig 1254). Dieses kam 1803 an den Großherzog von
Toskana, 1805 an Österreich, 1809/1810 an Bayern. 1816 gelangte Salzburg an
Österreich zurück, T. blieb aber wie Waging, Laufen und Teisendorf bei Bayern.
L.: Wolff 133; Widmann, H., Geschichte Salzburgs, Bd. 1ff. 1907ff.; Martin, F.,
Tittmoning und Umgebung, 1922.
Toggenburg (Grafschaft). Nach der T. im Tal der
oberen Thur nannten sich seit 1044 Herren, seit 1209 Grafen, die am Ende des
12. Jahrhunderts Uznach erwarben. Sie erlangten durch Aneignung von Gütern der
Abtei Sankt Gallen und durch Heirat der Erbtöchter der Herren von Vaz (1323)
und der Vögte von Matsch (1391) bedeutende Güter im Gasterland, Rheintal,
Vorarlberg, Sankt Galler Oberland und Prätigau (Prättigau). Bei ihrem
Aussterben 1436 fiel das Stammgut an die Freiherren von Raron, die es 1468 an
die Abtei Sankt Gallen verkauften. Die Güter in Graubünden und im Alpenrheintal
gelangten an die Grafen von Montfort sowie die Herren von Sax, von Brandis und
Thüring von Aarburg. Um die Herrschaften Uznach, Gaster und Obermarch entstand
der Toggenburger Erbfolgekrieg. Danach wurden sie 1437/1438 gemeine Herrschaft
mehrerer Orte der Eidgenossenschaft der Schweiz. 1802/1803 kam T. zum Kanton
Sankt Gallen.
L.: Wolff 532; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) G2; Rothenflue,
E., Toggenburger Chronik, 1887; Kläui, P., Die Entstehung der Grafschaft
Toggenburg, ZGO 90 (1937); Edelmann, H., Geschichte der Landschaft Toggenburg,
1956; Büchler, H., Das Toggenburg, 1992; Bischofberger,
H., Toggenburg, LexMA 8 1996, 840f. ; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft
und das Heilige römische Reich, 2007, 307.
Toul (Hochstift, Residenz des Bischofs). Vielleicht im späten 4. Jahrhundert wurde
in T. (Tullum Leucorum) an der oberen Mosel ein Bistum, das dem Erzbistum Trier
unterstand, gegründet. 879/925 kam T. zum ostfränkischen Reich. Die Bischöfe
wurden vielfach privilegiert (927, 974). Das Bistum T. reichte von den Vogesen
und Sichelbergen bis in die Nähe der Marne. 1261 ging die Grafschaft T. an den Bischof über. 1286 erlangten die Herzöge von
Lothringen durch den Bischof die Schirmvogtei
über das Bistum und beherrschten damit das weltliche Herrschaftsgebiet
weitgehend. Zugleich fiel das Besetzungsrecht des Bischofsstuhls
bis zum Ende des Mittelalters an den Papst. Nachdem sich die Stadt T. aus der
bischöflichen Herrschaft gelöst hatte, verlegte der Bischof
seine Residenz nach Liverdun (Liverdon). Unter Kaiser Maximilian I. leistete
das Hochstift dann wieder Abgaben an das Reich. 1552 besetzte der König von
Frankreich T. als Reichsvikar. 1648 trat das Reich das Hochstift an Frankreich
ab. Das Bistum bestand aus sechs Vogteien (u. a. mit Liverdun [Liverdon] an der
Mosel und Vicherey). 1801 wurde das Bistum aufgehoben, 1817 als neues Bistum
mit dem 1777 abgetrennten Nancy vereinigt.
L.: Wolff 301f.; Die Territorien des Reichs 5, 96; Pimodan, G. de, La réunion
de Toul à la France et les derniers évêques-comtes souverains, 1885; Martin,
E., Histoire des diocèses de Toul, Nancy et St. Dié, Bd. 1ff. 1900ff.; Morret,
B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun im Mittelalter,
1911; Choux, J., Recherches sur le diocèse de Toul, 1952; Bönnen, G., Toul,
LexMA 8 1996, 906f.; Bauer, T., Lotharingien als politischer Raum, 1997;
Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 466; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 617, 1, 2, 584;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Toul (Reichsstadt). An der Kreuzung wichtiger
Straßen entstand Tullum Leucorum, der Hauptort der keltischen Leuker. 879/925
kam T. mit Lothringen zum ostfränkischen Reich. Im 13. Jahrhundert erkämpfte
sich die Stadt T. die Reichsfreiheit (1367 Privileg Kaiser Karls IV.) gegenüber
dem bischöflichen Stadtherrn. 1552 besetzte Frankreich die Stadt als
Reichsvikar. 1648 kam sie endgültig an Frankreich.
L.: Wolff 308f.; Daulnoy, N., Histoire de la ville et cité de Toul, Bd. 1 Toul
1881; Büttner, H., Toul im Vogesenraum während des Früh- und Hochmittelalters,
(in) Schicksalswege am Oberrhein, hg. v. Wentzke, P., 1952; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 18, 32, IV, 18, comitatus Tullensis,
pagus Tullensis, zum Ortsnamen Toul;) Bönnen, G., Die Bischofsstadt
Toul und ihr Umland, 1995; Bönnen, G., Toul, LexMA 8 1996, 904ff.; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 615.
Tournai (Herrschaft), fläm. Doornik. Im 2.
Jahrhundert n. Chr. wird das durch die Römer von den Kelten übernommene Turris
Nerviorum an der Schelde erwähnt. Nach dem Vordringen der Franken um 430 wurde
es bis 486 Vorort eines salischen Reiches und zu Beginn des 6. Jahrhunderts Bischofssitz (626/638-1146 Personalunion mit Noyon).
Seit dem 9. Jahrhundert gehörte es mit seinem Umland zur Grafschaft Flandern.
1188 konnte sich die Stadt von ihrem bischöflichen Stadtherrn befreien und
damit zur freien Stadt aufsteigen. 1477 kam sie wie Burgund an Habsburg und
wurde 1521 den habsburgischen, seit 1526 spanischen Niederlanden angeschlossen.
1667 wurde sie von Frankreich erobert und bis 1709 besetzt, kam 1714 aber
wieder zu Österreich. 1794 wurde sie wieder von Frankreich besetzt, gehörte
aber noch zum burgundischen Reichskreis Österreichs. 1814 fiel sie an die
Vereinigten Niederlande und gelangte 1830 an Belgien.
L.: Wolff 60 ; Wallner 701 BurgRK 1; Hymans, H., Gent und Tournai, 1902;
Rolland, P., Les origines de la commune de Tournai, 1931; Vercauteren, F.,
Etude sur les civitates de la Belgique Seconde, 1934; Rolland, P., Histoire de
Tournai, 1956; Deschamps, H., Tournai. Renaissance d’une ville, 1963; Moreau,
J., Dictionnaire de géographie historique, 1972, 272 Tournaisis ; Tournai,
hg. v. Thomas, F. u. a., 1995; Nazet, J. Tournai, LexMA 8 1996, 917ff.
Treviso (Stadtkommune). Nördlich von T. bestand
seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. das alte Tarvisium. Es ist seit 396 als Sitz
eines Bischofs bezeugt und war spätestens 602
Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums, spätestens seit 829 einer
fränkischen Grafschaft. Seit dem 12. Jahrhundert war T. freie, seit 1167 dem
Städtebund der Lombardei angeschlossene Kommune (1162 Konsuln). 1339 fiel es an
Venedig, 1797 mit diesem an Österreich und 1866 an das 1861 neu entstandene
Italien. S. Verona.
L.: Michieli, A., Storia di Treviso, 2. A. 1958; Furlanetto, A., Guido di
Treviso e la Marca Trevigiana, 1963; Castagnetti, A., La Marca
veronese-trevigniana, 1986; Sommerlechner, A., Stadt, Partei und Fürst, 1988;
Del Torre, G., Il Trevigiano, 1990; Storia di Treviso, hg. v. Rando, D. u. a.,
1991; Varanini,G., Treviso, LexMA 8 1996, 981f.; Gli acta comunitatis Tarvisii
del secolo XIII, hg. v. Michielin, A., 1998; Treviso e la sua civiltà
nell’Italia dei Comuni, 2010.
Trient (Hochstift, Residenz des Bischofs). An der mittleren Etsch gründeten Räter oder
Kelten eine Siedlung, die 24 v. Chr. an die Römer überging (Tridentum) und von
diesen im 2. Jahrhundert n. Chr. zur colonia erhoben wurde. Seit dem 4.
Jahrhundert (um 350) war sie Bischofssitz (um
400 Bischof Vigilius, seit dem 5. Jahrhundert
Suffragan von Aquileja). Später wurde sie Mittelpunkt eines langobardischen
Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft. 952 kam T. als Teil der Mark
Verona an Bayern. 1004/1027 entstand durch kaiserliche Übertragungen (1004
Grafschaft T., 1027 Grafschaft Bozen [von der Grafschaft Norital abgetrennt],
Grafschaft Vinschgau) das reichsunmittelbare, über die Diözese ausgreifende
Hochstift T. Seine Vögte waren seit etwa 1150 die Grafen von Tirol, die im
Norden des Herrschaftsgebiets Güter an sich zogen und die Rechte der Grafen von
Eppan erlangten, seit 1363 (die Grafen von) Habsburg. Trotz erheblicher
Einschränkungen (seit dem 13. Jahrhundert allmählicher Verlust Bozens,
endgültig 1462/1531, seit etwa 1300 Grenze zu Tirol an der Einmündung des
Avisio in die Etsch) durch die Vögte und gewisser Verluste im Süden an Venedig
(4 Vikariate, Rovereto, Riva 1411, 1416, 1440) blieb das Hochstift bis 1803
selbständig. Um 1800 umfasste das Hochstift ein Gebiet von 75 Quadratmeilen und
hatte 155000 Einwohner. 1803 fiel es an Tirol und damit von 1805 bis 1809 an
Bayern und von 1810 bis 1813 an das Königreich Italien, 1814 an Österreich,
1919 mit Südtirol an Italien. Das Bistum war von 1772 bis 1825 exemt, bis es
Salzburg unterstellt wurde (1929 exemt).
L.: Wolff 46; Zeumer 552 II a 19; Wallner 714 ÖsterreichRK 2; Großer
Historischer Weltatlas II 48 (1300) D1, II 66 (1378) F5/6, II 78 (1450) G4, III
22 (1648) E5, III 38 (1789) D4; Die Territorien des Reichs 1, 86; Huber, A.,
Die Entstehung der weltlichen Territorien der Hochstifte von Trient und Brixen,
Archiv f. österr. Gesch. 63 (1882); Atz, K./Schatz, A., Der deutsche Anteil des
Bistums Trient, Bd. 1ff. 1902ff.; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von
Trient, Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 92 (1903), 83;
Voltelini, H., Das welsche Südtirol, 1919, Erläuterungen zum historischen Atlas
der österreichischen Alpenländer I 3; Cucchetti, G., Storia del Trentino, 1939;
Hochholzer, H., Das geschichtliche Raumgefüge Oberitaliens, 1956; Bertoldi, F.,
Vecchia Trento, 1958; Rinaudo, C., Atlante storico, 1959; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 18, Tridentinum; Kögl, J., La sovranità
dei vescovi di Trento e di Bressanone, 1964; Sayn-Wittgenstein, F. Prinz zu,
Südtirol und das Trentino, 2. A. 1965; Hootz, R., Südtirol, Trentino, 1973; Il
Trentino nel Settecento fra Sacro Romano Impero e antichi stati italiani, hg.
v. Mozzarelli, C./Olmi, G., 1985; Riedmann, J., Trient, LexMA 8 1996, 989f.;
Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Petzold, M., Das Pontifikat
Erzbischof Boemunds II. von Trier (1354-1362); Santifaller, L., Das Trientner
Domkapitel, 2000; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di
Trento, 2001; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v.
Paravicini, W., 2003, 1, 619, 1, 2, 586; Storia del Trentino Bd. 3, hg. v.
Castagnetti, A. u. a., 2004; Lo Preiato, M., La costituzione politica della
città, 2009.
Trier (Erzstift, Kurfürstentum, Residenz des
Erzbischofs). 16-13 v. Chr. gründete Augustus an wichtigen Straßen im Gebiet
der keltisch-germanischen Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta
Treverorum. Sie blühte rasch auf und wurde Hauptort der Provinz Belgica. 275 n.
Chr. wurde sie durch die Franken zerstört, wurde aber danach vor allem von
Kaiser Konstantin zur mit 60000-70000 Einwohnern größten römischen Stadt nördlich
der Alpen wiederaufgebaut (Sitz der Praefectura Galliarum) und in der zweiten
Hälfte des 3. Jahrhunderts Sitz eines Bistums (314 Bischof
Agricius). 475 wurde sie von den Franken erobert, die den römischen Palast zur
Pfalz umwandelten. 843 kam sie zum Reich Kaiser Lothars, 870/879 zum
ostfränkischen Reich. 897 wurde T. vom König mit dem Bannforst im Hunsrück
ausgestattet. 902 erlangte der im 6. Jahrhundert und kurz vor 800 zum
Erzbischof (Suffragane Metz, Toul, Verdun) erhobene Bischof
die Herrschaft über die 882/892 von Normannen verwüstete Stadt, 936 das Recht
der Königskrönung. 973 gewann er einen Bannforst in der Eifel. 1018 erhielt er
den Königshof Koblenz und Güter im Westerwald, 1139 die Reichsabtei Sankt
Maximin vor T. 1197 verzichtete der Pfalzgraf zugunsten des Erzbischofs auf die
Hochstiftsvogtei. Im 13. Jahrhundert wurde der Erzbischof in die Gruppe der
Kurfürsten aufgenommen. Am Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts gelang
es, eine Landverbindung zwischen den Gütern an der mittleren Mosel um Trier und
dem mittleren Rhein um Koblenz herzustellen und die Reichspfandschaften Boppard
und Oberwesel zu gewinnen. 1427 wurden Teile der Reichsgrafschaft Daun, 1452
Manderscheid, 1545 die Grafschaft Virneburg und 1576 Prüm (Personalunion)
erlangt. 1473 gründete der Erzbischof eine bis 1798 bestehende Universität in
T. 1669 wurde ein Landrecht erlassen. Zuletzt umfasste das zum kurrheinischen
Reichskreis zählende Hochstift 151 Quadratmeilen mit 280000 Einwohnern.
1794/1801 fielen die linksrheinischen Güter an Frankreich, 1803 wurden die
rechtsrheinischen Güter säkularisiert und an Nassau-Weilburg gegeben. 1806 kam
hiervon einiges an das Großherzogtum Berg. Das Erzbistum wurde 1801 Mecheln,
1815 Köln unterstellt. Die meisten Trierer Güter kamen 1815 unmittelbar oder
1866 über Nassau an Preußen, das Koblenz zum Verwaltungsmittelpunkt erhob, und
damit 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 82ff.; Zeumer 552 I 2; Wallner 700 KurrheinRK 2; Großer Historischer
Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, II 66 (1378) D3, III 22 (1648) C3, III 38
(1789) B2; Die Territorien des Reichs 5, 50; Hontheim, J. v., Historia
Trevirensis diplomatica, Bd. 1ff. 1750; Marx, J., Geschichte des Erzbistums
Trier, Bd. 1ff. 1858ff.; Goerz, A., Regesten der Erzbischöfe zu Trier 814-1503,
Bd. 1f. 1859ff., Neudruck 1969; Knetsch, G., Die landständische Verfassung und
reichsritterschaftliche Bewegung im Kurstaat Trier, 1909; Just, L., Das
Erzbistum Trier und die Luxemburger Kirchenpolitik von Philipp II. bis Joseph
II., 1931; Michel, F., Handbuch des Bistums Trier, bearb. v. Bistums-Archiv
1952; Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer
Erzbischöfe im Mittelalter, 1953; Ewig, E., Trier im Merowingerreich, 1954;
Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 2. A. 1987; Geschichte des
Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., Bd. 1 (bis 925), 1964; Pauly, F., Aus der
Geschichte des Bistums Trier, Teil 1: Von der spätrömischen Zeit bis zum 12.
Jahrhundert, 1968; Weber, H., Frankreich, Kurtrier, der Rhein und das Reich
1623-1635, 1969; Laufner, R., Die Ausbildung des Territorialstaates der
Kurfürsten von Trier, (in) Vortr. und Forsch. 14 1970; Sperling, W., Der
Trierer Raum in der voramtlichen topographischen Kartographie, Mitteilungsblatt
des dt. Vereins für Vermessungswesen. Landesverein Rheinland-Pfalz 21 (1971);
Holbach, R., Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt, 1982;
Janck, D., Das Erzbistum Trier während des großen abendländischen Schismas
(1378-1417), 1983; Janssen, F. R., Kurtrier in seinen Ämtern, vornehmlich im
16. Jahrhundert, 1985; Aufklärung und Tradition, Kurfürstentum und Stadt Trier
im 18. Jh., hg. v. Franz, G., 1988; Bodsch, J., Burg und Herrschaft. Zur
Territorial- und Burgenpolitik der Erzbischöfe von Trier im Hochmittelalter bis
zum Tod Dieters von Nassau († 1307), 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte
im Erzstift Trier, 1995; Schieffer, C., Trier, LexMA 8 1996, 997ff.;
Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter,
K./Stolleis, M., Bd. 1 1997; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 421,
1, 2, 588; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 474; Brommer, P.,
Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008.
Trier (freie Reichsstadt). 16-13 v. Chr. oder
kurz danach gründete der römische Prinzeps Augustus an wichtigen Straßen im
Gebiet der keltisch-germanischen Treverer ohne vorangehende Siedlung der
Treverer an der mittleren Mosel die Stadt Augusta Treverorum. Sie blühte rasch
auf (um 180 n. Chr. 288 Hektar, 20000? Einwohner, Stadtmauer) und wurde
Hauptort der Provinz Belgica sowie in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrhunderts Bischofssitz. 275 n. Chr. wurde sie
von den Franken zerstört, vor allem von Kaiser Konstantin aber mit 60000-70000
Einwohnern wieder zur größten römischen Stadt nördlich der Alpen aufgebaut. 475
wurde sie von den Franken erobert und danach vielleicht zu 15 Prozent der
Bauten fortbenutzt. 902 erlangte der Erzbischof die Stadtherrschaft über die
882/892 von Normannen verwüstete Stadt (wieder). 1212 gewährte Kaiser Otto IV.
der Stadt Freiheiten, die aber zu Beginn des 14. Jahrhunderts wieder verfielen.
Im 15. Jahrhundert gelang es der Stadt, die erzbischöfliche Stadtherrschaft so
weit zu lockern, dass sie als freie Reichsstadt angesehen werden konnte. Um
1580 wurde ihr allerdings die Reichsunmittelbarkeit abgesprochen und sie zur
kurfürstlichen Landstadt erklärt. Von 1794 bis 1814 war T. unter der Herrschaft
Frankreichs, 1815 fiel es an Preußen, 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 83; Wisplinghoff, E./Dahm, H., Die Rheinlande, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Gesta Treverorum, hg. v. Waitz, G., MGH SS 8 (1848),
24 (1879); Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien,
bearb. v. Beyer, H./Eltester, L./Goerz, A., Bd. 1ff. 1860ff.; Quellen zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte,
Bd. 1 Trier, hg. v. Rudolph, F./Kentenich, G., 1915; Kentenich, G., Geschichte
der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, 1915; Zenz, E., Die
Trierer Universität 1473-1798, 1949; Eichler, H., Trier, 1952; Ewig, E., Trier
im Merowingerreich, 1954; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu
Trier, 1958; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, 308
Treverense;] Geschichte des Trierer Landes, hg. v. Laufner, R., 1964ff.;
Sperling, W., Der Trierer Raum in der voramtlichen topographischen
Kartographie, Mitteilungen des dt. Ver. für Vermessungswesen, Landesverein
Rheinland-Pfalz 21 (1971); Augusta Treverorum, Trier, hg. v. Bracht, W., 1972;
Matheus, M., Trier am Ende des Mittelalters, 1984; Anton, H., Trier im frühen
Mittelalter, 1987; Trier in der Neuzeit, hg. v. Düwell, K., 1988; Aufklärung
und Tradition. Kurfürstentum und Stadt Trier im 18. Jahrhundert, hg. v. Franz,
G., 1988; Clemens, L., Trier, 1993; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H., u.
a., 1996; Clemens, C., Trier, LexMA 8 1996, 991ff.; Brommer, P., Die Ämter
Kurtriers, 2003; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 2, 619; Clemens,
G. u. a., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Morscheiser-Niebergall, J., Die
Anfänge Triers, 2009.
Triest (Stadt, reichsunmittelbare Stadt
Österreichs, Kronland). Die seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert römische
Stadt Tergeste wurde 178 v. Chr. mit dem römischen Istrien verbunden. Seit dem
6. Jahrhundert war sie Bischofssitz. 787/788 kam
sie zum fränkischen Reich. Im Mittelalter gewann sie Selbständigkeit gegenüber
dem Bischof, der die Stadtherrschaft im 10.
Jahrhundert (948) gewonnen hatte, gelangte aber 1202 durch Vertrag an Venedig.
1382 schloss sie sich nach wechselnden Herrschaftsverhältnissen Habsburg an.
1797, 1805 und 1809 besetzte, Frankreich die Stadt. 1809 wurde sie an die
illyrischen Provinzen Frankreichs gegeben, kam aber 1814 an Österreich zurück,
das sie 1815 seinem Königreich Illyrien zuteilte, 1818 in den Deutschen Bund
aufnehmen ließ, 1849 - um der italienischen Unabhängigkeitsbewegung
entgegenzukommen - zur reichsunmittelbaren Stadt erklärte und 1867 mit seinem
Umland zu einem eigenen Kronland erhob. Am 31. 10. 1918 wurde T. von Italien
besetzt und ihm 1919 abgetreten. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es von den
Alliierten besetzt. 1945 sollte es internationaler Freistaat werden (1947
Territorio Libero di Trieste, mit 831 Quadratkilometern und 371000 Einwohnern),
wurde aber 1954 an Italien zurückgegeben. Sein zugehöriges Hinterland wurde zwischen
Italien ([Zone A] im Norden und Westen) und Jugoslawien ([Zone B] im Süden)
aufgeteilt.
L.: Wolff 35; Wallner 713 ÖsterreichRK 1; Tamaro, A., Storia di Trieste, Bd.
1f. 1924;
Nepitello, S., Storia di Trieste, 1934; Zahorsky, A., Triest. Schicksal einer
Stadt, 1962; Bloise, D. u. a., La magistrature cittadine, 1982; Cammarosano,
P., Triest, LexMA 8 1996, 1003f.; Fogar, G., Trieste in guerra, 1999; Valdevit,
G., Il dilemma Trieste, 1999; Sluga, G., The Problem of Trieste and the
Italo-Yugoslav Border, 2001.
Trimberg (Herrschaft). Nach der Burg T. an der
fränkischen Saale nannten sich seit dem 12. Jahrhundert vielleicht mit den
Grafen von Henneberg verbundene, im Saaletal und im Werntal begüterte Herren
von T. 1226 trugen sie ihre Burg dem Hochstift Würzburg auf. 1279 gaben sie
Burg und Amt - bis auf Arnstein - an das Hochstift. Nach längerem Streit wurde
der Sohn des Gebers mit dem Lehen an Bischofsheim
vor der Rhön abgefunden. 1376 erlosch das Geschlecht. 1803 fiel T. von Würzburg
an Bayern.
L.: Stieber; Wolff 100; Schultes, J., Diplomatische Geschichte der
Reichsdynasten von Trimberg, 1792.
Turin (Markgrafschaft). Die am Zusammenfluss
von Dora Riparia und Po angelegte römische Siedlung colonia Iulia Augusta
Taurinorum wurde im späten 4. Jahrhundert Sitz eines im frühen 5. Jahrhundert
von Vercelli verselbständigten Bischofs. Über
Goten und Burgunder kam es 568 an die Langobarden und 773/774 an die Franken.
827 und 880 sind fränkische Grafen von T. nachgewiesen. Zunächst unter den
Markgrafen von Ivrea wurde T. um 950 Mittelpunkt einer bis zum Tod des letzten
Markgrafen (1091) bestehenden Mark. Danach traten Bischof
und Stadt hervor (1147/1149 consules). 1280 kam T. an Savoyen (1418 endgültig
eingegliedert). Nach 1418 wurde es Sitz der Hauptlinie der Grafen (1536
Vorherrschaft Frankreichs). 1861 gelangte es in Sardinien-Piemont zum neuen
Königreich Italien.
L.: Sergi, G., Potere e territorio, 1981; Storia di Torino, hg. v. Comba, R. u.
a., Bd. 1ff. 1993ff.;
Sergi, G., I confini del potere, 1995; Sergi, G., Turin, LexMA 8 1996, 1100.;
Sergi, G., Storia di Torino, 1997; Storia di Torino 2 (1280-1536) hg. v. Comba,
R., 1997.
Udenheim (südlich Speyers) Residenz des Bischofs von Speyer).
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 595.
Utrecht (Herrschaft, Niederstift). Am Ort einer
ehemaligen römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand
nach einer wahrscheinlich bereits am Ende des 6. Jahrhunderts bezeugten Kirche
spätestens in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das Köln unterstellte
Bistum U. Der Sitz des Bischofs wurde zugleich
Mittelpunkt einer Herrschaft U., die dem Bischof
zustand (Niederstift U.). 1528/1529 trat Bischof
Heinrich von Bayern das Hochstift U. an Kaiser Karl V. ab. Dieser vereinigte
das Niederstift 1536 verwaltungsmäßig mit Holland. 1579 trat das Niederstift
als Provinz U. mit rund 25 Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen,
Wijk-bij-Duurstede [Wyk by Duurstede], Montfoort, Oberquartier, Niederquartier,
Eemland, Quartier Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei.
Unter der Herrschaft Frankreichs bildete es mit einem Teil Hollands das
Département Zuiderzee, kam 1815 aber wieder als eigene Provinz an das
Königreich der Niederlande.
L.: Wolff 72; Oppermann, O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift
Utrecht, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/1909);
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943.
Utrecht (Hochstift, Herrschaft, Oberstift,
Residenz des Bischofs). Am Ort einer ehemaligen
römischen Militärstation Traiectum (Übergang) ad Rhenum entstand nach mehreren
erfolglosen Versuchen (1. Hälfte 7. Jh., 690 Willibrord) erst in der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts ein (friesisches) Bistum, das dem Erzbischof von
Köln untergeordnet war und das Gebiet der heutigen Niederlande nördlich der
Waal bis fast zur Ems umfasste. Unter Bischof
Adalbold (1010-1026) wurde 1024 die Grafschaft Drente südlich von Groningen
gewonnen, danach weitere Güter und Rechte (Teisterbant 1026, Grafschaft am
Ostufer der Zuiderzee 1042, Grafschaft im Hamaland 1046, Westfriesland 1064,
Staveren 1077, Oostergo (Ostergau), Westergo (Westergau) 1086, Ijsselgau 1086).
Später entzogen sich die reichsfürstlichen Bischöfe zunehmend dem königlichen
Einfluss und verfolgten eigene herrschaftliche Interessen, zu denen allerdings
die Grafen von Holland, die Stadt Utrecht sowie die Grafen von Geldern in Wettbewerb
traten. Ihr Herrschaftsgebiet zerfiel in die nach 1108 durch Geldern getrennten
Teile um U. im Westen (später sog. Niederstift mit U. zwischen Rhein und
Zuiderzee) sowie im Osten das Land zwischen Deventer und Groningen (später sog.
Oberstift bzw. Overijssel, zwischen Ijssel, Bentheim und Münster). Seit 1439
beanspruchte Burgund die Schutzherrschaft über U. (sowie Lüttich und Cambrai).
1528/1529 übertrug Bischof Heinrich von Bayern,
der sich mit Geldern in Krieg befand und einem Aufruhr im eigenen
Herrschaftsgebiet gegenüberstand, das Hochstift an Kaiser Karl V. als
Nachfolger Burgunds. In der Folge annektierte Habsburg das Herrschaftsgebiet.
Das Niederstift wurde 1536 verwaltungsmäßig mit Holland vereinigt und damit vom
Oberstift (Overijssel) getrennt. Es trat 1579 als Provinz U. mit rund 25
Quadratmeilen (U., Amersfoort, Rhenen, Wijk-bij-Duurstede bzw.
Wijk-bij-Duurstedt, Montfoort, Oberquartier, Niederquartier, Eemland, Quartier
Montfoort) der Union der Niederlande (Generalstaaten) bei. (1579/)1648 löste
sich U. (Overijssel mit Drenthe) mit der Union der Niederlande (Generalstaaten)
vom Reich. Am Ende des 18. Jahrhunderts bildete U. unter der Herrschaft
Frankreichs mit einem Teil Hollands das Département Zuidersee (Zuiderzee), kam
1815 aber wieder zum Königreich Niederlande.
L.: Wolff 72f.; Großer Historischer Weltatlas II 74 (1363-1477) E1; Oppermann,
O., Untersuchungen zur Geschichte von Stadt und Stift Utrecht, vornehmlich im
12. und 13. Jahrhundert, Westdt. Zs. 27/28 (1908/09); Oorkondenboek van het
sticht Utrecht tot 1301, hg. v. Muller, S. u. a., Bd. 1ff. 1920ff.; Berkelbach
van der Sprenkel, J., Geschiedenis van het bisdom Utrecht van 1281-1305, 1923;
Reese, W., Die Niederlande und das Reich, Bd. 1 (bis 14. Jh.) 3. A. 1943;
Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Große, R., Das Bistum Utrecht und seine
Bischöfe im 10. und frühen 11. Jahrhundert, 1987; Utrecht, 1988; Vlierden, M.
van, Utrecht, 1988; Utrecht tussen kerk en staat, hg. v. Stuip, R. u. a., 1991;
Große, R., Utrecht, LexMA 8 1996, 1351; Bauer, T., Lotharingien als
historischer Raum, 1997; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 620, 1, 2, 604; Kuys, J., Kerkelijke
organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Verortete Herrschaft, hg.
v. Lieven, J., 2014, 133.
Vechta (Herrschaft). V. am Moorbach bzw.
Mühlbach (Vechte) bei Oldenburg wird erstmals 1189 erwähnt. Spätestens um 1150
hatten die Grafen von Kalvelage (Calveslage), die sich später nach V. oder
Ravensberg nannten, die Burg V. an der Straße von Bremen bis Westfalen
errichtet. 1252 gelangte die zugehörige Herrschaft durch Kauf seitens des Bischofs an das Hochstift und bildete den Grundstein
zur Entstehung des späteren Niederstifts Münster. 1803 fiel V. an Oldenburg und
damit 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 312; Festschrift zur Heimatwoche des Landkreises Vechta, 1954;
Hanisch, W., Südoldenburg, 1962; Der Landkreis Vechta. Geschichte, Landschaft,
Wirtschaft, hg. v. Bitter, W., 1969; Vechta. Beiträge zur Geschichte der Stadt
Vechta, hg. v. Hanisch, W., o. J. (1974ff.); Driver, F., Beschreibung und
Geschichte der vormaligen ”Graffschaft”, nun des Amts Vechte im Niederstift
Münster, 1979; Hellbernd, F./Kuropka, J., Geschichte der Stadt Vechta, 1993;
Hucker, B., Vechta, LexMA 8 1996, 1440f.
Vercelli (Stadtkommune). Bei dem von den Ligurern
an die Römer gelangten V. (Vercellae) an der Sesia wurden 101 v. Chr. die
Kimbern von den Römern geschlagen. Seit etwa 340 war der Ort Sitz eines Bischofs, später Mittelpunkt eines Herzogtums der
Langobarden und einer fränkischen Grafschaft. Seit dem 12. Jahrhundert (1141)
sind consules in der durch Handel reich werdenden Stadt bezeugt. Nach inneren
Parteikämpfen fiel V. 1335 an die Visconti bzw. Mailand, 1427 an Savoyen und
kam über Sardinien mit diesem zum Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) C2; Maragnoni, G., Vercelli,
1931; Brizio, A. M., Vercelli, 1935; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische
Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Ordano, R., Storia di Vercelli, 1982;
Andenna, G., Vercelli, LexMA 8 1996, 1495ff.; Libro delle investiture del
comune di Vercelli, hg. v. Degrandi, A., 2005; I Libri iurium duecenteschi del
comune di Vercelli, hg. v. Fissore, G., 2 1-2, 2009
Verden (Hochstift, Fürstentum, Herzogtum,
Residenz des Bischofs). V. an der Aller wird 810
erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt. Vielleicht wurde um 785 oder etwas später
von König Karl dem Großen dort ein Bistum gegründet. 985 erhielt der Mainz
unterstellte und seit 849 nachweisbare Bischof
die Grafenrechte im Sturmigau und das Marktrecht und Münzrecht für V., das 1192
erstmals Stadt genannt wird. Die erst im 12. Jahrhundert erkennbare Diözese
reichte von V. bis in die Altmark. Das im 12. und 13. Jahrhundert entstandene
weltliche Herrschaftsgebiet der seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Rotenburg
residierenden Bischöfe war sehr klein und umfasste an geschlossenem Gut nur V.,
einige Dörfer der Umgebung (1283/1288 Dörverden, Schneverdingen, Visselhövede,
Scheeßel, Freibann in Neuenkirchen und Hellwege) und die Herrschaft Rotenburg
an der Wümme. 1566 wurde das Bistum reformiert. Das Hochstift, das seit 1512
zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörte, kam unter lutherische
Administration erst Braunschweig-Wolfenbüttels, später Dänemarks und Schwedens
(1632). 1648 fiel es als säkularisiertes, später mit Bremen verbundenes
Herzogtum an Schweden, wurde 1712/1714 nach hannoverscher Eroberung von
Dänemark an Hannover verkauft und 1719 von Schweden abgetreten. 1806 wurde es
(mit 24 Quadratmeilen mit 20000 Einwohnern) von Preußen besetzt, 1807 von
Frankreich, das es 1810 annektierte. 1813/1815 kam es wieder an Hannover und
damit 1866 an Preußen und 1946 an Niedersachsen.
L.: Wolff 331f.; Zeumer 553 II b 23; Wallner 702 WestfälRK 10; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E2, III 22 (1648) D2, III 38 (1789) C1; Schnath,
G./Lübbing, H./Engel, F., Niedersachsen, (in) Geschichte der deutschen Länder,
Bd. 1; Wichmann, F., Untersuchungen zur ältesten Geschichte des Bistums Verden,
Diss. phil. Göttingen 1905; Siedel, A., Untersuchungen über die Entwicklung der
Landeshoheit und der Landesgrenzen des ehemaligen Fürstbistums Verden bis 1586,
1915; Müller, E., Die Entstehungsgeschichte der sächsischen Bistümer unter Karl
dem Großen, Diss. phil. Göttingen 1938; Engelke, B., Die Grenzen und Gaue der
älteren Diözese Verden, Niedersächs. Jb. f. LG. 21 (1948); Der Landkreis
Verden, hg. v. Seedorf, H., 1962; Drögereit, R., Dom und Bistum Verden, 1970;
Dom und Bistum Verden an der Aller. Ergebnisse neuer Forschung, bearb. v.
Stellmann, M., 1970; Der Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972;
Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1977; Nerger, K., Verden
unter schwedischer Hoheit, 1986; Fiedler, B., Die Verwaltung der Herzogtümer
Bremen und Verden in der Schwedenzeit 1652-1712, 1987; Vogtherr, D., Bistum und
Hochstift Verden, (in) Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, Bd. 2
1995, 279; Schubert, E., Verden, LexMA 8 1996, 1499f.; Geschichte
Niedersachsens, hg. v. Schubert, E., Bd. 2,1 1997; Urkundenbuch der Bischöfe
und des Domkapitels von Verden, Bd. 1f., hg. v. Mindermann, A., 2001ff.;
Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Drecktrah,
V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 627,
1, 2, 607.
Verden (Reichsstadt). Das erstmals 810 genannte
V. an der Aller erscheint 1192 als Stadt. Diese löste sich allmählich von der
Herrschaft des Bischofs und wurde seit 1405 als
Reichsstadt behandelt. Da sie bei der Aufstellung der Reichsmatrikel 1521 mit
einem angeblich zu hohen Ansatz von 60 Gulden monatlich belastet wurde,
schwankte sie zwischen Reichsstandschaft und Landstandschaft. 1554 bat der Rat
um Exemtion von der Reichsmatrikel.
L.: Wolff 332; Hodenberg, W. v., Verdener Geschichtsquellen, Bd. 1f. 1856ff.;
Meyer, C., Stadtgeschichte von Verden, 1913; Weise, E., Stadt und Bistum Verden
im Mittelalter, Mitt. d. Stader Geschichtsvereins 30 (1955), 35ff.; Der
Landkreis Verden, bearb. v. Berner, F., 1972; Schünemann, D., Vor- und
Frühgeschichte der Stadt Verden, 1986; Schöttler, W., Die Stadt Verden im
Kurfürstentum und Königreich Hannover, 1986; Siemers, J., Verden, 1986; Nerger,
K., Geschichte der Stadt Verden, 1992.
Verdun (Hochstift, Residenz des Bischofs), mhd. Virten. Um 350 gründete Sanctinus das
stets klein bleibende (ca. 3000 Quadratkilometer) Bistum V. an der Maas. Unter
dem merowingischen König Dagobert I. erhielt es reiche Güter. In der Mitte des
9. Jahrhunderts wurde es dem Erzbistum Trier unterstellt. 879 kam es zu
Ostfranken. 997 bestätigte Kaiser Otto III. dem Hochstift die Übertragung der
Grafschaft V. durch die bisherigen Grafen (Reichsunmittelbarkeit). Die Vogtei
fiel in der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Bar an die Stadt V.
bzw. an das Patriziat. Das Bistum geriet danach aber in starke Abhängigkeit vom
Papst. Nach dem Aufstieg Verduns zur Reichsstadt wählte der Bischof Hattonchâtel zum Verwaltungssitz seines nicht
sehr großen, im Kern der Diözese an der oberen Maas gelegenen weltlichen
Herrschaftsgebiets, das bald deutlich von Lothringen abhängig wurde. 1552
besetzte Frankreich, dem Moritz von Sachsen ohne Legitimation die Schutzherrschaft
über das Hochstift eingeräumt hatte, als Reichsvikar die calvinistisch
gewordene Stadt und später das Hochstift. 1648 kamen beide an Frankreich. Bis
1711 blieb V. als Bistum Trier unterstellt.
L.: Wolff 302; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Die Territorien
des Reichs 5, 96; Roussel, N., Histoire ecclésiastique et civile de Verdun, Bd.
1f. 2. A. 1864/1865; Clouet, M., Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd.
1ff. 1867ff.; Morret, B., Stand und Herkunft der Bischöfe von Metz, Toul und
Verdun, 1911; Hübinger, P., Die weltlichen Beziehungen der Kirche von Verdun zu
den Rheinlanden, 1935; (Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen, 1961,
309, Virdunensis, comitatus, pagus, territorium;) Histoire de Verdun, hg. v.
Girardot, 1982; Hirschmann, F., Verdun, LexMA 8 1996, 1505ff.; Bauer, T.,
Lotharingien als historischer Raum, 1997; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften
des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999, 369 (Verdungau) ; Escher, M.
u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 465; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 630, 1, 2, 607;
Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006.
Verdun (Reichsstadt), mhd. Virten. Bereits in
keltischer Zeit bestand eine Siedlung Virodunum (Verodunum) (starke Festung) an
der Maas. Der Ort kam 880/925 an das ostfränkische Reich. V. stand zunächst
unter der Herrschaft des Bischofs von V. In der
Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Vogtei des Hochstifts nach schweren
Kämpfen in der Stadt dem Patriziat übertragen, womit der Anfang des Aufstiegs
zur Reichsfreiheit gelegt war. 1552 besetzte Frankreich die Reichsstadt. 1648
gliederte es sie sich ein.
L.: Wolff 309; Großer Historischer Weltatlas II 66 (1378) C4; Clouet, M.,
Histoire de Verdun et du pays Verdunois, Bd. 1ff. 1867ff.; Hirschmann, F.,
Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005,
2, 633.
Verona (Markgrafschaft, Stadtkommune,
Stadtstaat). V. an der mittleren Etsch kam vielleicht von den Rätern 89 v. Chr.
an die Römer. Wahrscheinlich war es seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. Nach dem Sieg über Odoaker 489 errichtete in
dem deutsch Bern genannten Ort Theoderich der Große (Dietrich von Bern) seine
Residenz. Unter den Langobarden war Verona Sitz des Königs Alboin, ab 572 eines
langobardischen Herzogs, ab 774 eines fränkischen Grafen. 952 trennte König
Otto I. zur Sicherung des Brennerübergangs das Gebiet an der Etsch als Mark
Verona vom Reich Berengars von Ivrea ab und belehnte damit den Herzog von
Bayern. 976 kam diese Mark zum neuen Herzogtum Kärnten, war aber seit dem
Aussterben der Eppenstein (Eppensteiner) 1122 nur noch durch Personalunion mit
ihm verbunden, wurde später als Mark Treviso bezeichnet und verlor im
Interregnum (1254-1273) ihre sachliche Bedeutung. Am Anfang des 12.
Jahrhunderts erlangte die Stadt Selbständigkeit (1136 Konsuln). 1164/1167 war
sie maßgeblich an der Gründung des lombardischen Städtebunds beteiligt. 1193
erwarb sie Garda und erweiterte damit ihr Herrschaftsgebiet erheblich. Nach
einer Blütezeit unter Ezzelino da Romano (1222-1259, 1254 rund 30000 Einwohner)
und den della Scala (Scaliger 1262-1387, 1263 Signorie) fiel V. 1387/1389 an
die Visconti von Mailand und 1405 an Venedig. Mit Venetien kam es 1797 an
Österreich, 1805 zum Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich
und 1866 mit Venetien an das neue Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 18 (919-1056) G4, 66 (1378) F6; Cipolla,
C., La storia politica di Verona, Verona 1954; Verona e il suo territorio, hg.
v. Istituto per gli studi storici veronesi, 1960ff.; Mor, C. G., Verona e il
suo territorio, 1964; Cipolla, C., Compendio della storia politica di Verona,
1976; Castagnetti, A., La Marca veronese-trevigniana, 1986; Varanini, G.,
Verona, LexMA 8 1996, 1546ff.
Vic (Residenz des Bischofs
von Metz)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 607.
Vicenza (Stadtkommune). V. am Bacchiglione wurde
49 n. Chr. römisches Munizipium (Vicetia). Im 6. Jahrhundert wurde es Sitz
eines Bischofs und eines langobardischen Herzogs
(568/569), nach 774 eines fränkischen Grafen. Seit 952 gehörte es der Mark
Verona an. Stadtherr wurde der Bischof. Im 12.
Jahrhundert entwickelte sich V. zur freien Gemeinde (1147 consules). 1167 schloss
es sich dem Städtebund der Lombardei (Lombardenbund) an. 1236 und 1311 wurde es
von Verona erobert und kam dann 1404 mit Verona zu Venedig, 1797 an Österreich,
1805 an das Königreich Italien Frankreichs, 1814 wieder an Österreich und 1866
mit Venetien zum neuen Königreich Italien (1861).
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (1300) D2; Rumor, S., Bibliografica
storia della città e provincia di Vicenza, Bd. 1f. 1916ff.; Mori, C., Vicenza e
la sua provincia, 1932; Bognetti, G. u. a., Vicenza nell'alto Medio Evo, 1959;
Storia di Vicenza, hg. v. Cracco, G., Bd. 2 1988; Varanini, G., Vicenza, LexMA
8 1996, 1624f.
Vienne (Erzstift). V. an der Rhone kam als
Hauptort der keltischen Allobroger 121 v. Chr. an die Römer (Vienna). 314 war
es Vorort der diokletianischen Diözese Viennensis und Sitz eines Bischofs (Ende des 3. Jahrhunderts?), seit 430 eines
Erzbischofs. Um 468 wurde es Hauptort der Burgunder. 534 fiel es an die
Franken. 879 bestimmte Graf Boso von V. es zum Hauptort des von ihm gegründeten
Königreichs Niederburgund, das 928 in Hochburgund aufging. 1023 wurden die
Erzbischöfe Grafen, verloren aber die Grafschaft im 12. Jahrhundert an die
Grafen der Dauphiné. 1448 erreichte Frankreich in der Nachfolge der Grafen der
Dauphiné die Anerkennung als Lehnsherr. 1730/1801 wurde das Erzstift
aufgehoben.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 6 c (7./8. Jh.) A1; Faure, C., Histoire de la
réunion de Vienne á la France, 1907; Clément, P., Vienne sur le Rhône. La ville et les habitants, 1955; Cavard,
P., Vienne, 1975; Chomel, V., Vienne, LexMA 8 1996, 1646ff.
Vollenhove (Residenz des Bischofs
von Utrecht)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 612.
Volterra (Stadtkommune). Im 7./6. Jh. v. Chr.
entstand das etruskische Velathri, das später zum römischen Volaterrae wurde.
Seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts hatte dort ein Bischof seinen Sitz. Nach 774 n. Chr. wurde es Sitz
eines Grafen. Im 11. und 12. Jahrhundert erhielt V. zahlreiche kaiserliche Privilegien
und erlangte im 13. Jahrhundert die Freiheit von der Stadtherrschaft des Bischofs. 1361, endgültig 1472, fiel es an Florenz,
das als Herzogtum 1737 an Österreich, 1801 zum Königreich Etrurien Frankreichs,
1808 zu Frankreich, 1814 an Österreich und schließlich 1859 zu Sardinien bzw.
(1861) zu Italien kam.
L.: Großer Historischer Weltatlas II 48 (um 1300) D3; Fiumi, E., Statuti di
Volterra, 1951; Ferrini, P., Volterra, 1954; Volpe, G., Toscana medievale,
1964; Luzzati, M., Volterra, LexMA 8 1996, 1844.
Wallis (Kanton), frz. Valais. Das von Kelten
bewohnte Tal der obersten Rhone (vallis poenina) wurde 25 v. Chr. von den
Römern erobert und später in die Provinz Raetia (Rätien) eingefügt. In der
Mitte des 5. Jahrhunderts drangen Burgunder in den unteren Teil (Unterwallis),
später Alemannen in den oberen Teil (Oberwallis) ein. 534 kam das Gebiet an die
Franken, 843 an Lotharingien, 888 an das Königreich Hochburgund, in dem König
Rudolf II. dem Bischof von Sitten
Grafschaftsrechte verlieh, und mit diesem 1032 an das Deutsche Reich. 1403
schloss der Bischof von Sitten, der damit als
Graf von W. reichsunmittelbar geworden war, zusammen mit den im Kampf gegen die
bis 1260 das Unterwallis erobernden Grafen von Savoyen ihn unterstützenden
oberwallisischen Bauern einen Bund mit den Eidgenossen der Schweiz (Luzern,
Uri, Unterwalden). Seit 1475 war das W. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft.
1475/1476 eroberten Bischof und Oberwallis
Unterwallis und verwalteten es als gemeine Herrschaft. 1528 verzichtete Savoyen
auf dieses Gebiet. Die Reformation wurde unterdrückt. 1613/1634 verzichtete der
Bischof unter Druck auf seine Rechte als
Landesherr. 1798 wurde das W. von Frankreich besetzt (Kanton der Helvetischen
Republik), 1802 zur unabhängigen Republik erhoben und 1810 wegen der
Alpenübergänge mit Frankreich vereinigt (Departement Simplon). 1814 wurde es
als Kanton in die Schweiz aufgenommen (5226 Quadratkilometer). 1815 erhielt es
eine Oberwallis bevorzugende Verfassung, die mehrfach geändert wurde (1839,
1848, 1907).
L.: Wolff 535f.; Großer Historischer Weltatlas II 72 (bis 1797) D4; Documents
relatifs à l’histoire du Valais, Bd. 1-8 1875ff.; Heusler, A., Rechtsquellen
des Cantons Wallis, 1890; Grenat, P.,. Histoire moderne du Valais de 1536 à
1815, 1904; Die Walliser Landratsabschiede, Bd. 1ff. 1916ff.; Eggs, J.,
Walliser Geschichte, Bd. 1 1930; Moreau, J., Dictionnaire de géographie
historique, 1972, 279 Valais; Biffiger, K./Ruppen, O., Wallis. Erbe und Zukunft,
1975; Carlen, L., Kultur des Wallis im Mittelalter, 1981; Fibicher, A.,
Walliser Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Carlen, L., Kultur des Wallis 1500-1800,
1984; Rouiller, J., Le Valais, 1995; Coutaz, G., Wallis, LexMA 8 1996, 1985ff.;
Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613), 2002.
Warin (südwestlich Bützows in Mecklenburg)
(Residenz des Bischofs von Schwerin))
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 613.
Wehr (Herrschaft). Vor 1100 wurde die Burg
Werrach bei Waldshut erbaut. 1272 wurde sie in einem Streit zwischen dem Bischof von Basel, dem das mit dem Ort begabte Kloster
Klingental unterstand, und Rudolf von Habsburg zerstört. Durch Verkauf erwarb
Habsburg die Güter und gab sie zu Lehen aus. Über die Herren von Stein
(Altenstein bei Schönau) gelangten sie durch Heirat an die Herren von Schönau
im Elsass. 1806 fiel die Herrschaft der Freiherren von Schönau-Wehr an Baden
und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 11; Allgeier, Wehr, (in) Geschichte und Gegenwart, 1918.
Wels-Lambach (Grafen). Nach der bei dem römischen
Ovilava entstandenen, 776 belegten ursprünglich königlichen Burg Wels nannten
sich Grafen, die 1091 mit Bischof Adalbero von
Würzburg ausstarben. Ihre Güter, darunter das Kloster Lambach (1056), fielen an
die Grafen von Formbach, die Grafen von Regau, die Otakare und das Hochstift
Würzburg und um 1220 durch Kauf an die Babenberger. 1653 gab König Ferdinand
IV. die Burgvogtei Wels an die Fürsten von Auersperg.
L.: Wolff 27; Meindl, K., Geschichte der Stadt Wels, 1878; Dungern, O. v.,
Genealogisches Handbuch zur bairisch-österreichischen Geschichte, 1931;
Tyroller, F., Die Grafen von Wels-Lambach, (in) Wegener, W., Genealogische
Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, 1962ff.; Ebner, H., Wels-Lambacher,
LexMA 8 1996, 2155.
Werth, Weerdt (Herrschaft). Um 1300 erhielt
Peter von der Lecke vom Bischof von Münster das
Haus W. bei Borken sowie einen schmalen Streifen Landes an der Issel für
rückständigen Sold als Lehen. 1316 hatte sich das Haus zu einer Burg
entwickelt, die 1344 durch Heirat an die Kuilenburg (Kalenburg, Cuylenburg)
bzw. Culemborg fiel. 1504 kam W. über eine Erbtochter an die Pallant (Palant),
die 1639 ausstarben. Danach fiel die 1567 reformierte Herrschaft an die Grafen
von Waldeck und durch Heirat an Sachsen-Hildburghausen, das W. 1709 für 80000
Reichstaler an das Hochstift Münster verkaufte, das die Gegenreformation
durchführte. Die Herrschaft W. gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts über das
Hochstift Münster zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis.Über Preußen
(1802/1803) kam es 1946 an Nordrhein-Westfalen.
L.: Wolff 312.
Wettenhausen (Reichsstift, Propstei). 1130 wurde in
Verbindung mit der cluniazensischen Reform das Augustinerchorherrenstift W. an
der Kammel, das 982 entstanden, aber später eingegangen war, von Gertrud von
Roggenstein neu gegründet. 1412 erkaufte die Abtei freie Vogtwahl. Vögte waren
die Burgau, die Grafen von Berg, Habsburg als Herr von Burgau, nach der 1412
gewährten freien Vogtwahl die Herren von Knöringen (bis 1469), 1471 Ulm und
1531 der Bischof von Augsburg. 1566 wurde W.
reichsunmittelbar und erhielt Sitz und Stimme im schwäbischen Prälatenkollegium
und im schwäbischen Reichskreis. Von 1671 bis 1776 hatte der Propst die hohe
Gerichtsbarkeit in W. 1803 fiel das geschlossene Herrschaftsgebiet von 2
Quadratmeilen und 5000-5400 Einwohnern innerhalb der Markgrafschaft Burgau an
Bayern.
L.: Wolff 190; Zeumer 552 II a 36, 14; Wallner 688 SchwäbRK 55; Reden-Dohna, A.
v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft. Die schwäbischen Reichsprälaten im
Zeitalter des Barock, 1982.
Wien (Bistum, Erzbistum). Am 18. 1. 1469 errichtete auf Wunsch Kaiser Friedrichs III. Papst Paul II. im Gebiet der Diözese Passau das exemte Bistum W. mit insgesamt 17 Pfarreien. (Nach 9 Administratoren wurde im frühen 16. Jahrhundert Georg Slatkonia zum ersten Bischof ernannt.) Ein eigenes weltliches Herrschaftsgebiet gewann das 1722 als Erzbistum aus dem Erzbistum Salzburg verselbständigte W. nicht. Untergeordnet war ihm seit 1772 das ebenfalls 1469 geschaffene Bistum Wiener Neustadt (später Sankt Pölten). Unter Kaiser Joseph II. wurde es erweitert.
Wien (Reichsstadt, Residenz des Herzogs von
Österreich bzw. Erzherzogs von Österreich bzw. Königs, seit 1611/1612 ständige
Residenz der Habsburger als Landesfürsten und Kaiser). Nach einer keltischen
Siedlung Vindobona am Einfluss der Wien in die Donau gründeten die Römer um 100
n. Chr. ein gleichnamiges, um 130 n. Chr. erstmals erwähntes Lager (im Bereich
Freyung/Herrengasse). Dieses wurde 166 und 400 von Germanen zerstört und
zuletzt 493/550 erwähnt. 881 erscheint dann die Siedlung W. (Wenia). Diese fiel
1130/1135 an die Babenberger. Spätestens 1156 wurde sie zu ihrem Hauptsitz
ausgebaut. Um 1200 war sie vielleicht die größte deutsche Stadt nach Köln. 1221
erhielt sie Stadtrecht. 1237-1238 und 1246-1250 wurde sie reichsunmittelbar.
1251 kam sie an König Ottokar II. von Böhmen, 1276 an König Rudolf von
Habsburg. 1365 erhielt sie eine Universität. 1469 wurde sie Bischofssitz innerhalb der Erzdiözese Salzburg,
1722/1723 Erzbischofssitz. Seit 1438/1439 wurde sie trotz des kurzen Überganges
an Ungarn (1485-1490) allmählich Residenz des Kaisers des Heiligen Römischen
Reiches (1800 etwa 231000 Einwohner), 1806 Hauptstadt des Kaiserreichs
Österreich und 1918 Hauptstadt der Republik Österreich.
L.: Wolff 25; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, 1845ff.; Tietze, H., Wien,
1931; Walter, F., Wien, Bd. 1ff. 1940ff.; Gugitz, G., Bibliographie zur
Geschichte und Stadtkunde von Wien, Bd. 1ff. 1947ff.; Gall, F., Alma Mater
Rudolphina 1365-1965, 1965; Neumann, A., Vindobona. Die römische Vergangenheit
Wiens, 1971; Endler, F., Das k. und k. Wien, Wien 1977; Historischer Atlas von
Wien, hg. v. Wiener Stadt- und Landesarchiv, 1981; Csendes, P., Das Wiener
Stadtrechtsprivileg von 1221, 1986; Czeike, F., Wien und Umgebung, 1988; Die
Wiener Stadtbücher, 1395-1430, Bd. 1, 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a.,
1989; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Europas Städte zwischen Zwang
und Freiheit, 1995, 233; Metropolen im Wandel, 1995, 263; Csendes, P., Wien,
LexMA 9 1998, 85; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v. Csendes,
P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich,
hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 624; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in
Wien seit Maria Theresia, 2012.
Wijk-bij-Duurstede, Wijk bij Duurstede (südwestlich
Utrechts) (Residenz des Bischofs von Utrecht
1459-1528, 1545-1580)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 632.
Wimpfen (Reichsstadt) (, Bad Wimpfen). An der
Mündung der Jagst in den Neckar bestand in römischer Zeit ein 85-90 n. Chr.
erbautes Kastell. Die zugehörige Siedlung (vicus Alisinensium) war Hauptort des
Umlands. Vermutlich im 7. Jahrhundert (um 670) kam der Ort an den Bischof von Worms. Neben diesem W. im Tal, das um das
1068 erstmals genannte Ritterstift St. Peter angelegt wurde, entstand W. am
Berg, das vor 1200 (vom Bischof von Worms) an
die Staufer gelangte. Sie erbauten dort um 1200 eine Pfalz, neben der sich eine
Stadt entwickelte, die nach dem Erlöschen der Staufer 1274/1278 Sitz der
Reichslandvogtei in Schwaben bzw. Niederschwaben wurde. Vom 13. (1224?) oder
14. Jahrhundert (bis 1802 war sie Reichsstadt. Im 15. Jahrhundert ging W. im
Tal allmählich in W. am Berg auf. 1523 drang die Reformation ein, ohne sich
vollständig durchzusetzen. 1552 wurden W. im Tal und W. am Berg endgültig
vereinigt. 1649/1650 musste W., das seit dem 14. Jahrhundert einen bedeutenden
Oberhof beherbergte und Sitz und Stimme auf dem Reichstag und beim schwäbischen
Reichskreis hatte, sein kleines Herrschaftsgebiet größtenteils verkaufen. 1802
fiel das 0,6 Quadratmeilen große W. an Baden. Seit 1803 war W. Enklave
Hessen-Darmstadts, welches das Ritterstift 1802 säkularisiert hatte. 1952 kam
W. durch Volksabstimmung an Baden-Württemberg.
L.: Wolff 222; Zeumer 555 III b 29; Wallner 689 SchwäbRK 84; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789) C3;
Schroeder 401ff.; Frohnhäuser, L., Geschichte der Reichsstadt Wimpfen, 1870;
Arens, F., Die Königspfalz Wimpfen, 1967; Schroeder, K., Wimpfen.
Verfassungsgeschichte einer Stadt und ihres Verhältnisses zum Reich, 1973;
Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte. Untergang und Neubeginn, 1991;
Seibert, H., Wimpfen, LexMA 9 1998, 223.
Windeck (Herrschaft). Nach der Burg W.
(Kappelwindeck bei Bühl) nannten sich vermutlich seit dem 13. Jahrhundert
Herren von W., die Ministeriale des Bischofs von
Straßburg waren. 1309 mussten sie Stollhofen mit Söllingen und Hügelsheim an
Baden verkaufen. 1592 starb die wohl zeitweise in die Linien Altwindeck und
Neuwindeck gespaltete Familie im Mannesstamm aus. Die Herrschaft W. wurde im
17. Jahrhundert von Baden-Baden erworben. S. Baden-Württemberg.
L.: Hölzle, Beiwort 39; Glaubitz, T. v., Die Burgen Alt- und Neuwindeck mit den
Bühler Edelhöfen, 1960.
Windsheim(, Bad Windsheim) (Reichsstadt). W. bei
Uffenheim kam 791 (Kopie des 12. Jahrhunderts, Winedesheim) von König Karl dem
Großen an den Bischof von Würzburg. Die um 1200
planmäßig angelegte Marktsiedlung fiel um 1235 (1235/1237) an das Reich zurück
und wurde um 1280 Stadt. Trotz wiederholter Verpfändungen an Würzburg und an
die Hohenzollern erlangte W. 1295 die Befreiung von den benachbarten
Landgerichten, 1433 die Bestätigung der Gerichtshoheit, 1464 die Bestätigung
des Blutbannes und 1496 die Anerkennung der vollen Gerichtsbarkeit des Rates
innerhalb der Mauern. Damit war sie vom 15. Jahrhundert bis 1802 Reichsstadt.
Am Ende des 14. Jahrhunderts hatte sie zwischen 2500 und 3000 Einwohner. Von
1521 bis 1555 wurde die Reformation in der Stadt eingeführt. Sie zählte zum
fränkischen Reichskreis und gehörte um 1800 den Kantonen Odenwald und
Steigerwald des Ritterkreises Franken an. 1796 unterstellte sie sich
vorübergehend dem Schutz Preußens. Danach fiel sie mit 1 Quadratmeile Gebiet
und 4000 Einwohnern 1802 an Bayern, 1804 an Preußen, 1806 an das von Frankreich
besetzte Bayreuth und 1810 endgültig an Bayern. Seit 1961 trägt W. den Namen
Bad Windsheim.
L.: Wolff 129; Zeumer 555 III b 21; Wallner 693 FränkRK 26; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, III 22 (1648) E4, III 38 (1789) D3; Riedenauer 129;
Schroeder 248ff.; Pastorius, M., Kurze Beschreibung der Reichsstadt Windsheim
1692, 1692, Neudruck 1980; Schultheiß, W., Die Entwicklung Windsheims vom Markt
des Hochstifts zur Reichsstadt im 13. Jahrhundert, Jb. d. hist. Ver. f.
Mittelfranken 73 (1953), 17; Hofmann, H., Neustadt-Windsheim, 1953, (in)
Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken R I 2; Rößler, H., Die Reichsstadt
Windsheim von der Reformation bis zum Übergang an Bayern, Zs. f. bay. LG. 19
(1956); Schultheiß, W., Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim 741-1400, 1963;
Estermann, A., Bad Windsheim. Geschichte einer Stadt in Bildern, 1967;
Schnelbögl, F., Die fränkischen Reichsstädte, Zs. f. bay. LG. 31 (1968), 421;
Korndörfer, W., Studien zur Geschichte der Reichsstadt Windsheim vornehmlich im
17. Jahrhundert, Diss. phil. Erlangen-Nürnberg, 1971; Rabiger, S., Bad
Windsheim. Geschichte - Zeugnisse - Informationen, 1983; Reichsstädte in
Franken, hg. v. Müller, R., Bd. 1ff. 1987; Fahlbusch, F., Windsheim, LexMA 9
1998, 235.
Winterhausen (Reichsdorf). Am 28. 8. 1297 verpfändete
König Adolf (von Nassau) unter anderem die beiden Dörfer Sommerhausen
(Bartholomäi-Ahausen) und W. (Nikolai-Ahausen) an den Bischof
von Würzburg.
L.: Dacheröden 220; Hugo 455.
Wittstock (Residenz des Bischofs
von Havelberg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 637.
Witzenhausen (Reichslehen). Um 743 legte Bischof Witta von Büraburg an der Werra an der Grenze
zu Sachsen einen befestigten Hof an. Im 12. Jahrhundert war W. wahrscheinlich
Reichslehen Herzogs Heinrichs des Löwen, seit 1180 der Landgrafen von
Thüringen. Von ihnen kam W. 1247 erbweise an die Landgrafen von Hessen. Von
1627 bis 1834 gehörte W. innerhalb Hessen-Kassels zur Rotenburger Quart. 1866
gelangte es zu Preußen und 1945 zu Hessen. S. Hessen.
L.: Wolff 254; Eckhardt, K. A., Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt
Witzenhausen, 1954; Eckhardt, A., Witzenhausen 1745, 2.A. 1965; Witzenhausen
und Umgebung, hg. v. Künzel, A., 1983; Reyer, H./Stephan, H., Witzenhausen im
späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, 1985.
Wolbeck (Burg). An dem 1185 erstmals erwähnten
Ort W. (Walbeke, Waldbach) legte der Bischof von
Münster vor der Mitte des 13. Jahrhunderts an wichtigen Straßen eine Burg
(castrum 1242) an, der eine Stadt folgte. Seit 1275 wurde W. ein bevorzugter
Aufenthaltsort der Bischöfe. Das zugehörige, von der Lippe bei Dolberg bis
Hembergen nördlich Grevens reichende Amt bildete zusammen mit dem Amt Rheine
1803 das Fürstentum Rheina-Wolbeck des Herzogs Wilhelm Joseph von
Looz-Corswarem. 1806 kam es zum Großherzogtum Berg, 1811 an Frankreich, 1815 an
Preußen (Provinz Westfalen) und W. damit 1946 an Nordrhein-Westfalen. S.
Rheina-Wolbeck.
L.: Wolff 312; Casser, P., Aus Wolbecks Vergangenheit, 1926; Tönsmeyer, J., Das
Landesfürstentum Rheina-Wolbeck, 1962; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 686.
Wolfstein (Herrschaft). Um 1200 errichtete der Bischof von Passau an einer wichtigen Straße nach
Böhmen die Burg W. in der Nähe von Freyung. Am Ende des 18. Jahrhunderts
gehörte die Herrschaft W. über das Hochstift Passau zum bayerischen
Reichskreis. 1802/1803/1805 kam sie an Bayern.
L.: Wallner 712 BayRK 6.
Wollin, Wolin (Bistum). Das vom Bischof von Bamberg und den Herzögen von Pommern 1140
eingerichtete Bistum W. (Bischof Adelbert), das
Pommern bis zur Leba umfasste, wurde 1176 nach Cammin (Kammin) verlegt.
L.: Wolff 405; Heyden, H., Kirchengeschichte Pommerns, Bd. 1 1957; Herrmann,
J., Wolin, LexMA 1998, 318.
Worms (Hochstift, Residenz des Bischofs). Seit 346 (?), sicher bezeugt seit 614, ist
die ursprünglich keltische, dann germanische, dann römische Siedlung
Borbetomagus/Vormatia Sitz eines Bischofs, der
im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz eingegliedert war. Seine Diözese zog sich
sichelförmig vom Saargebiet bzw. Kaiserslautern nach Guntersblum/Oppenheim und
dem unteren Neckar (Ladenburg, Wimpfen). Die Vogtei lag bis 1156 bei den Grafen
von Saarbrücken, danach bei den Pfalzgrafen bei Rhein. Dem Bischof gelang trotz erheblicher Bedeutung in der
Stauferzeit nur der Erwerb eines kleinen Herrschaftsgebiets im Westen. Seit
etwa 1330 stieg der Einfluss der Pfalzgrafen auf das Hochstift. Residenz wurde
bald Ladenburg. In der Reformation ging mehr als die Hälfte der Pfarreien der
Diözese verloren. Seit 1648 war das Bistum meist in Personalunion mit Mainz
oder Trier verbunden. Um 1790 war der Bischof
von W. wegen Neckarsteinach, Darsberg, Grein und Teilen von Langenthal
(Langental) Mitglied des Kantons Odenwald des Ritterkreises Franken. 1797/1801
fielen die linksrheinischen Güter des zuletzt 8 Quadratmeilen mit 20000
Einwohnern und 85000 Gulden Einkünften umfassenden, zum oberrheinischen
Reichskreis zählenden Hochstifts an Frankreich, 1803 die rechtsrheinischen
Teile an Baden und Hessen-Darmstadt. 1805 wurde das Bistum aufgelöst und 1817/1821
sein Sprengel auf Mainz, Speyer, Freiburg und Rottenburg aufgeteilt. 1814 kamen
die linksrheinischen Teile an Bayern und Hessen-Darmstadt.
L.: Wolff 232; Zeumer 552 II a 8; Wallner 696 OberrheinRK 14; Großer
Historischer Weltatlas II 34 (1138-1254) F4, III 22 (1648) D4, III 38 (1789)
C3; Winkelmann-Holzapfel 169; Schannat, J., Historia episcopatus Wormatiensis,
Bd. 1f. Frankfurt 1734; Wormatia Sacra, 1925; Seiler, A., Das Hochstift Worms
im Mittelalter, Diss. phil. Gießen 1936; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche
Lage des Hochstifts Worms, 1955; Schaab, M., Die Diözese Worms im Mittelalter,
Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Friedmann, A., Die Beziehungen der
Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Das
Bistum Worms, hg. v. Jürgensmeier, F., 1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998,
330; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 636, 1, 2, 645; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren, 2005, 1, 491.
Worms (Reichsstadt, freie Stadt). Im 2.
Jahrhundert n. Chr. erscheint der Name Borbetomagus für eine im alten
Siedlungsland errichtete keltische Siedlung, die im 1. Jahrhundert v. Chr. an
die germanischen Vangionen und 50 v. Chr. an die Römer gefallen war. Seit 346
(?), sicher bezeugt seit 614, ist dieser Ort Sitz eines Bischofs. 413 wurde er Mittelpunkt des Reiches der 436 von den
Hunnen besiegten und danach umgesiedelten Burgunder, 436 alemannisch und 496
fränkisches Königsgut. Seit dem 7. Jahrhundert erscheint der Name Warmatia.
Dorthin verlegten die fränkischen Könige ihre zunächst in Neuhausen errichtete,
790/803 (?) abgebrannte Pfalz. 898/979 gingen königliche Rechte auf den Bischof über. Bischof
Burchard I. von Worms (1000-25) verdrängte den König aus der Stadt. Im
Investiturstreit standen die Bürger auf der Seite der Könige und erhielten
dafür 1074 Zollfreiheit und andere eigenständige Rechte. Weitere
Freiheitsbriefe gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1156 und 1184. 1273
wurde die Reichsfreiheit der Stadt durch König Rudolf von Habsburg anerkannt,
doch bestanden weiter bischöfliche Rechte. 1498/1499 erneuerte die Stadt in
weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer Reformation. Sehr früh ging sie
zum Luthertum über. 1659 lehnte W., das nur sein unmittelbares linksrheinisches
Umland (ca. 2000 Hektar) unter seine Herrschaft bringen konnte, das Angebot des
Kurfürsten der Pfalz ab, Residenz zu werden. 1689 wurde die dem oberrheinischen
Reichskreis angehörige Stadt von Frankreich fast völlig zerstört. 1797/1801
fiel sie als Landstadt von 6000 Einwohnern, die im Kanton Odenwald des
Ritterkreises Franken inkorporiert war, an Frankreich (Ende der
Reichsunmittelbarkeit), 1814/1816 unter die Verwaltung Bayerns und Österreichs,
1816 an Hessen-Darmstadt und 1946 an Rheinland-Pfalz.
L.: Wolff 290; Zeumer 554 III a 4; Wallner 699 OberrheinRK 55; Großer
Historischer Weltatlas II 66 (1378) E4, III 38 (1789) C3; Riedenauer 129;
Quellen zur Geschichte der Stadt Worms, hg. v. Boos, H., Bd. 1ff. 1886ff.;
Boos, H., Geschichte der rheinischen Städtekultur mit besonderer
Berücksichtigung der Stadt Worms, Bd. 1ff. 2. A. 1897ff.; Illert, F. M.,
Alt-Worms, 1925; Müller, W., Die Verfassung der freien Reichsstadt Worms am
Ende des 18. Jahrhunderts, 1937; Illert, F. M., Die alte Stadt, 1953; Illert,
F., Worms im wechselnden Spiel der Jahrtausende, 1958; (Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, II, 61;) Hüttmann, H., Untersuchungen zur
Verfassungs-, Verwaltungs- und Sozialgeschichte der freien Reichsstadt Worms
1659-1789, 1970; Illert, G., Worms, so wie es war, 1976; Der Statt Wormbs
Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Keilmann, B., Der Kampf um die
Stadtherrschaft in Worms während des 13. Jahrhunderts, 1985; Grünewald, M., Die
Römer in Worms, 1986; Friedmann, A., Die Beziehungen der Bistümer Worms und
Speyer zu den ottonischen und salischen Königen, 1994; Breuer, H., Die
politische Orientierung von Ministerialität und Niederadel im Wormser Raum,
1997; Bönnen, G., Worms, LexMA 9 1998, 330; Escher, M. u. a., Die urbanen Zentren,
2005, 2, 688.
Wörth (Herrschaft, Residenz des Bischofs von Regensburg). W. an der Donau bei
Regensburg, in dessen Peterskirche um 765/788 eine Übertragung an den Bischof von Regensburg bzw. das Kloster Sankt Emmeram
erfolgte, gehörte schon sehr früh zum Hochstift Regensburg. Dieses verpfändete
W. 1347 an Kaiser Ludwig den Bayern. Das Pfand wurde 1433 eingelöst. 1803 kam
die zum bayerischen Reichskreis zählende Herrschaft W. an das Fürstentum
Regensburg, 1810 fiel sie an Bayern. 1812 erwarb Thurn und Taxis W. und
richtete ein bis 1848 bestehendes fürstliches Herrschaftsgebiet ein.
L.: Wolff 142; Wallner 712 BayRK 10; Janner, F., Geschichte der Bischöfe von
Regensburg, 1883/1884; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg.
v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 647.
Wunstorf (Reichsstadt?). Um 865 gründete der Bischof von Minden auf seinem Eigengut Uonheresthorp
ein Kanonissenstift, das König Ludwig der Deutsche 871 seinem Schutz
unterstellte. Im 12. Jahrhundert belehnte der Bischof
von Minden die Grafen von Roden mit der Vogtei über das Stift und die 1181 als
civitas erwähnte bürgerliche Siedlung, welche die Vögte allmählich so weit aus
der Stiftsherrschaft lösten, dass 1247 eine Gesamtherrschaft vereinbart wurde.
1261 wurde W. Stadt mit Mindener Recht (1290 Rat). 1446 verkauften die Grafen
von Roden ihren Anteil an das Hochstift Hildesheim. 1447 ging er an die Herzöge
von Braunschweig-Lüneburg (1494 Calenberg). Insgesamt nahm W. eine
eigentümliche Stellung zwischen Landstandschaft und Amtsässigkeit ein. 1521 und
1776 erscheint es in der Reichsmatrikel. Seit dem 17. Jahrhundert bezog der
Landesherr die Stadt immer stärker in das Land ein. Über Hannover und Preußen
(1866) kam sie 1946 an Niedersachsen. Das Stift W. blieb stets vom Bischof abhängig.
L.: Gumpelzhaimer 190; Wolff 436; Leyser, P., Historia comitum Wunstorpiensium,
2. A. 1726, hg. v. Kaus, E./Krause, R., 2000; Geschichte der Grafen von
Wunstorf s. Ohlendorf, H., Geschichte der Stadt Wunstorf, hg. v. Hartmann, W.,
1957; Gercke, A., Die Altstadt Wunstorf, 1965; Simon, H., Wunstorf, 1969;
Eickels, K. van, Wunstorf, LexMA 9 1998, 369.
Würzburg (Hochstift, Großherzogtum, Residenz des Bischofs). 704 wird linksmainisch W. (Virteburh, um
700 Uburzis), dem bereits in vorchristlicher Zeit bedeutende keltische
Siedlungen vorangehen, als Mittelpunkt eines fränkischen (thüringischen)
Herzogtums bezeugt. 741/742 richtete Bonifatius einen in die rechtsmainische
Talsiedlung gelegten Bischofssitz (Bischof Burchard) für Ostfranken ein, der Mainz
unterstellt wurde. Die Diözese reichte vom Thüringer Wald (bzw. südlich von Hersfeld)
bis zur Hohenloher Ebene (bzw. südlich von Schwäbisch Hall) und von Böhmen bis
an Neckar und Spessart. Die Grundlage weltlicher Herrschaft bildeten reiche
Schenkungen Karlmanns und König Pippins (752/753 Immunität). Um 800 ist W. als
Königspfalz belegt. Vor allem von Kaiser Otto II. erhielt W. weitere Güter.
1007 wurde W. durch die Gründung des Bistums Bamberg beschnitten. 1030 war der Bischof Stadtherr, gegen den sich Stadt (1069 urbani
cives, 1147 Juden bezeugt) und Zünfte von 1248 bis etwa 1400 vergeblich
wendeten. 1168 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Bischöfen die
herzogliche Gewalt in Franken, doch kam das Herzogtum nicht zur tatsächlichen
Entfaltung. Der Ausbau des zwischen Eltmann und Gemünden beiderseits des Mains
und bis Marktheidenfeld linksmainisch sowie im Grabfeld, in der Rhön, im
Bauland, in Markt Bibart und (bis 1542) Meiningen begüterten Hochstifts (u. a.
1297 Kissingen) erfolgte in heftigen Auseinandersetzungen mit den Grafen von
Henneberg als Hochstiftsvögten. 1400 wurden bürgerliche Befreiungsversuche
endgültig unterdrückt. Der Bischof hatte Sitz
und Stimme im Reichsfürstenrat und beim fränkischen Reichskreis. Durch die
Reformation erlitt das Bistum bedeutende Verluste, die Julius Echter von
Mespelbrunn (1573-1617), der Erneuerer der 1410 erstmals gegründeten
Universität (1582), wieder wettmachte. 1633 wurde W. mit Bamberg als Herzogtum
Franken an Herzog Bernhard von Weimar als Lehen Schwedens gegeben, aber bereits
1634 wieder verselbständigt. Im späteren 17. Jahrhundert zählte der Bischof zum Kanton Steigerwald des Ritterkreises
Franken. Um 1790 war der Bischof Mitglied des
Ritterkreises Franken und zwar außer in den Kantonen Steigerwald und Baunach im
Kanton Odenwald wegen Teilen von Gollachostheim, Haltenbergstetten, Eichhof,
Ermershausen, Eulenhof, Neubronn, Niederstetten, Oberndorf, Rinderfeld,
Streichental, Wermutshausen und Teilen von Pfahlenheim und im Kanton Rhön-Werra
wegen Teilen von Nordheim/Rhön, Büchold, Teilen von Elfershausen, Mittelsinn
mit Aura, Teilen von Obersinn, Teilen von jeweils Burglauer, Eichenhausen,
Leutershausen, Maßbach samt zwei Dritteln Weichtungen, Poppenlauer und
Unsleben. 1802/1803 fiel das 90 Quadratmeilen (mit 262000 Einwohnern und 3
Millionen Gulden Einkünften) umfassende Hochstift mit 54 Ämtern an Bayern (72
Quadratmeilen), Württemberg, Hessen-Darmstadt und Leiningen. 1805 kam es von
Bayern gegen Tirol, Brixen und Trient an den Habsburger Ferdinand von Toskana.
Unter ihm gehörte es vom 30. 9. 1806 bis 1814 als Großherzogtum W. zum Rheinbund.
Durch Grenzbereinigungsverträge mit den Nachbarländern wurde der Umfang des
Gebiets seit 1807 verändert. 1810 kam Schweinfurt hinzu. Am 3. 6. 1814 gelangte
W. erneut an Bayern. Das Bistum W. wurde 1817 erneuert und dem Erzbistum
Bamberg unterstellt.
L.: Wolff 99; Zeumer 552 II a 7; Wallner 691 FränkRK 1; Großer Historischer
Weltatlas II 66 (1378) F4, II 22 (1648) E3, III 38 (1789) D4; Riedenauer 129;
Winkelmann-Holzapfel 169f.; Zimmermann, G., Franken, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd. 1; Die Territorien des Reichs 4, 98; Neumaier 15, 19f.,
24, 52, 87, 132; Monumenta Boica, Bd. 37ff. 1864ff.; Chroust, A., Geschichte
des Großherzogtums Würzburg. Die äußere Politik des Großherzogtums Würzburg,
1932; Beck, M./Büttner, H., Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer
politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen
Ostens, 1937; Endrich, P./Dinklage, K., Vor- und Frühgeschichte der Stadt
Würzburg, 1951; Herbipolis iubilans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, 1952; Bosl,
K., Würzburg als Reichsbistum, FS T. Mayer, 1954; Hofmann, H., Die Würzburger
Hochstiftskarte des Oberleutnants von Fackenhofen 1791, Mainfränk. Hefte 24
(1956); Scherzer, W., Georg Conrad Jung (1612-1691) und die Entwicklung der
Kartographie im Hochstift Würzburg, Ber. zur dt. Landeskunde 25 (1960);
Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, Bd. 1f. 1962ff.; Wendehorst, A., Das
Bistum Würzburg, Freiburger Diözesanarchiv 86 (1966); Schubert, E., Die
Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Bilz, W., Die Großherzogtümer Würzburg
und Frankfurt, Diss. phil. Würzburg 1968; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1969;
Lindner, K., Untersuchungen zur Frühgeschichte des Bistums Würzburg und des
Würzburger Raumes, 1972; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger,
K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Würzburg, hg. v.
Wendehorst, A., 1981; Hoffmann, H., Das Lehenbuch des Fürstbischofs Albrecht
von Hohenlohe 1345-1372, 1982; Götz, H., Würzburg im 16. Jahrhundert
Bürgerliches Vermögen und städtische Führungsschichten zwischen Bauernkrieg und
fürstbischöflichem Absolutismus, 1986; Wendehorst, A., Das Bistum Würzburg, 4
Das Stift Neumünster in Würzburg, 1989; Veith, P., Regesten aus Würzburger
Urkunden, 1990; Chronik der Bischöfe von Würzburg, Bd. 1ff., hg. v. Wagner, U.
u. a., 1992ff.; 1200 Jahre Bistum Würzburg, hg. v. Lenssen, J./Wamser, L.,
1992; Link, T., Die Reichspolitik des Hochstifts Würzburg, 1995; Wendehorst,
A., Würzburg, LexMA 9 1998, 377; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner,
U., Bd. 1ff. 2001ff.; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Höfe und
Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 638,
1, 2, 648; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Quellen zur
Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H.,
2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, hg. v. Fuchs, F. u.a., 2014.
Wurzen (Stift, Residenz des Bischofs von Meißen von 995/1487-1581). 1114
errichtete der Bischof von Meißen in dem zu
seinem Einflussbereich zählenden, 961 erstmals genannten Ort W. an der Mulde
ein Kollegiatstift. 1581 wurde das Bistum Meißen aufgehoben, das Hochstift kam
an Sachsen. Das schlecht ausgestattete Kollegiatstift blieb als evangelisches
Domstift erhalten. Das Stift hatte eine eigene Regierung und war unmittelbar
dem geheimen Rat zu Dresden untergeben.
L.: Wolff 379; Wallner ObersächsRK 2; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 649.
Zabern (nordwestlich Straßburgs) (Residenz des Bischofs von Straßburg), Saverne
Zehngerichtenbund (Bund). Am 8. 6. 1436 schlossen sich
nach dem Tod des Grafen von Toggenburg elf (später zehn) Gerichte (Davos,
Prätigau bzw. Prättigau, Schanfigg u. a.) zu einem Bund zusammen, dessen Gebiet
1477/1496 an Habsburg bzw. Österreich kam (Auskauf 1649-1652), aber 1497/1498
zugewandter Ort der eidgenössischen Orte Zürich, Bern und Glarus wurde. S.
Graubünden
L.: Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Jenny, R., Der
traditionelle Vazeroler Bund, 1969; Bischofberger,
H., Zehngerichtenbund, LexMA 9 1998, 498; Bündner Urkundenbuch, Bd. 2 (neu)
(1200-1272, bearb. v. Clavadetscher, O., 2004, Bd. 3 1997.
Zeitz (Burg, Bistum, Residenz des Bischofs von Naumburg und des Herzogs von
Sachsen-Zeitz). Das 968 von Kaiser Otto dem Großen an der Stelle einer alten
slawischen Siedlung (967 Cici) an der weißen Elster errichtete, Magdeburg
unterstellte Bistum Z. mit Gütern um Altenburg, Z., Weida und Naumburg wurde
1028 zum Schutz vor Wenden und Böhmen nach Naumburg verlegt (seit 1285 Sitz des
Bischofs in Z.). Von 1542 bis 1547 kam die
Stiftsregierung von Naumburg nach Z. Von 1653 bis 1716 diente das Gebiet um Z.
zur Ausstattung einer Nebenlinie Sachsen-Zeitz Sachsens. Über die Provinz
Sachsen Preußens kam Z. von 1949 bis 1990 (in Sachsen-Anhalt) an die Deutsche
Demokratische Republik. S. Naumburg, Sachsen-Zeitz.
L.: Wolff 381; Gringmuth-Dallmer, H., Magdeburg-Wittenberg, (in) Geschichte der
deutschen Länder, Bd.1; Poppe, O., 1000 Jahre Stadt und Kirche Zeitz, 1967;
Bünz, E., Zeitz, LexMA 9 1998, 518; Höfe und Residenzen im
spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003, 1, 2, 652.
Ziesar (Residenz des Bischofs
von Brandenburg)
L.: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W.,
2003, 1, 2, 657.
Zutphen, Zütphen (Grafschaft). Z. (Sudveno) an
der Mündung der Berkel in das Ijsselmeer war (1064 Immunität des Bischofs von Utrecht? und danach) Allod der Herren von
Z. und Mittelpunkt einer Grafschaft mit zeitweiser Vogtei über Corvey. Die
Grafschaft kam im 12. Jahrhundert (1138) an die Grafen von Geldern. Ihre Güter
fielen 1371 an die Grafen von Jülich, 1423 an Egmond und im gelderischen
Erbfolgestreit von 1538-1543 an Habsburg. Innerhalb der spanischen Niederlande
wurde Z. 1591 von der Republik Niederlande erobert.
L.: Wolff 68; Großer Historischer Weltatlas II 78 (1450) F3; Polenz, P. v.,
Landschafts- und Bezirksnamen, 1961, IV, 20, Sudveno, comes de, zum Ortsnamen
Zutphen; Kries, W. de, De opkomst van Zutphen, Arnheim 1960;
Doornink-Hoogenrad, M., Kleine Historie von Zutphen, 1962; Brand, H., Zutphen,
LexMA 8 (1998), 713; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J., 2014, 29ff.153.
Baden* (Gt, MkGt, GroßHztm) Aach, Adelsheim, Adelsreut (Adelsreuth), Allerheiligen, Allmut bzw. Almut, Altensteig, Amorbach, Baar, Baden-Baden, Baden-Durlach, Baden-Württemberg, Badenweiler, Basel (FBtm, Hochstift), Bauerbach, Bayern, Beinheim, Bellheim, Berlichingen, Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Biberach, Binningen, (Bischofsheim), Blumberg, Blumenfeld, Bödigheim, Bodman, Bohlingen, Bonndorf, Buol (Boul), Breisach, Breisgau, Bretten, Bronnbach, Burkheim, Dagsburg, Deuring, Deutscher Bund, Diersburg, Dilsberg, Durlach, Eberbach (RS), Eberstein, Ebringen, Edelfingen, Elsass-Lothringen, Elsenz, Emmendingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Flehingen, Frauenalb, Freiburg (G), Freudenberg, Fürstenberg, Gailingen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbtei), Gengenbach (RS), Geroldseck, Grafenhausen, Gräfenstein, Hachberg, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hegau (LGt), Heidelsheim, Heiligenberg, Heinsheim, Heitersheim, Helmstadt, Herdwangen, Herrenalb, Hesperingen, Hessen, Hessen-Darmstadt, Hewen, Hilzingen, Hochberg, Hochburg, Hoffenheim, Hohenbodman, Holdermann zu Holderstein, Hoppetenzell, Hornberg, Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Ittendorf, Johannitermeister bzw. Johanniterorden, Kastelberg, Katzental, Kehl, Kinzigtal, (Kirnberg,) Klettgau, Königsbach, Konstanz (Hochstift), Konstanz (RVS), Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Kreuznach, Kurfürstenkollegium, Kürnberg, Lahr, Lahr-Mahlberg, Laufenburg, Lauffen, Leiningen, Leiningen-Billigheim, Leiningen-Hardenburg-Dagsburg, Leiningen-Neudenau, Lenzburg, Lenzkirch, Leyen, Lichtenau (Bg), Lichteneck, Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Mahlberg, Mainau, Mannheim, Martinstein, Mengen, Menzingen, Meßkirch, Modena, Modena-Breisgau, Mosbach, Münchhöf, Münchwald, Munzingen, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neipperg, Nellenburg, Neuenburg (RS), Neuhaus, Neuweier, Niefern, Nimburg, Norddeutscher Bund, Oberkirch (Ht), Oberschefflenz, Odenheim (und Bruchsal), Offenburg, Ortenau, Petershausen, Pfalz, Pforzheim, Pfullendorf, Prechtal, Ramsberg, Reibeld, Reichenau, Reifferscheid, Reischach, Rheinbund, Richen, Rodemachern, Rosenegg, Rötteln, Rüdt von Collenberg, Säckingen, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim, Sankt Blasien, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Sausenberg, Sayn-Wittgenstein, Schenkenzell, Schlackenwerth, Schlatt am Randen, Schüpfer Grund, Schuttern, Schwäbischer Reichskreis, Schwäbisches Reichsgrafenkollegium, Schwäbisch Österreich, Schwarzach (RAbt), Schwarzenberg, (Gt, F), (Schweigern,) Schwetzingen, Schwörstadt, Sennfeld, Sickingen, Singen, Sinsheim, Speyer, Sponheim, Sponheim-Starkenburg, Staufen, Steinegg, Stotzingen, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzburg, Sulzfeld (H, rriOrt), Tengen, Tennenbach, Tiefenbach, Triberg, Überbruck (Überbrick) von Rodenstein, Überlingen, Üsenberg, Vorderösterreich, Waibstadt, Waldburg, Waldkirch, Waldstädte, Walldorf (RDorf), Walldürn, Wehr, Weil der Stadt, Weißenstein, Wellendingen, (Wenkheim,) Wertheim, Widdern, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Wolfach, Worms (Hochstift), Württemberg, Zähringen, Zell am Harmersbach, Zobel zu Giebelstadt, Zwingenberg
Baden-Württemberg* (L) Aach, Aalen, Abtsgmünd, Achberg, Achstetten, Adelmannsfelden, Adelsheim, Adelsreute, Adelstetten, Albeck, Aldingen, Alfingen, Allerheiligen, Almut, Alpirsbach, Altburg, Altdorf (RDorf), Alteburg, Altensteig, Althohenfels, Altmannshofen, Altshausen, Argen, Arnegg, Aschhausen, Asperg, Aulendorf, Aulfingen, Baar, Bachenau, Baden, Badenweiler, Baindt, Baldern, Ballmertshofen, Balzheim, Bargau, Bartenstein (Ht), Bartholomä, Bauerbach, Baumgarten-Eriskirch, Bebenhausen, Berg, Berlichingen, (Bernau,) Beroldingen, Bettendorf, Bettmaringen, Beuron, Biberach, Binningen, (Bischofsheim,) Blaubeuren, Blumberg, Blumenfeld, Böbingen, Böckingen, Bödigheim, Bodman (zu Bodman,) Bohlingen, Bonfeld, Bonndorf, Bönnigheim, Bopfingen, Börstingen, Braunsbach, Breisach, Breisgau, Bretten, Brochenzell, Bronnbach, Bronnen, Buchau, Buchhorn, Buol, Burgberg, Burkheim, Bussen, Bußmannshausen, Calw, Crailsheim, Dellmensingen, Demmingen, Denkendorf, Dettingen, Deuring, Diersburg, Dießen (rriOrt), Dietenheim, Dilsberg, Dischingen, Donaustädte, Dorfmerkingen, Dornstetten, Dörzbach, Döttingen, Drechsel von Deufstetten, Dunningen, Dunstelkingen, Durlach, Dürmentingen, Ebenweiler, Eberbach, Eberhardzell, Ebringen, Edelfingen, Eglingen, Eglofs, Ehestetten, Ehingen, Elchingen, Ellrichshausen, Ellwangen, Elsenz, Emerkingen, Engen, Enzberg, Eppingen, Erbach, Erkenbrechtshausen, Eroldsheim (Erolzheim), Eschenbach (rriHt), Esslingen, Ettenheim, Ettenheimmünster, Fach, Falkenstein (Ht), Fischbach, Flehingen, Flochberg, Frauenalb, Freiburg (G, RS), Freudenberg, Freudental (rriHt), Friedberg-Scheer, Fürfeld, Gaildorf, Gailingen, Gammertingen, Gärtringen, Geisingen, Gemmingen, Gengenbach (RAbt), Gengenbach (RS), Geradstetten, Geroldseck, Giengen, Glatt, Grafenhausen, Gröningen (Ganerbschaft), Großgartach, Grüningen (rriOrt), Gültlingen, Gundelfingen, Gutenzell, Hachberg, Hafner, Haigerloch, Hanau-Lichtenberg, Hardheim, Harmersbach, Harthausen, Haslach (Ht), Hauenstein, Hausen, Hechingen, Hegau (LGt), Heggbach, Heidelsheim, Heidenheim, Heilbronn, Heiligenberg, Heiligkreuztal, Heinsheim, Heitersheim Helfenstein, Helmstadt (RRi, Ort), Herbrechtingen, Herdwangen, Herrenalb, Herrot (Herroth), Herwart von Bittenfeld (Herwarth von Bittenfeld), Hettingen, Heuchlingen, Hewen, Hilzingen, Hirsau, Hirschlatt, Hochberg, Hofen, Hoffenheim, Hohenberg, Hohenbodman, Hohenfels, Hohenlohe, Hohenlohe-Brauneck, Hohenlohe-Ingelfingen, Hohenlohe-Öhringen, Hohenlohe-Waldenburg, Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, Hohenlohe-Weikersheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Hohenzollern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, (Homberg,) Höpfigheim, Hoppetenzell, Hornbach (Ht), Hornberg (Ht), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Weiterdingen, Hoßkirch, Hummertsried, Ingelfingen, Isny (Gt), Isny (RS), Ittendorf, Jagstberg, Jagsthausen, Jagstheim, Janowitz, Jungnau, Justingen, Kaltenburg, Kastelberg, Katzenstein, Katzental, Kehl, Kinzigtal, Kirchberg (Gt, Ht), Kirchdorf, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kirchheim am Neckar, Kisslegg, Klettgau, Kocherstetten, Königsbach, Königsbronn, Königsegg, Königsegg-Aulendorf, Konstanz, Konzenberg, Kraichgau, Kranzenau, Krautheim, Krenkingen, Künzelsau, Kürnberg, Lahr, Langenburg, Laufenburg, Lauffen, Laupheim, Lemlin von Horkheim, Lenzkirch, Leupolz, Leutkirch, Leutkircher Heide, Lichtel, Lichtenau, Lichtenberg (Ht), Lichteneck (Liechteneck), Lichtental, Liebburg, Liebenfels, Liebenstein, Limpurg, Limpurg-Gaildorf, Lindach, Lobenhausen, Lossburg, Löwenstein, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lupfen, Mägdeberg, Magenheim, Magolsheim, Mahlberg, Maienfels, Mannheim, Marchtal, Margrethausen, Mariaberg, Markgröningen, Marstetten, Massenbach, Mauerstetten, Maulbronn, Mengen, Menzingen, Mergentheim, Messkirch, Michelbach (Ht), Möhringen, Moosbeuren, Mosbach (RS), Mühlhausen (RDorf), Mühlheim an der Donau, Münchhöf, Munderkingen, Munzingen, Murrhardt, Nagold, Neckarbischofsheim, Neckargemünd, Neckarsulm, Neidlingen, Neipperg, Nellenburg, Neresheim, Neuenburg (RS), Neuenstein (Bg), Neuffen, Neufra, Neuhaus, Neuhausen, Neuneck (Ht), Neuravensburg, Neuweier, Niederstetten, Niederstotzingen, Niefern, Nimburg, Obergriesheim, Oberkirch (Ht), Obernau, Oberschefflenz, Oberschöntal, Obersontheim, Oberstadion, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Obersulmetingen, Oberweiler, Ochsenburg, Ochsenhausen, Odenheim, Odenheim (und Bruchsal), Odenwald, Oeffingen, Oettingen, Oettingen-Baldern, Oettingen-Baldern-Katzenstein, Oettingen-Flochberg, Offenau, Offenburg, Oggelsbeuren, Öhringen, Orsenhausen, Ortenau, Oßweil, Ostrach, Ow, Petershausen, Pfedelbach, Pfeil, Pfullendorf, Pfullingen, Plettenberg, Prechtal, Preußen, Quadt, (Quadt-Wickrath, Quadt-Wickrath und Isny,) Racknitz, Ramsberg, Ramsenstrut, Ravensburg, Reibeld, Reichenau, Reichenbach, Reichenstein, Reinsbronn, Reiß von Reißenstein, Reutlingen, Richen, Riedlingen, Riedheim (Rietheim) (Ht), Risstissen, Rodamsdörfle, Rohrdorf, Romberg, Rosenegg, Rosenfeld, Rot an der Rot, Rotenstein, Rothenburg ob der Tauber, (Rothenstein bzw. Rotenstein), Rott, Rötteln, Rottenburg, Rottenmünster, Rottweil, Rüdt von Collenberg, Sachsenheim, Säckingen, Saint Vincent, Salem, Salm-Reifferscheid-Krautheim bzw. Salm-Krautheim, Sankt Gallen, Sankt Georgen im Schwarzwald, Sankt Peter, Sankt Trudpert, Saulgau, Sausenberg, Schalksburg, Schanbach, Scheer, Schelklingen, Schemmerberg, Schenkenzell, Schlat, Schlatt am Randen, Schmalegg, Schmiedelfeld, Schnürpflingen, Schöntal, Schramberg, Schrotzberg bzw. Schrozberg, Schüpfer Grund, Schussenried, Schuttern, (Schütz-Pflummern,) Schwaben, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Schwaigern (Schweigern), Schwarzach (RAbt), Schweinhausen, Schwendi, Schwenningen, Schwetzingen, Schwörstadt, Seibold von Horkheim, Sennfeld (Ht), Sickingen, Siggen, Sigmaringen, Singen, Sinsheim, Söflingen, Speyer, Stadion, Stammheim, Staufen, Staufenberg, Steinegg, Sternegg, Sternenfels, Stetten, Stetten im Remstal, Stettenfels, Steußlingen, Stimpfach, Stotzingen, Straßberg, Straßburg (Hochstift), Stühlingen, Stuttgart, Sulz, Sulzfeld, Talheim, Tannheim, Tengen, Tennenbach, Tessin (RRi), Tettnang, Thüna, Tiefenbach, Törring, Triberg, Trochtelfingen, Tübingen, Überlingen, Ulm (RS), Ummendorf, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Untergriesheim, Unterriexingen, Untersulmetingen, Urach, Urslingen, Urspring, Üsenberg, Uzmemmingen, Vaihingen, Vellberg, Veringen, Waibstadt, Waldburg-Scheer, Waldburg-Zeil-Wurzach, Walden, Waldkirch (G, RRi), Waldmannshofen, Waldsee (Ht, Gt), Waldstädte, Waldstetten, Walldorf, Walldürn, Waltershofen, Wangen (RS), Wartenberg-Rot, Warthausen, Wasseralfingen, Wehr, Wehrstein, Weihersheim, Weil der Stadt, Weiler, Weingarten (RStift, RAbtei), Weinsberg (Ht, RS), Weißenau, Weißenstein, Weißenstein, Wellendingen, Welzheim, Westerstetten, Wiblingen, Widdern, Wiesensteig, Wildberg, Willstätt, Wimpfen, Windeck, Winterbach, Winterstetten, Winzerhausen, Wolfach, Wolfegg, Wöllstein, Württemberg, Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern, Wurzach, Zavelstein, Zazenhausen, Zeil, Zell am Harmersbach, Zimmern, Zobel zu Giebelstadt, Zwiefalten
Bischofsee Sternberg
Bischofsheim s. Neckarbischofsheim
Bischofsheim (in der Rhön) Trimberg
Bischofshofen Salzburg (EStift)
Bischofstein Eichsfeld
Bischofswiesen (Bischofwies) Berchtesgaden
Bischofszell Konstanz
Franken* (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis Abenberg, Abersfeld, Absberg, Adelsheim, Adelshofen, Adler, Ahrn, Aichholzheim, Aichinger, Aisch, Albini, Albrecht, Aletzheim, Allendorf, Altenheim, Altmühl, Altschell, Ammann von der Laufenbürg (Ammann von der Laufenburg), Amorbach, Ansbach, Appold, Arnim, Arnstein, Artner, Aschaffenburg, Aschbach, Aschhausen, Auer von Aue, Auer von Herrenkirchen, Auerbach, Auerochs, Aufseß, Aulenbach, Aura, Aurach, Auritz, Autenried (RRi), Ayrer von Rosstal, Babenhausen, Bach, Bacharat, Bachstein, Baden, Baldesheim, Baltzhofen, Bamberg (Domkapitel), Bamberg (Dompropst), Bamberg (Hochstift), Bamberg Sankt Michael bzw. Michaelsberg, Bamberg Sankt Klara, Bamberg Sankt Stephan, Banz, Bartenau, Bastheim, Bauer von Eiseneck, Baunach (RRi), Baunach (RiKa), (Bautz zu Oden und Willenbach,) Bayersdorf, Bayreuth, Bebendorf, Beberlohe, Beck, Behaim (bzw. Behem), Behaim von Schwarzbach, Behem, Behr, Benzenau, Berg, Berga, Bering, Berlepsch, Berlichingen, Berlichingen(-Rossach), Bernegger, Bernheim, Bernhold bzw. Bernhold von Eschau, Bernlohe, Bernstein, Bettendorf, Beulwitz, Bibereren bzw. Biberern, Bibergau, Bibra, Bibrach, Bicken, Bickenbach, (Bieber,) (Bieberehren) Biberen, Bildhausen, Birkenfels, Birkig, Bischofsheim, Blümlein, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Bödigheim, Borié, Bose, Botzheim, Bouwinghausen (bzw. Buwinghausen), Boyneburg, Brakenlohe, Bramberg, Brandenstein, Brandis, Brandt, Brandt von Neidstein, Brasseur, Braunsbach, Breittenbach, (Brend bzw.) Brende, Brendel von Homburg, Brinck, Brockdorff, Brömbsen, Brömser von Rüdesheim, Bronnbach, Bronsart, Bruggen, Buchau, Buchenau, Buches von Wasserlos, Buchholz (Bucholtz), Buirette von Oehlefeld, Bunau, Bundorf, Burdian, Burghaslach, Burghausen, Burgsinn, Busch, Buseck bzw. Buseckertal, Buttendorf, Buttlar, (Buwinghausen), Calenberg, (Cämmerer von Worms,) Cammermeister, Campo, Cappel, Cappler von Oedheim genannt Bautz (Cappler von Oedheim), Carben (Karben), Castell, Castell-Remlingen, Clebes von Nelßbach, Clengel, Cleßheim, Colloredo, Comburg, Crailsheim, Creutzburg, Cronheim, Dachröden, Dachsbach, (Dalberg,) Dalberg zu Dalberg, Danckelmann, Dangrieß, Danndorf, Deckendorf, Degenfeld, Dehrn (Dehren), Dernbach, Dettelbach, Didelzheim (Deiselzheim), Diemar, Diener, Dietenhofen, Diether von Anwanden und Schwaich, Dölau (RRi), Dörnberg, Dörzbach, Drachsdorf, Drosendorf, Dürckheim, Dürn, Dürn zu Riedsberg, Dürrigl von Riegelstein, (Dürriegel von Riegelstein), Ebenheim, Eberbach, Ebermann, Ebern, Ebers, (Ebersberg,) Ebersberg genannt von Weyhers (FreiH, RRi), Eberstein, Ebrach, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eckbrecht von Dürckheim, Eckersberg, Ega, Egloffstein, Ehenheim, Ehrenberg, Eichelberg, Eichinger von Eichstamm, Eichler von Auritz, Eichstätt, Ellrichshausen, Ellwangen, Eltershofen, Eltingshausen, Eltz, Ems, Enheim, Enckevoort, Ender, Endtlicher, Enßlingen, Erbach-Fürstenau, Erffa, Erkenbrechtshausen, Erlingshofen, Ermreich, Erthal, Esch, Eschenbach, Eschwege, (Esel,) Esel von Altenschönbach, Estenfeld genannt Behaim, (Eulner,) Eyb, (Fabrici von Cleßheim,) Falkenhausen, Faulhaber, Faust von Stromberg, Fechenbach, Feilitzsch, Felberg, Finsterlohr, Fischborn, Fladungen, Fork, Forster, (Forstmeister,) Forstmeister von Gelnhausen, Forstmeister von Lebenhan, Forstner, Förtsch von Thurnau, Franckenstein bzw. Frankenstein, (Franckenstein zu Ockstadt), Frankenberg, Frankenstein (FreiH, RRi), Frick von Frickenhausen, Fries, Frieß, Froberg-Montjoie, (Frohberg,) (Frohnhoffen,) Fronhofen, Fuchs, Fuchs von Bimbach, Fuchs von Dornheim, Fuchs von Neidenfels, Fuchs von Rügheim, Fuchs von Wiesentheid, Fuchsstadt, Führer von Heimendorf, Füllbach (Fulpach), Fulda, (Fulpach,) Fürbringer, Furtenbach, Gailing (Gayling), Gailing von Illesheim, Gaisberg, Gans von Otzberg, Gauerstadt, (Gayling,) Gebirg, Gebsattel, Geilber, Geilsdorf (Geylstorff), Geismar (Geißmar), Geldern (RRi), Gersfeld, (Geuder,) Geuder von Heroldsberg, Geyer von Geyersberg, Geyer von Giebelstadt, Geyern, (Geylstorff,) Geypel, Geyso von Mansbach, Giech, Gießen, Gleichen, Gmund, Gnodstadt (Gnodtstatt), Gofer, Goldbach, Goldochs von Beratsweiler, Göler von Ravensburg, Golnitz, Gopp(e von Marezek), Gottesfelden, Gottesmann zum Thurn, Gottfahrt, Grafeneck, Grafenreuth, Gränrodt, Grappendorf, Greck zu Kochendorf, Greifenclau, Grempp, Greul, Greusing, Grolach, Groschlag, Groschlag von Dieburg (Groschlag von und zu Dieburg), Groß, Groß von Trockau, Grumbach, Grün, Grünau, Grünrod, Gundelsheim, Günderode, Günther von Brennhausen, Guntzenroth, Guttenberg, Habe, Haberkorn, Haberland, Habermann, Habern, Habsberg, Haideneck, Haider, Hain, Hainach, Hainach zu Hundelshausen, Haller von Hallerstein, Haltermannstetten, Hammerstein, Hanstein, Handschuhsheim, Harant, Harda, Hardenberg, Harras, Harseldt, Harstall, Hartheim, Haslach, Hattstein, Hatzfeld, Haueisen, Haun, Haußlode (Hußlode), Hausen, Haxthausen, Hebele, Hebenhausen, Heddesdorf, Hedinghausen, Heesperg, Heilbronn, Heinold, Heinrichen, Helbe, Heldritt, Helmstadt, Heppenheim, Herbstadt, Herckam, Herda, Herdegen, Heressem, Heringen, Herold, Heroldsberg, Hessberg, Hessen-Kassel, Heßler, Hettmann, Hetzelsdorf, Heubscher, Heusenstamm, Heussen, Heußlein von Eussenheim, Heußner, Heydt, Hingka von Henneberg, Hirnsberg, (Hirsberg,) Hirschaid, Hirschberg I, Hirschberg II, Hirschhorn, Hofer von Lobenstein, Hoffenheim, Hofwart von Kirchheim (Hofwarth von Kirchheim,) Hoheneck, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Ingelfingen, (Hohenlohe-Jagstberg,) Hohenlohe-Öhringen, Holtz, Hölzel von Sternstein, Holzingen, Holzschuher von Aspach und Harrlach, Holzschuher von Harrlach), Horkheim (Horchheim), Hornberg (rriOrt), Horneck von Weinheim, Hornstein (FreiH), Horschelt, Huckelheim, Hüls von Ratsberg (bzw. Hülsen von Ratsberg), (Hund,) Hund von Wenkheim, Hürnheim, (Hußlode,) Hutten, Hutten von Frankenberg (bzw. Hutten zu Frankenberg), Hutten zum Stolzenberg, Huyn von Geleen, Ilten, Imhoff, (Imhof von Merlach bzw.) Imhoff von Mörlach), Ingelheim bzw. Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Ippesheim, Ipt von Ipthausen, Jacob von Holach, Jagsthausen (rriOrt), Jagstheim (RRi), Jahnus von Eberstätt, Jemmerer, Johanniterorden, Jöstelsberg, Kaltenbrunn, Kaltental, Kämmerer von Worms bzw. Cämmerer von Worms, (Kammermeister genannt Camerarius,) (Karben,) Karg von Bebenburg, Karspach, Kehre (Kehr), Kemnat, Kempinsky, Keudell zu Schwebda, Kirchlauter, Kitzingen (S), Kitzingen (Spital), Klinckhart, Knebel von Katzenelnbogen, Knöringen, Kolb von Rheindorf, Königsfeld, Königshofen (RRi), Könitz (Köniz), Köselin, Koßpoth, Köstner, Kotlinsky, Kötschau, Kottenheim, (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Kotzau, Kratz von Scharfenstein, Krauseneck, Krautheim, Kreß von Kressenstein (Kress von Kressenstein), Kresser von Burgfarrnbach (Kresser zu Burgfarrnbach), Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Kühdorf, Külsheim, Kunitz, Künßberg (Künsberg), (Künßberg-Thurnau,) Künzelsau, Küps, (Laineck,) Lamprecht von Gerolzhofen, Landas, Landschad von Steinach, Langen, Langenschwarz, Langheim, Laudenbach, Lauffen, Lauffenholz, (Lautenbach,) Lauter, Lay, Lechner von Lechfeld, Lehrbach, Leinach, Leineck (Laineck), Leiningen von Lemburg, (Lengsfeld,) Lentersheim, Leo, Leonrod, Lerchenfeld, Leubelfing, Leuzenbronn (Leutzenbronn), Lewenstein, Lichtenberg (RRi), Lichtenstein, Lichtenstein zu Geiersberg, Limpurg, Lindelbach, Lindenfels, Lisberg (Lissberg), Littwag, Lochinger, Lochner von Hüttenbach, Löffelholz von Colberg, Lonerstatt, Lorsch, Loschwitz, (Löwenstein,) Löwenstein-Wertheim, Löwenstein-Wertheim-Rochefort, Lüchau, Lutter, Maienfels, Mansbach, Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), (Markt Taschendorf,) (Marschalk,) Marschalk genannt Greif zu Erlebach, Marschalk von Ebnet (Marschalk von Ebneth), Marschall von Ostheim, Masbach, Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Mayenberg, Mayenthal (Mayental), Mayerhofer, Mecherer, Meiningen, Meisenbug, Memmelsdorf, Mengersdorf, Mengersreuth, Merchingen, Merkingen, (Merlau,) Merzbach, Metsch, Metternich, Meyer zu Osterberg, Meyern, Milz, Minkwitz, Mistelbach, Mittelburg, Mock, Modschiedel (Modschiedl), Montmartin, Morgen, Mörlau genannt Böhm, Mörlau zu Münkheim, Mörlbach, Morstein, (Morstein zu Niedernhall,) Mosbach, Mudersbach, Müdesheim, Muffel, Muffelger, Müffling genannt Weiß, Muggenthal, Muhr, Müller zu Lengsfeld, Münch von Rosenberg, Münster, Mußlohe, Muth, Mutisheim, Mylius, Nankenreuth, Neideck, Neidenfels, Neitperger, Neuenstein, Neukirchen, Neunhof, Neustetter genannt Stürmer, Niederstetten, Nordeck von Rabenau, Nothaft, Oberkamp, Oberländer, Obernitz, Ochs von Gunzendorf, Odenwald, Oepp, Oeringer, Oetinger, Offingen (RRi), Öpfner, Ostein, Ostheim (RRi), Ostheim (Ganerbschaft), Ottenberg, Pappenheim, Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Peusser von Leutershausen, Pferffelder genannt Großen, Pfersdorf, Pfraumheim genannt Klettenberg, Plankenberg, Plankenfels (Blankenfels), Plassenberg, Plittersdorf, Pöllnitz (Pölnitz), Prandtner, Pretlack, Pückler, Pünzendorf (Puntzendorf), Quadt, (Quadt-Wickrath,) Rabenhaupt, Rabenstein, Racknitz, Raithenbach, Randersacker, Ranhoff, Rapp, Rassler, Ratiborski von Sechzebuhs, Rattenheim, Ratzenberg, Rauber von Plankenstein, Rauche, Rauchhaupt, Rauenbuch, Raueneck, Rauschner, Rechenbach, Rechenberg, (Rechtern) Rechtern-Limpurg, Reck, Reckrodt, Redwitz, Reibeld, Reichenbach (RRi), Reichsritterschaft Franken, Reigersberg, Reinsbronn, Reinstein (Rheinstein), Reitzenberg, Reitzenstein, Reitzheim, Rettersbach, Retzstadt, Reurieth, Reuß genannt Haberkorn, (Reuß-Haberkorn,) Rheinischer Ritterkreis, Rhön-Werra bzw. Rhön und Werra, Ried, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rielern, Rieneck, Rieter von Kornburg (bzw. Rieder zu Kornburg), Rimbach, Rinderbach, Rodenheim, Roder, Roman, Rösch von Gerlachshausen, Rosenau, Rosenbach, Rosenberg, Rossach, Rossau, Rothenburg, Rothenhausen, Rothschütz, Rottenbach (Rotenbach), Rüdt von Collenberg, (Rügheim,) Rügland, Rummerskirch (Rumerskirch), Rumrodt, Rüssenbach (Rüsenbach), Rußwurm, Rußwurm auf Greifenstein, Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Saint André, Schachten, Schad, Schadt, Schaffalitzky, Schafstal, Scharfenstein genannt Pfeil, Schaumberg, Schauroth, Schechs von Pleinfeld (Schechse von Pleinfeld), Schefer, Schelm von Bergen, Schenk von Arberg, Schenk von Bibert, Schenk von Castell, Schenk von Geyern, Schenk von Hirschlach, Schenk von Leutershausen, Schenk von Rossberg, Schenk von Schenkenstein, Schenk von Schweinsberg, Schenk zu Schweinsberg, Schenk von Siemau (Schenk von Symau), Schenk von Stauffenberg (Schenk von Staufenberg), Schenk von Symau, Schertel von Burtenbach, Schewen, Schirnding, Schlammersdorf, Schleiffraß, Schletten, Schletz, (Schletzberg,) Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schlüsselfelder von Kirchensittenbach, Schmidberg, Schmidt, Schmidt von Eisenberg, Schneeberg, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schnodsenbach, Schoder, Scholl, Schönbeck, Schönberg, Schönborn, Schönfeld, Schönstätt, Schöntal, Schott von Schottenstein, Schrautenbach, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg, Schrottenberg, Schrozberg, Schuhmacher, Schuhmann, Schütz, Schütz von Hagenbach und Uttenreut(h), Schutzbar genannt Milchling, (Schwaben,) Schwäbischer Ritterkreis, (Schwaigern,) Schwalbach, Schwarzenberg, Schwegerer, Seckendorff, Segnitz, Seibolstorff, Seiboth, Seinsheim, Selbitz, Senft von Suhlburg, Senftenberg, Sengelau, (Senger,) Sicherer, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden, Sommerau, Sparneck, Sparr, Specht, Speßhart, Speyer (freie RS), Spick, Spieß, Spork, Stadion, Stadtlengsfeld, Stammler, Starkh, Stauf, Steigerwald, Stein, Stein zum Altenstein, Stein zu Nord- und Ostheim, (Stein zu Ostheim),Stein zu Lobelbach, Stein zu Trendel, Steinau genannt Steinrück, Steinbach, Steinhäußer (Steinhäuser), Steinheim, Steinreut, Stepfferts, Sternberg (RRi), Sternenfels, Stetten, Stettenberg, Stettner von Grabenhof, (Stibar von und zu Buttenheim bzw.) Stiebar zu Buttenheim, Stingelheim, Stockheim, Stör, Streitberg, Sugenheim, Sultzel, Sänger von Moßau, Swerts von Landas zu Weinheim, Talheim, Tann, Tanner von Reichersdorf, Tänzl von Tratzberg, (Taschendorf,) Tastungen, Tetzel, Teucher, Teufel von Pirkensee (Teufel von Birkensee), Theler, Theres, Thinheim, Thon, Thumbshirn, Thüna, Thüngen, Thüngfeld, Thurn, Thurnau, (Torringer,) Trautenberg, Trebra, Treuchtlingen, Trott zu Heusenberg, Truchsess, Truchsess von Baldersheim, Truchsess von Henneberg, Truchsess von Pommersfelden, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Truppach, Trütschler, (Überbrick) von Rodenstein,) (Überbruck von Rodenstein,) Überbrück von Rodenstein, Uhl, Ulner, Ulner von Dieburg, (Unteressfeld,) Untereßfeld, Ussigheim, Utterod, Varell, Varrenbach, Vasolt, Vestenberg, (Vogt,) Vogt von Coburg, Vogt von Hunolstein, Vogt von Kallstadt bzw. Vogt zu Kallstadt, Vogt von Rieneck bzw. Voit von Rieneck, Vogt von Rieneck zu Urspringen bzw. Voit von Rieneck zu Urspringen, Vogt (Voit) von Salzburg, Vogt von Wallstadt, Vogtländische Ritterschaft, Vohenstein, Völderndorff, Völkershausen, Volmar, Waischenfeld, Waizenbach (Damenstift), Wald, Waldenburg genannt Schenkern, Waldenfels, Walderdorff (Waldersdorf,) Waldkirch (G), Waldmannshofen, Wallbrunn, Wallbrunn zu Gauersheim, Walldürn, Wallenrod, Wallenstein, Wallert, Wambold von und zu Umstadt bzw. Wambolt von Umstadt, Wampach, Wangenheim, Warnsdorf, Wasdorf, Wasen, Wechinger, Wechmar, (Wehr,) Wehrenbach, Wehrn, Weibenum, Weiden, Weier, Weiler, Weingarten, Welser, Wemding, Wenk, Wenkheim, Wernau, Wernheim, Weyhers, Wichsenstein, Widdern, Wiener, (Wiesenbeck,) Wiesenfeld (bzw. Wiesenfelden), Wiesenthau, Wiesentheid, Wildenfels (RRi), Wildenstein, Wildsen, Wildungen, Wilhelmsdorf (RRi), Wilhermsdorf, Wilhermsdorf (Ht), Wincler von Mohrenfels, (Windeln,) Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Windsheim, Wipfeld, Wirsberg, Wiselbeck, Wittstadt genannt Hagenbach, Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolf von Wolfsthal, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl,) Wolfskehl von Reichenberg, Wolfstein zu Sulzbürg, (Wolfsthal,) Wölkern, Wollmershausen, Wöllwarth, Wolzogen, Worms (RS), Woyda, Wrede, Wunschel, Wurm, Wurster von Kreuzberg, Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg (Domkapitel), Würzburg (Jesuitenadministration), Würzburg (Juliusspital), Würzburg (Universität), Würzburg (Sankt Stephan), Würzburg (Stift Haug), Zedtwitz, Zeitlofs, Zeyern, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt, Zocha, Zollner von Brand (Zollner genannt Brandt), Zollner von Hallburg (Zollner von der Hallburg), Zollner von Rottenstein, Zorn, Zufraß, Züllenhard, Zurhein, Zweifel, Zwingenberg am Neckar
Kraichgau* (RiKa) Bischofsheim (Neckarbischofsheim), Bonfeld, Degenfeld-Neuhaus, Fürfeld, Gemmingen, Göler von Ravensburg, Heinsheim, Helmstadt, Hirschhorn, Killinger, Königsbach, Massenbach, Menzingen, Metternich zur Gracht (Wolff-Metternich zur Gracht), Neckarbischofsheim, Neipperg, Neuhaus, Ochsenburg, Pforzheim (Damenstift), Racknitz, Saint-André (Saint André), Schwaben (RiKreis) bzw. Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern (Schweigern), Sickingen, Speyer (Domkapitel), Sulzfeld, Venningen, Wimpfen (Ritterstift), Wolff-Metternich zur Gracht, Württemberg
Rhön-Werra*(, Rhön und Werra) (RiKa) Abersfeld, Adelsheim, Allendorf, Arnstein (RRi), Auerochs, Aura, Bastheim, Behaim (Behem), Benzenau, Berg (RRi), Berlepsch, Bernstein, Bettenhausen, Bibra, (Bieber,) Bildhausen, Bischofsheim, Bobenhausen, Bodeck, Bodenlaube, Borié, Bose, Boyneburg (FreiH, RRi), Breidenbach, Breittenbach, Brende (Brend), Brinck, Bronsart, Buchenau, Buchholz, Burghausen, Burgsinn, Buttlar, Calenberg (RRi), Cämmerer von Worms bzw. Kämmerer von Worms, Carben, Castell (Gt), Castell-Remlingen, Cleßheim, Creutzburg, (Dalberg), Dalberg zu Dalberg, Degenfeld, Dernbach, Deutscher Orden, Diener, Dörnberg, Drachsdorff, Dürn zu Riedsberg, Ebers, Ebersberg (FreiH, RRi) bzw. Ebersberg genannt von Weyhers, Eberstein, Echter, Echter von Mespelbrunn, Eichelberg, Elm, Eltingshausen, Erffa, Erthal, Eschwege, Exdorf, Fahnenberg, Faust von Stromberg, Fechenbach, Fischborn, Fladungen, Forstmeister von Gelnhausen (Forstmeister zu Gelnhausen), Forstmeister von Lebenhan, Franken (RiKreis) bzw. Fränkischer Ritterkreis, Frankenstein bzw. Franckenstein, Froberg-Montjoie (Frohberg), Fronhofen (Frohnhoffen), Fulda (Abtei), Gebsattel, Geismar bzw. Geißmar, Gersfeld, Geyso zu Mansbach, Gleichen genannt von Rußwurm (Gleichen) (FreiH, RRi), Gofer, Gopp von Marezek (Goppe von Marezek), Grappendorf, Greusing, Grolach, Grumbach, (Gudenberg,) Günderode, Guttenberg, Habermann, Hain, Hanstein, Hatzfeld, Haun, Hebenhausen, Heddesdorf, (Hettersdorf) Heesperg, Helbe, Heldritt, Herbstadt, Herda, Heringen, Hessen-Kassel, Heßler, (Hettersdorf,) Heußlein von Eussenheim, (Hingka bzw.)Hingka zu Henneberg, Hutten, Hutten vom Stolzenberg, Ilten, (Ingelheim,) Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, Jagsthausen, (Jaxthausen), Kalb von Kalbsrieth (Kalb von Kalbsried), Kämmerer von Worms, Karspach, Kere (Kehr), Kempinsky, (Kettschau,) Keudell zu Schwebda, Kotlinsky, Kötschau (Kettschau), (Kottwitz,) Kottwitz von Aulenbach, Küchenmeister, Küchenmeister von Nortenberg, Landas (Landaß), (Landschad,) Landschad von Steinach, Langenschwarz, Lauter, Leinach, (Lengsfeld),) Lochner von Hüttenbach, Lüchau, Mansbach (RRi), Mansfeld (RRi), Mariaburghausen (Kl), Mauchenheim genannt Bechtolsheim, Meiningen (RRi), (Merlau genannt Böhm), Metsch, Müdesheim, Mörlau (Mörlau genannt Böhm), Müller zu Lengsfeld, Münster (FreiH, RRi), Muth, Neuenburg, Neukirchen, Nordeck von Rabenau, Obernitz, Oepp, Ostheim (Ganerbschaft), Peterswald (Peterswaldt), Petsch, Pfersdorf (Pferdsdorf), Plittersdorf (Plittersdorff), Quadt (Quadt-Wickrath), (Rabenau) (Nordeck von Rabenau), Rapp, Rauche, Reckrodt, Reinstein, Reitzheim, Rettersbach, Riedern, Riedesel, Riedigheim, Rosenberg, Rottenbach, Rüdt von Collenberg, Rumrodt, Rußwurm, Sachsen-Eisenach, Sachsen-Gotha, Sachsen-Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Römhild, (Sänger von Moßau,) Schachten, Schad, Schadt, Schaumberg, Schauroth, Schelm von Bergen, Schenk von Schweinsberg (Schenk zu Schweinsberg), Schewen, Schleiffraß, Schletten, Schlitz, Schlitz genannt von Görtz, Schneider, Schnell von Rottenbach, Schönfeld, Schott von Schottenstein, Schriebersdorf, Schrimpf von Berg (Schrimpff von Berg), Schütz, Schutzbar genannt Milchling, Schwegerer, Seefried, Selbitz, Sickingen, Singer von Mossau (Sänger von Moßau), Soden (FreiH, G, RRi), Soyecourt, Specht, Speßhart, Stadtlengsfeld, Stein zum Altenstein, Steinau genannt Steinrück, Stein zu Nord- und Ostheim, Stepfferts, Sternberg (RR), Tann (ruHt), (Tann) (RRi), Tastungen, Thon, Thumbshirn, Thüngen, Trimberg, Trott zu Heusenberg, Truchsess von Wetzhausen, Trümbach, Ussigheim, Vasolt, Vitzehagen, Vogelius, (Vogt,) Voigt von Rieneck, Voigt von Rieneck zu Urspringen, Voit von Salzburg (Vogt von und zu Salzburg), Völkershausen, Waizenbach (Damenstift), Wallenstein, Wangenheim, Warnsdorf, Wechmar, Wehrn, Weibenum, Weingarten, Wenkheim, (Werdenau,), Wernau (Werdenau), Weyhers, Wiener, Wiesenfeld (Wiesenfelden), Wildungen, Windeln zu Lautenbach, Windhausen, Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wolf von Karsbach, Wolff von Gudenberg (Wolf von Guttenberg), (Wolfskehl), Wolfskehl von Reichenberg, Wolzogen, Woyda (Woyde), Würtzburg, Würzburg (Hochstift), Würzburg Juliusspital, Würzburg Universität, Würzburg Sankt Stephan, Zeitlofs, Zink (Zinck), (Zobel,) Zobel von Giebelstadt (Zobel zu Giebelstadt), Zufraß, Zurhein, Zweifel (Zweiffel)
Schwaben* (RiKreis), Schwäbischer Ritterkreis Abtsgmünd, Achberg, Adelmann von Adelmannsfelden, Adelmannsfelden, Albertini, Aldingen, Allgäu-Bodensee, Altburg, Altmannshofen, Amerdingen, Angeloch, Anweil, Arz (Arzt), Attems, Aufhausen, Backmeister, Baiershofen, Baldeck, Ballmertshofen, Barille, Bartenstein, Bartholomä, Beauveau-Craon, Beckers zu Westerstetten, Behr von Behrental, Bemelberg (Bemmelberg, Bömelburg), Bentzel zu Sternau, Berger, Berkheim, Berlichingen, Bernerdin, Bernhausen, Beroldingen, Berstett, Bertrand, Besserer, Biberachzell, Bidembach von Treuenfels, (Bietingen), (Binningen,) (Bischofsheim,) Bissingen, Bissingen-Nippenburg, Bletz von Rotenstein, Blumegg, Bock, Böcklin von Böcklinsau, Bode, Bodeck von Ellgau (Bodeck und Ellgau), Bodman, Bodman zu Kargegg, Bodman zu Möggingen, Bodman zu Wiechs, (Bömelburg,) Bonfeld, Bönnigheim, Bose, Botzheim, (Boul,) Bouwinghausen (Buwinghausen), Brandenburg (rriHt), Brandenburger zu Riet, Brandenstein, Brantz, Breitenbach, Breitschwert von Buchenbach (Breitschwerdt von und zu Buchenbach), Breuning von Buchenbach, Bronnen, Bubenhofen, Buchholz, Buol (Boul), Burkhardt von der Klee (Burkard von der Klee), (Buwinghausen), Buxheim, Candel, Chanoffsky von Langendorf, Clengel, Closen, Colditz, Corray, Dachenhausen, Dachröden, Dagstuhl, (Dankenschweil,) Dankenschweil zu Worblingen, Degenfeld, Degenfeld-Neuhaus, Dellmensingen, Dettingen, Deuring, Deuring zu Randegg, Diemantstein, Diemar, Diersburg, Dießen (rri Ort), Donau, Dorfmerkingen, Drechsel von Deufstetten, Dungern, Dunstelkingen, Ebersberg (rriHt), Ebinger von der Burg, Echter von Mespelbrunn, Eck und Hungersbach, Ehingen (RRi), Ehingen (RSähnliche Stadt), Eisenburg, Elster (Elstern), Eltershofen, Endingen, (Entzlin) Enntzlin, Enzberg, Erlach, (Erolzheim) Eroldsheim, Erthal, Eschenbach, Esslingen, Eyb, Faber von Randegg (Fauler von Randegg), Fach, Fetzer von Oggenhausen (Fetzer von Ockenhausen), Fin, Fischer von Filseck, Flehingen, Forstner von Dambenois (Forstner-Dambenoy), Frank, Franken (Ritterkreis), Frankenberg zu Riet RRi, Franckenstein (Frankenstein) (RRi), Fränkischer Ritterkreis, Frauenberg, (Freiberg) (Ht), Freiberg (FreiH, RRi), Freyberg (Freiberg), Fuchs, Fugger, Fürfeld, Fürstenberg, Gail, Gailing bzw. Gayling, Gailing von Altheim bzw. Gayling von Altheim, Gailingen, Gaisberg, Gaist von Wildeck, Gammertingen, Gartner, Geizkofler, Gemmingen, Geradstetten, Giel von Gielsberg, Girger von Grünbühl, Göler von Ravensburg, Goll (Gollen), Göllnitz, Goßbach, Grafeneck, (Graveneck,) Grävenitz, Greifenclau, Greith, Gremlich von Jungingen, Grempp von Freudenstein, Gripp von Freudenegg, Gripp auf Storzeln-Freudenach Gripp von Storzeln-Freudenach, Grönenbach, Großaspach, Grün, Grünthal, Grünwald, Guin, Gültlingen, Gundelsheim, Güssen von Güssenburg, Gut von Sulz, Habsberg, Hafner, Hagenmann, Hallweil, Hanxleden, Harling, Harthausen, Hartig, Hartingshausen, Hausen, Hegau (Qu),) Hegau-Allgäu-Bodensee, Hehl, Heidenheim (RRi), Heidenopp, Heinsheim, Helmstadt, Herbrechtingen, Herbsthain, Herman von Hermansdorf, Herter von Herteneck, Herwarth von Bittenfeld, Hess, Hettingen, Heuchlingen, Heuß, Hevel, Hirrlingen (Hürrlingen), Hirschhorn, Hochaltingen, Hochberg (rriHt), Hofen, Hofer von Lobenstein, Hoff, Höfingen, Hohenberg (RRi), Hoheneck (RRi), Hohenfeld, Hohenfreyberg, Hohenheim, Hohenstadt, Hohenstein (rriHt), Höhnstett, Holdermann von Holderstein, Holtz, Horben, Horkheim (Horckheim), Hornberg (RRi), Horneck (Horneck von Hornberg), Hornstein (FreiH, RRi), Hornstein zu Binningen, Hornstein zu Grüningen, Hornstein zu Weiterdingen, Huldenberg, Humpiß (FreiH, RRi), Humpiß genannt von Ratzenried, Humpiß von Waltrams, Hürnheim, (Hürrlingen), Ichenhausen, Ifflinger von Graneck, Illereichen, Illertissen, Imhoff von Kirchentellinsfurt (Imhof), (Imhoff von Untermeitingen,) Imhof zu Untermeithingen, Jäger von Gärtringen, Jagstheim, Janowitz, Jettingen, Jungkenn genannt Münzer von Morenstamm, Kaltenburg, Kaltental (Kaltenthal), Karpfen (Karpffen), Katzenstein, Kechler von Schwandorf, Keller von Schleitheim (Keller von Schlaitheim), Kempten (gfAbtei), Killinger, Kirchen, Kirchentellinsfurt, Kisslegg, Knebel von Katzenelnbogen, Kniestedt, Knöringen, Kocher, Kolb von Rheindorf, Königsbach, Königsegg-Rothenfels, Konstanz (Hochstift), Kraichgau, Kroneck, Kuefstein, Landenberg, Landsee, Lang, Lasser genannt von Halden, Laubenberg, Laupheim, Laymingen, Leiher von Talheim, Leiningen (RRi), Lemlin von Horkheim, Lenz von Lenzenfeld, Leonrod, Leupolz, Leutrum von Ertingen, Leyden, Liebenfels, Liebenstein (FreiH, RRi), Liechtenstein, Liesch von Hornau, Linck von Kirchheim, Lindach, Linden, Lomersheim, Lützelburg, Macaire, Magolsheim, Massenbach, Megenzer von Felldorf, Mendel von Steinfels, Menzingen, Merz von Staffelfelden, (Metternich,) (Metternich zu Gracht) (Wolff-Metternich zur Gracht), Mock von Balgheim (Möckh von Balgheim), Montfort, Moser von Filseck. Mühlhausen (RDorf), Münch, Münchingen, Neckar-Schwarzwald, Neckar-Schwarzwald-Ortenau, Neckarbischofsheim, Neidlingen, Neipperg, Neipperg zu Freudental, Nettelhorst, Neubronner von Eisenburg, Neuburg (rriHt), Neuenstein (FreiH, RRi), Neufra, Neuhaus (rriOrt), Neuhausen, Neuneck, (Niederraunau,) Niederstotzingen, Nippenburg, Nördlinger, Nothaft von Hohenberg, Oberdischingen, Oberkirch, Oberschöntal, Oberstenfeld, Oberstotzingen, Ochsenburg, Oeffingen, Oetinger (Öttinger), Offenburg (RRi), Oggenhausen, Orsenhausen, Ortenau (Ort bzw. Bezirk), Oßweil, Ostein, Osterberg, Ostheim (RRi), Öttinger, Ow, Pach zu Hansenheim und Hoheneppan, Palm, Pappenheim, Pappus von Tratzberg, Paumgarten, Pfaudt von Kürnberg (Pfaudt von Kürnburg,) Pfeil, Pflügern auf Schrozburg, Pflummern, Pforzheim (Damenstift), Pfuel, Plato von Janersfeld, (Pletz von Rottenstein), Plieningen, Plittersdorf (Plittersdorff), Praßberg, Preysing, Pürckh, Racknitz, Rammingen, Ramschwag, Ramsenstrut, Rassler von Gamerschwang, Rathsamhausen, Ratzenried, Rauch von Winnenden, Raunau, Reckenbach, Rehlingen, (Reich von Baldenstein,) Reichau, Reichenbach, Reichlin von Meldegg, Reischach, Reiß von Reißenstein, Remchingen, Resch von Reschenberg, Reutner von Weil, Rhein (RiKreis) bzw. Rheinischer Ritterkreis, Riedheim, (Rieppurr,) Rietheim, Rinck von Baldenstein, Rinderbach, Risstissen, (Ritterkreis,) Ritz, Rodamsdörfle, Röder, Röder von Diersburg, Roll (Roll zu Bernau), Rost, Rotenhan, Roth von Bußmannshausen, Roth von Schreckenstein, Rott, Rüdinger von Rüdingerfels, Rüpplin von Köffikon, Rüpplin von Köffikon zu Wittenwyl, Rüppurr (Rieppur), Ruß von Sulzbach, Sachsenheim, Saint-André (Saint André), Saint Vincent, Sankt Gallen (RAbtei), Schaffalitzky von Mukodell (Schaffelitzky von Mukkadell), Schanbach, Schauenburg (Schaumburg) (FreiH, RRi), Scheer von Schwarzenberg, Schell, Schellenberg, Schenk von Castell, Schenk von Schenkenstein (Schenk von und zu Schenkenstein), Schenk von Stauffenberg, Schenk von Winterstetten, Scheppach, Schertel von Burtenbach, Schifer von Freiling, Schilling von Cannstatt (Schilling von Cannstadt), Schlat, Schleicher von Stötten, Schleiß, Schmalegg, Schmidberg, Schmitz-Grollenburg, Schönau (FreiH, RRi), Schöner von Straubenhardt, Schönfeld (Schönfeldt,) Schott von Schottenstein, Schuttern, Schütz von Eutingertal, Schütz-Pflummern, Schwäbischer Ritterkreis, Schwaigern, Schwarzach, Schwendi, Schwenningen, Seibold von Horkheim, Senft von Suhlburg (Senft von Sulburg), Senger (Senger zu Rickelshausen), Sickingen, Siegenstein, Sigelmann von Delsberg, Siggen, Specht von Bubenheim, Spengler von Neckarburg, Sperberseck, Speth, Speyer (Domkapitel), Spreter von Kreidenstein, Stadion, Stammheim, Starschedel, Stein (rriHt), Stein zu Bosenstein, Stein zum Rechtenstein, Steinegg, Steinhäußer von Neidenfels (Steinheuser von Neidenfels), Sternenfels, Stimpfach, Stockhammer, Stockheim, Stotzingen, Streit von Immendingen, Stuben, Stuben zu Dauberg, Sturmfeder, Sulzbach (G), Sulzfeld, Summerau (Sommerau), (Sundheim) Suntheim, Sürg von Sürgenstein (Syrg von Syrgenstein), Talheim, Tannhausen, Tänzl von Tratzberg, Tegernau, Tessin (RRi), Themar, Thumb von Neuburg, Thüngen, Thurn und Taxis, Traun, Trauschwitz, Trochtelfingen, Truchsess von Höfingen, Tübingen (RRi), Türckh, Türckheim (Türkheim), Überlingen, Ulm (FreiH, RRi), Ulmenstein, Ungelter, Unterböbingen, Unterdeufstetten, Unterriexingen, (Unterwaldstetten,) Urbach, Ursenbeck von Pottschach, Utzmemmingen, Utzwingen, Varnbüler von Hemmingen (Varnbühler von und zu Hemmingen), Venningen, Vogt von Hunolstein (Vogt von und zu Hunoltstein), Vohenstein, Vöhlin von Frickenhausen, Vöhlin von Illertissen, Vöhlin von Neuburg, Vol von Wildenau, Volland von Vollandseck, Volmar, Wächter, (Waldburg,) Waldburg-Trauchburg, (Waldburg-Wolfegg-Waldsee), Waldburg-Wolfegg-Wolfegg, Waldburg-Zeil, Waldburg-Zeil-Zeil, Waldner von Freundstein, Waldstetten, Wallbrunn zu Gauersheim (Wallbrunn), Wallsee, Wallstein, Wangen, Wechmar, Weiler, Weitersheim, Weitingen, Weittershausen, Welden, Wellendingen, Wellenstein, Welsberg (Welschberg zu Langenstein), Wendler von Pregenrot (Wendler von Pregenroth), Werdenstein (FreiH, RRi), Wernau, Werneck, Wertingen, Wessenberg, (Wessenberg zu Aulfingen), Westernach, Westerstetten, Widmann von Mühringen, Wiederhold von Weidenhofen (Wiederholt von Weidenhofen), Wimpfen (Ritterstift), Wittstadt genannt Hagenbach (Wittstatt genannt Hagenbach), Witzleben, Wobidezgi, Wolff-Metternich zur Gracht (Wolff Metternich zur Gracht, Metternich zur Gracht), Wollmershausen (Wolmarshausen), Wöllwarth, Wucherer von Huldenfeld, Wurmser von Vendenheim, Wurster von Kreuzberg, Württemberg, Würzburg (Hochstift), Yberg, Zazenhausen, (Zilhart,) Zimmern, Zobel von Giebelstadt, Zorn von Bulach, Zotter von Berneck (Zott von Perneck), Züllenhard (Zilhart), Zweifel (Zweiffel), Zwierlein